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German Pages 278 Year 2020
Madlen Preuß Elias’ Etablierte und Außenseiter
Gesellschaft der Unterschiede | Band 61
Madlen Preuß, geb. 1985, lehrt und forscht am Fachbereich Sozialwesen der Fachhochschule Bielefeld und am Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld. Die Soziologin promovierte an der Universität Bielefeld. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Ungleichheits- und Migrationssoziologie sowie der empirischen Sozialforschung.
Madlen Preuß
Elias’ Etablierte und Außenseiter Eine quantitativ-empirische Modellierung am Beispiel der deutschen Migrationsgesellschaft
Diese Arbeit wurde im Jahr 2018 von der Universität Bielefeld als Dissertation angenommen.
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Inhalt
Danksagung .............................................................................. 9 Einleitung ................................................................................ 11 1.
1.4
Etablierte und Außenseiter im Beziehungsgeflecht – die Figuration von Winston Parva ................................................... 17 Das Fallbeispiel Winston Parva: Untersuchungsraum, Anlass und Methode ............. 19 Schlüsselmomente der Etablierten-Außenseiter-Figuration .......................... 22 1.2.1 Machtbalancen als Kern der Figuration ....................................... 23 1.2.2 Soziale Kohäsion als Faktor ungleicher Machtbalancen ....................... 29 1.2.3 Soziale Ausschlüsse als Folge sozialer Kohäsion .............................. 32 1.2.4 Stigmatisierung als Methode des sozialen Ausschlusses ...................... 35 Tragweite und kritische Reflexion des Konzepts der Etablierten-Außenseiter-Figuration ............................................. 39 1.3.1 Bedeutung des Figurationskonzepts für die Untersuchung sozialer Ungleichheiten ...................................................... 40 1.3.2 Ausgewählte Theoriekritik des Figurationskonzepts und ihre Diskussion.......................................................... 44 Rekapitulation der Stärken und Schwächen der Etablierten-Außenseiter-Figuration .. 50
2. 2.1 2.2 2.3
Etablierten-Außenseiter-Beziehungen in Intergruppenverhältnissen............... 53 Rezeptionen in der Migrationsforschung............................................. 54 Schlüsselrezeptionen in der sozialen Ungleichheitsforschung ........................ 62 Rekapitulation des Forschungsstands in sechs Kernbefunden........................ 70
3. 3.1 3.2 3.3
Theoretische Implikationen und empirische Anschlussfähigkeit ................... Theoretische Übersetzung auf die deutsche Migrationsgesellschaft .................. Anschlussfähigkeit und Realisierbarkeit einer quantitativ-empirischen Modellierung.. Zwischenfazit und Implikationen zur empirischen Vorgehensweise ...................
4.
Etablierte und Außenseiter aus Etabliertenperspektive: Annahmen und Modell .... 87
1.1 1.2
1.3
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4.1 Theoretische Konzeptionierung der zu entwickelnden Messinstrumente .............. 87 4.2 Rekapitulation und Formalisierung forschungsleitender Hypothesen ................. 94 Datengrundlage, analytisches Vorgehen und verwendete Analysemethoden ...... 103 Datengrundlage der Hauptuntersuchung ........................................... 103 5.1.1 Design und Methode der Datenerhebung..................................... 103 5.1.2 Design des Erhebungsinstruments .......................................... 105 5.1.3 Design der Stichprobe und soziodemographische Kennzeichen .............. 108 5.2 Analytisches Vorgehen.............................................................. 110 5.3 Verwendete Analysemethoden ...................................................... 111 5.3.1 Analysen zur Messgenauigkeit entwickelter Messinstrumente ................. 111 5.3.2 Methode der Strukturgleichungsmodellierung................................. 115 5.3.3 Rekapitulation .............................................................. 125
5. 5.1
6.
Entwicklung der Messinstrumente zur Erfassung des Etablierten-Außenseiter-Modells.............................................. 129 6.1 Erhebungsdesign und Stichprobe des Pretests ..................................... 130 6.2 Entwicklung des Konzepts der Behauptung eines Etabliertenstatus ................. 133 6.2.1 Operationalisierung......................................................... 133 6.2.2 Statistische Kennwerte, Skalenkonsistenz und Dimensionalität .............. 136 6.2.3 Rekapitulation und Itemauswahl für die Hauptuntersuchung ................. 140 6.3 Entwicklung der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung ........................ 142 6.3.1 Operationalisierung......................................................... 142 6.3.2 Statistische Kennwerte, Skalenkonsistenz und Dimensionalität .............. 146 6.3.3 Rekapitulation und Itemauswahl zur Haupterhebung ......................... 154 7.
Operationalisierung und Deskription der Modellkomponenten in der Hauptuntersuchung......................................................... 159 7.1 Messung der Behauptung eines Etabliertenstatus................................... 160 7.1.1 Statistische Kennwerte, Skalenkonsistenz und Dimensionalität .............. 160 7.1.2 Rekapitulation und Itemauswahl für das Analysemodell ...................... 164 7.2 Messung der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung............................ 164 7.2.1 Statistische Kennwerte, Skalenkonsistenz und Dimensionalität .............. 165 7.2.2 Rekapitulation und Itemauswahl für das Analysemodell .......................174 7.3 Messung der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen............................175 8. 8.1
Prüfung der Hypothesen .......................................................... Struktur der Modellkomponenten................................................... 8.1.1 Struktur der Behauptung eines Etabliertenstatus ............................ 8.1.2 Struktur der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung ..................... 8.1.3 Struktur der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen ....................
183 183 184 187 190
8.2 Erfassung des Etablierten-Außenseiter-Modells aus Etabliertenperspektive ......... 193 8.2.1 Direkte Beziehungen der Modellkomponenten ............................... 194 8.2.2 Multiples Mediationsmodell.................................................. 200 8.3 Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse.................................. 206 9.
Schlussbetrachtung und Ausblick.................................................. 211
Literatur ................................................................................219 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis ............................................. 237 Anhang ................................................................................. 243 Anhang A: Verzeichnis der Kurzbezeichnungen, Indikatoren und Messinstrumente im Pretest und in der Haupterhebung .................................................... 244 Anhang B: Ergänzende Ergebnisse ....................................................... 248
Danksagung
»How do I feel by the end of the day?« fragten The Beatles im Jahr 1967. Dankbar und zufrieden, kann ich heute konstatieren. Denn »with a little help of my friends«, und nicht nur diesen, ist die vorliegende Arbeit, die überarbeite Fassung meiner Dissertationsschrift, möglich geworden. Ein erster Dank gilt meinen beiden Betreuern. Andreas Zick dafür, dass er mir von Beginn an alle Freiheiten im Suchen und Finden der ganz eigenen Forschungsagenda einräumte. Sein Vertrauen, tiefes Interesse am Thema und die kritischen wie kreativen Impulse haben diese Arbeit bereichert und entscheidend geprägt. Jost Reinecke danke ich für seine methodische Expertise wie seinen klaren und zielführenden Blick, die mich bereits seit dem Studium begleiten und für die vorliegende Arbeit von unschätzbarem Wert waren. Für die spannende, konstruktive und in jeder Hinsicht bereichernde Zusammenarbeit gilt mein ausdrücklicher Dank darüber hinaus meinen Kolleg:innen am Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung. Besonders hervorheben möchte ich Jörg Hüttermann für die geteilte Leidenschaft an Elias’ Ideen, Héctor Carvacho, Julia Gundlach, Anne-Katrin Henseler, Andreas Hövermann, Daniela Krause, Johanna Pangritz, Melanie Schlüter und Birte Schiffhauer für wertvolle Gespräche und kritische Diskussionen. Ich danke weiterhin Niklaas Bause, Wilhelm Berghan, Frederik Tetzlaff und Markus Weyhofen, die mich als Hilfskräfte durch verschiedene Phasen des Forschungsprozesses begleitet haben, und in so vieler Hinsicht unverzichtbar waren. Dank gebührt ebenso meinen Lektor:innen Mirjam Galley und Jan Wenke. Nicht annähernd messbar ist allerdings der Dank, den ich den Konstanten in meinem Leben, meiner Familie und meinen Freund:innen, aussprechen möchte. Sie blieben geduldig, haben mich ausgehalten und nicht versäumt, zur richtigen Zeit die angenehmen und schönen Alternativen zur Arbeit an diesem Buch aufzuzeigen; besonders danke ich meinen Großeltern, die mich nicht nur während des Studiums, sondern auch in meiner wissenschaftlichen Tätigkeit in jeder Hinsicht unterstützt haben und nie einen Zweifel zuließen. Ihnen ist diese Arbeit gewidmet.
Einleitung – Die meisten waren hauptsächlich empfindlich für alles, was sie in ihren Gewohnheiten störte oder ihren Vorteil bedrohte. – Camus 1950: 47
Migration ist anstrengend. Sie macht es erforderlich, dass alte und neue Ideen der Ausgestaltung von Gesellschaften ausgehandelt werden müssen; ohne dass von den alten Ideen abgelassen werden will und neue Ideen zu Ende gedacht sind. Solche Aushandlungen setzen weder vor noch nach Migration ein, sondern sind ihr inhärent. Sie halten so lange an, wie in eine Gesellschaft migriert wird. Die Geschichte einer Migrationsgesellschaft ist somit auch immer die Geschichte von sich wandelnden Machtbalancen, die anerkannt und nicht anerkannt werden, die mal günstiger für die eine Seite, mal für die andere Seite ausfallen. Für Deutschland bleibt von dem ehemals aufgeräumten Gespann von Gastgeber- und Gastrolle, dass diese Machtbalancen stärker kontrollieren und Aushandlungen steuern konnte, nicht mehr viel; wenngleich dies nicht ausschließt, dass sich für die separierte Betrachtung einzelner Gruppenverhältnisse solche Figuren nicht finden ließen. Für das Gros derjenigen mit Migrationsbiographie, unter denen insbesondere die Folgegenerationen der Gastarbeiter:innen subsumiert werden, trifft diese Rollenzuweisung jedoch nicht mehr zu. Dies ließ und lässt sich nicht zuletzt an den Anstrengungen derjenigen ablesen, deren eindeutiger und exklusiver Zugriff auf Machtmittel zunehmend ins Wanken gerät, während sich ehemals Eingewanderte schon länger aus den alten »Betreuungsverhältnissen gelöst« (Treibel 2017: 156) haben. Diese komprimierte Heranführung an die deutsche Migrationsgesellschaft hebt deutlich hervor, weshalb sich Konflikte zwischen sogenannten alteingesessenen Deutschen und hinzugekommenen Migrant:innen entzünden können und worum es in der vorliegenden Arbeit gehen wird: Die einen wollen vom Bisherigen, Altbewährten und den damit einhergehenden Privilegien nicht lassen, die anderen sich von dem ihnen zugewiesenen nachrangigen Status lösen. Das theoretische Rüstzeug für eine Annäherung an dieses Problemfeld liefert die Etablierten-Außenseiter-Figuration nach Norbert Elias (1993), deren empirische
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Elias’ Etablierte und Außenseiter
Modellierung am Beispiel dieser Konfliktbeziehung geleistet werden soll. Die zentrale Fragestellung dieser Arbeit ist daher die folgende: Lässt sich eine quantitativ-empirische Übertragung der Etablierten-Außenseiter-Beziehung leisten; und wenn ja, unter welchen Bedingungen? Die Soziologie nähert sich dem beschriebenen Konfliktverhältnis noch nicht allzu lange, dafür in den letzten Jahren verstärkt mithilfe des EtabliertenAußenseiter-Konzepts. Neben makrotheoretischen (vgl. u.a. Korte 1984; Bauböck 1993; Treibel 1993a, 2008a) oder diskursanalytischen Zugängen (vgl. u.a. Rommel 2016; Alikhani und Rommel 2018) sind es vor allem qualitativ-empirische Studien in Mikrokosmen wie Stadtteilen und Nachbarschaften (vgl. u.a. Kißler und Eckert 1992; Hüttermann 2000; Zifonun 2010; Koşan 2012), die sich des Konzepts am Beispiel der deutschen Migrationsgesellschaft annehmen. Ein quantitativ-empirischer Zugang ist jedoch, abgesehen von wenigen Arbeiten, die sich über Umwege oder Teilsegmente nähern (vgl. Hoffmann-Nowotny et al. 1997, 2001; Heitmeyer 2002), bisher ausgeblieben. Dies mag vor allem daran liegen, dass der ausgeprägte Verflechtungsgedanke, dem die Etablierten-Außenseiter-Figuration unterliegt, mithilfe quantitativer Methoden nicht eingefangen werden kann. Selbst die bis hierhin aufgestellten Kategorien von alteingesessenen Deutschen und (ehemals) Eingewanderten sind nach Elias nichts anderes als das Ergebnis einer gemeinsamen Verflechtung in der deutschen Migrationsgesellschaft. Das heißt, in ihrer ganz eigenen reziproken Aufeinanderbezogenheit als auch vor dem Hintergrund laufender Diskurse und Narrationen über ihre Beziehung zueinander selbst- und fremdkategorisieren sich die Beteiligten; die einen eher als Alteingesessene, die anderen eher als Hinzugekommene und stets in Abhängigkeit ihrer mehr oder weniger ausgeprägten Definitionsmacht. Hinzu kommt, dass Elias Etablierten-Außenseiter-Beziehungen als Folge von Ungleichheitsverhältnissen auffasst, die ausschließlich auf Machtdifferenziale zurückgehen, hingegen Aspekte wie Religion und/oder Kultur nur als nachgelagerte Legitimationsanstrengungen des ungleichen Verhältnisses selbst begriffen werden. Eine quantitative Erfragung unterstellt in ihrer Methodik allerdings per se eine formale Unabhängigkeit und damit schließlich auch eine ausgeglichene Machtverteilung. Insgesamt reiht sich die vorliegende Arbeit damit also in ein breites und vielbeachtetes Forschungsfeld ein, mit dem sie sowohl den Untersuchungsgegenstand als auch den analytischen Theorierahmen teilt; in der Wahl des empirischen Zugangs wird hingegen ein neuer Pfad betreten und die weitere Frage gestellt: Kann eine quantitativ-empirische Übertragung der Etablierten-Außenseiter-Beziehung auf sich verschiebende Machtbalancen reagieren und für einen historischen Ausschnitt relevante und weniger relevante Außenseitergruppen identifizieren, ohne in ihrer allgemeinen Erklärungskraft beeinflusst zu werden?
Einleitung
Das erklärte Ziel in der Zusammenführung beider Forschungsfragen ist es somit, in einem ersten Schritt eine quantitativ-empirische Modellierung der Etablierten-Außenseiter-Beziehung zu entwickeln, die in einem zweiten Schritt am Beispiel der deutschen Migrationsgesellschaft geprüft wird. Elias’ EtabliertenAußenseiter-Figuration bietet für dieses Vorhaben ein breites und ebenso fundiertes Theoriegerüst, das fähig ist, auf Variationen und Erweiterungen zu reagieren. Zum anderen generiert sich daraus eine reizvolle Voraussetzungsarmut, die es ermöglicht, ganz so wie vorgesehen, eine Vielzahl an Figurationen unter verschiedenen Bedingungen in die Betrachtung zu nehmen, ohne an Erklärungskraft zu verlieren. Eine erstmals quantitativ-empirische Modellierung dessen eröffnet einen weiteren – und nicht weniger relevanten – Blickwinkel auf die Konfliktbeziehung von autochthonen Deutschen und (ehemals) Eingewanderten, die bisher nur aus makrotheoretischer oder diskursanalytischer Perspektive betrachtet werden konnte. Wenngleich sich also im Rahmen statistischer Methoden, wie sie hier Verwendung finden sollen, nur bedingt der Frage begegnen lässt, unter welchen Umständen Menschen wann, wie und wo eingebettet sind und wie sich daraus wiederum ihre Überzeugungen und Haltungen generieren, muss dies nicht heißen, auf Antworten – auch oder gerade in quantitativer Messung – zu verzichten. Sie können Teil und Wegbereiter sein, soziale Etablierten-Außenseiter-Phänomene auf ihre Reichweite und ihr Ausmaß hin zu untersuchen. In der Erreichung dieses Ziels liegt schließlich das Angebot, das Konfliktverhältnis zwischen autochthonen Deutschen und (ehemals) Eingewanderten erstens ohne Rekurs auf legitimierende ›Ursächlichkeiten‹ wie Kultur oder Religion zu verstehen und nachzuzeichnen. Zweitens stellt es eine Modellkonzeption bereit, die fähig ist, auf historische und soziale Bedingtheiten zu reagieren, indem sie eben frei von akuten und/oder zeitbezogenen Konflikten bleibt. Und drittens ist damit das Potenzial gegeben, die Etablierten-Außenseiter-Beziehung über die Zeit hinweg und gleichermaßen Veränderungen in einzelnen Gruppenverhältnissen als auch Verschiebungen zwischen diesen empirisch erfassen zu können. Einen ersten Auftakt leistet die vorliegende Arbeit selbst: Auf Grundlage einer bundesweiten Bevölkerungsumfrage im Rahmen der von der Stiftung Mercator geförderten Studie ZuGleich – Zugehörigkeit und Gleichwertigkeit im Jahreswechsel 2013/2014 soll die zu entwickelnde Etablierten-Außenseiter-Modellierung auf ihren empirischen Gehalt geprüft werden. Fokussiert werden hierfür die jeweiligen Beziehungen autochthoner Deutscher zu vier Einwanderungsgruppen als potenzielle Außenseitergruppen. Besonderen Stellenwert besitzt die Einführung neuer (Mess-)Konzepte, die Elias’ Überlegungen, Befunde der bisherigen Forschung als auch der eigenen Theorieadaption synthetisieren. In ihrer Zusammenführung bilden sie die Etablierten-Außenseiter-Beziehung empirisch ab und werden unter Anwendung von Strukturgleichungsmodellen analysiert.
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Elias’ Etablierte und Außenseiter
Die vorliegende Arbeit gestaltet sich folgendermaßen: Sie wird mit der Darlegung des theoretischen Analyserahmens eröffnet, innerhalb dessen sich das Forschungsvorhaben bewegt. Der Betrachtung von Schlüsselmomenten, welche die Etablierten-Außenseiter-Figuration nach Norbert Elias begründen, ist ein komprimierter Einblick in die Gemeinde Winston Parva vorangestellt (Kapitel 1.1). Sie war Anlass, Bezugsrahmen und empirische Kontrastfolie zugleich, das theoretische Figurationsmodell herauszuarbeiten. Der Einstieg in den Analyserahmen wird mit der Darlegung der zentralen Begriffe Figuration und Macht geleistet, die wesentlich für Elias’ Verständnis alles Sozialen sind (Kapitel 1.2). Als Grundlage werden darauffolgend die vorgefundenen Machtdifferenziale in der englischen Gemeinde in den Blick genommen, welche auf einem verschiedenen sozialen Alter fußten, das mit unterschiedlichen Kohäsionsgraden einherging. Dieses Zusammenspiel bestimmte maßgeblich den Beziehungskonflikt zwischen den Alteingesessenen und Neuhinzugekommenen, die späteren Außenseiter. Die Anstrengungen Ersterer, ihr Mehr an Macht aufrechtzuerhalten und zu schützen, werden ebenso eingehend betrachtet. Dabei soll es im Besonderen um die Monopolisierung verschiedener Machtquellen als auch die anhaltende Sozialkontrolle gehen, die den Etabliertenstatus festigen können. Eine weitere Strategie des Machterhalts sind Stigmatisierungen. Ihre erfolgreiche Herstellung, Durchsetzung und Aufrechterhaltung ungleicher Selbstwertbeziehungen der Figurationsbeteiligten ist ebenfalls Gegenstand dieses Abschnitts. Eine abschließende und kritische Würdigung erfährt der fokussierte Analyserahmen in Kapitel 1.3. Es werden einerseits die Tragweite und Fruchtbarkeit der Elias’schen Überlegungen für die Soziologie im Allgemeinen als auch die soziologische Ungleichheitsforschung im Besonderen herausgestellt, die vor allem in seiner Idee der Verflechtung von Individual- und Kollektivkräften und seinem Begriff von Macht als entscheidende Quelle für soziale Ungleichheiten begründet liegen. Andererseits werden ausgewählte Kritiken der Forschung diskutiert, die sich an die theoretische Konzeptionierung der Etablierten-AußenseiterFiguration richten. Sie adressieren besonders die Unterkomplexität des Konzepts und die eher undifferenzierte Begriffsbestimmung der entscheidenden Machtquellen. Kapitel 2 fokussiert die bisherige Forschung zum Figurationsmodell und konzentriert sich in einem ersten Schritt auf Rezeptionen im Rahmen der Migrationsforschung (Kapitel 2.1), in einem zweiten Schritt auf zentrale Schlüsselrezeptionen der sozialen Ungleichheitsforschung (Kapitel 2.2). Ziel ist es, einen profunden Kenntnisstand zu generieren, der zum einen potenzielle Anschlussfähigkeiten der vorliegenden Arbeit ermittelt und zum anderen empirische Antworten auf die Theoriekritik am Modell liefern kann. Ihre Zusammenführung mit den zentralen Schlüsselmomenten leistet Kapitel 3, das den Abstraktionsrahmen dieser Arbeit spannt. So erfolgt zunächst eine theoretische Übersetzung für die deutsche Migrationsgesellschaft, wobei sowohl Kerninhalte des Etablierten-Außenseiter-Modells
Einleitung
selbst identifiziert als auch Erweiterungsvorschläge des bisherigen Forschungsstands entwickelt werden (Kapitel 3.1). Im Zuge der gewonnenen Erkenntnisse wird daran anschließend die Realisierbarkeit einer quantitativ-empirischen Modelladaption diskutiert, indem einerseits die Anschlussfähigkeit an den Forschungsstand dargelegt wird und andererseits inhaltliche und methodische Bedingungen einer solchen Modellierung formuliert werden (Kapitel 3.2). Vor dem Hintergrund dieses Abstraktionsrahmens stellt Kapitel 4 die fünf entwickelten Komponenten vor, die in ihrer Zusammenführung und ihren Beziehungen untereinander die Etablierten-Außenseiter-Beziehung aus Etabliertenperspektive abbilden. Ein erster Schritt zeichnet ihre theoretische Herleitung und Konzeptionierung nach, die jeweils in eine gültige Definition der Komponenten überführt werden (Kapitel 4.1). In einem zweiten Schritt werden die ihnen zugrunde liegenden Annahmen in prüfbare Hypothesen übersetzt und anhand zweier Forschungsmodelle, eines empirischen Grund- und eines Gesamtmodells, zur Erklärung der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen miteinander verschränkt (Kapitel 4.2). Kapitel 5 stellt zunächst die Datengrundlage vor, auf Basis derer die Analysen erfolgen werden. Sie geht auf einen Querschnittsdatensatz des ZuGleich-Projekts von 2013/2014 zurück, dessen Design sowie soziodemographische Zusammensetzung ebenfalls beschrieben werden (Kapitel 5.1). Darauffolgend werden das analytische Vorgehen skizziert und die hierfür ausgewählten Analysemethoden erläutert (Kapitel 5.2 und 5.3). Die Dokumentation der wesentlichen Schritte zur Entwicklung der Messinstrumente, die auf Grundlage der vorausgehenden theoretischen Konzeptionierungen erarbeitet wurden und die quantitativ-empirische Abbildung der Etablierten-Außenseiter-Beziehung leisten sollen, ist Inhalt des sechsten Kapitels. Ihre Vorbereitung und Prüfung im Rahmen eines Pretests wird ausführlich besprochen und mit Blick auf die Hauptuntersuchung evaluiert. Die diesbezügliche Operationalisierung und Deskription der modifizierten und finalen Messungen der Modellkomponenten werden im Anschluss vorgestellt (Kapitel 7). In der nochmaligen Testung ihrer Messqualität auf Basis der Hauptuntersuchung wird schließlich entschieden, welche Indikatoren der jeweiligen Messung in das Analysemodell überführt werden. Die Prüfung der aufgestellten Hypothesen erfolgt in Kapitel 8, das in einem ersten Schritt die Struktur der Modellkomponenten adressiert, die mithilfe von konfirmatorischen Faktorenanalysen geprüft wird (Kapitel 8.1). Daran schließt die Betrachtung der jeweils direkten Beziehungen der Komponenten an, um in einem letzten Schritt das empirische Gesamtmodell zu testen (Kapitel 8.2). Die in Kapitel 9 vorgenommene Schlussbetrachtung führt die gewonnenen Erkenntnisse vor dem Hintergrund der gesamten Arbeit noch einmal zusammen und diskutiert sowohl
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ihre Reichweite als auch mögliche Implikationen für die zukünftige Forschung zur Etablierten-Außenseiter-Beziehung.
1. Etablierte und Außenseiter im Beziehungsgeflecht – die Figuration von Winston Parva
Elias’ Studie Etablierte und Außenseiter über eine englische Vorortgemeinde fand in ihrer Originalfassung von 1965 nur schwerlich Eingang in die deutschsprachige Migrationsforschung. Seine Beiträge zur Wissenssoziologie im Allgemeinen wie sein vielbeachtetes Werk Über den Prozess der Zivilisation (Elias 1997a; 1997b) im Besonderen schmälerten gewissermaßen die Aufmerksamkeit, welche seiner soziologischen Ungleichheitsperspektive gewidmet wurde.1 Die deutsche Übersetzung, die sowohl um ein theoretisches Essay als auch eine weitere Skizzierung einer Gemeindestudie aus den USA2 ergänzt wurde und erstmals 1990 erschien, erreichte zwar höheren Bekanntheitsgrad, doch noch 2003 zeigten sich beispielsweise Juhasz und Mey (vgl. 2003: 75) oder Barlösius (vgl. 2004: 57, 71) überrascht, dass Elias’ Idee der Etablierten-Außenseiter-Figuration in der Migrationsforschung eher selten als Erklärungsgrundlage herangezogen wird. Wenngleich also Waldhoff bereits 1991 auf den außergewöhnlichen Charakter von Elias’ Gemeindestudie hinweist und sie in den direkten Vergleich zur Untersuchung Die Arbeitslosen von Marienthal3 setzt, waren es doch nur einige wenige, die sich ihrer Adaption auf Phänomene der deutschen Migration vor 2000 widmeten (vgl. u.a. Elwert 1984; Korte 1984; Bauböck 1993; Treibel 1993a; Waldhoff 1995).4 Die nur sukzessive Rezeption scheint darüber hinaus dem Umstand geschuldet, dass Elias’ Begriffsverständnis mitunter sehr verschieden zu jenem der deut-
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Dies bedeutet jedoch nicht, dass diese Arbeiten zeitnahe Beachtung erfuhren. Nach Treibel fanden sie erst in den späten 1970er Jahren Gehör (vgl. 2008b: 10; siehe auch Goudsblom 1979; Korte 1997; Treibel 2006; Meleghy und Niedenzu 2015). Als Grundlage hierfür diente die Romanvorlage Wer die Nachtigall stört von Harper Lee. Elias führte also keine weitere empirische Studie durch, sondern zeigte am Maycomb-Beispiel weitere Facetten einer Etablierten-Außenseiter-Figuration auf (vgl. 1993b: 291-314). Die Arbeitslosen von Marienthal, eine Untersuchung von Jahoda, Lazarsfeld und Zeisel über die Folgen der Langzeitarbeitslosigkeit, gilt bis heute als richtungsweisende und die moderne Sozialforschung begründende Arbeit. Näheres zu diesen und weiteren Arbeiten findet sich in Kapitel 3.1.
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schen, insbesondere durch Weber geprägten, Soziologie ausfällt.5 Auch seine Annahmen zur sozialen Figuration, die immer und zu jeder Zeit vor dem Hintergrund historischer und sozialkultureller Kontexte zu betrachten ist, ohne auf klassische Ungleichheitskategorien zurückzugreifen beziehungsweise zurückgreifen zu müssen, schienen bis dahin recht unüblich (vgl. Juhasz und Mey 2003: 73). Ebendiese sozialen Figurationen, die mittelbaren und unmittelbaren Beziehungsgeflechte, in die Individuen wie auch soziale Gruppen eingebettet sind, bilden den Mittelpunkt seines Interesses. Ihre Kennzeichen – die reziproke Abhängigkeit aller Beteiligten, die Prozesshaftigkeit des wechselseitigen Bezugs, die Entstehung sowie Reproduktion spezifischer Machtverhältnisse, deren Einbettung in übergeordnete Machtgefüge und schließlich der aktive Vollzug auf Mikroebene – identifiziert Elias in besonderem Maße auch für Winston Parva. In der kleinen englischen Vorortgemeinde zeigt sich ein ausgeprägtes Machtdifferenzial zwischen zwei sozialen Gruppen, als deren einzige signifikante Differenz sich die unterschiedlich lange Wohndauer vor Ort herausstellt.6 Die Dauer der Ansässigkeit bleibt allerdings kein rein objektives und messbares Faktum, sondern wird durch ein Sozialitätsmoment ergänzt, das Elias als soziales Alter begreift und das Beziehungsgeflecht maßgeblich bestimmt. Indem dieses »bloße ›Alter‹ […] einen Grad an Gruppenzusammenhalt, kollektiver Identifizierung und Gemeinsamkeit der Normen zu schaffen vermag« (Elias 1993a: 11),7 begründet es gleichermaßen ein Mehr an sozialer Kohäsion und Kontrolle für die eine Gruppe und ein Weniger für die andere. Dieser Vorsprung, der sich vor allem an einem festen und kollektiv geteilten Normenkanon, gegenseitiger Vertrautheit und Verlässlichkeit misst, birgt im Umkehrschluss allerdings nicht nur das Potenzial, sich gegenüber einer ›jüngeren‹ Gruppe als menschlich höherwertig zu begreifen. Auch oder gerade der Überzeugung wegen, über ein besonderes Gruppencharisma zu verfügen, gerät dies bei Auftritt einer neuen Gruppe ins Wanken, sofern deren Mitglieder als allgemeine ›Gefährdung‹ der bis dahin geltenden Ordnung wahrgenommen werden. Eine solche Konstellation liegt in Winston Parva vor, die Grenzen des sozialen Ein- und Ausschlusses werden derart scharf gezogen, dass Elias recht zügig pointiert: »Sie [die länger Ansässigen; Anm. der Autorin] behandelten die Neuankömmlinge samt und sonders als Menschen, die nicht dazugehörten – als ›Außenseiter‹« (ebd.: 9). Wie sich diese Figuration von Etablierten und Außenseitern genauer ausgestaltet, auf welche Mittel und Strategien Erstere zurückgreifen (können), um ihren 5 6 7
Dieser Umstand wird in Kapitel 2.3 näher untersucht. Eine weitere Unterscheidung ist für die Wohnadressen der Beteiligten festzuhalten; dazu mehr in Kapitel 1.1. Sofern Zitate aus Elias’ theoretischen Essays Eingang in die vorliegende Arbeit finden, werden diese ausschließlich mit seinem Namen ausgewiesen. Zitate zur Winston-Parva-Studie selbst, an der Scotson maßgeblichen Anteil trägt, werden durch beide Autoren gekennzeichnet.
1. Etablierte und Außenseiter im Beziehungsgeflecht – die Figuration von Winston Parva
bedroht geglaubten Status zu sichern, welche Konsequenzen sich im Zuge dessen für Letztere einstellen und wie eng dies wiederum an erneute Abwehrpraktiken der Etablierten zurückgebunden werden kann, soll Inhalt der folgenden Seiten sein. Hierfür wird zunächst ein komprimierter Einblick in den Gemeindekontext Winston Parva gegeben, den Elias und Scotson bei Studienbeginn vorfinden (Kapitel 1.1). Dieser umfasst neben der historischen Einordnung und Darlegung der (sozial-)strukturellen Zusammensetzung der Gemeinde auch die Formulierung des Forschungsdesiderats, das soziale Alter als Erklärungsvariable für soziale Ungleichheit zu begreifen, sowie die verwendeten Methoden. In einem zweiten Schritt soll der eigentliche Entstehungszusammenhang des Modells zur Etablierten-AußenseiterFiguration näher beleuchtet werden (Kapitel 1.2). Hierfür werden ihre wesentlichen Schlüsselmomente in den Blick genommen, die jeweils eng ineinandergreifen und sich gegenseitig bedingen. Schließlich erfährt das Modell in Kapitel 1.3 eine kritische Würdigung.
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Das Fallbeispiel Winston Parva: Untersuchungsraum, Anlass und Methode
Norbert Elias und sein Schüler John L. Scotson fanden mit Winston Parva eine kleinere englische Vorortgemeinde Leicesters vor, die drei Wohnbezirke und weniger als 5000 Einwohner:innen umfasste (vgl. 1993: 63).8 Der Bezirk 1 wurde als »typische ›Mittelklassengegend‹« (ebd.) eingestuft und fasste eine Einwohner:innenzahl von 456 Personen zum Zeitpunkt der Studiendurchführung. Es handelte sich hierbei vor allem um freie Berufstätige und Geschäftsleute, die sich in den späten 1920er Jahren in Einzel- und Doppelhäusern niedergelassen haben. Im Zuge des Selbst- und Fremdverständnisses als »Oberklasse« Winston Parvas erwiesen sich Wohnortwechsel vom Kernbezirk 2 in den Bezirk 1 gleichermaßen als erkennbares, als »äußeres Zeichen des [eigenen] Erfolges« (ebd.: 79). Damit verband sich nicht nur ein Gefühl der Überlegenheit unter der Einwohner:innenschaft, das gegenüber der Bevölkerung der beiden anderen Bezirke geäußert wurde.9 Auch nahmen nur wenige Personen am Gemeindeleben teil, während der Großteil außerhalb Winston Parvas verkehrte. Der Bezirk 2 war 8
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Die folgenden Ausführungen beziehen sich ausschließlich auf die Studienvorbereitungen und die sozialstrukturelle Deskription Winston Parvas (vgl. Elias und Scotson 1993: 59-112), weshalb auf detaillierte Quellenangaben zugunsten einer besseren Lesbarkeit verzichtet wird. Direkte Zitate und Zitate aus anderen Arbeiten werden selbstverständlich vollständig ausgewiesen. Interviewauszüge wie die folgenden illustrieren dies: »Das hier ist der bessere Teil, unsere ganze Familie lebt auf dieser Seite«, oder: »Es gibt einen Unterschied. Halten Sie mich für hochnäsig, aber es gibt ihn!« (Ebd.: 96f.)
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hingegen nicht nur die älteste Nachbarschaft, seine Gründung wurde auf die späten 1870er Jahre datiert, sondern fasste mit von 2553 Personen auch die größte Einwohner:innenzahl. Er beherbergte die Großzahl an Industriebetrieben und war stark durch die ansässigen Arbeiter:innen geprägt. Die Nachbarschaft kennzeichnete ein »starkes Gefühl der Zugehörigkeit […]. Sie alle ›kannten sich‹ und konnten einander plazieren« (ebd.), sprachen liebevoll von ihrem ›Dorf‹ und nutzten die ausgebaute Infrastruktur intensiv. Der jüngste Bezirk 3 wurde vor allem unter dem Beinamen ›Siedlung‹ diskutiert.10 Er wurde in den 1930er Jahren gegründet, wobei sich erst im Zuge des Zweiten Weltkrieges eine nennenswerte Einwohner:innenzahl einstellte (1958: 1176 Personen). Bis dahin ließen sich im Bezirk 3 nur wenige und ausnahmslos hinzugezogene Menschen aufgrund guter Beschäftigungsmöglichkeiten nieder. Eine Übersiedlung aus dem ›Dorf‹ in die neu errichteten Häuser fand trotz niedrigerer Mieten so gut wie nicht statt. Angesichts deutscher Luftangriffe auf London hielten 1940 eine Londoner Waffenfabrik in Winston Parva samt kompletter Belegschaft wie Evakuierte Einzug und legten damit den letzten ›Stein‹ des Bezirks. Im Gegensatz zu Bezirk 2 bestanden hier allerdings höchstens lose Bekanntschaften in der Nachbarschaft, die meisten Familien blieben eher unter sich. Nach Elias und Scotson kam diese »Massenzuwanderung« (ebd.: 80) einem tiefen Einschnitt in die bisherige Lebensführung der gesamten Bewohner:innenschaft gleich. Während die Hinzugezogenen mitunter große Verluste ihres Hab und Guts zu verzeichnen hatten, rieben sich die Alteingesessenen an den mitgebrachten »Gewohnheiten, Traditionen, ihrer ganzen Lebensweise« (ebd.: 81). Dennoch versäumten sie es nicht, nötiges Mobiliar, Haushaltsgegenstände oder auch Bekleidung für die Hinzugezogenen zu stiften.11 Der eigentliche Anlass des Besuchs war die im Vergleich auffällig hohe Delinquenzrate des Bezirks 3, derentwegen Elias und Scotson in die Gemeinde gerufen wurden. Dem Bezirk eilte sein schlechter Ruf voraus, seine Bewohner:innen genossen kein Ansehen und waren »kriminell verrufen« (ebd.: 59), wobei dies auf den hohen Bekanntheitsgrad ausgemachter Problemfamilien zurückzuführen war. Trotz der an sie herangetragenen Ausgangsfrage suchten Elias und Scotson den Mikrokosmos Winston Parva als Ganzes zu erfassen, statt ihre Herangehensweise auf den Untersuchungsgegenstand von (jugendlicher) Kriminalität zu verengen. Im Zuge der Voruntersuchungen zeigte sich dann auch nicht nur »eine scharfe Trennung« (Elias 1993a: 7) zwischen den älteren Bezirken 1 und 2 und der neueren Zone 3,
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Einige Bewohner:innen des sogenannten Dorfes versahen den Bezirk 3 auch mit dem schmähenden Begriff der »Rattengasse«. Diese Zuschreibung geht auf eine Behauptung zurück, das ehemalige Bauland sei von Ratten befallen gewesen (vgl. ebd.: 79f.). Allerdings knüpften sich daran später Beschwerden darüber, einige der Spenden seien in den lokalen Pfandhäusern wieder aufgetaucht (vgl. ebd.: 81).
1. Etablierte und Außenseiter im Beziehungsgeflecht – die Figuration von Winston Parva
die das »Problem der Delinquenz« (Elias und Scotson 1993: 59) eher aufweichte als erklärte. Nach drei Jahren Forschungsaufenthalt löste sich die signifikant höhere Kriminalitätsrate durch den Fortzug einiger der sogenannten Problemfamilien gänzlich auf, die zur Erklärung und Legitimierung des schlechten Ansehens der Siedlung herangezogen wurden.12 »Was nicht verschwand, war das negative Bild, das die Bewohner der älteren Viertel von der Nachbarschaft mit dem vormals höheren Anteil an Straffälligen hatten. Sie fuhren fort, die letztere als kriminell zu stigmatisieren. Wie es dazu kam, daß die Meinungen über diese Fakten gleich blieben, während sich die Fakten selbst veränderten, war eine der Fragen, die sich uns im Zuge der Forschung aufdrängten, obwohl wir nicht vorgehabt hatten, ihr nachzugehen.« (Ebd.: 59f.) In der Erwartung, dass die jeweiligen Nachbarschaften einem primär klassenspezifischen Moment unterliegen, stellte sich bereits während anfänglicher Hausbesuche heraus, dass sich »die Schranken des sozialen Verkehrs« (ebd.: 64) vielmehr zwischen den beiden Arbeiter:innenvierteln selbst schlossen. Darüber hinaus fanden sich auch keine klassischen oder erkennbaren Anhaltspunkte der klassischen Ungleichheitsforschung wie beispielsweise Einkommens- oder Religionsunterschiede, die diese Trennung hätten begründen können. Die Sozialstruktur der besonders stark in den Konflikt eingebundenen Bezirke 2 und 3 wies keine großen Auffälligkeiten und/oder Verschiedenheiten auf. Wie also kam der Bezirk 3 zu seinem schlechten Ruf? Und was sorgte für seinen Fortbestand, wenn doch der eigentliche ›Beweis‹ zu widerlegen war? Das Alter der Bezirke war von Beginn an das einzige und zuverlässig messbare Merkmal, das sie voneinander unterschied. In ihren ersten Annahmen zur Idee des sozialen Alters schlossen Elias und Scotson an bis dahin bekannte Forschungsergebnisse zur Konnotation des ›Alten‹ und ›Neuen‹ im Rahmen sozialer Formationen an, die mit den vorgefundenen sozialen Rangordnungen einhergehen können. Inwiefern dies auch für Winston Parva galt, wurde nunmehr als übergreifende Forschungsfrage formuliert und sollte in einem »tentativen Figurationsmodell« (ebd.: 66; Hervorh. durch Autorin) münden. Der methodische Zugang, den Elias und Scotson wählten, gestaltete sich überaus vielfältig. Neben einer Vielzahl an Interviews und (teilnehmenden) Beobachtungen wurde auf die Systematisierung sozioökonomischer und -kultureller Parameter wie Verwandtschaftsverhältnisse zurückgegriffen. Ihre begrenzte Reichweite zur Erfassung sozialer Beziehungen im Allgemeinen als auch deren Interdepen-
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Zu ihrer detaillierteren Beschreibung, siehe Elias und Scotson (1993: 161ff.); zu ihrer Einbettung in die Winston-Parva-Jugend (vgl. ebd.: 187ff.).
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Elias’ Etablierte und Außenseiter
denzen im Besonderen13 veranlasste die Autoren darüber hinaus, Winston Parva einem figurationsanalytischen Ansatz zu unterziehen. Diese synoptische Herangehensweise erlaubte die systematische Beobachtung von Zusammenhängen und Abhängigkeiten in den Berichten, Interviews oder auch Zaungesprächen. Erst die Betrachtung ihrer wechselseitigen Bezugnahme ließ es zu, den Mikrokosmos Winston Parva fernab einer reinen Zustandsbeschreibung zu begreifen und vielmehr die ›Werdung‹ und ›Instandhaltung‹ der Etablierten-Außenseiter-Figuration nachzuvollziehen.
1.2
Schlüsselmomente der Etablierten-Außenseiter-Figuration
Elias’ Idee der intensiven Verflechtung sozialer Beziehungen als auch die wesentlichen Momente, die diese konstituieren, machen es nur schwer möglich, eine Gliederung aufzustellen, die diesem Gedanken gerecht wird. Dennoch wird der Versuch unternommen, die einzelnen Glieder der Etablierten-Außenseiter-Figuration derart aufzuschlüsseln, dass sie zwar stets aufeinander verweisen, in ihren spezifischen Eigenarten aber genauer betrachtet werden können. Da sich der Fokus der vorliegenden Arbeit auf die Etabliertenperspektive richtet, sei der Hinweis gegeben, dass ebenjener in den nachstehenden Ausführungen besondere Beachtung erhält, die Sicht der Außenseiter hingegen nur sekundäre Aufmerksamkeit erfahren kann und soll. Zunächst wird sich dem Figurationsbegriff genähert, der maßgeblich für Elias’ Verständnis alles Sozialen ist, um daran anschließend sein Konzept von Macht in den Blick zu nehmen, deren jeweiliges Kontingent den Ausschlag für die Herausbildung einer Etablierten-Außenseiter-Figuration gibt (Kapitel 1.2.1). Eine solche Figuration liegt immer dann vor, wenn eine soziale Gruppe nicht nur über einen wie auch immer geformten Machtvorsprung verfügt, sondern es ebenso schafft, diesen gegenüber einer anderen aufrechtzuerhalten. Die potenziellen Machtquellen14 sind für Elias grundlegend »polymorphen Charakter[s]« (1971: 97), was ihn gleichermaßen von ihrer näheren wie gar erschöpfenden Bestimmung ›befreit‹. Als wesentlich für Winston Parva erweisen sich die Quellen des (sozialen) Wissens sowie der Kohäsion, die Orientierung und Organisation ermöglichen und in Abhängigkeit des sozialen Alters stehen (Kapitel 1.2.2). So entscheidet der spezifische Kohäsions- und 13
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Die ausgemachten Restriktionen betrafen vor allem die massive Verschränkung der Interviewaussagen, welche keinesfalls »unabhängig von sozialem Druck und sozialer Kontrolle« seien, sondern vielmehr als »individuelle Variationen von Standardüberzeugungen und -einstellungen der jeweiligen Gruppe« zu begreifen sind (ebd.: 69). Allem Anschein nach verwendet Elias die Begriffe Machtquellen und -mittel synonym; zumindest liegt nach Kenntnis der Autorin keine genauere Differenzierung in ihrem Gebrauch vor.
1. Etablierte und Außenseiter im Beziehungsgeflecht – die Figuration von Winston Parva
folglich Integrationsgrad in Winston Parva über die höhere und niedrigere Mächtigkeit der beteiligten Gruppen, indem ersteres gleichermaßen dazu befähigt, soziale Ein- und Ausschlüsse (neu) zu definieren und durchzusetzen (Kapitel 1.2.3). Daran schließt die wirksame Kraft der Kommunikationsordnung an, die in den Händen der machtüberlegenen Alteingesessenen liegt (Kapitel 1.2.4). Ihre Kanäle, insbesondere des sogenannten Schimpfklatsches, sind wohl organisiert, wenn auch nicht strategisch arrangiert, und begleiten die ausgeprägte Strategie der Stigmatisierung äußerst nachhaltig. Abschließend soll die Bedeutung und Fruchtbarkeit der Etablierten-Außenseiter-Figuration für die Soziologie im Allgemeinen und die soziale Ungleichheitsforschung im Besonderen komprimiert herausgestellt und ausgewählte Kritiken am theoretischen Konzept diskutiert werden (Kapitel 1.3).
1.2.1
Machtbalancen als Kern der Figuration
Elias’ Grundverständnis von Gesellschaften äußert sich maßgeblich in seinem Figurationsbegriff, der das Geflecht von reziproken Abhängigkeiten von Menschen wie Gruppen und ihre (un-)mittelbare Gerichtetheit aufeinander beschreibt (vgl. 1997a: 70). Er sucht folglich nicht nach potenziellen Gemeinsamkeiten und/oder Möglichkeiten der Klassifikation, Gruppen von Menschen zu bündeln. Klassifizierungen wie sie beispielsweise mit Begriffen der Klasse, Schicht und anderen vorgenommen werden, erfahren seiner Ansicht nach zu häufig eine Verdinglichung und Manifestierung, denen gleichsam jede Dynamik und Prozesshaftigkeit genommen ist (vgl. Elias 1971: 9). Elias geht es vielmehr darum, die »›lebendigen‹ Geflechte, innerhalb derer die Individuen unablässig agieren, ihre Machtverhältnisse neu austarieren, Bindungen bewußt eingehen oder unbewußt ignorieren« (Anders 2000: 29), zu erkennen und zu betrachten.15
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Beispielhaft nennt Elias die jüdische Bevölkerung in der Weimarer Republik, die aufgrund ihrer engen Interdependenzen eine Figuration bildeten und nicht etwa, weil sie jüdischen Glaubens waren (vgl. 1990: 158-170). Vor diesem Hintergrund proklamiert er dann auch, keiner isolierten Forschung von Gruppenkonflikten im Allgemeinen nachzugehen, sondern vielmehr in einen Gesamtzusammenhang zu stellen, um sie zu verstehen; die Geschichte des Antisemitismus ließe sich nicht ohne die Betrachtung der deutschen Geschichte denken (vgl. Elias 1929, in Anders 2000: 29). In diesem Zusammenhang ist weiterhin erwähnenswert, dass insbesondere die Spirale der Stigmatisierung (siehe Kapitel 1.2.4) nicht auf die Historie der Jüd:innen in Deutschland zutrifft. Elias selbst macht darauf aufmerksam, dass »es […] eine besonders ärgerliche Eigenschaft der Juden gewesen sein [muss], daß sie ihre eigene Minderwertigkeit nicht erkannten« (1990: 19). Und dennoch begreift er insbesondere die Beziehung von Jüd:innen und Nichtjüd:innen als typisches Beispiel, deren Historie besonders hervorhebt, wohin sich die Figurationsdynamik wenden kann. Denn indem sie sich der ihnen zugeschriebenen niedrigeren Wertigkeit widersetzten, verstärkten sich die Vorwürfe und Feindseligkeit gegen sie erst recht (vgl. Elias 1984: 52ff.; 1993b: 291f.).
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Elias’ Etablierte und Außenseiter
In diesem Sinne ist das Zusammenkommen von Menschen, sei es in Form von Institutionen wie Familien, Betrieben oder Gruppen und Kollektiven, nicht als soziale Einheit zu verstehen, deren Handeln aus sich selbst heraus beziehungsweise ihrem Wesen nach nachvollziehbar wäre. Ganz im Gegenteil, erst die Einbettung in als auch der stetige Rückbezug auf den Kontext, innerhalb dessen dieses Handeln stattfindet, klärt darüber auf, weshalb und wie sich soziale Einheiten verhalten. Dieser Grundgedanke bildet den Dreh- und Angelpunkt des Figurationsbegriffes, der gemäß Elias den einschränkenden Dualismus von Individuum/Individuen auf der einen Seite und Gesellschaft auf der anderen überwinden kann (vgl. 1984: 62). Um Missverständnissen vorzubeugen, wie sie beispielsweise Korte (vgl. 1997: 156f.) in verschiedenen Rezeptionen ausmacht, sei noch einmal pointiert das Folgende festgehalten: Elias’ Figurationsbegriff ist keine Alternativvokabel zur Beschreibung von sozialen Gruppen, Einheiten und anderem, sondern erfasst und begreift die Beziehungen zwischen diesen mit ein, die immer auch durch einen prozessualen statt statischen Charakter geprägt sind. Abbildung 1.1 verdeutlicht die Interdependenzketten, in denen Menschen zueinander in Beziehung stehen und deren Intensität durch den Grad der Valenzen bestimmt wird. Die jeweilige Valenz, also eine allgemeine Bemessung von Wertigkeit, lässt sich einerseits recht einfach mit dem grundlegenden menschlichen Bedürfnis nach Bindung, nach sozialer Nähe zusammenbringen, das durch das Eingehen von Beziehungen gesättigt wird oder eben nicht. Andererseits können die spezifischen Abhängigkeiten auch auf sozialstrukturelle und/oder schlicht räumliche Bedingtheiten – wie im Beispiel Winston Parva – zurückgehen (vgl. Elias 1971: 146ff.; 1984: 14f.). Im Vergleich zur zirkulären Ordnung von Gesellschaften (Ego – Familie – Schule – Industrie – Staat), zu denen sich Menschen jeweils verhalten, aber immer nur isoliert und auf die Sphären beschränkt16 , skizziert Abbildung 1.1 die wechselseitige Aufeinanderbezogenheit und dementsprechende Abhängigkeit, in der sich Menschen, gleich auf welcher Strukturebene, miteinander bewegen (vgl. Elias 1971: 10f.). Damit reicht Elias’ Konzept der Figuration weit über die einfache Betrachtung zweier Parteien hinaus, die jeweils versuchen, ihre Interessen durchzusetzen. So lassen sich einerseits auf jeder Strukturebene Konstellationen finden, die als Figuration identifiziert werden können. Andererseits sorgen die unterschiedlichen Bedingtheiten, unter denen soziale Figurationen entstehen, dann auch für eine Sub-Integration in eine Vielzahl an Verflechtungszusammenhängen. Kennzeichnend für soziale Figurationen ist dabei »ein fluktuierendes Spannungsgleichgewicht, das Hin und Her einer Machtbalance, die sich bald mehr der einen, bald mehr der anderen Seite zuneigt. Fluktuierende Machtbalancen dieser 16
Siehe auch die theoretische Ausführungen zum Verhältnis von Familie und Gemeinde (vgl. Elias und Scotson 1993: 279-284) als auch die empirischen Verflechtungen in Winston Parva (vgl. ebd. 113-144).
1. Etablierte und Außenseiter im Beziehungsgeflecht – die Figuration von Winston Parva
Abbildung 1.1: Figuration interdependenter Individuen
Quelle: Elias (1971: 11)
Art gehören zu den Struktureigentümlichkeiten jedes Figurationsstromes« (Elias 1971: 142f.), statt dass sie charakteristisch für bestimmte Menschen oder Gruppen gelten. Ungeachtet der (un-)liebsamen oder (un-)bewussten Figuration, die Menschen(-gruppen) miteinander eingehen, definiert Elias Macht dementsprechend höchst relational. Sie kennzeichnet und gestaltet soziale Beziehungen, statt im Besitz einzelner zu sein, »als ob die Macht ein Ding sei, das er [der Mächtige; Anm. der Autorin] in der Tasche mit sich herumtrüge« (ebd.: 77). Damit liegt folglich weder ein materielles noch ein objektivistisches Verständnis vor, sondern eines, das Macht immer und zu jeder Zeit vor dem Hintergrund historisch gewachsener Machtverhältnisse wie der Aushandlungsfähigkeit in den jeweiligen Figurationen begreift.17 17
Gleich der fokussierten Etablierten-Außenseiter-Figuration, in deren Rahmen Elias’ Machtverständnis ausgebreitet und beleuchtet werden soll, sei doch auch auf dessen Grundsteinlegung hingewiesen, die im Besonderen in seinen Arbeiten zum Prozess der Zivilisation erfolgte. In diesen geht er der sozio- und psychogenetischen Entwicklung von Gesellschaften nach, die in Form zweier Kontrollelemente gesteuert wird. So ist es das spezifische Machtgefüge, welches soziale Beziehungen kontrolliert, wohingegen fremd- und selbstbestimmte Diktate und Zwänge Persönlichkeitsentwicklungen determinieren. Beide Kontrollelemente lassen sich folglich nicht voneinander trennen, sondern »bilden [vielmehr] das Scharnier, welches Gesellschafts- und Persönlichkeitsentwicklung miteinander verbindet« (Barlösius 2004: 60). Seine Komplettierung findet die »Triade der Grundkontrollen« (Elias 1971: 173) in der Beachtung von Naturereignissen, die zunächst außerhalb der menschlichen Bestimmbarkeit stehen, allerdings durch technischen Fortschritt beherrschbar gemacht werden können. Am Grad der Kontrollmächtigkeit in den drei Feldern – gesellschafts-, individual- und naturbezo-
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Elias’ Etablierte und Außenseiter
So grundlegend soziale Figurationen für Elias’ Verständnis von Gesellschaften sind, so integral erweist sich also Macht für jede menschliche Beziehung: »Daß zwei oder mehr Menschen ihre Kräfte aneinander messen, ist ein elementarer Sachverhalt, dem man begegnet, wo immer Menschen in Beziehung zueinander stehen oder in Beziehung zueinander treten.« (Ebd.: 76). Dies beschränkt sich jedoch nicht auf (in-)direkte Interaktionen, sondern umgreift gleichermaßen institutionelle und/oder organisierte Gebilde, deren Entstehung als auch Fortbestand auf spezifischen Machtbeziehungen gründet. Darüber hinaus weist der Machtbegriff keinen symmetrischen oder gleichgewichtigen Charakter auf, sondern vielmehr einen dynamischen, dem das Potenzial des stetigen Wandels der Machtverhältnisse inhärent ist (vgl. ebd.: 77).18 Dabei bleibt es schließlich nebensächlich, welche Eindrücke auf den beteiligten Seiten bestehen; seien es die der völligen Nichtpartizipation und Ohnmacht oder jene des absoluten Desinteresses und fehlender Notwendigkeit. Solange die Beteiligten über eine Funktion oder Relevanz füreinander verfügen, solange stehen sie auch in (un-)mittelbarer Abhängigkeit voneinander. Dies schließt gleichermaßen eine völlige Machtlosigkeit wie auch eine absolute Mächtigkeit aus, vielmehr gilt, die jeweiligen Beziehungen in einem Spannungsverhältnis von mehr oder weniger Macht zu betrachten. Daran knüpft auch die Idee der Doppelbinderfalle an, die von Elias anfänglich noch als ›erstarrter Clinch‹ oder ›Teufelskreis‹ im Rahmen seiner Arbeit zu Engagement und Distanzierung (1983) eingeführt wird. Menschen wie Gruppen sind in diese eng eingefasst, und in Abhängigkeit ihrer Funktion füreinander generieren sich auch die jeweiligen Rückkopplungen. In leisen Beziehungskonflikten aufgrund starker Machtdifferenziale schließt die Falle nicht, in lauteren hinge-
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gen – misst sich schließlich auch das Ausmaß der Zivilisierung einer Gesellschaft im Ganzen. Obwohl in der vorliegenden Arbeit vor allem das erstgenannte Kontrollelement im Rahmen sozialer Beziehungen fokussiert wird, klärt sich vor diesem Hintergrund doch recht eindrücklich, weshalb Elias seinen Machtbegriff ganzheitlich und das Soziale allumfassend denkt. Hüttermann (2018) macht hierbei auf einen interessanten Umstand aufmerksam, der einmal mehr Elias’ unorthodoxe Weise, Soziologie zu betreiben, unterstreicht. Anders als in der damaligen deutschen und angelsächsischen Soziologie üblich, erarbeitet er sich einen Machtbegriff, der nicht auf das Politische beschränkt bleibt. Vielmehr greift er auf das zweite griechisch-römische Verständnis von Macht als dynamis oder potentia (allumfassende Macht) zurück, statt die Bedeutung des krátos oder potestas ([herrschafts-]politische Macht) zu bedienen. In diesem Sinne ist alles Soziale auch von Macht durchdrungen, was ebenso Widerständigkeit und/oder Gegenkräfte einschließt. Hüttermann bemerkt weiterhin, dass Elias’ Machtbegriff starke Parallelen zu Foucaults Verständnis diskursiver Ordnungen (Foucault 1991) birgt. Foucault rekurriert dabei ebenfalls auf die Machtdimension der dynamis oder potentia und begreift Macht als »ein durch Diskurse gebrochenes und in Diskursen aufgespanntes allwirksames Kraftfeld« (Hüttermann 2018: 14), das allem Sozialen eigen ist (siehe dazu auch Treibel 2006: 58ff., 69ff.; 2008b: 76).
1. Etablierte und Außenseiter im Beziehungsgeflecht – die Figuration von Winston Parva
gen, in denen sich Machtbalancen verschieben, »tritt der Doppelbinder offener in Aktion« (Elias 1993a: 28). Der Begriff der Machtbalance ist wohlüberlegt: Er impliziert nicht nur die Beziehung zweier aufeinander ausgerichteter Positionen, sondern auch eine Abhängigkeit, die niemals nur einseitig ausfallen kann; vor diesem Hintergrund gilt dann auch: keine Außenseiter ohne Etablierte und ohne Etablierte keine Außenseiter. Das eigentliche Machtungleichgewicht in der Etablierten-Außenseiter-Figuration gründet sich in der Fähigkeit einer Gruppe, ihren kollektiven Selbstwert zu erhöhen, indem sie jenen der anderen als geringerwertig etikettiert. Gemäß Elias stellt dies kein außergewöhnliches oder gar rares Moment in der Beziehung von Menschen(-gruppen) dar, sondern entspricht ebenfalls einer universellen Angelegenheit: »Fast alle Menschengruppen, so scheint es, neigen dazu, bestimmte andere Gruppen als Menschen von geringerem Wert als sie selbst wahrzunehmen« (Elias 1993b: 292). In Winston Parva gründet diese Fähigkeit zur Herabsetzung der späteren Außenseiter im sozialen Alter, das für die Etablierten nicht nur höher lag, sondern im Zuge des ausgeprägteren Kohäsionsgrads auch für eine höhere Machtrate sorgte. Dies macht die Alteingesessenen gleichsam glauben, über eine prinzipielle Höherwertigkeit, eine höhere »menschliche Qualität« (Elias 1993a: 7) im Gegensatz zu den Neuhinzugekommenen zu verfügen. Die Formel der Auf- durch Abwertung zeigt sich dabei als bedeutendes Machtinstrument und hilft, die Hinzugekommenen nicht nur auf schwächere soziale, sondern auch auf schlechtere ökonomische und politische Positionen zu verweisen. Legitimation findet die erzeugte Ungleichheit in ihrem eigenen Rückstoß: Indem die Hinzugekommenen eben nur rangniedrigere, minderwertigere Plätze einnehmen (können), beweisen sie erst recht ihre Unzulänglichkeit. Zwar können spezifische Güter dabei als weitere Machtmittel eingesetzt werden, ihr alleiniger Besitz sichert jedoch keine Machtposition. Erst ihr Arrangement und ihre Kontrolle in den einzelnen Verflechtungszusammenhängen geben Aufschluss über das tatsächliche Machtgewicht und entscheiden über die Durchsetzungskraft eigener Interessen. Das heißt, die wesentliche Ausübung von Macht ist vollständig an die »Qualität des Beziehungsprozesses selber, […] der jeweiligen Stärke der Abhängigkeit in einer Beziehung« (Meleghy und Niedenzu 2015: 195), geknüpft. Wenngleich Elias beispielsweise Marx’ Postulat teilt, der Besitz über Produktionsmittel sei wesentliche Machtquelle, widerspricht er jedoch, wenn es um die Ökonomie als Ursache sozialer Ungleichheiten geht. Vielmehr täusche dieses »Übergewicht des Ökonomischen« (Elias 1993a: 29) über den tatsächlichen Kern einer ungleichen Machtbalance hinweg, die eine ökonomische Unterdrückung erst möglich macht. Diese ist folglich eher stabilisierenden Charakters bereits bestehender und starker Machtungleichheiten, was ebenso durch den Umstand gestützt wird, dass sie bei abnehmenden Machtdifferenzialen hinter nichtökonomischen Aspekten zurücksteht.
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Dabei versäumt es Elias nicht, auf den historischen Entstehungsprozess selbst physischer Merkmale hinzuweisen, die zur Unterscheidung herangezogen werden. Auch diese sind letztlich nichts anderes als Ergebnis einer langen und universalen Verflechtungsgeschichte von »Siegern und Besiegten« und verfestigten sich in einem »Charakter von Signalen der Zugehörigkeit zu Gruppen mit verschiedenen Machtraten, einem verschiedenen Status und verschiedenen Normen« (ebd.: 50). Welche Kategorie es schließlich ist, die eine Abwertung begründet und ebenso weit geteilt wird, ist somit keine Frage der Kategorie selbst, sondern eine der Macht und danach, »wie es denn geschah, daß man sich in unserer Welt daran gewöhnt hat, Menschen mit einer anderen Hautfarbe als einer anderen Gruppe zugehörig wahrzunehmen« (ebd.). Einzig die machtvolle Durchsetzungsfähigkeit entscheidet folglich über die Kennzeichen, die für eine Höher- oder eben Minderwertigkeit herangezogen werden. »Was man ›Rassebeziehungen‹ nennt, sind also im Grunde Etablierten-AußenseiterBeziehungen eines bestimmten Typs. Daß sich die Mitglieder der beiden Gruppen in ihrem körperlichen Aussehen unterscheiden oder daß eine von ihnen die Sprache, in der sie kommunizieren, mit einem anderen Akzent und anderer Flüssigkeit spricht, dient lediglich als verstärkendes Schibboleth, das die Angehörigen der Außenseitergruppe leichter als solche kenntlich macht. […] Es scheint, dass Begriffe wie ›rassisch‹ oder ›ethnisch‹, die in diesem Zusammenhang sowohl in der Soziologie als auch in der breiteren Gesellschaft weithin gebraucht werden, Symptome einer ideologischen Abwehr sind. Durch ihre Verwendung lenkt man die Aufmerksamkeit auf Nebeneffekte dieser Figuration (z.B. Unterschiede der Hautfarbe) und zieht sie ab vom zentralen Aspekt (den Machtunterschieden).« (Ebd.: 26f.) Abschließend sei dem Aspekt der Dynamik beziehungsweise Prozesshaftigkeit nochmals Beachtung gewidmet, der sozialen Figurationen im Allgemeinen und den Machtbalancen im Besonderen inhärent ist. Trotz des möglichen Anscheins, den die bisherigen Ausführungen wecken könnten, dass Konstellationen, die durch starke Machtdifferenziale gekennzeichnet sind, verhärtet und nahezu unauflösbar seien, ist das Folgende zu unterstreichen: »Die Wechselseitigkeit der Machtbalancen eröffnet gerade das Potenzial zu ihrer Veränderung« (Ernst 1996: 29). Einerseits stehen Figurationen in zeitlicher Abhängigkeit, wenn aufeinander gerichtete Reaktionen stattfinden, die beispielsweise das Wechselspiel von Aufdurch Abwertung betreffen. Sofern die Annahme beziehungsweise Anerkennung dessen auf Seiten derjenigen ausbleibt, denen eine Minderwertigkeit attestiert wird, kann dies bereits zur Verlaufsänderung der Figuration beitragen. Verringert oder verliert sich gar an anderer Stelle der Zugriff auf Machtquellen wie das Monopol auf machtvolle Positionen, greifen wiederum soziale Stigmata kaum noch (vgl. Elias 1993a: 14f.). Andererseits eröffnet die Idee des sozialen Alters das
1. Etablierte und Außenseiter im Beziehungsgeflecht – die Figuration von Winston Parva
Potenzial, dass, sofern jüngere Gruppen in eine Figuration hinzustoßen, Aufstiege der bis dahin als Außenseiter Geltenden möglich werden, indem die neuere Gruppe auf die durch ihren eigenen Auftritt freigewordenen Außenseiterpositionen verwiesen wird. Diesen Umstand bringt Treibel dann auch auf den vielzitierten Punkt: »Wer heute relativ machtlos ist, kann schon morgen relativ mächtig sein« (Treibel 2008b: 79; vgl. Elias 1993a: 14f., 22, 33f.). Die vorangegangenen Seiten haben sich dem wesentlichen Fundament der Etablierten-Außenseiter-Figuration, Elias’ Figurationsverständnis und seinem Machtbegriff, gewidmet. Beide Aspekte sind Ausgangspunkt und Gerüst zugleich, um die Vorgänge in Winston Parva begreifen zu können. Im Folgenden sollen jene Schlüsselmomente vorgestellt werden, die zur eigentlichen Herausbildung der Etablierten-Außenseiter-Figuration beigetragen haben und ihren ›Anfang‹ in der Differenz des sozialen Alters nehmen.
1.2.2
Soziale Kohäsion als Faktor ungleicher Machtbalancen
Es sind also Machtdifferenziale, welche die Etablierten-Außenseiter-Figuration begründen. Wesentlich, wenn auch nicht erschöpfend, sind diese auf die verschiedene Wohndauer vor Ort zurückzuführen. Damit ist jedoch nicht allein »die größere Zahl der Jahre, seit denen die eine Nachbarschaft im Vergleich zur anderen bestand«, gemeint, sondern die ihr »eigentümliche soziale Figuration […] als soziologische Kategorie« (Elias und Scotson 1993: 239). Die Idee des sozialen Alters als zentrales Moment der vorgefundenen Figuration, das Elias an dieser Stelle einführt, umgreift für ihn dabei nichts anderes, als dass die Etablierten über ein Mehr an sozialer Kohäsion verfügen als die späteren Außenseiter. An dieses gemeinsame soziale Alter, welches die Alteingesessenen von Winston Parva teilen, hängt sich eine Vielzahl an bezeichnenden Umständen, die von bestimmten Lebensstilen und Verhaltenscodes über die Besetzung von relevanten Lokalpositionen bis hin zu anerkannten Sozialhierarchien reichen. Es verbinden sie Erinnerungen und eine gemeinsame Geschichte, sie teilen eine Wir-Idee und langjährig gewachsene Vertrautheit (vgl. Elias 1993a: 39; Elias und Scotson 1993: 241ff.).19 Indem die Alteingesessenen über mehrere Generationen hinweg »durch die von Ambivalenz und Konkurrenz durchsetzte Intimität aneinander gebunden« 19
In diesen Überlegungen zeigt sich eine herausstechende Ähnlichkeit zum Verständnis von Gruppen bei Schütz, auf die ›sein Fremder‹ trifft. Er spricht hierbei von sogenannten Zivilisationsmustern – eine weitere Parallele zu Elias –, die das Zusammenleben kennzeichnen und »alle besonderen Wertungen, Institutionen, sowie Orientierungs- und Führungssysteme […] (z.B. Volksweisen, Sitten, Gesetze, Gewohnheiten, Bräuche, gesellschaftliches Benehmen, Mode)« (Schütz 1972: 54) umgreifen. Weiterhin lässt sich das Denken-wie-üblich als potenzielle Machtquelle, die den späteren Außenseitern als Orientierungssystem verwehrt bleibt, insofern identifizieren, als dass es sowohl für die In-Group bei Schütz als auch für die Eta-
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Elias’ Etablierte und Außenseiter
(Elias 1993: 37) waren, war es ihnen ebenso ein Leichtes, ihr »Kohäsionspotenzial« (ebd.: 11) zu aktivieren. Dies schließt nicht zwangsläufig aus, dass unter ihnen nicht auch ausgeprägte Feindschaften und Rivalitäten bestanden, denen intensiv nachgegeben wurde. Doch ihre über Jahrzehnte gewachsene Vertrautheit miteinander vertrug sich eher mit der gegenseitigen Ablehnung als mit dem Auftritt der Neuhinzugekommenen, sodass der sozialen Exklusivität und ihrer Sicherung Vorzug gegeben wurde (vgl. Elias und Scotson 1993: 245). Elias betont, dass die »diachronische Dimension« (Elias 1993a: 37) maßgeblich für das Selbstverständnis der Alteingesessenen ist, indem sie die Idee erzeugt, sich als »geschlossene Gruppen [anzusehen], zu der sie ›Wir‹ sagten« (ebd.: 36).20 Für die späteren Außenseiter gilt dies im Umkehrschluss nicht; ihre eigentliche Genese als soziale Gruppe findet ihren Anfang erst in der Figuration selbst, innerhalb derer sie sich (un-)gewollt zusammenfinden und im Zuge der soziodynamischen Stigmatisierungsprozesse als Gruppe konstituieren.21 Während ihrer Ankunft in Winston Parva als auch zum Zeitpunkt des Eintritts in die Beziehung mit den Einheimischen sind sie jedoch vielmehr als loser Verbund von Menschen anzusehen, die »nicht nur für die Alteingesessenen, sondern auch füreinander Fremde waren« (ebd.: 11). Damit fehlt ihnen das, was unter den Alteingesessenen umso ausgeprägter ausfällt: Integration und eine damit einhergehende Organisiertheit, die jedoch nicht mit bewusster Organisierung zu verwechseln ist. In diesem Zusammenspiel liegt die Kraft, Kollektividentitäten und Normungen durchzusetzen, darüber den eigenen Selbstwert zu erhöhen und den anderer herabzuwürdigen. Andererseits begründet es – sofern die jeweils relevanten Machtquellen weiterhin hinreichend vorhanden sind – auch die anhaltende Reproduktion der Figuration. Elias beobachtet in Winston Parva, »daß das bloße ›Alter‹ einer Formation, mit allem, was es in sich schließt, einen Grad an Gruppenzusammenhalt, kollektiver Identifizierung und Gemeinsamkeit der Normen zu schaffen vermag, der genügt, um bei Menschen das befriedigende Hochgefühl zu erzeugen, das mit dem Bewußtsein, einer höherwertigen Gruppe anzugehören, und der komplementären Verachtung für andere Gruppen verbunden ist« (ebd.).
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blierten bei Elias seine eigene Sinnhaftigkeit und damit Klarheit wie Konsistenz besitzt (vgl. ebd.: 57f.). Der ›Entschluss‹ zum Wir war selbst dann schon gegeben, als nur einige wenige Menschen in der Siedlung ankamen und den Kontakt zur Nachbarschaft im Dorf suchten (vgl. Elias 1993a: 36). Das Zitat einer Ladenbesitzerin aus dem Dorf verdeutlicht die ›Wir‹-Idee: »Wir gehören hierher. Irgendwie ist es unser Dorf, und unsere Familien haben ihr Leben darum herum eingerichtet« (Elias und Scotson 1993: 144). In ihrer Definitionsmacht sind die Etablierten selbst an dieser Gruppenkonstituierung beteiligt, denn: »In den abwertenden Stereotypen der Etabliertengruppe wurden sie [die Außenseiter; Anm. der Autorin] alle zusammengeworfen« (ebd.: 86).
1. Etablierte und Außenseiter im Beziehungsgeflecht – die Figuration von Winston Parva
Als unmittelbare Begleiterscheinung dieses Prozesses, in dem sich eine etabliertere Gruppe in Stellung zur hinzugekommenen bringt, entfaltet sich jenes Gruppencharisma, das sich nach Elias aus einem Gefühl der Zusammengehörigkeit und Höherwertigkeit speist, dementsprechend auch immer die Herabwürdigung und Beschämung einer relevanten anderen Gruppe einschließt. Gruppencharisma wie Gruppenschande können daher nicht ohne einander auskommen; sie sind »Zwillingsgegebenheiten[, die] überall ihren Ausdruck in stereotypen Formen des Selbstlobs und der kollektiven Beschimpfung oder Schmähung« finden (Elias und Scotson 1993: 185). Die wahrgenommene Bedrohlichkeit der Hinzugekommenen, die per se schwächer in ihrer Sozialität beschaffen sind, richtet sich dann auch oder gerade trotz ebendieses entscheidenden Defizits an ihrem allgemeinen Gefährdungspotenzial für alles Bestehende und Vertraute aus. Unter Rückbezug auf den diachronischen Charakter ist vor diesem Hintergrund noch einmal zu betonen, dass die Figuration, in der sich sowohl Alteingesessene als auch die späteren Außenseiter bewegen, maßgeblich für ebendieses Selbstverständnis ist: »Keine dieser beiden Gruppierungen hätte unabhängig von der anderen werden können, was sie war. Nur durch ihre Interdependenz konnten sie in die Rollen von Etablierten und Außenseitern hineinwachsen« (Elias und Scotson 1993: 261). Wenngleich den Alteingesessenen also eine Geschichte als Gruppe vorausgeht, so konstituiert sie sich doch genauso neu, wie es die Neuhinzugekommenen gezwungen werden. Denn während Letztere den Preis für ihr Kommen nach und Bleiben in Winston Parva mit attestierter Minderwertigkeit und Außenseitertum zahlen, müssen die Etablierteren ihre Teilhabe an menschlicher Höherwertigkeit und Gruppencharisma mit »Unterwerfung und Konformität gegenüber den Gemeindenormen« (ebd.: 122) begleichen. So greifen kohärente machtstärkere (Menschen-)Gruppen, die sich in diesem (sozialen) Vorteil bedroht glauben, auf die »Verschärfung der Zwänge [zurück], die [sie] sich […] selbst und […] der breiteren Gruppe der Beherrschten auferlegen« (Elias 1993a: 53). Zum Ausgleich für die durchaus anstrengende, weil stetige Selbst- und Fremdkontrolle innerhalb des eigenen Kreises erwarten die Mitglieder einerseits soziale Begünstigungen, indem Machtgewinne und Statusaufstiege in den eigenen Reihen ermöglicht werden. Andererseits versprechen Tabubrüche und Verstöße zügige Sanktionen, die eine Minderung des eigenen Status, wenn nicht gar den Teilhabeausschluss am Gruppencharisma zur Folge haben, sodass die selbst auferlegten Versagungen als das geringere Übel scheinen (vgl. Elias und Scotson 1993: 241ff.). Wenngleich diesem sozialen Druck nach innen die eigentliche Kohäsion vorausgeht, indem ihr jeweiliger Ausprägungsgrad eine solche Kontrolle der Mitglieder erst ermöglicht, ist es doch die schlussendliche Verbindung beider Aspekte, die Einzelne als auch eine Gruppe in Gänze befähigen, Konflikte auszuhalten, auszutragen und – angesichts des ›sozialen Vorsprungs‹ – auch zu gewinnen. Dabei ist auf den besonderen Zyklus-Charakter der gegenseitigen Bedingtheit hin-
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zuweisen, dem das Zusammenspiel von Kohäsion und Kontrolle unterliegt. Letztere kann als Kohäsionsverstärker verstanden werden, indem die immerwährende Prüfung der Normeinhaltung von Mitgliedern dieselbe garantiert, für innere Stabilität sorgt und Gefühle der Verbundenheit befördert. Im gleichen Zuge nötigt der erhöhte Grad an Kohäsion wiederum zur Verschärfung sozialer Kontrolle, um den Erhalt des so gesteigerten Selbstwerts zu sichern. Gegen diese besondere Konfliktfähigkeit gelingt es Gruppen, deren soziale Kohäsion weniger stark ausfällt, folglich seltener, eine Ab- beziehungsweise Gegenwehr zu entwickeln. Fehlende Kenntnisse über die eigenen Mitglieder und potenzieller Gemeinsamkeiten, ein niedrigerer Organisationsgrad, der auch die Chance auf soziale Kontrolle schmälert, und die stetige Konfrontation mit der eingespielteren Etabliertengruppe, welche allerlei Beweise für die eigene Minderwertigkeit anführt, machen es nur schwerlich möglich, Widerstand zu leisten. Im Anschluss an die Ausführungen des vorangegangenen Kapitels ist schließlich noch einmal auf die Stabilität von Etablierten-Außenseiter-Figurationen hinzuweisen: Sie gerät ins Wanken, sofern die Kontrolle nach innen nicht ausreichend gelingt und die soziale Kohäsion auf den Prüfstand stellt. Dann können sich bisherige Machtungleichgewichte zum Vorteil der Außenseiter verschieben und Privilegien, welche Etablierte sich bis dahin sichern konnten, außer Kraft gesetzt werden. Die Figuration verfestigt sich, wenn sich im Zuge des internen Drucks eine derartige Homogenität in den Anschauungen, Bewertungsmaßstäben und der Lebensweise entwickelt, die abermals Gelegenheiten zur Sicherung machtvoller Positionen und Überhöhung des eigenen Normenkanons generieren.
1.2.3
Soziale Ausschlüsse als Folge sozialer Kohäsion
Neben der maßgeblichen Bestimmung der Machtdifferenziale im Beziehungsgeflecht, in dem sich die Einwohner:innen von Winston Parva bewegen, geht das soziale Alter auch mit einem sozialen Kohäsionsgrad einher. Der so gewonnene soziale Vorsprung der Etablierten trägt zur organisierteren und zügigeren Verständigung darüber bei, was ihr ›Wir‹ kennzeichnet und was nicht, woran sich gleichermaßen eine starke Sozialkontrolle knüpft. Dieses Zusammenspiel befähigt sie schließlich auch, die eigenen Reihen nach außen zu schließen. Eindrücklich zeichnen Elias und Scotson den Prozess des sozialen Ausschlusses nach, wenn die Alteingesessenen sich um jede Chance bemühen, insbesondere machtvolle Positionen in Winston Parva zu monopolisieren und im gleichen Zuge den potenziellen Machtzuwachs für die Neuhinzugekommenen zu beschneiden. Posten in den relevanten Einrichtungen vor Ort wie dem Stadtbezirksrat, Kirchen oder verschiedenen Clubs, die als weitere bedeutende Machtquelle fungieren, blieben den Hinzugezogenen vollkommen verschlossen. Das Mehr an Macht, über welches die Etablierten aufgrund ihres höheren Kohäsionsgrades verfügen, befähigt sie also gleichermaßen,
1. Etablierte und Außenseiter im Beziehungsgeflecht – die Figuration von Winston Parva
für ihre eigene Gruppe nicht nur eine eher abstrakt angelegte soziale Exklusivität zu beanspruchen, sondern diese über die Monopolisierung tatsächlicher Ressourcen zu demonstrieren und diesbezügliche Zugänge für die Neuhinzugekommenen zu beschränken, wenn nicht gar gänzlich zu verwehren. Doch nicht nur aussichtsreiche Statuspositionen, auch Orte wie Kneipen oder bestimmte Clubs, die den außerberuflichen sozialen Verkehr bestimmen, konnten den Hinzugezogenen eine ganze Weile erfolgreich verschlossen werden. Das Beispiel zweier Pubs vor Ort heben Elias und Scotson (vgl. 1993: 82) besonders hervor: Angesichts seiner direkten Lage zwischen Siedlung und Fabrik besuchen die Neuhinzugekommenen den Pub The Hare and Hounds besonders häufig und erobern ihn schließlich, da sich die Alteingesessenen – in ihrer Ablehnung der Neuen – im gleichen Zuge zurückziehen und stattdessen The Eagle zum Stammlokal wählen. Zu diesem Pub wird jedoch niemandem aus der Siedlung Zugang gewährt; trotz des Bemühens um Kontakt lässt man sie »kalt abblitzen« und beklatscht ›deren‹ Pub als »laute Säuferkneipe« (ebd.).22 Dass insbesondere außerberufliche Beziehungen vermieden werden, lässt sich unter anderem mit der eindeutigen Rollenvergabe im Berufsleben selbst erklären; sie sind klar verteilt, müssen also weder ausgehandelt noch erobert oder verteidigt werden. So gibt es in den Arbeitsstätten, in denen die Bewohner:innen der verschiedenen Bezirke zusammenkommen, keinerlei Schwierigkeiten oder Konflikte, die auf ihre Zugehörigkeit zu ebendiesen Bezirken hätten zurückgeführt werden können. Vielmehr scheint hier die individuelle Rolle als Beschäftigte tragend denn jene als Mitglied der verschiedenen Viertel. Mit dem Verlassen des Fabrikgeländes wird diese Ausblendung von Zugehörigkeiten jedoch obsolet und die soziale Exklusivität der Alteingesessenen erneut aktiviert (vgl. ebd.: 85f., 100f.). Der ›notwendige‹ Ausschluss richtet sich allerdings auch entlang der im Laufe des Zusammenlebens entwickelten Standards und Normen aus. Nicht nur kennzeichnen sie die Besonderheit und Hochwertigkeit der eigenen Gemeinschaft, sondern sie sind gemäß der subjektiven Selbsteinschätzung auch wohlgewählt und sinnhaft.23 Mit Auftritt der Neuhinzugekommenen, welche die spezifischen Sozialcodes nicht teilen, geraten diese jedoch in Gefahr, missachtet oder gar unterlaufen zu werden. »Deshalb erregt der engere Verkehr mit ihnen unangenehme Gefühle. Sie gefährden die eingebaute Abwehr der Etabliertengruppe gegen Verletzungen der ge22 23
Bewohner:innen der Siedlung berichten, dass ihnen Plätze verwehrt, sie geschnitten und unfreundlich abgewiesen wurden (vgl. Elias und Scotson 1993: 150). An vielen Stellen der Studie finden sich, wie bereits erwähnt, deutliche Parallelen zu Schütz’ Fremden (1972); diese ist eine von ihnen. Die Hinzugekommenen können die Codes nicht teilen, weil sie sie schlichtweg nicht kennen und ihnen der Wissenszugang durch die Alteingesessenen selbst versperrt bleibt.
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meinsamen Normen und Tabus, von deren Befolgung sowohl die Stellung des einzelnen unter seinen Gruppengenossen als auch seine Selbstachtung, sein Stolz, seine Identität als Mitglied der ›besseren‹ Gruppe abhängen.« (Elias 1993a: 18; vgl. auch: Elias 1993b: 311f.) Aus diesem tiefen Gefühl der Bedrohung heraus greifen die sogenannten Alteingesessenen bewusst und unbewusst nach allem, was ihr niederes Bild der Neuen bestätigt und in ihrer empfundenen Höherwertigkeit stärkt. Sie scheinen letztlich derart »distanzlos in ihrem eigenen Werte- und Glaubenssystem befangen« (Elias und Scotson 1993: 138), dass alles Gegensätzliche, alles, was die Neuhinzugekommenen nicht in ihrer Gruppenschande bestätigt, nicht gesehen wird. Diese (un-)bewusste Blindheit und Unnachgiebigkeit ist dabei einzig dem Schutz und Erhalt des Gruppencharismas verpflichtet und dem einfachen Unverständnis darüber geschuldet, dass die späteren Außenseiter »nicht automatisch dieselbe Anhänglichkeit für Winston Parva und alles, was es in den Augen der Alteingesessenen bedeutete, empfinden können wie diejenigen, die dort aufgewachsen waren« (ebd.: 139; vgl. auch: 175f.). Die Doppelbinderfalle, welche bereits weiter oben zur Sprache kam, schnappt schließlich zu, denn: Die strengen Werte- und Glaubenssysteme erlauben weder Nachsicht noch Öffnung gegenüber den Neuhinzugekommenen und setzen gleichermaßen den Anspruch ihrer blinden Bindung an den ihnen unvertrauten Ort voraus. Versuche, gegen diese Behandlung in Form der Gegenablehnung vorzugehen, scheitern insofern als sie die machtüberlegenen Etablierten gleichgültig lassen. Die letztlich selbst auferlegten Kontakttabus und strikten Verhaltensregulative dienen also vor allem dem Schutze der sozialen Exklusivität, des kollektiven Charismas als auch des individuellen Werts »vor Beschmutzung [und] anomischer Ansteckung« (Elias 1993a: 19). Ihr Bruch oder nur der Anschein, Nähe zu und Berührung mit Mitgliedern der erklärten Außenseitergruppe gehabt zu haben, ist unumwunden mit einem Verlust an sozialer Anerkennung wie Selbstachtung verknüpft.24 Nicht auszumachen ist, für wen ein solcher Verlust einen herberen Rückschlag bedeutet: für jene, deren Teilhabe am höheren menschlichen Wert gerade erst anerkannt wurde, da sie bisher am unteren Ende der Einheimischen rangierten, oder für jene, die um ihren Anteil am Gruppencharisma schon lange wissen. Bezeichnend bleibt, dass es in der gesamten Zeit des Forschungsaufenthalts keinen einzigen außerberuflichen Kontakt zu den Neuhinzugekommenen gab (vgl. Elias und Scotson 1993: 39ff.). Dieser vorausgehenden Etablierten-Außenseiter-Figuration, die vor dem Auftritt der Neuhinzugekommenen in Winston Parva bestimmend war, sei 24
Denn »das Wir-Bild und Wir-Ideal eines Menschen ist ebenso ein Teil seines Selbstbildes und Selbstideals wie das Bild und Ideal seiner selbst als der einzigartigen Person, zu der er ›Ich‹ sagt« (Elias 1993a: 44).
1. Etablierte und Außenseiter im Beziehungsgeflecht – die Figuration von Winston Parva
abschließend Aufmerksamkeit gewidmet: Wie überall kennzeichnet auch die Gemeinschaft der Alteingesessenen eine ausgeprägte wie anerkannte Statushierarchie, die abermals zwischen etablierteren Eliten und weniger etablierten Außenseitern unterscheidet. Dieser »Unter-Schichtung [schlossen sich ebenso] einige Schranken des Verkehrs und der sozialen Beziehungen« (ebd.: 104) an, wie sie in der späteren Etablierten-Außenseiter-Figuration von Einheimischen und Hinzugekommenen intensiviert werden. Durch den Auftritt Letzterer erlangen die bisherigen Außenseiter der Gemeinde allerdings ihre Chance, in der sozialen Rangordnung aufzusteigen. Trotz ihres beigemessenen niedrigeren Status als Bewohner:innen des »schlechten Endes« (ebd.: 106, vgl. auch: 184f.) gehören sie dennoch zur etablierten Gemeinschaft, haben bis zu einem gewissen Grad teil am Gruppencharisma und werden in dieser Wahrnehmung gestärkt, indem ihnen die engere Verbundenheit mit Statusgewinnen bescheinigt wird. Ihre Integration in die Neukonstituierung der Alteingesessenen als Etabliertengruppe erwächst dabei aus dem tiefen Bedürfnis – sowohl auf Seiten der ehemaligen Außenseiter als auch auf Seiten der anhaltend Etablierten –, sich gegen ebendiese andere Gruppe von weniger Wert abzusetzen. Dies hat jedoch nur so lange Bestand, wie die auferlegten Standards und Regeln eingehalten werden. Andernfalls rangieren die Querulant:innen, die sich des Regelbruchs strafbar machen, (wieder oder fortdauernd) am unteren Ende der dörflichen Rangordnung oder werden gänzlich ignoriert (vgl. ebd.: 107ff.; Elias 1993a: 8).
1.2.4
Stigmatisierung als Methode des sozialen Ausschlusses
Aus dem Bedürfnis heraus, die eigene soziale Exklusivität zu schützen, greifen die Alteingesessenen also auf eine ganze Reihe an Maßnahmen zurück. Insbesondere die Monopolisierung gewichtiger Machtpositionen und Ressourcensicherung gegen die Neuhinzugekommenen als auch die stetige Kontrolle nach innen begründen und festigen ihren Etabliertenstatus in der sozialen Figuration. Eine weitere Strategie des Machterhalts ist mit der (erfolgreichen) Stigmatisierung der Hinzugekommenen gegeben, welche die ungleiche Machtbalance durch die Installation ungleicher Selbstwertbeziehungen einmal mehr stärkt. Lohnend und wirkungsvoll gestaltet sich dies insofern als sich die Zuweisung einer Gruppenschande und die Behauptung des eigenen Gruppencharismas gegenseitig bedingen; das heißt: je schärfer die Abwertung der einen, desto stärker die Aufwertung der anderen. Die Festigung einer Etablierten-Außenseiter-Figuration ist damit nicht mehr nur Ergebnis ungleicher Zugänge zu Schlüsselpositionen, sondern eben auch Resultat ungleicher Selbstwertbeziehungen. Beide Aspekte korrelieren in einem Maße miteinander, dass ein Aufbruch ihrer gegenseitigen Konsolidierung nur schwerlich zu erzielen ist: Die ›Erfolge‹ von Stigmatisierungen messen sich an der Zahl und Qualität von Machtpositionen, welche die stigmatisierende Gruppe innehat
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und der stigmatisierten Gruppe verwehrt bleiben. Eine erfolgreiche Stigmatisierung sorgt für die Erschließung weiterer machtvoller Positionen, deren Folge erst recht die Verschärfung des Stigmatisierungsprozesses ist. Im Umkehrschluss vermag der Verlust über die Besetzung solcher Machtquellen allerdings auch Stigmatisierungserfolge zu drosseln oder gar aufzuheben (vgl. Elias 1993a: 14f.; Elias 1993b: 307f.). Daran knüpft Elias’ Betonung der Prozesshaftigkeit an, die er mithilfe des Stigmatisierungsbegriffs betont. Statt beim vergebenen und objektivierten Stigma und dessen Folgen anzusetzen,25 gelten seine Überlegungen vielmehr der vorausgehenden Genese – die »Soziodynamik der Stigmatisierung« (Elias 1993a: 13) –, die solche Stigmata erst möglich macht. Sie sind für ihn nichts anderes als das Ergebnis sozialer Konstruktionsprozesse, in deren Aushandlung sich erneut Machtstärkere durchsetzen konnten. Gleich, welche Merkmale herangezogen werden, sie alle sind trotz ihrer erfolgreichen Zementierung als natürliche, objektive und substanzielle Unterscheidungsgrundlage »rein sozialen Ursprungs« (ebd.: 25). Sofern diese Kategorie-Werdung also ignoriert wird, liegt nach Elias allenfalls eine Apologie sozialer Ungleichheiten vor, aber noch keine soziologische Erklärung.26 Gemäß Elias erweisen sich vor allem Vorwürfe der Anomie, Delinquenz, aber auch des Unreinen als besonders hilfreich, da diese sich, wie er feststellt, in verschiedensten Gruppenkonstellationen wiederholen und folglich keine feste Anbindung an spezifische Kontexte benötigen (vgl. ebd.: 18ff.). Ist der Hinweis auf physische Kennzeichen gegeben, lassen sich die jeweiligen Stigmata obendrein objektivieren, sodass die ›natürliche Legitimität‹ sozialer Ungleichheiten sichergestellt ist (vgl. ebd.: 32f.). Dass für Elias verschiedene Machtraten den Ausschlag zur Herausbildung einer Etablierten-Außenseiter-Figuration geben und andere ungleichheitsbegründende Momente dem nachgelagert sind, schmälert jedoch nicht deren ergänzende und verstärkende Wirksamkeit. Vor allem die Differenzierung nach physischen Merkmalen kann in einer Art und Weise gedeihen, dass sie als entscheidendes und zugleich trennendes Moment zu genügen scheint. In ihrer (zugeschriebenen) Starrheit und Verdinglichung bietet sie dann ein tragfähiges Fundament dessen an, was nicht ›auf den ersten Blick‹ erkennbar ist. Im Elias’schen Sinne wäre dann im Vergleich selbst eine unterschiedliche Haut- oder Haarfarbe, eine Körpergröße oder Gesichtszüge für die eigene, hier machtüberlegene Gruppe auszeichnend, für die andere, machtunterlegene Gruppe hingegen diskreditierend. Diese Betonung ist 25
26
Vgl. beispielsweise Goffman (1990), der auf substanzielle, aber nicht zwangsläufig physische Merkmale Bezug nimmt, die sich angesichts ihrer weit geteilten Normabweichung als Stigma ›eignen‹. Daran schließt sich auch Elias’ eingehendere Auseinandersetzung mit dem Vorurteilsbegriff an. Statt Gruppenphänomene auch auf Gruppenebene zu betrachten, würden unter seiner Verwendung einzig Persönlichkeitsstrukturen in den Blick genommen, die den Phänomenen nicht gerecht werden können (vgl. 1993a: 13ff.).
1. Etablierte und Außenseiter im Beziehungsgeflecht – die Figuration von Winston Parva
insofern von Relevanz, als Elias damit den essenzialistischen Charakter aushebelt, wie er sozialen Ungleichheitsverhältnissen häufig zugeschrieben wird. Indem sich die vergebenen Stigmata nicht nur stetig wiederholen, sondern auch in verschiedenen Kontexten unterschiedlichen Gruppen zugerechnet werden, kann es zu keiner Zeit das Wesen einer Gruppe sein, das ihre schwache Machtposition ›erklärt‹. Die Legitimation dessen erfahren die Ungleichheitsbeziehungen erst durch mehr oder weniger erkennbare Merkmale, die einer Verdinglichung oder auch Objektivierung dienlich und im gleichen Zuge zur Entlastung von Verantwortlichkeiten förderlich sind. Es sind folglich natürliche, gottgemachte Unterschiede, welche die Ungleichheit verantworten (vgl. ebd.). Während also die erfolgreichen Stigmatisierungsversuche auf Seiten der Etablierten für eine Stärkung des Identifikationsgrades sorgen, schmälern dieselben das Selbstwertgefühl der zu Außenseitern erklärten Hinzugekommenen. Dabei zeigt sich die Explikation der menschlichen Höherwertigkeit, an welche die Alteingesessenen glauben, als verlängerter Arm der Zivilisationsidee, wie sie Elias schon in den 1930er Jahren vorgestellt hat. In den spezifischen Negativzuschreibungen resoniert der Vorwurf einer »zivilisatorischen Inkompetenz« (Waldhoff 1995: 60). Der ›niedrigere Kulturgrad‹, die ›falschen‹ Normen und Verhaltensweisen auf Seiten der Hinzugekommenen beweisen dies ausdrücklich und bedrohen damit gleichermaßen das Zivilisationsniveau der Alteingesessenen. So spricht Elias dann auch von einer »auszeichnenden Bürgertugend« (Elias 1993a: 7) als kollektiv geteiltes Charisma, derer sich diese versichern – im Vergleich zu den Neuhinzugekommenen: »[Das] Gruppencharisma diente nicht einfach der Grenzziehung zwischen denen, die dazugehörten, und denen, die nicht, sondern hatte darüber hinaus die Funktion einer Waffe, die Außenseiter in Schranken hielt, die zur Wahrung der Reinheit und Integrität beitrug. Es war eine Verteidigungs- wie eine Angriffswaffe. Es erklärte die Nicht-Teilhabe an der Begnadung und den spezifischen Vorzügen, die von den Mitgliedern der ausgezeichneten Gruppe für sich behauptet wurden, eo ipso zu einem Zeichen der Schande.« (Elias und Scotson 1993: 184f.) Elias formuliert seine Ideen zur Gruppenschande und zum Gruppencharisma27 demnach in stetiger Referenz zum eigentlichen Selbstwertgefühl der betreffenden Gruppen. Dies ist insofern interessant, als er den entsprechenden Versuchen der
27
Unter anderem Jentges (2017) arbeitet heraus, dass Elias seinen Charismabegriff erst nach und nach, auch im stetigen Vergleich mit Webers Konzept, entwickelte und mit Abschluss der Winston-Parva-Studie noch eher unausgereift schien. Erst mit Ergänzung der theoretischen Abhandlung, die in den 1970er Jahren der niederländischen Übersetzung beigefügt wurde, zeichnet sich die Gegenüberstellung von Gruppencharisma und Gruppenschande als bedeutender Aspekt in der Etablierten-Außenseiter-Beziehung ab.
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Selbst- und Fremdsteuerung kontinuierlichen Charakter zuschreibt. Das unentwegte Bestreben, Selbstwertgefühl herzustellen oder zu bewahren (beziehungsweise zu verteidigen), greift dementsprechend ebenso beständig in die Figurationen ein, welche die Beteiligten miteinander unterhalten. Es gilt also: Je ausgeprägter die Machtdifferenziale zwischen den beteiligten Gruppen ausfallen, desto stärker wird auch das durch die mächtigere Gruppe gezeichnete Fremdbild in das Selbstbild der Machtschwächeren übernommen. Gewissermaßen, so Elias, verfügen die Etablierten über einen »Verbündeten in einer inneren Stimme der Unterlegenen selbst« (Elias 1993a: 19). Dies ist einerseits der engen Verzahnung von Fremd- und der darauffolgenden Selbststigmatisierung geschuldet, die nach Elias nur komplementär zu fassen sind. Das heißt, die Herausbildung und Wahrung eines eigenen Gruppencharismas ist nur möglich, wenn analog auch eine fremde Gruppenschande empfunden wird. Andererseits sind die Neuhinzugekommenen angesichts ihrer schwächeren Ausgangslage kaum bis nicht fähig, Widerstand zu leisten, und akzeptieren den negativen Entwurf ihrer selbst nicht nur, sondern erkennen diesen auch an. Unter Zuhilfenahme der Pars-pro-Toto-Strategie28 und der stetigen wie ganzheitlichen sozialen Kontrolle schafft die machtstärkere Gruppe eine ständige Reproduktion des glanzvollen Selbstbildes im Vergleich zum nahezu vernichtenden Fremdbild. Die tiefe Einschreibung des Fremd- in das eigene Selbstbild macht je nach Dauer und Differenzial des spezifischen Etablierten-AußenseiterVerhältnisses Letztere dann auch glauben, die zugeschriebene Gruppenschande entspräche einer unleugbaren Tatsache. Die Empfindung von Scham über diesen Umstand schwächt schließlich erneut (vgl. ebd.: 15f.). Unterstützung findet diese Methode des Machterhalts im sogenannten Schimpf- und Lobklatsch – eine »universale Regelmäßigkeit von EtabliertenAußenseiter-Beziehungen« (ebd.: 9), die den Prozess der Stigmatisierung begleiten und ihr eine zusätzliche ›Beweislage‹ verschaffen, ungeachtet des tatsächlichen Wahrheitsgehalts. Denn gelobt »und skandalisiert wird nur ein bestimmter Teil des Verhaltens der Beklatschten, der gesehen werden soll« (Ernst 1999: 68). Wenn auch nicht explizit, so lässt sich für den Schimpfklatsch – analog zum Lobklatsch – ebenfalls ein soziales Alter beziehungsweise diachronischer Charakter ausmachen, die über die Effektivität und Hartnäckigkeit bestimmter Stigmata entscheiden. Je älter und vertrauter, weil altbekannt, desto intensiver fällt auch die Wirkmächtigkeit »der Gruppenbezogenheit auf Schimpfklatsch, Diskriminierung, Vorurteile und die Glaubensvorstellungen [aus], die in alledem verkörpert« (Elias und Scotson
28
Die Bemessung des eigenen Gruppenwerts wird an den besten Mitgliedern ausgerichtet, jener der Fremdgruppe orientiert sich an deren schlechtesten Mitgliedern; »Die Reputation der ›Etablierten‹ wurde durch das Einsprengsel ›besserer Familien‹ gehoben, die der ›Außenseiter‹ durch das Tun und Treiben ihrer ›niedrigsten‹ Teilgruppe entschieden negativ gefärbt« (Elias und Scotson 1993: 70).
1. Etablierte und Außenseiter im Beziehungsgeflecht – die Figuration von Winston Parva
1993: 176) sind. Der Klatsch an sich stiftet wiederum ein Mehr an Kohäsion und Integration, indem er nicht nur geteilt wird, sondern auch geteiltes Interesse ist. Insbesondere Schimpfklatsch erweist sich als besonders effektiv; mit seiner Hilfe wird sich nicht nur der eigenen Rechtschaffenheit versichert, sondern die gemeinsam kommunizierte Ablehnung überschrittener Regeln, Ordnungsverstöße und Ähnliches befriedigen darüber hinaus die tendenzielle Lust am Verbotenen als auch das Bedürfnis, der »Gemeinschaft der Gerechten« anzugehören (ebd.: 171). Etablierten-Außenseiter-Figurationen sind damit und schließlich Ergebnis einer Reihe von Ungleichheitsaspekten, die ihren Beginn in einem ungleichen Machtkontingent nehmen, sich über ungleiche Partizipationschancen wie Ressourcenzugänge fortsetzen und durch ungleiche Selbstwertbeziehungen, die wiederum in einer ungleich verteilten Definitionsmacht gründen, wesentlich gestützt werden. Sie sind nichts anderes als Ungleichheitsverhältnisse, die je nach vorhandenen, relevanten und verwendeten Machtquellen ihre Spezifik erlangen, in ihrer Wurzel jedoch immer auf Machtdifferenziale zurückgehen. Diese Grundidee und -haltung, Phänomene sozialer Ungleichheit zu begreifen, soll im folgenden Kapitel eine kritische Würdigung erfahren.
1.3
Tragweite und kritische Reflexion des Konzepts der Etablierten-Außenseiter-Figuration
Die eher unübliche Art und Weise von Elias, Soziologie zu betreiben, ist bereits an einigen Stellen herausgestellt worden; dass davon mitunter auch die Rezeption seiner Arbeiten betroffen war, ebenfalls. Doch spätestens seit den 1990er Jahren »war [er] kein Außenseiter mehr, sondern in Öffentlichkeit, Publizistik und Wissenschaft etabliert« (Treibel 2008b: 10).29 Das folgende Kapitel widmet sich einerseits dieser Tragweite, die Elias’ Denken für die Soziologie im Allgemeinen und soziale Ungleichheitsforschung im Besonderen besitzt. Beidem soll in komprimierter Form begegnet werden, indem eine Auswahl entscheidender Kernaspekte seiner Arbeit und ihrer Wirkungskraft näher dargelegt wird (Kapitel 1.3.1). Andererseits wird eine Theoriekritik geleistet, die sich auf ausgesuchte Aspekte konzentriert und diese ausführlicher diskutiert (Kapitel 1.3.2).
29
Als »Initialzündung« dessen macht Treibel die Materialbände aus, die von seinen Schülern – Gleichmann (1977); Goudsblom (1979); Korte (1984) – herausgegeben wurden (2008b: 12f.).
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1.3.1
Bedeutung des Figurationskonzepts für die Untersuchung sozialer Ungleichheiten
Elias betrieb die Auseinandersetzung mit der Soziologie seiner Zeit relativ schonungslos. Bevor er seine Konzepte und Ideen entfaltete, widmete er sich in einem Großteil seiner Arbeiten zunächst den seiner Meinung nach eklatanten Defiziten, die in der Betrachtung soziologischer Phänomene vorlag und deren Überwindung er sich zur Aufgabe machen wollte. Inwiefern ihm dies umfänglich gelungen ist, muss an anderer Stelle ausführlicher geprüft werden.30 Hier soll es ausschließlich darum gehen, die Idee zur Etablierten-Außenseiter-Figuration in ihrem Erklärungsgehalt für soziale Ungleichheit zu reflektieren. Dafür wird zunächst Elias’ Grundverständnis der Soziologie dargelegt, das sowohl die konsequente Verflechtung von Individual- und Kollektivphänomenen als auch die Notwendigkeit beinhaltet, diese in Prozessen statt als fixe Zustände zu begreifen. Daran schließt die Herausarbeitung des Ertrags an, den der Machtbegriff für die Erklärung sozialer Ungleichheiten besitzt, um darauffolgend darzulegen, wie Elias’ Idee zur Etablierten-Außenseiter-Figuration in diesem Rahmen über Webers Annahmen zur sozialen Schließung hinausgeht. Ein letzter vielversprechender Aspekt, der besprochen werden soll, richtet sich an der Bedeutung sozialer Räume aus, die vor dem Hintergrund von Wanderungsphänomenen näher in den Blick genommen werden. Für Elias hat die Soziologie seiner Zeit einige Hürden zu überwinden, um ihr tatsächliches Potenzial auszuschöpfen. Nicht nur braucht es einen schärferen Blick auf die Prozesshaftigkeit sozialer Phänomene statt den selbsteinschränkenden auf Zustandsbeschreibungen, sondern auch das bereits erwähnte Ablassen vom strengen Mikro-Makro-Dualismus, der strikt zwischen Individual- und Kollektivkräften trennt und deren permanente Verwobenheit ignoriert. So würden selbst die Handlungsergebnisse von Person und Situation als einfache Addition missverstanden, seien aber in Anbetracht sozialer Ein- und Verflechtungen höchstens analytisch, jedoch nicht empirisch zu trennen (vgl. u.a. Kuzmics 2000: 271f.; Treibel 2006: 198f.; Meleghy und Niedenzu 2015: 191). Elias’ Anliegen ist es darüber hinaus, Soziologie insofern neu zu denken, als sie zwar Zustandsbeschreibungen leisten, aber nicht in diesen verharren soll. Seine Idee einer Prozesssoziologie,31 die den stetigen Wan30
31
Vor dem Hintergrund der bereits erwähnten späten Rezeption Elias’scher Arbeiten sei auf die erwähnten Bände verwiesen, die schon recht früh eine Einordnung und Darlegung der fruchtbaren und originären Ideen von Elias leisten: Gleichmann (1977), Goudsblom (1979) und Korte (1984). Kuzmics (vgl. 2000: 277) weist beispielsweise auf Termini wie Verflechtung oder Handlungsketten hin, die Elias wohlüberlegt aus der Biologie und Physik zur Betrachtung sozialer Phänomene übernimmt, um den ›Aufbruch‹ reiner Zustandsbeschreibungen auch begrifflich leisten zu können.
1. Etablierte und Außenseiter im Beziehungsgeflecht – die Figuration von Winston Parva
del von Gesellschaften anerkennt und diesen in der Untersuchung soziologischer Tatbestände als immer gegeben mitdenkt, stellt sich damit in direkte Opposition zu Ansätzen wie der Systemtheorie, denen er vor allem ihre Ahistorizität vorwirft (vgl. Elias 1977; 1984).32 Selbst eine mikrosoziologische Studie wie jene über Winston Parva besitzt nach Elias das Potenzial, Hypothesen für makrosoziologische Untersuchungen zu generieren, da eine Betrachtung von Phänomenen auf diesen Ebenen nicht unabhängig voneinander geleistet werden können beziehungsweise sollen. Nach seiner Meinung »hat [es] nicht viel Sinn, Gemeinde-Entwicklungen zu untersuchen, als ob sie sich in einem sozialen Vakuum abspielten« (Elias und Scotson 1993: 61).33 Vor diesem Hintergrund erweist sich die weitsichtige und ebenso umfassende Perspektive als besonders hervorstechend, die Elias für seine Betrachtung von EtabliertenAußenseiter-Figurationen gewählt hat. Nicht nur die notwendige Berücksichtigung historischer wie sozialer Rahmenbedingungen, sondern auch ihr Abbild in kleinen (beispielsweise Nachbarschaften, dörfliche und städtische Ordnungen) wie großen (beispielsweise nationale, internationale Ordnungen) Verflechtungszusammenhängen erweisen sich in der allgemeinen Untersuchung sozialer Ungleichheiten als bemerkenswert und sind bis dahin eher unkonventionell. Daran schließt auch seine Ablehnung der Modellierung von weitestgehend unabhängigen Lebensbereichen (beispielsweise private, berufliche, politische/staatliche Sphäre) an, in denen die isolierte Betrachtung von (nicht-)erfolgreicher Integration der Realität von allumfassenden Interdependenzen nicht gerecht wird. Vielmehr seien auch die einzelnen Lebensbereiche in mehr oder weniger engen Verflechtungszusammenhängen arrangiert, woraus folgt, dass weder
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33
Eine komprimierte Übersicht zu den Abgrenzungen, die Elias für ›seine‹ Soziologie vornimmt, findet sich bei Treibel (2006), ausführliche Kritik und Antwort aus dem systemtheoretischen Flügel leistet Kiss (1991). Interessanterweise knüpft genau hier die Kritik Mays an, der Elias eine Überschätzung der theoretischen Schlüsse unterstellt, die aus der Winston-Parva-Studie gezogen wurden: »By overlooking the gap between the role and mode of cohesion in small groups vs large groups, Elias falls into the very trap of the micro-macro-gap he so vigorously tries to bridge with his figural approach« (2004: 2169). Das, was Elias also zu überwinden suchte, wird hier zum Ausgangspunkt einer Kritik. Eine solche Diskussion kann nun recht fundamental geführt werden, indem stetig auf die soziohistorische Einbettung hingewiesen wird, vor deren Hintergrund Elias seine Idee der Figuration erst darlegt, und auf seine Arbeiten zur Sozio- und Psychogenese. Sie ließe sich aber auch erweitern auf die sowohl von Elias selbst vorgenommenen Anwendungen des Etablierten-Außenseiter-Modells auf eine ganze Reihe an Konstellationen als auch die Arbeiten seiner Rezipient:innen. Beides soll hier angesichts des gesetzten Fokus nicht geleistet werden, für eine detailliertere Abhandlung sei auf Hormel (vgl. 2007) verwiesen.
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»ein Bereich gänzlich aus dem Ungleichheitsgeschehen herausgenommen ist, noch ein Bereich einen anderen völlig dominiert. […] Je nach gesellschaftlicher Integrationsebene kommen andere Machtquellen zum Zuge und jeweils reflektiert sich darin die grundlegende Machtdifferenz« (Barlösius 2004: 59, 71). Insofern schlagen die Machtbalancen in den verschiedenen Lebensbereichen die Brücke zwischen ihnen (vgl. Elias 1977; Elias 1997b: 446ff.). Im Vergleich zur eher separierten Herangehensweise an Ursachen sozialer Ungleichheit, die sich in Form von ausgewählten Teilsegmenten dem Untersuchungsgegenstand nähert (beispielsweise die Erklärung unterschiedlicher Ressourcenzugänge und -verteilung durch Spezifika von Klasse und Schicht), sucht Elias also den gesamtgesellschaftlichen Entwicklungsprozess zu erfassen und fragt vielmehr nach der vorausgehenden Chronologie der jeweiligen Gefüge (vgl. u.a. Baumgart und Eichener 1997: 142f.; Barlösius 2004: 60). Zur Bedeutung des Machtbegriffs nach Elias für die soziale Ungleichheitsforschung erweisen sich Barlösius’ Ausführungen als besonders hilfreich (vgl. 2004: 65f.). Sie kritisiert die häufige Kurzsichtigkeit, physische beziehungsweise sichtbare Kennzeichen (beispielsweise Geschlecht, Alter, Ethnie) wie Kollektividentitäten (beispielsweise nationale, kulturelle Besonderheiten, Erinnerungs- und Erfahrungszusammenhänge) als Ressource beziehungsweise Besitzstand zu betrachten, die über soziale Begünstigungen oder eben Benachteiligungen entscheiden. Angesichts der Verdinglichung solcher Unterscheidungen gerät ihre eigentliche Genese aus dem Blickfeld, die, wie Elias beschreibt, ihre Quelle in Machtungleichgewichten hat. Barlösius legt die tatsächliche Relativität, die der Kategorienwahl als auch ihrer Bewertung zugrunde liegt, eindrücklich dar: »Mal wird ein markantes Gesicht oder eine bestimmte Hautfarbe als fremd und wenig attraktiv und ein anderes Mal als apart und reizvoll wahrgenommen. Für kulturelle Unterschiede gilt dies ähnlich. Werden sie als typisch französisch, englisch oder nordamerikanisch identifiziert, zollt man ihnen Respekt; gelten sie dagegen als typisch für eine von der Mehrheitsgesellschaft diskriminierte Minderheit […], so werden sie mit großer Wahrscheinlichkeit abgewertet« (ebd.: 65). Sie empfiehlt, die Verschiedenheiten zwischen Gruppen, die zur Erklärung sozialer Ungleichheiten herangezogen werden, von ihrer Substantialität zu lösen und stattdessen in ihrer spezifischen Varianz und Einbettung unter Zuhilfenahme der Etablierten-Außenseiter-Figuration zu untersuchen. So wären konventionellere Ansätze der sozialen Ungleichheitsforschung an der Erklärung der vorgefundenen Situation in Winston Parva schlicht gescheitert. Weder »ökonomische Benachteiligung [noch] ethnische oder andere ungleichheitsgenerierende Differenzen« (ebd.: 63f.) hätten die scharfe Etablierten-Außenseiter-Beziehung begründen können (vgl. Elias 1971: 188ff.; 1993a: 28ff.).
1. Etablierte und Außenseiter im Beziehungsgeflecht – die Figuration von Winston Parva
Juhasz und Mey (2003) sehen in diesem Zusammenhang relevante Parallelen zum klassischen und viel verwendeten Schließungsansatz nach Weber (1980), die sich in den Strategien der Etablierten wiederfinden lassen, den Hinzugekommenen jedweden Zugang zu verwehren. So setzt auch Weber an eine bereits geregelte Beziehung zwischen bevorteilten und benachteiligten Gruppen an, in der Erstere auf die Monopolisierung von Zugangschancen, jedoch insbesondere ökonomischer Natur, abstellen und gleichermaßen den Erhalt eigener Privilegien forcieren. Im Vergleich zu Elias formuliert Weber allerdings eine Vielzahl einander gleichwertiger Merkmale von Gruppen, die zur Legitimation der sozialen Schließung herangezogen werden können wie beispielsweise Konfession, Sprache, Religion oder auch soziale Herkunft (ebd.: 201); für Elias wirken diese hingegen allerdings nur als »verstärkendes Schibboleth« (Elias 1993a: 26) und nicht ursächlich. Daneben verschließt sich Elias des Weiteren dem Herrschaftsbegriff, der nach Weber die Bereitschaft oder Zustimmung des Gehorsams verspricht, wohingegen sich die figurale Machtausübung eher an Interdependenzen und damit einhergehenden Zwängen ausrichtet (vgl. Elias 1984: 69ff.).34 Auch die Weiterführung des Schließungsansatzes durch Parkin (1983) zeigt sich in vielen Zügen anschlussfähig, bleibt jedoch an entscheidender Stelle dem klassenspezifischen Moment verhaftet. Zwar betont er die potenzielle Veränderbarkeit und Dynamik von Ungleichheitsbeziehungen, indem er sich grundsätzlich an sozialen Strategien ihrer Reproduktion orientiert und weniger an der starren Zuordnung nach Positionierungen im Produktionsprozess, allerdings argumentiert er entlang ökonomisch definierter Klassenverhältnisse. Ein nicht zu vernachlässigender, weil vielversprechender Aspekt ist weiterhin mit der Tragweite sozialer Räume gegeben, auf die Elias und Scotson mit ihrer Studie reagieren. Dabei geht es allerdings weniger um die geographische Einfassung, beispielsweise im Rahmen der Stadtforschung, sondern vielmehr um den Raum als wesentliche Dimension in Kategorisierungsprozessen. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass die Raumdimension eher aus der Studie selbst denn aus Elias’ theoretischen Überlegungen ihre Bedeutung erlangt, wie einige Autor:innen kritisieren (vgl. u.a. Bauböck 1993; Hüttermann 2000; Hogenstijn und van Middelkoop 2005). Dennoch lässt sich annehmen, dass Elias’ Raumbegriff in der Tradition Simmels (1992) steht, der Räume als soziologische Tatsache begreift. Auch Elias (2004) versteht den Raum als soziogenetisches Ergebnis, indem soziale Praktiken der beteiligten Akteur:innen Raumvorstellungen erst schaffen. Die Vorstellungen über seine (soziale) Beschaffenheit gehen dann auch mit standardisierten Orientierungsmustern einher, wie sich im Raum zu bewegen ist. Wenn also von sogenannten Platzierungspraktiken und Platzverweisen die Rede ist, findet eine allsei34
Für eine ausführlichere Gegenüberstellung beider Perspektiven auf die Begriffe der Macht und Herrschaft empfehlen sich beispielsweise Dunning (1979) und, auch Luhmann berücksichtigend, Ernst (1996: 15ff.).
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Elias’ Etablierte und Außenseiter
tige Positionierung der Akteur:innen statt, die in wechselseitiger Zuweisung generiert wird. So zeichnet die Winston-Parva-Figuration in aller Deutlichkeit nach, wie über und in sozialen Räumen Platzanweisungen erfolgen, an die sich gleichsam eine selbst- und fremdbestimmte Statushierarchie koppelt (vgl. u.a. Zick 2010: 383f.). Dass diese Selbst- und Fremdbestimmtheit eher selten konvergiert, verdeutlichen besonders die Beispiele des verweigerten Zugangs zu Clubs und Kneipen. In Verbindung mit der Explikation von sogenannten Alteingesessenen und Neuankömmlingen lassen sich die Anschlussfähigkeit für »wachsende soziale und geographische Mobilität und das laufende Hinzukommen von neuen sozialen Gruppen« (Juhasz und Mey 2003: 75; Hervorh. im Original) ausmachen. Elias selbst bespricht Wanderungsaspekte als ein mögliches Beispiel, EtabliertenAußenseiter-Figurationen in den Blick zu nehmen, die für ihn jedoch weit mehr als nur einen Ortswechsel bedeuten. Vielmehr verließen Menschen die eine Gesellschaft, um in einer anderen Fuß zu fassen, in der bereits eine Reihe von Gruppen zusammenlebt. Ihre Rolle als Neuhinzugekommene ist damit per se gegeben, die der Außenseiter noch nicht. Je nach Grad der Interdependenz und Machtbalance »müssen sie [dann] mit den eigentümlichen Problemen dieser neuen Rolle fertig werden« (Elias und Scotson 1993: 248). Wenngleich Migrationsphänomene vor diesem Hintergrund eine naheliegende empirische Grundlage bieten, bleibt der Auftritt neuer Gruppen nicht nur Geographie- und damit ortsgebunden, sondern kann vor allem an eine prinzipielle Sichtbarkeit geknüpft werden. Das heißt, auch das Erstarken durch beispielsweise gewonnene Repräsentationsmöglichkeiten bisher unsichtbarer, aber doch schon immer ›dagewesener‹ Gruppen kann Grundstein neuer Etablierten-Außenseiter-Figurationen sein.35
1.3.2
Ausgewählte Theoriekritik des Figurationskonzepts und ihre Diskussion
Trotz der Vorzüge, die Elias’ theoretisches Gerüst der Etablierten-AußenseiterFiguration kennzeichnen, stößt es gleichermaßen an Grenzen, wenn es um seine Anwendung auf insbesondere komplexere Konstellationen geht, und verfehlt an mancher Stelle eine ausreichende Differenzierung wesentlicher Schlüsselbegriffe. Die nachstehenden Seiten führen einige ausgewählte Kritiken an, die sich explizit an das theoretische Konzept richten. In einem ersten Schritt wird der häufig geäußerte Einwand diskutiert, der sich den Figuren der Etablierten und Außenseiter selbst und deren Identifikation in komplexeren Zusammenhängen annimmt. Darauffolgend steht die Kritik und Diskussion des Elias’schen Machtbegriffs wie 35
Es sei hier beispielsweise auf die Inklusions- und Diversity-Politik oder, anders gelagert, auf Gleichberechtigungsbestreben zwischen den Geschlechtern hingewiesen; Weiteres dazu findet sich im Forschungsüberblick in Kapitel 2.2.
1. Etablierte und Außenseiter im Beziehungsgeflecht – die Figuration von Winston Parva
auch der potenziellen Mittel im Fokus, die für den Erhalt ungleicher Machtbalancen herangezogen werden. Noch etwas tiefer in die Etablierten-AußenseiterFiguration geht schließlich die Auseinandersetzung mit dem Normenkanon, dessen ›Herkunft‹ beziehungsweise Entstehung bei Elias nicht eindeutig bestimmt wird. Recht grundsätzlich legt Girtler seine kritische Rezension an, wenn er den wesentlichen Erkenntnisgewinn – das soziale Alter als entscheidendes Moment über Machtdifferenziale – als »nicht so sensationell« beschreibt, »wie die beiden Autoren tun« (1992: 169). Für ihn greift in Winston Parva nichts anderes um sich als ›uralte Unternehmungen‹, den eigenen Selbstwert gegen andere zu stellen und herauszuheben, wobei die Strategie der Stigmatisierung von Neuhinzugekommenen eben eine unter vielen ist. Weiterhin verweist er auf den möglichen Umstand, dass die Hinzugekommenen auch machtüberlegener sein können und es dem Theorem der Etablierten-Außenseiter-Figuration folglich an Komplexität mangelt (vgl. ebd.: 169f.). Beide Punkte können insofern entkräftet werden, als zum einen die ›uralten‹ Handlungsstrategien zwar ausführlich besprochen werden, aber nicht zwingend den eigentlichen Kerngedanken abbilden, den Elias fokussiert. Dieser liegt vielmehr darin, dass es eben das soziale Alter ist, in all seinen Anhängen, das über die (ungleiche) Machtbalance zwischen zwei Gruppen entscheidet, und nicht etwa manifestierte Merkmale wie Hautfarbe, Religion oder Klasse. Dass sich daran unter anderem Stigmatisierungsstrategien knüpfen, widerlegt dementsprechend nicht die gewonnenen Erkenntnisse. Zum anderen erweist sich das gewählte Beispiel – »prominente und adelige Familien[, die] ihren Sommersitz […] in vornehmen Urlaubsorten« (ebd.: 170) haben – nur schwerlich als Beleg für die Unterkomplexität der Figuration. Girtler führt damit eher Simmels »Wandernden [an], der heute kommt und morgen geht« (Simmel 1992: 746), dessen Auftritt nur wenig Relevanz für den Fortbestand einer kohärenten sozialen Gruppe besitzt. Eine solche Figur ist allerdings kaum für die Beschreibung von Etablierten und Hinzukommenden als spätere Außenseiter geeignet, in der Letztere bleiben und um Zugang jeder Form bemüht sind. Weiterhin scheint sich die höhere Mächtigkeit, die Girtler den adeligen Familien zuschreibt, an Positionen und Status zu messen, die außerhalb des relevanten Mikrokosmos erworben wurden und liegen. Es kann vor diesem Hintergrund nur spekuliert werden, inwiefern bei dauerhafter Niederlassung die Einheimischen vor Ort genau dort ansetzen würden, wo es auch in Winston Parva seinen
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Elias’ Etablierte und Außenseiter
Anfang nahm: Schließung der eigenen Reihen, Monopolisierung von Ressourcen und Klatsch.36 Bauböck (1993) hebt indes hervor, dass in Anbetracht der erzwungenen Außenseiterrolle, in der sich Menschen wiederfinden können, durchaus das Bestreben nach Selbstorganisation entwickelt wird, um sich gegen die zugewiesene Rolle und die damit verknüpften Negativbilder zu wehren. Soziale Kohäsion kann dann auch kennzeichnend für jene Gruppen sein, die als Außenseiter wahrgenommen werden. Daran schließen Bemerkungen jüngerer Arbeiten an, die einerseits den potenziellen Wechsel zwischen Etabliert- und Außenseitersein und andererseits die Gleichzeitigkeit des Etablierten- und Außenseitertums herausstellen. Ihre Nennung an dieser Stelle greift zwar dem noch zu leistenden Forschungsüberblick vorweg (siehe Kapitel 3), soll angesichts der theoretischen Kritik jedoch in Kauf genommen werden. So betont unter anderem Petintseva (2015), multiple Identitäten als auch deren fließende Übergänge in der Figurationsrezeption stärker zu berücksichtigen. Hierfür müsse das Wechselspiel zwischen situationsbedingten Etablierten und Außenseitern und Etablierten-Außenseiter-Figurations-bedingten Situationen näher in den Blick genommen werden. Die Relationalität der Beziehungen, welche die Konstituierung und Aushandlung von Gruppen bestimmt, würde sich dabei nicht zwangsläufig an objektiven beziehungsweise objektivierten Merkmalen messen. Vielmehr sind die Merkmale als auch die ausgehandelten Positionen selbst höchst dynamisch (vgl. ebd.: 6). Rosenthal (2016) verweist im Rahmen ihrer Studien in Westjordanland und Israel darauf, dass Palästinenser:innen versuchen würden, ein Gefühl der Einheit in Bezug auf die Israelis aufzubauen, das sowohl christliche als auch muslimische Palästinenser:innen umfasst. In diesem Zusammenhang kristallisiert sich für sie die Gleichzeitigkeit des Etablierten- und Außenseitertums heraus. Obwohl im Vergleich zu Winston Parva eine völlig andere Ebene von Gruppenkonstellationen vorliegt, konzentrieren sich Rosenthal und ihre Kollegen auf drei Gruppen, arabische und christliche Palästinenser:innen und israelische Jüd:innen, die in einer starken und asymmetrischen Abhängigkeit zueinander stehen. Sie können dennoch die hohe Komplexität verschiedener Figurationen zeigen, die sich abhängig von lokalen oder sozialen Strukturen, Erfolg und Misserfolg individueller und kollektiver Erzählungen und privater oder öffentlicher Referenzen konstituieren. All diese Einwände sind insofern berechtigt, als Elias selbst das Potenzial der vorgeschlagenen Erweiterungen andenkt. Er arbeitete diese nicht besonders aus,
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Überaus interessant erweist sich in diesem Zusammenhang die Studie von Scott und Kolleg:innen (2012) in einer australischen Minengemeinde. Ihre Befunde zeigen auf, dass trotz oder gerade wegen fehlender Machtquellen in der Monopolisierung von Schlüsselpositionen ein einziger, aber erfolgreicher symbolischer Ausschluss der neuhinzugekommenen Arbeiter:innen in der Gemeinde vollzogen wird; mehr in Kapitel 2.2.
1. Etablierte und Außenseiter im Beziehungsgeflecht – die Figuration von Winston Parva
doch die als nötig empfundene Berücksichtigung seiner weiteren Arbeiten, vor allem zu seinem Figurationsbegriff, in der Betrachtung von Etablierten-AußenseiterBeziehungen kann diesen Einwänden gerecht werden. Für die Gleichzeitigkeit finden sich in der ausführlicheren Darlegung zur (ausgehandelten) Status- und Machthierarchie unter den etablierten Alteingesessenen beispielsweise eine ganze Reihe an Überlegungen, die diese Erweiterung nur unterstützen. Für diejenigen am ›schlechten Straßenende‹ ließe sich eine solche klar identifizieren; sie sind gleichzeitig Außenseiter in der ›dörflichen‹ Figuration und Etablierte, wenn ihre Einbettung in das übergeordnete Machtgefüge zwischen den Alteingesessenen insgesamt und den Neuhinzugekommenen der Siedlung zu Tage tritt. Damit wäre auch das situations- oder kontextbedingte, wie Elias sagen würde, Wechselspiel der Figuren angesprochen, dessen Beachtung Petintseva anmahnt. Einen weiteren Kritikpunkt führt Barlösius (vgl. 2004: 77f.; siehe auch: Hormel 2007: 163, 174f.; Duemmler 2015: 51) an, wenn sie fragt, warum es Machtverhältnisse sind, die (Menschen-)Gruppen umspannen. In aller Klarheit stellt Macht den Drehund Angelpunkt aller menschlichen Beziehungen in Elias’ Überlegungen dar. Sie konstituiert und arrangiert soziale Figurationen und klärt gleichermaßen über die jeweilige Positionierung der beteiligten Akteur:innen in den Verflechtungszusammenhängen auf. Ungeklärt bleibt jedoch das Warum. Barlösius führt dies auf die stark ausgeprägte anthropologische Herangehensweise zurück, die Elias für seine theoretischen Zugänge immer wieder wählt und dementsprechend nicht weiter glaubt, begründen zu müssen. Damit säße er an dieser Stelle seiner eigenen Ablehnung von Billardkugelkausalitäten auf, die er versucht, mit prozesshaften, relationalen wie organischen Begriffsverständnissen zu umgehen. In der Folge lassen sich dann auch wieder nur die eigentlichen Machtinstrumente – Kontrolle, Ausschluss, Stigmatisierung – für die (empirische) Ungleichheitsforschung verwenden, wohingegen der wesentliche Anstoß, weshalb sich menschliche Beziehungen an Macht ausrichten, im Dunkeln bleibt. Barlösius (vgl. 2004: 77) geht so weit, dass in diesem Sinne selbst Kontroversen um die Erreichung sozialer Gleichheit und Gerechtigkeit nichts anderes als Machtkämpfe sind. Ihrer Meinung nach lässt Elias’ Machtbegriff weder die Möglichkeit zu, dass sich solche Vorstellungen konsensual herausbilden können noch dass spezifische Wertegerüste generell, ohne größere Aushandlung, weit geteilt werden. Dieser kritischen Einordnung ist insofern nichts entgegenzusetzen, als dass Elias die Antwort auf die Frage, warum es Machtbeziehungen sind, in denen sich Menschen gegenüberstehen, tatsächlich schuldig bleibt. Allerdings ist dies auch keine Frage, die er sich stellt; für ihn ist jede menschliche Beziehung auch ein Abhängigkeitsverhältnis, dem folglich eine spezifische Machtbalance inhärent ist. Das heißt, in ihrer Interdependenz üben Menschen wie Gruppen Macht aufeinander aus. Womöglich liegt in diesem Begriffsverständnis dann auch die Problematik des Versuchs, sich die ›Entstehung‹ von Macht erklären zu wollen. Als Eigentüm-
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Elias’ Etablierte und Außenseiter
lichkeit des Sozialen zeigt sie sich zwar mal mehr, mal weniger stark ausgeprägt, integral bleibt sie dennoch. Hingegen genügt der Blick auf historische Entwicklungen, um jene Machtkämpfe zu erkennen, welche die Durchsetzung von beispielsweise Gleichberechtigung und Gleichheit zum Inhalt hatten und haben und für die es nie einen von Beginn an geteilten Konsens gab. Dieses Argument lässt sich jedoch nur aufrechterhalten, wenn statt von der niedrigschwelligen Figuration zweier Parteien – Etablierte und Außenseiter – vielmehr von einer weitreichenden Verschachtelung einer Vielzahl an Figurationen ausgegangen wird, die deren Auflösung und Neubildung in Form von beispielsweise Koalitionen (vgl. u.a. Anders 2000: 29f.; Treibel 2008b: 80) zulässt und damit ein ausgedehntes Beziehungsgeflecht abbildet, dass in steter Bewegung ist und bleibt. Ein weiterer Kritikpunkt richtet sich an die theoretische Konzeptionierung der verschiedenen Instrumente, die zur Machtausübung herangezogen werden. Zwar liefert Elias eine Klassifikation ihrer Wertigkeit, diese konzentriert sich jedoch nur auf die jeweilige Relevanz und das Potenzial, Machtverhältnisse zu erhalten oder eben zu verschieben (vgl. Barlösius 2004: 78). Gemäß seiner theoretischen Grundannahmen, die sich zugespitzt auf die Formel ›Alles hängt mit allem zusammen‹, abstrahieren lassen, fehlen dementsprechend klare Parameter zur Unterscheidung, die eine empirische Abbildung ermöglichen. Der grundsätzliche Transformationscharakter, welcher den verschiedenen Quellen der Macht inhärent ist, offeriert somit höchstens ein analytisches Standbild ihres qualitativen Verhältnisses, eine klare und beständige Differenzierung kann damit jedoch nicht erreicht werden.37 Vor diesem Hintergrund ist auch die hier vorgenommene Auffächerung seines theoretischen Gerüsts zur Etablierten-Außenseiter-Figuration nur eine mögliche Interpretation unter vielen, die Verkettung der einzelnen Glieder darzulegen. Das darüber hinausgehende Vorhaben ihrer Ordnung wurde an so mancher Stelle von Elias’ intensiven Verflechtungszusammenhängen durchkreuzt. Hormel (vgl. 2007: 171ff.) diskutiert an anderer Stelle die Entstehung des Verhaltens- und Normenkanons, der eine tragende Rolle in der EtabliertenAußenseiter-Beziehung einnimmt. Sie betont das nicht zu ignorierende Wechselspiel der Perspektiven, die Elias auf die Herausbildung des Kanons eröffnet. So bewegt er sich zwischen einer faktischen Gegebenheit der verschiedenen Verhaltensmuster, die bereits vor beziehungsweise unabhängig von dem Auftritt der Neuhinzukommenden für die Etabliertengruppe kennzeichnend sind, und
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Anders formuliert diesen Umstand am Beispiel des Zivilisationsbegriffs recht eindrücklich, was auch für Elias’ Verständnis der Machtquellen geltend gemacht werden kann oder vielmehr muss: »Wollte man es positiv ausdrücken, müßte man sagen, der Zivilisationsbegriff ist ganzheitlich. Bei kritischer Bestimmung dagegen müßte man ihn als zu undifferenziert bezeichnen.« (2000: 14).
1. Etablierte und Außenseiter im Beziehungsgeflecht – die Figuration von Winston Parva
der Bedingtheit des Kanons durch die Figuration. Sofern der Unabhängigkeitsargumentation gefolgt wird, wäre damit von vorneherein ein klares und zentrales Konfliktmoment gegeben, dass das Aufeinandertreffen zweier Gruppen maßgeblich ›regelt‹. Eine solche Lesart legt unter anderem Eichener (1990) vor, an dem sich Hormel abarbeitet. Eichener sieht in den Unterschieden von Norm- und Verhaltensstandards bereits den wesentlichen Konfliktgenerator. Nun verbleibt Elias’ Definition jedoch nicht auf der Ebene eines (rigiden) Verhaltenskatalogs, sondern erhält ideologischen Charakter, indem die Alteingesessenen »ein System von Einstellungen und Glaubensaxiomen [entwickelten], das ihre Überlegenheit betonte und rechtfertigte« (Elias und Scotson 1993: 85) und in einer klaren, wenngleich nur behaupteten »Statusideologie« (ebd.) mündet. Für Hormel kristallisiert sich damit ein stringenteres Verständnis heraus, auch und insbesondere in Bezug auf Elias’ Figurationsansatz. Statt einer rein konfliktbasierten Lesart, nach der verschiedene Norm- und Verhaltensmuster kollidieren, erscheinen diese »im Sinne einer Statusideologie der Etabliertengruppe […] vielmehr tragend für die Gruppendefinition und die Entscheidung über Zu- bzw. Nichtzugehörigkeit sowie für die Legitimation in Hinblick auf die soziale Positionierung bzw. relative Privilegierung« (Hormel 2007: 172). Und dennoch spricht Hormel von einer Transformation des Kanons »als er zuvor gegeben war« (ebd.: 174), indem beispielsweise Regelbrüche wie die des Kontakts als Normverletzung bestraft werden und eine stärkere Verdichtung und Ausdifferenzierung im Zuge der ergänzenden Regularien die Folge sind. Weitere Bezugspunkte wären Fragen nach dem nötigen Grad der Einheitlichkeit von Verhaltensstandards und inwiefern eine in sich heterogene Gruppe wie jene der Außenseiter in Winston Parva dies überhaupt einlösen kann, woran sich gleichermaßen die Problematik schließt, wie ›real‹ die Wahrnehmung von Außenseitern als eine in sich geschlossene Gruppe werden kann (vgl. ebd.: 173). Um an dieser Stelle die Diskussion der bereits unbefriedigenden Ausgangslage beider Perspektiven, die Elias entwirft, zu schließen, ließe sich eine vielversprechende Brücke zwischen beiden bauen, die sich in ihren Grundzügen an Hormels Kritik ausrichtet. So wird zwar davon ausgegangen, dass bereits vor Auftritt der Hinzugekommenen klare Regeln des Zusammenlebens bestanden, diese aber angesichts einer fehlenden Notwendigkeit weder besonders artikuliert wurden noch regelmäßiger Aushandlung bedurften. Erst mit der Konfrontation durch die Hinzugekommenen werden den Alteingesessenen ihre selbstverständlichen Norm- und Verhaltensmuster bewusst, die dann als »soziale Kennmarke« (Elias und Scotson 1993: 243) von Ein- und Ausschluss fungieren; unabhängig davon, ob die späteren Außenseiter diese tatsächlich nicht teilen oder, wie an anderer Stelle bereits festgehalten, mögliche Entsprechungen schlichtweg nicht gesehen beziehungsweise anerkannt werden. So spricht Elias auch selbst vom »Kohäsionspotenzial und dessen Aktivierung« (Elias 1993a: 13; Hervorh. durch Autorin)
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Elias’ Etablierte und Außenseiter
im Zuge des Aufeinandertreffens. Dementsprechend entscheidet einerseits die wahrgenommene Zahl der Verstöße, welche die Hinzugekommenen am Normenkanon der Etablierten verüben, wie eng dieser ›gezurrt‹ wird und wie weit er den Grad der Identifikation und Homogenität steigern kann (vgl. u.a. Treibel 2008b: 82). Andererseits lässt sich dadurch bestimmen, die zugewiesene Minderwertigkeit im Rahmen der Beweislastigkeit fortzuschreiben, indem »der Befund eines anomischen Verhaltens [sowohl] Teil [als auch] Effekt des homogenisierenden Zuschreibungsprozesses [ist], der die Gruppe der Außenseiter als solche konstituiert« (Hormel 2007: 173).
1.4
Rekapitulation der Stärken und Schwächen der Etablierten-Außenseiter-Figuration
Jedes theoretische Konzept idealtypischen Formats stößt zwangsläufig an seine Grenzen, wenn es auf reale und komplexe Tatbestände trifft. Wenngleich Elias sein Modell der Etablierten-Außenseiter-Figuration auf Basis empirischer Erkenntnisse gewonnen hat, entsprechen diese doch sehr ausgewählten und idealen Umständen. Einige in der Forschung zur Etablierten-Außenseiter-Figuration ausgemachte Grenzen wurden auf den vorangegangen Seiten aufgezeigt und diskutiert. Die folgende Rekapitulation fasst noch einmal die wesentlichen Momente der Figuration zusammen und benennt ihre Stärken und Schwächen in der empirischen Adaption. Vor dem Hintergrund der verschiedenen Schlüsselmomente, welche die Entstehung wie Reproduktion von Etablierten-Außenseiter-Figurationen verantworten, wurde in diesem Kapitel nicht nur eine analytische Trennung forciert, sondern auch eine spezifische Ordnung postuliert. Trotz ihrer engen Verflechtung ließ sich so eine genauere und differenziertere Betrachtung der einzelnen Glieder leisten, die in ihrer Gesamtheit die Etablierten-Außenseiter-Figuration abbilden. Das grundlegende Fundament legt der Figurationsbegriff selbst, der das Zusammenkommen sozialer Art in kleinen wie großen Zusammenhängen als Beziehungsgeflecht versteht, aus dem sich weder Menschen noch Gruppen in Abhängigkeit ihrer Relevanz füreinander lösen können. Sie sind zu jeder Zeit mittel- oder unmittelbar aneinandergebunden, sodass jeder Akt, jede Handlung oder Bewegung in der jeweiligen Figuration sowohl Folge als auch Anstoß weiterer Akte und Bewegungen sind. Die so erzeugten Dynamiken zwischen den Beteiligten werden von Elias als Machtbalancen verstanden, die wiederum Kern einer jeden Figuration beziehungsweise interindividueller oder Gruppenverhältnisse sind. Elias’ Machtbegriff ist damit auch immer ein Beziehungsbegriff, indem Macht(-verteilung) durch Aushandlungen, Proben und Konflikte gekennzeichnet und ausgestaltet wird.
1. Etablierte und Außenseiter im Beziehungsgeflecht – die Figuration von Winston Parva
Eine besonders ausgeprägte ungleiche Machtbalance zeigt sich in der von Elias und Scotson Ende der 1950er Jahre untersuchten Gemeinde Winston Parva, die nicht nur ungleiche Chancen in (sozialer) Partizipation und Ressourcenzugang, sondern auch ungleiche Selbstwertbeziehungen in der Einwohner:innenschaft von Alteingesessenen und Neuhinzugekommenen nach sich zieht. Diese Diskrepanz knüpft sich in ihrer spezifischen Ausgeprägtheit an das entscheidende Moment des sozialen Alters als einziges Unterscheidungsmerkmal zwischen beiden Gruppen. Die damit einhergehende Kohäsion, die wiederum eine starke Sozialkontrolle einbegreift, kann als eine erste und bedeutende Machtquelle verstanden werden, die Etablierten-Außenseiter-Figurationen bedingt. Weitere Quellen, die einen Machterhalt begünstigen und damit über den Status des Etabliertseins oder Außenseiterdaseins entscheiden, liegen in der Monopolisierung relevanter Machtpositionen (politisch, ökonomisch, kulturell) und Stigmatisierungsanstrengungen. In Winston Parva können diese Machtquellen nicht nur erfolgreich von den Alteingesessenen verwertet und gesichert werden, sondern greifen angesichts des engen und konzentrierten Sozialraums auch stark ineinander. Der hohe Kohäsionsgrad befördert die Kontrolle und Sicherung von Machtpositionen für die eigenen Mitglieder, was wiederum zur Stärkung des Zusammenhalts und Selbstwerts beiträgt. In der Folge und im Vergleich zu den weniger mächtigen Hinzugekommenen sorgt dies für eine Erhöhung des Selbstwerts und Herausbildung des empfundenen Gruppencharismas als auch zugewiesener Gruppenschande. Die, aufgrund fehlender Machtquellen, bewiesene Geringerwertigkeit der Hinzugekommenen legitimiert nun erneut den Ausschluss von Machtpositionen und stärkt die soziale Kohäsion. Elias’ Konzept der Etablierten-Außenseiter-Figuration reicht in seiner Erklärungskraft von Phänomenen sozialer Ungleichheit weit über den Mikrokosmos Winston Parva hinaus. Nicht nur schärft sich unter Zuhilfenahme dieses Denkmodells der Blick für die ausgeprägte Verwobenheit, in denen sich Menschen wie Gruppen zueinander befinden. Auch ermöglicht Elias’ Begriff der Figuration ein grundlegendes Verständnis für das Werden dieser verschieden ausgeprägten Beziehungen. Sie sind Ergebnis vorausgehender sozialer, sich stetig wandelnder Prozesse und kennen weder Beginn noch Ende, sodass ihre Beschreibung immer nur einen Ausschnitt erfassen, aber nie erschöpfend sein kann. Damit befinden sich auch die den sozialen Figurationen inhärenten Machtbalancen in permanenter Bewegung, sie schlagen mal mehr, mal weniger, mal stärker zur einen, mal stärker zur anderen Seite aus. Ungleiche Machtbalancen konstituieren in der Folge nicht nur die Stärke oder Schwäche sozialer Gruppen in Figurationen, sondern sind gleichermaßen fähig, auch die Spezifik dieser Stärken oder Schwächen zu definieren; doch während die klassische Ungleichheitsforschung diese Spezifikationen als ursächlich begreift, sind sie nach Elias lediglich das Ergebnis von Machtdifferenzialen. Werden also vor diesem Hintergrund beispielsweise Migrationsphänomene in den
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Blick genommen, so ist schon zu Beginn der Betrachtung eine ungleiche Machtbalance gegeben, die sich am reinen Ortswechsel selbst festmacht, indem fremdes Terrain, ein fremder Sozialraum betreten wird, der in all seiner symbolischen Aufgeladenheit in den festen Händen der Alteingesessenen liegt. Problematisch wird es, wenn Elias’ Etablierten-Außenseiter-Figuration, die in ihrer Winston-Parva-Version eher ideal- denn realtypisch zu begreifen ist, auf komplexere Zusammenhänge trifft. Die Einbettung der Figuration in größere Gefüge, ihre Aufgliederung als auch Verflechtung verspricht zwar analytischen Gewinn, ist aber empirisch kaum zu bewerkstelligen, wenn beispielsweise Rollenwechsel zwischen Etablierten- und Außenseiterstatus gegeben sind. Darüber hinaus geht dem Aufeinandertreffen von Menschen wie Gruppen schon immer eine Geschichte voraus, die entweder bereits geteilt und in diese Figuration getragen wird, aber womöglich eine neue Erzählstruktur erhält, oder sich im Zuge der herausbildenden Figuration ergibt. Eine empirische Erfassung konkreter Figurationen benötigt dann grundsätzlich eine Grenzsetzung, was die Ausblendung einiger Ausschnitte ihres Werdens zur Folge hat. Elias’ theoretisches Postulat der immerwährenden Prozesshaftigkeit sozialer Phänomene beschneidet somit letztlich seine empirische Adaption. Daran schließt auch die Problematik seines grundlegenden Verflechtungsgedankens an, der in seiner Konsequenz kaum eine genauere Differenzierung zulässt. Selbst die verschiedenen Machtquellen, die angesichts ihrer jeweiligen Feldkondition – politisch/ökonomisch, sozial/kohäsiv, selbst- und fremdwertend – genügend Anlass zur analytischen wie empirischen Trennung bergen, unterliegen nach Elias einem grundsätzlichen Transformationscharakter, sodass ihre Identifikation in komplexeren Verhältnissen erneut nur einer Zustandsbeschreibung entsprechen.
2. Etablierten-Außenseiter-Beziehungen in Intergruppenverhältnissen
Mit dem Ziel dieser Arbeit, das theoretische Etablierten-Außenseiter-Modell in ein quantitativ-empirisches zu übersetzen und anhand vier potenzieller Außenseitergruppen für die deutsche Bevölkerung zu prüfen, ist auch ein recht klarer Leitfaden für einen Forschungsüberblick gegeben. Zweck der folgenden Seiten soll es folglich nicht sein, zahlreiche Referenzen ihrer selbst wegen anzuführen und Redundanzen zu erzeugen. Vielmehr geht es um die Nennung beispielhafter und vor allem empirischer Befunde, die sich sowohl der Adaption der Etablierten-AußenseiterFiguration als auch ihrer Weiterentwicklung im Rahmen der Migrationsforschung im Besonderen und sozialen Ungleichheitsforschung im Allgemeinen angenommen haben. Vor diesem Hintergrund werden einerseits Ideen und Erkenntnisse vor allem der deutschsprachigen Migrationsforschung herangezogen, ohne relevante Untersuchungen aus der internationalen auszuschließen. Angesichts des gesetzten Fokus auf Migrationsphänomene gilt es andererseits, diesbezüglichen Arbeiten einen besonderen Stellenwert einzuräumen. Doch auch hier können und sollen wesentliche Befunde, die sich mit anders gelagerten oder überschneidenden Kategorien beziehungsweise Kategorisierungen auseinandersetzen, genannt und fruchtbar gemacht werden. In Anbetracht des verbleibenden Komplexes und der vielzähligen Forschungsstränge konzentriert sich die Sichtung weiterhin auf jene Studien, welche die Perspektive der sogenannten deutschen Mehrheitsbevölkerung in den Blick nehmen, wie es auch in der vorliegenden Arbeit der Fall ist. Das heißt zugleich, ein nicht weniger relevantes Forschungsfeld, das die Perspektive migrierender Personen fokussiert, wird nicht näher referiert.1 Schließlich ist ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass die Auswahl der Untersuchungen zwar mit Randbemerkungen zu ihrem Gehalt und ihrer Relevanz für die vorliegende Arbeit versehen werden, ihre fundierte und kritische Diskussion jedoch dem Folgekapitel 3 vorbehalten bleibt, das die empirische Anschlussfähigkeit an ebendiesen Forschungsstand beinhaltet. 1
Beispielhaft seien hier einige herausstechende Arbeiten erwähnt: Gemende (2002), Juhasz und Mey (2003), Nohl et al. (2006), Behrensen und Westphal (2009) und Schittenhelm (2017).
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Elias’ Etablierte und Außenseiter
In einem ersten Schritt werden Arbeiten der Migrationsforschung vorgestellt, die entscheidende Impulse für die vorliegende Arbeit bieten (Kapitel 2.1). Neben makrotheoretischen Untersuchungen gehört dazu auch eine Reihe stadtsoziologischer Studien, die sich der Etablierten-Außenseiter-Figuration besonders häufig annehmen. Eine quantitativ-empirische Studie in der Schweiz, die auf die starke Dynamik der Zuweisung von Außenseiter-Rollen verweist, schließt das Kapitel. Zum Zweiten werden ausgewählte Befunde aus der allgemeinen soziologischen Ungleichheitsforschung referiert, die sowohl die Vielfältigkeit der Figuration aufzeigen als auch einige Schlüsselaspekte liefern, die für die anstehende Konzeptionierung von Gewinn sind (Kapitel 2.2). Eine komprimierte Zusammenfassung des Forschungsstands wird in Kapitel 2.3 geleistet.
2.1
Rezeptionen in der Migrationsforschung
Trotz der Vielzahl an Schauplätzen, an denen sich Etablierten-AußenseiterFigurationen identifizieren lassen, ist es vor allem das Verhältnis autochthoner Gesellschaften und immigrierter Personengruppen, das häufig beispielgebend für (empirische) Untersuchungen ist. Einerseits werden hier die für das Verständnis von Etablierten-Außenseiter-Figurationen besonders relevanten Studien vorgestellt, allen voran die makrotheoretischen Analysen von Korte (1984) und Bauböck (1993), die am Beispiel der wachsenden Migrationsgesellschaft Deutschland die Figuration nachzeichnen und potenzielle Erweiterungen vorschlagen. Andererseits werden Studien referiert, die mittelbar und unmittelbar an die vorliegende Arbeit anschlussfähig sind. Vor allem die stadtsoziologische Forschung trägt eine ganze Reihe von vielversprechenden Ergebnissen zusammen, wobei die Untersuchungen von Hüttermann (2000) sowie Kißler und Eckert (1992) besonders hervorstechen und detaillierter vorgestellt werden. Rommels Analyse (2016) der zurückliegenden Sarrazin-Debatte als auch die quantitativ-empirische Studie von HoffmannNowotny et al. (1997) zur Situation in der Schweiz schließen die Abhandlung zur Rezeption in der Migrationsforschung. Die Relevanz beider Arbeiten liegt zum einen in der Fokussierung auf eine argumentierte Nichtpassung von Muslim:innen und zum anderen in der festgestellten Dynamik beziehungsweise Verschiebung von zugewiesenen Außenseiterrollen. Korte (1984) leistet eine der ersten Analysen zur Ausländerfeindlichkeit in der Bundesrepublik, die eng an die Idee des Etablierten-Außenseiter-Konzepts geknüpft ist. Er beobachtet bereits in den frühen 1980er Jahren, dass mit dem Scheitern der sogenannten Gastarbeiter:innenpolitik der Konflikt zwischen autochthonen Deutschen und den nun bleibenden Migrant:innen um Positionen, Status und Raum an Dynamik gewinnt. Noch bis Mitte der 1970er Jahre profitieren deutsche Arbeitnehmer:innen von den deutlich schlechteren Beschäftigungsver-
2. Etablierten-Außenseiter-Beziehungen in Intergruppenverhältnissen
hältnissen für die angeworbenen Arbeitskräfte aus dem Ausland; Aufstiegschancen in den eigenen Betrieben nahmen zu, Berufswechsel in einkommensstärkere Sparten wurden möglich und Beschäftigungsrisiken reduziert. Doch der Anwerbestopp als auch die bereits große Zahl an »stationär gewordenen […] ausländischen« (ebd.: 263) Arbeitskräften markieren für Korte den Wendepunkt des bis dahin klar geregelten Gespanns von Gast- und Gastgeberrolle. Gelang es zuvor noch, den ausländischen Arbeitnehmer:innen aufgrund ihres Gaststatus ›zu Recht‹ Rechte vorzuenthalten, wachsen nun deren Ansprüche. Sowohl auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt wie in Bildungseinrichtungen und im Sozialgefüge machen sich ihre Versuche bemerkbar, sich vom Außenseiterstatus zu emanzipieren. Während die bis dahin geltende Rechtsstellung den allgemeinen Vorrang der autochthonen Deutschen schützt und das starke Machtungleichgewicht entscheidend prägt, drängen die ›Neuen‹ vermehrt auf formale und informale Teilhabe; sei es ihre direkte Repräsentanz in Betriebsräten und die Gleichstellung der Angestelltenverhältnisse, in denen sie zunehmend zum Stamm- statt nur zum Hilfspersonal gehören; sei es der Bezug ›guter Wohnlagen‹, um die nun nicht mehr nur untereinander, sondern auch mit den länger ansässigen und besser situierten Ausländer:innen konkurriert wird; oder schließlich die sich aufdrängende Verabschiedung von »deutschen ›Regelklassen‹« (ebd.: 266), die spätestens mit der zweiten Gastarbeiter:innengeneration nur noch schwer aufrechtzuerhalten sind. So stellt Korte dann auch fest: »Die Unterschichtung des unteren Teils der sozialen Rangskala der deutschen Bevölkerung durch Ausländer funktioniert[e] nicht mehr durchgehend; d.h., die Vorstellung, daß die Ausländer immer die unterste soziale Position einnehmen, was bis Mitte der siebziger Jahre ganz eindeutig war, baut sich heute ab« (ebd.: 264). Dennoch oder gerade deswegen sind Gastarbeiter:innen in dieser Zeit mit einer ganzen Reihe an Ausschlussversuchen von Seiten autochthoner Deutscher konfrontiert, die über ihre Machtpositionen vor allem soziale Aufstiege und politische Teilhabe zu verhindern versuchen. Daneben identifiziert Korte auch die Selbstvergewisserung der eigenen Höherwertigkeit, die sich an Leistung, Stand und Normen orientiert, deren Erreichung für Ausländer:innen für unmöglich erklärt wird, woran sich im gleichen Zuge der Vorwurf knüpft, sie würden dies gar nicht erst wollen. Und »die Hoffnung, daß sie es nicht können, wird umformuliert in die Behauptung: die können das nicht« (ebd.: 275). Allerdings behält sich Korte vor, eine grundlegende wie zwangsläufige Verschiebung der damaligen Machtverhältnisse zwischen deutscher Bevölkerung und Migrant:innen zu prognostizieren. Stattdessen spekuliert er auf die kommenden Einwanderungsgenerationen, die das bisherige Ungleichgewicht ins Wanken bringen werden können und wollen (vgl. ebd.: 277).
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Eine ähnliche Perspektive, die weniger fallbezogen, sondern makrotheoretisch vorgeht und die Etablierten-Außenseiter-Figuration in einen nationalstaatlichen Kontext übersetzt, nimmt Bauböck (1993) ein. Ein vielversprechender Aspekt findet sich in der Kritik am vernachlässigten Raumkonzept in der Figuration (siehe auch Kapitel 1.3.1), um dessen Integration sich Bauböck bemüht. Für ihn stellt die territoriale Trennung der beiden Gruppen in Winston Parva nicht nur ein wesentliches Moment der Abgrenzung der Etablierten von den Außenseitern dar, sondern befördert auch den eigentlichen Kohäsionsgrad, indem die Interaktionsketten zwischen den Gruppen limitiert werden. Der Einbezug des Raums als weitere Machtquelle macht es dann auch möglich, den Glauben an Territorial-, aber auch Abstammungsgemeinschaften2 , wie er heute gepflegt wird, zu begreifen: Statt des faktischen sozialen Alters im lokalen Mikrokontext wird ein solches auf (nationalstaatlicher) Makroebene als nationale Identität imaginiert. Der begrenzte und fassbare Gemeinderaum, der die Grenzziehung zwischen den Alteingesessenen und den Hinzugekommenen auch de facto markierte, findet seine heutige Übersetzung hingegen in einem »durch historische Ansprüche legitimierte[n] nationale[n] Gebietsanspruch« (Bauböck 1993: 152). Der Normen- und Wertekanon erfährt nach Bauböck hingegen eine normative Aufladung im nationalstaatlichen Kontext, indem »Bekenntnis und willentliche Anpassung an vorgegebene Standards des Denkens und Verhaltens« (ebd.) zur Bedingung nationaler Zugehörigkeit erklärt werden.3 Im Anschluss an die bereits von Korte erwähnte ›Rechtssicherheit‹ ungleicher Machtbalancen erkennt Bauböck darüber hinaus in der spezifischen Zuerkennung von Bürgerrechten, die zur Ressourcenpartizipation berechtigt, die formale Absage an jedwede Außenseiterstatus. Allerdings orientiert sich die Distribution von Ressourcen nicht am Individualrecht, sondern stützt sich auf das Arrangement kollektiver Rechte; das heißt, »[s]elbst jene […], welche formell gleiche individuelle Rechte genießen, bleiben in ihrem Status als Bürger diskriminiert, wenn sie als Sprachgruppe, religiöse Minderheit oder am Arbeits- und Wohnungsmarkt kollektiv benachteiligt werden« (ebd.: 155). Sofern dies dann auch (staatliche) Legitimation erfährt, indem Nationalverständnisse auf Ideen der Herkunft und/oder Kultur
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Die ursprüngliche Idee solcher imaginierten Gemeinschaften geht auf Anderson (1983) zurück. In diesem Zusammenspiel von Identität, Territorium und Wertesystem sieht Bauböck die Erklärung für die stärkeren Konflikte zwischen beispielsweise autochthonen Deutschen und jenen mit türkischer Migrationsbiographie und den weniger starken zwischen Ersteren und sogenannten Russlanddeutschen. Wenngleich Letztere ebenfalls unter der klassischen Einwanderungskategorie subsumiert werden, wird ihnen dennoch zugeschrieben, »Teil einer deutschen Geschichts- und Kulturgemeinschaft« (Bauböck 1993: 151) zu sein; ein entscheidender ›Vorteil‹, den (ehemals) türkische Einwander:innen trotz ihrer jahrzehntelangen Ansässigkeit und Partizipation niemals erlangen werden können.
2. Etablierten-Außenseiter-Beziehungen in Intergruppenverhältnissen
fußen, lässt sich das Verhältnis von Mehrheiten und (in diesem Fall ethnischen) Minderheiten als eines von Etablierten und Außenseitern begreifen.4 Besonders häufige Rezeption findet die Etablierten-Außenseiter-Figuration in der Stadtsoziologie. Dies ist angesichts der empirischen Ausgangslage nicht weiter verwunderlich, die genügend Anhaltspunkte für weiterführende Anwendungen bietet. Einige dieser Arbeiten werden im Folgenden in komprimierter Form, jene von Hüttermann (2000) sowie Kißler und Eckert (1992) dagegen ausführlicher vorgestellt, da sie trotz ihrer mikrosoziologischen Perspektive entscheidende Impulse für die vorliegende Arbeit liefern: Während Hüttermann die Idee des avancierenden Fremden einführt, der ehemals identitätsaffirmative Räume gefährdet und auf Seiten der Alteingesessenen für Empörung und Beschwerden sorgt, zeigen Kißler und Eckert die Vielschichtigkeit und Variabilität von Etablierten-AußenseiterFigurationen auf, die sich eng an Fremdheitskategorien zurückbinden lassen. Sowohl wahrgenommene Identifikationsverluste, die sich an der Raumaneignung durch Migrant:innen festmachen, als auch differierende Fremdheitsgrade, die den potenziellen Außenseitergruppen anhaften, stellen in dieser Arbeit bedeutende Aspekte dar. Hüttermann (2000) begegnet in seiner vielbeachteten Arbeit dem Duisburger Stadtteil Marxloh und zeigt mithilfe von teilnehmenden Beobachtungen und qualitativen Interviews auf, dass mit der Wahrscheinlichkeit eines Avancements des ›bleibenden Fremden‹ (Simmel 1992) auch der Grad der Unsicherheit der Alteingesessenen wächst. Er stellt eine Machtdiffusion auf Seiten der alteingesessenen Deutschen fest, die sich mit der aufstrebenden wie aufsteigenden türkischen Bevölkerung konfrontiert sehen: Diese versuchen nicht nur, »die [ihnen] zugedachten Außenseiterrollen […] partiell [zu] überwinden[, sondern auch] selbstverständlich vorausgesetzte Statusgrenzen […] und somit identitätsaffirmative Rangordnungen in Frage [zu] stellen« (Hüttermann 2000: 283; siehe auch: 275); und sie sind insofern erfolgreich, als sich das Statusgefüge im besagten Stadtteil umkehrt. In der Bewältigung alter und vorgesehener materieller Grenzen (beispielsweise Türk:innen avancieren zu Vermieter:innen) als auch in der zusätzlichen und/oder miteinander einhergehenden Neufiguration des öffentlichen Raumes (beispielsweise Geschäfte, 4
Dem Aspekt der Diskriminierung, der sich an der Vorenthaltung machtvoller ökonomischer Positionen zeigt, geht Loyal (2011) in seiner Arbeit über die Situation von Migrant:innen in Irland nach. Vor dem Hintergrund einer hohen Rate an »ethno-racial domination« (ebd.: 183) zeichnet er anhand von Metaanalysen und eigenen Studien nach, dass die Staatsangehörigkeit über die Platzierung auf dem irischen Arbeitsmarkt entscheidet. So stellt Loyal fest, dass eine große Zahl der Eingewanderten nicht nur deutlich überqualifiziert für ihren ausgeübten Beruf ist. Auch in Bewerbungsverfahren, in denen autochthone Ir:innen die Machtposition innehaben, sind sie massiver Diskriminierung ausgesetzt und werden in vielen Fällen von vorneherein von einer potenziellen Einstellung ausgeschlossen (vgl. auch: O’Connell und McGinnity 2008; McGinnity et al. 2009).
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Betriebe, allgemeine Sichtbarkeit) kippen die ungleichen Machtverhältnisse. Beides wird durch das in gleichem Zuge wachsende Selbstwertgefühl möglich, indem Stigmatisierungsversuche der ehemaligen Etablierten die zu Stigmatisierenden nicht mehr erreichen beziehungsweise deren alte Definitionsmacht nicht mehr geteilt und anerkannt wird. Beschwerden über delinquentes Verhalten oder Machtgebaren türkischer Jugendlicher in den Straßen, die als Anmaßung und Selbstüberschätzung wahrgenommen werden, dienen so höchstens noch der Selbstvergewisserung eigener Rechtschaffenheit nach innen, aber nicht mehr der Beschämung nach außen; die Zwillingsgegebenheit von Gruppencharisma und Gruppenschande ist folglich außer Kraft gesetzt. Hüttermann arbeitet damit in aller Deutlichkeit die Soziogenetik von Räumen heraus, die als Arenen geteilter Selbstverständlichkeiten und damit sowohl symbolisch wie materiell Identitäten stützen und abbilden können. In Duisburg Marxloh kam es in der Folge dann auch zu einer Auseinandersetzung um die Bedeutungshoheit im öffentlichen Raum: »Weil identitätsaffirmative Räume durch Zeichen mit dem materiellen Raumsubstrat verschränkt sind, überträgt sich die Knappheit physischer Räume auch auf sie. Identitätsaffirmative Räume sind aus diesem Grund Gegenstände von ›Ressourcenkonflikten‹.« (Ebd.: 501). Im besagten Stadtteil fällt dieser Konflikt zugunsten der türkischen Bevölkerung aus, die sich erfolgreich im Statusgefüge – anders als vorgesehen – positionieren konnte und ihre (zugeschriebene) Rolle als Außenseiter überwindet. Allerdings betont Hüttermann ausdrücklich die notwendige Unterscheidung der Ebenen, auf denen Etablierten-Außenseiter-Figurationen und ihre Bewegungen zu beobachten sind. So bleibt die Umwälzung bisheriger Machtverhältnisse in einem Stadtteil auch auf diesen beschränkt und zieht keinesfalls zwangsläufig eine ähnliche auf städtischer, geschweige denn auf gesamtgesellschaftlicher Ebene nach sich. In der Betrachtung von Etablierten-Außenseiter-Figurationen auf diesen Ebenen ist damit auch immer nur ein spezifischer Verflechtungszusammenhang in den Blick genommen, in den Menschen oder Gruppen integriert sind; von einer einfachen Übertragung ihres Etablierten- beziehungsweise Außenseiterstatus in der einen Figuration auf andere Beziehungsgeflechte darf dementsprechend nicht ausgegangen werden (vgl. ebd.: 502; siehe auch: Treibel 1993a; May 2001). 1992 zeigen Kißler und Eckert am Beispiel des Kölner Stadtteils Südstadt auf, dass sich selbst innerhalb eines Stadtteils nochmals verschiedene Grade und/oder Kontexte identifizieren lassen, in denen Etablierten-Außenseiter-Figurationen bestehen können. Dies gilt im Besonderen für oberflächlichere Annahmen zum Konfliktverhältnis von sogenannten einheimischen Deutschen und ausländischen Außenseitern, die tatsächliche und entscheidende Etablierten-AußenseiterSubfigurationen verdecken. In ihrer figurationssoziologisch angelegten Studie untersuchen Kißler und Eckert zum einen die Herausbildung eines nochmals separierten Viertels innerhalb des Stadtteils und zum anderen Subfigurationen im gesamten Stadtteil, die sich gemäß von Selbst- und Fremdbeschreibungen
2. Etablierten-Außenseiter-Beziehungen in Intergruppenverhältnissen
identifizieren ließen. In welcher Komplexität sich eine Vielzahl an Figurationen zueinander verhält, wann und unter welchen Umständen es zur jeweiligen Neuformation kommt und wie jede Konstellation seine grundlegende Prägung durch das soziale Alter erhält, kann in der Studie eindrücklich aufgezeigt werden. So lässt sich erstens eine relevante Etablierten-Außenseiter-Figuration identifizieren, die sich an der reinen Ansässigkeitsdauer misst und quer zu jedem Migrationskontext stellt. In dieser stehen sich ein von Alteingesessenen geprägtes traditionelleres Quartier mit kölnischer Selbstdefinition und die sogenannte alternative Südstadt, von Hinzugezogenen dominiert, gegenüber. In beide ›Gruppen‹ ist die italienische Bevölkerung dicht eingeflochten und unterhält enge wie vielfältige Beziehungen zu Deutschen ohne Migrationsbiographie. Eine andere Figuration findet sich hingegen für die Konstellation von im Besonderen türkischen und deutschen Einwohner:innen ohne Migrationsgeschichte aus dem kölnischen Quartier, die durch eine ausgesprochen starke Konzentration auf die eigene ethnische Community und fehlende Anerkennung gekennzeichnet ist.5 Während Einwohner:innen der alternativen Südstadt die Anwesenheit von Türk:innen als »attraktive Kulisse […] für den präferierten alternativ-urbanen Lebensstil« (Kißler und Eckert 1992: 466) empfinden, bewerten die kölnischen Deutschen die Heterogenität kritisch, die sich kaum an Italiener:innen, sondern fast ausschließlich an der türkischen Bevölkerung misst: »Sie nehmen ›die anderen‹ als ins vertraute Viertel eindringende Immigranten und Randgruppen wahr« (ebd.: 465). In der Folge kann kaum von einem deutsch-ausländischen Konfliktverhältnis ausgegangen werden, sondern höchstens von einem zwischen alteingesessenen Kölner:innen ohne Migrationsbiographie und Türk:innen, von dem sowohl Italiener:innen als auch der jüngere, alternative Bevölkerungsteil ausgenommen sind. In einem zweiten Strang wird eine solche ethnische Orientierung wiederum überlagert vom Verhältnis zwischen Alteingesessenen und Alternativen, in das sowohl die türkische als auch die italienische Bevölkerung eingefasst ist. Kißler und Eckert vergeben aus der Perspektive der traditionellen Kölner:innen schließlich Fremdheitskategorien, innerhalb derer Türk:innen die ›fremdeste‹ Gruppe darstellen und eindeutig als Ausländer:innen identifiziert werden. Demgegenüber haftet den Italiener:innen kaum noch ein Fremdheitsmoment an, sie werden vielmehr als ausländische Inländer:innen wahrgenommen, wohingegen die Bewohner:innen der alternativen Südstadt »aufgrund ihrer Fremdheit als inländische Ausländer betrachtet werden« (ebd.: 466). Eine weitere figurationssoziologische Perspektive wirft beispielsweise Ceylan (2012; 2017) auf den Duisburger Stadtteil Hochfeld, nimmt dabei jedoch die Span5
Dies umgreift jedoch nicht die gesamte türkische Einwohner:innenschaft, sondern zeigt sich stark altersabhängig. Während jüngere die Südstadt als ihre Heimat begreifen, empfinden sich ältere Türk:innen als bleibend fremd (vgl. Kißler und Eckert 1992: 466).
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Elias’ Etablierte und Außenseiter
nungen zwischen verschiedenen türkisch-stämmigen Gruppen und türkisch-sprachigen Roma in den Blick. Koşan (2012) konzentriert sich in seiner Dissertation auf die interkulturelle Kommunikationskultur und -struktur, die zwischen Einwohner:innen ohne jede Migrationsbiographie und jenen mit türkischer Migrationsgeschichte in der Dortmunder Nordstadt geteilt werden. Ein erwähnenswerter Befund liegt in der durch die Wohndauer bestimmten Häufigkeit und Intensität der Kommunikation unter- und miteinander, die bei kürzerer Ansässigkeit jeweils ausgeprägter sind. Daran schließt an, dass es weniger eine wahrgenommene Kulturdifferenz ist, welche die (Nicht-)Aufnahme von Kommunikation begründet, sondern vielmehr sozioökonomische Faktoren, soziale wie spezifische Bildungskontexte sind, die eine Alltagskommunikation entstehen lassen oder nicht.6 Am Beispiel des Mannheimer Stadtteils Hochstätt zeichnet Zifonun (2010) nach, wie das Fehlen gemeinsamer symbolischer Räume als Arenen der Aushandlung des Statusgefüges zugunsten spezifischer Gruppen ausfallen kann. In Hochstätt ›profitiert‹ der türkische Bevölkerungsteil, indem ihre intensive Selbstorganisation sowohl nach innen in Form von geschlossenen Communitys als auch nach außen durch selbst gewonnene und freiwillige Teilhabeformen (hier am lokalen Fußballmilieu) funktional für das eigene und positive Selbstverständnis sind. An dieser widerstandsfähigen Selbstcharismatisierung scheitert dann nicht nur die Anerkennung des von außen zugeschriebenen Stigmas, ›ihr‹ Stadtteil sei asozial, sondern die Bindung ans Quartier wird vielmehr »zum Wert an sich« (ebd.: 320). Auch wenn die Auszüge aus den vorangehenden Arbeiten es nahelegen, ist einmal mehr zu betonen, dass lokale und/oder regionale Räume nur ein beispielhafter Schauplatz, aber keine Bedingung für die Untersuchung von Etablierten-Außenseiter-Figurationen sind. Selbst die klassische Anwendung auf das mehr oder weniger direkte Verhältnis von Autochthonen und Allochthonen stellt nur eine Perspektive im Rahmen der Migrationsforschung unter vielen dar. Sowohl institutionelle und staatliche Ebenen einerseits als auch verschiedene Standards und Normgerüste in grenzüberschreitenden Vergleichen andererseits, die Traditionen und diesbezügliche Abweichungen proklamieren, können mithilfe der Etablierten-Außenseiter-Figuration betrachtet werden. So versprechen beispielsweise demokratische Systeme nicht per se eine Gleichheit für alle, was den Zugang zu und Teilhabe an Machtquellen und dementsprechenden Positionen betrifft, wie es schon bei Bauböck erwähnt und von Rommel (2016; siehe auch: Koppetsch 2017; Alikhani und Rommel 2018) am Beispiel der Sarrazin-Debatte herausgearbeitet wird. Die im Jahr 2010 initiierte Debatte über die angebliche Unmöglichkeit des friedlichen Zusammenlebens zwischen 6
Einen ganzheitlicheren Blick auf das sozialräumliche Gefüge in der Nordstadt richten unter anderem May (2001), Caesperlein und Gliemann (2003) sowie Gliemann und Caesperlein (2009).
2. Etablierten-Außenseiter-Beziehungen in Intergruppenverhältnissen
(christlichen) Deutschen und (deutschen) Muslim:innen lässt sich als Postulat eines deutschen Gruppencharismas gegenüber Muslim:innen begreifen, die schlicht nicht in die deutsche Gesellschaft passen. Nach Rommel sind Sarrazins Thesen Ausdruck einer behaupteten Überlegenheit, die sich in der klaren Unterscheidung zwischen einem demokratischen, christlichen und modernen Deutschland (Gruppencharisma) und den fundamentalistischen, unzivilisierten und kriminellen Muslim:innen (Gruppenschande) begründen. Die Autorin führt die kulturalistische Debatte auf die Formel der Etablierten-Außenseiter-Figuration zurück: Stigmatisierung auf Basis zugeschriebener und objektivierter Merkmale, Homogenisierung der ›feindlichen‹ Gruppe durch das Pars-pro-Toto-Prinzip und eine attestierte Unterlegenheit.7 Schließlich sollen die Arbeiten von Hoffmann-Nowotny und seinen Kolleg:innen (1973; 1997; 2001) Erwähnung finden, die für den Schweizer Raum relevante Befunde liefern. So können die Autor:innen am Beispiel der ehemaligen Gastarbeiter:innengenerationen und späteren Zuwanderungsgruppen, die nicht mehr unter diesem politischen Begriff subsumiert werden, zeigen, dass diese sich gewissermaßen in ihrem zugewiesenen Außenseiterstatus ablösen beziehungsweise ersetzen. Insbesondere eine Replikationsstudie, welche die Einstellungen von autochthonen Schweizer:innen, genauer: männlicher Züricher Einwohner, gegenüber einer Reihe ausländischer Gruppen der Jahre 1969 und 1995 in den Trendvergleich stellt, ist bemerkenswert (vgl. Hoffmann-Nowotny et al. 1997; Stolz 2001). Sie stellen fest, dass sich die Beziehung zu Italiener:innen, die in der Schweiz die mit Abstand größte Gastarbeiter:innengruppe stellten und 1969 noch auf starke Ablehnung stießen, »spektakulär« (Stolz 2001: 49) verändert hat.8 Soziale Distanzierungsversuche (Verein, Nachbarschaft, Kollegium, Familie) haben im Vergleich deutlich abgenommen.9 Auch werden die zugeschriebenen (Kollektiv-)Eigenschaften der ita7
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Zur Identifikation von Etablierten-Außenseiter-Figurationen im weltgesellschaftlichen Staatensystem empfiehlt sich besonders Treibel (1993a; 2008a); am Beispiel der Pariser Anschläge von 2015 betrachtet Dunning (2016) die ›westlichen Entwürfe‹ von ›dschihadistischen Terroristen‹. Für beide Jahre liegen die Daten von 473 Männern im Alter von 18 bis 65 Jahren vor, die in Zürich wohnen und ohne Hochschulausbildung sind. Dafür, dass der Vergleich ausschließlich auf männlichen Befragten und diesen Bildungsgraden beruht, werden »Kostengründ[e] und zeithistorisch[e] Gründ[e]« (Stolz 2001: 35) angeführt. Auch weitere Parameter zur Gewährleistung einer sauberen Replikation wurden beachtet: Es ist erneut eine einfache Zufallsauswahl, die Erhebung wurde an derselben Institution verantwortet, Soziologiestudierende führten die Interviews durch und schließlich blieben die zu replizierenden Fragen unverändert (vgl. ebd.). Die stärkste Reduzierung findet sich in Bezug auf eine potenzielle Familienerweiterung. »Wäre es Ihnen gleich, oder wäre es Ihnen nicht gleich, wenn [die] Tochter einen italienischen Gastarbeiter heiraten würde« (ebd.: 51); 1969 meint noch mehr als die Hälfte der Befragten (56.3 %), es wäre ihnen »nicht gleich«, 1995 sind es 7.6 Prozent.
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lienischen Bevölkerungsgruppe nicht nur sehr viel positiver eingeschätzt, sondern stimmen nach Meinung der Befragten auch zunehmend mit jenen der Schweizer Bevölkerung überein.10 Daran schließt der Befund an, dass im Vergleich zu weiteren Nationalitäten die italienische Einwanderungsgruppe deutlich an Sympathie unter den Befragten gewonnen hat.11 In dieser Bewertung werden darüber hinaus kulturelle Nähen und Distanzen ausgemacht: Westeuropäische Nationalitäten »werden als sympathischer empfunden als nicht-westeuropäische wie etwa Türken oder Tamilen« (ebd.: 55). Vor diesem Hintergrund wird geschlussfolgert, dass tendenziell zwischen sogenannten Ingroup- und Outgroupausländer:innen zu unterscheiden ist, die sich entlang ihrer Position im Statusgefüge, der Sympathierate wie wahrgenommenen Fremdheit einordnen lassen und dementsprechend auch das Potenzial ihrer Verschiebung bergen. Gestützt wird dies durch einen weiteren Befund, der für 1995 festhält, dass negative Einstellungen gegenüber ausländischen Personen im Allgemeinen vor allem für nichtwesteuropäische Gruppen zutreffen. Daran machen Hoffman-Nowotny und Kolleg:innen eine klare Verschiebung dessen fest, wer beziehungsweise welche Gruppen von den Befragten unter dem Ausländerbegriff subsumiert werden: Es sind nicht mehr die (ehemaligen) starken Gastarbeiter:innennationen Italien und Spanien, sondern vielmehr ›fremde‹ außereuropäische Gruppen.12
2.2
Schlüsselrezeptionen in der sozialen Ungleichheitsforschung
Die folgende Ergänzung wesentlicher Befunde der sozialen Ungleichheitsforschung dient der Erweiterung und zugleich Verengung des Schwerpunkts der vorliegenden Arbeit: Ihre anderweitige oder gar fehlende Merkmalskonzentration im Vergleich zu signifikanten Aspekten wie Kultur, Ethnie und Ähnlichem birgt das Potenzial, weitere oder überlagerte Mechanismen aufzudecken. Die Kenntnis solcher Mechanismen kann wiederum dazu beitragen, die (quantitativ-)empirische Erfassung des Etablierten-Außenseiter-Modells noch stichhaltiger und exakter zu gestalten. Eine Vielzahl an Arbeiten hat in ihrer Anwendung der Etablierten-Außenseiter-Figuration hinreichend dargelegt, dass sich ausgemachte
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Dies zeigt sich beispielsweise in Bezug auf Fleiß, Ordentlichkeit oder Ehrlichkeit und Friedlichkeit (vgl. ebd.: 52ff.). Die Ergebnisse erfahren hier insofern eine Einschränkung, als 1969 darum gebeten wurde, eine Reihe von ausländischen Gruppen in eine Rangfolge zu bringen, die sich an der bevorzugten beziehungsweise weniger bevorzugten Zusammenarbeit am Arbeitsplatz orientierte. Im Jahr 1995 wurde jeweils getrennt die reine Sympathie beziehungsweise Antipathie gegenüber ausländischen Gruppen erfragt (vgl. ebd.: 55). Ähnliche Dynamiken kann Lacassagne (2016) am Beispiel Kanadas aufzeigen.
2. Etablierten-Außenseiter-Beziehungen in Intergruppenverhältnissen
Feindseligkeiten und Ressentiments gegen spezifische Gruppen in Form und Intensität unterscheiden können, in ihrer Struktur jedoch derselben Funktionalität unterliegen, wie sie Elias am Beispiel Winston Parvas ausgearbeitet hat. Über die Verortung dieser Arbeiten in die soziale Ungleichheitsforschung ließe sich angesichts ihrer jeweils gesetzten Themenschwerpunkte zwar vermutlich streiten. Allerdings, und dies ist die präferierte Lesart, entsprechen die nachstehenden Untersuchungen entweder in ihrem Ergebnis oder aber spätestens in ihrer Konsequenz denen sozialer Ungleichheiten, die sich in den verschiedenen Mechanismen des sozialen Ein- und Ausschlusses begründen. Ein Feld, in dem sich das Figurationskonzept besonders durchgesetzt hat, ist jenes der (soziologischen) Geschlechterforschung, was sicherlich auch auf den Umstand zurückzuführen ist, dass Elias selbst einige Anwendungen in seinen eigenen Arbeiten vorgenommen hat (1984; 1986; 1987). Die vorzustellenden Untersuchungen besprechen dabei einerseits den interessanten Aspekt der Harmonie von ungleichen Machtbalancen und andererseits jenen der nötigen Relevanz der Etablierten und Außenseiter füreinander; beide erweisen sich für die Betrachtung potenzieller Außenseitergruppen als überaus vielversprechend. Zwei weitere Studien von Braun und Bozoyan (2014) sowie Koppetsch (2017) stellen das von Etablierten gefürchtete Potenzial heraus, selbst zu Außenseitern werden zu können. Die Figuration wird nicht nur bei Koppetsch um den relevanten Dritten nach Simmel ergänzt, sondern unter anderem auch bei Neckel (1997) identifiziert, dessen Arbeit ebenfalls referiert werden soll. Die Ergebnisse einer niederländischen und einer britischen Untersuchung zeigen weiterhin eindringlich auf, wie sich einerseits trotz des Fehlens bedeutender Machtquellen EtabliertenAußenseiter-Figurationen durchsetzen können und andererseits das Monopol auf ebendiese Ungerechtigkeiten beziehungsweise Ungleichheiten legitimiert. Abschließend soll auf das Forschungsprojekt Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit Bezug genommen werden, dessen quantitativ-empirische Erfassung sogenannter Etabliertenvorrechte richtungsweisend für die hier angestrebte Modellierung ist. Den besonderen Fokus auf Geschlechterfigurationen legt Elias bereits selbst in seiner späteren Forschung, in der er nach ungleichen Machtverhältnissen in dieser Beziehung fragt (1984; 1986: 1987; für einen Überblick siehe: Hammer 1997; Klein und Liebsch 2001). Ihre umfassende Abhängigkeit, insbesondere der biologische Antagonismus und die stetige Aufeinandergerichtetheit in Interaktionen, macht es seiner Ansicht nach unmöglich, über Männer und/oder Männlichkeit zu sprechen, ohne Frauen und/oder Weiblichkeit einzubeziehen. In dieser Hinsicht argumentiert Elias, dass das eigentliche Ziel der vollständigen Exklusion von potenziellen Außenseitern aufgrund der einfachen Tatsache des Fortbestehens der Gesellschaft nicht erreicht werden kann. Die Versuche der Befreiung von der traditionellen und langanhaltenden Außenseiterposition, gegen die sich Frauen stellen, sind nicht nur ein Kampf gegen männliche Dominanz, sondern auch ein Kampf gegen ihre eige-
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Elias’ Etablierte und Außenseiter
nen (traditionellen) Selbstvorstellungen. Hier weist Elias dann auch auf die mögliche Ungleichzeitigkeit von Persönlichkeit und gesellschaftlichen Strukturen hin. Trotzdem sich Veränderungen in der Machtbalance zugunsten der machtschwächeren Gruppe ergeben können, ist es möglich, dass an alten Ungleichgewichten festgehalten wird, da sich diese fest in die Persönlichkeitsstrukturen eingeschrieben haben (Elias 1997a; 1997b).13 Dies kann erklären, warum sowohl Männer als auch Frauen dazu neigen, Frauen zu diskriminieren und Geschlechtergleichheit und Gleichwertigkeit abzulehnen (Elias 1986; 1987). Schon Ende der 1980er Jahre legen beispielsweise van Stolk und Wouters dar, wie sich das Etablierten-Außenseiter-Konzept auf Geschlechterfragen beziehen lässt. In ihren Arbeiten zur Gewalt gegen Frauen (1987a; vgl. auch: Wouters 1997) und Homosexuelle (1987b) zeigen sie auf, wie stark eine fehlende Kohäsion mit Defiziten im Selbstwert einhergeht. Insbesondere die von Elias an anderer Stelle ausführlich besprochenen Strukturen in Persönlichkeit und Gesellschaft in ihrer häufigen Ungleichzeitigkeit ließen sich in den tief eingeschriebenen Mustern und Erwartungshaltungen, die an das jeweilige Geschlecht gestellt werden, identifizieren (Elias 1997a). Im Zuge des wachsenden Emanzipationsbestrebens von Frauen gerät die bisher geregelte und ›harmonische‹ ungleiche Machtbalance ins Wanken, wobei die Durchsetzung ihres Gleichgewichts – im figuralen Sinne – auch oder gerade von den weiteren Beteiligten, Männern, maßgeblich abhängt. So hält Treibel beispielsweise fest, dass sich zwar die »Figurationsideale von Männern und Frauen […] geändert [hätten], die Figurationen selbst jedoch weniger« (1997: 331).14 Die Durchsetzung besserer Positionen beziehungsweise der Versuch, sich vom Außenseiterstatus zu lösen, gestaltet sich für Homosexuelle nach Meinung der Autoren sehr viel schwieriger: »Homosexuals as a group have no particular social task, and therefore have no social power source at their disposal. They can and do organize themselves but […] have no obvious means of exerting pressure« (van Stolk and Wouters 1987b: 483). Das heißt, solange sich Etablierte und Außenseiter nicht wirklich benötigen, in ihrer gemeinsamen Figuration nicht von Nutzen füreinander sind, solange bleiben sie auch frei jeden Doppelbinders. Die ungleiche Machtverteilung bleibt dementsprechend bestehen, wird von van Stolk und Wouters aber als ›harmonische Ungleichheit‹ begriffen, die nur wenig Konfliktpotenzial birgt (vgl. ebd.: 484f.). Jüngere Arbeiten, die sich dem Geschlechterverhältnis widmen, gehen vor allem den anhaltenden Machtungleichheiten am Arbeitsmarkt nach. So konzentriert sich beispielsweise Ernst (1999; 2000) bei ihrer Anwendung des Etablierten-Außenseiter-Modells auf öffentliche
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Eine aktuellere Interpretation im Kontext der Ehe bietet Ernst (1996; 1997). Siehe auch Wouters (2004; 2007), der sich der Entwicklung und Wandlung von ›BenimmRegimen‹ zwischen den Geschlechtern widmet, und Kunze (2005), der einen historischen Abriss der Machtbalancen in Deutschland seit 1945 leistet.
2. Etablierten-Außenseiter-Beziehungen in Intergruppenverhältnissen
wie wissenschaftliche Diskurse, die Frauen in Führungspositionen behandeln und einen ›weiblichen Führungsstil‹ behaupten. Barzantny (2008) verengt den Rahmen nochmals und fokussiert das ›Fallbeispiel‹ Universität und deren Bemühungen, mithilfe von Mentoringprogrammen das Machtgefälle im Allgemeinen zu reduzieren als auch eine weibliche Karriereförderung im Besonderen zu forcieren. Die Erwerbstätigkeit von Frauen dient schließlich auch Gerhard (2003) als Ausgangspunkt, die nach Veränderungen von Familienbildern und den dementsprechenden Geschlechterarrangements seit 1900 fragt.15 Eine gänzlich anders gelagerte Untersuchung, was das signifikante Unterscheidungsmerkmal betrifft, bieten Braun und Bozoyan (2014). Denn das, was die Autor:innen am Beispiel übergewichtiger und adipöser Menschen aufzeigen, ist die ständige Sorge der Etablierteren, selbst zu Außenseitern werden zu können. Sie zeichnen die wesentlichen Mechanismen in der Figuration etablierter Normalgewichtiger und übergewichtiger Außenseiter nach: das Gefühl der Überlegenheit unter den Normalgewichtigen; die Klärung der Schuldfrage, indem Menschen mit Übergewicht in der Selbstverantwortung stehen, was wiederum ihren zugewiesenen Außenseiterstatus legitimiert; die Verwendung von abfälligen Namen; eine starke Selbstkontrolle sowie ein klarer Konformitätsgedanke, der sich in Form von stetigen Gewichtskontrollen zeigt, um die Grenzen des Normalgewichts und damit jene des selbst behaupteten Etabliertenstatus nicht zu überschreiten. Eine ähnliche Perspektive diskutiert Koppetsch (2017) unter der Frage Aufstand der Etablierten? Wenngleich hier die rechtspopulistische Mobilisierung im Kontext sich wandelnder Ungleichheitsordnungen im Fokus steht, arbeitet die Autorin heraus, dass es insbesondere die Angst vor beziehungsweise Wahrnehmung von Statusverlusten ist, die den Rechtspopulismus haben erstarken lassen. Dessen Angebot, »die Wiederaufrichtung des Selbstwertgefühls und die Rehabilitierung von abgewerteten Weltsichten und Modi der Welterfahrung« (ebd.: 3), richtet sich dann auch weniger an die bereits sogenannten Abgehängten, sondern an jene, »die noch etwas zu verlieren haben« (ebd.: 10). Das politische Establishment, an das sich (rechtspopulistische) Appelle wie Vorwürfe gleichermaßen wenden, wird von Koppetsch als relevanter Dritter (Simmel 1992) eingeführt. Aus Perspektive der Etablierten bestände seine Aufgabe darin, ebendiese in ihrem Status und die vertraute Ordnung zu schützen statt sie zu verraten, indem den ausgemachten Außenseitern (beispielsweise Muslim:innen, Geflüchteten, Frauen usw.) ›die Hand gereicht wird‹. Die Figur des Dritten identifizierte auch schon Neckel (1997) in seiner Prozessanalyse zur deutschen Wiedervereinigung. Er zeichnet die vollständige, allerdings zeitlich begrenzte Umkehr der Etablierten-Außenseiter-Figuration am Beispiel politischer Führungspersonen und Bürgerrechtler:innen in der DDR nach, die jedoch 15
Ähnlich dazu äußert sich Waterstradt (2015), die einen sozialhistorischen Blick auf die Entwicklung von Elternschaft legt.
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erst durch äußere Einflussfaktoren – die westdeutsche Politik als Auftritt von Dritten – möglich wird. Einerseits war diese Figuration jedoch nicht von Dauer und beschränkte sich auf die laufende Institutionalisierungs- und Transformationsphase der Wiedervereinigung. Andererseits legt eine Zahl weiterer Arbeiten (vgl. u.a. Treibel 1993b; Stenger 1998; Mansel und Kaletta 2009; Klein, Küpper und Zick 2009) nahe, dass die Figuration, welche die hier Beteiligten miteinander bilden, eine gänzlich neue Aufstellung erhält: Ostdeutsche begreifen sich häufig als Verlierer:innen der Wende, begeben sich selbst in die Rolle der Außenseiter und verspüren eine allgemeine Machtlosigkeit gegenüber etablierteren Westdeutschen. Am Beispiel einer niederländischen Gemeinde halten schließlich auch Hogenstijn, van Middelkoop und Terlouw (2008) in der lokalen Figuration nicht nur Machtverschiebungen fest, sondern identifizieren eine weitere, eine dritte Personengruppe, die sie als lokal indifferent bezeichnen. Sie kann sowohl Teil der sogenannten Einheimischen als auch Teil der Neuhinzugekommenen sein, verfügt jedoch über stark individualisierte Netzwerke, die nicht ortsgebunden sind; was stark an die Oberklasse im ersten Bezirk Winston Parvas erinnert. Allerdings stellt diese Gruppe eine bedeutende Machtquelle dar, sofern Versuche ihrer Mobilisierung für die eine oder andere Gruppe erfolgreich sind.16 Die Relevanz zweier weiterer Arbeiten liegt darin, einerseits das Verständnis für die Variabilität von Etablierten-Außenseiter-Figurationen zu schärfen und andererseits interessante Impulse für die Einordnung des späteren Modells zu bieten. Während Scott, Carrington und McIntosch (2012) nämlich den Umstand beleuchten, dass die Bedeutung von Machtquellen auch in Abhängigkeit der Bewertung der Außenseiter steht, arbeitet Lake (2011) heraus, wie ebensolche Quellen der Macht von den Etablierten selbst willkürlich genutzt werden können, sofern ihr Monopol gesichert ist und ihre gegenseitige Kontrolle ausreicht. In der Studie, die Scott, Carrington und McIntosch (2012) in einer australischen Minengemeinde durchgeführt haben, stellt sich heraus, dass auch hier – wie in Winston Parva – das soziale Alter ein entscheidendes Moment in der vorgefundenen Etablierten-Außenseiter-Beziehung ist. Neue Arbeiter:innen kommen aus den umliegenden Städten für mehrere Monate in die Gemeinde und werden von Beginn an von den dort Ansässigen geschnitten. Neben Parallelen zum Schimpfklatsch über den enormen Alkoholkonsum und fehlendes beziehungsweise falsches 16
Dies steht ganz im Sinne Simmels, der die Macht der Figur des Dritten zwischen Über- und Untergeordneten – oder in Elias’ Worten, zwischen Etablierten und Außenseitern – hervorhebt: »Kurz, die soziologische Situation zwischen dem Über- und dem Untergeordneten ist absolut geändert, sobald das dritte Element hinzukommt; statt der Solidarität liegt nun vielmehr die Parteibildung nahe, statt der Betonung dessen, was den Dienenden mit den Herrschenden verbindet, vielmehr die des Trennenden, weil die Gemeinsamkeiten nun auf der Seite des Kameraden gesucht und natürlich gerade in dem gefunden werden, was den Gegensatz beider gegen den gemeinsamen Übergeordneten ausmacht« (Simmel 1992: 120).
2. Etablierten-Außenseiter-Beziehungen in Intergruppenverhältnissen
Benehmen finden sich auch jene für den Lobklatsch, welchen die alteingesessene Bevölkerung über sich pflegt. Interessanterweise greifen jedoch nicht alle Machtquellen, die zur Stärkung des Etabliertenstatus verhelfen; die neuen Arbeiter:innen zeigen weder Interesse an lokalen Machtpositionen noch beziehen sie ein geringeres Einkommen als die Alteingesessenen. Dies mag sich durch die zeitlich begrenzte Aufenthaltsdauer erklären lassen, beantwortet allerdings nicht, weshalb die Grenzen des Ein- und Ausschlusses dennoch scharf gezogen wurden beziehungsweise werden konnten. Erklärung finden die Autor:innen im sozialen Alter der alteingesessenen Gemeinde, das hier erneut für eine starke soziale Kohäsion sorgt und vor allem gruppenintern dazu beiträgt, strenge Normen durchzusetzen. Ihre Einhaltung und gegenseitige Bestätigung erzeugen in der Folge das geteilte Hochgefühl der moralischen Überlegenheit, das letztlich genügt, um den symbolischen Ausschluss der neuen Arbeiter:innen zu erwirken.17 Lakes (2011) vielzitierte ethnographischen Studie hat einen britischen Tennisclub zum Gegenstand, der eine Antidiskriminierungsinitiative veranlasst, um neue Mitglieder zu werben. Er untersucht die Erfolge dieser strukturellen Veränderung, die unter anderem exklusive Mitgliedschaften oder Bekleidungsvorschriften abschafft, aber keine wirkliche vereinspolitische Öffnung erreicht. Der Club bleibt in fester Hand der etablierten Mitglieder, die aufgrund ihres hohen Kohäsionsgrads nicht nur entscheidende Positionen besetzen, sondern auch die informale Vereinskultur definieren. In Erinnerung der ausgeprägten Verlässlichkeit, die mit einer starken sozialen Kohäsion einhergeht, ist es ihnen möglich, das eigentliche Regelwerk des Clubs insofern zu unterlaufen, als dieses zur anhaltenden Sanktionierung von (vermeintlichen) Regelverstößen unter den Neumitgliedern besonders streng ausgelegt wird, wohingegen Übertretungen der etablierten Mitglieder entweder ignoriert oder als lapidare Vergehen verteidigt werden. Analog zu den Pubs, die in Winston Parva beispielgebend für den Vollzug des sozialen Ausschlusses waren, ziehen die alten Vereinsmitglieder auch in ihrem Clubhaus scharfe Grenzen, indem ein undurchsichtiger und komplexer Verhaltenskodex darüber entscheidet, wem sozialer Zu-, aber nicht zwangsläufig Eingang gestattet wird. Schließlich soll die quantitativ-empirische Langzeitstudie Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit (GMF, 2002-2011) vorgestellt werden, in deren Rahmen das Konzept der Etabliertenvorrechte eingeführt wird. Seine grundlegende Idee geht als wesentlicher Baustein in die spätere Modellierung ein, daher wird der Entwicklung seiner theoretischen Konzeptionierung besondere Aufmerksamkeit zuteil. Ausgehend vom sogenannten Syndrom Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, das in seinem Kern eine Ideologie der Ungleichwertigkeit darstellt, werden
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Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch Bucholc (2013) am Beispiel polnischer Geflüchteter in Norwegen.
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Etabliertenvorrechte als eine Facette neben weiteren wie Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus, Sexismus und Heterophobie definiert,18 die eng miteinander zusammenhängen (vgl. Heitmeyer 2002).19 Eine erste Begriffsbestimmung der Etabliertenvorrechte, die einen Verweis auf das Konzept der Sozialen Dominanzorientierung nach Sidanius und Pratto (1999) enthält, aber keinen auf Elias’ Arbeit, wird wie folgt vorgenommen: »Etabliertenvorrechte umfassen die von Alteingesessenen beanspruchte raumzeitliche Vorrang- und Vormachtstellung gegenüber ›Neuen‹, ›Zugezogenen‹ und solchen, die sich noch nicht angepasst haben. Heute sind Positionen sichtbar, die die Aufkündigung gleicher Rechte beinhalten, ganz gleich ob es sich um Aussiedler, neue oder zahlenmäßig kleine Minderheiten oder (anerkannte) Flüchtlinge handelt.« (Heitmeyer 2002: 20) Im Jahr 2003 erfährt die theoretische Konzeptionierung eine erste Modifikation: Beibehalten wird zum einen die Kategorie der Alteingesessenen, auf ihre mutmaßliche Implikation eines ethnisch-nationalen Herkunftsbezugs hingegen verzichtet. Dieser ergibt sich vor allem durch die Bezugnahme auf spezifische Gruppen wie Aussiedler oder Flüchtlinge, die den ethnisch-nationalen Charakter der Alteingesessenenkategorie erst betont. Weiterhin wird der Begriff der Vormachtstellung ausgeklammert und nur noch der Bezug auf Rangstellungen betont: »Etabliertenvorrechte umfassen die von Alteingesessenen, gleich welcher Herkunft, beanspruchten raum-zeitlichen Vorrangstellungen, die auf eine Unterminierung gleicher Rechte hinauslaufen und somit die Gleichwertigkeit unterschiedlicher Gruppen verletzen.« (Heitmeyer 2003: 15). 2006 erfolgt eine weitere Änderung; nun wird auch auf die raum-zeitliche Bedingtheit der »beanspruchten Vorrangstellungen« verzichtet, während die »Unterminierung gleicher Rechte« nicht mehr als Folge solcher Vorrangstellungen begriffen wird, sondern vielmehr als ein ihr inhärentes Moment: »Etabliertenvorrechte [als] beanspruchte Vorrangstellungen, die gleiche Rechte vorenthalten« (Heitmeyer 2006: 21). Eine konzeptionelle Gleichstellung erfahren beide Aspekte in der Modifikation von 2007, indem ihre Beziehung zueinander gänzlich aufgelöst wird. Sowohl 18
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2008 erfährt das Konzept der Heterophobie eine Ausdifferenzierung, indem die Abwertung von homosexuellen, behinderten und wohnungslosen Personengruppen fortan getrennt betrachtet werden, hingegen das Syndrom um eine weitere Facette, die LangzeitarbeitslosenAbwertung, ergänzt wird (vgl. Heitmeyer und Mansel 2008). Eine nochmalige Erweiterung fand 2011 mit der Erfassung der Abwertung von Sinti und Roma wie Asylbewerber:innen statt (vgl. Zick, Hövermann und Krause 2012). In Anlehnung an Zick (1997) macht Heyder (vgl. 2005: 9ff., 13, 126f.) auf die nötige konzeptionelle Differenzierung aufmerksam, dass Etabliertenvorrechte wie auch Rassismus eher als generalisierte Einstellungen zu betrachten sind, hingegen die übrigen Facetten sich auf Vorurteile gegenüber spezifischen Gruppen beziehen.
2. Etablierten-Außenseiter-Beziehungen in Intergruppenverhältnissen
die Beanspruchung von Vorrangstellungen als auch der Wunsch, anderen gleiche Rechte vorzuenthalten, sind jetzt als gleichrangige Parameter von Etabliertenvorrechten definiert und verletzen nunmehr das allgemeine »Prinzip der Gleichwertigkeit« (Heitmeyer 2007: 17). Im Zuge der mehr oder weniger gut bewältigten Finanzkrise seit 2007 und den untersuchten Auswirkungen auf das Ausmaß der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit wird ergänzt, Etabliertenvorrechte als »Reaktion auf Krisenbedrohung bzw. -betroffenheit« (Heitmeyer 2010: 23) verstehen zu können. Nach Abschluss des Projekts GMF 2011 wurde das Studienformat zur Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit mit der Untersuchungsreihe der sogenannten Mitte-Studien ab 2014 (vgl. Zick und Klein 2014; Zick, Küpper und Krause 2016) zusammengeführt. In diesem Rahmen wird zunächst auf eine Verknüpfung der theoretischen Konzeptionen von 2002 und 2003 zurückgegriffen, die zum einen die Kombination der Vorrang- und Vormachtstellung als auch deren raum-zeitliche Komponente betont und zum anderen die Verletzung der Gleichwertigkeit verschiedener Gruppen anführt (vgl. Klein, Groß und Zick 2014: 64). Für 2016 erhält die Begriffsbestimmung der Etabliertenvorrechte dann nicht nur den Verweis auf Elias’ und Scotsons Arbeit20 , sondern auch das wesentliche Moment der Fremddefinition beziehungsweise -zuschreibung als »›Neuankömmlinge‹ oder ›Neuhinzugezogene‹« (Zick et al. 2016: 41). Die zeitliche Bedingtheit wird zwar erneut ausgeklammert, die Raumbezogenheit jedoch weiterhin expliziert, indem sowohl Migrant:innen als potenziell betroffen von einer generalisierten Abwertung genannt werden als »auch Gruppen, die im sozialen Raum neu sind« (ebd.). In der Nachzeichnung dieser konzeptionellen Entwicklung zeigen sich zweierlei Aspekte, die ihre (legitime) Diskussion gewissermaßen erschweren und kurz bemerkt werden sollen: Zum einen bleibt offen, inwiefern – trotz der offenkundigen Benennung als Etabliertenvorrechte – Elias’ Arbeit tatsächlich als theoretischer Bezug dient. Einerseits wird auf einen Verweis verzichtet und andererseits in der ersten Begriffsbestimmung auf ein gänzlich anderes Konzept rekurriert, die Soziale Dominanzorientierung. Die Weiterführung von Zick und Kolleg:innen holt dies zwar nach, löst die Unklarheit in der originären Konzeption jedoch nicht auf. Daran schließt auch die zwischenzeitliche und problematische Exklusion des Machtund Raum-Zeit-Aspekts an, die Etablierten-Außenseiter-Figurationen doch maßgeblich bestimmen. Dies nährt die Annahme, dass Elias höchstens ideen-, aber nicht ausschlaggebend für die theoretische Konzeption war. Zum anderen wird
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In einem englischsprachigen Artikel von Zick et al. (2008), der die Beziehungen der verschiedenen Syndromfacetten sowohl im Quer- als auch Längsschnitt untersucht, wird der theoretische Bezug auf die Winston-Parva-Studie ebenfalls gegeben. Darüber hinaus werden der Kategorie der Neuankömmlinge beispielhafte Gruppen hinzugefügt (neue Nachbar:innen, Kolleg:innen oder auch Mitschüler:innen; vgl. ebd.: 366).
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von Beginn an mit der Begriffsverwendung der Alteingesessenen auf ein klares Lokationsmoment rekurriert, womit das Konzept eine mutmaßlich beabsichtigte, aber deutliche Beschränkung erfährt. Der unmittelbare Standortbezug wird damit letztlich zur Bedingung erklärt, Etabliertenvorrechte einzufordern, und weckt in der Folge – trotz des Hinweises: »gleich welcher Herkunft« (Heitmeyer 2003: 15) – klassische Assoziationen fremder Gruppen (vgl. u.a. Waldenfels 1997). Diese Restriktion setzt sich dann auch in der empirischen Umsetzung des Konzepts fort, sodass es nicht überrascht, wie eng Etabliertenvorrechte mit Fremden- und Muslimfeindlichkeit oder Rassismus einhergehen. Seit 2002 wird das Konzept der Etabliertenvorrechte über dieselben zwei Indikatoren operationalisiert: »Wer irgendwo neu ist, sollte sich erst mal mit weniger zufriedengeben« und »Wer schon immer hier lebt, sollte mehr Rechte haben, als die, die später zugezogen sind«.21 In einer eingehenderen Prüfung der Facetten Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und ihren potenziellen Ursächlichkeiten stellen Zick, Hövermann und Krause (2012) schließlich heraus, dass Etabliertenvorrechte – in der vorliegenden Messung – mit den Facetten des Rassismus sowie der Fremden- und Islamfeindlichkeit eine gemeinsame Ordnungskategorie, das Abdrängen der Hinzugekommenen, in der Topologie von Abwertungen abbilden: Sie teilen neben einer »klaren Diskriminierungsabsicht« (ebd.: 80) auch ihre Erklärung durch autoritäre Einstellungen, Orientierungslosigkeit, eine Soziale Dominanzorientierung und rechtspolitische Positionierung, während soziodemographische Größen nur geringe Effekte zeigen.
2.3
Rekapitulation des Forschungsstands in sechs Kernbefunden
Im Rahmen der vorangegangenen Rezeption zu Etablierten-Außenseiter-Modellen in Intergruppenverhältnissen wurden sowohl Forschungsbeiträge der Migrationsforschung im Besonderen als auch der sozialen Ungleichheitsforschung im weiteren Sinne vorgestellt. Trotz der jeweils verschiedenen Schwerpunkte, Herangehensweisen und Methoden lassen sich sechs übergeordnete Befunde identifizieren, an denen sich die folgende Rekapitulation ausrichtet. Ein erster Befund rekurriert auf das immerwährende Veränderungspotenzial von Machtbalancen, welche die Etablierten- und Außenseiterstatus maßgeblich konstituieren: So zeigen beispielsweise Hüttermann (2000) oder auch Zifonun (2010) in ihren Stadtteilstudien auf, wie sich die Macht- und damit Statusgefüge 21
In den ersten beiden Erhebungsjahren 2002 und 2003 waren zwei weitere Indikatoren zur Messung angedacht: (1) »Einige Bevölkerungsgruppen sind nützlicher als andere«, und (2): »Wer neu hinzugekommen ist, hat selbstverständlich genauso Anspruch darauf, mitentscheiden zu dürfen, wie jemand, der seit langer Zeit hier lebt und arbeitet«. Das erste Item wurde im Studienverlauf der Erfassung der Sozialen Dominanzorientierung zugewiesen, das zweite Item ging nach 2003 nicht mehr in die Erhebung ein.
2. Etablierten-Außenseiter-Beziehungen in Intergruppenverhältnissen
zugunsten der einstigen Außenseiter wandeln, indem diese sich nicht nur politisch, ökonomisch und räumlich erfolgreich positionieren können, sondern aus ihrer Selbstorganisation sowohl Kohäsionskraft als auch Selbstwert schöpfen. Die Befunde von Hoffmann-Nowotny und Kolleg:innen (1973; 1997; 2001) reihen sich hier ein, indem sie die Verschiebungen zwischen alten und neuen Außenseitergruppen nachzeichnen. Kißlers und Eckerts Studie (1992) legt wiederum eindrücklich offen, wie variabel und vielschichtig Etablierten-Außenseiter-Figurationen ineinandergreifen und wie sie sich je nach Kontext und Merkmalsrelevanz neu formieren können. Ein weiterer Befund hebt die unmittelbaren Befürchtungen von Etablierten hervor, selbst zu Außenseitern werden zu können: Braun und Bozoyan (2014) beobachten am Beispiel adipöser Menschen, wie weit die Selbstkontrolle geht, indem institutionalisierte und externale Grenzen zur Legitimation der eigenen Höher- und fremden Geringerwertigkeit herangezogen werden. In ihrer Betrachtung rechtspopulistischer Mobilisierungsanstrengungen arbeitet Koppetsch (2017) heraus, dass es Ängste um drohende Statusverluste sind, die besonders erfolgreich unter jenen angespielt werden können, die sich als machtvolle Etablierte begreifen. Ein dritter umfassender Forschungsertrag stellt die Anstrengungen von Etablierten heraus, neue Machtquellen zu akquirieren oder vorhandene zu stabilisieren: Korte (1984) identifiziert die sich verschärfenden Ausschlussversuche von sozialen Aufstiegen und politischer Teilhabe, sofern die entscheidenden Machtpositionen in den Händen der Etablierten liegen. Ebenso werden definitionsmächtig neue Kennzeichen gesetzt, an denen sich fortan die eigene Höherwertigkeit und Geringerwertigkeit der anderen bemessen lassen kann. Bei Hüttermann (2000) greifen die einstigen Etablierten auf alte Machtquellen zurück, indem sie von ihrer (noch überlegenen) Beschwerdemacht bei lokalen Institutionen Gebrauch machen. In der Studie von Scott, Carrington und McIntosch (2012) konzentrieren sich die Etablierten angesichts des Fehlens ökonomischer Machtquellen auf die Stärkung ihres Kohäsionsgrads und setzen eine moralisch-symbolische Grenzziehung durch. Die Vereinsstudie von Lake (2011) unterstreicht, wie der Einsatz vorhandener Machtquellen nicht nur intensiviert wird, sondern ihr Monopol auch zur Willkür legitimiert. In einem vierten Befund wird im Anschluss an den vorangegangenen die Relativität der Etablierten-Außenseiter-Figurationen in ihrer jeweiligen Anerkennung expliziert: Elias selbst (1984; 1986; 1987) als auch beispielsweise van Stolk und Wouters (1987a; 1987b) halten am Beispiel von Geschlechterungleichheiten fest, dass die Selbst- und Fremdzuweisung von Etablierten- und Außenseiterrollen immer auch die Notwendigkeit gegenseitiger Anerkennung impliziert. Jedes Emanzipationsbestreben vom Außenseiterstatus ist damit auch abhängig von jenen, die sich als Etablierte begreifen. Bei Lake (2011) werden trotz der Bemühungen eines Tennisclubs, fördernde Restriktionen abzuschaffen und Inklusionsmaßnahmen zu im-
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plementieren, neue Mitglieder zu sofortigen Außenseitern, die ungeachtet aller Anstrengungen an der Grenzziehung der Etablierten scheitern. Ein weiterer Ertrag akzentuiert die Bedeutung des sozialen Raums, der als entscheidende Machtquelle identifiziert werden kann: Nach Bauböck (1993) knüpfen sich sowohl an räumliche Tatsachen als auch deren reine Imagination Vorstellungen von Gemeinschaften, die Gebietsansprüche teilen oder nicht. Hüttermann (2000) begreift Räume als Identitätsaffirmative, um die mithilfe von Zeichen- und Symbolsetzung gekämpft wird und sie letztlich zu einer entscheidenden Ressource in der Etablierten-Außenseiter-Figuration macht. Ein sechster übergreifender Forschungsertrag zeigt die politische Wirkmächtigkeit auf, Etablierten-Außenseiter-Figurationen nicht nur zu errichten, sondern auch zu legitimieren: Für die 1970er Jahre dokumentiert Korte (1984) die rechtliche Absicherung und gleichzeitige Förderung des starken Machtgefälles am Beispiel der Gastarbeiter:innenpolitik. In der politischen Verfasstheit als auch dem Nationalverständnis erkennt Bauböck (1993) darüber hinaus das Potenzial, Etablierten-Außenseiter-Figurationen zu begründen, sofern diese auf bestimmende Herkunfts- und Kulturideen rekurrieren, die nur von einem Bevölkerungsausschnitt geteilt werden. Rommels Analyse der Sarrazin-Debatte (2016) schließt daran an und legt offen, wie sich politische Selbst- und Fremdentwürfe auf das direkte Zusammenleben von Menschen und Gruppen auswirken können und in ihrem Rückstoß die Entwürfe erneut bekräftigen. Hoffmann-Nowotny et al. (1973; 1997; 2001) identifizieren ähnliche politisch gewachsene Selbstverständnisse, die in der Schweiz einen Wechsel der Außenseitergruppe begünstigen. Politik kann schließlich in der Rolle des Dritten in bestehende Etablierten-AußenseiterFigurationen eintreten und gleichermaßen eingreifen, wenn sie bei Koppetsch (2017) für die Verschärfung von Grenzziehungen verantwortlich gemacht wird oder bestehende Machtungleichgewichte gänzlich umkehrt, wie Neckel (1997) am Beispiel der deutschen Wiedervereinigung nachzeichnet.
3. Theoretische Implikationen und empirische Anschlussfähigkeit
Bis hierhin wurden die wesentlichen Momente der Etablierten-AußenseiterFiguration herausgestellt, das Konzept als solches sowohl in seiner Tragweite für die Erforschung sozialer Ungleichheiten beleuchtet als auch einer kritischen Reflexion unterzogen. Daran schloss die Vorstellung ausgewählter Rezeptionen an, die bereits die prinzipielle Übertragbarkeit der Figuration auf eine ganze Reihe an Ungleichheitsphänomenen aufzeigen konnten. Ihre Synthetisierung und Verwertbarkeit für die vorliegende Arbeit ist Inhalt des folgenden Kapitels. Das Kapitel ist damit gewissermaßen Zwischenetappe und soll den Übergang des theoretischen in den empirischen Teil ebnen. Es wird einerseits die Etablierten-Außenseiter-Figuration auf den fokussierten Migrationskontext übertragen und andererseits die Anschlussfähigkeit an den dargelegten Forschungsstand wie die Realisierbarkeit einer quantitativ-empirischen Übersetzung erörtern. Denn trotz der durchaus erfolgreichen Adaption des EtabliertenAußenseiter-Modells in den rezipierten Arbeiten sind sowohl theoretisch als auch empirisch weiterhin weiße Flecken zu konstatieren. Zwar liegen bereits entscheidende theoretische Erweiterungen wie beispielsweise die Figur des Dritten oder der soziale Raum als ergänzende Machtquelle in der Forschung vor, die Erschließung von Leerstellen im Rahmen einer eigenen quantitativ-empirischen Forschungsarbeit ist durch die dünne Methodendarlegung von Elias hingegen deutlich limitierter. In Anbetracht dieser Einschränkungen ist daher das folgende Vorgehen gewählt worden: In Rückbezug auf die theoretischen Ausführungen wird die Etablierten-Außenseiter-Figuration zunächst theoretisch auf die Migrationsgesellschaft Deutschland übertragen (Kapitel 3.1). Diese Übersetzung dient der Identifikation der herausgearbeiteten Kerninhalte. Es kann und wird nicht darum gehen, sie in allen Einzelheiten zu leisten, sondern darum, sich auf entscheidende Überschneidungen zu konzentrieren und diese komprimiert herauszustellen. Daran schließt die Diskussion darüber an, welche Auskunft die aus dem Forschungsüberblick gewonnenen potenziellen Anhaltspunkte über die prinzipielle Machbarkeit einer quantitativ-empirischen Modellierung der
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Elias’ Etablierte und Außenseiter
Etablierten-Außenseiter-Beziehung geben (Kapitel 3.2). Ziel ist es, einen Abstraktionsrahmen zu spannen, in dem die späteren Hypothesen und das dazugehörige empirische Modell generiert werden können. Dieser Rahmen soll allerdings insofern Grenzen erfahren, als eine Reihe von komplexeren Zusammenhängen nur sekundär oder in abstrahierter Form in die Argumentation einfließen, um das Etablierten-Außenseiter-Modell für das ›deutsche Heute‹ identifizieren zu können.
3.1
Theoretische Übersetzung auf die deutsche Migrationsgesellschaft
Einige der referierten Forschungsarbeiten haben die Anwendbarkeit des EtabliertenAußenseiter-Modells bereits in verschiedenen Kontexten demonstrieren können. Zur Orientierung und Einordnung sind allerdings zwei wesentliche Aspekte vorauszuschicken: Erstens geben die folgenden Ausführungen einen historischen Ausschnitt wieder, der sich vornehmlich auf das vergangene Jahrzehnt beziehen wird. Das heißt, es soll weder eine ausführliche Rückschau auf die Ausgestaltung vorausgegangener Etablierten-Außenseiter-Figurationen gehalten noch sollen Spekulationen über deren zukünftige Machtbalancen angestellt werden. Das ›Migrationsalter‹ der deutschen Gesellschaft, das in der Regel seit Beginn der Anwerbung von Gastarbeiter:innen gezählt wird, findet damit nur sekundären Eingang in die Überlegungen. Die Betrachtung der Figuration zwischen autochthonen Deutschen und (ehemals) Eingewanderten wird mithin ausschnitthaft und in dem Wissen geleistet, dass sie Folge historisch gewachsener Machtverhältnisse ist. Zweitens soll der Vielzahl an Einwanderungsgruppen, die in Deutschland ansässig sind, durch ihre Subsumption unter die Begriffe Migrant:innen oder (ehemals) Eingewanderte begegnet werden. Jede dieser Einwanderungsgruppen verfügt über ihre ganze eigene Geschichte und bewegt sich in ihren spezifischen Figurationen mit der autochthonen deutschen Bevölkerung wie auch untereinander. Die Entflechtung und separierte Betrachtung ist zwar ein wichtiger Untersuchungskomplex, für das Vorhaben dieser Arbeit jedoch nachrangig, da diese die Erkennung der Differenz von Einwanderungsgruppen in ihrem Außenseiterstatus zum Ziel und nicht zur Voraussetzung hat. Die Übertragung der Etablierten-Außenseiter-Figuration auf das Verhältnis von autochthonen Deutschen und (ehemals) Eingewanderten orientiert sich an der Aufgliederung, die auch für den Theorierahmen gewählt wurde: Zunächst wird der Blick auf den Aspekt der sozialen Kohäsion gerichtet, die am Beispiel der sogenannten deutschen Leit- oder auch christlichen Wertekultur aufgearbeitet wird. Daran schließt die Darlegung der vielfältigen sozialen Ausschlussversuche als auch eine Nachzeichnung der wesentlichen Vorwürfe an, die im Rahmen von Stigmatisierungsanstrengungen geäußert werden. Abschließend soll auf den As-
3. Theoretische Implikationen und empirische Anschlussfähigkeit
pekt des sozialen Raums eingegangen werden, der als entscheidende Erweiterung des Konzepts der Etablierten-Außenseiter-Figuration zu betrachten ist. Die letzten Jahre beweisen eindrücklich, dass die Aushandlung um die Rollen der Etablierten und Außenseiter in der Figuration von autochthonen Deutschen und (ehemals) Eingewanderten in vollem Gange ist. Sie haben auch gezeigt, dass Erstere, trotz der sich wandelnden Machtbalancen, bemüht sind, an ihrer »liebgewordenen informellen Platzanweiserfunktion« (Hüttermann und Minas 2015: 67) festzuhalten, und dabei auf die ihnen verbliebenen Machtquellen zurückgreifen. Formal beziehungsweise rechtlich bleibt autochthonen Deutschen nicht mehr viel Spielraum, in der Migrationsgesellschaft Deutschland Grenzziehungen vorzunehmen und ihren Etabliertenstatus in verschiedenen sozialen Spektren zu behaupten und zu legitimieren. Neben einer ›migrationsfreien‹ (Familien-)Geschichte wird allerdings seit geraumer Zeit und in unregelmäßigen Abständen auf eine sogenannte deutsche Leit- oder christliche Wertekultur verwiesen1 , welche die einen eint und von den anderen trennt. Im weiteren Sinne können die Idee einer deutschen Leitkultur und ihre Diskussion als Platzhalterinnen begriffen werden, die dazu befähigen, neue Trennlinien zu zeichnen, um wachsendes Anrecht der ausgemachten Außenseiter, der (ehemals) Eingewanderten, abwehren zu können: »It combines two pre-established discursive patterns that lie at the very heart of German identity construction. Whilst its first lexeme Leit- hints at a hierarchical relationship between cultures with the German one taking a lead, the second lexeme -kultur denotes the social glue that is traditionally meant to bind Germans together.« (Manz 2004: 483) In der Konfrontation mit differenten sozialen wie kulturellen Praktiken, anderen Lebensentwürfen und -stilen geht mit dem Rückgriff auf die sogenannte Leitkultur also auch ein eingeforderter Macht- beziehungsweise Dominanzanspruch einher. Sie wird damit zur neuerlichen Machtquelle, an die sich die eigene wie exklusive Höherwertigkeit und daran anschließende Behauptung des Etabliertenstatus bemessen lässt. Im gleichen Zuge birgt sie angesichts ihrer fehlenden und klaren Definition das Potenzial, immer wieder neue Kennzeichen zur Voraussetzung erklären zu können. Das heißt, sowohl die Deutung und die daran geknüpfte Entspre1
Die Forderung, eine sogenannte christliche Wertekultur zu schützen, ist im gegebenen Kontext nicht neu. Bereits im Zuge der letzten größeren (Asyl-)Zuwanderung in den 1990er Jahren wurde die deutsch-europäische Kultur mit dem Verweis auf das christliche Abendland definiert und fand in dieser Formulierung unter anderem Platz im Grundsatzprogramm der CDU von 1994. Auch die Betonung der nötigen ›Bewahrung‹ einer deutschen Identität und Leitkultur fand 2001 im Rahmen des CDU-Bundesausschusses und 2004 durch den Parteitags-Beschluss der CSU Eingang in den politischen Diskurs (vgl. u.a. Tietze 2008: 253ff.; Ohlert 2014; zur allgemeinen Diskussion: Tibi 1998, 2001; Pautz 2005; Nowak 2006; Schlenke 2014).
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chung einer deutschen Leitkultur als auch ihre Anerkennung liegen in den Händen derjenigen, welche die Definitionsmacht über den Begriff besitzen. In diesem Sinne ist es der Glaube an das jeweilige Kollektiv beziehungsweise die Vorstellung einer imaginären Gemeinschaft samt Normen, Werten und Ideen, die das soziale Alter im ›deutschen Heute‹ abbilden. Im Vergleich zur faktischen Ansässigkeitsdauer in Winston Parva werden die nötigen Referenzpunkte also neu justiert, um die eigene, gemeinsame und ältere Geschichte zu erzählen. Dabei bleiben die dazugehörigen Narrationen in ihrer Funktionalität eher diffus, um einen Mindestgrad an Anschlussfähigkeit zu garantieren. Im Umkehrschluss verspricht dies anhaltende Aushandlungsprozesse, allerdings zugunsten der autochthonen Deutschen, die sich als Etablierte begreifen. Nicht nur fördern die Aushandlungen die ständige Reproduktion der Narrationen, welche die Gemeinschaftsvorstellung und damit die soziale Kohäsion stärken. An der narrativen Vagheit scheitern darüber hinaus auch Versuche differenzierter oder kritischer Gegendarstellungen. Während Elias und Scotson für den Kleinstausschnitt Winston Parva weiterhin festhalten, dass der »Ausschluss von sämtlichen Machtchancen« (1993: 250) nahezu mühelos gelingt, lässt sich dies im Makrokosmos Deutschland kaum durchsetzen; wenngleich solche Bestrebungen immer noch auf Rückhalt stoßen.2 Neben der anhaltenden Diskriminierung auf dem Arbeits- oder Wohnungsmarkt und im Bildungssektor, die Untersuchungen regelmäßig feststellen,3 werden auch (gesellschafts-)politische Diskurse gesetzt, die vermeintliche Sonderrechte thematisieren. Die Ablehnung der politisch-rechtlichen Institutionalisierung von beispielsweise Mehrsprachigkeit in Bildungseinrichtungen oder der Förderung der politischen Repräsentanz von Migrant:innen und der Selbstorganisation in Vereinen ist dann nichts anderes als Ausdruck dafür, die Machtchancen für (ehemals) Eingewanderte zu behindern oder einzuschränken. Diese Diskurse sind zugleich Zeugnis der sich stetig verändernden Machtbalance, insofern sie einerseits die Überlegenheit der etablierteren autochthonen Deutschen demonstrieren, solche Debat2
3
Siehe dazu die Ergebnisse des Integrationsbarometers des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR 2014), die auf die Vertretung von Migrant:innen in repräsentativen bzw. öffentlichen Einrichtungen Bezug nehmen. Ebenfalls bezeichnend fällt die Zustimmung von 17 Prozent in der deutschen Bevölkerung aus, wenn es um die strukturelle Benachteiligung auf dem Arbeitsmarkt geht. Sie befinden, dass Deutsche ohne Migrationsgeschichte bei der Einstellung in Unternehmen bevorzugt werden sollten (vgl. Liljeberg Research International und INFO GmbH 2010: 6). Auszüge und Diskussionen dementsprechender Befunde finden sich im Kontext des Arbeitsmarkts bei der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) 2013; Jennessen, Kastirke und Kotthaus 2013; SVR 2014; Höhne und Schulze 2015; Weichselbaumer 2016; für den Bildungssektor bei: Fereidooni 2011; Rose 2012; Kristen 2015; Scherr, Janz und Müller 2015; Diehl und Fick 2016; SVR 2016; für die Diskriminierung am Wohnungsmarkt unter anderem bei: Kaas und Manger 2010; Barwick 2011; Müller 2015; Schmid 2015; Winke 2016; Statistisches Bundesamt 2017.
3. Theoretische Implikationen und empirische Anschlussfähigkeit
ten überhaupt anzustoßen, und andererseits auf die Befürchtungen zurückgehen, selbst zu Außenseitern werden zu können. Die Definitions- und Stimmmächtigkeit setzt sich fort, wenn Erfolgs- und Karrieremuster der (ehemals) Eingewanderten entweder als Einzelfall deklariert oder unter den Verdacht gestellt werden, mithilfe illegitimer, krimineller Mittel erreicht worden zu sein. In diesem Sinne erfahren dann Aspekte wie Disziplin, Fleiß oder auch Sparsamkeit ihre nötige Umdeutung: Aus Arbeitsamkeit wird beispielsweise Rückständigkeit und veralteter Traditionalismus, die den »unverdienten ökonomischen Vorteil« (Sutterlüty und Neckel 2012: 155) begründen; aus erfolgreichem Unternehmertum ein »expansiver Übernahmewille« (ebd.). Neben diesem klassischen Vorwurf der Delinquenz, wie ihn Elias im Rahmen von Stigmatisierungsanstrengungen besonders hervorhebt, findet sich auch jener der Anomie, der beispielsweise im Rahmen von sogenannten Parallelgesellschaften und/oder Problembezirken diskutiert wird4 , und, in Abhängigkeit der jeweiligen Einwanderungsgruppe, ebenso der Verweis auf das Unreinliche und das niedrige Zivilisationsniveau, wenn Zuschreibungen wie Sorg-, Disziplinlosigkeit oder Nachlässigkeit erfolgen. Ein weiteres und überaus relevantes Schlüsselmoment zeigt sich in dem Verdacht der Illoyalität und fehlenden Wertschätzung, der zumeist im Zuge von Diskursen um Integrationsverweigerungen und -unwillen (ehemals) Eingewanderter geäußert wird. Damit ist jene Distanzlosigkeit zum »eigenen Werte- und Glaubenssystem« (Elias und Scotson 1993: 138) eingefangen, die das Selbstverständnis für Etablierte begründet, Neuhinzugekommene würden oder müssten gar »automatisch dieselbe Anhänglichkeit […] empfinden können wie diejenigen, die [hier] aufgewachsen waren« (ebd.: 139). Sofern sich dies also nicht unumwunden einstellt, beweisen die Neuhinzugekommenen ihre Geringerwertigkeit und ihren legitimen Ausschluss vom Gruppencharisma. Im Umkehrschluss klärt dies ebenso darüber auf, weshalb sogenannte Integrationserfolge als Ausnahmeerscheinungen definiert werden. Würde diesen ähnlich viel Aufmerksamkeit zuteil wie den Misserfolgen, stände letztlich auch das behauptete Charisma der Etablierten zur Disposition. Wenngleich seine Tragweite in Elias’ theoretischen Überlegungen unberücksichtigt bleibt, ist schließlich der soziale Raum in den Blick zu nehmen, der eine entscheidende und gleichsam notwendige Ergänzung des Konzepts 4
Zu bemerken ist, dass solche Begriffsverständnisse nicht nur in der Bevölkerung selbst verbreitet sind, sondern auch in die Wissenschaft Eingang gefunden haben; sofern die Perspektive einer sogenannten Aufnahmebevölkerung als Ausgangspunkt gewählt wird und figurale Aspekte ignoriert werden. Die Idee einer sogenannten Parallelgesellschaft impliziert beispielsweise die einseitige und vom Kontext losgelöste Handlung einer Gruppe und übergeht dabei sowohl den mutmaßlichen Zusammenhang mit sozialen Ausschlüssen aus der Aufnahmebevölkerung als auch die »Syntheseebene einer entsprechenden Gruppeninteraktion« (Waldhoff 1995: 54; Hervorh. durch Autorin).
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Elias’ Etablierte und Außenseiter
der Etablierten-Außenseiter-Figuration ist. Wie in einigen Forschungsarbeiten herausgestellt, kann die Hoheit über spezifische Räume als weitere relevante Machtquelle begriffen werden, die sowohl über Orientierungsmuster zur Bewegung im Raum selbst als auch über spezifische Platzierungspraktiken entscheidet. Für die Konstellation von autochthonen Deutschen und (ehemals) Eingewanderten lässt sich die Bedeutung des sozialen Raums in zweierlei Kontexten ausmachen: Zum einen wird er im Rahmen nationalistischer Selbstverständnisse angespielt, wenn gemäß einem territorial bestimmten Abstammungsprinzip über Zugehörigkeiten und Nichtzugehörigkeiten zur deutschen Gesellschaft entschieden wird. Der Raum- oder Gebietsanspruch, wie ihn Bauböck (1993) bespricht, ist dann jenen vorbehalten, die gemäß dieser Logik Teil der ›originären‹ Herkunftsgemeinschaft sind. Zum anderen zeichnet sich seine Relevanz in den Mikrokosmen auf nachbarschaftlicher, stadtteilbezogener, städtischer oder regionaler Ebene ab, in denen seine Wirkmächtigkeit deutlich zu Tage tritt. Der soziogenetische Charakter sozialer Räume impliziert nicht nur Vorstellungen über seine Verfasstheit und Ausgestaltung, sondern stellt gleichermaßen Identitätsaffirmationen bereit, insofern er Ergebnis vorangegangener sozialer Praktiken ist. Beides ist ins Wanken geraten, indem (ehemals) Eingewanderte die Raumvorstellungen mitunter nicht teilen und ihre Raumnutzung die symbolische wie materielle Selbstvergewisserung autochthoner Deutscher schwächt. Nicht nur in Begriffen wie ›Parallelgesellschaft‹, ›Problembezirk‹ oder ›Ghetto‹ drückt sich dann das Machtverhältnis aus Perspektive autochthoner Deutscher aus. Sie verstehen sich noch immer als mächtigere Platzanweiser:innen und halten an ihren definierten Raumkonventionen wie Verhaltensregulativen fest, über die sich jedoch zunehmend und selbstverständlich hinweggesetzt wird. In diesem Sinne schwindet zwar ihr Monopol auf die Machtquelle des Raums, allerdings wenden sie sich dann kraft dieser Begriffe anderen Quellen zu; im vorliegenden Falle sowohl ihrer stärkeren Stimmmächtigkeit in (gesellschafts-)politischen Diskursen als auch ihrer Definitionshoheit über die Termini selbst, die allesamt stigmatisierend angelegt sind. Räume, die dann als ›verloren‹ gelten, werden schließlich als ›nichtmehr-deutsch‹ deklariert. Obwohl also bereits an einigen Stellen dieser Arbeit auf die sich im Wandel befindende Figuration und auf mitunter kippende Machtbalancen hingewiesen wurde, lassen sich die wesentlichen Schlüsselmomente der Etablierten-AußenseiterBeziehung am Beispiel der deutschen Migrationsgesellschaft doch klar identifizieren: Noch können autochthone Deutsche als Etablierte begriffen werden, hingegen (ehemals) Eingewanderte, trotz ihres erstarkten Kohäsionsgrads, ihrer Ambitionen und Erfolge wie des stetig wachsenden Selbstbewusstseins, eher die Außenseiterrolle in der Figuration zukommt.
3. Theoretische Implikationen und empirische Anschlussfähigkeit
3.2
Anschlussfähigkeit und Realisierbarkeit einer quantitativempirischen Modellierung
Im Anschluss an die vorangegangene theoretische Übertragung des Konzepts Etablierten-Außenseiter-Figuration soll es nun darum gehen, seine Realisierbarkeit im Rahmen einer empirischen Erhebung zu diskutieren. Für einzelne Prozesssegmente, die die Herausbildung einer solchen Konstellation begünstigen, ließen sich bereits empirische Anhalts- und/oder theoretische Schwerpunkte identifizieren, die der späteren Modellierung dienlich sein können. In der Verknüpfung des theoretischen Konzepts und methodischen Zugangs wird allerdings ein neuer Pfad betreten, der einige Umwege einschließt und andere Teilabschnitte gar nicht erst passieren wird. Problematisch gestaltet sich grundlegend, dass trotz der ausgewählten Untersuchungen, die sich der Etablierten-Außenseiter-Figuration aus verschiedensten Perspektiven durchaus erfolgreich nähern, wesentliche Momente weiße Flecken bleiben, die es erschweren, eine allgemein empirische Modellierung anzustellen. So dient zumeist das theoretische Gerüst als Kontrastfolie für diesbezügliche Studienkonzeptionen, was legitim, aber unerfreulich angesichts des von Elias behaupteten »empirischen Paradigmas« (1993: 10) ist. Das empirisch vorgefundene Material, auf dessen Grundlage sein theoretisches Konzept fußt, ist trotz einiger Überlegungen zur methodischen Herangehensweise kaum zugänglich: Weder lässt sich rekonstruieren, wer mit wem wann ein Interview durchgeführt hat, noch ob dies unter standardisierten Bedingungen, und wenn ja, unter welchen, geschehen ist; direkte Interviewausschnitte, die Eingang in die Arbeit fanden, gibt es nur wenige. Es ist weiterhin nicht bekannt, inwiefern Leitfäden oder Protokolle, insbesondere im Kontext der durchgeführten teilnehmenden Beobachtungen, und Ähnliches zum Einsatz kamen. Diese Leerstellen erschweren nicht nur die Adaptionsversuche im Allgemeinen, sondern auch die angestrebte quantitativ-empirische Modellierung im Besonderen, der beispielsweise Interviewprotokolle für die angestrebte Entwicklung von Messinstrumenten hätten dienlich sein können. Vor diesem Hintergrund verfolgt das Kapitel zwei Ziele: Zum einen werden wesentliche Befunde und potenzielle Indikatoren aus dem dargelegten Forschungsstand generiert, die der vorliegenden Arbeit als vielversprechendes Fundament dienen. Zum anderen sind die Grenzen auszuloten, welche die gewählte Methodik der Modelladaption unweigerlich setzt, und die Bedingungen zu klären, unter denen sich eine quantitativ-empirische Modellierung dennoch realisieren lässt. Das Hauptaugenmerk dieser Arbeit richtet sich auf die deutsche Migrationsgesellschaft, in der sich – wie ausgeführt – eine Figuration von autochthonen Deutschen als Etablierte und (ehemals) Eingewanderten als Außenseiter identifizieren lässt. Damit ist gleichermaßen ein bestimmbarer und ebenso begrenzter Rahmen festgesteckt, innerhalb dessen sowohl die Annahmen als auch späteren Ergebnis-
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se ihren konkreten Bezug und ihre Reichweite erfahren können und müssen. Zwar teilen nur einige wenige der im Forschungsstand vorgestellten Arbeiten eine nationalstaatliche Einfassung, während sich eine große Zahl Mikrokosmen oder grenzüberschreitenden Phänomenen annimmt. In ihrer Synthetisierung, die in Kapitel 2.3 geleistet wurde, finden sich jedoch eine ganze Reihe von Ideen und Befunden, an welche die vorliegende Arbeit anschließen will und kann. Eine erste und entscheidende Unterstützung erfährt das übergeordnete Ziel durch die Untersuchungen von unter anderem Hüttermann (2000), Zifonun (2010) und Hoffmann-Nowotny et al. (1997; 2001). Ihnen ist gemein, trotz der Inanspruchnahme unterschiedlicher Methodik und verschiedener Untersuchungskontexte, in großer Klarheit die Verschiebungen von Machtbalancen zwischen Etablierten und Außenseitern identifizieren zu können. Insbesondere Hoffmann-Nowotny und seine Kolleg:innen, deren Untersuchung den Schweizer Raum adressiert, zeigen mit ihrer Replikationsstudie das Potenzial auf, die Veränderungen in der Rollenvergabe von etabliert/nichtetabliert auch quantitativ-empirisch erfassen zu können. Abgesehen von der gleichwohl notwendigen Kontextualisierung in Form (gesellschafts-)politischer und internationaler Entwicklungen geben ihre Befunde einen ersten relevanten Aufschluss darüber, dass, sofern adäquate und beständige, weil zeitlose Messinstrumente vorliegen, sich die Veränderungen in Etablierten-Außenseiter-Beziehungen abbilden lassen. Konzeptionelle Hilfestellung leisten die theoretischen Erweiterungen der Etablierten-Außenseiter-Figuration um den sozialen Raum als auch die Simmel’sche Figur des Dritten. Vor dem Hintergrund eines nationalstaatlichen Kontextes wird zum einen davon ausgegangen, dass bereits dieser Bezugsrahmen die Positionierungen der autochthonen Deutschen als Etablierte konstituiert. Indem also geographische Grenzen einer Nation nicht nur materiell gegeben sind, sondern auch vorgestellt werden, schließen sich Imaginationen über deren innere Verfasstheit an, die letztlich nationale Identitäten begründen.5 Damit geht ein vermeintlich »legitimierter […] Gebietsanspruch« (Bauböck 1993: 152) einher, den Etablierte für sich im nationalen Raum reklamieren. In diesem Sinne verbleiben Konflikte um identitätsstiftende und -bejahende Räume dann nicht mehr nur auf der lokalen Ebene und verschärfen sich dort durch wankende Machtgefälle, neue Symbol- und Zeichensetzungen wie selbstverständliche Bewegungen der ausgemachten Außenseiter in diesem Raum. In ihrer Ganzheitlichkeit greifen sie darüber hinaus auf die nationalen Selbstverständnisse autochthoner Deutscher über, die sich aufgrund des wahrgenommenen Raumverlusts empfindlich in ihren Identitäten getroffen fühlen. 5
Sofern von Identitäten die Sprache ist, sind damit Selbst- und Fremdzuschreibungen gemeint, die sich im Rahmen der Figuration selbst, den intersubjektiven und/oder intergruppalen Einverständnissen, erst realisieren, statt einem substanziellen Moment zu unterliegen.
3. Theoretische Implikationen und empirische Anschlussfähigkeit
In der vorliegenden Arbeit wird folglich angenommen, dass Räume sowohl Ressourcen sind, um deren ›Verteilung‹ gerungen wird, als auch Kennzeichen legitimer und nichtlegitimer Rangordnungen,6 was allerdings nicht auf die Besetzung machtvoller Positionen beschränkt bleibt. Vielmehr geht es um die symbolische, physische und materielle Repräsentation nationaler Identitäten im Raum, die gemäß dem Gebietsanspruch an die Vorstellungen autochthoner Deutscher gebunden sind beziehungsweise sein sollen. Mit der Integration des relevanten Dritten in die Modellkonzeption wird die Befürchtung berücksichtigt, dass die einstigen Rollenverteilungen neu verhandelt werden könnten oder gar müssen. In diesem Sinne werden politische Entscheidungen ›zugunsten‹ der eigentlichen Außenseiter von Seiten autochthoner Deutscher als illoyaler Eingriff gewertet, der ihren Etabliertenstatus empfindlich schwächt (vgl. u.a. Koppetsch 2017). Sie verstehen politische Entscheidungsträger:innen als Verbündete, beziehen diese in ihr Selbstverständnis als Gruppe der Etablierten ein und beanspruchen dementsprechend auch eine Interessensvertretung, die diesen Status bestärkt statt untergräbt. Der Konflikt entzündet sich dann im Besonderen an der (politischen) Öffnung des Zugangs zu spezifischen Ressourcen, auf die autochthone Deutsche behaupten, ein exklusives (oder zumindest Vor-)Recht zu besitzen. Ähnlich wie die Ausgestaltung des nationalen Raums wird damit auf ein historisch gewachsenes und so legitimiertes Monopol auf Ressourcen gesetzt, auf das autochthone Deutsche angesichts der bisherigen Investitionen und Leistungen nicht verzichten wollen.7 Ein maßgeblicher Hinweis zur Operationalisierung wird schließlich durch das Langzeitprojekt Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit gegeben, in dessen Rahmen das Konzept der Etabliertenvorrechte entwickelt wurde. Wenngleich seine Begriffsbestimmung eine Reihe von Unstimmigkeiten aufweist8 , liegen dennoch entscheidende Indikatoren vor, um einen behaupteten Etabliertenstatus messbar machen zu können. So kann und soll die raum-zeitliche Bedingtheit der eingeforderten Vormachtstellung übernommen werden, die letztlich die Status von Etablierten und Außenseitern abbildet und gleichermaßen zementiert. Auf die enge Rückbindung an einen (nationalen, ethnischen, kulturellen) Herkunftsbezug wird hingegen verzichtet, da diese die Etablierten-Außenseiter-Beziehungen unnötig auf das Verhältnis einer autochthonen Mehrheitsbevölkerung und (ehemals) Eingewanderten beschränkt; für Elias bleiben sie jedoch nur ein bestimmter Typ, 6 7
8
Siehe dazu auch die Konflikttypen nach Giesen (1993), der zwischen Werte-, Ressourcen- und Rangkonflikt unterscheidet. Waldhoff macht in diesem Kontext auf den Umstand aufmerksam, dass es ebenjene Exklusivität war beziehungsweise ist, die auf Seiten der Etablierten Bedrohungsgefühle weckten oder wecken: »Die von den Etablierten als bedrohlich empfundene Wahrnehmung massierten Auftretens beruht […] auf [der] von ihnen selbst mittels ihrer Machtüberlegenheit geschaffenen sozialen Situation« (Waldhoff 1995: 208). Siehe dazu Kapitel 2.2.
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an dem sich die Figuration beobachten lässt. Damit ist dann auch der Problematik des engen Zusammenhangs mit Ressentiments gegen migrantische und/oder ethnisch-kulturelle Gruppen Einhalt geboten, die sich in der Studie zeigen. Vor diesem Hintergrund sei schließlich auch bemerkt, dass die definierte Gleichrangigkeit des Konzepts der Etabliertenvorrechte mit den weiteren Facetten des Syndroms Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit abgelehnt wird. In der vorliegenden Arbeit wird hingegen die Annahme vertreten, dass sie als grundlegende Haltung und dementsprechend als erklärendes Konzept zu begreifen sind.9 Wenn es nun um die quantitativ-empirische Messbarkeit geht, kann zunächst Elias selbst ins Feld geführt werden, der eine solche Übersetzung für unmöglich erklärt. Er kritisiert deutlich, dass »Schranken des sozialen Verkehrs […] sich nicht mit Hilfe von Verfahren erklären [lassen], die auf das Messen von ›Faktoren‹ oder ›Variablen‹ abzielen, als ob diese je für sich, unabhängig von der ganzen sozialen Figuration existierten und Veränderungen durchmachen könnten« (Elias und Scotson 1993: 67). Die Erfragung spezifischer Einstellungsmuster quantitativer Art unterstellt seiner Meinung nach eine ausgeglichene Machtbalance und, damit einhergehend, vollständige Unabhängigkeit der jeweils Befragten (vgl. ebd.). Nun ist bei dieser recht harschen Kritik einerseits zu berücksichtigen, dass Elias der qualitativen Methodik zugeneigt war und ihm dementsprechend sicherlich einige Potenziale und Reichweiten der quantitativen Forschung seiner Zeit unbekannt blieben. Andererseits hat auch die empirische Sozialforschung seit den 1960er Jahren eine Entwicklung vollzogen und reagiert in ihrer Ausrichtung als auch ihren Analysemethoden auf die kontextuelle Verflechtung sozialer Phänomene. Festgehalten werden muss an dieser Stelle dennoch, dass die Modellierung einer Etablierten-Außenseiter-Figuration in einem Querschnitt per definitionem unmöglich ist.10 Auch Elias’ zweiter Einwand, eine quantitativ-empirische Befragung würde einer Unabhängigkeitsannahme unterliegen, ist insofern berechtigt, als beispielsweise Selbst- und Fremdzuschreibungen von Etablierten- und Außenseiterstatus zwar zu erheben sind, aber eben nicht der wesentliche Aushandlungsprozess, in dem diese ›Verständigung‹, die Annahme oder gar Ablehnung der Zuschreibungen, entschieden wird. Trotz dieser maßgeblichen Einschränkungen lässt sich eine quantitativ-empirische Modellierung bewerkstelligen, sofern ihre Bedingungen und Grenzen klar 9
10
Die theoretische Konzeptionierung des in dieser Arbeit zu entwickelnden Konzepts, dann unter dem Namen »Behauptung eines Etabliertenstatus«, wird in Kapitel 4.1 ausführlich besprochen. Zu Elias’ Figurationsverständnis sei nochmals auf das Kapitel 1.2.1 verwiesen. Selbst der Adaptionsversuch in einem Längsschnittdesign birgt eine ganze Reihe an Fallstricken (u.a. Bedingungen der Laufzeit, Befragtenzahl, Kombination offener und geschlossener Fragen, personale Interviews), die der Verflechtungsidee dennoch nur in Form von Aktions-ReaktionsMessungen beikommen könnten.
3. Theoretische Implikationen und empirische Anschlussfähigkeit
festgesetzt sind. Grundlegend hierfür soll die Entscheidung für eine der beiden Perspektiven sein, die die beteiligten Gruppen auf ihre gemeinsame EtabliertenAußenseiter-Beziehung einnehmen. Damit ist zwar nur eine elementare Komponente in den Blick genommen, gleichermaßen eröffnet dies jedoch die Möglichkeit, das Konzept in seinen Schlüsselmomenten zu modellieren, welche die Herausbildung des jeweiligen Etablierten- oder Außenseiterstatus bewirken. Eine empirisch-quantitative Adaption, die in dieser Arbeit die Etabliertenperspektive zum Ausgangspunkt nimmt, kann dann gelingen, wenn sie die folgenden Bedingungen erfüllt: Es ist erstens vonnöten, ein Konzept voranzutreiben, dass befähigt, einen behaupteten Etabliertenstatus einzufangen, ohne dass eine Referenz auf spezifische Gruppenverhältnisse gegeben ist. Ist dies gewährleistet, kann nicht nur der entscheidenden Situations- und Kontextgebundenheit begegnet werden, die Elias sowohl für seinen Machtbegriff als auch das ausschlaggebende soziale Alter postuliert. Darüber hinaus lässt sich so der tatsächliche Erklärungsgehalt einer eingenommenen Etabliertenrolle auf die Zuweisung von Außenseiterstatus ermitteln. Indem das Konzept also nicht auf Migrationsverhältnisse begrenzt wird, ist auch die von Elias’ aufgewiesene Problematik eingedämmt, von sogenannten rassischen oder ethnischen Konfliktkonstellationen auszugehen, die für ihn nichts anderes als Ergebnis von Machtunterschieden sind. Im Anschluss daran braucht es zweitens eine Modellkonzeptionierung, die nicht über religiöse, kulturelle, ethnische und ähnliche Aspekte bestimmt wird. Ihr Anspiel wäre insofern kontraproduktiv, als damit nur spezifische Einwanderungsgruppen referenziert werden, dementsprechend der Erklärungsgehalt erneut limitiert wird. Vor dem Hintergrund der angestrebten Etablierten-AußenseiterModellierung für die Migrationsgesellschaft Deutschland wäre bei solchen Aspekten beispielsweise ein starker Bezug auf muslimische Einwanderungsgruppen anzunehmen. Dies steht dem Anspruch dieser Arbeit deutlich entgegen: Das Modell soll einerseits fähig sein, in seiner Adaption eine Vielzahl an Einwanderungsgruppen abbilden zu können, und andererseits, über historische Zubeziehungsweise Ausschnitte hinweg die Etablierten-Außenseiter-Beziehung aus Etabliertenperspektive nachzuzeichnen. Im Zuge dessen ist drittens auch auf das Schlüsselmoment der Stigmatisierung zu verzichten, deren Erfassung ebenfalls für eine Beschränkung sorgen würde. Zwar nennt Elias die klassischen Vorwürfe der Anomie, Delinquenz oder auch Unreinlichkeit, die herangezogen werden können. Ihre empirische Übersetzung ist allerdings insofern schwierig, als die Begriffe abstrakt bleiben und keine weitere Konkretisierung entscheidender Parameter erfahren. Das Fehlen relevanter Indikatoren erzeugt somit Probleme in der Konzeptionierung, die dem Verständnis Elias’ entsprechen soll, es aber angesichts fehlender Referenzpunkte schlichtweg nicht kann. Eine Orientierung an laufenden Diskursen birgt wiederum die Gefahr,
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den Bezug auf spezifische Einwanderungsgruppen zu lenken, die zum Zeitpunkt der Befragung besonders stark unter den jeweiligen Stigmen diskutiert werden. Schließlich ist viertens zu beachten, dass die bisherigen Aspekte in der und durch die Modellierung prüfbar sein müssen. Das heißt, es genügt nicht, einen durch die (etablierten) autochthonen Deutschen zugewiesenen Außenseiterstatus an ›den Migrant:innen‹ nachzuweisen. Vielmehr sind eine Reihe ausgewählter Einwanderungsgruppen nötig, anhand derer einerseits das Erklärungspotenzial der Etablierten-Außenseiter-Beziehung im Allgemeinen und andererseits die Entsprechung der Einzelaspekte im Besonderen herausgestellt werden können. Letzteres stellt damit den wesentlichen Bezug zur grundlegenden Idee her, die Außenseitergruppe par excellence für einen historischen Ausschnitt identifizieren zu können.
3.3
Zwischenfazit und Implikationen zur empirischen Vorgehensweise
In der Zielsetzung, einen Abstraktionsrahmen für das dieser Arbeit zugrunde liegende Modell und seine forschungsleitenden Hypothesen zu spannen, wurde einerseits eine theoretische Übertragung der Etablierten-Außenseiter-Beziehung auf das Verhältnis von autochthonen Deutschen und Einwanderungsgruppen geleistet und andererseits die Anschlussfähigkeit wie Realisierbarkeit einer quantitativ-empirischen Modellierung diskutiert. Für den ersten Schritt der theoretischen Übersetzung kann trotz der sich langsam, aber stetig wandelnden Figuration festgehalten werden, dass sich die entscheidenden Parameter eines Etablierten-Außenseiter-Verhältnisses am Beispiel der autochthonen Deutschen als Etablierte und Migrant:innen als ausgemachte Außenseiter klar aufzeigen lassen. Nicht nur generieren Erstere im Zuge einer sogenannten deutschen Leit- oder auch christlichen Wertekultur die Idee eines sozialen Alters, das sie im Vergleich zu den Einwanderungsgruppen auszeichnet. In einer engen Verschränkung findet sich auch das behauptete Monopol auf machtvolle Schlüsselpositionen, den damit einhergehenden Ausschlussversuchen und Stigmatisierungen als solche, die bei Misserfolg der beiden erstgenannten Aspekte initiiert werden. Je stärker also die sozialen Aufstiege unter Migrant:innen ausfallen, desto intensiver zeichnet sich ihre Stigmatisierung ab, die insbesondere mit der nötigen Umdeutung der Erfolgs- und Karrieremuster bewerkstelligt wird. Bereits mit Bezug zur Anschlussfähigkeit dieser Arbeit an den gegebenen Forschungsstand wurde schließlich auch der sozialen Raum adressiert: Seine Wirkmächtigkeit zeigt sich einerseits in den anhaltenden Diskursen über Zugehörigkeiten und Nichtzugehörigkeiten, die sich auch an der Sichtbarkeit von Migration im öffentlichen Raum abarbeiten und damit Raumansprüche über Abstammungsprinzipien formulieren. Auf lokaler Ebene, in der soziale Räume vor allem als Ressource begriffen werden können, lassen sich hingegen die Anstrengungen autochthoner Deutscher identi-
3. Theoretische Implikationen und empirische Anschlussfähigkeit
fizieren, ihre Rolle als Platzanweiser:innen und ihre Gestaltungsmacht des Raums nicht zu verlieren. Dies zeichnet sich jedoch weniger in unmittelbaren Auseinandersetzungen ab als vielmehr über die neuerliche Setzung von Diskursen, innerhalb derer stigmatisierende Begriffe wie ›Problembezirk‹ oder ›Ghetto‹ definiert und zur Beschreibung lokaler Räume herangezogen werden. In einem zweiten Schritt wurde zum einen die potenzielle Anschlussfähigkeit der vorliegenden Arbeit an die Rezeptionen der Migrations- und allgemeinen Ungleichheitsforschung hergestellt. Sie trägt zunächst der theoretischen Erweiterung der Etablierten-Außenseiter-Figuration um soziale Räume als weitere relevante Machtquelle Rechnung und greift beide Spielarten, verkürzt als lokale und nationale Dimension zu bezeichnen, in der späteren Modellkonzeptionierung auf. Darüber hinaus erweist sich die Ergänzung des relevanten Dritten als vielversprechend. So ließen sich beispielsweise Beschwerden und/oder Empörung über die politisch und rechtlich gewährte Ressourcenteilhabe für Migrant:innen als Vorwurf der Illoyalität an ein politisches Establishment begreifen, deren Interessensvertretung sich an den ›eigenen Leuten‹, den Etablierten, ausrichten sollte. Weiterhin soll an das im Rahmen der GMF-Langzeitstudie entwickelte Konzept der Etabliertenvorrechte angeschlossen werden, das in seiner ideellen Ausgestaltung entscheidend für die spätere Modellierung sein wird. Allerdings benötigt es sowohl eine Modifikation der Konzeptdefinition als auch der empirischen Umsetzung, die bisher ohne klare Anbindung an Elias’ Arbeit aufgestellt wurden. Zum anderen enthielt der zweite Schritt die Diskussion, ob und unter welchen Bedingungen eine quantitativ-empirische Modellierung des Konzepts der Etablierten-Außenseiter-Figuration überhaupt zu realisieren ist. In Erinnerung an die theoretischen Ausführungen zu Elias’ Figurationsbegriff bleibt eine empirische Umsetzung im Rahmen eines Querschnitts schlichtweg unmöglich. Jedoch können unter bestimmten Bedingungen und definierten Grenzen des Erklärungsradius entscheidende Teilaspekte einer solchen Konstellation eingefangen werden, die damit erstmals einen gesamtgesellschaftlichen Blick auf die Wirkmächtigkeit behaupteter Etabliertenstatus auf die Ablehnung von (ehemals) Eingewanderten erlauben. Hierfür sind erstens Konzepte nötig, die ohne Referenz auf spezifische Gruppenverhältnisse auskommen. Dies schließt zweitens den Verzicht auf beispielsweise religiöse, kulturelle und andere Indikatoren, die nur bestimmte Einwanderungsgruppen adressieren könnten, und die Abbildung von Stigmen ein. Die Entscheidung, das Schlüsselmoment der Stigmatisierung auszuklammern, ist dem Umstand geschuldet, dass Elias diesbezüglich auf Abstraktionsniveau verbleibt und kaum konkrete Anhaltspunkte zur Konzeptionierung bietet, während eine Ausrichtung an laufenden Diskursen erneut Gefahr läuft, bestimmte, weil zum Zeitpunkt der Diskussion betroffene, Gruppen zu fokussieren. Schließlich ist eine Mehrzahl an Einwanderungsgruppen gefragt, die auf ihr ›Außenseiterpotenzial‹ hin zu untersuchen sind. Nur so lässt sich überhaupt die empirische
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Erklärungskraft des Etablierten-Außenseiter-Konzepts ermitteln als auch die Nachzeichnung der Schritte gewährleisten, die ihr eigen sind und die Etablierte wählen, um ihren Status zu sichern.
4. Etablierte und Außenseiter aus Etabliertenperspektive: Annahmen und Modell
Das folgende Kapitel legt im Anschluss an die theoretischen Ausführungen und den hergestellten Abstraktionsrahmen die wesentlichen Eckpfeiler fest, welche die quantitativ-empirische Modellierung des Etablierten-Außenseiter-Modells bestimmen. Hierzu gehört zuvorderst die theoretische Konzeptionierung der Messinstrumente, die in Kapitel 4.1 geleistet wird und auf deren Basis die spätere Operationalisierung stattfinden soll. Der Konzeptionierung soll nicht nur vor diesem Hintergrund besondere Aufmerksamkeit zuteilwerden, auch erweist sie sich als maßgeblich für das angestrebte Ziel, erstmals eine solche Modellierung anzustellen. In diesem Sinne besteht die Aufgabe darin, das Verständnis für die späteren Modellkomponenten zu schärfen, die in ihrer Gesamtheit und ihren Beziehungen zueinander das Etablierten-Außenseiter-Modell aus Etabliertenperspektive abbilden. Daran schließt die Übersetzung der zugrunde liegenden theoretischen Annahmen in prüfbare Hypothesen an, was Inhalt des Kapitels 4.2 sein wird. Diese werden einerseits die spezifische Struktur der zu entwickelnden Messinstrumente anvisieren und andererseits die angenommenen Gesamtzusammenhänge in ihren jeweiligen Stärken darlegen.
4.1
Theoretische Konzeptionierung der zu entwickelnden Messinstrumente
In Erinnerung an die Bedingungen und Grenzen, denen die quantitativ-empirische Modellierung unterliegt, sei noch einmal das Folgende vorausgeschickt: Im Sinne Elias’ verstehen sich soziale Ungleichheiten und dementsprechend auch soziale Ungleichwertigkeiten als Folge von ungleichen Machtverteilungen, die zwischen verschiedenen Gruppen bestehen; wie auch immer diese sich definieren. Das heißt, andere Ungleichheiten sind diesen Machtdifferenzialen gänzlich nachgelagert, womit gleichermaßen eine Perspektive gewonnen ist, die ohne Verweis auf differente Kulturen, Klassen, physische Merkmale und anderes auskommt. Im Umkehrschluss bedeutet dies jedoch auch, eine Modellkonzeption zu entwickeln,
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die frei von jeder Referenz auf ebensolche Merkmale bleibt, um das eigentliche Erklärungsvermögen des Etablierten-Außenseiter-Modells adäquat herausstellen zu können. Die nachstehende theoretische Konzeptionierung richtet sich eng an diesem Postulat aus und bezieht insgesamt fünf Glieder ein, mithilfe derer die Modellierung erfolgen soll. Die Darlegung ihrer Begriffsbestimmung folgt dabei dem postulierten Pfadverlauf: So soll zunächst die Idee der sogenannten Etabliertenvorrechte aufgegriffen werden, die nunmehr als Behauptung eines Etabliertenstatus Eingang in die vorliegende Arbeit findet und die angekündigte Modifikation ihrer inhaltlichen Definition erhält. Daran schließt die Vorstellung und Konkretisierung dreier Bedrohungsdimensionen an, die sich an den wesentlichen Machtquellen des Normenkanons, Ressourcenmonopols und sozialen Raums orientieren. Das Konzept der potenziellen Außenseitergruppen, deren Außenseiterstatus im Vergleich herauszustellen ist, vervollständigt das Modell. Allen theoretischen Konzeptionierungen gehen eine komprimierte Nachzeichnung und Diskussion ihrer Entwicklung voraus, die dann jeweils in eine gültige Definition überführt werden. Die Idee des Konzepts eines behaupteten Etabliertenstatus geht auf die Facette der Etabliertenvorrechte des Syndroms Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit zurück, das im Zuge des gleichnamigen Projekts entwickelt wurde. Anders als dort wird in der vorliegenden Arbeit jedoch die Annahme vertreten, dass Etabliertenvorrechte keinesfalls als gleichrangig zu Phänomenen wie beispielsweise Feindlichkeit gegenüber Langzeitarbeitslosen, Sinti und Roma oder Muslim:innen zu begreifen ist, die weitere Facetten des Syndroms darstellen. Vielmehr, und ganz im Sinne Elias’, ist die Beanspruchung eines solchen Etabliertenstatus überall dort vorzufinden, wo Menschen und/oder Gruppen in Beziehung zueinander treten. In diesem Sinne geht die Behauptung eines Etabliertenstatus den genannten Phänomenen immer schon voraus und ist somit als grundlegende Haltung oder auch Überzeugung zu begreifen. Das bedeutet jedoch nicht, dass eine solche Überzeugung Menschen und Gruppen eigen ist oder nicht; im Gegenteil, sie bildet sich erst im Aufeinandertreffen mit relevanten anderen heraus und unterliegt damit einer klaren Situations- und Kontextgebundenheit. Die Bedingung der Situation gründet auf der Frage, wer wann und wo auf wen trifft, während sich die Kontextgebundenheit an den Umständen misst, beispielsweise eine vorausgehende Geschichte als Gruppe und/oder die Verfügung über bestimmte Machtquellen. Folglich weist das Konzept auch eine enge Anbindung an Elias’ Begriff der Machtbalance auf: Im Zuge der gegenseitigen Abhängigkeit, bedingt durch die Relevanz und Funktion füreinander, geht mit der Behauptung eines Etabliertenstatus immer auch die Zuweisung eines Außenseiterstatus einher. Diejenigen, welche sich in einer solchen Machtüberlegenheit glauben, erwarten dann, »daß sich die anderen ihrer sozialen Kontrolle unterwerfen und ganz allgemein die Bereitschaft zeigen, ›sich einzufügen‹« (Elias und Scotson 1993: 83f.). Diese anderen, die in einer Situation hin-
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zukommen und gegenüber denen ein Etabliertenstatus behauptet wird, verfügen dementsprechend über weniger Anspruchsrecht, weniger Wertigkeit und werden prinzipiell an das untere Ende der jeweiligen sozialen Rangordnung verwiesen. Im Umkehrschluss bestehen Menschen und/oder Gruppen, die einen Etabliertenstatus für sich reklamieren, auf eine damit verknüpfte Bevorteilung und Vormachtstellung in jedweden Belangen. In der Zusammenführung dieser Aspekte ist das Konzept der Behauptung eines Etabliertenstatus wie folgt zu definieren: Die Behauptung eines Etabliertenstatus soll als grundlegende Haltung verstanden werden, die sich im Zuge des Aufeinandertreffens von Menschen und/oder Gruppen herausbildet und auf einer wahrgenommenen Machtüberlegenheit fußt. Sie ist sowohl situations- als auch kontextgebunden und auf keine soziale Beziehung beschränkt. Diejenigen Personen und/oder Gruppen, welche in einer sozialen Beziehung für sich einen Etabliertenstatus behaupten, erwarten eine Bevorteilung und Vormachtstellung gegenüber den beteiligten anderen, den Machtunterlegenen. Diesen wird hingegen weder ein Anspruchsrecht auf Partizipation noch auf Gleichheit gewährt und sie werden an das untere Ende der sozialen Rangordnung verwiesen. Ein solcher Etabliertenstatus kann in seiner Ausrichtung nunmehr spezifiziert werden, indem er hinsichtlich einer ganzen Reihe an möglichen Themen oder Aspekten behauptet wird. Elias’ Unterscheidung der lauten von leisen Beziehungskonflikten, die sich durch den jeweiligen Ausprägungsgrad der Machtdifferenziale erklären, sind in der Folge nichts anderes als Ausdruck einer wahrgenommenen Bedrohung verschiedener Machtquellen, die angesichts einer sich verschiebenden Machtbalance zur Disposition stehen. Das heißt, der Etabliertenstatus wird umso lauter beansprucht, je stärker Personen und/oder Gruppen ihre Machtquellen in Bedrängnis sehen. Für das Verhältnis von autochthonen Deutschen und (ehemals) Eingewanderten wurden im Besonderen der Normenkanon in Form einer sogenannten deutschen Leit- oder christlichen Wertekultur, das Monopol auf Ressourcen und Machtpositionen wie der soziale Raum als Identitätsaffirmation herausgearbeitet, die als relevante Machtquellen das Verhältnis und die jeweiligen Bedrohungsdimensionen bestimmen. Die Annahme zur Dimensionalität wahrgenommener Bedrohung richtet sich dabei an dem Konfliktpotenzial aus, das den drei Machtquellen anhaftet und abhängig von deren (In-)Stabilität ausfällt; erst »wenn Mitglieder der Außenseitergruppe sozial aufsteigen oder wenn die Außenseitergruppe legale und soziale Gleichstellung mit den überlegenen Etabliertengruppen anstrebt« (Elias 1984: 50), entzündet sich also ein Beziehungskonflikt. In Anlehnung an die Machtquellen, die in der vorliegenden Arbeit fokussiert werden, werden nun die drei Bedrohungsdimensionen Normdifferenz, Ressourcenpartizipation und Identifikationsverlust vorgeschlagen, deren Konflikt-
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potenzial auch in dieser Abfolge zunimmt. In ihrer Konzeptionierung nehmen sie unmittelbaren Bezug auf das Verhältnis von autochthonen Deutschen und (ehemals) Eingewanderten. Elias’ Idee eines sogenannten Normenkanons, der, wie auch immer ausgestaltet, kollektiv geteilt wird und Vertrautheit wie Verlässlichkeit in sozialen Beziehungen verspricht, lässt sich im ›deutschen Heute‹ an den sich wiederholenden Appellen eines deutschen Traditionserhalts oder aber an den regelmäßigen Debatten um eine christliche Werte- oder deutsche Leitkultur identifizieren. Vor dem Hintergrund der damit adressierten Gruppen, die entweder in ihrem Glauben und/oder in ihrer ›Kultur‹ verschieden sind, birgt eine solche Konzeptionierung allerdings die Gefahr, auf ebendiese Gruppen zu referieren und gleichermaßen eine Beschränkung herbeizuführen. Dementsprechend ist ein solcher Bezug zu vermeiden, um den Erklärungsgehalt des (bedrohten) Normenkanons nicht unnötig einzugrenzen. Das Konzept der wahrgenommenen Normdifferenz bleibt daher dem Grundverständnis verbunden, indem es zunächst den Glauben an ein kollektiv geteiltes Wissen impliziert, das über Werte, Verhaltensregulative, aber auch Relevanzsysteme informiert. Stößt dieser Kanon nun auf divergente Interpretations- und Verhaltensmuster, gerät er als »soziale Kennmarke« (Elias und Scotson 1993: 243) in Gefahr, da Kontinuität und Konsistenz nicht mehr selbstverständlich gegeben sind. In diesem Sinne ließe sich die Debatte um eine sogenannte Leitkultur als Reaktion auf die Bedrohung eines deutschen Normen- und Verhaltenskanons verstehen, die gleichzeitig nur niedrigschwellig angelegt ist, weil sie in dieser Häufigkeit geführt wird. Sofern also autochthone Deutsche Differenzen zwischen ›ihrem‹ Kanon und jenem ›der Migrant:innen‹ ausmachen, sei es in Form von unterschiedlichen Relevanz- und Bedeutungssystemen oder Verhaltensmustern, wird dies als Bedrohung wahrgenommen und begünstigt, so die Annahme, die Ablehnung von (ehemals) Eingewanderten. Doch erst und nur dieses Zusammenspiel, die Erkennung einer Normdifferenz und die daraus erwachsene Bedrohungsempfindung, soll als Abbildung des Etablierten-Außenseiter-Modells gelten, indem die bisherige und stabile Machtquelle des Normenkanons durch potenzielle oder schließlich ausgemachte Außenseitergruppen gefährdet ist. Das Konzept der Normdifferenz definiert sich somit wie folgt: Die erste Bedrohungsdimension, die wahrgenommene Normdifferenz, liegt dann vor, wenn autochthone Deutsche kollektiv geteilte Interpretations- und Verhaltensmuster sowohl für sich selbst als auch für (ehemals) Eingewanderte imaginieren und Differenzen hinsichtlich dieser Muster als Bedrohung wahrnehmen. Im Vergleich zur Normdifferenz, der sich insofern verschlossen werden kann, als die diesbezügliche Selbstvergewisserung nach innen und Separation nach außen das eigene Wissens- und Wertesystem wie Verhaltenscodizes vor einem divergie-
4. Etablierte und Außenseiter aus Etabliertenperspektive: Annahmen und Modell
renden Normenkanon schützen können, birgt die Machtquelle des (gewohnten und selbstverständlichen) Monopols auf Ressourcen und machtvolle Positionen stärkeres Bedrohungspotenzial. Es droht nicht nur die Abgabe bisheriger Privilegien, sondern auch die Schwächung sozialer Exklusivität in Gänze, da die eigenen Reihen nicht mehr ausreichend nach außen geschlossen sind beziehungsweise geschlossen werden können. Die Verantwortung hierfür wird im ›deutschen Heute‹ vor allem politischen Entscheidungsträger:innen zugeschrieben, die (ehemals) Eingewanderten nicht nur die Partizipation an sozialpolitischen Ressourcen gewähren, die beispielsweise Existenzsicherung und/oder Lebensgestaltung betreffen, sondern darüber hinaus vermeintliche Sonderrechte zukommen lassen, indem politische Förderungsmaßnahmen installiert werden. Infolge dieser politischen Eingriffe in das Verhältnis von autochthonen Deutschen, die sich als Etablierte behaupten, und Migrant:innen als ausgemachte Außenseiter sehen sich Erstere in ihrem beanspruchten Status nicht nur geschwächt, sondern auch deutlich bedroht. In den politischen Entscheidungsträger:innen findet sich damit die Figur des Dritten wieder, wie sie in der Forschung zur Etablierten-Außenseiter-Figuration als theoretische Erweiterung vorgeschlagen wurde. Sie gelten nicht mehr nur als ›verlorene Verbündete‹, sondern stehen vielmehr in Verdacht, ihr politisches Handeln zugunsten der eigentlichen Außenseiter auszurichten. Das Konzept der Ressourcenpartizipation, das als zweite Bedrohungsdimension eingeführt wird, soll genau diese Perspektive einfangen. So wird angenommen, dass das Erleben von (un-)mittelbarer Konkurrenz, die es in Anbetracht des beanspruchten Etabliertenstatus und damit einhergehenden Exklusiv- oder zumindest Vorrechten gar nicht geben dürfte, von autochthonen Deutschen intensiver empfunden wird, als dies noch für die wahrgenommene Normdifferenz der Fall war; auch oder gerade, weil die Ressourcenpartizipation (ehemals) Eingewanderter formale Rechtmäßigkeit besitzt. Neben der Öffnung sozialpolitischer Güter soll der soziale Raum als weitere Ressource ergänzt werden, in deren ›Verteilung‹ sich autochthone Deutsche ebenfalls bedroht fühlen. Hierbei geht es im Besonderen um den öffentlichen Nahbereich, also die lokale Dimension, innerhalb dessen die alten und vor allem eigenen Raumkonventionen nicht mehr greifen, da Migrant:innen an der Raumnutzung stärker und selbstverständlicher partizipieren. Ähnlich wie die Leistungen in einen sozialpolitischen Besitzstand sehen autochthone Deutsche auch in ihrer vorausgegangen Gestaltung lokaler Räume eine Investition, die ihnen die vermeintliche Legitimität eines (Platz-)Vorteils verschafft. Indem (ehemals) Eingewanderte jedoch zunehmend an der Raumgestaltung mitwirken und neue Zeichenwie Symbolsetzungen vornehmen, glauben sich autochthone Deutsche nicht nur um ihren Investitionsertrag gebracht, sondern auch in ihrer vertrauten »informellen Platzanweiserfunktion« (Hüttermann und Minas 2015: 67) bedroht. Die Zusammenführung der Aspekte begründet das Konzept der Ressourcenpartizipation, das wie folgt definiert wird:
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Die zweite Bedrohungsdimension, die Ressourcenpartizipation, liegt dann vor, wenn sich autochthone Deutsche durch die Partizipation von (ehemals) Eingewanderten bedroht fühlen. Dabei geht es sowohl um die Partizipation an sozialpolitischen Gütern als auch an mikrosozialen Räumen des Alltags, um die mittel- und unmittelbar konkurriert wird. Die politisch-rechtliche Legitimation und Förderung dieser Partizipation nehmen autochthone Deutsche als Beschneidung ihres behaupteten Exklusivrechts wahr.
Noch stärker als die wahrgenommene Verteilungsungerechtigkeit der Raumressource auf lokaler Ebene greift schließlich die Bedrohung einer kollektiven nationalen Identität, die autochthone Deutsche imaginieren. Abermals wird damit der soziale Raum angespielt, nun jedoch in seiner Fähigkeit, nationale Selbstverständnisse zu konstituieren, die sich im Zuge eines exklusiven territorialen Gebietsanspruchs herstellen. So wird angenommen, dass die Vorstellung von geographischen nationalen Grenzen gleichermaßen Vorstellungen von der inneren Verfasstheit impliziert. In der Folge wird die symbolische, physische oder auch materielle Repräsentation einer nationalen Identität auf territorial bestimmte Abstammungsprinzipien zurückgeführt, welche die Repräsentation erlauben oder nicht. In diesem Sinne fordern autochthone Deutsche, die sich als ›originäre‹ nationale Gemeinschaft verstehen, über den Gebietsanspruch auch die Exklusivität ein, die vorgestellte Kollektividentität zu vertreten. Hieran schließt nun das Konzept des Identifikationsverlusts an, indem sowohl die Idee einer nationalen Identität selbst als auch deren Affirmationen im nationalen Raum durch (ehemals) Eingewanderte zur Disposition gestellt werden. In ihrer selbstverständlichen Bewegung und Präsenz unterlaufen sie nicht nur den behaupteten Gebietsanspruch, der autochthonen Deutschen legitimen ›Heimvorteil‹ verspricht, sondern bedrohen die Rangordnung in Gänze, nach der sich die legitime und nichtlegitime Repräsentation im nationalen Raum ausrichtet. Die vorausgegangene Soziogenetik und Vertrautheit nationaler Räume gerät somit ins Wanken, da zunehmend weniger symbolische und materielle Affirmationen der Selbstvergewisserung zur Verfügung stehen. Zusammengefasst soll das Konzept des Identifikationsverlusts wie folgt verstanden werden: Die dritte Bedrohungsdimension, der Identifikationsverlust, liegt dann vor, wenn autochthone Deutsche sich in ihrer nationalen Identifikation durch die Präsenz von (ehemals) Eingewanderten im öffentlichen Raum bedroht fühlen. Diese nationale Identifikation misst sich dabei an einem geglaubten Gebietsanspruch auf Basis territorial bestimmter Abstammungsprinzipien. Der Verlust materieller und symbolischer Identitätsaffirmative im öffentlichen Raum geht dann mit einem allgemeinen Verlust nationaler Identifikation einher.
4. Etablierte und Außenseiter aus Etabliertenperspektive: Annahmen und Modell
Die Behauptung eines Etabliertenstatus und die sich anschließenden drei Bedrohungsdimensionen adressieren in der vorliegenden Arbeit (ehemals) Eingewanderte, deren allgemeine Außenseiterrolle im Verhältnis zu autochthonen Deutschen, die sich als Etablierte begreifen, bereits identifiziert wurde. Dabei ist der bisher stark generalisierende Charakter zu berücksichtigen, der eine ganze Reihe an notwendigen Differenzierungen außen vorlässt, insbesondere was verschiedene Einwanderungsgruppen und ihre jeweilige Historie betrifft. Diesem Umstand soll durch die Einführung des Konzepts der potenziellen Außenseitergruppen begegnet werden. Es umgreift vier verschiedene Gruppen, die in ihrer Kategorisierung, Relevanz und in ihrem sozialen Ansehen sehr verschieden ausfallen: Muslim:innen, Sinti und Roma, Afrikaner:innen und Asiat:innen.1 Das ihnen zugeschriebene Potenzial, Außenseitergruppe zu werden beziehungsweise zu sein, geht auf den nationalstaatlichen Bezugsrahmen der vorliegenden Arbeit zurück, der einerseits die Positionierung autochthoner Deutscher als Etablierte konstituiert und die Gruppen andererseits in ihrer Einwanderungsgeschichte eint. Für jede dieser Gruppen wird zum einen grundsätzlich angenommen, dass autochthone Deutsche ihnen gegenüber die Behauptung eines Etabliertenstatus geltend machen, der in den Bedrohungen durch Normdifferenz, Ressourcenpartizipation und Identifikationsverlust aufgeht, was ihre Ablehnung befördert. Eine solche Ablehnung soll ohne Referenzen auf spezifizierende Vorurteile oder Stereotype auskommen, die den Erklärungsgehalt für die einzelnen Gruppen einschränken könnten, und stattdessen eindeutig und offenkundig auf die Zurückweisung und Nichtakzeptanz ihrer Anwesenheit ausgerichtet sein. Zum anderen soll das Konzept potenzieller Außenseitergruppen dem übergeordneten Ziel dieser Arbeit gerecht werden, indem der Vergleich zwischen den Gruppen es ermöglicht, die Außenseitergruppe par excellence für den vorliegenden historischen Ausschnitt zu identifizieren. Das Konzept wird daher wie folgt bestimmt: 1
Spätestens seit den Anschlägen des 11. September 2001 kommt der muslimischen Bevölkerung eine starke Bedeutung zu, die ihre Modellintegration begründen; seitdem entzünden sich immer wieder starke Debatten und Konflikte, werden zentrale Themen wie Migration und Integration, Kriminalität und Sicherheit, aber auch Bildung »islamisiert« (Tiesler 2006: 124; siehe auch: Anders 2000; Spuler-Stegemann 2002; Königseder 2008; Attia 2009; Shooman 2014; Hüttermann 2018). Ihre Relevanz in der deutschen Migrationsgesellschaft fand erneuten Ausdruck mit der Entwicklung der Pegida-Bewegung. Sinti und Roma gerieten mit der Arbeitnehmerfreizügigkeit für Bulgarien und Rumänien im Jahr 2013 als relevante Einwanderungsgruppe in den Fokus, sie markierte einen deutlichen Wendepunkte in Wahrnehmung und Auseinandersetzung (vgl. u.a. End, Herold und Robel 2009; Bogdal 2011; Bartels et al. 2013; End 2014). Die Wahl, Afrikaner:innen und Asiat:innen als weitere potenzielle Außenseitergruppen in das Modell aufzunehmen, orientiert sich an der nötigen Kontrolle der Erstgenannten. Afrikaner:innen wie auch Asiat:innen spielten in den Diskursen um Migration und Integration 2013 eine nur nachgeordnete Rolle, weshalb sie jedoch nicht weniger betroffen von Diskriminierung sind (siehe v.a.: ADS 2013; Naguib et al. 2017).
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Das Potenzial, Außenseitergruppe zu werden beziehungsweise zu sein, misst sich an dem Ausmaß ihrer Ablehnung unter autochthonen Deutschen. Diese Ablehnung adressiert einerseits die subjektive Wahrnehmung einer zu großen Anzahl ihrer Gruppenmitglieder und drückt sich andererseits in der Forderung aus, diese Anzahl zu begrenzen.
Das Konzept potenzieller Außenseitergruppen komplettiert damit das theoretische Modellgerüst aus der Behauptung eines Etabliertenstatus und den drei Bedrohungsdimensionen, das in der vorliegenden Arbeit für die Nachzeichnung des Etablierten-Außenseiter-Modells maßgeblich ist. Unter Berücksichtigung (gesellschafts-)politischer und internationaler Entwicklungen ließe sich bei einer adäquaten empirischen Übersetzung der theoretischen Konzepte in beständige, weil zeitlose Messinstrumente eine Modellierung realisieren, die fähig ist, auf Verschiebungen und Veränderungen in den Etablierten-Außenseiter-Beziehungen zwischen autochthonen Deutschen und (ehemals) Eingewanderten zu reagieren und diese zu erfassen. In diesem Sinne wäre dann auch, wenngleich in schlankerer und reduzierter Form, dem Elias’schen Kerngedanken Rechnung getragen, die Ausgrenzung von Gruppen, das jeweilige Ausmaß und spezifische Exklusionsgrade vor dem Hintergrund historischen Wandels zu betrachten; wobei sich die verschiedenen Entwicklungsrichtungen auch überlagern oder rückwärts gewandt sein können.
4.2
Rekapitulation und Formalisierung forschungsleitender Hypothesen
Hatte das vorangehende Kapitel noch zum Ziel, die theoretische Konzeptionierung der wesentlichen Elemente zu leisten, mithilfe derer die Modellierung der Etablierten-Außenseiter-Beziehung aus Etabliertenperspektive angestellt wird, sollen nachfolgend die theoretischen Annahmen in forschungsleitende Hypothesen übersetzt wird. In einem ersten Schritt werden jene Hypothesen angeführt, welche die empirische Abbildung der Modellkonzepte zum Inhalt haben, die bisher nur theoretisch hergeleitet und definiert wurden. In einem zweiten Schritt werden die Annahmen der Zusammenhänge formuliert, die sich aus den theoretischen Ausführungen ergeben und der empirischen Prüfung unterzogen werden sollen. Diese Hypothesen bilden damit die spezifischen Beziehungspfade der Konzepte und in ihrer Zusammenführung das Gesamtmodell zur Erfassung der Etablierten-Außenseiter-Beziehung ab. Es sei an dieser Stelle noch einmal daran erinnert, dass quantitativ-empirische Modellierungen im methodologischen Sinne stets unabhängig von Raum und Zeit
4. Etablierte und Außenseiter aus Etabliertenperspektive: Annahmen und Modell
sind, so denn auch postulierte Begründungszusammenhänge. Für die in dieser Arbeit anvisierte empirische Abbildung der Etablierten-Außenseiter-Beziehung gilt dies ebenfalls, wobei allerdings sowohl die verwendete Datenlage als auch entsprechende Interpretationsspielräume der späteren Befunde an den Erhebungszeitraum 2013/2014 gebunden sind. Eine der forschungsleitenden Hypothesen nimmt hierauf unmittelbar Bezug, indem beispielsweise der Vergleich der potenziellen Außenseitergruppen klar einem solchen Zeitmoment unterliegt. In diesem Sinne ist zwischen Begründungs- und Verwertungszusammenhang zu differenzieren, vor deren Hintergrund die Ergebnisse und ihre Interpretation bewertet werden. Ausgangspunkt des späteren Forschungsmodells bildet die Behauptung eines Etabliertenstatus, welche als grundlegende Haltung oder Überzeugung verstanden wird. Menschen und/oder Gruppen strengen die Behauptung ihres Etabliertenstatus immer dann an, wenn sie auf andere Menschen und/oder Gruppen treffen, denen sie glauben, machtüberlegen zu sein. Daran schließt eine klare Situations- und Kontextbedingtheit an, die gleichermaßen auf keine spezifische soziale Beziehung beschränkt bleibt. Es wird angenommen, dass ein behaupteter Etabliertenstatus einerseits als erklärendes Konzept erfasst werden kann und es sich andererseits zu klassischen Konzepten abgrenzen lässt, die zur Erklärung sozialer Ungleichheiten herangezogen werden. Hierfür werden die Soziale Dominanzorientierung nach Sidanius und Pratto (1999) und das Konzept der Orientierungsanomia herangezogen, welches in seinen grundlegenden Ansätzen auf Merton (1995) zurückgeht und von Srole (1956) erstmals aufbereitet wurde. Die Soziale Dominanzorientierung adressiert eine grundsätzliche Befürwortung von Sozialhierarchien zwischen sozialen Gruppen in einer Gesellschaft, die unter Einsatz sogenannter legitimierender (beispielsweise rassistischer oder nationalistischer) Mythen stabilisiert werden. Eine Orientierungsanomia erfasst hingegen die Klage über einen Orientierungs- oder auch Normverlust, die in der Wahrnehmung eines gesellschaftlichen Verfalls von Wert- und Leitsystemen begründet sind. Beide Konzepte eignen sich angesichts ihrer ähnlichen inhaltlichen Bezüge und des erklärenden Ansatzes, das zu entwickelnde Konstrukt eines beanspruchten Etabliertenstatus auf seine Validität hin zu prüfen. Die dementsprechende Hypothese lautet: Hypothese 1 Das Konzept der Behauptung eines Etabliertenstatus lässt sich empirisch erfassen und von anderen individuellen Erklärungsmustern abgrenzen. In der vorliegenden Arbeit werden sowohl die Situation als auch der Kontext spezifiziert, indem zum einen das Verhältnis von autochthonen Deutschen und (ehemals) Eingewanderten in den Blick genommen wird und zum anderen ausgewählte Bezugspunkte gegeben werden, anhand derer der Theorie zufolge ein Etabliertenstatus behauptet werden kann. Diese Bezugspunkte gehen auf die
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Machtquellen des Normenkanons, des Ressourcenmonopols nach Elias und des sozialen Raums als theoretische Erweiterung der Etablierten-Außenseiter-Figuration zurück und sind in dieser Arbeit jeweils in ihrem Bedrohungsmoment konzipiert worden: Normdifferenz, Ressourcenpartizipation und Identifikationsverlust. Jedem dieser Konzepte wird ein unterschiedlicher Bedrohungsgrad zugeschrieben, den autochthone Deutsche wahrnehmen. Für die Normdifferenz, die sich an der Imagination kollektiv geteilter Interpretations- und Verhaltensmuster unter autochthonen Deutschen in Differenz zu jenen unter (ehemals) Eingewanderten misst, wird der niedrigste Bedrohungsgrad angenommen. Dies begründet sich einerseits in den regelmäßigen Diskursen um eine sogenannte Leitkultur und andererseits in der generellen Möglichkeit, dieser Normdifferenz mit Ausschluss und Separation zu begegnen. Die zweite Bedrohungsdimension, die Ressourcenpartizipation von (ehemals) Eingewanderten, motiviert noch stärker dazu, einen Etabliertenstatus zu behaupten, indem die Konkurrenz um Ressourcen intensiver erlebt wird. Die wahrgenommene Bedrohung lässt sich dabei vor allem auf die politisch-rechtliche Legitimation der Partizipation an sozialpolitischen Gütern wie mikrosozialen Räumen zurückführen, die den Anspruch des Etabliertenstatus und damit Exklusivrechte beschneiden. Das Konzept des Identifikationsverlusts greift schließlich die stärkste Bedrohung durch (ehemals) Eingewanderte auf, indem die Imagination einer kollektiven nationalen Identität in Frage gestellt wird. Autochthone Deutsche verlieren durch die Überschreibung ehemaliger Identitätsaffirmative, welche sich im Zuge der Präsenz und Gestaltung öffentlicher Räume von Migrant:innen einstellt, wichtige Ankerpunkte zur nationalen Identifikation. Gemäß dieser theoretischen Konzeptionierungen werden also drei distinkte Dimensionen der Bedrohung angenommen, deren Zusammenhänge mit dem Grad der jeweils wahrgenommenen Bedrohung abnehmen. Die Spezifikation der Hypothesen lautet daher wie folgt: Hypothese 2 Es lassen sich drei verschiedene Dimensionen der Bedrohungswahrnehmung – Normdifferenz, Ressourcenpartizipation und Identifikationsverlust – empirisch erfassen und voneinander abgrenzen. Hypothese 3 Die Zusammenhänge zwischen den Dimensionen – Normdifferenz, Ressourcenpartizipation und Identifikationsverlust – nehmen mit dem Grad der von ihnen ausgehenden wahrgenommenen Bedrohung ab. Das Konzept potenzieller Außenseitergruppen nimmt schließlich vier verschiedene Einwanderungsgruppen in den Blick, deren Ablehnung durch das Zusammenspiel von Etabliertenstatus und den Bedrohungsdimensionen erklärt werden soll. Sie dienen einerseits der exemplarischen Nachzeichnung des Etablierten-
4. Etablierte und Außenseiter aus Etabliertenperspektive: Annahmen und Modell
Außenseiter-Modells und andererseits der Identifikation der Außenseitergruppe par excellence, die für den historischen Ausschnitt bestimmt werden soll. Es wird grundsätzlich angenommen, dass autochthone Deutsche jeder dieser Gruppen – Muslim:innen, Sinti und Roma, Afrikaner:innen und Asiat:innen – mit der Behauptung des Etabliertenstatus begegnen und in ihnen eine Bedrohung für den Normenkanon, das Ressourcenmonopol und den sozialen Raum sehen. Die Ablehnung der Einwanderungsgruppen generiert sich aus der eindeutigen Zurückweisung ihrer gegenwärtigen Mitgliederanzahl, indem diese subjektiv als zu groß wahrgenommen und ihre Begrenzung eingefordert wird. Die empirische Abbildung der potenziellen Außenseitergruppen soll durch die folgenden Hypothesen geleitet sein: Hypothese 4 Die Ablehnung der vier verschiedenen potenziellen Außenseitergruppen lässt sich empirisch erfassen und voneinander abgrenzen. Hypothese 5 Die Ablehnung einer potenziellen Außenseitergruppe geht mit der Ablehnung anderer potenzieller Außenseitergruppen einher. Hypothese 6 Die Ablehnung der vier verschiedenen potenziellen Außenseitergruppen kann auf einem gemeinsamen Konstrukt höherer Ordnung abgebildet werden. Die Zusammenführung dieser Teilstücke und ihre Beziehungen untereinander bilden das vollständige empirische Forschungsmodell ab, das die EtabliertenAußenseiter-Konstellation aus Etabliertenperspektive darstellt. Dabei kommt dem Konzept des behaupteten Etabliertenstatus die eigentliche Schlüsselrolle zu, indem es einerseits konstitutiv für die Modellierung ist und andererseits erschöpfend in den drei Bedrohungsdimensionen aufgeht, die es kontextuell einbetten. Es wird also angenommen, dass diese grundlegende Überzeugung entscheidend für die Ablehnung der verschiedenen Einwanderungsgruppen ist; die Beanspruchung des Etabliertenstatus generiert gleichermaßen (potenzielle) Außenseiter, gegen die es den Etabliertenstatus wiederum zu behaupten gilt. Bestimmend für die vorliegende Arbeit ist es folglich, die nachstehenden Hypothesen zu prüfen: Hypothese 7 Je stärker die Behauptung eines Etabliertenstatus ausfällt, desto stärker werden potenzielle Außenseitergruppen abgelehnt. Hypothese 8 Die jeweilige Erklärungskraft der Ablehnung der potenziellen Außenseitergruppen – Muslim:innen, Sinti und Roma, Afrikaner:innen und Asiat:innen – durch die Behauptung eines Etabliertenstatus unterscheidet sich moderat voneinander.
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Das empirische Grundmodell, das Hypothese 7 formuliert, wird in Abbildung 4.1 aufgezeigt. Das Konzept der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen als abhängige Komponente ist hier in Form des Konstrukts höherer Ordnung dargestellt, der postulierte und direkte Effekt des Etabliertenstatus mit H7 gekennzeichnet. Zur Prüfung der Hypothese 8 werden die direkten Effekte auf die vier verschiedenen Einwanderungsgruppen modelliert.
Abbildung 4.1: Empirisches Grundmodell zur Erklärung der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen
Dieses Grundmodell gewinnt seine eigentliche Dynamik jedoch erst, wenn es die Kontextgebundenheit, welche für die Behauptung eines Etabliertenstatus angenommen wird, berücksichtigt. Diesen Bedingungen wird mit den Konzepten der Normdifferenz, der Ressourcenpartizipation und des Identifikationsverlusts begegnet, denen ein aufsteigender Bedrohungsgrad zugewiesen ist. Sie sind gewissermaßen die notwendige Spezifikation, hinsichtlich derer nun Bevorteilung und Vormachtstellung eingefordert worden. Ohne ihre Modellintegration lägen zwar noch immer ein behaupteter Etabliertenstatus und potenzielle Außenseitergruppen vor, allerdings blieben die entscheidenden Machtquellen, an denen sich abgearbeitet und um die gefürchtet wird, eine Blackbox. Gemäß der ihnen zugeschriebenen Vermittlerrolle werden die drei Bedrohungsdimensionen folglich als Mediatoren in das empirische und damit komplettierte Forschungsmodell eingeführt. Es wird weiterhin angenommen, dass sie den im Grundmodell postulierten Effekt nicht nur partiell, sondern vollständig mediieren. Das heißt, der theoretischen Konzeption zufolge wird die Vorhersagekraft der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen durch die Behauptung eines Etabliertenstatus gänzlich über die Bedrohungsdimensionen vermittelt. Dies wäre den theoretischen Annahmen nach nur folgerichtig, da erst die Konzepte Normdifferenz, Ressourcenpartizipation und Identifikationsverlust die kontextuale Einbettung für die Betrachtung des situativen Verhältnisses autochthoner Deutscher und (ehemals) Eingewanderter leisten. Hierfür werden in einem ersten Schritt zunächst die weiteren direkten Zusammenhänge zwischen der Behauptung eines Etabliertenstatus und den drei Bedrohungsdimensionen wie zwischen den Bedrohungsdimensionen und den potenziellen Außenseitergruppen in den Blick genommen. Sie sind Voraussetzung für die
4. Etablierte und Außenseiter aus Etabliertenperspektive: Annahmen und Modell
Formulierung einer Mediationshypothese und geben darüber hinaus weitere relevante Hinweise zur Gültigkeit der theoretisch formulierten Annahmen. Vor dem Hintergrund der theoretischen Konzeptionierung sind konsequenterweise die beiden folgenden Annahmen zu prüfen: Hypothese 9 Je stärker die Behauptung eines Etabliertenstatus ausfällt, desto stärker zeigt sich die Bedrohungswahrnehmung durch eine Normdifferenz, eine Ressourcenpartizipation und einen Identifikationsverlust. Hypothese 10 Je stärker die Bedrohungswahrnehmung durch eine Normdifferenz, eine Ressourcenpartizipation und einen Identifikationsverlust ausfällt, desto stärker werden potenzielle Außenseitergruppen abgelehnt. Können beide Hypothesen bestätigt werden, ist damit die Grundlage geschaffen, um die bis hierhin betrachteten Teilstücke in ihren Gesamtzusammenhängen zu betrachten. In das empirische Grundmodell, das die Behauptung eines Etabliertenstatus als erklärende und die Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen als zu erklärende Komponente abbildet, schieben sich nun die drei Bedrohungsdimensionen Normdifferenz, Ressourcenpartizipation und Identifikationsverlust als Mediatoren. Das empirische Forschungsmodell stellt sich folglich als ein multiples Mediationsmodell dar, wie in Abbildung 4.2 wiedergegeben. Es zeichnet die direkten Effekte der Behauptung eines Etabliertenstatus auf die drei Bedrohungsdimensionen nach, wie sie in Hypothese 9 formuliert sind, und enthält die angenommenen verschieden starken Zusammenhänge zwischen den einzelnen Dimensionen. Gemäß Hypothese 3 wird postuliert, dass diese mit dem wahrgenommenen Bedrohungsgrad zunehmen, sodass die Zusammenhänge zwischen Normdifferenz und Ressourcenpartizipation wie Ressourcenpartizipation und Identifikationsverlust stärker ausfallen sollten (++) als zwischen Normdifferenz und Identifikationsverlust (+). Auch Hypothese 7 ist erneut abgetragen, sie formuliert die Vorhersagekraft der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen durch die Behauptung eines Etabliertenstatus. Im Zuge der Modellintegration der drei Dimensionen wahrgenommener Bedrohung sollte dieser positiv gerichtete Zusammenhang nun verschwinden, da er in Gänze über die Dimensionen vermittelt wird. In Anlehnung an die theoretische Konzeption wird weiterhin angenommen, dass mit dem Grad der Bedrohungswahrnehmung auch die Ablehnung der potenziellen Außenseitergruppen steigt. Das heißt, je tiefgreifender die Bedrohung eines Etabliertenstatus wahrgenommen wird, mit der sich Menschen und/oder Gruppen konfrontiert sehen, desto stärker lehnen sie die ›Bedrohungsursache‹, (ehemals) Eingewanderte, ab, die damit zu (potenziellen) Außenseitergruppen werden. Der vergleichsweise niedrigste Zusammenhang wird für die empfun-
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Abbildung 4.2: Empirisches Gesamtmodell zur Erklärung der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen
+ = positiver Zusammenhang, ++ = starker positiver Zusammenhang, +++ = sehr starker positiver Zusammenhang
dene Normdifferenz angenommen (+), ein stärkerer für die Ressourcenpartizipation (++), der stärkste Bedrohungsgrad wird dem Identifikationsverlust zugeschrieben (+++). Die dementsprechenden Hypothesen lauten daher wie folgt: Hypothese 11 Die Erklärung der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen durch die Behauptung eines Etabliertenstatus wird vollständig über die Dimensionen der wahrgenommenen Bedrohung vermittelt. Hypothese 12 Der vermittelte Einfluss der Behauptung eines Etabliertenstatus auf die Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen durch die Bedrohungsdimensionen Normdifferenz, Ressourcenpartizipation und Identifikationsverlust nimmt mit den ihnen zugewiesenen Bedrohungsgraden zu. Schließlich soll dem übergeordneten Ziel dieser Arbeit Rechnung getragen werden, das die Identifikation der Außenseitergruppe par excellence für den vorliegenden historischen Ausschnitt anstrebt. Hierfür sollen die vier Einwanderungsgruppen – Muslim:innen, Sinti und Roma, Afrikaner:innen und Asiat:innen – vergleichend betrachtet werden, indem sie, anstatt des Konstrukts höherer Ordnung, in das Modell aufgenommen werden. Es wird grundsätzlich angenommen, dass die Vorhersagekraft der Ablehnung dieser vier Gruppen sehr verschieden ausfallen wird,
4. Etablierte und Außenseiter aus Etabliertenperspektive: Annahmen und Modell
da ihre Präsenz im öffentlichen Diskurs höchst divers und unter unterschiedlichen Vorzeichen diskutiert wird. Weiterhin ist noch einmal daran zu erinnern, dass das allgemeine Konfliktpotenzial einer Etablierten-Außenseiter-Figuration von den (in)stabilen Machtdifferenzialen abhängt: »Wenn Mitglieder der Außenseitergruppe sozial aufsteigen oder wenn die Außenseitergruppe legale und soziale Gleichstellung mit den überlegenen Etabliertengruppen anstrebt« (Elias 1984: 50), dann generiert sich auch ein lauter Beziehungskonflikt. Vor diesem Hintergrund wird angenommen, dass es Muslim:innen sein werden, welche als ›die Außenseitergruppe‹ für den historischen Ausschnitt des Jahreswechsels 2013/2014, den Zeitraum der Datenerhebung, gelten. Die Hypothese lautet dementsprechend wie folgt: Hypothese 13 Im Vergleich der vier verschiedenen potenziellen Außenseitergruppen findet sich die stärkste Erklärung der Etablierten-Außenseiter-Beziehung aus Etabliertenperspektive für Muslim:innen. Insbesondere die große Zahl relevanter Studien in der Migrationsforschung legt diesen Schluss nahe. Sie zeigen eindrücklich auf, wie stark sich autochthone Deutsche, die sich als Etablierte begreifen, an der muslimischen Bevölkerung diskursiv abarbeiten. Die diesbezüglichen Anstrengungen reichen von der regelmäßigen Betonung einer christlichen Wertekultur bis hin zur sogenannten Islamisierung einer gesamtgesellschaftlichen Migrationsdebatte. Dies ist gleichzeitig charakteristisch für die fluktuierenden Machtverhältnisse, die autochthone Deutsche veranlassen, gegen eine Einwanderungsgruppe vorzugehen, die als muslimisch und nur als muslimisch kategorisiert wird. Die wahrgenommene Bedrohung ist also nicht das Ergebnis der Präsenz von Muslim:innen, sondern Folge der spezifischen Verflechtung, der situativen und kontextuellen Einbettung, in der sie mit autochthonen Deutschen, stehen.
101
5. Datengrundlage, analytisches Vorgehen und verwendete Analysemethoden
Das folgende Kapitel widmet sich der empirischen Grundlage, auf deren Basis die Tragfähigkeit des aufgestellten Theoriegerüsts in der Empirie geprüft werden soll. In einem ersten Schritt wird die Datengrundlage vorgestellt, die das Design der Erhebung, des Erhebungsinstruments als auch die Stichprobe und ihre soziodemographische Zusammensetzung umfasst (Kapitel 5.1). Ein zweiter Schritt beschreibt das analytische Vorgehen dieser Arbeit, sich der quantitativ-empirischen Modellierung des Etablierten-Außenseiter-Konzepts zu nähern (Kapitel 5.2). Schließlich werden die verwendeten Methoden dargelegt, die einerseits im Rahmen der Messinstrumententwicklung zur empirischen Abbildung der theoretischen Konzepte eingesetzt und andererseits zur Hypothesenprüfung herangezogen werden (Kapitel 5.3).
5.1
Datengrundlage der Hauptuntersuchung
Inhalt der nachfolgenden Seiten soll die ausführlichere Vorstellung der verwendeten Datengrundlage sein, die dem Projekt ZuGleich – Zugehörigkeit und Gleichwertigkeit entstammt. Hierzu gehören das Design und die Methode ihrer Erhebung, welche die Reichweite als auch Grenzen der angestrebten Modellierung und ihrer Erklärungskraft bestimmen (Kapitel 5.1.1). Darauffolgend wird das Erhebungsinstrument in seiner Konzeption und Struktur vorgestellt (Kapitel 5.1.2). Das Design der Stichprobe und die Nennung wesentlicher soziodemographischer Kennzeichen sind Inhalt des abschließenden Kapitels (Kapitel 5.1.3).
5.1.1
Design und Methode der Datenerhebung
Der engen Verzahnung zwischen einem theoretischen Konzept und seiner empirischen Messbarkeit, wie sie in dieser Arbeit angestrebt wird, wurde mithilfe der Erhebung von Primärdaten begegnet. Die Daten entstammen der Befragung, die für das Projekt ZuGleich an der Universität Bielefeld realisiert wurde. Auf der Grund-
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Elias’ Etablierte und Außenseiter
lage von Befunden der Integrations-, Akkulturations- sowie der Konfliktforschung über Differenzen zwischen Gruppen und neuen wissenschaftlichen Überlegungen sind hierfür nach dem Zufallsverfahren ausgewählte Bundesbürger:innen mithilfe eines standardisierten und anonymisierten Fragebogens telefonisch befragt worden. Die so gewonnene empirische Querschnittsstudie folgt dabei dem klassischen Ex-post-facto-Design. Solche Designs zeichnen sich durch die gleichzeitige Messung abhängiger und unabhängiger Variablen aus, denen eine starke theoretische Konzeptionierung vorausgehen sollte. Neben den Vorzügen eines solchen Designs – geringer finanzieller wie personaler Aufwand bei großer Stichprobenzahl – ergeben sich gleichsam Schwierigkeiten. So ist zum einen auf eine mindestens hinreichende, bestenfalls maximierende Varianz in den unabhängigen Variablen zu achten. Liegt stattdessen eine starke Stauchung vor, beispielsweise eine sehr geringe Personenzahl für eine Merkmalsausprägung und eine sehr große Befragtenzahl für eine andere, lassen sich systematische Analysen kaum durchführen. Diesem Problem wird bereits im Rahmen der Stichprobenziehung begegnet, indem nötige Informationen über die zugrunde liegende Grundgesamtheit in diese einfließen.1 Die gleichzeitige Erhebung abhängiger und unabhängiger Variablen erlaubt es ferner nicht, Aussagen über empirische Kausalitäten zu treffen, die eine zeitliche Differenz zwischen Ursache und Wirkung erfordern (vgl. u.a. Schnell, Hill und Esser 2008: 230ff.). Schließlich ist die Kontrolle möglicher Drittvariablen zu nennen, die sich in Ex-post-facto-Anordnungen kompliziert gestaltet. Systematische Analysen, beispielsweise der Vergleich verschiedener Gruppen oder die Beziehung zwischen zwei Sachverhalten, können durch Drittvariablen stark beeinflusst werden, ohne dass diese in der bisherigen Untersuchung berücksichtigt worden wären (vgl. Backhaus, Erichson und Weiber 2015: 71). Ihre Erfassung ist dahingehend beschränkt, als dass eine Ex-post-facto-Anordnung nur die Kontrolle derjenigen Variablen erlaubt, die auch Teil der Erhebung sind. Angesichts dieser einschränkenden Momente wird der klassische deduktivnomologische Ansatz verfolgt, der nach dem Explanans-Explanandum-Prinzip verfährt. Da spezifische Individualdaten, die eine Prüfung des Kausalzusammenhangs über einen längeren Zeitraum hinweg erlaubt hätten, nicht zur Verfügung
1
Als Ultima Ratio wäre die Verwendung von Gewichtungsfaktoren denkbar, sofern die Erhebung bereits erfolgt ist. Da in der vorliegenden Arbeit jedoch vor allem Zusammenhangsanalysen durchgeführt werden, die im Vergleich zur Schätzung von Randverteilungen wie Mittel- und Anteilswerten robuster auf Verzerrungen reagieren, soll auf die mitunter kritisch bewertete Verwendung von Gewichtungsfaktoren verzichtet werden. Zur Gewichtung von Stichproben im Allgemeinen empfehlen sich unter anderem: Gabler, Hoffmeyer-Zlotnik und Krebes (1994), Groves et al. (2004) und Gabler und Ganninger (2010); zur Kritik beispielsweise: Häder (2015: 185f.) und Diekmann (2013: 425ff.).
5. Datengrundlage, analytisches Vorgehen und verwendete Analysemethoden
stehen, werden ausschließlich die auf theoretischer Ebene angenommenen Kausalitäten argumentiert. Das heißt, der Testung kausaler Beziehungen, die in ihrer Zusammenführung das Etablierten-Außenseiter-Modell abbilden sollen, gehen theoretische Kausalhypothesen bereits voraus, für die weiterhin Bedingungen des Geltungsbereichs definiert als auch Wahrscheinlichkeiten bestimmt werden (vgl. u.a. Wolf und Best 2010: 13f.; Häder 2015: 52f.). Zur Datenerfassung ist sich der telefonischen Befragungstechnik bedient worden, die computergestützt erfolgte (kurz: CATI, computer assisted telephone interviewing). Sie gilt mittlerweile als »the dominant mode of data collection« (Groves 1990: 222) und hat den gewichtigen Vorteil, dass sie eine besonders hohe Standardisierung erzielt (vgl. Häder 2015: 254f.). Allerdings steht ein solches Erhebungsverfahren auch in Abhängigkeit technischer Entwicklungen und deren Nutzung (vgl. u.a. Häder und Häder 2009; Häder, Häder und Kühne 2012). So erweist sich eine alleinige Gewinnung mithilfe von Telefonbucheinträgen heutzutage nicht mehr zeitgemäß, da mittlerweile rund 12 Prozent der deutschen Haushalte keinen Festnetzanschluss mehr besitzen (vgl. u.a. Pötschke 2010: 50ff.; Häder 2015: 162). Vor diesem Hintergrund werden zunehmend auch Mobilfunkstichproben einbezogen. Dieser Dual-frame-Ansatz ermöglicht es, die parallel erhobenen Daten später unter Zuhilfenahme einer Gewichtungsprozedur zusammenzuführen, und wurde auch im Erhebungsdesign des ZuGleich-Projekts berücksichtigt. In Anbetracht der Idee dieser Arbeit, die quantitativ-empirische Messbarmachung eines theoretischen Konzepts, dessen qualitative Übertragung zwar vielfach seine anerkannte Anwendung findet, in der quantitativen Forschung aber bisher nur wenig bis keine Beachtung erfuhr, ist die beschriebene Datengrundlage ein großer Gewinn. Damit war die Möglichkeit gegeben, das Vorgehen primäranalytisch zu gestalten statt auf (in diesem Fall unzureichende) sekundäranalytische Designs zurückgreifen zu müssen. Die gesicherte Datenqualität der standardisierten und zufallsbasierten Befragung als auch die ihr zugrunde liegende definierte Grundgesamtheit der deutschen Bundesbevölkerung, die angesichts des Erhebungsdesigns ohne starke Verzerrungen auskommt, tragen entscheidend zur Aussagekraft dieser Arbeit bei.
5.1.2
Design des Erhebungsinstruments
Das folgende Kapitel führt in die Konzeption und Struktur des Erhebungsinstruments – ein standardisierter Fragebogen – ein und erörtert die Wahl des Skalierungsverfahrens. Sie sind jeweils als entscheidende Rahmenbedingungen für die anstehende Entwicklung der Messinstrumente zu begreifen, die das EtabliertenAußenseiter-Modell erfassen sollen. Das Projekt ZuGleich visiert eine enorme Themenvielfalt an, die sich rund um seine Schlagworte »Zugehörigkeit« und »Gleichwertigkeit« formiert. Der standar-
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Elias’ Etablierte und Außenseiter
disierte Fragebogen enthält dementsprechend eine Vielzahl an Fragen, die in ihrer Gesamtheit rund 35 Formen der Diskriminierung und Abwertung verschiedener Gruppen, deren mögliche Indikatoren sowie Selbstbeschreibungen der Personen umfassen. Hierfür kommen zum einen 25 Frageblöcke und zum anderen 13 Einzelaussagen zum Einsatz. Des Weiteren finden sich etwa 20 Fragen, die sich ausschließlich dem soziodemographischen Hintergrund der Befragten widmen. Jeder neue Themenkomplex wird mit einer allgemeinen Instruktion eingeleitet, um die Befragten einerseits immer wieder neu auf den jeweiligen Themenabschnitt einzustimmen und andererseits mögliche Ausstrahlungseffekte von Aussagen auf nachfolgende zu reduzieren. Daran schließt auch die Randomisierung einzelner Itemblöcke an, die zur Vermeidung solcher Effekte eingesetzt wird (vgl. u.a. Schuman und Presser 1981; Häder 2015: 222). Der Fragebogen ist im Split-questionnaireDesign angelegt, wodurch seine Länge bedeutend reduziert wird; einerseits, um die Teilnahmebereitschaft und das -verhalten nicht unnötig zu strapazieren, und andererseits, um die Erhebungskosten zu senken. So wird zunächst allen Befragten ein Block von Kernfragen vorlegt, hingegen die splits, ausgewählte Fragenblöcke, an zwei zufällig generierte Befragtengruppen gerichtet sind, die zum Ende hin wieder zusammengeführt werden, um weitere Kernfragen zu beantworten. Sowohl die Abfrage der Indikatoren zur Messung der Behauptung eines Etabliertenstatus als auch jene zur Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen erfolgten in der Gesamtstichprobe, die Aussagen, welche die verschiedenen Bedrohungsdimensionen abbilden sollen, wurden den Befragten im split vorgelegt. Der Fragebogen und die enthaltenen Messinstrumente sind grundlegend für Personen ab 18 Jahren konzipiert worden. Die durchschnittliche Interviewdauer betrug 30 Minuten mit einer Standardabweichung von 7.7 Minuten. Die Wahl des Skalierungsverfahrens, das zu verwendende Antwortformat, fiel auf die Intervallskala.2 Als numerisches Relativ lässt das Verfahren die Interpretation von Zwischenintervallen aufgrund der prinzipiellen Unterstellung zu, ihre Skalenpunkte ständen in jeweils gleich großem Abstand zueinander (vgl. Häder 2015: 94). In diesem Sinne sind nur die Endpunkte der bipolaren Antwortskala verbalisiert, die Abstufungen werden hingegen rein numerisch erhoben. Damit ist einerseits die Problematik der adäquaten Benennung aller Skalenpunkte gebannt, wie sie der vollständig verbalisierten Antwortskala inhärent ist. Andererseits wird 2
Die Entscheidung für oder gegen ein Skalierungsverfahren sollte immer durch die Annahmen zur Beziehung geleitet sein, die zwischen Einzelindikatoren und latentem Konstrukt bestehen (können). Zweck ist es, mithilfe eines Labelings beziehungsweise der Etikettierung die latente Inhaltsdimension empirisch messbar zu machen: Die damit einhergehende Standardisierung manifester Indikatoren, indem ihnen dieselbe Antwortskalierung zugewiesen wird, ermöglicht dann (1) ihren Vergleich untereinander, (2) die Prüfung ihrer allgemeinen Eignung zur Messung und (3) die Antwort darauf, wie gut sie ebendiese »Messung entlang der gesuchten latenten Dimension repräsentieren« (Gerich 2010: 259).
5. Datengrundlage, analytisches Vorgehen und verwendete Analysemethoden
damit aber auch ein größerer Interpretationsspielraum eröffnet, was die Bedeutung einzelner Skalenpunkte betrifft. Im Vergleich reduziert eine vollverbalisierte Skala zwar die kognitive Anstrengung auf Seiten der Befragten; allerdings kann auch ein jeweils verschiedenes Verständnis der zugewiesenen Bedeutung bestehen (vgl. Porst 2014: 75). In einer telefonischen Befragung kann dies unter Umständen nicht nur unpraktisch, sondern auch höchst zeitintensiv ausfallen (vgl. Engel et al. 2004: 286ff.). Weiterhin wurde sich für fünf Skalenpunkte entschieden. Hierbei ist zu erwähnen, dass eine solche Entscheidung erheblichen Einfluss auf die spätere Reliabilität einer Messung nehmen kann. Einerseits führt eine größere Zahl an Abstufungen zu feineren Angaben in der Beantwortung. Andererseits besteht das Risiko der zunehmenden Unklarheit, was die Anzahl der Skalenpunkte und deren Relation zueinander betrifft. Die Implikation einer Mittel- beziehungsweise neutralen Kategorie, wie sie beispielsweise der fünfstufigen Antwortskala eigen ist, hat den Vorteil der potenziellen Messfehlerreduktion. Im Vergleich zu Skalen, die über eine gerade Zahl an Skalenpunkten verfügen, werden Befragte nicht gezwungen, sich zu positionieren und damit womöglich Meinungen, Einstellungen und Ähnliches wiederzugeben, die nicht ihrem ›wahren Wert‹ entsprechen (vgl. u.a. Groves et al. 2004; Faulbaum, Prüfer und Rexroth 2009; Porst 2014). Nachteilig ist, dass eine solche Mittelkategorie als Ausweichkategorie und/oder aus Unentschiedenheit genutzt wird und in ihrer Interpretation Spielraum eröffnet. Doch gerade bei der Erhebung durchaus sensibler Fragen, die auf spezifische Einstellungen, insbesondere gegenüber ausgesuchten Bevölkerungsgruppen, Bezug nehmen, sollte die Möglichkeit, sich neutral zu positionieren, gegeben sein (vgl. Krosnick 1991). Unvermeidlich gehen damit allerdings auch, im Vergleich zu Studien, die beispielsweise eine vierstufige Skala verwenden, niedrigere Zustimmungsraten einher. Jedoch kann durch die stärkere Differenziertheit mehr Genauigkeit in den Antworten erzielt werden (vgl. u.a. Rohrmann 1978; Cox 1980; Stadtler 1983). Die Verwendung der Mittelkategorie in einer nur endverbalisierten Skala dämmt ein weiteres Problem ein: Wird eine solche Kategorie beispielsweise in vollverbalisierten Antwortskalen benannt oder ausformuliert, kann dies die Skalenordinalität gefährden. Während Formulierungen wie »teils/teils« oder »unentschieden« nur schwer zu interpretieren sind, können subjektive Zuweisungen der Befragten wie »keine Meinung« oder »weiß nicht«, die eher als zusätzliche Restkategorien gedacht werden sollten, die Ordinalstruktur unterminieren (vgl. Porst 2014: 82). Vor diesem Hintergrund ist der Einsatz einer endverbalisierten numerischen Antwortskala mit fünf Abstufungen überaus sinnvoll und folgt darüber hinaus den diesbezüglichen Literaturempfehlungen (vgl. u.a. Faulbaum, Prüfer und Rexroth 2009).
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Elias’ Etablierte und Außenseiter
5.1.3
Design der Stichprobe und soziodemographische Kennzeichen
Die Stichprobenziehung erfolgte nach dem Verfahren von Gabler und Häder (1997), das eine reine Zufallsauswahl aller Privathaushalte mit Telefonanschluss zulässt und hierbei auch nichteingetragene Haushalte im Telefonbuch berücksichtigt. Die einfache Zufallsauswahl ist darin begründet, dass jede Stichprobe gleichen Umfangs von Privathaushalten mit Telefonanschluss die gleiche berechenbare Chance besitzt, in die Studienstichprobe zu gelangen. Darüber hinaus fand eine Mobilfunkstichprobe Berücksichtigung, welche die methodische Qualität zusätzlich sicherstellt. Das Verfahren selbst erzeugt zunächst nur zufällige Nummernfolgen, von denen circa 40 Prozent im Festnetz und 25 Prozent im Mobilfunk letztlich gültige Telefonnummern ergeben (vgl. Gabler und Häder 1998; Gabler und Häder 1999). Die Auswahl der beziehungsweise des letztgültigen Befragten innerhalb eines Haushalts erfolgte nach der Last-birthday-Methode. Diese Entscheidung für diejenige Person im Haushalt, die zuletzt Geburtstag hatte, hat sich als Zufallsauswahl in Haushalten besonders bewährt (vgl. Frey 1989: 110ff.). Die Ausschöpfungsquote der vorliegenden Stichprobe lag bei 17.3 Prozent bei einer Nettostichprobe von 2006 Fällen im Verhältnis zur bereinigten Bruttostichprobe mit 11.597 Fällen (vgl. SUZ 2014b: 4). Diese 2006 Fälle entsprechen volljährigen Personen mit Wohnsitz in Deutschland, die zwischen dem 12. November 2013 und 03. Januar 2014 befragt wurden. Ihre soziodemographische Zusammensetzung kann Tabelle 5.1 entnommen werden. 53.3 Prozent der Befragten gaben an, weiblichen und 46.7 Prozent männlichen Geschlechts zu sein. Das Durchschnittsalter der Gesamtstichprobe liegt bei 49.0 Jahren. Für die vorliegende Arbeit reduziert sich die Fallzahl, was einerseits auf einen Zufalls-split zurückzuführen ist, in dem einige der Messinstrumente erhoben wurden, und andererseits auf die fokussierte Bezugsgruppe der autochthonen Deutschen. Damit liegen die Daten von 809 Personen vor, mithilfe derer die Analysen durchgeführt werden. In dieser Stichprobe sind 54.8 Prozent der Befragten weiblich, 45.2 Prozent männlich, ihr Durchschnittsalter erhöht sich im Vergleich zur Gesamtstichprobe leicht und liegt bei 50.8 Jahren. Die Personen aus der Stichprobe weisen ein hohes Bildungsniveau auf, mehr als 60 Prozent verfügen mindestens über die Hochschulreife.
5. Datengrundlage, analytisches Vorgehen und verwendete Analysemethoden
Tabelle 5.1: Soziodemographische Kennzeichen der Stichproben in der Haupterhebung, Zufalls-split und Analysemodell Gesamtstichprobe N
%
Stichprobe des 50 %splits n
Stichprobe des Analysemodells
%
n
%
Geschlecht weiblich
1069
53.3
526
52.7
443
54.8
männlich
937
46.7
472
47.3
366
45.2
Alter Durchschnitt
49.0
49.0
50.8
Range
18-94
18-94
18-94
Migrationshintergrunda nein
1618
80.7
809
81.1
ja
388
19.3
189
18.9
809
100
Bildungsabschluss Ohne Schulabschluss
8
0.4
4
0.4
1
0.1
Haupt-/Volksschulabschluss, Polytechnische Oberschule (8.)
299
15.0
154
15.5
127
15.8
Realschulabschluss, Polytechnische Oberschule (10.)
37
1.8
16
1.6
16
2.0
Allg. o. fachgebundene Hochschulreife, Polytechnische Oberschule (12.)
561
28.1
302
30.3
247
30.6
Hochschul-/Fachhochschulabschluss
638
31.9
324
32.6
258
32.0
Gesamt
2006
100
998
100
809
100
Gemessen an der eigenen Staatsangehörigkeit und/oder derjenigen der Eltern sowie des eigenen Geburtslands und/oder desjenigen der Eltern. a
Die angestrebte Etablierten-Außenseiter-Modellierung basiert demzufolge auf einer Stichprobe von insgesamt 809 Personen, die keine Migrationsgeschichte besitzen. Ihre Ziehung erfolgte per einfacher Zufallsauswahl und wurde über den Dual-frame-Ansatz gewonnen. Neben diesen Informationen zum Stichprobendesign geben auch die vorangegangenen Vorstellungen zum Erhebungsverfahren wie instrument bereits einige Hinweise auf die Messgenauigkeit der Instrumente, welche die Etablierten-Außenseiter-Beziehung empirisch abbilden sollen. Das nachstehende Kapitel schließt hieran an und zeichnet die wesentlichen Schritte des analytischen Vorgehens nach, die von der Entwicklung der Messinstrumente, ihrer Prüfung und Entscheidung bis zur ganzheitlichen Modellierung reichen.
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110
Elias’ Etablierte und Außenseiter
5.2
Analytisches Vorgehen
Das Anliegen dieser Arbeit lässt sich gewissermaßen als eine ›Anforschung‹ begreifen. Es ist in einer vielversprechenden Idee begründet, die allerdings eine ganze Reihe an Unbekannten birgt. Ein erster wichtiger Schritt ist bereits bewältigt, indem zum einen die allgemeinen Bedingungen und Grenzen einer quantitativempirischen Modellierung der Etablierten-Außenseiter-Beziehung abgeklopft und zum anderen die Modellbausteine theoretisch konzeptioniert wurden. Beide Aspekte formulieren damit auch den gesetzten Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit: die Übersetzung des Etablierten-Außenseiter-Modells anhand der definierten Parameter in die Empirie und ihre Hypothesen-geleitete Prüfung. Das analytische Vorgehen gleicht damit einer Forschungsroute, deren erfolgreiche Bewältigung in Abhängigkeit der jeweiligen Einzelerfolge ihrer absolvierten Stationen steht, die wiederum nur so ergebnisreich sein können, wie es die vorherigen geebnet haben. Als Schlüsselschritt der angestrebten Modellierung zeigt sich die Entwicklung adäquater Messinstrumente, die eng an die theoretische Konzeptionierung geknüpft sind. Hierfür wurde ein Pretest bemüht, mit dessen Hilfe das empirische Messwerkzeug vorbereitet, erhoben und auf seine Qualität hin geprüft wurde. Die Qualitätstestung orientiert sich dabei an den wesentlichen Konventionen der sozialwissenschaftlichen Forschung. Die hierfür verwendeten Methoden werden in Kapitel 5.3.1 vorgestellt. Daran schließt die nochmalige Absicherung der Instrumente für die Datengrundlage der Hauptuntersuchung an, auf Basis derer auch die spätere Hypothesenprüfung stattfindet. Es werden sowohl die letztgültige Operationalisierung als auch wesentliche Kennwerte der Modellkomponenten vorgestellt, ihre Qualität geprüft und schließlich die Indikatorenauswahl für das Analysemodell entschieden. Die Hypothesenprüfung selbst erfolgt in zwei Schritten: Unter Rückgriff auf die sogenannte Four-step-Strategie3 werden in einem ersten Schritt die einzelnen Modellkomponenten in den Blick genommen und auf ihre Validität geprüft. Sie gehen als Messmodelle in das empirische Gesamtmodell ein, das die EtabliertenAußenseiter-Beziehung empirisch abbilden soll. Die dazugehörigen Annahmen über die spezifischen Zusammenhänge werden zweitens mithilfe von Strukturgleichungsmodellen geprüft; ihre methodische Grundlage wird in Kapitel 5.3.2 näher erläutert. In Anbetracht der Annahme einer (vollständigen) Mediation, 3
Diese Strategie begleitet die Vorbereitung und Durchführung der Strukturgleichungsmodellierung. Sie prüft entwickelte Messmodelle zunächst exploratorisch, dann konfirmatorisch. Daran schließt die Verknüpfung der Messmodelle mit der Strukturkomponente an, um in einem letzten Schritt die Gesamtmodellierung zu evaluieren. Neben der Four-step-Strategie kommen häufig auch One-step- oder Two-step-Strategien zum Einsatz, wenn beispielsweise bereits etablierte Messinstrumente zur Verfügung stehen (vgl. dazu ausführlich: Hayduck und Glaser 2000).
5. Datengrundlage, analytisches Vorgehen und verwendete Analysemethoden
das heißt, die Beziehung zwischen der Behauptung eines Etabliertenstatus und der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen wird vollständig über die drei Dimensionen der Bedrohungswahrnehmung vermittelt, werden die direkten Zusammenhänge der einzelnen Modellkomponenten betrachtet. Der letzte Schritt widmet sich dem multiplen Mediationsmodell, das alle Komponenten integriert und auf seine Qualität hin zu prüfen ist, die Etablierten-Außenseiter-Beziehung aus Etabliertenperspektive in der Empirie abbilden zu können.
5.3
Verwendete Analysemethoden
Das nachstehende Kapitel stellt die verwendeten Methoden vor, die in dieser Arbeit zum Einsatz kommen. Zu Beginn steht ein Blick auf die Konventionen sozialwissenschaftlicher Forschung zur Entwicklung von Messinstrumenten, die den Kriterien der Objektivität, Reliabilität und Validität zu entsprechen haben und für deren Einhaltung eine Reihe an Tests zur Verfügung stehen (Kapitel 5.3.1). Daran schließt die Einführung in die Strukturgleichungsmodellierung an, für die ebenfalls Teststatistiken und Kriterien zur Bewertung der Modellgüte vorliegen (Kapitel 5.3.2).4 Die Methoden sollen, um ihre spätere Anwendung nachvollziehbar zu gestalten, fundiert dargelegt werden, sich jedoch nicht in Details verlieren. An notwendiger Stelle wird daher auf Grundlagen- oder weiterführende Literatur verwiesen. Das abschließende Kapitel gibt noch einmal eine Übersicht über die Analysemethoden, den Kontext ihrer Anwendung als auch die für diese Arbeit festgelegten Konventionen, sofern die Tests zur Güte von Instrumenten und Modell diese einschließen (Kapitel 5.3.3).
5.3.1
Analysen zur Messgenauigkeit entwickelter Messinstrumente
Die vorliegende Arbeit hat sich die Entwicklung empirischen Messwerkzeugs zum Ziel gesetzt, um die Theorie des Etablierten-Außenseiter-Konzepts aus Etabliertenperspektive und die ihm inhärente Dynamik erstmals unter Einsatz quantitativer Methoden nachzuzeichnen. Dabei war der Pool an bereits etablierten Instrumenten, auf den hätte zurückgegriffen werden können, nur sehr klein. Nichtsdestotrotz bot dessen Sichtung entscheidende Anhaltspunkte sowie Modifikationspotenzial, um geeignete Messungen zur empirischen Modellierung der EtabliertenAußenseiter-Beziehung zu entwickeln.
4
Die Aufbereitung und Deskription des Datensets wie der spezifischen Instrumente wurden mit dem Statistikprogramm Stata 14 umgesetzt. Spätere Modellberechnungen erfolgten mit dem Programm Mplus 5 (Muthén und Muthén 2012).
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Zur Prüfung wie Absicherung neu entwickelter Instrumente stehen in der sozialwissenschaftlichen Forschung eine Reihe an Kriterien zur Verfügung, mithilfe derer die Qualität einer Messung zu beurteilen ist; insbesondere dann, wenn komplexere und/oder abstrakte Sachverhalte untersucht werden sollen, die nicht direkt beobachtbar sind. Je nachdem, welche Indikatoren zur Messung solcher Untersuchungsgegenstände herangezogen werden, können sowohl einzelne Ergebnislagen als auch der Umfang des Erkenntnisgewinns variieren. Die Einhaltung der Kriterien zur Objektivität, Reliabilität und Validität tragen maßgeblich dazu bei, den tatsächlichen Geltungsbereich zu erfassen. Inwiefern dies für die vorliegende Arbeit gewährleistet ist und welche Tests zur Prüfung berücksichtigt wurden, soll auf den folgenden Seiten erläutert werden. Kriterium der Objektivität. Die allgemeine Objektivität eines Messinstruments bemisst sich an seiner Unabhängigkeit von etwaigen Einflüssen. Unterschieden wird nach Objektivität in der Durchführung, Auswertung und Interpretation (vgl. u.a. Rammstedt 2010: 240ff.; siehe auch: Häder 2015: 103ff.). Ersteres kann unter anderem durch den Einsatz professioneller Interviewer:innen, einer stetigen Supervision und eines standardisierten Fragebogens in der vorliegenden Arbeit eingelöst werden, der unter Nutzung computergestützter Interviews angewendet wurde. Für die Qualität der zu entwickelnden Messinstrumente impliziert dies weiterhin standardisierte Skalen, die über eindeutige Instruktionen zur Beantwortung und geschlossene Antwortformate verfügen (Durchführungsobjektivität). Auch dies darf angesichts der verwendeten Datengrundlage und Konstrukte als gegeben bewertet werden. Damit einher geht die verlässliche und saubere Datentransformation, deren spätere Auswertung unter Verwendung bekannter statistischer Verfahren und somit ebenfalls in hohem Maße standardisiert erfolgt (Auswertungsobjektivität). Schließlich werden die transparente Deskription statistischer Kennziffern und wesentlicher Referenzwerte in der vorliegenden Arbeit beachtet, die eine objektive Nachvollziehbarkeit und Interpretation zu gewährleisten helfen (Interpretationsobjektivität). Kriterium der Reliabilität. Mithilfe der Reliabilität lässt sich die »Genauigkeit [bestimmen], mit der eine Skala ein Merkmal misst« (Rammstedt 2010: 242; Hervorh. im Original). Unter Rückgriff auf die klassische Testtheorie besteht die Grundannahme, dass letztlich jede Messung auch Messfehler beinhaltet, die beispielsweise auf Verletzungen der Durchführungsobjektivität zurückgeführt werden können. In diesem Sinne lässt sich der wahre Wert nur näherungsweise durch ein entsprechendes Messinstrument beobachten (vgl. u.a. Faulbaum, Prüfer und Rexroth 2009: 42ff.; Häder 2015: 85). In einem ersten Schritt der Reliabilitätsprüfung wird die Ermittlung der internen Konsistenz beziehungsweise Homogenität der verwendeten Items betrachtet und Cronbachs Alpha (α; Cronbach 1951) heranzogen. Dieser gibt den errechneten Mittelwert über alle Itemkorrelationen wieder und kann damit als ein Bestim-
5. Datengrundlage, analytisches Vorgehen und verwendete Analysemethoden
mungskoeffizient der durchschnittlichen Reliabilität verstanden werden (vgl. u.a. Rammstedt 2010: 248f.). Neben der einheitlichen Itempolung ist zu beachten, dass die Höhe des α von der Itemzahl und inhaltlichen Heterogenität der Items abhängt. Mit der Itemanzahl steigt in der Regel der α-Koeffizient – unabhängig davon, wie sinnvoll die spezifische Menge an Items zur Messung eines Merkmals ausfällt. Eine hohe Heterogenität sorgt hingegen für geringere Interkorrelationen und folglich auch für eine niedrigere interne Skalenkonsistenz. Vor diesem Hintergrund liegen verschiedene Bewertungen zur Mindesthöhe vor, um von einer angemessenen Güte des Instruments sprechen zu können. Während Nunnally und Bernstein (vgl. 1994: 264f.) bei α-Koeffizienten > 0.70 eine zufriedenstellende und > 0.80 eine gute Reliabilität diagnostizieren, meint Peter (vgl. 1979: 8f.), dass ein Wert von α ≥ 0.40 für eine Skala von drei Items akzeptabel ist.5 In der vorliegenden Arbeit soll ein moderater α-Koeffizient > 0.50 genügen, um die angestrebte Modellierung nicht von Beginn an durch zu strenge Restriktionen zu binden. Weiterhin wird in diesem Rahmen die Item-to-total-Korrelation (im Folgenden auch mit IttK abgekürzt) ausgegeben, die darüber informiert, ob und welche/r Indikator/en zu eliminieren sind, um eine (sukzessive) Reliabilitätsverbesserung zu erzielen. Schließlich werden die Itemtrennschärfen (rit ) hinzugezogen, um Auskunft über den Zusammenhang der einzelnen Indikatoren mit der Gesamtskala, also dem Summenwert aller Indikatoren, zu erhalten. Als Zusammenhangsmaß bewegen sich die jeweiligen Trennschärfen in einem Intervall von -1 bis 1. Je höher die positiv ausgegebenen Trennschärfen ausfallen – eine als gut beurteilte Itemtrennschärfe liegt zwischen 0.40 und 0.70 –, desto eher darf angenommen werden, dass die »einzelnen Items sehr ähnlich differenzieren wie der Gesamttest« (Kelava und Moosbrugger 2012: 86). In einem zweiten Schritt wird die (hypothetische) Struktur der Instrumente, also deren Ein- oder Mehrdimensionalität, untersucht. Dabei findet zunächst eine ›Antestung‹ unter Zuhilfenahme von Interitemkorrelationen statt, die über Stärke und Signifikanz der Zusammenhänge berichten. In Anlehnung an Cohen (1992) sollten die Korrelationskoeffizienten einen mindestens moderaten Effekt von r ≥ 0.30 aufzeigen, um an dieser Stelle von einer ausreichenden Validität für das jeweilige Konzept sprechen zu können; ein starker Zusammenhang wäre mit r ≥ 0.50 gegeben. Zur Systematisierung dieser Beziehungen wird auf Faktorenanalysen zurückgegriffen. Dabei soll sich zunächst auf die exploratorische Faktorenanalyse (im 5
Schmitt stellt sich beispielsweise gänzlich dagegen, einen niedrigen α-Koeffizienten zum Anlass zu nehmen, eine Messung zu verwerfen, und formuliert an einem Beispiel, in dem der Wert bei α = 0.49 liegt: »When a measure has other desirable properties, such as meaningful content coverage of some domain and reasonable unidimensionality, this low reliability may not be a major impediment to its use.« (1996: 351f.). Einblick in die anhaltende Diskussion um die Handhabung des α-Koeffizienten nach Cronbach bieten unter anderem: Iacobucci und Duhachek (2003).
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Folgenden auch mit EFA, Exploratory Factor Analysis abgekürzt) beschränkt werden, die als strukturentdeckendes Verfahren gilt.6 Die Wahl der Extraktionsmethode, welche die EFA einfordert, fällt auf die Hauptachsenanalyse7 . Sie schätzt die wahren Varianzen, die sich in Kommunalitäten (h2 , erklärte Variablenvarianz durch extrahierte Faktoren) und Einzelrestvarianzen (Messfehler und Itemspezifität) aufgliedern lassen (vgl. u.a. Fabrigar et al. 1999; Moosbrugger und Schermelleh-Engel 2012: 327f.).8 Kriterien eines potenziellen Abbruchs werden hingegen nicht in die Entscheidung für oder gegen eine Faktorenanalyse einbezogen.9 Schließlich kommen Oblique-Rotationsverfahren zum Einsatz, da zwar einerseits distinkte, aber der theoretischen Konzeptionierung nach korrelierende Faktoren angenommen werden. Dabei bietet sich die Promax-Rotation nach Hendrickson und White (1964) aufgrund ihrer einfacheren Interpretation und Eignung für größere Stichproben besonders an. Da die Entwicklung der Messinstrumente einerseits stark theoriegeleitet und mit der EFA nur der erste Schritt der Four-step-Strategie absolviert ist, soll in Anlehnung an Stevens (1992) ein moderaterer Schwellenwert von λ ≥ 0.40 zur Entscheidung der An- oder Ablehnung potenzieller Indikatoren gewählt werden. Kriterium der Validität. Mithilfe von Validitätsverfahren lässt sich schließlich bestimmen, wie genau das zu prüfende Instrument jenes Merkmal abbildet, welches es auch messen soll; was nicht zwangsläufig durch die Gegebenheit von Objektivität und/oder Reliabilität garantiert sein muss (vgl. Häder 2015: 109). Der Annäherung an die Inhaltsvalidität wurde mit der ausführlichen Erarbeitung des theoretischen Gerüsts dieser Arbeit, die Etablierten-Außenseiter-Figuration nach Elias, seiner kritischen Würdigung als auch der umfassenden Sichtung des Forschungsstands, die in eine klare theoretische Spezifikation der anvisierten Konzepte mündete, begegnet. Die Entwicklung der Indikatoren erfolgt in engem und repräsen-
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Die konfirmatorische Faktorenanalyse (im Folgenden auch mit CFA, Confirmatory Factor Analysis abgekürzt) als strukturprüfendes Verfahren wird dann hinzugezogen, wenn das Theoriemodell zur jeweiligen Struktur der Konstrukte und die diesbezüglichen Hypothesen auch auf ihren Gehalt hin zu testen sind (Kapitel 8.1). Ihre Erläuterung findet sich in Kapitel 5.3.2. Eine weitere Extraktionsform ist beispielsweise mit der Maximum-likelihood-Faktorenanalyse gegeben. Allerdings setzt diese strenge Voraussetzungen an ihre Durchführung (u.a. Normalverteilung), sodass sie insbesondere für die Anwendung im Pretest nicht in Betracht kommt (vgl. u.a. Eid, Gollwitzer und Schmidt 2010: 921ff.). Nach Peter (1979) sind Kommunalitäten dann zu niedrig, wenn gilt: h2 ≤ 0.16. Nach Fabrigar und Kollegen (1999) sollten diese hingegen nicht unter h2 = 0.40 liegen. Da Kommunalitäten jedoch in Beziehung zu den jeweiligen Faktorladungen stehen, soll gelten, dass bei ausreichender Fakorladung (λ ≥ 0.4, siehe unten) auch die dazugehörige Kommunalität genügt. Zur Kritik des eher unverlässlichen Scree-Tests siehe unter anderem Wolff und Bacher (2010: 342) und des Kaiser-Meyer-Oelkin-Koeffizienten nach Kaiser (1970; vgl. auch: Kaiser und Rice 1974) beispielsweise Cureton und D’Agostino (1993). Die häufige Überschätzung der Relevanz von Faktoren des Kaiser-Kriteriums wird unter anderem diskutiert bei Bandalos und BoehmKaufman (2009) sowie Fabrigar et al. (1999).
5. Datengrundlage, analytisches Vorgehen und verwendete Analysemethoden
tativem Bezug und schließt die Beachtung der Regeln zum question wording10 als auch die Bestimmung des universe of items (vgl. Borg und Shye 1995) ein. Mithilfe der Voruntersuchungen ist weiterhin eventuellen Spezifikationsfehlern, die in einem zu hohen Grad an Subjektivität begründet sein können, Einhalt geboten worden (vgl. u.a. Faulbaum, Prüfer und Rexroth 2009: 48). Die Kriteriumsvalidität kann nur in ihrer konkurrenten Dimension getestet werden, da die vorliegende Querschnittsstudie eine retrograde oder prognostische Validitätsprüfung nicht zulässt (vgl. Rammstedt 2010: 252f.). Der konkurrente Vergleich zwischen den entwickelten Messinstrumenten und dem Kriteriumsverhalten ist allerdings insoweit gesichert, als die Testung mit Außenkriterien Teil der Untersuchung selbst ist. Die Idee der Konstruktvalidität kann gewissermaßen als empirische Prüfung der Inhaltsvalidität und als ganzheitliche Betrachtung einer Menge an Außenkriterien verstanden werden (vgl. u.a. Häder 2015: 110). Mithilfe der konfirmatorischen Faktorenanalyse wird einerseits untersucht, inwiefern sich die theoretisch postulierte Repräsentation eines Merkmals durch die Indikatorenauswahl auch empirisch abbildet. Hierbei ist ferner die Einhaltung des Konvergenzkriteriums zu beachten, also die Ergebniskonsistenz verschiedener Messanweisungen desselben theoretischen Begriffs, das durch die bereits erwähnten Inter-Item-Korrelationen zu prüfen ist. Das Diskriminanzkriterium beansprucht hingegen, dass ein neu entwickeltes Konstrukt und das dazugehörige Instrument tatsächlich ›noch nicht Dagewesenes‹ misst im Vergleich zu (verwandten) Sachverhalten und deren bestehenden Messungen (vgl. Schnell, Hill und Esser 2008: 156ff.). Seine Prüfung findet ebenfalls im Rahmen von Korrelations- und konfirmatorischen Faktorenanalysen statt. Andererseits bemisst sich die Konstruktvalidität an der empirischen Bestätigung der Hypothesen, die über die Beziehung des jeweiligen Merkmals zu weiteren Konstrukten (mitunter Außenkriterien) aufgestellt wurden. Dies soll mithilfe von Strukturgleichungsmodellen geschehen; die Vorstellung des Verfahrens ist Inhalt des nachstehenden Kapitels.
5.3.2
Methode der Strukturgleichungsmodellierung
Der Einsatz von Strukturgleichungsmodellen (im Folgenden auch mit SEM, Structural Equation Modeling abgekürzt)) als hypothesenprüfendes Verfahren eignet sich besonders, um theoretische Annahmen zum Zusammenhang verschiedener Komponenten unter der Berücksichtigung ihrer Beziehungen untereinander simultan 10
Hierzu gehören vor allem die logische (Vermeidung von Widersprüchen) als auch grammatikalische (Einhaltung der Sprachregelung) Korrektheit in der Fragenformulierung, der Einsatz klarer, prägnanter – beispielsweise auf maximal 20 Worte beschränkter (vgl. Payne 1951: 136) – und eindimensionaler Fragen sowie die Vermeidung stark normativ besetzter Begriffe (vgl. weiterhin: Sudman und Bradburn 1982; Sudman, Bradburn und Schwarz 1996; Schnell, Hill und Esser 2008: 334ff.; Faulbaum, Prüfer und Rexroth 2009: 62ff., 86ff.).
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zu untersuchen (vgl. Schnell, Hill und Esser 2008: 133ff.; zur Einführung: Reinecke 2014). Im Vergleich zu klassischeren kausalanalytischen Verfahren (Regressionsanalyse) leistet die SEM eine Modellierung von Konstrukten, die in Form latenter Messungen vorliegen; wie es insbesondere für Einstellungsmessungen der Fall ist, die auch in der vorliegenden Arbeit eingesetzt werden. Über die Generierung latenter Faktoren, die über manifeste Indikatoren abgebildet werden und in der Folge auch Messfehler berücksichtigen, lassen sich so theoretische Überlegungen in adäquate Modellstrukturen übertragen und je nach Kausalitätspostulat in ihren Zusammenhängen gleichzeitig testen.11 Im Rahmen dieser Arbeit kommt die Strukturgleichungsmodellierung zur Anwendung, da alle Modellkomponenten als (latente) Konstrukte vorliegen und das Gesamtmodell zur empirischen Abbildung der Etablierten-Außenseiter-Beziehung aus Etabliertenperspektive darüber hinaus einen spezifischen (Pfad-)Verlauf impliziert, der die verschiedenen Beziehungen der Konzepte untereinander und deren Richtungen wiedergibt. Gemäß der theoretischen Annahmen, die der Modellierung vorausgegangen sind, wird in der Vorbereitung und Durchführung der SEM der bereits erwähnten Four-step-Strategie gefolgt. Vor diesem Hintergrund soll nachstehend zunächst die konfirmatorische Analyse von Messmodellen besprochen werden, woran sich wesentliche Erläuterungen zum Pfadmodell mit latenten Variablen anschließen. Dieses versteht sich gewissermaßen als eine Art empirische Hilfstheorie zur theoretischen Kerntheorie, in der sowohl korrelative als auch kausale Zusammenhänge behauptet werden. Die Auswahl der Teststatistiken und Gütekriterien zur Modellevaluation werden abschließend diskutiert. Konfirmatorische Faktorenanalyse. Die CFA generiert und überprüft die verschiedenen Messmodelle, welche für das angestrebte Strukturgleichungsmodell verwendet werden, indem die Zusammenhänge zwischen den latenten (Konstrukten) und manifesten Variablen (Indikatoren) definiert werden. Im Vergleich zur EFA ermöglicht sie den statistischen Test über die hypothetische Struktur der verschiedenen Konstrukte und gibt damit Aufschluss über deren Validität. Nach Bollen (vgl. 1989: 180, zitiert in: Reinecke 2014: 92) sind vier Schritte zu absolvieren, um ein solches Messmodell zu bestimmen: Es gilt, (1) das Theoriekonzept zu spezifizieren, (2) die manifesten und (3) latenten Variablen zu formulieren und schließlich (4) die Zusammenhänge zwischen den Variablen zu definieren. Mit Bezug auf das in Abbildung 5.1 beispielhafte Modell für zwei abhängige latente Variablen (ηj ) hieße dies folglich, die verschiedenen Dimensionen und potenziellen Hierarchieebenen aufzustellen, die (theoretischen) Dimensionen in latente Variablen zu übertragen, die mithilfe manifester Variablen (yi ) abgebildet werden, und die dazugehörigen
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Die zugrunde liegenden mathematischen Zugänge wie die testtheoretischen Axiome werden ausführlich besprochen in Reinecke (2014: 44f.).
5. Datengrundlage, analytisches Vorgehen und verwendete Analysemethoden
Messgleichungen zu spezifizieren, die über die Beziehungen zwischen den Variablen aufklären sollen.12
Abbildung 5.1: Messmodell erster Ordnung von zwei endogenen latenten Variablen mit jeweils drei manifesten Indikatoren
In abgebildeten Messmodell sollten die Zusammenhänge entsprechend jeweils stärker zwischen den manifesten Variablen y1 bis y3 beziehungsweise y4 bis y6 auftreten, deren unsystematische Messfehleranteile (εi ) ebenfalls abgetragen sind.13 Die Spezifikation solcher Fehler- beziehungsweise Störvariablen ist eine wesentliche Ergänzung im Vergleich zu EFA und führt einerseits zu korrekteren Schätzungen, erfordert allerdings andererseits die notwendige Berücksichtigung dieser unerklärten Varianzanteile (auch Fehlervarianz). Die einzelnen Faktorenladungen sind mit λi|j abgetragen. Unter Berücksichtigung der Faktorkorrelation beziehungsweise Kovarianz (12 ) liegen damit liegen in Gänze 13 Parameter vor, die es zu schätzen gilt, sofern das Modell zwei latente mit jeweils drei manifesten Variablen anführt.14 Die Diskussion zur Indikatorenzahl je Faktor, die unter anderem von Marsh und Kollegen (1998) oder Drolet und Morrison (2001) geführt wurde, steht in Ab-
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Die Notation in dieser und folgenden Darstellungen orientiert sich an Reinecke (2014). Auf dieser Strukturebene gilt für die jeweils spezifizierten Beziehungen, dass die Fehlervariablen einen Erwartungswert von Null besitzen und keine Zusammenhänge zwischen ihnen und den definierten Konstrukten vorliegen. Notation für exogene latente Variablen: 𝓍 i für manifeste, 𝜉 j für latente Variablen und Messfehleranteile werden mit 𝛿 ausgedrückt.
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hängigkeit des gewählten Schätzverfahrens.15 Marsh et al. (vgl. 1998: 217) kommen in ihrer Simulationsstudie beispielsweise zum Schluss, dass ab einer Befragtenzahl von 100 Personen jedes Konstrukt durch mindestens vier Indikatoren abgebildet werden sollte, wenn ein stabiles Messmodell anvisiert wird. Auch Fabrigar et al. (vgl. 1999: 282) fordern dieses Verhältnis von vier Indikatoren pro Konstrukt, während Drolet und Morrison (vgl. 2001: 196ff.) beim Einsatz von mehr als drei Indikatoren keine entscheidende Verbesserung in der Messqualität ermitteln. Für die vorliegende Arbeit wird sich der moderateren Empfehlung angeschlossen, die drei Indikatoren unter Berücksichtigung ihrer Faktorladungen für ausreichend bewertet. Die Ladungshöhen sollten konservativeren Regeln nach bei λ ≥ 0.50 liegen (vgl. Schnell, Hill und Esser 2008: 162f.; Urban und Mayerl 2014: 54f.), wohingegen Hair et al. (1998) sogar eine Faktorladung von λ ≥ 0.60 erwarten. Andere wie Churchill (1991) oder Tabachnick und Fidell (2007) setzen den Schwellenwert schon bei λ ≥ 0.30, während Stevens (1992) das Cut-off-Kriterium wiederum bei λ ≥ 0.40 legt. Die Entscheidung über die Annahme oder Ablehnung der neu entwickelten Messungen orientiert sich in der vorliegenden Arbeit allerdings weniger an den konservativeren Mindestanforderungen denn an den inhaltlichen beziehungsweise theoretischen Erwägungen, die den einzelnen Messungen zugrunde liegen. Im Anschluss an Stevens soll eine Ladungshöhe von λ ≥ 0.40 als nötiger Schwellenwert festgesetzt werden. Mit Bezug auf das Konzept der potenziellen Außenseitergruppen werden schließlich Zusammenhänge zwischen den Faktoren erster Ordnung erwartet, hinter denen sich ein allgemeinerer, abstrakterer Faktor zweiter Ordnung postuliert wird. In diesem Sinne liegen also Korrespondenzbeziehungen zwischen dem Konstrukt zweiter Ordnung und den Konstrukten erster Ordnung vor, indem Ersteres über die Letztgenannten definiert wird und damit einen nochmals höheren Aggregations- beziehungsweise Abstraktionsgrad aufweist. Der Einsatz eines solchen Metafaktors ermöglicht es, die Kovarianzen der Konstrukte erster Ordnung zu erklären und kann die erklärten Varianzen der spezifischen Dimensionen in Modellen deutlich erhöhen (vgl. u.a. Chin 1998; Edwards 2001). Neben der Normalverteilung und einer größeren Stichprobe ist die Modellidentifikation Voraussetzung, um ein mehrdimensionales Konstrukt zu berechnen. In der vorliegenden Arbeit ist dies mit den vier Konstrukten erster Ordnung, die vier verschiedenen potenziellen Außenseitergruppen, erfüllt.16 Zur Bewertung einer solchen Modellierung steht der Zielkoeffizient T zur Verfügung, der sich aus der 15
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In dieser Arbeit kommt die Maximum-likelihood-Diskrepanzfunktion mit robusten Standardfehlern (MLR) zum Einsatz. Ihre Vorstellung erfolgt im Rahmen der Implikationen zur Modellgüte, die im letzten Abschnitt dieses Kapitels besprochen werden. Bei beispielsweise nur drei Faktoren erster Ordnung wäre ein Metafaktorenmodell gerade identifiziert, eine Modellbewertung kann allerdings nicht erfolgen. Liegen nur zwei Konstrukte erster Ordnung vor, ist das Modell unteridentifiziert, sodass es nicht geschätzt wer-
5. Datengrundlage, analytisches Vorgehen und verwendete Analysemethoden
Division des χ2 -Wertes des Faktorenmodells erster Ordnung durch den χ2 -Wert des Metafaktorenmodells zweiter Ordnung errechnet. Er kann einen maximalen Wert von 1 erreichen, dementsprechend der Faktor zweiter Ordnung die Kovarianz der Faktoren erster Ordnung vollständig aufklären würde (vgl. Marsh und Hocevar 1985: 570f.). Pfadmodell mit latenten Variablen. Der konzipierte Modellverlauf der Etablierten-Außenseiter-Beziehung impliziert verschiedene Stationen, die passiert werden (können). Diese Stationen, abgetragen in Form der Konstrukte, sind mittel- oder unmittelbar über spezifische Pfade miteinander verbunden. Die Wahrscheinlichkeit, die nächstfolgende Etappe zu durchlaufen, steht dabei immer auch in Abhängigkeit von der Wahrscheinlichkeit, die vorherige(n) passiert zu haben. Das heißt, dass nicht nur direkte und lineare Einflüsse unabhängiger (exogener) Variablen auf abhängige (endogene) Variablen untersucht, sondern mehrere Hypothesen miteinander verknüpft und simultan geprüft werden können. Die Verknüpfung der konfirmatorischen Faktorenanalysen (Messmodelle) und des Struktur- beziehungsweise Pfadmodells über die Methoden der Regressionsanalyse, welche die Strukturgleichungsmodellierung vornimmt, ermöglicht es somit, die theoretisch postulierten Strukturbeziehungen vergleichend in den Blick zu nehmen. In dieser Arbeit werden für alle Modellkomponenten, die als latente Konstrukte in die Analyse eingehen, Messmodelle berechnet. Im Rahmen der kausalanalytischen Modellierung fungieren – neben den spezifizierten Beziehungen zwischen manifesten und latenten Variablen – die Behauptung eines Etabliertenstatus und die Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen ausschließlich als exogene beziehungsweise endogene latente Variable, wohingegen die drei Dimensionen wahrgenommener Bedrohung als Mediatorvariablen konzipiert werden. Sie sind somit abhängige und unabhängige Variablen zugleich und bilden einen indirekten beziehungsweise vermittelnden Effekt ab: abhängig in der postulierten Beziehung zum behaupteten Etabliertenstatus, unabhängig in ihrer Beziehung zur Ablehnung der potenziellen Außenseitergruppen. Sofern Letztere als Faktor zweiter Ordnung berücksichtigt werden, liegen damit folglich insgesamt sieben direkte Pfade – jeweils drei für die Beziehungen zwischen Etabliertenstatus und Bedrohungsdimensionen sowie Bedrohungsdimensionen und Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen, ein Pfad für die Beziehung zwischen Etabliertenstatus/Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen – und drei indirekte beziehungsweise mediierende Pfade (Etabliertenstatus → Bedrohungsdimensionen → Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen) vor, die gemeinsam den »totalen Beeinflussungseffekt« (Backhaus, Erichson und Weiber 2015: 107) abbilden. Der indirekte Effekt errechnet sich durch die den kann (vgl. u.a. Marsh und Hocevar 1985: 572; Rindskopf und Rose 1988: 53f.; Chen, Sousa und West 2005: 473).
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einfache Multiplikation der jeweils dazugehörigen Koeffizienten. In einem ersten Schritt werden hierfür nur die direkten Effekte jeweils in eine Schätzung gegeben, um den indirekten Effekt in einem zweiten Schritt dann ebenfalls frei schätzen zu lassen. Anders als der noch von Baron und Kenny (1986) empfohlene Ansatz der causal steps wird damit der vielfach geäußerten Kritik jüngerer Literatur zur Strukturgleichungsmodellierung Rechnung getragen, welche einerseits die Voraussetzung eines signifikanten totalen Effekts (Summe aus direktem und indirektem Effekt) und andererseits die Annahme, der mediierende Effekt sei nur ein ergänzendes oder abgeleitetes Moment, zurückweist. Vielmehr ist die Mediation als eigenständig anzusehen und dementsprechend auch inferenzstatistisch zu prüfen (vgl. Hayes 2013: 167f.; siehe auch: Preacher und Hayes 2008: 880; Hayes 2013: 88; Warner 2013: 651).17 Eine gelungene Mediation liegt vor, wenn mit der Freigabe nicht nur ein besserer Modellfit erzielt wird, sondern der mediierende beziehungsweise indirekte Effekt auch signifikant ist (vgl. Urban und Mayerl 2014: 39f.). Unterschieden wird zwischen einem partiellen und einem perfekten Mediatoreffekt. Ersterer liegt vor, wenn trotz des vermittelten Effekts auch ein direkter (Rest-)Effekt verbleibt, der nicht mediiert wird. Ist dies nicht der Fall und die direkte Regression der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen auf einen behaupteten Etabliertenstatus verschwindet, indem die Beziehung allein durch die drei Bedrohungsdimensionen vermittelt wird, besteht ein perfekter Mediationseffekt.18 Zur Schätzung19 der Modellparameter eines SEM liegen unterschiedliche Diskrepanzfunktionen vor, deren Wahl in Abhängigkeit der Verteilungen der manifesten Indikatorvariablen entschieden werden sollte. Insbesondere bei Verletzung der Normalverteilungsannahme durch eine zu ausgeprägte Schiefe20 und Kurto-
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Gestützt wird dies auch durch die Studie Hayes’ selbst, in der er diesen, wenn auch seltenen, Umstand widerlegt (vgl. 2013: 117ff.). Ein nicht zu vernachlässigender Nachteil in der Berechnung von Mediatoreffekten ist allerdings ihre Abhängigkeit von Stichprobengrößen. Die spezifische Verteilung auf abhängige, unabhängige und mediierende Variablen kann überaus schief ausfallen, sodass konservativere Methoden in den Schätzungen häufig zu niedrige oder keine Signifikanzen des Mediatoreffekts ausgeben. Eine Alternative wäre an dieser Stelle das (verteilungsfreie) Bootstrapping-Verfahren und die Ausgabe sogenannter Konfidenzintervalle (vgl. u.a.MacKinnon, Lockwood und Williams 2004; Preaches und Hayes 2008). Für diese Arbeit kann die Problematik allerdings insofern aufgelöst werden, als dass zum einen eine hinreichend große Stichprobe vorliegt, die eine ausgewogenere Verteilung in den Konstrukten ermöglicht, und zum anderen auf den MLR-Schätzer zurückgegriffen wird, der sich gegen solche Verletzungen eher unempfindlich zeigt. Sie generiert sich über die Maximierung der Differenz von empirischer und dem Modell entsprechender Kovarianzmatrix (vgl. Reinecke 2014: 99f.). Die Schiefe beschreibt die Abweichung von Häufigkeitsverteilungen in Referenz zur symmetrischen Verteilung und basiert auf der Differenz zwischen Mittelwert und Median. Liegt eine Normalverteilung vor, wie sie häufig für spezifische Analyseverfahren vorausgesetzt wird,
5. Datengrundlage, analytisches Vorgehen und verwendete Analysemethoden
sis21 , wie es häufig in der Erfassung sensibler Phänomene der Fall ist, ist vom üblichen Einsatz der Maximum-Likelihood-Schätzfunktion (im Folgenden auch mit ML abgekürzt) abzusehen (vgl. u.a. Gautschi 2010; Reinecke 2014: 101ff.; Urban und Mayerl 2014: 67ff.). Sie unterliegt einer ganzen Reihe an Restriktionen. Beispielhaft genannt seien ihre Beschränktheit auf größere Stichproben von etwa 2500 Fällen, metrisches Skalenniveau der endogenen Variablen oder der nötige Rückgriff auf die Gesamtverteilung aller einbezogenen Merkmale aufgrund der asymptotischen Gültigkeit (vgl. ebd.: 68ff.). Weiterhin sollten keine Beziehungen zwischen den unabhängigen Variablen und den Schätzfehlern der abhängigen Variablen vorliegen und eine multivariate Normalverteilung gegeben sein. Vor diesem Hintergrund wird in der vorliegenden Arbeit auf ihr robustes Äquivalent zurückgegriffen: die MaximumLikelihood-Diskrepanzfunktion, welche robuste Standardfehler ausgibt, die ebenso wenig sensitiv gegenüber einer verletzten Normalverteilungsannahme als auch gegenüber der Unabhängigkeitsannahme der Beobachtungen ist (im Folgenden auch mit MLR abgekürzt). Auch die χ2 -Statistik nach Yuan und Bentler (1998; 2000) wird korrigiert ausgegeben, wobei den Schätzungen in Gänze mehr Stabilität und Präzision nachgewiesen wird (vgl. Geiser 2010: 211; Reinecke 2014: 102f.; Kleinke, Schlüter und Christ 2017: 46). Angesichts der Modellkomplexität ist weiterhin zu überlegen, wie mit fehlenden Werten umzugehen ist, die gewichtigen Einfluss auf Schätzergebnisse nehmen können.22 Der FIML-Ansatz (Full Information Maximum-Likelihood), der für die vorliegende Arbeit gewählt wird, gehört zu den moderneren und effizienteren Verfahren, die fehlende Werte entweder unmittelbar in die Auswertung einschließen (modellbasiert) oder in einem Zweifachschritt – Ersetzung und anschließende Auswertung (datenbasiert) – behandelt werden.23 Der gewählte Ansatz selbst gehört zu den modellbasierten Verfahren, ermittelt auf Basis der vorhandenen Daten die Likelihoodfunktion für jeden Fall und führt diese in einer Gesamtlikelihood zu-
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entspricht die Schiefe dem Wert Null. Die Ausgabe positiver Werte zeigt eine rechtsschiefe, die Ausgabe negativer Werte eine linksschiefe Verteilung an (vgl. u.a. Weins 2010: 72f.). Die Kurtosis, auch unter dem Namen Exzess behandelt, gibt die Wölbung einer Häufigkeitsverteilung aus. Fallen die Werte positiv aus, verhält sich die Verteilung spitzer und schmaler, bei negativen Testwerten flacher. Einer Kurtosis von Null entspricht die ausgegebene Wölbung der Normalverteilung (vgl. u.a. Kelava und Moosbrugger 2012: 94). Zu Ursachen solcher Ausfallprozesse siehe Reinecke (2014: 233ff). Eine ausführliche Einführung, Diskussion und Anwendungsbeispiele zu weiteren Techniken im Umgang mit fehlenden Werten finden sich u.a. in: ebd.: 233-262, in knapperer Ausführung bei Urban und Mayerl (2014: 146-150). Auf Erläuterungen zu datenbasierten Verfahren soll verzichtet werden, da diese entweder nicht im verwendeten Statistikprogramm zur Verfügung stehen oder aber zu nachteilig sind, wie beispielsweise die multiple Imputation, die für die Modellvariablen eine gemeinsame Verteilung annimmt (vgl. Reinecke 2014: 240, 247ff.).
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sammen.24 In Anlehnung an die Empfehlungen von Reinecke (vgl. 2014: 241, 244) und der Restriktionen weniger komplexer Techniken erweist sich der FIML-Ansatz dann als geeignetes Verfahren, die Ausfallprozesse in den vorliegenden Daten zu behandeln. Verwendete Fitstatistik. Den Vorzügen des Strukturgleichungsmodells, auch komplexe Sachverhalte adäquat abbilden zu können und die Verknüpfung von Kausalhypothesen zuzulassen, steht eine Reihe von Entscheidungen gegenüber, die letztlich erst über die Bewertung der Güte des Modells bestimmen. So kann die Wahl des jeweiligen Schätzverfahrens als auch der Behandlung fehlender Werte zu massiven Fehleinschätzungen führen, wenn denn die falsche getroffen wurde. Die Fitmaße zur Beurteilung der Modellgüte nehmen auf solche Misskalkulationen dann auch keine Rücksicht und prüfen allein jenes Modell inklusive der (falsch) formulierten Bedingungen, das spezifiziert wurde. Zur Testung der Güte von Strukturgleichungsmodellen stehen verschiedene absolute und relative Maße zur Verfügung, wobei deren gemeinsame und abwägende Betrachtung hilfreicher für die letztgültige Bewertung scheinen als die Konzentration auf einzelne Fitmaße (vgl. u.a. Bollen und Long 1993: 8; Marsh, Balla und Hau 1996: 315). Die nachstehenden Ausführungen widmen sich ausschließlich denjenigen Maßen, die in dieser Arbeit Verwendung finden. Als absolute Modellfitmaße werden der χ2 -basierte Root Mean Square Error of Approximation (RMSEA) und der Standardized Root Mean Square Residual (SRMR) herangezogen. Beide geben Auskunft über die Passung zwischen modelltheoretischen und beobachteten Kovarianzen. Relative Fitindizes wie der Comparative Fit Index (CFI) und der Tucker-Lewis-Index (TLI) ziehen hingegen Vergleichsmodelle wie das sogenannte Null- oder Baselinemodell heran, um über die Struktur und Güte des geschätzten Modells zu berichten. Dabei unterliegen die verschiedenen Fitmaße spezifischen Restriktionen, die insbesondere Stichprobenmerkmale betreffen wie Skalierung, Schiefe oder Normalverteilung. Der χ2 -Test als ein absolutes Fitmaß nimmt die Kovarianzmatrix der Stichprobe und Modellspezifikation in den Blick und testet diese auf einen exakten Modellfit, ausgehend von der Nullhypothese (vgl. u.a. Geiser 2010: 60; Backhaus, Erichson und Weiber 2015: 93). Diese formuliert, dass die theoretisch modellierte Varianz-Kovarianz-Matrix mit den wahren Zusammenhängen der Population übereinstimmt im Vergleich zur Alternativhypothese, die stattdessen die Passung mit einer beliebigen anderen Matrix postuliert. Neben der Annahme eines exakten empirischen Abbilds, die in der Nullhypothese formuliert ist, erlegt der χ2 -Test
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Die vorzunehmende Schätzung folgt dabei der MAR-Logik (missing at random). Sie trennt zwischen der Zufälligkeit fehlender und der Nichtzufälligkeit beobachteter Werte. Das heißt, die Beantwortung oder Nichtbeantwortung einer Variablen x ist von dieser selbst unabhängig, aber nicht von weiteren Variablen (vgl. ebd.: 236).
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weitere strenge Restriktionen auf, indem er insbesondere auf Stichprobengrößen sowie Größen des Indikator-Faktor-Verhältnisses reagiert und die Normalverteilung zur Voraussetzung hat. Für die Bewertung eines Modells wird der χ2 -Wert dementsprechend nur im Verhältnis zu den ebenfalls ausgegebenen Freiheitsgraden (im Folgenden auch mit df, degrees of freedom abgekürzt) betrachtet. Ein guter Modellfit läge dann vor, wenn das Verhältnis χ2 :df maximal dem von 5:1 entspricht (vgl. Seddig 2014: 147). Vor diesem Hintergrund werden die weiteren Gütemaße herangezogen, die nicht nur die generelle Annahme oder Ablehnung eines Modells, sondern eine näherungsweise Anpassung bestimmen und den Verletzungen der multivariaten Normalverteilung robuster begegnen. Der RMSEA nach Steiger und Lind (1980) ist ein solches Maß; er nimmt sich der Diskrepanz der hypothetischen, also zu testenden, Modellschätzung und einer perfekten Modellschätzung an (vgl. u.a. Reinecke und Pöge 2010: 783f.; Reinecke 2014: 117f.). Dabei sind sowohl die Modellkomplexität als auch die Stichprobengröße zu berücksichtigen, die den RMSEA beeinflussen können. Gleichzeitig ist er weniger anfällig für Fehlspezifikationen im Strukturmodell. Die Festlegung eines Cut-off Kriteriums wird unterschiedlich gehandhabt: Browne und Cudeck (vgl. 1993: 136ff.) beispielsweise empfehlen für einen guten Modellfit einen Schwellenwert des RMSEA von ≤ 0.05 und für einen akzeptablen ≤ 0.08. Dieser Interpretation folgen auch Moosbrugger und Schermelleh-Engel (vgl. 2012: 338), wohingegen Reinecke nach Sichtung einer Vielzahl an Simulationsstudien zu einem guten Modellfit von < 0.06 führt (vgl. Reinecke 2014: 126f.; siehe auch: Hu und Bentler 1999:27). In dieser Arbeit wird eine gute Modellbewertung attestiert, wenn der RMSEA ≤ 0.06 liegt, für einen akzeptablen Modellfit gilt der Cut-off -Wert bei einem RMSEA ≤ 0.08. Die zusätzliche Betrachtung des SRMR als weiteres absolutes Fitmaß kann den erwähnten Einschränkungen des RMSEA Einhalt gebieten. Er zieht die standardisierte Differenz (Residuen) zwischen der modelltheoretisch bestimmten und der empirischen Varianz-Kovarianz zur Berechnung heran (vgl. Reinecke 2014: 119; Urban und Mayerl 2014: 90). Im Vergleich zum RMSEA wird auch die spezifische Komplexität des Modells, also alle zu messenden Korrelationen, einbezogen, und diese ins Verhältnis zum ermittelten Differenzwert gesetzt. Die Standardisierung wird vorgenommen, um den Einfluss der Skalierung auf (Ko-)Varianzen zu vermeiden. Je geringer die Differenz ausfällt, desto besser ist auch der Modellfit; läge der SRMR beispielsweise bei einem Wert von 0, würden die theoretischen und empirischen Kovarianzen perfekt übereinstimmen. Hu und Bentler (vgl. 1999: 27) betonen jedoch, dass der SRMR überaus sensitiv auf Fehlspezifikationen latenter Beziehungen und Stichprobengrößen reagiert und proklamieren einen guten Modellfit bei einem SRMR ≤ 0.05, einen akzeptablen bei SRMR ≤ 0.08 (vgl. auch Reinecke 2014: 126f.). Der CFI als relatives Fitmaß gilt als besonders robust gegenüber problematischen Stichprobenmerkmalen und fokussiert den Fitvergleich des zu testenden
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Elias’ Etablierte und Außenseiter
Modells und eines sogenannten Null- oder Baselinemodells (vgl. Urban und Mayerl 2014: 94ff.). Letzteres ist von der Annahme geleitet, dass zwischen den (manifesten) Variablen keine Beziehungen vorliegen, und setzt die dementsprechenden Kovarianzen auf Null. Erreicht der CFI einen Wert von 1, sein Maximum, so darf von einer perfekten Anpassung des getesteten Modells im Vergleich zum Nullmodell ausgegangen werden. Nach Hu und Bentler (1999) geben Werte des CFI, die ≥ .95 liegen, einen guten Modellfit an, während andere Autoren einen CFI ≥ .97 fordern und einen akzeptablen Fit für den CFI mit ≤ .95 (vgl. Moosbrugger und Schermelleh-Engel 2012: 337). Einschränkend ist zu erwähnen, dass der CFI abhängig von der Modellkomplexität beziehungsweise der zu schätzenden Variablenanzahl ist, weshalb seine Interpretation beispielsweise in Kombination mit dem RMSEA empfohlen wird (vgl. Urban und Mayerl 2014: 97). Im Vergleich erweist sich der TLI, der ebenfalls zu den relativen Fitindizes gehört, sehr viel weniger anfällig bei Modellgrößen und niedrigeren Fallzahlhöhen, reagiert jedoch wiederum auf Fehlspezifikationen im Messmodell. Auch er vergleicht die Modellfits zwischen Ziel- und Nullmodell und errechnet sich über die Beziehung zwischen χ2 -Werten und Freiheitsgraden; liegt der Quotient bei 1, ist auch der beste Modellfit ausgegeben, wobei eine Überparametrisierung auch Werte größer 1 produzieren kann (vgl. Reinecke 2014: 124). Ein guter Modellfit liegt bei ≥ 0.95 vor (vgl. Hu und Bentler 1999). In der vorliegenden Arbeit wird für beide relative Fitmaße CFI und TLI ein guter Modellfit bei einem Schwellenwert von ≥ 0.97 attestiert, ein akzeptabler Modellfit ist mit einem Wert von ≥ 0.95 erzielt. Schließlich werden informationstheoretische Maße zu Rate gezogen, die konkurrierende Modelle auf ihre Anpassungsgüte an die empirischen Daten vergleichend prüfen (vgl. u.a. Geiser 2010: 61). Sie sollen dann zum Einsatz kommen, wenn Modellvergleiche beispielsweise zur Modifikation der Messinstrumente angestellt werden. In der Berechnung solcher echten Modellalternativen (im Vergleich zu Null- oder Baselinemodellen) lässt sich Schritt für Schritt ermitteln, welche Modellschätzung die höchste Anpassungsqualität zeigt. Zur Beurteilung dessen soll die kombinierte Betrachtung der Maße Akaike information criterion (AIC) nach Aikaike (1987) und Bayesian information criterion (BIC) nach Schwarz (1978) erfolgen. Beide setzen den χ2 -Wert ins Verhältnis der zu schätzenden Parameter des jeweiligen Modells (vgl. Reinecke 2014: 125; Urban und Mayerl 2014: 98f.). In diesem Sinne lassen sich sparsamere gegen komplexere Modelle testen, wobei der BIC neben der spezifischen Zahl an Parametern auch die Größe der Stichprobe einbezieht. Im Gegensatz zu den absoluten oder relativen Fitindizes stehen jedoch keine spezifischen Schwellenwerte des Modellvergleichs zur Verfügung. Vielmehr gilt diejenige Modellschätzung als gelungen, welche die kleineren beziehungsweise kleinsten Werte des AIC und BIC aufweist (vgl. Reinecke 2014: 125).
5. Datengrundlage, analytisches Vorgehen und verwendete Analysemethoden
5.3.3
Rekapitulation
Nachfolgend werden die vorgestellten Analysemethoden gemäß ihrer Anwendung im Rahmen der Prüfung der Messinstrumente oder Modellierung noch einmal zusammengeführt und, sofern gegeben, mit den Schwellenwerten versehen, die für die vorliegende Arbeit maßgeblich sein sollen. In Tabelle 5.2 findet sich die dementsprechende Übersicht. In Anlehnung an das Kriterium der Reliabilität wird neben der grundlegenden Sichtung der statistischen Kennziffern der entwickelten Messinstrumente in einem ersten Schritt Cronbachs Alpha zu Rate gezogen, dessen Schwellenwert von α = 0.50 nicht unterschritten werden sollte. Es werden weiterhin die Empfehlungen der Item-to-Total-Korrelation beachtet als auch die Itemtrennschärfen berücksichtigt, deren Cut-off -Wert auf rit ≥ 0.40 festgesetzt wurde. Ein zweiter Schritt strengt Korrelationsanalysen zwischen den Indikatoren an, die zur empirischen Abbildung des jeweiligen theoretischen Konzepts vorgeschlagen werden; die dazugehörigen Korrelationskoeffizienten sollten r ≥ 0.30 betragen. Zur Ermittlung der anvisierten Eindimensionalität der verschiedenen Konstrukte wird schließlich eine EFA durchgeführt. Der Schwellenwert der Faktorenladungen wurde bei λ ≥ 0.40 entschieden. Zur Prüfung der Konstruktvalidität der einzelnen Messinstrumente kommt zunächst die konfirmatorische Faktorenanalyse erster Ordnung zum Einsatz. Auch hier sollten die Faktorladungen einen Wert von λ = 0.40 nicht unterschreiten. In Verknüpfung mit den bereits erwähnten Korrelationsanalysen werden in diesem Rahmen weiterhin sowohl das Konvergenz- als auch das Diskriminanzkriterium geprüft. In Erinnerung an die theoretische Konzeptionierung, die für die Dimensionen der Bedrohungswahrnehmung und die potenziellen Außenseitergruppen getroffen wurde, ist darüber hinaus die Problematik der Multikollinearität25 zu kontrollieren; ihr Schwellenwert ist auf r ≤ 0.80 festgesetzt worden. Für die konfirmatorische Faktorenanalyse zweiter Ordnung, die für das Konstrukt der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen durchgeführt wird, gelten dieselben Bedingungen. Zur Modellevaluation wird zusätzlich der Zielkoeffizient T berichtet. Inwiefern die Validität der Messinstrumente auch hinsichtlich der theoretisch formulierten Beziehungen garantiert werden kann, soll im Rahmen der Modellprüfungen beantwortet werden.
25
Hohe Parameterkorrelationen (r ≥ 0.8) sind ein Indiz für eine unzuverlässige, weil identische, Messung, die offenlegt, dass sich die Differenz zwischen den betroffenen Parametern nicht empirisch nachweisen lässt und Multikollinearität vorliegt, die zu vermeiden ist (vgl. Urban und Mayerl 2014: 44ff.; Backhaus, Erichson und Weiber 2015: 92f., 144).
125
126
Elias’ Etablierte und Außenseiter
Tabelle 5.2: Übersicht der verwendeten Methoden und ihrer Schwellenwerte Prüfung der Messinstrumente
Koeffizient/Notation
Schwellenwerte
Cronbachs Alpha
α
≥ 0.50
Item-to-Total-Korrelation
IttK
Itemtrennschärfe
rit
≥ 0.40
Korrelationsanalyse
r
≥ 0.30
exploratorische Faktorenanalyse (Hauptachsenextraktion, PromaxRotation)
λ
≥ 0.40
konfirmatorische Faktorenanalyse (1. Ordnung)
λ
≥ 0.40
konfirmatorische Faktorenanalyse (2. Ordnung)
T
Multikollinearität
r
≤ 0.80
Prüfung der empirischen Modelle Strukturgleichungsmodell (MLR-Schätzfunktion, FIML-Verfahren)
Gütekriterium
Schwellenwerte
χ2:df
5:1
RMSEA
≤ 0.06 gut ≤ 0.08 akzeptabel
SRMR
≤ 0.05 gut ≤ 0.08 akzeptabel
CFI
≥ 0.97 gut ≥ 0.95 akzeptabel
TLI
≥ 0.97 gut ≥ 0.95 akzeptabel
AIC BIC
Zur Prüfung der Hypothesen wird die Methode der Strukturgleichungsmodellierung herangezogen, der eine Reihe an Fitmaßen zur Modellbewertung zur Verfügung steht. In Anbetracht der verschiedenen Annahmen und Voraussetzungen, denen diese unterliegen, wird der vielfach geäußerten Empfehlung gefolgt, die spätere Modellbeurteilung ihrer kombinierten Betrachtung zu unterziehen. So lässt sich sowohl der starken Sensitivität des SRMR für Fehler im Struktur- als auch der Sensitivität im Messmodell begegnen, die den übrigen Gütemaßen gemein sind. Ein Modell soll dann akzeptiert werden, wenn die folgenden Mindestanforderungen erfüllt werden: Für den RMSEA gelten die Schwellenwerte von ≤ 0.06, für einen guten, ≤ 0.08 für einen akzeptablen Modellfit. Die Cut-off -Werte des SRMR liegen bei ≤ 0.05 und ≤ 0.08. Für den CFI und TLI wurden die Schwellen-
5. Datengrundlage, analytisches Vorgehen und verwendete Analysemethoden
werte für einen guten Modellfit bei ≥ 0.97, für einen akzeptablen bei ≥ 0.95 gesetzt. Der χ2 -Wert in Referenz zu den Freiheitsgraden wird ebenfalls betrachtet, aber angesichts seiner restriktiven Voraussetzungen eher zur weiteren Modellbewertung denn als eine Teststatistik behandelt und folglich nicht ausschlaggebend für die Annahme oder Ablehnung eines Modells sein. Sofern Modellvergleiche durchgeführt werden, sollen schließlich die informationstheoretischen Maße des AIC und des BIC zur Bewertung herangezogen werden, deren Größe nicht vorab festgelegt, sondern in Relation zueinander bewertet wird.
127
6. Entwicklung der Messinstrumente zur Erfassung des Etablierten-Außenseiter-Modells
Das folgende Kapitel dokumentiert die Entwicklung der verschiedenen Messinstrumente, die zur Modellierung der Etablierten-Außenseiter-Beziehung aus Etabliertenperspektive angedacht sind. Sie sind Kern dieser Arbeit, indem ihre Messqualität über die Modellqualität der empirischen Nachzeichnung des Elias’schen Konzepts entscheidet. Dies betrifft im Besonderen die Konzepte der Behauptung eines Etabliertenstatus als auch der drei Bedrohungsdimensionen Normdifferenz, Ressourcenpartizipation und Identifikationsverlust, die sowohl theoretisch als auch empirisch erstmals erfasst werden sollen. Zur empirischen Abbildung des Konzepts potenzieller Außenseitergruppen liegen hingegen bereits etabliertere Messungen vor. Auf den nachstehenden Seiten soll es darum gehen, gemäß der theoretischen Konzeptionierung des Etabliertenstatus und der Bedrohungsdimensionen die spezifischen Inhalte in Aussagen zu überführen, welche die Kernbedeutung der Konzepte empirisch erfassen. Ihre Messungen wurden in verschiedenen Pretests vorbereitet, geprüft und modifiziert.1 Im Rahmen der Voruntersuchung ist sich vor allem auf die Messqualität der vorgeschlagenen Instrumente konzentriert worden, die mithilfe der Analysen zur Messgenauigkeit ermittelt wurde. Der kognitive Standardpretest, der von einem unabhängigen Erhebungsinstitut für die ZuGleichStudie realisiert wurde, fokussierte hingegen Probleme der Verständlichkeit und der kognitiven Anstrengung in der Fragenbeantwortung.2 Das Erhebungsdesign und die Stichprobenzusammensetzung des eigenständigen Pretests wird in Kapitel 6.1 vorgestellt. Kapitel 6.2 dokumentiert die Entwicklung zur Messung des Etabliertenstatus, Kapitel 6.3 die Entwicklung der Messungen für die drei Dimensionen wahrgenommener Bedrohung. Es werden zunächst jeweils die Operationali1
2
Dem hier fokussierten Pretest gingen weitere voraus, innerhalb derer es um eine erste Ideengenerierung der messtheoretischen Annäherung ging und weniger um nuancierte und ausgearbeitete Messungen. Auf ihre Darstellung soll daher verzichtet und ausschließlich der aussagekräftige abschließende Pretest fokussiert werden. Auf eine ausführliche Vorstellung des kognitiven Pretests (vgl. SUZ 2014a) soll verzichtet werden, da es hier vor allem um die reine Verständlichkeit der Fragen geht, hingegen die Ermittlung von Messqualitäten durchaus stichprobenabhängig sein kann.
130
Elias’ Etablierte und Außenseiter
sierungen dargelegt, um darauffolgend sowohl die deskriptiven Statistiken darzulegen als auch die Analysen zur Messgenauigkeit Schritt für Schritt durchzuführen. Beiden Konzepten wird schließlich ein je eigenes Kapitel gewidmet, in denen die Befunde zur Messqualität noch einmal zusammengeführt und diskutiert werden, welche die Itemauswahl für die Haupterhebung der ZuGleich-Studie begründet haben.3
6.1
Erhebungsdesign und Stichprobe des Pretests
Der Pretestfragebogen wurde als Onlinebefragung durchgeführt und mithilfe des Onlinebefragungstools Unipark4 realisiert. Diese Umsetzung begründet sich zuvorderst darin, auf einfachem, kostengünstigem Wege und in begrenzter Zeit so viele Teilnehmende wie möglich zu gewinnen. Von weiterer Bedeutung war es, dass Onlinebefragungen es den Teilnehmenden zeitlich ermöglichen, die Fragen genauer zu durchdenken, dementsprechend der Eindruck einer zeitlichen Beschränkung des Befragten in direkten Interviewsituationen ausgeräumt ist. Vor dem Hintergrund gänzlich neu zu entwickelnder Instrumente kam diesem Umstand besondere Relevanz zu. Die Konstruktion des Pretestfragebogens orientierte sich an den wesentlichen Konventionen für Onlinebefragungen (vgl. Schnell, Hill und Esser 2008: 382ff.): Die Startseite enthielt neben einem detaillierten Anschreiben zur thematischen Einordnung der Befragung auch die Nennung der verantwortlichen Einrichtung, des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung, wie eine Kontaktadresse für Interessierte und eventuelle Rückfragen. Neben der ungefähren Angabe zur Befragungsdauer, die nach Prüfung Unabhängiger auf 10 bis 15 Minuten geschätzt wurde, sind die Teilnehmenden auf der Eröffnungsseite auch darauf hingewiesen worden, dass die Anonymität ihrer Angaben gewährleistet ist. Weiterhin wurde der Umfragezweck zur Testung und Weiterentwicklung von Fragen expliziert, um die Relevanz der Teilnahme zu betonen und in diesem Zuge die Motivation zu erhöhen. Die inhaltlichen Seiten wurden nach thematischen Schwerpunkten geordnet, zwischen denen jeweils Zwischentexte zum Einsatz kamen, die in einen neuen Themenkontext einleiteten. Die einzelnen Itemblöcke selbst wurden zusätzlich randomisiert, um potenzielle Ausstrahlungseffekte so gering wie möglich zu halten. Weiterhin ist für die bessere Lesbarkeit und Verständigung über einzelne Skalenpunkte eine vollverbalisierte Antwortskala verwendet worden. Anders als in
3
4
Sowohl für den Pretest als auch die spätere Hauptuntersuchung wurde ein Verzeichnis über die wesentlichen Kurzbezeichnungen, Indikatoren und Messinstrumente erstellt, das im Anhang A einzusehen ist. Vgl. https://www.unipark.com/– letzter Aufruf: Juli 2020.
6. Entwicklung der Messinstrumente zur Erfassung des Etablierten-Außenseiter-Modells
der Haupterhebung qua CATI-Technik (vgl. Kapitel 5.1.2) war in der Onlineumfrage keine Nachfragemöglichkeit gegeben, sodass kognitive Anstrengungen in der Interpretation so gering wie möglich gehalten werden sollten. Die Befragung ging am 22. Juli 2013 online und wurde am 05. August 2013 geschlossen. Ein Link zur Umfrage wurde per E-Mail einerseits an die E-MailVerteiler einer Einführungsvorlesung, eines Seminars der Erziehungswissenschaft und eines Soziologieseminars versendet. Die adressierten Studierenden sind darüber hinaus gebeten worden, den Umfragelink an Interessierte weiterzuvermitteln. Andererseits wurde das Netzwerk des ZuGleich-Projektteams gebeten, an der Befragung teilzunehmen und den Link ebenfalls weiterzuleiten. Zur Erhöhung der Teilnahmemotivation und Responserate kamen zusätzlich finanzielle Incentives (Gutscheine) zum Einsatz. Das damit eingesetzte Schneeballprinzip reiht sich in die Vorzüge der Onlinebefragung ein und generiert zügig wie kostengünstig Stichproben. Tabelle 6.1 können die Informationen zum Pretestrücklauf entnommen werden. Die erste inhaltliche Frage beantworteten 172 Personen, 115 Personen haben die Umfrage beendet. Insgesamt waren 70 Abbrüche zu verzeichnen, die sich vor allem im Rahmen der ersten inhaltlichen Seite und der vorletzten Seite ergaben, welche über die Verlosungsbedingungen aufklärte. Die abschließende Bereinigung der Stichprobe orientierte sich an den Informationen, die für die vorliegende Arbeit von Relevanz waren: Befragte ohne Migrationshintergrund und die Beantwortung der zu prüfenden Konzepte der Behauptung eines Etabliertenstatus und der drei Dimensionen wahrgenommener Bedrohung. In Gänze lagen damit 120 Fälle vor, die für die Analyse der vorgeschlagenen Messinstrumente genutzt werden konnten. Tabelle 6.1: Rücklauf und Fallzahlen des Pretests Gesamtsample
185 a
172
(92.97 %)
70
(37.84 %)
5
(2.70 %)
132
(71.35 %)
Beendigung Fragebogen insgesamt
115
(62.16 %)
Teilnehmende nach Bereinigungd
120
Nettobeteiligung
Abbrüche insgesamt
b
Beendigung mit Unterbrechung Beendigung relevanter Fragebogeninhalte
a
c
Beantwortung der ersten inhaltlichen Frage erste inhaltliche Seite = 23, Verlosungsseite = 17, Startseite = 13, sonstige = 17 c Beantwortung der abschließenden Fragen zur Soziodemographie d Kriterium: kein Migrationshintergrund und Beantwortung der Fragen der zu prüfenden Konzepte b
131
132
Elias’ Etablierte und Außenseiter
Eine Übersicht zur soziodemographischen Zusammensetzung der Stichprobe ist in Tabelle 6.2 dargestellt. Neben der Beantwortung der inhaltlichen Fragen unterlagen auch die Angaben zur Soziodemographie der absoluten Freiwilligkeit. In der Verteilung des Geschlechts liegt eine deutliche Überrepräsentation der weiblichen Befragten vor; insgesamt 90 Teilnehmende gaben an, weiblichen Geschlechts zu sein, 40 Personen waren männlichen Geschlechts. Der Altersdurchschnitt lag bei 26.9 Jahren und erstreckte sich auf einer Range von 20 bis 87 Jahren. Für den Bildungsabschluss findet sich eine weitere klare Überrepräsentation derjenigen Befragten mit hohem Bildungsniveau, was sich vor allem mit der Rekrutierung der Studierenden begründen lässt. Über die Hälfte der Teilnehmenden (54.6 %) gibt die Hochschulreife an, weitere 37.7 Prozent einen (Fach-)Hochschulabschluss. Rund 5.0 Prozent besitzen einen Hauptschulabschluss oder die mittlere Reife. Keine:r der Teilnehmenden gab an, ohne Schulabschluss zu sein. Tabelle 6.2: Soziodemographische Kennzeichen der Stichprobe im Pretest N
%
weiblich
90
69.2
männlich
40
30.8
Geschlecht
Alter Durchschnitt
26.9
Range
20-87
Migrationshintergrund nein
117
89.3
ja
14
10.7
-
-
Haupt-/Volksschulabschluss, Polyt. Oberschule (8.)
1
0.8
Realschulabschluss, Polyt. Oberschule (10.)
5
3.9
Allgm. o. fachgebundene Hochschulreife, Polyt. Oberschule (12.)
71
54.6
Hochschul-/Fachhochschulabschluss
49
37.7
Gesamt
120
100
Bildungsabschluss Ohne Schulabschluss
Auf Grundlage dieser durch eine Onlinebefragung gewonnenen Stichprobe wird nachfolgend die Entwicklung der Messinstrumente nachgezeichnet, zunächst für das Konzept der Behauptung eines Etabliertenstatus, daran schließt die Dokumentation der Entwicklung der drei Bedrohungsdimensionen an.
6. Entwicklung der Messinstrumente zur Erfassung des Etablierten-Außenseiter-Modells
6.2
Entwicklung des Konzepts der Behauptung eines Etabliertenstatus
Die folgenden Seiten widmen sich der Entwicklung eines Messinstruments, das fähig ist, die vorangehende theoretische Konzeptionierung der Behauptung eines Etabliertenstatus empirisch abzubilden. Hierfür wurden in einem ersten Schritt Aussagen formuliert, die den Kerninhalt bestmöglich repräsentieren. Indem das Konzept den entscheidenden Ausgangspunkt für die spätere Etablierten-Außenseiter-Modellierung bildet, soll die Idee seiner Operationalisierung ausführlich und detailliert dargelegt werden; die Übersetzung in die Empirie leistet Kapitel 6.2.1. Daran anschließend werden zunächst wesentliche Kennwerte der statistischen Verteilung berichtet, um darauffolgend die verschiedenen Analysen durchzuführen, welche die Ermittlung der Messgenauigkeit zum Ziel haben (Kapitel 6.2.2). Kapitel 6.2.3 fasst die wesentliche Ergebnislage noch einmal zusammen, evaluiert kritische Analysewerte der vorgeschlagenen Messung und begründet die Auswahl derjenigen Indikatoren, die in die spätere Haupterhebung der ZuGleich-Studie übernommen wurden.
6.2.1
Operationalisierung
Die Operationalisierung des Konzepts zum behaupteten Etabliertenstatus gestaltete sich angesichts des Vorhabens, der Elias’schen Idee gerecht zu werden, sehr anspruchsvoll. Nicht nur die Etabliertenperspektive war variabel zu halten, auch der im gleichen Zuge zugewiesene Außenseiterstatus sollte referenzfrei bleiben. Vor diesem Hintergrund ließe sich ein tatsächlicher Erklärungsgehalt auch erst dann ermitteln, wenn ein Messinstrument vorliegt, das kontextübergreifend eingesetzt werden kann. In Anlehnung an die theoretische Konzeptionierung des Konzepts waren somit die folgenden Kerninhalte zu berücksichtigen, welche die Behauptung eines Etabliertenstatus abbilden und in die Operationalisierung eingingen: • • • • •
keine Beschränkung auf bestimmte soziale Gruppenverhältnisse, Toleranz für Spezifizierung der Situations- und Kontextgebundenheit, Erwartung der Bevorteilung und Vormachtstellung, Verweigerung der Partizipation und Gleichheit von Neuhinzugekommenen Verweis von Neuhinzugekommenen auf untere Ränge sozialer Rangordnung.
In der Zusammenführung dieser Kerninhalte ist zunächst Elias’ Grundannahme abgebildet, dass spezifische Konfliktverhältnisse zwischen Gruppen in ihrer Wurzel auf Machtunterschiede zurückzuführen sind und herangezogene Merkmale wie Ethnie oder Religion sich verstärkend, aber keinesfalls ausschlaggebend für solche Konflikte erweisen. Daran schließt an, dass Gruppenbeziehungen, die sich an
133
134
Elias’ Etablierte und Außenseiter
den genannten Merkmalen abarbeiten, für Elias nur einen bestimmten Typ der Etablierten-Außenseiter-Beziehung darstellen. Dementsprechend war es nötig, die Situations- und Kontextgebundenheit in dem angestrebten Messinstrument offenzuhalten: Einerseits sollte dies dem Postulat gerecht werden, die Behauptung eines Etabliertenstatus als grundlegende Haltung oder Überzeugung zu begreifen. Andererseits sollte es in der Folge ermöglichen, eine Vielfalt an sozialen Konfliktbeziehungen vor diesem Hintergrund zu erklären. Die letztgenannten Kerninhalte fokussieren die klare Idee einer wahrgenommenen Machtüberlegenheit, die mit dem beanspruchten Etabliertenstatus einhergeht, und bilden damit Elias’ Verständnis von Machtbalancen ab. Behaupten Menschen und/oder Gruppen im Aufeinandertreffen mit anderen ihre Machtüberlegenheit, werden im gleichen Zuge Machtunterlegene erzeugt. Diesen Machtunterlegenen wird das Recht auf Partizipation, Gleichheit und soziale Stellung insofern verweigert, als dies im Umkehrschluss erst Machtüberlegenheit demonstriert und Privilegien generiert. Problematisch gestaltete sich von Beginn an einerseits, dass die theoretische Konzeptionierung den Verweis auf spezifische Gruppenverhältnisse ausschließt. Andererseits eröffnen die Forderungen, welche Personen, die für sich einen Etabliertenstatus beanspruchen, an Neuhinzugekommene stellen, einen großen Interpretationsspielraum für Situation und Kontext. In der Folge bestand das Risiko, dass die Befragten die Aussagen in deutlichem Widerspruch mit dem Gleichheitsversprechen sehen und dementsprechend eher ablehnen; was sie womöglich mit eindeutiger Referenz nicht tun würden. Auf dieses Risiko wurde versucht, mit einer Instruktion zu reagieren, die der Itembatterie vorangestellt wurde. Mithilfe der eher unbesetzten beziehungsweise unproblematischeren Alltagskonstellationen sollte die Referenz auf potenzielle Außenseitergruppen nochmals reduziert werden. Gleichzeitig versprach der Verweis auf den sozialen Nahbereich, genügend Bezugsrahmen für die Beantwortung der Fragen anbieten zu können. In Tabelle 6.3 sind nun jene Aussagen dokumentiert, die diese entscheidenden Aspekte der Behauptung eines Etabliertenstatus einfangen, zur Operationalisierung vorgeschlagen wurden und Eingang in den Pretest fanden. Mit Ausnahme der ersten Aussage wurden alle weiteren für die vorliegende Arbeit eigenständig entwickelt. Die Aussage: »Wer irgendwo neu ist, der sollte sich erst mal mit weniger zufriedengeben«, geht auf die Entwicklung von Leibold und Kühnel im Rahmen der Langzeitstudie GMF zurück; eine erste Veröffentlichung findet sich bei Heitmeyer (2002). In dieser Arbeit erfährt die Aussage eine leichte Modifikation, indem sie, wie die übrigen, mit: »Wer irgendwo neu ist oder später hinzukommt« (Hervorh. durch Autorin), eingeleitet wird.
6. Entwicklung der Messinstrumente zur Erfassung des Etablierten-Außenseiter-Modells
Tabelle 6.3: Vorgeschlagene Operationalisierung zur Messung eines behaupteten Etabliertenstatus Schließlich möchten wir gerne Ihre allgemeine Meinung zu Menschen wissen, die irgendwo neu sind. Das können beispielsweise neue Personen in Ihrem Freundes- oder Bekanntenkreis oder neue Kolleg_innen an Ihrem Arbeitsplatz sein. Geben Sie uns bitte an, ob Sie diesen Aussagen zustimmen oder sie ablehnen? Wer irgendwo neu ist oder später hinzukommt, … der sollte sich erst mal mit weniger zufriedengeben. hat die gleichen Rechte wie alle anderen auch. dem sollte genauso viel zustehen wie allen anderen auch. der sollte sich erst einmal zurückhalten und abwarten, was passiert. der sollte auf keine Fall Forderungen stellen oder Ansprüche erheben. der sollte auch das Nachsehen haben. der sollte sich hinten anstellen, wenn es nicht für alle reicht.
In Erinnerung an die oben genannten Kerninhalte wird die Behauptung eines Etabliertenstatus über alle Aussagen hinweg indirekt gemessen, indem der Status selbst zum Ausgangs- beziehungsweise Bezugspunkt erklärt wird. Die entsprechende Beantwortung der Fragen setzt die Positionierung als Etablierte somit voraus, aus der heraus Verhaltensregulative an die Neuhinzugekommenen gestellt werden. Der (machtüberlegene) Anspruch, dass sich diese der sozialen Kontrolle ergeben, wurde vor allem über die Aussagen zur allgemeinen Zurückhaltung und des Forderungsverbots erfasst. Die Ablehnung einer generellen Ressourcenpartizipation sollte mithilfe der Aussagen zur geringerwertigen Zufriedenheit, zum Zugeständnis der vollwertigen Partizipation und zum Nachsehen abgebildet werden. Letzteres markiert schließlich den Übergang in die Aspekte der Verweigerung von Gleichheit und Rangordnungsprinzipien. Ihre empirische Übersetzung wurde mithilfe der Aussage zur Anerkennung gleicher Rechte für Neuhinzugekommene als auch derjenigen forciert, die diese bei einer Ressourcenknappheit auf die hinteren Plätze der Sozialhierarchie verweist. Das Messinstrument, welches eine grundlegende Haltung abbilden soll, unterstand von Beginn an der Idee, weitreichend und nachhaltig eingesetzt werden zu können. Seine theoretische Konzeptionierung sollte eine empirische Abbildung erhalten, die so viele Aspekte wie möglich abdeckt, ohne Überschneidungen oder Redundanzen zu erzeugen. Angesichts der sieben Indikatoren, die zur Messung der Behauptung eines Etabliertenstatus aufgestellt wurden, ist der Verwendung invers formulierter Aussagen in der Messkonstruktion besonderes Gewicht beigemessen worden. Denn in Ergänzung zum allgemeinen Recency-Effekt besteht bei längeren Itembatterien oder umfangreichen Befragungen, wie es für die Haupter-
135
136
Elias’ Etablierte und Außenseiter
hebung der ZuGleich-Studie der Fall ist, zusätzlich das Problem von Antworttendenzen, die unabhängig vom Aussageinhalt gegeben werden (Akquieszenz). Der Verzicht auf die Variation positiv und negativ gerichteter Formulierungen kann so für schwerwiegende Verzerrungen sorgen. Als Nachteil kann sich allerdings das Risiko der »systematischen Methodenvarianz« (Schermelleh-Engel und Werner 2012: 134) erhöhen, indem die jeweils gleich gerichteten Items, wiederum unabhängig vom Inhalt, beispielsweise eigene Faktoren hervorbringen oder die Skalenreliabilität in Gänze über- oder unterschätzt wird (vgl. ebd.). Auch das Messinstrument der Behauptung eines Etabliertenstatus ist von dieser Problematik betroffen, wie im nachfolgenden Kapitel deutlich werden wird.
6.2.2
Statistische Kennwerte, Skalenkonsistenz und Dimensionalität
Ziel der nachstehenden Seiten ist es, die empirische Erfassung des Konzepts eines behaupteten Etabliertenstatus gemäß den aufgeschlüsselten Analyseschritten in den Blick zu nehmen. Hierfür werden zunächst die statistischen Kennwerte berichtet, um darauffolgend Cronbachs Alpha für die Messung zu ermitteln und die Itemtrennschärfen zu evaluieren. Daran schließen sowohl die Korrelationsals auch die exploratorische Faktorenanalyse an, welche die Reliabilitätsprüfung des Messinstruments komplettieren. Eine Prüfung der Konstruktvalidität soll allerdings nicht geschehen. Sie wird erst im Rahmen der Hypothesenprüfung auf Basis der Hauptuntersuchung durchgeführt. In Tabelle 6.4 sind die Antwortverteilungen der Befragten angegeben, wobei sich bis zu sechs Personen über die Aussagen hinweg einer Beantwortung enthielten. Recht deutlich zeichnet sich in den Verteilungen ab, dass die eingangs geäußerte Sorge berechtigt war: Die vorangestellte Instruktion scheint die allgemeine Absage an das Gleichheitsversprechen nicht relativieren zu können, da der Großteil der Befragten sich gegen die generelle Benachteiligung von Neuhinzugekommenen stellt. Insbesondere die beiden positiv formulierten Aussagen (ev02 und ev03) werden mit großer Zustimmung beantwortet. Der Zuerkennung gleicher Rechte stimmen 87.7 Prozent der Befragten mindestens eher zu, der vollwertigen Partizipation 83.4 Prozent. Auf vergleichsweise starke Zustimmung stößt die Aussage, dass sich Neuhinzugekommene erst mal zurückhalten sollten (ev04), was von 23.5 Prozent befürwortet wird. Für die übrigen negativ formulierten Aussagen bleibt die starke Konzentration in den Antwortkategorien bestehen: Die Pretestteilnehmer:innen lehnen die eigene Bevorteilung und damit verknüpfte Benachteiligung von Neuhinzugekommenen mit 67.9 Prozent (ev01) bis zu 77.2 Prozent (ev07) mindestens eher ab. Für die Wahl der Mittelkategorie kann schließlich eine recht große Varianz festgehalten werden, sie reicht von 7.9 Prozent für die Zuerkennung gleicher Rechte (ev02) bis zu 34.8 Prozent für die Forderung nach Zurückhaltung (ev04).
6. Entwicklung der Messinstrumente zur Erfassung des Etablierten-Außenseiter-Modells
Tabelle 6.4: Antwortverteilungen der Items zur Messung eines behaupteten Etabliertenstatus (Pretest) Item
Wortlaut
Antwortkategorien
Wer irgendwo neu ist oder später hinzukommt,
n
1
2
3
4
5
ev01
der sollte sich erst mal mit weniger zufriedengeben.
29.6
38.3
23.5
7.0
1.7
115
ev02
hat die gleichen Rechte wie alle anderen auch.
0.9
3.5
7.9
29.8
57.9
114
ev03
dem sollte genauso viel zustehen wie allen anderen auch.
4.4
1.8
10.5
43.0
40.4
114
ev04
der sollte sich erst mal zurückhalten und abwarten, was passiert.
19.1
22.6
34.8
20.9
2.6
115
ev05
der sollte auf keinen Fall Forderungen stellen oder Ansprüche erheben.
34.8
33.9
20.9
8.7
1.7
115
ev06
der sollte auch das Nachsehen haben.
43.9
33.3
15.8
5.3
1.8
114
ev07
der sollte sich hinten anstellen, wenn es nicht für alle reicht.
42.1
35.1
13.2
7.0
2.6
114
Skalierung: 1 = stimme überhaupt nicht zu, 2 = stimme eher nicht zu, 3 = teils, teils, 4 = stimme eher zu, 5 = stimme voll und ganz zu
Tabelle 6.5: Lagemaße der Items zur Messung eines behaupteten Etabliertenstatus (Pretest) Item
x̄
s
s3
s4
ev01
2.13
0.98
0.64
2.94
ev02
4.40
0.85
-1.57
5.36
ev03
4.13
0.96
-1.50
5.45
ev04
2.65
1.09
-.05
2.11
ev05
2.09
1.03
0.69
2.75
ev06
1.88
0.98
1.04
3.60
ev07
1.93
1.03
1.10
3.63
Die ungleichmäßige Verteilung der Befragtenantworten bestätigt sich mit Blick auf die Lagemaße der Items (Tabelle 6.5): Zum einen zeichnet sich die homogene Beantwortung in den niedrigen Mittelwerten für die negativ gerichteten Items und den sehr hohen Mittelwerten für die beiden positiv formulierten Items ab, zum anderen in den niedrigen Standardabweichungen, die eine Streubreite von rund s = 1.0 aufweisen. Abgesehen von der Aussage, die zur Zurückhaltung von Neuhinzugekommenen mahnt (ev04), liegen für alle Items deutliche Schiefen vor: Besonders
137
138
Elias’ Etablierte und Außenseiter
stark zeigt sich dies für die Items ev02 und ev03, die linksschief ausfallen, und die rechtsschief verteilten Items ev06 und ev07. Die deutliche Konzentration auf die Randbereiche der Antwortkategorien bestätigt sich schließlich insbesondere in der sehr spitzen Verteilung der positiv formulierten Items (ev02: s4 = 5.36; ev03: s4 = 5.45). Vergleichsweise flach fällt die Kurtosis für die Items ev01, ev04 und ev05 aus. Die interne Konsistenz der Messung zur Behauptung eines Etabliertenstatus beträgt α = 0.81, womit gleichzeitig auch die höchste Reliabilität der Skala erreicht ist (Tabelle 6.6). Mit Ausnahme des Items ev02 können für alle Übrigen akzeptable Trennschärfen konstatiert werden, ihre Werte liegen über dem festgelegten Cutoff -Wert von rit = 0.4. Für den Zusammenhang zwischen dem Item ev02 und der bisherigen Messskala ist dieser Schwellenwert hingegen unterschritten, die Trennschärfe beträgt rit = 0.35. Tabelle 6.6: Interne Konsistenz und Trennschärfen der Items zur Messung eines behaupteten Etabliertenstatus (Pretest) Item
rit
IttK
α
ev01
0.70
0.75
0.81
ev02r
0.35
0.81
ev03r
0.48
0.79
ev04
0.58
0.78
ev05
0.62
0.77
ev06
0.54
0.78
ev07
0.54
0.78
Die daran anschließende Korrelationsanalyse bestätigt die bisherige Auffälligkeit der Items ev02 und ev03, die für die Berechnung recodiert wurden. Die Korrelationskoeffizienten und ihre Signifikanzen sind in Tabelle 6.7 abgetragen. Die Zusammenhänge der Items ev02 und ev03 mit den übrigen Items fallen sehr niedrig aus, wobei insbesondere das Item ev02 sehr gering korreliert. Der höchste Wert seiner ausgegebenen Koeffizienten erreicht r = 0.38, der sich auf das Verhältnis mit dem ebenfalls positiv formulierten Item ev03 stützt. Für die Beziehungen der verbleibenden Items können zufriedenstellende Zusammenhänge konstatiert werden, ihre Koeffizienten liegen in einem Wertebereich von 0.38 ≤ r ≥ 0.61. In der abschließenden faktorenanalytischen Testung durch die EFA, die zur Prüfung der Eindimensionalität herangezogen wird, realisiert sich zusätzlich das eingangs besprochene Risiko der systematischen Methodenvarianz (Tabelle 6.8): In einer multiplen Faktor-Ausgabe ohne Faktorenbeschränkung generieren beide positiv gerichteten Items sehr deutlich einen eigenständigen zweiten Faktor trotz ihrer inhaltlichen Diversität. Die negativ formulierten Items ev01, ev04 und ev05
6. Entwicklung der Messinstrumente zur Erfassung des Etablierten-Außenseiter-Modells
laden hoch, das Item ev06 etwas geringer, auf dem ersten Faktor. Für das Item ev01 lässt sich darüber hinaus eine höhere Sekundärladung auf dem zweiten Faktor konstatieren. Ergänzend wurde eine erzwungene 1-Faktor-Lösung und damit Eindimensionalität angefordert, um unter diesen Bedingungen die postulierte Struktur noch einmal zu betrachten. Mit Ausnahme des Items ev02 weisen die übrigen zufriedenstellende Faktorladungen auf, während das Item ev02 den festgesetzten Cut-off -Wert von λ ≥ 0.4 knapp unterschreitet. Tabelle 6.7: Korrelationsmatrix der Items zur Messung eines behaupteten Etabliertenstatus (Pretest) Item
ev01
ev02r
ev03r
ev04
ev05
ev06
ev01
1.000
ev02r
0.31***
1.000
ev03r
0.45***
0.38***
1.000
ev04
0.49***
0.19*
0.29**
1.000
ev05
0.59***
0.14
0.28**
0.61***
1.000
ev06
0.48***
0.29**
0.28**
0.38***
0.42***
1.000
ev07
0.49***
0.19*
0.34***
0.39***
0.41***
0.38***
ev07
1.000
* = p < 0.05, ** = p < 0.01, *** = p < 0.001 Kritische Werte (r < 0.3) sind kursiv dargestellt.
Tabelle 6.8: Dimensionalität der Items zur Messung eines behaupteten Etabliertenstatus (Pretest) Item
multiple Faktor-Ausgabe
1-Faktor-Lösung
Faktor1
Faktor 2
h
Faktor
h2
ev01
0.50
0.35
0.59
0.77
0.59
ev02r
-0.11
0.58
0.28
0.38
0.14
ev03r
0.06
0.57
0.37
0.52
0.28
ev04
0.69
-0.01
0.47
0.65
0.42
ev05
0.81
-0.06
0.59
0.71
0.51
ev06
0.36
0.29
0.34
0.58
0.34
ev07
0.41
0.24
0.35
0.59
0.35
Faktorladungen λ ≥ 0.4 sind fett markiert.
2
139
140
Elias’ Etablierte und Außenseiter
6.2.3
Rekapitulation und Itemauswahl für die Hauptuntersuchung
Das Zusammenspiel des Anspruchs, ein weitreichendes und nachhaltiges Messinstrument zu entwickeln, der theoretischen Konzeptionierung und schließlich der vorangegangenen Analysen zur Messgenauigkeit war Grundlage der Entscheidung, welche Indikatoren in die Haupterhebung der ZuGleich-Studie aufgenommen werden sollen. Dabei wurde den beiden erstgenannten Aspekten stärkere Relevanz beigemessen, während die Analysebefunde eher unterstützenden denn ausschlaggebenden Charakters waren. Ihre Evaluation war eng an die Datengrundlage, die hochgebildeten Teilnehmer:innen der Preteststichprobe, geknüpft und wurde dementsprechend berücksichtigt. In Tabelle 6.9 wird über die kritischen Analysewerte der Items noch einmal komprimiert berichtet. Tabelle 6.9: Evaluation kritischer Analysewerte der Items zur Messung eines behaupteten Etabliertenstatus (Pretest) Item
Wortlaut
deskr. Statistik
Konsistenz
Korrelation
x
x
EFA
Wer irgendwo neu ist oder später hinzukommt, … ev01
sollte sich erst mal mit weniger zufriedengeben.
ev02
hat die gleichen Rechte wie alle anderen auch.
x
ev03
dem sollte genauso viel zustehen wie allen anderen auch.
x
ev04
der sollte sich erst einmal zurückhalten und abwarten, was passiert.
ev05
der sollte auf keinen Fall Forderungen stellen oder Ansprüche erheben.
ev06
der sollte auch das Nachsehen haben.
x
ev07
der sollte sich hinten anstellen, wenn es nicht für alle reicht.
x
x x
Eine Markierung durch x weist auf die kritischen Werte in den Analysen des betreffenden Items hin. Die Items ev04 und ev06 wurden nicht in die Hauptuntersuchung übernommen.
Recht deutlich setzte sich das Item ev02 ab, das in allen Analyseschritten kritische Werte aufweist: Neben einer ausgeprägten ungleichmäßigen Verteilung, verfügt es über nur unzureichend Trennschärfe, niedrige Zusammenhänge mit den übrigen Items und eine geringe Faktorladung bei erzwungener Eindimensionali-
6. Entwicklung der Messinstrumente zur Erfassung des Etablierten-Außenseiter-Modells
tät. Interessanterweise zeigt das ebenfalls positiv formulierte Item ev03 diese umgreifenden Schwächen nicht auf. Der differente Wortlaut scheint hier ausschlaggebend gewesen zu sein: Während alle anderen Items sich durch den Zusatz des Sollens als klare Aufforderung und/oder Verhaltensanweisung begreifen lassen, wurde bei Item ev02 dieses wording versäumt. Dies kann die Differenz zur weniger schlechten Performanz des Items ev03 erklären, das trotz gleicher Antwortrichtung akzeptable Analysewerte erreicht. Vor diesem Hintergrund und in Anbetracht des übergeordneten Ziels, die Entwicklung eines Messinstruments voranzutreiben, das in seiner Konstruktion auch das Akquieszenzrisiko berücksichtigt, sollte das Item ev02 beibehalten werden. Auch der damit abgebildete Kerninhalt, die Zuerkennung gleicher Rechte, sprach für diese Beibehaltung; keiner der anderen Indikatoren impliziert diesen Aspekt in der Deutlichkeit. Für die spätere Haupterhebung des ZuGleich-Projekts war dementsprechend eine Modifikation vorgesehen, das Item ev02 in seinem Wortlaut an die Übrigen anzugleichen. Platzbeschränkungen im dazugehörigen Fragebogen5 machten eine Kürzung des Messinstruments dennoch erforderlich. In der Absicht einer ausgewogenen Messung fiel die Wahl folglich auf diejenigen Items, die über eine negative Antwortgerichtetheit verfügen. Vergleichsweise kritische Werte waren in den Analysen der Items ev06 und ev07 auszumachen, die einerseits eine generelle Benachteiligung und andererseits den Verweis auf die unteren Plätze einer sozialen Rangordnung erfassen. Die deskriptive Statistik für beide Items zeigte relativ niedrige Mittelwerte und eine stärkere Rechtsschiefe mit deutlich spitzeren Wölbungen auf. Von nachrangiger Relevanz bleibt hingegen die zu geringe Faktorladung des Items ev06 im Rahmen der unbeschränkten Faktor-Ausgabe, da sich in der daran anschließenden 1-Faktor-Lösung keine Schwächen ergaben. Die Entscheidung über Beibehaltung oder Ausschluss knüpfte sich dementsprechend an die rein inhaltliche Spezifikation, welche zugunsten des Items ev07 ausfiel. Es bildet das entscheidende Moment einer klaren Sozialhierarchie ab, die mit der Behauptung eines Etabliertenstatus einhergeht. Das Item ev06 eröffnet in seinem formulierten Wortlaut einerseits einen größeren Interpretationsspielraum und erfasst andererseits denselben Kerninhalt wie bereits die Items ev01 und ev03. In diesem Sinne ist sein Verzicht weniger verlustreich für die empirische Abbildung des Konzepts eines beanspruchten Etabliertenstatus, als es hinsichtlich der sozialen Rangordnung der Fall wäre. Trotz oder vielmehr wegen seiner gleichmäßigeren Verteilung, die sich im Vergleich deutlich von den anderen absetzt, wurde schließlich dem Wortlaut des Items ev04 nochmals genauere Aufmerksamkeit zuteil. Es scheint, dass diese Aussage
5
Siehe dazu noch einmal das Kapitel 5.1.2, das über die Themenvielfalt des Projekts informiert.
141
142
Elias’ Etablierte und Außenseiter
weniger scharf und klar formuliert ist, sodass die positive Beantwortung den Pretestbefragten deutlich leichter fiel, als dies für die übrigen Items mit negativer Antwortgerichtetheit der Fall ist. Im Umkehrschluss wurde damit allerdings die Annahme gestützt, dass die Behauptung eines Etabliertenstatus durch das Item ev04 weniger gut indikatorisiert ist. Im Vergleich dazu stieß das Item ev05, das denselben Kerninhalt einer durch Machtüberlegenheit gewonnenen sozialen Kontrolle über Neuhinzugekommene erfassen sollte, was sich in ihrem sehr hohen gemeinsamen Korrelationskoeffizienten auch empirisch bestätigt, auf deutlich mehr Ablehnung. Vor diesem Hintergrund wurde letztlich auch das Item ev04 nicht in die spätere Haupterhebung aufgenommen. Gemäß den vorangegangenen Entscheidungen ist für die vorgeschlagene Operationalisierung zur Messung eines behaupteten Etabliertenstatus zusammenfassend festzuhalten, dass die Items ev01, ev03, ev05 und ev07 unverändert in die Haupterhebung der ZuGleich-Studie übernommen wurden. Das Item ev02 sollte modifiziert und dem wording der letztgenannten Items angepasst werden. Die Items ev04 und ev06 wurden hingegen ausgeschlossen. Der anschließende Standardpretest zeigte, dass weder Rückfragen noch Verständnisprobleme auf Seiten der Befragten und Interviewer:innen vorlagen (vgl. SUZ 2014a).
6.3
Entwicklung der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung
Im Anschluss an die vorangegangenen Ausführungen zum Konzept eines behaupteten Etabliertentatus soll es nun darum gehen, seine kontextuelle Einbettung in Form der drei Bedrohungsdimensionen – Normdifferenz, Ressourcenpartizipation und Identifikationsverlust – in den Blick zu nehmen. Erneut wird in einem ersten Schritt die Operationalisierung vorgestellt, die sich eng an die jeweiligen Kerninhalte knüpft und dem Pretest unterzogen wurde (Kapitel 6.3.1). Daran schließen die Analysen der spezifischen Messgenauigkeit an, über deren Befunde Kapitel 6.3.2 Auskunft gibt. Ihre Rekapitulation und Diskussion leistet das Kapitel 6.3.3, was gleichermaßen die Entscheidung über die Wahl der Indikatoren einbegreift, die zur Messung der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung für die spätere Haupterhebung getroffen wurde.
6.3.1
Operationalisierung
Für das Verhältnis autochthoner Deutscher und (ehemals) Eingewanderter wurden die drei Machtquellen des Normenkanons, Ressourcenmonopols und der Raumhoheit identifiziert, die Erstere glauben, verteidigen zu müssen und derentwegen sie einen Etabliertenstatus beanspruchen. Dies vereinfachte eine empirische Übertragung insofern, als das Verhältnis klar referenziert und auch wesentliche Anker-
6. Entwicklung der Messinstrumente zur Erfassung des Etablierten-Außenseiter-Modells
punkte gegeben waren, die in der Messkonstruktion berücksichtigt werden konnten. In Erinnerung an die jeweilige theoretische Konzeptionierung ließen sich so erneut Kerninhalte extrahieren, die in der Operationalisierung zu berücksichtigen waren und die wahrgenommene Bedrohung der Normdifferenz, der Ressourcenpartizipation und des Identifikationsverlusts einfingen. In Anlehnung an die Konzeptdefinition der Normdifferenz, von der aus die schwächste Bedrohung ausgehen soll, war das Folgende abzubilden: • •
Imagination kollektiv geteilter Interpretations- und Verhaltensmuster unter Deutschen und Migrant:innen sowie Wahrnehmung von Differenz zwischen generalisierten Mustern.
Für das Konzept der Ressourcenpartizipation, der ein stärkeres Bedrohungspotenzial zugeschrieben wird, waren die nachstehenden Kerninhalte in die Operationalisierung zu einzubeziehen: • • •
Vorwurf des Verrats an (Sozial-)Politik als Figur des Dritten, Einforderung eines Vorrechts auf sozialpolitische Güter und Beschneidung der Platzanweiser:innenfunktion in mikrosozialen Räumen.
Die dritte Dimension, der Identifikationsverlust, birgt schließlich die stärkste Bedrohung, die autochthone Deutsche wahrnehmen. Sie sollte unter Berücksichtigung der folgenden Aspekte abgebildet werden: • •
Imagination einer ›originären‹ nichtdiversen nationalen Gemeinschaft und Fremdheitsgefühle durch Verlust territorialen Gebietsanspruchs.
Jede dieser Dimensionen adressiert somit ihre eigene Machtquelle, deren jeweiliges Monopol autochthone Deutsche durch (ehemals) Eingewanderte bedroht sehen. Die wahrgenommene Normdifferenz ist noch ganz im Sinne Elias’ konzipiert, insofern die Selbstverständlichkeit und Vertrautheit eines imaginierten gemeinsamen Werte-, Normen- und Verhaltenskanons bereits in der Begegnung mit Neuhinzugekommenen, die diesen nicht teilen, und erst recht in der Konfrontation mit differenten Kanons gefährdet ist. Elias’ Idee eines Monopols an Statuspositionen und Ressourcen wird im Rahmen des Konzepts Ressourcenpartizipation hingegen um die Politik als relevanten Dritten und den (lokalen) Raum erweitert. Letzterer wird, wie auch der behauptete Besitzstand sozialpolitischer Güter, als relevante Ressource begriffen, in die investiert wurde und an der nun (ehemals) Eingewanderte zu Unrecht partizipieren. Die dritte und letzte Bedrohungsdimension, der Identifikationsverlust, verlässt beziehungsweise überschreitet schließlich das theoretische Rahmengerüst der Etablierten-Außenseiter-Figuration, indem der öf-
143
144
Elias’ Etablierte und Außenseiter
fentliche, identitätsaffirmative Raum fokussiert wird und mit ihm der drohende Verlust einer nationalen Identifikation. Wenngleich auch in Winston Parva eine lokale Ansässigkeit und damit verknüpfte Zugehörigkeit omnipräsent waren, stand die symbolische, physische und auch materielle Rangordnung in Gänze zu keiner Zeit zur Disposition. In der Zusammenführung dieser drei Dimensionen ist einerseits die Kontextgebundenheit hergestellt, welche die Behauptung eines Etabliertenstatus zur Voraussetzung hat. Andererseits implizieren die drei verschiedenen Bedrohungsgrade auch jene Dynamik, an der sich eine Etablierten-AußenseiterBeziehung entfachen kann und von einem leisen in einen lauten Beziehungskonflikt übergeht. Recht heikel gestaltete sich zu Beginn, der Idee des sozialen Raums adäquat zu begegnen, der sowohl für die zweite als auch die dritte Dimension von entscheidender Bedeutung war. Während er für die Dimension der Ressourcenpartizipation als eine (knappe) Ressource unter weiteren begriffen wird, ist er im Rahmen des Identifikationsverlusts vielmehr konstituierendes Element. Dieser Schwierigkeit wurde versucht zu begegnen, indem der Gebietsanspruch über das ihm zugeschriebene nationalisierende Moment adressiert wurde. In diesem Sinne knüpft sich an die Imagination eines ›originär‹ nichtdiversen Deutschlands auch die Beanspruchung eines nationalen Raums und der Repräsentation in diesem. Für die Bedrohungsdimension der Ressourcenpartizipation wurde hingegen vor allem auf die Verletzung etablierter Raumkonventionen abgestellt. In Tabelle 6.10 sind alle Aussagen aufgeführt, die zur Messung der drei Bedrohungsdimensionen herangezogen und im Pretest geprüft wurden. Für die empirische Abbildung des Konzepts der Normdifferenz konnten zwei Aussagen aus der Studie Stengers (1998) gewonnen werden; es sind die beiden in der Tabelle zuletzt aufgeführten, die zum einen den Eindruck verschiedener Bedeutungssysteme und zum anderen wahrgenommene Mentalitätsunterschiede erfassen. Sie wurden für die vorliegende Arbeit geringfügig modifiziert, indem die Bezugsgruppen durch »Deutsche« und »Migranten« ersetzt wurden, im Original waren Ost- und Westdeutsche adressiert. Die beiden anderen Aussagen zur Irritation durch Sprache und zu den wahrgenommenen Divergenzen im Umgang sind eigenständige Entwicklungen. Für die Operationalisierung des Konzepts der Ressourcenpartizipation wurde die größere Zahl der Aussagen ebenfalls selbst entwickelt. Die zweite Aussage, welche soziale und politische Rechte für Migrant:innen einfordert, ist hingegen dem ALLBUS, der Allgemeinen Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften, aus dem Jahr 1996 entnommen. Ihr Sprachduktus erfuhr eine leichte Modifikation; die originale Formulierung spricht von »den in Deutschland lebenden Ausländern« und verzichtet auf den Begriff der Teilhabe (vgl. GESIS 2014: 53). Die Aussage: »Die hier lebenden Migranten sollten sich nicht dort hineindrängen, wo man sie nicht haben will«, konnte aus einer Stadtteilstudie von Zick, Cajak und Ceylan im Jahr 2000 gewonnen werden (Zick 2001). Zur Messung des Konzepts ei-
6. Entwicklung der Messinstrumente zur Erfassung des Etablierten-Außenseiter-Modells
nes Identifikationsverlusts wurden schließlich zwei Aussagen aus der GMF-Studie nahezu unverändert entnommen. Die erste Aussage, die ein zunehmendes Fremdheitsgefühl abbildet, ist erstmals in Leibold und Kühnel (2003) publiziert und hier hinsichtlich der Bezugsgruppen modifiziert worden; die originale Formulierung fokussierte Muslim:innen.6 Die Aussage, welche eine sogenannte Überfremdung Deutschlands erfasst, wurde erstmals in Zick und Küpper (2012) veröffentlicht. Die beiden verbleibenden Aussagen sind eigene Entwicklungen. Tabelle 6.10: Vorgeschlagene Operationalisierung zur Messung der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung Normdifferenz, erste Bedrohungsdimension Es irritiert mich, wenn Migranten in der Öffentlichkeit eine andere Sprache sprechen und man sie nicht versteht. Es fällt auf, dass Migranten einen deutlich anderen Umgang miteinander pflegen als Deutsche. Ich habe oft den Eindruck, dass Migranten mit denselben Dingen eine andere Bedeutung verbinden als Deutsche. Ich stelle oft gravierende Mentalitätsunterschiede zwischen Migranten und Deutschen fest.
Ressourcenpartizipation, zweite Bedrohungsdimension Ich habe das Gefühl, für Migranten wird viel mehr getan als für diejenigen unter uns, die wirklich Hilfe brauchen. Man sollte den Migranten in Deutschland jede politische Teilhabe oder Betätigung untersagen. Es ist unangemessen, dass Migranten den gleichen Anspruch auf Unterstützung haben wie wir. Migranten sollten dieselben sozialen und politischen Rechte haben wie wir Deutsche. Die hier lebenden Migranten sollten sich nicht dort hineindrängen, wo man sie nicht haben will. Vor allem die jungen Migranten führen sich manchmal auf, als würde ihnen die Straße allein gehören. Es sollte selbstverständlich sein, dass es den Deutschen besser geht als den Migranten.
Identifikationsverlust, dritte Bedrohungsdimension Durch die vielen Migranten fühle ich mich oft fremd im eigenen Land. Parks, Straßen, öffentliche Plätze – alles wird von den Migranten eingenommen. Deutschland wird in einem gefährlichen Maß überfremdet. Durch die vielen Migranten fühle ich mich Deutschland immer weniger zugehörig.
6
Erstmalig und in leicht veränderter Formulierung wurde das Item im Rahmen des ALLBUS von 1996 erhoben und lautet im Original: »Durch die vielen Ausländer in Deutschland fühlt man sich zunehmend als Fremder im eigenen Land.« (Vgl. GESIS 2014: 54)
145
146
Elias’ Etablierte und Außenseiter
Wie schon für die Messung zur Behauptung eines Etabliertenstatus sollten auch für die drei Dimensionen wahrgenommener Bedrohung nachhaltige und stabile Messinstrumente entwickelt werden, welche die jeweilige theoretische Konzeptionierung bestmöglich abbilden. Dabei war ein adäquates Verhältnis von Indikatorzahl pro Konstrukt zu garantieren bei gleichzeitiger und notwendiger Berücksichtigung der Platzbeschränkung im Fragebogen der ZuGleich-Haupterhebung. Hinzu kommt, dass die Dimension der Ressourcenpartizipation zwei verschiedene Aspekte (sozialpolitische Güter und den sozialen Raum) adressiert, die in ihrer Zusammenführung zwar unter dem Label »Ressourcen« theoretisch diskutiert werden, deren gemeinsame empirische Abbildung mit ausreichender Messqualität sich allerdings schwierig gestalten kann. Vor diesem Hintergrund wurde entschieden, dass mindestens drei und höchstens fünf Indikatoren für jedes Konstrukt der Bedrohungsdimensionen in die spätere Haupterhebung der ZuGleich-Studie überführt werden sollen.7
6.3.2
Statistische Kennwerte, Skalenkonsistenz und Dimensionalität
Inhalt der nachstehenden Seiten ist es erneut, die Messgenauigkeit der vorgeschlagenen Operationalisierungen zu ermitteln. Es werden zunächst die einfachen Antwortverteilungen und Lagemaße aufgezeigt. Daran schließen sowohl die Ermittlung von Cronbachs Alpha und der Itemtrennschärfen als auch die Analysen der Zusammenhänge und Dimensionalitäten an. Zur Prüfung der Konstruktvalidität können bereits im Zuge der Korrelationsanalyse erste Hinweise zur Diskriminanz und Konvergenz gegeben werden. Eine darüber hinaus gehende Testung, beispielsweise der Zusammenhänge mit postulierten Außenkriterien, bleibt erneut der Hauptuntersuchung vorbehalten und soll im Rahmen der Hypothesenprüfung geschehen (Kapitel 8). Tabelle 6.11 gibt die Antwortverteilungen der Pretestbefragten wieder, wobei sich von den 120 Personen bis zu sieben einer Antwort enthielten. Im Vergleich der drei Bedrohungsdimensionen lassen sich für die Normdifferenz die ausgewogensten Verteilungen konstatieren; insbesondere die Antworten des Items diff01 zeigen sich sehr gleichmäßig verteilt. Über alle Aussagen wird der Normdifferenz zwischen Deutschen und Migrant:innen eher zugestimmt denn abgelehnt. Dies trifft vor allem auf wahrgenommene Mentalitätsunterschiede zu (diff04), denen über die Hälfte der Pretestteilnehmenden (eher) zustimmt (52.5 %). Deutlich seltener werden hingegen Divergenzen der Bedeutungssysteme festgestellt (diff03), 38.1 Prozent der Befragten stimmen (eher) zu. Darüber hinaus zeigt sich hier auch die stärkste Besetzung der Mittelkategorie (44.3 %). Generell hat sich eine große Zahl 7
An anderer Stelle wurde bereits festgehalten, dass mindestens drei Indikatoren je Messung vorliegen sollten; siehe dazu die Ausführungen zur CFA in Kapitel 6.3.2.
6. Entwicklung der Messinstrumente zur Erfassung des Etablierten-Außenseiter-Modells
der Befragten für die Mittelkategorie entschieden, wenn es um die Wahrnehmung einer Normdifferenz geht. Für die Dimensionen der Ressourcenpartizipation und des Identifikationsverlusts ist dies weitaus weniger häufig der Fall, auch ihre Antwortverteilungen fallen sehr viel ungleichmäßiger aus. Tabelle 6.11: Antwortverteilungen der Items zur Messung der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung (Pretest) Item
Wortlaut
Antwortkategorien
n
1
2
3
4
5
diff01
Es irritiert mich, wenn Migranten in der Öffentlichkeit eine andere Sprache sprechen und man sie nicht versteht.
12.1
20.7
29.3
20.6
17.2
116
diff02
Es fällt auf, dass Migranten einen deutlich anderen Umgang miteinander pflegen als Deutsche.
6.0
10.3
36.2
37.9
9.5
116
diff03
Ich habe oft den Eindruck, dass Migranten mit denselben Dingen eine andere Bedeutung verbinden als Deutsche.
2.7
15.0
44.3
31.0
7.1
113
diff04
Ich stelle oft gravierende Mentalitätsunterschiede zwischen Migranten und Deutschen fest.
2.6
13.9
31.3
38.3
13.9
115
Skalierung: 1 = stimme überhaupt nicht zu, 2 = stimme eher nicht zu, 3 = teils, teils, 4 = stimme eher zu, 5 = stimme voll und ganz zu
147
148
Elias’ Etablierte und Außenseiter
Item
Wortlaut
Antwortkategorien
n
1
2
3
4
5
part01
Ich habe das Gefühl, für Migranten wird viel mehr getan als für diejenigen unter uns, die wirklich Hilfe brauchen.
27.8
34.8
20.0
13.0
4.4
115
part02
Man sollte den Migranten in Deutschland jede politische Teilhabe oder Betätigung untersagen.
70.4
23.5
5.2
0.9
-
115
part03
Es ist unangemessen, dass Migranten den gleichen Anspruch auf Unterstützung haben wie wir.
54.3
25.9
12.1
6.0
1.7
116
part04
Migranten sollten dieselben sozialen und politischen Rechte haben wie wir Deutsche.
0.9
5.2
17.2
32.8
44.0
116
part05
Die hier lebenden Migranten sollten sich nicht dort hineindrängen, wo man sie nicht haben will.
49.6
36.5
7.8
4.4
1.7
115
part06
Vor allem die jungen Migranten führen sich manchmal auf, als würde ihnen die Straße allein gehören.
12.1
24.1
37.1
16.4
10.3
116
part07
Es sollte selbstverständlich sein, dass es den Deutschen besser geht als den Migranten.
67.2
21.6
6.9
2.3
1.7
116
Skalierung: 1 = stimme überhaupt nicht zu, 2 = stimme eher nicht zu, 3 = teils, teils, 4 = stimme eher zu, 5 = stimme voll und ganz zu
6. Entwicklung der Messinstrumente zur Erfassung des Etablierten-Außenseiter-Modells
Item
Wortlaut
Antwortkategorien
n
1
2
3
4
5
verl01
Durch die vielen Migranten fühle ich mich oft fremd im eigenen Land.
56.4
28.2
10.3
3.4
1.7
117
verl02
Parks, Straßen, öffentliche Plätze – alles wird von den Migranten eingenommen.
57.3
33.3
6.0
1.7
1.7
117
verl03
Deutschland wird in einem gefährlichen Maß überfremdet.
59.0
26.5
8.6
5.1
0.9
117
verl04
Durch die vielen Migranten fühle ich mich Deutschland immer weniger zugehörig.
62.4
25.6
6.0
5.1
0.9
117
Skalierung: 1 = stimme überhaupt nicht zu, 2 = stimme eher nicht zu, 3 = teils, teils, 4 = stimme eher zu, 5 = stimme voll und ganz zu
Mit Blick auf die Bedrohung durch eine Ressourcenpartizipation erfahren beispielsweise die Aussagen zur Verweigerung der politischen Teilhabe (part02) und allgemeinen Bevorteilung Deutscher gegenüber Migrant:innen (part07) eine starke Ablehnung. Hier findet sich die stärkste Konzentration auf den Antwortextremen wieder. Der Großteil der Befragten wählt die klar ablehnende Antwortkategorie, während das positive Antwortextrem kaum bis gar nicht besetzt ist. Ausgewogener zeigt sich die Verteilung zur Aussage, welche etablierte Raumkonventionen und die Platzanweiserfunktion in Gefahr sieht, die von jungen Migrant:innen missachtet werden (part06). Rund ein Viertel stimmt dieser Aussage zu, etwas mehr als ein Drittel der Befragten lehnt sie ab. Für den drohenden Identifikationsverlust ist schließlich eine sehr starke Besetzung der ablehnenden Antwortkategorien festzuhalten, nur wenige der Pretestteilnehmenden stimmen den vier Aussagen überhaupt zu. Die ungleichmäßigen Antwortverteilungen bestätigen sich mit Betrachtung der Lagemaße (Tabelle 6.12). Die ausgegebenen Mittelwerte über die jeweiligen Aussagen hinweg, welche zur Operationalisierung der Normdifferenz, Ressourcenpartizipation und des Identifikationsverlusts vorgeschlagen sind, nehmen mit dem Grad der ihnen zugewiesenen Bedrohung deutlich ab.8
8
Dies kann bereits als erstes Indiz für die in H3 formulierte Annahme gedeutet werden, dass sich die Bedrohungsdimensionen auf einem Kontinuum anordnen lassen.
149
150
Elias’ Etablierte und Außenseiter
Tabelle 6.12: Lagemaße der Items zur Messung der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung (Pretest) Item
x̄
s
s3
s4
diff01
3.10
1.26
-0.04
2.03
diff02
3.34
1.00
-0.52
3.04
diff03
3.25
0.89
-0.13
2.91
diff04
3.45
0.99
-0.33
2.62
part01
2.31
1.14
0.61
2.51
part02
1.37
0.63
1.71
5.59
part03
1.75
1.00
1.29
3.95
part04
4.14
0.94
-0.91
3.18
part05
1.72
0.91
1.48
5.16
part06
2.89
1.14
0.15
2.40
part07
1.50
0.87
2.03
7.11
verl01
1.66
0.92
1.53
5.10
verl02
1.57
0.82
1.86
7.25
verl03
1.62
0.91
1.51
4.73
verl04
1.56
0.88
1.72
5.52
Weiterhin zeigen sich für die Antwortverteilungen zur Normdifferenz stärkere Linksschiefen mit schwächeren Wölbungen, hingegen die beiden anderen Bedrohungsdimensionen rechtsschief verteilt sind und deutlich spitzer ausfallen. Drei Items heben sich durch besonders kritische Werte ab: das Item part02 durch eine sehr niedrige Standardabweichung und die Items part07 und verl02 durch ihre jeweils besonders ausgeprägte Kurtosis. Für die Itemtrennschärfen und Skalenkonsistenzen, die in Tabelle 6.13 einzusehen sind, liegen zufriedenstellende Werte vor. Die Messung der Normdifferenz erreicht ein α = 0.77, für die Ressourcenpartizipation wird die durchschnittliche Reliabilität mit α = 0.85 ausgegeben und für den Identifikationsverlust mit α = 0.88. Für die beiden letztgenannten Bedrohungsdimensionen ist damit auch die höchste Skalenkonsistenz erreicht, während sich die Reliabilität des Messinstruments zur Normdifferenz noch erhöhen würde, wenn das Item diff01 ausgeschlossen wird. Mit Blick auf die Itemtrennschärfen können für jeden vorgeschlagenen Indikator zufriedenstellende Zusammenhänge mit der jeweiligen Gesamtskala festgehalten werden.
6. Entwicklung der Messinstrumente zur Erfassung des Etablierten-Außenseiter-Modells
Tabelle 6.13: Interne Konsistenz und Trennschärfen der Items zur Messung der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung (Pretest) Item
rit
IttK
α
diff01 diff02
0.46
0.81
0.77
0.68
0.67
diff03
0.60
0.72
diff04
0.64
0.69
part01
0.72
0.80
part02
0.56
0.83
part03
0.68
0.81
part04r
0.64
0.82
part05
0.63
0.82
part06
0.50
0.84
part07
0.56
0.83
verl01
0.79
0.83
verl02
0.69
0.86
verl03
0.72
0.85
verl04
0.76
0.84
0.85
0.88
In der anschließenden Korrelationsanalyse (Tabelle 6.14) fallen die Zusammenhangsstärken innerhalb der vorgeschlagenen Messungen zur Normdifferenz, Ressourcenpartizipation und zum Identifikationsverlust grundsätzlich zufriedenstellend aus. Ausnahmen bilden die sehr niedrigen Korrelationskoeffizienten im Verhältnis part02r/part06 und part06/part07, mithilfe derer die Bedrohung durch Ressourcenpartizipation abgebildet werden soll. Für das erste Itempaar liegt ein nichtsignifikanter Zusammenhang von r = 0.16 vor, das zweite Paar korreliert signifikant mit r = 0.26, womit der festgelegte Cut-off -Wert von r ≥ 0.3 unterschritten ist. Eine leichte Auffälligkeit zeigt weiterhin das Item diff01, dessen Beziehung zu den übrigen Indikatoren der Normdifferenz sich weniger stark erweist als die der anderen untereinander. Dennoch kann für die Messung der Normdifferenz als auch für jene, die das Konzept des Identifikationsverlusts abbilden soll und keinerlei Zusammenhangsschwächen besitzt, eine ausreichende Konvergenz bestätigt werden. Eine diskriminante Validität der drei Messinstrumente ist hingegen nicht gegeben. Zwar zeichnen sich für die dritte Bedrohungsdimension, den Identifikationsverlust, starke Zusammenhänge innerhalb des Konstrukts ab. Eine schwächere Abgrenzung seiner Indikatoren findet sich jedoch in der zu engen Beziehung zum Item part01, das
151
0.63*
0.52*
0.10
0.30*
0.18
0.19*
0.57*
0.15
0.24*
0.34*
0.28*
0.41*
0.34*
0.40*
0.47*
0.28*
0.32*
0.24*
0.40*
0.44*
0.27*
0.40*
0.45*
0.31*
0.30*
diff02
diff03
diff04
part01
part02
part03
part04r
part05
part06
part07
verl01
verl02
verl03
verl04
0.15
0.08
0.27*
0.16
-0.02
0.45*
0.19*
0.14
0.17
-0.01
0.37*
0.53*
1.000
d*03
0.29*
0.23*
0.27*
0.32*
0.22*
0.56*
0.29*
0.28*
0.19*
0.09
0.44*
1.000
d*04r
0.51* 0.42*
0.61*
0.38*
0.47*
0.38*
0.16
0.44*
0.59*
0.48*
1.000
p*02r
0.58*
0.64*
0.59*
0.42*
0.62*
0.45*
0.53*
0.57*
0.46*
1.000
p*01
0.45*
0.55*
0.41*
0.47*
0.48*
0.36*
0.46*
0.62*
1.000
p*03
0.39*
0.34*
0.36*
0.42*
0.35*
0.35*
0.45*
1.000
p*04r
0.33*
0.42*
0.39*
0.41*
0.62*
0.38*
1.000
p*05
0.39*
0.32*
0.47*
0.44*
0.26*
1.000
p*06
0.28*
0.46*
0.35*
0.41*
1.000
p*07
0.70*
0.66*
0.67*
1.000
v*01
0.61*
0.56*
1.000
v*02
0.67*
1.000
v*03
*Es liegt ein signifikanter Zusammenhang vor; für eine bessere Übersicht wird auf die Differenzierung nach Signifikanzniveau verzichtet. Die bivariaten Korrelationen innerhalb der jeweiligen Konstrukte sind fett markiert. Kritische Werte innerhalb (r < 0.3) und außerhalb der Konstrukte (r > 0.3) sind kursiv dargestellt.
0.26*
0.62*
1.000
1.000
diff01
d*02
d*01
Item
Tabelle 6.14: Korrelationsmatrix der Items zur Messung der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung (Pretest)
1.000
v*04
152 Elias’ Etablierte und Außenseiter
6. Entwicklung der Messinstrumente zur Erfassung des Etablierten-Außenseiter-Modells
zur Operationalisierung der Ressourcenpartizipation herangezogen wurde. Umgekehrt liegen die Zusammenhänge der Items der Ressourcenpartizipation innerhalb des Konstrukts mitunter niedriger als außerhalb, was sich an den zu hohen Korrelationen mit der Dimension des Identifikationsverlusts in Gänze und zum Teil mit der Dimension der Normdifferenz zeigt. Diese ausgemachten Schwächen decken sich schließlich auch mit den Ergebnissen der konfirmatorischen Faktorenanalyse, die in Tabelle 6.15 abgetragen sind. Ihre Darstellung beschränkt sich allerdings auf die favorisierte und angeforderte 3-Faktor-Lösung; in der multiplen Faktorausgabe ohne Beschränkung wurden insgesamt acht Faktoren extrahiert, von denen allerdings nur sieben überhaupt besetzt waren (siehe Anhang B, Tabelle B.1). Tabelle 6.15: Dimensionalität der Items zur Messung der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung (Pretest) 3-Faktor-Lösung Item
Faktor 1
Faktor 2
Faktor 3
h2
diff01
0.16
0.16
0.38
0.33
diff02
-0.02
-0.04
0.83
0.66
diff03
-0.08
-0.08
0.78
0.53
diff04
-0.03
0.05
0.75
0.57
part01
0.43
0.26
0.34
0.70
part02
0.24
0.59
-0.21
0.50
part03
0.07
0.69
0.06
0.57
part04r
-0.04
0.74
0.04
0.53
part05
-0.0
0.68
0.09
0.51
part06
0.25
0.05
0.59
0.59
part07
0.05
0.67
-0.07
0.46
verl01
0.81
0.04
-0.01
0.71
verl02
0.73
-0.03
0.12
0.60
verl03
0.70
0.18
-0.10
0.62
verl04
0.86
-0.07
-0.03
0.65
Faktorladungen λ ≥ 0.4 sind fett markiert.
Zunächst kann festgehalten werden, dass trotz einiger Ausreißer die drei Faktoren klar den jeweiligen Dimensionen wahrgenommener Bedrohung zugeordnet werden können: Der Identifikationsverlust wird durch Faktor 1 abgebildet, die Ressourcenpartizipation durch Faktor 2 und die Normdifferenz findet sich auf Faktor 3 wieder. Eine differenziertere Betrachtung zeigt nun, dass eine Eindimensionalität
153
154
Elias’ Etablierte und Außenseiter
der entwickelten Messung zur Ressourcenpartizipation nicht gegeben ist. Sowohl für das Item part01 als auch das Item part06 können keine Primärladungen auf dem Faktor 2 identifiziert werden. Stattdessen lädt das Item part01 mit λ = 0.43 eindeutig auf dem Faktor 1, der den Identifikationsverlust abbildet, und das Item part06 nochmals deutlich stärker mit λ = 0.59 auf dem Faktor 3, gemeinsam mit den Indikatoren der Normdifferenz. Für diese Bedrohungsdimension zeigt sich weiterhin, dass das Item diff01 den festgesetzten Schwellenwert von λ ≥ 0.4 nicht erreicht. Unter Berücksichtigung dieser Einschränkung kann dennoch eine Eindimensionalität für die Normdifferenz bestätigt werden; dies gilt auch für die Abbildung des Identifikationsverlusts auf Faktor 1.
6.3.3
Rekapitulation und Itemauswahl zur Haupterhebung
Die vorangegangenen Seiten dokumentieren die Entwicklung der Messinstrumente zur Erfassung der drei Dimensionen wahrgenommener Bedrohung – Normdifferenz, Ressourcenpartizipation und Identifikationsverlust. Es wurden zum einen nochmals die entscheidenden Kerninhalte herausgestellt und zum anderen die vorgeschlagenen Messungen auf ihre Messqualität hin geprüft. Bis hierhin kann festgehalten werden, dass sich in den Befunden durchaus das Potenzial stabiler Messinstrumente abzeichnet, wofür allerdings einige Modifikationen vonnöten waren. Wie schon im Rahmen des Konzepts eines behaupteten Etabliertenstatus orientierte sich die Entscheidung für oder gegen Indikatoren vorrangig an ihrer Relevanz für die Abbildung der jeweiligen theoretischen Konzeptionierung und sollte durch die Befunde der Analysen zur Messgenauigkeit unterstützt werden. In Tabelle 6.16 sind noch einmal die getesteten Indikatoren gelistet und, sofern gegeben, ihre kritischen Werte in den zurückliegenden Analysen gekennzeichnet. Eine erste Modifikation wurde im Rahmen der Messung zur Normdifferenz vorgenommen, die in der späteren Hauptuntersuchung ohne das Item diff01 auskommt. Neben seinen kritischen Analysewerten waren es vor allem inhaltliche Erwägungen, die für seinen Ausschluss sprachen. Während die verbleibenden Indikatoren sich auf die Erfragung einer wahrgenommenen Normdifferenz stützen, ist die formulierte Aussage des Items diff01 um eine Interpretation in Form der Irritation ergänzt. Dieser Anhang trennt es deutlich von den anderen Items, was sich auch in den Analysen bestätigte. Weiterhin besteht die Annahme, dass die ebenfalls ausformulierte Konsequenz: »und man sie nicht versteht«, womöglich als Vorwurf gelesen wird, auf den die Befragten dementsprechend reagierten. In Anbetracht dessen, dass soziale Räume auch durch Sprache symbolisch konstituiert werden können, erklären sich dann beispielsweise die engeren Zusammenhänge mit den Indikatoren des Identifikationsverlusts, die sich im Rahmen der Korrelationsanalyse zeigten.
6. Entwicklung der Messinstrumente zur Erfassung des Etablierten-Außenseiter-Modells
Tabelle 6.16: Evaluation kritischer Analysewerte der Items zur Messung der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung (Pretest) Item
Wortlaut
deskr. Statistik
Konsistenz
Korrelation
EFA
x
x
x
Normdifferenz diff01
Es irritiert mich, wenn Migranten in der Öffentlichkeit eine andere Sprache sprechen und man sie nicht versteht.
diff02
Es fällt auf, dass Migranten einen deutlich anderen Umgang miteinander pflegen als Deutsche.
diff03
Ich habe oft den Eindruck, dass Migranten mit denselben Dingen eine andere Bedeutung verbinden als Deutsche.
diff04
Ich stelle oft gravierende Mentalitätsunterschiede zwischen Migranten und Deutschen fest.
Eine Markierung durch x weist auf die kritischen Werte in den Analysen des betreffenden Items hin. Die Items diff01, part02 und part07 wurden nicht in die Hauptuntersuchung übernommen.
155
156
Elias’ Etablierte und Außenseiter
Item
Wortlaut
deskr. Statistik
Konsistenz
Korrelation
EFA
Ressourcenpartizipation part01 Ich habe das Gefühl, für Migranten wird viel mehr getan als für diejenigen unter uns, die wirklich Hilfe brauchen. part02 Man sollte den Migranten in Deutschland jede politische Teilhabe oder Betätigung untersagen.
x
x
part03 Es ist unangemessen, dass Migranten den gleichen Anspruch auf Unterstützung haben wie wir.
x
x
part04 Migranten sollten dieselben sozialen und politischen Rechte haben wie wir Deutsche. part05 Die hier lebenden Migranten sollten sich nicht dort hineindrängen, wo man sie nicht haben will. part06 Vor allem die jungen Migranten führen sich manchmal auf, als würde ihnen die Straße allein gehören. part07 Es sollte selbstverständlich sein, dass es den Deutschen besser geht als den Migranten.
x
x
x
x
Eine Markierung durch x weist auf die kritischen Werte in den Analysen des betreffenden Items hin. Die Items diff01, part02 und part07 wurden nicht in die Hauptuntersuchung übernommen.
6. Entwicklung der Messinstrumente zur Erfassung des Etablierten-Außenseiter-Modells
Item
Wortlaut
deskr. Statistik
Konsistenz
Korrelation
EFA
Identifikationsverlust verl01
Durch die vielen Migranten fühle ich mich oft fremd im eigenen Land.
verl02
Parks, Straßen, öffentliche Plätze – alles wird von den Migranten eingenommen.
verl03
Deutschland wird in einem gefährlichen Maß überfremdet.
x
verl04 Durch die vielen Migranten fühle ich mich Deutschland immer weniger zugehörig. Eine Markierung durch x weist auf die kritischen Werte in den Analysen des betreffenden Items hin. Die Items diff01, part02 und part07 wurden nicht in die Hauptuntersuchung übernommen.
Die Messung der Ressourcenpartizipation weist im Vergleich zu den anderen Dimensionen stärkere Schwächen auf. Besonders schwerwiegend erwies sich, dass die Indikatoren part01 und part06 ihre Primärladungen nicht auf jenem Faktor besaßen, der als Faktor der Ressourcenpartizipation identifiziert wurde, sondern auf denen, die den beiden anderen Bedrohungsdimensionen zugewiesen werden konnten. Allerdings adressieren beide Items entscheidende Kerninhalte der theoretischen Konzeptionierung: Das Item part01 erfasst wie kein anderes den Vorwurf des ›Verrats‹, der sich an das politische Establishment richtet und an den sich die Klage knüpft, die eigentlichen Außenseiter würden bevorteilt. Mit dem Item part06 ist hingegen die Ressource des mikrosozialen Raums abgebildet, um dessen Konventionen und Platzanweiser:innenfunktion sich autochthone Deutsche bedroht fühlen. Vor diesem Hintergrund und angesichts der Vermutung, dass die recht junge und hochgebildete Preteststichprobe hier ihren Einfluss geltend gemacht hat, sollte auf beide Items in der Hauptuntersuchung nicht verzichtet werden. Für das Item part06 war jedoch vorgesehen, dass Adverb »manchmal« zu streichen. Solche Wortarten können häufig für Verwirrung in der Beantwortung sorgen, da die Stärke des Zustimmungsgrads ja bereits mit der zur Verfügung stehenden Antwortskala angegeben wird. Die Mittelwertkategorie, wie sie im Fragebogen der vorliegenden Untersuchung angeboten wird, würde in Kombination mit diesem Item doppelt relativieren, was einer klaren Messung eher abträglich ist. Stattdessen wurden die Items part02 und part07 aus der Messung der Ressourcenpartizi-
157
158
Elias’ Etablierte und Außenseiter
pation eliminiert. Beide fielen durch eine sehr ungleichmäßige Antwortverteilung, eine geringe Streuung und niedrige Korrelationen mit den übrigen Items innerhalb des Konstrukts auf. Auch inhaltlich ließ sich ihr Ausschluss verkraften: Während das Item part02 sich auf eine politische Partizipation stützt und weniger auf die Teilhabe an gesellschaftlichen Gütern, ist das Item part07 sehr viel umfassender angelegt und verfügt über keinen klar definierten Stimulus. Die Überführung der Messung eines drohenden Identifikationsverlusts in die Hauptuntersuchung kann hingegen problemlos erfolgen. Zwar fällt das Item verl02 durch eine höhere Kurtosis auf, ansonsten liegen allerdings wie auch für die übrigen Indikatoren keine kritischen Analysewerte vor. Diskutabel scheint jedoch die potenzielle Redundanz der beiden Items verl01 und verl04, die mit einer identischen Formulierung beginnen (»Durch die vielen Migranten fühle ich mich …«). Ihre gesetzten und divergenten Stimuli lassen sich nicht zweifelsfrei bestätigen: Das Item verl01 sollte das Fremdheitsgefühl durch die Anwesenheit von (ehemals) Eingewanderten im ›nationalen Raum‹ erfassen. Das Item verl04 richtet sich hingegen an der Imagination einer originären nichtdiversen Gesellschaftskonzeption aus. Die dazugehörigen Antwortverteilungen fallen sehr ähnlich aus, auch der hohe Korrelationskoeffizient lässt vermuten, dass eine stärkere Redundanz vorliegt. Dies würde für eine zwar höhere, jedoch künstlich erzeugte, Konstruktreliabilität sorgen und gleichsam die Inhaltsvalidität schwächen. Beiden Items soll dementsprechend in der Hauptuntersuchung noch einmal besondere Aufmerksamkeit zuteilwerden. Zusammenfassend ist das Folgende festzuhalten: Zur Messung der Bedrohungsdimension Normdifferenz wurden die Items diff02, diff03 und diff04 in die Hauptuntersuchung übernommen, das Item diff01 hingegen ausgeschlossen. Für die empirische Abbildung der wahrgenommenen Bedrohung durch eine Ressourcenpartizipation in der Hauptuntersuchung sind die Items part01, part03, part04, part05 und part06 ausgewählt worden, die Items part02 und part07 wurden nicht übernommen. Die vorgeschlagene Messung des Identifikationsverlusts ging vollständig in die Hauptuntersuchung ein. Im Rahmen des Standardpretests, der vor der Hauptuntersuchung zur Prüfung von Verständnisschwierigkeiten auf Seiten von Befragten und Interviewenden durchgeführt wurde, zeigten sich abermals keine Probleme (vgl. SUZ 2014a).
7. Operationalisierung und Deskription der Modellkomponenten in der Hauptuntersuchung
Die bis hierhin nachgezeichnete Entwicklung der Messinstrumente stützen sich auf eine sehr spezifische, weil junge und hochgebildete Preteststichprobe. In der Abwägung des Für und Widers eines Ein- oder Ausschlusses potenzieller Messindikatoren wurde dies stets berücksichtigt und sich häufiger an den jeweils erfassten Inhalten denn den kritischeren Analysewerten gehalten. Dennoch werden die bisherigen Analysen zur Messgenauigkeit eher als Annäherung an eine Messqualität der entwickelten Operationalisierungen gelesen, die im Rahmen der Hauptuntersuchung nochmals geprüft und entweder abgesichert werden können oder aber erneut modifiziert werden müssen. Dieser Schritt erweist sich insofern als erforderlich, als die jeweils abschließende Entscheidung über die Ausgestaltung der Modellkomponenten die spätere Modellierung der Etablierten-AußenseiterBeziehung aus Etabliertenperspektive bestimmt. Da die Generierung der wesentlichen Kerninhalte als auch die Zusammenstellung der einzelnen Indikatoren bereits im vorherigen Kapitel ausführlich diskutiert wurden, soll es hier genügen, die Prüfung der Messgenauigkeit für die Konzepte des beanspruchten Etabliertenstatus und der Bedrohungsdimensionen komprimiert darzulegen und sich vor allem auf methodische Aspekte zu konzentrieren. Kapitel 7.1 zeichnet die wesentlichen Analyseschritte und ihre Befunde für die Behauptung des Etabliertenstatus nach, Kapitel 7.2 nimmt die Dimensionen der wahrgenommenen Bedrohung nochmals in den Blick. In Kapitel 7.3 werden schließlich die Messungen des Konzepts zur Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen vorgestellt, die in Form von Kurzskalen erfasst wurde. Hierfür sollen einige tiefer gehende Informationen zum Verständnis der Gruppen sowie ihrer Messkonstruktion gegeben und die Analysen zur Messgenauigkeit getätigt werden. Die jeweiligen Analysen werden auf Grundlage derjenigen Stichprobe durchgeführt, mit der auch das Analysemodell bestritten wird. Diese umfasst 809 Personen ohne Migrationsgeschichte (siehe Tabelle 5.1).
160
Elias’ Etablierte und Außenseiter
7.1
Messung der Behauptung eines Etabliertenstatus
Das Messinstrument, welches das Konzept eines behaupteten Etabliertenstatus empirisch abbilden soll, umfasst nach der vorgenommenen Modifikation auf Basis des Pretests fünf Indikatoren. Diese repräsentieren noch immer die wesentlichen Kerninhalte des Konzepts: Erwartung der Bevorteilung und Vormachtstellung, Verweigerung der Partizipation und Gleichheit und schließlich den Verweis von Neuhinzugekommenen auf die unteren Plätze einer sozialen Rangordnung. Die Entwicklung der und Entscheidung für die Indikatoren gestaltete sich insofern schwierig, als sich im Rahmen des Pretests einige kritische Analysewerte ergaben, die für die angestrebte Messung und ihre Qualität sehr ungünstig ausfielen. Den betreffenden Items wird in den nachfolgenden Analysen im nachstehenden Kapitel 7.1.1 daher besondere Aufmerksamkeit zuteil. In Kapitel 7.1.2 werden die neuerlichen Befunde noch einmal zusammengeführt und die Auswahl der Indikatoren für das empirische Forschungsmodell entschieden.
7.1.1
Statistische Kennwerte, Skalenkonsistenz und Dimensionalität
Im Rahmen der Hauptuntersuchung, auf deren Basis die folgenden Analysen zur Messgenauigkeit durchgeführt werden, sind zwei leichte Modifikationen für das Messinstrument erfolgt. Zum einen wurde die Formulierung der Aussage, welche die Zuerkennung gleicher Rechte für Neuhinzugekommene erfasst, den Übrigen angepasst und enthält nun auch den klaren Charakter der Aufforderung beziehungsweise Verhaltensanweisung (ev02). Zum anderen erfuhr die Instruktion zur Messung selbst leichte Veränderungen und ist nun enger an ebendieses erwartete Verhalten von Neuhinzugekommenen geknüpft: »Schließlich finden Sie hier Aussagen, die das generelle Verhalten von Menschen, die irgendwo neu sind, betreffen; das können beispielsweise neue Personen in Ihrem Freundes- oder Bekanntenkreis oder neue Kolleg_innen an Ihrem Arbeitsplatz sein. Bitte geben Sie mir an, wie sich Ihrer persönlichen Meinung nach diese Person verhalten sollte.«1 In Tabelle 7.1 sind die Antwortverteilungen für die verschiedenen Aussagen abgetragen, Tabelle 7.2 gibt Auskunft über die Lagemaße; bis zu 16 Personen enthielten sich einer Beantwortung. Wie schon im Pretest setzt sich das Item ev02 in seiner
1
Die Instruktion im Pretest lautete: »Schließlich möchten wir gerne Ihre allgemeine Meinung zu Menschen wissen, die irgendwo neu sind. Das können beispielsweise neue Personen in Ihrem Freundes- oder Bekanntenkreis oder neue Kolleg_innen an Ihrem Arbeitsplatz sein. Geben Sie uns bitte an, ob Sie diesen Aussagen zustimmen oder sie ablehnen?« Siehe dazu Tabelle 6.3.
7. Operationalisierung und Deskription der Modellkomponenten in der Hauptuntersuchung
ungleichmäßigen Verteilung deutlich von den anderen ab. Die Befragten konzentrieren sich mit 68.2 Prozent deutlich auf die extreme Antwortkategorie der Zustimmung und nur sehr wenige lehnen die diesbezügliche Aussage ab (insgesamt 4.5 %). Für das im Pretest ebenfalls auffällige Item ev03 reduziert sich die stärkere Antwortasymmetrie leicht. Zwar stimmt noch immer eine Mehrheit der Befragten von 62.7 Prozent mindestens eher für die vollwertige Partizipation von Neuhinzugekommenen, allerdings wählt eine größere Zahl auch die Mittelkategorie (23.7 %), sodass die Antwortkategorien der Zustimmung nun weniger stark besetzt sind. Eine deutliche Ablehnung erfährt weiterhin das Item ev052 ; 43.4 Prozent der Befragten lehnen den Verweis von Neuhinzugekommenen auf das untere Ende einer Sozialhierarchie klar ab. Tabelle 7.1: Antwortverteilungen der Items zur Messung eines behaupteten Etabliertenstatus Item
Wortlaut
Wer irgendwo neu ist oder später hinzukommt, …
2
Antwortkategorien Ich stimme …
n
überhaupt nicht zu
2
3
4
voll und ganz zu
ev01
der sollte sich erst mal mit weniger zufriedengeben.
23.9
18.0
31.3
17.5
9.4
796
ev02
der sollte die gleichen Rechte haben wie alle anderen auch.
1.4
3.1
7.7
19.6
68.2
803
ev03
dem sollte genauso viel zustehen wie allen anderen auch.
3.9
9.7
23.7
27.4
35.3
796
ev04
der sollte auf keinen Fall Forderungen stellen oder Ansprüche erheben.
31.9
20.8
29.3
12.4
5.7
793
ev05
der sollte sich hinten anstellen, wenn es nicht für alle reicht.
43.4
18.2
22.8
11.0
4.6
799
Im Pretest war es unter ev07 gelabelt, siehe dazu Tabelle 6.4.
161
162
Elias’ Etablierte und Außenseiter
Tabelle 7.2: Lagemaße der Items zur Messung eines behaupteten Etabliertenstatus Item
x̄
s
s3
s4
ev01
2.71
1.27
0.14
2.02
ev02
4.50
0.87
-1.95
6.53
ev03
3.81
1.14
-0.65
2.56
ev04
2.39
1.21
0.41
2.19
ev05
2.15
1.22
0.68
2.33
Die Sichtung der Lagemaße bestätigt die ausgemachte Differenz zwischen den beiden positiv gerichteten Items ev02 und ev03: Während Ersteres einen sehr hohen Mittelwert besitzt und in seiner linksschiefen Verteilung die mit Abstand höchste Kurtosis aufweist, reiht sich das Item ev03 in die moderateren Lagemaße der übrigen Items ein. In Anbetracht der internen Konsistenz und der jeweiligen Itemtrennschärfen kann von einer zufriedenstellenden durchschnittlichen Reliabilität der Messung eines beanspruchten Etabliertentatus ausgegangen werden, wie der nachstehenden Tabelle 7.3 zu entnehmen ist. Cronbachs Alpha beträgt α = 0.7, womit gleichzeitig auch die höchste interne Konsistenz vorliegt. Die Items differieren in ihrem Zusammenhang mit der Gesamtskala ähnlich und weisen, mit Ausnahme des Items ev02, akzeptable Trennschärfen auf. Die Trennschärfe des Items ev02 erreicht den festgesetzten Schwellenwert von rit ≥ 0.4 hingegen nicht. Tabelle 7.3: Interne Konsistenz und Trennschärfen der Items zur Messung eines behaupteten Etabliertenstatus Item
rit
IttK
α
ev01
0.50
0.63
0.70
ev02r
0.33
0.70
ev03r
0.47
0.65
ev04
0.46
0.65
ev05
0.51
0.62
Die Befunde der durchgeführten Korrelationsanalyse bestätigen die bisher ausgemachten Schwächen, die sich auch schon im Pretest abgezeichnet haben und besonders auf die positiv gerichteten Items ev02 und ev03 zurückgehen. Die Korrelationskoeffizienten und ihre Signifikanzen werden in Tabelle 7.4 berichtet. Mit Ausnahme des engeren Zusammenhangs von r = 0.39 zwischen den beiden Items selbst, fallen die Korrelationen von ev02 und ev03 mit den anderen Items eher ge-
7. Operationalisierung und Deskription der Modellkomponenten in der Hauptuntersuchung
ring aus. Dies gilt insbesondere für die Beziehung zwischen den Items ev02r und ev01, der ein Korrelationskoeffizient von nur r = 0.17 ausgegeben wird. Doch auch die übrigen Zusammenhänge, welche die Items ev02r und ev03r betreffen, sind kaum zufriedenstellend; sie liegen in einem Wertebereich von 0.21 ≤ r ≥ 0.3. Tabelle 7.4: Korrelationsmatrix der Items zur Messung eines behaupteten Etabliertenstatus Item
ev01
ev01
1.000
ev02r
ev03r
ev02r
0.17
1.000
ev03r
0.39
0.39
1.000
ev04 ev05
0.36 0.43
0.21 0.21
0.25 0.30
ev04
ev05
1.000 0.45
1.000
Für alle Korrelationen gilt: *** = p < 0.001. Kritische Werte innerhalb des Konstrukts (r < 0.3) sind kursiv dargestellt.
Wie schon im Pretest liegt für die Messung eines behaupteten Etabliertenstatus schließlich auch in der Hauptuntersuchung das Problem der systematischen Methodenvarianz vor, was an den Ergebnissen der exploratorischen Faktorenanalyse deutlich wird (Tabelle 7.5). Beide invers formulierten Items laden in der multiplen Faktorausgabe ohne Beschränkung der Faktorzahl deutlich auf dem eigenständigen Faktor 2. In der daran anschließenden Anforderung einer 1-Faktor-Lösung, welche die postulierte Eindimensionalität erzwingt, können für alle Items akzeptable Ladungen konstatiert werden. Keines unterschreitet den festgelegten Schwellenwert von λ ≥ 0.4, gleichwohl die ausgegebene Kommunalität des Items ev02 sehr gering ausfällt. Da allerdings auch seine Faktorladung als hinreichend hoch gewertet wird, ist die schwache Kommunalität als akzeptabel anzunehmen. Tabelle 7.5: Dimensionalität der Items zur Messung eines behaupteten Etabliertenstatus multiple Faktor-Ausgabe
1-Faktor-Lösung 2
Item
Faktor 1
Faktor 2
h
Faktor
h2
ev01
0.52
0.12
0.37
0.60
0.36
ev02r
-0.01
0.50
0.24
0.41
0.17
ev03r
0.14
0.51
0.37
0.56
0.32
ev04
0.57
0.02
0.33
0.56
0.31
ev05
0.61
0.03
0.41
0.61
0.38
Faktorladungen λ ≥ 0.4 sind fett markiert.
163
164
Elias’ Etablierte und Außenseiter
7.1.2
Rekapitulation und Itemauswahl für das Analysemodell
Das Konzept der Behauptung eines Etabliertenstatus stellt das entscheidende Moment in der angestrebten Modellierung der Etablierten-Außenseiter-Beziehung dar, indem es diese erst konstituiert. Die Messung dieser grundlegenden Haltung oder auch Überzeugung der eigenen Machtüberlegenheit soll sowohl auf eine Vielzahl an Konfliktbeziehungen zwischen Gruppen reagieren als auch die wesentlichen Kerninhalte abbilden, welche die Behauptung eines Etabliertenstatus erst generieren. An die Messkonstruktion selbst wurde der Anspruch gestellt, vor allem dem Akquieszenzrisiko präventiv zu begegnen, um ein stabiles und in seiner Erfassung unstrittiges Messinstrument zu entwickeln. Vor dem Hintergrund der vorangegangenen Analysen im Rahmen der Hauptuntersuchung unterliegen diese Zielsetzungen nun einem Dilemma: Gemäß seiner kritischen Analysebefunde ist das Item ev02, welches die Zuerkennung gleicher Rechte für Neuhinzugekommene erfasst, aus der Messung auszuschließen. Neben seiner starken ungleichmäßigen Verteilung sind es vor allem die zu niedrigen Zusammenhänge mit den übrigen Items, welche die Qualität des Messinstruments deutlich schmälern. Sein Ausschluss würde allerdings nicht nur die weitere Eliminierung von ev03, das ebenfalls positiv formuliert ist, nach sich ziehen, um ein harmonisches Instrument zu garantieren, sondern auch die Aussagekraft deutlich verringern. Damit wäre für eine höhere Qualität und Stabilität der Messung auf entscheidende Kerninhalte zu verzichten, die neben der Verweigerung gleicher Rechte auch jene der vollwertigen Partizipation betreffen. Als Konsequenz der weitreichenden Diskussion3 wurde entschieden, die gesamte Messung trotz ihrer Schwächen beizubehalten, statt eine Reduzierung vorzunehmen und die empirische Abbildung theoretischer Kernaspekte deutlich zu beschneiden. Auf die Kritikwürdigkeit soll insofern reagiert werden, als im Rahmen der Hypothesenprüfung auch Berechnungen mit der verkürzten Messung, bestehend aus den Indikatoren ev01, ev04 und ev05, angestellt und im stetigen Vergleich zur vollständigen Messung berichtet werden.
7.2
Messung der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung
Inhalt der folgenden Seiten ist es, die Analysen der Messgenauigkeit auch noch einmal für die Instrumente der drei Bedrohungsdimensionen durchzuführen. Entsprechend den Modifikationen, die im Zuge der Pretestauswertung vorgenommen wurden, umfasst die Messung der Normdifferenz in der Hauptuntersuchung drei 3
Siehe dazu auch noch einmal die Rekapitulation zur Messung in Kapitel 6.2.3, die ausführlicher auf inhaltliche und methodische Erwägungen eingeht.
7. Operationalisierung und Deskription der Modellkomponenten in der Hauptuntersuchung
Indikatoren. Für die Dimensionen der Ressourcenpartizipation und des Identifikationsverlusts liegen fünf beziehungsweise vier Indikatoren vor. Auch sie decken noch immer die wesentlichen Kerninhalte ihres jeweiligen theoretischen Konzepts ab: die Imagination kollektiv geteilter Normen- und Verhaltenskanons und deren wahrgenommene Divergenz, den Verratsvorwurf an ein politisches Establishment und die Einforderung von Vorrechten auf sozialpolitische Güter wie im mikrosozialen Raum sowie schließlich den Gebietsanspruch auf einen nationalen Raum, an den sich die Zugehörigkeitsvorstellung zu einer nichtdiversen Gesellschaft knüpft. Im nachfolgenden Kapitel 7.2.1 sollen alle drei Messinstrumente auf Basis der Hauptuntersuchung noch einmal auf ihre Qualität hin geprüft werden, um in Kapitel 7.2.2 die Entscheidung über diejenigen Indikatoren zu treffen, die in das empirische Forschungsmodell überführt werden sollen.
7.2.1
Statistische Kennwerte, Skalenkonsistenz und Dimensionalität
Für die nachstehenden Analysen sei vorab auf eine Modifikation hingewiesen, die sich im Zuge der Hauptuntersuchung für das ZuGleich-Projekt ergab. Der Wortlaut des Items verl01 wurde leicht verändert, der gesetzte Stimulus blieb jedoch erhalten, sodass dieser Modifikation keine großen Auswirkungen auf die Messung zugeschrieben werden.4 Den nachstehenden Tabellen kann die deskriptive Statistik zu den drei Messungen der Bedrohungsdimensionen in der Hauptuntersuchung entnommen werden; Tabelle 7.6 führt die Antwortverteilungen der verschiedenen Indikatoren an, Tabelle 7.7 berichtet über ihre Lagemaße. Für die insgesamt 809 Fälle in der ausgewählten Stichprobe auf Basis des späteren Analysemodells liegt eine größere Zahl an fehlenden Werten vor: Über alle Aussagen hinweg enthielten sich bis zu 62 Personen einer Beantwortung.5 Insgesamt lässt sich feststellen, dass sich die Antwortverteilungen mit dem zunehmenden Bedrohungsgrad, der den drei Dimensionen zugeschrieben wird, verschieben. Für die Normdifferenz zeigt sich eine star4
5
Die Formulierung im Pretest lautete: »Durch die vielen Migranten fühle ich mich oft fremd im eigenen Land«. Die modifizierte Aussage in der ZuGleich-Studie lautet nun: »Durch die vielen Migranten fühle ich mich manchmal wie ein Fremder im eigenen Land«. Für eine Übersicht aller Indikatoren und ihrer Wortlaute empfiehlt sich die Zusammenstellung im Anhang A. Weiterhin ist die angedachte Entfernung des Adverbs »manchmal« in der Formulierung des Items part06 nicht in der elektronischen Programmierung erfolgt. Da der Fehler erst mit Datenlieferung erkannt wurde, war er nicht mehr zu korrigieren. Dies ist insofern interessant, als die erste Bedrohungsdimension, die Normdifferenz, davon stärker betroffen zu sein scheint als die beiden anderen Dimensionen (mit Ausnahme des Items part04). Zu vermuten ist, dass fehlende Erfahrung und/oder fehlendes Wissen entscheidend sind. Sofern beispielsweise der direkte oder indirekte Kontakt zu (ehemals) Eingewanderten fehlt, kann eine Beantwortung der Fragen nur im Zuge generalisierter Annahmen erfolgen.
165
166
Elias’ Etablierte und Außenseiter
ke Konzentration der Antworten auf den zustimmenden Kategorien, dementgegen nur wenige die Aussagen ablehnen. Die Verteilungen für die zweite Bedrohungsdimension, die Ressourcenpartizipation, fällt in den ablehnenden und zustimmenden Antwortbereichen gleichmäßiger aus; wobei die extremen Antwortkategorien der Items part02 (Zustimmung), part03 (Ablehnung) und part04 (Zustimmung) eher schwach besetzt sind. Für den Identifikationsverlust, dem der stärkste Bedrohungsgrad zugeschrieben wird, kehrt sich das Verhältnis um: Nun liegt eine stärkere Konzentration der Antworten der Befragten auf den ablehnenden Kategorien vor, während nur wenige Zustimmung äußerten. Im Einzelnen zeigt sich, dass beispielsweise differente Verhaltensmuster und Mentalitäten zwischen Deutschen und Migrant:innen etwas stärker wahrgenommen werden, als dies für Unterschiede von Bedeutungs- und/oder Interpretationsmustern der Fall ist. Mit Blick auf die Zustimmungswerte der Ressourcenpartizipation lässt sich festhalten, dass insbesondere die Bedrohung des mikrosozialen Raums und des Vorrechts auf sozialpolitische Ressourcen durch die der Politik unterstellte Bevorzugung von (ehemals) Eingewanderten wahrgenommen wird. Im Kontext des drohenden Identifikationsverlusts zeichnet sich schließlich eine stärkere Zustimmung für diejenigen Aussagen ab, die den Glauben an eine ›originär‹ nichtdiverse deutsche Gesellschaft erfassen und dass diese durch (ehemals) Eingewanderte ver- beziehungsweise ›überfremdet‹ sei.
7. Operationalisierung und Deskription der Modellkomponenten in der Hauptuntersuchung
Tabelle 7.6: Antwortverteilungen der Items zur Messung der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung Item
Wortlaut
Antwortkategorien Ich stimme …
n
überhaupt nicht zu
2
3
4
voll und ganz zu
diff01
Es fällt auf, dass Migranten einen deutlich anderen Umgang miteinander pflegen als Deutsche.
5.5
8.6
26.9
30.7
28.2
758
diff02
Ich habe oft den Eindruck, dass Migranten mit denselben Dingen eine andere Bedeutung verbinden als Deutsche.
4.3
7.4
33.5
33.2
21.7
747
diff03
Ich stelle oft gravierende Mentalitätsunterschiede zwischen Migranten und Deutschen fest.
3.8
9.3
28.3
31.4
27.3
774
167
168
Elias’ Etablierte und Außenseiter
Item
Wortlaut
Antwortkategorien Ich stimme …
n
überhaupt nicht zu
2
3
4
voll und ganz zu
part01
Ich habe das Gefühl, für Migranten wird viel mehr getan als für diejenigen unter uns, die wirklich Hilfe brauchen.
24.0
21.6
25.4
14.6
14.5
788
part02
Es ist unangemessen, dass Migranten den gleichen Anspruch auf Unterstützung haben wie wir.
34.2
20.5
24.9
11.0
9.4
790
part03
Migranten sollten dieselben sozialen und politischen Rechte haben wie wir Deutsche.
9.5
8.6
28.4
23.5
30.1
792
part04
Die hier lebenden Migranten sollten sich nicht dort hineindrängen, wo man sie nicht haben will.
35.4
20.1
26.3
10.0
8.3
758
part05
Vor allem die jungen Migranten führen sich manchmal auf, als würde ihnen die Straße allein gehören.
12.4
18.1
25.3
22.5
21.7
783
7. Operationalisierung und Deskription der Modellkomponenten in der Hauptuntersuchung
Item
Wortlaut
Antwortkategorien Ich stimme …
n
überhaupt nicht zu
2
3
4
voll und ganz zu
verl01
Durch die vielen Migranten fühle ich mich oft fremd im eigenen Land.
51.6
17.5
15.5
7.7
7.8
796
verl02
Parks, Straßen, öffentliche Plätze – alles wird von den Migranten eingenommen.
48.2
24.6
18.2
4.6
4.5
786
verl03
Deutschland wird in einem gefährlichen Maß überfremdet.
42.6
20.7
19.1
8.9
8.7
802
verl04
Durch die vielen Migranten fühle ich mich Deutschland immer weniger zugehörig.
62.4
16.5
12.2
4.4
4.5
804
169
170
Elias’ Etablierte und Außenseiter
Die ausgemachte Verschiebung der Antwortverteilungen über die drei Bedrohungsdimensionen bestätigt sich dann auch in den ausgegebenen Mittelwerten, deren Höhe mit dem zugeschriebenen Bedrohungsgrad abnimmt. Die jeweiligen Schiefen fallen moderat aus, während sich die erwarteten stärkeren Wölbungen sowohl für die Normdifferenz als auch den Identifikationsverlust abzeichnen. Tabelle 7.7: Lagemaße der Items zur Messung der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung Item
x̄
s
s3
s4
diff01
3.68
1.14
-0.6
2.68
diff02
3.61
1.04
-0.48
2.88
diff03
3.69
1.08
-0.52
2.63
part01
2.74
1.35
0.25
1.91
part02
2.41
1.31
0.52
2.17
part03
3.56
1.26
-0.53
2.35
part04
2.36
1.28
0.55
2.25
part05
3.23
1.31
-0.18
1.93
verl01
2.03
1.30
1.03
2.83
verl02
1.93
1.12
1.12
3.51
verl03
2.20
1.31
0.79
2.46
verl04
1.72
1.12
1.53
4.43
In Tabelle 7.8 sind die Itemtrennschärfen und internen Konsistenzen der jeweiligen Messungen abgetragen, die zufriedenstellend ausfallen. Das Item part03r für die Ressourcenpartizipation weist zwar eine im Vergleich niedrige Trennschärfe auf, erreicht allerdings den festgesetzten Schwellenwert von rit ≥ 0.4 und kann somit angenommen werden. Die Ermittlung von Cronbachs Alpha diagnostiziert weiterhin für alle Dimensionen der wahrgenommenen Bedrohung eine zufriedenstellende Skalenkonsistenz. Der Normdifferenz wird ein α-Koeffizient = 0.74 ausgewiesen, die Koeffizienten der Ressourcenpartizipation und des Identifikationsverlust erreichen Werte von α = 0.80 und α = 0.87.
7. Operationalisierung und Deskription der Modellkomponenten in der Hauptuntersuchung
Tabelle 7.8: Interne Konsistenz und Trennschärfen der Items zur Messung der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung Item
rit
IttK
α 0.74
diff01
0.57
0.67
diff02
0.62
0.60
diff03
0.53
0.71
part01
0.63
0.73
part02
0.64
0.73
part03r
0.43
0.8
part04
0.59
0.75
part05
0.55
0.76
verl01
0.75
0.81
verl02
0.66
0.85
verl03
0.77
0.8
verl04
0.68
0.84
0.80
0.87
Die Ergebnisse der anschließenden Korrelationsanalyse, die in Tabelle 7.9 abgetragen sind, stützen den Eindruck der guten Passung vor allem für die erste und dritte Bedrohungsdimension. Der Normdifferenz kann an dieser Stelle eine ausreichende Konstruktvalidität bescheinigt werden. Die Zusammenhänge ihrer Indikatoren liegen nicht nur innerhalb des Konstrukts ausreichend hoch, sondern unterscheiden sich darin auch deutlich von den Korrelationen mit den Indikatoren der beiden anderen Dimensionen, die sehr viel niedriger ausfallen.
171
172
Elias’ Etablierte und Außenseiter
Ähnliches lässt sich, wenngleich weniger scharf, für den Identifikationsverlust konstatieren. Innerhalb des Konstrukts selbst liegen starke Zusammenhänge vor, kein Korrelationskoeffizient liegt unter r = 0.52, womit das Konvergenzkriterium bestätigt werden kann. Die diskriminante Validität ist allerdings nur eingeschränkt gegeben, da auch engere Beziehungen mit einzelnen Indikatoren der Ressourcenpartizipation bestehen. Dies trifft im Besonderen auf das Item verl03 zu, dessen Zusammenhänge mit den Items zur Ressourcenpartizipation sehr stark ausfallen. In der Folge ergeben sich wiederum Schwierigkeiten für die Abgrenzung dieser Bedrohungsdimension. Die Höhe der Korrelationskoeffizienten zwischen den einzelnen Messindikatoren innerhalb des Konstrukts Ressourcenpartizipation fallen zwar zufriedenstellend aus, aber nicht hinreichend diskriminant im Abgleich mit dem Konstrukt des Identifikationsverlusts. Hierbei zeigt sich vor allem das Item part03r in seinen Zusammenhängen schwächer, was angesichts seines erfassten Inhalts jedoch nicht verwundert. Es adressiert vor allem eine politische Teilhabe, die Migrant:innen zuerkannt wird, und ist darüber hinaus das einzige invers formulierte Item, weshalb es aus der Messung für die spätere Modellanalyse ausgeschlossen werden soll. Die abschließende EFA extrahiert ohne Beschränkung fünf Faktoren, von denen allerdings nur vier, durch das Item part03r erwirkt, überhaupt relevant besetzt waren; ihre Ergebnisse können im Anhang B, Tabelle B.2, eingesehen werden. Die Anforderung einer 3-Faktor-Lösung zur Prüfung der hypothetischen Struktur der drei Bedrohungsdimensionen erzeugt hingegen sehr zufriedenstellende Befunde, wie Tabelle 7.10 zu entnehmen ist. Das Konstrukt des Identifikationsverlusts wird klar durch den Faktor 1 abgebildet, dem Faktor 2 kann das Konstrukt der Ressourcenpartizipation zugeordnet werden, und Faktor 3 repräsentiert das Konstrukt der Normdifferenz. Abgesehen vom Item part03r, dessen Ausschluss aus der Messung zur Ressourcenpartizipation bereits entschieden wurde, weisen die Indikatoren jeweils hohe Faktorladungen auf.
173 7. Operationalisierung und Deskription der Modellkomponenten in der Hauptuntersuchung
diff01
Item
0.55
1.000
d*02
0.20
0.50
1.000
0.22
0.20
0.27
1.000
0.50
0.34
0.53
1.000
0.41
0.44
0.53
0.42
1.000
0.34
0.32
0.29
0.33
1.000
0.44
0.40
0.42
1.000
0.40
0.42
1.000
0.61
1.000
0.61
1.000
0.66
1.000
Tabelle 7.9: Korrelationsmatrix der Items zur Messung der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung
diff02
0.26
0.43
0.15
0.20
0.54
0.41
0.70
0.52
v*03
diff03
0.21
0.18
0.14
0.32
0.43
0.50
0.50
0.62
v*02
part01
0.16
0.27
0.17
0.30
0.51
0.38
v*01
part02
0.20
0.16
0.40
0.41
p*05
part03r
0.33
0.18
0.51
0.29
p*04
part04
0.22
0.58
0.41
p*03r
part05
0.24
0.26
0.44
p*02
verl01
0.19
0.11
p*01
verl02 0.25
0.09
d*04
verl03 0.16
d*03
verl04
Die bivariaten Korrelationen innerhalb der jeweiligen Konstrukte sind fett markiert. Für alle Korrelationen gilt: *** = p < 0.001. Kritische Werte innerhalb (r < 0.3) und außerhalb der Konstrukte (r > 0.3) sind kursiv dargestellt..
v*04
1.000
174
Elias’ Etablierte und Außenseiter
Tabelle 7.10: Dimensionalität der Items zur Messung der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung Item
3-Faktor-Lösung Faktor 1
Faktor 2
Faktor 3
h2
diff01
0.05
-0.02
0.67
0.45
diff02
-0.01
-0.07
0.75
0.52
diff03
-0.04
0.09
0.63
0.43
part01
0.18
0.59
0.04
0.55
part02
0.12
0.66
-0.07
0.51
part03r
0.18
0.39
0.02
0.28
part04
0.15
0.57
-0.05
0.44
part05
0.15
0.44
0.18
0.43
verl01
0.83
-0.04
0.04
0.67
verl02
0.66
0.05
0.05
0.51
verl03
0.74
0.17
0.01
0.76
verl04
0.79
-0.01
-0.09
0.57
Faktorladungen λ ≥ 0.4 sind fett markiert.
7.2.2
Rekapitulation und Itemauswahl für das Analysemodell
Das Konzept der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung, das sich an den drei Machtquellen des Normenkanons, Ressourcenmonopols und des sozialen Raums ausrichtet, soll die Behauptung eines Etabliertenstatus kontextuell einbetten. Für ihre Messungen wurde der Anspruch formuliert, sowohl die jeweiligen Kerninhalte als auch jene Dynamik empirisch abzubilden, die das Konfliktmoment in einer Etablierten-Außenseiter-Beziehung erst erzeugt. So wurde jeder dieser Dimensionen ein Bedrohungsgrad zugewiesen: Von der wahrgenommenen Differenz soll die geringste Bedrohung ausgehen, die Ressourcenpartizipation von (ehemals) Eingewanderten soll eine stärkere und der drohende Identifikationsverlust die stärkste Bedrohung abbilden. Einige Hinweise, dass diese Messkonstruktion geglückt ist, fanden sich bereits in den vorausgegangenen Analysebefunden. Die Evaluation der Messgenauigkeit auf Basis der Hauptuntersuchung verwies an einigen Stellen dennoch auf leichte Schwächen. So ist zunächst das Item part03 aus der Messung auszuschließen, das die Bedrohung durch eine Ressourcenpartizipation abbilden soll. Die ausführlichere Diskussion zur Beibehaltung der zwei invers formulierten Items im Rahmen der Operationalisierung des behaupteten Etabliertenstatus führt hier im Umkehrschluss konsequenterweise zur Exklusi-
7. Operationalisierung und Deskription der Modellkomponenten in der Hauptuntersuchung
on des Indikators part03. Da keiner der weiteren Indikatoren dieselbe Antwortgerichtetheit besitzt, ist ein ausgeglichenes Verhältnis in der Messung nicht gegeben. Weiterhin soll das Item verl03 nicht in die Modellanalysen übernommen werden, das Indikator für einen Identifikationsverlust ist. Das Item fiel insbesondere im Rahmen der Korrelationsanalyse auf, indem es durchgängig sehr hohe Zusammenhänge mit den Indikatoren der Ressourcenpartizipation aufwies. Die Identifikation des ursächlichen Problems gestaltet sich allerdings schwierig, da der Begriff der ›Überfremdung‹ die Imagination einer nichtdiversen deutschen Gesellschaft recht klar adressiert, was Kerninhalt der dritten Bedrohungsdimension ist und auch durch die übrigen Indikatoren erfasst wird. Dies begründet allerdings gleichzeitig, weshalb der Ausschluss des Items verl03 hinsichtlich inhaltlicher Aspekte vertretbar ist. Im Zuge dessen erhöht sich darüber hinaus die Konstruktvalidität des Messinstruments zur Erfassung der Ressourcenpartizipation, die zwar immer noch nicht vollumfänglich diskriminant ausfällt, in seiner Abgrenzung zu den Indikatoren des Identifikationsverlusts jedoch entscheidend gestärkt wird.
7.3
Messung der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen
Inhalt der folgenden Seiten soll es sein, jene Messung vorzustellen, welche das Konzept der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen empirisch abbilden soll. Diese Gruppen sind gewissermaßen Ziel beziehungsweise Adressaten der Anstrengungen, die autochthone Deutsche in der Behauptung ihres Etabliertenstatus und der drei Machtquellen unternehmen, und lösen die situative Bedingtheit ein. Die Auswahl der vier verschiedenen Gruppen der Muslim:innen, Sinti und Roma, Afrikaner:innen und Asiat:innen richtete sich vor allem an der ihnen beigemessenen Relevanz aus, die in ihrem Grad höchst verschieden ausfallen sollte. Damit werden die Grundannahmen Elias’ berücksichtigt, dass Konflikte in einer EtabliertenAußenseiter-Beziehung sich dann entfachen, wenn die Beteiligten in ihrer Abhängigkeit funktional, also relevant füreinander sind, und zum anderen, wenn sich die Machtbalancen verschieben. Eine Voruntersuchung im Rahmen der ZuGleich-Studie gibt diesbezüglich einige Hinweise: Sie testete die ausgewählten potenziellen Außenseitergruppen gegen eine große Zahl weiterer Einwanderungsgruppen hinsichtlich des Wissensstands, der Sympathie und Kontaktannehmlichkeit; die dazugehörigen Antwortverteilungen können im Anhang B, Tabelle B.3 bis B.5, eingesehen werden. Es zeigt sich deutlich, dass die Befragten dieser Voruntersuchung meinen, nach Deutschen und Christ:innen am meisten über Muslim:innen zu wissen. Einen der geringsten Wissensstände attestierten sich die Befragten über Sinti und Roma. Eine starke Sympathie wird vor allem Afrikaner:innen und Asiat:innen entgegengebracht, die niedrigste den Sinti und Roma. Am angenehmsten wird schließlich im Vergleich
175
176
Elias’ Etablierte und Außenseiter
erneut der Kontakt zu Asiat:innen und Afrikaner:innen empfunden, jener zu Muslim:innen wie Sinti und Roma hingegen deutlich weniger.6 An diesen Aspekten lässt sich bereits in Ansätzen ablesen, dass die Begegnung mit den vier potenziellen Außenseitergruppen sehr verschieden ausgestaltet ist und ihre Relevanz deutlich variiert. Die potenziellen Außenseitergruppen sind in ihrer Kategorisierung als theoretische Hilfskonstruktionen angedacht und werden empirisch als solche angespielt. In der Annahme, dass autochthone Deutsche sich nicht nur als sogenannte Etablierte begreifen, sondern auch als eine in sich geschlossene und vor allem homogene Einheit, wird ihnen damit gewissermaßen eine Reihe von Außengruppen offeriert, gegenüber denen sie ihren Etabliertenstatus mal mehr, mal weniger stark behaupten. In Erinnerung der theoretischen Konzeptionierung liegen zwei klare Kerninhalte vor, welche das Konzept potenzieller Außenseitergruppen in diesem Rahmen bestimmen: • •
Bemessung des Außenseiterpotenzials anhand der Ablehnung betreffender Gruppen und Ablehnung als Nichtakzeptanz wahrgenommener Gruppengröße.
Mithilfe dieses begrifflichen Zuschnitts wird nicht nur die Problematik umgangen, durch bestimmte Bilder und Narrationen der Referenz auf eine der Gruppen Vorschub zu leisten, was den Erklärungsgehalt des späteren Modells schmälern würde. Auch lässt sich dem Umstand eines wahrgenommenen Kontrollverlusts begegnen, den autochthone Deutsche in ihrem Anspruch als Etablierte empfinden und den Elias’ in der Unterscheidung von leisen und lauten Beziehungskonflikten einbegreift. In diesem Sinne ist die Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen als Ausdruck einer fehlenden Kontrolle über die Berechenbarkeit und Kalkulation der eigentlichen Außenseiter zu verstehen, was den Machtanspruch der Etablierten empfindlich schwächt. Diese Wahrnehmung knüpft sich wiederum an die erwähnte Relevanz; je funktionaler und relevanter die (potenzielle) Außenseitergruppe für die Etabliertengruppe ist, desto mehr Kontrolle ist nötig, um die Machtdifferenziale aufrechtzuerhalten; und umgekehrt: Je mehr Kontrolle die Etabliertengruppe 6
Ziel dieser Voruntersuchung war es auch, mehr über die potenzielle Zusammensetzung der hier anvisierten Gruppen zu erfahren, indem die gegengetesteten Gruppen verschiedene Nationalitäten abdeckten, die unter den gewählten Kategorien der potenziellen Außenseitergruppen subsumiert werden können. Korrelationsanalysen ergeben zwar, dass beispielsweise Marokkaner:innen oder Araber:innen eng mit der Gruppe der Muslim:innen korrelieren, Sinti und Roma eng mit Rumän:innen und Bulgar:innen oder auch Afrikaner:innen mit Kenianer:innen in Zusammenhang stehen. Allerdings fällt die Fallzahl zu niedrig aus, um diesbezüglich aussagekräftige Ergebnisse zu generieren. Daher lag die Konzentration auf den einzelnen Antwortverteilungen, die auch nur als Hinweise interpretiert werden sollen.
7. Operationalisierung und Deskription der Modellkomponenten in der Hauptuntersuchung
über die (potenzielle) Außenseitergruppe verlangt, desto relevanter scheint Letztere in der Aushandlung um ebenjene Machtdifferenziale zu sein. Zur Gewährleistung der Vergleichbarkeit waren die Fragen wortgleich zu formulieren und es sollten einzig die Bezugsgruppen variieren. Weiterhin war es möglich, die Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen in Form von Kurzskalen zu erheben, da ihre theoretische Konzeptionierung klar umrissen ist und die Messung der Ablehnung sich auf die einfache Nichtakzeptanz der Gruppengröße stützt und gleichermaßen beschränkt. Auf einen Pretest ist angesichts der engen Beziehung zwischen den jeweiligen Indikatoren zwar verzichtet worden, eine Prüfung ihrer Messgenauigkeit soll mit Blick auf das spätere Analysemodell allerdings nicht ausbleiben. Das Konzept der potenziellen Außenseitergruppen wird über zwei Aussagen empirisch abgebildet. Zum einen: »Es leben zu viele […] in Deutschland«, die aus der Langzeitstudie GMF gewonnen werden konnte und erstmals 2002 publiziert wurde (vgl. Heitmeyer 2002: 25). Die zweite Aussage: »Die Zahl der […] in Deutschland sollte begrenzt werden« ist für die vorliegende Arbeit konzipiert worden. Tabelle 7.11 gibt einen Überblick über die Antwortverteilungen, Tabelle 7.12 über die Lagemaße. Bis zu 56 Personen der ausgewählten Stichprobe machten keine Angaben. In Anbetracht des Umstands, dass der Kerninhalt der Fragen die reine Zurückweisung der jeweiligen Gruppen adressiert, verwundert es nicht, dass die Antworten recht ballungsstark in den ablehnenden Kategorien vertreten sind. Die ›Mitgliederzahl‹ von Muslim:innen wird von insgesamt 15.1 Prozent, die der Sinti und Roma von 11.5 Prozent der Befragten als mindestens eher zu groß wahrgenommen, während im Fall von Afrikaner:innen und Asiat:innen, jeweils 7.0 Prozent beziehungsweise 7.8 Prozent der Aussage (eher) zustimmen. Erwähnenswert ist darüber hinaus, dass hinsichtlich der Bewertung der Mitgliederzahl für Sinti und Roma mit 31.5 Prozent die mit Abstand stärkste Besetzung der Mittelkategorie vorliegt. Deutlichere Verteilungsunterschiede zeigen sich in der Forderung nach Begrenzung: Während 15.2 Prozent der Befragten dies für die Zahl der Muslim:innen mindestens eher befürworten, sind es mit Bezugnahme auf Sinti und Roma 22.1 Prozent, die eine solche Limitierung mindestens eher einfordern. Für die Zahl von Afrikaner:innen in Deutschland stimmen insgesamt 10.5 Prozent einer Begrenzung zu7 , von Asiat:innen insgesamt 8.4 Prozent der Befragten.
7
In der Bewertung dessen ist jedoch der Erhebungszeitpunkt, der Jahreswechsel 2013/2014, nicht außer Acht zu lassen, der noch vor der erstarkten Fluchtbewegung lag, die im Sommer 2014 ihren Anfang nahm. So ist zu vermuten, dass die Antwortverteilungen für die Folgejahre sich deutlich verschieben können.
177
178
Elias’ Etablierte und Außenseiter
Tabelle 7.11: Antwortverteilungen der Items zur Messung der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen Item
Wortlaut
Antwortkategorien Ich stimme …
n
überhaupt nicht zu
2
3
4
voll und ganz zu
mf03
Die Zahl der Muslime in Deutschland sollte begrenzt werden.
52.3
16.4
16.1
7.7
7.5
791
mf04
Es leben zu viele Muslime in Deutschland.
51.4
16.2
17.3
7.1
8.0
764
sr02
Es leben zu viele Sinti und Roma in Deutschland.
37.1
20.0
31.5
6.1
5.4
771
sr06
Die Zahl der Sinti und Roma in Deutschland sollte begrenzt werden.
42.3
17.0
18.6
9.4
12.7
757
afrf01
Es leben zu viele Afrikaner in Deutschland.
59.5
19.7
13.9
3.5
3.5
753
afrf02
Die Zahl der Afrikaner in Deutschland sollte begrenzt werden.
56.2
18.7
14.5
4.2
6.3
779
asif01
Die Zahl der Asiaten in Deutschland sollte begrenzt werden.
56.3
18.8
16.5
4.4
4.0
776
asif02
Es leben zu viele Asiaten in Deutschland.
58.5
20.4
13.3
4.5
3.3
755
7. Operationalisierung und Deskription der Modellkomponenten in der Hauptuntersuchung
Tabelle 7.12: Lagemaße der Items zur Messung der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen Item
x̄
s
s3
s4
mf03
2.02
1.29
1.02
2.83
mf04
2.04
1.30
1.00
2.79
sr02
2.23
1.17
0.59
2.55
sr06
2.33
1.42
0.66
2.10
afrf01
1.72
1.05
1.48
4.51
afrf02
1.86
1.19
1.32
3.75
asif01
1.81
1.11
1.28
3.80
asif02
1.74
1.06
1.43
4.29
Mit Blick auf die Lagemaße wird für die Ablehnung von Muslim:innen und Sinti und Roma ein höherer Mittelwert ausgewiesen, um den etwas stärker gestreut wird, als dies für die Ablehnung von Afrikaner:innen und Asiat:innen der Fall ist. Vergleichsweise ausgeprägte Rechtsschiefen liegen für die beiden letztgenannten Gruppen vor, woran sich ebenfalls höhere Kurtosiswerte anschließen. Als sehr zufriedenstellend kann zunächst die jeweilige Skalenkonsistenz bewertet werden, die den vier verschiedenen Messungen ausgewiesen wird und in Tabelle 7.13 abgetragen ist. Die durchschnittliche Reliabilität für die Ablehnung von Muslim:innen beträgt α = 0.90, von Sinti und Roma α = 0.74, von Afrikaner:innen α = 0.88 und von Asiat:innen α = 0.92. Die zusätzlich ausgegebenen Itemtrennschärfen und die IttK können über alle Items hinweg ebenfalls akzeptiert werden. Die ausgegebene Durchschnittsreliabilität von α = 0.92 kann schließlich als Hinweis auf die Hypothese gelesen werden, es ließe sich ein Konstrukt höherer Ordnung auf Basis der vier verschiedenen und potenziellen Außenseitergruppen empirisch abbilden.
179
180
Elias’ Etablierte und Außenseiter
Tabelle 7.13: Interne Konsistenz und Trennschärfen der Items zur Messung der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen Item
rit
IttK
α
mf03
0.69
0.92
0.90
mf04
0.71
0.91
sr02
0.60
0.92
sr06
0.72
0.91
afrf01
0.77
0.91
afrf02
0.80
0.91
asif01
0.80
0.91
asif02
0.79
0.91
α total
0.74
0.88
0.92
0.92
Die nötigen Mindestzusammenhänge, welche hierfür vorliegen sollten, können durch die Ergebnisse der Korrelationsanalyse als abgesichert gelten. Die in Tabelle 7.14 abgetragenen Korrelationskoeffizienten bestätigen darüber hinaus für die Ablehnung von Muslim:innen, Afrikaner:innen wie Asiat:innen eine ausreichende Konstruktvalidität. Sowohl das Konvergenz- als auch das Diskriminanzkriterium sind angesichts der hohen Zusammenhänge innerhalb mit r ≥ 0.8 und niedrigeren Korrelationen außerhalb der jeweiligen Konstrukte erfüllt. Problematisch erweist sich allerdings der ausgewiesene Korrelationskoeffizient für die Messung zur Ablehnung von Sinti und Roma. Dieser liegt mit r = 0.61 zwar sehr, aber nicht hinreichend hoch. Insbesondere die Beziehungen des Items sr06 mit den Items der Ablehnung von Afrikaner:innen und Asiat:innen fallen zu eng aus, sodass eine diskriminante Validität an dieser Stelle nicht bestätigt werden kann.
7. Operationalisierung und Deskription der Modellkomponenten in der Hauptuntersuchung
Tabelle 7.14: Korrelationsmatrix der Items zur Messung der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen Item
mf03
mf04
sr02
sr06
afrf01
afrf02
asif01
mf03
1.000
mf04
0.82
1.000
sr02
0.43
0.46
sr06
0.55
0.56
0.61
1.000
afrf01
0.51
0.54
0.52
0.57
1.000
afrf02
0.55
0.56
0.54
0.66
0.80
1.000
asif01
0.54
0.57
0.49
0.65
0.75
0.76
1.000
asif02
0.53
0.57
0.46
0.61
0.77
0.73
0.85
asif02
1.000
1.000
Die bivariaten Korrelationen innerhalb der jeweiligen Konstrukte sind fett markiert. Für alle Korrelationen gilt: *** = p < 0.001.
Die daran anschließende faktorenanalytische Prüfung zur postulierten Struktur bestätigt diese Schwäche allerdings nicht, wie Tabelle 7.15 zu entnehmen ist. Die Ablehnung von Sinti und Roma wird klar durch einen eigenständigen Faktor 2 abgebildet. Dasselbe gilt für die Ablehnung von Muslim:innen, deren Indikatoren dem Faktor 3 klar zugewiesen werden können. Die Distinktheit der vier Konstrukte kann dennoch nicht vollumfänglich bestätigt werden, da die Messungen zur Ablehnung von Afrikaner:innen und Asiat:innen einem gemeinsamen Faktor 1 zugeordnet werden statt, wie vorgesehen, auf eigenständigen Faktoren zu laden. Zwar können für die erstgenannte Gruppe höhere Sekundärladungen auf dem Faktor 4 (λ = 0.28 beziehungsweise 0.24) vermerkt werden, diese fallen im Vergleich zu ihren primären Ladungen auf dem gemeinsamen Faktor jedoch sehr gering aus.
181
182
Elias’ Etablierte und Außenseiter
Tabelle 7.15: Dimensionalität der Items zur Messung der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen Item
multiple Faktorausgabe Faktor 1
Faktor 2
Faktor 3
Faktor 4
h2
mf03
0.05
0.12
0.85
0.01
0.79
mf04
0.08
0.03
0.83
-0.01
0.81
sr02
0.09
0.58
0.04
0.04
0.49
sr06
0.25
0.56
0.11
-0.04
0.68
afrf01
0.71
0.01
0.06
0.28
0.78
afrf02
0.61
0.19
0.06
0.24
0.81
asif01
0.83
0.09
0.04
-0.01
0.84
asif02
0.87
-0.03
0.08
0.00
0.83
Faktorladungen λ ≥ 0.4 sind fett markiert.
Ursächlich wird dies einerseits auf die Fragebogenkonzeption zurückgeführt, da beide Konstrukte sehr eng nacheinander abgefragt wurden. Dies als auch die Randomisierung der einzelnen Aussagen scheinen nicht ausreichend gewesen zu sein, um den wahrscheinlichen Ausstrahlungseffekt zu vermeiden. Andererseits wird eine Stichprobenbedingtheit vermutet. Die Betrachtung aller Messinstrumente in der Hauptuntersuchung konzentriert sich nur auf jene Fälle, die auch ins spätere Analysemodell Eingang finden. Der damit einhergehende Ausschluss einer spezifischen Teilmenge (Fragebogen-split) als auch der Befragten mit Migrationsgeschichte reduziert scheinbar den Grad der Differenzierung, der für die Konstrukte der Ablehnung von Afrikaner:innen wie Asiat:innen ausgegeben wird. So zeigt sich eine klare und distinkte Abbildung der Konstrukte durch vier Faktoren einerseits für Befragte mit Migrationsgeschichte in derselben Teilmenge (siehe Anhang B, Tabelle B.6) und andererseits für autochthone Deutsche in der anderen zufällig gezogenen Teilmenge (siehe Anhang B, Tabelle B.7). Auf Basis der ermittelten Differenzen wird also davon ausgegangen, dass die verschiedenen Ergebnislagen sowohl zufällig als auch migrationsbedingt zu begreifen sind. Letzteres kann und soll an dieser Stelle nicht weiter vertieft werden, da der Fokus dieser Arbeit ein anderer ist. Angesichts der vermuteten Zufälligkeit der unterschiedlichen Ergebnislagen in den Faktorenanalysen wird hingegen auf die bisherigen Analysen verwiesen, in denen sich keine schwerwiegenden Auffälligkeiten zeigten. Weiterhin steht die Testung der CFA aus. Sofern sich die behauptete Distinktheit der vier verschiedenen Konstrukte hier ebenfalls nicht halten lässt, soll die Diskussion fortgeführt werden.
8. Prüfung der Hypothesen
Kraft der bisherigen Schritte ist die Grundlage geschaffen, die bis hierhin entwickelten Messinstrumente zur Erfassung der Behauptung eines Etabliertenstatus, der drei Bedrohungsdimensionen Normdifferenz, Ressourcenpartizipation und Identifikationsverlust und schließlich der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen in die Hypothesenprüfung zu überführen. Die Kernanliegen dieser Arbeit sollen die diesbezügliche Herangehensweise strukturieren: Ein erstes Ziel ist es, stabile und nachhaltige Messinstrumente zu entwickeln, welche die herausgearbeiteten Momente der Etablierten-Außenseiter-Beziehung einfangen und empirisch abbilden. Hierfür wurden bisher ausschließlich Analysen zur Messgenauigkeit durchgeführt, die nun um das strukturprüfende Verfahren der konfirmatorischen Faktorenanalyse ergänzt werden und die Untersuchung der Konstruktvalidität abschließen sollen; ihre Befunde werden in Kapitel 8.1 vorgestellt. Das zweite Ziel widmet sich der Zusammenführung dieser Modellkomponenten im Rahmen der Modellierung der Etablierten-Außenseiter-Beziehung am Beispiel der deutschen Migrationsgesellschaft. Die Perspektive, aus der diese Beziehung betrachtet wird, ist jene der autochthonen Deutschen, die einen Etabliertenstatus gegen potenzielle Außenseitergruppen über verschiedene Machtquellen behaupten. Die entsprechenden Analysen werden mittels Strukturgleichungsmodellen geleistet und sind Inhalt des Kapitels 8.2. Abschließend werden in Kapitel 8.3 die Ergebnisse zur Hypothesenprüfung zusammengefasst und diskutiert.
8.1
Struktur der Modellkomponenten
Das folgende Kapitel widmet sich der Untersuchung derjenigen Hypothesen, die zur jeweiligen Struktur der verschiedenen Modellkomponenten in Kapitel 4.2 formuliert wurden. In Kapitel 8.1.1 ist das Konstrukt der Behauptung eines Etabliertenstatus Gegenstand der Analyse und soll auf seine Validität gegen zwei verwandte Einstellungsmuster geprüft werden. Inhalt des Kapitels 8.1.2 ist die faktorenanalytische Prüfung der Annahmen, die drei Dimensionen wahrgenommener Bedrohung seien distinkt und würden in ihren Zusammenhängen mit den zugewiesenen
184
Elias’ Etablierte und Außenseiter
Bedrohungsgraden abnehmen. In Kapitel 8.1.3 werden schließlich die vier potenziellen Außenseitergruppen der konfirmatorischen Faktorenanalyse unterzogen, wobei ein besonderes Augenmerk auf die vorangegangenen Abgrenzungsschwächen gerichtet sein wird.
8.1.1
Struktur der Behauptung eines Etabliertenstatus
Den entscheidenden Ausgangspunkt in der quantitativ-empirischen Modellierung der Etablierten-Außenseiter-Beziehung stellt das Konzept der Behauptung eines Etabliertenstatus dar. Es wird als eine grundlegende Haltung oder Überzeugung begriffen, die durch den Glauben an die eigene Machtüberlegenheit im Aufeinandertreffen mit anderen Personen und/oder Gruppen gekennzeichnet ist. Damit einher geht das Wechselspiel aus der Erwartung der selbstverständlichen Bevorteilung und der Verweigerung von Gleichheit und Partizipation gegenüber den anderen Beteiligten. Eine solche Haltung beschränkt sich ihrer theoretischen Konzeptionierung nach nicht auf bestimmte soziale Beziehungen, sondern generiert sich erst in diesen oder geht ihrer konflikthaften Ausgestaltung bereits voraus. Vor diesem Hintergrund wird die Behauptung eines Etabliertenstatus als erklärendes Moment begriffen, das gegen etablierte Konzepte wie die Soziale Dominanzorientierung und Orientierungsanomia, die vielfach zur Erklärung von Ressentiments gegen verschiedene Gruppen eingesetzt werden, geprüft werden soll.1 Zur Prüfung dieser ersten Annahme werden entlang verschiedener Modelle unterschiedliche empirische Lösungen getestet. Sofern diejenige Modelllösung, welche der postulierten Annahme zufolge drei distinkte Konstrukte – behaupteter Etabliertenstatus, Soziale Dominanzorientierung und Orientierungsanomia – abbildet, die beste Anpassung an die Daten erzielt, soll Hypothese 1 als bestätigt gelten. Hierfür werden in einem ersten Modell 1a alle Messungen einem Faktor zugewiesen, in den Modellen 1b und 1c werden zwei Faktoren angenommen, auf denen die Messung zur Behauptung eines Etabliertenstatus jeweils mit den beiden anderen Messungen kombiniert wird. Das Modell 1d prüft die formulierte Annahme der Hypothese 1 und geht folglich von drei distinkten Konstrukten aus. Bezugnehmend auf die zurückliegende Diskussion der spezifischen Schwächen, welche die vollständige Messung des Konzepts aufweist (siehe Kapitel 7), soll in Modell 1e zusätzlich die reduzierte Messung (Verzicht auf die invers formulierten Items) in Abgrenzung zu den beiden anderen Konstrukten in den Blick genommen werden.
1
Die dazugehörigen Messungen im Wortlaut finden sich im Anhang A. Die Messungen beider Konzepte wurden im Rahmen der GMF-Studie entwickelt. Die Orientierungsanomia ist erstmals in Kühnel und Schmidt (2002) vorgestellt; die Soziale Dominanzorientierung in Zick und Küpper (2008).
8. Prüfung der Hypothesen
In Anbetracht der engeren Verwandtschaft, die für die drei Konzepte der Behauptung eines Etabliertenstatus, Sozialen Dominanzorientierung und Orientierungsanomia aufgrund ihrer ähnlichen Inhaltsbezüge und ihres erklärenden Charakters anzunehmen ist, wird schließlich von korrelierenden Faktoren ausgegangen. Die Modellfitstatistik, die in Tabelle 8.1 dokumentiert ist, legt deutlich offen, dass sich die sparsameren Modelle nicht zur empirischen Abbildung eignen.2 Die jeweiligen Fitindices verfehlen die festgesetzten Schwellenwerte mitunter deutlich. Sowohl das sparsamste Modell 1a als auch die beiden zwei-faktoriellen Lösungen können hinsichtlich der ausgegebenen Modellgüte somit zurückgewiesen werden. Zwar wird der Modelllösung 1c (Faktor 1: behaupteter Etabliertenstatus und Soziale Dominanzorientierung, Faktor 2: Orientierungsanomia) seitens der absoluten Fitmaße (RMSEA = .044, SRMR = .043) ein guter Modellfit bescheinigt. Allerdings fallen die Testungen gegen die jeweiligen Nullmodelle eher ungenügend aus und liegen nicht im Bereich der anvisierten Schwellenwerte. Tabelle 8.1: Modellgüte der Messmodelle für Behauptung eines Etabliertenstatus, Orientierungsanomia und Soziale Dominanzorientierung (N = 807) Modell
χ2 /df
RMSEA
SRMR
CFI
TLI
AIC
BIC
1a
8.67
.098
.087
.801
.733
25213.3
25382.2
1b
7.75
.091
.081
.829
.765
25151.5
25325.1
1c
2.55
.044
.043
.961
.946
24902.3
25075.9
1d
1.45
.024
.030
.989
.984
24847.7
25030.8
1e
1.11
.012
.017
.998
.997
20623.0
20768.5
Modell 1a, 1-Faktor-Lösung Modell 1b, 2-Faktor-Lösung, Kombination von EV und ANO gegen SDO Modell 1c, 2-Faktor-Lösung, Kombination von EV und SDO gegen ANO Modell 1d, 3-Faktor-Lösung, vollständige Messung von EV Modell 1e, 3-Faktor-Lösung, reduzierte Messung von EV Das favorisierte Modell ist fett markiert.
Die Informationsmaße AIC und BIC favorisieren recht klar die 3-FaktorLösungen in den Modellen 1d und 1e. Dem in dieser Arbeit bevorzugten Modell 1d, dessen Parameterschätzungen in der nachstehenden Tabelle 8.2 abgetragen sind, wird eine gute Modellanpassung attestiert. Die ausgewiesene Modellfitstatistik liegt in den herangezogenen absoluten Fitmaßen deutlich unter beziehungsweise über den Cut-off -Werten; das getestete Modell reicht nahe an ein perfektes Modell heran (RMSEA = .024, SRMR = .030, CFI = .989, TLI = .984). 2
Die dazugehörigen Parameterschätzungen der Modellalternativen 1a bis 1c können den Tabellen B.8 und B.9 im Anhang B entnommen werden.
185
186
Elias’ Etablierte und Außenseiter
Tabelle 8.2: Messmodell für Behauptung eines Etabliertenstatus, Orientierungsanomia und Soziale Dominanzorientierung: standardisierte Faktorladungen, Standardfehler und pWerte; MLR Modell 1d: 3-Faktor-Lösung Item
Faktor 1
ev01 ev02r
Faktor 2
Faktor 3
S.E.
p-Wert
0.599
0.034
0.000
0.391
0.041
0.000
ev03r
0.317
0.043
0.000
ev04
0.610
0.036
0.000
ev05
0.723
0.034
0.000
ano01
0.755
0.022
0.000
ano02
0.782
0.023
0.000
ano03
0.819
0.023
0.000
0.634
0.051
0.000
sgl06
0.431
0.056
0.000
sgl07
0.505
0.055
0.000
S.E.
p-Wert
sgl05
Faktor-Korrelation
r
EV ↔ ANO
0.495
0.041
0.000
EV ↔ SDO
0.554
0.058
0.000
ANO ↔ SDO
0.434
0.050
0.000
Zugelassene Residualkorrelation zwischen ev01 und ev02 (rδ = .22), ev02r und ev03r (rδ = .31) und sgl06 und sgl07 (rδ = .30)
Sowohl die Ladungen als auch die übrigen Parameter in Modell 1d weichen alle signifikant von Null ab, dementsprechend für die jeweiligen Indikatoren von einer hinreichenden Reliabilität ausgegangen werden darf. Die Zuverlässigkeit ihrer Schätzungen wird darüber hinaus durch die niedrigeren Standardfehler gestützt. Die Faktoren korrelieren hoch, wie erwartet, aber nicht so hoch, dass ihre jeweilige Distinktheit in Frage gestellt werden müsste. Ebenfalls nicht überraschend erweisen sich die kritischeren Faktorladungen der manifesten Variablen, die zur Messung des behaupteten Etabliertenstatus herangezogen werden; die invers formulierten Variablen (ev02r und ev03r) laden jeweils bei λ < .40, womit der festgesetzte Schwellenwert an dieser Stelle nicht erreicht ist.Daran schließt an, dass das konfirmatorische Faktorenmodell 1e, das nur die reduzierte Messung des behaupteten Etabliertenstatus gegen die Konstrukte der Orientierungsanomia und So-
8. Prüfung der Hypothesen
zialen Dominanzorientierung testet, die gelungenere Modellschätzung darstellt.3 Seine sparsamere Modellierung, indem ev02r und ev03r ausgespart werden, sorgt dann auch für die höchste Anpassungsqualität, die neben den Werten des AIC und BIC ebenso durch die Fitindizes bestätigt wird. Ungeachtet der verschiedenen Modellfitstatistiken der beiden getesteten 3-Faktor-Lösungen kann Hypothese 1 bestätigt werden: Das Konzept der Behauptung eines Etabliertenstatus lässt sich empirisch als valides Konstrukt abbilden und von anderen individuellen Einstellungsmustern abgrenzen. Angesichts der großzügigen Diskussion, die bereits über die Erfassung des behaupteten Etabliertenstatus geführt wurde, soll die bessere Modellfitstatistik der reduzierten Messung nur zur Kenntnis genommen werden und eine parallele Betrachtung der vollständigen als auch reduzierten Messung fortgeführt werden.
8.1.2
Struktur der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung
Die Behauptung eines Etabliertenstatus unterliegt sowohl einer Situations- als auch einer Kontextbedingung, welche die jeweilige soziale Beziehung kennzeichnen, in der sich Menschen und/oder Gruppen bewegen. Letztere soll durch die drei Dimensionen wahrgenommener Bedrohung spezifiziert werden: Normdifferenz, Ressourcenpartizipation von (ehemals) Eingewanderten und Identifikationsverlust. Gemäß ihrer theoretischen Konzeptionierung verhalten sich die drei Dimensionen distinkt zueinander, da sie verschiedene Machtquellen zum Bezugspunkt haben (Hypothese 2). Andererseits wurden ihnen unterschiedliche Bedrohungsgrade zugeschrieben, welche die potenzielle Konfliktdynamik der Etablierten-Außenseiter-Beziehung einfangen sollen: Für die Normdifferenz wird der niedrigste Bedrohungsgrad angenommen, für den Identifikationsverlust der stärkste. Dementsprechend sollte die niedrigste Korrelation zwischen den Konstrukten Normdifferenz und Identifikationsverlust, hingegen höhere Zusammenhänge zwischen Normdifferenz und Ressourcenpartizipation wie Ressourcenpartizipation und Identifikationsverlust vorliegen (Hypothese 3). Zur Prüfung der beiden Annahmen werden erneut konfirmatorische Faktorenmodelle aufgesetzt, die unterschiedliche Lösungen offerieren. So sollen in Modell 2a alle Indikatoren auf einem Faktor laden, die Modelle 2b, 2c und 2d kombinieren jeweils die verschiedenen Messungen auf zwei verschiedenen Faktoren, hingegen Modell 2e der postulierten Annahme entspricht und von drei distinkten Konstrukten ausgeht. Die Modellfitstatistik der getesteten Messmodelle zur Prüfung der Hypothesen ist in Tabelle 8.3 abgetragen. Die sparsamere Modellierung, wie sie in den Modellen 3
Eine detaillierte Ausgabe der geschätzten Modellparameter kann Tabelle B.10 im Anhang B entnommen werden.
187
188
Elias’ Etablierte und Außenseiter
2a bis 2c geprüft wurde, entspricht den empirischen Daten nur schlecht. Sowohl die 1-Faktor-Lösung als auch die verschieden kombinierten 2-Faktor-Lösungen erreichen, mit Ausnahme des Modells 2d, keinen der anvisierten Schwellenwerte der herangezogenen Fitmaße. Für Modell 2d, das die Normdifferenz auf einem eigenständigen und die beiden Dimensionen Ressourcenpartizipation und Identifikationsverlust auf einem gemeinsamen Faktor abbildet, liegt hingegen ein akzeptabler Modellfit vor, zumindest wenn ausschließlich die Werte des RMSEA und SRMR herangezogen werden; CFI und TLI verfehlen jedoch die festgesetzten Schwellenwerte für eine hinreichende Modellanpassung an die Daten, sodass auch Modell 2d verworfen werden kann.4 Tabelle 8.3: Modellgüte der Messmodelle für Dimensionen wahrgenommener Bedrohung (N = 806) Modell
χ2 /df
RMSEA
SRMR
CFI
TLI
AIC
BIC
2a
10.2
.107
.081
.841
.790
22597.3
22742.8
2b
6.4
.082
.069
.910
.877
22418.4
22568.6
2c
8.0
.093
.082
.882
.84
22481.0
22633.1
2d
4.7
.068
.046
.938
.915
22346.2
22496.3
2e
2.4
.041
.034
.978
.968
22247.9
22402.8
Modell 2a, 1-Faktor-Lösung Modell 2b, 2-Faktor-Lösung, Kombination von DIFF und PART gegen VERL Modell 2c, 2-Faktor-Lösung, Kombination von DIFF und VERL gegen PART Modell 2d, 2-Faktor-Lösung, Kombination von PART und VERL gegen DIFF Modell 2e, 3-Faktor-Lösung Das favorisierte Modell ist fett markiert.
Die Informationsmaße AIC und BIC geben im Vergleich der konkurrierenden Modelle deutlich an, dass Modell 2e zu favorisieren ist. Dieses bildet die postulierte 3-Faktor-Lösung ab und bestätigt damit die Konstruktvalidität der drei Dimensionen wahrgenommener Bedrohung. Auch wird dem Modell insgesamt eine gute Anpassung an die vorliegenden Daten bescheinigt. Die Differenz zwischen geprüftem und saturiertem Modell liegt nahe Null (RMSEA = .041, SRMR = .034, CFI = .978, TLI = .968). Den einzelnen Parameterschätzungen, die in Tabelle 8.4 abgetragen sind, lässt sich des Weiteren entnehmen, dass die Zusammenhänge zwischen den drei Bedrohungsdimensionen der formulierten Annahme entsprechen.
4
Die Parameterschätzungen der Alternativmodelle 2a bis 2d können im Anhang B, Tabellen B.11 und B.12, eingesehen werden.
8. Prüfung der Hypothesen
Tabelle 8.4: Messmodell für Dimensionen wahrgenommener Bedrohung: standardisierte Faktorladungen, Standardfehler und p-Werte; MLR Modell 2e: 3-Faktor-Lösung Item
Faktor 1
S.E.
p-Wert
diff01
0.713
Faktor 2
Faktor 3
0.032
0.000
diff02
0.766
0.033
0.000
diff03
0.649
0.040
0.000
part01
0.762
0.024
0.000
part02
0.691
0.029
0.000
part04
0.675
0.030
0.000
part05
0.677
0.027
0.000
verl01
0.829
0.024
0.000
verl02
0.735
0.029
0.000
verl04
0.733
0.032
0.000
r
S.E.
p-Wert
DIFF ↔ PART
0.454
0.046
0.000
DIFF ↔ VERL
0.306
0.050
0.000
PART ↔ VERL
0.774
0.030
0.000
Faktorkorrelation
Die Faktorkorrelation zwischen den Konstrukten Normdifferenz und Identifikationsverlust fällt am niedrigsten aus (r = .31), wohingegen jene zwischen Normdifferenz und Ressourcenpartizipation (r = .45) beziehungsweise Ressourcenpartizipation und Identifikationsverlust (r = .77) deutlich höher liegen. Für ihre enge Beziehung ließe sich das Problem der Multikollinearität vermuten, da der Zusammenhang nahe an den Richtwert von r ≥ .80 heranreicht. In Erinnerung des eher schlechten Modellfits des Modells 2d, das die beiden Dimensionen Ressourcenpartizipation und Identifikationsverlust auf einem Faktor zusammengeführt hat, und der klaren Favorisierung des Modells 2e durch AIC und BIC wird an dieser Stelle der Multikollinearitätsverdacht zurückgewiesen. Für die jeweiligen IndikatorKonstrukt-Verhältnisse lässt sich angesichts der zufriedenstellenden Ladungshöhen weiterhin eine annehmbare Reliabilität festhalten; sie weichen alle signifikant von Null ab. In Gänze können somit beide Annahmen, die zur Struktur der drei Dimensionen wahrgenommener Bedrohung formuliert wurden, bestätigt werden. Die Konstrukte Normdifferenz, Ressourcenpartizipation und Identifikationsverlust erweisen sich einerseits als valide und können klar voneinander abgegrenzt werden. Andererseits liegen die postulierten Zusammenhänge vor, die bei zunehmendem
189
190
Elias’ Etablierte und Außenseiter
Bedrohungsgrad der Dimensionen abnehmen. Indirekt ist damit schließlich auch jene Dynamik abgetragen, die Etablierten-Außenseiter-Beziehungen von einem leisen in einen lauten Beziehungskonflikt überführen kann und das spätere empirische Gesamtmodell entscheidend mediieren wird.
8.1.3
Struktur der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen
Den vier Gruppen – Muslim:innen, Sinti und Roma, Afrikaner:innen und Asiat:innen – kommt in der vorliegenden Arbeit eine zweifache Funktion zu: Sie sind einerseits das entscheidende Werkzeug zur exemplarischen Nachzeichnung des Etablierten-Außenseiter-Modells und werden andererseits in ihrem Außenseiterpotenzial miteinander verglichen, um die Außenseitergruppe par excellence zu identifizieren. Dieser Dualfunktion geht die grundlegende Annahme voraus, dass prinzipiell jede der ausgewählten Einwanderungsgruppen Adressatin der Behauptung eines Etabliertenstatus sein kann, den autochthone Deutsche anhand verschiedener Machtquellen einfordern. Dementsprechend wird zwar angenommen, dass sich die Konstrukte zur Ablehnung der vier Gruppen distinkt zueinander verhalten und ihre Messung validiert werden kann (Hypothese 4), ihre Beziehungen zueinander jedoch eng ausfallen (Hypothese 5), sodass ihre abstrahierte Abbildung in einem übergeordneten Konstrukt möglich ist (Hypothese 6). Zur Überprüfung der ersten beiden Hypothesen werden zwei Modellösungen herangezogen: Modell 4a testet die Annahme, die vier Konstrukte verhielten sich distinkt zueinander. Modell 4b reagiert hingegen auf die ausgemachten Schwächen im Rahmen der Analysen zur Messgenauigkeit, die vor allem die fehlende Diskriminanz zwischen den Konstrukten der Ablehnung von Afrikaner:innen und Asiat:innen betreffen.5 In dieser Modellalternative werden die genannten Gruppen demgemäß auf einem gemeinsamen Faktor abgebildet, um zu prüfen, ob sie eine bessere Anpassung an die Daten erzielt. Der Vergleich der Modellbewertungen des favorisierten Modells 4a und des konkurrierenden Modells 4b wird folglich Auskunft über die adäquatere Lösung geben. In Modell 6 wird schließlich ein Faktor zweiter Ordnung eingeführt, auf den die postulierten engen Beziehungen zwischen den Konstrukten erster Ordnung, die Ablehnung von Muslim:innen, Sinti und Roma, Afrikaner:innen und Asiat:innen, zurückgeführt werden sollen. Die Voraussetzung einer solchen Berechnung ist mit den vier Faktoren erster Ordnung erfüllt. Der nachstehenden Modellfitstatistik in Tabelle 8.5 kann für die favorisierten Modelle 4a und 6 eine akzeptable bis gute Anpassung an die Daten entnommen 5
Kapitel 7.3 enthält die diesbezügliche Diskussion. Dort wurde das Fehlen einerseits auf wahrscheinliche Ausstrahlungseffekte und andererseits auf die spezifische Stichprobenbedingtheit zurückgeführt.
8. Prüfung der Hypothesen
werden. Die jeweiligen Fitmaße liegen deutlich jenseits der Cut-off -Werte zur Modellannahme. Im Detail zeigt sich für Modell 4a ein durchaus zufriedenstellender Modelfit (RMSEA = .048, SRMR = 0.015, CFI = .987, TLI = .974). Für das Alternativmodell 4b liegen sich widersprechende Modellbewertungen vor: Während die Werte des RMSEA und des CFI einen akzeptablen Modellfit attestieren (RMSEA = .074, CFI = .963), gibt der SRMR eine gute Modellanpassung an (SRMR = .023), wohingegen der TLI den Schwellen-Wert für einen akzeptablen Modellfit nicht erreicht (TLI = .939). Auch die Informationsmaße AIC und BIC stufen diese Modellalternative als schlechtere Lösung zur Abbildung der empirischen Daten ein.6 In Anbetracht der gesetzten Mindestanforderungen an ein gutes beziehungsweise akzeptables Modell kann das konkurrierende Modell 4b folglich abgelehnt werden. Modell 6, das den Faktor zweiter Ordnung abbildet, erreicht einen zufriedenstellenden Modellfit. Eine gute Anpassung des getesteten Modells wird seitens des SRMR und des CFI bescheinigt (SRMR = .027, CFI = .98), RMSEA und TLI bewerten es als akzeptabel (RMSEA = .056, TLI = .966). Tabelle 8.5: Modellgüte der Messmodelle für Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen (N = 806) Modell
χ2 /df
RMSEA
SRMR
CFI
TLI
AIC
BIC
4a
2.9
.048
.015
.987
.974
14706.0
14846.8
4b
5.4
.074
.023
.963
.939
14804.3
14930.9
6
3.5
.056
.027
.98
.966
14727.5
14858.9
Modell 4a, 4-Faktor-Lösung erster Ordnung Modell 4b, 3-Faktor-Lösung, Kombination von AFRF und ASIF Modell 6, Faktor zweiter Ordnung auf Basis der vier Faktoren erster Ordnung Die favorisierten Modelle sind fett markiert.
Die Korrelationen zwischen den Konstrukten, abgetragen in Tabelle 8.6, fallen wie erwartet hoch aus und liegen nahezu durchgehend im Rahmen üblicher Konventionen (.65 ≤ r ≥ .79). Dem sehr starken Zusammenhang zwischen den Konstrukten AFRF und ASIF (r = .90), der auf Multikollinearität schließen lässt, ist sowohl mit der diskutierten und abgelehnten Alternative des Modells 4b als auch im Rahmen der EFA begegnet worden (siehe Kapitel 7.3). Der vermutete Ausstrahlungseffekt und die festgestellte Stichprobenbedingtheit scheinen hier maßgeblich zu sein.
6
Die Parameterschätzungen für die Modellalternative 4b finden sich im Anhang B, Tabelle B.13.
191
192
Elias’ Etablierte und Außenseiter
Tabelle 8.6: Messmodell für Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen: standardisierte Faktorladungen, Standardfehler und p-Werte; MLR Modell 4a: 4-Faktor-Lösung Item
Faktor 1
S.E.
p-Wert
mf03
0.893
Faktor 2
Faktor 3
Faktor 4
0.018
0.000
mf04
0.920
0.016
0.000
sr02
0.696
0.032
0.000
sr06
0.876
0.024
0.000
0.018
0.000
afrf01
0.887
afrf02
0.909
0.016
0.000
asif01
0.932
0.013
0.000
asif02
0.909
0.019
0.000
Faktorkorrelation
r
S.E.
p-Wert
MF ↔ SR
0.686
0.035
0.000
MF ↔ AFRF
0.659
0.035
0.000
MF ↔ ASIF
0.653
0.034
0.000
SR ↔ AFRF
0.789
0.032
0.000
SR ↔ ASIF
0.762
0.032
0.000
AFRF ↔ ASIF
0.904
0.026
0.000
In Tabelle 8.7 werden die Parameterschätzungen der Modellierung des Konstrukts höherer Ordnung berichtet. Die substanziellen Zusammenhänge in Modell 4a ließen es schon vermuten: Hinter den vier Faktoren erster Ordnung ist ein Faktor zweiter Ordnung – die Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen im Allgemeinen – auszumachen, auf den die vier Konstrukte der Ablehnung von Muslim:innen, Sinti und Roma, Afrikaner:innen und Asiat:innen zurückgeführt werden können. Die dazugehörigen Ladungen fallen sehr hoch aus.7 Besonders deutlich wird dies im Zusammenhang mit den Konstrukten, gemäß denen Afrikaner:innen (λ = .96) und Asiat:innen (λ = .94) abgelehnt werden, doch auch für die Ablehnung von Muslim:innen (λ = 0.71) und Sinti und Roma (λ = .83) findet sich eine starke Wiedergabe im Faktor zweiter Ordnung. Dementsprechend niedrig liegen die verbleibenden Faktorresidualvarianzen (.08 ≤ ζ ≥ .50). Der Zielkoeffizient T erreicht einen Wert von 0.71, womit rund 71 Prozent der Kovarianz der Faktoren erster Ordnung durch den Faktor zweiter Ordnung erklärt werden. 7
Die Faktorladungen erster Ordnung weichen nur geringfügig von den bereits Angeführten in Tabelle 8.6 ab, sodass auf ihre erneute Abbildung verzichtet wurde. Sie können im Anhang B, Tabelle B.14, eingesehen werden.
8. Prüfung der Hypothesen
Tabelle 8.7: Messmodell zweiter Ordnung für Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen: standardisierte Faktorladungen, Standardfehler und p-Werte; MLR Modell 6: Faktor 2. Ordnung Konstrukt
Faktor
S.E.
p-Wert
MF
0.711
0.032
0.000
SR
0.832
0.032
0.000
AFRF
0.957
0.020
0.000
ASIF
0.935
0.020
0.000
Trotz der kritischeren Ausgangslage, was die diskriminante Validität der Messungen zur Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen betrifft, können in Anbetracht der vorangegangenen Analysebefunde die formulierten Annahmen bestätigt werden. Die zusätzliche Berechnung eines konkurrierenden Modells, dass die empirisch vorgefundene Struktur testete, die der Postulierten widersprach, erzielte keine bessere Anpassung an die Daten. Zum Zweiten lässt sich bestätigen, dass die Ablehnung einer potenziellen Außenseitergruppe mit der Ablehnung anderer eng einhergeht. Daran schließt drittens an, dass sich die vier Konstrukte der Ablehnung von Muslim:innen, Sinti und Roma, Afrikaner:innen und Asiat:innen klar auf einem Konstrukt höherer Ordnung abbilden lassen, das deren Kovarianzen zu 71 Prozent erklären kann.
8.2
Erfassung des Etablierten-Außenseiter-Modells aus Etabliertenperspektive
Das folgende Kapitel führt die Komponenten in der Modellierung der EtabliertenAußenseiter-Beziehung von autochthonen Deutschen und (ehemals) Eingewanderten zusammen. Grundannahme ist, dass die Behauptung eines Etabliertenstatus jeder Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen vorausgeht, wobei sich das spezifische Konfliktausmaß dieser Beziehung an den Machtquellen entscheidet. In diesem Sinne werden die drei Dimensionen wahrgenommener Bedrohung als wesentliche Triebfeder begriffen, die den beanspruchten Etabliertenstatus kontextualisieren und die Konfliktdynamik in Gang setzen. Ihrer Vermittlerrolle wird im Rahmen des empirischen Forschungsmodells mithilfe einer multiplen Mediation begegnet. Die Voraussetzung einer solchen Mediationshypothese ist die schrittweise Prüfung der postulierten Zusammenhänge. So werden in einem ersten Schritt nur die direkten Effekte in die Schätzung gegeben, deren Befunde konsequenterweise für die Hypothese sprechen sollten; die dementsprechenden Analysen werden in Ka-
193
194
Elias’ Etablierte und Außenseiter
pitel 8.2.1 geleistet. Der zweite Schritt widmet sich dem empirischen Gesamtmodell, das alle Komponenten gemäß dem postulierten Pfadverlauf integriert. Hierfür wird in Kapitel 8.2.2 ein multiples Mediationsmodell berechnet, bei dem sich in das Verhältnis eines behaupteten Etabliertenstatus als exogenen Moments und der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen als zu erklärenden Moments die Bedrohungsdimensionen als Mediatoren schieben.
8.2.1
Direkte Beziehungen der Modellkomponenten
Zunächst wird das empirische Grundmodell geprüft, das die Erklärung der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen durch die Behauptung eines Etabliertenstatus adressiert. Darauf folgt die Betrachtung der Zusammenhänge des beanspruchten Etabliertenstatus und der drei Dimensionen wahrgenommener Bedrohung, um schließlich die Beziehung zwischen Letzteren und der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen in den Blick zu nehmen und zu evaluieren. Erklärung der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen durch die Behauptung eines Etabliertenstatus. Wie für alle Analysen gilt auch und im Besonderen für das empirische Grundmodell, dass sowohl die dementsprechenden Annahmen als auch die wesentlichen Befunde in enger Verknüpfung zum Erhebungszeitraum, dem Jahreswechsel 2013/2014, formuliert wurden und interpretiert werden sollen. Damit wird jener Situationsgebundenheit Rechnung getragen, die kennzeichnend für die Behauptung eines Etabliertenstatus ist und sich sowohl in Abhängigkeit eines zeitlichen Moments als auch der adressierten Gruppe zeigt, der gegenüber ein solcher Etabliertenstatus beansprucht wird. In diesem Sinne sollte eine deutliche Erklärung der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen durch den von autochthonen Deutschen behaupteten Etabliertenstatus vorliegen (Hypothese 7), die sich allerdings gleichzeitig für die Einzelbetrachtung der vier Gruppen – Muslim:innen, Sinti und Roma, Afrikaner:innen und Asiat:innen – moderat unterscheiden sollte (Hypothese 8). Beide Annahmen werden unter Anwendung der Strukturgleichungsmodellierung getestet, ihre Bestätigung fände sich folglich in den nachgewiesenen Zusammenhangsstärken. Herangezogen werden jeweils Modelllösungen, die einerseits auf den Faktor zweiter Ordnung zurückgreifen, der bereits im vorausgehenden Kapitel 8.1.3 hinreichend abgebildet werden konnte, und andererseits die postulierte Vorhersagekraft für die vier verschiedenen Einwanderungsgruppen im Vergleich modellieren. In Anbetracht der Schwächen, die für die vollständige Messung des behaupteten Etabliertenstatus ausgemacht wurden, werden die Analysen darüber hinaus auch auf Basis der reduzierten Messung vorgenommen. Sofern gravierendere Diskrepanzen auftreten, werden diese berichtet. Gemäß der Modellfitstatistik, die in Tabelle 8.8 abgetragen ist, können und müssen alle vier Modelllösungen anerkannt werden. Über alle Fitmaße hinweg
8. Prüfung der Hypothesen
wird jeweils eine zufriedenstellende Modellbewertung ausgegeben, welche die prinzipiellen Zusammenhänge zwischen der Behauptung eines Etabliertenstatus und der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen nun auch empirisch stützen. Tabelle 8.8: Modellgüte der Strukturgleichungsmodelle zur Erklärung der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen durch Behauptung eines Etabliertenstatus (N = 807) χ2 /df
RMSEA
SRMR
CFI
TLI
AIC
BIC
7a
2.6
.044
.045
.972
.963
26292.8
26504.0
7b
2.6
.044
.033
.979
.970
22044.1
22222.5
8a
2.1
.036
.036
.983
.975
26244.8
26479.5
8b
1.8
.031
.015
.991
.985
21998.1
22199.9
Modell
Modell 7a, EV → MIGR als Faktor zweiter Ordnung auf Basis der vier Faktoren MF, SR, AFRF und ASIF erster Ordnung Modell 7b, EV reduziert → MIGR als Faktor zweiter Ordnung auf Basis der vier Faktoren MF, SR, AFRF und ASIF erster Ordnung Modell 8a, EV → MF, SR, AFRF und ASIF Modell 8b, EV reduziert → MF, SR, AFRF und ASIF Die favorisierten Modelle sind fett markiert.
Die Fitmaße für das favorisierte Modell 7a attestieren eine sehr zufriendestellende Anpassung an die empirischen Daten (RMSEA = .044, SRMR = .045, CFI = .972, TLI = .963). Für das Alternativmodell 7b, das nur mit der reduzierten Messung eines behaupteten Etabliertenstatus auskommt, fällt die Modellanpassung noch etwas besser aus (RMSEA = .044, SRMR = .033, CFI = .979, TLI = .970), was durch die Informationsmaße AIC und BIC gestärkt wird.8 Die Annahme, dass sich die Erklärung der Ablehnung der vier Einwanderungsgruppen nur moderat unterscheidet, wird durch Modell 8a abgebildet, das eine sehr gute Anpassung an die Daten zeigt: Sowohl die absoluten als auch die relativen Fitmaße liegen deutlich unter beziehungsweise über den festgesetzten Schwellenwerten zur Annahme eines guten Modells (RMSEA = .036, SRMR = .036, CFI = .983, TLI = .975). Wie schon im vorangegangenen Modellvergleich erreicht allerdings Modell 8b, das auf der reduzierten Messung des behaupteten Etabliertenstatus basiert, einen besseren Modellfit (RMSEA = .031, SRMR = .015, CFI = .991, TLI = .985). Insbesondere im Vergleich der modelltheoretischen und empirischen Varianz-Kovarianz liegt für das Alternativmodell 8b gemäß dem SRMR eine nahezu perfekte Übereinstimmung vor.9
8 9
Die dazugehörigen Parameterschätzungen des Alternativmodells 7b können im Anhang, Tabelle B.16, eingesehen werden. Die Parameterschätzungen des Alternativmodells 8b sind in Tabelle B.18, Anhang B, abgetragen.
195
196
Elias’ Etablierte und Außenseiter
Der postulierte Zusammenhang zwischen der Behauptung eines Etabliertenstatus und der allgemeinen Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen kann mit einem höchst signifikanten Wert von β = 0.455 deutlich bestätigt werden, wie den Ergebnissen des Modells 7a in Tabelle 8.9 zu entnehmen ist. Für das konkurrierende Modell 7b mit reduzierter Messung verringert sich der Effekt leicht (β = .446; siehe Anhang B, Tabelle B.16). Auch die separat modellierten Effekte für jede der vier verschiedenen Einwanderungsgruppen variieren wie erwartet moderat (Modell 8a). Der stärkste Effekt eines von autochthonen Deutschen behaupteten Etabliertenstatus zeigt sich für die Ablehnung von Sinti und Roma (β = .498), der schwächste für die Ablehnung von Afrikaner:innen (β = .37). Damit unterscheiden sich die Koeffizienten in Gänze um maximal .13 Einheiten, was als moderate Differenz bewertet werden kann. Im Alternativmodell 8b mit reduzierter Messung des beanspruchten Etabliertenstatus fallen alle Effekte niedriger aus (siehe Anhang B, Tabelle B.17). Andererseits weichen die erklärten Varianzen der Ablehnungen um nur rund eine Einheit voneinander ab; die niedrigste Erklärungsvarianz liegt für die Ablehnung von Afrikaner:innen mit R2 = .14 vor, die höchste für die Ablehnung von Sinti und Roma mit R2 = .25. Tabelle 8.9: Strukturgleichungsmodelle zur Erklärung der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen (erster und zweiter Ordnung) durch Behauptung eines Etabliertenstatus: standardisierte Regressionskoeffizienten, Standardfehler, p-Werte und erklärte Varianz; MLR10 Modell 7a
Model 8a β
S.E.
p-Wert
R2
EV → MF
0.410
0.044
0.000
0.168
EV → SR
0.498
0.046
0.000
0.248
EV → AFRF
0.369
0.048
0.000
0.136
EV → ASIF
0.421
0.045
0.000
0.178
Effekt EV → MIGR
β
S.E.
p-Wert
0.455
0.044
0.000
Zusammenfassend ist schließlich festzuhalten, dass beide Annahmen bestätigt werden können. Es hat sich einerseits gezeigt, dass die Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen deutlich durch die Behauptung eines Etabliertenstatus vorhergesagt wird. Andererseits konnte die theoretische Annahme empirisch abgebildet werden, die eine nur moderate Unterscheidung der Erklärung für die Ablehnung der vier verschiedenen Einwanderungsgruppen formulierte. Dies stützt die Idee, dass der von autochthonen Deutschen beanspruchte Etabliertenstatus grundsätzlich die Beziehungen zu ihnen bestimmt und das Potenzial, Außenseitergruppe zu sein beziehungsweise zu werden, sich erst im Zuge der kontextuellen Einbettung herausstellt. Schließlich kann konstatiert werden, dass die konkurrierenden
8. Prüfung der Hypothesen
Modellierungen, welche die reduzierte Messung des behaupteten Etabliertenstatus integrieren, zwar jeweils bessere Modellbewertungen erhalten, die Vorhersagekraft sich jedoch verringert. Dementsprechend ist davon auszugehen, dass die fehlenden Kerninhalte der Verweigerung von Gleichheit und Partizipation die Beziehung des Etabliertenstatus und der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen wesentlich prägen. Erklärung der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung durch die Behauptung eines Etabliertenstatus. Der folgende Abschnitt widmet sich den direkten Regressionspfaden der drei Dimensionen wahrgenommener Bedrohung auf die Behauptung eines Etabliertenstatus; die späteren Mediatoren fungieren hier also als abhängige Variablen. Wie schon in den Befunden zur Struktur in Kapitel 8.1.2 sollten sich zunächst die verschiedenen Zusammenhänge zwischen den drei Bedrohungsdimensionen in Abhängigkeit des ihnen jeweils zugewiesenen Bedrohungsgrads erneut bestätigen: Ein niedrigerer Zusammenhang wird für das Verhältnis von Normdifferenz und Identifikationsverlust erwartet, stärkere für die verbleibenden Kombinationen. Für die anvisierte Modellierung selbst wird grundlegend angenommen, dass sich starke positiv gerichtete Effekte der Behauptung eines Etabliertenstatus auf die Dimensionen der Normdifferenz, Ressourcenpartizipation und des Identifikationsverlusts ergeben (Hypothese 9). Damit wäre ein entscheidender Hinweis auf eine der Kernannahmen gewonnen, wonach der beanspruchte Etabliertenstatus erschöpfend in den drei Bedrohungsdimensionen aufgeht. Zur Prüfung werden zwei konkurrierende Modelle berechnet: Das favorisierte Modell 9a integriert die vollständige Messung des behaupteten Etabliertenstatus, das Alternativmodell 9b errechnet die direkten Beziehungen auf Basis der reduzierten Messung. Der nachstehenden Modellfitstatistik in Tabelle 8.10 lässt sich entnehmen, dass sowohl für den Einbezug der vollständigen als auch der reduzierten Messung eines behaupteten Etabliertenstatus hinreichende Modellbewertungen vorliegen. Im Detail erzielt Modell 9a eine zufriedenstellende Bewertung seitens der Fitindizes (RMSEA = .035, SRMR = .035, CFI = .971, TLI = .963). Die Anpassungsqualität des konkurrierenden Modells 9b, das die reduzierte Messung des beanspruchten Etabliertenstatus integriert, fällt gemäß den Informationsmaßen AIC und BIC besser aus. In Anbetracht seiner Bewertung durch die Fitmaße kann dies allerdings insofern relativiert werden, als dass diese eine nur geringfügig bessere Modellösung attestieren (RMSEA = .036, SRMR = .033, CFI = .975, TLI = .967).
197
198
Elias’ Etablierte und Außenseiter
Tabelle 8.10: Modellgüte der Strukturgleichungsmodelle zur Erklärung der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung durch Behauptung eines Etabliertenstatus (N = 807) χ2 /df
RMSEA
SRMR
CFI
TLI
AIC
BIC
9a
2.0
.035
.035
.971
.963
33728.7
33972.8
9b
2.1
.036
.033
.975
.967
29484.7
29695.9
Modell
Modell 9a, EV → DIFF, PART und VERL Modell 9b, EV reduziert → DIFF, PART und VERL Das favorisierte Modell ist fett markiert.
Mit Verweis auf die Tabelle 8.11, in der die Ergebnisse des favorisierten Modells 9a abgetragen sind, kann die Annahme der Vorhersagekraft der Bedrohungsdimensionen durch die Behauptung eines Etabliertenstatus klar bestätigt werden. Ein behaupteter Etabliertenstatus beeinflusst höchst signifikant die wahrgenommene Bedrohung durch eine Normdifferenz mit einem Wert von β = .33, durch die Ressourcenpartizipation mit einem β-Wert von .60 und einen Identifikationsverlust mit einem Wert von β = .48. Darüber hinaus bestätigen sich die angenommenen Faktorkorrelationen; der niedrigste Zusammenhang liegt für die Beziehung der Normdifferenz und des Identifikationsverlusts vor, stärkere für das Verhältnis von Normdifferenz und Ressourcenpartizipation sowie von Ressourcenpartizipation und Identifikationsverlust (siehe Anhang B, Tabelle B.19). Das konkurrierende Modell 9b mit reduzierter Messung eines behaupteten Etabliertenstatus errechnet schwächere Effekte auf die Bedrohungsdimensionen der Ressourcenpartizipation und des Identifikationsverlusts, die Vorhersagekraft für die Normdifferenz fällt geringfügig stärker aus.11 Tabelle 8.11: Strukturgleichungsmodell zur Erklärung der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung durch Behauptung eines Etabliertenstatus: standardisierte Regressionskoeffizienten, Standardfehler, p-Werte und erklärte Varianz; MLR Modell 9a β
S.E.
p-Wert
R2
EV → DIFF
0.334
0.048
0.000
0.112
EV → PART
0.604
0.044
0.000
0.365
EV → VERL
0.476
0.045
0.000
0.227
Effekt
Insgesamt kann somit auch Folgendes bestätigt werden: Je stärker autochthone Deutsche einen Etabliertenstatus beanspruchen, desto eher nehmen sie auch eine 11
Eine Übersicht über diese und weitere Parameter gibt Tabelle B.20 im Anhang B.
8. Prüfung der Hypothesen
Bedrohung des Normenkanons, des Ressourcenmonopols und des mikrosozialen Raums durch (ehemals) Eingewanderte wahr. Die starken Zusammenhänge stützen schließlich die Annahme, dass der Etabliertenstatus im Zuge der drei Bedrohungsdimensionen behauptet wird, dementsprechend die kontextuelle Einbettung erfolgreich hergestellt ist. Erklärung der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen durch die Dimensionen wahrgenommener Bedrohung. Für den letzten Schritt der Prüfung, ob die Voraussetzungen zur Testung einer Mediationshypothese erfüllt sind, werden nun die Regressionspfade der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen auf die drei Dimensionen wahrgenommener Bedrohung fokussiert. In Anlehnung an deren Modellfunktion, die situative wie kontextuelle Einbettung eines behaupteten Etabliertenstatus, sollten konsequenterweise positiv gerichtete Zusammenhänge vorliegen (Hypothese 10). Es wird allerdings erwartet, dass diese stärker variieren, als es noch für die Beziehung zwischen Etabliertenstatus und der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen der Fall war, für die nur moderate Abweichungen im Erklärungsgrad vorliegen sollten. Diese Annahme greift ebenjene Situationsund Kontextgebundenheit auf: Die wahrgenommene Bedrohung der spezifischen Machtquellen steht in Abhängigkeit der potenziellen Außenseitergruppen und deren Relevanz für ebendiese, woran sich wiederum das Ausmaß ihrer Ablehnung knüpft. Zur Prüfung des postulierten Zusammenhangs integriert Modell 10 die Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen als Faktor zweiter Ordnung, was in Anbetracht des ausgegebenen Modellfits problemlos angenommen werden kann. Die in Tabelle 8.12 dokumentierten Fitmaße attestieren in der Mehrzahl eine sehr gute Modellbewertung (RMSEA = .04, SRMR = .039, CFI = .97), wohingegen gemäß dem TLI die Anpassung an die Daten als akzeptabel zu bewerten ist (TLI = .963).12 Die Analyse ergibt recht prägnante Befunde, welche die Annahme nur zum Teil bestätigen: Die postulierten Kausaleffekte der zweiten und dritten Dimension wahrgenommener Bedrohung, die Ressourcenpartizipation und der Identifikationsverlust, fallen zwar stark und höchst signifikant aus (β = .39 und β = .54). Allerdings zeigt sich die Erklärung der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen durch die Normdifferenz nicht nur äußerst schwach, sondern auch nicht signifikant.
12
Die Messmodelle und postulierten Faktorkorrelationen sind in Tabelle B.21, Anhang B, abgetragen.
199
200
Elias’ Etablierte und Außenseiter
Tabelle 8.12: Strukturgleichungsmodell zur Erklärung der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen als Faktor zweiter Ordnung durch Dimensionen wahrgenommener Bedrohung: standardisierte Regressionskoeffizienten, Standardfehler, p-Werte und erklärte Varianz; MLR Modell 10 Effekt
β
S.E.
p-Wert
R2
DIFF → MIGR
0.012
0.039
0.753
PART → MIGR
0.392
0.086
0.000
VERL → MIGR
0.544
0.079
0.000
0.789
Modellfit-Statistik
χ2/df
RMSEA
SRMR
CFI
TLI
2.3
.040
.039
.970
.963
N = 807
Zusammenfassend ist an dieser Stelle zu konstatieren, dass die wahrgenommene Bedrohung durch eine Normdifferenz nicht zur Erklärung der allgemeinen Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen, die als Faktor zweiter Ordnung abgebildet wird, herangezogen werden kann. Ihr ist kein zweifelsfreier Einfluss nachzuweisen. Damit muss Hypothese 10 zurückgewiesen werden, die einen Kausaleffekt für alle drei Dimensionen wahrgenommener Bedrohung auf die Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen formuliert, der sich jedoch nur für die Dimension der Ressourcenpartizipation und des Identifikationsverlusts empirisch abbilden ließ. Es liegt die Vermutung nahe, dass die Abstrahierung der Ablehnung der vier verschiedenen Einwanderungsgruppen durch das Konstrukt höherer Ordnung auch eine stärkere Verrechnung der Effekte der Bedrohungsdimensionen erwirkt. Eine Einzelbetrachtung dessen soll mit der Analyse des empirischen Gesamtmodells geleistet werden, die Inhalt des folgenden Kapitels ist.
8.2.2
Multiples Mediationsmodell
Im folgenden Kapitel werden sowohl die Modellkomponenten als auch ihre Beziehungen untereinander in ein multiples Mediationsmodell überführt. In das empirische Grundmodell, das die rahmende Beziehung der Behauptung eines Etabliertenstatus und der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen abbildet, schieben sich nun die drei Bedrohungsdimensionen Normdifferenz, Ressourcenpartizipation und Identifikationsverlust. Sie spezifizieren das Modell dahingehend, als nun verschiedene Machtquellen adressiert werden, anhand derer einerseits ein Etabliertenstatus behauptet wird und die in ihrer wahrgenommenen Bedrohung es andererseits ermöglichen, die jeweilige Relevanz der potenziellen Außenseitergruppen identifizieren zu können. Vor diesem Hintergrund war und
8. Prüfung der Hypothesen
ist in dieser Arbeit auch nur dann die Rede von einer Etablierten-AußenseiterBeziehung, wenn die genannten Pfade in Gänze berücksichtigt werden. Für die nachstehenden Analysen sollte sich somit die Annahme empirisch abbilden lassen, dass der Effekt eines behaupteten Etabliertenstatus auf die Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen bei Integration der drei Dimensionen wahrgenommener Bedrohung verschwindet (Hypothese 11). Daran schließt die Frage an, ob die Annahme des reduzierten Effekts auch statistisch bedeutsam ist und somit die Mediationsidee stützt. Dies wäre dann der Fall, wenn die indirekten Einflüsse signifikant von Null abweichen, hingegen die direkten Effekte (signifikant) kleiner ausfallen. Das heißt, autochthone Deutsche, die sich als Etablierte begreifen, beklagen in der Folge eine Normdifferenz, Ressourcenpartizipation und einen Identifikationsverlust, veranlasst beziehungsweise verursacht durch (ehemals Eingewanderte), was schließlich in einer verschieden starken Ablehnung der jeweils relevanten Außenseitergruppen gipfelt. Weiterhin wird erwartet, dass der vermittelte Einfluss über die drei Bedrohungsdimensionen in Abhängigkeit der jeweils zugewiesenen Bedrohungsgrade ausfällt. Das heißt, der niedrigste Mediationseffekt sollte für die Normdifferenz, der höchste für den Identifikationsverlust vorliegen (Hypothese 12). Eine letzte Annahme postuliert schließlich, dass die stärkste Erklärung der modellierten Etablierten-Außenseiter-Beziehung aus Etabliertenperspektive für die Ablehnung von Muslim:innen vorliegt (Hypothese 13). Erneut werden jeweils Modelle getestet, welche die vorausgehende Diskussion zur Messung eines behaupteten Etabliertenstatus berücksichtigen. Modell 11a fokussiert die ersten beiden formulierten Annahmen unter Integration der vollständigen Messung und der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen als Faktor zweiter Ordnung. Im konkurrierenden Modell 11b werden diese mit der reduzierten Messung geprüft. Modell 13a adressiert die Etablierten-AußenseiterModellierung für die Ablehnung der verschiedenen Einwanderungsgruppen. Die Modellalternative 13b rechnet erneut nur mit der reduzierten Messung eines behaupteten Etabliertenstatus. Der Modellfitstatistik in Tabelle 8.13 zufolge können zunächst alle Modelle angenommen werden. Ihre Passung auf die empirischen Daten erreicht seitens der herangezogenen Fitmaße eine mindestens akzeptable Bewertung.
201
202
Elias’ Etablierte und Außenseiter
Tabelle 8.13: Modellgüte der multiplen Mediationsmodelle (N = 807) Modell
χ2 /df
df
RMSEA
SRMR
CFI
TLI
AIC
BIC
11a
2.0
214
.035
.040
.968
.962
47752.0
48150.9
11b
2.0
174
.036
.036
.971
.964
43509.0
43875.1
13a
1.8
201
.032
.035
.975
.968
47701.0
48160.9
13b
1.8
161
.032
.030
.978
.971
43457.9
43885.0
Modell 11a, EV via DIFF, PART, VERL → MIGR als Faktor zweiter Ordnung auf Basis der vier Faktoren MF, SR, AFRF und ASIF erster Ordnung Modell 11b, EV reduziert via DIFF, PART, VERL → MIGR als Faktor zweiter Ordnung auf Basis der vier Faktoren MF, SR, AFRF und ASIF erster Ordnung Modell 13a, EV via DIFF, PART, VERL → MF, SR, AFRF und ASIF Modell 13b, EV reduziert via DIFF, PART, VERL → MF, SR, AFRF und ASIF Die favorisierten Modelle sind fett markiert.
Im Detail erzielt das favorisierte Modell 11a eine allgemeine akzeptable Lösung. Während die absoluten Fitmaße deutlich unter den Schwellenwerten liegen, die einen guten Modellfit attestieren, bewerten die relativen Fitindizes die Modellanpassung als akzeptabel (RMSEA = .035, SRMR = .04, CFI = .968, TLI = .962). Im Vergleich liegt die Anpassungsqualität des konkurrierenden Modells 11b gemäß der Informationsmaße AIC und BIC wie des CFI etwas höher (CFI = .71). Die verbleibenden Fitmaße geben ebenfalls nur einen akzeptablen Modellfit aus (RMSEA = .036, SRMR = .036, TLI = .964). Damit kann an dieser Stelle festgehalten werden, dass die reduzierte Messung des behaupteten Etabliertenstatus, anders als in vorangegangenen Analysen, keine bessere Modellanpassung herbeiführt. Ein Vergleich der Modellbewertung der Modelle 11a und 13a stellt weiterhin heraus, dass die differenzierte Betrachtung der Ablehnung der vier verschiedenen Einwanderungsgruppen die Qualität der Anpassung an die Daten deutlich erhöht. Dies scheint weniger der unterschiedlichen Modellkomplexität geschuldet, wie AIC und BIC belegen, sondern in der freigesetzten Mehrinformation begründet zu sein. So erzielt Modell 13a, das den Vergleich der vier Gruppen in den Blick nimmt, eine allgemein gute Bewertung (RMSEA = .032, SRMR = .035, CFI = .975). Nur der TLI verpasst den diesbezüglichen Schwellenwert knapp und gibt einen akzeptablen Modellfit aus (TLI = .968). Dem Alternativmodell, das die nur reduzierte Messung des beanspruchten Etabliertenstatus integriert, wird durch alle Fitmaße eine gute Anpassung an die Daten bescheinigt (RMSEA = .032, SRMR = .03, CFI = .978, TLI = .971). Zur direkten Prüfung der postulierten Zusammenhänge, die im Fol-
8. Prüfung der Hypothesen
genden besprochen werden, sei vorab auf die ausgegebenen Pfadkoeffizienten des multiplen Mediationsmodells in Tabelle 8.14 verwiesen.13 Die formulierte Annahme, der Zusammenhang zwischen der Behauptung eines Etabliertenstatus und der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen würde vollständig über die Dimensionen wahrgenommener Bedrohung vermittelt, kann bestätigt werden. Es zeigt sich deutlich, dass der vormals starke Effekt von β = .46 (siehe Tabelle 8.9) durch die Integration der mediierenden Bedrohungsdimensionen vollständig verschwindet, womit eine perfekte Mediation dieser Beziehung durch die Dimensionen wahrgenommener Bedrohung vorliegt; unter Berücksichtigung, dass die Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen als Faktor zweiter Ordnung abgebildet wurde. Denn in der näheren Aufschlüsselung entsprechen die Größen der Mediationseffekte zwar der Annahme, das Ausmaß der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen nehme mit dem Ausmaß der Bedrohung zu; der schwächste vermittelte Einfluss zeigt sich für die Normdifferenz, der stärkste für den Identifikationsverlust. Allerdings weist der mediierende Effekt der Normdifferenz keine Signifikanz auf, sodass nicht zweifelsfrei bestätigt werden kann, dass der überaus schwache Einfluss mit β = .004 auch überzufällig in der Empirie ausfällt. Im Vergleich dazu zeichnen sich für die Dimensionen der Ressourcenpartizipation als auch des Identifikationsverlusts klare und höchst signifikante Einflüsse ab (β = .24 und β = .26), die zwischen einem beanspruchten Etabliertenstatus und der Ablehnung vermitteln.14 In der vergleichenden Betrachtung der vier verschiedenen Einwanderungsgruppen – Muslim:innen, Sinti und Roma, Afrikaner:innen und Asiat:innen – in Modell 13a kann vorab konstatiert werden, dass sich die Mediationshypothese auch hier bestätigt. Der Etabliertenstatus, den autochthone Deutsche für sich in Anspruch nehmen, und sein Einfluss auf die Ablehnung der vier Gruppen wird jeweils vollständig über die Bedrohungsdimensionen vermittelt.15 Den theoretischen Vorannahmen zufolge sollten die durch die Bedrohungsdimensionen vermittelten Einflüsse eines behaupteten Etabliertenstatus auf die Ablehnung der vier Einwanderungsgruppen signifikant und positiv gerichtet ausfallen. Die Sichtung der Parameter legt deutlich offen, dass dies tatsächlich nur für die Ablehnung von Muslim:innen zutrifft. Alle vermittelten Effekte erweisen sich als signifikant und entsprechen darüber hinaus der Annahme, dass ihre Ablehnung 13 14
15
Auf eine Darstellung der jeweiligen Messmodelle und Faktorkorrelationen wurde erneut verzichtet. Sie können im Anhang B, Tabelle B.22, eingesehen werden. Die ausgegebenen Effekte im konkurrierenden Modell 11b weichen ausschließlich für den mediierten Einfluss der Ressourcenpartizipation geringfügig ab; seine Ergebnisse können in Tabelle B.23, Anhang B, eingesehen werden. Eine Übersicht der dazugehörigen Messmodelle und Faktorkorrelationen gibt Tabelle B.24 im Anhang B. Die Effekte im Alternativmodell 13b weichen erneut nur leicht ab; eine Übersicht der Parameterschätzungen ist im Anhang B, in Tabelle B.25, gegeben.
203
204
Elias’ Etablierte und Außenseiter
mit dem Ausmaß der wahrgenommenen Bedrohung zunimmt (Normdifferenz: β = .04, Ressourcenpartizipation: β = .15, Identifikationsverlust, β = .24). Im Vergleich dazu zeigen sich keine signifikanten Mediationseffekte der Normdifferenz für die Ablehnung von Sinti und Roma (β = .02, p = .342) wie Afrikaner:innen (β = -.03, p = .065), wohingegen für die Ablehnung von Asiat:innen zum einen ein signifikant negativer Einfluss (β = -.04, p = .021) vorliegt und der vermittelte Effekt des Identifikationsverlusts ebenfalls nicht signifikant ist (β = .03, p = .604). Tabelle 8.14: Multiples Mediationsmodell: standardisierte Regressionskoeffizienten, Standardfehler, p-Werte und erklärte Varianz; MLR Modell 11a Effekt direkt
Model 13a
β
S.E.
p-Wert
β
S.E.
p-Wert
EV → DIFF
0.335
0.047
0.000
0.335
0.047
0.000
EV → PART
0.608
0.044
0.000
0.607
0.044
0.000
EV → VERL
0.474
0.045
0.000
0.473
0.045
0.000
-0.019
0.049
0.694
EV → SR
0.076
0.058
0.188
EV → AFRF
-0.032
0.059
0.587
EV → ASIF
0.030
0.059
0.604
DIFF → MF
0.125
0.047
0.008
DIFF → SR
0.046
0.048
0.342
DIFF → AFRF
-0.084
0.043
0.052
DIFF → ASIF
-0.106
0.042
0.011
PART → MF
0.241
0.093
0.009
PART → SR
0.421
0.106
0.000
PART → AFRF
0.284
0.099
0.004
0.348
0.103
0.001
VERL → MF
0.514
0.082
0.000
VERL → SR
0.330
0.084
0.000
VERL → AFRF
0.543
0.087
0.000
VERL → ASIF
0.453
0.087
0.000
EV → MF
EV → MIGR
DIFF → MIGR
0.018
0.011
0.048
0.039
0.706
0.783
PART → ASIF PART → MIGR
VERL → MIGR
0.386
0.541
0.095
0.078
0.000
0.000
8. Prüfung der Hypothesen
Modell 11a Effekt indirekt
β
S.E.
pWert
Modell 13a R2
β
S.E.
pWert
0.042
0.016
0.011
R2
EV → MIGR via DIFF
0.004
0.013
0.782
via PART
0.235
0.061
0.000
via VERL
0.256
0.046
0.000
Effekt total
0.513
0.004
0.000
0.790
EV → MF via DIFF via PART
0.146
0.058
0.012
via VERL
0.243
0.046
0.000
Effekt total
0.412
0.043
0.000
via DIFF
0.015
0.016
0.342
via PART
0.255
0.068
0.000
0.581
EV → SR
via VERL
0.156
0.043
0.000
Effekt total
0.503
0.046
0.000
0.599
EV → AFRF via DIFF
-0.03
0.015
0.065
via PART
0.172
0.062
0.006
via VERL
0.257
0.049
0.000
Effekt total
0.369
0.048
0.000
-0.04
0.015
0.021
via PART
0.211
0.065
0.001
via VERL
0.030
0.059
0.604
Effekt total
0.420
0.044
0.000
0.547
EV → ASIF via DIFF
0.530
Zusammenfassend ist erstens festzuhalten, dass die Annahme zur vollständigen Mediation bestätigt werden kann, sofern von einer Generalisierbarkeit des Befunds abgesehen wird. Sie findet ausschließlich über die Bedrohungsdimensionen der Ressourcenpartizipation und des Identifikationsverlusts statt, während für den vermittelten Effekt über die Normdifferenz keine Signifikanz ausgewiesen wird. Die erwartete stärkste Erklärung der hier modellierten Etablierten-Außenseiter-
205
206
Elias’ Etablierte und Außenseiter
Beziehung für die Ablehnung von Muslim:innen kann hingegen uneingeschränkt bestätigt werden. Im Vergleich der vier verschiedenen Einwanderungsgruppen und ihrer Ablehnung durch autochthone Deutsche zeigten sich ausschließlich für die Gruppe der Muslim:innen die postulierten positiven und signifikanten Mediationseffekte. Zweitens kann konstatiert werden, dass die erklärten Varianzen der Ablehnung der vier potenziellen Außenseitergruppen um weniger als eine Einheit voneinander abweichen. Insgesamt können für die Ablehnung jeder Einwanderungsgruppe 50 Prozent ihrer Varianz erklärt werden; am stärksten für die Ablehnung von Sinti und Roma (R2 = .60), am schwächsten für die Ablehnung von Asiat:innen (R2 = .53). Dies gibt entscheidenden Aufschluss darüber, dass sich die theoretische Konzeptionierung und Modellierung der Etablierten-Außenseiter-Beziehung durch ihre empirische Abbildung bestätigen lässt.
8.3
Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse
Zur Prüfung der entwickelten Modellierung auf ihren empirischen Gehalt hin wurden zunächst die Modellkomponenten auf ihre Validität getestet und anschließend das empirische Gesamtmodell in den Blick genommen. In einem ersten Schritt wurden die Hypothesen 1 bis 6 unter Zuhilfenahme der konfirmatorischen Faktorenanalyse geprüft. Diese Hypothesen adressierten die Stabilität und Qualität der Messinstrumente, die zur empirischen Erfassung der Behauptung eines Etabliertenstatus, der drei Dimensionen wahrgenommener Bedrohung (Normdifferenz, Ressourcenpartizipation und Identifikationsverlust) und der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen (Muslim:innen, Sinti und Roma, Afrikaner:innen und Asiat:innen) eigenständig entwickelt wurden. Alle sechs Hypothesen ließen sich bestätigen: Das Konzept der Behauptung eines Etabliertenstatus lässt sich einerseits als valides Konstrukt empirisch abbilden und andererseits zu bereits etablierten Messungen, die ebenfalls zur Erklärung von Ressentiments gegen soziale Gruppen eingesetzt werden, klar abgrenzen (Hypothese 1). Auch für die Bedrohungsdimensionen Normdifferenz, Ressourcenpartizipation und Identifikationsverlust konnte die Konstruktvalidität bestätigt werden; sie lassen sich empirisch abbilden und stellen jeweils eigenständige Konstrukte dar (Hypothese 2). Ihre Zusammenhänge, die in Abhängigkeit des ihnen jeweils zugewiesenen Bedrohungsgrads postuliert wurden, konnten ebenfalls nachgewiesen werden; der schwächste Zusammenhang zeigte sich zwischen der Normdifferenz und dem Identifikationsverlust, die Beziehung der jeweils anderen Konstruktverhältnisse fiel enger aus (Hypothese 3). Schließlich bestätigten sich auch die aufgestellten Annahmen, die für das Konzept der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen formuliert wurden. Die Konstrukte der Ablehnung von Muslim:innen, Sinti und Roma, Afrikaner:innen und Asiat:innen können erstens jeweils valide
8. Prüfung der Hypothesen
abgebildet werden und grenzen sich ausreichend voneinander ab (Hypothese 4). Zweitens zeigte sich deutlich, dass die Ablehnung einer potenziellen Außenseitergruppe mit der Ablehnung anderer einhergeht (Hypothese 5). Daran schließt drittens die Bestätigung des postulierten Konstrukts höherer Ordnung an, auf dem die jeweils einzelne Ablehnung der Einwanderungsgruppen abgebildet werden können (Hypothese 6). Einschränkend für die Prüfung dieses ersten Hypothesenblocks zur Struktur der Modellkomponenten ist zum einen darauf hinzuweisen, dass die vollständige Messung des Konzepts eines behaupteten Etabliertenstatus von geringerer Qualität als die reduzierte Messung war. Zum anderen ist der ebenfalls bereits diskutierte Verdacht der Multikollinearität im Rahmen der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen zu nennen. Diesem Umstand wurde durch ein alternatives Modell Rechnung getragen, das die betreffenden Konstrukte der Ablehnung von Afrikaner:innen und Asiat:innen gemeinsam abbildete. Diese Alternative war aufgrund ihrer schlechten Anpassung an die Daten allerdings klar abzulehnen. Der zweite Schritt basierte auf einem Block von insgesamt sieben Annahmen, die unter Anwendung von Strukturgleichungsmodellen geprüft wurden. Hier sind die bestätigten Modellkomponenten in das empirische Gesamtmodell überführt worden, dass die Etablierten-Außenseiter-Beziehung aus Etabliertenperspektive quantitativ-empirisch erfassen soll. Grundlegend war die Hypothese einer (vollständigen) Mediation, gemäß der die postulierte Beziehung zwischen der Behauptung eines Etabliertenstatus und der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen über die drei Dimensionen der wahrgenommenen Bedrohung vermittelt wird. Eine solche Mediationshypothese erfordert zunächst die schrittweise Prüfung der direkten Beziehungen, die zwischen den einzelnen Modellkomponenten angenommen und bei Bestätigung in dem Mediationsmodell zusammengeführt werden können. Diese Voraussetzung wurde erfüllt: Es konnte erstens bestätigt werden, dass mit der Behauptung eines Etabliertenstatus auch die Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen signifikant einhergeht (Hypothese 7). Dieser Zusammenhang, der das empirische Grundmodell abbildet, sollte weiterhin für die Ablehnung der vier verschiedenen Einwanderungsgruppen nur moderat voneinander abweichen, was ebenfalls zu bestätigen war (Hypothese 8). Zweitens zeigte sich, dass das Ausmaß der wahrgenommenen Bedrohung einer Normdifferenz, Ressourcenpartizipation und eines Identifikationsverlusts durch (ehemals) Eingewanderte signifikant durch die Behauptung eines Etabliertenstatus erklärt wird (Hypothese 9). Nur teilweise konnte schließlich drittens nachgewiesen werden, dass die drei Dimensionen wahrgenommener Bedrohung auch die Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen signifikant beeinflussen (Hypothese 10). Dieser postulierte Kausaleffekt kann nur für die Dimensionen der Ressourcenpartizipation und des Identifikationsverlusts bestätigt werden, der Einfluss der Normdifferenz erwies sich hingegen als nicht signifikant.
207
208
Elias’ Etablierte und Außenseiter
Schließlich wurde das multiple Mediationsmodell, das alle Komponenten und ihre Beziehungen integriert, auf seine Qualität geprüft, die theoretische Konzeptionierung und Modellierung der Etablierten-Außenseiter-Beziehung aus Etabliertenperspektive empirisch abbilden zu können. Es ließ sich zunächst die grundlegende Annahme der perfekten Mediation bestätigen, da der vormals starke Einfluss der Behauptung eines Etabliertenstatus auf die Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen vollständig in den drei Bedrohungsdimensionen aufgeht und über diese vermittelt wird (Hypothese 11). Allerdings kann dieser Befund nicht generalisiert werden, da die Ablehnung der Gruppen nicht umfassend signifikant mit dem Ausmaß der wahrgenommenen Bedrohung einhergeht (Hypothese 12). Die positiven Mediationseffekte liegen zwar vor, indem über die Normdifferenz der schwächste, über die Ressourcenpartizipation ein stärkerer und über den Identifikationsverlust der stärkste Einfluss auf die Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen gegeben ist, allerdings zeigt sich der Effekt der Normdifferenz nicht signifikant. Weiterhin ist festzuhalten, dass sich die Annahme zur stärksten Erklärung der Ablehnung von Muslim:innen durch die modellierte Etablierten-Außenseiter-Beziehung empirisch abbilden lässt (Hypothese 13). Nicht nur erweisen sich die Effekte als signifikant, auch lässt sich zeigen, dass ihre Ablehnung mit dem Ausmaß der wahrgenommenen Bedrohung zunimmt. Die kritische Bewertung dieses zweiten Hypothesenblocks fällt durchaus ambivalent aus: Einerseits scheint sich das Konzept der Normdifferenz als wahrgenommene Bedrohung nicht sonderlich gut zu eignen, um die allgemeine Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen zu erklären; das gilt sowohl für die direkte als auch die indirekte Modellierung. In Erinnerung an die theoretische Konzeptionierung der drei Bedrohungsdimensionen ist dies für die Erfassung der EtabliertenAußenseiter-Beziehung aber auch nicht notwendigerweise vorgesehen. Die Dimensionen waren in ihrer Funktion als kontextuale Einbettung des behaupteten Etabliertenstatus angedacht. In diesem Sinne steht die wahrgenommene Bedrohung der adressierten Machtquellen des Normenkanons (Normdifferenz), des Ressourcenmonopols (Ressourcenpartizipation) und der Repräsentation im öffentlichen Raum (Identifikationsverlust) in starker Abhängigkeit von den jeweiligen potenziellen Außenseitergruppen und deren Relevanz. Das heißt, während um die eine Machtquelle mit der einen relevanteren Gruppe stärker konkurriert wird, können die hier weniger relevanten Gruppen in Bezug auf eine andere Machtquelle als stärkere Konkurrenten wahrgenommen werden. Dies bestätigt sich dann auch im einzelnen Vergleich der vier verschiedenen Einwanderungsgruppen, da beispielsweise die Bedrohung des nationalen und öffentlichen Raums einerseits deutlich stärker auf die Ablehnung von Muslim:innen wirkt als auf jene von Sinti und Roma, wohingegen sich dies für die wahrgenommene Bedrohung der Ressourcenpartizipation umkehrt. Dies stützt wiederum das notwendige und häufig betonte Zeitmoment, das für die formulierten Annahmen zur vergleichenden Betrach-
8. Prüfung der Hypothesen
tung der vier Einwanderungsgruppen zentral war. Die Salienz von Sinti und Roma trat zum Beispiel insbesondere vor dem Hintergrund der intensiven Debatte um die Arbeitnehmerfreizügigkeit für Bulgarien und Rumänien 2013 ein und kann die starke Erklärung ihrer Ablehnung durch die Dimension der Ressourcenpartizipation begründen. Für die Nichtsignifikanz des Normdifferenzeffekts auf die Ablehnung von Sinti und Roma und Afrikaner:innen ließe sich beispielsweise weiterhin vermuten, dass entweder der bereits erwähnte und fehlende Wissensstand über deren zugeschriebenen Normenkanon verantwortlich ist oder aber generell keine relevante Differenz diesbezüglich wahrgenommen wird. Eine EtabliertenAußenseiter-Modellierung für den Sommer 2015 und die starke Fluchtbewegung nach Deutschland, für den Jahreswechsel 2015/2016 und die ›Kölner Silvesternacht‹ oder das Frühjahr 2020, das sowohl durch die Corona-Pandemie als auch die intensive Rassismus-Debatte bestimmt war, kann und wird recht wahrscheinlich anders gelagerte Effekte erzielen. Dass die theoretische Konzeptionierung und Modellierung, die in dieser Arbeit angestrebt wurde, fähig ist, ebendiese Verschiebungen der Verhältnisse zwischen autochthonen Deutschen als Etablierte und (ehemals) Eingewanderten als potenzielle Außenseiter einzufangen, zeigt sich schließlich besonders deutlich an den erklärten Varianzen der Ablehnung der hier fokussierten Gruppen. Das entwickelte Etablierten-Außenseiter-Modell kann ihre Ablehnung zu 53 bis 60 Prozent erklären und unterliegt damit einer nur geringfügigen Abweichung.
209
9. Schlussbetrachtung und Ausblick
Das Ziel dieser Arbeit bestand darin, das Konzept der Etablierten-AußenseiterBeziehung nach Norbert Elias quantitativ-empirisch messbar zu machen und am Beispiel der deutschen Migrationsgesellschaft zu prüfen. Zwei Forschungsfragen waren für dieses Vorhaben leitend: Lässt sich eine solche Übertragung bewerkstelligen, und wenn ja: unter welchen Bedingungen? Und: Kann eine erfolgreiche Übertragung die Voraussetzung einlösen, einerseits die »Etablierten-AußenseiterBeziehung eines bestimmten Typs« (Elias 1993: 26) im Allgemeinen abzubilden und andererseits auf sich verschiebende Machtbalancen zu reagieren, indem sich für einen historischen Ausschnitt relevante und weniger relevante Außenseitergruppen identifizieren lassen? Beiden Forschungsfragen ging also die grundlegende Annahme voraus, dass sich Elias’ und Scotsons Arbeit Etablierte und Außenseiter (1993) als theoretischer Analyserahmen eignet, um das Verhältnis von Deutschen ohne Migrationshintergrund und (ehemals) Eingewanderten in den Blick zu nehmen. Zur Gewinnung des analytischen Instrumentariums, das den Zugang zur quantitativ-empirischen Übertragung ebnet, wurden daher zum einen die wesentlichen Schlüsselmomente und Struktureigentümlichkeiten der Etablierten-Außenseiter-Figuration herausgearbeitet und einer kritischen Reflexion unterzogen. Zum anderen galt es, einen Blick auf bisherige Forschungsbeiträge zu werfen, die sich dem Konzept aus sowohl migrations- als auch ungleichheitssoziologischer Perspektive nähern, um entscheidende theoretische Erweiterungen und empirische Befunde für die Entwicklung der Modellkonzeption zu generieren. Die Zusammenführung dieser Überlegungen zur Etablierten-Außenseiter-Beziehung wurde anhand einer komprimierten Theorieadaption auf die deutsche Migrationsgesellschaft geleistet. Sie hatte zum Ziel, den Abstraktionsrahmen dieser Arbeit abzustecken, indem die Identifikation von Kernaspekten des theoretischen Konzepts gleichermaßen potenzielle Indikatoren der angestrebten Modellierung akzentuierte. In enger Anlehnung an die theoretische Übertragung und fruchtbaren Beiträge aus der bisherigen Forschung zur Etablierten-Außenseiter-Figuration wurden schließlich die Grenzen und Bedingungen der Realisierbarkeit einer quantitativ-empirischen Modelladaption diskutiert.
212
Elias’ Etablierte und Außenseiter
Ergebnis dieser Forschungschronologie war der Entwurf eines Modells, das die Etablierten-Außenseiter-Beziehung aus der Perspektive autochthoner Deutscher als Etablierte betrachtet und sich über fünf Modellkomponenten definierte. Ihre theoretische Konzeptionierung und Begriffsbestimmung gingen dabei auf die Verschränkung der zuvor gewonnenen Erträge zurück. Ausgangspunkt des vorgeschlagenen Modells bildete die Behauptung eines Etabliertenstatus, die als grundlegende Haltung einer wahrgenommenen Machtüberlegenheit definiert wurde. Die Spezifikation der kontextuellen Einbettung eines solchen beanspruchten Etabliertenstatus leistete das Konzept der drei Bedrohungsdimensionen. Die von Migrant:innen ausgehende und wahrgenommene Bedrohung knüpft sich an die Machtquellen des Normenkanons (Normdifferenz), Ressourcenmonopols (Ressourcenpartizipation) und der Repräsentation im öffentlichen Raum (Identifikationsverlust), denen darüber hinaus ein in dieser Reihenfolge zunehmender Bedrohungsgrad zugewiesen wurde. Komplettiert wird das Modell durch das Konzept potenzieller Außenseitergruppen in Form von vier ausgewählten Einwanderungsgruppen, denen autochthone Deutsche mit Ablehnung begegnen, womit der Situationsbedingtheit Rechnung getragen wird. Ausgehend von den theoretischen Begriffsbestimmungen und ihren Kerninhalten wurden schließlich die jeweiligen Messinstrumente entwickelt, die sowohl im Rahmen eines Pretests ausführlich geprüft und modifiziert als auch nochmals für die Hauptuntersuchung evaluiert wurden. Die empirische Analyse der Modellkomponenten als auch ihre Zusammenführung im Gesamtmodell zur Erfassung einer Etablierten-Außenseiter-Beziehung aus Etablierten-Perspektive fand unter Verwendung von Querschnittsdaten des Projekts ZuGleich – Zugehörigkeit und Gleichwertigkeit statt, die um den Jahreswechsel 2013/2014 erhoben wurden. Ein erster Schritt sah die konfirmatorische Prüfung von Stabilität und Qualität der entwickelten Messinstrumente vor, ein zweiter die Modellanalyse, die mithilfe von Strukturgleichungsmodellen durchgeführt wurde. Wesentlich war die Annahme einer perfekten Mediation: Die Vorhersagekraft der Behauptung eines Etabliertenstatus als grundlegende Überzeugung für die Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen wird vollständig über die wahrgenommene Bedrohung von Normdifferenz, Ressourcenpartizipation und Identifikationsverlust vermittelt. Insgesamt konnten die forschungsleitenden Hypothesen durch die Analysen größtenteils bestätigt werden: Die konfirmatorische Prüfung stellte für alle Modellkomponenten und ihre postulierte Struktur eine hinreichende Konstruktvalidität aus. Das entwickelte Messinstrument zu Behauptung eines Etabliertenstatus ließ sich empirisch abbilden und gegen die etablierten Messungen der Erklärungskonzepte Orientierungsanomia und Soziale Dominanzorientierung klar abgrenzen. Die drei Dimensionen wahrgenommener Bedrohung konnten ebenfalls als valide Konstrukte bestätigt werden, deren Zusammenhänge in Abhängigkeit ihres jewei-
9. Schlussbetrachtung und Ausblick
ligen Bedrohungsgrads angenommen wurden. Auch für die Ablehnung der vier verschiedenen Einwanderungsgruppen als potenzielle Außenseitergruppen zeigten sich eine hinreichende Konstruktvalidität, starke Zusammenhänge untereinander und schließlich ihre gemeinsame Abbildung auf einem Konstrukt höherer Ordnung. Vor der Analyse des empirischen Gesamtmodells wurden zunächst die Voraussetzungen der Mediationshypothese geprüft, die eingelöst werden konnten, da sich die angenommenen direkten Beziehungen zwischen den Modellkomponenten weitestgehend bestätigen ließen: Es zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang in postulierter Richtung für das empirische Grundmodell, indem die Behauptung eines Etabliertenstatus einen starken positiven Effekt auf die Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen als Konstrukt höherer Ordnung aufwies. Dieser Einfluss unterschied sich in der vergleichenden Betrachtung der Ablehnung der vier verschiedenen Einwanderungsgruppen darüber hinaus nur moderat. Weiterhin konnte ein signifikant positiver Effekt des beanspruchten Etabliertenstatus auf die drei Dimensionen wahrgenommener Bedrohung festgehalten werden. Ihr angenommener Zusammenhang mit der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen, die als Konstrukt höherer Ordnung in die Modellierung einging, konnte allerdings nur teilweise bestätigt werden. Die Dimensionen der Ressourcenpartizipation und des Identifikationsverlusts nehmen signifikant positiv auf diese Ablehnung Einfluss, der Effekt der Normdifferenz erweist sich hingegen als nicht signifikant. Dieser Umstand fand sich auch in dem abschließenden multiplen Mediationsmodell wieder, das alle Komponenten und ihre Beziehungen integrierte und in dieser Zusammenführung die Etablierten-Außenseiter-Beziehung aus Etabliertenperspektive empirisch abbilden sollte. Die grundlegende Annahme der vollständigen Mediation konnte bestätigt werden: Die vormals starke und signifikante Vorhersagekraft der Behauptung eines Etabliertenstatus für die Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen als Konstrukt höherer Ordnung erschöpfte sich gänzlich in den drei Bedrohungsdimensionen und wurde über diese vermittelt. Für diese Ablehnung im Allgemeinen kann der Befund jedoch nicht generalisiert werden, da sie nicht signifikant mit dem Ausmaß der wahrgenommenen Bedrohung zunahm. Die ausgegebenen Effektstärken der Mediatoren entsprachen zwar den formulierten Annahmen, fielen jedoch erneut nur für die Bedrohungsdimensionen der Ressourcenpartizipation und des Identifikationsverlusts signifikant aus. Die differenzierte und vergleichende Betrachtung zwischen den vier Einwanderungsgruppen bestätigte schließlich die Annahme zur stärksten Erklärung der EtabliertenAußenseiter-Modellierung für die Ablehnung von Muslim:innen. Neben den signifikanten Mediationseffekten zeigte sich auch die Zunahme ihrer Ablehnung mit dem Ausmaß der wahrgenommenen Bedrohung, die von den drei Machtquellen ausgeht.
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Unter Berücksichtigung der bereits zu Beginn gezogenen Grenzen und dargelegten Bedingungen, welche den Pfad zur Modellkonzeptionierung erst ebneten, konnte in dieser Arbeit eine quantitativ-empirische Erfassung geleistet werden, die entscheidende Elemente der Etablierten-Außenseiter-Beziehung einfängt und diese für das Verhältnis von autochthonen Deutschen und (ehemals) Eingewanderten aus Perspektive Ersterer modelliert. Sie trägt darüber hinaus den theoretischen Erweiterungen um die Figur des Dritten als auch des sozialen Raums Rechnung, die entscheidend für eine zeitgemäße und komplexe Betrachtung sind, und bietet in der Folge eine gesamtgesellschaftliche Adaption des theoretischen Konzepts an, wie es Elias selbst postulierte. In der Referenzfreiheit von Religion, Kultur und Ähnlichem konnte darüber hinaus ermöglicht werden, die Modellierung für konkrete Kategorisierungen von Einwanderungsgruppen anzustellen, ohne dass deren Ablehnung durch die entwickelten Instrumente selbst mehr oder weniger begünstigt wurde. Die ermittelte Erklärungsvarianz für die hier fokussierten Einwanderungsgruppen stellte dies eindrücklich heraus. Vor diesem Hintergrund entfaltet sich gleichermaßen das Potenzial, der rahmenden Idee zu begegnen, Verschiebungen und Veränderungen aus der Etabliertenperspektive autochthoner Deutscher auf das Etablierten-Außenseiter-Verhältnis zu (ehemals) Eingewanderten erfassen zu können. In diesem Sinne können sowohl das jeweilige Ausmaß als auch die relevanten und weniger relevanten ›Ursächlichkeiten‹ der Ausgrenzung von spezifischen Einwanderungsgruppen betrachtet werden, die sich an jenen Machtquellen ablesen lassen, anhand derer ein Etabliertenstatus jeweils mehr oder weniger stark beansprucht wird. Einschränkung erfährt das entwickelte Modell insofern, als es erstens in seiner empirischen Abbildung bisher ausschließlich für den historischen Ausschnitt des Jahreswechsels 2013/2014 betrachtet wurde und auch nur für diesen bewertet werden kann. Seine Validierung benötigt vor diesem Hintergrund eine Reihe an Replikationsstudien, in denen für weitere Zeitpunkte und voneinander unabhängigen kleinen wie großen Stichproben eine Prüfung durch die gleiche Strukturgleichungsmodellierung vorgenommen wird. Für eine hinreichende Validität des theoretischen Modells sollten sich dann neben vergleichbaren Modellschätzungen und -bewertungen im Besonderen die hohen Erklärungsvarianzen in ihrer nur moderaten Unterscheidung erneut bestätigen. Eine Konstanz in den Effekten ist allerdings nicht erstrebenswert; sie können oder sollten sich vielmehr in Abhängigkeit der jeweiligen (gesellschafts-)politischen und internationalen Entwicklungen ergeben, verschieben, möglicherweise auch überlagern oder gar rückwärtsgewandt ausfallen. Zweitens ist in diesem Kontext auch auf die Performanz der einzelnen Modellkomponenten einzugehen, die in ihren Messungen einige Schwächen aufwiesen. Dies betrifft insbesondere das Konzept der Behauptung eines Etabliertenstatus, das einer systematischen Methodenvarianz unterliegt. Neben wiederholenden
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Prüfungen seiner Messqualität im Rahmen weiterer Erhebungen wäre hier grundsätzlich in Erwägung zu ziehen, entweder weitere Indikatoren zur empirischen Erfassung zu entwickeln und diese vergleichend zu testen oder aber die Antwortgerichtetheit neu zu variieren. Auf das Moment der Verweigerung gleicher Rechte kann und sollte angesichts des damit abgebildeten Kerninhalts einer behaupteten Machtüberlegenheit und der damit einhergehenden sozialen Kontrolle über Neuhinzugekommene nicht verzichtet werden. Womöglich kann jedoch eine noch sensitivere Operationalisierung dieses Aspekts auf den vermuteten klaren Widerspruch eines universalen Gleichheitsversprechens reagieren. Darüber hinaus ist die valide Abbildung der vier verschiedenen potenziellen Außenseitergruppen in weiteren Stichproben zu prüfen. Für die vorliegende Arbeit zeigte sich diesbezüglich eine klare Abhängigkeit, der sowohl durch die Kontrolle in den jeweils verbleibenden Teilmengen als auch durch die Berechnung von Alternativmodellen begegnet wurde. Von einer gänzlichen Auflösung des Verdachts der Multikollinearität für die Ablehnung von Afrikaner:innen und Asiat:innen sollte dennoch erst nach weiteren Tests gesprochen werden. Drittens ist die Vorgehensweise der Modellprüfung in Anbetracht fehlender Signifikanzen für einzelne Effekte selbst zu problematisieren. Es hat sich gezeigt, dass die Inanspruchnahme eines Konstrukts höherer Ordnung zwar ein allgemeines Verständnis für die Modellierung herstellt, der Erklärungsgehalt sich jedoch erst in der differenzierten Betrachtung entfaltet. Die Zusammenführung der potenziellen Außenseitergruppen erwirkte eine deutliche Verrechnung der einzelnen direkten wie vermittelten Effekte über die drei Bedrohungsdimensionen, die der Erklärungskraft des Modells eher entgegensteht. Für zukünftige Adaptionen scheint es daher sinnvoll, das Konstrukt höherer Ordnung für einen ersten Einblick in die Zusammenhänge der Modellkomponenten zu reservieren, eine ganzheitliche Prüfung jedoch nur unter Freisetzung der Mehrinformationen durchzuführen. Neben diesen primär methodischen Aspekten, die sich der Qualität des Modells selbst widmeten, ergeben sich weitere, vor allem inhaltliche und kontextuale, Erwägungen, die eine vielversprechende Fortführung und/oder Ergänzung der vorliegenden Arbeit bedeuten können. Die bisherigen Annahmen und die dementsprechende Modellierung der Etablierten-Außenseiter-Beziehung aus Etabliertenperspektive knüpften sich eng an die Kontextgebundenheit eines behaupteten Etabliertenstatus, die mithilfe der drei Dimensionen wahrgenommener Bedrohung berücksichtigt wurde. Diese Dimensionen – die Normdifferenz, die Ressourcenpartizipation und der Identifikationsverlust – waren von Beginn an in ihrer inhaltlichen Ausgestaltung auf verschiedene Bedrohungsgrade ausgerichtet, um Elias’ Unterscheidung von leisen und lauten Beziehungskonflikten gerecht zu werden und die dementsprechende Dynamik einzufangen. Statt ihre empirische Abbildung jedoch über die Bündelung von Indikatoren zu generieren, wäre es ebenso möglich, eine Taxonomie
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unter Zuhilfenahme probabilistischer Analyseverfahren (zum Beispiel latente Profilanalyse, vgl. u.a. Reinecke und Tarnai 2008; Bacher, Pöge und Wenzig 2010) anzustellen, welche die Befragten nach ähnlichen und weniger ähnlichen Antwortprofilen ordnet. Damit wäre nicht nur ein neuer Blickwinkel auf die Etablierten-Außenseiter-Modellierung gewonnen, sondern letztlich auch eine weitere Prüfoption für das Modell. So ließe sich untersuchen, ob sich die verschiedenen Bedrohungsgrade der Dimensionen auch in den Antwortprofilen selbst widerspiegeln und daran anschließend auch in den verschiedenen Ausmaßen der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen münden. Mit der Betrachtung ihrer soziodemographischen Zusammensetzung wäre darüber hinaus ein genauerer und differenzierter Aufschluss darüber gegeben, für wen welche potenzielle Außenseitergruppe wann, sowohl die Machtquellen als auch ein zeitliches Moment betreffend, an Relevanz gewinnt. Im weitesten Sinne ließe sich damit ein Vergleich (gesellschafts-)politischer Diskurse und ›individueller‹ Soziallagen, in Elias’ Worten: soziogenetischer und psychogenetischer Entwicklungen, leisten, der Überschneidungen wie Abweichungen sichtbar macht. Vor dem Hintergrund der Annahme, dass das entwickelte EtabliertenAußenseiter-Modell sich auch in weiteren Untersuchungen bestätigen lässt, wäre es weiterhin vielversprechend, die für Elias verstärkenden, jedoch keinesfalls ausschlaggebenden ›Schibboleths‹ zu integrieren. In der vorliegenden Arbeit war ihre Referenz erst einmal zu vermeiden, um die Grundidee einer behauptete Machtüberlegenheit in Bezug auf ausgewählte Machtquellen nicht zu maskieren oder gar zu trüben. In der Erweiterung um solche »Nebenaspekte« (Elias 1993: 27), welche die Ablehnung der potenziellen Außenseitergruppen vordergründig legitimieren, wäre es dann möglich, einerseits diese Annahme Elias’ selbst zu prüfen und andererseits zu ermitteln, wie viel Gewicht den sozialen Kennmarken wie beispielsweise Religion oder Kultur in den Konflikten zwischen autochthonen Deutschen als Etablierten und (ehemals) Eingewanderten als Außenseitern tatsächlich zukommt. In enger Anlehnung an Elias’ Überlegungen müsste sich die Erklärungskraft für diejenigen Einwanderungsgruppen folglich ›verstärken‹, die unter den jeweiligen Kennmarken adressiert werden. Daran schließen zwei weitere Überlegungen an, die in ihrer Ausarbeitung und Fortführung der vorliegenden Etablierten-Außenseiter-Modellierung etwas mehr Aufwand veranschlagen. Erstens wurde ein bedeutender Aspekt, die Außenseiterperspektive, in dieser Arbeit nicht eingehender beleuchtet; sie könnte Gegenstand zukünftiger Forschung sein. Von besonderem Interesse wäre vor allem die Konvergenz beider Perspektiven: Inwiefern erkennt die für autochthone Deutsche ausgemachte Außenseitergruppe par excellence den ihr zugewiesenen Status an und fügt sich der attestierten Minderwertigkeit? In diesem Sinne wäre eine spiegelbildliche Modellierung anzustreben, die sich inhaltlich an den entwickelten Konzepten orientiert, deren Ausrichtung jedoch durch die Außenseiterperspektive bestimmt
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wird. Für die Argumentation der leisen und lauten Konflikte, die sich bisher auf makrotheoretischer und/oder diskursanalytischer Ebene bewegt, wäre damit eine zusätzliche Einsichtnahme gewonnen. So würde eine vergleichende Betrachtung beider Perspektiven auf die gemeinsame Beziehung beispielsweise aufzeigen können, weshalb autochthone Deutsche ihren Etabliertenstatus auf der einen Seite besonders stark gegen diese und jene Einwanderungsgruppe beanspruchen und wie sich diese und jene Einwanderungsgruppe auf der anderen Seite gegen den ihr zugewiesenen Außenseiterstatus wehrt – auch und immer unter Berücksichtigung der spezifisch angespielten Machtquellen. Spätestens in der trendvergleichenden Analyse wäre damit nichts anderes als die Doppelbinderfalle empirisch nachgezeichnet. Ein vielversprechendes Ziel der wissenschaftlichen Fortführung wäre zweitens gegeben, wenn die bisherige Situationsbezogenheit des Etablierten-AußenseiterModells aufgehoben werden könnte; in der vorliegenden Arbeit wurde diese in der Beziehung zwischen autochthonen Deutschen und (ehemals) Eingewanderten fokussiert. Die Vielfalt der Themenfelder, derer sich die bisherige Forschung angenommen hat, legt jedoch eindrücklich dar, dass Elias’ Postulat, ungleiche Machtverteilungen und damit das Potenzial einer Etablierten-Außenseiter-Beziehung fänden sich unbeschränkt in jedem mehr oder weniger konflikthaften Verhältnis von Gruppen wieder, auch empirisch gehaltvoll scheint. Vor diesem Hintergrund wäre es folglich erstrebenswert, eine Modellierung zu entwickeln, die fähig ist, spezifische Gruppenverhältnisse zu variieren, während die Kontextbezogenheit identisch abgebildet wird. Das heißt nichts anderes, als dass es beispielsweise möglich sein würde, Verhältnisse zwischen Geschlechtern, Mitgliedern in Sportvereinen oder Nachbar:innen, zwischen verschiedenen Einwanderungsgruppen, Arbeitslosen und Nichtarbeitslosen und vielen mehr systematisch zu erfassen und in ihrer spezifischen Etablierten-Außenseiter-Beziehung zu betrachten. Es würde damit schließlich messbar und »erkennbar, wie alte Ungleichheiten verwischen, neue Ungleichheiten entstehen und sich gesellschaftlicher Wandel vollzieht« (Juhasz und Mey 2003: 78).
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Abbildungs- und Tabellenverzeichnis Abbildung 1.1: Figuration interdependenter Individuen ..................................... 25 Abbildung 4.1: Empirisches Grundmodell zur Erklärung der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen ........................................................................ 98 Abbildung 4.2: Empirisches Gesamtmodell zur Erklärung der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen ....................................................................... 100 Tabelle 5.1: Soziodemographische Kennzeichen der Stichproben in der Haupterhebung, Zufalls-split und Analysemodell .......................................................... 109 Abbildung 5.1: Messmodell erster Ordnung von zwei endogenen latenten Variablen mit jeweils drei manifesten Indikatoren....................................................... 117 Tabelle 5.2: Übersicht der verwendeten Methoden und ihrer Schwellenwerte .............. 126 Tabelle 6.1: Rücklauf und Fallzahlen des Pretests.......................................... 131 Tabelle 6.2: Soziodemographische Kennzeichen der Stichprobe im Pretest................ 132 Tabelle 6.3: Vorgeschlagene Operationalisierung zur Messung eines behaupteten Etabliertenstatus ........................................................................... 135 Tabelle 6.4: Antwortverteilungen der Items zur Messung eines behaupteten Etabliertenstatus (Pretest) ......................................................................... 137 Tabelle 6.5: Lagemaße der Items zur Messung eines behaupteten Etabliertenstatus ....... 137 Tabelle 6.6: Interne Konsistenz und Trennschärfen der Items zur Messung eines behaupteten Etabliertenstatus (Pretest)......................................................... 138 Tabelle 6.7: Korrelationsmatrix der Items zur Messung eines behaupteten Etabliertenstatus (Pretest) ......................................................................... 139 Tabelle 6.8: Dimensionalität der Items zur Messung eines behaupteten Etabliertenstatus (Pretest) ................................................................................ 139 Tabelle 6.9: Evaluation kritischer Analysewerte der Items zur Messung eines behaupteten Etabliertenstatus (Pretest) .............................................................. 140 Tabelle 6.10: Vorgeschlagene Operationalisierung zur Messung der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung ................................................................ 145 Tabelle 6.11: Antwortverteilungen der Items zur Messung der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung (Pretest) ...............................................................147
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Elias’ Etablierte und Außenseiter
Tabelle 6.12: Lagemaße der Items zur Messung der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung (Pretest) ....................................................................... 150 Tabelle 6.13: Interne Konsistenz und Trennschärfen der Items zur Messung der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung (Pretest) ............................................ 151 Tabelle 6.14: Korrelationsmatrix der Items zur Messung der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung (Pretest) .............................................................. 152 Tabelle 6.15: Dimensionalität der Items zur Messung der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung (Pretest) ..................................................................... 153 Tabelle 6.16: Evaluation kritischer Analysewerte der Items zur Messung der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung (Pretest) .................................................. 155 Tabelle 7.1: Antwortverteilungen der Items zur Messung eines behaupteten Etabliertenstatus .................................................. 161 Tabelle 7.2: Lagemaße der Items zur Messung eines behaupteten Etabliertenstatus ....... 162 Tabelle 7.3: Interne Konsistenz und Trennschärfen der Items zur Messung eines behaupteten Etabliertenstatus .................................................................. 162 Tabelle 7.4: Korrelationsmatrix der Items zur Messung eines behaupteten Etabliertenstatus .................................................... 163 Tabelle 7.5: Dimensionalität der Items zur Messung eines behaupteten Etabliertenstatus .. 163 Tabelle 7.6: Antwortverteilungen der Items zur Messung der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung ........................................................................167 Tabelle 7.7: Lagemaße der Items zur Messung der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung ............................................................ 170 Tabelle 7.8: Interne Konsistenz und Trennschärfen der Items zur Messung der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung ........................................................ 171 Tabelle 7.9: Korrelationsmatrix der Items zur Messung der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung .......................................................................... 173 Tabelle 7.10: Dimensionalität der Items zur Messung der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung ...............................................................................174 Tabelle 7.11: Antwortverteilungen der Items zur Messung der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen ....................................................................... 178 Tabelle 7.12: Lagemaße der Items zur Messung der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen .................................................................................179 Tabelle 7.13: Interne Konsistenz und Trennschärfen der Items zur Messung der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen ........................................................ 180 Tabelle 7.14: Korrelationsmatrix der Items zur Messung der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen ........................................................................ 181 Tabelle 7.15: Dimensionalität der Items zur Messung der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen........................................................................... 182 Tabelle 8.1: Modellgüte der Messmodelle für Behauptung eines Etabliertenstatus, Orientierungsanomia und Soziale Dominanzorientierung (N = 807) ............................. 185
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Tabelle 8.2: Messmodell für Behauptung eines Etabliertenstatus, Orientierungsanomia und Soziale Dominanzorientierung: standardisierte Faktorladungen, Standardfehler und p-Werte; MLR............................................................................ 186 Tabelle 8.3: Modellgüte der Messmodelle für Dimensionen wahrgenommener Bedrohung (N = 806)................................................................................ 188 Tabelle 8.4: Messmodell für Dimensionen wahrgenommener Bedrohung: standardisierte Faktorladungen, Standardfehler und p-Werte; MLR ....................................... 189 Tabelle 8.5: Modellgüte der Messmodelle für Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen (N = 806)................................................................................. 191 Tabelle 8.6: Messmodell für Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen: standardisierte Faktorladungen, Standardfehler und p-Werte; MLR ....................................... 192 Tabelle 8.7: Messmodell zweiter Ordnung für Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen: standardisierte Faktorladungen, Standardfehler und p-Werte; MLR ................... 193 Tabelle 8.8: Modellgüte der Strukturgleichungsmodelle zur Erklärung der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen durch Behauptung eines Etabliertenstatus (N = 807) ....... 195 Tabelle 8.10: Modellgüte der Strukturgleichungsmodelle zur Erklärung der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung durch Behauptung eines Etabliertenstatus (N = 807) ........ 198 Tabelle 8.11: Strukturgleichungsmodell zur Erklärung der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung durch Behauptung eines Etabliertenstatus: standardisierte Regressionskoeffizienten, Standardfehler, p-Werte und erklärte Varianz; MLR ........................... 198 Tabelle 8.12: Strukturgleichungsmodell zur Erklärung der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen als Faktor zweiter Ordnung durch Dimensionen wahrgenommener Bedrohung: standardisierte Regressionskoeffizienten, Standardfehler, p-Werte und erklärte Varianz; MLR ............................................................................ 200 Tabelle 8.13: Modellgüte der multiplen Mediationsmodelle (N = 807) ....................... 202 Tabelle 8.14: Multiples Mediationsmodell: standardisierte Regressionskoeffizienten, Standardfehler, p-Werte und erklärte Varianz; MLR ....................................... 204 Tabelle B.1: Dimensionalität der Items zur Messung der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung, 7-Faktor-Lösung (Pretest) ................................................... 248 Tabelle B.2: Dimensionalität der Items zur Messung der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung, multiple Faktor-Ausgabe .................................................... 249 Tabelle B.3: Antwortverteilungen zum Wissensstand über soziale Gruppen (Pretest, N = 46) ........................................................................ 250 Tabelle B.4: Antwortverteilungen zur Sympathie gegenüber sozialen Gruppen (Pretest, N = 46).................................................................................... 251 Tabelle B.5: Antwortverteilungen zur Kontakt-Annehmlichkeit mit sozialen Gruppen (Pretest, N = 46)............................................................................. 252 Tabelle B.6: Dimensionalität der Items zur Messung der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen unter Befragten mit Migrationsgeschichte im 50 %-Split................... 253
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Elias’ Etablierte und Außenseiter
Tabelle B.7: Dimensionalität der Items zur Messung der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen unter autochthonen Deutschen in der zweiten Teilmenge .................. 253 Tabelle B.8: Alternatives Messmodell 1a für Behauptung eines Etabliertenstatus, Orientierungsanomia und Soziale Dominanzorientierung: standardisierte Faktorenladungen, Standardfehler und p-Werte; MLR ........................................................ 254 Tabelle B.9: Alternative Messmodelle 1b und 1c für Behauptung eines Etabliertenstatus, Orientierungsanomia und Soziale Dominanzorientierung: standardisierte Faktorenladungen, Standardfehler und p-Werte; MLR ................................................... 255 Tabelle B.10: Alternatives Messmodell 1e für Behauptung eines Etabliertenstatus, Orientierungsanomia und Soziale Dominanzorientierung: standardisierte Faktorenladungen, Standardfehler und p-Werte; MLR ........................................................ 256 Tabelle B.11: Alternatives Messmodell 2a für Dimensionen wahrgenommener Bedrohung: standardisierte Faktorladungen, Standardfehler und p-Werte; MLR........................ 256 Tabelle B.12: Alternative Messmodelle 2b, 2c und 2d für Dimensionen wahrgenommener Bedrohung: standardisierte Faktorladungen, Standardfehler und p-Werte; MLR (Modellalternativen) ............................................................................ 257 Tabelle B.13: Alternatives Messmodell 4b für Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen: standardisierte Faktorladungen, Standardfehler und p-Werte; MLR........................ 258 Tabelle B.14: Messmodell 6 für Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen als Faktor zweiter Ordnung: standardisierte Faktorladungen, Standardfehler und p-Werte; MLR ...... 259 Tabelle B.15: Strukturgleichungsmodell 7a zur Erklärung der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen durch Behauptung eines Etabliertenstatus (Messmodell): standardisierte Faktorladungen, Standardfehler, p-Werte und erklärte Varianz; MLR ................ 260 Tabelle B.16: Alternatives Strukturgleichungsmodell 7b zur Erklärung der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen durch Behauptung eines Etabliertenstatus: standardisierte Faktorladungen, Regressionskoeffizienten, Standardfehler, p-Werte und erklärte Varianz; MLR ............................................................................ 261 Tabelle B.17: Strukturgleichungsmodell 8a zur Erklärung der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen durch Behauptung eines Etabliertenstatus (Messmodell und Faktorkorrelationen): standardisierte Faktorladungen, Korrelationskoeffizienten, Standardfehler, p-Werte und erklärte Varianz; MLR ................................................... 262 Tabelle B.18: Alternatives Strukturgleichungsmodell 8b zur Erklärung der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen durch Behauptung eines Etabliertenstatus: standardisierte Faktorladungen, Korrelations- und Regressionskoeffizienten, Standardfehler, pWerte und erklärte Varianz; MLR ......................................................... 263 Tabelle B.19: Strukturgleichungsmodell 9a zur Erklärung der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung durch Behauptung eines Etabliertenstatus (Messmodell und Faktorkorrelationen): standardisierte Faktorladungen, Korrelationskoeffizienten, Standardfehler, p-Werte und erklärte Varianz; MLR ................................................... 264
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Tabelle B.20: Alternatives Strukturgleichungsmodell 9b zur Erklärung der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung durch Behauptung eines Etabliertenstatus: standardisierte Faktorladungen, Korrelations- und Regressionskoeffizienten, Standardfehler, p-Werte und erklärte Varianz; MLR ............................................................... 265 Tabelle B.21: Strukturgleichungsmodell 10 zur Erklärung der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen durch Dimensionen wahrgenommener Bedrohung (Messmodell und Faktorkorrelationen): standardisierte Faktorladungen, Korrelationskoeffizienten, Standardfehler, p- Werte und erklärte Varianz; MLR ........................................... 266 Tabelle B.22: Multiples Mediationsmodell 11a (Messmodell und Faktorkorrelationen): standardisierte Faktorladungen, Korrelationskoeffizienten, Standardfehler, p-Werte und erklärte Varianz; MLR...................................................................... 267 Tabelle B.23: Alternatives multiples Mediationsmodell 11b: standardisierte Faktorladungen, Korrelations- und Regressionskoeffizienten, Standardfehler, p-Werte und erklärte Varianz; MLR (Modellalternative) ......................................................... 269 Tabelle B.24: Multiples Mediationsmodell 13a (Messmodell und Faktorkorrelationen): standardisierte Faktorladungen, Korrelationskoeffizienten, Standardfehler, p-Werte und erklärte Varianz; MLR....................................................................... 271 Tabelle B.25: Alternatives multiples Mediationsmodell 13b: standardisierte Faktorladungen, Korrelations- und Regressionskoeffizienten, Standardfehler, p-Werte und erklärte Varianz; MLR ............................................................................ 273
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Anhang
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Elias’ Etablierte und Außenseiter
Anhang A: Verzeichnis der Kurzbezeichnungen, Indikatoren und Messinstrumente im Pretest und in der Haupterhebung
Pretest Item
Wortlaut
Behauptung eines Etabliertenstatus (EV) Wer irgendwo neu ist beziehungsweise später hinzukommt, … ev01
der sollte sich erst mal mit weniger zufriedengeben.
ev02
hat die gleichen Rechte wie alle anderen auch.
ev03
dem sollte genauso viel zustehen wie allen anderen auch.
ev04
der sollte sich erst einmal zurückhalten und abwarten, was passiert.
ev05
der sollte auf keine Fall Forderungen stellen oder Ansprüche erheben.
ev06
der sollte auch das Nachsehen haben.
ev07
der sollte sich hinten anstellen, wenn es nicht für alle reicht.
Normdifferenz (DIFF) diff01
Es irritiert mich, wenn Migranten in der Öffentlichkeit eine andere Sprache sprechen und man sie nicht versteht.
diff02
Es fällt auf, dass Migranten einen deutlich anderen Umgang miteinander pflegen als Deutsche.
diff03
Ich habe oft den Eindruck, dass Migranten mit denselben Dingen eine andere Bedeutung verbinden als Deutsche.
diff04
Ich stelle oft gravierende Mentalitätsunterschiede zwischen Migranten und Deutschen fest.
Ressourcenpartizipation (PART) part01
Ich habe das Gefühl, für Migranten wird viel mehr getan als für diejenigen unter uns, die wirklich Hilfe brauchen.
part02
Man sollte den Migranten in Deutschland jede politische Teilhabe oder Betätigung untersagen.
part03
Es ist unangemessen, dass Migranten den gleichen Anspruch auf Unterstützung haben wie wir.
part04
Migranten sollten dieselben sozialen und politischen Rechte haben wie wir Deutsche.
part05
Die hier lebenden Migranten sollten sich nicht dort hineindrängen, wo man sie nicht haben will.
part06
Vor allem die jungen Migranten führen sich manchmal auf, als würde ihnen die Straße allein gehören.
Anhang
part07
Es sollte selbstverständlich sein, dass es den Deutschen besser geht als den Migranten.
Identifikationsverlust (VERL) verl01
Durch die vielen Migranten fühle ich mich oft fremd im eigenen Land.
verl02
Parks, Straßen, öffentliche Plätze – alles wird von den Migranten eingenommen.
verl03
Deutschland wird in einem gefährlichen Maß überfremdet.
verl04
Durch die vielen Migranten fühle ich mich Deutschland immer weniger zugehörig. Hauptuntersuchung
Behauptung eines Etabliertenstatus (EV) Wer irgendwo neu ist beziehungsweise später hinzukommt, … ev01
der sollte sich erst mal mit weniger zufriedengeben.
ev02
der sollte die gleichen Rechte haben wie alle anderen auch.
ev03
dem sollte genauso viel zustehen wie allen anderen auch.
ev04
der sollte auf keine Fall Forderungen stellen oder Ansprüche erheben.
ev05
der sollte sich hinten anstellen, wenn es nicht für alle reicht.
Normdifferenz (DIFF) diff01
Es fällt auf, dass Migranten einen deutlich anderen Umgang miteinander pflegen als Deutsche.
diff02
Ich habe oft den Eindruck, dass Migranten mit denselben Dingen eine andere Bedeutung verbinden als Deutsche.
diff03
Ich stelle oft gravierende Mentalitätsunterschiede zwischen Migranten und Deutschen fest.
Ressourcenpartizipation (PART) part01
Ich habe das Gefühl, für Migranten wird viel mehr getan als für diejenigen unter uns, die wirklich Hilfe brauchen.
part02
Es ist unangemessen, dass Migranten den gleichen Anspruch auf Unterstützung haben wie wir.
part03
Migranten sollten dieselben sozialen und politischen Rechte haben wie wir Deutsche.
part04
Die hier lebenden Migranten sollten sich nicht dort hineindrängen, wo man sie nicht haben will.
part05
Vor allem die jungen Migranten führen sich manchmal auf, als würde ihnen die Straße allein gehören.
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Elias’ Etablierte und Außenseiter
Identifikationsverlust (VERL) verl01
Durch die vielen Migranten fühle ich mich manchmal wie ein Fremder im eigenen Land.
verl02
Parks, Straßen, öffentliche Plätze – alles wird von den Migranten eingenommen.
verl03
Deutschland wird in einem gefährlichen Maß überfremdet.
verl04
Durch die vielen Migranten fühle ich mich Deutschland immer weniger zugehörig.
Ablehnung von Muslim:innen (MF) mf03
Die Zahl der Muslime in Deutschland sollte begrenzt werden.
mf04
Es leben zu viele Muslime in Deutschland.
Ablehnung von Sinti und Roma (SR) sr02
Es leben zu viele Sinti und Roma in Deutschland.
sr06
Die Zahl der Sinti und Roma in Deutschland sollte begrenzt werden.
Ablehnung von Afrikaner:innen (AFRF) afrf01
Es leben zu viele Afrikaner in Deutschland.
afrf02
Die Zahl der Afrikaner in Deutschland sollte begrenzt werden.
Ablehnung von Asiat:innen(ASIF) asif01
Die Zahl der Asiaten in Deutschland sollte begrenzt werden.
asif02
Es leben zu viele Asiaten in Deutschland.
Orientierungsanomia (ANO) ano01
Es ist heute alles so in Unordnung geraten, dass niemand mehr weiß, wo man eigentlich steht.
ano02
Früher waren die Leute besser dran, weil man wusste, was man zu tun hatte.
ano03
Die Dinge sind heute so schwierig geworden, dass man nicht mehr weiß, was eigentlich los ist.
Soziale Dominanzorientierung (SDO) sgl05
Einige Bevölkerungsgruppen sind nützlicher als andere.
sgl06
Die Gruppen, die in unserer Gesellschaft unten sind, sollen auch unten bleiben.
sgl07
Es gibt Bevölkerungsgruppen, die weniger wert sind als andere.
Anhang
247
248
Elias’ Etablierte und Außenseiter
Anhang B: Ergänzende Ergebnisse
Tabelle B.1: Dimensionalität der Items zur Messung der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung, 7-Faktor-Lösung (Pretest) 7-Faktor-Lösung Item
F1
F2
F3
F4
F5
F6
F7
h2
diff01
0.08
-0.05
0.23
0.17
0.41
-0.04
0.03
0.42
diff02
0.02
-0.06
0.86
-0.04
0.01
0.05
0.02
0.69
diff03
-0.11
0.02
0.68
-0.14
0.19
-0.02
-0.01
0.54
diff04
0.05
0.02
0.78
0.12
-0.08
-0.26
-0.05
0.63
part01
0.38
0.23
0.26
0.00
0.09
0.17
-0.04
0.73
part02
0.21
0.52
-0.08
0.05
0.11
0.00
0.33
0.58
part03
0.04
0.49
0.02
0.22
-0.08
0.32
-0.06
0.64
part04r
-0.01
0.86
0.02
-0.03
-0.07
0.04
0.04
0.67
part05
-0.02
0.14
0.03
0.60
0.18
-0.03
0.03
0.59
part06
0.24
0.07
0.40
0.04
0.06
0.03
-0.27
0.62
part07
0.05
0.00
-0.05
0.74
-0.01
0.06
-0.02
0.59
verl01
0.81
0.02
-0.07
0.07
0.11
-0.12
-0.07
0.73
verl02
0.64
-0.06
-0.03
-0.03
0.34
0.07
-0.03
0.64
verl03
0.69
-0.06
0.07
0.21
-0.07
0.08
0.16
0.69
verl04
0.88
0.06
0.05
-0.13
-0.08
-0.04
0.03
0.67
Faktorladungen λ ≥ 0.4 sind fett markiert.
Anhang
Tabelle B.2: Dimensionalität der Items zur Messung der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung, multiple Faktor-Ausgabe Multiple Faktor-Ausgabe Item
Faktor 1
Faktor 2
Faktor 3
Faktor 4
Faktor 5
h2
diff01
0.05
-0.02
-0.05
0.68
0.01
0.45
diff02
-0.02
-0.05
0.00
0.76
-0.02
0.52
diff03
-0.04
0.04
0.09
0.57
0.04
0.43
part01
0.22
0.52
-0.01
-0.03
0.20
0.56
part02
0.10
0.60
0.08
-0.02
-0.03
0.52
part03r
0.13
0.26
0.25
-0.01
-0.11
0.30
part04
0.13
0.56
0.00
0.03
-0.03
0.45
part05
0.20
0.39
-0.03
0.11
0.22
0.45
verl01
0.84
-0.07
0.03
-0.01
0.04
0.67
verl02
0.63
0.01
0.11
0.06
-0.09
0.51
verl03
0.75
0.16
0.00
0.00
0.04
0.76
verl04
0.79
0.05
-0.09
-0.03
-0.02
0.57
Faktorladungen λ ≥ 0.4 sind fett markiert.
249
250
Elias’ Etablierte und Außenseiter
Tabelle B.3: Antwortverteilungen zum Wissensstand über soziale Gruppen (Pretest, N = 46) Es geht nun darum, zu erfahren, wie viel Sie über die folgenden sozialen Gruppen wissen. Bitte kreuzen Sie jeweils die Antwortkategorie an, die Ihrem Wissenstand entspricht. Antwortkategorien
n
überhaupt nichts
eher wenig
weder noch
eher viel
sehr viel
4.4
2.2
10.9
47.8
34.8
46
Asiaten
8.7
50.0
28.3
13.0
-
46
Sinti & Roma
23.9
56.5
17.4
2.2
-
46
Marokkaner
56.5
19.6
10.9
13.0
-
45
Christen
Deutsche
-
-
4.4
19.6
76.1
46
Rumänen
39.1
39.1
17.4
4.4
-
46
Äthiopier
58.7
32.6
8.7
-
-
46
Thailänder
37.0
37.0
21.7
4.4
-
46
Afrikaner
15.2
41.3
23.9
17.4
2.2
46
Polen
6.5
37.0
37.0
19.6
-
46
Türken
6.7
13.3
40.0
31.1
8.9
45
Südeuropäer
8.7
34.8
26.1
26.1
4.4
46
Muslime
2.2
26.1
30.4
28.3
13.0
46
Osteuropäer
6.5
32.6
37.0
21.7
2.2
46
Araber/Perser
37.0
30.4
19.6
8.7
4.4
46
Iraner
33.3
37.8
20.0
6.7
2.2
45
Bulgaren
45.7
30.4
19.6
4.4
-
46
Kenianer
52.2
32.6
13.0
2.2
-
46
Vietnamesen
41.3
43.5
13.0
2.2
-
46
Anhang
Tabelle B.4: Antwortverteilungen zur Sympathie gegenüber sozialen Gruppen (Pretest, N = 46) Und wie sympathisch sind Ihnen die folgenden Gruppen? Antwortkategorien
n
überhaupt nicht
eher nicht
weder noch
eher
sehr
Christen
-
9.8
39.0
29.3
22.0
41
Asiaten
2.4
4.9
56.1
31.7
4.9
41
Sinti & Roma
2.5
15.0
72.5
7.5
2.5
40
Marokkaner
-
14.6
63.4
19.5
2.4
41
Deutsche
-
-
31.7
56.1
12.2
41
Rumänen
-
7.3
73.2
17.1
2.4
41
Äthiopier
-
2.4
85.4
9.8
2.4
41
Thailänder
2.4
4.9
61.0
26.8
4.9
41
Afrikaner
2.4
4.9
39.0
46.3
7.3
41
Polen
-
7.3
46.3
36.6
9.8
41
Türken
2.4
24.4
39.0
29.3
4.9
41
-
2.4
56.1
36.6
4.9
41
Südeuropäer Muslime
2.5
25.0
47.5
22.5
2.5
40
Osteuropäer
-
10.0
57.5
30.0
2.5
40
Araber/Perser
2.4
17.1
56.1
22.0
2.4
41
Iraner
2.4
14.6
65.9
14.6
2.4
41
Bulgaren
-
4.9
75.6
17.1
2.4
41
Kenianer
-
-
68.3
24.4
7.3
41
2.4
7.3
73.2
14.6
2.3
41
Vietnamesen
251
252
Elias’ Etablierte und Außenseiter
Tabelle B.5: Antwortverteilungen zur Kontakt-Annehmlichkeit mit sozialen Gruppen (Pretest, N = 46) Und wie angenehm wäre es Ihnen, mit einem Angehörigen der folgenden sozialen Gruppen Kontakt zu haben? Antwortkategorien
n
überhaupt nicht
eher nicht
weder noch
eher
sehr
Christen
2.6
5.3
23.7
36.8
31.6
38
Asiaten
2.7
8.1
35.1
46.0
8.1
37
Sinti & Roma
10.8
13.5
48.7
21.6
5.4
37
Marokkaner
2.7
8.1
51.4
29.7
8.1
37
Deutsche
2.3
-
21.1
50.0
26.3
38
Rumänen
5.4
5.4
48.7
32.4
8.1
37
Äthiopier
5.3
2.6
47.4
36.8
7.9
38
Thailänder
2.7
8.1
46.0
32.4
10.8
37
Afrikaner
2.7
5.4
37.8
43.2
10.8
37
Polen
5.4
-
40.5
43.2
10.8
37
Türken
5.3
13.2
42.1
26.3
13.2
38
Südeuropäer
2.7
-
43.2
37.8
16.2
37
Muslime
5.3
7.9
47.4
29.0
10.5
38
Osteuropäer
2.6
7.9
50.0
29.0
10.5
38
Araber/Perser
5.4
13.5
48.7
24.3
8.1
37
Iraner
2.7
18.9
43.2
24.3
10.8
37
Bulgaren
2.7
2.7
62.2
24.3
8.1
37
Kenianer
2.7
2.7
40.5
40.5
13.5
37
Vietnamesen
2.6
7.7
51.3
28.2
10.3
39
Anhang
Tabelle B.6: Dimensionalität der Items zur Messung der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen unter Befragten mit Migrationsgeschichte im 50 %-Split 4-Faktor-Ausgabe Item
Faktor 1
Faktor 2
Faktor 3
Faktor 4
h2
mf03
0.04
0.04
0.83
-0.01
0.75
mf04
0.03
0.01
0.82
0.03
0.75
sr02
0.02
0.01
-0.03
0.68
0.45
sr06
0.13
0.11
0.18
0.54
0.67
afrf01
0.06
0.67
0.04
0.11
0.72
afrf02
0.18
0.71
0.04
-0.03
0.72
asif01
0.81
0.06
0.01
0.03
0.77
asif02
0.77
0.06
0.08
0.03
0.78
Faktorladungen λ ≥ 0.4 sind fett markiert.
Tabelle B.7: Dimensionalität der Items zur Messung der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen unter autochthonen Deutschen in der zweiten Teilmenge multiple Faktor-Ausgabe Item
Faktor 1
Faktor 2
Faktor 3
Faktor 4
h2
mf03
0.08
0.02
-0.02
0.81
0.73
mf04
0.01
0.02
0.06
0.80
0.72
sr02
0.00
0.08
0.59
0.05
0.47
sr06
0.12
0.12
0.54
0.11
0.64
afrf01
0.24
0.61
0.06
0.01
0.72
afrf02
0.24
0.62
0.03
0.04
0.74
asif01
0.86
0.04
0.02
0.05
0.87
asif02
0.87
0.03
0.01
0.04
0.85
Faktorladungen λ ≥ 0.4 sind fett markiert.
253
254
Elias’ Etablierte und Außenseiter
Tabelle B.8: Alternatives Messmodell 1a für Behauptung eines Etabliertenstatus, Orientierungsanomia und Soziale Dominanzorientierung: standardisierte Faktorenladungen, Standardfehler und p-Werte; MLR Modell 1a: 1-Faktor-Lösung Item
Faktor
S.E.
p-Wert
ev01
0.401
0.040
0.000
ev02r
0.199
0.046
0.000
ev03r
0.195
0.044
0.000
ev04
0.372
0.043
0.000
ev05
0.454
0.042
0.000
ano01
0.760
0.023
0.000
ano02
0.774
0.023
0.000
ano03
0.781
0.026
0.000
sgl05
0.330
0.041
0.000
sgl06
0.219
0.044
0.000
sgl07
0.288
0.039
0.000
Zugelassene Residualkorrelationen zwischen ev01 und ev02r (rδ = 0.317), ev02r und ev03r (rδ = 0.335), sgl06 und sgl07 (rδ = 0.413)
Anhang
Tabelle B.9: Alternative Messmodelle 1b und 1c für Behauptung eines Etabliertenstatus, Orientierungsanomia und Soziale Dominanzorientierung: standardisierte Faktorenladungen, Standardfehler und p-Werte; MLR Modell 1b: 2-Faktor-Lösung, EV-ANO und SDO Item
Faktor 1
ev01 ev02r ev03r
Faktor 2
S.E.
p-Wert
0.395
0.039
0.000
0.193
0.045
0.000
0.188
0.044
0.000
ev04
0.366
0.042
0.000
ev05
0.448
0.042
0.000
ano01
0.763
0.022
0.000
ano02
0.778
0.022
0.000
ano03
0.786
0.025
0.000
0.055
0.000
sgl05
0.622
sgl06
0.439
0.061
0.000
sgl07
0.518
0.060
0.000
Modell 1c: 2-Faktor-Lösung, EV-SDO und ANO Item
Faktor 1
S.E.
p-Wert
ev01
0.591
Faktor 2
0.033
0.000
ev02r
0.385
0.041
0.000
ev03r
0.332
0.042
0.000
ev04
0.593
0.037
0.000
ev05
0.695
0.034
0.000
ano01
0.775
0.022
0.000
ano02
0.782
0.023
0.000
ano03
0.819
0.023
0.000
sgl05
0.417
0.043
0.000
sgl06
0.283
0.047
0.000
sgl07
0.341
0.043
0.000
Modell 1b, zugelassene Residualkorrelationen zwischen ev01 und ev02r (rδ = 0.318), ev02r und ev03r (rδ = 0.336), sgl06 und sgl07 (rδ = 0.287) Modell 1c, zugelassene Residualkorrelationen zwischen ev01 und ev02r (rδ = 0.231), ev02r und ev03r (rδ = 0.305), sgl06 und sgl07 (rδ = 0.391)
255
256
Elias’ Etablierte und Außenseiter
Tabelle B.10: Alternatives Messmodell 1e für Behauptung eines Etabliertenstatus, Orientierungsanomia und Soziale Dominanzorientierung: standardisierte Faktorenladungen, Standardfehler und p-Werte; MLR Modell 1e: 3-Faktor-Lösung, EV red. Item
Faktor 1
Faktor 2
Faktor 3
S.E.
p-Wert
ev01
0.599
0.035
0.000
ev04
0.605
0.037
0.000
ev05
0.728
0.035
0.000
ano01
0.755
0.022
0.000
ano02
0.781
0.023
0.000
ano03
0.820
0.023
0.000
sgl05
0.637
0.051
0.000
sgl06
0.427
0.057
0.000
sgl07
0.504
0.056
0.000
Zugelassene Residualkorrelation zwischen sgl06 und sgl07 (rδ = 0.299)
Tabelle B.11: Alternatives Messmodell 2a für Dimensionen wahrgenommener Bedrohung: standardisierte Faktorladungen, Standardfehler und p-Werte; MLR Modell 2a: 1-Faktor-Lösung Item
Faktor
S.E.
p-Wert
diff01
0.357
0.038
0.000
diff02
0.280
0.042
0.000
diff03
0.326
0.043
0.000
part01
0.714
0.027
0.000
part02
0.652
0.030
0.000
part04
0.645
0.030
0.000
part05
0.644
0.029
0.000
verl01
0.735
0.029
0.000
verl02
0.694
0.030
0.000
verl04
0.671
0.034
0.000
Anhang
Tabelle B.12: Alternative Messmodelle 2b, 2c und 2d für Dimensionen wahrgenommener Bedrohung: standardisierte Faktorladungen, Standardfehler und p-Werte; MLR (Modellalternativen) Modell 2b: 2-Faktor-Lösung, DIFF-PART und VERL Item
Faktor 1
diff01 diff02 diff03
Faktor 2
S.E.
p-Wert
0.384
0.038
0.000
0.313
0.042
0.000
0.370
0.042
0.000
part01
0.761
0.024
0.000
part02
0.685
0.029
0.000
part04
0.669
0.030
0.000
part05
0.685
0.027
0.000
verl01
0.832
0.024
0.000
verl02
0.737
0.029
0.000
0.729
0.032
0.000
verl04
Modell 2c: 2-Faktor-Lösung, DIFF-VERL und PART Item
Faktor 1
Faktor 2
S.E.
p-Wert
diff01
0.326
0.042
0.000
diff02
0.249
0.044
0.000
diff03
0.286
0.045
0.000
part01
0.762
0.025
0.000
part02
0.697
0.029
0.000
part04
0.679
0.031
0.000
part05
0.028
0.000
verl01
0.814
0.667
0.024
0.000
verl02
0.738
0.028
0.000
verl04
0.718
0.033
0.000
257
258
Elias’ Etablierte und Außenseiter
Modell 2d: 2-Faktor-Lösung, DIFF und PART-VERL Item
Faktor 1
diff01
Faktor 2
S.E.
p-Wert
0.715
0.033
0.000
diff02
0.767
0.033
0.000
diff03
0.645
0.040
0.000
part01
0.735
0.026
0.000
part02
0.676
0.029
0.000
part04
0.668
0.029
0.000
part05
0.658
0.028
0.000
verl01
0.685
0.031
0.000
verl02
0.673
0.032
0.000
verl04
0.619
0.034
0.000
Modell 2b, zugelassene Residualkorrelation zwischen diff01 und diff02 (rδ = 0.497) Modell 2c, zugelassene Residualkorrelation zwischen diff01 und diff02 (rδ = 0.517) Modell 2d, zugelassene Residualkorrelation zwischen verl01 und verl04 (rδ = 0.342)
Tabelle B.13: Alternatives Messmodell 4b für Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen: standardisierte Faktorladungen, Standardfehler und p-Werte; MLR Modell 4b: 3-Faktor-Lösung, Kombination von AFRF und ASIF Item
Faktor 1
mf03
0.893
mf04
0.920
Faktor 2
Faktor 3
S.E.
p-Wert
0.018
0.000
0.016
0.000
sr02
0.692
0.032
0.000
sr06
0.882
0.024
0.000
afrf01
0.861
0.019
0.000
afrf02
0.868
0.019
0.000
asif01
0.902
0.017
0.000
asif02
0.892
0.021
0.000
Anhang
Tabelle B.14: Messmodell 6 für Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen als Faktor zweiter Ordnung: standardisierte Faktorladungen, Standardfehler und p-Werte; MLR Modell 6: Faktorladungen erster Ordnung Item
Faktor 1
S.E.
p-Wert
mf03
0.895
Faktor 2
Faktor 3
Faktor 4
0.018
0.000
mf04
0.919
0.017
0.000
sr02
0.695
0.033
0.000
sr06
0.879
0.025
0.000
0.018
0.000
afrf01
0.884
afrf02
0.912
0.015
0.000
asif01
0.933
0.012
0.000
asif02
0.908
0.019
0.000
259
260
Elias’ Etablierte und Außenseiter
Tabelle B.15: Strukturgleichungsmodell 7a zur Erklärung der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen durch Behauptung eines Etabliertenstatus (Messmodell): standardisierte Faktorladungen, Standardfehler, p-Werte und erklärte Varianz; MLR Modell 7a: EV → MIGR Item
λ1.Ordnung
ev01 ev02r ev03r
λ2.Ordnung
S.E.
p-Wert
0.626
0.036
0.000
0.473
0.041
0.000
0.332
0.043
0.000
ev04
0.611
0.037
0.000
ev05
0.691
0.036
0.000
MIGR (2. Ordnung)
R2
0.207
MF
0.031
0.000
mf03
0.893
0.716
0.018
0.000
mf04
0.920
0.017
0.000
SR
0.032
0.000
sr02
0.694
0.838
0.033
0.000
sr06
0.879
0.024
0.000
AFRF
0.020
0.000
afrf01
0.884
0.949
0.018
0.000
afrf02
0.911
0.015
0.000
ASIF
0.019
0.000
asif01
0.933
0.936
0.012
0.000
asif02
0.908
0.018
0.000
Modell 7a, zugelassene Residualkorrelation zwischen ev02r und ev03r (rδ = 0.275)
0.512
0.703
0.901
0.877
Anhang
Tabelle B.16: Alternatives Strukturgleichungsmodell 7b zur Erklärung der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen durch Behauptung eines Etabliertenstatus: standardisierte Faktorladungen, Regressionskoeffizienten, Standardfehler, p-Werte und erklärte Varianz; MLR Modell 7b: EV red. → MIGR Item
λ1.Ordnung
λ2.Ordnung
S.E.
p-Wert
ev01
0.585
0.036
0.000
ev04
0.625
0.038
0.000
ev05
0.722
0.037
0.000
0.031
0.000
0.018
0.000
MIGR (2. Ordnung) MF
0.199 0.715
mf03
0.893
mf04
0.920
SR
0.838
0.017
0.000
0.032
0.000
sr02
0.694
0.033
0.000
sr06
0.879
0.024
0.000
AFRF
0.020
0.000
afrf01
0.885
0.950
0.018
0.000
afrf02
0.911
0.015
0.000
ASIF
0.019
0.000
asif01
0.933
0.012
0.000
asif02
0.908
0.018
0.000
β
S.E.
p-Wert
0.446
0.044
0.000
Effekt EV red. → MIGR
R2
0.937
0.511
0.702
0.902
0.877
261
262
Elias’ Etablierte und Außenseiter
Tabelle B.17: Strukturgleichungsmodell 8a zur Erklärung der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen durch Behauptung eines Etabliertenstatus (Messmodell und Faktorkorrelationen): standardisierte Faktorladungen, Korrelationskoeffizienten, Standardfehler, pWerte und erklärte Varianz; MLR Modell 8a: EV → MF, SR, AFRF und ASIF Item
λ
S.E.
p-Wert
ev01 ev02r
0.634
0.036
0.000
0.475
0.040
0.000
ev03r
0.327
0.042
0.000
ev04
0.605
0.037
0.000
ev05
0.688
0.035
0.000
MF
0.168
mf03
0.889
0.018
0.000
mf04
0.924
0.016
0.000
SR
0.248
sr02
0.698
0.032
0.000
sr06
0.872
0.023
0.000
AFRF
0.136
afrf01
0.887
0.018
0.000
afrf02
0.909
0.016
0.000
ASIF
0.178
asif01
0.931
0.013
asif02
0.909
0.019
0.000
r
S.E.
p-Wert
MF ↔ SR
0.606
0.045
0.000
MF ↔ AFRF
0.596
0.042
0.000
MF ↔ ASIF
0.578
0.042
0.000
SR ↔ AFRF
0.752
0.041
0.000
Faktorkorrelation
R2
0.000
SR ↔ ASIF
0.702
0.041
0.000
AFRF ↔ ASIF
0.888
0.029
0.000
Zugelassene Residualkorrelation zwischen ev02r und ev03r (rδ = 0.277)
Anhang
Tabelle B.18: Alternatives Strukturgleichungsmodell 8b zur Erklärung der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen durch Behauptung eines Etabliertenstatus: standardisierte Faktorladungen, Korrelations- und Regressionskoeffizienten, Standardfehler, p-Werte und erklärte Varianz; MLR Modell 8b: EV red. → MF, SR, AFRF und ASIF Item
λ
S.E.
p-Wert
ev01
0.595
0.036
0.000
ev04
0.620
0.038
0.000
ev05
0.717
0.036
0.000
mf03
0.890
0.018
0.000
mf04
0.924
0.016
0.000
sr02
0.698
0.032
0.000
sr06
0.872
0.023
0.000
MF
0.162
SR
0.242
AFRF
0.132
afrf01
0.886
0.018
0.000
afrf02
0.909
0.016
0.000
ASIF
0.173
asif01
0.931
0.013
0.000
asif02
0.909
0.019
0.000
r
S.E.
p-Wert
MF ↔ SR
0.610
0.045
0.000
MF ↔ AFRF
0.599
0.041
0.000
MF ↔ ASIF
0.581
0.042
0.000
SR ↔ AFRF
0.755
0.041
0.000
SR ↔ ASIF
0.705
0.041
0.000
AFRF ↔ ASIF
0.889
0.029
0.000
Faktorkorrelation
Effekt
R2
β
S.E.
p-Wert
EV red. auf MF
0.403
0.045
0.000
EV red. auf SR
0.492
0.048
0.000
EV red. auf AFRF
0.363
0.047
0.000
EV red. auf ASIF
0.415
0.044
0.000
263
264
Elias’ Etablierte und Außenseiter
Tabelle B.19: Strukturgleichungsmodell 9a zur Erklärung der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung durch Behauptung eines Etabliertenstatus (Messmodell und Faktorkorrelationen): standardisierte Faktorladungen, Korrelationskoeffizienten, Standardfehler, p-Werte und erklärte Varianz; MLR Modell 9a: EV → DIFF, PART und VERL Item
λ
S.E.
p-Wert
ev01
0.638
0.034
0.000
ev02r
0.476
0.039
0.000
ev03r
0.323
0.040
0.000
ev04
0.615
0.036
0.000
ev05
0.677
0.035
0.000
DIFF
0.112
diff01
0.714
0.032
0.000
diff02
0.764
0.033
0.000
diff03
0.650
0.040
0.000
PART
0.365
part01
0.751
0.025
0.000
part02
0.697
0.028
0.000
part04
0.684
0.029
0.000
part05
0.674
0.027
0.000
VERL
0.227
verl01
0.826
0.024
0.000
verl02
0.739
0.029
0.000
verl04
0.732
0.032
0.000
r
S.E
p-Wert
Faktorkorrelation
R2
DIFF ↔ PART
0.335
0.056
0.000
DIFF ↔ VERL
0.178
0.058
0.000
PART ↔ VERL
0.695
0.043
0.000
Zugelassene Residualkorrelation zwischen ev02r und ev03r (rδ = 0.279)
Anhang
Tabelle B.20: Alternatives Strukturgleichungsmodell 9b zur Erklärung der Dimensionen wahrgenommener Bedrohung durch Behauptung eines Etabliertenstatus: standardisierte Faktorladungen, Korrelations- und Regressionskoeffizienten, Standardfehler, p-Werte und erklärte Varianz; MLR Modell 9b: EV red. → DIFF, PART und VERL Item
λ
S.E.
p-Wert
ev01
0.604
0.035
0.000
ev04
0.634
0.037
0.000
ev05
0.694
0.037
0.000
diff01
0.715
0.032
0.000
diff02
0.764
0.033
0.000
diff03
0.650
0.04
0.000
DIFF
0.116
PART
0.356
part01
0.752
0.025
0.000
part02
0.695
0.028
0.000
part04
0.684
0.029
0.000
part05
0.675
0.027
0.000
VERL
0.226
verl01
0.826
0.024
0.000
verl02
0.740
0.029
0.000
verl04
0.732
0.032
0.000
Faktorkorrelation
r
S.E.
p-Wert
DIFF ↔ PART
0.332
0.057
0.000
DIFF ↔ VERL
0.175
0.058
0.000
PART ↔ VERL
0.696
0.043
0.000
β
S.E.
p-Wert
0.341
0.049
0.000
EV red. → PART
0.597
0.046
0.000
EV red. → VERL
0.475
0.046
0.000
Effekt EV red. → DIFF
R2
265
266
Elias’ Etablierte und Außenseiter
Tabelle B.21: Strukturgleichungsmodell 10 zur Erklärung der Ablehnung potenzieller Außenseitergruppen durch Dimensionen wahrgenommener Bedrohung (Messmodell und Faktorkorrelationen): standardisierte Faktorladungen, Korrelationskoeffizienten, Standardfehler, p- Werte und erklärte Varianz; MLR Modell 10: DIFF, PART und VERL → MIGR Item
λ1.Ordnung
λ2.Ordnung
S.E.
p-Wert
diff01
0.714
0.032
0.000
diff02
0.765
0.033
0.000
diff03
0.650
0.040
0.000
part01
0.745
0.025
0.000
part02
0.701
0.028
0.000
part04
0.693
0.029
0.000
part05
0.666
0.027
0.000
verl01
0.822
0.023
0.000
verl02
0.724
0.029
0.000
verl04
0.752
0.030
0.000
0.026
0.000
0.016
0.000
MIGR (2. Ordnung)
0.789
MF
0.810
mf03
0.884
mf04
0.930
SR
0.884
sr02
0.698
sr06
0.872
AFRF
0.837
afrf01
0.894
afrf02
0.902
ASIF
0.828
asif01
0.930
asif02
0.911
0.013
0.000
0.029
0.000
0.032
0.000
0.023
0.000
0.025
0.000
0.017
0.000
0.017
0.000
0.024
0.000
0.012
0.000
0.019
0.000
r
S.E.
p-Wert
DIFF ↔ PART
0.453
0.045
0.000
DIFF ↔ VERL
0.303
0.050
0.000
PART ↔ VERL
0.773
0.030
0.000
Faktorkorrelation
R2
Zugelassene Residualkorrelation zwischen AFRF und ASIF (rζ = 0.692)
0.656
0.781
0.700
0.789
Anhang
Tabelle B.22: Multiples Mediationsmodell 11a (Messmodell und Faktorkorrelationen): standardisierte Faktorladungen, Korrelationskoeffizienten, Standardfehler, p-Werte und erklärte Varianz; MLR Modell 11a: EV → MIGR via DIFF, PART, VERL Item
λ1.Ordnung
λ2.Ordnung
S.E.
p-Wert
ev01
0.635
0.034
0.000
ev02r
0.474
0.039
0.000
ev03r
0.329
0.041
0.000
ev04
0.616
0.036
0.000
ev05
0.677
0.035
0.000
DIFF
R2
0.112
diff01
0.715
0.032
0.000
diff02
0.763
0.033
0.000
diff03
0.650
0.039
0.000
part01
0.738
0.025
0.000
part02
0.705
0.027
0.000
part04
0.698
0.028
0.000
part05
0.664
0.027
0.000
PART
0.370
VERL
0.225
verl01
0.821
0.023
0.000
verl02
0.725
0.029
0.000
verl04
0.751
0.030
0.000
0.026
0.000
0.016
0.000
MIGR (2. Ordnung)
0.790
MF
0.808
mf03
0.883
mf04
0.931
SR
0.886
0.013
0.000
0.029
0.000
sr02
0.698
0.032
0.000
sr06
0.872
0.022
0.000
0.653
0.784
267
268
Elias’ Etablierte und Außenseiter
AFRF
0.025
0.000
afrf01
0.894
0.835
0.017
0.000
afrf02
0.901
0.017
0.000
0.024
0.000
ASIF
0.828
asif01
0.930
0.012
0.000
asif02
0.911
0.019
0.000
S.E.
p-Wert
Faktorkorrelation
r
DIFF ↔ PART
0.332
0.056
0.000
DIFF ↔ VERL
0.174
0.058
0.000
PART ↔ VERL
0.694
0.044
0.000
0.697
0.685
Zugelassene Residualkorrelationen zwischen ev02r und ev03r (rδ = 0.276), AFRF und ASIF (rζ = 0.694)
Anhang
Tabelle B.23: Alternatives multiples Mediationsmodell 11b: standardisierte Faktorladungen, Korrelations- und Regressionskoeffizienten, Standardfehler, p-Werte und erklärte Varianz; MLR (Modellalternative) Modell 11b: EV red. → MIGR via DIFF, PART, VERL Item
λ1.Ordnung
λ2.Ordnung
S.E.
R2
p-Wert
ev01
0.603
0.034
0.000
ev04
0.634
0.036
0.000
ev05
0.695
0.033
0.000
diff01
0.715
0.032
0.000
diff02
0.763
0.033
0.000
diff03
0.650
0.040
0.000
DIFF
0.117
PART
0.360
part01
0.739
0.025
0.000
part02
0.703
0.027
0.000
part04
0.699
0.028
0.000
part05
0.665
0.027
0.000
verl01
0.821
0.023
0.000
verl02
0.725
0.029
0.000
verl04
0.751
0.030
0.000
VERL
0.224
269
270
Elias’ Etablierte und Außenseiter
Item
λ1.Ordnung
λ2.Ordnung
S.E.
p-Wert
MIGR (2. Ordnung)
0.79
MF
0.808
mf03
0.883
mf04
0.931
SR
0.886
sr02
0.698
sr06
0.872
AFRF
0.835
afrf01
0.894
afrf02
0.901
ASIF
0.828
asif01
0.930
asif02
0.911
Faktorkorrelation DIFF ↔ PART
0.026
0.000
0.016
0.000
0.013
0.000
0.029
0.000
0.032
0.000
0.022
0.000
0.025
0.000
0.017
0.000
0.017
0.000
0.024
0.000
0.012
0.000
0.019
0.000
r
S.E.
p-Wert
0.329
0.057
0.000
DIFF ↔ VERL
0.171
0.058
0.000
PART ↔ VERL
0.694
0.043
0.000
Effekt direkt
β
S.E.
p-Wert
EV red. → DIFF
0.342
0.049
0.000
EV red. → PART
0.60
0.046
0.000
EV red. → VERL
0.473
0.046
0.000
EV red. → MIGR
0.013
0.049
0.000
DIFF → MIGR
0.011
0.782
0.000
PART → MIGR
0.389
0.094
0.000
VERL → MIGR
0.541
0.078
0.000
β
S.E.
p-Wert
Effekt indirekt
R2
EV red. → MIGR via DIFF
0.004
0.013
0.781
via PART
0.233
0.061
0.000
via VERL
0.256
0.046
0.000
Effekt total
0.506
0.045
0.000
Zugelassene Residualkorrelationen zwischen AFRF und ASIF (rζ = 0.694)
0.653
0.784
0.697
0.685
Anhang
Tabelle B.24: Multiples Mediationsmodell 13a (Messmodell und Faktorkorrelationen): standardisierte Faktorladungen, Korrelationskoeffizienten, Standardfehler, p-Werte und erklärte Varianz; MLR Modell 13a: EV → MF, SR, AFRF, ASIF via DIFF, PART, VERL Item
λ
S.E.
p-Wert
ev01
0.638
0.034
0.000
ev02r
0.475
0.039
0.000
ev03r
0.325
0.041
0.000
ev04
0.614
0.036
0.000
ev05
0.677
0.035
0.000
DIFF
R2
0.112
diff01
0.711
0.032
0.000
diff02
0.758
0.032
0.000
diff03
0.657
0.039
0.000
part01
0.738
0.025
0.000
part02
0.703
0.028
0.000
part04
0.698
0.028
0.000
part05
0.667
0.027
0.000
PART
0.369
VERL
0.224
verl01
0.823
0.024
0.000
verl02
0.721
0.029
0.000
verl04
0.753
0.03
0.000
MF
0.026
0.000
mf03
0.883
0.016
0.000
mf04
0.931
0.013
0.000
0.581
271
272
Elias’ Etablierte und Außenseiter
Item
λ
SR
S.E.
p-Wert
R2
0.029
0.000
0.599
sr02
0.698
0.032
0.000
sr06
0.872
0.022
0.000
AFRF
0.025
0.000
afrf01
0.894
0.017
0.000
afrf02
0.901
0.017
0.000
ASIF
0.024
0.000
asif01
0.930
0.012
0.000
asif02
0.911
0.019
0.000
Faktorkorrelation
r
S.E.
p-Wert
DIFF ↔ PART
0.337
0.056
0.000
DIFF ↔ VERL
0.173
0.058
0.000
PART ↔ VERL
0.693
0.044
0.000
MF ↔ SR
0.260
0.069
0.000
MF ↔ AFRF
0.245
0.065
0.000
MF ↔ ASIF
0.248
0.063
0.000
SR ↔ AFRF
0.572
0.068
0.000
SR ↔ ASIF
0.491
0.064
0.000
AFRF ↔ ASIF
0.799
0.051
0.000
Zugelassene Residualkorrelation zwischen ev02r und ev03r (rδ = 0.278)
0.547
0.543
Anhang
Tabelle B.25: Alternatives multiples Mediationsmodell 13b: standardisierte Faktorladungen, Korrelations- und Regressionskoeffizienten, Standardfehler, p-Werte und erklärte Varianz; MLR Modell 13b: EV red. → MF, SR, AFRF, ASIF via DIFF, PART, VERL Item
λ
S.E.
p-Wert
ev01
0.605
0.034
0.000
ev04
0.632
0.037
0.000
ev05
0.694
0.036
0.000
diff01
0.711
0.032
0.000
diff02
0.758
0.032
0.000
diff03
0.657
0.039
0.000
DIFF
0.117
PART part01
R2
0.360 0.739
0.025
0.000
part02
0.701
0.028
0.000
part04
0.698
0.028
0.000
part05
0.668
0.027
0.000
verl01
0.823
0.024
0.000
verl02
0.722
0.029
0.000
verl04
0.753
0.030
0.000
0.026
0.000
VERL
0.223
MF mf03
0.876
0.016
0.000
mf04
0.938
0.012
0.000
0.581
273
274
Elias’ Etablierte und Außenseiter
Item
λ
SR
S.E.
p-Wert
R2
0.029
0.000
0.60
sr02
0.702
0.031
0.000
sr06
0.866
0.022
0.000
AFRF
0.025
0.000
afrf01
0.893
0.017
0.000
afrf02
0.903
0.017
0.000
ASIF
0.024
0.000
asif01
0.913
0.012
0.000
asif02
0.909
0.019
0.000
Faktorkorrelation
r
S.E.
p-Wert
DIFF ↔ PART
0.337
0.056
0.000
DIFF ↔ VERL
0.173
0.058
0.000
PART ↔ VERL
0.693
0.044
0.000
MF ↔ SR
0.260
0.069
0.000
MF ↔ AFRF
0.245
0.065
0.000
MF ↔ ASIF
0.248
0.063
0.000
SR ↔ AFRF
0.572
0.068
0.000
SR ↔ ASIF
0.491
0.064
0.000
AFRF ↔ ASIF
0.799
0.051
0.000
Effekt direkt
β
S.E.
p-Wert
EV red. → DIFF
0.342
0.048
0.000
EV red. → PART
0.60
0.046
0.000
EV red. → VERL
0.472
0.046
0.000
EV red. → MF
-0.027
0.050
0.585
EV red. → SR
0.075
0.059
0.208
EV red. → AFRF
-0.034
0.058
0.550
EV red. → ASIF
0.030
0.058
0.609
0.547
0.543
Anhang
Effekt direkt
β
S.E.
p-Wert
DIFF → MF
0.126
0.048
0.008
DIFF → SR
0.044
0.048
0.357
DIFF → AFRF
-0.084
0.043
0.055
DIFF → ASIF
-0.106
0.042
0.110
PART → MF
0.245
0.093
0.008
PART → SR
0.424
0.105
0.000
PART → AFRF
0.248
0.098
0.004
PART → ASIF
0.349
0.102
0.001
VERL → MF
0.515
0.082
0.000
VERL → SR
0.328
0.084
0.000
VERL → AFRF
0.544
0.087
0.000
VERL → ASIF
0.453
0.087
0.000
β
S.E.
p-Wert
0.043
0.017
0.011
Effekt indirekt EV → MF via DIFF via PART
0.147
0.058
0.011
via VERL
0.243
0.047
0.000
Effekt total
0.406
0.044
0.000
via DIFF
0.015
0.016
0.357
via PART
0.254
0.067
0.000
via VERL
0.155
0.043
0.000
Effekt total
0.50
0.047
0.000
via DIFF
-0.029
0.016
0.069
via PART
0.170
0.061
0.000
via VERL
0.257
0.050
0.000
Effekt total
0.364
0.047
0.000
via DIFF
-0.036
0.016
0.021
via PART
0.209
0.065
0.000
via VERL
0.214
0.047
0.000
Effekt total
0.417
0.044
0.000
EV → SR
EV → AFRF
EV → ASIF
275
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