Das Problem der Sklaverei in China [Reprint 2021 ed.] 9783112482766, 9783112482759


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Das Problem der Sklaverei in China [Reprint 2021 ed.]
 9783112482766, 9783112482759

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BERICHTE ÜBER D I E VERHANDLUNGEN DER SÄCHSISCHEN AKADEMIE D E R WISSENSCHAFTEN ZU LEIPZIG Philolog

isch-historische Band

Klasse

100 • Heft

EDUARD

1

ERKES

DAS PROBLEM DER SKLAVEREI IN CHINA

19 5 2

AKADEMIE-VERLAG

• BERLIN

Vorgetragen in der Sitzung vom 14. Januar 1952 Manuskript eingeliefert am 17. April 1952 Druckfertig erklärt am 31. August 1952

Erschienen im Akademie-Verlag GmbH., Berlin NW 7, Schiffbauerdamm 19 Veröffentlicht unter der Lizenz-Nummer 1217 des Amtes für Literatur und Verlagswesen der Deutschen Demokratischen Republik Satz und Druck: Tribüne Verlag und Druckereien des FDGB GmbH., Berlin VOB Druckerei I I I Leipzig 111/18/36 Bestell- und Verlagsnummer 2026/100/1 Preis DM 2,70 Printed in Germany

Der Begriff der unfreien Arbeit u n d des auf dieser Grundlage aufgebauten Gesellschaftssystems, das als Sklavenhaltergesellschaft bezeichnet zu werden pflegt, spielt in der Sozialgeschichte eine bedeutende Rolle u n d h a t zu der Annahme geführt, die klassenlose Urgesellschaft werde mit Notwendigkeit von einem Zustand abgelöst, in dem ein Teil der Menschen ihrer Selbständigkeit beraubt u n d f ü r den andern zu arbeiten gezwungen sei. Bereits zeigt sich in der Geschichtswissenschaft die Neigung, diese Entwicklung als eine gesetzmäßige anzusehen u n d von einer Epoche der Sklavenhaltergesellschaft zu reden. Wenn es n u n natürlich auch das Ziel aller wirklichen Geschichtsforschung ist, die Gesetzmäßigkeit der historischen Entwicklung festzustellen, so muß solchen Deduktionen doch zuerst eine genaue Feststellung der Tatsachen vorangehen, aus denen sie gefolgert werden. Denn nirgends h a t es bedenklichere Folgen als in der Geschichtswissenschaft, wenn ohne eine tragfähige positive Grundlage Schlußfolgerungen gezogen werden, so daß, u m m i t LENIN ZU reden, ,,an Stelle des Studiums u n d der Analyse des Inhalts die Deklamation t r i t t " . Diese Gefahr ist natürlich u m so größer, je weniger das betreffende Gebiet der Geschichte erforscht u n d in seinen Einzelheiten aufgehellt ist, und u m so verhängnisvoller, je mehr der Gegenstand zu praktisch-politischen Schlußfolgerungen zu führen geeignet ist. Es gilt daher f ü r alle historische u n d insbesondere f ü r alle sozialgeschichtliche Forschung das Wort des russischen Historikers LEONOW: „ N u r wenn m a n vom konkreten Studium der historisch bestimmten Entwicklungsbedingungen einer gegebenen Gesellschaftsordnung ausgeht, kann m a n die qualitativen Besonderheiten der gegebenen Gesellschaftsstruktur verstehen u n d den spezifischen Aus-

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druck des allgemeinen Bewegungsgesetzes der Geschichte aufdecken." 1 Ich wurde zu näherer Beschäftigung mit dem Problem der Sklaverei in China, das in den meisten Darstellungen der chinesischen Geschichte eine ebenso große wie unbestimmte Rolle spielt, zuerst geführt durch eine Bonner Dissertation von T O N I P I P P O N 2 , die wieder auf einer chinesischen Arbeit des späteren Kuomintang-Außenministers W A N G S H I H - C H I E beruht 3 . Ich habe damals die Aufstellungen der beiden Autoren an Hand des von ihnen stark vernachlässigten Quellenmaterials nachgeprüft und bin zu dem Ergebnis gekommen, daß die von ihnen auf Grund von Analogieschlüssen zur abendländischen Entwicklung für China gefolgerte, auf Versklavung von Kriegsgefangenen beruhende Arbeitssklaverei in China in Wirklichkeit nie existiert hat, sondern daß die chinesische Sklaverei ein völlig anderes gesellschaftliches Phänomen darstellt 4 . Ich habe damals nur die Tatsache als solche festgestellt, da mich andere Probleme beschäftigten, und bin den Gründen der Erscheinung zunächst nicht nachgegangen. Da mir aber in den letzten Jahren wiederholt ähnliche Behauptungen begegneten, habe ich meine damaligen Untersuchungen wieder aufgenommen und vertieft, und bin zu dem Resultat gelangt, daß es nicht nur in China nie Arbeitssklaverei gegeben hat, sondern daß es zu einer solchen auch niemals kommen konnte, weil die Produktionsweise Chinas die Verwendung unfreier Arbeit von jeher unmöglich gemacht hat. Von neueren Arbeiten über die Sklaverei in China ist mir nur wenig bekanntgeworden. Das umfangreichste Spezialwerk, M . A . LEONOW, Kritik und Selbstkritik, p. 1 6 / 1 7 . T. PIPPON, Beitrag zum chinesischen Sklavensystem. Tokyo 1936. Mitt. der Deutschen Gesellschalt für Natur- und Völkerkunde Ostasiens, Bd. XXIX, Teil B. 3 I f : ^ , ty M i ß L f f l - M (Das chinesische Sklavensystem). 1925. 1

2

4 ERKES, Ursprung und Bedeutung der Sklaverei in China. Artibus Asiae VI (1937), 294-308.

Das Problem der Sklaverei in China

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die Arbeit des Amerikaners Wilbtxr 1 , kenne ich nur aus einer Besprechung von Hebbebt Feanke 2, aus der hervorgeht, daß Wilbtjbs Ergebnisse im wesentlichen mit den meinen übereinstimmen. Eine auch die Resultate einiger mir gleichfalls noch nicht zu Gesicht gekommener neuer chinesischer Arbeiten zusammenfassende Darstellung der Russin Stepugina 3 kam mir durch die Freundlichkeit des Übersetzers S. Behbsing zu und hat mich zu genauer philologischer und soziologischer Überprüfung ihrer Ergebnisse veranlaßt, ohne daß ich darum an den meinen etwas zu ändern Anlaß gefunden hätte. Die herkömmliche Meinung über die Entstehung der Sklaverei in China ist die, daß sie analog der alteuropäischen aus einer Versklavung von Kriegsgefangenen hervorgegangen sei, die ihrer Freiheit und Selbstbestimmung beraubt und dadurch zur Arbeit für andere gezwungen worden seien. Wenn wir nun die alte Literatur über diesen Punkt befragen, so ist sie dazu völlig stumm. Ich habe in der ganzen Überlieferung des Altertums nur einen einzigen Fall von Versklavung eines Kriegsgefangenen gefunden, und dieser spielt nicht einmal in China selbst, sondern in dem südostbarbarischen Staate Wu 4 und ist außerdem deutlich als ein Ausnahmefall gekennzeichnet. Denn hier wird ein aus dem gleichfalls nichtchinesischen Nachbarstaat Yüe stammender Gefangener durch Abhacken der Füße zum Türhüter gemacht und muß auf dem Hausboot des Fürsten von Wu Dienste tun. Er rächt sich für die ihm zuteilgewordene Behandlung, indem er den Fürsten ersticht, empfand sein Geschick also als etwas besonders Schmachvolles, das man ihm nicht hätte antun dürfen. Aus dem eigentlichen China aber wird 1 C. M. Wilbuk, Slavery in China during the Former Han Dynasty. Chicago 1943. 2 H. F r a n k e , Neuere Arbeiten zur Soziologie Chinas. Saeculum II (1950), H. 2. 3 T.W. S t e p u g i n a , Zur Frage der sozial-ökonomischen Verhältnisse in China vom 14. bis 12. Jhdt. v. u. Z. Sowjetliteratur 1951, H. 1, 109—132.

* Tso-chttan IX, 29.

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nie etwas Derartiges berichtet. Das wäre nun, obwohl auffallend, doch noch kein unbedingter Gegengrund; denn ein argumentum ex silentio ist in historischen Fragen ja niemals ausschlaggebend. Aber wir besitzen auch eine ganze Reihe positiver Zeugnisse, die uns darüber unterrichten, was mit den Kriegsgefangenen in Wirklichkeit geschah. Die ältesten unmittelbaren Zeitdokumente der chinesischen Geschichte, die unter der zweiten historischen Dynastie Shang (ca. 1550—1050) entstandenen Orakelknochen, lassen erkennen, daß die Kriegsgefangenen, die dort regelmäßig unter dem Namen C H ' I A N G 1 aufgeführt werden, damals als Menschenopfer Verwendung fanden. Immer wieder werden Opferlisten aufgeführt, in denen angegeben ist, daß neben so und so vielen Opfertieren, Rindern, Schafen, Schweinen und Hunden, auch eine Anzahl Ch'iang geopfert wurden. Warum man mit den Kriegsgefangenen nichts anderes anzufangen wußte, werden wir nachher sehen; zunächst ist eine Auseinandersetzung mit den Anschauungen der S T E P U G I N A und ihrer Gewährsmänner notwendig, die in einigen Inschriften Anzeichen für eine beginnende Verwendung der Kriegsgefangenen zur Zwangsarbeit erkennen zu sollen glauben. S T E P U G I N A weist zunächst mit Recht die Anschauung C H I E N 2 P O - T S A N ' S zurück , die Shang-Zeit sei eine Periode der sich auflösenden und in feudale Verhältnisse übergehenden Sklaven1 Das Zeichen ch'iang ^ ist aus Mensch Schaf zusammengesetzt, bezeichnet also Schafhüter und ist seit ältester Zeit ein Name für die Tibeter, deren Kultur seit jeher vor allem auf der Schafzucht beruht, und die im Altertum bedeutend weiter östlich lebten als heute, nämlich im mittleren und westlichen Nordchina, wo noch im Mittelalter Gebiete tibetisch waren, die später völlig sinisiert wurden. Es ist indes sehr wohl möglich, daß auch andere nichtchinesische Stämme unter diesem Namen mit einbegriffen wurden, der Name also soviel wie Ausländer oder Barbaren überhaupt bezeichnete. 2 In einem 1946 erschienenen „Grundriß der chinesischen Geschichte". Leider sind der Name des Verfassers und der Originaltitel des Werkes nicht angegeben.

Das Problem der Sklaverei in China

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haltergesellschaft gewesen. Ihre eignen Anschauungen scheinen mir aber ebensowenig vertretbar, da sie auf unhaltbaren Übersetzungen und darauf beruhenden unzutreffenden Interpretationen der in Frage kommenden Knocheninschriften beruhen. In diesem Sinne deutet STEPUGIXA besonders einige auf S. 125 ihrer Abhandlung zusammengestellte Inschriften. Die erste lautet: kuei yen nu, was ST. übersetzt: „die für das Eingraben vorgesehenen Sklaven freilassen". Sie folgert hieraus, daß hier eine Verwendung von Sklaven in der Wirtschaft vorliege; man habe die Kriegsgefangenen, anstatt sie zu opfern, als Sklaven verwandt. Diese Deutung der Inschrift ist aber ebenso unmöglich wie die ihr zugrunde liegende Übersetzung. Zunächst ist es schon sehr zweifelhaft, ob der weiter unten behandelte Ausdruck nu sich überhaupt auf Kriegsgefangene bezieht, für die er sonst nicht üblich ist, und es ist durchaus nicht sicher, daß die Menschenopfer unter den Shang nur aus solchen genommen wurden und nicht, wie in der ChouZeit, auch verurteilte Verbrecher und gelegentlich auch andere Personen bei den Opfern an die Erdgeister, die nach dem chthonischen Ritus durch Eingraben (yen) erfolgten, und den hiermit eng assoziierten an die Totengeister dargebracht wurden. Ganz unmöglich ist es aber, kuei durch „freilassen" zu übersetzen und diese Freilassung als eine Art Begnadigung zur Arbeitssklaverei zu deuten, kuei bedeutet vielmehr „zurückkehren", und da es hier von einem Objekt gefolgt ist, muß es in kausativem Sinne „zurückkehren lassen" aufgefaßt werden, bedeutet also „nach Hause entlassen". Es ergibt sich also aus der Inschrift, daß man Kriegsgefangene — falls es sich um solche gehandelt hat — nach Hause entließ, wenn man sie nicht opferte, daß man also keine andere Verwendung für sie hatte. Ein Bedürfnis, Kriegsgefangene oder andere unfreie Personen als Arbeitskräfte zu beschäftigen, bestand zur Shang-Zeit also nicht. Dasselbe ergibt sich aus einer weiteren auf S. 125 gebrachten Inschrift: iC, £§ , ^ TT • ST. übersetzt dies: „Das Orakel wurde befragt: Die Gefangenen sollen entlassen werden, man

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braucht sie nicht zu opfern." Genau lautet es: „Divination: Man lasse die Gefangenen zurückkehren. Man verlängere die Opfer nicht." Also auch hier hegt wieder der gleiche Tatbestand vor: wenn die Zahl der für das Opfer benötigten Gefangenen (der unten ebenfalls behandelte Ausdruck fu ist hier allerdings wohl auf Kriegsgefangene zu beziehen) voll war, so hatte man für weitere Gefangene keine Verwendung mehr und schickte sie nach Hause. Als Arbeitskräfte waren sie also nicht zu brauchen. Ebenso geht die Interpretation einer auf S. 126 angeführten Inschrift in die Irre, aus der ST. schließen will, man habe die Gefangenen für wirtschaftliche Zwecke ausgenutzt, wenn die eignen Arbeitskräfte im Frühjahr für die Feldarbeiten nicht ausreichten. Die Inschrift heißt: fi , „dieDivination stellt auf: im Frühjahr sperre man nicht ein". Ob sich das auf eine Aufbewahrung von Kriegsgefangenen für Opfer oder auf irgendwelche andere Inhaftierungen bezieht, läßt sich schlechterdings ebensowenig daraus ersehen wie der Zweck der Maßnahme, der ebensogut hygienische wie religiöse oder ökonomische Gründe gehabt haben und sich ebensowohl auf Freie wie auf Kriegsgefangene bezogen haben kann. Für eine Verwendung von Gefangenen für Arbeiten folgt aus der Inschrift also gar nichts. Ebensowenig besagt auch die folgende Inschrift (S. 126) etwas für Sklavenarbeit beim Ackerbau. Sie lautet: /J> E -fr fä , — ft, was ST. übersetzt: ,,Mögen die Hauptsklaven allen (Leuten) eine Anweisung wegen der Hirse geben, ein Mond." Zunächst ist es unmöglich, hsiao ch'en mit,,Hauptsklave" zu übersetzen; der Ausdruck ch'en bezeichnet einen Beamten, und nichts läßt darauf schließen, daß hier oder an anderen Stellen damit ein Sklave gemeint sei. hsiao heißt nur „klein", hsiao-ch'en hier wie immer „kleiner Beamter"; die Ubersetzung „Hauptsklave" ist lexikalisch immöglich. Die Inschrift besagt also: „Die kleinen Beamten leiten die Menge zum Hirsebau an; einen Monat lang." Das entspricht genau dem üblichen Verhältnis der landwirtschaftlichen Beamten zu den Bauern, wie es das Chou-li und die übrige Literatur erkennen läßt. Auf die Verwendung von

Das Problem der Sklaverei in China

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Sklaven in der Landwirtschaft aber läßt es nicht das Geringste schließen. Nicht ganz klar ist die folgende Inschrift (S. 126), aus der ST. auf Verwendung von Sklaven in der Viehzucht schließen will. Die Inschrift heißt: Ä ^ ^ c d i . & b . ^ f e ^ und wird von ST. folgendermaßen übersetzt: „Am Tage Mou-hsü wurde das Orakel befragt, die in großer Zahl ergriffenen Sklaven mögen das Vieh hüten." Wie diese Ubersetzung zustande gekommen ist, verstehe ich nicht; denn der Text lautet wie folgt: „Am Tage Mou-hsü große Divination. Betreffs der Sklaven wird orakelt, ob man sie das Vieh hüten oder sitzen lassen soll." Von einem „Ergreifen" und einer „großen Zahl" der Sklaven ist nirgends die Rede; es ist also wieder ganz zweifelhaft, ob es sich dabei um Kriegsgefangene handelt. Dafür aber wird dem Viehhüten (mu das „Sitzen" (tso gegenübergestellt, ein Tinklarer Ausdruck, bei dem man entweder an eine Aufbewahrung zum Opfer oder aber an eine Beschäftigung mit sitzender Arbeit denken könnte. Die Verwendung als Viehhüter aber würde mit der unten behandelten Beschäftigung der Kriegsgefangenen mit der Tierpflege, wie sie zur Chou-Zeit üblich war, wohl zusammenstimmen. Ganz verfehlt ist endlich die Interpretation der anschließend auf S. 126 behandelten Inschrift: EE ft ^ • ^ ^ E {£ , was ST. folgendermaßen wiedergibt: „Der wang macht sich zu einem Feldzug gegen Lü auf; viele Sklaven für den Feldzug gegen die Sippe (den Stamm) Lü sammeln." Es heißt aber: „Der König zieht zum Angriff gegen Lü aus. Mit vielen Beamten (über ch'en s.o.) greift er das Gebiet von Lü a n . " Abgesehen davon, daß der Ausdruck ch'en, wie oben gezeigt, nichts mit Sklaven zu tun hat, und daß fang weder Stamm noch Sippe heißt, sondern ein Landgebiet bezeichnet, ist es unverständlich, was die Übersetzung der Dativpräposition hu ^ „ m i t " 1 durch 1

Es ist spraehgeschichtli eh sehr interessant, daß hu sich in dieser Bedeutung bereits so früh findet. Es kommt als Präposition des Dativs vereinzelt in

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,,sammeln" veranlaßt haben k a n n 1 . Jedenfalls ist die Übersetzung lexikalisch ebenso unmöglich wie grammatisch, u n d die aus ihr gezogenen Schlüsse sind hinfällig. Von einer Verwendung von Kriegsgefangenen oder auch von Sklaven anderer Art in der Landwirtschaft war also nach allen vorliegenden Zeugnissen zur Shang-Zeit keine Rede. Die zeitgenössischen Inschriften zeigen vielmehr, wenn sie richtig verstanden u n d interpretiert werden, eindeutig, daß es eine solche nicht gab. Unter der Chou-Dynastie herrschten zum Teil noch dieselben Verhältnisse; auch damals k a m es noch vor, daß Kriegsgefangene als Menschenopfer geschlachtet und ihre Köpfe als Siegestrophäen im fürstlichen Ahnentempel dargebracht wurden 2 . I m allgemeinen wurde diese Sitte aber schon dahin abgemildert, daß m a n dem Gefangenen nur noch das linke Ohrläppchen abschnitt u n d als Substitutionsopfer darbrachte. Der Brauch m u ß übrigens schon ziemlich weit zurückreichen, da er bereits in den Zeichen ch'ü Ißt „nehmen", das aus Ohr -f Hand zusammengesetzt ist, u n d shih ,,sammeln", das aus H a n d u n d drei Ohren besteht, zum Ausdruck kommt. Damit, daß man die Kriegsgefangenen a m Leben ließ, waren nun auch besondere Verwendungen f ü r sie verbunden, die uns die Verfassungsurkunde der Chou in ihren Einzelheiten aufbewahrt h a t 3 . der vorklassischen Literatur vor (Shu II, 3, 2; S h i h 1, 4, 4; 1, 8, 2; 1, 9, 2; 1,12, 9), verschwindet aber in der früh- und vorklassischen Zeit vollständig, um erst um die Wende des 4-/3. Jahrhunderts (soviel ich sehe, zuerst bei Mo-tse) wieder aufzutauchen, scheint also in der Zwischenzeit eine sozusagen unterirdische Existenz außerhalb des literarischen Sprachgebrauches geführt zu haben. 1 Sollte S t . an eine phonetische Zeichenvertauschung m i t $ £ huo „fangen" gedacht haben ? Das wäre aber, von der Unwahrscheinlichkeit derartiger Vertauschungen überhaupt abgesehen, auch lautlich nicht möglich; denn ^ lautet alt *g'o, ffi dagegen *g'wak. S. Nachtrag 2. 2 Solche Fälle werden Tso-chuan X, 5; X, 10; X, 11 (aus den Jahren 537, 532 und 531) berichtet; Darbringung der Köpfe im Ahnentempel Tso-

CHTTAN XII, 11. 3

Chou-li 9, 33b/35a (Biot II, 371).

Das Problem dar Sklaverei in China

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Die Kriegsgefangenen galten hiernach nicht als Sklaven, sondern als Sträflinge, was seinen unmittelbaren Grund jedenfalls darin hatte, daß Kriege fremder Stämme gegen China staatsrechtlich als Auflehnungen u n d Kriege gegen sie als Strafexpeditionen (cheng iE) betrachtet wurden. Sie unterstanden demgemäß dem Direktor des Sträflingswesens (se-li Ii] und wurden als „Verurteilte aus den vier Wildstämmen" (se t i chih Ii bezeichnet 1 . 0 ü Die sozialgeschichtliche Bedeutung dieser Auffassung liegt aber nun darin, daß die Gefangenen nicht als Sklaven bet r a c h t e t und behandelt wurden, sondern nur vorübergehend, bis zu drei Jahren, Zwangsdienste taten und dann entlassen wurden. Wie diese Entlassung vor sich ging, ob durch Austausch, Auslösung oder ohne besondere Gegenleistung, ist nicht überliefert. Es werden vier solcher Nationen genannt, die Man-li, südbarbarischen Stämme, Min-li, südostbarbarische, Yi-li, ostbarbarische, und Mo-Ii, nordostbarbarische 2 . Der Beamte, unter dessen Aufsicht sie stehen, sorgt dafür, daß sie sich in ihr heimatliches Kostüm kleiden und ihre nationalen Waffen führen. I m übrigen sind die Man-li den kaiserlichen Gestüten zugeteilt u n d mit der Pferdepflege betraut; ein Teil von ihnen ist, mit seinen heimischen Waffen ausgerüstet, im Königspalast stationiert u n d bewacht diesen. Garden von Kriegsgefangenen werden auch bei Lehnsfürsten erwähnt 3 . Ein anderer Teil der Man-li ist im Lande verteilt und versieht Polizeidienste. Die Min-li sind mit der Vogelpflege beauftragt, die Yi-li verrichten Hirtendienste und besorgen die Pferde und Rinder, und die Mo-Ii sind mit der Pflege der dem Fu-pu-shih Jjß ^ R , Tierbändiger 4 , 1

Choit-li 4, 7b ( B i o t I, 296); 9 , 4 a u. Korn. (Biot II, 295). Ein Stück des Textes, in dem die Nationen der übrigen vier Himmelsgegenden aufgeführt waren, fehlt offenbar. 2

3

4

TSO-chuan XI, 10.

Vgl. über diesen eigentümlichen Funktionär, der Choit-li 7, 3 1 b / 3 2 a ( B i o t 11,209/10) genannt ist, E r k e s in Artibus Asiae VI, 113, Anm. 7 und das. VII, 107.

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unterstehenden Wildtiere betraut und haben mit diesen zu reden Es ist also nicht die Rede davon, daß die Kriegsgefangenen als Sklaven betrachtet oder behandelt worden wären und Sklavenarbeiten zu verrichten gehabt hätten. Ihre Obliegenheiten bestanden vielmehr in Arbeiten, die von der Art waren, daß man sie Einheimischen nicht gut anvertrauen konnte, wie die Tierpflege, mit der die schon ganz zu Ackerbauern gewordenen Chinesen nicht mehr ordentlich Bescheid wußten, und die Gardeund Polizeidienste, für die die an den Zuständen im Lande uninteressierten Fremden besser geeignet erschienen als Einheimische. Von einer Versklavung der Kriegsgefangenen war also im alten China nicht die Rede, und ebensowenig hören wir in späteren Zeiten von einer solchen. I m 5. J h d t . n . Z . wird es als besondere Merkwürdigkeit erwähnt, daß das türkische Volk der T'o-pa bei einem Einfall in Nordchina die Kriegsgefangenen zu Sklaven machte; ,,denn das ist im Norden so barbarische Sitte" 2 . Den Chinesen war sie also auch im Mittelalter unbekannt. Aus der Versklavung von Kriegsgefangenen läßt sich der Ursprung der Sklaverei in China also nicht herleiten. Zur Ermittlung ihrer wirklichen Herkunft muß die Untersuchung nun systematisch mit dem beginnen, was dafür zunächst gegeben ist, nämlich mit der Analyse der Ausdrücke, die das Chinesische f ü r Sklaven besitzt. Da beim gegenwärtigen Stande der indochinesischen Sprachwissenschaft die Etymologie der Worte dafür nur 1

Die hier angedeutete und von den Kommentaren des CHOU-LT noch weiter ausgeführte Ansicht, daß die Barbaren der Tiersprache mächtig seien, findet sich auch bei LIE-TSE 2 , 9 a (WILHELM p. 26), wonach es unter den Chie in Ost-Shantung Leute gab, die die Sprache der Tiere verstanden. Ein Beispiel dafür TSO-CHTJAN V, 29. Der Glaube geht jedenfalls auf die Beobachtung zurück, daß sich Primitive mit Tieren ebenso wie Kinder viel besser zu verstehen pflegen als Kulturmenschen. 2 Nach einem bei PIPPON 1. c. p. 18 und 104 aus dem Wen-hsien-t'ungk'ao gebrachten Zitat, dessen Quelle mir nicht zugänglich ist. Vgl. auch WITTFOGEL, W i r t s c h a f t u n d G e s e l l s c h a f t C h i n a s I ( 1 9 3 1 )

402/3.

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in seltenen Fällen herangezogen werden kann, so müssen wir uns in der Hauptsache an das einzigartige Hilfsmittel halten, das die chinesische Paläographie f ü r die Erforschung der Kulturgeschichte bietet u n d das überhaupt noch viel zu wenig ausgeschöpft, f ü r unser Thema aber m. W. überhaupt noch nicht herangezogen worden ist. Die chinesische Schrift besitzt eine ganze Reihe Ausdrücke f ü r Angehörige des Sklavenstandes. Der gebräuchlichste ist n u was aus H a n d + F r a u zusammengesetzt ist, also eigentlich eine geraubte F r a u bezeichnet. Das W o r t ist in der alten Literatur ziemlich selten 1 ; auf den Knocheninschriften dagegen häufig; das W o r t s t a m m t ebenso wie der ihm zugrundeliegende Brauch des Frauenraubes also entweder aus der Shang-Kultur oder, was angesichts der Primitivität der Sitte bedeutend wahrscheinlicher ist, aus einer älteren, in die Shang-Kultur einverleibten Kulturschicht. Es bezeichnet auf den Knocheninschriften ebenso wie in den ältesten Literaturwerken bereits Sklaven beiderlei Geschlechtes, ein Zeichen, d a ß der Ausdruck bereits zur ShangZeit einen Bedeutungswandel durchgemacht hatte, aller Wahrscheinlichkeit nach also älter ist. Späterhin bildet er eine Art Synonymkompositum mit dem speziell f ü r Sklavinnen üblichen pei Dieses pei ist aus F r a u -f erniedrigen zusammengesetzt, bedeutet also eigentlich „eine F r a u erniedrigen" 2 , d. h. in ab1 Chou-li 9 , 30a (Se-li, Biot I I , vgl. Shtto-wen 12, 2,10a s. v. nu.

2

363/64);

Shu V ,

1, 3 , 3 ;

Lun-yü

18,1;

Daß der phonetische Bestandteil von pei zugleich sinnangebend ist, betont schon das Shtto-wen 12, 2, 10a s. v., was ebenso wie bei nu, wo es gleichfalls den Sinnwert beider Bestandteile hervorhebt, um so bedeutsamer ist, als der tatsächlich so gut wie immer vorhandene Sinnwert der sogenannten phonetischen Elemente im S h u o - w e n sehr häufig übersehen wird. Daß es sich bei pei „Sklavin" nicht etwa um eine bloße graphische Determinierung von pei S ß . „erniedrigen" handelt, zeigen die alten Lautwerte, nach denen es zwei verschiedene Worte sind *pieg, *b'ieg). In die gleiche Richtung weisen die Zeichen tu „entehren", das aus Frau + ver kaufen, und hsien „verachten", das aus Frau -j- zusammenpacken besteht.

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hängige Stellung bringen. Den gleichen Gedankengang zeigt das Zeichen chen j g , ein nordostchinesisches Dialektwort aus den Ländern Ch'i und Yen 1 , das zunächst eine Pferdemagd, das eine Staatssklavin (kuan-pei f f und endlich eine Sklavin 2 überhaupt (nü-se ^ J®) bezeichnete . Die Ausdrücke pei und chen zeigen, daß man das Versklaven der Frauen als etwas Erniedrigendes, also als Abweichung von einem vorangehenden Normalzustand auffaßte, in dem die Frauen frei und gleichberechtigt, wenn nicht bevorzugt waren. In der Tat weisen die sehr zahlreichen Spuren alten Mutterrechtes eindeutig auf einen solchen hin 3 . Endlich gibt es noch das Zeichen hsi Jl§, das recht plastisch aus den Bestandteilen Hand, Strick und Mensch zusammengesetzt ist, also einen an einer Fessel gehaltenen Menschen zeigt. Das Wort erscheint zuerst im Chou-li im Inhaltsverzeichnis des ersten (Himmels-)ministeriums, wo es heißt, daß den mit der Weinherstellung beauftragten Beamten, den Chiu-jen A , 300 hsi, und den Chiang-jen ^ , die für die übrigen alkoholischen Getränke zu sorgen haben, 150 hsi zugeteilt sind 4 , Nach dem Kommentar sind diese hsi Sklavinnen (nü-nu ^ jd), und zwar Frauen aus Familien, die zur Sklaverei verurteilt wurden. Der Ausdruck bezeichnet also ursprünglich gleichfalls weibliche Sklaven und wird daher auch , zuweilen auch 1% geschrieben 5 . Die gebräuchlichen Ausdrücke für Sklaven bezeichnen also sowohl nach der Bildung der Schriftzeichen wie nach dem 1

1

FANG-YBN 3, l a / b .

In der alten Literatur wie auf den Knocheninschriften (s. Ku-cnou37, 39 b) scheint das Zeichen nur in der übertragenen Bedeutung „schwanger" vorzukommen. 3 Vgl. E R K E S , Der Primat des Weibes im alten China, Sinica 10 (1935), 166-176. 4 CHOU-LI l , 4 b / 5 a (BIOT 1 , 9 / 1 0 ) . 5 Vgl. K U - C H O U - P ' I E N 37. 47a/b, dazu Tse-tien und Ts'e-yüan s . w . Das Ts'e-yüan s. v. hsi-nu führt eine Definition aus einem Kommentar zum L I - C H I an, wonach talentierte (yo ts'ai-neng ^ ^ ) Sklavinnen hsi, untalentierte (wu ts'ai-neng | | ) nu hießen. P'IEN

Das Problem der Sklaverei in China

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Sprachgebrauch der alten Literatur sämtlich Frauen 1 . Das schließt den Ursprung der Sklaverei aus einer Versklavung von Kriegsgefangenen natürlich aus; denn dann würden wir es ganz oder fast ausschließlich mit männlichen Sklaven zu t u n haben. Denn wenn auch das Amazonentum in der vor- und frühgeschichtlichen Zeit Chinas im Zusammenhang mit andern mutterrechtlichen Institutionen nicht unbekannt war 2 , so ist doch die Kriegsführung dort wie überall immer im wesentlichen Männersache gewesen. Der feminine Charakter der altchinesischen Sklaverei widerlegt aber auch die traditionelle chinesische Annahme, die Sklaverei sei aus der Versklavung von Verbrechern hervorgegangen, und endlich auch die Möglichkeit, sie sei durch Herabdrückung einheimischer Bevölkerungsteile in den Stand der Unfreiheit entstanden. Denn in beiden Fällen würden wir das Vorkommen männlicher Sklaven in mindestens ebenso großer Zahl wie weiblicher erwarten müssen. D a ß die chinesische Sklaverei ursprünglich eine rein weibliche Erscheinung war, weist vielmehr darauf hin, daß sie aus einer vorgeschichtlichen Umwälzung des Ehe- u n d Familienlebens hervorgegangen ist. Die soziale Organisation Chinas, oder richtiger, die der zahlreichen Stämme, aus denen die chinesische Kultur zusammengewachsen ist, war nach allem, was sich darüber ermitteln läßt, ursprünglich mutterrechtlich. In ihrer Gesellschaftsform standen der mutterrechtlichen Familie die Organisationen der Männerbünde gegenüber; der Mann war ein familialer Außenseiter und die F r a u nicht nur die Herrin der Kinder u n d das H a u p t der Familie, sondern auch bei der Werbung der aggressive Teil, wie 1 Der in neuerer Zeit für eine Sklavin gebräuchliche Ausdruck ya-t'ou ~T SM „Gabelkopf" oder ya-huan [ "|g „Gabelfrisur" ist demAltertum fremd und kommt erst im späten Mittelalter auf; das Ts'e-yüan zitiert als Hauptbeleg dafür das aus der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts stammende Chokeng-lu ¡§g ^ ( Wylie, Notes p. 199). Er soll auf eine gabelförmige Doppelfrisur zurückgehen, an der die Sklavinnen kenntlich waren. 2 Vgl. Erkes, Primat des Weibes, p. 169.

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es noch heute bei den Laos und manchen austrischen Primitivstämmen der Fall ist. Wie dort besuchte auch im vor- und frühzeitlichen China das Mädchen ihren Freund und warb um ihn; ein Lied aus Ch'i im Nordosten1, wo sich derartige Verhältnisse noch bis in die Han-Zeit erhielten2, schildert eine derartige Situation, und auch die übrigen Volkslieder des alten China, besonders die des Landes Cheng, zeigen eine starke Aggressivität der jungen Mädchen, wie sie auch noch in den Erntetanzliedern des heutigen China nachklingt. Aber mit dem Ubergang zum Vaterrecht wichen die lockeren alten Eheformen der festen Einzelehe, und zwar zuerst in Form der Raubehe: der Mann entführt die Frau und macht sie, nachdem er anfangs wieder mit ihr in die mutterrechtliche Familie zurückkehrt, schließlich zu seiner ausschließlichen Gefährtin, die er ernährt und versorgt und die damit wirtschaftlich und sozial von ihm abhängig und mitsamt ihren Kindern mehr und mehr zu seinem persönlichen Eigentum wird3. Nachdem die vaterrechtliche Gesellschaftsordnung sich dann völlig durchgesetzt hat und der Mann der ausschließliche Ernährer der Familie geworden ist, wird die Frau von dem Freier ihrer Familie abgekauft und damit auch offiziell als ihm gehörend anerkannt4. Die erwähnten Ausdrücke nun, die das Ergreifen, Fesseln und Unterwerfen der Frau graphisch veranschaulichen, stammen 1 4

Shih 1 , 8 , 4 . Ch'ien Han-shu

28,2,14 b ; vgl.

Erkes,

Die Anfänge des dauistischen

Mönchtums, Sinica 11 (1936), 39. 8

Das W o r t f u ^

(•b'jjag) „verheiratete Frau", wird von den chinesi-

schen Philologen als etymologisch verwandt mit f u und f u JJß (»b'iuk) „unterwerfen" erklärt

( • b ' i u k ) „ducken"

(Ktj-chou-p'ien

37, 34b).

Wenn

diese lautlich durchaus möglichen Etymologien

zutreffen, so würde

Zeichen erst aus vaterrechtlicher Zeit stammen.

Das gleiche gilt für ch'ie

das

(ts'iap) „Nebenfrau", das mit c h i e ^ ( t s i a p ) „nehmen" (vgl. siames. chap nehmen) zusammenhängt, also die vom Manne Genommene bezeichnet. 1

Die Belege für Raub- und Kaufehe im vorzeitlichen China bei

China (Ullsteins Weltgeschichte I I I , 4 9 4 ) ; vgl. auch sellschaft und Altersklassen im alten China ( 1 9 1 5 ) .

Quistorp,

Coneady, Männerge-

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jedenfalls aus Verhältnissen, die durch die Raubehe und die aus ihr hervorgehenden Rechte des Mannes an der Frau entstanden waren. Daß dem so ist, zeigt auch das Zeichen c h ' ü ^ , das das Heiraten des Mannes bezeichnet; es besteht aus dem schon erwähnten Zeichen chü „gefangennehmen" und dem Zeichen für Frau, wird übrigens zuweilen auch durch das einfache chü „gefangennehmen" vertreten 1 . Ferner stimmt dazu, daß wie die Frau so auch die Kinder als Sklaven betrachtet wurden; das Wort nu „ K i n d " ist etymologisch mit dem gleichlautenden nu „Sklave" verwandt (beides alt *no), wenn nicht identisch, und zeigt auch durch seine Zusammensetzimg aus Sklave + Kind den sozialen Status des Kindes a n ; noch gröber wird der Warencharakter des Begriffes durch eine mit dem Radikal „Tuch" statt „ K i n d " geschriebene Variante zum Ausdruck gebracht 2 . Zur vaterrechtlichen Zeit hatte also der Mann ein vollständiges, wenn auch wenigstens in späterer Zeit durch das Gewohnheitsrecht stark eingeschränktes Verfügungsrecht über Leben und Freiheit seiner Kinder und im ganzen auch seiner Frau oder Frauen. Verkauf von Kindern — durchweg von Mädchen, denn Knaben verkaufte man immer nur in äußerster Notlage — und von Frauen bildete daher die Grundlage der Sklavenmärkte, die schon das Chou-li als offizielle Einrichtung erwähnt 3 . Es heißt dort, daß sich unter den auf Märkten verkauften Waren auch Menschen (jen-min A K ) befinden, was die Kommentare als nu-pei jßLffi, Sklavinnen, erklären. Den Kinderhandel erwähnt K F A N - T S E , der berühmte Nationalökonom des 7 . J h d t . v. Z. — dessen Werke in ihrer heutigen Gestalt allerdings erst dem 4. J h d t . v. Z. angehören — mehrfach, wobei er ständig betont, daß er ausschließlich durch ökonomische Motive veranlaßt 1

KTT-CHOTJ-F'IEN 37,34 a führt die Form mit dem Badika] Frau von einer Knocheninschrift, die ohne Radikal von einer Bronze an. Beide Formen haben also von jeher nebeneinander bestanden. 2

Vgl. CONRADY, China, p. 491. » CHOU-LI 4 , 1 6 a / b (BIOT I, 317). 2

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EDFABD EBKES

wird 1 . Während auf diese Art vor allem weibliche Sklaven auf den Markt kamen, hatte sich daneben im Altertum eine illegale private Industrie des Sklavenfanges und Sklavenhandels herausgebildet, die von Räuberbanden betrieben wurde — wobei wir nicht erfahren, ob diese Banden auf eigene Rechnung oder im Dienste von Unternehmern arbeiteten. Die Opfer dieser Sklavenjagden waren vor allem Männer, meist Reisende, die unterwegs überfallen und verschleppt wurden. Die Räuber verstümmelten ihre Opfer meist in grausamer Weise durch Abhacken der Füße, um sie als Türhüter verkaufen zu können. So berichtet Chuang-tse 2 , daß Räuber einen Reisenden fingen und ihm, da sie ihn als normalen Menschen nicht loszuwerden hoffen konnten — der Bedarf an Sklaven war also sehr gering —, die Füße abhackten, so daß er von einem höheren Beamten als Türhüter gekauft wurde — der an und für sich illegale Handel wurde also behördlich geduldet, und die Türhüter scheinen sämtlich als Sklaven gegolten zu haben und kein Verfügungsrecht über ihren Körper besessen zu haben, da ihnen, wie CmjAiiG-TSE anderwärts erwähnt, sämtlich die Füße abgehackt wurden 3 . Während der Bedarf an Sklavinnen also hauptsächlich aus verkauften Kindern und Frauen gedeckt wurde, scheinen die männlichen Sklaven durchweg aus solchen Geraubten bestanden zu haben 4 . Ihre Zahl muß ziemlich groß gewesen sein, da alle vornehmen Häuser solche fußlosen Türhüter hatten; da1 KUAN-TSE 13 ( 5 , 2 a ) : „Gibt es kein überschüssiges Essen, dann muß das Volk seine Kinder verkaufen." 75 (22,5b): „Wenn das Volk nicht genug zu essen hat, dann verkauft es seine Kinder." 78 (23,4b): „Hat das Volk nichts zu essen, dann verkauft es seine Kinder." Ähnlich auch 80 (32, 7b). 2 CHTJANG-TSB 24,12 b (SBE 40,107/8). 3 CHUANG-TSE 24, I I a ( S B E 40,100). — Die Stellung eines Türhüters wird bei HSÜN-TSE 22 (12,13a; DUBS p. 295) mit der des Kaisers kontrastiert, also als sehr niedrig bezeichnet. Ähnlich spricht HSÜÜ-TSE L C. (DTJBS p. 299) von den „Fußlosen" (wu-tsu 4ffi Jg.), mit denen jedenfalls auch die Türhüter gemeint sind. PH 4 Auf Kinderraub könnte das Zeichen chung j g „Falle" hinweisen, das aus

Das Problem der Sklaverei in China

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gegen wurden die Amtsgebäude und königlichen Paläste von Strafgefangenen bewacht, die eine solche Verstümmelung als Strafe erlitten hatten 1 . Daß auch andere auf diese Weise zu Sklaven gemacht wurden, zeigt der umschreibende Ausdruck p u - l u g j H „Knecht und Geraubter", der noch späterhin einen Sklaven bezeichnet2. Ebenso weisen darauf die alten Ausdrücke tsang (wohl = ts'ang „Versteckter" und yung flf] ( = J)f „gewöhnlicher" (Mensch) hin, die in verschiedenen Landesteilen verächtliche Bezeichnungen für männliche Sklaven waren, und die zusammen mit diesem angeführten Worte huo ijjg „Geraubte" und wu fij „Verachtete" für Sklavinnen scheinen zu zeigen, daß zuweilen auch Mädchen geraubt wurden3. Dieser aus inoffiziellen Quellen gespeisten Privatsklaverei stand eine offizielle Staatssklaverei gegenüber. Nach einstimmiger Angabe der Quellen rekrutierten sich diese Staatssklaven Netz + Kind zusammengesetzt ist, also eigentlich eine Menschenfalle darzustellen scheint. 1 Chou-u 9 , 3 3 a (Biot I I , 3 6 9 / 7 0 ) . 2 M. W. zuerst bei LiE-tse 3,3b (WilhUlm p. 34). — Der Ausdruck lu J | | , aus Tiger -f- Mensch zusammengesetzt, bezeichnet ursprünglich jedenfalls einen von wilden Tieren geraubten Menschen, dann einen Kriegsgefangenen und endlich einen Verschleppten überhaupt, einen Unfreien aber nur in der Kombination p'u-lu. 3 Fang-yen 3, 1 b. Danach bezeichnete man in den nördlichen Grenzgebieten der Nordostländer Ch'i und Yen mit tsang einen Freien, der eine Sklavin heiratete (sich mit ihr versteckte?), mit huo ein freies Mädchen, das einen Sklaven zur Ehe nahm (sich von ihm rauben ließ ?). Beide Ausdrücke wurden dort auch für entflohene Sklaven gebraucht. Der Ausdruck tsang findet sich auch bei Chuang-tse 8,9a/b (SBE 39,273) zusammen mit dem Ausdruck ku jgg (etwa „Ernährte, Kostgängerin") für eine Hirtin, was nach dem Kommentar ein Kind aus freier Familie bezeichnet. Die Stelle ist übrigens für den Bildungsstand der Sklaven im alten China interessant; denn der Tsang verliert darin seine Schafherde, weil er sie über einem fesselnden Buch vergißt. Die Kenntnis des Lesens muß also damals selbst unter den Sklaven schon ziemlich allgemein gewesen sein; denn Chttang-tse berichtet das wie etwas ganz Normales. Zur Frage der Kenntnis des Lesens und Schreibens im alten China vgl. Erkes, On the Use of Writing in Ancient China, JOAS September 1941. 2*

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EDUARD

ERKES

aus den Familien von Verbrechern, und zwar von Dieben und Räubern. Diese selbst scheinen aber nicht zu Sklaven gemacht worden zu sein; es sieht vielmehr so aus, als habe man die aktiven Mitglieder der Räuberbanden wie später zu allen Zeiten hingerichtet und nur diejenigen ihrer Angehörigen versklavt, von denen anzunehmen war, daß sie durch ihr Herkunftsmilieu bereits derart verdorben waren, daß es nicht mehr rätlich schien, sie in Freiheit zu lassen. Wenigstens scheint das aus der Angabe des C H O T J - L I hervorzugehen, daß der Scharfrichter, chang-lu 1 ä j £ f j $ , die Räuber und Verschwörer hinzurichten hat . Ferner ist in diesem Sinne wohl eine Angabe des Kommentars zu dem Abschnitt über den Kerkermeister, chang-ch'iu äji: 0 , zu verstehen 2 . Der Text sagt nämlich, daß der Kerkermeister die Räuber und Diebe unter sich hat, und spezifiziert dann die Art, in der die drei Grade der ihm unterstehenden Gefangenen gefesselt sind. Unter diesen drei Klassen von Gefangenen sind aber nach dem Kommentar nicht die Diebe und Räuber zu verstehen, was sich, wie auch B I O T schon angenommen hat, wohl nur so erklären läßt, daß diese nur vorübergehend bis zu ihrer Hinrichtung im Kerker untergebracht waren und daher nicht unter das Gefängnisreglement fielen. Demnach waren also die nach dem C H O T J - L I 3 zur Sklavenarbeit Verurteilten nicht die Schwerverbrecher selbst, sondern deren im Rahmen der kollektivistischen Gesellschaftsordnung Chinas indirekt an ihren Taten beteiligte und daher für sie mitverantwortliche Angehörige 4 . Nicht mitverantwortlich waren 1

CHOTT-LI 9 , 3 2 b ( B I O T I I , 3 6 8 ) .

2

CHOTJ-LI 9 , 3 0 b ( B I O T 1 1 , 3 6 7 ) .

3

CHOU-LI 9 , 3 0 a (BIOT I I , 3 6 3 / 6 4 ) .

4

Das Prinzip der gemeinsamen Verantwortlichkeit des Familien- und Sippenverbandes, das in China im wesentlichen bis zur Gegenwart lebendig war, ist augenscheinlich bereits in der Shang-Kultur entwickelt gewesen, war den Chou aber bis zu ihrem Eindringen in China unbekannt. Denn SHU V, 1, 1, 5 wirft Wu-wang dem letzten Shangkönig unter anderem vor, daß er Angehörige Verurteilter mit diesen zusammen bestrafte, und MENG-TSE 1 , 2 , 5 , 3 erwähnt, daß Wen-wang, als er in Ch'i regierte, die Kinder von Ver-

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dabei Personen, die einen Rang bekleideten, alte Leute von über 70 Jahren und Kinder, „die die Zähne noch nicht gewechselt hatten", was nach dem Kommentar Knaben bis zu 8 und Mädchen bis zu 7 Jahren bedeutet. Die letzte Bestimmung ist sehr wichtig; denn sie zeigt, daß die Staatssklaverei, da Kinder ihr nicht verfielen, nicht erblich war. Das Prinzip, die Nachkommen nicht mit in eine Bestrafung einzuschließen, wird übrigens auch dem hohen Altertum zugeschrieben 1 , die Sippenverantwortlichkeit scheint sich also erst mit der Bildung des vaterrechtlichen Sippenverbandes entwickelt zu haben. Auf den Sinn der hier von diesem Prinzip gemachten Ausnahmen, der für das Verständnis der ganzen Einrichtung wesentlich ist, werden wir unten zurückkommen. Die männlichen Staatssklaven wurden den Beamten als Diener zugeteilt 2 und hatten kleine Dienstleistungen (/J-> lf|.) zu verrichten; besonders wird erwähnt, daß sie Aushilfsarbeiten bei Opfern zu leisten hatten 3 . Die Frauen wurden mit Arbeiten beschäftigt, wie sie sie auch sonst im Haushalt verrichteten; so mit Getreidestampfen 4 und mit der Bereitung alkoholischer Getränke 5 . Alles, was über die altchinesische Sklaverei bekannt ist, zeigt also, daß es sich dabei nicht um Arbeitssklaverei gehandelt h a t ; denn von einem Einsatz der Sklaven in die Produktion verlautet brechern nicht mitverantwortlich machte. Dagegen findet sich SHU III, 2 , 5 das Prinzip der gemeinsamen Verantwortung schon für die Hsia-Zeit und SHU IV, 1 , 4 für den Anfang der Shang-Zeit konstatiert, während es nachCHU-SHU CHI-NIEN 5 , 1 3 , 1 6 i n Ch'in erst 745 eingeführt wurde, also langsam von Osten nach Westen vorgedrungen ist. Jedenfalls wurde es von den Chou erst nach ihrer Niederlassung in China angenommen, eines der vielen Anzeichen dafür, d a ß ihre im CHOU-LI niedergelegte Verfassung auf Institutionen der Shangbzw. Hsia-Zeit beruht. 1 SHU 11,2,12. 2 CHOU-LI 9 , 3 4 a ( B I O T 11,371). 3 CHOU-LI 5 , 4 2 a ( B I O T II, 13). 4 CHOU-LI 9 , 3 0 a ( B I O T 11,363/64). 5

CHOU-LI L , 4 b / 5 a ( B I O T 1 , 9 / 1 0 ) .

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Eduard Erkes

nie etwas, insbesondere nichts von einer Verwendung in der Landwirtschaft und bei Fronarbeiten. Die chinesische Sklaverei war also etwas ganz anderes als die ebenso genannte alteuropäische Einrichtung, die der Ausdruck einer auf der Ausbeutung unfreier Arbeit basierten Gesellschaftsordnung war. Die chinesische Privatsklaverei war immer reine Haus- und Luxussklaverei. Die Sklaven waren, wie bis in die Gegenwart hinein, Mitglieder der Familie, die kaum tiefer standen als die Kinder 1 und keineswegs, wie die Sklaven in den mittelmeerisch-abendländischen Kulturen, nur Sachwerte waren. Sie waren vielmehr gegen Mißhandlungen gesetzlich geschützt; die Tötung eines Sklaven wurde ebenso bestraft wie die eines Freien, und auf Wunsch mußten sie sogar verheiratet werden; aber sie wurden nie mündig, außer durch Freilassung, und wurden daher mit dem charakteristischen Namen chia-sheng tse'rh „in der Familie geborene Kinder" bezeichnet. Es gab keine Arbeiten, die ausschließlich oder vorwiegend von Sklaven besorgt worden wären, und die von den Sklaven verrichteten Tätigkeiten hätten ebensogut und wenigstens ebenso billig durch freie Arbeitskräfte verrichtet werden können. Aber eine große Anzahl Sklaven diente, ebenso wie eine große Zahl von Familienangehörigen und Klienten, der Erhöhung der Macht und des Prestiges einer Familie und wurde daher als Zeichen eines reichen und vornehmen Hauses immer geschätzt. 1 In der Familie, in der ich 1931/32 in Peking lebte, hatten wir eine Sklavin, die als Kind gekauft und mit den Kindern der Familie zusammen erzogen worden war. Sie hatte dieselbe Erziehung und Elementarbildung erhalten wie die Töchter des Hauses, trug dieselben Kleider wie diese, bekam dasselbe Essen und hatte Anteil an allem, was es im Hause gab. Selbst an den abendlichen Unterhaltungen nahm sie teil, nur daß sie dabei nicht saß, sondern stand. Das war das einzige äußere Zeichen ihrer sozialen Stellung. Daß es auch im Altertum nicht viel anders zuging, zeigt eine Stelle im LlchiIO, 2 , 1 5 (Nei-tse; Couvreur 1,661), nach der Sklavinnen und Nebenfrauen (pei ch'ie ffe der Hauptfrau in Kleidung und Verpflegung nicht gleichgestellt werden sollten. Das muß also öfters geschehen sein; sonst hätte sich nicht eine besondere Vorschrift dagegen notwendig gemacht.

Das Problem der Sklaverei in China

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Die Staatssklaverei bezweckte ebenfalls nicht die Ausbeut u n g unfreier Arbeit, sondern war, worauf besonders die erwähnten Ausnahmen von der Versklavung der Verbrecherfamilien hinweisen, eine juristisch-soziale Einrichtung, die den Zweck hatte, die durch ihre Zugehörigkeit zu Verbrecherfamilien verdorbenen Personen, die eine öffentliche Gefahr bildeten, zu entmündigen u n d unter ständiger Aufsicht zu halten. Die Ausnahmen betrafen Kinder, die noch zu jung waren, u m geistig von der Atmosphäre des Verbrechermilieus infiziert zu werden, alte Leute, die f ü r solche psychische Ansteckung nicht mehr empfänglich waren, und Personen von Rang, die durch ihre Bildung dagegen geschützt erschienen. Das erklärt auch den ersten merkwürdigen Fall von Versklavung, den wir aus der chinesischen Geschichte erfahren: Ch'i-tse, ein Onkel des letzten Shangkönigs, wurde versklavt u n d eingesperrt, weil er sich wahnsinnig stellte, u m nicht seiner Remonstrationen gegen die Politik des Königs halber hingerichtet zu werden 1 . Offenbar bedeutete die Versklavung soviel wie die Entmündigung des vermeintlichen Geisteskranken, wie auch die Einsperrung jedenfalls zu seiner Sicherung diente. Da also auch die Staatssklaven nicht zu produktiver Arbeit herangezogen wurden, hören wir aus der Han-Zeit u n d den folgenden Jahrhunderten fortgesetzt Klagen, daß sie auf Kosten der Steuerzahler ein Nichtstuerdasein führen, u n d die Unmöglichkeit, große Menschenmengen dauernd ohne Gegenleistung zu ernähren, h a t schließlich dazu geführt, daß die Staatssklaverei seit Ende der Sung-Zeit überhaupt aufhörte. Die naheliegende Frage, warum man denn die Sklaven nicht in der Landwirtschaft u n d bei den öffentlichen Arbeiten ansetzte, f ü h r t uns zu der, warum China überhaupt nie Arbeitssklaverei gekannt h a t . Die Antwort l a u t e t : weil die chinesische Produktionsweise die Verwendung unfreier Arbeit niemals erlaubte. Die chine1

Shtt V, 1,3,3; Lust-yü 18,1; Chttang-tse 26, la (SBE 40,131); Lü-

shih Ch'un-ch'iu 14,8 (Wilhelm p.200); T'ien-wen V. 148; Shih-chi 3,6a (MH 1,206).

24

Eduakd E r k e s

sische Landwirtschaft beruht von jeher auf einem komplizierten Bewässerungssystem, das im Norden durch die außerordentliche Wasserdurchlässigkeit des Lößbodens, im Süden durch die starke Wasserbedürftigkeit der Reiskulturen bedingt wird. Die dafür notwendigen umfangreichen Anlagen von Wasserbauten, die dauernd kontrolliert und instandgehalten werden müssen, und die damit verbundene intensive Terrassenfelder- und Gartenbauwirtschaft, die eine individuelle genaue Pflege jeder einzelnen Pflanze erfordert, können nur von Bauern betrieben werden, die ein enges persönliches Interesse an ihrer Arbeit nehmen, nicht von unfreien Zwangsarbeitern, denen ein solches mit Notwendigkeit abgeht. Diese Erfahrung hat man in China jedenfalls schon sehr früh gemacht, wenn man sie überhaupt zu machen brauchte; denn von Verwendung von Zwangsarbeitern ist, wie oben schon ausgeführt, weder im Altertum noch später je die Rede. Der einzige Fall in der chinesischen Geschichte, in dem ein solcher Versuch gemacht wurde, ereignete sich unter den T'o-pa-Wei, einem türkischen Eroberervolk, das nichts vom Ackerbau verstand und mit dem Versuch, in den von ihm beherrschten Teilen Nordchinas die Landwirtschaft mit versklavten Kriegsgefangenen zu betreiben, eine ökonomische und politische Katastrophe größten Ausmaßes herbeiführte 1 . Es wäre also ganz zwecklos gewesen, Kriegsgefangene oder Strafgefangene für solche Arbeiten einzusetzen oder zu versuchen, Teile der einheimischen Bevölkerung in eine unfreie Lage herabzudrücken, in der sie kein Interesse mehr an ihrer Arbeit gehabt hätten. Es war selbst im Altertum schon klar, daß die Bauern den Teil ihrer Felder, von dem sie die Abgaben zahlten, weit nachlässiger zu bestellen pflegten als den, den sie für sich bewirtschafteten, und dieses Versagen der landwirtschaftlichen Fronarbeit ist wohl der Hauptgrund für die Abschaffung des alten Gemeineigentums und der auf ihm aufge1 Vgl. St. von Baläzs, Beiträge zur Wirtschaftsgeschichte der T'angZeit II, Mitteilungen des Seminars für Orientalische Sprachen Berlin 35 (1932), 11.

Das Problem der Sklaverei in China

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bauten feudalen Lehnsordnung und für den Übergang zu festliegendem Privateigentum an Grund und Boden gewesen, bei dem größere Güter durch Verpachtung bewirtschaftet wurden 1 . Hier wurde der Fleiß des Pächters dadurch angespornt, daß er nach Ablieferung der meist sehr hohen Pachtgebühren um so mehr für sich behielt, je mehr er herausgewirtschaftet hatte. Wie für die Landwirtschaft, galt dies auch für die mit ihr zusammenhängenden Fronarbeiten, die sich ja in erster Linie auf die für den Bodenbau notwendigen Bewässerungsanlagen bezogen, yor allem auf die Anlage und Instandhaltung von Deichen und Kanälen, Pumpwerken und Brunnen. Auch hier war es notwendig, daß die Arbeiter selbst Interesse an ihrer Arbeit nahmen, um sie sorgfältig und haltbar auszuführen, und darum vertraute man diese Arbeiten immer Bauern an, deren Leben und Eigentum von der geleisteten Arbeit abhing, nicht aber uninteressierten Zwangsarbeitern. Aber wenn der chinesische Bauer auch im Altertum durch die Fronpflichten, in späterer Zeit durch die Pacht und bei eignem Landbesitz durch die Grundsteuer, auf der der chinesische Staatshaushalt immer in erster Linie beruhte, ökonomisch aufs schwerste belastet war, so war er doch immer ein persönlich freier Mann, der nie an den Grundherrn oder an die Scholle gebunden war und dem niemand etwas in seine Lebenshaltung hineinzureden hatte. Das kommt in den Äußerungen der Volksseele, vor allem in den Volksliedern, immer wieder zum Ausdruck. Die Unabhängigkeit und das Unabhängigkeitsgefühl des chinesischen Bauern spricht sich schon in dem wohl ältesten überhaupt erhaltenen Zeugnis der chinesischen Dichtung aus, einem Bauernlied, das die Überlieferung noch der Zeit des Sagenkaisers Yao, also den ersten Anfängen der Frühgeschichte zuschreibt 2 : 1 2

Wittfogel, Wirtschaft und Gesellschaft Chinas (1931), 409. Ti-wang shih-chi 2,3b; Ktj-shih-yüan 1 , 1 a . Im Text des Ku-shih-

Vgl. K. A.

yüan fehlt

das einleitende

.

Eduard Erkes

26

® H aj|fff#. 0 A tfff »S> • Ü flff tfc • EH M Ä • fö M iJ fä:

Wenn die Sonne aufgeht, dann erheben wir uns, Wenn die Sonne untergeht, dann legen wir uns. Wir graben Brunnen und trinken, Wir pflügen die Felder und essen. • Was ist für uns die Macht des Kaisers!

Und wenn Abgaben und Frondienste den Bauern zu viel wurden, dann zogen sie unter dem Gesang von Spottliedern, wie deren eines im Shih-ching erhalten ist 1 , in ein anderes Gebiet ab, in dem sie ein besseres Los erhofften. Die erste Strophe dieses Liedes, in dem der Landesherr verhöhnt wird, lautet in der Übersetzung von V i c t o b v o n Strattss:

Große Maus, große Maus ! Unsre Hirse nicht verschmaus'! Drei Jahr hielten wir dich aus, Kümmerten dich keinen Daus. Wandern nun von dir hinaus, Freu'n uns jenes schönen Gaus, Schönen Gaus, schönen Gaus, Wo wir finden Hof und Haus! 2 Ganz besonders aufschlußreich ist die Schlußzeile der zweiten Strophe des Liedes, wo die Bauern von ihrer neuen Heimat singen: „dort finden wir unser Recht!" Es wurde also immer von den Bauern als ihr Recht betrachtet, sich der Unterdrückung und Ausbeutung zu entziehen und eine neue Stätte aufzusuchen, an der das Leben erträglicher schien. Der chinesische Bauer stand also zum Feudalherrn und noch ausgesprochener später zum Gutsbesitzer nie im Verhältnis 1

Shih 1,9,7. Die Bestimmungen über die Auswanderung der Bauern, die in der Regel gemeindeweise unter Leitung der Dorfältesten stattfand, finden sich im Choul i 3,34a/b (Pi-chang J t J | ; Biot 1,260/61) und 4,30a/b ( L i n - c h a n g ^ ^ ; Biot 1,356/57). a

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eines Sklaven oder Leibeignen, sondern immer in dem eines freien Arbeiters. Daher ist seine Mentalität auch immer die eines solchen gewesen; die in Europa aus der Zeit der Leibeigenschaft her immer noch nachwirkende Vorstellung, es gebe Herren und Knechte, und gar die aus dieser hervorgehende von Herrenund Knechtsvölkern und von Herren- und Sklavenrassen haben in China nie aufkommen können. Die Erinnerung an die klassenlose Urgesellschaft und den Zustand ursprünglicher Freiheit und Gleichheit hat sich aus dem chinesischen Volksbewußtsein nie austilgen lassen. Der chinesische Bauer ist darum immer ein Revolutionär gewesen; das treibende Moment der chinesischen Geschichte waren von jeher die Agraraufstände, die alle politischen Revolutionen der chinesischen Geschichte herbeigeführt haben. Auch die letzte Revolution war vor allem eine Bauernrevolution, und ihr Gelingen beruhte im wesentlichen darauf, daß zwischen der Einstellung der Bauern, die die große Masse der Kämpfer stellten, und der des Industrieproletariats, das geistig und politisch richtunggebend war, kein Unterschied grundsätzlicher Art bestand. Dies war um so weniger der Fall, als zwischen dem Bauern und dem Grundherrn, der ihn als Verpächter oder, wenn der Bauer eignes Land besaß, oft genug als Geldverleiher ausbeutete, kein patriarchalisches Verhältnis wie unter europäischen FeudalVerhältnissen obwaltete. Da der Grundherr auf die Arbeit seiner Bauern nicht angewiesen war, sondern stets neue freie Arbeitskräfte bekommen konnte, hatte er auch kein Interesse an ihrem Woblergehen, sondern stand ihnen wie ein europäischer Kapitalist lediglich als Ausbeuter gegenüber, weshalb ich auch an Stelle der herkömmlichen Bezeichnung halbfeudal für die Epoche seit Untergang des alten Feudalreiches lieber den Ausdruck agrarkapitalistisch setzen möchte. Eine Änderung dieser Verhältnisse von innen heraus war aber nicht möglich, solange China einen autarken, in sich geschlossenen Wirtschaftskörper bildete. Ebensowenig vermochte sich der auf dieser Basis beruhende Gesellschaftskörper zu ändern, dessen dynamischer Charakter die sicherste Garantie

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EDUARD

ERKES

für seine Dauer war. Die Eigenart der chinesischen Produktionsweise machte es immer nötig, die Leitung der Produktion in sachkundige Hände zu legen. Daher kannte die chinesische Gesellschaft nie eine starre Klassenscheidung, sondern ermöglichte immer den schon im C H O T J - L I vorgesehenen Aufstieg begabter Söhne des Volkes in die herrschende Schicht 1 und das Ausscheiden unfähiger Elemente aus dieser. Und die Folgen davon lassen sich nicht besser charakterisieren als mit den Worten von M A R X : „ J e mehr eine herrschende Schicht fähig ist, die bedeutendsten Männer der beherrschten Klassen in sich aufzunehmen, desto solider und gefährlicher ist ihre Herrschaft" 2 . Da nun die begabtesten Bauernsöhne häufig in die Beamtenklasse aufstiegen, die mit dem Großgrundbesitz eng liiert war, oder sich durch Wucher und ähnliche Praktiken selbst zu Grundbesitzern machten, so wurden sie ihrer Klasse in der Regel entfremdet, wie auch bei erfolgreichen Bauernaufständen die Bauernführer gemeinhin zu Angehörigen der herrschenden Klasse wurden und an ihrem bisherigen Programm kein Interesse mehr nahmen. Erst die letzte Revolution, die mit der ökonomischen Basis auch die gesellschaftliche Struktur des Chinesentums grundlegend geändert hat, vermochte hier Wandel zu schaffen. Um nun nochmals auf den Ausgangspunkt zurückzukommen, so kann zusammenfassend gesagt werden, daß das durch die Eigenart der chinesischen Produktionsweise bedingte Fehlen der Arbeitssklaverei der chinesischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte und damit auch der geistigen Entwicklung des chinesischen Volkes einen von der abendländischen völlig abweichenden Charakter gegeben hat. Die vorhandenen Sklaven spielten, da sie in der Produktion nicht eingesetzt werden 1

CHOU-LI 3 , 3 a ( H S I A N G - T A - F U

Biox 1,243/44);

cf. HSÜN-TSE

9 ( 5 , 1 b ; DUBS p. 121), sowie MO-TSE 8 (1,7b; JTORKE p. 192): „Auch wenn es Leute aus dem Bauern- oder Handwerkerstand waren; besaßen sie Fähigkeiten, dann erhob man sie (zu Beamten)." 2 Kapital 111,649.

Das Problem der Sklaverei in China

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konnten, keine wirtschaftliche und damit auch keine gesellschaftliche Rolle; sie bildeten keine besondere Klasse und hatten darum auch kein Klassenbewußtsein. Darum hat es in China auch nie Emanzipationsbestrebungen oder gar Erhebungen von Sklaven gegeben; vielmehr waren die Interessen des Sklaven in viel höherem Maße als die des freien Bauern oder Armen überhaupt mit denen der herrschenden Klasse solidarisch, in deren Häusern der Haussklave ein sorgenfreies und meist müßiges Dasein führte. Bei den vielen politischen Umwälzungen sind Sklaven daher nie hervorgetreten, und die chinesischen Philosophen, die in der Besserung der Lage der Bauern immer ihre Hauptaufgabe erblickt haben, sahen sich nie veranlaßt, sich mit der Lage der Sklaven zu beschäftigen. Die Frage nach dem Problem der Sklaverei in China kann also zusammenfassend einfach dahin beantwortet werden, daß es ein solches Problem in China nie gegeben hat. Für die Geschichtsforschung als solche aber ergibt sich aus dieser Feststellung die Konsequenz, daß historische Perioden nicht nach aprioristischen Voraussetzungen konstruiert werden dürfen, sondern daß stets auf Grund quellenmäßiger Forschung konkret festgestellt werden muß, wie und unter welchen Bedingungen die historische Entwicklung wirklich vor sich gegangen ist.

Nachtrag.

,

1. Zu spät, um es noch systematisch verwenden zu können, erhalte ich K u o M O - J O '£ ® F ^ H # W IFC (Studien über die Gesellschaft im alten China), Shanghai 1951. Doch hätte mir das sehr inhaltreiche Buch, auch wenn es mir früher zugekommen wäre, zu einer Änderung der vorstehenden Ausführungen keinen Anlaß gegeben, obgleich K u o einen von dem meinen grundsätzlich verschiedenen Standpunkt einnimmt und die Existenz einer Sklavenwirtschaft und Sklavenhaltergesell-

Das Problem der Sklaverei in China

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konnten, keine wirtschaftliche und damit auch keine gesellschaftliche Rolle; sie bildeten keine besondere Klasse und hatten darum auch kein Klassenbewußtsein. Darum hat es in China auch nie Emanzipationsbestrebungen oder gar Erhebungen von Sklaven gegeben; vielmehr waren die Interessen des Sklaven in viel höherem Maße als die des freien Bauern oder Armen überhaupt mit denen der herrschenden Klasse solidarisch, in deren Häusern der Haussklave ein sorgenfreies und meist müßiges Dasein führte. Bei den vielen politischen Umwälzungen sind Sklaven daher nie hervorgetreten, und die chinesischen Philosophen, die in der Besserung der Lage der Bauern immer ihre Hauptaufgabe erblickt haben, sahen sich nie veranlaßt, sich mit der Lage der Sklaven zu beschäftigen. Die Frage nach dem Problem der Sklaverei in China kann also zusammenfassend einfach dahin beantwortet werden, daß es ein solches Problem in China nie gegeben hat. Für die Geschichtsforschung als solche aber ergibt sich aus dieser Feststellung die Konsequenz, daß historische Perioden nicht nach aprioristischen Voraussetzungen konstruiert werden dürfen, sondern daß stets auf Grund quellenmäßiger Forschung konkret festgestellt werden muß, wie und unter welchen Bedingungen die historische Entwicklung wirklich vor sich gegangen ist.

Nachtrag.

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1. Zu spät, um es noch systematisch verwenden zu können, erhalte ich K u o M O - J O '£ ® F ^ H # W IFC (Studien über die Gesellschaft im alten China), Shanghai 1951. Doch hätte mir das sehr inhaltreiche Buch, auch wenn es mir früher zugekommen wäre, zu einer Änderung der vorstehenden Ausführungen keinen Anlaß gegeben, obgleich K u o einen von dem meinen grundsätzlich verschiedenen Standpunkt einnimmt und die Existenz einer Sklavenwirtschaft und Sklavenhaltergesell-

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EDUARD EKKES: Das Problem der Sklaverei in China

schaft für die Shang-Zeit behauptet. Jedoch läßt sich aus keiner der von ihm dafür angeführten Stellen eine solche Schlußfolgerung ziehen, worüber ich mich noch an anderer Stelle mit dem Verfasser auseinanderzusetzen hoffe. 2 . (Zu p. 10, Anm. 1 . ) Kuo MO-JO, 1. c. p. 4 5 (vgl. auch p. 9 5 ) , glaubt, ^ als Zeichenvertauschung für das gleichlautende Pf „aufrufen" ansehen zu sollen. Ich kann dieser Annahme nicht beistimmen, da ^ in seiner Grundbedeutung sowohl an der behandelten wie an den andern von KTTO dafür angeführten Stellen einen guten Sinn ergibt und die Annahme einer Übertragung daher m. E. methodisch nicht statthaft ist. Sollte sie aber zutreffen, so würde sie die von STEPUGINA und auch von KTTO p. 9 1 angenommene Bedeutung von [ 5 als „Sklave" entscheidend widerlegen; denn „aufgerufen" werden konnten nur freie Leute, nicht aber solche, die andern gehörten.

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Heft 2 Friedrich B e h n :

Vorgeschichtliche Felsbilder in Karelien u n d Westsibirien

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El im ugaritischen P a n t h e o n . . . . Studien z u r i n d o g e r m a n i s c h e n Wortkund e u n d Religionsgeschichte . . . . Christliches Lehngut in d e r Sagareligion. Bas Svoldr-Problem

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DM 9,50 DM 5,50

Band 99 Helt 1 Karl Barwick

C a e s a r s bellum civile

Heft 2 Marlin Lintzel:

Bie Entstehung d e s K u r l ü r s t e n k o l l e g s

Heft 3 Martin | a h n :

Die A b g r e n z u n g von K u l t u r g r u p p e n u n d Völkern in d e r Vorgeschichte . . . .

Weitere

Helte

vergrillen .

DM4,25 in Vorbereitung

folgen!

B e s t e l l u n g e n an eine B u c h h a n d l u n g

erbeten

A K A D E M I E - V E R L A G - B E R L I N

NW 7

Erich H a e n i s c h

Sino-mongolisdie Dokumente vom Ende des 14. lahrhunderls Dia A r b e i t b r i n g t D o k u m e n t e a u s d e r Zeil d e r A u f l ö s u n g d e s M o n g o l i s c h e n W e l t r e i c h e s . O e r letzte m o n g o l i s c h e K a i s e r d e s O s t r e i c h e s C h i n a w a r i m S o m m e r 1368 d u r c h d e n P a f l in d i e S t e p p e a u s m a r s c h i e r t . Bei d e n s p ä t e r e n K ä m p f e n d e r G e f o l g s l e u t e w u r d e e r e r m u r d e t , w o nach sich g r o l l e T e i l e s e i n e s V o l k e s d e m n e u e n C h i n e s i s c h e n Reiche u n t e r s t e l l t e n . Im i n n e r e n C h i n a w a r e n b e i m H e e r e m o n g o l i s c h e K o n t i n g e n t e v e r b l i e b e n , d i e i m D i e n s t e des n e u e n Staates die U n r u h e n bekämpften, von welchen d e r Machtwedisel begleitet w a r . A u s d e m V e r k e h r d e r c h i n e s i s c h e n R e g i e r u n g m i t d e n M o n g o l e n in d e r S t e p p e u n d d e n m o n g o l i s c h e n K o m m a n d o s t e l l e n i m Reiche s i n d u n s e i n i g e z w e i s p r a c h i g e S d i r i l t s l U c k e e r h a l t e n , d e r e n m o n g o l i s c h e r T e x t mit c h i n e s i s c h e n Zeichen lautlich u m s c h r i e b e n ist. Die S t ü c k e h a b e n geschichtlichen u n d k u l t u r g e s c h i c h t l i c h e n , b e s o n d e r s a b e r s p r a c h l i c h e n W e r t u n d e r schliellen sich d e m V e r s t ä n d n i s nach d e r H e r a u s g a b e d e r GehBimBn Gsschichle d e r M o n g o l e n . 60 S e i t e n

-

24 T a t e i n

-

1952 -

DM

15.50

(In: Abhandlungen der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin]

Friedrich Weiler

Über den Quellenbezug eines mongolischen Tanjurlextes Die A r b e i t p r ü f t , w i e sich d i e im m o n g o l i s c h e n T a n ) u r e n t h a l t e n e Ü b e r s e t z u n g d e s B o d h i c a r y a v a t a r a i n d e r Ü b e r l i e l e r u n g d e s W e r k e s e i n o r d n e t . D a b e i e r g i b t sich u. a . . dafl d i e im m o n g o l i s c h e n T a n j u r e n t h a l t e n e F a s s u n g d e s B o d h i c a r y a v a t a r a nicht d i e m o n g o l i s c h e Orig i n a l ü b e r s e t z u n g darstellt u n d die mongolische Ü b e r s e t z u n g d i e s e s W e r k e s mit k e i n e r der e r r e i c h b a r e n t i b e t i s c h e n Q u e l l e n , noch auch m i t d e r c h i n e s i s c h e n F a s s u n g z u s a m m e n f ä l l t . Dal) d i e K o v a l e v s k i j s c h e H a n d s c h r i f t d e s W e r k e s s e k u n d ä r g e g e n ü b e r d e m T a n j u r d r u c k ist, w u r d e in d e r A r b e i t d e s g l e i c h e n A u t o r s : - Z u m m o n g o l i s c h e n T a n j u r - - 3 6 S e i l e n , 1949, DM 4 . 7 5 - d a r g e t a n . 54 S e i l e n

-

116 S e i l e n

laksimil.

Originaltext

-

1950 -

DM

19,80

[In: Abhandlungen der Deutschen Akademie der Wissenschalten zu Berlin) Veröffentlichungen

des

Instituts

für

Orientforschung

Brich Haenisch: Zur japanischen Phototypieausgabe des 5-sprachigen Wörterspiegels in V o r b e r e i t u n g

Walter Rüben: Über die Literatur der vorarischen Stämme Indiens B e s t e l l u n g e n a n eine

Buchhandlung

in V o r b e r e i t u n g

erbeten

A K A D E M I E - V E R L A G - B E R L I N

NW7