Die Germanen in der Völkerwanderungszeit: Altes Germanien. Die Germanen in der Völkerwanderungszeit [2 ed.] 9783534260355

Die griechischen und lateinischen erzählenden Quellen sind die wichtigsten und zumeist einzigen schriftlichen Zeugnisse

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German Pages 1686 [797] Year 2021

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Titel
Impressum
Erster Teil
Einleitung
1. Die Rolle der Germanen in der europäischen Geschichte und im heutigen Geschichtsbewußtsein
2. Antiker Germanenbegriff und germanisches Volk
3. Herkunft, Wanderungen und Stammesbildung der Germanen
4. Eigenarten und Tendenzen der Nachrichten über die Germanen
5. Epochen der Germanengeschichte bis zum Ende der Severer
a) Germanen und Römer
b) Das römische Germanien in der Kaiserzeit
c) Das freie Germanien in der Kaiserzeit
6. Zu Auswahl, Edition, Übersetzung und Kommentierung der Quellenberichte
a) Zur Auswahl und Anordnung
c) Zu Edition und kritischem Apparat
c) Zur Übersetzung
d) Zum Kommentar
Autoren, Editionen und kommentierende Literatur
1. Griechische Autoren
2. Lateinische Autoren
Literaturauswahl
1. Allgemeine und übergreifende Werke
2. Zu den einzelnen Kapiteln
Abkürzungsverzeichnis
1. Antike Autoren und ihre Werke
2. Siglen
Erstes Kapitel: Geographie Germaniens und Ethnographie der Germanen
Einleitung
Texte und Übersetzungen
a) Nachrichten zu Geographie und Ethnographie
b) Sonstige Nachrichten
Zweites Kapitel: Kimbern und Teutonen
Einleitung
Texte und Übersetzungen
a) Heimat und Aufbruch der Kimbern und Teutonen
b) Resümierende Nachrichten
a) Die Schlacht bei Noreia (113 v. Chr.)
d) Kimbern und Teutonen in Gallien
e) Der Entscheidungskampf gegen Teutonen (102 v. Chr.) und Kimbern (101 v. Chr.)
f) Kriegsbräuche der Kimbern und sonstige Nachrichten
Drittes Kapitel: Caesars Konfrontation mit Germanen in Gallien
Einleitung
Texte und Übersetzungen
a) Zum Auszug der Helvetier (58 v. Chr.)
b) Ariovist (58 v. Chr.)
c) Zu Caesars Kämpfen gegen die Belger (57/56 v. Chr.)
d) Der Einfall der Usipeter und Tenkterer und Caesars erster Rheinübergang (55 v. Chr.)
e) Die Aufstände der Jahre 54 und 53 v. Chr ., Caesars zweiter Rheinübergang und der Angriff der Sugambrer auf Aduatuca (53 v. Chr.)
f) Vom Aufstand des Vercingetorix und der Belger (52/51 v. Chr.) bis zum Ende der Kämpfe in Gallien
g) Germanen im römischen Bürgerkrieg (49-46 v. Chr.)
Zweiter Teil
Viertes Kapitel: Die römischen Expansionsversuche in Germanien unter Augustus und Tiberius
Einleitung
Texte und Übersetzungen
a) Römer und Germanen bis zur Niederlage des Lollius
b) Die Römische Expansion unter Drusus und Tiberius
c) Die Varusschlacht (9 n. Chr.)
d) Versuche einer römischen Rückeroberung Germaniens unter der Leitung des Tiberius und Germanicus (10-16 n. Chr.)
a) Die Machtbildung Marbods in Böhmen. Die Auseinandersetzungen mit Arminius
Fünftes Kapitel: Vom Ende der römischen Eroberungen in Germanien bis zu den Markomannenkriegen (17/21 n. Chr. –161/166 n. Chr.)
Einleitung
Texte und Übersetzungen
a) Von der Spätzeit des Tiberius bis zum Bataveraufstand (17/20–69 n. Chr.)
b) Der Bataveraufstand (69/70 n. Chr.)
c) Von Vespasian bis Antoninus Pius
Sechstes Kapitel: Die Zeit der Markomannenkriege
Einleitung
Texte und Übersetzungen
Siebtes Kapitel: Von den Markomannenkriegen bis zum Beginn der Invasionen der Alamannen und Goten
Einleitung
Texte und Übersetzungen
Anhang: Die Bastarner
Einleitung
Texte und Übersetzungen
Register
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Die Germanen in der Völkerwanderungszeit: Altes Germanien. Die Germanen in der Völkerwanderungszeit [2 ed.]
 9783534260355

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AUSGE WÄHLTE QUEL L EN ZUR DEUTSCHEN GESCHICHTE DES MITTEL ALTERS F R E I H E R R - V O M - S T E I N - G E DÄC H T N I S A U S G A B E

Begründet von Rudolf Buchner und fortgeführt von Franz-Josef Schmale und Hans-Werner Goetz

Band la Erster und zweiter Teil

GERMANIA ANTIQUA EXCERPTA E FONTIBUS ANTIQUIS DE GERMANIS FONTES HISTORIAE ANTIQUAE QUAE SUPERSUNT USQUE AD ANNUM CCXXXVIII P. CHR. PARS PRIOR

Editionum quae exstant optimae textus denuo imprimendos curaverunt HANS-WERNER GOETZ et KARL-WILHELM WELWEI

ALTES GERMANIEN AUSZÜGE AUS DEN ANTIKEN QUELLEN ÜBER DIE GERMANEN UND IHRE BEZIEHUNGEN ZUM RÖMISCHEN REICH QUELLEN DER ALTEN GESCHICHTE BIS ZUM JAHRE 238 N. CHR. ERSTER TEIL

Herausgegeben und übersetzt von HANS-WERNER GOETZ und KARL-WILHELM WELWEI

Mit aktualisierter Literatur von HANS-WERNER GOETZ

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http:/Idnb.ddb.de abrufbar.

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung durch elektronische Systeme.

© 2013 by W BG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt 2., bibliographisch aktualisierte Auflage 2013 1. Auflage 1995 Covergestaltung: Neil McBeath, Stutegart Die Herausgabe des Werkes wurde durch die Vereinsmitglieder der WBG ermöglicht. Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier Printed in Germany Besuchen Sie uns im Internet: www.wbg-wissenverbinder.de

ISBN 978 -3-534-26035-5

Elektronisch sind folgende Ausgaben erhältlich: eBook (PDF): 978-3-534-73760-4

eBook (epub): 978-3-534-73761-1

ERSTER TEIL 1

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 . Die Rolle der Germanen in der europäischen Geschichte und im heutigen Geschichtsbewußtsein

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

4

3. Herkunft, Wanderungen und Stammesbildung der Germanen .

6

4. Eigenarten und Tendenzen der Nachrichten über die Germanen

11

5 . Epochen der Germanengeschichte bis zum Ende der Severer

16

2. Antiker Germanenbegriff und germanisches Volk

a) Germanen und Römer . . . . . . . . . . b) Das römische Germanien in der Kaiserzeit c) Das freie Germanien in der Kaiserzeit

16 . . . . . . .

19

. . . . . . . . .

21

6. Zu Auswahl, Edition, Übersetzung und Kommentierung der Quellenberichte

. . . . . . . . . . .

a) Zur Auswahl und Anordnung

. . .

25 25

c) Zu Edition und kritischem Apparat

26

c) Zur Übersetzung

27

d) Zum Kommentar

. . . . . . . . .

Autoren, Editionen und kommentierende Literatur

29 31

1 . Griechische Autoren

31

2. Lateinische Autoren

37

Literaturauswahl . . . . . . . . . . . . .

49

1 . Allgemeine und übergreifende Werke

49

2. Zu den einzelnen Kapiteln

56

Abkürzungsverzeichnis

. . . . .

. . . . . . .

62

1 . Antike Autoren und ihre Werke

62

2. Siglen

65

. . . . . . . . . . . . .

Erstes Kapitel: Geographie Germaniens und Ethnographie der 67

Germanen . . . . . . . . . Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

68

Texte und Übersetzungen

70

. . . . . . . . . . . . .

a) Nachrichten zu Geographie und Ethnographie b) Sonstige Nachrichten

. . . . . . . . . . . .

70 1 92

Erster Teil

VIII

201

Zweites Kapitel: Kimbern und Teutonen

202

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . Texte und Übersetzungen

. . . . . .

204

a) Heimat und Aufbruch der Kimbern und Teutonen

204

b) Resümierende Nachrichten

21 0

a) Die Schlacht bei Noreia (1 1 3v . Chr .) d) Kimbern und Teutonen in Gallien

. . . . . . .

222

. . . . . . . .

224

e) Der Entscheidungskampf gegen Teutonen (1 02v . Chr .) und Kimbern (1 01 v . Chr .)

. . . . . . . . . . . . . . . .

f) Kriegsbräuche der Kimbern und sonstige Nachrichten Drittes Kapitel: Caesars Konfrontation mit Germanen in Gallien .

234 268 273

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . .

275

Texte und Übersetzungen

. . . . . . . . .

276

a) Zum Auszug der Helvetier (58 v . Chr .)

276

b) Ariovist (58 v . Chr .)

278

. . . . . . . . .

c) Zu Caesars Kämpfen gegen die Belger (57 /56v . Chr .)

31 4

d) Der Einfall der Usipeter und Tenkterer und Caesars erster Rheinübergang (55 v . Chr .) . . . . . . . . . . . . . . . .

31 6

e) Die Aufstände der Jahre 54 und 53v . Chr ., Caesars zweiter Rheinübergang und der Angriff der Sugambrer auf Aduatuca (53v . Chr .) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

334

f) Vom Aufstand des Vercingetorix und der Belger (52/ 51 v . Chr .) bis zum Ende der Kämpfe in Gallien . . .

348

g) Germanen im römischen Bürgerkrieg (49- 46v . Chr .) .

358

ZWEITER TEIL Viertes Kapitel: Die römischen Expansionsversuche in Germanien unter Augustus und Tiberius Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

2

Texte und Übersetzungen

6

. . . . . . . . . . . . . . . .

a) Römer und Germanen bis zur Niederlage des Lollius

6

b) Die Römische Expansion unter Drusus und Tiberius

16

c) Die Varusschlacht (9 n . Chr .) . . . . . . . . . . . .

46

d) Versuche einer römischen Rückeroberung Germaniens unter der Leitung des Tiberius und Germanicus (1 0-1 6n . Chr .)

66

a) Die Machtbildung Marbods in Böhmen . Die Auseinander­ setzungen mit Arminius

. . . . . . . . . . . . . . . . .

118

Fünftes Kapitel: Vom Ende der römischen Eroberungen in Germanien bis zu den Markomannenkriegen (17/21 n . Chr . - 1 61 /1 66n . Chr.)

1 31

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

1 33

Texte und Übersetzungen

1 36

. . . . . . . . . . . . . . . . .

a) Von der Spätzeit des Tiberius bis zum Bataveraufstand (1 7/20 - 69 n . Chr .)

. . . . . . . .

b) Der Bataveraufstand ( 69/70 n . Chr .) c) Von Vespasian bis Antoninus Pius

1 70 .

Sechstes Kapitel: Die Zeit der Markomannenkriege Einleitung . . . . . . . . Texte und Übersetzungen

1 36

281 282

. . . . . . . . . . .

286

Siebtes Kapitel: Von den Markomannenkriegen bis zum Beginn der Invasionen der Alamannen und Goten

329

Einleitung . . . . . . . .

331

Texte und Übersetzungen

334

Anhang: Die Bastarner . . .

371

Einleitung . . . . . . . .

372

Texte und Übersetzungen

376

Register . . . . . . . . . .

395

EINLEITUNG 1. Die Rolle der Germanen in der europäischen Geschichte

und im heutigen Geschichtsbewußtsein

Nach längerer Ankündigung im Programm der Wissenschaftlichen Buch­ gesellschaft und mehrfachem Wechsel der Bearbeiter kann nun endlich der er­ ste Band einer Quellensammlung zur Geschichte der Germanen vorgelegt werden, der mit einer möglichst umfassenden Zusammenstellung der Zeug­ nisse im Originaltext mit deutscher Übersetzung einen leichteren Zugang zu einem wichtigen Kapitel der Weltgeschichte und ein bequemes Hilfsmittel für Forschung und Lehre sowie für jeden Interessierten schaffen soll. Ein Quel­ lenband zur Geschichte der Germanen stellt Bearbeiter und Benutzer vor eine Reihe von Problemen, die vorab kurz zu erläutern sind, da sie die Prinzi­ pien der Auswahl und Übersetzung ebenso beeinflussen wie das Verständnis der Texte. Zunächst ist die keineswegs selbstverständliche Aufnahme des Bandes in eine Quellenreihe zur deutschen Geschichte zu begründen. Die Germanen waren sicherlich nicht "die ersten Deutschen", wie man es seit dem Humani­ sten Aventin bis hin zu modernen Sachbuchautoren immer wieder lesen kann. Von 'deutsch' als Nation kann man allenfalls seit dem hohen Mittelalter sprechen; 'theodisk' bzw. 'teutonicus' als Bezeichnungen für die althochdeut­ sche Volkssprache tauchen erstmals gegen Ende des 8. Jh. auf. Die Germanen zählen zweifellos aber zu den Vorläufern der deutschen Geschichte, die sie als Bewohner Germaniens entscheidend vorgeprägt haben und die ohne sie nicht denkbar wäre. Fragwürdig allerdings ist die gern in Anspruch genommene ethnische Abstammung: Germanen (allerdings nicht: die Germanen) waren auch in den Ländern der 'germanischen' Sprachen nicht die einzigen Vorfah­ ren der Mittel- und Nordeuropäer. Die Berufung auf die Abstammung ist tatsächlich eher eine Frage des Ge­ schichtsbewußtseins als der historischen Wirklichkeit; zumindest Süd­ deutschland hatte vor der germanischen eine keltische Vergangenheit, ohne daß man sich je darauf berufen hätte. Andererseits knüpft man in Frankreich, das noch im Namen die germanische Komponente bewahrt, an die keltisch­ gallischen Traditionen an. Frankreich zählt in unserer Vorstellung zur roma­ nischen, Deutschland hingegen zur germanischen Welt, auch wenn im späte­ ren Siedlungsgebiet unseres Volkes bereits mit Mischkulturen zu rechnen ist. Die Aufnahme einer Textsammlung zur Germanengeschiehte-in eine Quel-

2

Einleitung

lenreihe zur deutschen Geschichte ist also nicht so zu verstehen, als ob damit die Germanen nur für eine deutsche Geschichte in Anspruch genommen würden. Eher möchten die Herausgeber dem entgegenwirken, denn die Ge­ schichte der Germanen läßt sich nicht unter einem nationalbewußten Blick­ winkel beurteilen. Die Germanen haben schließlich erhebliche Teile der rö­ mischen Welt erobert und zeitweise beherrscht und hier überall ihre Spuren hinterlassen. Die Quellensammlung muß diesem historischen Faktum Rech­ nung tragen, indem sie über den engeren deutschen Raum weit ausgreift. Die eigentliche Bedeutung der Germanengeschichte für den heutigen Menschen erblicken die Bearbeiter vor diesem Hintergrund in drei Momenten: ( 1 ) Die Geschichte der Germanen liegt unserem heutigen Leben und Den­ ken scheinbar recht fern, gleichwohl konnte man sie immer wieder aktualisie­ ren, weil im Germanenturn der Reiz des Ursprünglichen, die 'archaischen' Anfänge einer Kultur liegen. Die Römer empfanden die Germanen mit ihren primitiven Lebensformen als fremd und damit als 'barbarisch', doch auch sie stellten (wie Tacitus) teilweise bereits die Ursprünglichkeit der Naturvölker als Vorbild für die zivilisierten Römer heraus . In der germanischen Gesell­ schaft werden zugleich die Anfänge sozialer Schichtung und die Bildung sozialer und politischer Organisationsformen (Sippen, Gefolgschaften, Stämme und erste Königtümer) sichtbar. Die Germanengeschichte erscheint so als Beginn einer Entwicklung, als Anfang einer Kultur. (2) Für den heutigen Europäer bedeutet sie freilich noch weit mehr, näm­ lich den Beginn bzw. den Vorläufer der abendländischen Kultur. Im Gegen­ satz zu früheren, mitteleuropäischen Kulturen, deren Nachwirkung schwer faßbar ist, sind die Germanen, die mit ihren Angriffen ebenso wie infolge der 'Germanisierung' des römischen Heeres am Niedergang Roms entscheidend mitgewirkt und es zugleich politisch wie geistig beerbt haben, neben und mit dem römischen Erbe und der christlichen Kirche eines der drei Fundamente der 'neuen Welt' des mittelalterlichen Abendlandes geworden, aus dem schließlich das neuzeitliche Europa hervorgehen sollte. Diese Einschätzung ist natürlich aus einer späteren Sicht der Ereignisse ge­ wonnen. Die in diesem ersten Band behandelte Frühgeschichte der Germa­ nen ließ deren Bedeutung nur ganz allmählich erkennen und den weiteren Verlauf der Geschichte zunächst noch offen, zumal die frühen Germanenrei­ che nicht in Mitteleuropa, sondern in den römischen Provinzen entstanden, in Aquitanien, Spanien, Nordafrika, in Italien selbst und schließlich unter der Herrschaft der Franken in Nordgallien, von wo aus sich das neue Europa auf­ bauen sollte. Schon wegen dieser verschlungenen Entwicklung scheint es sinnvoll, die Quellensammlung nicht auf die Nachrichten über das sog. 'freie' Germanien, im wesentlichen also auf das Gebiet des späteren Deutschen Reiches zu beschränken, sondern die Quellen über die Geschichte aller Ger­ manen einzubeziehen, also etwa auch der Ostgermanen, der gefährlichsten

Die Rolle der Germanen

3

Gegner des Römischen Reiches, die in Mitteleuropa nur eine untergeordnete Rolle spielten: Die Bedeutung der Germanen insgesamt erfordert ihre Einbe­ ziehung in die Geschichte Europas und macht die intensive Erforschung ihrer Geschichte wünschenswert. (3) Nicht minder bedeutsam war die ideologische Nachwirkung der Ger­ manen1. Während das Mittelalter, das sicherlich am unmittelbarsten beein­ flußt war, das germanische Erbe eher verdrängt und sich lieber auf die römi­ sche Antike berufen hat, war zumindest in Deutschland seit der Epoche des Humanismus, die eigentlich die klassische Antike zum Vorbild hatte und die germanische Geschichte eher als barbarisch empfand, nicht zuletzt dank der AufEindung der 'Germania' des Tacitus das Interesse an den Germanen ge­ weckt2, und es wurden erstmals Stimmen laut, die den Freiheitsdrang der Germanen als Ideal einer deutschen Geschichte herausstellten und den Sieg des Arminius als Befreiung vom römischen Joch feierten: Die Erforschung der Germanengeschichte wurde fortan auch zu einem nationalen Anliegen. Zu Beginn des 19. Jh . wurden solche Tendenzen durch eine emotionale Hin­ wendungverstärkt; germanische Themen in der Literatur dienten als nationaler Beitrag zum Widerstand gegen das napoleonische Frankreich. Seither berief man sich auf die Germanen zur Abgrenzung des Deutschtums vor allem von den Franzosen. Der Bau des Hermannsdenkmals ist ein Symbol für solche Tendenzen. Ihren Höhepunkt erlebte die germanische 'Renaissance' ideolo­ gischer Prägung in der Zeit des Nationalsozialismus, der die pseudo-darwini­ stische Lehre vom Vorrang der germanisch-reinen, 'arischen' Rasse aufgriff, das 'Deutschtum' der Germanen als offizielles Schulprogramm verkündete und den totalitären Staat mit dem Prinzip von 'Führer und Gefolgschaft' und der Idee der Volksgemeinschaft auf einen scheinbar germanischen Wesenszug gründete. Es bedurfte und bedarf erheblicher Anstrengungen, um Wirklichkeit und Mythos der Germanengeschichte wieder sorgsam voneinander zu trennen. Die Voraussetzung hierfür ist eine intensive Beschäftigung mit der weithin noch unbekannten Germanengeschichte. Unser Allgemeinwissen über die Germanen ist eher gering und teilweise immer noch verzerrt. Seit mehreren Jahrzehnten bemüht sich die historische und archäologische Forschung, ver­ breitete Vorurteile auszuräumen, das Wissen auf den gesicherten Bestand zu reduzieren und doch zugleich dauernd zu erweitern. Die schriftlichen Nach1 Vgl. dazu K. von See, Deutsche Germanen-Ideologie. Vom Humanismus bis zur Gegenwart, Frankfurt a. M. 1970. Ders. , Kulturkritik und Germanenforschung zwi­ schen den Weltkriegen, HZ 245 (1987) 343 -362; V. Losemann, Aspekte der national­ sozialistischen Germanenideologie, in: Alte Geschichte und Wissenschaftsgeschichte. Festschr. K. Christ, Darmstadt 1988, 256-284 . 2 H. Kloft, Die Germanen des Tacitus und das Problem eines deutschen National­ bewußtseins, Archiv f. Kulturgeschichte 72 (1990) 93 -114 .

4

Einleitung

richten bleiben dabei trotz dauernder Erweiterung der Bodenfunde eine ent­ scheidende Grundlage. Ihre Zusammenstellung mag zugleich zur weiteren Beschäftigung anreizen. Die jüngere Forschung ist sich aber auch ihrer eige­ nen Grenzen deutlicher bewußt geworden und hat Probleme der Germanen­ geschichte und ihrer wissenschaftlichen Erforschung aufgezeigt, die in erheb­ lichem Maß auf Auswahl und Aussagekraft der Quellen zurückwirken und die deshalb eingehender erläutert werden müssen. 2 . Antiker Germanenbegriff und germanisches Volk3

Ein grundsätzliches Problem bildet die Frage, wer die Germanen eigentlich waren, welche Völkerschaften als Germanen einzustufen sind, ab wann man überhaupt von Germanen reden darf. Eine Eingrenzung des Germanenturns ist weitaus schwieriger, als man lange Zeit geglaubt hat. In ihrem Kern gelten die Germanen zu Recht als ein Sprach- und Volkszweig der indogermani­ schen Völkergruppe. Wo jedoch die Urheimat der Germanen zu suchen ist, wann und ob sie überhaupt eingewandert sind, läßt sich nicht bestimmen. Eine germanische Sprache wird frühestens im 2. nachchristlichen Jahrhun­ dert in vereinzelten Runeninschriften faßbar, also lange nach dem ersten, 'historisch' bezeugten Auftreten von Germanen. Sie scheint am ehesten dem Baltischen verwandt. Da die Archäologie von sich aus keine ethnische Zu­ gehörigkeit ermitteln kann, bleibt eine Bestimmung des Germanenturns zunächst auf die antiken Schriftquellen angewiesen. Griechen und Römer er­ fuhren jedoch erst relativ spät von der Existenz von 'Germanen'. In einem umfassenden Sinn war von ihnen zuerst bei Caesar die Rede, also um die Mitte des 1. vorchristlichen Jahrhunderts. Da Caesar den Begriff jedoch rück­ wirkend auf Kimbern und Teutonen anwandte, sieht man in ihnen seither die ersten, sicher bezeugten Germanen, zumal die Wohnsitze der Kimbern noch zur Zeit des Augustus irrJütland lagen (vgl. u. S. 204). Demnach gab es schon im 2. vorchristlichen Jahrhundert Germanen, ja vielleicht kann man hierzu schon die Bastarner rechnen, die noch ein Jahrhundert früher zum Schwarzen Meer hin abgewandert sind. Die frühe Begriffsgeschichte selbst ist eher verwirrend. 'Germani' war wohl keine Selbstbezeichnung, sondern wahrscheinlich keltischen Ur­ sprungs, doch ist auch das umstritten. Der Begriff erscheint zuerst bei Posei3 Zum antiken Germanenbegriff vgl. die im Literaturverzeichnis angegebenen Ar­ beiten von Stümpel, Walser (Caesar und die Germanen), Hachmann/Kossack/Kuhn, Kraft (Zur Entstehung des Namens 'Germania'), Hachmann (Die Germanen), Germa­ nenprobleme in heutiger Sicht; A. A. Lund, Zur Entstehung des Namens und Begriffs 'Germani' , ANRW li. 33/3 (1991 ) 1956-1988; D. Timpe, Chiron 23 (1993) 323 ff.

Antiker Germanenbegriff und germanisches Volk

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donius von Apameia, der hierunter aber nicht die Gesamtheit der rechtsrhei­ nischen Stämme, sondern einen von den Kimbern unterschiedenen und mit den Kelten vergleichbaren Verband verstand. Für die Griechen waren ohnehin alle Völker im Nordwesten Kelten, im Nordosten Skythen, so daß später viel­ fach Germanen gemeint sind, wenn von Skythen die Rede ist. Eine deutliche Abgrenzung nahm erst Caesar vor, der die Völker links des Rheins als Gallier, also Kelten, rechts des Rheins aber als Germanen ansah und den Rhein da­ durch als eine Volks- und Kulturgrenze erscheinen ließ (Gall. 6,11-28). Die Herkunft des Germanennamens war dabei umstritten: Caesar selbst (Gall. 2,4,10) hielt, in Abweichung von seinem eigenen Schema, einige linksrheini­ sche Stämme der Belger, die Eburonen, Kondrusen, Kaeroser, Poemaner, Segner und Aduatuker, für Germanen ("Germani cisrhenani"). Ihr Germa­ nenturn wird jedoch aufgrund der andersartigen Kultur von der heutigen For­ schung bestritten (Hachmann/Kossack!Kuhn wollen in den Belgern immer­ hin eine eigenständige Völkergruppe zwischen Kelten und Germanen sehen) . Nach Strabon (4,3 ,4) und Tacitus (Germ. 28) beriefen sich auch die belgi­ schen Stämme der Nervier und Treverer auf eine germanische Abstammung, und in seinem berühmten 'Namensatz' beruft sich Tacitus (Germ . 2,2) auf eine Ansicht, nach der die Tungrer, die als erste den Rhein überschritten und die Gallier vertrieben hätten, ursprünglich 'Germani' geheißen hätten; dieser Name sei dann auf alle rechtsrheinischen Bewohner ausgedehnt worden: Nach antiker Vorstellung war der relativ junge Germanenbegriff also von einem einzelnen Stamm auf ein ganzes Volk übertragen worden4 und bezeich­ nete Stämme, die von jenseits des Rheins nach Gallien herüberkamen. Caesars geographische Abgrenzung wurde entscheidend für das römische Germanenbild: Germanien war fortan der Raum zwischen dem Rhein im Westen, der Donau oder den Alpen im Süden, Nord- und Ostsee im Norden (einschließlich Skandinaviens) und der Weichsel im Osten; die Germanen wa­ ren das Volk zwischen Galliern, Römern und Sarmaten (so etwa bei Pompo­ nius Mela oder Tacitus). Dieser Germania-Begriff blieb noch im Mittelalter lebendig, als die linksrheinischen Gebiete längst fränkisch geworden waren. Ob diese römisch-gallische Germanenvorstellung allerdings den ethnischen Verhältnissen entsprach, bleibt äußerst fraglich, zumal die Bodenfunde ein anderes Bild zeigen: Die 'Germani cisrhenani' waren möglicherweise von den Germanen vertriebene Kelten; sie waren jedenfalls in früherer Zeit aus rechtsrheinischen Gebieten eingewandert und inzwischen völlig keltisiert. Im rechtsrheinischen Germanien aber kann man um Christi Geburt deutlich zwischen einem eher germanischen Norden und einem eher keltischen Süden unterscheiden, wobei die Grenzzone der Mittelgebirge von einer Mischkul4 Das wäre kein Einzelfall; vgl. etwa die französische Bezeichnung 'Allemands' für die Deutschen.

6

Einleitung

tur geprägt war. Nach der allerdings umstrittenen These Walsers war Caesars Abgrenzung tatsächlich gar nicht von eigenen Beobachtungen, sondern von seinen politischen Interessen bestimmt: Der antike Germanenbegriff stimmte jedenfalls weder mit der neuzeitlichen, von der Sprache geprägten Vorstel­ lung noch mit dem archäologischen Befund überein. So sind zumindest be­ rechtigte Zweifel angebracht, ob alle Stämme, die die Römer für Germanen hielten, vor allem sämtliche Stämme in der 'Germania', tatsächlich Germanen waren. Ethnisch lassen sich die Germanen noch nicht eindeutig fassen . Im übrigen haben die Römer selbst ihre Vorstellung insofern nicht konsequent weitergeführt, als sie auch ihre rheinischen Provinzen als 'Germaniae' (Ger­ mania inferior und Germania superior) bezeichneten. Im Hinblick auf die unterschiedliche Entwicklung in diesen Provinzen und den nicht unter römi­ scher Herrschaft stehenden Gebieten unterscheidet die Forschung zwischen einem römischen und einem 'freien' Germanien ('Germania libera') . Bei der Auswahl der Quellen war der antike Germanenbegriff ebenso zu berücksichtigen wie Nachrichten über Stämme, die möglicherweise ger­ manisch waren, jedoch in den Quellen anders bezeichnet werden, ohne daß hier letzte Sicherheit zu erlangen oder damit schon eine endgültige Entschei­ dung getroffen wäre . Insgesamt wurde der Germanenbegriff in der Antike relativ selten benutzt; die Quellen nennen, soweit sie nicht einfach von Bar­ baren sprechen, häufiger die einzelnen Stämme mit ihren Namen. Um ihre ethnische Zugehörigkeit überhaupt angeben zu können, ist der Blick auf die nur archäologisch faßbare frühe Besiedlung Germaniens und die Organisa­ tionsform der Stämme selbst zu richten. 3. Herkunft, Wanderungen und Stammesbildung der Germanen

Eine Besiedlung Mitteleuropas begann bereits in der Altsteinzeit. Seit dem Neolithikum läßt sich hier nach Grabsitten und handwerklicher Produktion eine Reihe von aufeinanderfolgenden oder räumlich getrennten Kulturen un­ terscheiden, von denen, um nur die wichtigsten zu nennen, die Bandkeramik­ kultur (seit ca. 4500 v. Chr.) im südlichen Mitteleuropa, die Trichterbecher­ kultur (seit ca. 3000 v. Chr. im nördlichen und östlichen Mitteleuropa), spä­ ter die Schnurkeramikkultur und daneben die Glockenbecherkultur die bedeutendsten waren. Um 1300 v. Chr. begann im Süden die sog. Urnenfel­ derkultur, während im Norden die schon seit längerem nachweisbare Hügel­ gräberkultur andauerte. Früheren Versuchen, eine dieser Kulturen mit der indogermanischen Einwanderung gleichzusetzen, begegnet man heute mit Skepsis , da archäologische Mittel, auf die wir hier allein angewiesen sind, für eine Zuordnung nicht ausreichen, und man stellt heute sogar die Einwande­ rungsthese überhaupt in Frage. Folglich müssen auch die Anfänge einer ger-

Herkunft, Wanderungen und Stammesbildung der Germanen

7

manischen Geschichte im Dunkeln bleiben. Dementsprechend kann die mit­ tel- und nordeuropäische Bevölkerung der Stein- und Bronzezeit nicht als 'Urgermanen' bezeichnet werden, wie das früher üblich war. Mit dem Beginn der schriftlichen Überlieferung aber begegnen die Germanen als eine in ihrem Kern ausgebildete, wenngleich wegen des problematischen, antiken Germa­ nenbegriffs keineswegs eindeutig bestimmbare Völkergruppe. Vom archäologischen Standpunkt aus stellt sich der Sachverhalt folgender­ maßen dar: Zwar bleibt eine ethnische Bestimmung der frühen Kulturen un­ möglich, doch entwickelten sich in der Eisenzeit (seit ca. 1000/800 v. Chr. ) in den späteren Siedlungsgebieten der Kelten, Germanen und Illyrer deutlich erkennbar verschiedene Kulturen, so daß man von Protokelten, Protogerma­ nen (oder Frühgermanen) und Protoillyrern spricht: Die Unterschiede zwi­ schen einer norddeutsch-skandinavischen Kultur im Norden und der Hall­ stattkultur bzw. (seit ca. 500 v. Chr.) der als keltisch-illyrisch einzustufen­ den, hochentwickelten Latenekultur im Süden Europas sind archäologisch gut erkennbar, wobei die Übergangszone der Mittelgebirge eine Mischkultur aufweist: Der Süden Deutschlands war in den Jahrhunderten vor Christi Ge­ burt zweifellos noch keltisch besiedelt! Im Norden breitete sich dagegen im niedersächsisch-holsteinischen Elbegebiet die sog. Jastorfkultur aus, deren Ausläufer im Norden bis Jütland und Südskandinavien, im Osten bis nach Mecklenburg und ins Prignitzgebiet und im Süden bis in den Elster-Mulde­ Saale-Raum reichten. Zwischen Niederrhein/Ems und Weser/Aller schloß sich die verwandte Harpstedt-Nienburger Kultur an. Da nun in diesen Gebie­ ten in den vorchristlichen Jahrhunderten bis über die Zeitenwende hinweg eine grundsätzliche Kulturkontinuität zu beobachten ist und die schriftlichen Quellen nunmehr eine gerrauere Einordnung erlauben, sieht man heute die Jastorfkultur bereits als germanisch oder sogar als Keimzelle der Germanen an, während man früher von einer Einwanderung germanischer Stämme aus­ ging. Anscheinend haben sich die Germanen trotz erkennbarer Siedlungsbe­ wegungen ohne nennenswerte Fremdeinflüsse aus dieser Kultur entwickelt. Die in den Schriftquellen bezeugten Wanderbewegungen haben vielleicht zu einem Verschmelzungsprozeß, nicht aber zu einem Wandel der bodenständi­ gen Kultur geführt. Eine Heimat der Germanen wäre demnach in Südskandi­ navien, Dänemark, an der deutschen Nord- und Ostseeküste und im Eibege­ biet zu suchen. (In diesen Gebieten sind im übrigen auch die alten Flußnamen germanischen Ursprungs . ) Wieweit auch die Randgebiete, vor allem in Nordwestdeutschland, in augusteischer Zeit bereits als germanisch besiedelt anzusehen sind, bleibt strittig, scheint aber durchaus möglich, da man heute kaum mehr von einem einheitlichen Ursprung aller Germanen ausgeht5, und 5 Vgl. H. Ament, Der Rhein und die Ethnogenese der Germanen, Prähistorische Zs . 59 (1984) 37-47, der auch die "letzten Kelten" in diese werdenden Germanen inte-

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Einleitung

auch von sprachgeschichtlicher Seite sind zuletzt Bedenken gegen eine klare Abgrenzung des Germanischen geäußert worden6• Um die Zeitenwende könnte das Gebiet zwischen Rhein7, Mittelgebirgen und Weichsel somit weitgehend germanisch besiedelt gewesen sein, während der Süden noch keltisch blieb, wenn es auch hier schon zu einzelnen Berüh­ rungen kam. Östlich der Weichsel findet sich eine deutlich von der nordmit­ teleuropäischen abgehobene Kultur. Das hier umrissene germanische Sied­ lungsgebiet blieb allerdings mindestens seit dem Kimbernzug in Bewegung, und der germanische Druck richtete sich nicht zuletzt gegen den keltischen Süden. Schon zur Zeit Caesars scheinen Teile der Sueben bis ins Elsaß vorge­ drungen zu sein, doch wird man die Gefolgschaft Ariovists heute nicht mehr als rein germanisch ansehen dürfen (vgl. u. S. 275). Zur Zeit des Augustus stießen Markomannen und Quaden bis ins Rhein-Main-Gebiet vor, wander­ ten dann aber nach Böhmen weiter (u. li, S. 21, 37) . Wanderungen einerseits und Kulturkontinuität andererseits führen zu der Frage, wie man sich eine etwaige ethnische oder politische Organisation und Gliederung der germanischen Bevölkerung überhaupt vorzustellen habe. Da­ bei gehen archäologische und historische Beobachtungen offenbar auseinan­ der. Archäologisch gesehen ist das oben abgegrenzte und daher wohl als germanisch anzusehende Siedlungsgebiet in mehrere Großgruppen zu unter­ teilen, die sich vor allem in ihrer Keramik, aber auch in den Bestattungssitten unterscheiden; die 'Nordgermanen' in Skandinavien, die 'Nordseegermanen' im Küstengebiet von Friesland bis nach Jütland, die 'Rheinweser- oder West­ germanen' zwischen Rhein und Weser, die 'Elbgermanen' im gesamten Eibe­ gebiet sowie die 'Oder- und Weichselgermanen' im Osten. Die Schriftquellen (Plinius, Tacitus) kennen die Großverbände der drei 'Mannusstämme' der Ingväonen, lstväonen und Herminonen, die man wohl als alte Kultverbände ansehen muß (was einen ethnischen oder einen irgendwie gearteten politi­ schen Zusammenhalt natürlich nicht ausschließt). Ob man sie mit den Rhein­ weser- und Nordseegermanen gleichsetzen darf (so Hachmann), läßt sich mangels gerrauerer Nachrichten nicht entscheiden, wenn auch räumliche Begrieren möchte. Gegen die jüngst wieder verteidigte Theorie einer Frühbildung bei L. Kilian, Der Ursprung der Germanen, Bonn 1988 , vgl. R. Wenskus, Göttingisehe Gelehrte Anzeigen 241 (1989) 21-31. 6 W. P. Schmid, Bemerkungen zum Werden des "Germanischen" , in: Sprache und Recht. Festschr. R. Schmidt-Wiegand, Bd. 2, Berlin-New York 1986, 711-721. 7 Die These von Hachmann/Kossack/Kuhn, beiderseits des Rheins eine eigene Kultur zu vermuten, hat ebenfalls wenig Anhänger gefunden; sie bedeutet in unse­ rem Zusammenhang auch nur eine zeitliche Verschiebung: Auch Hachmann/Kos­ sack/Kuhn nehmen eine germanische Besiedlung, allerdings erst nach Christi Ge­ burt, an.

Herkunft, Wanderungen und Stammesbildung der Germanen

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rührungspunkte zweifellos vorhanden waren8• Bachmann identifizierte als weitere Großgruppen die Sueben, die in den antiken Quellen oft als übergrei­ fender Volksname erscheinen, mit den Elbgermanen und die Vandilier mit den Ostgermanen. Wichtiger sind, zumindest nach den Schriftquellen, die kleineren Verbände der 'Stämme' , deren Charakter sich jedoch nur schwer bestimmen läßt. Man hat die in den Schriftquellen genannten und einigermaßen lokalisierbaren Stämme zusammengestellt und kartographisch verzeichnet9, wobei die rö­ mernahen Gebiete östlich des Rheins am deutlichsten in den Blick gerieten, der Horizont sich aber mit den römischen Vorstößen der augusteisch-früb­ tiberischen Zeit bis zur Weser und Eibe hin erweiterte . Zu den Stämmen im Küstenbereich zählten Kanninefaten, Bataver, Friesen und Chauken, am Niederrhein saßen Sugambrer, Usipeter, Tenkterer und Ubier, die jeweils erst von den Sueben an den Rhein vertrieben worden waren, weiter landeinwärts Marser und Brukterer, am Mittelrhein vor allem die Chatten; an der Weser begegnen Cherusker und weiter nördlich die Angrivarier, an der Eibe Sue­ ben, Langobarden, Semnonen und Hermunduren, um nur die wichtigsten Stämme zu nennen. Die Übersichten bei Plinius, Tacitus und Ptolemaios, die aus unterschiedlichen Quellen schöpfen und verschiedene Zeitstufen reprä­ sentieren, stimmen allerdings weder untereinander noch mit den übrigen, verstreuten Einzelnachrichten völlig überein, zumal die räumliche Verteilung meist nur relativ unter gegenseitigem Bezug der Stämme zueinander ange­ geben wird. (Die hier gesammelten Quellennachrichten sind leicht über das Register der Stammesnamen zugänglich. ) Nach ihren Wohnsitzen kann man die Stämme zwar den obengenannten Kulturgruppen zuordnen; im einzelnen aber lassen sich archäologische Fund­ gruppen und Stämme der Schriftquellen nur schwer in Einklang bringen, und die früheren Versuche, beide miteinander zu identifizieren, stoßen zuneh­ mend auf Ablehnung10; allenfalls lassen sich mit großer Vorsicht anband des charakteristischen Fundgutes kulturelle Einflüsse aus anderen Regionen er­ kennen 11• Vor diesem Hintergrund darf man bezweifeln, ob die Stämme wirk8 Dazu jetzt ausführlich D . Timpe, Die Söhne des Mannus, Chiron 21 (1991 ) 69124, der den Bericht des Tacitus zu Recht der Mythologie zuordnet, den Ausgangs­ punkt der Dreiergruppe aber in den Ingväonen erblickt. 9 R. Seyer, Antike Nachrichten zu germanischen Stammessitzen, Zs . f. Arch. 2 (1968) 232-55; dies . , in: Die Germanen, S. 38-63 . 1 0 Die Versuche dauern dennoch an. Vgl. zuletzt die Beiträge in: Die Germanen, von A. Leube (nördliche Elbgermanen, S. 374 ff.), E. Schmidt-Tielbeer (südliche Elbgermanen, S. 387ff.), H.-D. Berlekamp (Rhein-Weser-Germanen, S. 396 ff.) und A. Koppe (Nordseegermanen, S. 403 ff. ) . 1 1 Als beispielhaft sei der Versuch von K . Peschel, Anfänge germanischer Besied­ lung im Mittelgebirgsraum. Sueben - Hermunduren - Markomannen (Arbeits- und

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Einleitung

lieh feste, ethnische oder kulturell abgegrenzte Einheiten bildeten. Die früher vorbehaltlos vertretene These, die Stämme seien grundsätzlich Abstam­ mungsgemeinschaften, wird schon seit einigen Jahrzehnten in Frage gestellt. Klarer aber sehen wir erst, seitdem Wenskus12 den Prozeß der Stammesbil­ dung eingehend analysiert und dabei festgestellt hat, daß die Stämme alles andere als festgefügte Einheiten waren; Stammesbildung war vielmehr ein sich dauernd ändernder Prozeß der Abspaltung oder Ausgliederung, Über­ schichtung, Ausweitung und Angliederung einzelner Volksgruppen und Be­ völkerungsteile: Die Stämme wandelten sich also in ihrer Zusammensetzung im Laufe der Zeit erheblich, wobei sich auch der Name ändern konnte: Die Sugambrer verschwanden zum Beispiel zu Beginn des 1. Jh. n. Chr. , irrfolge römischer Intervention, ganz aus der Geschichte. Verschiedentlich war der Zerfall älterer Gemeinschaften und die hieraus resultierende Bildung neuer Einheiten auch das Ergebnis bestimmter Initiativen einzelner Personen, die in aller Regel bereits durch soziale Herkunft (Ansehen ihrer Familie) und eige­ nes Durchsetzungsvermögen eine führende Stellung in dem ursprünglichen Verband innehatten. Man wird sich diesen Prozeß am ehesten als einen politi­ schen, häufig auch mit der Ausbildung eines Königtums verbundenen Vor­ gang vorstellen müssen, und das entspräche ganz den überlieferten Berichten der Schriftquellen: Einer der Stammesführer oder ein Heerkönig sammelte einen Teil des Volkes um sich und wanderte aus, überlagerte oder vertrieb an­ dernorts die Vorbevölkerung und vereinigte sich mit anderen, 'stammesfrem­ den' Gruppen (als eine Möglichkeit der Stammesbildung) : So erklärt sich die 'Kulturverwandtschaft', die eine archäologische Scheidung nahezu unmög­ lich macht, wohl aber die Ausbreitung einzelner Fundtypen (und damit letzt­ lich auch eine Ausbreitung und Verlagerung germanischen Volkstums über­ haupt) erkennen läßt. Die antiken Stammesnamen waren demnach vielfach Sammelbezeichnungen für Gruppen von unterschiedlicher ethnischer Her­ kunft, die nicht zuletzt dank fortgesetzter, politischer Führung einzelner zu einem neuen 'Stamm' zusammenwuchsen. Die in Bewegung geratenen GerForschungsberichte zur Sächs . Bodendenkmalspflege Beih. 12), Berlin-0 . 1978, ge­ nannt, der eine Konstanz der Bodenfunde, aber auch eine Zuwanderung aus dem Oder-Warthe-Raum feststellt. - Das Gebiet der engeren Jastorfkultur bringt man gern mit den Langobarden, die Kulturgruppe im Mittelelb-Havel-Gebiet mit den Semno­ nen in Verbindung, weil diese Stämme hier zuerst genannt sind. 12 Wenskus, Stammesbildung. Vgl. auch B . Krüger, Zur Ethnogenese der Germa­ nen und zu Problemen der Germanenforschung, in: Germanen - Slawen - Deutsche. Studien zu ihrer Ethnogenese, Berlin-0. 1968, 9-19, und F. Schlette, Werden und Wesen frühgeschichtlicher Stammesverbände, Zs. f. Arch. 5 (1971 ) 19-3 8 . Überholt ist demgegenüber E. Schwarz, Germanische Stammeskunde (Germanische Bibliothek 5. R. ), Heidelberg 1956, der noch die Wanderungen ganzer Stämme zu rekonstruieren sucht.

Eigenarten und Tendenzen der Nachrichten über die Germanen

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manenstämme der Schriftquellen waren· meist solche, um andere Gruppen vermehrte 'Stammesteile' des namengebenden Stammes unter mehr oder we­ niger einheitlicher politischer Führung, wobei es unter Umständen zu langen Wanderungen kommen und die Stämme sich zu regelrechten 'Wanderlawi­ nen' ausweiten konnten, wie sich das bereits an dem Zug der Kimbern und Teutonen zeigte . Die lange Kontinuität mancher 'Stämme', wie der Cherus­ ker, Chatten oder Hermunduren, beweist andererseits, daß hier zumindest ein Traditionskern seßhaft blieb. Die bekannten Germanenstämme waren vor diesem Hintergrund sicher eine eher junge Einrichtung, während der Prozeß der Stammesbildung selbst erheblich älter zu sein scheint. Die Quellen kennen mehrere, natürlich vom griechisch-römischen Stand­ punkt aus zu wertende Begriffe für diese Stämme: griechisch 'ethnos' und 'ge­ nos', lateinisch 'gens', 'populus', 'natio' und 'civitas'. Man hat versucht, den spezifischen Sinn dieser Begriffe herauszuarbeiten13, doch ist nicht nur ein autorenspezifischer Gebrauch, sondern eben auch die lockere Struktur der Stämme selbst in Betracht zu ziehen. 'Gens' betont vielleicht stärker das eth­ nische Element, 'civitas' die politische Handlungsgemeinschaft - auch die gallischen Stämme waren ja unter römischer Herrschaft in 'civitates' organi­ siert -, in der Regel aber waren die Begriffe eher austauschbar. Wenn sie in dieser Quellensammlung mit 'Stamm' oder auch mit 'Volk' oder 'Völker­ schaft' übersetzt werden, so sind stets der beschriebene Prozeß der germani­ schen Stammesbildung sowie die Problematik dieses Begriffs zu beachten: Die Zustände waren eben noch wenig fixiert, und die Entwicklung bei den einzelnen Stämmen befand sich keineswegs auf gleicher Stufe. Erst gegen Ende der hier behandelten Epoche deutete sich allmählich ein Wandel an: zumindest dem Namen nach gingen die bisherigen Kleinstämme in den Großverbänden der Franken, Alamannen und später der Sachsen im Westen und vor allem der Goten im Osten auf, die im übrigen aber noch keine einheitliche Leitung und gemeinschaftliche Organisation erkennen las­ sen. Die Quellen zu ihrer Geschichte wird der zweite Band dieser Sammlung enthalten. 4. Eigenarten und Tendenzen der Nachrichten über die Germanen

Die Lücken in unserem Wissen über die Germanen, die Diskrepanz zwi­ schen schriftlichen Berichten und historischen Vorgängen sind auch eine 1 3 Vgl. Redlich, Germanische Gemeinschaftsformen, die 'gens' als politischen, 'civitas' als kultisch-rechtlichen und 'natio' als ethnischen Begriff einstuft; Much (Kommentar zur 'Germania' des Tacitus) 65; Kraft, 'Germania', 36ff. , der 'gens' auf die Abstammung und 'natio' auf die Heimat bezieht.

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Einleitung

Folge der einseitigen Quellenlage: Abgesehen von wenigen, späteren und ins­ gesamt wenig aufschlußreichen Runeninschriften besitzen wir keine Selbst­ zeugnisse der Germanen, vielmehr fußt unser gesamtes, aus Schriftquellen resultierendes Wissen auf den Beobachtungen der Griechen und Römer, die ihre Schriften unter spezifischen Voraussetzungen verfaßten. Da ein ange­ messenes Verständnis der Quellen aber Voraussetzung jeder Interpretation ist, erscheint es angebracht, einen kurzen Überblick über die Eigenarten und Tendenz der hier gesammelten antiken Schriftquellen und die daraus erwach­ senden Probleme anzuschließen. ( 1 ) Zunächst einmal bleibt unser Wissen recht beschränkt. Im ganzen gese­ hen, haben wir trotz der ethnographischen Nachrichten bei Caesar, Strabon oder Tacitus nicht sehr viele wirklich aussagekräftige Nachrichten; manche wertvollen Darstellungen sind verlorengegangen, weil die Nachwelt sich nicht dafür interessiert hat; anderes (so auch die 'Germania' des Tacitus) ist rein zufällig erhalten, und viele Bereiche der germanischen Geschichte, ge­ rade auch solche, die uns heute interessieren, bleiben von den Schriftzeug­ nissen her völlig im dunkeln. (2) Zum anderen sind die Nachrichten dieser Quellen wie die Interessen ihrer Verfasser recht einseitig. Wer die ausgewählten Quellen liest, um etwas über die vergangene Geschichte zu erfahren, wird zwangsläufig mehr über die Römer lernen als über die Germanen. Was darüber hinausgeht, betrifft, von wenigen Einzelnachrichten und den ethnographischen Schriften oder Ex­ kursen über Land, Leute und Bräuche der Germanen abgesehen, im wesentli­ chen die Beziehungen zwischen Römern und Germanen bzw. - gerrauer - die Berührung der Römer mit den Germanen. Die 'Germania' des Tacitus bleibt eine Ausnahme, und selbst sie beruht nicht auf eigenen Beobachtungen des Verfassers und ist daher nicht ohne Muchs ausführlichen Kommentar zu be­ nutzen. Die Beziehungen zwischen Römern und Germanen waren nach den schriftlichen Quellen im übrigen hauptsächlich kriegerischer Art: Im Mittel­ punkt der Berichte stehen folglich die militärischen Auseinandersetzungen, die - ganz entgegen den Interessen der Bearbeiter - den größten Teil des Bandes einnehmen. Nur indirekt oder in beiläufigen Äußerungen kommen in diesen Berichten auch andere Aspekte zu Wort. Es bedarf aber einer aufmerk­ samen, mitdenkenden Lektüre, um die darin enthaltenen Aussagen über die Germanen zu eruieren. Das gilt besonders dort, wo die Nachrichten nicht einzelne Ereignisse, sondern die Strukturen der Verfassung, Gesellschaft, Le­ bensart, Mentalität oder Kultur der Germanen behandeln. Diese Anspielun­ gen einzeln zu kommentieren, verbot sich schon vom Umfang her. Ein Sachregister am Ende des Bandes versucht jedoch, zumindest einen ersten Zugang zu den wichtigsten Themen und Begriffen zu erleichtern. Entscheidender und problematischer ist eine zweite Folgerung: Die Quel-

Eigenarten und Tendenzen der Nachrichten über die Germanen

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len sind nicht nur nach römischen Interessen, sondern natürlich auch aus der subjektiven Sicht der Griechen und Römer geschrieben: Die Berichte folgen in ihrer Auswahl und Wertung römischen Maßstäben, sind selten aus eigener Anschauung verfaßt und daher in aller Regel ohne gerrauere oder eigene Kenntnis der wirklichen Verhältnisse und irrfolge der angesprochenen Ausein­ andersetzungen parteiisch gegen die Germanen gerichtet; schließlich standen die Verfasser den Germanen ziemlich verständnislos gegenüber; Griechen und Römer betrachteten sie als Barbaren, als ein unzivilisiertes Naturvolk. So wirkt manches topisch und darf nicht als spezifisch germanisch interpretiert werden. In den Anmerkungen konnte auf solche Topoi nur exemplarisch in einigen wichtigen Fällen verwiesen werden. Zusätzlich bleibt natürlich noch die jeweilige Tendenz des einzelnen Autors zu berücksichtigen. Wird der Quellenwert unserer Berichte durch eine solche Charakterisierung auch er­ heblich eingeschränkt, so bleiben wir doch - und deshalb ist die Warnung ebenso unumgänglich wie ein Verzicht auf die Schriftquellen undenkbar - auf diese Quellen angewiesen. Die stark gefilterten Aussagen sind jedenfalls in den wenigsten Fällen wörtlich zu nehmen, sondern bedürfen einer eigenen Interpretation, die in einem kurzen Kommentar nicht zu leisten wäre (vgl. u. S. 29f.) und deshalb weitgehend dem Leser überlassen bleiben soll; die Übersetzung, die ja oft genug schon eine interpretierende Entscheidung ab­ verlangt, kann hier nur Hilfe sein. Auch die althistorische Forschung ist ange­ sichts dieser Quellenlage selbstverständlich zu unterschiedlichen Ergebnissen gelangt, die hier allerdings nicht im einzelnen zu referieren sind. Zumindest die wichtigsten Streitpunkte werden aber in den Einleitungen zu den ein­ zelnen Kapiteln angesprochen und durch Hinweise auf die neuere Literatur ergänzt. (3) Ein drittes Problem kann nur hier angesprochen, aber im Kommentar nicht andauernd wiederholt werden: Natürlich sind die hier zusammengetra­ genen Nachrichten von sehr unterschiedlichem Quellenwert. Zunächst ge­ hören die Werke verschiedenen Gattungen an. Römische oder griechische Geschichtsschreiber (wie Velleius Paterculus, Tacitus oder Cassius Dio) ver­ folgen andere Ziele als die Kriegskommentare Caesars, Herrscherbiographien mit kritischem oder panegyrischem Charakter (wie Sueton, Plutarch oder die Historia Augusta), ethnographische oder geographische Schriften (wie Stra­ bon, Tacitus' 'Germania' oder Ptolemaios), die den Römern eine fremde Welt erschließen wollen, oder als die zahlreichen kurzen Nachrichten in Briefen, Reden, Traktaten und Gedichten, in denen die Germanen oft nur als Beispiel herangezogen sind. Unterschiedlich ist sodann die Nähe zu den Ereignissen: Neben zeitgenössischen Nachrichten liegen Berichte aus zweiter, dritter oder vierter Hand vor, die oft Jahrhunderte später verfaßt, aber dennoch zu berücksichtigen sind, sofern die Vorlagen verlorengingen oder die Verfasser einen eigenen Standpunkt erkennen lassen.

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Einleitung

Um dem Benutzer die notwendigen Informationen über die Quellen zu vermitteln und zugleich den Apparat zu entlasten, sind in der Einleitung (u. S. 31 ff. ) die herangezogenen Quellen aufgelistet und mit einem kurzen Kommentar über Verfasser, Entstehungszeit, Absicht und Tendenz versehen und gegebenenfalls durch Literaturangaben ergänzt. Eine Beschränkung auf die wichtigsten Informationen war dabei geboten. (4) Noch eine letzte Einschränkung gilt es bei der Interpretation zu beach­ ten: Die Berichte der schriftlichen, erzählenden Quellen lassen zwar wesent­ liche Bereiche unberücksichtigt, sie stellen aber auch nur eine Quellengat­ tung zur Germanengeschichte dar. Die Forschung selbst muß in erheblichem Ausmaß andere Quellenarten heranziehen, die hier zwangsläufig ausgeklam­ mert bleiben müssen, aber zumindest kurz vorgestellt werden sollen. (a) An schriftlichen, nichtliterarischen Quellen sind die zahlreichen In­ schriften zu nennen, die meist nur kurze Nachrichten beisteuern, die erst in der Masse aussagekräftig werden und, von wenigen Ausnahmefällen abgese­ hen, schon deshalb hier unberücksichtigt bleiben müssen; nur gelegentlich wird auf wichtige Inschriften in den Anmerkungen verwiesen. Im übrigen be­ treffen die Inschriften im wesentlichen zwei Bereiche: die Provinzialge­ schichte des römischen Germaniens, die hier ohnehin nur gestreift wird, weil sie kaum mehr die Germanen selbst betrifft, und die Germanen im römischen Heer, die weitgehend untersucht sind (Bang, Waas, Alföldy) . (b) Ebensowenig können in dieser Sammlung nichtgegenständliche Quel­ len berücksichtigt werden, obwohl aus dem Weiterleben von Bräuchen und vor allem aus der Sprachgeschichte (allerdings nur rückschließend) wertvolle Erkenntnisse über die Germanen erzielt worden sind (wie z. B . in der von Schlesinger für die Verfassungsgeschichte nutzbar gemachten Auswertung frühmittelalterlicher Glossen). Ähnliches gilt für die Namenkunde: Südlich der Mittelgebirge haben sich auch später die keltischen Gewässer- und Ge­ birgsnamen erhalten, nördlich überwiegen germanische Namen. ( c) Einblicke in die Welt der Germanen bzw. in die römische Sicht von den Germanen vermitteln sodann Darstellungen aus dem Bereich der bildenden Kunst, z. B. auf Triumphbögen, die meist jedoch panegyrischen Charakter haben. Hervorragende Beispiele sind in der Trajanssäule und der Markus­ säule mit Darstellungen aus den Donaukriegen Trajans und Mare Aurels er­ halten14. Vereinzelt geben auch Münzbilder und -umschriften Hinweise auf Germanenkriege. (d) Am bedeutendsten aber und am schmerzlichsten zu vermissen ist das 1 4 Vgl . F. B. Florescu/W. Perkins/L. Rossi, Die Trajanssäule I, 1970; C. Cichorius, Die Reliefs der Trajanssäule, 2 Tafelbde . , 1896/1900; L. Rossi, Trajan's column and the Dacian wars, 1971 ; W. Zwikker, Studien zur Markussäule I, 1941 ; M. A. Colonni u. a . , L a colonna di Marco Aurelio, 1955.

Eigenarten und Tendenzen der Nachrichten über die Germanen

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umfangreiche archäologische Material, ohne das eine moderne Germanenge­ schichte nicht mehr geschrieben werden kann. Es kann hier aber nicht einmal andeutungsweise berücksichtigt werden, zumal eine bloße Auflistung der Funde dem Laien noch wenig sagt und eine umfassende Auswertung von ar­ chäologischer Seite bisher nur für einzelne Regionen oder Fundtypen vor­ liegt, so daß hier der Hinweis auf einige wichtige archäologische Werke in der Bibliographie und auf einzelne Beispiele in den Anmerkungen genügen muß, um die schriftliche Überlieferung zu korrigieren. Zentrale archäologische Projekte (wie die Limesforschung) können nur kurz in den Einleitungen zu den einzelnen Kapiteln angesprochen werden; die Ergebnisse der Archäolo­ gie sind aber auch im folgenden Abschnitt über die Germanengeschichte, vor allem über die Struktur des freien Germanien, berücksichtigt. Die Nachrich­ ten der erzählenden Quellen sind stets an den Forschungsergebnissen auf­ grund anderer Quellen und vor allem anband der Bodenfunde und der Sied­ lungsarchäologie zu überprüfen. Umgekehrt bleiben die Bodenfunde ohne unsere schriftlichen Nachrichten ohne Bezugspunkt, so daß die Quellen­ sammlung auch für den Archäologen nützlich sein dürfte . Diese einschränkenden Bemerkungen waren nötig, um vor einer Über­ schätzung und Überbewertung des hier vorgelegten Materials zu warnen. Ist dessen Eigenart jedoch einmal bewußtgemacht, dann bleiben die Schriftquel­ len eine wesentliche und unverzichtbare Grundlage für die Germanenge­ schichte, und sie liefern neben dem Verlauf der römisch-germanischen Aus­ einandersetzungen eine Reihe wertvoller, wenngleich verstreuter Nachrichten über die Germanen selbst, wobei so manches eher unreflektiert in die Be­ richte eingeflossen ist. Die Texte bleiben - für Historiker wie Archäologen ­ Grundlage jeder Germanenforschung und Prüfobjekt für die anband anderer Quellen gewonnenen Ergebnisse. Die Sammlung der Textstellen dient also nach wie vor einem wichtigen Zweck. Die in dieser Reihe übliche Edition mit deutscher Übersetzung mag der Fachwelt ein Hilfsmittel für einen leichteren Überblick an die Hand geben und so vielleicht auch einen Anreiz für weitere Forschungen bilden, Studierenden und Geschichtsinteressierten aber den Zu­ gang zu Texten und Themen erleichtern. Da eine Quellensammlung noch keine 'Geschichte' ist, sei --- soweit es der Raum einer Einleitung erlaubt - zu­ mindest ein kurzer Überblick über die großen Entwicklungen und Tenden­ zen der Germanengeschichte vorangestellt, um einmal eine allgemeine Orien­ tierung bei der Quellenlektüre zu ermöglichen und zum anderen die Eintei­ lung des Bandes in einzelne, historischen Epochen entsprechende Kapitel zu begründen. Eine speziellere Einführung folgt in den Einleitungen zu den ein­ zelnen Kapiteln. Für weitere Informationen sei auf die Bibliographie verwie­ sen.

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Einleitung 5. Epochen der Germanengeschichte bis

zum

Ende der Severer

a) Germanen und Römer Der hier vorgelegte erste Band umfaßt (in zwei Teilbänden) die frühere Phase germanischer Geschichte vom ersten Auftreten der Germanen bis zum Ende der Severer am Vorabend der großen Wanderungen, die im 4 . und 5. Jh. ihren Höhepunkt erreichten. Die ersten germanischen Stämme, die in den Quellen erwähnt sind, waren wahrscheinlich die Bastarner (und Skiren?), die bereits gegen Ende des 3 . vor­ christlichen Jahrhunderts am Schwarzen Meer erschienen und damit als frühe Vorläufer der wauderzeitliehen Ostgermanen gelten könnten; ihr Germa­ nenturn - nachweisbar sind Beziehungen zur elbgermanischen Kultur - bleibt freilich umstritten (vgl. u. II, S. 371 ff.), zumal eine Vermischung mit der hei­ mischen Be�ölkerung anzunehmen ist. Dieser Befund wie auch die Tatsache, daß die Bastarner im Osten in dieser Zeit noch eine Randerscheinung bilden, andererseits über einen langen Zeitraum hinweg bezeugt sind, lassen es sinn­ voll erscheinen, die Quellen zu ihrer Geschichte in einem Anhang an den Schluß des Bandes zu stellen. Als Germanen gelten dagegen allgemein die Kimbern und Teutonen (2. Ka­ pitel), die seit ca. 120 v. Chr. von ihren Sitzen in Jütland oder Schleswig-Hol­ stein nach Noricum, Gallien, Spanien und schließlich nach Italien zogen und von Marius bei Aquae Sextiae ( 102 v. Chr.) und Vercellae ( 101 v. Chr.) vernich­ tend besiegt werden konnten. Der Kimbernzug ist gewissermaßen ein Vorläu­ fer der großen Wanderungsbewegungen der Spätantike, ein Beginn, der sich freilich vorläufig nicht wiederholen sollte . Die römischen Siege haben ähnli­ che Vorstöße für lange Zeit unterbunden, doch hat die Kimberngefahr in Rom lange nachgewirkt. Ein erneuter Zusammenstoß bahnte sich an, als ein Teil der Sueben unter Führung Ariovists im heutigen Elsaß Fuß faßte (72 v. Chr. ) und einige Zeit später (58 v. Chr.) Caesar als Prokonsul der Narbonensis ganz Gallien in den römischen Herrschaftsbereich einzubeziehen suchte (3 . Kapitel). Im weite­ ren Verlauf seines achtjährigen Gallischen Krieges (58-51 v. Chr.) gelang es Caesar, die Germanen aus Gallien, d. h. aus den linksrheinischen Gebieten, zu vertreiben und weitere germanische Vorstöße abzuwehren. Die Vorgänge lassen es immerhin möglich erscheinen, daß es auch vorher schon Wanderbe­ wegungen rechtsrheinischer Stammesteile nach Gallien gegeben hat, die dann aber schnell mit der keltischen Bevölkerung verschmolzen (Caesars sog. "Germani cisrhenani" ; vgl. o. S. 5). Seit den letzten Jahren des Gallischen Krieges begegnen Germanen auch als Hilfstruppen im römischen Heer, eine Praxis, die sich noch jahrhundertelang fortsetzen sollte. In den Bürgerkriegen zwischen Caesar und Pompeius und zwischen Octa-

Epochen der Germanengeschichte bis zum Ende der Severer

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vian und Antonius war das Germanenproblem für die Römer nur von unter­ geordneter Bedeutung. Die Jahrzehnte nach der Konsolidierung der Lage in Rom und der Errichtung des Prinzipars durch Augustus (27 v. Chr. ) standen dann nicht mehr im Zeichen einer germanischen, sondern einer römischen Expansion in rechtsrheinisches Gebiet ( 4. Kapitel) . Die Offensive unter Füh­ rung des Drusus und Tiberius, der Stiefsöhne des Augustus, begann in den Jahren 16/15 v. Chr. mit der Unterwerfung des raetischen Alpenvorlandes, das wohl immer wieder Ziel auch germanischer Vorstöße gewesen war. Seit 12 v. Chr. unternahmen Drusus und seine Nachfolger in drei Angriffslinien, über Nordsee, Lippe- und Maintal, jährlich Feldzüge nach Germanien, deren Charakter freilich umstritten ist (vgl. u. II, S. 1 ff.). Als die wichtigsten Gegner erwiesen sich in dieser Zeit die Sugambrer am Niederrhein, die Brukterer an der Ems, die Cherusker an der Weser und die Chatten zwischen Main und Werra. Römische Erfolge wechselten mit Rückschlägen ab. Drusus legte Kastelle an der Lippe ('Aliso') und im Taunus an (12/11 v. Chr.), ohne daß das Land wirklich schon als unterworfen gelten konnte; er erhielt für seine Lei­ stungen posthum aber den Titel 'Germanicus'. Römische Erfolge unter dem zweimaligen Kommando des Tiberius wurden wieder zunichte gemacht, als ein Aufstand der Cherusker unter der Führung des Arminius die drei Legio­ nen des Legaten Quinctilius Varus in der berühmten, aber nicht lokalisierba­ ren Schlacht im 'Teutoburger Wald' (9 n. Chr. ) vernichtete . Wiedergewin­ nungsversuche durch Tiberius und Germanicus, den Sohn des Drusus, blie­ ben letztlich erfolglos, und nach der Abberufung des Germanicus (16 n. Chr. ) war der Rhein, wie schon zu Caesars Zeiten, für lange Zeit wieder die Grenze zwischen dem Römischen Reich und dem sog. 'freien' Germa­ men. Zwischenzeitlich (8 v. Chr.) hatte der Markomannenführer Marbod, erst­ mals in der germanischen Geschichte, einen größeren Herrschaftsverband über mehrere Stämme in den einst von den Boiern bewohnten Gebieten (Böhmen) errichten und vor dem römischen Zugriff sichern können. Nach dem römischen Abzug aus dem rechtsrheinischen Germanien zerfiel diese Herrschaft irrfolge innergermanischer Auseinandersetzungen jedoch schnell wieder. Solche Vorgänge zeigen, daß die Germanen sich teilweise gegenseitig heftig bekämpften, wenn wir davon auch nur beiläufig erfahren. Einzelne Germanenfürsten wie Ariovist, Marbod oder Arminius errichteten eher kurzlebige Machtgebilde, deren Expansionsbestrebungen jedoch zu starken Rivalitäten führten. Kleinere Stämme und Stammesteile wurden vertrieben und drängten zum Teil zum Rhein, wo sie mit den Römern zusammenstießen oder als romtreue Verbündete angesiedelt wurden. Auch im Südosten gelang es den Römern nach Marbods Sturz, unter dem Quadenkönig Vannius einen römischen Klientelstaat zu schaffen. Nach der Aufgabe der römischen Expansionspolitik blieben die Verhält-

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Einleitung

nisse an der Grenze Germaniens bis in die Regierungszeit Mare Aurels, am Niederrhein noch lange darüber hinaus, weitgehend stabil (5. Kapitel) . Ein­ zelne Zwischenfälle am Rhein änderten an der Gesamtsituation nichts; Feld­ züge römischer Kaiser am Rhein waren eher Demonstrationen. Die einzige bedrohliche Situation für die römische Herrschaft am Rhein bildete der Bata­ veraufstand des Iulius Civilis im Zusammenwirken mit gallischen Truppentei­ len im Krisenjahr 69/70 n. Chr. Die Erhebung konnte nach der Konsolidie­ rung der Lage in Rom unter Vespasian aber schnell niedergeworfen werden. Gerade in dieser Phase ist bei einer Betrachtung der Germanengeschichte die Begrenzung des römischen Horizonts zu bedenken: Die Elbstämme gerieten seit Tiberius fast völlig aus dem Blick; die Nachrichten beschränkten sich ei­ nerseits auf die rheinnahen Gegenden und bezogen sich allenfalls auf den Raum bis zur Weser (Cherusker), andererseits standen auch die Donauge­ biete (bis nach Böhmen) im Blickpunkt. Die Bewegungen und Zustände im Inneren Germaniens sind in dieser Zeit nur archäologisch faßbar. In der Zwischenzeit hatte allerdings eine neue, wenngleich weniger spekta­ kuläre römische Expansion eingesetzt, die von Süden und Südwesten aus­ ging, in den Schriftquellen aber kaum faßbar wird. Schon Claudius hatte die Donaulinie durch die Anlage von Kastellen befestigt, unter Vespasian dran­ gen die Römer in den Schwarzwald vor. Domitian, der mehrere Chatten­ kriege führte, begann mit dem römischen Limesbau, der unter seinen Nach­ folgern Schritt für Schritt ausgebaut wurde und eine feste Grenze zwischen Römern und Germanen schuf (vgl. u. II, S. 134 f. , 260ff.), die wohl weniger feindliche Angriffe abwehren als den Verkehr regeln und die Interessensphären abgrenzen sollte. Bis zur Mitte des 2. Jh. stand die Geschichte der römisch-germanischen Beziehungen trotz gelegentlicher germanischer Vorstöße eindeutig im Zei­ chen einer römischen Expansion. In der Folgezeit ging es eher um die Siche­ rung des römischen Reichsbestandes. Schon Trajan hatte die Rheinarmeen verringert und damit diese Tendenz eingeleitet. Eine neue Phase germani­ scher Expansion begann unter Mare Aurel im Südosten, als Markomannen und Quaden in römisches Reichsgebiet in Noricum und Pannonien einfielen, nach mühevollen, jahrelangen Kämpfen jedoch zurückgedrängt werden konnten (Kapitel 6). Da auch Sarmaten und Jazygen an diesen Kriegen be­ teiligt waren, fällt eine Abgrenzung germanischer und nichtgermanischer Stämme nicht immer leicht. Das frühe 3. Jh. , mit dem dieser erste Band der Quellensammlung schließt (Kapitel 7), bleibt, zumal in bezug auf die lateinischen Berichte, eine quellen­ arme Zeit, in der sich jedoch, fast unmerklich, bereits ein Wandel ankündigte, der schließlich zu Dauerangriffen auf die gesamte Limeslinie führen und im Sturm der sogenannten Völkerwanderung enden sollte. Bis zum Ende der Se­ verer blieben diese Vorfälle noch sehr begrenzt. 213 sind erstmals Alamannen

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am Limes bezeugt, 233 überschritten sie die Grenzlinie. Ein noch größerer Unruheherd entstand im Osten durch die Expansion der Goten, die von der Weichselmündung zum Schwarzen Meer gezogen waren und zunächst andere Stämme wie Burgunder und Vandalen nach Westen abdrängten und um 250 selbst in Richtung Moesien und Pannonien nachfolgten. Obgleich die Früh­ geschichte der Goten bereits in die hier behandelte Zeit fällt, scheint es sinn­ voller, die entsprechenden Quellen zusammen mit den Berichten über ihre er­ sten Einfälle ins Römische Reich erst im zweiten Band geschlossen vorzule­ gen. Die Auseinandersetzungen zwischen Römern und Germanen bilden nur einen, wenngleich vorherrschenden Aspekt der Germanengeschichte. Ein zweiter Komplex wäre die Geschichte der beiden römischen Provinzen 'Ger­ maniae', ein dritter Leben, Kultur und Gesellschaft im freien Germanien. Beides ist von den Schriftquellen her kaum zugänglich. Deshalb sollen hier wenigstens einige, zwangsläufig vereinfachende Hinweise gegeben werden. b) Das römische Germanien in der Kaiserzeit Bereits im 2. vorchristlichen Jahrhundert waren die Römer ins südliche Gallien vorgestoßen (Cn. Domitius Ahenobarbus 122/118 v. Chr.); seit 121 wurde dort gleichsam in Etappen die Provinz Gallia Narbonensis errichtet. Die römischen Provinzen galten als unterworfene Hoheitsgebiete und wur­ den seit Sulla in der Regel durch Promagistrate (die Magistrate des vergange­ nen Jahres) verwaltet. Nachdem Caesar auch die übrigen Teile Galliens unter­ worfen hatte, schuf die Neuordnung unter Augustus (16/14 v. Chr. ) schließ­ lich neben der Narbonensis die drei Provinzen der sog. Gallia Comata: die Lugdunensis mit dem Hauptort Lugdunum (Lyon), die Aquitania, später mit dem Hauptort Burdigala (Bordeaux), und die Belgica mit dem Hauptort Durocortorum (Reims), die bis zum Rhein reichte. Südlich der Donau ent­ standen die Provinzen Raetia I (Hauptort Chur) und II (Hauptort Augusta Vindelicum/Augsburg) . Diese Provinzen zählten (bis auf die Narbonensis) sämtlich zu den 'kaiserlichen' Provinzen, die im Gegensatz zu den senatori­ schen Provinzen von legati Augusti pro praetore - bzw. im Falle Rätiens von einem 'praefectus', seit Claudius von einem 'procurator', im Auftrag des Princeps verwaltet wurden und in denen Truppen stationiert waren. Viel­ leicht liegt unter anderem darin ein Grund für die offensive Germanenpolitik der ersten Principes. Die Truppen wurden an den Rhein verlegt, wo Legions­ lager (zuerst Vetera bei Xanten, Novaesium/Neuß und Mogontiacum/Mainz) entstanden. Nach und nach wurden am Rhein weitere Kastelle errichtet (dar­ unter Noviomagus/Nimwegen, Bonna/Bonn, Argentorate/Straßburg und Vindonissa/Windisch; Hilfstruppen lagen in Traiectum/Utrecht, Fectio/

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Vechten, Burginatium/Kalkar, Asciburgium/Asberg b. Moers, Gelduba/Gel­ lep b. Krefeld, Wesseling b. Köln, Durnomagus/Dormagen und Rigomagus/ Remagen) . Nach der Aufgabe der römischen Expansionspolitik wurden die als Aus� gangsbasen römischer Angriffe errichteten Kastelle zu Kristallisationspunk­ ten römischer Zivilisation. Noch Augustus hatte das römisch-germanische Grenzgebiet in zwei Militärbezirke eingeteilt, in denen das sog. ober- und das niedergermanische Heer standen, die seit Tiberius zunächst jeweils vier Legionen umfaßten. Unter Domitian (85/90) wurden aus diesen Bezirken zwei selbständige Provinzen, die Germania inferior mit dem Verwaltungszen­ trum in Köln und die Germania superior (die rechtsrheinische Gebiete in der Wetterau, im Odenwald, Neckargebiet und in der Schwäbischen Alb ein­ schloß) mit dem Zentrum in Mainz. Die Grenze lag in der Höhe des Vinxt­ bachs bei Brohl: Das römische Germanien war damit endgültig von der Pro­ vinz Gallien abgetrennt. Die regionale Gliederung in civitates und pagi wurde beibehalten, doch kennen wir diese nur in Obergermanien etwas ge­ nauer. Auch nach der Reduzierung der Legionen unter Trajan auf jeweils zwei in Niedergermanien (Vetera II, Bonn) und Obergermanien (Mainz, Straß­ burg) blieben die beiden Germanien wichtige Provinzen, die mehrfach auch Ausgangspunkt für Aufstände und Kaiserusurpationen bildeten (wie 69 unter Vitellius oder 89 unter Antonius Saturninus) . Impulse zur Romanisierung gingen einerseits vom Heer aus, das vor allem an der Errichtung von Bauwerken, am Bergbau, an der Kalkherstellung und Ziegelbrennerei beteiligt war. Verstärkt wurden diese Einflüsse durch Händ­ ler und Siedler in den in der Nähe der Kastelle entstehenden 'canabae', zivilen Handwerker- und Händlersiedlungen, und 'vici', Dörfern und Kleinstädten, von denen einige, in Germanien allerdings nicht vor dem 3 . Jh. , zu Municipia (mit latinischem Bürgerrecht) erhoben wurden (wie Mogontiacum, Cambo­ dunum oder Augusta Vindelicum). Die beiden einzigen Römerstädte (colo­ niae) in (Nieder-)Germanien stammten hingegen noch aus dem 1. Jh. : Im Jahre 50 wurde das Oppidum Ubiorum zur ersten römischen Kolonie am Rhein erhoben (Colonia Claudia Ara Agrippinensium), 98/102 v. Chr. grün­ dete Trajan dann mit der Colonia Ulpia Traiana bei dem heutigen Xanten die zweite Kolonie am Niederrhein. Aber auch auf dem Lande entstanden bald, vor allem im 2. Jh. , römische Gutshöfe, die 'villae rusticae' . Die Bevölkerung des römischen Germanien bestand nur zum geringen Teil aus römischen Bür­ gern, die aus allen Provinzen, vornehmlich aber aus Gallien kamen; die mei­ sten (einheimischen) Bewohner dieses Gebietes waren ihrem Rechtsstatus nach Peregrine (Ausländer), und die verschiedenen Einflüsse schufen zu­ nächst ein buntes Bild. Dennoch entstand hier im 2. und 3 . Jh. die typische Provinzialkultur, die das römische Germanien deutlich von dem rechtsrheini­ schen, 'freien' Germanien und von den eigentlichen Germanen abhob.

Epochen der Germanengeschichte bis zum Ende der Severer c

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) Das freie Germanien in der Kaiserzeit

Über das römische Germanien sind wir durch Inschriftenkunde und Pro­ vinzialarchäologie relativ gut informiert; bezüglich des freien Germanien sind wir neben den verstreuten Nachrichten in Schriftquellen (hier vor allem im ersten Kapitel) ganz auf die Ergebnisse der Archäologie angewiesen, und beide stehen nicht immer im Einklang15• Da der Kommentar darauf nur in wichtigen Ausnahmefällen Bezug nehmen kann, erscheint es erforderlich, kurz die Zustände im freien Germanien unter Berücksichtigung der archäolo­ gischen Forschungen zu resümieren, soweit hier generalisierende Aussagen bereits möglich sind. Es ist vorauszuschicken, daß die einzelnen Regionen unterschiedlich gut erforscht sind; am besten sind wir über die Verhältnisse an den nördlichen Küsten informiert. Ansätze einer politischen Organisation, nämlich als Formen gemeinschaft­ lichen Handeins der einzelnen Verbände, sind schon im Zusammenhang des Stammesproblems ( o. S. 6 ff.) angesprochen worden. Die Wehrfähigen versam­ melten sich in unregelmäßigen Abständen, aber wohl zu bestimmten Zeiten im Thing, um gemeinsame Angelegenheiten durch Konsens zu regeln, ohne daß man schon von einer institutionellen Ordnung sprechen kann. Ebenso­ wenig gab es wohl kontinuierlich tätige Funktionsträger mit allgemein aner­ kannten Weisungsbefugnissen. Führerpersönlichkeiten, 'Heerkönige', wur­ den vor allem für den Kriegsfall gewählt. Eher als Sonderfall wertet Tacitus die Position der Könige einiger östlicher Germanenstämme, und auch hier wurde die freiheitliche Lebensform (libertas) der Gemeinschaft durch das Königtum nicht prinzipiell in Frage gestellt. (Tacitus' Angaben über die Suio­ nen, Germ. 44, bleiben fraglich. ) 'Reges' sind vor allem bei den Stämmen des Ostens und Nordens überliefert, während in bezug auf die westlichen Ver­ bände überwiegend 'principes' erwähnt werden. Schwer zu beurteilen ist das Problem der Ursprünge des Königtums . Möglicherweise handelte es sich ursprünglich um Sakralkönige, doch entstand vor allem bei Wanderungsbe­ wegungen in verschiedenen Stämmen auch ein Heerkönigtum. Die soziale Entwicklung konnte bei den einzelnen Stämmen aber durchaus unterschied­ lich verlaufen; ein Königtum war auch nicht unbedingt eine dauerhafte Ein­ richtung; bei manchen Stämmen gab es mehrere Könige. Es ist nicht aus­ zuschließen, daß sie gewissermaßen nur die ranghöchsten Mitglieder der führenden Schicht waren 16• Neben Wehrversammlung und temporären Leitungsfunktionen, neben kultischen und rechtlichen Bräuchen und gemeinsamer Lebensweise als Inte1 5 Vgl. besonders die Arbeiten von Mildenberger, Hachmann (Germanen), Jan­ kuhn, von Uslar und die entsprechenden Abschnitte im Handbuch 'Die Germanen' . 16 Vgl. Demandt, HZ 230 (1980) 270.

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grationsfaktoren spielten Gefolgschaftsverhältnisse eine Rolle, die einen Teil der Wehrfähigen an einzelne 'Stammesfürsten' (principes) banden, deren Pre­ stige und Einfluß stärkten und so zum Heerkönigtum führen konnten. Ge­ folgschaftsführer besaßen die Möglichkeiten und Mittel zur Durchführung selbständiger Aktionen, die unter Umständen zu einer Herauslösung aus der Stammesgemeinschaft führen konnten. 'Staaten' im modernen oder auch im antiken Sinn entstanden daraus nicht. Selbst die Stammesgemeinschaften waren oft wenig dauerhaft und kannten weder eine kontinuierliche, durch fixierte Verfahrensweisen geregelte Aus­ übung öffentlicher Funktionen noch eine Differenzierung von bestimmten Kompetenzbereichen. Immerhin gelang es einzelnen Führern wie Ariovist oder Marbod, eine wohl personal bestimmte Herrschaft über einen längeren Zeitraum aufzurichten, ohne daß ihnen eine Ausschaltung konkurrierender Kräftegruppen gelang. Man wird daher auch die Herrschaft des Markoman­ nen Marbod nicht als eine Staats- oder gar Reichsbildung bezeichnen kön­ nen, auch wenn römische Geschichtsschreiber geneigt sind, die Begriffe für römische Institutionen auf die Germanen zu übertragen. Marbods Heer­ königtum basierte auf Klientel- und Gefolgschaftsverhältnissen, die er zwar erheblich auszuweiten, nicht aber in eine weiträumig durchorganisierte Herr­ schaft zu transformieren vermochte. Unser Wissen über Verfassung17 und Gesellschaft beruht im allgemeinen auf den Schriftquellen: Die unterschiedliche Anlage und Größe der Höfe sowie Unterschiede in Art und Ausstattung der Gräber lassen aber auch von archäologischer Seite auf eine wirtschaftliche und soziale Differenzierung der Germanen schließen und bestätigen, daß es verschiedene soziale Schichten gab. Die führende Schicht bildeten die bei Tacitus bezeugten 'reges' und 'principes'; Tacitus nennt auch 'nobiles' . Nach römischem Verständnis sind 'nobiles' die Nachfahren der Konsulare, 'principes' eine herausgehobene Schicht von 'nobiles', die sich durch besondere Leistungen für die res publica ausgezeichnet haben und infolgedessen überragenden Einfluß ( dignitas, auc­ toritas) besitzen. Da 'princeps' kein Begriff des Staatsrechts ist, sondern die Rangstellung in der Gesellschaft kennzeichnet, können so auch führende Männer in den verschiedensten nichtrömischen Gemeinwesen bezeichnet werden, ohne daß römische Verhältnisse zugrunde gelegt werden. Das gilt auch für die als 'nobiles' bezeichneten Germanen. Die Wiedergabe der Be­ griffe ist in jedem Fall problematisch. Wenn 'princeps' - in der Ursprungsbe­ deutung treffend - mit 'Fürst' bzw. 'Stammesfürst' wiedergegeben wird, so verbinden sich damit weder moderne noch römische ständische und recht­ liche Kriterien. Eher handelte es sich um Stammesführer, die durch Reichtum 1 7 Der Verfassungsbegriff kann selbstverständlich nur als Chiffre zur Bezeichnung des lockeren Ordnungsgefüges germanischer Stammesgemeinschaften dienen.

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und Ansehen ihrer Familie einen gewissermaßen bereits ererbten, hohen so­ zialen Rang besessen bzw. ihre Stellung durch Kriegstaten und Gefolgschafts­ bildung noch gestärkt haben. Auch innerhalb dieser Gruppe der Stammes­ führer gab es offensichtlich noch eine bestimmte Rangordnung nach der Größe der Gefolgschaften (Tac. Germ. 13) . 'Reges' und 'principes' waren je­ denfalls aus der weiteren Gruppe angesehener Stammesmitglieder (der 'nobi­ les' bei Tacitus) herausgehoben, die sich ihrerseits schon durch ihre Herkunft aus bestimmten Familien von der Masse der Germanen unterschieden. Ob man schon von einem Adel (im Rechtssinn) sprechen kann, bleibt letztlich eine Definitionsfrage . Die herausgehobene Stellung einzelner sowohl in der Dorfgemeinschaft wie im größeren Verband aber wird auch archäologisch durch besonders große, abgesonderte und befestigte Höfe sowie durch die verbreiteten Körpergräber vom Lübsow-Typ mit reicher Waffenausstattung und römischer Importware zweifelsfrei belegt, während die darauf auge­ wandten Begriffe 'Herrenhöfe' und 'Fürstengräber' und die damit verbun­ dene gesellschaftliche Deutung selbst umstritten sind. Die Masse der Bevöl­ kerung bestand wohl aus Freien (mit unterschiedlichem Besitz), die auch die Krieger stellten. Lanzen (Framen), Keulen, Langschwert (spatha) und Schild waren die typischen germanischen Waffen. Unter den Freien standen nach Tacitus Freigelassene (liberti) und Unfreie (servi) . Die 'liberti' werden in der Forschung vielfach als unterworfene Stammesfremde und deren Nachfahren gedeutet. In diesem Fall könnte es sich um eine Bevölkerungsgruppe han­ deln, die nach Auflösung ihrer ursprünglichen Gemeinschaft im Siedlungsge­ biet des überlegenen Stammes als selbständig wirtschaftende Schicht geduldet wurde und einen gewissen Rechtsschutz besaß, gegenüber den vollberechtig­ ten Stammesmitgliedern jedoch eine untergeordnete Stellung einnahm. Son­ stige Ursprünge und Formen ihrer Abhängigkeit und Zurücksetzung im Stammesleben sind freilich nicht auszuschließen. Die Unfreien hatten nach Tacitus z. T. eine ähnliche Stellung wie die Kaufsklaven der mediterranen Welt. Andere Unfreie, die Tacitus mit den römischen 'coloni' vergleicht, wa­ ren an die Scholle gebunden und abgabenpflichtig. Wahrscheinlich handelte es sich überwiegend um Unfreie auf den Besitzungen der Oberschicht. Lebens- und Wirtschaftseinheit war die Familie, während der weitere Ver­ wandtenkreis ("Sippe") im Erbrecht und bei der Blutrache sowie auch in der Aufgebotsordnung eine gewisse Rolle spielte. Wahrscheinlich bildeten die Blutsverwandten aber keinen eigenständigen und geschlossenen Sippenver­ band in Form einer Untereinheit der Stammesgemeinschaft. Die Besiedlung war noch locker und unzusammenhängend. Schätzungen über die Bevölkerungszahl schwanken (nach Mildenherger waren es 1 -3 Mil­ lionen), es ist aber eine deutliche Zunahme im 2 ./3 . Jh. zu verzeichnen. Die germanischen Siedlungen hat man sich zumeist als Siedlungsinseln inmitten der noch ausgedehnten Wälder vorzustellen. Häufiger Wechsel der Siedlun-

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gen läßt auf verbreitete Siedlungs- und Wanderbewegungen schließen. Man wohnte wohl auch in Einzelhöfen, vor allem aber in kleineren Dörfern mit mehreren Gehöften. Städte waren unbekannt, doch gab es vor allem im Nor­ den und Osten Befestigungen (Burgen), die zwar nicht ausschließlich, aber doch häufig als Fluchtburgen dienten - darauf deutet die Fundarmut hin und vielfach im 2 . und 3 . Jh. aufgegeben wurden. Die einzelnen Wohnhäuser waren mit Lehm verstrichene Pfostenbauten, zumindest im Norden herrsch­ ten dreischiffige Langhäuser vor, die als kombinierte Wohnstallhäuser ge­ nutzt wurden. Die berühmte Körpergröße der Germanen ist auch an dem niedrigen Wuchs der Römer gemessen; Skelettuntersuchungen ergeben eine Durch­ schnittsgröße von 172 cm bei den Männern und 160 cm bei den Frauen. Eine ganze Reihe von Moorleichen läßt Aussehen und Kleidung erkennen, zeigt aber recht unterschiedliche anthropologische Typen, die die These einer ein­ heitlichen Rasse widerlegen. Ernährungsgrundlage bildeten entgegen den Nachrichten der Schriftquel­ len Landwirtschaft und Viehzucht. Die Äcker waren abgegrenzt und unter­ schiedlich groß, eine Tatsache, die auf Privateigentum schließen läßt. Klei­ dung und Gerät wurden im Hauswerk hergestellt, doch gab es auch schon ein spezialisiertes Handwerk. Nachgewiesen sind auch viele Hüttenplätze für Eisenerzeugung (in Rennfeueröfen) und Holzkohleöfen. Mit Kelten und Rö­ mern trieb man regen Handel; die Beziehungen zwischen Römern und Ger­ manen waren also keineswegs nur kriegerischer Art, wie die Schriftquellen nahelegen könnten. Vor allem die Grenzstämme gerieten unter provinzial­ römischen Einfluß; hier gab es sogar Ansätze zur Münzwirtschaft. Römische Handelsware war aber auch an der Nordseeküste weit verbreitet. Der Verkehr lief vor allem an der Küste entlang und über die Flüsse, doch gab es auch Boh­ lenwege für den Landverkehr (erhalten in Moorgegenden) . Die Religion der Germanen ist nur in Ansätzen bekannt. Die Götterwelt schien den Römern so weit mit den eigenen Göttern vergleichbar, daß sie sie ohne Erläuterung mit römischen Namen belegen konnten. Man kannte - ent­ gegen den schriftlichen Nachrichten - pfahlähnliche Götterbilder. Aus anti­ ken Berichten kennen wir mehrere große Heiligtümer in Hainen, die aller­ dings nicht aufgefunden sind; ergraben sind jedoch zahlreiche Opferplätze, an denen wertvolle Gegenstände (Schiffe, Waffen) sowie vor allem Tiere, zum Teil aber auch Menschen geopfert wurden. Die Bestattung mit Beigaben deu­ tet auf einen Glauben an ein Weiterleben nach dem Tod . Vor allem im Norden und Osten gab es Körpergräber, häufiger aber waren Brandgräber, besonders Urnengräber (etwa bei den Elbgermanen) . Die Toten wurden in tiefen Gruben, meist auf Gräberfeldern, beigesetzt. Die archäologische Fundauswertung ist bei weitem noch nicht abgeschlos­ sen; mit zunehmender Häufung der Funde sind weitere und genauere Auf-

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schlüsse zu erwarten, die nicht zuletzt auch eine stärkere räumliche Differen­ zierung gestatten. Daß es nicht eine einzige, einheitliche germanische Kultur gab, ist bei aller Gemeinsamkeit gegenüber den anderen Kulturen schon jetzt deutlich. 6. Zu Auswahl, Edition, Übersetzung und Kommentierung

der Quellenberichte

Anordnung, Übersetzung und Kommentierung des hier vorgelegten Mate­ rials folgen im allgemeinen den für die Reihe vorgesehenen Prinzipien, doch bedingen der spezifische Charakter eines Sammelbandes und das besondere Problem der Quellen zur Germanengeschichte eine Reihe von Abweichun­ gen. Es erscheint daher notwendig, die augewandten Kriterien vorab kurz zu erläutern. a) Zur Auswahl und Anordnung Der hier vorgelegte erste Quellenband enthält die Nachrichten der erzäh­ lenden (griechischen und lateinischen) Quellen über die Germanen vom Ein­ fall der Kimbern und Teutonen bis zum Ende der Severer bzw. zum Beginn der Soldatenkaiser (238), wobei die Problematik des Germanenbegriffs ( o. S . 4 ff.) jeweils die Entscheidung abverlangt, ob es sich bei den 'Germani' an­ tiker Quellen wirklich um Germanen handelt; andererseits waren Berichte über Ereignisse aufzunehmen, an denen Germanen nachweislich beteiligt waren, ohne daß antike Quellen das ausdrücklich belegen. Im Vordergrund stehen die Auseinandersetzungen zwischen Germanen und Römern und die Verhältnisse im freien Germanien, doch sollten zumindest ansatzweise auch Belege über Germanen in römischen Diensten (Heer und Leibwache), soweit sie in erzählenden Quellen und nicht in Inschriften erwähnt sind, sowie über das Germanenbild der Römer Berücksichtigung finden. Vor allem Letzteres ist nur exemplarisch möglich, zumal sich die antiken Germanenvorstellungen in die allgemeine Barbarentypologie eingliedern, auf die hier nicht näher ein­ zugehen ist18 . Vorangestellt sind in einem ersten Kapitel die ethnographischen und geo­ graphischen Aussagen über die Germanen und ihren Wohnraum (in zeitlicher Folge der Abfassungszeit), soweit es sich um zusammenhängende Textstellen handelt. Selbstverständlich finden sich auch in den anderen Berichten noch viele, allerdings verstreute Nachrichten zu diesem Gegenstand. Das gesamte 18 Zu den Germanen vgl. etwa die Werke Walsers über Caesar und Tacitus (u. im Quellenverzeichnis); jetzt vor allem A. A. Lund, Zum Germanenbild der Römer. Eine Einführung in die antike Ethnographie, Heidelberg 1990 .

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restliche Material ist, nach einzelnen Epochen und Episoden gegliedert, in weiteren sechs Kapiteln zusammengestellt (vgl. o. S. 16 ff.), die ihrerseits in einzelne Abschnitte unterteilt und jeweils kurz eingeleitet sind. Ein Anhangs­ kapitel behandelt die Bastarner. Die Chronologie der Ereignisse ist erstes Ordnungsprinzip, doch werden jeweils die zusammenhängenden Quellen­ berichte zu einzelnen Episoden zusammengefaßt (die oft mit den Unterab­ schnitten übereinstimmen), um die Berichte nicht zu sehr auseinanderzurei­ ßen und die Geschlossenheit der Texte zu wahren. Zeitlich übergreifende Nachrichten sind daher manchmal vorangestellt. Innerhalb der einzelnen Episoden werden die Quellen dann nach ihrem Quellenwert, d. h. in der Re­ gel in der Reihenfolge ihrer Abfassungszeit abgedruckt. Gelegentlich schien es freilich sinnvoll, einen jüngeren, doch ausführlicheren und besseren Text voranzustellen. Das wurde dann jeweils kurz begründet. Eine Durchzählung der Stücke wie in anderen Sammelbänden dieser Reihe war wegen der unter­ schiedlichen Länge und Natur der Berichte nicht empfehlenswert. Autor und Textstelle werden jeweils dem Quellentext vorangestellt. Angestrebt wurde die Aufnahme möglichst aller Nachrichten erzählender Quellen, soweit sie Informationen über die Germanen liefern. Um den Band aber nicht zu sehr anschwellen zu lassen, wird auf kurze, ergänzende Text­ stellen und auf jüngere Berichte, die gegenüber erhaltenen Vorlagen oder verläßlichen Quellen keine nennenswerten Mehrinformationen bringen, oft lediglich in den Anmerkungen verwiesen, es sei denn, die Nachricht schien für das zeitgenössische römische Germanenbild aussagekräftig zu sein. b) Zu Edition und kritischem Apparat Quellenkritische Studien waren angesichts der Masse verschiedener Quel­ len in dieser Sammlung nicht zu leisten. Der Urtext folgt daher jeweils der neuesten oder besten kritischen Edition, die im Quellenverzeichnis genannt ist und von der nur in begründeten Ausnahmefällen abgewichen wird. An­ sonsten hat die getreue Textwiedergabe zur Folge, daß Groß- und Klein­ schreibung sowie in den lateinischen Texten die Verwendung von u und v in diesem Band nicht einheitlich gehandhabt werden. Daß die Zeichensetzung stets modern und daher durchweg anfechtbar ist, sei noch einmal betont. Fol­ gen die Texte im wesentlichen also jeweils einer, möglichst der maßgeblichen Edition, so wurden bei einer Reihe von Autoren doch andere, vor allem neuere Editionen zum Vergleich herangezogen (vgl. Autorenverzeichnis) . Die Überlieferung antiker Texte ist fast durchweg problematisch, d a die er­ haltenen Abschriften erst aus späterer, in der Regel mittelalterlicher Zeit stammen. Gewinnen die unterschiedlichen Lesarten damit auch an Bedeu­ tung, so kann es doch nicht Ziel der vorliegenden Ausgabe sein, den Anfor-

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derungen einer kritischen Edition zu entsprechen oder gar eine solche zu ersetzen. Der kritische Apparat (Buchstabenindex) muß sich vielmehr auf wenige, wichtige oder exemplarische Angaben beschränken; er schließt insbe­ sondere alle orthographischen Unterschiede und, von bedeutenden Ausnah­ men abgesehen, Konjekturen (Kj . ) aus und beschränkt sich im wesentlichen auf Abweichungen von der benutzten Edition (Ed./Edd.), wichtige, vor al­ lem sinnverändernde Varianten (Var./Varr.) und gelegentliche Angabe der handschriftlichen Überlieferung (Hss . ) dort, wo die kritische Edition konji­ ziert. Die gerraue handschriftliche Überlieferung konnte mit Siglen wegen der Breite des Materials nur in wenigen Ausnahmefällen, in denen es unumgäng­ lich schien, angegeben werden, so daß der Wissenschaftler stets auf die be­ nutzte kritische Edition zurückverwiesen sei. Die verwendeten Zeichen im Urtext entsprechen den heute üblichen Ge­ pflogenheiten und sind - entgegen älteren oder ausländischen Editionen - um der Benutzbarkeit des Bandes willen vereinheitlicht worden, ohne daß das je­ weils angegeben ist: - Spitze Klammern ( ) deuten an, daß der Editor der benutzten Ausgabe den eingeklammerten Text gegenüber den Handschriften hinzugefügt hat (als Konjektur) . - Eckige Klammern [ ] umrahmen handschriftlich überlieferte Passagen, die der Editor tilgen möchte, weil er sie nicht für ursprünglich hält. Die in einer Reihe von Textausgaben verwendeten runden Klammern sind hier entsprechend ihrer Bedeutung und Handhabung in der Übersetzung durch Parenthesen, sonstige Zeichen (wie Sternchen oder Kreuze), die auf Korruptelen hinweisen wollen, durch Anmerkungen im Buchstabenindex er­ setzt worden. Auslassungen im Text durch die Bearbeiter dieses Bandes sind durch drei Punkte [ . . . ] gekennzeichnet. c) Zur Übersetzung Die Texte wurden grundsätzlich neu übersetzt; zum Vergleich wurden vor­ handene Übersetzungen und Kommentare herangezogen, ohne daß das je­ weils angegeben werden konnte. Wichtige wissenschaftliche Kommentare sind in den Literaturangaben des Quellenverzeichnisses genannt. Daß jede Übersetzung problematisch ist, weil sie schon interpretiert, den Nuancenreichtum des Urtextes einschränkt und mit der neuen Sprache ande­ rerseits lmplikationen zuläßt, die im Urtext nicht vorhanden sind, ist be­ kannt. Da der Urtext in dieser Ausgabe bequem vergleichbar bleibt, kann dem Leser im übrigen das letzte Urteil überlassen werden: Die Übersetzung kann also nicht mehr sein als eine 'erste Hilfe'. Von der Besonderheit einer zweisprachigen Ausgabe haben sich die Bearbeiter auch in ihren Überset-

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zungskriterien leiten lassen und sich bemüht, in der Übertragung so eng am Urtext zu bleiben, wie es die deutsche Syntax erlaubt, damit jederzeit ein bequemer Vergleich mit dem Urtext möglich bleibt. Das war freilich nicht an allen Stellen möglich; besonders die langen griechischen Satzperioden ver­ langten gelegentlich eine etwas freiere Übertragung. Zum Verständnis des Textes schien es mitunter notwendig, Adverbien oder erklärende Attribute einzufügen, die im Urtext dem Sinn nach impliziert, aber nicht ausdrücklich genannt sind. Solche Ergänzungen sind, soweit sie nicht völlig selbstverständ­ lich sind, in runde Klammern ( ). gesetzt. Im übrigen sollte der Inhalt und we­ niger der Stil korrekt übertragen werden. Eine Nachahmung etwa des tacitei­ schen Stils im Deutschen oder eine versgemäße Übersetzung von Gedichten war nicht beabsichtigt. Im Bewußtsein der Tatsache, daß jede Übersetzung bereits interpretiert, war es doch ein Anliegen der Bearbeiter, den Text so neutral wie möglich wie­ derzugeben, um dem Leser genügend Deutungsmöglichkeiten zu lassen . Deshalb wurden vielfach die allgemeineren den spezielleren Begriffen vorge­ zogen. Einige wichtige Übersetzungsvarianten sind in den Anmerkungen angegeben. Die von griechisch-römischen Vorstellungen geprägte Begrifflich­ keit der Quellen (vgl. o. S . 11 f.) wurde nach Möglichkeit beibehalten und nur dort in eine germanische Denkweise übertragen, wo der Sachverhalt nach dem heutigen Forschungsstand keine Zweifel zuläßt, ansonsten aber lieber in den Anmerkungen erläutert. Gelegentlich empfahl es sich auch, einen grie­ chischen oder lateinischen Begriff im Deutschen stehenzulassen und zu erläu­ tern. Besonders in bezug auf Begriffe des staatlich-gesellschaftlichen Bereichs bleibt die Zeitgebundenheit der Termini zu beachten; wenn 'princeps' mit 'Fürst', 'res publica' mit 'Staat', 'populus' mit 'Volk' oder 'gens' mit 'Stamm' übersetzt ist (und es gibt zahlreiche weitere Beispiele), dann ist das jeweils vor dem historischen Hintergrund zu interpretieren. Namen von Flüssen und Orten dagegen, deren Identifizierung eindeutig ist, sind oft ins Deutsche übersetzt, ohne daß damit zum Ausdruck kommen sollte, daß etwa die 'Colonia Claudia Ara Agrippinensis' tatsächlich schon 'Köln' war. Da die Übersetzungen über einen Zeitraum von mehreren Jahren hinweg entstanden sind und durch andere Arbeiten immer wieder unterbrochen wur­ den, da für griechische und lateinische Texte außerdem verschiedene Bearbei­ ter verantwortlich zeichnen, mag trotz gewissenhafter Endredaktion noch eine Reihe von Uneinheitlichkeiten übersehen worden sein. Manch notwen­ diger Kompromiß schränkt hoffentlich die Benutzbarkeit und Eindeutigkeit der Ausgabe nicht zu sehr ein.

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d) Zum Kommentar Die kommentierenden Anmerkungen (Zahlenindex) sollen sich nach den Gepflogenheiten der Reihe auf das zum Verständnis der Texte Notwendige beschränken und erheben nicht den Anspruch eines ausführlichen wissen­ schaftlichen Kommentars . Die besondere Anlage der Germanenbände ver­ langte aber auch hier eine Reihe von Erläuterungen, die den Kommentar auf ein freundlicherweise zugestandenes, den üblichen Umfang weit überschrei­ tendes Ausmaß anwachsen ließen. Anders als in Ganzschriften konnten Ab­ hängigkeiten und Zitate in der Regel nicht berücksichtigt, zumindest nicht im einzelnen angegeben werden. Personen werden nicht im Kommentar, son­ dern im Register identifiziert, sofern zum Verständnis des Textes nicht spe­ zielle, biographische Hinweise nötig sind. Statt dessen verfolgt der Kommen­ tar hier verschiedene Ziele: - Einmal mußten die ausgewählten Textstellen, zumal wenn es sich um kür­ zere Passagen handelte, in ihren Kontext eingeordnet werden. In manchen Fällen schien ein Hinweis auf die Glaubwürdigkeit der Nachrichten ange­ bracht. - Ausführlichere Anmerkungen führen sodann anstelle einleitender Bemer­ kungen in die Überlieferungs- und Sachprobleme der einzelnen Episoden ein. - Ferner enthält der Kommentar zahlreiche Sacherläuterungen zu Begriffen, deren Sinn durch die Übersetzung allein noch nicht genügend erhellt wird. Das gilt insbesondere für Inhalte der griechisch-römischen Vorstellungswelt, aus der heraus die Quellen verfaßt sind und ohne deren Kenntnis der Bezug zur Germanengeschichte unklar bleiben würde. Auch Anspielungen auf frü­ here Ereignisse und Zustände müssen im Kommentar sachlich und chronolo­ gisch entschlüsselt werden. - Schließlich enthält der Kommentar zahlreiche Verweise auf an anderer Stelle abgedruckte Textstellen. Kürzere, vor allem spätere Nachrichten werden in den Anmerkungen mit Übersetzung wiedergegeben, wenn sie die abgedruck­ ten Texte ergänzen; andernfalls genügt ein Hinweis auf zusätzliche Quellen­ stellen. Die verwendeten Siglen sind im Abkürzungsverzeichnis aufgelöst. - Eine Kommentierung oder Interpretation der Texte selbst war nicht beab­ sichtigt (vgl. o. S. 13), allenfalls wurde in wichtigen Fällen auf Forschungs­ oder Interpretationsprobleme verwiesen . Die hier abgekürzten Literaturtitel sind im Literaturverzeichnis (u. S. 49ff.) bzw. in den Literaturangaben des Autorenverzeichnisses (u. S. 31 ff.) genannt. Verweise auf Band II dieser Aus­ gabe sind durch II gekennzeichnet. Es versteht sich von selbst, daß die kurzgefaßten Kommentare den Sach­ verhalt nicht endgültig erklären können, sondern nur als eine zwangsläufig vereinfachende und auf bestimmte Aspekte beschränkte Verständnishilfe ge­ dacht sind.

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Einleitung

Die Verantwortung für Auswahl, Text und Übersetzung liegt hinsichtlich der griechischen Quellen bei Karl-Wilhelm Welwei, hinsichtlich der lateini­ schen Quellen bei Hans-Werner Goetz. Das gilt in der Regel auch für die Kommentare, doch machte die schließliehe Reihenfolge der Texte hier man­ che Umstellung und einen gemeinsamen Vergleich notwendig. Dem Heraus­ geber der Reihe verdanken die Bearbeiter eine Reihe von Verbesserungsvor­ schlägen, der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft ein vielfaches Entgegen­ kommen. In mehrfacher Hinsicht stellt das Ergebnis einen Kompromiß zwischen beabsichtigter Ausführlichkeit und gebotener Kürze, aber auch zwischen erstrebter Sorgfalt und - trotz manchmal nicht mehr angemesse­ nem Zeitaufwand - Zeitmangel dar. Die Bearbeiter hoffen, daß der vorge­ legte Quellenband dennoch seinen Zweck erfüllen wird. Sie wissen, daß man­ ches trotz der aufgewandten Mühe noch verbesserungsfähig ist, und sind auch im Hinblick auf den Folgeband für jede konstruktive Kritik dankbar. Das Manuskript wurde dem Verlag 1985 eingereicht. Wegen einer Kette widriger Umstände hat sich die Drucklegung unverhältnismäßig lange ver­ zögert. Einleitung, Quellen- und Literaturverzeichnis wurden aktualisiert. Auf eine Überarbeitung von Edition, Übersetzung und Kommentaren mußte jedoch weitgehend verzichtet werden. Inzwischen erschienene Editionen sind im Quellenverzeichnis genannt, konnten dieser Ausgabe schon aus Li­ zenzgründen jedoch nicht zugrundegelegt werden. Eine Einarbeitung ihrer abweichenden Lesarten hätte den bestehenden kritischen Apparat gesprengt, so daß auch darauf weitgehend verzichtet wurde, zumal die Unterschiede sich in Grenzen halten. Die Korrekturen der lateinischen Texte hat Susanne Staats, die Korrekturen der griechischen Texte haben Oliver Iggesen und Mischa Meier mitgelesen.

AUTOREN, EDITIONEN UND KOMMENTIERENDE LITERATUR 1.

Griechische Autoren

AGATHIAS, geb . um 532 in Myrina (Kleinasien), als Anwalt in Konstantinopel tätig, Dichter und Philosoph; seine 5 B. Historien behandeln die Jahre 552-558, enthalten aber auch ältere Nachrichten (hier aus Asinius Quadratus über die Alamannen im frü­ hen 3 . Jh.). Ed. : R. Keydell, Agathiae Myrinaei Historiarum libri quinque, Berlin 1967. Lit. : A. Cameron, Agathias, Oxford 1970 . APPIANOS, geb . wohl vor 100 n. Chr. in Alexandreia, kaiserlicher procurator in der Zeit des Mare Aurel und des L. Verus, schrieb im Alter eine 'Römische Geschichte' (etwa bis 165 abgeschlossen) in 24 B. nach geographischen Gesichtspunkten, d. h. auf­ geteilt nach Kriegsschauplätzen. Allerdings wird diese Gliederung in den vollständig überlieferten 5 B. 'Bürgerkriege' nicht beibehalten. Von den hier außerdem ausgewer­ teten Darstellungen sind die 'Illyrischen Kriege' ebenfalls erhalten, während die 'Kel­ tenkriege' in konstantinischen Exzerpten (s. u. Cassius Dio Cocceianus) sowie in einer Epitome vorliegen. Der Aussagewert seiner Nachrichten richtet sich nach den (im ein­ zelnen oft schwer bestimmbaren) Quellen und ist insofern unterschiedlich. Edd. : P. Viereck-A. G. Roos-E. Gabba, Appiani Historia Romana, Vol. I, Leipzig 1962 . - L. Mendelssohn-P. Viereck, Vol. II, Leipzig 1905 (ND Leipzig 1986) . E. Gabba, Appiani Bellorum Civilium liber V, Florenz 1970 . Lit. : Ed. Schwartz, RE II (1895) 216-237 s. v. Appianus (= Schwartz, Griechische Ge­ schichtsschreiber, Leipzig 21959, 361 ff.). - E. Gabba, Appiano e la storia delle guerre civili, Florenz 1956. - I. Hahn, Appian und seine Quellen, in: G. Wirth (Hrsg.) , Ro­ manitas-Christianitas . Untersuchungen zur Geschichte und Literatur der römischen Kaiserzeit, FS J. Straub, Berlin-New York 1982, 251-276 . ARRIANOS (F LAVIUS ARRIANus) aus Nikomedeia, consul suffectus 130 n. Chr. , Verfas­ ser einer Reihe von Werken, bedeutend vor allem seine 'Alexandergeschichte'. Ed. : A. G. Roos, Flavii Arriani quae exstant omnia, Vol. I, Alexandri Anabasis, ver­ bess . ND von G. Wirth, Leipzig 1967. Lit. : A. B. Bosworth, A Historical Commentary on Arrian's History of Alexander, Vol. I, Oxford 1980. - P. A. Stadter, Arrian of Nicomedia, Chapel Hill/NC 1980 . ­ H. Tonnet, Recherehes sur Arrien. Sa personalite et ses ecrits atticistes, 1-11, Amster­ dam 1988 . CAssrus D 1 0 C ocCEIANUS aus Nikaia (Bithynien), wahrscheinlich consul suffectus unter Septimius Severus, cons . II 229. Sein Hauptwerk, eine 'Römische Geschichte' in SO B. von den Anfängen bis 229 n. Chr. (nach annalistischem Prinzip, aber auch nach

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Autoren, Editionen und kommentierende Literatur

sachlichen Gesichtspunkten geordnet) ist von relativ hohem Quellenwert (vor allem für die selbsterlebte Zeit), allerdings auch stark von der senatorischen Opposition ge­ gen bestimmte Kaiser geprägt und in den Details nicht immer exakt. Erhalten sind die B. 36-60 (am Anfang und Ende verstümmelt, mit Lücken in den B. 55-60) sowie der Abschnitt B. 78 ,2,2-79,8,3 . Die Überlieferung beruht im wesentlichen auf zwei ver­ wandten alten Hss. (11. Jh.), dem cod. Laurentianus 70 n. 8 (L) und dem cod. Marcia­ nus n. 395 (M). Fehlende Teile dieser Hss. können z. T. aus jüngeren codices ergänzt werden, von denen der cod. Vaticanus Graecus n. 144 (V), der Parisinus n. 1689 (P) und der Laurentianus 70 n. 10 (Laur. ) die wichtigsten sind. Allerdings lassen sich die Lücken in M in den B. 55-60 nicht durch spätere Hss . füllen. Die älteste Hs. , cod. Va­ ticanus Graecus n. 1288 (6 . Jh. ?), enthält B. 78,2,2-79 , 8 , 3 . Einen gewissen Ersatz für verlorene Teile bieten spätere Auszüge des byzantinischen Mönches Xiphilinos ( 1 1 . Jh.) und des Zonaras (12. Jh. ). Hinzu kommen zahlreiche Fragmente in byzantini­ schen Sammlungen. Wichtig sind vor allem die im codex Feireseianus (10. Jh.) vorlie­ genden Exzerpte De Virtutibus et Vitiis, die entweder nach der Hs. als Excerpta Peires­ ciana oder nach der Erstausgabe durch Henri de Valois (1634) als Excerpta Valesiana (Exc. Val. oder V.) bezeichnet werden, sowie die in einem vatikanischen Palimpsest enthaltenen Exzerpte De Sententiis und die in 11 Hss. überlieferten Exzerpte De Lega­ tionibus, die nach der Ausgabe von Fulvio Orsini (1582) Excerpta Ursiniana genannt werden und sich in Berichte über Gesandtschaften fremder Völker an die Römer (Exc. UG) und Berichte über Gesandtschaften der Römer an andere Völker (Exc. UR) glie­ dern. Diese drei Sammlungen bildeten einen Teil einer auf Anordnung des Kaisers Konstantinos VII . Porphyrogennetos (912-959) zusammengestellten umfangreichen (aber größtenteils verlorenen) historischen Enzyklopädie (sog. Excerpta Constanti­ niana; Ausgabe: Boissevain, de Boor und Büttner-Wobst, Berlin 1903-1906 ). Als Quelle wurde Cassius Dio u. a. auch von Petrus Patricius benutzt, einem Staatsbeamten in der Zeit Justinians. Die erhaltenen Fragmente seiner 'Historien' (einer Geschichte der römischen Herrscher von Caesar bis mindestens Julian) finden sich fast ausschließlich in den genannten konstantinischen Exzerpten. Weitere Bruchstücke aus Dio sind in verschiedenen byzantinischen Lexika, u. a. in der sog. Suda (10. Jh. ), erhalten. Ed. : U. Ph. Boissevain, Cassii Dionis Cocceiani Historiarum Romanorum quae su­ persunt, Bde. 1-3 : Text; H. Smilda-U. Ph. Boissevain, Bd. 4: Index historicus; W. Na­ wijn, Bd. 5: Index Graecitatis, Berlin 1895-1931 (ND Bde. 1-4, Berlin 1955). - Xiphi­ linos ist von Boissevain im Anhang zu seiner Dio-Ausgabe (Bd. 3) ediert. Die Parallel­ stellen bei Zonaras sind nach der Edition von L. Dindorf zitiert, hier: Bd. 2, B. 6-10, und B . 3, B. 11-15, Leipzig 1869 und 1870 . Lit . : E d . Schwartz, R E III (1899) 1684-1722 s. v. Cassius Dio Cocceianus ( Schwartz, Griechische Geschichtsschreiber, Leipzig 21959, 394 ff. ) . - F. Miliar, A Study of Cas­ sius Dio, Oxford 1966. - B. Manuwald, Cassius Dio und Augustus, Wiesbaden 1979. - C. Letta, La composizione dell'opera di Cassio Dione. Cronologia e sfondo storico­ politico, in: Ricerche di storiografia antica, I: Ricerche di storiografia greca di ed romana, Pisa 1979, 117-189. - G. Wirth, Einleitung in: Cassius Dio, Römische Ge­ schichte, übers . von 0. Veh, I, Zürich-München 1985, 5-60 . =

aus Agyrion (Sizilien), schrieb in der Zeit Caesars und des 2 . Triumvirats eine Weltgeschichte (sog. 'Bibliothek') von den Anfängen bis 54 v. Chr. (etwa um

DroDOROS

Griechische Autoren

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30 v. Chr. erschienen) in 40 B . , von denen 1-5 und 11-20 erhalten sind (die übrigen in Exzerpten) . Er hat im wesentlichen die ihm vorliegenden Quellen exzerpiert, von deren Wert dementsprechend seine eigene Darstellung bestimmt wird. Ed. : F. Vogel, Diodori Bibliotheca historica, Vol. II, Leipzig 1890 . Lit. : Ed. Schwartz, RE V (1903) 663-704 s. v. Diodoros (= Schwanz, Griechische Ge­ schichtsschreiber, Leipzig 21959, 35ff.). - J. Palm, Über Sprache und Stil des Diodoros von Sizilien. Ein Beitrag zur Beleuchtung der hellenistischen Prosa, Lund 1955. - K. S. Sacks , Diodorus Siculus and the First Century, Princeton, N. J . , 1990 . DIONYSIOS von Halikarnassos, Rhetor und Geschichtsschreiber, in Rom von 30-8 v. Chr. , verfaßte neben anderen Werken eine 'Poo[WLxij agxmof.oy(a ('Alte römische Geschichte') von der Frühzeit bis 264 v. Chr. in 20 B . , von denen B. 1-10 ganz und B. ll lückenhaft erhalten sind, während aus den übrigen Büchern Auszüge in den sog. konstantinischen Exzerpten und in einer Mailänder Epitome vorliegen. Ed. : C. Jacoby, Dionysii Halicarnasei Antiquitatum Romanorum quae supersunt, Vol. N, Leipzig 1905 (ND Stuttgart 1967) . Lit. : Ed. Schwartz, RE V (1903) 934-961 s. v. Dionysios von Halikarnassos (= Schwartz, Griechische Geschichtsschreiber, Leipzig 21959, 319ff. ). DIONYSIOS PERIEGETES aus Alexandreia verfaßte i n der Zeit Hadrians u. a. eine 'Erd­ beschreibung' in Hexametern, die große Verbreitung fand und von Eustathios kom­ mentiert wurde (lat. Bearbeitung in freier Übertragung von Rufius Festus Avienus und Priscianus) . Ed. : C. Müller, Geographi Graeci minores, I I , Paris 1861 (ND Bildesheim 1955), p. 103 ff. HERODIAN, wahrscheinlich aus Westkleinasien, geb . um 180 oder einige Jahre später, vermutlich Freigelassener oder Sohn eines Freigelassenen, in untergeordneter Stellung am römischen Kaiserhof tätig, behandelt in seinem Geschichtswerk Mna Magxov ßacnAElm:; lcrwg(a (wohl um 250 veröffentlicht) die Zeit von 180-238 n. Chr. Die Dar­ stellung ist stark rhetorisch und in vielen Punkten ungenau, gleichwohl als Quelle von Bedeutung, da andere zeitgenössische Werke verloren sind. Das Quellenproblem ist umstritten und nicht befriedigend zu lösen. Edd . : F. Cassola, Erodiano. Storia dell'impero romano dopo Marco Aurelio, Florenz 1967, auf der Grundlage der Edition von L. Mendelssohn, Leipzig 1883; außerdem wurden herangezogen die Ausgaben von C. Stavenhagen, Leipzig-Berlin 1922 (ND Stuttgart 1967) und C. R. Whittaker, 2 Bde . , London-Cambridge/Mass. 1969-1970 (Loeb) . Lit. : W. Widmer, Kaisertum, Rom und Welt in Herodians META MAPKON BA2:1AEIA2: IL:TOPIA, Zürich 1967. - G. Alföldy, Herodians Person, AncSoc 2 (1971 ) 204-233 . - Ders . , Zeitgeschichte und Krisenempfindung bei Herodian, Hermes 99 (1971 ) 429-449. - F. Kolb, Literarische Beziehungen zwischen Cassius Dio, Herodian und der Historia Augusta, Antiquitas N, 9, Bonn 1972 . - Herodien, Histoire des em­ pereurs romains. De Mare Aurele a Gordien III (180 ap . J.-C. - 238 ap . J.-C.), trad. et comm. par D. Roques, Paris 1990.

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Autoren, Editionen und kommentierende Literatur

IosEPHOS (FLAVIUS IosEPHUS), geb . 37/38 n. Chr. , aus vornehmer jüdischer Rabbiner­ familie, beteiligte sich am jüdischen Aufstand gegen Rom und lebte nach dem Ende der Kämpfe als Günstling der Flavier in Rom. Er schrieb zunächst den 'Jüdischen Krieg' (7 B. ), später die 'Jüdischen Altertümer' (20 B. ), benutzte jüdische, griechische (Niko­ laos von Damaskus) und römische Quellen. Die älteste lat. Version des Hegesippus (verballhornt aus Iosepus oder Iosippus), eine freie Übersetzung des 'Jüdischen Krie­ ges' in 5 B . , entstand um 370. Eine weitere lat. Übersetzung dieses Werkes wird dem Rufinus von Aquileia (gest. 410) zugeschrieben. Die 'Jüdischen Altertümer' wurden auf Veranlassung des Cassiodor ins Lat. übersetzt. Edd . : B. Niese, Flavii Josephi opera, I-VII, Berlin 1885-1895 (ND Berlin 1955), hierin Bell. lud. als Bd. VI; außerdem wurden benutzt Nieses editio minor, I-VI, Berlin 1888-1895 , die Ausgabe von S. A. Naher, I-VI, Leipzig 1888-1896, die Loeb-Ausgabe von H. St. J. Thackeray-R. Marcus-H. J. Feldman, Cambridge/Mass.-London 1926-1965, und für das Bell. lud. die zweispr. Ausgaben von 0. Michel-0. Bauern­ feind, 3 Bde. Darmstadt 1962-1969, und von A. Pelletier, Guerre des Juifs, I-III, Paris 1975-1982 . Lit . : H. Schreckenberg, Bibliographie zu Flavius Josephus, Leiden 1968, Supplement­ band - Gesamtregister, Leiden 1979. - Ders . , Die Flavius-Josephus-Tradition in Antike und Mittelalter, Leiden 1972 . - H. Lindner, Die Geschiehtsauffassung des Fla­ vius Josephus im Bellum Iudaicum, gleichzeitig ein Beitrag zur Quellenfrage, Leiden 1972 . - A. Schalit (Hrsg.), Zur Josephus-Forschung, Darmstadt 1979 . - Tessa Rajak, Josephus . The Historian and his Society, London 1983 . - L. G. Feldman, Flavius Josephus Revisited: the Man, his Writings and his Significance, in: ANRW II 21, 2 (1984) 763-862 . LUKIANOS aus Samosata (Kommagene), geb . um 120 n. Chr. , gest. nach 180, von ein­ facher Herkunft, zunächst Wanderredner, seit 157 überwiegend in Athen; Verfasser zahlreicher satirischer Schriften in Prosa, religionsgeschichtlich bedeutsam u. a. sein Traktat gegen den 'Lügenpropheten' Alexander von Abonoteichos ('Alexandros oder Pseudomantis'). Ed. : M. D . MacLeod, Luciani opera, II, libelli 26-43 , Oxford 1974 . Lit. : J . Bompaire, Lucien ecrivain. Imitation e t creation. Bibliotheque des E coles franc;. d'Athenes et Rome 190, Paris 1958. - J. Schwartz, Biographie de Lucien de Samosate, Brüssel 1965 . - Chr. Robinson, Lucian and his Influence in Europe, Lon­ don 1979. PLUTARCHOS von Chaironeia, geb . kurz nach 45 n. Chr. , gest. nach 120, vielseitiger Autor philosophischer und literarhistorischer Schriften und Biograph, der in seinen 'Paralleldarstellungen' bedeutender Griechen und Römer (erhalten 22 'Paare' und 4 Einzelviten) Paradeigmata der Lebensführung (als Vorbilder, in einigen Fällen als ab­ schreckende Beispiele) bieten will und ein überaus umfangreiches Material aus älteren Werken verarbeitet. Hauptquelle für den hier vorgelegten Abschnitt aus der Marius­ biographie ist Poseidonios , doch sind auch römische Autoren (Sulla, Catulus) direkt oder indirekt verwertet. In den Berichten über die Kämpfe Caesars gegen Germanen folgt er in Einzelheiten der Version Caesars, benutzt aber ebenfalls weitere Quellen. Ed. (in Klammern die hier ausgewerteten Biographien) : K. Ziegler, Plutarchi Vitae

Griechische Autoren

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parallelae, I 2, Leipzig 31964 (Crassus); II 1, Leipzig 21964 (Cato minor, Aemilius Paul­ lus, Sertorius); II 2, Leipzig 21968 (Caesar); III 1, Leipzig 21971 (Marius). Lit. : K. Ziegler, RE XXI, 1 (1951 ) , 636-962 s. v. Plutarchos von Chaironeia (Son­ derdruck Stuttgart 21964 ). - C. P. Jones, Plutarch and Rome, Oxford 1971 . - D. A. Russell, Plutarch, London 1973 . - A. Wardman, Plutarch's Lives, London 1974. - B . Scardigli, Die Römerbiographien Plutarchs, München 1979. - C . B . R. Pelling, Plu­ tarch's Adaptation of his Source-Material, JHS 100 (1980) 127-14 0 . von Megalopolis , etwa 200-120 v. Chr. (nach M. Dubuisson, REG 93 , 1 9 8 0 , ca. 208-132/31 v. Chr.) , 169/68 Hipparchos (zweithöchster Beamter) des Achai­ ischen Bundes, nach dem 3 . Makedonischen Krieg nach Rom deportiert (bis 150), wo er mit führenden Senatoren verkehrte; stellt in 40 B . unter universalhistorischem Aspekt den Aufstieg Roms zur Weltherrschaft dar (von 220-168 , mit einer Einleitung über die Zeit nach ca. 270/64 und abschließendem Bericht über die Ereignisse bis Ende des 3 . Punischen Krieges); erhalten B. 1-5 , die späteren B. in Fragmenten. Ed. : Th. Büttner-Wobst, Polybii Historiae, Vol. N, Leipzig 1904 (ND Stuttgart 1963 ) . Lit. : K. Ziegler, R E XXI, 2 ( 1952) 1440-1578 s. v. Polybios . - F. W. Walbank, A His­ torical Commentary on Polybius, I-III, Oxford 1957-1979. - Ders . , Polybius, Berkeley-Los Angeles-London 1972 . - N. Holzberg, Bibliographie 1970-1980, in: K. Stiewe-N. Holzberg (Hrsg.), Polybios, Darmstadt 1982, 439-44 8 . - K. Meister, Die griechische Geschichtsschreibung. Von den Anfängen bis zum Ende des Hellenis­ mus, Stuttgart-Berlin-Köln 1990, 153-16 6 . - 0 . Lendle, Einführung in die griechische Geschichtsschreibung. Von Hekataios bis Zosimos, Darmstadt 1992 , 221-234 . PoLYBIOS 72 ff.

PosEIDONIOS von Apameia, etwa 135-51 /50 v. Chr. , Philosoph (Stoiker) und vielseiti­ ger Gelehrter, wurde Bürger von Rhodos, wo er kurz vor 87 v. Chr. das höchste Amt bekleidete. Seinen wissenschaftlichen Interessen dienten ausgedehnte Reisen, im We­ sten nach der Iberischen Halbinsel und nach Gallien. Ergebnisse seiner geographi" sehen und ethnographischen Studien in diesen Gebieten sind in sein Werk 'Über den Ozean' und in seine 'Historien' eingearbeitet, die in 52 B. die Darstellung des Polybios fortsetzen und den Zeitraum seit 146/45 v. Chr. behandeln. Die erhaltenen Fragmente reichen bis 86 v. Chr. Ausgewertet wurde sein Geschichtswerk u. a. von Diodor, Plutarch, Athenaios und Strabon, der zudem auch die Schrift ' Über den Ozean' be­ nutzte. Edd . : F. Jacoby, FgrHist 87 (hier zugrunde gelegt) . - L. Edelstein-J. G. Kidd, Posei­ donius, Vol. I. The Fragments, Cambridge 1972 . - W Theiler, Poseidonios . Die Frag­ mente, 2 Bde . , Berlin 1982 . Lit. : K. Reinhardt, RE XXII, 1 (1953) 558-826 s. v. Poseidonios . - K. v. Fritz, Posei­ donios als Historiker, in: Historiographia antiqua. Commentationes Lovanienses in honorem W Perernans septuagenarii editae, Leuven 1977, 163-193 . - J. Malitz, Die Historien des Poseidonios, München 198 3 . - J. G. Kidd, Poseidonios, Vol. II. The Commentary: (I) Testimonia and Fragments 1-149; (II) Fragments 150-293, Cambridge 198 8 . PTOLEMAIOS ( CLAUDIUS PToLEMAEus), vielseitiger Gelehrter i n Alexandreia, wo er bis in die Zeit des Mare Aurel ( 161-180) tätig war; Verfasser von Schriften über Astro-

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Autoren, Editionen und kommentierende Literatur

nomie, Astrologie, Geographie, Erkenntnistheorie, Optik und Harmonik. Sein geographisches Hauptwerk sind die 8 Bücher 'Geographike Hyphegesis' ('Geographi­ sche Anleitung', vor seinem Tod für eine zweite Ausgabe bearbeitet) . Er beschreibt hierin nach einem allgemeinen Teil (B . 1) die Grenzen der römischen Provinzen und anderer Gebiete und ergänzt diese Angaben jeweils durch eine tabellarische Zusam­ menstellung der ihm bekannten Gebirge, Flüsse und Orte mit geographischen Posi­ tionsbestimmungen sowie durch eine Aufzählung der Völkerschaften. Edd . : 0. Cuntz, Die Geographie des Ptolemaeus. Galliae, Germania, Raetia, Nori­ cum, Pannoniae, Illyricum, ltalia. Handschriften, Text und Untersuchung, Berlin 1923 (für B. 2). - C. Müller, Claudii Ptolemaei Geographia, I 1, Paris 1883 (für B. 3). Lit . : W. Kubitschek, RE X 2 (1919) 2061-2100 s . v. Karten (Ptolemaios). - W. H . Stahl, Ptolemy's Geography: A Select Bibliography, New York 1953 . - Van der Waerden u. a . , RE XXIII 2 ( 1959) 1788-1859 s. v. Klaudios Ptolemaios, der Astronom und Geograph. - E. Polaschek, RE Supplem. X (1965) 680-833 s. v. Klaudios Ptolemaios: Das geographische Werk. Zum Germania-Kapitel: E. Simek, Velka Germanie Klaudia Ptolemaia, I, Prag 1930, II, Brünn 1935 (die Bde. 111 u. IV waren nicht zugänglich) . - Th. Steche, Altgermanien im Erdkundebuch des Claudius Ptolemäus, Leipzig 1937. - K. Lennartz, Zwischen­ europa in den geographischen Vorstellungen und der Kriegführung der Römer in der Zeit von Caesar bis Marcus Aurelius, Diss. Bonn 1969, 99-148. - G. Schütte, A Ptole­ maic Riddle solved, C & M 13 (1952) 236-284. SKYMNOS VON CHios, Verfasser einer Periegese (Beschreibung) der 'Erdteile' Europa, Asien, Libyen (Afrika); ihm wurde fälschlich eine in Jamben verfaßte anonyme Periegese (um 120-110 v. Chr. ?) der Küsten Europas und des Schwarzen Meeres zuge­ schrieben (Pseudo-Skymnos ). Ed. : C . Müller, Geographi Graeci minores, I, Paris 1855 (ND Hildesheim 1965), p . 196 ff. Lit. : Fr. Gisinger, RE III A l (1927) 661-687 s. v. Skymnos. STRABON von Amaseia, geb . wahrscheinlich 65/64 v. Chr. , gest. nach 23 n . Chr. , Hi­ storiker und Geograph. Von seinem umfangreichen Geschichtswerk, das an Polybios anschloß, sind nur Fragmente erhalten. Sein großes geographisches Werk (17 B. rEw­ ygmpLxa) bietet eine Beschreibung der damals bekannten Länder und wurde mög­ licherweise erst nach seinem Tod veröffentlicht. Strabon hat vielfach ältere Werke kom­ piliert, aber auch Augenzeugen aufgesucht. Die Nachrichten über die Kimbern beru­ hen auf Poseidonios, während Strabon für seine weiteren Nachrichten über 'Germa­ nien' ältere und jüngere Autoren (Pytheas, Artemidoros, Caesar, Asinius Pollio) sowie auch zeitgenössische Feldzugsberichte benutzt hat. Edd . : W. Aly, Strabonis Geographica, Bd. 1, libri 1-11, Bonn 1968; Bd. 2, libri III-VI, Bonn 1972 . - H. L. Jones, The Geography of Strabo, Vol. 111, London-Cambridge/ Mass . 1924, ND 1961 (für B. 7); außerdem wurden die Ausgaben von Kramer, I-111, Berlin 1844-1852, A. Meineke, 1-III, Leipzig 1852-53 (ND Graz 1969) sowie die betr. Bände der Editionen von G. Aujac-F. Lassere (I 1-2 , II, 111, Paris 1969, 1966, 1967) und von F. Sbordone, I, II, Rom 1963 , 1970 herangezogen. Für den Kimbernabschnitt wurden die Ausgaben der Fragmente des Poseidonios (s. dort) benutzt.

Lateinische Autoren

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Lit. : W. Aly, Strabonis Geographica, Bd. 4, Strabon von Amaseia. Untersuchungen über Text, Aufbau und Quellen der Geographika, Bonn 1957. - G. Aujac, Strabon et Ia science de son temps, Paris 1966 . - E. Ch. L . van de Vliet, Strabo over Landen, Volken en Steden, Assen-Amsterdam 1977. - A. M. Biraschi, P. Maribelli, G. D . Massaro, M . A. Pagnotta, Strabone. Saggio d i Bibliografia 1469-1978 . Pubbl. degli Ist. di storia antica e di storia medioevale e moderne della Fac. di Jett. e filos . , Perugia 1981 . =

verfaßte um 500 ein Geschichtswerk ('Im:og(a v!oa Historia nova) in 6 B . (von Augustus bis 410), das sich gegen die christliche Geschichtsapologetik richtete und als Hauptquelle für die Jahre von 378 bis 410 von Bedeutung ist. Nach einer sum­ marischen Darstellung der Ereignisse der Kaiserzeit bis 282 und einer größeren Lücke (282-305) beginnt der ausführlichere Bericht mit der Zeit Konstantins d. Gr. Zosimos ist nachlässig in der Chronologie und unpräzise in der Verwendung der Begriffe des Militärwesens und der Verwaltung, bietet aber durch die Benutzung von Eunapios und Olympiodor wichtige Informationen. Für B. 1,1-1,46 diente vor allem Dexippos als Quelle. Ed. : F. Pachoud, Zosime, Histoire nouvelle, tome I (livres I-II), Paris 1971 . Lit. : F. Paschoud, RE X A (1972) 795-841 s. v. Zosimos. - F. Paschoud, Cinq etudes sur Zosime, Paris 1975 . ZosrMos,

2.

Lateinische Autoren

AMMIANUS MARCELLINUS, ca. 330-395 n. Chr. , aus Antiochia, der bedeutendste heid­ nische, gut informierte und durch Militär- und Hofdienst an den Geschehnissen betei­ ligte Geschichtsschreiber der Spätantike, beschrieb in 31 B. in Fortsetzung der Histo­ rien des Tacitus die Zeit von Nerva bis Valens . Erhalten sind nur die B. 14-31 über die Jahre 353-378 n. Chr. Ed. : Ammianus Marcellinus, Rerum gestarum libri qui supersunt, ed. Wolfgang Sey­ farth, 2 Bde . , Leipzig 1978 (B . T.) (verglichen mit der Ed. von M.-A. Marie, Paris 1984ff.) . Lit. : J. Vogt, Ammianus Marcellinus als erzählender Geschichtsschreiber der Spätzeit (Abhh. Akad. Wiss. Mainz 1963, 8), Wiesbaden 1963 . - A. Demandt, Zeitkritik und Geschichtsbild im Werk Ammians, Bonn 1965 . - K. Rosen, Studien zu Darstellungs­ kunst und Glaubwürdigkeit des Ammianus Marcellinus, Bonn 1970 . - Ders . , Ammia­ nus Marcellinus (Erträge der Forschung 183), Darmstadt 1982 .

Q. AscoNrus PEDIANUS, ca. 9 v.-76 n. Chr. , verfaßte zur Zeit Neros Kommentare zu den Reden Ciceros, von denen fünf erhalten sind. Ed. : Q. Asconius Pedianus, Commentarii, ed. Caesar Giarratano, Rom 1920 (ND Amsterdam 1967) . Au G USTUS. In lat. und griech. Sprache hat Augustus in literarischer Selbstverherr­ lichung seinen Leistungsbericht, die 'Res gestae divi Augusti', auf den Innen- und Au­ ßenseiten seines Tempels einmeißeln lassen. Das (verlorene) Original war nach seinem Testament vor dem Mausoleum in Rom eingraviert. Erhalten sind kopiale Inschriften

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Autoren, Editionen und kommentierende Literatur

aus Ankyra (Ankara) (daher meist als 'Monumentum Ancyranum' zitiert) und Bruch­ stücke aus Apollonia (Pisidien) und Antiochia. Ed. (mit Komm.): Hans Volkmann (Kleine Texte für Vorlesungen und Übungen 29/ 30), Berlin 1969 (verglichen mit der Ed. von Jean Gage, Paris 1977) . ·

S. AURELIUS VrcTOR, unter Julian Statthalter der Pannonia l i , unter Theodosius praefectus urbi; einer der Breviatoren, der Verfasser von Geschichtskompendien, der Spätantike. Sicher ihm zuzuordnen sind die 'Caesares', eine 360 n. Chr. abgefaßte Kurzfassung von Kaiserviten von Augustus bis Constantius II. Unter seinem Namen ist auch die Schrift 'De viris illustribus' überliefert, eine Sammlung von Biographien aus der Zeit der römischen Republik von geringem Quellenwert. Ed. : Aurelius Victor, Liber de Caesaribus . . . , ed. Franz Pichlmayr (191 1 ) , corr. Roland Gründel, Leipzig 1970 (B. T.) (verglichen mit der Ed. von Pierre Dufraigne, Paris 1975). CAESAR. C . Iulius Caesar, 100-44 v. Chr. , röm. Staatsmann und Feldherr. Nach Be­ kleidung verschiedener Ämter wurde er im Jahre 59 v. Chr. Konsul. Anschließend eroberte Caesar als Prokonsul der Gallia Narbonensis ganz Gallien bis zum Rhein (58-51 v. Chr.) und schuf sich damit eine sowohl materielle wie politische Ausgangsba­ sis . Als er entgegen der Forderung des Senats sein Heer nicht entließ, sondern in Italien einmarschierte, kam es zum offenen Bürgerkrieg gegen Pompeius und dessen Söhne (49-45 v. Chr. ), aus dem Caesar als Sieger hervorging. Ende 45 wurde ihm die Diktatur zunächst auf zehn Jahre, dann auf Lebenszeit übertragen. Anhänger der schon lange vorhandenen Opposition ermordeten den Diktator an den Iden des März des Jahres 44 v. Chr. - Caesar war, wie viele römische Staatsmänner, auch als Ge­ schichtsschreiber tätig. Seine Kriegskommentare bilden die wichtigsten Quellen dieser Zeit, obwohl sie in der Absicht, Caesars in Rom vielfach angegriffene Politik zu recht­ fertigen, die Ereignisse tendenziös verzeichnen. - De bello Gallico: Kommentare zur Eroberung Galliens (58-52 v. Chr.) , in 7 B. A. HrRTIUS, ein Gefolgsmann Caesars in Gallien, ergänzte die Kommentare um ein achtes Buch über die Jahre 51/50 v. Chr. Ed. : Caesar, Commentarii rerum gestarum 1 : Bellum Gallicum, ed. Otto Seel, Leipzig 1968 (B . T.) (verglichen mit der neuen Ed. von W Hering, Leipzig 1987 [B. T.]). - De bello civili: Kommentare zu den Anfängen des Bürgerkriegs 49/48 v. Chr. in3 B. Ed. : Caesar, Commentarii rerum gestarum Bd. 2: Commentarii belli civilis, ed. Alfred Klotz, Leipzig 1957 (B . T.), ND mit Nachträgen v. W Trillitzsch, 1964. - Drei weitere Schriften über Einzelabschnitte des Bürgerkriegs, De bello Alexan­ drino, De bello Africo und De bello Hispaniensi, werden ebenfalls Caesar zugeschrie­ ben, sind tatsächlich aber von verschiedenen Autoren verfaßt. Ed. : Caesar, Commentarii rerum gestarum 3 : Commentarii belli Alexandrini, Belli Africi, Belli Hispaniensis, ed. Alfred Klotz, 1927 (ND Stuttgart 1966) (B . T.) . Lit . : Caesar, Commentarii d e bello Gallico, erklärt von Fr. Kraner, W. Dittenberger, H. Meusel, H. Oppermann, Bd. 1-2, Zürich-Berlin 20 1964/65; Bd. 3 (zu B . 8) 1 91962 . - Caesar, Commentarii de bello civili, erklärt von Fr. Kraner, W Dittenberger, H. Meusel, H. Oppermann, Dublin-Zürich 141968. - G. Walser, Caesar und die Ger­ manen. Studien zur politischen Tendenz römischer Feldzugsberichte (Historia Ein-

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zelschrr. 1 ) , Wiesbaden 1956. - Caesar, hrsg. D. Rasmussen (Wege der Forschung 43), Darmstadt 1967. - W Richter, Caesar als Schriftsteller seiner Taten. Eine Einführung (Bibl. d. klass . Altertumswiss . N. F. 2,61 ), Heidelberg 1977. - U. Maier, Caesars Feld­ züge in Gallien (58-51 v. Chr.) in ihrem Zusammenhang mit der stadtrömischen Politik (Saarbrücker Beitrr. z. Altertumskunde 29), Bonn 1978 . - Chr. Meier, Caesar, Berlin 1982 . - E. Mensching, Caesars Bellum Gallicum. Eine Einführung, Frankfurt 198 8 . Flavius Magnus Aurelius Cassiodorus Senator (ca. 4 8 5 bis nach 575 n. Chr. ), hoher Amtsträger unterTheoderich d. Gr. im italischen Ostgotenreich (Kon­ sul 514, magister officiorum 523-27, praefectus praetorio und patricius 533-37) , der sich schon zu dieser Zeit und besonders nach seinem Rückzug aus der Politik ins Kloster Vivarium (538) als Geschichtsschreiber und Theologe betätigte. Sein Haupt­ werk, die Geschichte der Goten, ist nur in einem Auszug des Jordanes überliefert. Die knappe, um 519 verfaßte 'Chronik' reicht von der Schöpfung bis zum Jahr 519 und ver­ folgt progotische Tendenzen. Ed. : Theodor Mommsen, MG AA 11, 1893, 109-161. CASSIODOR.

CoLUMELLA. L. Iunius Moderatus Columella, röm. Agrarschriftsteller zur Zeit Neros. Hauptwerk sind die 'Rei rusticae' : Ed. : Vilelmus Lundström, Sten Hedberg u . Ake Josephson (Collectio Scriptorum Veterum Upsaliensis), Göteborg-Uppsala 1902-1968 . Lit .: R . Martin, Etat present des etudes sur Columelle, ANRW II. 32/3 (1985) 1959-1979. C o NSOLAno AD LrvrAM, ein in den Handschriften sicher zu Unrecht Ovid zugeschrie­ benes Gedicht auf den Tod des Drusus , nach 13 n. Chr. verlaßt. Ed. : Friedrich Vollmer, Poetae latini minores, Bd. 2,2, Leipzig 1923 (B . T.) .

Die 395 n. Chr. abgefaßten, anonym überlieferten Epitome bieten Kaiserbiographien im Stile und im Anschluß an Aurelius Victor. Ed. : Pichlmayr-Gründel (im Anschluß an Aurelius Victor). Lit. : J. Schlumberger, Die Epitome de Caesaribus . Untersuchungen zur heidnischen Geschichtsschreibung des 4. Jh . n. Chr. (Vestigia 18), München 1974. EPITOME D E CAESARIBUS.

EuTROP(ius) , als magister memoriae des Kaisers Valens (364-378) einflußreicher Be­ amter, einer der Breviatoren. Sein 'Breviarium ab urbe condita', im Auftrag des Kai­ sers verlaßt, stellt in 10 B. die römische Geschichte bis zum Tod Jovians (364) zusam­ men. Das Werk übte großen Einfluß auf die christliche Spätantike und das Mittelalter aus . Ed. : Eutrop, Breviarium ab urbe condita, ed. Carolus Santini, Leipzig 1979 (B . T.) . Lit . : H . W Bird, Eutropius: his life and career, Echos d u monde classique 32 (1988). FESTUS. Pompeius Festus, röm. Grammatiker des 2 . Jh. , der Teile der Schrift 'De verborum significatu' des Verrius Flaccus aus augusteischer Zeit exzerpierte. Das Werk ist in Fragmenten und durch die Epitome des Paulus Diaconus vom Ende des 8 . Jh. er­ halten.

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Autoren, Editionen und kommentierende Literatur

Ed. : Sextus Pompeius Festus, De verborum significatu quae supersunt cum Pauli Epi­ tome, ed. W. M. Lindsay, Leipzig 1913 (ND Bildesheim 1965) (B . T.) . L . Annaeus Florus, verfaßte wohl zur Zeit Hadrians die 'Epitome bellorum omnium annorum DCC', eine Geschichte der römischen Kriege bis auf Augustus , die sich vor allem an Livius anlehnt. Ed. : Florus, CEuvres, ed. Paul Jal (m. franz. Übers .), 2 Bde. (Collection des Universi­ tes de France), Paris 1967 (verglichen mit der Ed. von R. I. Ireland, Leipzig 1990 [B . T.]). Lit . : V. Alba, La concepci6n historiografica de Lucio Annaeo Floro, 1953 . - P. Jal, Nature et signification politique de l'ceuvre de Florus, REL 1965 , 358ff. - J. M. Alonso-Nuiiez, Die politische und soziale Ideologie des Geschichtsschreibers Florus, Bonn 1983 . FLORUS.

FRONTIN. S. Iulius Frontinus, ca. 40-103 n. Chr. , Konsul 98 und 100 n. Chr. Seine Schrift 'Strategemata' stellt in 4 B. die Kriegslisten der großen Feldherren zusammen. Ed. : Gotthold Gundermann, Leipzig 1888 (B . T. ) (vgl. auch die Edition mit Überset­ zung und Kommentar von Gerhard Bendz, Darmstadt 1963).

Geschichtsschreiber des 2. Jh. n. Chr. (wohl unter Hadrian), dessen hauptsächlich auf Livius beruhendes Werk, das wohl ebenfalls mit der Grün­ dung der Stadt begann, nur in Fragmenten erhalten ist. Ed. : Granius Licinianus, Reliquiae, ed. Nicola Criniti, Leipzig 1981 (B . T.) . GRANIUS LICINIANUS,

(ca. 345-419 n. Chr. ) , einer der großen Kirchenväter und bedeutend­ sten christlichen Gelehrten der Spätantike, der nicht zuletzt durch seine Bibelüberset­ zung Ruhm erlangt hat. - Seine Chronik, die erste lateinische Weltchronik, ist eine Übersetzung und Fortset­ zung der Chronik des Eusebius von Cäsarea und will christliche und heidnische Chro­ nologie in synoptischen Tabellen in Einklang bringen. Ed. : Die Chronik des Hieronymus, ed. Rudolf Helm (Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten drei Jahrhunderte. Eusebius Werke 7), Berlin 1956. - Die Briefe stellen wichtige Dokumente der Zeitgeschichte und der Gelehrsamkeit des Hieronymus dar. Ed. : Isidor Hilberg, 3 Bde . , CSEL 54-56, Wien-Leipzig 1910-18 (ND New York­ London 1961 ) . Lit . : J. N. D . Kelly, Jerome. His Life, Writings and Controversies, London 1975 . HIERONYMUS,

(früher: Scriptores Historiae Augustae), angeblich von sechs ver­ schiedenen Autoren unter Diocletian und Konstantin verfaßte, stark rhetorisch ge­ färbte und weniger als Geschichtsschreibung gedachte Kaiserbiographien über die Zeit von Hadrian bis Carinus und Numerianus ( 117-284) mit Lücken für die Jahre 244-253 und Teile der Regierungszeit Valerians und Gallienus' . Nach heutiger Meinung ist die HA eher das Werk eines einzigen Verfassers, der um 400 mit versteckt antichristlicher, jedenfalls altgläubiger und prosenatorischer Tendenz schrieb . Im einzelnen sind Ver­ fasserschaft, Datierung und Tendenz in der Forschung aber sehr umstritten. HISTORIA AuGUSTA

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Lateinische Autoren

Ed. : Ernst Hohl, add. u. corr. Ch. Samherger und W Seyfarth, Bd. 1, Leipzig 1965, Bd. 2, ebda. 1971 (B . T.) . Lit . : J. Straub, Heidnische Geschichtsapologetik i n der christlichen Spätantike. Unter­ suchungen über Zeit und Tendenz der Historia Augusta (Antiquitas 4,1), Bonn 1963 . - A. Chastagnol, Recherehes sur l'histoire Auguste, Bonn 1970 . - R. Syme, The Histo­ ria Augusta (Antiquitas 4,8), Bonn 1971 . - Historia Augusta Colloquium Bonn (Anti­ quitas, R. 4), bisher Bde . : 4,2 1963 ; 4,3 1966; 4,4 1968; 4,7 1970; 4 ,10 1972; 4,11 1974; 4,12 1976; 4,13 1978 ; 4,15 1983 ; 4,17 1985 ; 4,19 1987; 4,21 1991. - F. Kolb, Untersuchungen zur Historia Augusta, Bonn 1987. - E. W Merten, Stellen­ bibliographie zur Historia Augusta, 4 Bde . , Bonn 1985-1987. =

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HoRAZ. Q. Horatius Flaccus, 65-8 v. Chr. , Sohn eines Freigelassenen, Militärtribun unter Brutus; bedeutender Dichter der augusteischen Zeit, der trotz seiner republika­ nischen Gesinnung später anscheinend 'Hofpoet' des Augustus wurde. Seine Oden (Carmina) wurden in strengem Versmaß nach hellenistischem Vorbild verfaßt und kurz nach 29 veröffentlicht. Ed. : Q. Horatii Flacci Opera, ed. Friedrich Klingner, Leipzig 1959 (ND 1970) (B . T. ) (verglichen mit der Ed. von St. Borszak, Leipzig 1984 [B . T.]). Lit. : V. Pöschl, Horaz und die Politik (SB . Akad. Wiss . Heidelberg 1956, 4), Heidel­ berg 21963 . - E. Doblhofer, D. Augustuspanegyrik des Horaz in formalhistorischer Sicht (Bibl. d. klass. Alt.wiss. 2,16), Heidelberg 1966. - W. Kissel, Horaz 1936-1975: eine Gesamtbibliographie, ANRW 11. 31/3 (1981 ) 1403-1558 (ebd. verschiedene Bei­ träge zu Horaz) . - E. Fraenkel, Horaz, Darmstadt 61983 . - B. Kytzler, Horaz. Eine Einführung, München-Zürich 1985. Sein 'Liber prodigiorum' bildet eine wahrscheinlich am Ende des 4. Jh. verfaßte, sich vor allem an Livius anlehnende Vorzeichensammlung aus den Jah­ ren 190-11 v. Chr. (soweit erhalten). Ed. : 0. Roßbach (im Anschluß an die Periochae des Livius ).

Iuuus 0BSEQUENS.

luVEN AL. D . Iunius Iuvenalis , röm. Dichter zur Zeit Traians und Hadrians, dessen Sa­ tiren (in 16 B . ) die Sittenlosigkeit der stadtrömischen Oberschicht seiner Zeit entlarven wollen. Ed. : Pierre de Labriolle und Fram;ois Villeneuve, Paris 111974 (verglichen mit der Ed. von J. R. C. Martyn, Amsterdam 1987) . Lit . : J. Adamietz, Untersuchungen z u Juvenal (Hermes Einzelschrr. 26), Wiesbaden 1972 . - J. Gerard, Juvenal et la realite contemporaine, Paris 1976 . - ANRW II. 33/1 (1989) 592-847 (verschiedene Beiträge zu Iuvenal). Lrvrus. T. Livius, 59 v.-17 n. Chr. , Geschichtsschreiber der augusteischen Zeit, der die ältere Annalistik über die römische Republik zusammenfaßte und erstmals ein literari­ sches Geschichtswerk in lateinischer Sprache schuf, das eine gewaltige Wirkung auf die römische Historiographie ausübte. Sein Werk 'Ab urbe condita', das bis 9 v. Chr. reichte und dessen Wert von der jeweiligen (meist verlorenen) Quelle abhängt, umfaßte ursprünglich 142 B . , von denen die meisten jedoch verloren sind (erhalten sind B. 1-10 und 21-45), darunter gerade auch die für die Germanengeschichte wichtigen Kapitel.

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Autoren, Editionen und kommentierende Literatur

Manches ist dennoch bekannt durch die Benutzung bei späteren Autoren (Florus, Eutrop, Orosius). Erhalten sind außerdem die Livius-Periochae, Inhaltsangaben der einzelnen Bücher, sowie die Prodigiensammlung des Iulius Obsequens . Ed. : Titus Livius, Ab urbe condita. B . 31-45, ed. W Weissenborn u. M. Müller, Stuttgart 1959; Periochae (Bd. 10), ed. Otto Rossbach (verglichen mir der Ed. von J. Briscoe, P. G. Walsh u. a . , Leipzig 1986 ff. [B. T.]). Lit . : Livius, hrsg. E. Burck (Wege d. Forschung 132), Darmstadt 1967. - Livy, hrsg. T. A. Dorey, London 1971 . - W Kissel, Livius 1933-1978: eine Gesamtbibliographie, ANRW II. 30/2 (1982) 899-997 (ebd. verschiedene Beiträge zu Livius) . - R. v. Haeh­ ling, Zeitbezüge des T. Livius in der ersten Dekade seines Geschichtswerkes : Nec Vitia Nostra nec remedia pati possumus (Historia Einzelschrr. 61 ), Stuttgart 1989. M. Annaeus Lucanus, röm. Epiker, 39-65 n. Chr. , dessen 'Bellum Civile' (auch 'Pharsalia' genannt) den Bürgerkrieg Caesars und seiner Nachfolger in epischer Form beschreibt. Ed. : M. Aennius Lucanus, La guerre civile (La Pharsale), ed. A. Bourgery u. M. Pon­ chont, Paris 1962 (verglichen mit der Ed. von D. R. Shackelton Bailey, Stuttgart 1988 [B . T.]) . Lit . : Lucan, hrsg. W. Rutz (Wege d. Forschung 235), Darmstadt 1970. - F. M. Ahl, Lu­ can, An introduction, London 1976 . -W. Rutz, Lucans 'Pharsalia' im Lichte der neue­ sten Forschung (mit einem Nachtrag von H. Tuitje), ANRW II. 32/3 (1985) 1457-1537. LuCAN.

Schriftsteller zur Zeit des Tiberius, dessen Hauptwerk, Astronomica, zwi­ schen 9 und 22 n. Chr. entstand und in 5 B. Sternbilder, Tierkreiszeichen, Jahreszeiten und Astrologie beschreibt. Ed. : Theodor Breiter, Leipzig 1908 (verglichen mit der Edition von G. P. Goold [LCL 469] London 1977 und Leipzig 1985 [B . T.]).

MANILIUS,

M. Valerius Martialis (ca. 40-102/3 n. Chr.) , der bedeutendste Epigramma­ tiker Roms , dessen 12 B. Epigrammata, veröffentlicht zwischen 85/86 und 102/3 n. Chr. , ein Spiegelbild des freilich ironisierten stadtrömischen Lebens bieten. Ed. : M. Valerius Martialis, Epigrammata, ed. W. Heraeus, rec. lacobus Borovskij , Leipzig 21976 (B. T. ) (verglichen mit der Ed. von Ugo Carratello, Rom 1981, und D. R. Shackelton Bailey [B. T.J Leipzig 1990) . Lit . : H. Szelest, Martial - eigentlicher Schöpfer und hervorragendster Vertreter des römischen Epigramms, ANRW II. 32/4 (1986) 2563-2623. - N. Holzberg, Martial, Heidelberg 198 8 .

MARTIAL.

MELA. Pomponius Mela, röm. Geograph, dessen Schrift 'De Choreographia', eine un­ ter Claudius um 43/44 verfaßte Erdbeschreibung in 3 B . zwar ganz auf anderen, aller­ dings verlorenen Quellen beruht, jedoch die älteste erhaltene römische Geographie ist. Ed. : Gunnar Ranstrand, Stockholm 1971 (Studia Graeca et Latina Gothoburgensia 28) (verglichen mit der Ed. von A. Silbermann, Paris 1988). ÜROSIUS. Paulus Orosius , spanischer Priester, der zu Beginn des 5 . Jh. in den sieben Bücher umfassenden 'Historiae adversum paganos' im Auftrag Augustins und in

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apologetischer Absicht eine Unglücksgeschichte vom Sündenfall über Ninus bis zur Gegenwart (417) schrieb, um der heidnischen Reaktion, die das Christentum für den Niedergang des Reichs verantwortlich machte, entgegenzutreten und im Gegenteil die Besserung der Zeiten durch das Christentum zu beweisen. Die Historiae bilden die er­ ste christliche Weltgeschichte. Sie sind auch für die frühen Zeiten wichtig, weil sie auf Livius und anderen verlorenen Werken beruhen. Ed. : Orosius, Historiarum adversum paganos libri VII, ed. Carl Zangemeister (CSEL 5), Wien 1882 (ND Bildesheim 1967) (verglichen mit der Ed. von M. P. Arnaud­ Lindet, Paris 1990/91 ) . Lit. : A. Lippold, Rom und die Barbaren i n der Beurteilung des Orosius, Diss. (ms . ) Erlangen 1952 . - B . Lacroix, Orose e t ses idees (Universite de Montreal. Publications de !'Institut d'etudes medievales 18), Montreal-Paris 1965 . - F. Fabbrini, Paolo Oro­ sio. Uno storico, 1979. - H . -W Goetz, Die Geschichtstheologie des Orosius (Impulse d. Forschung 32), Darmstadt 1980. - D. Koch-Peters, Ansichten des Orosius zur Ge­ schichte seiner Zeit (Studien zur klassischen Philologie 9) Frankfurt-Bern-New York 1984. - C. Torres Rodriguez, Paulo Orosio. Su vida y sus obras, Madrid 1985. Ovm. P. Ovidius Naso, 43 v.-18 n. Chr. , röm. Dichter der augusteischen Zeit, der vor allem durch seine Liebesdichtung (Amores, Ars amatoria, Metamorphoses) bekannt ist. Im Jahre 8 n. Chr. wurde er nach Tomis am Schwarzen Meer verbannt. Hier ent­ standen in den Jahren 9-12 n. Chr. die 'Tristia' als 'offene Briefe' an den Hof. Ed. : Amores: Ed. E . J . Kenney, Oxford 1961 (verglichen mit der Ed. von J. C . McKeown, Liverpool 1987) . - Ars amatoria (eine ironische Liebeslehre) : Ed. ders . , ebda. (verglichen mit der Ed. von A. S . Hollis, Oxford 1989) . - Fasti (eine ätiologische Erläuterung des römischen Kalenders) : Ed. E. H. Alton, D. E. W Wormell u. E. Courtney, Leipzig 31988 (B. T. ). - Tristia: Ed. Jacques Andre, Paris 1968 (verglichen mit der Edition und dem Kommentar von Georg Luck, 2 Bde . , Heidelberg 1967/77) . Lit . : Ovid, hrsg. M. v. Albrecht u. E. Zinn (Wege d. Forschung 92), Darmstadt 1968. - J. Barsby, Ovid (Greece and Rome 12), Oxford 1978 . - R. Syme, History i n Ovid, Oxford 1978 . - H. Wissmüller, Ovid. Eine Einführung in seine Dichtung, Neustadt/ Aisch 1987. - Siegmar Döpp, Werke Ovids . Eine Einführung, München 1992 . PLINIUS D. Ä . C. Plinius Secundus, 23/24-79 n. Chr. , Ritter im römischen Militär­ dienst, u. a. unter Domitius Corbulo (47) in Untergermanien und unter C. Pompo­ nius Secundus (50/51 ) in Obergermanien; unter Vespasian Prokurator verschiedener Provinzen, schließlich Flottenpräfekt. - Sein Hauptwerk, die Naturalis historia, ist eine naturwissenschaftliche Enzyklopädie in 37 B. (über Weltall, Geographie, Men­ schen, Tiere, Pflanzen, Medizin, Metalle, Steine); es enthält eine Reihe von Nachrich­ ten über die Geographie und Ethnographie der Germanen sowie zahlreiche verstreute Bezüge auf Germanien, die jeweils nur das in Rom Unbekannte hervorheben. Die Naturkunde ist gewissenhaft aus verschiedenartigen Quellen kompiliert, gleichwohl von unterschiedlichem Wert und nicht ohne Irrtümer. Ed. : L. lan/C. Mayhoff, 6 Bde . , 1892-1909 (ND Stuttgart 1967) (B . T.); verglichen mit den Editionen (mit Komm. u. franz. Übersetzung) von J. Beaujeu u. a., Paris 1950 ff. und (mit Komm. u. dt. Übersetzung) von R. König u. G. Winkler, München­ Darmstadt 1973 ff. (noch unvollständig).

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Autoren, Editionen und kommentierende Literatur

Ein Geschichtswerk 'A fine Aufidii Bassi' (als Fortsetzung des Aufidius Bassus) in 31 B . , das die Zeit von 47 bis auf Vespasian enthielt, ist ebenso verloren wie die um 57 verfaßten, in unserem Zusammenhang besonders wichtigen 20 B. über die 'Bella Ger­ maniae' mit der Darstellung aller Germanenkriege bis auf die eigene Zeit (ca. 47); teil­ weise sind sie von Tacitus verwertet. Lit. : K. G. Sallmann, Die Geographie des älteren Plinius in ihrem Verhältnis zu Varro. Versuch einer Quellenanalyse, Berlin 1971 . - R. König, Plinius der Ältere, Leben und Werk eines antiken Naturforschers , München 1979. - K. Sallmann, Der Traum des Historikers. Zu den Bella Germaniae des Plinius und zur julisch-claudischen Ge­ schichtsschreibung, ANRW II. 32/1 (1984) 578-601. - G. Serbat, Pline l'Ancien. E tat pn!sent des etudes sur sa vie, son ceuvre et son influence, ANRW II. 32/4 (1986) 20692200 . D. J. C. Plinius Caecilius Secundus, 61 /62-nach 107 n. Chr. , Neffe des älteren Plinius, Redner, Anwalt und Politiker, der mehrere Ämter bekleidete (100 cons. suff. , zuletzt Statthalter in Bithynien. - Seine Briefsammlung (in 9 B . ) ist trotz ihrer Fiktion eine hervorragende Quelle der traianischen Zeit, geht aber kaum auf die Germanen ein. Ed. : R. A. B . Mynors, Oxford 1963 . - Der Panegyricus auf Traian, eine Dankrede für den Konsulat des Kaisers im J. 100 n. Chr. , ist die wichtigste Quelle über dessen frühe Regierungszeit. Ed. : R. A. B. Mynors, Panegyrici latini, Oxford 1964 (verglichen mit der Ed. von Marce! Durry, Plinius Le Jeune Bd. 4, Paris 1964, und von W. Kühn, Darmstadt 1985). Lit . : K. Strobel, Zu verfassungsgeschichtlichen Aspekten im 'Panegyricus' des jünge­ ren Plinius : Trajan - "Imperator invictus" und "novum ad principatum iter" , in: K. Strobel!]. Knape, Zur Deutung von Geschichte in Antike und Mittelalter (Bam­ berger Hochschulschrr. 1 1 ) Bamberg 1985, 9-1 12 . - F. Römer, Der Forschungsbericht: Plinius der Jüngere, Anzeiger für die Altertumswissenschaft 40 (1987) 153-198. P. Fedeli, Il 'Panegyrico' di Plinio nella critica moderna, ANRW II. 33/1 (1989) 387514.

PLINIUS

Sextus Aurelius Propertius, ca. 46-vor 2 v. Chr. , röm. Dichter der augustei­ schen Zeit, dessen 'Elegiae' sowohl als Liebesdichtung wie als politische Poesie mit distanzierter Haltung zum Prinzipat aufzufassen sind. Ed. : Propertius, Sextus Aurelius, Elegiarum Libri IV, ed. Rudolf Hanslik, Leipzig 1979 (B . T.) (verglichen mit der Ed. von P. Fedeli, Stuttgart 1984 [B . T.]). Lit. : Properz, hrsg. v. W. Eisenhut (Wege d. Forschung 237), Darmstadt 1975 . - J. P. Sullivan, Propertius, a critical introduction, London 1976. - M. Hubbard, Propertius, London 1974. PROPERZ.

SALLUST. C. Sallustius Crispus, 86-34 v. Chr. , röm. Politiker und Geschichtsschrei­ ber, dessen 'Catilina' (verfaßt 42/41 ) den Aufstand Catilinas 64-62 v. Chr. beschreibt. Ed. : C. Sallustius Crispus, Catilina. Iugurtha. Fragmenta ampliora, ed. A. Kurfess, Leipzig 71972 (B. T.) . Die 'Historiae' (für die Zeit von 78-67 v. Chr.) sind nur i n Fragmenten erhalten. Ed. : C. Sallustius Crispus, Historiarum reliquiae, ed. B. Maurenbrecher, Leipzig 1891 (ND Stuttgart 1967) (B. T.) .

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Lit. : Sallust, hrsg. v. V. Pöschl (Wege d. Forschung 94), Darmstadt 21981 . - B . Latta, Der Wandel in Sallusts Geschichtsauffassung: Vom Bellum Catilinae zum Bellum Iu­ gurthinum, Maia 40 (1988) 271-288. - Ders . , Die Ausgestaltung der Geschichtskon­ zeption Sallusts : Vom Bellum Iugurthinum zu den Historien, ebd. 41 (1989) 41-57. SENECA. L. Annaeus Seneca, wohl 4 v.-65 n. Chr. , röm. Philosoph (Stoiker) und Poli­ tiker, dessen Haupttätigkeit in die Regierungszeit Neros fällt (Konsul 55/56) . - Die philosophischen Schriften sind erhalten in den 12 B. 'Dialogi'. Ed. : Dialogorum libri duodecim, ed. L. D . Reynolds, Oxford 1977 (SCBO). - Die 'Epistolae morales ad Lucilium', 124 Lehrbriefe in 20 Büchern, fassen Senecas philosophische Lehren zusammen. Ed. : L. D. Reynolds, 2 Bde . , Oxford 1965/66 (SCBO) (verglichen mit der Ed. von F. Prechac u. a., Darmstadt 1984). - Die 'Naturales quaestiones' sind Briefe naturwissenschaftlichen Inhalts in 7 B. Ed. : Paul Oltramare, Paris 1961 (verglichen mit der Ed. von D. Vottero, 1989) . Lit . : A. L. Motto, Seneca (Twayne's world authors series 268), New York 1973 . P. Grimal, Seneca - Macht und Ohnmacht des Geistes (Impulse d. Forschung 24 ), Darmstadt 1978 . - ANRW II. 32/2 (1985) (verschiedene Beiträge) .

P. Papinius Statius, ca. 40-ca. 96 n. Chr. , röm. Dichter am Hofe Domitians . Die 'Silvae' (in 5 B.), zwischen 92 und 96 veröffentlicht, sind Stegreifpoesie in unter­ schiedlichen Formen. Ed. : Aldus Marastoni, 21970 (B . T.) (verglichen mit der Edition von Giuseppe Arico, 1980 [Classici latini 34] und E. Courtney, Oxford 1990). Lit. : H. Cancik, Statius 'Silvae' . Ein Bericht über die Forschung seit Friedrich Vollmer (1898), ANRW II. 32/3 (1985) 2681-2726. - H . -J. van Dam, Statius, 'Silvae'. For­ schungsbericht 1974-1984, ebd. 2727-2753 (ebd. verschiedene Beiträge) . STATIUS.

C. Suetonius Tranquillus, ca. 70-160 n. Chr. , 'Kabinettssekretär' (ab epistu­ lis) unter Hadrian. Sein Hauptwerk 'De vita Caesarum' , Biographien der Kaiser von Caesar bis Domitian, vermischt Politik mit Anekdoten über Hofklatsch, Lebensge­ wohnheiten und Charakterzüge der Caesaren und bildet insofern eine wichtige Ergän­ zung zur eigentlichen Geschichtsschreibung. Ed. : Sueton, Opera I: De vita Caesarum, ed. Maximilian Ihm, 1907/8 (ND 1978) (B . T.) . Lit . : B . Mouchovä, Studie z u Kaiserbiographien Suetons , Bonn 1968. - A. Wallace­ Hadrill, Suetonius. The Scholar and his Caesars, London 1983 . - P. Galand-Hallyn, Bibliographie Suetonienne 1950-1988. Vers une rehabilitation, ANRW II. 33/5 (1991 ) 3576-3622 (ebd. verschiedene Beiträge zu Sueton). SuETON.

TACITUS. P.

Cornelius Tacitus , ca. 55-nach 1 13 n. Chr. , ein homo novus: 88 Prätor, 97 Konsul, 112/13 Prokonsul von Asia. Tac. gilt als der größte römische Geschichtsschrei­ ber, zumal er aufgrund seines prägnanten Stils und seiner klaren Gestaltungsprinzipien zugleich ein großer Literat ist. Er schrieb aber nicht ohne Tendenz und stand dem Prinzipat, zumal eines Domitian, eher reserviert gegenüber; sein Ideal war weniger die Rückkehr zur Republik als vielmehr die Bewahrung und Wiederherstellung der Frei-

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Autoren, Editionen und kommentierende Literatur

heit. Seine moralischen Prinzipien werden gern in Gegensatzpaare historischer Persön­ lichkeiten (wie Tiberius - Germanicus, Domitian - Agricola) eingekleidet. - Agricola: 'De vita Iulii Agricolae', verfaßt 98, ist eine Lebensbeschreibung seines Schwiegervaters, die Biographie, Geschichtsschreibung und Panegyrik miteinander verbindet. Ed. : P. Cornelius Tacitus, Libri qui supersunt 11,3: Agricola, ed. Joseph Delz, Stutt­ gart 1983 (B. T.) . - Die Germania (eigentlich ' D e origine e t situ Germanorum'), ebenfalls 98 verfaßt, die bedeutendste und einzige umfassende ethnographische Schrift über die Germanen, ist aus literarischen Quellen zusammengestellt und gibt daher nicht durchweg zeitge­ nössische Zustände wieder. Tac. verfolgt zudem die Tendenz, der römischen Zivilisa­ tion die Vorzüge eines Naturvolkes entgegenzuhalten, ohne andererseits die Verhält­ nisse bei den Germanen kritiklos hinzunehmen. Darstellung und Inhalt sind wesent­ lich davon bestimmt, daß Tac. die Zustände bei den Germanen stets an den römischen Verhältnissen mißt. "Die 'Germania' ist kein Handbuch für die Deutschen, sondern ein voraussetzungsreiches Produkt der antiken Literatur" (D . Timpe) . Sie ist daher sehr vorsichtig auf die Verhältnisse bei den Germanen auszuwerten (A. A. Lund). Ed. : P. Cornelius Tacitus, Libri qui supersunt 11,2: De origine et situ Germanorum liber (Germania), ed. E. Koestermann, Leipzig 1964 (B . T.) (verglichen mit der Ed. von A. Önnerfors, Stuttgart 1983 [B . T.J , der Ed. von A. A. Lund, Heidelberg 1988 , und von G . Perl (Griechische und lateinische Quellen zur Frühgeschichte Mitteleuro­ pas bis zur Mitte des 1. Jahrtausends u. Z . , Bd. 2, Berlin 1990, sowie mit der kommen­ tierten Edition von Much, s. u.). Eine bibliographische Übersicht über die 'Germa­ nia'-Editionen und -Kommentare der Jahre 1880 bis 1989 gibt A. A. Lund, in: ANRW II. 33/3 (1991 ) 2341-2344. - Die 'Historien' sind 105/10 verfaßt bzw. erschienen und schildern in 14 B . die Ge­ schichte der Flavier (69-96) . Erhalten ist nur der erste Teil (bis zum Beginn des 5. Ban­ des über die Jahre 69/70 n. Chr.) . Ed. : P. Cornelius Tacitus, Libri qui supersunt 2: Historiarum Libri, ed. H. Heubner, Stuttgart 1978 (B . T.) (mit Beschränkung auf die wichtigsten Hss . ; verglichen mit den Ausgaben von E. Koestermann 81957 und 91961, letztere mit Berücksichtigung der Lei­ dener Hs. , J. Hellegouarc'h, Paris 1989, und K. Wellesley, Leipzig 1989 [B . T.]). - Die ]\nnalen' (eigentlich ]\b excessu divi Augusti'), anschließend verfaßt, stellen die Geschichte vom Tod des Augustus bis zum Tod Neros (14-68 n. Chr.) dar; erhalten sind die B . 1-4, Teile von 5, 6 und 11, 12-15, der Anfang von 16 (über die Jahre 14-28 , 32-36, 48-64 ). Ed. : P. Cornelius Tacitus, Libri qui supersunt 1: Ab excessu divi Augusti (Annales), ed. H . Heubner, Stuttgart 1983 (B. T.) (verglichen mit der Edition von E . Koester­ mann, Leipzig 1960 ) . Lit . : E. Norden, Die germanische Urgeschichte in Tacitus' Germania, Leipzig 1920 (ND Darmstadt 1959 ) . - G. Walser, Rom, das Reich und die fremden Völker in der Ge­ schichtsschreibung der frühen Kaiserzeit. Studien zur Glaubwürdigkeit des Tacitus , Basel 1951. - H . Drexler, Die Germania des Tacitus, Gymnasium 59, 1952, 52.,-70. ­ R. Syme, Tacitus, 2 Bde . , Oxford 1963 (ND 1979 ) . - Die Germania des Tacitus , erläu­ tert v. R. Much, 3 . Aufl. unter Mitarb . v. H. Jankuhn, hrsg. v. W. Lange, Heidelberg 1967. - Cornelius Tacitus, Annalen, erläutertvon E. Koestermann, 4 Bde . , Heidelberg

Lateinische Autoren

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1963-68. - P. Cornelius Tacitus , Die Historien. Kommentar von H . Heubner, 5 Bde . , Heidelberg 1963-82. - R. Häussler, Tacitus und das historische Bewußtsein, Heidel­ berg 1965 . - K. Christ, Germanendarstellung und Zeitbestimmung bei Tacitus , Histo­ ria 14, 1965 , 62-71. - C. Redlich, Germanische Gemeinschaftsformen in der Überliefe­ rung des Tac . , in: Studien aus Alteuropa 2 (FS Kurt Tackenberg), Köln-Graz 1965 , 186-94. - H. Jankuhn, Archäologische Bemerkungen zur Glaubwürdigkeit des Tac. in der Germania (Nachrr. Akad. Wiss . Göttingen 1966, 10), Göttingen 1966. - S. Bors­ zäk, RE Suppl. XI (1968), Sp . 373 ff. - Tacitus, hrsg. V. Pöschl (Wege der Forschung 97), Darmstadt 1969 . - D. Flach, Tacitus in der Tradition der antiken Geschichts­ schreibung, Göttingen 1973 (Hypomnemata 39). - R. Martin, Tacitus, London 1981. ­ D. Flach, Tacitus über Herkunft und Verbreitung des Namens Germanen, in: Alte Ge­ schichte und Wissenschaftsgeschichte. Festschr. K. Christ, Darmstadt 1988 , 167-185. - D . Timpe, Zum politischen Charakter der Germanen in der 'Germania' des Tacitus, ebd. 502-525 . - B. Patzek, Die historischen Bedingungen des 'Fremdverstehens' in Ta­ citus' 'Germania', HZ 247 (1988), 27-51. - Beiträge zum Verständnis der Germania des Tacitus, hrsg. v. H. Jankuhn u. D. Timpe (Abhh. Göttingen 3, 175) 1989. - G. Peters­ mann, Der �gricola' des Tacitus: Versuch einer Deutung, in: ANRW II. 33/3 (1991 ) 1785-1806. - A. A. Lund, Zur Gesamtinterpretation der 'Germania' des Tacitus, ebd. 1858-1988 . - Ders . , Kritischer Forschungsbericht zur 'Germania' des Tacitus, ebd. 1989-2222 . - F. Römer, Kritischer Problem- und Forschungsbericht zur Überliefe­ rung der taciteischen Schriften, ebd. 2299-2339.- ANRW II. 33/4 und II. 33/5 (1991 ) (verschiedene Beiträge zu Tacitus). - Beiträge zum Verständnis der Germania des Taci­ tus, Teil 2, hrsg. v. G. Neumann und H. Seemann (Abhh. Göttingen 3 , 195) 1992 . Q. Septimius Florens Tertullianus, ca. 160-n. 220 n. Chr. , in Afrika, ältester latein. Kirchenvater, der v. a. apologetische Schriften verfaßte. - Sein �pologeticum', verfaßt 197, wendet sich gegen die Christenprozesse. Ed. : H . Hoppe (CSEL 69), Wien-Leipzig 1939 (ND New York-London 1964) (ver­ glichen mit der Ed. von E. Dekkers, CCL 1, Turnhout 1954) . - �dversus Iudaeos' rechtfertigt die Aufhebung des jüdischen Glaubens durch Chri­ stus . Ed. : Hermann Tränkle, Wiesbaden 1964 (verglichen mit der Ed. von E. Krogmann, CCL 2, Turnhout 1954) . - �d scapulam' reagiert auf die Christenverfolgung von 212 . Ed. : Vincentius Bulhart u. Philipp Borleffs (CSEL 76), Wien 1957 (verglichen mit der Ed. von E. Dekkers, CCL 2, Turnhout 1954). Lit. : R. Klein, Tertullian und das römische Reich (Bibl. d. klass. Alt.wiss . N. F. 2 ,22), Heidelberg 1968. - T. D. Barnes, Tertullian. A historical and literary study, Oxford 1971 . TERTULLIAN.

VALERIUS MAXIMUS, Verfasser

eines nach Sachgebieten geordneten Handbuchs histori­ scher Exempla für rhetorische, politische oder moralische Argumentation, der ca. 27 n. Chr. verfaßten 'Facta et dicta memorabilia' in 9 B. Das Werk erzielte im Mittelalter eine gewaltige Nachwirkung. Ed. : K. Kempf, Leipzig 21888 (ND Stuttgart 1966) (B. T.) (Die Ausgabe von R. Faranda, 1971, war mir nicht zugänglich) .

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Autoren, Editionen und kommentierende Literatur

Lit . : M. Fleck, Untersuchungen zu den Exempla des Valerius Maximus, Diss. Mar­ burg 1974 . - G. Maslakov, Valerius Maximus and Roman Historiography. A Study of the exempla Tradition, ANRW Il. 32/1 (1984) , 437-496. VELLEIUS PATERCULUS, röm. Ritter und Soldat, der als Reiterpräfekt und Legionslegat unter Tiberius in Germanien und Pannonien diente. Seine im Jahre 30 n. Chr. veröf­ fentlichte 'Historia Romana' (der Titel ist jünger), ein Kompendium der ganzen römi­ schen Geschichte, liefert für die Jahre 4-12 n. Chr. praktisch den Bericht eines Augen­ zeugen, der aber durch die stark tiberiusfreundliche Tendenz entstellt ist. Ed. : Velleius Paterculus, Historia Romana, ed. C. Stegmann von Pritzwald, 1933 (ND Stuttgart 1965) (B . T.) (verglichen mit Ed. und Kommentar von J. Hellegouarc'h, Vel­ leius Paterculus. Histoire romaine, 2 Bde . , Paris 1982 [Coll. des Universites de France], von W. S. Watt, Leipzig 1988 [B . T.] , und dem Kommentar: Velleio Patercolo, Storia Romana. Introduzione e commento di F. Portalupi, Torino 1967). Lit . : I. Lana, Velleio Patercolo o della propaganda, Torino 1952 . - Cl. Kuntze, Zur Darstellung des Kaisers Tiberius und seiner Zeit bei Velleius Paterculus , Frankfurt­ Bern-New York 1985. - Maria Elefante, Concordantia in Velleium Paterculum, Hil­ desheim-Zürich-New York 1992 .

LITERATURAUSWAHL 1.

Allgemeine und übergreifende Werke Quellensammlungen

W. Capelle, Das alte Germanien. Die Nachrichten der griechischen und römischen Schriftsteller, Jena 1 9 3 7. F. Dümmler, Zerstreute Zeugnisse alter Schriftsteller über die Germanen, Forschun­ gen zur deutschen Geschichte 23 (1 883) 632 - 6 3 5 . 0 . Fiebiger-L. Schmidt, Inschriftensammlung zur Geschichte d e r Ostgermanen (Kaiser ! . Akad. Wiss. Wien, phil. -hist. Kl. Denkschr. 60,3), Wien 1 9 1 7. Germania latina ( Quellenlesebuch zur Geschichte der Kultur Germaniens in der Kai­ serzeit), hrsg. von H. Klingelhöfer, Düsseldorf 21 966. Griechische und lateinische Quellen zur Frühgeschichte Mitteleuropas bis zur Mitte des 1 . Jahrtausends u. Z., hrsg. von J. Herrmann, 3 Bde., Berlin 1 9 8 8 -1 99 1 . E. Howald-E. Meyer, Die römische Schweiz. Texte und Inschriften mit Übersetzung, Zürich 1 940. Quellen zur Geschichte der Alemannen, Bd. 1 : Von Cassius Dio bis Ammianus Marcellinus, übers. v. C . Dirlmeier, hrsg. v. G. Gottlieb (Schriften der Kommission für Alemannische Altertumskunde 3 ), Sig­ maringen 1 976; Bd. 5: Weitere hagiographische Texte und amtliche Schriften (Schrr. d. Komm. f. Alem. Altertumskde. 8), Sigmaringen 1 983; Bd. 6: Inschriften und Münzen, hrsg. v. W. Kuhoff (Schrr. d. Komm. f. Alem. Altertumskde. 9), Sigmaringen 1 984. A. Riese, Das rheinische Germanien in den antiken Inschriften, Leipzig-Berlin 1 9 1 4 (ND Groningen 1 968). Ders., Das rheinische Germanien in der antiken Literatur, Leipzig 1 892 (ND Gronin­ gen 1 969). Darstellungen und Untersuchungen H. Ament, Die Ethnogenese der Germanen aus der Sicht der Vor- und Frühges­ chichte, in: Ethnogenese europäischer Völker, hrsg. v. W. B ernhard u. A. Kandler­ Palsson, Stuttgart-New York 1 986, 247-256. Ders., Der Rhein und die Ethnogenese der Germanen, Prähistorische Zeitschrift 59 (1 984) 37-47. F. M. Ausbüttel, Die Germanen (Geschichte kompakt), Darmstadt 20 1 0 . Ders., Germanische Herrscher. Von Arminius b i s Theoderich, Darmstadt 2007. H. Birkhan, Germanen und Kelten bis zum Ausgang der Römerzeit. Der Aussagewert

50

Literaturauswahl

von Wörtern und Sachen für die frühesten keltisch-germanischen Kulturbeziehun­ gen I, SB Wien 272, 1 970. B . Bleckmann, Die Germanen. Von Ariovist bis zu den Wikingern, München 2009. A. Dopsch, Wirtschaftliche und soziale Grundlagen der europäischen Kulturent­ wicklung. Aus der Zeit von Cäsar bis auf Kar! den Gro!Sen, 2 Bde., 21 923/24 (ND 1 96 1 ) . H.-J. Eggers, Zur absoluten Chronologie d e r römischen Kaiserzeit im freien Germa­ nien, ANRW II,S/1 (1 976) 3 - 64 . Feindliche Nachbarn. R o m u n d d i e Germanen, hrsg. v. H. Schneider, Köln-Weimar­ Wien 200 8 . Die Germanen. Geschichte u n d Kultur der germanischen Stämme in Mitteleuropa. Ein Hdb. in 2 Bdn., hrsg. von einem Autorenkollektiv unter der Leitung v. B . Krüger, Bd. 1 : Von den Anfängen bis zum 2. Jh. unserer Zeitrechnung (Veröff. d. Zentral­ irrst. für Alte Geschichte und Archäologie der Akad. Wiss . der DDR 4/I), Berlin 21 978; Bd. 2: Die Stämme und Stammesverbände in der Zeit vom 3 . Jh. bis zur Herausbil­ dung der politischen Vorherrschaft der Franken, B erlin 1 98 3 . Germanen, Germania, Germanische Altertumskunde, 2., völlig neu bearb . Ausg. (RGA), hrsg. v. H. B eck, H. Steuer u. D . Timpe, B erlin-New York 1 99 8 . Germanenprobleme in heutiger Sicht, hrsg. v. H. B eck (RGA Ergänzungsband 1 ), Berlin-New York 1 986. R. Hachmann, Die Germanen (Archaeologia mundi), München-Paris-Genf 1 971 . R. Hachmann-G. Kossack-H. Kuhn, Völker zwischen Germanen und Kelten. Schrift­ quellen, Bodenfunde und Namengut zur Geschichte des nördlichen Westdeutsch­ land um Christi Geburt, Neumünster 1 962. H. Jankuhn, Siedlung, Wirtschaft und Gesellschaftsordnung der germanischen Stämme in der Zeit der römischen Angriffskriege, ANRW II,S/1 (1 976) 65-126. K. Kraft, Die Entstehung des Namens 'Germania' , SB d. Wiss. Gesellschaft a. d. Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt a. M., 9 (1 970), Nr. 2, 27- 62 ( Ders., Kleine Schriften, Bd. I. Gesammelte Aufsätze zur antiken Geschichte und Militärgeschichte, Darmstadt 1 973, 96-1 3 1 ). K. Lennartz, Zwischeneuropa in den geographischen Vorstellungen und der Krieg­ führung der Römer in der Zeit von Caesar bis Marcus Aurelius, Diss. Bonn 1 969. A. A. Lund, Zum Germanenbild der Römer. Eine Einführung in die antike Ethnogra­ phie, Heidelberg 1 990. Ders., Die Erfindung der Germanen, Der altsprachliche Unterricht (1 995/2) 4 - 20. W. Menghin, Kelten, Römer und Germanen. Archäologie und Geschichte (Bibliothek des German. Nationalmus. Nürnberg zur deutschen Kunst und Kulturgeschichte N. F. 1 ), München 1 980. G. Mildenberger, Sozial- und Kulturgeschichte der Germanen, Stuttgart-Berlin­ Köln-Mainz 1 972. R. Nierhaus, Das swebische Gräberfeld von Diersheim, Studien zur Geschichte der Germanen am Ob errhein vom gallischen Krieg bis zur alamannischen Landnahme (Römisch-Germanische Forschungen 28), Berlin 1 966. B . Overbeck, Rom und die Germanen. Das Zeugnis der Münzen, Stuttgart 1 98 5 . =

Allgemeine und übergreifende Werke

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Chr. Pescheck, Die germanischen Bodenfunde der römischen Kaiserzeit i n Mainfran­ ken (Münchener Beitr. zur Ur- und Frühgesch. 27), München 1 978. W. Pohl, Die Germanen (Enzyklopädie deutscher Geschichte 5 7), München 2000. Ders., Vom Nutzen des Germanenbegriffes zwischen Antike und Mittelalter: eine forschungsgeschichtliche Perspektive, in: Akkulturation. Probleme einer germa­ nisch-romanischen Kultursynthese in Spätantike und frühem Mittelalter, hrsg. v. D . Hägermann, W. Haubrichs u. J. Jarnut, Berlin-New York 2004, 1 8 - 3 4 . F. Prinz, Deutschlands Frühgeschichte. Kelten, Römer u n d Germanen, Stuttgart 2003 (als Taschenbuch: Ders., Kelten, Römer und Germanen. Deutschlands Frühge­ schichte, München 2004). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, b egr. v. J. Hoops, 2., neu b earb . Auf!. Bd. 1 ff., Aachen 1 973 ff. Rheinische Geschichte, hrsg. von F. Petri u. G. Droege, Bd. 1 , 1 : H. v. Petrikovits, Altertum, Düsseldorf 1 978. Rom und Germanien. Dem Wirken W. Hartkes gewidmet (SB Akad. Wiss. d. DDR 6, Ges.wiss. 1 982, 1 5), Berlin 1 98 3 . L. Schmidt, Geschichte der deutschen Stämme bis zum Ausgang der Völkerwanderung. Bd. 1 : Ostgermanen, München 21 934 (ND 1 969); Bd. 2: Westgennanen, München 2 1 93 8 - 40 (ND 1 970). K. von See, Der Germane als Barbar, Jahrb . f. Intern. Germanistik 13 (1 98 1 ) 42 -72 . R. Simek, Die Germanen (Reclam UB 1 705 1 ) , Stuttgart 2006. G . Stümp el, Name und Nationalität der Germanen. Eine neue Untersuchung zu Poseidonius, Caesar und Tacitus, 1 932 (ND Aalen 1 963 ) . E. A. Thompson, The Early Germans, Oxford 21 968. D . Timpe, Entdeckungsgeschichte, 1 . , RGA Bd. 7, Lieferung 3/4, Berlin-New York 1 989, 307- 3 8 9 . Ders., D i e Söhne d e s Mannus, Chiron 2 1 ( 1 9 9 1 ) 69-124. Ders., Wegeverhältnisse und römische Okkupation Germaniens, in: Untersuchungen zu Handel und Verkehr der vor- und ftühgeschichtlichen Zeit in Mittel- und Nordeuropa, Teil V: Der Verkehr, Verkehrswege, Verkehrsmittel, Organisation (Abhh. Akad. Göttingen phil.-hist. Kl. 3, 1 80), Göttingen 1 989, 83 -1 07. Ders., Romano-Germanica. Gesammelte Studien zur Germania des Tacitus, Stutt­ gart-Leipzig 1 995. Ders., Römisch-germanische Begegnung in der späten Republik und frühen Kaiser­ zeit. Voraussetzungen - Konfrontation - Wirkungen. Gesammelte Studien (Bei­ träge zur Altertumskunde 233), München-Leipzig 2006. M. Todd, Die Germanen. Von den frühen Stammesverbänden zu den Erben des West­ römischen Reiches, Stuttgart 2000. Chr. Trzaska-Richter, Furor teutonicus. Das römische Germanenbild in Politik und Propaganda von den Anfängen bis zum 2. Jahrhundert n. Chr. (Bochumer Alter­ tumswissenschaftliches Colloquium 8), Trier 1 99 1 . R . v. Uslar, Die Germanen, vom 1 . bis 4. Jh. n . Chr., Snmgart 1 980. Vorgeschichte der deutschen Stämme, 3 Bde., hrsg. H. Reinerth, Berlin 1 940. Westfälische Geschichte, hrsg. von W. Kohl, Bd. 1 : Von den Anfängen bis zum Ende des Alten Reiches, Düsseldorf 1 98 3 . H. Wolfram, D i e Germanen (bsr 2004), München °2009.

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Literaturauswahl

Ders., Die 1 0 1 wichtigsten Fragen! Germanen (bsr 1 867), München 2008. R. Wolters, "Tarn diu Germania vincitur" . Römische Germanensiege und Germanen­ sieg-Propaganda bis zum Ende des 1 . Jh. n. Chr., Bochum 1 989. Ders., Römische Erob erung und Herrschaftsorganisation in Gallien und Germanien. Zur Entstehung und Bedeutung der sog. Klientel-Randstaaten (Bochumer Hist. Studien. Alte Geschichte 8), Bochum 1 990.

Stämme J. Jarnut, Geschichte der Langobarden (Urban Tb. 339), Stuttgart 1 982. B . Krüger, Zur Ethnogenese der Germanen und zu Problemen der Germanenfor­ schung, in: Germanen, Slawen, Deutsche. Forschungen zu ihrer Ethnogenese, Ber­ lin 1 968, 9 - 1 9 . T. Nagy, D i e gens Marcomannorum i n Pannonia prima, Mitt. Arch. Inst. d. Ung. Akad. Wiss. 1 2/ 1 3 (1 982/83) 1 1 3 -1 2 1 . F. Schlette, Werden und Wesen frühgeschichtlicher Stammesverbände, Zs. f . Arch. 5 (1 971 ) 1 9 - 3 8 . E. Schwarz, Germanische Stammeskunde (Germanische Bibliothek, 5 . Reihe), Beidei­ berg 1 956. Ders., Germanische Stammeskunde zwischen den Wissenschaften, Konstanz-Stutt­ gart 1 967. R. Seyer, Antike Nachrichten zu germanischen Stammessitzen, Zs. f. Arch. 2 (1 968) 232 -255. R. v. Uslar, Archäologische Fundgruppen und germanische Stammesgebiete vor­ nehmlich aus der Zeit um Christi Geburt, Hist. Jb. 71 (1 95 1 ) 1 - 3 6 . Zur germanischen Stammeskunde, hrsg. v o n E. Schwarz (Wege d e r Forschung 249), Darmstadt 1 972 .

Verfassung, Wirtschaft, Gesellschaft, Kriegswesen: R. Bruder, Die germanische Frau im Lichte der Runeninschriften und der antiken Historiographie (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der germanischen Völker N. F. 5 7), B erlin 1 974. H. Dannenbauer, Adel, Burg und Herrschaft bei den Germanen, Hist. Jb. 61 (1941) (= Herrschaft und Staat im Mittelalter, hrsg. von H. Kämpf, Darmstadt 1 956, 66-1 34). A. Demandt, Die Anfänge der Staatenbildung bei den Germanen, HZ 230 (1 980) 265 291 . St. Dick, Der Mythos vom "germanischen" Königtum. Studien zur Herrschaftsorga­ nisation bei den germanisch-sprachigen Barbaren bis zum B eginn der Völkerwan­ derungszeit (RGA Erg.-Bd. 60), Berlin-New York 2008. H.-J. Eggers, Der römische Import im freien Germanien, Harnburg 1 95 1 . 0 . Höfler, Der Sakralcharakter des germanischen Königtums, in: Das Königtum. Seine geistigen und rechtlichen Grundlagen (Vorträge und Forschungen 3 ) Lin­ dau-Konstanz 1 95 5 (ND Darmstadt 1 963), 75 -1 04.

Allgemeine und übergreifende Werke

53

H. Jankuhn, Vor- und Frühgeschichte vom Neolithikum bis zur Völkerwanderungs­ zeit (Deutsche Agrargeschichte 1), Stuttgart 1 969. G. Kossack, Dörfer im nördlichen Germanien vornehmlich der römischen Kaiserzeit. Lage, Ortsplan, Betriebsgefüge und Gemeinschaftsform (Abhandlungen/Bayeri­ sche Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Klasse, n. F. 1 1 2), München 1 997. K. G. Kristensen, Tacitus ' germanische Gefolgschaft (Historisk filosofiske Middelelse 50, 5), Kopenhagen 1 9 8 3 . H. Kulm, D i e Grenzen d e r germanischen Gefolgschaft, Zs. d. Savigny-Stiftung für Rechtsgesch., Germ. Abt. 73, 1 956, 1 - 8 3 . J. Kunow, D e r römische Import i n die Germania libera b i s z u d e n Markomannen­ kriegen. Studien zu Bronze- und Glasgefägen (Göttinger Schriften z. Vor- u. Frühgeschichte 2 1 ), Neumünster 1 98 3 . A. A. Lund, Zur Schilderung d e r germanischen Gesellschaft b e i Caesar und Tacitus, C & M 36 (1 985) 1 77 ff. G. Mildenberger, Germanische Burgen (Veröff. der Altertumskomm. im Prov. inst. f. Westf. Landes- und Volksforschung. Landschaftsverband Westfalen-Lippe 6), Münster 1 978. ]. Raddatz, Die Bewaffnung der Germanen in der jüngeren römischen Kaiserzeit (Nachrr. Akad. d. Wiss . Göttingen phil. -hist. Kl. 1 967, 1 ), Göttingen 1 967. Ders., Die germanische Bewaffnung der vorrömischen Eisenzeit (Nachrr. Akad. d. Wiss. Göttingen phil.-hist. Kl. 1 966, 1 1 ), Göttingen 1 967. Cl. Redlich, Germanische Gemeinschaftsformen in der Üb erlieferung des Tacitus, in: Studien aus Alteuropa 2 (FS Kurt Tackenberg Beihefte der Bonner Jahrbücher 1 0/ II), Köln-Graz 1 965, 1 8 6 -1 94 . W. Schlesinger, Randbemerkungen z u drei Aufsätzen ü b e r Sippe, Gefolgschaft und Treue, in: Alteuropa und die moderne Gesellschaft (FS 0 . Brunner), Göttingen 1 963, 1 1 - 5 9 . Ders., Über germanisches Heerkönigtum, i n : D a s Königtum (Vorträge und For­ schungen 3), Lindau-Konstanz 1 95 5 (ND Darmstadt 1 963), 1 05 -1 4 1 . 0 . Schlippschuh, Der Händler i m römischen Kaiserreich i n Gallien, Germanien und den Donauprovinzen Raetien, Noricum und Pannonien, Amsterdam 1 974 . A. Strassmeir, Das Heer des Arminius. Germanische Krieger zu Beginn des 1 . nach­ christlichen Jahrhunderts (Heere und Waffen 1 1 ), Berlin 2009. K. Tausend, Im Inneren Germaniens. Beziehungen zwischen den germanischen Stäm­ men vom 1 . Jh. v. Chr. bis zum 2. Jh. n. Chr. (Geographica Historica 25), Stuttgart 2009. D. Timpe, Die germanische Agrarverfassung nach den Berichten Caesars und Tacitus ' . Literarische Zeugnisse als Quellengattung, in: Untersuchungen zur eisenzeitlichen und frühmittelalterlichen Flur in Mitteleuropa und ihrer Nutzung. Bericht über die Kolloquien der Kommission für die Altertumskunde Mittel- und Nordeuropas in den Jahren 1 975/76, hrsg. von H. Beck, D. Denecke u. H. Jankuhn (Abhh. Akad. Wiss. Göttingen phil.-hist. Kl. III, 1 1 5/1 6), Bd. I, Göttingen 1 979, 1 1-40. B . Trier, Das Haus im Nordwesten der Germania libera. Text und Tafelband (Veröff. d. Altertumskomm. im Prov.inst. f. Westf. Landes- und Volkskunde 4 ), Münster 1 969. R. Wenskus, Stammesbildung und Verfassung. Das Werden der frühmittelalterlichen gentes, Köln-Wien 1 96 1 . =

54

Literaturauswahl

I. Wiebrock, Die Sippe bei den Germanen der Frühzeit bis zum Ausgang der Völker­ wanderung - eine Untersuchung anhand der schriftlichen Quellen, Diss. (iur.), Marburg 1 979. W. Will, Römische 'Klientel-Randstaaten' am Rhein ? Eine Bestandsaufnahme, BJ 1 87 (1 987) 1 - 6 1 . R. Wolters/Ch. Sroess, Die römischen Münzfunde im Westteil des Freien Germa­ niens - Ein B eitrag zur Beurteilung des Geldumlaufs im Gebiet zwischen Rhein, Donau und Oder während der ersten beiden Jahrhunderte n. Chr., Münstersehe Beiträge zur Antiken Handelsgeschichte IV 2 (1 985) 3 - 4 1 .

Kultur und Religion Germanische Religionsgeschichte. Quellen und Quellenprobleme, hrsg. v. H. Beck, D . Ellmers, K. Schier (RGA Ergänzungsband 5), Berlin-New York 1 992. W. Grönbech, Kulmr und Religion der Germanen, Stuttgart 5 1 954. H. P. Hasenfratz, Die Germanen. Religion, Magie, Kult, Mythos, Erftstadt 2007. H. Jankuhn, Archäologische Beobachtungen zu Tier- und Menschenopfern bei den Germanen in der römischen Kaiserzeit (Nachrr. Akad. Göttingen 1 967, 6), Göt­ tingen 1 967, 1 1 5 -1 5 7. W. Krogmann, Die Kultur der alten Germanen, T. 1, Wiesbaden 1 978. K. Tausend, Zur politischen Rolle germanischer Kultverbände, Historia 40 ( 1 9 9 1 ) 2 4 8 - 256a. R. v. Uslar, Germanische Sachkultur in den ersten Jahrhunderten nach Christus, Köln-Wien 1 975. H. Volkmann, Germanische Seherinnen in römischen Diensten, Krefeld 1 964 ( Ders., Endoxos Duleia. Kleine Schriften zur Alten Geschichte, Berlin-New York 1 975, 2 3 5 -243). J. de Vries, Altgermanische Religionsgeschichte, 2 Bde., B erlin 21 956/57. Ders., Kelten und Germanen, Bern-München 1 960. =

Germanen in römischen Diensten G. Alföldy, Die Hilfstruppen der römischen Provinz Germania Inferior (Epigra­ phische Studien 6 ), Düsseldorf 1 96 8 . M. Bang, D i e Germanen i m römischen Dienst, b i s zum Regierungsantritt Constan­ tins I., B erlin 1 906. H. Bellen, Die germanische Leibwache der römischen Kaiser des julisch-claudischen Hauses (Abhh. Akad. Wiss. u. Lit. Mainz. Geistes- und sozialwiss. Kl. 1 9 8 1 , 1 ), Wiesbaden 1 9 8 1 . W. En!Slin, Germanen i n römischen Diensten, Gymnasium 5 2 ( 1 9 4 1 ) 5 -25. A. Kakoschke, ,Germanen' in der Fremde. Eine Untersuchung zur Mobilität aus den römischen Provinzen Germania inferior und Germania superior anhand der Inschriften des 1 . bis 3. Jh. (Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike­ Rezeption 8), Möhnesee 2004.

Allgemeine und übergreifende Werke

55

K. Kraft, Zur Rekrutierung der Alen und Kohorten an Rhein und Donau, B ern 1 95 1 . Römisches Germanien G. Alföldy, Die Legionslegaten der römischen Rheinarmeen (Epigraphische Studien 3), Köln-Graz 1 967. R. Asskamp, Das südliche Oberrheingebiet in frührömischer Zeit (Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg 33), Stuttgart 1 989. Aufstieg und Niedergang der Römischen Welt, ANRW II,4 ( 1 975); II,5/1 (1 976); II,5/ 2 (1 980). D. Baatz, Der römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau, Berlin 1 974. T. B echert, Römisches Germanien zwischen Rhein und Maas. Die Provinz Germania Inferior, München 1 982. Ders., Germania Inferior. Eine Provinz an der Nordgrenze des Römischen Reiches (Orbis Provinciarum. Zaberns Bildbände zur Archäologie. Sonderbände der Anti­ ken Welt), Mainz 2007. W. Eck, Die Statthalter der germanischen Provinzen vom 1 .-3 . Jh. (Epigraphische Studien 1 4), Köln-Bonn 1 98 5 . Germania inferior. Besiedlung, Gesellschaft und Wirtschaft a n der Grenze der rö­ misch-germanischen Welt, hrsg. v. Th. Grünewald, in Verbindung mit H.-J. Schalles (RGA-Erg.-Bd. 28), Berlin-New York 2001 . Germania Romana 1 . Römerstädte in Deutschland (Gymnasium- Beih. 1 ), Heidelberg 1 960; 2. Kunst und Kunstgewerbe im römischen Deutschland (Gymnasium-Beih. 5), Heidelberg 1 965; 3 . Römisches Leben auf germanischem Boden (Gymnasium-Beih. 7), Heidelberg 1 970. G. Gottlieb, Das römische Augsburg, Antike Welt 1 6, 2 (1 985) 1 1 -1 1 8 . H.-J. Kellner, Die Römer i n Bayern, München 21 972. Kontinuität und Diskontinuität. Germania inferior am Beginn und am Ende der rö­ mischen Herrschaft. Beiträge des deutsch-niederländischen Kolloquiums in der Katholieke Universiteit Nijmegen (27.-30. 6. 200 1 ) , hrsg. v. Th. Grünewald u. S. Seibel, Berlin-New York 2003. J. Kunow, Das Limesvorland der südlichen Germania inferior, BJ 1 87 (1 987) 63 -77. Der niedergermanische Limes . Materialien zu seiner Geschichte, hrsg. von J. E. Boga­ ers u. Chr. B . Rüger (Kunst und Alterrum am Rhein 50), Köln 1 974 . H. v. Petrikovits, Die Rheinlande in römischer Zeit, 2 Bde., Düsseldorf 1 980. Ders., Das römische Rheinland. Archäologische Forschungen seit 1 945 (Arbeitsge­ meinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen. Geisteswiss. 86), Köln­ Opladen 1 960. B . Pferdehirt, Die römische Okkupation Germaniens und Rätiens von der Zeit des Tib erius bis zum Tode Traj ans . Untersuchungen zur Chronologie südgallischer Reliefsigillata, JRGZM 33, 1 (1 986) 22 1 - 320. Die Römer am Rhein (Ausstellungskatalog), Köln 1 967.

56

Literaturauswahl

Die Römer an Rhein und Donau. Zur politischen, wirtschaftlichen und sozialen Ent­ wicklung in den römischen Provinzen an Rhein, Mosel und oberer Donau im 3 . und 4. Jh., Wien-Köln-Graz 21 978 . Die Römer in Baden-Württemberg, hrsg. v. Ph. Filtzinger, D. Planck u. B. Cämmerer, neubearb . Auf!. Stuttgart 1 986. Die Römer in Hessen, hrsg. von D . Baatz u. F. -X. Herrmann, Stuttgart 1 982. Die Römer in Nordrhein-Westfalen, hrsg. von H. G. Horn, Stuttgart 1 987. Das römische Germanien aus der Luft, hrsg. von W. Sölter, Bergisch-Gladbach 1 98 1 . Chr. B . Rüger, Germania Inferior. Untersuchungen zur Territorial- und Verwaltungsgeschichte Niedergermaniens in der Prinziparszeit (Bonner Jahrbücher Beih. 30), Köln-Graz 1 96 8 . S. v o n Schnurbein, Augusrus in Germanien. Neue archäologische Forschungen (Kroon-Voordracht 24 ), Amsterdam 2002. H. Schönberger, Die römischen Truppenlager der frühen und mittleren Kaiserzeit zwischen Nordsee und Inn, BRGK 66 (1 985) 3 2 1 - 497. R. Stupperich, Römische Funde in Westfalen und Nordwest-Niedersachsen (Boreas­ Beiheft 1 ), 1 990. Ch. M. Ternes, Die Provincia Germania Sup erior im Bilde der jüngeren Forschung, ANRW II,5/2 (1 980) 72 1-1260. Ders., Die Römer an Rhein und Mosel. Geschichte und Kultur, Sturtgart 1 975. Ders., Römisches Deutschland. Aspekte seiner Geschichte und Kultur, Stuttgart 1 986. 2000 Jahre Römer in Westfalen, hrsg. vom Landschaftsverband Westfalen-Lipp e durch das Westfälische Museum für Archäologie, Mainz 1 989. H. Wolff, Die politisch-administrative Binnengliederung des gallisch-germanischen Raumes, in: H. E. Herzig, R. Frei-Stolba (Hrsg.), Labor omnibus unus. Gerold Walser zum 70. Geburtstag dargebracht von Freunden, Kollegen und Schülern, Stuttgart 1 989, 257-273 . R. Wolters, Die Römer in Germanien, München 2000.

2.

Zu den einzelnen Kapiteln Kap . 2

H. Callies, Zur Vorstellung der Römer von den Cimbern und Teutonen seit dem Aus­ gang der Republik, Ein Beitrag zur Behandlung außenpolitischer Ideologie in Rom, Chiron 1 ( 1 9 7 1 ) 3 4 1 - 3 5 0 . E. Demougeot, I.:invasion d e s Cimbres-Teutons-Ambrons e t l e s Romains, Latomus 37 (1 978) 9 1 0 - 9 3 8 . E. Koestermann, Der Z u g d e r Cimbern, Gymnasium 76 (1 969) 3 1 0 - 329. K. Kraft, Tougener und Teutonen, Hermes 8 5 (1 957) 367- 378 ( Ders., Kleine Schrif­ ten, Bd. I. Gesammelte Aufsätze zur antiken Geschichte und Militärgeschichte, Darmstadt 1 973, 1 32 -1 43). R. Loose, Kimbern am Brenner? Ein Beitrag zur Diskussion des Alp enüberganges der Kimbern 1 02 - 1 0 1 v. Chr., Chiron 2 (1 972) 2 3 1 -252. B . Melin, Die Heimat der Kimbern (Uppsala Universitets Arsskrift) Uppsala 1 960. =

Zu den einzelnen Kapiteln

57

Kap . 3 J. A. Bundgard, Caesar ' s Bridges over the Rhine, AArch 36 (1 965) 87-1 03. Christ, Caesar und Ariovist, Chiron 4 (1 974) 25 1 - 292 ( Ders., Römische Geschichte und Wissenschaftsgeschichte Bd. l , Darmstadt 1 982, 92 -133). G. Dobesch, Caesar als Ethnograph, Wiener humanistische Blätter 3 1 (1 989) 1 6 - 5 1 . N. Holzberg, Die ethnographischen Exkurse in Caesars Bellum Gallicum als erzähl­ strategisches Mittel, Anregung. Zeitschr. f. Gymnasialpädagogik 33 (1 987) 8 5 - 98 . E. Koestermann, Caesar und Ariovist, Klio 3 3 (1 940) 3 0 8 - 334. K. H. Lee, Caesar ' s Encounter with the Usipetes and the Tencteri, Greece and Rome 16 (1 969) 1 00 - 1 0 3 . U. Maier, Caesars Feldzüge i n Gallien (58 - 5 1 v. Chr.) i n ihrem Zusammenhang mit der stadtrömischen Politik (Saarbrücker Beiträge zur Altertumskunde 29) Bonn 1 978 . R. Schmittlein, La premiere Campagne de Cesar contre les Germains, 58 avant J esus­ Christ (Travaux et memoires des Instituts fran.;; a is en Allemagne) Paris 1 956. K. Tausend, Caesars germanische Reiter, Historia 37 (1 988) 4 91 - 497. W. Will, Caesar. Eine Bilanz, Stuttgart-Berlin-Köln 1 992. =

Kap . 4 W. F. Akveld, Germanicus, Diss. Utrecht, Groningen 1 96 1 . Arminius und die Varusschlacht. Geschichte - Mythos - Literatur, hrsg. v. R . Wiegels u. W. Woesler, Paderborn 1 994. Arminius, Varus und das Schlachtfeld von Kalkriese. Eine Einführung in die archäo­ logischen Arbeiten und ihre Ergebnisse, hrsg. v. J. Harnecker (Museum und Park Kalkriese. Schriften 1 ) , Bramsehe 1 999. H. Bellen, Der römische Ehrenbogen von Mainz-Kastell: Ianus Germanici aut Domi­ tiani ?, Archäologisches Korrespondenzblatt 19 (1 989) 77- 84. H. Bendix (Hrsg.), Die römische Okkupation nördlich der Alpen zur Zeit des Augustus. Kolloquium Bergkamen 1 989, Vorträge, Bodenaltertümer Westfalens, Bd. 26, Münster 1 99 1 . A . Bernecker, Die Feldzüge des Tiberius und die Darstellung der unterworfenen Ge­ biete in der "Geographie" des Ptolemaios, Bonn 1 989. K. Christ, Drusus und Germanicus. Der Eintritt der Römer in Germanien, Pader­ born 1 956. Ders., Zur augusteischen Germanienpolitik, Chiron 7 (1 977) 1 49 -205. Ders., Zur römischen Okkupation der Zentralalp en und d,es nördlichen Alp envor­ landes, Historia 6 (1 957) 4 1 6 - 42 8 . G. Cicekdagi, Publius Quinctilius Varus. Leben und Nachleben (Europäische Hoch­ schulschriften, Reihe III. Geschichte und ihre Nachbarwissenschaften 1 092), Frank­ furt/M. u. a. 20 1 2 . J. Deininger, Germaniam pacare. Zur neueren Diskussion über die Strategie d e s Augus­ tus gegenüber Germanien, Chiron 30 (2000) 749 -773 .

58

Literaturauswahl

J. Dobias, King Maroboduus as a politician, Klio 38 (1 960) 1 5 5 -1 66. W. Hanke, Das Winterlager des Tiberius in Germanien im Jahr 4/5 u. Z., Philologus 128 (1 984) 1 1 1-1 1 8 . E . Hohl, Um Arminius. Biographie oder Legende ?, S B Berlin, Kl. f. Ges. wiss. 1 9 5 1 , 1 . W. Horstmann, Die Römer an der Weser. Untersuchungen zum Germanienfeldzug des Jahres 16 n. Chr., Mitteil. d. Mindener Gesch. vereins 52 ( 1 98 1 ) 9 - 49 . W. John, D i e Örtlichkeit d e r Varusschlacht bei Tacitus. Eine Quellenuntersuchung, Göttingen 1 950. Ders., RE XXIV (1 963) 907-984, s . v. Publius Quinctilius Varus. D . Kienast, Augustus, Prinzeps und Monarch, Darmstadt 1 982. Koestermann, Die Feldzüge des Germanicus 14-16 n. Chr., Historia 6 (1 957) 429 - 479. B . Krüger, Die Schlacht im Teutoburger Wald, Berlin 1 986. W. D . Lebek, Ehrenbogen und Prinzentod: 9 v. Chr.-23 n. Chr., ZPE 8 6 (1991) 47-78 . Ders., Welttrauer um Germanicus: das neugefundene Originaldokument und die Darstellung des Tacitus, Antike und Abendland 3 6 (1 990) 93 -1 02 . G. A. Lehmann, Zum Zeitalter d e r römischen Okkupation Germaniens : neue Inter­ pretationen und Quellenfunde, Boreas 12 (1 989) 207-230. Ders., Zur historisch-literarischen Üb erlieferung der Varus-Katastrophe 9 n. Chr., Boreas 1 3 (1 990) 1 4 3 -1 67. Ders., Das Ende der römischen Herrschaft über das "westelbische" Germanien: von der Varuskatastrophe zur Abberufung des Germanicus Caesar 1 6/7 n. Chr., ZPE 86 (1991) 79 - 96. Ders., Imp erium und Barbaricum. Neue B efunde und Erkenntnisse zu den rö­ misch- germanischen Auseinanders etzungen im nordwestdeutschen Raum - von der augusteischen Okkup ationsphase bis zum Germanen-Zug des Maximinus Thrax (23 5 n. Chr.) (Sitzungsb erichte/Österreichische Akademie der Wissen­ schaften, phil. -hist. Klasse 821), Wien 201 1 . G . Moosbauer, Die Varusschlacht (bsr 2457), München 2009. K. Motykova-Sneidrova, Die Anfänge der römischen Kaiserzeit in Böhmen (Fontes archeologici Fragenses 6), Prag 1 963. Dies., Weiterentwicklung und Ausklang der älteren römischen Kaiserzeit in Böhmen (Fontes archaeologici Fragenses 1 1 ), Prag 1 967. W. A. Oldfather/H. V. Canter, The Defeat of Varus and the German Frontier Policy of Augustus (University of Illinois Studies in the Social Seiences IV,2), Chicago 1 9 1 5 (ND New York-London 1 967). H. D . Otto, Arminius versus Varus: Die Schicksalsschlacht im Teutoburger Wald, Ostfildern 2009. H. v. Petrikovits, Arminius, Bonner Jahrbücher 1 66 (1 966) 1 75 -1 93 . M. Pietsch, D . Timp e und L. Wams er, mit einem Beitrag von H. B ecker, Das augustei­ sche Truppenlager Marktbreit, BRGK 72 ( 1 9 9 1 ) 264 - 324. U. Riemer, Die römische Germanienpolitik. Von Caesar bis Commodus, Darmstadt 2006. H. Ritter-Schaumburg, Der Cherusker. Arminius im Kampf mit der römischen Welt­ macht, München-Berlin 1 9 8 8 . D i e römische Okkupation nördlich d e r Alpen zur Zeit d e s Augustus - Kolloquium Bergkamen 1 989. Vorträge (Bodenaltertümer Westfalens 26), Münster 1 99 1 .

Zu den einzelnen Kapiteln

59

W. Schlüter, Römer im Osnabrücker Land. Die archäologischen Untersuchungen in der Kalkrieser-Niewedder Senke, mit Beiträgen von F. Berger u. a. (Schriftenreihe der Kulturregion Osnabrück des Landschaftsverbandes Osnabrück e. V., Bd. 4), Bramsehe 1 99 1 . S. von Schnurbein, Untersuchungen zur Geschichte der römischen Militärlager an der Lippe, BRGK 62 (1 98 1 ) 5 -1 0 1 . J . Straub, Lib erator haud dubie Germaniae - Zeitkritik i m Urteil des Tacitus über Arminius, Würzburger Jahrbücher N. F. 6a ( 1 980) 223 - 23 1 . K . Telschow, Die Abberufung des Germanicus ( 1 6 n . Chr.). Ein B eispiel für die Kon­ tinuität römischer Germanienpolitik von Augustus zu Tiberius, in: Monurnenturn Chiloniense. Studien zur augusteischen Zeit (Kieler FS für E. Burck), Amsterdam 1 975, 1 4 8 -1 82. E. A. Thompson, Maroboduus, in: Studies presented to G. Thomson (Acta Universi­ tatis Carolinae 1 963. Philosophica et Historica 1 . Graecolatina Pragensia 2), Prag 1 963, 203 - 2 1 0 . D . Timpe, Arrninius-Studien (Bibi. d. klass. Alt. wiss. N. F. 2,34), Heidelberg 1 970. Ders., Drusus ' Umkehr an der Eibe, RhM 1 1 0 (1 967) 289 - 3 06 . Ders . , Der römische Verzicht auf d i e Okkupation Germaniens, Chiron 1 ( 1 97 1 ) 2 6 7-284. Ders., D i e Siedlungsverhältnisse Mainfrankens i n caesarisch-augusteischer Zeit nach den literarischen Quellen, in: Die germanischen Bodenfunde der römischen Kaiser­ zeit in Mainfranken, hrsg. von Chr. Pescheck (Veröffentl. der Komm. z. archäolog. Erforschung d. spätrömischen Raetien der Bayer. Akad. d. Wiss.), München 1 978, 1 1 9 -1 29. Ders., Der Triumph des Germanicus. Untersuchungen zu den Feldzügen der Jahre 1 4 - 1 6 n. Chr. in Germanien (Antiquitas 1 , 1 6), Bonn 1 96 8 . Ders., Zur Geschichte d e r Rheingrenze zwischen Caesar und Drusus, i n : Monurnen­ turn Chiloniense. Studien zur augusteischen Zeit (Kieler FS für E. Burck), Amster­ dam 1 975, 124-1 47. D . Timpe, Zur Geschichte und Überlieferung der Okkupation Germaniens unter Augustus, Saeculum 1 8 (1 967) 278 -293. Varusschlacht und Germanenmythos. Eine Vortragsreihe anläßlich der Sonderaus­ stellung Kalkriese Römer im Osnabrücker Land in Oldenburg 1 993 (Archäologi­ sche Mitteilungen aus Nordwestdeutschland Beiheft 9), Oldenburg 1 994. Die Varusschlacht. Wendepunkt der Geschichte ? hrsg. v. R. Wiegels, Darmstadt 2007. C . W. Wells, The German policy of Augustus. An examination of the archaeological evidence, Oxford 1 972. P. S. Wells, Die Schlacht im Teutoburger Wald, Düsseldorf 2005. K. -W. Welwei, Römische Weltherrschaftsideologie und augusteische Germanienpoli­ tik, Gymnasium 93 (1 986) 1 1 8 -1 3 7. B . -J. Wendt, Roms Anspruch auf Germanien. Untersuchungen zur römischen Au­ !Senpolitik im 1 . Jh. n. Chr., Diss. Harnburg 1 96 1 . R. Wolters, Die Schlacht im Teutoburger Wald. Arminius, Varus und das römische Germanien, München 2008.

60

Literaturauswahl Kap . 5

P. A. Brunt, Tacitus on the Batavian Revolt, Latomus 1 9 (1 960) 494 - 5 1 7. R. Chevallier, Rome et Ia Germanie au I " siecle de notre ere (Co!!. Latomus 53), Brüssel 1 96 1 . K. Christ, Zur Geschichte des hessischen Raumes in der römischen Kaiserzeit, in: Aus Geschichte und ihren Hilfswissenschaften (FS W. Heinemeyer), Marburg 1 979, 529 - 543. D . Flaig, Den Kaiser herausfordern. Die Usurpation im Römischen Reich, Frankfurt/ Main-New York 1 992. C . Patsch, Der Kampf um den Darrauraum unter Domitian und Traj an (SB Wien, phil.-hist. Kl. 2 1 7, 1 ), Wien 1 937. K. Strobel, Der Chattenkrieg Domitians . Historische und politische Aspekte, Ger­ mania 65 (1 987) 423 -452. Ders., Die Darraukriege Domitians (Antiquitas R. 1: Abhh. z. Alten Geschichte 38), Bonn 1 989. J. von Ungern-Sternberg, Gerrnania capta. Die Einrichtung der germanischen Provin­ zen durch Domitian in römischer Tradition, in: W. Dahlheim/W. Schuller!J. von Ungern-Sternberg (Hrsg.), Festschrift Robert Werner zu seinem 65. Geburtstag (Konstanzer Althistorische Vorträge und Forschungen 22), Konstanz 1 989, 1 61 1 69. R. Urban, Der "Bataveraufstand" und die Erhebung des Iulius Classicus (Trierer Hist. Forschungen 8), Trier 1 985. Kap . 6 G. Alföldy, Der FriedensschlufS des Kaisers Commodus mit den Germanen, Historia 20 ( 1 9 7 1 ) 84-1 09 ( R. Klein, Hrsg., Mare Aurel, Wege d. Forschung 550, Darms­ tadt 1 979, 3 8 9 - 428). H. Bengtson, Neues zur Geschichte der Naristen, Historia 8 (1 959) 2 1 3 - 22 1 . H.-W. Böhme, Archäologische Zeugnisse zur Geschichte der Markomannenkriege ( 1 6 6 -1 8 0 n. Chr.), JRGZM ( FS H.-J. Hundt 2), Mainz 1 975 (ersch. 1 977), 1 5 3 2 1 7. A. Birley, Mark Aurel. Kaiser und Philosoph, München 21 977. R. Klein, Das Regenwunder im Quadenland, BHAC 1 98 6/89, Bonn 1 99 1 , 1 1 7-1 3 8 . P. Oliva, Marcomannia provincia ? Studii Clasice 2 4 (1 986) 1 25 -129. W. Scheide!, Probleme der Datierung des Costoboceneinfalls im Balkanraum unter Marcus Aurelius, Historia 39 (1 990) 493 -498. Ders., Der Germaneneinfall in Ob eritalien unter Marcus Aurelius und die Emissions­ abfolge der kaiserlichen Reichsprägung, Chiron 20 (1 990) 1 -1 8 . M . Stahl, Zwischen Abgrenzung und Integration. Die Verträge der Kaiser Mark Aurel und Commodus mit den Volkern j enseits der Donau, Chiron 19 (1 989) 289 - 3 1 7. W. Wolff, Welchen Zeitraum stellt der Bilderfries der Marcus-Säule dar ?, Ostbairi­ sche Grenzmarken. Passauer Jahrbuch für Geschichte, Kunst und Volkskunde 32 (1 990) 9 - 29. =

=

Zu den einzelnen Kapiteln

61

J. Straub, Scurra barbarus. Zum Bericht d e r Historia Augusta über d a s Ende d e s Seve­ rus Alexander, BHAC 1 977/78, Bonn 1 980, 2 3 3 - 2 5 3 . W. Zwikker, Studien zur Markussäule, I (Allard Piersan Stichring Universiteit van Amsterdam, Arch.-Hist. Bij dragen 8), Amsterdam 1 94 1 .

Kap . 7 D. Baatz, Zum archäologischen Nachweis eines Alamanneneinfalls am ob ergermani­ schen Limes unter Elagabal, BJ 1 71 ( 1 9 7 1 ) 3 77- 3 8 5 . T. B echert, E i n Alemanneneinfall a m obergermanischen Limes unter Elagabal (Epi­ graphische Studien 8), Düsseldorf 1 969, 5 3 - 62. J. Burian, Maximinus Thrax. Sein Bild bei Herodian und in der Historia Augusta, Philologus 1 32 (1 988) 230-244. Dietz, Zum Feldzug Caracallas gegen die Germanen, in: Studien zu den Militärgrenzen Roms, III. 1 3 . Internationaler Limeskongreß Aalen 1 983, Stuttgart 1 986, 1 35 ff. Okamura, Alamannia devicta. Roman-German conflicts from Caracalla to the first tetrarchy (A. D. 2 1 3 - 305), 2 Bde., Diss. Univ. of Michigan 1 984.

AB KÜRZUNGSVERZEICHNIS 1.

Antike Autoren und ihre Werke

Ael. var. Amm. App . Celt. Ill. Mac. Mithr. Syr. Aristot. EN meteor. Ascon. Athen. Aur. Vict. Caes. vir. ill.

Aelianus (Ailianos) Varia historia Ammianus Marcellinus, Res gestae Appianos Celtica Illyrica Macedonica Mithridateios Syriaca Aristoteles Ethica Nicomachea Meteorologica Asconius Pedianus Athenaios, Deipnosophistae Aurelius Victor De Caesaribus (Ps.-) Aur. Vier., De viris illustribus

Caes. Civ. Gall. Cic. Att. harusp. resp . imp . Cn. Pomp . off. orat. Pis. prov. Tusc. Claud. Goth. Clem. Alex. strom. Colum.

Caesar De b ello civili De b ello Gallico Cicero Epistolae ad Atticum De haruspicum responso De imperio Cn. Pomp ei De officiis Orator ad M. Brumm In L. Pisanern De provinciis consularibus Tusculanae disputationes Claudius Claudianus De b ello Gothico Clemens Alexandrinus Stromareis Columella, De re rustica

Demosth. Dio Diod.

Demosthenes, Orationes Cassius Dio Diodoros, Bibliotheke

Abkürzungsverzeichnis Epit. de Caes. Eutr.

(Ps .-Aurelius Victor) Epitome de Caesaribus Eutropius, Breviarium ab urb e condita

Fest. Flor. Frontin. strat.

Sex. Pompeius Festus, De verborum significatu Florus, Epitoma Frontinus Strategemara

Gell.

Aulus Gellius, Noctes Atticae

HA Alex. Sev. Ant. Pius Comm. Mare. Max. et Balb . Maximin. Pert. Prob . Hdt. Herod. Hier. chron.

Historia Augusta Alexander Severus Antoninus Pius Commodus Marcus Antoninus Maximus et Balbinus Maximinus Thrax Pertinax Probus Herodotos Herodianos Hieronymus Chronicum Eusebii ab Hieronymo retractatum ad annum Abrahae 2395 Q . Horatius Flaccus Carmina Epoden Saturae sive sermones

Hor. carm. epod. sat. I I. Iord. Get. Ios. ant. lud. bell. lud. Iust. Iuv.

Homer, Ilias Iordanes Getica Iosephos Antiquitates ludaicae Bellum ludaicum M. Junianus Iustinus, Epitoma historiarum Philippicarum Pompei Trogi Iuvenalis, Saturae

Liv. per. Lucan.

Livius, Ab urb e condita Periochae Lucanus, De b ello civili

Manil. Mart. epigr. Mon. Anc.

Manilius, Astronomica Martialis, Epigrammara Res gestae Divi Augusti (Monumentum Ancyranum)

Obs.

Iulius Obsequens, Liber prodigiorum

63

64

Abkürzungsverzeichnis

Od. Oros. hist. Ov. ars fast. pont. trist.

Homer, Odyssee Orosius Historiae adversum paganos Ovidius Ars amatoria Fasti Ex Ponto Tristia

Paneg. Lat. Paus. Pers . Petr. Patr. Phi!. leg. Plin. nat. Plin. ep . pan. Plut. Aem. Ant. Caes. Cam. Crass. Mar. mor. Sert. Polyain. strat. Polyb . Pomp . Trog. Prop . Ptol. geogr.

Panegyrici Latini Pausanias, Perihegesis Persius, Saturae Petrus Patricius Phiion von Alexandreia Legatio ad Gaium Plinius maior Naturalis historia Plinius minor Epistolae Panegyricus Plutarchos Aemilius Paullus Antonius Caesar Camillus Crassus Marius Moralia Sertorius Polyairras Strategemara Polybias Pompeins Trogus Propertins Ptolemaios (Claudius Ptolemaeus) Geographike Hyphegesis

Quint. inst.

Quintilian Institutio oratoria

Sall. Catil. hist. Sen. ben. dial. epist. nat.

Sallustius De coniuratione Catilinae Historiae Seneca De b eneficiis DiaJogi Epistolae ad Lucilium Naturales quaestiones

Abkürzungsverzeichnis Strab . Statius silv. Suet. Aug. Claud. Dom. Gaius Iul. Tib. Vit.

Strabon, Geographica P. Papinius Statius Silvae C. Suetonius Tranquillus Divus Augustus Claudius Domitianus Gaius (Caligula) Divus Iulius (Caesar) Tiberius Vitellius

Tac. Agr. ann. Germ. hist. Tert. Adv. Thuk.

Cornelius Tacirus Agricola Annales Germania Historiae Tertullian Adversus Iudaeos Thukydides

Val. Max. Veg. mil. Vell.

Valerius Maximus, Facta et dicta memorabilia Vegetius Renatus Epitoma rei militaris Velleius Paterculus, Historia Romana

Xen. hell.

Xenophon Hellenica

Zon. Zos. hist.

Zonaras Zosimos Historia nova 2.

Siglen

Editionen B . T. CCL CIL CSEL FgrHist Frg. poet. Lat. FHG

Bibliotheca Teubneriana Corpus Christianorum. Series Latina Corpus Inscriptionum Latinarum Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum Die Fragmente der griechischen Historiker, hrsg. von F. Jacoby, Berlin, später Leiden 1 923 ff. Fragmenta poetarum Latinorum, ed. K. Büchner, Leipzig 1 982 (B. T.) Fragmenta Historicorum Graecorum, edd. C. und Th. Müller, 5 Bde., Paris 1 84 1 -70

65

66 HRR I2 ILS

IOSPE

LCL MG AA Syll.3

Abkürzungsverzeichnis Historicorum Rarnanorum Reliquiae, ed. H. Peter, Bd. I, 2. Auf!. Leipzig 1 9 1 4 (ND Stuttgart 1 967) Inscriptiones Latinae Selectae, ed. H. Dessau, 3 Bde., Berlin 1 8 92 -1 9 1 6 (ND 1 962) Inscriptiones Antiquae Orae Septentrionalis Ponti Euxini, ed. B. Latyschev, I, 3. Auf!. Petersburg 1 9 1 6, II, IV, ebda. 1 89 0 - 1 9 0 1 (ND Hitdesheim 1 965) Loeb Classical Library Monumenta Germaniae historica. Auetores antiquissimi Sylloge Inscriptionum Graecarum, ed. W. Dittenberger, 3. Auf!. Leipzig 1 9 1 5 -25 (ND Hildesheim 1 960)

Lexika, Reihen, Zeitschriften AAAH AArch ACD AE AncSoc ANRW BHAC BJ BRKG CAH C&M HZ JfL JHS JRGZM RD RE REA REG REL RGA RhM SOslo ZBLG ZPE

Acta Antiqua Academiae Scientiarum Hungaricae Acta Archaeologica Acta classica Universitatis Scientiarum Debreceniensis annee epigraphique Ancient Society Aufstieg und Niedergang der römischen Welt, hrsg. von H. Temporini und W. Haase, Berlin-New York 1 972 ff. Bonner Historia-Augusta -Colloquium Bonner Jahrbücher Bericht der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts The Cambridge Ancient History Classica et Mediaevalia Historische Zeitschrift Jahrbuch für fränkische Landesforschung Journal of Hellenie Studies Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz Revue Historique de Droit franc;ais et etranger Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft Revue des Etudes Anciennes Revue des Etudes Grecques Revue des Etudes Latines Reallexikon für Germanische Altertumskunde Rheinisches Museum für Philologie Symbolae Osloenses Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik

ERSTES KAPITEL

GEOGRAPHIE GERMANJENS UND ETHNOGRAPHIE DER GERMANEN

Einleitung

An den Beginn der Quellensammlung sind die wohl interessantesten Nach­ richten über die Germanen gestellt: die Erläuterungen über Land und Leute durch griechische und römische Ethnographen und Geographen oder Enzy­ klopädisten; diese Angaben werden ergänzt durch einzelne Hinweise bei Philosophen und Dichtern. Die Nachrichten über Sitten und Gebräuche, Verfassung, Gesellschaft, Kultur und Religion der Germanen, über ihre Stammesgliederung und über ihr Land werden hier nicht sachlich geordnet, sondern möglichst in ihrem Kontext belassen, und zwar auch dort, wo es sich nicht um zusammenfas­ sende Werkpartien handelt oder wo Exkurse den Textzusammenhang unter­ brechen. Die Gliederung folgt deshalb den einzelnen Autoren, auch wenn de­ ren Nachrichten dadurch aus ihrem chronologischen Zusammenhang heraus­ genommen sind . Die Berichte sind aber nach ihrer Abfassungszeit geordnet, damit zugleich die Entwicklung im germanischen Bereich und die Erweite­ rung des römischen Wissens über die Germanen deutlich werden. Zu beach­ ten ist jedoch, daß die Schriftstellervielfach auch ältere Nachrichten überneh­ men, so daß die einzelnen Überlieferungsschichten erst noch kritisch zu differenzieren sind. Am Beginn stehen die nur fragmentarisch erhaltenen Landbeschreibungen des griechischen Geographen Poseidonios von Apameia aus dem 1. vorchrist­ lichen Jahrhundert. Aus der Mitte dieses Jahrhunderts stammen zwei ethno­ graphische Exkurse in Caesars 'Commentarii de bello Gallico' . Noch zu Leb­ zeiten Caesars und in den 30er Jahren schrieb Diodoros aus Agyrion (Sizi­ lien) seine Universalgeschichte ('Bibliotheke'), die vor allem in den ersten Büchern zahlreiche geographische und ethnographische Angaben enthält. In die frühaugusteische Zeit (und ebenfalls noch ins 1. vorchristl. Jh. ) gehören die in den betreffenden Teilen ebenfalls nur fragmentarisch erhaltene 'Römi­ sche Archäologie' des Dionysios von Halikarnassos sowie vor allem die 'Geographie' Strabons von Amaseia, der das kulturgeographische Wissen sei­ ner Zeit zusammenfaßt und dabei auf ältere Schriftsteller (nicht zuletzt auch auf Poseidonios) zurückgreift, diese aber auch vielfach kritisiert. Aus dem 1. nachchristl. Jh. stammen die 'Geographie' des Pomponius Mela (unter Claudius), die älteste lateinische Erdbeschreibung, die eine Reihe von Nach­ richten aus sonst nicht erhaltenen älteren Geographen enthält, sowie die enzyklopädisch angelegte 'Naturkunde' des älteren Plinius (unter Nero und Vespasian), der hier nicht nur die geographischen Informationen über Ger-

Einleitung

69

manien aus dem 4. Buch, sondern auch die anderen, verstreuten Erwähnun­ gen der Germanen entnommen sind, ferner die philosophischen Betrachtun­ gen Senecas, der mehrfach die Germanen als Gegenbild zum zivilisierten Römer heranzieht. Den Höhepunkt der antiken Ethnographie bildet zweifel­ los die 'Germania' des Tacitus ('De origine et situ Germanorum') aus dem Jahre 98 n. Chr. , die einzige antike Monographie über die Germanen und das bedeutendste Zeugnis überhaupt unter den Schriftquellen. Tacitus' wichtigste Quelle sind die verlorenen 'Bella Germanica' des älteren Plinius, so daß viele Nachrichten tatsächlich etwa um ein halbes Jahrhundert zurückzudatieren sind. Der späte Nachruhm der Schrift übersteigt zudem die Wirkung in römi­ scher Zeit bei weitem. Aus dem 2. und 3 . Jh. fehlen entsprechende ethnogra­ phische Werke über die Germanen aus römischer Sicht. Von den griechischen Autoren sind aus dem 2. Jh. n. Chr. die Geschichtswerke Arrians von Niko­ medeia (mit wenigen diesbezüglichen ethnographischen Nachrichten) und vor allem die 'Geographie' des Klaudios Ptolemaios aus Alexandrien zu nen­ nen, die ihrerseits eine Reihe von Problemen aufwirft (vgl . u. S. 168 ff.). Zu Beginn des 3 . Jh. schrieb Cassius Dio seine 'Römische Geschichte', deren verstreute Nachrichten über Land und Leute aber in ihrem Zusammenhang (in den folgenden Kapiteln) belassen wurden. Die in diesem ersten Kapitel zusammengefaßten Berichte wollen zwar z. T. ein geschlossenes Bild von Germanien und seinen Bewohnern vermitteln; die Autoren schreiben aber für ein griechisch-römisches Publikum und legen die Kriterien und Kategorien ihrer mediterranen Welt zugrunde; sie betrachten die Germanen demnach als unzivilisierte Barbaren. Gelegentlich ist dies aber auch ins Positive gekehrt, indem den Römern hier das Dasein der Naturvöl­ ker als Ideal entgegengehalten wird (wie teilweise bei Tacitus) . Andererseits werden vielfach allgemeine Topoi der Barbarentypologie einfach auf die Ger­ manen übertragen. Schwerwiegender noch scheint die Tatsache, daß die anti­ ken Autoren nicht aus eigener Anschauung berichten bzw. sich nicht darauf beschränken, eigene Erfahrungen zu referieren. Auch in den ethnographi­ schen Exkursen Caesars sind eigene Beobachtungen mit literarischen Remi­ niszenzen und völkerkundlichen Topoi verbunden. Insgesamt waren die In­ formationen der Griechen und Römer über die Germanen dürftig und lük­ kenhaft sowie in s.tarkem Maße durch das Barbaren- und Randvölkerklischee geprägt, so daß die einzelnen Nachrichten jeweils auf i hren Aussagewert hin kritisch zu prüfen sind. ''

>:· Zum Verständnis entsprechender Nachrichten über keltische Völker ist zu verglei­ chen: B. Kremer/R. Urban, Das vorgeschichtliche Europa und die Kelten bei griechi­ schen Autoren bis zur Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. , in: Das keltische Jahrtausend, hrsg. v. H. Dannheimer/R. Gebhardt, Mainz 1993 , 15-22.

a) Nachrichten zu Geographie und Ethnographie Poseidonios, FgrHist 87 F 22 (F 73 Edelstein-Kidd, F 188 Theiler) (= Athenaios 4, 153 e) l:

fEQJ.tUVOL ö f , w� LG'tOQEL Iloaw5wvLO� EV •ft 'tQLUXOG'tfj , UQLGLOV 2 JtQOG­ Cj)EQOV'taL XQEa J.tEA:r]ÖÜV WJt't'l']J.tEVa xai romn(voum yaA.a 3 xai ,;ov oivov U'XQU'tOV . Caesar, Bellum Gallicum 4,1,3 - 3 , 5 4 :

1 . (3) Sueborum gens est longe maxima et bellicosissima Germanorum om­ nium. ( 4) hi centum pagos 5 habere dicurrtur, ex quibus quotannis singula mi­ lia armatorum bellandi causa suis ex finibus educunt. reliqui, qui domi man­ serurrt, se atque illos alunt. (5) hi rursus invicem anno post in armis surrt, illi domi remanent. (6) sie neque agri cultura nec ratio atque usus belli irrtermitti­ tur. (7) sed privati ac separati agri apud eos nihil est, neque longius anno re­ manere uno in loco colendi causa licet 6• (8) neque multum frumento, sed ma­ ximam partem lacte atque pecore vivurrt multumque surrt in venationibus . (9) quae res et cibi genere et cotidiana exercitatione et libertate vitae, quod a pueris nullo officio aut disciplina adsuefacti nihil omnino contra voluntatem faciunt, et vires alit et immani corporum magnitudine hornirres efficit. (10) at­ que in eam se consuetudinem adduxerunt, ut locis frigidissimis neque vestitus praeter pelles habeant quicquam, quarum propter exiguitatem magna est cor­ poris pars aperta, et laventur in fluminibus .

1 Das Fragment bezieht sich wohl auf einen rechtsrheinischen Verband, doch ist es fraglich, ob Poseidonios 'Germanen' und Kelten ethnisch differenziert hat. Malitz, Po­ seidonios 204 f. , vermutet, daß hier ein einzelner Stamm im Gebiet des Oberrheines als 'Germanen' bezeichnet wird. D. Timpe, Chiron 21 (1991 ) 69-124, nimmt an, daß die 'Germanen' des Poseidonius den Kern der sog. Mannusstämme bildeten. 2 Der griechische Begriff &.gun:ov bezeichnet das in Mittelmeerländern gegen Mit­ tag eingenommene zweite (größere) Frühstück. Mit dieser Stelle ist die Schilderung der gallischen Mahlzeit bei Poseidonios FgrHist 87 F 15 (Athen . 4,151 e-152d) zu ver­ gleichen.

a) Nachrichten zu Geographie und Ethnographie Poseidonios FgrHist 87 F 22 (F 73 Edelstein-Kidd, F 188 Theiler) ( Athenaios 4, 153e) 1 : =

Die Germanen aber essen - wie Poseidonios im 30. Buch (seiner Historien) berichtet - als Frühstück2 Fleischstücke, die gliedweise gebraten sind; dazu trinken sie Milch3 und ungemischten Wein. Caesar, Bellum Gallicum 4,1,3-3,54:

(3) Das Volk der Sueben ist das bei weitem größte und kriegerischste aller Germanen . (4) Sie sollen 100 Gaue5 besitzen, aus denen jährlich jeweils 1000 Bewaffnete aus ihrem Gebiet in den Krieg ziehen. Die übrigen, die zu Hause bleiben, ernähren diese und sich selbst. (5) Sie stehen im Wechsel ihrerseits im Jahr darauf in Waffen, während jene zu Hause bleiben. (6) Auf diese Weise werden weder Landwirtschaft noch Kriegstaktik und -übung unterbrochen. (7) Privates und abgesondertes Land gibt es bei ihnen nicht, noch dürfen sie länger als ein Jahr an einem Ort bleiben, um es zu bebauen6• (8) Sie ernähren sich auch nicht viel von Getreide, sondern größtenteils von Milch und Vieh und befinden sich viel auf der Jagd. (9) Das nährt dank der Art der Nahrung, der täglichen Übung und des freien Lebens - sie sind nämlich von Kind auf an keine Pflicht oder Zucht gewöhnt und machen überhaupt nichts gegen ihren Willen - ihre Kräfte und macht sie zu Menschen von gewaltiger Körper­ größe . (10) Sie haben sich auch daran gewöhnt, selbst an eiskalten Orten keine Kleidung zu tragen außer Fellen, bei deren Knappheit der größte Teil des Körpers unbedeckt bleibt, und in Flüssen zu baden . 3 Ähnliche Formulierungen finden sich bereits in älteren ethnographischen Aus­ sagen über 'Barbaren'; vgl. Hdt. 3,23; Hippakrates über die Umwelt, hrsg. von H. Dil­ ler, Berlin 1970, c. 18. 4 I m Zusammenhang mit dem Einfall der von den Sueben vertriebenen Usipeter und Tenkterer (vgl. u. S. 316 ff.) fügt Caesar diesen 'Sueben-Exkurs' über Sitten und Lebensweisen der Sueben ein; zur Kritik an der Glaubwürdigkeit vgl. Walser, Caesar 5 8 ff. 5 Vgl. o. S. 28. 6 Diese Nachricht trifft allenfalls auf die Wauderzeit zu. Die archäologisch vor allem im Norden nachgewiesenen umwallten Felder kennen die antiken Autoren nicht.

Geographie Germaniens

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2 . ( 1 ) Mercatoribus est aditus magis eo, ut quae bello ceperint, quibus ven­ dant habeant, quam quo ullam rem ad se importari desiderent. (2) quin etiam iumentis, quibus maxime Galli delectantur quaeque impenso parant pretio, Germani importatis non utuntur, sed quae sunt apud eos nata, parva atque deformia, haec cotidiana exercitatione summi ut sint laboris efficiunt. (3) equestribus proeliis saepe ex equis desiliunt ac pedibus proeliantur 7, equosque eodem remanere vestigio adsuefaciunt, ad quos se celeriter cum usus est recipiunt. (4) neque eorum moribus turpius quicquam aut inertius habetur quam ephippiis uti. (5) itaque ad quemvis numerum ephippiatorum equitum quamvis pauci adire audent. "vinum ad se omnino importari non patiuntur 8, quod ea re ad laborem ferendum remollescere hornirres atque effeminari arbitrantur.a 3 . ( 1 ) Publiceb maximam putant esse laudem quam latissime a suis finibus vacare agros . hac re significari magnum numerum civitatum suam vim susti­ nere non potuisse. (2) itaque una ex parte ab Suebis circiter milia passuum ses­ centa agri vacare dicuntur 9• (3) ad alteram partem succedunt Ubii, quorum fuit civitas ampla atque florens, ut est captus Germanorum. et paulo quam eiusdem generis ceteri sunt humaniores, propterea quod Rhenum attingunt multumque ad eos mercatores ventitant et quod ipsi propter propinquitatem Gallicis sunt moribus adsuefacti. ( 4) hos cum Suebi multis saepe bellis experti propter amplitudinem gravitatemque civitatis finibus expellere non potuis­ sent, tarnen vectigales sibi fecerunt ac multo humiliores infirmioresque rede­ gerunt. 6,21-28 1 0 :

21 . ( 1 ) Germani multum ab hac consuetudine differunt 11• nam neque druides 12 habent, qui rebus divinis praesint, neque sacrificiis student 13• a-a

b

7

Der letzte Satz wird von vielen Editoren getilgt. rei publicae Kj .

Vgl. Caes . Gall. 1,48 (u . S. 298). Weinamphoren fanden sich in größerer Zahl tatsächlich nur nahe der Grenze. 9 Man muß sich Germanien als Waldland mit waldfreien Siedlungsinseln vorstellen; Ö dland im Umkreis von 900 km aber ist maßlos übertrieben. 10 In seinen Bericht über den zweiten Rheinübergang im Jahre 53 v. Chr. (u . S. 338 ff.) fügt Caesar einen Exkurs über Sitten und Gebräuche der Gallier und Germanen ein. Nachdem er in den Kapiteln 6,11-20 die Gallier vorgestellt und noch einmal an das Bündnis der Sequaner mit Ariovist erinnert hat (Gall. 6,12,2), beschreibt er im folgen­ den zusammenfassend, was er über die Germanen zu berichten weiß . Manches knüpft dabei an den Sueben-Exkurs an. Offensichtlich kommt es Caesar auf eine strikte Ab8

Caesar

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2 . ( 1 ) Händler haben eher deshalb Zutritt, damit sie jemanden haben, dem sie das verkaufen (können), was sie im Krieg eingenommen haben, als daß sie (ihrerseits) den Wunsch hätten, irgendetwas bei sich einzuführen. (2) Ja die Germanen brauchen nicht einmal die eingeführten Rinder, an denen die Gal­ lier am meisten Freude haben und die sie zu einem hohen Preis anschaffen; sie bringen es vielmehr fertig, daß die einheimischen, kleinen und häßlichen (Rinder) durch tägliche Übung höchste Arbeitskraft entwickeln. (3) Bei Rei­ tergefechten springen sie häufig vom Pferd und kämpfen zu Fuß7, und sie ha­ ben ihre Pferde daran gewöhnt, an einer Stelle stehenzubleiben; zu ihnen ziehen sie sich schnell zurück, wenn es nötig ist. (4) Auch gilt nach ihren Bräuchen nichts als schändlicher oder unschicklicher als der Gebrauch von Satteldecken. (5) Deshalb wagen sie sich, so wenige sie auch sein mögen, an jede noch so hohe Zahl besattelter Reiter heran. Die Einfuhr von Wein dulden sie überhaupt nicht8, weil sie glauben, daß die Menschen dadurch (zu sehr) verweichlichen und verweiblichen, um Anstrengungen zu ertragen. 3 . ( 1 ) Sie halten es offen für den größten Ruhm, wenn das Land um ihre Grenzen herum möglichst weit unbewohnt ist. Damit gebe man zu erkennen, daß eine große Anzahl von Stämmen ihrer Macht nicht hätte standhalten kön­ nen. (2) Folglich soll das Land auf einer Seite des Suebengebiets im Umkreis von rund 600 Meilen unbewohnt sein9• (3) Zur anderen Seite hin rücken die Ubier, die einen für germanische Begriffe ansehnlichen, blühenden Stamm gebildet haben, näher heran. Sie sind auch etwas zivilisierter als die übrigen ihrer Art, weil sie unmittelbar am Rhein wohnen und häufig Händler zu ih­ nen kommen und weil sie selbst sich infolge der Nachbarschaft an gallische Sitten gewöhnt haben. (4) Obwohl die Sueben, die sich oft in zahlreichen Kriegen mit ihnen gemessen haben, sie wegen der Größe und Bedeutung ihres Stammes nicht aus ihrem Gebiet vertreiben konnten, haben sie sie doch tributpflichtig und weit unbedeutender gemacht und geschwächt. 6,21-28 1 0:

21 . ( 1 ) Die Germanen unterscheiden sich sehr von diesem Brauch 11• Sie ha­ ben weder Druiden 12, die den Gottesdienst leiten, noch haben sie viel füt Op­ fer übrig13 . (2) Zur Zahl der Götter rechnen sie nur diejenigen, die sie sehen grenzung von Galliern und Germanen an; die herausgestellten Unterschiede sind nicht immer zutreffend; vgl. Walser 64 ff. 11 Nämlich der Gallier. Das Folgende bezieht sich auf Caes. Gall. 6,13 ff. 12 Die Druiden bildeten die keltische Priesterklasse, die auch politischen Einfluß ausübte. 1 3 Das trifft sicher nicht zu; vgl. auch Tac. Germ. 9 (u. S. 134 ).

Geographie Germaniens

74

(2) deorum numero eos solos ducunt, quos cernunt et quorum aperte opibus iuvantur, Solern et Vulcanum et Lunam 14, reliquos ne fama quidem accepe­ runt 15. (3) vita omnis in venationibus atque in studiis rei militaris consistit; a parvulis labori ac duritiae student. ( 4) qui diutissime impuberes permanse­ runt, maximam inter suos ferunt laudem; hoc ali staturam, ali vires nervosque confirmari putant. ( 5) intra annum vero vicesimum feminae notitiam habuisse in turpissimis habent rebus 16. cuius rei nulla est occultatio, quod et promis­ cue in fluminibus perluuntur et pellibus aut parvis renonum tegimentis utun­ tur, magna corporis parte nuda 17. 22. (1) Agri culturae non student, maiorque pars eorum victus in lacte, ca­ seo, carne consistit 18. (2) neque quisquam agri modum certurn aut fines habet proprios, sed magistratus ac principes in annos singulos gentibus cognationi­ busque hominum quique una coierunt, quantum et quo loco visum est agri adtribuunt atque anno post alio transire cogunt 19. (3) eius rei multas adferunt causas : ne adsidua consuetudine capti studium belli gerendi agri cultura com­ mutent; ne latos fines parare studeant potentioresque humiliores possessioni­ bus expellant; ne accuratius ad frigora atque aestus vitandos aedificent; ne qua oriatur pecuniae cupiditas, qua ex re factiones dissensionesque nascun­ tur 20; (4) ut animi aequitate plebem contineant, cum suas quisque opes cum potentissimis aequari videat. 23 . ( 1 ) Civitatibus maxima laus est quam latissime circum se vastatis finibus solitudines habere 21. (2) hoc proprium virtutis existimant, expulsos agris fini­ timos cedere neque quemquam prope se audere consistere . (3) simul hoc se fore tutiores arbitrantur, repentinae incursionis timore sublato . ( 4) cum bellum civitas aut inlatum defendit aut infert, magistratus qui ei bello praesint et vitae necisque habeant potestatem deliguntur 22. (5) in pace nullus est C()m­ mun1s magistran.is , sed principes regionum atque pagorum inter suos ius di­ cunt controversiasque minuunt. (6) latrocinia nullam habent infamiam quae extra fines cuiusque civitatis fiunt, atque ea iuventutis exercendae ac desidiae minuendae causa fieri praedicant. (7) atque ubi quis ex principibus in concilio

14 15

Sonne, Feuer und Mond. Vgl. wiederum Tac. Germ. 9 (u. S. 134). 16 Walser hält das eher für eine pythagoreische Lebensweisheit als für eine spezifisch germanische Eigenschaft. 1 7 Vgl. Tac. Germ. 20 (u. S. 142 ff.). 18 Vgl. Caes. Gall. 4,1 und 4,29,1 (u . S. 318); Tac. Germ. 26 (u . S . 148). Die Bedeu­ tung der Milchprodukte wird durch die archäologisch nachgewiesene Häufigkeit von Rindern bestätigt.

Caesar

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und durch deren Hilfe sie augenscheinlich unterstützt werden, (nämlich) Sol, Vulcanus und Luna14, die übrigen kennen sie nicht einmal vom Hörensa­ gen15. (3) Ihr ganzes Leben besteht aus Jagd und militärischen Übungen; von klein an sind sie auf Mühe und Abhärtung bedacht. (4) Wer am längsten die Keuschheit bewahrt, trägt bei ihnen das höchste Lob davon; das, so glauben sie, fördere ihre Gestalt, nähre ihre Kräfte und stärke ihre Muskeln. (5) Noch vor dem 20. Lebensjahr mit einer Frau verkehrt zu haben, zählen sie zu den schlimmsten Dingen 16. Diese Tatsache läßt sich nicht verbergen, da (beide Geschlechter) gemeinsam in den Flüssen baden und sie nur Felle oder kleine Pelzdecken tragen, die einen großen Teil des Körpers nackt lassen17. 22 . (1) Ackerbau betreiben sie nicht (sonderlich), der größere Teil ihrer Nahrung besteht aus Milch, Käse und Fleisch 18. (2) Auch besitzt keiner ein festes Maß an Land oder eigenen Boden, vielmehr kommen die Amtsträger und Fürsten jedes Jahr zusammen, teilen jeder Familie und Sippe der Men­ schen beliebig viel Land an einem beliebigen Platz zu und zwingen sie, im Jahr darauf anderswohin zu gehen19. (3) Dafür führen sie viele Gründe an: damit sie nicht durch beständige Gewöhnung ihr Interesse am Krieg mit der Landwirtschaft vertauschten; damit sie nicht danach strebten, ihr Gebiet zu erweitern, und die Mächtigeren nicht die Niedrigeren von ihrem Besitz ver­ trieben; damit sie nicht sorgfältiger bauten, um Kälte und Hitze abzuhalten; damit nicht etwa das Verlangen nach Geld aufkäme, woraus nur Parteiungen und Meinungsverschiedenheiten erwachsen20; (4) damit sie das Volk durch ihre Gemütsruhe in Zaum hielten, wenn jeder einzelne sähe, daß seine Mittel sich mit denen der Mächtigsten messen ließen. 23 . (1) Zum höchsten Lob gereicht es den Stämmen, in möglichst weitem Umkreis die Gebiete zu verwüsten und Einöden zu haben21. (2) Sie halten es für ein Kennzeichen ihrer Tapferkeit, wenn die Nachbarn vertrieben werden und ihr Land verlassen und niemand es wagt, sich in ihrer Nähe niederzulas­ sen. (3) Gleichzeitig fühlen sie sich dadurch sicherer, weil so die Angst vor ei­ nem plötzlichen Angriff genommen ist. (4) Wenn ein Stamm einen Verteidi­ gungs- oder Angriffskrieg führt, werden Amtsträger gewählt, die in diesem Krieg die Führung innehaben und die Gewalt über Leben und Tod besit­ zen22. (5) Im Frieden gibt es (dagegen) keine gemeinsamen Amtsträger, son­ dern die Fürsten der Regionen und Gaue sprechen unter ihren Leuten Recht und legen die Streitigkeiten bei. (6) Raubzüge außerhalb der Grenzen des je­ weiligen Stammes gelten nicht als Schande und finden, wie sie behaupten, zur Übung der Jugend und zur Verhinderung des Müßiggangs statt. (7) Und 19

20 21

22

Vgl. o Anm. 6. Wie bei den Galliern (Gall. 6,11). Vgl. Tac. Germ. 40 (u. S . 160) . Vgl. aber Tac. Germ. 7 (u. S. 132) .

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dixit se ducem 23 fore, qui sequi velint, profiteantur, consurgunt ii qui et cau­ sam et hominem probant, suumque auxilium pollicentur atque a multitudine conlaudantur; (8) qui ex his secuti non sunt, in desertorum ac proditorum nu­ mero ducuntur, omniumque his rerum postea fides derogatur. (9) hospitem violare fas non putant 24; qui quacumque de causa ad eos venerunt, ab iniuria prohibent sanctosque habent, hisque omnium domus patent victusque com­ municatur. 24 . ( 1 ) Ac fuit antea tempus, cum Germanos Galli virtute superarent, ultro bella inferrent, proprer hominum multitudinem agrique inopiam trans Rhenum colonias mitterent 25. (2) itaque ea quae fertilissima Germaniae sunt loca circum Hercyniam silvam 27, quam Eratostheni et quibusdam Graecis fama notam esse video, quam illi Orcyniam appellant, Volcae Tectosages 26 occupaverunt atque ibi consederunt; (3) quae gens ad hoc tempus his sedibus sese continet summamque habet iustitiae et bellicae laudis opinionem. ( 4) nunc quoniam in eadem inopia egestate patientiaque Germani permanent, eodem victu et cultu corporis utuntur, (5) Gallis autem provinciarum propin­ quitas et transmarinarum rerum notitia multa ad copiam atque usum largitur, (6) paulatim adsuefacti superari multisque victi proeliis ne se quidem ipsi cum illis virtute comparant. 25.28 (1) Huius Hercyniae silvae, quae supra demonstrata est, latitudo no­ vem dierum iter expedito patet: non enim aliter finiri potest neque mensuras itinerum noverunt. (2) oritur ab Helvetiorum et Nemetum et Rauracorum fi­ nibus 29 rectaque fluminis Danubii regione pertinet ad fines Dacorum et An­ artium30. (3) hinc se flectit sinistrorsus diversis a flumine regionibus multa­ rumque gentium fines proprer magnitudinem attingit. (4) neque quisquam est huius Germaniae, qui se aut adisse ad initium eius silvae dicat, cum dierum iter LX processerit, aut quo ex loco oriatur acceperit. (5) multaque in ea genera ferarum nasci constat, quae reliquis in locis visa non sint, ex quibus quae ma­ xime differant a ceteris et memoriae prodenda videantur, haec sunt. 26. ( 1 ) Est bos cervi figura, cuius a media fronte inter aures unum cornu existit excelsius magisque derectum his, quae nobis nota sunt, cornibus ; 23 24

D . h. Gefolgsherr; vgl. Tac Germ. 13 ff. (u . S. 136 ff. ) . Vgl . Tac. Germ . 2 1 (u. S . 144) . 25 Für Caesar war Germanien immer von Germanen besiedelt, so daß er nicht er­ kennt, daß die Kelten hier tatsächlich vor den Germanen siedelten. 26 Um Toulouse. 27 Das Waldgebirge nördlich der Donau . Vgl. den folgenden Abschnitt und Mela 3,3,29 (u . S. 100) . 28 Die Kapitel 25-28 stammen nach Annahme der meisten Herausgeber nicht von Caesar selbst, da sie viel Unrichtiges enthalten. 29 Schwarzwald und Schwäbische Alb .

Caesar

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wenn einer der Fürsten in der Versammlung sagt, er wolle ihr Führer 23 sein und wer ihm folgen wolle, möge sich melden, dann erheben sich diejenigen, die die Sache und den Mann gutheißen, versprechen ihren Beistand und erhal­ ten den Beifall der Menge; (8) wer von ihnen (dann) nicht nachfolgt, wird zu den Fahnenflüchtigen und Verrätern gezählt, und man entzieht ihm fortan in allen Dingen das Vertrauen. (9) Einem Gast gegenüber gewalttätig zu wer­ den, gilt als Frevel24; wer aus irgendeinem Grund zu ihnen kommt, den schützen sie vor Unrecht und behandeln ihn wie einen Unverletzlichen; ihm stehen die Häuser aller (Germanen) offen, und er hat teil an ihrem Leben. 24 . ( 1 ) Es gab aber früher eine Zeit, als die Gallier den Germanen an Tap­ ferkeit überlegen waren, den Krieg nach drüben trugen und wegen der Viel­ zahl der Menschen und des Mangels an Land Siedler über den Rhein schick­ ten25 . (2) Daher besetzten die tektosagischen Völker26 die fruchtbarsten Ge­ genden Germaniens bei dem Herkynischen Wald27, der, soweit ich sehe, schon Eratosthenes und einigen (anderen) Griechen dem Namen nach be­ kannt war und den diese Orkynia nannten, und sie siedelten sich dort an; (3) dieser Stamm hält sich bis heute in diesen Wohngegenden und wird wegen seiner Gerechtigkeit und seines Kriegerturns hochgerühmt. (4) Da die Ger­ manen immer noch in derselben Not, Armut und Genügsamkeit verharren, denselben Lebensunterhalt und dieselbe Lebensweise haben, (5) während bei den Galliern die Nachbarschaft der (römischen) Provinzen und die Kenntnis der überseeischen Erzeugnisse sehr zum Wohlstand und Nutzen beiträgt, (6) haben sich diese allmählich daran gewöhnt, überwunden zu werden; in vielen Schlachten besiegt, stellen sie sich nicht einmal selbst an Tapferkeit jenen gleich. 2528. ( 1 ) Dieser Herkynische Wald, der oben beschrieben wurde, erstreckt sich über eine Breite von neun Tagesmärschen ohne Gepäck: Anders kann man diese nämlich nicht bestimmen, kennen sie doch keine Wegemaße. (2) Er beginnt im Gebiet der Helvetier, Nemeter und Rauraker29 und zieht sich in gerader Richtung mit der Donau ins Gebiet der Daker und Anartier hin30. (3) Von hier biegt er, abweichend von der Flußrichtung, nach links um und stößt wegen seiner Größe an die Gebiete zahlreicher Völker. (4) Und es gibt niemanden in diesem Germanien, der behaupten (kann), er sei bis zum An­ fang dieses Waldes vorgedrungen, (auch) wenn er einen Weg von 60 Tagesrei­ sen zurückgelegt hätte, oder der erfahren hätte, an welcher Stelle (der Wald) beginnt. (5) Es steht fest, daß dort viele Arten von wilden Tieren aufwachsen, die man an anderen Orten nie gesehen hat; die folgenden unterscheiden sich am meisten von den übrigen und scheinen erwähnenswert. 26. ( 1 ) Da gibt es ein Rind in Hirschgestalt, das mitten auf der Stirn zwi­ schen den Ohren ein Horn hat, das höher und gerader ist als die Hörner, die 30

Die Ost- und Südkarpaten um Siebenbürgen.

Geographie Germaniens

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(2) ab eius summo sicut palmae 31 ramique late diffunduntur. (3) eadem est fe­ minae marisque natura, eadem forma magnitudoque cornuum. 27. ( 1 ) Sunt item, quae appellantur alces 32• harum est consimilis capris fi­ gura et varietas pellium, sed magnitudine paulo antecedunt mutilaeque sunt cornibus et crura sine nodis articulisque habent. (2) neque quietis causa pro­ cumbunt neque, si quo adflictae casu conciderunt, erigere sese aut sublevare possunt. (3) his sunt arbores pro cubilibus; ad eas se adplicant atque ita paulum modo reclinatae quietem capiunt. (4) quarum ex vestigiis cum est ani­ madversum a venatoribus quo se recipere consuerint, omnes eo loco aut ab ra­ dicibus subruunt aut accidunt arbores, tantum ut summa species earum stan­ tium relinquatur. (5) huc cum se consuetudine reclinaverunt, infirmas arbores pondere adfligunt atque una ipsae concidunt. 2 8 . ( 1 ) Tertium est genus eorum qui uri appellantur. hi sunt magnitudine paulo infra elephantos, specie et colore et figura tauri. (2) magna vis eorum est et magna velocitas; neque homini neque ferae, quam conspexerunt, par­ cunt. hos studiose foveis captos interficiunt. (3) hoc se labore durant adules­ centes atque hoc genere venationis exercent, et qui plurimos ex his interfece­ runt, relatis in publicum cornibus, quae sint testimonio, magnam ferunt lau­ dem. ( 4) sed adsuescere ad homines et mansuefieri ne parvuli quidem excepti possunt. (5) amplitudo cornuum et figura et species multum a nostrorum boum cornibus differt. (6) haec studiose conquisita ab labris argento circum­ cludunt atque in amplissimis epulis pro poculis utuntur 33.

Diodoros 5,32,1 :

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2 Eine rhetorische Ausmalung der Situation. 3 Vgl. auch Frontin. strat. 2,4,6; Polyain. strat. 8,10,2.

Der Entscheidungskampf

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men und sich von ihrer höher gelegenen Stelle aus auf die Barbaren stürzten, wurden diese überwältigt und flohen. (8) Die meisten wurden unmittelbar am Flußbett, wo sie sich im dichten Gedränge gegenseitig stießen, niederge­ macht und füllten das Gewässer mit Blut und Leichen; andere, die nicht mehr wagten, sich erneut zum Kampf zu stellen, nachdem die Römer den Fluß überschritten hatten, wurden auf der Flucht zum Lager und zu den Wagen ge­ tötet. (9) Dort aber traten ihnen die Frauen mit Schwertern und Äxten und gräßlichem Wutgeschrei entgegen, indem sie sowohl die Flüchtenden als auch die Vedolger abzuwehren suchten, die einen als Verräter, die anderen als Feinde; sie warfen sich zwischen die Kombattanten, rissen mit bloßen Hän­ den den Römern die Schilde weg, griffen nach ihren Schwertern und ließen sich standhaft verwunden und zusammenschlagen, bis zum letzten Atemzug in unbesiegtem Mut. (10) Auf diese Weise soll es am Fluß eher durch Zufall als nach dem Willen des Feldherrn zur Schlacht gekommen sein. 20. ( 1 ) Die Römer hatten zahlreiche Ambronen getötet, als sie bei An­ bruch der Dunkelheit zurückkehrten; das Heer wurde aber nicht, wie man bei einem solchen Erfolg an sich erwartet hätte, mit Siegesliedern und Trink­ gelagen und fröhlichen Mählern in den Zelten empfangen; die Soldaten fielen auch nicht in tiefen Schlaf, was ja für siegreiche Kämpfer am angenehmsten ist; sie verbrachten jene Nacht vielmehr in Furcht und Unruhe. (2) Ihr Lager war nämlich noch ohne Graben und Wall, viele Zehntausende der Barbaren waren noch unbesiegt, und als sich jene Ambronen, die entkommen waren, mit ihnen (wieder) vereinigt hatten, da tönte ein Wehklagen durch die Nacht, das nicht dem Weinen und Seufzen von Menschen glich, sondern geradezu wie tierisches Geheul und Gebrüll klang, mit Drohungen und Totenklagen vermischt war und aus einer derart großen Menschenmenge emporstieg, daß die Berge ringsum und die Flußniederung widerhallten2• (3) Ein schauriger Klang erfüllte die Ebene, der die Römer in Furcht versetzte und selbst Marius beunruhigte, da er einen ungeordneten und unübersichtlichen Nachtkampf erwartete. (4) Die Feinde kamen aber weder in der Nacht noch am folgenden Tag, sondern benötigten diese ganze Zeit, um ihre Scharen neu zu ordnen und sich auf den Kampf vorzubereiten. (5) Oberhalb der Barbaren lagen steile Berghänge und dichtbewachsene schauenreiche Täler; dorthin schickte Marius inzwischen den Claudius Marcellus mit 3000 Legionssoldaten und be­ fahl ihm, sich unbemerkt auf die Lauer zu legen und nach Beginn der Schlacht den Germanen in den Rücken zu fallen3• (6) Die übrigen Truppen, die zur üblichen Zeit das Abendessen eingenommen und sich dann zur Ruhe begeben hatten, stellte er bei Tagesanbruch in Schlachtreihe vor dem Lager auf; die Reiterei schickte er voraus in die Ebene. (7) Als die Teutonen dies sa­ hen, konnten sie es nicht abwarten, bis die Römer zum Kampf auf gleicher Ebene herabgerückt waren, sondern griffen hastig und zornig zu den Waffen und stürmten den Hügel hinauf. (8) Marius aber schickte nach allen Seiten

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Kimbern und Teutonen

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4 Schwerlich zutreffend, da die Soldaten nicht über die Beute verfügen konnten. Nach Cassius Dio 27, fr. 94, I 336 Boissevain, hat Marius angeblich dem Heer die Beute billig verkauft, weil er die Soldaten belohnen, abernicht den Anschein erwecken wollte, alles verschenkt zu haben.

Der Entscheidungskampf

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seine Offiziere mit der Weisung, ruhig stehen zu bleiben und auszuharren und erst dann die Wurfspieße zu schleudern, wenn die Feinde in Wurfweite herangekommen seien; dann sollten sie ihre Schwerter gebrauchen und mit ihren Schilden die Feinde mit aller Gewalt zurückstoßen; (9) da das Gelände ungünstig für die Feinde sei, könnten diese weder mit voller Wucht zuschla­ gen noch mit ihrem Schildwall starken Druck ausüben, denn sie würden auf dem unebenen Boden taumeln und schwanken. (10) Kaum hatte er diesen Be­ fehl erteilt, da sah man schon, wie er als erster hiernach handelte; niemand war nämlich besser trainiert als er, und an Mut übertraf er alle bei weitem. 21. (1) Als nun die Römer sich den Feinden entgegenstellten und beim Zusammenprall dem Angriff der hügelaufwärts Stürmenden standhielten, gerieten diese unter Druck und wichen allmählich in die Ebene zurück; schon stellten sich im flachen Gelände die vordersten Germanen wieder in Schlacht­ ordnung auf, da entstand in ihren hintersten Reihen Geschrei und Verwir­ rung. (2) Denn Marcellus hatte den günstigen Zeitpunkt nicht verpaßt: als der Schlachtlärm über die Hügel zu ihm drang, war er mit seinen Leuten auf­ gebrochen; er fiel jetzt im Sturmschritt und mit Kampfgeschrei den Feinden in den Rücken und machte deren hinterste Reihen nieder. (3) Diese aber brachten auch die vor ihnen stehenden (Barbaren) in Verwirrung und verur­ sachten bald im ganzen Heer ein heilloses Durcheinander; die Feinde konn­ ten dem Doppelangriff nicht lange standhalten, gaben ihre Schlachtordnung preis und ergriffen die Flucht. ( 4) Den Römern, die sie verfolgten, gelang es, über 100 000 Menschen gefangenzunehmen oder zu töten; nachdem die römi­ schen Truppen dann die Zelte, Wagen und Habe erbeutet hatten, beschlossen sie, daß Marius alles, was noch nicht gestohlen war, erhalten sollte4• (5) Ob­ gleich er ein überaus reiches Geschenk erhielt, glaubte man dennoch, ange­ sichts der Größe der Gefahr sei ihm kein würdiger Lohn für seine Leistung als Feldherr zuteil geworden. (6) Andere stimmen indes in ihren Berichten über das Beutegeschenk (an Marius) und über die Zahl der Gefallenen hiermit nicht überein. (7) Die Bewohner von Massalia sollen freilich - wie berichtet wird - mit den Gebeinen ihre Weingärten eingefriedet haben, und das Land sei durch die Verwesung der Leichen und durch die hierauf niedergehenden Regengüsse des Winters derart gesättigt und bis tief in den Boden von der ein­ gedrungenen Fäulnis erfüllt gewesen, daß es zu Erntezeiten eine überreiche Fülle von Früchten hervorgebracht und so das Wort des Archilochos bestätigt habe, daß bei einem solchen Ereignis die Fluren gedüngt werden . . . . 22 . ( 1 ) Nach der Schlacht ließ Marius aus den Waffen der Barbaren und der Beute die schönsten unbeschädigten Stücke, die geeignet waren, seinen Triumph zu einem prächtigen Schauspiel zu gestalten, aussondern und die übrige Beutemasse zu einem gewaltigen Scheiterhaufen aufschichten; so brachte er ein großartiges Opfer dar. . . . 23 . ( 1 ) Die Macht aber, die nicht duldet, daß die großen Erfolge zu reiner,

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Kimbern und Teutonen

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