Das Wechselgesetz und das Scheckgesetz: mit den einschlägigen Bestimmungen [Reprint 2021 ed.] 9783112397749, 9783112397732

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Das Wechselgesetz und das Scheckgesetz: mit den einschlägigen Bestimmungen [Reprint 2021 ed.]
 9783112397749, 9783112397732

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In „Schweitzers braunen Handausgaben" erschienen:

Aufenthalts- und Freizügigkeitsgesetz. Mit Vollzugs-Vorschrift. Von Min.-Rat vr Ziegler, München. 4.Auflage. (210 S.) 1930. Geb. NM. 6.90. Ausführungsgesetz, Bayer., zum Bürger!. Gesetzbuch. Mit den einschlägigen Verordnungen. Erl. von Landger.-Dir. H. Stei­ nert, Kempten. (216 S.) 1930. Geb. RM. 7.50. Bauordnung, Die daher., von G. Heilmann-K. Weinisch, Bez.-Amtm., Schweinfurt. 3. Aufl. (708 S.) 1931. Geb. RM. 12.60. Beamtenbesoldungsgesetz, Bayer. 2. Auflage bearb. von MinRat A. Legat, München. (455 S.) 1928. Geb. RM. 8.10. Berggesetz, Bayer. 3. Aufl. bearb. von ORR. L. Nothaas und RR. H. Miesbach. (988 S.) 1927. Geb. RM. 25.60. Bürgerliches Gesetzbuch (Kleiner Staudinger) auf Grund von I. von Staudingers Kommentar bearbeitet von F. Keidel, München. 3. Auflage. (1231 S.) 1931. Geb. RM. 18.90. Ertragssteuergesetze, Die bayerischen, Band I: Grund- und Haussteuergesetz. Mit den Vollzugsvorschr. Erläutert von Reg.-Rat Dr.H. Berolzheimer,Speyer.(110 S.) 1922. Mit Nachtrag 1931. Geb. RM. 3.60. Band II: Gewerbsteuergesetz. Mt Vollzugsvorschriften. 2. Auflage. Erläutert von RA. Dr. 91. Wassermann, Mün­ chen. (285 S.) 1927. Geb. RM. 7.60. Band III: Hausiersteuergesetz. Mt den einschlägigen Ge­ setzen und den Vollzugsvorschriften erläutert von Reg.-Rat L. Jacob, Pegnitz. 2. Aufl. (239 S.) 1923. Geb. RM. 4.10. Fischereigesetz, DaS bayerische, mit der Landesfischereiordnung und den sonstigen Vollzugsvorschriften. Erläutert von Staats­ rat I. Bley er, München. 3. durchgearbeitete und ergänzte Auflage. 8°. (310 S.) 1925. Geb. RM. 10.80. Gemeindeordnung, Bayer. Erläutert von Geh.-Rat Prof.vr W. Laforet, Würzburg, Staatsrat v. Jan, München und RR. M. Schattenfroh, München. Kl. 8°. 2 Bände. (1612 S.) 1927/31. Geb. RM. 37.80.

I. Schweitzer Verlag (Arthur Sellier) in München, Berlin und Leipzig

Das Wechselgesetz und das Gcheckgesetz Mit -en einschlägigen Bestimmungen

Erläutert

von

Dr. Paul Schaefer Amtsgerichtsrat beim Amtsgericht Schöneberg

1934 München, Berlin, Leipzig

3. Schweitzer Verlag (Arthur Sellier)

Druck von Dr. F. P. Datterer & Cie., Freising-München.

Borwort. Diese Textausgabe faßt alle mit dem neuen Wechselge­ setze vom 21. Juni 1933 und dem neuen Scheckgesetze vom 14. Mgust 1933 zusammenhängenden gesetzlichen Bestim­ mungen zusammen, die Einfühmngsgesetze vom 21. Juni 1933 und vom 14. Mgust 1933, die internationalen Ab­ kommen, das Gesetz über Wechsel- und Scheltzinsen vom 3. Juli 1925, die 3. Verordnung über benachbarte Orte im Wechsel- und Scheckverkehr vom 7. Dezember 1927, das Wechselsteuergesetz vom 12. Juli 1930 mit den Aus­ führungsbestimmungen vom 20. November 1930, die den Wechsel- und Scheckprozeß betreffenden Vorschriften aus der Zivilprozeßordnung vom 8. November 1933 und dem Gerichtsverfassungsgesetz, das Postscheckgesetz und die Ver­ ordnung über die Umrechnung fremder Währungen bei der Berechnung der Wechselsteuer vom 10. November 1933 und soll durch Überschriften über den einzelnen Artikeln des Wechsel- und des Scheckgesetzes, Verweisungen auf die entsprechenden Bestimmungen der alten Gesetze, durch vergleichsweise Gegenüberstellung der Bestimmun­ gen des Wechsel- und des Scheckgesetzes, durch kurze Mmerkungen und das Sachregister zum täglichen Gebrauch in der Praxis dienen. Berlin-Friedenau, Januar 1934.

Der Verfasser.

Inhaltsverzeichnis. 1. Einleitung....................................................................... 1. Wertpapiere............................................................... 2. Geschichtliche Entwickelung und wirtschaftliche Bedeutung des Wechsels und des Schecks . . 3. Die geschichtliche Entwickelung des Wechselund Scheckrechts...................................................... 4. Literaturübersicht ..................................................

1 1 2

3 6

A. Wechfelrecht. 1. Bekanntmachung über die Abkommen zur Ver­ einheitlichung des WechselrechtS. Bom 22. Juni 1933 (RGBl. II, 377).................................................. I. Abkommen über das einheitliche Wechselgesetz 1. Anlage I, die das einheitliche Wechselgesetz enthält ........................................................... 2. Anlage II...................................................... 3. Protokoll zum Abkommen.......................

13 13 19

8Ä S

II. Abkommen über Bestimmungen auf dem Ge­ biete des internationalen Wechsclprivatrechts Protokoll zum Abkommen................................ III. Abkommen über das Verhältnis der Stempel­ gesetze zum Wechselrecht.................................... Protokoll zum Abkommen................................

7 8

31

2. Wechselgesetz. Vom 21. Juni 1933. (RGBl. 1,399). Erster Teil.

Gezogener Wechsel. 1. Abschnitt. Ausstellung und Form des gezogenen Wechsels (Art. 1-10).............................................. 2. Abschnitt. Indossament (Art. 11—20) ....

33 47

VI

Inhaltsverzeichnis. Sette

59 67 69 74

Abschnitt. Annahme (Art. 21—29) W~ “‘ ~ .........................(Art. ~ ' chnitt. Wechselbürgschaft 30-32) . Ab chnitt. Verfall (Art. 33-37)................ Ab chnitt. Zahlung (Art. 38—42). . . . . Ab chnitt. Rückgriff mangels Annahme und mangels Zahlung (Art. 43—54)................... Abschnitt. Ehreneintritt (Art. 55—63).... Abschnitt. Ausfertigung mehrerer Stücke eines Wechsels; Wechselabschriften (Art. 64-68) . . Abschnitt. Änderungen (Art. 69)................... Abschnitt. Verjährung (Art. 70—71) .... Abschnitt. Allgemeine Vorschriften (Art. 72—74)

97 102 103 104

Zweiter Teil. Eigener Wechsel (Art. 75—78)...........................

106

3. 4. b. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.

77 91

Dritter Teil. Ergänzende Vorschriften. 1. Abschnitt. Protest (Art. 79—88)....................... 2. Abschnitt. Bereicherung (Art. 89)................... 3. Abschnitt. Abhanden gekommene Wechsel und Protesturkunden (Art. 90)...............................

123

Vierter Teil. Geltungsbereich der Gesetze (Art. 91—98) . . .

124

3. Eiuführungsgesetz zumWechselgesetz vom 21. Juni 1933 ......................................................................

131

110 121

B. Scheckrecht. 1. Bekanntmachung über die Abkommen zur Verein­ heitlichung des Scheckrechts. Vom 16. Aug. 1933 (RGBl. II, 537)................................................... I. Abkommen über das Einheitliche Scheckzesetz Anlage I. Einheitliches Scheckgesetz .... Anlage II....................................................... Protokoll zum Abkommen über das Einheit­ liche Scheckgesetz...........................................

137 138 143 143

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Inhaltsverzeichnis.

VH

Sette

II. Abkommen über Bestimmungen auf dem Ge­ biete des internationalen Scheckprivatrechts Protokoll zum Abkommen............................. III. Abkommen über das Verhältnis der Stempel­ gesetze zum Scheckrecht...................................... Protokoll zum Abkommen.............................

151 158

159 163

2. Scheckgesetz. Vom 14. Aug. 1933 (RGBl. I, 597) 1. Abschnitt. Ausstellung und Form des Schecks (Art. 1-13)........................................................... 165 2. Abschnitt. Übertragung (Art. 14—24) .... 171 3. Abschnitt. Scheckbürgschaft (Art. 25—27) . . 176 4. Abschnitt. Vorlegung und Zahlung (Art. 28 bis 36)................................................................... 178 5. Abschnitt. Gekreuzter Scheck und Verrechnungs­ scheck (Art. 37-39) .............................................. 182 6. Abschnitt. Rückgriff mangels Zahlung (Art. 40 bis 48)....................................................................... 185 7. Abschnitt. Ausfertigung mehrerer Stücke eines Schecks (Art. 49, 50).......................................... 192 8. Abschnitt. Änderungen (Art. 51)..................... 193 9. Abschnitt. Verjährung (Art. 52, 53)................. 194 10. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften (Art. 54 bis 57)................................................................... 194 11. Abschnitt. Ergänzende Vorschriften(Art. 58,59) 196 12. Abschnitt. Geltungsbereich der Gesetze (Art. 60 bis 66)................................................................... 198

3. EiuführungSgesetz zum Scheckgesetz. Vom 14. Aug. 1983 (RGBl. I, 605)...............................................

202

C. Anhang. 1. Gesetz über Wechsel- und Scheckzinsen. Vom 3. Juli 1925 ............................................................................. 2 Dritte Verordnung über benachbarte Orte im Wechsel- und Scheckverkehr. Vom 7. Dez. 1927 . .

211 211

VH!

Inhaluvelzetchnll. Seite

3. Lechselsteurrrecht........................................................ 223 a) Wechselsteuergesetz vom 12. Juli 1930 .... 223 b) Ausführungsbestimmungen dazu vom 20. No­ vember 1930............................................................ 230 4. Dir den Wechsel- und Scheckprozetz betreffenden Vorschriften................................................................ 238 a) aus der Zivilprozeßordnung (ZPO.) vom 8. November 1933 ............................................... 238 b) aus dem Gerichtsversassungsgesetz (GBG.) . . 242 5. Postscheckgcsctz............................................................ 242 6. Verordnung über die Umrechnung fremder Wäh­ rungen bei der Berechnung der Wechselftcuer vom 10. November 1933 .................................................... 249 7. Übersicht der Staaten, die bisher die internst. Abkommen unterzeichneten ................................... 251 8. Vergleichsweise Gegenüberstellung entsprechender Vorschriften (ans WS., DO., altem und neuem Scheck«.) ..................................................................... 253 -. Sachregister...................................................................... 256

Einleitung. 1. Wertpapiere. Wechsel und Scheck gehören zu den Wertpapieren. „Das Wertpapier ist eine Urkunde über ein Privatrecht, dessen Verwertung durch die Jnnehabung der Urkunde privatrechtlich bedingt ist." Es ist in der Regel auf Papier geschrieben (daher „Wertpapier") und ver­ körpert in sich einen Wert (daher „Wertpapier"). Die Zahl der Wertpapiere ist unbegrenzt; zu ihnen gehören u. a. auch Anweisungen, Hypotheken-, Grund- und Renten­ schuldbriefe, Ladescheine, Lagerscheine, Konnossemente, Aktien, Kuxscheine. Die Wertpapiere teilt man in der verschiedensten Weise ein. So unterscheidet man Order-, Rekta- und Jnhaberpapiere; soweit diese Unterscheidung im Wechsel- und Scheckrecht von Bedeutung ist, wird dar­ über an geeigneter Stelle zu sprechen sein. Es gibt eine Reihe von Wertpapiertheorien. Aus die im Wechsel- und Scheckrecht wichtigsten Theorien wird später kurz einzu­ gehen sein. Das Wertpapierrecht ist in Deutschland bisher noch nicht in einem Gesetz zusammengefaßt. Die ein» schlägißen Vorschriften finden sich in zahlreichen Gesetzen, überwiegend in Reichsgesetzen, insbesondere auch im BGB. und HGB.; für die Wechsel und Schecks gibt es je ein Spezialgesetz. Ein weiteres Eingehen auf das Recht der Wertpapiere im allgemeinen würde hier zu weit führen. Daher sei hier nur verwiesen auf die Ausführungen in: 1. Ehrenbergs Handbuch des gesamten Handelsrechts Band IV Teil 1; 2. Mayer-Rothschild, Kaufmannspraxis; 3. E. Jacobi, Grundriß des Rechts der Wertpapiere; Schaefer, Weckselgeseh und Scheckgeseh.

i

2

Einleitung.

4 den großen Kommentaren zum BGB. (besonders Staudinger, Planck, Oertmann und von Reichsgericht­ räten) und den Lehrbüchem zum BGB. (besonders Enneccerus-Kipp-Wolff und Endemann), in denen das Wertpapierrecht in der Regel im Zusammenhang mit der „Schuldverschreibung auf den Inhaber" (§§ 793ff.) behandelt wird; 5. Schultze-von Lasaulx, Beiträge zur Geschichte des Wertpapierrechts.

2. Geschichtliche Entwicklung und wirtschaftliche Be­ deutung des Wechsels und des Schecks. Wechsel und Scheck verdanken ihre Entstehung und Entwicklung dem kauf­ männischen Geschäftsleben. Der gezogene Wechsel und der Scheck sind Geldanweisungen. Treffend charakterisierte ein bedeutender Großindustrieller zu Beginn dieses Jahrhun­ derts den Unterschied dahin, daß, wer einen Wechsel ver­ kaufe, Geld brauche, wer aber einen Scheck verkaufe, Geld habe. Geldanweisungen auf die Bankiers waren schon im Mtertum bei den Griechen und Römern bekannt. Mit der Ausbreitung des Geldverkehrs zwischen Kaufleuten, die nicht am gleichen Orte wohnten, entwickelte sich zur Vermeidung der Geldtransporte von einem Ort zum an­ deren etwa im 12. Jahrhundert die Geldanweisung zu­ nächst in Italien, später in Südfrankreich; allmählich breitete sie sich auch in anderen Ländern aus. Die in Italien im Wechselverkehr gebrauchten Ausdrücke fanden Eingang im Weltverkehr. So wird auch noch in den neuen Wechselund Scheckgesetzen von einem Indossament (in dosso, auf der Rückseite) gesprochen. Der Ausdruck „Scheck" hängt zusammen mit dem englischen Worte „exchequer“. Der Exchequer, der königliche Schatzmeister, nahm die Aus­ zahlungen auf die Anweisungen seines Königs vermutlich auf einem schachbrettartigen Tische vor; aus diesen An­ weisungen entwickelte sich allmählich der moderne Scheck. Während der Wechsel immer mehr den Charakter eines

Einleitung.

3

Kreditpapiers annahm, wurde der Scheck immer weiter dem Bedürfnis der Ersparung von Barzahlungen dienstbar gemacht. Barzahlungen können aber nur vermieden werden, wenn durch Abrechnung die verschiedenen Anweisungen gegeneinander aufgerechnet werden können. Schon im 18. Jahrhundert war in Holland eine Art Abrechnungsverfahren eingeführt worden. Das Clearing-House ist die Abrechnungsbörse in London, in der die Londoner Bank­ firmen täglich durch ihre Angestellten (Clearing clercs) gegenseitige Forderungen und Guthaben ausgleichen. Ähnuche Zurichtungen gibt es in anderen Ländern. In Deutsch­ land haben wir die Abrechnungsstellen der Reichsbank.

3. Die geschichtliche Entwicklung des Wechsel- und Scheckrechts. Der Wechsel und Scheck beruhten zunächst auf Gewohnheitsrecht. Mit dem römischen und kanonischen Rechte verbreiteten sich die in Italien entwickelten wichtig­ sten Grundsätze in ganz Europa. Später kamen in jevem Lande Besonderheiten hinzu, so daß zuletzt im wesentlichen drei große Rechtskreise zu unterscheiden waren, der englisch­ amerikanische, der französische uno der deutsche. Berhältnismäßig früh gab es in den Niederlanden gesetzliche Vor­ schriften über die „Kassiersbriefje". Im alten Deutschen Reich finden wir in einzelnen großen Handelsstädten (z.B. Mmberg, Augsburg, Frankfurt) seit dem Ende des 17. Jahrhunderts Wechselordnungen. Preußen hat den Wechsel im Mgemeinen Landrecht von 1794 ausführlich geregelt, Frankreich im Code de commerce von 1807. Der 1833 gegründete Deutsche Zollverein strebte nach Vereinheitlichung des gesamten bürgerlichen Rechts in Deutschland. Als erstes einheitliches deutsches Reichsgesetz wurde von der Nationalversammlung 1848 die Allgemeine Deutsche Wechselordnung angenommen, die alsdann in den einzelnen Ländern als Landesgesetz eingeführt wurde; bei der Reichsgründung 1871 wurde sie Reichsgesetz. Sie wurde im Laufe der Jahrzehnte, da sie sich „als eines

4

Einleitung.

der besten Erzeugnisse deutscher Gesetzgebungskunst" im allgemeinen vorzüglich bewährt und einer Reihe von front« den Staaten als Muster gedient hatte, nur in verhältnis­ mäßig wenigen Punkten geändert und am 3. Juni 1908 als „Wechselordnung" neu bekannt gemacht. Verhältnismäßig spät gelangten Deutschland, Österreich und Ungarn zu Scheckgesetzen. Die Bestrebungen nach einem deutschen Scheckgesetz setzten bald nach dem Kriege 1870/71 ein; nur in Elsaß-Lothringen galt das französische Scheckgesetz. Das Scheckgesetz vom 11. März 19081), das mit dem Inkrafttreten des hier behandelten neuen Scheck­ gesetzes außer Kraft tritt, ist das erste deutsche Scheck­ gesetz. Österreich hatte schon 1906 ein Scheckgesetz erlassen. Das Wechselstempelsteuergesetz von 1869 hatte den (sonst in noch keinem deutschen Gesetze erwähnten) Scheck mit einer Stempelsteuer belegt, dies hatte dazu geführt, daß der Scheckverkehr sich nicht in der im Interesse der Volks­ wirtschaft zur Vermeidung der Barzahlungen wünschens­ werten Weise entwickelte. Der Welthandel wuchs ständig. Immer mehr zeigten sich die Nachteile des nicht einheitlichen Wechsel- und Scheck­ rechts. Schon mehrere Jahre vor dem Weltkriege begannen in Haag internationale Vereinbarungen zur Vereinheit­ lichung der Gesetze. Die Haager Vereinbarungen wurden infolge des Weltkrieges abgebrochen. Die bereits 1913 aus­ gearbeiteten Entwürfe wurden nicht Gesetzt). Erst mehrere Jahre nach dem Kriege begannen neue Verhandlungen in Genf. In den Jahren 1930 und 1931 wurden die S. 8 ff., 138 ff. abgedruckten Abkommen unterzeichnet. Zur Durch*) In einigen Punkten durch RG. vom 28. März 1930 (RGBl. I S. 107) geändert. *) Vgl. hierzu Meyer, Weltwechselrecht 1909; Meyer, Weltscheckrecht 1913; Michaelis. Wechselrecht 1932. Die ersten Bestrebungen nach Vereinheitlichung des Wechselrechts für alle Kulturstaaten treten in der Mitte des 18. Jahr­ hunderts auf.

fühmng dieser internationalen Abkommen sind das neue Wechselgesetz vom 21. Juni 1933 und das neue Scheck­ gesetz vom 14. August 1933 notwendig geworden. Welche Staaten an den internationalen Abkommen beteiligt sind, ergibt sich aus den Anfangsworten der einzelnen Wkommen (S. 8, 20, 26, 138,151,159). Hier sei nur zusammenfassend erwähnt, daß es fast alle europäischen und mehrere außereuropäische Staaten sind. Den Ab­ kommen können nachträglich noch andere Staaten bei­ treten. Die Vereinheitlichung des Wechsel- und des Scheckrechts bedeutet einen erheblichen Fortschritt für den Handel und Verkehr der verttagschließenden Staaten. Nur in verhältnismäßig wenig Fragen, z. B. beim Protest, können die Staaten Sonderbestimmungen treffen; die Einzelheiten ergeben sich aus den folgenden Erläuterungen. Mfreulicherweise ist es Deutschland gelungen, insbeson­ dere oas neue einheitliche Wechselrecht sehr stark mit deut­ schen Rechtsgedanken zu durchsetzen. Doch wurden auch Grundsätze aus dem französischen und aus dem englisähamerikamschen Rechtskreise ausgenommen. Das einheit­ liche Scheckgesetz bringt verhältnismäßig viele Neuerungen, die in England bzw. den Bereinigten Staaten von Nord­ amerika schon lange Zeit gelten, dem bisherigen deutschen Scheckrecht und der deutschen Praxis bisher fremd waren, so z. B. die gekreuzten Schecks der Art. 37, 38; (vgl. dazu Art. 3 EG.ScheckG.). Die Neuemngen bringen ferner vor allem eine wesentliche Milderung der im deutschen Recht für Wechsel und Schecks scharf durchgeführten Wechsel­ strenge und damit eine größere Beweglichkeit des Wechselund Scheckverkehrs. Die neuen deutschen Gesetze haben schließlich den Vorteil, daß zahlreiche fremde Ausdrücke (wie „Akzept", „Akzeptant", „Tratte", „Trassant", „Trassat" „Remittent", „Aval") vermieden und durch gute deutsche Ausdrücke ersetzt worden sind, so daß die neuen Gesetze auch für den nicht banktechnisch ober nicht juristisch vor­ gebildeten Laien leichter zu verstehen sind. Auf die Ab-

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Einleitung.

weichungen der neuen von den alten Gesetzen und auf die Unterschiede der beiden neuen Gesetze wird bei jedem einzelnen Artikel hingewiesen. Im Anhang 8 befindet sich eine nach Artikeln geordnete zusammenfassende Gegen­ überstellung. Erwähnt sei noch, daß viele Neuerungen, soweit man darunter Abweichungen von bisherigen Ge­ setzen versteht, bisherige (Streitfragen klarstellt, und zwar entsprechend der überwiegenden Rechtsprechung und Li­ teratur; es handelt sich dabei um die gesetzliche Anerken­ nung langjähriger Gebräuche, so z. B. bei den Bestim­ mungen über Blankowechsel (Art. 10 SB®.).

Literatur. Zu den Kommentaren zur WO. von Michaelis und von Staub bisher nur kurze Nachträge, feine Neuauflagen. 1. Bisher erschienen: a) zum W G. Kommentare von Keßler (Deutsches Druck- u. Verlagshaus) und von Rilk (Verlag Moeser), dazu einige Broschüren, Textausgaben und Abhandlungen in Zeitschriften (u. a. Dorpalen in LZ. 1933, 1298); b) zum Scheck®, einige Broschüren und Textausgaben; o) zum WG. und Scheck®, die Anmerkungen in „Das neue Deutsche Recht" (Jndustrieverlag Späth u. Linde) von Quassowski, die Grundzüge von Grün­ berg (Springer-Verlag) und Obst (Poeschel-Verlag). 2. Angekündigt sind die Kommentare: a) (Verlag Vahlen) zum WG. von Quassowski-Albrecht, zum Scheck®, von Quassowski-Albrecht Pätzold; b) (Verlag Heymann) zum WG. von Warneyer, zum Scheck®, von Simonson-Schweling; c) (Liebmanns Kurzkommentar 12) zum WG. und Scheck®, von Sonnen.

Ä. Wechselrecht I. Teil

Bekanntmachung über die Abkommen zur Vereinheitlichung des Wechselrechts Vom 22. Juni 1933 Am 7. Juni 1930 sind in Genf von bevollmächtigten Vertretern des Deutschen Reichs 1. das Abkommen über das einheitliche Wechselgesetz nebst zwei Anlagen, 2. das Abkommen über Bestimmungen auf dem Gebiet des internationalen Wechselprivatrechts, 3. das Abkommen über das Verhältnis der Stempel­ gesetze zum Wechselrecht und 4. die zugehörigen Protokolle unterzeichnet worden. Die Abkommen und die Protokolle werden nachstehend veröffentlicht. Der Tag, an dem die Abkommen für das Deutsche Reich in Kraft treten, wird im Reichsgesetzblatt bekanntgemacht werden. Zur Ausführung der Abkommen ist das im Reichsgesetz­ blatt von 1933 Teil I S. 399 veröffentlichte Wechselgesetz ergangen.

Berlin, den 22. Juni 1933.

Der Reichsminister des Auswärtigen In Vertretung von Bülow Der Reichsminister der Justiz Dr. Gürtner

I (Übersetzung)

Abkommen

über das einheitliche Wechselgesetz Abkommen Der Deutsche Reichspräsident, der Bundespräsident der Republik Österreich, Seine Majestät der König der Belgier, der Präsident der Republik der Vereinigten Staaten von Brasilien, der Präsident der Republik Columbien, Seine Majestät der König von Dänemark, der Präsident der Republik Polen für die Freie Stadt Danzig, der Präsident der Republik Ecuador, Seine Majestät der König von Spanien, der Präsident der Republik Finnland, der Prä­ sident der Französischen Republik, der Präsident der (Srtcchischen Republik, Seine Durchlaucht der Reichsverweser des Königreichs Ungarn, Seine Majestät der König von Italien, Seine Majestät der Kaiser von Japan, Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin von Luxemburg, Seine Majestät der König von Norwegen, Ihre Majestät die Kö­ nigin der Niederlande, der Präsident der Republik Peru, der Präsident der Republik Polen, der Präsident der Por­ tugiesischen Republik, Seine Majestät der König von Schweden, der Schweizerische Bundesrat, der Präsident der Tschechoslowakischen Republik, der Präsident der Türki schen Republik, Seine Majestät der König von Jugoslawien. Von dem Wunsche geleitet, den Schwierigkeiten zu be­ gegnen, die aus der Verschiedenheit der Gesetzgebungen der einzelnen Länder erwachsen können, in denen Wechsel um­ laufen, und um auf diese Weise die zwischenstaatlichen Handelsbeziehungen zu sichern und zu fördern, haben zu ihren Bevollmächtigten ernannt:

Der Deutsche Reichspräsident: Herrn Leo Quassowski, Ministerialrat im Reichs­ justizministerium, Herrn Dr. Erich Albrecht, Legationsrat im Auswär­ tigen Amt, Herrn Dr. Fritz Ullmann, Landrichter in Berlin; Der Bundespräsident der Republik Öster­ reich: Herrn Dr. Guido Ströbele, Ministerialrat im Bun­ desministerium für Justiz; — (ES folgen die Namen der Bevollmächtigten der übrigen Bertrags­ staaten. Die beiden zuerst genannten deutschen Bevollmächtigten waren auch bei den Internat. ScheckrechtSabkommen deutsche Bevollmächtigte; dort wird aber als 3. deutscher Bevollmächtigter Herr Dr. Erwin Pätzold, Land­ gerichtsrat in Schweidnitz genannt.) —

Diese haben sich nach Mitteilung ihrer in guter und ge­ höriger Form befundenen Vollmachten über folgende Be­ stimmungen geeinigt: Artikel I Die Hohen Vertragschließenden Teile verpflichten sich, in ihren Gebieten das Einheitliche Wcchselgesetz, daß die Alllage I dieses Abkommens bildet, in einem der Urtexte oder in ihren Landessprachen einzuführen. Diese Verpflichtung kann von jedem Hohen Vertrag­ schließenden Teil unter Vorbehalten eingegangen werden, die er gegebenenfalls im Zeitpunkt der Ratifikation oder des Beitritts anzuzeigen hat. Es dürfen nur solche Vor­ behalte gemacht werden, die in Anlage II des Abkommens vorgesehen sind. Von den im Artikel 8, 12 und 18 der Anlage II be­ zeichneten Vorbehalten kann indessen auch nach der Rati­ fikation oder nach dem Beitritt Gebrauch gemacht werden, sofern dem Generalsekretär des Völkerbundes hiervon An­ zeige gemacht wird. Dieser wird den Wortlaut der Vorbe­ halte unverzüglich den Mitgliedern des Völkerbunds und den Nichtmitgliedstaaten mitteilen, für die das Abkommen ratifiziert oder der Beitritt erklärt worden ist. Diese Vor­ behalte treten nicht vor dem neunzigsten Tage nach dem Eingang der erwähnten Anzeige bei dem Generalsekretär des Völkerbunds in Kraft.

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Bet. zur Vereinheitlichung de- Wechselrechts.

Jeder der Hohen Vertragschließenden Teile kann auch nach der Ratifikation oder nach dem Beitritt im Falle der Dringlichkeit von den im Artikel 7 und 22 der Anlage II bezeichneten Vorbehalten Gebrauch machen. In diesen FÄlen muß er dies unmittelbar und unverzüglich allen übrigen Vertragschließenden Teilen und dem Generalsekre­ tär des Völkerbunds anzeigen. Diese Anzeige äußert ihre Wirkungen zwei Tage nach ihrem Eingang bei den Hohen Vertragschließenden Teilen.

Artikel II Das Einheitliche Wechselgesetz findet in den Gebieten der Hohen Vertragschließenden Teile keine Anwendung auf Wechsel, die im Zeitpunkt des Inkrafttretens dieses Ab­ kommens schon ausgestellt waren. Artikel III Das Abkommen, dessen französischer und englischer Wortlaut gleich maßgebend sind, trägt das Datum des heutigen Tages. Nach diesem Tage kann es noch bis zum 6. September 1930 für jedes Mitglied des Völkerbunds und für jeden Nichtmitgliedstaat gezeichnet werden. Artikel IV Dieses Abkommen soll ratifiziert werden. Die Ratifikationsurkunden sind vor dem 1. September 1932 bei dem Generalsekretär des Völkerbunds zu hinter­ legen; dieser wird ihren Eingang unverzüglich allen Mit­ gliedern des Völlerbunds und den Nrchtmitgliedstaaten mitteilen, die Vertragsteile des Abkommens sind.

Artikel V Vom 6. September 1930 an kann jedes Mitglied des Völkerbunds und jeder Nichtmitgliedstaat dem Abkommen beitreten. Dieser Beitritt wird durch eine Anzeige an den General­ sekretär des Völkerbunds vollzogen, die im Archiv des Sekretariats des Völkerbunds zu hinterlegen ist. Der Generalsekretär des Völkerbunds wird die Hinter­ legung unverzüglich allen Staaten mitteilen, die das Ab­ kommen gezeichnet haben oder ihm beigetreten sind.

Abkommen über das einheitliche Wechselgesetz.

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Artikel VI Dieses Abkommen tritt erst in Kraft, wenn es für sieben Mitglieder des Völkerbunds oder Nichtmitgliedstaaten ra­ tifiziert oder für sie der Beitritt erklärt worden ist; unter den Völkerbundsmitgliedern müssen drei ständig im Bölkerbundsrat vertreten sein. Das Abkommen tritt am neunzigsten Tage nach dem Tage in Kraft, an dem der Generalsekretär des Völker­ bunds die siebente nach dem ersten Absatz dieses Artikels maßgebende Ratifikationsurkunde oder Beitrittserklärung erhalten hat. Der Generalsekretär des Völkerbunds wird, wenn er die im Artikel IV und V vorgesehenen Mitteilungen macht, ausdrücklich darauf Hinweisen, daß die im ersten Absatz be­ zeichneten Ratifikationsurkunden oder Beitrittserklärun­ gen vorliegen. Dgl. über daS Inkrafttreten Art. 1 EGWG.

Artikel VH Jede Ratifikation oder jeder Beitritt, die nach dem Zeit­ punkt erfolgen, in dem das Abkommen nach Artikel VI in Kraft tritt, wird am neunzigsten Tage nach dem Ein­ gang der Ratifikationsurkunde oder Beitrittserklärung beim Generalsekretär des Völkerbunds wirksam.

Artikel VIII Außer im Falle der Dringlichkeit kann das Abkommen nicht vor Ablauf einer Frist von zwei Jahren seit dem Tage gekündigt werden, an dem es für das kündigende Mitglied des Völkerbunds oder den kündigenden Nichtmit­ gliedstaat in Kraft getreten ist; die Kündigung wird am neunzigsten Tage nach dem Eingang der Kündigungser­ klärung bei dem Generalsekretär des Völkerbunds wirksam. Der Generalsekretär des Völkerbunds wird jede Kün­ digung unverzüglich allen anderen Hohen Vertrag­ schließenden Teilen mitteilen. Im Falle der Dringlichkeit erllärt der Hohe Vertrag­ schließende Tell seine Kündigung unmittelbar und unver­ züglich allen anderen Hohen Vertragschließenden Teilen. Die Kündigung wird zwei Tage nach dem Eingang der Er­ klärung bei den Hohen Vertragschließenden Teilen wirk-

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Bek. zur Bereinheitltchuug des Wechselrecht-.

sam. Der Hohe Vertragschließende Teil, der unter diesen Umständen kündigt, hat von seiner Entschließung auch den Generalsekretär des Völkerbunds zu benachrichtigen. Jede Kündigung ist nur in Ansehung des Hohen Ver­ tragschließenden Teils wirksam, für den sie erklärt wor­ den ist. Artikel IX Jedes Mitglied des Völkerbunds und jeder Nichtmit­ gliedstaat, für die das Abkommen in Kraft ist, kann nach Ablauf von vier Jahren seit seinem Inkrafttreten einen Antrag auf Nachprüfung einzelner oder aller Vorschriften des Abkommens an den Generalsekretär des Völkerbunds richten. Wenn ein solcher Antrag nach Mitteilung an die an­ deren Mitglieder des Völkerbunds und Nichtmitgliedstaaten, für die das Abkommen zu dieser Zeit in Kraft ist, innerhalb eines Jahres die Unterstützung von min­ destens sechs Vertragstaaten findet, so wird der Völker­ bundsrat darüber entscheiden, ob eine Konferenz zu diesem Zweck einberufen werden soll. Artikel X Die Hohen Vertragschließenden Teile können bei der Zeichnung, der Ratifikation oder bei ihrem Beitritt er­ klären, daß sie durch die Annahme dieses Abkommens keine Verpflichtung für die Gesamtheit oder einen Teil ihrer Kolonien, Protektorate oder der unter ihrer Oberhoheit oder ihrem Mandat stehenden Gebiete zu übernehmen getoitft sind; in diesem Falle findet das Abkommen keine Anwendung auf die Gebiete, für welche diese Erklärung abgegeben worden ist. Die Hohen Vertragschließenden Teile können in der Folge jederzeit dem Generalsekretär des Vörkerbunds anzeigen, daß sie beabsichtigen, die Anwendbarkeit dieses Abkommens auf die Gesamtheit oder einen Teil der Gebiete auszu­ dehnen, für welche die im vorhergehenden Absah vorge­ sehene Erklärung abgegeben worden ist. In diesem Falle tritt das Abkommen für die in der Erklärung genannten Gebiete neunzig Tage nach Eingang der Anzeige bei dem Generalsekretär des Völkerbunds in Kraft.

Abkommen über daS eiuhellliche Wechselgesetz.

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Desgleichen können die Hohen Vertragschließenden Teile das Abkommen gemäß Artikel VIII für die Gesamtheit oder einen Teil ihrer Kolonien, Protektorate oder der ihrer Oberhoheit oder ihrem Mandate unterstehenden Ge­ biete kündigen. Artikel XI Dieses Abkommen wird nach seinem Inkrafttreten vom Generalsekretär des Völkerbunds registriert werden. So­ dann wird es in der Sammlung der Verträge des Völker­ bunds sobald wie möglich veröffentlicht werden. Zu Urkund dessen haben die obengenannten Bevoll­ mächtigten dieses Abkommen gezeichnet. Geschehen zu Genf, am siebenten Juni neunzehnhundert­ dreißig, in einer einzigen Ausfertigung, die im Archiv des Sekretariats des Völkerbunds hinterlegt wird; eine gleich­ lautende Abschrift wird allen Mitgliedern des Völkerbunds und allen auf der Konferenz vertretenen Nichtmitglied­ staaten übersandt werden. Es folgen zunächst die Unterschriften der Bevollmächtigten. Dann folgt A n l a g e l, die das Einheitliche Wechselgesetz enthüll. Dieses stimmt wörtlich und auch in der Bezifferung der Artikel mit dem S. 33 folgenden Wechfelgesetz vom 21. $unt 1V33 überein. Rur in folgenden Punkten weicht das Deutsche Wechselgesetz ab: Abs. 8 des Art. 38 fehlt im Bertragstext. In Art. 43 Nr. 2, 3, Art. 44 Abs. 6 fehlen im Vertrag-text die Worte: „ober das gerichtliche Vergleichsverfahren (Ausgleichsverfahren)." Die Ziffer 4 in den Art. 48, 49 fehlt im BertragStert. Bet Art. 78 endigt der Vertrags­ text. Art. 79—98 enthält nur das deutsche Gesetz.

Anlage II Artikel 1 Jeder der Hohen Vertragschließenden Teile kann an­ ordnen, daß die Vorschrift des Artikel 1, Ziffer 1 des Einheitlichen Wechselgesetzes, wonach der gezogene Wechsel die Bezeichnung als „Wechsel" enthalten muß, in seinem Gebiet erst sechs Monate nach Inkrafttreten dieses Abkom­ mens Anwendung findet. Artikel 2 Jeder der Hohen Vertragschließenden Teile kann für die in seinem Gebiet eingegangenen Wechselverpflichtungen bestimmen, in welcher Weise die Unterschrift selbst ersetzt werden kann, vorausgesetzt, daß der Wille dessen, der

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Bek. zur Vereinheitlichung des Wechselrechts.

die Unterschrift leisten sollte, durch eine auf den Wechsel gesetzte Erklärung gehörig beglaubigt wird. vgl. Art. 91 WG.

Artikel 3 Jeder der Hohen Vertragschließenden Teile behalt sich vor, Artikel 10 des Einheitlichen Wechselgesetzes nicht in sein Landesrecht einzuführen. vgl. Art. 10 WG.

Artikel 4 Abweichend vom Artikel 31, Ws. 1, des Einheitlichen Wechselgesetzes kann jeder der Hohen Vertragschließenden Teile zulassen, daß in seinem Gebiet eine Wechselbürgschaft durch eine besondere Urkunde geleistet werden kann, in welcher der Ort der Errichtung bezeichnet ist. vgl. Art. 31 WG.

Artikel 5 Jeder der Hohen Vertragschließenden Teile kann für die in seinem Gebiete zahlbaren Wechsel den Artikel 38 des Einheitlichen Wechselgesetzes dahin ergänzen, daß der In­ haber verpflichtet ist, den Wechsel am Verfalltag selbst vorzulegen; die Nichterfüllung dieser Verpflichtung darf nur einen Anspruch auf Schadensersatz zur Folge haben. Die anderen Hohen Vertragschließenden Teile können die Bedingungen festsetzen, unter denen sie eine solche Ver­ pflichtung anerkennen. vgl. Art. 38 WG.

Artikel 6 Jeder der Hohen Vertragschließenden Teile wird die Einrichtungen bestimmen, die im Sinne des Artikel 38, Abs. 2, des Einheitlichen Wechselgesetzes nach Landesrecht als Abrechnungsstellen anzusehen sind. vgl. Art. 38 WG.

Artikel 7 Jeder der Hohen Vertragschließenden Teile kann über die Wirkungen des im Artikel 41 des Einheitlichen Wechsel­ gesetzes vorgesehenen Effektivvermerkes für die auf seinem Gebiete zahlbaren Wechsel etwas anderes bestimmen, falls er dies bei Vorliegen außergewöhnlicher, den Kurs seiner Währung berührender Umstände für erforderlich hält.

Abkommen über das einheitliche Wechsekgesetz.

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Gleiches gilt für die auf seinem Gebiet in fremder Wäh­ rung ausgestellten Wechsel. Vgl. Art. 41 WG.; vgl. auch Art. I des 1. Abkommens.

Artikel 8 Jeder der Hohen Vertragschließenden Telle kann vor­ schreiben, daß ein in seinem Gebiete zu erhebender Protest, falls nicht der Aussteller im Wechsel die Erhebung des Protests durch Aufnahme einer öffentlichen Urkunde aus­ drücklich verlangt hat, dllrch eine schriftliche ErllLrung auf dem Wechsel ersetzt werden darf, die zu datieren und von dem Bezogenen zu unterschreiben ist. Ebenso kann jeder der Hohen Vertragschließenden Teile vorschreiben, daß die bezeichnete Erklärung innerhalb der Protestfrist in ein öffentliches Register einzutragen ist. In den Fallen der vorhergehenden Absätze gilt ein nicht datiertes Indossament als ein Indossament, das vor der Protesterhebung auf den Wechsel gesetzt worden ist. Vgl. Art. 80—88 WG.; vgl. Art. 1 des 1. Abkommens.

Artikel 9 Abweichend vom Artikel 44, Abs. 3, des Einheitlichen Wechselgcsctzcs kann jeder der Hohen Vertragschließenden Teile vorschreiben, daß der Protest mangels Zahlung am Zahlungstag oder an einem der beiden folgenden Werk­ tage erhoben werden muß. vgl. Art. 44 WG.

Artikel 10 Jeder der Hohen Vertragschließenden Telle kann in seiner Gesetzgebung bestimmen, welche Tatbestände für die Anwendung der Artikel 43, Ziffer 2 und 3, und Artikel 44, Abs. 5 und 6, des Einheitlichen Wechselgesetzes maßgebend sind. vgl. Art. 43, 44 WG.

Artikel 11 Jeder der Hohen Vertragschließenden Teile kann in Abweichung von Artikel 43, Ziffer 2 und 3, und Artikel 74 des Einheitlichen Wechselgesetzes bestimmen, daß den Wech­ selverpflichteten, gegen die Rückgriff genommen wird, Fristen bewilligt werden können; diese Fristen dürfen den Verfalltag des Wechsels keinesfalls überschreiten. Bgk. Art. 43, 74 WG.

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Bek. zur Vereinheitlichung des Wechselrechts.

Artikel 12 Abweichend vom Artikel 45 des Einheitlichen Wechsel­ gesetzes kann jeder der Hohen Vertragschließenden Teile das System der Benachrichtigung durch den Protestbeam­ ten beibehalten oder einführen, wonach der Notar oder der nach Landesrecht für die Protesterhebung zuständige Be­ amte verpflichtet ist, von der Erhebung des Protests mangels Annahme oder mangels Zahlung schriftlich die Wechselverpflichteten zu benachrichtigen, deren Adressen im Wechsel angegeben oder dem Protestbeamten bekannt oder von seinen Auftraggebern mitgeteilt sind. Die Kosten der Benachrichtigung sind den Protestkosten zuzuschlagen. Vgl. Art. 45 WG; vgl. Art. I des 1. Abkommens.

Artikel 13 Jeder der Hohen Vertragschließenden Teile kann für Wechsel, die in seinem Gebiete sowohl ausgestellt als auch zahlbar sind, vorschreiben, daß an Stelle des im Artikel 48, Ziffer 2, und Artikel 49, Ziffer 2, des Einheitlichen Wech­ selgesetzes bestimmten Zinsfußes der im Gebiete des Hohen Vertragschließenden Teiles geltende gesetzliche Zins­ fuß tritt. Sgl. Art. 48, 49 WG.

Artikel 14 Abweichend vom Artikel 48 des Einheitlichen Wechsel­ gesetzes behält sich jeder der Hohen Vertragschließenden Teile vor, eine Bestimmung in sein Landesrecht einzu­ führen, wonach der Inhaber im Falle des Rückgriffs eine Provision verlangen darf, deren Höhe die Landesgesetz­ gebung bestimmt. Ein gleicher Anspruch kann abweichend vom Artikel 49 des Einheitlichen Wechselgesetzes für denjenigen vorgesehen werden, der den Wechsel eingelöst hat und gegen seine Vormänner Rückgriff nimmt. Sgl. Art. 48, 49 WG.

Artikel 15 Jeder der Hohen Vertragschließenden Teile kann be­ stimmen, daß rn seinem Gebiet in den Fällen des Rück­ griffverlusts oder der Verjährung ein Anspruch gegen den Aussteller, der keine Deckung geleistet hat, oder gegen die Aussteller oder Indossanten, der sich ungerechtfertigt be-

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Abkommen über daS einheitliche Wechselgesetz.

reichern würde, bestehen bleibt. Die gleiche Befugnis be­ steht im Falle der Verjährung rn Ansehung des Anneh­ mers, der Deckung erhalten hat oder sich ungerechtfertigt bereichern würde. Sgl. Art. 89 DG.

Artikel 16 Die Frage, ob der Aussteller verpflichtet ist, bei Verfall für Deckung zu sorgen, und ob der Inhaber besondere Rechte auf diese Deckung hat, wird durch das einheitliche Wechselgesetz nicht berührt. Gleiches gilt für jede andere Frage, welche die Rechtsbeziehungen betrifft, die der Aus­ stellung des Wechsels zugrunde liegen. In Betracht kommen in Deutschland insbesondere die Vorschriften deS BGB. und HGB.; vgl. Art. 9 WG.

Artikel 17 Der Gesetzgebung jedes der Hohen Vertragschließenden Teile bleibt es überlassen, die Gründe für die Unter­ brechung und die Hemmung der Verjährung der von seinen Gerichten zu beurteilenden wechselmäßigen An­ sprüche zu bestimmen. Die anderen Hohen Vertragschließenden Teile können die Bedingungen festsetzen, unter denen sie solche Gründe anerkennen. Gleiches gut von der Wirkung, die der gericht­ lichen Geltendmachung des Wechsels für den Beginn der im Artikel 70, Absatz 3, des Einheitlichen Wechsetgesetzes vorgesehenen Verjährungsfrist zukommt. Sgl. Art. 70, 71 WG.

Artikel 18 Jeder der Hohen Vertragschließenden Teile kann vor­ schreiben, daß für die Vorlegung zur Annahme oder zur Zahlung sowie für alle anderen auf den Wechsel bezüg­ lichen Handlungen bestimmte Werktage den gesetzlichen Feiertagen gleichgestellt werden. Sgl. Art. 72 WG.; vgl. Art. 1 des 1. Abkommens.

Artikel 19 Jeder der Hohen Vertragschließenden Teile kann be­ stimmen, wie die im Artikel 75 des Einheitlichen Wechsel­ gesetzes vorgesehenen Urkunden zu bezeichnen sind oder daß diese Urkunden, wenn sie ausdrücklich an Order lauten, keiner besonderen Bezeichnung bedürfen. Sgl. Art. 75 WG.

Schaefer, Wechselgesetz und Scheckgesetz.

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Bek. zur Vereinheitlichung des Wechselrechts.

Artikel 20

Die Bestimmungen der Artikel 1 bis 18 dieser Anlage über den gezogenen Wechsel gelten auch für den eigenen Wechsel. vgl. Art. 75—78 WG.

Artikel 21

Jeder der Hohen Vertragschließenden Teile behält sich vor, die im Artikel I des Abkommens erwähnte Verpflich­ tung auf die Bestimmungen über den gezogenen Wechsel zu beschränken und die im Zweiten Teil des Einheitlichen Wechselgesetzes enthaltenen Bestimmungen über den eige­ nen Wechsel in seinem Gebiete nicht einzuführen. In diesem Falle gilt der Hohe Vertragschließende Teil, der von dem Vorbehalte Gebrauch gemacht hat, als Vertragsteil nur in Ansehung des gezogenen Wechsels. Ebenso behält sich jeder der Hohen Vertragschließenden Teile vor, aus den Bestimmungen über den eigenen Wechsel ein besonderes Gesetz zu bilden; dieses Gesetz hat den Be­ stimmungen des Zweiten Teils des Einheitlichen Wechsel­ gesetzes völlig zu entsprechen und die Vorschriften über den gezogenen Wechsel, auf die dort verwiesen wird, lediglich mit den aus den Artikeln 75, 76, 77 und 78 des Einheit­ lichen Wechselgesetzes uiib den Artikeln 19 und 20 dieser Anlage folgenden Abweichungen wiederzugeben. vgl. Art. 75—78 WG.

Artikel 22 Jeder der Hohen Vertragschließenden Teile kann durch Ausnahmevorschriften allgemeiner Art die Fristen ver­ längern, in denen die zur Erhaltung der Rückgriffsrechte erforderlichen Handlungen vorzunehmen sind, und die Vcrfallzeit der Wechselverpflichtungen hinausschieben. vgl. Art. 1 des 1. Abkommens.

Artikel 23 Jeder der Hohen Vertragschließenden Teile verpflichtet sich, die von anderen Hohen Vertragschließenden Teilen auf Grund der Artikel 1 bis 4, 6, 8 bis 16 und 18 bis 21 dieser Anlage getroffenen Vorschriften anzuerkennen.

Abkommen über das einheitliche Wechselgesetz.

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Protokoll zum Abkommen Bei der Unterzeichnung des Abkommens vom heutigen Tage über das Einheitliche Wechselgesetz haben die gehörig bevollmächtigten Unterzeichneten folgende Bestimmungen vereinbart: A. Die Mitglieder des Völkerbunds und die Nichtmilgliedstaaten, denen die Hinterlegung ihrer Ratifikationsurkun­ den über das bezeichnete Abkommen vor dem 1. September 1932 nicht möglich sein sollte, verpflichten sich, innerhalb der auf diesen Tag folgenden fünfzehn Tage dem General­ sekretär des Völkerbunds eine Mitteilung darüber zu machen, in welcher Lage sie sich hinsichtlich der Ratifikation befinden. B. Wenn am 1. November 1932 die Voraussetzungen nicht erfüllt sind, unter denen auf Grund des Artikel VI, Ab­ satz 1, das Abkommen in Kraft tritt, so wird der General­ sekretär des Völkerbunds die Mitglieder des Völkerbunds und die Nichtmitgliedstaaten, die das Abkommen gezeichnet haben oder ihm beigetreten sind, zu einer Zusammenkunft einberusen. In dieser Zusammenkunft wird zu prüfen sein, wie die Lage ist und welche Maßnahmen gegebenfalls zur Abhilfe getroffen werden können. C. Die Hohen Vertragschließenden Teile werden einander die gesetzlichen Vorschriften, die sie für ihre Gebiete zur Durchführung des Abkommens erlassen haben, nach deren Inkrafttreten mitteilen. Zu Urkund dessen haben die Bevollmächtigten dieses ProtokoU gezeichnet. Geschehen zu Genf, am siebenten Juni neunzehnhundert­ dreißig, in einer einzigen Ausfertigung, die im Archiv des Sekretariats des Völkerbunds hinterlegt wird; eine gleich­ lautende Abschrift wird allen Mitgliedern des Völkerbunds und allen auf der Konferenz vertretenen Nichtmitglied­ staaten übersandt werden.

II (Übersetzung)

Abkommen über Bestimmungen ans dem Gebiete des internationalen Wechselprivatrechts (Es folgen die Namen derselben vertragschließenden wie beim Ab­ kommen über das einheitliche Wechselgesetz — S. 8).

Artikel 1 Die Hohen Vertragschließenden Teile verpflichten sich gegenseitig, zur Lösung der in den folgenden Artikeln be­ zeichneten Fragen des internationalen Wechselprivatrechts die in diesen Artikeln enthaltenen Bestimmungen anzu­ wenden. Artikel 2 Die Fähigkeit einer Person, eine Wechselverbindlichkeit einzugehen, bestimmt sich nach dem Rechte des Landes, dem sie angehört. Erklärt dieses Recht das Recht eines anderen Landes für maßgebend, so ist das letztere Recht anzuwenden. Wer nach dem im vorstehenden Absatz bezeichneten Recht nicht wechselfähig ist, wird gleichwohl gültig verpflichtet, wenn die Unterschrift in dem Gebiet eines Landes abge­ geben worden ist, nach dessen Recht er wechselfähig wäre. Jeder der Hohen Vertragschließenden Teile kann die von einem seiner Angehörigen eingegangene Wechselver­ pflichtung als nichtig behandeln, wenn sie im Gebiete der anderen Hohen Vertragschließenden Teile nur in Anwen­ dung des vorstehenden Absatzes als gültig angesehen wird, vgl. Art. 91 WG.

Artikel 3 Die Form einer Wechselerklärung bestimmt sich nach dem Rechte des Landes, in dessen Gebiete die Erklärung unterschrieben worden ist. Wenn jedoch eine Wechselerklärung, die nach den Vor­ schriften des vorstehenden Absatzes ungültig ist, dem Rechte des Landes entspricht, in dessen Gebiete eine spätere Wech­ selerklärung unterschrieben worden ist, so wird durch

Abkommen über Bestimmungen deS internationalen Weckselprivatrechtt.

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Mängel in der Form der ersten Wechselerklärung die Gül­ tigkeit der spateren Wechselerklärung nicht berührt. Jeder der Hohen Vertragschließenden Teile kann vor­ schreiben, daß eine Wechselerklärung, die einer seiner Staatsangehörigen im Ausland abgegeben hat, auf seinem Gebiete gegenüber anderen seiner Staatsangehörigen gül­ tig ist, wenn die Erklärung den Formerfordernissen seines Rechtes genügt. Vgl. Art. 92 WS.

Artikel 4 Die Wirkungen der Verpflichtungserklärungen des An­ nehmers eines gezogenen Wechsels und des Ausstellers eines eigenen Wechsels bestimmen sich nach dem Rechte des Zahlungsorts. Die Wirkungen der übrigen Wechselerklärungen bestim­ men sich nach dem Rechte des Landes, in dessen Gebiete die Erklärungen unterschrieben worden sind. Vgl. Art. 93 WG.

Artikel 5 Die Fristen für die Ausübung der Rückgriffsrechte wer­ den für alle Wechselverpflichteten durch das Recht des Ortes bestimmt, an dem der Wechsel ausgestellt worden ist. Dgl. Art. 94 WG.

Artikel 6 Das Recht des Ausstellungsorts bestimmt, ob der In­ haber eines gezogenen Wechsels die seiner Ausstellung zugrunde liegende Forderung erwirbt. Bgl. Art. 95 WG.

Artikel 7 Das Recht des Zahlungsorts bestimmt, ob die Annahme eines gezogenen Wechsels auf einen Teil der Summe be­ schränkt werden kann und ob der Inhaber verpflichtet oder nicht verpflichtet ist, eine Teilzahlung anzunehmen. Dasselbe gilt für die Zahlung bei einem eigenen Wechsel. Vgl. Art. 96, 26 WG.

Artikel 8 Die Form des Protests mtb die Fristen für die Protest­ erhebung sowie die Form der übrigen Handlungen, die zur Ausübung oder Erhaltung der Wechselrechte erforderlich sind, bestimmen sich nach dem Rechte des Landes, in dessen

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Bel. zur Vereinheitlichung des Wechselrechts.

Gebiete der Protest zu erheben oder die Handlung vorzu­ nehmen ist. Bgl. Art. 97 WG.

Artikel 9 Tas Recht des Zahlungsorts bestimmt die Maßnahmen, die bei Verlust oder Diebstahl eines Wechsels zu ergreifen sind. Bgl. Art. 98 WG.

Artikel 10 Jeder der Hohen Vertragschließenden Teile behalt sich vor, die nach diesem Abkommen maßgebenden Bestim­ mungen des internationalen Privatrechts nicht zur An­ wendung zu bringen, soweit es sich handelt: 1. um eine außerhalb des Gebiets der Hohen Vertrags­ schließenden Teile eingegangene Wechselverpflich­ tung; 2. um ein nach diesen Bestimmungen anzuwendendes Recht, das nicht das Recht eines der Hohen Vertrag­ schließenden Teile ist. Artikel 11 Die Bestimmungen dieses Abkommens finden in den Gebieten der Hohen Vertragschließenden Teile keine An­ wendung auf Wechsel, die im Zeitpunkt des Inkrafttretens dieses Abkommens schon ausgestellt waren. Artikel 12 Das Abkommen, dessen französischer und englischer Wortlaut gleich maßgebend sind, trägt das Datum des heutigen Tages. Nach diesem Tage kann es noch bis zum 6. September 1930 für jedes Mitglied des Völkerbundes und für jeden Nichtmitgliedstaat gezeichnet werden. Artikel 13 Dieses Abkommen soll ratifiziert werden. Die Ratifikationsurkunden sind vor dem 1. September 1932 bei dem Generalsekretär des Völkerbunds zu hinter­ legen; dieser wird ihren Eingang unverzüglich allen Mit­ gliedern des Völkerbunds und den Nrchtmitgliedstaaten mitteilen, die Vertragsteile des Abkommens sind.

Abkommen über Bestimmungen des internationalen Wechselprivatrechts. 23

Artikel 14 Vom 6. September 1930 an sann jedes Mitglied des Völkerbunds und jeder Nichtmitgliedstaat dem Abkommen beitreten. Dieser Beitritt wird durch eine Anzeige an den General­ sekretär des Völkerbunds vollzogen, die im Archive des Sekretariats des Völkerbunds zu hinterlegen ist. Der Generalsekretär des Völkerbunds wird die Hinter­ legung unverzüglich allen Staaten mitteilen, die das Ab­ kommen gezeichnet haben oder ihm beigetreten sind. Artikel 15 Dieses Abkommen tritt erst in Kraft, wenn es für sieben Mitglieder des Völkerbunds oder Nichtmitgliedstaaten ra­ tifiziert oder für sie der Beitritt erklärt worden ist; unter den Völkerbundsmilgliedern müssen drei ständig im Völkerbundsrat vertreten fein. Das Abkommen tritt am neunzigsten Tage nach dem Tage in Kraft, an dem der Generalsekretär des Völker« bunds die siebente nach dem ersten Absatz dieses Artikel maßgebende Natifikationsurkundc oder Beitrittserklärung erhalten hat. Der Generalsekretär des Völkerbunds wird, wenn er die in den Artikeln 13 und 14 vorgesehenen Mitteilungen macht, ausdrücklich daraus Hinweisen, daß die im ersten Absatz bezeichneten Ratifikationsurkunden oder Beitritts­ erklärungen vorliegen. vgl. Art. 1 EGWG.

Artikel 16 Jede Ratifikation oder jeder Beitritt, die nach dem Zeitpunkt erfolgen, in dem das Abkommen nach Artikel 15 in Kraft tritt, wird am neunzigsten Tage nach dem Ein­ gang der Ratifikationsurkunde oder Beitrittserklärung beim Generalsekretär des Völkerbunds wirksam.

Artikel 17 Das Abkommen kann nicht vor Ablauf einer Frist von zwei Jahren seit dem Tage gekündigt werden, an dem es für das kündigende Mitglied des Völkerbunds oder den kündigenden Nichtmitgliedstaat in Kraft getreten ist; die

Kündigung wird am neunzigsten Tage nach dem Eingang der Kündigungserklärung bei dem Generalsekretär des Völkerbunds wirksam. Der Generalsekretär des Völkerbunds wird jede Kündi­ gung unverzüglich allen anderen Hohen Vertragschließen­ den Teilen Mitteilen. Jede Kündigung ist nur in Ansehung des Hohen Ver­ tragschließenden Teils wirksam, für den sie erklärt wor­ den ist. Artikel 18 Jedes Mitglied des Völkerbunds und jeder Nichtmit­ gliedstaat, für die das Abkommen in Kraft ist, kann nach Ablauf von vier Jahren seit seinem Inkrafttreten einen Antrag auf Nachprüfung einzelner oder Mer Vorschriften des Abkommens an den Generalsekretär des Völkerbunds richten. Wenn ein solcher Antrag nach Mitteilung an die anderen Mitglieder des Völkerbunds und Nichtmitgliedstaaten, für die das Abkommen zu dieser Zeit in Kraft ist, innerhalb eines Jahres die Unterstützung von mindestens sechs Ver­ tragsstaaten findet, so wird der Völkerbundsrat darüber entscheiden, ob eine Konferenz zu diesem Zweck einberusen werden soll. Artikel 19 Die Hohen Vertragschließenden Teile können bei der Zeichnung, der Ratifikation oder bei ihrem Beitritt er­ klären, daß sie durch die Annahme dieses Abkommens keine Verpflichtung für die Gesamtheit oder einen Teil ihrer Ko­ lonien, Protektorate oder der unter ihrer Oberhoheit oder ihrem Mandat stehenden Gebiete zu übernehmen genullt sind; in diesem Falle findet das Abkommen keine Anwen­ dung auf die Gebiete, für welche diese Erklärung abge­ geben worden ist. Die Hohen Vertragschließenden Teile können in der Folge dem Generalsekretär des Völkerbunds anzeigen, daß sie beabsichtigen, die Anwendbarkeit dieses Abkommens auf die Gesamtheit oder einen Teil der Gebiete auszudehnen, für welche die int vorhergehenden Absatz vorgesehene Er­ klärung abgegeben worden ist. In diesem Falle tritt das

Abkommen über Bestimmungen des internationalen WechselprtvatrechtS. 25

Abkommen für die in der Erklärung genannten Gebiete neunzig Tage nach Eingang der Anzeige bei dem General­ sekretär des Völkerbunds in Kraft. Desgleichen können die Hohen Vertragschließenden Teile jederzeit erklären, daß sie beabsichtigen, die Anwendbar­ keit dieses Abkommens für die Gesamtheit oder einen Teil ihrer Kolonien, Protektorate oder der ihrer Oberhoheit oder ihrem Mandat unterstehenden Gebiete auszuschließen; in diesem Falle tritt das Abkommen für die Gebiete, für welche diese Erklärung abgegeben worden ist, ein Jahr nach Eingang der Erklärung bei dem Generalsekretär des Völkerbunds außer Kraft. Artikel 20 Dieses Abkommen wird nach seinem Inkrafttreten vom Generalsekretär des Völkerbunds registriert werden. So­ dann wird es in der Sammlung der Verträge des Völker­ bunds sobald wie möglich veröffentlicht werden. Zu Urkund dessen haben die Bevollmächtigten dieses Protokoll gezeichnet. Geschehen zu Gens, am siebenten Juni ncunzchnhunbcrtdreißig, in einer einzigen Ausfertigung, die im Archiv des Sekretariats des Völkerbunds hinterlegt wird; eine gleich­ lautende Abschrift wird allen Mitgliedern des Völkerbunds und allen auf der Konferenz vertretenen Nichtmitgliedstaaten übersandt werden.

Protokoll zum Abkommen Bei der Unterzeichnung des Abkommens vom heutigen Tage über Bestimmungen auf dem Gebiete des internatio­ nalen Wechselprivatrechts haben die gehörig bevollmäch­ tigten Unterzeichneten folgende Bestimmungen vereinbart: A Die Mitglieder des Völkerbunds und die Nichtmitglied­ staaten, denen die Hinterlegung ihrer Ratifikationsurkun­ den über das bezeichnete Abkommen vor dem 1. Sep­ tember 1932 nicht möglich sein sollte, verpflichten sich, innerhalb der auf diesen Tag folgenden fünfzehn Tage dem Generalsekretär des Völkerbunds eine Mitteilung

darüber zu machen, in welcher Lage sie sich hinsichtlich der Ratifikation befinden.

B Wenn am 1. November 1932 die Voraussetzungen nicht erfüllt sind, unter denen auf Grund des Artikel 15, Abs. 1, das Abkommen in Kraft tritt, so wird der Generalsekretär des Völkerbunds die Mitglieder des Völkerbunds und die Nichtmitgliedstaaten, die das Abkommen gezeichnet haben oder ihm beigetreten sind, zu einer Zusammenkunft ein­ berufen. In dieser Zusammenkunft wird zu prüfen sein, wie die Lage ist und welche Maßnahmen gegebenenfalls zur Ab­ hilfe getroffen werden können.

C Die Hohen Vertragschließenden Teile werden einander die gesetzlichen Vorschriften, die sie für ihre Gebiete zur Durchführung des Abkommens erlassen haben, nach deren Inkrafttreten mitteilen. Zu Urkund dessen haben die Bevollmächtigten dieses Protokoll gezeichnet. Geschehen zu Genf, am siebenten Juni neunzehnhundertdreißig, in einer einzigen Ausfertigung, die im Archiv des Sekretariats des Völkerbunds hinterlegt wird; eine gleich­ lautende Abschrift wird allen Mitgliedern des Völkerbunds und allen auf der Konferenz vertretenen Nichtmitglied­ staaten übersandt werden.

III (Übersetzung)

Abkommen über das Verhältnis der Stempelgesetze zum Wechselrecht Der Deutsche Reichspräsident, der Bundespräsident der Republik Österreich, Seine Majestät der König der Belgier, der Präsident der Republik der Vereinigten Staaten von Brasilien, Seine Majestät der König von Großbritannien, Irland und der britischen überseeischen Lande, Kaiser von

Abkommen über das Verhältnis der Ltempelgesetze zum Wechselrecht.

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Indien, der Präsident der Republik Columbien, Seine Majestät der König von Dänemark, der Präsident der Re­ publik Polen für die Freie Stadt Danzig, der Präsident der Republik Ecuador, Seine Majestät der König von Spanien, der Präsident der Republik Finnland, der Prä­ sident der Französischen Republik, Seine Durchlaucht der Reichsverweser des Königreichs Ungarn, Seine Majestät der König von Italien, Seine Majestät der Kaiser von Japan, Ihre Königliche Hozeit die Großherzogin von Luxemburg, Seine Majestät der König von Norwegen, Ihre Majestät die Königin der Niederlande, der Präsident der Republik Peru, der Präsident der Republik Polen, der Präsident der Portugiesischen Republik, Seine Maje­ stät der König von Schweden, der Schweizerische Bundes­ rat, der Präsident der Tschechoslowakischen Republik, der Präsident der Türkischen Republik, Seine Majestät der Kömg von Jugoslawien, (Hier handelt es sich um teilweise andere Bertragsstaaten wie bei den Abkommen I und Ii; es folgen die Namen der Bevollmächtigten).

Diese haben sich nach Mitteilung ihrer in guter und gehöriger Form befundenen Vollmachten über folgende Artikel geeinigt: Artikel 1 Die Hohen Vertragschließenden Teile verpflichten sich, ihre Gesetze, falls diese nicht bereits eine solche Bestim­ mung enthalten, dahin abzuändern, daß die Gültigkeit von Wechselverpflichtungen oder die Geltendmachung der sich aus Wechseln ergebenden Ansprüche nicht von der Be­ obachtung einer Stempelvorschrift abhängig gemacht werden. Doch können sie das Recht zur Geltendmachung dieser Ansprüche bis zur Zahlung der vorgeschriebenen Stempelbeträge oder verwirkter Geldstrafen aufschieben. Ebenso können sie vorschreiben, daß die Eigenschaft und die Wir­ kungen einer unmittelbar vollstreckbaren Urkunde, die nach ihrer Gesetzgebung dem Wechsel etwa zukommen, davon abhängig sind, daß der Stempelbetrag gemäß den Vor­ schriften ihrer Gesetze schon bei der Ausstellung der Ur­ kunde gehörig entrichtet worden ist. Jeder der Hohen Vertragschließenden Teile behält sich

vor, die im ersten Absatz erwähnte Verpflichtung auf ge­ zogene Wechsel zu beschränken. Vgl. zu Art. 1 ff. dieses Abkommens daS deutsche Wechselsteueroesetz vom 12. Juli 1930 und vie Ausführung-bestimmungen dazu vom 20. November 1930 und Art. 6 des EGDG.

Artikel 2 Das Abkommen, dessen französischer und englischer Wortlaut gleich maßgebend sind, trägt das Datum des heutigen Tages. Nach diesem Tage kann es noch bis zum 6. September 1930 für jedes Mitglied des Völkerbunds und für jeden Nichtmitgliedstaat gezeichnet werden. Artikel 3 Dieses Abkommen soll ratifiziert werden. Die Ratifikationsurkunden sind vor dem 1. September 1932 bei dem Generalsekretär des Völkerbunds zu hinter­ legen; dieser wird ihren Eingang unverzüglich Men Mit­ gliedern des Völkerbunds und den Nichtmitgliedstaaten mitteilen, die Vertragsteile des Abkommens sind. Artikel 4 Vom 6. September 1930 an kann jedes Mitglied des Völkerbunds und jeder Nichtmitgliedstaat dem Abkommen beitreten. Dieser Beitritt wird durch eine Anzeige an den Gene­ ralsekretär des Völkerbunds vollzogen, die im Archiv des Sekretariats des Völkerbunds zu hinterlegen ist. Der Generalsekretär des Völkerbunds wird die Hinter­ legung unverzüglich allen Staaten mitteilen, die das Ab­ kommen gezeichnet haben oder ihm beigetreten sind. Artikel 5 Dieses Abkommen tritt erst in Kraft, wenn es für sieben Mitglieder des Völkerbunds oder Nichtmitgliedstaaten rati< fiziert oder für sie der Beitritt erklärt worden ist; unter den Völkerbundsmitgliedern müssen drei ständig im Völ­ kerbundsrat vertreten sein. Das Abkommen tritt am neunzigsten Tage nach dem Tage in Kraft, an dem der Generalsekretär des Völker­ bunds die siebente nach dem ersten Absatz dieses Artikels

Abkommen über da» Verhältnis der Stempelgesetze -um Wechselrecht.

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maßgebende Ratifikationsurkunde oder Beitrittserklärung erhalten hat. Der Generalsekretär des Völkerbunds wird, wenn er die in Artikel 3 und 4 vorgesehenen Mitteilungen macht, aus­ drücklich darauf Hinweisen, daß die im ersten Absatz be­ zeichneten Ratifikationsurkunden oder Beitrittserklärungen vorliegen. Artikel 6 Jede Ratifikation oder jeder Beitritt, die nach dem Zeitpunkt erfolgen, in dem das Abkommen nach Artikels in Kraft tritt, wird am neunzigsten Tage nach dem Ein­ gang der Ratifikationsurkunde oder Beitrittserklärung beim Generalsekretär des Völkerbunds wirksam. Artikel 7 Das Abkommen kann nicht vor Ablauf einer Frist von zwei Jahren seit dem Tage gekündigt werden, an dem es für das kündigende Mitglied des Völkerbunds oder den kündigenden Nichtmitgliedstaat in Kraft getreten ist; die Kündigung wird am neunzigsten Tage nach dem Eingang der Kündigungserklärung bei dem Generalsekretär des Völkerbunds wirksam. Der Generalsekretär des Völkerbunds wird jede Kündi­ gung unverzüglich allen anderen Hohen Vertragschließen­ den Teilen mitteilen. Jede Kündigung ist nur in Ansehung des Hohen Ver­ tragschließenden Teils wirksam, für den sie erklärt wor­ den ist. Artikel 8 Jedes Mitglied des Völkerbunds und jeder Nichtmit­ gliedstaat, für die das Abkommen in Kraft ist, kann nach Ablauf von vier Jahren seit seinem Inkrafttreten einen Antrag auf Nachprüfung einzelner oder aller Vorschriften des Abkommens an den Generalsekretär des Völkerbundes richten. Wenn ein solcher Antrag nach Mitteilung an die an­ deren Mitglieder des Völkerbunds und Nichtmitglied­ staaten, für die das Abkommen zu dieser Zeit in Kraft ist, innerhalb eines Jahres die Unterstützung von mindestens sechs Vertragsstaaten findet, so wird der Völkerbundsrat

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Bet. zur Vereinheitlichung des Wechselrechts.

darüber entscheiden, ob eine Konferenz zu diesem Zwecke ernberufen werden soll. Artikel 9 Die Hohen Vertragschließenden Teile können bei der Zeichnung, der Ratifikation oder bei ihrem Beitritt er­ klären, daß sie durch die Annahme dieses Abkommens keine Verpflichtung für die Gesamtheit oder einen Teil ihrer Kolonien, Protektorate oder der unter ihrer Ober­ hoheit oder ihrem Mandat stehenden Gebiete zu über­ nehmen gewillt sind; in diesem Falle findet das Abkommen keine Anwendung auf die Gebiete, für welche diese Erklä­ rung abgegeben worden ist. Die Hohen Vertragschließenden Teile können in der Folge dem Generalsekretär des Völkerbunds anzeigcn, daß sie beabsichtigen, die Anwendbarkeit dieses Abkommens auf die Gesamtheit oder einen Teil der Gebiete auszu­ dehnen, für welche die im vorhergehenden Absatz vorge­ sehene Erklärung abgegeben worden ist. In diesem Falle tritt das Abkommen für die in der Erklärung genannten Gebiete neunzig Tage nach Eingang der Anzeige bei dem Generalsekretär des Völkerbunds in Kraft. Desgleichen können die Hohen Vertragschließenden Teile jederzeit er Hären, daß sie beabsichtigen, die Anwendbarkeit dieses Abkommens für die Gesamtheit oder einen Teil ihrer Kolonien, Protektorate oder der ihrer Oberhoheit oder ihrem Mandat unterstehenden Gebiete auszuschließen; in diesem Falle tritt das Abkommen für die Gebiete, für welche die Erklärung abgegeben worden ist, ein Jahr nach Eingang der Erklärung bei dem Generalsekretär des Völ­ kerbunds in Kraft. Artikel 10 Dieses Abkommen wird nach seinem Inkrafttreten vom Generalsekretär des Völkerbunds registriert werden. So­ dann wird es in der Sammlung der Verträge des Völker­ bunds sobald wie möglich veröffentlicht werden. Zu Urkund dessen haben die BevoUmächtigten dieses Protokoll gezeichnet. Geschehen zu Genf, am siebenten Juni neunzehnhundert­ dreißig, in einer einzigen Ausfertigung, die im Archiv des

Abkommen über das Verhältnis der Stempelgesetze zum Wechselrecht.

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Sekretariats des Völkerbunds hinterlegt wird; eine gleich­ lautende Abschrift wird allen Mitgliedern des Völkerbunds und alten aus der Konferenz vertretenen Nichtmitgtiedstaaten übersandt werden.

Protokoll zum Abkommen Bei der Unterzeichnung des Abkommens vom heutigen Tage über das Verhältnis der Stempelgesetze zum Wechsel­ rechte haben die gehörig bevollmächtigen Unterzeichneten folgende Bestimmungen vereinbart:

A Die Mitglieder des Völkerbunds und die Nichtmitglied­ staaten, denen die Hinterlegung ihrer Ratifikationsurkun­ den über das bezeichnete Abkommen vor dem 1. September 1932 nicht möglich sein sollte, verpflichten sich, innerhalb der auf diesen Tag folgenden fünfzehn Tage dem General­ sekretär des Völkerbunds eine Mitteilung darüber zu machen, in welcher Lage sie sich hinsichtlich der Ratifikation befinden.

B

Wenn am 1. November 1932 die Voraussetzungen nicht erfüllt sind, unter denen auf Grund des Artikels 5, Abs. 1, das Abkommen in Kraft tritt, so wird der Generalsekretär des Völkerbunds die Mitglieder des Völkerbunds und die Nichtmitgliedstaaten, die das Abkommen gezeichnet haben oder ihm bcigetreten sind, zu einer Zusammenkunft ein­ berufen. In dieser Zusammenkunft wird zu prüfen sein, wie die Lage ist und welche Maßnahmen gegebenenfalls zur Ab­ hilfe getroffen werden können.

C Die Hohen Vertragschließenden Teile werden einander die gesetzlichen Vorschriften, die sie für ihre Gebiete zur Durchführung des Abkommens erlassen haben, nach deren Inkrafttreten mitteilen.

D 1. Es wird vereinbart, daß für das Vereinigte König­ reich von Großbritannien und Nordirland die Bestim-

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Set. zur Vereinheitlichung des Wechselrechts.

mungen dieses Abkommens nur auf die außerhalb des bereinigten Königreichs zur Annahme vorgelegten, ange­ nommenen oder zahlbaren gezogenen Wechsel Anwendung finden. 2. Die gleiche Einschränkung gilt für die Kolonien, Pro­ tektorate und unter der Oberhoheit oder unter dem Man­ dat seiner Britannischen Majestät stehenden Gebiete, auf die dieses Abkommen nach Artikel 9 anwendbar wird, unter der Voraussetzung, daß eine Anzeige dieser Einschränkung vor dem Tage, an dem das Abkommen für das betreffende Gebiet in Kraft tritt, an den Generalsekretär des Völker­ bundes gerichtet wird. 3. Desgleichen wird vereinbart, daß die Bestimmungen dieses Abkommens auf Nordirland nur mit den etwa notwendig erachteten Änderungen Anwendung finden. 4. Die Regierung jedes Mitglieds des Völkerbunds oder jedes Nichtmitgliedstaats, die gemäß Artikel 4 dem Abkommen unter den im Abs. 1 vorgesehenen Einschrän­ kungen beitreten will, kann dies dem Generalsekretär des Völkerbunds anzeigen. Dieser wird die Anzeige allen Mit­ gliedern des Völkerbunds und den Nichtmitgliedstaaten, für die das Abkommen gezeichnet oder der Beitritt erklärt worden ist, mit der Anfrage mitteilen, ob sie Einwen­ dungen zu erheben haben. Wenn sechs Monate nach dieser Mitteilung keine Einwendung erhoben worden ist, so wird das Einverständnis damit angenommen, daß der Staat unter diesen Einschränkungen an dem Abkommen teil­ nimmt. Zu Urkund dessen haben die Bevollmächtigten dieses Protokoll gezeichnet. Geschehen zu Genf, am siebenten Juni neunzehnhundert­ dreißig, in einer einzigen Ausfertigung, die im Archiv des Sekretariats des Völkerbunds hinterlegt wird; eine gleich­ lautende Abschrift wird allen Mitgliedern des Völkerbunds und allen auf der Konferenz vertretenen Nichtmitglied­ staaten übersairdt werden. (TS folgen die Unterschriften der Bevollmächtigten).

II. Teil

Wechselgesetz Som 21. Juni 1933 Die Reichsregierung hat zur Durchführung der Abkommen zur Vereinheitlichung des Wechselrechts (Reichsgesetzbl. 1933 II S. 377) das folgende Gesetz beschlossen, das hiermit verkündet wird:

Erster Teil

Gezogener Wechsel Erster Abschnitt

Ausstellung und Form des gezogene« Wechsels Die wesentlichen Bestandteile des gezogenen Wechsels. Art. 1.

Der gezogene Wechsel enthält: 1. die Bezeichnung als Wechsel im Texte der Ur­ kunde, und zwar in der Sprache, in der sie aus­ gestellt ist; 2. die unbedingte Anweisung, eine bestimmte Geldsumme zu zahlen; 3. den Namen dessen, der zahlen soll (Bezogener); 4. die Angabe der Verfallzeit; 5. die Angabe des Zahlungsortes; 6. den Namen dessen, an den oder an dessen Or­ der gezahlt werden soll; Schaefer, Wechselgesetz und Scheckgesetz.

3

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Wechselgesetz.

7. die Angabe des Tages und des Ortes der Aus­ stellung; 8. die Unterschrift des Ausstellers. A. Art. 1 entspricht im wesentlichen dem Art. 4 WO. Vgl. die wesentlichen Bestandteile des eigenen Wechsels (Art. 75 WG.) und des Schecks (Scheckges. Art. 1). Aus­ nahmen von der Wechselstrenge Art. 2 Abs. 2—4. B. Die wesentlichen Bestandteile formaler Art; Merkvers: Wechsel (1), Betrag (2), Remittent (6), Zeit (4), Unterschrift (8), Datum (7), Adresse (3), Ort (5). Zu 1. Bei einem in deutscher Sprache abgefaßten Wechsel auch Bezeichnung als Primawechsel (vgl. Art. 64), Solawechsel (Art. 75), Wechselbries, Wechselver­ sprechen, Wechselurkunde, Wechselverschreibung von derRspr. zugelassen, nicht aber z. B. „nach Wechselrecht" (str.) oder „Prima" allein, auch nicht ein Ausdruck in fremder Sprache. Für das Französische „lettre de change", für das Englische „Bill of exchange“, für das Italienische „lettera di cambio“, nicht etwa der deutsche Ausdruck. Die Bezeich­ nung muß im Texte der Urkunde stehen. Unerheb­ lich ist, ob über dem Texte oder links vom Texte das Wort „Wechsel" wiederholt wird. Der Wechsel kann auch im Jnlande in jeder beliebigen fremden (lebenden und auch toten) Sprache abgefaßt sein. Zu 2. Die Hinzufügung des Wortes „unbedingte" ändert nichts an der bisherigen Rechtslage (vgl. bezüglich des Indossaments Art. 12). Die Anweisung muß im Text der Urkunde stehen. Die Hinzufügung des Schuld­ grundes oder einer Bedingung, das Abhängigmachen von einer Gegenleistung ist unzulässig. Ob Schuldverhältnis überhaupt zugrunde liegt, ist wechselrechtlich unwesentlich. Zur Angabe der Geldsumme gehört auch die Bezeich­ nung der Münzart in einer Weise, daß eine Verwechse­ lung ausgeschlossen ist („Schweizer Frank", „Französische Frank"). Die Angabe einer bloßen Zahl genügt nicht; es wird nicht etwa vermutet, daß in einem in deutscher Sprache in Deutschland ausgesteULen Wechsel Reichsmark gemeint ist (vgl. Art. 41 Abs. 4). Die landesübliche Ab-

Ausstellung und Form des gezogenen Wechsels. Art. 1.

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türjung („RM") genügt. Ob die Summe in Buchstaben oder Ziffern angegeben, ist unerheblich; vgl. Art. 6. Wegen des Zinsvermerks vgl. Art. 5. Im Inland ausgestellte und auch im Jnlande zahlbare Wechsel können auf fremde Währung lauten; vgl. Art. 41. Die Reichsbank diskontiert Jnlandwechsel aber nur, wenn sie auf Reichs­ mark lauten (vgl. Allgem. Bestimmungen über den Ver­ kehr mit der Reichsbank 1931 S. 34) und läßt Wechsel, die lediglich die Währungsbezeichnung „Mark" oder „M" tragen, nicht zu. Eine Mindest- oder Höchstsumme ist nicht vorgeschriebeu, ebensowenig, daß die Summe im Texte stehen muß. Waren- oder Effektenwechsel, d. h. Wechsel, in denen die Lieferung von Waren oder Effekten angewiesen (beim eigenen Wechsel versprochen) wird, sind unzulässig. Warenwechsel sind heute solche Wechsel, die bei Warenlieferungen für gestundete Kauspreisforderungen hingegeben werden: Finanzwechsel, die für Leihkapital ge­ geben und insbesondere im Verkehr der Banken unterein­ ander hingegeben und angenommen werden. Werden solche Finanzwechsel von kreditunwürdigen, zahlungsun­ fähigen Personen ausgetauscht, dann spricht man von Wechselreiterei. Zu 3. Der Bezogene („Adresse", „Trassat") muß auf der Vorderseite des Wechsels stehen, üblicherweise links unten; zulässig auch im Wechseltext etwa „Herr Be­ zogener wolle .... zahlen". Über die Personengleichheit mit dem Aussteller oder Zahlungsempfänger vgl. Art. 3. Bezogener kann eine (natürliche oder juristische) Person oder eine Firma sein. Unerheblich, ob die Person wirklich existiert; Kellerwechsel, die eine erdichtete Person als zah­ lungspflichtig bezeichnen, sind gültig und rechtlich wie ge­ fälschte Wechsel zu behandeln (vgl. Art. 69). Ein Scheck darf nur auf einen Bankier gezogen werden (Art. 3 ScheckG.); diese Beschränkung gibt es für den Wechsel nicht. Angabe des Wohnorts des Bezogenen ist nicht erforderlich (vgl. Art. 2 Abs. 3). Es können mehrere Personen als Bezogene bezeichnet werden, jedoch nur als Gesamtschuld­ ner und mit einem Zahlungsort, nicht aber alternativ oder sukzessiv oder nach Anteilen. Über die Annahme Art. 21 ff. Über die Notadresse vgl. Art. 55.

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Wechselgesetz.

Zu 4. Vers allzeit, Zahlungstag. Vgl. Art. 33 bis 37. Beim Fehlen dieser Angabe vgl. Art. 2 Abs. 2. über doppelte Zeitangabe Art. 37. Vgl. auch Art. 72. Zu 5. Angabe des Zahlungsorts üblicherweise links unten auf der Vorderseite des Wechsels unter dem Namen des Bezogenen, doch nicht vorgeschrieben; „zahl­ bar in Berlin". Angabe der genauen Anschrift nicht er­ forderlich. Zahlungsort kann nur eine tatsächlich vorhandene Ort­ schaft, politische Gemeinde sein. Ist daneben Straße imd Hausnummer genannt, die zwar nicht in der genannten Gemeinde, wohl aber in dem „benachbarten Orte" (vgl. Verordnung vom 7. Dez. 1927 im Anhang) vorhanden ist, so schadet die Verwechselung nicht, über das Verhältnis von Zahlungsort und Wohnort des Bezogenen vgl. Art. 2 Abs. 3. Die Angabe von mehreren Zahlungsorten oder „zahlbar aller Orten" macht den Wechsel nichtig. Ist weder Zahlungsort noch Wohnort des Bezogenen genannt, dann liegt kein Wechsel vor. Vgl. Art. 27 WG. Zu 6. Zahlungsempfänger („Remittent" in der WO. genannt) kann eine natürliche oder juristische Per­ son oder eine Firma sein. Gewöhnlich heißt es „an Herrn E." oder „an Herrn E. oder dessen Order"" oder „an die Order von Herrn (£.". Im Geschäftsleben sehr gebräuchlich Wechsel an eigene Order (vgl. Art. 3 Abs. 1). Die Hin­ zufügung der Orderklausel ist nicht erforderlich. Über den Rektawechsel Art. 11 Abs. 2. Inhaberwechsel sind nichtig, Zahlungsempfänger und Bezogener können nicht personen­ gleich sein (herrschende Ansicht). Ob der Zahlungsempfän­ ger tatsächlich lebt, ist unerheblich. Irrtümlich ungenaue Bezeichnung des Zahlungsempfängers schadet nicht, wenn nur die Personengleichheit zwischen dem genannten und gemeinten Zahlungsempfänger ohne Schwierigkeit feststell­ bar ist. Nicht genügt die Angabe „an meine Ehefrau"; es muß der Name angegeben werden. Die Bezeichnung von mehreren Zahlungsempfängern als Gesamtgläubiger kumulativ (an A unb B) ist zulässig (streitig); sie können nur gemeinschaftlich indossieren. Nicht zulässig ist alter­ native Beziehung (an A oder B). Trägt der Wechsel zwei Unterschriften und heißt es im Text „Zahlen Sie

mir", so ist der Wechsel nichtig, da nicht klar ist, an welchen von den beiden Ausstellern gezahlt werden soll. „Zahlen Sie an die Order von uns oder andere" genügt nicht. Ein wegen mangelnder Bezeichnung des Remitten­ ten nichtiger Wechsel kann den Annehmer nicht als Schuld­ anerkenntnis, kaufmännischer Verpflichtungsschein oder kaufmännische Anweisung verpflichten (RG. 136, 207). Zu 7. Datum. Der Ort muß möglich sein. Uner­ heblich ist, ob der Wechsel an dem genannten Ort ge­ schrieben ist. Abkürzung des Ortes (etwa Ffm. für Frank­ furt a. M.) ist unzulässig. Die Angabe der Straße ohne Ortsbezeichnung genügt nicht. Auch die angegebene Zei t braucht nicht die der tatsächlichen Ausstellung zu sein. Der Tag muß einen bestimmten Monatstag und ein be­ stimmtes Jahr bezeichnen. Über doppelte Zeitangabe vglArt. 37. Ungenügend die Angabe „Ostern 1934", da zwei Oster tage, oder „Herbstmesse 1933", da die Messe an meh­ reren Tagen stattsindet. Genügend die Bezeichnung in Ziffern „6. 2. 1934" oder auch „6. 2. 34". Die Reichsbank wünscht Bezeichnung des Monats in Buchstaben (z. B. Februar) und hält allgemein übliche Abkürzung (z. B. Febr.) für ausreichend. Die Angabe mehrerer abweichen­ der Daten macht den Wechsel nichtig (herrschende Ansicht). Fehlt das Datum ganz oder teilweise, so ist der Wechsel ungültig. Ausnahmen davon Art. 2 Abs. 4. Wo das Da­ tum steht, ist unerheblich. Zu 8. Unterschrift des Ausstellers muß unter dem Wechseltext stehen. Der Name des Aus­ stellers muß mit der Hand geschrieben sein; der Wechseltext kann mit der Schreibmaschine, Stempel­ aufdruck hergestellt werden; für die Firmenangabe ge­ nügt Firmenstempel, wenn nur die Unterschrift der zeich­ nungsberechtigten Person handschriftlich (gleichgültig, ob mit Tinte, Tintenstift oder Blei) erfolgt. Statt des Namens mit Kreuzen oder anderen Zeichen zu unterschrei­ ben, ist jetzt selbst dann, wenn diese Zeichen gerichtlich oder notariell beglaubigt werden, unzulässig, da eine dem Art. 94 WO. enispr. Vorschr. fehlt (a. A. LZ. 33,1298). Stand und Titel des Ausstellers sind entbehrlich; selbst bei häufig wiederkehrenden Namen (z. B- Hans Meyer) genügt der

38

Wechselgesetz.

Name; Angabe des Bornamens ist nicht erforderlich, über Unterschrift durch Vertreter vgl. Art. 8 WG. Zusätze beim Namen des AussteUers wie „als Bürge", „als Zeuge" machen den Wechsel ungültig; der Zusatz „als Selbst­ schuldner" ist von der Rechtspr. als unschädlich bezeichnet. Die Durchstreichung des Namens des Ausstellers bewirkt Nichtigkeit. Ist ein Wechsel von mehreren Personen aus­ gestellt und ein Name durchstrichen, so hat dies auf die Gültigkeit der übrigen Unterschriften keinen Einfluß (dgl. Art. 7). über die Haftung des Ausstellers Art. 9. C. Zulässige und unzulässige Zusätze. I. Soweit sie die Wechselverpflichtung berühren, wurden sie tellweise bereits und werden in den folgenden Artikeln noch erörtert. II. Von den Zusätzen, die im Geschäftsleben vielfach üblich sind, aber die Wechselverbindlichkeit nicht berühren (nach BGB. oder HGB. Bedeutung haben), sind zu er­ wähnen: 1. die sog. Valutaklausel, d. h. die Bemerkung, wie der Aussteller einen Gegenwert vom Wechselnehmer be­ reits empfangen hat oder noch empfangen soll; z. B. a) „Wert erhalten", „Wert per Kasse", wenn der Aus­ steller Bargeld erhalten hat; die Angabe des Schuld­ grundes (etwa durch die Worte „als Darlehen") macht den Wechsel nichtig; b) „Wert in Waren", wenn der Aussteller Waren er­ halten hat; c) „Wert in Rechnung", „Wert per Saldo", wenn AussteUer und Remittent im Abrechnungsverkehr stehen; d) „Wert gewechselt", „Wert in Wechseln", wenn Wech­ sel gegen Wechsel gegeben werden; c) „Wert verstanden", wenn das zugrunde liegende Rechtsverhältnis nicht näher bezeichnet werden soll; f) „Wert in mir selbst" beim Wechsel an eigene Order; 2. die sog. Avisklausel, d. h. die Bemerkung, ob der Aussteller dem Bezogenen noch durch besonderen Brief nähere Mitteilungen über die Art der Verrechnung zu­ gehen läßt („laut Bericht", „laut Avis", „ohne Bericht");

Ausstellung und Form de- gezogenen Wechsels. Art. S.

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3. die „Verpfändungsklausel" des Ausstellers, daß dem Wechselgläubiger ein Pfandrecht eingeräumt wird (vgl. aber „Pfandindossament" Art. 19); 4. die Deckungsklause l", d. h. die Bemerkung, in welcher Weise der Bezogene den Wechselbetrag verrechnen soll („und stellen sie — die Wechselsumme — auf Rechnung des Herrn N. laut Bericht") (vgl. Art. 3 Abs. 3). D. Die materiellen Voraussetzungen des Wechsels rich­ ten sich nach BGB. oder HGB.; über die Wechselfähigkeit vgl. Art. 91 WG. Gekreuzte Wechsel und Wechsel mit dem Vermerk „nur zur Verrechnung" sind nicht zugelassen (vgl. aber Art. 37—39 ScheckG.). Das Eigentum am Wechsel richtet sich nach BGB.; rechtmäßiger Wechselgläubiger kann grundsätzlich nur sein, wer auch Eigentümer des Wechsels ist (vgl. aber beim Pfandindossament Art. 19). E. Nicht aus dem Wechsel ersichtliche tatsächliche Um­ stände sind nur zu berücksichtigen, wenn sie allgemein be­ kannt sind (RG. 98, 104). Ist ein Wechsel nicht oder nicht genügend verstempelt, so wird dadurch die Gültig­ keit des Wechsels nicht berührt. Auch ein mit Bleistift geschriebener Wechsel ist gültig. Bleistiftnotizen aber aus einem sonst mit Tinte, Tintenstift oder einem anderen dauerhaften Schreibmaterial geschriebenen Wechsel sind im Zweifel unverbindliche Notizen (RG. 60, 426). Unvollständiger Wechsel. Ausnahmen von der Wechselftrevge.

Art. 2.

Eine Urkunde, der einer der im vorstehenden Ar­ tikel bezeichneten Bestandteile fehlt, gilt nicht als gezogener Wechsel, vorbehaltlich der in den folgen­ den Absätze bezeichneten Fälle. Ein Wechsel ohne Angabe der Verfallzeit gilt als Sichtwechsel. Mangels einer besonderen Angabe gilt der bei dem Namen des Bezogenen angegebene Ort als Zahlungsort und zugleich als Wohnort des Be­ zogenen.

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Dechselgesetz.

Ein Wechsel ohne Angabe des Ausstellungsortes gilt als ausgestellt an dem Orte, der bei dem Namen des Ausstellers angegeben ist.

1. Abs. 1. entspricht dem Art. 7 Satz 1 WO. Von dem Grundsätze der formalen Wechselstrenge gelten, zur Ver­ meidung unnötiger Nichtigkeiten und zur Erleichterung der Geschäftsabwicklung, die 3 Ausnahmen der Abs. 2 bis 4, die der WO. unbekannt waren. Abs. 4 stimmt mit Art. 4 Ziff. 8 Halbs. 2 der WO. überein. Vgl. Art. 2 ScheckG. 2. Abs. 2 bringt die Ausnahme von dem Erfordernis der Ziff. 4 des Art. 1. Als Sichtwechsel bei der Vor­ legung fällig Art. 34. 3. Abs. 3 bringt die Ausnahme von dem Erfordernis der Ziff. 5 des Art. 1. 4. Abs. 4 bringt die Ausnahme von Ziff. 7 Art. 1. 5. Weitere Ausnahmen von der Wechselstrenge Art. 9 Abs. 2; Art. 11 Abs. 1. Wechsel au eigene Order.

Art. 3.

Der Wechsel kann an die eigene Order des Aus­ stellers lauten. Er kann auf den Aussteller selbst gezogen werden. Er kann für Rechnung eines Dritten gezogen werden.

1. Der Abs. 1 entspricht dem Abs. 1 des Art. 6 WO. Der „Wechsel an eigene Order" ist die im Geschäftsleben am häufigsten vorkommende Wechselform. Im Wechsel­ text heißt es: „an meine Order", „an die Order von mir selbst", „an mich selbst", „an Order eigene". Vgl. Art. 1 Ziffer 6 und 8. Sobald der Bezogene einen solchen Wechsel angenommen hat, entstehen Wechselrechte; der Annehmer ist dem Aussteller wechselmäßig gemäß Art. 28 verpflich­ tet. Solange der Bezogene nicht annimmt, können Wech­ selrechte erst durch das erste Indossament entstehen (Art. 14). Die Vorschrift des Art. 3 gilt nicht für die eigenen Wechsel (Art. 77), so daß ein eigener Wechsel nicht

Ausstellung und Form des gezogenen Wechsels. Art. 3, 4.

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an eigene Order gestellt werden kann. Vgl. auch Art. 6 Abs. 1 ScheckG. 2. Zieht der Aussteller den Wechsel auf sich selbst, dann sind Aussteller und Bezogener personengleich. Einen solchen Wechsel nannte die WO. einen trassiert-eigenen Wechsel. Nach der WO. mußten aber Ausstellungsort und Zahlungsort in zwei verschiedenen politischen Gemein­ den liegen. Dies erfordert das WG. nicht mehr. Trassiert­ eigene Wechsel kommen in der Praxis besonders als Filial­ wechsel vor. Kein solcher Wechsel liegt vor, wenn ein Kauf­ mann unter seinem bürgerlichen Namen einen Wechsel auf seine anders lautende Firma (oder umgekehrt, oder bei zwei verschiedenen Firmen unter der einen Firma auf die andere) zieht; entscheidend ist, ob nach dem Wechsel­ inhalt Personengleichheit vorliegt oder nicht. Vgl. Art. 1 Ziffer 3, 8. Der trassiert-eigene Wechsel kann auch an eigene Order gestellt werden (vgl. Abs. 1). Unzulässig ist aber im übrigen ein Wechsel, in dem der Bezogene und der Zahlungsempfänger personengleich sind. Vgl. dazu ScheckG. Art. 6 Abs. 3. 3. Der Abs. 3 stellt einen in der WO. zwar nicht aus­ gesprochenen, aber anerkannten Grundsatz über die soge­ nannte „Kommissionstratte" fest. Vgl. ScheckG. Art. 6 Abs. 2. Domizil- und Zahlftellenwechsel.

«^4. 4 Wtft« 4.

Der Wechsel kann bei einem Dritten, am Wohn­ ort des Bezogenen oder an einem anderen Orte, zahlbar gestellt werden. 1. Vgl. Art. 24, 43 WO. Der Begriff „Domizilwechsel" wird jetzt vermieden, da darunter in den verschiedenen Vertragsstaaten bisher verschiedene Wechselarten verstan­ den wurden. Der Ausdruck „Zahlstellenwechsel" wird nicht gebraucht. Im bisherigen deutschen Recht unterschied man den eigentlichen von dem uneigentlichen Domizil­ wechsel, und bei dem eigentlichen den normalen und den anormalen echten Domizilvermerk. Vgl. auch Art. 22 Abs. 2 WG. Genaue Bezeichnung mit Namen oder Firma, Domizilvermerk durch Aussteller; für spätere gilt Art. 7.

42

Wechselgesetz.

2. 3.

Vgl. Art. 8 ScheckG. Der in Art. 4 ausgesprochene Rechtssatz ist in der WO. nicht so klar ausgedrückt. Daher sind die bisherigen Zweifelsfragen fortgefallen. 4. Der Zahlungsort ist wichtig für den Wechselprozeß (88 603, 29 ZPO.). Was unter „Wohnort" zu verstehen ist, richtet sich nach dem Rechte der einzelnen Vertrags­ staaten, in Deutschland nach BGB. §§ 7 ff. („Wohnsitz" ist gleich Wohnort.) Mehrere Domizilvermerke unzulässig. Ziusvermerk.

Art. 5.

In einem Wechsel, der auf Sicht oder auf eine bestimmte Zeit nach Sicht lautet, kann der Aus­ steller bestimmen, daß die Wechselsumme zu ver­ zinsen ist. Bei jedem anderen Wechsel gilt der Zins­ vermerk als nicht geschrieben. Der Zinsfuß ist im Wechsel anzugeben; fehlt diese Angabe, so gilt der Zinsvermerk als nicht ge­ schrieben. Die Zinsen laufen vom Tage der Ausstellung des Wechsels, sofern nicht ein anderer Tag bestimmt ist.

1. Nach WO. Art. 7 Satz 3 galt das in einem Wechsel enthaltene Zinsversprechen als nicht geschrieben. Dies gilt auch jetzt grundsätzlich, jedoch mit den aus Abs. 1 sich er­ gebenden Ausnahmen bei Sicht- und Nachsichtwechseln. Diese Abänderung war notwendig im Interesse des Über­ seeverkehrs, da in zahlreichen Fällen der Kaufpreis erst, nachdem die Waren an ihrem Bestimmungsort angekominen sind, bezahlt und bis zu diesem Tage verzinst wird. Ein außerhalb des Wechsels von einem Wechselschuldner abgegebenes Zinsversprechen ist nach BGB. und HGB. zu beurteilen. 2. Abs. 1 Satz 2 gilt für die Wechsel, die auf eine be­ stimmte Zeit nach der Ausstellung oder auf einen be­ stimmten Tag gezogen sind (vgl. Art. 33). Bei solchen Wechseln kann die Höhe der Zinsen schon bei der Aus-

Ausstellung und Form des gezogenen Wechsels. Art. 5, 6.

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srellung des Wechsels berechnet und der Zinsbetrag zu der Hauptsumme hinzugerechnet werden. 3. Abs. 2 und 3 gelten ebenso wie Abs. 1 nur bei Sichtund Nachsichtwechseln. Eine gesetzliche Vermutung über die Höhe des Zinsfußes gibt es nicht. 4. Vgl. Art. 7 ScheckG. 5. Wegen der Zinsen seit dem Verfalltage für alle Arten Wechsel vgl. Art. 48 WG.

Wechselsumme.

Art. 6.

Ist die Wechselsumme in Buchstaben und in Ziffern angegeben, so gilt bei Abweichungen die in Buchstaben angegebene Summe. Ist die Wechselsumme mehrmals in Buchstaben oder mehrmals in Ziffern angegeben, so gilt bei Abweichungen die geringste Summe.

1. Diese Auslegungsvorschrift (entsprechend dem Art. 5 WO. und dem Art. 9 ScheckG.) bezieht sich nur auf Zwei­ felsfragen bezüglich der Wechselsumme. Ist die Münzart ver­ schieden angegeben (z. B. einmal Franc, zum anderen Reichs­ mark), so ist der Wechsel nichtig; diese Frage ist streitig, da vereinzelt in der älteren Literatur die Ansicht ver­ treten wird, maßgebend sei die Münzart mit dem geringe­ ren Wert. 2. Heißt es einmal „Reichsmark", zum anderen „Gold­ mark", so wird in Anlehnung an das Reichs-Münz-Gesetz vom 30. Aug. 1924, zur Vermeidung unnötiger Nichtig­ keit, Währungsgleichheit anzunehmen sein. Heißt es in einem deutschen Wechsel „Mark", dann ist gelte,rde Reichs­ mark-Wahrung anzunehmen. Die Reichsbank nimmt aber solche Markwechsel nicht an (vgl. S. 35). 3. Ein Gegenbeweis gegen die Auslegungsregel ist nicht zulässig. Die Einrede, daß eine abweiche,rde Verein­ barung getroffen ist, wirkt nur zwischen Aussteller und bösgläubigem Wechselinhaber (vgl. Art. 17 WG.). 4. Vgl. wegen der Wechselsumme Art. 1 Ziff. 2. 5. Die Verordnung über Goldmark- und Goldmark-

44

Wechselgese-..

Notenwechsel- und -schecks vom 6.Febr. 1924 gilt nicht mehr (Art. 1 EGWG.). UmlLHLxgigkttt der eiu-elura Wechselaktr.

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Trägt ein Wechsel Unterschriften von Personen, die eine Wechselverbindlichkeit nicht eingehen kön­ nen, gefälschte Unterschriften, Unterschriften erdich­ teter Personen oder Unterschriften, die aus irgend­ einem anderen Grunde für die Personen, die unter­ schrieben haben oder mit deren Namen unterschrie­ ben worden ist, keine Verbindlichkeit begründen, so hat dies auf die Gültigkeit der übrigen Unter­ schriften keinen Einfluß.

1. Hier wird ein Grundsatz, der nach Art. 75, 76 WO. sich auf die Fälle der falschen oder verfälschten Wechsel­ unterschristen beschränkte, verallgemeinert. Entsprechend ScheckG. Art. 10. 2. Wer Wechselverbindlichkeiten eingehen kann, vgl. Art. 8, 91. 3. Art. 75, 76 WO. sprach von „falschen" oder „ver­ fälschten" Unterschriften. Falsch ist eine Unterschrift, wenn sie rechtswidrig von einem anderen geleistet ist als dem, dessen Namen sie zeigt. Jetzt heißt es aUgemein erweitert: „Unterschriften, die aus irgend einem anderen Grunde für die Person, mit deren Namen unterschrieben worden ist, keine Gültigkeit haben." Verfälscht ist eine Unterschrift, wenn in der echten Unterschrift rechtswidrig Änderungen bewirkt werden; sie kann auch von dem, der die echte Unter­ schrift geleistet hat, nachträglich selbst verfälscht sein. „Ver­ fälscht" und „gefälscht"' sind gleichbedeutend. 4. Der Artikel spricht nur von „Unterschriften" (des Ausstellers, Annehmers, Indossanten oder sonst einer Per­ son). Andere Veränderungen behandelt Art. 69. 5. Die Frage, ob die gefälschte Unterschrift durch "nach­ trägliche Genehmigung Wechselverbindlichkeiten erzeugt, ist ebenso wie für das bisherige Recht streitig geblieben. In

Ausstellung und Form des gezogenen Wechsels. Art. 7—9.

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jedem Fall hat dies bürgerlichrechtliche Wirkung. (Vgl. RG. 74, 69; 82, 339.) Vgl. IW. 1933, 2947. Rechte und Pflichten des Vertreters ohne Vertretungsmacht.

Art. 8.

Wer auf einen Wechsel seine Unterschrift als Ver­ treter eines anderen setzt, ohne hierzu ermächtigt zu sein, haftet selbst wechselmäßig und hat, wenn er den Wechsel einlöst, dieselben Rechte, die der an­ geblich Vertretene haben würde. Das gleiche gilt von einem Vertreter, der seine Vertretungsbefug­ nis überschritten hat. 1. Der Art. 95 WO. betraf nur die persönliche Haftung des Vertreters. Nach der WO. hatte der Vertreter keine wechselmäßigen Rechte gegenüber dem Vertretenen, son­ dern nur zivilrechtliche Ansprüche auf Grund des BGB. Jetzt hat der den Wechsel einlösende Vertreter, der gewill­ kürte wie der gesetzliche, auch wechselmäßige Rechte, insbe­ sondere das Recht des Rückgriffs gegen die anderen Wech­ selverpflichteten, und zwar in demselben Umfange wie der angeblich Vertretene. Entsprechend ScheckG. Art. 11. 2. Der gesetzliche Vertreter einer geschäftsunfähigen oder in der Geschäftsfähigkeit beschränkten Person (Vater, Mut­ ter, Vormund, Pfleger) bedarf zur Eingehung von Wechsel­ verbindlichkeiten der Genehmigung des Vormundschafts­ gerichts (vgl. §§ 1822 Nr. 9, 1825, 1643, 1686, 1915 BGB.). Der Ehemann ist nicht gesetzlicher Vertreter seiner Ehefrau und kann sie durch Rechtsgeschäfte nicht ver­ pflichten (§ 1375 BGB.). Vgl. Art. 91 über die Wechsel­ fähigkeit. 3. Nachträgliche Genehmigung durch den angeblich Ver­ tretenen begründet gemäß BGB. §§ 177—179 die wechsel­ mäßige Haftung des Vertretenen. (Vgl. auch Art. 7 WG.) Haftung des Ausstellers.

A.

Der Aussteller haftet für die Annahme und die Zahlung des Wechsels. Er kann die Haftung für die Annahme aus-

46

Wechselrecht.

schließen; jeder Vermerk, durch den er die Haftung für die Zahlung ausschließt, gilt als nicht ge­ schrieben. 1. Der Abs. 1 entspricht dem Art. 8 WO. Mehrere Aussteller haften als Gesamtschuldner. Die Haftung des Ausstellers entsteht durch die Ausstellung und Weitergabe des Wechsels, nicht erst mit der Vorlegung beim Bezo­ genen. Voraussetzung ist nur die Wechselfähigkeit des Aus­ stellers (vgl. Art. 91). Vgl. Art. 16 der Anl. II des 1. in­ ternst. Abkommens. Wem der Aussteller haftet, ergibt sich aus Art. 47. 2. Tie nach Abs. 2 mögliche Ausschließung der Haf­ tung für die Annahme war dem bisherigen Recht un­ bekannt; einen Ausschluß der Haftung für die Zahlung gibt es nicht. Ein bestimmter Ausdruck für die Aus­ schließung der Haftung ist nicht vorgeschrieben. 3. Vgl. ScheckG. Art. 12. Haftung aus Blankowechsel.

Art. 10.

Wenn ein Wechsel, der bei der Begebung unvoll­ ständig war, den getroffenen Vereinbarungen zu­ wider ausgefüllt worden ist, so kann die Nichtein­ haltung dieser Vereinbarungen dem Inhaber nicht entgegengesetzt werden, es sei denn, daß er den Wechsel in bösem Glauben erworben hat oder ihm beim Erwerb eine grobe Fahrlässigkeit zur Last fällt. 1. Vgl. Art. 2 der Anl. II des 1. internet. Abkommens. 2. Der Blankowechsel war der WO. unbekannt, in der Praxis und Rechtspr. aber anerkannt. Der in dem Artikel ausgesprochene Grundsatz entspricht der bisherigen Rechts­ auffassung (vgl. RG. 129, 338), die sich auf die allgemeine Vorschrift des Art. 82 WO. über die Einreden des Wechsel­ schuldners stützte. Gelangt ein als Mankett ausgestellter Wechsel nach der Ausfüllung in die Hände eines redlichen Erwerbers, so kann der Wechselschuldner nicht einwenden,

Indossament. Art. 11.

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die Ausfüllung entspreche nicht den hierüber zwischen ihm und einem Wechs-elgläubiger getroffenen Vereinbarungen. Zur Zeit der Ausübung der Wechselrechte muß das Blankett ausgefüllt sein. 3. Die Gewohnheit des Geschäftsverkehrs spricht für die Vermutung, daß der Nehmer eines Wechselblanketts befugt sein soll, den Wechsel nach dem der Wechselbegebung zugrundeliegenden Vertrag zu vervollständigen oder diese Herstellungsbefugnis seinen Nachmännern zu übertragen. 4. Wer einen Blankowechsel nur als Aussteller gezeich­ net hat, kann ohne feine Zustimmung nicht durch ab­ weichende Ausfüllung des Blanketts von feiten eines an­ deren in die Stellung des Annehmers gedrängt werden. Dies wäre nur dadurch möglich, daß ein anderer über den Namen des Ausstellers seinen Namen setzt und dadurch auf dem Wechsel als Aussteller erscheint, während der auf der Vorderseite des Wechsels stehende Name des ersten Aus­ stellers als Annahmevermerk gelten würde (vgl. Art. 25). 5. Die Übergabe eines Wechselblanketts, das nur den Annahmevermerk, nicht die Ausstellerunterschrift trägt, ohne Indossament, hat materiellrechtlich die gleiche Wir­ kung wie ein wechselrechtlicher Übertragungsakt (IW. 32, 756). 6. Vorausgesetzt wird, daß der Aussteller des Blanketts eine Wechselunterschrift geben wollte. Ein Stück Papier nur mit einer Unterschrift kann niemals Wechsel werden, wenn dies dem Willen des Unterschreibenden nicht entspricht. 7. Dem Art. 10 WG. entspricht Art. 13 ScheckG.

Zweiter Abschnitt Übertragung der Wechselrechte.

Indossament Art. 11.

Jeder Wechsel kann durch Indossament über­ tragen werden, auch wenn er nicht ausdrücklich an Order lautet.

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Wechselgesetz.

Hat der Aussteller in den Wechsel die Worte „nicht an Order" oder einen gleichbedeutenden Ver­ merk ausgenommen, so kann der Wechsel nur in der Form und mit den Wirkungen einer gewöhnlichen Abtretung übertragen werden. Das Indossament kann auch auf den Bezogenen, gleichviel ob er den Wechsel angenommen hat oder nicht, auf den Aussteller oder auf jeden anderen Wechselverpflichteten lauten. Diese Personen kön­ nen den Wechsel weiter indossieren.

1. Abs. 1, 2 entsprechen dem Art. 9 WO.; Abs. 3 dem Art. 10 Satz 2 WO. Vgl. Art. 14 ScheckG. und wegen des Abs. 3 auch Art. 15 ScheckG. In der WO. wurde das Indossament auch „Giro" genannt. Dieser Ausdruck ist in der Geschäftspraxis gebräuchlich. Der übertragende ist der Indossant; derjenige, an welchen übertragen wird, der Indossatar (Girant, Giratar). 2. Der Wechsel ist ohne weiteres Orderpapier, im Fall des Abs. 2 ausnahmsweise Rektapapier, über Rekta­ indossament Art. 15. 3. Form der Übertragung Art. 13. Formel des Rekta­ wechsels : „an Herrn Empfänger, nicht an Order" oder „nur an Herrn Empfänger"; zulässig nach der bisherigen Rechtspr. auch „an Herrn E. oder dessen Indossatar, nicht aber an fernere Indossatare" (sog. beschränktes Jndossierungsverbot). Angabe des Jndossierungsgrundes nicht er­ forderlich, aber nicht verboten. 4. Wirksam ist die Übertragung nur, wenn ein wirk­ samer Begebungsvertrag geschlossen ist, nach welchem durch das Indossament der Wechsel übertragen werden soll. Rach BGB. oder HGB. zu beurteilen, über Teilindossament Art. 11 Ms. 2. Übertragung an mehrere Indossatare als Gesamtgläubiger zulässig (vgl. Art. 1 zu Ziff. 6). 5. Ms. 2 behandelt Form und Wirkung der Übertragung eines Rektawechsels. Das aus dem Wechsel nicht ersicht­ liche Versprechen, nicht weiter zu indossieren, wirkt nur zwischen den Parteien, welche die Nichtindossierung verein-

Indossament. Art. 12.

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bart haben (vgl. Art. 17). Teilabtretung zulässig; bei Ab­ tretung Übergabe des Wechselpapiers nicht erforderlich. 6. Weitere Übertragungsmöglichleiten durch Abtretung (Zession), durch Pfändung und Überweisung nach Maßgabe der ZPO., durch Vererbung, Übernahme der Aktiven und Passiven eines Geschäfts, durch Ersteigern in der Zwangs­ vollstreckung, durch bloße Übergabe beim Blankoindossament (vgl. Art. 14 Abs. 2 Ziffer 3). Auch der Zessionar kann weiter indossieren (streitig). 7. Der Abs. 3 ergänzt die WO., insofern es als gleich­ gültig bezeichnet wird, ob der Bezogene den Wechsel ange­ nommen hat oder nicht. Die Indossierung an den An­ nehmer (Art. 28; nach Verfall bewirkt den Untergang der Wechselschuld. Vgl. Art. 15 Abs. 5 ScheckG. 8. Über das Wechseldiskontierungsgeschäst vgl. Art. 14 WG. 9. Die Rektaklausel sckließt ein Prokuraindossament nicht aus (vgl. Art. 18). Besondere Indossamente. (Bedingung; TeUindossament; Art. Inhaberindossamevt.)

12.

Das Indossament muß unbedingt sein. Bedin­ gungen, von denen es abhängig gemacht wird, gel­ ten als nicht geschrieben. Ein Teilindossament ist nichtig. Ein Indossament an den Inhaber gilt als Blanko­ indossament.

1. Die Bedingung machte das Indossament nach der bisherigen Rechtspr. nichtig; heute gilt die Bedingung als nicht geschrieben; diese Abweichung von der formalen Wechselstrenge ist zweckmäßig. (Vgl. aber die Klauseln aus Art. 15, 22, 23, 34 WG.). 2. Jnhaberindossamente waren nach der bisherigen Rechtspr. nichtig. 3. Teilindossamente sind unpraktisch und daher auch bisher schon als nichtig angesehen worden. 4. Art. 12 entspricht dem ScheckG. Art. 15 Abs. 1, 2, 4. Das ScheckG. Art. 15 Abs. 3, 5 erwähnt noch das InSchaefer, Wechselgesetz und Scheckgesetz. 4

50

Wechselgesetz.

dossament an den Bezogenen und das Indossament des Bezogenen. Vgl. hierzu Art. 11 Abs. 3 WG. Form deS Indossaments.

Das Indossament muß auf den Wechsel oder auf ein mit dem Wechsel verbundenes Blatt (Anhang) gesetzt werden. Es muß von dem Indossanten unterschrieben werden. Das Indossament braucht den Indossatar nicht zu bezeichnen und kann selbst in der bloßen Unter­ schrift des Indossanten bestehen (Blankoindossa­ ment). In diesem letzteren Falle muß das Indossa­ ment, um gültig zu sein, auf die Rückseite des Wechsels oder auf den Anhang gesetzt werden. 1. Dieser Artikel entspricht inhaltlich im wesentlichen den Art. 11, 12 WO. und dem ScheckG. Art. 16. Wegen der Indossamente auf Wechselausfertigungen vgl. Art. 64, 65, auf Wechselabschriften vgl. Art. 67, 68 WG. 2. Wegen der Unterschrift des Indossanten gilt dasselbe wie wegen der Unterschrift des Ausstellers (vgl. Art. 1 zu Ziffer 8). Datum nicht erforderlich; unschädlich, falls un­ möglich. 3. Das Indossament, das nicht Blankoindossament ist, kann auch aus der Vorderseite des Wechsels stehen. 4. Blankoindossament ist jedes Indossament, in dem der Indossatar nicht genannt ist; also auch „Für mich an die Order von ..." (ohne Angabe des Namens), über die Umwandlung des Blankoindossaments in ein Vollindossa­ ment Art. 14. 5. Ter Anhang wurde in der WO. „Allonge“ genannt. In welcher Weise er mit dem Wechsel zu verbinden ist, wird nicht vorgeschrieben. Die Verbindung darf nicht lös­ bar sein; Anheften mit Klammer genügt nicht. Wirkung deS Indossaments.

Art. 14.

Das Indossament überträgt alle Rechte aus dem Wechsel.

Indossament. Art. 13, 14.

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Ist es ein Blankoindossament, so kann der In­ haber 1. das Indossament mit seinem Namen oder mit dem Namen eines anderen ausfüllen; 2. den Wechsel durch ein Blankoindossament oder an eine bestimmte Person weiter indossieren; 3. den Wechsel weiterbegeben, ohne das Blanko­ indossament auszufüllen und ohne ihn zu in­ dossieren.

1. Abs. 1 stimmt inhaltlich mit Art. 10 Satz 1 WO. überein; Abs. 2 Ziffer 1 und 2 mit Art. 13 WO.; Abs. 2 Ziffer 3 entspricht der bisherigen Praxis und Rspr. Vgl. Art. 17 ScheckG. 2. Der Blankoindossatar kann die Wechselforderung auch abtreten. 3. übertragen werden nur die Rechte, die sich aus dem Wechsel ergeben. Wegen der Einwendungen des Wechsel­ schuldners gegen den Blanloindossatar gelten die Vor­ schriften des Art. 17. Vgl. Art. 11 Anm. 6. 4. Wegen der Legitimation des Wechselinhabers bei Blankoindossamenten vgl. Art. 16. 5. Zu den Rechten, die durch das Indossament über­ tragen werden, gehört grundsätzlich auch das Eigentum an dem Wechsel. Vgl. Art. 18 über das offene und das verdeckte Vollmachtsindossament. 6. Der Wechsel wird in der Regel gegen Zahlung eines bestimmten Preises, der Diskontsumme, erworben. Diesen Wechselkauf (— Wechsel gegen Geld —) nennt man das Diskontierungsgeschäft. Die Diskontsumme ist die Wechsel­ summe nach Abzug eines Zwischenzinses und einer Provi­ sion. 7. Das der Wechseldiskontierung zugrundeliegende Kau­ salgeschäft braucht nicht ein Kauf zu sein. Es kann sich viel­ mehr auch als Darlehensgewährung darstellen. In der Annahme des Wechsels zur Diskontierung liegt nicht eine Verpslichtungserklärung, das; der Annehmer sicher sei. *•

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Dechselgesetz.

8. Die Indossierung eines angenommenen Wechsels tilgt die zugrundeliegende Schuld im Zweifel noch nicht. Der Wechsel wird erfüllungshalber, nicht an Erfüllungs Statt gegeben. Die Hingabe eines Wechsels stellt nur einen Versuch der Zahlung dar, der den Gläubiger zwar ver(»flichtet, in erster Linie Befriedigung aus dem Wechsel zu uchen, ihn aber, wenn dieser Versuch erfolglos bleibt, zur Geltendmachung der ursprünglichen Forderung be­ rechtigt. Der unsittliche Charakter des Grundgeschäfts kann aber auch die Wechselhingabe als unsittlich erscheinen lassen. (Vgl. RG. 138, 137; ferner Art. 17 WG., BGB. § 138.) Hafttmg des Indossanten.

Art. 15.

Der Indossant haftet mangels eines entgegen­ stehenden Vermerkes für die Annahme und die Zahlung. Er kann untersagen, daß der Wechsel weiter in­ dossiert wird; in diesem Falle haftet er denen nicht, an die der Wechsel weiter indossiert wird.

1. Abf. 1 stimmt inhaltlich mit Art. 14 Satz 1 WO. überein; Abs. 2 mit Art. 15 WO. Vgl. Art. 18 ScheckG. 2. Abs. 1 nennt die entgegenstehenden Vermerke nicht. Es sind dieselben wie in WO. Art. 14 Satz 2, wo es hieß: „Hat er aber dem Indossamente die Bemerkung ,ohne Gewährleistung', »ohne Obligo« oder einen gleichbe­ bedeutenden Vorbehalt hinzugefügt, so ist er von der Ver­ bindlichkeit aus seinem Indossamente befreit." (Die sog. „Angstklausel".) 3. Der Indossant kann die Haftung für die Annahme und die Zahlung ausschließen, der Aussteller aber nach Art. 9 Abs. 2 nur die Haftung für die Annahme. Der Be­ zogene kann die Haftung nur auf einen Teil der Wechsel­ summe beschränken (Art. 26). 4. Abs. 2 behandelt das „Rektaindossament". Die Form des Untersagens entspricht dem Vermerk des Ausstellers beim Rektawechsel (Art. 11 Abs. 2); die Rektaklausel muß im Indossament stehen.

Indossament. Art. 15, 16.

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5. Die Vereinbarung, daß der Wechsel nicht indossiert werden soll, wirkt, wenn sie auf Wechsel nicht vermerkt ist, grundsätzlich nur zwischen den Parteien der Vereinbarung. Wegen der Einwendungen des Wechselschuldners vgl. Art. 17. v. Wem der Indossant haftet, ergibt sich aus Art. 47, 16. Voraussetzung der Haftung ist Wechselfahigkeit (Art. 91) und formell gültiges Indossament (Art. 16). Nachweis der rechtmäßige» -e mgS»ermerl. Protest.