Das Problem der europäischen Expansion in der Geschichts-Schreibung [Reprint 2022 ed.] 9783112685983


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VORWORT.
Übersee-Geschichte. Eine Schriftenfolge herausgegeben
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Das Problem der europäischen Expansion in der Geschichts-Schreibung [Reprint 2022 ed.]
 9783112685983

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ÜBERSEE-GESCHICHTE

EINE S C H R I F T E N F O L G E H E R A U S G E G E B E N V O N

A D O L F REIN •

BAND 1



-i

Das Problem der europäischen Expansion in der Geschichtsschreibung von

Adolf Rein

Friederichsen, de Gruyter S. Co. m. b. H. / Hamburg 1929

Die Schriften-Folge „ Ü b e r s e e - G e s c h i c h t e " soll in zwangloser Reihe

Einzelforschungen und Studien zur G e -

schichte der Ausbreitung der Europäer und des europäischen Wesens über die Erde bringen. In dem den bewohnbaren Erdraum umfassenden Vorgang der Ausdehnung des Abendlandes, seiner Macht und seiner Bildung, seines Denkens und seines Gestaltens, erscheint ein weltgeschichtliches Geschehen, von dem dieneueren Jahrhunderte vorzüglich bestimmtwerden. Eine Ordnung der Staaten und Völker zueinander in Gemeinschaft von allen Erdteilen und Rassen, und deshalb der wechselnden Einwirkung aller aufeinander, ist im Entstehen. Weltpolitische Aufgaben (im weitesten Sinn des Begriffes Politik genommen) sind heraufgekommen von {einer, Art und B e deutung für das Ganze, wie sie den Menschen nie zuvor gestellt waren. Der unentbehrlichen geschichtlichen

Durchdringung

dieses Gegenstandes im Geiste der Wahrheit zu dienen, ist die vorliegende Sammlung unabhängiger Einzeldarstellungen bestimmt.

Übersee-Geschichte E i n e S c h r i f t e n f o l g e h e r a u s g e g e b e n von

Adolf Rein Band 1

Das Problem der europäischen Expansion in der Geschichts-Schreibung von

Adolf Rein

Friederichsen, de Gruyter & Co. m. b. H. / Hamburg 1929

Copyright 1929 b y Friederichsen, d e G r u y t e r & Co. m . b. H . Hamburg

D r u c k v o n J . J . A u g u s t i n in G l ü c k s t a d t u n d H a m b u r g

VORWORT. Für den Historiker bilden auf dem Gebiete der IdeenGeschichte Untersuchungen über Bestrebungen und Richtungen innerhalb seines eigenen Handwerkes im Spiegel der sich entgegengesetzten Zeiten einen besonderen Anreiz; findet er doch darin den Stoff zum Nachdenken über sein eigenes Tun und zur Bestimmung des geschichtlichen Ortes, an dem zu wirken er selbst berufen ist. Die auf den nachfolgenden Seiten in den Druck gegebene Abhandlung ist auf dem I n t e r n a t i o n a l e n H i s t o r i k e r - K o n g r e ß i m A u g u s t 1928 i n O s l o als Vortrag in der vorliegenden Form — von einigen wegen der Kürze der Redezeit dort erforderlichen Streichungen abgesehen — gehalten worden. Ich habe davon Abstand genommen, diese Vortragsform und vor allem die durch sie gegebene stoffliche Zusammendrängung in der Veröffentlichung aufzugeben. Erweiterungen und vollere Ausführungen hätten leicht vorgenommen werden können, aber damit wäre der Weg zu einer vollständig durchgeführten Untersuchung beschritten worden. Das zu tun, verbieten mir jetzt andere drängende Arbeiten. Nur die Ergänzung von Anmerkungen schien mir bei der Veröffentlichung des Vortrags unumgänglich; auch dabei ist jedoch mit Maß verfahren worden, immerhin aber doch so viel gegeben, daß die quellenmäßige Rechtfertigung des Dargelegten erscheint. In der Behandlungsart des Vortrags kann nichts anderes beabsichtigt sein, als eine bestimmte Linien-Führung für den Zusammenhang und die Folge des Ganzen herauszuarbeiten. Ich bemerke dabei ausdrücklich, daß das Thema

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auf die Geschichts- Schreibung beschränkt ist, daß also alles, was zur Geschichte der Theorien über das Wesen der Expansion — Staats- und Wirtschafts-Theorien — gehört, hier ausgeschaltet werden mußte. Die Maximen des Merkantilismus, die Kolonial-Wissenschaft des revolutionären Europa, die marxistischen Lehrsätze über die Verbindung von Kapitalismus und Imperialismus u. a. sind in die Betrachtung nicht mit eingezogen worden. Sie bilden Stoff genug für eine besondere Untersuchung. — Die Drucklegung dieses Vortrages über die den überseeischen Umkreis behandelnde Historiographie trifft zusammen mit der Herausgabe einer Folge von Studien, Untersuchungen und Forschungen aus dem Gebiete der „ U b e r s e e G e s c h i c h t e " . Ich entschloß mich deshalb diese neue Reihe mit dieser kleinen Abhandlung zu eröffnen und damit gewissermaßen eine Einleitung für sie zu geben, in der ich den Blick auf das zurückwende, was bisher auf diesem so wichtigen Forschungs-Gebiet erstrebt und geleistet worden ist. In meinem Vortrag kommt eine bestimmte Auffassung zum Ausdruck. Damit soll natürlich nicht für diese Sammlung von Einzeluntersuchungen einseitig eine bestimmte wissenschaftliche Richtung festgelegt werden. Die einzelnen Bände werden einen völlig selbständigen Charakter tragen und unter der alleinigen wissenschaftlichen Verantwortung ihrer Autoren stehen. Meine Betrachtungen an der Spitze der Sammlung können keinen andern Zweck haben, als einen Wegweiser aufzustellen auf Grund der von mir bisher gemachten Erfahrungen. Der besondern Rechtfertigung bedarf die Schriften-Folge als solche wohl kaum. In der buchhändlerischen Anzeige dieser Bände ist auf den Grundgedanken der Sammlung hingewiesen. Es handelt sich hier um Beiträge zur Geschichte der Europäer außerhalb Europas, um Unter6

suchungen zur Ausbildung der abendländischen Weltherrschaft, um Forschungen über das Einwirken dieses universalhistorischen Vorganges auf Europa selbst und die alte Völkerwelt außerhalb Europas, um Studien über die Veränderungen, die die Macht und der Glaube, die Kultur und die Zivilisation des einen auf den andern hervorgerufen haben. Adolf Rein.

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n einem andern Orte habe ich versucht, das Verhältnis zwischen dem Staaten- System im Abendland auf der einen Seite und der von ihm aus erschlossenen überseeischen Welt auf der andern Seite aufzuzeigen, wie es in dem Wechsel der Zeiten in Gebilden der politischen und völkerrechtlichen Theorie zum Ausdruck gekommen ist 1 ). Das dort Ausgesprochene braucht hier nicht wiederholt zu werden. Dem Bedingtsein des Staats-Denkens in dem Vollzug der großen Begebenheiten selbst entspricht eine gleichartige Bestimmung des historischen Interesses und der historischen Auffassung für diese Zusammenhänge und Abwandlungen im L a u f der Geschichte. Die Frage nach der Einwirkung der überseeischen Entdeckungen, Eroberungen und Pflanzungen auf die europäische Geschichts-Schreibung und nach der historischen Deutung, welche diese die Welt von Grund aus verwandelnden Vorgänge in ihr gefunden haben, führt in den verschiedenen Abschnitten der Entwicklung und bei den verschiedenen Völkern und Schriftstellern in ein so umfangreiches Stoffgebiet hinein, daß es sich hier (in der so kurz bemessenen Zeit) nicht darum handeln kann, ein sorgfältiges Auseinanderlegen des ganzen Gegenstandes zu beginnen, sondern nur d a r u m : d i e Momente dieser europäischen ExpansionsHistoriographie herauszustellen, welche wir als wesentlich und als für die Epochen bezeichnend auffassen. Die Geschichte der ersten großen Entdeckungen ist unter r e l i g i ö s e n u n d n a t i o n a l e n L e i t g e d a n k e n dargestellt worden. Portugiesen und Spanier, die in dem K a m p f gegen ) Uber die Bedeutung der überseeischen Ausdehnung für das europäische Staaten-System. Hist. Zeitschr. 137 (1927) 28—90. J

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die Mauren ihre besondere staatliche und ihre allgemeine christlich-europäische Aufgabe erblickten, waren in der Fortführung dieser Bewegung auf das größere ozeanische Feld hinausgegangen. Der kirchliche Gesichtspunkt blieb der allgemein gültige, aber der nationale trat auf das bestimmteste hinzu, in dem Sinn der besonderen Berufung und Leistung, sei es der Lusitanier oder der Kastilier für die Verbreitung des christlichen Namens in Afrika, Amerika und Asien. Ein gehobenes nationales Pathos, ein enthusiastischer Patriotismus erfüllt die aufblühende Geschichts- Schreibung dieser neuen „gesta Dei per Lusitanos" oder „Castellanos". Der Titel des Werkes von G o m a r a über die Eroberung von Mexiko: „Hispaniavictrix" kennzeichnet mit diesem stolzen Schlagwort die Absichten und den Geist auch der andern Werke. Das Gefühl für die Größe und die universale Bedeutung dieser nationalen Begebenheiten ist stark ausgeprägt: als „das größte Geschehnis seit der Erschaffung der Welt, mit der einen Ausnahme der Fleischwerdung und dem Tode dessen, der sie schuf", wird die Entdeckung Amerikas bezeichnet1) ! Weder Livius noch Homer hätten über gleich gewaltige wunderbare und große Taten zu berichten gehabt2). Hier muß auch beachtet werden, daß die Geschichts- Schreibung der Entdeckungen und transozeanischen Eroberungen einen vorwiegend a m t l i c h e n C h a r a k t e r aufweist: Cerveira, Zurara, Castanheda, Barros, Goes, Correa, Orosio bei den Portugiesen, Martyr, Oviedo, Gomara (immerhin für Rein: Der Kampf Westeuropas um Nordamerika, Stuttgart 1925, p. 10. 2) Johannes Albrecht: Beiträge zur Geschichte der portugiesischen Historiographie des 16. Jahrhunderts. Hist. Studien 6, Halle 1915, p. 17, 28, 46, 49.

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Mexiko), Herrera, de Solis bei den Spaniern repräsentieren dieses enge Verbundensein des staatlich-nationalen Momentes mit dem kolonialen, mit dem Bezwingen ferner mohammedanischer oder heidnischerVölker. DieKolonial-Geschichte in ihren Anfängen ist die portugiesische und die spanische National-Geschichte jener Jahrhunderte. Im 15. und 16. Jahrhundert hatten weder die wettbewerbenden Franzosen noch die Engländer oder Niederländer etwas wesentliches für die Erschließung und die Ordnung der neuen überseeischen Welt zu vollbringen vermocht, so stark auch ihr politisch-ökonomisches Interesse daran geweckt worden war 1 ). Die beiden endgültig gemeinten Welt-Demarkationen der iberischen Mächte konnten von diesen ein Jahrhundert lang behauptet werden. Die andern Völker des Abendlandes (von einzelnen Geographen und Seefahrern, Kaufleuten und Missionaren, Soldaten und Abenteurern abgesehen) blieben Zuschauer des neuen weltgeschichtlichen Geschehens. Als uninteressierte Betrachter suchten sie zunächst in einer unpolitischen Literatur von Reiseberichten, Briefen, Erinnerungen den neuen überseeischen Wissensstoff sich anzueignen. Eine unpolitische Geschichts- Schreibung der Begebenheiten in Ubersee fand in den K o s m o g r a p h i e n ihren äußeren Rahmen und die Bestimmung ihrer Form. Die Kosmographien sind kompendiöse Werke astronomischen, geographischen, völkerkundlichen und historischen Inhalts. Seit dem 16. Jahrhundert fließt die EntdeckungsGeschichte in diese Beschreibungen des Kosmos und der Oikumene ein. Die allgemeine Erdkunde weitet sich aus zum „Theatrum orbis terrarum" (1570); Sebastian Frank schreibt Z. B. ed. Ed. Arber: The first three English books on America, Birmingham 1885. — R. Hakluyt: Divers voyages etc. 1582.

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sein „Weltbuch Spiegel und Bildnis des ganzen Erdbodens" (1534); Münster kommt (1544) mit einer „Cosmography oder Weltbeschreibung". Diese Kosmographen, zu deutsch „ W e l t s c h r e i b e r " , bezeichnen sich auch als „HistorienBeschreiber", denn in ihren Sammelwerken tragen sie Merkwürdigkeiten aller Art zusammen über Länder, Völker, Sitten, Gebräuche, Staats-Einrichtungen, dazu geben sie Reihen von zusammengeordneten geschichtlichen Ereignissen, besonders auch Entdeckungs-Geschichte der neuen Länder, Menschen, Tiere, Pflanzen, Klimata. Sie beschreiben eine Welt, deren Ende und Abgeschlossenheit jetzt gefunden worden ist 1 ); also etwas Ganzes haben sie darzustellen. Eine neue , , G e o g r a p h i a u n i v e r s a l i s " wird gepflegt 2 ). La Popelliniere schildert „Les trois mondes": die alte, die neue und die Austral-Welt 3 ). Die „Archontologia cosmica" erscheint in Frankfurt a. M. 1629 nach dem französischen Werk „Le monde" gearbeitet mit Kupfern von Merian 4 ). Der Titel eines solchen Werkes von J. J. Hofmann in Basel „Lexicon universale historicum-geographico-chronologico-poetico-philologicum" (1677) zeigt die polyhistorische enzyklopädische Absicht des Sammeins und Zusammentragens alles Wissenswerten recht deutlich 5 ). Für den hier behandelten Zusammenhang ist wichtig, daß Frank p. 1. ) 1596 u. 1598 in Venedig. — E. Oberhumer: Die politische Geographie vor Ratzel und ihre jüngste Entwicklung, als Anhang in Ratzel: Politische Geographie 1923. 3 ) La Popelliniere: Les trois mondes, Paris 1582. 4 ) Newe Archontologia Cosmica, das ist: Beschreibung aller Kaisertümer, Königreiche und Republiken der ganzen Welt, die keinen höheren erkennen usw. ed. Joh. Ldg. Gottfried, Frankfurt a. M. 1646 2 . 5 ) Zu beachten auch Max Hasl: Zur Geschichte des geographischen Schulbuches. Diss. Würzburg 1903. 2

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damit eine n e u e A n s c h a u u n g v o n d e r U n i v e r s a l i t ä t d e s g e s c h i c h t l i c h e n S t o f f e s vorbereitet wird. Für die Auffassung der überseeischen Welt kommt neben den Kosmographien der S t a a t e n - K u n d e eine besondere Bedeutung zu. Die Staaten-Kunde ist von den Italienern begründet worden; die Franzosen haben sie weitergefördert; in die Breite ausgeführt haben sie besonders die Niederländer. Der entwickelte Weltsinn der Holländer, welche in ihrem Welthandel und Weltverkehr alle im 17. Jahrhundert erreichbaren Handelsplätze, Völker und Staaten der Erde berührten, mußte sie zu einer u n i v e r s a l e n S t a t i s t i k bringen. Sie hatten das Commerz-Wesen zu einem Moment ihrer Staatlichkeit gemacht: waren sie, denen der Reichtum besonders aus den überseeischen Beziehungen zufloß, nicht berufen, die handelspolitischen Verhältnisse der Welt darzustellen und damit eine Schilderung der Staaten in allen Teilen der Erde, auch in ihrem geschichtlichen Aufbau, zu verbinden ? In Leyden kam die Sammlung von Einzelstaats-Beschreibungen und Staatsgeschichten heraus, nach dem Drucker „ E l z e v i r ' s e h e R e p u b l i k e n " genannt (1625—1640) 1 ). Ein Bewindhebber der Westindischen Kompanie war einer der Hauptschriftsteller der Sammlung. China und Japan, das Reich des Groß-Mogul mit Indien, Arabien, Persien, Türkei, Rußland fanden da ebenso ihren Platz wie eine Beschreibung von Afrika und des portugiesischen und spanischen Kolonialreiches 2 ). „Diese Richtung rief eine ausgedehnte, weit über die Niederlande hinaus einflußreiche Literatur hervor 3 )". ') G. Frick: Die Elzevirschen Republiken, in Hallesche Abh. zur neuern Gesch. 30 (1892). 2 ) In dem Band: Hispania sive de regis Hispaniae regnis et opibus commentarius, Leyden 1629. 3 ) Frick p. 28.

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W i r brauchen die Namen hier nicht zu häufen 1 ). Es genügt vielleicht f ü r eine Fülle von gleichartigen Schriften auf diejenigen von G e o r g H o r n in Leyden hinzuweisen z. B . : Orbis politicus imperiorum, regnorum, principatuum, rerum publicarum, cum memorabilium historiéis et geographia veteri ac recenti (1667 und 1669) 2 ). Die Staaten-Kunde ist überall gepflegt worden, wo politische Interessen in dem europäischen System bestanden, jeweiligen Bedürfnissen nach Umfang und Ausführlichkeit angepaßt 3 ). P u f e n d o r f s im ganzen Abendland berühmte „Einleitung zu der Historie der vornehmsten Reiche und Staaten . . . in Europa" (1682) ist 1705 in England von 1)

Literatur-Angaben in J . Chr. Gatteres Ideal einer allgemeinen Weltstatistik. Göttingen 1773. Auch bei Oberhumer in der neuen Ausgabe von Ratzel: Politische Geographie, 1923. 2 ) Über Horn siehe Wegele: Geschichte der deutschen Historiographie, München 1885, p. 483. — Auch E. C. Scherer: Geschichte und Kirchengeschichte an den deutschen Universitäten, Freiburg 1927. 3 ) In Frankreich hat noch vor den Elzevir'schen Republiken die Kosmographie und Staatenkunde von Pierre d'Avity: Les Estats, Empires, Royaumes et Principautez du Monde; St. Omer 1614 Bedeutung gewonnen. Ob mit diesem Werk, das seinen Blick auch über Europa hinauswendet, der allgemeine Weltfriedens-Plan in Zusammenhang steht, der 1623 in Paris unter dem Titel herausgekommen ist: „ L e N o u v e a u C y n é e ou discours d'estat représentant les occasions et moyens d'establir une paix generale, et la liberté du commerce par tout le Monde. Aux monarques et princes de ce temps (ed. Th. W. Balch, Philadelphia 1909) und die ganze damals bekannte Erde mit Persern, Chinesen, Mongolen, Afrikanern u. a. umschließt ? In einer Geschichte des neuen Universalismus muß neben den hier ausgesprochenen Gedanken einer Universal-Ökonomie und des Weltfriedens Kopernikus und Bodinus berücksichtigt werden mit dem Gedanken der Weltmünze, Descartes mit dem der Weltsprache, Leibniz mit dem der Universal-Schrift und Weltkultur. 14

J. Crull für Asien, Afrika und Amerika fortgesetzt worden 1 ). So war bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts der Boden weithin vorbereitet, daß der Göttinger Historiker J. Chr. Gatterer in einer Schrift aus dem Jahr 1773 das „ I d e a l e i n e r a l l g e m e i n e n W e l t - S t a t i s t i k " aufstellen konnte. — Aus dem Dienst der diplomatischen Berichterstattung und der damit verknüpften politischen Interessen-Lehre war die Staaten-Kunde als staatswissenschaftliche Disziplin hervorgegangen; aus ihr erhob sich im Fortschreiten d i e I d e e einer allgemeinen profanen europäischen Staat e n - G e s c h i c h t s - S c h r e i b u n g . Es ist bekannt, daß die Reihe der Göttinger Historiker von Schmauss bis Heeren diese besonders gefördert hat. S c h m a u s s hatte sich mit dem Plan getragen, neben der „Historie der Balance von Europa" und den Staatshändeln des Nordens in einem dritten Teil das Commercien-Wesen der Europäer, also die überseeischen Beziehungen zu behandeln; „die Sache ist von der allergefährlichsten Consequenz in Ansehen der balance von Europa", bemerkte er 2 ). Erst H e e r e n ist zur Ausführun g solcher Pläne übergegangen, indem er in ein einziges (noch heute als bedeutsam zu bezeichnendes) Werk die Geschichte Europas, die Geschichte des Nordens und die Geschichte der Kolonien innerlich zusammenfügt. In diesem „Handbuch des Staaten-Systems und seiner Kolonien" faßte Heeren, so viel wir sehen als erster, die Idee eines „sich bereits mit Macht erhebenden Welt-Staaten-Systems 3 )". So war das historisch-politische Denken im 18. Jahrhundert von der Staaten-Kunde zum Begriff einer Weltstatistik, von x

) Puffendorff : Einleitung zu der Historie der vornehmsten Reiche und Staaten . . von Asia, Afrika und Amerika; Frankfurt a. M. 1732, 4. Aufl. (aus dem Englischen). 2 ) p. 631. 3 ) p. X I I ed. 1819.

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der Geschichte der europäisch-beschränkten Staaten-Gesellschaft, des Staaten-Systems, zur A u f f a s s u n g einer p o l i t i s c h e n W e l t e i n h e i t herangeführt worden. — Während die den Staats- Wissenschaften dienende Historiographie so in das Universale sich ausdehnte, ist unter den Einflüssen der am Ausgang der merkantilistischen Zeit heraufziehenden kolonialen Krise — besonders gefördert durch den Abfall der Vereinigten Staaten von dem HandelsImperium Groß-Britanniens und weiter gebildet durch die revolutionäre Philosophie der Franzosen — eine neue k o l o n i a l e S o n d e r - G e s c h i c h t s - S c h r e i b u n g emporgekommen. Der „pacte coloniale" sollte zur Auflösung gebracht werden. Das koloniale Wesen, das die Kabinette so lange Zeit versucht hatten alsarcana, als Staats-Geheimnisse verborgen zu halten, wurde in den Salons der politischmoralischen Kritik und damit der historischen Untersuchung ausgeliefert1). Die von G. Th. R a y n a l in den Jahren von 1770 bis 1792 immer wieder von neuem aufgelegte und öfters übersetzte „Histoire philosophique et politique des établissemens et du commerce des Européens dans les deux Indes" hat trotz ihres polemischen und propagandistischen Charakters, bis weit in das 19. Jahrhundert hinein, im Mittelpunkt dieser neuen kolonialen Spezial-Historiographie gestanden, welche nun nicht mehr an das national-staatliche oder gar konfessionell-kirchliche Interesse gebunden war, sondern von einem allgemeinen kosmopolitisch-humanitären Standort aus an ihren Gegenstand heranging. Mit der Frage nach dem Sinn, der Berechtigung, den Methoden, den Aufgaben und auch den Aussichten der außereuropäischen Kolonisation, Eroberung und Landx)

Z. B. hat der spanische Minister Arranda Beiträge zu Raynals Kolonial-Geschichte geliefert.

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nähme ist die Sonder-Wissenschaft der europäischen Kolonial-Geschichte begründet worden; sie wählte ihren Platz in unmittelbarer Nachbarschaft einer gleichzeitig im Aufbau begriffenen allgemeinen Kolonial-Wissenschaft oder Lehre vom richtigen Kolonisieren 1 ). Es ist die Generation, von der die theoretische National-Ökonomie in Frankreich und England begründet wurde. Diese verschiedenen aber mit einander verwandten geistesgeschichtlichen Erscheinungen aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts müssen in den großen staatlichen Zusammenhängen dieser wahrhaft k o l o n i a l p o l i t i s c h e n E p o c h e gesehen werden, da die Utrechter Idee einer europäischen Ordnung nach dem Gesetz des Gleichgewichtes in den neuen französisch-englischen Kämpfen ihre Ausdehnung auf das See-, Handels- und KolonialWesen erfuhr, da die Idee eines die Erdkugel umspannenden Staaten-Systems, da das Ideal einer Welt-Statistik, da der Begriff der Welt-Literatur 2 ), da jene Sonderdisziplin der Kolonial-Wissenschaft hervorgebracht wurden. Dieses kolonial-politische achtzehnte Jahrhundert ist es, welches, notwendigerweise, nun auch zu einem n e u e n B e g r i f f u n d I d e a l d e r U n i v e r s a l - H i s t o r i e übergehen mußte. Gegen B o s s u e t , der noch einmal in großartiger das in sich geschlossene, aber auch nur auf die zur lichen Heilsgeschichte selbst in Beziehung stehenden eingeschränkte Bild der Weltgeschichte gezeichnet

Weise christVölker hatte,

1

) Z. B. Abbé Condillac: Le commerce et le gouvernement considérés relativement l'un à l'autre. 1776. — C. B. Wadstrom: An essay on colonization etc. 2 Bde. London 1794/95. — De Pradt: Les trois âges des colonies ou l'état passé présent et à venir. 3 Bde. Paris 1802. — Henry Brougham: An inquiry into the colonial policy of the European powers. 2 Bde. Edinburgh 1803. 2 ) Dazu jetzt der Aufsatz von K. Vossler: Nationalliteratur und Weltliteratur, Zeitwende, März 1928 und die dort angeführte Literatur. 2

Rein

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waren von V o l t a i r e die universal-historischen Ideen für das neue Jahrhundert aufgestellt worden: nicht mehr auf das Christentum bezogen, sondern kosmopolitisch sollte die Weltgeschichte sein: nicht für den Abendländer sollte sie geschrieben werden, sondern, in den Worten eines deutschen Aufklärers, „für den Weltbürger, den Menschen überhaupt" 1 ). Voltaires Tendenz gegen die christliche Kirche führte ihn zur betonten Behandlung der Geschichte der überseeischen Völker. Eine umfangreiche Utopien-Literatur der Europäer hatte seit dem Jahrhundert der Entdeckung die Welt jenseits der Meere mit den Vorstellungen irdischer Paradiese verbunden 2 ). An die Stelle der Transzendenz trat hier in gewisser Weise die — Transozeanität: d i e N e u e W e l t , so hat man es geradezu ausgesprochen, hat d i e A n d e r e W e l t ersetzt 3 ). Die Auflösung des von der Kirche überlieferten Begriffs einer eingeschränkten Geschichtlichkeit der Völker war in jenen Kosmographien oder Weltbüchern, in jenen polyhistorischen Sammelwerken des 17. und schon 16. Jahrhunderts vorbereitet worden. Eine Ausweitung der universalgeschichtlichen Anschauung war damit in die Wege geleitet, die im 18. Jahrhundert, da ein so grelles Licht auf die Vorgänge der europäischen Expansion in allen Weltteilen fiel, zu einer Forderung des Tages wurde. J

) Schlözer. ) Dieses zu behandeln würde einen besonderen Gegenstand der Untersuchung bilden. Eine Vorstellung von dem Umfang speziell der R o b i n s o n - L i t e r a t u r vermittelt: Herrn. Ullrich: Robinson und Robinsonaden (Bibliographie), in Literarhist. Forschungen H e f t 7. Weimar 1898. 3 ) Raynal, 1780, IV 469: „Depuis que la communication est établie entre les deux hémisphères de ce monde, on parle et l'on s'occupe moins de cet autre monde, qui faisoit l'espérance du petit nombre, et le tourment de la multitude." 2

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Schon in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts war die Vorstellung der Weltgeschichte in dem überlieferten Rahmen des G o t t e s r e i c h e s und der v i e r W e l t m o n a r c h i e n gelegentlich beiseite gelassen oder sogar zurückgewiesen worden. Georg Horn1) (den wir schon erwähnten) verknüpfte die Einteilung nach den vier Weltreichen mit einer geographischen Gliederung des Stoffes nach den vier Weltteilen, ähnlich wie Vlint 2 ), Hugo Floriacensis3), Orosius4). Kaspar Abel konnte, auch unter Berufung auf Conring, 1707 (1706) die Ketzerei aussprechen, daß „an den vier Monarchien mehr Geschrei als Wahrheit sei" und daß „die vier Monarchien keinen Grund in der gesunden Vernunft haben", denn es gäbe gar keine Universal-Monarchie oder sehr viel mehr5). ') Fueter: Geschichte der neueren Historiographie. München 1925, p. 188. — G. Horn: Orbis Imperans. Totus orbis in tredecim imperia dividitur, Leyden 1668; auch seine: Area Noae 1666, hier will er eine profane Historia politica universalis geben; Orbis politicus 1667; Brevis et perspicua introduetio ad universalem historiam. Leyden 1665. 2) Paul Vlint: Quatuor monarchiae, partes mundi, regiones, elementa, tempora, complexiones. Nürnberg 1611. 3) Historia ecclesiastica sex libris digesta: „Denique notandum est, per quatuor mundi cardines per succedentia tempora quatuor regnorum prineipatus ante Christi nativitatem in mundo fuere distinetis gradibus cadentes Babylonicum scilicet ab Oriente et a meridie Carthaginiense et a septentrione Macedonicum, quod Graecorum appellatur, et ab occasu Romanum". 4) Bernheim, Lehrbuch der historischen Methode p. 75: Orosius zieht das medopersische Reich in das Babylonische und setzt statt dessen ein Regnum Africanum und damit in jede Himmelsgegend eine Hauptmonarchie. 5) Epitome monarchiarum quarum non quatuor sed multo plures fuisse evincitur 1706. Deutsche Ausgabe 1707: Gründlicher Bericht von dessen nacheinander emporgekommenen und wieder gestürzten vielen Monarchien... 2*

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Hase (1728) 1 ) und Freyer2), sowie andere Gelehrte folgten ihm. Die seit der Mitte des Jahrhunderts vielbenutzte und in Europa weit verbreitete sogenannte „ E n g l i s c h e W e l t g e s c h i c h t e " brauchte nur das niederländische Beispiel der Sammlung von Staats-Geschichten (wie z. B. die Elzevir'schen Republiken) fortzusetzen und auszuweiten, um ihr bändereiches über alle Länder der Welt ausgedehntes Werk auszuführen. Was hier eine weitschweifige Häufung von historischem Stoff war, versuchten in Göttingen Gatterer und besonders S c h l ö z e r theoretisch zu begründen und in ein „System" einer freilich recht dürren Historik zu bringen. Hier wird eine „Registratur der 200 Völker Gottes auf Erdboden" gefordert 3 ): die Universal-Historie „umfaßt alle Weltteile und Zeitalter und sammelt alle Völker in allen Ländern zusammen4)". Von dieser neuen Weltgeschichte erklärt ihr Theoretiker: „Jeder Weltteil ist ihr gleich! Nicht vier Monarchien, aus etwa 30 andern ärmlich herausgeschieden, nicht Volk Gottes, nicht Griechen und Römer, beschäftigen sie mit Prädilektion: sie weidet ihre Neugier so gut am Hoangho und Nil, als an der Tyber und Weichsel5)". Die Vorstellung von der dauernden Einheit des MenschenGeschlechts liegt der Schlözerschen Weltgeschichte zugrunde: „Man kennt Europa nur unvollständig, wenn man nicht die Begebenheiten der übrigen Weltteile beständig mit seiner Geschichte parallel herunterlaufen läßt 6 )". ') Joh. Math. Hase: Phosphorus historiarum vel etc. Leipzig 1728, zählt in der Oratio de summis imperiis 13 Weltreiche auf. 2) F. Günther in Deutsche Geschichts-Blätter, 8 (1907), p. 276. 3) Schlözer: Weltgeschichte 1792 (Vorrede von 1775). 4) Schlözer: Vorstellung seiner Universalhistorie, p. 3. 5) Ib. p. 28. 6) Ib. p. 34. 20

Diese Theorie einer kosmopolitischen Weltgeschichte entspricht der weltbürgerlichen Idee der Aufklärung, für die es kennzeichnend ist, daß sie eine gewisse Vorliebe den neuentdeckten außereuropäischen Moral-Kulturen bei fremdartigen Völkern zuwendet und mit solcher B e v o r z u g u n g d e s E x o t i s c h e n den allchristlichen Gedanken der die Welt missionierenden Kirche preisgibt, ja bekämpft und die Toleranz (trotz eines begrenzten moral-zivilisatorischen Eifers) zur Ausbildung eines ökumenischen Bewußtseins (fast hellenisch-polytheistischer Prägung) in Geltung setzt.— Durch die merkantile Ubersee- und Kolonial-Politik, die nach der holländischen Zeit in dem saecularen Kampf zwischen Großbritannien und Frankreich ihren Höhepunkt erreichte, war d a s g e s c h i c h t l i c h e B e w u ß t s e i n d e r E u r o p ä e r e r d u m s p a n n e n d geworden. Das 18. Jahrhundert, den konfessionellen Fragen abhold, universalistisch, kosmopolitisch, humanitäts-gläubig, philanthropistisch nahm alles Menschliche schlechthin in den Umkreis seiner geschichtlichen Betrachtung auf. Die historische Rangordnung der Ereignisse aber wurde vorwiegend nach ihrer zivilisatorischen Bedeutung bestimmt: „Ein glücklicher Vernunftschluß" erwirkt in der Welt mehr, als von irgendeinem „Erzwelteroberer" ausgehen kann 1 ). — Die überseeische Ausdehnung und die in ihr begründeten das ganze Staaten-System erschütternden Kämpfe — hieß es doch sogar für das damals weltabgelegene Deutschland: „muß denn die Welt so im Verhältnis stehen, daß Deutschland büßen muß, was Indien versehen 2 )"! — hatten den n e u e n p r o f a n e n U n i v e r s a l i s m u s hervorgebracht. Er sollte in dieser Weise nicht dauern; denn so war die VerJ

) Ib. p. 33. ) Rein: Uber die Bedeutung der überseeischen Ausdehnung. Hist. Zeitschr. 137 (1927) p. 67. 2

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flechtung der Ereignisse, daß wiederum aus dem Ringen zwischen den beiden großen Westmächten jene koloniale Krise hervorging, welche den Anstoß gab, zur Ablösung fast aller weißen Siedlungs-Kolonien außerhalb E u r o p a s : eine Begebenheit, die wohl zur fortschreitenden Erweiterung des Begriffs der Staaten-Gesellschaft führte, zugleich aber auch eine sehr starke Gegenrichtung aufwies, nämlich die der Absonderung und Trennung der neuen amerikanischen Staaten von dem Gleichgewichts-System europäischer K a binetts-Politik. Mit dem Abfall der Kolonien in Nord- und Süd-Amerika 1 ) war der Zweifel an Sinn und Zweckmäßigkeit europäischer Kolonisation und Expansion wach geworden; auch in den Zusammenhängen rein europäischer FestlandsPolitik hatte man schon die Maxime verteidigt, daß kleine Arrondierungen des Staats-Gebietes wichtiger sein könnten als der Erwerb großer Außenbesitzungen. Die R e v o l u t i o n i m K o l o n i a l w e s e n griff von den Siedlungs-Kolonien auch auf die Plantagen-Kolonien über; denn mit der Verkündung der Menschenrechte war auch die Institution der Neger-Sklaverei erschüttert worden und damit die für die Pflanzungen bestehenden ökonomischen Grundlagen gefährdet. Der Wert von tropischen und subtropischen Besitzungen schien zu vergehen. Was sollte bei einem Amerika ohne Sklaven-Einfuhr die Herrschaft über afrikanische Küsten- Stationen noch bedeuten ? Zur Verstärkung der Tendenzen, die sich in diesen Ereignissen zeigten, k a m noch hinzu, daß in den Lehren der P h y s i o k r a t i e und anderer neuer national-ökonomischer Richtungen der große Welthandel — auf dem doch die alte merkantilistische Ordnung vorzüglich aufgebaut war — völlig entwertet, j a fast für überflüssig erklärt, aber jeden') Ähnliche Tendenzen in Südafrika hatten nicht zum Ziele geführt.

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falls entpolitisiert und entmonopolisiert wurde, dem Zugriff des Staates entzogen. Selbst-Regierung der SiedlungsKolonien, Aufhören des Sklaven-Handels, physiokratische Handels-Feindschaft waren drei Umstände, die eine erneute Einschränkung und Absonderung Europas im politischen Verstand begünstigten. Der Gedanke der Sammlung, der Konzentration erhielt eine neue Berechtigung gegen den der Ausdehnung, der Extension1). Andere Momente traten hinzu, diese Wandlungen zu befestigen: ich verweise auf Napoleons abgeschlossenes kontinentales System, auf Englands Alleinherrschaft auf den Meeren, auf das nordamerikanische Prinzip der MonroeDoktrin, auf die Grundsätze von Bolivars Panamerikanismus. Mit den Wiener Verträgen ist die e u r o p ä i s c h e A b s o n d e r u n g v o n der ü b e r s e e i s c h e n W e l t für mehrere Jahrzehnte festgelegt worden. Metternich setzte vom Standort der österreichischen Staatsräson aus (— Österreich hatte niemals Kolonien besessen! —) die erzwungene Kontinentalität der napoleonischen Ordnung Europas in freiwilliger Bejahung fort. Mittel und Ost-Europa stiegen über das atlantische nichtenglische West-Europa empor. — In dieser Epoche der Abwendung von den allgemeinen Angelegenheiten außerhalb Europas, da nur für England noch der Begriff der Ozeanität Bedeutung besaß — freilich 1)

Fichte fordert in seinem „Geschlossenen Handelsstaat", Tübingen 1800, die vollständige Ablösung der europäischen Staaten vom überseeischen Welthandel und vom „ u n n a t ü r l i c h e n K o l o n i a l s y s t e m " und die Einschließung und Abschließung der Staaten in ihre natürlichen Grenzen. In seinen Reden an die deutsche Nation (1808) wiederholt er den Rat an die Deutschen „ v o m W e l t h a n d e l sich u n a b h ä n g i g zu m a c h e n " und jene „schwindelnden Lehrgebäude über Welthandel und Fabrikation für die Welt" aufzugeben (12. Rede).

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gegenüber dem merkantilistischen Zeitalter der großen Flotten, Seeschlachten, Schiffahrtsgesetze und kolonialen Eroberungen auch in der Abschwächung des Bewußtseins, welche ein unbestrittener Besitz bedingt — hat sich der R a n k e ' s c h e G e i s t gebildet, in dem wir die bisher a m tiefsten dringende K r a f t historischer Kontemplation verehren. Die Geschichts-Schreibung Rankes steht zu der im 19. Jahrhundert vorwaltenden nationalistischen und liberalistischen Historiographie in einem gewissen Gegensatz. Nationale und Liberale waren im allgemeinen von dem überseeischen Gegenstand der Geschichte abgewendet: gegenüber dem weltbürgerlichen Sinn der Aufklärungs-Zeit, welche an die Gleichartigkeit aller Menschen zu allen Zeiten und an allen Orten glaubte, blieben die n e u e n n a t i o n a l e n H i s t o r i k e r , in allen europäischen Ländern, an ihr eigenes Volkstum gebunden und deshalb in einer natürlichen Weise begrenzt und eingeschränkt. Selbst in Spanien lehrte man jetzt (wie anders als in früheren Jahrhunderten seiner stolzen Geschichte!), daß das Unglück der Nation wesentlich aus ihrer überseeischen Kolonisation, Zerstreuung und Verderbnis abzuleiten sei 1 ). Die l i b e r a l e n H i s t o r i k e r , in allen Ländern des Abendlandes, wendeten ihre Aufmerksamkeit vorzüglich den konstitutionellen und institutionellen Entwicklungen zu und setzten in Bezug auf die überseeische Welt den anti-merkantilistischen und den kolonial-kritischen Zug der politischen Philosophie des 18. Jahrhunderts fort, indem sie den Welt') so Josétrias y Miranda: E x a m e n critico Histórico del influjo que tuvo . . . Madrid 1854; die Kolonien haben Spanien von seiner normalen traditionellen Entwicklungs-Linie abgezogen; gute Gelegenheiten zu Hause wurden vernachlässigt; die Nation hat sich verblutet an der Verteidigung seiner Kolonien.

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handel seinem Wesen nach für frei, als natürlichen Tätigkeits-Bereich des Einzelnen und nicht als Bereich politischer Gestaltung ansahen. Sie verurteilten Expansionen und Annexionen. „Die Kolonial-Bande sind zerbrochen heißt es ; die Menschheit steht am Sterbebett der Kolonial-Politik. Das Blut europäischer Nationen wird fortan nicht wieder vergossen werden für den Besitz einer Insel in Westindien . . . und Amerika (wird) nicht länger der Gegenstand der Sorgen und Eifersucht der Kabinette sein, sondern der Zustand von Europa und der näheren Erdteile — [Hinweis auf den „ O r i e n t " ! ] — wird wieder der Gegenstand ihrer Aufmerksamkeit werden 1 )." Rankes Gegensätzlichkeit zu den national gebundenen und zu den liberalisierenden Historikern führt ihn nun aber nicht, wie man vermuten könnte (etwa von seinem Begriff der Großen Mächte aus) in ein neues expansions-geschichtliches Interesse hinein ; er, der den idealistischen Geist der Pentarchie, wie k a u m ein anderer, in sich trug, gehörte in den Fragen der Ubersee-Politik auf die Seite der „ K o n t i n e n t a l e n " des Metternich'schen und, wie wir hinzufügen dürfen, auch noch des Bismarck'schen Zeitalters, insofern dieses als Fortsetzung des Metternichschen anzusprechen ist. Rankes Auffassung der Geschichte war e u r o p a - z e n t r i s c h . Seine Universal-Geschichte ist eine allgemeine Geschichte des Abendlandes. Mit dieser Begrenzung der Extensität verband er aber eine innerlich tiefer als je zuvor dringende Universalität im Begreifen der geschichtlichen Welt. Die Vorstellung von der „Einheit und dem Fortgang der Begebenheiten" überwand jenes bloße Aggregat der Weltgeschichte, wie es vom 18. Jahrhundert hinterlassen war — trotz mancher genereller Systematisierungs-Versuche *) Alex. Lips: Statistik von Amerika. Frankfurt a. M. 1828, p. 3,8.

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naturwissenschaftlicher oder moral-philosophischer Art. — Man darf davon sprechen, daß Ranke die Idee der UniversalGeschichte aufs neue in eine Beziehung brachte zu jenem von der profanen Philosophie des vorangegangenen Jahrhunderts zerstörten Geschichtsbild klassisch-kirchlicher Prägung. Ein hoher Begriff von der Geschlossenheit der Weltgeschichte erschien hier wieder und erneuerte den Gedanken des weltgeschichtlichen Ranges bestimmter Völker. Es entsprach der pentarchischen Ordnung des nunmehr romanisch-germanisch und slavischen Europas, welches als gemeinsame außerchristliche, also expansions-politische Angelegenheit von hoher Bedeutung nur d i e O r i e n t f r a g e kannte, daß Ranke seine europa-zentrische Auffassung mit dem großartigen, durch die Weltgeschichte hindurch sich ziehenden Dualismus Orient — Okzident verknüpfte 1 ). Die östliche Welt bildet den für den Begriff des Abendlandes notwendigen Gegensatz. Lateinisch und Arabisch sind deshalb für Ranke die beiden Sprachen von universal-historischer Geltung 2 ). Rankes Weltgeschichte — das ist für den hier ins Auge gefaßten Zusammenhang nicht ohne Symbolik — findet mit dem Anfang der großen Entdeckungen ihren Abschluß. Der Tod hat hier den Neunzigjährigen von seiner Arbeit abgerufen; aber auch Ranke selbst hatte nicht geplant in der Breite der Darstellung darüber hinauszugehen. Wenden wir den Blick auf Rankes Hauptwerke zur europäischen Geschichte vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, so finden wir auch hier, daß die Begebenheiten in der ozeanischen Ausdehnung über Europa hinaus kaum behandelt werden. Kein Antrieb ist da, der Rankes Kräfte in

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WG I, 2 p. 222 u. V I I I 262. Epochen p. 22. ) Allg. dtsche. Biographie: Ranke.

die Richtung der darauf bezüglichen Studien gelenkt hätte. Seine Epoche bedurfte dieser Geschichts-Schreibung nicht. Ranke hat es in seiner auf das europäische Ganze (die Pentarchie!) abzielenden Geschichts-Schreibung doch vermieden, jene Zeiten zur Darstellung zu bringen, in denen es auch auf die Erforschung des Hinausgreifens über den Bereich des Abendlandes wesentlich ankam: er hat keine holländische Geschichte des 17. Jahrhunderts geschrieben; den englisch-französischen Weltkampf des 18. Jahrhunderts hat er weder in seiner französischen noch in seiner englischen Geschichte ausgebreitet, sondern sich mit Andeutungen begnügt. Diese beiden Hauptgegenstände der merkantilistischen Jahrhunderte ließ er abseits liegen. Nur in der Entdeckungszeit hat er seinen Blick gelegentlich verweilend haften lassen, wenn er den Zusammenbruch v o n Venedigs fernen orientalischen Beziehungen in dem Auftreten der Portugiesen in Indien schildert, oder die Bedeutung der spanischen Monarchie aus ihren amerikanischen Besitzungen erweist 1 ). Freilich man darf nicht meinen, daß der Ausschluß der überseeischen Welt notwendig und eigentlich zum Wesen der Ranke'schen Geschichts-Betrachtung gehört. Die Ahndung, möchte ich sagen, v o n der universal-historischen Bedeutung gerade dieser über Europa hinausführenden Begebenheiten wirkte lebendig in ihm. Handelte es sich doch hier u m die fortschreitende Ausweitung jener „lebendigen Gesamtheit", die für ihn die Weltgeschichte ausmacht. „Die Idee der Weltentdeckung" nennt er „an und für sich einen der größten, das menschliche Geschlecht und die Erde umfassenden Gedanken 2 )". Er spricht v o n der „welt1

) SW 33 p. 219 und 35 p. 339. ) SW 33 p. X X X ; ¥ G VIII 420, 416.

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geschichtlichen Mission" der Portugiesen; er erkennt in der „Übertragung der lateinischen Kultur auf einen neuen Schauplatz" und in der Einbeziehung „des indianischen Wesens in einen engeren Zusammenhang mit der Kulturwelt" das „vornehmste universal-historische Moment" der spanischen Eroberung Amerikas1). Berühmtheit gewonnen haben seine Worte von „den drei großen Atemzügen" des „unvergleichlichen Vereins" der romanisch-germanischen Nationen, welche ihre Einheit geradezu in ihren Unternehmungen über den ihnen zugehörigen Bereich hinaus begründen: von der Völkerwanderung, über die Kreuzzüge, zu den überseeischen Pflanzungen2). Seine englische Geschichte beginnt er mit der Betrachtung darüber, daß „die größte aller Begebenheiten, die in der nachweisbaren Geschichte überhaupt vorgekommen" sind, die Verlegung der Sitze von Macht und Bildung an die ozeanische Seite Europas seien dürfte — ein Ausspruch, der in überraschender Weise an eine ähnliche Wendung bei Ranke erinnert, da er die römischen Eroberungen „das größte Weltereignis" nennt, „welches je vor sich gegangen ist", da nunmehr die orientalisch-griechische Kultur mit der lateinischen vereinigt in den Okzident strömte3). Die ozeanischen Mächte des Abendlandes haben für Ranke eine Rom gleiche universalhistorische Bedeutung. Die Idee der „ W e l t e n t d e c k u n g " und „Welteroberung" aber steht in notwendiger Beziehung zur Idee der „ W e l t b i l d u n g " , die Rankes allgemeinen Kulturbegriff bestimmt4). Damit ist der Weg zu einer fortschreitenden Eingliederung der außereuropäischen Völker und Reiche in den universal!) 2) 3) 4) 28

SW 35 p. 341. SW 33 p. XY u. X X X . Epochen p. 22. WG I 2 p. 127, 208, 210, III 1 p. 5.

historischen Zusammenhang durchaus gegeben 1 ). E s ist wohl — was hier erwähnt werden darf — wenig bekannt, daß Ranke sich einmal gegen die alte Ukert-Heeren'sche Sammlung von europäischen Einzelstaaten-Geschichten gewendet hat, weil hier eine Geschichte der Vereinigten Staaten von Nordamerika, „die jetzt von größter Wichtigkeit s i n d " , keine Berücksichtigung fände 2 ). Wir meinen, man darf den E u r o p ä i s m u s R a n k e s , welcher da ist und nicht geleugnet werden soll, doch nicht zu eng fassen; die globale Ausdehnung und Anwendung seiner historischen Begriffe ist bei ihm selber in Hinsicht auf die europäische Ausbreitung über die Erde angelegt. „ D a s Werden eines historischen Weltganzen 3 )" ist das Ziel, auf welches die Entwicklung hinstrebt, bis die Grenzen der Menschheit erreicht sein werden. — Der B e r l i n e r K o n g r e ß , der noch einmal vor allem um der orientalischen Angelegenheiten willen zusammengetreten ist, war zum Abschluß gekommen, als Ranke, der nunmehr 84jährige, daran ging, rückschauend in seinem historischen Testament die Summe seiner Gedanken niederzulegen. In diesen Jahren, da der Altmeister der neuen europäischen Geschichts-Wissenschaft die Weltgeschichte diktierte, wurde durch die beginnende Aufteilung Afrikas unter die Großmächte und durch die Vorbereitung ihres Eindringens in den Bereich des Großen Ozeans eine neue Epoche der über Europa und den Orient hinausgreifenden W e l t p o l i t i k eröffnet. Hierzu Otto Westphal, Deutsche Literaturzeitung 1927 (30. Heft) 1468. 2 ) Deutsche Revue 18. J a h r g . 4. B d . 1893, p. 261. Der jetzige Herausgeber der Sammlung ist zur Behandlung auch der überseeischen S t a a t e n übergegangen. 3 ) Masur: Rankes Begriff der Wetgeschichte. München 1926, p. 113.

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Die abendländischen Staaten vollzogen eine neue Wendung zur Kolonial-Politik. Inder Geschichts-Schreibung mußten, von diesen Ereignissen bestimmt, neue Richtungen ihren Ausgang nehmen. Wir verstehen, daß Großbritannien, die damals vorwaltende wenn nicht einzige Macht ozeanischen Charakters, es war, welches voranging. Hier verband sich zuerst die nationale Bewegung des 19. Jahrhunderts mit der neuen sogenannten imperialistischen. 1883 ließ J o h n R o b e r t S e e l e y seine epochemachenden Vorlesungen über die Ausbreitung Englands als politischen Weckruf hinausgehen gegen die Gleichgültigkeit seiner liberalen Volksgenossen für das überseeische, das größere Britannien. Englische Geschichte dürfe nicht mehr ausschließlich oder vorwiegend unter dem konstitutionellen und institutionellen Gesichtspunkt nach dem Begriff der Freiheit geschrieben werden: die Ausbreitung des englischen Volkes über die Erde, die Ausdehnung des Imperiums sollte den Leitgedanken einer englischen Geschichte in den neuern Zeiten bilden. In geschliffener Sprache und mit bezwingender Einseitigkeit führt Seeley, der damit einer der Führer der neuen englischen Imperial-Bewegung geworden ist, diesen Grundsatz in seinen historischen Schriften durch1). Der imperialistische Zeitgeist, welcher von den Engländern vorgebildet besonders in den neunziger Jahren europäische und außereuropäische Völker ergreift, war bei einzelnen der zugleich freiheitlich und national gerichteten Gelehrten in der Mitte des Jahrhunderts schon im Keime angelegt. Als Beispiel nennen wir jenes seltsame etwas dogmatisch starre, Adolf Rein: John Robert Seeley, Langensalza 1912. — Seeley: Die Ausbreitung Englands, herausg. und eingeführt von K . A. v.Müller. Stuttgart 1928. — C.A. Bodeisen: Studies inMid-Yictorian Imperialism; Kopenhagen 1924; p. 149—176 über Seeley als Imperialist.

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aber eigentümlich reizvolle Werk: Philosophische Erdkunde von E r n s t K a p p (1845 und 1868), in dem aus einer Verbindung der geographischen Lehren von Carl Ritter und der Philosophie Hegels der Aufbau der Weltgeschichte auf eine an den Gewässern orientierte Stufenfolge der p o t a m i s e h e n , t h a l a s s i s c h e n und ozeanischen W e l t z e i t a l t e r gegründet wird 1 ). Es ist bedeutsam, daß Seeley, von Kapp her, den Begriff der Ozeanität für die Bestimmung der neueren Geschichte übernommen hat2). Die Historiker auf dem Festland3), welche sich den neuen von der Kolonial-Politik angeregten Fragen zuwendeten, griffen nicht eigentlich den Gesichtspunkt der großen Politik auf (wie Seeley unter Rankeschen Einflüssen getan), sondern sie hielten zumeist an dem überlieferten nationalen und institutionellen Interesse fest. Auch in England selbst x)

Philosophische oder vergleichende allgemeine Erdkunde als wissenschaftliche Darstellung der Erdverhältnisse und des Menschenlebens nach ihrem innern Zusammenhang, 2 Bde., Braunschweig 1845. — II, 128 „ D e r B e g r i f f d e r n e u e r n Z e i t e n k o m m t n u r d u r c h d a s M o m e n t d e r O z e a n i t ä t z u s t a n d e " ; I, 263 „ohne den Ozean kein neues Weltsystem [Kopernikus], ohne den Ozean keine Reformation". 2. Aufl. 1868. 2) Seeley: Expansion 1883 p. 87; 0 . Peschel: Abhandlungen zur Erd- und Völkerkunde, Leipzig 1877, p. 405 (Aufsatz von 1859 im „Ausland"). 3 ) C a r l v . N o o r d e n war unter den deutschen politischen Historikern wohl der einzigei, der in jener Generation — vermutlich in Anschluß an Heeren — eine „Geschichte des Welthandels" vorgetragen hat: „ein kleineres höchst originelles und eigentümliches Kolleg" (WS 1873—74 und SS 1875 in Tübingen); Hist. Vorträge ed. Maurenbrecher Leipzig 1884 p. 24, 29, 28, 54. Seine Studien über das 18. Jahrhundert haben ihn dazu gebracht; seine Antritts-Vorlesung hielt er „Uber das Mercantilsystem und sein Einfluß auf die europäische Politik".

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hat die Auffassungsweise Seeleys die andern Richtungen nicht verdrängen können. Diese Tatsache darf daraus erklärt werden, daß der kolonial-geschichtliche Stoff die von der VerfassungsGeschichte her entwickelte und nun sich immer weiter ausbreitende neue s o z i a l - und w i r t s c h a f t s - g e s c h i c h t liche A u f m e r k s a m k e i t in besonderem Maße anlocken mußte. Die Frage nach den national unterschiedlichen politischen und ökonomischen Systemen der Kolonisation bei den einzelnen europäischen Völkern hat die neue aufkommende koloniale Geschichts- Schreibung bestimmend beeinflußt: von Roscher, dem Nationalökonomen her, der die Verbindung zu der älteren Kolonial-Wissenschaft bildet, zu Leroy Baulieu, zu Zimmermann, zu Egerton, zu Lannoy und Vander Linden — um nur einige aus einer großen Schar zu nennen. Die Werke dieser Männer behandeln kolonialgeschichtliche Gegenstände mit der Absicht, das W e s e n der K o l o n i s a t i o n und deren national verschiedene Arten und Gattungen in ihrer Bedeutung für die einzelnen Staaten durch die geschichtliche Betrachtung aufzudecken. Das Verbundensein dieser Geschichts-Schreibung mit dem Suchen der verschiedenen Völker nach einer inneren Rechtfertigung ihrer neuen Ubersee- und Kolonial-Politik und der Begründung wissenschaftlicher und ethischer Methoden der Kolonisation, das ist unverkennbar. Die Kolonial-Geschichte war in der Einzelforschungs-Arbeit noch immer als ein Anhängsel der Kolonial-Wissenschaft anzusprechen. Das hing auch damit zusammen, daß die neue Kolonial-Politik zunächst — sichtbarlich für die Zeitgenossen — mehr von den Parteien in den Parlamenten als zwischen feindlichen Kabinetten umkämpft war. Das innenpolitische Motiv war — wenigstens bis zur Jahrhundert-Wende — das stärker wirkende. Von hier aus ist es nur ein folgerichtiges Weiterschreiten 32

gewesen, daß man die kolonial-geschichtlichen Tatsachen einzuordnen dachte in eine soziologisch bestimmte k u l t u r g e s c h i c h t l i c h e A u f f a s s u n g . Der von Seeley für England geptägte Begriff der Expansion wurde auf größere Zusammenhänge ausgedehnt und systematisiert. Der Einfluß von L a m p r e c h t ist hier wirksam geworden durch seinen Aufsatz über die „Europäische Expansion1)". Wir vermuten, daß von Lamprechts kulturhistorischer Methodik weitreichende Anregungen auf die Geschichts-Wissenschaft der N o r d a m e r i k a n e r ausgegangen sind. Von ihrer außereuropäischen Position her sind sie vielleicht am ehesten befähigt, Europa und dessen Ausbreitung als etwas Ganzes und Einheitliches zu sehen. Bei ihnen, die seit jeher von einem universalistischen Antrieb bewegt werden, ist eine Totalanschauung der Ausdehnung Europas gebildet worden. Die von Professor W. R. Shepherd in Columbia ausgehenden Forschungen2) versuchen die Wechselwirkung (interaction) zwischen Europäern und Nicht-Europäern in der Entfaltung der modernen Zivilisation zu erkennen und darzustellen3). Die letzten Absichten sind hier kulturgeschichtliche, ja, den vorwaltenden Tendenzen in der heutigen amerikanischen Geschichts - Wissenschaft entsprechend, geradezu sozialwissenschaftliche. 3)

In der Pflugk-Hartung'schen Weltgeschichte. — In der Festschrift für W. Goetz gibt Hans Plischke mit seinem Beitrag: Expansionsgeschichte im Rahmen der Kulturgeschichte ein schwaches Echo solcher Gedanken. Leipzig 1927. 2) Political Science Quarterly 34 (1919): The expansion of Europe. — Für die Thema-Stellung ist auch zu beachten: W. C. Abbott: The Expansion of Europe. New York 1918. 3) J. E. Gillespie: The Influence of Oversea Expansion on England to 1700; Columbia University Studies in History Bd. 91 Nr. 1 New York. — J. B. Botsford: English Society in the Eighteenth Century as influenced from Oversea. New York 1924. 3

Rein

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Ich komme zum Ende meiner Bemerkungen. Die allgemeinen Weltbeziehungen, die Verflechtungen der Völker-Schicksale haben in dem sogenannten Zeitalter der Weltpolitik ein Ausmaß erreicht, wie nie zuvor. Die Frage, die sich angesichts dieser Weltverhältnisse für die Geschichts-Wissenschaft erhebt, ist diese: Sind wir Historiker von heute gerüstet, das jetzt in der Bildung begriffene WeltStaaten-System historisch zu erfassen und damit Lebensfragen unseres Jahrhunderts ihre geschichtliche Deutung und Klärung zu verleihen ? Ich darf hier noch einmal den Namen R a n k e s anrufen. Rankes Gedanken sind durch verschiedene Bewegungen, obwohl sie aus einander entgegengesetzten Lagern kamen, in den vergangenen Jahrzehnten nicht zu einer reinen und tiefen Wirkung und Fortbildung gekommen: Träger seiner Gedanken waren letzlich doch nur Vereinzelte, trotzdem daß sein Name in aller Munde zu finden war. Wenn wir uns nicht täuschen, ist jetzt eine Renaissance der Ranke'schen Ideen in Vorbereitung. Freilich: auch hier gilt es, nicht am Buchstaben zu haften, sondern das Eigentliche und Wesentliche lebendig zu machen, nicht Ranke-Orthodoxie zu treiben, sondern seine Grundanschauung dessen wieder zu erwecken, was den Rang der Geschichtlichkeit verleiht. Die Entdeckung des Erdraums und die Öffnung der vielgestaltigen Völkerwelt in ihm hatten die neuen universalhistorischen Begriffe des 18. Jahrhunderts heraufgebracht. Die Ranke'sche Gegenwirkung gegen die formlose Häufung alles Menschlichen (was man nun als Geschichte zu fassen geneigt war) hat zu einer heilsamen Konzentration auf das wahrhaft Historische geführt. Unsere Aufgabe ist es, eine neue Ausweitung zu finden, ohne die Gestalt der Geschichtlichkeit wieder aufzulösen. Wir können die Universal-Geschichte nicht mehr in das

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System der Ranke'schen einpressen: wir können sie nicht auf den christlichen Gedanken, die antike Humanität, den europäischen Staaten-Verein, das Widerspiel von Orient und Okzident beschränken: wir müssen Rankes Begriff des Ostens (sein Asien) differenzieren: wir dürfen nicht von „Völkern eines ewigen Stillstandes", von einer für immer „historisch ausgelebten alten Welt", von „nur einem System von Bevölkerungen" reden, „welche an der allgemeinen historischen Bewegung teilnehmen"1). Aber den Begriff der großen geschichtlichen Mächte und ihrer Wesens-Entfaltung in der Bindung aneinander müssen wir als das Kernstück festhalten. „Kein Staat hat jemals bestanden ohne eine geistige Grundlage und einen geistigen Inhalt"; „in der Macht an sich erscheint ein geistiges Wesen, ein ursprünglicher Genius, der sein eigenes Leben hat 2 )". Es sind die Völker der großen Intensität, welche am stärksten expansiv nach außen gewirkt haben; denn Gehalt und Umfang können in der geschichtlichen Welt nicht getrennt werden. So dürfen wir hierin wohl an die altüberlieferte Grundauffassung der Universal-Geschichte von der Abfolge der Weltmonarchien, die ja nicht christlich-jüdischen sondern hellenischen Ursprungs ist,3) wieder anknüpfen und sagen: alles, was die Welt als Ganzes einmal hat bestimmen und gestalten wollen, alles universale Streben und Vollbringen verleiht den weltgeschichtlichen Rang. Die Idee der Welteroberung und der Weltbildung ist der Grundbegriff für den Aufbau einer Weltgeschichte. Die Weltgeschichte umfaßt deshalb die Geschichte der großen Expansionen, die GeV) WG I p. VIII; IX, 2 p. 3. Epochen p. 16. 2) WG IX, 2 p. XI. 3) C. Trieber: Die Idee der vier Weltreiche, in Hermes Zeitsch. f. klass. Philologie, Berlin 1892 p. 321. 3*

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schichte der Weltmächte, im Sprachgebrauch der älteren Zeiten: der „Weltmonarchien". Dieser Gesichtspunkt, so meinen wir, wird auch für die Einzelforschung des stärksten Universalismus, den die Erde bisher gesehen hat, des abendländischen der letzten vier bis fünf Jahrhunderte ein fruchtbringender sein und jede Absonderung der Kolonial-Geschichte von der allgemeinen oder ihr Abgezogenwerden auf eine soziologisch gerichtete Kolonial-Wissenschaft verhindern. Wir erwarten eine neue Befruchtung der Geschichts-Schreibung über die Betätigung der Europäer außerhalb Europas aus einer Fragestellung von solchen Zusammenhängen her.

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REGISTER. Entdeckung, Entdeckungsgeschichte 9 10, 11, 12, 26, 27, 28, 34 E r d k u n d e 11, 12 E u r o p ä i s m u s 29

A b b o t t , W . C. 33 Abel, K a s p a r 19 Albrecht, J o h a n n e s 10 Arber, E d . 11 A r r a n d a 16 Arrondierungen 22 A u f k l ä r u n g 21, 24 d ' A v i t y , Pierre 14

F i c h t e 23 Floriacensis, Hugo 19 F r a n k , Sebastian 11, 12 Freyer 20 Frick, G. 13 F u e t e r 19

Balance s. Gleichgewicht Balch, T h . W . 14 B a r r o s 10 B e r n h e i m 19 B i s m a r c k 25 Bodeisen C. A. 30 B o d i n u s 14 Bolivar 23 Bossuet 17 B o t s f o r d , J . B. 33 B r o u g h a m , H e n r y 17 Castanheda 10 Cerveira 10 C h r i s t e n t u m , christlich 10, 18, 21, 35 Commerz-Wesen 13, 15 Condillac 17 Conring 19 Correa 10 Crull, J . 15

Gatterer, J . Chr. 14, 15, 20 Gillespie, J . E . 33 Gleichgewicht 15, 22 Goes 10 Goetz, W . 33 Gomara 10 Gottesreich 19 G ü n t h e r , F . 20

26,

H a k l u y t 11 Hase 20 Hasl, Max 12 H e e r e n 15, 29, 31 Hegel 31 H e r r e r a 11 H o f m a n n , J . J . 12 H o m e r 10 H o r n , Georg 14, 19

Cynee, Le N o u v e a u 14 D e m a r k a t i o n 11 Descartes 14

Imperialismus, imperialistisch 30 Interessen-Lehre 15 J o s e t r i a s 24

E g e r t o n 32 Elzevir'sche R e p u b l i k e n 13, 20 Englische Weltgeschichte 20

K a p p , E r n s t 31 Kolonial-Wissenschaft 17, 36

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kontinentales System, die Kontinentalen 23, 25 Kopernikus 14 Kosmographie 11, 12, 13, 18 Kosmopolitismus, kosmopolitisch 18,21 Kosmos 11 Kreuzzüge 28 Lamprecht 33 Lannoy 32 La Popelliniere 12 Leibniz 14 Leroy Baulieu 32 Liberalismus, liberal 24, 25 Lips, Alex. 25 Livius 10 Martyr 10 Masur 29 Maurenbrecher 31 Menschenrechte 22 Merian 12 Merkantilismus, merkantilistisch, merkantil 16, 21, 22, 24, 27, 31 Metternich 23, 25 Miranda 24 Monroe-Doktrin 23 v. Müller, K . A. 30 Münster 12 Napoleon 23 Nationalismus, nationalistisch, national 10, 11, 24, 25, 30, 32 v. Noorden, Carl 31 Norden, Der 15 Oberhumer, E . 12, 14 Oikumene 11 Okzident 26, 28, 35 Orient, orientalisch 26, 27, 29, 35 Orosio 10 Orosius 19 Oviedo 10 Ozean, Ozeanität, ozeanisch 10, 18, 23, 26, 28, 30, 31 „pacte colonial" 16

38

Panamerikanismus 23 Pentarchie, pentarchisch 25, 26, 27 Peschel, O. 31 Pflugk-Hartung 33 Physiokratie, physiokratisch 22, 23 Plischke, Hans 33 Polyhistorie, polyhistorisch 12, 18 De Pradt 17 Pufendorf 14, 15 Ranke, 24, 25, 26, 27, 29, 31, 34, 35 Ratzel 12, 14 Raynal, G. Th. 16, 18 Rein, Adolf 9, 10, 21, 30 Ritter, Carl 31 Robinson 18 Roscher 32 Scherer, E . C. 14 Schlözer, 18, 20 Schmauß 15 Seeley, J o h n Robert 30, 31, 32, 33 Shepherd, W. R . 33 Sklave, Sklaverei 22, 23 de Solis 11 Sozialwissenschaft, soziologisch 33, 36 Staaten-Kunde 13, 14, 15 Staaten-System 9, 14, 15, 16, 17, 21, 22, 34, 35 Toleranz 21 Trieber, C. 35 Ukert-Heeren 29 Ullrich, Herrn. 18 Universal-Geschichte s. Weltgeschichte Universalismus, Universalität, universal 10, 13, 14, 16, 21, 25 Universal-Ökonomie 14 Universal-Schrift 14 Utopien 18 Vander Linden 32 Vlint, Paul 19 Völkerwanderung 28

Voltaire 18 Vossler, K . 17 W a d s t r o m , C. B. 17 Wegele, 4 W e l t b i l d u n g , W e l t k u l t u r 14, 28, 35 W e l t f r i e d e n s - P l a n 14 Weltgeschichte 17, 18, 19, 20, 21, 25, 26, 27, 28, 29, 31, 34, 35 W e l t h a n d e l 13, 22, 23, 24, 31 W e l t l i t e r a t u r 17

W e l t m o n a r c h i e n 19, 20, 35, 36 W e l t m ü n z e 14 Weltpolitik 29, 34 W e l t s p r a c h e 14 W e l t s t a t i s t i k 14, 15, 17 W e s t p h a l , O t t o 29 Z i m m e r m a n n 32 Zivilisation, zivilisatorisch 21, 33 Z u r a r a 10

Übersee-Geschichte eine Schriftenfolge herausgegeben von

Adolf Rein Außer dem vorliegenden Band erschienen bisher:

Amerikanische Interessen- und Prinzipienpolitik in Mexiko 1910—1914 Ein Beitrag zur Kritik des Wilsonismus von

Hans G. Römer Oktav. X, 150 Seiten. Preis RM. 9.— Neben der Darstellung der amerikanischen Mexikopolitik von 1910—14 und ihren Eiwirkungen auf das damalige amerikanisch-englische Verhältnis, — dem als Vorspiel für das englisch-amerikanische Einvernehmen im Weltkrieg eine größere Beachtung zukommen dürfte, als ihm gemeinhin gezollt wird — hat der Verfasser sich bemüht, die amerikanische Tradition der „Wilsonschen Ideen" im Rahmen der Arbeit anzudeuten, und das ideologische Fundament klarzulegen, das der Wilsonschen Mexikopolitik, wie seiner späteren Europapolitik, seinen Völkerbunds- und Mandats-Konstruktionen, zu Grunde liegt und das Weltstaatensystem bis heute beeinflußt.

Nordamerika im Urteil des Deutschen Schrifttums bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts Eine Untersuchung über Kürnbergers „Amerika-Müden" Mit einer Bibliographie von

Hildegard Meyer

Oktav. VI, 166 Seiten. Preis RM. 10.— Die Schrift stellt sich die Aufgabe, zu untersuchen, seit wann Nordamerika als Repräsentant des Westens ein Kulturproblem für Deutschland wird. Amerika-Enthusiasmus und Amerika-Kritik, wie sie aus verschiedenen Zeitproblemen im deutschen Schrifttum erscheinen, werden von den ersten Äußerungen in der Revolutionszeit des 18. Jahrhunderts, im Zeitalter der Restauration, der Romantik und des Liberalismus verfolgt bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, da aus den Forderungen der Revolutionsepoche in Kürnbergers Werk eine umfassende und wirksame Warnung vor demWesten gegeben wurde. Als 4. Band ist geplant:

Das politische System Alexander Hamiltons 1789-—1804 von Walter Gerhard

Friederichsen, de G r u y t e r & Co. m. b. H. / Hamburg 3 6

Worterbuch des Völkerrechts und der Diplomatie Begonnen von Prof. Dr. J u l i u s H a t s c h e k , fortgesetzt von Dr. K a r l S t r u p p , Universitätsdozent in Frankfurt a. M., unter Mitarbeit einer großen Anzahl von Praktikern und Theoretikern Lexikonformat

Erscheint in Lieferungen Bisher erschienen:

I. Band : Aachen—Lynchfall. VI, «60 Seiten. 1924 in Halbleder II. Band: Maas—Utschiali. 799 Seiten. 1925 in Halbleder Lieferung 14 (Bd. III. Bogen 1—8): Vasallenstaaten bis Versailler Frieden: Das Saargebiet. 1926 Lieferung 15/16 (Bd. III, Bogen 9—24): Versailler Frieden : Das Saargebiet-Weltkrieg, Diplomatische Vorgeschichte 1926 Lieferung 17/18 (Bd. III, Bogen 25—40): Weltkrieg, Diplomatische Vorgeschichte—Zamora-Fall. 1927 Lieferung 19, 20 und 21 (Bd. III, Bogen 41—64): ZamoraFall— Zwangsverschickung. Ferner Anhang: Abessinien— Mexikanische Landfrage. 1928

35.— 40.— 35.— 40.— 6.— 12.— 12.— 18.—

Aus den Urteilen: Die Reichhaltigkeit des Stoffes und die Gründlichkeit seiner Behandlung machen das Werk zu einem wertvollen Arbeitsmittel für Fachgelehrte wie für jeden politisch e

"

„Schlesische Zeitung"

Der Vorsprung, den Werke in französischem Sprachgewande bisher hatten, ist nunmehr in Deutschland eingeholt. Die Form der alphabetischen Zergliederung des Stoffes ermöglicht eine breitere Behandlung der Einzelfälle, die im internationalen Rechtsleben nicht selten von größerer Bedeutung als vorzeitig aufgestellte Abstraktionen sind. Neben bekannten Namen der Völkerrechtsliteratur begegnen eine Anzahl jüngerer Mitarbeiter, die durch ihre Beiträge den Beweis der Befähigung erbringen sollen. Die Ausstattung des Werkes wird dem Auslande zeigen, daß wir uns trotz aller Not der Pflichten gegen nnseren geistigen Besitz bewußt geblieben sind. Mit Erwartung sehe ich dem Fortgange des Werkes entgegen. „Zeitschrift für Völkerrecht"

W a l t e r d e G r u y t e r & C o . , B e r l i n W. 10, G e n t h i n e r s t r . 3 8

Hamburg und die Welthandelspolitik Von den Anfängen bis zur Gegenwart Von

Erwin Wiskemann Groß-Oktav. 352 Seiten Text Geheftet RM. 18.—. In Leinen RM. 20.—

Vor dem großen Hintergrund der Weltgeschichte wird der Sinnwandel des Stadtstaats und Hafenplatzes an der Elbe durch die Jahrhunderte hin bis zur unmittelbarsten Gegenwart aufgezeigt. Bei der Bearbeitung des umfassenden Materials sind zum Teil neue Quellen erschlossen, vor allem aber ist die Problemstellung neu. Der Verfasser bemüht sich, über eine bloße Lokalchronologie hinaus das Kaufmännische in der besonderen Prägung des Ortes und der hier in Gemeinschaft wirkenden Menschen zu erfassen. Die Soziologie des Hamburgischen verbindet sich mit konkreter Tatsachenschilderung. Eine Marktanalyse Hamburgs stellt das Tagewerk des Hamburger Kaufmanns in den feingliedrigen Zusammenhang des ökonomischen Triebwerks von Börse, Banken, Industrie, Verkehrswesen usw., wobei stets andere Häfen und Staaten zum Vergleich herangezogen werden. Jenseits der Kontroverse Freihandel — Schutzzoll wird Handelspolitik hier als ein Teil der Politik, diese als das Werk gestaltender Kräfte der zur Lebensgemeinschaft im Raum verbundenen Menschen betrachtet. Im Gegensatz zwischen „reiner" Wirtschaft und Politik, Kaufmann und Staatsmann, zwischen Stadt- und Flächenstaat, zwischen Küste und Binnenland, zwischen relativ abgeschlossener Bürgerlichkeit und weltweitem Streben in Ubersee liegen die Probleme des Buchs, die nicht in der Theorie, sondern nur im Leben selbst durch Willen und Leistung lösbar sind. Keine Handelspolitik kann dieser Problematik entgehen. Ihre historische Erkenntnis kann und wird der Zukunft dienen. Wir liefern unter Bezugnahme auf diese Anzeige Prospekte kostenlos

Iriederichsen, de Gruyter & Co. m. b. H. / H a m b u r g 36 Druck von J . J . Augoetin in Glücketadt und H a m b o r g