Der Einfluss von Sachverständigen: Eine empirische Untersuchung am Beispiel der Strafgesetzgebung [1 ed.] 9783428587810, 9783428187812

Die Abhandlung beschäftigt sich mit der Frage, ob Sachverständige, die von den Ausschüssen gem. § 70 GO BT zur Beratung

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German Pages 376 Year 2023

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Der Einfluss von Sachverständigen: Eine empirische Untersuchung am Beispiel der Strafgesetzgebung [1 ed.]
 9783428587810, 9783428187812

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Schriften zum Strafrecht Band 407

Der Einfluss von Sachverständigen Eine empirische Untersuchung am Beispiel der Strafgesetzgebung

Von

Jasmin Roider

Duncker & Humblot · Berlin

JASMIN ROIDER

Der Einfluss von Sachverständigen

Schriften zum Strafrecht Band 407

Der Einfluss von Sachverständigen Eine empirische Untersuchung am Beispiel der Strafgesetzgebung

Von

Jasmin Roider

Duncker & Humblot · Berlin

Die Juristische Fakultät der Universität Regensburg hat diese Arbeit im Jahre 2022 als Dissertation angenommen.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten

© 2023 Duncker & Humblot GmbH, Berlin Satz: L101 Mediengestaltung, Fürstenwalde Druck: CPI books GmbH, Leck Printed in Germany ISSN 0558-9126 ISBN 978-3-428-18781-2 (Print) ISBN 978-3-428-58781-0 (E-Book) Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier entsprechend ISO 9706

Internet: http://www.duncker-humblot.de

Für meine Eltern und meine Schwester

Vorwort Die vorliegende Arbeit wurde im Sommersemester 2022 an der Universität Regensburg von der Juristischen Fakultät als Dissertation angenommen. Die Disputation fand am 24. Mai 2022 statt. Danken möchte ich meinem Doktorvater Herrn Prof. Dr. Henning Ernst Müller. Er hat nicht nur den Anstoß gegeben, das Hearing zum Thema dieser Arbeit zu machen, sondern mir im Rahmen deren Erarbeitung auch den nöti­ gen wissenschaftlichen Gestaltungsfreiraum gelassen. Herrn Prof. Dr. Tonio Walter danke ich für die zügige Erstellung des Zweitgutachtens. Der größte Dank gilt meinen Eltern und meiner Schwester, die mich stets in jeder nur denkbaren Weise unterstützt haben. Ohne ihren bedingungslosen Rückhalt, ihre Geduld und Ermutigung – nicht nur in der Phase der Promo­ tion – hätte ich meinen bisherigen akademischen Weg nicht in dieser Weise bestreiten können. Ihnen ist diese Arbeit gewidmet. Regensburg, im August 2022

Jasmin Roider

Inhaltsverzeichnis A. Die neue alte Frage nach der Bedeutung von Sachverständigen . . . . . . . . 23 B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung . . . . . . . . . I. Das Hearing . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Begriffsklärung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Abgrenzung zur Person des Interessenvertreters  . . . . . . . . . . . . . . c) Ursprünge der Sachverständigenberatung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aa) Amerika als Ideengeber der öffentlichen Anhörung . . . . . . . . bb) Die Entwicklung hin zum heutigen § 70 GO BT  . . . . . . . . . . d) Die Einbindung von Sachverständigen in Zahlen . . . . . . . . . . . . . . 2. Rechtlicher Hintergrund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Gesetzliche Normierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Verfassungsrechtliche Aspekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Ablauf der öffentlichen Anhörung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Einordnung der Sachverständigenberatung in das Gesetzgebungs­ verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Gesetzesinitiative . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Zuleitung an den Bundestag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Verfahren nach Gesetzesannahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Fazit  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Sinn und Zweck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Einordnung der Sachverständigenanhörung in die Modelle wissenschaftlicher Politikberatung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Funktionen des Hearings im Einzelnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aa) Wissensvermittlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bb) Transparenz durch Öffentlichkeitsbeteiligung . . . . . . . . . . . . . cc) Legitimationswirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . dd) Unmittelbares Aufeinandertreffen von Politik und Wissen­ schaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ee) Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Grenzen der Einflussnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Politiker als „personelle Hürde“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Mangel an Realisierungsspielraum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Aktuelle politische Situation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Zeitpunkt der Beteiligung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) Übereiltes Verfahren  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

28 28 28 28 30 33 33 35 39 42 42 47 50 54 56 59 63 63 64 64 65 65 67 67 69 69 70 70 71 72 72 73

10 Inhaltsverzeichnis 7. Kritik  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Quantitative und qualitative Überforderung der Politiker . . . . . . . . b) Einengung der politischen Entscheidungsfreiheit . . . . . . . . . . . . . . c) Missbrauch als politisches Instrument . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Vernachlässigung eigener Wissensressourcen . . . . . . . . . . . . . . . . . e) Privilegierung einzelner Positionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . f) Kosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . g) Zeitfaktor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . h) Fazit  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Befragung der Experten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Vorgehensweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Eindruck der befragten Sachverständigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aa) Auskünfte der einzelnen Befragten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bb) Zusammenfassung und Ergebnisse der Befragung . . . . . . . . . . c) Fazit  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Dokumentenanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Hypothesenbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Gang der Untersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Analyse der Gesetzesänderungen der vergangenen eineinhalb Jahre im Bereich Strafrecht (Stand Frühjahr 2019)  . . . . . . . . . . . . aa) 29.05.2017: Zweiundfünfzigstes Gesetz zur Änderung ­ des Strafgesetzbuches – Stärkung des Schutzes von Voll­ streckungsbeamten und Rettungskräften . . . . . . . . . . . . . . . . . (1) Inhalt des Gesetzentwurfs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (2) Beiträge im Rahmen der 135. Ausschusssitzung am 22.03.2017  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (a) Beiträge von Sascha Braun . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (b) Beiträge von Ruben Franzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (c) Beiträge von Prof. Dr. Dr. h. c. Michael Kubiciel . . . (d) Beiträge von Dr. Dorothea Magnus, LL.M. . . . . . . . . (e) Beiträge von Prof. Dr. Henning Ernst Müller . . . . . . (f) Beiträge von Birgitta Radermacher . . . . . . . . . . . . . . . (g) Beiträge von Rainer Wendt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (3) Beschlussempfehlung des Ausschusses . . . . . . . . . . . . . . . (4) Gesetzesbeschluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (5) Analyse der Einflussnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bb) 01.07.2017: Gesetz zur Durchführung der Verordnung (EU) Nr. 655/2014 sowie zur Änderung sonstiger zivilprozessua­ ler, grundbuchrechtlicher und vermögensrechtlicher Vor­ schriften und zur Änderung der Justizbeitreibungsordnung (EuKoPfVODG) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

74 74 75 76 77 78 78 79 79 80 80 81 82 82 89 92 92 92 94 94 95 95 97 97 98 98 99 100 102 103 103 104 104

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Inhaltsverzeichnis11 cc) 01.07.2017: Gesetz zur Reform der strafrechtlichen Vermö­ gensabschöpfung  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (1) Inhalt des Gesetzentwurfs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (2) Beiträge im Rahmen der 120. Ausschusssitzung am 23.11.2016 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (a) Beiträge von Michael Bremen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (b) Beiträge von Prof. Dr. Alfred Dierlamm  . . . . . . . . . . (c) Beiträge von Jan Gericke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (d) Beiträge von Prof. Dr. Martin Heger . . . . . . . . . . . . . (e) Beiträge von Dr. Ina Holznagel  . . . . . . . . . . . . . . . . . (f) Beiträge von Markus Meißner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (g) Beiträge von Dr. Peter Schneiderhan . . . . . . . . . . . . . (3) Beschlussempfehlung des Ausschusses . . . . . . . . . . . . . . . (4) Gesetzesbeschluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (5) Analyse der Einflussnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . dd) 01.07.2017: Dreiundfünfzigstes Gesetz zur Änderung des Strafgesetzbuches – Ausweitung des Maßregelrechts bei extremistischen Straftätern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (1) Inhalt des Gesetzentwurfs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (2) Beiträge im Rahmen der 133. Ausschusssitzung am 20.03.2017  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (a) Beiträge von Karl Greven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (b) Beiträge von Prof. Dr. Jörg Kinzig . . . . . . . . . . . . . . . (c) Beiträge von Prof. Dr. Stefan König . . . . . . . . . . . . . . (d) Beiträge von Andreas Maltry . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (e) Beiträge von Dirk Manzewski . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (f) Beiträge von Dr. jur. habil. Helmut Pollähne . . . . . . . (g) Beiträge von Barbara Stockinger . . . . . . . . . . . . . . . . (3) Beschlussempfehlung des Ausschusses . . . . . . . . . . . . . . . (4) Gesetzesbeschluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (5) Analyse der Einflussnahme  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ee) 22.07.2017: Vierundzwanzigstes Gesetz zur Änderung des Strafgesetzbuches – Umsetzung des Rahmenbeschlusses 2008/841/JI des Rates vom 24. Oktober 2008 zur Bekämp­ fung organisierter Kriminalität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ff) 22.07.2017: Fünfundzwanzigstes Gesetz zur Änderung des Strafgesetzbuches – Wohnungseinbruchsdiebstahl . . . . . . (1) Inhalt des Gesetzentwurfs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (2) Beiträge im Rahmen der 156. Ausschusssitzung am 21.06.2017  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (a) Beiträge von Stefan Conen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (b) Beiträge von Dr. Ulrich Franke . . . . . . . . . . . . . . . . . . (c) Beiträge von Oliver Malchow . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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12 Inhaltsverzeichnis (d) Beiträge von Roswitha Müller-Piepenkötter . . . . . . . . (e) Beiträge von Gerd Neubeck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (f) Beiträge von Thomas Weith . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (g) Beiträge von Thomas Wüppesahl . . . . . . . . . . . . . . . . (3) Beschlussempfehlung des Ausschusses . . . . . . . . . . . . . . . (4) Gesetzesbeschluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (5) Analyse der Einflussnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . gg) 29.07.2017: eIDAS-Durchführungsgesetz . . . . . . . . . . . . . . . . hh) 24.08.2017: Gesetz zur effektiveren und praxistauglicheren ­Ausgestaltung des Strafverfahrens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (1) Inhalt des Gesetzentwurfs zur effektiveren und ­praxistauglicheren Ausgestaltung des Strafverfahrens . . . (2) Inhalt des Gesetzentwurfs zur Änderung des Straf­ gesetzbuches, des Jugendgerichtsgesetzes, der Straf­ prozessordnung und weiterer Gesetze . . . . . . . . . . . . . . . . (3) Inhalt der Formulierungshilfe der Bundesregierung . . . . . (4) Beiträge im Rahmen der Ausschusssitzungen . . . . . . . . . . (a) Beiträge im Rahmen der 136. Ausschusssitzung am 22.03.2017 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (aa) Beiträge von Dr. Wolfgang Beckstein . . . . . . . . (bb) Beiträge von Dr. Thomas A. Bode . . . . . . . . . . . (cc) Beiträge von Erik Ohlenschlager . . . . . . . . . . . . (dd) Beiträge von Martin Rubbert . . . . . . . . . . . . . . . (ee) Beiträge von Prof. Dr. Reinhold Schlothauer . . . (ff) Beiträge von Prof. Dr. em. Heinz Schöch . . . . . (gg) Beiträge von Prof. Dr. Torsten Verrel  . . . . . . . . (b) Beiträge im Rahmen der 139. Ausschusssitzung am 29.03.2017 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (aa) Beiträge von Dr. Axel Boetticher . . . . . . . . . . . . (bb) Beiträge von Stefan Conen . . . . . . . . . . . . . . . . . (cc) Beiträge von Dr. Markus Löffelmann  . . . . . . . . (dd) Beiträge von Prof. Dr. Andreas Mosbacher . . . . (ee) Beiträge von Dr. Ali B. Norouzi  . . . . . . . . . . . . (ff) Beiträge von Prof. Dr. Henning Radtke . . . . . . . (gg) Beiträge von Marc Wenske . . . . . . . . . . . . . . . . . (c) Beiträge im Rahmen der 152. Ausschusssitzung am 31.05.2017 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (aa) Beiträge von Dr. Ulf Buermeyer, LL.M. (Co­ lumbia) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (bb) Beiträge von Peter Henzler . . . . . . . . . . . . . . . . . (cc) Beiträge von Alfred Huber . . . . . . . . . . . . . . . . . (dd) Beiträge von Dr. Matthias Krauß . . . . . . . . . . . . (ee) Beiträge von Michael Greven . . . . . . . . . . . . . . . (ff) Beiträge von Linus Neumann . . . . . . . . . . . . . . .

136 137 138 138 139 139 139 140 141 141 143 146 147 149 149 150 151 152 153 153 154 154 154 155 157 158 159 160 161 162 162 163 164 165 165 166

Inhaltsverzeichnis13 (gg) Beiträge von Prof. Dr. Arndt Sinn  . . . . . . . . . . 167 (5) Beschlussempfehlung des Ausschusses . . . . . . . . . . . . . . . 168 (6) Gesetzesbeschluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168 (7) Analyse der Einflussnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 ii) 05.09.2017: Gesetz zur Stärkung der Verfahrensrechte von Beschuldigten im Strafverfahren und zur Änderung des Schöffenrechts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173 (1) Inhalt des Gesetzentwurfs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173 (2) Beiträge im Rahmen der 126. Ausschusssitzung am 14.12.2016  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175 (a) Beiträge von Stefan Conen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175 (b) Beiträge von Prof. Dr. Robert Esser . . . . . . . . . . . . . . 176 (c) Beiträge von Andreas Kreutzer . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177 (d) Beiträge von Dr. Rolf Raum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178 (e) Beiträge von Michael Rosenthal . . . . . . . . . . . . . . . . . 178 (f) Beiträge von Prof. Dr. Arndt Sinn . . . . . . . . . . . . . . . 179 (g) Beiträge von Gert-Holger Willanzheimer . . . . . . . . . . 180 (3) Beschlussempfehlung des Ausschusses . . . . . . . . . . . . . . . 181 (4) Gesetzesbeschluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182 (5) Analyse der Einflussnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182 jj) 13.10.2017: Strafrechtsänderungsgesetz zur Strafbarkeit nicht genehmigter Kraftfahrzeugrennen im Straßenverkehr  . 184 (1) Inhalt des Gesetzentwurfs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184 (2) Beiträge im Rahmen der 157. Ausschusssitzung am 21.06.2017  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186 (a) Beiträge von Arne von Boetticher . . . . . . . . . . . . . . . . 187 (b) Beiträge von Dr. Ulrich Franke . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 (c) Beiträge von Rainer Fuchs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 (d) Beiträge von Dr. Scarlett Jansen . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 (e) Beiträge von Prof. Dr. Henning Ernst Müller . . . . . . 189 (f) Beiträge von Gül Pinar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190 (g) Beiträge von Dr. Markus Schäpe . . . . . . . . . . . . . . . . 191 (h) Beiträge von Prof. Dr. Frank Peter Schuster, Mag. iur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191 (3) Beschlussempfehlung des Ausschusses . . . . . . . . . . . . . . . 192 (4) Gesetzesbeschluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192 (5) Analyse der Einflussnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193 kk) 9.11.2017: Gesetz zur Neuregelung des Schutzes von Geheimnissen bei der Mitwirkung Dritter an der Berufs­ ausübung schweigepflichtiger Personen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194 (1) Inhalt des Gesetzentwurfs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194

14 Inhaltsverzeichnis (a)  Gesetz zur Neuregelung des Schutzes von Geheim­ nissen bei der ­Mitwirkung Dritter an der Berufsaus­ übung schweigepflichtiger Personen . . . . . . . . . . . . . . 194 (b)  Gesetz zur Umsetzung der Berufsanerkennungs­ richtlinie und zur Änderung weiterer Vorschriften im Bereich der rechtsberatenden Berufe . . . . . . . . . . . 196 (2) Beiträge im Rahmen der 146. Ausschusssitzung am 15.05.2017  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197 (a) Beiträge von Prof. Dr. Alfred Dierlamm  . . . . . . . . . . 198 (b) Beiträge von Prof. Dr. Jörg Eisele . . . . . . . . . . . . . . . 198 (c) Beiträge von Dr. Udo Gehring . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199 (d) Beiträge von Peter Maxl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199 (e) Beiträge von Prof. Dr. Carsten Momsen . . . . . . . . . . . 200 (f) Beiträge von Prof. Dr. Arndt Sinn . . . . . . . . . . . . . . . 201 (g) Beiträge von Rainer Spatscheck . . . . . . . . . . . . . . . . . 202 (3) Beschlussempfehlung des Ausschusses . . . . . . . . . . . . . . . 202 (4) Gesetzesbeschluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203 (5) Analyse der Einflussnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203 ll) 01.01.2018: Gesetz zur Einführung der elektronischen Akte in der Justiz und zur weiteren Förderung des elektronischen Rechtsverkehrs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204 mm)  01.01.2018: Gesetz zur Reform der Straftaten gegen aus­ ländische Staaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204 (1) Inhalt des Gesetzentwurfs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204 (2) Beiträge im Rahmen der 149. Ausschusssitzung am 17.05.2017  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205 (a) Beiträge von Dr. Alexander Heinze, LL.M. (TCD) . . 206 (b) Beiträge von Prof. Dr. Wolfgang Mitsch  . . . . . . . . . . 207 (c) Beiträge von Dr. Ali Norouzi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207 (d) Beiträge von Prof. Dr. Andreas Zimmermann, LL.M. (Harvard) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208 (3) Beschlussempfehlung des Ausschusses  . . . . . . . . . . . . . . 208 (4) Gesetzesbeschluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208 (5) Analyse der Einflussnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208 nn) 21.12.2018: Gesetz zur Stärkung des Rechts des Angeklag­ ten auf Anwesenheit in der Verhandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . 209 oo) 22.12.2018: Gesetz zur Umsetzung des Gesetzes zur Einfüh­ rung des Rechts auf Eheschließung für Personen gleichen Geschlechts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209 d) Hypothesenprüfung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210 III. Schlussfolgerungen und Verbesserungsansätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218 1. Streichung der Sachverständigenberatung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218 2. Schaffung eines Sachverständigengremiums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219 3. Zeitliche Verschiebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220

Inhaltsverzeichnis15 4. Schaffung neuer Verfahrensvorschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221 C. Zusammenfassung und Ergebnisse der Untersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . 224 Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 339 Liste der nationalen Schriften und Bekanntmachungen (chronologisch geordnet) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Zusammenstellung der Bundestags-/Bundesrats- und Ausschussdruck­ sachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Einträge in das Bundesgesetzblatt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Liste der Protokolle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. Sonstiges . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

358 358 363 365 367

Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 368

Anhangsverzeichnis Anhang 1: Anhang 2: Anhang 3: Anhang 4: Anhang 5: Anhang 6: Anhang 7: Anhang 8: Anhang 9: Anhang 10: Anhang 11: Anhang 12: Anhang 13: Anhang 14: Anhang 15:

Anhang 16:

Anhang 17: Anhang 18:

Anhang 19:

Beispiel einer Einladung zur öffentlichen Anhörung . . . . . . . . . . . . Rückmeldeformular für die öffentliche Anhörung . . . . . . . . . . . . . . Entschädigungsantrag, Reisekostenrechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . Richtlinie über die Entschädigung und Reisekostenvergütung für Sachverständige und Auskunftspersonen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zahl der öffentlichen Anhörungen in den Ausschüssen . . . . . . . . . . Übersicht über die Zahl der öffentlichen Anhörungen in den Ausschüssen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Überblick über die Verteilung der Sachverständigenanhörungen in den Ausschüssen in der 12.–16. Wahlperiode  . . . . . . . . . . . . . . . Überblick über die Verteilung der Sachverständigenanhörungen in den Ausschüssen in der 17. Wahlperiode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Überblick über die internationale Verbreitung von Think Tanks . . . Überblick über die Bundestagsausschüsse der 18. Wahlperiode . . . Überblick über die Bundestagsausschüsse der 19. Wahlperiode . . . Überblick über die Anzahl der geladenen Sachverständigen sowie den Umfang der eingereichten schriftlichen Stellungnahmen . . . . . Anschreiben an die Sachverständigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Antworten der Sachverständigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Überblick zu den wichtigsten Gesetzesänderungen durch den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Strafgesetzbuches – Stärkung des Schutzes von Vollstreckungsbeamten und Rettungs­ kräften (BT-Drs. 18/11161) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Übersicht zu den wichtigsten vorgeschlagenen Änderungen des Ausschusses im Rahmen der Beschlussempfehlung betreffend das Gesetz zur Stärkung des Schutzes von Vollstreckungsbeamten und Rettungskräften (BT-Drs. 18/11161)  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Übersicht zu dem in Folgenden verwendetem Farbschema . . . . . . . Übersicht zu den Positionen der einzelnen Sachverständigen sowie deren Umsetzung im Fall des Gesetzes zur Änderung des Strafgesetzbuches – Stärkung des Schutzes von Vollstre­ ckungsbeamten und Rettungskräften (BT-Drs. 18/11161)  . . . . . . . . Überblick zu den wichtigsten Gesetzesänderungen durch den Entwurf eines Gesetzes zur Reform der strafrechtlichen Ver­ mögensabschöpfung (BT-Drs. 18/9525) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

231 234 235 237 239 240 241 243 245 246 247 248 250 251

273

274 275

276 277

Anhangsverzeichnis17 Anhang 20: Übersicht zu den wichtigsten vorgeschlagenen Änderungen des Ausschusses im Rahmen der Beschlussempfehlung betreffend die Reform der strafrechtlichen Vermögensabschöpfung (BT-Drs. 18/11640)  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anhang 21: Übersicht zu den Positionen der einzelnen Sachverständigen sowie deren Umsetzung im Fall des Gesetzes zur Reform der strafrechtlichen Vermögensabschöpfung (BT-Drs. 18/9525)  . . . . . . Anhang 22: Überblick zu den wichtigsten Gesetzesänderungen durch den Entwurf eines Gesetzes zur Ausweitung des Maßregelrechts bei extremistischen Straftätern (BT-Drs. 18/11584, 18/11162) . . . . . . . . Anhang 23: Übersicht zu den wichtigsten vorgeschlagenen Änderungen des Ausschusses im Rahmen der Beschlussempfehlung betreffend das Gesetz zur Ausweitung des Maßregelrechts bei extremistischen Straftätern (BT-Drs. 18/12155) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anhang 24: Übersicht zu den Positionen der einzelnen Sachverständigen sowie deren Umsetzung im Fall des Gesetzes zur Ausweitung des Maßregelrechts bei extremistischen Straftätern (BT-Drs. 18/11162)  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anhang 25: Überblick zu den wichtigsten Gesetzesänderungen durch den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Strafgesetzbuches – Wohnungseinbruchdiebstahl (BT-Drs. 18/12359) . . . . . . . . . . . . . . . Anhang 26: Übersicht zu den wichtigsten vorgeschlagenen Änderungen des Ausschusses im Rahmen der Beschlussempfehlung betreffend die Änderung des Strafgesetzbuches – Wohnungseinbruchdiebstahl (BT-Drs. 18/12933) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anhang 27: Übersicht zu den Positionen der einzelnen Sachverständigen sowie deren Umsetzung im Fall des Gesetzes zur Änderung des Strafgesetzesbuches – Wohnungseinbruchdiebstahl (Protokoll-Nr. 18/156) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anhang 28: Überblick zu den wichtigsten Gesetzesänderungen durch die Ent­ würfe  eines Gesetzes zur effektiveren und praxistauglicheren Ausgestaltung des Strafverfahrens (BT-Drs. 18/11277),  zur Änderung des Strafgesetzbuches, des Jugendgerichts­ gesetzes, der Strafprozessordnung und weiterer Gesetze (BTDrs. 18/11272) sowie  der Formulierungshilfe der Bundesregie­ rung (Ausschussdrucksache 18(6)334) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anhang 29: Übersicht zu den wichtigsten vorgeschlagenen Änderungen des Ausschusses im Rahmen der Beschlussempfehlung betreffend die Drucksachen 18/11277, 18/11272 und 18(6)334 (BT-Drs. 18/12785) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anhang 30: Übersicht zu den Positionen der einzelnen Sachverständigen sowie deren Umsetzung im Fall der Drucksachen 18/11277, 18/11272 und 18(6)334 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

290 295 298

299

300 301

301

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314 315

18 Anhangsverzeichnis Anhang 31: Überblick zu den wichtigsten Gesetzesänderungen durch den Entwurf zur Stärkung der Verfahrensrechte von Beschuldigten im Strafverfahren und zur Änderung des Schöffenrechts (BT-Drs. 18/9534) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 322 Anhang 32: Übersicht zu den wichtigsten vorgeschlagenen Änderungen des Ausschusses im Rahmen der Beschlussempfehlung betreffend das Gesetz zur Stärkung der Verfahrensrechte von Beschuldigten im Strafverfahren und zur Änderung des Schöffenrechts (BT-Drs. 18/12830) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 325 Anhang 33: Übersicht zu den Positionen der einzelnen Sachverständigen sowie deren Umsetzung im Fall des Gesetzes zur Stärkung der Verfahrensrechte von Beschuldigten im Strafverfahren und zur Änderung des Schöffenrechtes (BT-Drs. 18/9534) . . . . . . . . . . . . . . 326 Anhang 34: Überblick zu den wichtigsten Gesetzesänderungen durch  den Entwurf eines Strafrechtsänderungsgesetzes des Bundes­ rates – Strafbarkeit nicht genehmigter Kraftfahrzeugrennen im Straßenverkehr (BT-Drs. 18/10145)  dem Änderungsantrag der CDU/CSU und SPD (Ausschussdrucksache Nr. 18(6)360) sowie dem Antrag der Fraktion Bündnis 90/Der Grünen und verschiede­ ner Abgeordneter (BT-Drs. 18/12558)  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 329 Anhang 35: Übersicht zu den wichtigsten vorgeschlagenen Änderungen des Ausschusses im Rahmen der Beschlussempfehlung betreffend das Gesetz zur Strafbarkeit nicht genehmigter Kraftfahrzeug­ rennen im Straßenverkehr (BT-Drs. 18/12936) . . . . . . . . . . . . . . . . 331 Anhang 36: Übersicht zu den Positionen der einzelnen Sachverständigen sowie deren Umsetzung im Fall des Gesetzes zur Strafbarkeit nicht genehmigter Kraftfahrzeugrennen im Straßenverkehr (BT-Drs. 18/10145) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 332 Anhang 37: Überblick zu den wichtigsten Gesetzesänderungen durch  den Entwurf zur Neuregelung des Schutzes von Geheimnissen bei der Mitwirkung Dritter an der Berufsausübung schweige­ pflichtiger Personen (BR-Drs. 163/17) und  dem Entwurf zur Umsetzung der Berufsanerkennungsrichtlinie und zur Änderung weiterer Vorschriften im Bereich der rechtsberatenden Berufe (BT-Drs. 18/9521) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 334 Anhang 38: Übersicht zu den Positionen der einzelnen Sachverständigen sowie deren Umsetzung im Fall des Gesetzes zur Neuregelung des Schutzes von Geheimnissen bei der Mitwirkung Dritter an der Berufsausübung schweigepflichtiger Personen (BT-Drs. 18/11936)  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 336 Anhang 39: Übersicht zu den Positionen der einzelnen Sachverständigen sowie deren Umsetzung im Fall des Gesetzes zur Reform der Straftaten gegen ausländische Staaten (BT-Drs. 18/11243) . . . . . . . 338

Abkürzungsverzeichnis a. D. außer Dienst a. F. alte Fassung AO Abgabenordnung Art. Artikel Bad Homburg v.d.H. Bad Homburg vor der Höhe BBG Bundesbeamtengesetz BDZV Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger e. V. BeckOK Beck’scher Online-Kommentar BGB Bürgerliches Gesetzbuch BGBl Bundesgesetzblatt BGH Bundesgerichtshof BKA Bundeskriminalamt BMJV Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz BR Bundesrat BR-Drs. Bundesratsdrucksache BT Bundestag BT-Drs. Bundestagsdrucksache BtM Betäubungsmittel BtMG Betäubungsmittelgesetz BVerfGE Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts BVerwG Bundesverwaltungsgericht bzgl. bezüglich bzw. beziehungsweise ca. circa CDU Christlich Demokratische Union CSU Christlich-Soziale Union d. h. das heißt DM Deutsche Mark DNA Desoxyribonukleinsäure DÖV Die Öffentliche Verwaltung Dr. Doktor Dr. h. c. Doktor honoris causa (Ehrendoktor) Dr. jur. Doktor juris (Doktor der Rechtswissenschaft)

20 Abkürzungsverzeichnis DVBl Deutsches Verwaltungsblatt DVParl Deutsche Vereinigung für Parlamentsfragen E in der Entwurfsfassung EAÜ Elektronische Aufenthaltsüberwachung EG Europäische Gemeinschaft EGGVG Einführungsgesetz zum Gerichtsverfassungsgesetz EGStGB Einführungsgesetz zum Strafgesetzbuch EGStPO Einführungsgesetz zum Strafprozessrecht eiDAS electronic Identification, Authentication and trust Services em. Emeritus EMRK Europäische Menschenrechtskonvention etc. et cetera EU Europäische Union EuKoPfVODG Gesetz zur Durchführung der Verordnung (EU) Nr. 655/2014 sowie zur Änderung sonstiger zivilprozessualer, grundbuch­ rechtlicher und vermögensrechtlicher Vorschriften und zur Änderung der Justizbeitreibungsordnung e. V. eingetragener Verein FAZ Frankfurter Allgemeine Zeitung GewArch Gewerbearchiv GG Grundgesetz ggf. gegebenenfalls GGO Gemeinsame Geschäftsordnung der Bundesministerien GO Geschäftsordnung GO BR Geschäftsordnung des Deutschen Bundesrates GO BT Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages GÜL Gemeinsame elektronische Überwachungsstelle der Länder GVG Gerichtsverfassungsgesetz habil. Habilitatus Hrsg. Herausgeber IAS International Accounting Standards IFRS International Financial Reporting Standards IRG Gesetz über die internationale Rechtshilfe in Strafsachen IT Informationstechnik JGG Jugendgerichtsgesetz JuS Juristische Schulung JZ Juristenzeitung LG Landgericht LL.M. Master of Laws

Abkürzungsverzeichnis21 Mag. iur.

Magister iuris

m. E.

meines Erachtens

NJW

Neue Juristische Wochenschrift

Nr. Nummer NVwZ

Neue Zeitschrift für Verwaltungsrecht

o. J.

ohne Jahresangabe

OK

organisierte Kriminalität

OLG Oberlandesgericht PDK Polizeidienstkunde Prof. Professor(in) Rn. Randnummer S. Seite SächsVerf

Sächsische Verfassung

SächsVerfGH

Verfassungsgerichtshof des Freistaates Sachsen

SMS

Short Message Service

SPD

Sozialdemokratische Partei Deutschlands

St. Sankt StGB Strafgesetzbuch StPO Strafprozessordnung StudZR

Studentische Zeitschrift für Rechtswissenschaft Heidelberg

TB Tatbestand TCD

Trinity College Dublin

TKÜ Telekommunikation u. a.

unter anderem

Vf. Verfahren vgl. vergleiche WIRO

Wohnen in Rostock (Wohnungsgesellschaft)

WP Wahlperiode WÜD

Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen

WÜK

Wiener Übereinkommen über konsularische Beziehungen

z. B.

zum Beispiel

ZG

Zeitschrift für Gesetzgebung

zit. zitiert ZParl

Zeitschrift für Parlamentsfragen

ZPO Zivilprozessordnung ZRP

Zeitschrift für Rechtspolitik

ZStW

Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft

A. Die neue alte Frage nach der Bedeutung von Sachverständigen Schlägt man den Duden bei dem Buchstaben „G“ auf, findet man unter dem Wort „Gesetz“ folgende Definition: „Vom Staat festgesetzte, rechtlich bindende Vorschrift.“1 Es handelt sich also um zwingende Verhaltensvorgaben,2 die von allen Bürgerinnen und Bürgern beachtet werden müssen.3 Viele For­ scher beschreiben sie pointiert als Grundbausteine einer funktionierenden Gesellschaft4 und sehen darin ein „Mittel, über welches sich sowohl Demo­ kratie als auch Rechtsstaat verwirklichen.“5 Bereits an deren Entstehungspro­ zess werden hohe Anforderungen gestellt6 und es erscheint notwendig,7 sich entgegen der Auffassung von Otto von Bismarck8 umfassend mit der Praxis der Gesetzgebung auseinanderzusetzen.9 Infolgedessen haben es sich in den letzten Jahren zahlreiche Wissenschaft­ ler zur Aufgabe gemacht, die Thematik zu studieren. Im Kontext dieser Un­ tersuchungen fanden sie heraus, dass es mittlerweile zur Regel geworden ist, sich im Rahmen des Gesetzgebungsverfahrens durch außenstehende Experten beraten zu lassen.10 Dieser Trend ist wohl darauf zurückzuführen, dass mit 1  Duden.

Bundestag, Wege der Gesetzgebung; Krüper, in: JZ 2010, 655. in: JZ 2010, 655; Sobolewksi/Strasser, 2018, S. 99. 4  Sobolewski/Strasser, 2018, S. 99. 5  Grimm, in: Festschrift für Jürgen Habermas, S. 498. 6  Deutscher Bundestag, Wege der Gesetzgebung; Döhler, in: Politische Vierteljah­ resschrift 2012, 181 (182 f.); Grimm, 1994, S.  159 ff.; Hesse, in: Festgabe für Rudolf Smend, S. 83; Hotz, 1983, S. 127; Karpen, in: Politik und Verwaltung, S. 440 f.; Voßkuhle, in: Isensee/Kirchhof, § 43 Rn. 1. 7  Döhler, in: Politische Vierteljahresschrift 2012, 181; Sobolewski/Strasser, 2018, S. 150. 8  Laughlin, 2007, S. 34 f. Otto von Bismarcks berühmte Bemerkung lautet: „Ge­ setze sind wie Würste, man sollte besser nicht dabei sein, wenn sie gemacht werden.“ (vgl. Laughlin, 2007, S.  34 f.). 9  Sobolewski/Strasser, 2018, S. 148 ff. Diese Komplexität resultiert im Wesentli­ chen aus der Berücksichtigung zahlreicher Interessen und der Beteiligung mehrerer Instanzen, ist aber zugleich Beweis für die Einhaltung von Rechtstaats- und Demo­ kratieprinzipien (Sobolewski/Strasser, 2018, S. 148). 10  Anderl, in: Berliner Juristische Universitätsschriften, S. 23; Becker, 2005, S. 95; Döhler, in: Politische Vierteljahresschrift 2012, 181 (182, 203); Krüper, in: JZ 2010, 655 (655, 658); Mengel, 1997, S. 55; Noll, 1973, S. 55; Schulze-Fielitz, in: Grund­ 2  Deutscher 3  Krüper,

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A. Die neue alte Frage nach der Bedeutung von Sachverständigen

zunehmendem gesellschaftlichen Fortschritt auch immer größere Anforde­ rungen an die Rationalisierung von Gesetzen gestellt werden: So sollen sich die politischen Entscheidungsträger nicht von bloßen Verdachtsmomenten und Mutmaßungen leiten lassen, sondern ihre Ansichten mit einschlägigen und sachkundigen Argumenten belegen können.11 Das ist unter anderem dem Umstand geschuldet, dass es, bedingt durch die zunehmende Globalisierung und den damit einhergehenden gesellschaftlichen Veränderungen, nicht nur zu einer Umgestaltung, sondern auch Expansion der staatlichen Aufgabenbe­ reiche gekommen ist.12 Proportional dazu steigt natürlich der Bedarf an Wissen, das für eine praxisnahe und sachgerechte Gesetzgebung erforderlich ist,13 und es liegt auf der Hand, warum die Hinzuziehung Dritter mittlerweile cum grano salis fester Bestandteil des Gesetzgebungsverfahrens geworden ist.14 Dass diese externe Beteiligung immer größere Ausmaße annimmt,15 wurde nicht zuletzt im Sommer 2009 deutlich, als die Erstellung eines Gesetzent­ wurfs einer Gruppe von Fachanwälten überlassen wurde. Der damit einher­ gehende Aufschrei in Politik und Medien war groß: Vom Verlust der Ein­ flussmöglichkeiten des Parlaments bis hin zu mangelnder demokratischer Legitimation und der Verlagerung staatlicher Kräfte auf Private war die ­Rede.16 lagen des Verwaltungsrechts, § 12 Rn. 64 ff.; Sobolewski/Strasser, 2018, S. 150; Tenhaef, 1992, S. 7. Die Bezeichnung als „Sachkundiger“, „Spezialist“ beziehungsweise „Experte“ wird in der vorliegenden Arbeit als Synonym zum Begriff „Sachverständi­ ger“ verwendet. 11  Anderl, in: Berliner Juristische Universitätsschriften, S. 25; Gartz, 2015, S. 291; Heintzen, in: Kluth/Krings, § 9 Rn. 18 ff.; Knemeyer, in: DÖV 1966, 707; Morkel, 1967, S. 11; Voßkuhle, in: Isensee/Kirchhof, § 43 Rn. 1. 12  Anderl, in: Berliner Juristische Universitätsschriften, S. 25; Dagger/Greiner/ Leinert/Meliß/Menzel, in: Politikberatung in Deutschland, S. 16; Ismayr, 2012, S. 465; Ismayr, in: Parlamentarismusforschung in Deutschland, S. 95; Knemeyer, in: DÖV 1966, S. 707; Krüper, in: JZ 2010, 655; Morkel, 1967, S. 12; Trute, in: Wissenschaft­ liche Politikberatung, S. 48; von Arnim, 1977, S. 138; Voßkuhle, in: Isensee/Kirchhof, § 43 Rn. 1; Weber, 1981, S. 196, 201; Weßels, 2002, S. 3 f. 13  Arnaud, 2009, S. 49; Brohm, in: Festschrift für Ernst Forsthoff, S. 37; Redeker, in: NJW 2005, 2756 (2757); Rudloff, in: Politikberatung in Deutschland, S. 179; Scharpf, 1973, S. 30; Thierse, in: NVwZ 2005, 153 (155); Uhlmann, in: Sein und Schein von Gesetzgebung, S. 3; Voßkuhle, in: Isensee/Kirchhof, § 43 Rn. 1; Weßels, 2002, S. 3; Wollenschläger, 2009, S. 40 ff. 14  Becker, 2005, S. 95, 160  f.; Krüper, in: JZ 2010, 655; Sobolewksi/Strasser, 2018, S. 118; Tenhaef, 1992, S. 5; Voßkuhle, in: Isensee/Kirchhof, § 43 Rn. 12, 54. 15  Dagger/Greiner/Leinert/Meliß/Menzel, in: Politikberatung in Deutschland, S.  12 f.; FAZ, 2019; Süddeutsche, 2019. 16  Döhler, in: Politische Vierteljahresschrift 2012, 181; Kalagi, in: ZParl 2014, 647 (647 f.); Krüper, in: JZ 2010, 655; Krüper, in: Parlamentsrecht, § 38 Rn. 50,



A. Die neue alte Frage nach der Bedeutung von Sachverständigen25

Vorliegende Arbeit setzt sich indessen mit der Beteiligung Dritter zu einem viel späteren Zeitpunkt auseinander, nämlich im Rahmen der Ausschusssit­ zungen (sogenannte Hearings, vgl. § 70 GO BT).17 Anders als in der Fall­ konstellation aus dem Jahre 2009 hält sich in diesem Zusammenhang vehe­ ment die Behauptung, dass die geäußerten Überzeugungen der Sachverstän­ digen nur wenig bis gar keine Berücksichtigung finden würden.18 Es wird davon ausgegangen, dass Sachverständigenanhörungen tatsächlich nur noch „parlamentarische Ritual[ien]“19 darstellen, die von den staatlichen Organen als bloßes politisches Instrument missbraucht werden.20 Da es sich bei diesen Aussagen allerdings in nahezu allen gesichteten Fällen um bloße Behauptun­ gen ohne jeglichen empirischen Beleg handelt,21 hat es sich vorliegende Dissertation zur Aufgabe gemacht, die Einflussmöglichkeiten von Sachver­ ständigen auf die Gesetzgebung zu untersuchen. Es soll festgestellt werden, ob Klaus Broichhausen Recht hat, wenn er sagt, dass „(…) Anhörungen [seltener stattfinden würden], [wenn [sie] nicht nötig wären].“22 Die Arbeit beginnt zu diesem Zweck mit der Klärung des Begriffs „Sach­ verständiger“ und versucht eine passende Definition auszumachen. In Anleh­ 52 ff. Näheres zum sogenannten „Gesetzgebungsoutsourcing“ siehe Kloepfer, in: NJW, 2011, (131) 131 ff.; kritisch Stadler, in: Gesetzgebungsoutsourcing, S. 15–19; Woiki, 2016. 17  Becker, 2005, S. 112, 114, 123; Busse, in: WiRO 2012, 321 (323); Deutscher Bundestag, 2009; Deutscher Bundestag, Erläuterungen zur Geschäftsordnung; Deutscher Bundestag, Öffentliche Anhörungen; Deutscher Bundestag, Wege der Gesetzge­ bung; Herzmann, 2010, S.  77 f.; Heynckes, in: ZParl 2008, 459 (468); Krüper, in: Parlamentsrecht, § 38 Rn. 45; Magiera, in: Sachs GG, Art. 40 Rn. 19, Art. 42 Rn. 2; Model/Müller, 1996, Art. 40 Rn. 4; Morlok, in: Veröffentlichungen der Vereinigung der Deutschen Staatsrechtslehrer 2003, 37 (50); Röper, 1998, S. 26; Schindler, 1983, S. 7; Schneider, 2002, Rn. 104; Sobolewski/Strasser, 2018, S. 45; Stern, 1984, S. 1043; Tenhaef, 1992, S. 6 f.; Troßmann, 1977, S. 509; Versteyl, in: Münch/Kunig, Art. 42 Rn. 3; Voßkuhle, in: Isensee/Kirchhof, § 43 Rn. 7, 55. 18  Becker, 2005, S. 121; Eichhorst/Wintermann, in: Sozialer Fortschritt 2003, 163 (164, 167); Froman, 1967, S. 42; Heinrich/Lange, in: Kriminalpolitik, S. 441; Protokoll-Nr. 18/133, S. 15; Schindler, in: ZParl 1973, 10; Schneider, 2002, Rn. 119; Schulze-Fielitz, in: JZ 2004, 862 (867); Tenhaef, 1992, S. 15 f., 123. 19  Ausdruck im Titel von Roth, 1980. 20  Herzmann, 2010, S. 78; Tenhaef, 1992, S. 7. 21  Becker, 2005, S. 121; Blum, in: Verhandlungen des fünfundsechzigsten Deut­ schen Juristentages, S. 108, 113; Döhler, in: Politische Vierteljahresschrift 2012, 181 (184); Eichhorst/Wintermann, in: Sozialer Fortschritt 2003, 163 (164, 167); Froman, 1967, S. 42; Schindler, in: ZParl 1973, 10; Schulze-Fielitz, in: JZ 2004, 862 (867); Tenhaef, 1992, S. 15 f., 123, 308. 22  Broichhausen, 1982, S. 175. Klaus Broichhausen war lange Zeit Wirtschaftskor­ respondent bei der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. In seiner fast vierzigjährigen Tätigkeit als Journalist erhielt er mehrere Auszeichnungen. Zuletzt den Journalisten­ preis der deutschen Zeitungen, den Theodor-Wolff-Preis (BDZV, 1997).

26

A. Die neue alte Frage nach der Bedeutung von Sachverständigen

nung an diese Ergebnisse kann der Sachverständige von Interessensvertretern abgegrenzt werden. Bevor unter Einbeziehung von Statistiken und einschlä­ gigen Dokumenten herausgearbeitet wird, ob es sich bei der Beteiligung von Sachverständigen um ein gängiges Verfahren handelt, muss auf die Ursprünge der Sachverständigenberatung eingegangen werden. In einer zum Hauptteil hinführenden Passage stellt die Bearbeiterin die rechtlichen Grundlagen vor. Hierauf Bezug nehmend, wird anschließend ge­ nauer auf den Ablauf der Sachverständigenberatung eingegangen. Nachdem das Hearing in das Gesetzgebungsverfahren eingeordnet wurde, werden An­ lass und Zweck der Sachverständigenberatung erörtert sowie mögliche Gren­ zen und Kritikpunkte beleuchtet. Der nächste Abschnitt, der zugleich den Hauptteil der Arbeit darstellt, be­ schäftigt sich mit der zu untersuchenden Frage, ob Sachverständige Einfluss auf die Gesetzgebung ausüben. Der wesentliche Analysefokus liegt neben der Befragung von Beteiligten auf der Untersuchung von Bundestags- bezie­ hungsweise Bundesratsdrucksachen sowie Stellungnahmen und Protokollen. Der Untersuchungszeitraum wird auf eineinhalb Jahre (Mitte 2017 bis Ende 2018) angesetzt. Da in Deutschland jährlich eine Vielzahl von Gesetzen verabschiedet wird, empfiehlt es sich, die gesamte Analyse auf einen Rechtsbereich zu beschrän­ ken. Die Sonderstellung, die dem Strafrecht gegenüber dem Zivil- und öf­ fentlichen Recht zukommt, spricht für eine Beschränkung auf dieses Rechts­ gebiet.23 Obwohl das alltägliche Leben verstärkt durch Vertrags-, Kauf- und Erbrecht bestimmt wird, besteht an keinem anderen Rechtsbereich ein solch großes Interesse wie am Strafrecht.24 Zudem nimmt letzteres im Zusammen­ hang mit der Wahrung der sozialen Ordnung einen wichtigen Platz ein.25 Die soziale Ordnung umschreibt all diejenigen Verfahrensweisen, durch welche Normen aufgestellt beziehungsweise geschützt und bewahrt werden26 und stellt eine unabdingbare Voraussetzung für das Funktionieren einer jeden Gesellschaft dar.27 Obgleich das Strafrecht nicht allein die soziale Kontrolle garantieren kann,28 besteht dessen Besonderheit gegenüber anderen Mecha­ nismen der sozialen Kontrolle darin, dass es sich sowohl rational und forma­

23  Burghardt,

S. 5.

in: Strafrecht und Politik, S. 13; Fischer, 2018, S. 11; Otto, 2004,

2018, S. 11. 2015, S. 1, 3, 7. 26  Hassemer, 2009, S. 48. 27  Meier, 2015, S. 1, 3, 7; Hassemer, 2009, S. 285; Wessels/Beulke/Satzger, 2018, § 1 Rn. 8 f. 28  Meier, 2015, S. 1; Stolle, in: StudZR 2006, 27 (28). 24  Fischer, 25  Meier,



A. Die neue alte Frage nach der Bedeutung von Sachverständigen27

lisiert wie auch absolut und bedingungslos darstellt.29 Allein durch die Strafe kann die weiter bestehende Geltung der verletzten Rechtvorschrift untermau­ ert werden, indem sie klar und öffentlich zwischen Unrecht und Recht diffe­ renziert.30 Es ist deshalb gerade im Strafrecht unverzichtbar, dass sich die Politiker nicht nur von Mutmaßungen und bloßen Vermutungen leiten lassen,31 weshalb die Hinzuziehung von Sachverstand im Sinne des § 70 GO BT hier übergeordnete Bedeutung erlangt.32 Das Ergebnis der Analyse führt am Ende nahtlos in den Schluss der Arbeit über, der dezidiert die gewonnenen Ergebnisse aufzeigen soll. Daran anknüp­ fend werden Anregungen zur Verbesserung der Sachverständigenberatung vorgestellt, die in Zukunft ein effektiveres Verfahren ermöglichen sollen.

2009, S. 17; Meier, 2015, S. 1, 3, 7. in: Punishement and Responsibility, S. XIII; Gropp, 2015, § 1 Rn. 2, 31; Hamel, 2009, S. 17; Hassemer/Reemtsma, 2002, S.  130 ff.; Meier, 2015, S. 1, 3, 7; Schmidt, 2012, S. 242; Zabel, in: ZRP 2016, 202; Züchner, 2014, S. 33. 31  Anderl, in: Berliner Juristische Universitätsschriften, S. 25; Heinz, in: Festschrift für Hans-Jürgen Kerner, S. 356 f.; Meier, 2015, S.  3 f.; Voßkuhle, in: Isenee/Kirchhof, § 43 Rn. 1. 32  Ostendorf, 2018, S. 18. 29  Hamel,

30  Gardner,

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung I. Das Hearing 1. Grundlagen Im Folgenden soll zunächst der Sachverständigenbegriff genauer definiert werden. Anhand der in diesem Zusammenhang festgestellten Merkmale kann in einem zweiten Schritt eine Abgrenzung zur Person des Interessenvertreters erfolgen. Anschließend werden die Ursprünge der Sachverständigenberatung analysiert, bevor unter Einbeziehung aktueller Zahlen die Häufigkeit von Hearings dargelegt wird. a) Begriffsklärung Beim Versuch eine passenden Definition für den Sachverständigenbegriff auszumachen, hilft das Gesetz nur wenig weiter:1 So spricht § 70 GO BT lediglich davon, dass „[der Ausschuss] [z]ur Information über einen Gegen­ stand seiner Beratung (…) öffentliche Anhörungen von Sachverständigen, Interessenvertretern und anderen Auskunftspersonen vornehmen [kann].“2 Nach einer Legaldefinition oder näheren Konkretisierung sucht man verge­ bens.3 Obgleich die Beteiligung Sachverständiger zu den klassischen Bera­ tungsformen zählt,4 gestaltet es sich deshalb als überaus komplex, eine pas­ sende Definition zu finden. Ausgehend von dem Umstand der fehlenden gesetzlichen Regelung muss daher auf allgemeine juristische Auslegungsgrundsätze zurückgegriffen wer­ den. Vice versa bedeutet dies jedoch auch, dass sich der Begriff einer ein­ heitlichen wissenschaftlichen Definition entzieht und stets von dem ausge­ wählten Forschungsgegenstand beziehungsweise der zu untersuchenden in: Politische Vierteljahresschrift 2012, 181 (194). der Justiz und für Verbraucherschutz, 2019. 3  Böttger, in: Bayerlein, § 2 Rn. 16; Heintzen, in: Kluth/Krings, § 9 Rn. 9; Krüper, in: JZ 2010, 655 (658); Rausch, 1981, S. 117; Voßkuhle, in: Isensee/Kirchhof, § 43 Rn. 18. 4  Döhler, in: Politische Vierteljahresschrift 2012, 181 (186). 1  Döhler,

2  Bundesministerium



I. Das Hearing29

Norm abhängt.5 Zur Erschließung einer passenden Definition soll sich am Sinn und Zweck des § 70 GO BT sowie dem allgemeinen Sprachgebrauch orientiert werden6 (= grammatikalische und teleologische Auslegung).7 Ob­ wohl Wissen zumeist nur schwer völlig meinungsneutral kommuniziert wer­ den kann,8 prägen im Fall des § 70 GO BT Neutralität und Ungebundenheit das Bild des Sachverständigen.9 Weder Parteizugehörigkeit, noch die Beru­ fung zur öffentlichen Anhörung durch eine einzelne Fraktion ändern etwas an dieser Objektivität.10 Es ist vielmehr ausreichend, wenn die Bekundungen des Sachverständigen auf wissenschaftlichen Feststellungen und Forschungs­ ergebnissen basieren11 und in keiner Dependenz zu anderen Personen oder Einrichtungen und Instituten erfolgen.12 Darüber hinaus zeichnet sich der Sachverständige durch sein Fachwissen aus. Das heißt, er verfügt über exzel­ lente, also über dem Durchschnitt liegende Kenntnisse in seinem Fachbe­

1986, S. 9; Voßkuhle, in: Isensee/Kirchhof, § 43 Rn. 17 f. in: Isensee/Kirchhof, § 43 Rn. 18. Näheres zum Sinn und Zweck der Sachverständigenberatung vgl. Gliederungspunkt B. I. 5. 7  Möllers, 2017, § 4 Rn. 39 ff., § 5 Rn. 1 ff. Auslegung umschreibt die Festlegung des Normsinns. Sie kommt immer dann zur Anwendung, wenn sich eine Norm ihren Inhalt nach nicht hinreichend deutlich und klar darstellt. Mithilfe der Auslegung sol­ len sämtliche potenzielle Aussagegehalte der Rechtsvorschrift erfasst werden, um sich in einem zweiten Schritt begründet für eine Inhaltsalternative entscheiden zu können. Der dahinterstehende Sinn und Zweck der Auslegung besteht darin, die tatsächliche Intention der Legislative zu ergründen. In der Rechtsprechung und Literatur haben sich vier Auslegungsmethoden etabliert: Die grammatikalische, systematische, histo­ rische und teleologische. Diese gelten als universal und können damit auch im Kon­ text der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages herangezogen werden (Möllers, 2017, § 4 Rn. 9 f., 19, 21 ff., 34 f.; Murmann, 2017, § 20 Rn. 1–14; Rengier, 2018, § 5 Rn. 4-21; von Jhering, 1893, S. VIII, 435 ff.; von Savigny, 1840, S. 213 ff.; Winnefeld, 2015, Einführung Rn. 75 ff.). 8  Gartz, 2015, S. 291 f. 9  Anderl, in: Berliner Juristische Universitätsschriften, S. 86; Böttger, in: Bayer­ lein, § 2 Rn. 25; Bremer, 1973, S. 22; Brohm, in: Festschrift für Ernst Forsthoff, S. 40; Bryde, 1972, S. 47; Dagger/Greiner/Leinert/Meliß/Menzel, in: Politikberatung in Deutschland, S. 41; Ennuschat, DVBl 2004, 986 (990); Heintzen, in: Kluth/Krings, § 9 Rn. 9; Krüper, in: JZ 2010, 655 (658); Morkel, 1967, S. 22; Schulze-Fielitz, in: Dreier, Art. 97 Rn. 48 ff.; Voßkuhle, in: Isensee/Kirchhof, § 43 Rn. 18; Woiki, 2016, S. 36. Die Begriffe Neutralität, Unparteilichkeit und Objektivität können synonym verwendet werden (Voßkuhle, in: Isensee/Kirchhof, § 43 Rn. 18) Ähnlich Böttger, der in Neutralität, Unparteilichkeit, Unbefangenheit und Unabhängigkeit Beispiele für mangelnde Objektivität erblickt (Böttger, in: Bayerlein, § 2 Rn. 26). 10  Heintzen, in: Kluth/Krings, § 9 Rn. 9. 11  Dagger/Greiner/Leinert/Meliß/Menzel, in: Politikberatung in Deutschland, S. 41. 12  Böttger, in: Bayerlein, § 2 Rn. 25. 5  Damaschke, 6  Voßkuhle,

30

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

reich, die er gewöhnlich mit einer abgeschlossenen Ausbildung in dem ent­ sprechenden Gebiet belegen kann.13 In conclusio ergibt sich daraus folgende Definition, die der Dissertation zugrunde gelegt werden soll: Sachverständiger im Sinne des § 70 GO BT ist jede unabhängige und neutrale Person, die im Rahmen der öffentlichen An­ hörung auf Verlangen der Fraktionen den Ausschuss berät14 und über ein über dem Durchschnitt liegendes Wissen in einem nicht nur untergeordneten Fachbereich verfügt, welches er insbesondere durch eine absolvierte Ausbil­ dung in dem entsprechenden Tätigkeitsgebiet nachweisen kann. b) Abgrenzung zur Person des Interessenvertreters Ausgehend von dem Umstand, dass nach § 70 Absatz 1 Satz 1 GO BT nicht nur Sachverständige, sondern auch Interessenvertreter angehört werden können,15 muss eine Abgrenzung erfolgen. Dies gilt insbesondere deshalb, weil sich die vorliegende Arbeit dem Titel zufolge lediglich auf den Einfluss Sachverständiger bezieht. Auch im Zusammenhang mit dem Interessenvertreter16 sucht man vergeb­ lich nach einer Legaldefinition. Für diesen lassen sich sogar noch weniger Anhaltspunkte im Gesetz finden.17 Der Interessenvertreter wird deshalb re­ gelmäßig als Kehrseite des Sachverständigen verstanden:18 Im Gegensatz 13  Anderl, in: Berliner Juristische Universitätsschriften, S.  87; Becker, 2005, S. 102; Blum, in: Verhandlungen des fünfundsechzigsten Deutschen Juristentages, S. 106; Böttger, in: Bayerlein, § 1 Rn. 7 f., 10 f., § 2 Rn. 17; BVerwG, in: GewArch 1998, 247 (247 f.); Heintzen, in: Kluth/Krings, § 9 Rn. 9; Krüper, in: JZ 2010, 655 (658); LG Regensburg, in: GewArch 2002, 476 (477); Morkel, 1967, S. 22; OLG Hamm, in: GewArch 1997, 350; OLG Köln, in: GewArch 1998, 245; OLG München, in: GewArch 1995, 297; Unbekannt, Anhörung; Versteyl, 1972, S. 133; Voßkuhle, in: Isensee/Kirchhof, § 43 Rn. 18. 14  Versteyl, 1972, S. 133. 15  Arnaud, 2009, S. 49; Becker, 2005, S. 101; Brohm, in: Festschrift für Ernst Forsthoff, S. 40; Heintzen, in: Kluth/Krings, § 9 Rn. 8; Unkelbach, 2001, S. 50; Voßkuhle, in: Isensee/Kirchhof, § 43 Rn. 17. Eine Abgrenzung zur „anderen Auskunfts­ person“ im Sinne des § 70 GO BT ist aufgrund ihrer bloßen Auffangfunktion entbehr­ lich. 16  Als Synonym zum Begriff „Interessenvertreter“ gelten „Interessenverband/ -gruppe/-organisation“, „organisierte Interessen“ und „Lobbyisten“ (Arnaud, 2009, S. 50; Buholzer, 1998, S.  6 f.; Dach, in: Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, Rn. 64; Damaschke, 1986, S. 9; Korte/Fröhlich, 2004, S. 120; Krüger, 1976, S. 9; Lösche, 2007, S. 19; Martens, 1969, S. 159; Oehmer, in: ZParl 2012, 408 (409); Schütt-Wetschky, 1997, S. 9; Woiki, 2016, S.  35 f.). 17  Heintzen, in: Kluth/Krings, § 9 Rn. 9. 18  Döhler, in: Politische Vierteljahresschrift 2012, 181 (185).



I. Das Hearing31

zum unabhängigen Experten19 kennzeichnet ihn die Bindung zu einer be­ stimmten Gruppierung, deren Belange und Interessen er formuliert.20 Wäh­ rend der Sachverständige lediglich wissenschaftliche Tatsachen vermittelt, kommuniziert der Interessensvertreter, in seinem Fachbereich ebenso Spezia­ list wie der Sachverständige, neben entscheidenden Informationen zum Sach­ verhalt vor allem die Belange und Wünsche der hinter ihm stehenden Orga­ nisation.21 Dieser Bindung ist es geschuldet, dass die Sachgerechtigkeit, die bei Beratungstätigkeiten im Vordergrund stehen sollte, in manchen Fällen sogar hinter der gegenüber der Institution bestehenden Solidarität zurück­ tritt.22 Begrenzt wird dieses Phänomen jedoch immens durch das Risiko, dass das Ansehen der Vertreter im Falle der Aufdeckung beschädigt und in der Konsequenz die Einflussmöglichkeiten verkürzt werden.23 Außerdem tragen die Registrierung von Verbänden und deren Vertretern sowie die Pro­ tokollierung der einzelnen Anhörungen zu größerer Transparenz bei.24 Für die Abgrenzung des Sachverständigen zum Interessenvertreter ist also die Unabhängigkeit beziehungsweise deren Fehlen von zentraler Bedeutung.25 Rudimentär gedacht ist die Differenzierung beider Beratungsformen also zumindest in der Theorie ein leichtes.26 Bei genauerer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass sich die Unterscheidung in vielerlei Hinsicht als schwierig dar­ in: Isensee/Kirchhof, § 43 Rn. 17. in: Berliner Juristische Universitätsschriften, S. 87; Brohm, in: Fest­ schrift für Ernst Forsthoff, S. 40; Heintzen, in: Kluth/Krings, § 9 Rn. 9; Jestaedt, 1993, S. 42; Krüger, 1976, S. 9; Lösche, 2007, S. 13; Schütt-Wetschky, 1997, S. 9; Voßkuhle, in: Isensee/Kirchhof, § 43 Rn. 17. 21  Becker, 2005, S. 122; Krol, 2018. 22  Arnaud, 2009, S. 139. 23  Arnaud, 2009, S. 140; Dach, in: Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, Rn. 64; Müller, in: Andersen, S. 215, 236. Die abschätzige Diskussion über Lobbyismus oder die Kritik, dass die Politik immer mehr unter der Herrschaft größerer Firmen und Organisationen steht, ist deshalb nicht gerechtfertigt. Darüber hinaus erscheint es vollkommen legitim, den Gesetzgeber über eigene Interessen und Bedürfnisse zu un­ terrichten; zumal Verbände regelmäßig die Wünsche eines großen Anteils der Bevöl­ kerung widerspiegeln (Müller, in: Andersen, S. 215, 217, 236; Straßner, 2006). 24  Dach, in: Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, Rn. 65; Ritzel/Bücker, 1975, S. 43. Am 21.09.1972 entschied sich der 6. Bundestag für die Einführung einer sol­ chen Registrierungsliste. Diese findet sich seitdem in Anlage 2 der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages (Feldkamp, 2011, S. 1032). Der Geschäftsordnungsaus­ schuss hat in seiner Entscheidung vom 18.10.1979 die Bedeutung der Registrierungs­ liste jedoch insofern herabgesetzt, als dass er festlegte, dass bei einer Anhörung keine Vertreter ausgeschlossen werden dürfen, die einem nicht registrierten Verband an­ gehören (Protokoll der 41. Sitzung in Geschäftsordnungsangelegenheiten in der 9. Wahlperiode vom 18. Oktober 1979, S. 1001 f., Anlage 2; Schmedes, in: ZParl 2009, 543 (554 f.)). 25  Unkelbach, 2001, S. 51. 26  Anderl, in: Berliner Juristische Universitätsschriften, S. 86 f. 19  Voßkuhle, 20  Anderl,

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B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

stellen kann:27 Einerseits kann auch beim Sachverständigen nur schwerlich völlige Unabhängigkeit garantiert werden. Obgleich dieser wohl leichter zu unabhängigen und neutralen Bewertungen imstande ist,28 ist es naturgemäß äußerst komplex bis unmöglich, Wissen stets völlig neutral zu überliefern.29 So gibt es Thematiken, bei denen nicht mit wissenschaftlich belegbaren Fak­ ten argumentiert werden kann, sondern eine allgemeine Beurteilung und Zu­ kunftsbewertung zu erfolgen hat. Der Sachverständige muss hier ebenfalls teilweise auf Meinungen und Ansichten zurückgreifen. Des Weiteren kann auch ein Interesse des Sachkundigen an der Vermarktung seiner wissen­ schaftlichen Erkenntnisse nicht ausgeschlossen werden.30 Andererseits sind die Interessenvertreter genauso wie die Sachverständigen Spezialisten in dem jeweiligen Fachbereich. Versucht man alle aufgezeigten Gesichtspunkte zu bündeln, so kann an dieser Stelle festgehalten werden, dass die Unterscheidung von Sachverstän­ digen und Interessenvertretern nicht immer einfach ist.31 Obwohl jeder Ab­ grenzungsversuch unumgänglich einige Friktionen aufweist, versucht sich die vorliegende Arbeit an einer Differenzierung, die darauf abstellt, welche Intention der Staat bei Hinzuziehung der Berater verfolgt.32 Es kommt dem­ nach darauf an, ob die Legislative genauere Informationen zu dem in Frage stehenden Bereich erhalten oder lediglich verschiedenen gesellschaftlichen Kräften eine Stimme geben und Meinungen und Ansichten zu der Gesetzes­ änderung sammeln möchte.33 27  Anderl, in: Berliner Juristische Universitätsschriften, S. 86  f.; Arnaud, 2009, S. 50; Becker, 2005, S.  101 f.; Brohm, in: Festschrift für Ernst Forsthoff, S. 40; Dagtoglou, 1964, S.  28 ff.; Heintzen, in: Kluth/Krings, § 9 Rn. 8; Hugo, 2017, S. 87; Mengel, 1997, S. 56; von Beyme, 1997, S. 235; Voßkuhle, in: Isensee/Kirchhof, § 43 Rn. 17, 20; Weber, 1981, S. 197. 28  Brohm, in: Festschrift für Ernst Forsthoff, S. 40 f. 29  Anderl, in: Berliner Juristische Universitätsschriften, S.  87; Becker, 2005, S. 102; Gartz, 2015, S.  291 f.; Hugo, 2017, S.  87 f.; Voßkuhle, in: Isensee/Kirchhof, § 43 Rn. 17 ff. 30  Anderl, in: Berliner Juristische Universitätsschriften, S. 87; Heintzen, in: Kluth/ Krings, § 9 Rn. 8 f.; Kuhn, 1961, S.  17 f.; Meßerschmidt, 2000, S. 835 ff., 840 f. Diese Gefahr ist jedoch gering, weil für den Sachverständigen dessen Ruf als unabhängiger und neutraler Berater auf dem Spiel steht. Er ist deshalb stets bemüht, diese Rolle zu erfüllen (Anderl, in: Berliner Juristische Universitätsschriften, S. 88; Brohm, in: Fest­ schrift für Ernst Forsthoff, S. 41). 31  Arnaud, 2009, S. 139; Becker, 2005, S. 102; Eichenberger, 1980, S. 287; Friedrich, 1970, S. 89; Heintzen, in: Kluth/Krings, § 9 Rn. 8; Höpcke, in: ZParl 2008, 670 (671); Hugo, 2017, S.  87 f.; Kaiser, 1956, S. 270; Krüper, in: JZ 2010, 655 (658). 32  Anderl, in: Berliner Juristische Universitätsschriften, S.  88; Becker, 2005, S.  102 f. 33  Becker, 2005, S. 103.



I. Das Hearing33

Bei Sichtung der Materialien zur Analyse der Einflussnahme im Rahmen der Anhörung nach § 70 GO BT fällt auf, dass sowohl in den einzelnen Pro­ tokollen zur öffentlichen Anhörung wie auch in den dazugehörigen Be­ schlussempfehlungen lediglich von Sachverständigen die Rede ist. Die Suche nach der Bezeichnung Interessenvertreter geht ins Leere.34 Darüber hinaus zeigt eine Untersuchung der beruflichen Aufgabenfelder der hinzugezogenen Personen, dass diese regelmäßig bei der Polizei, Justiz,35 oder Universitäten36 tätig sind. Rechtsanwälte werden ebenfalls regelmäßig gehört. Eine auffäl­ lige, direkte Verbindung zu einer bestimmten Einrichtung beziehungsweise zu einem bestimmten Unternehmen konnte dagegen in keinem Fall ausfindig gemacht werden.37 c) Ursprünge der Sachverständigenberatung Der folgende Abschnitt der Arbeit stellt zunächst in Kürze den Ursprung des Hearings im amerikanischen Rechtsraum dar, bevor in einem zweiten Schritt genauer auf die deutsche Entwicklung hin zum heutigen § 70 GO BT eingegangen wird. aa) Amerika als Ideengeber der öffentlichen Anhörung Die öffentliche Anhörung hat ihren Ursprung im amerikanischen Rechts­ raum.38 Die als Hearings bezeichneten Anhörungen hatten sich zu der Zeit, 34  Vgl. beispielsweise BT-Drs. 18/1160; Protokoll-Nr. 18/120; BT-Drs. 18/12153; Protokoll-Nr. 18/135; BT-Drs. 18/12155; Protokoll-Nr. 18/133. 35  BT-Drs. 18/11640, S. 74; BT-Drs. 18/12153, S.  4 f.; BT-Drs. 18/12155, S.  4 f.; BT-Drs. 18/12785, S. 40; BT-Drs. 18/12830, S. 4; BT-Drs. 18/12940, S. 6. 36  BT-Drs. 18/11640, S. 74; BT-Drs. 18/12153, S. 5; BT-Drs. 18/12155, S. 4; BTDrs. 18/12602, S. 7; BT-Drs. 18/12785, S. 41; BT-Drs. 18/12830, S. 4; BTDrs. 18/12940, S. 6. 37  BT-Drs. 18/11640, S. 74; BT-Drs. 18/12155, S.  4 f.; BT-Drs. 18/12602, S. 7; BTDrs. 18/12785, S.  40 f.; BT-Drs. 18/12830, S. 4; BT-Drs. 18/12940, S. 6. 38  Appoldt, 1971, S. 19, 45, 114; Kabel, in: Die „vergessenen“ Institutionen, S. 377; Kißler, 1976, S.  236 f.; Kißler, in: Deutsches Regierungssystem, S. 561; Loewenberg, 1969, S. 388; Plenarprotokoll-Nr. 01/179, S. 7412; Schröder, 1976, S. 106; Sontheimer/Röhring, 1977, S. 37; Tenhaef, 1992, S. 5, 20, 34; Vetter, 1986, S. 202; von Beyme, 1997, S. 237; Weßels, in: ZParl 1987, 285 (291). Zwar kommt auch eine Herkunft vom Enquêterecht deutscher Parlamente in Betracht. Das primäre Vorbild liegt aber wohl in den amerikanischen Hearings (Appoldt, 1971, S. 114; von Beyme, 1997, S. 237). Die Abweichungen der öffentlichen Anhörung i. S. d. § 73 beziehungs­ weise § 70 GO BT zum amerikanischen Modell resultieren im Wesentlichen aus dem signifikanten Machtgefälle zwischen dem Kongress- und dem Bundestagsausschuss und basieren nicht auf einem unterschiedlichen Grundgedanken (Appoldt, 1971, S. 114).

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B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

als Deutschland mit der Idee der Einführung einer öffentlichen Anhörung spielte, in Amerika bereits lange etabliert.39 Anfänge des Hearings finden sich bereits in der vorkonstitutionellen Früh­ geschichte der amerikanischen Kolonien. Bis zum Ausbruch des Bürgerkriegs 1861 wurde allerdings nur selten auf diese Einrichtung zurückgegriffen.40 Erst durch das Wirken des „Joint Committee on the Conduct of the War“41 kam es zu einem Umdenken und die Anhörung wurde vor allem bei Legisla­ tivakten zu einem festen Bestandteil des Verfahrens.42 Sie gelten bis heute insbesondere in Fällen komplexer Gesetzgebungsvorhaben oder akuter Kon­ fliktfelder43 als wichtiges Instrument parlamentarischer Beratung und Kont­ rolle.44 Nach einer ausdrücklichen verfassungsrechtlichen Grundlage sucht man dennoch vergebens.45 Das Untersuchungsrecht des Kongresses, aus welchen sich das Hearing nach allgemeiner Meinung heraus entwickelte, wurde aber bereits unter der Regierung George Washingtons als Ausfluss der Gesetzgebungshoheit gebilligt.46 Obwohl die Umsetzung im deutschen Recht mit § 73 beziehungsweise § 70 GO BT deutlich hinter dem amerikanischen Vorbild zurückblieb47 und die Geschäftsordnung lediglich von „öffentlichen Informationssitzungen“ oder „öffentlichen Anhörungen“ spricht, hat sich die amerikanische Bezeich­ nung Hearing auch in der Bundesrepublik weitestgehend durchgesetzt. Sie findet sich mittlerweile sowohl im allgemeinen Sprachgebrauch der Wissen­ schaftler wieder, wie auch in Presse, Rundfunk und Fernsehen.48 Dies kann 39  Rausch, 1981, S. 116; Sontheimer/Röhring, 1977, S. 278; Tenhaef, 1992, S.  10 f.; von Beyme, 1980, S. 245. 40  Appoldt, 1971, S.  21 f.; Tenhaef, 1992, S. 10. 41  Dabei handelt es sich um ein Komitee des US-Kongresses während des ameri­ kanischen Bürgerkriegs. Es wurde am 09.12.1861 gegründet und im Jahre 1865 auf­ gelöst. Seine Aufgabe bestand darin, das Vorankommen im Krieg zu überwachen (United States Senate, o. J.). 42  Appoldt, 1971, S. 22; Meyer, 1968, S. 32; Tenhaef, 1992, S. 10. 43  Vetter, 1986, S. 202. 44  Congressional Hearings, 2019; About Committee Hearings of the U.S. Congress; Jewell/Patterson, 1986, S.  161 f.; Rausch, 1981, S. 116; Schüttemeyer, in: Parlaments­ recht und Parlamentspraxis, Rn. 3. 45  Schüttemeyer, in: Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, Rn. 3; Tenhaef, 1992, S. 10. 46  Appoldt, 1971, S.  21 f.; Tenhaef, 1992, S. 10. 47  Schüttemeyer, in: Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, Rn. 9; von Beyme, 1997, S. 237. So wurde im deutschen Recht beispielsweise nicht die Möglichkeit von Zwangsmitteln eingeräumt (von Beyme, 1997, S. 237). 48  Appoldt, 1971, S. 43; Schüttemeyer, in: Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, Rn. 9; Sontheimer/Röhring, 1977, S. 278; von Beyme, 1997, S. 156. Unter die deut­ sche Bezeichnung „Hearing“ fällt jedoch nicht nur die Beteiligung im Rahmen des



I. Das Hearing35

als Indiz dafür gesehen werden, dass die öffentliche Anhörung im Sinne des heutigen § 70 GO BT ihren Ursprung im amerikanischen Recht hat. bb) Die Entwicklung hin zum heutigen § 70 GO BT In den Jahren 1848 und 1849, zur Zeit der Frankfurter Nationalversamm­ lung, setzte die Entwicklung hin zum echten Parlamentarismus in Deutsch­ land ein.49 Bereits zu diesem Zeitpunkt können erste Ansätze der Sachver­ ständigenberatung gefunden werden: Genauso wie heute nahmen Ausschüsse eine entscheidende Schlüsselfunktion ein. Ihr Haupttätigkeitsfeld bestand in der Bearbeitung von Gesetzesvorhaben, wobei sie gelegentlich auf Hilfe von außen im Sinne von Sachverständigen zurückgriffen.50 Dem Plenum oblag dabei die Entscheidung, ob sie dem jeweiligen Ausschuss die Erlaubnis er­ teilten, Zeugen und Sachverständige anzuhören.51 Dieser parlamentarische Fortschritt erlitt in der Reaktions- und Nationalstaatsbildungszeit (1850– 1870)52 einen herben Rückschlag. So gab es in den 1850er-Jahren zwar eine Reihe von dauerhaften Ausschüssen, auf diese hatten allerdings die Regie­ rungskommissare immensen Einfluss. Beratungen durch Sachverständige von außerhalb waren Ausnahmen.53 Obwohl dem Reichstag in der konstituti­ onellen Monarchie Preußen (1850–1918)54 ein Mitspracherecht bei Gesetzen zustand, hatte er keinerlei Entscheidungskraft bei der Einsetzung und der Amtsführung des Reichskanzlers oder den Staatssekretären.55 Es stand dem Reichstag beziehungsweise seinen Ausschüssen weder zu, losgelöst von der Regierung Sachverständige zu ihren Beratungen hinzuzuziehen,56 noch gab es Untersuchungsrechte.57 § 70 GO BT, sondern auch die Hinzuziehung sachverständiger Beratung zum Refe­ rentenentwurf, sowie die Anhörungen von Beiräten, Kommissionen, Sozial- und Wirt­ schaftsräten (Sontheimer/Röhring, 1977, S. 278). 49  Igwecks, 2002, S. 153, 157; Schreiber, in: Die Hohenzollern – Preußische Kö­ nige, deutsche Kaiser, S. 129; Loewenberg, 1969, S. 26. 50  Tenhaef, 1992, S.  21 f.; Ziebura, in: Interessenverbände in Deutschland, S. 55 f. Bereits in dieser Epoche forderte der Staatswissenschaftler Robert von Mohl, dass Ausschüssen die Möglichkeit einer Anhörung von Sachverständigen eröffnet wird (Igwecks, 2002, S. 155). 51  Tenhaef, 1992, S. 22. 52  Scriba, 2014. 53  Grünthal, 1982, S.  359 f.; Tenhaef, 1992, S. 23. 54  Schmidt, 1929, S. 44; Schneider, 1952, S. 173; Schulze, in: Handbuch der preu­ ßischen Geschichte, S. 303; Spenkuch, 2019, S. 185. 55  Tenhaef, 1992, S.  23 f. 56  Mohl, 1872, S. 152; Tenhaef, 1992, S. 25. 57  Tenhaef, 1992, S.  23 f.

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B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

Dank der ersten demokratischen Verfassung58 der Weimarer Republik (1918–1933)59 änderte sich dieses Machtgefälle und das Parlament gewann erneut an Bedeutung hinzu: Die Regierung war nicht nur auf dessen Ver­ trauen angewiesen; ihm wurden sowohl die Gesetzgebung wie auch Kont­ rollrechte übertragen.60 Bei seinem Haupttätigkeitsfeld, der Legislation, wurde der Reichstag von fünfzehn bis achtzehn Ausschüssen unterstützt.61 Anders als noch zu Zeiten des Kaiserreichs wollten Verbände nun stärker an den Parlamentsentscheidungen mitwirken. Die Ausschüsse kamen von Zeit zu Zeit diesem Wunsch nach und suchten Rat bei Sachverständigen und In­ teressenvertretern.62 Heuss zufolge handelte es sich dabei aber mehr um eine bloße Symbolik als um tatsächliche Einflussnahme, da sich die Ausschüsse auf keinerlei Diskussionen mit den geladenen Personen einließen.63 Versucht man alle bislang aufgezeigten historischen Fakten zu bündeln, so wird deutlich, dass die Anfänge der Sachverständigenberatung bis weit in die deutsche Geschichte zurückverfolgt werden können. Es finden sich jedoch keinerlei Anhaltspunkte, dass die Hinzuziehung der Berater öffentlich statt­ fand.64 Erst nach dem zweiten Weltkrieg kam es insoweit zu einem Umdenken:65 Der erste Deutsche Bundestag einigte sich am 20.09.1949 auf die „Ge­ schäftsordnung für den Bundestag“.66 Bei der Erstellung griffen die Politiker insbesondere auf die Geschäftsordnung des Reichstages in der Fassung vom 12.12.1922 zurück. Nur vereinzelt wurden Änderungen vorgenommen, um der neuen Verfassung gerecht zu werden.67 Demzufolge blieb es vorerst auch bei der Nichtöffentlichkeit der Ausschusssitzungen. Dennoch begannen die Ausschüsse zu dieser Zeit damit, Rat bei Außenstehenden zu suchen.68 Noch 58  Scriba,

2014. 2000, S.  3 ff., 161 ff.; Möller, 2018, S. 121 ff., 435, 442; Vogt, in: Deut­ sche Geschichte, S. 568; Winkler, 2018. 60  Möller, 2004, S. 184; Tenhaef, 1992, S. 26. 61  Tenhaef, 1992, S. 28. 62  Lambach, 1926, S. 65, 70 f. 63  Heuss, in: Zum Neubau der Verfassung, S. 139. 64  Tenhaef, 1992, S.  29 f. 65  Appoldt, 1971, S. 44; Kißler, in: Deutsches Regierungssystem, S. 561; Schüttemeyer, in: Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, Rn. 6; Steiger, 1973, S. 143; Tenhaef, 1992, S. 5. 66  Tenhaef, 1992, S.  32 f. 67  Igzwecks, 2002, S. 291; Schindler, 1999, S. 3094; Tenhaef, 1992, S. 32 f., 291; Wengst, 1984, S. 199. Igwecks zufolge bestand die Änderung im Wesentlichen nur darin, dass die Bezeichnung „Reichstag“ gegen den Begriff „Bundestag“ ausgetauscht wurde (Igwecks, 2002, S. 291). 68  Tenhaef, 1992, S. 33. 59  Kolb,



I. Das Hearing37

im Jahr 1949 setzte der „Ausschuß für Geschäftsordnung und Immunität“ die Bemühungen um eine endgültige Fassung der Geschäftsordnung fort.69 Be­ gleitet wurden die Verhandlungen von den Forderungen Karl Mommers (SPD), dem Vorsitzenden des Organisationsausschusses, der inspiriert durch die Erkenntnisse während eines USA Aufenthalts, die Öffentlichkeit der Aus­ schussuntersuchungen forderte.70 Obwohl die Vorschläge Mommers Zustim­ mung im Geschäftsordnungsausschuss fanden, wurde erst Anfang 1951 in einer ersten Lesung ernsthaft darüber diskutiert.71 Fast ein weiteres Jahr verging, bis der Bundestag am 06.12.1951 die „Geschäftsordnung des Deut­ schen Bundestages“ verabschiedete,72 die gemäß §  132 Absatz 1 am 01.01.1952 in Kraft trat.73 Zentral war in diesem Kontext insbesondere die Regelung des § 73 Absatz 2 GO BT,74 mit welcher das bisher geltende Prin­ zip der Nichtöffentlichkeit der Ausschusssitzungen zum ersten Mal in der deutschen Geschichte durchbrochen wurde:75 Danach wurde den Ausschüs­ sen das Recht eingeräumt, den nichtöffentlichen Sitzungen öffentliche Infor­ mationssitzungen voranzustellen, zu welchen sie Interessenvertreter, Aus­ kunftspersonen und Sachverständige laden konnten.76 Bundestag, 2012; Tenhaef, 1992, S. 33. S. 7412; Schüttemeyer, in: Parlamentsrecht und Par­ lamentspraxis, Rn. 6; Tenhaef, 1992, S.  33 f., 36 f.; von Beyme, 1997, S. 238. Genaue­ res zum amerikanischen Ursprung der Anhörung siehe Gliederungspunkt B. I. 1. c) aa). 71  Tenhaef, 1992, S.  36 f.; Wengst, 1984, S.  199 f.; Plenarprotokoll-Nr. 01/179, S.  7374, 7411 ff. 72  Appoldt, 1971, S. 44; BGBl 1952 II Nr. 5, S. 389; Feldkamp, 2011, S. 1370; Schüttemeyer, in: Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, Rn. 6; Tenhaef, 1992, S. 5, 37; Weßels, in: ZParl 1987, 285 (291). 73  BGBl 1952 II Nr. 5, S. 402; Feldkamp, 2011, S. 1370; Ismayr, 2012, S. 408; Schindler, 1999, S. 3094; Steiger, 1973, S. 198; Trossmann, 1979, S. 113, 509; Vetter, 1986, S. 202; von Amerongen, in: Der Bundestag im Verfassungsgefüge der Bundes­ republik Deutschland, S. 80. 74  BGBl 1952 II Nr. 5, S. 396. 75  Steiger, 1973, S. 143. 76  Appoldt, 1971, S. 44; BGBl 1952 II Nr. 5, S. 396; Ismayr, 2012, S. 408; Kißler, 1976, S.  236 f.; Kißler, in: Deutsches Regierungssystem, S. 561; Schindler, 1979, S. 250; Schüttemeyer, in: Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, Rn. 6; Steiger, 1973, S. 143; Tenhaef, 1992, S. 5; Trossmann, 1967, S. 198; von Amerongen, in: Der Bun­ destag im Verfassungsgefüge der Bundesrepublik Deutschland, S. 80; Weber, 1981, S. 193. Auch die meisten Landtage folgten dieser Entscheidung und ergänzten ihre Geschäftsordnungen um die Möglichkeit einer öffentlichen Anhörung (Tenhaef, 1992, S. 40). Die Bezeichnung als Neueinführung ist nur im engen formalen Sinne, das heißt beschränkt auf die Geschäftsordnung, richtig. So verlieh Art. 81 der preußischen Verfassung bereits 1850 den Landtagskammern „die Befugniß, Behufs ihrer Informa­ tion Kommissionen zur Untersuchung von Thatsachen zu ernennen.“ (Appoldt, 1971, S. 44; Der Verfassungsentwurf der preußischen Nationalversammlung verglichen mit 69  Deutscher

70  Plenarprotokoll-Nr. 01/179,

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B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

Bis in die 1960er-Jahre77 standen die Abgeordneten diesem Beratungsmit­ tel jedoch eher skeptisch gegenüber.78 So gab es in der ersten Legislaturperi­ ode keine einzige Anhörung; in den darauffolgenden drei Wahlperioden ins­ gesamt nur acht.79 Erst in den 1970ern ließ diese anfängliche Zurückhaltung nach80 und man griff öfter auf die Möglichkeit der öffentlichen Anhörung zurück.81 Spätestens seit dem Regierungswechsel 1982/83 kann die öffentli­ che Anhörung als politischer Alltag der Ausschüsse bezeichnet werden.82 Obwohl keine gesicherten Aussagen zu den Gründen dieses starken Anstiegs gemacht werden können,83 ist davon auszugehen, dass vor allem positive Erfahrungen, beispielsweise bei der Frage des Zivilrechtsschutzes, der Straf­ rechtsreform84 oder die Anhörungen des Finanzausschusses im Zusammen­ hang mit dem Mehrwertsteuergesetzentwurf diese Entwicklung vorangetrie­ ben haben.85 Wohl auch bedingt durch die zunächst geringe Anwendungspra­ xis86 blieb die Norm bis 1969 von Änderungen unberührt.87 Mit Verabschie­

der dem Volke aufgedrungen Verfassungsurkunde des Königs vom 5. December 1848, S. 15). 77  Tenhaef, 1992, S. 5. 78  Kißler, in: Deutsches Regierungssystem, S. 561; Loewenberg, 1969, S. 388; Schäfer, 1975, S. 117; Schindler, 1979, S. 250; Schröder, 1976, S. 107; Trossmann, 1967, S. 198; Vetter, 1986, S. 202; von Amerongen, in: Der Bundestag im Verfas­ sungsgefüge der Bundesrepublik Deutschland, S. 80; von Beyme, 1997, S. 164, 212, 237, 239 f.; von Oertzen, 2006, S. 238; Weßels, in: ZParl 1987, 285 (290). 79  Schröder, 1976, S. 107; von Beyme, 1997, S. 237; Weßels, in: ZParl 1987, 285 (291). 80  von Amerongen, in: Der Bundestag im Verfassungsgefüge der Bundesrepublik Deutschland, S. 80. 81  Appoldt, 1971, S. 18, 45; Schindler, in: ZParl 1969, 5 (5 f.); Schröder, 1976, S. 107; Tenhaef, 1992, S. 5; Weßels, in: ZParl 1987, 285 (291). Für konkretere zahlen­ mäßige Erhebungen vgl. Gliederungspunkt B. I. 1. d). 82  Ismayr, 2012, S. 408; Schäfer, 1975, S. 117; Vetter, 1986, S. 202; von Oertzen, 2006, S. 238. 83  Schröder, 1976, S. 107. 84  Morkel, 1967, S.  107 f.; Rausch, 1981, S.  116 f. 85  Morkel, 1967, S.  107 f.; Rausch, 1981, S.  116 f.; Schäfer, 1975, S. 117; von Oertzen, 2006, S. 238. Näheres zu den möglichen Gründen dieses explosionsartigen An­ stiegs vgl. Gliederungspunkt B. I. 1. d). 86  Kißler, in: Deutsches Regierungssystem, S. 561; Loewenberg, 1969, S. 388; Schäfer, 1975, S. 117; Schindler, 1979, S. 250; Schröder, 1976, S. 107; Trossmann, 1967, S. 198; Vetter, 1986, S. 202; von Amerongen, in: Der Bundestag im Verfas­ sungsgefüge der Bundesrepublik Deutschland, S. 80; von Beyme, 1997, S. 164, 212, 237, 239 f.; von Oertzen, 2006, S. 238; Weßels, in: ZParl 1987, 285 (290). 87  Feldkamp, 2011, S.  1370 ff.; Schüttemeyer, in: Parlamentsrecht und Parlaments­ praxis, Rn. 10; Tenhaef, 1992, S. 40.



I. Das Hearing39

dung der „Kleinen Parlamentsreform“ am 18. Juni 196988 war eine Bearbeitung der bisherigen Geschäftsordnung jedoch unumgänglich:89 Anders als in den meisten anderen demokratischen Staaten zu dieser Zeit, die eben­ falls das Modell der öffentlichen Anhörung für sich entdeckt hatten, wurde das Recht in Deutschland als Minderheitenrecht ausgestaltet. Der Ausschuss war nun auf Verlangen eines Viertels seiner Mitglieder verpflichtet, eine An­ hörung durchzuführen.90 Rund 10 Jahre später fand schließlich eine Ver­ schiebung der Vorschrift von § 73 GO BT in § 70 GO BT statt, wo sich die Regelung bis heute befindet.91 d) Die Einbindung von Sachverständigen in Zahlen Wie bereits oben erläutert, standen die deutschen Abgeordneten92 der öf­ fentlichen Anhörung zunächst skeptisch gegenüber.93 So fanden in der ersten Wahlperiode von 1949–1953 keine94, in der zweiten (1953–1957) und dritten (1957–1961) jeweils nur eine95 und in der vierten Legislaturperiode (1961–

88  Ismayr, 1992, S.  478 f.; Schindler, 1999, S. 3099; Stadler, 1984, S. 188 f. Da­ durch wurde nicht nur die Kontrollfunktion des Bundestages verbessert, sondern vielmehr auch die Opposition gestärkt (Stadler, 1984, S. 189). 89  Schüttemeyer, in: Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, Rn. 10. 90  BGBl 1969 I Nr. 59, S. 777; Ismayr, 2012, S. 408; Schüttemeyer, in: Parlaments­ recht und Parlamentspraxis, Rn. 10; Tenhaef, 1992, S. 5, 41, 43, 45, 48; von Beyme, 1997, S. 237. 91  BGBl 1980 I Nr. 46, S. 1246; Igwecks, 2002, S. 294; Schindler, 1999, S. 3111; Schüttemeyer, in: Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, Rn. 10; Tenhaef, 1992, S. 51; Trossmann/Roll, 1981, § 70 Rn. 1; von Beyme, 1997, S. 237 f. Die Änderungen 1980 enthalten ansonsten keine entscheidenden materiellen Modifikationen, sodass auf nähere Ausführungen verzichtet werden kann (Tenhaef, 1992, S. 51). 92  Thaysen/Davidson/Livingston, 1988, S. 394. 93  Dach, in: Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, Rn.  72; Friedrich, 1970, S.  251 ff.; Ismayr, 1992, S. 478; Rau, in: Die „vergessenen“ Institutionen, S. 458 f.; Mengel, 1997, S.  56 f.; Rausch, 1981, S. 116; Schindler, 1979, S. 250; Schüttemeyer, in: Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, Rn. 12; Steiger, 1973, S. 144; Tenhaef, 1992, S. 80; Thaysen/Davidson/Livingston, 1988, S. 394; Vetter, 1986, S. 202; von der Gablentz, 1960, S.  61 ff.; Weber, 1972, S.  193 f. 94  Feldkamp/Sommer, 2003, S. 28; Kißler, 1976, S. 245; Rausch, 1981, S. 117; Schindler, 1979, S. 250; Schüttemeyer, in: Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, Rn. 12; Stadler, 1984, S. 188; Versteyl, in: Münch/Kunig, Art. 42 nach Rn. 42; vgl. hierzu die Anhänge 5 und 6. 95  Kißler, 1976, S. 245; Rausch, 1981, S. 117; Schindler, 1979, S. 250; Schüttemeyer, in: Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, Rn. 12; Sontheimer/Röhring, 1977, S. 278; Stadler, 1984, S. 188; vgl. hierzu die Anhänge 5 und 6. Die Anhörungen er­ folgten durch den Rechtsausschuss sowie dem Verkehrsausschuss (Rausch, 1981, S. 117; Schindler, 1979, S. 250).

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B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

1965) lediglich sechs Hearings statt.96 Erst Mitte der 1960er-Jahre nahm die Zahl der öffentlichen Anhörungen rasant zu97 und das Hearing wurde allein in der fünften Legislaturperiode (1965–1969) 58 Mal durchgeführt.98 Wie zuvor angesprochen99 ist es schwierig, eine konkrete Ursache für den starken Anstieg zu benennen.100 Nicht nur die bereits erwähnten positiven Erfahrungen im Zusammenhang mit der Umsatzsteuerreform, dem Stabili­ tätsgesetz, Parteiengesetz, der Notstandsgesetzgebung101 und der Strafrechts­ reform waren es wohl,102 die den Abgeordneten die Vorteile eines Hearings vor Augen führten.103 Vermutlich war es auch die Tatsache, dass die Eile, nach Kriegsende neue Gesetze zu schaffen, zu dieser Zeit bereits nachgelas­ sen hatte.104 Darüber hinaus nahm die anfängliche Unsicherheit der Abgeord­ neten zunehmend ab105 und es waren die örtlichen Begebenheiten vorhanden, um eine Sitzung ordnungsgemäß durchzuführen.106 In den darauffolgenden 96  Kißler, 1976, S. 245; Rausch, 1981, S. 117; Schindler, 1979, S. 250; Schüttemeyer, in: Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, Rn. 12; Sontheimer/Röhring, 1977, S. 278; Versteyl, in: Münch/Kunig, Art. 42 nach Rn. 42; vgl. hierzu die Anhänge 5 und 6. 97  Arnaud, 2009, S. 142; Bartsch/Gerega/Kiessling/Lehmann/Maicher/Mortsiefer/ Müller-Neuhof/Prilop/Vesely/Woratschka, 2017; Dach, in: Parlamentsrecht und Parla­ mentspraxis, Art. 42 Rn. 3; Dhungel/Linhart, in: ZParl 2014, 743 (748); Döhler, in: Politische Vierteljahresschrift 2012, 181 (182); Ismayr, 1992, S. 4; Kißler, in: Deut­ sches Regierungssystem, S. 561; Müller-Neuhof, 2017; Rau, in: Die „vergessenen“ Institutionen, S.  458 f.; Rausch, 1981, S.  116 f.; Schäfer, 1975, S. 117; Schulze-Fielitz, 1988, S. 337; Sobolewski/Strasser, 2018, S. 118; Steiger, 1973, S. 144; Stoll, in: Wis­ senschaftliche Politikberatung, S. 105; Thaysen, 1976, S. 58; Versteyl, in: Münch/ Kunig, Art. 42 nach Rn. 3; Vetter, 1986, S. 202; Weber, 1981, S. 193 f.; vgl. hierzu Anhang 6. 98  Ismayr, 1992, S. 478; Kißler, 1976, S. 245, 334; Rausch, 1981, S. 117; Sontheimer/Röhring, 1977, S. 278; Schüttemeyer, in: Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, Rn. 12; Stadler, 1984, S. 188; Thaysen, 1976, S.  58 f.; Versteyl, 1972, S. 147; Versteyl, in: Münch/Kunig, Art. 42 nach Rn. 42; von Beyme, 1997, S. 239 f., 365; vgl. hierzu Anhang 5. 99  Vgl. hierzu Gliederungspunkt B. I. 1. c). 100  Schröder, 1976, S. 107. 101  Loewenberg, 1969, S. 389. 102  Rausch, 1976, S. 112; Stadler, 1984, S. 188. 103  Hennis, in: Politik als praktische Wissenschaft, S. 65 ff.; Loewenberg, 1969, S. 390; Rausch, 1976, S.  112 f.; Schüttemeyer, in: Parlamentsrecht und Parlamentspra­ xis, Rn. 14. 104  Loewenberg, 1969, S. 390; Schüttemeyer, in: Parlamentsrecht und Parlaments­ praxis, Rn. 13. 105  Schüttemeyer, in: Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, Rn.  13; Tenhaef, 1992, S. 87. 106  Loewenberg, 1969, S. 390; Schüttemeyer, in: Parlamentsrecht und Parlament­ spraxis, Rn. 13; Tenhaef, 1992, S. 86. Auf diese anfängliche Problematik weist auch



I. Das Hearing41

Legislaturperioden wuchs die Zahl der Hearings stetig an, bis sie in der zehnten Wahlperiode (1983–1987) mit 159 Anhörungen zum ersten Mal die Hundertermarke überschritt. In den Wahlperioden danach stagnierte die Quote zwischen 200 und 350 Anhörungen. Die öffentliche Anhörung ist mitt­ lerweile also als fester Bestandteil der Ausschussarbeit einzustufen.107 Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob sich die Anzahl der öf­ fentlichen Anhörungen auf die einzelnen Ausschüsse gleichmäßig verteilt. Dhungel und Linhart haben in diesem Zusammenhang eine aufschlussreiche Studie veröffentlicht.108 Die beiden Wissenschaftler haben dazu 2.190 Tages­ ordnungen der Ausschüsse des 17. Deutschen Bundestages nach Sachverstän­ digen sowie deren Statements durchsucht. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass die Ausschüsse 3.684 Experten in 2.190 Sitzungen hörten. 6.540 Stellung­ nahmen wurden eingereicht. Damit kommen auf eine Anhörung circa drei Stellungnahmen von 1,68 Sachverständigen. Beim Vergleich der verschiede­ nen Ausschüsse stellten die beiden einen starken Unterschied der Anzahl der geladenen Sachverständigen fest. Während sich die Zahl im Auswärtigen Ausschuss bei 28 bewegt, waren es im Ausschuss für Gesundheit 524. Das­ selbe gilt auch für die Anzahl der Sitzungen, an welchen Experten teilnah­ men: fünf im Verteidigerausschuss stehen beispielsweise 70 im Finanzaus­ schuss gegenüber. Im Auswärtigen Ausschuss wurden mit 36 die wenigsten Stellungnahmen eingereicht. Im Ausschuss für Gesundheit und im Finanz­ ausschuss überstiegen sie mit 1.274 beziehungsweise 1.280 dagegen sogar die Tausendermarke.109 Eine Erklärung für diese starke Divergenz könnte in der damals in § 73 GO BT enthaltene Zusatz „(…) soweit es die Raumverhältnisse gestatten“ hin (Schüttemeyer, in: Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, Rn. 13). 107  Arnaud, 2009, S. 142; Bartsch/Gerega/Kiessling/Lehmann/Maicher/Mortsiefer/ Müller-Neuhof/Prilop/Vesely/Woratschka, 2017; Dach, in: Parlamentsrecht und Parla­ mentspraxis, Art. 42 Rn. 3; Dhungel/Linhart, in: ZParl 2014, 743 (748); Döhler, in: Politische Vierteljahresschrift 2012, 181 (182); FAZ, 2019; Feldkamp, 2011, S.  944 ff.; Ismayr, 1992, S. 4, 478; Kißler, in: Deutsches Regierungssystem, S. 561; MüllerNeuhof, 2017; Rau, in: Die „vergessenen“ Institutionen, S. 458 f.; Rausch, 1981, S.  116 f.; Schäfer, 1975, S. 117; Schulze-Fielitz, 1988, S. 337; Sobolewski/Strasser, 2018, S. 118; Steiger, 1973, S. 144; Stoll, in: Wissenschaftliche Politikberatung, S. 105; Thaysen, 1976, S. 58; Versteyl, in: Münch/Kunig, Art. 42 nach Rn. 3; Vetter, 1986, S. 202; von Beyme, 1997, S. 193; Weber, 1981, S. 193 f.; vgl. hierzu Anhang 6. 2019 ergab eine auf Anfrage von Matthias Höhn (Die Linke) durchgeführte Erhebung in 14 Ressorts, dass sich die Kosten für externe Beratung allein im ersten Abschnitt 2019 auf 178 Millionen Euro belaufen. Nicht berücksichtigt wurden dabei das Bun­ deskanzleramt und das Verteidigungsministerium (FAZ, 2019; Süddeutsche, 2019). 108  Dhungel/Linhart, in: ZParl 2014, 743–762; vgl. hierzu die Anhänge 7 und 8. 109  Dhungel/Linhart, in: ZParl 2014, 743 (749). Freilich tagen die einzelnen Aus­ schüsse unterschiedlich oft, aber auch wenn man die Anzahl der Sachverständigen und Stellungnahmen pro Sitzung berechnet, kommt man nahezu zu keinem anderen Ergebnis (Dhungel/Linhart, in: ZParl 2014, 743 (749)).

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B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

den unterschiedlichen Themengebieten liegen, mit denen sich die Ausschüsse auseinandersetzen. In manchen Politikfeldern sind die Abgeordneten mehr oder weniger gezwungen auf externen Sachverstand zurückzugreifen, wohin­ gegen in anderen Bereichen die angereicherte Sachkunde der Abgeordneten ausreicht. Darüber hinaus fällt auf, dass der Großteil derjenigen Ausschüsse, die häufig Experten heranziehen, vorrangig im Bereich der Legislative tätig ist. Die Ausschüsse für Auswärtiges, Verteidigung und wirtschaftliche Zu­ sammenarbeit treten dagegen öfter als Kontrollausschüsse zusammen.110 2. Rechtlicher Hintergrund Im folgenden Teil der Arbeit soll es darum gehen, die rechtlichen Hinter­ gründe des Hearings aufzuzeigen. Es werden zunächst die gesetzlichen Grundlagen dargelegt, bevor in einem nächsten Schritt genauer auf verfas­ sungsrechtliche Aspekte eingegangen wird. a) Gesetzliche Normierung Zahlreiche Vorschriften berechtigen den Deutschen Bundestag zur Infor­ mationsbeschaffung in mittelbarer wie auch in unmittelbarer Form. Darüber hinaus kann zwischen institutionalisierten, also solchen die in der Geschäfts­ ordnung oder anderen Vorschriften geregelt sind, und nicht institutionalisier­ ten Beteiligungsformen differenziert werden. Unter erstere fallen insbeson­ dere der Petitionsausschuss, die Einrichtung einer Enquête-Kommission und das Hearing.111 Private Aufeinandertreffen, Wählerpost und der Dialog zwi­ schen Politikern und Medien gehören dagegen in die informelle Sphäre.112 Der Großteil der Regelungen zur Beteiligung findet sich in den Geschäfts­ ordnungen von Bundestag, Bundesministerien und der Bundesregierung.113 So verpflichtet § 47 Absatz 3 in Verbindung mit Absatz 1 und 2 Gemein­ same Geschäftsordnung der Bundesministerien (GGO)114 die federführenden in: ZParl 2014, 743 (751); vgl. hierzu die Anhänge 7 und 8. 1992, S. 211; Weßels, in: ZParl 1987, 285 (286, 290). 112  Brinkmann, 1984, S. 145; Weßels, in: ZParl 1987, 285 (286). 113  Becker, 2005, S. 112, 123; Damaschke, 1986, S. 1; Michael, 2002, S. 483; Schneider, 2002, Rn. 104; Schröder, in: Dynamik und Nachhaltigkeit des Öffentli­ chen Rechts, S. 383. Dasselbe gilt auch auf Landesebene (Damaschke, 1986, S. 1). Bei der parlamentarischen Geschäftsordnung handelt es sich nach überwiegender Ansicht um eine autonome Satzung, die unter dem Grundgesetz und den Bundesge­ setzen steht (BVerfGE 1, 144 ff.). 114  Becker, 2005, S. 112; Schneider, 2002, Rn. 104; Schröder, 1976, S. 74; Weber, 1981, S. 195. 110  Dhungel/Linhart, 111  Edinger,



I. Das Hearing43

Ministerien, die betroffenen Fachkreise und Verbände über die Gesetzent­ wurfsfassung in Kenntnis zu setzen, sie zu einer Stellungnahme zu bitten oder eine Anhörung durchzuführen.115 § 40 Absatz 3 GO BR ermöglicht den Bundesratsausschüssen, Sachverständige oder andere Personen zu hören.116 Auf europäischer Ebene können gemäß Art. 2 des Protokolls über die An­ wendung der Grundsätze der Subsidiarität und der Verhältnismäßigkeit zum Vertrag von Lissabon im Vorfeld eines Gesetzgebungsverfahrens Anhörungen abgehalten werden.117 Während die im Zentrum dieser Arbeit stehende Mög­ lichkeit zur Durchführung einer öffentlichen Anhörung in den Bundestags­ ausschüssen früher in § 73 Absatz 2 GO BT a. F. geregelt war, findet man sie heute in § 70 GO BT.118 In Fällen, in denen sich Ausschüsse aufgrund ihres Selbstbefassungsrechts mit nicht überwiesenen Thematiken auseinander­ setzen,119 bedarf es für die Durchführung der einfachen120 Mehrheit121 im Sinne von § 48 Absatz 2 Satz 1 GO BT, Art. 42 Absatz 2 GG (§ 70 Absatz 1 Satz 2 Halbsatz 2 GO BT).122 Aufgrund der Tatsache, dass sich die Notwen­ digkeit eines Hearings erst aus einem letzten Redebeitrag ergeben kann, ist 115  Arnaud, 2009, S. 142; Becker, 2005, S. 112; Schröder, 1976, S. 77; Sebaldt, in: Der Deutsche Bundestag im Wandel, S. 290 f. Bei § 47 GGO handelt es sich sozusa­ gen um eine Parallelnorm zu § 70 GO BT für den Bereich der Exekutive (Arnaud, 2009, S. 144; Krüper, in: Parlamentsrecht, § 38 Rn. 45). Anders als beim Hearing erfolgen die Sitzungen hier jedoch grundsätzlich nichtöffentlich und es können keine unabhängigen Sachverständigen zu Rate gezogen werden (Arnaud, 2009, S. 142). 116  Herzmann, 2010, S. 77; Gerig, in: ZRP 2014, 247 (249); Weber, 1981, S. 195. 117  Schröder, in: Dynamik und Nachhaltigkeit des Öffentlichen Rechts, S. 383 f. 118  Ammermüller, 1971, S. 69; Appoldt, 1971, S. 43; Rau, in: Die „vergessenen“ Institutionen, S. 458; Becker, 2005, S. 114, 123, 141; Dhungel/Linhart, in: ZParl 2014, 743 (748); Gerig, in: ZRP 2014, 247 (249); Krüper, in: Parlamentsrecht, § 38 Rn. 45; Müller, in: Andersen, S. 218; Rausch, 1981, S. 116; Schäfer, 1975, S. 117; Stadler, 1984, S. 183; Stoll, in: Wissenschaftliche Politikberatung, S. 105; von Beyme, 1980, S. 247; Weber, 1981, S. 193. Trotz der Vielzahl an Normen kommt § 70 GO BT die bedeutendste Rolle in Bezug auf die Sachverständigenberatung zu (Becker, 2005, S. 114). Eine ausdrückliche verfassungsrechtliche Regelung oder eine außerhalb der Geschäftsordnungen bestehende gesetzliche Grundlage für die Hinzuziehung gibt es nicht. Letztere erscheint aber auch nicht notwendig, da sowohl die Entscheidungs­ kompetenz wie auch die damit verbundene Verantwortung für die im Nachgang einer Beratung erlassenen Vorschrift in den Händen des zuständigen Organs bleibt (Becker, 2005, S. 141; Heintzen, in: Veröffentlichungen der Vereinigung der Deutschen Staats­ rechtslehrer, 220 (252); Michael, 2002, S. 483; Schröder, in: Dynamik und Nachhal­ tigkeit des Öffentlichen Rechts, S. 383; Stadler, 1984, S. 183; Voßkuhle, in: Isensee/ Kirchhof, § 43 Rn. 57). 119  Roll, 2002. 120  Kißler, 1976, S. 239. 121  Dach, in: Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, Rn. 72; Ismayr, 2012, S. 408; Kißler, 1976, S. 239; Lechner/Hülshoff, 1971, S. 217; Rau, in: Die „vergessenen“ Institutionen, S. 458; Schröder, 1976, S. 110. 122  Kißler, 1976, S. 239.

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B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

ein Antrag bis spätestens zu Beginn der Ausschussabstimmung möglich.123 Das Recht auf Anhörung ist als Minderheitenrecht ausgestaltet.124 Dieses ist bei Überweisung einer Vorlage zwingend und kann dementsprechend nicht durch interne Absprachen abbedungen werden.125 Die Notwendigkeit eines solchen Minderheitenrechts lässt sich insbesondere mit der Stellung der Op­ position begründen, welche regelmäßig ein großes Interesse daran hat, eine Anhörung durchzuführen.126 Diese erhält so nicht nur die Gelegenheit, der Öffentlichkeit ihre Meinung näher zu bringen, sondern kann sie zusätzlich durch Expertenmeinungen belegen lassen. Damit einher geht sowohl eine kompromissfördernde Wirkung127 wie auch eine Steigerung des Qualitätsni­ veaus des in Frage stehenden Gesetzes.128 Ein mitberatender Ausschuss ist zu keiner Abhaltung einer eigenen, vom federführenden Ausschuss unabhängigen Anhörung berechtigt (§ 70 Absatz 3 Satz 1 GO BT). Er benötigt hierzu stets das Einverständnis des federführen­ den Ausschusses. Zudem muss er über den Zeitpunkt, den Austragungsort sowie die Entscheidung in Bezug auf die zu ladenden Sachverständigen in­ formieren (vgl. § 70 Absatz 3 Satz 2 GO BT), damit der federführende Aus­ schuss seinem Fragerecht im Sinne des § 70 Absatz 3 Satz 3 GO BT nach­ kommen kann.129 Strittig ist, ob eine Verpflichtung zur Durchführung einer öffentlichen Anhörung besteht. Dabei stehen sich die parlamentarische Ge­ schäftsordnungsautonomie und der allgemein geltende Anspruch an einen rationalen Ablauf und Beschlussfassung gegenüber.130 Gegen eine solche Obligation spricht zunächst der Wortlaut des § 70 Absatz 1 Satz 1 GO BT. Indem die Norm davon spricht, dass „(…) ein Ausschuss [eine] öffentliche Anhörung (…) vornehmen [kann]“, legt sie die Entscheidung in das Ermes­ sen des Ausschusses.131 Darüber hinaus bestünde ansonsten die Gefahr einer in: ZParl 2008, 459 (468). 1976, S. 239; Schüttemeyer, in: Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, Rn. 10; Sobolewski/Strasser, 2018, S.  45 f. 125  Heynckes, in: ZParl 2008, 459 (468). 126  Kißler, in: Deutsches Regierungssystem, S.  561; Schröder, 1976, S. 109; Schwerin, 1998, S. 226. 127  Heynckes, in: ZParl 2008, 459 (468); Schwerin, 1998, S. 226. 128  Heynckes, in: ZParl 2008, 459 (468). 129  Roll, 2002. Aus dem Prinzip des fairen Verfahrens sollte jedoch folgen, dass dieses Einverständnis zumindest dann erteilt werden muss, wenn der federführende Ausschuss auf eine Anhörung verzichtet oder sich in einer solchen nur mit wenigen Konfliktpunkten auseinandersetzt (Roll, 2002). 130  Krüper, in: JZ 2010, 655 (660); Krüper, in: Parlamentsrecht, § 38 Rn. 46; Voßkuhle, in: Isensee/Kirchhof, § 43 Rn. 1 ff. 131  Herzmann, 2010, S. 78; Schröder, in: Dynamik und Nachhaltigkeit des öffent­ lichen Rechts, S. 383. 123  Heynckes, 124  Kißler,



I. Das Hearing45

Überbelastung des Bundestages.132 Ebenso sind keine praxistauglichen Ab­ grenzungskriterien ersichtlich, die eine sachgerechte Unterscheidung von anhörungspflichtigen und anhörungsfreien Verfahren zuließ.133 Die Annahme, die Verfassung enthalte eine Pflicht zur optimalen Gesetzgebung,134 nach welcher sich der Gesetzgeber über jeden Regelungsbereich ausreichend in­ formieren, empirisch gesicherte Daten sichten und eine Abwägung vorneh­ men muss, ist ebenfalls abzulehnen.135 Für eine solche Verpflichtung fehlt es nicht nur an einer spezifischen verfassungsrechtlichen Regelung,136 sondern auch an der nötigen Klarheit und Konkretisierung.137 § 70 Absatz 2 Satz 2 GO BT ermöglicht dem Ausschuss, die Auswahl der Auskunftspersonen im Sinne des Absatz 2 Satz 1 zahlenmäßig zu begren­ zen.138 Zudem kann der zeitliche Umfang sowie die Art und Weise der Rea­ lisierung festgelegt werden. Sowohl in der Konstellation, in der die Anhörung aufgrund eines Minderheitenrechts erfolgt, wie auch im Fall des Mehrheits­ beschlusses, verhält sich die Zahl der Sachverständigen, die eine Fraktion auswählen darf, proportional zu deren Stärkeverhältnis im Ausschuss.139 Für die genaue Berechnung wird dabei auf die in § 12 GO BT festgelegte Me­ thode zurückgegriffen.140 Mit Ausnahme von § 70 Absatz 4 GO BT, der die Bedeutung kommunaler Spitzenverbände betont, die im Falle ihrer Betrof­ fenheit geladen werden sollen,141 läuft die Suche nach weiteren Konkretisie­ rungen in Bezug auf die Auswahl der einzelnen Sachverständigen leer. Sie liegt demnach überwiegend in den Händen der Parteien.142 Wie groß der zeitliche Abstand zwischen der Ausschussentscheidung und der tatsächlichen Durchführung sein darf, beziehungsweise in welchem Zeit­ punkt das Minderheitenrecht als verletzt zu erachten ist, bleibt ebenfalls of­ fen. Eine Frist in der Geschäftsordnung, die festlegt, wann der Ausschuss seiner Pflicht zur baldigen Aufgabenerledigung gemäß § 62 Absatz 1 Satz 1 132  Krüper, 133  Becker,

in: Parlamentsrecht, § 38 Rn. 46. 2005, S. 132; Krüper, in: Parlamentsrecht, § 38 Rn. 46; Meßerschmidt,

2000, S.  870 f. 134  Becker, 2005, S. 127. 135  Becker, 2005, S. 127 f., 132, 140; Hill, 1982, S.  74 ff. 136  Krüper, in: Parlamentsrecht, § 38 Rn. 46. 137  Becker, 2005, S.  132 f.; Goll, in: Politisch Handeln, S. 193. von Arnim spricht sich dagegen ausdrücklich für eine solche Pflicht aus (von Arnim, 1977, S. 142). 138  Heynckes, in: ZParl 2008, 459 (468). Dies gilt auch für Anhörungen, die auf einen Mehrheitsbeschluss hin erfolgen (Roll, 2002). 139  Heynckes, in: ZParl 2008, 459 (468); Roll, 2002. 140  Roll, 2002. 141  Krüper, in: Parlamentsrecht, § 23 Rn. 61. 142  Mengel, 1997, S. 60; Schröder, 1976, S. 112.

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B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

GO BT nachzukommen hat, fehlt.143 Dem GO-Ausschuss zufolge ist deshalb die „Einhaltung einer angemessenen Frist“ ausschlaggebend.144 Allerdings dürfen die Umstände des Einzelfalles nicht unberücksichtigt bleiben. Sollte eine zuvor beschlossene Anhörung abgesagt werden, bedarf es einer Mittei­ lung des Ausschusses gegenüber dem Bundestagspräsidenten, dass die Vor­ lage zurückgezogen wird.145 Der sächsische Verfassungsgerichtshof hat sich erst kürzlich mit einer solchen Rücknahme auseinandersetzen müssen und hat in dieser Fallkonstellation die Möglichkeit einer Verletzung des Art. 39 Absatz 3 SächsVerf bejaht.146 Art. 39 Absatz 3 SächsVerf lege sowohl die Gleichheit der Abgeordneten wie auch der Fraktionen fest. Ausnahmen hier­ von könnten nur dann akzeptiert werden, wenn „sie zur Sicherung der Funk­ tionsfähigkeit und des Ablaufs der Parlamentsarbeit, zur Abwehr missbräuch­ licher Ausnutzung parlamentarischer Rechte, oder zum Schutze anderer vor­ rangiger Verfassungsgüter“147 erforderlich seien. Da der Sinn und Zweck ei­ ner Anhörung nicht in der bloßen Legitimationswirkung, sondern ebenso in der fraktionellen Positionierung liege, stelle das Recht auf Hearing eine Konkretisierung oben genannter Parität dar. Das Recht auf Anhörung sei demzufolge Ausfluss des verfassungsmäßigen Anspruchs auf gleichberech­ tigte Teilnahme am parlamentarischen Verfahren.148 Aus der Geschäftsord­ nungsvorschrift folgt jedoch weder ein Teilnahmerecht für Sachverständige149 noch ein genereller Anspruch auf Anhörung.150 Diese Annahme wird dadurch untermauert, dass es sich bei der Regelung zum Hearing um eine Geschäfts­ ordnungsvorschrift, also Innenorganrecht handelt.151 Solche entfalten nur in strengen Ausnahmefällen Wirkungen auf außenstehende Dritte, die selbst keine Mitglieder des betreffenden Organs sind.152 Folglich kann nicht der Ansicht zugestimmt werden, es handele sich beim Hearing mehr oder weni­

in: ZParl 2008, 459 (471). 12. WP, 8. Oktober 1992; GO-Ausschuss, 13. WP, 30. Oktober 1997; Heynckes, in: ZParl 2008, 459 (471); Roll, 2002. 145  Heynckes, in: ZParl 2008, 459 (471). 146  Edinger, in: ZParl 2017, 157 (158); SächsVerfGH, Urteil vom 27.10.2016–Vf. 134-I-15, juris Rn. 41 f. Art. 39 Absatz 3 SächsVerf ist inhaltsgleich mit Art. 38 Ab­ satz 1 GG. In Sachsen ist die öffentliche Anhörung durch die Ausschüsse in § 38 Geschäftsordnung des Sächsischen Landtages geregelt (Edinger, in: ZParl 2017, 157). 147  Edinger, in: ZParl 2017, 157 (158); SächsVerfGH, Urteil vom 27.10.2016–Vf. 134-I-15, juris Rn. 45. 148  Edinger, in: ZParl 2017, 157 (158 f.). 149  Appoldt, 1971, S. 47; Schröder, 1976, S. 108; Schröder, in: Dynamik und Nachhaltigkeit des Öffentlichen Rechts, S. 383. 150  Becker, 2005, S. 123. 151  Becker, 2005, S.  116 f. 152  Becker, 2005, S.  116 f.; Schröder, 1976, S. 108. 143  Heynckes,

144  GO-Ausschuss,



I. Das Hearing47

ger um eine Art Petitionsrecht.153 Es liegt allein in der Entscheidung der Ausschussfraktionen, ob und mit welchen Experten sie ein Hearing durch­ führen möchten.154 Aus demselben Grund besteht die Folge einer Verletzung der Geschäftsordnung weder in der Nichtigkeit der in Rede stehenden Norm, noch in deren Verfassungswidrigkeit.155 Dafür sprechen nicht nur Erwägun­ gen der Rechtssicherheit, sondern auch die Tatsache, dass sich die Geschäfts­ ordnung in der Rangfolge sowohl unter der Verfassung wie dem einfachen Gesetz einordnet.156 Die Absätze 3 bis 8 des § 70 GO BT regeln Näheres zum Verfahren eines Hearings.157 Nach § 70 Absatz 6 Satz 1 GO BT soll dem Sachverständigen im Vorfeld die Fragestellung übersendet werden. Zugleich kann er zu einer schriftlichen Stellungnahme aufgefordert werden (§ 70 Absatz 6 Satz 2 GO BT).158 Obwohl für Ausschusssitzungen gemäß § 69 Absatz 1 Satz 2 GO BT das Prinzip der Nichtöffentlichkeit gilt, zeichnet sich das Hearing meist gerade durch seine Öffentlichkeitsbeteiligung aus.159 Nur ausnahms­ weise, beispielsweise bei fachspezifischen Informationen oder unpolitischen sowie nicht strittigen Themen,160 kann die Sitzung nach § 70 Absatz 8 auch nichtöffentlich erfolgen.161 b) Verfassungsrechtliche Aspekte Behält man im Hinterkopf, dass es an einer ausdrücklichen verfassungs­ rechtlichen Verankerung des Hearings fehlt, stellt sich die Frage, ob und wenn ja, warum eine solche Beteiligung überhaupt notwendig ist, bezie­ hungsweise wo sich deren verfassungsrechtlichen Grenzen ziehen lassen. Die Verfassung enthält zwar keine explizite Regelung.162 Allerdings kann die Anhörung zumindest mittelbar aus dem Kontroll-163 sowie dem Zitier(Art. 43 Absatz 1 GG) und Untersuchungsrecht (Art. 44 Absatz 1 GG) abge­ 1971, S. 47. 1981, S. 194. 155  Arndt, 1966, S.  164 f.; Becker, 2005, S. 176; Klein, in: Maunz/Dürig, Art. 40 Rn. 57; Schneider, 2002, Rn. 104; Stern, 1980, § 26 III 6 e). 156  Becker, 2005, S. 176; BVerfGE 1, 144 (148); 44, 308 (315); 70, 324 (360). 157  Krüper, in: Parlamentsrecht, Rn. 45. 158  Becker, 2005, S. 114; Denninger, 1990, Rn. 49. 159  Herzmann, 2010, S. 78. 160  Dach, in: Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, Rn. 72. 161  Herzmann, 2010, S. 78; Unbekannt, Anhörung. 162  Becker, 2005, S. 123; Kißler, 1976, S. 237. 163  Kißler, 1976, S.  237 ff.; Schröder, in: Dynamik und Nachhaltigkeit des Öffent­ lichen Rechts, S. 383; Stadler, 1984, S. 183. 153  Appoldt, 154  Weber,

48

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

leitet werden.164 Insbesondere im Zusammenhang mit dem Untersuchungs­ recht gibt es bis auf dessen Intensität keinerlei rechtliche Unterschiede zur Anhörung:165 So sind die Ausschüsse anders als beim Untersuchungsrecht auf die Bereitschaft der Sachverständigen angewiesen. Im Gegensatz zu Art. 44 GG erfordert die Anhörung aber kein Quorum der Vollversammlung, sondern lässt ein solches der Ausschüsse ausreichen.166 Die Sachverständigenanhörung erscheint vor allem mit Blick auf die Ge­ währleistung von Volkssouveränität verfassungsrechtlich bedenklich. Ge­ nauer gesagt in der Notwendigkeit, dass allein die von den Bürgern gewähl­ ten Vertreter die Entscheidungen treffen (Parlamentsvorbehalt).167 So legt Art. 20 Absatz 2 Satz 1 GG fest, dass „alle Staatsgewalt (…) vom Volke aus[geht].168 Die Legitimationskette zum Bürger darf also nicht durch die Mitwirkung einer nicht demokratisch legitimierten Person unterbrochen wer­ den.169 Da Art. 20 Absatz 3 GG aber vorrangig auf die Effizienz demokrati­ scher Entscheidungen abzielt, kann dies selbst dann gelingen, wenn Experten am Verfahren beteiligt werden.170 Entscheidend ist allein, ob mit der Hinzu­ ziehung von Sachverständigen eine Verringerung der Steuerungspotentiale der zuständigen Organe einhergeht.171 Hier ist zwischen drei Ausprägungen demokratischer Legitimation zu differenzieren: der funktionell-institutionel­ len, der organisatorisch-personellen und der sachlich-inhaltlichen Legitimati­

164  Kißler, 1976, S. 237 ff. Unter dem Zitierrecht im Sinne des Art. 43 Absatz 1 GG versteht man die Möglichkeit des Bundestages, die Anwesenheit von Regierungs­ mitgliedern in Ausschüssen oder im Plenum zu fordern. Trotz Ermangelung einer ausdrücklichen Regelung ist das Mitglied der Bundesregierung nach allgemeiner Überzeugung verpflichtet, dort Rede und Antwort zu stehen. Bei dem Untersuchungs­ recht nach Art. 44 Absatz 1 GG handelt es sich um ein Prüfrecht des Bundestages, welches es ihm ermöglicht, Sachverhalte zur Realisierung seines Verfassungsauftra­ ges genauer zu untersuchen. Für den Einsatz eines Untersuchungsausschusses ist der Antrag eines Viertels der Bundestagsmitglieder nötig (Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages, 2007, S. 3; Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages, 2009, S. 1). 165  Appoldt, 1971, S. 80; Kißler, 1976, S. 238. 166  Kißler, 1976, S.  238 f. 167  Anderl, in: Berliner Juristische Universitätsschriften, S. 264; Morlok, in: Fest­ schrift 50 Jahre Bundesverfassungsgericht, S. 579 ff.; Krüper, in: Parlamentsrecht, § 38 Rn. 49; Morlok, in: Veröffentlichungen der Vereinigung der Deutschen Staats­ rechtslehrer 2003, 37 (58 f.); Voßkuhle, in: Isensee/Kirchhof, § 43 Rn. 55. 168  Anderl, in: Berliner Juristische Universitätsschriften, S. 227. 169  Anderl, in: Berliner Juristische Universitätsschriften, S. 26, 227 f., 238 f.; Dederer, 2004, S.  130 ff. 170  Anderl, in: Berliner Juristische Universitätsschriften, S. 232; Emde, 1991, S. 328. 171  Anderl, in: Berliner Juristische Universitätsschriften, S. 26.



I. Das Hearing49

on.172 Bei ersterer steht die Trennung von Legislative, Exekutive und Judika­ tive im Vordergrund.173 Die organisatorisch-personelle Seite ist erfüllt, wenn der Amtswalter seine Stellung durch eine demokratische Wahl begründen kann.174 Die Bindung der Staatsgewalt an die Gesetze (Art. 20 Absatz 3 GG)175 sowie deren Verantwortlichkeit176 (Art. 38 Absatz 1 GG, Art. 43 Ab­ satz 1 GG, Art. 44 GG, Art. 67 GG, Art. 69 Absatz 2 GG)177 stehen für die sachlich-inhaltliche Ebene.178 Erst durch das Zusammenwirken dieser drei Formen kann die Effektivität demokratischer Legitimität garantiert werden. Ein gering ausgeprägtes oder sogar fehlendes Merkmal kann durch ein ande­ res der drei Elemente ersetzt werden.179 Mangelt es also wie bei der Sachver­ ständigenberatung an der organisatorisch-personellen Legitimation, kann das erforderliche Legitimationsniveau mittels stärkerer sachlich-inhaltlicher Bin­ dung erreicht werden:180 Die Vorschläge der Sachverständigen müssen zum einen stets einen parlamentarischen Prozess durchlaufen, bevor sie ihren Weg in den tatsächlichen Gesetzentwurf finden.181 Zum anderen entfalten ihre Vorschläge keinerlei Bindungswirkung für die Ausschussmitglieder, sodass diese sie entweder nur teilweise umsetzen oder auch ganz übergehen kön­ nen.182 Wichtig ist allerdings, dass die Auswahl der Sachverständigen nicht einseitig erfolgt. Es muss sich darum bemüht werden, möglichst viele, unter­ schiedliche Positionen abzubilden. Allein auf diese Weise kann eine ange­ messene Interessenabwägung erfolgen.183 Über diese Punkte hinaus könnte die Sachverständigenberatung dem Grundsatz demokratischer Gleichheit wi­ dersprechen184 (Art. 20 Absatz 1, 2 in Verbindung mit Art. 3 Absatz 1 GG). Danach sollten die Einflussmöglichkeiten auf die Ausübung von Staatsmacht

in: Isensee/Kirchhof, § 43 Rn. 58. in: PdK Bayern, Art. 2 Rn. 11. 174  Anderl, in: Berliner Juristische Universitätsschriften, S. 239; Grzeszick, in: Maunz/Dürig, Art. 20 Rn. 121. 175  Voßkuhle/Kaiser, in: JuS 2009, 803 (804). 176  Becker, in: DÖV 2004, 910 (911). 177  Voßkuhle/Kaiser, in: JuS 2009, 803 (804). 178  Becker, in: DÖV 2004, 910 (911). 179  BVerfGE 83, 60 (70); 93, 37 (67  f.); Voßkuhle, in: Isensee/Kirchhof, § 43 Rn. 58. 180  Anderl, in: Berliner Juristische Universitätsschriften, S. 239. 181  Anderl, in: Berliner Juristische Universitätsschriften, S. 241; Krüper, in: JZ 2010, 655 (657). 182  Anderl, in: Berliner Juristische Universitätsschriften, S. 241, 254 f.; Blum, in: Verhandlungen des fünfundsechzigsten Deutschen Juristentages, S. 14. 183  Sowbolewski/Strasser, 2018, S. 104. 184  Anderl, in: Berliner Juristische Universitätsschriften, S. 244. 172  Voßkuhle, 173  Holzner,

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B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

gleichmäßig auf die Bürger verteilt sein.185 Mit der Anhörung bekommen aber nur auserwählte sachverständige Bürger die Möglichkeit, in einen direk­ ten Dialog mit den Ausschussmitgliedern zu treten.186 Der Annahme eines Verstoßes kann jedoch entgegengehalten werden, dass die Beteiligung von Experten bereits in den Ausschusssitzungen und damit vor dem Zeitpunkt der Ausübung staatlicher Gewalt liegt. Damit ist schon der Anwendungsbereich des demokratischen Gleichheitssatzes nicht eröffnet: Nur rechtlich verbindli­ che staatliche Entscheidungen müssen Legitimationssätze einhalten; nicht dagegen die Beratungsversuche bei der Entscheidungsfindung.187 Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass es zwar an einer aus­ drücklichen verfassungsrechtlichen Regelung im Zusammenhang mit der Sachverständigenberatung fehlt, diese sich aber zumindest mittelbar aus dem Grundgesetz ableiten lässt. Obwohl mit der Hinzuziehung von Experten ein­ zelne verfassungsrechtliche Friktionen auftreten, kann die Vorgehensweise im Ergebnis mit der ganz herrschenden Meinung als verfassungsrechtlich zulässig eingestuft werden. 3. Ablauf der öffentlichen Anhörung Einen ersten Anhaltspunkt für die Frage des konkreten Ablaufs einer öf­ fentlichen Anhörung könnte § 70 GO BT liefern. In Bezug auf die Frage der Vorbereitung und Durchführung eines Hearings bietet die Vorschrift jedoch nur wenig Hilfe.188 Die allgemeinen Verfahrensschritte haben sich deshalb vor allem in der praktischen Durchführung entwickelt und verfestigt. Seit der Reform von 1969189 ist nach § 70 Absatz 1 Satz 2 Halbsatz 1 GO BT die Durchführung einer Anhörung auf Wunsch eines Viertels der Ausschussmit­ glieder zwingend (Minderheitenrecht).190 Handelt es sich nicht um den feder­ führenden Ausschuss, ist eine Mehrheit erforderlich, die sich für ein Hearing ausspricht (§ 70 Absatz 1 Satz 2 Halbsatz 2 GO BT).191 Der nächste wichtige Schritt192 ist eine gewissenhafte inhaltliche Vorbereitung der Anhörung.193 185  Anderl, in: Berliner Juristische Universitätsschriften, S. 245, 247; Grzeszick, in: Maunz/Dürig, Art. 20 Rn. 35 ff. 186  Anderl, in: Berliner Juristische Universitätsschriften, S. 247. 187  Anderl, in: Berliner Juristische Universitätsschriften, S. 252. 188  Herzmann, 2010, S.  77 f.; Schröder, 1976, S. 112; Steiger, 1973, S. 144. 189  Steiger, 1973, S. 144. 190  Deutscher Bundestag, Erläuterungen zur Geschäftsordnung; Rau, in: Die „ver­ gessenen“ Institutionen, S. 458. 191  Rau, in: Die „vergessenen“ Institutionen, S. 458. 192  Appoldt, 1971, S. 51; Ismayr, 1992, S. 483. 193  Appoldt, 1971, S. 51; Herzmann, 2010, S. 78; Ismayr, 1992, S. 483.



I. Das Hearing51

Diese obliegt größtenteils den Arbeits- beziehungsweise Berichterstattergrup­ pen der Ausschüsse. Den organisatorischen Teil übernimmt dagegen das Ausschusssekretariat.194 Das Aufgabenfeld des Ausschussvorsitzenden um­ fasst nicht nur die Vorbereitung der Anhörung, sondern auch die spätere Führung der Sitzung.195 Mit Ausnahme der Grenzen des Grundgesetzes196 und der Geschäftsordnung197 ist er dabei an keine weiteren Vorschriften ge­ bunden.198 Bei der Frage, welche Personen als Auskunftspersonen geladen werden beziehungsweise durch wen die Auswahl erfolgen soll, mangelt es erneut an einer gesetzlichen Regelung.199 In der Praxis wird dem Ausschuss beziehungsweise in concreto seinen Fraktionen200 bei der Auswahl der Anzu­ hörenden deshalb mehr oder weniger freie Hand gelassen.201 § 70 Absatz 2 Satz 1 GO BT schreibt insoweit nur vor, dass es im Falle fehlender Einigung der Minderheit obliegt, sachkundige Personen auszuwählen. Ansonsten wird die Entscheidung verhältnisgleich zugewiesen (§  70 Absatz 2 Satz 2 GO BT).202 Die Zahl der Sachverständigen, die eine Fraktion laden darf, verhält sich demnach proportional zu deren Stärkeverhältnis im Ausschuss.203 Gerade deshalb gestaltet sich die Auswahl wohl anders als im amerikani­ schen Kongress nur in wenigen Fällen besonders konfliktreich.204 Nicht sel­ ten fällt die Wahl dabei auf solche Sachverständige, bei welchen sich die

1992, S. 483. 1971, S. 55; Sontheimer/Röhring, 1977, S. 40. 196  Appoldt, 1971, S. 55. 197  Sontheimer/Röhring, 1977, S. 40. 198  Appoldt, 1971, S. 55. 199  Mengel, 1997, S. 60; Schröder, 1976, S. 112. Eine Ausnahme bildet hier nur § 70 Absatz 4 Satz 1 GO BT, der die Notwendigkeit der Hinzuziehung kommunaler Spitzenverbände in einzelnen Fällen besonders hervorhebt (Krüper, in: Parlaments­ recht, § 23 Rn. 61). Anders ist dies beispielsweise im Bereich des Straf- oder Zivil­ rechts (vgl. §§ 72–93 StPO, §§ 402–414 ZPO) (Schneider, 2002, Rn. 119). 200  Schneider, 2002, Rn. 119; Stoll, in: Wissenschaftliche Politikberatung, S. 105. 201  Dach, in: Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, Rn. 79; Deutscher Bundestag, Erläuterungen zur Geschäftsordnung; Krüper, in: Parlamentsrecht, § 23 Rn. 61; Schulze-Fielitz, 1988, S. 470; von Beyme, 1997, S. 236. 202  Krüper, in: Parlamentsrecht, § 23 Rn. 61. 203  Dach, in: Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, Rn. 76; Fischer, 2018, S. 289; Ismayr, 2012, S. 274, 411. Zur genauen Berechnung wird auf das Proportionalverfah­ ren Sainte-Laguë/Schepers zurückgegriffen (Schindler, 1986, S. 574 f.; Tenhaef, 1992, S. 71). So erfolgt die Aufteilung von beispielsweise 20 Anhörungspersonen im Aus­ schuss für Recht und Verbraucherschutz in der 19. Wahlperiode wie folgt: 7 auf die CDU/CSU, 4 auf die SPD, 3 auf die AfD und je 2 auf FDP, Die Linke und dem Bündnis 90/Die Grünen (Deutscher Bundestag, Ausschuss für Recht und Verbrau­ cherschutz; Tenhaef, 1992, S. 71). 204  von Beyme, 1997, S.  238 f. 194  Ismayr,

195  Appoldt,

52

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

Fraktionen erhoffen, dass sie die eigene Position bestärken205 oder die An­ sichten der Gegenseite ins Wanken bringen.206 Stellt man die geladenen Ex­ perten und die zu behandelnden Gesetzesvorhaben gegenüber, fällt zudem auf, dass die Auswahlentscheidung oftmals dem Betroffenheitsprinzip folgt.207 Das Bundesverfassungsgericht stellt in diesem Zusammenhang aber klar, dass wenn ein Betroffener im Rahmen der öffentlichen Anhörung nicht zu Wort gekommen ist, dies nicht zur Verfassungswidrigkeit eines Gesetzes führen kann. Wer gehört wird, liegt allein in der Entscheidung des Gesetzge­ bers beziehungsweise seiner Ausschüsse.208 Dafür spricht auch die Notwen­ digkeit, dem Verlust der Arbeits- und Funktionsfähigkeit des Ausschusses entgegenzuwirken.209 Entsprechend der analysierten Dokumente ist davon auszugehen, dass gewöhnlich sieben Sachverständige zu einem Hearing ein­ geladen werden.210 Nur bei einer einzigen in den Untersuchungszeitraum fallenden Anhörung wurde von diesem Grundsatz abgewichen: An der Infor­ mationsveranstaltung zum Entwurf eines Gesetzes zur Reform der Straftaten gegen ausländische Staaten, Neuordnung der Beleidigungsdelikte bezie­ hungsweise zur Änderung des Strafgesetzbuches zur Streichung des Majes­ tätsbeleidigungsparagrafen (§ 103 StGB) nahmen mit Dr. Alexander Heinze, Prof. Dr. Wolfgang Mitsch, Dr. Ali Norouzi und Prof. Dr. Andreas Zimmer­ mann lediglich vier Sachverständige teil.211 Im Rahmen der Vorbereitung des Hearings wird regelmäßig auf die in § 70 Absatz 6 Satz 1 GO BT vorgesehene Möglichkeit zurückgegriffen, nach wel­ cher den Beteiligten ein Frage- beziehungsweise Themenkatalog sowie der zugrunde liegende Gesetzentwurf und eine Liste der anderen geladenen Sachverständigen zugeleitet werden kann.212 Dieser wird unter der Zusam­ menarbeit von Ausschusssekretariaten, den zuständigen Obleuten der Frakti­ onen sowie den Berichterstattern erstellt und in einem zweiten Schritt vom 205  Blum, in: Verhandlungen des fünfundsechzigsten Deutschen Juristentages, S. 104, 106; Ismayr, 2012, S. 411; Kertai, 2014, S. 33; Liebl, in: Kriminalpolitik, S. 408; Sobolewski/Strasser, 2018, S. 118. 206  Sobolewski/Strasser, 2018, S. 118. 207  Kißler, in: Deutsches Regierungssystem, S. 561. 208  Becker, 2005, S. 142; BVerfGE 36, 321 (330); BVerwGE 56, 308 (315). 209  Becker, 2005, S. 174; BVerfGE 4, 31 (40). 210  BT-Drs. 18/11640, S. 1, 74; BT-Drs. 18/12153, S.  1, 4 f.; BT-Drs. 18/12155, S.  1, 4 f.; BT-Drs. 18/12785, S.  1, 40 f.; BT-Drs. 18/12830, S. 1, 4; BT-Drs. 18/12940, S. 6; Ismayr, 2012, S. 411. 211  BT-Drs. 18/12602, S. 1, 7. 212  Appoldt, 1971, S. 51; Dach, in: Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, Rn. 77; Herzmann, 2010, S. 78; Krüper, in: Parlamentsrecht, § 23 Rn. 61; Rau, in: Die „ver­ gessenen“ Institutionen, S. 458; Schröder, 1976, S. 112; Steiger, 1973, S. 144; vgl. hierzu auch die Anhänge 1 und 2.



I. Das Hearing53

Ausschuss bestätigt.213 Mit dem Katalog wird üblicherweise eine Aufforde­ rung zur schriftlichen Stellungnahme verbunden.214 Diese Statements werden auf der Internetseite des Bundestages veröffentlicht und im Vorfeld der Sit­ zung an die Ausschussmitglieder verteilt,215 um diesen dabei zu helfen, sich auf die Anhörung vorzubereiten.216 Die Fristen zur Einreichung einer Stel­ lungnahme orientieren sich am Zeitplan des zuständigen Ausschusses.217 Sie sind meistens sehr knapp bemessen218 und betragen oftmals nur vier Wo­ chen.219 Viele Ausschüsse sind deshalb dazu übergegangen, Stellungnahmen auch noch nach Fristablauf zu akzeptieren.220 An der im Anschluss stattfin­ denden Anhörung nehmen sowohl Ausschussmitglieder wie auch Mitglieder der Bundesregierung, des Bundesrates sowie deren Beauftragte (vgl. Art. 43 Absatz 2 GG) teil.221 Jede Sitzung beginnt mit einem monologartigen Vor­ trag eines jeden Sachverständigen der regelmäßig fünf Minuten dauern222 und keine zehn Minuten überschreiten sollte.223 In diesen Eingangsstatements kann also nicht die bereits eingereichte Stellungnahme224 vorgelesen werden; der Sachverständige muss sich vielmehr auf diejenigen Punkte beschränken, die in seinen Augen besonders wichtig erscheinen.225 Nachdem jeder Sach­ verständige an der Reihe war, leitet der Vorsitzende in die Fragerunde über. Diese können die Fraktionen dazu nutzen, weitere Nachfragen an die Sach­ verständigen zu richten.226 Wie oft eine Partei dabei zu Wort kommt, be­ 1992, S. 483. 1971, S. 51; Dach, in: Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, Rn. 77; Döhler, in: Politische Vierteljahresschrift 2012, 181 (187); Herzmann, 2010, S. 78; Ismayr, 1992, S.  483 f.; Krüper, in: Parlamentsrecht, § 23 Rn. 61; Steiger, 1973, S. 144. Reicht ein Sachverständiger nicht die verlangte Stellungnahme ein, reicht dies alleine nicht aus, um ihm die Teilnahme am Hearing zu verwehren (Trossmann, 1977, § 73 Rn. 10). 215  Ismayr, 1992, S. 484; vgl. hierzu Anhang 1. 216  Appoldt, 1971, S. 51; Dach, in: Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, Rn. 77. 217  Ismayr, 1992, S.  483 f. 218  Herzmann, 2010, S. 78. 219  Dach, in: Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, Rn. 77; Ismayr, 1992, S.  483 f. 220  Ismayr, 1992, S. 484. 221  Steiger, 1973, S.  144 f. 222  Fischer, 2018, S. 289; vgl. hierzu Anhang 1. 223  Dach, in: Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, Rn. 78. 224  Fischer, 2018, S. 289. 225  Dach, in: Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, Rn. 78. 226  Dach, in: Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, Rn. 78; Fischer, 2018, S. 289; vgl. hierzu auch Anhang 1. Aufgrund der Tatsache, dass sich die öffentliche Anhö­ rung weniger durch die einleitenden Stellungnahmen, sondern vielmehr durch die danach stattfindende Fragerunde auszeichnet, kann sie als Kreuzverhör bezeichnet werden. Natürlich ist nicht von der Hand zu weisen, dass es sich nur selten um einen Kreuzverhör in absoluter Reinform handelt. Vielmehr steht diese Methodik in einem 213  Ismayr,

214  Appoldt,

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B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

stimmt sich nach den Mehrheitsverhältnissen im Ausschuss.227 Den Abschluss eines jeden Hearings bildet die Beschlussempfehlung an den Bundestag, in welcher die Ausschussmitglieder das Ergebnis der Anhörung feststellen und gegebenenfalls Änderungen anraten.228 Die Sachverständigen erhalten für ihre Dienste sowohl eine Entschädigung wie auch die Erstattung ihrer Anreisekosten. Letzteres allerdings nur dann, wenn der Bundestagspräsident seine Zustimmung erteilt (§ 70 Absatz 7 GO BT).229 Für eine entsprechende Zahlung muss der Sachverständige im Anschluss an die Anhörung, spätestens aber bis sechs Monate nach Reise­ ende, einen Antrag auf Entschädigung einreichen.230 Diesem sind nicht nur die Originalrechnungsbelege beizulegen. Zusätzlich müssen genaue Angaben zur Teilnahme am Hearing sowie der Anreise und Unterkunft gemacht wer­ den.231 Die zugrunde liegende Richtlinie über die Entschädigung und Reise­ kostenvergütung, die dem Anhang dieser Arbeit beigefügt wurde, legt zudem fest, dass lediglich Sachverständigen und Auskunftspersonen ein Anspruch zusteht (Regelung I Absatz 1 und 2 der Richtlinie). Ausgeschlossen sind demnach Interessenvertreter oder Beauftragte eines Verbandes (Regelung I Absatz 3 der Richtlinie). Angehörige des öffentlichen Dienstes werden ge­ mäß Regelung I Absatz 4 der Richtlinie nur entschädigt, wenn sie außerhalb ihrer Dienstzeiten am Hearing teilgenommen haben. Während die Teilnahme an der Sitzung mit 100 Euro abgegolten wird (Regelung II Satz 1 der Richt­ linie), erhalten die Experten bei Einreichung einer Stellungnahme zusätzlich eine Pauschale von 150 Euro (Regelung II Satz 2 der Richtlinie).232 4. Einordnung der Sachverständigenberatung in das Gesetzgebungsverfahren Da bereits klargestellt werden konnte, dass die Sachverständigenanhörung nach § 70 GO BT im Rahmen der Ausschusssitzungen stattfindet, geht es in einem weiteren Teil darum, das Hearing in den Gesetzgebungsprozess einzu­ Spannungsverhältnis zum bloßen Vortrag (Appoldt, 1971, S.  53 f.; Schäfer, 1967, S.  117 f.). 227  Fischer, 2018, S. 289. 228  Fischer, 2018, S. 290; Steiger, 1973, S. 144. 229  Krüper, in: Parlamentsrecht, § 23 Rn. 61. 230  Vgl. hierzu die Anhänge 3 und 4. 231  Vgl. hierzu Anhang 3. 232  Vgl. hierzu Anhang 4. Früher erhielten die Sachverständigen als pauschale Entschädigung 30 DM. Hinzu kamen 70 DM für die Anwesenheit in der Ausschuss­ sitzung und die Reisekosten. Die eingereichten Stellungnahmen wurden mit 130 DM abgegolten (Tenhaef, 1992, S.  76 f.).



I. Das Hearing55

ordnen. Auf diese Weise soll insbesondere der Zeitpunkt, zu welchem die Anhörung stattfindet, verdeutlicht werden.233 Anders als in den Landesverfassungen234 findet auf Bundesebene in na­ hezu allen Fällen ein parlamentarisches Verfahren statt.235 Obgleich das Ge­ setzgebungsverfahren in einem demokratischen Staat wie Deutschland eine nicht nur untergeordnete Rolle einnimmt,236 gibt es dazu bis auf die Kompe­ tenzzuweisungsnormen (vgl. Art. 76–82 GG)237 nur wenige Regelungen im Grundgesetz.238 Genauere Verfahrensregeln sind vielmehr in den einzelnen Geschäftsordnungsvorschriften, insbesondere in den §§  78  ff. GO BT festgelegt,239 oder ergeben sich aus der parlamentarischen Praxis.240 Danach kann das Gesetzgebungsverfahren grob in drei Etappen aufgespalten werden: Der Gesetzesinitiative, das Verfahren in Bundestag und Bundesrat, sowie dem Verfahren nach Gesetzesannahme.241 Sinn und Zweck der gesamten Prozedur ist es, eine möglichst sinnvolle, angemessene und auch demokra­ tisch legitimierte Norm zu finden, die von deren Adressaten akzeptiert wer­ den kann. Denn nur mit einem festen Regelwerk kann ein friedliches Mitei­ nander gelingen.242

233  Aufgrund der Komplexität des Gesetzgebungsverfahrens soll und kann hierbei kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben werden. 234  Schneider, 2002, Rn. 92. 235  Gartz, 2015, S. 90; Schneider, 2002, Rn. 92. Eine Volksinitiative kommt hier allein aufgrund Art. 29 Absatz 4 GG in Betracht (Gartz, 2015, S. 90; Schneider, 2002, Rn. 92). Die direkte Volksbeteiligung soll wegen ihrer mangelnden praktischen Rele­ vanz im Folgenden nicht weiter berücksichtigt werden (Gartz, 2015, S. 90). 236  Mengel, in: Hill, S. 115. 237  Schröder, 1976, S. 48. Weil es sich bei der Bundesrepublik Deutschland um einen föderalistischen Staat handelt, muss zwischen der Gesetzgebung des Bundes und der Länder differenziert werden. Die folgenden Ausführungen beschränken sich deshalb auf formelle Bundesgesetze, auch wenn die Unterschiede zur Landesgesetz­ gebung wohl eher gradueller Natur sind (Blum, in: Verhandlungen des fünfundsech­ zigsten Deutschen Juristentages, S. 75; Gartz, 2015, S. 89). 238  Igwecks, 2002, S. 299; Magiera, 1979, S. 122; Mengel, in: Hill, S. 115; Schröder, 1976, S. 49, 139. 239  Igwecks, 2002, S.  299 f.; Schröder, 1976, S. 49, 139, 144. Der Bundestag ist gemäß Art. 40 Absatz 1 Satz 2 GG berechtigt, sich eine eigene Geschäftsordnung zu geben (Igwecks, 2002, S. 300). 240  Igwecks, 2002, S. 299. 241  Deutscher Bundestag, 2010; Gartz, 2015, S. 58 f., 90. 242  Krüper, in: JZ 2010, 655 (656); Sobolewski/Strasser, 2018, S. 99.

56

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

a) Gesetzesinitiative Gem. Art. 76 Absatz 1 GG243 haben lediglich Bundesregierung, Bundesrat und Bundestag ein Initiativrecht.244 Kürzlich wurden zwar Fälle bekannt, in welchen renommierte Anwaltskanzleien oder Verbandsvertreter das vollstän­ dige Verfassen einer Gesetzesvorlage übernommen haben.245 Aber auch wenn solche Personen über ein nicht zu unterschätzendes Maß an Wissen und Praxiserfahrung verfügen, berücksichtigen ihre Entwürfe nur selten alle maß­ geblichen Interessen. Aus diesem Grund können sie keinesfalls eine ministe­ rielle Vorarbeit substituieren. So ist es unverzichtbar, eine Vorlage stets in Abstimmung mit der zuständigen Ministerialbürokratie zu erstellen. Die selbständige Entwurfsfassung etwa durch eine Anwaltskanzlei ist daher abzu­ lehnen.246 Wenn die Gesetzesvorlage nicht aus der Mitte des Bundestages stammt, ist nach Art. 76 Absatz 2 GG (im Falle der Regierungsinitiative) bezie­ hungsweise Absatz 3 (Bundesratsentwurf) ein Zwischenverfahren vorge­ schaltet.247 Dabei werden Bundesrat beziehungsweise Bundesregierung über den Entwurf des jeweils anderen informiert und bekommen die Möglichkeit, Stellung zu beziehen (vgl. Art. 76 Absätze 2 und 3).248 Der Großteil der Gesetzesvorlagen wird von der Bundesregierung eingereicht:249 Rund 2/3 fließen aus ihrer Feder.250 Deshalb erscheint es konsequent, näher auf die

2015, S. 57, 59; Schneider, 2002, Rn. 92; Schröder, 1976, S. 48. Bundestag, Gesetzgebung; Deutscher Bundestag, Wege der Gesetz­ gebung; Döhler, in: Politische Vierteljahresschrift 2012, 181 (183); Krüper, in: JZ 2010, 655 (656); Schneider, 2002, Rn. 92; Schröder, 1976, S. 48; Sobolewski/Strasser, 2018, S. 101. Wird die Gesetzesvorlage von Seiten des Bundestages eingereicht, müssen mindesten fünf Prozent (§ 10 GO BT) der Abgeordneten hinter diesem Vor­ schlag stehen (§ 76 GO BT) (Schneider, 2002, Rn. 92). 245  Blum, in: Verhandlungen des fünfundsechzigsten Deutschen Juristentages, S. 95; Döhler, in: Politische Vierteljahresschrift 2012, 181; Kalagi, in: ZParl 2014, 647 (647 f.); Krüper, in: JZ 2010, 655; Krüper, in: Parlamentsrecht, § 38 Rn. 50, 52 ff.; Schneider, 2002, S. 65 f. Näheres zum sogenannten „Gesetzgebungsoutsour­ cing“ siehe Kloepfer, in: NJW 2011, S. 131 ff; kritisch Stadler, in: Gesetzgebungsout­ sourcing, S. 15–19; Woiki, 2016. 246  Blum, in: Verhandlungen des fünfundsechzigsten Deutschen Juristentages, S. 95. 247  Deutscher Bundestag, Wege der Gesetzgebung; Gartz, 2015, S. 59, 91; Schröder, 1976, S. 48. 248  Schröder, 1976, S. 48. 249  Deutscher Bundestag, Wege der Gesetzgebung; Schneider, 2002, Rn. 93. 250  Deutscher Bundestag, 2010; Deutscher Bundestag, So entsteht ein Gesetzent­ wurf; Gartz, 2015, S. 59; Sobolewski/Strasser, 2018, S. 101. 243  Gartz,

244  Deutscher



I. Das Hearing57

Entwicklung einer Gesetzesinitiative durch die Bundesregierung einzu­ gehen.251 Diese muss in einem ersten Schritt den politischen Handlungsbedarf er­ kennen, bevor in einem zweiten Schritt Lösungsansätze gefunden sowie mögliche Regelungskonzepte erstellt werden.252 Auslöser hierfür können aus verschiedenen Richtungen stammen. Änderungen der politischen Rahmenbe­ dingungen, dem Regierungsprogramm, aber auch Anfragen von Bürgern oder Interessenverbänden können den Anstoß geben.253 Bei der Bundesregierung erfolgt die Entwicklung einer Gesetzesvorlage sodann mittels eines soge­ nannten Referentenentwurfs.254 Das bedeutet, dass innerhalb eines Ministeri­ ums ein oder mehrere Referate mit der Erstellung des Entwurfs beauftragt werden.255 Für den Bereich Gesetzgebung ist das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV) zuständig. Seine Aufgabenfelder umfassen insbesondere das Bürgerliche Recht, Handels- und Wirtschafts­ recht, Verfassungs- und Verwaltungsrecht, Verbraucherpolitik sowie Strafund Prozessrecht.256 Ähnlich wie die Mitglieder der Ausschüsse sind die Politiker schon in dieser Phase auf außenstehenden Sachverstand im Sinne 251  Schulze-Fielitz, 1988, S. 298; Sobolewski/Strasser, 2018, S. 101. Auch für Vor­ lagen von Seiten des Bundesrates läuft die Prozedur ähnlich ab (Deutscher Bundestag, Wege der Gesetzgebung; Döhler, in: Politische Vierteljahresschrift 2012, 181 (183)). 252  Blum, in: Verhandlungen des fünfundsechzigsten Deutschen Juristentages, S. 61, 73; Trute, in: Wissenschaftliche Politikberatung, S. 52. 253  Deutscher Bundestag, 2010. Diese erste Phase der Entwurfsgestaltung wird in der Politikwissenschaft als Agenda-Setting bezeichnet (Blum, in: Verhandlungen des fünfundsechzigsten Deutschen Juristentages, S. 62). 254  Blum, in: Verhandlungen des fünfundsechzigsten Deutschen Juristentages, S. 74. 255  Blum, in: Verhandlungen des fünfundsechzigsten Deutschen Juristentages, S. 74; Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, 2018, S. 6. Als Refe­ rate bezeichnet man die organisatorischen Grundeinheiten eines Ministeriums (Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, 2018, S. 6). Bis zum Beschluss der Bundesregierung wird das Vorhaben deshalb Referentenentwurf genannt (Deutscher Bundestag, 2010; Müller-Neuhof, 2017). 256  Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, 2018, S. 2. Das Jus­ tizministerium ist also mitunter für all diejenigen Gesetze zuständig, die schwer­ punktmäßig dem Strafrecht zugeordnet werden können, wie das Wehrstraf-, das Ju­ gendgerichts- oder das Ordnungswidrigkeitengesetz (Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, 2018, S. 10; Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, o. J.). Für das Gebiet Strafrecht ist speziell die Abteilung II des Mi­ nisteriums verantwortlich (Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, o. J.). Die übrigen Abteilungen gliedern sich wie folgt: Abteilung I: Bürgerliches Recht, Abteilung III: Handels- und Wirtschaftsrecht, Abteilung IV: Verfassungs- und Verwaltungsrecht, Völker- und Europarecht, Abteilung V: Verbraucherpolitik (Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, 2018, S. 7).

58

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

von wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Informanten ange­ wiesen.257 Denn ein tauglicher Gesetzentwurf setzt eine Analyse der mögli­ chen gesellschaftlichen und ökologischen Konsequenzen sowie der Kosten voraus, die den Haushalt, die Wirtschaft oder die Verbraucher belasten könn­ ten.258 Gemäß § 47 Absatz 3 Satz 1 GGO können daher bereits im Rahmen der Entwurfsfassung Verbände und Fachkreise beteiligt werden.259 Ebenso ist der Entwurf kommunalen Spitzenverbänden zuzuleiten, sofern deren Belange berührt werden (§ 47 Absatz 1 Satz 1 GGO).260 Über diese Interessenvertre­ ter hinaus spielen bei der Entwurfsfassung sogenannte Think Tanks, also Forschungsinstitute, die auf wissenschaftlicher Basis politische Fragestellun­ gen analysieren und lösen, eine nicht nur untergeordnete Rolle.261 Auch auf Expertengremien wird des Öfteren zurückgegriffen. Dabei handelt es sich um Kommissionen, die von der Regierung selbst gegründet werden. Ihre Auf­ gabe besteht ebenfalls darin, den nötigen Sachverstand zu vermitteln.262 Bevor der Entwurf einem Kollegium der Bundesregierung bestehend aus Bundeskanzler und allen Ministern (Kabinett) zugeleitet wird, prüft das Jus­ tizministerium die Vorlage auf deren Vereinbarkeit mit geltendem Recht263 (§ 46 Absatz 1 GGO).264 Abschließend erfolgt eine Kabinettsentscheidung

257  Blum, in: Verhandlungen des fünfundsechzigsten Deutschen Juristentages, S. 67; Sobolewski/Strasser, 2018, S. 103. 258  Blum, in: Verhandlungen des fünfundsechzigsten Deutschen Juristentages, S. 74; Deutscher Bundestag, 2010; Krüper, in: JZ 2010, 655 (657). 259  Becker, 2005, S.  112 ff.; Deutscher Bundestag, 2009, S. 4; Döhler, in: Politi­ sche Vierteljahresschrift 2012, 181 (201); Gerig, in: ZRP 2014, 247 (249); MüllerNeuhof, 2017; Schröder, in: Dynamik und Nachhaltigkeit des Öffentlichen Rechts, S. 383; Schulze-Fielitz, in: JZ 2004, 862 (867). Die Gemeinsame Geschäftsordnung der Bundesministerien I (Allgemeiner Teil) wurde am 8. Januar 1958 erlassen. Rund sieben Monate später, am 1. August 1959, folgte der Besondere Teil (GGO II) (Neyses, 1968, S. 6). 260  Gerig, in: ZRP 2014, 247 (249); von Beyme, 2017, S. 234. 261  Blum, in: Verhandlungen des fünfundsechzigsten Deutschen Juristentages, S. 68; Thunert, 2003, S. 2. Dem Global Go To Think Tank Index Report zufolge gab es 2018 rund 200 solcher Denkfabriken in Deutschland (McGann, 2019, S. 36). Vgl. hierzu auch Anhang 9. Darunter fallen beispielsweise die Konrad-Adenauer-Stiftung, die Friedrich-Ebert-Stiftung sowie die unabhängige Stiftung Wissenschaft und Politik (Decker, 2017). 262  Bandelow, 2003, S. 7; Blum, in: Verhandlungen des fünfundsechzigsten Deut­ schen Juristentages, S. 69; von Blumenthal, 2003, S. 10. Bekannte Beispiele sind die Zuwanderungskommission oder die Hartz-Kommission im Rahmen der Arbeitsmarkt­ reform (von Blumenthal, 2003, S. 10). 263  Deutscher Bundestag, 2010; Ismayr, 2012, S. 232; Sobolewski/Strasser, 2018, S. 105. 264  Ismayr, 2012, S. 232.



I. Das Hearing59

über die Einbringung in den Bundestag,265 wodurch die Vorlage zu einem förmlichen Regierungsentwurf wird.266 Im Anschluss findet ein Zwischen­ verfahren im Sinne des Art. 76 Absatz 2 GG statt, in welchem die Landesre­ gierungen ihr Wissen und ihre Erkenntnisse auf Bundesebene einbringen können.267 In diesem Stadium des Verfahrens steht es den Bundesratsaus­ schüssen ebenfalls zu, nach § 40 Absatz 3 GO BR Sachverständige heranzu­ ziehen.268 b) Zuleitung an den Bundestag Die im Anschluss stattfindende Bundestagssitzung269 (Art. 77 Absatz 1 GG)270 erfolgt gemäß §§ 78 ff. GO BT grundsätzlich in drei Lesungen:271 Der Sinn und Zweck der ersten Beratung liegt darin, sich unter Berück­ sichtigung der Vorschläge des Ältestenrats für einen oder mehrere Ausschüsse zu entscheiden, die sich näher mit der Vorlage beschäftigen sollen (§ 80 GOBT).272 Meist von sekundärer Bedeutung ist dagegen die Möglichkeit der Aussprache (§ 79 Absatz 1 Satz 1 GO BT). Eine solche kann auf Wunsch von mindestens fünf Prozent der Abgeordneten oder in Übereinkunft mit dem Ältestenrat erfolgen273 und findet nur in Ausnahmefällen bei kontrover­ 265  Blum,

S. 82.

in: Verhandlungen des fünfundsechzigsten Deutschen Juristentages,

266  Deutscher Bundestag, 2010; Döhler, in: Politische Vierteljahresschrift 2012, 181 (184). 267  Hoffmann/Wisser, in: ZParl 2012, 598 (598  f.); Sobolewski/Strasser, 2018, S. 105. 268  Hoffmann/Wisser, in: ZParl 2012, 598 (606). Darauf wird jedoch nur in selte­ nen Fällen zurückgegriffen (Hoffmann/Wisser, in: ZParl 2012, 598 (606)). 269  Deutscher Bundestag, 2010; Deutscher Bundestag, Wege der Gesetzgebung. 270  Gartz, 2015, S. 59. 271  Deutscher Bundestag, Wege der Gesetzgebung; Sobolewski/Strasser, 2018, S. 113. 272  Blum, in: Verhandlungen des fünfundsechzigsten Deutschen Juristentages, S. 103; Deutscher Bundestag, Wege der Gesetzgebung; Gartz, 2015, S. 93; Heintzen, in: Kluth/Krings, § 7 Rn. 72; Igwecks, 2002, S. 304; Müller-Neuhof, 2017; Schröder, 1976, S. 147; Sobolewski/Strasser, 2018, S. 113, 115, 148; von Oertzen, 2006, S. 190. In Fällen, in denen sich der Entwurf als wenig komplex und selbsterklärend darstellt, kann die Beratung in den Ausschüssen auch entfallen, wenn sich zwei Drittel der Anwesenden gegen eine Verweisung an die Ausschüsse aussprechen. Dies ist aller­ dings nur selten der Fall (§ 80 Absatz 2 Satz 1 GO BT) (Igwecks, 2002, S. 294; ­Sobolewski/Strasser, 2018, S. 113). 273  Blum, in: Verhandlungen des fünfundsechzigsten Deutschen Juristentages, S.  101 f.; Deutscher Bundestag, Wege der Gesetzgebung; Schröder, 1976, S. 147; Sobolewski/Strasser, 2018, S. 113.

60

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

sen oder öffentlich wirksamen Entwürfen statt.274 Erfolgt die Verweisung an mehrere Ausschüsse, wird einer von ihnen als federführend bestimmt, was dessen Verantwortlichkeit für den weiteren Prozess impliziert275 (§ 63 GO BT).276 Vor dem Hintergrund, dass sich nicht alle Politiker mit sämtlichen Themenbereichen umfassend auseinandersetzen und vollumfäng­ liche Kenntnisse aufweisen können,277 wird gemäß § 62 Absatz 1 Satz 1 und 2 GO BT einzelnen spezialisierten Ausschüssen die Aufgabe übertragen, die Beschlüsse des Bundestages vorzubereiten.278 In den Ausschüssen setzt man sich detailliert mit den Entwürfen auseinander279 und es kommt nicht selten zu Änderungsvorschlägen.280 Daher wird den Ausschusssitzungen innerhalb des Gesetzgebungsprozesses eine zentrale Rolle zugesprochen.281 Dem steht 274  Deutscher 275  Deutscher

Bundestag, Wege der Gesetzgebung; Schröder, 1976, S. 147. Bundestag, Wege der Gesetzgebung; Sobolewski/Strasser, 2018,

S. 115. 276  Igwecks, 2002, S. 304; Roll, 2002. Bei den Ausschüssen handelt es sich um Gremien mit einem festen Mitgliederbestand, die sich aus Abgeordneten des Parla­ ments zusammensetzen und für eine gewisse Zeit parlamentarische Aufgaben, be­ schränkt auf ein spezielles Fachgebiet, bearbeiten (Deutscher Bundestag, 2018, S. 5; Deutscher Bundestag, Erläuterungen zur Geschäftsordnung; Sobolewski/Strasser, 2018, S. 35; Sodan/Ziekow, 2018, § 12 Rn. 13; Unbekannt, 2018; Vetter, 1986, S. 5. Der Vorsitz wird nicht durch Wahl bestimmt, sondern erfolgt auf Vorschlag der Frak­ tionen hin, welche in Abstimmung mit dem Ältestenrat die Person für den Vorsitz bestimmen dürfen (Deutscher Bundestag, Erläuterungen zur Geschäftsordnung). In der 19. Wahlperiode werden 23 Ausschüsse eingesetzt (Deutscher Bundestag, Aus­ schüsse und weitere Gremien der 19. Wahlperiode). Nur vier davon sind grundgesetz­ lich verpflichtend: Der Ausschuss für Auswärtiges, für Verteidigung, für Angelegen­ heiten der Europäischen Union sowie der Petitionsausschuss (Deutscher Bundestag, 2018, S. 4; Unbekannt, 2018); vgl. hierzu auch die Anhänge 10 und 11. 277  Rausch, 1981, S. 109; Unbekannt, 2018. 278  Deutscher Bundestag, Erläuterungen zur Geschäftsordnung; Sobolewski/Strasser, 2018, S. 43, 117, 305. Ein Ausschuss hat auch die Möglichkeit, einen Unteraus­ schuss einzusetzen (§ 55 GO BT) (Sobolewski/Strasser, 2018, S. 44). Bei Rechtsfra­ gen nimmt insbesondere der Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz eine ent­ scheidende Rolle ein (Deutscher Bundestag, 2018, S. 6). 279  Deutscher Bundestag, 2018, S. 5; Edinger, 1992, S. 186; Igwecks, 2002, S. 306; Sobolewski/Strasser, 2018, S.  148 f.; Sodan/Ziekow, 2018, § 12 Rn. 13; Straßberger, 1967, S.  40 f.; Unbekannt, 2018. 280  Brocker, in: ZParl 2016, 50 (53); Deutscher Bundestag, 2010, Dhungel/Linhart, in: ZParl 2014, 743; Miller/Stecker, in: German Politics 2008, 305 (312, 318); Sobolewski/Strasser, 2018, S. 117 f. Im Falle des Ausschusses für Recht und Verbrau­ cherschutz steht vor allem die Übereinstimmung des Entwurfs mit geltendem Recht im Vordergrund (Deutscher Bundestag, 2018, S. 6). Aufgrund des 1969 eingeführten Selbstbefassungsrechts können sich Ausschüsse auch mit nicht überwiesenen Gegen­ ständen auseinandersetzen (§§ 62 Absatz 1 Satz 3, 64 Absatz 1 GO BT) (Edinger, 1992, S. 186). 281  Igwecks, 2002, S.  305 f.



I. Das Hearing61

allerdings die Tatsache gegenüber, dass die Geschäftsordnung des Bundesta­ ges in § 69 Absatz 1 Satz 1282 die Nichtöffentlichkeit der Ausschusssitzungen vorsieht. Der Grund ist, dass Zugeständnisse regelmäßig effektiver und schneller in Zusammenkünften gefunden werden, an denen die Allgemeinheit nicht teilnimmt.283 § 69 Absatz 1 Satz 2 GO BT lässt dem Ausschuss jedoch die Möglichkeit offen, zumindest teilweise die Öffentlichkeit zu beteiligen.284 Im Rahmen der nichtöffentlichen285 wie auch den öffentlichen Sitzungen286 besteht die Möglichkeit, Anhörungen durchzuführen (§ 70 GO BT).287 Am Schluss ihrer Beratungen sind die Ausschüsse verpflichtetet, eine mehrheit­ lich beschlossene Beschlussempfehlung gegenüber dem Bundestag auszu­ sprechen (§ 60 GO BT),288 welche gemäß § 66 Absatz 1 Satz 1 GO BT schriftlich fixiert werden muss.289 Darin enthalten sind nicht nur Ratschläge bezogen auf Änderungen und Streichungen, sondern auch eine Erläuterung des Ablaufs der Beratung.290 Die Empfehlung bildet sodann die Basis für die zweite Lesung.291 In dieser werden die Ergebnisse der Ausschussberatung detailliert diskutiert.292 Die Hauptaufgabe besteht darin, die vom Plenum akzeptierten Änderungsvorschläge des Ausschusses in den Entwurf einzuar­ beiten.293 Im Anschluss findet die dritte und letzte Beratung statt. Sie schließt in: ZParl 2016, 50 (53); Sobolewski/Strasser, 2018, S.  44 f. in: ZParl 2016, 50 (56). 284  Deutscher Bundestag, Erläuterungen zur Geschäftsordnung; Schneider, 2002, Rn. 119; Sobolewski/Strasser, 2018, S. 117. 285  Deutscher Bundestag, 2009, S. 4; Sobolewski/Strasser, 2018, S. 45. 286  Gartz, 2015, S. 93. 287  Deutscher Bundestag, 2018, S.  4 f.; Deutscher Bundestag, Öffentliche Anhö­ rungen; Deutscher Bundestag, Wege der Gesetzgebung; Gartz, 2015, S. 93; Heynckes, in: ZParl 2008, 459 (468); Igwecks, 2002, S.  320 f.; Roll, 2002; Schneider, 2002, Rn. 119. Anhörungen im Sinne des § 70 GO BT können im Internet live mitverfolgt werden. Auch die dazugehörigen Protokolle sind online abrufbar (Sobolewski/Strasser, 2018, S.  45 f.). 288  Deutscher Bundestag, 2018, S. 5; Schatz, 1970, S. 85; Sobolewski/Strasser, 2018, S. 117, 305. 289  Sobolewski/Strasser, 2018, S. 305. Die Ergebnisse der mitberatenden Aus­ schüsse müssen vom federführenden Ausschuss bei der Formulierung der Empfeh­ lung Berücksichtigung finden (Sobolewski/Strasser, 2018, S. 115). 290  Miller/Stecker, in: German Politics 2008, 305 (312, 318); Sobolewski/Strasser, 2018, S. 120. 291  Deutscher Bundestag, 2018, S. 5; Deutscher Bundestag, Wege der Gesetzge­ bung; Schatz, 1970, S. 85. 292  Blum, in: Verhandlungen des fünfundsechzigsten Deutschen Juristentages, S. 114; Deutscher Bundestag, Wege der Gesetzgebung; Schröder, 1976, S. 148. 293  Blum, in: Verhandlungen des fünfundsechzigsten Deutschen Juristentages, S. 114. In den meisten Fällen folgt der Bundestag den Änderungsvorschlägen des Ausschusses (Sobolewski/Strasser, 2018, S. 124). 282  Brocker,

283  Brocker,

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B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

jedoch nur dann nahtlos an die zweite Lesung an, wenn keine Veränderungen beschlossen wurden. Ansonsten müssen zwei Tage nach Verteilung der Drucksache vergangen sein. Auf Verlangen von einer Fraktion oder mindes­ tens fünf Prozent der Mitglieder kann eine weitere Aussprache erfolgen. Falls der Entwurf die nötige Mehrheit im Bundestag erreicht, erfolgt im nächsten Schritt die Schlussabstimmung und die Zuleitung an den Bundes­ rat294 (Art. 77 Absatz 1 Satz 2 GG):295 Auch den Ländern gebührt, aufgrund des in Deutschland geltenden Föde­ ralismusgrundsatzes, ein Mitspracherecht am Gesetzgebungsprozess. Ge­ nauso wie die Ausschüsse des Bundestages können die Bundesratsausschüsse Anhörungen durchführen (§ 40 Absatz 3 GO BR).296 Weil der Bundesrat selbst keine Änderungen bezogen auf den zugeleiteten Entwurf beschließen kann, muss er sich in Falle eines Änderungswunsches an den Vermittlungs­ ausschuss wenden (Art. 77 Absatz 2 und 3 GG).297 Seine Einflussmöglich­ keiten richten sich im Wesentlichen danach, ob es sich bei dem in Frage stehenden Gesetz um ein Einspruchs- oder Zustimmungsgesetz handelt.298 Bezeichnend ist bei ersterem, dass der Bundesrat hier lediglich die Option hat, Einspruch einzulegen und den Vermittlungsausschuss anzurufen. Ein solcher Einspruch kann jedoch mit der qualifizierten299 Mehrheit des Bun­ destages abgelehnt werden.300 Bleibt eine Einigung mithilfe des Vermitt­ lungsausschusses aus, steht es dem Bundestag offen, das Gesetz mit absoluter Mehrheit trotzdem in Kraft zu setzen. Im Gegensatz dazu ist die Zustimmung des Bundesrates bei einem Zustimmungsgesetz unentbehrlich.301 Schließt 294  Deutscher Bundestag, Wege der Gesetzgebung; Gartz, 2015, S. 95; Schröder, 1976, S. 149. 295  Gartz, 2015, S. 95. 296  Deutscher Bundestag, Gesetzgebung; Deutscher Bundestag, Wege der Gesetz­ gebung; Gartz, 2015, S. 95; Sobolewski/Strasser, 2018, S. 131, 149. 297  Deutscher Bundestag, Wege der Gesetzgebung; Gartz, 2015, S. 59, 96; Schröder, 1976, S. 150. Bei dem Vermittlungsausschuss handelt es sich um einen Aus­ schuss, der sich aus Mitgliedern von Bundestag und Bundesrat zusammensetzt (Deutscher Bundestag, Wege der Gesetzgebung; Sobolewski/Strasser, 2018, S. 133). 298  Gartz, 2015, S. 95; Schröder, 1976, S. 48, 149; Sobolewski/Strasser, 2018, S. 131. Ausführliche Regelungen hierzu finden sich in Art. 77 Absätze 2 bis 4 GG (Schröder, 1976, S. 48). Einspruchsgesetze sind der Regelfall (Sobolewski/Strasser, 2018, S. 131). 299  Deutscher Bundestag, Wege der Gesetzgebung; Schröder, 1976, S. 149; Sobolewski/Strasser, 2018, S. 131, 138 f., 153. 300  Schröder, 1976, S. 149; Sobolewski/Strasser, 2018, S. 131, 138 f. 301  Deutscher Bundestag, Wege der Gesetzgebung; Schröder, 1976, S. 149; Sobolewski/Strasser, 2018, S. 131. Mit der Föderalismusreform I im Jahre 2006 wurde die Zahl der zustimmungsbedürftigen Gesetze erheblich reduziert (Sobolewski/Strasser, 2018, S. 132). Zustimmungsgesetze sind insbesondere solche Vorhaben, die die Fi­



I. Das Hearing63

sich der Bundesrat dem Vorhaben an, steht dem Zustandekommen des Geset­ zes nach Art. 78 GG nichts mehr im Weg.302 c) Verfahren nach Gesetzesannahme Mithilfe der „Notifizierung“, einem Dokument in welchem das Parla­ mentssekretariat das beschlossenen Gesetz verarbeitet, werden Bundesrat und Bundesministerien über die endgültige Fassung des Gesetzes informiert, bevor in einem zweiten Schritt die sogenannte „Bütte“ gestaltet wird. Dabei handelt es sich um ein Schriftstück, welches dem Minister, dem Kanzler und dem Bundespräsidenten übergeben wird.303 Nachdem die Unterlagen sowohl vom Bundesminister wie auch dem Bundeskanzler unterzeichnet wurden304 (Art. 58 GG),305 erfolgt die Ausfertigung durch den Bundespräsidenten.306 Dieser prüft vor der Veröffentlichung im Bundesgesetzblatt die Übereinstim­ mung des Gesetzes mit der Verfassung (Art. 82 Absatz 1 Satz 1 GG). Fehlt die genaue Festlegung eines Datums, tritt das Gesetz automatisch ab dem 14. Tag nach Ausgabe des Bundesgesetzblattes in Kraft.307 d) Fazit Letztlich kann an dieser Stelle festgehalten werden, dass es sich beim deutschen Gesetzgebungsverfahren um eine äußerst komplexe Prozedur han­ delt. Dies ist im Wesentlichen auf die umfangreiche Berücksichtigung von Demokratie- und Rechtstaatsprinzipien zurückzuführen. Es wird versucht, möglichst viele Instanzen und Interessen miteinzubeziehen, mehrfache Über­ prüfungen und Kontrollen durchzuführen und auf ausreichend Informations­ möglichkeiten für Bürgerinnen und Bürger zu achten.308 Außenstehende Dritte beziehungsweise Sachverständige werden nicht nur auf der Ebene der nanz- oder Verwaltungszuständigkeit der Länder oder verfassungsändernde Gesetze betreffen (Art. 79 Absatz 2 GG) (Deutscher Bundestag, Wege der Gesetzgebung). 302  Gartz, 2015, S.  59 f. 303  Deutscher Bundestag, 2010. 304  Schneider, 2002, Rn. 466; Schröder, 1976, S. 48; Sobolewski/Strasser, 2018, S. 140. 305  Deutscher Bundestag, Wege der Gesetzgebung; Sobolewski/Strasser, 2018, S. 140. 306  Deutscher Bundestag, Wege der Gesetzgebung; Gartz, 2015, S. 59; Schneider, 2002, Rn.  465 f.; Schröder, 1976, S. 48; Sobolewski/Strasser, 2018, S. 140. 307  Deutscher Bundestag, 2010; Deutscher Bundestag, Wege der Gesetzgebung; Schröder, 1976, S. 48; Sobolewski/Strasser, 2018, S. 140. 308  Sobolewski/Strasser, 2018, S.  148 ff.

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B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

Bundestagsausschüsse herangezogen, sondern vielmehr in mehreren ver­ schiedenen Abschnitten im Gesetzgebungsprozess gehört.309 In diesem Kon­ text fällt jedoch auf, dass die Anhörung nach § 70 GO BT mit der Ausschuss­ sitzung relativ spät im Gesetzgebungsprozess stattfindet. Genauer gesagt zu einem Zeitpunkt, in welchem die grundlegenden Linien des Gesetzes wohl bereits feststehen.310 5. Sinn und Zweck In Anlehnung an die bereits erarbeiteten Ergebnisse geht es im Folgenden darum, aufzuzeigen, worin der Sinn und Zweck der Sachverständigenbera­ tung gesehen werden kann. Dazu soll die Sachverständigenanhörung in ei­ nem ersten Teil in die Modelle wissenschaftlicher Politikberatung eingeord­ net werden, bevor die Bearbeiterin in einem zweiten Schritt genauer auf die Funktionen des Hearings eingeht. a) Einordnung der Sachverständigenanhörung in die Modelle wissenschaftlicher Politikberatung Im Rahmen der Analyse der Funktionen sachverständiger Beratung diffe­ renziert die Politikwissenschaft zwischen drei Modellen, die auf Habermas zurückgehen:311 Dem dezisionistischen, technokratischen und pragmatischen Modell.312 Erstgenanntes ist besser bekannt als Beratungsmodell Max We­ bers.313 Es sieht die Hauptaufgabe der Politiker darin, Leitlinien aufzustellen, zu deren Erreichung wissenschaftliche Erkenntnisse verhelfen sollen.314 Poli­ tische Beschlüsse werden demnach nicht sachrational legitimiert, sondern anhand der Durchführung eines politischen Verfahrens.315 Im Gegensatz dazu misst das technokratische Modell dem wissenschaftlichen Sachverstand eine entscheidende Bedeutung zu.316 Aus der inneren Rationalität empirischer Befunde ergebe sich ein „one best way“ (optimaler Weg) der Politik.317 Diese Feststellung impliziere die Möglichkeit der Verdrängung politischer Beurtei­ 1976, S. 155. in: ZStW 1980, 19 (66); vgl. auch Gliederungspunkt B. I. 6. d). 311  Amelung, in: ZStW 1980, 19 (20); Habermas, 1968, S.  120 ff. 312  Amelung, in: ZStW 1980, 19 (20); Lompe, in: Handbuch Politikberatung, S. 26. 313  Weber, in: Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, S. 146 ff. 314  Amelung, in: ZStW 1980, 19 (20); Kertai, 2014, S. 29. 315  Heinrich/Lange, in: Kriminalpolitik, S. 433 f.; Kertai, 2014, S. 29. 316  Habermas, 1968, S.  120 ff.; Heinrich/Lange, in: Kriminalpolitik, S. 433; Kertai, 2014, S. 29. 317  Heinrich/Lange, in: Kriminalpolitik, S. 433. 309  Schröder, 310  Amelung,



I. Das Hearing65

lungen durch wissenschaftliche Feststellungen.318 In der pragmatischen Sparte steht die Kommunikation zwischen Beratern und Abgeordneten im Vordergrund.319 Anders als bei den vorherigen Modellen wird nicht von einer punktuellen und geradlinigen Beziehung zwischen Wissenschaft und Politik ausgegangen, sondern vielmehr ein gegenseitiger und dauerhafter Informa­ tions- und Beeinflussungsprozess angenommen.320 Weil alle Modelle unterschiedliche Ansätze verfolgen, stellt sich die Frage, welcher der drei der vorliegenden Arbeit zugrunde gelegt werden soll. Gegen das dezisionistische Modell spricht, dass es keinen Grund gibt, weshalb eine so zentrale Aufgabe wie die Festsetzung von Handlungsleitlinien unter Aus­ grenzung wissenschaftlicher Erkenntnisse erfolgen muss. Die Schwäche des technokratischen Modells besteht in der fehlerhaften Annahme, dass Äuße­ rungen im Kontext politischer Konflikte rein objektiv erfolgen. Diese weisen vielmehr stets auch eine subjektive Prägung auf.321 Deshalb wird der oben zuletzt genannten Kategorie gefolgt: Politische Prozesse kennzeichnet weder Einfältigkeit noch Punktualität. Sie entwickeln sich vielmehr aus vielfältigen Interaktionen.322 Mit dem pragmatischen Modell kann damit der Bereich bestimmt werden, in welchem sich die Funktionen sachverständiger Beratung finden lassen. Inwiefern dieses Modell der Wirklichkeit entspricht, soll im Folgenden genauer analysiert werden.323 b) Funktionen des Hearings im Einzelnen aa) Wissensvermittlung Für die Kategorisierung als „gutes“ Gesetz reicht es nicht aus, die im Grundgesetz und in der Geschäftsordnung des Bundestages festgelegten Ver­ fahrensvorschriften zu beachten.324 Darüber hinaus müssen Anforderungen der Entscheidungsfindung und Verarbeitung eingehalten sowie verschiedene Interessen gegeneinander abgewogen werden.325 Substanziierte Beschlüsse können deshalb nur auf Basis eines ausreichenden Wissensbestandes gelin­ in: ZStW 1980, 19 (20). in: Kriminalpolitik, S. 434; Kertai, 2014, S. 30. 320  Amelung, in: ZStW 1980, 19 (21); Heinrich/Lange, in: Kriminalpolitik, S. 434. 321  Amelung, in: ZStW 1980, 19 (21). 322  Amelung, in: ZStW 1980, 19 (21); Kertai, 2014, S. 30. 323  Amelung, in: ZStW 1980, 19 (21). 324  Gartz, 2015, S. 57; Schulze-Fielitz, in: JZ 2004, 862. 325  Gartz, 2015, S. 57; Hölscheidt/Menzenbach, in: DÖV 2008, 139 (139  ff.); Schulze-Fielitz, in: JZ 2004, 862; Schwerdtfeger, in: Festschrift für Hans Peter Ipsen, S. 173. Vgl. hierzu auch Gliederungspunkt B. I. 4. 318  Amelung,

319  Heinrich/Lange,

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B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

gen.326 Das Ausmaß der Kenntnisse, die für eine ordnungsgemäße Wahrneh­ mung staatlicher Aufgaben notwendig erscheint, hat jedoch immer weiter zugenommen.327 In der Konsequenz kann den politischen Handlungsträgern eine vollständige Informationserfassung kaum mehr gelingen.328 In Bezug auf das Gesetzgebungsverfahren hat deshalb eine weitgehende Verlagerung der Arbeit vom Plenum auf themenspezialisierte Ausschüsse stattgefunden (§§ 54 ff. GO BT).329 Der Rückgriff auf außenstehenden Sachverstand er­ scheint aber auch hier unumgänglich.330 So hilft das Hearing den Beteiligten einen Überblick zu gewinnen331 und veranschaulicht entgegengesetzte Stand­ punkte.332

326  Damaschke, 1986, S. 2, 127; Edinger, in: ZParl 2017, 157; Heintzen, in: Kluth/ Krings, § 9 Rn. 8; Höpcke, in: ZParl 2008, 670 (671); Schröder, 1976, S. 25 f., 261; Schulze-Fielitz, in: JZ 2004, 862 (867); Stoll, in: Wissenschaftliche Politikberatung, S. 105. Vor allem im Bereich Strafrecht ist die Erreichung eines gewissen Qualitäts­ niveaus von besonderer Wichtigkeit, da hier in Einzelfällen sogar die Freiheit einer Person auf dem Spiel steht (Schröder, 1976, S. 25). 327  Ammermüller, 1971, S. 49, 58 f., 138 f.; Anderl, in: Berliner Juristische Univer­ sitätsschriften, S. 29, 118 f., 126; Arnaud, 2009, S. 49; Dagger/Greiner/Leinert/Meliß/ Menzel, in: Politikberatung in Deutschland, S. 19; Friedrich, 1970, S. 136; Grimm, in: Staatsaufgaben, S. 623 ff.; Ismayr, 2012, S. 459, 465, 467; Kalagi, in: ZParl 2014, 647 (656); Krüger, 1976, S. 27; Morkel, 1967, S. 14; Neyses, 1968, S. 19; Rausch, 1981, S. 117; Rittner, in: JZ 2003, 641; Rudloff, in: Politikberatung in Deutschland, S. 179; Schulze-Fielitz, in: ZG 2000, 295 (302). 328  Anderl, in: Berliner Juristische Universitätsschriften, S. 120, 242; Dempfle, 1994, S.  28 ff.; Gartz, 2015, S. 291; Ismayr, 2012, S. 459, 465, 467; Kölble, in: Sach­ verstand und Verantwortung in der öffentlichen Verwaltung, S. 27 ff.; Rausch, 1981, S. 110; Ritter, in: Grimm, S. 72; Rittner, in: JZ 2003, 641; Schröder, 1976, S. 25; Weßels, in: ZParl 1987, 285 (292). 329  Appoldt, 1971, S. 66; Voßkuhle, in: Isensee/Kirchhof, § 43 Rn. 3. 330  Damaschke, 1986, S. 122, 128; Dechamps, 1954, 30; Friedrich, 1970, S. 220; Gerig, in: ZRP 2014, 247; Heinrich/Lange, in: Kriminalpolitik, S. 434; Herzmann, 2010, S. 78; Heynckes, in: ZParl 2008, 459 (468); Kißler, 1976, S. 237; Krüger, 1976, S. 28; Lüddecke, in: ZParl 2006, 439; Michael, 2002, S. 207; Pilz/Ortwein, 2008, S. 148; Rau, in: Die „vergessenen“ Institutionen, S. 458; Rausch, 1981, S. 117; Schäfer, 1975, S. 117; Stadler, 1984, S. 183; Steiger, 1973, S. 145; Thaysen, 1976, S. 59; Versteyl, 1972, S. 148; Vetter, 1986, S. 202; von Beyme, 1997, S. 234; von Oertzen, 2006, S. 192, 238; Wasner, 1998, S. 9. 331  Anderl, in: Berliner Juristische Universitätsschriften, S. 30; Arnaud, 2009, S. 49; Becker, 2005, S. 97; Müller, in: Andersen, S. 220; Rau, in: Die „vergessenen“ Institutionen, S. 458; Rausch, 1981, S. 118. 332  Schulze-Fielitz, 1988, S. 341; Thaysen, 1976, S. 59; Tenhaef, 1992, S. 323.



I. Das Hearing67

bb) Transparenz durch Öffentlichkeitsbeteiligung Ein öffentliches Hearing kann zu größerer Transparenz beitragen.333 Zent­ ral ist in diesem Zusammenhang die Möglichkeit, die Wortprotokolle wie auch die eingereichten Statements auf bundestag.de abzurufen.334 Indem das Thema so zum Gegenstand öffentlicher und medialer Auseinandersetzung wird,335 kann die Wichtigkeit des Regelungsvorhabens verdeutlicht und die politische Meinungsfindung angetrieben werden.336 Zugleich kann gesell­ schaftlicher Rückhalt dazugewonnen und allgemeine Akzeptanz hergestellt werden.337 Insbesondere die Diskussion über Lobbyismus oder die Kritik, die Politik stehe immer mehr unter der Herrschaft größerer Wirtschaftsunterneh­ men und Organisationen, kann mit der Offenlegung des Verfahrens und der Darlegung der daran teilnehmenden Personen entkräftet werden.338 cc) Legitimationswirkung Die Ergebnisse der Anhörung können das Vorhaben untermauern und legitimieren:339 Da die Legitimation auf einem mathematisch-naturwissen­ 333  Ammermüller, 1971, S. 2; Appoldt, 1971, S. 68; Blum, in: Verhandlungen des fünfundsechzigsten Deutschen Juristentages, S. 108; Günther, 2017; Ismayr, 1992, S. 479; Ismayr, 2012, S. 292; Kabel, in: Die „vergessenen“ Institutionen, S. 377; Kißler, 1976, S. 237; Krüger, 1976, S. 28; Pilz/Ortwein, 2008, S. 148; Schüttemeyer, in: Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, Rn. 40, 43, 46; Sontheimer/Röhring, 1978, S. 128, 278; Stadler, 1984, S.  183 f.; Steinbach, 2017, S.  252 f.; Tenhaef, 1992, S. 317; Thaysen, 1976, S. 59; Vetter, 1986, S. 202, 204; von Oertzen, 2006, S. 238. 334  Ammermüller, 1971, S. 2; Damaschke, 1986, S. 122, 128; Müller, in: Ander­ sen, S. 219; Steiger, 1973, S. 145; Thaysen, 1976, S. 59. 335  Arnaud, 2009, S. 142; Schröder, in: Dynamik und Nachhaltigkeit des Öffentli­ chen Rechts, S. 383; Sobolewski/Strasser, 2018, S. 118; von Beyme, 1980, S. 246. 336  Ismayr, 1992, S. 479; Kißler, 1976, S. 246; Krüger, 1976, S. 28; Krüper, in: Parlamentsrecht, § 23 Rn. 59; Rausch, 1981, S. 119; Schröder, 1976, S. 29; Schröder, in: Dynamik und Nachhaltigkeit des Öffentlichen Rechts, S. 383; Steiger, 1973, S. 145; Stücklen, in: Der Bundestag im Verfassungsgefüge der Bundesrepublik Deutschland, S. 21; Vetter, 1986, S. 204. 337  Anderl, in: Berliner Juristische Universitätsschriften, S. 154, 156, 172; Dach, in: Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, Rn. 67; Ismayr, 2012, S. 299; Krüper, in: Parlamentsrecht, § 38 Rn. 50; Lösche, 2007, S. 14; Sobolewski/Strasser, 2018, S.  103 f.; Steinbach, 2017, S. 266; Voßkuhle, in: Isensee/Kirchhof, § 43 Rn. 25. Indem die Wahrscheinlichkeit eines Rückgriffs auf gerichtlichen Rechtschutz reduziert wird, kann auch finanziellen und zeitlichen Belastungen entgegengewirkt werden (Anderl, in: Berliner Juristische Universitätsschriften, S. 125). 338  Eschenburg, 1963, S. 6 f.; Müller, in: Andersen, S. 214. 339  Blum, in: Verhandlungen des fünfundsechzigsten Deutschen Juristentages, S. 106, 108; Dagger/Greiner/Leinert/Meliß/Menzel, in: Politikberatung in Deutsch­ land, S. 18; Edinger, in: ZParl 2017, 157 (158); Glaeser, in: Lerche/Schmitt-Glaeser/

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B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

schaftlichen Weltbild basiert, das mithilfe von Vernunft erklärt werden kann, setzt ein sachgerechter Beschluss immer einen hinreichenden Wissenspool voraus.340 Im Kontext einer rationalen und legitimen Kriminalpolitik er­ scheint es deshalb vor allem notwendig, auf kriminologische Erkenntnisse zurückzugreifen.341 Darüber hinaus stärkt die Anhörung das Demokratieprinzip. Gemäß Art. 20 Absätze 1 und 2 GG ist der Bundestag die Vertretung des Volkes. Diese Feststellung impliziert, dass der Bundestag die Wünsche der Gesellschaft umzusetzen hat.342 Unter dieser Prämisse stellt sich die Möglichkeit, als Sachverständiger dem Bundestag unmittelbar gegenüberzutreten und die In­ teressen zumindest eines Teils der Gesellschaft zu vertreten, als optimale Gelegenheit dar, diesem Grundsatz Geltung zu verleihen.343 Auf diese Weise kann der Bundestag die sich ständig ändernden Bedürfnisse und Interessen der Bevölkerung besser wahrnehmen344 und es entsteht ein Gesetz, das nicht nur parteipolitische Interessen berücksichtigt.345 Da gemäß § 70 Absatz 1 Satz 2 GO BT eine Minderheit die Anhörung verlangen kann, werden offen­ sichtlich nicht zuletzt die Rechte der Opposition gestärkt. Diese erhält Gele­ genheit, ihre Ansichten der Öffentlichkeit darzulegen und durch sachverstän­ dige Experten belegen zu lassen.346 Dem kommt nicht nur eine kompromiss­

Schmidt-Aßmann, S. 58; Heinrich/Lange, in: Kriminalpolitik, S. 434; Kertai, 2014, S. 23, 31; Kißler, 1976, S. 237; Krüper, in: Parlamentsrecht, § 38 Rn. 50; Mengel, 1997, S. 61; Model/Müller, 1996, Art. 40 Rn. 4; Pilz/Ortwein, 2008, S.  148 f.; Rudloff, in: Politikberatung in Deutschland, S. 194; Steiger, 1973, S. 145; Tenhaef, 1992, S.  310 ff.; Voßkuhle, in: Isensee/Kirchhof, § 43 Rn. 26; Woiki, 2016, S. 29. Natürlich reicht das Hearing allein nicht für die Legitimierung eines Vorhabens aus (SchulzeFielitz, 1988, S. 470; Sobolewski/Strasser, 2018, S. 104; Wasner, 1998, S. 100). Auch die Kritik, dass öffentliche Anhörungen oftmals nur als nachgeschobene Rationalisie­ rungen gelten, ändert nichts an dieser Funktion (Dagger/Greiner/Leinert/Meliß/Menzel, in: Politikberatung in Deutschland, S. 18). 340  Luhmann, 1990, S.  147 ff.; Woiki, 2016, S. 29, 31, 33. 341  Bock, in: Göppinger/Bock, 2008, § 4 Rn. 41 ff.; Jäger, in: Festschrift für Horst Schüler-Springorum, S. 234; Liebl, in: Kriminalpolitik, S. 406; Schwind, in: Fest­ schrift für Günter Blau, S. 573. 342  Tenhaef, 1992, S. 315. 343  Appoldt, 1971, S. 69; Heintzen, in: Kluth/Krings, § 7 Rn. 72; Model/Müller, 1996, Art. 40 Rn. 4; Scholler, 1967, S.  74 f.; Schüttemeyer, in: Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, Rn. 4; Tenhaef, 1992, S. 315. 344  Deutscher Bundestag, 2009, S. 4; Ismayr, 2012, S. 292, 299; Krüger, 1976, S. 16; Rau, in: Die „vergessenen“ Institutionen, S. 458; Weßels, in: ZParl 1987, 285 (310). 345  Mengel, 1997, S. 99. 346  Heynckes, in: ZParl 2008, 459 (468); Vetter, 1986, S. 202; von Beyme, 1997, S. 235.



I. Das Hearing69

fördernde Wirkung zu.347 Auch die Qualität des Gesetzes kann so gesteigert werden.348 dd) Unmittelbares Aufeinandertreffen von Politik und Wissenschaft Hearings zeichnen sich durch die unmittelbare Gegenüberstellung von Experten und Politikern aus.349 Das direkte Aufeinandertreffen von politi­ schen Gesichtspunkten einerseits und wissenschaftlich formulierten Informa­ tionen andererseits ermöglicht im Ergebnis eine gute, ausgeglichene Gesetz­ gebung. Auf diese Weise können Friktionen schnell erkannt und gelöst sowie offene Fragen rasch geklärt werden.350 Der gelegentlich stark politisch ge­ prägte Anlass für ein Gesetzesvorhaben wird nochmals beleuchtet und mit wissenschaftlichen Erkenntnissen abgeglichen. Durch die Verfahrensweise des Kreuzverhörs sind die Experten zudem gezwungen, sich mit den entge­ genstehenden Ansichten der Politiker oder anderer Sachverständiger ausein­ anderzusetzen. Das begünstigt nicht nur die Wahrheitsfindung, sondern auch einen angemessenen Interessenausgleich.351 ee) Fazit Bündelt man alle aufgeführten Gesichtspunkte, kann festgestellt werden, dass die Anhörung vielerlei Zwecke erfüllt. An erster Stelle sind hier die Funktion der Wissensvermittlung und Transparenz zu nennen, welche sowohl das Demokratie- als auch das Rechtstaatsprinzip unterstreichen. Ebenso be­ deutsam ist die damit einhergehende Legitimierung, die unter anderem aus dem unmittelbaren Aufeinandertreffen von Politik und Wissenschaft entsteht. Letztlich sind die aufgeführten Funktionen aber nicht bei jedem einzelnen Hearing auf gleiche Art und Weise ausgeprägt; je nach Beratungsgegenstand 347  Heynckes, in: ZParl 2008, 459 (468); Morlok, in: Veröffentlichungen der Verei­ nigung der Deutschen Staatsrechtslehrer 2003, 37 (49); Schulze-Fielitz, 1988, S. 341; Stadler, 1984, S. 184. 348  Appoldt, 1971, S. 71; Edinger, in: ZParl 2017, 157; Heynckes, in: ZParl 2008, 459 (468); Kißler, 1976, S. 237; Schüttemeyer, in: Parlamentsrecht und Parlaments­ praxis, Rn. 1, 15, 30; Thaysen, 1976, S. 59. 349  Appoldt, 1971, S. 66; Ismayr, 2012, S. 412; Schäfer, 1975, S. 119; Tenhaef, 1992, S. 323. 350  Ismayr, 1992, S. 484; Ismayr, 2012, S. 412; Schäfer, 1975, S. 119; Vetter, 1986, S.  202 f. 351  Appoldt, 1971, S. 68; Ismayr, 1992, S. 484; Krüger, 1976, S. 28; Schröder, 1976, S. 27.

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B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

können sich vielmehr unterschiedliche Tendenzen ergeben.352 Betrifft das Gesetzesvorhaben einen für die politische Diskussion vollkommen neuarti­ gen Themenbereich, muss zunächst ein Überblick über die verschiedenen vorherrschenden Positionen gewonnen werden. Demnach steht hier die Wis­ sensvermittlung im Zentrum, dicht gefolgt von der Transparenz. Anders ist es dagegen, wenn die Entscheidung bereits im Vorfeld politisch determiniert ist. Dann geht es bei der Anhörung nur noch darum, das Ergebnis zu legitimie­ ren. 6. Grenzen der Einflussnahme Im Kontext der Untersuchung der Einflussmöglichkeiten von Sachverstän­ digen zeichnen sich bereits im Vorfeld der Analyse mögliche limitierende Faktoren ab, die im Folgenden genauer erläutert werden sollen.353 a) Politiker als „personelle Hürde“ Bevor ein Änderungsvorschlag eines Sachverständigen seinen Weg in den Gesetzentwurf findet, muss er zunächst eine „personelle Hürde“ überwin­ den.354 Unter dieser Prämisse erscheint es problematisch, dass die Anhörung zu einem Zeitpunkt stattfindet, in welchem sich die Ansichten der Beteiligten regelmäßig bereits verfestigt haben. Im Rahmen der Ausschusssitzungen sind deshalb nur noch wenige Abgeordnete bereit, von ihren Standpunkten abzu­ weichen.355 Außerdem gibt es viele Politiker, die das Modell des Hearings nicht zu überzeugen scheint.356 Sie sind der Meinung, die Hilfe der Experten nicht zu benötigten und selbst den nötigen Sachverstand zu besitzen.357 Da­ gegen ist oft das Gegenteil der Fall: So können einige Mitglieder den Aus­ führungen der Sachverständigen teilweise nicht folgen, weil sie nicht die dafür nötigen fachlichen Kenntnisse haben. Häufig mangelt es aber auch le­ diglich an einer ausreichenden Vorbereitung der Politiker.358 Dabei spielt der zeitliche Aspekt eine nicht nur untergeordnete Rolle: Oftmals haben die Be­ teiligten nicht die Zeit, sich umfassend durch die Thematik zu arbeiten, so­ dass sich ihre Analyse nicht selten auf das Fazit der Stellungnahmen der 1971, S. 73. 1970, S. 223. 354  Liebl, in: Kriminalpolitik, S. 408; Morkel, 1967, S. 129; Schulze-Fielitz, in: JZ 2004, 862 (865). 355  Fischer, 2018, S. 288; Mengel, 1997, S. 96. 356  Friedrich, 1970, S. 224, 247 f., 251; von Beyme, 1980, S. 245. 357  Fischer, 2018, S. 288; Friedrich, 1970, S. 252. 358  Friedrich, 1970, S. 255; Ismayr, 2012, S. 410, 413. 352  Appoldt,

353  Friedrich,



I. Das Hearing71

Sachverständigen beschränkt.359 Den Experten fällt es zudem aufgrund der geringen Redezeiten schwer, den Politikern ihre Standpunkte allein während des Hearings näher zu bringen und umfassend darzulegen.360 Darüber hinaus finden die Anhörungen vermehrt spät nachmittags361 beziehungsweise abends statt.362 Die dann noch vorhandene Aufnahmefähigkeit der Beteiligten er­ scheint zumindest zweifelhaft.363 Allerdings muss betont werden, dass dieser, die wirksame Beeinflussung eingrenzende Faktor der „personellen Hürde“ weniger gegen die öffentliche Anhörung insgesamt spricht, sondern vielmehr gegen die konkrete Anwen­ dung beziehungsweise Durchführung.364 b) Mangel an Realisierungsspielraum Was in den Augen von Wissenschaftlern und Politikern als „richtig“ er­ scheint, kann oftmals divergieren: Kommt es für die Politiker vor allem auf Wählerstimmen, Macht sowie damit indirekt zusammenhängende zeitliche und finanzielle Aspekte an,365 stehen in der Forschung Ergebnisoffenheit und empirische Bestätigung im Vordergrund. Nicht selten konzentrieren sich die Experten deshalb auf Einzelfragen und theoretische Punkte, die für die poli­ tische Entscheidung keine allzu große Rolle spielen.366 Ein Vorschlag kann aber noch so überlegt und empirisch begründet erscheinen;367 findet er nicht die nötige politische Mehrheit, scheitert das Gesetz.368 Die Expertenvor­ schläge befinden sich deshalb gelegentlich schlichtweg nicht im Bereich des 1997, S. 166. in: Verhandlungen des fünfundsechzigsten Deutschen Juristentages,

359  von Beyme, 360  Blum,

S. 106. 361  Protokoll-Nr. 18/126, S. 1; Protokoll-Nr. 18/133, S. 1; Protokoll-Nr. 18/135, S. 1; Protokoll-Nr. 18/139, S. 1; Protokoll-Nr. 18/152, S. 1; Protokoll-Nr. 18/156, S. 1. 362  Kertai, 2014, S.  48 f.; Protokoll-Nr. 18/136, S. 1; Protokoll-Nr. 18/146, S. 1; Protokoll-Nr. 18/149, S. 1; Protokoll-Nr. 18/152, S. 1; Protokoll-Nr. 18/157, S. 1. 363  Tenhaef, 1992, S. 74. 364  Blum, in: Verhandlungen des fünfundsechzigsten Deutschen Juristentages, S. 108. 365  Blum, in: Verhandlungen des fünfundsechzigsten Deutschen Juristentages, S. 17; Heinrich/Lange, in: Kriminalpolitik, S. 435; Schuppert, in: ZG Sonderheft 2003, 14 (14 f.); Stoll, in: Wissenschaftliche Politikberatung, S. 112. 366  Heinrich/Lange, in: Kriminalpolitik, S. 435; Ismayr, 2012, S. 413; Monsma, 1969, S. 355. 367  Blum, in: Verhandlungen des fünfundsechzigsten Deutschen Juristentages, S. 17. 368  Zeh, in: Rödig, S. 183. Bei eher unpolitischen Themen (z. B. der Schuldrechts­ reform) erscheint die Beteiligung deshalb regelmäßig effektiver (Schulze-Fielitz, in: JZ 2004, 862 (868)).

72

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

politisch Umsetzbaren,369 weshalb Politiker des Öfteren fehlende Empathie und Problemverständnis bei den Experten beklagen.370 c) Aktuelle politische Situation Eine wichtige Rolle spielt in diesem Kontext auch die politische Lage, auf die die Expertenempfehlung trifft.371 Stellt sich die politische Gesamtsitua­ tion als gefestigt dar, erscheint es nicht nötig, der öffentlichen Meinung und der Empfehlung von Sachverständigen Folge zu leisten. Gestaltet sich die politische Lage dagegen als prekär, schrecken die Beteiligten regelmäßig davor zurück, entgegen gesellschaftlicher Wünsche zu agieren; aus Angst, ihre politische Position zu gefährden. Ein demnächst anstehender Wahltermin oder die öffentliche Aufmerksamkeit, die das Thema begleitet, können die Wirksamkeit eines Hearings deshalb immens beeinflussen.372 Nicht zu unter­ schätzen sind zudem die unmittelbar im Anschluss der Ausschusssitzung stattfindenden Abstimmungen in Bundestag und Bundesrat. Um ein mög­ lichst zügiges Verfahren zu gewährleisten, wird wohl nicht selten auf weitere Änderungen verzichtet. d) Zeitpunkt der Beteiligung Neben den oben erläuterten Umständen ist es vermutlich vor allem der Zeitpunkt des Hearings, der die Einflussmöglichkeiten einschränkt. Men­ schen sind umso schwieriger vom Gegenteil zu überzeugen, je gefestigter ihre Ansichten sind. Dies gilt umso mehr, wenn sie bereits unter dem Druck einer baldigen Entscheidungsfindung und Beschlussfassung stehen. Es wäre deshalb nur konsequent, die Hearings in einer möglichst frühen Phase des Gesetzgebungsverfahrens durchzuführen.373 Wie den Ausführungen im Glie­ derungspunkt B. I. 4. entnommen werden kann, findet die öffentliche Anhö­ rung mit den Ausschusssitzungen allerdings erst statt, wenn das Verfahren 369  Friedrich, 1970, S. 224  ff., 247 f., 255; Heinrich/Lange, in: Kriminalpolitik, S.  435 f., 440; Ismayr, 2012, S. 413; Kertai, 2014, S. 32; Morlok, in: Veröffentlichun­ gen der Vereinigung der Deutschen Staatsrechtslehrer 2003, 37 (74 f.); Schenkel, in: Gremienwesen und staatliche Gemeinwohlverantwortung, S. 111; Schulze-Fielitz, in: JZ 2004, 862 (868); Thunert, 2003, S. 30. 370  Friedrich, 1970, S. 255; Heinrich/Lange, in: Kriminalpolitik, S. 435, 440; Ismayr, 2012, S. 413; Kertai, 2014, S. 32; Thunert, 2003, S. 30. 371  Friedrich, 1970, S. 224, 247 f., 250; Mengel, 1997, S. 100. 372  Mengel, 1997, S. 100. 373  Schulze-Fielitz, in: JZ 2004, 862 (868); Sebaldt, in: Der Deutsche Bundestag im Wandel, S. 289.



I. Das Hearing73

weit fortgeschritten ist und bereits kurz vor der abschließenden Beratung in Bundestag und Bundesrat steht.374 Die grundlegenden Entscheidungen sind in diesem Zeitpunkt bereits gefallen und die politischen Standpunkte stehen fest.375 Obwohl die Entwürfe in den Ausschüssen oft verändert werden,376 handelt es sich dabei in den meisten Fällen um bloße Ausbesserungen einzel­ ner Unstimmigkeiten und nicht um umfangreiche, grundlegende Änderun­ gen.377 Daher wird der Beteiligung von Interessenverbänden im Zusammen­ hang mit der Entwurfsfassung auch eine viel größere Rolle zugesprochen als dem Hearing bei den Ausschüssen.378 e) Übereiltes Verfahren Bei Sichtung der Protokolle verstärkt sich zudem der Eindruck, dass den Sachverständigen nicht das ausreichende Maß an Aufmerksamkeit geschenkt wird, welches sie für eine sinnvolle Darstellung ihrer Ansichten benötigen würden.379 Zum einen gibt es lediglich eine geringe Zeitspanne, in denen sie ihre Argumente darlegen dürfen.380 So beschränken sich die Redezeiten, die den Geladenen zum Eingang der Sitzung eingeräumt werden auf fünf 381 bis ma­ ximal zehn Minuten.382 Ob in dieser kurzen Zeit eine Positionierung zu ei­ nem umfangreichen und komplexen Gesetzentwurf möglich ist, erscheint zumindest zweifelhaft. In der sich dem anschließenden Fragerunde treten die Sachverständigen nicht etwa in eine offene Diskussion, sondern werden durch die Fragestellungen der einzelnen Abgeordneten gelenkt. Es kann also

374  Loewenberg, 1969, S. 388; Schröder, 1976, S. 113; Sontheimer/Röhring, 1977, S. 278. 375  Amelung, in: ZStW 1980, 19 (66); Fischer, 2018, S. 288; Kertai, 2014, S.  41 f.; Lange, in: Kriminalpolitik, S. 282; Mengel, in: DÖV 1983, 226 (233); Neyses, 1968, S. 17; Schröder 1976, S. 113. 376  Dhungel, in: ZParl 2014, 743; Miller/Stecker, in: German Politics 2008, 305 (318). 377  Sebaldt, in: Der Deutsche Bundestag im Wandel, S. 291. 378  Ismayr, 2012, S. 231; Kertai, 2014, S. 29, 41; Korte/Fröhlich, 2004, S. 127; Rudzio, 2019, S. 65; Sebaldt, in: Der Deutsche Bundestag im Wandel, S. 288; Steinbach, 2017, S. 253. Ismayr zufolge bewirkt aber auch die Beteiligung zum Zeitpunkt der Entwurfsfassung nur selten eine grundlegende Änderung des bisherigen Entwurfs (Ismayr, 2012, S. 275). 379  Protokoll-Nr. 18/152, S. 33. 380  Protokoll-Nr. 18/156, S.  13 f., 17; Protokoll-Nr. 18/157, S. 37, 68. 381  Fischer, 2018, S. 289; vgl. hierzu Anhang 1. 382  Dach, in: Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, Rn. 78.

74

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

vorkommen, dass der Sachkundige hier keine Gelegenheit bekommt, auf einzelne Kritikpunkte weiter einzugehen. Zum anderen wird den Experten oftmals nicht ausreichend Bearbeitungs­ zeit eingeräumt, um eine umfassende und detaillierte Stellungnahme anzufer­ tigen beziehungsweise sich angemessen auf das Hearing vorzubereiten.383 Daran leidet in der Konsequenz nicht nur die inhaltliche Qualität der Stel­ lungnahmen, sondern auch deren Informationswert für die Abgeordneten.384 Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob die Ausschussmitglieder in einer Konstellation, in der die Stellungnahme womöglich erst wenige Tage oder Stunden vor Sitzungsbeginn eingereicht wird, überhaupt noch die Zeit finden können, das Dokument durchzuarbeiten und sich detailliert damit auseinan­ derzusetzen. 7. Kritik Da nun die Vorteile und Grenzen der Sachverständigenberatung genauer betrachtet wurden, geht es in einem weiteren Teil darum, die möglichen Kri­ tikpunkte und Nachteile des Hearings herauszuarbeiten. a) Quantitative und qualitative Überforderung der Politiker Die bereits obig erläuterte Distanz und differierende Schwerpunktsetzung von Politik und Wissenschaft bedingen, dass die Abgeordneten mit den In­ formationen der Sachverständigen nicht selten überfordert sind.385 Trotzdem werden die Politiker gelegentlich regelrecht mit Vorschlägen, Änderungen und Ideen überladen.386 Gerade mit Blick auf den ohnehin bestehenden Man­ gel an nötigen Fachkenntnissen und dem fehlenden Überblick über die zu regelnde Materie, wäre eine richtige Prioritätensetzung der Experten jedoch unabdingbar.387 383  Protokoll-Nr. 18/126, S. 16; Protokoll-Nr. 18/152, S.  40, 61  f.; ProtokollNr. 18/156, S. 55. Darauf wurde nicht selten durch die Sachverständigen hingewiesen (Protokoll-Nr. 18/126, S. 16; Protokoll-Nr. 18/152, S. 40, 61 f.; Protokoll-Nr. 18/156, S. 55). 384  Becker, 2005, S. 114. 385  Heinrich/Lange, in: Kriminalpolitik, S. 435; Sodan, 1987, S. 44; von Beyme, 1980, S. 246. 386  Friedrich, 1970, S. 360; Schüttemeyer, in: Parlamentsrecht und Parlamentspra­ xis, Rn. 24; Sontheimer/Röhring, 1978, S. 278; Stadler, 1984, S. 186; von Beyme, 1997, S. 166. 387  Dempfle, 1994, S.  28 ff.; Gartz, 2015, S. 291; Ismayr, 2012, S. 459, 465, 467; Kölble, in: Sachverstand und Verantwortung in der öffentlichen Verwaltung, S. 27 ff.; Rausch, 1981, S. 110; Rittner, in: JZ 2003, 641; Weßels, in: ZParl 1987, 285 (292).



I. Das Hearing75

Ob der Flut an Informationen mit den im Vorfeld eingereichten schriftli­ chen Stellungnahmen entgegengewirkt werden kann,388 insbesondere weil diese pro Hearing rund 56 Seiten füllen,389 erscheint fraglich.390 Dennoch können sie insbesondere in Bezug auf die Gewichtung einzelner Problem­ punkte und der Festsetzung der allgemeinen Bedeutung des Gesetzes einen wichtigen Beitrag leisten.391 b) Einengung der politischen Entscheidungsfreiheit Da die Gesetzgebung das Kerninstrument zur Verwirklichung von Demo­ kratie und Rechtsstaatlichkeit darstellt,392 erscheint die potenzielle Einschrän­ kung der Entscheidungsfreiheit durch die Sachverständigenberatung proble­ matisch.393 Selbst wenn die Informationen der Experten vernünftiger oder sogar richtiger erscheinen,394 sind die Sachverständigen selbst nicht demo­ kratisch legitimiert.395 Weil unsere Gesellschaft immer mehr zu einer „Wissenschaftsgesellschaft“ mutiert, nach deren Vorstellungen vorzugsweise alle Vorhaben aus empiri­ schen Erkenntnissen hergeleitet und in ihrer Effektivität belegt werden sol­ len, scheint der Schritt von der Beratung hin zur Steuerung der Politiker nicht allzu groß zu sein.396 Unter dem Druck der Medien und Öffentlichkeit könnten die Abgeordneten so zu einer Entscheidung gedrängt werden, hinter der sie nicht stehen. Dem kann jedoch entgegengehalten werden, dass die Ausschüsse keine Beschlussorgane sind, sondern lediglich eine unverbindli­ che Empfehlung aussprechen können.397 Es ist letztlich der Bundestag, der 1980, S. 246. S. 36–121; Protokoll-Nr. 18/126, S. 31–72; ProtokollNr. 18/133, S. 35–90; Protokoll-Nr. 18/135, S. 37–82; Protokoll-Nr. 18/136, S. 31– 101; Protokoll-Nr. 18/139, 41–96; Protokoll-Nr. 18/146, S. 29–95; ProtokollNr. 18/149, S. 27–50; Protokoll-Nr. 18/152, S. 37–135; Protokoll-Nr. 18/156, S. 30– 61; Protokoll-Nr. 18/157, S. 31–71; vgl. hierzu auch Anhang 12. 390  von Beyme, 1980, S. 246. 391  Schüttemeyer, in: Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, Rn. 26. 392  Döhler, in: Politische Vierteljahresschrift 2012, 181 (183). 393  Anderl, in: Berliner Juristische Universitätsschriften, S. 23, 223; Döhler, in: Politische Vierteljahresschrift 2012, 181 (200); Friedrich, 1970, S.  345 f.; Mengel, 1997, S. 4; Rudloff, in: Politikberatung in Deutschland, S. 193; Voßkuhle, in: Isensee/ Kirchhof, § 43 Rn. 51. 394  Ossenbühl, in: Dynamik und Nachhaltigkeit des Öffentlichen Rechts, S. 365. 395  Döhler, in: Politische Vierteljahresschrift 2012, 181 (182); Morlok, in: Veröf­ fentlichungen der Vereinigung der Deutschen Staatslehrer 2003, 37 (44); Ossenbühl, in: Dynamik und Nachhaltigkeit des Öffentlichen Rechts, S. 365. 396  Forsthoff, 1964, S. 17; Friedrich, 1970, S. 347, 349 f.; Neyses, 1968, S. 15. 397  Ammermüller, 1971, S. 69. 388  von Beyme,

389  Protokoll-Nr. 18/120,

76

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

sich für oder gegen die Änderungsvorschläge entscheidet (vgl. Art. 38 Ab­ satz 1 Satz 2 GG).398 Darüber hinaus kann es den Abgeordneten keineswegs zum Vorwurf gemacht werden, worauf sie ihre Ansichten und Standpunkte stützen.399 Sie sind in ihren Entscheidungen frei und keiner Weisung unter­ worfen (Art. 38 GG).400 Eine Anhörung möglichst vieler unterschiedlicher Meinungen einer nicht nur geringen Anzahl von Experten ermöglicht es vielmehr, eine sach- und interessensgerechte Entscheidung zu treffen.401 Nicht zu unterschätzen ist vice versa die Druckwirkung auf den einzelnen Sachverständigen, den Willen der Partei, von der er ausgewählt wurde, zu entsprechen. So kann die Befürwortung der Ansichten der regierenden Par­ teien in manchen Fällen sowohl größere Einflussmöglichkeiten wie auch weitere gesellschaftliche und finanzielle Vorteile bedeuten.402 c) Missbrauch als politisches Instrument Zahlreiche Kritiker beanstanden den Missbrauch des Hearings als politi­ sches Instrument. Sie werfen den Politikern vor, die Anhörung zur Generie­ rung einer öffentlichen Meinung zu pervertieren und das Verfahren damit in die Länge ziehen zu wollen.403 Mit der wachsenden medialen Aufmerksam­ keit und der damit verbundenen Notwendigkeit sich als Partei im Kampf um Wählerstimmen öffentlich gut darzustellen, hat sich das Verhältnis von Poli­ tik und Medien in den letzten Jahren immens verändert. In diesem Kontext hat sich die Sachverständigenanhörung zu einem starken Mittel medialer In­ szenierung etabliert. Auf diese Weise können die bereits gefassten Entschei­ dungen mit wissenschaftlichem Sachverstand untermauert und weitere Befür­ 398  Burgi, 1999, S. 371; Döhler, in: Politische Vierteljahresschrift 2012, 181 (182); Friedrich, 1970, S. 363; Krüper, in: JZ 2010, 655 (657); Morlok, in: Veröffentlichun­ gen der Vereinigung der Deutschen Staatslehrer 2003, 37 (44, 79); Unbekannt, An­ hörung; Voßkuhle, in: Isensee/Kirchhof, § 43 Rn. 12, 52. Man könnte zwar der Ein­ flussnahme bei der Entscheidungsfindung eine viel größere Wirkung zusprechen als der Letztentscheidung selbst. Eine klare Differenzierung von beiden ist allerdings nur schwer umsetzbar (Anderl, in: Berliner Juristische Universitätsschriften, S. 89; Gartz, 2015, S. 291; Krüper, in: JZ 2010, 655 (658)). 399  Ossenbühl, in: Dynamik und Nachhaltigkeit des Öffentlichen Rechts, S. 367. 400  Graßhof, 2019, Art. 38 Nr. 7. 401  Schulze-Fielitz, 1988, S. 339. 402  Morkel, 1967, S. 114. 403  Ismayr, 2012, S.  479 f.; Kißler, 1976, S. 245; Schröder, in: Dynamik und Nach­ haltigkeit des Öffentlichen Rechts, S. 383; Schulze-Fielitz, 1988, S. 338 ff., 471; Schüttemeyer, in: Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, Rn. 24; Stadler, 1984, S. 187; Tenhaef, 1992, S. 16, 123; Trute, in: Wissenschaftliche Politikberatung, S. 49; von Oertzen, 2006, S. 238.



I. Das Hearing77

worter für die eigene Position gefunden werden.404 Vielfach wird deshalb kritisiert, die Sachverständigen werden nicht zum Zwecke der Informations­ vermittlung herangezogen, sondern weil sich die Fraktionen bei den ausge­ wählten Sachkundigen bereits von vornherein einer Zustimmung zum ge­ planten Vorhaben sicher sind.405 Demnach dienten die Sachverständigen nur zur nachträglichen Legitimation bereits entschiedener Tatsachen.406 Aber auch, wenn das Hearing vorrangig eine Deckmantelfunktion erfüllt, leistet es einen wichtigen Beitrag zur demokratischen Rationalisierung, indem es für die Gesetzgebung notwendiges Hintergrundwissen heranschafft und die Öf­ fentlichkeit an der Entscheidungsfindung teilhaben lässt.407 Selbst wenn die Fraktionen die Sachverständigen tatsächlich allein nach deren Ansichten und Meinungen auswählen, ist dies zumindest ein Zeichen, dass die Position der Fraktion fundiert ist und empirisch belegt werden kann. d) Vernachlässigung eigener Wissensressourcen Die Annahme, dem Ausschuss werde mit den Hearings, genauer gesagt mit den in diesem Zusammenhang eingereichten Stellungnahmen, die not­ wendige Sachkunde relativ kompakt präsentiert, kann in der Konsequenz dazu führen, dass sich viele Abgeordnete allein auf die Informationen der Experten verlassen.408 Da es sich bei den Ausschüssen um Zusammenschlüsse aus Mitgliedern des Bundestages handelt, die sich mit speziellen Themen näher auseinandersetzen, sollte es allerdings auch innerhalb der einzelnen Ausschüsse zahlreiche sachkundige Vertreter geben.409 Mit den Hearings könnte damit eine Einschränkung der Bemühungen einhergehen, die staatsin­ ternen Wissensressourcen zu erhalten und allen voran zu verbessern,410 weil die Politiker auf die Aussagen der Experten zurückgreifen können.411

in: Berliner Juristische Universitätsschriften, S. 160. 1967, S. 117; Sebaldt, in: Der Deutsche Bundestag im Wandel, S.  291 f.; von Beyme, 1997, S. 237; von Oertzen, 2006, S. 238; Weber, 1981, S. 194. 406  Becker, 2005, S. 121; Herzmann, 2010, S. 78; Stoll, in: Wissenschaftliche Poli­ tikberatung, S. 106. Schelsky bezeichnet dies als Dekor- und Feigenblattfunktion (Schelsky, in: Bergedorfer Gespräche, 6 (9)). 407  Model/Müller, 1996, Art. 40 Rn. 4; vgl. hierzu auch die Gliederungspunkte B. I. 5. b) aa), bb) und cc). 408  Anderl, in: Berliner Juristische Universitätsschriften, S. 124 f.; Neyses, 1968, S. 14. 409  Neyses, 1968, S. 14; Süddeutsche, 2019. 410  Neyses, 1968, S. 14; Voßkuhle, in: Isensee/Kirchhof, § 43 Rn. 52 f. 411  Voßkuhle, in: Isensee/Kirchhof, § 43 Rn. 53. 404  Anderl,

405  Morkel,

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B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

e) Privilegierung einzelner Positionen Ein weiterer Kritikpunkt liegt in der mit dem Hearing verbundenen Privi­ legierung einzelner gesellschaftlicher Kräfte. Indem mit der Anhörung nur einzelne Bürger die Chance bekommen, ihre Überzeugungen vor dem Aus­ schuss darzulegen, kommt es zu einer Ungleichbehandlung gegenüber den Personen, die diese Möglichkeit nicht erhalten. Es ist zudem nicht auszu­ schließen, dass sich einzelne Sachverständige nur dann zu einer Beratung und Offenlegung ihrer Erkenntnisse überreden lassen, wenn sie sich daraus einen Vorteil versprechen.412 Die Ausschüsse haben aber ein besonderes Au­ genmerk darauf, die Auswahl der einzelnen Experten möglichst ausgewogen zu gestalten. Selbst wenn der eine oder andere Sachverständige von seinen subjektiven Vorstellungen geprägt auftritt, kann auf diese Weise eine sachge­ rechte Interessenabwägung erfolgen.413 Die Problematik mahnt allerdings zu einer viel bewussteren Durchführung der Anhörung, bei der sämtliche gesell­ schaftlichen Kräfte und Schichten Berücksichtigung finden sollten.414 f) Kosten Mit den Hearings entstehen auch finanzielle Belastungen für den Staat.415 Die Kosten setzen sich vorrangig aus der Rückerstattung der Reisekosten, Entschädigungszahlungen an die Experten (§ 70 Absatz 7 GO BT) sowie der Entlohnung der Protokollkräfte zusammen. Rechnet man allein mit der Pau­ schale für Teilnahme (100 Euro) und Einreichung einer Stellungnahme (150 Euro), betragen die Kosten für einen Sachverständigen 250 Euro. Hinzu kommen die Entschädigungs- und Reisekostenzahlungen.416 Mit Blick auf die Studie von Dhungel und Linhart, wonach allein in der 17. Wahlperiode 3.684 Experten gehört, sowie 6.540 Stellungnahmen eingereicht wurden,417 kann man von Ausgaben im sechsstelligen Bereich ausgehen. Bei den in dieser Dissertation zu untersuchenden Gesetzesvorhaben hörte der Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz 75 Experten in elf Hearings. Damit kamen auf jede Sitzung rund sieben Sachverständige. Weil im Durchschnitt sechs 412  Anderl, in: Berliner Juristische Universitätsschriften, S. 124; Friedrich, 1970, S. 359; Köpp, 2001, S. 110; Krüper, in: Parlamentsrecht, § 38 Rn. 48; Schröder, 1976, S. 26. 413  Müller, in: Andersen, S. 220. 414  Morkel, 1967, S. 114. 415  Süddeutsche, 2019; Voßkuhle, in: Isensee/Kirchhof, § 43 Rn. 67. 416  Tenhaef, 1992, S. 92; vgl. hierzu Gliederungspunkt B. I. 1. d) und 3. sowie die Anhänge 3, 4, 5 und 12. 417  Dhungel/Linhart, in: ZParl 2014, 743–762; vgl. hierzu die Anhänge 7 und 8.



I. Das Hearing79

von diesen eine Stellungnahme einreichten, sind die Ausgaben pro Sitzung auf mindestens 1.600,– Euro, also insgesamt 17.600,– Euro anzusetzen.418 g) Zeitfaktor Die Vorbereitungen von Hearings, also die Auswahl und Einladung der Sachverständigen sowie die Planung der späteren Anhörung, nehmen viel Zeit in Anspruch. Sie ziehen das ohnehin schon schwerfällige Gesetzge­ bungsverfahren noch weiter in die Länge.419 Viele Kritiker behaupten des­ halb, dass die daraus gewonnenen Erkenntnisse und der damit verbundene Aufwand in keinerlei Verhältnis zueinander stehen würden;420 handelte es sich doch überwiegend um die bloße Wiederholung bereits feststehender und ausdiskutierter Punkte. Wirft man jedoch einen Blick auf die Anhänge 7 und 8 erscheint es umso kontrastreicher, dass diejenigen Ausschüsse, die die meisten Anhörungen durchführen, keineswegs deckungsgleich mit denen sind, die die längste Sit­ zungsdauer aufweisen.421 Eine Verfahrensverzögerung tritt durch die Hea­ rings deshalb augenscheinlich nicht ein. h) Fazit Bündelt man alle aufgeführten Gesichtspunkte wird deutlich, dass sich Vor- und Nachteile der Sachverständigenberatung cum grano salis die Waage halten. Dennoch überwiegen sowohl in der Praxis wie auch in der Literatur die positiven Stimmen zur Abhaltung von Hearings. Negative Kommentare liest man nur selten.422 Begründet wird dies vielfach damit, dass die Negativ­ punkte wegen des geringen tatsächlichen Einflusses der Experten an Gewicht verlieren und damit in den Hintergrund treten würden. Ob diese Behauptung tatsächlich der Wirklichkeit entspricht, soll im Folgenden genauer untersucht werden.423 418  Vgl. hierzu die Anhänge 4 und 12. Auch wenn diese Zahlen gering erscheinen, stellen sie sinnlose Ausgaben dar, wenn es stimmen sollte, dass die Sachverständigen keinen Einfluss auf die Gesetzgebung ausüben. 419  Loewenberg, 1969, S. 389; Schneider, 2002, Rn. 119; Schröder, 1976, S. 107; vgl. hierzu auch Gliederungspunkt B. I. 4. 420  Höpcke, in: ZParl 2012, 598 (671); von Beyme, 1997, S. 240; Weber, 1981, S. 194. 421  von Beyme, 1997, S. 240; vgl. hierzu Gliederungspunkt B. I. 1. d) sowie die Anhänge 7 und 8. 422  Appoldt, 1971, S. 74; Döhler, in: Politische Vierteljahresschrift 2012, 181 (185). 423  Friedrich, 1970, S. 367; Schröder, 1976, S. 367.

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B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen Der nächste Abschnitt stellt den Hauptteil der Arbeit dar und eruiert die Bedeutung der Sachverständigenanhörung für das Gesetzgebungsverfahren. Hierzu wurde zunächst eine qualitative Befragung von Sachverständigen vorgenommen. Anschließend beschäftigt sich die Analyse mit den Gesetzentwürfen, Wort­ protokollen, Beschlussempfehlungen und Gesetzesblättern von Mitte 2017 bis Ende 2018, die dem Bereich Strafrecht zugehörig erscheinen. Auf diesen beiden Wegen sollte analysiert werden, inwiefern die Anhörungen Einfluss auf den Gesetzgebungsprozess nehmen. 1. Befragung der Experten In diesem Abschnitt soll anhand von qualitativen424 Interviews die Haltung der Sachverständigen in Bezug auf das Hearing untersucht werden.425 Fol­ gende Forschungsfrage soll in diesem Kontext beantwortet werden: „Welche Herausforderungen sehen die Sachverständigen in der öffentlichen Anhörung?“. Der Grund ist, dass es für die Einflussmöglichkeiten der Sachver­ ständigen von nicht zu unterschätzendem Wert ist, ob der Anhörung das nö­ tige Maß an Bedeutung beigemessen und es als Beratungsinstrument ernstge­ nommen wird.426 Die Methode der Befragung wurde daher aufgrund deren Eignung ausgewählt, Meinungen und Ansichten abzubilden. Genauso wie bei der Dokumentenanalyse427 reicht der Untersuchungszeitraum von Mitte 2017 bis Ende 2018 und wird auf den Bereich Strafrecht beschränkt.

424  Die qualitative Forschung zeichnet die Arbeit aus einen subjektiven Blickwin­ kel aus. Bei der quantitativen Vorgehensweise ist dagegen die Unabhängigkeit des Bearbeiters entscheidend. Daher stehen bei der letztgenannten Verfahrensweise auch statistische Daten im Vordergrund (Flick/von Kardorff/Steinke, in: Qualitative For­ schung, S.  24 f.; Hansen, 2009, S. 65; Misoch, 2015, S.  1 ff.). 425  Bogner/Littig/Menz, 2014, S. 22; Flick, in: Oelerich/Otto, S. 276; Kaiser, 2014, S. 23. Der Versuch, den am Hearing teilnehmenden Politikern eine Stimme zu geben, musste mangels Teilnahmebereitschaft aufgegeben werden. Lediglich vier von 45 kontaktierten Personen erklärten sich zur Beantwortung bereit. Die restlichen Anfra­ gen blieben entweder unbeantwortet oder wurden mit der Begründung der hohen Ar­ beitsbelastung der Abgeordneten abgelehnt. Weil den Antworten von vier Teilnehmern nur eine geringe Aussagekraft beigemessen werden kann, wird auf die Inhalte dieser Interviews nicht weiter eingegangen. 426  Blum, in: Verhandlungen des fünfundsechzigsten Deutschen Juristentages, S. 108. 427  Siehe hierzu Gliederungspunkt B. II. 2.



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen81

a) Vorgehensweise In einem ersten Schritt wurde zu diesem Zweck ein Fragebogen erstellt, der dem Anhang dieser Arbeit beigefügt ist.428 Die Bearbeiterin hat einen relativ offen formulierten Fragenkatalog entworfen, der keine Antwortmög­ lichkeiten vorgab (leitfadengestütztes Interview).429 Insbesondere die allge­ meine Stellung zum Hearing, sowie Kritik und der zeitliche Rahmen sollten Gegenstand der Interviews sein. Am Ende des Fragebogens sollten die Teil­ nehmer die Möglichkeit haben, Ergänzungen und Anregungen vorzubrin­ gen.430 In einem zweiten Schritt wurden mithilfe der Wortprotokolle und Beschlussempfehlungen die beteiligten Sachverständigen erfasst. Über eine Onlinerecherche versuchte die Bearbeiterin sodann, deren Kontaktdaten aus­ findig zu machen. Die Suche ist dabei nicht in allen Fällen erfolgreich ver­ laufen: Von 75 Beteiligten konnte bei sechs Personen und damit bei acht Prozent keine E-Mail-Adresse oder Telefonnummer ausfindig gemacht wer­ den. An die restlichen 92 Prozent wurde je nach den vorhandenen Kontakt­ möglichkeiten entweder telefonisch oder per E-Mail die Anfrage verschickt, den beigefügten Fragebogen auszufüllen. Ergänzt wurde die Bitte mit der Versicherung der anonymen Behandlung der Daten sowie der Möglichkeit der telefonischen Beantwortung im Falle der schriftlichen Kontaktaufnahme. Das Risiko der geringen Rücklaufquote sollte mit den Alternativen der tele­ fonischen und schriftlichen Auskunft entschärft werden. Darüber hinaus wurde den Befragten das Forschungsvorhaben ausführlich vorgestellt und darauf hingewiesen, dass sie durch ihre Teilnahme einen wichtigen Beitrag leisten können. Sofern sich die Beteiligten für eine telefonische Beantwor­ tung entschieden, wurde das gesprochene Wort unmittelbar während des Te­ lefongesprächs verschriftet. Pausen, Betonungen oder ähnliche Intonationen blieben dabei außer Betracht. An die Befragung schloss sich die Auswertung des Datenmaterials an. Dabei orientierte sich die Bearbeiterin an der qualita­ tiven Inhaltsanalyse, genauer gesagt der induktiven Kategorienbildung nach Mayring: Dazu wird zunächst das gesammelte Datenmaterial auf die wesent­ lichen Inhalte reduziert, bevor die Angaben in sinnvoll abgrenzbare Textab­ schnitte eingeteilt und paraphrasiert, das heißt mit Codes versehen werden. In einem letzten Arbeitsschritt erfolgt die Zusammenfassung der Informatio­ nen mithilfe der Codierungen.431 428  Hierzu ist dem Anhang 13 der Arbeit eine Graphik hinzugefügt, die einen Überblick über die Teilnahmeanfrage und die gestellten Fragen geben soll. 429  Flick, 1996, S.  158 f.; Flick, in: Oelerich/Otto, S. 273; Froschauer/Lueger, 2020, S. 29; Nohl, 2006, S. 20; Wassermann, in: Methoden der Experten- und Stake­ holdereinbindung, S. 57. 430  Vgl. hierzu Anhang 13. 431  Mayring, 2010, S.  83 f.; Mayring, 2015, S. 67.

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B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

b) Eindruck der befragten Sachverständigen aa) Auskünfte der einzelnen Befragten Der Befragte 1 stuft die öffentliche Anhörung als notwendig ein.432 Ent­ sprechend dem Demokratiegrundsatz sei eine Beteiligung von Personen au­ ßerhalb des Parlaments unabdingbar. Probleme im Zusammenhang mit dem Hearing bestehen in seinen Augen nicht. Auch das Zeitfenster, welches ihm für die Vorbereitung zur öffentliche Anhörung eingeräumt worden sei, hält er für angemessen. Er fühlte sich zudem „(…) nicht nur ausreichend, sondern sogar recht intensiv [von den beteiligten Politikern] wahrgenommen (…)“. Er hat jedoch den Eindruck, dass die einzelnen Fraktionen nur Sachverstän­ dige laden würden, bei denen sie sich von vornherein einer Zustimmung zu ihrer politischen Positionierung sicher seien. Weil die öffentliche Anhörung oftmals „zusätzliche Denkanstöße“ gebe und für die spätere Auslegung des Gesetzes herangezogen werden könne, darf dem Befragten 2 zufolge nicht auf das Hearing verzichtet werden. Den­ noch beanstandet er das zu starre Verfahren der Anhörung, welches es un­ möglich mache, etwaige Missverständnisse zu korrigieren. Darüber hinaus finde das Hearing mit den Ausschusssitzungen zu einem späten Zeitpunkt im Gesetzgebungsverfahren statt. Die grundlegenden Entscheidungen seien hier bereits gefallen und die politischen Standpunkte stünden fest. Erschwerend trete hinzu, dass es den Politikern nicht mehr auf „sachgerechte[] Gesetzge­ bung“ ankomme, sondern auf Wählerstimmen. Das Zeitfenster für die Vorbe­ reitung zum Hearing sei von Fall zu Fall unterschiedlich. Nach Ansicht des Befragten 3 ist die öffentliche Anhörung zwar nicht notwendig, aber zumindest „wünschenswert“. Das Problem des Hearings bestehe allen voran in dessen späten Durchführung. Außerdem erfolge die Auswahl der Sachverständigen nicht nach deren Kompetenz, sondern danach, ob sie mit den Ansichten der Fraktionen übereinstimmen würden. Auch die Zeit, welche zur Vorbereitung und Erstellung einer Stellungnahme einge­ räumt werde, sei zu kurz. Auf die Frage, ob er sich ausreichend von den Politikern gehört fühlte, antwortet er mit „[n]atürlich nicht“. Vor dem Hintergrund, dass sich Gesetzgebungsverfahren oftmals als äu­ ßerst vielschichtig und komplex gestalten würden, betont der Befragte 4 die Notwendigkeit der Hearings. Im zufolge limitiert insbesondere die starke politische Färbung der Anhörung die Einflussmöglichkeiten der Sachverstän­ digen. Er gibt an, er habe sich zwar immer gehört, „aber nicht immer ver­ standen“ gefühlt. Da sich der Befragte 4 mit dem Themenbereich, mit wel­ 432  Vgl.

hierzu Anhang 14.



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chem sich das Gesetzgebungsverfahren beschäftigt habe, täglich auseinan­ dersetze, sei die Zeit zur Vorbereitung auf die Sitzung ausreichend gewesen. Aufgrund seiner einmaligen Teilnahme könne der Befragte 5433 die Frage nach der Notwendigkeit des Hearings nicht beantworten. Er weist in diesem Zusammenhang aber darauf hin, dass das Hearing in seinen Augen „(…) ein[e] reine[] „Feigenblatt[funktion] [hat], (…) weil die Meinungen schon vor der Anhörung feststehen“. Den Abgeordneten komme es daher lediglich auf die Einhaltung eines geordneten Verfahrens an; die Wissensvermittlung durch die Sachverständigen trete dagegen in den Hintergrund. Die Zeit zur Vorbereitung auf die öffentliche Anhörung, welcher er als Experte beige­ wohnt habe, sei nicht zu beanstanden. Ihm sind aber Anhörungen bekannt, in welchen die Stellungnahmen innerhalb 24 Stunden eingefordert worden seien. Zuletzt konstatiert er, dass „[s]eine Erfahrung [mit dem Hearing] (…) deprimierend [gewesen sei] und [er] (…) [s]eine wertvolle Arbeitszeit nicht nochmal investieren [würde].“ Da die Hearings Bestandteil der parlamentarischen Willensbildung seien, erachtet der Befragte 6 deren Durchführung für zweckmäßig. Das zu starre Verfahren mache es den Sachverständigen jedoch schwer, ihre Standpunkte darzustellen. Er schlägt deshalb vor, die im Rahmen der Anhörung stattfin­ dende Fragerunde als offene Diskussion zwischen den Experten und den Politikern auszugestalten. Gegen eine solche Auflockerung könne zwar spre­ chen, dass sie nicht unbedingt zur politischen Willensbildung des Ausschus­ ses beitrage. Die Sachverständigen bekämen so aber Gelegenheit, ihre Vor­ träge zu ergänzen. Bei dem Befragten 6 erhärtet sich zudem der Eindruck, dass es einigen Abgeordneten schwerfalle, den Ausführungen der Sachver­ ständigen zu folgen. Obwohl in seinem Fall die Zeit zur Vorbereitung auf das Hearing ausreichend gewesen sei, sei diese insbesondere bei umfangreicheren Gesetzesvorhaben häufig zu knapp bemessen. Der Befragte 7 erblickt in der Anhörung zwar ein notwendiges Instrument. Allerdings sei die Zeit zur Vorbereitung auf das Hearing und zur Erstellung der Stellungnahmen viel zu kurz. Weiter gibt er an, sich von den beteiligten Politikern nicht gehört gefühlt zu haben. Aufgrund seiner Beratungsfunktion sei das Hearing sinnvoll (Befragte 8). Die zu geringe Vorbereitungszeit und der knapp bemessene zeitliche Rahmen der Eingangsstatements seien Aspekte, die die Einflussmöglichkeiten der Experten beschränken würden. Ausgehend von dem Umstand, dass die Abge­ ordneten Interesse an den Ausführungen der Experten gezeigt und Rückfra­ gen gestellt hätten, hat er sich ausreichend gehört gefühlt. Obgleich das ein­ 433  Die Befragung des Befragten 5 fand telefonisch statt und wurde unmittelbar transkribiert.

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geräumte Zeitfenster für die Erstellung der Stellungnahme und Vorbereitung zur Sitzung „noch machbar“ gewesen sei, „[würde] [e]ine längere Vorberei­ tungszeit (…) sicherlich nicht schaden.“ Zumindest dann, wenn die öffentliche Anhörung tatsächlich der Wissens­ vermittlung diene und keine bloße „Formalität“ darstelle, ist sie nach dem Befragten 9 von übergeordneter Bedeutung. Problematisch sei in diesem Kontext, dass das Hearing zu einem Zeitpunkt stattfinde, zu welchem die grundlegenden Entscheidungen bereits getroffen seien. Auch der äußert knapp bemessene zeitliche Rahmen des Hearings mache es schwer, die eige­ nen Ansichten zu verdeutlichen. Die Fraktionen müssten davon abweichen, die Fragerunde zu stark zu lenken. Nur ein „ergebnisoffenes Zuhören mit dem Ziel einer Wissensvermittlung“ könne zu einer Verbesserung beitragen. Auf die Frage, ob er die öffentliche Anhörung für notwendig einstuft, ant­ wortet der Befragte 10434 mit „absolut“. Vor allem die Wissensvermittlung sei es, die das Hearing zu einem unverzichtbaren Element des Gesetzge­ bungsverfahrens mache. Er bemängelt aber, dass die Tätigkeit „pro bono funkionier[e]:“ Obwohl die Vorbereitung der Stellungnahme und des Rede­ beitrages zeitintensiv sei, sei die Entlohnung unzureichend. Hinzu komme das Zeitfenster zur Vorbereitung auf die Hearings, das viel zu knapp bemes­ sen sei. Darüber hinaus kritisiert der Befragte 10 das mangelnde Interesse der beteiligten Abgeordneten am Hearing. Das zu starre Verfahren stelle ebenfalls einen limitierenden Faktor für die Einflussnahme dar. Aus diesem Grund schlägt er eine Umgestaltung der Fragerunde in eine offene Diskus­ sion vor. Wenn die politischen Strukturen äußert „festgefahren“ seien, könn­ ten die Abgeordneten „(…) politisch durchsetzen, was [sie] möchte[n] und Kritik von Sachverständigen [werde] kaum berücksichtigt.“ Trotzdem sei die Anhörung nicht sinnlos, da die Möglichkeit, die Protokolle online nachzule­ sen, nicht nur zu größerer Transparenz beitrage. Die Kritikpunkte würden so auch in den Fokus wissenschaftlicher Arbeiten gerückt. Das führe am Ende dazu, dass einzelne Überlegungen doch noch ihren Weg in den politischen Diskurs fänden. Der Befragte 11 befürwortet die Notwendigkeit öffentlicher Anhörungen. Allerdings laufe das Hearing viel zu formalisiert ab, weshalb kein Spielraum für weitere Nachfragen bestehe. Der Befragte 12 betrachtet die Beteiligung von Sachverständigen sowie die damit verbundene öffentliche Diskussion für überaus wichtig. Jedoch erfülle das Hearing diese Ziele derzeit nicht. Der Befragte 12 begründet dies damit, dass die Auswahl der Sachverständigen nicht unter dem Aspekt der 434  Die Befragung des Befragten 10 fand telefonisch statt und wurde unmittelbar transkribiert.



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Wissensvermittlung erfolge, sondern vielmehr danach, ob die Experten die bereits im Vorfeld der Anhörung feststehenden Ansichten der Fraktionen teilen würden. Zudem sei das Zeitfenster zur Vorbereitung auf das Hearing nicht angemessen. Der Befragte 13 erachtet das Hearing für notwendig und gibt an, sich aus­ reichend von den beteiligten Politikern gehört gefühlt zu haben. Es erhärtet sich bei ihm aber der Eindruck, dass der überwiegende Anteil der Ausschuss­ mitglieder im Moment der Ausschusssitzung bereits eine Entscheidung zu dem Gesetzesvorhaben getroffen habe. Des Weiteren sei die Vorbereitungs­ zeit auf das Hearing mit zwei Wochen zu kurz bemessen. Dem Befragten 14 zufolge dient das Hearing dazu, den Ausschussmitglie­ dern das für die Gesetzgebung nötige Wissen zu vermitteln. Zudem trage die öffentliche Anhörung zu größerer Transparenz des Gesetzgebungsverfahrens bei. In seinen Augen ist das Hearing aber viel zu starr und lässt weder Rück­ fragen noch eine Diskussion unter den Sachverständigen zu. Weil die Anhö­ rungen erst im Rahmen der Ausschusssitzungen stattfänden, erscheine die Einflussnahme „geradezu ausgeschlossen.“ In diesem Zusammenhang weist er zugleich darauf hin, dass große Unterschiede zwischen den einzelnen Hea­ rings verzeichnet werden könnten. Es gebe auch Anhörungen, bei denen die Anregungen der Fachleute diskutiert und am Ende eine Änderung des Ent­ wurfs bewirken würden. Obgleich der zeitliche Rahmen zur Vorbereitung auf die Sitzung regelmäßig sehr knapp sei, sei das Zeitfenster für ihn immer ausreichend gewesen. Der Befragte 15 hält die öffentliche Anhörung angesichts der damit ver­ bundenen Wissensvermittlung für erforderlich. Das zu starre Verfahren be­ dinge, dass nicht „(…) die gesamte Breite des Wissens und der Erfahrungen der Sachverständigen ausgeschöpft werden [könne].“ Zehn Tage zur Vorbe­ reitung auf das Hearing sind seiner Ansicht nach zu kurz. Insbesondere bei umfangreichen, komplexeren Gesetzesvorhaben reiche die Zeit keinesfalls aus. Laut dem Befragten 16435 ist die öffentliche Anhörung grundsätzlich not­ wendig. Etwas anderes gelte nur dann, wenn die Entscheidung der Koalition im Moment der Ausschusssitzung bereits feststehe und das Ergebnis des Hearings „(…) politisch determiniert [sei].“ Obwohl er sich ausreichend ge­ hört gefühlt hat, äußert er die Befürchtung, dass seine schriftlichen Unterla­ gen, die er im Vorfeld der Sitzung eingereicht habe, nicht von den beteiligten Abgeordneten gelesen worden seien. Das zu geringe Zeitfenster zur Vorbe­ reitung auf das Hearing stelle ein „ganz großes Problem“ dar. 435  Die Befragung des Befragten 16 fand telefonisch statt und wurde unmittelbar transkribiert.

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Der Befragte 17 stuft das Hearing als „dringend erforderlich“ ein. Wenn sich allerdings nichts an der Art und Weise seiner Durchführung ändere, sei es am Ende eine „(…) reine Alibiveranstaltung[]“. Einerseits seien sowohl die Vorbereitung auf das Hearing wie auch die Redezeiten der Experten in der Sitzung viel zu knapp bemessen. Andererseits fänden zu viele Anhörun­ gen an einem Tag statt. Erschwerend trete die zu geringe inhaltliche Vorbe­ reitung der Abgeordneten auf die Anhörung hinzu. Auf die Frage, ob er sich von den beteiligten Politikern ausreichend gehört fühlte, antwortet er mit „[ü]berhaupt nicht.“ Unter dem Aspekt der Wissensvermittlung ist das Hearing nach dem Befragten 18 ein unverzichtbares Element des Gesetzgebungsverfahrens. In einzelnen Anhörungen werde die „(…) Rednerliste [jedoch] schematisch ab­ gehandelt ohne vertiefte inhaltliche Auseinandersetzung und ohne Bereit­ schaft, sich mit konstruktiven Anregungen auseinanderzusetzen.“ Dennoch hatte er bei allen Hearings, an denen er als Sachverständiger teilnahm, das Gefühl, „(…) dass die anwesenden Abgeordneten und Regierungsvertreter [s]einen Ausführungen aufmerksam und interessiert folgten.“ Die Zeit zur Vorbereitung auf das Hearing sei mit vier bis sechs Wochen in der Regel ausreichend. Vor dem Hintergrund, dass die öffentlichen Anhörungen Fachwissen ver­ mitteln und das Gesetzgebungsverfahren transparenter gestalten sowie die Legitimität des Verfahren bewirken würden, sind die Hearings laut dem Befragten 19 „unbedingt notwendig.“ Weil den Sachverständigen in der Sitzung aber regelmäßig nur wenige Minuten für ihre Eingangsstatements eingeräumt würden, könnten sie ihre Standpunkte nur schwer verdeutlichen. Sofern eine Fraktion bereits im Vorfeld der Sitzung ihre Entscheidung hinsichtlich des in Frage stehenden Gesetzes getroffen habe, erfolge die Wahl der Sachverstän­ digen danach, ob sie der bereits vorgefertigten Position zustimmen würden. Trotz dieser Kritikpunkte fühlte sich der Befragte 19 ausreichend gehört. Das Zeitfenster zur Vorbereitung ist in seinen Augen sehr knapp und man „muss buchstäblich „alles stehen und liegenlassen“, um sich vorzubereiten.“ Die Anhörung von Experten im Rahmen der Ausschusssitzung ist dem Befragten 20 zufolge ein „wichtiges Instrument“, weil auf diese Weise poli­ tische Gesichtspunkte und wissenschaftlich formulierte Informationen unmit­ telbar aufeinanderträfen. Der Befragte 20 gibt an, keine allzu großen Prob­ leme bei der Durchführung der öffentlichen Anhörung zu erkennen. Zudem fühlte er sich ausreichend gehört und stuft die Zeit, die ihm zur Vorbereitung auf das Hearing eingeräumt wurde, als ausreichend ein. Da die Anhörung eine inhaltliche Diskussion über das Gesetzgebungsvor­ haben ermögliche, dürfe darauf nicht verzichtet werden (Befragte 21). Der Befragte 21 beanstandet allerdings die Zeitaufteilung der Fragerunde, deren



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Ablauf sich allein an der Fraktionsstärke orientiere. Zumindest bei den „tech­ nischen Details“ fühlte er sich aber ausreichend von den beteiligten Politi­ kern gehört. Bei den „Grundfragen“ hätten die Fraktionen ihre Entscheidung oftmals bereits im Vorfeld der Anhörung getroffen. Die Zeit zur Vorbereitung der Stellungnahme sei regelmäßig sehr knapp. Es dürfe jedoch nicht außer Acht gelassen werden, dass das Gesetzgebungsverfahren nicht extrem in die Länge gezogen werden könne. Der Befragte 22 sieht die öffentliche Anhörung als unverzichtbaren Best­ anteil der parlamentarischen Arbeit. Er fühlte sich im Zusammenhang mit dem Hearing mit keinerlei Problemen konfrontiert und von den beteiligten Politikern gehört. Auch das Zeitfenster zur Vorbereitung stuft er als ausrei­ chend ein. In den Augen des Befragten 23 sind die Hearings nur dann sinnvoll, wenn „Bereitschaft besteh[e], sich inhaltlich mit Argumenten auseinanderzusetzen“ und die Entscheidung über das Gesetzesvorhaben noch nicht im Vorfeld der Anhörung feststehe. Der Befragte 23 schlägt daher eine Diskussion unter den Sachverständigen vor, um die Probleme im Zusammenhang mit dem Gesetz­ entwurf adäquat darstellen zu können. Weil „Politiker [das] hören (…), was sie hören wollen“, fühlte er sich nur teilweise gehört. Das Zeitfenster zur Vorbereitung auf das Hearing sei von Anhörung zu Anhörung unterschiedlich zu bewerten. Laut dem Befragten 24436 ist die Anhörung „unabhängig von ihrer Effekti­ vität (…) wichtig und förderlich, weil sie veröffentlicht wird.“ Das Problem des Hearings bestehe gelegentlich darin, dass nur wenige kompetente Sach­ verständige geladen würden. Zudem sei das Verfahren zu starr und orientiere sich nicht an dem in Frage stehenden Gesetzesvorhaben. Insbesondere bei komplexeren Entwürfen wäre es sinnvoller, anstelle des Hearings ein schrift­ liches Verfahren durchzuführen. Im Zusammenhang mit der Frage, ob er sich von den beteiligten Politikern ausreichend gehört fühlte, stellt der Befragte 24 klar, dass man den Politikern „(…) nicht vorwerfen [könne], dass sie die Sachverständigen nicht länger anhör[t]en, weil sie selbst im Korsett des Ver­ fahrens gefangen [seien].“ Ob das Zeitfenster zur Vorbereitung auf die Sit­ zung ausreichend sei, könne man nicht pauschal beantworten. Dies sei von Anhörung zu Anhörung unterschiedlich. Der Befragte 25 hält die öffentliche Anhörung ebenfalls für wichtig. In Bezug auf das Hearing, an dem er als Sachverständiger teilgenommen hat, bemängelt er, dass zu wenig Fragen an ihn gestellt worden seien. Im Rahmen der Sitzung fühlte er sich nicht ausreichend von den beteiligten Politikern 436  Die Befragung des Befragten 24 fand telefonisch statt und wurde unmittelbar transkribiert.

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B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

gehört. Die Zeit, die ihm zur Vorbereitung auf das Hearing eingeräumt wor­ den sei, sei ausreichend gewesen. Da die öffentliche Anhörung der Wissensvermittlung diene, sei sie ein wichtiges Element des Gesetzgebungsverfahrens (Befragte 26). Bei der An­ hörung des Befragten 26 habe allerdings das „(…) teilweise extreme[] Über­ gewicht der Sachverständigen, die von den regierungstragenden Fraktionen benannt [worden seien], (…) zu langweiligen, mitunter selbstreferenziellen Debatten [geführt]“. Von Anhörung zu Anhörung fühlt er sich unterschiedlich von den beteiligten Politikern gehört. Auch das Zeitfenster zur Vorbereitung variiere sehr stark. Selbst wenn aber ausreichend Zeit eingeräumt werde, lasse die geringe Vergütung eine längerfristige Auseinandersetzung mit dem Gesetzesvorhaben aus wirtschaftlichen Gründen nicht sinnvoll erscheinen. Aufgrund des unmittelbaren Aufeinandertreffens von politische Gesichts­ punkten und wissenschaftlich formulierte Informationen stuft der Befragte 27 das Hearing als nützlich ein. Die Wahl der Sachverständigen bestimme sich danach, ob die Experten mit den bereits im Vorfeld der Anhörung feststehen­ den Ansichten der Fraktionen übereinstimmen würden. „Wenn die Sachver­ ständigen [aber] (…) lediglich die bereits vorgefasste Meinung der Fraktion (…) unterstützen [sollten], [sieht er] keinen Mehrwert [in der Anhörung].“ Im Großen und Ganzen hat er sich aber von den beteiligten Abgeordneten ausreichend gehört gefühlt. Viele seiner Anregungen hätten am Ende zu Ent­ wurfsänderungen geführt. Auch das Zeitfenster zur Vorbereitung sei ausrei­ chend gewesen. Der Befragte 28 hält die Durchführung einer öffentlichen Anhörung für sinnvoll. Der zu enge Zeitrahmen des Hearings ist in seinen Augen ein Pro­ blem. Obwohl er sich grundsätzlich von den anwesenden Politikern gehört fühlte, seien seine Änderungsvorschläge nur in wenigen Einzelfällen aufge­ griffen worden. Die Zeit zur Vorbereitung auf das Hearing sei meistens aus­ reichend. Der Befragte 29 weist darauf hin, dass der Einfluss der Hearings auf das Gesetzgebungsverfahren nur marginal sei. Der Grund hierfür liege insbeson­ dere in dem mangelnden Interesse der Abgeordneten an den Ausführungen der Sachverständigen. Von der Mehrheit der anwesenden Politiker fühlte er sich daher nicht ausreichend gehört. Das Zeitfenster zur Vorbereitung sei je­ doch angemessen gewesen. Obgleich der Befragte 30 die öffentliche Anhörung für wichtig erachtet, schränke die Art und Weise der Durchführung die Einflussmöglichkeiten der Sachverständigen immens ein. Problematisch erscheine in diesem Zusam­ menhang bereits das Auswahlverfahren der Sachverständigen. Dieses orien­ tiere sich größtenteils an den politischen Zielen, die der Sachverständige bestärken solle. Auch die im Rahmen der Anhörung stattfindende Fragerunde



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folge allein diesem Ziel. Die Politiker „(…) [nähmen] die Anhörung nicht zum Anlass, um sich mit einer gegenläufigen Position auseinanderzusetzen oder konstruktive Kritik am Vorhaben ernst zu nehmen.“ Ob er sich von den Politikern ausreichend gehört fühlt, bestimme sich dementsprechend danach, ob die Frage von einem Politiker stamme, der ihn als Sachverständiger be­ nannt habe. Das Zeitfenster, das zur Vorbereitung auf das Hearing eingeräumt werde, sei von Anhörung zu Anhörung unterschiedlich. bb) Zusammenfassung und Ergebnisse der Befragung Von 69 angefragten Personen erklärten sich 30 und damit rund 43 Prozent bereit, an der Umfrage teilzunehmen. Vier (13 Prozent) beantworteten die Fragen mündlich. In diesen Fällen transkribierte die Bearbeiterin die Aussa­ gen unmittelbar.437 Trotz der Tatsache, dass sämtliche befragten Sachverständigen auf Schwachstellen des Hearings hinwiesen, bestand Einigkeit, dass die Einbe­ ziehung von Experten ein notwendiger Bestandteil eines guten und gelunge­ nen Gesetzgebungsverfahrens darstellt. Auf diesen Weg können nach Ansicht der Befragten 2, 4, 8, 9, 10, 14, 15, 18, 19, 20, 22, 26, 27 und 28 nicht nur Expertise und Fachkenntnisse vermittelt, sondern auch potenzielle Umset­ zungsproblematiken aufgedeckt werden (Befragten 4, 18, 19, 27, 30). Die Anforderung, möglichst eine breite Vielfalt an Interessen, Meinungen und Positionen bei der Gesetzgebung zu berücksichtigen, werde damit zusätzlich erfüllt (Befragten 1, 15, 19, 20, 22). Gerade die Archivierung der Sitzung mithilfe des Wortprotokolls und der Drucksachen bedinge, dass das Verfah­ ren an Transparenz zunehme und die interessierte Öffentlichkeit besser daran teilhaben könne (Befragten 2, 14, 19, 21, 24, 30). Die Befragten 9, 12, 17 und 30 betonten in diesem Zusammenhang aber, dass die Anhörungen diese Funktionen derzeit „mehr schlecht als recht“ erfüllten (Befragte 12) und deshalb dringend einer Änderung bedürften, um nicht als „reine Alibiveran­ staltung“ zu enden (Befragte 17). In Bezug auf die oben aufgeworfene Forschungsfrage, welche Herausfor­ derungen die Sachverständigen bei der öffentlichen Anhörung sehen, wurde das starre Verfahren mit 21 Erwähnungen am häufigsten genannt, dicht ge­ folgt vom Zeitfenster für die Vorbereitung (17 Mal) und den politischen Rahmenbedingungen (17 Mal). Zehn Experten stuften das Hearing als zu spät ein. Laut den Befragten 5, 7, 8, 9, 10, 14, 15, 17, 19, 26 und 28 findet die Sitzung in einem sehr starren und engen zeitlichen Fenster statt. Den Befragten 10, 15, 17 und 19 zufolge ist es oftmals schwer, seine Position in 437  Vgl.

hierzu Anhang 14.

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dem fünfminütigen Eingangsstatement, dessen Erfüllung penibel mit der Uhr in der Mitte des Saales gemessen werde, unterzubringen und verständlich darzustellen. Den Befragten 6, 9, 11, 14, 15, 16 und 23 nach wäre eine Dis­ kussions- oder Rückfragemöglichkeit, insbesondere unter den Sachverständi­ gen selbst (Befragten 6, 14, 15, 16, 23), äußerst sinnvoll: „Wäre eine solche Diskussion möglich, [könnte] (…) ernsthaft nach Alternativen [gesucht wer­ den]“ und Probleme adäquat vorgestellt werden, meinte beispielsweise der Befragte 23. Durch die Zeitaufteilung nach Fraktionsstärke in der anschlie­ ßenden Fragerunde würden zudem nur die seitens der Parteien gestellten Fragen beantwortet. Nachfragen der Sachverständigen seien dagegen nicht vorgesehen. Die Ausschöpfung des Sachverstandes der Experten und die tiefergehende Ergründung der Probleme gerieten so in der Konsequenz nicht selten ins Hintertreffen (Befragten 15, 21, 29). Am zweithäufigsten wurde das Zeitfenster zur Vorbereitung kritisiert (Befragten 2, 3, 5, 6, 7, 8, 10, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 19, 21, 24, 26). Viele stuften die eingeräumten zehn Tage vor Sitzungsbeginn (Befragten 13, 15, 16) in Anbetracht des daneben noch weiter auszuführenden Berufes und dem Familienleben (Befragten 15, 16, 19) als zu knapp ein (Befragten 3, 7, 8, 10, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 19, 21). Behält man nach den Befragten 10 und 26 dazu noch die „miserable“ (Befragte 26) Vergütung im Hinterkopf, sei es kaum verwunderlich, dass in der Konsequenz die Qualität der eingereichten Stellungnahmen leide. Die Befragten 1, 6, 9, 18, 19, 20, 22, 27, 28 und 29 hielten die zur Verfügung ge­ stellte Vorbereitungsphase für ausreichend. Die Befragten 19, 20 und 22 be­ gründeten dies allerdings damit, dass sie sich mit der Thematik des Entwurfs bereits zuvor in ihrem beruflichen Alltag auseinandergesetzt hätten. Dass an dieser Stelle keine pauschale Antwort möglich sei, da sich der zeitliche Rah­ men von Entwurf zu Entwurf unterscheide, antworteten die Befragten 2, 5, 24, 26 und 30. Die Befragten 6, 10, 16 und 24 betonten in diesem Kontext die Bedeutung des Umfangs des Entwurfs: Bei größeren Gesetzesvorhaben bedürfe es nicht nur einer längeren Vorbereitungsphase, sondern nach An­ sicht des Befragten 16 unbedingt einer schriftlichen Positionierung, die eben­ falls eine gewisse Zeit in Anspruch nehme. Zugleich wird entsprechend der Befragten 14 und 17 durch die enge zeitliche Planung die Vorbereitung der Ausschussmitglieder erschwert. Sowohl der Befragte 10 wie auch die Befragten 16, 17, 29 und 30 hatten während des Hearings den Eindruck, dass die Abgeordneten sich weder eingearbeitet noch überhaupt die eingereichten schriftlichen Stellungnahmen gelesen hätten. Die Abgeordneten wirkten auf den Befragten 25 desinteressiert und der Befragte 2 äußerte die Vermutung, dass es heutzutage weniger um „sachgerechte Gesetzgebung“ gehe als um die Wählerstimmen. Ein weiterer Kritikpunkt war die starke politische Einbettung des Verfah­ rens (Befragten 1, 3, 4, 5, 6, 9, 10, 12, 14, 15, 16, 19, 23, 24, 25, 27). Bei



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen91

vielen Sachverständigen erhärtete sich der Eindruck, dass die Fraktionen diejenigen Experten benennen und laden, die ihre eigene politische Überzeu­ gung am besten widerspiegeln (Befragten 1, 3, 4, 5, 9, 12, 14, 16, 27, 30). Weniger die Kompetenz als die Sichtweise des Sachkundigen entscheide also über dessen Auswahl (Befragten 3, 12, 16, 30). Weil die Parteien regelmäßig nur ihre eigenen Sachverständigen oder Experten befragen würden, die ihrer Ansicht zustimmten (Befragten 9, 10, 14, 15, 19, 23, 24, 30) finde kein „er­ gebnisoffenes Zuhören mit dem Ziel einer Wissensvermittlung“ statt (Befragte 9). Die Befragten 23 und 24 bezeichneten die Anhörung deshalb sogar als „reine Alibiveranstaltung“ beziehungsweise „politisch festgelegte Cho­ reographie“. Zehn Gesprächsteilnehmer bemängelten den späten Zeitpunkt im Gesetzgebungsverfahren, zu welchem das Hearing durchgeführt wird (Befragten 2, 3, 5, 9, 13, 14, 16, 17, 19, 23). Aufgrund des Drucks der be­ vorstehenden Abstimmungen im Bundesrat und Bundestag (Befragte 17) stünden die grundlegen Ansichten und Entscheidungen in dieser Phase in der Regel bereits fest und es sei schwer, die Beteiligten von einer anderen Posi­ tion zu überzeugen (Befragten 2, 3, 5, 9, 13, 14, 16, 19, 23). Trotz der Vielzahl an aufgeführten Problematiken des Hearings fühlten sich 14 Sachverständige und damit der Großteil der Befragten von den Aus­ schussmitgliedern ausreichend gehört (Befragten 1, 4, 6, 8, 9, 13, 15, 16, 18, 19, 20, 21, 22, 27). Nur acht beantworteten diese Frage mit nein (Befragten 3, 5, 7, 11, 12, 17, 23, 25). Drei sagten aus, dass dies von Fall zu Fall unter­ schiedlich zu bewerten sei (Befragten 10, 14, 26). Die Befragten 1, 8, und 27 wurden „intensiv“ gehört (Befragte 1), ernst genommen (Befragte 8) und äußerten, dass „[e]tliche [ihrer] Vorschläge und Kernbotschaften (…) im weiteren Gesetzgebungsverfahren aufgenommen und berücksichtigt [worden seien]“ (Befragte 27). Der Befragte 21 beschränkte sich in diesem Kontext insbesondere auf technische Details. Im Kontrast dazu antwortete der Befragte 3 auf die Frage, ob er sich von den Beteiligten ausreichend gehört fühlte mit „[n]atürlich nicht“. Auch der Befragte 17 hatte „[ü]berhaupt nicht“ den Eindruck, dass ihm zugehört wurde. Diese Einschätzung teilten die Befragten 5, 11, 12, 23 und 25. Der Befragte 10 konstatierte in diesem Kontext, dass seine kritischen Anmerkungen zum Gesetzentwurf zwar nicht direkt zu Änderungen im Gesetzgebungsverfahren geführt, im Nachgang des Geset­ zesbeschlusses aber nicht selten über den Rechtsweg Anpassungen bewirkt hätten.438

438  Vgl.

zu dem gesamten Gliederungspunkt B. II. 1. b) Anhang 14.

92

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

c) Fazit Mithilfe der empirischen Ergebnisse konnte die im Gliederungspunkt II. 1. formulierte Forschungsfrage beantwortet werden. Die Befragung zeigte, wel­ che Herausforderungen sich für die Sachverständigen im Zusammenhang mit den öffentlichen Anhörungen ergeben. Insbesondere der enge starre Zeitplan und die starke politische Färbung des Hearings konnten als Probleme ausge­ macht werden. Auch die geringe Vorbereitungsphase und der späte Zeitpunkt der Durchführung grenzen aus Sicht der Sachverständigen die Einflussmög­ lichkeiten ein. Durch die Befragung der beteiligten Sachverständigen konnte ein umfang­ reiches Bild zu dem subjektiven Empfinden der Sachverständigen in Bezug auf das Hearing gewonnen werden. Dieses wird am Ende der Arbeit neben der Dokumentenanalyse dazu beitragen, Verbesserungsansätze zu formulie­ ren, die das Hearing von ihren limitierenden Faktoren befreien und effektiver ausgestalten soll. 2. Dokumentenanalyse Der nächste Abschnitt, der zugleich den Hauptteil der Analyse darstellt, beschäftigt sich mit den Gesetzentwurfsfassungen, Wortprotokollen und Ge­ setzesblättern von Mitte 2017 bis Ende 2018. Bevor dazu genauer auf die einzelnen, chronologisch geordneten Gesetzgebungsverfahren eingegangen wird, sollen Hypothesen aufgestellt sowie die Untersuchungsmethode erläu­ tert werden. a) Hypothesenbildung Auf Basis der bisherigen Erkenntnisse und aufbauend auf den theoreti­ schen Teil aus dem Gliederungspunkt B. I. werden folgende Hypothesen zur Untersuchung der Einflussnahme der Sachverständigen aufgestellt und einer empirischen Prüfung unterzogen:  ypothese 1: Wenn Sachverständige im Sinne des § 70 GO BT zur BeraH tung der Ausschüsse herangezogen werden, dann haben deren Beiträge keine grundlegenden Änderungen mehr zur Folge.  ypothese 2: Wenn Sachverständige im Sinne des § 70 GO BT zur BeraH tung der Ausschüsse herangezogen werden, dann haben deren Aussagen und Ansichten keine entwurfsändernde oder qualitätssteigernde Wirkung.  ypothese 3: Wenn Sachverständige im Sinne des § 70 GO BT zur BeraH tung der Ausschüsse herangezogen werden, dann können nur solche Sach-



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen93

verständige Änderungen bewirken, die von der Regierungskoalition geladen wurden. Die Behauptungen in den Hypothesen 1 und 2 stützen sich auf zahlreiche Stimmen in der Literatur, die den Einfluss der Sachverständigen im Rahmen der Anhörung im Sinne des § 70 GO BT als nur marginal einstufen.439 Hypothese 1 geht insbesondere aus der Vermutung hervor, dass der Zeitpunkt der öffentlichen Anhörung mit der Ausschusssitzung zu spät gesetzt sei.440 In dieser Phase ist das Verfahren schon weit fortgeschritten und steht bereits kurz vor der abschließenden Beratung in Bundestag und Bundesrat.441 Viele Kritiker vermuten daher, dass die grundlegenden Entscheidungen in diesem Zeitpunkt bereits gefallen seien und die wesentlichen politischen Standpunkte feststehen würden.442 Unter grundlegende Änderungen sollen daher vollstän­ dige Neufassungen oder umfangreiche, äußerst zeitintensive Überarbeitungen eines Gesetzesvorhabens fallen. Die Hypothese 2 folgt aus der Annahme, dass die Hearings im Falle der Einflussnahme vorrangig der Wissensvermitt­ lung und Optimierung von Gesetzesvorhaben dienten.443 Anders als die Hypothese 1 soll die Hypothese 2 daher auch einzelne, punktuelle Nachbesse­ rungen berücksichtigen. Die Hypothese 3 basiert auf dem Vorwurf der starken politischen Färbung der Hearings. So wird größtenteils angenommen, die Sachverständigenanhörungen seien nur noch „parlamentarische Ritua­ l[ien]“444, die von den staatlichen Organen als bloßes politisches Instrument missbraucht werden.445 Als Regierungskoalition wird hierbei die Große Koa­ lition von CDU/CSU und SPD verstanden. Dies gilt für den gesamten Unter­ suchungszeitraum von Mitte 2017 bis Ende 2018, da sich die Regierungs­ koalition sowohl in der 18. wie auch der 19. Legislaturperiode aus der CDU/ CSU und der SPD zusammensetze.446

439  Becker, 2005, S. 121; Eichhorst/Wintermann, in: Sozialer Fortschritt 2003, 163 (164, 167); Froman, 1967, S. 42; Heinrich/Lange, in: Kriminalpolitik, S. 441; Protokoll-Nr. 18/133, S. 15; Schindler, in: ZParl 1973, 10; Schneider, 2002, Rn. 119; Schulze-Fielitz, in: JZ 2004, 862 (867); Tenhaef, 1992, S. 15 f., 123; vgl. hierzu auch Gliederungspunkt A. 440  Vgl. hierzu Gliederungspunkt B. I. 4. und 6. 441  Loewenberg, 1969, S. 388; Schröder, 1976, S. 113; Sontheimer/Röhring, 1977, S. 278. 442  Amelung, in: ZStW 1980, 19 (66); Fischer, 2018, S. 288; Kertai, 2014, S.  41 f.; Lange, in: Kriminalpolitik, S. 282; Mengel, in: DÖV 1983, 226 (233); Neyses, 1968, S. 17; Schröder 1976, S. 113. 443  Ismayr, 1992, S. 484; Ismayr, 2012, S. 412; Schäfer, 1975, S. 119; Vetter, 1986, S. 202 f.; vgl. hierzu auch Gliederungspunkt B. I. 5. 444  Ausdruck im Titel von Roth, 1980. 445  Herzmann, 2010, S. 78; Tenhaef, 1992, S. 7. 446  Bundeszentrale für politische Bildung, 2013; Die Bundesregierung, 2018.

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B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

b) Gang der Untersuchung Bei dem Vorhaben, die zuvor aufgestellten Hypothesen zu untersuchen, stehen vier Bezugsquellen zur Verfügung:447 Die Entwurfsfassungen, Wort­ protokolle, Beschlussempfehlungen sowie die Gesetzesblätter, die jedes Ge­ setzgebungsverfahren abrunden. Weil es sich bei den Wortprotokollen um ausführliche Dokumente handelt, die den Beratungsgang der Hearings Wort für Wort veranschaulichen (vgl. § 73 GO BT),448 zählen diese wohl zu den wichtigsten Erkenntnisquellen der Untersuchung. Aber auch die Beschluss­ empfehlungen an den Bundestag sind für einen ersten Überblick in Bezug auf die beteiligten Sachverständigen und dem Beratungsgang von unschätz­ barem Wert.449 Mithilfe der Ergebnisse, die mittels dieser vier Erhebungsmethoden ge­ wonnen werden, soll es anschließend möglich sein, den Einfluss der Sach­ verständigen auf die Strafgesetzgebung zu bestimmen, beziehungsweise die oben genannten Hypothesen zu überprüfen.450 Dieser Versuch wird auf Basis auftretender Unterschiede zwischen der ersten Fassung des Gesetzentwurfs und dem abschließenden Gesetzesbeschluss erfolgen, welche in einem letz­ ten Schritt mit den Beiträgen der Sachverständigen abgeglichen werden. Darüber hinaus wird entsprechend der Aussagen mehrerer Sachverständiger davon ausgegangen, dass es der ständigen Praxis bei Hearings entspricht, dass die Sachverständigen jeweils als erstes von einem Abgeordneten der sie vorschlagenden Fraktion befragt werden.451 c) Analyse der Gesetzesänderungen der vergangenen eineinhalb Jahre im Bereich Strafrecht (Stand Frühjahr 2019) Im Folgenden sollen die Gesetzesänderungen der vergangenen eineinhalb Jahre im Bereich Strafrecht in Bezug auf die Einflussnahme der an den Hea­ rings beteiligten Sachverständigen untersucht werden. Dazu wird in einem ersten Arbeitsschritt der Inhalt des in Frage stehenden Gesetzentwurfs erläu­ tert. Nachdem die Beiträge der Experten zusammengefasst und Beschluss­ empfehlung und Gesetzesbeschluss dargelegt wurden, stellt die Bearbeiterin die zwischen dem anfänglichen Gesetzesvorhaben und Beschluss auftreten­ 447  Adam, 1977, S.  17 f.; Adam, 2007, S. 136; Döhler, in: Politische Vierteljahres­ schrift 2012, 181 (187); Schmid, 1998, S. 180; Tenhaef, 1992, S. 78; Vetter, 1986, S. 203. 448  Heynckes, in: ZParl 2009, 459 (475); Schneider, 2002, Rn. 121. 449  Schneider, 2002, Rn. 121. 450  Döhler, in: Politische Vierteljahresschrift 2012, 181 (183). 451  Mündliche Information mehrerer Sachverständiger.



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen95

den Unterschiede vor, welche sie mit den Beiträgen der seitens der Fraktio­ nen geladenen Sachkundigen abgleicht. aa) 29.05.2017:452 Zweiundfünfzigstes Gesetz zur Änderung des Strafgesetzbuches – Stärkung des Schutzes von Vollstreckungsbeamten und Rettungskräften (1) Inhalt des Gesetzentwurfs Das vorliegende Gesetzesvorhaben ziele auf die Verbesserung des Schut­ zes von Vollstreckungsbeamten und Rettungskräften ab.453 Dass Ausschrei­ tungen gegenüber solchen Personen keine Seltenheit seien, würden insbeson­ dere die steigenden Zahlen der vergangenen Jahre in der polizeilichen Krimi­ nalstatistik zeigen.454 Vor dem Hintergrund, dass diese wegen ihrer für die Gesellschaft so wichtigen Arbeit Wertschätzung verdienen455 und ebenso die Staatsgewalt repräsentieren würden, erscheine eine Änderung der derzeit geltenden Strafsystematik unabdingbar. Aus diesem Grund nehme der Gesetzentwurf eine Verschärfung der §§  113 ff. StGB456 sowie Veränderungen der §§ 125, 125a StGB in den Blick.457 Der Gesetzgeber erhofft sich dadurch eine positive, generalpräven­ tive Wirkung.458 Indem in § 113 Absatz 2 Satz 2 Nummer 1 StGB auf die Voraussetzung der Verwendungsabsicht („um diese oder dieses bei der Tat zu verwenden“) verzichtet werde,459 solle nun auch die abstrakte Gefährlichkeit von Waffen beziehungsweise anderen gefährlichen Werkzeugen umfasst wer­ den.460 Aufgrund der inhaltlichen Verknüpfungen zwischen den §§ 113 ff. StGB und den §§ 125, 125a StGB werde parallel zu § 113 Absatz 2 Satz 2 Nummer 1 StGB-E in § 125a StGB-E die Notwendigkeit der Verwendungs­ absicht gestrichen.461 Bei der Anfügung des § 113 Absatz 2 Satz 2 Nummer 3 452  Die Ordnung der einzelnen Gesetzesvorhaben erfolgt nach dem Tag des In­ krafttretens. 453  BT-Drs. 18/11161, S. 1, 8. 454  BT-Drs. 18/11161, S. 1. Die Opferzahlen verteilten sich wie folgt: 2015: 64.371 Opfer; 2014: 62.770 Opfer; 2013: 59.044 Opfer (BT-Drs. 18/11161, S. 1). 455  BT-Drs. 18/11161, S. 2, 10. 456  BT-Drs. 18/11161, S. 1, 8. 457  BT-Drs. 18/11161, S. 2, 6. 458  BT-Drs. 18/11161, S. 11. 459  BT-Drs. 18/11161, S. 2, 5, 9; siehe hierzu auch Anhang 15. An dieser Stelle soll stets nur auf die für die Untersuchung relevanten Änderungen eingegangen werden. Redaktionelle Änderungen bleiben außer Betracht. 460  BT-Drs. 18/11161, S. 9, 12. 461  BT-Drs. 18/11161, S. 2, 9, 10, 14.

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B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

StGB handele es sich um eine Ergänzung des Regelbeispielkatalogs um die gemeinschaftliche Tatbegehung.462 Auf diese Weise sollten die in diesen Konstellationen erhöhten Risiken für die Polizei besser eingedämmt wer­ den.463 Mit dem neuen § 114 StGB-E würden tätliche Angriffe auf Vollstre­ ckungsbeamte bei Diensthandlungen in einem gesonderten Paragraphen mit erhöhtem Strafrahmen (Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren) bedacht werden.464 Im Gegensatz zum § 113 StGB-E465 sei hier also keine Vollstreckungshandlung nötig, sodass auch Übergriffe im Zusammenhang mit allgemeinen Diensthandlungen erfasst werden könnten.466 § 114 Absatz 2 StGB-E stelle klar, dass die im Rahmen des § 113 Absatz 2 StGB-E gelten­ den Regelbeispiele ebenfalls Anwendung finden sollten.467 Da der neue § 114 StGB-E allgemeine Diensthandlungen umfasse, würden die Privilegierungsund Irrtumsregelungen des § 113 StGB auf diejenigen Fälle beschränkt, die sich auf Vollstreckungshandlungen bezögen.468 Der bisherige § 114 StGB a. F. werde zum neuen § 115 StGB-E.469 Neben einzelnen Anpassungen auf­ grund von § 113 StGB-E und § 114 StGB-E470 werde mit der Änderung vor allem die Möglichkeit geschaffen, Täter, welche Hilfskräfte während ihres Einsatzes tätlich angriffen, nach dem höheren Strafrahmen des § 114 StGB-E zu verfolgen. Liege dagegen lediglich eine gewalttätige Behinderung oder Drohung vor, finde weiterhin § 113 StGB Anwendung (vgl. § 115 Absatz 3 StGB-E). In § 125 StGB-E werde auf die Subsidiaritätsklausel verzichtet.471 Bislang habe diese zur Folge gehabt, dass eine Verurteilung wegen Landfriedens­ bruchs nicht möglich gewesen sei, wenn eine andere Vorschrift mit höherer Strafandrohung gegriffen habe.472 Mit der geplanten Streichung solle das Unrecht des Landfriedensbruchs nun auch dann zur Geltung kommen, wenn andere, schwerere Delikte erfüllt seien.473

S. 2, 5, 9, 12. S.  8 f., 12. 464  BT-Drs. 18/11161, S. 2, 8 f., 12. 465  BT-Drs. 18/11161, S. 8. 466  BT-Drs. 18/11161, S.  8 f., 12. 467  BT-Drs. 18/11161, S. 9, 12. 468  BT-Drs. 18/11161, S. 2, 10, 13. 469  BT-Drs. 18/11161, S. 2, 6, 9 f., 13. 470  BT-Drs. 18/11161, S. 2, 9 f., 13. 471  BT-Drs. 18/11161, S. 6, 9 f., 13. 472  BT-Drs. 18/11161, S. 10, 13. 473  BT-Drs. 18/11161, S. 9. Weitere Änderungen im § 125 StGB sind lediglich re­ daktioneller Natur (BT-Drs. 18/11161, S. 14). 462  BT-Drs. 18/11161, 463  BT-Drs. 18/11161,



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen97

(2) Beiträge im Rahmen der 135. Ausschusssitzung am 22.03.2017 Der Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz hat in seiner 131. Sitzung am 8. März 2017 beschlossen, eine öffentliche Anhörung abzuhalten, welche in der 135. Sitzung am 22. März 2017 stattfand.474 Nachfolgende Sachver­ ständige wurden dabei gehört: Sascha Braun (Gewerkschaft der Polizei, Ab­ teilungsleiter Recht und Kriminalpolitik), Ruben Franzen (Neue Richterver­ einigung e. V.), Prof. Dr. Dr. h. c. Michael Kubiciel (Universität zu Köln, In­ stitut für Strafrecht und Strafprozessrecht, Geschäftsführender Direktor), Dr. Dorothea Magnus, LL.M. (Universität Hamburg), Prof. Dr. Henning Ernst Müller (Universität Regensburg, Lehrstuhl für Strafrecht und Kriminologie), Birgitta Radermacher (Polizeipräsidium Wuppertal, Polizeipräsidentin) und Rainer Wendt (Deutsche Polizeigewerkschaft, Bundesvorsitzender).475 Ent­ sprechend der im Rahmen der öffentlichen Anhörung erfolgten Fragerunde ist davon auszugehen, dass Magnus, Radermacher und Wendt seitens der CDU/CSU geladen wurden.476 Braun und Kubiciel folgten der Ladung der SPD.477 Während Franzen von der Linken zur Stellungnahme gebeten wur­ de,478 waren es bei Müller die Grünen.479 Die wesentlichen Inhalte ihrer Beiträge sollen im Folgenden genauer erläutert werden.480 (a) Beiträge von Sascha Braun Braun zufolge besteht aufgrund der steigenden Zahlen von Übergriffen dringender Handlungsbedarf. Diesem komme der Entwurf richtigerweise nach.481 Braun befürwortet deshalb die Einfügung des neuen § 114 StGB-E. Denn obwohl die Polizeibeamten im Zusammenhang mit gewöhnlichen Diensthandlungen größeren Gefahren ausgesetzt seien, würden die bislang geltenden Vorschriften die Beamten nur unzureichend schützen.482 Zudem werde mit der angehobenen Mindeststrafe die Möglichkeit der Verfahrens­ einstellung eingedämmt.483 Weil das Ordnungswidrigkeitengesetz allein nicht zum Schutz von Feuerwehr, Katastrophenschutz und Rettungsdienst genü­ S. 4. S.  4 f.; Protokoll-Nr. 18/135, S. 11. 476  Protokoll-Nr. 18/135, S.  23 f. 477  Protokoll-Nr. 18/135, S. 23. 478  Protokoll-Nr. 18/135, S. 24. 479  Protokoll-Nr. 18/135, S.  22 f. 480  Vgl. hierzu Anhang 18. 481  Protokoll-Nr. 18/135, S. 14, 28. 482  Protokoll-Nr. 18/135, S. 15. 483  Protokoll-Nr. 18/135, S. 31. 474  BT-Drs. 18/12153, 475  BT-Drs. 18/12153,

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B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

ge,484 erscheine es außerdem sinnvoll, § 115 StGB-E auch auf diese Perso­ nengruppen auszuweiten. Zu den übrigen Änderungen nimmt Braun keine Stellung. (b) Beiträge von Ruben Franzen Franzen sieht dagegen keinen Anlass für den Gesetzentwurf. Ihm zufolge stellen die in der Gesetzesbegründung genannten Fallkonstellationen Ausnah­ men dar. In der Praxis würden die Täter meist alkoholisiert, gefühlsbestimmt und nicht entsprechend eines im Vorhinein gefassten Tatplans handeln. Der Gedanke der Spezialprävention könne hier demnach nicht greifen. Gegen die Erhöhung des Strafrahmens im Zusammenhang mit dem neuen § 114 StGBE spreche, dass den Beamten damit die Möglichkeit genommen werde, von der weiteren Verfolgung der Tat abzusehen. Parallel dazu steige naturgemäß auch die Eskalationsgefahr.485 Die Streichung der Verwendungsabsicht in § 113 Absatz 2 Satz 2 Nummer 1 StGB sowie § 125a Satz 2 Nummer 2 StGB lehnt Franzen ebenfalls ab. Da die meisten Täter bei der Tatausführung Schuhe tragen würden, würde das Regelbeispiel in fast allen Fällen grei­ fen.486 Zu den übrigen Änderungen wie § 115 StGB-E, dem neuen Regelbei­ spiel in § 113 Absatz 2 Satz 2 Nummer 3 StGB-E sowie der Streichung der Subsidiaritätsklausel in § 125 StGB schweigt Franzen. (c) Beiträge von Prof. Dr. Dr. h. c. Michael Kubiciel Vor dem Hintergrund, dass Beamte besonderen Schutz verdienen würden,487 ist es in den Augen von Kubiciel nur konsequent, die einschlägi­ gen Paragraphen zu verschärfen. Auch kriminalpolitische Gesichtspunkte488 sowie steigende Fallzahlen würden ein Einschreiten notwendig erscheinen lassen.489 Weil mit der Einfügung des neuen § 114 StGB-E das insoweit ver­ wirklichte Unrecht abgebildet werden könne und den Beamten besonderer Schutz gebühre, begrüßt Kubiciel die Einfügung des neuen § 114 StGB-E.490 Gerade die grundlegenden systematischen und teleologischen Unterschiede zwischen § 113 StGB-E und § 114 StGB-E sollten jedoch als Anlass dafür

484  Protokoll-Nr. 18/135, 485  Protokoll-Nr. 18/135, 486  Protokoll-Nr. 18/135, 487  Protokoll-Nr. 18/135, 488  Protokoll-Nr. 18/135, 489  Protokoll-Nr. 18/135, 490  Protokoll-Nr. 18/135,

S.  27 f. S. 16, 32. S. 17. S. 32. S.  38 f., 49. S. 17, 39, 41. S.  32, 46 f.



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen99

gesehen werden,491 die beiden Normen klarer voneinander zu trennen.492 Während es bei § 113 StGB-E primär um die Sicherung der Durchführung der Vollstreckungshandlung gehe, stehe bei § 114 StGB-E der Schutz der Beamten im Vordergrund.493 In Anlehnung an diese These sei zu empfehlen, den § 114 StGB als Spezialtatbestand für den Fall des tätlichen Angriffs aus­ zugestalten.494 § 115 StGB-E findet bei Kubiciel Zustimmung. Dass keine weiteren Berufsgruppen unter dessen Schutz fielen, sei allein die Entschei­ dung des demokratisch gewählten Gesetzgebers und unterfalle dessen Ein­ schätzungsprärogative.495 Ausdrücklich widerspricht Kubiciel dem Vorhaben, die Verwendungsabsicht aus § 113 Absatz 2 Satz 2 Nummer 1 StGB bezie­ hungsweise § 125a Satz 2 Nummer 2 StGB zu streichen. Im Falle des Feh­ lens dieses Prüfungspunktes sei eine Bestimmung der Gefährlichkeit des Werkzeugs nahezu unmöglich.496 Probleme die sich aus einer solchen Strei­ chung für die Praxis ergäben, seien zudem bereits im Zusammenhang mit § 244 StGB deutlich geworden.497 Im Gegensatz dazu steht der Sachverstän­ dige dem neuen Regelbeispiel der gemeinsamen Tatbegehung im Sinne des § 113 Absatz 2 Satz 2 Nummer 3 StGB-E positiv gegenüber. Für ihn ergäben sich weder Friktionen, noch stehe die Norm im Widerspruch zu kriminalpo­ litischen Gesichtspunkten: Da das Zusammenwirken mehrerer auch die Ge­ fahr für das Opfer intensiviere, erscheine es vielmehr sinnvoll, dieses Vorge­ hen mit einer höheren Strafe zu belegen.498 (d) Beiträge von Dr. Dorothea Magnus, LL.M. Magnus sieht keinen Anlass für die Gesetzesänderung. Die mit dem Ent­ wurf gesetzten Ziele seien zwar löblich,499 weil die Achtung vor den Beam­ ten und Hilfskräften zunehmend nachlasse.500 Dem gewählten Mittel des Strafrechts fehle es jedoch an der Geeignetheit, diese Vorhaben zu errei­ chen.501 Die Strafe als Instrument zur Erhöhung der Wertschätzung gegen­ über Polizisten verletze vielmehr das fundamentale strafrechtswissenschaftli­ 491  Protokoll-Nr. 18/135, 492  Protokoll-Nr. 18/135, 493  Protokoll-Nr. 18/135, 494  Protokoll-Nr. 18/135, 495  Protokoll-Nr. 18/135, 496  Protokoll-Nr. 18/135, 497  Protokoll-Nr. 18/135, 498  Protokoll-Nr. 18/135, 499  Protokoll-Nr. 18/135, 500  Protokoll-Nr. 18/135, 501  Protokoll-Nr. 18/135,

S. 45, 47. S. 18, 38, 45, 47. S. 45. S. 18, 48, 50. S. 47. S. 18. S. 18, 38, 43. S. 42. S. 18, 51, 59. S. 19, 58. S. 18 f., 51, 58, 60.

100

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

che Prinzip „ultima ratio“.502 Anstelle einer Verschärfung der Vorschriften solle der Fokus deshalb auf einer besseren Ausrüstung oder weiteren internen Schulung für Polizisten und Rettungskräften liegen.503 Ebenso widerspricht Magnus der Einfügung des § 114 StGB-E. Zum einen sei der im Gesetzentwurf angegebene Sinn und Zweck der Strafschärfung nicht nachvollziehbar:504 Zum anderen fehle es an einer deutlichen Abgren­ zung von § 113 StGB-E und § 114 StGB-E:505 Vor dem Hintergrund, dass eine solche klare Differenzierung in den Augen der Sachverständigen aber weder in dogmatischer noch kasuistischer Hinsicht umsetzbar ist, rät sie zu einer Streichung der Tathandlung „tätlicher Angriff“ in § 114 StGB-E sowie § 115 StGB-E.506 Die Ausweitung des § 115 StGB-E auf Feuerwehr, Katas­ trophenschutz und Rettungsdienst bewertet die Expertin dagegen als posi­ tiv.507 Der Ausschluss sonstiger Gruppen stelle zwar eine Ungleichbehand­ lung dar, diese sei aber aufgrund eines sachlichen Grundes, der Gefahrtra­ gungspflicht der geschützten Personen, gerechtfertigt und damit rechtmä­ ßig.508 Die Streichung der Verwendungsabsicht in § 113 Absatz 2 Satz 2 Nummer 1 StGB und § 125a Satz 2 Nummer 2 StGB lehnt sie strikt ab. Aufgrund der Tatsache, dass die gemeinschaftliche Tatausführung das Risiko für die Opfer erhöhe, sei aber die Anfügung des § 113 Absatz 2 Satz 2 Num­ mer 3 StGB-E sinnvoll.509 Auch über die Streichung der Subsidiaritätsklausel in § 125 Absatz 1 StGB ist sie erfreut.510 Auf diese Weise könne nicht nur der spezifische Unrechtsgehalt ausgedrückt werden,511 sondern zusätzlich ein wichtiger Beitrag zu dem Vorhaben geleistet werden, den Beamten zu mehr Ansehen zu verhelfen.512 (e) Beiträge von Prof. Dr. Henning Ernst Müller Müller sieht keinen Anlass für den Gesetzentwurf.513 Das Ziel der größe­ ren Wertschätzung von Polizeibeamten und sonstigen Hilfskräften sei zwar 502  Protokoll-Nr. 18/135, 503  Protokoll-Nr. 18/135, 504  Protokoll-Nr. 18/135, 505  Protokoll-Nr. 18/135, 506  Protokoll-Nr. 18/135, 507  Protokoll-Nr. 18/135, 508  Protokoll-Nr. 18/135, 509  Protokoll-Nr. 18/135, 510  Protokoll-Nr. 18/135, 511  Protokoll-Nr. 18/135,

512  Protokoll-Nr. 18/135, 513  Protokoll-Nr. 18/135,

S. 26. S.  59 f. S. 53. S. 18, 51, S. 18, 53, S. 56, 60. S. 26, 57, S. 19, 56, S. 57. S. 19, 57, S. 19, 57. S. 19, 62.

53, 59. 59. 60. 60. 60.



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen101

wünschenswert, das Strafrecht sei dafür aber das falsche Mittel.514 Weil al­ lein schärfere Strafen nicht zu höheren Ansehen führen könnten,515 sollten deshalb vielmehr die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und deren fami­ lienfreundlichere Ausgestaltung Gegenstand der aktuellen Diskussion sein.516 Des Weiteren gebe es keine kriminologischen Gründe für die in Planung stehende Verschärfung.517 Ebenso spricht sich Müller gegen die Einfügung des neuen § 114 StGB-E aus. Anstelle der bloßen Verschiebung des tätlichen Angriffs in den § 114 StGB-E, solle die Tathandlungsvariante ersatzlos gestrichen werden,518 da der Zweck der § 113 ff. StGB in der Sicherung der Durchführung rechtmäßi­ ger Staatsgewalt liege. Beim tätlichen Angriff stünden dagegen individuelle Rechtsgüter im Fokus, sodass dessen Bestrafung systematisch dem eigentli­ chen Schutzzweck widerspreche.519 Den Änderungen in Bezug auf § 115 StGB-E sei zwar grundsätzlich zuzustimmen, allerdings ergäben sich hier systematische und inhaltliche Friktionen.520 So seien die Rettungshandlungen weder Vollstreckungshandlungen, noch würden die Helfenden Amtsträger darstellen. Das öffentliche Schutzgut des § 113 StGB könne also nicht ein­ fach auf § 115 StGB-E transferiert werden.521 Aus systematischen Gründen sei die Regelung deshalb besser im Umfeld des § 323c StGB aufgehoben.522 Zudem sei die Ausgestaltung als abstraktes Gefährdungsdelikt angezeigt. Von einer Expansion auf andere Berufsgruppen sei dagegen abzuraten.523 Genauso wie die vorherigen Sachverständigen lehnt Müller die Streichung der Verwendungsabsicht in § 113 Absatz 2 Satz 2 Nummer 1 StGB und § 125a Satz 2 Nummer 2 StGB strikt ab.524 Auch die Anfügung von § 113 Absatz 2 Satz 2 Nummer 3 StGB-E sei zu kritisieren. Obwohl ein Zusam­ menwirken mehrerer Personen mit einer größeren Gefahr für das Opfer ein­ hergehe, dürfe doch der § 240 StGB (Nötigung) nicht aus dem Blick verloren werden: § 113 StGB habe mit der Gesetzesänderung 2011 den Status der Privilegierung gegenüber der Nötigung verloren. Mit der Neuregelung der gemeinschaftlichen Tatbegehung übersteige der Strafrahmen jedoch den des 514  Protokoll-Nr. 18/135, 515  Protokoll-Nr. 18/135, 516  Protokoll-Nr. 18/135, 517  Protokoll-Nr. 18/135, 518  Protokoll-Nr. 18/135, 519  Protokoll-Nr. 18/135, 520  Protokoll-Nr. 18/135, 521  Protokoll-Nr. 18/135, 522  Protokoll-Nr. 18/135, 523  Protokoll-Nr. 18/135, 524  Protokoll-Nr. 18/135,

S. 20, 67. S. 74, 78. S. 20. S. 19. S. 20, 70. S.  69 f. S. 34, 77. S. 77. S. 20, 34, 77. S. 34. S. 26, 71, 78.

102

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

§ 240 StGB, obgleich letzterer keine solche Qualifikation beinhalte.525 Zu­ dem umfasse bereits § 224 Absatz 1 Nummer 4 StGB die gemeinschaftliche Tatbegehung und belege diese mit einer viel höheren Strafe,526 sodass sich die Aufnahme der Nummer 3 in den Regelbeispielkatalog des § 113 StGB als redundant darstelle.527 Allein der Streichung der Subsidiaritätsklausel in § 125 StGB steht Müller positiv gegenüber.528 (f) Beiträge von Birgitta Radermacher Mit Blick auf die Notwendigkeit des strafrechtlichen Schutzes der Beamten hält Radermacher den Gesetzentwurf für gelungen.529 Die bloße Optimierung der Arbeitsbedingungen ist ihr zufolge ungenügend.530 So befürwortet Rader­ macher die Einfügung des neuen § 114 StGB-E als Qualifizierung gegenüber § 113 StGB-E.531 Ihr zufolge sollen aber nicht nur tätliche Angriffe, sondern auch sonstige Ausschreitungen, wie das Filmen der Beamten mit Strafe belegt werden.532 Aufgrund der Tatsache, dass es sich bei § 114 StGB-E um die Qualifikation des § 113 StGB-E handele, müsse zudem die Tathandlung „Drohung mit einem empfindlichen Übel“ in den Tatbestand des § 114 StGBE aufgenommen werden.533 Weiter empfiehlt sie, den Strafrahmen des § 113 StGB-E zu erhöhen, um die Möglichkeit der Geldstrafe einzugrenzen und die Anwendung des Strafbefehls zu fördern.534 Mit Blick auf § 17 StGB535 sei die Irrtumsregelung in § 113 Absatz 4 StGB-E überflüssig. Den Änderungen in Bezug auf § 115 StGB-E stimmt die Sachverständige dagegen zu.536 Zwar handele es sich bei den Sachbearbeitern weniger um Vollstreckungsbeamte im engeren Sinn, allerdings folge daraus nur eine umso stärkere Schutzbe­ dürftigkeit, da sie in Krisensituationen nicht etwa auf eine Waffe oder andere Verteidigungsmittel zurückgreifen könnten. Anders als ihre Vorredner hält Radermacher die Streichung der Verwendungsabsicht zur Intensivierung der Wertschätzung der Beamten für sinnvoll.537 Sie rät aber dazu, zwischen den 525  Protokoll-Nr. 18/135, 526  Protokoll-Nr. 18/135, 527  Protokoll-Nr. 18/135, 528  Protokoll-Nr. 18/135, 529  Protokoll-Nr. 18/135, 530  Protokoll-Nr. 18/135, 531  Protokoll-Nr. 18/135, 532  Protokoll-Nr. 18/135, 533  Protokoll-Nr. 18/135, 534  Protokoll-Nr. 18/135, 535  Protokoll-Nr. 18/135, 536  Protokoll-Nr. 18/135, 537  Protokoll-Nr. 18/135,

S. 72. S. 20, 72. S. 72. S. 77. S. 79. S. 21. S. 20, 79. S. 21, 35, 79 f. S. 80. S. 79. S. 81. S.  20 f., 80. S. 21.



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen103

beiden Tatmitteln der Waffe und dem gefährlichen Werkzeug zu differenzie­ ren und nur bei ersterem die Verwendungsabsicht zu streichen.538 (g) Beiträge von Rainer Wendt Weil Vollstreckungsbeamte und Rettungskräfte Wertschätzung und Respekt verdienen würden, ist es in den Augen von Wendt nur konsequent, die §§ 113 ff. StGB zu verschärfen. Wendt erhofft sich, dass mithilfe der mit der höheren Strafandrohung erreichten generalpräventiven Wirkung potenzielle Täter abgeschreckt werden können. Aus demselben Grund steht er auch der Einfügung des neuen § 114 StGB-E und den Veränderungen in § 115 StGB-E positiv gegenüber.539 Ihm zufolge ist sogar die Aufnahme weiterer Personen­ gruppen in den § 115 StGB-E sowie die Erweiterung der möglichen Tathand­ lungen um die Drohung mit einem empfindlichen Übel in § 114 StGB-E wünschenswert.540 Selbst wenn nicht abzustreiten sei, dass sich mit der Er­ weiterung des Regelbeispielkatalogs um die gemeinschaftliche Tatbegehung im Sinne des § 113 Absatz 2 Satz 2 Nummer 3 StGB-E möglicherweise Probleme ergäben, werde die Rechtsprechung hier alsbald eine sachgerechte Lösung finden.541 (3) Beschlussempfehlung des Ausschusses Im Anschluss an die öffentliche Anhörung empfahl der Ausschuss dem Bundestag folgende Änderung: Dem § 323c StGB sollten zwei Zusätze ange­ fügt werden. Zum einen möge die Überschrift um die „Behinderung von hilfeleistenden Personen“ ergänzt werden. Zum anderen legt der Ausschuss nahe, einen Absatz 2 mit folgendem Wortlaut anzufügen: „Ebenso wird be­ straft, wer in diesen Situationen eine Person behindert, die einem Dritten Hilfe leistet oder leisten will.542 Eine konkrete Gefährdung oder Auswirkung auf die betroffene, geschädigte Person oder Sache sei dabei nicht nötig.543 Begründet wurden diese Änderungsvorschläge mit den Ergebnissen der durchgeführten öffentlichen Anhörung. Danach erachte man es für sinnvoll, ganz allgemein, unabhängig von der helfenden Person, Verhaltensweisen zu bestrafen, die Rettungshandlungen behindern.544 S. 35. S.  21 f. 540  Protokoll-Nr. 18/135, S. 22. 541  Protokoll-Nr. 18/135, S. 21. 542  BT-Drs. 18/12153, S. 3, 6; vgl. hierzu auch Anhang 16. 543  BT-Drs. 18/12153, S. 7. 544  BT-Drs. 18/12153, S. 6. 538  Protokoll-Nr. 18/135, 539  Protokoll-Nr. 18/135,

104

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

(4) Gesetzesbeschluss Letztlich wurde das Gesetz weitestgehend dem ursprünglichen Entwurf entsprechend umgesetzt. Allein § 323c StGB wurde der Empfehlung des Ausschusses folgend geändert.545 (5) Analyse der Einflussnahme Mit vier Ja- gegen drei Neinstimmen in Bezug auf die Notwendigkeit des Gesetzes hat der Gesetzgeber den Entwurf schlussendlich umgesetzt.546 Das­ selbe Bild ergibt sich im Zusammenhang mit dem neuen § 114 StGB-E: Der Meinung von vier Sachverständigen folgend und entgegen der Aussagen von drei Experten blieb die Norm in der geplanten Fassung bestehen.547 Keinerlei Anklang fanden die hierzu vorgebrachten Verbesserungsvorschläge von vier Sachverständigen. § 114 StGB-E wurde weder besser von § 113 StGB-E ab­ gegrenzt (Kubiciel,548 Magnus549) noch wurde der tätliche Angriff herausge­ strichen (Magnus,550 Müller551). Der Rat von Radermacher552 und Wendt553, § 114 StGB-E um die Drohung mit einem empfindlichen Übel zu erweitern, wurde ebenfalls nicht umgesetzt.554 Mit der Zustimmung von fünf Sachver­ ständigen fand § 115 StGB-E seinen Weg in das Gesetz. Von den in diesen Kontext genannten fünf Änderungsanregungen,555 wurde allein die des Sach­ verständigen Müller, welcher von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen gela­ den wurde,556 mit der Anpassung des § 323c StGB cum grano salis umge­ setzt.557 Obwohl sich der Großteil der Sachverständigen, genauer gesagt rund 80 Prozent, ausdrücklich gegen die Streichung der Verwendungsabsicht aus­ sprach, wurde an diesem Vorhaben festgehalten.558 Das gleiche gilt in Bezug auf § 113 Absatz 2 Satz 2 Nummer 3 StGB-E; hier allerdings in Überein­ 2017 I Nr. 30, S. 1226. S. 14–21, 26, 28, 32 f., 38–41, 51 f., 58 ff., 62 f., 66 f., 79; vgl. hierzu auch die Anhänge 17 und 18. 547  Protokoll-Nr. 18/135, S. 15, 18, 20 ff., 31–35, 45–48, 51, 53 ff., 59, 73 f., 78 f. 548  Protokoll-Nr. 18/135, S. 18, 38, 45, 47. 549  Protokoll-Nr. 18/135, S. 18, 51, 53, 59. 550  Protokoll-Nr. 18/135, S. 18, 53, 59. 551  Protokoll-Nr. 18/135, S. 20, 70. 552  Protokoll-Nr. 18/135, S. 80. 553  Protokoll-Nr. 18/135, S. 22. 554  Protokoll-Nr. 18/135, S. 18, 20, 22, 38, 48, 50, 69 f., 79 ff. 555  Protokoll-Nr. 18/135, S. 20 ff., 27, 34, 80. 556  Protokoll-Nr. 18/135, S.  22 f. 557  BGBl 2017 I Nr. 30, S. 1226; Protokoll-Nr. 18/135, S. 34, 77. 558  Protokoll-Nr. 18/135, S. 17–21, 25 f., 35, 38, 43, 50, 55 f., 58, 60, 71, 78. 545  BGBl

546  Protokoll-Nr. 18/135,



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen105

stimmung mit zwei von drei Sachverständigenstimmen.559 Das Vorhaben, die Subsidiaritätsklausel in § 125 StGB zu streichen, wurde entsprechend der Ratschläge von Magnus und Müller umgesetzt.560 bb) 01.07.2017: Gesetz zur Durchführung der Verordnung (EU) Nr. 655/2014 sowie zur Änderung sonstiger zivilprozessualer, grundbuchrechtlicher und vermögensrechtlicher Vorschriften und zur Änderung der Justizbeitreibungsordnung (EuKoPfVODG) In Anlehnung an die Beschlussempfehlung (BT-Drs. 18/9698) zur Durch­ führung der Verordnung (EU) Nr. 655/2015 (…), die in Bezug auf ein hier stattgefundenes Hearing schweigt, kann festgehalten werden, dass im Zusam­ menhang mit dieser Ausschussbearbeitung keine öffentliche Anhörung durchgeführt wurde.561 Aus diesem Grund soll nicht näher auf den Gesetz­ entwurf eingegangen werden. cc) 01.07.2017: Gesetz zur Reform der strafrechtlichen Vermögensabschöpfung (1) Inhalt des Gesetzentwurfs Der Entwurf nehme die strafrechtliche Vermögensabschöpfung in den Blick. Weil viele Straftaten auf die Gewinnung rechtswidriger Vermögens­ vorteile abzielen würden, sei eine effektivere strafrechtliche Aufarbeitung notwendig,562 um das Vertrauen der Gesellschaft in die Normgeltung auf­ rechtzuerhalten. Andernfalls bestünde die Gefahr, dass immer mehr Personen eine Chance in der strafrechtlichen Vermögensmehrung sehen und zu Strafta­ ten motiviert werden würden. Obgleich das Strafgesetzbuch schon jetzt Inst­ rumente zur Abschöpfung vorsehe, werde die geltende Rechtslage oben ge­ nannten Zielen nicht mehr gerecht. So seien die dazugehörigen Vorschriften äußerst weitschichtig und verworren.563 Nicht selten seien Verfahrensfehler die Folge.564 Vor diesem Hintergrund liege der Sinn und Zweck dieser Geset­ zesänderung allen voran darin, das geltende Recht durch die Neufassung sämtlicher Regelungen übersichtlicher und einfacher zu gestalten sowie vor­ S. 19, 42, 56, 60, 72. S. 19 ff., 57, 60, 81 f. S.  22 f. S. 1, 45; vgl. hierzu auch Anhang 19. S. 1, 45, 59. S. 45.

559  Protokoll-Nr. 18/135, 560  Protokoll-Nr. 18/135, 561  BT-Drs. 18/9698, 562  BT-Drs. 18/9525, 563  BT-Drs. 18/9525, 564  BT-Drs. 18/9525,

106

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

handene Regelungslücken aufzuarbeiten.565 Darüber hinaus stelle der Ent­ wurf eine Umsetzung der Richtlinie 2014/42/EU des Europäischen Parla­ ments und des Rates vom 3. April 2014 über die Sicherstellung und Einzie­ hung von Tatwerkzeugen und Erträgen aus Straftaten in der Europäischen Union dar.566 Obwohl wegen der Stärkung der strafrechtlichen Vermögensab­ schöpfung567 gehäuft mit Einziehungsanordnungen gerechnet werden müsse und dadurch ein höherer Bedarf an Rechtspflegern entstehen werde, sei da­ von auszugehen, dass dies mit der Vereinfachung des Verfahrens ausgegli­ chen werden könne.568 Auch wenn man sich bisher zumindest in den wichtigsten Konstellationen in Bezug auf die umfassende Geltung des Bruttoprinzips einig gewesen sei, habe es viel diskutierte Einzelfälle gegeben, in denen von der Rechtspre­ chung keine klare Linie erkennbar gewesen sei. Die unterschiedlichen An­ sätze hätten sowohl bei den Gerichten wie auch den Betroffenen zu Rechts­ unsicherheiten geführt.569 Der Entwurf begegne dieser prekären Lage nun mit einer fest umrissenen Regelung. § 73 StGB-E enthalte dazu weiterhin die Anforderungen für die Einziehung. Die Neufassung betone allein das bereits geltende Bruttoprinzip und ersetze den Begriff „Verfall“ durch die Bezeich­ nung „Einziehung“.570 § 73d StGB-E konkretisiere die Berechnung des Er­ langten. Gemäß § 73 Absatz 1 und § 73d Absatz 1 StGB-E erfolge die bislang äußerst schwierige Festlegung des Erlangten571 jetzt übersichtlich und rechts­ klar572 in zwei Schritten: Begonnen werde mit einer gegenständlichen Begut­ achtung, um das Erlangte Etwas festzulegen573 (§ 73 Absatz 1 StGB-E).574 Erlangt seien danach alle Vermögenswerte, die der Tatbeteiligte oder Drittbe­ 565  BT-Drs. 18/9525, S. 2 f., 48, 59 f. Dass es sich um eine grundlegende Neufas­ sung handelt, wird nicht zuletzt dadurch deutlich, dass auch bislang geltende Begriff­ lichkeiten geändert werden. So soll zur Lösung zahlreicher praxisbezogener Probleme die fest eingefahrene Bezeichnung „Verfall“ durch den Begriff „Einziehung“ ersetzt werden (BT-Drs. 18/9525, S. 2, 7 f., 48). 566  ABl. L 127 vom 29.4.2014, S.  39; L 138 vom 13.5.2014, S. 114; BTDrs. 18/9525, S. 2, 48, 55. 567  BT-Drs. 18/9525, S. 3. 568  BT-Drs. 18/9525, S. 3 f., 59 f., 112. 569  BT-Drs. 18/9525, S. 47. Da sich vorliegende Untersuchung auf den Bereich Strafrecht konzentriert, wird auf die Darstellung etwaiger Folgeänderungen verzich­ tet. Diese beschränken sich ohnehin zumeist auf eine begriffliche Angleichung auf­ grund der neuen Bezeichnung „Einziehung“. 570  BT-Drs. 18/9525, S. 9, 61. 571  BT-Drs. 18/9525, S. 46. 572  BT-Drs. 18/9525, S. 56. 573  BT-Drs. 18/9525, S. 56, 62, 67. 574  BT-Drs. 18/9525, S. 67.



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen107

günstigte mit der Tat erhalten habe.575 Auf der zweiten Ebene erfolge eine wertende Betrachtung (§ 73d Absatz 1 StGB-E).576 Demnach würden nur solche Aufwendungen und Gegenleistungen mit eingerechnet, welche § 73d Absatz 1 StGB-E als zulässig erachte.577 In diesem Zusammenhang komme insbesondere der Grundgedanke des § 817 Satz 2 BGB zum Tragen,578 wo­ nach all das, was für nicht erlaubte Tätigkeiten eingesetzt werde, unwiderruf­ lich verloren sei. Demzufolge würden nach § 73d Absatz 1 StGB-E keine freiwilligen Vermögensopfer (Aufwendungen) berücksichtigt, die wissentlich oder willentlich in eine Straftat geflossen seien.579 An die Stelle des aktuel­ len Entschädigungsmodells trete durch die Streichung des 2. Satzes in § 73 Absatz 1 StGB a. F. eine völlig neue, gerechtere Methode.580 § 73 Absatz 1 Satz 2 StGB a. F. habe vorgeschrieben, dass die strafrechtliche Abschöpfung nur dann möglich sei, wenn keine Schadensersatzansprüche des Verletzen bestünden.581 Das habe in der Vergangenheit oftmals zu einem Ausscheiden der Abschöpfung geführt. Indem der Entwurf durch die Aufhebung des § 73 Absatz 1 Satz 2 StGB a. F. auf dieses sogenannte Rückgewinnungshilfemo­ dell verzichte,582 könne eine Einziehungsanordnung nun auch im Falle des Bestehens von Ansprüchen des Verletzten stattfinden. Die Befriedigung des Tatopfers solle nun vorrangig im Rahmen des Strafvollstreckungs- bezie­ hungsweise Insolvenzverfahrens (§§ 111i, 459g und h StPO-E) erfolgen.583 Der Gesetzgeber erhofft sich, dass dadurch das bislang vorherrschende Windhunderennen entfalle und keiner der Verletzten mehr leer ausgehe.584 Anders als bisher entstehe also eine weniger komplexe und finanziell nur gering belastende Möglichkeit, den Schaden ersetzt zu bekommen und der Opferschutz werde intensiviert. Das Verfahren werde erheblich beschleunigt und die Akzeptanz bei den Gerichten und der Staatsanwaltschaft steige.585 Über diese genannten Änderungen hinaus, nehme der Entwurf die Konkreti­ sierung des Verletztenbegriffs in den Blick.586 Verletzter sei ab jetzt jede S. 46, 56, 62. S. 62. 577  BT-Drs. 18/9525, S. 56, 67. 578  BT-Drs. 18/9525, S. 55, 67. 579  BT-Drs. 18/9525, S. 55, 68. 580  BT-Drs. 18/9525, S. 2, 46, 49, 50 f., 61. 581  BT-Drs. 18/9525, S. 1, 46, 49. 582  BT-Drs. 18/9525, S. 2. 583  BT-Drs. 18/9525, S. 2, 49, 93 f. 584  BT-Drs. 18/9525, S. 1, 46. Als „Windhunderennen“ (auch Prioritätenprinzip) bezeichnet man den Wettlauf der Gläubiger untereinander. Der „schnellste“ Gläubiger wird demnach zuerst befriedigt (Gutmann/Schröder, 2007, S. 17). 585  BT-Drs. 18/9525, S. 2, 54. 586  BT-Drs. 18/9525, S. 2, 46, 49, 50 f., 61. 575  BT-Drs. 18/9525, 576  BT-Drs. 18/9525,

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B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

Person, die einen Anspruch aus der Tat ziehen könne (§ 73e StGB-E, §§ 111i und 459g Absatz 3 StPO-E).587 § 73a StGB-E ordne die Einziehung von Taterträgen nun auch bei sonstigen rechtswidrigen Straftaten an.588 Weil die Abschöpfung bislang nur im Kontext der organisierten Kriminalität zulässig gewesen sei,589 begegne der Entwurf mit der Erweiterung den bisherigen Abschöpfungslücken.590 § 73a StGB-E mache in diesem Zusammenhang deutlich, dass eine „uneingeschränkte richterliche Überzeugung“ (§ 73a Ab­ satz 1 StGB-E) von der illegalen Herkunft notwendig sei.591 Praktische, hemmende Probleme hätten sich in der Vergangenheit aufgrund von § 73c Absatz 1 Satz 2 StGB a. F. zudem in Fällen von erst im Nachhinein aufge­ deckten Vermögen ergeben.592 Danach habe eine Abschöpfung entfallen können, wenn der Tatbeteiligte oder Drittbegünstigte eine Entreicherung geltend gemacht habe. Wegen den damit verbundenen Feststellungsvoraus­ setzungen hätten sich die Tatgerichte oftmals auf den Wert der sichergestell­ ten Gegenstände beschränkt.593 Durch die Streichung des § 73c Absatz 1 Satz 2 StGB a. F. orientiere sich die Abschöpfungsentscheidung jetzt allein am Wert des ursprünglich erlangten Tatertrages. Dem Täter und Teilnehmer werde so die Möglichkeit genommen, einen Wegfall der Bereicherung im Erkenntnisverfahren geltend zu machen. Der Entreicherungseinwand stehe hier nur noch dem gutgläubigen Dritten zur Verfügung (§ 73e Absatz 2 StGB-E). Erst im Strafvollstreckungsverfahren könne dies auch von Tätern und Teilnehmern angebracht werden (§ 459g StPO-E).594 § 76a Absatz 1 StGB-E dehne die selbständige Einziehung auf rechtliche Hindernisse wie die dauernde Verhandlungsunfähigkeit und den Strafklagen­ verbrauch aus.595 § 76 Absatz 4 StGB-E erweitere die Zahl der bereits beste­ henden Abschöpfungsmethoden um eine solche, die sich gegenüber einer Verurteilung als unabhängig darstelle (verurteilungsunabhängige selbständige Einziehung).596 Der Grund sei, dass die Beamten vor allem im Kontext mit Verkehrs- und Flughafenkontrollen häufig mit Vermögen unklarer, wahr­ scheinlich deliktischer Herkunft arbeiten müssten. Zu dessen Umgang biete das aktuell geltende Recht keine sachgerechte Lösung. Nach § 76a Absatz 4 587  BT-Drs. 18/9525, 588  BT-Drs. 18/9525, 589  BT-Drs. 18/9525, 590  BT-Drs. 18/9525, 591  BT-Drs. 18/9525, 592  BT-Drs. 18/9525, 593  BT-Drs. 18/9525, 594  BT-Drs. 18/9525, 595  BT-Drs. 18/9525, 596  BT-Drs. 18/9525,

S. 50. S. 9, 57. S. 3, 7, 57, 65. S. 3, 65. S.  57 f. S. 47, 57. S.  47 f. S. 31, 51, 57. S. 7, 14, 57. S. 72.



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen109

StGB-E solle eine Einziehung im Bereich des Terrorismus und organisierten Kriminalität deshalb auch dann möglich sein, wenn es an konkreten Bewei­ sen für die Feststellung eines Zusammenhangs mit einer rechtswidrigen Tat fehle, das Gericht von der illegalen Abstammung jedoch überzeugt sei (§§ 435 ff. StPO-E, insbesondere § 437 StPO-E).597 Wie bisher werde im Rahmen des Gesetzentwurfs zwischen zwei Sicherungsmethoden differen­ ziert: Der Beschlagnahme zur Absicherung der Einziehung (§§ 111b-111d StPO-E) und der Sicherung der Wertersatzeinziehung mithilfe des Vermö­ gensarrests (§§ 111e-111h StPO-E).598 Der Entwurf solle nun eine saubere Grenze zwischen beiden Instituten schaffen. So werde die Anordnung, Voll­ ziehung und Wirkung der Sicherungsmaßnahmen jeweils getrennt voneinan­ der geregelt und die Heranziehung zivilrechtlicher Vorschriften auf ein Mini­ mum beschränkt.599 Darüber hinaus wählt der Gesetzgeber sowohl im Kon­ text der Beschlagnahme (§ 111b StPO-E) wie auch des Vermögenarrests (§ 111e StPO-E) eine gestufte Regelung: Während bei dringenden Gründen eine Handlungspflicht bestehe, bleibe das Einschreiten in den übrigen Fällen im Ermessen der Strafverfolgungsbehörden.600 Mithilfe von § 111d Absatz 1 Satz 2 StPO-E und § 111i StPO-E würden die bisherigen Friktionen zwischen der vorläufigen Sicherstellung und dem Insolvenzrecht behoben.601 An die Stelle der §§ 430–441 StPO trete der Dritte Abschnitt: „Verfahren bei Einzie­ hung und Vermögensbeschlagnahme“.602 Die Änderungen des Einführungs­ gesetzes der Strafprozessordnung würden sich mit den Fällen beschäftigen, in denen man bis zum Zeitpunkt des Inkrafttretens der Reform603 entgegen­ stehende Ansprüche des Geschädigten im Sinne des § 73 Absatz 1 Satz 2 StGB-E feststelle. Gemäß § 13 EGStPO sollten diese aus dem Anwendungs­ bereich der Gesetzesänderung ausgeschlossen werden.604

597  BT-Drs. 18/9525, S. 3, 48, 57 f., 73. Das dazugehörige Verfahren findet sich in den §§ 435 ff. StPO-E (BT-Drs. 18/9525, S. 58). 598  BT-Drs. 18/9525, S. 75. 599  BT-Drs. 18/9525, S. 49, 75. Damit wird der Verweis auf § 917 ZPO in § 111d Absatz 2 a. F. überflüssig (BT-Drs. 18/9525, S. 49). 600  BT-Drs. 18/9525, S. 19 f., 49. 601  BT-Drs. 18/9525, S. 75. 602  BT-Drs. 18/9525, S. 25, 87. 603  BT-Drs. 18/9525, S. 44, 108. Das Gesetz tritt nach dem Verkündungstag in Kraft (BT-Drs. 18/9525, S. 44). Vor dem Hintergrund der Richtlinie 2014/41/EU (4.10.2016) ist eine weitere Aufschiebung nicht mehr möglich (BT-Drs. 18/9525, S. 108). 604  BT-Drs. 18/9525, S. 34.

110

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

(2) Beiträge im Rahmen der 120. Ausschusssitzung am 23.11.2016 Der Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz hat in seiner 114. Sitzung am 19. Oktober 2016 beschlossen, eine öffentliche Anhörung abzuhalten, welche in der 120. Sitzung am 23. November 2016 stattfand.605 Nachfol­ gende Sachverständige wurden dabei gehört: Michael Bremen (Rechtsan­ walt), Prof. Dr. Alfred Dierlamm (Bundesrechtsanwaltskammer, Rechtsan­ walt, Fachanwalt für Strafrecht), Jan Gericke (Richter am Bundesgerichts­ hof), Prof. Dr. Martin Heger (Humboldt-Universität zu Berlin, Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht, Europäisches Strafrecht und Neuere Rechtsge­ schichte), Dr. Ina Holznagel (Justizministerium des Landes Nordrhein-West­ falen), Markus Meißner (Rechtsanwalt, Fachanwalt für Strafrecht) und Dr. Peter Schneiderhan (Deutscher Richterbund, Staatsanwaltschaft Stuttgart, Oberstaatsanwalt).606 Entsprechend der im Rahmen der öffentlichen Anhö­ rung erfolgten Fragerunde ist davon auszugehen, dass Bremen, Gericke, Heger, Holznagel und Schneiderhan seitens der Regierungskoalition beste­ hend aus CDU/CSU und SPD geladen wurden.607 Während Dierlamm von der Linken zur Stellungnahme gebeten wurde,608 folgte Meißner der Ladung der Grünen.609 Die wesentlichen Inhalte ihrer Beiträge sollen im Folgenden erläutert werden. (a) Beiträge von Michael Bremen Unter den Gesichtspunkten der Kriminalitätsbekämpfung, der Intensivie­ rung des Opferschutzes und der rechtlichen Lückenschließung erscheine der Entwurf überaus sinnvoll.610 Nur einzelne Punkte sollten nochmals überdacht werden.611 So steht Bremen der Ausweitung der erweiterten Einziehung nach § 73a Absatz 1 StGB-E skeptisch gegenüber. Eine Begrenzung auf spezielle Tatbegehungsformen, ähnlich wie es auch die EU-Richtlinie vorschlage, sei aus insolvenzrechtlicher Sicht wünschenswert.612 Zudem sei es in diesem Zusammenhang wichtig, dem Steuerfiskus und den Sozialversicherungsträ­ gern den Zugriff auf privilegierende Verfahrensrechte zu verschließen.613 Des 605  BT-Drs. 18/11640,

606  BT-Drs. 18/11640,

S. 74. S. 74; Protokoll-Nr. 18/120, S. 10; vgl. hierzu auch An­

hang 21. 607  Protokoll-Nr. 18/120, 608  Protokoll-Nr. 18/120, 609  Protokoll-Nr. 18/120, 610  Protokoll-Nr. 18/120, 611  Protokoll-Nr. 18/120, 612  Protokoll-Nr. 18/120, 613  Protokoll-Nr. 18/120,

S.  22 f., 29. S. 22. S. 23. S. 36. S. 14, 42. S. 37. S. 13, 37.



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen111

Weiteren heißt Bremen die insolvenzrechtlichen Auswirkungen nicht gut.614 Mit den Änderungen gehe eine Ungleichbehandlung der Gläubiger einher, die mit dem für das Insolvenzrecht geltenden Grundsatz der Gleichbehand­ lung unvereinbar sei.615 Neben einzelnen Klarstellungen in § 111i StPO-E fordert Bremen schließlich eine Strafminderungsmöglichkeit für den Fall, dass die Wiedergutmachung nur indirekt im Insolvenzverfahren erfolge. Nur so könne eine sachgerechte Strafe erreicht werden.616 (b) Beiträge von Prof. Dr. Alfred Dierlamm Im Gegensatz zu seinem Vorredner lehnt Dierlamm das Gesetzesvorhaben aufgrund seiner fehlgeschlagenen Grundkonzeption ab.617 Mit dem Argu­ ment, dass die Herabsetzung der strafprozessualen Eingriffsschwelle im Zu­ sammenhang mit den vorläufigen Sicherungsinstrumenten bedenklich er­ scheine, weist er die Änderungen in diesem Bereich zurück. So sei durch die Streichung der Verweisung in § 111d Absatz 2 StPO auf § 917 ZPO dem Entwurf zufolge kein Arrestgrund bei der vorläufigen Sicherstellung mehr nötig. Zudem fehle es an einer zeitlichen Einschränkung der Maßnahme beim Fehlen dringender Gründe.618 Auch die Ausweitung der erweiterten Einziehung nach § 73a Absatz 1 StGB-E619 und die selbständige Einziehung nach § 76a Absatz 1 StGB-E kritisiert Dierlamm.620 Dies begründet er mit der Tatsache, dass die Änderungen in verfassungsrechtlich nicht unbedenkli­ cher Weise über die Vorgaben der Richtlinie 2014/42/EU hinausgehen wür­ den.621 Aus einem ähnlichen Grund distanziert er sich von dem neuen Ab­ schöpfungsinstrument der verurteilungsunabhängigen Einziehung nach § 76a Absatz 4 StGB-E.622 Indem § 76a Absatz 4 StGB-E unabhängig vom Nach­ weis einer rechtswidrigen Tat die Einziehung ermögliche,623 führe § 76a Absatz 4 StGB-E in Verbindung mit § 437 StPO-E zu einer verfassungswid­ rigen Beweislastumkehr und widerspreche damit der Unschuldsvermutung nach Art. 6 Absatz 2 EMRK sowie dem Grundsatz der freien Beweiswürdi­ gung nach § 261 StPO.624 Darüber hinaus lege der Entwurf fest, dass als 614  Protokoll-Nr. 18/120, 615  Protokoll-Nr. 18/120, 616  Protokoll-Nr. 18/120, 617  Protokoll-Nr. 18/120, 618  Protokoll-Nr. 18/120, 619  Protokoll-Nr. 18/120, 620  Protokoll-Nr. 18/120, 621  Protokoll-Nr. 18/120, 622  Protokoll-Nr. 18/120, 623  Protokoll-Nr. 18/120, 624  Protokoll-Nr. 18/120,

S. 38. S.  13 f., 38 ff. S.  41 f. S.  44 f. S. 45, 49. S.  44 f. S. 45. S.  44 f. S.  45 f. S. 46. S.  45 ff.

112

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

Verletzter allein derjenige gelte, dem ein Rückgewähranspruch oder Werter­ satzanspruch aus der Tat zustehe.625 Gemäß § 73e Absatz 1 StGB-E sei eine Einziehung nur bei Erlöschen dieser Ansprüche ausgeschlossen.626 In der Praxis werde es dem Verletzten allerdings selten auf die Rückgewähr bezie­ hungsweise Wertersatz ankommen. Sein Ziel werde es vielmehr sein, Scha­ densersatz zu erlangen.627 Im Falle der Erfüllung des Schadensersatzan­ spruchs greife der oben genannte Ausschlussgrund dem Wortlaut zufolge aber nicht.628 Eine vergleichbare Kritik könne im Zusammenhang mit §§ 459g, 459h Absatz 2, 459m und 111i Absatz 1 StPO-E vorgebracht werden.629 Obwohl die Intention des verbesserten Opferschutzes und -entschädigung rudimentär betrachtet begrüßenswert wirke,630 sei der Entwurf auch in diesem Punkt verfehlt. Aufgrund der Streichung des § 73 Absatz 1 Satz 2 StGB-E müsse der Verletzte auf das Strafvollstreckungsverfahren zugreifen, also einem Ver­ fahren, welches schwierige Entschädigungsfragen oftmals nicht lösen kön­ ne.631 Außerdem würden die zeitlichen Dimensionen zu unzumutbaren Ver­ hältnissen führen: Weil der Verletzte erst im Anschluss an die Rechtskraft der Entscheidung zur Strafvollstreckung übergehen könne, werde sich die An­ spruchsgeltendmachung regelmäßig über mehrere Jahre hinwegziehen.632 Die Streichung der Härtefallklausel in § 73c Absatz 1 Satz 1 StGB hält Dierlamm ebenfalls für bedenklich. Zwar werde das Bruttoprinzip durch § 73d StGB-E gewissermaßen beschränkt. Damit schließe man aber nicht die Konstellationen aus, in denen die Einziehung unverhältnismäßig beziehungs­ weise unbillig sei.633 (c) Beiträge von Jan Gericke Anders als sein Vorredner hält Gericke das Vorhaben für praktisch umsetz­ bar und befürwortet den Gesetzesentwurf.634 Die Ausweitung der erweiterten und selbständigen sowie die Schaffung der verurteilungsunabhängigen selb­ ständigen Einziehung sei gelungen. Die Möglichkeit der nachträglichen Ein­ 625  Protokoll-Nr. 18/120, 626  Protokoll-Nr. 18/120, 627  Protokoll-Nr. 18/120, 628  Protokoll-Nr. 18/120, 629  Protokoll-Nr. 18/120, 630  Protokoll-Nr. 18/120, 631  Protokoll-Nr. 18/120, 632  Protokoll-Nr. 18/120, 633  Protokoll-Nr. 18/120, 634  Protokoll-Nr. 18/120,

S. 15, 47. S. 47. S. 31, 47. S. 47. S.  47 f. S.  14 f. S.  44 f. S. 15, 44 f., 55. S. 46. S.  15 f., 51.



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen113

ziehung helfe dabei, Abschöpfungslücken zu schließen.635 Allerdings sei im Zusammenhang mit der selbständigen Einziehung eine Korrektur des § 437 StPO-E notwendig.636 Indem die Vorschrift in ihrem Absatz 2 auf § 261 StPO verweise, beziehe sie sich auf die Beweiswürdigung infolge mündli­ cher Verhandlung. Nach §§ 437 Absatz 2, 434 Absatz 2 StPO-E erfolge die Entscheidung über die selbständige Einziehung jedoch grundsätzlich außer­ halb der mündlichen Verhandlung. Deshalb sei § 437 Absatz 2 StPO-E zu streichen.637 Den Änderungen in Bezug auf den Opferschutz steht Gericke positiv gegenüber. Auf diese Weise werde das Verfahren erheblich von seiner Komplexität befreit.638 Die Konkretisierung des Bruttoprinzips sei aufgrund der dadurch erreichten Vereinheitlichung ebenfalls begrüßenswert.639 Es sei lediglich zu empfehlen, in der Gesetzesbegründung eine Klarstellung dahin­ gehend aufzunehmen, dass bei Betrugskonstellationen im Falle eines wirk­ sam begründeten, aber anfechtbaren Rechtsgeschäfts nicht stets von einer rechtlich wirksamen Verbindlichkeit ausgegangen werden könne.640 In Bezug auf § 2 Absatz 5 StGB sei dringend eine Korrektur erforderlich.641 Nach der aktuellen Entwurfsfassung sei die Reform nur auf Fälle anwendbar, in denen die Tat nach dem Zeitpunkt des Inkrafttretens liege.642 Die Akzeptanz gegen­ über der Neuregelung werde damit alles andere als gefördert.643 Da es sich bei der Abschöpfung um einen kondiktionsähnlichen Anspruch ohne Straf­ charakter handele, sei anstelle des § 2 Absatz 5 StGB644 eine klare Trennung mithilfe einer Stichtagsklausel angebracht.645 Vor dem Hintergrund, dass die bisher allgemein geltenden Verjährungsregelungen auch weiterhin Anwen­ dung finden sollten (§§ 78 ff. StGB), könne das Ziel der Vereinfachung der Abschöpfung in einigen Fällen möglicherweise nicht erreicht werden.646 Deshalb empfiehlt Gericke die Schaffung einer speziellen, längeren Verjäh­ rungsregelungen angelehnt an die zivilrechtlichen Vorschriften.647

635  Protokoll-Nr. 18/120, 636  Protokoll-Nr. 18/120, 637  Protokoll-Nr. 18/120, 638  Protokoll-Nr. 18/120, 639  Protokoll-Nr. 18/120, 640  Protokoll-Nr. 18/120, 641  Protokoll-Nr. 18/120, 642  Protokoll-Nr. 18/120, 643  Protokoll-Nr. 18/120, 644  Protokoll-Nr. 18/120, 645  Protokoll-Nr. 18/120, 646  Protokoll-Nr. 18/120, 647  Protokoll-Nr. 18/120,

S. 51, 57 f., 61. S.  32, 59 f. S. 60. S. 51. S.  16, 52 f. S.  56 f. S. 16, 62. S. 31, 62. S.  17, 62 f. S. 17, 63. S. 16 f., 31, 63. S.  16, 61 f. S. 16, 31, 62.

114

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

(d) Beiträge von Prof. Dr. Martin Heger Heger befürwortet den Entwurf.648 Eine effektive Vermögensabschöpfung sei dringend notwendig,649 um zu verhindern, dass Straftaten gewinnbrin­ gend erscheinen würden.650 In den Augen des Sachverständigen ist deshalb sogar die Überlegung einer sozialen Umnutzung der beschlagnahmten Güter sinnvoll.651 Sowohl über die Ausweitung der erweiterten Einziehung,652 wie auch dem neuen Abschöpfungsinstrument der verurteilungsunabhängigen selbständigen Einziehung ist Heger erfreut. Da Menschenhandel in der Regel immer gewerbsmäßig erfolge, könne man lediglich an die Streichung des Adjektivs „gewerbsmäßig“ in § 76a Absatz 4 Satz 3 Nummer 1 e) StGB-E denken.653 Auch die Änderungen im Bereich des Opferschutzes begrüßt He­ ger.654 Einzig die Gesetzesbegründung müsse in diesem Punkt noch ausführ­ licher gestaltet werden. Insbesondere die Möglichkeit eines Interessenaus­ gleichs in Eilfällen solle hier noch klarer formuliert werden.655 Obwohl die Anpassung der Begrifflichkeiten nicht unbedingt notwendig sei, werde sie die Arbeit der Strafrichter erleichtern, indem durch deren Einsatz die Anwen­ dung des reformierten Rechts verdeutlicht werde.656 Mit der Konkretisierung des Bruttoprinzips löse man die in diesem Zusammenhang schon lange be­ stehenden Friktionen auf.657 Große Bedenken hat Heger dagegen in Bezug auf das Rückwirkungsverbot nach § 2 Absatz 5 StGB. Es bedürfe hier unbe­ dingt einer Klarstellung, welche ein Nebeneinander beider Regelungsmate­ rien, also altem und neuem Recht ausschließe.658 (e) Beiträge von Dr. Ina Holznagel Holznagel ist insbesondere aufgrund der geplanten, effektiveren Krimina­ litätsbekämpfung erfreut über den Gesetzentwurf.659 Allerdings sei die Fest­ legung einer längeren Eingewöhnungsphase beziehungsweise Organisations­ 648  Protokoll-Nr. 18/120, 649  Protokoll-Nr. 18/120, 650  Protokoll-Nr. 18/120, 651  Protokoll-Nr. 18/120, 652  Protokoll-Nr. 18/120, 653  Protokoll-Nr. 18/120, 654  Protokoll-Nr. 18/120, 655  Protokoll-Nr. 18/120, 656  Protokoll-Nr. 18/120, 657  Protokoll-Nr. 18/120, 658  Protokoll-Nr. 18/120, 659  Protokoll-Nr. 18/120,

S. 17. S. 64. S. 17, 64. S. 18, 69. S. 68. S. 26. S. 65. S.  17 f., 68. S. 65. S. 17, 65. S. 18, 69. S. 18, 73, 79.



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen115

frist für die Polizei, Steuerfahndung, Verwaltung und Rechtspfleger vor In­ krafttreten des Gesetzes dringend notwendig.660 Auch sei eine ausdrückliche Regelung zu schaffen, welche festlege, dass der Rechtspfleger zivilrechtliche Streitpunkte gegebenenfalls in berufene Hände übertragen könne.661 Wäh­ rend Holznagel der Ausweitung der erweiterten Einziehung zustimmt, sei in Bezug auf die verurteilungsunabhängige, selbständige Einziehung erst noch abzuwarten, ob sie sich in der Praxis beweisen könne.662 Die Möglichkeit der Nachvollstreckung werde zwar in Fällen, in denen das Erlangte ins Ausland verfrachtet werde und nicht mehr aufgespürt werden könne, von unschätzba­ rem Wert sein. Sofern dieses Vorhaben aber praktisch umsetzbar sein solle, sei es notwendig, taugliche Ermittlungswege wie beispielsweise die Durch­ suchung nach § 102 StPO zu schaffen.663 Darüber hinaus begrüßt die Sach­ verständige die Anpassungen in Bezug auf das Insolvenzrecht.664 Indem § 111i Absatz 2 StPO-E (beziehungsweise § 459h Absatz 2 Satz 2 StPO-E) in den regelmäßig anfallenden Mangelfällen die Möglichkeit der Staatsanwalt­ schaft vorsehe, einen Insolvenzantrag für die Geschädigten zu stellen, werde das Risiko der Insolvenzverschleppung eingedämmt.665 Obgleich sich in ei­ nem Mangelfall sowohl fiskalische Interessen, Kriterien des Opferschutzes, wie auch die Grundsätze der Generalprävention und das insolvenzrechtliche Gleichbehandlungsgebot gegenüberstehen würden, gelinge es dem Entwurf, sämtliche Interessen sachgerecht miteinzubeziehen.666 Da sich die bisher geltende Rückgewinnungshilfe nur als wenig effektiv erwiesen habe, hält Holznagel es nur für konsequent, in diesem Bereich Än­ derungen vorzunehmen.667 Für die Neuregelung spreche außerdem, dass § 73e Absatz 1 StGB-E und § 459g Absatz 3 StPO-E bereits im Ermittlungs­ verfahren die Möglichkeit eines Täter-Opfer Ausgleichs schaffen würden.668 Während Holznagel die Änderungen der Begrifflichkeit aufgrund der dadurch erreichten internationalen Vereinheitlichung gutheißt,669 lehnt sie die geplante Konkretisierung des Bruttoprinzips ab.670 S. 19, 26, 83 f. S. 79. 662  Protokoll-Nr. 18/120, S. 82. 663  Protokoll-Nr. 18/120, S.  18, 82 f. 664  Protokoll-Nr. 18/120, S. 72. 665  Protokoll-Nr. 18/120, S. 75. Für das Vollstreckungsverfahren findet § 459h Ab­ satz 2 Satz 2 StPO-E Anwendung (Protokoll-Nr. 18/120, S. 75). 666  Protokoll-Nr. 18/120, S.  18 f., 75 ff. 667  Protokoll-Nr. 18/120, S.  71 ff. 668  Protokoll-Nr. 18/120, S. 74. 669  Protokoll-Nr. 18/120, S. 73. 670  Protokoll-Nr. 18/120, S. 19. 660  Protokoll-Nr. 18/120, 661  Protokoll-Nr. 18/120,

116

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

Als Konsequenz der Änderungen träten zahlreiche negative Effekte für die Praxis in Betrugsfällen ein.671 Darüber hinaus stelle diese Regelung auch einen Wertungswiderspruch zu den Vorschriften der verschärften Haftung im Bereicherungsrecht nach § 818 Absatz 3 und 4 sowie § 819 BGB dar.672 Ge­ nauso wie ihre Vorredner weist Holznagel zuletzt die Anwendung des Rück­ wirkungsverbots auf die Reform zurück.673 (f) Beiträge von Markus Meißner Meißner lehnt den Entwurf insgesamt ab. Dem Ansatz, dass sich Straftaten nicht auszahlen dürften, stimmt er zwar zu. Dennoch dürften rechtstaatliche Grundsätze für dieses Ziel nicht zur Seite gedrängt und vergessen werden.674 Die Streichung des Verweises in § 111d Absatz 2 StPO a. F. auf § 916 ZPO sei nur sachgerecht,675 wenn noch konkreter als bislang geplant, die Erfor­ derlichkeit eines Arrestgrundes klargestellt werde.676 Die ersatzlose Aufhe­ bung des § 111b Absatz 3 StPO a. F. sei in verfassungsrechtlicher Hinsicht bedenklich.677 Aus einem ähnlichen Grund lehnt Meißner die Ausweitung der erweiterten Einziehung ab.678 Weil es sich bei § 73a Absatz 1 StGB-E um eine Eingriffsnorm handele, müsse der Verhältnismäßigkeitsgrundsatz ge­ wahrt sein. Mit der Kriminalitätssenkung und der Stärkung des gesellschaft­ lichen Vertrauens in die Rechtsgeltung würden zwar legitime Ziele verfolgt. Erforderlichkeit und Angemessenheit seien jedoch abzulehnen.679 Auch das neue Abschöpfungsinstrument der verurteilungsunabhängigen, selbständigen Einziehung weist der Sachverständige zurück.680 Die bloße Bezeichnung als „Verfahren gegen die Sache“ ändere nichts an dem damit einhergehenden Strafcharakter.681 Gerade die damit bewirkte Beweislastumkehr stelle einen unverhältnismäßigen Eingriff in das Eigentumsrecht nach Art. 14 GG dar und verstoße gegen den Grundsatz nemo tenetur se ipsum accusare.682 Darü­ S. 80. S. 81. 673  Protokoll-Nr. 18/120, S. 83. 674  Protokoll-Nr. 18/120, S. 109. 675  Protokoll-Nr. 18/120, S.  33, 89 f. 676  Protokoll-Nr. 18/120, S.  33, 90 ff. 677  Protokoll-Nr. 18/120, S. 93. 678  Protokoll-Nr. 18/120, S. 20, 30, 96. 679  Protokoll-Nr. 18/120, S.  98 f. 680  Protokoll-Nr. 18/120, S. 101, 108. 681  Protokoll-Nr. 18/120, S. 20, 101. 682  Protokoll-Nr. 18/120, S. 20  f., 101, 108. Unter dem lateinischen Grundsatz „nemo tenetur se ipsum accuare“ versteht man die Freiheit, sich nicht selbst anklagen oder gegen seine eigene Person aussagen zu müssen (Buchholz, 2018, S. 1). 671  Protokoll-Nr. 18/120, 672  Protokoll-Nr. 18/120,



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen117

ber hinaus schweige der Entwurf zu der Problemstellung, wie das Verfahren zur selbständigen Einziehung genau aussehen solle.683 (g) Beiträge von Dr. Peter Schneiderhan In den Augen von Schneiderhan erscheint eine Vereinfachung der Vermö­ gensabschöpfung zwar sinnvoll.684 Der Entwurf sei jedoch untauglich, dieses Ziel zu erreichen.685 Vor dem Hintergrund, dass mit der Vermögensabschöp­ fung zahlreiche praktische Fragen einhergehen würden, solle anstelle der Rechtsänderung vielmehr die bessere Ausstattung von Polizei, Staatsanwalt­ schaft und Rechtspflegern Gegenstand der Diskussion sein.686 Den Änderun­ gen im Bereich der vorläufigen Sicherungsmaßnahmen steht Schneiderhan aufgrund der damit verbundenen Mehrbelastung der Strafjustiz skeptisch gegenüber.687 Weil im Zusammenhang mit § 76 Absatz 4 StGB-E die Über­ zeugungsbildung in der Praxis nicht gelingen könne, würden keine Abschöp­ fungslücken geschlossen. In Bezug auf das Insolvenzrecht bleibe offen, wie sich die Ansprüche der Straftatenopfer gegenüber den Ansprüchen von Gläu­ bigern abseits des Strafverfahrens verhalten würden. Zu empfehlen sei außer­ dem eine stärkere Konturierung der Voraussetzungen der Antragsberechti­ gung beziehungsweise -verpflichtung der Staatsanwaltschaft in § 111i Ab­ satz 2 StPO-E. Da der neue Verletztenbegriff bei §§ 154, 154a StPO-E und der Mangelfall Probleme bereite, lehnt der Sachverständige die Neuregelun­ gen in diesem Kontext ab.688 Bei ersterem bedürfe es dringend einer Klar­ stellung, dass im Falle des Ausscheidens als Verletzter kein Anspruch gegen den Staat entstehe.689 Ebenso müsse festgelegt werden, ob von einem Man­ gelfall gesprochen werden könne, wenn der Rückgabeanspruch des Verletz­ ten zwar nicht über die sichergestellte Vermögensmasse hinausgehe, aber dennoch nicht zur Befriedigung sämtlicher Geschädigter ausreiche.690 Auch den Änderungen im Zusammenhang mit dem Opferschutz widerspricht Schneiderhan.691 Gerade die Frage der Schadenshöhe werde zu einer erheb­ lichen Arbeitssteigerung für die Staatsanwaltschaft beziehungsweise die

683  Protokoll-Nr. 18/120, 684  Protokoll-Nr. 18/120, 685  Protokoll-Nr. 18/120, 686  Protokoll-Nr. 18/120, 687  Protokoll-Nr. 18/120, 688  Protokoll-Nr. 18/120, 689  Protokoll-Nr. 18/120, 690  Protokoll-Nr. 18/120, 691  Protokoll-Nr. 18/120,

S.  103 f., 105 ff. S. 116. S. 21, 110. S. 24. S.  113 f. S.  111, 119 f. S.  111 f. S. 112. S. 119.

118

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

Rechtspfleger im Vollstreckungsverfahren führen.692 Im Hinblick auf die be­ grifflichen Anpassungen mangele es dem Entwurf an der Klarstellung bezie­ hungsweise Argumentation, dass die Vermögensabschöpfung weiterhin einen kondiktionsähnlichen Anspruch darstelle.693 Obwohl Schneiderhan die Kon­ kretisierung in § 73e StGB-E im Zusammenhang mit dem Bruttoprinzip im Ansatz für gut empfindet,694 könne der Entwurf nicht die insoweit nötige Klarheit erreichen.695 Hier müsse ausdrücklich festgelegt werden, was abge­ schöpft werden könne.696 Zudem fehle es an einer Härtefallklausel, wie sie zurzeit noch in § 73c StGB a. F. zu finden sei.697 (3) Beschlussempfehlung des Ausschusses Vor dem Hintergrund der parlamentarischen Beratungen und der öffentli­ chen Anhörung schlug der Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz fol­ gende punktuelle Änderungen vor:698 § 73d StGB-E solle durch die Auf­ nahme des Drittbegünstigten („andere“) sowie dem Zusatz „Erfüllung einer Verbindlichkeit gegenüber dem Verletzten“ konkretisiert werden. Mit letzte­ rem werde unter anderem klargestellt, dass die Rückausnahme des Abzugs­ verbots nur bei Delikten greifen könne, die auf den Individualschutz abziel­ ten.699 § 76a Absatz 2 StGB-E müsse ergänzend festlegen, dass die Verjäh­ rung der zugrundeliegenden Straftat der selbständigen Vermögensabschöp­ fung nicht entgegenstehe.700 Der neu eingefügte § 76b StGB schaffe in Anlehnung an die zivilrechtliche Verjährung (§§ 197 ff. BGB) für den Fall der erweiterten und selbständigen Vermögensabschöpfung eine eigene Ver­ jährungsfrist von 30 Jahren.701 Indem das Einführungsgesetz zum Strafge­ setzbuch um den Art. 316 EGStGB ergänzt werde, beabsichtige der Aus­ schuss die Geltung des § 2 Absatz 5 StGB für die Reform vorübergehend auszuschließen.702 Demnach seien ab dem Zeitpunkt des Inkrafttretens allein S. 120. S.  112 f. 694  Protokoll-Nr. 18/120, S. 118. 695  Protokoll-Nr. 18/120, S. 113. 696  Protokoll-Nr. 18/120, S. 21, 113. 697  Protokoll-Nr. 18/120, S. 22, 24, 114, 118. 698  BT-Drs. 18/11640, S. 77 f. Hier soll nur auf diejenigen Änderungsvorschläge eingegangen werden, die für die Analyse der Einflussnahme der Sachverständigen relevant erscheinen. Für einen Überblick der vorgeschlagenen Anpassungen siehe auch Anhang 20. 699  BT-Drs. 18/11640, S.  80 f. 700  BT-Drs. 18/11640, S. 82. 701  BT-Drs. 18/11640, S. 5, 83. 702  BT-Drs. 18/11640, S.  21 f., 84. 692  Protokoll-Nr. 18/120, 693  Protokoll-Nr. 18/120,



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen119

die neuen Vorschriften der anzuwendende Maßstab.703 In Ergänzung zu dem geplanten § 111d Absatz 1 Satz 2 StPO-E rät der Ausschuss zu einer Klar­ stellung in § 75 Absatz 4 StGB-E, wonach bei § 111d Absatz 1 Satz 2 StPOE § 91 InsO keine Anwendung finde.704 Mit den Anpassungen in § 111i Ab­ satz 2 StPO-E konstatiere die Vorschrift eindeutig, dass die Staatsanwaltschaft selbst, als staatlicher Vertreter und nicht im Namen der Verletzten, einen In­ solvenzantrag stelle.705 § 435 Absatz 1 StPO erlaube der Staatsanwaltschaft im Falle der Geringfügigkeit oder Unverhältnismäßigkeit von der Antragstel­ lung abzusehen und baue damit die staatsanwaltschaftliche Entscheidungs­ freiheit um ein weiteres aus.706 Der Verweis auf § 261 StPO in § 437 Ab­ satz 2 StPO-E könne aufgrund seiner rein deklaratorischen Wirkungen entfal­ len.707 Im Zusammenhang mit der Vollstreckung der Einziehung solle § 459g Absatz 3 StPO Ermittlungsmöglichkeiten, wie etwa die Durchsuchung oder die Ausschreibung der Vollstreckung festlegen.708 Die Anpassungen in § 459j und k StPO zielten auf die Arbeitsentlastung des Rechtspflegers. Danach bedürfe es in komplexeren Fällen der Zulassung durch ein Gericht.709 Vor dem Hintergrund, dass das Recht der Vermögensabschöpfung durch die ge­ planten Änderungen grundlegend neu gefasst werde, sei es außerdem ratsam, das Gesetz erst am 1. Juli 2017 in Kraft treten zu lassen.710 Damit solle der Justizpraxis Zeit gegeben werden, sich in die Materie einzuarbeiten.711 (4) Gesetzesbeschluss Am Ende wurde das Gesetz entsprechend der Ausschussfassung umge­ setzt.712 (5) Analyse der Einflussnahme Mit der Zustimmung der Mehrheit der Sachverständigen wurde der Ent­ wurf größtenteils wie geplant umgesetzt.713 Der Zeitpunkt des Inkrafttretens S. 84. S. 15, 81. 705  BT-Drs. 18/11640, S.  86 f. 706  BT-Drs. 18/11640, S.  42 f., 89. 707  BT-Drs. 18/11640, S. 44, 89. 708  BT-Drs. 18/11640, S. 89. 709  BT-Drs. 18/11640, S.  47 ff., 90 f. 710  BT-Drs. 18/11640, S. 73, 93. 711  BT-Drs. 18/11640, S. 93. 712  BGBl 2017 I Nr. 22, S.  872 ff.; Plenarprotokoll 18/225, S.  22622 f. 713  BGBl 2017 I Nr. 22, S.  872 ff.; Protokoll-Nr. 18/120, S. 14–18, 21, 36, 42, 44 f., 51, 64, 71, 73, 79, 109 f., 116; vgl. hierzu auch Anhang 21. 703  BT-Drs. 18/11640,

704  BT-Drs. 18/11640,

120

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

wurde jedoch, wie von Holznagel,714 welche seitens der Regierungskoalition geladen wurde,715 empfohlen, um sechs Monate verschoben. Der Vorschlag Hegers,716 über eine soziale Umnutzung beschlagnahmter Gegenstände nach­ zudenken, fand keinen Anklang. Obwohl sich Dierlamm717 und Schneider­ han718 gegen die geplante Änderung der vorläufigen Sicherungsinstrumente aussprachen, wurde an diesem Vorhaben festgehalten.719 Die Anregungen zur Beibehaltung des § 111b Absatz 3 StPO (Meißner720) sowie der Festlegung einer Frist, nach welcher die Beschlagnahme- beziehungsweise Vermögensar­ restwirkung beim Fehlen dringender Gründe endet (Dierlamm721), wurden nicht berücksichtigt.722 Mit der Unterstützung von Gericke723 und Holzna­ gel724 blieb es bei § 76a Absatz 1 StGB-E. Während die Anregung Geri­ ckes725 in Bezug auf die Streichung des § 437 Absatz 2 StPO-E angenommen wurde, steht entgegen der Ratschläge Hegers726 weiterhin das Adjektiv „ge­ werbsmäßig“ in § 76a Absatz 4 Satz 3 Nummer 1 e) StGB-E.727 Genauso wie Holznagel wurde auch Gericke seitens der Regierungskoalition zur Bera­ tung herangezogen.728 Der Gesetzgeber kam den Empfehlungen Holzna­ gels729 nach und schaffte in § 459g Absatz 3 StPO-E zusätzliche Ermittlungs­ maßnahmen. Mit der Unterstützung von nur einem von drei Sachverständi­ genstimmen setzten sich die Änderungen mit insolvenzrechtlichen Bezügen durch.730 Wie von Bremen731 und Schneiderhan732 empfohlen, fand allerdings eine Konkretisierung der Normen, insbesondere des § 111i StPO-E statt.733 714  Protokoll-Nr. 18/120, 715  Protokoll-Nr. 18/120, 716  Protokoll-Nr. 18/120, 717  Protokoll-Nr. 18/120, 718  Protokoll-Nr. 18/120,

S. 19, 28, 41, 84, 111. S.  22 f. S. 18, 69. S. 45, 59. S.  113 f. S. 13, 15, 24, 33, 37, 49 f., 79, 87, 89–93, 96, 114, 116,

719  Protokoll-Nr. 18/120, 118, 121. 720  Protokoll-Nr. 18/120, S. 93. 721  Protokoll-Nr. 18/120, S. 45, 49. 722  Protokoll-Nr. 18/120, S. 13, 33, 79, 96, 113 f. 723  Protokoll-Nr. 18/120, S. 51, 57 f., 61. 724  Protokoll-Nr. 18/120, S. 82. 725  Protokoll-Nr. 18/120, S. 60. 726  Protokoll-Nr. 18/120, S. 26. 727  BGBl 2017 I Nr. 22, S. 885; Protokoll-Nr. 18/120, S. 26, 60. 728  Protokoll-Nr. 18/120, S. 23, 29. 729  Protokoll-Nr. 18/120, S. 18, 56 f., 83. 730  Protokoll-Nr. 18/120, S. 13 f., 19, 38–42, 72, 75 ff., 83 f., 111, 120. 731  Protokoll-Nr. 18/120, S.  41 f. 732  Protokoll-Nr. 18/120, S.  111, 119 f. 733  Protokoll-Nr. 18/120, S. 19, 28, 41, 84, 111.



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen121

Auch diese beiden Experten folgten der Ladung der Regierungskoalition zum Hearing.734 Obwohl sich die beiden Experten, die sich zum neuen Verletztenbegriff äußerten, gegen eine solche Umgestaltung aussprachen, schaffte es auch diese Änderung in den Gesetzesbeschluss.735 Auf die von Dierlamm736 und Schneiderhan737 vorgebrachten Verbesserungsmöglichkeiten wurde nicht weiter eingegangen.738 Dem Rat von drei Sachverständigen entsprechend hielt der Gesetzgeber an den geplanten Neugestaltungen zum Opferschutz fest.739 Die Forderung Hegers740 nach einer genaueren Begründung wurde dagegen nicht realisiert. Mit der Zustimmung von 75 Prozent der Berater wurden die Begrifflichkeiten vereinheitlicht. Eine klarere Festlegung, wie von Schneiderhan741 gewünscht, sucht man allerdings vergebens. Entgegen drei von fünf Sachverständigenstimmen blieb es bei dem geplanten Brutto­ prinzip. Gericke742 und Holznagel743 folgend wurde § 73d StGB-E weiter konkretisiert.744 Zudem beschloss der Gesetzgeber die §§ 459j und k StPOE. Allerdings mit der Besonderheit, dass, wie von Schneiderhan745 und Holz­ nagel746 angebracht, mit dessen Absatz 2 nun klargestellt wird, dass in Fällen, in denen sich die Anspruchsberechtigung nicht ohne weiteres aus der Einzie­ hungsanordnung ergibt, die Zulassung durch ein Gericht notwendig wird.747 Entsprechend dem Ruf von Gericke,748 Heger749 und Holznagel750 hat sich der Gesetzgeber mit Art. 316h EGStGB dazu entschieden, die Anwendung des § 2 Absatz 5 StGB auszuschließen.751 Genauso wie Gericke und Holzna­ gel wurde Heger von der Regierungskoalition zur öffentlichen Anhörung S. 22. S. 15, 27, 31, 47 f., 111 f. 736  Protokoll-Nr. 18/120, S. 31, 47. 737  Protokoll-Nr. 18/120, S.  111, 119 f. 738  Protokoll-Nr. 18/120, S.  30, 111 f. 739  Protokoll-Nr. 18/120, S. 15, 17 f., 27, 30, 44 ff., 51, 55, 65, 67, 71–74, 119 f. 740  Protokoll-Nr. 18/120, S.  17 f., 68. 741  Protokoll-Nr. 18/120, S. 16, 52, 65, 73, 112 f. 742  Protokoll-Nr. 18/120, S.  52 f. 743  Protokoll-Nr. 18/120, S. 19. 744  BGBl 2017 I Nr. 22, S. 886; Protokoll-Nr. 18/120, S. 16–21, 46, 48, 52, 56 f., 65 ff., 80–83, 113, 118. 745  Protokoll-Nr. 18/120, S. 111–116. 746  Protokoll-Nr. 18/120, S. 25, 79. 747  BGBl 2017 I Nr. 22, S. 886; Protokoll-Nr. 18/120, S.  25, 114 ff. 748  Protokoll-Nr. 18/120, S. 16 f., 31, 63. 749  Protokoll-Nr. 18/120, S. 18, 69. 750  Protokoll-Nr. 18/120, S. 109. 751  BGBl 2017 I Nr. 22, S. 878; Protokoll-Nr. 18/120, S. 16, 18, 31, 62 f., 69, 82 f. 734  Protokoll-Nr. 18/120, 735  Protokoll-Nr. 18/120,

122

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

geladen.752 Gerickes753 Vorschlag, eine spezielle, zivilrechtsähnliche Verjäh­ rungsregelung zu schaffen, fand mit § 76b StGB-E Einzug in das Gesetz. dd) 01.07.2017: Dreiundfünfzigstes Gesetz zur Änderung des Strafgesetzbuches – Ausweitung des Maßregelrechts bei extremistischen Straftätern (1) Inhalt des Gesetzentwurfs Drohe bei einem Verurteilten nach seiner Haftentlassung eine weitere Ra­ dikalisierung, bedeute dessen Freilassung eine erhebliche Gefährdung für die Bevölkerung.754 Gerade Vorbereitungshandlungen zu extremistischen Angrif­ fen seien es, die die tatsächliche Umsetzung eines Tatplans fördern oder erst möglich machen würden. Deshalb müsse das Maßregelrecht auch solche Planungstätigkeiten im Vorfeld der Tat in den Blick nehmen. Besonders deut­ lich sei die Notwendigkeit, konkret die Weisung zur elektronischen Aufent­ haltsüberwachung (EAÜ) zu erweitern, im Zusammenhang mit einem Ver­ fahren des Oberlandesgerichts München geworden. Dieses habe die Unter­ stützung ausländischer terroristischer Gruppierungen zum Gegenstand gehabt. Weil es sich bei der Förderung der terroristischen Tätigkeiten im Verfahrens­ zeitpunkt noch um kein taugliches Anlassdelikt gehandelt und die verbüßte Freiheitsstrafe mit zwei Jahren und drei Monaten die erforderliche Drei-Jah­ res-Grenze aus § 68b Absatz 1 Satz 3 Nummer 1 StGB unterschritten habe, habe von einer entsprechenden Weisung abgesehen werden müssen.755 Nach momentaner Rechtslage sei eine Weisung zur EAÜ nach § 68b Absatz 1 Satz 3 in Verbindung mit § 66 Absatz 3 Satz 1 StGB nur möglich, wenn terroristische Straftäter aufgrund eines Verbrechens verurteilt worden seien und nach einer Haftstrafe von mindestens drei Jahren weiterhin als Gefährder eingestuft werden könnten. Vor dem Hintergrund, dass damit nicht die schweren Vergehen der Vorbereitung schwerer staatsgefährdender Gewaltta­ ten (§ 89a Absatz 1 bis 3 StGB), Terrorismusfinanzierung (§ 89c Absatz 1 bis 3 StGB), Unterstützens einer in- oder ausländischen terroristischen Vereini­ gung (§ 129a Absatz 5 Satz 1 Alternative 1 StGB) oder des Werbens um S. 23. 2017 I Nr. 22, S. 877; Protokoll-Nr. 18/120, S. 16, 62. 754  BT-Drs. 18/11162, S. 1, 5; BT-Drs. 18/11584, S. 1. Beide Entwürfe decken sich inhaltlich (BT-Drs. 18/11584, S. 5). Weil die Drucksache 18/11584 entsprechend der Beschlussempfehlung (BT-Drs. 18/12155) im Gesetzesbeschluss letztlich für erledigt erklärt wurde, soll im Weiteren nur die Drucksache 18/11162 zitiert werden (BGBl 2017 I Nr. 37, S. 1612; BT-Drs. 18/12155, S. 3). 755  BT-Drs. 18/11162, S.  5 f. 752  Protokoll-Nr. 18/120, 753  BGBl



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen123

Mitglieder einer in- oder ausländischen terroristischen Vereinigung (§ 129a Absatz 5 Satz 2 StGB (jeweils auch in Verbindung mit § 129b Absatz 1 StGB)) berücksichtigt werden könnten, bestehe dringender Handlungsbedarf. Gleiches gelte in Bezug auf die fakultative Sicherungsverwahrung nach § 66 Absatz 3 Satz 1 StGB.756 Aus diesem Grund erfolge mit dem Entwurf eine Ausweitung der Vor- und Anlasstaten sowohl im Kontext der Weisung zur EAÜ wie auch der fakulta­ tiven Sicherungsverwahrung auf oben genannte Delikte.757 Dafür solle der Gesetzentwurf § 66 Absatz 3 Satz 1 StGB um die Wörter „§ 89a Absatz 1 bis 3, § 89c Absatz 1 bis 3, § 129a Absatz 5 Satz 1 erste Alternative, auch in Verbindung mit § 129b Absatz 1“758 ergänzen. Aufgrund der Verstrickung des § 68 Absatz 1 Satz 3 StGB mit der Regelung in § 66 Absatz 3 Satz 1 StGB trete mit der oben genannten Erweiterung gleichzeitig eine Expansion der EAÜ ein.759 Indem das Werben um Mitglieder beziehungsweise Unter­ stützer in- oder ausländischer terroristischer Vereinigungen mit aufgenommen werde760 (vgl. § 68b Absatz 1 Satz 5 StGB-E), werde im Zusammenhang mit der EAÜ sogar noch einen Schritt weiter gegangen.761 In der Praxis habe sich außerdem gezeigt, dass die Notwendigkeit einer Vollverbüßung einer Freiheitsstrafe mit der Mindestdauer von drei Jahren zu hoch gesetzt sei (vgl. § 68b Absatz 1 Satz 3 Nummer 1 StGB a. F.). Durch den Entwurf solle die Weisung zur EAÜ bei extremistischen Tätern762 deshalb bereits bei einer verbüßten Freiheitsstrafe von nur zwei Jahren zugelassen werden.763 Durch die EAÜ könne besser kontrolliert werden, an welchen Orten sich der Ge­ fährder befinde, um mögliche Tatgelegenheiten und Radikalisierungsgefahren auf ein Minimum zu reduzieren (Aufenthaltsbezogene Weisung nach § 68b Absatz 1 Satz 1 Nummer 1 und 2 StGB-E). Zudem werde mit dem gesteiger­ ten Entdeckungs- und Aufklärungsrisiko die Wahrscheinlichkeit einer weite­ ren Tatbegehung gesenkt (§ 68b Absatz 1 Satz 3 Nummer 3 und 4 StGB-E). Lasse sich die Gefährdung durch einen Straftäter als besonders hoch einstu­ fen, sodass oben genannte Maßnahmen nicht mehr auszureichen drohten, könne mit der Erweiterung der tauglichen Anlass- und Vortaten nach § 66 Absatz 3 Satz 1 in Verbindung mit §§ 66 Absatz 3 Satz 2, Absatz 1 Num­ S. 1, 5. S. 1 f., 6 f., 10; vgl. hierzu auch Anhang 22. 758  BT-Drs. 18/11162, S. 3, 7, 10. 759  BT-Drs. 18/11162, S. 7, 10. 760  BT-Drs. 18/11162, S. 2, 6 f., 10. 761  BT-Drs. 18/11162, S.  7 f. 762  BT-Drs. 18/11162, S. 1, 11. 763  BT-Drs. 18/11162, S. 2, 6, 8. Zustimmend auch die durch den Strafrechtsaus­ schuss der Justizministerkonferenz eingesetzte Länder-Arbeitsgruppe (BTDrs. 18/11162, S. 7). 756  BT-Drs. 18/11162, 757  BT-Drs. 18/11162,

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B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

mer 1, 66b Satz 1 Nummer 1 StGB-E fakultativ die Sicherungsverwahrung angeordnet werden.764 In Abweichung zu § 2 Absatz 6 StGB lege die Übergangsvorschrift Art. 316 EGStGB-E fest, dass die neu beigefügten Delikte nur dann taugli­ che Anlass- und Vortaten für die Sicherungsverwahrung nach § 66 Absatz 3 Satz 1 StGB-E darstellen würden, wenn die letzte Tat nach dem Zeitpunkt des Inkrafttretens des Gesetzes begangen werde. Im Gegensatz dazu gelte in Bezug auf die Erweiterung der EAÜ nach § 68b Absatz 1 Satz 3 und 5 StGB-E in Verbindung mit § 66 Absatz 3 Satz 1 StGB-E sowie der Verkür­ zung der verbüßten Freiheitsstrafe von drei auf zwei Jahre weiterhin § 2 Absatz 6 StGB.765 Diese rückwirkende Geltung sei weder konventionsrecht­ lich noch verfassungsrechtlich bedenklich. Weil es sich bei der Führungsauf­ sicht um keine Strafe im Sinne des Art. 7 EMRK handele, sei schon nicht der Anwendungsbereich des Art. 103 Absatz 2 GG eröffnet. Mithilfe der Daten der Gemeinsamen elektronischen Überwachungsstelle der Länder (GÜL) solle nach geraumer Zeit die praktische Umsetzbarkeit der Ausweitungen überprüft werden.766 Eine darüber hinausgehende Evaluierung hält die Bun­ desregierung entgegen der Anregungen des Nationalen Normenkontrollrats nicht für erforderlich.767 (2) Beiträge im Rahmen der 133. Ausschusssitzung am 20.03.2017 Der Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz hat in seiner 130. Sitzung am 15. Februar 2017 beschlossen, eine öffentliche Anhörung abzuhalten, welche in der 133. Sitzung am 20. März 2017 stattfand. Nachfolgende Sach­ verständige wurden dabei gehört: Karl Greven (Hessisches Ministerium der Justiz), Prof. Dr. Jörg Kinzig (Eberhard Karls Universität Tübingen, Direktor des Instituts für Kriminologie, Lehrstuhl für Kriminologie, Straf- und Sank­ tionsrecht), Prof. Dr. Stefan König (Deutscher Anwaltverein e. V.), Andreas Maltry (Richter am Oberlandesgericht München), Dirk Manzewski (Behör­ denleiter des Landesamtes für ambulante Straffälligenarbeit in MecklenburgVorpommern), Helmut Pollähne (Rechtsanwalt und Strafverteidiger) und Barbara Stockinger (Deutscher Richterbund e. V.).768 Entsprechend der im Rahmen der öffentlichen Anhörung erfolgten Fragerunde ist davon auszuge­ hen, dass Greven, Maltry und Stockinger seitens der CDU/CSU geladen S. 7. S.  11 f. 766  BT-Drs. 18/11162, S.  6 ff., 10. 767  BT-Drs. 18/11584, S.  6, 8 f. 768  BT-Drs. 18/12155, S.  4 f.; Protokoll-Nr. 18/133, S. 10. 764  BT-Drs. 18/11162, 765  BT-Drs. 18/11162,



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen125

wurden.769 Kinzig und Manzewski folgten der Ladung der SPD.770 Während Pollähne von der Linken zur Stellungnahme gebeten wurde,771 folgte König der Einladung der Grünen.772 Die wesentlichen Inhalte ihrer Beiträge sollen im Folgenden erläutert werden.773 (a) Beiträge von Karl Greven Greven stimmt den Änderungen in Bezug auf die EAÜ zu.774 Die momen­ tane Rechtslage könne die Gesellschaft nicht ausreichend vor extremistischen Tätern schützen.775 Deshalb sei die geplante Ausweitung der EAÜ im Kon­ text extremistischer Straftaten776 sowie die Herabsenkung der verbüßten Freiheitsstrafe auf zwei Jahre sinnvoll.777 Greven zufolge ist nur noch an die Möglichkeit zu denken, die Führungsaufsicht bei extremistischen Anlasstaten unbefristet verlängern zu können.778 Verfassungsrechtliche Bedenken seien nicht ersichtlich.779 Trotz des Umstands, dass die EAÜ einen nicht nur uner­ heblichen Eingriff in die Freiheitsrechte der Betroffenen darstelle,780 er­ scheine die Beschränkung aufgrund der besonderen Gefahren durch den Täter gerechtfertigt.781 Richtigerweise werde mit der Aufnahme der §§ 89a Ab­ satz 1 bis 3, 89c Absatz 1 bis 3 und 129a Absatz 5 Satz 1 Alternative 1 StGB (auch in Verbindung mit § 129b StGB) in den Deliktskatalog des § 66 Ab­ satz 3 Satz 1 StGB-E nicht nur die EAÜ erweitert, sondern auch die Anfor­ derungen der fakultativen Sicherungsverwahrung entschärft. Bereits nach geltender Rechtslage fänden sich diese Delikte in § 66 Absatz 1 Satz 1 Num­ mer 1 b) StGB, sodass sich die Änderung als nicht allzu umfangreich und eingriffsintensiv erweise. Mit Blick auf die wachsenden Gefahren durch den Terrorismus, sei diese Auflockerung vielmehr verhältnismäßig und daher zu begrüßen.782 S. 23. S. 24. 771  Protokoll-Nr. 18/133, S. 23. 772  Protokoll-Nr. 18/133, S.  23 f. 773  Vgl. hierzu Anhang 24. 774  Protokoll-Nr. 18/133, S. 14. 775  Protokoll-Nr. 18/133, S. 40. 776  Protokoll-Nr. 18/133, S. 14, 34a, 39 f. 777  Protokoll-Nr. 18/133, S. 14, 34a, 39, 41. 778  Protokoll-Nr. 18/133, S. 41. 779  Protokoll-Nr. 18/133, S.  41 f. 780  Protokoll-Nr. 18/133, S. 14, 28, 39. 781  Protokoll-Nr. 18/133, S. 14, 39, 41. 782  Protokoll-Nr. 18/133, S. 41. 769  Protokoll-Nr. 18/133, 770  Protokoll-Nr. 18/133,

126

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

(b) Beiträge von Prof. Dr. Jörg Kinzig Anders als sein Vorredner lehnt Kinzig die Ausweitung der EAÜ ab.783 Untermauert werde seine Position zum einen durch die Studie des Bundesjus­ tizministeriums. Darin sprächen sich mehrere Praktiker ausdrücklich gegen eine solche Änderung aus.784 Zum anderen gebe es keine Notwendigkeit für eine entsprechende Neuerung. Der Entwurf nenne zwar das Verfahren vor dem Oberlandesgericht München als Beispiel für ein Änderungsbedürfnis.785 Insbesondere mit Blick auf den ultima-ratio Grundsatz dürfe es jedoch nicht zum allgemeinen Usus werden, auf juristische Einzelfallproblematiken mit neuen Gesetzen zu reagieren beziehungsweise die bereits geltenden Vor­ schriften auszuweiten. Da die EAÜ die Grundrechte der Betroffenen beein­ trächtige, sei der Gesetzgeber zudem gezwungen, den Grundsatz der Verhält­ nismäßigkeit zu wahren.786 Die EAÜ müsse daher die weitere Tatbegehung des extremistischen Straftäters verhindern können (Geeignetheit).787 Im Rah­ men einer Untersuchung habe man jedoch herausgefunden, dass rund 50 Prozent der Straftäter mit Fußfessel erneut strafffällig werden.788 Weil mit der EAÜ negative Effekte wie Ausgrenzungen und Schwierigkeiten bei der Be­ rufsfindung einhergehen würden,789 behindere sie die Sozialisierung und för­ dere die erneute Radikalisierung.790 Sollten die Änderungen entgegen seiner Position trotzdem umgesetzt werden, rät er dem Gesetzgeber dringend an, drei rechtstaatliche Anpassungen vorzunehmen. Erstens solle die Verpflich­ tung eingeführt werden, im Vorfeld einer EAÜ791 ein Gutachten durch einen Sachverständigen erstellen zu lassen.792 Weiter müsse die Überprüfungsfrist von zwei auf ein Jahr gekürzt werden793 und die EAÜ in den Katalog der Fälle der notwendigen Verteidigung aufgenommen werden (§ 140 Absatz 2 StPO).794 Auch den geplanten Änderungen betreffend die (fakultative) Siche­ rungsverwahrung widerspreche der Sachverständige.795 Eine solche Entwick­

783  Protokoll-Nr. 18/133, 784  Protokoll-Nr. 18/133, 785  Protokoll-Nr. 18/133, 786  Protokoll-Nr. 18/133, 787  Protokoll-Nr. 18/133, 788  Protokoll-Nr. 18/133, 789  Protokoll-Nr. 18/133, 790  Protokoll-Nr. 18/133, 791  Protokoll-Nr. 18/133, 792  Protokoll-Nr. 18/133, 793  Protokoll-Nr. 18/133, 794  Protokoll-Nr. 18/133, 795  Protokoll-Nr. 18/133,

S.  15 ff. S.  15 f. S. 15, 45. S. 15, 35. S. 45. S. 28. S. 15, 47. S. 15, 48. S. 16, 48, 50. S. 16, 27, 48. S. 16, 48, 50. S. 48, 50. S. 16, 50.



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen127

lung sei bereits aus den 1990er- und 2000er-Jahren bekannt,796 bis sie durch das Einschreiten des Bundesverfassungsgerichts und des Europäischen Ge­ richtshofs für Menschenrechte gestoppt worden sei.797 Daher sei die geplante Erweiterung798 unter dem Gesichtspunkt der Rechtstaatlichkeit äußerst zwei­ felhaft. Obwohl das Bundesverfassungsgericht aufgrund des ultima-ratio Prinzips ein solches voraussetze, schweige das Gesetzesvorhaben auch in Bezug auf die Fragestellung, ob und in welchem Umfang den relevanten Tä­ tergruppen im Vollzug der Sicherungsverwahrung und dem Strafvollzug die Teilnahme an Deradikalisierungsprogrammen ermöglicht werde.799 (c) Beiträge von Prof. Dr. Stefan König König lehnt die Ausweitung der EAÜ aus folgenden drei Gründen ab.800 Erstens seien die empirischen Belege im Entwurf unzureichend. Weder das Verfahren des Oberlandesgerichts München noch der Bericht der Arbeits­ gruppe seien öffentlich einsehbar.801 Zweitens fehle es an der Geeignetheit und damit Verhältnismäßigkeit des Eingriffs.802 Drittens würden die Ände­ rungen vielmehr in den Bereich des Polizeirechts gehören.803 Ein entspre­ chender Entwurf zu § 56 BKAG liege bereits vor.804 Genauso wie Kinzig lehnt König die Änderungen in Bezug auf die Siche­ rungsverwahrung mit Blick auf die zurückliegenden Entwicklungen der Rechtsprechung ab.805 Darüber hinaus bestehe dafür kein Bedürfnis. Zum einen könnten extremistische Täter bereits jetzt, nach geltender Rechtslage, Adressaten einer Sicherungsverwahrung sein, wenn sie Mitglieder oder Gründer einer extremistischen Gruppierung seien.806 Zum anderen seien keine entsprechenden kriminalpolitischen Gründe ersichtlich.807

796  Protokoll-Nr. 18/133, 797  Protokoll-Nr. 18/133, 798  Protokoll-Nr. 18/133, 799  Protokoll-Nr. 18/133, 800  Protokoll-Nr. 18/133, 801  Protokoll-Nr. 18/133, 802  Protokoll-Nr. 18/133, 803  Protokoll-Nr. 18/133, 804  Protokoll-Nr. 18/133, 805  Protokoll-Nr. 18/133, 806  Protokoll-Nr. 18/133, 807  Protokoll-Nr. 18/133,

S.  15 f., 48. S. 16, 48, 50. S. 16, 50. S. 50. S.  17 f. S. 17. S. 17, 57. S. 17 f., 55, 58. S. 17. S.  16 f., 51 f. S. 17. S. 53.

128

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

(d) Beiträge von Andreas Maltry Im Gegensatz zu seinen Vorrednern hält Maltry die Erweiterung der EAÜ für sinnvoll.808 Damit bekämen die zuständigen Stellen der Führungsaufsicht die nötigen Eingriffsmöglichkeiten zur Hand809 und die Bevölkerung könne vor terroristischen Bedrohungen geschützt werden.810 Zwar seien insbeson­ dere Selbstmordattentäter mit diesen Argumenten nur schwerlich von der Tat abzuhalten,811 doch müsse berücksichtigt werden, dass der Weg hin zu der Entscheidung, sein eigenes Leben zu opfern, langwierig sei.812 Deshalb er­ scheine es nicht ausgeschlossen, dass die Täter zumindest zu einem anfäng­ lichen Zeitpunkt noch immer in ihren Entschlüssen beeinflusst werden könn­ ten.813 Verfassungsrechtliche Bedenken ergäben sich im Zusammenhang mit der Neuregelung nicht.814 Entgegen der Auffassung von Kinzig815 rät Maltry von der Heranziehung von Sachverständigen ab. Der Grund sei, dass für den Einsatz der EAÜ vor­ rangig operative Fragen eine Rolle spielen würden. Dabei handele es sich um Problemstellungen, die im Spezialgebiet eines Praktikers und nicht eines psychologischen Sachverständigen lägen.816 (e) Beiträge von Dirk Manzewski In den Augen Manzewskis dürfen von den geplanten Anpassungen der EAÜ keine signifikanten Änderungen für die Praxis erwartet werden.817 Dennoch würden sie zumindest in einigen Fällen zu Verbesserungen beitra­ gen.818 Dafür spreche vor allem die präventive Wirkung der EAÜ.819 Den­ noch gebe es auch einzelne Kritikpunkte anzumerken. Obwohl sich das Vorgehen mittels Gebots- und Verbotszonen in der Vergangenheit bereits bewiesen habe, erscheine deren Konkretisierung mit Blick auf die hohe An­

808  Protokoll-Nr. 18/133, 809  Protokoll-Nr. 18/133, 810  Protokoll-Nr. 18/133, 811  Protokoll-Nr. 18/133,

812  Protokoll-Nr. 18/133, 813  Protokoll-Nr. 18/133, 814  Protokoll-Nr. 18/133, 815  Protokoll-Nr. 18/133, 816  Protokoll-Nr. 18/133, 817  Protokoll-Nr. 18/133, 818  Protokoll-Nr. 18/133, 819  Protokoll-Nr. 18/133,

S. 19, 60, 65 f. S. 65. S. 66. S.  63 f. S. 18, 63. S. 27. S. 19, 66. S. 16, 27, 48, 50. S. 31. S. 19. S. 21. S. 25.



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen129

zahl potenzieller Gefahrenstellen nicht leicht.820 Zudem entstehe mit der Er­ weiterung erhöhter personeller Aufwand und zusätzliche Kosten.821 Parallel zu seinen Ausführungen im Kontext der EAÜ konstatiert Manzewski zu der Sicherungsverwahrung,822 dass die Anpassungen zumindest in Einzelfällen zu Verbesserungen führen würden.823 (f) Beiträge von Dr. jur. habil. Helmut Pollähne Pollähne lehnt die Erweiterung der EAÜ ab.824 Dafür könne zum einen die seitens der Bundesregierung veranlasste Studie angeführt werden,825 in wel­ cher sich Bräuchle und Kinzig einstimmig gegen eine solche Ausweitung aussprächen.826 Zum anderen sei fraglich, ob sich die geplante Änderung noch im Bereich des verfassungsrechtlich Zulässigen bewege.827 Mit der Klarstellung des Gesetzgebers, dass die Änderungen in nur wenigen Fällen einschlägig sein würden, liege der Verdacht eines Einzelfallgesetzes828 und damit der Verstoß gegen Art. 19 Absatz 1 Satz 1 GG nahe.829 Zudem könne die Fußfessel allein nicht die Kontaktaufnahme zu extremistischen Gruppie­ rungen verhindern, wodurch es an der Geeignetheit und Verhältnismäßigkeit fehle.830 Durch die Erstreckung des Maßregelrechts auf sogenannte Vorfeld­ straftaten könne außerdem eine zunehmende Verpolizeilichung des Maßre­ gelrechts beobachtet werden.831 Im Falle der Umsetzung des geplanten Ent­ wurfs, solle deshalb zumindest der Einsatz von Sachverständigengutachten angedacht werden.832 Weiter sei die Verkürzung der Überprüfungsfristen zur Fortführung der EAÜ833 auf ein Jahr empfehlenswert. Mit Blick auf die Ein­ griffsintensität müsse die Weisung in die Fälle notwendiger Verteidigung aufgenommen und die empirische Wirkung genauer untersucht werden. Zu­ letzt erscheine eine Aufspaltung von Führungsaufsichtsstelle und Bewäh­ 820  Protokoll-Nr. 18/133, 821  Protokoll-Nr. 18/133, 822  Protokoll-Nr. 18/133, 823  Protokoll-Nr. 18/133, 824  Protokoll-Nr. 18/133, 825  Protokoll-Nr. 18/133, 826  Protokoll-Nr. 18/133, 827  Protokoll-Nr. 18/133, 828  Protokoll-Nr. 18/133, 829  Protokoll-Nr. 18/133, 830  Protokoll-Nr. 18/133, 831  Protokoll-Nr. 18/133, 832  Protokoll-Nr. 18/133, 833  Protokoll-Nr. 18/133,

S. 20, 26. S. 31. S. 19. S. 21. S.  21 ff. S. 21, 69, 74 f., 86. S. 21, 69. S. 21 f., 25, 67. S.  22, 72 f. S.  72 f. S. 21, 25, 67 f. S.  71 f. S. 32, 74. S. 32.

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B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

rungshilfe geeignet, um die Arbeit der Bewährungshelfer nicht durch den Einsatz der Fußfessel zu beeinträchtigen.834 Genauso wie Kinzig und König lehnt Pollähne die Änderungen zur Sicherungsverwahrung ab.835 Die Ände­ rung sei vor allem unter rechtstaatlichen Gesichtspunkten äußerst bedenk­ lich.836 (g) Beiträge von Barbara Stockinger Obwohl es sich bei der EAÜ um eine eingriffsintensive Maßnahme han­ dele, erscheine sie mit Blick auf die schwerwiegenden terroristischen Bedro­ hungen, auf die sie beschränkt werden solle, sinnvoll837 und verhältnismä­ ßig.838 Die Weisung ermögliche die Maßnahme noch besser auf den einzelnen Täter abzustimmen und ein für ihn geeignetes Vorgehen zu finden. Ausge­ hend von dem Umstand, dass es bislang an einer empirischen Untersuchung der Wirkung der Fußfessel fehle, solle aber zu einem späteren Zeitpunkt839 eine dahingehende Evaluation durchgeführt werden.840 Auch die neue Siche­ rungsverwahrung ist in den Augen Stockingers begrüßenswert. Ein System­ bruch sei nicht ersichtlich. So fänden sich im Katalog des § 66 Absatz 3 Satz 1 StGB bereits jetzt schon Vergehen (Sexualdelikte).841 (3) Beschlussempfehlung des Ausschusses Bis auf einzelne klarstellende Anpassungen empfahl der Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz den Entwurf wie geplant umzusetzen.842 (4) Gesetzesbeschluss Der Bundestag hat den Entwurf sodann ohne weitere nennenswerte Ände­ rungen beschlossen.843

S.  74 f. S. 21 f., 25, 69, 71. 836  Protokoll-Nr. 18/133, S. 71. 837  Protokoll-Nr. 18/133, S.  22, 87 f. 838  Protokoll-Nr. 18/133, S.  24, 88 f. 839  Protokoll-Nr. 18/133, S. 90. 840  Protokoll-Nr. 18/133, S. 24. 841  Protokoll-Nr. 18/133, S.  87 f. 842  BT-Drs. 18/12155, S. 2 f.; vgl. hierzu Anhang 23. 843  BGBl 2017 I Nr. 37, S. 1612. 834  Protokoll-Nr. 18/133, 835  Protokoll-Nr. 18/133,



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen131

(5) Analyse der Einflussnahme Keiner der seitens der Sachverständigen vorgebrachten vierzehn Vor­ schläge wurde umgesetzt.844 Weder die von Greven,845 Kinzig846 und Sto­ ckinger847 angedachte Analyse der Rückfallquote, noch die Verpflichtung zur Einholung eines Sachverständigengutachtens im Vorfeld einer Weisung (Kin­ zig848 und Pollähne849) wurden berücksichtigt. Das gleiche gilt in Bezug auf die von beiden Experten vorgeschlagene Verkürzung der Überprüfungsfrist850 sowie deren Ratschlag, die EAÜ als Fall der notwendigen Verteidigung nach § 140 Absatz 2 StPO auszugestalten.851 Entgegen der Empfehlung von Sto­ ckinger852 und Pollähne853 hat der Gesetzgeber keine Evaluation in Bezug auf die Wirksamkeit der Fußfessel vorgesehen. Es wurde weder eine unbe­ fristete Verlängerungsmöglichkeit der Führungsaufsicht nach § 68c Absatz 3 Satz 1 Nummer 2 StGB (Greven854) eingeführt, noch eine Differenzierung von Führungsaufsichtsstelle und Bewährungshilfe (Pollähne855). Die Verlage­ rung der Diskussion in das Polizeirecht (König856) blieb offensichtlich aus. Im Hinblick auf die im Zusammenhang mit der Sicherungsverwahrung vor­ gebrachten Anregungen der Sachverständigen ergibt sich ein ähnliches Bild wie bei der EAÜ: Auch hier wurde keine der Empfehlungen der Experten berücksichtigt.857 Einerseits wurde auf keinen wie von König858 und Pollähne859 vorgeschla­ genen anderen Weg zur Ausdehnung der EAÜ ausgewichen. Andererseits geht der Gesetzgeber in Widerspruch zu den Aussagen Kinzigs860 nicht näher auf bereits bestehende Deradikalisierungsprogramme im Vollzug der Frei­ 844  BGBl 2017 I Nr. 37, S. 1612; Protokoll-Nr. 18/133, S. 16 ff., 24, 27 f., 32 f., 48, 50, 55 f., 74 f., 90. 845  Protokoll-Nr. 18/133, S. 28. 846  Protokoll-Nr. 18/133, S. 16, 28. 847  Protokoll-Nr. 18/133, S. 90. 848  Protokoll-Nr. 18/133, S. 16, 27, 48, 50. 849  Protokoll-Nr. 18/133, S. 32, 74. 850  Protokoll-Nr. 18/133, S. 16, 32, 48, 50. 851  Protokoll-Nr. 18/133, S. 16, 48, 50, 75. 852  Protokoll-Nr. 18/133, S. 24, 90. 853  Protokoll-Nr. 18/133, S. 74. 854  Protokoll-Nr. 18/133, S. 41. 855  Protokoll-Nr. 18/133, S. 41, 74. 856  Protokoll-Nr. 18/133, S.  17 f., 55 f. 857  BGBl 2017 I Nr. 37, S. 1612; Protokoll-Nr. 18/133, S. 50, 52, 71. 858  Protokoll-Nr. 18/133, S. 52. 859  Protokoll-Nr. 18/133, S. 71. 860  Protokoll-Nr. 18/133, S. 50.

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B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

heitsstrafe und der Sicherungsverwahrung ein. Dass Pollähne,861 der sich zu diesem Thema als einziger Experte äußerte, der Änderung im Strafvollstre­ ckungsrecht ausdrücklich widersprach, wurde ebenfalls übergangen. ee) 22.07.2017: Vierundzwanzigstes Gesetz zur Änderung des Strafgesetzbuches – Umsetzung des Rahmenbeschlusses 2008/841/JI des Rates vom 24. Oktober 2008 zur Bekämpfung organisierter Kriminalität Im Zusammenhang mit dem Gesetz zur Änderung des Strafgesetzbuches – Umsetzung des Rahmenbeschlusses 2008/841/JI des Rates vom 24. Oktober 2008 zur Bekämpfung organisierter Kriminalität verzichtete der Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz auf eine Anhörung von Experten. Dies er­ gibt sich aus der zugrundeliegenden Beschlussempfehlung Bundestagsdruck­ sache 18/12608.862 ff) 22.07.2017: Fünfundzwanzigstes Gesetz zur Änderung des Strafgesetzbuches – Wohnungseinbruchsdiebstahl (1) Inhalt des Gesetzentwurfs Nach aktueller Rechtslage werde der Einbruchsdiebstahl in Privatwohnun­ gen mit einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren (§ 244 Absatz 1 Nummer 3 StGB) nur unzureichend bestraft.863 Die in § 244 Ab­ satz 3 StGB vorgesehene Strafmilderungsmöglichkeit auf eine Freiheitstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren864 wirke mit Blick auf die Intensität des Eingriffs nicht angemessen. Aus diesem Grund sei eine Änderung der Vor­ schriften in diesem Bereich notwendig.865 Indem § 244 Absatz 3 StGB866 um die Wörter „des Absatzes 1 Nummer 1 bis 3“ ergänzt werde, solle die Straf­ milderungsmöglichkeit im Falle des Einbruchs in eine dauerhaft genutzte Privatwohnung keine Anwendung mehr finden.867 Mit § 244 Absatz 4 StGBE erhalte der Einbruchsdiebstahl in eine dauerhaft genutzte Privatwohnung eine eigenständige Regelung, bei welcher der Strafrahmen Freiheitsstrafe S. 73. S. 3. S. 1, 7 f.; vgl. hierzu auch Anhang 25. S.  7 f. S.  1, 7 f. S. 5. S.  1, 7 f.

861  Protokoll-Nr. 18/133, 862  BT-Drs. 18/12608, 863  BT-Drs. 18/12359, 864  BT-Drs. 18/12359, 865  BT-Drs. 18/12359, 866  BT-Drs. 18/12359, 867  BT-Drs. 18/12359,



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen133

von einem Jahr bis zu zehn Jahren betrage, sodass die Voraussetzungen eines Verbrechens im Sinne des § 12 Absatz 1 StGB erfüllt seien.868 Zuletzt wür­ den durch den Zusatz „Einbruchsdiebstahl in eine dauerhaft genutzte Privat­ wohnung nach § 244 Absatz 4“ in § 100g Absatz 2 Nummer 1 g) StPO-E869 die Handlungsmöglichkeiten der Ermittlungsbehörden erweitert.870 Im Ge­ gensatz zum Bundesrat871 erachtet die Bundesregierung eine zusätzliche Er­ gänzung der § 100a Absatz 2 Nummer 1 StPO und § 100c Absatz 2 Nummer 1 StPO um den neuen § 244 Absatz 4 StGB-E872 für nicht notwendig. In der Situation des bandenmäßigen Einbruchsdiebstahls bestehe zwischen § 244a StGB und § 244 Absatz 4 StGB-E Idealkonkurrenz. Aus diesem Grund könne wegen der Katalogtat des § 244a StGB weiterhin auf die in § 100a Absatz 2 Nummer 1 StPO und § 100c Absatz 2 Nummer 1 StPO geregelten Ermitt­ lungsbefugnisse zurückgegriffen werden.873 Da mit § 244 Absatz 4 StGB-E nun ein eigenständiger Straftatbestand für den Wohnungseinbruchsdiebstahl in eine dauerhaft genutzte Privatwohnung bestehe, solle die Möglichkeit, sich als Nebenkläger anzuschließen ebenso für diesen Fall gelten874 (§ 395 Absatz 3 StPO-E).875 Verfassungsrechtliche Be­ denken ergäben sich nicht.876 Unter der Prämisse, dass auch ohne den minder schweren Fall eine tat- und schuldangemessene Strafe möglich bleibe,877 sei der Verzicht auf die Strafmilderungsmöglichkeit verhältnismäßig.878 (2) Beiträge im Rahmen der 156. Ausschusssitzung am 21.06.2017 Der Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz hat in seiner 151. und 155. Sitzung am 31. Mai 2017 beziehungsweise 21. Juni 2017 beschlossen, eine öffentliche Anhörung abzuhalten, welche in der 156. Sitzung am 21. Juni 2017 stattfand.879 Nachfolgende Sachverständige wurden dabei gehört: Ste­ fan Conen (Rechtsanwalt), Dr. Ulrich Franke (Richter am Bundesgerichts­ hof), Oliver Malchow (Gewerkschaft der Polizei), Roswitha Müller-Piepen­ 868  BT-Drs. 18/12359, 869  BT-Drs. 18/12359, 870  BT-Drs. 18/12359, 871  BT-Drs. 18/12359, 872  BT-Drs. 18/12359, 873  BT-Drs. 18/12359, 874  BT-Drs. 18/12359, 875  BT-Drs. 18/12359, 876  BT-Drs. 18/12359, 877  BT-Drs. 18/12359, 878  BT-Drs. 18/12359, 879  BT-Drs. 18/12995,

S. 1, 5, 7 f., 10. S. 5. S.  2, 9 f. S.  8 ff. S. 8, 10. S. 10. S.  9 f. S. 5, 9. S. 1. S.  1 f. S. 1. S. 2.

134

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

kötter (Weisser Ring e. V., Bundesvorsitzende, Staatsministerin a. D.), Prof. Dr. Gerd Neubeck (Vorstand des Deutschen Forums für Kriminalprävention), Thomas Weith (Staatsanwaltschaft München I, Oberstaatsanwalt) und Tho­ mas Wüppesahl (Wirtschafts- und Politikberatung).880 Entsprechend der im Rahmen der öffentlichen Anhörung erfolgten Fragerunde ist davon auszuge­ hen, dass Conen, Franke und Weith seitens der CDU/CSU geladen wurden.881 Malchow und Neubeck folgten der Ladung der SPD.882 Während Wüppesahl von der Linken zur Stellungnahme gebeten wurde,883 wurde Müller-Piepen­ kötter von den Grünen geladen.884 Die wesentlichen Inhalte ihrer Beiträge sollen im Folgenden zusammengefasst werden.885 (a) Beiträge von Stefan Conen Conen lehnt den Entwurf ab. Auch wenn es sich um keine tiefergreifenden Änderungen handele, sei weder die Begründung des Entwurfs noch dessen Umsetzung überzeugend. Zum einen würden die Änderungen einen System­ bruch darstellen.886 Zum anderen fehle es an einem empirischen Anlass und an der Geeignetheit und damit Verhältnismäßigkeit des Gesetzes.887 Würden die geplanten Änderungen umgesetzt, werde derjenige, der für seine Diebes­ beute das Gebäude im Sinne des § 305 StGB zerstöre, gegenüber dem Woh­ nungseinbruchstäter hinsichtlich des Strafrahmens begünstigt.888 Darüber hi­ naus habe der Täter, der im Zusammenhang mit dem Diebstahl in eine dau­ erhaft genutzte Privatwohnung eine andere Person verletze, keine höhere Bestrafung zu fürchten, da die Mindeststrafe bei Raub nach § 249 Absatz 1 StGB ebenfalls ein Jahr betrage.889 Obwohl der Entwurf davon ausgehe, dass auch ohne die Strafmilderungsmöglichkeit weiterhin sachgerecht entschieden werden könne, sei der dafür notwendige Entscheidungsspielraum ohne den minder schweren Fall nicht mehr gegeben:890 Weil es sich beim Einbruchs­ diebstahl in eine dauerhaft genutzte Privatwohnung nun um ein Verbrechen handele, falle die Einstellungsmöglichkeit nach § 153a StPO weg. Sonstige S.  2 f.; Protokoll-Nr. 18/156, S. 9. S.  21 ff. 882  Protokoll-Nr. 18/156, S. 21. 883  Protokoll-Nr. 18/156, S. 20. 884  Protokoll-Nr. 18/156, S.  20 ff. 885  Vgl. hierzu Anhang 27. 886  Protokoll-Nr. 18/156, S. 12, 30. 887  Protokoll-Nr. 18/156, S. 30. 888  Protokoll-Nr. 18/156, S. 13, 31. 889  Protokoll-Nr. 18/156, S. 32. 890  Protokoll-Nr. 18/156, S. 13. 880  BT-Drs. 18/12153,

881  Protokoll-Nr. 18/156,



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen135

Möglichkeiten von der Mindeststrafe von einem Jahr abzuweichen, seien nicht ersichtlich.891 Darüber hinaus sei die Erweiterung der Ermittlungsbe­ fugnisse im Zusammenhang mit § 100g StPO-E mittels der Strafschärfung systemwidrig.892 Werde eine solche Ausdehnung beabsichtigt, müsse diese im Rahmen der Strafprozessordnung geregelt werden. Auch das Verhältnis von § 244 Absatz 4 StGB-E und § 244a StGB hält der Sachverständige für problematisch. Unter der Prämisse, dass sich § 244a StGB weiterhin allein auf § 244 Absatz 1 Nummer 1 bis 3 StGB beziehen solle, seien Unstimmig­ keiten und Wertungswidersprüche zu erwarten. So sei kein Grund ersichtlich, warum der Einbruch in eine Privatwohnung auf dieselbe Ebene gestellt wer­ den solle wie die bandenmäßige Begehung. Verstärkt werde die Kritik, indem im Falle der bandenmäßigen Begehung ein minder schwerer Fall greifen könne, der bei § 244 Absatz 4 StGB-E so gerade nicht vorgesehen sei.893 (b) Beiträge von Dr. Ulrich Franke Mit Blick auf die steigenden Zahlen der Wohnungseinbrüche hält Franke die Änderungen für begrüßenswert894 und befürwortet die Erhöhung des Strafrahmens im Zusammenhang mit § 244 Absatz 4 StGB-E.895 Im Gegen­ satz dazu lehnt Franke die Streichung des minder schweren Falls strikt ab. Angesichts des Mindeststrafrahmens von einem Jahr erscheine ein solcher Verzicht weder sachgerecht noch verhältnismäßig.896 Während er der Auf­ nahme des Wohnungseinbruchsdiebstahls in § 100g StPO zustimmt, steht er dem neu eingeführten Begriff der dauerhaft genutzten Privatwohnung skep­ tisch gegenüber.897 Das Kernproblem bestehe darin, dass der Schwerpunkt nicht mehr auf dem Tatobjekt „Wohnung“ liege, sondern auf der Art und Weise der Verwendung („dauerhafte Nutzung“).898 Schrittweise werde so der Eindruck erweckt, dass die Frage der dauerhaften Nutzung nicht selten Teil der Beweisaufnahme sein werde. Dies stehe jedoch mit der Zeugen­ schutzvorschrift des § 68 Absatz 2 StPO im Widerspruch.899 Vor diesem Hintergrund müsse sich der Gesetzgeber entweder auf einen anderen Ter­ minus einigen oder eine möglichst abstrakt formulierte Legaldefinition fest­ 891  Protokoll-Nr. 18/156, 892  Protokoll-Nr. 18/156, 893  Protokoll-Nr. 18/156, 894  Protokoll-Nr. 18/156, 895  Protokoll-Nr. 18/156, 896  Protokoll-Nr. 18/156, 897  Protokoll-Nr. 18/156, 898  Protokoll-Nr. 18/156, 899  Protokoll-Nr. 18/156,

S. 13, S.  13, S. 13, S. 33. S. 36. S. 13, S. 33. S. 35. S. 14,

25. 30 f. 31. 25. 35.

136

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

legen, die in der Beweisaufnahme ohne Schwierigkeiten geprüft werden könne.900 Darüber hinaus werde der bandenmäßige Wohnungseinbruchsdiebstahl nicht schwerer bestraft als bei allein handelnden Tätern.901 Erschwert werde dieses Missverhältnis dadurch, dass bei der Bande ein minder schwerer Fall greifen könne, auf den im Zusammenhang mit § 244 Absatz 4 StGB-E ge­ rade verzichtet werde.902 Aufgrund dessen sei es zu empfehlen, eine grundle­ gende Reform rund um den Wohnungseinbruchsdiebstahl vorzunehmen.903 (c) Beiträge von Oliver Malchow Aufgrund der mit Wohnungseinbrüchen einhergehenden psychischen Be­ lastungen für die Betroffenen, sei der Entwurf nicht nur eine Reaktion auf die aktuelle mediale Kritik. Das Gesetzesvorhaben befasse sich vielmehr mit einer überaus wichtigen Thematik. Malchow hält daher sowohl die Erhöhung des Strafrahmens wie auch die Aufnahme des Wohnungseinbruchdiebstahls in § 100g StPO-E für legitim. Eine entsprechende Erweiterung des § 100a StPO sei wünschenswert.904 (d) Beiträge von Roswitha Müller-Piepenkötter Rudimentär betrachtet erscheine die Änderung sinnvoll, da mit dem Woh­ nungseinbruch nicht nur das Eigentum verletzt, sondern auch erheblich in die Privatsphäre des Opfers eingegriffen werde.905 Bei genauerem Hinsehen zeige sich jedoch, dass der Entwurf zumindest in einzelnen Punkten verbes­ serungswürdig sei.906 Obwohl die Regelung aus systematischen Gründen sinnvoller in § 244a StGB angelegt sei, lasse sich die Erhöhung des Strafrah­ mens mit der oben genannten doppelten Rechtsgutverletzung begründen.907 Aus demselben Grund sei die Gleichsetzung des Wohnungseinbruchsdieb­ stahls mit dem schweren Bandendiebstahl und damit die Ausgestaltung des § 244 Absatz 4 StGB-E als Verbrechen konsequent. Die Aufnahme des § 244 Absatz 4 StGB-E in § 100g StPO-E sei ebenfalls zu begrüßen.908 900  Protokoll-Nr. 18/156, 901  Protokoll-Nr. 18/156, 902  Protokoll-Nr. 18/156, 903  Protokoll-Nr. 18/156, 904  Protokoll-Nr. 18/156, 905  Protokoll-Nr. 18/156, 906  Protokoll-Nr. 18/156, 907  Protokoll-Nr. 18/156, 908  Protokoll-Nr. 18/156,

S. 14, 24. S.  14, 36 f. S. 36. S.  14 f. S. 15. S.  38 f. S. 39. S.  15 f. S. 40.



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen137

Um eine Schutzlücke zu vermeiden, müssten jedoch ebenso §§ 100a und c StPO um den § 244 Absatz 4 StGB-E ergänzt werden.909 Die Einführung des neuartigen Begriffs „dauerhaft genutzte Privatwohnung“ lehnt die Sachver­ ständige ab.910 Die Expertin schlägt vor, anstelle der Bezeichnung „Privat­ wohnung“ den Ausdruck „Wohnung“ zu kodifizieren.911 Die weitere Konkre­ tisierung sei dann die Aufgabe der Rechtsprechung. Wenngleich es in der Hand des Gesetzgebers liege, ob er den Einbruch in eine Privatwohnung auf dieselbe Ebene wie die bandenmäßige Begehung stellen möchte, erscheint das Verhältnis von § 244 Absatz 4 StGB-E und § 244a StGB in den Augen Müller-Piepenkötters fragwürdig.912 (e) Beiträge von Gerd Neubeck Vor dem Hintergrund ständig wachsender Zahlen von Wohnungseinbrü­ chen in Deutschland913 und der Tatsache, dass die Einbrüche immer struktu­ rierter und organisierter ablaufen würden,914 bestehe dringender Handlungs­ bedarf.915 Neben den gesetzlichen Änderungen solle jedoch die Ausweitung und Überarbeitung des technischen Einbruchsschutzes in den Blick genom­ men werden.916 Selbst wenn die drohende Strafe die Tatentschlossenen nur sekundär beeinflusse,917 sei die Entscheidung des Gesetzgebers, die Strafen zu ver­ schärfen, gutzuheißen.918 Durch die Einstufung des § 244 Absatz 4 StGB-E als Verbrechen werde nicht nur der Kreis der anwendbaren Regelungen ­erweitert. Auch auf zusätzliche polizeiliche Ermittlungsmaßnahmen könne zurückgegriffen919 und die Aufklärungsquote erhöht werden.920 Die gleichen Effekte würden im Zusammenhang mit § 100g StPO-E zu verzeichnen sein,921 weshalb eine solche Ergänzung ebenso bei §§ 100a und c StPO wün­

909  Protokoll-Nr. 18/156, 910  Protokoll-Nr. 18/156, 911  Protokoll-Nr. 18/156,

912  Protokoll-Nr. 18/156, 913  Protokoll-Nr. 18/156, 914  Protokoll-Nr. 18/156, 915  Protokoll-Nr. 18/156, 916  Protokoll-Nr. 18/156, 917  Protokoll-Nr. 18/156, 918  Protokoll-Nr. 18/156, 919  Protokoll-Nr. 18/156, 920  Protokoll-Nr. 18/156, 921  Protokoll-Nr. 18/156,

S.  16, 40 f. S. 16. S. 16, 40. S. 40. S. 42. S. 43. S. 16 f., 43, 47. S.  47 f. S.  17, 44 f. S. 23, 45. S. 17, 24, 45 ff. S. 17, 47. S. 47.

138

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

schenswert sei.922 Außerdem solle für eine bessere Aufklärung der internati­ onale Austausch verbessert und vereinfach werden. Zuletzt befürwortet der Experte die Ergänzung des § 295 Absatz 2 StPO-E.923 (f) Beiträge von Thomas Weith Weith lehnt den Entwurf ab. Freilich sei davon auszugehen, dass ein er­ höhter Strafrahmen im Zusammenhang mit dem Diebstahl präventiv wirken könne. Dies gelte aber nur, wenn der Täter davon ausgehe, erwischt zu wer­ den. Deshalb solle der Fokus vielmehr auf der Verbesserung der Ermittlungs­ methoden beziehungsweise Aufklärungsquote liegen.924 Während Weith der Einführung der neuen Bezeichnung „dauerhaft genutzte Privatwohnung“ zustimmt,925 steht er dem Verhältnis von § 244 Absatz 4 StGB-E und § 244a StGB kritisch gegenüber. Mit der Änderung des § 244 Absatz 4 StGB-E mangele es an einem erhöhten Strafrahmen für die bandenmäßige Bege­ hung926 und auch die Ermittlungsmöglichkeiten würden durch die geplante Systematik eingeschränkt. So beabsichtige der Gesetzgeber die Aufnahme des § 244 Absatz 4 StGB-E in den § 100g Absatz 2 StPO; eine dahingehende Ergänzung der §§ 100a Absatz 2, 100c Absatz 2 StPO plane er dagegen nicht.927 Vor diesem Hintergrund solle § 244 Absatz 4 StGB-E in den Kata­ log anderer verdeckter Ermittlungsmaßnahmen,928 zumindest aber in § 100a Absatz 2 StPO aufgenommen werden.929 (g) Beiträge von Thomas Wüppesahl Wüppesahl lehnt das Gesetzesvorhaben ab.930 Werfe man einen Blick auf die polizeiliche Kriminalstatistik falle auf, dass die Zahlen von 2015 auf 2016 gefallen seien.931 Der Entwurf reagiere deshalb wohl weniger aus kri­ minalpolitischen Gründen, als aufgrund der derzeitigen öffentlichen Diskus­ sion.932 Es erscheine daher konsequenter, sich auf die Ausweitung und Über­ 922  Protokoll-Nr. 18/156, 923  Protokoll-Nr. 18/156, 924  Protokoll-Nr. 18/156, 925  Protokoll-Nr. 18/156, 926  Protokoll-Nr. 18/156, 927  Protokoll-Nr. 18/156, 928  Protokoll-Nr. 18/156, 929  Protokoll-Nr. 18/156, 930  Protokoll-Nr. 18/156, 931  Protokoll-Nr. 18/156, 932  Protokoll-Nr. 18/156,

S.  46 f. S. 47. S.  17 f., 49. S. 52. S.  52 f. S. 52. S. 52, 54. S. 18, 52, 54. S.  55, 57 ff. S. 57. S. 19, 57.



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen139

arbeitung des technischen Einbruchschutzes933 und die Sozialpolitik zu kon­ zentrieren.934 Die Verschärfung des Strafrahmens ist in den Augen des Sachverständigen verfassungswidrig.935 Weil die Ermittlungsbehörden schon jetzt mit ihren Aufgaben überfordert seien, widerspricht der Sachverständige der Aufnahme des § 244 Absatz 4 StGB-E in § 100g StPO.936 Der neue Be­ griff der „dauerhaft genutzten Privatwohnung“ werde zu Wertungswidersprü­ chen führen und sei deshalb ebenfalls abzulehnen. Da es zu einer Vielzahl von praktischen Problemen führen werde, kritisiert er zuletzt auch das Ver­ hältnis von § 244 Absatz 4 StGB-E und § 244a StGB.937 (3) Beschlussempfehlung des Ausschusses Bis auf einzelne redaktionelle Anpassungen empfahl der Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz den Entwurf wie geplant umzusetzen.938 (4) Gesetzesbeschluss Der Bundestag hat den Entwurf sodann in der Fassung der Beschlussemp­ fehlung beschlossen.939 (5) Analyse der Einflussnahme Keiner der von Müller-Piepenkötter,940 Neubeck,941 Weith942 oder Wüppe­ sahl943 vorgebrachten Vorschläge wurde berücksichtigt.944 Mit der Zustim­ mung von fünf von sieben Sachverständigen hielt der Gesetzgeber an der Erhöhung des Strafrahmens fest.945 Obwohl sich die beiden Sachverständi­ gen, die sich zur Streichung des minder schweren Falls äußersten, geschlos­ sen gegen eine solche Änderung aussprachen, wich der Gesetzgeber nicht S. 19, 59. S. 60. 935  Protokoll-Nr. 18/156, S. 55, 57. 936  Protokoll-Nr. 18/156, S. 55, 58, 61. 937  Protokoll-Nr. 18/156, S. 19, 27. 938  BT-Drs. 18/12933, S. 2 f.; vgl. hierzu auch Anhang 26. 939  BGBl 2017 I Nr. 48, S. 2442; Plenarprotokoll 18/243, S. 24973. 940  Protokoll-Nr. 18/156, S.  16, 40 f. 941  Protokoll-Nr. 18/156, S.  46 ff. 942  Protokoll-Nr. 18/156, S.  17 f., 49, 52 ff. 943  Protokoll-Nr. 18/156, S. 19, 22, 27, 59 f. 944  Protokoll-Nr. 18/156, S. 19, 39, 47 ff., 59. 945  Protokoll-Nr. 18/156, S. 12–19, 22 f., 25, 27, 30 ff., 36, 44 f., 55 f., 57 ff. 933  Protokoll-Nr. 18/156, 934  Protokoll-Nr. 18/156,

140

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

von seiner Position ab.946 Wie von Müller-Piepenkötter947 und Neubeck948 empfohlen, blieb es bei der Ausgestaltung des § 244 Absatz 4 StGB-E als Verbrechen.949 Trotz des Umstands, dass rund 70 Prozent der Experten dazu rieten, den § 244 Absatz 4 StGB-E in §§ 100a und c StPO aufzunehmen, wurde darauf nicht weiter eingegangen.950 Drei von vier Sachverständigen, die zu dem neuen Begriff der „dauerhaft genutzte Privatwohnung“ Stellung bezogen, lehnten eine solche Bezeichnung ab. Dennoch beharrte der Gesetzgeber auf diese Änderung.951 Anders als von Franke952 und Müller-Piepenkötter953 vorgeschlagen, wurde weder eine Le­ galdefinition kodifiziert noch ein anderer Terminus eingeführt.954 Obgleich die Sachverständigen das durch die Änderungen entstehende Verhältnis von § 244 Absatz 4 StGB-E und § 244a StGB einstimmig ablehnten, wurden auch dahingehend keine Anpassungen unternommen. Die seitens Franke955 vorgeschlagene grundlegende Neuregelung des Wohnungseinbruchsdieb­ stahls in § 244b StGB blieb ebenfalls aus. gg) 29.07.2017: eIDAS-Durchführungsgesetz Im Zusammenhang mit dem Gesetz zur Durchführung der Verordnung (EU) Nr. 910/2014 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. Juli 2014 über elektronische Identifizierung und Vertrauensdienste für elektroni­ sche Transaktionen im Binnenmarkt und zur Aufhebung der Richtlinie 2999/93/EG (eIDAS-Durchführungsgesetz) wurde kein Hearing durchge­ führt.956

S.  13, 25 f. S. 40. 948  Protokoll-Nr. 18/156, S. 17, 24, 45 ff. 949  Protokoll-Nr. 18/156, S. 16 f., 24, 32, 39, 45 ff. 950  Protokoll-Nr. 18/156, S. 15 f., 18 f., 22, 40 f., 47, 49 ff., 55, 58, 61. 951  Protokoll-Nr. 18/156, S. 14, 16, 19, 24, 33 ff., 39 f., 52. 952  Protokoll-Nr. 18/156, S. 14, 24. 953  Protokoll-Nr. 18/156, S. 16, 40. 954  Protokoll-Nr. 18/156, S. 14, 16, 24, 40. 955  Protokoll-Nr. 18/156, S. 13 ff., 18 f., 27, 31, 36 f., 40, 52 f. 956  BT-Drs. 18/12833, S.  6 f. 946  Protokoll-Nr. 18/156, 947  Protokoll-Nr. 18/156,



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen141

hh) 24.08.2017: Gesetz zur effektiveren und praxistauglicheren ­Ausgestaltung des Strafverfahrens (1) Inhalt des Gesetzentwurfs zur effektiveren und praxistauglicheren Ausgestaltung des Strafverfahrens Der Strafprozess solle zwei Zielen gerecht werden: Zum einen müsse der Strafanspruch des Staates verwirklicht werden, die allgemeinen und indivi­ duellen Schutzgüter zu bewahren. Zum anderen dürften die Rechte des Be­ troffenen nicht unberücksichtigt bleiben.957 Weil der Staat verfassungsrecht­ lich dazu verpflichtet sei, für eine funktionierende Strafrechtspflege zu sorgen,958 kontrolliere er stets deren Geeignetheit, Aktualität und Wirksam­ keit. Aus diesem Grund habe es sich das vorliegende Gesetzesvorhaben zur Aufgabe gemacht, die Wirksamkeit des Prozesses voranzutreiben sowie neue, praxisgerechtere Regelungen zu schaffen.959 Mit der Überarbeitung des Befangenheitsrechts solle das Verfahren be­ schleunigt werden.960 Die Änderungen bei §§ 81e und 81h StPO-E würden dazu führen, dass auch solche Untersuchungsergebnisse aus dem Abgleich der DNA-Identifizierungsmuster verwendet werden könnten, die auf ein na­ hes Verwandtschaftsverhältnis zwischen Spurenverursacher und Probanden schließen ließen.961 Die Verwertung solcher Treffer sei zumindest nach An­ sicht der Rechtsprechung mit der bisherigen Fassung noch nicht möglich gewesen.962 Aus Klarstellungsgründen lege § 136 Absatz 1 Satz 3 StPO-E fest, dass Beschuldigte über mögliche Kosten im Falle der Pflichtverteidi­ gung aufgeklärt werden müssten (§ 465 StPO).963 Indem nach § 136 Absatz 4 StPO-E Beschuldigtenvernehmungen audiovisuell aufgezeichnet werden könnten, werde die Dokumentation des Ermittlungsverfahrens gesteigert und die Wahrheitsermittlung verbessert.964 Videoaufzeichnungen würden die Si­ tuation der Vernehmung viel besser abbilden als schriftliche Protokolle und Übermittlungsfehler könnten nahezu ausgeschlossen werden.965 Obligatorisch sei die Aufzeichnung in Fällen besonderer Schutzwürdigkeit des Verdächti­

S. 1, 13; vgl. hierzu auch Anhang 28. S. 1, 13; BVerfGE 133, 168. 959  BR-Drs. 796/16, S. 1, 8; BT-Drs. 18/11277, S. 1, 13. 960  BT-Drs. 18/11277, S. 1, 7, 13, 18 f. 961  BT-Drs. 18/11277, S. 1, 8, 13, 15, 20 ff. 962  BT-Drs. 18/11277, S. 20. 963  BT-Drs. 18/11277, S. 24. 964  BT-Drs. 18/11277, S. 1 f., 14, 24. 965  BT-Drs. 18/11277, S.  24 f. 957  BT-Drs. 18/11277, 958  BT-Drs. 18/11277,

142

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

gen und bei Vernehmungen aufgrund eines vorsätzlichen Tötungsdelikts.966 Über eine weitere Ausdehnung der Vorschrift, etwa auf andere schwere Straf­ taten, solle erst nach einer umfangreichen Evaluierung entschieden werden.967 Die Anpassungen im Kontext des § 141 StPO-E sollten die Beschuldigten­ rechte entsprechend dem europäischen Vorbild verbessern.968 § 141 Absatz 3 Satz 4 StPO-E lege dazu fest, dass der erkennende Richter im Falle eines Antrages durch die Staatsanwaltschaft oder wenn er dies für notwendig er­ achte, einen Verteidiger bestellen müsse.969 § 153a StPO-E werde auf die Revisionsinstanz ausgedehnt,970 um das Verfahren zu erleichtern und zu be­ schleunigen.971 Revisionsgerichte sollten selbst beschließen können, ob eine vorläufige Einstellung gegen Auflagen oder Weisungen in Betracht kom­ me.972 § 163 Absatz 3 StPO-E konstatiere die Erscheinenspflicht der gelade­ nen Zeugen gegenüber den Ermittlungspersonen der Staatsanwaltschaft.973 Bislang bestehe eine solche nur im Zusammenhang mit der richterlichen und staatsanwaltschaftlichen Vernehmung.974 § 213 Absatz 2 StPO-E schreibe vor, dass der Vorsitzende bei längerfristigen Verfahren vor dem Land- oder Oberlandesgericht den Verfahrensgang mit dem Verteidiger, Staatsanwalt­ schaft und Nebenklägerschaft besprechen solle.975 Mit dieser Ergänzung werde das Verfahren nicht nur effizienter, auch die Rechte des Beschuldigten würden gestärkt.976 Das Opening Statement in § 243 Absatz 5 Satz 3 StPO-E ziele ebenfalls auf die Verbesserung der Kommunikation und der Förderung von Transparenz ab. Indem dem Verteidiger zu Beginn einer umfangreichen Hauptverhandlung vor dem Land- oder Oberlandesgericht die Gelegenheit gegeben werde, eine Erklärung für seinen Mandanten abzugeben,977 werde zudem der Anspruch des Beschuldigten auf rechtliches Gehör gesichert.978 Mit der Möglichkeit einer Fristsetzung im Zusammenhang mit dem Beweis­ antragsrecht gemäß § 244 Absatz 6 StPO-E979 werde den zahlreichen Miss­

966  BT-Drs. 18/11277, 967  BT-Drs. 18/11277, 968  BT-Drs. 18/11277, 969  BT-Drs. 18/11277, 970  BT-Drs. 18/11277, 971  BT-Drs. 18/11277, 972  BT-Drs. 18/11277, 973  BT-Drs. 18/11277, 974  BT-Drs. 18/11277, 975  BT-Drs. 18/11277, 976  BT-Drs. 18/11277, 977  BT-Drs. 18/11277, 978  BT-Drs. 18/11277, 979  BT-Drs. 18/11277,

S. 2, 14, 25 ff. S. 24. S. 9, 15. S.  15, 28 f. S. 9, 29. S. 14. S. 30. S. 1, 13, 30. S.  29 f. S. 15, 32. S. 1, 15, 32 f. S.  10, 33 f. S. 33. S. 1, 10, 34.



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen143

brauchsfällen begegnet, in welchen Beweisanträge lediglich als Verzöge­ rungsmittel ausgenutzt worden seien.980 Die Änderungen in § 265 Absatz 2 StPO-E würden die Hinweispflichten der Gerichte ausdehnen. Solche sollten in Zukunft auch für Konstellationen gelten, in welchen im Nachhinein eine andere Maßnahme als die Maßregel oder Nebenstrafe möglich erscheine, das Gericht von seiner bisherigen Ein­ stufung der Sach- und Rechtslage nach bereits erfolgter Mitteilung Abstand nehmen möchte, oder ein Hinweis mit Blick auf die Verteidigungsinteressen und den geänderten sachlichen Umständen nötig erscheine.981 Zuletzt solle § 347 StPO angepasst werden. § 347 Absatz 1 Satz 2 StPO-E befasse sich nun mit der staatsanwaltschaftlichen Gegenerklärung im Zusammenhang mit der Revisionsbeschwerde982 und ziele auf eine Erleichterung des Revisions­ verfahrens bei potenziellen Verfahrensmängeln ab.983 (2) Inhalt des Gesetzentwurfs zur Änderung des Strafgesetzbuches, ­ des Jugendgerichtsgesetzes, der Strafprozessordnung und weiterer Gesetze984 Dieser Entwurf ziele ebenfalls auf die Verbesserung und Effektivierung des Strafprozesses ab.985 Nach derzeitiger Rechtslage könne das Fahrverbot als Nebenstrafe allein im Kontext regelwidrigen Führens eines Kraftfahrzeu­ ges und damit in nur wenigen Fällen verhängt werden. Mit der Ausdehnung des Fahrverbots auf sämtliche Delikte nach § 44 StGB-E solle den Gerichten eine weitere Einwirkungsmöglichkeit eröffnet werden, um kurze Freiheits­ strafen zu umgehen und den Täter einzelfallbezogen sowie schuldangemes­ sen bestrafen zu können.986 Freiheitsstrafen zögen vielfach negative Folgen mit sich, die nicht nur in hohen Vollstreckungskosten, sondern auch in nach­ teiligen Effekten für die Resozialisierung lägen. Geldstrafen würden wohlha­ bende Verurteilte in der Regel nur unzureichend erreichen.987 Ein Fahrverbot S.  14, 34 f. S. 10, 36. 982  BT-Drs. 18/11277, S. 11, 14, 38. 983  BT-Drs. 18/11277, S. 14, 38. 984  Aufgrund der Tatsache, dass dieses Gesetzesvorhaben und der vorher erläuterte Entwurf schlussendlich zusammengefasst wurden, soll in diesem Zusammenhang auch auf den Inhalt des Gesetzentwurfs zur Änderung des Strafgesetzbuches, des Ju­ gendgerichtgesetzes, der Strafprozessordnung und weiterer Gesetze eingegangen wer­ den (BT-Drs. 18/12785, S. 2–7, 28 f., 31, 41 ff.). 985  BT-Drs. 18/11272, S. 1; vgl. hierzu auch Anhang 28. 986  BT-Drs. 18/11272, S. 1 f., 9, 14, 19, 25, 31. 987  BT-Drs. 18/11272, S.  15 f., 18. 980  BT-Drs. 18/11277, 981  BT-Drs. 18/11277,

144

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

treffe die Verurteilten dagegen zu Zeiten immer weiter fortschreitender Mo­ bilität besonders schwer und wirke äußerst spezialpräventiv.988 § 44 Absatz 2 Satz 1 StGB-E stelle ergänzend klar, dass das Fahrverbot erst einen Monat nach Rechtskraft des Urteils Wirkung erlange,989 um den Missbrauch von Rechtsmitteln zum Zwecke der Hinauszögerung des Fahrverbots einzudäm­ men.990 Die Maximaldauer werde außerhalb des Jugendstrafrechts von drei auf sechs Monate verlängert.991 § 44 Absatz 4 StGB-E bestimme schließlich die Möglichkeit der Nacheinandervollstreckung mehrerer Fahrverbote.992 Die Kritik, dass aufgrund der fehlenden Verbindung zwischen Tat und Fahrverbot mit Akzeptanzschwierigkeiten zu rechnen sei, schlage fehl:993 Ein solcher Zusammenhang sei auch bei anderen Sanktionsformen wie der Geld- und Freiheitsstrafe nicht erfüllt.994 Da bestehende Unterschiede der Verurteilten im Rahmen der Strafzumessung berücksichtigt werden könnten,995 mit der Ausweitung der Bestrafungsmöglichkeiten ein legitimer Zweck gegeben sei996 und das Fahrverbot seinen Charakter als Nebenstrafe beibehalte, gebe es keine verfassungsrechtlichen Bedenken.997 Zudem werde die Anordnungskompetenz für die Entnahme von Blutpro­ ben neu verteilt. Nach jetziger Rechtslage stehe die Blutprobenentnahme grundsätzlich unter Richtervorbehalt. Nur bei Gefahr in Verzug könne die Staatsanwaltschaft die Anordnung treffen. Da keine verfassungsrechtlichen Gesichtspunkte dagegensprächen,998 solle mit Blick auf die Sicherheit des Straßenverkehrs und der Verfahrensbeschleunigung in den Fällen der § 315a Absatz 1 Nummer 1 StGB und § 315c Absatz 1 Nummer 1 a) StGB (§ 81a Absatz 2 Satz 2 StPO-E) auf das Erfordernis einer richterlichen Anordnung verzichtet werden.999 Neben der Ausweitung des Fahrverbots und Anordnungskompetenz bei der Blutprobenentnahme beschäftige sich der Entwurf mit der Strafbarkeit von Schwarzarbeit und illegaler Beschäftigung.1000 Dahingehend sei nun schon S. 14 ff., 19, 33. S. 25. 990  BT-Drs. 18/11272, S. 31. 991  BT-Drs. 18/11272, S. 2, 10, 19, 25, 31. 992  BT-Drs. 18/11272, S. 9, 18, 25, 31. 993  BT-Drs. 18/11272, S. 15. 994  BT-Drs. 18/11272, S. 16. 995  BT-Drs. 18/11272, S.  15 ff. 996  BT-Drs. 18/11272, S. 16. 997  BT-Drs. 18/11272, S.  17 f., 27. 998  BT-Drs. 18/11272, S. 21. 999  BT-Drs. 18/11272, S. 2 f., 10, 21, 25, 33 f. 1000  BT-Drs. 18/11272, S. 19. 988  BT-Drs. 18/11272, 989  BT-Drs. 18/11272,



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen145

seit geraumer Zeit eine zunehmende Organisation und eine damit verbundene Verschleierung zu beobachten.1001 Die Konsequenzen seien nicht nur gravie­ rende wirtschaftliche Schäden, sondern auch erhebliche Belastungen für die Sozialversicherungen. Weil § 266a StGB einer derartigen Schwere des Un­ rechts nicht mehr gerecht werden könne,1002 ergänze ihn der Entwurf um weitere Regelbeispiele.1003 Gemäß § 35 BtMG könne die Strafvollstreckung derzeit aufgrund einer Drogentherapie vertragt werden, wenn zwischen Tatbegehung und Drogenab­ hängigkeit ein Ursachenzusammenhang bestehe und die (restliche) Freiheits­ strafe zwei Jahre nicht überschreite. Der Grund sei, dass der Weg aus der Abhängigkeit zu großen Teilen die Resozialisierung der Betroffenen sichere und die Rückfallwahrscheinlichkeit erheblich senke. Da eine solche Zurück­ stellung aber bislang ausgeschlossen sei, wenn der Verurteilte zusätzlich eine nicht zurückstellungsfähige Freiheitsstrafe zu verbüßen habe, müsse die Möglichkeit der Zurückstellung erweitert werden.1004 Damit die suchtbe­ dingte Freiheitsstrafe auch bei Bestehen nicht suchbedingter Freiheitsstrafen zurückgestellt werden könne, solle von der in § 454b Absatz 2 StPO vorge­ sehenen Unterbrechung zum Zeitpunkt der Halbstrafe beziehungsweise Zweidrittelverbüßung abgewichen werden.1005 Dies gelte allerdings nur dann, wenn wahrscheinlich sei, dass im Anschluss an die vollständige Verbüßung die Anforderungen des § 35 BtMG-E gegeben seien und ein entsprechender Antrag seitens des Verurteilten vorliege.1006 Weil die Erhebung und Übermittlung personenbezogener Daten an öffent­ liche Stellen einen Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung darstelle (Art. 2 Absatz 1 in Verbindung mit Art. 1 Absatz 1 GG), erscheine es außer­ dem problematisch, dass im Rahmen der §§ 474 ff. StPO derzeit noch aus­ drückliche Festlegungen fehlen würden.1007 Mit § 481 StPO-E und § 487 StPO-E möchte der Gesetzgeber deshalb klare Regelungen schaffen.1008 Da­ nach dürften Bewährungshelfer zur dringenden Gefahrenabwehr wichtiger Rechtsgüter nun Informationen an die Polizei übermitteln beziehungsweise Daten an die Vollzugseinrichtung weitergeben.1009

1001  BT-Drs. 18/11272, 1002  BT-Drs. 18/11272, 1003  BT-Drs. 18/11272, 1004  BT-Drs. 18/11272, 1005  BT-Drs. 18/11272, 1006  BT-Drs. 18/11272, 1007  BT-Drs. 18/11272, 1008  BT-Drs. 18/11272, 1009  BT-Drs. 18/11272,

S. 1, 20. S.  19 f. S. 2, 9, 19 f., 25, 31 f. S. 23. S.  10, 24 ff. S. 10, 34. S. 2, 24. S. 24, 26. S. 10, 35, 48.

146

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

(3) Inhalt der Formulierungshilfe der Bundesregierung1010 Im Laufe der Zeit habe die Informationstechnik einen immer größeren Platz im Leben eines jeden Bürgers eingenommen. Aus diesem Grund seien informationstechnische Systeme mittlerweile Kernpunkt polizeilicher Ermitt­ lungsarbeit. Deren Verwendung zur Aufklärung von Straftaten sei heutzutage unumgänglich. Weil die Strafverfolgungsbehörden aber nach derzeitigem Stand nicht ohne weiteres solche Systeme durchsuchen dürften, möchte die Bundesregierung mit § 100a StPO-E und § 100b StPO-E Rechtsgrundlagen für die Quellen-TKÜ und die Online-Durchsuchung schaffen.1011 Mit der Online-Durchsuchung nach § 100b StPO-E dürfe der Staat heimlich auf fremde informationstechnische Systeme zugreifen, um deren Verwendung zu beobachten und anfallende Daten zu speichern.1012 Hierbei sei das Grund­ recht auf Integrität und Vertraulichkeit informationstechnischer Systeme nach Art. 2 Absatz 1 in Verbindung mit Art. 1 Absatz 1 GG betroffen. Mit Blick auf die Eingriffsintensität sei die Online-Durchsuchung der Wohnraumüber­ wachung nach § 100c StPO ähnlich.1013 Auch im Zusammenhang mit § 100b StPO-E würden deshalb hohe Anforderungen an die Rechtfertigung gestellt. Dies resultiere zum einen aus dem betroffenen Grundrecht, welches die Ein­ haltung strenger Voraussetzungen erfordere. Zum anderen erfolge die Maß­ nahme heimlich und möglicherweise über einen gewissen Zeitraum hin­ weg.1014 Deswegen bedürfe es neben der Einhaltung der Grundsätze der Subsidiarität und Verhältnismäßigkeit1015 einer besonders schweren Straftat, die im Einzelfall schwer wiege.1016 Des Weiteren stehe die Anordnung unter Richtervorbehalt und es müsse hinreichender Schutz des Kernbereichs priva­ ter Lebensgestaltung gewährleistet werden.1017 § 100a StPO-E umfasse die Quellen-TKÜ. Nach derzeitiger Rechtslage beschränke sich § 100a StPO auf die Erhebung von Informationen, welche im Zeitpunkt der Übertragung er­ fasst werden könnten.1018 Im Laufe der Zeit sei jedoch der Austausch über Messenger Dienste zum gewohnten Medium geworden und habe die her­ 1010  Weil diese Formulierungshilfe und die vorher erläuterten Entwürfe im Geset­ zesbeschluss zusammengefasst wurden, soll in diesem Zusammenhang auch auf den Inhalt der Formulierungshilfe der Bundesregierung eingegangen werden (BTDrs. 18/12785, S. 9–23, 35–38, 41 ff.). 1011  Ausschussdrucksache 18(6)334, S. 1 f., 15, 17, 23; vgl. hierzu auch Anhang 28. 1012  Ausschussdrucksache 18(6)334, S. 15, 23. 1013  Ausschussdrucksache 18(6)334, S.  15 ff., 23 f. 1014  Ausschussdrucksache 18(6)334, S.  23 f. 1015  Ausschussdrucksache 18(6)334, S.  24 f. 1016  Ausschussdrucksache 18(6)334, S. 24. 1017  Ausschussdrucksache 18(6)334, S. 16. 1018  Ausschussdrucksache 18(6)334, S.  17 ff.



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen147

kömmliche Telekommunikation nahezu verdrängt.1019 Die Quellen-TKÜ lege daher fest, dass auch solche Kommunikationsdaten erfasst werden könnten, die gleichwertig zum laufenden Austausch per SMS seien.1020 Dabei dürften aber allein solche Informationen erhoben werden, die nach dem Zeitpunkt der richterlichen oder staatsanwaltschaftlichen Anordnung empfangen oder versendet worden seien.1021 Weil Inhalte bei Messenger Diensten in der Re­ gel verschlüsselt seien, sei es nötig, mit den Ermittlungen bereits an der Quelle anzusetzen. Der Grund sei, dass eine Entschlüsselung entweder finan­ ziell unrentabel sei oder außerhalb des Bereichs des Möglichen liege.1022 Während Maßnahmen im Hinblick auf die laufende Kommunikation nach § 100a Absatz 1 Satz 2 StPO-E Art. 10 GG beträfen, erlaube § 100a Absatz 1 Satz 3 StPO-E den Eingriff in längst beendete Interaktionen und berühre damit Art. 2 Absatz 1 in Verbindung mit Art. 1 Absatz 1 GG (Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung).1023 Das geplante Gesetzesvorhaben solle zudem dazu genutzt werden,1024 die Regelungen zum Schutz des Kernbe­ reichs privater Lebensgestaltung und der Zeugnisverweigerungsberechtigung in § 100d StPO-E zusammenzufassen.1025 Ebenso sei die Zusammenführung der Verfahrensvorschriften der Maßnahmen nach §§ 100a–100c StPO ge­ plant.1026 (4) Beiträge im Rahmen der Ausschusssitzungen Der Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz hat in seiner 131. und 147. Sitzung am 8. März 2017 beziehungsweise 17. Mai 2017 beschlossen, öffentliche Anhörungen abzuhalten, welche in den 136., 139. und 152. Sit­ zungen am 22. und 29. März sowie dem 31. Mai 2017 stattfanden.1027 Dr. Wolfgang Beckstein (Staatsanwaltschaft München I, Oberstaatsanwalt, Hauptabteilungsleiter), Dr. Thomas A. Bode (Europa-Universität Viadrina Frankfurt, Akademischer Mitarbeiter am Lehrstuhl für Strafrecht, Strafpro­ zessrecht und Rechtsinformatik Prof. Dr. Wolf), Erik Ohlenschlager (Staats­ anwaltschaft Bamberg, Leitender Oberstaatsanwalt), Martin Rubbert (Deut­ scher Anwaltverein e.  V., Rechtsanwalt), Prof. Dr. Reinhold Schlothauer 1019  Ausschussdrucksache

18(6)334, 18(6)334, 1021  Ausschussdrucksache 18(6)334, 1022  Ausschussdrucksache 18(6)334, 1023  Ausschussdrucksache 18(6)334, 1024  Ausschussdrucksache 18(6)334, 1025  Ausschussdrucksache 18(6)334, 1026  Ausschussdrucksache 18(6)334, 1027  BT-Drs. 18/12785, S.  40 f. 1020  Ausschussdrucksache

S. 15, 18. S. 17, 20. S.  19 f., 22. S. 18. S.  20 f. S. 17. S. 1, 5, 17, 25 ff. S. 6, 17, 25.

148

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

(Bundesrechtsanwaltkammer, Rechtsanwalt/Fachanwalt für Strafrecht), Prof. Dr. em. Heinz Schöch (Ludwig-Maximilians-Universität München, Lehrstuhl für Strafrecht, Kriminologie, Jugendrecht und Strafvollzug) und Prof. Dr. Torsten Verrel (Universität Bonn, Fachbereich Rechtswissenschaften, Krimi­ nologisches Seminar, Geschäftsführender Direktor) wurden in der 136. Sit­ zung gehört.1028 Entsprechend der im Rahmen der öffentlichen Anhörung erfolgten Fragerunde ist davon auszugehen, dass Beckstein, Bode, Rubbert, Schöch und Verrel von der Regierungskoalition geladen wurden.1029 Wäh­ rend Ohlenschlager von der Linken zur Stellungnahme gebeten wurde,1030 folgte Schlothauer der Ladung der Grünen.1031 Dr. Axel Boetticher (Richter am Bundesgerichtshof), Stefan Conen (Rechtsanwalt), Dr. Markus Löffelmann (Richter am Landgericht München I), Prof. Dr. Andreas Mosbacher (Richter am Bundesgerichtshof, Honorar­ professor an der Universität Leipzig für Strafrecht und Strafprozessrecht, insbesondere Wirtschaftsstrafrecht und Revisionsrecht), Dr. Ali B. Norouzi (Deutscher Anwaltverein e. V., Rechtsanwalt), Prof. Dr. Henning Radtke (Richter am Bundesgerichtshof) und Marc Wenske (Deutscher Richterbund e. V., Richter am Oberlandesgericht Hamburg Hanseatisches Oberlandesge­ richt) wohnten der 139. Sitzung bei.1032 Entsprechend der im Rahmen der öffentlichen Anhörung erfolgten Fragerunde ist anzunehmen, dass Löffel­ mann, Radtke und Wenske seitens der CDU/CSU geladen wurden.1033 Boet­ ticher und Mosbacher folgten der Ladung der SPD.1034 Die Linke bat Conen zur Stellungnahme,1035 Norouzi wurde von den Grünen geladen.1036 Dr. Ulf Buermeyer, LL.M. (Columbia) (Richter am Landgericht Berlin), Michael Greven (Deutscher Richterbund e. V., Oberstaatsanwalt, Stellvertre­ tender Behördenleiter und Abteilungsleiter der BtM- und OK-Abteilung), Dr. Matthias Krauß (Oberstaatsanwalt beim Bundesgerichtshof Karlsruhe), Linus Neumann (Chaos Computer Club, Berlin) und Prof. Dr. Arndt Sinn (Univer­ sität Osnabrück, Lehrstuhl für Deutsches und Europäisches Straf- und Straf­ prozessrecht, Internationales Strafrecht sowie Strafrechtsvergleichung, Direk­ tor des Zentrums für Europäische und Internationale Strafrechtsstudien) S.  40 f.; Protokoll-Nr. 18/136, S. 9. S.  21 f. 1030  Protokoll-Nr. 18/136, S. 21. 1031  Protokoll-Nr. 18/136, S. 22. 1032  BT-Drs. 18/12785, S. 40; Protokoll-Nr. 18/139, S. 11. 1033  Protokoll-Nr. 18/139, S.  23 ff. 1034  Protokoll-Nr. 18/139, S.  23 f. 1035  Protokoll-Nr. 18/139, S.  24 f. 1036  Protokoll-Nr. 18/139, S. 24. 1028  BT-Drs. 18/12785,

1029  Protokoll-Nr. 18/136,



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen149

wurden in der 152. Sitzung herangezogen.1037 Entsprechend der im Rahmen der öffentlichen Anhörung erfolgten Fragerunde ist davon auszugehen, dass Greven, Krauß, Sinn, Henzler und Huber von der Regierungskoalition gela­ den wurden.1038 Während Neumann von der Linken zur Stellungnahme gebe­ ten wurde,1039 wurde Buermeyer von den Grünen geladen.1040 Die wesentli­ chen Inhalte ihrer Beiträge sollen im Folgenden erläutert werden.1041 (a) Beiträge im Rahmen der 136. Ausschusssitzung am 22.03.2017 (aa) Beiträge von Dr. Wolfgang Beckstein Beckstein begrüßt die Ausweitung der Anordnungsbefugnis im Zusam­ menhang mit Blutprobenentnahmen.1042 Da es sich dabei um eine alltägliche und wenig eingriffsintensive Maßnahme der polizeilichen Ermittlungsarbeit handele,1043 könnten die Gerichte und Staatsanwälte entlastet werden.1044 Beckstein zufolge soll die Entscheidung daher bei unstrittiger Sachlage der §§ 315a, 315c und 316 StGB generell auf die Polizei übertragen werden1045 sowie Fälle der Fahrlässigkeit und des Versuchs miteingeschlossen wer­ den.1046 Des Weiteren sei eine klarere Formulierung anzustreben.1047 Darüber hinaus erachtet Beckstein die Ausdehnung des Fahrverbots nach § 44 StGB-E für sinnvoll.1048 Auf diese Weise könne die Strafe viel besser auf den einzelnen Verurteilten abgestimmt werden. Allerdings würden mit der einmonatigen Frist bis zur Wirksamkeit des Fahrverbots nach § 44 Ab­ satz 2 Satz 1 StGB-E eine Vielzahl von Rechtsmitteleinlegungen einherge­ hen.1049 Aus diesem Grund sei eine Regelung entsprechend der Vorschrift im Ordnungswidrigkeitengesetz im Sinne einer vier- bis sechsmonatigen An­ trittsfrist zu empfehlen.1050 Obwohl die Klarstellung der Nacheinandervoll­ S. 41; Protokoll-Nr. 18/152, S. 9. S.  22 ff. 1039  Protokoll-Nr. 18/152, S. 24. 1040  Protokoll-Nr. 18/152, S. 23. 1041  Vgl. hierzu Anhang 30. 1042  Protokoll-Nr. 18/136, S. 12, 32. 1043  Protokoll-Nr. 18/136, S. 12, 27, 32. 1044  Protokoll-Nr. 18/136, S. 12 f., 27, 34. 1045  Protokoll-Nr. 18/136, S. 12 f., 27, 32, 34 f. 1046  Protokoll-Nr. 18/136, S. 13, 32, 35. 1047  Protokoll-Nr. 18/136, S. 13, 32, 34 f. 1048  Protokoll-Nr. 18/136, S. 13, 31. 1049  Protokoll-Nr. 18/136, S. 13. 1050  Protokoll-Nr. 18/136, S. 13, 31. 1037  BT-Drs. 18/12785,

1038  Protokoll-Nr. 18/152,

150

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

streckung erfreulich sei, solle eine Richtigstellung dahingehend erfolgen, dass dies im Falle der Anwendung des Strafgesetzbuches wie auch dem Ordnungswidrigkeitengesetz gleichermaßen gelte.1051 Die Änderungen zur Mitteilungsbefugnis der Bewährungshelfer nach §§ 481 Absatz 1 Satz 3, 487 Absatz 1 Satz 2 StPO-E seien positiv zu bewerten. Allein der Halbsatz „eine rechtzeitige Übermittlung durch die in Satz 2 genannten Stellen nicht ge­ währleistet ist“ solle gestrichen werden. Weil die Bewährungshelfer keinen Überblick über die Arbeitsweise anderer Einrichtungen hätten und dahinge­ hend keinerlei Einfluss ausüben könnten, erschwere diese Ergänzung die praktische Umsetzung nur.1052 Mit der Quellen-TKÜ könnten insbesondere im Zusammenhang mit der Betäubungs- und organisierten Kriminalität zahlreiche Schlupflöcher ge­ schlossen werden. Dennoch sei ein Verzicht auf einen weiteren Katalog ne­ ben §§ 100a, 100c und 100g StPO zur Wahrung der Übersichtlichkeit wün­ schenswert.1053 Zuletzt stimmt der Experte der Ergänzung des § 266a StGB-E um weitere Regelbeispiele zu.1054 (bb) Beiträge von Dr. Thomas A. Bode Der Sachverständige hält die Ausdehnung der Anordnungsbefugnis bei der Blutprobenentnahme für sinnvoll.1055 Es sei jedoch eine klarere Festlegung zu empfehlen.1056 Die Erweiterung in Bezug auf das Fahrverbot nach § 44 StGB-E biete zusätzlichen Spielraum, um Sanktionen individueller auf den Täter anzupassen.1057 Die fehlende Konnexität zwischen Tat und Strafe1058 sei auch bei Freiheits- und Geldstrafen die Regel.1059 Zur Einhaltung des Bestimmtheitsgebots nach Art. 104, 19 Absatz 4 Satz 1 GG bedürfe es jedoch noch einer genaueren Formulierung.1060 Weil es sich beim generellen Fahr­ verbot um eine neue Strafform handele, sei es nötig, dem Richter Leitlinien zur Verfügung zu stellen, die die Entscheidungen voraussehbarer machen würden.1061 1051  Protokoll-Nr. 18/136, 1052  Protokoll-Nr. 18/136, 1053  Protokoll-Nr. 18/136, 1054  Protokoll-Nr. 18/136, 1055  Protokoll-Nr. 18/136, 1056  Protokoll-Nr. 18/136, 1057  Protokoll-Nr. 18/136, 1058  Protokoll-Nr. 18/136, 1059  Protokoll-Nr. 18/136, 1060  Protokoll-Nr. 18/136, 1061  Protokoll-Nr. 18/136,

S.  13 f., 31. S. 14. S. 27. S. 32. S. 15. S.  15, 40 f. S. 14, 37 f., 43, 51. S. 37, 49. S.  49 f. S. 14, 37 f., 46, 52. S. 14, 22, 25, 38 f., 46 f., 52.



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen151

Betrachte man die derzeitigen Regelungen zur Weitereichung personenbe­ zogener Daten, so lasse sich feststellen, dass es aktuell keine ausdrücklichen und klaren Regelungen betreffend der Übermittlung von Daten durch die Bewährungshilfe gebe.1062 Aufgrund dessen seien die Klarstellungen in §§ 481 Absatz 1 Satz 3, 487 Absatz 1 Satz 2 StPO-E längst überfällig gewe­ sen.1063 Sowohl der Quellen-TKÜ,1064 wie auch der Erweiterung des § 266a StGB-E und der Ausdehnung der Möglichkeit der Zurückstellung von Frei­ heitsstrafen sei zuzustimmen. Problematisch erscheine allein § 266a Absatz 4 Satz 2 Nummer 4 StGB-E, da die Rechtsprechung die gewerbsmäßige Bege­ hung bislang als in § 266a StGB enthaltenes Kriterium eingestuft und in der Tatsache der Bande keinen Grund zur Strafschärfung gesehen habe.1065 (cc) Beiträge von Erik Ohlenschlager Schon nach derzeit geltender Rechtslage entspreche es der gewohnten Praxis, dass die Polizei die Blutentnahme anordne. Umso erfreulicher sei es daher, dass diese Vorgehensweise nun ausdrücklich normiert werde.1066 Al­ lein in der unklaren Formulierung sieht Ohlenschlager Verbesserungsbe­ darf.1067 Obwohl er die Ausdehnung des Fahrverbots nach § 44 StGB-E und die Regelung zu Mehrfachverboten ebenfalls gutheißt, bedürfe es an dieser Stelle einiger Klarstellungen, um Unstimmigkeiten zu verhindern:1068 So solle die Frist bis zur Wirksamkeit des Fahrverbots an die viermonatige Zeit­ spanne des Ordnungswidrigkeitenbereichs angepasst werden.1069 Zudem müsse es mit Blick auf das Bestimmtheitsgebot1070 objektive Anhaltspunkte für die Verhängung des Fahrverbots geben.1071 Im Zusammenhang mit dem Jugendstrafrecht, solle das Fahrverbot außerdem nicht als Nebenstrafe, son­ dern als Zuchtmittel ausgestaltet werden, um erzieherisch verfehlte Rechts­ mittel zu vermeiden.1072 Verfassungsrechtliche Bedenken ergäben sich nicht.1073 1062  Protokoll-Nr. 18/136, 1063  Protokoll-Nr. 18/136, 1064  Protokoll-Nr. 18/136, 1065  Protokoll-Nr. 18/136, 1066  Protokoll-Nr. 18/136, 1067  Protokoll-Nr. 18/136, 1068  Protokoll-Nr. 18/136, 1069  Protokoll-Nr. 18/136, 1070  Protokoll-Nr. 18/136, 1071  Protokoll-Nr. 18/136, 1072  Protokoll-Nr. 18/136, 1073  Protokoll-Nr. 18/136,

S.  15, 41 f. S. 15, 41. S. 15. S.  40 f. S.  66 f. S. 16, 66. S.  60 f. S.  15, 59 f. S. 15, 28, 57. S. 15, 28, 58. S. 16, 61 f., 66. S. 56.

152

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

Obwohl die Datenübermittlung durch den Bewährungshelfer bereits nach derzeit geltender Rechtslage möglich sei, habe es an einer expliziten Festset­ zung gefehlt.1074 Aus diesem Grund sei die durch den Entwurf geschaffene Regelung vor allem unter dem Gesichtspunkt der Rechtssicherheit von über­ geordneter Bedeutung.1075 Ohlenschlager legt dem Gesetzgeber jedoch die Streichung der „dringenden Gefahr“ und des Nebensatzes „und eine rechtzei­ tige Übermittlung durch die in Satz 2 genannten Stellen nicht gewährleistet ist“ nahe. Diese Beschränkungen würden die praktische Umsetzung der Vorschrift nur unnötig erschweren. Der Ausweitung der Möglichkeit der Zu­ rückstellung der Freiheitsstrafe wie auch den Änderungen in § 266 StGB-E stimmt der Experte dagegen uneingeschränkt zu.1076 (dd) Beiträge von Martin Rubbert Rubbert stellt sich gegen die Ausweitung der Anordnungsbefugnis bei der Blutprobenentnahme.1077 Es sei zwar nicht von der Hand zu weisen, dass die hohen Fallzahlen eine sorgfältige richterliche Überprüfung nahezu unmög­ lich machten.1078 Dennoch solle die Konsequenz nicht in der Ausdehnung der Anordnungsbefugnis liegen, sondern vielmehr im Ausbau des richterli­ chen Bereitschaftsdienstes. Nur so könne das Grundrecht der körperlichen Unversehrtheit1079 und das verfassungsrechtliche Gebot des effektiven Recht­ schutzes gewahrt werden.1080 Die Änderungen im Kontext des § 44 StGB-E lehnt der Experte ebenfalls ab.1081 Der Sinn und Zweck des Fahrverbots bestehe primär darin, dem Be­ troffenen eine Lektion zu erteilen und ihm sein fahrlässiges Fehlverhalten im Straßenverkehr vor Augen zu führen. Die Besonderheit des Fahrverbots liege also gerade in seiner Verknüpfung zur begangenen Tat.1082 Das Gesetzesvor­ haben wolle dieses Zusammenspiel von § 69 StGB und § 44 StGB nun auf­ lösen. Es sei deshalb davon auszugehen, dass das generelle Fahrverbot auf Unverständnis in der Bevölkerung stoße und eine präventive Wirkung insge­ samt entfalle.1083 Allein der Ausweitung der Möglichkeit der Zurückstellung 1074  Protokoll-Nr. 18/136, 1075  Protokoll-Nr. 18/136, 1076  Protokoll-Nr. 18/136, 1077  Protokoll-Nr. 18/136, 1078  Protokoll-Nr. 18/136, 1079  Protokoll-Nr. 18/136, 1080  Protokoll-Nr. 18/136, 1081  Protokoll-Nr. 18/136, 1082  Protokoll-Nr. 18/136, 1083  Protokoll-Nr. 18/136,

S. 67. S.  67 f. S. 68. S.  16 f., 71. S.  16 f. S. 17. S. 75. S. 16, 71, 74. S.  71 f. S. 72.



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen153

der Freiheitsstrafe steht Rubbert positiv gegenüber.1084 Allerdings solle von der Notwendigkeit der Vollverbüßung abgesehen werden.1085 (ee) Beiträge von Prof. Dr. Reinhold Schlothauer Während Schlothauer der Ausweitung der Anordnungsbefugnis bei der Blutentnahme zustimmt,1086 lehnt er das generelle Fahrverbot im Sinne des § 44 StGB-E strikt ab.1087 Das Ziel, kurze Freiheitsstrafen zu verringern, sei zwar löblich.1088 Das Fahrverbot sei aber kein geeignetes Mittel für dessen Umsetzung.1089 Einerseits werde damit gegen den verfassungsrechtlichen Gleichheitsgrundsatz verstoßen.1090 Andererseits stelle die Nebenstrafe in Form eines deliktsunabhängigen, allgemeinen Fahrverbots, das sich allein auf Personen mit Fahrerlaubnis beschränke, einen Systembruch mit der bis­ herigen Strafsystematik dar.1091 Im Gegensatz dazu sei die Ausweitung der Möglichkeit der Zurückstellung von Freiheitsstrafen nach § 35 BtMG-E gutzuheißen.1092 Schlothauer zufolge ist aber eine Vorabvollstreckung der zurückstellungsunfähigen Strafen bis zu einem Zweidrittelzeitpunkt ausrei­ chend.1093 (ff) Beiträge von Prof. Dr. em. Heinz Schöch Weil es sich im Zusammenhang mit Alkohol- und Drogenfahrten bei den richterlichen Zustimmungen oftmals um bloße Formalien handele, bewertet Schöch die geplante Anordnungsbefugnis der Polizei im Kontext der Blut­ probenentnahme als positiv.1094 Da es nach derzeit geltender Rechtslage nur wenig Auswahl im Bereich der Sanktionen gebe, sei auch die Ausweitung des Fahrverbots auf sämtliche Delikte zu begrüßen.1095 Verfassungsrechtliche Bedenken sind für ihn nicht ersichtlich.1096 1084  Protokoll-Nr. 18/136, 1085  Protokoll-Nr. 18/136, 1086  Protokoll-Nr. 18/136, 1087  Protokoll-Nr. 18/136, 1088  Protokoll-Nr. 18/136, 1089  Protokoll-Nr. 18/136, 1090  Protokoll-Nr. 18/136, 1091  Protokoll-Nr. 18/136, 1092  Protokoll-Nr. 18/136, 1093  Protokoll-Nr. 18/136, 1094  Protokoll-Nr. 18/136, 1095  Protokoll-Nr. 18/136, 1096  Protokoll-Nr. 18/136,

S. 16 f., 71, 77. S. 17, 78. S. 18, 81, 84 f. S. 17, 81. S. 17, 23. S.  17 f. S. 18, 83. S. 82. S. 81, 86. S. 86. S.  90 f. S. 19, 87. S. 19, 22, 88 f.

154

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

Sowohl der Schaffung der Mitteilungsbefugnis des Bewährungshelfers nach §§ 481 Absatz 1 Satz 3, 487 Absatz 1 Satz 2 StPO-E1097 wie auch den Änderungen in § 266a StGB-E stimmt Schöch zu.1098 Im Zusammenhang mit der Möglichkeit der Zurückstellung der Freiheitsstrafe schlägt er vor, die Verbüßung der zurückstellungsunfähigen Freiheitsstrafe bis zum Zweidrittel­ zeitpunkt ausreichen zu lassen.1099 (gg) Beiträge von Prof. Dr. Torsten Verrel Verrel sieht in der Ausdehnung des Fahrverbots auf weitere Straftaten eine überfällige Gesetzesänderung.1100 Mit dem deliktsunabhängigen Fahrverbot würden die Gerichte sowohl im Bereich des Erwachsenen- wie auch des Ju­ gendstrafrechts ein neues, wirkungsvolles Instrument zur Bestrafung erhal­ ten.1101 Die Forderung einer Verknüpfung von Straftat und Fahrverbot sei dagegen nicht mehr zeitgemäß.1102 Der Einwand der fehlenden Kontrollmög­ lichkeiten überzeuge nicht.1103 So gebe es mehrere Sanktionswege, deren Befolgung nicht ohne weiteres überprüft werden könne. Dennoch werde nicht an deren Sinn und Zweck gezweifelt.1104 (b) Beiträge im Rahmen der 139. Ausschusssitzung am 29.03.2017 (aa) Beiträge von Dr. Axel Boetticher Boetticher hält die audiovisuelle Aufzeichnung für notwendig.1105 Die Kri­ tik, auf diese Weise werde zu tief in die Grundrechte des Betroffenen einge­ griffen und die Gerichte würden zusätzlich belastet, sei verfehlt.1106 Bei die­ sen Einwänden handele es sich lediglich um Behauptungen, denen es an jeglicher empirischen Beweisbarkeit mangele.1107 Da die Aufzeichnung ohne größeren Aufwand möglich sei1108 und Staatsanwaltschaft, Zeugen, Verteidi­ 1097  Protokoll-Nr. 18/136, 1098  Protokoll-Nr. 18/136, 1099  Protokoll-Nr. 18/136, 1100  Protokoll-Nr. 18/136, 1101  Protokoll-Nr. 18/136, 1102  Protokoll-Nr. 18/136, 1103  Protokoll-Nr. 18/136, 1104  Protokoll-Nr. 18/136, 1105  Protokoll-Nr. 18/139, 1106  Protokoll-Nr. 18/139, 1107  Protokoll-Nr. 18/139, 1108  Protokoll-Nr. 18/139,

S. 91. S. 90. S. 91. S. 20. S. 20, 95. S.  20, 95 f. S. 20, 97. S. 97. S. 14, 16, 41. S.  35, 42 f. S.  43, 47 ff. S.  49 f.



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen155

ger und Gerichte ein solches Vorgehen begrüßten,1109 sei sogar zu empfehlen, eine solche Ausdehnung auch bei § 58a StPO vorzunehmen.1110 § 241a StPO-E solle ähnlich wie bei kindlichen Zeugen dahingehend erweitert wer­ den, dass die Befragung durch einen Richter vorgenommen werden müs­ se.1111 Das in § 243 Absatz 5 Satz 3 StPO-E vorgesehene Opening-Statement lehnt Boetticher ab. Mit Ausnahme des Verfahrens vor dem Schöffengericht erscheine eine solche Stellungnahme überflüssig, da Staatsanwaltschaft und Verteidiger bereits im Vorfeld des Prozesses üblicherweise im schriftlichen Verkehr ständen.1112 (bb) Beiträge von Stefan Conen Genauso wie sein Vorredner erachtet Conen die audiovisuelle Aufzeich­ nung der Beschuldigtenvernehmung für sinnvoll.1113 Derzeit nehme die Dis­ kussion über den Inhalt von Vernehmungsprotokollen einen viel zu großen Platz in der Hauptverhandlung ein und schwäche dadurch dessen Effektivi­ tät.1114 Mit der Videoaufzeichnung würden solche Streitigkeiten der Vergan­ genheit angehören.1115 Dieses und andere Argumente würden sich jedoch nicht nur auf Tötungsdelikte beschränken, sondern könnten auch bei allen anderen Straftaten vorgebracht werden.1116 Deshalb empfiehlt Conen, sämtli­ che Vernehmungen aufzuzeichnen,1117 bei denen mit einer erhöhten Mindest­ strafe zu rechnen sei.1118 Zudem solle an die Stelle der Ermessensvorschrift eine zwingende Regelung treten, um Missbrauchsfälle zu vermeiden.1119 Behalte man im Hinterkopf, dass die vorherige Abstimmung über den Gang des Hauptverfahrens bereits der gängigen Praxis entspreche, sei die ausdrückliche gesetzliche Regelung in § 213 StPO-E nur zu begrüßen. Mit dem Opening-Statement bekomme das Gericht einen Einblick in den Weg, den der Verteidiger einzuschlagen plane1120 und die Organisation der Beweis­

S. 15, 49, 51. S. 14, 41, 43 f. 1111  Protokoll-Nr. 18/139, S. 15, 45. 1112  Protokoll-Nr. 18/139, S. 35. 1113  Protokoll-Nr. 18/139, S. 16, 56. 1114  Protokoll-Nr. 18/139, S. 31, 56. 1115  Protokoll-Nr. 18/139, S. 16. 1116  Protokoll-Nr. 18/139, S. 56. 1117  Protokoll-Nr. 18/139, S. 16. 1118  Protokoll-Nr. 18/139, S. 56. 1119  Protokoll-Nr. 18/139, S. 31. 1120  Protokoll-Nr. 18/139, S. 36, 58. 1109  Protokoll-Nr. 18/139, 1110  Protokoll-Nr. 18/139,

156

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

aufnahme werde erleichtert.1121 Der derzeitige Wortlaut lasse es jedoch offen, ob diese Erklärung dem Angeklagten zugerechnet werden könne. Besser sei es deshalb, auf die Worte „für diesen“ in § 243 Absatz 5 Satz 3 StPO-E zu verzichten.1122 Da die Ausdehnung der Hinweispflichten in § 265 StPO-E die höchstrichterliche Rechtsprechung umsetze und die Rechtssicherheit stärke, sei auch an dieser Expansion nichts auszusetzen.1123 Obwohl die Beweisan­ tragsrechte schon seit längerem taktisch als Verzögerungsmittel ausgenutzt würden,1124 sei die Änderung der Verteidigungsrechte als unsachgemäß ein­ zustufen.1125 Zwar werde auf diese Weise die Rechtsprechung des Bundesge­ richtshofs umgesetzt.1126 Der Bundesgerichtshof habe aber im Bewusstsein der damit verbundenen richterlichen Rechtsfortbildung den Ausnahmecha­ rakter solcher Beschränkungen des Beweisantragsrechts klargestellt und auf Fälle klar ersichtlichen Missbrauchs beschränkt.1127 Dies lasse das Gesetzes­ vorhaben allerdings gänzlich unberücksichtigt. Der Gesetzgeber bestimme weder, wann eine Frist angemessen sei, noch handele es sich um eine klare und hinreichend bestimmte Regelung.1128 Aus diesen Gründen empfiehlt der Sachverständige, die Möglichkeit der Fristsetzung auf die Fälle zu beschrän­ ken, in denen eine Verschleppung wahrscheinlich erscheine.1129 Weil die Änderungen im Rahmen des Befangenheitsrechts nicht zur Effizi­ enz des Strafverfahrens beitrügen, seien sie abzulehnen.1130 Wenn der Ver­ dacht der Befangenheit im Raum stehe, sei es zudem unverständlich, die Entscheidung, wann eine Frist gesetzt werden solle, dem unter Umständen voreingenommenen Richter zu übertragen.1131 An die Stelle der Ermessens­ entscheidung solle deshalb zumindest eine zwingende Regelung treten.1132 Die Ausweitung der DNA-Analyse sei sowohl system- wie auch verfassungs­ widrig. Der Grund dafür sei, dass sich derjenige, der als Täter verdächtigt werde, nicht entlasten könne, ohne den Verdacht auf eine ihm nahestehende Person zu lenken.1133 Zumindest die Erlaubnis des Probanden müsse daher 1121  Protokoll-Nr. 18/139, 1122  Protokoll-Nr. 18/139, 1123  Protokoll-Nr. 18/139, 1124  Protokoll-Nr. 18/139, 1125  Protokoll-Nr. 18/139, 1126  Protokoll-Nr. 18/139, 1127  Protokoll-Nr. 18/139, 1128  Protokoll-Nr. 18/139, 1129  Protokoll-Nr. 18/139, 1130  Protokoll-Nr. 18/139, 1131  Protokoll-Nr. 18/139, 1132  Protokoll-Nr. 18/139, 1133  Protokoll-Nr. 18/139,

S. 36. S.  35, 58 f. S. 61. S. 16. S. 59, 61. S. 59. S. 16. S. 59. S.  17, 60 f. S. 16, 53, 55. S.  16, 53 ff. S. 16, 55. S.  55 f.



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen157

zur Voraussetzung werden.1134 Sofern an den Änderungen im Zusammenhang mit der Erscheinenspflicht vor Polizeibeamten festgehalten werde, sei es notwendig, Mindestvoraussetzungen zu schaffen, um eine ordnungsgemäße Protokollierung sicherzustellen.1135 Zuletzt stuft Conen die Ergänzungen im Rahmen des § 141 StPO-E für gelungen ein. Allerdings solle dem Beschul­ digten ein Antragsrecht eingeräumt werden.1136 (cc) Beiträge von Dr. Markus Löffelmann In den Augen Löffelmanns ist die fakultative audiovisuelle Aufzeichnung nach § 136 Absatz 4 StPO-E angesichts der damit verbundenen Beeinträchti­ gung des Persönlichkeits- und Verteidigungsrechts zu offen und unklar ge­ fasst.1137 An die Stelle der Einleitung „insbesondere“ in § 136 Absatz 4 Satz 2 Nummer 2 StPO-E solle deshalb eine abschließende Regelung tre­ ten.1138 Obgleich die neue Vorschrift die Entscheidung in das Ermessen der Behörden stelle, fehle es an einer genauen Festlegung von Handlungsleitli­ nien. Darüber hinaus müsse die Zustimmung des Beschuldigten als Voraus­ setzung der Aufnahme eingeführt werden.1139 Dass die obligatorische Auf­ zeichnung auf Tötungsdelikte beschränkt werde, erscheint ihm ebenfalls nicht nachvollziehbar.1140 Die positive Wirkung der vorherigen Abstimmung im Sinne des § 213 StPO-E sei zweifelhaft.1141 Da das Gericht aufgrund § 244 Absatz 2 StPO dazu verpflichtet sei, die Beweisaufnahme auf sämtliche relevanten Tatsa­ chen auszuweiten, müsse es selbst den Ablauf der Beweisaufnahme organi­ sieren.1142 Eine terminliche Festlegung der Hauptverhandlung stelle bereits nach derzeitiger Rechtslage eine große Herausforderung dar.1143 Sofern der Gesetzgeber das Verfahren um ein zusätzliches kommunikatives Element er­ gänze, werde das Strafverfahren nur noch weiter überfrachtet.1144 Darüber hinaus sei nicht ersichtlich, warum das Opening Statement im Sinne des § 243 Absatz 5 Satz 2 StPO-E zu einem effizienterem Strafverfahren beitra­ 1134  Protokoll-Nr. 18/139, 1135  Protokoll-Nr. 18/139, 1136  Protokoll-Nr. 18/139, 1137  Protokoll-Nr. 18/139, 1138  Protokoll-Nr. 18/139, 1139  Protokoll-Nr. 18/139, 1140  Protokoll-Nr. 18/139, 1141  Protokoll-Nr. 18/139, 1142  Protokoll-Nr. 18/139, 1143  Protokoll-Nr. 18/139, 1144  Protokoll-Nr. 18/139,

S. 56. S.  57 f. S. 57. S.  17, 63 f. S. 30, 66. S. 17, 30, 63 f., 68. S. 17, 64. S. 17, 62, 69. S. 69. S. 17, 62, 70. S.  17, 61 f.

158

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

ge.1145 Potenzielle Unstimmigkeiten in diesem Zusammenhang könnten das Verfahren vielmehr in die Länge ziehen.1146 Die schon bestehenden Unstim­ migkeiten in Bezug auf § 265 StPO sollten zum Anlass genommen werden, hier auf weitere Ergänzungen zu verzichten. Der Bundesgerichtshof greife zwar im Falle von Sachlagenänderungen gelegentlich auf § 265 StPO zu­ rück.1147 Dies sei aber die absolute Ausnahme.1148 Gerade diese Regel-Aus­ nahme-Systematik berücksichtige der Gesetzentwurf nicht.1149 Die geplante Regelung sei noch nicht einmal klar formuliert.1150 Im Gegensatz dazu hält Conen die Eingrenzung des Beweisantragsrechts sowie die Änderungen im Rahmen des Befangenheitsrechts für durchaus sinnvoll.1151 Im Zusammen­ hang mit ersterem sei aber zu empfehlen, das mangelnde Verschulden ins Zentrum zu rücken.1152 Obwohl die Quellen-TKÜ laut Löffelmann schon jetzt mit § 100a StPO und § 100b StPO gesetzlich verankert ist, erscheine die Schaffung einer klaren Regelung mit Blick auf die Rechtssicherheit nach­ vollziehbar.1153 Der Ausweitung der DNA-Analyse stimmt der Sachverstän­ dige ebenfalls zu. Er fordert jedoch, den Anlasskatalog sowie den notwendi­ gen Verdachtsgrad weiter einzugrenzen.1154 Während Löffelmann die Er­ scheinenspflicht vor der Polizei gutheißt,1155 lehnt er die Erweiterung des § 153a StPO auf Revisionsgerichte ab. Mit § 153a Absatz 2 StPO-E habe das Revisionsgericht zu prüfen, ob eine Einstellung des Verfahrens in Betracht komme. In concreto müsse geklärt werden, ob die Befolgung von Auflagen und Weisungen mit Blick auf das Strafbedürfnis als ausreichend gesehen werden könne. Die Revisionsinstanz beschränke sich aber auf eine Rechts­ kontrolle; sie übe gerade keine Strafzumessung aus.1156 (dd) Beiträge von Prof. Dr. Andreas Mosbacher Mosbacher ist insbesondere über die Möglichkeit, Vernehmungen audiovi­ suell aufzuzeichnen, erfreut.1157 Aus terminologischen Gründen solle der 1145  Protokoll-Nr. 18/139, 1146  Protokoll-Nr. 18/139, 1147  Protokoll-Nr. 18/139, 1148  Protokoll-Nr. 18/139, 1149  Protokoll-Nr. 18/139, 1150  Protokoll-Nr. 18/139, 1151  Protokoll-Nr. 18/139, 1152  Protokoll-Nr. 18/139, 1153  Protokoll-Nr. 18/139, 1154  Protokoll-Nr. 18/139, 1155  Protokoll-Nr. 18/139, 1156  Protokoll-Nr. 18/139, 1157  Protokoll-Nr. 18/139,

S.  17, S. 17, S. 18, S. 18. S. 82. S.  18, S. 37, S.  37, S. 30. S. 32, S. 73. S. 69. S. 19,

70 f. 71. 72. 72 f. 71, 73. 71 f. 73. 29, 75.



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen159

Wortlaut aber auf die Notwendigkeit eines Verdachts einer Tat aus dem Ka­ talog des § 74 Absatz 2 GVG geändert werden.1158 Auch die vorherige Ab­ stimmung nach § 213 StPO-E sowie das Opening Statement nach § 243 Ab­ satz 5 Satz 2 StPO-E stuft Mosbacher als sinnvoll ein.1159 Der Nebenklage und der Staatsanwaltschaft solle jedoch noch eine Erwiderungsbefugnis ein­ geräumt werden.1160 Mit Ausdehnung der Hinweispflichten nach § 265 Ab­ satz 2 StPO-E werde die dahingehende höchstrichterliche Rechtsprechung umgesetzt.1161 Da drei Wochen regelmäßig ausreichen würden, um auf die Hinweise einzugehen, sei es aber besser, die Vorschrift um den Halbsatz „oder zu unterbrechen“ zu ergänzen.1162 Die Begrenzung des Beweisantrags­ rechts wirke verspäteten Beweisanträgen und damit einer Verfahrensverzöge­ rung entgegen, ohne die Rechte der Verfahrensbeteiligten einzuschränken.1163 Aus denselben Gründen seien die Anpassungen im Rahmen des Befangen­ heitsrechts, die Ausweitung der DNA-Analyse1164 und die Erscheinenspflicht vor Polizeibeamten gutzuheißen.1165 Von einer Erweiterung des § 153a StPO auf Revisionsgerichte rät der Experte dagegen ab. Vor dem BGH würden gerade keine Fälle kleineren oder mittleren Unrechts verhandelt, in welchen die Einstellungsmöglichkeit nach § 153a StPO-E in Betracht käme.1166 Im Kontext des § 141 StPO-E legt der Sachverständige dem Gesetzgeber nahe, dem Beschuldigten ein Antragsrecht einzuräumen.1167 (ee) Beiträge von Dr. Ali B. Norouzi Neben Beschuldigtenvernehmungen müssen Norouzi zufolge auch Zeu­ genvernehmungen1168 und Hauptverhandlungen aufgezeichnet werden.1169 Die Aufzeichnung solle zudem nicht nur bei vorsätzlichen Tötungsdelikten, sondern in sämtlichen Fällen obligatorisch sein. Zudem müsse über eine verpflichtende Mitteilung der Ermittlungsperson zu Beginn der Aufnahme nachgedacht werden, in welcher klargestellt werde, ob bereits ein Gespräch im Vorfeld der Aufzeichnung stattgefunden habe. Nur so könne weiteren 1158  Protokoll-Nr. 18/139, 1159  Protokoll-Nr. 18/139, 1160  Protokoll-Nr. 18/139, 1161  Protokoll-Nr. 18/139, 1162  Protokoll-Nr. 18/139, 1163  Protokoll-Nr. 18/139, 1164  Protokoll-Nr. 18/139, 1165  Protokoll-Nr. 18/139, 1166  Protokoll-Nr. 18/139, 1167  Protokoll-Nr. 18/139, 1168  Protokoll-Nr. 18/139, 1169  Protokoll-Nr. 18/139,

S. 19, 76. S. 18 f., 77, 79. S. 77. S.  18 f., 78. S. 79. S. 18, 78. S. 18 f., 28, 74. S. 18, 77. S. 77. S. 76. S. 20. S. 28.

160

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

Streitigkeiten und Unstimmigkeiten vorgebeugt werden. Weil die Eingren­ zung des Beweisantragsrechts einen zu schweren Eingriff darstelle, sei diese abzulehnen.1170 Zuletzt merkt Norouzi an, dass es für ihn unverständlich ist, warum die Vertrauensperson nicht endlich eine gesetzliche Grundlage be­ komme.1171 (ff) Beiträge von Prof. Dr. Henning Radtke Obwohl die audiovisuelle Aufzeichnung die Vernehmung besser als ein Protokoll reproduzieren könne,1172 seien die dahingehenden Änderungen im Ergebnis abzulehnen.1173 Der Grund sei, dass der Beschuldigte nicht ver­ pflichtet werden dürfe, bei der Wahrheitsermittlung mitzuwirken.1174 Ein Änderung könne deshalb nur im Rahmen einer grundlegenden Reform des Strafprozessrechts erreicht werden. Im Falle einer damit verbundenen Auf­ lockerung des Unmittelbarkeitsprinzips sei auch eine Umstrukturierung da­ hingehend denkbar, sämtliche Zeugen- und Beschuldigtenvernehmungen audiovisuell aufzuzeichnen.1175 Sofern der Gesetzgeber dennoch an § 136 StPO-E festhalten möchte, rät Radtke dazu, die Vorschrift in eine Soll-Re­ gelung abzuändern.1176 Betrachte man das nach § 243 Absatz 5 Satz 2 StPO-E geplante Opening-Statement, lasse sich feststellen, dass damit kei­ nerlei verfahrenssystematische Vorteile einhergingen.1177 Zum einen werde parallel zur Einräumung des Opening-Statements auch die Erhebung des Zwischenrechtsbehelfs nach § 238 Absatz 2 StPO möglich, was zu überflüs­ sigen Verfahrensverzögerungen führe. Zum anderen widerspreche die An­ passung dem Amtsaufklärungsgrundsatz.1178 Die Stärkung der staatsanwalt­ schaftlichen Gegenerklärung sei demgegenüber zu begrüßen. Sowohl der Ausdehnung der Hinweispflicht nach § 265 Absatz 2 StPO-E, wie auch der Eingrenzung des Beweisantragsrechts1179 und den Änderungen des § 141 StPO-E steht er positiv gegenüber.1180 Die Anpassungen im Rahmen des Befangenheitsrechts würden dabei helfen, das Verfahren effizienter zu ge­ 1170  Protokoll-Nr. 18/139, 1171  Protokoll-Nr. 18/139, 1172  Protokoll-Nr. 18/139, 1173  Protokoll-Nr. 18/139, 1174  Protokoll-Nr. 18/139, 1175  Protokoll-Nr. 18/139, 1176  Protokoll-Nr. 18/139, 1177  Protokoll-Nr. 18/139, 1178  Protokoll-Nr. 18/139, 1179  Protokoll-Nr. 18/139, 1180  Protokoll-Nr. 18/139,

S. 20. S. 37. S.  21, S. 21, S. 38, S. 26. S. 38. S. 21, S.  22, S.  21, S. 88.

83 f. 38, 82. 84. 89. 89 f. 90 f.



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen161

stalten.1181 Weil die Erscheinenspflicht vor Polizeibehörden nach § 163 Ab­ satz 3 StPO-E das Strafverfahren verbessere, sei auch diese Anpassung gut­ zuheißen.1182 Aus denselben Gründen wie Löffelmann1183 spricht sich Radtke aber gegen eine Erweiterung des § 153a StPO-E aus.1184 (gg) Beiträge von Marc Wenske Wenske zufolge ist die audiovisuelle Aufzeichnung der Beschuldigtenver­ nehmung sinnvoll.1185 Allerdings solle sie nur dann durchgeführt werden dürfen, wenn der Beschuldigte dem zustimme.1186 Des Weiteren sei die Be­ schränkung der obligatorischen Aufzeichnung auf vorsätzliche Tötungsde­ likte nicht sachgerecht. Außerdem müsse die Pflicht zur Aufzeichnung der Belehrung klarer festgelegt werden.1187 Setze man sich darüber hinaus ge­ nauer mit der seitens des Gesetzgebers geplanten Evaluation auseinander, so falle auf, dass diese über eine Ausweitung des § 136 StPO-E entscheiden solle. Eine solche Begutachtung müsse aber stets unabhängig von einem be­ stimmten Ergebnis durchgeführt werden.1188 Selbst wenn das Opening-Statement nach § 243 Absatz 5 Satz 2 StPO-E die Stellung des Angeklagten verbessere, leide das Verfahren darunter, indem es verzögert und dadurch in die Länge gezogen werde.1189 Im Gegensatz dazu würden die Eingrenzung des Beweisantragsrechts1190 und die Änderun­ gen im Befangenheitsrecht den Ablauf effizienter gestalten.1191 Auch die Schaffung der Quellen-TKÜ begrüßt Wenske.1192 Das gleiche gelte in Bezug auf die Ausdehnung der DNA-Analyse,1193 die Erscheinenspflicht vor der Polizei1194 sowie dem neuen § 141 StPO-E.1195 Von einer Erweiterung des § 153a StPO auf Revisionsgerichte rät er genauso wie seine Vorredner ab. 1181  Protokoll-Nr. 18/139, 1182  Protokoll-Nr. 18/139, 1183  Protokoll-Nr. 18/139, 1184  Protokoll-Nr. 18/139, 1185  Protokoll-Nr. 18/139, 1186  Protokoll-Nr. 18/139, 1187  Protokoll-Nr. 18/139, 1188  Protokoll-Nr. 18/139, 1189  Protokoll-Nr. 18/139, 1190  Protokoll-Nr. 18/139, 1191  Protokoll-Nr. 18/139, 1192  Protokoll-Nr. 18/139, 1193  Protokoll-Nr. 18/139, 1194  Protokoll-Nr. 18/139, 1195  Protokoll-Nr. 18/139,

S.  21, 81 f. S. 89. S. 69. S. 21, 38, 88. S. 23, 92. S. 23, 95. S. 23. S. 95. S. 23. S. 22, 93. S. 22. S. 25, 92, 96. S. 25, 93. S. 22, 38 f., 93. S.  22 f., 93.

162

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

Zudem appelliert Wenske an den Gesetzgeber, endlich eine gesetzliche Grundlage für Vertrauenspersonen zu schaffen.1196 (c) Beiträge im Rahmen der 152. Ausschusssitzung am 31.05.2017 (aa) Beiträge von Dr. Ulf Buermeyer, LL.M. (Columbia) Buermeyer lehnt die staatliche Überwachung mithilfe von Systemen, die ein Computernetzwerk infizieren, generell ab.1197 Zum einen handele es sich dabei um eine besonders eingriffsintensive Maßnahme.1198 Deshalb seien strengere Voraussetzungen an dessen Rechtfertigung zu stellen.1199 Aus Art. 1 Absatz 1 in Verbindung mit Art. 2 Absatz 1 GG (Grundrecht auf Gewährleis­ tung der Integrität und Vertraulichkeit informationstechnischer Systeme) folge,1200 dass die Ermächtigungsgrundlage in solchen Fällen Anhaltspunkte für eine konkrete Gefahr für ein überaus bedeutendes Rechtsgut zu fordern habe.1201 Bei strafrechtlichen Ermittlungen fehle es aber überwiegend an ei­ ner solchen Gefährdung.1202 Zudem mangele es regelmäßig an den nötigen Rahmenbedingungen, die eine ordnungsgemäße Durchführung absichern würden.1203 Zum anderen werde die IT-Sicherheit stark beeinträchtigt, denn zur Infiltrierung von Computersystemen bedürfe es Sicherheitslücken.1204 Diese sogenannten „Zero Day Exploits“ könnten jedoch nicht nur seitens des Staates, sondern auch von Dritten mit deliktischen Absichten ausgenutzt wer­ den.1205 Daher müssten die geplanten Regelungen auf Sicherheitslücken be­ schränkt werden, von denen die Hersteller bereits Kenntnis hätten.1206 Im Rahmen der Strafprozessordnung gebe es außerdem genügend andere Instru­ mente, um an die erforderlichen Daten zu gelangen.1207 Des Weiteren sei problematisch, dass die Online-Durchsuchung auf technischer Ebene nicht von der Quellen-TKÜ abgegrenzt werden könne.1208 Weil allein mit der On­ 1196  Protokoll-Nr. 18/139, 1197  Protokoll-Nr. 18/152, 1198  Protokoll-Nr. 18/152, 1199  Protokoll-Nr. 18/152,

1200  Protokoll-Nr. 18/152, 1201  Protokoll-Nr. 18/152, 1202  Protokoll-Nr. 18/152, 1203  Protokoll-Nr. 18/152, 1204  Protokoll-Nr. 18/152, 1205  Protokoll-Nr. 18/152, 1206  Protokoll-Nr. 18/152, 1207  Protokoll-Nr. 18/152, 1208  Protokoll-Nr. 18/152,

S. 38, 94. S.  12 ff., 40. S. 12 f., 38, 40, 42, 51. S. 13, 43. S. 43. S. 13, 42, 44 f., 49. S. 47. S. 30, 39, 42, 47, 54. S. 13, 34, 42, 56. S. 13, 39, 43, 58. S. 34, 39, 58 f. S. 39, 61. S. 45.



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen163

line-Durchsuchung vollumfänglich in Systeme eingegriffen werden dürfe1209 und bei der Quellen-TKÜ nur die laufende Kommunikation erfasst werden solle, sei eine solche Differenzierung jedoch eine unabdingbare Vorausset­ zung.1210 Verstärkt werde diese Kritik durch die Regelung in § 100a Absatz 1 Satz 3 StPO-E, die es erlaube, auch vergangene Kommunikationen zu erfas­ sen.1211 Die Beschränkung auf Inhalte, die nach dem Beschluss eingegangen seien, sei wirkungslos.1212 Um sicherzustellen, dass nur Inhalte gesichtet würden, die zeitlich nach dem richterlichen Beschluss gespeichert worden seien, müssten in einem ersten Schritt sämtliche Informationen durch die Schadsoftware erfasst werden, bevor in einem zweiten Schritt eine zeitliche Unterscheidung getroffen werden könne. Dieses Vorgehen decke sich aber mit einem solchen der Online-Durchsuchung.1213 Darüber hinaus sei der Straftatenkatalog der Online-Durchsuchung in § 100b Absatz 2 StPO-E mit Blick auf den damit verbundenen Grundrechtseingriff viel zu weitläufig1214 und es fehle an Anhaltspunkten, wann eine Tat im Sinne des § 100b Absatz 1 Nummer 2 StPO-E schwer wiege.1215 Da die Online-Durchsuchung aufgrund der Zugriffsmöglichkeit auf das gesamte Netzwerk1216 schwerer als die akus­ tische Wohnraumüberwachung wiege, sei auch auf die Unterscheidung in § 100d Absatz 3 und 4 StPO-E zu verzichten.1217 Zuletzt kritisiert Buer­ meyer, dass § 100d Absatz 5 StPO-E Berufsgeheimnisträger nicht vollum­ fänglich schütze,1218 mit der Pressefreiheit unvereinbar1219 und zu unklar formuliert sei.1220 (bb) Beiträge von Peter Henzler Henzler sieht im Einsatz von Staatstrojanern ein sachgerechtes Instrument, um auf neue technische Erscheinungen zu reagieren.1221 Parallel zur wach­ senden IT-Sicherheit würden die Herausforderungen an die polizeiliche Er­ 1209  Protokoll-Nr. 18/152, 1210  Protokoll-Nr. 18/152, 1211  Protokoll-Nr. 18/152,

1212  Protokoll-Nr. 18/152, 1213  Protokoll-Nr. 18/152, 1214  Protokoll-Nr. 18/152, 1215  Protokoll-Nr. 18/152, 1216  Protokoll-Nr. 18/152, 1217  Protokoll-Nr. 18/152, 1218  Protokoll-Nr. 18/152, 1219  Protokoll-Nr. 18/152, 1220  Protokoll-Nr. 18/152, 1221  Protokoll-Nr. 18/152,

S. 30. S. 30, 45. S.  13 f., 51 f. S.  52 f. S. 53. S. 13, 38, 48 f. S.  49 f. S. 38, 40 f., 51. S. 51. S. 35, 59. S.  59 f. S. 35, 59. S.  15 f., 75.

164

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

mittlungsarbeit steigen. Insbesondere im Bereich terroristischer, schwerer oder organisierten Straftaten1222 könne die klassische TKÜ deshalb häufig nicht mehr zur Aufklärung beitragen.1223 Die Schaffung der Quellen-TKÜ und Online-Durchsuchung könne diese Lücke schließen1224 und die Arbeit der Polizei effektiver gestalten.1225 Obwohl Henzler dem Schutz der Berufs­ geheimnisträger durch § 100d Absatz 5 StPO-E grundsätzlich zustimmt, soll die Vorschrift seiner Meinung nach auf absolut geschützte Personen, wie zum Beispiel Parlamentarier, Geistliche, Verteidiger oder Rechtsanwälte be­ grenzt werden.1226 (cc) Beiträge von Alfred Huber Da die herkömmliche TKÜ in vielen Fällen nicht mehr ausreiche,1227 habe der Gesetzgeber den Ermittlungsbehörden neue, taugliche Instrumente an die Hand geben müssen, um den gegenwärtigen technischen Entwicklun­ gen gerecht werden zu können. Dieser Forderung werde mit der Schaffung der Online-Durchsuchung und Quellen-TKÜ nun endlich nachgekom­ men.1228 Selbst wenn eine Rechtsgrundlage für die Quellen-TKÜ mit § 100a StPO bereits existiere, bedürfe es mit Blick auf die Rechtssicherheit und Verfassungsmäßigkeit einer ausdrücklichen Regelung.1229 In Bezug auf die Online-Durchsuchung bestehe aufgrund des fehlenden Gleichlaufs von Bun­ deskriminalamtgesetz und Strafprozessordnung zusätzlicher Änderungsbe­ darf. So dürften nach § 161 Absatz 2 StPO derzeit keine Ergebnisse der präventiven Durchsuchung für die Aufklärung von Straftaten verwendet werden.1230 Nicht nachvollziehbar sei, dass die repressive Online-Durchsu­ chung zunächst auf einen Monat beschränkt werde, während das Bundeskri­ minalamtgesetz drei Monate festsetze. Eine dahingehende Angleichung sei empfehlenswert.1231

1222  Protokoll-Nr. 18/152, 1223  Protokoll-Nr. 18/152, 1224  Protokoll-Nr. 18/152, 1225  Protokoll-Nr. 18/152, 1226  Protokoll-Nr. 18/152, 1227  Protokoll-Nr. 18/152, 1228  Protokoll-Nr. 18/152, 1229  Protokoll-Nr. 18/152, 1230  Protokoll-Nr. 18/152, 1231  Protokoll-Nr. 18/152,

S.  15 f., 76, 80 ff. S. 75, 78. S. 16, 76, 79, 83. S. 77. S. 83. S.  16 f., 85 f. S. 17, 86, 90. S. 86. S. 87. S. 17, 89.



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen165

(dd) Beiträge von Dr. Matthias Krauß1232 Krauß zufolge macht der technische Fortschritt, die angestiegene Nutzung neuartiger Kommunikationswege sowie deren Verschlüsselung eine Erweite­ rung der strafprozessualen Ermittlungsbefugnisse unumgänglich.1233 Die neuen Vorschriften würden den seitens des Bundesverfassungsgerichts aufge­ stellten, strengen Anforderungen an die Rechtfertigung der Eingriffe in Art. 2 Absatz 2 in Verbindung mit Art. 1 Absatz 1 GG beziehungsweise Art. 10 Absatz 1 GG gerecht.1234 Darüber hinaus werde mit § 100d StPO-E auch der Kernbereich privater Lebensgestaltung hinreichend geschützt.1235 Eine Zerti­ fizierung der Überwachungssoftware durch externe, unabhängige Einrichtun­ gen hält Krauß für nicht erforderlich.1236 Da das Bundesverfassungsgericht eine Vergleichbarkeit der Online-Durchsuchung mit der Wohnraumüberwa­ chung festgestellt habe,1237 erscheine es zudem sachgerecht, hinsichtlich der Anlasstaten des § 100b StPO-E an § 100c StPO anzuknüpfen.1238 Rudimentär betrachtet sei es zwar schlüssig, die Regelungen der Wohn­ raumüberwachung insgesamt auf die Online-Durchsuchung zu übertragen und den Schutz von Berufsgeheimnisträgern für diese beiden Konstellationen in § 100d Absatz 5 StPO-E zu regeln. Bei genauerer Betrachtung zeige sich jedoch, dass es damit weiterhin an einer einheitlichen Regelung fehle.1239 (ee) Beiträge von Michael Greven Greven zufolge ist eine ausdrückliche gesetzliche Grundlage für den Ein­ satz von Staatstrojanern vor allem für die Praxis unverzichtbar.1240 Die Än­ derungen seien auch verfassungsgemäß.1241 Insbesondere weil die Maßnah­ men auf Einzelfälle beschränkt werden würden,1242 sei keine haltlose Aus­ 1232  Dr. Matthias Krauß nimmt als Bote für den verhinderten Michael Greven an der Sitzung teil. Weil er aber auch selbst eine Stellungnahme einreichte, sollen seine Ansichten kurz erläutert werden (BT-Drs. 18/12785, S. 14; Protokoll-Nr. 18/152, S. 91–102). 1233  Protokoll-Nr. 18/152, S.  92 f., 102. 1234  Protokoll-Nr. 18/152, S.  91 f., 102. 1235  Protokoll-Nr. 18/152, S. 101. 1236  Protokoll-Nr. 18/152, S. 99. 1237  Protokoll-Nr. 18/152, S. 100. 1238  Protokoll-Nr. 18/152, S. 99, 101. 1239  Protokoll-Nr. 18/152, S. 102. 1240  Protokoll-Nr. 18/152, S. 15, 18, 63. 1241  Protokoll-Nr. 18/152, S. 18, 65, 67. 1242  Protokoll-Nr. 18/152, S.  14 f.

166

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

weitung zu befürchten.1243 In Anlehnung an die Vergleichbarkeit von Wohn­ raumüberwachung und Online-Durchsuchung scheine der Schritt zur Übertragung der entsprechenden Regelungen nicht allzu groß zu sein. Den­ noch sei ein gemeinsamer Schutz der Berufsgeheimnisträger in § 100d Ab­ satz 5 StPO-E nicht zufriedenstellend, da es damit weiterhin an einer einheit­ lichen Regelung für sämtliche Ermittlungsmaßnahmen fehle.1244 (ff) Beiträge von Linus Neumann Neumann lehnt den Einsatz von Staatstrojanern ab.1245 Die entsprechenden Regelungen im Bundeskriminalamtgesetz seien als Ausnahmevorschriften für die Terrorismusbekämpfung gedacht gewesen. Mit der Einführung in das Strafprozessrecht dürften sie entgegen dieser Intention zu Standardmaßnah­ men heranwachsen.1246 Weil für die Infiltrierung Sicherheitslücken im System genutzt werden müssten, gehe mit dem Einsatz von Staatstrojanern ein erhebliches Risiko für die innere Sicherheit einher.1247 Da eine Abgrenzung der Quellen-TKÜ von der Online-Durchsuchung praktisch nicht umsetzbar sei, sei die Verfassungs­ mäßigkeit bedenklich.1248 Zudem hätten sich mit dem digitalen Fortschritt auch die Ermittlungsmöglichkeiten der Polizei um ein Vielfaches erweitert und es gebe keinerlei Bedürfnis für entsprechende Regelungen.1249 Aufgrund der fehlenden ausdrücklichen Verfahrensvorgaben und techni­ schen Festsetzungen schlägt der Experte im Falle der Beibehaltung der Neu­ regelung zumindest folgende Änderungen vor:1250 Zunächst solle der Quell­ code preisgegeben werden müssen.1251 Darüber hinaus müsse eine umfang­ reiche Dokumentation des Vorgangs sichergestellt1252 sowie die anfallenden Daten verschlüsselt werden.1253 Die Weiterleitung an privatwirtschaftliche

1243  Protokoll-Nr. 18/152, 1244  Protokoll-Nr. 18/152, 1245  Protokoll-Nr. 18/152, 1246  Protokoll-Nr. 18/152, 1247  Protokoll-Nr. 18/152, 1248  Protokoll-Nr. 18/152, 1249  Protokoll-Nr. 18/152, 1250  Protokoll-Nr. 18/152, 1251  Protokoll-Nr. 18/152, 1252  Protokoll-Nr. 18/152, 1253  Protokoll-Nr. 18/152,

S. 68. S. 27. S.  19 ff., 123. S. 107, 114, 116. S. 19, 105, 109, 111, 119, 123. S. 20, 25, 27, 105, 113 f., 123. S. 105, 123. S. 105, 117 f., 123. S. 118. S.  118 f. S. 120.



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen167

Dienstleister solle der Gesetzgeber verbieten1254 sowie Grundlagen schaffen, die die Sicherheit des Systems insgesamt gewährleisten.1255 (gg) Beiträge von Prof. Dr. Arndt Sinn Im Gegensatz zur üblichen Telekommunikation verlasse sich der Verwen­ der von Messenger-Diensten auf die Verschlüsselung und damit Sicherheit des Systems. Dies sei wohl mit der ausschlaggebendste Grund, dass der Eingriff durch die Quellen-TKÜ schwerer wiege als der durch die gewöhnli­ che TKÜ.1256 Deshalb müssten auch schärfere Voraussetzungen an die Recht­ fertigung gestellt werden,1257 was der Gesetzentwurf jedoch nur unzureichend berücksichtige.1258 Darüber hinaus fehle es an einer klaren Formulierung des § 100a Absatz 1 Satz 3 StPO-E und es bleibe offen, welche Maßnahmen hiervon genau erfasst sein sollten.1259 Ob der neue § 100a StPO-E den Da­ tenaustausch zwischen digitalen Endgeräten, insbesondere das Cloud-Com­ puting beinhalte, könne ebenfalls nicht dem Entwurf entnommen werden.1260 Um einen Gleichlauf von Bundeskriminalamtgesetz und Strafprozessordnung zu gewährleisten (vgl. § 161 Absatz 2 Satz 1 StPO) sei es richtig, die OnlineDurchsuchung ebenso im repressiven Bereich vorzusehen.1261 Allerdings mangele es auch hier an einer hinreichend bestimmten Festlegung.1262 Zu­ letzt sei die Übertragbarkeit der Verfahrensvorschriften der Wohnraumüber­ wachung auf die Online-Durchsuchung fragwürdig.1263 Erstgenannte wiege trotz bestehender Vergleichbarkeit schwerer als die Maßnahme nach § 100b StPO-E, da damit in den innersten Lebensbereich des Betroffenen eingedrun­ gen werden könne.1264

1254  Protokoll-Nr. 18/152, 1255  Protokoll-Nr. 18/152, 1256  Protokoll-Nr. 18/152, 1257  Protokoll-Nr. 18/152, 1258  Protokoll-Nr. 18/152, 1259  Protokoll-Nr. 18/152, 1260  Protokoll-Nr. 18/152, 1261  Protokoll-Nr. 18/152, 1262  Protokoll-Nr. 18/152, 1263  Protokoll-Nr. 18/152, 1264  Protokoll-Nr. 18/152,

S.  119 f. S. 119. S. 129. S. 128. S. 129. S.  22, 128 ff. S.  127 f. S. 133. S. 22, 133. S. 134. S. 135.

168

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

(5) Beschlussempfehlung des Ausschusses Der Ausschuss empfahl die Bundestagsdrucksache 18/112771265 mit der Drucksache 18/112721266 und der Formulierungshilfe der Bundesregierung (Ausschussdrucksache 18(6)334)1267 zusammenführen.1268 Bis auf vier An­ passungen riet er dazu, die Entwürfe beziehungsweise die Formulierungshilfe wie geplant umzusetzen. Zum einen legte er eine klarstellende Ergänzung im Satz 2 des § 44 StGB-E nahe. Auf diese Weise sollten wie von Bode,1269 Ohlenschlager1270 und Schöch1271 empfohlen, Leitlinien für die Verhängung eines Fahrverbots in Fällen fehlenden Verkehrsbezuges geschaffen wer­ den.1272 Mit der Anpassung in § 44 Absatz 2 Satz 1 StGB-E, dass der Verur­ teilte innerhalb eines Monats selbst über den Zeitpunkt der Wirksamkeit des Fahrverbots entscheiden dürfe, habe der Ausschuss die Ansätze von Beck­ stein1273 und Ohlenschlager1274 verfolgt.1275 Damit könnten die Interessen des Verurteilten besser berücksichtigt werden und die Einlegung weiterer Rechtsmittel verhindert werden. Die Regelung des § 81a StPO-E solle der Gesetzgeber auf die Fälle von Fahrlässigkeit und Versuch ausdehnen.1276 In § 136a Absatz 4 Satz 2 Nummer 2 a) und b) StPO-E sei es aus Klarstellungs­ gründen besser, das Wort „insbesondere“ zu streichen.1277 (6) Gesetzesbeschluss Das Gesetz wurde anschließend inhaltsgleich mit der Beschlussempfeh­ lung des Ausschusses beschlossen.1278

S. 2 f., 41; vgl. hierzu auch Anhang 29. S. 4–7, 28 f., 31. 1267  BT-Drs. 18/12785, S. 6, 9–23, 35–38. 1268  BT-Drs. 18/12785, S.  42 f. 1269  Protokoll-Nr. 18/136, S. 38. 1270  Protokoll-Nr. 18/136, S.  57 f. 1271  Protokoll-Nr. 18/136, S. 89. 1272  BT-Drs. 18/12785, S.  4 f., 43 f. 1273  Protokoll-Nr. 18/136, S. 13. 1274  Protokoll-Nr. 18/136, S.  15, 59 f. 1275  Protokoll-Nr. 18/136, S. 31, 59. 1276  BT-Drs. 18/12785, S.  7, 45 f. 1277  BT-Drs. 18/12785, S. 24, 59. 1278  BGBl 2017 I Nr. 58, S. 3202–3213; BGBl 2017 I Nr. 71, S. 3630. 1265  BT-Drs. 18/12785, 1266  BT-Drs. 18/12785,



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen169

(7) Analyse der Einflussnahme Von den insgesamt vier vorgebrachten Verbesserungsvorschlägen1279 wurde lediglich der von Beckstein,1280 welcher von der Regierungskoalition geladen wurde,1281 umgesetzt, indem die Vorschrift nun ausdrücklich Fälle des Versuchs und Fahrlässigkeit umschließt. Auch an der Ausweitung des Fahrverbots wurde mit den Stimmen von fünf von sieben Experten festgehal­ ten.1282 Mit Ausnahme der von Ohlenschlager1283 vorgeschlagenen Ausge­ staltung des Fahrverbots als Zuchtmittel im Bereich des Jugendstrafrechts, wurden die Ideen von Beckstein,1284 Bode1285 und Ohlenschlager1286 ange­ nommen.1287 So wurde die Antrittsfrist dem Ordnungswidrigkeitenrecht an­ geglichen1288 und Handlungsleitlinien für die richterliche Entscheidung fest­ gelegt.1289 Genauso wie Beckstein wurde auch Bode von der Regierungsko­ alition geladen. Ohlenschlager folgte dagegen der Einladung der Linken.1290 Die Mitteilungsbefugnis der Bewährungshelfer wurde zwar von allen Sach­ verständigen gutgeheißen.1291 Allerdings fand keiner der von Beckstein1292 oder Ohlenschlager1293 dazu angedachten Korrekturen Anklang. So verzich­ tete der Gesetzgeber auf eine Streichung des Halbsatzes „wenn eine rechtzei­ tige Übermittlung durch die zuständigen Stellen nicht gewährleistet ist“1294 und setzt weiterhin auf eine dringende Gefahr.1295 Das gleiche Bild ergibt sich im Kontext des § 35 BtMG-E. Zwar fand die Regelung bei allen Exper­

S. 12 f., 15 f., 27, 32, 34 f., 40 f., 66. 2017 I Nr. 58, S. 3203; Protokoll-Nr. 18/136, S. 13, 32, 35. 1281  Protokoll-Nr. 18/136, S.  21 ff. 1282  Protokoll-Nr. 18/136, S. 13–20, 22 ff., 31, 37 f., 43 f., 46–52, 54–57, 60 f., 64, 66, 71–74, 81–84, 8790, 92–101. 1283  Protokoll-Nr. 18/136, S. 16, 62, 66. 1284  Protokoll-Nr. 18/136, S. 12 f., 27, 32, 34 f. 1285  Protokoll-Nr. 18/136, S. 14 f., 37 f., 40 f., 46, 52. 1286  Protokoll-Nr. 18/136, S.  60 f. 1287  Protokoll-Nr. 18/136, S. 13–16, 28, 31, 37 ff., 46 f., 52, 57–60, 62, 66. 1288  BGBl 2017 I Nr. 58, S. 3202; Protokoll-Nr. 18/136, S. 13, 15, 31, 59 f. 1289  BGBl 2017 I Nr. 58, S. 3202; Protokoll-Nr. 18/136, S. 13 ff., 22, 25, 28, 31, 38, 46, 57 f. 1290  Protokoll-Nr. 18/136, S. 21. 1291  Protokoll-Nr. 18/136, S. 14 f., 41 f., 67, 91. 1292  Protokoll-Nr. 18/136, S. 14. 1293  Protokoll-Nr. 18/136, S. 68. 1294  Protokoll-Nr. 18/136, S. 14, 68. 1295  Protokoll-Nr. 18/136, S. 68. 1279  Protokoll-Nr. 18/136, 1280  BGBl

170

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

ten Unterstützung.1296 Obwohl aber sowohl Rubbert,1297 Schlothauer1298 wie auch Schöch1299 dazu rieten, keine Vollverbüßung vorauszusetzen, ging der Gesetzgeber darauf nicht ein. Die Änderungen bei § 266 StGB-E wurden, wie von sämtlichen Sachverständigen empfohlen, Gesetz.1300 Rund 70 Prozent der Experten stimmten der audiovisuellen Aufzeichnung von Beschuldigtenvernehmungen zu.1301 Mit Ausnahme der von Löffel­ mann1302 angeregten Streichung der „insbesondere-Formulierung“ in § 136 Absatz 2 Satz 2 Nummer 2 StPO-E fand keiner der fünfzehn anderen Vor­ schläge Gehör. Löffelmann wurde seitens der CDU/CSU zur öffentlichen Anhörung geladen.1303 Die Aufzeichnung findet nicht, wie von Conen,1304 Löffelmann,1305 Norouzi1306 und Wenske1307 vorgeschlagen, in sämtlichen Vernehmungen beziehungsweise zumindest in Fällen mit zu erwartenden er­ höhten Mindeststrafrahmen statt (Conen1308). Eine Ausgestaltung als zwin­ gende Regelung sucht man ebenfalls vergeblich (Conen1309). Entgegen der Ratschläge Löffelmanns1310 und Wenskes1311 wurde die Aufzeichnung auch nicht von der Zustimmung des Beschuldigten abhängig gemacht. Zudem fehlt es weiter an Entscheidungsrichtlinien für Behörden (Löffelmann1312). Mit der Einführung der Abstimmung über den Gang der Hauptverhandlung nach § 213 StPO-E wurde sich allein über die Stimme von Löffelmann1313 hinweggesetzt. Obwohl sich immerhin vier1314 der insgesamt sechs Sachver­ ständigen gegen ein Opening-Statement im Sinne des § 243 Absatz 5 Satz 2 StPO-E aussprachen, wich der Gesetzgeber nicht von seinem Vorhaben 1296  Protokoll-Nr. 18/136, 1297  Protokoll-Nr. 18/136, 1298  Protokoll-Nr. 18/136, 1299  Protokoll-Nr. 18/136, 1300  Protokoll-Nr. 18/136,

S. 16 f., 41, 68, 71, 77, 86, 91. S. 17, 78. S. 81, 86. S. 91. S. 32, 40, 68, 90. S. 14–21, 23, 26–32, 34 f., 37 f., 41 ff., 45–51, 56 f., 63–

1301  Protokoll-Nr. 18/139, 68, 75 f., 82–87, 95. 1302  BGBl 2017 I Nr. 58, S. 3208; Protokoll-Nr. 18/139, S. 30, 66. 1303  Protokoll-Nr. 18/139, S. 23, 25. 1304  Protokoll-Nr. 18/139, S. 14, 32, 41 f., 45 ff. 1305  Protokoll-Nr. 18/139, S. 17, 29, 64 f. 1306  Protokoll-Nr. 18/139, S. 20, 28. 1307  Protokoll-Nr. 18/139, S. 95. 1308  Protokoll-Nr. 18/139, S. 56. 1309  Protokoll-Nr. 18/139, S.  50 f. 1310  Protokoll-Nr. 18/139, S. 64, 68. 1311  Protokoll-Nr. 18/139, S. 23, 95. 1312  Protokoll-Nr. 18/139, S. 17, 30, 63, 68. 1313  Protokoll-Nr. 18/139, S. 17, 58, 61 f., 69 f., 73, 77. 1314  Protokoll-Nr. 18/139, S. 17, 21 ff., 35, 70 f., 89 f., 92.



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen171

ab.1315 Zudem wurde weder auf die Anregungen von Conen1316 noch auf die von Mosbacher1317 eingegangen. Mit Zustimmung der Mehrheit der Experten wurde dagegen die Hinweispflicht nach § 265 Absatz 2 StPO-E ausge­ dehnt1318 und das Beweisantragsrecht eingegrenzt.1319 Keiner der in diesem Zusammenhang gemachten Vorschläge fand Einzug in das Gesetz.1320 Exakt das gleiche Bild ergibt sich bei den Änderungen im Rahmen des Befangenheitsrechts,1321 der Ausweitung der DNA-Analyse1322 und der Er­ scheinenspflicht vor der Polizei.1323 Obgleich beide Sachverständigen (Norouzi,1324 Wenske1325), die zur Schaffung einer Regelung für den Einsatz von Vertrauenspersonen Stellung bezogen, geschlossen zu einer Normierung dieser Problematik rieten, ignorierte der Gesetzgeber diese Empfehlung.1326 In Bezug auf die Erweiterung des § 153a StPO-E auf Revisionsgerichte wa­ ren sich die Experten ebenfalls einig: Alle vier Geladenen, die sich hierzu äußersten, lehnten diese entschieden ab. Trotzdem hielt der Gesetzgeber da­ ran fest.1327 Im Gegensatz dazu wurden die Änderungen im Kontext des § 141 StPO-E von sämtlichen Experten gutgeheißen.1328 Allein auf die Schaffung eines Antragsrechts für den Beschuldigten (Conen,1329 Mosba­ cher1330) verzichtete der Gesetzgeber. Mit Zustimmung von 70 Prozent der Sachverständigenstimmen wurde der repressive Einsatz von Staatstrojanern beschlossen.1331 Allerdings wurde die Regelung weder auf bereits beim Hersteller bekannte Sicherheitslücken beschränkt (Buermeyer1332), noch klarere Regelungen zu dem damit verbundenen Verfahren sowie den Dokumentationspflichten ge­ S. 18 f., 35 f., 58, 77, 79. S.  35, 58 f. 1317  Protokoll-Nr. 18/139, S. 77. 1318  Protokoll-Nr. 18/139, S. 18 f., 61, 72 f., 78 f., 91. 1319  Protokoll-Nr. 18/139, S. 16, 18, 20 ff., 37, 59 ff., 71, 73, 78, 90, 93. 1320  Protokoll-Nr. 18/139, S. 17, 60 f., 71 ff., 79. 1321  Protokoll-Nr. 18/139, S. 16, 18, 21 f., 37, 53 ff., 74, 81 f., 93. 1322  Protokoll-Nr. 18/139, S. 19, 25, 28, 32, 55 f., 73 f., 93. 1323  Protokoll-Nr. 18/139, S. 18, 22, 38 f., 57 f., 73, 77, 89, 93. 1324  Protokoll-Nr. 18/139, S. 37. 1325  Protokoll-Nr. 18/139, S. 38, 94. 1326  Protokoll-Nr. 18/139, S.  37 f. 1327  Protokoll-Nr. 18/139, S. 21, 38, 69, 77, 88, 94. 1328  Protokoll-Nr. 18/139, S. 22 f., 57, 76, 82. 1329  Protokoll-Nr. 18/139, S. 57. 1330  Protokoll-Nr. 18/139, S. 76. 1331  Protokoll-Nr. 18/152, S. 12–21, 24, 26 f., 29 ff., 33 f., 38 ff., 42–45, 47, 49, 51, 54, 56 ff., 61, 63 ff., 67 f., 74–78, 85 f., 90–93, 101 f., 105–119, 121–126, 131 f. 1332  Protokoll-Nr. 18/152, S. 34, 39, 58 f. 1315  Protokoll-Nr. 18/139, 1316  Protokoll-Nr. 18/139,

172

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

schaffen (Neumann1333). Die Quellen-TKÜ fand mit der Unterstützung Becksteins,1334 Bodes,1335 Löffelmanns,1336 Wenskes,1337 Henzlers,1338 Hubers,1339 Krauß,1340 Grevens1341 und Sinns1342 ebenfalls Einzug in das Gesetz. Auf den seitens Beckstein1343 angedachten Verzicht auf einen weite­ ren Katalog neben §§ 100a, 100c und 100g StPO wurde nicht eingegangen. Das gleiche gilt in Bezug auf die empfohlene Streichung des § 100a Absatz 1 Satz 3 StPO-E sowie § 100a Absatz 5 Nummer 1 b) StPO-E (Buermeyer1344) sowie der von Sinn1345 nahegelegten klareren Formulierung des § 100a StPO-E. 70 Prozent der Sachverständigen stimmten der Schaffung der On­ line-Durchsuchung nach § 100b StPO-E zu.1346 Allerdings blieb die dringend nahegelegte klarere Fassung der Norm (Buermeyer,1347 Sinn1348) aus. Des Weiteren wurde weder die Differenzierung in § 100d Absatz 3 und 4 StPO-E (Buermeyer1349), noch die Übertragung der Verfahrensvorschriften der Wohn­ raumüberwachung (Sinn1350) fallen gelassen. Auch der Vorschlag Hubers,1351 den zeitlichen Umfang von einen auf drei Monate zu erweitern, fand keinen Anklang. Obwohl sich drei Sachverständige, die zum Schutz von Berufsge­ heimnisträgern nach § 100d Absatz 5 StPO-E Position bezogen, gegen eine solche Änderung aussprachen, wurde diese normiert.1352

1333  Protokoll-Nr. 18/152, 1334  Protokoll-Nr. 18/136, 1335  Protokoll-Nr. 18/136, 1336  Protokoll-Nr. 18/139, 1337  Protokoll-Nr. 18/139, 1338  Protokoll-Nr. 18/152, 1339  Protokoll-Nr. 18/152, 1340  Protokoll-Nr. 18/152, 1341  Protokoll-Nr. 18/152, 1342  Protokoll-Nr. 18/152, 1343  Protokoll-Nr. 18/136, 1344  Protokoll-Nr. 18/152, 1345  Protokoll-Nr. 18/152,

1346  Protokoll-Nr. 18/152, 125, 133. 1347  Protokoll-Nr. 18/152, 1348  Protokoll-Nr. 18/152, 1349  Protokoll-Nr. 18/152, 1350  Protokoll-Nr. 18/152, 1351  Protokoll-Nr. 18/152, 1352  Protokoll-Nr. 18/152,

S.  118 ff. S. 27. S. 15. S. 30. S. 25, 92, 96. S. 16, 79. S. 18, 86. S. 93–99. S. 18. S. 21 f., 25, 127 ff., 134. S. 27. S.  53 f. S. 22, 127–130. S. 13, 16 ff., 22, 28, 38, 48 f., 76 f., 80–84, 87–90, 99 f., S. 50. S. 22, 133. S. 51. S.  134 f. S. 17, 89. S. 27, 35, 59 f., 83, 102.



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen173

ii) 05.09.2017: Gesetz zur Stärkung der Verfahrensrechte von ­Beschuldigten im Strafverfahren und zur Änderung des Schöffenrechts (1) Inhalt des Gesetzentwurfs Mit dem Entwurf solle die Richtlinie 2013/48/EU umgesetzt werden.1353 Diese befasse sich mit der Sicherstellung des Rechtsbeistandes im Strafver­ fahren, dem Recht zur Benachrichtigung Dritter im Falle der Freiheitsentzie­ hung sowie dem Informationsaustausch während der Haftstrafe generell. Da das deutsche Verfahrensrecht diese Forderungen bereits größtenteils umge­ setzt habe, seien nur noch vereinzelt Änderungen in der Strafprozessordnung, dem Jugendgerichtsgesetz sowie dem Gesetz über die internationale Rechts­ hilfe in Strafsachen und dem Einführungsgesetz zum Gerichtsverfassungsge­ setz vorzunehmen. Darüber hinaus werde das Gesetzesvorhaben dazu genutzt, einzelne Punkte im Gerichtsverfassungsgesetz zu überarbeiten.1354 Mit der Ergänzung in § 58 Absatz 2 StPO-E1355 solle die Anwesenheit des Verteidigers bei Gegenüberstellungen mit dem Beschuldigten sichergestellt werden.1356 Indem § 114b Absatz 2 Satz 1 Nummer 6 StPO-E und § 67a Absatz 3 JGG-E nun eine „erhebliche“ Gefahr fordern würden,1357 würde der Ausnahmecharakter der Vorschriften klargestellt.1358 Der Zugang zu recht­ lichen Beistand1359 werde neben § 137 Absatz 1 Satz 1 StPO1360 zusätzlich in § 136 StPO-E konstatiert.1361 Danach müsse der Vernehmende dem Beschul­ digten bei dem Versuch, seinen Verteidiger zu kontaktieren, helfen und unter­ stützen.1362 Während nach derzeitiger Rechtslage ein Anwesenheitsrecht des Verteidigers nur bei richterlichen und staatsanwaltschaftlichen Vernehmungen bestehe, möchte der Entwurf ein solches mit § 163a Absatz 4 StPO-E auf polizeiliche Vernehmungen ausdehnen.1363 Da laut der Richtlinie die Teil­ nahme des Verteidigers schriftlich fixiert werden müsse,1364 schreibe § 168b StPO-E bei Verzicht einer Protokollierung die Vornahme eines Aktenver­ 1353  BT-Drs. 18/9534, 1354  BT-Drs. 18/9534, 1355  BT-Drs. 18/9534, 1356  BT-Drs. 18/9534, 1357  BT-Drs. 18/9534, 1358  BT-Drs. 18/9534, 1359  BT-Drs. 18/9534, 1360  BT-Drs. 18/9534, 1361  BT-Drs. 18/9534, 1362  BT-Drs. 18/9534, 1363  BT-Drs. 18/9534, 1364  BT-Drs. 18/9534,

S. 13, 20; vgl. hierzu auch Anhang 31. S. 1, 13. S. 7. S.  14, 21 f. S. 7, 16. S. 16, 22. S. 15, 22. S. 22. S. 7, 15, 22. S. 18, 22. S. 7, 14, 22 f. S. 23.

174

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

merks vor.1365 § 168c StPO-E und § 406h Absatz 2 StPO-E legten fest, dass dem Verteidiger in den Vernehmungen nicht nur ein Anwesenheits-, sondern auch ein Erklärungs- und Fragerecht zustehe.1366 Weil die Richtlinie in Art. 3 Absatz 5 und 6 nur vorübergehende Ein­ schränkungen des rechtlichen Beistandes und gerade keine während des ge­ richtlichen Verfahrens zulasse, impliziere diese Feststellung die Änderung der Vorschriften des Einführungsgesetzes zum Gerichtverfassungsgesetz.1367 Die Ergänzung in § 31 EGGVG1368 solle deshalb deutlich machen, dass grundsätzlich keine Kontaktsperre für den Verteidigerverkehr bestehe.1369 Mit der Erweiterung des Jugendgerichtsgesetzes um § 67a JGG-E werde ge­ währleistet, dass Erziehungsberechtigte beziehungsweise gesetzliche Vertre­ ter unverzüglich bei Inhaftierung des Jugendlichen informiert würden.1370 Im Gesetz über internationale Strafsachen solle das Vollstreckungsverfahren im Falle eines Europäischen Haftbefehls exakter normiert werden. § 83c IRG-E stelle klar, dass die verfolgte Person über ihr Recht unterrichtet werden müsse, im ersuchenden Mitgliedsstaat einen rechtlichen Beistand heranzie­ hen zu können.1371 In Bezug auf die Kontaktaufnahme mit dem Verteidiger und dessen Anwesenheit bei Vernehmungen verweise § 77 Absatz 1 IRG, der beim europäischen Haftbefehl nach § 78 Absatz 1 IRG entsprechend Anwen­ dung finde, auf die Strafprozessordnung.1372 Im Gerichtsverfassungsgesetz (§ 34 GVG-E) solle nun nicht mehr eine zwingende Pausierung der Schöf­ fentätigkeit nach zwei aufeinanderfolgenden Amtsperioden eintreten. Auf diese Weise werde nicht nur die Verwaltung entlastet, sondern es würden auch bereitwillige und qualifizierte Schöffen erhalten bleiben.1373 Indem die Gründe zur Ablehnung des Schöffenamtes in § 35 GVG-E um einen weiteren Punkt ergänzt werden, solle es den Schöffen nun selbst überlassen werden, ob sie nach zwei Amtsperioden pausieren möchten oder nicht.1374 Den Vorschlag des Bundesrates, die erforderliche Anzahl der Personen auf den Vorschlagslisten zur Wahl in das Schöffenamt auf das eineinhalbfache der zu besetzenden Stellen zu reduzieren (vgl. § 35 Absatz 2 Satz 1 JGG,

1365  BT-Drs. 18/9534, 1366  BT-Drs. 18/9534, 1367  BT-Drs. 18/9534, 1368  BT-Drs. 18/9534, 1369  BT-Drs. 18/9534, 1370  BT-Drs. 18/9534, 1371  BT-Drs. 18/9534, 1372  BT-Drs. 18/9534, 1373  BT-Drs. 18/9534, 1374  BT-Drs. 18/9534,

S. 7, 14, 23. S. 8, 24. S. 1, 15, 24 f. S. 8. S. 26. S. 1 f., 10, 16, 28. S. 2, 9 f., 18, 28. S. 18. S. 2, 13, 20, 30. S. 11, 30.



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen175

§ 36 Absatz 4 Satz 1 GVG), lehnt die Bundesregierung ab.1375 Der Über­ schuss von 100 Prozent sei notwendig, um eine demokratische Legitimation der Schöffen sicherzustellen. Werde der Umfang auf das eineinhalbfache beschränkt, könne von keiner sachgerechten Auswahl durch den Schöffen­ wahlausschuss mehr gesprochen werden. Darüber hinaus diene die Liste nicht nur der Wahl von Haupt- und Hilfsschöffen, sondern werde auch bei Ergänzungswahlen herangezogen.1376 (2) Beiträge im Rahmen der 126. Ausschusssitzung am 14.12.2016 Der Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz hat in seiner 114. Sitzung am 19. Oktober 2016 beschlossen, eine öffentliche Anhörung abzuhalten, welche in der 126. Sitzung am 14. Dezember 2016 stattfand. Nachfolgende Sachverständige wurden dabei gehört: Stefan Conen (Rechtsanwalt), Prof. Dr. Robert Esser (Universität Passau, Lehrstuhl für Deutsches, Europäisches und Internationales Strafrecht und Strafprozessrecht sowie Wirtschaftsstraf­ recht, Forschungsstelle Human Rights in Criminal Proceedings), Andreas Kreutzer (Deutscher Richterbund e. V., Vizepräsident des Landgerichts Han­ nover), Dr. Rolf Raum (Vorsitzender Richter am Bundesgerichtshof), Michael Rosenthal (Deutscher Anwaltverein e. V., Rechtsanwalt), Prof. Dr. Arndt Sinn (Universität Osnabrück, Institut für Wirtschaftsrecht, Lehrstuhl für Deutsches und Europäisches Straf- und Strafprozessrecht, Internationales Strafrecht so­ wie Strafrechtsvergleichung) und Gert-Holger Willanzheimer (Oberstaatsan­ walt, Staatsanwaltschaft Marburg).1377 Entsprechend der im Rahmen der öf­ fentlichen Anhörung erfolgten Fragerunde ist davon auszugehen, dass Esser, Kreutzer, Raum, Sinn und Willanzheimer von der Regierungskoalition gela­ den wurden.1378 Während Conen von der Linken zur Stellungnahme gebeten wurde,1379 wurde Rosenthal von den Grünen geladen.1380 Die wesentlichen Inhalte ihrer Beiträge sollen im Folgenden genauer erläutert werden.1381 (a) Beiträge von Stefan Conen Die Ergänzung in § 58 Absatz 2 StPO-E lehnt Conen ab. Es sei zwar rich­ tig, dem Verteidiger bei Gegenüberstellungen die Anwesenheit zu gestat­ S. 1, 2, 4. S. 4. 1377  BT-Drs. 18/12830, S. 4; Protokoll-Nr. 18/126, S. 10. 1378  Protokoll-Nr. 18/126, S.  20 f. 1379  Protokoll-Nr. 18/126, S. 21. 1380  Protokoll-Nr. 18/126, S.  21 f. 1381  Vgl. hierzu Anhang 33. 1375  BT-Drs. 18/10025, 1376  BT-Drs. 18/10025,

176

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

ten.1382 Allerdings trage dies bloß unwesentlich zu Verbesserungen bei1383 und verhindere Fehlidentifikationen nur unzureichend.1384 Es sei deshalb empfehlenswerter, Gegenüberstellungen audiovisuell aufzuzeichnen.1385 Demgegenüber unterstützt der Experte sowohl die Änderungen in §§ 114b Absatz 2 Satz 1 Nummer 6, 114c Absatz 1 StPO-E,1386 wie auch die Erwei­ terung des § 136 Absatz 1 StPO-E.1387 Conen kritisiert jedoch, dass die praktische Umsetzung des § 136 Absatz 1 Satz 3 und 4 StPO-E offen gelas­ sen werde.1388 Deshalb schlägt er vor, umfassendere Dokumentationspflich­ ten zu normieren, um Meinungsverschiedenheiten vorzugreifen.1389 Zudem solle die Hinwirkung auf einen bestimmten Verteidiger ausdrücklich unter­ sagt werden.1390 Obwohl ein Anwesenheitsrecht des Rechtsbeistandes bei der polizeilichen Vernehmung zu begrüßen sei,1391 sei die tatsächliche Realisier­ barkeit aufgrund der ohnehin bestehenden Arbeitsbelastung der Verteidiger fraglich.1392 Die Ergänzung in § 168b Absatz 2 StPO-E sei wiederum erfreu­ lich. Wichtig sei jedoch, klarzustellen, dass die Protokollierung bei staatsan­ waltschaftlichen Vernehmungen die Regel sein solle.1393 Im Gegensatz dazu lehnt Conen § 31 EGGVG-E entschieden ab.1394 Die Regelung impliziere ein generelles Misstrauen gegen die Advokatur und sei mit Art. 6 Absatz 3b EMRK unvereinbar.1395 Die Altersgrenze bei Schöffen muss Conen zufolge ebenfalls beibehalten werden.1396 Auch an § 67a JGG-E solle festgehalten werden.1397 (b) Beiträge von Prof. Dr. Robert Esser Esser begrüßt die Änderungen in §§ 114b Absatz 2 Satz 1 Nummer 6, 114c Absatz 1 StPO-E. Dennoch sollten hier die Auslegungs- und Inhaltsfra­ 1382  Protokoll-Nr. 18/126, 1383  Protokoll-Nr. 18/126, 1384  Protokoll-Nr. 18/126, 1385  Protokoll-Nr. 18/126, 1386  Protokoll-Nr. 18/126, 1387  Protokoll-Nr. 18/126, 1388  Protokoll-Nr. 18/126, 1389  Protokoll-Nr. 18/126, 1390  Protokoll-Nr. 18/126, 1391  Protokoll-Nr. 18/126, 1392  Protokoll-Nr. 18/126, 1393  Protokoll-Nr. 18/126, 1394  Protokoll-Nr. 18/126, 1395  Protokoll-Nr. 18/126, 1396  Protokoll-Nr. 18/126, 1397  Protokoll-Nr. 18/126,

S.  14, 31 f. S. 14. S. 32. S. 14, 35. S. 38. S. 35. S. 14. S.  14, 25 f. S. 14, 36. S. 36. S. 27. S. 36. S.  38 f. S. 25, 39. S.  27 f., 39. S. 38.



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen177

gen des Art. 36 WÜK besser integriert werden.1398 Obwohl mit § 136 Ab­ satz 1 StPO-E an dem bisherigen Belehrungs- und Hinweispflichtenschema festgehalten werde, sei die Änderung ein Schritt in die richtige Richtung.1399 Allein in § 136 Absatz 1 Satz 4 StPO-E bedürfe es einer Klarstellung dahin­ gehend, dass ein anwaltlicher Notdienst keineswegs flächendeckend beste­ he.1400 Sowohl das Erklärungs- und Fragerecht nach § 163a Absatz 4 StPOE,1401 wie auch das Anwesenheitsrecht stößt auf positive Resonanz bei Es­ ser.1402 Das gleiche gilt in Bezug auf § 67a JGG-E.1403 Um die Verfassungs­ mäßigkeit sicherzustellen, sei aber an die Aufnahme einer zeitlichen Begrenzung zu denken.1404 Indem sich die Legislative im Gesetz über die internationale Rechtshilfe in Strafsachen auf eine Generalklausel in § 40 Absatz 1 IRG und den Verweis auf die Strafprozessordnung verlasse (§ 77 Absatz 1 IRG, § 78 Absatz 1 IRG),1405 entstünden Widersprüchlichkeiten und Unstimmigkeiten.1406 Aus diesem Grund sei eine ausdrückliche Festle­ gung der Zugangs- und Mitwirkungsrechte des Rechtsbeistandes ange­ zeigt.1407 (c) Beiträge von Andreas Kreutzer Kreutzer bezieht allein zu den Änderungen des Schöffenrechts Position. Die Verlängerung auf drei Amtsperioden sowie die damit verbundene Ergän­ zung der Ablehnungsgründe hält er für vertretbar.1408 Genauso wie Esser und Conen spricht er sich aber für die Beibehaltung der Altersgrenze aus. Eine Verringerung der Vorschlagsliste sei nicht sachgerecht. So erhöhe sich paral­ lel zu der wachsenden Anzahl an Schöffen die Bedeutung der Auswahl. Zu­ dem könne man damit besser der Anforderung gerecht werden, dass die Schöffen ein Abbild sämtlicher gesellschaftlicher Schichten darstellen soll­ ten.1409

1398  Protokoll-Nr. 18/126, 1399  Protokoll-Nr. 18/126, 1400  Protokoll-Nr. 18/126, 1401  Protokoll-Nr. 18/126, 1402  Protokoll-Nr. 18/126, 1403  Protokoll-Nr. 18/126, 1404  Protokoll-Nr. 18/126, 1405  Protokoll-Nr. 18/126, 1406  Protokoll-Nr. 18/126, 1407  Protokoll-Nr. 18/126, 1408  Protokoll-Nr. 18/126, 1409  Protokoll-Nr. 18/126,

S. 44. S. 43. S. 15, 43. S. 43. S.  15, 41 ff. S.  47 f. S. 25. S.  15, 46 f. S. 47. S. 47, 50. S. 16. S. 24.

178

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

(d) Beiträge von Dr. Rolf Raum Das Anwesenheitsrecht des Verteidigers bei Gegenüberstellungen sei mit Blick auf die Rechtssicherheit1410 und Vergleichbarkeit mit Vernehmungen nur konsequent.1411 Die Festlegung der polizeilichen Pflicht, den Beschuldig­ ten bei seinen Bemühungen, einen rechtlichen Beistand zu kontaktieren, zu unterstützen, sei aus Klarstellungsgründen ebenfalls sinnvoll. Während Raum auch die ausdrückliche Normierung eines anwaltschaftlichen Anwesenheits­ rechts bei polizeilichen Vernehmungen befürwortet,1412 lehnt er die Schaf­ fung eines Frage- und Erklärungsrechts im Sinne des § 168c StPO-E ab.1413 Lege man einen solchen Anspruch zu einem so frühen Zeitpunkt fest, riskiere man, das Verfahren zu verzögern.1414 Stattdessen solle man vielmehr den § 406h Absatz 2 StPO um einen Verweis auf § 168c Absatz 5 StPO ergänzen, um Verteidigung und Nebenklagevertretung auf eine Ebene zu bringen.1415 Aufgrund der mit § 168b StPO-E verbundenen stärkeren Formalisierung des Strafprozesses und der damit einhergehenden Effizienzeinbuße, sei von einer entsprechenden Änderung abzuraten.1416 Genauso wie seine Vorredner spricht sich Raum für eine Beibehaltung der Altersgrenze im Schöffenrecht aus.1417 § 67a JGG-E weist er zurück.1418 Zum einen bleibe das Verhältnis zu § 67 JGG offen.1419 Zum anderen ergäben sich verfassungsrechtliche Beden­ ken.1420 Sofern dennoch an der Vorschrift festgehalten werde, bedürfe es deshalb zumindest einzelner Klarstellungen.1421 (e) Beiträge von Michael Rosenthal Rosenthal steht sämtlichen Änderungen der Strafprozessordnung positiv gegenüber.1422 Mit dem Anwesenheitsrecht des Verteidigers bei Gegenüber­ stellungen werde die Einhaltung der Verfahrensvorgaben sichergestellt. § 136 Absatz 1 Satz 3 StPO-E bewirke eine klarere Festlegung der polizeilichen 1410  Protokoll-Nr. 18/126, 1411  Protokoll-Nr. 18/126,

1412  Protokoll-Nr. 18/126, 1413  Protokoll-Nr. 18/126, 1414  Protokoll-Nr. 18/126, 1415  Protokoll-Nr. 18/126, 1416  Protokoll-Nr. 18/126, 1417  Protokoll-Nr. 18/126, 1418  Protokoll-Nr. 18/126, 1419  Protokoll-Nr. 18/126, 1420  Protokoll-Nr. 18/126, 1421  Protokoll-Nr. 18/126, 1422  Protokoll-Nr. 18/126,

S.  23, 52 f. S. 52. S.  51 f. S. 53. S. 17, 53. S. 54. S.  16 f., 23. S. 28. S. 54. S.  54 f. S. 17. S. 55. S.  56 f.



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen179

Pflichten. Auch in Bezug auf §§ 114b Absatz 2 Satz 1 Nummer 6, 114c, 163a, 168b, 168c1423 und § 406h StPO-E findet der Experte nur wohlwol­ lende Worte.1424 Im Gegensatz dazu lehnt er § 31 EGGVG-E strikt ab. Ob­ wohl die Anpassungen einen Schritt in die richtige Richtung darstellen wür­ den, sei es besser, das Kontaktsperrgesetz insgesamt zu streichen.1425 Anders als seine Vorredner hält Rosenthal die Problematik der Altersgrenze bei Schöffen für eine Wertungsfrage. Demnach obliege die Entscheidung über eine Beibehaltung beziehungsweise Ausdehnung allein dem Gesetzgeber.1426 Eine Verringerung der Vorschlagslisten sei jedoch abzulehnen.1427 Bei § 67a JGG-E ergäben sich mit Blick auf Art. 6 GG verfassungsrechtliche Beden­ ken.1428 Werde an der Norm festgehalten, müsse an die Stelle der Sollformu­ lierung unbedingt eine zwingende Regelung treten.1429 (f) Beiträge von Prof. Dr. Arndt Sinn Obwohl das Anwesenheitsrecht bei Gegenüberstellungen schon jetzt aus allgemeinen Prozessgrundsätzen und dem Fair-Trail Prinzip abgeleitet wer­ den könne, sei die Änderung aus Klarstellungsgründen zu begrüßen.1430 Es sei jedoch ratsam, den Verweis in § 163 Absatz 3 StPO-E auf § 58 Absatz 1 und Absatz 2 Satz 1 StPO1431 zu limitieren,1432 um klarzustellen,1433 dass das Anwesenheitsrecht nicht bei sämtlichen Zeugenvernehmungen bestehe.1434 Sowohl § 136 Absatz 1 StPO-E wie auch § 163a Absatz 4 StPO-E steht der Sachverständige positiv gegenüber. In Bezug auf das Frage- und Erklärungs­ recht müsse jedoch differenziert werden. Da die Richtlinie eine wirksame Teilnahme des Verteidigers bei Beschuldigtenvernehmungen voraussetze, sei das Fragerecht eine konsequente Umsetzung dieser Forderung.1435 Weil ein Erklärungsrecht aber zum Resümieren und Bewerten berechtige, fehle es hier gerade an dem für die Teilnahme elementaren kommunikativen Element.1436 1423  Protokoll-Nr. 18/126, 1424  Protokoll-Nr. 18/126, 1425  Protokoll-Nr. 18/126, 1426  Protokoll-Nr. 18/126, 1427  Protokoll-Nr. 18/126, 1428  Protokoll-Nr. 18/126, 1429  Protokoll-Nr. 18/126, 1430  Protokoll-Nr. 18/126, 1431  Protokoll-Nr. 18/126, 1432  Protokoll-Nr. 18/126, 1433  Protokoll-Nr. 18/126, 1434  Protokoll-Nr. 18/126, 1435  Protokoll-Nr. 18/126, 1436  Protokoll-Nr. 18/126,

S. 17, S. 57. S. 56, S. 17, S. 58. S. 17, S. 57. S. 18, S. 62. S. 18, S. 18, S. 62. S. 18, S. 18,

23, 56 f. 58. 56, 58. 57. 22, 61. 62, 67. 62. 63, 67. 63.

180

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

Deshalb solle auf das Erklärungsrecht verzichtet werden.1437 Im Hinblick auf § 406h StPO-E bedürfe es einer Klarstellung dahingehend, dass dem Anwalt kein Anspruch auf Terminverlegung zustehe.1438 Im Zusammenhang mit den Anpassungen des Schöffenrechts sei eine Ver­ ringerung der Personenanzahl auf der Vorschlagsliste zu begrüßen.1439 Sinn legt dem Gesetzgeber zudem nahe, eine besondere Ausbildung für Schöffen bei Wirtschaftsstrafkammern zu fordern1440 sowie das Schöffenamt attrakti­ ver zu gestalten.1441 § 67a JGG-E erachtet er für überflüssig. Eine Benach­ richtigungspflicht beziehungsweise -recht ergebe sich bereits nach derzeit geltender Rechtslage aus § 67 JGG, § 114c StPO und § 2 JGG.1442 Sofern der Gesetzgeber an § 67a JGG-E festhalten möchte, habe er das Zusammenspiel von § 67a JGG-E und § 67 JGG zu klären.1443 (g) Beiträge von Gert-Holger Willanzheimer Obwohl Willanzheimer das Anwesenheitsrecht bei Gegenüberstellungen gutheißt, fordert er konkretere Festlegungen. Zum einen müsse klargestellt werden, dass dem Verteidiger kein Befragungs- oder Erklärungsrecht zustehe. Indem der Verweis in § 163 Absatz 3 StPO-E auf § 58 Absatz 1 und 2 StPO begrenzt werde, könne deutlich gemacht werden, dass das Teilnahmerecht nicht bei sämtlichen Zeugenvernehmungen bestehe.1444 Zum anderen solle der Verteidiger nur bei Verlangen des Beschuldigten benachrichtigt werden müssen, um erhebliche Zusatzbelastungen für die Polizei zu vermeiden.1445 Obwohl Willanzheimer §§ 114b Absatz 2 Satz 1 Nummer 6, 114c Absatz 1 StPO-E und § 136 Absatz 1 StPO-E unterstützt, bemängelt er deren unklare Formulierung.1446 Insbesondere bei § 136 Absatz 1 StPO-E solle deshalb der Satz „allgemeine Informationen zur Verfügung zu stellen, die es ihm erleich­ tern, einen Verteidiger zu kontaktieren“ gestrichen oder präzisiert werden.1447 Im Zusammenhang mit § 168c StPO-E lehnt der Experte das Erklärungsrecht

1437  Protokoll-Nr. 18/126, 1438  Protokoll-Nr. 18/126, 1439  Protokoll-Nr. 18/126, 1440  Protokoll-Nr. 18/126, 1441  Protokoll-Nr. 18/126, 1442  Protokoll-Nr. 18/126, 1443  Protokoll-Nr. 18/126, 1444  Protokoll-Nr. 18/126, 1445  Protokoll-Nr. 18/126, 1446  Protokoll-Nr. 18/126, 1447  Protokoll-Nr. 18/126,

S. 18, S. 19, S. 19, S.  19, S. 19, S. 64. S. 66, S. 69. S. 19, S. 19, S. 70.

64. 64, 67. 67. 67 f. 66, 68. 68. 69. 70.



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen181

ab,1448 weil dieses der Vernehmungssituation an sich nicht gerecht werde. Sinnvoller sei es, das Erklärungsrecht als Schlussstatement auszugestalten1449 und die Verteidigerfragen und Auskünfte des Beschuldigten zu protokollie­ ren.1450 Darüber hinaus legt er dem Gesetzgeber nahe, den § 406h StPO-E klarstellend dahingehend zu ergänzen, dass dem Anwalt kein Anspruch auf Terminverlegung zustehe.1451 Gleiches gelte im Kontext des § 31 EGGVG-E: Auch hier empfiehlt der Sachverständige eine explizitere Normierung der Voraussetzungen zur Anordnung der Maßnahme.1452 Ähnlich wie Rosenthal hält Willanzheimer die Verlängerung der Amtsperioden der Schöffen für eine Wertungsfrage, die allein dem Gesetzgeber überlassen werden müsse.1453 Aufgrund der mit dem Alter zunehmend eingeschränkten Leistungsfähig­ keit1454 sowie der Tatsache, dass ansonsten der Zugang zum Schöffenamt für jüngere Bewerber erschwert werde, spricht er sich jedoch für die Beibehal­ tung einer Altersgrenze aus.1455 Genauso wie sein Vorredner kritisiert Wil­ lanzheimer zuletzt die fehlende Regelung des Verhältnisses von § 67 JGG und § 67a JGG-E.1456 Deshalb ist es seiner Ansicht nach besser, den § 67 JGG stattdessen um einen weiteren Absatz zu ergänzen, in welchem die Be­ nachrichtigungspflicht des Erziehungsberechtigten, gesetzlichen Vertreters beziehungsweise des familiengerichtlich bestellten Pflegers oder Jugendam­ tes festgelegt werde.1457 (3) Beschlussempfehlung des Ausschusses Abgesehen von einzelnen klarstellenden Änderungen empfahl der Aus­ schuss für Recht und Verbraucherschutz das Gesetzesvorhaben wie geplant umzusetzen.1458 In § 136 Absatz 1 StPO-E solle lediglich auf das Adjektiv „allgemein“ verzichtet werden.1459 Auf diese Weise könne deutlich gemacht werden, dass nur solche Informationen und Hilfestellungen ausreichend

S. 20, 71. S. 20. 1450  Protokoll-Nr. 18/126, S.  19, 69 ff. 1451  Protokoll-Nr. 18/126, S. 71. 1452  Protokoll-Nr. 18/126, S. 20, 71. 1453  Protokoll-Nr. 18/126, S. 20, 72. 1454  Protokoll-Nr. 18/126, S. 20, 28 f., 72. 1455  Protokoll-Nr. 18/126, S. 20, 72. 1456  Protokoll-Nr. 18/126, S. 20, 72. 1457  Protokoll-Nr. 18/126, S. 72. 1458  BT-Drs. 18/12830, S. 2; vgl. hierzu Anhang 32. 1459  BT-Drs. 18/12830, S. 3. 1448  Protokoll-Nr. 18/126, 1449  Protokoll-Nr. 18/126,

182

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

seien, die die Kontaktaufnahme im konkreten Fall tatsächlich erleichtern.1460 Sowohl in § 168c Absatz 1 und 2 StPO-E, wie auch in § 406h Absatz 2 StPO-E müsse an die Stelle von „§ 241 Absatz 2 gilt entsprechend“ der Satz „ungeeignete oder nicht zur Sache gehörende Fragen oder Erklärungen kön­ nen zurückgewiesen werden“ treten.1461 Diese Anpassungen würden die Vorschriften nicht nur leichter lesbar machen, sondern klar konstatieren, dass der Vernehmende eine Zurückweisung sowohl bei Fragen wie auch Erklärun­ gen aussprechen könne.1462 (4) Gesetzesbeschluss Der Gesetzgeber hat das Gesetzesvorhaben entsprechend der Vorschläge des Ausschusses umgesetzt.1463 (5) Analyse der Einflussnahme Gestützt von 60 Prozent der Sachverständigenstimmen hielt der Gesetzge­ ber an § 58 StPO-E fest.1464 Obwohl mit Sinn1465 und Willanzheimer1466 gleich zwei Sachverstände zu einer Limitierung des Verweises in § 163 Ab­ satz 3 StPO-E auf § 58 Absatz 1 und 2 StPO rieten, wurde darauf nicht weiter eingegangen. Darüber hinaus fanden weder der Vorschlag Conens,1467 die Gegenüberstellungen audiovisuell aufzuzeichnen, noch die Wünsche Wil­ lanzheimers1468 Anklang, § 58 StPO-E klarer zu fassen sowie die Anwesen­ heit von einem Antrag des Beschuldigten abhängig zu machen. Die Änderun­ gen der §§ 114b, 114c StPO-E stießen bei allen vier Sachverständigen, die hierzu Stellung bezogen, auf positive Resonanz.1469 Den Hinweis von Esser,1470 Art. 36 WÜK besser zu integrieren, befolgte der Gesetzgeber nicht.

S.  5 f. S. 3. 1462  BT-Drs. 18/12830, S. 6. 1463  BGBl 2017 I Nr. 60, S.  3295 ff.; Plenarprotokoll 18/240, S.  24533 f. 1464  Protokoll-Nr. 18/126, S. 14, 18 f., 21 ff., 31–34, 52 f., 56, 61, 67, 69 f.; vgl. hierzu Anhang 33. 1465  Protokoll-Nr. 18/126, S. 18, 62, 67. 1466  Protokoll-Nr. 18/126, S. 69. 1467  Protokoll-Nr. 18/126, S.  14, 34 f. 1468  Protokoll-Nr. 18/126, S. 19, 69. 1469  Protokoll-Nr. 18/126, S. 38, 44, 56, 70. 1470  Protokoll-Nr. 18/126, S. 44. 1460  BT-Drs. 18/12830, 1461  BT-Drs. 18/12830,



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen183

Mit der Zustimmung von Conen,1471 Esser,1472 Raum,1473 Rosenthal,1474 Sinn1475 und Willanzheimer1476 fand § 136 StPO-E Einzug in das Gesetz.1477 Während entgegen Conen1478 die Hinwirkung auf einen speziellen Verteidi­ ger durch die Strafverfolgungsbehörden nicht ausdrücklich untersagt wurde, folgte der Gesetzgeber dem Rat Willanzheimers1479 und formulierte § 136 Absatz 1 Satz 2 StPO-E klarer. Dieser wurde seitens der Regierungskoalition zur Anhörung geladen. § 163a StPO-E, für welchen die Experten im Rahmen der Anhörung nur wohlwollende Worte fanden, wurde wie geplant umge­ setzt.1480 Auf eine Ergänzung der Vorschrift um die Voraussetzung des Ver­ langens des Beschuldigten (Willanzheimer1481) verzichtete die Legislative. Mit der Zustimmung von zwei Sachverständigen blieb es bei § 168b StPOE.1482 Obgleich sich der Großteil der Sachverständigen gegen das Erklä­ rungsrecht aussprach, hielt der Gesetzgeber an § 168c StPO-E fest.1483 Mit dem Rückhalt von rund 70 Prozent der Sachverständigen wurde § 406h StPO-E unverändert beschlossen.1484 Eine Klarstellung, dass dem Anwalt kein Anspruch auf Terminverlegung zusteht (Sinn,1485 Willanzheimer1486), blieb aus. Ungeachtet der Tatsache, dass sämtliche Experten § 31 EGGVG-E strikt ablehnten,1487 beziehungsweise im Falle Willanzheimers1488 unbedingt eine klarere Formulierung der Voraussetzungen forderten, ging der Gesetzge­ ber darauf nicht ein. Den Empfehlungen Conens,1489 Kreutzers,1490 Raums,1491

S. 35. S. 43. 1473  Protokoll-Nr. 18/126, S.  51 f. 1474  Protokoll-Nr. 18/126, S. 17, 23, 56 f. 1475  Protokoll-Nr. 18/126, S. 18, 63, 67. 1476  Protokoll-Nr. 18/126, S. 19, 70. 1477  Protokoll-Nr. 18/126, S. 16, 19 f., 25 f., 28, 35, 43, 51, 56, 62, 70. 1478  Protokoll-Nr. 18/126, S. 14, 36. 1479  BGBl 2017 I Nr. 60, S. 3295; Protokoll-Nr. 18/126, S. 19, 70. 1480  Protokoll-Nr. 18/126, S. 18, 23, 36, 41 ff., 51 f., 56 f., 62 f., 70. 1481  Protokoll-Nr. 18/126, S. 70. 1482  Protokoll-Nr. 18/126, S. 16 f., 23, 36, 57. 1483  Protokoll-Nr. 18/126, S. 17 f., 20, 23, 43, 53, 63 f., 67, 71. 1484  Protokoll-Nr. 18/126, S. 19, 57, 64, 67, 71. 1485  Protokoll-Nr. 18/126, S. 19, 64, 67. 1486  Protokoll-Nr. 18/126, S. 19, 64, 67. 1487  Protokoll-Nr. 18/126, S. 17 f., 25, 39, 56, 58 f. 1488  Protokoll-Nr. 18/126, S. 20, 71. 1489  Protokoll-Nr. 18/126, S.  27 f., 39. 1490  Protokoll-Nr. 18/126, S. 24. 1491  Protokoll-Nr. 18/126, S. 28. 1471  Protokoll-Nr. 18/126, 1472  Protokoll-Nr. 18/126,

184

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

Sinns1492 und Willanzheimers1493 folgend, wurde aber die Altersgrenze bei Schöffen beibehalten.1494 Entsprechend der Ausführungen von Kreutzer1495 und Rosenthal1496 verringerte der Gesetzgeber auch nicht die Anzahl der Personen auf der Vorschlagsliste. Die Vorschläge Sinns,1497 das Schöffenamt attraktiver zu gestalten, eine besondere Qualifizierung im Falle der Wirt­ schaftsstrafkammer zu fordern sowie den Umfang der Liste zu minimieren, blieben unberücksichtigt. Obgleich vier von sechs Experten § 67a JGG-E klar zurückwiesen, liest man die Norm im Gesetzesbeschluss.1498 Entgegen den Forderungen Raums,1499 Sinns1500 und Willanzheimers1501 wurde das Verhältnis von § 67 JGG und § 67a JGG-E nicht genauer erläutert.1502 Auch nach einer zeitlichen Begrenzung (Esser1503) oder zwingenden Regelung (Rosenthal1504) sucht man vergebens. Letztlich blieb es entgegen den Forde­ rungen Essers,1505 aber mit der Zustimmung Rosenthals,1506 bei den Ände­ rungen des Gesetzes über internationale Rechtshilfe in Strafsachen. jj) 13.10.2017: Strafrechtsänderungsgesetz zur Strafbarkeit nicht genehmigter Kraftfahrzeugrennen im Straßenverkehr (1) Inhalt des Gesetzentwurfs Die Zahl illegaler Kraftfahrzeugrennen nehme immer weiter zu. Opfer seien zumeist unbeteiligte Dritte. Diese würden nicht selten schwere Verlet­ zungen erleiden oder sogar den Tod erfahren.1507 Nach derzeit geltender Rechtslage könnten Veranstaltung und Teilnahme an Straßenrennen lediglich als Ordnungswidrigkeit, das heißt mit einem kurzweiligen Fahrverbot von S.  19, 66 ff. S. 20, 72. 1494  Protokoll-Nr. 18/126, S. 24, 27 f., 39. 1495  Protokoll-Nr. 18/126, S. 24. 1496  Protokoll-Nr. 18/126, S. 58. 1497  Protokoll-Nr. 18/126, S.  19, 66 ff. 1498  Protokoll-Nr. 18/126, S. 17, 19 f., 38, 47 f., 54 f., 57, 64 f., 72. 1499  Protokoll-Nr. 18/126, S. 57. 1500  Protokoll-Nr. 18/126, S. 66, 68. 1501  Protokoll-Nr. 18/126, S. 20, 72. 1502  Protokoll-Nr. 18/126, S. 55, 66, 68, 72. 1503  Protokoll-Nr. 18/126, S. 25. 1504  Protokoll-Nr. 18/126, S. 57. 1505  Protokoll-Nr. 18/126, S. 15, 47, 50. 1506  Protokoll-Nr. 18/126, S. 57. 1507  BT-Drs. 18/10145, S. 1, 7; vgl. hierzu Anhang 34. 1492  Protokoll-Nr. 18/126, 1493  Protokoll-Nr. 18/126,



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen185

höchstens drei Monaten verfolgt und bestraft werden.1508 Vor diesem Hinter­ grund erscheine es kaum verwunderlich, dass Polizeibeamte und Unfallfor­ scher diese Systematik für nicht mehr ausreichend hielten, um Täter von entsprechenden Taten abzuhalten beziehungsweise angemessen zu sanktio­ nieren.1509 Aus diesen Gründen schaffe das Gesetzesvorhaben des Bundesrates mit § 315d StGB-E einen neuen Straftatbestand, der die Veranstaltung und Teil­ nahme an einem nicht genehmigten Kraftfahrzeugrennen unter Strafe stelle. Die Norm knüpfe dabei an die oben genannten Bußgeldtatbestände an und ersetze diese.1510 Die Absätze 2 und 3 des § 315d StGB-E würden Qualifika­ tionen für die konkrete Gefährdung von Leib und Leben oder Sachen von besonderem Wert darstellen. Komme es zum Tod des Opfers oder einer schweren Gesundheitsschädigung, greife der Qualifikationstatbestand des Absatzes 4. Das Sanktionsspektrum des § 315d StGB-E reiche von Geld- bis zu Freiheitsstrafen von zwei Jahren.1511 Um die Auswahl der möglichen Sanktionen auszuweiten, werde § 69 Absatz 2 StGB um den neuen Straftat­ bestand § 315d StGB-E ergänzt. Auf diese Weise werde es dem Richter möglich, auch die Entziehung der Fahrerlaubnis anzuordnen.1512 Da es sich bei dem Kraftfahrzeug um einen sogenannten Beziehungsgegenstand handele,1513 werde die Einziehung des Kraftfahrzeuges speziell in § 315f StGB geregelt.1514 CDU/CSU und SPD halten es hingegen für sinnvoller, § 315d Absatz 1 StGB-E um eine zusätzliche Nummer 3 zu ergänzen, welche grob verkehrs­ widrige und rücksichtlose Geschwindigkeitsüberschreitungen unter Strafe stelle, um auch „Alleinraser“ sanktionieren zu können. Darüber hinaus solle § 315d Absatz 1 Nummer 1 StGB-E bereits im Versuchsstadium bestraft werden können.1515 Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und verschiedene Abgeordnete legen demgegenüber nahe, sich bei der Einführung des Verbots von Kraftfahrzeug­ rennen auf § 315c StGB zu beschränken. Indem der Halbsatz „an unüber­ sichtlichen Stellen, an Straßenkreuzungen, Straßeneinmündungen oder Bahn­ S. 1, 6, 7 ff., 11. S. 1, 7. 1510  BT-Drs. 18/10145, S. 1, 5, 7, 9. 1511  BT-Drs. 18/10145, S. 1, 7, 9 f. 1512  BT-Drs. 18/10145, S. 1, 5, 7 f. 1513  Das bedeutet, das Auto ist zur Tatbestandsverwirklichung unverzichtbar (BTDrs. 18/10145, S. 11). 1514  BT-Drs. 18/10145, S. 8, 11. 1515  Ausschussdrucksache Nr. 18(6)360, S. 2. 1508  BT-Drs. 18/10145, 1509  BT-Drs. 18/10145,

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B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

übergängen“ aus § 315c Absatz 1 Nummer 2 d) StGB herausgenommen und die Vorschrift um eine Erfolgsqualifikation ergänzt werde, welche die fahr­ lässige beziehungsweise leichtfertige Tötung oder schwere Gesundheitsschä­ digung bestrafe, solle dieses Vorhaben umgesetzt werden.1516 Der Grund sei, dass eine zu schnelle Geschwindigkeit ganz unabhängig davon, ob damit ein Rennen verbunden sei oder nicht, die häufigste Ursache von Unfällen in Deutschland darstelle. Die Raserfälle der Vergangenheit seien insoweit nur eine besondere Ausprägung der Problematik1517 (2) Beiträge im Rahmen der 157. Ausschusssitzung am 21.06.2017 Der Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz hat in seiner 151. und 155. Sitzung am 31. Mai beziehungsweise 21. Juni 2017 beschlossen, eine öffentliche Anhörung abzuhalten, welche in der 157. Sitzung am 21. Juni 2017 stattfand.1518 Nachfolgende Sachverständige wurden dabei gehört: Arne von Boetticher (Staatsanwalt), Dr. Ulrich Franke (Richter am Bundesge­ richtshof), Rainer Fuchs (Polizeipräsidium Köln, Kriminalhauptkommissar), Dr. Scarlett Jansen (Universität Bonn, Kriminologisches Seminar, Lehrstuhl für Strafrecht und Strafprozessrecht sowie Internationales und Europäisches Strafrecht), Prof. Dr. Henning Ernst Müller (Universität Regensburg, Fakul­ tät für Rechtswissenschaft, Lehrstuhl für Strafrecht und Kriminologie), Gül Pinar (Deutscher Anwaltverein e. V., Rechtsanwältin), Prof. Dr. Frank Peter Schuster, Mag. iur. (Universität Würzburg, Lehrstuhl für Internationales Strafrecht) und Dr. Markus Schäpe (Allgemeiner Deutscher AutomobilClub e. V., Leiter Juristische Zentrale).1519 Entsprechend der erfolgten Frage­ runde ist davon auszugehen, dass von Boetticher, Franke, Fuchs, Jansen und ­Schäpe von der Regierungskoalition geladen wurden.1520 Während Pinar von der Linken zur Stellungnahme gebeten wurde,1521 wurden Schuster und Mül­ ler von den Grünen geladen.1522 Die wesentlichen Inhalte ihrer Beiträge sol­ len im Folgenden genauer erläutert werden.1523

S. 2. S.  1 ff., 3. 1518  BT-Drs. 18/12964, S. 3. 1519  BT-Drs. 18/12964, S. 4; Protokoll-Nr. 18/157, S. 9. 1520  Protokoll-Nr. 18/157, S. 20. 1521  Protokoll-Nr. 18/157, S.  21 f. 1522  Protokoll-Nr. 18/157, S. 21. 1523  Vgl. hierzu Anhang 36. 1516  BT-Drs. 18/12558, 1517  BT-Drs. 18/12558,



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen187

(a) Beiträge von Arne von Boetticher von Boetticher hält die neuen Regelungen für weitestgehend gelungen.1524 Dass § 315d StGB-E als abstraktes Gefährdungsdelikt ausgestaltet werden solle, sei aufgrund der damit verbundenen Gemeingefährlichkeit gerechtfer­ tigt.1525 Die Erfolgsqualifikation in § 315d Absatz 4 StGB-E helfe dabei, Täter nachvollziehbar und sachgerecht zu bestrafen.1526 Dem Anraten der Grünen, CDU/CSU, SPD und einzelner Abgeordneter folgend, spricht er sich darüber hinaus für die Notwendigkeit der Schaffung eines Straftatbestandes für „Einzelraser“ aus.1527 Ansonsten entständen empfindliche Strafbarkeitslü­ cken.1528 (b) Beiträge von Dr. Ulrich Franke Franke stimmt der Schaffung des § 315d StGB-E zu. Auch den Ansatz, mit der Norm den Veranstalter des Rennens und dessen Teilnehmer zu bestrafen, begrüßt er.1529 Mit Blick auf vergleichbare Regelungen in Verwaltungs-, Zi­ vil- und Ordnungswidrigkeitenrecht hält er die Bestimmtheit der Norm für unbedenklich.1530 Allein im Zusammenhang mit § 315f StGB-E, sei eine ge­ nauere Formulierung angemessen. Zum einen müsse klargestellt werden, dass es sich hierbei um einen Strafmilderungsgrund handele. Zum anderen solle feststehen, dass sich der Gegenstand bei der Einziehung im Eigentum des Täters zu befinden habe.1531 Der Vorschlag der CDU/CSU und SPD, den § 315d Absatz 1 StGB-E um eine weitere Nummer 3 zu ergänzen, ist in Frankes Augen aus mehreren Gründen bedenklich: Erstens passe die Regelung inhaltlich gesehen nicht in § 315d Absatz 1 StGB-E. Dieser richte sich gerade an die Teilnehmer eines Rennens und nicht den „Alleinraser“. Zweitens sei die Beschreibung der „erheblichen Geschwindigkeitsüberschreitung“ viel zu unpräzise und verletze das Bestimmtheitsgebot.1532 Darüber hinaus würde sich aus der Notwendig­ keit, die dahingehende Absicht nachzuweisen, nicht nur unerhebliche Be­

1524  Protokoll-Nr. 18/157, 1525  Protokoll-Nr. 18/157, 1526  Protokoll-Nr. 18/157, 1527  Protokoll-Nr. 18/157, 1528  Protokoll-Nr. 18/157, 1529  Protokoll-Nr. 18/157, 1530  Protokoll-Nr. 18/157, 1531  Protokoll-Nr. 18/157, 1532  Protokoll-Nr. 18/157,

S. 13, 31. S. 13. S. 13 f., 31, 34. S.  31, 33 f. S. 13, 33. S. 14, 35. S. 35. S. 36. S. 14 f., 23, 26, 37 f.

188

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

weisschwierigkeiten für die Praxis ergeben.1533 Franke empfiehlt deshalb, den Straftatbestand des „Alleinrasers“ als weiteres abstraktes Gefährdungs­ delikt zu fassen und den Tatbestand klar zu formulieren.1534 (c) Beiträge von Rainer Fuchs Fuchs begrüßt die Schaffung des § 315d StGB-E.1535 Unter der Prämisse, dass „Alleinraser“ ein ebenso hohes Risiko für die Allgemeinheit darstellen würden wie Autorennen, plädiert Fuchs auch für deren Strafbarkeit.1536 Die Aufnahme des § 315d StGB-E in den Katalog des § 69 Absatz 2 StGB sei genauso wie § 315f StGB-E ein effektives Mittel, um der weiteren Tatbege­ hung entgegenzutreten.1537 (d) Beiträge von Dr. Scarlett Jansen Jansen hält die Schaffung des § 315d StGB-E angesichts der Entwicklun­ gen der vergangenen Jahre für längst überfällig.1538 Weil mit Autorennen er­ hebliche Risiken verbunden seien, sei auch die Ausgestaltung als abstraktes Gefährdungsdelikt sachgerecht und der hohe Strafrahmen vertretbar.1539 Ob­ wohl die Sanktionierung des Veranstalters die Strafbarkeit weit nach vorne verlagere,1540 sei dieser Schritt unumgänglich.1541 Bereits zu diesem frühen Zeitpunkt fänden gruppendynamische Prozesse statt, welche den Druck zur Tatbegehung erhöhen würden.1542 Wichtig sei jedoch, den Begriff des Veran­ staltens restriktiv zu verstehen.1543 Sowohl die Aufnahme des § 315d StGB-E in § 69 Absatz 2 StGB, wie auch den § 315f StGB-E begrüßt Jansen. Auf diese Weise werde den Richtern ein effektives Mittel an die Hand gegeben, die weitere Tatbegehung zu verhindern.1544 Auch wenn die Expertin der Schaffung eines Straftatbestandes für „Alleinraser“ zustimmt, müsse berück­ sichtigt werden, dass das damit einhergehende Risiko nicht auf einer Ebene 1533  Protokoll-Nr. 18/157, 1534  Protokoll-Nr. 18/157, 1535  Protokoll-Nr. 18/157, 1536  Protokoll-Nr. 18/157, 1537  Protokoll-Nr. 18/157, 1538  Protokoll-Nr. 18/157, 1539  Protokoll-Nr. 18/157, 1540  Protokoll-Nr. 18/157, 1541  Protokoll-Nr. 18/157, 1542  Protokoll-Nr. 18/157, 1543  Protokoll-Nr. 18/157, 1544  Protokoll-Nr. 18/157,

S. 38. S. 23, 26. S. 15, 28, 40 f. S. 27, 41. S. 15, 41. S.  16 f., 42. S. 16. S. 16, 43. S. 43. S. 16. S.  16, 43 f. S. 45.



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen189

mit der Gefahr durch Autorennen stehe.1545 Ähnlich wie die Fraktion Bünd­ nis 90/Die Grünen verortet die Expertin die Regelung deshalb in § 315c StGB.1546 Im Gegensatz zum Änderungsantrag der Partei rät sie jedoch da­ von ab, dies durch eine Streichung der Passage „an unübersichtlichen Stellen (…)“ zu erreichen.1547 Dies sei ein notwendiger Bezugspunkt für die Straf­ barkeit nach § 315c StGB; auf ihn könne nicht verzichtet werden.1548 (e) Beiträge von Prof. Dr. Henning Ernst Müller Müller hält die Schaffung des § 315d StGB-E angesichts der dramatischen Raserfälle für dringend notwendig.1549 Obgleich das Rasen durch die Recht­ sprechung bereits definiert worden sei,1550 müsse der Begriff noch klarer gesetzlich normiert werden.1551 In den Augen Müllers erscheint es daneben unverständlich, warum das Gesetzesvorhaben nicht dazu genutzt werde, den Strafrahmen in § 315c Absatz 3 StGB anzupassen.1552 Der Normierung des § 315d StGB-E als abstraktes Gefährdungsdelikt widerspricht er. Für eine solche Ausgestaltung bedürfe es eines deutlichen, objektiven Anknüpfungs­ punkts, welcher mit einer besonders großen Gefahr für das Schutzgut ver­ bunden sei.1553 Der Entwurf des Bundesrates sehe aber nicht etwa einen ob­ jektiv erkennbaren riskanten Fahrstil als Voraussetzung vor, sondern lasse die Absicht, den Gegner schlagen zu wollen, ausreichen.1554 Behalte man dies im Hinterkopf, erscheine es konsequenter, den § 315d StGB-E als konkretes Gefährdungsdelikt zu formulieren.1555 Da dem „Alleinraser“ jährlich viel mehr Menschen zum Opfer fielen als den Teilnehmern eines Straßenrennens, rät auch Müller zur Schaffung eines speziellen Tatbestands in § 315c Absatz 1 StGB.1556 Eine Verortung in § 315d Absatz 1 Nummer 3 StGB-E weist Müller zurück. Zum einen passe für den Einzelraser die Überschrift des Rennens nicht. Ein solches setze immer min­ destens zwei Teilnehmer voraus. Zum anderen werde damit der Tatsache 1545  Protokoll-Nr. 18/157, 1546  Protokoll-Nr. 18/157, 1547  Protokoll-Nr. 18/157, 1548  Protokoll-Nr. 18/157, 1549  Protokoll-Nr. 18/157, 1550  Protokoll-Nr. 18/157, 1551  Protokoll-Nr. 18/157, 1552  Protokoll-Nr. 18/157, 1553  Protokoll-Nr. 18/157, 1554  Protokoll-Nr. 18/157, 1555  Protokoll-Nr. 18/157, 1556  Protokoll-Nr. 18/157,

S.  22 f. S. 23. S. 16, 23, 42, 45, 48. S. 16, 45. S. 17, 49. S. 22. S. 17. S. 17, 54. S. 17, 50. S. 17, 28, 50 f. S. 50. S.  51 ff.

190

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

nicht ausreichend Rechnung getragen, dass sich die Gefahr bereits aus der erheblichen Geschwindigkeitsüberschreitung ergebe und es auf ein besonde­ res subjektives Element nicht mehr ankomme.1557 Müller zufolge ist jedoch auch der Vorschlag der Grünen nicht gelungen.1558 So sei es zwar sachge­ recht, die Regelung dem § 315c StGB zuzuweisen, dies könne aber nur an­ hand einer klaren Vorschrift erfolgen.1559 Eine solche müsse festlegen, ab wann eine Geschwindigkeitsüberschreitung strafbar sein solle, was durch absolute beziehungsweise relative Zahlen oder Regelbeispiele geschehen könne.1560 (f) Beiträge von Gül Pinar Rudimentär betrachtet sei die Schaffung des § 315d StGB-E sinnvoll.1561 Bei genauerer Betrachtung zeige sich jedoch, dass es für die Praxis schwierig sein werde, die Durchführung eines nicht genehmigten Straßenrennens nach­ zuweisen.1562 Aus diesem Grund solle sich der Gesetzgeber vielmehr mit Personalfragen der Polizei auseinandersetzen, denn nur mit einem Zuwachs an personellen Mitteln könne die Kontrolle verdichtet werden.1563 Außerdem sei eine intensivere Beschäftigung mit der Opferseite anzuraten. So solle beispielsweise die Nebenklagefähigkeit ergänzt werden.1564 Indem die Norm als abstraktes Gefährdungsdelikt ausgestaltet werde, werde die Strafbarkeit vor die eigentliche Rechtsgutsverletzung verscho­ ben.1565 Daraus ergäben sich sowohl verfassungsrechtliche wie auch krimi­ nalpolitische Bedenken.1566 Zentral sei hierbei, dass die neue Regelung zwar an §§ 29 Absatz 1, 49 Absatz 2 Nummer 5 StVO anknüpfe, eine vollständige Übertragbarkeit der Begrifflichkeiten aus dem Ordnungswidrigkeitenrecht aber nicht möglich sei.1567 Die Strafbarkeit aufgrund des Veranstaltens eines Straßenrennens weist sie zurück. Eine solche schließe den Rücktritt vom Versuch aus.1568 Die Sanktionsspanne in § 315d StGB-E sei viel zu hoch 1557  Protokoll-Nr. 18/157, 1558  Protokoll-Nr. 18/157, 1559  Protokoll-Nr. 18/157, 1560  Protokoll-Nr. 18/157, 1561  Protokoll-Nr. 18/157, 1562  Protokoll-Nr. 18/157, 1563  Protokoll-Nr. 18/157, 1564  Protokoll-Nr. 18/157, 1565  Protokoll-Nr. 18/157, 1566  Protokoll-Nr. 18/157, 1567  Protokoll-Nr. 18/157, 1568  Protokoll-Nr. 18/157,

S. 52. S.  17, 52 f. S. 17. S. 53. S. 18. S. 61. S. 62. S.  63 f. S. 59. S. 18, 59. S. 60. S. 22.



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen191

angesetzt und auch die Regelung im Absatz 4 der Norm sei nicht notwendig, da diese Situation schon von §§ 315b und c StGB abgedeckt werde.1569 Un­ ter der Prämisse, dass es mit § 315f StGB-E weiterhin an einer Lösung für die Einziehung im Zusammenhang mit Dritteigentümern fehle, könne dieses Vorhaben nicht unterstützt werden.1570 Genauso wie einige ihrer Vorredner stimmt Pinar aber der Schaffung einer Strafbarkeit des „Alleinrasers“ in § 315c StGB zu.1571 (g) Beiträge von Dr. Markus Schäpe Schäpe begrüßt § 315d StGB-E.1572 Dass der Tatbestand als abstraktes Gefährdungsdelikt normiert werde, hält er aufgrund der Vergleichbarkeit mit der Trunkenheitsfahrt für vertretbar. Obwohl die Strafbarkeit mit der Sankti­ onierung des Veranstaltens weit nach vorne verlagert werde, sei dies notwen­ dig, um die Lücke der fehlenden Versuchsstrafbarkeit zu schließen. Eine an­ dere Lösung bestünde in der Schaffung der Versuchsstrafbarkeit; sowohl für die Veranstalter,1573 wie auch die Teilnehmer. Obwohl der Regelungsdrang in Bezug auf „Alleinraser“ nachvollziehbar sei, könne dies nicht mit einer Er­ weiterung in § 315d StGB-E geschehen. Es bedürfe hierzu einer viel klareren und bestimmteren Regelung.1574 (h) Beiträge von Prof. Dr. Frank Peter Schuster, Mag. iur. In Anlehnung an die These, dass Kraftfahrzeugrennen derzeit nicht ange­ messen verfolgt werden könnten, sei es nur konsequent, mit § 315d StGB-E einen speziellen Straftatbestand zu schaffen. Die Ausgestaltung als abstraktes Gefährdungsdelikt sei begrüßenswert, genauso wie die im Änderungsantrag der CDU/CSU und SPD vorgesehene Versuchsstrafbarkeit.1575 Eine Ver­ suchsstrafbarkeit der Teilnehmer lehnt Schuster dagegen ab: Der Grund sei, dass es sich bei § 315d StGB-E um ein abstraktes Gefährdungsdelikt in Form eines reinen Tätigkeitsdelikts handele und damit der Versuchsbeginn und die Vollendung stets zusammenfielen.1576

1569  Protokoll-Nr. 18/157, 1570  Protokoll-Nr. 18/157, 1571  Protokoll-Nr. 18/157, 1572  Protokoll-Nr. 18/157, 1573  Protokoll-Nr. 18/157, 1574  Protokoll-Nr. 18/157, 1575  Protokoll-Nr. 18/157, 1576  Protokoll-Nr. 18/157,

S. 18, 59, 62 f. S. 18, 63. S. 18, 29. S. 18. S. 19, 22. S.  18 f. S.  19, 66 ff. S.  21, 69 f.

192

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

Obwohl der Strafrahmen des § 315d StGB-E als hoch einzustufen sei, gehe es hier um eine rechtspolitische Entscheidung, die allein dem Gesetzge­ ber obliege.1577 Sowohl der Erfolgsqualifikation in § 315d Absatz 4 StGB-E, der Einfügung des § 315d StGB-E in § 69 Absatz 2 StGB-E wie auch der Schaffung des § 315f StGB-E steht der Experte positiv gegenüber. Ihm zu­ folge soll der neue Straftatbestand jedoch zusätzlich in § 44 Absatz 1 Satz 2 StGB aufgenommen werden, falls eine Einziehung nach § 69 StGB-E aus­ bleibe.1578 Im Kontext der Strafbarkeit des „Alleinrasers“ sei eine Streichung in § 315c StGB kriminalpolitisch nicht notwendig.1579 Die Idee der Regie­ rungsfraktion, den § 315d StGB-E um eine weitere Nummer 3 zu ergänzen, welche erhebliche Geschwindigkeitsüberschreitungen unter Strafe stelle, sei sachgerecht, müsse aber im Nachgang erst noch weiter durch die Rechtspre­ chung präzisiert werden.1580 (3) Beschlussempfehlung des Ausschusses Nach der Durchführung der öffentlichen Anhörung riet der Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz den Gesetzentwurf BT-Drs. 18/10145 mit fol­ genden Änderungen zu übernehmen: § 315d Absatz 1 Nummer 1 StGB-E müsse mit den Tathandlungen des Ausrichtens und Durchführens konkreti­ siert werden. Des Weiteren sei § 315d Absatz 1 StGB-E eine Nummer 3 an­ zufügen, nach welcher die grob verkehrswidrige und rücksichtslose Ge­ schwindigkeitsüberschreitung bestraft werde.1581 Auf diese Weise könnten auch diejenigen Fälle von § 315d StGB-E umfasst werden, in denen ein einzelner Täter die Geschwindigkeitsbeschränkung um ein Vielfaches über­ schreite. Der neue Absatz 3 in § 315d StGB-E solle den Versuch des § 315d Absatz 1 Nummer 1 StGB-E sanktionieren.1582 (4) Gesetzesbeschluss Das Gesetz wurde sodann entsprechend der Ausschussfassung umge­ setzt.1583

S.  70 f. S. 71. 1579  Protokoll-Nr. 18/157, S.  70 f. 1580  Protokoll-Nr. 18/157, S. 20, 70. 1581  BT-Drs. 18/12936, S. 3; vgl. hierzu auch Anhang 35. 1582  BT-Drs. 18/12936, S. 4; BT-Drs. 18/12964, S.  5 f. 1583  BGBl 2017 I Nr. 67, S.  3532 f.; Plenarprotokoll 18/243, S. 24909C. 1577  Protokoll-Nr. 18/157, 1578  Protokoll-Nr. 18/157,



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen193

(5) Analyse der Einflussnahme Obwohl Müller1584 und Pinar1585 die mangelnde Bestimmtheit des Entwurfs kritisierten, formulierte der Gesetzgeber das „Rasen“ nicht klarer. Die Ausge­ staltung des § 315d StGB-E als abstraktes Gefährdungsdelikt wurde mit rund 70 Prozent unterstützenden Sachverständigenstimmen beibehalten.1586 Durch die Festsetzung der Strafbarkeit des Veranstalters, setzte sich der Gesetzgeber allein über die Aussagen Pinars1587 hinweg. Mit der Schaffung der Versuchs­ strafbarkeit wurde den Aussagen von Franke1588, Schäpe1589 und den Vor­ schlägen der CDU/CSU und SPD entsprochen.1590 Nur Schuster riet hiervon ab.1591 Sowohl Franke wie auch Schäpe wurden von der CDU/CSU zur öf­ fentlichen Anhörung geladen.1592 Unterstützt von drei Ja- gegen eine Nein­ stimme fand die Erfolgsqualifikation in § 315d Absatz 4 StGB-E Einzug in das Strafgesetzbuch.1593 Sowohl Jansen1594 wie auch Schuster1595 stuften den nun festgesetzten Strafrahmen zwar als hoch, aber vertretbar ein. Das Abraten Pinars1596 wurde mit der Normierung allerdings übergangen. Mit der Unter­ stützung sämtlicher sich hierzu äußernder Sachverständiger wurde § 315d StGB-E wie geplant in § 69 Absatz 2 StGB-E aufgenommen.1597 Eine ähnli­ che Ergänzung in § 44 Absatz 1 Satz 2 StGB, wie sie Schuster1598 vorschlug, sucht man dagegen vergeblich. Darüber hinaus blieb es, wie von Franke,1599 Jansen1600 und Schuster1601 empfohlen, bei § 315f StGB-E.1602 Aufgrund der Tatsache, dass mit § 315d Absatz 1 Nummer 3 StGB-E nun auch der „Allein­ raser“ sanktioniert werden kann, wurde dem Anraten sämtlicher Sachverstän­ S. 17, 22, 29; vgl. hierzu Anhang 36. S.  59 ff. 1586  Protokoll-Nr. 18/157, S. 13, 16–19, 28, 43, 50 f., 54, 58 f. 1587  Protokoll-Nr. 18/157, S. 14, 16, 19, 21 f., 27, 35, 43 f., 68 f. 1588  Protokoll-Nr. 18/157, S. 14, 35. 1589  Protokoll-Nr. 18/157, S. 19. 1590  Ausschussdrucksache Nr. 18(6)360, S. 2; BGBl 2017 I Nr. 67, S.  3532 f. 1591  Protokoll-Nr. 18/157, S.  21, 69 f. 1592  Protokoll-Nr. 18/157, S. 20. 1593  Protokoll-Nr. 18/157, S. 13 f., 18, 31, 34, 43 ff., 59, 63, 71. 1594  Protokoll-Nr. 18/157, S. 16. 1595  Protokoll-Nr. 18/157, S.  70 f. 1596  Protokoll-Nr. 18/157, S.  62 f. 1597  Protokoll-Nr. 18/157, S. 15, 41, 45, 71. 1598  Protokoll-Nr. 18/157, S. 71. 1599  Protokoll-Nr. 18/157, S. 36. 1600  Protokoll-Nr. 18/157, S. 45. 1601  Protokoll-Nr. 18/157, S. 71. 1602  Protokoll-Nr. 18/157, S. 15, 18, 36, 41, 45, 47, 63, 71. 1584  Protokoll-Nr. 18/157, 1585  Protokoll-Nr. 18/157,

194

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

diger, hier einen speziellen Tatbestand zu schaffen, cum grano salis Folge geleistet.1603 Mit der Verortung der Regelung in § 315d StGB-E setzte sich die gesetzgebende Gewalt allerdings über Franke,1604 Jansen,1605 Müller1606 und Pinar1607 hinweg und folgte den Aussagen von Schuster1608 und von Boet­ticher.1609 Erstere hätten eine inhaltlich abweichende Normierung in § 315c StGB bevorzugt.1610 Während von Boetticher seitens der CDU/CSU geladen wurde,1611 folgte Schuster der Ladung der Grünen.1612 kk) 9.11.2017: Gesetz zur Neuregelung des Schutzes von Geheimnissen bei der Mitwirkung Dritter an der Berufsausübung schweigepflichtiger Personen (1) Inhalt des Gesetzentwurfs (a) Gesetz zur Neuregelung des Schutzes von Geheimnissen bei der ­Mitwirkung Dritter an der Berufsausübung schweigepflichtiger Personen Im Laufe der Zeit hätten informationstechnische Systeme immer weiter die Arbeitswelt durchdrungen.1613 Solche Netzwerke müssten allerdings ein­ gerichtet, gewartet und angepasst werden. Das dafür erforderliche Wissen fehle Geheimnisträgern und Berufsgehilfen1614 im Sinne des § 203 StGB oftmals.1615 Die Festanstellung von speziellen Fachkräften rechne sich für die Berufsgeheimnisträger allerdings nicht, sodass diese zumeist auf außen­ stehende Personen zurückgreifen.1616 Damit würden aber nicht nur unerheb­ 1603  Protokoll-Nr. 18/157, S. 13–20, 22–27, 29, 31 f., 33 f., 37 f., 41 f., 45 f., 48, 51 ff., 70 f. 1604  Protokoll-Nr. 18/157, S.  14, 37 f. 1605  Protokoll-Nr. 18/157, S. 23. 1606  Protokoll-Nr. 18/157, S.  51 f. 1607  Protokoll-Nr. 18/157, S. 18, 29. 1608  Protokoll-Nr. 18/157, S. 14, 35. 1609  Protokoll-Nr. 18/157, S. 19. 1610  Protokoll-Nr. 18/157, S. 14, 18, 23, 29, 37 f., 51 f. 1611  Protokoll-Nr. 18/157, S. 20. 1612  Protokoll-Nr. 18/157, S. 21. 1613  BT-Drs. 18/11936, S. 17; vgl. hierzu auch Anhang 37. 1614  Unter dem Begriff Berufsgeheimnisträger fallen insbesondere Personen, die in Heilberufen tätig sind, Arbeiter im Bereich Wirtschaft und Recht sowie Angehörige von Beratungsstellen und Sozialarbeiter beziehungsweise Sozialpädagogen (vgl. § 203 Absatz 1 Nummer 1–7 StGB) (Eisele, in: Schönke/Schröder, § 203 Rn. 61–70). 1615  BT-Drs. 18/11936, S. 1, 17. 1616  BT-Drs. 18/11936, S.  1, 17 f.



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen195

liche Risiken für den Berufsgeheimnisträger einhergehen, da der externe Spezialist bei seiner Arbeit möglicherweise mit vertraulichen Daten in Kon­ takt gerate. Eine Offenbarung von Geheimnissen habe der Schweigepflich­ tige jedoch gerade zu verhindern. Weil die aktuelle Rechtslage die genannten Konstellationen nicht berücksichtige, drohe demnach die Strafbarkeit des Schweigepflichtigen nach § 203 StGB.1617 Da Berufsgeheimnisträger auf spezialisierte Firmen zurückgreifen müssten, gleichzeitig aber auch den Inte­ ressen der Berechtigten Rechnung getragen werden solle, die ihre Geheim­ nisse geschützt wissen möchten, bestehe gesetzgeberischer Handlungsbe­ darf.1618 Auf der Agenda des Gesetzesvorhabens ständen deshalb Änderungen der Bundesrechtsanwaltsordnung, der Bundesnotarordnung, Patentanwalts­ ordnung, Steuerberatungsgesetz und Wirtschaftsprüferordnung.1619 Die darin enthaltenen Befugnisnormen sollten die verschiedenen Anforderungen und Grenzen für die Heranziehung externer Spezialisten nennen. Bei deren Ein­ haltung scheide eine Strafbarkeit aus.1620 Im Hinblick auf andere Berufsgrup­ pen, insbesondere dem medizinischen Sektor, für deren Berufsausübungsrecht dem Bund die Gesetzgebungskompetenz fehle, sollten Änderungen in § 203 StGB zu mehr Rechtssicherheit beitragen.1621 § 203 Absatz 3 StGB-E sehe hierzu einen Erlaubnistatbestand vor, der die Rechtswidrigkeit des Offenba­ rens entfallen lasse.1622 Danach sei die Offenbarung an externe Spezialisten gestattet, wenn sie für die Aufgabenerfüllung des Berufsgeheimnisträgers notwendig erscheinen würden.1623 Bei den außenstehenden Experten werde unter der übergeordneten Bezeichnung der „mitwirkenden Personen“ zwi­ schen Beteiligten, die sich auf ihren Beruf vorbereiteten, berufsmäßig han­ delnden Gehilfen und sonstigen Mitwirkenden differenziert.1624 Letztere zeichne aus, dass sie zwar an der Aufgabenerfüllung teilnähmen, aber nicht in den Wirkungskreis des Berufsgeheimnisträgers integriert seien.1625 Der S. 1, 18. S. 1, 3, 18, 24. 1619  BR-Drs. 163/17, S. 2, 15, 21; BT-Drs. 18/11936, S. 2 f., 19, 24. Die Drucksa­ chen 163/17 und 18/11936 sind inhaltsgleich, weshalb sich die Bearbeiterin im Fol­ genden auf die Bundestagsdrucksache 18/11936 beschränkt. Untermauert wird dies durch die Beschlussempfehlung BT-Drs. 18/12940, die eine Verwerfung der BRDrs. 163/17 nahe legt. Dem ist der Gesetzgeber im Rahmen seines Gesetzesbeschlus­ ses gefolgt (BGBl 2017 I Nr. 71, S.  3618 f.; BT-Drs. 18/12940, S. 3, 8 f.). Aufgrund der thematischen Begrenzung der Untersuchung auf das Strafrecht werden nur die dahingehenden Änderungen genauer beleuchtet. 1620  BT-Drs. 18/11936, S.  2 f., 24 f. 1621  BT-Drs. 18/11936, S. 2, 19. 1622  BT-Drs. 18/11936, S. 7, 19 f., 22 f., 27. 1623  BT-Drs. 18/11936, S. 20. 1624  BT-Drs. 18/11936, S. 21, 27. 1625  BT-Drs. 18/11936, S. 22. 1617  BT-Drs. 18/11936, 1618  BT-Drs. 18/11936,

196

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

Oberbegriff der mitwirkenden Person finde mit dem Entwurf zur Umsetzung der Berufsanerkennungsrichtlinie und zur Änderung weiterer Vorschriften im Bereich der rechtsberatenden Berufe (BT-Drs. 18/9521) auch Einzug in die Strafprozessordnung (§ 53a StPO-E).1626 Beim Offenbaren gegenüber berufsmäßig tätigen Gehilfen und denjenigen, die sich zum Beruf vorbereiteten, scheide eine Strafbarkeit nach § 203 StGBE per definitionem aus.1627 Da diese im beruflichen Wirkungsbereich des Geheimnisträgers aktiv seien, entfalle ein rechtswidriges Offenbaren von vornherein.1628 Bei sonstigen mitwirkenden Personen scheide die Rechtswid­ rigkeit des Offenbarens nach § 203 Absatz 3 Satz 2 StGB-E aus, wenn die Heranziehung ihrer Dienste notwendig sei.1629 Die Absätze 1 und 2 des § 203 StGB würden im Grunde unverändert bleiben.1630 Allein die Bezeichnung „Mitglieder einer Rechtsanwaltskammer“ werde durch „Kammerrechtsbei­ stände“ ausgetauscht.1631 § 203 Absatz 4 StGB-E sanktioniere die Weitergabe von Geheimnissen durch außenstehende Dritte1632 beziehungsweise die feh­ lende Sicherstellung der Geheimhaltungsverpflichtung durch den Berufsge­ heimnisträger.1633 (b) Gesetz zur Umsetzung der Berufsanerkennungsrichtlinie und zur Änderung weiterer Vorschriften im Bereich der rechtsberatenden Berufe1634 Nach europarechtskonformer Auslegung des § 53 StPO seien sämtliche ausländische Rechtsanwälte unabhängig von ihrer Mitgliedschaft in einer Rechtsanwaltskammer vom Schutzbereich umfasst. Deshalb bedürfe es einer gesetzlichen Änderung.1635 Aus diesem Grund solle an die Stelle von „sons­ tigen Mitgliedern einer Rechtsanwaltskammer“ der Begriff der „Kammer­ S. 21. S. 2, 7, 17, 27. 1628  BT-Drs. 18/11936, S.  21 f. 1629  BT-Drs. 18/11936, S. 2, 22 f., 28. 1630  BT-Drs. 18/11936, S. 23. 1631  BT-Drs. 18/11936, S. 2, 7, 23, 26 f. 1632  BT-Drs. 18/11936, S.  2 f., 20, 22 f., 27 f. 1633  BT-Drs. 18/11936, S. 2, 20 f., 24, 29. 1634  Weil die strafprozessualen Anpassungen des Entwurfs zur Umsetzung der Be­ rufsanerkennungsrichtlinie und zur Änderung weiterer Vorschriften im Bereich der rechtsberatenden Berufe im abschließenden Gesetzesbeschluss mit der Bundestags­ drucksache 18/11936 zusammengeführt wurden, soll auf dieses Gesetzesvorhaben, begrenzt auf den strafprozessualen Bereich, ebenfalls genauer eingegangen werden (BGBl 2017 I Nr. 71, S.  3618 f.). 1635  BT-Drs. 18/9521, S. 232; vgl. hierzu auch Anhang 37. 1626  BT-Drs. 18/11936, 1627  BT-Drs. 18/11936,



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen197

rechtsbeistände“ treten.1636 Darüber hinaus werde der Entwurf zum Anlass genommen, § 53a StPO umzugestalten. Während Geschäftsführer anderer Vereinigungen zeugnisverweigerungsberechtigter Personen derzeit nicht durch § 53a StPO geschützt würden, fielen Geschäftsführer von Rechtsan­ waltsgesellschaften in dessen Schutzbereich.1637 Weil dies eine nicht ge­ rechtfertigte Ungleichbehandlung darstelle, werde in § 53a StPO-E eine einheitliche Regelung für sämtliche Geschäftsführer dieser Art geschaf­ fen.1638 Die Aufzählung mitwirkender Personen, die die Bezeichnung des Gehilfen ersetze, stelle einen Gleichlauf mit anderen vergleichbaren Rege­ lungen her und umfasse sämtliche Konstellationen, die unter § 53a StPO-E fallen könnten.1639 (2) Beiträge im Rahmen der 146. Ausschusssitzung am 15.05.2017 Der Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz hat in seiner 142. Sitzung am 26. April 2017 beschlossen, eine öffentliche Anhörung abzuhalten, wel­ che in der 146. Sitzung am 15. Mai 2017 stattfand.1640 Nachfolgende Sach­ verständige wurden dabei gehört: Prof. Dr. Alfred Dierlamm (Bundesrechts­ anwaltskammer, Mitglied des Strafrechtsausschusses, Rechtsanwalt), Prof. Dr. Jörg Eisele (Universität Tübingen, Lehrstuhl für Deutsches und Europäi­ sches Straf- und Strafprozessrecht, Wirtschaftsrecht und Computerstrafrecht), Dr. Udo Gehring (Leitender Oberstaatsanwalt), Peter Maxl (Wirtschaftsprü­ ferkammer Berlin, Geschäftsführer, Rechtsanwalt), Prof. Dr. Carsten Mom­ sen (Freie Universität Berlin, Fachbereich Rechtswissenschaften), Prof. Dr. Arndt Sinn (Universität Osnabrück, Lehrstuhl für Deutsches und Europäi­ sches Straf- und Strafprozessrecht, Internationales Strafrecht sowie Straf­ rechtsvergleichung, Direktor des Zentrums für Europäische und Internatio­ nale Strafrechtsstudien) und Dr. Rainer Spatscheck (Deutscher Anwaltverein e. V., Vorsitzender des Ausschusses für Strafrecht, Rechtsanwalt).1641 Ent­ sprechend der im Rahmen der öffentlichen Anhörung erfolgten Fragerunde ist davon auszugehen, dass Eisele, Maxl und Sinn von der CDU/CSU geladen wurden.1642 Gehring und Momsen folgten der Ladung der SPD.1643 Während Dierlamm von der Linken zur Stellungnahme gebeten wurde, wurde Spat­ S. 57. S. 233. 1638  BT-Drs. 18/9521, S.  57 f., 233. 1639  BT-Drs. 18/9521, S. 57, 233. 1640  BT-Drs. 18/12940, S. 4. 1641  BT-Drs. 18/12940, S.  4 f.; Protokoll-Nr. 18/146, S. 9. 1642  Protokoll-Nr. 18/146, S.  20 f. 1643  Protokoll-Nr. 18/146, S. 20. 1636  BT-Drs. 18/9521,

1637  BT-Drs. 18/9521,

198

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

scheck von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen geladen.1644 Die wesentli­ chen Inhalte ihrer Beiträge sollen im Folgenden genauer erläutert werden.1645 (a) Beiträge von Prof. Dr. Alfred Dierlamm Aufgrund der zunehmenden Digitalisierung in den vergangenen Jahren sei eine Anpassung der Vorschriften zur Geheimhaltung schweigepflichtiger Per­ sonen notwendig.1646 Auch die Anpassungen der Strafprozessordnung nach der Bundestagsdrucksache 18/9521 hält Dierlamm für sinnvoll. Allerdings sollten beide Gesetzesvorhaben, also die Drucksache 18/11936 und 18/9521, miteinander vereint werden,1647 damit Berufs-, Straf- und Strafprozessrecht besser einander angepasst werden könnten.1648 Weil die Geheimhaltung der Informationen des Mandanten von übergeordnetem Wert sei,1649 erscheine die Pönalisierung der unterlassenen Verpflichtung des Dritten zur Verschwie­ genheit sachgerecht1650 und verhältnismäßig.1651 Der Tatbestand solle jedoch um die fehlerhafte Auswahl und mangelnde Überwachung ergänzt werden. Weiter kritisiert Dierlamm die zu oberflächliche Formulierung des § 203 Absatz 3 Satz 2 StGB-E. Mit dem Maßstab der Erforderlichkeit entstehe Rechtsunsicherheit und das Bestimmtheitsgebot des Art. 103 Absatz 2 GG werde verletzt.1652 (b) Beiträge von Prof. Dr. Jörg Eisele Genauso wie sein Vorredner sieht Eisele dringenden Änderungsbedarf.1653 Auch in dem Punkt, dass die prozessualen Vorschriften besser auf § 203 StGB-E abgestimmt werden sollten, stimmt er Dierlamm zu.1654 In seinen Augen erscheint die Pönalisierung der unterlassenen Belehrung über die Schweigepflicht nach § 203 Absatz 4 Satz 2 Nummer 1 StGB-E allerdings nicht angezeigt.1655 Vergessen zeichne sich durch ein fehlendes Bewusstsein S. 21. hierzu Anhang 38. 1646  Protokoll-Nr. 18/146, S.  12, 31 f. 1647  Protokoll-Nr. 18/146, S. 12. 1648  Protokoll-Nr. 18/146, S.  12 f. 1649  Protokoll-Nr. 18/146, S. 24, 33. 1650  Protokoll-Nr. 18/146, S. 24. 1651  Protokoll-Nr. 18/146, S. 24, 33. 1652  Protokoll-Nr. 18/146, S.  32 f. 1653  Protokoll-Nr. 18/146, S.  14, 35 f. 1654  Protokoll-Nr. 18/146, S.  25 f., 35 f., 41. 1655  Protokoll-Nr. 18/146, S. 14, 40. 1644  Protokoll-Nr. 18/146, 1645  Vgl.



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen199

aus, weshalb der Vorsatz regelmäßig entfiele beziehungsweise Beweisschwie­ rigkeiten entständen.1656 Eine Ausgestaltung als Ordnungswidrigkeit sei da­ her passender.1657 Der Maßstab der Erforderlichkeit in § 203 Absatz 3 Satz 2 StGB-E sei viel zu unklar1658 und wecke Rechtsunsicherheit.1659 Zudem bleibe das Verhältnis des § 203 Absatz 3 Satz 2 StGB-E zu anderen berufsrechtlichen Regelungen offen. Obwohl die Ausdehnung auf sonstige mitwirkende Personen nachvoll­ ziehbar sei, sei die Bezeichnung des „Mitwirkenden“ zu unscharf.1660 Gegen die Sanktionierung nach § 203 Absatz 4 Satz 2 Nummer 2 StGB-E spreche, dass sich der Geheimschutz durch persönliches Vertrauen auszeichne, wel­ ches hier gerade fehle. Deshalb solle an dieser Stelle über eine Einwilli­ gungslösung nachgedacht werden.1661 (c) Beiträge von Dr. Udo Gehring Obwohl § 203 StGB-E nicht allzu praxisrelevant sei, sei eine Änderung unumgänglich, da die Berufsgeheimnisträger bei Fragen zu informationstech­ nischen Systemen auf die Hilfe außenstehender Dritter angewiesen seien.1662 Die Anpassung der prozessualen Vorschriften sei eine logische Folge der Ausdehnung des § 203 StGB-E.1663 Begrüßenswert sei zudem die Strafbar­ keit der unterlassenen Belehrung nach § 203 Absatz 4 Satz 2 Nummer 1 StGB-E. Weil der Berufsgeheimnisträger den Kreis der Wissenden ausdehne, müsse er dafür Sorge tragen, dass das Geheimnis bei dem Dritten verbleibe. Zwar sei eine exaktere Definition der sonstigen mitwirkenden Personen wün­ schenswert, dies sei aber nicht umsetzbar.1664 (d) Beiträge von Peter Maxl Maxl sieht ebenfalls Anlass zur Gesetzesänderung,1665 doch mit der Umge­ staltung des § 203 StGB-E müssten auch Anpassungen in der Strafprozess­ ordnung erfolgen. Es sei nicht nachvollziehbar, warum das Strafgesetzbuch 1656  Protokoll-Nr. 18/146, 1657  Protokoll-Nr. 18/146, 1658  Protokoll-Nr. 18/146, 1659  Protokoll-Nr. 18/146, 1660  Protokoll-Nr. 18/146, 1661  Protokoll-Nr. 18/146, 1662  Protokoll-Nr. 18/146, 1663  Protokoll-Nr. 18/146, 1664  Protokoll-Nr. 18/146, 1665  Protokoll-Nr. 18/146,

S.  14 f., 40 f. S. 15, 41. S. 14, 37. S. 37. S. 14, 39. S. 40. S.  15, 41 f. S. 42. S. 15, 43. S. 45.

200

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

und die Strafprozessordnung den Gehilfenbegriff jeweils unterschiedlich verständen. Insoweit sei eine Angleichung angezeigt.1666 Indem man beide Entwürfe miteinander vereine, könne eine solche erreicht werden.1667 Seinem Vorredner folgend lehnt Maxl den Maßstab der Erforderlichkeit in § 203 Absatz 3 Satz 2 StGB-E aufgrund der zu oberflächlichen Formulierung ab.1668 (e) Beiträge von Prof. Dr. Carsten Momsen Nach der Ansicht von Momsen reagiert der Entwurf auf die zunehmende Verlagerung von Arbeitsfeldern, wie das der informationstechnischen Sys­ teme, auf organisationsfremde Dritte.1669 Es sei zwar richtig, die Ausdehnung in § 203 StGB-E auch auf §§ 53, 53a StPO zu übertragen, beziehungsweise diese ebenfalls anzupassen.1670 Die Gehilfenbegriffe in Straf- und Strafpro­ zessrecht müssten jedoch harmonisiert werden.1671 Da für die Beurteilung des Offenbarens im Sinne des § 203 StGB-E entscheidend sei, ob es sich um einen Gehilfen oder außenstehenden Dritten handele,1672 solle das Gesetz hier weitere Anhaltspunkte für eine Unterscheidung zur Hand geben.1673 Bei der Bestrafung der unterlassenen Verpflichtung zur Verschwiegenheit nach § 203 Absatz 4 Satz 2 Nummer 1 StGB-E bleibe offen, ob die Belehrung nur einmal oder regelmäßig zu erfolgen habe. Sofern an dieser Stelle eine wie­ derkehrende Pflicht gewollt sei, müsse der Gesetzgeber den Wortlaut des Gesetzes anpassen1674 beziehungsweise insgesamt klarer fassen.1675 Außer­ dem sei zu empfehlen, anstelle von „belehrt wurde“ die Formulierung „be­ lehrt ist“ zu wählen, um eine durchgehende Informiertheit sicherzustellen.1676 Zuletzt kritisiert Momsen, dass der Entwurf nicht festlege, ob sämtliche Cloud-Lösungen von § 203 StGB-E umfasst werden sollten. Dies müsse klargestellt werden.1677

1666  Protokoll-Nr. 18/146, 1667  Protokoll-Nr. 18/146, 1668  Protokoll-Nr. 18/146, 1669  Protokoll-Nr. 18/146, 1670  Protokoll-Nr. 18/146, 1671  Protokoll-Nr. 18/146, 1672  Protokoll-Nr. 18/146, 1673  Protokoll-Nr. 18/146, 1674  Protokoll-Nr. 18/146, 1675  Protokoll-Nr. 18/146, 1676  Protokoll-Nr. 18/146, 1677  Protokoll-Nr. 18/146,

S.  16, 45 ff. S. 45. S.  45 ff. S. 51, 53. S. 62. S. 18, 26, 52, 62. S. 18, 51 f., 54. S. 52. S. 56. S. 57. S.  17 f. S. 55.



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen201

(f) Beiträge von Prof. Dr. Arndt Sinn Obwohl Sinn die Gesetzesänderung für notwendig erachtet,1678 gehen ihm die Anpassungen zu weit und seien viel zu ungenau formuliert, um sich in der Praxis zu bewähren.1679 Zum einen müsse in Bezug auf die prozessualen Vorschriften ein Gleichlauf mit § 203 StGB-E hergestellt werden.1680 Zum anderen sei die Pönalisierung der unterlassenen Verpflichtung zur Verschwie­ genheit zurückzuweisen.1681 Erstens entstünden dadurch Beweisschwierig­ keiten in Bezug auf den Vorsatz. Zweitens stelle die Sorgfaltspflichtverlet­ zung ein Charakteristikum der Fahrlässigkeit und nicht des Vorsatzes dar. Darüber hinaus sei fraglich, ob in einer solchen Konstellation überhaupt ein strafwürdiges Unrecht gegeben sei.1682 Sinn legt dem Gesetzgeber deshalb die Ausgestaltung als Ordnungswidrigkeit nahe.1683 Der Maßstab der Erforderlichkeit in § 203 Absatz 3 Satz 2 StGB-E sei ebenfalls abzulehnen.1684 Die Konsequenz einer solchen ungenauen Rege­ lung sei, dass man es der Rechtsprechung überlasse, genauere Kriterien festzulegen.1685 Die Intention, mehr Rechtssicherheit zu schaffen, schlage demnach fehl.1686 Zudem würden an keiner Stelle die Interessen der Man­ danten berücksichtigt, welche ihre Geheimnisse geschützt wissen möch­ ten.1687 Aus diesem Grund sei auch die Ausdehnung in § 203 Absatz 3 und 4 StGB-E abzulehnen. Dabei handele es sich um eine Erweiterung der ein­ geweihten Personen, ohne dass die Geheimhaltung ausreichend berücksich­ tigt oder sichergestellt werde.1688 Die Übertragung der Verschwiegenheits­ pflicht auf Dritte löse dieses Problem nicht.1689 Der Experte schlägt deshalb vor, das Offenbaren auf dienstbezogene Tätigkeiten zu beschränken.1690 So­ fern Geheimnisse an Cloud-Anbieter weitergegeben würden, müsse die Weitergabe dieser Informationen an ausländische Subunternehmer untersagt

1678  Protokoll-Nr. 18/146, 1679  Protokoll-Nr. 18/146, 1680  Protokoll-Nr. 18/146, 1681  Protokoll-Nr. 18/146, 1682  Protokoll-Nr. 18/146, 1683  Protokoll-Nr. 18/146, 1684  Protokoll-Nr. 18/146, 1685  Protokoll-Nr. 18/146, 1686  Protokoll-Nr. 18/146, 1687  Protokoll-Nr. 18/146, 1688  Protokoll-Nr. 18/146, 1689  Protokoll-Nr. 18/146, 1690  Protokoll-Nr. 18/146,

S. 18. S. 67. S. 27. S. 19. S. 19, 70. S.  19, 70 f. S. 19. S. 19, 69. S. 69, 71. S.  18 f. S.  67 ff., 71. S. 69. S. 68, 71.

202

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

werden, da in Drittländern oftmals nicht dasselbe Schutzniveau wie in Deutschland gelte.1691 (g) Beiträge von Rainer Spatscheck Aufgrund der zunehmenden Digitalisierung der Arbeitswelt sei eine An­ passung der strafrechtlichen Vorschriften, insbesondere des § 203 StGB ge­ boten.1692 Allerdings müssten noch einzelne Ungenauigkeiten und unklare Formulierungen ausgebessert werden, um die beabsichtigte Rechtssicherheit zu erreichen.1693 Genauso wie Dierlamm fordert Spatscheck deshalb, beide Gesetzesvorhaben, also die Drucksachen 18/11936 und 18/9521 miteinander zu vereinen.1694 Die Bestrafung einer unterlassenen Verpflichtung zur Ver­ schwiegenheit nach § 203 Absatz 4 Satz 2 Nummer 1 StGB-E weist der Ex­ perte zurück. Der Berufsgeheimnisträger dehne zwar selbst den Kreis der Wissenden aus, sodass er grundsätzlich dafür Sorge zu tragen habe, dass die Geheimnisse auch bei diesen Personen verblieben. Allerdings sei eine Nor­ mierung als Ordnungswidrigkeit sachgerechter.1695 Der Maßstab der Erfor­ derlichkeit in § 203 Absatz 3 Satz 2 StGB-E führe zu Rechtsunsicherheit1696 und sei praktisch nicht umsetzbar. Insbesondere beim Cloud-Computing sei die Auslagerung der Dienste nicht zwingend notwendig, aber oft wirtschaft­ lich sinnvoll.1697 Der Begriff des Offenbarens im Sinne des § 203 StGB-E solle außerdem weiter eingeschränkt oder gegebenenfalls legal definiert wer­ den.1698 Ansonsten sei eine Datenspeicherung in der Cloud bald nicht mehr ohne weiteres zulässig.1699 Zuletzt setzt sich der Experte dafür ein, die For­ mulierung „mitwirkende Personen“ klarer zu fassen.1700 (3) Beschlussempfehlung des Ausschusses Der Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz empfahl, die strafprozes­ sualen Anpassungen des Entwurfs zur Umsetzung der Berufsanerkennungs­ richtlinie und zur Änderung weiterer Vorschriften im Bereich der rechtsbera­ 1691  Protokoll-Nr. 18/146, 1692  Protokoll-Nr. 18/146, 1693  Protokoll-Nr. 18/146, 1694  Protokoll-Nr. 18/146, 1695  Protokoll-Nr. 18/146, 1696  Protokoll-Nr. 18/146, 1697  Protokoll-Nr. 18/146, 1698  Protokoll-Nr. 18/146, 1699  Protokoll-Nr. 18/146, 1700  Protokoll-Nr. 18/146,

S.  19, 69 f. S.  19 f., 77. S. 77. S. 83. S. 22. S. 80. S. 20. S. 79. S. 20, 80, 94. S. 84.



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen203

tenden Berufe (BT-Drs. 18/9521) in das Gesetzesvorhaben der Bundestags­ drucksache 18/11936 mit aufzunehmen.1701 (4) Gesetzesbeschluss Im Ergebnis wurde das Gesetzesvorhaben in der Fassung der Beschluss­ empfehlung umgesetzt.1702 (5) Analyse der Einflussnahme Indem die Bundestagsdrucksache 18/9521 in die Drucksache 18/11936 implementiert wurde, ist der Gesetzgeber den Ratschlägen Dierlamms,1703 Spatschecks1704 und Maxls1705 gefolgt. Während Dierlamm seitens der Lin­ ken geladen wurde, folgte Spatscheck der Ladung der Grünen. Maxl wurde von der CDU benannt.1706 Eine Harmonisierung der Begrifflichkeiten der Strafprozessordnung und des Strafgesetzbuches blieb entgegen der Forderun­ gen von Eisele,1707 Maxl,1708 Momsen1709 und Sinn1710 allerdings aus. Ob­ wohl drei von sechs Sachverständige, die sich zu dieser Thematik äußerten, von einer Pönalisierung der unterlassenen Verpflichtung zur Verschwiegen­ heit nach § 203 Absatz 4 Satz 2 Nummer 1 StGB-E abrieten, hielt der Ge­ setzgeber an diesem Vorhaben fest.1711 Auch auf die von Eisele,1712 Sinn1713 und Spatscheck1714 nahegelegte Ausgestaltung als Ordnungswidrigkeit ver­ zichtete die Legislative. Obwohl sich sämtliche Sachverständige gegen den Maßstab der Erforderlichkeit in § 203 Absatz 3 StGB-E aussprachen, hat dieser nun Einzug in das Gesetz gefunden.1715 Entgegen drei Sachverständi­ S.  3, 8 f. 2017 I Nr. 71, S.  3618 f. 1703  Protokoll-Nr. 18/146, S. 12 f.; vgl. hierzu auch Anhang 38. 1704  Protokoll-Nr. 18/146, S. 83. 1705  Protokoll-Nr. 18/146, S. 45. 1706  Protokoll-Nr. 18/146, S. 21. 1707  Protokoll-Nr. 18/146, S. 25, 35 f., 41. 1708  Protokoll-Nr. 18/146, S.  16, 45 f. 1709  Protokoll-Nr. 18/146, S. 18, 52, 62 f. 1710  Protokoll-Nr. 18/146, S. 27. 1711  Protokoll-Nr. 18/146, S. 14 f., 17 ff., 22, 24, 27, 33, 40–43, 56 f., 70 f., 81 f. 1712  Protokoll-Nr. 18/146, S. 15, 41. 1713  Protokoll-Nr. 18/146, S.  19, 70 f. 1714  Protokoll-Nr. 18/146, S. 22. 1715  Protokoll-Nr. 18/146, S. 14, 18, 20, 32, 37, 45 ff., 69, 71, 80. 1701  BT-Drs. 18/12940, 1702  BGBl

204

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

genstimmen dehnte der Gesetzgeber den Kreis der Mitwirkenden in § 203 Absatz 3 und 4 StGB-E aus.1716 Es wurde weder das Offenbaren auf eine ordnungsgemäße Erledigung der Aufgaben beschränkt (Eisele1717), noch der Kreis der sonstigen Mitwirken­ den enger gefasst (Eisele,1718 Gehring,1719 Maxl,1720 Momsen1721). Auf die Einwilligungslösung von Sinn1722 ging der Gesetzgeber ebenfalls nicht ein. Obgleich sowohl Sinn1723 wie auch Spatscheck1724 dringend eine Klarstel­ lung im Bereich des „Legal Outsourcings“ empfahlen, sucht man diese im Gesetzesbeschluss vergebens. ll) 01.01.2018: Gesetz zur Einführung der elektronischen Akte in der Justiz und zur weiteren Förderung des elektronischen Rechtsverkehrs Zu dem Gesetzvorhaben zur Einführung der elektronischen Akte in der Justiz und zur weiteren Förderung des elektronischen Rechtsverkehrs wurde keine öffentliche Anhörung durchgeführt.1725 mm) 01.01.2018: Gesetz zur Reform der Straftaten gegen ausländische Staaten (1) Inhalt des Gesetzentwurfs § 103 StGB habe den Ehrenschutz ausländischer Staatsoberhäupter, Regie­ rungsmitglieder und beglaubigter Leiter diplomatischer Vertretungen zum Gegenstand.1726 Gleichzeitig solle der Straftatbestand die Beziehungen der 1716  Protokoll-Nr. 18/146, S. 15 f., 18 f., 25 f., 36 f., 42 f., 45 f., 51 f., 54, 58, 67 ff., 71 f., 79. 1717  Protokoll-Nr. 18/146, S. 36. 1718  Protokoll-Nr. 18/146, S.  14, 39 f. 1719  Protokoll-Nr. 18/146, S.  15 f., 43. 1720  Protokoll-Nr. 18/146, S. 46. 1721  Protokoll-Nr. 18/146, S. 18, 26, 51 f. 1722  Protokoll-Nr. 18/146, S. 19. 1723  Protokoll-Nr. 18/146, S. 55. 1724  Protokoll-Nr. 18/146, S. 20. 1725  BT-Drs. 18/12203, S.  71 ff. 1726  BR-Drs. 67/17, S.  1 f.; BT-Drs. 11243, S. 1, 6. Die Drucksachen 18/11243 und 67/17 sind inhaltsgleich, weshalb sich die Bearbeiterin im Folgenden auf die Druck­ sache 18/11243 beschränkt. Untermauert wird dies auch durch die Beschlussempfeh­ lung BT-Drs. 18/12602, welche ebenfalls nur auf die Drucksache 18/11243 eingeht.



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen205

Bundesrepublik Deutschland zu ausländischen Staaten schützen. Bei einer Zuwiderhandlung drohe eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren.1727 Es gebe aber keinen völkerrechtlichen Grund dafür, dass die Ehre obig genannter Personen durch eine spezielle Regelung geschützt werden müsse. Weder in völkerrechtlichen Verträgen1728 noch im Gewohnheitsrecht fänden sich Anhaltspunkte,1729 die die §§ 185 ff. StGB insoweit ungenügend und deren Strafandrohung zu milde erscheinen lassen würden.1730 Zudem erscheine der Gedanke, ausländische Repräsentanten bedürften besonderen Schutzes, nicht mehr zeitgemäß. Vor diesem Hintergrund solle § 103 StGB ersatzlos gestri­ chen werden.1731 Entgegen der Forderung des Bundesrates1732 und verschie­ dener Abgeordneter soll das Gesetzesvorhaben dem Bundestag zufolge jedoch nicht am Tag nach seiner Verkündung,1733 sondern erst am 1. Januar 2018 in Kraft treten.1734 Auch der Bundestagsdrucksache 18/8272 möchte der Gesetz­ geber nicht folgen. Darin verlangen verschiedene Abgeordnete, neben § 103 StGB auch § 90 StGB und § 188 StGB sowie die Verfolgungsermächti­ gung1735 (§§ 97, 102 ff., 194 Absatz 4 StGB)1736 aus dem Strafgesetzbuch zu streichen, um eine Ungleichbehandlung der Beleidigungsopfer sowie einen Widerspruch zum Grundsatz der Gewaltenteilung zu verhindern.1737 (2) Beiträge im Rahmen der 149. Ausschusssitzung am 17.05.2017 Der Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz hat in seiner 142. Sitzung am 26. April 2017 beschlossen, eine öffentliche Anhörung abzuhalten, wel­ che in der 149. Sitzung am 17. Mai 2017 stattfand.1738 Nachfolgende Sach­ verständige wurden dabei gehört: Dr. Alexander Heinze, LL.M. (TCD) (Ge­ org-August-Universität Göttingen, Institut für Kriminalwissenschaften, Ab­ teilung für ausländisches und internationales Strafrecht, Lehrstuhl für Straf­ recht, Strafprozessrecht, Rechtsvergleichung und internationales Strafrecht), Prof. Dr. Wolfgang Mitsch (Universität Potsdam, Professur für Strafrecht mit Jugendstrafrecht und Kriminologie), Dr. Ali Norouzi (Deutscher Anwaltver­ S. 1, 6. S. 6. 1729  BT-Drs. 18/11243, S. 8. 1730  BT-Drs. 18/11243, S. 1, 6. 1731  BT-Drs. 18/11243, S.  1, 5 f. 1732  BT-Drs. 18/10980, S. 5. 1733  BT-Drs. 18/8123, S. 3; BT-Drs. 18/8272, S. 5. 1734  BT-Drs. 18/11243, S. 5. 1735  BT-Drs. 18/8272, S.  1 ff., 7 ff. 1736  BT-Drs. 18/8272, S. 2. 1737  BT-Drs. 18/8272, S.  1 ff., 7 ff. 1738  BT-Drs. 18/12602, S. 7. 1727  BT-Drs. 18/11243,

1728  BT-Drs. 18/11243,

206

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

ein e. V., Rechtsanwalt) und Prof. Dr. Andreas Zimmermann, LL.M. (Har­ vard) (Universität Potsdam, Professur für Öffentliches Recht, insbesondere Europa- und Völkerrecht sowie Europäisches Wirtschaftsrecht und Wirtschaftsvölkerrecht).1739 Entsprechend der erfolgten Fragerunde ist davon auszugehen, dass sämtliche Sachverständige von der Regierungskoalition geladen wurden.1740 Die wesentlichen Inhalte ihrer Beiträge sollen im Fol­ genden genauer erläutert werden.1741 (a) Beiträge von Dr. Alexander Heinze, LL.M. (TCD) Heinze rät von einer Streichung des § 103 StGB ab. Völkerrechtliche wie auch kriminalpolitische Friktionen seien ansonsten die Folge.1742 Die Wert­ schätzung eines Staates im Zusammenhang mit völkerrechtlichen Verträgen habe eine große Bedeutung.1743 Gerade der Fall Böhmermann1744 und das damit verbundene mediale Aufsehen demonstriere, dass eine Beleidigung die Wertschätzung eines Staatsoberhauptes herabsetzen könne.1745 Obwohl die Diplomatenschutzkonvention, das Wiener Übereinkommen über diplomati­ sche Beziehungen und das Völkergewohnheitsrecht nicht die Schaffung einer speziellen Strafnorm in diesem Kontext vorschreiben würden, erscheine die Streichung des § 103 StGB nicht sachgerecht.1746 Es blieben zudem § 102 StGB und § 104 StGB bestehen. Es sei jedoch kein Grund ersichtlich, warum für Angriffe auf Organe oder die Verletzung von Flaggen und Hoheitszeichen ein spezieller Tatbestand erhalten bleibe, während auf die Sondervorschrift für den Ehrenschutz verzichtet werde.1747 Der Experte lehnt deshalb auch eine mögliche Lückenfüllung durch die §§ 185 ff. StGB ab.1748 Im Gegensatz zu den § 185 ff. StGB sei das Rechtsgut des § 103 StGB nicht der persönli­ che Ehrschutz,1749 sondern die des Staates selbst sowie die Beziehungen der Staaten untereinander.1750 S. 7; Protokoll-Nr. 18/149, S. 10. S.  18 f. 1741  Vgl. hierzu Anhang 39. 1742  Protokoll-Nr. 18/149, S. 13, 27. 1743  Protokoll-Nr. 18/149, S. 30. 1744  Der „Fall Böhmermann“ bezeichnet die Reaktionen auf ein Schmähgedicht gegen den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, welches der deutsche Satiri­ ker und Moderator Jan Böhmermann in seiner Fernsehshow verlas (Gasteiger, 2017). 1745  Protokoll-Nr. 18/149, S.  20, 30 f. 1746  Protokoll-Nr. 18/149, S.  13 f., 28 f. 1747  Protokoll-Nr. 18/149, S. 14, 29. 1748  Protokoll-Nr. 18/149, S.  21 f., 27 f. 1749  Protokoll-Nr. 18/149, S. 13, 21, 23 f. 1750  Protokoll-Nr. 18/149, S. 22, 28. 1739  BT-Drs. 18/12602,

1740  Protokoll-Nr. 18/149,



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen207

Es sei besser, § 103 StGB an Normen wie §§ 90, 90b und 188 StGB anzugleichen:1751 Genauso wie §§ 90, 90b StGB solle § 103 StGB deshalb eine Überschreitung der Erheblichkeitsschwelle voraussetzen. Parallel dazu müsse ähnlich wie in § 188 StGB auch in § 103 StGB die einfache Beleidi­ gung, also private Äußerungen, ausgeklammert werden.1752 (b) Beiträge von Prof. Dr. Wolfgang Mitsch Obwohl die Norm in der Praxis eine nur untergeordnete Bedeutung habe, empfehle Mitsch § 103 StGB beizubehalten.1753 Weder aus strafrechtswissen­ schaftlicher noch kriminalpolitischer Sicht bestehe die Notwendigkeit einer Abschaffung.1754 Die ansonsten entstandene Lücke könne auch nicht durch die § 185 ff. StGB geschlossen werden.1755 Von einer Streichung der Verfol­ gungsermächtigung, wie sie der Bundesrat vorschlage, nimmt Mitsch eben­ falls Abstand.1756 (c) Beiträge von Dr. Ali Norouzi Norouzi stimmt der Aufhebung des § 103 StGB zu.1757 Die Norm sei oh­ nehin nicht praxisrelevant. Mit Blick auf die §§ 185 ff. StGB erscheine sie sogar überflüssig.1758 Auch aus völkerrechtlicher Perspektive spreche nichts gegen das Gesetzesvorhaben. Der Zeitpunkt des Inkrafttretens solle jedoch nicht auf den 1. Januar 2018 hinausgeschoben werden.1759 Selbst wenn es nachvollziehbar sei, dass der Gesetzgeber nicht in das laufende Verfahren rund um Böhmermann eingreifen wolle,1760 sei die Aufschiebung des Inkraft­ tretens aufgrund des Lex Mitior Grundsatzes1761 hinfällig. Es sei nicht damit zu rechnen, dass das Urteil schon vor dem 1. Januar 2018 fallen werde.1762 S. 32. S. 14, 32. 1753  Protokoll-Nr. 18/149, S. 14, 34. 1754  Protokoll-Nr. 18/149, S. 34, 36. 1755  Protokoll-Nr. 18/149, S. 15, 20, 34 f. 1756  Protokoll-Nr. 18/149, S. 15, 20. 1757  Protokoll-Nr. 18/149, S. 15, 39. 1758  Protokoll-Nr. 18/149, S. 16, 24, 39. 1759  Protokoll-Nr. 18/149, S.  15 f., 24, 39 f. 1760  Protokoll-Nr. 18/149, S. 24, 39. 1761  Der Lex Mitior Grundsatz besagt, dass im Falle einer Gesetzesänderung zwi­ schen Tatende und Verurteilung das mildere Gesetz zur Anwendung kommen muss (Hassemer/Kargl, in: Kindhäuser/Neumann/Paeffgen, § 2 Rn. 16). 1762  Protokoll-Nr. 18/149, S. 24. 1751  Protokoll-Nr. 18/149, 1752  Protokoll-Nr. 18/149,

208

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

Genauso wie sein Vorredner Mitsch lehnt Norouzi zuletzt die Streichung der Verfolgungsermächtigung im Sinne des § 104a StGB ab.1763 (d) Beiträge von Prof. Dr. Andreas Zimmermann, LL.M. (Harvard) Zimmermann nimmt allein zu der Frage Stellung, ob die Bundesrepublik Deutschland völkerrechtlich zur Aufrechterhaltung des Sondertatbestandes § 103 StGB verpflichtet ist. Dies ist seiner Meinung nach nicht der Fall.1764 Selbst wenn man davon ausgehe, dass sich aus Art. 29 WÜD oder der Diplo­ matenschutzkonvention eine entsprechende Pflicht ergebe,1765 sei diese be­ reits mit den §§ 185 ff. StGB erfüllt.1766 Eine Streichung des § 104a StGB weist Zimmermann ebenfalls zurück.1767 (3) Beschlussempfehlung des Ausschusses Der Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz stimmte dem Entwurf der Drucksache 18/11242 zu. Weitere Änderungen oder Anpassungen seien nicht nötig.1768 (4) Gesetzesbeschluss Der Bundestag setzte den Entwurf sodann in der bereits geplanten Fassung um.1769 (5) Analyse der Einflussnahme Unterstützt von zumindest der Hälfte der Sachverständigenstimmen hob der Gesetzgeber § 103 StGB auf.1770 Die von Heinze1771 vorgeschlagene Angleichung des § 103 StGB an vergleichbare Vorschriften wie §§ 90, 90b

S.  19 f. S.  42 f., 50. 1765  Protokoll-Nr. 18/149, S. 16 f., 44–47, 50. 1766  Protokoll-Nr. 18/149, S. 16, 19 f., 45 f., 50. 1767  Protokoll-Nr. 18/149, S. 17, 47. 1768  BT-Drs. 18/12602, S. 3, 5. 1769  BGBl 2017 I Nr. 48, S. 2439. 1770  BGBl 2017 I Nr. 48, S. 2439; Protokoll-Nr. 18/149, S. 13–16, 22, 24, 27, 29 ff. 34, 36, 39 f.; vgl. hierzu auch Anhang 39. 1771  Protokoll-Nr. 18/149, S. 32. 1763  Protokoll-Nr. 18/149, 1764  Protokoll-Nr. 18/149,



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen209

und 188 StGB blieb demnach aus. Der Einwand Heinzes,1772 dass sich aus der Streichung des Sondertatbestandes völkerrechtliche Bedenken ergäben, fand beim Gesetzgeber keinen Anklang. Er setzte sich vielmehr mit der Un­ terstützung von zwei Sachverständigen (Norouzi,1773 Zimmermann1774) über die Bedenken des Experten hinweg.1775 Mit dem Rückhalt von Norouzi1776 und Zimmermann1777 ging der Gesetzgeber entgegen den Ausführungen Heinzes1778 und Mitschs1779 weiter davon aus, dass keine Regelungslücke entstehe. Der Position sämtlicher Sachverständiger, die sich in diesem Zu­ sammenhang äußersten, folgend, hielt der Gesetzgeber aber wie bereits ge­ plant an § 104a StGB fest und die Verfolgungsermächtigung in den Fällen des § 102 StGB und § 104 StGB blieb erhalten.1780 nn) 21.12.2018: Gesetz zur Stärkung des Rechts des Angeklagten auf Anwesenheit in der Verhandlung Im Kontext des Gesetzgebungsverfahrens zur Stärkung des Rechts des Angeklagten auf Anwesenheit in der Verhandlung wurde keine öffentliche Anhörung durchgeführt.1781 oo) 22.12.2018: Gesetz zur Umsetzung des Gesetzes zur Einführung des Rechts auf Eheschließung für Personen gleichen Geschlechts Im Rahmen des Gesetzgebungsverfahrens zur Einführung des Rechts auf Eheschließung für Personen gleichen Geschlechts, wurde ebenfalls auf eine öffentliche Anhörung von Experten verzichtet.1782

S.  13 f., 28 f. S.  15 f., 24, 39 f. 1774  Protokoll-Nr. 18/149, S. 42, 50. 1775  Protokoll-Nr. 18/149, S. 16 f., 19, 42–50. 1776  Protokoll-Nr. 18/149, S. 16, 39. 1777  Protokoll-Nr. 18/149, S. 50. 1778  Protokoll-Nr. 18/149, S.  13, 21 ff., 27 f. 1779  Protokoll-Nr. 18/149, S. 14 f., 20, 24, 34 ff. 1780  Protokoll-Nr. 18/149, S. 15, 17, 19 f. 1781  BT-Drs. 19/6138, S.  4 ff. 1782  BT-Drs. 18/6137, S.  4 f. 1772  Protokoll-Nr. 18/149, 1773  Protokoll-Nr. 18/149,

210

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

d) Hypothesenprüfung Um den Einfluss von Sachverständigen auf die Gesetzgebung zu untersu­ chen, wurden fünfzehn Gesetzgebungsverfahren beleuchtet. In sechs und damit in 40 Prozent1783 wurde keine öffentliche Anhörung durchgeführt. Bestätigt werden kann die Hypothese 1 („Keine grundlegenden Änderungen“). Folgte die Legislative den Sachverständigenstimmen, handelte es sich meist um Punkte, die so bereits von vornherein im Entwurf enthalten waren. Wurden in die Beschlussempfehlung Änderungsvorschläge aus der öffentli­ chen Anhörung aufgenommen beziehungsweise am Ende seitens des Gesetz­ gebers umgesetzt, handelte es sich in keinem der untersuchten Gesetzge­ bungsverfahren um grundlegende Änderungen, sondern vielmehr um ein­ zelne, punktuelle Korrekturen. Eine vollständige Neufassung oder äußerst zeitintensive Überarbeitung eines Gesetzesvorhabens war damit in keinem der untersuchten Fälle verbunden. Infolge des Hearings zum Entwurf zur Stärkung des Schutzes von Vollstre­ ckungsbeamten und Rettungskräften (BT-Drs. 18/11161) wurde zwar den Anregungen von Müller1784 folgend § 323c StGB um einen Absatz 2 er­ gänzt.1785 Dabei handelt es sich aber vielmehr um eine bloße Verschiebung einer bereits im Vorfeld geplanten Regelung in § 323c StGB.1786 Das gleiche Bild ergibt sich im Zusammenhang mit dem Hearing zur Reform der straf­ rechtlichen Vermögensabschöpfung (BT-Drs. 18/9525). Hier haben die Anre­ gungen der Experten zwar zu einigen Änderungen geführt.1787 Bei der Ver­ schiebung des Zeitpunkts des Inkrafttretens (Holznagel1788), der Streichung des § 437 Absatz 2 StPO-E (Gericke1789) sowie der Schaffung zusätzlicher Ermittlungsmaßnahmen in § 459g Absatz 3 StPO-E (Holznagel1790) handelt es sich aber ebenfalls nur um einzelne Nachbesserungen. Auch in den Kon­ kretisierungen des § 73d StGB-E (Gericke,1791 Holznagel1792), der §§ 459j

1783  Der Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz war in sämtlichen untersuch­ ten Gesetzgebungsverfahren der federführende Ausschuss. 1784  Protokoll-Nr. 18/135, S. 20, 34, 77. 1785  BGBl 2017 I Nr. 30, S. 1226; Protokoll-Nr. 18/135, S. 20, 34, 77; vgl. hierzu Anhang 18. 1786  Vgl. hierzu Anhang 18. 1787  Vgl. hierzu Anhang 21. 1788  Protokoll-Nr. 18/120, S. 19, 28, 41, 84, 111. 1789  Protokoll-Nr. 18/120, S. 60. 1790  Protokoll-Nr. 18/120, S. 18, 56 f., 83. 1791  Protokoll-Nr. 18/120, S.  52 f. 1792  Protokoll-Nr. 18/120, S. 19.



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen211

und k StPO-E (Schneiderhan,1793 Holznagel1794) sowie der insolvenzrechtli­ chen Vorschriften (Bremen,1795 Schneiderhan1796) kann keine grundlegende Überarbeitung des Entwurfs gesehen werden. Nichts anderes gilt für den Ausschluss des § 2 Absatz 5 StGB1797 sowie der Schaffung einer Verjäh­ rungsregelung (Gericke1798). Im Kontext des Gesetzes zur effektiveren und praxistauglicheren Ausgestaltung des Strafverfahrens (BT-Drs. 18/11277)1799 wurde der Vorschlag von Beckstein1800 umgesetzt, indem die Vorschrift zur Blutprobenentnahme (§ 81a StPO-E) ausgedehnt wurde und nun ausdrück­ lich auch Fälle des Versuchs und Fahrlässigkeit umschließt. Die Angleichung der Antrittsfrist1801 und die Festlegung von Handlungsleitlinien für die rich­ terliche Entscheidung im Zusammenhang mit dem Fahrverbot1802 stellen ebenfalls keine grundlegenden Änderungen dar. Auch die Streichung der „insbesondere-Formulierung“ in § 136 Absatz 2 Satz 2 Nummer 2 StPO-E ist nicht anders zu bewerten (Löffelmann1803). Im Fall des Gesetzes zur Stär­ kung der Verfahrensrechte von Beschuldigten im Strafverfahren und zur Änderung des Schöffenrechts (BT-Drs. 18/9534)1804 war die Konsequenz ei­ nes Verbesserungsansatzes eines Experten die bloßen Streichung des zweiten Satzes in § 136 Absatz 1 StPO-E (Willanzheimer1805). Im Kontext der öffent­ lichen Anhörung zum Gesetz zur Neuregelung des Schutzes von Geheimnis­ sen bei der Mitwirkung Dritter an der Berufsausübung schweigepflichtiger Personen (BT-Drs. 18/11936) konnten drei Sachverständige (Dierlamm,1806 Maxl,1807 Spatscheck1808), die eine Implementierung des Gesetzentwurfs BTDrs. 18/9521 in BT-Drs. 18/11936 empfahlen, eine entsprechende Anpassung bewirken. Dabei handelt es sich lediglich um eine Zusammenführung zweier

S. 111–116. S. 25, 79. 1795  Protokoll-Nr. 18/120, S.  41 f. 1796  Protokoll-Nr. 18/120, S.  111, 119 f. 1797  BGBl 2017 I Nr. 22, S. 878; Protokoll-Nr. 18/120, S. 16, 18, 31, 62 f., 69, 82 f. 1798  BGBl 2017 I Nr. 22, S. 877; Protokoll-Nr. 18/120, S. 16, 62. 1799  Vgl. hierzu Anhang 30. 1800  BGBl 2017 I Nr. 58, S. 3203; Protokoll-Nr. 18/136, S. 13, 32, 35. 1801  BGBl 2017 I Nr. 58, S. 3202; Protokoll-Nr. 18/136, S. 13, 15, 31, 59 f. 1802  BGBl 2017 I Nr. 58, S. 3202; Protokoll-Nr. 18/136, S. 13 ff., 22, 25, 28, 31, 38, 46, 57 f. 1803  BGBl 2017 I Nr. 58, S. 3208; Protokoll-Nr. 18/139, S. 30, 66. 1804  Vgl. hierzu Anhang 33. 1805  Protokoll-Nr. 18/126, S. 70. 1806  Protokoll-Nr. 18/146, S. 12. 1807  Protokoll-Nr. 18/146, S.  16, 45 ff. 1808  Protokoll-Nr. 18/146, S. 83. 1793  Protokoll-Nr. 18/120, 1794  Protokoll-Nr. 18/120,

212

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

bereits vorgefertigter Gesetzesentwürfe; inhaltliche Änderungen der beiden Entwürfe waren damit nicht verbunden.1809 Die Hypothese 2 („Keine entwurfsändernde, qualitätssteigernde Wirkung“) muss dagegen verworfen werden. So haben sich die Vorschläge eines Exper­ ten bei dem Hearing zum Entwurf zur Stärkung des Schutzes von Vollstre­ ckungsbeamten und Rettungskräften (BT-Drs. 18/11161) in zwei Fällen än­ dernd niedergeschlagen: Den Anregungen von Müller1810 folgend wurde § 323c StGB um einen Absatz 2 ergänzt, welcher nun die Behinderung von hilfeleistenden Personen als abstraktes Gefährdungsdelikt regelt.1811 Es han­ delt sich dabei um eine Korrektur zu der bisher geplanten Fassung, da die Regelung aus systematischen Gründen besser im Umfeld des § 323c StGB aufgehoben ist.1812 Bei dem Hearing im Zusammenhang mit der Reform der strafrechtlichen Vermögensabschöpfung (BT-Drs. 18/9525) haben die Anre­ gungen der Experten in rund zwölf Fällen und damit so oft wie in keinem anderen Entwurf zu Änderungen im Gesetzesbeschluss geführt.1813 Im We­ sentlichen wurden bereits geplante Regelungen konkretisiert (vgl. §§ 437 Absatz 2, 459g Absatz 3, 111i, 459j, 459k StPO-E, § 73d StGB-E),1814 deren Unbestimmtheit seitens der Sachverständigen kritisiert wurde. Darin kann demnach eine Qualitätssteigerung im Sinne einer höheren Bestimmtheit der Vorschriften und der damit einhergehenden Rechtssicherheit gesehen werden. Im Kontext des Gesetzes zur effektiveren und praxistauglicheren Ausgestal­ tung des Strafverfahrens (BT-Drs. 18/11277) fanden drei Anhörungen statt. In der chronologisch ersten Sitzung schlugen sich die konkreten Verbesse­ rungsvorschläge von Beckstein,1815 Bode1816 und Ohlenschlager1817 in fünf Fällen ändernd im späteren Gesetzesbeschluss nieder.1818 Indem die Vor­ schrift zur Blutprobenentnahme (§ 81a StPO-E) ausdrücklich auf Fälle des Versuchs und Fahrlässigkeit ausgedehnt wurde1819, konnten Regelungslücken verhindert werden. Mit der Angleichung der Antrittsfrist (§ 44 Absatz 2

1809  Vgl.

hierzu Anhang 38. S. 20, 34, 77. 1811  BGBl 2017 I Nr. 30, S. 1226; Protokoll-Nr. 18/135, S. 20, 34, 77; vgl. hierzu Anhang 18. 1812  Protokoll-Nr. 18/135, S. 20, 34, 77. 1813  Vgl. hierzu Anhang 21. 1814  BGBl 2017 I Nr. 22, S. 877, 886; Protokoll-Nr. 18/120, S. 16–21, 25, 28, 41, 46, 48, 52, 56 f., 60, 62, 65 ff., 79–84, 111–116, 118. 1815  Protokoll-Nr. 18/136, S. 12 f., 27, 32, 34 f. 1816  Protokoll-Nr. 18/136, S. 14 f., 37 f., 40 f., 46, 52. 1817  Protokoll-Nr. 18/136, S.  60 f. 1818  Vgl. hierzu Anhang 30. 1819  BGBl 2017 I Nr. 58, S. 3203. 1810  Protokoll-Nr. 18/135,



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen213

Satz 1 StGB-E) an das Ordnungswidrigkeitengesetz1820 wurde der Gefahr zahlreicher Rechtsmitteleinlegungen begegnet.1821 Die Schaffung von Hand­ lungsleitlinien für die richterliche Entscheidung im Zusammenhang mit dem Fahrverbot1822 trug zu größerer Voraussehbarkeit gerichtlicher Entscheidun­ gen bei. Im Fall des Gesetzes zur Stärkung der Verfahrensrechte von Be­ schuldigten im Strafverfahren und zur Änderung des Schöffenrechts (BTDrs. 18/9534) beeinflusste ebenfalls ein Verbesserungsansatz eines Experten den späteren Gesetzesbeschluss: Willanzheimer1823 folgend wurde der zweite Satz in § 136 Absatz 1 StPO-E gestrichen, was zu einer klareren und be­ stimmteren Formulierung der Vorschrift führte. Im Kontext der öffentlichen Anhörung zum Gesetz zur Neuregelung des Schutzes von Geheimnissen bei der Mitwirkung Dritter an der Berufsausübung schweigepflichtiger Personen (BT-Drs. 18/11936) konnten drei Sachverständige (Dierlamm,1824 Maxl,1825 Spatscheck1826), die eine Implementierung des Gesetzentwurfs BTDrs. 18/9521 in BT-Drs. 18/11936 empfahlen, eine entsprechende Anpassung bewirken.1827 Es wird deutlich, dass die Beiträge der Sachverständigen entgegen der Annahme der Hypothese 2 durchaus Änderungen des vorherigen Gesetzent­ wurfs bewirken konnten und zu qualitativen Verbesserungen beitrugen. Gleichzeitig zeigte die obige Auswertung, dass sich der Gesetzgeber regel­ mäßig über Warnungen und Kritikpunkte der Sachverständigen hinweg­ setzte – selbst wenn es sich dabei um Aspekte handelte, die entweder ge­ schlossen von allen oder der Mehrheit der Sachverständigen abgelehnt wurden. So ist bei dem Hearing zum Entwurf zur Stärkung des Schutzes von Voll­ streckungsbeamten und Rettungskräften auffällig, dass der Gesetzgeber an der Streichung der Verwendungsabsicht in § 125a StGB und § 113 Absatz 2 Satz 2 Nummer 1 StGB festhielt, obwohl sich mit Franzen,1828 Kubiciel,1829 2017 I Nr. 58, S. 3202; Protokoll-Nr. 18/136, S. 13, 15, 31, 59 f. 2017 I Nr. 58, S. 3202; Protokoll-Nr. 18/136, S. 13. 1822  BGBl 2017 I Nr. 58, S. 3202; Protokoll-Nr. 18/136, S. 13 ff., 22, 25, 28, 31, 38, 46, 57 f. 1823  BGBl 2017 I Nr. 60, S.  3295 ff.; Plenarprotokoll 18/240, S.  24533 f.; Protokoll-Nr. 18/126, S. 70; vgl. hierzu Anhang 33. 1824  Protokoll-Nr. 18/146, S. 12. 1825  Protokoll-Nr. 18/146, S.  16, 45 ff. 1826  Protokoll-Nr. 18/146, S. 83. 1827  BGBl 2017 I Nr. 71, S.  3618 f.; Protokoll-Nr. 18/146, S. 12 f., 83; vgl. hierzu Anhang 38. 1828  Protokoll-Nr. 18/135, S. 17. 1829  Protokoll-Nr. 18/135, S. 18. 1820  BGBl 1821  BGBl

214

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

Magnus,1830 Müller1831 und Radermacher1832 der Großteil der Sachverständi­ gen klar dagegenstellte.1833 Auch bei dem Hearing im Zusammenhang mit der Reform der strafrechtlichen Vermögensabschöpfung (BT-Drs. 18/9525) setzte sich die Legislative überwiegend über die Stimmen der Sachverständi­ gen hinweg. Sowohl an den vorläufigen Sicherungsinstrumenten wie auch an dem Bruttoprinzip wurde festgehalten. Gegen diese beiden Punkte hatte sich die Mehrheit der geladenen Sachverständigen positioniert.1834 Bei der öffent­ lichen Anhörung zum Entwurf zur Ausweitung des Maßregelrechts bei extre­ mistischen Tätern (BT-Drs. 18/11162) fanden keinerlei Vorschläge Anklang, obgleich die Experten rund siebzehn Verbesserungen vorlegten.1835 Betref­ fend das Gesetz zur Änderung des Strafgesetzbuches – Wohnungseinbruchs­ diebstahl (BT-Drs. 18/12359) verabschiedete das Parlament das Gesetz in nahezu der geplanten Fassung; entgegen der Ansichten der gehörten Exper­ ten. Kein Sachverständiger konnte eine Änderung des Entwurfs bewirken. Es blieb bei der Streichung des minder schweren Falls in § 244 Absatz 3 StGB, obwohl dies die beiden sich hierzu äußernden Spezialisten Conen1836 und Franke1837 klar missbilligten. Das gleiche Bild ergibt sich im Hinblick auf den Begriff der dauerhaft genutzten Privatwohnung. Die Warnungen von fünf Sachkundigen vor dem unklaren Verhältnis zwischen § 244 Absatz 4 StGB-E und § 244a StGB ließ die Legislative unberücksichtigt.1838 Im Kon­ text des Gesetzes zur effektiveren und praxistauglicheren Ausgestaltung des Strafverfahrens (BT-Drs. 18/11277) widersprach der Großteil der Sachver­ ständigen in der zweiten Sitzung dem Gesetzesvorhaben. Dass die Mehrzahl der Experten das Opening Statement in § 243 Absatz 5 Satz 2 StPO-E be­ mängelte, war dem Gesetzgeber gleichgültig. Das gleiche gilt bezüglich der Erweiterung des § 153a StPO. Die Sachverständigen warnten an dieser Stelle vor den schwerwiegenden Konsequenzen und sprachen sich geschlossen ge­ gen eine solche Expansion aus. Bei der darauffolgenden Sitzung ist festzustellen, dass 75 Prozent der Ex­ perten die Anpassung in § 100d StPO-E abwiesen. Eine Korrektur des Ge­ setzgebers war damit allerdings nicht verbunden. Die seitens der Sachver­ ständigen vorgebrachten Änderungsvorschläge blieben vielmehr auch hier S. 19, 56, 60. S. 26, 71, 78. 1832  Protokoll-Nr. 18/135, S. 35. 1833  Vgl. hierzu Anhang 18. 1834  Vgl. hierzu Anhang 21. 1835  Vgl. hierzu Anhang 24. 1836  Protokoll-Nr. 18/156, S. 13. 1837  Protokoll-Nr. 18/156, S. 13, 25. 1838  Vgl. hierzu Anhang 27. 1830  Protokoll-Nr. 18/135, 1831  Protokoll-Nr. 18/135,



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen215

größtenteils unberücksichtigt.1839 Im Fall des Gesetzes zur Stärkung der Verfahrensrechte von Beschuldigten im Strafverfahren und zur Änderung des Schöffenrechts (BT-Drs. 18/9534) fanden sowohl § 31 EGGVG wie auch § 67a JGG-E ohne weitere Nachbesserungen ihren Weg in das Gesetz. Trotz der Tatsache, dass sich die Experten hierzu äußerst kritisch äußerten. Obwohl mit Conen1840 und Rosenthal1841 gleich zwei Sachverständige zu einer ersatz­ losen Streichung im Zusammenhang mit den §§ 31 ff. EGGVG rieten, ging der Gesetzgeber darüber hinweg. Auch die zahlreichen Anmerkungen, dass § 67a JGG-E zu unklar formuliert sei und das Verhältnis zu § 67 JGG offen bleibe, berücksichtigte die Legislative nicht.1842 Bei dem Hearing betreffend das Gesetz zur Strafbarkeit nicht genehmigter Kraftfahrzeugrennen im Stra­ ßenverkehr (BT-Drs. 18/10145) legten fünf der acht Sachverständigen im Hinblick auf die Schaffung einer Bestrafungsmöglichkeit für den „Alleinra­ ser“ eine Verortung der Regelung in § 315c StGB nahe. Mit der Normierung in § 315d StGB hat sich der Gesetzgeber gegen diese Ratschläge entschie­ den.1843 Im Kontext der öffentlichen Anhörung zum Gesetz zur Neuregelung des Schutzes von Geheimnissen bei der Mitwirkung Dritter an der Berufs­ ausübung schweigepflichtiger Personen (BT-Drs. 18/11936) ignorierte der Gesetzgeber die Kritik aller fünf sich äußernden Sachverständigen bezüglich des Maßstabs der Erforderlichkeit in § 203 Absatz 3 Satz 2 StGB-E.1844 Bei sämtlichen untersuchten Verfahren fiel zudem auf, dass die ablehnen­ den Aussagen und Vorschläge der Sachverständigen nicht nur in dem danach erlassenen Gesetzesbeschluss fehlten. Auch in der Beschlussempfehlung des Ausschusses an den Bundestag wurden sie mit Ausnahme der BT-Drs. 18/12785 nicht erwähnt.1845 Darüber hinaus konnte aufgezeigt werden, dass das Parlament wohl überwiegend den Anregungen des Ausschusses folgt: In allen Fällen wurde das Gesetz entsprechend der Beschlussempfehlung verab­ schiedet. Die Ratschläge der Sachkundigen schlugen sich demnach zumindest teil­ weise nieder und führten zu einzelnen Korrekturen, sodass die Hypothese 2 widerlegt werden kann. Die Analyse zeigte aber auch, dass sich der Gesetz­ geber nicht selten über Warnungen und Kritikpunkte der Sachverständigen hinwegsetzte. 1839  Vgl.

hierzu Anhang 30. S.  38 f. 1841  Protokoll-Nr. 18/126, S. 56, 58. 1842  Vgl. hierzu Anhang 33. 1843  Vgl. hierzu Anhang 36. 1844  Vgl. hierzu Anhang 38. 1845  Erwähnungen finden sich zumindest im Ansatz auch in BT-Drs. 18/11640. 1840  Protokoll-Nr. 18/126,

216

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

Die Hypothese 3 („nur Sachverständige von Regierungskoalitionen können Änderungen bewirken“) muss ebenfalls verworfen werden. Bei dem Hearing zum Entwurf zur Stärkung des Schutzes von Vollstreckungsbeamten und Rettungskräften (BT-Drs. 18/11161) wurde allein den Anregungen von Mül­ ler1846 gefolgt und § 323c StGB um einen Absatz 2 ergänzt.1847 Müller wurde jedoch nicht seitens der Regierungskoalition, sondern den Grünen zur öffent­ lichen Anhörung geladen.1848 Ein anderes Bild ergibt sich dagegen im Zu­ sammenhang mit dem Hearing zur Reform der strafrechtlichen Vermögens­ abschöpfung (BT-Drs. 18/9525). Hier haben allein Anregungen von denjeni­ gen Sachverständigen Änderungen bewirken können, welche von der Regie­ rungskoalition zur öffentlichen Anhörung geladen wurden.1849 Sowohl Holznagel1850 wie auch Gericke1851 folgten der Ladung der Regierungskoali­ tion.1852 Das gleiche gilt für Schneiderhan und Heger.1853 Im Kontext des Gesetzes zur effektiveren und praxistauglicheren Ausgestaltung des Strafver­ fahrens (BT-Drs. 18/11277)1854 wurde der Vorschlag von Beckstein1855 um­ gesetzt; einem Sachverständigen, der von der CDU/CSU zur Stellungnahme gebeten wurde.1856 Mit der Festlegung von Handlungsleitlinien für richter­ lichen Entscheidungen zu Fahrverboten1857 wurden die Anregungen von Bode1858 und Ohlenschlager1859 Gesetz. Während Bode von der SPD geladen wurde, war es bei Ohlenschlager die Linke, die ihn um Stellungnahme bat.1860 Löffelmann,1861 welcher zu der Streichung der „insbesondere-Formu­ lierung“ in § 136 Absatz 2 Satz 2 Nummer 2 StPO-E beitrug, wurde von der CDU/CSU geladen.1862 Im Fall des Gesetzes zur Stärkung der Verfahrens­ S. 20, 34, 77. 2017 I Nr. 30, S. 1226; Protokoll-Nr. 18/135, S. 20, 34, 77; vgl. hierzu

1846  Protokoll-Nr. 18/135, 1847  BGBl

Anhang 18. 1848  Protokoll-Nr. 18/135, S.  22 f. 1849  Protokoll-Nr. 18/120, S.  22 f., 29. 1850  Protokoll-Nr. 18/120, S. 18 f., 28, 41, 56 f., 83 f., 111. 1851  Protokoll-Nr. 18/120, S. 60. 1852  Protokoll-Nr. 18/120, S.  22 f., 29. 1853  Protokoll-Nr. 18/120, S.  22 f. 1854  Vgl. hierzu Anhang 30. 1855  BGBl 2017 I Nr. 58, S. 3203; Protokoll-Nr. 18/136, S. 13, 32, 35. 1856  Protokoll-Nr. 18/136, S.  21 ff. 1857  BGBl 2017 I Nr. 58, S. 3202; Protokoll-Nr. 18/136, S. 13 ff., 22, 25, 28, 31, 38, 46, 57 f. 1858  Protokoll-Nr. 18/136, S. 14, 22, 25, 38 f., 46 f., 52. 1859  Protokoll-Nr. 18/136, S. 15, 28, 56. 1860  Protokoll-Nr. 18/136, S. 21. 1861  BGBl 2017 I Nr. 58, S. 3208; Protokoll-Nr. 18/139, S. 30, 66. 1862  Protokoll-Nr. 18/139, S. 23, 25.



II. Untersuchung des Einflusses von Sachverständigen217

rechte von Beschuldigten im Strafverfahren und zur Änderung des Schöffen­ rechts (BT-Drs. 18/9534)1863 wurde entsprechend Willanzheimer,1864 der sei­ tens der Regierungskoalition geladen wurde,1865 der zweite Satz des § 136 Absatz 1 StPO-E gestrichen. Bei dem Hearing betreffend das Gesetz zur Strafbarkeit nicht genehmigter Kraftfahrzeugrennen im Straßenverkehr (BTDrs. 18/10145) legten nur von Boetticher1866 und Schuster1867 im Hinblick auf die Schaffung einer Bestrafungsmöglichkeit für den „Alleinraser“ eine Verortung der Regelung in § 315d StGB nahe.1868 von Boetticher wurde sei­ tens CDU/CSU geladen,1869 Schuster von den Grünen.1870 Mit der Schaffung der Versuchsstrafbarkeit in § 315d StGB wurde den Aussagen von Franke1871 und Schäpe1872 entsprochen.1873 Beide wurden von der Regierungskoalition zur Stellungnahme gebeten.1874 Im Kontext der öffentlichen Anhörung zum Gesetz zur Neuregelung des Schutzes von Geheimnissen bei der Mitwirkung Dritter an der Berufsausübung schweigepflichtiger Personen (BT-Drs. 18/11936) konnten drei Sachverständige (Dierlamm,1875 Maxl,1876 Spat­ scheck1877), die eine Implementierung des Gesetzentwurfs BT-Drs. 18/9521 in BT-Drs. 18/11936 empfahlen, eine entsprechende Anpassung bewirken.1878 Während Dierlamm von der Linken geladen wurde, wurde Spatscheck sei­ tens der Grünen zur Stellungnahme gebeten und Maxl von der CDU/CSU.1879 Der Gesetzgeber folgte in den untersuchten Gesetzgebungsverfahren dem­ nach zwar größtenteils den Vorschlägen der Sachverständigen, die von der Regierungskoalition geladen wurden (Holznagel,1880 Gericke,1881 Schneider­ 1863  Vgl.

hierzu Anhang 33. S. 70. 1865  Protokoll-Nr. 18/126, S.  20 f. 1866  Protokoll-Nr. 18/157, S.  31, 33 f. 1867  Protokoll-Nr. 18/157, S. 20, 70. 1868  Vgl. hierzu Anhang 36. 1869  Protokoll-Nr. 18/157, S. 20. 1870  Protokoll-Nr. 18/157, S. 21. 1871  Protokoll-Nr. 18/157, S. 14, 35. 1872  Protokoll-Nr. 18/157, S. 19. 1873  Ausschussdrucksache Nr. 18(6)360, S. 2; BGBl 2017 I Nr. 67, S.  3532 f. 1874  Protokoll-Nr. 18/157, S. 20. 1875  Protokoll-Nr. 18/146, S. 12. 1876  Protokoll-Nr. 18/146, S.  16, 45 ff. 1877  Protokoll-Nr. 18/146, S. 83. 1878  Vgl. hierzu Anhang 38. 1879  Protokoll-Nr. 18/146, S. 21. 1880  Protokoll-Nr. 18/120, S. 18 f., 22 f., 25, 28, 41, 56 f., 79, 83 f., 109, 111. 1881  Protokoll-Nr. 18/120, S. 16 f., 29, 31, 52 f., 60, 63. 1864  Protokoll-Nr. 18/126,

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B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

han,1882 Bremen,1883 Heger,1884 Beckstein,1885 Bode,1886 Löffelmann,1887 Willanzheimer,1888 Franke,1889 Schäpe,1890 von Boetticher,1891 Maxl1892). Den­ noch fanden teilweise auch Anregungen von Sachverständigen der ­Grünen (Müller,1893 Schuster,1894 Spatscheck1895) sowie der Linken (Ohlen­ schlager,1896 Dierlamm1897) Anklang. Im Ergebnis kann die Hypothese 3 also widerlegt werden.

III. Schlussfolgerungen und Verbesserungsansätze Da der tatsächliche Einfluss der Sachverständigen offenbar begrenzt ist, sollten Wege gefunden werden, um die derzeitige Praxis zu verbessern. In Betracht kommt die Aufstellung eines speziellen Sachverständigengremiums, eine zeitliche Verschiebung des Hearings oder die Schaffung neuer Verfah­ rensvorschriften. Auch die vollständige Streichung des Instruments der An­ hörung kommt in Frage. 1. Streichung der Sachverständigenberatung Jeder Ausschusssitzung gehen politische Prozesse und Verhandlungen vor­ aus, bei welchen bereits fachliche Aspekte von Belang sind. Dass die Anhö­ rung regelmäßig keine grundlegenden Änderungen mehr bewirkt, könnte darin begründet sein.1898 Andererseits leisten Hearings einen wichtigen Bei­

S. 22, 111–116, 119 f. S.  22, 41 f. 1884  Protokoll-Nr. 18/120, S. 18, 23, 69. 1885  Protokoll-Nr. 18/136, S. 13, 21 ff., 32, 35. 1886  Protokoll-Nr. 18/136, S. 14, 21 f., 25, 38 f., 46 f., 52. 1887  Protokoll-Nr. 18/139, S. 23, 25. 1888  Protokoll-Nr. 18/126, S.  19 ff., 70 1889  Protokoll-Nr. 18/157, S. 14, 20, 35. 1890  Protokoll-Nr. 18/157, S.  19 f. 1891  Protokoll-Nr. 18/157, S. 20, 31, 33 f. 1892  Protokoll-Nr. 18/146, S. 21. 1893  Protokoll-Nr. 18/135, S. 22 f., 34, 77. 1894  Protokoll-Nr. 18/157, S.  20 f., 70. 1895  Protokoll-Nr. 18/146, S. 21, 83. 1896  Protokoll-Nr. 18/136, S. 15, 21, 28. 1897  Protokoll-Nr. 18/146, S.  12 f., 21. 1898  Blum, in: Verhandlungen des fünfundsechzigsten Deutschen Juristentages, S. 107, 113; Kertai, 2014, S. 58; Mengel, in: DÖV 1983, 226 (227 ff.). 1882  Protokoll-Nr. 18/120, 1883  Protokoll-Nr. 18/120,



III. Schlussfolgerungen und Verbesserungsansätze219

trag zu mehr Transparenz und Öffentlichkeitsbeteiligung.1899 Verschiedene Standpunkte werden nochmals gegenübergestellt und noch bestehende Schwachpunkte des Gesetzesvorhabens können lokalisiert und verbessert werden. Die zumindest vereinzelt durchgeführten Abänderungen der Ent­ wurfsfassung machen deutlich, dass die Hearings zurzeit zwar eine unterge­ ordnete, aber nicht vollkommen überflüssige Rolle im Gesetzgebungsprozess einnehmen.1900 Es erscheint deshalb nicht angezeigt, eine Degradierung auf ein schriftliches Verfahren oder gar die Streichung der öffentlichen Anhörung anzuraten.1901 Stattdessen sollte der Fokus auf der Optimierung des Beteili­ gungsinstruments liegen, um so die Einflusschancen zu maximieren.1902 2. Schaffung eines Sachverständigengremiums Eine erste Option wäre die Schaffung eines speziellen, ständigen Sachver­ ständigengremiums. Dieses sollte sich aus politisch unabhängigen und exzel­ lent ausgebildeten Experten zusammensetzen. Sämtliche Abgeordnete und Ausschüsse könnten die Spezialisten auf allen Ebenen des Gesetzgebungs­ prozesses heranziehen. Gleichzeitig wäre es sinnvoll, das Gremium jeweils im Vorfeld eines jeden Gesetzesbeschlusses einzusetzen, um die Geeignetheit im Hinblick auf die Erreichung des gesetzten, legitimen Ziels zu überprüfen. Allerdings wäre für die Einrichtung eines solchen Gremiums die Schaf­ fung einer neuen Parlamentsbürokratie notwendig. Ein erster Ansatz in diese Richtung wäre die Schaffung einer neuen Abteilung im wissenschaftlichen Fachdienst des Bundestages. Diese könnte im Anschluss an die Ausschusssit­ zungen zum Einsatz kommen und die seitens des Ausschusses vorgebrachten Änderungsvorschläge auf ihre Sinnhaftigkeit und Umsetzbarkeit hin überprü­ fen.1903 Den Abschluss könnte ein Bericht an den Bundestag, ähnlich der Beschlussempfehlung des Ausschusses, darstellen, in dem die wesentlichen Erkenntnisse kurz und übersichtlich zusammengefasst werden.

1899  Blum, in: Verhandlungen des fünfundsechzigsten Deutschen Juristentages, S. 107 f.; vgl. hierzu auch Gliederungspunkt B. I. 5. 1900  Blum, in: Verhandlungen des fünfundsechzigsten Deutschen Juristentages, S.  107 ff., 121. 1901  Anderl, in: Berliner Juristische Universitätsschriften, S. 272 f.; Schröder, 1976, S. 115; Schulze-Fielitz, 1988, S. 471. 1902  Schulze-Fielitz, 1988, S. 471. 1903  Schulze-Fielitz, in: JZ 2004, 862 (870).

220

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

3. Zeitliche Verschiebung Eine andere Möglichkeit bestünde in der Durchführung des Hearings zu einem früheren Zeitpunkt im Gesetzgebungsverfahren. Wie den Ausführun­ gen im Gliederungspunkt B. I. 4. entnommen werden kann, findet die öffent­ liche Anhörung mit den Ausschusssitzungen erst statt, wenn das Verfahren bereits weit fortgeschritten ist.1904 Die grundlegenden Entscheidungen sind in diesem Moment bereits gefallen und die politischen Standpunkte stehen fest,1905 sodass sich die beteiligten Abgeordneten nur noch unter erheblichen Schwierigkeiten von gegenteiligen Ansichten überzeugen lassen.1906 Ein erster Ansatz könnte in der Abänderung der Vorschriften über das Ge­ setzgebungsverfahren (Art. 76 ff. GG) liegen.1907 Mit Blick auf Art. 79 Ab­ satz 2 GG, der in diesem Zusammenhang eine zwei Drittel Mehrheit der Mitglieder des Bundestages voraussetzt, erscheint dieser Gedanke jedoch nur wenig erfolgversprechend. Hinzu kommt, dass sich die detaillierten Regelun­ gen zum Ablauf ohnehin in den Geschäftsordnungsvorschriften finden lassen. Der Fokus müsste deshalb vor allem auf diesen Regelungen liegen.1908 Der früheste Zeitpunkt zur Beteiligung von Sachverständigen wäre der der Entwurfsfassung. Da sich der Großteil der politischen Handlungsträger hier noch in der Phase der Meinungsbildung befindet, könnten die Einflussmög­ lichkeiten noch relativ groß sein. An dieser Stelle schreibt jedoch bereits § 47 Absatz 3 Satz 1 GGO vor, dass Verbände und Fachkreise beteiligt werden können. Eine zusätzlich vermittelte Expertise durch die Sachverständigen im Wege eines Hearings erscheint in diesem Abschnitt daher nur wenig sinnvoll. Das Hearing wäre also nur noch vor dem ersten Beratungsgang des Bundes­ tages denkbar. Weil dort aber regelmäßig nur die Entscheidung über die Vergabe an die Ausschüsse getroffen wird (§ 80 GO BT), stellt sich diese Alternative als wenig gewinnbringend dar. Es gäbe zwar nach § 79 Absatz 1 Satz 1 GO BT in dieser ersten Lesung die Möglichkeit einer Aussprache. Darauf greift der Bundestag aber nur in seltenen Ausnahmefällen zurück, etwa bei äußerst komplexen und umstrittenen Entwürfen.1909 1904  Loewenberg,

S. 278.

1969, S. 388; Schröder, 1976, S. 113; Sontheimer/Röhring, 1977,

2018, S. 288; Ismayr, 2012, S. 411. in: JZ 2004, 862 (868); Sebaldt, in: Der Deutsche Bundestag im Wandel, S. 289. 1907  Vgl. hierzu die Ausführungen im Gliederungspunkt B. I. 4. 1908  Eine Änderung der Geschäftsordnung erfordert einen Mehrheitsbeschluss (Brocker, in: BeckOK Grundgesetz, Art. 40 Rn. 24; Sannwald, o. J.). 1909  Blum, in: Verhandlungen des fünfundsechzigsten Deutschen Juristentages, S.  101 f.; Deutscher Bundestag, Wege der Gesetzgebung; Schröder, 1976, S. 147; Sobolewski/Strasser, 2018, S. 113. 1905  Fischer,

1906  Schulze-Fielitz,



III. Schlussfolgerungen und Verbesserungsansätze221

Zusammenfassend kann demnach festgehalten werden, dass eine zeitliche Verlegung zwar auf den ersten Blick sinnvoll wirkt. Allerdings stehen der bloßen zeitlichen Verschiebung auch erhebliche Einwände gegenüber. Dies zeigt sich nicht zuletzt darin, dass die oben genannten Anhörungen nach § 47 GGO trotz der Tatsache der früheren Durchführung ebenfalls nur selten Än­ derungen bewirken.1910 4. Schaffung neuer Verfahrensvorschriften Möglicherweise könnte die Schaffung anderer Verfahrensregeln dazu bei­ tragen, die Effektivität der Hearings zu steigern.1911 So sind es nach den Eindrücken der befragten Experten vor allem die Rahmenbedingungen des Hearings, die verhindern, dass die Expertise der geladenen Sachkundigen ausgeschöpft werden kann. Neben der Einreichung einer ausführlichen Stellungnahme könnte von den Experten eine übersichtliche, stichpunktartige Darstellung ihrer Positionen verlangt werden, die zwei Seiten nicht überschreiten darf. Diese sollte den Ausschussmitgliedern genauso wie die Stellungnahmen im Vorfeld der öf­ fentlichen Anhörung ausgehändigt werden. Aufgrund der immensen Arbeits­ last der beteiligten Abgeordneten ist ansonsten nicht auszuschließen, dass diese nicht die Zeit finden, um die oftmals umfangreichen Stellungnahmen im Vorfeld durchzuarbeiten.1912 Mit einer knappen Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen der Stellungnahme könnte der Politiker noch wenige Minuten vor Sitzungsbeginn die wesentlichen Inhalte erfassen. So würde si­ chergestellt, dass die Ausschussmitglieder die Positionen der Experten besser verstehen. Auch die im Anschluss stattfindende Fragrunde könnte damit zielgerichteter durchgeführt werden. Mit dieser Forderung sollte die Einräu­ mung eines größeren Zeitfensters zur Erstellung und Vorbereitung des Hea­ rings verbunden sein sowie möglicherweise auch eine zusätzliche Vergü­ tung.1913 Zwar drängt in einem ohnehin sehr langwierigen Gesetzgebungs­ verfahren oftmals die Zeit. Dies kann aber nicht zu Lasten der Wirksamkeit von Instrumenten wie der Anhörung gehen, deren Sinn und Zweck in der Qualitätssteigerung der Gesetze liegt. In diesem Zusammenhang müsste au­ ßerdem die Redezeit der Experten ausgebaut werden. Derzeit wird penibel 1910  Blum,

S. 82.

in: Verhandlungen des fünfundsechzigsten Deutschen Juristentages,

1911  Anderl, in: Berliner Juristische Universitätsschriften, S. 275 f.; Blum, in: Ver­ handlungen des fünfundsechzigsten Deutschen Juristentages, S. 120 f. 1912  Vgl. hierzu Anhang 12. 1913  Eine andere Möglichkeit bestünde in der Übertragung dieser Aufgabe an die Arbeits- und Berichterstattergruppen der Ausschüsse. Auf diese Weise könnten die Sachverständigen entlastet werden.

222

B. Der Einfluss von Sachverständigen auf die Strafgesetzgebung

darauf geachtet, dass die Eingangsstatements fünf bis zehn Minuten nicht überschreiten.1914 Ob in dieser kurzen Zeitspanne eine Positionierung zu ei­ nem Gesetzesvorhaben möglich ist, erscheint jedoch zweifelhaft. Indem eine geringere Anzahl von Experten geladen wird, könnte den einzelnen Sachver­ ständigen mehr Redezeit eingeräumt werden, ohne den zeitlichen Rahmen der Sitzung zu sprengen. Insbesondere bei komplexen und umfangreichen Änderungen sollte von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht werden. So ist es den Ausführungen der Sachverständigen zufolge gerade bei grundlegen­ den Reformen nahezu unmöglich, die eigenen Standpunkte in wenigen Mi­ nuten darzulegen.1915 Weil die Sachverständigen in der sich anschließenden Fragerunde nicht etwa in eine offene Diskussion treten, sondern durch die Fragestellungen der einzelnen Abgeordneten gelenkt werden, besteht auch an dieser Stelle Ände­ rungsbedarf.1916 Sinnvoller wäre es, sich vor allem auf Gegenargumente zu konzentrieren, um eventuelle Schwachstellen des Entwurfs lokalisieren und bewältigen zu können. Mit einer offeneren Diskussionsführung unter den Sachverständigen selbst könnte die Wissensvermittlung und der Erkenntnis­ gewinn der öffentlichen Anhörung verstärkt werden. Kontroverse Themati­ ken würden besser in das Blickfeld gelangen und schneller einer Lösung zugeführt werden. Zuletzt erscheint eine Verpflichtung des Ausschusses, die wichtigsten Er­ kenntnisse und Vorschläge aus dem Hearing in der Beschlussempfehlung darzustellen, erfolgversprechend in Bezug auf die Steigerung der Einfluss­ möglichkeiten. Derzeit beschränken sich die Ausführungen in diesen Druck­ sachen auf die Mitteilung, dass eine öffentliche Anhörung durchgeführt wurde. Daneben werden die Sachverständigen, die an der Sitzung teilgenom­ men haben, namentlich aufgelistet und deren aktuelles Tätigkeitsfeld benannt sowie Sitzungsnummer und Datum der Durchführung festgehalten. Nähere Informationen zum genauen Ablauf oder den wichtigsten Erkenntnissen aus der Sitzung sucht man vergeblich.1917 Freilich ergeben sich diese Punkte aus den Wortprotokollen und eingereichten Stellungnahmen der Sachverständi­ gen. Beide sind aber regelmäßig äußerst umfangreich.1918 Angesichts der ohnehin bestehenden Arbeitsüberlastung der Abgeordneten kann deshalb nicht erwartet werden, dass die Abgeordneten die Dokumente vor jeder Ent­ scheidung gewissenhaft durcharbeiten und die wichtigsten Fakten herausfil­ tern. Eine Zusammenfassung der wesentlichen Erkenntnisse der öffentlichen S. 35. hierzu auch Anhang 14 und Gliederungspunkt B. II. 1. 1916  Vgl. hierzu die Gliederungspunkte B. I. 7. c) und B. II. 1. b) und c). 1917  Eine Ausnahme bildet insoweit BT-Drs. 18/12785, S. 43 f. 1918  Vgl. hierzu Anhang 12. 1914  Protokoll-Nr. 18/152, 1915  Vgl.



III. Schlussfolgerungen und Verbesserungsansätze223

Anhörung in der Beschlussempfehlung für den Bundestag könnte einen wichtigen Beitrag zur Steigerung der Effektivität der Hearings leisten. Sie würde den Abgeordneten des Bundestages einen besseren Überblick über die Positionen der Sachverständigen geben und diese erneut für die dritte und abschließende Lesung ins Gedächtnis rufen. Vor allem solchen Aspekten, bei welchen sich die Sachverständigen geschlossen für eine Änderung ausge­ sprochen haben, sollte bei der Zusammenschau Beachtung geschenkt werden. Darüber hinaus sollten konkrete Verbesserungsvorschläge der Sachverständi­ gen kurz aufgezeigt werden. Eine mögliche Form der Darstellung wäre hier die Veranschaulichung anhand von Tabellen; ähnlich wie sie im Anhang der vorliegenden Dissertation zu finden sind.1919 Dem Einwand, dass sich damit der Aufwand für die Nachbearbeitung von Hearings erhöht, kann die damit verbundene Zeitersparnis im Bundestag entgegengehalten werden. Des Wei­ teren wird die Chance maximiert, dass Expertenempfehlungen zum Gegen­ stand von Diskussionen im Bundestag werden und möglicherweise eine Än­ derung des bisherigen Entwurfs bewirken.

1919  Vgl.

hierzu die Anhänge 18, 21, 24, 27, 30, 33, 36, 38 und 39.

C. Zusammenfassung und Ergebnisse der Untersuchung In Anlehnung an die Themenstellung „Der Einfluss von Sachverständigen auf die Gesetzgebung – Eine empirische Untersuchung am Beispiel der Strafgesetzgebung“ wurde zunächst der Versuch unternommen, eine Defini­ tion für die Person des Sachverständigen auszumachen, die in § 70 GO BT nicht geregelt ist. Dazu wurden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede des Sachkundigen im Vergleich zu Interessenvertretern herausgearbeitet, um eine Abgrenzung beider Beratungsformen zu ermöglichen. Im Anschluss wurden sowohl die empirischen als auch die rechtlichen Grundlagen des Hearings erörtert. Um den Zeitpunkt des Hearings genauer zu verdeutlichen, wurden die grundsätzlichen Abläufe des Gesetzgebungsverfahrens ergänzend aufge­ zeigt. In einer zum Hauptteil hinführenden Passage untersuchte die Bearbei­ terin den Sinn und Zweck sowie die Grenzen und Schwachstellen des Bera­ tungsinstruments. Diese Ergebnisse führten schließlich in die Untersuchung der Einflussmöglichkeiten der Sachverständigen über. Neben einer Befragung von 30 Beteiligten griff die Verfasserin hierzu auf jeweils vier Bezugsquellen von 15 unterschiedlichen Gesetzgebungsprozessen zurück: Den Entwurfsfas­ sungen, Wortprotokollen, Beschlussempfehlungen sowie Gesetzesblättern, die jedes Gesetzgebungsverfahren abrunden. Mithilfe der Befragung konnte die im Gliederungspunkt II. 1. formulierte Forschungsfrage „Welche Herausforderungen sehen die Sachverständigen in der öffentlichen Anhörung?“ beantwortet werden. Vor allem der enge, starre Zeitplan und die starke politische Färbung des Hearings konnten als Prob­ leme ausgemacht werden. Auch die geringe Vorbereitungsphase und der späte Zeitpunkt der Durchführung limitieren aus Sicht der Experten die Ein­ flussmöglichkeiten. Im Kontext der Dokumentenanalyse wurden aufbauend auf den theoreti­ schen Teil (Gliederungspunkt B. I.) drei Hypothesen aufgestellt. Mit den Auswertungen der Dokumentenanalyse konnte die Hypothese 1 („Keine grundlegenden Änderungen“) bestätigt werden. Folgte die Legislative den Sachverständigenstimmen, handelte es sich meist um Punkte, die bereits von vornherein im Entwurf enthalten waren. Wurden Änderungsvorschläge aus der öffentlichen Anhörung seitens des Gesetzgebers umgesetzt, waren es in keinem der untersuchten Gesetzgebungsverfahren grundlegende Änderungen, sondern vielmehr nur einzelne, punktuelle Korrekturen. Eine vollständige



C. Zusammenfassung und Ergebnisse der Untersuchung225

Neufassung oder äußerst zeitintensive Überarbeitung eines Gesetzesvorha­ bens war damit in keinem der untersuchten Fälle verbunden. Die Hypothese 2 („Keine entwurfsändernde, qualitätssteigernde Wirkung“) konnte falsifiziert werden. Bei der Untersuchung der 15 Gesetzgebungsver­ fahren wurde deutlich, dass die Sachverständigen in einigen Fällen sowohl Änderungen des bisherigen Gesetzentwurfs wie auch qualitative Verbesse­ rungen bewirken konnten. Gleichzeitig zeigte die Untersuchung jedoch, dass sich der Gesetzgeber nicht selten über Kritikpunkte und Änderungsvorschläge der Sachverständigen hinwegsetzte – selbst wenn es sich dabei um Aspekte handelte, die von der Mehrheit der Sachverständigen abgelehnt wurden. Auch die Hypothese 3 („nur Sachverständige von Regierungskoalitionen können Änderungen bewirken“) konnte widerlegt werden. Der Gesetzgeber folgte in den untersuchten Gesetzgebungsverfahren zwar größtenteils den Vorschlägen der Sachverständigen, die seitens der Regierungskoalition gela­ den wurden. Dennoch fanden teilweise auch Anregungen von Sachverständi­ gen der Grünen sowie der Linken Anklang. Obgleich sich die Verfasserin im Rahmen der vorliegenden Dissertation stets darum bemühte, den Anforderungen und Gütekriterien einer empiri­ schen Untersuchung gerecht zu werden,1 finden sich auch in dieser Arbeit Limitationen. Diese sollen nachfolgend beschrieben werden, um die Grenzen der gewonnen Erkenntnisse aus der Befragung und der Dokumentenanalyse aufzuzeigen. In Bezug auf die Befragung ist freilich nicht von der Hand zu weisen, dass die Verallgemeinerbarkeit und Aussagekraft einer solchen qualitativen Vorge­ hensweise begrenzt ist. So teilen Befragte seltener Erfahrungen, die ihnen selbst unangenehm oder nicht richtig erscheinen. Zudem handelt es sich wohl vielfach um Beschreibungen, die stark subjektiv geprägt sind.2 Darüber hin­ aus kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Sachverständigen bei der Beantwortung der Fragen einzelne wichtige Aspekte außen vor ließen. Mit Blick auf eine möglichst zügige Bearbeitung des Befragungsbogens verzich­ teten die Experten sicherlich nicht selten auf ausführliche Darstellungen (vgl. beispielsweise die Ergebnisse der Befragten 3, 7, 8, 11 und 13). Aber auch die Untersuchung mittels einer Dokumentenanalyse hat ihre Schwächen.3 1  Dazu zählen insbesondere Objektivität (Unabhängigkeit der Ergebnisse vom Forscher), Reliabilität (Gleiche Ergebnisse bei wiederholter Überprüfung) und Validi­ tät (Verallgemeinerbarkeit der Ergebnisse) (Rack/Christophersen, in: Albers/Klapper/ Konradt/Walter/Wolf, S. 27. 2  Mengel, 1997, S. 5. 3  Damaschke, 1986, S. 13, 15; Krüper, in: Parlamentsrecht, § 38 Rn. 50; Mengel, 1997, S. 5; Tenhaef, 1992, S. 79; von Beyme, 1997, S. 242.

226

C. Zusammenfassung und Ergebnisse der Untersuchung

Neben der generellen Schwierigkeit, Einflussnahme zu messen,4 sind die Abgeordneten im Gesetzgebungsverfahren einer Vielzahl von Einflüssen ausgesetzt. Da lediglich formale Entscheidungsvorgänge protokolliert werden,5 werden Einflüsse außerhalb von Sitzungen (informelle Einflüsse) nicht festgehalten; auch wenn diese wohl zu den intensivsten Kommunikati­ onswegen zwischen Politik und Wissenschaft zählen.6 Unter dieser Prämisse ist bei Gesetzesentwurfsänderungen nie mit vollkommener Sicherheit festzu­ stellen, ob diese wegen einer Forderung der Sachverständigen, der informel­ len Einflussnahme eines außenstehenden Dritten, gesellschaftlichen Drucks oder sich ändernden politischen Lage erfolgen. Für beide Vorgehensweisen muss außerdem berücksichtigt werden, dass sämtliche methodischen Entscheidungen sowie die Datensammlung, Inter­ pretation und Datenauswertung lediglich von einer Forscherin ausgeführt wurden. Daher sind beide Untersuchungen subjektiv geprägt und es ist denk­ bar, dass andere Forscher zu abweichenden Ergebnissen gelangen könnten. Weil sowohl die Befragung wie auch die Dokumentenanalyse auf einen Zeitraum von eineinhalb Jahren (Mitte 2017 bis Ende 2018) beschränkt wur­ den, unterliegen auch die Datensammlungen Limitationen. Folglich gilt es zu berücksichtigen, dass die Untersuchung keineswegs einen Anspruch auf Voll­ ständigkeit erheben kann. Da sich mit der Untersuchung der Eindruck erhärtete, dass der Einfluss der öffentlichen Anhörung auf die Gesetzgebung derzeit nur marginal ist, wurden am Ende mögliche Verbesserungsansätze diskutiert. Die Verfasserin schlägt vor: Neben der Anfertigung einer Übersicht über die wesentlichen Ergebnisse der Stellungnahmen für die Ausschussmitglieder (), sollte eine Verlänge­ rung der Fristen zur Einreichung der Stellungnahme und eine Ausdehnung der Redezeiten () erfolgen. Außerdem müsste eine Verpflichtung des Aus­ schusses geschaffen werden, die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Hearing in der Beschlussempfehlung darzulegen (). Ungeachtet dessen kann die Anhörung keinesfalls ein Universalmittel dar­ stellen, das in den Augen von Wissenschaftlern fehlerhafte, aber politisch mehrheitlich getroffene Entscheidungen verhindern kann.7 Es handelt sich vielmehr um eine Einrichtung, die die Gesetzgebung verbessern kann, indem

4  Brohm, in: Festschrift für Ernst Forsthoff, S. 44; Stoll, in: Wissenschaftliche Politikberatung, S. 93; Voßkuhle, in: Isensee/Kirchhof, § 43 Rn. 45. 5  Mengel, 1997, S.  5 f.; Weßels, in: ZParl 1987, 285 (297). 6  Weßels, in: ZParl 1987, 285 (297). 7  Appoldt, 1971, S.  112 f.; Blum, in: Verhandlungen des fünfundsechzigsten Deutschen Juristentages, S. 107, 109; Kertai, 2014, S. 42; Tenhaef, 1992, S.  339 f.



C. Zusammenfassung und Ergebnisse der Untersuchung227

Fehlerquellen aufgedeckt werden.8 Behält man dies im Hinterkopf, kann man Broichhausen nur Recht geben, wenn er sagt, dass „(…) Anhörungen [selte­ ner stattfinden würden], [wenn] (…) [sie] nicht nötig wären.“9

8  Blum, in: Verhandlungen des fünfundsechzigsten Deutschen Juristentages, S. 109; Sobolewski/Strasser, 2018, S.  149 f.; Tenhaef, 1992, S. 326, 340. 9  Broichhausen, 1982, S. 175.

Anhang

Anhang231 Anhang 1 Beispiel einer Einladung zur öffentlichen Anhörung

232 Anhang

Anhang233

Quelle: Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz, 2017.

234 Anhang Anhang 2 Rückmeldeformular für die öffentliche Anhörung

Quelle: Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz, 2017.

Anhang235 Anhang 3 Entschädigungsantrag, Reisekostenrechnung

236 Anhang

Quelle: Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz, 2017.

Anhang237 Anhang 4 Richtlinie über die Entschädigung und Reisekostenvergütung für Sachverständige und Auskunftspersonen

238 Anhang

Quelle: Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz, 2017.

Anhang239 Anhang 5 Zahl der öffentlichen Anhörungen in den Ausschüssen Wahlperiode

Zahl der öffentlichen Anhörungen in den Ausschüssen

1. Wahlperiode 1949–1953

  0

2. Wahlperiode 1953–1957

  1

3. Wahlperiode 1957–1961

  1

4. Wahlperiode 1961–1965

  6

5. Wahlperiode 1965–1969

 58

6. Wahlperiode 1969–1972

 80

7. Wahlperiode 1972–1976

 76

8. Wahlperiode 1976–1980

 70

9. Wahlperiode 1980–1983

 51

10. Wahlperiode 1983–1987

159

11. Wahlperiode 1987–1990

235

12. Wahlperiode 1990–1994

214

13. Wahlperiode 1994–1998

215

14. Wahlperiode 1998–2002

326

15. Wahlperiode 2002–2005

219

16. Wahlperiode 2005–2009

414

17. Wahlperiode 2009–2013

566

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Feldkamp, 2011, S. 903–909; 944 f.; Ismayr, 1992, S. 478, 480; Kißler, 1976, S. 245, 334; Rausch, 1981, S. 117; Schindler, 1979, S. 250; Schüttemeyer, in: Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, Rn. 12; Sontheimer/Röhring, 1977, S. 278; Stadler, 1984, S. 188; Tenhaef, 1992, S. 91; Thaysen, 1976, S.  58 f.; Versteyl, in: Münch/Kunig, Art. 42 nach Rn. 42; von Amerongen, in: Der Bundesrat im Verfassungsgefüge der Bundesrepublik Deutschland, S. 80; von Beyme, 1997, S. 193, 239 f., 365.

240 Anhang Anhang 6 Übersicht über die Zahl der öffentlichen Anhörungen in den Ausschüssen

600 500 400 300 200 100 0

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12 13. 14. 15. 16. 17. WP WP WP WP WP WP WP WP WP WP WP WP WP WP WP WP WP

Zahl der öffentlichen Anhörungen im Ausschuss

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Feldkamp, 2011, S. 903–909, 944 f.; Ismayr, 1992, S. 478, 480; Kißler, 1976, S. 245, 334; Rausch, 1981, S. 117; Schindler, 1979, S. 250; Schüttemeyer, in: Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, Rn. 12; Sontheimer/Röhring, 1977, S. 278; Stadler, 1984, S. 188; Tenhaef, 1992, S. 91, 158; Thaysen, 1976, S.  58 f.; Versteyl, 1972, S. 147; Versteyl, in: Münch/Kunig, Art. 42 nach Rn. 42; von Amerongen, in: Der Bundesrat im Verfassungsgefüge der Bundesrepublik Deutschland, S. 80; von Beyme, 1997, S. 193, 239 f., 365; Weber, 1972, S. 194.

Anhang241 Anhang 7 Überblick über die Verteilung der Sachverständigenanhörungen in den Ausschüssen in der 12.–16. Wahlperiode 12. WP 13. WP 14. WP 15. WP 16. WP

Ge­ samt

Mittel­ wert

Wahlprüfungsausschuss

0

0

0

0

0

0

0

Immunitätsausschuss

0

0

0

0

0

0

0

Geschäftsordnungs­ ausschuss

2

1

2

2

1

8

2

Petitionsausschuss

0

0

0

0

0

0

0

Auswärtiger Ausschuss

6

3

1

1

10

21

5,2

Innenausschuss

14

11

16

11

26

78

19,5

Sportausschuss

3

3

9

4

12

31

7,75

Rechtsausschuss

36

38

46

24

66

210

52,5

Finanzausschuss

23

10

36

29

46

144

36

Haushaltsausschuss

0

3

6

4

3

16

4

Ausschuss für Wirtschaft (und Technologie/Arbeit)

10

12

13

23

24

82

20,5

Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten/ Ab 2001: Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernäh­rung und Landwirtschaft

1

3

12

17

28

61

15.25

Ausschuss für Arbeit und Sozialordnung/Ausschuss für Arbeit und Soziales

27

30

27



41

125

31,25

Verteidigungsausschuss

0

0

0

0

0

0

0

Ausschuss für Familie und Senioren/Ausschuss für Frauen und Jugend/Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

14

17

17

10

23

81

20,25

Ausschuss für Gesundheit (und Soziale Sicherung)

29

30

52

38

41

190

47,5

Ausschuss für Verkehr

3

6







9

2,25

(Fortsetzung nächste Seite)

242 Anhang (Fortsetzung Anhang 7) 12. WP 13. WP 14. WP 15. WP 16. WP

Ge­ samt

Mittel­ wert

Ausschuss für Raum­ ordnung, Bauwesen und Städtebau

5

6







11

2,75

Ausschuss für Verkehr, Bau und Wohnungswesen





13

7

13

33

8,25

Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktor­ sicherheit

10

11

9

11

15

56

14

Ausschuss für Post und Telekommunikation

5

4







9

2,25

Ausschuss für Angelegen­ heiten der neuen Länder





6





6

1,5

Ausschuss für Menschen­ rechte und humanitäre Hilfe





4

6

11

21

5,2

Ausschuss für Forschung, Technologie und Technik­ folgenabschätzung

4









4

1

Ausschuss für Bildung und Wissenschaft/Forschung und Technikfolgenabschät­ zung

12

12

10

9

16

59

14,75

Ausschuss für wirtschaft­ liche Zusammenarbeit (und Entwicklung)

7

8

11

8

13

47

11,75

Ausschuss für Fremden­ verkehr, ab 13.02.1992: Ausschuss für Fremden­ verkehr und Tourismus/ Ausschuss für Tourismus

2

5

17

5

12

41

10,25

EG-Ausschuss, ab 04.09. 1991 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

1

2

11

3

1

18

4,5

Ausschuss für Kultur und Medien





8

7

12

27

6,75

Ausschuss Treuhandanstalt (ab 22.1.1993)

0









0

0

214

215

326

219

414

1.388

277,6

Gesamt

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Feldkamp, 2011, S. 903–909.

Anhang243 Anhang 8 Überblick über die Verteilung der Sachverständigenanhörungen in den Ausschüssen in der 17. Wahlperiode Sitzungen gesamt

Sitzungen mit Sachver­ ständigen

Anzahl aller Sachverständigen

Summe der eingereichten Stellungnahmen

Anteil der Sitzungen mit Sach­ verständigen

Sachverständige pro Sitzung

Ausschuss für Arbeit und Soziales

139

45

280

524

32,4 %

2,01

Auswärtiger Ausschuss

89

7

28

36

7,9 %

0,31

Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgen­ abschätzung

108

36

144

222

33,3 %

1,33

Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

97

26

152

209

26,8 %

1,57

Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

93

8

71

91

8,6 %

0.76

Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

102

43

176

239

42,2 %

1,73

Finanzausschuss

147

70

483

1.280

47,6 %

3,29

Ausschuss für Gesundheit

119

61

524

1.274

51,3 %

4,40

Haushaltsausschuss

129

15

92

144

11,6 %

0,71

Innenausschuss

113

37

170

252

32,7 %

1,50

Ausschuss für Kultur und Medien

91

56

179

247

61,5 %

1,97

Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe

89

30

67

82

34,1 %

0,76

Rechtsausschuss

144

61

428

531

42,4 %

2,97

Sportausschuss

82

62

152

314

75,6 %

1,85

Ausschuss für Tourismus

83

42

101

127

50,6 %

1,22

(Fortsetzung nächste Seite)

244 Anhang (Fortsetzung Anhang 8) Sitzungen gesamt

Sitzungen mit Sachver­ ständigen

Anzahl aller Sachverständigen

Summe der eingereichten Stellungnahmen

Anteil der Sitzungen mit Sach­ verständigen

Sachverständige pro Sitzung

Ausschuss für Umwelt, Natur­schutz und Reaktorsicherheit

106

40

164

233

37,7

1,55

Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

110

39

136

235

35,5 %

1,24

Verteidigungs­ ausschuss

155

5

31

42

3,2 %

0,20

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie

110

52

201

290

47,3 %

1,83

Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

85

44

105

158

51,8 %

1,24

Gesamt

2.190

779

3.684

6.530

35,6 %

1,68

Mittelwert

109,6

39,0

184,2

326,5

36,7 %

1,62

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Dhungel/Linhart, in: ZParl 2014, 743 (750).

Anhang245 Anhang 9 Überblick über die internationale Verbreitung von Think Tanks

Anzahl der Think Tanks

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an McGann, 2019, S. 36.

Iran

Taiwan

Chile

Kolumbien

Spanien

Israel

Bolivien

Schweiz

Österreich

Mexiko

Niederlande

Schweden

Kanada

Südafrika

Brasilien

Japan

Italien

Russland

Frankreich

Argen�nien

Deutschland

China

Vereinigtes Königreich

USA

Indien

2000 1800 1600 1400 1200 1000 800 600 400 200 0

246 Anhang Anhang 10 Überblick über die Bundestagsausschüsse der 18. Wahlperiode Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und Geschä�sordnung Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe Ausschuss Digitale Agenda Ausschuss für Tourismus Sportausschuss Ausschuss für Kultur und Medien Ausschuss für wirtscha�liche Zusammenarbeit und Entwicklung Pe��onsausschuss Verteidigungsausschuss Ausschuss für Angelegenheiten der Europäischen Union Ausschuss für Ernährung und Landwirtscha� Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Inennausschuss Ausschuss für Gesundheit Finanzausschuss Auswär�ger Ausschuss Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur Haushaltsausschuss Ausschuss für Arbeit und Soziales Ausschuss für Wirtscha� und Energie 0

5

10

15

20

25

30

35

40

45

Anzahl der Mitglieder

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Deutscher Bundestag, Ausschüsse der 18. Wahlperiode.

50

Anhang247 Anhang 11 Überblick über die Bundestagsausschüsse der 19. Wahlperiode

Wahlprüfungsausschuss Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und Geschä�sordnung Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe

Ausschuss für Tourismus Sportausschuss Ausschuss für Kultur und Medien

Ausschuss Digitale Agenda Ausschuss für wirtscha�liche Zusammenarbeit und Geschä�sordnung Ausschuss für Bau, Wohnen, Stadtentwicklung und Kommunen Pe��onsausschuss Verteidigungsausschuss Ausschuss für Ernährung und Landwirtscha� Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ausschuss für Gesundheit Finanzausschuss Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz Haushaltsausschuss Auswär�ger Ausschuss Ausschuss für Inneres und Heimat Ausschuss für Arbeit und Soziales Ausschuss für Wirtscha� und Energie 0

10

20

30

40

50

Anzahl der Mitglieder

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Deutscher Bundestag, Die Ausschüsse des Deutschen Bundes­ tages, S. 14–22.

248 Anhang Anhang 12 Überblick über die Anzahl der geladenen Sachverständigen sowie den Umfang der eingereichten schriftlichen Stellungnahmen Anzahl der geladenen Sachverständigen

Umfang der einzelnen Stellungnahmen

Umfang der Stellung­ nahmen insgesamt

ProtokollNr. 18/120

7

Michael Bremen: Prof. Dr. Alfred Dierlamm: Jan Gericke: Prof. Dr. Martin Heger: Prof. Dr. Ina Holznagel: Markus Meißner: Dr. Peter Schneiderhan:

7 Seiten 8 Seiten 13 Seiten 7 Seiten 14 Seiten 25 Seiten 12 Seiten

86 Seiten

ProtokollNr. 18/126

7

Stefan Conen: Prof. Dr. Robert Esser: Dr. Rolf Raum: Michael Rosenthal: Prof. Dr. Arndt Sinn: Gert-Holger Willanzheimer: Andreas Kreutzer:

 9 11  5  4  9  4

Seiten Seiten Seiten Seiten Seiten Seiten –

42 Seiten

ProtokollNr. 18/133

7

Karl Greven: Prof. Dr. Jörg Kinzig: Prof. Dr. Stefan König: Andreas Maltry: Dr. jur. habil. Helmut Pollähne: Barbara Stockinger: Dirk Manzewski:

10  7  8  8 20  4

Seiten Seiten Seiten Seiten Seiten Seiten –

56 Seiten

ProtokollNr. 18/135

7

Prof. Dr. Dr. h. c. Michael Kubiciel: Dr. Dorothea Magnus LL. M.: Prof. Dr. Henning Ernst Müller: Birgitta Radermacher: Sascha Braun: Ruben Franzen: Rainer Wendt:

14 10 18  4

Seiten Seiten Seiten Seiten – – –

46 Seiten

ProtokollNr. 18/136

7

Dr. Wolfgang Beckstein: Dr. Thomas A. Bode: Erik Ohlenschlager: Martin Rubbert: Prof. Dr. Reinhold Schlothauer: Prof. Dr. em. Heinz Schöch: Prof. Dr. Torsten Verrel:

 6 17 15 10  8  5 10

Seiten Seiten Seiten Seiten Seiten Seiten Seiten

71 Seiten

ProtokollNr. 18/139

7

Dr. Axel Boetticher: Stefan Conen: Dr. Markus Löffelmann: Prof. Dr. Andreas Mosbacher: Prof. Dr. Henning Radtke: Marc Wenske: Dr. Ali B. Norouzi:

12  9 12  6 12  5

Seiten Seiten Seiten Seiten Seiten Seiten –

56 Seiten

Anhang249 Anzahl der geladenen Sachverständigen

Umfang der einzelnen Stellungnahmen

Umfang der Stellung­ nahmen insgesamt

ProtokollNr. 18/146

7

Prof. Dr. Alfred Dierlamm: Prof. Dr. Jörg Eisele: Dr. Udo Gehring: Peter Maxl: Prof. Dr. Carsten Momsen: Prof. Dr. Arndt Sinn: Rainer Spatscheck:

 6  7  2  7 16  5 24

Seiten Seiten Seiten Seiten Seiten Seiten Seiten

67 Seiten

ProtokollNr. 18/149

4

Dr. Alexander Heinze LL.M.: Prof. Dr. Wolfgang Mitsch: Dr. Ali Norouzi: Prof. Dr. A. Zimmermann, LL.M.:

 7  3  4 10

Seiten Seiten Seiten Seiten

24 Seiten

ProtokollNr. 18/152

7

Dr. Ulf Buermeyer LL.M. Columbia: 26 Seiten Michael Greven: 12 Seiten Peter Henzler: 10 Seiten Alfred Huber:   6 Seiten Dr. Matthias Krauß: 12 Seiten Linus Neumann: 21 Seiten Prof. Dr. Arndt Sinn: 12 Seiten

99 Seiten

ProtokollNr. 18/156

7

Stefan Conen: Dr. Ulrich Franke: Roswitha Müller-Piepenkötter: Prof. Gerd Neubeck: Thomas Weith: Thomas Wüppesahl: Oliver Malchow:

 3  5  4  7  6  7

Seiten Seiten Seiten Seiten Seiten Seiten –

32 Seiten

ProtokollNr. 18/157

8

Arne von Boetticher: Dr. Ulrich Franke: Rainer Fuchs: Dr. Scarlett Jansen: Prof. Dr. Henning Ernst Müller: Gül Pinar: Prof. Dr. Frank Schuster Mag. iur: Dr. Markus Schäpe:

 4  4  3  6  7 10  7

Seiten Seiten Seiten Seiten Seiten Seiten Seiten –

41 Seiten

Im Durch­ schnitt

6,8

8 Seiten Stellungnahme pro Sachverständiger

56 Seiten Stellung­ nahme pro Hearing

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Protokoll-Nr. 18/120, S. 10, 36–121; Protokoll-Nr. 18/126, 10, 31–72; Protokoll-Nr. 18/133, S. 10, 35–90; Protokoll-Nr. 18/135, S. 11, 37–82; Protokoll- Nr. 18/136, S. 9, 31–101; Protokoll-Nr. 18/139, S. 11, 41–96; Protokoll-Nr. 18/146, S. 9, 29–95; Protokoll-Nr. 18/149, S. 10, 27–50; Protokoll-Nr. 18/152, S. 9, 37–135; Protokoll-Nr. 18/156, S. 9, 30–61; Protokoll-Nr. 18/157, S. 9, 31–71.

250 Anhang Anhang 13 Anschreiben an die Sachverständigen Sehr geehrte(r) Herr/Frau _______, im Rahmen meiner Dissertation untersuche ich, ob die öffentlichen Anhörungen in den Ausschusssitzungen (§ 70 GO BT) Einfluss auf die Strafgesetzgebung haben. In diesem Zusammenhang analysiere ich nicht nur Protokolle und Druck­ sachen, sondern möchte auch eine Befragung mit den beteiligten Sachverständi­ gen durchführen. Weil Sie im Zeitraum von Mitte 2017 bis Anfang 2018 an einer solchen Anhö­ rung (Nennung der Protokoll-Nummer der beigewohnten Sitzung) teilgenommen haben, würde es mich überaus freuen,  wenn Sie folgende 5 Fragen beantworten könnten. Natürlich werden Ihre Angaben anonym verarbeitet werden. Ihre Ausführungen können gerne umfangreich sein, aber auch kurze, stichpunktartige Auskünfte reichen vollkommen aus. Sie können die Antworten einfach in den vorliegenden E-Mail-Text eintippen. Natürlich können Sie mir die Informationen aber auch telefonisch übermitteln. Hier bin ich unter 01755761710 erreichbar.  1. Halten Sie die öffentliche Anhörung für notwendig? 2. Wo liegen Ihrer Meinung nach die Probleme des Hearings? 3. Fühlen Sie sich ausreichend von den beteiligten Politikern gehört? 4. Ist das Zeitfenster angemessen, das Ihnen für die Erstellung der Stel­ lungnahme und Vorbereitung zur Sitzung eingeräumt wird? 5. Von welcher Fraktion wurden Sie eingeladen? Angesichts der aktuellen Situation1 ist mir klar, dass es schwierig sein kann, den Fragebogen in den Arbeitsalltag unterzubringen. Ihre Mithilfe würde meine Ana­ lyse aber einen großen Schritt voranbringen. Bereits wenige Stichpunkte würden mir enorm weiterhelfen. Vielen Dank im Voraus! Mit freundlichen Grüßen Jasmin Roider Quelle: Eigene Darstellung. 1  Zur Zeit der Umfrage führte die Corona-Pandemie zu zahlreichen Umstrukturie­ rungen im Arbeitsleben und Alltag vieler Menschen.

Anhang251 Anhang 14 Antworten der Sachverständigen2 Befragter 1 (1) Halten Sie die öffentliche Anhörung für notwendig? Ich halte öffentliche Anhörungen in Parlamenten grundsätzlich für notwendig und hilfreich. Der Diskurs über Gesetzesentwürfe ist meines Erachtens ein wesentli­ cher Bestandteil demokratischer Meinungsbildung. Der Sachverstand kann und muss nicht ausschließlich bei den in den Parlamenten vertretenen Fraktionen und ihren Angehörigen vorhanden sein. Vielmehr ist es notwendig, in einem geordne­ ten Verfahren die Sichtweisen Dritter einzubeziehen. Ob und inwieweit diese Sichtweisen Berücksichtigung finden, bleibt selbstverständlich den Parlamentari­ erinnen und Parlamentariern überlassen.  (2) Wo liegen Ihrer Meinung nach die Probleme des Hearings? Ich habe keine Probleme ausmachen können. (3) Fühlen Sie sich ausreichend von den beteiligten Politikern gehört? Ich habe den Eindruck gewonnen, dass ich nicht nur ausreichend, sondern sogar recht intensiv wahrgenommen wurde. Allerdings ist zu bemerken, dass es offen­ bar einen Zusammenhang zwischen der Fraktion, die den Sachverständigen be­ nennt und dessen politischer Auffassung zu geben scheint. Gelegentlich hatte ich den Eindruck, als solle der Sachverständige die politische Überzeugung der je­ weils benennenden Fraktion widerspiegeln. (4) Ist das Zeitfenster angemessen, das Ihnen für die Erstellung der Stellungnahme und Vorbereitung zur Sitzung eingeräumt wird? An diesem Zeitfenster hatte ich nichts auszusetzen. Befragter 2 (1) Halten Sie die öffentliche Anhörung für notwendig? Auf jeden Fall. Was die Politiker dort sagen oder fragen, ist zwar ziemlich unin­ teressant. Aber die anderen Stellungnahmen geben regelmäßig zusätzliche Denk­ anstöße. Außerdem wird es dokumentiert und ist deshalb später für die Auslegung der Normen durchaus von Bedeutung. (2) Wo liegen Ihrer Meinung nach die Probleme des Hearings? (Leer)

2  An dieser Stelle wurde darauf geachtet, die Anonymität der Befragten aufrecht zu erhalten. Passagen, die auf die Identität der Sachverständigen hindeuten könnten, wurden deshalb gestrichen. Telefonisch geführte Interviews werden gekennzeichnet.

252 Anhang (3) Fühlen Sie sich ausreichend von den beteiligten Politikern gehört? Die Politiker bestimmen den Umfang der Anhörung. Wird man missverstanden oder zeigt sich in einer Frage an einen anderen Sachverständigen eine Fehlvor­ stellung, kann man oft nicht spontan ergänzen (hängt vom Vorsitzenden ab). Au­ ßerdem finden die Hearings zu einem relativ späten Zeitpunkt statt, zu dem sich das reitende Personal offenbar bereits eine rechtspolitische Meinung gebildet hat. Das nun wieder hängt damit zusammen, dass die Rechtspolitiker fast aller Frak­ tionen in einem bestimmten Sinn „justizhörig“ sind: Überlegungen von der Seite der Anwälte gelten von vornherein als effizienzfeindlich. Leider kommt hinzu, dass das Interesse der Politik an sachgerechter Gesetzge­ bung immer mehr nachlässt. Eine rechtspolitische Sprecherin hat mir irgendwann einmal ganz offen gesagt, ihr gehe es nicht um die Sache, sondern um die Wäh­ lerstimmen. Und außerdem, das wissen Sie selbst, gibt es immer mehr Juristen, die zwar fleißig auf das Examen gelernt, darüber aber das Studieren vergessen haben. Mit denen sind systematische Diskussionen nicht leicht zu führen. (4) Ist das Zeitfenster angemessen, das Ihnen für die Erstellung der Stellungnahme und Vorbereitung zur Sitzung eingeräumt wird? Das schwankt. Befragter 3 (1) Halten Sie die öffentliche Anhörung für notwendig? Für notwendig vielleicht nicht, aber grundsätzlich für wünschenswert. (2) Wo liegen Ihrer Meinung nach die Probleme des Hearings? Es kommt zu spät. Die wesentlichen Entscheidungen sind zu diesem Zeitpunkt bereits getroffen. Die Sachverständigen werden nicht immer nach Kompetenz ausgesucht, sondern danach, ob sich deren Meinung mutmaßlich mit derjenigen der Partei deckt, die das Vorschlagsrecht hat. (3) Fühlen Sie sich ausreichend von den beteiligten Politikern gehört? Natürlich nicht. (4) Ist das Zeitfenster angemessen, das Ihnen für die Erstellung der Stellungnahme und Vorbereitung zur Sitzung eingeräumt wird? Nein, das ist häufig sehr knapp bemessen. Befragter 4 (1) Halten Sie die öffentliche Anhörung für notwendig? Ja, Gesetzgebungsverfahren sind oft so komplex, dass es einfach wichtig ist auch Fachleute und Interessensverbände zu Wort kommen zu lassen, um sich deren Sicht der Dinge anzuhören. Nicht selten wird hierbei auf Problematiken bei der Umsetzung hingewiesen, die nicht bedacht worden sind.

Anhang253 (2) Wo liegen Ihrer Meinung nach die Probleme des Hearings? Maßgeblich ist, wie „offen“ so eine Veranstaltung tatsächlich durchgeführt wird. Möchte man keine Veränderung am Gesetz im Gesetzgebungsverfahren, dann werden nicht selten nur Sachverständige geladen, von denen man genau weiß, dass die eigene Auffassung zu 100 % geteilt wird. (3) Fühlen Sie sich ausreichend von den beteiligten Politikern gehört? Gehört schon, aber nicht immer verstanden. (4) Ist das Zeitfenster angemessen, das Ihnen für die Erstellung der Stellungnahme und Vorbereitung zur Sitzung eingeräumt wird? Das kommt auf das Gesetzgebungsverfahren an. In meinem Fall als Sachverstän­ diger war dies unproblematisch, da ich mit dem Thema damals täglich zu tun hatte. Befragter 5 Die Befragung fand telefonisch statt und wurde unmittelbar transkribiert. (1) Halten Sie die öffentliche Anhörung für notwendig? Meine einmalige Teilnahme lässt eine Beantwortung kaum zu. Überwiegend habe ich aber den Eindruck, dass das Hearing ein reines Feigenblatt ist, das sich der Gesetzgeber zugelegt hat, weil die Meinungen schon vor der Anhörung festste­ hen. Aufgrund der Veröffentlichung der Anhörungen, können sich die Mitglieder nochmal in Pose werfen und ihre Ansichten präsentieren. (2) Wo liegen Ihrer Meinung nach die Probleme des Hearings? Politiker hören nicht mehr richtig zu, sondern achten nur auf das Zeitlimit. Das Gehörte in der Anhörung spielt im weiteren Verfahren keine Rolle. (3) Fühlen Sie sich ausreichend von den beteiligten Politikern gehört? Nein, siehe oben. Meine Erfahrung war deprimierend und ich würde meine wert­ volle Arbeitszeit nicht nochmal investieren. (4) Ist das Zeitfenster angemessen, das Ihnen für die Erstellung der Stellungnahme und Vorbereitung zur Sitzung eingeräumt wird? In meinem Fall war es ausreichend. Ich kenne aber andere Anhörungen, bei wel­ chen die Stellungnahme in mehr oder weniger 24 Stunden eingereicht werden musste. Dass die Stellungnahmen dann nicht so gehaltvoll sind, ist klar und dass sie nicht gelesen werden ebenfalls. Befragter 6 (1) Halten Sie die öffentliche Anhörung für notwendig? Ja: die öffentliche Anhörungen von Sachverständigen zu den Gesetzgebungsvor­ haben während des parlamentarischen Gesetzgebungsvorhabens sind vom Grund­ satz her zu begrüßen; Sachverständige werden nach meinem persönlichen Ein­

254 Anhang druck im Gesetzgebungsprozess gerne überhört, da dieser sehr von der Politik und Interessen potenziell Betroffener bestimmt ist. Die Anhörungen sind damit Bestandteil der parlamentarischen Willensbildung. (2) Wo liegen Ihrer Meinung nach die Probleme des Hearings? Da ich nur einmal als Sachverständiger bei einer öffentlichen Anhörung tätig war, kann ich zu etwaigen Problemen der Hearings kaum etwas sagen. Es gab sowohl zu meinem Vortrag als auch den Beiträgen der weiteren geladenen Sachverständi­ gen Rückfragen, die beantwortet wurden. Vielleicht könnte die Frage problematisiert werden, ob in den Hearings mehr Diskussion zugelassen werden sollte, und zwar zwischen dem Sachverständigen zu seinem Vortrag und den Mitgliedern des Ausschusses, aber auch unter Beteili­ gung der weiteren geladenen Sachverständigen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob dies zielführend ist: der Ablauf des Hearings ist nach seinem Zweck auszurichten, nämlich einen Beitrag zur politischen Willensbildung des jeweiligen Ausschusses zu liefern. Eine Diskussion unter den Sachverständigen hilft da nicht unbedingt weiter, dass sie an den Fragen und dem erhofften Erkenntnisgewinn, den der Ausschuss sich erhofft, vorbeigehen könnte, also „abhebt“ und den praktischen Bezug zu dem Gesetzgebungsvorhaben verliert. Die Chance ist aber, dass der Sachverständige seinen Vortrag dahin optimiert, Rückfragen zu provozieren. Das heißt aber, dass seine Aufgabe darauf gerichtet ist, gezielt Schwachstellen des Entwurfs auszumachen. Das ist aber nach meinem Verständnis ohnehin die Grundlage seiner Aufgabenstellung, nämlich eine kritische Position einzunehmen. (3) Fühlen Sie sich ausreichend von den beteiligten Politikern gehört? Ja. Das mag aber bei anderen Sachverständigen anders sein. Die Rückfragen ka­ men erkennbar von den Mitgliedern des Ausschusses, den ihrer beruflichen Tätig­ keit (Richter, Strafverteidiger) mit der Materie durchaus vertraut waren und daher auch gezielte Fragen stellen konnten. Einzig die Vertreter des für das Gesetzge­ bungsvorhaben federführenden Ministeriums taten sich (aus deren Sicht subjektiv verständlich) mit dem Verständnis der angebrachten Kritikpunkte schwerer. (4) Ist das Zeitfenster angemessen, das Ihnen für die Erstellung der Stellungnahme und Vorbereitung zur Sitzung eingeräumt wird? Ich hatte ausreichend Zeit, mich vorzubereiten. Bei größeren Gesetzgebungsvor­ haben ist dies sicher nicht ausreichend. Die schriftlich vorbereitete Stellungnahme wird ein paar Tage vorher beim Ausschuss eingereicht, damit sich seine Mitglie­ der damit befassen können. Die Redezeit für den mündlichen Vortrag, der in der Regel nur eine Zusammenfassung oder die Herausstellung weniger Punkte um­ fassen kann, beträgt 15 Minuten. Das wird anhand des Ablaufs der an der Decke hängenden großen Stoppuhr penibel gemessen. Ob man länger zu Wort kommt, hängt davon ab, ob es Rückfragen gibt. Mein Eindruck ist: wenn es Rückfragen gibt, waren die Äußerungen des Sachverständigen für den Ausschuss hilfreich.

Anhang255 Befragter 7 (1) Halten Sie die öffentliche Anhörung für notwendig? Ja.  (2) Wo liegen Ihrer Meinung nach die Probleme des Hearings? In den wenigsten Fällen wird die Öffentlichkeit auf die anstehenden Fragen rich­ tig vorbereitet, die Stellungnahmen erscheinen zu kurzfristig. Der Zeitrahmen zu kurz. (3) Fühlen Sie sich ausreichend von den beteiligten Politikern gehört? Nein. Oft hat man das Gefühl, sie wären gedanklich ganz woanders und würden da nur sitzen, weil sie das müssen.  (4) Ist das Zeitfenster angemessen, das Ihnen für die Erstellung der Stellungnahme und Vorbereitung zur Sitzung eingeräumt wird? Insbesondere zur Erstellung von Stellungnahmen viel zu kurz. Befragter 8 (1) Halten Sie die öffentliche Anhörung für notwendig? Ja. Sie ist sinnvoll, um die Politik beraten zu können. (2) Wo liegen Ihrer Meinung nach die Probleme des Hearings? Die Zeit vor Ort war etwas knapp und die Vorbereitungszeit. Die Zeit für die Eingangsstatements betrug nur 2 Minuten. Etwas mehr Zeit wäre m. E. besser, z. B. 5 Minuten. (3) Fühlen Sie sich ausreichend von den beteiligten Politikern gehört? Die Politiker waren ernsthaft interessiert an den Ansichten der Sachverständigen und fragten nach. Bei einzelnen Punkten kam es zu sehr detaillierten Nachfragen. In der späteren Bundestagsdebatte sind einzelne Stellungnahmen aufgegriffen worden. (4) Ist das Zeitfenster angemessen, das Ihnen für die Erstellung der Stellungnahme und Vorbereitung zur Sitzung eingeräumt wird? Das Zeitfenster war knapp, aber noch machbar. Eine längere Vorbereitungszeit würde aber sicherlich nicht schaden. Befragter 9 (1) Halten Sie die öffentliche Anhörung für notwendig? Ja. Jedenfalls dann, wenn diese keine reine „Formalität“ darstellt, sondern tat­ sächlich der Vermittlung von Sachwissen durch die Sachverständigen dient. Hierfür kommt die Anhörung innerhalb des Gesetzgebungsprozesses aus meiner Sicht jedoch „zu spät“ – die „politische Meinungsbildung“ ist hier bereits oftmals schon abgeschlossen.

256 Anhang (2) Wo liegen Ihrer Meinung nach die Probleme des Hearings? Siehe oben. Insbesondere der Zeitpunkt der Anhörung kommt meines Erachtens zu spät. Problematisch erscheint mir auch, dass die mündliche Anhörung in ei­ nem sehr engen Zeitrahmen stattfindet, so dass ein tatsächlicher Austausch an Argumenten und die Ergründung bestehender Probleme naturgemäß nicht erfol­ gen kann. (3) Fühlen Sie sich ausreichend von den beteiligten Politikern gehört? Ja, wobei auch hier eine kritische Anmerkung: Man kann sich oftmals des Ein­ drucks nicht erwehren, dass die einzelnen Parteien im Rechtsausschuss sich aus­ schließlich auf „ihre“, das heißt die von ihrer Partei benannten Sachverständigen konzentrieren und mit ihren Fragen diejenigen Punkte quasi „abarbeiten“, die sie von „ihren“ Sachverständigen hören wollen beziehungsweise bestätigt haben wollen. Ein ergebnisoffenes Zuhören mit dem Ziel einer Wissensvermittlung durch die Sachverständigen findet nach meinen Erfahrungen von zwei Auftritten im Rechtsausschuss oftmals nicht statt. (4) Ist das Zeitfenster angemessen, das Ihnen für die Erstellung der Stellungnahme und Vorbereitung zur Sitzung eingeräumt wird? Ja. Befragter 10 Die Befragung fand telefonisch statt und wurde unmittelbar transkribiert. (1) Halten Sie die öffentliche Anhörung für notwendig? Absolut. Ich finde, dass es ein wichtiges Instrument ist, um Expertise in das Ge­ setzgebungsverfahren hineinzubringen. Es hängt natürlich davon ab, wieviel Aufwand die Sachverständigen betreiben. Die Stellungnahmen gehen qualitativ auseinander, aber meistens machen sich die Sachverständigen viel Arbeit. Was ich nicht gut finde ist, dass die Tätigkeit pro bono funktioniert: Man steckt äu­ ßerst viel Arbeit in die Stellungnahme und Vorbereitung, obwohl man dafür nicht wirklich viel bekommt. Das führt dazu, dass viele Sachverständige nicht mehr dazu bereit sind und jüngere nachrücken müssen. Aber grundsätzlich halte ich die Anhörung für gut und notwendig. (2) Wo liegen Ihrer Meinung nach die Probleme des Hearings? Es gibt ganz verschiedene. Ich habe erlebt, dass die Stellungnahmen abgegeben werden und sich Politiker gut vorbereiten. Aber das ist nicht der Regelfall. Oft kannten die Politiker die Stellungnahmen gar nicht und waren unvorbereitet. Das ist ein Problem. Ein zweites Problem ist das sehr begrenzte Zeitfenster. Über eine große Uhr in der Mitte des Saales wird die Einhaltung der fünf Minuten für das Eingangsstate­ ment streng kontrolliert. In diesen kann man nur schwer alle seine Punkte darstel­ len. In anderen Anhörungen abseits der Strafgesetzgebung, an denen ich teilgenom­ men habe, war das nicht so. Dort nahmen bis zu 17 Sachverständige teil. Das

Anhang257





führte dazu, dass es endlos dauerte, weil es auch keine Zeitbeschränkung gab. Man sitzt dann drei/vier Stunden da, bis man überhaupt einmal an die Reihe kommt. Idealerweise hat man also eine schriftliche Stellungnahme, die vorher rezipiert wird und Timeslots für das Eingangsstatement sowie ausreichend Zeit für Nach­ fragen. Dem ganzen politischen Zuschnitt ist es geschuldet, dass Nachfragen in der Re­ gel nur von der Fraktion kommen, die den Sachverständigen beauftragt haben. Nicht immer ist das so, aber meistens. Eine offenere Diskussion wäre besser. Das derzeitige Vorgehen hängt ein bisschen damit zusammen, dass man die Meinung seiner Fraktion bestätigt haben möchte. Ich als Sachverständiger habe mich im­ mer frei gefühlt und habe auch Sachen gesagt, die ihnen nicht in den „Kram“ gepasst haben. Wenn man nur Sachverständige haben möchte, um die eigene Meinung bestätigt zu bekommen, kann man darauf verzichten. Die Anhörung muss offener ablaufen, denn nur dann hat das einen Sinn.

(3) Fühlen Sie sich ausreichend von den beteiligten Politikern gehört? Ganz unterschiedlich. Eine meiner Anhörungen hat dazu geführt, dass eine posi­ tive Bewertung darüber in den Medien erfolgte und es wurde viel am Gesetz geändert. In Bayern gibt es sehr festgefahrene politische Strukturen. Dort kann man das politisch durchsetzen, was man möchte und Kritik von Sachverständigen wird kaum berücksichtigt. Das heißt aber nicht, dass die Anhörung sinnlos ist, denn die Materialien dazu findet man online, genauso wie die Drucksachen. Da­ raus entstehen oftmals wissenschaftliche Beiträge, Aufsätze etc., sodass der Dis­ kurs nachvollziehbar wird. Das hat oft Auswirkungen über die Landesgrenzen hinaus auf andere Bundesländer und über Zeitschienen hinweg. Und wenn es die Opposition ist, die daraus Argumente gewinnen kann, gibt es für sie auch noch andere Mittel, ihre Position mit einzubringen: Die Rechtswegbeschreitung. Hierzu ist es wichtig, dass die Sachverständigen die Argumente vorher herausge­ arbeitet haben. Die Abgeordneten allein schaffen das nicht, weil sie nur eine be­ grenzte Zahl von Mitarbeitern haben, die sich in der Materie oftmals nicht aus­ kennen. Deshalb gibt es zu den Sachverständigen keine Alternative. Diese müssen die einzelnen Kritikpunkte herausarbeiten und in den politischen Diskurs einbrin­ gen. Auf welchen Weg auch immer. Tendenziell geschieht dies weniger im Ge­ setzgebungsverfahren, als im Nachgang über die gerichtliche Überprüfung. (4) Ist das Zeitfenster angemessen, das Ihnen für die Erstellung der Stellungnahme und Vorbereitung zur Sitzung eingeräumt wird? Das ist oft viel zu kurz. Es ist der Regelfall, dass man innerhalb kurzer Zeit eine Stellungnahme abgeben soll. Das, was von Bundesebene in jüngerer Zeit zur Strafgesetzgebung kam, waren äußerst umfangreiche Gesetzgebungsverfahren. Diese muss man oft in ein/zwei/drei Wochen vorbereiten. Weil man aber neben­ bei einen Beruf hat, in dem man arbeitet, ist diese kurze Zeitspanne schwer um­ setzbar. Das Zeitfenster ist ein echtes Problem.

258 Anhang Befragter 11 (1) Halten Sie die öffentliche Anhörung für notwendig? Ja, die Meinung und Auffassung von Fachleuten, die nicht in den Findungspro­ zess eingebunden waren, sondern das (vorläufige) Ergebnis lesen, kann nur hilf­ reich sein. (2) Wo liegen Ihrer Meinung nach die Probleme des Hearings? Es ist viel zu formalisiert! Auch wenn ich verstehe, dass eine solche Anhörung strukturiert werden muss, lässt dieses Setting KEINERLEI Spielraum; insbeson­ dere nicht für eine mögliche Diskussion oder Nachfrage. (3) Fühlen Sie sich ausreichend von den beteiligten Politikern gehört? Das ergibt sich aus der Antwort zu 2. Meinen Beitrag hätte man auch lesen kön­ nen. Dafür hätte ich nicht einfliegen müssen. (4) Ist das Zeitfenster angemessen, das Ihnen für die Erstellung der Stellungnahme und Vorbereitung zur Sitzung eingeräumt wird? Siehe oben zu 2. Befragter 12 (1) Halten Sie die öffentliche Anhörung für notwendig? Für notwendig halte ich a) den Einfluss von Sachverständigen und b) die öffent­ liche Debatte. Beides erfüllt die Anhörung allerdings mehr schlecht als recht. Nur selten werden Gesetzentwürfe nach der Anhörung noch nennenswert verän­ dert – sicherlich haben Sie dazu sehr viel stabilere Daten, ich habe nur einen persönlichen Eindruck. (2) Wo liegen Ihrer Meinung nach die Probleme des Hearings? Selten hat die Anhörung noch einen Einfluss auf den Gesetzgebungsprozess, weil Koalition und Opposition Sachverständige nach ihrer vermuteten Position benen­ nen. Kritische Stimmen, von der Opposition vorgeschlagen, können dann selten noch in erfolgreichen Änderungsanträgen münden, wenn diese nicht im Sinne der Koalition sind. Das Ergebnis scheint also der Idee der Ladung von Sachverstän­ digen nicht Genüge zu tun. (3) Fühlen Sie sich ausreichend von den beteiligten Politikern gehört? Nein. Das geht aber nicht nur mir so. (4) Ist das Zeitfenster angemessen, das Ihnen für die Erstellung der Stellungnahme und Vorbereitung zur Sitzung eingeräumt wird? Nein.

Anhang259 Befragter 13 (1) Halten Sie die öffentliche Anhörung für notwendig? Ja. (2) Wo liegen Ihrer Meinung nach die Probleme des Hearings? Ein Problem liegt meiner Meinung nach darin, dass die beteiligten Ausschussmit­ glieder sich ihre Meinung zum Teil schon vor der Anhörung gebildet haben, und das Ergebnis schon mehr oder weniger feststeht. (3) Fühlen Sie sich ausreichend von den beteiligten Politikern gehört? Ja. (4) Ist das Zeitfenster angemessen, das Ihnen für die Erstellung der Stellungnahme und Vorbereitung zur Sitzung eingeräumt wird? Die Vorbereitungszeit erschien in meinem Fall mit etwas weniger als zwei Wo­ chen recht kurz. Befragter 14 (1) Halten Sie die öffentliche Anhörung für notwendig? Ja, sie dient dazu, den Abgeordneten des Rechtsausschusses (als hierzu berufe­ nem Teil des Parlaments) die für die Entscheidungen der Legislative notwendige Expertise zu verschaffen (über die in den Ministerien bereits vorhandene hinaus). Häufig ergeben sich aus den schriftlichen Stellungnahmen weiterführende Hin­ weise für die rechtspolitische Diskussion. All dies wird öffentlich dokumentiert und damit auch für die interessierte (Fach-)Öffentlichkeit transparent gemacht. (2) Wo liegen Ihrer Meinung nach die Probleme des Hearings? Die Zeit ist regelmäßig zu knapp, eine Diskussion unter den Sachverständigen ist ebenso wenig vorgesehen wie Rückfragen untereinander; nicht selten werden von den Abgeordneten nur die von ihnen benannten Sachverständigen im Sinne posi­ tiver Bestätigung des eigenen rechtspolitischen Kurses abgefragt, so dass eine diskursive Erkenntniserweiterung nicht beabsichtigt scheint. Teilweise findet die Anhörung in einem Abschnitt des Gesetzgebungsverfahrens statt, in dem dieses schon soweit fortgeschritten ist (auch durch die Vorabstimmungen der beteiligten Fraktionen), dass eine tatsächliche Einflussnahme der Fachexpertise auf den Ent­ scheidungsprozess geradezu ausgeschlossen erscheint (etwa bei der letzte Anhö­ rung, an der ich beteiligt war). Ein Teil der Stellungnahmen scheint mir weniger von der Fachexpertise als eher von der rechtspolitischen Motivation bewegt zu sein. Die im Gesetzgebungsverfahren in meinem Bereich sehr wichtigen Mitar­ beiter des Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz sind in aller Regel herausragende Fachjuristen. M. E. erreicht man diese und die Vertreter im Rechtsausschuss eher mit dogmatischen Erwägungen und konkreten Alternativ­ vorschlägen (die eigentlich immer ausformuliert werden sollten) als mit den der Legislative vorbehaltenen allgemeinpolitischen Überlegungen.

260 Anhang (3) Fühlen Sie sich ausreichend von den beteiligten Politikern gehört? Siehe 2. Es gibt meiner Erfahrung nach deutliche Unterschiede zwischen den Anhörungen. Teils scheinen bestimmte Positionen so festgelegt, dass man den Eindruck hat, man hätte sich die schriftliche und mündliche Stellungnahme ei­ gentlich sparen können. Teils besteht wirkliches Interesse an den Antworten der Fachleute, die anschließend anscheinend weiter diskutiert werden und zu Ände­ rungen am ursprünglichen Entwurf führen. (4) Ist das Zeitfenster angemessen, das Ihnen für die Erstellung der Stellungnahme und Vorbereitung zur Sitzung eingeräumt wird? In aller Regel ist es zwar knapp, aber für mich zumeist ausreichend. Ein Problem liegt etwa darin, dass nicht alle Stellungnahmen rechtzeitig da sind, um in ausrei­ chendem Abstand zur Anhörung an alle verteilt werden zu können. Befragter 15 (1) Halten Sie die öffentliche Anhörung für notwendig? Ich halte eine öffentliche Anhörung mit der Einbindung von juristischen Sachver­ stand (Experten der Hochschulen, die zu dem Anhörungsgegenstand geforscht haben) sowie von praktischem Sachverstand (Experten, die mit dem Anhörungs­ gegenstand in der Praxis bereits Erfahrungen gesammelt haben) als auch die Vertreter der Verbände (welche vom Anhörungsgegenstand betroffene Interessen akzentuieren und verdeutlichen können) für notwendig und auch erforderlich. Gesetzgebung ist häufig politisch motiviert und die Politik sollte die Möglichkeit erhalten, auf möglichst breiter, idealerweise auch evidenzbasierter, Informations­ basis zu entscheiden. (2) Wo liegen Ihrer Meinung nach die Probleme des Hearings? Meiner Meinung nach kann aufgrund formellen Vorgaben (vorab schriftliche Stellungnahme; 5 minütiges Eingangsstatement; Beantwortung (nur) der an den Sachverständigen gerichteten Fragen) nicht die gesamte Breite des Wissens und der Erfahrungen der Sachverständigen ausgeschöpft werden. So kann es vorkom­ men, dass an einen Sachverständigen von den Mitgliedern des Rechtsausschusses keine Fragen gestellt werden. Selbst wenn dieser erkennt, dass er in seiner schriftlichen Stellungnahme, seinem Eingangsstatement einen Aspekt nicht deut­ lich genug herausgearbeitet oder überhaupt beantwortet hat, kann es ihm auf­ grund der formellen Vorgaben verwehrt sein, wichtige Argumente in die Diskus­ sion einzubringen. Ferner besteht die Gefahr, dass die Fragesteller (als Politiker) mit einer politi­ schen Agenda diejenigen Sachverständigen bevorzugt befragen, von denen sie sich genehme Antworten erwarten. Eine Diskussion der Sachverständigen unter­ einander ist aber wegen des Formats nicht möglich. (3) Fühlen Sie sich ausreichend von den beteiligten Politikern gehört? In meinen konkreten Fall fühlte ich mich ausreichend gehört.

Anhang261 (4) Ist das Zeitfenster angemessen, das Ihnen für die Erstellung der Stellungnahme und Vorbereitung zur Sitzung eingeräumt wird? Das Zeitfenster von 10 Tagen erscheint mir für die Erstellung einer schriftlichen Stellungnahme und inhaltlichen Vorbereitung etwas knapp, zumal man in der Regel durchaus auch mit anderen Dingen beschäftigt ist. Dabei war mein Anhö­ rungsgegenstand ein eng umgrenztes kleines strafrechtliches Thema. Allerdings mussten auch hierzu der Gesetzentwurf, die derzeitige Gesetzeslage, frühere Ge­ setzesmaterialien und Forschungsarbeiten, soweit vorliegend durchgearbeitet werden, d. h. die Vorbereitungszeit von 10 Tagen ist eigentlich zu kurz. Befragter 16 Die Befragung fand telefonisch statt und wurde unmittelbar transkribiert. (1) Halten Sie die öffentliche Anhörung für notwendig? In diesem konkreten Fall nein, aber ansonsten schon. Bei meiner Anhörung gab es bereits eine politische Vorfestlegung der Koalitio­ nen; das heißt das Ergebnis war politisch determiniert. Deshalb war es eine eher untypische Anhörung. In anderen Anhörungen hatte ich den Eindruck, dass es offener war und es darum ging, die Kenntnisse der Abgeordneten zu verbessern. (2) Wo liegen Ihrer Meinung nach die Probleme des Hearings? Oft ist schon völlig klar, was die Koalitionsabgeordneten für Positionen haben. Die Fraktionen können jeden einladen, den sie wollen. Die Sachkompetenz ist so nicht immer sichergestellt. (3) Fühlen Sie sich ausreichend von den beteiligten Politikern gehört? Ja, ich fühlte mich ausreichend gehört. Aber ich bin mir nicht sicher, ob die schriftlichen Unterlagen, die man einreicht, wirklich von allen Mitgliedern gele­ sen werden. Dabei handelt es sich aber wohl um ein strukturelles Problem. (4) Ist das Zeitfenster angemessen, das Ihnen für die Erstellung der Stellungnahme und Vorbereitung zur Sitzung eingeräumt wird? Ein ganz großes Problem ist, dass man oft viel zu wenig Zeit bekommt. Wenn es ein kleines Gesetzesvorhaben ist, ist das ok. Manchmal ist der Entwurf allerdings äußerst umfangreich und komplex und auch da hat man nur eine Woche Zeit. Es ist zwar freigestellt, ob man eine schriftliche Stellungnahme erstellt. Oft ist es aber so, dass die Komplexität es nicht angemessen erscheinen lässt, nur mündlich vorzutragen. Die Wahrnehmung im Bundestag ist wohl, dass man nicht mehr seine eigene Arbeit erledigt, die Familie stehen lässt und sich allein auf das Hearing vorberei­ tet. Das ist oft ein Problem.

262 Anhang Befragter 17 (1) Halten Sie die öffentliche Anhörung für notwendig? Ja, dringend erforderlich! Aber nicht zu solchen Bedingungen! Wenn sich da nichts ändert, sind diese Anhörungen am Ende der Gesetzgebungsverfahren reine Alibiveranstaltungen. (2) Wo liegen Ihrer Meinung nach die Probleme des Hearings? Zu viele Anhörungen an einem Tag; zu viele Sachverständige mit Begrenzung der Zeiten für den Vortrag auf 5 Minuten; es ging unter dem Druck der großen Uhr in der Mitte des Saales allein um die Einhaltung der Zeit; Verlängerungen der Redebeiträge wurden nicht gewährt; die Abgeordneten sind erkennbarerweise überhaupt nicht mit dem Thema befasst gewesen; sie haben die schriftlichen Ausführungen nicht zur Kenntnis genommen, die sie erst an den Tagen kurz vor der Anhörung verteilt bekommen haben; das konnte man aus den wenigen Nach­ fragen erkennen; noch schlimmer war die Qualität der in und nach der Anhörung gestellten inhaltlichen Fragen der Abgeordneten; sie waren von deutlicher Un­ kenntnis des gesamten Themas und der wesentlichen Details geprägt. (3) Fühlen Sie sich ausreichend von den beteiligten Politikern gehört? Überhaupt nicht; solche Anhörungen kann man sich schenken, Änderungen in den Gesetzesvorlagen werden unter dem Druck der notwendigen Abstimmungen im Bundestag und Bundesrat überhaupt nicht mehr vorgenommen. (4) Ist das Zeitfenster angemessen, das Ihnen für die Erstellung der Stellungnahme und Vorbereitung zur Sitzung eingeräumt wird? Der Auftrag für die schriftliche Stellungnahme kam erst kurz vor der Anhörung. Die Verteilung der Stellungnahme auf Seiten der Einladenden war hektisch und erfolgte nur einen Tag vor der Anhörung. Befragter 18 (1) Halten Sie die öffentliche Anhörung für notwendig? Ja, sie ist dringend geboten, da die am Gesetzgebungsverfahren beteiligten Abge­ ordneten oft nicht die differenzierte Kenntnis der praktischen Konsequenzen und der maßgeblichen wissenschaftlichen Erkenntnisse zu dem jeweiligen Thema haben. (2) Wo liegen Ihrer Meinung nach die Probleme des Hearings? Gelegentlich, aber nicht regelmäßig, wird die Rednerliste schematisch abgehan­ delt ohne vertiefte inhaltliche Auseinandersetzung und ohne Bereitschaft, sich mit konstruktiven Anregungen auseinanderzusetzen, da man auf das Votum des Mi­ nisteriums und der jeweiligen Sprecher (Obleute) aus den Fraktionen mehr ver­ traut. Oft dominieren bei der Ladung die berufsständischen Vertreter der Verbände gegenüber unabhängigen Sachverständigen, die sich in Publikationen bereits zu dem Thema geäußert haben.

Anhang263 (3) Fühlen Sie sich ausreichend von den beteiligten Politikern gehört? Ich hatte bei allen meiner Sachverständigenanhörungen den Eindruck, dass die anwesenden Abgeordneten und Regierungsvertreter meinen Ausführungen auf­ merksam und interessiert folgten. Meist ergaben sich auch Nachfragen oder Ge­ legenheit zu Repliken auf die Ausführungen anderer Sachverständiger. (4) Ist das Zeitfenster angemessen, das Ihnen für die Erstellung der Stellungnahme und Vorbereitung zur Sitzung eingeräumt wird? In der Regel ist es ausreichend (ca. 4–6 Wochen), in besonderen Fällen war es etwas kürzer. Befragter 19 (1)





Halten Sie die öffentliche Anhörung für notwendig? Die Anhörungen sind aus verschiedenen Gründen unbedingt notwendig. a) Transparenz: Wir führen seit längerem eine politische Diskussion über den Einfluss von Lob­ bygruppen auf das Gesetzgebungsverfahren. Abgeordnete werden verdächtigt, sich von „Lobbyisten“ beeinflussen zu lassen, ohne dass die Interessen erkennbar werden, die auf den politischen Prozess Einfluss nehmen. Das ist eine Wurzel der derzeit grassierenden Verschwörungstheorien. In der repräsentativen Demokratie ist nun aber die permanente Rückkopplung der Abgeordneten mit der Gesell­ schaft, mit der Wählerschaft im Wahlkreis, aber auch mit Interessenvertretern aller Art notwendig. Bei den Anhörungen findet das nicht im Hinterzimmer, sondern unter den Augen der Öffentlichkeit statt. Jeder kann die Statements nach­ lesen, jeder kann prüfen, wer wen was warum gefragt hat. b)  Legitimität durch Verfahren Ein geordnetes Anhörungsverfahren unter Einbindung auch der Stimmen der Opposition ist entscheidend für die Legitimierbarkeit der Entscheidungen. Legiti­ mität vermittelt sich in der Demokratie über Verfahren. Der Volksmund sagt: „Allen Menschen Recht getan ist eine Kunst die niemand kann.“ Aber wer am Ende überstimmt wird, muss vorher mindestens einmal vernünftig angehört wor­ den sein. c)  Das Strucksche Gesetz Die Abgeordneten sind, zumal im Rechtsauschuss „rechtspolitische Zehnkämp­ fer“, die zu einer Vielzahl von Themen ihr Votum abgeben sollen. Praktische Erfahrung in allen Bereichen können sie nicht haben. Die Anhörung dient der Selbstkorrektur der Abgeordneten und der Kontrolle der manchmal abgehoben wirkenden Ministerialbürokratie, vor allem wenn Praktikerinnen und Praktiker zu Wort kommen. Dass dies funktioniert, beweist das nach unserem verstorbenen Verteidigungsminister benannte Strucksche Gesetz: „Kein Gesetzesentwurf ver­ lässt den Bundestag so, wie er hereingekommen ist.“

(2) Wo liegen Ihrer Meinung nach die Probleme des Hearings? a) Zeitnot Ein Problem ist das sehr straffe Zeitmanagement. Ich hatte große Probleme, mein Statement in die zur Verfügung stehenden, wenigen Minuten „hineinzuquet­

264 Anhang schen“. Ich habe den Redetext vorher stundenlang überarbeitet, mit Stoppuhr geprobt und gekürzt. Trotzdem war es am Ende eine Minute zu viel. Ich habe das als sehr stressig empfunden.

b)  Ideologische Grabenkämpfe Problematisch sind die Anhörungen immer dann, wenn sich die Fraktionen be­ reits im Vorfeld auf widerstreitende ideologische Positionen festgelegt haben. Dann neigen sie dazu, Sachverständige vorzuschlagen, die die bereits gefundene Position nur noch rhetorisch „abfeiern“. Damit wird die Anhörung sinnlos. Ich hatte das Glück, zu einer Materie angehört zu werden, bei der Regelungsbedarf unstreitig und der Gesetzentwurf der Bundesregierung besonders sorgfältig unter Einbindung vieler Praktikerinnen und Praktiker erstellt worden war. Es ging am Ende nur noch um die „Feinsteuerung“ einer sehr komplexen Rechtsmaterie. Ich habe den Eindruck gewonnen, das dies sachlich und mit großer Sorgfalt im Aus­ schuss durchgeführt wurde. Zentraler Vorteil dürfte gewesen sein, dass das Ganze zu kompliziert war, um die Medien zu interessieren. Deshalb wurde nicht künst­ lich polarisiert. Wichtig war es trotzdem!

(3) Fühlen Sie sich ausreichend von den beteiligten Politikern gehört?

Ganz kurze Antwort: Ja! Niemand kann erwarten, dass er in einem solchen Ver­ fahren mit allen seinen Wünschen durchkommt.

(4) Ist das Zeitfenster angemessen, das Ihnen für die Erstellung der Stellungnahme und Vorbereitung zur Sitzung eingeräumt wird?

Bei mir war das der Fall, weil ich schon vorher seit Monaten mit der Materie befasst war und ziemlich genau wusste, welche Inhalte ich vermitteln wollte. Schwierig ist es, wenn der Auftrag einen Sachverständigen erreicht, der sich erst einmal mit dem Gesetzentwurf genauer vertraut machen muss. Dann ist die Zeit sehr knapp und man muss buchstäblich „alles stehen und liegenlassen“, um sich vorzubereiten.

Befragter 20 (1) Halten Sie die öffentliche Anhörung für notwendig?

Die Anhörung von Sachverständigen in den Fachausschüssen der Parlamente ist ein sehr übliches, im Rahmen der politischen Meinungsbildung m. E. wichtiges Instrument, um die Bewertung des jeweiligen gesetzgeberischen Vorhabens durch Praktiker aus dem betroffenen beruflichen Umfeld, durch die Wissenschaft sowie ggf. durch sonstige Betroffene zu Gehör zu bringen und bei den weiteren Bera­ tungen ggf. zu berücksichtigen. Im Unterschied zu schriftlichen Umfragen, die im Rahmen von Gesetzgebungsinitiativen bei den Verwaltungen des Bundes und der Länder, den betroffenen Verbänden und Institutionen regelmäßig auch durch­ geführt werden, bietet die Anhörung im Parlamentsausschuss die Möglichkeit, Fragen zu stellen und ergänzende Erläuterungen oder Bewertungen einzuholen.

(2) Wo liegen Ihrer Meinung nach die Probleme des Hearings?

Eine besondere Problemlage bei der Durchführung von Sachverständigenanhö­ rungen sehe ich nicht. Freilich ist damit ein gewisser Aufwand an Zeit für Vorbe­

Anhang265 reitung und Durchführung und insoweit auch an Mitteln erforderlich; dies er­ scheint mir jedoch durchaus im Verhältnis zu den mit der Anhörung verbundenen Erkenntnismöglichkeiten. Die Anhörung lebt von der Vielfalt der in den State­ ments und den Befragungen zu Tage tretenden Einsichten und Bewertungen. Ihre Qualität wird daher auch durch die Auswahl der anzuhörenden Sachverständigen bestimmt; dies aber ist m. E. kein zu beklagendes Problem, sondern vielmehr Gegenstand und Chance der parlamentarischen Gestaltung. (3) Fühlen Sie sich ausreichend von den beteiligten Politikern gehört? Ja. (4) Ist das Zeitfenster angemessen, das Ihnen für die Erstellung der Stellungnahme und Vorbereitung zur Sitzung eingeräumt wird?

Ich habe keine präzise Erinnerung mehr an den Zeitpunkt der Einladung. Es be­ stand jedoch ohne Zweifel für mich hinreichend Zeit, um ein schriftliches State­ ment, aber auch den mündlichen Vortrag vorzubereiten. Die Anhörung betraf unmittelbare Gegenstände meiner beruflichen Aufgaben.

Befragter 21 (1) Halten Sie die öffentliche Anhörung für notwendig?

Ja, denn zumindest kommt ja ein Entwurf aus der Ministerialverwaltung, der also eher technisch vorbereitet ist; die Diskussion im Bundestag dient dann der politi­ schen Darstellung. Eine wirkliche inhaltliche Diskussion der Abgeordneten über das von Ihnen danach zu beschließende Gesetz und seine Risiken und Nebenwir­ kungen mittels dazu berufenen Sachverständigen findet in der Anhörung statt. Das soll die Öffentlichkeit durchaus mitverfolgen, damit sie beurteilen kann, was das Gesetz leisten kann und soll und welche Aspekte dafür bzw. dagegen streiten.

(2) Wo liegen Ihrer Meinung nach die Probleme des Hearings?

Ein Problem ist die Zeitaufteilung nach Fraktionsstärke bei den Nachfragen.

(3) Fühlen Sie sich ausreichend von den beteiligten Politikern gehört?

Ja, eigentlich schon. Vor allem wenn es um technische Details geht, die in der Praxis dann doch erhebliche Auswirkungen haben können (zum Beispiel soll man wirklich auch die neue TB-Alternative bereits im Versuch strafbar stellen?). Bei den Grundentscheidungen gibt es ja bereits zuvor meist Klarheit. Manche Fragen werden dann nur noch zur Bestätigung des beabsichtigten Ergebnisses gestellt.

(4) Ist das Zeitfenster angemessen, das Ihnen für die Erstellung der Stellungnahme und Vorbereitung zur Sitzung eingeräumt wird?

Die Zeit für die Stellungnahme bei der Anhörung ist recht kurz, aber man kann schon ein, zwei wichtige Aspekte machen. Hier spielt natürlich auch die Reihen­ folge bei der Anhörung (nach ABC der Namen) eine Rolle, denn man muss ja nicht en detail wiederholen, was der Vorredner gesagt hat. Mit meinem Namen komme ich meist nicht an erster Stelle und kann mich dann – wenn davor schon etwas gesagt worden ist – auf Abweichungen oder Ergänzungen konzentrieren, so

266 Anhang dass die Zeit nicht allzu knapp ist. Für die Vorbereitung der Stellungnahme ist die Zeit meist recht knapp, aber umgekehrt kann man ein Gesetzgebungsverfahren natürlich meist auch nicht extrem in die Länge ziehen. Befragter 22 (1) Halten Sie die öffentliche Anhörung für notwendig?

Die öffentliche Anhörung gemäß § 70 Geschäftsordnung des Deutschen Bundes­ tages (GO BT) sehe ich als bedeutsames Instrument einer geordneten, auf Sach­ kunde und Meinungsvielfalt gegründeten parlamentarischen Arbeit, insbesondere im Zuge von Gesetzgebungsverfahren an. Sie bietet die Gewähr, mindestens die Chance, von politischen Entscheidungen, insbesondere bei der Gesetzgebung, die von den Sachverständigen schriftlich und mündlich vermittelten Faktendarstel­ lungen, den tatsächlichen Bedarf, angestrebte oder zu vermeidende Wirkungen erheben, ggf. durch Befragung vertiefen und in die Willensbildung der Abgeord­ neten einfließen lassen zu können.

(2) Wo liegen Ihrer Meinung nach die Probleme des Hearings?

Mir sind im Vorfeld und im Termin meiner Anhörung keine Probleme bekannt oder bewusst geworden. Sie entsprach im Wesentlichen den mir bekannten for­ malen Abläufen und Verhaltensweisen der Abgeordneten.

(3) Fühlen Sie sich ausreichend von den beteiligten Politikern gehört?

Sowohl beim Eingangsstatement wie auch bei der Beantwortung der Fragen der Abgeordneten konnte ich, sicherlich komprimiert, die Positionen und Botschaften platzieren. Von daher fühlte ich mich ausreichend gehört.

(4) Ist das Zeitfenster angemessen, das Ihnen für die Erstellung der Stellungnahme und Vorbereitung zur Sitzung eingeräumt wird?

Mein Amt unterhält einen Arbeitsbereich, der sich fortlaufend mit rechtspoliti­ schen Angelegenheiten befasst, damit auch mit den Themen der hier gegenständ­ lichen Anhörung. Auf dessen Arbeitsergebnisse und Unterstützung konnte ich für die Erstellung der Stellungnahme und zur Vorbereitung auf die Sitzung zurück­ greifen, sodass das Zeitfenster dafür ausreichend war.

Befragter 23 (1) Halten Sie die öffentliche Anhörung für notwendig?

Im Prinzip ja. Allerdings sind Anhörungen im Bundestag in der Regel ohne Ef­ fekt, weil die Entscheidung bereits vor der Anhörung getroffen wurde, und keine Bereitschaft besteht, sich inhaltlich mit Argumenten auseinanderzusetzen. So ba­ siert das vorliegende Gesetz auf der Lobbyarbeit der Polizei, ohne Rücksicht auf die Risiken, die damit für die Zukunft der Demokratie verbunden sind.



Dementsprechend bestand Diskussionsbedarf gerade und vor allem im Verhältnis dieser Interessensgruppen untereinander. Wäre eine solche Diskussion möglich, hätte man möglicherweise ernsthaft nach Alternativen suchen können, die weni­ ger demokratiegefährdend dem Ansinnen hätten Rechnung tragen können. Dazu wäre wohl Mediation ein geeignetes Mittel.

Anhang267 (2) Wo liegen Ihrer Meinung nach die Probleme des Hearings?

Ein Manko solcher Hearings liegt dementsprechend darin, dass eine Diskussion der Sachverständigen untereinander nicht möglich ist, sondern dass es immer nur Fragen und Antworten gegenüber den Abgeordneten gibt. Dadurch können die wirklichen Probleme oft schon gar nicht adäquat dargestellt werden. Ob sich das anders organisieren ließe, weiß ich nicht. Vielleicht, wie gesagt, durch Mediation, mit dem Nachteil, dass dies, will man sie ernsthaft betreiben, der ebenfalls wün­ schenswerten Transparenz entgegenstände. Nur ist die bei Lobbyarbeit natürlich auch nicht vorhanden. Wenn, dann müsste eine Beteiligung anderer Interessen­ gruppen jedenfalls zu einem früheren Zeitpunkt erfolgen. Ein Gesetzgebungsver­ fahren, das von einer Interessengruppe angestoßen und dann in einen Entwurf gegossen wird, an dem erst dann Einwände erhoben werden können, wenn der bereits so abgestimmt ist, kann die erforderliche gesellschaftliche Auseinander­ setzung nicht leisten.

(3) Fühlen Sie sich ausreichend von den beteiligten Politikern gehört?

Politiker hören das, was sie hören wollen. Die Frage lässt sich insofern mit ja und nein beantworten. Die einladende Fraktion hat in der vorliegenden Anhörung die von mir provozierte Nachfrage gestellt – und mir dadurch das zusätzliche Zeit­ fenster eingeräumt, um das ich quasi gebeten hatte.



Für die regierende Koalition handelte es sich bei dieser Anhörung um eine reine Alibiveranstaltung. Enttäuscht war ich insofern, als ich mir zumindest eine Auf­ weichung des starren Mindeststrafrahmens erhofft hatte.

(4) Ist das Zeitfenster angemessen, das Ihnen für die Erstellung der Stellungnahme und Vorbereitung zur Sitzung eingeräumt wird?

Das ist eine Frage der eigenen Priorisierung und der eigenen Expertise. Anfragen an Vertreter eines Berufsverbandes beruhen regelmäßig auf vorangehenden Stel­ lungnahmen zu Gesetzentwürfen. Das ist mit Einarbeitungszeit verbunden. Da gibt es je nach dem politischen Druck mal mehr, mal so gut wie gar keine Zeit. Zu vielen Gesetzentwürfen im Zusammenhang mit der sogenannten Flüchtlings­ krisen gab es Stellungnahmefristen, die nach Stunden bemessen waren, und die von vielen beteiligten Verbänden dementsprechend nur dahingehend beantwortet wurden, dass eine solche Fristsetzung ihre gesetzlich vorgesehene Beteiligung zur Farce werden lässt.

Befragter 24 Die Befragung fand telefonisch statt und wurde unmittelbar transkribiert. (1) Halten Sie die öffentliche Anhörung für notwendig?

Ja. Unabhängig von ihrer Effektivität ist sie wichtig und förderlich, weil sie ver­ öffentlicht wird. Auf diese Weise werden die Argumente zumindest archiviert.

(2) Wo liegen Ihrer Meinung nach die Probleme des Hearings?

Bei meinen ersten Anhörungen hatte ich den Eindruck, dass nur wenige kompe­ tente Sachverständige teilnahmen. Ein anderes Hauptproblem ist, dass die Zeit

268 Anhang vollkommen statisch ist, also unabhängig davon wie komplex die Gesetzesmate­ rie ist. Es wäre besser, sich mehr Zeit für komplexere und umfangreiche Gesetz­ entwürfe zu nehmen beziehungsweise in solchen Fällen auf ein schriftliches Verfahren auszuweichen. Ein weiteres Problem liegt in der relativ politisch fest­ gelegten Choreographie. Die Partei, die den Sachverständigen nominiert, bom­ bardiert „ihren“ Sachverständigen zuerst mit Fragen, damit sie sich in ihrem Sinne präsentieren können. Aber auch aus Höflichkeit, damit ihr eigener Sachver­ ständiger nicht untergeht. Dies lockert sich erst in der zweiten Fragerunde. Hier werden auch andere gefragt.

Parlamentarisch gesehen wäre es aber besser, wenn man sich mehr den Gegenar­ gumenten widmen würde als den eigenen. Dann wäre die Diskussion viel leben­ diger.

(3) Fühlen Sie sich ausreichend von den beteiligten Politikern gehört?

Das fällt schwer zu sagen, das hängt von den Personen ab. Die Politiker haben selbst ein Problem mit dem Format. Man kann ihnen nicht vorwerfen, dass sie die Sachverständigen nicht länger anhören, weil sie selbst im Korsett des Verfah­ rens gefangen sind. Redet man mit den Politikern außerhalb der Anhörung fällt auf, dass diese strukturell überfordert sind: Sie können sich den Themen nicht in der Tiefe widmen, wie sie es sich wünschen würden. Ich möchte die Frage nicht mit Nein beantworten. Aber der fachliche Austausch ist aufgrund des Formats zu dünn.

(4) Ist das Zeitfenster angemessen, das Ihnen für die Erstellung der Stellungnahme und Vorbereitung zur Sitzung eingeräumt wird?

Kann man so pauschal nicht sagen. Manchmal hat man mehrere Wochen Vorlauf, manchmal nur ein paar Tage. Das Zeitfenster ist also nicht immer angemessen. Dazu kommt die Komplexität des Themas.

Befragter 25 (1) Halten Sie die öffentliche Anhörung für notwendig?

Ja. Ich wurde wohl benannt, weil ich im Rahmen der Anhörung der Praxis eine Stellungnahme abgegeben hatte und es sich nach meinem Eindruck um ein Thema handelte, zu dem vielleicht nicht alle angehörten Praxisvertreter sich ge­ äußert hatten. Die anderen Sachverständigen waren Professoren und Interessen­ vertreter. Ich denke, dass ein Forum, in dem Interessenvertreter ausführlich argu­ mentieren können, unter der Kontrolle der Öffentlichkeit stehen sollte.

(2) Wo liegen Ihrer Meinung nach die Probleme des Hearings?

Es gab zu wenig Fragen. Es war mir nicht klar, weshalb ich benannt war und was die Abgeordneten eigentlich wissen wollten. Diejenigen, die den Gesetzentwurf geschrieben haben, also die Beamten des Justizministeriums, waren zwar hochka­ rätig anwesend, hatten aber wohl kein Rederecht und wurden auch nicht von den Abgeordneten gefragt oder konsultiert. Die Abgeordneten, gering an der Zahl, interessierten sich größtenteils passiv, d. h. stellten keine Fragen. Der Vorsitzende nahm eine eher formell moderierende Rolle ein. So entstand bei mir der Ein­

Anhang269 druck, dass es keine fachliche Diskussionsführung gab, vielleicht weil alles schon vorher in anderen Gremien diskutiert worden war. Kurz vorher wurde ich telefo­ nisch noch darauf hingewiesen, dass ich auf bestimmte Fragen vorbereitet sein soll. Mein schriftliches Gutachten hatte ich zu dem Zeitpunkt schon abgegeben. Diese Fragen kamen aber dann nicht. (3) Fühlen Sie sich ausreichend von den beteiligten Politikern gehört? Nein. (4) Ist das Zeitfenster angemessen, das Ihnen für die Erstellung der Stellungnahme und Vorbereitung zur Sitzung eingeräumt wird? Ja. Befragter 26 (1) Halten Sie die öffentliche Anhörung für notwendig? Ja, sie kann wichtige fachliche Expertise in die politische Debatte einbringen. (2) Wo liegen Ihrer Meinung nach die Probleme des Hearings? Ein teilweise extremes Übergewicht der Sachverständigen, die von den regie­ rungstragenden Fraktionen benannt werden, führt zu langweiligen, mitunter selbstreferenziellen Debatten. Zeitdruck – der meist hausgemacht ist – kann dazu führen, dass die Anhörung eher absolviert wird, als sie als wichtiges Element guter Gesetzgebung anzusehen und wirklich offen zu sein für Anregungen aus der Anhörung. (3) Fühlen Sie sich ausreichend von den beteiligten Politikern gehört? Das variiert sehr stark von Anhörung zu Anhörung. (4) Ist das Zeitfenster angemessen, das Ihnen für die Erstellung der Stellungnahme und Vorbereitung zur Sitzung eingeräumt wird? Das variiert sehr stark von Anhörung zu Anhörung. Selbst wenn die Zeit aus­ reicht, so ist die Vergütung so miserabel, dass sich eine ausführliche Analyse oft aus wirtschaftlichen Gründen verbietet. Die Vergütung sollte dringend von der bisherigen Pauschale von 150 Euro (für die man je nach Beruf rechnerisch nur ein paar Minuten arbeiten kann) auf den für Sachverständige in gerichtlichen Verfahren üblichen Stundensatz umgestellt werden. Damit wäre die Qualität der Stellungnahmen drastisch zu steigern. Befragter 27 (1) Halten Sie die öffentliche Anhörung für notwendig? Öffentliche Anhörungen sind sinnvoll, denn dort können z. B. Praktikermeinun­ gen und -erfahrungen den Abgeordneten aus erster Hand nahegebracht werden und die Abgeordneten können ganz konkret und unverblümt Antworten erhalten, die nicht über den Dienstweg „geglättet“ worden sind.

270 Anhang (2) Wo liegen Ihrer Meinung nach die Probleme des Hearings? Die Sachverständigen werden von den Fraktionen benannt. Dabei werden wohl meist Sachverständige gesucht, die die bereits vorher gefasste eigene Meinung bzw. Richtung unterstützen. Ich denke, dass der Zweck von öffentlichen Anhörungen vor allem dann erreicht wird, wenn es nicht um hochpolitische, ideologische Grundfragen, sondern mehr um sachliche Einzelfragen, konkrete Auswirkungen auf die justizielle Praxis und einzelne Verbesserungsmöglichkeiten bzgl. eines Gesetzentwurfs geht. Wenn die Sachverständigen aufgrund ihrer Auswahl in hochpolitischen Fragen lediglich die bereits vorgefasste Meinung der Fraktion, die sie benannt hat, aus eigener Über­ zeugung sachverständig unterstützen, sehe ich keinen Mehrwert. (3) Fühlen Sie sich ausreichend von den beteiligten Politikern gehört? Insgesamt fühlte ich mich sehr gut gehört. Etliche meiner Vorschläge und Kern­ botschaften wurden im weiteren Gesetzgebungsverfahren aufgenommen und be­ rücksichtigt. (4) Ist das Zeitfenster angemessen, das Ihnen für die Erstellung der Stellungnahme und Vorbereitung zur Sitzung eingeräumt wird? Das Zeitfenster war ausreichend. Befragter 28 (1) Halten Sie die öffentliche Anhörung für notwendig? Die öffentliche Anhörung ist ein wichtiges Instrument, um den Bundestagsabge­ ordneten als Entscheider externen Sachverstand zur Verfügung zu stellen. (2) Wo liegen Ihrer Meinung nach die Probleme des Hearings? Die begrenzte Zeit – was aber angesichts der Fülle von Gesetzgebungsverfahren auch erklärlich ist. (3) Fühlen Sie sich ausreichend von den beteiligten Politikern gehört? In meinem Fall wurden die Regularien, die bei der Anhörung gelten, von der Sitzungsleitung sichergestellt. Insoweit konnten wir unsere Argumente vortragen. Eine andere Sache ist, ob diese aufgegriffen werden; dies war in dem Gesetzge­ bungsverfahren leider nur sehr begrenzt der Fall. (4) Ist das Zeitfenster angemessen, das Ihnen für die Erstellung der Stellungnahme und Vorbereitung zur Sitzung eingeräumt wird? Dies ist von Fall zu Fall unterschiedlich. In der Regel ist die Zeit aber ausrei­ chend. Berücksichtigen muss man, dass die Einbindung der Sachverständigen tendenziell am Ende des Gesetzgebungsverfahrens erfolgt, so dass die Sachver­ ständigen „im Thema sind“.

Anhang271 Befragter 29 (1) Halten Sie die öffentliche Anhörung für notwendig?

Meinem Eindruck nach hat sie sehr viel weniger Einfluss auf die gesetzgeberi­ sche Entscheidung, als es nach außen den Anschein hat. Siehe auch Frage 3.

(2) Wo liegen Ihrer Meinung nach die Probleme des Hearings?

Unzureichende Vorbereitung /unzureichendes Interesse eines nicht unerheblichen Teils der Abgeordneten; auch einzelne Experten hätten sorgfältiger vorbereitet sein können.

(3) Fühlen Sie sich ausreichend von den beteiligten Politikern gehört?

Nur von einem kleineren Teil der Abgeordneten. Zum Teil wurden Fragen ge­ stellt, die das Thema, vorsichtig ausgedrückt, nicht recht vorangebracht haben. Von den meisten Abgeordneten kamen aber gar keine Fragen. Im konkreten Hea­ ring war auffällig, dass die Abgeordneten einem untergeordneten, aus einhelliger Expertensicht unwichtigen und eigentlich gar nicht zum Thema gehörenden Punkt im Vergleich zu den geplanten wichtigen StPO-Änderungen unverhältnis­ mäßig viel Aufmerksamkeit gewidmet haben.

(4) Ist das Zeitfenster angemessen, das Ihnen für die Erstellung der Stellungnahme und Vorbereitung zur Sitzung eingeräumt wird? Ja. Befragter 30 (1) Halten Sie die öffentliche Anhörung für notwendig?

Im Grundsatz ja. Die Anhörung dient zur Transparenz des Gesetzgebungsvorha­ bens und sorgt dafür, dass der (Medien-)Öffentlichkeit auch die Standpunkte der beteiligten Experten im jeweiligen Fach bekannt gemacht werden können.



Nicht jeder Verband reicht schließlich eigeninitiativ schriftliche Stellungnahmen ein. Auch kann bei einer mündlichen Erörterung im Rahmen einer Diskussion besser mitunter mit Hilfe von Beispielen aus der Praxis verständlich gemacht werden, wie sich eine Regelung auswirken kann bzw. welche Defizite die derzei­ tige Rechtslage aufweist. Aber all das ist mehr meine idealtypische Hoffnung über den Sinn der Anhörung.

(2) Wo liegen Ihrer Meinung nach die Probleme des Hearings?

Die Probleme beginnen meines Erachtens bereits bei der Auswahl der Sachver­ ständigen bzw. der beteiligten Verbände. Sie sind vom jeweiligen Interesse der Koalitionspartei bzw. der Opposition geleitet.



Es wird nicht danach gefragt, welche Sachverständige können sinnvollerweise etwas zu dem Gesetz sagen, sondern welche Positionen eigenen sich besonders, um das Gesetzesvorhaben zu bestärken oder zu diskreditieren. Dementsprechend laufen auch die Befragungen in der Praxis ab. Jede Seite fragt nur „ihre“ Sach­ verständige, um sich im bereits vorgefassten Standpunkt bestätigen zu lassen. Man nimmt die Anhörung nicht zum Anlass, um sich mit einer gegenläufigen

272 Anhang



Position auseinanderzusetzen oder konstruktive Kritik am Vorhaben ernst zu nehmen. In der Praxis bleibt für mich der schale Beigeschmack, nur als Feigenblatt zu fungieren. Gelegentlich geschieht es sogar, dass die Sachverständigen mit den Abgeordneten, die sie benannt haben, im Vorfeld auch schon absprechen, welche Fragen ihnen gestellt werden sollen, um Stoff, der nicht im Eingangsstatement dargelegt werden konnte, auf diese Weise einzubringen. Mit einem offenen Dia­ log hat das wenig zu tun.

(3) Fühlen Sie sich ausreichend von den beteiligten Politikern gehört? Die Antwort sollte sich aus Nr. 2 ergeben. Ich fühle mich von jenen Politikern gehört, die mich als Sachverständigen benannt haben, aber nicht von denen, die von Anfang an einen anderen Standpunkt vertreten haben. In den Anhörungen merkt man zuweilen auch, dass schriftliche Statements nicht wirklich gelesen worden sind und mehrere Abgeordnete mit ihren Smartphones beschäftigt sind als damit, den Sachverständigen zu folgen. Besonders frustrierend ist dies dann, wenn, wie das zuletzt beim StPO-Moderni­ sierungsgesetz der Fall gewesen ist, alle Sachverständigen konstruktive Verbesse­ rungsvorschläge äußern, auch diejenigen, die von den Parteien der Regierungspo­ sition genannt worden sind, der Ausschuss aber bereits nach wenigen Tagen zu­ sammentritt, um seine Empfehlungen zu fassen. (4) Ist das Zeitfenster angemessen, das Ihnen für die Erstellung der Stellungnahme und Vorbereitung zur Sitzung eingeräumt wird? Das kommt darauf an und variiert auch von Fall zu Fall. Manchmal wird man relativ kurzfristig benannt. Da reicht die Zeit nicht aus. Aber auch daraus kann man sich bereits denken, welches Interesse dem eigenen Standpunkt entgegenge­ bracht wird. Quelle: Eigene Darstellung.

Anhang273 Anhang 15 Überblick zu den wichtigsten Gesetzesänderungen durch den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Strafgesetzbuches – Stärkung des Schutzes von Vollstreckungsbeamten und Rettungskräften (BT-Drs. 18/11161) „§ 113 StGB: Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte“ • In Absatz 1 werden die Wörter „oder ihn dabei tätlich angreift“ gestrichen. • Absatz 2 Satz 2 wird wie folgt geändert: ‒ In Nummer 1 wird „um diese oder dieses bei der Tat zu verwenden, oder“ ge­ strichen. ‒ Folgende Nummer 3 wird angefügt: „3. die Tat mit einem anderen Beteiligten gemeinschaftlich begangen wird.“ „§ 114 StGB: Tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte (1)  Wer einen Amtsträger oder Soldaten der Bundeswehr, der zur Vollstreckung von Gesetzen, Rechtsverordnungen, Urteilen, Gerichtsbeschlüssen oder Verfügungen beru­ fen ist, bei einer Diensthandlung tätlich angreift, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft. (2)  § 113 Absatz 2 gilt entsprechend. (3)  § 113 Absatz 3 und 4 gilt entsprechend, wenn die Diensthandlung eine Vollstre­ ckungshandlung im Sinne des § 113 Absatz 1 ist.“ „§ 115 StGB: Widerstand gegen oder tätlicher Angriff auf Personen, die Vollstre­ ckungsbeamten gleichstehen (1) Zum Schutz von Personen, die die Rechte und Pflichten eines Polizeibeamten haben oder Ermittlungspersonen der Staatsanwaltschaft sind, ohne Amtsträger zu sein, gelten die §§ 113 und 114 entsprechend. (2)  Zum Schutz von Personen, die zur Unterstützung bei der Diensthandlung hinzu­ gezogen sind, gelten die §§ 113 und 114 entsprechend. (3)  Nach § 113 wird auch bestraft, wer bei Unglücksfällen, gemeiner Gefahr oder Not Hilfeleistende der Feuerwehr, des Katastrophenschutzes oder eines Rettungsdienstes durch Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt behindert. Nach § 114 wird bestraft, wer die Hilfeleistenden in diesen Situationen tätlich angreift.“ „§ 125 StGB: Landfriedensbruch“ • In Absatz 1 in dem Satzteil nach Nummer 2 werden nach dem Wort „bestraft“ die Wörter „wenn die Tat nicht in anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist“ gestrichen. • Dem Absatz  2 wird folgender Satz angefügt: „Dies gilt auch in Fällen des § 114, wenn die Diensthandlung eine Vollstreckungshandlung im Sinne des § 113 Ab­ satz 1 ist.“ „§ 125a StGB: Besonders schwerer Fall des Landfriedensbruchs“ In § 125a Satz 2 Nummer 2 werden die Wörter „um diese oder dieses bei der Tat zu verwenden,“ gestrichen. Quelle: BT-Drs. 18/11161, S.  5 f.

274 Anhang Anhang 16 Übersicht zu den wichtigsten vorgeschlagenen Änderungen des Ausschusses im Rahmen der Beschlussempfehlung betreffend das Gesetz zur Stärkung des Schutzes von Vollstreckungsbeamten und Rettungskräften (BT-Drs. 18/11161) „§ 323c: Unterlassene Hilfeleistung; Behinderung von hilfeleistenden Personen (…) (2)  Ebenso wird bestraft, wer in diesen Situationen eine Person behindert, die einem Dritten Hilfe leistet oder leisten will.“ Quelle: BT-Drs. 18/11161, S.  5 f.

Anhang275 Anhang 17 Übersicht zu dem in Folgenden verwendetem Farbschema Umsetzung entsprechend der Vorschläge des Sachverständigen:

Quelle: Eigene Darstellung.

Umsetzung entgegen der Ratschläge des Experten:

Veränderung des Entwurfs entsprechend der Empfehlungen

276 Anhang Anhang 18 Übersicht zu den Positionen der einzelnen Sachverständigen sowie deren Umsetzung im Fall des Gesetzes zur Änderung des Strafgesetzbuches – Stärkung des Schutzes von Vollstreckungsbeamten und Rettungskräften (BT-Drs. 18/11161) Sascha Braun

Ruben Franzen

Prof. Dr. Dr. h. c. Michael Kubiciel

Dr. Dorothea Magnus, LL.M.

Prof. Dr. Henning Ernst Müller

Brigitta Rader­ macher

Rainer Wendt

Anlass zur Gesetzgebung

zustimmend

ablehnend

zustimmend

ablehnend

ablehnend

zustimmend

zustimmend

Einfügung des neuen § 114 StGB-E

zustimmend

ablehnend

zustimmend

ablehnend

ablehnend

Widerstand oder tätlicher Angriff auf Personen, die Vollstreckungsbeamten gleichstehen (§ 115 StGB-E)

zustimmend

Streichung der Verwendungs­ absicht in §§ 125a, 113 II 2 Nr. 1 StGB



ablehnend

ablehnend

ablehnend

ablehnend

ablehnend

zustimmend

Gemein­ schaftliche Tatbegehung im Sinne des § 113 II 2 Nr. 3 StGB-E





zustimmend

zustimmend

ablehnend





Streichung der Subsidiaritäts­ klausel in § 125 StGB







zustimmend

zustimmend





Sachverständiger/ Thematik

–3

zustimmend

zustimmend

Vorschlag: Vorschlag: Vorschlag: Bessere Streichung Streichung Abgrenzung des tätlichen des tätlichen zu § 113 Angriffs Angriffs StGB

Vorschlag: Aufnahme der „Drohung mit einem empfind­ lichen Übel“ und ähnlichen Handlungen in § 114 StGB

Vorschlag: Aufnahme der „Drohung mit einem empfind­ lichen Übel“ in § 114 StGB

zustimmend

zustimmend

zustimmend

zustimmend

zustimmend

Vorschläge: Vorschlag: Vorschlag: – Verschie­ Ausdehnung Ausdehnung bung in das auf weitere auf weitere Berufs­ Berufs­ Umfeld des gruppen gruppen § 323c StGB – Ausgestal­ tung als abstraktes Gefähr­ dungsdelikt

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an BGBl 2017 I Nr. 30, S. 1226; Protokoll-Nr. 18/135, S. 14–22, 25–28, 31–35, 38, 41 ff., 45–48, 50–60, 79–82. 3  Der „–“ markiert die fehlende Positionierung eines Sachverständigen zu einer Thematik.

Anhang277 Anhang 19 Überblick zu den wichtigsten Gesetzesänderungen durch den Entwurf eines Gesetzes zur Reform der strafrechtlichen Vermögensabschöpfung (BT-Drs. 18/9525) Änderungen im Strafgesetzbuch: „§ 73 StGB: Einziehung von Taterträgen bei Tätern und Teilnehmern (1) Hat der Täter oder Teilnehmer durch eine rechtswidrige Tat oder für sie etwas erlangt, so ordnet das Gericht dessen Einziehung an. (2)  Hat der Täter oder Teilnehmer Nutzungen aus dem Erlangten gezogen, so ordnet das Gericht auch deren Einziehung an. (3)  Das Gericht kann auch die Einziehung der Gegenstände anordnen, die der Täter oder Teilnehmer erworben hat 1. durch Veräußerung des Erlangten oder als Ersatz für dessen Zerstörung, Beschädi­ gung oder Entziehung oder 2. auf Grund eines erlangten Rechts.“ „§ 73a StGB: Erweiterte Einziehung von Taterträgen bei Tätern und ­Teilnehmern (1)  Ist eine rechtswidrige Tat begangen worden, so ordnet das Gericht die Einziehung von Gegenständen des Täters oder Teilnehmers auch dann an, wenn diese Gegen­ stände durch andere rechtswidrige Taten oder für sie erlangt worden sind. (2)  Hat sich der Täter oder Teilnehmer vor der Anordnung der Einziehung nach Ab­ satz 1 an einer anderen rechtswidrigen Tat beteiligt und ist erneut über die Einziehung seiner Gegenstände zu entscheiden, berücksichtigt das Gericht hierbei die bereits er­ gangene Anordnung.“ „§ 73b StGB: Einziehung von Taterträgen bei anderen (1)  Die Anordnung der Einziehung nach den §§ 73 und 73a richtet sich gegen einen anderen, der nicht Täter oder Teilnehmer ist, wenn 1. er durch die Tat etwas erlangt hat und der Täter oder Teilnehmer für ihn gehandelt hat, 2. ihm das Erlangte a) unentgeltlich oder ohne rechtlichen Grund übertragen wurde oder b) übertragen wurde und er erkannt hat oder hätte erkennen müssen, dass das Erlangte aus einer rechtswidrigen Tat herrührt, oder 3. das Erlangte auf ihn a) als Erbe übergegangen ist oder b) als Pflichtteilsberechtigter oder Vermächtnisnehmer übertragen worden ist.

278 Anhang Satz 1 Nummer 2 und 3 findet keine Anwendung, wenn das Erlangte zuvor einem Dritten, der nicht erkannt hat oder hätte erkennen müssen, dass das Erlangte aus einer rechtswidrigen Tat herrührt, entgeltlich und mit rechtlichem Grund übertragen wurde. (2) Erlangt der andere unter den Voraussetzungen des Absatzes 1 Nummer 2 oder Nummer 3 einen Gegenstand, der dem Wert des Erlangten entspricht, oder gezogene Nutzungen, so ordnet das Gericht auch deren Einziehung an. (3)  Unter den Voraussetzungen des Absatzes 1 Nummer 2 oder Nummer 3 kann das Gericht auch die Einziehung dessen anordnen, was erworben wurde, 1. durch Veräußerung des erlangten Gegenstandes oder als Ersatz für dessen Zerstö­ rung, Beschädigung oder Entziehung oder 2. auf Grund eines erlangten Rechts.“ „§ 73c StGB: Einziehung des Wertes von Taterträgen Ist die Einziehung eines Gegenstandes wegen der Beschaffenheit des Erlangten oder aus einem anderen Grund nicht möglich oder wird von der Einziehung eines Ersatz­ gegenstandes nach § 73 Absatz 3 oder nach § 73b Absatz 3 abgesehen, so ordnet das Gericht die Einziehung eines Geldbetrages an, der dem Wert des Erlangten entspricht. Eine solche Anordnung trifft das Gericht auch neben der Einziehung eines Gegenstan­ des, soweit dessen Wert hinter dem Wert des zunächst Erlangten zurückbleibt.“ „§ 73d StGB: Bestimmung des Wertes des Erlangten; Schätzung (1)  Bei der Bestimmung des Wertes des Erlangten sind die Aufwendungen des Täters oder Teilnehmers abzuziehen. Außer Betracht bleibt jedoch das, was er für die Bege­ hung der Tat oder für ihre Vorbereitung aufgewendet oder eingesetzt hat, soweit es sich nicht um Leistungen zur Erfüllung einer Verbindlichkeit gegenüber dem Verletz­ ten handelt. (2)  Umfang und Wert des Erlangten einschließlich der abzuziehenden Aufwendungen können geschätzt werden.“ „§ 73e StGB: Ausschluss der Einziehung des Tatertrages oder des Wertersatzes (1)  Die Einziehung nach den §§ 73 bis 73c ist ausgeschlossen, soweit der Anspruch, der dem Verletzten aus der Tat auf Rückgewähr des Erlangten oder auf Ersatz des Wertes des Erlangten erwachsen ist, erloschen ist. (2)  In den Fällen des § 73b, auch in Verbindung mit § 73c, ist die Einziehung darüber hinaus ausgeschlossen, soweit der Wert des Erlangten zur Zeit der Anordnung nicht mehr im Vermögen des Betroffenen vorhanden ist, es sei denn, dem Betroffenen wa­ ren die Umstände, welche die Anordnung der Einziehung gegen den Täter oder Teil­ nehmer ansonsten zugelassen hätten, zum Zeitpunkt des Wegfalls der Bereicherung bekannt oder infolge von Leichtfertigkeit unbekannt.“ „§ 76a StGB: Selbständige Einziehung (1)  Kann wegen der Straftat keine bestimmte Person verfolgt oder verurteilt werden, so ordnet das Gericht die Einziehung oder die Unbrauchbarmachung selbständig an, wenn die Voraussetzungen, unter denen die Maßnahme vorgeschrieben ist, im Übri­ gen vorliegen. Ist sie zugelassen, so kann das Gericht die Einziehung unter den Vor­

Anhang279 aussetzungen des Satzes 1 selbständig anordnen. Die Einziehung wird nicht angeord­ net, wenn Antrag, Ermächtigung oder Strafverlangen fehlen oder bereits rechtskräftig über sie entschieden worden ist. (2)  Die selbständige Anordnung der Sicherungseinziehung nach § 74b sowie der Ein­ ziehung und Unbrauchbarmachung nach § 74d ist auch dann zulässig, wenn die Ver­ folgung der Straftat verjährt ist. (3) Absatz 1 ist auch anzuwenden, wenn das Gericht von Strafe absieht oder wenn das Verfahren nach einer Vorschrift eingestellt wird, die dies nach dem Ermessen der Staatsanwaltschaft oder des Gerichts oder im Einvernehmen beider zulässt. (4)  Ein aus einer rechtswidrigen Tat herrührender Gegenstand, der in einem Verfahren wegen des Verdachts einer in Satz 3 genannten Straftat sichergestellt worden ist, soll auch dann selbständig eingezogen werden, wenn der von der Sicherstellung Betrof­ fene nicht wegen der Straftat verfolgt oder verurteilt werden kann. Wird die Einzie­ hung eines Gegenstandes angeordnet, so geht das Eigentum an der Sache oder das Recht mit der Rechtskraft der Entscheidung auf den Staat über; § 75 Absatz 3 gilt entsprechend. Straftaten im Sinne des Satzes 1 sind 1. aus diesem Gesetz: a) Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat nach § 89a und Terrorismusfinanzierung nach § 89c Absatz 1 bis 4, b) Bildung krimineller Vereinigungen nach § 129 Absatz 1 und Bildung terroristi­ scher Vereinigungen nach § 129a Absatz 1, 2, 4, 5, jeweils auch in Verbindung mit § 129b Absatz 1, c) Verbreitung, Erwerb und Besitz kinderpornografischer Schriften in den Fällen des § 184b Absatz 3, d) gewerbs- und bandenmäßiger Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Aus­ beutung und zum Zweck der Ausbeutung der Arbeitskraft nach den §§ 232 bis 233 sowie gewerbs- und bandenmäßige Förderung des Menschenhandels nach § 233a, e) Geldwäsche und Verschleierung unrechtmäßig erlangter Vermögenswerte nach § 261 Absatz 1, 2 und 4, 2. aus der Abgabenordnung: (…)“ Änderungen in der Strafprozessordnung: „§ 111b StPO: Beschlagnahme zur Sicherung der Einziehung oder Unbrauchbar­ machung (1) Ist die Annahme begründet, dass die Voraussetzungen der Einziehung oder Un­ brauchbarmachung eines Gegenstandes vorliegen, so kann er zur Sicherung der Voll­ streckung beschlagnahmt werden. Liegen dringende Gründe für diese Annahme vor, so soll die Beschlagnahme angeordnet werden. § 94 Absatz 3 bleibt unberührt. (2)  Die §§ 102 bis 110 gelten entsprechend.“

280 Anhang „§ 111c StPO: Vollziehung der Beschlagnahme (1) Die Beschlagnahme einer beweglichen Sache wird dadurch vollzogen, dass die Sache in Gewahrsam genommen wird. Die Beschlagnahme kann auch dadurch voll­ zogen werden, dass sie durch Siegel oder in anderer Weise kenntlich gemacht wird. (2) Die Beschlagnahme einer Forderung oder eines anderen Vermögensrechtes, das nicht den Vorschriften über die Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Vermögen unterliegt, wird durch Pfändung vollzogen. Die Vorschriften der Zivilprozessordnung über die Zwangsvollstreckung in Forderungen und andere Vermögensrechte sind inso­ weit sinngemäß anzuwenden. Die Aufforderung zur Abgabe der in § 840 Absatz 1 der Zivilprozessordnung bezeichneten Erklärungen ist in den Pfändungsbeschluss aufzu­ nehmen. (3) Die Beschlagnahme eines Grundstücks oder eines Rechts, das den Vorschriften über die Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Vermögen unterliegt, wird durch ihre Eintragung im Grundbuch vollzogen. Die Vorschriften des Gesetzes über die Zwangsversteigerung und Zwangsverwaltung über den Umfang der Beschlagnahme bei der Zwangsversteigerung gelten entsprechend. (4) Die Beschlagnahme eines Schiffes, eines Schiffsbauwerks oder eines Luftfahr­ zeugs wird nach Absatz 1 vollzogen. Ist der Gegenstand im Schiffs- oder Schiffsbau­ register oder im Register für Pfandrechte an Luftfahrzeugen eingetragen, ist die Be­ schlagnahme in diesem Register einzutragen. Zu diesem Zweck können eintragungs­ fähige Schiffsbauwerke oder Luftfahrzeuge zur Eintragung angemeldet werden; die Vorschriften, die bei der Anmeldung durch eine Person, die auf Grund eines voll­ streckbaren Titels eine Eintragung im Register verlangen kann, anzuwenden sind, gelten hierbei entsprechend.“ „§ 111d StPO: Wirkung der Vollziehung der Beschlagnahme; Rückgabe bewegli­ cher Sachen (1) Die Vollziehung der Beschlagnahme eines Gegenstandes hat die Wirkung eines Veräußerungsverbotes im Sinne des § 136 des Bürgerlichen Gesetzbuches; das Verbot umfasst auch andere Verfügungen als Veräußerungen. Die Wirkung der Beschlag­ nahme wird von der Eröffnung des Insolvenzverfahrens über das Vermögen des Be­ troffenen nicht berührt; Maßnahmen nach § 111c können in einem solchen Verfahren nicht angefochten werden. (2) Eine beschlagnahmte bewegliche Sache kann dem Betroffenen zurückgegeben werden, wenn er einen den Wert der Sache entsprechenden Geldbetrag beibringt. Der beigebrachte Betrag tritt an die Stelle der Sache. Sie kann dem Betroffenen auch unter dem Vorbehalt jederzeitigen Widerrufs zur vorläufigen weiteren Benutzung bis zum Abschluss des Verfahrens überlassen werden; die Maßnahme kann davon abhängig gemacht werden, dass der Betroffene Sicherheit leistet oder bestimmte Auflagen er­ füllt.“ „§ 111e StPO: Vermögensarrest zur Sicherung der Wertersatzeinziehung (1)  Ist die Annahme begründet, dass die Voraussetzungen der Einziehung von Werter­ satz vorliegen, so kann zur Sicherung der Vollstreckung der Vermögensarrest in das bewegliche und unbewegliche Vermögen des Betroffenen angeordnet werden. Liegen

Anhang281 dringende Gründe für diese Annahme vor, so soll der Vermögensarrest angeordnet werden. (2)  Der Vermögensarrest kann auch zur Sicherung der Vollstreckung einer Geldstrafe und der voraussichtlichen Kosten des Strafverfahrens angeordnet werden, wenn gegen den Beschuldigten ein Urteil ergangen oder ein Strafbefehl erlassen worden ist. (3)  Zur Sicherung der Vollstreckungskosten ergeht kein Arrest. (4)  In der Anordnung ist der zu sichernde Anspruch unter Angabe des Geldbetrages zu bezeichnen. Zudem ist in der Anordnung ein Geldbetrag festzusetzen, durch dessen Hinterlegung der Betroffene die Vollziehung des Arrestes abwenden und die Aufhe­ bung des vollzogenen Arrestes verlangen kann; § 108 Absatz 1 der Zivilprozessord­ nung gilt entsprechend. (5)  Die §§ 102 bis 110 gelten entsprechend. (6) Die Möglichkeit einer Anordnung nach § 324 der Abgabenordnung steht einer Anordnung nach Absatz 1 nicht entgegen.“ „§ 111f StPO: Vollziehung des Vermögensarrestes (1)  Der Vermögensarrest in eine bewegliche Sache, in eine Forderung oder ein ande­ res Vermögensrecht, das nicht der Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Vermö­ gen unterliegt, wird durch Pfändung vollzogen. Die §§ 928 und 930 der Zivilprozess­ ordnung gelten sinngemäß. Für die Pfändung von Geldforderungen gilt § 111c Ab­ satz 2 Satz 3 entsprechend. (2)  Der Vermögensarrest in ein Grundstück oder ein Recht, das den Vorschriften über die Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Vermögen unterliegt, wird durch Ein­ tragung einer Sicherungshypothek bewirkt. Die §§ 928 und 932 der Zivilprozessor­ dung gelten sinngemäß. (3)  Der Vermögensarrest in ein Schiff, ein Schiffsbauwerk oder ein Luftfahrzeug wird nach Absatz 1 bewirkt. Ist der Gegenstand im Schiffs- oder Schiffsbauregister oder im Register für Pfandrechte an Luftfahrzeugen eingetragen, gelten die §§ 928 und 931 der Zivilprozessordung sinngemäß.“ „§ 111g StPO: Aufhebung der Vollziehung des Vermögensarrestes (1)  Hinterlegt der Betroffene den nach § 111e Absatz 4 festgesetzten Geldbetrag, wird die Vollziehungsmaßnahme aufgehoben. (2)  Ist der Arrest wegen einer Geldstrafe oder der voraussichtlich entstehenden Kos­ ten des Strafverfahrens angeordnet worden, so ist eine Vollziehungsmaßnahme auf Antrag des Beschuldigten aufzuheben, soweit der Beschuldigte den Pfandgegenstand zur Aufbringung der Kosten seiner Verteidigung, seines Unterhalts oder des Unter­ halts seiner Familie benötigt.“ „§ 111h StPO: Wirkung der Vollziehung des Vermögensarrestes (1)  Für das Sicherungsrecht, das in Vollziehung des Vermögensarrestes entsteht, gilt § 80 Absatz 2 Satz 2 der Insolvenzordnung. (2) Zwangsvollstreckungen in Gegenstände, die im Wege der Arrestvollziehung ge­ pfändet worden sind, sind während der Dauer der Arrestvollziehung nicht zulässig.

282 Anhang Die Vollziehung einer Arrestanordnung nach § 324 der Abgabenordnung bleibt unbe­ rührt, soweit der Arrestanspruch aus der Straftat erwachsen ist.“ „§ 111i StPO: Insolvenzverfahren (1)  Ist einem Verletzten aus der Tat ein Anspruch auf Ersatz des Wertes des Erlangten erwachsen und wird das Insolvenzverfahren über das Vermögen des Arrestschuldners eröffnet, so erlischt das Sicherungsrecht an dem Gegenstand oder an dem durch des­ sen Verwertung erzielten Erlös, sobald dieser vom Insolvenzbeschlag erfasst wird. Das Sicherungsrecht erlischt nicht an Gegenständen, die in einem Staat belegen sind, in dem die Eröffnung des Insolvenzverfahrens nicht anerkannt wird. (2)  Gibt es mehrere Verletzte und stellt die Staatsanwaltschaft fest, dass der Wert des in Vollziehung des Vermögensarrestes gesicherten Gegenstandes oder des durch des­ sen Verwertung erzielten Erlöses nicht ausreicht, um die Ansprüche auf Ersatz des Wertes des Erlangten, die den Verletzten aus der Tat erwachsen sind und von ihnen geltend gemacht werden, zu befriedigen, so gilt die Staatsanwaltschaft als von den Verletzten ermächtigt, den Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens über das Vermögen des Arrestschuldners zu stellen. Eröffnet das Insolvenzgericht das Insolvenz­ verfahren, gilt Absatz 1 entsprechend. (3) Steht dem Arrestschuldner aus einer Kostenentscheidung des Insolvenzgerichts ein Anspruch auf Erstattung von Kosten gegen einen Verletzten zu, ist, soweit die Kosten durch einen Antrag der Staatsanwaltschaft nach Absatz 2 Satz 1 entstanden sind, Schuldner dieses Anspruchs nur die Staatskasse. (4) Verbleibt bei der Schlussverteilung ein Überschuss, so erwirbt der Staat bis zur Höhe des Vermögensarrestes ein Pfandrecht am Anspruch des Schuldners auf Heraus­ gabe des Überschusses. In diesem Umfang hat der Insolvenzverwalter den Überschuss an die Staatsanwaltschaft herauszugeben.“ „§ 111j StPO: Verfahren bei der Anordnung der Beschlagnahme und des Vermö­ gensarrestes (1)  Beschlagnahme und Vermögensarrest werden durch das Gericht angeordnet. Bei Gefahr im Verzug kann die Anordnung auch durch die Staatsanwaltschaft erfolgen. Unter der Voraussetzung des Satzes 2 sind zur Beschlagnahme einer beweglichen Sache auch die Ermittlungspersonen der Staatsanwaltschaft (§ 152 des Gerichtsverfas­ sungsgesetzes) befugt. (2) Hat die Staatsanwaltschaft die Beschlagnahme oder den Arrest angeordnet, so beantragt sie innerhalb einer Woche die gerichtliche Bestätigung der Anordnung. Dies gilt nicht, wenn die Beschlagnahme einer beweglichen Sache angeordnet ist. Der Betroffene kann in allen Fällen die Entscheidung des Gerichts beantragen. Die Zu­ ständigkeit des Gerichts bestimmt sich nach § 162.“ „§ 111k StPO: Verfahren bei der Vollziehung der Beschlagnahme und des Ver­ mögensarrestes (1)  Beschlagnahme und Vermögensarrest werden durch die Staatsanwaltschaft vollzo­ gen. Soweit ein Arrest nach den Vorschriften über die Pfändung in bewegliche Sachen zu vollziehen ist, kann dies durch die in § 2 der Justizbeitreibungsordnung bezeich­ nete Behörde, den Gerichtsvollzieher, die Staatsanwaltschaft oder durch deren Ermitt­

Anhang283 lungspersonen (§ 152 des Gerichtsverfassungsgesetzes) vollzogen werden. Die Be­ schlagnahme beweglicher Sachen kann auch durch die Ermittlungspersonen der Staatsanwaltschaft (§ 152 des Gerichtsverfassungsgesetzes) vollzogen werden. § 98 Absatz 4 gilt entsprechend. (2) Für die Zustellung gilt § 37 Absatz 1 mit der Maßgabe, dass auch die Ermitt­ lungspersonen der Staatsanwaltschaft (§ 152 des Gerichtsverfassungsgesetzes) mit der Ausführung beauftragt werden können. Für Zustellungen an ein im Inland zum Ge­ schäftsbetrieb befugtes Kreditinstitut gilt § 174 der Zivilprozessordnung entsprechend. (3) Gegen Maßnahmen, die in Vollziehung der Beschlagnahme oder des Vermö­ gensarrestes getroffen werden, kann der Betroffene die Entscheidung des nach § 162 zuständigen Gerichts beantragen.“ „§ 111l StPO: Mitteilungen (1)  Die Staatsanwaltschaft teilt die Vollziehung der Beschlagnahme oder des Vermö­ gensarrestes dem Verletzten mit. (2)  In den Fällen der Beschlagnahme einer beweglichen Sache ist die Mitteilung mit dem Hinweis auf das Verfahren über die Herausgabe nach den §§ 111n und 111o zu verbinden. (3) Wird ein Vermögensarrest vollzogen, so fordert die Staatsanwaltschaft den Ver­ letzten zugleich mit der Mitteilung auf zu erklären, ob und in welcher Höhe er den Anspruch auf Ersatz des Wertes des Erlangten, der ihm aus der Tat erwachsen ist, geltend machen wolle. Die Mitteilung ist mit dem Hinweis auf § 111h Absatz 2 sowie auf die Verfahren nach § 111i Absatz 2, § 459h Absatz 2 und § 459k zu verbinden. (4)  Die Mitteilung kann durch einmalige Bekanntmachung im Bundesanzeiger erfol­ gen, wenn eine Mitteilung gegenüber jedem einzelnen Verletzten mit unverhältnismä­ ßigem Aufwand verbunden wäre. Zusätzlich kann die Mitteilung auch in anderer ge­ eigneter Weise veröffentlicht werden. Gleiches gilt, wenn der Verletzte unbekannt oder unbekannten Aufenthalts ist. Personendaten dürfen nur veröffentlicht werden, soweit ihre Angabe zur Wahrung der Rechte der Verletzten unerlässlich ist. Nach Beendigung der Sicherungsmaßnahmen veranlasst die Staatsanwaltschaft die Lö­ schung der Bekanntmachung.“ „§ 111m StPO: Verwaltung beschlagnahmter oder gepfändeter Gegenstände (1) Die Verwaltung von Gegenständen, die nach § 111c beschlagnahmt oder auf Grund eines Vermögensarrestes nach § 111f gepfändet worden sind, obliegt der Staatsanwaltschaft. Sie kann ihre Ermittlungspersonen (§ 152 des Gerichtsverfas­ sungsgesetzes) oder den Gerichtsvollzieher mit der Verwaltung beauftragen. In geeig­ neten Fällen kann auch eine andere Person mit der Verwaltung beauftragt werden. (2)  Gegen Maßnahmen, die im Rahmen der Verwaltung nach Absatz 1 getroffen wer­ den, kann der Betroffene die Entscheidung des nach § 162 zuständigen Gerichts bean­ tragen.“ „§ 111n StPO: Herausgabe beweglicher Sachen (1)  Wird eine bewegliche Sache, die nach § 94 beschlagnahmt oder auf andere Weise sichergestellt oder nach § 111c Absatz 1 beschlagnahmt worden ist, für Zwecke des

284 Anhang Strafverfahrens nicht mehr benötigt, so wird sie an den letzten Gewahrsamsinhaber herausgegeben. (2)  Abweichend von Absatz 1 wird die Sache an den Verletzten herausgegeben, dem sie durch die Straftat entzogen worden ist, wenn dieser bekannt ist. (3)  Steht der Herausgabe an den letzten Gewahrsamsinhaber oder den Verletzten der Anspruch eines Dritten entgegen, wird die Sache an den Dritten herausgegeben, wenn dieser bekannt ist. (4)  Die Herausgabe erfolgt nur, wenn ihre Voraussetzungen offenkundig sind.“ „§ 111o StPO: Verfahren bei der Herausgabe (1) Über die Herausgabe entscheidet im vorbereitenden Verfahren und nach rechts­ kräftigem Abschluss des Verfahrens die Staatsanwaltschaft, im Übrigen das mit der Sache befasste Gericht. (2)  Gegen die Verfügung der Staatsanwaltschaft und ihrer Ermittlungspersonen kön­ nen die Betroffenen die Entscheidung des nach § 162 zuständigen Gerichts beantra­ gen.“ „§ 111p StPO: Notveräußerung (1)  Ein Gegenstand, der nach § 111c beschlagnahmt oder nach § 111f gepfändet wor­ den ist, kann veräußert werden, wenn sein Verderb oder ein erheblicher Wertverlust droht oder seine Aufbewahrung, Pflege oder Erhaltung mit erheblichen Kosten oder Schwierigkeiten verbunden ist (Notveräußerung). Der Erlös tritt an die Stelle des veräußerten Gegenstandes. (2)  Die Notveräußerung wird durch die Staatsanwaltschaft angeordnet. Ihren Ermitt­ lungspersonen (§ 152 des Gerichtsverfassungsgesetzes) steht diese Befugnis zu, wenn der Gegenstand zu verderben droht, bevor die Entscheidung der Staatsanwaltschaft herbeigeführt werden kann. (3)  Die von der Beschlagnahme oder Pfändung Betroffenen sollen vor der Anordnung gehört werden. Die Anordnung sowie Zeit und Ort der Veräußerung sind ihnen, soweit dies ausführbar erscheint, mitzuteilen. (4)  Die Durchführung der Notveräußerung obliegt der Staatsanwaltschaft. Die Staats­ anwaltschaft kann damit auch ihre Ermittlungspersonen (§ 152 des Gerichtsverfas­ sungsgesetzes) beauftragen. Für die Notveräußerung gelten im Übrigen die Vorschrif­ ten der Zivilprozessordnung über die Verwertung von Gegenständen sinngemäß. (5)  Gegen die Notveräußerung und ihre Durchführung kann der Betroffene die Ent­ scheidung des nach § 162 zuständigen Gerichts beantragen. Das Gericht, in dringen­ den Fällen der Vorsitzende, kann die Aussetzung der Veräußerung anordnen.“ „§ 421 StPO Absehen von der Einziehung (1) Das Gericht kann mit Zustimmung der Staatsanwaltschaft von der Einziehung absehen, wenn 1. das Erlangte nur einen geringen Wert hat, 2. die Einziehung neben der zu erwartenden Strafe oder Maßregel der Besserung und Sicherung nicht ins Gewicht fällt oder

Anhang285 3. das Verfahren, soweit es die Einziehung betrifft, einen unangemessenen Aufwand erfordern oder die Herbeiführung der Entscheidung über die anderen Rechtsfolgen der Tat unangemessen erschweren würde. (2)  Das Gericht kann die Wiedereinbeziehung in jeder Lage des Verfahrens anordnen. Einem darauf gerichteten Antrag der Staatsanwaltschaft hat es zu entsprechen. § 265 gilt entsprechend. (3) Im vorbereitenden Verfahren kann die Staatsanwaltschaft das Verfahren auf die anderen Rechtsfolgen beschränken. Die Beschränkung ist aktenkundig zu machen.“ „§ 422 StPO: Abtrennung der Einziehung Würde die Herbeiführung einer Entscheidung über die Einziehung nach den §§ 73 bis 73c des Strafgesetzbuches die Entscheidung über die anderen Rechtsfolgen der Tat unangemessen erschweren oder verzögern, kann das Gericht das Verfahren über die Einziehung abtrennen. Das Gericht kann die Verbindung in jeder Lage des Verfahrens wieder anordnen.“ „§ 423 StPO: Einziehung nach Abtrennung (1) Trennt das Gericht das Verfahren nach § 422 ab, trifft es die Entscheidung über die Einziehung nach der Rechtskraft des Urteils in der Hauptsache. Das Gericht ist an die Entscheidung in der Hauptsache und die tatsächlichen Feststellungen, auf denen diese beruht, gebunden. (2) Die Entscheidung über die Einziehung soll spätestens sechs Monate nach dem Eintritt der Rechtskraft des Urteils in der Hauptsache getroffen werden. (3) Das Gericht entscheidet durch Beschluss. Die Entscheidung ist mit sofortiger Beschwerde anfechtbar. (4)  Abweichend von Absatz 3 kann das Gericht anordnen, dass die Entscheidung auf Grund mündlicher Verhandlung durch Urteil ergeht. Das Gericht muss die Anordnung nach Satz 1 treffen, wenn die Staatsanwaltschaft oder derjenige, gegen den sich die Einziehung richtet, dies beantragt. Die §§ 324 und 427 bis 431 gelten entsprechend; ergänzend finden die Vorschriften über die Hauptverhandlung entsprechende Anwen­ dung.“ „§ 424 StPO: Einziehungsbeteiligte am Strafverfahren (1) Richtet sich die Einziehung gegen eine Person, die nicht Beschuldigter ist, so wird sie auf Anordnung des Gerichts am Strafverfahren beteiligt, soweit dieses die Einziehung betrifft (Einziehungsbeteiligter). (2)  Die Anordnung der Verfahrensbeteiligung unterbleibt, wenn derjenige, der von ihr betroffen wäre, bei Gericht oder bei der Staatsanwaltschaft schriftlich oder zu Proto­ koll oder bei einer anderen Behörde schriftlich erklärt, dass er gegen die Einziehung des Gegenstandes keine Einwendungen vorbringen wolle. War die Anordnung zum Zeitpunkt der Erklärung bereits ergangen, wird sie aufgehoben. (3) Die Verfahrensbeteiligung kann bis zum Ausspruch der Einziehung und, wenn eine zulässige Berufung eingelegt ist, bis zur Beendigung der Schlussvorträge im Berufungsverfahren angeordnet werden.

286 Anhang (4)  Der Beschluss, durch den die Verfahrensbeteiligung angeordnet wird, kann nicht angefochten werden. Wird die Verfahrensbeteiligung abgelehnt, ist sofortige Be­ schwerde zulässig. (5)  Durch die Verfahrensbeteiligung wird der Fortgang des Verfahrens nicht aufgehal­ ten.“ „§ 430 StPO: Stellung in der Hauptverhandlung (1)  Bleibt der Einziehungsbeteiligte in der Hauptverhandlung trotz ordnungsgemäßer Terminsnachricht aus, kann ohne ihn verhandelt werden; § 235 ist nicht anzuwenden. Gleiches gilt, wenn sich der Einziehungsbeteiligte aus der Hauptverhandlung entfernt oder bei der Fortsetzung einer unterbrochenen Hauptverhandlung ausbleibt. (2) Auf Beweisanträge des Einziehungsbeteiligten zur Frage der Schuld des Ange­ klagten ist § 244 Absatz 3 Satz 2, Absatz 4 bis 6 nicht anzuwenden. (3)  Ordnet das Gericht die Einziehung eines Gegenstandes nach § 74b Absatz 1 des Strafgesetzbuches an, ohne dass eine Entschädigung nach § 74b Absatz 2 des Strafge­ setzbuches zu gewähren ist, spricht es zugleich aus, dass dem Einziehungsbeteiligten eine Entschädigung nicht zusteht. Dies gilt nicht, wenn das Gericht eine Entschädi­ gung des Einziehungsbeteiligten nach § 74b Absatz 3 Satz 2 des Strafgesetzbuches für geboten hält; in diesem Fall entscheidet es zugleich über die Höhe der Entschädigung. Das Gericht weist den Einziehungsbeteiligten zuvor auf die Möglichkeit einer solchen Entscheidung hin und gibt ihm Gelegenheit, sich zu äußern. (4)  War der Einziehungsbeteiligte bei der Verkündung des Urteils nicht zugegen und auch nicht vertreten, so ist ihm das Urteil zuzustellen. Das Gericht kann anordnen, dass Teile des Urteils, welche die Einziehung nicht betreffen, ausgeschieden werden.“ „§ 435 StPO: Selbständiges Einziehungsverfahren (1)  Die Staatsanwaltschaft und der Privatkläger können den Antrag stellen, die Ein­ ziehung selbständig anzuordnen, wenn dies gesetzlich zulässig und die Anordnung nach dem Ergebnis der Ermittlungen zu erwarten ist. (2)  In dem Antrag ist der Gegenstand oder der Geldbetrag, der dessen Wert entspricht, zu bezeichnen. Ferner ist anzugeben, welche Tatsachen die Zulässigkeit der selbstän­ digen Einziehung begründen. Im Übrigen gilt § 200 entsprechend. (3)  Für das weitere Verfahren gelten die §§ 201 bis 204, 207, 210 und 211 entspre­ chend, soweit dies ausführbar ist. Im Übrigen finden die §§ 424 bis 430 und 433 entsprechende Anwendung.“ „§ 436 StPO: Entscheidung im selbständigen Einziehungsverfahren (1)  Die Entscheidung über die selbständige Einziehung trifft das Gericht, das im Fall der Strafverfolgung einer bestimmten Person zuständig wäre. Für die Entscheidung über die selbständige Einziehung ist örtlich zuständig auch das Gericht, in dessen Bezirk der Gegenstand sichergestellt worden ist. (2)  § 423 Absatz 1 Satz 2 und § 434 Absatz 2 bis 4 gelten entsprechend.“

Anhang287 „§ 437 StPO: Besondere Regelungen für das selbständige Einziehungsverfahren (1)  Bei der Entscheidung über die selbständige Einziehung nach § 76a Absatz 4 des Strafgesetzbuches kann das Gericht seine Überzeugung davon, dass der Gegenstand aus einer rechtswidrigen Tat herrührt, insbesondere auf ein grobes Missverhältnis zwischen dem Wert des Gegenstandes und den rechtmäßigen Einkünften des Betrof­ fenen stützen. Darüber hinaus kann es bei seiner Entscheidung insbesondere auch berücksichtigen 1. das Ergebnis der Ermittlungen zu der Tat, die Anlass für das Verfahren war, 2. die Umstände, unter denen der Gegenstand aufgefunden und sichergestellt worden ist, sowie 3. die sonstigen persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse des Betroffenen. (2)  § 261 bleibt unberührt.“ „§ 439 StPO: Der Einziehung gleichstehende Rechtsfolgen Vernichtung, Unbrauchbarmachung und Beseitigung eines gesetzwidrigen Zustandes stehen im Sinne der §§ 421 bis 436 der Einziehung gleich.“ „§ 459g StPO: Vollstreckung von Einziehung und Nebenfolgen (1)  Die Anordnung der Einziehung oder der Unbrauchbarmachung einer Sache wird dadurch vollstreckt, dass die Sache demjenigen, gegen den sich die Anordnung rich­ tet, weggenommen wird. Für die Vollstreckung gelten die Vorschriften der Justizbei­ treibungsordnung. (2) Für die Vollstreckung von Nebenfolgen, die zu einer Geldzahlung verpflichten, gelten die §§ 459, 459a, 459c Absatz 1 und 2 sowie § 459d entsprechend. (3)  Die Vollstreckung der Einziehung nach den §§ 73 bis 73c des Strafgesetzbuches ist ausgeschlossen, soweit der Anspruch, der dem Verletzten aus der Tat auf Rückgewähr des Erlangten oder auf Ersatz des Wertes des Erlangten erwachsen ist, erloschen ist. (4)  In den Fällen des Absatzes 2 unterbleibt die Vollstreckung, soweit der Wert des Erlangten nicht mehr im Vermögen des Betroffenen vorhanden ist oder sie sonst un­ verhältnismäßig wäre. Die Vollstreckung wird wieder aufgenommen, wenn nachträg­ lich Umstände bekannt werden oder eintreten, die einer Anordnung nach Satz 1 ent­ gegenstehen.“ „§ 459h StPO: Entschädigung des Verletzten (1)  Ein nach den §§ 73 bis 73b des Strafgesetzbuches eingezogener Gegenstand wird dem Verletzten, dem ein Anspruch auf Rückgewähr des Erlangten erwachsen ist, zu­ rückübertragen. Gleiches gilt, wenn der Gegenstand nach § 76a Absatz 1 des Strafge­ setzbuches, auch in Verbindung mit § 76a Absatz 3 des Strafgesetzbuches, eingezogen worden ist. In den Fällen des § 75 Absatz 1 Satz 2 des Strafgesetzbuches wird der eingezogene Gegenstand dem Verletzten herausgegeben, wenn dieser sein Recht frist­ gerecht bei der Vollstreckungsbehörde angemeldet hat. (2)  Hat das Gericht die Einziehung des Wertersatzes nach den §§ 73c und 76a Ab­ satz 1 Satz 1 des Strafgesetzbuches, auch in Verbindung mit § 76a Absatz 3 des Strafgesetzbuches, angeordnet, wird der Erlös aus der Verwertung der auf Grund des

288 Anhang Vermögensarrestes oder der Einziehungsanordnung gepfändeten Gegenstände an den Verletzten, dem ein Anspruch auf Ersatz des Wertes des Erlangten aus der Tat erwach­ sen ist, ausgekehrt. § 111i gilt entsprechend.“ „§ 459j StPO: Verfahren bei Rückübertragung und Herausgabe (1)  Der Verletzte hat seinen Anspruch auf Rückübertragung oder Herausgabe nach § 459h Absatz 1 binnen sechs Monaten nach der Mitteilung der Rechtskraft der Einziehungsan­ ordnung (§ 459i) bei der Vollstreckungsbehörde anzumelden. Dabei hat er die Tatsachen anzugeben, die nach seiner Einschätzung den Anspruch begründen. Der Anmeldung sol­ len Urkunden, aus denen sich der Anspruch ergibt, in Kopie beigefügt werden. (2) Vor der Entscheidung über die Rückübertragung oder Herausgabe ist derjenige, gegen den sich die Anordnung der Einziehung richtet, zu hören. Dies gilt nur, wenn die Anhörung ausführbar erscheint. (3) Bei Versäumung der in Absatz 1 Satz 1 genannten Frist kann der Verletzte die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand unter den in den §§ 44 und 45 bezeichneten Voraussetzungen beanspruchen. (4) Unbeschadet des Verfahrens nach Absatz 1 kann der Verletzte seinen Anspruch auf Rückübertragung nach § 459h Absatz 1 oder Herausgabe nach § 111n Absatz 2 geltend machen, indem er ein vollstreckbares Endurteil im Sinne des § 704 der Zivil­ prozessordnung oder einen anderen Vollstreckungstitel im Sinne des § 794 der Zivil­ prozessordnung vorlegt, in dem der geltend gemachte Anspruch festgestellt ist. Die Rückübertragung oder die Herausgabe ist zu versagen, wenn der Verletzte nicht glaubhaft macht, dass ihm der Anspruch aus der Straftat erwachsen ist.“ „§ 459k StPO: Verfahren bei Auskehrung des Verwertungserlöses (1)  Der Verletzte hat seinen Anspruch auf Auskehrung des Verwertungserlöses nach § 459h Absatz 2 binnen sechs Monaten nach der Mitteilung über die Rechtskraft der Einziehungsanordnung (§ 459i) bei der Vollstreckungsbehörde anzumelden. Bei der Anmeldung sind der Grund und die Höhe des Anspruchs zu bezeichnen sowie die Tatsachen anzugeben, die nach seiner Einschätzung den Anspruch begründen. Der Anmeldung sollen Urkunden, aus denen sich der Anspruch ergibt, in Kopie beigefügt werden. (2)  Vor der Entscheidung über die Auskehrung ist derjenige, gegen den sich die An­ ordnung der Wertersatzeinziehung richtet, zu hören. Dies gilt nur, wenn die Anhörung ausführbar erscheint. (3) Bei Versäumung der in Absatz 1 Satz 1 genannten Frist kann der Verletzte die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand unter den in den §§ 44 und 45 bezeichneten Voraussetzungen beanspruchen. (4) Unbeschadet des Verfahrens nach Absatz 1 kann der Verletzte seinen Anspruch auf Auskehrung des Verwertungserlöses nach § 459h Absatz 2 geltend machen, indem er ein vollstreckbares Endurteil im Sinne des § 704 der Zivilprozessordnung oder ei­ nen anderen Vollstreckungstitel im Sinne des § 794 der Zivilprozessordnung vorlegt, in dem der geltend gemachte Anspruch festgestellt ist. Die Auskehrung ist zu versa­ gen, wenn der Verletzte nicht glaubhaft macht, dass ihm der Anspruch aus der Straftat erwachsen ist.“

Anhang289 „§ 459l StPO: Ansprüche des Betroffenen (1) Legt derjenige, gegen den sich die Anordnung der Einziehung richtet, ein voll­ streckbares Endurteil im Sinne des § 704 der Zivilprozessordnung oder einen anderen Vollstreckungstitel im Sinne des § 794 der Zivilprozessordnung vor, in dem festge­ stellt ist, dass dem Verletzten aus der Tat ein Anspruch auf Rückgewähr des Erlangten erwachsen ist, kann er verlangen, dass der eingezogene Gegenstand nach § 459h Ab­ satz 1 an den Verletzten zurückübertragen oder herausgegeben wird. § 459j Absatz 4 Satz 2 und 3 gilt entsprechend. (2)  Befriedigt derjenige, gegen den sich die Anordnung der Einziehung des Wertersat­ zes richtet, den Anspruch, der dem Verletzten aus der Tat auf Rückgewähr des Erlang­ ten oder auf Ersatz des Wertes des Erlangten erwachsen ist, kann er im Umfang der Befriedigung Ausgleich aus dem Verwertungserlös verlangen, soweit unter den Vor­ aussetzungen des § 459k Absatz 4 Satz 1 der Verwertungserlös an den Verletzten nach § 459h Absatz 2 auszukehren gewesen wäre. Wird eine schriftliche Erklärung des Verletzten über die Befriedigung des Anspruchs vorgelegt, sind die Voraussetzungen des § 459k Absatz 4 Satz 1 entbehrlich. Die Befriedigung des Anspruchs muss in al­ len Fällen durch eine Quittung des Verletzten glaubhaft gemacht werden. § 459k Ab­ satz 4 Satz 2 gilt entsprechend. Der Verletzte ist vor der Entscheidung über den Aus­ gleichsanspruch zu hören, wenn dies ausführbar erscheint.“ „§ 459m StPO: Entschädigung nach Durchführung des Insolvenz- und Auskeh­ rungsverfahrens (1)  In den Fällen des § 111i Absatz 3 wird der Überschuss an den Verletzten ausge­ kehrt, der ein vollstreckbares Endurteil im Sinne des § 704 der Zivilprozessordnung oder einen anderen Vollstreckungstitel im Sinne des § 794 der Zivilprozessordnung vorlegt, in dem festgestellt ist, dass ihm der geltend gemachte Anspruch auf Ersatz des Wertes des Erlangten aus der Straftat erwachsen ist. Die Auskehrung ist ausge­ schlossen, wenn zwei Jahre seit der Aufhebung des Insolvenzverfahrens verstrichen sind. In den Fällen des § 111i Absatz 2 gelten die Sätze 1 und 2 entsprechend, wenn ein Insolvenzverfahren nicht durchgeführt wird. (2)  Absatz 1 Satz 1 gilt entsprechend, wenn nach Aufhebung des Insolvenzverfahrens oder nach Abschluss der Auskehrung des Verwertungserlöses bei der Vollstreckung der Wertersatzeinziehung nach den §§ 73c und 76a Absatz 1 Satz 1 des Strafgesetzbu­ ches, auch in Verbindung mit § 76a Absatz 3 des Strafgesetzbuches, ein Gegenstand gepfändet wird.“ „§ 459n Zahlungen auf Wertersatzeinziehung Leistet derjenige, gegen den sich die Anordnung richtet, Zahlungen auf die Anord­ nung der Einziehung des Wertersatzes nach den §§ 73c und 76a Absatz 1 Satz 1 des Strafgesetzbuches, auch in Verbindung mit § 76a Absatz 3 des Strafgesetzbuches, so gelten § 459h Absatz 2 sowie die §§ 459k und 459m entsprechend.“ „§ 459o Einwendungen gegen vollstreckungsrechtliche Entscheidungen Über Einwendungen gegen die Entscheidung der Vollstreckungsbehörde nach den §§ 459a, 459c, 459e sowie 459g bis 459l entscheidet das Gericht.“ Quelle: BT-Drs. 18/9525, S. 7–34, 44.

290 Anhang Anhang 20 Übersicht zu den wichtigsten vorgeschlagenen Änderungen des Ausschusses im Rahmen der Beschlussempfehlung betreffend die Reform der strafrechtlichen Vermögensabschöpfung (BT-Drs. 18/11640) „§ 75 StGB: Wirkung der Einziehung (…) (4)  In den Fällen des § 111d Absatz 1 Satz 2 der Strafprozessordnung findet § 91 der Insolvenzordnung keine Anwendung.“4 „§ 76a StGB: Selbständige Einziehung (…) (2) Unter den Voraussetzungen der §§ 73, 73b und 73c ist die selbständige Anord­ nung der Einziehung des Tatertrages und die selbständige Einziehung des Wertes des Tatertrages auch dann zulässig, wenn die Verfolgung der Straftat verjährt ist. Unter den Voraussetzungen der §§ 74b und 74d gilt das Gleiche für die selbständige Anordnung der Sicherungseinziehung der Einziehung von Schriften und der Unbrauchbarmachung. (…)“ „§ 76b StGB: Verjährung der Einziehung von Taterträgen und des Wertes von Taterträgen (1)  Die erweiterte und die selbständige Einziehung des Tatertrages oder des Wertes des Tatertrages nach den §§ 73a und 76a verjähren in 30 Jahren. Die Verjährung beginnt mit der Beendigung der rechtswidrigen Tat, durch oder für die der Täter oder Teilnehmer oder der andere im Sinne des § 73b etwas erlangt hat. Die §§ 78b und 78c gelten entsprechend. (2)  In den Fällen des § 78 Absatz 2 und des § 5 des Völkerstrafgesetzbuches verjähren die erweiterte und die selbständige Einziehung des Tatertrages oder des Wertes des Tatertrages nach den §§ 73a und 76a nicht.“ „Art. 316 EGStGB … [einsetzen: bei der Verkündung nächster freier Buchstabenzusatz] Übergangsvorschrift zum Gesetz zur Reform der strafrechtlichen Vermögensabschöpfung Wird über die Anordnung der Einziehung des Tatertrages oder des Wertes des Tatertrages wegen einer Tat, die vor dem … [einsetzen: Datum des Inkrafttretens nach Artikel 8 dieses Gesetzes] begangen worden ist, nach diesem Zeitpunkt entschieden, sind abweichend von § 2 Absatz 5 des Strafgesetzbuches die §§ 73 bis 73c, 75 Absatz 1 und 3 sowie die §§ 73d, 73e, 76, 76a, 76b und 78 Absatz 1 Satz 2 des Strafgesetzbuches in der Fassung des Gesetzes zur Reform der strafrechtlichen Vermögensabschöpfung vom … [einsetzen: Ausfertigungsdatum und Fundstelle dieses Gesetzes] anzuwenden. Die Vorschriften des Gesetzes zur Reform der strafrechtlichen Vermö4  Bei den kursiv gedruckten Wörtern handelt es sich um die Änderungsvorschläge des Ausschusses.

Anhang291 gensabschöpfung vom … [einsetzen: Ausfertigungsdatum und Fundstelle dieses Gesetzes] sind nicht in Verfahren anzuwenden, in denen bis zum … [einsetzen: Datum des Inkrafttretens nach Artikel 8 dieses Gesetzes] bereits eine Entscheidung über die Anordnung des Verfalls oder des Verfalls von Wertersatz ergangen ist.“ „§ 111f StPO: Vollziehung des Vermögensarrestes (…) (4)  In den Fällen der Absätze 2 und 3 Satz 2 wird auch das Veräußerungsverbot nach § 111h Absatz 1 Satz 1 in Verbindung mit § 136 des Bürgerlichen Gesetzbuchs eingetragen.“ „§ 111h StPO: Wirkung der Vollziehung des Vermögensarrestes (1)  Die Vollziehung des Vermögensarrestes in einen Gegenstand hat die Wirkung eines Veräußerungsverbots im Sinne des § 136 des Bürgerlichen Gesetzbuchs. Für das Sicherungsrecht, das in Vollziehung des Vermögensarrestes entsteht, gilt § 80 Absatz 2 Satz 2 der Insolvenzordnung. (2) (…)“ „§ 111i StPO: Insolvenzverfahren (1) Ist mindestens einem Verletzten aus der Tat ein Anspruch auf Ersatz des Wertes des Erlangten erwachsen und wird das Insolvenzverfahren über das Vermögen des Arrestschuldners eröffnet, so erlischt das Sicherungsrecht nach § 111h Absatz 1 an dem Gegenstand oder an dem durch dessen Verwertung erzielten Erlös, sobald dieser vom Insolvenzbeschlag erfasst wird. Das Sicherungsrecht erlischt nicht an Gegenstän­ den, die in einem Staat belegen sind, in dem die Eröffnung des Insolvenzverfahrens nicht anerkannt wird. Die Sätze 1 und 2 gelten entsprechend für das Pfandrecht an der nach § 111g Absatz 1 hinterlegten Sicherheit. (2) Gibt es mehrere Verletzte und reicht der Wert des in Vollziehung des Vermö­ gensarrestes gesicherten Gegenstandes oder des durch dessen Verwertung erzielten Erlöses nicht aus, um die Ansprüche der Verletzten auf Ersatz des Wertes des Erlang­ ten, die ihnen aus der Tat erwachsen sind und von ihnen gegenüber der Staatsanwaltschaft geltend gemacht werden, zu befriedigen, stellt die Staatsanwaltschaft einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens über das Vermögen des Arrestschuld­ ners. Die Staatsanwaltschaft sieht von der Stellung eines Eröffnungsantrags ab, wenn begründete Zweifel daran bestehen, dass das Insolvenzverfahren auf Grund des Antrags eröffnet wird. (3) entfällt.“ „§ 428 StPO: Vertretung des Einziehungsbeteiligten (1) Der Einziehungsbeteiligte kann sich in jeder Lage des Verfahrens durch einen Rechtsanwalt mit nachgewiesener Vertretungsvollmacht vertreten lassen. Die für die Verteidigung geltenden Vorschriften der §§ 137 bis 139, 145a bis 149 und 218 sind entsprechend anzuwenden. (2) (…) (3) (…)“

292 Anhang „§ 435 StPO: Selbständiges Einziehungsverfahren (1)  Die Staatsanwaltschaft und der Privatkläger können den Antrag stellen, die Ein­ ziehung selbständig anzuordnen, wenn dies gesetzlich zulässig und die Anordnung nach dem Ergebnis der Ermittlungen zu erwarten ist. Die Staatsanwaltschaft kann insbesondere von dem Antrag absehen, wenn das Erlangte nur einen geringen Wert hat oder das Verfahren einen unangemessenen Aufwand erfordern würde. (2) (…) (3) (…)“ „§ 459g StPO: Vollstreckung von Nebenfolgen (1)  Die Anordnung der Einziehung oder der Unbrauchbarmachung einer Sache wird dadurch vollstreckt, dass die Sache demjenigen, gegen den sich die Anordnung rich­ tet, weggenommen wird. Für die Vollstreckung gelten die Vorschriften des Justizbeitreibungsgesetzes. (2) Für die Vollstreckung der Nebenfolgen, die zu einer Geldzahlung verpflichten, gelten die §§ 459, 459a sowie 459c Absatz 1 und 2 entsprechend. (3)  Die §§ 102 bis 110, 111c Absatz 1 und 2, § 111f Absatz 1, § 111k Absatz 1 und 2 sowie § 131 Absatz 1 gelten entsprechend. (4)  Das Gericht ordnet den Ausschluss der Vollstreckung der Einziehung nach den §§ 73 bis 73c des Strafgesetzbuches an, soweit der Anspruch, der dem Verletzten aus der Tat auf Rückgewähr des Erlangten oder auf Ersatz des Wertes des Erlangten er­ wachsen ist, erloschen ist. (5)  In den Fällen des Absatzes 2 unterbleibt auf Anordnung des Gerichts die Vollstre­ ckung, soweit der Wert des Erlangten nicht mehr im Vermögen des Betroffenen vor­ handen ist oder die Vollstreckung sonst unverhältnismäßig wäre. Die Vollstreckung wird wieder aufgenommen, wenn nachträglich Umstände bekannt werden oder eintre­ ten, die einer Anordnung nach Satz 1 entgegenstehen.“ „§ 459h StPO: Entschädigung des Verletzten (1)  Ein nach den §§ 73 bis 73b des Strafgesetzbuches eingezogener Gegenstand wird dem Verletzten, dem ein Anspruch auf Rückgewähr des Erlangten erwachsen ist, oder dessen Rechtsnachfolger zurückübertragen. Gleiches gilt, wenn der Gegenstand nach § 76a Absatz 1 des Strafgesetzbuches, auch in Verbindung mit § 76a Absatz 3 des Strafgesetzbuches, eingezogen worden ist. In den Fällen des § 75 Absatz 1 Satz 2 des Strafgesetzbuches wird der eingezogene Gegenstand dem Verletzten oder dessen Rechtsnachfolger herausgegeben, wenn dieser sein Recht fristgerecht bei der Vollstre­ ckungsbehörde angemeldet hat. (2)  Hat das Gericht die Einziehung des Wertersatzes nach den §§ 73c und 76a Ab­ satz 1 Satz 1 des Strafgesetzbuches, auch in Verbindung mit § 76a Absatz 3 des Strafgesetzbuches, angeordnet, wird der Erlös aus der Verwertung der auf Grund des Vermögensarrestes oder der Einziehungsanordnung gepfändeten Gegenstände an den Verletzten, dem ein Anspruch auf Ersatz des Wertes des Erlangten aus der Tat erwach­ sen ist, oder an dessen Rechtsnachfolger ausgekehrt. § 111i gilt entsprechend.“

Anhang293 „§ 459j StPO: Verfahren bei Rückübertragung und Herausgabe (1)  Der Verletzte oder dessen Rechtsnachfolger hat seinen Anspruch auf Rückübertra­ gung oder Herausgabe nach § 459h Absatz 1 binnen sechs Monaten nach der Mittei­ lung der Rechtskraft der Einziehungsanordnung bei der Vollstreckungsbehörde anzu­ melden. (2)  Ergibt sich die Anspruchsberechtigung des Antragstellers ohne weiteres aus der Einziehungsanordnung und den ihr zugrunde liegenden Feststellungen, so wird der eingezogene Gegenstand an den Antragsteller zurückübertragen oder herausgegeben. Andernfalls bedarf es der Zulassung durch das Gericht. Das Gericht lässt die Rückübertragung oder Herausgabe nach Maßgabe des § 459h Absatz 1 zu. Die Zulassung ist zu versagen, wenn der Antragsteller seine Anspruchsberechtigung nicht glaubhaft macht; § 294 der Zivilprozessordnung ist anzuwenden. (3) (…) (4)  Bei Versäumung der in Absatz 1 Satz 1 genannten Frist ist unter den in den §§ 44 und 45 bezeichneten Voraussetzungen die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand zu gewähren. (5)  Unbeschadet des Verfahrens nach Absatz 1 kann der Verletzte oder dessen Rechtsnachfolger seinen Anspruch auf Rückübertragung oder Herausgabe nach § 459h Ab­ satz 1 geltend machen, indem er ein vollstreckbares Endurteil im Sinne des § 704 der Zivilprozessordnung oder einen anderen Vollstreckungstitel im Sinne des § 794 der Zivilprozessordnung vorlegt, aus dem sich der geltend gemachte Anspruch ergibt.“ „§ 459k StPO: Verfahren bei Auskehrung des Verwertungserlöses (1)  Der Verletzte oder dessen Rechtsnachfolger hat seinen Anspruch auf Auskehrung des Verwertungserlöses nach § 459h Absatz 2 binnen sechs Monaten nach der Mittei­ lung der Rechtskraft der Einziehungsanordnung bei der Vollstreckungsbehörde anzu­ melden. Bei der Anmeldung ist die Höhe des Anspruchs zu bezeichnen. (2) Ergeben sich die Anspruchsberechtigung des Antragstellers und die Anspruchshöhe ohne weiteres aus der Einziehungsanordnung und den ihr zugrunde liegenden Feststellungen, so wird der Verwertungserlös in diesem Umfang an den Antragsteller ausgekehrt. Andernfalls bedarf es der Zulassung durch das Gericht. Das Gericht lässt die Auskehrung des Verwertungserlöses nach Maßgabe des § 459h Absatz 2 zu. Die Zulassung ist zu versagen, wenn der Antragsteller seine Anspruchsberechtigung nicht glaubhaft macht; § 294 der Zivilprozessordnung ist anzuwenden. (3)  Vor der Entscheidung über die Auskehrung ist derjenige, gegen den sich die An­ ordnung der Einziehung richtet, zu hören. Dies gilt nur, wenn die Anhörung ausführ­ bar erscheint. (4)  Bei Versäumung der in Absatz 1 Satz 1 genannten Frist ist unter den in den §§ 44 und 45 bezeichneten Voraussetzungen die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand zu gewähren. (5)  Unbeschadet des Verfahrens nach Absatz 1 kann der Verletzte oder dessen Rechtsnachfolger seinen Anspruch auf Auskehrung des Verwertungserlöses nach § 459h Absatz 2 geltend machen, indem er ein vollstreckbares Endurteil im Sinne des § 704

294 Anhang der Zivilprozessordnung oder einen anderen Vollstreckungstitel im Sinne des § 794 der Zivilprozessordnung vorlegt, aus dem sich der geltend gemachte Anspruch ergibt. Einem vollstreckbaren Endurteil im Sinne des § 704 der Zivilprozessordnung stehen bestandskräftige öffentlich-rechtliche Vollstreckungstitel über Geldforderungen gleich.“ Quelle: BT-Drs. 18/11640, S. 21–50.

Anhang295 Anhang 21 Übersicht zu den Positionen der einzelnen Sachverständigen sowie deren Umsetzung im Fall des Gesetzes zur Reform der strafrechtlichen Vermögensabschöpfung (BT-Drs. 18/9525) Sach­ verständiger/ Thematik Generelle Position zum Ent­ wurf

Michael Bremen

Prof. Dr. Alfred Dierlamm

Jan ­Gericke

Prof. Dr. Martin Heger

zustimmend

ablehnend

zustimmend

Dr. Ina Holznagel

Markus Meißner

Dr. Peter Schneider­ han

ablehnend

ablehnend

zustimmend bzgl. der Aufhebung des Verwei­ ses auf § 917 ZPO

ablehnend

zustimmend

zustimmend

Vorschlag:

Vorschlag:

Vorschläge:

Überarbei­ tung

Soziale – Anpassun­ Umnutzung gen bzgl. beschlag­ der nahmter ­praktischen Gegenstände Umsetz­ barkeit – Sechs­ monatige Organisa­ tionsfrist

Änderung der vorläu­ figen Siche­ rungsinstru­ mente (§§ 111b, 111e StPO-E)

Ausweitung der ­erweiterten Einziehung (§ 73a ­StGB-E)



ablehnend

ablehnend







Vorschlag:

Vorschlag:

Festlegung einer Frist beim Fehlen dringender Gründe

Klarstellung ablehnend bzgl. der Aufhebung des § 111b III StPO

ablehnend

zustimmend

zustimmend

zustimmend

ablehnend



ablehnend

zustimmend



zustimmend





Vorschläge: – Begren­ zung auf bestimmte Formen der Tatbegehung – Aus­ schluss des Steuerfiskus und der Sozialver­ sicherungs­ träger

Ausweitung der (nach­ träglichen) selbständi­ gen Einzie­ hung (§ 76a I StGB-E)



Vorschlag: Streichung des § 437 II StPO-E (Fortsetzung nächste Seite)

296 Anhang (Fortsetzung Anhang 21) Sach­ verständiger/ Thematik

Michael Bremen

Prof. Dr. Alfred Dierlamm

Jan ­Gericke

Prof. Dr. Martin Heger

Dr. Ina Holznagel

Markus Meißner

Dr. Peter Schneider­ han

Verurtei­ lungsunab­ hängige Einziehung (§ 76a IV StGB-E)



ablehnend

zustimmend

zustimmend

zustimmend

ablehnend

ablehnend

Nachträg­ liche Einzie­ hung (Streichung des § 73c I 2 StGB)



zustimmend





Änderungen mit insol­ venzrechtlichen Bezügen

ablehnend



ablehnend

Vorschlag: Streichung von „gewerbs­ mäßig“ in § 76a IV 3 Nr. 1 e) StGB-E –

zustimmend



Vorschlag: Schaffung von Ermitt­ lungsmaß­ nahmen –





zustimmend

Vorschläge:

Vorschlag:

– Strafmin­ derung bei indirekter Wiedergut­ machung im Insolvenz­ verfahren

Stärkere Konkretisie­ rung

– Klarstel­ lung in Bezug auf § 111i StPO-E Verletzten­ begriff



Opferschutz/ Opferent­ schädigung

-

ablehnend









ablehnend Vorschlag: Klarstellung

ablehnend

zustimmend

zustimmend

zustimmend



zustimmend



ablehnend

Vorschlag: Klarere Begründung

Vereinheit­ lichung der Begrifflich­ keiten



Konkretisie­ rung des Brutto­ prinzips







zustimmend

ablehnend Vorschlag: Klarere Festlegung

ablehnend

zustimmend Vorschlag: Klarstellung der ­Anwendung in Betrugs­ fällen

zustimmend

ablehnend



ablehnend

Anhang297 Sach­ verständiger/ Thematik

Michael Bremen

Prof. Dr. Alfred Dierlamm

Rückwir­ kungsverbot (§ 2 V StGB)





Verjährung





Jan ­Gericke

Prof. Dr. Martin Heger

Dr. Ina Holznagel

Markus Meißner

Dr. Peter Schneider­ han

ablehnend











ablehnend

ablehnend

Vorschlag:

Vorschlag:

Keine Anwendbar­ keit des § 2 V StGB

Keine Anwendbar­ keit des § 2 V StGB

Vorschlag:



Spezielle zivilrechts­ ähnliche Verjäh­ rungsregelung

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an BGBl 2017 I Nr. 22, S.  872 ff.; Protokoll-Nr. 18/120, S. 13–22, 24–27, 30–33, 36–53, 56–84, 90 ff., 94–97, 99, 101–109, 111–120.

298 Anhang Anhang 22 Überblick zu den wichtigsten Gesetzesänderungen durch den Entwurf eines Gesetzes zur Ausweitung des Maßregelrechts bei extremistischen Straftätern (BT-Drs. 18/11584, 18/11162) Änderungen des Strafgesetzbuches • § 66 Absatz 3 Satz 1 wird um „§ 89a Absatz 1 bis 3, § 89c Absatz 1 bis 3, § 129a Absatz 5 Satz 1 erste Alternative, auch in Verbindung mit § 129b Absatz 1,“ ergänzt. • § 68b Absatz 1 wird folgendermaßen erweitert: „Abweichend von Satz 3 Nummer 1 genügt eine Freiheits- oder Gesamtfreiheitsstrafe von zwei Jahren, wenn diese wegen einer oder mehrerer Straftaten verhängt worden ist, die unter den Ersten oder Siebenten Abschnitt des Besonderen Teils fallen; zu den in Satz 3 Nummer 2 bis 4 genannten Straftaten gehört auch eine Straftat nach § 129a Absatz 5 Satz 2, auch in Verbindung mit § 129b Absatz 1.“ Änderungen des Einführungsgesetzes zum Strafgesetzbuch „Artikel 316 … [einsetzen: bei der Verkündung nächster freier Buchstabenzusatz] Übergangsvorschrift zum Gesetz zur Änderung des Strafgesetzbuches – Ausweitung des Maßregelrechts bei extremistischen Straftätern § 66 Absatz 3 Satz 1 des Strafgesetzbuches in der Fassung des … Gesetzes zur Änderung des Strafgesetzbuches vom … [einsetzen: Ausfertigungsdatum und Fundstelle dieses Gesetzes], auch in Verbindung mit § 66 Absatz 3 Satz 2, § 66a Absatz 1 Nummer 1 und § 66b Satz 1 Nummer 1 des Strafgesetzbuches, ist nur anzuwenden, wenn die letzte Anlasstat nach dem … [einsetzen: Datum des Tages vor dem Inkrafttreten nach Artikel 4 dieses Gesetzes] begangen worden ist. In allen anderen Fällen ist das bisherige Recht anzuwenden.“ Änderung der Strafprozessordnung § 463a Absatz 4 Satz 2 Nummer 5 der Strafprozessordnung wird um den Halbsatz „oder einer Straftat nach § 129a Absatz 5 Satz 2, auch in Verbindung mit § 129b Absatz 1 des Strafgesetzbuches“ ergänzt. Quelle: BT-Drs. 18/11162, S.  3 f.; BT-Drs. 18/11584, S. 5.

Anhang299 Anhang 23 Übersicht zu den wichtigsten vorgeschlagenen Änderungen des Ausschusses im Rahmen der Beschlussempfehlung betreffend das Gesetz zur Ausweitung des Maßregelrechts bei extremistischen Straftätern (BT-Drs. 18/12155) In Bezug auf die Änderung des Einführungsgesetzes zum Strafgesetzbuch schlägt der Ausschuss vor, folgende Sätze zu ergänzen: „Soweit in anderen als den in Satz 1 genannten Vorschriften auf § 66 Absatz 3 Satz 1 des Strafgesetzbuches verwiesen wird, ist § 66 Absatz 3 Satz 1 des Strafgesetzbuches in der Fassung des … Gesetzes zur Änderung des Strafgesetzbuches vom … [einsetzen: Ausfertigungsdatum und Fundstelle dieses Gesetzes] anwendbar. Artikel 316g bleibt unberührt.“ Quelle: BT-Drs. 18/12155, S. 3.

300 Anhang Anhang 24 Übersicht zu den Positionen der einzelnen Sachverständigen sowie deren Umsetzung im Fall des Gesetzes zur Ausweitung des Maßregelrechts bei extremistischen Straftätern (BT-Drs. 18/11162) Sachverständi­ ger/Thematik

Karl Greven

Prof. Dr. Jörg Kinzig

Prof. Dr. Stefan König

Andreas Maltry

Dirk Manzewski

Dr. jur. habil. Helmut Pollähne

Barbara Stockinger

Elektronische Aufenthalts­ überwachung §§ 68b StGB-E

zustimmend

ablehnend

ablehnend

zustimmend

zustimmend

ablehnend

zustimmend

Vorschläge: Vorschläge: Vorschlag:

Vorschlag:

Vorschläge: Vorschläge:

– Analyse der Rück­ fallquote – Einfüh­ rung einer unbefriste­ ten Verlän­ gerungs­ möglichkeit der Füh­ rungsauf­ sicht nach § 68 III 1 Nr. 2 StGB

– Analyse der Rück­ fallquote – Verpflich­ tung zur Einholung eines Sachver­ ständigen­ gutachtens – Verkür­ zung der Überprü­ fungsfrist auf ein Jahr – Aufnahme der EAÜ in die Fälle notwendiger Verteidigung

Verschie­ bung der Änderun­ gen in das Polizei­ recht

Keine Sachver­ ständigen­ gutachten im Vorfeld der Maß­ nahme

– Verpflich­ – Durchfüh­ tung zur rung einer Einholung Evaluation eines zu einem Sachver­ späteren ständigen­ Zeitpunkt gutachtens – Analyse – Verkür­ der Rück­ zung der fallquote Überprü­ fungsfrist auf ein Jahr – Aufnahme der EAÜ in die Fälle notwendiger Verteidigung – Untersu­ chung der Wirkung – Trennung von Füh­ rungsauf­ sicht und Bewäh­ rungshilfe

zustimmend

ablehnend

ablehnend



Vorschlag:

Vorschlag:

Vorschlag:

Nennung von De­ radikalisie­ rungspro­ grammen

Ausdeh­ nung der EAÜ auf andere Weise

Ausdehnung der EAÜ auf andere Weise

Sicherungs­ verwahrung § 66 StGB-E

zustimmend

ablehnend

zustimmend

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an BGBl 2017 I Nr. 37, S. 1612; Protokoll-Nr. 18/133, S. 14–17, 19, 21–24, 27 f., 32 f., 41, 48, 50 ff., 55 f., 69, 71, 73 ff., 87 f., 90.

Anhang301 Anhang 25 Überblick zu den wichtigsten Gesetzesänderungen durch den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Strafgesetzbuches – Wohnungseinbruchdiebstahl (BT-Drs. 18/12359) Änderung des Strafgesetzbuches „§ 244 StGB Diebstahl mit Waffen, Bandendiebstahl, Wohnungseinbruchsdiebstahl“ • Absatz 3 wird nach „In minder schweren Fällen“ um die Wörter „des Absatzes 1 Nummer 1 bis 3“ ergänzt. • Folgender Absatz  4 kommt hinzu: „(4) Betrifft der Wohnungseinbruchdiebstahl nach Absatz 1 Nummer 3 eine dauerhaft genutzte Privatwohnung, so ist die Strafe Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren.“ Änderung der Strafprozessordnung • Vor § 100g Absatz  2 Nummer 1 Buchstabe g kommt der Halbsatz „Einbruchdiebstahl in eine dauerhaft genutzte Privatwohnung nach § 244 Absatz 4“. • § 395 Absatz  3 wird nach „244 Absatz 1 Nummer 3,“ um die Angabe „Absatz 4,“ ergänzt. Quelle: BT-Drs. 18/12359, S. 5.

Anhang 26 Übersicht zu den wichtigsten vorgeschlagenen Änderungen des Ausschusses im Rahmen der Beschlussempfehlung betreffend die Änderung des Strafgesetzbuches – Wohnungseinbruchdiebstahl (BT-Drs. 18/12933) • In „§ 100g Absatz 2 Nummer 1 Buchstabe g“ wird „Absatz 2“ um „Satz 2“ konkretisiert. • Das Gesetzesvorhaben auf Drucksache 18/12729 soll für erledigt erklärt werden. Quelle: BT-Drs. 18/12933, S. 3.

302 Anhang Anhang 27 Übersicht zu den Positionen der einzelnen Sachverständigen sowie deren Umsetzung im Fall des Gesetzes zur Änderung des Strafgesetzesbuches – Wohnungseinbruchdiebstahl (Protokoll-Nr. 18/156) Sachverständi­ ger/Thematik

Generelle Position zum Entwurf

Stefan Conen

Dr. Ulrich Franke

Oliver Malchow

Roswitha MüllerPiepen­ kötter

Prof. Gerd Neubeck

Thomas Weith

Thomas Wüppen­ sahl

ablehnend

zustimmend

zustimmend

zustimmend

zustimmend

ablehnend

ablehnend

Vorschlag:

Vorschlag: Vorschläge:

Ausbau des Verbesserung – Ausbau technischen der Ermitt­ des techni­ Einbruch­ lungsstrate­ schen schutzes gien Einbruch­ schutzes – Bessere Sozialpolitik Erhöhung des Strafrahmens in § 244 IV StGB-E

ablehnend

zustimmend

zustimmend

zustimmend

Streichung des minder schwe­ ren Falles in § 244 III StGB

ablehnend

ablehnend











Ausgestaltung des § 244 IV StGB-E als Verbrechen

ablehnend





zustimmend

zustimmend





Aufnahme des Wohnungsein­ bruchsdieb­ stahls in den Katalog des § 100g StPO

ablehnend

zustimmend

zustimmend

zustimmend

zustimmend zustimmend

Vorschlag:

Vorschlag:

Vorschläge: Vorschlag:

zustimmend zustimmend

Aufnahme Aufnahme – Aufnahme Aufnahme des § 244 des § 244 des § 244 des § 244 IV IV StGB in IV StGB in IV StGB in StGB in § 100a StPO §§ 100a und §§ 100a und § 100a StPO 100c StPO 100c StPO – Schaffung von Aus­ tauschmög­ lichkeiten mit europäi­ schen Nachbar­ ländern

ablehnend

ablehnend

Anhang303 Sachverständi­ ger/Thematik

Stefan Conen

Dr. Ulrich Franke

Oliver Malchow

Roswitha MüllerPiepen­ kötter

Prof. Gerd Neubeck

Thomas Weith

Thomas Wüppen­ sahl

Begriff der „dauerhaft genutzten Privatwoh­ nung“ in § 244 StGB-E



ablehnend



ablehnend



zustimmend

ablehnend



ablehnend

ablehnend

Verhältnis zwischen § 244 IV StGB-E und § 244a StGB

ablehnend

Vorschlag:

Vorschlag:

Festlegung einer Legaldefini­ tion oder Verwendung anderer Begrifflich­ keiten

Bezeich­ nung „Wohnung“ anstelle von „Privatwoh­ nung“

ablehnend



ablehnend

Vorschlag: Grund­ legende Neuregelung des Woh­ nungsein­ bruchsdieb­ stahls

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an BGBl 2017 I Nr. 48, S. 2442; Protokoll-Nr. 18/156, S. 12–19, 22–27, 30–49, 51–61.

304 Anhang Anhang 28 Überblick zu den wichtigsten Gesetzesänderungen durch die Entwürfe  eines Gesetzes zur effektiveren und praxistauglicheren Ausgestaltung des Strafverfahrens (BT-Drs. 18/11277),  zur Änderung des Strafgesetzbuches, des Jugendgerichtsgesetzes, der Strafprozessordnung und weiterer Gesetze (BT-Drs. 18/11272) sowie  der Formulierungshilfe der Bundesregierung (Ausschussdrucksache 18(6)334)   Gesetzentwurf der Bundesregierung zur effektiveren und praxistauglicheren Ausgestaltung des Strafverfahrens (BT-Drs. 18/11277) Änderungen der Strafprozessordnung „§ 26 StPO: Ablehnungsverfahren Das Gericht kann dem Antragsteller aufgeben, ein in der Hauptverhandlung ange­ brachtes Ablehnungsgesuch innerhalb einer angemessenen Frist schriftlich zu begrün­ den.“ „§ 29 StPO: Verfahren nach Ablehnung eines Richters“ Absatz 1 wird um folgenden Satz ergänzt: „Wird ein Richter vor Beginn der Hauptverhandlung abgelehnt und würde eine Ent­ scheidung über die Ablehnung den Beginn der Hauptverhandlung verzögern, kann diese vor der Entscheidung über die Ablehnung durchgeführt werden, bis der Staats­ anwalt den Anklagesatz verlesen hat.“ Folgender Absatz 3 wird hinzugefügt: „(3)  Hat das Gericht dem Antragsteller gemäß § 26 Absatz 1 Satz 2 aufgegeben, das Ablehnungsgesuch innerhalb einer bestimmten Frist schriftlich zu begründen, gilt Absatz 2 mit der Maßgabe entsprechend, dass über die Ablehnung spätestens bis zum Beginn des übernächsten Verhandlungstages nach Eingang der schriftlichen Begrün­ dung und stets vor Beginn der Schlussanträge zu entscheiden ist.“ „§ 81e StPO: Molekulargenetische Untersuchung“ Absatz 1 lautet nun folgendermaßen: „(1) An dem durch Maßnahmen nach § 81a Absatz 1 oder § 81c erlangten Material dürfen mittels molekulargenetischer Untersuchung das DNA-Identifizierungsmuster, die Abstammung und das Geschlecht der Person festgestellt und diese Feststellungen mit Vergleichsmaterial abgeglichen werden, soweit dies zur Erforschung des Sachver­ halts erforderlich ist. Andere Feststellungen dürfen nicht erfolgen; hierauf gerichtete Untersuchungen sind unzulässig.“ Folgender Satz wird ergänzt: „Ist bekannt, von welcher Person das Material stammt, gilt § 81f Absatz 1 entspre­ chend.“

Anhang305 „§ 81h StPO: DNA-Reihenuntersuchung“ Absatz 1 wird in dem Satzteil nach Nummer 3 nach „ob das Spurenmaterial von diesen Personen“ um den Halbsatz „oder von ihren Verwandten in gerader Linie oder in der Seitenlinie bis zum dritten Grad“ erweitert. Absatz 3 lautet wie folgt: „(3)  Für die Durchführung der Maßnahme gilt § 81f Absatz 2 entsprechend. Die ent­ nommenen Körperzellen sind unverzüglich zu vernichten, sobald sie für die Untersu­ chung nach Absatz 1 nicht mehr benötigt werden. Soweit die Aufzeichnungen über die durch die Maßnahme festgestellten DNA-Identifizierungsmuster zur Erforschung des Sachverhalts nicht mehr erforderlich sind, sind sie unverzüglich zu löschen. Die Vernichtung und die Löschung sind zu zu dokumentieren.“ Absatz 4 Satz 2 regelt nun: „Vor Erteilung der Einwilligung sind sie schriftlich auch darauf hinzuweisen, dass 1. die entnommenen Körperzellen ausschließlich zur Feststellung des DNA-Identifi­ zierungsmusters, der Abstammung und des Geschlechts untersucht werden und dass sie unverzüglich vernichtet werden, sobald sie hierfür nicht mehr erforderlich sind, 2. das Untersuchungsergebnis mit den DNA-Identifizierungsmustern von Spurenma­ terial automatisiert daraufhin abgeglichen wird, ob das Spurenmaterial von ihnen oder von ihren Verwandten in gerader Linie oder in der Seitenlinie bis zum dritten Grad stammt, 3. das Ergebnis des Abgleichs zu Lasten der betroffenen Person oder mit ihr in gera­ der Linie oder in der Seitenlinie bis zum dritten Grad verwandter Personen verwer­ tet werden darf und 4. die festgestellten DNA-Identifizierungsmuster nicht zur Identitätsfeststellung in künftigen Strafverfahren beim Bundeskriminalamt gespeichert werden.“ „§ 136 StPO: Erste Vernehmung“ Absatz 1 Satz 3 wird um die Wörter „zu Letzterem ist er dabei auf die Kostenfolge des § 465 hinzuweisen.“ ergänzt. Folgender Absatz 4 schließt sich an: „(4)  Die Vernehmung des Beschuldigten kann in Bild und Ton aufgezeichnet werden. Sie ist aufzuzeichnen, wenn 1. dem Verfahren ein vorsätzlich begangenes Tötungsdelikt zugrunde liegt und der Aufzeichnung weder die äußeren Umstände noch die besondere Dringlichkeit der Vernehmung entgegenstehen, oder 2. die schutzwürdigen Interessen des Beschuldigten, insbesondere von a) Personen unter 18 Jahren oder b) Personen, die erkennbar unter eingeschränkten geistigen Fähigkeiten oder einer schwerwiegenden seelischen Störung leiden, durch die Aufzeichnung besser gewahrt werden können. § 58a Absatz 2 gilt entsprechend.“

306 Anhang „§ 141 StPO: Zeitpunkt der Bestellung eines Pflichtverteidigers“ Hinter Absatz 3 Satz 3 wird folgender Satz ergänzt: „Das Gericht, bei dem eine richterliche Vernehmung durchzuführen ist, bestellt dem Beschuldigten einen Verteidiger, wenn die Staatsanwaltschaft dies beantragt oder wenn die Mitwirkung eines Verteidigers aufgrund der Bedeutung der Vernehmung zur Wahrung der Rechte des Beschuldigten geboten erscheint.“ Absatz 4 lautet wie folgt: „(4)  Über die Bestellung entscheidet der Vorsitzende des Gerichts, bei dem das Ver­ fahren anhängig ist. Vor Erhebung der Anklage entscheidet das Amtsgericht, in dessen Bezirk die Staatsanwaltschaft oder ihre zuständige Zweigstelle ihren Sitz hat, oder das nach § 162 Absatz 1 Satz 3 zuständige Gericht; im Fall des § 140 Absatz 1 Nummer 4 entscheidet das nach § 126 oder § 275a Absatz 6 zuständige Gericht.“ „§ 153a StPO: Absehen von der Verfolgung unter Auflagen und Weisungen“ In § 153a Absatz 2 Satz 1 werden die Wörter „bis zum Ende der Hauptverhandlung, in der die tatsächlichen Feststellungen letztmalig geprüft werden können,“ aufge­ hoben. „§ 163 StPO: Aufgaben der Polizei im Ermittlungsverfahren“ An die Stelle von § 163 Absatz 3 treten die folgenden Absätze 3 bis 7: „(3)  Zeugen sind verpflichtet, auf Ladung vor Ermittlungspersonen der Staatsanwalt­ schaft zu erscheinen und zur Sache auszusagen, wenn der Ladung ein Auftrag der Staatsanwaltschaft zugrunde liegt. Soweit nichts anderes bestimmt ist, gelten die Vorschriften des Sechsten Abschnitts des Ersten Buches entsprechend. Die eidliche Vernehmung bleibt dem Gericht vorbehalten. (4)  Die Staatsanwaltschaft entscheidet 1. über die Zeugeneigenschaft oder das Vorliegen von Zeugnis- oder Auskunftsver­ weigerungsrechten, sofern insoweit Zweifel bestehen oder im Laufe der Verneh­ mung aufkommen, 2. über eine Gestattung nach § 68 Absatz 3 Satz 1, Angaben zur Person nicht oder nur über eine frühere Identität zu machen, 3. über die Beiordnung eines Zeugenbeistands nach § 68b Absatz 2 und 4. bei unberechtigtem Ausbleiben oder unberechtigter Weigerung des Zeugen über die Verhängung der in den §§ 51 und 70 vorgesehenen Maßregeln; dabei bleibt die Festsetzung der Haft dem nach § 162 zuständigen Gericht vorbehalten. Im Übrigen trifft die erforderlichen Entscheidungen die die Vernehmung leitende Person. (5) Gegen Entscheidungen von Beamten des Polizeidienstes nach § 68b Absatz 1 Satz 3 sowie gegen Entscheidungen der Staatsanwaltschaft nach Absatz 4 Satz 1 Nummer 3 und 4 kann gerichtliche Entscheidung durch das nach § 162 zuständige Gericht beantragt werden. Die §§ 297 bis 300, 302, 306 bis 309, 311a und 473a gelten jeweils entsprechend. Gerichtliche Entscheidungen nach Satz 1 sind unanfechtbar. (6)  Für die Belehrung des Sachverständigen durch Beamte des Polizeidienstes gelten § 52 Absatz 3 und § 55 Absatz 2 entsprechend. In den Fällen des § 81c Absatz 3

Anhang307 Satz 1 und 2 gilt § 52 Absatz 3 auch bei Untersuchungen durch Beamte des Polizei­ dienstes sinngemäß. (7)  § 185 Absatz 1 und 2 des Gerichtsverfassungsgesetzes gilt entsprechend.“ „§ 213 StPO: Bestimmung eines Termins zur Hauptverhandlung“ Folgender Absatz 2 wird ergänzt: „(2) In besonders umfangreichen erstinstanzlichen Verfahren vor dem Land- oder Oberlandesgericht, in denen die Hauptverhandlung voraussichtlich länger als zehn Tage dauern wird, soll der Vorsitzende den äußeren Ablauf der Hauptverhandlung vor der Terminbestimmung mit dem Verteidiger, der Staatsanwaltschaft und dem Neben­ klägervertreter abstimmen.“ „§ 243 StPO: Gang der Hauptverhandlung“ Hinter § 243 Absatz 5 Satz 2 werden die folgenden Sätze hinzugefügt: „Auf Antrag erhält der Verteidiger in besonders umfangreichen erstinstanzlichen Ver­ fahren vor dem Land- oder Oberlandesgericht, in denen die Hauptverhandlung vor­ aussichtlich länger als zehn Tage dauern wird, Gelegenheit, vor der Vernehmung des Angeklagten für diesen eine Erklärung zur Anklage abzugeben, die den Schlussvortrag nicht vorwegnehmen darf. Der Vorsitzende kann dem Verteidiger aufgeben, die wei­ tere Erklärung schriftlich einzureichen, wenn ansonsten der Verfahrensablauf erheb­ lich verzögert würde; § 249 Absatz 2 Satz 1 gilt entsprechend.“ „§ 244 StPO: Beweisaufnahme; Untersuchungsgrundsatz; Ablehnung von Be­ weisanträgen“ § 244 Absatz 6 wird um die folgenden Sätze erweitert: „Nach Abschluss der von Amts wegen vorgesehenen Beweisaufnahme kann der Vor­ sitzende eine angemessene Frist zum Stellen von Beweisanträgen bestimmen. Beweis­ anträge, die nach Fristablauf gestellt werden, können im Urteil beschieden werden; dies gilt nicht, wenn die Stellung des Beweisantrags vor Fristablauf nicht möglich war. Wird ein Beweisantrag nach Fristablauf gestellt, sind die Tatsachen, die die Ein­ haltung der Frist unmöglich gemacht haben, mit dem Antrag glaubhaft zu machen.“ „§ 265 StPO: Veränderung des rechtlichen Gesichtspunktes oder der Sachlage“ Absatz 2 lautet wie folgt: „(2)  Ebenso ist zu verfahren, wenn 1. sich erst in der Verhandlung vom Strafgesetz besonders vorgesehene Umstände ergeben, welche die Strafbarkeit erhöhen oder die Anordnung einer Maßnahme oder die Verhängung einer Nebenstrafe oder Nebenfolge rechtfertigen, 2. das Gericht von einer in der Verhandlung mitgeteilten vorläufigen Bewertung der Sach- oder Rechtslage abweichen will oder 3. der Hinweis auf eine veränderte Sachlage zur genügenden Verteidigung des Ange­ klagten erforderlich ist.“

308 Anhang „§ 347 StPO: Zustellung; Gegenerklärung; Vorlage der Akten an das Revisions­ gericht“ Hinter Absatz 1 Satz 2 wird folgender Satz hinzugefügt: „Wird das Urteil wegen eines Verfahrensmangels angefochten, so gibt der Staatsan­ walt in dieser Frist eine Gegenerklärung ab, wenn anzunehmen ist, dass dadurch die Prüfung der Revisionsbeschwerde erleichtert wird.“ In dem neuen Satz 4 tritt an die Stelle des Wortes „letztere“ „die Gegenerklärung“.   Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Änderung des Strafgesetzbuches, des Jugendgerichtsgesetzes, der Strafprozessordnung und weiterer Gesetze (BTDrs. 18/11272) Änderungen des Strafgesetzbuches „§ 44 StGB: Fahrverbot“ • In Absatz  1 Satz  1 wird nach „Straftat“ das Komma und die Wörter „die er bei oder im Zusammenhang mit dem Führen eines Kraftfahrzeugs oder unter Verlet­ zung der Pflichten eines Kraftfahrzeugführers begangen hat,“ aufgehoben und an die Stelle von „drei“ tritt „sechs“. • In Absatz  2 Satz  1 wird „mit der“ durch die Wörter „einen Monat nach“ ausge­ tauscht. • Folgender Absatz 4 wird angeschlossen: „(4)  Werden gegen den Täter mehrere Fahrverbote rechtskräftig verhängt, so sind die Verbotsfristen nacheinander zu berechnen. Die Verbotsfrist auf Grund des früher wirk­ sam gewordenen Fahrverbots läuft zuerst. Werden Fahrverbote gleichzeitig wirksam, so läuft die Verbotsfrist auf Grund des früher angeordneten Fahrverbots zuerst, bei gleichzeitiger Anordnung ist die frühere Tat maßgebend.“ „§ 266a StGB: Vorenthalten und Veruntreuen von Arbeitsentgelt“ Hinter Nummer 2 werden die folgenden Nummern 3 und 4 hinzugefügt: „3.  fortgesetzt Beiträge vorenthält und sich zur Verschleierung der tatsächlichen Be­ schäftigungsverhältnisse unrichtige, nachgemachte oder verfälschte Belege von einem Dritten verschafft, der diese gewerbsmäßig anbietet, 4. als Mitglied einer Bande handelt, die sich zum fortgesetzten Vorenthalten von Beiträgen zusammengeschlossen hat und die zur Verschleierung der tatsächlichen Beschäftigungsverhältnisse unrichtige, nachgemachte oder verfälschte Belege vorhält, oder.“ Änderung des Jugendgerichtsgesetzes • § 8 Absatz 3 wird um folgenden Satz ergänzt: „Ein Fahrverbot darf die Dauer von drei Monaten nicht überschreiten.“ • In § 89a Absatz  1 Satz  5 tritt an die Stelle der Angabe „§ 454b Abs. 3“ „§ 454b Absatz 4“.

Anhang309 Änderung der Strafprozessordnung „§ 81a StPO: Körperliche Untersuchung des Beschuldigten; Zulässigkeit körper­ licher Eingriffe“ § 81a Absatz 2 wird um folgenden Satz ergänzt: „Die Entnahme einer Blutprobe bedarf abweichend von Satz 1 keiner richterlichen Anordnung, wenn bestimmte Tatsachen den Verdacht begründen, dass eine Straftat nach § 315a Absatz 1 Nummer 1, § 315c Absatz 1 Nummer 1 Buchstabe a oder § 316 des Strafgesetzbuchs begangen worden ist.“ „§ 454b StPO: Vollstreckungsreihenfolge bei Freiheits- und Ersatzfreiheitsstra­ fen; Unterbrechung“ „(3) Auf Antrag des Verurteilten kann die Vollstreckungsbehörde von der Unterbre­ chung der Vollstreckung von Freiheitsstrafen in den Fällen des Absatzes 2 Satz 1 Nummer 1 oder Nummer 2 absehen, wenn zu erwarten ist, dass nach deren vollstän­ diger Verbüßung die Voraussetzungen einer Zurückstellung der Strafvollstreckung nach § 35 des Betäubungsmittelgesetzes für eine weitere zu vollstreckende Freiheits­ strafe erfüllt sein werden.“ „§ 481 StPO: Verwendung personenbezogener Daten für polizeiliche Zwecke“ Hinter § 481 Absatz 1 Satz 2 tritt nun folgender Satz: „Mitteilungen nach Satz 2 können auch durch Bewährungshelfer erfolgen, wenn dies zur Abwehr einer dringenden Gefahr für ein bedeutendes Rechtsgut erforderlich und eine rechtzeitige Übermittlung durch die in Satz 2 genannten Stellen nicht gewährleis­ tet ist.“ „§ 487 StPO: Übermittlung gespeicherter Daten; Auskunft“ § 487 Absatz 1 lautet nun: In Satz 1 werden nach dem Wort „Gnadenverfahrens“ ein Komma und die Wörter „des Vollzugs von freiheitsentziehenden Maßnahmen“ eingefügt. Folgender Satz wird ergänzt: „Bewährungshelfer dürfen personenbezogene Daten von Verurteilten, die unter Auf­ sicht gestellt sind, an die Einrichtungen des Justiz- und Maßregelvollzugs übermitteln, wenn diese Daten für den Vollzug der Freiheitsentziehung, insbesondere zur Förde­ rung der Vollzugs- und Behandlungsplanung oder der Entlassungsvorbereitung, erfor­ derlich sind.“  Formulierungshilfe der Bundesregierung für einen Änderungsantrag der Fraktionen CDU/CSU und SPD zu dem Gesetzentwurf der Bundesregierung – Drucksache 18/11272 – (Ausschussdrucksache 18(6)334) Änderung der Strafprozessordnung „§ 100a StPO: Telekommunikationsüberwachung“ Absatz 1 Satz 1 wird um folgende Sätze ergänzt:

310 Anhang „Die Überwachung und Aufzeichnung der Telekommunikation darf auch in der Weise erfolgen, dass mit technischen Mitteln in von dem Betroffenen genutzte informations­ technische Systeme eingegriffen wird, wenn dies notwendig ist, um die Überwachung und Aufzeichnung insbesondere in unverschlüsselter Form zu ermöglichen. Auf dem informationstechnischen System des Betroffenen gespeicherte Inhalte und Umstände der Kommunikation dürfen überwacht und aufgezeichnet werden, wenn sie auch wäh­ rend des laufenden Übertragungsvorgangs im öffentlichen Telekommunikationsnetz in verschlüsselter Form hätten überwacht und aufgezeichnet werden können.“ An die Stelle des Absatzes 4 treten die Absätze 4 bis 6: „(4) Auf Grund der Anordnung einer Überwachung und Aufzeichnung der Telekom­ munikation hat jeder, der Telekommunikationsdienste erbringt oder daran mitwirkt, dem Gericht, der Staatsanwaltschaft und ihren im Polizeidienst tätigen Ermittlungs­ personen (§ 152 des Gerichtsverfassungsgesetzes) diese Maßnahmen zu ermöglichen und die erforderlichen Auskünfte unverzüglich zu erteilen. Ob und in welchem Um­ fang hierfür Vorkehrungen zu treffen sind, bestimmt sich nach dem Telekommunika­ tionsgesetz und der Telekommunikations-Überwachungsverordnung. § 95 Absatz 2 gilt entsprechend. (5)  Bei Maßnahmen nach Absatz 1 Satz 2 und 3 ist technisch sicherzustellen, dass 1. ausschließlich überwacht und aufgezeichnet werden können: a) die laufende Telekommunikation (Absatz 1 Satz 2), oder b) Inhalte und Umstände der Kommunikation, die ab dem Zeitpunkt der Anord­ nung nach § 100e Absatz 1 auch während des laufenden Übertragungsvorgangs im öffentlichen Telekommunikationsnetz hätten überwacht und aufgezeichnet werden können (Absatz 1 Satz 3), 2. an dem informationstechnischen System nur Veränderungen vorgenommen wer­ den, die für die Datenerhebung unerlässlich sind, und 3. die vorgenommenen Veränderungen bei Beendigung der Maßnahme, soweit tech­ nisch möglich, automatisiert rückgängig gemacht werden. Das eingesetzte Mittel ist nach dem Stand der Technik gegen unbefugte Nutzung zu schützen. Kopierte Daten sind nach dem Stand der Technik gegen Veränderung, unbefugte Löschung und unbefugte Kenntnisnahme zu schützen. (6)  Bei jedem Einsatz des technischen Mittels sind zu protokollieren 1. die Bezeichnung des technischen Mittels und der Zeitpunkt seines Einsatzes, 2. die Angaben zur Identifizierung des informationstechnischen Systems und die da­ ran vorgenommenen nicht nur flüchtigen Veränderungen, 3. die Angaben, die die Feststellung der erhobenen Daten ermöglichen, und 4. die Organisationseinheit, die die Maßnahme durchführt.“ „§ 100b StPO: Online-Durchsuchung (1) Auch ohne Wissen des Betroffenen darf mit technischen Mitteln in ein von dem Betroffenen genutztes informationstechnisches System eingegriffen und dürfen Daten daraus erhoben werden (Online-Durchsuchung), wenn

Anhang311 1. bestimmte Tatsachen den Verdacht begründen, dass jemand als Täter oder Teilneh­ mer eine in Absatz 2 bezeichnete besonders schwere Straftat begangen oder in Fällen, in denen der Versuch strafbar ist, zu begehen versucht hat, 2. die Tat auch im Einzelfall besonders schwer wiegt und 3. die Erforschung des Sachverhalts oder die Ermittlung des Aufenthaltsortes des Beschuldigten auf andere Weise wesentlich erschwert oder aussichtslos wäre. (2)  Besonders schwere Straftaten im Sinne des Absatzes 1 Nummer 1 sind: (…) (3) Die Maßnahme darf sich nur gegen den Beschuldigten richten. Ein Eingriff in informationstechnische Systeme anderer Personen ist nur zulässig, wenn auf Grund bestimmter Tatsachen anzunehmen ist, dass 1. der in der Anordnung nach § 100e Absatz 3 bezeichnete Beschuldigte informa­ tionstechnische Systeme der anderen Person benutzt, und 2. die Durchführung des Eingriffs in informationstechnische Systeme des Beschuldig­ ten allein nicht zur Erforschung des Sachverhalts oder zur Ermittlung des Aufent­ haltsortes eines Mitbeschuldigten führen wird. Die Maßnahme darf auch durchgeführt werden, wenn andere Personen unvermeidbar betroffen werden. (4)  § 100a Absatz 5 und 6 gilt mit Ausnahme von Absatz 5 Satz 1 Nummer 1 entspre­ chend.“ „§ 100d StPO: Kernbereich privater Lebensgestaltung; Zeugnisverweigerungs­ berechtigte (1) Liegen tatsächliche Anhaltspunkte für die Annahme vor, dass durch eine Maß­ nahme nach den §§ 100a bis 100c allein Erkenntnisse aus dem Kernbereich privater Lebensgestaltung erlangt werden, ist die Maßnahme unzulässig. (2) Erkenntnisse aus dem Kernbereich privater Lebensgestaltung, die durch eine Maßnahme nach den §§ 100a bis 100c erlangt wurden, dürfen nicht verwertet werden. Aufzeichnungen über solche Erkenntnisse sind unverzüglich zu löschen. Die Tatsache ihrer Erlangung und Löschung ist zu dokumentieren. (3)  Bei Maßnahmen nach § 100b ist, soweit möglich, technisch sicherzustellen, dass Daten, die den Kernbereich privater Lebensgestaltung betreffen, nicht erhoben wer­ den. Erkenntnisse, die durch Maßnahmen nach § 100b erlangt wurden und den Kern­ bereich privater Lebensgestaltung betreffen, sind unverzüglich zu löschen oder von der Staatsanwaltschaft dem anordnenden Gericht zur Entscheidung über die Verwert­ barkeit und Löschung der Daten vorzulegen. Die Entscheidung des Gerichts über die Verwertbarkeit ist für das weitere Verfahren bindend. (4) Maßnahmen nach § 100c dürfen nur angeordnet werden, soweit auf Grund tat­ sächlicher Anhaltspunkte anzunehmen ist, dass durch die Überwachung Äußerungen, die dem Kernbereich privater Lebensgestaltung zuzurechnen sind, nicht erfasst wer­ den. Das Abhören und Aufzeichnen ist unverzüglich zu unterbrechen, wenn sich während der Überwachung Anhaltspunkte dafür ergeben, dass Äußerungen, die dem Kernbereich privater Lebensgestaltung zuzurechnen sind, erfasst werden. Ist eine Maßnahme unterbrochen worden, so darf sie unter den in Satz 1 genannten Vorausset­

312 Anhang zungen fortgeführt werden. Im Zweifel hat die Staatsanwaltschaft über die Unterbre­ chung oder Fortführung der Maßnahme unverzüglich eine Entscheidung des Gerichts herbeizuführen; § 100e Absatz 5 gilt entsprechend. Auch soweit für bereits erlangte Erkenntnisse ein Verwertungsverbot nach Absatz 2 in Betracht kommt, hat die Staatsanwaltschaft unverzüglich eine Entscheidung des Ge­ richts herbeizuführen. Absatz 3 Satz 4 gilt entsprechend. (5)  In den Fällen des § 53 sind Maßnahmen nach den §§ 100b und 100c unzulässig; ergibt sich während oder nach Durchführung der Maßnahme, dass ein Fall des § 53 vorliegt, gilt Absatz 2 entsprechend. In den Fällen der §§ 52 und 53a dürfen aus Maß­ nahmen nach den §§ 100b und 100c gewonnene Erkenntnisse nur verwertet werden, wenn dies unter Berücksichtigung der Bedeutung des zugrunde liegenden Vertrauens­ verhältnisses nicht außer Verhältnis zum Interesse an der Erforschung des Sachver­ halts oder der Ermittlung des Aufenthaltsortes eines Beschuldigten steht. § 160a Ab­ satz 4 gilt entsprechend.“ „§ 100e StPO: Verfahren bei Maßnahmen nach den §§ 100a bis 100c (1)  Maßnahmen nach § 100a dürfen nur auf Antrag der Staatsanwaltschaft durch das Gericht Angeordnet werden. Bei Gefahr im Verzug kann die Anordnung auch durch die Staatsanwaltschaft getroffen werden. Soweit die Anordnung der Staatsanwaltschaft nicht binnen drei Werktagen von dem Gericht bestätigt wird, tritt sie außer Kraft. Die Anordnung ist auf höchstens drei Monate zu befristen. Eine Verlängerung um jeweils nicht mehr als drei Monate ist zulässig, soweit die Voraussetzungen der Anordnung unter Berücksichtigung der gewonnenen Ermittlungsergebnisse fortbestehen. (2)  Maßnahmen nach den §§ 100b und 100c dürfen nur auf Antrag der Staatsanwalt­ schaft durch die in § 74a Absatz 4 des Gerichtsverfassungsgesetzes genannte Kammer des Landgerichts angeordnet werden, in dessen Bezirk die Staatsanwaltschaft ihren Sitz hat. Bei Gefahr im Verzug kann diese Anordnung auch durch den Vorsitzenden getroffen werden. Dessen Anordnung tritt außer Kraft, wenn sie nicht binnen drei Werktagen von der Strafkammer bestätigt wird. Die Anordnung ist auf höchstens ei­ nen Monat zu befristen. Eine Verlängerung um jeweils nicht mehr als einen Monat ist zulässig, soweit die Voraussetzungen unter Berücksichtigung der gewonnenen Ermitt­ lungsergebnisse fortbestehen. Ist die Dauer der Anordnung auf insgesamt sechs Mo­ nate verlängert worden, so entscheidet über weitere Verlängerungen das Oberlandes­ gericht. (3)  Die Anordnung ergeht schriftlich. In ihrer Entscheidungsformel sind anzugeben: (…) (4)  In der Begründung der Anordnung oder Verlängerung von Maßnahmen nach den §§ 100a bis 100c sind deren Voraussetzungen und die wesentlichen Abwägungsge­ sichtspunkte darzulegen. Insbesondere sind einzelfallbezogen anzugeben: (…) (5)  Liegen die Voraussetzungen der Anordnung nicht mehr vor, so sind die auf Grund der Anordnung ergriffenen Maßnahmen unverzüglich zu beenden. Das anordnende Gericht ist nach Beendigung der Maßnahme über deren Ergebnisse zu unterrichten. Bei Maßnahmen nach den §§ 100b und 100c ist das anordnende Gericht auch über den Verlauf zu unterrichten. Liegen die Voraussetzungen der Anordnung nicht mehr

Anhang313 vor, so hat das Gericht den Abbruch der Maßnahme anzuordnen, sofern der Abbruch nicht bereits durch die Staatsanwaltschaft veranlasst wurde. Die Anordnung des Ab­ bruchs einer Maßnahme nach den §§ 100b und 100c kann auch durch den Vorsitzen­ den erfolgen. (6)  Die durch Maßnahmen nach den §§ 100b und 100c erlangten und verwertbaren personenbezogenen Daten dürfen für andere Zwecke nachfolgenden Maßgaben ver­ wendet werden: (…)“ „§ 101b StPO: Statistische Erfassung; Berichtspflichten (1) Die Länder und der Generalbundesanwalt berichten dem Bundesamt für Justiz kalenderjährlich jeweils bis zum 30. Juni des dem Berichtsjahr folgenden Jahres über in ihrem Zuständigkeitsbereich angeordnete Maßnahmen nach den §§ 100a, 100b, 100c und 100g. Das Bundesamt für Justiz erstellt eine Übersicht zu den im Berichts­ jahr bundesweit angeordneten Maßnahmen und veröffentlicht diese im Internet. Über die im jeweils vorangegangenen Kalenderjahr nach § 100c angeordneten Maßnahmen berichtet die Bundesregierung dem Deutschen Bundestag vor der Veröffentlichung im Internet. (2)  In den Übersichten über Maßnahmen nach § 100a sind anzugeben: (…)“ Quelle: BT-Drs. 18/11277, S. 7–12; BT-Drs. 18/11272, S. 9–13; Ausschussdrucksache 18(6)334, S. 1–14.

314 Anhang Anhang 29 Übersicht zu den wichtigsten vorgeschlagenen Änderungen des Ausschusses im Rahmen der Beschlussempfehlung betreffend die Drucksachen 18/11277, 18/11272 und 18(6)334 (BT-Drs. 18/12785) Hinter § 44 Satz 1 StGB schließt sich folgender Satz an: „Auch wenn die Straftat nicht bei oder im Zusammenhang mit dem Führen eines Kraftfahrzeugs oder unter Verletzung der Pflichten eines Kraftfahrzeugführers began­ gen wurde, kommt die Anordnung eines Fahrverbots namentlich in Betracht, wenn sie zur Einwirkung auf den Täter oder zur Verteidigung der Rechtsordnung erforderlich erscheint oder hierdurch die Verhängung einer Freiheitsstrafe oder deren Vollstreckung vermieden werden kann.“ § 44 Absatz 2 Satz 1 StGB lautet nun: „Das Fahrverbot wird wirksam, wenn der Führerschein nach Rechtskraft des Urteils in amtliche Verwahrung gelangt, spätestens jedoch mit Ablauf von einem Monat seit Eintritt der Rechtskraft.“ § 81a Absatz 2 StPO wird um folgenden Satz ergänzt: „Die Entnahme einer Blutprobe bedarf abweichend von Satz 1 keiner richterlichen Anordnung, wenn bestimmte Tatsachen den Verdacht begründen, dass eine Straftat nach § 315a Absatz 1 Nummer 1, Absatz 2 und 3, § 315c Absatz 1 Nummer 1 Buch­ stabe a, Absatz 2 und 3 oder § 316 des Strafgesetzbuches begangen worden ist.“ § 136 StPO wird um folgenden Absatz 4 erweitert: „(4)  Die Vernehmung des Beschuldigten kann in Bild und Ton aufgezeichnet werden. Sie ist aufzuzeichnen, wenn 1. unverändert 2. die schutzwürdigen Interessen von a) Beschuldigten unter 18 Jahren oder b) Beschuldigten, die erkennbar unter eingeschränkten geistigen Fähigkeiten oder einer schwerwiegenden seelischen Störung leiden, durch die Aufzeichnung besser gewahrt werden können. c) § 58a Absatz 2 gilt entsprechend.“ Quelle: BT-Drs. 18/12785, S. 4 f., 7, 24, 42–46, 59.

Anhang315 Anhang 30 Übersicht zu den Positionen der einzelnen Sachverständigen sowie deren Umsetzung im Fall der Drucksachen 18/11277, 18/11272 und 18(6)334 136. Sitzung am 22.03.2017 (Protokoll-Nr. 18/136) Sachverständi­ ger/Thematik

Dr. Wolfgang Beckstein

Anordnungs­ zustimmend befugnis im Vorschläge: Rahmen der Blutproben­ – Klarere entnahme Formulie­ (§ 81a StPO-E) rung

Dr. Thomas A. Bode

Erik Ohlen­ schlager

Martin Rubbert

Prof. Dr. Reinhold Schlothauer

Prof. Dr. em. Heinz Schöch

Prof. Dr. Torsten Verrel

zustimmend

zustimmend

ablehnend

zustimmend

zustimmend



Vorschlag:

Vorschlag:

Klarere Formulie­ rung

Klarere Formulie­ rung

ablehnend

ablehnend

zustimmend

zustimmend

– Fest­ legung einer grundlegen­ den Ent­ scheidungs­ befugnis der Polizei – Einschluss von Fahrläs­ sigkeit und Versuch Ausweitung des Fahr­ verbots (§ 44 StGB-E)

zustimmend

zustimmend

zustimmend

Vorschlag:

Vorschlag:

Vorschläge:

Anlehnung der Antritts­ frist an das Ordnungs­ widrigkei­ tenrecht

Festlegung von Hand­ lungsleitlinien für die richterliche Entschei­ dung

– Ausgestal­ tung des Fahrverbots im Jugend­ strafrecht als Zucht­ mittel – Anleh­ nung der Antrittsfrist an das Ordnungs­ widrigkei­ tenrecht – Festle­ gung von Handlungs­ leitlinien (Fortsetzung nächste Seite)

316 Anhang (Fortsetzung Anhang 30) Sachverständi­ ger/Thematik

Dr. Wolfgang Beckstein

Dr. Thomas A. Bode

Mitteilungsbe­ fugnis der Bewährungs­ helfer (§§ 481, 487 StPO-E)

zustimmend

zustimmend

Quellen-TKÜ (§ 100a StPO-E)

Erik Ohlen­ schlager

Martin Rubbert

Prof. Dr. Reinhold Schlothauer

Prof. Dr. em. Heinz Schöch

Prof. Dr. Torsten Verrel

zustimmend





zustimmend



Vorschlag:

Vorschläge:

Streichung des Halbsat­ zes „wenn eine recht­ zeitige Übermitt­ lung durch die Strafver­ folgungsbe­ hörden und Gerichte nicht gewährleis­ tet ist“

– Streichung des Adjek­ tivs „drin­ gend“ vor „Gefahr“

zustimmend

– Aufhe­ bung des Nebensatzes „wenn eine rechtzeitige Übermitt­ lung durch die Strafver­ folgungsbe­ hörden und Gerichte nicht gewähr­ leistet ist“ zustimmend











zustimmend

zustimmend

zustim­ mend

zustimmend

zustimmend



Vorschlag:

Vorschlag:

Vorschlag: Verzicht auf einen weiteren Katalog neben §§ 100a, 100c und 100g StPO

Zurückstel­ lung einer Freiheitsstrafe bei Mehrfach­ tätern (§ 454b StPO-E)

Änderungen des § 266a StGB-E



Vor­ schlag: Verzicht auf die Notwen­ digkeit der Vollver­ büßung zustimmend

zustimmend

zustimmend



Verzicht auf Verzicht auf die Notwen­ die Notwen­ digkeit der digkeit der Voll­ver­ Vollver­ büßung büßung



zustimmend



Anhang317 139. Sitzung am 29.03.2017 (Protokoll-Nr. 18/139) Sachverständi­ ger/Thematik

Dr. Axel Boetticher

Stefan Conen

Dr. Markus Löffelmann

Prof. Dr. Andreas Mosbacher

Audiovisuelle Aufzeichnung der Beschul­ digtenverneh­ mung (§ 136 StPO-E)

zustimmend

zustimmend

ablehnend

Vorschlag:

Vorschläge:

Vor­ schläge:

Ergänzung – Aufzeich­ des § 241a nung StPO um sämtlicher die Notwen­ Vernehmun­ digkeit der gen mit richterlichen einer Vernehmung drohenden in besonde­ erhöhten ren Fällen Mindest­ strafe

– Ergän­ zung um die Not­ wendigkeit der Zu­ stimmung des Be­ schuldigten

Dr. Ali B. Norouzi

Prof. Dr. Henning Radke

Marc Wenske

zustimmend

zustimmend

ablehnend

zustimmend

Vorschlag:

Vorschläge: Vorschlag: Vorschläge:

Aufnahme der Voraus­ setzung des Verdachts einer Tat aus dem Katalog des § 74 II GVG

– Ausdeh­ Grund­ – Keine nung der legende Beschrän­ Aufzeich­ Reform des kung der nungspflicht Strafpro­ obligatori­ auf sämtli­ zessrechts schen che Delikte, Aufzeich­ Zeugenver­ nung auf nehmungen Tötungs­ sowie die delikte Hauptver­ – Evaluation handlung unabhängig – Obligato­ von einem risches Ergebnis Eingangs­ – Klarstel­ statement lung der der Ermitt­ Verpflich­ lungsperson tung zur in Bezug Aufzeich­ auf ein nung der gegebenen­ Belehrung falls vor der Aufzeich­ nung stattgefun­ denes Vorgespräch

– Schaf­ – Ausgestal­ fung von Entschei­ tung als zwingende dungsricht­ linien für Regelung die Be­ hörden – Keine Beschrän­ kung der obligatori­ schen Aufzeich­ nung auf Tötungs­ delikte – Regelung des Wider­ spruch­ rechts, angelehnt an § 58a III StPO – Abschlie­ ßende Regelung in § 136 IV 2 Nr. 2 StPO-E anstelle der „insbe­ sondere Formulie­ rung“

Abstimmung über den Gang der Hauptver­ handlung (§ 213 StPO-E)



zustimmend

ablehnend

zustimmend







(Fortsetzung nächste Seite)

318 Anhang (Fortsetzung Anhang 30) Sachverständi­ ger/Thematik

Dr. Axel Boetticher

Stefan Conen

Dr. Markus Löffelmann

Prof. Dr. Andreas Mosbacher

Dr. Ali B. Norouzi

Prof. Dr. Henning Radke

Marc Wenske

Opening Statement und Gegen­ erklärung der Staatsanwalt­ schaft (§ 243 V 2 StPO-E und § 347 I StPO-E)

ablehnend

zustimmend

ablehnend

zustimmend



ablehnend bzgl. dem Opening Statement

ablehnend

Ausdehnung der Hinweis­ pflichten in § 265 II  StPO-E



Eingrenzung des Beweisan­ tragsrechts (§ 244 StPO-E)



Änderungen des Befangen­ heitsrechts (§§ 26, 29 StPO-E)



Quellen-TKÜ (§ 100a StPO-E)



Vorschlag:

Vorschläge:

Streichung der Worte „für diesen“ aus § 243 V 3 StPO-E, um eine Zurechnung auszuschlie­ ßen

– Ermögli­ chung der Erwiderung der Neben­ klage

zustimmend

zustim­ mend bzgl. der staats­ anwalt­ schaftli­ chen Gegener­ klärung

– Ausdrück­ liche Festlegung einer staatsan­ waltschaftli­ chen Erwi­ derungsbe­ fugnis ablehnend

zustimmend

Vorschlag:

Vorschlag:



zu­ stimmend



Korrektur von „Verhand­ lung“ in „Hauptver­ handlung“

Ergänzung um den Halbsatz „oder zu unter­ brechen“

ablehnend

zustim­ mend

zustimmend

ablehnend

zu­ stimmend

zustimmend

Vorschlag:

Vorschlag:

Möglichkeit der Fristset­ zung nur in Fällen der mutmaßli­ chen Pro­ zessver­ schleppung

Mangeln­ des Ver­ schulden als Ent­ schei­ dungskrite­ rium

ablehnend

zu­ stimmend

zustimmend



zu­ stimmend

zustimmend

zu­ stimmend







zustimmend

Vorschlag: Obligatori­ sche Rege­ lung –

Anhang319 Sachverständi­ ger/Thematik

Dr. Axel Boetticher

Stefan Conen

Dr. Markus Löffelmann

Prof. Dr. Andreas Mosbacher

Dr. Ali B. Norouzi

Prof. Dr. Henning Radke

Marc Wenske

Ausweitung der DNAAnalyse (§ 81a, h, e StPO-E)



ablehnend

zu­ stimmend

zustimmend





zustimmend

Vorschlag:

Vorschlag:

Erlaubnis des Proban­ den als notwendige Vorausset­ zung

Verschär­ fung der Anlasstaten sowie des Verdachts­ grades

Erscheinens­ pflicht bei der Polizei auf Anordnung der Staats­ anwaltschaft (§ 163 StPO-E)



ablehnend

zu­ stimmend

zustimmend



zu­ stimmend

zustimmend

Normierung der Ver­ trauensperson







Vorschlag:



Vorschlag:

Erweiterung des § 153a StPO auf Revisions­ gerichte

-



ablehnend

ablehnend



ablehnend

ablehnend

Bestellung des Verteidigers durch den Ermittlungs­ richter (§ 141 StPO-E)



zustimmend



zustimmend



zu­ stimmend

zustimmend

Vorschlag: Schaffung von Min­ deststan­ dards für eine ordnungs­ gemäße Protokollie­ rung –

Schaffung einer gesetz­ lichen Rege­ lung

Vorschlag:

Vorschlag:

Schaffung eines Antrags­ rechts des Beschuldig­ ten

Schaffung eines Antrags­ rechts des Beschuldig­ ten

Schaffung einer gesetz­ lichen Rege­ lung

320 Anhang 152. Sitzung am 31.05.2017 (Protokoll-Nr. 18/152) Sachverständi­ ger/Thematik

Dr. Ulf Buermeyer

Peter Henzler

Alfred Huber

Dr. Matthias Krauß

Michael Greven

Linus Neumann

Prof. Dr. Arndt Sinn

Generelle Position zum Einsatz von Staatstrojanern

ablehnend

zustimmend

zustimmend

zustimmend

zustimmend

ablehnend

zustimmend

Vorschlag:

Quellen-TKÜ (§ 100a StPO-E)

Vor­ schläge:

Beschrän­ kung auf den Her­ steller bereits bekannte Sicher­ heitslücken ablehnend

– Offen­ legung des Quellcodes – Ver­ schlüsse­ lung zustimmend

zustimmend

zustimmend

zustimmend

ablehnend

Vor­ schläge:

Vorschläge: – Klarstel­ lung bzgl. des Daten­ austauschs digitaler Endgeräte

– Strei­ chung des § 100a I 3 und V Nr. 1 StPO-E

– Klarere Formulie­ rung des § 100a I 3 StPO-E

– Aus­ drückliche Beschrän­ kung des § 100a V Nr. 1 StPO-E auf die laufende Kommuni­ kation OnlineDurchsuchung (§ 100b StPO-E)

ablehnend Vor­ schläge: – Klar­ stellung in Bezug auf die Tatschwere – Verzicht auf die Unterschei­ dung in § 100d III und IV StPO-E

zustimmend

zustimmend

zustimmend

zustimmend



ablehnend

zustimmend

Vorschlag:

Vorschläge:

Festlegung von drei anstelle von einem Unter­ suchungs­ monat in § 100e StPO-E

– Klarere Fassung – Keine Übertragung der Verfahrens­ vorschriften der Wohn­ raumüber­ wachung

Anhang321 Sachverständi­ ger/Thematik

Dr. Ulf Buermeyer

Peter Henzler

Alfred Huber

Dr. Matthias Krauß

Michael Greven

Linus Neumann

Prof. Dr. Arndt Sinn

Schutz von Berufsgeheim­ nisträgern

ablehnend

zustimmend



ablehnend

ablehnend





(§ 100d StPO-E)

Vorschlag:

Vorschlag:

Beschrän­ kung auf absolut geschützte Berufs­ geheimnis­ träger

Einheitliche Regelung

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an BGBl 2017 I Nr. 58, S. 3202–3213; BGBl 2017 I Nr. 71, S. 3630; Protokoll-Nr. 18/136, S. 12–20, 22 f., 25, 27, 31–35, 37–44, 46–52, 57–60, 62, 66 ff., 71, 75–78, 81–84, 86–101; Protokoll-Nr. 18/139, S. 14–23, 25 f., 28–32, 34–39, 41–45, 53–66, 68–82, 88–96; ProtokollNr. 18/152, S. 12–22, 24–31, 33 ff., 38 ff., 42–45, 47–54, 56–61, 63 ff., 67 f., 74–102, 105–135.

322 Anhang Anhang 31 Überblick zu den wichtigsten Gesetzesänderungen durch den Entwurf zur Stärkung der Verfahrensrechte von Beschuldigten im Strafverfahren und zur Änderung des Schöffenrechts (BT-Drs. 18/9534) Änderungen der Strafprozessordnung: „§ 58 StPO: Vernehmung; Gegenüberstellung“ § 58 Absatz 2 wird um folgende Sätze erweitert: „Bei einer Gegenüberstellung mit dem Beschuldigten ist dem Verteidiger die Anwesenheit gestattet. von dem Termin ist der Verteidiger vorher zu benachrichtigen. Auf die Verlegung eines Termins wegen Verhinderung hat er keinen Anspruch.“ „§ 114b StPO: Belehrung des verhafteten Beschuldigten“ In § 114b Absatz 2 Satz 1 Nummer 6 und in § 114c Absatz 1 wird jeweils vor „ge­ fährdet wird“ das Adjektiv „erheblich“ ergänzt. „§ 136 StPO: Erste Vernehmung“ § 136 Absatz 1 wird um die folgenden Sätze erweitert: „Möchte der Beschuldigte vor seiner Vernehmung einen Verteidiger befragen, sind ihm allgemeine Informationen zur Verfügung zu stellen, die es ihm erleichtern, einen Verteidiger zu kontaktieren. Auf bestehende anwaltliche Notdienste ist dabei hinzuweisen.“ „§ 163a StPO: Vernehmung des Beschuldigten“ Absatz 4 wird ergänzt: „§ 168c Absatz 1 und 5 gilt für den Verteidiger entsprechend“ „§ 168b StPO: Protokoll über ermittlungsbehördliche Untersuchungshandlun­ gen“ • Dem Absatz  2 wird folgender Satz hinzugefügt: „Wird über die Vernehmung des Beschuldigten kein Protokoll gefertigt, ist die Teilnahme seines Verteidigers an der Vernehmung aktenkundig zu machen.“ • Absatz 3 wird um folgenden Satz erweitert: „Dies gilt auch für die Entscheidung des Beschuldigten darüber, ob er vor seiner Vernehmung einen vom ihm zu wäh­ lenden Verteidiger befragen möchte.“ „§ 168c StPO: Anwesenheitsrecht bei richterlichen Vernehmungen“ • Absatz 1 wird um die folgenden Sätze ergänzt: „Diesen ist nach der Vernehmung Gelegenheit zu geben, sich dazu zu erklären oder Fragen an den Beschuldigten zu stellen. § 241 Absatz 2 gilt entsprechend.“ • Dem Absatz 2 werden die folgenden Sätze hinzugefügt: „Diesen ist nach der Ver­ nehmung Gelegenheit zu geben, sich dazu zu erklären oder Fragen an die vernom­ mene Person zu stellen. § 241 Absatz 2 und § 241a gelten entsprechend.“

Anhang323 „§ 406h StPO: Beistand des nebenklageberechtigten Verletzten“ § 406h Absatz 2 wird um die folgenden Sätze erweitert: „Nach richterlichen Verneh­ mungen ist dem Rechtsanwalt Gelegenheit zu geben, sich dazu zu erklären oder Fra­ gen an die vernommene Person zu stellen. § 241 Absatz 2 und § 241a gelten entspre­ chend.“ Änderungen im Einführungsgesetz zum Gerichtsverfassungsgesetz: § 31 EGGVG Der Wortlaut in Absatz 1 lautet wie folgt • In Satz  1 werden die Wörter „einschließlich des schriftlichen und mündlichen Verkehrs mit dem Verteidiger“ aufgehoben • Folgender Satz wird ergänzt: „§ 148 der Strafprozessordnung bleibt unberührt.“ Folgender Absatz 2 wird angeschlossen: „(2)  Für Gefangene, gegen die die öffentliche Klage noch nicht erhoben wurde oder die rechtskräftig verurteilt sind, kann die Feststellung nach Absatz 1 auf die Unterbre­ chung des mündlichen und schriftlichen Verkehrs mit dem Verteidiger erstreckt wer­ den.“ § 33 EGGVG § 33 wird um die folgenden Sätze ergänzt: „Die Maßnahmen sind zu begründen und dem Gefangenen schriftlich bekannt zu machen. § 37 Absatz 3 gilt entsprechend.“ § 34a EGGVG • Absatz 1 Satz  1 lautet: „Wurde die gemäß § 31 Absatz  1 getroffene Feststellung nach § 31 Absatz 2 auf den schriftlichen und mündlichen Verkehr mit dem Vertei­ diger erstreckt, ist dem Gefangenen auf seinen Antrag ein Rechtsanwalt als Kon­ taktperson beizuordnen.“ • In Absatz 6 wird der Halbsatz „die nach dessen Absatz 2 auf den schriftlichen und mündlichen Verkehr mit dem Verteidiger erstreckt wird,“ angefügt. Änderung des Jugendgerichtsgesetzes „§ 67a JGG: Unterrichtung bei Freiheitsentzug (1)  Wird dem Jugendlichen die Freiheit entzogen, sind der Erziehungsberechtigte und der gesetzliche Vertreter so bald wie möglich über den Freiheitsentzug und die Gründe hierfür zu unterrichten. (3) Die Unterrichtung des Erziehungsberechtigten und des gesetzlichen Vertreters kann unter den Voraussetzungen des § 67 Absatz 4 Satz 1 und 2 unterbleiben, soweit auf Grund der Unterrichtung eine erhebliche Gefährdung des Kindeswohls zu besor­ gen wäre. Wird weder der Erziehungsberechtigte noch der gesetzliche Vertreter unter­ richtet, so ist eine andere für den Schutz der Interessen des Jugendlichen geeignete volljährige Person zu unterrichten. Dem Jugendlichen soll zuvor Gelegenheit gegeben werden, eine volljährige Person seines Vertrauens zu bezeichnen.

324 Anhang (4)  Im Übrigen darf die nach Absatz 1 oder Absatz 2 vorzunehmende Unterrichtung nur unterbleiben, sofern der Zweck der Untersuchung durch sie erheblich gefährdet würde. In diesem Fall ist unverzüglich die Jugendgerichtshilfe über den Freiheitsent­ zug sowie darüber zu unterrichten, dass eine Unterrichtung des Erziehungsberechtig­ ten und des gesetzlichen Vertreters oder einer anderen geeigneten volljährigen Person unterblieben ist.“ Änderungen des Gerichtsverfassungsgesetzes „§ 35 GVG: Ablehnung des Schöffenamtes (…) 2. Personen, die a) in zwei aufeinanderfolgenden Amtsperioden als ehrenamtlicher Richter in der Strafrechtspflege tätig gewesen sind, sofern die letzte Amtsperiode zum Zeit­ punkt der Aufstellung der Vorschlagsliste noch andauert, b) in der vorhergehenden Amtsperiode die Verpflichtung eines ehrenamtlichen Richters in der Strafrechtspflege an mindestens vierzig Tagen erfüllt haben oder c) bereits als ehrenamtliche Richter tätig sind.“ Änderung des Gesetzes über die internationale Rechtshilfe in Strafsachen „§ 83c IRG: Verfahren und Fristen“ Hinter Absatz 1 wird folgender Absatz 2 ergänzt: „(2) Der Verfolgte ist unverzüglich über das Recht zu unterrichten, im ersuchenden Mitgliedstaat einen Rechtsbeistand zu benennen.“ Quelle: BT-Drs. 18/9534, S. 7–11.

Anhang325 Anhang 32 Übersicht zu den wichtigsten vorgeschlagenen Änderungen des Ausschusses im Rahmen der Beschlussempfehlung betreffend das Gesetz zur Stärkung der Verfahrensrechte von Beschuldigten im Strafverfahren und zur Änderung des Schöffenrechts (BT-Drs. 18/12830) „§ 136 StPO Erste Vernehmung“ In § 136 Absatz 1 Satz 2 wird das Wort „allgemeine“ aufgehoben. „§ 168c StPO Anwesenheitsrecht bei richterlichen Vernehmungen“ • In § 168c Absatz 1 tritt an die Stelle von „§ 241 Absatz 2 gilt entsprechend.“ „Un­ geeignete oder nicht zur Sache gehörende Fragen oder Erklärungen können zu­ rückgewiesen werden.“ • In § 168c Absatz  2 tritt an die Stelle von „§ 241 Absatz  2 und § 241a gelten ent­ sprechend.“ „Ungeeignete oder nicht zur Sache gehörende Fragen oder Erklärun­ gen können zurückgewiesen werden. § 241a gilt entsprechend.“ „§ 406h StPO Beistand des nebenklageberechtigten Verletzten“ In § 406h Absatz 2 tritt an die Stelle von „§ 241 Absatz 2 und § 241a gelten entspre­ chend.“ „Ungeeignete oder nicht zur Sache gehörende Fragen oder Erklärungen kön­ nen zurückgewiesen werden. § 241a gilt entsprechend.“ Quelle: BT-Drs. 18/12830, S. 3.

326 Anhang Anhang 33 Übersicht zu den Positionen der einzelnen Sachverständigen sowie deren Umsetzung im Fall des Gesetzes zur Stärkung der Verfahrensrechte von Beschuldigten im Strafverfahren und zur Änderung des Schöffenrechtes (BT-Drs. 18/9534) Sachverständi­ ger/Thematik

Stefan Conen

Prof. Dr. Robert Esser

Andreas Kreutzer

Dr. Rolf Raum

Michael Rosenthal

Prof. Dr. Arndt Sinn

Gert-Holger Willanzhei­ mer



zu­ stimmend

zustimmend

zustimmend

ablehnend

Vorschlag:

Vorschläge:

Verweis in § 163 III StPO-E sollte nur § 58a I und II 1 StPO umfassen

– Ableh­ nung des Befragungsund Erklä­ rungsrechts der Verteidi­ gung

Änderungen der Strafprozessordnung Änderung der Gegen­ überstellung (§ 58 StPO-E)

ablehnend



Vorschlag: Audio­ visuelle Aufzeich­ nung der Gegenüber­ stellung

– Beschrän­ kung des Verweises in § 163 III StPO-E auf § 58a I, II 1 StPO – Beschul­ digtenantrag als ­zwingende Voraus­ setzung Änderung der Beleh­ rungspflicht (§§ 114b, 114c StPO-E)

zu­ stimmend

Erste ­Vernehmung (§ 136 StPO-E)

zu­ stimmend

zustimmend





zustimmend



zustimmend



zu­ stimmend

zustimmend

zustimmend

zustimmend

Vorschlag: Integration des Art. 36 WÜK zustimmend

Vorschlag:

Vorschlag:

Unter­ sagung der Hin­ wirkung auf einen speziellen Verteidiger

Klar­ stellung/ Streichung des 2. Satzes in Absatz 1

Anhang327 Sachverständi­ ger/Thematik

Stefan Conen

Prof. Dr. Robert Esser

Andreas Kreutzer

Dr. Rolf Raum

Michael Rosenthal

Prof. Dr. Arndt Sinn

Gert-Holger Willanzhei­ mer

Vernehmung des Beschuldigten (§ 163a StPO-E)

zu­ stimmend

zustimmend



zu­ stimmend

zustimmend

zustimmend

zustimmend

Protokollfüh­ rungspflicht (§ 168b StPO-E)

zu­ stimmend





ablehnend

zustimmend





Anwesenheits­ recht bei richterlichen Vernehmun­ gen (§ 168c StPO-E)



zustimmend



ablehnend



zustimmend bzgl. dem Fragerecht

ablehnend bzgl. dem Erklärungs­ recht

ablehnend bzgl. dem Erklärungs­ recht

Vorschläge:

Vorschlag: Ergänzung der Beleh­ rungspflicht um die Benachrich­ tigung des Verteidigers auf Bitte des Be­ schuldigten

– Protokol­ lierung der Verteidiger­ fragen und Antworten des Be­ schuldigten – Schluss­ statement anstelle des Erklärungs­ rechts

Beistand des nebenklagebe­ rechtigten Verletzten (§ 406h StPO-E)









zustimmend

zustimmend

ablehnend

Vorschlag:

Vorschlag:

Ausdrück­ licher Ausschluss des An­ spruchs des Rechts­ anwalts auf Terminver­ legung

Ausdrück­ licher Ausschluss des An­ spruchs des Rechts­ anwalts auf Terminver­ legung



zustimmend

Änderungen des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetz § 31

ablehnend







ablehnend

Vorschlag:

Vorschlag:

Vorschlag:

Ersatzlose Streichung

Ersatzlose Streichung

Schaffung klarer Vorausset­ zungen (Fortsetzung nächste Seite)

328 Anhang (Fortsetzung Anhang 33) Sachverständi­ ger/Thematik

Stefan Conen

Prof. Dr. Robert Esser

Andreas Kreutzer

Dr. Rolf Raum

Michael Rosenthal

Prof. Dr. Arndt Sinn

Gert-Holger Willanzhei­ mer

Entschei­ dung des Gesetz­ gebers

zustimmend

Entschei­ dung des Gesetz­ gebers

Änderungen des Gerichtsverfassungsgesetzes Schöffenrecht

zustim­ mend bzgl. der Bei­ behaltung der Alters­ grenze



Zustimmend zustim­ bzgl. drei mend bzgl. Amts­ der Beibe­ perioden haltung der Alters­ zustimmend grenze bzgl. der Beibehal­ tung der Altersgrenze

Vorschläge: – Attrakti­ vere Gestal­ tung des Schöffen­ amts – Verringe­ rung der Anzahl des Jugendhilfe­ ausschusses bei der Listenerstel­ lung

zustimmend bzgl. der Beibehal­ tung der Vorschlags­ liste

– Forderung einer besonderen Qualifizie­ rung für das Ehrenamt in der Wirtschafts­ kammer Änderungen des Jugendgerichtsgesetzes Unterrichtung im Falle der Freiheitsent­ ziehung des Jugendlichen (§ 67a JGG-E)

zu­ stimmend

zustimmend

ablehnend

ablehnend

ablehnend

ablehnend

Vorschlag:



Vorschlag:

Vorschlag:

Vorschlag:

Vorschlag:

Ergänzung um eine zeitliche Begrenzung

Klarstel­ lung des Verhältnis­ ses von § 67 und § 67a JGG

Zwingende Regelung des Benen­ nungsrech­ tes des Jugendli­ chen

Klarstellung des Verhält­ nisses von § 67 und § 67a JGG

Schaffung eines weiteren Absatzes in § 67 JGG





Änderungen des Gesetzes über internationale Rechtshilfe in Strafsachen Verfahren und Fristen (§ 83c IRG-E)



ablehnend





zustimmend

Vorschlag: Formulie­ rung von Zugangsund Mitwir­ kungsrech­ ten in §§ 21, 22 und 40 IRG

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an BGBl 2017 I Nr. 60, S.  3295 ff.; Protokoll-Nr. 18/126, S. 13–28, 31–48, 50–72.

Anhang329 Anhang 34 Überblick zu den wichtigsten Gesetzesänderungen durch  den Entwurf eines Strafrechtsänderungsgesetzes des Bundesrates – Strafbarkeit nicht genehmigter Kraftfahrzeugrennen im Straßenverkehr (BT-Drs. 18/10145),  dem Änderungsantrag der CDU/CSU und SPD (Ausschussdrucksache Nr. 18(6)360) sowie dem Antrag der Fraktion Bündnis 90/Der Grünen und verschiedener Abgeordneter (BT-Drs. 18/12558)   Änderungen durch den Entwurf eines Strafrechtsänderungsgesetzes des Bun­ desrates „§ 69 StGB: Einziehung der Fahrerlaubnis“ § 69 Absatz 2 wird um folgende Nummer 1a erweitert: „1a. des verbotenen Kraftfahrzeugrennens (§ 315d StGB),“ „§ 315d StGB: Verbotene Kraftfahrzeugrennen (1)  Wer im Straßenverkehr 1. ein nicht genehmigtes Kraftfahrzeugrennen veranstaltet oder 2. als Kraftfahrzeugführer an einem nicht genehmigten Kraftfahrzeugrennen teil­ nimmt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Wer unter den Voraussetzungen des Absatzes 1 Nummer 2 handelt und dadurch Leib oder Leben eines anderen Menschen oder fremde Sachen von bedeutendem Wert gefährdet, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (3)  Wer in den Fällen des Absatzes 2 die Gefahr fahrlässig verursacht, wird mit Frei­ heitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (5)  Verursacht der Täter in den Fällen des Absatzes 2 oder 3 durch die Tat den Tod oder eine schwere Gesundheitsschädigung eines anderen Menschen oder eine Gesund­ heitsschädigung einer großen Zahl von Menschen, so ist die Strafe Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren, in minder schweren Fällen Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren.“ „§ 315f StGB: Einziehung Kraftfahrzeuge, auf die sich eine Tat nach § 315d Absatz 1 Nummer 2 oder Absatz 2, 3 oder 4 bezieht, können eingezogen werden. § 74a ist anzuwenden.“   Änderungen durch den Antrag der CDU/CSU und SPD „§ 315d StGB: Verbotene Kraftfahrzeugrennen (1)  Wer im Straßenverkehr 1. ein nicht erlaubtes Kraftfahrzeugrennen ausrichtet oder durchführt,5 5  Die kursiv gedruckten Stellen sollen die Änderungen zur vorherigen Fassung verdeutlichen.

330 Anhang 2. als Kraftfahrzeugführer an einem nicht erlaubten Kraftfahrzeugrennen teilnimmt oder 3. als Kraftfahrzeugführer die zulässige Höchstgeschwindigkeit erheblich, grob verkehrswidrig und rücksichtslos überschreitet, um eine besonders hohe Geschwindigkeit zu erreichen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2)  Wer in den Fällen des Absatzes 1 Nummer 2 oder 3 Leib oder Leben eines ande­ ren Menschen oder fremde Sachen von bedeutendem Wert gefährdet, wird mit Frei­ heitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (3)  Der Versuch ist in den Fällen des Absatzes 1 Nummer 1 strafbar. (4)  Wer in den Fällen des Absatzes 2 die Gefahr fahrlässig verursacht, wird mit Frei­ heitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (5)  Verursacht der Täter in den Fällen des Absatzes 2 durch die Tat den Tod oder eine schwere Gesundheitsschädigung eines anderen Menschen oder eine Gesundheitsschä­ digung einer großen Zahl von Menschen, so ist die Strafe Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren, in minder schweren Fällen Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren.“ „§ 315f StGB: Einziehung Kraftfahrzeuge, auf die sich eine Tat nach § 315d Absatz 1 Nummer 2 oder Nummer 3, Absatz 2, 4 oder 5 bezieht, können eingezogen werden. § 74a ist anzuwenden.“  Änderungen durch den Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und verschiedener Abgeordneter „§ 315c StGB: Gefährdung des Straßenverkehrs“ • Aufhebung des Satzes „an unübersichtlichen Stellen, an Straßenkreuzungen, Stra­ ßeneinmündungen oder Bahnübergängen“ in § 315c Abs. 1 Nr. 2 d) StGB • Regelung einer Erfolgsqualifizierung mit angemessenem Strafrahmen in § 315c StGB • Schaffung der Einziehung der Fahrzeuge in § 315c StGB Quelle: Ausschussdrucksache Nr. 18(6)360, S.  1 f.; BT-Drs. 18/10145, S.  5 f.; BT-Drs. 18/12558, S. 2.

Anhang331 Anhang 35 Übersicht zu den wichtigsten vorgeschlagenen Änderungen des Ausschusses im Rahmen der Beschlussempfehlung betreffend das Gesetz zur Strafbarkeit nicht genehmigter Kraftfahrzeugrennen im Straßenverkehr (BT-Drs. 18/12936) „§ 315d StGB: Verbotene Kraftfahrzeugrennen (1)  Wer im Straßenverkehr 1. ein nicht erlaubtes Kraftfahrzeugrennen ausrichtet oder durchführt,6 2. als Kraftfahrzeugführer an einem nicht erlaubten Kraftfahrzeugrennen teilnimmt oder 3. sich als Kraftfahrzeugführer mit nicht angepasster Geschwindigkeit und grob verkehrswidrig und rücksichtslos fortbewegt, um eine höchstmögliche Geschwindigkeit zu erreichen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2)  Wer in den Fällen des Absatzes 1 Nummer 2 oder 3 Leib oder Leben eines ande­ ren Menschen oder fremde Sachen von bedeutendem Wert gefährdet, wird mit Frei­ heitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (3)  Der Versuch ist in den Fällen des Absatzes 1 Nummer 1 strafbar. (4)  Wer in den Fällen des Absatzes 2 die Gefahr fahrlässig verursacht, wird mit Frei­ heitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (5)  Verursacht der Täter in den Fällen des Absatzes 2 durch die Tat den Tod oder eine schwere Gesundheitsschädigung eines anderen Menschen oder eine Gesundheitsschä­ digung einer großen Zahl von Menschen, so ist die Strafe Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren, in minder schweren Fällen Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren.“ Quelle: BT-Drs. 18/12936, S.  3 f.

6  Die kursiv gedruckten Stellen sollen die Änderungen zur vorherigen Fassung verdeutlichen.

332 Anhang Anhang 36 Übersicht zu den Positionen der einzelnen Sachverständigen sowie deren Umsetzung im Fall des Gesetzes zur Strafbarkeit nicht genehmigter Kraftfahrzeugrennen im Straßenverkehr (BT-Drs. 18/10145) Sachverständi­ ger/Thematik

Arne von Boetticher

Dr. Ulrich Franke

Rainer Fuchs

Dr. Scarlett Jansen

Prof. Dr. Henning Ernst Müller

Gül Pinar

Dr. Markus Schäpe

Prof. Dr. Frank Peter Schuster, Mag. iur.

Generelle Position zum Entwurf

zu­ stimmend

zu­ stimmend

zu­ stimmend

zu­ stimmend

zu­ stimmend

ablehnend bzgl. des Entwurfs des Bundes­ rates

zu­ stimmend

zu­ stimmend

zu­ stimmend bzgl. des Antrags der Grünen Bestimmtheit des § 315d StGB-E



zu­ stimmend





ablehnend

ablehnend





Ausgestaltung des § 315d StGB-E als abstraktes Gefährdungs­ delikt

zu­ stimmend





zu­ stimmend

ablehnend

ablehnend

zu­ stimmend

zu­ stimmend

Strafbarkeit des (Versuchs des) Veran­ staltens eines Rennens



zu­ stimmend



zu­ stimmend



ablehnend

zu­ stimmend

zu­ stimmend

Strafbarkeit (des Versuchs) der Teilnahme an einem Rennen



zu­ stimmend









zu­ stimmend

ablehnend

Schaffung einer Erfolgs­ qualifikation in § 315d IV StGB-E

zu­ stimmend





zu­ stimmend



ablehnend



zu­ stimmend

Strafrahmen des § 315d StGB-E







zu­ stimmend



ablehnend



zu­ stimmend

Vor­ schlag: Ausgestal­ tung als konkretes Gefähr­ dungsdelikt

Anhang333 Sachverständi­ ger/Thematik

Aufnahme des § 315d StGB-E in § 69 II StGB-E

Arne von Boetticher

Dr. Ulrich Franke

Rainer Fuchs

Dr. Scarlett Jansen

Prof. Dr. Henning Ernst Müller

Gül Pinar

Dr. Markus Schäpe

Prof. Dr. Frank Peter Schuster, Mag. iur.





zu­ stimmend

zu­ stimmend







zu­ stimmend Vor­ schlag: Ergän­ zung auch in § 44 I 2 StGB

Einziehung des Fahrzeugs (§ 315f StGB-E)



zu­ stimmend

zu­ stimmend

zu­ stimmend



ablehnend



zu­ stimmend

Bestrafungs­ möglichkeit für Alleintäter in § 315d StGB

zu­ stimmend

ablehnend

zu­ stimmend

ablehnend

ablehnend

ablehnend

ablehnend

Vor­ schlag:

Vor­ schläge:

Vor­ schlag:

zu­ stimmend

Vor­ schläge: – Rege­ lung des Tat­ bestands für den Alleintäter in § 315c StGB

Regelung – Rege­ Regelung des lung des des Tat­ Tat­ Tat­ bestands bestands bestands für den für den für den Alleintäter Alleintäter Alleintäter in § 315c in § 315c in § 315c StGB StGB StGB

– Schaf­ fung eines abstrakten Gefähr­ dungsde­ likts mit klarer Formu­ lierung

– Klarere Formulie­ rung mithilfe von Regel­ beispielen

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an BGBl 2017 I Nr. 67, S.  3532 f.; Protokoll-Nr. 18/157, S. 13–29, 31–38, 40–53, 58–71.

334 Anhang Anhang 37 Überblick zu den wichtigsten Gesetzesänderungen durch  den Entwurf zur Neuregelung des Schutzes von Geheimnissen bei der Mitwirkung Dritter an der Berufsausübung schweigepflichtiger Personen (BR-Drs. 163/17) und  dem Entwurf zur Umsetzung der Berufsanerkennungsrichtlinie und zur Änderung weiterer Vorschriften im Bereich der rechtsberatenden Berufe (BT-Drs. 18/9521)   Entwurf zur Neuregelung des Schutzes von Geheimnissen bei der Mitwirkung Dritter an der Berufsausübung schweigepflichtiger Personen „§ 203 StGB Verletzung von Privatgeheimnissen“ • Absatz 1 Nummer 3 wird hinter „Rechtsanwalt,“ um das Wort „Kammerrechtsbei­ stand,“ ergänzt. • Absatz 3 wird durch die folgenden Absätze 3 und 4 ausgetauscht: „(3)  Kein Offenbaren im Sinne dieser Vorschrift liegt vor, wenn die in den Absätzen 1 und 2 genannten Personen Geheimnisse den bei ihnen berufsmäßig tätigen Gehilfen oder den bei ihnen zur Vorbereitung auf den Beruf tätigen Personen zugänglich ma­ chen. Die in den Absätzen 1 und 2 Genannten dürfen fremde Geheimnisse gegenüber sonstigen Personen offenbaren, die an ihrer beruflichen oder dienstlichen Tätigkeit mitwirken, soweit dies für die Inanspruchnahme der Tätigkeit der sonstigen mitwir­ kenden Personen erforderlich ist; das Gleiche gilt für sonstige mitwirkende Personen, wenn diese sich weiterer Personen bedienen, die an der beruflichen oder dienstlichen Tätigkeit der in den Absätzen 1 und 2 Genannten mitwirken. (4)  Mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer unbe­ fugt ein fremdes Geheimnis offenbart, das ihm bei der Ausübung oder bei Gelegenheit seiner Tätigkeit als mitwirkende Person oder als bei den in den Absätzen 1 und 2 genannten Personen tätiger Beauftragter für den Datenschutz bekannt geworden ist. Ebenso wird bestraft, wer 1. als in den Absätzen 1 und 2 genannte Person nicht dafür Sorge getragen hat, dass eine sonstige mitwirkende Person, die unbefugt ein fremdes, ihr bei der Ausübung oder bei Gelegenheit ihrer Tätigkeit bekannt gewordenes Geheimnis offenbart, zur Geheimhaltung verpflichtet wurde; dies gilt nicht für sonstige mitwirkende Perso­ nen, die selbst eine in den Absätzen 1 oder 2 genannte Person sind, 2. als im Absatz 3 genannte mitwirkende Person sich einer weiteren mitwirkenden Person, die unbefugt ein fremdes, ihr bei der Ausübung oder bei Gelegenheit ihrer Tätigkeit bekannt gewordenes Geheimnis offenbart, bedient und nicht dafür Sorge getragen hat, dass diese zur Geheimhaltung verpflichtet wurde; dies gilt nicht für sonstige mitwirkende Personen, die selbst eine in den Absätzen 1 oder 2 genannte Person sind, oder 3. nach dem Tod der nach Satz 1 oder nach den Absätzen 1 oder 2 verpflichteten Person ein fremdes Geheimnis unbefugt offenbart, das er von dem Verstorbenen erfahren oder aus dessen Nachlass erlangt hat.“

Anhang335   Entwurf zur Umsetzung der Berufsanerkennungsrichtlinie und zur Änderung weiterer Vorschriften im Bereich der rechtsberatenden Berufe „§ 53 StPO Zeugnisverweigerungsrecht der Berufsgeheimnisträger“ In § 53 Absatz 1 Satz 1 Nummer 3 treten an die Stelle der Wörter „sonstige Mitglie­ der einer Rechtsanwaltskammer“ das Wort „Kammerrechtsbeistände“. „§ 53a StPO Zeugnisverweigerungsrecht der mitwirkenden Personen (1)  Den Berufsgeheimnisträgern nach § 53 Absatz 1 Satz 1 Nummer 1 bis 4 stehen die Personen gleich, die im Rahmen 1. eines Vertragsverhältnisses, 2. einer berufsvorbereitenden Tätigkeit oder 3. einer sonstigen Hilfstätigkeit an deren beruflicher Tätigkeit mitwirken. Über die Ausübung des Rechts dieser Personen, das Zeugnis zu verweigern, entschei­ den die Berufsgeheimnisträger, es sei denn, dass diese Entscheidung in absehbarer Zeit nicht herbeigeführt werden kann. (2) Die Entbindung von der Verpflichtung zur Verschwiegenheit (§ 53 Absatz 2 Satz 1) gilt auch für die nach Absatz 1 mitwirkenden Personen.“ Quellen: BR-Drs. 163/17, S.  1 f.; BT-Drs. 18/11936, S. 7–16; BT-Drs. 18/9521, S. 57.

336 Anhang Anhang 38 Übersicht zu den Positionen der einzelnen Sachverständigen sowie deren Umsetzung im Fall des Gesetzes zur Neuregelung des Schutzes von Geheimnissen bei der Mitwirkung Dritter an der Berufsausübung schweigepflichtiger Personen (BT-Drs. 18/11936) Sachverständi­ ger/Thematik

Prof. Dr. Alfred Dierlamm

Prof. Dr. Jörg Eisele

Dr. Udo Gehring

Peter Maxl

Prof. Dr. Carsten Momsen

Prof. Dr. Arndt Sinn

Rainer Spatscheck

Generelle Position zum Entwurf

zu­stimmend

zu­stimmend

zu­ stimmend

zu­stimmend

zu­stimmend

ablehnend

zu­stimmend

Änderungen der Strafpro­ zessordnung (BTDrs. 18/9521)

zu­stimmend

zu­stimmend

zu­ stimmend

zu­stimmend

zu­stimmend

zu­ stimmend

zu­stimmend

Vorschlag:

Vorschlag:

Vorschläge:

Vorschlag:

Vorschlag:

Vorschlag:

Implemen­ tierung dieses Gesetzes­ vorhabens in BT-Drs. 18/11936

Harmonisie­ rung der verschiede­ nen Begriff­ lichkeiten

– Implementierung dieses Gesetzes­ vorhabens in BT-Drs. 18/11936

Harmonisie­ Harmoni­ rung der sierung der verschiede­ verschiede­ nen Begriff­ nen Be­ lichkeiten grifflich­ keiten

Implemen­ tierung dieses Gesetzes­ vorhabens in BT-Drs. 18/11936

– Harmoni­ sierung der verschiede­ nen Begriff­ lichkeiten Maßstab der Erforderlich­ keit in § 203 III 2 StGB-E

ablehnend

Pönalisierung zu­stimmend der unterlasse­ nen Geheim­ haltungsver­ pflichtung (§ 203 IV 2 Nr. 1 StGB-E)

ablehnend



ablehnend

ablehnend

zu­ stimmend



Vorschlag: Ausgestal­ tung als Ordnungs­ widrigkeit



ablehnend

zu­stimmend

ablehnend

ablehnend

ablehnend

Vorschläge: Vorschlag:

Vorschlag:

– Anstelle „belehrt wurde“ „belehrt ist“

Ausgestal­ tung als Ordnungs­ widrigkeit

– Klarere Formulie­ rung

Ausgestal­ tung als Ordnungs­ widrigkeit

Anhang337 Sachverständi­ ger/Thematik

Prof. Dr. Alfred Dierlamm

Prof. Dr. Jörg Eisele

Dr. Udo Gehring

Peter Maxl

Prof. Dr. Carsten Momsen

Prof. Dr. Arndt Sinn

Rainer Spatscheck

Definition des Offenbarens und Ausdeh­ nung auf Mitwirkende (§ 203 III, IV StGB-E)



zu­stimmend bzgl. § 203 III 2 StGB-E

zu­ stimmend

ablehnend

zu­stimmend bzgl. der Definition des „Offen­ barens“

ablehnend

ablehnend bzgl. der Definition des „Offen­ barens“

zu­ stimmend bzgl. der Definition des „Offen­ barens“

ablehnend bzgl. der Differenzie­ rung zwischen internen und externen Mitarbeitern

zu­stimmend bzgl. der Differenzie­ rung zwi­ schen internen und externen Mitarbeitern Vorschläge: Vorschlag:

Vorschlag:

Vorschlag:

Vorschlag:

– Begren­ zung des Offenbarens auf die ordnungs­ gemäße Aufgaben­ erledigung

Vorausset­ zung der berufs­ mäßigen Tätigkeit im Fall der sonstigen Mitwir­ kenden

Einschrän­ kung der Mit­ wirkungs­ handlung

Funktions­ bezogene oder Legal/ Non-Legal Differen­ zierung

Einwilligungs­ lösung







Vorschlag:

Vorschlag:

Klarstel­ lung dieser Proble­ matik

Klarstellung dieser Problematik

– Ein­ schränkung der Be­ zeichnung des Mitwir­ kenden CloudComputing





Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an BGBl 2017 I Nr. 71, S.  3618 f.; Protokoll-Nr. 18/146, S. 12–20, 22, 24–27, 31 ff., 35–43, 45 ff., 51–60, 62 f., 67–72, 77, 79–83.

338 Anhang Anhang 39 Übersicht zu den Positionen der einzelnen Sachverständigen sowie deren Umsetzung im Fall des Gesetzes zur Reform der Straftaten gegen ausländische Staaten (BT-Drs. 18/11243) Sachverständiger/ Thematik Streichung des § 103 StGB

Dr. Alexander Heinze, LL.M. (TCD)

Prof. Dr. Wolfgang Mitsch

Dr. Ali Norouzi

Prof. Dr. Andreas Zimmermann, LL.M. (Harvard)

ablehnend

ablehnend

zustimmend

zustimmend

Vorschlag: Angleichung des § 103 StGB an §§ 90, 90b und 188 StGB

Völkerrechts­ konformität

ablehnend



zustimmend

zustimmend

Lückenfüllung durch die §§  185 ff. StGB

ablehnend

ablehnend

zustimmend

zustimmend

Änderung der §§  185 ff. StGB

ablehnend

zustimmend







zustimmend

zustimmend

zustimmend

Beibehaltung der Verfolgungs­ ermächtigung nach § 104a StGB

Quelle: BGBl 2017 I Nr. 48, S. 2439; Protokoll-Nr. 18/149, S. 13–17, 19–24, 27–32, 34 ff., 39 f., 42–50.

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Liste der nationalen Schriften und Bekanntmachungen (chronologisch geordnet) I. Zusammenstellung der Bundestags-/Bundesratsund Ausschussdrucksachen 1991 BT-Drs. 12/1134:1 Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Außenwirtschaftsgeset­ zes, des Strafgesetzbuches und anderer Gesetze, , abgerufen am 28.01.2020. 2016 BT-Drs. 18/8123: Gesetzentwurf der Abgeordneten Hans-Christian Ströbele, Renate Künast, Dr. Konstantin von Notz, Tabea Rößner, Luise Amtsberg, Volker Beck (Köln), Britta Haßelmann, Katja Keul, Monika Lazar, Irene Mihalic, Özcan Mutlu und der Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN zur Änderung des Strafgesetzbuches zur Streichung des Majestätsbeleidigungsparagrafen (§ 103 StGB) vom 14.04.2016, , abgerufen am 12.05. 2020. BT-Drs. 18/8272: Gesetzentwurf der Abgeordneten Harald Petzold, Frank Tempel, Dr. André Hahn, Ulla Jelpke, Jan Korte, Petra Pau, Martina Renner, Kersten Steinke, Jörn Wunderlich und der Fraktion DIE LINKE zur Änderung des Strafgesetzbu­ ches – Neuordnung der Beleidigungsdelikte vom 28.04.2016, , abgerufen am 12.05.2020. BR-Drs. 226/16:2 Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Strafgesetzbuches – Ef­ fektive Bekämpfung von sogenannten Gaffern sowie Verbesserung des Schutzes des Persönlichkeitsrechts von Verstorbenen vom 13.06.2016, , abgerufen am 10.01.2020. BT-Drs. 18/9521: Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Umsetzung der Berufsaner­ kennungsrichtlinie und zur Änderung weiterer Vorschriften im Bereich der rechts­ beratenden Berufe vom 05.09.2016, , abgerufen am 06.04.2020. BT-Drs. 18/9525: Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Reform der strafrechtlichen Vermögensabschöpfung vom 05.09.2016, , abgerufen am 27.01.2020. 1  Die Zahl 12 vor dem Schrägstich steht für „12. Wahlperiode“. Die zweite Zahl ist die laufende Nummer der Bundestagsdrucksachen (Sobolewski/Strasser, 2018, S. 111). 2  Die Zahl vor dem Schrägstich steht für die laufende Nummer der Bundesrats­ drucksache. Die zweite Zahl ist das Jahr der Fassung (Bundesrat, o. J.).



Liste der nationalen Schriften und Bekanntmachungen359

BT-Drs. 18/9534: Gesetzentwurf der Bundesregierung zum Zweiten Gesetz zur Stär­ kung der Verfahrensrechte von Beschuldigten im Strafverfahren und zur Änderung des Schöffenrechts vom 05.09.2016, , abgerufen am 23.03.2020. BT-Drs. 18/9698: Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Recht und Verbraucherschutz zu dem Gesetzentwurf der Bundesregierung – Drucksache 18/7560 – Entwurf eines Gesetzes zur Durchführung der Verordnung (EU) Nr.  655/2014 sowie zur Änderung sonstiger zivilprozessualer Vorschriften (EuKoPfVODG) vom 21.09.2016, , abgerufen am 13.01.2020. BT-Drs. 18/10025: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Stärkung der Verfahrensrechte von Beschuldigten im Strafverfahren und zur Änderung des Schöffenrechts – Drucksache 18/9534 – Stellungnahme des Bundesrates und Gegenäußerung der Bundesregierung vom 19.10.2016, , abgerufen am 25.03.2020. BT-Drs. 18/10145: Entwurf eines Strafrechtsänderungsgesetzes des Bundesrates – Strafbarkeit nicht genehmigter Kraftfahrzeugrennen vom 26.10.2016, , abgerufen am 27.05.2019. BR-Drs. 796/16: Gesetzentwurf der Bundesregierung zur effektiveren und praxistaug­ licheren Ausgestaltung des Strafverfahrens vom 30.12.2016, , abgerufen am 04.03.2019. 2017 BT-Drs. 18/10980: Gesetzentwurf des Bundesrates zur Aufhebung des § 103 des Strafgesetzbuches – Beleidigung von Organen und Vertretern ausländischer Staa­ ten vom 25.01.2017, , abgerufen am 12.05.2020. BR-Drs. 67/17: Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Reform der Straftaten gegen ausländische Staaten vom 27.01.2017, , abgerufen am 24.06.2019. BT-Drs. 18/11161: Entwurf eines Gesetzes der Fraktionen der CDU/CSU und SPD zur Änderung des Strafgesetzbuches – Stärkung des Schutzes von Vollstreckungs­ beamten und Rettungskräften vom 14.02.2017, , abgerufen am 24.06.2019. BT-Drs. 18/11162: Gesetzentwurf der Fraktionen der CDU/CSU und SPD zur Ände­ rung des Strafgesetzbuches – Ausweitung des Maßregelrechts bei extremistischen Straftätern vom 14.02.2017, , abgerufen am 14.03.2019. BR-Drs. 163/17: Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Neuregelung des Schutzes von Geheimnissen bei der Mitwirkung Dritter an der Berufsausübung schweige­ pflichtiger Personen vom 17.02.2017, , abgerufen am 26.02.2019.

360

Liste der nationalen Schriften und Bekanntmachungen

BT-Drs. 18/11243: Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Reform der Straftaten gegen ausländische Staaten vom 20.02.2017, , abgerufen am 24.06.2019. BT-Drs. 18/11272: Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Änderung des Strafgesetz­ buches, des Jugendgerichtsgesetzes, der Strafprozessordnung und weiterer Geset­ ze vom 22.02.2017, , abgerufen am 05.03.2019. BT-Drs. 18/11277: Gesetzentwurf der Bundesregierung zur effektiveren und praxis­ tauglicheren Ausgestaltung des Strafverfahrens vom 22.02.2017, , abgerufen am 10.03.2020. BT-Drs. 18/11584: Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Ausweitung des Maßre­ gelrechts bei extremistischen Straftätern vom 20.03.2017, , abgerufen am 20.03.2019. BT-Drs. 18/11640: Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Recht und Verbraucherschutz (6. Ausschuss) zu dem Gesetzentwurf der Bundesregierung – Drucksachen 18/9525, 18/10146, 18/10307 Nr. 7 – Entwurf eines Gesetzes zur Reform der strafrechtlichen Vermögensabschöpfung vom 22.03.2017, , abgerufen am 08.05.2019. BT-Drs. 18/11936: Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Neuregelung des Schutzes von Geheimnissen bei der Mitwirkung Dritter an der Berufsausübung schweige­ pflichtiger Personen vom 12.04.2017, , abgerufen am 27.02.2019. BT-Drs. 18/12153: Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Recht und Verbraucherschutz (6. Ausschuss) zu dem Gesetzentwurf der Fraktionen der CDU/ CSU und SPD – Drucksache 18/11161 – Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Strafgesetzbuches – Stärkung des Schutzes von Vollstreckungsbeamten und Rettungskräften und zum Gesetzentwurf der Bundesregierung – Drucksache 18/11547 – Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Strafgesetzbuches – Stär­ kung des Schutzes von Vollstreckungsbeamten und Rettungskräften vom 26.04. 2017, , abgerufen am 24.06.2019. BT-Drs. 18/12155: Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Recht und Verbraucherschutz (6. Ausschuss) zu dem Gesetzentwurf der Fraktionen der CDU/ CSU und SPD – Drucksache 18/11162 – Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Strafgesetzbuches – Ausweitung des Maßregelrechts bei extremistischen Straftätern und zum Gesetzentwurf der Bundesregierung – Drucksache 18/11584 – Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Strafgesetzbuches – Ausweitung des Maßregelrechts bei extremistischen Straftätern vom 26.04.2017, , abgerufen am 10.03.2019. BT-Drs. 18/12203: Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Recht und Verbraucherschutz (6. Ausschuss) zu dem Gesetzentwurf der Bundesregierung – Drucksache 18/9416 – Entwurf eines Gesetzes zur Einführung der elektronischen Akte in Strafsachen und zur weiteren Förderung des elektronischen Rechtsver­ kehrs vom 28.04.2017, , abgerufen am 13.02.2020.



Liste der nationalen Schriften und Bekanntmachungen361

Ausschussdrucksache 18(6)334: Formulierungshilfe der Bundesregierung für einen Änderungsantrag der Fraktionen CDU/CSU und SPD zu dem Gesetzentwurf der Bundesregierung – Drucksache 18/11272 – Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Strafgesetzbuches, des Jugendgerichtsgesetzes, der Strafprozessordnung und weiterer Gesetze vom 15.05.2017, , abgeru­ fen am 06.05.2019. BT-Drs. 18/12359: Gesetzentwurf der Fraktionen der CDU/CSU und SPD zur Ände­ rung des Strafgesetzbuches – Wohnungseinbruchdiebstahl vom 16.05.2017, , abgerufen am 03.06. 2019. BT-Drs. 18/12558: Antrag der Abgeordneten Hans-Christian Ströbele, Stephan Kühn (Dresden), Renate Künast, Matthias Gastel, Markus Tressel, Dr. Valerie Wilms, Luise Amtsberg, Annalena Baerbock, Volker Beck (Köln), Harald Ebner, Bärbel Höhn, Katja Keul, Sylvia Kotting-Uhl, Christian Kühn (Tübingen), Monika Lazar, Steffi Lemke, Nicole Maisch, Peter Meiwald, Irene Mihalic, Özcan Mutlu, Dr. Konstantin von Notz, Friedrich Ostendorff, Dr. Julia Verlinden und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Verkehrssicherheit erhöhen – Raserei und illegale Autorennen wirksam bekämpfen vom 31.05.2017, , abgerufen am 03.06.2019. BT-Drs. 18/12602: Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Recht und Verbraucherschutz (6. Ausschuss) zu dem Gesetzentwurf der Bundesregierung – Drucksachen 18/11243, 18/11616 – Entwurf eines Gesetzes zur Reform der Straf­ taten gegen ausländische Staaten, zum Gesetzentwurf der Abgeordneten Harald Petzold (Havelland), Frank Tempel, Dr. André Hahn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE – Drucksache 18/8272 – Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Strafgesetzbuches zur Streichung des Majestätsbeleidigungspara­ grafen (§ 103 StGB) und zum Gesetzentwurf des Bundesrates – Drucksache 18/10980 – Entwurf eines Gesetzes zur Aufhebung des § 103 des Strafgesetz­ buches – Beleidigung von Organen und Vertretern ausländischer Staaten vom 31.05.2017, , abgeru­ fen am 24.06.2019. BT-Drs. 18/12608: Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Recht und Verbraucherschutz (6. Ausschuss) zu dem Gesetzentwurf der Bundesregierung – Drucksache 18/11275 – Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Strafgesetzbu­ ches – Umsetzung des Rahmenbeschlusses 2008/841/JI des Rates vom 24. Okto­ ber 2008 zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität vom 31.05.2017, , abgerufen am 13.02.2020. Ausschussdrucksache Nr. 18(6)360: Änderungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU und SPD zu dem Gesetzentwurf des Bundesrates – Drucksache 18/10145 – Ent­ wurf eines Strafrechtsänderungsgesetzes – Strafbarkeit nicht genehmigter Kraft­ fahrzeugrennen im Straßenverkehr vom 16.06.2017, , abge­ rufen am 03.06.2019. BT-Drs. 18/12785: Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Recht und Verbraucherschutz (6. Ausschuss) zum Gesetzentwurf der Bundesregierung –

362

Liste der nationalen Schriften und Bekanntmachungen

Drucksache 18/11277 – Entwurf eines Gesetzes zur effektiveren und praxistaugli­ cheren Ausgestaltung des Strafverfahrens und zum Gesetzentwurf der Bundesre­ gierung Drucksache 18/11272 – Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Straf­ gesetzbuches, des Jugendgerichtsgesetzes, der Strafprozessordnung und weiterer Gesetze vom 20.06.2017, , abgerufen am 01.03.2019. BT-Drs. 18/12830: Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Recht und Verbraucherschutz (6. Ausschuss) zu dem Gesetzentwurf der Bundesregierung – Drucksachen 18/9534, 18/10025, 18/10307 Nr. 4 – Entwurf eines Zweiten Geset­ zes zur Stärkung der Verfahrensrechte von Beschuldigten im Strafverfahren und zur Änderung des Schöffenrechts vom 21.06.2017, , abgerufen am 08.05.2019. BT-Drs. 18/12833: Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Energie (9. Ausschuss) zu dem Gesetzentwurf der Bundesregierung – Druck­ sache 18/12494 – Entwurf eines Gesetzes zur Durchführung der Verordnung (EU) Nr. 910/2014 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. Juli 2014 über elektronische Identifizierung und Vertrauensdienste für elektronische Transaktio­ nen im Binnenmarkt und zur Aufhebung der Richtlinie 1999/93/EG (eIDASDurchführungsgesetz) vom 21.06.2017, , abgerufen am 27.05.2019. BT-Drs. 18/12933: Beschlussempfehlung des Ausschusses für Recht und Verbrau­ cherschutz (6. Ausschuss) zu dem Gesetzentwurf der Fraktionen der CDU/CSU und SPD – Drucksache 18/12359 – Entwurf zur Änderung des Strafgesetzbu­ ches – Wohnungseinbruchsdiebstahl und zum Gesetzentwurf der Bundesregie­ rung – Drucksache 18/12729 – zur Änderung des Strafgesetzbuches – Wohnungs­ einbruchsdiebstahl vom 27.06.2017, , abgerufen am 27.05.2019. BT-Drs. 18/12936: Beschlussempfehlung des Ausschusses für Recht und Verbrau­ cherschutz (6. Ausschuss) zu dem Gesetzentwurf des Bundesrates – Drucksache 18/10145 – Entwurf eines Strafrechtsänderungsgesetzes – Strafbarkeit nicht ge­ nehmigter Kraftfahrzeugrennen im Straßenverkehr und zum Antrag der Abgeord­ neten Hans-Christian Ströbele, Stephan Kühn (Dresden), Renate Künast, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Drucksache 18/12558 – Verkehrssicherheit erhöhen – Raserei und illegale Autorennen wirk­ sam bekämpfen vom 27.06.2017, , abgerufen am 27.05.2019. BT-Drs. 18/12940: Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Recht und Verbraucherschutz (6. Ausschuss) zu dem Gesetzentwurf der Bundesregierung – Drucksache 18/11936 – Entwurf eines Gesetzes zur Neuregelung des Schutzes von Geheimnissen bei der Mitwirkung Dritter an der Berufsausübung schweige­ pflichtiger Personen vom 27.06.2017, , abgerufen am 26.02.2019. BT-Drs. 18/12964: Bericht des Ausschusses für Recht und Verbraucherschutz (6. Aus­ schuss) zu dem Gesetzentwurf des Bundesrates – Drucksache 18/10145 – Entwurf eines Strafrechtsänderungsgesetzes – Strafbarkeit nicht genehmigter Kraftfahrzeu­ grennen im Straßenverkehr und zum Antrag der Abgeordneten Hans-Christian



Liste der nationalen Schriften und Bekanntmachungen363 Ströbele, Stephan Kühn (Dresden), Renate Künast, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Drucksache 18/12558 – Verkehrssicher­ heit erhöhen – Raserei und illegale Autorennen wirksam bekämpfen vom 28.06.2017, , abgeru­ fen am 27.05.2019.

2018 BR-Drs. 41/18: Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Strafgesetzbuches (StGB) – Effektive Bekämpfung von sogenannten „Gaffern“ sowie Verbesserung des Schut­ zes des Persönlichkeitsrechts von Verstorbenen – Antrag der Länder Niedersach­ sen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen vom 02.03.2018, , abgerufen am 10.01.2020. BT-Drs. 19/6137: Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Recht und Verbraucherschutz (6. Ausschuss) zu dem Gesetzentwurf der Bundesregierung – Drucksachen 19/4670, 19/5413, 19/5647 Nr. 11 – und Entwurf eines Gesetzes zur Einführung des Rechts auf Eheschließung für Personen gleichen Geschlechts vom 28.11.2018, , abgerufen am 24.06.2019. BT-Drs. 19/6138: Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Recht und Verbraucherschutz (6. Ausschuss) zu dem Gesetzentwurf der Bundesregierung – Drucksache 19/4467 – Entwurf eines Gesetzes zur Stärkung des Rechts des Ange­ klagten auf Anwesenheit in der Verhandlung vom 28.11.2018, , abgerufen am 12.05.2020.

II. Einträge in das Bundesgesetzblatt 1952 Bundesgesetzblatt Jahrgang 1952 Teil II Nr. 5: ausgegeben zu Bonn am 3. März 1952, S.  389–402, , abgerufen am 17.06. 2019. 1969 Bundesgesetzblatt Jahrgang 1969 Teil I Nr. 59: ausgegeben zu Bonn am 16. Juli 1969, S.  776  ff., , abgerufen am 23.10. 2019. 1980 Bundesgesetzblatt Jahrgang 1980 Teil I Nr. 46: ausgegeben zu Bonn am 15. August 1980, S. 1237–1264, , abgerufen am 23.10.2019. 2017 Bundesgesetzblatt Jahrgang 2017 Teil I Nr. 22: ausgegeben zu Bonn am 21. April 2017, S. 872–894, , abgerufen am 08.05.2019. Bundesgesetzblatt Jahrgang 2017 Teil I Nr. 30: ausgegeben zu Bonn am 29. Mai 2017, S. 1226 f., , abgerufen am 24.06.2019. Bundesgesetzblatt Jahrgang 2017 Teil I Nr. 37: ausgegeben zu Bonn am 16. Juni 2017, S.  1612 f., , abgerufen am 12.02. 2020. Bundesgesetzblatt Jahrgang 2017 Teil I Nr. 48: ausgegeben zu Bonn am 21. Juli 2017, S. 2439–2442, , abgerufen am 17.02.2020. Bundesgesetzblatt Jahrgang 2017 Teil I Nr. 58: ausgegeben zu Bonn am 23. August 2017, S. 3202–3213, , abgerufen am 04.03.2019. Bundesgesetzblatt Jahrgang 2017 Teil I Nr. 60: ausgegeben zu Bonn am 4. September 2017, S. 3295–3298, , abgerufen am 08.05.2019. Bundesgesetzblatt Jahrgang 2017 Teil I Nr. 67: ausgegeben zu Bonn am 12. Oktober 2017, S. 3532 f., , abgerufen am 27.05. 2019. Bundesgesetzblatt Jahrgang 2017 Teil I Nr. 71: ausgegeben zu Bonn am 8. November 2017, S. 3618–3624, 3630, , abgerufen am 27.02.2019.



Liste der nationalen Schriften und Bekanntmachungen365

III. Liste der Protokolle 1951 Plenarprotokoll-Nr. 01/179: 179. Sitzung, Bonn, Donnerstag, den 6. Dezember 1951, , abgerufen am 23.10.2019. 2016 Protokoll-Nr. 18/120:3 Wortprotokoll der 120. Sitzung zum Gesetzentwurf der Bun­ desregierung zur Reform der strafrechtlichen Vermögensabschöpfung (BT-Druck­ sachen 18/9525, 18/10146) vom 23.11.2016, , ab­ gerufen am 25.03.2019. Protokoll-Nr. 18/126: Wortprotokoll der 126. Sitzung zum Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Stärkung der Verfahrensrechte von Beschuldigten im Strafverfahren und zur Änderung des Schöffenrechts (BT-Drucksachen 18/79534, 18/10025) vom 14.12.2016, , abgerufen am 08.05.2019. 2017 Protokoll-Nr. 18/133: Wortprotokoll der 133. Sitzung zum Gesetzentwurf der Fraktio­ nen der CDU/CSU und SPD – Ausweitung des Maßregelrechts bei extremisti­ schen Straftätern (BT-Drucksache 18/11162) vom 20.03.2017, , abgerufen am 16.03.2019. Protokoll-Nr. 18/135: Wortprotokoll der 135. Sitzung zum Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Strafgesetzbuches – Stärkung des Schutzes von Vollstreckungsbe­ amten und Rettungskräften (BT-Drucksache 18/11161) vom 22.03.2017, , abgerufen am 24.06.2019. Protokoll-Nr. 18/136: Wortprotokoll der 136. Sitzung zum Gesetzentwurf der Bundes­ regierung zur Änderung des Strafgesetzbuches, des Jugendgerichtsgesetzes, der Strafprozessordnung und weiterer Gesetze (BT-Drucksache 18/11272) vom 22.03.2017, , abgerufen am 05.03.2019. Plenarprotokoll 18/225: Deutscher Bundestag, Stenografischer Bericht, 225. Sitzung am 23.03.2017, , abgerufen am 20.05.2019. Protokoll-Nr. 18/139: Wortprotokoll der 139. Sitzung zum Gesetzentwurf zur effekti­ veren und praxistauglicheren Ausgestaltung des Strafverfahrens (BT-Drucksache 18/11277) vom 29.03.2017, , abgerufen am 01.03.2019. 3  Die Zahl 18 vor dem Schrägstich steht für die Wahlperiode. Die zweite Zahl ist die laufende Nummer des Protokolls.

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Liste der nationalen Schriften und Bekanntmachungen

Protokoll-Nr. 18/146: Wortprotokoll der 146. Sitzung zum Gesetzentwurf der Bundes­ regierung zur Neuregelung des Schutzes von Geheimnissen bei der Mitwirkung Dritter an der Berufsausübung schweigepflichtiger Personen (BT-Drucksache 18/11936) vom 15.05.2017, , abgerufen am 27.02.2019. Protokoll-Nr. 18/149: Wortprotokoll der 149. Sitzung zum Entwurf eines Gesetzes zur Reform der Straftaten gegen ausländische Staaten (BT-Drucksachen 18/11243, 18/11616), zum Gesetzentwurf der Abgeordneten Harald Petzold (Havelland), Frank Tempel, Dr. André Hahn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE (BT-Drucksache 18/8272) und zum Gesetzentwurf des Bundesrates ­ ­(BR-Drucksache 18/10980) vom 17.05.2017, , abge­ rufen am 25.06.2019. Protokoll-Nr. 18/152: Wortprotokoll der 152. Sitzung zum Gesetzentwurf der Bun­ desregierung zur Änderung des Strafgesetzbuches, des Jugendgerichtsgesetzes, der Strafprozessordnung und weiterer Gesetze (BT-Drucksache 18/11272) vom 31.05.2017, , abgerufen am 05.03.2019. Protokoll-Nr. 18/156: Wortprotokoll der 156. Sitzung zum Gesetzentwurf der Fraktio­ nen der CDU/CSU und SPD zur Änderung des Strafgesetzbuches – Wohnungsein­ bruchdiebstahl (BT-Drucksache 18/12359) und dem Gesetzentwurf der Bundes­ regierung zur Änderung des Strafgesetzbuches (BT-Drucksache 18/12729) vom 21.06.2017, , abgerufen am 27.05.2019. Protokoll-Nr. 18/157: Wortprotokoll der 157. Sitzung zum Entwurf eines Strafrechts­ änderungsgesetzes – Strafbarkeit nicht genehmigter Kraftfahrzeugrennen im Stra­ ßenverkehr (BT-Drucksache 18/10145) und dem Antrag der Abgeordneten HansChristian Ströbele, Stephan Kühn (Dresden), Renate Künast, weiterer Abgeordne­ ter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Verkehrssicherheit erhöhen – Raserei und illegale Autorennen wirksam bekämpfen (BT-Drucksache 18/12558) vom 21.06.2017, , abgerufen am 27.05. 2019. Plenarprotokoll 18/240: Deutscher Bundestag, Stenografischer Bericht, 240. Sitzung am 22. Juni 2017, , abgerufen am 22.05.2019. Plenarprotokoll 18/243: Deutscher Bundestag, Stenografischer Bericht, 243. Sitzung am 29.6.2017, , abgerufen am 03.06.2019.



Liste der nationalen Schriften und Bekanntmachungen367

IV. Sonstiges 1848 Der Verfassungsentwurf der preußischen Nationalversammlung verglichen mit der dem Volke aufgedrungenen Verfassungsurkunde des Königs , abge­ rufen am 22.10.2019.

Stichwortverzeichnis Abgeordneter  38 ff., 42, 46, 56, 59 f., 65, 70, 73–77, 80, 83–86, 88, 90, 94, 185, 187, 205, 219, 220–223, 226, 257, 259, 261 ff., 265–272, 329 f. Abgrenzung  28, 30 ff., 45, 100, 166, 224, 276 Abschöpfung  105–108, 111, 113 f., 116–119, 210, 212, 214, 216, 277, 290 f., 295 Abzugsverbot  118 AfD  51 Akzeptanz  46, 53, 55, 61, 67, 107, 113, 144 Ältestenrat  59 f. Amerika  33 ff., 37, 51 Analyse  26 f., 33, 58, 64, 70, 80 f., 92, 94, 104, 118 f., 131, 139, 156, 158 f., 161, 169, 171, 182, 193, 203, 208, 215, 224 ff., 250, 269, 300, 319 Angriff  96, 99–102, 104, 122, 206, 273, 276 Anspruch  44, 46, 54 f., 79, 90, 108, 112 f., 117, 118, 121, 141 f., 178, 180 f., 183, 226, 278, 281–284, 287 ff., 291–294, 322, 327, 334 Arbeitsgruppe  123, 127 Ausbildung  30, 180 Auskunft  28, 30, 37, 45, 51, 54, 81, 237, 306, 309 Auskunftsperson  28, 30, 37, 45, 51, 54, 237 Auslegung  29, 82, 176, 196, 251 Ausschusssitzung  25, 36 f., 47, 50, 54, 60 f., 64, 70, 72, 82, 85, 93, 97, 110, 124, 133, 147, 149, 154, 162, 175, 186, 197, 205, 218 ff., 250 Auswahl  45, 49, 51 f., 78 f., 82, 84, 88, 91, 153, 175, 177, 185, 198, 265, 270 f.

Bande  133, 135–138, 151, 279, 301, 308 Befragung  26, 80 f., 83 ff., 87, 89, 92, 155, 180, 224 ff., 250, 253, 256, 261, 265 ff., 271, 326 Beratung  24, 26–29, 31, 33–36, 38, 40 f., 43, 49 ff., 54, 57, 59, 61, 64–69, 73 ff., 78 ff., 83, 92 ff., 118, 120, 134, 194 f., 218, 220, 224, 264 Beratungsform  28, 31, 224 Berichterstattergruppe  51 Berufsgruppe  99 Beschlagnahme  109, 114, 120, 279 f., 282 ff., 295 Beschluss  33, 44 f., 54, 57, 61, 68, 72, 75, 80 f., 91, 94, 103 ff., 118 f., 121 f., 130, 132, 139, 146, 163, 168, 181 f., 184, 192, 195 f., 202 ff., 208, 210, 212 f., 215, 219 f., 222 ff., 226, 274, 280, 285 f., 290, 299, 301, 314, 325, 331 Beschlussempfehlung  33, 54, 61, 80 f., 94, 103, 105, 118, 122, 130, 132, 139, 168, 181, 192, 195, 202 ff., 208, 210, 215, 219, 222 ff., 226, 274, 290, 299, 301, 314, 325, 331 Beschuldigter  141 f., 155, 157, 159 ff., 170 f., 173, 178–183, 211, 213, 215, 217, 281, 285, 305 f., 309, 311 f., 314, 317, 322, 325 ff. Bewährung  130 f., 145, 150 ff., 154, 169, 300, 309, 316 Beweislastumkehr  111, 116 Bindung  31, 49 Blutprobe  144, 149 f., 152 f., 211 f., 309, 314 f. Bruttoprinzip  106, 112–115, 118, 121, 214, 296

Stichwortverzeichnis369 Bundesgesetzblatt  63 Bundesrat  26, 43, 53, 55 ff., 59, 62 f., 72 f., 91, 93, 133, 174, 185, 189, 205, 207, 262, 329, 332 Bundesregierung  42, 48, 53, 56 ff., 124, 129, 133, 146, 168, 175, 264, 304, 308 f., 313 Bundesrepublik  34, 37 f., 55, 67, 208 Bundestag  26, 29, 31, 33, 36–39, 41 ff., 45 f., 48, 53 ff., 56, 59–62, 64 f., 67 f., 72 f., 75, 77, 91, 93 f., 103, 130, 132, 139, 168, 195 f., 198, 203, 205, 208, 215, 219 f., 223, 246 f., 255, 261 ff., 266, 270, 313 Bündnis 90/Die Grünen  51, 97, 104, 110, 125, 134, 148 f., 175, 185 ff., 189 f., 194, 198, 203, 216 ff., 225, 329 f., 332 Bürger/Bürgerin  23, 34, 48, 50, 57, 63, 78, 146 Bürgerkrieg  34 Bütte  63 CDU/CSU  51, 93, 97, 110, 124, 134, 148, 170, 185, 187, 191, 193 f., 197, 203, 216 f., 309, 329 Codierung  81 Daten 45, 80 f., 124, 145 ff., 151 f., 162, 166 f., 195, 202, 226, 258, 273, 283, 309 ff., 313, 320, 334 Debatte  88, 255, 258, 269 Deckmantelfunktion  77 Demokratie  23 f., 36, 39, 48 ff., 55, 63, 68 f., 75, 77, 82, 99, 175, 251, 263, 266 Deutschland  26, 34 f., 39, 55, 58, 62, 137, 186, 202, 205, 208 Dezisionistisches Modell  64 f. Diskussion  31, 36, 67, 70, 73, 83–87, 90, 101, 117, 131, 138, 155, 222 f., 252, 254, 257–260, 263, 265–269, 271 Distanz  74, 111 Dokumentenanalyse  80, 92, 224 ff. Drogen  145, 153

Druck  72, 75 f., 91, 188, 226, 262, 267 Drucksache  26, 62, 89, 122, 132, 168, 195 f., 198, 202–205, 208, 222, 250, 257, 301, 304, 309, 314 f., 329 Durchsuchung  115, 119, 146, 162–167, 172, 310, 320 Effektivität  49, 75, 87, 155, 221, 223, 267 Eigentum  116, 136, 187, 279 Einfluss  24 ff., 28, 30–36, 38, 40, 49, 62, 65, 70 ff., 76, 79 f., 82–85, 88, 92 ff., 104, 118 f., 128, 131, 137, 139, 150, 169, 182, 193, 203, 209 f., 213, 218 f., 221 f., 224, 226, 250, 258 f., 263, 271 Eingangsstatement  53, 83, 86, 90, 222, 255 ff., 259 f., 266, 272, 317 Einschätzungsprärogative  99 Einspruchsgesetz  62 Einverständnis  44 Einzelfall  46, 126, 129, 143, 146, 311 f. Einziehung  106–117, 119, 121, 185, 187, 191 f., 277–280, 284–293, 295 f., 329 f., 333 Elektronische Fußfessel  126, 129 f., 131 E-Mail  81, 250 Entschädigung  54, 78, 107, 112, 235, 237, 286 f., 289, 292, 296 Entscheidung  24, 31, 35 ff., 43 ff., 47 f., 50 ff., 58, 65, 70–73, 75 ff., 82, 84–87, 91, 93, 99, 108, 112 f., 119, 128, 134, 137, 149 f., 156 f., 169 f., 179, 192, 211, 213, 216, 220, 222, 226, 252, 259, 263, 265 f., 271, 279, 282–289, 291, 293, 304, 306, 311 f., 315, 317 f., 322, 328, 335 Entwicklung  33, 35, 38, 57, 127, 164, 188, 242, 244, 247 Entwurfsfassung  43, 56, 58, 73, 92, 94, 113, 219 f., 224 Ermittlung  115, 119 f., 133, 135, 137 ff., 141 f., 146 f., 149, 159 f., 162, 164 ff., 210, 273, 282 ff., 286 f., 292, 296, 302, 306, 310 ff., 316 f., 319, 322

370 Stichwortverzeichnis Ermittlungsbehörde  133, 139, 164 Erscheinenspflicht  157 ff., 161, 171, 319 Erweiterung  103, 108, 123 f., 127 ff., 135 f., 150 f., 158 f., 161, 165, 171, 174, 176, 191, 201, 214, 259, 319 Europa  147, 196, 206 Europäische Union  60, 106, 242 f., 246 Eskalationsgefahr  98 Exekutive  43, 49 Experte 23 f., 31, 41 f., 44, 47 f., 50, 52, 54, 58, 68–72, 74–81, 83, 85 f., 88–91, 94, 104, 121, 131 f., 138, 140, 150, 152, 159, 166, 169 ff., 176, 179 f., 183 f., 192, 195, 201 f., 206, 209–215, 219, 221 ff., 224 f., 260, 271, 275 Fachkreis  43, 58, 220 Fachwissen  29, 86 Fahrverbot  143 f., 149–154, 168 f., 184, 211, 213, 216, 308, 314 f. FDP  51 Feigenblattfunktion  77, 83, 253, 272 Forscher  23, 185, 225 f. Forschungsfrage  80, 89, 92, 224 Fragekatalog  81, 96 Fragerunde  53, 73, 83 f., 86, 88, 90, 97, 110, 124, 134, 148 f., 175, 186, 197, 206, 222, 268 Fraktion  29 f., 45 ff., 51 ff., 60, 62, 77, 82, 84–88, 90 f., 94 f., 104, 185, 189, 192, 198, 250 ff., 257, 259, 261 f., 264 f., 267, 269 f., 309, 329 f. Frankfurter Nationalversammlung  35 Freiheitstrafe  96, 122–125, 132, 143 ff., 151–154, 185, 205, 273, 298, 301, 309, 314, 316, 329 ff., 334 Friktion  32, 50, 69, 99, 101, 109, 114, 206 Führungsaufsicht  125, 128 f., 131, 300 Geeignetheit  126 f., 129 f., 134, 141, 153, 182, 219, 266, 283, 323 ff. Gefährder  122 f. Gefährdungsdelikt  101, 187–191, 193, 212, 276, 332 f.

Gefahr in Verzug  144 Geldstrafe  102, 143, 150, 281, 329 ff., 334 Generalprävention  95, 103, 115 Geschichte  36 f., 110 Gesellschaft  23 f., 26, 32, 58, 67 f., 72, 75 f., 78, 95, 105, 116, 125, 177, 197, 226, 263, 267 Gesetzesbeschluss  91, 94, 104, 119, 121 f., 130, 139, 146, 168, 182, 184, 192, 195 f., 203 f., 208, 212 f., 215, 219 Geschäftsordnung  29, 31, 34, 36 f., 39, 42–47, 51, 55, 61, 65, 220, 241, 266 Gesetzgebungsoutsourcing  25, 56, 204 Gleichheit  46, 49 f., 153 Gremium  218 f. Grundgesetz  42, 50 f., 55, 61, 65 Hearing  25 f., 28 f., 31, 33 f., 40–43, 46 f., 50, 52 ff., 64–94, 105, 121, 140, 210, 212–224, 226, 249–256, 258–271 Herausforderung  80, 89, 92, 157, 163, 224 Hypothese  92 ff., 210, 212 f., 215 f., 218, 224 f. Information  28, 31 f., 34, 37, 42, 47, 52, 63, 65 f., 69, 74 f., 77, 81, 86, 88, 94, 145 ff., 162 f., 173, 180 f., 194, 198–201, 222, 250, 260, 310 f., 322 Initiativrecht  55 ff., 264 Inkrafttreten  109, 113, 115, 118 f., 124, 207, 210, 290 f., 298 Insolvenz  109 ff., 115, 117, 119 f., 211, 280 ff., 289 ff., 296 Institution  42, 48, 264 Intensivierung  82, 84, 91, 93, 99, 102, 107, 110, 125, 130, 149, 162, 190, 210, 225 f., 251 Interessenvertreter  28, 30–33, 36 f., 54, 58, 224, 263, 268 Instrument  25, 34, 75 f., 80, 83, 86, 93, 99, 105, 111, 114, 116, 120, 154, 162 ff., 214, 218 f., 221, 224, 256, 264, 266, 270, 295

Stichwortverzeichnis371 Interview  80 f., 251 Judikative  49 Jugendstrafrecht  144, 151, 154, 169, 205, 315 Justiz  33, 57 f., 105, 117, 119, 124, 126, 204, 252, 259, 268, 270, 282, 287, 292, 309, 313 Justizministerium  58, 110, 126, 268 Kabinett  58 Kaiserreich  36 Katalog  52 f., 81, 96, 102 f., 125 f., 130, 133, 138, 150, 158 f., 163, 172, 188, 302, 316 f. Koalition  93, 110, 120 f., 148 f., 169, 175, 183, 186, 206, 216 f., 225, 258, 261, 267, 271 Kommission  37, 42, 58 Kompetenz  55, 82, 91, 144, 195, 252, 261 Komplexität  23, 55, 113, 261, 268 Konflikt  44, 51, 65 Kontaktdaten    81 Kontrollausschuss  42 Kontrolle  26, 34, 63, 108, 158, 190, 263, 268 Kosten  41, 54, 58, 78, 129, 141, 143, 235, 237, 281 f., 284, 305 Kreuzverhör  53, 69 Krieg  34, 36, 40 Kriminalität  108 ff., 114, 116, 132, 150 Kriminalpolitik  68, 97 Kritik  26, 31, 67 f., 74, 76, 78 f., 81, 84, 86, 89 f., 93, 112, 128, 135 f., 144, 154, 163, 213, 215, 225, 254, 257, 272 Landesregierung  59 Landfriedensbruch  96, 273 Legaldefinition  30, 135, 140, 303 Legislative  32, 34, 42, 49, 177, 183, 203, 210, 214 f., 224, 259 Legislaturperiode  38–41, 93 Legitimation  24, 46, 48 ff., 67, 77, 175

Lesung  59, 61 f., 220, 223 Linke  51, 97, 110, 125, 134, 148 f., 169, 175, 186, 197, 203, 216 ff., 225 Lissabon  43 Literatur  29, 79, 93 Lobbyismus  31, 67, 263 Machtgefälle  33, 36 Mangel  24, 29, 48 f., 51, 55, 70 f., 74, 80, 84, 88, 115, 117 f., 138, 154, 158, 162, 167, 193, 198, 308, 318 Maßregel  122, 129, 143, 214, 284, 298 f., 300, 306, 309 Medien  42, 75 f., 242 f., 246 f., 257, 264, 271 Mehrheit  45, 50, 54, 61 f., 71, 88, 119, 171, 213 f., 220, 225 f. Merkmal  28, 49 Minderheitenrecht  39, 44 f., 50 Minister  58, 63, 123, 134, 263 Ministerium  41 ff., 56 ff., 63, 110, 123 f., 126, 254, 259, 262 f., 265, 268 Missbrauch  25, 76, 93, 144, 155 f. Mitglied  39, 46, 48 ff., 53 f., 57, 60, 62, 70, 74, 77, 85, 90 f., 123, 127, 174, 196 f., 204, 220 f., 226, 246 f., 253 f., 259 ff., 308, 324, 335 Mitsprache  35, 62 Nationalstaat  35 Nebenstrafe  143 f., 151, 153, 307 Neufassung  93, 105 f., 210, 225 Neutralität  29 Normenkontrollrat  124 Notifizierung  63 Notstandsgesetzgebung  40 Obleute  52, 262 Öffentliche Anhörung  28, 33, 35, 38, 41, 68, 72, 82–85, 87 f., 97, 103, 105, 110, 124, 133, 147, 175, 186, 197, 204 f., 209 f., 220, 222, 234, 250–253, 255 f., 258–271 Öffentliches Recht  206

372 Stichwortverzeichnis Öffentlichkeit  36 f., 44, 47, 61, 67 f., 75, 77, 89, 219, 255, 259, 263, 265, 268, 271 Online-Durchsuchung  146, 162–167, 172, 310 Onlinerecherche  81 Opfer  95, 99 ff., 107, 110, 112–115, 117, 121, 128, 136, 184 f., 189 f., 205, 296 Opposition  39, 44, 68, 257 f., 263, 271 Optimierung  93, 102, 219 Ordnungswidrigkeit  57, 149 ff., 169, 184, 187, 190, 199, 201 ff., 213, 315, 336 Organ  25, 43, 46, 48 f., 75, 93, 206 Organisation  30 f., 37, 48 f., 51, 57, 67, 108 f., 114, 132, 137, 145, 150, 155, 157, 164, 200, 267, 295, 310

Preußen  35 Privatwohnung  132–135, 137–140, 214, 301, 303 Privilegierung  78, 96, 101, 110 Professor/Professorin  52, 97 f., 100, 110 f., 114, 124, 126 f., 134, 147 f., 153 f., 158, 160, 167, 175 f., 179, 186, 189, 191, 197 f., 200 f., 205–208, 248 f., 268, 276, 295 ff., 300, 302 f., 315–321, 326 ff., 332 f., 336 ff. Protokollierung  31, 157, 173, 176, 319, 327

Parlament  24 f., 30, 33–36, 39, 42, 44, 46, 48 f., 55, 60, 63, 82 f., 87, 93, 106, 118, 140, 164, 214 f., 219, 251, 253 f., 259, 264 ff., 268 Parlamentarismus  35 Parlamentsreform  39 Parteiengesetz  40 Pauschale  54, 78, 90, 269 Petitionsausschuss  42, 60, 241 Plenum  35, 48, 61, 66 Politik  24, 27, 31, 36, 42, 57, 60, 64 f., 67–72, 74 ff., 77, 80, 82 f., 85–89, 97, 134, 139, 221, 226, 250–272, 302 Polizei  33, 95 ff., 100, 115, 117, 127, 129, 131, 133, 137 f., 145 f., 149, 151, 153, 157 ff., 161, 163 f., 166, 171, 173, 176, 178, 180, 185 f., 190, 266, 273, 300, 306 f., 309 f., 315, 319 Präsidium  97, 186 Praxis  23 f., 38, 45, 51, 55 f., 79, 94, 98 f., 112, 115 ff., 119, 123, 128, 141, 151, 155, 165, 188, 190, 199, 201, 207, 211 f., 214, 216, 218, 260, 265, 268, 270 ff., 304 Pragmatisches Modell  64 f. Presse  34, 163

Radikalisierung  122 f., 126 f., 131, 300 Rationalität  64 Reaktionszeit  35 Rechtsanwalt  110, 124, 133, 147 f., 175, 195 ff., 206, 291, 323, 327, 334 f. Rechtspflege  106, 115, 117 ff., 141, 324 Rechtsstaat  23, 75 Redezeit  71, 73, 86, 221 f., 226, 254 Rednerliste  86, 262 Referat  57 Referentenentwurf  35, 57 Reform  38 ff., 50, 52, 58, 62, 71, 105, 109, 113 f., 116, 118, 136, 160, 204, 210, 212, 214, 216, 222, 277, 290, 295, 317, 338 Regelbeispiel  96, 98 f., 102 f., 145, 150, 190, 333 Regierung  34 ff., 38, 42, 48, 53, 56–59, 86, 88, 93, 110, 120 f., 124, 129, 133, 146, 148 f., 168 f., 175, 183, 186, 192, 204, 206, 216 f., 225, 263 f., 269, 272, 304, 308 f., 313 Regierungskoalition  93, 110, 120 f., 148 f., 169, 175, 183, 186, 206, 216 f., 225

Qualifikation  102, 185 ff., 192 f., 332 Qualität  44, 66, 69, 74, 90, 92, 212, 221, 225, 262, 265, 269 Quellen-TKÜ  146 f., 150 f., 158, 161–164, 166 f., 172, 316, 320

Stichwortverzeichnis373 Regierungskommissar  35 Registrierung  31 Reichstag  35 f. Reisekosten  54 f., 78, 235, 237 Resozialisierung  143, 145 Rettungskräfte  95, 100, 103, 210, 212 f., 216, 273 f., 276 Revision  142 f., 148, 158 f., 161, 171, 308, 319 Richter  108, 110, 114, 124, 133, 142, 144, 146 ff., 150, 152 f., 155 f., 159, 163, 169, 173, 175, 185 f., 188, 211, 213, 216, 254, 304, 306, 309, 314 f., 317, 319, 322–325, 327 Richtervereinigung 97 Richtlinie  54, 106, 109 ff., 140, 170, 173 f., 179, 196, 202, 237, 317, 334 f. Ritual  25, 93 Rücklaufquote  81 Rückwirkungsverbot  114, 116, 297 Sachverstand  42, 57 f., 64, 66, 70, 76, 90, 251, 260, 270 Schaden  84, 107, 112, 117, 255 Schuld  111, 133, 143, 158, 282, 286, 291, 311, 318 Schutzgut  101, 189 Selbstbefassungsrecht  43, 60 Sicherungsverwahrung  123–127, 129–132, 300 Solidarität  31 SPD  37, 51, 93, 97, 110, 125, 134, 148, 185, 187, 191, 193, 197, 216, 309, 329 Spezialist  24, 31 f., 60, 66, 195, 214, 219 Spezialprävention  98, 144 Spitzenverband  45, 51, 58 Staatsanwaltschaft  107, 110, 115, 117, 119, 134, 142 ff., 147 f., 154 f., 159 f., 173, 175 f., 186, 197, 273, 279, 282–286, 291 f., 304, 306 ff., 310–313, 318 f. Staatsgewalt  49, 95, 101

Staatssekretär  35 Stabilitätsgesetz  40 Standpunkt  66, 70 f., 73, 76, 82 f., 86, 93, 219 f., 222, 271 f. Statement  41, 53, 67, 83, 86, 90, 142, 155, 157, 159 ff., 170, 181, 214, 222, 255 ff., 260, 263, 265 f., 272, 317 f., 327 Stellungnahme  26, 41, 43, 47, 53 f., 70, 74 f., 77 ff., 82 ff., 87, 90, 97, 110, 125, 134, 148 f., 155, 165, 175, 186, 197, 216 f., 221 f., 226, 243 f., 248–272 Steuerfahndung  115 Strafandrohung  96, 103, 205 Strafbefehl  102, 281 Strafe  27, 96 f., 99, 101 ff., 111, 122–125, 132–135, 137, 143 ff., 149–155, 173, 185 ff., 192, 205, 273, 279, 281, 284, 298, 301, 307, 309, 314, 316 f., 329 ff., 334 Strafklagenverbrauch  108 Strafrahmen  96, 98, 101 f., 132, 134 ff., 138 f., 170, 188 f., 192 f., 267, 302, 330, 332 Strafrecht  26 f., 38, 40, 57, 66, 80, 94, 97, 99, 101 f., 105 ff., 110, 123, 141, 144, 147 f., 151, 154, 162, 169, 175, 184, 186, 195, 197, 202, 205, 207, 210, 212, 214, 216, 261, 277, 290, 295, 315, 324, 329 Strafverteidiger  124, 254 Strafzumessung  144, 158 Straßenverkehr  144, 152, 184, 215, 217, 329–332 Streichung  52, 61, 96, 98–102, 104, 107 f., 111 f., 114, 116, 120, 135, 139, 152, 169 f., 172, 189, 192, 206–211, 213–216, 218 f., 276, 295 f., 302, 316, 318, 320, 326 f., 338 Subsidiarität  43, 96, 98, 100, 102, 105, 146, 276 Täter  96, 98, 103, 108, 115, 122 f., 125–128, 130, 134, 136, 138, 143, 150, 156, 185, 187, 192, 214, 277 f.,

374 Stichwortverzeichnis 290, 298 ff., 308, 311, 314, 316, 329 ff., 333 Technokratisches Modell  64 f. Teilnahme  41, 46, 53 f., 78, 80 f, 83, 127, 173, 179, 180, 184 f., 253, 267, 322, 332 Telefon  81, 83 ff., 87, 250 f., 253, 256, 261, 267, 269 Terrorismus  109, 122, 125, 166, 279 Transparenz  31, 67, 69 f., 84 f., 89, 142, 219, 263, 267, 271 Überzeugung  25, 48, 78, 91, 108, 117, 251, 270, 287 Ultima Ratio  100, 126 f. Unabhängigkeit 29–32, 43 f., 58, 80, 87, 103, 108, 111 f., 114 ff., 153 f., 161, 165, 186, 196, 219, 225, 262, 267 f., 296, 317 Universität  33, 97, 110, 124, 147 f., 175, 186, 197, 205 f. Unternehmen  33, 67 Unterscheidung  31 f., 45, 163, 200, 320 Untersuchungsrecht  34 f., 47 f. Ursache  40, 141, 145, 186 Ursprung  33, 35, 37 Variante  101 Veränderung  24, 62, 73, 76, 95, 103, 183, 196, 253, 258, 275, 307, 310, 314 Verband  30 f., 54, 56, 267, 271 Verbrechen  122, 133 f., 136 f., 140, 302 Verdächtiger  156, 263 Verfall  106, 291 Verfassung  34, 36 ff., 42 f., 45–48, 50, 52, 55, 57, 63, 111, 116, 124 f., 127 ff., 133, 139, 141, 144, 151 ff., 156, 164 ff., 173 f., 177 ff., 190 Vergehen  122, 130 Verhältnismäßigkeit  43, 112, 116, 119, 125 ff., 129 f., 133 ff., 146, 198, 271, 283, 287, 292 Verjährung  113, 118, 122, 211, 279, 290, 297

Verletzter  27, 107, 112, 117 ff., 121, 278, 282 ff., 287 ff., 291 ff., 296, 323, 325, 327 Vermittlungsausschuss  62 Vermögen  105–109, 114, 117–120, 210, 212, 214, 216, 277–283, 287 f., 290 ff., 295 Vermögensarrest  109, 120, 280–283, 288, 291 f. Veröffentlichung  63, 253, 313 Verschärfung  95, 98, 100 f., 103, 116, 137, 139, 319 Vertrauen  36, 105, 116, 140, 160, 162, 171, 199, 312, 319, 323 Vertreter  26, 29–33, 36 f., 48, 54, 56, 58, 77, 86, 119, 174, 181, 224, 254, 259 f., 262 f., 267 f., 307, 323 f. Verwaltung  57, 63, 115, 174, 187, 264 f., 280, 283 Verwendungsabsicht  95, 98–104, 213, 276 Verzögerung  79, 143, 156, 159 f. Vielfalt  89, 265 f. Volk  38, 48, 55, 68, 263 Volkssouveränität  48 Vollstreckungsbeamter  95 f., 102 f., 210, 212 f., 216, 273 f., 276 Vollstreckungshandlung  96, 99, 101, 273 Vollstreckungsverfahren  108, 112, 115, 118, 174 Vollverbüßung  123, 153, 170, 316 Vollzugseinrichtung 145 Vorbereitung  50 ff., 70, 79, 82–90, 92, 122, 221, 224, 250–272, 278 f., 309, 334 Vorlage  44, 46, 56–59, 262, 308 Vorschlag  56, 60, 70 f., 94, 110, 120, 122, 172, 174, 177, 179 f., 182, 184, 187, 190, 207, 211, 216, 252, 276, 295 ff., 300, 302 f., 315–321, 324, 326 ff., 332 f., 336 ff. Vorsitzender  37, 51, 53, 97, 134, 142, 175, 197, 252, 268, 284, 306 f., 312 f. Vorteil  40, 74, 76, 78, 105, 160, 264

Stichwortverzeichnis375 Waffe  95, 102 f., 301 Wahl  49, 51, 60, 72, 86, 88, 174 f., 241, 246 f., 263 Wahlperiode  31, 38 f., 41, 51, 60, 78, 239, 241, 243, 246 f. Weimarer Republik  36 Werkzeug  95, 99, 103, 106 Wertschätzung  99 f., 102 f., 206 Wirtschaft  25, 35, 42, 57 f., 67, 88, 134, 145, 148, 166, 175, 180, 184, 194, 195, 197, 202, 206, 241–244, 269, 287, 328 Wissen  23 f., 29 f., 32, 56, 59, 68 ff., 77, 83–86, 88, 91, 93, 194 f., 199, 201 f., 222, 255 f., 260, 310 Wissenschaft  23, 28 f., 31 f., 34 f., 41, 57 f., 64 f., 69, 71, 74, 76, 84, 86, 88, 99, 207, 219, 226, 242, 257, 262, 264 Wortprotokoll  67, 80 f., 89, 92, 94, 222, 224 Zahl  23, 26, 28, 38–45, 51, 62, 76–79, 91, 93, 95, 97 f., 106, 108, 116, 117,

129, 135, 137 ff., 142, 149 f., 152, 174, 177, 180, 184, 190, 213 ff., 222, 226, 239, 240, 243–250, 257, 263, 268, 328–331 Zahlung  54, 78, 287, 289, 292 Zeitpunkt  25, 35, 44 f., 50, 55, 64, 70, 72 f., 82, 84, 91 ff., 109, 113, 118 f., 122, 124, 128, 130, 145 ff., 153 f., 168, 178, 188, 207, 210, 220, 224, 252, 256, 265, 267, 269, 278, 285, 290, 300, 306, 310, 324 Zeuge  35, 135, 142, 154 f., 159 f., 179 f., 306, 317 Zitierrecht  48 Zivilrecht  38, 51, 109, 113, 115, 118, 122, 297 Zurückstellung  145, 151–154, 309, 316 Zustimmungsgesetz  62 Zweck  25 f., 29, 46, 55, 59, 64, 69, 77, 81, 83, 100 f., 105, 144, 152, 154, 221, 224, 254, 270, 279 f., 283, 309, 313, 324 Zwischenverfahren  56, 59