Das neue Testament: Band 2 Die Paulusbriefe. Die Katholischen Briefe. Die Offenbarung des Johannes. Das Evangelium des Johannes [Reprint 2019 ed.] 9783111623665, 9783111246321


234 21 59MB

German Pages 606 [608] Year 1926

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD PDF FILE

Table of contents :
Inhalt des zweiten Bandes
II. Die Paulusbriefe
A. Echte Briefe (Originale und Nachbildungen)
B. Die Pastoralbriefe
C. Der Hebräerbrief
III. Die katholischen Briefe
A. Der Jakobusbrief
B. Die Petrusbrief
C. Der Judasbrief
D. Die Johannesbriefe
IV. Die Offenbarung des Johannes
V. Das Evangelium des Johannes
Bemerkungen zum griechischen Text
Stellen der Mischna
Zeittafel zum Neuen Testament
Recommend Papers

Das neue Testament: Band 2 Die Paulusbriefe. Die Katholischen Briefe. Die Offenbarung des Johannes. Das Evangelium des Johannes [Reprint 2019 ed.]
 9783111623665, 9783111246321

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

Das Neue Testament nach dem Stuttgarter griechischen Text überse.tzt und erklärt von

Oskar Holtzmann Doktor und a. o. Prosessor der Theologie

II. III. IV. V.

Zweiter Land Vie Paulusbriese Vie katholischem Briefe Vie lvssenbarumg des Johannes Vas Evangelium des Johannes

1926 Verlag von Alfred To pelmann in Gießen

insbesondere

Alle Rechte, das Recht der Übersetzung,

Vorbehalten

COPYRIGHT 1926 BY ALFRED TÖPELMANN

Druck von L. G. Köber G. m. b. t)., Leipzig 869825

III

Inhalt

Inhalt des zweiten Bandes.

Sette 457- 822

II. Vie Paulusbriefe

A. Echte Briefe (Originale und Nachbildungen) .... 457— 736 Der erste Thessalonikerbrief 457— 470 Der zweite Thessalonikerbrief 470— 476 Der Galaterbrief 476— 505 Der erste Korinttjerbrief 505— 572 Der zweite Uorinlherbries 573— 617 Der Römerbrief 618— 678 Der Philipperbrief 679— 694 Der Brief an Philemon 694— 697 Der Kolofferbrief 697— 713 Der Epheserbrief 713— 736 B. Die Pastoralbriefe 737— 776 Der zweite Timotheusbries 737— 750 Der Titusbrief 750— 758 Der erste Timotheusbries 758— 776 C. Der Hebräerbrief 777- 822

HI. Die katholischen Briefe A. Der Jakobusbries B. Die Petrusbriefe Der erste Petrusbrief Der zweite Petrusbrief C. Der Judasbrief D. Die Johannesbriefe Der erste Johannesbrief Der zweite Johannesbries Der dritte Johannesbrief

825- 892 823— 840— 840— 858— 868— 872— 872—

840 867 858 867 871 892 888

. .

iv. Die Offenbarung des Johannes v. Das Evangelium des Johannes

889—891

...

891— 892

893- 959 960-1056

Bemerkungen zum griechischen Text........................................... 1057 Stellen der Mischna 1057—1058 Zeittafel zum Neuen Testament 1058—1059

1 Thessalonikerbrief 11

457

II. Die Paulusbriefe. A. Echte Briefe (Originale und Nachbildungen). Der erste Thessalonikerbrief. I Überschrift 1 Thess li. Paulus, Silvanus und Timotheus der Gemeinde i s von Thessalonike in Gott Vater und dem Herrn dem Messias Jesus: Gnade sei euch und Friede! 1 Drei Briefschreiber: nach der Apostelgeschichte waren auf der ersten (Europa* 1 reise Silas und Timotheus in Makedonien bei Paulus (flpg 15«o 16s. i». rs. » 17«. io. 14. is) und wieder in Uorinth (18s); dann verschwindet Silas, während io Timotheus den Paulus in Troas zur letzten Jerusalemreise erwartet (flpg 20«. s). Silas ist nun derselbe wie Silvanus; vgl. 2 Kor 1 is, wo Silvanus neben Paulus und Timotheus als Gründer der Gemeinde von Korinth bezeichnet werden. Da­ bei ist Silas der aramäische Harne des Mannes (xb’Ätf = hebr. auf hellenistischem Boden wurde das als Verkürzung von Silvanus verstanden, is ogl. Lukas - Lukanus, flpollos - Apollonius u. ä. Paulus schreibt meist seine Briefe mit anderen, deshalb auch oft in der 1. pl.; aber oft genug tritt auch die 1. sg. ein, die immer auf Paulus zu beziehen ist, wenn nicht ein anderer Schreiber sich unmittelbar nennt, vgl. Rom I622. Wie es zu verstehen ist, daß andere den Brief mitschreiben, zeigt Gal 12, wo geradezu 20 „alle Brüder, die bei mir sind" als Mitschreiber genannt werden. (Es han­ delt sich nicht um die Personen, denen Paulus diktierte: allerdings hat er seine Briefe diktiert und nur manchmal eigenhändig etwas hinzugefügt: rtz Lph x«pi 1 Kor I621 Gal 621 Kol 4is [2 Thess 3nJ. Mit den Mitschrei­ benden hat Paulus besprochen, was er schreiben wollte. Die LxxXgcia 25 ©eccaXovudwv wird von der großen Stadtgemeinde — Thessalonike ist die noch heute große Stadt Saloniki, wo die eig. griechische Halbinsel an das breite makedonische Festland ansetzt — durch den Zusatz 6v Oetu iraipi xai Kupiw ’lgcoö XpicTu) unterschieden. In diesen dem Paulus feststehenden Bezeichnungen zeigt sich etwas, was zum großen Missionar gehört: die so Fähigkeit, scharfgeprägte flusdrucksformen zu bilden, die leichtbehältlich sind. Dahin gehört schon iiacXnda für die Christengemeinde im Unterschied von dem bei den Juden gebräuchlichen cuvaTurrn (nur Jak 22 im NT von der christlichen Versammlung). Nur ein Hellenist konnte dieses griechische Wort auswählen, und zwar einer, der Juden und Thristen bewußt trennen wollte 35 (flpg 18t 19s). Ebenso scharf geprägt ist Oeöc nargp, Bezeichnung der göttlichen Einheit und Fürsorge. Als Grundton des Christentums bezeichnet Paulus Gal 4s Rom 81s das aramäische Wort dßßä, dem er immer sofort Holtzmann, Neues Testament. 29b

458

1 Thessalonikerbrief 1i-s

die Übersetzung beigibt 6 narhp. Neben ihn tritt der Küpioc ’lqcouc XpicTöc, der geschichtliche Jesus — bei Iosephus begegnen uns nicht weniger als zwanzig Träger dieses Namens = yitf» = ’itf’) —, der als „Messias" die

Hoffnung und als „Herr" das lebenordnende Gesetz der neuen Gemeinde ist. Statt des griechischen Grußes x«ip«v (Apg 2326) setzt Paulus den semitischen s Gruß: Friede (üVpßO und stellt ihm das an x°*P«v anklingende, den Segen der Zugehörigkeit durch den Messias zu Gott bezeichnende x«P*c (Gnade) voran.

II Dankende Erinnerung an die Gemeinde 1 Thess 12—2ie.

12-10:

2 Wir danken Gott allezeit für euch alle, mit Erwähnung in unseren Ge- 10 r beten, unaufhörlich gedenkend euerer Glaubensleistung, euerer Liebesarbeit, euerer Ausdauer in der Hoffnung auf unseren Herrn, den Messias Jesus, 4 vor Gott und unserem Vater, kennend, gottgeliebte Brüder, euere Auswahl, 5 weil unsere Freudenbotschaft an euch nicht nur im Wort geschah, sondern auch in Kraft und in heiligem Geist und vieler Zuversicht, wie ihr wißt, is 6 welcher Art wir unter euch gewesen sind um euretwillen. Und ihr seid unsere Nachahmer geworden und des Herrn, da ihr das Wort bei vieler 7 Drangsal mit Freude heiligen Geistes aufnahmt, so daß ihr allen Gläubigen s in Makedonien und in Achaia ein Vorbild geworden seid. Denn von euch aus ist das Wort des Herrn kundgeworden nicht nur in Makedonien und 20 9 Achaia, sondern an jeden Ort ist euer Glaube an Gott hingekommen, so daß wir nicht not haben etwas zu sagen; sie selber erzählen uns nämlich von uns, wie wir bei euch Eingang gefunden haben und wie ihr euch be­ kehrtet zu Gott von den Bildern, dem lebendigen und wahrhaftigen Gott zu 10 dienen und seinen Sohn vom Himmel zu erwarten, den er von den Toten 25 erweckt hat, Jesus, der uns von dem kommenden Zornesgerichte errettet. 2 2 Paulus kann nur Gott danken, wenn er an alle einzelnen Gemeinde3 glieder denkt. Buch da begegnet 3 sofort wieder die Prägung christlicher Grundbegriffe. Paulus erwähnt in seinen Gebeten, deren fromme Gewohn­ heit er vom Judentum in das Christentum herübergenommen hat, die so Theffaloniker, allezeit eingedenk (ä&iaXtntTwc gehört zu pviipoveuovrec, bei dem es ja unmittelbar trotz des ungeschickten Versendes steht) 1. des Werkes ihres Glaubens, 2. der Arbeit ihrer Liebe, 3. der Ausdauer ihrer Hoffnung. Paulus arbeitet an der Tharakterbildung seiner Gemeindeglieder mit diesen drei Zielen: nicric das vertrauen, dessen Werk in der innerlichen rs Aussöhnung mit dem Weltlaus besteht, ä^äirn die Liebe, die das Wohl des anderen zum eigenen Ziele macht und daran mühevoll arbeitet, iXnic die Hoffnung, daß der das Leben beherrschende Jesus der Messias, also der ewige König der Zukunft sein werde. Vie drei Begriffe sind ebenso zu­ sammengestellt 5 e und 1 Kor 1313. So leben die Theffaloniker „vor Gott 40 4 und unserem Vater", dem ihr Tun nicht verborgen ist. 4 eidürec drittes Partizip neben notoupevoi 2 und pvimoveuovrec 3. Paulus weiß ihre Er­ wählung (Tf|v LxXoThv vpiuv); deshalb nennt er sie „von Gott geliebte 5 Brüder". 5 Daß Gott sie erwählt hat, weiß er daher, daß seine predigt an sie nicht nur im Wort bestanden hat (nicht mit dem wort verhallt ist),45 sondern sie war in Kraft, in heiligem Geist und vieler Fülle und Frische (nXnpoPopiy): Gott ließ ihn so wirken, weil er diese Gemeinde haben wollte. Vie Thessaloniker wissen ja selbst, wie er um ihretwillen (= damit sie dem

1 Thessalonikerbrief ls-io

459

Glauben gewonnen wurden) unter ihnen gewesen ist. Ihm selbst ist das ein wunderbares Rätsel. Und dieses ihm geschenkte Leben hat sich aus die Gemeinde übertragen. „Und ihr seid unsere Nachahmer geworden" (6 der Begriff pmqrnc kehrt auch im folgenden mehrfach wieder); aber auch Nachs ahmer des Herrn, dessen Bild ihnen also von Paulus gezeigt wurde; sonst hätten sie ihm ja nicht nachahmen können. „Ihr habt das Wort aus­ genommen in vieler Trübsal mit Freude heiligen Geistes": die Trübsal kam von denen, von denen sie herstammten und sich jetzt losrissen. 1 Und so sind die Nachahmer (pipnTai 6) wieder zum Vorbild (tuttoc) geworden für io alle Gläubigen in Makedonien (also auch in Philippi und Beröa) und Rchaja (also vor allem in Korinth). Da hat Paulus eine freudige Erfahrung mitzuteilen: s das Wort des Herrn — hier --- tö eüarreXiov npüjv 5, da der Herr durch den Apostel redet, nicht wohl das Wort vom Herrn — ist von Thessalonike aus erschollen, hinausgeklungen (^nxHTai, in LXX Joel 5»); iS nicht bloß in Makedonien und Rchaja, sondern £v iravri töttuj — nach dem damaligen Gesichtskreis des Paulus kann es sich nur um Kleinasien, Syrien und die dortige Inselwelt handeln - „ist euer Glaube an Gott (das Genauere gibt 9.10) ausgekommen (--- bekannt geworden)". Vie weiten Beziehungen der Handelsstadt haben das vermittelt. 9 Vie Folge davon ist aber 20 (ujcre), daß Paulus gar nicht mehr zu reden braucht; wo er hinkommt, erzählt man ihm von ihm selbst (airroi-irepl npwv dnarr&Xouciv) 1. „was für einen Eingang wir bei euch sanden", vgl. das Bild der 6upa 1 Kor 16» 2 Kor 212, 2. „wie ihr euch bekehrtet". Dabei wird der Inhalt des neuen Glaubens bezeichnet: von den Bildern (eiötuXa) wandten sie sich dem Dienst 25 (öouXeüeiv) des lebendigen, wahrhaftigen Gotter zu vgl. Rpg 1415-17 1722-2»; 10 dazu erwarten sie den Messias (den Sohn Gottes vom Himmel her nach Dan Tu). Das ist aber der von den Toten erweckte Jesus (Rpg 17si), der „uns", also die, die in ihm ihren Herrn sehen, von dem kommenden 3orn — von dem drohenden Gericht vgl. 2is - rettet, wir bedauern, daß Paulus nicht so genauer sagt, wo ihm von Thessalonike dar erzählt wurde — aber Paulus hat in seinen Briefen das Einzelne und persönliche fast immer nur an­ gedeutet. Ruch das gehört zum großen Missionar: er trägt das persönliche, was er erfährt, nicht zur Schau. Und noch einmal versenkt sich Paulus in die Erinnerungen an sein wirken in Thessalonike 21-12.

6

7

8

9

10

351 Thess 21-12: Ihr wißt ja selbst, Brüder, unseren Eingang bei euch, daß 1 er nicht umsonst gewesen ist, sondern vorher gequält und mißhandelt, wie 2 ihr wißt, in Philippi, waren wir freimütig in unserem Gott, euch Gottes Freudenbotschaft zu bringen in vielem Kampf. Denn unsere Mahnung war 3 nicht aus Verführung, nicht aus Unsauberkeit, nicht in Heimtücke, sondern « 40 wie wir von Gott gewertet waren, mit der Freudenbotschaft betraut zu werden, so reden wir, nicht als wollten wir Menschen gefallen, sondern Gott, der unsere Herzen prüft Denn wir sind weder jemals mit Schmeichel- 5 wort gekommen, wie ihr wißt noch mit einem Vorwand der Habsucht, Gott ist des Zeuge, noch Ehre suchend von Menschen, weder von euch noch e 45 von anderen, da wir als des Messias Apostel zur Last hätten sein können, 7 sondern wir waren freundlich in euerer Mitte, wie wenn eine junge Mutter ihre Kinder wärmt; so euch liebkosend fanden wir es gut, nicht nur a Gottes Freudenbotschaft euch mitzuteilen, sondern auch das eigene Leben, denn ihr wäret uns lieb. Ihr erinnert euch ja, Brüder, unserer Arbeit und » 29b»

460

1 Thessalonikerbrief 21-9

Mühe; nachts und tags schaffend, um keinen von euch zu beschweren, 10 haben wir Gottes Freudenbotschaft an euch verkündet. Ihr seid Zeugen und Gott, wie heilig, gerecht und untadelig wir euch den Gläubigen ge­ il wesen sind, wie ihr wißt, wie einen jeden von euch, wie ein Vater seine 12 Kinder, euch ermahnend und tröstend und bezeugend, Gottes würdig zu s wandeln, der euch zu seiner Herrschaft und Herrlichkeit ruft. 1 1 Die etcoboc fijxuiv etc üpdc vgl. 19. Sie war nicht leer, wirkungslos,

2

3

4

5

6

8

9

fruchtlos, umsonst: xevi]. Vas Gespenst der vergeblichen Wirksamkeit ver­ folgt Paulus immer wieder vgl. 3s Gal 2z 1 Kor 1510 1« ss 2 Kor 61 Phil 2ir, vielleicht weil er zuerst in Arabien Gal l 17 und dann 14 Jahre 10 in Syrien und Tilicien nach seiner Meinung umsonst gearbeitet hatte, in letzterem Gebiet, weil es den judaistischen Sendlingen aus Jerusalem nicht standhielt. 2 vorher hatte er gelitten und war mißhandelt worden in Philippi vgl. Apg 1619-40. Dach waren wir freimütig in unserem Gatt, zu reden (vgl. Apg 26« nappnciaZopcvoc XaXu») 4v noXXw dyiuvi vgl. is Phil Iso: Gerade weil es auch in Thessalanike nicht an Gegnern fehlte, freute sich der Apostel seines mutigen Wirkens, iv tu» Sem ngu»v: unser Gott hatte uns ergriffen, und wir lebten in ihm. 3n 3 werden drei schlimme Gedanken über das Wirken der Missionare zurückgewiesen: ihre Mahnung (ndpaKXncic die an Gefühl und willen gerichtete Rede) kam weder aus ro Verführung (irXdvn) noch aus Unsauberkeit (dxaeapda), noch geschah sie in Heimtücke (Lv boXip) — Vorwürfe, durch welche die Gegner den Erfolg des Paulus erklären. 4 Dem gegenüber beruft sich Paulus auf das heilige ihm anvertraute Amt: wie wir von Gott wert geachtet worden sind, daß die Freudenbotschaft uns anvertraut wurde, so reden wir (zu beboxtgd- 25 cpeüa vgl. 1 Kor 16s 2 Kor 822). Nicht um Menschen zu gefallen vgl. Gal lio; wie die Gemeinde vor Gott ihre Arbeit tut ls, so will auch Paulus nur dem Gott gefallen, der unsere Herzen prüft: schon Jerem 1120 nennt Gott öoxipäZwv vecppouc xai xapöiac. Da Paulus die 3 genannten vorwürfe gegen ihn und seine Genossen bekannt geworden sind, verteidigt so er sich dagegen. Bei all dem beruft er sich auf das, was seine Thessaloniker wissen (1 aüroi oiöare, 2. 5 xaOtuc oiöare). 5 Er hat kein Schmeichelwort gebraucht, hat nicht für sich äußeren Vorteil gesucht (sein Evangelium war ihm nicht der Deckmantel der Habsucht rrpdre iv xupiiu: er hat seine Arbeit nicht umsonst getan. 9 Für die ihm so geschenkte Freude kann er Gott nicht genug danken, 10 aber das Heimweh nach ihnen bleibt: er hätte noch die Aufgabe, die so Mängel ihres Glaubens zurechtzustellen, von denen Timotheus ihm bei aller

6 7

8

S 10

464

1 Thessalonikerbrlef 3io-4i

Freude doch auch sprach (rd ücreprmara Tfjc mcjeuic üpuiv). Damit ist das Thema für die zweite Hälfte des Briefes (Kap. 4. 5) gegeben. Zuerst aber tt spricht er 11 noch den Wunsch aus, daß „Gott und unser Vater", der all­ mächtige Sorger, und unser Herr Jesus, der mindestens ebensoviel Gewalt hat, wie der die Reife zweimal hindernde Satan 2is, seinen weg zu ihnen s> 12 lenke. 12 Über gleichzeitig betet er auch darum, daß der Herr selbst die der Gemeinde noch anhaftenden Mängel beseitige (der erhöhte Christus hat die Gemeinde berufen und arbeitet an ihr): „euch aber mehre der Herr und mache überreich an der Liebe zueinander und zu allen, wie auch wir sie zu euch haben". Der Satz ist nicht tadellos, da nepiceeveiv eigentlich kd „Überfluß haben", nicht „überreich machen" bedeutet, wie es auch in dem Satz mit KaOdnep zu ergänzen ist „wie wir gegen euch Überfluß daran 13 haben, daran überreich sind". 13 So festigt dann der Herr die Herzen der Thessaloniker, daß sie am Gerichtstag untadelig sind (dgejMrrouc; der Ge­ richtstag wird mit einer Fülle von Ausdrücken feierlich genannt: es ist die ns kommende öp-fn 1 io). Bis dahin, meint Paulus, werde Christus seine Ge­ meinden so untadelig machen, daß sie würdig sind der ßactXeia Kai ööEa, zu der sie berufen sind (2ir). Sie werden zu den heiligen passen, mit denen der Messias kommt. Vas ist der Rechtfertigungsglaube des Paulus in ein­ fachstem Ausdruck. 2io

IV Zurechtstellung der Mängel des Glaubenslebens 1 Thess 4.5. 41-12: 1 Sonst nun, Brüder, bitten und mahnen wir euch im Herrn Jesu: wie ihr von uns überkommen habt, wie man wandeln muß und Gott zu Gefallen 2 leben, und wie ihr schon wandelt, so tut das noch reichlicher! Ihr wißt ja, welche Vorschriften wir euch durch den Herrn Jesus gegeben haben. 25 3 Das ist ja der Wille Gottes, eure Heiligung, daß ihr euch von Unzucht frei« haltet, daß jeder von euch seinen Leib in Heiligung und Ehre zu besitzen wisse, 5. e nicht in Leidenschaft der Lust wie die Heiden, die Gott nicht kennen, nicht überzusteigen und in der Sache seinen Bruder zu übervorteilen, denn ein Rächer ist der Herr bei dem allem, wie wir euch vorher gesagt und be- so 7 zeugt haben. Gott hat uns nicht zur Unsauberkeit berufen, sondern in 8 Heiligung. Also wer das mißachtet, mißachtet nicht einen Menschen, sondern 9 Gott, der seinen heiligen Geist in euch gibt. Von der Bruderliebe euch zu schreiben habt ihr nicht not; denn ihr seid selbst gottgelehrt, einander to zu lieben; ihr tut es ja auch an allen Brüdern in ganz Makedonien. Aber ss 11 wir mahnen euch, Brüder, noch mehr zu tun und die Ehre darein zu setzen, ruhig zu sein, das Eigene zu schaffen und mit euren Händen zu wirken, ir wie wir euch geboten haben, daß ihr denen draußen gegenüber wohlan­ ständig wandelt und niemand nötig habt. 1 Xomöv 1: (Ein letztes will der Apostel noch erledigen. £pwrwpev finde wir 40 „bitten" euch: zu ipuirdv und napaKaXeiv vgl. Steph. Ches. III 2081 B. C. Das ist nicht Nachwirkung des hebräischen, sondern Volkssprache. £v Kupiui ’IncoO „da wir einen gemeinsamen Herrn haben", 'iva — nachher wieder ausgenommen: Daß ihr noch mehr überreich werdet (zu tun), wie ihr von uns überkommen habt (napeXdßere ist der jüdischen Schulsprache entnommen: «s Der Lehrer überliefert, der Schüler empfängt). Die Überlieferung von Paulus sagt ihnen: „wie sie wandeln sollen und Gott gefallen" — eine be­ stimmte halacha gegenüber der jüdischen, die nach 215 Gott nicht gefällt. Grundsätzlich hebt Paulus hervor, daß seine Thessaloniker auch nach der

1 Thessalonikerbrief 4i—n

465

von ihm erhaltenen Überlieferung wandeln (koGujc Kai nepmareire). Nur einzelnes ist zu bessern. 2 Er erinnert sie an seine einzelnen Vorschriften. 2 3 Vie Thessaloniker müssen sich nach Gottes Willen heiligen, Gott weihen; 3 äpacnöc bezeichnet die dem Gpfer vorhergehende Weihe oder Reinigung s Dion Halic. Ant. R. I 21 54 33 86. 3u dieser Reinigung gehörte auch nach griechischer Sitte geschlechtliche Sauberkeit. „Wer seinen Körper preisgegeben hatte, durfte den Tempel nicht betreten.“ „(Eine Ehebrecherin durfte an keinem öffentlichen Feste Athens teilnehmen“; „einen kaum geringeren Anstoß gab eine Hetäre, die sich unter die Bürgerinnen drängte, während sie die hochheilige Feier der Thesmophorien begingen* (Asch. 119. im, Vemoslh. 22 75 10 5986, Jsokr. 6 so, Leopold Schmidt Ethik der alten Griechen 124.125). Rn diese heidnischen Anschauungen knüpft Paulus an, wenn er den Thessalonikern unter dem Gesichtspunkt des dpacpöc die Enthaltung von der Unzucht gebietet. Vas führt er noch weiter aus, ohne doch sich in Einzelheiten einzulassen, was bei diesem Gegenstand immer gefährlich war 4: „daß jeder von euch 4 15 wisse, seinen Leib (tö Lavroü cxeOoc allgemein: „sein Zeug") zu besitzen in Heiligung und Ehre, 6 nicht in Leidenschaft der Lust wie die Heiden, 5 die Gott nicht kennen, (ckeuoc als Bild für den Körper 2Kor 4 7, aber auch --- TÖ aidoiov Relian nat hist. 1711 u. a.). Ruf dasselbe Gebiet - nicht etwa aus das des Handels - ist nun sicher auch 6 zu beziehen, da 7 mit 6 20 driacpöc (Gegensatz äKaOapda) aus 3 zurückgreift und auch 8 mit dem Hinweis auf den Gott, der seinen heiligen Geist in die Gläubigen gab, die Unstatthaftigkeit einer Entweihung des so von Gott Geheiligten (nicht durch Betrügereien, sondern durch Unzucht) betont. Dann aber ist mit tö pH ünepßaiveiv Kai irXcovexreiv iv Tip npcesgaTi töv döeX° sich erst wieder freuen, wenn sie von ihm betrübt sich gebessert haben. So wollte er nicht bei ihnen sein und wählte einen andern Weg. 3 2 Kor 23.«: Und ich schrieb euch eben das, damit ich nicht, gekommen, Kummer hätte von denen, über die ich mich hätte freuen sollen, im Ver4 trauen auf euch alle, daß meine Freude euer aller Freude ist Denn aus » vieler Drangsal und. Bangigkeit des Herzens schrieb ich euch mit vielen Tränen, nicht um euch zu betrüben, sondern damit ihr die Liebe erkenntet, die ich überreich gegen euch habe.

Statt zu kommen, hat Paulus geschrieben. Und zwar schrieb er aus vieler Drangsal und Bangigkeit des Herzens heraus mit vielen Tränen. Die» Verhältnisse waren also durch den kurzen, strengen Besuch (iv Xunri 2i oder iv ßäßbtu 1 42i) nicht gebessert worden. Paulus versichert, sein Ziel sei bei seinem Brief nicht gewesen, die Korinther zu betrüben, sondern nur, sie seine 4 übergroße Liebe zu ihnen erkennen zu lassen (*) in dem vertrauen auf sie alle, daß seine Freude ihrer aller Freude wäre; er wollte nicht betrübt» 3 werden von denen, die ihm Freude machen sollten (a). Der Brief atmete also nicht sowohl Zorn und Strenge, als vielmehr Schmerz und Liebe. Paulus hat nun inzwischen von dem Überbringer dieses Briefes Titus in Makedonien Nachricht aus Korinth empfangen (Ts-ie). Darauf bezieht er sich jetzt:

s 2 Kor 25-ti: Wenn aber einer betrübt hat, so hat er nicht mich betrübt, so « sondern irgendwie, um nicht zu viel zu sagen, euch alle. Es genügt für 7 so einen Menschen diese Strafe von Seiten der Mehrheit, so daß ihr im Gegenteil eher Gnade walten laßt und tröstet, damit nicht etwa so jemand » von allzu großem Kummer sich verzehre. Deshalb mahne ich gegen ihn » Liebe walten zu lassen; denn dazu auch habe ich geschrieben, um eueren ss io Wert zu erkennen, ob ihr in allem gehorsam seid. Wem ihr etwas erlasset, dem erlasse auch ich es; denn auch ich habe erlassen, wenn ich etwas n erlassen habe, eueretwegen im Angesicht des Messias, damit wir nicht vom Satan übervorteilt werden; wir kennen ja doch seine Gedanken. 5 Wir erfahren hier S, daß einer in der Gemeinde den Apostel betrübt hat; «a 6 die Mehrheit der Gemeinde hat nun 6 eine Strafe über ihn verhängt, die 7.8 dem Apostel genügend zu sein scheint; 7.8 man soll dem Mann jetzt lieber verzeihen und ihn trösten, damit er nicht in allzu großen Schmerz versinke. 10 (Einem anderen io hat die Gemeinde verziehen, und auch Paulus will ihm verzeihen. (Er selbst hat schon — offenbar in seinem Brief — um der« Gemeinde willen manches hingehen lassen. Die Gemeinde fand also einen Schuldigen, den sie bestrafte, vaulus erklärt 5, der Mann habe nicht ihn, sondern irgendwie (dnö gepouc) die ganze Gemeinde betrübt (die den dem

2 Korintherbrief 2 6-14

579

Apostel bereiteten Schmerz als ihren eigenen Schmerz empfindet), wie der Apostel durch den Mann betrübt wurde, ist nicht gesagt. Nun meint Paulus e, „diese" (ihm bekanntgewordene) von der Mehrheit verhängte Strafe (4mTipia) reiche aus. Man nimmt gewöhnlich an, die Minderheit habe eine s geringere oder gar keine Strafe haben wollen; das ist in keiner Weise an­ gedeutet. vielmehr sagt Paulus, daß alle von dem Mann betrübt waren, und begnügt sich mit der Strafbemessung der Mehrheit; es dürfte so sein, daß die Minderheit eine härtere Bestrafung wünschte. Dagegen will Paulus, daß jetzt, nachdem die Strafe verbüßt ist, man 8 Siebe walten lasse und io den Mann tröste; 7 der Schmerz über das, was er getan hat, soll ihn nicht vernichten. Paulus scheint zu fürchten, daß sein Brief die Gemeinde zu übergroßer Strenge veranlasse; deshalb sagt er 9, er habe durch seinen Brief sie auch erproben wollen, ob sie in allen Stücken gehorsam seien, und zeigt sich mit dem Erfolg dieser Erprobung zufrieden. Nun bezieht sich io wohl io auf einen zweiten, dem die Gemeinde verzeiht und Paulus mit ihr. Dabei hebt er hervor, daß auch er manches von sich aus verziehen habe, das habe er um der Gemeinde willen (bi* üpäc) getan im Angesicht des Messias weil er sie als Berufene des Messias habe schonen wollen, 11 „damit wir nicht vom Satan übervorteilt werden, denn wir kennen seine Gedanken 20 wohl": (der Satan hat keine größere Freude, als wenn er euch vom Messias losreißen konnte, und das könnte durch einen Zwist mit Paulus erreicht werden). Nun zeigt Paulus durch eine Erzählung, die freilich nur andeutet, seine Siebe und Sorge um Korinth:

6

s 7 9

io

ii

2 Kor 812.1$: Und als ich nach Troas kam zur Freudenverkündigung vom n 25 Messias und mir im Herrn eine Tür sich öffnete, hatte ich für meinen »

Geist keine Rast, weil ich meinen Bruder Titus nicht fand, sondern verab­ schiedete mich von ihnen und zog aus nach Makedonien.

18; 13 Titus hatte den 4 näher bezeichneten Brief nach Korinth gebracht und 12.13 kehrte über Makedonien zu Paulus zurück, der ihn auch in Makedonien so mit guten Nachrichten traf (Ts-is). Ls zeigt nun die Sarge um die Der» hältnisse in Korinth, daß Paulus in Unruhe wegen des Ausbleibens des Titus eine schöne Wirksamkeit in Troas (öupac poi äveipTpivnc vgl. 116o) aufgab und nach Makedonien ihm entgegenreiste. Diese Unruhe wegen Titus ist nichts anderes als Liebe zu Korinth.

35 2 Kor 8 »-io: Aber Gott sei Dank, der uns allezeit triumphieren läßt beim u Messias und den Duft seiner Erkenntnis spürbar macht durch uns an jedem Ort; denn wir sind des Messias Wohlgeruch für Gott in den zur Rettung is und zum Verderben Bestimmten, den einen ein Duft vom Tod zum Tod, ie den andern ein Duft vom Leben zum Leben, und wer kann dagegen auf40 kommen?

14 Zurückblickend auf die Angst, die ihn von Troas nach Makedonien trieb, 14 dankt Paulus dem Gott, der ihn allezeit durch den Messias triumphieren läßt, üpiapßeüeiv nvä heißt sonst: über einen triumphieren Kol 2is, Plutarch compar. Thesei c. Romul. 4, Lorial. 35; aber hier handelt es sich nicht 45 darum, daß Gott durch den Messias den Paulus immer besiegt — was freilich auch wahr ist, sondern daß er den Paulus durch den Messias immer zum Siege führt: auch in Korinth hat Paulus nach den Nachrichten des Titus 7n einen vollen Sieg davongetragen. (Ein eigentümliches Bild schließt 37'

680

2 Korintherbrief 2u-3z

Paulus an: „Den Duft seiner Erkenntnis macht er spürbar durch uns an jedem Ort"; das heißt nicht bloß, daß sich die Erkenntnis Gottes durch Paulus überall verbreitet, sondern, daß man infolge der Ivirksamkeit des Paulus überall die Spuren dieser Gotteserkenntnis wahrnimmt; an gewissen Zeichen kann man überall, wo Paulus wirkte, es erkennen, daß die rechte Gottes» s 15 erkenntnis da ist. Nun bleibt Paulus 15 bei diesem eigentümlichen, uns fremdartigen Bild, indem er sich selbst als „Wohlgeruch des Messias für Gott" bezeichnet. Ms Bringer des Evangeliums des Messias gleicht er einem Duft, der vom Messias in die Welt ausströmt; so verbreitet er das in der Welt 16 des Messias bleibende Leben. Darum ist er 16 denen, die gerettet werden, io ein Duft vom Leben (des Messias) zum Leben (des einzelnen in der Messias­ welt), aber den zum verderben bestimmten ist er ebenso ein Dust vom Code (der Messias ist der Tod für die, die nicht zu ihm kommen) zum Tode (jedes einzelnen verlorenen). Und gegen solche Kräfte, wie diesen Duft des Messias, kann niemand ankommen: die einen müssen zum Tode, die andern zum Leben kommen, wenn Paulus immer wieder solchen Erfolg seines wirkens erlebt, wie er ihn jetzt wieder in Korinth erlebt hat, so regt sich aber doch neben dem eben ausgesprochenen Dank gegen Gott (14) das Gefühl des eigenen wertes:

17 2 Kor 8it: Denn wir sind nicht wie die vielen Hausierer mit dem Wort ro Gottes, sondern wir reden beim Messias angesichts Gottes, als aus Lauterkeit, als aus Gott. 17 17 Paulus unterscheidet sich von den vielen, die jetzt mit dem Wort Gottes gewissermaßen handel treiben (xannXeuciv - sie lassen sich nach I 9s-i» für ihre predigt bezahlen); er redet in seiner Messiasgemeinschaft (£v Xptcrw)« angesichts Gottes - so daß er weiß, daß Gott Rechenschaft von ihm fordert, die iE eiXiKpiviac, da es aus Lauterkeit heroorquillt, wc ix OeoO da es aus Gott hervo, quillt - wie man von ihm als dem lauteren, aus Gott redenden Mann es erwarten kann.

V Der Dienst des Apostels 2 Kor 3i- auch er für Gottes unaussprechliche Gabe (an die Korinther) dankt. Es ist also h äveKbiqpiTOC ötupect — ü uirepßäXXouca x“P*c toö Oeoü £s-rr

zu predigen. Jetzt zeigt er, daß die Wahrheitserkenntnis der Gebildeten oft mit Ünfrömmigkeit und Ungerechtigkeit (sittlichen Mängeln) verbunden ist. Gerade auf solchen Menschen laste Gotter Zorn. Paulus bestreitet ihnen nicht das xar^xeiv tfjv äXHScmv: sie kennen die Wahrheit. 19 Gott bat eine erkennbare Seite (tö yvwctöv TOo Oeou); er ist nicht ganz (Itvujctoc 5 Apg 1723. Vie eine Seite seines Wesens hat Gott geoffenbart (tipavtpwcev); sie ist für die Menschen erkennbar («pavepöv Lcriv Lv aüroic); insofern besitzen Menschen die Wahrheit. 20 zeigt das noch deutlicher. Seit der Weltschöpfung (nicht erst seit Abraham oder gar seit Jesus) wird Gottes unsichtbares Wesen von den Geschöpfen durch die Vernunft (den voöc) erschaut. 10 tä äöpara — KaOopärai ist absichtliches Oxymoron, rote iroinpaav: gemeint sind natürlich nur die mit voöc ausgestatteten Geschöpfe, also die Menschen (und Geistwesen). Philo, der diese Gedanken ebenso vorträgt, nennt de Abrah. 24 als erkennbare Eigenschaften des unsichtbaren, in mancher Hinsicht unerkenn­ baren Gottes das Sein (0 tiv), das Schaffen (h noinrixh buvapte — ü Oeoc) 15 und das herrschen (n ßaciXtxf) buvagte = 6 xupioc). Paulus will hier diesen Fragen nicht genauer nachgehen; er nennt kurz die erkennbare Seite der Gottheit h re diötoc aürou öuvapic xai OeiöTqc. Aber weil die Menschen so die Wahrheit besitzen und Gott erkennen, können sie sich nicht verteidigen (eic tö eivat aüroüc ävanoXornTouc). Sie hätten nämlich den erkannten 20 Gott verherrlichen und ihm danken müssen 21; aber in ihrem hin- und herreden (biaXoTicpoi) verloren sie den durch die Gotteserkenntnis ihnen gegebenen wert (LparmckSneav): sie grübelten über die Gottheit nach, statt ihr zu dienen; so ward ihr herz (der Sitz der Gedanken, der hell sein muh) unverständig (ps 14,: Die Toren sprechen in ihrem Herzen: es ist kein Gott) 25 und finster. Schon in dieser Veränderung wirkt sich Gottes Zorn über den Mißbrauch der erkannten Wahrheit aus, Gott straft die Sünde durch Preis­ gabe in neue Sünde; denn die Entfernung von der bixmocuvn ist für Paulus die schwerste Bestrafung und das tiefste Elend der Menschen. 28 Den Juden mußte er auffallen, daß bei den Heiden (Ägyptern, Griechen) hohe 30 philosophische Gotteserkenntnis mit Verehrung von Menschen- und Tiergestalten verbunden war. Paulus kehrt nun 23 in seiner religiösen GeschichtrKonstruktion dar geschichtliche Verhältnis einfach um: den Rest uranfänglicher, volkstümlicher Götterverehrung fetzt er als das Zweite, Spätere; die von dem Kulturvolk spät erreichte höhe der Gottesanschauung ist ihm dar mit 35 der Schöpfung gegebene Erste. So wird ihm die Verehrung der Geschöpfes die wohlverdiente Strafe für den falschen Gebrauch der höheren Gottes­ anschauung. Und das ist nur der Anfang einer langen Abwärtsentwicklung: jetzt erst folgt das dreimalige: „Gott gab sie hin": 24.26.28. 24.25 Vie Menschen hatten die Wahrheit, die rechte Kenntnis von Gott, aber vertauschten 40 sie mit der Lüge von ihm, die ihn dem Geschöpf gleichstellte. Als Strafe dafür erscheint der Mißbrauch des eigenen Körpers (drinäZeceat ist wohl als medium, nicht als Passivum gemeint). Vie Strafe entspricht der Sünde: das Geschöpf verehrt sich selbst; so schändet es auch sich selbst. Der, Zusatz zu tov xTicavra: 8c £cnv eCiXopiTÖc eic roiic atovac entspricht jüdischer «s Gewöhnung, ist hier aber auch eine feierliche Lossage von der soeben geschilderten Sünde der Anbetung der Geschöpfe, äpfjv: ursprünglich Formel der Aneignung des vorgesprochenen Gebetes durch die Gemeinde, und so auch vom Vorbeter Vorgesprächen; in neutestamentlicher Zeit dar feierliche Schlußwort jeder Gebetes im Sinne von: so sei es. — Vie eine Verirrung 50

Römerbrief 126-32

623

wird nun mit weiteren Verfehlungen bestraft (26.87). iräSp ängiac -- 26.27 entehrende Leidenschaften. Das widernatürliche entehrt mehr als die Zügel­ losigkeit der natürlichen Leidenschaft, weil es nicht bloß Zügelung, sondern völlige Umkehr nötig macht, über die Verbreitung dieser Laster im klassischen $ Altertum belehrt ein Slick nicht bloß in die Dichtungen von Horaz und Katull. sondern auch in die Dialoge Platons. Der „Gegenlohn", den nach 27 Lchl. die Lasterhaften an sich empfangen, ist in der Zerrüttung ihres körperlichen und geistigen Lebens zu suchen. Erst als letztes Glied in der Stufenfolge von Sünde und Sündenstrafe nennt dann Paulus alle sonstige 10 sittliche Verkehrtheit 88—32. Das sittliche Glend leitet er hier von dem Mangel an Klarem Urteil ab 28. Die, welche Gott richtig erkannt hatten 28 (briTvuKic ist das Ziel der forschenden Tvukic vgl. z. B. 1 Kor 13«), schätzten diese Erkenntnis nicht (oük iboKigacav), und so ist nun ihr verstand ohne klares Werturteil (äöÖKipoc voöc), daß sie Nichtzukommendes (rä pn 15 KaOqKovTa, das Ungehörige) tun. Der anschließende Sündenkatalog läßt die 24. 26. 27 genannten Fleischessünden weg und nennt nur Verkehrsfinden 29—31. stus der Reihe heraus fallt Oeocrureic, das, selbständig 29-31 genommen, keine Sünde gegen Mitmenschen bezeichnet. Uber auch den Heiden war die sofort genannte üßptc (ußpicräc) der Grundfehler, den die 2° Götter am meisten hassen; so wird man auch hier Oeocnrfdc ußpicrdc (gottverhaßte übermütige) zusammennehmen müssen, üßpic ist aber dem Paulus auch Versündigung am andern 1 Thess 22, 2 Kor 1210. Jn solchen Auszählungen spielt der Gleichklang schon der Behältlichkeit halber eine gewisse Rolle: 29 q>66vou cpövou, 31 äcuverouc äcuvQerouc. Eine wichtige 25 Beobachtung enthält noch 32. Die Menschen, die so leichtfertig dahinleben, 32 ohne einem festen sittlichen Urteil zu folgen, haben dabei die klare Erkenntnis, daß sie anders sein sollten, daß, wer so wie sie lebt, nicht zu leben verdient (8ti ol Ta Toiaüra npaccovrec dftoi eavärou ticiv). Sie kennen da? als das Rechtsurteil Gottes (tö biKaiwpa toü Oeoü): für Plato ist Gott die Idee des 30 Guten. Aber trotzdem handeln sie gegen ihre Erkenntnis und freuen sich, wenn auch andere handeln, wie sie selbst es gewohnt sind. Man denke an den Liebling der Athener Alkibiades, den leichtfertigen Schüler des Sokrates. Mit 32 endigt dar seit 18 entrollte erste Geschichtrgemälde der Römerbriefr, dem 5«ff., Kap. 9—11 noch andere folgen, zusammen eine große Geschichtsbetrachtung, die auf 35 Jahrtausende hinaus Geltung gehabt hat. Als Geschichtsbild ist die Vorlegung 1 ie—32 zweifellos falsch; richtig aber ist der Hinweis auf den Widerspruch zwischen Erkennen und sittlichem handeln in der römisch-griechischen Welt und die Rückführung dieser Wider­ spruchs auf einen Mangel an willen, das erkannte Gute auch durchzusetzen. — Die An­ schauung eines fortdauernden sittlichen Rückgangs war in der damaligen Welt weit verbreitet, 40 vgl. die alte indogermanische Sage von den vier Weltaltern, am bekanntesten aus Dvids Metam. 189—iso, in der Bibel mit jüdisch-messianischem Abschluß Dan 231—35. Bestimmtere Sflge gewinnt diese düstere Anschauung in derGeschichtskonstiuktiondesSallust, dieauchinihrer popularphilosophischen Begründung der des Paulus nahe steht (Bell. Catilin. 6-13), und bei Tacitus, der freilich auch das Ehriftentum unter die Aerfallserfcheinungen rechnet (ann. 15m).

«5 Röm 21—16: Deshalb kannst du dich nicht verteidigen, Mensch, sobald du 1 richtest; denn indem du den anderen richtest, verurteilst du dich; denn dasselbe tust du, der du richtest. Wir wissen aber, daß Gottes Urteil 2 wahrheitsgemäß die trifft, die so handeln. Denkst du aber dies, du Mensch, 3 der die so Handelnden richtet und dasselbe tut, du werdest dem Urteil so Gottes entrinnen? oder verachtest du den Reichtum seiner Güte und Lang-« mut und weißt nicht, daß Gottes Güte dich zur Umkehr treibt? Nach r deiner Härte und deinem unbußfertigen Herzen sammelst du dir Zorn auf

624

Römerbtief 2>-r

den Tag des Zorns und der Offenbarung der Gerechtenauslese durch Gott, «.7 der jedem nach seinen Werken vergelten wird: den einen, die in Ausdauer guter Arbeit Herrlichkeit und Ehre und Unvergänglichkeit suchen, ewiges b Leben; aber den Erbschleichern, die der Wahrheit nicht gehorchen und 9 der Ungerechtigkeit folgen, wird Zorn und Groll. Trübsal und Angst über s jede Seele eines Menschen, der das Böse tut, vor allem des Juden, aber to auch des Griechen; Herrlichkeit, Ehre und Frieden jedem, der das Gute n tut, vor allem dem Juden, aber auch dem Griechen. Denn es ist kein An12 sehen der Person bei Gott. Alle nämlich, die ohne Gesetz gesündigt haben, werden ohne Gesetz auch verderben, und alle, die beim Gesetz gesündigt io ii haben, werden durch das Gesetz gerichtet werden: es sind ja nicht die Hörer des Gesetzes bei Gott gerecht, sondern die Täter des Gesetzes werden u gerecht gesprochen werden. Denn wenn Heiden, die kein Gesetz haben, von Natur die Gesetzesforderungen erfüllen, so sind sie sich selbst ein is Gesetz, ohne daß sie ein Gesetz haben; denn sie zeigen, daß das Wesen is des Gesetzes in ihren Herren geschrieben ist, wofür ihr Gewissen mit Zeugnis ablegt, wenn ihre Gedanken untereinander sich anklagen oder auch is entschuldigen — an dem Tag, an dem Gott das Verborgene der Menschen richtet, nach meiner Freudenbotschaft durch den Messias Jesus. Paulus sprach 1« von denen, die Gottes willen kennen und doch an dem » 1 Freude haben, der wie sie selber ihn nicht erfüllt; jetzt 1 redet er von Leuten, die über andere richten, d. h. andere verurteilen. Sie sind aus demselben Grund — das meint btö — verwerflich, nicht zu verteidigen (ävanoXÖTnToc wie I20): im Urteil über den anderen zeigen sie ihre Kenntnis des Gottes­ willens, den sie so wenig tun wie der andere: rä aurä ist allgemein zu rs verstehen: wer den Trinker verurteilt, ist vielleicht kein Trinker, aber etwa 2 ein Lügner; so stellt Paulus beide gleich. 2 meint mit rouc vd roiaOra npdccovTac die, welche den andern richten. Sie trifft Gottes Urteil wahrheits­ gemäß: zur eigenen Schuld kommt das lieblose Wort über fremde Schuld. Also kann man sie nicht verteidigen. Aber Paulus vermutet, daß einer 30 gerade durch sein sittliches Urteil über andere seine eigene Übeltat gut zu 3 machen meint 3. Diese Frage stellen heißt sie verneinen. In einer zweiten 4 Frage spricht Paulus 4 die Vermutung aus, daß, wer Gottes willen Kennt und nicht tut, sich' der Geduld und Langmut Gottes getröstet oder — wie Paulus mit Überspringung dieses Wortes sofort sagt — beides verachtet, 35 sofern er sich um den anderes fordernden Willen Gottes nicht kümmert, weil Gott ja doch nicht strafe. Aber so denkt er in grober Unwissenheit (drsvowv); Gottes Güte steht in Abhängigkeit von seinem sittlichen willen: sie treibt zur Umkehr (perdvoia): — so wirkt sie freilich nur auf den, in s dem das Gute schon treibende Kraft ist. 5 Aber der verhärtete (cKXnpörnc) 40 und zur Umkehr Unfähige (äperavdnToc xapbia) sammelt sich, während Gott zuwartet, einen Schatz des Zornes (Oqcaupiteic ceaurui öpTnv: nach der jüdischen Vorstellung von den Behältern, in denen das Gute und Löse als Kapital angesammelt wird, das am Gerichtstag zur Aushändigung kommt Zeitg. 404z). Der Gerichtstag ist nu^pa dprnc dies irae vgl. 1 Thess 2>b 45 und der Tag der Offenbarung der Gerechtenauslese (bixaioxptda, in der LXX hos 6s, bixatoxpmic 2 Makk 1241). Da „wird Gott jedem geben nach seinen Werken" vgL Ps 62» cü änobuiccic fcxdcrip xarä rä ?pya aÜToü. prov 2412 äirobibwciv bcdcrtu xarä rd ?pya aüroü. Den Glauben an dieses Gericht nach den Werken hat Paulus immer festgehalten vgl. 50

Römetbrkf 27—»

625

2 Kor 5io. hier legt er ihn 7-10 noch genauer dar. i „Gott wird ewiges Leben denen geben, die in Ausdauer guter Arbeit Herrlichkeit, Ehre und Unvergänglichkeit suchen." Da ist nun freilich nicht von einzelnen guten Werken die Rede, sondern von der steten, zähen Durchführung des $ einen guten Lebenswerkes: eine sehr wertvolle Umbildung des Gedankens. Gegenüber stehen 8 „die, welche der (erkannten) Wahrheit nicht folgen, wohl aber der Ungerechtigkeit gehorchen", also wieder die, welche die Wahrheit bei Ungerechtigkeit besitzen I n. Daneben heißen sie oi iE ipiöeiac. ipiSeia ist sonst bei Paulus Sqnonqmon von ?ptc Gal 5 20 2 Kor 12m 10 Phil In 23, ebenso Jak 3i«.,s. Nur an unserer Stelle paßt diese Bedeutung nicht, dagegen paßt die z. B. flriftot. Pol. 62 nachweisbare Bedeutung; Erschleichung: ol iE iprSelac sind Menschen, die ohne entsprechendes Lebens­ werk in die Welt des Messias zu kommen meinen. Solche Leute folgen nicht der fordernden Wahrheit, sondern gehorchen der lockenden Ungerechtigkeit, 15 aber sie erwartet öprh xcd 0up6c, ein anthropomorphistischer Ausdruck für die göttliche Strafe. Paulus hat also gezeigt, daß, wer über andere urteilt, deshalb nicht vor Gottes Gericht geschützt ist (21-3), daß die bequeme Hoffnung aus Gotter Langmut trügt (2«-s). vorsichtig geht er jetzt daran, auch die Hoffnung der Juden zurückzuweisen, als ob schon die Zugehörigkeit 20 zu ihrem von Gott erwählten Volk vor Gottes Gericht schütze. 9.10 wiederholen das 7. 8 über die Folgen des Gerichts für Böse und Gute Gesagte, wobei nur die Gleichheit aller vor dem Richter stark betont wird (9: ini iräcav q-vxhv ävOpumou; 10: iravri Ttp ipyaZopivw). Da fällt freilich auf, daß in beiden Versen scheinbar doch der Jude einen Vorzug erhält. Wie 25 schon 116 heißt es auch hier, daß Jude und Grieche zwar Gleiches erfahren, aber der Jude zuerst. Tut er das Böse, wird er zuerst bestraft; tut er das Gute, erhält er zuerst das heil. Vieser Vorzug seiner Stellung hindert also nicht, daß Paulus 11 auch hinsichtlich des Gottesoolkes jede Bevorzugung einer Person bei Gott bestreitet. So will es das Gesetz Leo 19»: oü iroiq30 c€T€ döiKov iv xpicer ou X^jnpij irp6cunrov tttuixou oübfc Oaugdcetc npöcumov öuväcTou, iv bixaiocuvr) xpiveic töv TrXrjciov cou. Vie geschichtliche Reihenfolge der Aburteilung steht dieser strengen Gerechtigkeit nicht im Wege. In gleichem Sinn war 1» gesagt, daß das Evangelium eine Gotteskraft zum heil für jeden vertrauenden ist, zuerst für den Juden - weil hier eine geschichtliche 35 Vorbereitung vorhanden ist, die den Heiden fehlt - aber auch für den Griechen. Also auch da bringt die geschichtliche Reihe keine ungerechte Bevorzugung. Run beruft sich der Jude aus seinen Besitz des Gottesgesetzes, der ihm das heil des Messias verbürge. Dagegen wendet sich 12 -16. Jeder Jude war damit einverstanden, daß die, welche ohne Gesetz sündigen — die 40 Heiden - auch ohne Gesetz umkommen (18); aber daß die, welche mit Gesetz (iv vögip — während sie unter der Herrschaft des Gesetzes stehen) sündigen, durch das Gesetz gerichtet werden, wollten die Kinder Abrahams nicht hören; sie glaubten, um der Väter willen das heil erhoffen zu dürfen, und waren stolz darauf, daß ihnen im Gesetz der Weg des Lebens gezeigt wurde. Aber 45 Paulus erwartet über sie das Gericht nach dem Gesetz: Denn 13 das hören des Gesetzes (wie es die Israeliten am Sinai gehört hatten und regelmäßig in der Synagoge hörten) macht in Gottes Augen nicht vollkommen; sondern Gott erklärt den für gerecht, der sein Gesetz hält (erfüllt, tut). Damit bricht die Hoffnung der Juden nach dem Urteil des Paulus ohne das Evangelium so zusammen. Aber Paulus stellt ihrem Stolz auf den Besitz des Gesetzes noch Holtzmann, Heues Testament.

40

7

8

9.10

11

12

15

626

Römerbrief 2n-is

eine Erfahrung entgegen. Lr nennt diese Erfahrung zwar in einem Bedingungs­ satz, aber nur, damit jeder vor sich selbst die Richtigkeit (Wirklichkeit) dieser 14 Erfahrung prüfe. 14 „wenn gesetzlose Heiden von Natur die Forderungen des Gesetzes (rä tou vöpou) erfüllen, so sind diese Gesetzlosen sich selbst ein Gesetz." * dpapriav: die Sünde zwingt sie nieder). Das ver­ anschaulicht Ps H2.3; doch ist der Eingang geändert, oük ?ctiv öixaioc oüdL tfc findet sich nicht im AT; oök ?ctiv binaioc Roh 7it ist Teil eines andern Satzes. Die folgenden Sätzchen entsprechen Ps 14z (der Herr schaut vom Himmel auf die Menschenkinder, um zu sehen) et gcriv cuviwv h 6k- i$ 12-18 tnruiv töv Oeöv, 12—18 entsprechen genau Ps 143-8 (in LXX fehlt Artikel vor noiujv, XdpuyE ist dort fern.). Schon der Psalm schildert die Allgemein­ es heit menschlicher Sünde. Paulus erklärt nun 19, daß alle Aussagen des Gesetzes sich an die int Gesetz Lebenden richten: er rechnet also die Psalmen zum Gesetz; 6v vögw ist hier gebildet wie sonst £v Xpicnp: das Gesetz ist» die Luft, in der sie leben. Der Satz ist eine bekannte (otöapev) Schulregel: Die Worte des Gesetzes gelten dem Volke der Gesetzes. Die Regel ermöglicht die Anwendung jedes Bibelwortes auf die Sqnagogengemeinde. hier soll also gerade Israel die Allgemeinheit der Sünde erfahren. So wird jeder Mund gestopft («ppäccw), der so gerne Entschuldigungen vorbringt vgl. äva- zs TroXdmroc Izo 2i. Die ganze Welt verfällt Gottes Strafe: trete ö xöcpoc = alle Menschen. Da zeigt sich namentlich, daß der Jude vom Gesetz zu viel 20 gehofft hat: so Durch Geseheserfüllung (4E ?prwv vogou) wird steint Fleisch (kein Glied der durch die Sünde geschwächten Menschheit s. zu 5iz) vor ihm (Gott als Richter) gerecht gesprochen; Gott kann bei niemand infolge seiner 30 Gesetzeserfüllung Vollkommenheit feststellen. Also nicht zur Gerechtigkeit (Vollkommenheit) führt das Gesetz. Da es aber doch nach 2zo die pöpqpuuctc Trjc Tvuiceiuc xai Tqc äXnöeiac enthält, den wahrheitsgemäßen Ausdruck des göttlichen Willens, so zeigt es dem, der es nicht erfüllen kann, den Abstand zwischen ihm und dem Ziel der Vollkommenheit: öta yäp vögou tnrsvwac 3» ägapTiac. Daß „kein Lebender vor Gott gerechtfertigt wird" steht übrigens Ps 143z: Die Doppelbeziehung auf das „Gesetz" und das „Zleisch" steht nur bei Paulus. •

2t IV Die Gottesgerechtigkeit ohne Gesetz Röm 321-31: Jetzt aber ist ohne Gesetz eine Gottesgerechtigkeit sichtbar geworden, bezeugt vom Gesetz und «0 2z den Propheten, eine Gottesgerechtigkeit durch Vertrauen auf den Messias L 23 Jesus für alle Vertrauenden. Denn es ist kein Unterschied. Alle haben 24 ja gesündigt und bleiben hinter der Herrlichkeit Gottes zurück, gerecht­ gesprochen geschenkweise durch seine Gnade mittels der Loskaufung beim L 25 Messias Jesus: den hat Gitt ausgestellt als ein Sühnemittel durch Vertrauen «s in seinem Blut zur Aufweisung seiner Gerechtigkeit wegen des Erlasses - 25 der früheren Sünden durch Gottes Geduld, zur Aufweisung seiner Gerechtig­ keit im jetzigen Augenblick, damit er gerecht sei und gerecht spreche den, 27 der vom Vertrauen auf Jesus ausgeht. Wo ist also der Stolz? Er ist aus-

Römerbrief 3 21-25

631

geschlossen. Durch was für ein Gesetz? Das der Werke? Nein, sondern durch das Gesetz des Vertrauens. Wir denken nämlich, daß man gerechtgesprochen wird durch Vertrauen ohne Gesetzeserfüllung. Oder ist Gott nur für Juden da? nicht auch für Heiden? Gewiß auch für Heiden, wenn 6 wirklich ein Gott ist, der gerechtsprechen wird Beschneidung infolge von Vertrauen und Vorhaut durch das Vertrauen. Das Gesetz vernichten wir also durch das Vertrauen? Nimmermehr. Vielmehr richten wir das Gesetz auf.

Paulus hat jetzt den geometrischen (Drt für sein Evangelium erreicht. Der bisherigen Welt fehlte es nicht an Kenntnis des Gatteswillens Iw. 20.32 10 2i. 14.15.17. iS, aber an Kraft und Lust ihn ZU erfüllen: Vie Menschen besaßen die Wahrheit bei Ungerechtigkeit. Deshalb lastet Gotter Zorn auf ihnen. Also bringt die 81 genannte Gffenbarung der Gattesgerechtigkeit nicht bessere Erkenntnis des Gotteswillens, sondern die Eröffnung einer gangbaren Weges zum Ziel der Vollkommenheit, die Gottes willen entspricht. Erst 15 damit Kommt diese Gott entsprechende Vollkommenheit, die öiKaiocuvq OeoO, für die Menschen wirklich in Sicht, so daß sie ihnen erreichbar wird. Diese Gottergerechtigkeit ist „bezeugt von Gesetz und Propheten", denen dieses Ziel der Menschheit vor Augen steht. (Es ist 82 eine Gottesgerechtigkeit durch vertrauen auf den Messias Jesus für alle vertrauenden. Vas ist der ” entscheidende Gedanke, wer auf den Messias vertraut, darauf vertraut, daß er zum Messias gehört, der weiß, daß er in die Welt der vor Gott (— nach Gottes Maßstab) Gerechten gehört, vertraut also darauf, daß ihm diese Gottesgerechtigkeit zuteil wird. Das wird nun näher erklärt (ou räp tcriv öiacToXn). Nach 9. 20 ist vor Gott zwischen den Menschen kein Unterschied: 25 alle haben nämlich gesündigt (23) und so bleiben sie hinter der Gottes» Herrlichkeit (n ööEa tou Oeou hier = f| öiKcnocüvn tou 6eou: die von Gott ihnen bestimmte und deshalb als Menschheitsziel zu erstrebende Herrlichkeit) zurück; aber 2» trotzdem — so weit sie noch vom Ziel entfernt sind — werden sie doch gerecht gesprochen, der Messiaswelt d. h. der Welt der Gerechten 5° durch Gottes Entscheidung zugewiesen; das geschieht geschenkweise durch Gottes Gnade. Dabei Ist aber die Hauptsache nicht zu vergessen. 3n der Welt des Messias gibt es keine Sünde. fll|o ist mit der Gerechtsprechung des Sünders die Gewißheit der Verklärung zur Gattesherrlichkeit und Gottesgerechtlgkeit verbunden. Wer darauf vertraut, zum Messias Jesus zu gehdren, der weiß, daß er einst als vollkommener und Gerechter In der 35 Welt der vollkommenen leben wird. Das sichert ihm die Gerechtsprechung, das Gnaden­ geschenk Gottes, zu. Aber diese aus der Gnade Gottes stammende geschenkweise Gerechtsprechung des Sünders ist nach Paulus doch durch ein besonderes geschichtliches Ereignis vermittelt, nämlich durch die toskaufung beim Messias Jesus d. h. wer 6v Xpicrtp Incou lebt, in innerster Gemeinschaft mit dem 40 Messias Jesus, so daß dieser sein Herr und er sein Sklave (boOXoc) geworden ist, der ist losgekauft von den ihn bisher beherrschenden Mächten (Sünde, Fleisch, Welt, Dämonen, Satan). 23 Gott hat Jesus nämlich ausgestellt (irpoLSero eigentlich vorgesetzt) als sühnend oder Sühnemittel (iXacrhpiov entweder acc. masc. von IXacrnpioc) sühnend (IV Makk 1722: öiä tou alparoc tujv 45 eüceßaiv Lxciviuv Kal tou IXacnipiou Oaväiou aÜTiüv h 6eia npövoia töv ’lcpaqX npoKQKujOevTa diLccuccv) oder acc. neutr. von tö IXacrqpiov Sühne­ mittel (LXX: der Deckel der vnndeslade Ex 2517-20 37s); Lev 16 was: (der Hohepriester am Versöhnungstag) Xnpverai änö tou aiparoc toO pöcxou Kai ßavei Tip öoktüXiu äri tö iXacrqpiov — — — Kai cqpdEei TÖV xipapvv so TÖv nepi Trjc äpapTtac töv irepi tou Xaou fcvavri tou xupiou Kai eicoica

2, 2, so st

2t

22

23

24

25

632

Römerbrief 3 25-31

dnö tou aipoToc icuiTtpov tou KaTaireräcparoc xal — £avci rö alpa aüroO liA jo IXacTqpiov). Sicher sühnt also nach Paulus Jesus in geheimnisvoller Weise durch sein Blut; irpoLSkro bezeichnet die öffentliche Vorführung. Dabei Kann man unmittelbar an das Bild des Gekreuzigten denken, das Paulus den Galatern vor die Bugen malte (Gal 3i), oder an das ihn vertretende Bild r des mit seinem Blut besprengten Deckels der Bundeslade vgl. hebr. y 12.2s. über auch diese Sühnung der Schuld wird nur erlebt öiä nicreuic durch vertrauen. Die also mit dem Kreuzestod Jesu verbundene Sühnung bewirkte Gott „zur Ausweisung seiner Gerechtigkeit wegen des Erlasses der früheren Sünden". Gott wollte das vertrauen zur geschenkweisen Gerechtsprechung 10 ermöglichen. Dem stand das Schuldbewußtsein, die früheren Sünden, im Wege. So stellte er den Messias Jesus als das blutbedeckte Sühnemittel (das also dem Brauch gemäß die Sühnung wirken kann) öffentlich dar. 26 Dieser Erlaß der früheren Schuld erfolgt 26 durch Gottes Geduld (dvoxn) und hat, — wie nochmals gesagt wird, damit nicht die Sündenvergebung als Duldung >s der Sünde erscheine, - das Ziel, die Gottesgerechtigkeit aufzuweisen, die dem vertrauenden zugesichert wird. So ist der Erfolg des großen Geschehens, daß Gott als gerecht (vollkommen, über alles Unreine erhaben) erscheint und doch gerecht spricht den, der auf Jesus vertraut, vas ist die in gewaltiger Geisterarbeit gewonnen« $ormel des paulinifchen Evangeliums. (Es erfüllt die Sehnsucht 20 eines aus Sündennot nach Vollkommenheit strebenden Herzens; es wahrt Gottes unan­ tastbare Heiligkeit und hilft doch über den Druck lastender Schuld hinaus. Dabei war das Wort vom Kreuz des Messias (I Kor lis) verbunden mit dem Rbendmahlrbrauch (1 Kor II25) für Paulus der Rurgangspunkt dieser LrlSsungrlehre, die ganz wesentlich dazu beitrug, daß das Christentum die große lveltreligion wurde. 27—31 ziehtM 27 Paulus noch Folgerungen aus seiner Schilderung der Erlösung. 27 Die erste ist, daß aller Stolz ausgeschlossen ist. Demut ist die Seele aller Frönnnigkeit. Zweitens kommt der einzelne nicht durch das Gesetz der Werke, sondern durch das Gesetz des vertrauens zur Gottesgerechtigkeit. Dass war für Paulus so wichtig, wie später für Luther. Beide hatten sich zuerst! jlN Werkt- 30 28 dienst vergebens müde gearbeitet. So wird 28 dafür noch eins ganz be­ stimmte Formel geprägt. (Es ist der Vers, in den Luther sein „allein durch den Glauben" zum Ärgernis seiner Gegner, aber durchaus dem Sinn des Paulus entsprechend einfugte. Werke geben keine Gewißheit, sondern Gewißheit erreicht man nur durch vertrauen. Paulus hat aber als Heiden-» apostel noch besonderen Grund, diesen Satz zu betonen. (Er weiß, daß Gott nicht bloß für die Juden da ist; das Gesetz, an das die Juden die Gerechtig29.30 keit gebunden dachten, ist aber jüdisches Nationalgesetz 29.30. Gott aber rechtfertigt Juden (Beschneidung) und Heiden (Vorhaut). Und beide erleben diese Gerechtsprechung „aus" oder „durch" vertrauen. Paulus will gewiß «0 nicht, daß hier zwischen äc und did unterschieden wird. Er betont ja gerade 51 die Gleichheit, wenn er auch im Wort gerne wechselt. Endlich weist er 31 noch den törichten Vorwurf zurück, als ob seine Lehre die Sittlichkeit vernichte, den vöpoc im höheren Sinn. Da seine Hoffnung gerade die Gerechtigkeit und Vollkommenheit ist, kann er den Vorwurf rund zurückweisen: un revono, 45 dXXä vögov IcTavopev. Er zeigt, wie allein „Gottesgerechtigkeit" erreicht wird.

1 V Die Bedeutung Abrahams Röm 41-25. 41—12: Was, werden wir also sagen, habe unser Ahnherr nach dem Fleisch Abraham gefunden? Wenn 2 nämlich Abraham infolge von Taten gerecht gesprochen wurde, so hat er 3 Ruhm. Aber nicht bei Gott. Denn was sagt die Schrift? „Abraham ver-so

Römerbrief 4i-s

633

traute Gott, und es wurde ihm für Gerechtigkeit gerechnet." Bei einer « Leistung wird der Lohn berechnet nicht nach Gnade, sondern nach Schuldigkeit. Wo keine Leistung ist, aber Vertrauen auf den, der den Gottlosen gerecht s spricht, da rechnet man das Vertrauen als Gerechtigkeit, wie auch David e 5 den selig preist, dem Gott Gerechtigkeit anrechnet ohne Leistungen: „Selig, r wem die Verfehlungen vergeben und wessen Sünden bedeckt sind, selig e ein Mann, dessen Sünde der Herr nicht anrechnet.“ Bezieht sich nun diese 9 Seligpreisung auf die Beschneidung oder auch auf die Vorhaut? Wir meinen nämlich: Abraham wurde sein Glaube für Gerechtigkeit gerechnet Wie 10 10 wurde er also angerechnet? War er damals beschnitten oder unbeschnitten? Nicht beschnitten, sondern unbeschnitten. Und das Zeichen der Beschneidung 11 erhielt er als Siegel der Glaubensgerechtigkeit des Unbeschnittenen, damit er der Vater aller sei, die unbeschnitten darauf vertrauen, daß ihnen [die] Gerechtigkeit angerechnet werde, und der Vater der Beschneidung für alle, 12 15 die nicht nur beschnitten sind, sondern auch in den Spuren unseres vor seiner Beschneidung glaubenden Vaters Abraham wandeln. Paulus brachte seinen Gemeinden in der einen Hand den Messias und in der andern das AT als heilige Schrift, beides Geschenke des Judentums an die Menschheit. Da ist es begreiflich, daß ihm die Gleichstellung von 20 Juden und Heiden schwer wird. Besondere Ansprüche der Juden auf Anteil am Reich des Messias hat er 29-29 zurückgewiesen, ebenso 329.30; aber 31-4 betont er doch als einen großen Vorzug, daß den Juden die Gottesworte anvertraut waren, und hebt hervor, daß Untreue, Unglaube einiger die Verheißung Gottes in keiner Weise zunichte mache. Empfänger der Der« 25 heitzung war vor allem Abraham. So fragt Paulus jetzt, nachdem er sein Evangelium dorgelegt hat, 1 was denn nun Abraham wohl nach seiner Auffassung (ri ouv ipoüpev) gefunden, d. h. als Ertrag seines Lebens erreicht habe. „Unser Vorvater nach dem Fleisch" sagt über die Herkunft der Leser nichts aus, die Paulus nach le als Heidenchristen einschätzt; er redet hier 30 als Glied seines jüdischen Volkes und schreibt überhaupt oft im plur. auctoris. Vas erste, was als Gewinn Abrahams genannt wird, ist 2, daß er infolge von Taten [Leistungen iE ipyuiv) für gerecht [vollkommen) erklärt wurde. Das ist das allgemeine Urteil über Abraham, und Paulus sagt, wenn man so über Abraham urteile, so habe er Grund, darauf stolz zu sein (ix« 35xauxnpa: er lebt ja im Jenseits fort). „Aber Gott gegenüber gilt das nicht": Das zeigt 3 die Stelle Gen 15e, auf die Paulus auch Gal 3e verweist und die schon bei philo immer wieder behandelt ist [Mang. 1132.273.443.455.45e.e05.e0e II 35.39.442), während Iosephus achtungslos an ihr vorbeigeht. Paulus entnimmt 4. 5 dieser Stelle, daß keiner Arbeit hier der dafür geschuldete Lohn bezahlt 40 wird: Der Glaube wird für Gerechtigkeit gerechnet, wo einer nicht arbeitet, aber vertraut — nach dem Ausdruck des Paulus „auf den, der den Gott­ losen gerecht spricht" [im töv ducaiouvra töv dceßn). Vas muß einem Juden anstößig geklungen haben, weil Ex 23? in der LXX verboten ist: oü öiKaiuicetc töv dceßh ivexev öibpuiv, in der Massora aber Gott selbst 45 erklärt: p’TXS ttb. Paulus geht auf diesen Einwand nicht ein, sondern stellt neben das Wort der Genesis, daß Abraham sein Glaube für Gerechtigkeit gerechnet wurde, das Psalmwort 321.2, das er mit der biblischen Überlieferung David zuschreibt. Es preist den selig, dessen Sünden (dvopiai, dpapriai) ver­ geben und zugedeckt sind und nicht angerechnet werden. Viesen Inhalt

1

2

3

4.5

634

Römerbrief 4 e-is

umschreibt Paulus als „Seligpreisung des Mannes, dem Gott Gerechtigkeit zurechnet ohne Leistungen". Nach dieser Stelle haben die Reformatoren die Zurechnung von Gerechtigkeit-Sündenvergebung gesetzt (Conf. Aug. 4). Das ist auch die Meinung des Paulus, der aber in Sündenvergebung und Zurechnung von Gerechtigkeit die Aufnahme in die Messiasgemeinde sieht, 5 deren sittliche Vollendung durch Gott verbürgt ist. hier kommt es Paulus darauf an, daß bei der Einstellung Abrahams in die Welt der Gerechten nicht nach seinen Taten, sondern nur nach seinem vertrauen (Glauben) gefragt wurde. Nachdem er das festgestellt hat, fragt er weiter, ob nicht vielleicht die Beschneidung eine Vorbedingung der Gerechterklärung Abrahams 10 9.10 war 9.10. 6 juaKapiqidc oöroc knüpft unmittelbar an die vorangehende Psalmstelle an, deren Inhalt ja mit der Zurechnung der Gerechtigkeit 6 gleichgesetzt wurde; doch findet Paulus es nötig, den Ausdruck durch Wieder­ holung von Gen 15e unmittelbar auf die Gerechtsprechung Abrahams zu beziehen. 10 stellt dann die bestimmte Frage, ob Abraham schon beschnitten 15 11 war, als ihm Gerechtigkeit zugerechnet wurde. Die Antwort 11 lautet: nein; die Beschneidung übernimmt Abraham erst Gen 1710. n. So bezeichnet Paulus das aineürv Ttepvropnc als das Siegel, die äußere Bekundung der dem Unbeschnittenen zugesicherten Glaubensgerechtigkeit. Und Abraham ist ihm damit sowohl der Vater der gläubigen Heiden, denen gleich ihm ohne 20 Beschneidung Gerechtigkeit zugesichert werden soll (eic tö XovicOnvai au-roic 12 Trjv öiKcuocuvriv), als auch der Vater der Juden 12, soweit sie nicht bloß die Beschneidung haben, sondern in den Spuren des Glaubens wandeln, den Abraham vor seiner Beschneidung bewährte. Also die Einrechnung unter die Gerechten hängt weder von Leistungen noch von Beschneidung ab, sondern 25 wird allein dem Glauben (vertrauen) geschenkt.

13 Röm 413—25: Denn nicht durch das Gesetz ward Abraham oder seinem Samen die Verheißung, daß er der Erbe der Welt sei, sondern durch 14 Glaubensgerechtigkeit Denn wenn die, die auf das Gesetz bauen, Erben 15 sind, dann ist der Glaube entwertet und die Verheißung zunichte; denn so das Gesetz wirkt nur Zorn; wo kein Gesetz ist, da ist auch keine Übertretung. io Deshalb auf Grund von Glauben, damit als Gnade, daß die Verheißung zuverlässig sei allem Samen, nicht nur dem vom Gesetz her, sondern auch 17 dem vom Glauben Abrahams, der der Vater ist von uns allen, wie es heißt: zum Vater vieler Völker bestimmte ich dich, angesichts des Gottes, dem er 55 18 vertraute, der die Toten belebt und das Nichtseiende ins Dasein ruft, er, der wider Hoffnung nur auf Hoffnung vertraute, daß er ein Vater vieler Völker 19 werde nach dem Wort: so wird dein Same sein. Und ohne im Glauben schwach zu sein, bedachte er seinen erstorbenen Leib, etwa hundertjährig, 20 und das Erstorbensein des Muttermundes der Sara und zweifelte nicht un- 40 gläubig an Gottes Verheißung, sondern gewann durch den Glauben Kraft, gab 21 Gott die Ehre und war überzeugt, daß er schaffen kann, was er verheißen hat: 22.23 deshalb wurde es ihm für Gerechtigkeit gerechnet. Geschrieben ist es aber nicht nur um seinetwillen, daß es ihm angerechnet wurde, sondern auch um 24 unsretwillen, denen es angerechnet werden soll, die auf den vertrauen, der unsern 45 25 Herrn Jesus von den Toten erweckt hat, der dahingegeben wurde wegen unserer Vergehungen und erweckt wurde wegen unserer Gerechtsprechung. 13 Nach 13 ist Abraham oder seinem Samen die Weltherrschaft verheißen. Wo steht das im NT? Gen 12t 15is-2o 17s 26s Ex 64 wird das Erbe be-

Römerbrief 413-20

635

grenzt durch den Fluß Ägyptens und den Euphrat. Aber nach der Trennung von Lot spricht Gott zu Abraham Gen 13i«-n: „All das Land, das du siehest, will ich dir und deinem Samen in Ewigkeit geben und will deinen Samen wie den Sand der Erde mehren; — stehe auf, durchwandere das Land 5 in die Länge und die Breite; dir werde ich es geben und deinem Samen in Ewigkeit." Diese Stelle konnte schon wegen der Verheißung zahlloser Nachkommen als Verheißung der Weltherrschaft gefaßt werden, ähnlich Gen 1818 2217.18. Nun ist es Paulus wichtig, daß diese Verheißung nicht ötävögou geschah — unter Bindung an ein Gesetz —.sondern dlä öiKatocuvqc 10 mcrewc — bei Glaubensgerechtigkeit. Vas spricht die Genesis nicht aus: die Verheißung wird gegeben ohne alle Bezugnahme auf ihre Aufnahme durch Abraham; aber Paulus meint wohl mit Recht, daß solche Verheißung nur dann einen Zweck hat, wenn sie mit dem Glauben de; Empfängers rechnen kann. 14. is zeigt dann, wie wertvoll es ist, daß die Verheißung 14.15 » an kein Gesetz gebunden ist. Sonst hätte der Glaube keinen Wert (KeKevunai er ist entwertet), und die Verheißung wäre zunichte. Da das Gesetz nicht erfüllt werden kann, könnten Glauben und Verheißung nichts helfen (nach 320); das Gesetz bringt nach der lis ausgestellten Regel nur Zorn, d. h. Gottes Gericht, weil es die bis dahin unbewußte Sünde zur bewußten 20 Schuld macht 520 (Schluß), aus der apapria eine napäßacic Gal 319. Und wie nach 14. 15 der Gesetzesweg nicht zum Ziele führt, so ist nach 16 der 16 Glaubensweg seines Zieles sicher. Der vertrauende hofft auf Gottes Gnade (Lic mcrewc, iva Kara xaptv); die ist allmächtig und macht die Verheißung zuverlässig (de tö eivai ßeßaiav rf)v hraneXiav). Also das Gesetz verweist 25 den Menschen auf seine unzureichende Kraft; der Glaube auf Gottes allen Hemmnissen überlegene Gnade. Aber das Gesetz ist nach Paulus auch nur dem einen Volk gegeben, während der Glaube universal ist. Vas spricht 16 Schl, aus: so wird die Verheißung fest für allen Samen, nicht nur für den, der auf das Gesetz baut, sondern auch für den, der nur dem Glauben Abrahams io nachlebt. Abraham ist damit der Vater der ganzen Messiasgemeinde aus Juden und Heiden. 17 So freut sich Paulus des Wortes an Abraham 17 Gen 17s „zum Vater vieler Völker (£9vwv Heiden) bestimmte ich dich"; denn die Bedeutung dieser ganzen Ausführung liegt für Paulus darin, daß der ehrwürdige Abnherr des Gottesvolkes und erste Empfänger der göttlichen 35 Verheißung aus der Enge feiner Beziehungen zum jüdischen Volk gelöst und mit der neuen Gottesgemeinde in engste Beziehung gesetzt wird. 3um Vater vieler Völker wurde er bestimmt vor (Kccrtvavri) dem Gott, dem er vertraute. Und nun entrollt noch Paulus vor den Augen seiner Leser das Gemälde dieses Glaubenshelden. Zuerst gewissermaßen die Überschrift: er 40 traute dem Gott, der das Tote belebt und das Nichtseiende ins Dasein ruft. Dann die Ausführung: Der Kinderlose glaubt, daß er etwa hundertjährig von einer Frau, deren Mutterschoß längst erstorben war, ein Vater vieler Völker werde, dessen Kinder wie die Sterne am Himmel und der Sand am Meer zahllos sein sollen, und er zweifelt nicht ungläubig an Gottes Verheißung 4s 18—80; das war ein Glaube nap’ iXniöa gegen alles Erwarten; niemand 18-20 konnte das von ihm hoffen; und ein Glaube 6n’ tXiribi, nur auf Hoffnung, nicht auf sichtbare Tatsachen gegründet. Aber so wurde er stark durch den Glauben (6veöuvau(ju9n: Der hundertjährige erhielt die Kraft jugendlicher Reife), weil er Gott die Ehre gab - nichts von sich, alles von ihm erhoffte — und weil 30 er überzeugt war (nXnpotpopnOeic starker Ausdruck), daß Gott das tun kann.

636

Römerbries 421-52

21 was er verheißen hat (21). (Er hat ihm ja noch in seinem Alter den Sohn verheißen (Gen 15«. s). Und die Unterschrift des Bildes: „deshalb wurde es ihm zur Gerechtigkeit gerechnet" (Gen 15 s) ist wieder der Ausgangspunkt 22 der ganzen Ausführung 22 = 3. Nun folgt noch die Anwendung auf die Späteren. Auch ihnen soll der Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet werden s 23-25 23—25 und zwar ihrem Erleben gemäß der Glaube an den Golt, der den Herrn der Messiasgemeinde von den Toten erweckt hat, also auch sie, die in Sünde Erstorbenen, zu neuem Leben der Gerechtigkeit erwecken kann. Und dazwischen tritt wieder der Herr, der nach 325.26 die Sühnung vollbracht hat: er ist um unsrer Vergehungen willen (als Sühnopfer) hingegeben und 10 ist von Gott erweckt worden wegen unsrer Gerechtsprechung (= weil uns Gott nach Darbringung dieses Sühnopfers gerecht gesprochen hat). Der Aufer­ standene bringt also die Gewißheit der Vergebung und künftiger Gerechtigkeit. Die Ausführung Kap. 4 ist ein in das Ganze des Römerbriefes eingefügter und doch auch wieder selbständiger Mdrasch, der ganz in den Formen der Synagogenpredigt sich aufbaut. Sein wert besteht darin, dah er den wichtigen Glaubensbegriff des Paulus am Bilde Abrahams veranschaulicht und die Gestalt Abrahams der Riessiasgemeinde nahe bringt, wobei der tatsächliche Zusammenhang alt- und neutestamentlicher Frömmigkeit kräftig zur Geltung kommt. Aber man vergleiche mit diesem Kapitel etwa das Lazarusgleichnis Lk 1619—31, das mit freilich durchaus verschiedener Absicht doch auch von Vater 20 Abraham redet und den dauernden Wert von Gesetz und Propheten betont, um die Ver­ schiedenheit der beiden größten Gestalten des Urchristentums klar zu erfassen. Auch Paulus redet gewaltig, aber doch wie die Schriftgelehrten. vgl. Mk I22.

VI Der Gewinn des einzelnen aus der Rechtfertigung Röm ßi-n: 1 Also infolge Vertrauens gerecht gesprochen wollen wir Frieden haben mit 25 2 Gott durch unsern Herrn, den Messias Jesus, durch den wir auch die Hin­ zuführung gehabt haben durch das Vertrauen in diese Gnade, in der wir stehen, und wollen stolz sein durch Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes. 3 Und nicht nur, sondern wir wollen auch stolz sein in den Drangsalen, 4 wissend, daß die Drangsal Ausdauer wirkt, die Ausdauer Bewährung und 30 5 die Bewährung Hoffnung; die Hoffnung aber bringt nicht in Schande, da Gottes Liebe ausgegossen ist in unseren Herzen durch den uns gegebenen 6 heiligen Geist. Denn als wir noch schwach waren, ist der Messias recht7 zeitig für Gottlose gestorben. Kaum wird ja einer für einen Gerechten s sterben; für den Guten gibt sich ja vielleicht einer her zu sterben. Aber 35. Gott stellt seine Liebe gegen uns vor Augen, da der Messias für uns ge9 sterben ist, als wir noch Sünder waren. Also werden wir noch viel eher, gerecht gesprochen durch sein Blut, durch ihn vor dem Zornesgericht ge10 rettet werden. Denn wenn wir, die verfeindet waren, versöhnt wurden mit Gott durch das Blut seines Sohnes, werden wir noch viel eher, nachdem 4a rr wir versöhnt sind, gerettet werden durch sein Leben. Und nicht nur, sondern wir sind auch stolz in Gott durch unsern Herrn, den Messias Jesus, durch den wir jetzt die Versöhnung erhalten haben. 1 1 biKouiuOevTec knüpft unmittelbar an 425 (bid Tfjv öikouwciv fipwv) an: gerecht gesprochen, der Welt der Gerechten zugezählt. Da das für die 45 Gläubigen erreicht ist, wollen sie mit Gott Frieden haben conj. cohortat. laßt uns haben), nämlich trotz hemmender Erfahrungen. Dieser Friede mit Gott ist durch ihren Herrn, den Messias Jesus, vermittelt, der ihn als Herr seiner Gemeinde gebietet und durch den sie in die Gnade, in 2 der sie steht, geführt worden ist 2: er hat die Sühnung nach 325 vollbracht; 50 so lebt sie stolz der Hoffnung künftiger Gottesherrlichkeit (boEa = buaxiocuvt]

Römerbrief 5$-n

637

wie 3--). Aber nicht bloß aus Gehorsam und Dankbarkeit (xupioc 1, Xj? = a minore ad maius), deren Kennzeichen

* 5

6

8

iroXXip päXXov 9 und 10 wiederkehrt. Dabei verschlägt es nichts, daß dies­ mal der weg a maiore ad minus geht; auch in dieser Folge behält die 35 Schlußform ihren Namen und ihre Geltung. Vie Liebestat Gottes im Tod des Messias für die Sünder ist das Größte; so kann das kleinere Geschenk, die Rettung der einzelnen vom Aornesgericht, 9 nicht ausbleiben. biKaiwOev. 9 Ttc iv tu) aljiaTi XpicTou ist ein kurzer Ausdruck für den Gedanken, daß gerecht gesprochen wird, wessen Schuld durch das Blut des Messias gesühnt 40 ist (324.25). 10 geht mit dem Ausdruck ixöpoi övrec KairiXXdrfnMev Tip 10 Oetp zu dem Ausgangspunkt 1 eiphvyv exmpev irpöc töv Oeov zurück. Durch den Tod des Gottessohnes ist eine Versöhnung, ein Friedenszustand zwischen Gott und den Sündern erreicht; die Liebe des Sohnes zu den Sündern hat die Feinde im Frieden vereinigt. Nun lebt der Messias wieder; so wird 45 auch seine Gemeinde gerettet mit ihm leben. 11 Aber Paulus kam es schon in nicht bloß auf diese künftige Rettung (caiQqcöueOa) an, sondern auf den gegenwärtigen Friedenszustand und das erhöhte Lebensgesühl der Gläubigen, gerade auch bei äußeren Hemmungen. So schließt er damit, daß die Gerecht­ gesprochenen stolz sind in ihrem Gott — alle Drangsal ist innerlich überwunden, 50 weil man zu Gott gehört (iv Tip Sc« TouTo knüpft an die letzten Worte von l l an: wir haben jetzt durch den Messias die Versöhnung empfangen. Daraus ergibt sich das Geschichtsbild, das nun entrollt wird. Das beginnt mit einem nicht zu Ende geführten Satz. Dem Vordersatz mit oicnep (wie) entspricht kein Nachsatz. „Durch einen Menschen trat die Sünde in die Welt ein und der Tod durch » die Sünde." Das ist angesichts der Erzählung Gen 3 verwunderlich, da hier doch deutlich die Sd)ulö des Sündenfalls das erste Menschenpaar gemeinsam trifft, und wenn eines der beiden als eigentlicher Anfänger des Bösen be­ trachtet werden soll, so träfe diese Schuld Eva; aber nach jüdischer Schul­ überlieferung ist Adam der, welcher Sünde und Tod über alle Menschen «> gebracht hat (14, vgl. IV Lsr 3?). Das wird nun in der Weise gesagt, daß der Tod zu allen Menschen hindurchkam, aus Grund dessen sie alle sündigten. Lq>' iL ist hier nicht = eni toutuj öti „aus Grund dessen, daß", sondern bezieht sich unmittelbar zurück auf das gerade vorausgehende ö edva-roc. 13 Das geht aus dem begründenden Satz 13.14 hervor. Da wird nämlich 13 «s das Ttävrec fjpaprov für die Zeit von Adam bis zum Gesetz noch besonders bekräftigt: bis zum Gesetz war Sünde in der Welt. Aber die Sünde dieser Geschlechter war nicht strafbar, keine Schuld (irapaßacic): „Sünde wird nicht angerechnet, wo kein Gesetz ist." So sollte man glauben, diese Geschlechter

Römerbtief 514-19

639

hätten auch die Sündenstrafe, den Tod, nicht erfahren dürfen, über (dXXd 14) 14 Paulus stellt trotzdem fest: es herrschte der Tod von Adam bis Mose auch über die, die gesündigt hatten nicht in Gleichheit der Übertretung Adams (so konnten sie ja nicht sündigen, weil sie Kein Gesetz hatten). Da sie nun 6 Keine strafbare Sünde auf sich hatten und doch unter der Herrschaft des Todes standen, so litten sie mit die Strafe für die Schuld Adams, und eben deshalb heißt Adam „das Urbild des Künftigen"; ö ptXXwv ist aber der Messias. Vieser Satz öc Lcriv runoc toö peXXovroc ersetzt vorläufig den in 12 fehlenden Nachsatz. Die Reihe des u&Xwv mutz nach dem runoc 10 Adam gedacht sein, nur daß der Messias statt Sünde Gerechtigkeit und statt Tod Leben bringt. Das wird auch im folgenden gezeigt. 3u 12 £g>’ d itävrec npaprov ist noch darauf hinzuweisen, daß damit der Tod als die Grundlage des allgemeinen Sündigens erscheint. Damit, daß Adam sterblich wird, wird sein Leib geschwächt und verfällt der Sünde: daher dcOevqc 6. 15 Hun stellt Paulus in 15—19 mit immer neuen Variationen den Typus, Adam, und den Antitypus, den Messias, einander gegenüber. Zunächst hebt er den Wertunterschied hervor 15 zwischen Sündenfall (napdmriupa) und 15. Begnadigung. Durch den Sündenfall des einen starben die vielen, wenn der Sündensall solche Kraft hatte, so hat doch viel eher (iroXXip päXXov 20 dem höheren Wert des zweiten Gliedes entsprechend, also wieder conclusio a minore ad maius) die Gnade Gottes, das Geschenk durch die Gnade des Messias Jesus — also wie bei Adam eines einzigen Menschen (so erklärt sich die Bezeichnung des Messias als tvöc dvOptfmou) - sich auf die vielen ausgewirkt (inepicceucev ist übergeströmt). Dann hebt 16 einen Unterschied 16 25 beider Reihen hervor: in der Reihe Adams genügt ein Sünder zur Der» urteilung (des Geschlechts); in der Reihe des Messias sind viele Vergehungen, und es kommt doch zur Gerechtsprechung. Das Geschenk rö öuipnga, die Gnadengabe rö xdptcpa soll so als überreich empfunden werden. Zur Er­ klärung bringt 17 wieder einen Schluß vom Geringeren zum Größeren. 17 io Das Geringere: Mit dem Sündenfall des einen kam der Tod durch den einen zur Herrschaft. Daraus ergibt sich das Größere (iroXXti) piäXXov): Zur Herrschaft werden kommen im Leben (nicht mehr dem Tod verfallen) durch den einen Messias Jesus die, welche das Übermaß der Gnade und des Ge­ schenkes der Gerechtigkeit empfangen. (Also Adam bringt den Tod zur 35 Herrschaft, der Messias aber die Gemeinde der verklärten). Immer schärfer faßt Paulus die Gleichheit beider Reiben: 18 Eine Vergehung bringt allen 18 Verurteilung, eine Rechttat (öiKaiwpa) allen Gerechtsprechung, die mit Leben verbunden ist, wie die Verurteilung mit dem Tod. Endlich 19 wird ge-19 neuestes Zusammenpassen erreicht: durch Ungehorsam des einen sind sündig 40 gemacht worden die vielen (das bewirkte die Schwächung ihres Körpers durch das Todesverhängnis) und durch Gehorsam des einen (vgl. Phil 2,) werden gerecht gemacht werden (in der Verklärung) die vielen. Zu icaOicTqpi beim Adjektiv ist zu merken, daß es manchmal einen als etwas er­ weisen bedeutet z. B. Soph. Antig. 657 tpeuöfj -f’ ipauröv oü xaracrricui 45 nüXei, ebenso Lurip. Androm. 636; zumeist heißt es „machen": Thue. II 42. Trjv eüXoriav — epavepäv xaöicräc; Isokr. ad Nie. 18C räc ipxaciac — xaQtcrr) xepöaXeac, 2C rä p£v dXXoic äbuvara — buvarä xaOecTüica usw. „Einen als etwas hinstellen, was er nicht ist", ihn „als etwas betrachten" heißt xaöicTdvai nicht. - Jetzt hat Paulus noch eine Unterfrage zu erledigen, 50 die ihn immer wieder beschäftigt: wozu das Gesetz, wenn es doch über Sünde

640

Römerbrief 620—61

20 und Tod in der Reihe Aöcrnis nicht hinaushilft? vgl. Gal 319. 20 vopoc — napeicnXOev: Vas Gesetz ist kein Drittes neben stöant und dem Messias, sondern nur eine Nebenfigur des großen Dramas. (Es kam nur, um die Ver­ gehung zu steigern (ihr den Tharakter der Übertretung zu geben 13, 4is Tal 319). Über je schwerer die Schuld wurde, desto reicher erwies sich die s Gnade, (die auch aus der Schuld zur Gerechtigkeit führt), hier wird noch zum letztenmal der vergleich durchgeführt,- jetzt, nachdem das Gesetz gegeben war, herrschte die Zünde im Tod (17 war der Tod der ßaaXeuc); ebenso soll die Gnade herrschen durch Gerechtigkeit; der Zünde als Herrscherin ent­ spräche dem Begriff nach die Gerechtigkeit; aber diese als Gnadengeschenk 10 empfangene Gerechtigkeit steht selbst unter der Herrschaft der Gnade, und das Ziel dieser Herrschaft ist ewiges Leben. Gnade, Gerechtigkeit, ewiges Leben sind aber die Gaben öes Herrn der Gemeinde, des Messias Jesus. — Dieses zweite große Geschichtsbild des Romerbriefes nach 118—32 ist schon vorgebildet 1 Kot 1522 (Wie in stöam alle sterben, so werden im Messias auch alle belebt werden) 15 und ebenda 49 (Wie wir das Bild des Erdenmenschen getragen haben, so werden wir auch das Bild des Himmelsmenschen tragen). Stärker als sonst spürt man bei der Vor­ führung dieses Bildes das Ringen des Paulus nach klarem stusdruck seiner Gedanken; aber so hat er eine durchgeistigte Geschichtsauffassung geschaffen, die auf Jahrtausende wirksam geblieben ist. 20

r VIII Der Christ und die Sünde Röm 6 1—839. 61—14: Was werden wir also sagen? Sollen wir bei der Sünde bleiben, damit die Gnade größer 2 sei? Nimmermehr. Wir sind doch der Sünde gestorben: wie werden wir 5 noch in ihr leben? Oder, wißt ihr nicht: wir alle, die wir auf den Messias 4 Jesus getauft sind, sind in seinen Tod getaucht worden? Wir sind begraben 25 also mit ihm durch die Taufe in den Tod, damit wir in einer neuen Form des Lebens wandeln, so wie der Messias von den Toten erstand in der 5 Herrlichkeit des Vaters. Denn wenn wir mit dem Gleichnis seines Todes verwachsen gewesen sind, so werden wir es auch mit dem Gleichnis seiner 6 Auferstehung sein, da wir das erkennen, daß unser alter Mensch mitge- so kreuzigt wurde, damit der Sündenleib vernichtet werde, daß wir nicht mehr 7 der Sünde dienen: denn der Gestorbene ist losgesprochen von der Sünde. 8 Wenn wir aber mit dem Messias gestorben sind, glauben wir, daß wir auch 9 mit ihm leben werden, da wir wissen, daß der Messias, von den Toten 10 erweckt, nicht mehr stirbt, der Tod ist nicht mehr Herr über ihn. Denn 35 was er gestorben ist, ist er der Sünde gestorben auf einmal; was er aber 11 lebt, lebt er für Gott. So denkt auch ihr, selbst für die Sünde tot zu sein, 12 aber lebend für Gott beim Messias Jesus. Also herrsche nicht die Sünde 13 in eurem sterblichen Leib, daß ihr seinen Begierden gehorchet, und gebt eure Glieder nicht hin als Werkzeuge für die Sünde, sondern gebt euch 40 Gott hin wie lebend, nachdem ihr tot wäret, und eure Glieder als Werkzeuge 14 der Gerechtigkeit für Gott; denn die Sünde wird nicht mehr über euch Herr sein; denn ihr steht nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade. 520 hieß es: „Wo die Sünde sich steigerte, da wurde die Gnade überreich": sie vergibt die Sünde und schenkt die Gerechtigkeit. Schon 3s war die falsche 45 Folgerung abgewehrt, als ob Gott nicht strafen dürfe, wenn doch die Sünde zur Verherrlichung seiner Vollkommenheit diene. 38 war ausdrücklich gesagt, daß man Paulus fälschlich die Lehre nachsage, man solle das Böse tun, damit das Gute komme. Paulus weist das als eine Verlästerung seiner Anschauung zurück. Der gleiche Gedanke führt jetzt wieder zu dem gleichen so

641

Römerbrlef 6i-s

Einwand. 1 Wenn die Gerechtigkeit dem Menschen ohne sein Zutun geschenkt wird, dann kann ja scheinbar der Mensch aus dieses Himmelsgeschenk in aller Mutze warten: Vas Geschenk ist um so glänzender, je dunkler die Welt ist, in der er lebt. Paulus weist das zurück. Der Relativsatz L mit 5 oirivec hat begründende Kraft: „wir alle, die wir doch". äireOävopev rh dgaprig: wer zum Messias gehört, gehört schon jetzt der sündlosen Gottes­ welt an; mit der Hingabe an den Messias als seinen Herrn ist er „grund­ sätzlich der Sünde gestorben". „Lebt er noch in der Sünde", dann gehört er noch nicht zum Messias. Es geht nicht an, gleichzeitig dem Messias und 10 der Sünde gehören zu wollen. Paulus legt das 3—11 in schwieriger Mystik dar. Neben die kurze Begründung in 2 tritt 3 mit h eine andere, die dem Denken der Römergemeinde vielleicht verständlicher ist. Allgemein christlicher Brauch ist die Taufe auf den Messias Jesus (8coi tßairrkOngev etc XpicTÖv ’lqcoüv; Paulus ist selbst getauft flpg 9ie 22 ie und kennt keine >5 ungetauften Christen). Vie Taufe auf den Messias wird nun als ein Getauchtwerden in den Tod des Messias gedeutet, 4 als ein Mitbegrabenwerden mit ihm in den Tod: Das Bild ruht auf der Anschauung von der Untertauchung des Täuflings in dem über ihn hingehenden Wasser. Mit seinem Messias wird aber der Gläubige nur begraben, um mit ihm wieder20 zuerstehen. Der Messias ist von den Toten erstanden biä rhc dökgc tou narpüc. Das heißt bei nrepOn nicht, datz die Herrlichkeit des Vaters — der Vater in seiner Herrlichkeit den Messias auferweckt hat, vielmehr be­ zeichnet dia die Art und Weise, in der der Messias auferstand: er erstand in der Herrlichkeit seines Vaters vgl. Mk 8m: örav EXOf) 4v rf) böEi) tou 25 rnrrpöc aurou; zu dia: 4n hicteuövtujv bi’ aKpoßucriac, 2 Kor 2i fspatpa i>glv biä ttoXXüjv baKpuuuv. Dem biä rfjc böEnc rou narp6c beim Messias entspricht 6v koivothti Lwhc bei den Gläubigen, koivöc ist die Art der Messiaswelt: xaivä ndvra 2 Kor 5 n Apk 215 (Himmel und Erde Apk 211, 2 Petr 315, Jerusalem Apk 312 212, der Bund mit Gott 1 Kor 1125 2 Kor 3b); so so sind auch die Glieder der Messiasgemeinde eine xaivf) kticic Gal 615 2 Kor Sir. So mutz also ihr Wandel sein tv Kaivärnn Lwhc d. h. rein von Sünde. Um verständlich zu sein, wiederholt Paulus seinen Gedanken. 6 cugqpuroc ist mitgeboren, mitgewachsen, zusammengewachsen; das ögokuga tou eavärou aürou ist nach 3.4 die Taufe: „wir waren verwachsen mit »dem, was seinem Tode gleicht, und werden verwachsen sein mit dem, was seiner Auferstehung gleicht" (vor Tfjc ävacräcewc ist tu) ögoubgan zu er­ gänzen). wir werden also die Herrlichkeit des Auferstandenen besitzen, das sichert die Taufe uns zu. Aber Paulus will das als Aufgabe, nicht blotz als Verheißung verstanden wissen; so ringt er weiter nach einem klaren « Ausdruck seines Gedankens. 6 tivwckovt€c, an tcogeOa angeschlossen, gibt die Bedingung an, unter der sich die mit der Taufe verbundene Verheißung erfüllt. „Unser alter Mensch ist mitgekreuzigt" vgl. 4 cuv€Td) vom Messias aus oder ferne vom Messias (cmö tou XpicTou: es sind beide Deutungen möglich) ein verfluchter (äväeepa wie Gal 18.9) zu sein. Und warum? Der Rnlaß für diesen gewaltigen Wechsel in der Stimmung ist der Gedanke an seine Brüder, seine Volksgenossen nach dem Fleisch, die Israeliten. Wie eine Mutter nicht ohne ihr Kind, so will ra der Mann Paulus nicht ohne sein Volk selig sein, so groß ihm eben noch das Glück der heilsgewißheit erschienen ist. Dazu kommt 4, daß es sich um das Gottesvolk handelt. Ihm gehört die uio0eda: Gott hat die Israeliten als seine Kinder angenommen z. B. hos 111 Jes 12; ihnen verhieß er die Herrlichkeit z. B. Hos 219-23; der alte und neue Bund sind ihnen bestimmt rs 3er 3131-34; Gesetzgebung, Gottesdienst, Verheißungen wurden ihnen gegeben; 5 sie haben die gepriesenen Väter, und aus ihrer Mitte stammt der Messias. RIso dieses hochbegnadigte Volk darf nicht verlorengehen. Persönliche Liebe zum eigenen Volk und Sorge für den Glauben an Gottes Wahr­ haftigkeit und Treue wirken zusammen, um die übrigens schon 31-4 kurz 40 behandelte Frage nach dem Schicksal Israels brennend zu machen. So be­ ginnt Paulus seine Besprechung mit einem Lobpreis Gottes, um von vorn­ herein zu betonen, daß ihm Gottes Heiligkeit unantastbar feststeht. 6 wv öri mxvTuiv 0e6c darf nämlich nicht mit dem allerdings gerade vorhergehenden 0 XpicTöc verbunden werden. Der Vater steht für Paulus immer über 45 dem Sohn vgl. 1 Kor 15-7.28. Ruch ist der Lobpreis kein Rnhang zur Einleitung, sondern die Überschrift zur nachfolgenden Untersuchung. In unmittelbarer Anknüpfung an ihn erklärt Paulus 6: „Aber nicht wie daß (oijx olov — oux Sn, hier verbunden) Gottes Wort dahingefallen wäre." Also so gewiß der Allmächtige ewig gepriesen wird, ist es nicht so, daß sein so

Römerbrief

5

,o

15

20

25

96-is

655

Wort ungültig, unerfüllt bliebe. Und nun gibt Paulus zunächst eine Lösung des Rätsels, daß die Israeliten zum Teil den Messias verwerfen. Nicht alles, was von Abraham herstammt, ist Träger der Verheißung. Das meint er mit den Worten: nicht alle von Israel, d.h. nicht alle natürlichen Abkömmlinge dieses Volkes, sind Israel (in gehobenem Sinn: das Gottesvolk), und 1 nicht weil sie Same (Kbkömmlinge) Abrahams sind, sind alle Rinder (anerkannt und erbberechtigt), sondern: nun wird Gen 21 ir, ein gegen Ismael, den Sohn der Hagar, gerichtetes Wort angeführt. Daraus zieht 8 den Schluß: „Nicht die leiblichen Rinder sind (eben darum schon) Gottes Rinder, sondern die Rinder der Verheißung zählen als ,Samen'" (verheißungsträger Gen 12? 13,5 17? 22,b 24t). (Ein Beispiel solcher Verheißung ist nach 9 das Wort Gen 18io.it. Und Paulus verfolgt seinen Gedanken 10—13 noch in der Geschichte des Sohnes des Abraham: Gen 262,-23. Die beiden Söhne Rebekkas hatten einen Vater (il tvöc Koiinv fyouca); so war also dadurch keiner bevorzugt; die beiden waren noch nicht geboren, hatten nicht Gutes oder Böses getan: also keiner hatte Verdienst oder Schuld im Unterschied vom andern. Trotzdem wurde ihr vom Herrn der Bescheid: Der Größere wird dem Kleineren dienen. Paulus sagt 12: Gottes Bestimmung (irp66eac) in der Auslese sollte bleiben nicht aus Grund von Leistungen (des einen oder des andern), sondern von dem Berufenden aus, d. h. je nachdem Gott den einen berief und den andern nicht. Das bestätigt dem Paulus das Prophetenwort Mal Izs: Den Jakob liebte ich, aber (Efau haßte ich. Damit ist scheinbar die Frage auch jetzt entschieden: es gibt Israeliten, die zum Messias gehören; die andern sind wie Ismael und (Efau wohl Abrahams Abkömmlinge, aber nicht Abrahams (Erben. (Eine Lösung ist das, aber eine recht harte Lösung.

7

8

9 10-13

Röm 9 ,4-2,: Was werden wir also sagen? Ist ein Unrecht bei Gott? ,t Nimmermehr. Er sagt ja dem Mose: ich werde mich erbarmen, wes ich 15 mich erbarme, und werde bemitleiden, wen ich bemitleide. Also nicht, ,e wenn einer will oder läuft, sondern wenn Gott sich erbarmt. Es sagt ja,r 30 die Schrift dem Pharao: Dazu habe ich dich erweckt, daß ich an dir meine Macht zeige, und daß du meinen Namen verkündest in allem Land. Also ,s nun: er erbarmt sich, wes er will, und wen er will, macht er hart. Du 19 wirst mir nun sagen: was tadelt er noch? Denn wer widersteht seinem Willen? Aber wahrlich nun, Mensch, wer bist du, der du Gott widersprichst? 20 35 Wird das Bildwerk zu seinem Bildner sagen: was hast du mich so gemacht? Oder hat der Töpfer nicht das Recht, vom Ton aus demselben Teig das 21 eine Gefäß zur Zierde zu machen und das andere zur Unzier? Paulus weiß 14, welche Bedenken seine Lösung hervorruft. Ungleiche Be-14 Handlung bei gleicher Schuld oder Unschuld gilt für Unrecht (döuda). Aber to Unrecht ist bei Gott ausgeschlossen. Daß Gott nach freier Willkür sich er­ barmt, findet sich Ex 33,9. Daraus entnimmt Paulus, daß nicht des Menschen wollen und Rennen, sondern Gottes Erbarmen das heil gibt (16: ergänze f) cumipia icriv). Das ist für Paulus, der in seiner Jugend der Gerechtig­ keit aus dem Gesetz bis zu völliger Erschöpfung nachgejagt war und sich 45 jetzt vom Messias in seine Gemeinde berufen weiß, überaus tröstlich. Aber er kennt auch Ex9,o, das Wort „der Schrift" - tatsächlich redet Gott an Pharao. An Pharao will Gott seine Macht zeigen, damit er Gottes Namen in allen Landen verkünde: also die Bestrafung Pharaos dient Gottes Ehre. Aus beiden Bibelstellen zieht aber Paulus 18 den Schluß, daß allein is

656

Römerbrief 91»-»

Gottes Wille über heil und Unheil entscheidet; nach seinem willen erbarmt 19 er sich des einen und verhärtet den andern. 19 Aber Paulus erwartet nicht bloß den Einwand der Ungerechtigkeit, der schon 14 erhoben war, sondern auch, den bestimmten, daß bei solcher Gottesanschauung alle Straffähigkeit des Menschen wegsalle: rl £n gieperen: Gott kann die Schuld nicht strafen, s 20 die er durch Verstockung herbeiführt. 20 Dem stellt Paulus entgegen, daß das Geschöpf dem Schöpfer nicht widersprechen, keinen Vorhalt machen darf: das Gebilde darf sich beim Bildner über seine Gestalt nicht beschweren. Man fragt sich, ob das recht ist. Der tote Stoff wird sich nicht beklagen, aber auch der Zögling nicht über seinen Erzieher, der Mann nicht über die falsche io 21 Führung in seinen Jugendjahren? Und 21 vergleicht Paulus die Menschen mit Tongebilden, die der Töpfer je nach Wunsch zur Zier und zur Unzier gestalten mag. Dagegen ist zu sagen, daß auch was erst ein vernünftiger Mensch werden soll, nie bloß ein Spielzeug oder Mittel zum Zweck eines andern sein darf, sondern dem in ihm angelegten sittlichen Ziele durch Er- is ziehung und Bildung entgegengeführt werden muß. Auch der werdende Mensch darf niemals als Ton in des Töpfers Hand frei zu dessen Zwecken verwendet werden. Es ist also Paulus nicht gelungen, die Bedenken gegen seine Lösung zu zerstreuen.

22 Röm 922-33: Wenn aber Gott bei dem Willen, seinen Zorn zu zeigen und 20 seine Macht kundzutun, mit vieler Langmut Gefäße des Zornes, die zum 23 Verderben bestimmt sind, getragen hat, hat er auch um den Reichtum seiner Herrlichkeit kundzutun an Gefäßen des Erbarmens, sie zur Herrlichkeit 24 zuvor ausgerüstet und auch berufen — uns, nicht nur aus den Juden, 25 sondern auch aus den Heiden, wie er auch bei Hosea sagt: „Ich werde 25 26 Nicht-mein-Volk Mein-Volk nennen und die Nicht-Geliebte Geliebte, und ge­ schehen wird es: an dem Ort, da ihnen gesagt wurde: Nicht-mein-Volk seid 27 ihr, da werden sie Kinder des lebendigen Gottes heißen.“ Jesaja aber ruft über Israel: wenn die Zahl der Kinder Israel sein wird wie der Sand 2» des Meeres, so wird doch nur der Rest gerettet werden: denn eine Abrechnung, so 29 abschließend und kurz, wird der Herr im Land halten; und wie Jesaja vorausgesagt hat: wenn der Herr Zebaoth uns nicht Samen gelassen hätte, so so wären wir wie Sodom und glichen Gomorra. Was werden wir also sagen? Heiden, die nicht der Gerechtigkeit nachjagten, haben die Gerechtigkeit 31 erhalten, aber die Gerechtigkeit vom Vertrauen aus; Israel aber ging dem 35 32 Gesetz der Gerechtigkeit nach, kam aber nicht zuvor zum Gesetz. Warum? Weil nicht vom Vertrauen aus, sondern als ob es mit Leistungen (es er33 reichte): denn sie stießen an den Stein des Anstoßes, wie es heißt: Siehe, ich setze in Zion einen Stein des Anstoßes und einen Block, darüber man fällt, und wer auf ihn vertraut, wird nicht zu Schanden werden. 40 Paulus ist selbst durch die bis 21 vorgetragene Lösung nicht restlos befriedigt. 22 22 nimmt er deutlich auf einen neuen, ernsten Einwand Bezug, der während des Schreibens in ihm austaucht. (Er hat bisher Erwählte und verworfene als an sich gleichwertig betrachtet (10.11: Esau und Jakob im Mutterleib); er hat 16 das wollen und Laufen nur als törichten Irrweg behandelt; da 45 erinnert er sich, daß ihm einst der nach Gerechtigkeit ringende Jude wert­ voller erschien als der Heide, der nach Gerechtigkeit wenig fragte. Und nun wird der Heide angenommen und der Jude bei all seinem Aufwärts­ streben verworfen. Damit sucht Paulus zurechtzukommen. 22 sagt, daß

Römerbrief 922-33

657

Gott seinen Zorn zeigen und seine Macht kundtun wollte und dabei mit vieler Langmut Gesäße des Zornes, die zum verderben zugerichtet sind, getragen hat — ein einfach häßliches Bild, das an das Raubtier erinnert, das mit seiner lebenden Beute spielt, bis es sie verzehrt. Gr stellt dem 23 23 5 gegenüber den Willen Gottes, den Reichtum seiner Herrlichkeit kundzutun an Gefäßen der Barmherzigkeit, die er zur Herrlichkeit vorher bereitet hat und die er nicht nur von Juden, sondern auch von Heiden berufen hat. Zweifellos erschiene das Gottesbild größer und herrlicher, wenn neben 23 nicht eben 22 stünde. Für die Berufung der Heiden wird hos 2m an« 10 geführt, was freilich die Wiederannahme der erst verworfenen Israeliten in Russicht stellt. Sie nennt Gott anfangs wie die Rinder des Hosea Nicht« mein-volk und Ungeliebt, will sie aber wieder Geliebt und Söhne des lebendigen Gottes heißen. Für die verhältnismäßig geringe Zahl gläubiger, also erwählter Israeliten wird Jes 1022.23 und 1, angeführt, wonach nur iB ein Rest, nur ein Same, für die Zukunft gerettet werden soll. Paulus führt die Stellen nicht genau nach der LXX an; sie haften vielleicht in seinem Gedächtnis, wie er sie einst in einem Spruchbuch gelernt hat. Vie 22 als Bedingungssatz begonnene Periode kommt erst 30 mit ri ouv dpoügev; zu 30 Ende, wobei oöv alles Gesagte noch einmal aufnimmt. Paulus meint, gegen 20 das Recht Gottes, so zu handeln, sei nichts einzuwenden. Er mildert noch den Eindruck, indem er 30—33 das tatsächliche Geschehen darlegt: Heiden, 30-33 die keine Gerechtigkeit erstrebten, haben durch ihr vertrauen auf den Messias Gerechtigkeit erhalten; Israel jagte der im Gesetz geschilderten Gerechtigkeit nach (dem vöpoc öncaiocuvnc), aber Kam nicht zuerst — vor den Heiden 25 (da spielt schon der Kap. 11 erreichte Gedanke herein) — zum Gesetz d. h. zu der Gerechtigkeit, die vollkommener Gesetzeserfüllung entspräche. Dieser Mißerfolg Israels erklärt sick 31 daraus, daß es den falschen weg ging. Statt zu vertrauen, dachte es (die), durch Leistungen zum Ziel zu kommen. Davor hatte aber nach Paulus ein Prophetenwort 33 gewarnt, das von 30 einem Felsen in Zion redet, gegen den die einen anrennen und zu Fall kommen, während andere sich auf ihn (Lif aörui - XiSov) verlassen und hinter ihm verschanzen; diese werden nicht zu Schanden. So findet sich die Stelle int £VL nicht, aber Jes 2810: tdod ipßäXXtu etc rot OegeXia Ceiwv XiOov — xai 6 mcTtuwv oü pH KaracxuvOr| und 8t«: oüx die Xiöou irpocKÖp35 pari cuvavTqcecOe ouöfe die nerpac irnupau. Die beiden Stellen sind in der Erinnerung zusammengeflossen. Über mit alledem ist das problem^mehr gestellt als gelöst. Ruch Paulus beruhigt sich dabei nicht.

Röm 10 t—10: Brüder, der Wunsch meines Herzens und meine Bitte zu 1 Gott geht für sie um Rettung. Denn ich bezeuge ihnen, daß sie Eifer 2 40 um Gott haben, aber nicht in rechter Erkenntnis. Denn da sie Gottes 3 Gerechtigkeit nicht kannten und ihre eigene festzustellen suchten, haben sie sich der Gerechtigkeit Gottes nicht unterworfen: denn das Ziel des 4 Gesetzes ist der Messias zur Gerechtigkeit für jeden, der vertraut. Moses 5 schreibt ja: wer die Gerechtigkeit nach dem Gesetz erfüllt, wird in ihr leben. 45 Aber die Gerechtigkeit auf Vertrauen sagt so: sprich nicht in deinem Herzen e „wer wird in den Himmel hinaufsteigen?“ d. h., um den Messias herabzuholen; oder „wer wird in den Abgrund hinabsteigen“, d. h. um den Messias von den i Toten heraufzuholen. Aber wie sagt sie? „Nahe ist dir das Wort in deinem s Mund und in deinem Herzen“ d. h. das Wort vom Vertrauen, das wir verHolfcmann, neues Testament. 42

658

Römerbrief lOi-io

9 kündigen. Denn wenn du mit deinem Munde den Herrn Jesus bekennst und mit dem Herzen vertrauest, daß Gott ihn von den Toten erweckte, 10 wirst du gerettet werden; denn mit dem Herzen vertraut man zur Gerechtig­ keit, und mit dem Munde bekennt man zur Rettung. 1 1 wiederholt in schwächerer, und doch inniger Form 9i-s. etc cuurnpiav: $ Paulus betet noch um Rettung seines Volkes d. h. um die hinkehr Israels 2 zum Messias, 2 Gemäß Sri 'icpahX duüxwv vöjiov öixaiocuvnc folgt hier die feierliche Versicherung: ZfiXov 6eoü üxouciv. Könn sie nun Gott verwerfen? 3 Freilich ist es falsch gerichteter Eifer um Gott: oü kot* im-svujctv. 3 Sic kennen Gottes Gerechtigkeit nicht, hier: die von Gott dem vertrauenden in 10 der Messiasgemeinschaft zugesicherte Gerechtigkeit. Der steht gegenüber die „eigene", durch Leistungen selbsterarbeitete Gerechtigkeit. Während sie, in Unkenntnis der ersten, der zweiten nachjagen, berührt sie «die predigt von der ersten, der von Gott geschenkten Gerechtigkeit. Sie aber lassen sich nicht in ihrer Arbeit stören und unterwerfen sich nicht dieser „Gottesgerechtigkeit". 15 4 Sie halten ihr altes Ziel fest. In 4 kann reXoc vöpou doppelt aufgefaßt werden: „Der Messias ist das Ende des Gesetzes" kann begründen, daß Israel die Hoffnung, durch sein Gesetz selbst zur Gerechtigkeit zu kommen, hätte aufgeben müssen, sobald es die Botschaft vom Messias hörte; die Worte können auch heißen: „Der Messias ist das Ziel des Gesetzes", sofern beim 20 Messias die vom Gesetz geschilderte Gerechtigkeit „jedem vertrauenden" dar­ geboten wird. Die Worte etc ötxaiocuvriv navri Tip mcreuovTi haben aber auch bei der ersten Auslegung guten Sinn: jedem, der vertraut, hat das Gesetz mit dem Erscheinen des Messias ein Ende in bezug aus Gewinnung der Gerechtigkeit. Die Verschiedenheit der Auslegung in 4 wirkt auch auf 25 5 5 weiter. Wenn der Messias als Ende des Gesetzes bezeichnet ist, dann stehen 5.6—10 als zwei Grundsätze (noieiv - mcreüeiv) einander gegenüber. Ist der Messias das Ziel des Gesetzes, dann zeigt 6—10, wie die nach 5 im Gesetz beschriebene Gerechtigkeit, in deren Betätigung man das rechte Leben findet, erreicht werden kann. Das Letztere wird des Paulus Meinung so (ein, da er das Wort Moses 5 sicher nicht als unwahr bezeichnen wollte. h bixaiocuvn h ix v6pou heißt also das aus dem Gesetz zu gewinnende Bild der Gerechtigkeit. Wer das verwirklicht (ö nachcac ävSpumoc), wird darin leben (Zncerau am Leben der Messiaswelt teilhaben). Das Wort ist ge­ bildet nach Lev 18s. Aber im alttestamentlichen Gesetz findet nun Paulus ss auch die Selbstempfehlung der aus Glauben geschenkten Gerechtigkeit Dt 3012.13; allerdings gestaltet er auch dieses Wort um. Da heißt es von Gottes Gebot, das Israels Kräfte nicht übersteigt und nicht unerreichbar ist: „Nicht im Himmel ist es, daß du sagen könntest ,wer steigt uns in den Himmel, um es herabzuholen' —; auch ist es nicht jenseits des Meeres, daß du sagen «0 könntest, ,wer fährt uns über das Meer und holt es uns herbei' —; sondern überaus nahe liegt dir das Wort, in deinem Mund und in deinem Herzen, 6 so daß du es tun kannst." Nach Paulus verbietet 6 die Glaubensgerechtigkeit, jemand zu suchen, der in den Himmel steigt, um den Messias von dort zu 7 holen, oder 7 in den Abgrund, um ihn von den Toten herauszuführen; 45 8.9 s das Wort von dem vertrauen, das gepredigt wird, ist 9 im Munde, wann Jesus als der Herr bekannt wird (vgl. 1 Kor 12 s), und im Herzen, wenn man glaubt, daß Gott ihn von den Toten erweckt hat (also auch den 10 sündigen Menschen neu beleben wird (vgl. 811). In 10 ist etc bixatocüvnv, eic cwrnpiav wohl nicht als Angabe des Inhalts von vertrauen und Be- so

Römerbrief lOio-is

659

Kenntnis gemeint, sondern als Angabe des (Erfolges, mit dem man vertraut und bekennt. Paulus scheint hier sein Thema, di« Frage nach dem Schicksal Israels, ganz aus dem fingt verloren zu haben, fiber die Glaubenrgerechtigkeit, um deren willen Israel nach Srr zu Fall gekommen ist, soll hier als im Gesetz Gottes selbst vorgesehen 5 nachgewiesen werden. Dann trifft nicht Gott, sondern Israel die Schuld, wenn er die dargebotene Gerechtigkeit nicht ergreift und so von der Meffiarwelt ausgeschlossen wird. Röm IO11-22: Die Schrift sagt ja: jeder, der auf ihn traut, wird nicht" zu Schanden werden. Es ist da kein Unterschied zwischen Juden und >r Griechen; denn derselbe ist Herr über alle, reich gegen alle, die ihn anio rufen: jeder nämlich, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden. >r Wie sollen sie anrufen, an wen sie nicht gläubig geworden sind? Und u wie sollen sie glauben, wo sie nicht gehört haben? Wie sollen sie hören ohne einen Verkünder? Wie sollen sie verkünden, wenn sie nicht aus- is gesandt werden? Wie es heißt: wie schön sind die Schritte der Glücksis boten des Guten! Aber nicht alle haben der Freudenbotschaft gehorcht, is Jesaja sagt ja: Herr, wer hat unserer Predigt geglaubt? Also der Glaube " erwächst aus der Predigt, aber die Predigt durch ein Wort des Messias. Aber ich sage: Haben sie etwa nicht gehört? Wahrlich nun doch! „In i« alle Lande ging ihr Schall und an die Enden der Erde ihre Worte.“ Aber i» 20 ich sage: hat Israel es nicht erfahren? Zuerst sagt Moses: ich werde euch eifersüchtig machen durch ein Nicht-Volk, durch ein unverständiges Volk werde ich euch erzürnen. Und Jesaja bringt es über sich und sagt: ro Gefunden wurde ich von denen, die mich nicht suchten; offenbar wurde ich denen, die nicht nach mir fragten. Aber von Israel sagt, er: „Den ganzen 21 25 Tag streckte ich meine Hände aus nach einem ungehorsamen und wider­ sprechenden Volk.“ Vie Gerechtigkeit wird dem vertrauenden geschenkt (10). Dafür wiederholt Paulus 11 den letzten 9 33 angeführten Spruch Jes 2816, fetzt ihm aber zur 11 Verdeutlichung diesmal noch das Wörtchen rrdc jeder vor, das ja in dem 30 generellen Artikel ö mcrcuwv dem Sinn nach enthalten ist. Gerade dieses irüc begründet dann 12: es soll Jude und Grieche hier nicht unterschieden 12 werden; der Grieche wie der Jude soll, wenn er der Freudenkunde vertraut, die Gabe der Gerechtigkeit des Messiasreiches erhalten; denn Juden und Griechen haben denselben Herrn (den Messias), der reich ist (--- die Gabe 35 der Gerechtigkeit geben kann) allen, die ihn anrufen 13 nach Joel 3 s. 13 von da aus rechtfertigt Paulus seine besondere Arbeit, die Heidenmission. Man konnte ihm vorwerfen: wenn dir dein Volk so am Herzen liegt, warum predigst du den Heiden? In kurzen, an das Wort Joels anknüpfenden und von da rasch weiterschließenden Fragen 14.16 zeigt Paulus die 14.15 40 Notwendigkeit der Heidenpredigt: Anrufen setzt Glauben, Glauben setzt Horen, hören einen Prediger voraus; Paulus fügt noch hinzu: es predigt nur, wer gesandt ist — ohne Auftrag würde er diesem Beruf nicht leben. Und doch rühmt er die Schönheit dieses Berufs in den Worten Jes 52t. Aber — und damit biegt er wieder zum ursprünglichen Thema zurück — die 45 Freudenkunde findet nicht bei allen folgsame Hörer (16). Vas wird mit 16 dem Wort Jes 531 ausgesprochen (und gilt von Juden und Heiden). Mit pünktlicher Schriftgelehrsamkeit stellt Paulus 17 aus Jes 531 fest, daß der 17 Glaube aus der predigt erwächst, die predigt aber, fügt er hinzu, ist ver­ anlaßt durch ein Wort des Messias, nämlich die Aussendung des Predigers 50 (nach 15). So fragt er jetzt 18, ob die, die nicht gläubig wurden, vielleicht 18 42*

660

Römerbrief IO18-II2

nicht gehört haben. Antwort: sie haben freilich gehört nach ps 19s. Paulus betrachtet dieses Wort als erfüllt, f. ls: n tuctic upwv KaTaweXXeTai £v öXw tu) KocjLiu). Insbesondere wiederholt er die 18 auf alle bezügliche 19 Frage in 19 für Israel; fjKoucav und eyvw sind gleichbedeutend. AIs Ant­ wort führt er zuerst Dt 322! an, wonach Gott Israel eifersüchtig machen 5 will mit einem Unvolk und durch ein unverständiges Volk zum Zorn reizen: Die Bekehrung der Heiden zum Gott Israels soll Israel erregen, daß es 20 selbst eifriger die Liebe seines Gottes sucht; 20 Jesaja 661.2 ist ge­ radezu ausgesprochen (anoroXpa Kal Xeyei: er sagt es keck aus), was 9 30. st als Gegenwartserfahrung des Paulus mitgeteilt war: Gott wurde von denen 10 21 gefunden, die nicht nach ihm suchten und fragten, während 21 er „den ganzen Tag" sich erfolglos um Israel müht, dieses ungehorsame und widerspr chende Volk. 3m ganzen wird Kap. 10 die behandelte Frage sehr gefördert. Paulus hat wiederholt, daß der rühmliche Eifer Israels trotz besserer Weisung des Ge­ setzes auf verkehrter Bahn blieb, daß der Jude vor dem Heiden keinen Vorzug haben 15 darf und die Heidenmission nötig ist, aber auch nicht überall Erfolg hat, daß Israel von dieser Heidenmission und ihrem Erfolg schon durch Moses und Jesaja erfuhr, wobei Moser eine Rückwirkung auf Israel (Eifersucht) erwartete und Jesaja das vergebliche Mühen Gottes um Israel hervorhob. Das alles gibt ein Bild der tatsächlichen Lage. Jetzt wirft Paulus aufs neue die Frage auf, um sie endgültig zu beantworten. 20

t Röm lli—12: Ich sage also: hat Gott sein Volk verstoßen? Nimmermehr. Denn auch ich bin Israelit, aus Abrahams Samen, vom Stamm Benjamin. 2 Gott hat sein Volk nicht verstoßen, das er voraus bestimmte. Oder wißt ihr nicht, was bei Elias die Schrift sagt, wie er Gott gegen Israel anspricht: 3 „Herr, deine Propheten haben sie getötet, deine Altäre haben sie zerstört, 25 und ich bin allein übrig geblieben, und sie trachten mir nach dem Leben.“ 4 Aber was sagt ihm der Gottesbescheid? „Ich habe mir siebentausend 5 Männer übriggelassen, die ihre Kniee nicht vor Baal gebeugt haben.“ So ist also auch im jetzigen Zeitpunkt ein Rest nach der Auswahl der Gnade e geblieben. Wenn aber durch Gnade, nicht mehr auf Grund von Leistungen; so 7 denn sonst wäre Gnade nicht mehr Gnade. Wie also ? Was Israel suchte, hat es nicht erreicht; aber die Auslese hat es erreicht; die übrigen wurden 8 verstockt, wie es heißt: Gott gab ihnen einen Geist der Betäubung, Augen, daß sie nicht sehen, und Ohren, daß sie nicht hören, bis zum heutigen 9 Tag. Und David sagt: Es werde ihr Tisch zum Fallstrick und zum Fang, ss 10 zum Anstoß und zur Vergeltung für sie; dunkel seien ihre Augen, daß sie it nicht sehen, und ihren Rücken beuge immerdar! Ich sage nun: strauchelten sie, um zu fallen ? Nimmermehr; sondern durch ihr Fehlgehen kam die 12 Rettung den Heiden, um sie eifersüchtig zu machen. Wenn aber ihr Fehlgehen der Welt Reichtum wurde und ihr Unterliegen ein Reichtum der 40 Heiden, wie viel eher ihr vollzähliges Kommen!

111 Sam 1222 = Pf 94ii

ovk dTrwceiai Kupioc töv Xaöv auToü bestimmt den Ausdruck des Paulus. Zur Bestätigung dessen, daß Gott Israel nicht ver­ stoßen hat, bezeichnet Paulus sich selbst als Israeliten, cneppaTocAßpadp, cpvXhc Bevtaydv vgl. 2 Kor 1122 Phil 35. Die Empfänger des Briefes 4s 2 waren keine Judenchristen: sonst hätte Paulus auch sie hier genannt. 2 Aber freilich Gott verwarf nur nicht töv Xaöv aurou öv Trpoesvw. Das sind nicht alle Juden 9s; aber mit der irpÖTvwcic Gottes ist nach 829.30 auch schon öiKaiocuvn und öoEa gegeben. Doch ist dieser Teil Israels wohl größer, als andere vermuten. Paulus erinnert die römischen Christen an die Ge- 50

Römerbrief 112-12

661

schichte des Elia (oük oldare: Vibelkenntnis wird vorausgesetzt; Lv ‘HXdqt = 1 Kön 17—19 vgl. Mk 1226 Lui tou ßdrou). Elias tritt bei Gott gegen Israel auf (tv-runaveiv xard tivoc; unlp tivoc 8m). 3: Das Gebet Elias 3 auf der Flucht am Horeb 1 Kön 1910: pövoc, LXX povuiTaroc. Da ist 5 nun über Erwarten tröstlich der Gottesspruch (xpiwricpöc: der Bescheid des Grakels) 1 Kön 19». Statt xarLXmov haben die LXX xaraXehpetc (Masfora: mit 1 consec.); Paulus hat fraglos den eindrucksvollsten Text. Merkwürdig ist das Femininum h ßäaX; es erklärt sich aus der Lesung --- akxuvn für ßdaX wegen hos 2 is. 19 vgL Zeitg. 361 IV. 10 Also nicht Elia ganz allein, sondern siebentausend haben Gott nicht ver­ lassen. Vas wird 5 aus die Gegenwart (ö vöv xatpdc anders als 8is, wo es = atwv oÖToc steht) angewandt. Xippa tetovev: es ist ein Rest geworden, nach der Auswahl der Gnade (aus der Masse der verworfenen ausgeschieden). Paulus unterstreicht noch 6 das eben gebrauchte Wort Gnade; das setzt 15 voraus, daß nach Leistungen nicht gefragt wurde; sonst (meint er) wäre die Gnade nicht mehr Gnade. Vas ist, streng genommen, nicht richtig: auch ein Gnadengeschenk kann den Tüchtigsten gewährt werden; Gnade ist jede Wohl­ tat ohne Rechtsanspruch. Paulus faßt dann 1 das Resultat nochmals zufammen. Ls ist noch dasselbe wie schon 96-»: eine Auswahl hat erreicht, 20 was Israel als Ganzes nicht erreichen Konnte. Und mit aller Schärfe sagt Paulus nochmals, daß Gott die übrigen verstockt hat: £mupui9r|cav. Dafür führt er, wie 9n das Wort an Pharao Ex 9», zuerst 8 wohl vt 29s an, wo Moses den Israeliten sagt: oux Ldmxcv xupioc ü 6eöc üpiv xapblav cidLvm xai dcpOaXpoüc ßXineiv xai - 40 Oeiac 6eoü); ebenso aber meint Paulus (öoEdcai wie 7k7kvhcSai abhängig von X£tw), daß die Heiden Gott verherrlichen wegen des ihnen wider­ fahrenen Erbarmens: an ihnen zeigt sich Gottes Barmherzigkeit, wie an den Juden Gottes Wahrhaftigkeit: an beiden in der Berufung (Annahme) durch den Messias, vier Schriftworte zeigen, daß die Erbarmung an den 45 Heiden im Plan Gottes war 9 ps 185o=2Sam 22so, 10 Dt 3243 11 ps 117i 12 Jes Ilio (nach LXX, die vom hebräischen abweichen). Am Schluß des Briefes in die heidnische Welthauptstadt stellt Paulus gerne Sprüche zusammen, die die Freude der alttestamentlichen Gottesmänner über die Aufnahme der Heiden bekunden. 13 schließt dann mit einem Segens- so

Römerbrief 15»-»

675

spruch ab. Anknüpfend an iXniouciv in dem Jesajawort 12 wünscht Paulus, daß der Gott, der die Hoffnung gibt, (ö 0eöc rffc iXiriöoc wie 5 rffc unogovffc xai Tqc napaKXqceujc) die Gemeinde beim vertrauen (auf den sicheren Be­ sitz der verheißenen Güter) mit aller Freude und allem Frieden erfülle: s darin zeigt sich nach 14» die Gottesherrschaft, die durch das Wohnen des heiligen Geistes im Menschen gegeben ist; wo aber „die Kraft des heiligen Geistes" ist; da ist auch „überreich" „die Hoffnung" auf Vollendung.

XI Mitteilungen persönlicher Art Röm 15 »-». 1514-21: Meine Brüder,» ich bin selber von euch überzeugt, daß ihr selbst an Gutem reich seid, 10 gesättigt mit jeder Erkenntnis und fähig auch einander zurechtzuweisen. Ich habe euch aber zum Teil kecker geschrieben, um euch zu erinnern » kraft der Gnade, die mir von Gott gegeben ist, daß ich ein Diener des » Messias Jesus für die Heiden bin, ausrichtend das heilige Werk der Freuden­ botschaft Gottes, damit die Darbringung der Heiden angenehm werde, ge15 heiligt durch heiligen Geist Was Gott anlangt, habe ich also meinen Stolz 17 durch den Messias Jesus; denn ich werde nichts zu sagen wagen, was » nicht der Messias durch mich ausgerichtet hat zum Gehorsam der Heiden durch Wort und Werk, in kraft von Zeichen und Wundem, in kraft heiligen » Geistes: so habe ich von Jerusalem an und im Kreis bis Illyrikum die 20 Freudenbotschaft vom Messias erfüllt. Dabei hatte ich den Ehrgeiz, die 20 Freudenbotschaft zu verkünden, nicht wo der Messias bekannt war, um nicht auf fremden Grund zu bauen, sondern wie es heißt: sehen werden ihn, denen 21 nicht von ihm gemeldet war, und die nicht gehört hatten, werden es ver­ nehmen. 251< Paulus entschuldigt sich: Die römischen Christen brauchen wohl nach seiner Überzeugung seine Belehrung und Weisung nicht: reich an Gutem, im Besitz aller Erkenntnis, können sie sich selbst zurechtweisen. Ihr tüitoc bibaxfic (6n) erscheint ihm nicht als verkehrt, auch wenn er den vöpoc in den Mittelpunkt stellt (7i), und der Gegensatz von Starken und Schwachen 30 (141) ist noch nicht gefährlich. 15 Trotzdem hat Paulus z. T. kecker (roXnnpoTipiuc, hellenistisch für ToXpqpÖTepov) geschrieben: er hat sich ja Schranken gesetzt (Komparativ, dnö juipouc), aber erinnern wollte er sie doch: das ist alles ausgesuchte Höflichkeit gegenüber der ihm fremden und doch sehr wichtigen Gemeinde, über er schreibt ihr kraft der besonderen ihm 35 von Gott gegebenen Gnade: 16 er ist der Arbeiter (Xaroupjöc) des Messias Jesus an den Heiden (1 s 11»). Vie Verkündigung des Evangeliums ist sein priesterdienst: er sorgt, daß das, was die Heiden Gott darbringen, Gott gefällt und durch heiligen Geist geweiht ist (h npoapopd tujv £0vü)v: nach Jes 187 605-7 haggai 2» sollen die Heiden einst ihre Gaben in das 40 neue Jerusalem bringen). Also der Stolz in religiösen Fragen (rä npöc töv 0eöv), den die Römer vielleicht aus dem Brief heraushören, wurzelt in der Gemeinschaft mit dem Messias Jesus (17). Paulus wagt nicht etwas zu sagen (von sich zu rühmen: XaXeiv 18 bezieht sich zurück auf xauxnctc 17), was nicht der Messias durch ihn getan hat (Xpicröc tu’ tpou). Vas 3tel 45 ist die Unterwerfung der Heiden unter das Evangelium (unaKor,: der Be­ kehrte hat einen xüpioc); Xö-sw (— durch predigt) xai , in Gottesgemeinschaft. Die Welt sieht wohl, daß die Christen nicht mehr zu ihr gehören, aber ihr neues heiliges, seliges Leben ist ihr verhüllt (vgl. I27. Ruch Röm 819 redet von der dnoKdXuqnc der Gotteskinder). Das Leben der Christen ist der Messias 4 (ü XpicTöc, h lull’] üpuiv wie Gal 220 Phil 121): mit ihm werden auch sie in Herrlichkeit sichtbar werden: 1 Thess 414-17 1 Kor 15 52. Zunächst gilt es, das Sterben des alten Menschen durchzuführen. 5 vexpouv abtöten, zur Wirkung unfähig machen, vgl. Röm 4» cüupa vevtxpujpevov: des hundert­ jährigen Rbraham zur Zeugung eines Sohnes erstorbener Leib. Nun sind auch Röm 613.19 75. 23 die Glieder als Werkzeuge und (723) Träger der Sünde 45*

1

2

3

4

5

708

S

7

8

9

10

11

Kolofletbrief 3 5-11

gedacht. So wird hier ihre Abtötung in bezug auf irdische Ziele verlangt: rä inl rhc psc ist nicht Attribut zu rä peXn, sondern für sich bestehender Akk. der Beziehung vgl. denselben Ausdruck in 2. Deutlicher ist Röm 613-19 Umstellung der Glieder in den Dienst der Gerechtigkeit verlangt, verwirrend ist auch, daß nach Rom 810 im Bekehrten der Leib noch wegen der Sünde s tot (vexpöv, unfähig zum Dienst der Gerechtigkeit) ist; hier dagegen soll er abgetötet werden, um nicht mehr zu sündigen, vgl. die Forderung Jesu, lieber aus Auge, Hand und Fuh zu verzichten, als sich durch sie zur Sünde verlocken zu lassen Mk 943-47. Nun werden fünf Sünden genannt: nopveia und ÖKaOapcia, auch 2 Kor 122t Gal 519 verbunden; auf dieselbe Gattung (Geschlechts-10 sünden) bezieht sich 1 Thess4s iräOoc tmOupiac; hier sind näOoc, tmOupia xaxri koordiniert. Zuletzt steht die Habsucht (irXeoveEia), die als Götzendienst (wohl--Mammonsdienst Mt 624 —Lk 16») bezeichnet wird. 6 Um dieser Dinge willen Kommt der Zorn Gottes; nach Röm 113-32 wirkt er sich in ihnen schon aus. Auch die Thristen in Koloffä (Kai üpeic 7) wandelten » (betätigten sich) in ihnen, als sie in ihnen lebten (öre tifjre Lv toütoic = als diese Dinge euer Leben beherrschten, so wie jetzt der Messias euer Leben ist 4). Jetzt haben auch sie das alles abzulegen 8 (änoriSecSai ebenso Röm 13»). Merkwürdigerweise folgt nun eine ganz andere Aufzählung von Sünden, statt der Genußsünden Verkehrssünden: öpp) 6up6c (dieselbe 3u- 20 sammenstellung, aber vom göttlichen Zorn Röm 2 s, xaxia vgl. Rom 129 1 Kor 5s H20; ßXactpqpia, aicxpoXo-fia bei Paulus nur hier (alcxpoXopa seit Xenophon de Laced. rep. 5s oft). £x toö croparoc upiiiv abhängig von änöSccSe patzt eigentlich nur zu den beiden letztgenannten Sünden als Zungensünden. Dazu kommt noch 9 in besonderem Imperativ das verbot 25 der Lüge widereinander (ipeubecOai eic .. Susanne LXX 55: &peucai etc rhv ceauTou ipuxnv, Theod xecpaXnv). Das alles wird in dem Partizipium zusammengefatzt: äirexbucäpevoi töv iraXaiov ävOpumov cüv raic irpäEeciv aöroO vgl. Rom 6s: ö iraXaiöc hpwv dvOpwiroc cuvecraupwOn; Röm 8» fordert eavaroOv Täc npäEeic rou ciuparoc. Der Begriff des alten Menschen ist mit 30 der 2 Kor 5» bezeichneten Erfahrung gegeben: el tic Lv Xpicni), xaivh xricicrä äpxaia irapnXOev. 10 Neben das Ausziehen des alten tritt das An­ ziehen des neuen (vLoc) Menschen, der sich erneuert ävaxaivoupevoc vgl. 2 Kor 4ir, wonach der „innere" Mensch im Gegensatz zu dem sich verzehrenden „äußeren Menschen" sich von Tag zu Tag erneuert (ävaxatvoüTai). Als 33 Ziel der Erneuerung ist die „Erkenntnis" (äufvujcic) bezeichnet vgl. 1 Kor 13»: töte Lmrvwcopa: xa0mc xai tnefvwcQnv; als Matzstab der Erneuerung das Ebenbild des Schöpfers d. i. nach 2 Kor 4« der Messias. Dabei gilt der 1 Kor 2ii ausgesprochene Grundsatz, datz Gleiches nur von Gleichem, also Gott nur vom Ebenbild Gottes, erkannt wird. Somit ist das Anziehen des « neuen Menschen nichts anderes als das Anziehen des Messias Röm 13h Gal 327. wie in letzterer Stelle an Xpicröv ivebucacBe sich sofort anreiht: vüx ?V1 ’toubaioc oubt "EXXqv, so an das Wort von der Erneuerung nach dem Bild des Schöpfers in 10 sofort 11: önou oüx £vi “EXXqv xai ’loubaioc: wer das Kleid des gottebenbildlichen Menschen angelegt hat, trägt nicht mehr 4$ die Tracht der Griechen oder der Juden. Der an die heidenchristlichen Kolosser gerichtete Brief nennt die Griechen zuerst; im Galaterbrief ist das anders, weil dort die freilich auch heidenchristlichen Galater selber geneigt sind, im Juden den Gott näherstehenden Menschen zu sehen, ireprropi) und äxpoßueria sind die für den Thristen wertlos gewordenen Kennzeichen von so

Kolo|ferbtief 3n-i6

709

Jude und Nichtjude vgl. Gal 5s 615, ob auch Juden und Judenchristen die Beschneidung festhalten wollen (2n-»). Eigenartig ist die Zusammenstellung ßdpßapoc CkuQhc: ßäpßapoi waren auch nichthellenistische Juden, Syrer, Ägypter, also gebildete und gesittete Menschen, denen Paulus nach Röm li« 5 beim Verständnis seines Glaubens manches verdankt; vgl. auchRpg 28 2: oi — ßdpßapot iraptixav oü Trjv tuxoucqv qnXavOpwmav f)pw; dagegen ist Lxv9yc ein wilder vgl. 2 Makk 4«? 3 Makk 7s. ®b solche in die Messiasgemeinde damals schon Rufnahme gefunden hatten, kommt für Paulus hier nicht in Frage. doüXoc, LXevSepoc Gal 3rs. Der Schluß dieses Verses im Galater10 blies: irävrec yäp öp«c elc Lcre iv XpicTuj ' lycoO deckt sich mit: mivra Kai iv Ttäciv XpicTÖc an unserer Stelle.

Kol 812-17; Ziehet also an, als Gottes heilige und geliebte Auserwählte, ein Herz des Erbarmens, Güte, Demut, Sanftmut, Geduld, indem ihr einander ertragt und es euch schenket, wenn einer an einem etwas auszusetzen hat. is Wie der Herr euch geschenkt hat, so auch ihr. Zu alle dem die Liebe, die das Band ist um alle Vollkommenheit. Und der Friede Gottes entscheide in euren Herzen, zu dem ihr in einem Körper berufen seid; und seid dankbar. Das Wort vom Messias wohne reichlich bei euch; belehrt und weist euch zurecht mit aller Weisheit; singet mit Psalmen, Hymnen 20 und geistgegebenen Liedern Gott durch die Gnade in euren Herzen; und alles, was ihr tut mit Wort oder Werk, tut alles im Namen des Herrn Jesu, wobei ihr durch ihn Gott dem Vater dankt.

12 11

12 LvdöcacSe oöv gibt die Einzelanweisung zu 10 ivöucäpevoi töv veov. Den ganzen Ernst der Lhristenausgabe bezeichnen die Worte „als Gottes 2s heilige und geliebte Ruserwählte": die zur Verklärung bestimmte Gemeinde muß demgemäß sich darftellen (äEiwc 110, 1 Ehest 212 Phil 127). Erstes Gbjekt zu LvdvcacSc ist nun eine Sache (cnXärxva Eingeweide, in specie das herz); die besondere Rrt ist im Genitiv ohmppoü hinzugefügt; daran reihen sich dann als weitere Dbjekte die Rbstrakta Güte, Demut (Tantivo30 cxeiv22i, fehlt dem'ersten Brief).

II Die Heilsordnung 2 Petr ls—11: Da uns seine göttliche Kraft zum Leben und zur Frömmigkeit alles durch die Erkenntnis dessen geschenkt hat, der uns 4 durch eigene Herrlichkeit und Trefflichkeit berief, wodurch er die wertvollen, 45 größten Verheißungen uns geschenkt hat, daß ihr dadurch göttlicher Natur teil5

2 Petrusbrief I 3-9

859

hastig werdet, entronnen dem Verderben durch Begierde in der Welt, so wendet s eben darum allen Eifer auf und bietet dar in eurem Glauben die Trefflich­ keit, in der Trefflichkeit die Forschung, in der Forschung die Selbstbeherr- e schling, in der Selbstbeherrschung die Ausdauer, in der Ausdauer die 6 Frömmigkeit, in der Frömmigkeit die Bruderliebe, in der Bruderliebe die i Liebe. Denn wenn ihr das besitzt, und es sich mehrt, macht es euch nicht s untätig und erfolglos für die Erkenntnis unseres Herrn, des Messias Jesu. Denn wer das nicht hat, der ist blind und kurzsichtig, da er die Reinigung von s seinen früheren Sünden vergessen hat. Deshalb müht euch, Brüder, mehr, eure io 10 Berufung und Erwählung euch sicher zu machen: wenn ihr das tut, werdet ihr niemals straucheln. Denn so wird euch reichlich dargeboten werden der Ein- n gang in die ewige Herrschaft unseres Herrn und Heilandes, des Messias Jesu. 3 aöroO bezieht sich auf ’lrjcoö rou Kupiou nparv; dagegen ist ü xaXecac 3 f]päc (Bott Also: die (Botteskraft Jesu hat uns alles zum Leben und zur 15 Frömmigkeit durch die Erkenntnis (Bottes geschenkt; aber (Bott hat uns durch eigne Herrlichkeit und Trefflichkeit berufen (wohl in die Gemeinde Jesu); 4 durch diese (göttlichen Eigenschaften) hat uns (Bott die wertvollen, 4 größten Verheißungen (der Propheten) geschenkt. Und das alles: um teil­ zugeben an der göttlichen Natur nach einer Flucht aus dem Verderb durch 20 Lust in der Welt. So wird also Gottes Herrlichkeit und Trefflichkeit den Menschen zuteil, wenn (Bott sie beruft, Jesus sie Gott kennen lehrt, und sie in der Welt dem Verderb durch Lust entrinnen. Der Verfasser will einen geschlossenen Gedankenkreis bieten; und die im folgenden (5—7) vorge­ tragene Heilsordnung zeigt, daß er in seiner Gedankenfolge wohl recht ernst 25 genommen werden darf. 5 mahnt zunächst in einem an den folgenden 5 Imperativ angeschlossenen Partizip, ebendazu (aürö toöto = „in bezug auf eben das", nämlich „die Flucht vor dem verderben durch Lust in der Welt") allen Eifer aufzubieten, und nun werden die einzelnen Stufen der sittlichen Entwicklung in der Weise aufgezählt, daß immer die folgende eine Weiter­ 30 bildung der vorangehenden sein soll. 3u vergleichen ist bei Paulus Röm 63-5; doch findet sich Ähnliches auch anderswo. Da soll nun beim Glauben sein: (Ipern (Tugend, Trefflichkeit, sittliche Betätigung; der Glaube darf nicht ohne Werke sein Jak 22b), 6 bei der Trefflichkeit rvwcic (nicht: abschließende 6 Kenntnis = tniTvwcic 3, wohl aber Forschung, ein Streben, das Rechte zu 35 erkennen; sonst geht der sittliche Wille fehl Röm IO2); zur Forschung muß sinzutreten die irKpareta, die Selbstbeherrschung, die das erkannte Gute »urchsetzt; zur Selbstbeherrschung die Ausbau«, die den andringenden Hemmungen und Lockungen gegenüber standhält; zur Ausdauer die Frömmigleit (eüceßeia außer Apg 312 im NT nur in unserm Brief 13. e. 7 311 und 40 n den Pastoralbriefen), die Gott nicht außer Augen läßt; 1 zur Främmig- 7 leit die Bruderliebe, die die Gemeinschaft mit Gleichdenkenden und Gleichtrebenden pflegt, und zur Bruderliebe als Krone des Ganzen die Liebe, >ie den wert der so erwachsenen Persönlichkeit in den Dienst der Gesamtheit teilt. 8 raOra: diese Eigenschaften. Sie müssen nicht ein ruhender, sondern 8 45 ein sich mehrender Besitz sein (nXeovdtovra). Vieser Besitz aber „macht nicht unwirksam und unfruchtbar zur Erkenntnis unseres Herrn, des Messias Jesu": also aus richtiger Glaubensbetätigung erwächst erst das rechte Urteil über die Persönlichkeit Jesu. 9 wiederholt den Gedanken in negativer 9 Form: ohne diese Eigenschaften ist einer als Kurzsichtiger blind (rutpXöc 50 jnuumätwv), weil er die Reinigung von seinen früheren Sünden vergessen hat.

860

2 Petrusbrief 19-ie

xaöapicpöc tu>v dpapTiuiv ist ja hebr ls die durch den Tod Jesu bewirkte Sühnung der Zünden, hier hat man keinen Anlaß, daran zu denken, vielmehr scheint hier der Ausdruck die 5—7 geschilderte Ausgabe zu meinen, die der außer acht läßt (vergißt), der keine der ausgezählten Eigenschaften 10 erwirbt. Wie in 3 wird wieder in 10 aus die Berufung (hier auch Erwählung; e wenn Gott einen beruft, wählt er ihn aus der Gesamtheit aus) hingewiesen; die gilt es in mühsamer Arbeit der 5—7 geschilderten Selbsterziehung für sich sestzumachen; solcher ernste Wille bewahre vor dem Fall. Daher eröffnet 11 er nach 11 die Aussicht aus den Eingang in die ewige Herrschaft des Herrn und Heilandes, des Messias Jesus, die wie Röm 8» als Gemeinschaft der w vollendeten gedacht ist. ttXouciwc scheint zu betonen, daß dieses einheitliche 3iel trotzdem einer großen Mannigfaltigkeit der Formen Raum läßt, in denen es erreicht wird. 12III Weshalb Petrus mahnt 2 Petr 112—21: Deshalb werde ich euch immer daran erinnern, obwohl ihr es wißt und in der vorhandenen Wahrheit ge-15 13 festigt seid. Ich halte es aber für recht, solange ich in dieser Leibes* 14 hfltte bin, euch durch Erinnerung aufzurütteln; ich weiß ja, daß der Abbruch meiner Hütte bald bevorsteht, wie auch unser Herr, der Messias Jesus, 15 mir kundgetan hat; ich werde mich aber auch bemühen, es jederzeit zu 16 haben, daß ihr nach meinem Ausgang an diese Dinge gedenket. Denn nicht 20 ausgeklügelten Sagen folgend haben wir euch die Macht und Erscheinung unseres Herrn, des Messias Jesus, kundgetan, sondern als Augenzeugen 17 seiner Größe. Denn er empfing von Gott dem Vater Ehre und Herrlich­ keit, als ihm ein solcher Ruf zugebracht wurde von der großmächtigen Herrlichkeit: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen fand. 25 18 Und diesen Ruf haben wir vom Himmel kommen hören, da wir mit ihm 19 waren auf dem heiligen Berge. Und wir haben fester das prophetische Wort, auf das ihr gut tut zu achten als auf eine Leuchte, die am finstern Ort scheinet, bis der Tag und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen. 20 Dabei müßt ihr zuerst das erkennen, daß jede Prophetie der Schrift eine 30 21 eigene Deutung nicht hat; denn nicht nach eines Menschen Willen wurde je eine Prophetie gebracht, sondern von heiligem Geist getrieben sprachen von Gott aus Menschen. 12 12 biö „weil euer ganzes heil davon abhängt" peXXncw imoptpvncKciv: das Hilfszeitwort im Futurum umschreibt das Futurum vgL Mt 24s peXXncere 35 ÖKotietv. nepi toutiuv die Heilsordnung 3—11. Sie ist auch die napoüca 13 äXfjOeta ---- tö eöarrtXtov. 13 öixaiov nfoupai ich halte es für recht (der Bedeutung der Sache angemessen), «nviupa Leibeshütte vgl. 2 Kor 51-4 14 Weiss) 915 cxfjvoc. 14 für änöSecic tou «nvuipcrroc redet Paulus von KaraXu6ijvai mit Subj. h tmyeioc oixta tou oajvouc. Daß sein Tod ein 40 Martyrium sein wird, ist hier nicht angedeutet. Jesu Hinweis aus den Tod des Petrus erzählt Joh 21 s. 19; aber von der Zeit ist dabei nur gesagt: 15 Stov repäcijc. Vas paßt nicht zu unserer Stelle: raxtvn tcnv. In 15 ist das Hilfszeitwort ?x«v pleonastisch. Lodoc für Tod prov 423 Weish 33. 16 16 cecoqncpivoi puQoi: erklügelte Sagen, wie wenn Plato seine Gedanken 45 gern in die Form eines Mythus Kleidet. Vie Macht und parusie (hendiadys für: die machtvolle parusie) unseres Herrn, des Messias Jesus, war 3—11 nicht erwähnt, sondern nur seine Sela buvapic 3 und seine aluivioc ßactXeia 11; das Ziel war die Gemeinschaft der verklärten. Aber 34 zeigt, daß die

2 Petrusbrief 116-21

861

altchristliche Hoffnung von der Erscheinung des Messias am Ende der Tage noch aufrechterhalten wird. Aber von Aufklärern wird diese Erwartung, wie 16 zeigt, als ein „künstlich ersonnener Mythus" dargestellt. Demgegen­ über wird hier Petrus als Augenzeuge der Verklärung vorgeführt. Lr hat e die Größe (pc^aXeidryc) des Herrn mit Augen gesehen (inöirrm ^cvySLvrec). 17 Da hatte er vom Vater Ehre und Herrlichkeit empfangen (Xaßibv steht als abjot partiz. im Nominativ voraus, dazu folgt 18 mit xai HMc hxovcapev der Nachsatz). Die Himmelsstimme wird ihm üiu> risc gesaXonpenoOc böEnc zugetragen: umschreibende Gottesbezeichnung wie Mk 14«r rhe buvdpewc. 10 Dos Gotteswort hat die Form wie Mt l7s (— 3n bei der Taufe Jesu gegen Mk 9r Lk y-s). 18 fügt noch ausdrücklich hinzu, daß die Stimme il oüpavou kam, als Petrus und andere mit Jesus zusammen waren Lv Tip dxi

v dceßeiuiv in nicht sehr wertvoller Weise bereichert wurde. 1» wird das Ablösen, Abgrenzen, also die Lösung ihrer 19 15 Anhänger von der geordneten Gemeinde durch ol dnobtopilovTec bezeichnet. Als vuxtKoi werden sie beurteilt, weil die änOuglai, denen sie nach 18 folgen, zur cdpE und zur ipuxn, aber nicht zum nveujia gehören, vgl. 1 Kor 2 u. Da mahnt Judas zur Treue 20. Vie Leser sollen sich auf den „heiligsten Glauben" 20 (dpuiTaroc und äpoc als Beiwort zu nicnc nur hier im NT, feierlich kirchliche 20 Ausdrucksweise) aufbauen, also den Glauben zur Grundlage ihres Wesens und Lebens machen. Dazu ist ein Mittel das „Beten im heiligen Geist". Darunter hatte Paulus die Glossolalie verstanden 1 Kor 14h Rom 826. So erhalten sie sich in der Liebe Gottes und warten auf das sündenvergebende Erbarmen des Messias, das ihnen den Eingang zum ewigen Leben sichert. Und so werden 25 auch sie noch 22.23 zum Erbarmen gemahnt: der Zweifler sollen sie sich er- 22.23 barmen und sie aus dem Feuer reißen und retten, aber auch der Gefallenen sollen sie sich erbarmen, allein mit Furcht (äv cöare). Es ist die Anschauung vom Ansturm der Gottesfeinde Zeitg. 403 in einer dem Judentum gerade nicht sehr ge­ läufigen besonderen Ausprägung, vielleicht persischen Ursprungs (Bousset, Hel. d. Iudent? 588). Aber für die Gotteskinder bringen diese Christus45 feinde keine Gefahr 4: sie haben sie besiegt (vevncrjicare aüroüc): in den 4 Gotteskindern ist Gott (3s), in der „Welt" als der Zusammenfassung des Widergöttlichen (215) zweifellos der Teufel (vgl. 310). Gott aber ist größer als der Teufel; er siegt mit seinen Kindern über den Teufel und seine Kinder: das Drama der Religion Zarathustras. 5 hebt hervor, daß die 5 50 Antichriste als Kinder der widergöttlichen Welt aus dem Sinn dieser Welt 56*

884

1 Jotjannesbrief 4 5-9

heraus reden und deshalb auch von den Weltkindern gehört werden (ihren Beifall finden — der also mit dem entscheidenden endgültigen Sieg nichts 6 zu tun hat). 6 spricht das noch einmal in breiter weise aus: auf Gottes Kinder hört, wer Gott — als in ihren Worten redend — erkennt; wer nicht von Gott stammt (keinen Keim des Göttlichen in sich hat), versteht 5 das Gotteskind nicht (ouk r Hannes und gab sie ihm so bekannt. 2 Der legte selbst von allem, was 2 er sah, Zeugnis ab; es wird als das Wort Gottes und das Zeugnis des Messias Jesus beze chnet. 3 preist den Vorleser und die Hörer der Worte 3 der Prophetie selig, wenn sie das in ihr Ge chriebene bewahren, weil der Augenblick (der Erfüllung) nahe ist. Vie Offenbarung durchläuft also eine 20 lange Kette, bis sie von Gott an die Gemeinde kommt; die Arbeit der Niederschrift durch Johannes wird zuletzt vorausgesetzt, aber nicht besonders mitgeteilt. Vie Kette ist: Gott, der Messias, „sein" Engel, Johannes, der Vorleser, die Gemeinde. 25

II Widmung an die sieben Gemeinden der Provinz Asia Apk 14—323. a) Überschrift der Widmung Apk 14-s: Johannes den sieben Gemeinden 4

in Asia: Gnade sei euch und Friede von „der Seiende und der war und der Kommende“ und von den sieben Geistern, die vor seinem Throne stehen, und von dem Messias Jesus — der treue Zeuge, der Erstgeborene 5 von den Toten und der Herrscher über die Könige der Erde. Dem, der so uns liebt und uns von unsern Sünden durch sein Blut erlöst hat, und er machte uns zu einem Herrscherhaus, zu Priestern für Gott und seinen 6 Vater — ihm ist die Herrlichkeit und die Gewalt in die Ewigkeiten der Ewig­ keiten. Amen. Siehe, er kommt mit den Wolken, und sehen wird ihn jedes 7 Auge und alle, die in ihn gestochen haben, und klagen werden um ihn alle 35 Stämme der Erde. Ja, Amen. Ich bin das A und das 0, spricht Gott der s Herr, der Seiende und der war und der Kommende, der Allmächtige.

40

Das Zeugnis des Johannes über alles, was er gesehen hat (2), ist gewidmet 4 den sieben Gemeinden in Asia (der römischen Provinz int Westen Klein­ asiens). Vie Siebenzahl kehrt in unserm Buche immer wieder: sieben Leuchter Ii2.i3.2o, 2i, sieben Geister Gottes h 3i 4r 5b, sieben Sterne lie. 20 2i 3i,

894

Offenbarung 1«-t

sieben Siegel 51.561, sieben Hörner und sieben Augen des Gotteslammes 5 s, sieben Posaunenengel 82, sieben Donner IO3.4, siebentausend Menschen er­ liegen einem Erdbeben II», sieben Köpfe des Drachen 12,, sieben Köpfe des Meerungetüms I3i 17,.7.9; sieben Engel mit sieben Schalen mit Plagen 151.6.7 I61 17i 21,; sieben Berge und sieben Könige 179. So sind hier t sieben Gemeinden der Provinz Asia als Hauptgemeinden ausgewählt; andere (wie z. B. Koloffä, hierapolis und Troas) mögen trotzdem daneben bestanden haben. Der Gruß hat die von Paulus her gewohnte, in allen echten Briefen des Paulus gleiche Form xäpic xai eipyvy. Aber statt des dem Paulus geläufigen dnö 6eou ncrrpoc (3. B. Rom 17) folgt ein fast unglaublicher Bar-10 barismus: nach dnö der Nominativ 6 wv und im dritten Glied 6 ipxdpevoc, dazwischen der Artikel ö mit der 3. Sing. Imps. rjv. Diese Unform ö isv ist um des Gleichklangs mit ö töv willen gewählt; jeder Grieche verstand natürlich b rjv vgl. 1 Joh li; der Nominativ nach dnö bezeichnet den un­ deklinierbaren Gottesnamen; in den Wiederholungen 8, 4 s wird er nur als » Nominativ verwendet; die zwei ersten alliterierenden Formen ü u>v xai ö fjv stehn auch 1117 16s. ö uc auroO nepieZuicpivn iv xpudtu (also derq>9n (1 und 3).«° cnpaov pefa 6v tu) oupavu) und 3 äXXo cripeiov Lv tu) oüpavü) weisen aus Erscheinungen am Sternenhimmel hin (vgl. nXioc ceXnvq äcrLpcc); dazu s. Lk 2hl. 25: die Geburt des Himmelskindes ist ein Vorzeichen der Herr­ schaft des Messias, das Lauern des Drachen ein Vorzeichen späterer Ver­ folgung der Gottesgemeinde. Der Standort des Sehers ist weder im Himmel 45 noch auf der Erde, sondern 6v nveupan ho 4 z. Die Mutter des Messias ist nach dem Bild einer heidnischen Himmelskönigin geschildert, wie l 12-17 101.2 heidnische Kultbilder die Vorlage waren: die Sonne ihr Kleid, die zwölf Sterne (des Tierkreises) aus ihrem Kops, der Mond unter ihren Füßen.

929

Offenbarung 12i-n

Das ist die Welt, die unter Wehen (2 diöivouca vgl. Mk 13s) den Messias 2 gebiert. 3: Ihr steht rot - blutfarben - ein gewaltiger, liebenköpfiger 5 Drache gegenüber mit zehn Hörnern (drei mittlere Köpfe wohl mit zwei und die vier andern mit nur einem Horn). Das ist trotz der zehn Hörner (Dan 7s) 5 keines der Untiere bei Daniel. Dieser Drache haust fürchterlich am Himmel; 4 ein Drittel der Sterne (tö Tpirov vgl. 87-11 9is) erfaßt er mit seinem 4 Schweis und wirft sie zur Erde vgl. Mk 13«: es ist der Feind, der am Ende der Tage in die himmlische Welt eingedrungen ist und verderben stiftet; die sieben Diademe kennzeichnen den Höllenfürsten. Nun lauert er, 10 wie Kronos bei Nhea, auf die Geburt des Messias, um das Kind sofort zu verschlingen, das ihm selbst verderblich werden soll (vgl. 2010). 5 Aber 5 dieses Kind — das nach ps 2» die Völker mit eisernem Stab weiden soll fällt ihm nicht zur Beute; es wird entrückt zu Gott (npöc töv Oeov vgl. Joh li) und zu Gottes Thron, wohin der Feind nicht kommen kann 15 (Jes 1413-15). 6 Seine Mutter flieht an einen von Gott ihr bereiteten Platz 6 in der Wüste (örtou Licet griechische Volkssprache); da soll sie (iva göttliche Absicht) 1260 Tage (vgl. 1 h: die dreieinhalb Jahre der Heiden) ernährt werden. Genauer vorstellen kann und soll man sich das nicht: die Frau mit den zwölf Sternen auf dem Kopf, dem Sonnenkleid und den Mond 20 unter den Füßen als Flüchtling in der Wüste: das ist alles rasch verfliegen­ der Traum. Auch die Quelle dieser Vorstellungen läßt sich nicht bestimmt nachweisen, vielleicht liegt ein Mythus der Wintersonnenwende zugrunde, wie er aus persischer, griechischer und ägyptischer Religion bezogen werden konnte. In der hier vorliegenden Form sagt er aus, daß bei aller Be« 25 drängnis der Gottesgemeinde der Messias bei Gott verwahrt ist, ja daß Gott seine Gemeinde selbst zu schützen weiß. T erzählt dann (nach Dan 1013.20.21 1 12i) von einem Krieg im Himmel. Aus der einen Seite kämpft der Schutz, enge! Israels Michael mit seinen Engeln, auf der andern s der Drache mit 8 seinen Engeln. Die letzteren sind die Schwächeren (ouk icxucav) und müssen 30 vom Platz weichen. Nach 9 werden sie zur Erde geworfen vgl. Jes 1412 9 £6 Wie Joh 1231. Dabei wird der Drache mit der Schlange der Urzeit, die Teufel und Satan heißt, gleichgesetzt, ö öüo nTcpuycc toö äerou toü jaefdXou auf die bekannte Darstellung. Die seltsame Bezeichnung der dreieinhalb Jahre Kaipöv xai xaipovc xai rjpicu xaipou stammt aus Dan 725 12? (LXX und Theodotion; dieser hat 12? eic xaipöv xatpwv xai nptcu xatpoü). Auch die aramäische 30 Massora 7rs und die hebräische 12? geben keine klarere Form. Was gemeint 16 ist, steht ja 6 in aller Klarheit da. In 16 ist auch die Erde dem Mythus entsprechend personifiziert. Für den Seher ist die so gerettete Mutter des 17 Messias die Gottesgemeinde. 17 Die übrigen ihrer Kinder sind die Gottes­ kinder, die Gottes Gebote halten und wie 11 das Zeugnis von Jesus be- 35 wahren. Der Gottesgemeinde als solcher kann der Satan nichts anhaben; einzelne ihrer Glieder kann er heimsuchen. So ist dieses ganze Kapitel auf flnregung heidnischen Bildwerks und heidnischer IHi)tf)oIogte erwachsen, aber nicht in kühler Berechnung, sondern in kraftvollem Glauben, der die Gestalten heidnischer Phantasie ins Christliche umzudeuten weitz. Das junge Christentum konnte inmitten der hellenistischen 40 Vilderfreudigkeit sich nicht bloß ablehnend zur Seite stellen; es verwertete, was sich 18 dem ttuge aufdrangte, für seine Gedanken. Nach 18 tritt der Drache, der die

Gotteskinder bekriegt, an den Land des Meeres; hier erwartet er seine Gehilfen.

1 Apk 13 i-io: Und ich sah aus dem Meer ein Tier aufsfeigen mit zehn «s Hörnern und sieben Köpfen und auf seinen zehn Hörnern zehn Königsbinden 2 und auf seinen Köpfen Namen der Lästerung. Und das Tier, das ich sah, glich einem Panther, und seine Füße waren wie die eines Bären und sein Maul wie ein Löwenrachen. Und der Drache gab ihm seine Macht, seinen

Offenbarung 131-3

931

Thron und große Gewalt Und einen von seinen Köpfen wie zu Tod ge- 3 troffen, und seine Todeswunde wurde geheilt Und die ganze Erde war verwundert hinter dem Tier, und sie huldigten dem Drachen, weil er dem 4 Tier die Gewalt gegeben hatte, und sie huldigten dem Tier und sagten: 5 wer ist gleich dem Tier, und wer kann mit ihm Krieg führen? Und ihm 5 wurde ein Mund gegeben, daß es Großes und Lästerungen redete, und es wurde ihm Gewalt gegeben, zweiundvierzig Monate zu wirken, und es öffnete s seinen Mund zu Lästerungen gegen Gott, zu lästern seinen Namen und seine Wohnung, die im Himmel Wohnenden. Und gegeben wurde ihm, Krieg 7 10 mit den Heiligen zu führen und sie zu besiegen, und gegeben wurde ihm Gewalt über jeden Stamm, Volk, Sprache und Nation. Und anbeten werden a ihn alle Bewohner auf Erden, wessen Name nicht im Buch des Lebens und des geschlachteten Lammes seit Grundlegung der Welt geschrieben ist. Wenn einer ein Ohr hat, höre er. Wenn einer: in Gefangenschaft!, 9.10 15 geht er in Gefangenschaft, wenn einer mit dem Schwerte tötet, muß er mit dem Schwert getötet werden. Hier ist die Ausdauer und der Glaube der Heiligen.

20

25

30

35

40

45

1 Aus dem Meer steigen Dan 73 die vier Ungetüme, die als vier Weltreiche 1 zu deuten find. Dabei spielt das Meer die Rolle des cppeap Trjc aßuccou 9r, als Eingang zum „Abgrund". Vie erste Beschreibung des Tiers stimmt mit der des Drachen 12s überein: ein fiebenköpfiges Tier mit zehn Hörnern; aber nicht die sieben Köpfe, sondern die zehn Hörner find mit Diademen umwunden, wie drei auf dem Kultbild von Elephantine f. zu 5 s. Namen der Lästerung find divus für den verstorbenen, augustus für den lebenden Kaiser. Nach 2 gleicht das Tier einem Panther, wie das dritte Daniels le; 2 der Daniels hat vier Köpfe; das vierte Tier Daniels hat zehn Hörner (7t). Bärenfüße find dem zweiten, der Löwenracken dem ersten Tier Daniels entlehnt (74.5). Nur im Traumgeficht ist möglich, daß das Tier bei sieben Köpfen nur einen Rachen hat. Diesem dem Meer entstiegenen Ungetüm gibt der Drache, der es am Meeresftrand erwartet hat (12is), feine Macht, feinen Thron und große Gewalt. Genauer heißt es 7, daß es über jeden Stamm, Volk, Sprache und Nation Gewalt hat. So ist es das Sinnbild eines allumfassenden Welt­ reiches, wie die Tiere Daniels. Da der Drache nach 129 der Teufel ist, so gibt er 2 dem Tier, was er Lk 4s in der Versuchungsgeschichte Jesus anbietet. Nach 3 läuft alle Welt (öXn h th) voll Bewunderung dem Tier nach; r nad} 4 kann niemand mit dem Tier Krieg führen; nach 7 führt es mit den heiligen (d. h. den Christen) Krieg und besiegt sie: das paßt in neuteftamentlicher Zeit nur auf das römische Reich. Nun kann der Akkusativ in 3: xai piav — die £ccpcrsgevr)v eic Oävarov nicht wohl Objekt zu übuiuev auTiu ö bpäKuiv in 2 fein, obgleich er an die drei Gbjektsakkusative öuvapiv, Opövov, LLovciav unmittelbar angeschlossen ist; man wird wohl elbov (ich sah) ergänzen müssen. Der Ausdruck von dem einender sieben Köpfe ayp6vnv ist derselbe wie 5s von dem Lamm die iccpoTpevov; wenn noch hinzugefügt ist eic OdvQTov, so war also der Kopf wirklich tot; und wenn seine Todeswunde (fein Todeshieb irKnih tou eavarou) geheilt wurde, so ist er vom Tod wiedererstanden. Erst nach dieser Heilung kommt das Tier zu höchstem Ansehen bei der ganzen Welt (3.4). Durch die Todeswunde des Kopfes war also das Leben des Tieres überhaupt in Frage gestellt 179. Die Köpfe find Kaiser, von Kaisern find der Diktator Cäsar, der Begründer des Kaiser* 59*

932

4 5 6

7

8

9

10

(Offenbarung 13 3-10

namens, dann Caligula, Nero, Galba, Otho, Ditellius durch Verwundung um­ gekommen. Aber nur bei Cäsars und Neros Tod trat eine Erschütterung des Reiches ein, nur bei Cäsars Cod so, daß der Fortbestand des einheitlichen Reiches in Frage gestellt war. Und nur, als nach dem Sieg Oktavians die Codes­ wunde geheilt war, hatte das Reich nach dreizehnjährigen Wirren vor der s ganzen Welt das höchste Ansehen gewonnen. Jetzt wurde (29 v. Chr.) in pergamum über dem wunderbaren Tempel des Zeus Asklepius ein Tempel des Cäsar und der Roma errichtet: der Drache gab feinen Thron dem Tier (2 vgl. 213). Das römische Heidentum gewann in der Kaiserverehrung neue Formen und neues Leben: 4 sie huldigten dem Drachen, weil er dem Tier 10 die Gewalt gegeben hatte und huldigten dem Tier. Nach 5 redet das Tier Gröhes und Lästerungen: Oktavian heiht ö Ceßacroc — Augustus. Aber das Wirken des Tiers dauert die feit II2 feststehende Zeit der Heiden (42 Monate --- 3'/, Jahre). 6 Das Tier lästert Gottes Namen, seine Woh­ nung (rr)v CKnvqv aüroü, erklärt durch toüc £v tu) oüpavw «nvoOvrac: 13 also das Haus = die Hausgemeinschaft Gottes): das bezieht sich auf den gerade in der Provinz Afia früher und stärker als irgendwo sonst betriebenen Raiserkult. 1 redet von Krieg und Sieg des Tiers über die heiligen: Rom hat also den Kamps gegen das Christentum ausgenommen. Das beginnt mit Nero (Tertullian apol. 5: consulite commentarios vestros: illic re- 20 perietis, primum Neronem in hanc sectam cum maxime Romae orientern Caesariano gladio ferocisse). Nach 8 werden alle Erdenbewohner das Tier (aÖTöv statt aÜTÖ, weil der Kaiser gottesdienstlich verehrt wird) anbeten, wessen Name (volkstümlich: oü tö övoga aüroü) nicht im Lebensbuch des geschlachteten Lammes seit Grundlegung der Welt geschrieben ist (Lebens- 25 buch: 3s 17» 2012. is 2127 Phil 43). Schon bei der Schöpfung (dnö KaraßoXnc Kocpou) ist die Heilsgemeinde genau vorherbestimmt. 9 kehrt die aus den Briefen bekannte Einschärfungsformel mit kleiner Veränderung (ei tic ouc für ö €x0 6 ipeuöonpog>nTnc. Zum Verständnis vgl. Mommsen Röm. Gesch. V 318—322 über den Kaiser­ kult in Kleinasien. Der Pseudoprophet ist nichts anderes als die Verkör­ perung dieses Kultus. Auf eine Besonderheit weist 16 hin. Alle, Kleine 35 und Große, Reiche und Arme, Freie und Sklaven müssen auf der rechten Hand oder der Stirn den Hamen des Tiers oder die Zahl seines Hamens ausgeprägt tragen; 17 nur so können sie Kausen oder verkaufen. Das Bild ist dasselbe wie 7i-s, wo den Knechten Gottes als Kennzeichen das Siegel ihres Gottes auf die Stirne gesetzt wird. Schon Paulus sagt ja im 40 selben Sinn, daß er die Sklavenzeichen (rd criTpara) Jesu an seinem Leibe trage Gal 6n. Irgendwelcher Ausweis über Beteiligung am Kaiserkult wurde in Asien sicher vom einzelnen gefordert. Das gab dann den Anlaß zur Verfolgung der Christen. Hun gibt 18 bewußt ein Rätsel auf: wde f) cocpia iciiv ist ebenso zu verstehen wie 10 wde icnv h ünopovn: hier 45 gilt es, zu zeigen. Die Buchstaben waren auch Zahlzeichen; so konnte man die Summe der Buchstaben jedes Wortes berechnen (Gematria). Der Leser soll seinen verstand in der Berechnung der Zahl des Tieres zeigen (ö ?xwv voüv ipqqncdTiu). Die Zahl des Tiers ist die Zahl eines Menschen und 666 oder - nach einer andern, auch schon von Irenäus bezeugten, freilich von

pu = 666 bzw. *iOp TM = 616. Die Rückkehr

des totgeglaubten Nero hatte niemals die 3 ff. geschilderten Folgen und wurde damals überhaupt nicht als Wiederaufleben eines Toten aufgefaßt (f. zu 17io). 1888 habe ich gleichzeitig mit Spitta und Erbes gesunden, daß der Name 2s TAIOC KAICAP die Summe 616 ergibt; aber alle drei bezogen wir den Namen fälschlich auf Taligula; ich kam damals von der Lektüre Philos leg. ad Gaium an die Apokalypse (vgl. Stade, Volk Israel II 661. 524). Die schwere Krankheit Taligulas ist keine Todeswunde durch ein Schwert (3), und nach seiner Genesung war das Reich nicht an Ansehen in der ganzen 30 Welt gewachsen (3. 4.12). Aber TAIOC KAICAP war auch der Name des Diktators, der das Kaisertum begründete (vgl. die Erlasse Cäsars Jos. ant 14196.199.200.202.2ii) und ebenso der Name seines Adoptivsohnes und Erben Augustus. Mit dem Sieg des Augustus ersteht wieder das durch Täsars Ermordung zunächst zerrissene Reich; aber mit der Freude darüber setzt auch rr alles verderben ein, das Apk 13 schildert: der Augustustempel in pergamum war für Johannes lebendige Gegenwart; sein Gberpriester ist der erste Mann der Provinz; in pergamum ist der Märtyrer Antipas für seinen Glauben gestorben (213). Der gemeinsame Name der beiden Begründer des Reichs ist für Johannes mit Recht ein bezeichnender Name des Tiers selbst:« Gajus Täsar — 616. S. im übrigen zu 17s-«.

1 VII Die Stunde ist gekommen Apk 14. 141-5: Und ich sah, und siehe, das Lamm stand auf dem Berg Zion, und mit ihm 144000, die seinen und den 2 Namen seines Vaters auf ihren Stirnen geschrieben tragen. Und ich hörte einen Ton aus dem Himmel wie den Ton vieler Wasser und wie den Ton 45 mächtigen Donners, und der Ton, den ich hörte, war wie von Zitherspielern, 3 die auf ihren Zithern spielen. Und sie singen ein neues Lied vor dem Thron und vor den vier Wesen und den Ältesten; und niemand konnte 4 das Lied lernen außer den 144000, die von der Erde erkauft sind. Die

Offenbarung 141-5

935

sind es, die sich mit Weibern nicht befleckt haben; jungfräulich sind sie. Die sind es, die dem Lamme folgen, wo es geht. Die sind von den Menschen erkauft, ein Erstlingsopfer für Gott und das Lamm; und in ihrem s Mund fand sich keine Lüge; tadellos sind sie.

s 1 Der Verfolgung durch die drei Tiere steht das Bild der Behütung der Buserwählten durch das Lamm gegenüber vgl. 7i-n lli. Bngeknüpst ist an 71-s. Nach 1316—is tragen die Erdenbewohner auf der rechten Hand oder der Stirn den Namen Gajus Cäsar, also den Namen von Vater und Sohn, die das Kaisertum begründet haben; ebenso tragen die 144000 den io Namen des Lammes und seines Vaters geschrieben auf ihren Stirnen (das Siegel 7s). Sie stehen mit dem Lamm auf dem Berg Zion, wo der dem Gericht entnommene Tempel (lli) ist und wo die Buserwählten der zwölf Stämme (74-8) ihren natürlichen Sammelpunkt haben. Bber 2 hört der Seher zweifellos ihr Zitherfpiel doch wieder nicht vom Berg Zion, sondern iS echt traumhaft vom Himmel her («ptuvqv äx tou oupavoö). Und 3 fingen sie ihr Lied wie 7is vor (Gottes) Thron, den vier Wesen und den (24) Ältesten; ein neues Lied (vgl. 5,: das patzt nicht mehr zur alten Welt); es wird nicht mitgeteilt, denn autzer den 144000 von der Erde Erkauften (auch dazu vgl. 5») konnte es niemand lernen: es ist der Busdruck höchster, so unaussprechlicher Seligkeit (Röm 826: crevaTpoi äXäXqroi). 4. 5 werden die Vorzüge der Buserwählten genannt. Da zeigt sich zuerst ein asketischer Zug: sie sind jungfräulich (napOevoi — von Männern früher nicht gebräuch­ lich), haben sich mit Weibern nicht befleckt. Biso von auserwähiten Frauen weitz der Seher — wenigstens in diesem Bugenblick - nichts. „Sie folgen 2r dem Lamm, wo es geht", gemeint ist nach Mk 8-4: auch in Kreuz und Tod. „Don den Menschen erkauft sind sie ein Erstlingsopfer (änapxn) für Gott und das Lamm": der geheiligte Teil aus der Ernte der Mensch, heit. Endlich entspricht es ihrer lichten Reinheit, datz keine Lüge in ihrem Munde erfunden wurde (im BT immer döXoc, nicht ipeuöoc Jes 53, 2o 3eph3ir ps 322). äpw|ioi sind die verklärten Gotteskinder Phil 215 Kol 122 Eph 14 Jud 24.

1

2 3

4.5

Apk 146-13: Und ich sah wieder einen Engel fliegen in der Mittagshöhe 6 des Himmels mit einer ewigen Heilsbotschaft, sie zu verkünden denen, die auf der Erde sitzen, jeder Nation, Stamm, Sprache und Volk, rufend mit 7 35 lauter Stimme: Fürchtet Gott und gebt ihm Lobpreis, denn gekommen ist die Stunde seines Gerichtes, und huldiget dem, der den Himmel und die Erde und Meer und Wasserquellen gemacht hat Und wieder ein zweiter Engel s folgte und rief: Gefallen, gefallen ist das große Babylon, das alle Völker getränkt hat mit dem Wein der Erregung ihrer Unzucht. Und wieder ein s 4o dritter Engel folgte ihnen und rief mit lauter Stimme: Wenn einer das Tier und sein Bild anbetet und ein Gepräge nimmt auf seine Stirn oder seine rechte Hand, der wird selbst vom Wein der Erregung Gottes trinken, der 10 ungemischt in seinem Zornesbecher gemischt ward, und wird gequält werden durch Feuer und Schwefel vor heiligen Engeln und vor dem 11 45 Lamm. Und der Rauch ihrer Qual steigt in Ewigkeiten von Ewigkeiten empor, und keine Erholung haben Tags und Nachts, die das Tier und sein Bild anbeten, und wenn einer das Gepräge seines Namens annimmt 12 Hier ist die Ausdauer der Heiligen, die Gottes Gebote und den Glauben 13 an Jesus bewahren. Und ich hörte eine Stimme aus dem Himmel sagen.

936

Offenbarung 146-13

Schreibe! Selig die Toten, die beim Herrn sterben, von nun an. Ja, sagt der Geist; sie sollen ausruhen von ihren Mühen; denn ihre Werke folgen mit ihnen.

6 6 elöov dXXov dyseXov: ich sah etwas anderes, einen Engel: gut griechischer Sprachgebrauch, neröpevov Lv pecoupavqpaTt; ebenso 8u der Adler mit s seinen drei Weherusen. aiuiviov eüarreXiov: die Ankündigung ewiger, seliger Vollendung. Die xadqpevoi ini rqc ichc werden durch «al — Kai in ihre 7 einzelnen Gruppen zerteilt. 1 klingt nun freilich mehr wie Buforuf als wie Heilsbotschaft: «poßhSqre — qXOev q tupa rqc xpicewc: Line Heilsbotschaft ist das nur für die Auserwählten. Merkwürdig ist die Angabe des Geschaffenen: io Himmel, Erde, Meer und Wasserquellen. So wird Gott im wasserarmen 8 Lande gepriesen. 8 Lin zweiter Engel ergänzt die Worte des ersten mit dem Siegesruf aus Jes 21, (LXX: nLnTwxev, nenruiKev BaßuXuiv; das durch seine fünf kurzen Silben zu Anfang eindrucksvollere knecev, eirecev BaßuXuiv stammt aus Jes 51«: dqivui Zirectv BaßuXuiv. Der Zusatz q perdXq stammt is aus Dan 427). Jes 51? heißt Babylon selbst ein goldener Becher in der Hand des Herrn, der alle Welt trunken macht: dnö tou oi'vou aurqc eniocav tovq. Dieses Babylon ist die Weltstadt, wie Zion-Jerusalem die Gottesstadt; für Johannes war die Stadt, von der das Gift (der wein der Erregung) der Unzucht an alle Völker sich mitteilte, notwendig Rom (17 is). Diese ro 9 Herrschaft mufo fallen, wenn Gott seine Herrschaft ausrichtet, v Das Wort eines dritten Engels bezieht sich aus 1315—17 und wendet sich gegen den 10 Raiserkult. 10 Die Vorstellung vom Trinken eines Strafbechers stammt aus Jer 25is: Xdße tö iroTqpiov toö oivou tou äxpdrou toutou dx x^ipoc pou xai TTOTiek ndvra tu ?0vq. Die Mischung im Zornesbecher Gottes macht 25 den ungemischten Wein der Erregung (des Unmuts) Gottes nicht milder. 3u diesem qualvollen Trunk kommen Feuer und Schwefel, wie über Sodom Gen 192« und die letzten Gottesfeinde Lz Z822. heilige Engel und das 11 Lamm vollziehen das Gericht (Mk 83« 1326.27). 11 Nach Jes 3410 steigt der Rauch ihrer (Qual (— Feuer und Schwefel —) tags und nachts immerfort 30 12 empor. Nun wiederholt 12 das Wort 13w; aber dort hiefo es: hier erprobt sich; jetzt heifot es: hier wird belohnt. Ungrammatisch wird an twv dyiuiv das Partizipium ol Ttipoüvrec im Nominativ angeschlossen, niene ’lqcou kann Glaube an Jesus und Treue zu Jesus heißen. Nur Willkür könnte 13 hier eine Entscheidung treffen. 13 Eine vierte Himmelsstimme, unmittelbar 35 an Johannes gerichtet (Tpdipov), wird nicht auf einen Engel zurückgeführt, sondern ist als Wort Gottes gemeint. Inhaltlich berührt sich das Wort mit 611. Es ist eine Seligpreisung der £v xupiui (in Gemeinschaft mit dem Herrn) Sterbenden, dir’ dp-ri heifot: „schon jetzt" und gehört zu paxdpioi. Dieses Gotteswort bestätigt der im Seher lebende „Geist" (vai, Xeyei tö 4» irveüpa). ’iva dvanaqcovTat — sie sollen ausruhen (iva im unabhängigen Satz; Futurum für Ronjunktio). Der Tod ist hier als erquickender Schlummer nach den Mühen des Lebens gedacht, vgl. xoipäcOai. So darf er betrachtet werden: „Denn" er raubt nicht den Erfolg der Arbeit; ihre werke gehen mit ihnen, finden auch jenseits des Grabes ihren Lohn, behalten für sie 45 ihren Wert. 14

Apk 1414-20: Und ich sah, und siehe, eine weiße Wolke, und auf der Wolke

sitzend einen Menschensohngleichen mit goldenem Kranz auf seinem Kopf is und scharfer Sichel in seiner Hand. Und wieder kam ein Engel aus dem

Offenbarung 1414-20

937

Tempel, der rief mit lauter Stimme dem auf der Wolke Sitzenden zu: Sende deine Sichel aus und ernte; denn die Stunde zu ernten ist gekommen; denn trocken ist die Ernte der Erde. Und der auf der Wolke Sitzende warf seine Sichel auf die Erde, und die Erde ward abgeerntet. Und wieder 5 kam ein Engel aus dem Tempel im Himmel, auch er mit scharfer Sichel. Und wieder kam ein Engel von dem Altar, der über das Feuer Gewalt hat, und rief mit lauter Stimme dem mit der scharfen Sichel zu und sprach: Sende deine scharfe Sichel aus und schneide die Trauben des Weinstocks der Erde; denn ihre Beeren sind reif geworden. Und der Engel warf 10 seine Sichel auf die Erde' und schnitt von dem Weinstock der Erde und warf es in die große Kelter des Unmuts Gottes. Und vor der Stadt ward die Kelter getreten, und hervor kam Blut aus der Kelter bis zu den Zügeln der Rosse, sechshunderttausend Stadien weit. Zwei Bilder von Gottes (Ernte. 14 zeigt den Messias als Herrn der (Ernte: 15 auf einer Wolke nach van 7 ir, mit weißer Walke und goldenem Kranz, wie 62 auf weißem Roß und mit Kranz, öpoiov uiöv ävOpumou ist der­ selbe Sprach- und Übersetzungsfehler wie In. Nach vecpeXr, XeuKq müßte es heißen KaOqpevoc öpoioc uiy) dvßpumou. Der Akkusativ ist von dem varausgehenden dbov abhängig, aber kxwv folgt wieder im Nominativ. 20 Das Bild von der (Ernte des Messias steht auch Ult 1319-43. 15 äXXoc wie 6. 8. 9, im Griechischen oft bei Verbindung von Ungleichartigem (hier Messias und (Engel) vgl. Plato (Borg. 473 C dnö tüv noXrrwv Kai twv dXXtuv Lävuiv. 480 D: Karq-sopov Kai auioü Kai töiv dXXwv oiKtituv. phaedo 110 E: Toic XiSoic Kai ff) Kai toic dXXoic Ztuoic. fjeroöot 4179 äXXqv re 25 tKaTopßqv Kai dH Kai rpinoöa xoXkoGv. Der (Engel bringt Gottes Befehl an den Messias aus dem Tempel. HXSev h wpa wie 7. nepipov tö öpenavov 15. 18 vgl. Joel 4n: äLanocreiXare dpenava, ort napecrqKkv TpupiToc dcnopeuecOe, nareire, diöri nXqpnc ö Xqvoc. 16 ist freier Mythus: die Sichel arbeitet von selbst. 17 gibt zum Bild der Getreideernte das Bild ro der Weinlese, hier tritt nun für den Messias in 14 ein dXXoc drseXoc ein. (Er kommt aus dem Tempel, der Wohnung Gottes. 18 Der, der ihn zur Weinerte am Weinstock der (Erde ausfordert, ist ein vom (aus dem) Altar kommender (Engel mit der Gewalt über das Feuer; das ist wohl mehr des dramatischen Lebens halber als aus tieferem Grunde so erzählt. 55 Die beiden (Erntebilder sind möglichst gleichartig durchgesührt. 19 Wieder. wie 16, arbeitet die Sichel (hier: das krumme Winzermesfer) von selbst. Allerdings ist formal der (Engel Subjekt zu irpuTncev wie zu SßaXev (zwei­ mal). Aber entscheidend ist, daß er seine Sichel aus die (Erde wirft, ihr also das weitere überläßt. In 20 scheint auch die Stelle Jes 631-6 vom io Gericht über (Edom benützt zu sein. Da wird auch die Kelter getreten und das Blut (statt des Weines) auf die Erde gelassen: Xqvöc KaTanenaTqpevn — KarnvaTov tö aTpa aurdiv eic yhv. (Eine andere parallele bietet Hen. aeth. lOOo: ein Roß wird bis an seine Brust (hier dxpi tuiv xaXivLv) im Blute der Sünder waten. LLmöev rtzc noXeuic: gedacht ist wohl an das Tal Hinnom «r vgl. Jes 6623.24. 1600 Stadien (etwa 300 km) entsprechen ungefähr der Länge der palästinensischen Küste von Tyrus bis zur ägyptischen Grenze (Itinerar des Antoninus): das Gericht ist hier also in dem furchtbaren Bild einer gewaltigen Menschenschlachtung gegeben.

io n

io

is

20

14

15

16 17 18

19

20

938

Offenbarung 151-5

1 VIII Die sieben Zornesschalen Apk 15.16. I5i-s: Und ich sah wieder ein großes, wunderbares Zeichen im Himmel, sieben Engel mit den sieben 2 letzten Plagen, denn in ihnen vollzog sich der Unmut Gottes. Und ich sah wie ein gläsernes, mit Feuer vermengtes Meer und die Sieger über das Tier und über sein Bild und über die Zahl seines Namens stehend über 3 dem gläsernen Meer mit den Zithern Gottes. Und sie singen das Lied Moses, des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes und sprachen: „Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, Gott, du Allmächtiger. Gerecht und 4 wahrhaftig sind deine Wege, du König der Völker. Wer sollte dich nicht fürchten, Herr, und deinen Namen preisen? Denn du allein bist heilig, denn alle Völker werden kommen und vor dir huldigen, denn deine Recht5 taten wurden offenbar.“ — Und nachher sah ich, und es öffnete sich der e Tempel der Stiftshütte im Himmel, und heraustraten die sieben Engel, die die sieben Plagen hatten, aus dem Tempel, gekleidet in reines, glänzendes 7 Leinen und an der Brust mit goldenen Gürteln gegürtet, und eins von den vier Wesen gab den sieben Engeln sieben goldene Schalen voll des Uns muss des in die Ewigkeiten der Ewigkeiten lebenden Gottes. Und es füllte sich der Tempel mit Rauch von der Herrlichkeit Gottes und von seiner Macht, und niemand konnte in den Tempel eintreten, bis die sieben Plagen der sieben Engel vollendet waren.

5

10

15

20

1 1 ist eine Art Überschrift. Die sieben Engel mit den sieben letzten Plagen sind „ein Zeichen“: alles, was Johannes sieht, sind ja Bilder und Zeichen dessen, was wirklich geschehen soll. 4v aurmc LreXecSg 6 Oupöc tou 6eou: der Unmut (Zorn) Gottes kam in diesen Plagen zur vollen Auswirkung. Darum sind sie „die letzten“ (öri erklärt räc Lcxarac). Ehe die Plagen 2geschildert werden, wird aber nochmals wie 71-17 Ile 141-5 die Seligkeit der Sieger über das Tier, sein Bild und die Zahl seines Namens geschildert d. h. derer, die das Tier und fein Bild nicht anbeteten und sein Abzeichen 2 nicht annahmen — also den Kaiserkult ablehnten. 2 toüc vuoiivrac vgl. die Verheißungen der Briefe 2 t. 11. n. 26 3 s. 12.21. ibc edXaccav öaXivqv peprrptvnv 30 TTupi vgl. 4b die OäXacca üaXivr) öpoia KpucräXXw; der vom Sternenfeuer durchstrahlte lichte Himmelsboden, vgl. Ez 122: Gottes Thron auf einem crepewpa wc öpacic KpucrdXXou. KtOdpai toü 9eou wie 5s 14z. Während nach 143 ihr neues Lied niemand außer ihnen zu lernen vermag, heißt es 3 3 das Lied des Gottesknechtes Mose und das Lied des Lammes und wird 3 35 4 4 mitgeteilt. Zuerst werden Gottes Werke, dann Gottes Wege in zwei völlig gleichgebauten Langzeilen gepriesen (je zwei prädikatsadjektioe, dann das Subjekt, daran anschließend die Anrede an Gott); daran reiht sich eine rhetorische Frage mit ric als Subjekt, aber doppeltem, sich im Gleichgewicht haltenden Prädikat: jedermann muß Gott fürchten und ehren. Das wird 40 in einem kurzen und in zwei längeren Sätzen mit 8ti begründet: zuerst das ewig Gleichbleibende: Du allein bist heilig; dann das Künftige: Alle Völker werden kommen und dir huldigen; zuletzt die abgeschlossene Tatsache: Deine Rechttaten sind offenbar worden. Das eigentümlich Christliche tritt in diesem „Lied Moses“ durchaus zurück; stark betont ist die Hoffnung auf Anbetung 45 Gottes durch alle Völker, bekanntlich auch dem Judentum Kein fremder Gedanke. Es ist sehr wahrscheinlich, daß ein vorher fertiges Lied hier in 5 die Apokalypse Aufnahme gesunden hat. 5 führt nun erst zu der in 1 angekündigten Schilderung über. Schon l lis hieß es xai fivoi-fn 6 vaöc roO

Offenbarung ISs-s

939

üeoü 6 iv toi oüpaviu. hier wird dieser Tempel als der Tempel der Stifts« Hütte im Himmel bezeichnet: hatte doch Gott nach Lx 25 «o Moses das Ur­ bild der Stiftshütte auf dem Sinai sehen lassen. Aus diesem Heiligtum treten 6 die sieben Engel mit den sieben Plagen. Ihr Gewand ist glänzend 6 s reines Linnen mit goldenem Gürtel nach van 10s, nur daß der Gürtel in der Apokalypse (auch lu) nicht um die Hüfte, sondern über die Brust (irepi Ta crr|9n = 11$ npöc toTc pacToic) getragen wird. Eins der vier Wesen reicht 7 den Engeln die Zornesschalen: der Seher verwendet gerne (vgl. 7 5 s 713. i«) die Statisten seiner Himmelsbilder zu mitwirkender Tätigkeit, io Unverständlich bleibt, wie die sieben Engel schon 151. e ohne die Zornes­ schalen doch bereits die sieben Plagen bei sich haben. Die sollen sie offen­ bar nicht aus der Hand eines Gott näherstehenden Wesens empfangen. Aber nun sind diese Schalen voll vom Unmut Gottes vgl. 14io oivoc toü evpou toü 06OÜ. hier wird Gott „der in alle Ewigkeit lebende" genannt, iS so daß der, dem er zürnt, nie hoffen darf, anders als durch eigene Umkehr vom Zorn Gottes loszukommen, vgl. hebr 10si cpoßepöv tö djinectiv eic xelpac 6eoü Züjvtoc. 8 schildert mit dem Ex 4034 gegebenen Bild, wie die 8 Gegenwart von Gottes Herrlichkeit und Macht aus einem den Tempel er­ füllenden Bauch erkennbar wird — statt xanvoc (— Weihrauch Jes 6n) redet 20 Ex 4034-38 von einer Wolke (veipLXq) — und wie niemand den Tempel betreten kann, bis die sieben Plagen vollzogen sind: hier ist Gott selbst am Werk, das niemand schauen und stören darf. Apk 161-21: Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Tempel den sieben i Engeln rufen: Geht und gießt die sieben Schalen des Unmuts Gottes zur 25 Erde! Und wegging der erste und goß seine Schale zur Erde: da traf 2 schlimme und böse Wunde die Menschen, die das Prägzeichen des Tiers hatten und sein Bild anbeteten. Und der zweite goß seine Schale ins Meer, 3 und es wurde Blut wie von einem Toten, und jede lebende Seele starb im Meer. Und der dritte goß seine Schale auf die Flüsse und Wasserquellen: 4 so da ward Blut daraus. Und ich hörte den Engel der Wasser sagen: Gerecht bist du, 5 der Seiende und der war, der Heilige, weil du dies geurteilt hast; denn Blut von 6 Heiligen und Propheten vergossen sie, und Blut gabst du ihnen zu trinken: sie haben es verdient Und den Altar hörte ich sagen: Ja, Herr, Gott, du Allmächtiger, 7 wahrhaft und gerecht sind deine Gerichte. Und der vierte goß seine Schale a 35 auf die Sonne: und ihr wurde gegeben, die Menschen durch Feuer zu er­ hitzen. Und erhitzt wurden die Menschen mit großer Hitze, und lästerten 9 den Namen des Gottes, der die Gewalt über diese Plagen hatte, und kehrten nicht um, ihm Ehre zu geben. Und der fünfte goß seine Schale aus auf 10 den Thron des Tiers; und seine Herrschaft wurde verfinstert, und sie kauten 40 an ihren Zungen wegen der Mühsal und lästerten den Gott des Himmels it wegen der Leiden und ihrer Wunden und bekehrten sich nicht von ihren Werken. Und der sechste goß seine Schale auf den großen Strom Euphrat, 12 und sein Wasser vertrocknete, daß den Königen von Sonnenaufgang der Weg bereitet würde. Und ich sah aus dem Munde des Drachen und aus 13 45 dem Munde des Tiers und aus dem Munde des Pseudopropheten drei unreine Geister wie Frösche: es sind nämlich Dämonengeister, die Zeichen 14 vollbringen, die gegen die Könige der ganzen Welt ausziehen, sie zusammen­ zubringen zum Kampf des großen Tags des allmächtigen Gottes. Siehe, ich is komme wie ein Dieb. Selig, wer wacht und seine Kleider behütet, daß er

940

Offenbarung 161-12

16 nicht nackt umhergehe und man seine Schande sehe. Und sie brachten 17 sie zusammen an den Ort, der hebräisch Harmagedon heißt. Und der siebente goß seine Schale in die Luft, und hervorkam ein lauter Ruf aus iS dem Tempel vom Throne her: fertigt Da kamen Blitze, Lärm und Donner, und ein großes Erdbeben trat ein, wie es nicht war, seit ein Mensch auf 5 19 der Erde lebte, solch großes Erdbeben. Und die große Stadt zerfiel in drei Teile, und die Städte der Völker sanken dahin. Und das große Babylon — man erinnerte sich vor Gott ihm zu geben den Becher, den Wein der 20 Erregung seines Zornes. Und jede Insel floh, und Berge fand man nicht, 21 und großer wie zentnerschwerer Hagel fällt vom Himmel auf die Menschen; 10 und die Menschen lästerten Gott wegen der Plage des Hagels, denn seine Plage ist sehr groß. 1 1 Der Beseh! aus dem Tempel ist Gottes Befehl; aber die «pu-vh ist ein Wesen für sich: daher toü 6eou. Die Person Gottes bleibt — nach persischem 2 Rönigszeremoniell - möglichst im Hintergrund. 2 Die vier ersten Schalen is treffen in derselben Reihenfolge wie 87-12 die vier ersten Posaunen Erde, Meer, Flüsse und Wasserquellen, die Sonne. Bestraft werden zuerst die verführten des Pseudopropheten, die den Raiserkult mitmachen und das Raiserabzeichen tragen 13u-is 149-11. 3u LXxoc vgl. Lk 1620.21: eiterndes 3 Geschwür. 3 eine Steigerung der zweiten Posaune 8s-io, bei der ein 20 Drittel des Meeres zu Blut wird und ein Drittel der Meeresgeschöpfe sterben. 4 4 Bei der dritten Posaune wird das Süßwasser zu Wermut 810.11, jetzt zu 5 Blut. B Ruch der Engel der Wasser (vgl. Zeitg. 375 VI), der doch mit seinem Element leidet, erkennt die Gerechtigkeit dieser Strafe an. ö uiv xai ö fjv wie Hu ohne ö ipxopevoc, weil die Weltvollendung da ist. 25 6 ö öcioc wie 4. 6 Die Gerechtigkeit ist hier das jus talionis: Blut ist ver­ gossen, Blut muß getrunken werden: beides bringt den Tod. a-siuiv xai irpoq>nrujv vgl. 1310.15 (21,. 69). Die npoPprai sind christliche Propheten. 7 äEioi eictv vgl. 3«. fln 69 erinnert nun 7. Die Stimme des Hitars ist die der unter dem Altar liegenden Märtyrer, die den Gpfertod für ihren » Glauben gestorben sind. Sie bestätigen (wie 14») das eben vorher gehörte 8 Wort. aXqOivöc xai öixatoc wie 15, 192. 8 Die Sonnenplage ist eine 9 andere als bei der vierten Posaune 812; 9 da die Rinder Gottes 162-4 schon als gerettet vorgesührt sind, führen diese Plagen nicht mehr zur Umkehr. 10 1O Der Thron des Tiers ist der des Satans in pergamum 2»; denn nach n 132 gibt der Drache (129 — der Satan) dem „Tier" seinen Thron: seit 29 v. Thr. tritt Zeus Asklepios hinter dem über ihm thronenden Gajus Täsar (der Täsarentempel stand höher) zurück. Seine Herrschaft ward ver­ finstert (das ist die Plage, die 812 bei der vierten Posaune eintritt, während 11 die vierte Schale Sonnenbrand brachte). 11 ^pacujvro rac -sXuiccac auriliv: «o sie „zerkauten ihre Zungen" vgl. Theophrast hist, plant. 49: nXeicrq ßonOeia Trpöc Tijv Tpoq>f|V an* aÖToO (tou nanupou) xiverar pacwviai fctp änavrec ol £v Ts] xwpa töv ndnupov xai tbpdv xai £v — Kpoeprivücapev Xöfov dvra, oö iräv yevoc ävOpunnuv perLcxev. Der Logos gibt ja nach 4 das Leben, das das Licht der Menschen ist. Aber nun tritt ein Unbegreifliches ein io. 11: das Licht 10 r (der Evangelist zieht diesen Ausdruck dem Logosnamen vor) war in der Welt, die durch es geworden ist (also tö ubaip pot eni nöbac oux ^bcuKtxc; 1 Tim 510 ei dfiuiv nöbac tviipev; ein Sklavendienst, wie das Aufbinden des Schuhriemens I27 Lk 3is Mk 17 oder das Tragen der Schuhe Mt 3n. Daher 6 das Staunen und Abwehren des Petrus 6 xüpie cü nou. 1 verspricht spätere Aufklärung, die 12—17 folgt. Aber 7 30 s weigert sich Petrus trotzdem, jemals durch seinen Herrn sich so bedienen 8 zu lassen. Da folgt das wichtige Wort: „Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Teil an mir." Das Wort erklärt die Einfügung der den Synop­ tikern unbekannten Erzählung, und zwar gerade an dieser Stelle. Beim letzten Mahl vor seiner Verhaftung hat Jesus die Abendmahlsfeier gestiftet 351 Kor II23 Mk 1422 Mt 2626 Lk 2219. Vas erzählt Joh nicht; er hat schon 653-58 seine Auffassung des heiligen Mahls gegeben. Aber an dieser Stelle erzählt Joh von einer Waschung durch Jesus, die man empfangen haben muß, um an ihm Teil zu haben. Also statt der Abendmahlseinsetzung er­ zählt er die Einsetzung der Taufe vgl. Gal 32? öcoi — dc Xpicröv ißanric«o 0HTt, Xpicröv £veböcac0e. Da will 9 Petrus sich auch Kops und Hände 9 von Jesus waschen lassen, um noch mehr an ihm teil zu haben, aber Jesus lehnt das als unnötig ab. Also das Johannesevangelium macht den Vor­ schlag, die Taufe als Fußwaschung zu vollziehen. 3n 10 ist allerdings nur 10 das oöx xav wie 6 Tcrripnxctv. öca dLdwxac pot: so redet Jesus aus seiner ursprünglichen Kenntnis heraus; die Gotteskinder sahen zunächst nur die Eigenart Jesu und erkannten, daß sie von Gott stamme (öti - napä 8 cou eictv). 8 erklärt 7 (öti). Aus irdvra 6ca dedmxac pot wird heraus­ genommen toi sparet ä totuxdc pot, und aus diesen von den Gotteskindern 40 aufgenommenen Worten ersahen sie weiter wahrhaftig (in tiefeindringendem verstehen), daß Lhristus von Gott ausging: das ist das letzte Wort der Jünger I630: dnö Oeoü LLiMec. Hier wird noch ein Parallelsatz hinzugefügt, um das ?Tvwcav aXrMc durch das gemeindemäßigere und wohl auch etwas wärmere Lmereueav zu ersetzen. Jetzt folgt nach dem Gebet 45 um eigene Verherrlichung 1—5 das Gebet für die bestehende Gemeinde. 9 9 Schroff wird dem irepi götwv ein oü nepi toü xdcpou entgegengestellt, eine 10 harte Veranschaulichung zu 3 te. 17 442. Das übrige wiederholt 6. 10 rä ipd ndvTct cd vgl. 7; zu tu cd £pd s. Mt 1127 --- Lk IO22. Dadurch ist nun freilich auch ausgesprochen, daß die Welt, für die Jesus nicht betet, auch so

Johannes 17io-is

1039

Gott nicht gehört. beööEacpai Lv aürok (ogL 11 auroi), maskulinisch zu verstehen trotz des Anschlusses an die vorhergehenden Neutra, bei denen also doch in der Hauptsache an die Auserwählten gedacht ist. 11 redet ganz 11 ausdrücklich schon der Erhöhte: oök£ti elpi Lv tu) Köcpw; allerdings wird s das sofort verbessert kütuj npöc ci ipxojiai. Da nun die Gotteskinder in der Welt zurückbleiben, folgt jetzt die seit 9 vorbereitete Bitte für sie. Dabei wird Gott närep Lire genannt als der, an den Schmutz und Sünde der Welt nicht hinanreichen. Daher die Bitte: bewahre sie u. zw. bei (in) deinem nach 6 ihnen geoffenbarten „Hamen", den Gott zunächst Jesus gegeben io hat. hier ist also der von Jesus ihnen mitgeteilte Name Gottes ein Schutz vor der unheiligen Welt. Bewahrt sie Gott bei seinem Namen, so sind sie durch diesen gemeinsamen Besitz eins, wie Gott und Lhristus (durch dasselbe Band) eins sind. 12 blickt zurück aus die treue Hirtentätigkeit Jesu während 12 seines Zusammenseins mit den Jüngern (ärjpouv airroüc - xai £