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German Pages 70 [72] Year 1895
Aas
KMnk Spßir Hglomo' Line Studie
zur Geschichte der phönikischen Weltpolitik.
Bon
Dr. ©Ctrl Metevs. Wie alle- sich zum Ganzen webt; LinS in dem Andern wirkt und lebt
(Goethe, Faust.)
München und Leipzig 1895. Druck und Verlag von R. Oldenbourg.
Seiner Hönigllchen Hoheit
dem ÄroftherZog Karl Alexander von Sachsen
in ehrfurchtsvoller Dankbarkeit gewidmet
vom
WerkcrUer.
Vorwort. Die nachfolgende Untersuchung hat eines der meist be handelten Probleme der menschlichen Geschichte zum Gegen stand ; und ich bin mir bewußt, daß man nicht das Recht hat, hierzu noch einmal das Wort zu ergreifen, wenn man nicht schon etwas Neues vorzutragen hat. Aber ich hoffe, daß meine Leser die von mir gegebene Erklärung des Namens Ophir interessant genug finden werden, um die Veröffent lichung dieser Arbeit zu billigen. Thatsächlich ist ja die Ophir-Frage, heute mehr noch als früher, von einem unmittelbaren praktischen Interesse. Bei dem eifrigen Bestreben unserer Zeit, überall dem gelben Metall auf der Erde nachzuspüren, muß es sicherlich von großem Wert sein, zu wissen, wo die Goldquellen der Vor zeit flössen. Denn, hei der verschiedenartigen Ausbeutung der Minen in vergangenen Jahrhunderten und heute, darf man erwarten, aller Orten, wo ffühere Geschlechter geschürft haben, auch jetzt noch reiche Schätze zu finden. Daneben, scheint mir, ist die Phantasie unseres Zeit alters besonders geneigt, sich in solche geheimnisvolle Fragen der Urgeschichte unseres Geschlechtes zu versenken. Die geistvollen Romane Rider Haggard's, wie »She« und »King
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Vorwort.
Solomons mines«, verdanken ihre große Wirkung nicht zum mindesten diesem Hang in den Geistern der Gegenwart.
Nun;
die nachfolgende Arbeit bietet eine wissenschaftliche Unterlage für die phantasievollen Träumereien eines Rider Hoggard
und Anderer. Entstanden ist diese Studie, welche uns in die Urzeit menschlicher Kultur und an die Gestade des Indischen Oceans
führt, unter dem Brausen unserer nordischen See.
Indem ich sie der Öffentlichkeit übergebe, drängt es mich, der Verwaltung der Königlichen Bibliothek im Haag, ins
besondere Herrn Dr. Byvanck, meinen aufrichtigen Dank auszusprechen für die entgegenkommende und freundliche Art,
mit welcher sie mich bei meinen Nachforschungen durchweg
unterstützt hat. Nordseebad Scheveningen, im September 1895.
Kart Meters.
ein geheimnisvolles Rätsel ragt aus den dunklen N-deuiung -er Hphir-Krage.
Räumen der Urgeschichte die Ophir-Frage in die Gegenwart
hinüber.
Jahrtausende
haben darüber gebrütet,
Salomonische Ophir zu suchen sei;
wo
das
und zu allen Zeiten ist
man sich bewußt gewesen, daß
die Lösung der Frage ein
Helles Licht
und
auf
die politischen
merkantilen Wechsel
beziehungen der Völker am Mittelmeer und am Indischen Ocean, an der Schwelle der eigentlichen Weltgeschichte, werfen
würde. „Aus jenen Räumen und Zeiten", sagt Karl Ritter (Erdkunde XIV, 348—349), „tönen nur wenige Andeutungen zu uns herüber, unter denen die der heiligen Schrift über
die Hiram-Salomonische Fahrt nach Ophir die wichtigste ist, welche in
wenigen Worten
eine so
inhaltreiche Thatsache
enthält, daß die Erklärung darüber durch viele Jahrhunderte
hindurch in den verschiedensten Sprachen und Kenntnissen der zivilisierten Völker der Erde seit den Zeiten des Flavius Josephus, wie der Kirchenväter Eusebius und Hieronymus, bis heute den Scharfsinn der ausgezeichnetsten, gelehrtesten
Forscher erregte und ein so mannigfaches Material für die verschiedensten Aufgaben der Untersuchung darbot, daß dabei
die verschiedensten Zweige der Wissenschaft nicht leer aus
gehen konnten,
wenn auch die Hauptfrage selbst noch nicht
Peters, Das Goldene Ophir Salomos.
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3‘ddt'
Karl Ritters Urteil.
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zur Entscheidung gediehen (welche Gegend man unter Ophir verstehen soll, ist bis jetzt noch nicht ausgemacht), sondern nur zu einer oder der anderen höchsten Wahrscheinlichkeit heran
gereift sein sollte.
Denn, je weiter wir in die Anfänge der
Dinge zurückblicken, desto zahlreicher werden die Möglichkeiten, von den verschiedensten Gesichtspunkten zu ihrer Lösung aus
zugehen, da die Summe der positiven Daten immer mehr
und mehr abnehmen muß, je weiter wir uns von dem Gegen stände selbst entfernen.
Wenn wir nun auch vielleicht sagen
dürfen, daß der ganze Cyklus der Möglichkeiten zur Erklärung
dieser speziellen historischen Überlieferung von allen Seiten,
sei es der Kritik des Textes oder der Deutung des Zieles der Fahrt, oder des etymologischen Nachweises der Namen
wie des heimatlichen Vorkommens der zurückgebrachten Waren
erschöpft ist, ohne daß eine in jeder Hinsicht gleich berechtigte
Begründung des Resultates sich dabei herausstellt, so ist das doch keineswegs gleichgültig oder wertlos, zu einem solchen, wenn auch negativen Resultate gelangt zu sein; denn, wenn auch nicht für das eine Faktum, so hat der Blick doch bei
dieser Gelegenheit für viele andere begleitende Thatsachen an
Schärfe nicht wenig und an Vielseitigkeit und Genauigkeit recht vieles in der Erkenntnis des Verkehrs der Völker über haupt zwischen Orient und Occident in der allerältesten Vor zeit gewonnen."
Ich kann die nachfolgende Studie nicht besser einleiten, als mit diesen großen Worten Karl Ritters.
Ich glaube,
daß derselbe nur in dem einen Punkte geirrt hat, wenn er
meinte, daß der ganze Cyklus der Möglichkeiten zur Aufklärung dieser historischen Überlieferung zu seiner Zeit bereits erschöpft
gewesen sei.
Ich gedenke, im folgenden den Nachweis zu
Bvlkertafel des Genesis.
Belegstellen.
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führen, daß die sämtlichen bislang versuchten Lösungen des
Problemes, auch die Rittersche, die eine Erklärungsmöglichkeit außer acht gelassen haben,
welche meiner Ansicht nach im
stände ist. eine zufriedenstellende Beantwortung zu liefern.
*
*
*
Um meine Leser in den Stand zu setzen, diese Frage $kr«ga, d--
„Und Hiram sandte
seine
Knechte mit Schiffen, die gute Schiffsleute und auf dem Meere
erfahren waren, mit den Knechten Salomos, und kamen gen
Ophir und holeten daselbst vierhundertzwanzig Kikkar Gold und brachten es dem König Salomo." Hier wird im hebräi
,
schen Text geschrieben:
während
geführten Stelle der Genesis
heißt.
es in
der
an
Die Septuaginta
übersetzt das im 1. Könige gemeinte Land:
während
der in Genesis genannte Stamm OicpeiQ übersetzt wird.
1. Kön. X. V. 10—11: Saba)
gab
„Und sie (die Königin von
dem Könige 120 Kikkar Gold
Spezereien und Edelsteine.
und
sehr viel
Es ist nicht mehr so viel Spezerei
gekommen, als die Königin von Saba dem Könige Salomo
gab.
Und auch die Schiffe Hirams,
die Gold aus Ophir
holten, brachten aus Ophir sehr viel Algumimhölzer (Sandel oder Ebenholz?) Und Edelsteine."
unb Moroni«.
Im zweiten Buch der Chronika wird dieser Vorgang,
augenscheinlich aus derselben Quelle, folgendermaßen berichtet (VIII., V. 17 u. 18): „Damals (nach Vollendung des Tem
pels) zog Salomo gegen Ezeon-Geber und nach Eloth, am Ufer des Meeres im Lande Edom.
Und Huram sandte ihm
’) Luther übersetzt Zentner, was ungenau ist.
Soetbeer (Das
Goldland Ophir, Anlage C, S. 67) berechnet das Kikkar mit 42,6 kg,
wofür er den Wert von 113 000 Mark ansetzt.
Notizen des Königsbuches u. der Chronik.
Ewalds Kritik.
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durch seine Knechte Schiffe und Knechte, die auf dem Meere
erfahren waren, und sie kamen mit den Knechten Salomos gen Ophir und holten von dort vierhundertundfünfzig Kikkar
Gold^) und brachten es dem König Salomo."
(IX, V. 9 u. 10:) „Und sie (die Königin von Scheba) gab dem König 120 Kikkar Gold und Spezereien und Edel
steine in
großer Menge.
Und auch die Knechte Hurams
und die Knechte Salomos, die Gold brachten aus Ophir,
brachten auch Algumimholz und Edelsteine."
Über diese Berichte im Buch der Könige und der Chronika Sw«n>s bemerkt H. Ewald (Nelle Bemerkungen über die Schiffahrt6tt,ar»
über Ophir ins Feld, und man kann sagen, daß sie bis auf den heutigen Tag den Vorrang behauptet hat. Ophir in Ostindien zu suchen.
Danach ist
Für diese Ansicht stellt die
alte wie die neue Zeit glänzende Vertreter.
Sie verfechten
die Septuaginta und die alexandrinische Wissenschaft; ferner
it. a. Flavius Josephus (Antiquit. lud. lib. VIII.), Bochart, A. W. v. Schlegel, insbesondere aber Christian Lassen (Jnd. Altertumskunde, Bonn 8. 1843, 1. Bd. 1. Hälfte) und
Karl Ritter (Erdkunde Bd. 14).
Die wissenschaftliche Be
gründung dieser Hypothese haben Lassen und Karl Ritter
geliefert, und deren Beweisführung haben wir uns genauer zu betrachten.
Wenn man die Ausführungen von Lassen (Indische -k«sse»-> und Altertumskunde, 1, S. 538) und Ritter (Erdkunde, XIV,W"5 9r« Aöhira.
Den Namen Ophir im besonderen erkennen Lassen und
Ritter im Volk der Abhira an den Mündungen des Indus wieder.
„Es war die nächste indische Küste für die Phöniker,
und eben
hier konnten
sie die Waren des Nordens,
des
Himalaya, wie Gold und Bdellion, sowie die des Südens,
wie Sandelholz und andere, am leichtesten vereinigt finden." „Noch bis heute wird ein dortiger Tribus der „Ahir" ge nannt; dieses Wort hat ursprünglich die Bedeutung „Kuh hirt". „Diese Abhira waren mit vielen anderen ihrer Stämme,
die zugleich als indische Kasten auftraten, auch im nördlichen
Pendschab ansässig,
aber südwärts einwandernd damals als
brahmanische Ansiedelungen der ältesten Zeit noch im Zu stande friedlichen Hirtenlebens und hier zuerst an die Küste
vorgerückt."
„Sie müssen also den ältesten, vom indischen
Arien herstammenden
brahmanischen
Völkerstämmen
ange
hören und zur Salomonischen Zeit an jenem Gestade die
vorherrschende Macht gewesen sein, daß von ihnen der Name
Indien.
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Ritters Auffassung.
Die Abhkra.
Ophir übertragen werden konnte.
Ihre Einwanderung zu
den Indus-Mündungen mußte also im zweiten Jahrtausend
vor unserer Zeitrechnung stattgefunden haben." (Ritter a. a. O.
391 it. 392.) Mit
glänzendem
Scharfsinn
und
dem
ihm
ganzen
eigenen weltumspannenden Wissen geht Ritter alsdann daran,
den Beweis zu liefern, daß alle die aufgezählten Waren der
Ophir-Fahrt hier an der Indus-Mündung zu beschaffen waren. In diese Einzelheiten ihm zu folgen, ist für den Zweck meiner
Es genügt, festzustellen, daß Karl
Untersuchung überflüssig.
Ritter erwiesen hat, daß Gold,
Silber, Elfenbein, Sandel
holz, Pfauen und Edelsteine aus den Gegenden der alten Ablr zu beziehen waren,
daß demnach hier sehr wohl das
Endziel der Ophir-Fahrt gewesen sein kann. Einwand,
Freilich, den
mit welchen Gegenwerten die Israeliten
so
un
geheure Mengen Gold von den Abir erstanden haben mögen, wie sie im alten Testament berichtet werden, vermag auch
Ritter nicht zu beseitigen. Er selbst vermag sich nicht zu erklären, was ein acker- srnwen»»»««, bautreibendes Land, wie das Salomonische Israel war, für e