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German Pages 83 [84] Year 2014
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Caesar und das Problem der Monarchie in Rom
Universitätsverlag
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Heidelberg
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umschlagbild Pantelleria, Bildnis des Caius Iulius Caesar. Tübingen, Inst. für Klass. Archäologie, Pantelleria-Archiv. Fotograf: Th. Zachmann. Publ.: Th. Schäfer, Cossyra i (2014).
is bn 978-3-8253-6248-5 Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © 2014 Universitätsverlag Winter GmbH Heidelberg Imprimé en Allemagne · Printed in Germany Druck : Memminger MedienCentrum, 87700 Memmingen Gedruckt auf umweltfreundlichem, chlorfrei gebleichtem und alterungsbeständigem Papier Den Verlag erreichen Sie im Internet unter: www.winter-verlag.de
Inhaltsverzeichnis I. Methodische Vorüberlegungen....................................................... 7 II. Ambivalenzen und Aporien im Zusammenhang mit der G estalt Caesars......................................................................................... 15 III. Diskurs und Handlungsrahmen – Das Problem der denkwürdigen letzten Auftritte Caesars................................................................. 32 IV. Die wissenschaftsgeschichtliche Seite des Problems...................... 57 V. Fazit................................................................................................. 66 Literatur................................................................................................. 72
Caesar und das Problem der Monarchie in Rom* I. Methodische Vorüberlegungen Es ist eine Binsenweisheit: Die Urteilsbildung des Historikers hängt in hohem Maße davon ab, welche Perspektive er einnimmt. Seit der Theologe und Historiker Johann Martin Chladenius im Jahr 1742 auf diese grundlegende hermeneutische Prämisse hingewiesen hat, gehört die Reflexion des jeweiligen „Sehepunktes“ zum theoretischen Grundinventar eines jeden Historikers.1 Die praktischen Auswirkungen dieser Standortgebundenheit können sich freilich in ganz unterschiedlicher Weise manifestieren, häufig in Abhängigkeit davon, ob die jeweilige Perspektive historisches Arbeiten eher untergründig und vortheoretisch anleitet oder ob sie als theoretisch-methodische Voraussetzung bewusst reflektiert wird. Ich möchte diesen Sachverhalt im Folgenden am Beispiel des römischen Diktators Caesar erörtern. Mein Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass ein großer Teil der deutschsprachigen Caesarforschung (und nur um diese geht *
Bei meinen hier niedergelegten Überlegungen habe ich großen Nutzen aus mannigfachen Diskussionen mit Freunden und Kollegen gezogen. Als Diskussionspartner, denen ich zahlreiche Anregungen verdanke, seien genannt: Simone Blochmann, Martin Jehne, Nadja Kimmerle, Steffen Patzold, Tassilo Schmitt, Peter Zeller. 1 Vgl. Johann Martin Chladenius, Einleitung zur richtigen Auslegung vernünftiger Reden und Schriften, Leipzig 1742, ND (hg. von L. Geldsetzer) Düsseldorf 1969, 185-189, § 308-310; partieller Nachdruck in: Johann Martin Chladenius, Von Auslegung Historischer Nachrichten und Bücher, in: H.-G. Gadamer /G. Boehm (Hgg.), Seminar: Philosophische Hermeneutik, Frankfurt a.M. 1976, 69-79. Dazu Koselleck 2000, 183-189; 313f.; Langewiesche 2008, 21-40, hier 30f.
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es mir, da sie in einem spezifischen wissenschaftsgeschichtlichen Kontext verankert ist, auf den noch einzugehen sein wird, s.u.)2 ihren „Sehepunkt“ aus einem übergreifenden Zusammenhang generiert, der mit Fragen nach der Geschichte der römischen Republik – insbesondere nach ihrem Untergang und dem Übergang zur Monarchie – zu verbinden ist. Demgegenüber möchte ich dezidiert eine andere Perspektive einnehmen, die sich aus meiner eigenen wissenschaftlichen Sozialisation ergibt: Als Historiker, der, wenn er sich bisher mit römischer Geschichte beschäftigt hat, vor allem Kaiserzeit und Spätantike im Blick hatte, stellen sich mir die Gestalt Caesars und der Geschehniszusammenhang um seine Person von Vornherein aus einem monarchischen Blickwinkel dar. Unter ‚Monarchie‘ verstehe ich ganz schlicht solche politische Ordnungen, deren Strukturen auf Herrschaft ausgerichtet sind, und zwar auf die Herrschaft einer Einzelperson bzw. mitunter auch eines personell äußerst begrenzten Herrscherkollegiums, wie z.B. in der Tetrarchie oder auch der spätantiken Mehrkaiserherrschaft, die wichtige Phasen des 4. und 5. Jahrhunderts n. Chr. geprägt hat.3 Für mich als Kaiserzeit-Historiker stellt in der römischen Geschichte die monarchische Herrschaft intuitiv zunächst einmal den Regelfall dar, andere politische Ordnungen erscheinen mir erklärungsbedürftig. Wer hingegen aus der Republikforschung auf Caesar blickt, beschreitet den umgekehrten Weg: Er sieht sich unweigerlich mit der Frage konfrontiert, wie, wann und warum sich die politische Ordnung Roms in eine Monarchie verwandelt hat, und betont damit ei2
Tatsächlich werden Probleme wie die Rolle Caesars im historischen Prozess und seine Bedeutung für den Übergang von der Republik zur Monarchie vorwiegend in der deutschsprachigen Forschung verhandelt, worauf zuletzt Jehne 2005, 60, hingewiesen hat. 3 Weiterhin klassisch ist die Definition von Herrschaft durch Max Weber als „Chance, für einen Befehl bestimmten Inhalts bei angebbaren Personen Gehorsam zu finden“, s. Weber 1972 [1980], 28.
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nen prozessualen Aspekt.4 Seine Erkenntnisziele im Detail werden entsprechend aus diesem standortgebundenen Rahmen generiert. Demgegenüber hat mir mein eigener „Sehepunkt“, wie ich im Verlauf meiner Arbeit am Caesar-Thema feststellen musste, zunächst unbewusst die Prämisse eingetragen, Caesar bereits als Monarch zu verstehen und Prozessualität als eine Grundbedingung historischen Denkens an anderen Punkten festzumachen.5 Diesen Weg möchte ich – nunmehr allerdings reflektiert – weitergehen. Er führt zu einer Differenz der Erkenntnisziele gegenüber jenen Historikern, die Caesar aus der Republik-Perspektive untersuchen: Mir geht es nicht darum, einmal mehr den Todeskampf der Republik aus einer historisch-analytischen Perspektive nachzuvollziehen, zu erklären und über eventuelle Alternativen zur späteren Monarchie zu räsonieren. Stattdessen möchte ich den Blick auf mögliche bereits etablierte monarchische Strukturen zur Zeit Caesars richten und diesen selbst darin verankern. Meine nachfolgenden Ausführungen, die man sicherlich auch als Versuch der Nachrationalisierung einer zunächst intuitiven Prämisse rügen kann, sind insofern als Experiment zu verstehen. Es geht letztlich um die Frage, ob ein bewusst eingenommener und als solcher möglichst weitgehend reflektierter „Sehepunkt“ das Potenzial besitzt, einem vielfach traktierten Themenbereich noch neue Gesichtspunkte abzugewinnen. Um mich dem Gegenstand anzunähern, muss ich allerdings noch eine weitere methodische Anmerkung vorausschicken. Ich werde im Folgenden zwischen den Kategorien ‚Ordnung‘, ‚Handlungsrahmen‘ und ‚Diskurs‘ unterscheiden. Während der Diskurs-Begriff heutzutage nicht mehr erläuterungsbedürftig ist, 4
Zuletzt Raaflaub 2010a, 163-186, bes. 181f.; 185; Jehne 2009b, 141-160; Jehne 2010a, 187-211. Einen konzisen Aufriss der neueren Forschungsliteratur gibt Walter 2009, 27-51, bes. 27-31. 5 Ich beziehe mich dabei auf meinen Beitrag Meier 2012, 11-36.
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sind zum Handlungsrahmen und zur Ordnung einige klärende Hinweise erforderlich. In Anlehnung an die Theorie der Strukturierung des britischen Soziologen Anthony Giddens gehe ich davon aus, dass innergesellschaftliches Handeln weitgehend durch unbewusste bzw. kaum reflektierte Routinen gesteuert wird. Diese werden durch Strukturen vorgegeben, die als dynamische Größe einerseits Handlungen steuern, andererseits durch Handlungen aber auch erst produziert bzw. modifiziert werden.6 Dadurch kann es dazu kommen, dass Akteure sich scheinbar sicher in bestimmten Zusammenhängen bewegen, ohne sich diese aber zwangsläufig vergegenwärtigen zu müssen, und dass sie diese dabei ständig verändern. Diese Zusammenhänge bezeichne ich im Folgenden mit einem Begriff, der nicht von Giddens stammt, den ich aber um der scharfen Abgrenzung vom Diskurs willen einführen möchte, als ‚Handlungsrahmen‘.7 Er stellt letztlich die Konkretisierung bestimmter Ordnungen dar, die den Zeitgenossen als übergeordnete, komplexe Gewebe, in denen sie sich bewegen, gar nicht oder allenfalls partiell präsent sind.8 Eine 6
Giddens 1997. Auch Giddens 1997, 36, trennt klar zwischen Handlung und Diskurs, wenn er festhält: „Die reflexiven Fähigkeiten des menschlichen Akteurs sind auf charakteristische Weise kontinuierlich mit dem Strom des Alltagslebens in den Kontexten sozialen Handelns verbunden. Doch operiert die Reflexivität nur teilweise auf diskursiver Ebene. Was die Handelnden über ihr Handeln und die entsprechenden Handlungsgründe wissen – ihre Bewußtheit […] als Handelnde – ist ihnen weitgehend in der Form des praktischen Bewußtseins präsent. Dieses praktische Bewußtsein […] umfaßt all das, was Handelnde stillschweigend darüber wissen, wie in den Kontexten des gesellschaftlichen Lebens zu verfahren ist, ohne daß sie in der Lage sein müßten, all dem einen direkten diskursiven Ausdruck zu verleihen“. 8 Das multidisziplinäre Überangebot an Versuchen, ‚Ordnung‘ zu definieren, hat mittlerweile zur Konsequenz geführt, dass einer klaren Bestimmung eher ausgewichen wird. Vgl. Anter 2007, 6: „Der entscheidende Grund für die Schwierigkeiten liegt […] darin, daß der Begriff stets vom jeweiligen Kontext abhängig ist. Eine allge7
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meine Definition ist allein deshalb kaum möglich, weil er in jedem Zusammenhang eine andere Bedeutung annehmen kann. Daher scheint es wenig aussichtsreich, nach dem Wesen der Ordnung ‚an sich‘ zu fragen“. Der Versuch, eine Arbeitsgrundlage zu formulieren, wurde – im Anschluss an Kather 2003, 632f. – im Tübinger Sonderforschungsbereich 923 „Bedrohte Ordnungen“ unternommen: „Eine Ordnung […] ist ein Gefüge von Elementen, die in einem bestimmten Verhältnis zueinander stehen und soziale Gruppen oder ganze Gesellschaften strukturieren. Die Ordnung wird im Handeln hervorgebracht, bestätigt und/oder modifiziert. Sie besteht über eine gewisse Zeitdauer hinweg, kanalisiert daher Handlungsoptionen, stabilisiert Verhaltenserwartungen und etabliert Routinen. Eine Ordnung führt zu Grenzen zwischen sozialen Gruppen und Gesellschaften. Sie entsteht auf dem Boden einer bereits bestehenden Ordnung und wird entweder laufend modifiziert oder durch eine andere Ordnung abgelöst. Eine voraussetzungslose Ordnung gibt es nicht“ (Eberhard Karls Universität Tübingen. Sonderforschungsbereich 923 „Bedrohte Ordnungen“. Finanzierungsantrag 7/2011-6/2015, Tübingen 2010, 15). Bei der Konzeption meiner Kategorie des ‚Handlungsrahmens‘ habe ich in hohem Maße von Jehne 2009a und 2009b, passim, profitiert. Jehne definiert den „großen Trend“ zur Zeit Caesars als eine Art autonomen Prozess, in dem die Entwicklungsrichtung – nämlich hin zur Monarchie – bereits vorgegeben war und einzelne Akteure mit ihren Entscheidungen und ihrem Handeln letztlich nur noch das Tempo beeinflussen konnten. In dieser Deutung erscheint Caesar zwar als Figur mit einer gewissen Gestaltungsmacht (die sich immer dann besonders manifestiert, wenn seine Entscheidungen dem „großen Trend“ zuwiderliefen), doch konnte sich diese letztlich lediglich auf die Beschleunigung des Niedergangs der Republik beziehen; Entscheidungen und Handlungen gegen den Trend waren nicht mehr möglich. Vgl. Jehne 2009a, 11f.: „Jede Handlung hat also Folgen, aber nicht notwendig Folgen für den großen Trend. Wenn ein Zustand erreicht ist, in dem der große Trend in seiner Entwicklungsrichtung überhaupt nicht mehr beeinflusst werden kann, sprechen die Historiker von einem autonomen Prozess“; 20: „[…] Caesar, der mit seinen Entscheidungen der Republik das Grab geschaufelt und den Veränderungsprozess wohl in relevantem Umfang beschleunigt hat“; 32: „[…] haben wir es also mit einem großen Trend zur Monarchie zu tun, der als autonomer Prozess eingeordnet werden kann, d.h. das Handeln der Individuen und Gruppen konnte die Richtung der Entwicklung gar nicht mehr beeinflussen. Man darf jedoch nie vergessen, dass in einem autonomen Prozess zwar die Entwicklungsrichtung, nicht aber das Entwicklungstempo feststeht“; vgl. ferner ebd., 139ff. – Der wohl entscheidende Unterschied zwischen Jehnes Konzept und meinem eigenen Ansatz dürfte darin bestehen, dass Jehne ver-
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solche Ordnung kann z.B. in der politischen Kultur der römischen Republik identifiziert werden. Als heuristische und in dieser Form reflektierbare Kategorie ist die politische Kultur der Republik den Akteuren nicht geläufig. Aber sie schlägt sich nieder in spezifischen Rahmenbedingungen politischen und gesellschaftlichen Handelns, die – von mir als Handlungsrahmen bezeichnet – wiederum konkret veränderbar sind und an denen durchaus auch konzeptionell gearbeitet werden kann, wenngleich sie großenteils durch Routineprozesse beeinflusst werden. Demgegenüber erzeugt eine entstehende monarchische Ordnung (ohne dass diese bereits gezielt hinterfragt und als solche identifiziert werden muss) ihrerseits einen modifizierten Handlungsrahmen, in dem zunehmend auf Alleinherrschaft ausgerichtete Elemente allmählich handlungsleitend werden. Von der Ordnung und dem Handlungsrahmen unterscheide ich strikt den Diskurs. Letzterer ist stets in irgendeiner Weise auf die Ordnung bezogen, weil er sich nur innerhalb einer Ordnung überhaupt vollziehen kann.9 Das bedeutet aber nicht, dass die Akteure im Diskurs die Ordnung direkt identifizieren und ansprechen; sie bewegen sich vielmehr innerhalb der Vorgaben ihres – durch die Ordnung definierten – Handlungsrahmens, und nur letzteren können sie tatsächlich auch im Diskurs gezielter reflektieren: So kann z.B. Cicero sich virtuos über Elemente auslassen, in denen sich die politische Kultur der späten römischen Republik manifestiert, d.h. über den Handlungsrahmen. Diese politische Kultur selbst jedoch als überwölbende Ordnung zu sucht, das Individuum Caesar in einem historischen Prozess, der auf die Monarchie zustrebt, zu verorten. Meine Kategorie des ‚Handlungsrahmens‘ setzt die Monarchie hingegen bereits als weitgehend prägende strukturelle Grundbedingung voraus; ich denke also vom Ergebnis her und sehe dieses früher verwirklicht als Jehne. 9 In diesem Punkt stimme ich mit dem Ansatz von Steinmetz 1993 überein, der auch ansonsten vielfache Berührungsflächen mit meinem Vorgehen aufweist.
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untersuchen, bleibt dem modernen Historiker vorbehalten, der überhaupt erst in der Lage ist, sie als Ordnung zu identifizieren. Auf diesem Fundament beruht meine im Folgenden zu erläuternde Grundthese: Ich gehe davon aus, dass sich in Rom bereits zur Zeit Caesars eine monarchische Ordnung zu etablieren begonnen hatte – das ist zunächst einmal keine neue Erkenntnis und dürfte insofern auch von niemandem bestritten werden. Allerdings kam es dabei – und darum geht es mir – zu einer Inkongruenz von Handlungsrahmen und Diskurs: Während der Handlungsrahmen entsprechend der Transformation der übergreifenden Ordnung zunehmend durch monarchische Elemente angereichert wurde, blieb der Diskurs – jedenfalls soweit er für uns greifbar ist – an einem Punkt stehen, der weiterhin die Republik als Ausgangsbasis, Hintergrund und Möglichkeit voraussetzte.10 Dadurch wiederum kamen die Zeitgenossen – zu denen man auch Caesar rechnen muss – gleichsam erst mit Verspätung in der (ihr Handeln bereits beeinflussenden) Monarchie an, und es entstand die Notwendigkeit, letztere in einer besonderen, diskursiv-vermittelnden (d.h. konkret: kommunikativen) Form abzuschleifen, ein Prozess, für den Augustus und der von ihm etablierte Prinzipat als vordergründig wiederhergestellte Republik steht.11 10
Dies könnte mit einer der Gründe für mitunter überraschende Befunde sein, so etwa für die m.E. zutreffende Feststellung von Deininger 1985, 270: „Vielmehr deutet alles darauf hin, daß Livius den Prinzipat gerade nicht als eine ‚neue‘ politische Ordnung im Sinne eines Systemwandels erfaßt hat“. Zeitgenossen waren (und sind) offenbar nur sehr selten in der Lage, Veränderungen der überwölbenden Ordnungen als solche zu erfassen und aktiv mitzugestalten. 11 Grundlegend: Eder 1990, 71-122, der die subtilen Bemühungen Octavians/Augustus’, sich innerhalb des Kontextes altrömischer Traditionen zu platzieren, nachzeichnet. Zu den kommunikativen Anforderungen, die die Monarchie stellte und die erst von Augustus tatsächlich bewältigt wurden, sind die Arbeiten von
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Historiker, die aus der Perspektive der Republik die Transformation in die Monarchie untersuchen, diskutieren in der Regel ‚Stationen‘ auf diesem Weg, d.h. Situationen, in denen deutlich wird, dass sich graduell eine qualitative Veränderung vollzogen hat. Diese Diskussionen münden regelmäßig in die Frage, ab welchem Zeitpunkt man in Rom von einer Monarchie sprechen könne, wann dies den Zeitgenossen bewusst geworden sei und wann insbesondere Caesar sich entschlossen habe, seine politische Position auf einem monarchischen bzw. quasi-monarchischen Fundament zu errichten. Die Komplexität dieser Debatten resultiert letztlich aus dem Umstand, dass einerseits eine konsequent strukturgeschichtliche Betrachtung zu dem Ergebnis führt, dass die Republik am Ende war; dass andererseits aber die Quellen, in denen sich der zeitgenössische politische Diskurs spiegelt, etwas anderes suggerieren. Man braucht dafür gar nicht erst auf das geradezu obsessive Festhalten eines Cicero oder Cato an der Republik zu verweisen.12 Auch die Rechtfertigungen und Argumentationen, die Caesar selbst für sein politisches Handeln anführt, bewegen sich ganz innerhalb des traditionellen Vorstellungshorizontes spätrepublikanischen aristokratischen Leistungsdenkens (s.u.). Aus meiner Perspektive hingegen erscheinen die in diesem Forschungskontext herangezogenen Vorgänge und Aussagen eher als Indizien für die Validität meiner These, dass unter einer bereits monarchischen Ordnung Handlungsrahmen und Diskurs nicht mehr kongruierten, sondern weitgehend entkoppelt waren. A. Winterling maßgeblich, vgl. etwa Winterling 1997, 91-112; Winterling 1998, 5-23; Winterling 1999; Winterling 2001, 93-112; Winterling 2003; Winterling 2007, 115-139; Winterling 2011. Eine ins Englische übersetzte Sammlung wichtiger Studien jetzt bei Winterling 2009. 12 Vgl. Strasburger 1990a.
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Hält man konsequent an dieser Sichtweise fest, dann dürften sich auch zahlreiche bereits von Zeitgenossen und insbesondere der modernen Forschung konstatierte Ambivalenzen und Aporien im Kontext Caesars einordnen lassen. Und man wird letztlich dazu gezwungen, eine neue Einschätzung der Rolle Caesars selbst vorzunehmen. II. Ambivalenzen und Aporien im Zusammenhang mit der Gestalt Caesars Um meiner dezidiert monarchisch geprägten Perspektive Rechnung zu tragen, sei für einen ersten Problemaufriss eine Bewertung Caesars aus der Kaiserzeit angeführt. Sie findet sich in den zu Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr. entstandenen Annalen des Historiographen Tacitus im Kontext einer Beschreibung der Bestattung des Augustus im Jahr 14 n. Chr. Tacitus erinnert hier kurz an die tumultuarischen Vorgänge anlässlich der Leichenfeier für Caesar 44 v. Chr., nämlich an „jenen Tag, als noch frisch die Knechtschaft war und die Freiheit unglücklich zurück erlangt, als die Ermordung des Diktators Caesar den einen als die schändlichste, den anderen als die herrlichste Tat erschien“.13 Zunächst einmal wird aus diesem Zeugnis klar: Für Tacitus war es durchaus möglich, den Beginn der römischen Monarchie mit Caesar anzusetzen, denn er sieht die Bestattung des Augustus ganz unmittelbar in einer Linie mit derjenigen des ermordeten 13
Tac. ann. 1,8,6: […] diem illum crudi adhuc servitii et libertatis inprospere repetita, cum occisus dictator Caesar aliis pessimum, aliis pulcherrimum facinus videretur. Cornelius Tacitus. Annalen, Bd. I: Buch 1-3. Erläutert und mit einer Einleitung versehen von E. Koestermann, Heidelberg 1963, 95: „[…] das Urteil des Tacitus bleibt in der Schwebe“.
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Diktators. Zugleich macht er sich die politische Rhetorik der Caesar-Gegner und Caesar-Mörder zu eigen, wenn er eine (republikanische) Freiheit (libertas) gegen die Knechtschaft (servitium) unter einem Monarchen ausspielt. Dies ist insofern wichtig, als damit ein eindrücklicher Beleg dafür geliefert wird, dass Fragmente eines spätrepublikanischen politischen Diskurses noch bis weit in die Kaiserzeit hineinragen konnten. Unsicherheit besteht für Tacitus allerdings darin, wie man die Ermordung Caesars zu deuten habe; er zitiert dazu zwei Extrempositionen, enthält sich aber einer eigenen expliziten Stellungnahme. Die Monarchie Caesars wird also zumindest implizit als Faktum hingenommen (noch deutlicher sogar an einer anderen Annalen-Stelle, in der Caesar als erster ex iis, qui rerum potiti essent, erscheint),14 aber der Umgang des konservativen senatorischen Aristokraten Tacitus mit ihr erscheint alles andere als souverän.15 Dies mag mit ein Grund dafür sein, dass er an anderer Stelle Caesar in eine diffuse, recht- und zuchtlose (non mos, non ius), ansonsten aber nicht weiter ausgeführte 20jährige Bürgerkriegsphase verschiebt, die er von der Niederlage des Pompeius (Schlacht bei Pharsalos 48 v. Chr.) bis zur Etablierung des Augustus ansetzt,16 wohingegen er zu Beginn der Annalen Caesar als einen Inhaber von „Macht“ (potentia) präsentiert, die von Pompeius und Crassus 14
Tac. ann. 13,3,2. Dies gilt bekanntlich für das Verhältnis des Tacitus zur Monarchie insgesamt; zu diesem für die Tacitus-Forschung zentralen Problem vgl. zuletzt Oakley 2009, 184-194; vgl. ferner Vielberg 1987; zusammenfassender Überblick: Schmal 2005, 147ff. 16 Tac. ann. 3,28,1: Tum Cn. Pompeius, tertium consul corrigendis moribus delectus et gravior remediis quam delicta erant, suarumque legum auctor idem ac subversor, quae armis tuebatur, armis amisit. exim continua per viginti annos discordia, non mos, non ius; deterrima quaeque impune ac multa honesta exitio fuere. 15
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auf ihn übergegangen sei,17 und im Proömium der Historien die Schlacht bei Actium 31 v. Chr. als Zäsur setzt.18 Alles in allem ergibt sich daraus ein recht diffuses Bild.19 Ähnlich unentschieden soll sich bereits in augusteischer Zeit auch Livius geäußert haben, dessen Bücher über die Zeit Cae sars leider nicht mehr erhalten sind.20 Livius habe, so bringt es der jüngere Seneca auf den Punkt, Zweifel geäußert, ob es dem römischen Gemeinwesen eher genützt habe, dass Caesar geboren wurde, oder nicht. Diese Frage trieb offenbar nicht nur die Geschichtsschreiber um, denn Seneca merkt gleichzeitig an, dass man „allgemein“ (vulgo) in dieser Weise über Caesar nachgedacht habe.21 Auch die Darstellung Caesars in Lucans historischem Epos Bellum Civile (aus neronischer Zeit) gestaltet sich keineswegs derart einheitlich negativ, wie vor allem die ältere Forschung vielfach als Selbstverständlichkeit vorausgesetzt hat, sondern ist vielmehr in höchstem Maße inhomogen und ambivalent 17
Tac. ann. 1,1,1. Tac. hist. 1,1: Initium mihi operis Servius Galba iterum Titus Vinius consules erunt. nam post conditam urbem octingentos et viginti prioris aevi annos multi auctores rettulerunt, dum res populi Romani memorabantur pari eloquentia ac libertate: postquam bellatum apud Actium atque omnem potentiam ad unum conferri pacis interfuit, magna illa ingenia cessere. 19 Zum Ende der Republik bei Tacitus s. auch Morstein-Marx/Rosenstein 2006, 625-637, bes. 626. 20 Zur Problematik, auch nur Umrisse eines livianischen Caesarbildes aus dem vorhandenen Material (Periochae, Lucan, Florus, Eutropius, Orosius u.a.) zu gewinnen, s. Strasburger 1990b, 253-279; Donié 1996, 45-57. 21 Sen. NQ 5,18,4: nunc quod de Caesare maiori vulgo dictatum est et a Tito Livio positum, in incerto esse, utrum illum magis nasci an non nasci reipublicae profuerit […]. Augustus soll Livius als Pompeianer bezeichnet haben, Tac. ann. 4,34,3; vgl. Liv. 9,17,6; Donié 1996, 48f. (Livius als ‚Pompeianer‘); 54f. (Livius-Zitat bei Seneca). Toher 2009, 224; 232f., plädiert dafür, dieses Zeugnis aufgrund seiner isolierten Stellung außer Betracht zu lassen. Unsicher: Strasburger 1990b, 258f. 18
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angelegt.22 Zuletzt hat Christopher Pelling auf den ambivalenten Umgang mit dem Diktator im frühen 2. Jahrhundert aufmerksam gemacht: Während Sueton mit ihm die Reihe der römischen Principes beginnen lässt, erscheint Caesar in Plutarchs entsprechender Biographie als eine der letzten großen Persönlichkeiten der Republik.23 Gleichzeitig konnte sich Traian just diese Ianusgesichtigkeit zunutze machen, indem er Caesar auf seinen Restitutionsmünzen sowohl als republikanische wie auch als kaiserzeitliche Bezugsfigur für seinen eigenen Prinzipat präsentierte.24 Damit lässt sich generell für die frühe Kaiserzeit eine gewisse Unsicherheit in der Bewertung Caesars konstatieren; sie mag sich auch in dem sonderbaren Umstand spiegeln, dass im ersten Jahrhundert der römischen Monarchie eine auffällige Zurückhaltung gegenüber einer biographischen Bearbeitung des Caesar-Stoffes vorherrschte: „Die Biographien Suetons und Plutarchs entstanden viel später, und beide hielten einen Kontext bereit, in dem Caesar neben anderen Gestalten seinen Platz erhielt: als erster in der Reihe der römischen Herrscher bei Sueton, als Musterbild eines römischen Feldherrn und Gegenstück zu Alexander bei Plutarch“.25 Man kann über die Gründe dieser Unsicherheit und Zurückhaltung im Umgang mit Caesar nur spekulieren. Möglicherweise spielt die Tatsache eine Rolle, dass gerade der erste princeps Augustus sich in vielerlei Hinsicht dezidiert von Caesar abzugrenzen suchte.26 Aber aus einer kaiserzeitlichen Perspektive, die insbesondere auch die zeitgenössische Rede über Caesar 22
Dazu demnächst ausführlich Kimmerle (in Vorbereitung). Pelling 2011, 2-5. 24 Seelentag 2004, 411; Seelentag 2009, 265-273; Pelling 2011, 2f. – Tatsächlich beginnt die später verbreitete Vorstellung von Caesar als erstem ‚Kaiser‘ sich seit traianischer Zeit allmählich zu etablieren, vgl. Geiger 1975. 25 Walter 2010, 159-173, bes. 172f., das Zitat 173. 26 Vgl. Ramage 1985, 223-245; Hahn 1985, 12-28. 23
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mit in den Blick nimmt, liegt es nahe, zumindest einen Ansatzpunkt für eine Erklärung in einem spezifischen Unbehagen zu suchen – im Unbehagen über den in der Antike sicherlich nur schwer zu deutenden Umstand, dass ausgerechnet die dezidiert unter republikanischen Vorzeichen erfolgte Beseitigung des ersten Monarchen letztlich zur eigentlichen Etablierung der Monarchie geführt hatte. In der Tat hatten sich jene Zeitgenossen, die Caesar an den Iden des März 44 v. Chr. in der curia Pompei niedergestreckt hatten, gemeinsam mit ihren Sympathisanten einen Kommunikationsraum geschaffen, innerhalb dessen sie sich in der ehrenvollen Rolle von Tyrannenmördern als letzte Verteidiger der Republik stilisieren konnten.27 Sie rechtfertigten damit nicht nur die Bluttat, sondern konnten diese unter Verweis auf ruhmreiche Exempla der Vergangenheit sogar zur ureigensten Verpflichtung eines aufrechten Bürgers erhöhen. Wenige Wochen nach der Ermordung des Diktators, Ende April 44, pries Cicero (der selbst kein aktives Mitglied der Verschwörergruppe gewesen war) dementsprechend den „rechtmäßigen Untergang des Tyrannen“ (iustus interitus tyranni), mutmaßte aber angesichts der Unsicherheit der politischen Verhältnisse auch bereits: „Ich sehe ja, dass nach der Beseitigung des Tyrannen die Tyrannis bestehen bleibt“.28 Das wohl berühmteste Zeugnis für die Auffassung, Caesar sei nicht 27
Vgl. etwa Cic. Att. 7,21,2; 9,7; 8,16,1-2; 10,1,3; 14,14,2-4; 14,17,6; 16,16,1; Deiot., passim, bes. 33-34 (zur Omnipräsenz des Tyrannenthemas in dieser Rede: Botermann 1992, 320-344); Phil. 2,116-117; off. 2,23-27; 3,82ff. (mit Samotta 2009, 157ff.); Nik. Dam. FGrHist 90 F 130,92; 130,96; retrospektiv App. civ. 2,114 (478); 2,119 (499); 2,127 (530); 2,136 (567); 2,137 (572); 2,139 (578); 2,141 (589-590); Eutr. 6,25. Lefèvre 2008, bes. 225ff. 28 Cic. Att. 14,14,2 (sublato enim tyranno tyrannida manere video); 14,14,4; s. auch Plut. Caes. 30,1, mit Pelling 2011, 303. Vgl. Girardet 1996, 217-251 (= Girardet 2007, 199-234); Lefèvre 2008, bes. 225-239.
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mehr als ein Tyrann gewesen, dürfte in den Worten vorliegen, mit denen der jüngere Cato im Jahr 46 v. Chr. nach der Niederlage bei Thapsus gegen Caesar in den Selbstmord gegangen sein soll: „Wenn ich durch Caesars Gunst überleben wollte, müsste ich nur zu ihm gehen. Aber ich will nicht dem Tyrannen Dank schulden für das, worin er sich ins Unrecht setzt; denn er setzt sich ins Unrecht, wenn er wie ein Herr diejenigen rettet, über die zu herrschen ihm in keiner Weise zusteht“.29 Cato verzichtete also demonstrativ auf die Inanspruchnahme der Milde Caesars, denn bereits in der Begnadigung durch den Sieger sah er die Anmaßung eines unrechtmäßigen Tyrannen am Werk. Cicero kommentiert dies lakonisch: „Er wollte lieber sterben als des Tyrannen Antlitz anblicken müssen“.30 Nun mag man darüber streiten, ob die berühmten Worte Catos wirklich historisch sind oder nicht – doch das trifft nicht den Punkt: Ganz unabhängig von der Frage ihrer Authentizität fangen sie programmatisch die Haltung jener Gruppe römischer Aristokraten ein, die den Diktator am 15. März 44 erdolchten. Spätestens nach der Überführung der auf zehn Jahre angelegten Diktatur in eine dictatura perpetua (d.h. auf Lebenszeit) zwischen dem 9. und 15. Februar 44 musste ihnen Caesars Stellung als offene Alleinherrschaft gelten. Eine solche jedoch wurde in der Antike von politisch einflussreichen aristokratischen Gruppen, die streng darauf bedacht waren, niemanden aus ihrem Kreis der Gleichen mit allzu großen politischen Voll29
Plut. Cato min. 66,2: Ἐμοὶ γὰρ […] εἰ σῴζεσθαι χάριτι Καίσαρος ἐβουλόμην, αὐτῷ βαδιστέον ἦν πρὸς ἐκεῖνον μόνον. οὐ βούλομαι δὲ τῷ τυράννῳ χάριν ἔχειν ὑπὲρ ὧν παρανομεῖ. παρανομεῖ δὲ σῴζων ὡς κύριος ὧν αὐτῷ δεσπόζειν οὐδὲν προσῆκεν. Die angebliche Reaktion Caesars darauf bei Plut. Caes. 54,2: „Cato, ich missgönne dir diesen Tod; denn du hast mir deine Rettung auch missgönnt“ (ὦ Κάτων, φθονῶ σοι τοῦ θανάτου· καὶ γὰρ σὺ ἐμοὶ τῆς σωτηρίας ἐφθόνησας). Weitere Belege bei Pelling 2011, 405. 30 Cic. off. 1,112: moriendum potius quam tyranni vultus aspiciendus fuit.
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machten auszustatten, stets als illegitimes Gewaltregiment stigmatisiert, als Tyrannis. Die Wortgeschichte des Terminus ‚Tyrannis‘ von der archaischen Zeit bis in die späte Republik belegt dies ebenso eindrücklich wie eindeutig:31 Caesars Position sprengte 31
Parker 1998, 145-172; Anderson 2005, 173-222. Zur Begriffsgeschichte von týrannos und mónarchos in der frühgriechischen Literatur vgl. immer noch umfassend Cobet 1981, 47-55. Allgemein zum Bild von Alleinherrschaft in der griechischen Geschichte s. Barceló 1993. Eine breitere Basis erhielt der Tyrannis-Begriff erst nach den Perserkriegen im frühen 5. Jahrhundert v. Chr., als sich allmählich die Dichotomie Freiheit-Tyrannis herauszukristallisieren begann und der rein inneraristokratische Kontext überwunden wurde, vgl. Raaflaub 1985, 108-125. Die allmähliche Emanzipation des Tyrannisdiskurses vom rein aristokratischen Kontext und allmähliche Ausbildung einer weiteren Konnotation, die im Tyrannen den schlechten Monarchen erblickt (und damit Monarchie als solche zunächst einmal anerkennt), schlägt sich v.a. in der sog. Verfassungsdebatte bei Herodot nieder (3,80-82; Kritik an der Alleinherrschaft: ebd., 3,80), vgl. Alonso-Núñez 1998, 19-29; Walter 2004, 75-95, jeweils mit der älteren Literatur. Tyrannis erscheint bei Herodot bereits mit den später kanonischen negativen Zügen: Sie verhindert Gleichheit und politische Partizipation, fühlt sich niemandem rechenschaftspflichtig, ist durch Neid, Gewalt, Willkür, Ruhmsucht, Habgier, Hochmut (Hybris) und die Förderung von Schmeichlern gekennzeichnet. Allerdings wird auch die politische Stabilität unter der Herrschaft eines fähigen Monarchen anerkannt, zumal die Monarchie sich schließlich auch in Herodots (fiktiver) Debatte, welche Monarchie (mounarchía) und Tyrannis (tyrannís) terminologisch noch gleichsetzt, durchsetzt (Hdt. 3,82; während Otanes, der für die Demokratie plädiert, týrannos synonym mit mounarchos verwendet, vermeidet Dareios in seiner Rede für die Monarchie den Terminus týrannos; eine positiv besetzte Verwendung des Tyrannis-Begriffs, wie sie mitunter in der archaischen Zeit zu beobachten ist (s. etwa Archil. fr. 19 West; fr. 23,20 West), findet sich auch noch im 5. Jh., vgl. etwa Pind. Pyth. 3,85 [s. auch 2,87]; in der Tragödie bedeutet týrannos häufig einfach nur ‚König‘, vgl. Parker 1998, 158). Dennoch überwog im 5. Jahrhundert v. Chr. insgesamt das Negativbild, wie es sich in inneraristokratischen Auseinandersetzungen der archaischen Zeit herausgebildet hatte (in denen tyrannís vielfach synonym mit monarchía verwendet wird; Alk. fr. 6,27-28; fr. 75; fr. 348 Voigt; Sol. fr. 9,3-4 [mit fr. 4,18; fr. 11,4]; fr. 32; fr. 33; fr. 34 West). Politische Gleichheit galt innerhalb einer Polis als nicht vereinbar mit der Tyrannis (vgl. etwa Hdt. 5,92,α1). Während im 4. Jahrhundert vereinzelte Stimmen wie Xenophon, Isokrates oder Platon mitun-
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endgültig die schon seit Jahrzehnten in einem fatalen Erosionsprozess dahinschwindende Homogenität der römischen Nobilität, und insbesondere ambitionierte Aristokraten konnten und durften dies nicht tatenlos hinnehmen. In der inneraristokratischen Kommunikation wurde dieser Sachverhalt mit dem Tyrannis-Beter einer Tyrannis weiterhin auch noch positive Eigenschaften zusprechen konnten oder das Wort zumindest neutral verwendeten (vgl. Xen. Mem. 1,3,2; Oik. 1,15; Kyr. 5,2,9; Isokr. or. 2,4; 2,21; 2,34-35; 2,53; 3,11; 3,16; 3,22; 9,27; 9,32; 9,34; 9,40; 9,6364; 9,66; 9,71; 9,78; Plat. leg. 709e-710d), entwickelte sich allmählich eine scharfe Differenzierung zwischen Königtum und Tyrannis (Mandt 1990 [2004], 655). In diesem Kontext deutete Aristoteles die Tyrannis endgültig als Gegenstück zur guten Alleinherrschaft (basileía: Aristot. pol. 1279a22-1279b10; 1295a1-24). Für Aristoteles unterscheidet sich der Tyrann vom legitimen Herrscher dadurch, dass er nicht auf den Nutzen aller, sondern nur auf den eigenen Vorteil bedacht ist (vgl. Cobet 1981, 47f.; zu Aristoteles‘ Haltung zur Tyrannis s. auch grundlegend Heuss 1971 [1995]; ferner Kamp 1985, 17-34). In seinen Augen werde kein Freier sie jemals freiwillig ertragen (Aristot. pol. 1295a22-23; vgl. 1295b21-22). In dieser Konnotation ist sie dann u.a. in die Fürstenspiegelliteratur des Hellenismus eingegangen und nach Rom vermittelt worden, allerdings ohne ihre Ambivalenzen ganz zu verlieren: Auch die mythischen Könige Roms und ihre Vorgänger konnten in der Dichtung weiterhin durchaus positiv als tyranni bezeichnet werden (so etwa Aeneas: Verg. Aen. 7,266; 12,75; weitere Belege bei Béranger 1973, 52). Cicero unterscheidet ganz selbstverständlich zwischen guter und schlechter Alleinherrschaft: In dem Moment, in dem sich ein rex ins Unrecht setzt, wird er zum tyrannus (nun wieder mit der negativen Konnotation, vgl. Cic. rep. 2,47-49). Daraus ergibt sich, dass in der Antike prinzipiell zwei Vorstellungen von Tyrannen und Tyrannis unterschieden wurden: Zum einen die Herrschaft eines Einzelnen, die grundsätzlich abzulehnen war; diese Haltung war vor allem in aristokratischen Kontexten verankert. Zum anderen die ‚schlechte‘ Herrschaft in Abgrenzung zu ihrem ‚guten‘ Gegenstück, ein sich seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. verdichtender Assoziationskomplex, der im Verlauf der Zeit immer subtiler ausdifferenziert wurde und vielfache Reflexe in der antiken Literatur hinterlassen hat. Aus beiden Traditionen speiste sich die Vorstellung vom Tyrannenmord als vorbildlichem Exempel: Die Athener Harmodios und Aristogeiton gerannen zu den Archegeten entsprechender Befreiungstaten, die man mit Unrecht, Gesetzlosigkeit und Gewalt des Herrschers begründete; die Römer stellten ihnen Lucius Iunius Brutus an die Seite.
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griff artikuliert,32 und Tyrannen zu töten – das hatten die großen Exempla der Tyrannenmörder (Harmodios und Aristogeiton in Athen)33 bzw. Tyrannenbekämpfer (L. Iunius Brutus in Rom)34 gelehrt – war eine ehrenwerte Bürgerpflicht;35 ganz in dieser Haltung befangen, konnte Cicero einige Monate nach Caesars Ermordung dem Antonius entgegenhalten: „Das bedenkst du nicht und begreifst du nicht, dass es entschlossenen Männern genügt, zu wissen, welch schöne Sache, dankbare Gnade und ruhmreiche Ehrentat es ist, einen Tyrannen zu töten“.36 Diese Worte belegen, in welchem Ausmaß der Tyrannenmörder-Diskurs Einzug in die politische Rhetorik gehalten hatte – in dieser Offenheit freilich erst nach der Ermordung des Diktators.37 Aber Diskurse sind das eine – Handlungsrahmen und die sich daraus ergebenden Handlungszwänge das andere: Eine zentrale Kategorie innerhalb des Tyrannenmörder-Diskurses bildete 32
Jehne 1987, 32-38; 450. Vgl. auch Strasburger 1982a, 395-405; Christ 1993, 391f.; Meier 1982, 568; Raaflaub 2007, 248. 33 Flaig 2004b. 34 Welwei 2001 [2004]. 35 Girardet 2005, 171 (= Girardet 2007, 268). Insbesondere am Beispiel Athens lässt sich aufzeigen, wie die Ehrung von Tyrannenmördern und die Feier ihres Andenkens sich zu einem wichtigen identitätsstiftenden Faktor in antiken Gemeinwesen entwickeln konnten. Insofern ist es auch nicht verwunderlich, dass die Motive von Tyrannenmördern und ihre Behandlung nach der Tat sich rasch zu Themen rhetorischer Übungsleistungen entwickelten. Spätestens in hellenistischer und dann in römischer Zeit fungierte der Tyrannenmord als rhetorischer Topos, aber auch als nachahmenswertes Exempel, vgl. Patzek 2002, 946, mit Belegen. S. auch Petre 1997; Riess 2006. Erstaunlicherweise sucht man bei Schmidt-Lilienberg 1901 [1964], der das Tyrannenmörder-Motiv immerhin bis in das 19. Jh. verfolgt, die römische Zeit vergeblich. 36 Cic. Phil. 2,117: haec non cogitas neque intellegis satis esse viris fortibus didicisse, quam sit re pulchrum, beneficio gratum, fama gloriosum tyrannum occidere. 37 Bis in das 2. Jh. n. Chr. hinein hielt sich die Frage, ob der ‘Tyrann’ Caesar zu Recht ermordet worden sei, in politischen Diskursen, vgl. Pelling 2011, 18f.
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seit jeher der Begriff der Freiheit (libertas), dem, wie gesehen, auch bei Tacitus noch eine wichtige Strukturierungsfunktion mit Blick auf die Geschehnisse um Caesar zukommt. Tyrannen, so hält etwa der Caesar-Zeitgenosse Cornelius Nepos mit Blick auf die Stellung des Diktators fest, befinden sich in einem strikten Gegensatz zur Freiheit.38 Diese Aktualisierung der geläufigen, schon aus der griechischen Geschichte bekannten Antinomie Freiheit-Tyrannis,39 findet sich auch andernorts im Zusammenhang der zeitgenössischen Kontroversen um Caesar: Cicero, der schon zuvor Alleinherrschaft mit Freiheit kontrastiert hatte,40 apostrophiert die Leute um Brutus als „unsere Befreier“.41 Auf ihren Münzen zeigten die Caesarmörder 43/42 v. Chr. über der Legende EID(ibus) MAR(tiis) („An den Iden des März“) zwischen zwei Dolchen den pilleus, die traditionelle Freiheitskappe entlassener Sklaven, die sie unmittelbar nach der Mordtat durch Rom paradierten, als sie das Volk in die Freiheit zu überführen gedachten,42 und auch vor der Hinrichtung des Diktators kam 38
Nep. Milt. 8,3: omnes autem et dicuntur et habentur tyranni, qui potestate sunt perpetua in ea civitate quae libertate usa est. Insbesondere die Formulierung potestas perpetua verweist dabei deutlich auf Caesars dictatura perpetua. Vgl. Mutschler 2000, 403f.; Anselm 2004, 76-78. 39 Belege für den im 5. Jh. v. Chr. (insbesondere im Kontext der griechisch-persischen Auseinandersetzungen und ihrer Deutungen) hervortretenden Gegensatz Freiheit-Tyrannis bei Raaflaub 1985, 108ff. Zum antiken Freiheitsbegriff vgl. auch Raaflaub 1984. 40 Vgl. Cic. rep. 2,23,43: desunt omnina ei populo multa qui sub rege est, in primisque libertas, quae non in eo est ut iusto utamur domino, sed ut nul; vgl. ebd., 1,27,43; 1,31,47; 1,33,50. 41 Cic. Att. 14,14,3-4; 15,6,3. Den Gegensatz Freiheit-Tyrannis hat Cicero auch vor Caesar offen thematisiert, vgl. Cic. Deiot. 34. Brutus als „Befreier“: Cic. Att. 14,12,2. 42 Die Münze: Meier 1982, 577, Abb. 67. Pilleus: App. civ. 2,119 (499); vgl. Plut. Caes. 67; Nik. Dam. FGrHist 90 F 130,80; 130,94; 130,105; Plut. Brut. 18 (Freiheitsparole).
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der Freiheitsparole eine zentrale Rolle im politischen Diskurs zu. Zwar galt die römische Geschichte seit der Vertreibung der Könige generell als Phase der ‚Freiheit‘,43 doch wurde dieser Begriff jetzt von Caesars Gegnern in besonderer Weise zum aktuellen politischen Schlagwort umgeprägt:44 So soll z.B. Pompeius gegen Ende des Jahres 50, also kurz vor Ausbruch des Bürgerkrieges, gegenüber Cicero angemerkt haben: „Entweder wir siegen oder wir sterben in Freiheit“.45 Wohl schon ab Mitte der 50er Jahre prägte der spätere Caesarmörder Brutus Münzen mit libertas auf der Vorder- und seinem Vorfahren, dem ersten Konsul Brutus, auf der Rückseite; daneben brachte der jüngere Brutus auch Münzen mit dem ‚Tyrannenmörder‘ Servilius Ahala in Umlauf.46 Pompeius wiederum verglich sich mit Themistokles, dem ‚Befreier‘ Athens gegen die Perser, und insbesondere Cato wurde wiederholt mit der Freiheitsparole in Verbindung gebracht.47 Den Höhepunkt fand diese Inanspruchnahme im Jahr 42, als sich Caesarianer und Caesarmörder in der entscheidenden Doppelschlacht bei Philippi gegenüberstanden: Damals kämpften die Caesarmörder unter der Parole ‚Freiheit‘.48 43
Vgl. Liv. 2,1; daneben Cic. rep. 2,25,46. Raaflaub 2007, 243, mit Hinweis auf Cic. Att. 2,18,1-2; (Juni 59); Cic. fam. 1,9,3 (Anfang 55); Cic. Q. fr. 3,5,4 (Ende 54); vgl. ferner App. civ. 2,30 (119); Plut. Cato min. 20-21; 33; 41; Suet. Iul. 30,5. 45 Cic. Att. 7,9,4: cum bona quidem spe […] vel vincendi vel in libertate moriendi. Vgl. Pompeius‘ Feldherrnrede unmittelbar vor der Schlacht bei Pharsalos in den Bürgerkriegen Appians: ὑπὲρ γὰρ ἐλευθερίας καὶ πατρίδος ἀγωνιζόμεθα. 46 Raaflaub 2007, 243; 258, Anm. 54 (Belege). Der römischen Tradition galt C. Servilius Ahala als erster ‚Tyrannenmörder‘: Er soll im Jahr 439 v. Chr. Spurius Maelius beseitigt haben, der sich als Aspirant auf eine Tyrannis beim Volk allzu beliebt zu machen suchte, vgl. Cic. rep. 2,27,49; Cic. Sest. 143; Cic. Phil. 2,87. 47 Raaflaub 2007, 244, mit weiteren Beispielen. Pompeius-Themistokles: Cic. Att. 7,11,3; App. civ. 2,50 (205); Cato: Cass. Dio 43,10,3-4. 48 Cass. Dio 47,43,1; vgl. 47,39,1; 47,42,3. 44
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Angesichts der Tatsache, dass die Verschwörer gegen Cae sar sich konsequent als ruhmreiche Tyrannenbekämpfer stilisiert hatten, erscheint es nicht verwunderlich, dass sie sich auch die dafür zentrale Kategorie der libertas nachdrücklich aneigneten. Erstaunlich ist vielmehr der Umstand, dass Caesar sich diesem Diskurs vollständig entzog, indem er auf die Freiheitsparole schlichtweg nicht antwortete und sie damit gewissermaßen ins Leere laufen ließ. Lediglich zu Beginn des Bürgerkrieges berief er sich noch auf das Freiheitsideal und präsentierte sich in der Rolle des vindex libertatis,49 doch nach dem Jahr 49 wird es auf Caesars Seite still um die Freiheit.50 Die ältere Forschung, die Caesar stets eine reichhaltige Verwendung des Freiheitsbegriffs unterstellt hatte, ist nach den jüngsten Untersuchungen Kurt Raaflaubs zu korrigieren: „Freiheit war ein Hauptthema der gegnerischen Propaganda, aber bei Caesar fehlt sie völlig“.51 49
Raaflaub 2007, 240f., mit den Belegen (unter denen bes. Caes. civ. 1,22,5 von Bedeutung ist). 50 Vor diesem Hintergrund könnte man zunächst einmal versucht sein, aus Caesars Rechtfertigung (civ. 1,22,5), er habe seine Provinz nicht in feindlicher Absicht verlassen, „sondern um sich gegen die Schmähungen durch seine persönlichen Gegner zu verteidigen, um die wegen dieser Angelegenheit aus der Stadt vertriebenen Volkstribunen wieder in ihre Würde einzusetzen und um sich und das römische Volk, das von einer Clique von Wenigen unterdrückt war, in die Freiheit zurückzuführen“ ([…] sed uti se a contumeliis inimicorum defenderet, ut tribunos plebis in ea re ex civitate expulsos in suam dignitatem restitueret, et se et populum Romanum factione paucorum oppressum in libertatem vindicaret), den Schluss zu ziehen, Caesar habe eine v.a. mit den Volkstribunen verknüpfte Freiheit des Volkes im Sinn gehabt, während seine Gegner nur an die Freiheit der Oberschicht gedacht hätten. Dies würde freilich die Existenz zweier grundverschiedener, inkompatibler Freiheitsbegriffe innerhalb der römischen Aristokratie voraussetzen, die erst einmal belegt werden müsste. 51 Raaflaub 2007, 242; zum Folgenden ebd., 245-249; ferner Raaflaub 2010b, 141157, bes. 147ff.; vgl. auch Weinstock 1971, 133ff. – Erst ein Senatsbeschluss aus dem Herbst des Jahres 45 ehrte Caesar mit dem Ehrentitel Eleutherotes/Liberator,
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Raaflaub erklärt diesen bemerkenswerten Befund mit einer grundsätzlichen Inkompatibilität der Haltungen Caesars und seiner Gegner: Caesar selbst habe sich als Opfer einer kleinen Clique adeliger Konkurrenten gesehen, die ihm die allfälligen Ehrungen und Belohnungen für seine herausragenden Verdienste um die res publica Romana missgönnten,52 eine factio paucorum, d.h. eine kleine Gruppe verstockter persönlicher Feinde,53 denen er immer wieder vergeblich Friedensverhandlungen angeboten hatte54 und eine breite Masse neutraler Beobachter gegenüberstellte. Er habe sich insofern überhaupt nicht in einem echten Gegensatz zum Sein Form eines auf öffentliche Kosten zu errichtenden Tempels der Libertas (der allerdings wohl nie gebaut wurde) und einer Statue auf dem Capitol neben jenen der sieben Könige Roms und des Brutus – Caesar sollte hier wohl ebenfalls wie Brutus als Liberator verewigt werden (Cass. Dio 43,44,1; 43,45,3-4; dazu Raaflaub 2007, 241, mit dem Hinweis, dass Caesar in dem betreffenden Statuenensemble nicht als weiterer ‚König‘ Roms, sondern in Anlehnung an den älteren Brutus als ‚Befreier‘ geehrt werden sollte). Dem ‚Ausschalten‘ der Freiheitsparole zu Beginn des Bürgerkrieges durch Caesar widerspricht dieser Befund nur auf den ersten Blick: Aus dieser Zeit liegen generell keine direkten Zeugnisse vor, die vermuten ließen, Caesar habe nun doch plötzlich wieder mit dem Freiheitsideal operiert – im Gegenteil: Auf den Münzen, den wichtigsten Medien entsprechender Botschaften, erscheint nirgendwo libertas. Auch sonst spielt Freiheit auf caesarischer Seite nicht die geringste Rolle. Insofern ist die Tatsache von Bedeutung, dass die Ehrungen für Caesar vom Senat beschlossen wurden. Möglicherweise wollten sich hier einige caesarfreundliche Senatoren beim Diktator besonders beliebt machen; Raaflaub 2007, 250-253, vermutet, eine Gruppe desillusionierter Anhänger der alten Republik könnte versucht haben, Caesars Handlungsspielräume mit der demonstrativen Fokussierung auf libertas noch einmal einzuengen oder zu beeinflussen. 52 Umfassend dazu Raaflaub 1974, bes. 148: „Die Absicht Caesars, die gesamte Schuld dem Kollektiv seiner inimici zuzuschieben, ist evident“. Demgegenüber hätten überpersönliche Motive wie das Eintreten für die Volkstribune und der Schutz der libertas populi Romani nur eine untergeordnete Rolle gespielt, vgl. ebd., 152ff.; 155ff.; 223. 53 Caes. civ. 1,22,5; Raaflaub 2010a, 170. 54 Vgl. Jehne 2010a, 192, mit Anm. 22; Raaflaub 2010a, 173-179.
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nat als Körperschaft oder gar zum römischen Volk gesehen und daher auch keinen Krieg im engeren Sinne geführt. Aus dieser Haltung heraus habe er sich, beginnend mit der Einnahme von Corfinium im Jahr 49, seine berühmten Begnadigungen besiegter Gegner im Bürgerkrieg leisten können, die bald als clementia Caesaris sprichwörtlich wurden. Seine Widersacher hingegen hätten auf einer ganz anderen Ebene argumentiert: Sie hätten in ihm einen regelrechten Kriminellen gesehen, der wiederholt Normen gebrochen, Gesetze übertreten und den Krieg in Gallien entfacht habe, eine unkontrollierbare und damit höchst gefährliche Figur,55 die – da sie die Grundfeste des römischen Gemeinwesen bedrohte – habe zur Verantwortung gezogen werden müssen. Für sie galt Caesar als hostis („Staatsfeind“); mit hostes aber wurde nicht verhandelt und im Kampf gegen sie konnte es auch keine Neutralität geben.56 Raaflaubs zentrales Argument lautet nun wie folgt: Da die Caesargegner sich zur Verteidigung der res publica gegen einen hostis und potentiellen tyrannus aufgeworfen hätten, sei es für sie nur allzu folgerichtig gewesen, mit der Freiheitsparole zu argumentieren. Caesar hingegen habe gänzlich auf der Ebene der persönlichen Feindschaften (inimicitiae) gedacht und gehandelt; auf dieser Ebene jedoch spielte die Kategorie der Freiheit keine Rolle, so dass Caesar mit der libertas-Parole schlichtweg nicht (mehr) habe argumentieren können. Nach dem Sieg von Corfinium habe er gewissermaßen sein Konzept gewechselt: „Man ist versucht zu sagen, bei Corfinium habe die clementia die libertas ausgeschaltet – zuerst nur metaphorisch und propagandistisch, aber später, so folgerte wenigstens Cato, auch in Wirklichkeit. In 55
Vgl. [Caes.] BG 8,52,4: timor armorum Caesaris als Grund für die Rüstungen der Caesargegner. 56 Jehne 2009a, 104. Vgl. Suet. Iul. 75,1.
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dem Mythos, der ihn bald umgab, zog Cato den Tod in Freiheit der Gnade des Tyrannen vor“.57 Mittlerweile habe ich Zweifel an dieser auf den ersten Blick einleuchtenden Deutung eines in der Tat auffälligen Sachverhalts58 und einmal mehr kommen dabei meine monarchisch geprägte Perspektive sowie der Versuch, zwischen Diskurs und Handlungsrahmen zu differenzieren, ins Spiel. Über die berühmte clementia Caesaris ist viel geschrieben worden,59 und ich kann an dieser Stelle nicht zu dem Problemkomplex insgesamt Stellung beziehen. Aber kann es wirklich überzeugen, die Nicht-Erwähnung einer Parole, die man Caesar offenkundig von außen aufzuzwingen versuchte – nämlich libertas –, damit zu erklären, dass er sie durch eine andere Parole – nämlich clementia – ersetzt haben soll, wenn man sich gleichzeitig vor Augen führen muss, dass Caesar von clementia ja ebenfalls nie gesprochen hat, sie also in seinen Verlautbarungen ebenso wenig vorkommt wie libertas?60 Beide Kategorien sind ihm offenbar von anderen an57
Raaflaub 2007, 248f. Ähnlich schon Meier 1982, 433: „Für Caesar gab es vor allem sich und seine Gegner. Alles war für ihn ein Spiel zwischen Personen. […] Der Platz war gleichsam leergeräumt von allem Überpersönlichen“. 58 In meinem Beitrag Meier 2012, 28-32, war ich den Ausführungen Raaflaubs noch gefolgt. 59 Hingewiesen sei etwa auf Dahlmann 1934; Wickert 1937, 232-253, bes. 234244; Treu 1948; Winkler 1957, 206-231, bes. 213; Weinstock 1971, 233ff.; Gesche 1976, 138-141; A lföldi 1985, 173-386; Braund 2009, 34-36. Eine nützliche Sammlung wichtiger Belegstellen stellt Coulter 1930/31 dar. 60 Darauf hat mit Nachdruck Wickert 1937, 243, hingewiesen; vgl. auch Treu 1948, 200: „Caesar braucht das Wort clementia niemals von sich selbst“. Diejenigen Passagen aus dem Corpus Caesarianum, in denen Caesars clementia gegenüber Bürgerkriegsgegnern erwähnt wird, stammen nicht von Caesar selbst (vgl. Bell. Afr. 86; 88; 92; Bell. Hispan. 17 [mit unsicherer Textgrundlage]; vgl. BG 8,21,2). Auch in seinem Schreiben an Oppius und Balbus vom 5. März 49 spricht Caesar nicht von clementia, sondern von dem, „was bei Corfinium geschehen ist (quae apud Corfinium sunt gesta); er habe sich möglichst sanft (quam lenissimum) er-
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getragen worden, und in beiden Fällen handelt es sich um Kategorien, die im antiken Diskurs letztlich monarchische Herrschaft signalisieren. Für den libertas-Begriff dürfte dies nach meinen bisherigen Ausführungen evident sein; clementia hingegen gehört zu den zentralen Herrschertugenden der Antike und ist als solche schon unter Augustus (clipeus virtutis), spätestens aber seit Senecas ‚Fürstenspiegel‘ De clementia auch in der römischen Monarchie fest etabliert.61 Konkret bedeutet dies: Wenn die Gegner Caesars diesem mit der Freiheitsparole beizukommen suchten, dann behandelten sie ihn auf der Diskursebene aus einer republikanischen Perspektive als Monarch und verfestigten dies später zusätzlich durch ihre konsequente Berufung auf das Tyrannentöter-Exempel. Wenn Caesar diesem Ansinnen auswich, dann bedeutet das zunächst einmal lediglich, dass er sich wiesen und seine Position durch misericordia und liberalitas zu festigen versucht (Cic. Att. 9,8 C 1). Für den 45/44 beschlossenen Tempel der Clementia [Caesaris] gilt dasselbe wie für den wohl nie errichteten Libertas-Tempel: Er wurde aufgrund eines Senatsbeschlusses initiiert (App. civ. 2,106 [443]; Cass. Dio 44,6,4; Plut. Caes. 57,4; dazu Braund 2009, 36), muss also nicht auf die Initiative Caesars selbst zurückgehen. Gleiches gilt für die Denare aus dem Jahr 44, die auf dem Avers einen Tempel mit Globus im Giebeldreieck zeigen und die Legende CLEMENTIAE CAESARIS tragen (H. A. Grueber, Coins of the Roman Republic in the British Museum, Vol. I, Oxford 1970, 549, Nr. 4176-4177 = M. H. Crawford, Roman Republican Coinage, Cambridge 1974, 480, Nr. 21 [p. I 491] = Alföldi 1974, Taf. CXLVIII-CXLIX): Die Münzen wurden nach Caesars Tod unter Antonius geprägt; als Münzmeister fungierte P. Sepullius Macer (Rev.), vgl. Alföldi 1985, 278, mit Anm. 385. 61 Clipeus virtutis: Res gestae 34 (Quo merito meo senatu[s consulto Au]gust[us appe]llatus sum et laureis postes aedium mearum v[estiti] publ[ice coronaq]ue civica super ianuam meam fixa est [et clu]peus [aureu]s in [c]uria Iulia positus, quem mihi senatum pop[ulumq]ue Rom[anu]m dare virtutis cle|ment[iaeque e]t iustitiae et pieta[tis cau]sa testatu[m] est pe[r e]ius clupei [inscription]em); vgl. Vell. 2,85-87. – Seneca: Adam 1970; Braund 2009. Vgl. auch Gesche 1976, 141: „im Grunde eine monarchische Tugend“.
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von Vornherein einem Diskurs verweigerte, der ihn als Monarch erscheinen lassen wollte. Er konnte dies dadurch unterstützen, dass er seine Aktionen nachdrücklich als Vorgehen gegen einige wenige persönliche Feinde präsentierte, aber – und dies ist m.E. der entscheidende Punkt – auf der Handlungsebene funktionierte diese Taktik des Sich-Entziehens nicht, hier war Casesar schon viel stärker monarchisch gebunden. Fragen wir danach, welche Alternativen er nach der Einnahme von Corfinium überhaupt hatte: Er hätte seine besiegten Gegner hinrichten können – das hätte aber lediglich auf der diskursiven Ebene die libertas- bzw. tyrannus-Rhetorik der verbliebenen Widersacher verstärkt und seine Handlungsspielräume eingeengt, weil es ihn auch unterhalb der römischen Aristokratie erhebliche Sympathien gekostet hätte, etwa bei der italischen Landbevölkerung und den städtischen Eliten, die ihm bisher ausgesprochen gewogen gewesen waren.62 So blieb ihm letztlich nur die huldvolle Begnadigung. Diese aber war im antiken Denken eindeutig als herrscherlicher Habitus semantisiert – anders ausgedrückt: Wollte er seine eigenen politischen Spielräume nicht allzu sehr einengen, musste Caesar gleichsam wie ein Monarch agieren – der Handlungsrahmen gab ihm das vor. Zunächst jedoch wurde sein Verhalten in einem weiterhin auf die Republik bezogenen Diskurs gegen ihn gewendet; erinnern wir uns an die berühmten Worte des sterbenden Cato, der nicht aufgrund der angemaßten Milde eines illegitimen Herrschers weiterexistieren wollte; gleichfalls rügte Cicero die „hinterhältige Milde (insidiosa clementia) Caesars.63 Während auf der Diskursebene also weiterhin die Republik den Ausgangspunkt bildete und Caesar vor dieser Folie als eminente 62
Vgl. Caes. civ. 1,12; Cic. Att. 8,13; 8,16,1. Diese Sympathien betont auch Jehne 2009a, 101f.; vgl. Jehne 1987, 241f.; Raaflaub 2010a, 171. 63 Cic. Att. 8,16,2.
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Gefahr gezeichnet wurde, die es um der Bewahrung der bisherigen Ordnung willen zu eliminieren galt, hatte sich für diesen selbst der Handlungsrahmen bereits so weit ‚monarchisiert‘, dass er gar nicht anders konnte, als clementia – und damit eine geläufige Herrschertugend – zu demonstrieren; die Ermordung seiner besiegten Gegner hätte seine Position lediglich geschwächt. Offenbar erkannte Caesar aber durchaus die Gefahren, die in der clementia lagen, und vermied es daher ähnlich wie im Fall der libertas, sie in seiner Selbstrepräsentation – und damit diskursiv – hervorzuheben;64 auf der Handlungsebene war er hingegen schon deutlich weiter. III. Diskurs und Handlungsrahmen – Das Problem der denkwürdigen letzten Auftritte Caesars An dieser Stelle erscheint es mir angebracht, den im republikanischen Denken verankerten zeitgenössischen Diskurs über Caesar und seine Position ein wenig näher einzuordnen und präziser zu fassen. Dabei scheint mir, um dies gleich vorwegzunehmen, der wichtigste Gesichtspunkt darin zu liegen, dass es sich um einen genuin aristokratischen Diskurs gehandelt hat, der keine größere Resonanz in der breiteren Bevölkerung Roms fand. Wie bereits angedeutet, wird eine solche Einschätzung, über die auch in der 64
Nur so kann ich mir jedenfalls die doch auffällige Vermeidung des Terminus clementia durch Caesar selbst erklären: Wer diesem eine Propagierung dieses monarchisch hochgradig aufgeladenen Begriffs zuschreibt, muss begründen, warum Caesar konsequent – und gerade aufgrund dieser Konsequenz sicherlich mit Bedacht – für sein Handeln andere Termini verwendete als seine Zeitgenossen (z.B. misericordia, lenitas, liberalitas) – doch wohl augenscheinlich deshalb, weil er das, was er tat, bewusst anders bezeichnen wollte als diese.
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Forschung ein weitgehender Konsens besteht,65 bereits durch die Wortgeschichte des Terminus tyrannus nahegelegt (s.o.); aber auch die prominenten Exempla, auf die sich die Tyrannentöter beriefen, verweisen auf aristokratische Parteikämpfe als Referenzpunkte,66 ebenso die Reaktionen der stadtrömischen Bevölkerung Roms auf Caesars Ermordung,67 die von – für die Attentäter – unerwarteter Teilnahmslosigkeit bis hin zu wütenden und für die Caesargegner lebensgefährlichen Tumulten während der Leichenfeier für den Diktator reichten.68 Und schließlich be65
Vgl. Christ 1993, 392; Dahlheim 2005, 241; 248; zuletzt Jehne 2011, 268: „Das Akzeptanzdefizit ist auch keines bei der gesamten Bevölkerung oder allen relevanten Gruppen, sondern begrenzt auf die alte Führungsschicht“. 66 S. Fögen 2003. Nik. Dam. FGrHist 90 F 130,60 behauptet, die Attentäter hätten für ἰσονομία gekämpft, und verwendet damit ausgerechnet einen zentralen Terminus der inneraristokratischen Konkurrenz aus der spätarchaischen Zeit. Zur mutmaßlichen Entstehung des Isonomie-Begriffes in aristokratischen Kontexten vgl. etwa Raaflaub 1988, 230; skeptisch demgegenüber Meier 2005, 58. 67 Zur Erbitterung der stadtrömischen Bevölkerung über Caesars Ermordung vgl. etwa Nik. Dam. FGrHist 90 F 130,50; 130,52. Gotter 1996, 21-29. 68 Schon die Situation unmittelbar nach Caesars Ermordung ist bezeichnend: Brutus wollte vor den entsetzten Senatoren den ‚Tyrannenmord‘ in einer eigens dafür vorbereiteten Rede rechtfertigen, doch dazu kam es nicht; die Senatoren stürmten in Panik aus dem Gebäude, bald folgten ihnen auch die Caesarmörder (Nik. Dam. FGrHist 90 F 130,91; Plut. Caes. 67,1; Brut. 18,1; Cass. Dio 44,20,1-2; App. civ. 2,118 [494]; zu den Ereignissen unmittelbar nach der Ermordung Caesars vgl. in allen Einzelheiten Gotter 1996, 21-29; ferner Baltrusch 2004, 169ff.; zur weiteren Rolle des Brutus Wistrand 1981). Die großen Hoffnungen in das Volk von Rom erfüllten sich ebenfalls nicht (vgl. App. civ. 2,119 [501]; 2,126 [526-528]). Stattdessen beherrschten Unsicherheit, vielfach auch Panik und drohende Gewalt eskalationen die Stadt. Die Verschwörer mussten auf das Capitol fliehen und in Verhandlungen mit den Caesarianern eintreten. Ein auf einer Senatssitzung am 17. März vereinbarter Kompromiss offenbarte letztlich das ganze Ausmaß des Dilemmas: Caesars Amtshandlungen – sogar diejenigen, die er vorerst noch geplant hatte – wurden bestätigt und für wirksam befunden. Zugleich aber wurde den Attentätern eine umfassende Amnestie zugesagt (Plut. Brut. 19; Plut. Ant.
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stätigt – trotz der Lückenhaftigkeit unserer Informationen – der mutmaßliche Grund für den bemerkenswerten Zusammenhalt der unmittelbaren Verschwörergruppe diesen Befund – immerhin ca. 60 Personen,69 von denen wir aber nur 20 namentlich kennen70 und über noch weniger konkretere Aussagen treffen können.71 Es handelte sich um einen recht heterogenen Kreis, der keineswegs lediglich die alte Frontlinie der Caesarianer und Caesargegner spiegelte und der unweigerlich die Frage aufwirft, 14; App. civ. 2,135 [563-565]; Cic. Att. 16,16,1; Cic. Phil. 2,100). Man beschloss also, dass Caesar kein Tyrann, die Verschwörer aber auch keine Mörder waren (obwohl die Amnestie ja bereits ein vorangegangenes Verbrechen voraussetzte); Baltrusch 2004, 170f. Damit war zugleich klar, dass es die von den Verschwörern erhoffte Rückkehr zur Republik nicht mehr geben würde – jedenfalls nicht im Sinne der überkommenen Ordnung. Die monarchisch geprägte Entwicklung des Handlungsrahmens war also bereits zu weit fortgeschritten. Dass der aristokratische Tyrannenmörder-Diskurs nicht einmal unmittelbar bei der Bevölkerung Roms funktionierte und damit keinerlei Verankerung innerhalb des Handlungsrahmens besaß, zeigte sich in aller Deutlichkeit bei der Bestattung Caesars: Nachdem M. Antonius die Leichenrede auf den ermordeten Diktator gehalten hatte, brachen unter dessen Veteranen und dem Volk von Rom die Emotionen hervor. Ungebremst brachte die Menge Caesars Leichnam in ihre Gewalt, errichtete auf dem Forum einen Scheiterhaufen und warf unermüdlich Gegenstände ins Feuer. Im allgemeinen Aufruhr wurde der Dichter C. Helvius Cinna, ein guter Freund Caesars, in Stücke gerissen, da man ihn mit dem Praetor L. Cornelius Cinna verwechselt hatte, der zuvor öffentlich die Caesarmörder gepriesen und seine Insignien von sich geworfen hatte, da doch ein Tyrann sie ihm verliehen habe (Plut. Brut. 20; Caes. 68,3-6; Suet. Iul. 85; App. civ. 2,121 [509-510]; 2,147 [613]; Cass. Dio 44,50,4). Den anwesenden Attentätern blieb nur die umgehende Flucht (Plut. Brut. 20; vgl. Plut. Caes. 68; Ant. 14; App. civ. 143-148 [598-615]; Cass. Dio 44,35-53; Suet. Iul. 84-85); Gotter 1996, 26f.; 267. 69 Suet. Iul. 80,4; Eutr. 6,25; Oros. 6,17,2. Die bei Nik. Dam. FGrHist 90 F 130,59 genannte Zahl von mehr als 80 Attentätern wird in der Forschung skeptisch beurteilt, vgl. Jehne 1998, 257, Anm. 1; Lintott 2009, 77f. 70 Etienne 1973, 153-160. 71 Die folgende Beurteilung der Caesarmörder nach Jehne 1998, 42; vgl. auch Baltrusch 2004, 160ff.
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was diese Gruppe eigentlich zusammengehalten hat. Sicherlich nicht die vorwiegend persönlichen Motive, die – erwartungsgemäß – in der antiken Literatur geltend gemacht werden.72 Denn einige der Attentäter waren über längere Zeit hin von Caesar gefördert worden und wären ihm daher zunächst einmal zum Dank verpflichtet gewesen.73 Ohnehin hätten heterogene persönliche Motive keinen verbindlichen Rahmen zu schaffen vermocht, der hinreichend robust gewesen wäre, um 60 Verschwörer zu einem stringenten gemeinsamen Handeln zu bewegen.74 Vielmehr 72
Diese werden noch einmal betont von Epstein 1987. – Cassius etwa soll Cae sar gegenüber erbittert gewesen sein, da dieser die prestigeträchtige Stadtpraetur für das Jahr 44 an Brutus vergeben hatte (Plut. Brut. 7-8; Caes. 62; App. civ. 2,112 [466-467]); L. Pontius Aquila wiederum war als Volkstribun im Oktober 45 von Caesar verhöhnt worden (Suet. Iul. 78,2). Weitere Beispiele bei Jehne 1998, 38. Lediglich für Brutus werden ‚höhere‘ Motive postuliert, vgl. Plut. Brut. 29,7. Allgemein zu den Motiven der Caesarmörder s. auch Nik. Dam. FGrHist 90 F 130,60-65; kurz App. civ. 2,111 (462). 73 Vgl. Jehne 1998, 38. 74 In der Forschungsliteratur ist man sich dieses Problems bewusst und rekurriert zur Erklärung gerne auf das Tyrannenmörder-Ideal als handlungsleitendem Imperativ (vgl. z.B. Christ 1993, 391; Meier 1982, 570f.; Alföldi 1985, 361-367; Baltrusch 2004, 164f.; Dahlheim 2005, 239; 243f.; Will 2009, 179). So habe etwa Brutus, der Nachkomme des gleichnamigen Tyrannenbekämpfers und ersten römischen Konsuls sowie des Tyrannentöters C. Servilius Ahala, zudem ein Neffe Catos, unter der Last seiner Abstammung regelrecht gelitten und sei in die Position des Tyrannenmörders geradezu gedrängt worden; immerhin galten den Römern die Taten der Vorfahren als Anleitungen für das eigene Handeln (vgl. etwa Jehne 1998, 40f.; Wylie 1998). Brutus sei insofern von seiner Vergangenheit eingeholt worden: Eines Morgens musste er an der Statue seines berühmtesten Vorfahren die Aufschrift „Oh, wenn du doch noch leben würdest!“ lesen, und am Tribunal des Brutus, der Rednerplattform für die Rechtsprechung der Stadtpraetoren, fand sich plötzlich der Schriftzug „Du schläfst, Brutus!“, bzw. „Du bist kein Brutus!“ (Plut. Brut. 9,6-7; Caes. 62,7; Suet. Iul. 80,3; App. civ. 2,112 [469]; Cass. Dio 44,12,1-3). Schließlich soll sogar seine Frau Porcia, die Tochter Catos, Brutus dazu gedrängt haben, endlich die Initiative zu ergreifen.
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scheint das verbindende Interesse der Caesargegner tatsächlich in der Bewahrung der Republik gelegen zu haben. Doch was war damit konkret gemeint? In der Forschung gibt man sich keinen Illusionen hin: Vor allem die nobiles, die Mitglieder der traditionell herrschenden Aristokratie, sahen sich durch Caesars überragende Stellung bedroht. Es ging um ihre Positionen, um die Aufrechterhaltung der kollektiven Herrschaft. Aus diesem Grund kämpften Politiker wie Cicero oder Cato so verbissen um den Erhalt der alten Ordnung und ihrer politischen und sozialen Grundmechanismen. Schon seit Jahrzehnten hatte ein Reformvorschlag den anderen abgelöst,75 und dazwischen waren immer wieder einzelne Persönlichkeiten in besondere Machtpositionen aufgestiegen, was ihnen den Unwillen ihrer dabei jeweils zurückgesetzten Standesgenossen eingetragen hatte, die aber den fortlaufenden Transformationsprozess hin zu einer monarchischen Ordnung nicht hatten aufhalten können, sondern ihn sogar vielfach ungewollt beschleunigten.76 Nicht ohne Grund hatte Cicero schon vor Ausbruch des Bürgerkrieges orakelt, dass an dessen Ausgang in jedem Fall ein Tyrann stehen werde.77 Unter den prominenten Politikern der römischen Republik war Caesar lediglich derjenige, der am konsequentesten auf den sich wandelnden Handlungsrahmen reagierte. Er tat dies allerdings mit einer bemerkenswerten Ignoranz gegenüber den Befindlichkeiten der Nobilität (s.u.). Ganz offen passte er seine Position den gegebenen Verhältnissen an und warf sich folgerichtig zum Alleinherrscher auf. „Caesar selbst“, so analysierte 75
Vgl. Linke 2005; Samotta 2009. Vgl. Walter 2009, 32: „Demnach bezog die Krise ihre Dynamik aus dem Kampf der Senatsoligarchie gegen Politiker, die sich mit großen Projekten durchzusetzen versuchten“. 77 Cic. Att. 7,5,4; 7,7,7. Vgl. auch App. civ. 2,69 (288). 76
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bereits Nikolaos von Damaskos, „der nicht zu Unrecht auf seine vielen herrlichen Siege sehr stolz war und den Anspruch erhob, schon mehr als bloß ein Mensch zu sein, wurde von der Menge bewundert, für die großen Herren aber, die Anspruch auf politischen Einfluss erhoben, war er unerträglich“.78 Aus diesem Grund musste er seinen Gegnern als Tyrann erscheinen, und aus diesem Grund ließen sich auf ihn sämtliche Assoziationen fokussieren, die man mit dem Ideal vom Tyrannenmord verbinden konnte. Konkret bedeutet das: Nicht die Vorstellung von der legitimen Ermordung des ‚Tyrannen‘ hat die Caesarmörder zur Tat schreiten lassen, sondern in erster Linie Caesars herausragende, der Auflösung der traditionellen Ordnung Rechnung tragende Stellung. Sie lieferte die nötigen Argumente, ja überhaupt die kommunikative Grundlage für die Beseitigung ihres Inhabers. Mit anderen Worten: Hinter dem vielbeschworenen Tyrannenmörder-Diskurs stand zunächst einmal nichts anderes als das Interesse einer kleinen Gruppe, deren Angehörige um ihre politischen und gesellschaftlichen Privilegien fürchteten, um das Recht, Ämter und Ehren in harter interner Konkurrenz zu erringen und nicht als schwer beeinflussbaren Gnadenakt von einem Monarchen verliehen zu bekommen, der dabei ohnehin stets die höchste Stellung für sich selbst reservieren würde.79 78
Nik. Dam. FGrHist 90 F 130,64: αὐτός τε ἐκεῖνος ἐπὶ πολλαῖς καὶ καλαῖς νίκαις ἀγαλλόμενος οὐκ ἀπεικότως πλέον τι ἢ ἄνθρωπος ἀξίῶν ἤδη εἶναι τοῖς μὲν πολλοῖς ἐθαυμάζετο, τοῖς δὲ μεγάλοις καὶ δυναστείας μεταποιουμένοις ἐπαχθὴς ἐδόκει εἶναι (Übers.: J. Malitz). 79 So pointiert Dahlheim 2005, 241: „So tauschten sie [sc. die Caesarmörder] ihre glänzende Zukunft gegen ein ungewisses Schicksal ein, weil ihre Welt nicht die von Lohn und Gehorsam, sondern von Herrschaft und Kampf war. Caesar gab ihnen Reichtum und Ämter, die sie alle heiß begehrten. Aber sie wollten beides unkontrolliert und ungehemmt und in gewohnter aristokratischer Selbstherrlichkeit, die sie Freiheit, libertas, nannten. Sie waren habsüchtig, ehrgeizig, gewalttätig
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Handlungsleitend war für die Caesargegner also nicht der eigene Diskurs, sondern die veränderten Rahmenbedingungen der Politik, die allmählich ein monarchisches Gepräge annahmen – anders gewendet: Während auf der diskursiven Ebene noch immer die Republik im Vordergrund stand, passte sich die Handlungsebene den Bedingungen unter einer Monarchie an. Das führte zu zwei paradoxen Resultaten. 1.) Man ermordete den Monarchen, um die Republik zu bewahren; aber da der Handlungsrahmen sich bereits weitgehend hin zur Monarchie entwickelt hatte, führte diese Tat mittelfristig lediglich zu deren Verfestigung. Das aber widersprach dem fortgesetzt republikanischen Diskurs und hatte die Ausgestaltung der augusteischen Monarchie in Form eines komplexen Gebildes zur Folge, das – zumindest auf der kommunikativen Ebene – sowohl den monarchischen Rahmenbedingungen als auch dem republikanischen Diskurs Rechnung zu tragen versuchte. 2.) Weite Teile der Forschung stimmen darin überein, dass die Republik nicht mehr zu retten war – am prägnantesten wurde diese Erkenntnis von Christian Meier in seiner Formel „Krise ohne Alternative“ eingefangen.80 Aber da man nicht hinreichend zwischen Handlungsrahmen und Diskurs trennte und letzterem vielfach sogar (implizit) eine über den engeren aristokratischen Trägerkreis hinausgehende Repräsentativität zugesprochen hat, konnten die Inhalte dieses Diskurses zu Angelpunkten für weiterhin anhaltende Diskussionen aufgewertet werden, ob die Republik angesichts eines derartig intensiv hervorleuchtenden Beharrungswillens prominenter Akteure nicht vielleicht doch noch und hochmütig, wie es den Herren der Welt geziemt. Aber sie waren keine Helfer, sie wollten selbst sein wie Caesar“. Ähnlich auch Zecchini 2005, 58; Baltrusch 2004, 157. 80 Meier 1980 [1966]. Dazu s. Rilinger 1982 [2007]; Winterling 2008, 219-239.
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zu retten gewesen wäre – der Diskurs hat damit gewissermaßen den Blick auf den tatsächlichen Handlungsrahmen verstellt bzw. vermeintliche Ansätze geschaffen, um diesen anders zu bewerten. Aus dem gleichzeitigen Befund, dass die Republik sich ja nun einmal aufgelöst hat, resultierte eine Engführung dieser Debatte, die auf die Frage zuläuft, ab wann denn konkret die Republik an ihr Ende gelangt sei, und die damit wiederum dem offenkundigen Transformationscharakter des Prozesses nicht gerecht zu werden vermag – zumal sie das ‚Ende der Republik‘ zumeist mit dem Wirken einzelner Persönlichkeiten verbindet und damit noch weiter zuspitzt.81 Aber lässt sich der Handlungsrahmen tatsächlich so eindeutig, wie ich es hier voraussetze, als bereits weitgehend monarchisch geprägtes Gebilde vom republikanischen und – wie man jetzt hinzufügen darf: elitären – Diskurs entkoppeln? Aus einer kaiserzeitlichen Perspektive scheint mir dies möglich. Dafür ein Beispiel: Nach seiner Rückkehr aus dem Bürgerkrieg war Caesar unbestritten der mächtigste Mann im Römischen Reich.82 Im Oktober 45 feierte er seinen Triumph über Spanien, wo er seine letzten Gegner überwunden hatte.83 Schon zuvor, direkt nach den Bürgerkriegsschlachten bei Thapsus (46) und Munda (45), hatte der Senat umfangreiche Ehrungen für ihn beschlossen84 und fuhr mit dieser Politik auch in den folgenden Monaten fort.85 Diese 81
Zur Problematik, das ‚Ende der Republik‘ festzulegen und damit einen historischen Prozess konkreter fassbar zu machen, s. auch die Bemerkungen von Morstein-Marx /Rosenstein 2006, 625f.; 629. 82 Vgl. Jehne 2009a, 128. 83 Gelzer 1960 [1921], 286. 84 Cass. Dio 43,14; 44,3-7; Suet. Iul. 45,2; 76,1; 84,2. Dazu s. Gelzer 1960 [1921], 257; 284f. (mit vollständigen Belegen); Christ 1993, 383-385; Will 2009, 172-174. 85 Eine chronologische Darstellung bietet Gelzer 1960 [1921], 284ff.; eine Zusammenstellung der Ehrungen findet sich auch bei Baltrusch 2004, 119f.; 131-134.
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sich permanent steigernden Pakete erreichten ihren Kulminationspunkt in jenen Beschlüssen, die wohl Ende Dezember 45 getroffen wurden86 und Caesars alles überragende Stellung endgültig illustrierten. Neben der lebenslangen Diktatur (die Caesar dann zwischen dem 9. und 15. Februar 44 antrat)87 wurden ihm damals u.a. ein goldener Sessel, ein edelsteinverzierter Goldkranz, ein Purpurgewand und weitere Ehren, die ihn geradezu in die göttliche Sphäre erhoben, zugesprochen.88 Diese „schier endlose Flut von Ehrungen, Titeln, Vorrechten und mythischen Verklärungen seiner Ahnen“89 hat der Forschung unendliches Kopfzerbrechen bereitet, denn „im nüchternen Republikanismus unserer Tage sind sie vollends unverständlich“.90 Und so wurde nach Erklärungen gesucht. Caesar habe, so mutmaßte man, all die Ehrungen selbst lanciert und konsequent mit seinem ideologisch planvoll unterfütterten Projekt der Etablierung einer Monarchie verquickt91 – doch diese Deutungsvariante scheitert daran, dass der Diktator manche ihm zugetragene Ehrung ja auch abgelehnt hat.92 Die Gegenposition zeichnet Caesar eher passiv, als jemanden, der sich resigniert treiben ließ, die „Macht über die Verhältnisse“ (Chr. Meier) verloren hatte93 – dies allerdings kollidiert mit geläufigen Caesarbildern, die einen kraftstrotzen86
Zur Datierungsfrage s. Dobesch 2001a, 407-426, bes. 412f. Vgl. zur Datierungsdiskussion Jehne 1987, 32f.; Jehne 2010a, 195f., Anm. 40. 88 Cass. Dio 44,6,3-44,7,1; App. civ. 2,106 (440-443). Gelzer 1960 [1921], 292-294; Christ 1993, 385; Meier 1982, 561f.; Jehne 2010a, 207f. 89 Dahlheim 2005, 230. 90 Meier 1979, 234. Vgl. auch Baltrusch 2004, 120: „Die moderne Forschung stand und steht diesem Komplex der Ehrungen ziemlich ratlos gegenüber“; 131: „eine dem heutigen Betrachter geradezu obszön erscheinende Welle von Ehrungen“. 91 Dobesch 2000, 89-123. 92 Vgl. Cass. Dio 43,14,7; 43,46,1; 44,3,1-3; App. civ. 2,107 (447). 93 Dies ließe sich auf Flor. 2,13,92 stützen. Meier 1970, 136-138; Meier 1979, 236; 254; Meier 1980, 93-95; Meier 1982, 512. 87
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den Gestalter imaginieren, der so gar nicht zu einer derartigen Zurückhaltung passen mag. Nicht ganz überzeugend erscheint mir auch der Ansatz, die Auszeichnungen ganz in einem republikanischen Kontext zu verorten und vor dem Hintergrund des zeitgenössischen Wertehorizontes als außergewöhnliche Belohnungen für ebenso außergewöhnliche Leistungen zu deuten,94 da ja ein großer Teil der Beschlüsse Caesar eindeutig in bis dahin singulärer Weise den Standesgenossen enthob und in eine monarchische, ja übermenschliche Sphäre verwies.95 Schließlich wurden Interpretationen geäußert, die möglicherweise allzu pointiert sind: Caesar habe die Ehrungen selbst lanciert, um durch ihre anschließende Ablehnung Profil zu gewinnen,96 oder ihr eigentlicher Zweck habe in einer Demaskierung des Diktators durch seine Gegner bestanden, um dessen vermeintliche Ambitionen demonstrativ und für jeden ersichtlich zur Schau zu stellen.97 In Monarchien sind derart überbordende Ehrenbeschlüsse hingegen keineswegs ungewöhnlich, sondern lassen sich funktional erfassen; sie können dazu dienen, das gewaltige Machtgefälle zwischen Herrscher und Aristokratie zu illustrieren, dabei aber gleichzeitig eine wechselseitige Anerkennung und Loyalität zum Ausdruck zu bringen und Einfluss auf die Handlungsspielräume des Gegenübers zu nehmen. Ich verweise exemplarisch auf einen besonderen Fall, der mir strukturell vieles mit der Situation der 94
Baltrusch 2004, 120; 131. So Baltrusch 2004, 131, selbst: „Dass er mit solchen Ehrungen allem menschlichen Maße entrückt wurde, war offensichtlich“. 96 Von Jehne 2010a, 207, zu Recht als „verquere[…] Hypothese“ bezeichnet – die im Übrigen schon daran scheitert, dass Caesar den größten Teil der Ehrungen ja akzeptiert hat. 97 Meier 1982, 563 („panegyrische[..] Entlarvung“). Vgl. Dahlheim 2005, 230; Lintott 2009, 76f. Ein entsprechender Verdacht wird schon von Nik. Dam. FGrHist 90 F 130,67, geäußert. 95
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Jahre 45/44 v. Chr. gemeinsam zu haben scheint und überdies von demselben kaiserzeitlichen Autor – Cassius Dio – überliefert wird: Im Jahr 39 n. Chr. kam es zum eklatanten Bruch zwischen dem damaligen Princeps Caligula und der römischen Führungsschicht. Vorausgegangen war offenbar eine Verschwörung gegen den Kaiser,98 deren Enthüllung diesen derart aufbrachte, dass er im Senat eine Rede hielt, in welcher er – was bis dahin undenkbar gewesen war – die politischen Hierarchien klar benannte und damit Grundprinzipien aristokratischer Kommunikation in der frühen Kaiserzeit aushebelte:99 „Er beschuldigte die Senatoren offen, ihn zu hassen und ihm nach dem Leben zu trachten. Er warf ihnen Heuchelei vor und entlarvte damit die unterwürfige Schmeichelei der Senatoren dem Kaiser gegenüber als das, was sie war. D. h. er […] legte das Zentralproblem offen, das jahrzehntelang in der Kommunikation zwischen Kaiser und Senatoren mit viel Aufwand latent gehalten worden war: die grundlegende Diskrepanz zwischen der kaiserlichen Gewalt und den aristokratischen Interessen […]“.100 Wie reagierten die Senatoren darauf? Cassius Dio berichtet zunächst von lähmendem Schrecken, doch bereits am folgenden Tag hätten sich die Senatoren erneut versammelt und Caligula als den aufrichtigsten (ἀληθέστατος) und frömmsten (εὐσεβέστατος) Herrscher gepriesen; dabei hätten sie auch weitere Ehrungen für ihn beschlossen, darunter – man merke auf – jährliche Opfer an seine clementia (φιλανθρωπία).101 Die Hilflosigkeit der Senatoren wird hier offenkundig. Doch auch Caligulas Handlungsspielräume waren äußerst beschränkt; die geradezu adhortativen Opfer für seine 98
Zu den Indizien für diese nicht explizit bezeugte Verschwörung s. Winterling 2003, 89-93. 99 Cass. Dio 59,16. Vgl. dazu Winterling 2003, 93ff. 100 Winterling 2007, 125f. 101 Cass. Dio 59,16,9-10.
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clementia konnte er nicht ablehnen – er konnte lediglich in der Folgezeit die römische Führungsschicht durch gezielte Demütigungen fortlaufend provozieren, um das eklatante Machtgefälle weiterhin sichtbar zu halten.102 Wie sehr man die Spielräume eines Monarchen durch überbordende Ehrungen einengen und diesen dadurch in ein schales Licht rücken konnte, bringt explizit jemand zum Ausdruck, der es wissen musste: Der kaiserzeitliche Senator Cassius Dio. Und er exemplifiziert dies bezeichnenderweise an seiner Interpretation der Ehrungen für Caesar, dessen Auszeichnungen damit zum Musterfall für den Umgang der aristokratischen Führungsschicht mit einem Monarchen geraten:103 Caesar hatte sich Missfallen zugezogen, und dieses war nicht ganz unberechtigt, abgesehen freilich von der Tatsache, dass die Senatoren selbst ihn durch ihre neuartigen und übertriebenen Ehrungen (ταῖς τε καινότησι καὶ ταῖς ὑπερβολαῖς τῶν τιμῶν) emporgehoben und aufgebläht hatten und nun gerade deshalb schalten und verleumdeten, wie gerne er doch diese Auszeichnungen hinnehme und deshalb hochmütiger auftrete. Es lässt sich zwar nicht leugnen, dass Caesar dann und wann Fehler beging (ἥμαρτε), indem er einige der für ihn beschlossenen Ehrungen annahm und glaubte, sie tatsächlich zu verdienen; doch 102
Dazu s. Winterling 2003, 97ff. Cass. Dio 44,3,1-3: οὐ γὰρ δὴ καὶ ἀναίτιον πάντῃ τὸ ἐπίφθονον ἐκτήσατο, πλὴν καθ’ ὅσον αὐτοὶ οἱ βουλευταὶ ταῖς τε καινότησι καὶ ταῖς ὑπερβολαῖς τῶν τιμῶν ἐξάραντές τε αὐτὸν καὶ φυσήσαντες ἔπειτα ἐπ’ αὐταῖς ἐκείναις καὶ ἐμέμφοντο καὶ διέβαλλον ὡς ἡδέως τέ σφας λαμβάνοντα καὶ ὀγκηρότερον ἀπ’ αὐτῶν ζῶντα. ἔστι μὲν γὰρ ὅτε καὶ ὁ Καῖσαρ ἥμαρτε, δεξάμενός τέ τινα τῶν ψηφισθέντων οἱ καὶ πιστεύσας ὄντως αὐτῶν ἀξιοῦσθαι, πλεῖστον δὲ ὅμως ἐκεῖνοι, οἵτινες ἀρξάμενοι τιμᾶν αὐτὸν ὡς καὶ ἄξιον, προήγαγον ἐς αἰτίαν οἷς ἐψηφίζοντο. οὔτε γὰρ διωθεῖσθαι πάντα αὐτὰ ἐτόλμα, μὴ καὶ ὑπερφρονεῖν νομισθείη, οὔτ’ αὖ λαμβάνων ἀσφαλὴς εἶναι ἐδύνατο· τὸ γὰρ ὑπερβάλλον τῶν τε τιμῶν καὶ τῶν ἐπαίνων χαυνοτέρους πως καὶ τοὺς πάνυ σώφρονας, ἄλλως τε κἂν ἀληθῶς γίγνεσθαι δοκῶσι, ποιεῖ.
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müssen jene am meisten gerügt werden, die damit begannen, ihn zu ehren, wie es seiner würdig war, dann ihn aber immer weiter steigerten und schließlich wegen der Maßnahmen beschuldigten, die sie doch selbst beschlossen hatten. Caesar wagte nämlich nicht, alle Auszeichnungen abzulehnen, aus Furcht, für hochmütig zu gelten, und konnte sich hinwiederum auch nicht sicher fühlen, wenn er sie annahm; denn ein Übermaß an Ehren und Lobesworten macht irgendwie selbst die bescheidenen Menschen eingebildet, besonders, wenn sie der Wahrheit entsprechend gespendet zu werden scheinen (Übers.: O. Veh).
Mir scheinen die Situationen der Jahre 45/44 v. Chr. und 39 n. Chr. strukturell in verschiedener Hinsicht vergleichbar zu sein: In beiden Fällen waren die Akteure in bereits fortgeschritten monarchischen Strukturen befangen, die ihren Handlungsrahmen definierten bzw. zumindest weitgehend ordneten; und in beiden Fällen deckte sich dies zunächst nicht mit dem überwölbenden Diskurs. Mit seiner Senatsrede ist es Caligula gelungen, in einer Momentaufnahme den Diskurs mit dem Handlungsrahmen zu synchronisieren, indem er in der politischen Kommunikation die Monarchie als Handlungsrahmen plötzlich explizit thematisierte. Damit dürfte er kurzfristig seine eigenen Spielräume erweitert haben, denn die Monarchie konnte jetzt für einige Monate auch in der Repräsentation offen praktiziert werden. Die römische Aristokratie reagierte darauf ähnlich wie zu Caesars Zeiten: Sie versuchte Caligulas Bewegungsmöglichkeiten durch Überhöhung einzuengen und etablierte von neuem einen Tyrannen-Diskurs, allerdings mit dem feinen, aber bezeichnenden Unterschied, dass der Terminus ‚Tyrann‘ jetzt nicht mehr den Alleinherrscher schlechthin, sondern den schlechten, ja ‚wahnsinnigen‘ Monarchen bezeichnete.104 Diese semantische Verschiebung setzt die 104
S. Winterling 2003; Winterling 2007; Ronning 2011. – Caligula als ‚Tyrann‘: Sen. benef. 2,21,5; Ios. ant. 19,133; 135; Cass. Dio 59,24,1; vgl. 59,20,6; Zos. 1,6,2.
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grundsätzliche Hinnahme der Monarchie immerhin bereits voraus,105 und dementsprechend verwundern die erneuten Ehrbeschlüsse für Caligula ausgerechnet nach dessen demütigender Senatsrede unter strukturellen Gesichtspunkten nicht sonderlich: Sie sollten aus einer Position der Schwäche heraus das Handeln eines Alleinherrschers beeinflussen. Dass die überbordenden, letztlich aber ganz ähnlich einzuordnenden Ehrungen für Caesar hingegen die angedeuteten, bis heute heftigen Diskussionen auslösen konnten, resultiert aus dem weiterhin von republikanischen Kategorien geprägten diskursiven Kontext, in dem wir sie aufgrund des Quellenbefundes (der sich in eben jenem Kontext bewegt) lokalisieren. Die Diskrepanz zwischen Handlungsrahmen und Diskurs war zu Caesars Zeit offenbar noch weitaus größer als später unter Caligula. Insofern mussten Caesars wohl eher intuitiv unternommene Versuche, die Kluft zu überbrücken und ebenfalls eine Synchronisation zu erreichen, nahezu zwangsläufig scheitern. Dabei ging es dem Diktator – anders als Caligula – wohl nicht einmal darum, die Aristokraten gezielt zu demütigen, um die Monarchie offener zelebrieren zu können. Offenbar war er, der in Gallien zu befehlen gelernt hatte,106 schlicht an einer möglichst effizienten Umsetzung seiner Vorhaben interessiert und ordnete diesem Ziel jegliche Rücksichtnahme auf andere unter, zumal er ohnehin der Caligula als Unterdrücker von ‚Freiheit‘: Sen. benef. 2,12,2; Philo leg. ad G. 116. – Zur Verwendung des Terminus tyrannus in der römischen Kaiserzeit s. den Überblick von Wickert 1954, 1998-2296, hier 2119-2123. 105 Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass gerade aus der Tatsache, dass man zur Zeit Caesars noch generell jede Form von Monarchie in Rom als Tyrannis und jeden Herrscher über Römer als Tyrannen charakterisierte, der republikanische Hintergrund entsprechender Diskurse ablesbar wird: Monarchie als solche war in der römischen Oberschicht damals noch nicht verhandelbar. 106 Auf diesen Aspekt weist Walter 2010, 165, hin.
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Auffassung war, dass seine herausragenden Leistungen für die res publica in ganz besonderer Weise zu honorieren seien. In beiden Fällen wird das Verhalten der Monarchen jedoch letztlich von einem übergeordneten Interesse geleitet: dem Streben nach Sicherung und Erhalt der eigenen – herrscherlichen – Position; lediglich die Kontexte unterschieden sich. Wie dies bei Caesar aussehen konnte, zeigte sich direkt im Anschluss an das berühmte senatus consultum vom Dezember 45, dem der Diktator nicht beigewohnt hatte, wodurch der Senat zumindest den Schein von Unabhängigkeit wahren konnte.107 Zur Verkündigung des Beschlusses zogen alle Senatoren unter Führung der Konsuln auf das Forum Iulium wo der Diktator gerade vor dem Tempel seiner Stammmutter Venus Genetrix saß und sich einen Überblick über die Bauarbeiten verschaffte. Dort kam es zu einem legendären Affront: Caesar hielt es nicht für nötig, sich vor der Versammlung der höchsten Amtsträger und angesehensten Aristokraten Roms zu erheben. Schwerste Erbitterungen waren die Folge. Offenkundig war der Versuch, die Zeitgenossen konsequenter auf den veränderten Handlungsrahmen zu verweisen, in dieser Situation gescheitert; auf der Diskursebene ruderte Caesar denn auch sogleich zurück und ließ verbreiten, er sei unpässlich gewesen.108 Experimente dieser Art häuften sich in Caesars letzten Lebenswochen – das bekannteste unter ihnen 107
Cass. Dio 44,8,2. Suet. Iul. 78,1; Plut. Caes. 60,4-8 (mit der Behauptung, Caesar habe seine Epilepsie vorgeschützt); App. civ. 2,107 (445-446); Cass. Dio 44,8,1-4; Nik. Dam. FGrHist 90 F 130,78-79; Eutr. 6,25; Liv. per. 116; Dobesch 2001b, 275-361. Die caesarfreundliche Seite der Überlieferung hat den Affront später auch auf Cato zu übertragen versucht: Als dieser im Jahr 56 mit den Schätzen des zyprischen Herrschers Ptolemaios nach Rom zurückkehrte, fuhr er demonstrativ an Konsuln, Senat und Volk von Rom vorbei, um zunächst ordnungsgemäß die Gelder abzuliefern, Vell. 2,45,5.
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dürfte wohl die berühmte Überreichung eines Herrscherdiadems an Caesar durch seinen damaligen Mitkonsul M. Antonius während der Lupercalia, am 15. Februar 44, gewesen sein.109 Ich gehe davon aus, dass es sich dabei um einen gezielten Test Caesars gehandelt hat, wie Volk und Führungsschicht von Rom auf einen Akt reagieren würden, der die Übernahme der Alleinherrschaft in aller Offenheit symbolisch zum Ausdruck brachte.110 Denn nur als geplante Inszenierung mit Experimentalcharakter lassen 109
Zum alten Reinigungs- und Fruchtbarkeitsfest der Lupercalia s. etwa Ulf 1982; Baudy 1999. Das Fest wurde in Rom mit dem Stadtgründer Romulus assoziiert und bot daher Caesar, der ebenfalls verschiedentlich auf Romulus rekurrierte (vgl. etwa Alföldi 1985, passim, bes. 161ff.; Dahlheim 2005, 231-233), einen geeigneten Ansatzpunkt: Der Diktator hatte die beiden traditionellen Gruppen von luperci (luperci Quinctiales und luperci Fabiani) um einen dritten Verband, die luperci Iulii, erweitern lassen, zu denen auch Antonius gehörte. Während Caesar auf seinem goldenen Sessel, mit Purpurtoga (und wohl auch dem Goldkranz) bekleidet (Cic. Phil. 2,85), das Fest beobachtete, scherte plötzlich der lupercus (und damalige Konsul) Antonius aus, ging auf seinen Mitkonsul, den Diktator Caesar, zu und setzte diesem das Diadem auf. 110 Die Interpretation der Luperkalien-Szene ist in der Forschung ausgesprochen umstritten, vgl. etwa die unterschiedlichen Positionen bei Gelzer 1960 [1921], 298 (geplante Inszenierung); Meier 1982, 565f. (die Frage bleibt letztlich offen); Welwei 1967, 67 (= 2004, 193); Zecchini 2005, 55; Dahlheim 2005, 233; North 2008, 159 (demonstrative Ablehnung des Königtums); einen Überblick über die unterschiedlichen Positionen gibt Pelling 2011, 450-455. M.E. besitzt die Deutung der Szene als Test (so auch Jehne 1987, 316-318; Will 2009, 176) die höchste Plausibilität. Dass Antonius, selbst wenn man die rauschhaft aufgeheizte Atmosphäre des Festes einkalkuliert, eigenständig und spontan auf Caesar zugegangen sein soll, ist angesichts der damals schon heftig ausgetragenen Debatten um dessen Stellung höchst unwahrscheinlich; eine Absprache zwischen den beiden Konsuln muss vorher stattgefunden haben. Dann aber muss die Inszenierung geplant gewesen sein. Hätte sie dabei nur der demonstrativen Ablehnung des Diadems durch Caesar dienen sollen, bliebe aber die Frage offen, warum dies ausgerechnet in einem symbolisch derart aufgeladenen, Missverständnisse geradezu zwangsläufig produzierenden Kontext stattfand, vgl. Jehne 2010a, 196, Anm. 41.
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sich die Vorgänge plausibel entschlüsseln. Als die Protagonisten merkten, dass Unruhe unter den Beteiligten aufkam, brachen sie den Versuch sofort ab und bemühten sich – freilich wiederum nur auf der Diskursebene (die sich allerdings vielfach, und nicht nur hier, mit der symbolischen überschnitt)111 – umgehend um Beschwichtigungen: Caesar ließ das Diadem im Jupiter-Tempel auf dem Capitol deponieren, mit der ausdrücklichen Begründung, einzig Jupiter solle König über die Römer sein.112 Caesars Versuche, Handlungs- und Diskursebene in Kongruenz zu bringen, sind offenbar sämtlich gescheitert. Immer wieder musste der Diktator auf der Diskursebene reparieren, was zu tun der in Richtung einer Monarchie sich transformierende Hand111
Die Ereignisse im Kontext des Luperkalienfestes 44 v. Chr. legen m.E. nahe, dass zwischen Handlungsrahmen und Diskurs noch mit einer weiteren Ebene gerechnet werden könnte, die man als symbolische bezeichnen könnte. Sie würde eine eigenständige Betrachtung verdienen, die im vorliegenden Kontext allerdings nicht geleistet werden kann. Die Bedeutung der symbolischen Ebene könnte darin liegen, dass sie eine Art Vermittlungsinstanz zwischen Handlungsrahmen und Diskurs darstellen könnte, weil diese beiden ansonsten auseinandertretenden Bereiche im Rahmen der symbolischen Handlung zusammenfinden können: Im symbolischen Akt des Diadem-Angebots sowie der darauf folgenden Ablehnung könnte man eine Vermittlung zwischen monarchischem Handlungsrahmen und republikanischem Diskurs vermuten. Freilich müsste, um dieser These im Einzelnen nachzugehen, zunächst der Begriff des ‚Symbolischen‘ exakter bestimmt und anschließend erprobt werden, ob sich auch außerhalb der Lupercalia symbolische Akte größerer Relevanz ausmachen lassen, die sich ähnlich interpretieren ließen. Überdies wäre zu prüfen, inwiefern sich diskursive und symbolische Ebene überhaupt analytisch trennen lassen, mit dem symbolischen Akt also letztlich nicht lediglich wieder die ohnehin zur Debatte stehende diskursive Formation mitverhandelt wird. 112 Cic. Phil. 2,85-87. Vgl. Suet. Iul. 79,2; Vell. 2,56,4; Plut. Caes. 61,1-7; Ant. 12; App. civ. 2,109 (456-458); Cass. Dio 44,11,1-3; Flor. 2,13,91; Liv. per. 116. Der Caesar- (bzw. Augustus-)freundliche Nik. Dam. FGrHist 90 F 130,71-73 spricht von größerer Zustimmung im Volk gegenüber Caesars Diademkrönung; selbst die späteren Caesarmörder Cassius und Casca hätten sich am Angebot beteiligt.
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lungsrahmen ihm letztlich vorgab:113 Als ein eifriger Römer einer Caesarstatue einen Lorbeerkranz mit weißer Binde, d.h. einem Diadem, aufgesetzt hatte und augenblicklich zwei Volkstribunen intervenierten, indem sie die Binde entfernten, soll Caesar ihnen dies verübelt haben, weil er gerne selbst das Symbol des Königtums ausgeschlagen hätte.114 Aus demselben Grund antwortete er auch bei anderer Gelegenheit dem Volk, als es ihn als König begrüßte, er heiße nicht rex, sondern Caesar.115 Beide Vorfälle illustrieren im Übrigen anschaulich, wie fern der gleichzeitige aristokratische Tyrannen(mörder)-Diskurs den Attitüden breiterer Kreise der römischen Bevölkerung stand, bei denen ein Monarch weitaus weniger Entsetzen hervorrief als in der zerfallenden Führungsschicht.116 Caesars letzter Reparaturversuch bestand in der Entlassung seiner spanischen Leibwache, ebenfalls im Februar 44;117 Leibwachen waren, das wusste jeder halbwegs gebildete Zeitgenosse, ein Machtinstrument von Tyrannen,118 und diesen Diskurs versuchte der Diktator mit einem symbolischen Akt gezielt zu unterlaufen – in diesem Fall mit fatalen Folgen.119 Dass Caesar generell zu wenig Aufwand in seine Reparaturmaßnahmen investiert hat, dürfte ebenfalls zu seiner Ermordung beigetragen haben. Es wäre nicht nötig gewesen, dass ein Cicero 113
Vgl. Cass. Dio 43,15,5; 43,16,2. Suet. Iul. 79,1; Plut. Caes. 61,8-10; App. civ. 2,108 (449-453); Cass. Dio 44,9,1-3; Nik. Dam. FGrHist 90 F 130,69. 115 Suet. Iul. 79; Plut. Caes. 60,3; Cass. Dio 44,10,1; App. civ. 2,108 (450). Gelzer 1960 [1921], 295f. 116 Vgl. auch Nik. Dam. FGrHist 90 F 130,33; 130,70. 117 Suet. Iul. 86,1; Plut. Caes. 57,7; App. civ. 2,107 (444); 2,109 (455); 2,118 (498); Cass. Dio 44,7,4; Vell. 2,57,1; Nik. Dam. FGrHist 90 F 130,80. 118 Vgl. Treu 1948, 209-215; Alföldi 1985, 283-287; Jehne 2009a, 131; 136. 119 Jehne 2009a, 134, vermutet, dass die Beibehaltung einer Leibwache Caesar wahrscheinlich gerettet hätte, vgl. ebd., 137: „eine schmerzlich falsche Entscheidung“. 114
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darüber Klage führen konnte, offizielle Senatsdokumente, von deren Existenz er überhaupt nichts wusste, seien in seinem Namen gezeichnet worden.120 Auch die Abwertung des Konsulats – immerhin der Gipfelpunkt einer politischen Karriere in Rom –, die Caesar dadurch vollzog, dass er am Nachmittag des 31. Dezember 45 noch schnell einen seiner Gefolgsleute (den Legaten C. Caninius Rebilus) zum Konsul für den Rest dieses Jahres wählen ließ, hätte er sich sicherlich schenken können.121 Aus einer kaiserzeitlichen Perspektive ruft gerade dieser Vorgang einmal mehr das Vorgehen Caligulas in Erinnerung, der die römische Führungsschicht dadurch massiv demütigte, dass er sein Lieblingspferd Incitatus zum Konsul erheben wollte.122 Aber maximale Effizienz123 (und damit eine scheinbare Sicherung der eigenen Stellung) schien über allem zu stehen, und manches, wie die Vorauswahl der Amtsträger für drei Jahre (die für den geplanten Partherkrieg veranschlagte Dauer),124 wurde durch den ‚monarchisierten‘ Handlungsrahmen vorgegeben, 120
Cic. fam. 9,21,4. Damals standen gerade die Wahlen der Quaestoren in den Tributkomitien an, wobei Caesar als Wahlleiter fungierte. Als die Nachricht vom Tod eines der beiden Konsuln eingetroffen war, ließ Caesar umgehend die Wähler nach Zenturien ordnen und am Mittag Caninius Rebilus zum Konsul für einen Nachmittag wählen. Cicero bringt voller Erbitterung das allgemeine Entsetzen über diese Farce zum Ausdruck: „So wisse also, dass im Konsulat des Caninius niemand gefrühstückt hat. Allerdings ist in seinem Konsulat nichts Schlimmes geschehen; denn er war von bewundernswerter Wachsamkeit, da er in seinem ganzen Konsulat keinen Schlaf gesehen hat“ (Cic. fam. 7,30,1-2: ita Caninio consule scito neminem prandisse. nihil tamen eo consule mali factum est; fuit enim mirifica vigilantia, qui suo toto consulatu somnum non viderit); vgl. Plut. Caes. 58,2-3; Cass. Dio 43,16,4. Gelzer 1960 [1921], 288, mit Anm. 194. Wie demütigend die Szene für zeitgenössische römische Aristokraten gewesen sein muss, legt Dobesch 2001a, 411ff., dar. 122 Suet. Cal. 55,3; Cass. Dio 59,14,7; Winterling 2003, 99f. 123 Zum Aspekt der Effizienz s. Jehne 2010a, 211. 124 Cass. Dio 43,51,2-6; Suet. Iul. 76,3, mit Dahlheim 2005, 221; Jehne 2010a, 200. 121
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ohne dass sich auf der diskursiven Ebene überhaupt noch eine Rechtfertigung finden ließ. In diesem Kontext wird man auch den Antritt der lebenslangen Diktatur, also die offene Proklamation einer Monarchie,125 zwischen dem 9. und 15. Februar 44 zu sehen haben. In der Forschung wurde darauf hingewiesen, dass dieser Schritt ohne erkennbare Not bzw. ohne sichtbare sachliche Zwänge erfolgte,126 was möglicherweise die Entschlossenheit der späteren Attentäter erkläre. Aus meiner ‚monarchischen‘ Perspektive bedurfte es jedoch solcher expliziten Zwänge überhaupt nicht; Caesar scheint sich schlicht dem Handlungsrahmen angepasst zu haben, d.h. er tat genau das, was die generelle Situation bedingte. Zeitgenossen und Spätere decodierten dieses Handeln allerdings als Beleg dafür, dass Caesar schon immer nach der Monarchie gestrebt habe.127 Das jedoch verrät eine republikanische Perspektive, die unser Bild zwar weitgehend geprägt hat, die man aber durchaus nicht zwangsläufig einnehmen musste. Ich möchte
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Jehne 2009a, 129; Walter 2010, 164f.: „die Dictatur auf Lebenszeit als die am wenigsten anstoßerregende Bezeichnung für seine Alleinherrschaft“. 126 Vgl. Jehne 2010a, 195f., Anm. 40. Ob die Überführung der Diktatur in eine lebenslängliche Gewalt möglicherweise mit „störende[n] Formalismen“ zusammengehangen haben könnte, die sich bei einer Beibehaltung der Zehnjahres-Diktatur mit Blick auf die Vorwahlen von Magistraten ergeben hätten, muss Spekulation bleiben, wie Jehne 1987, 35-38, anmerkt, der aber zugleich auch darauf hinweist, dass „die Übernahme der dictatura perpetua ohnehin ein Schritt von so großer politischer Brisanz [war], daß Caesar sich nicht nur deshalb dazu entschlossen haben kann, weil er damit gewisse staatsrechtliche Schwierigkeiten seiner bisherigen Stellung überwinden konnte“ (38). 127 Suet. Iul. 30,5: Quidam putant captum imperii consuetudine pensitatisque suis et inimicorum viribus usum occasione rapiendae dominationis, quam aetate prima concupisset; vgl. Iul. 6,1; 7,2; 9,2; 49,2; Liv. perioch. 103,6; Plut. Caes. 60; 69,1; App. civ. 2,150 (629). Gardner 2009, 60; Pelling 2011, 60; 445f.
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nur am Rande auf Autoren wie Nikolaos von Damaskos128 oder Velleius Paterculus129 verweisen, die Caesar zeitlich immerhin deutlich näher standen als etwa Sueton, Plutarch, Appian oder Cassius Dio, die trotzdem aber in der Forschung zumeist nur als Sekundärquellen herangezogen werden, da sie – Augustus (Nikolaos) und Tiberius (Velleius) nahe stehend – die Geschehnisse aus einer „caesar- bzw. augustusfreundlichen“, d.h. allzu monarchischen Perspektive schildern.130 Doch gerade in diesem Umstand liegt m.E. ihr entscheidender Wert als Korrektiv unseres geläufigen „Sehepunktes“: Für Velleius ist Caesar ganz selbstverständlich der erste Vertreter des iulisch-claudischen Kaiserhauses,131 während uns Nikolaos etwa die Luperkalien-Szene als mo128
Zu Nikolaos s. Donié 1996, 57-69, sowie einführend: Nikolaos von Damaskus. Leben des Kaisers Augustus. Herausgegeben, übersetzt und kommentiert von J. Malitz, Darmstadt 2003, mit weiterer Literatur. 129 Vgl. bes. Vell. 2,41-57. Donié 1996, 79-93; Velleius Paterculus. The Caesarian and Augustan Narrative (2.41-93). Edited with a Commentary by A. J. Woodman, Cambridge u.a. 1983; Schmitzer 2000, 156ff. 130 Diese Vorbehalte ziehen sich z.B. durch die Analysen von Donié 1996, 57ff., der mehrfach Nikolaos‘ „erstaunlich eigenwilliges Caesarbild […], das sich von der gesamten antiken Tradition abhebt“, betont (68; vgl. auch 57) und daraus folgert, dass dessen „Charakterisierung Caesars […] ganz der literarischen Gestaltung des Nikolaos entspringt und nichts mit der historischen Wirklichkeit gemein hat“ (61f.); ähnlich Toher 2009, 234: „extremely adulatory“; gleichfalls Toher 2009, 236, zu Velleius: „Caesar is presented in a […] no less adulatory way“. Eine ausgesprochen negative Bewertung des Nikolaos nimmt auch Dobesch 2001c vor. 131 Vell. 2,59,3. Donié 1996, 81, mit Anm. 46; Walter 2010, 171. Noch dezidierter äußert sich Velleius‘ Zeitgenosse Valerius Maximus, vgl. Val. Max 1 pr.; 2,1,10; 8,15 pr., mit Donié 1996, 94-101; Toher 2009, 236. Die in der späteren antiken Literatur verbreitete Ansicht, Caesar sei in der Reihe der römischen Kaiser der erste gewesen (vgl. z.B. die mit dem Diktator einsetzenden Kaiserbiographien Suetons), setzte sich ansonsten erst seit traianischer Zeit allmählich durch, vgl. z.B. Plin. epist. 5,3,5, mit Geiger 1975, 444-453. Für die frühere Kaiserzeit scheint eher Plin. NH 11,143-144 charakteristisch zu sein, der die Liste der Kaiser mit Augustus beginnt; auch die lex de imperio Vespasiani setzt ganz selbstverständlich
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narchischen Konsensakt präsentiert, indem er eine weitgehende Zustimmung der Anwesenden zur Krönung Caesars beschreibt und mit Cassius Longinus und Servilius Casca sogar zwei spätere Caesarmörder an der Inszenierung mitwirken lässt.132 Ohnehin vermag Nikolaos Caesar ganz unbefangen als Monarchen zu zeichnen.133 Es geht mir nicht darum, die historische Zuverlässigkeit dieser Darstellungen verteidigen zu wollen und sie etwa gegen Cicero und andere auszuspielen. Der entscheidende Punkt ist vielmehr darin zu sehen, dass bei diesen Autoren schlaglichtartig deutlich wird, dass im Übergang zwischen Republik und Monarchie offenbar auch andere Diskurse geführt werden konnten als jene, die unsere Überlieferung dominieren, und dass diese sich weitaus besser mit dem zeitgenössischen Handlungsrahmen zur Deckung bringen lassen als etwa die Rede über den ehrenvollen Tyrannenmord, die bereits Velleius als Beschönigung einer Bluttat gewertet hat.134 mit Augustus ein. Freilich spiegeln Zeugnisse wie diese stets die senatorische Perspektive und legen die Vermutung nahe, dass eine schrittweise Aussöhnung mit Caesar für die römische Aristokratie erst unter dem Signum der ‚senatsfreundlichen‘ Repräsentation der Adoptivkaiser möglich wurde – wenngleich auch damals noch mit Schwierigkeiten, wie aus dem Ringen des Tacitus um eine angemessene Einordnung Caesars (s.o.) hervorgeht. 132 Nik. Dam. FGrHist 90 F 130,71-75. Dazu s. Donié 1996, 63-66. 133 Vgl. etwa Nik. Dam. FGrHist 90 F 130,54, wo ganz selbstverständlich von der „Größe seiner Machtstellung“ (τὸ μέγεθος τῆς δυναστείας) und der „Herrschaft über alle“ (τῶν συμπάντων ἄρχειν) gesprochen wird. Wenig später (Nik. Dam. FGrHist 90 F 130,56) heißt es, Caesars Veteranen seien bereit, auch unter Octavian für eine „Herrschaft“ (ἀρχή) zu kämpfen, wie sie sie zuvor für Caesar erfochten hätten. An anderer Stelle (Nik. Dam. FGrHist 90 F 130,33) bezeichnet er ihn als „Oberhaupt der Familie und Vorsteher des Vaterlandes sowie des gesamten Römischen Reiches ([…] τοῦ γένους […] ἡγεμὼν καὶ τῆς πατρίδος προστάτης συμπάσης τε τῆς Ῥωμαίων ἀρχῆς). 134 Vell. 2,58,2: […] Brutus […] dictitans nihil amplius civibus praeter tyranni – ita enim appellari Caesarem facto eius expediebat – petendum esse sanguinem.
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Die Forschung arbeitet sich vor allem an mehrdeutigen Situationen wie den skizzierten ab (der Lupercalien-Szene, der Begrüßung Caesars als rex usw.); sie ist darum bemüht, die Widersprüche zwischen ‚republikanischen‘ und ‚monarchischen‘ Deutungen aufzulösen, und verfällt dabei allzu oft der Versuchung, auf dem Weg zur Alleinherrschaft einzelne Stationen zu identifizieren und chronologisch nachzuvollziehen. Aus meiner Perspektive spiegelt sich in diesen Szenen aber lediglich die Diskrepanz zwischen Handlungsrahmen und Diskurs: Was Caesar tat (bzw. tun musste), fing er diskursiv nicht mehr ein bzw. passte nicht zu den (unser Bild dominierenden) aristokratischen Diskursen und wurde entsprechend semantisiert. Aus dieser Sichtweise heraus bezweifle ich mittlerweile auch die Historizität eines vermeintlichen Caesar-Diktums, das Sue ton überliefert und das vielfach als programmatisch gewertet wird: „Die res publica ist ein Nichts, lediglich eine Benennung ohne Körper und Gestalt“.135 Dabei scheint es sich doch wohl eher um eine nachträgliche Verbalisierung des Wirkens des Diktators zu handeln. In Caesar selbst würde ich vielmehr eine Figur sehen, die sich in einem Handlungsrahmen zurechtzufinden hatte, der spätestens nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs im Januar 49 nicht mehr allzu viele Alternativen beließ. Innerhalb dieses Rahmens bewegte er sich dann jedoch – wohlgemerkt: auf der Handlungsebene – mit bemerkenswerter Konsequenz, eine Konsequenz und Sorgfalt, die er auf der Diskursebene fatalerweise vermissen ließ. Beide Ebenen möglichst weit wieder einander angenähert zu haben, war später die große Leistung des Augustus, Ähnlich Cass. Dio 44,1,2. Auch die Sallust zugeschriebenen Briefe an Caesar böten sich aus dieser Perspektive für eine erneute Analyse an. 135 Suet. Iul. 77. Dazu s. Morgan 1997. Zur Geringschätzung der traditionellen republikanischen Institutionen durch Caesar s. auch Meier 1982, 545.
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der den langwierigen Prozess einleitete, mit dem die römische Aristokratie nachträglich in die Monarchie reimplantiert wurde. Wenn aber zumindest die Richtung der Entwicklungen in der letzten Phase der Republik bereits weitgehend durch einen ‚monarchisierten‘ Handlungsrahmen vorgegeben war,136 dann stellt sich unweigerlich die Frage nach der Rolle bzw. den verbliebenen Gestaltungsmöglichkeiten der ‚großen Einzelpersönlichkeit‘. Nun ist seit langem bekannt, dass die Auflösung der Republik auch eine Folge des Wirkens herausragender Individuen war, die in immer dichterer Abfolge die Politik in Rom zu dominieren versuchten. Die Dialektik von Struktur und Individuum ist gerade für die späte Republik ein zentrales Forschungsfeld, das ich an dieser Stelle nicht ansatzweise rekapitulieren kann.137 Doch scheinen mir – wiederum aus der kaiserzeitlichen Perspektive – für die Zeit Caesars bereits monarchische Strukturen derart om136
Ohne Zweifel wird durch die hier dargelegten Überlegungen nicht die grundsätzliche Frage ad acta gelegt, ab welchem Zeitpunkt denn der monarchische Handlungsrahmen in dem Maße ausgebildet war, dass er sich für die Akteure in einer Weise handlungsleitend auswirkte, die uns in die Lage versetzt, von einer ‚Monarchie‘ zu sprechen. Doch scheint mir durch die Umkehrung der Perspektive (Sichtweise von der Kaiserzeit her) und die Trennung von Handlungsrahmen und Diskurs ein analytisches Instrumentarium gewonnen zu sein, mit dessen Hilfe die Komplexität der Entwicklung um eine weitere Facette bereichert werden kann und zugleich eine Alternative gegenüber dem Postulat eines auf die Monarchie zulaufenden Prozesses, der erstmals unter Caesar in qualitativ distinkter Weise kulminiert sein soll, gewonnen wird. Die Perspektive wird dadurch m.E. verschoben, wodurch neue Einsichten gewährt werden: Fragen nach Zwangsläufigkeit, Determinismus usw. treten zurück gegenüber einem vertieften Blick auf Aspekte, die in der Diskussion der letzten Jahre vernachlässigt worden sind, wie z.B. den jeweiligen Handlungsalternativen der Akteure und ihrer diskursiven Verarbeitung. 137 Stellvertretend sei an dieser Stelle verwiesen auf die neueren Arbeiten von Wolfgang Blösel, vgl. bes. Blösel 2010; ferner Blösel/Hölkeskamp 2011; vgl. auch Beck 2008.
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nipräsent zu sein, dass ich mich frage, ob es wirklich überhaupt eines Caesar bedurfte, um diese Entwicklung in eine sichtbare Monarchie treiben zu lassen, wie wir sie spätestens im Jahr 44 v. Chr. vor uns haben; möglicherweise hat die entschiedene Konsequenz seines Vorgehens einen Verdichtungseffekt ausgelöst, aber die Liquidierung der Republik ist sicherlich nicht Caesar aufgrund seiner überragenden persönlichen Fähigkeiten zuzuschreiben, sondern war ein Prozess, in den der Diktator sich nolens volens zu fügen hatte, ganz so, wie es bereits Plutarch – aus kaiserzeitlicher Perspektive – in seiner Brutus-Vita angedeutet hat: „Es konnte vielmehr so scheinen, als ob einer der Monarchie bedürftigen Welt von der Gottheit selber Caesar als der gelindeste Arzt gesandt worden sei“ (Übers. K. Ziegler).138 Wenn dies so ist, dann bleibt jedoch die Aufgabe, zu erklären, warum gerade die deutschsprachige Forschung ein anhaltend hohes Interesse an Caesar als Person offenbart. Ich möchte diese wissenschaftsgeschichtliche Problematik abschließend wenigstens noch kurz anreißen, um deutlich zu machen, dass gerade in der deutschsprachigen Caesar-Forschung sich inhaltliche und forschungsgeschichtliche Aspekte mittlerweile unentwirrbar durchdringen.139
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Plut. Brut. 55 (2),2: ἀλλὰ καὶ δεομένοις ἔδοξε τοῖς πράγμασι μοναρχίας ὥσπερ πρᾳότατος ἰατρὸς ὑπ’ αὐτοῦ τοῦ δαίμονος δεδόσθαι. Vgl. auch Plut. Caes. 28,5-6, mit Pelling 2011, 278f. 139 Auf eine ausführliche Darstellung muss ich aus Raumgründen verzichten; sie ist aber auch letztlich nicht erforderlich, da mit der Arbeit von Christ 1994, die bis in die 1990er Jahre reicht, eine solide Aufarbeitung der Forschungsgeschichte vorliegt. Vgl. zuvor bereits Gesche 1976. Eher essayistisch ist Pöschl 1987, angelegt. Einen Überblick über neuere Forschungen zur Frage nach Caesars Rolle im Geschichtsprozess gibt jetzt Jehne 2011; vgl. auch Jehne 2005.
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IV. Die wissenschaftsgeschichtliche Seite des Problems Die wichtigsten Stationen der deutschsprachigen Caesarforschung im 19. und frühen 20. Jahrhundert sind bekannt und schnell benannt: Friedrich Hegel interpretierte den Diktator als „Geschäftsführer des Weltgeistes“;140 ihm ist Theodor Mommsen verpflichtet, der Caesar am Ende seiner Römischen Geschichte als idealen demokratischen Monarchen verherrlichte.141 Davon wiederum grenzte sich Eduard Meyer scharf ab, der das Exempel eines absoluten Herrschers nach dem über Alexander vermittelten Vorbild der orientalischen Universalmonarchie nachzuzeichnen suchte,142 wohingegen Matthias Gelzer in seiner quellenorientierten, in vielen Wertungen wieder Mommsen nahestehenden Darstellung das Wirken eines zum Genie verklärten „Politiker[s] und Staatsmann[es]“ herausarbeitete.143 In den prominenten und wirkungsgeschichtlich einflussreichen Darstellungen konzentrierte sich der Blick vor allem auf die gestalterischen Fähigkeiten Caesars als Politiker und treibende Kraft bei der Umgestaltung der res publica Romana – dies vielfach in scharfer Antithese zu Cicero. Dieses Paradigma geriet nach dem 2. Weltkrieg verständlicherweise in eine Krise, die sich an der berühmten Kontroverse zwischen Hermann Strasburger und seinem Lehrer, dem 140
Hegel 1967 [1949]. Mommsen 1933 [1856], 374 (zum „demokratischen Monarchen“); 461ff.; dazu s. Christ 1994, 134ff.; Rebenich 2002, 85ff.; Rebenich 2006. 142 Meyer 1922 [1918], bes. 465ff.; 472ff.; 508ff.; vgl. 509: „[…] sein Vorgänger und Vorbild ist das Gottkönigtum der hellenistischen Weltmonarchie, wie es Alexander geschaffen hatte und wie es dann in dem asiatischen Großreich des Antigonos und der Seleukiden, und in anderer, noch schärfer ausgeprägter Gestalt im Lagidenreich voll ausgebildet war“. Vgl. Christ 1994, 155ff. 143 Gelzer 1960 [1921]; der wissenschaftliche Apparat wurde erst in der 6. Auflage (Wiesbaden 1960) hinzugefügt. Zu Gelzers Caesarbild s. Christ 1994, 166ff. 141
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Caesarbiographen Matthias Gelzer, um Caesars Qualitäten als „Staatsmann“ kristallisierte.144 Strasburger hatte 1953 in einem Vortrag die Konsequenz aus seinen eigenen Erfahrungen nationalsozialistischer Diktatur und traumatischer Kriegserlebnisse gezogen und diese radikal historisiert.145 Daraus erwuchs ihm die Einsicht, dass Caesar jegliche „staatsmännischen“ Fähigkeiten abzusprechen seien, ein Ergebnis, dass er insbesondere mit dem vernichtenden Urteil der Zeitgenossen über den Diktator begründete.146 Sein Vortrag, der rasch in der ‚Historischen Zeitschrift‘ 144
Zu dieser Kontroverse s. Gesche 1976, 190ff.; Christ 1994, 183ff.; Bringmann 2007, 191-205; Leppin 2009, 149-162; Jehne 2011, 260ff. 145 Strasburger 1982a, 343-405. Zu Strasburgers eigenem Erleben als Hintergrund seines Caesarbildes s. Strasburger 1982b, 407-421, bes. 421: „Daß ich das Phänomen von Caesars staatsmännischer Größe und Leistung vielleicht mangelhaft erkenne, muß ich in Kauf nehmen –: wer einmal bei den ‚Spänen‘ war, als ‚Männer, die Geschichte machen‘, ‚hobelten‘, lernt den Konflikt zwischen Vitalität und Objektivität bei sich selber kennen, vermag aber um so eher auf ebensolche Erlebnisse im geschichtlichen Felde aufmerksam zu machen“; ferner Strasburger 1982c, 523; vgl. auch Christ 1994, 183ff.; Leppin 2009, 160. 146 Strasburger 1982a, 375ff., der als Quelle das ciceronische Briefcorpus heranzog. Sein Fazit über Caesar lautete schließlich: „Über Caesars staatsmännischer Leistung […], seiner Leistungsfähigkeit und seinem Leistungswillen liegt in der gesamten antiken Überlieferung ein eigentümlich böses Schweigen; bei den Mitlebenden unter Andeutung unverhohlener Zweifel; die kaiserzeitliche Hauptüberlieferung vertuscht den Mangel im blendenden Prachtgemälde der an Taten und Ehren reichen Persönlichkeit“ (405); vgl. ferner ebd., 349: „[…] ist es mir nicht gelungen, bei den antiken Autoren […] im großen Panegyrikus auf Caesar auch nur eine allgemein gehaltene Sondera nerkennung der Leistungen Caesars als Staatsmann ausfindig zu machen“; 360: „[…] ungünstige Einschätzung Caesars seitens seiner Standesgenossen“; 361: „Verfügte er auch über die Gunst des mit verschwenderischen Geldmitteln gekauften Straßenpöbels […],– der Mißbrauch demagogischer Mittel hat ihm die Gunst nicht nur der Vornehmen, sondern der Ordnungsliebenden aller Stände bis auf weiteres verscherzt“; 392: „Ich selbst bekenne, mir die Widersprüche im Bilde Caesars am besten reimen zu können, wenn ich ihn für einen verspäteten Repräsentan-
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publiziert wurde, löste ein regelrechtes Erdbeben aus; insbesondere Lateinlehrer an Gymnasien waren darüber verunsichert, ob Caesar jetzt überhaupt noch als Schulautor zu gebrauchen war.147 Matthias Gelzer reagierte umgehend in einem eigenen Vortrag, der ebenfalls kurz darauf (1954) in der ‚Historischen Zeitschrift‘ erschien, und versuchte zu retten, was noch zu retten war.148 Seine Bemühungen, Caesar als umsichtig vorausdenkenden Politiker mit weitreichenden Plänen zu zeichnen,149 waren jedoch von Beginn an zum Scheitern verurteilt, da auch Gelzer in den Quellen keine überzeugenden Belege für politische Konzeptionen, klare Programmatik und damit ‚staatsmännische‘ Umsicht auszumachen vermochte. Er musste seine Argumentation daher auf eine vage Formulierung über Caesars Friedensinitiative im Jahr 48 in dessen Commentarii zuspitzen,150 die er derart überinterpretierte und überbewertete,151 dass sein gesamter Beitrag dadurch angreifbar wurde und letztlich in der Forschung nicht reüssieren konnte. Die Strasburger-Gelzer-Kontroverse blieb zunächst einmal an diesem Punkt stehen; aber sie hatte – trotz der gegen die ten jenes urantiken agonalen Geistes halte, nicht für den Vorläufer des Augustus, Trajan, oder Hadrian“. 147 Bringmann 2007, 199. 148 Gelzer 1963, 286-306. 149 Sein knappes, „merkwürdig verklausuliert[es]“ (so Leppin 2009, 157) Fazit: „Caesar dachte auch in der Politik groß, zu groß für seine Zeitgenossen. […] Ich sehe nicht, warum wir ihn nicht für einen großen Staatsmann halten sollten“, vgl. Gelzer 1963, 306. 150 Caes. civ. 3,57,4: quod si fecisset, quietem Italiae, pacem provinciarum, salutem imperii uni omnes acceptam relaturos, mit Gelzer 1963, 301. Die Initiative war an Q. Caecilius Metellus Scipio, den Schwiegervater des Pompeius, gerichtet. 151 Vgl. Christ 1994, 177f. – Strasburger 1982a, 389, hatte dieser „vereinzelte[n] und unbetonte[n] Wendung“ zuvor nicht „mehr individuelle Bedeutung […] als ähnlichen topischen Reihenbildungen Ciceros“ abgewinnen wollen.
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„Historiker der Weltkriegsgeneration“ gerichteten Stilisierung Caesars zum barmherzigen „Landesvater“ durch Andreas Alföldi152 – doch zumindest eines deutlich gemacht: Das Paradigma des ‚großen Mannes‘ funktionierte bei Caesar nicht mehr. Strasburger hatte gezeigt, dass es nach 1945 aus der Zeit gefallen war, und er hatte einen mutigen Versuch unternommen, diesen zunächst einmal zeithistorisch induzierten Befund historisch festzumachen, wenngleich er sich dabei allzu sehr selbst mit dem „Urteil der Zeitgenossen“ identifiziert haben mochte.153 Gelzers Bemühungen um die Rettung des „Staatsmannes“ hingegen verpufften – nicht nur, weil seine Beleglage schwach war und er nun seinerseits die Selbstaussagen Caesars allzu stark gewichten musste,154 sondern weil er aus antiken Zeugnissen die Valenz einer modernen Kategorie zu erweisen suchte: Die Suche nach einem Staatsmann im Verständnis des 20. Jahrhunderts musste mit Blick auf die späte Republik zwangsläufig in die Aporie führen.155 Die Reaktionen auf diese Aporie blieben nicht aus und ermöglichten mittelfristig grundlegende Neubewertungen der Gestalt Caesars, die auch heute noch wichtige Anker für die Forschungsdiskussion bieten: Christian Meier untersuchte in seiner Frankfurter Habilitationsschrift Res publica amissa die strukturellen Rahmenbedingungen der späten Republik156 und bettete Caesar danach behutsam in diese ein, indem er in seiner Cae sar-Biographie das schwierige Unternehmen wagte, den biogra152
Alföldi 1985, 215 („Historiker der Weltkriegsgeneration“); 275-279 (Caesar als Landesvater). 153 Vgl. Bringmann 2007, 200. 154 Vgl. etwa Gelzer 1963, 293. 155 Vgl. Bringmann 2007, 201: „Sackgasse“. 156 Meier 1980 [1966].
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phischen Zugriff mit einem strukturellen Ansatz zu verbinden.157 Das Ergebnis zeigte einen unermüdlichen, ebenso energischen wie konsequent agierenden „Außenseiter“,158 der die „Krise ohne Alternative“ zu ihrem Abschluss brachte und ein unter strukturellen Gesichtspunkten erschöpftes Gemeinwesen umformte, ohne dabei jedoch planvoll vorzugehen oder gar eine endgültige Gestaltungsmacht über die Verhältnisse zu gewinnen.159 Insbesondere Martin Jehne hat die von Meier gegebenen Anregungen später weiterentwickelt und den Blick dabei stärker auf institutionelle Rahmenbedingungen sowie – darin unterstützt durch die Arbeiten Karl-Joachim Hölkeskamps und Egon Flaigs160 – auf die politische Kultur der späten Republik insgesamt gerichtet.161 All diese Forschungen mussten zwangsläufig auch das Ziel verfolgen, analytisch schärfer zwischen zeitgenössischen CaesarWahrnehmungen und moderner Urteilsbildung, zwischen Cae sars Leistungen im Kontext seiner eigenen Zeit und im Rückblick nach 2000 Jahren, zu differenzieren, um aus den Aporien, welche die Strasburger-Gelzer-Kontroverse um den „Staatsmann“ geschaffen hatte, wieder hinauszufinden. Diese Bemühun157
Meier 1982 (mit Meier 1979). Zum Einfluss, den Strasburgers Aufsatz aus dem Jahr 1953 auf Meier ausgeübt hat, und zur bemerkenswerten Kontinuität von Meiers Caesarbild seit seiner ersten Publikation zu Caesar aus dem Jahr 1957 s. Jehne 2008, 201-217, bes. 202-206; Jehne 2011, 263ff. 158 Vgl. Meier 1982, 25; 173ff.; 273; 430ff. 159 Meier 1982. 160 Vgl. Hölkeskamp 2004a; Hölkeskamp 2004b; Hölkeskamp 2006; Hölkeskamp 2009; Blösel/Hölkeskamp 2011; Flaig 2004a; Flaig 2003. 161 Vgl. etwa Jehne 1987; Jehne 1998; Jehne 2007; Jehne 2009a; Jehne 2009b; Jehne 2010a; Jehne 2010b. In den letzten Jahren hat Jehne v.a. den Aspekt der Kurzfristigkeit im Denken Caesars und seiner Zeitgenossen herausgearbeitet und aufzuzeigen versucht, dass die Suche nach langfristigen Planungen, nach groß angelegten Strategien und Visionen letztlich aus neuzeitlichen Denkkategorien extrapoliert ist.
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gen führten schließlich zu einer mittlerweile weithin akzeptierten Sichtweise, die Caesars politische Aktionen – insbesondere die Eröffnung des Bürgerkriegs und seine Aktivitäten als Diktator (z.B. die Annahme der gewaltigen Ehrungen) – konsequent aus dem zeitgenössischen Wertehorizont ableitet und als Resultate des für die römische Nobilität charakteristischen Strebens nach honor, dignitas usw. erklärt.162 Caesar habe dieses Denken zwar in höchstem Maße ausgereizt, mitunter sogar überspannt, aber letztlich habe er sich dennoch in einem Koordinatensystem bewegt, das ihm durch seine Sozialisation als römischer Aristokrat vorgegeben gewesen sei.163 Es war insbesondere Christian Meiers Schüler Kurt Raaflaub, der diese Position in seiner Baseler Dissertation Dignitatis contentio mit großem Nachdruck vertreten hat und damit die weitere Forschung fundamental mitzuprägen vermochte.164 Vor diesem – notwendigerweise sehr skizzenhaften – Hintergrund erscheint das aktuell in der deutschsprachigen Litera162
So bereits Strasburger 1982a, 371f.; 392. Vgl. etwa Meier 1979, 233; 235; 253; 255; Jehne 2009a, 93f.; 97f., sowie pointiert Jehne 2008, 206f. (zu Chr. Meiers Caesarbild): „Caesar war vor diesem Hintergrund eben kein Fossil, sondern nur ein Übersollerfüller, ein besonders begabter und skrupelloser Verwirklicher des auf das Gemeinwesen bezogenen Leistungskanons der republikanischen Führungsschicht. Selbst die Entscheidung, um der eigenen Ansprüche auf Anerkennung willen einen Bürgerkrieg zu eröffnen, lag dann in der Linie des adligen Verhaltenskodex, wenn auch bei Caesar eine Übersteigerung dieser Ehr- und Leistungsorientierungen unverkennbar ist“; Dahlheim 2005, 151f.; 290ff.; Baltrusch 2004, 115. Weitere Literatur, die in eine ähnliche Richtung verweist, bei Jehne 2010b, 325f., mit Anm. 54; Jehne 2010a, 187f., Anm. 2; 205, mit Anm. 88; Jehne 2011, 267, mit Anm. 40-42. 164 Raaflaub 1974, bes. 113-125; 125-152; 183-186; 186-192, v.a. mit Hinweis auf Caes. civ. 1,4,1; 1,7,1; 1,7,7-8; 1,8,3; 1,9,2; 1,22,5; 1,32,2; 1,85; 3,91,2; [Caes.] BG 8,50,3; 8,52,4; 8,53,1; Cic. Att. 7,11,1; Ligar. 18-19; Deiot. 11; off. 1,26. Daneben Flor. 2,13,17; Suet. Iul. 29,1; 32; 72; Quint. inst. 11,1,80. 163
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tur dominierende Caesarbild mit seiner starken Betonung des zeitgenössischen Bezugshorizonts für Caesars Handeln und den daraus entwickelten Deutungsansätzen zunächst einmal als Ergebnis einer sehr spezifischen Konstellation: Nach der Zäsur des 2. Weltkriegs und der Strasburger-Gelzer-Kontroverse war eine grundlegende Neukonzeption Caesars erforderlich, die den Fehler einer unbewussten Verquickung antiker und moderner Kategorien nicht mehr begehen durfte, die eindeutige Parteinahmen zu vermeiden, gleichzeitig aber einen Ort für die überragende Figur der späten Republik zu finden hatte. Folgerichtig beschritt man den Weg, Caesar als großen, schwer berechenbaren und konsequent seine Interessen umsetzenden Außenseiter in bestehende Strukturen einzubauen und insbesondere vor dem Hintergrund traditioneller Denk- und Wertehorizonte zu interpretieren.165 Führt man sich jedoch die Genese solcher Ansätze vor Augen, so wird man irgendwann dazu gezwungen sein, ihre besondere Zeitgebundenheit zu problematisieren und nach ihrer Valenz unabhängig vom historischen Entstehungskontext zu fragen. Eine solche Problematisierung könnte von folgenden Fragen ausgehen:166 165
Vgl. Meier 1979, 233: „Seitdem man diese persönliche Motivation eines die ganze damalige Welt umfassenden Bürgerkrieges kennt (man hat sie früher im allgemeinen übersehen), steht jeder Caesar-Biograph vor dem Problem, sie zu erklären“. 166 Kritik an der skizzierten Konzeption der Gestalt Caesars regt sich seit einiger Zeit in der angelsächsischen Forschung. So betont etwa Morstein-Marx 2009, 115140, bes. 122-135, die entscheidende Rolle des römischen Volkes als „dritte Instanz“ im aristokratischen Wettbewerb um honor und dignitas und weist letzterer insofern eine überpersönliche, ‚öffentliche‘ Funktion und Wirkung zu; aus dieser Perspektive heraus lasse sich Caesars Vorgehen nicht mehr mit rein persönlichen Motiven erklären, vgl. ebd., 135: „For Caesar’s army and, it appears, for most other Romans, the choice was not between Caesar and the Republic. Indeed, for many it must have appeared as if Caesar’s dignitas and the libertas of the Roman People stood and fell together: this was no merely ‚personal‘ matter“; ähnlich Morstein-Marx/Rosenstein 2006, 632f.
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1.) Die Interpretation der politischen Aktionen Caesars, die zu Bürgerkrieg und Monarchie geführt haben sollen, als Maßnahmen, mit denen Caesar zunächst einmal lediglich seine physische und soziale Integrität garantiert wissen sowie vor allem die seiner Ansicht nach verdienten Ehrungen sichern wollte, erfolgt in hohem Maße unter Bezug auf Selbstaussagen Caesars in seinen Commentarii (deren Glaubwürdigkeit schon von Zeitgenossen kritisch gesehen wurde)167 sowie auf zeitgenössische Autoren, die ihrerseits auf Caesars Selbstdarstellung direkt rekurrieren.168 M.E. ergeben sich daraus zwei methodische Probleme, die vertieft zu behandeln wären: Kann man wirklich Caesar aus Caesar erklären und muss man nicht stärker zwischen der Diskurs- und der Handlungsebene trennen?169 Ohne Zweifel lassen sich Caesars Selbstzeugnisse, wonach er stets vor allem um 167
Vgl. die bekannten Zweifel des Asinius Pollio, Suet. Iul. 56,4, mit Toher 2009, 231. 168 Zur Androhung eines Prozesses gegen Caesar durch Cato vgl. Suet. Iul. 30,3-4 (dort bes. die über Asinius Pollio überlieferte angebliche Äußerung Caesars angesichts der bei Pharsalos gefallenen Römer: hoc voluerunt; tantis rebus gestis Gaius Caesar condemnatus essem, nisi ab exercitu auxilium petissem; die griechische Version bei Plut. Caes. 46,1-2, mit Pelling 2011, 369f.); eine mögliche Andeutung bei Cic. fam. 8,14,2 (Caesari autem persuasum est se salvum esse non posse); die zeitgenössischen Quellen schweigen ansonsten; Raaflaub 1974, 144ff. Die Valenz solcher Drohungen wird angezweifelt von Gruen 1974, 494f.; Morstein-Marx 2007. 169 Ich möchte selbstverständlich nicht in Abrede stellen, dass der Diskurs stets auf den Handlungsrahmen einwirkt (und umgekehrt), so dass die Analyse des Diskurses immer auch Aufschlüsse über den Handlungsrahmen gibt. Dennoch erscheint es mir im Falle Caesars möglich, innerhalb des Quellenspektrums verschiedene Diskurse auszudifferenzieren; wenn aber diese Möglichkeit grundsätzlich besteht, dann ergibt sich daraus die Frage, in welchem Verhältnis die einzelnen Diskurse zum Handlungsrahmen stehen, welche Diskurse man aus welchen Gründen in der Analyse privilegiert und in welchem Verhältnis diese jeweils zu tatsächlichem Handeln stehen.
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die ihm zukommenden Güter gerungen habe (honor, dignitas, ein weiteres Konsulat usw.), als dessen spezifischer Beitrag zur zeitgenössischen politischen Publizistik auswerten. Aber es bleibt die Frage, ob er deshalb auch tatsächlich in derselben Weise hätte handeln müssen, wie er es dann tat, ob Selbstaussagen und politische Praxis also zusammenpassen. Schon Strasburger hat darauf hingewiesen, dass selbst ehemalige Caesar-Anhänger, die prinzipiell seinen Anliegen sicherlich offen gegenüberstanden, sich schließlich von ihm abgewandt haben, nachdem Caesar zur Tat geschritten war – ein Aspekt, der erst jüngst wieder betont worden ist.170 2.) Wenn Caesar wirklich lediglich vor dem Hintergrund zeitgenössischer Normen und Werte agiert haben soll, muss erklärt werden, warum seine Zeitgenossen ihn nicht verstanden haben. Denn hätten sie ihn verstanden, dann hätte sich nicht der Diskurs im aufgezeigten Maße von der Handlungsebene fortentwickeln können und Caesar hätte sich insbesondere in seinen letzten Lebensmonaten nicht permanent darum bemühen müssen, den entkoppelten Diskurs durch die angedeuteten Reparaturmaßnahmen wieder einzufangen. Der republikanische aristokratische Wertehorizont funktionierte offenbar nur noch auf der Diskursebene, und dort hat Caesar ihn ja auch zumindest partiell weiterverfolgt, indem er auf seine dignitas und seinen honor verwies und in ganz traditioneller Weise Lohn für seine Verdienste einforderte, die ihm eine factio paucorum, eine kleine Schar persönlicher Gegner, verweigert habe. Auf der Handlungsebene war man aber schon viel weiter fortgeschritten, wie nicht nur Caesars eigene Aktionen, sondern u.a. auch seine Ehrungen durch den Senat 170
Strasburger 1982a, 375-380; Walter 2010, 172: „Doch selbst Personen, die Caesar politisch nahestanden, konnten dessen Krieg um der dignitas willen nicht als gerechtfertigt ansprechen“.
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verdeutlichen. Hätte man jedenfalls Caesar wirklich vor dem Hintergrund traditioneller Normen verstanden, dann wäre unsere Überlieferung nicht angefüllt mit Episoden und Situationen, die gerade das Rätselraten der Mitlebenden in deutlichem Maße artikulieren. 3.) Wenn der zeitgenössische Caesar-Diskurs zum einen als Eliten-Diskurs nicht unbedingt repräsentativ sein muss, zum anderen eine republikanische Perspektive spiegelt, die dem gleichzeitigen Handlungsrahmen nicht mehr angemessen war, dann erhebt sich die Frage, ob die Forschung sich weiterhin in demselben hohen Maße auf diesen Diskurs stützen sollte wie bisher – ein frischer, unbefangener Zugriff auf Autoren wie Nikolaos von Damaskos und Velleius Paterculus könnte eine neue Offenheit für andere, stärker monarchisch geprägte Perspektiven und damit auch für alternative Deutungskonzepte generieren. Dies würde letztlich in die generelle Frage münden, ob der Wertehorizont, vor dem sich Caesars Handlungen vollzogen, tatsächlich weitgehend traditionell geprägt gewesen ist, oder ob nicht doch bereits deutliche monarchische Elemente darin identifizierbar sind. Dies aber setzt wiederum eine Loslösung von der republikanischen Perspektive voraus, die einzunehmen wir uns auf Basis des in den Quellen dominierenden Bildes weitgehend angewöhnt haben. V. Fazit Ich möchte in einem kurzen Fazit die mir wichtigsten Punkte noch einmal zusammenfassen. Die vorangegangenen Überlegungen verstehen sich dezidiert als Gedankenexperiment und können daher ein viel traktiertes Themenfeld nur ganz an der Oberfläche berühren. Mir ging es grundsätzlich um die Frage, ob ein auf Caesar und seine 66
Zeit gerichteter „Sehepunkt“, der bewusst aus einer kaiserzeitlichen und damit monarchischen Position heraus eingenommen wird, möglicherweise Impulse für die weitere Forschung erbringen kann. In der Durchführung meines Experiments habe ich zudem strikt zwischen Diskurs und Handlungsrahmen (als Konkretisierungen übergreifender Ordnungen) zu trennen versucht, um eine größere analytische Schärfe in meine spezifische Perspektive einzubringen. Dabei haben sich folgende Aspekte herauskristallisiert: 1.) Diskurs und Handlungsrahmen erscheinen aus einer ‚monarchischen‘ Sichtweise heraus zu Caesars Zeit weitgehend entkoppelt. Während die Handlungen der Akteure in Strukturen erfolgen, die bereits starke monarchische Züge aufweisen, bewegt sich der Diskurs weiterhin in einem von der Republik geprägten Kontext. Dies hat schon unter Zeitgenossen zu Missverständnissen, Paradoxien und Aporien geführt und eine Unsicherheit in der Bewertung Caesars generiert, die gerade auch in kaiserzeitlichen Dokumenten deutlich wird. 2.) In der Forschung wurde, auch aufgrund besonderer wissenschaftsgeschichtlicher Rahmenbedingungen, der ‚autonome‘, weitgehend elitäre Diskurs m.E. bislang überbewertet, was insgesamt zu einem Blick auf die zur Debatte stehende Zeit aus der Perspektive der Republik geführt hat. Damit waren bestimmte Deutungsmuster a priori vorgegeben (‚Niedergang‘, ‚Ende‘) und die Diskussion konnte sich auf Fragen nach der Eingrenzung des Zeitfensters für das ‚Ende‘ sowie einer möglichen oder eben nicht mehr möglichen Überlebensfähigkeit der alten politischen Ordnung zuspitzen. 3.) In diesen Debatten spielen bestimmte Situationen (wie z.B. das Lupercalien-Fest im Februar 44) eine besondere Rolle; sie werden als Stationen auf dem Weg von der Republik zur Monarchie untersucht, wobei Paradoxien konstatiert werden, 67
die aufzulösen schwerfällt, wenn man nicht zwischen Handlungsrahmen und Diskurs trennt. 4.) Die in der deutschsprachigen Forschung zur Zeit maßgeblichen Zugriffsweisen und Interpretationsansätze sind das Produkt einer sehr spezifischen historischen Entwicklung und wären als solche ihrerseits stärker zu historisieren und zu hinterfragen. Auch sie laufen im Kern auf eine konsequent republikanische Sichtweise hinaus, indem Caesars Handeln aus einem republikanischen Werte- und Normenhorizont abgeleitet wird. Dies führte im Ergebnis zu einer scheinbaren Deckungsgleichheit der Mehrzahl unserer Zeugnisse mit der – forschungsgeschichtlich erklärbaren – Perspektive, aus der heraus sie analysiert werden. Wissenschaftsgeschichtliche und inhaltliche Aspekte sind hier zu einem schwer entwirrbaren Geflecht verwoben worden. Ein Blickwinkel aus der Kaiserzeit könnte hier frische Impulse geben. 5.) Wenn der Handlungsrahmen tatsächlich schon so weitgehend monarchisch strukturiert war, dass Caesar letztlich kaum Alternativen zu seinem Tun besaß, dann stellt sich von neuem die Frage nach dem Verhältnis von Struktur und Individuum, das mit Blick auf Caesar vor allem die Arbeiten Christian Mei171 ers und zuletzt auch Martin Jehnes entscheidend geprägt hat. Möglicherweise war der vordergründig als energischer Gestalter auftretende Heerführer und Politiker tatsächlich in vielen Punkten eher ein Getriebener, wie schon Meier gemutmaßt hatte?172 171
Vgl. Jehne 2009a. In meinen Augen besteht ein großer Vorzug des Konzepts der ‚Krise ohne Alternative‘ darin, dass es dezidiert den Blick auf Handlungsspielräume richtet und damit die Frage nach der Gestaltungsmacht der Akteure aufwirft. Allerdings ist auch in diesem Fall auf die – analytisch m.E. außerordentlich fruchtbaren – Differenzierungen hinzuweisen, die sich ergeben, wenn man Handlungsspielräume jeweils (wie Christian Meier) aus einer republikanischen und (wie hier vorge-
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nd wäre wirklich alles anders gekommen, wenn z.B. Pompeius U im Bürgerkrieg gesiegt hätte? Schon Cicero hat das bezweifelt.173 In Fragen wie diesen die erforderlichen Feindifferenzierungen vorzunehmen, ohne erneut schwerfällige Kategorien wie ‚Vollstrecker des Weltgeistes‘ oder ‚Staatsmann‘ zu bemühen, wären zukünftige Aufgaben der Forschung. Dabei könnte ein möglicher Ausgangspunkt für weiteres Nachdenken in vereinzelten Überlegungen beruhen, die aufgrund der spezifischen politisch-sozialen Grundbedingungen der römischen Republik schon seit längerem von einer „strukturell angelegte[n] Tendenz zur Alleinherrschaft“ in Rom – und zwar seit frühesten Zeiten – ausgehen.174 Wollte man diese Pfade bis in die letzten Tage der Republik weiterverfolgen, so könnte dies zu einer Emanzipation vom geläufigen Narrativ des Versagens der republikanischen Ordnung angesichts schlagen) einer kaiserzeitlichen Perspektive heraus auslotet. Letztere erlaubt m.E. einen kompakteren Zugriff auf den zur Diskussion stehenden historischen Prozess und seine unterschiedlichen Etappen, die aus einer evolutionären Perspektive immer schwieriger identifizierbar sind als aus dem Rückblick, welcher innerhalb eines Prozesses einzelne Teil- bzw. Etappenresultate schärfer konturiert (der skizzierte Forschungsüberblick sollte deutlich gemacht haben, dass auch die moderne Forschung großenteils Caesar weiterhin aus dem republikanischen Blickwinkel betrachtet, obwohl sie zunächst einmal selbstverständlich – wie jede historische Forschung – ex post argumentieren muss). Insofern erscheint es mir aus einem retrospektiven Blickwinkel heraus zumindest leichter zu sein, innerhalb des autonomen Prozesses das Stadium ‚Monarchie‘ zu identifizieren. Dass dieses freilich unter einem überwölbenden (wenngleich nicht allein stehenden oder gar für alle Zeitgenossen repräsentativen) Diskurs zunächst einmal verborgen bleibt und nur über die Handlungsebene sichtbar wird, scheint mir mit einer der Gründe dafür zu sein, dass auch nach Christian Meiers Res publica amissa die Debatten über die Rolle Caesars im historischen Prozess vornehmlich unter dem übergreifenden Diskussionskontext ‚Ende der römischen Republik‘ geführt worden sind. 173 Vgl. Cic. Att. 7,7,7; 8,11,2, 9,8,3; 10,8,1. 174 Vgl. etwa Rilinger 1982, 299-304, das Zitat 300 (= 2007, 143-148, das Zitat 144); Eder 1993; Linke 2010.
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der allmählichen Machtzunahme der ‚großen Einzelnen‘ – gipfelnd in Iulius Caesar – führen. An dessen Stelle könnte die Analyse tief verankerter struktureller Aspekte treten, mit deren Hilfe sich die These eines bereits unter Caesar weitgehend monarchisierten Handlungsrahmens noch weiter plausibilisieren und zugleich auch losgelöst von kontingenten und möglicherweise eher akzidentiellen Entwicklungen begründen ließe; vielleicht war die Monarchie in Rom schon während der Republik in weitaus stärkerem Maße präsent, als bisher erkannt worden ist. Hier besteht noch erheblicher Forschungsbedarf. Meine eigene Perspektive aus der Kaiserzeit heraus lässt Caesar jedenfalls zunächst einmal als ein Zahnrad, vielleicht ein etwas größeres, im Motor des historischen Prozesses erscheinen. Ich bin nicht sicher, ob seine Entscheidungen tatsächlich den „großen Trend“ hin zur Monarchie noch beschleunigt haben, wie Martin Jehne vermutet;175 ich sehe ihn eher in einem bereits weitgehend monarchisch geprägten Rahmen wirken,176 innerhalb dessen seine Entscheidungen möglicherweise gar nicht mehr von allzu großer Relevanz waren, insofern sie 175
Jehne 2009a, passim, bes. 20; 140; 143; 146; 150. Nach der Lektüre meines Manuskriptes hat Martin Jehne gegen meine These eines bereits existenten monarchischen Handlungsrahmens eingewandt, dass vor Caesars Sieg im Bürgerkrieg immerhin noch eine aristokratische Konkurrenz sichtbar gewesen sei, die durch die Resultate des Bürgerkriegs aufgehoben worden sei, so dass dieser letztlich doch noch einmal einen qualitativen Sprung bedeutet habe. Ich möchte indes auch gar nicht in Abrede stellen, dass auch innerhalb eines bereits monarchisierten Handlungsrahmens weiterhin qualitative Sprünge möglich sind – dies zeigt sich ein ums andere Mal auch während der römischen Kaiserzeit. Allerdings glaube ich nicht, dass nach dem Bürgerkrieg keine aristokratische Konkurrenz mehr existiert hat; sie wurde m.E. lediglich auf eine andere Ebene verlagert und vollzog sich jetzt unterhalb des Monarchen im Ringen um seine Gunst. Dies zeigt sich – für den frühen Prinzipat – m.E. am deutlichsten am Beispiel der sog. Maiestätsprozesse unter Tiberius.
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vielleicht auch anders hätten lauten oder von anderen Entscheidungsträgern hätten getroffen werden können, ohne letztlich etwas am bereits feststehenden Ergebnis zu ändern.177 Um es ganz extrem zuzuspitzen: In meiner Sichtweise hat Caesar nicht die Monarchie in Rom eingeführt, sondern er hat sie bereits vorgefunden; er hat keinen Prozess beschleunigt im Sinne eines rascheren Fortschreitens von A nach B, sondern eher zur Verdichtung des bereits erreichten Zustands B beigetragen. Seine ungeheure Prominenz in den Quellen und späteren Diskussionen scheint mir in hohem Maße einem Diskurs geschuldet zu sein, der diesen Sachverhalt durch Personalisierung konkreter zu fassen und aufs neue zu prozessualisieren versuchte und schon in der Antike deutliche Tendenzen einer Verselbständigung aufweist. 177
Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich betonen, dass ich nicht zu den Vertretern der These einer historischen Notwendigkeit des Endes der Republik zu einem bestimmten Zeitpunkt gehöre. Solche Axiome lassen sich m.E. ohnehin nur von jenen formulieren, die den historischen Prozess aus der Perspektive der Republik beobachten und analysieren. Ich selbst blicke – wie ausgeführt – ex post auf das Ergebnis, nämlich die Monarchie, und sehe diese – für Manchen möglicherweise etwas zu früh – in dem hier diskutierten Zeitraum bereits verwirklicht. Insofern geht es mir auf der anderen Seite auch nicht darum, den Faktor Kontingenz, der mit Blick auf die späte Republik kürzlich zu Recht hervorgehoben worden ist (vgl. Walter 2009; Jehne 2009b), auszublenden, sondern ich möchte dessen Wirksamkeit sogar ausdrücklich in Rechnung stellen. Aber auch Kontingenz vollzieht sich innerhalb gegebener Rahmenbedingungen (so auch Walter 2009, 38), und diese gilt es zu definieren (angesichts der oben herausgearbeiteten Diskrepanz zwischen Handlungsrahmen und Diskurs mag man darüber spekulieren, ob Zeitgenossen Caesars nicht sogar von einer besonderen Kontingenzerfahrung geprägt gewesen sein dürften). Dabei hoffe ich, der „Determinismusfalle“, auf die jüngst Jehne 2009b, 146f., aufmerksam gemacht hat, vor allem dadurch zu entgehen, dass ich nicht nach dem Weg zur Monarchie als Möglichkeit, Notwendigkeit usw. frage, sondern danach, wie Zeitgenossen mit dieser umgegangen sind – ganz unabhängig von der Frage, ob es zu ihr kommen musste oder nicht.
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