288 27 30MB
German Pages 261 [346] Year 1992
CORPUS INSCRIPTIONUM MEDII AEVI H E L V E T I A E Die frühchristlichen und mittelalterlichen Inschriften der Schweiz
SCRINIUM F R I B U R G E N S E VERÖFFENTLICHUNGEN DES MEDIÄVISTISCHEN INSTITUTS DER UNIVERSITÄT FREIBURG SCHWEIZ HERAUSGEGEBEN VON DEN PROFESSOREN PASCAL LADNER CARL PFAFF ALFRED A. SCHMID
Sonderband 3
CORPUS INSCRIPTIONUM MEDII AEVI HELVETIAE Die frühchristlichen und mittelalterlichen Inschriften der Schweiz Herausgegeben von
CARL PFAFF
ΠΙ
Die Inschriften der Kantone Aargau, Basel-Stadt, Basel-Land, Bern und Solothurn bis 1300 Gesammelt und bearbeitet von
W I L F R I E D KETTLER
Mit 129 Abbildungen auf 40 Tafeln
1992 UNIVERSITÄTSVERLAG FREIBURG SCHWEIZ
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Corpus inscriptionum medii aevi Helvetiae = Die frühchristlichen und mittelalterlichen Inschriften der Schweiz/hrsg. von Carl Pfaff. - Freiburg, Schweiz: Univ.-Verl. NE: Pfaff, Carl [Hrsg.]
3. Die Inschriften der Kantone Aargau, Basel-Stadt, Basel-Land, Bern und Solothurn bis 1300/ges. und bearb. von Wilfried Kettler. - 1992 (Scrinium Friburgense : Sonderband ; 3) ISBN 3-7278-0767-9
NE: Kettler, Wilfried [Hrsg.]; Scrinium Friburgense/Sonderband
Veröffentlicht mit der Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung und des Hochschulrates der Universität Freiburg © 1992 by Universitätsverlag Freiburg Schweiz Paulusdruckerei Freiburg Schweiz ISBN 3-7278-0767-9
INHALT
I.
II.
III.
Vorwort
7
Einführung
9
Zur Benützung des Katalogs
13
Katalog
15
Nr. 1-70 Unbestimmbare Fragmente Anhang: Fragwürdige oder aus dem Katalog auszuscheidende Inschriften
17 214—217
Verzeichnisse
231-261
Allgemeine Abkürzungen Bibliographische Abkürzungen Literaturverzeichnis Lageskizze der westlichen Deutschschweiz Paläographisches Register Index verborum et nominum Personen-, Orts- und Sachregister Tafelverzeichnis Nachweis der Abbildungen
233 234-235 236-241 242-243 244—246 247—250 251-258 259 261
219-229
5
VORWORT
Der dritte Band des CIMAH erfasst die frühchristlichen und mittelalterlichen Inschriften bis 1300 aus den deutschschweizerischen Kantonen Aargau, Basel-Stadt und Basel-Land, Bern und Solothurn. Im Gegensatz zu den beiden vorangehenden Bänden wird hier auf die Wiedergabe jener Texte überhaupt verzichtet, deren Ausführung nicht zweifelsfrei bezeugt ist. Im übrigen blieben die Editionsgrundsätze unverändert. Glücklicherweise ist es gelungen, für den verstorbenen Prof. Rudolf Kloos als Mitglied des Kuratoriums in der Person von Herrn Prof. Walter Koch, Inhaber des Lehrstuhles für geschichtliche Hilfswissenschaften an der Universität München, einen in der Inschriftenedition verdienten Nachfolger zu finden, dessen Erfahrung und Hilfsbereitschaft bereits dem Manuskript des vorliegenden Bandes zustatten gekommen ist. Wiederum gilt ein ganz besonderer Dank Fr. Dr. Th. Payr, München, die diesmal nicht nur mit kritischem Blick das ganze Manuskript geprüft, sondern auch die Rubrik «Formular und Inhalt» der Inschriften auf der Goldenen Altartafel aus dem Basler Münster übernommen hat. Undenkbar wäre indessen die Veröffentlichung des disparaten Inschriftenmaterials ohne das stets freundliche Entgegenkommen der Museumskonservatoren und Denkmalpfleger sowie einer Reihe weiterer Persönlichkeiten, von denen hier stellvertretend die Herren Prof. D. Schwarz, Zürich, Dr. F. Maurer, Basel, Prof. H. Martin, Äugst, Prof. L. Mojon und F. Piller, Bern, genannt seien. Dank gebührt schliesslich Herrn lie. phil. René Projer für die redaktionelle Bereinigung des Manuskriptes.
7
EINFÜHRUNG
Die Inschriften dieses dritten Bandes des CIMAH stammen aus den westlichen Kantonen der deutschen Schweiz und aus dem französischsprachigen Teil des Kantons Bern. Nach der mittelalterlichen kirchlichen Einteilung gehörte dieses Gebiet drei verschiedenen Bistümern an: Zu Lausanne zählten die bernischen und solothurnischen Landstriche links der Aare bis kurz unterhalb der Stadt Solothurn. Die Gebiete rechts der Aare unterstanden dem Bischof von Konstanz, seitdem nach glaubwürdiger Überlieferung aus dem 12. Jahrhundert der fränkische König Dagobert das nach 600 neu geschaffene alemannische Bistum umschrieben hatte. Zu Basel zählten die Juratäler der heutigen Kantone Solothurn und Basel-Land, wobei die Grenze zu Lausanne sich seit dem Ende des 10. Jahrhunderts zu verfestigen begann. Aus dem im 4. Jahrhundert errichteten Castrum Äugst ist das früheste sichere, wenn auch sehr bescheidene inschriftliche Zeugnis christlichen Inhalts überliefert (Kat.-Nr. 1). Es bleibt aber ein Unikat, obgleich an der Existenz einer starken Christengemeinde und zeitweilig gar eines Bischofsitzes in nachkonstantinischer Zeit kaum zu zweifeln ist. Die Überlieferung originaler frühchristlicher Inschriften des Untersuchungsgebietes lässt sich mit der beachtlichen Dichte von Zeugnissen im Wallis und in Genf - selbst mit den ganz wenigen Beispielen aus der Merowingerzeit — in keiner Weise vergleichen, und sie konzentriert sich auf Kaiseraugst (Kat.Nr. 5 und 11, 7. Jh.) und Windisch mit seiner bekannten Bauinschrift eines Bischofs Ursinus (Kat.-Nr. 6, 6.-7. Jh.). Sogar die Karolingerzeit, die dem Bistum Basel endlich festere Konturen vermittelt hat, hat praktisch keine epigraphischen Spuren hinterlassen, während sie am Genfersee mit wenigen, aber bedeutsamen und qualitativ hervorragenden Stücken vertreten ist. Im 10. Jahrhundert setzt dann eine allmählich etwas dichtere Überlieferung ein, wobei zunächst die Inschrift auf dem Sarkophag des «von den Heiden» erschlagenen Bischofs Rudolf von Basel an die Verheerungen durch die Ungarn erinnert (Kat.-Nr. 12), während das historisch, künstlerisch und geistesgeschichtlich bedeutsamste Stück des ganzen Bandes, die nach Paris abgewanderte Goldene Altartafel aus dem Basler Münster (Kat.-Nr. 16) den beginnenden Aufstieg der hochrheinischen Bischofstadt markiert. Für die Schriftentwicklung vom 11. bis zum 13. Jahrhundert bietet die Basler Kathedrale noch einige beachtenswerte Beispiele, so die grossartige Aposteltafel (Kat.-Nr. 18), das eindrückliche Misericordia-Relief (Kat.-Nr. 25), das eigenartige sogenannte «Architektenrelief» (Kat.-Nr. 34) oder die erst anlässlich der jüngsten Renovation aufgedeckten, gemalten Inschriften zur Erinnerung an die Bischöfe Adalbero und Lütold (Kat.-Nr. 39 und 40). Aus dem zweiten Drittel des 13. Jahrhunderts — ebenfalls aus Basel — ist auch eine Inschrift profanen Inhalts, eine Steinurkunde, erhalten (Kat.-Nr. 50). Neben diese wichtigsten Basler Zeugnisse gesellt sich eine Reihe, die teilweise historisch bedeutsam ist, wie die für die Kultgeschichte Solothurns wichtige silberne Lamina im Domschatz der St. Ursen-Kathedrale aus dem 10.—11. Jahrhundert (Kat.-Nr. 15) oder die in ihrer Echtheit von kunsthistorischer Seite her angezweifelte Inskription auf dem Olifant aus Muri in Wien (Kat.-Nr. 36), die das Horn als ältestes den Habsburgern zuzuweisendes Kunstdenkmal ausweist. Über die Habsburgerin Agnes von Ungarn kam das Kloster Königsfelden in den Besitz des heute in Bern befindlichen Altardiptychons des Königs Andreas III., das aus Venedig stammen muss und insofern künstlerisch und paläographisch einen Fremdkörper innerhalb der original überlieferten Zeugnisse darstellt (Kat.-Nr. 57). Einen eigenen Komplex bilden die aus
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dem Norden importierten hochmittelalterlichen, mit schwer deutbaren Inschriften verzierten Schwerter, die mehrheitlich in Gewässern zum Vorschein gekommen sind (Kat.-Nr. 28—32, 44 und 59). Da wie in den beiden vorangehenden Bänden des CIMAH im Katalog die chronologische Reihung des Inschriftengutes beibehalten worden ist, ergibt sich wiederum ein guter Überblick über die Schriftentwicklung im Untersuchungsgebiet von der Kapitalis der ausgehenden Antike bis zur vollen Entfaltung der gotischen Majuskel, wobei freilich den vorwiegend noch in situ vorhandenen Steininschriften als Gradmesser der regionalen Schriftkultur eine besondere Bedeutung zuzumessen ist.
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ZUR BENÜTZUNG DES KATALOGS Mit Ausnahme einer Gruppe unbestimmbarer Fragmente (Kat.-Nr. 711—IV) ist der vorliegende Katalog in chronologischer Reihenfolge angelegt. Die Kopfzeile bietet von links nach rechts die Laufnummer (* = nicht-original überliefert), den Kurztitel und das Datum der Inschrift. Vor der Wiedergabe der Inschrift werden in vier Abschnitten der Standort, die Geschichte und eine genauere Beschreibung des Inschriftenträgers sowie der Ort und die Ausführungsart der Inschrift mitgeteilt. Die Masse des Inschriftenträgers sind bei der genaueren Beschreibung in der Reihenfolge Höhe mal Breite mal Tiefe (0 = Durchmesser) ausgedrückt. Die Inschriften sind durchwegs in Majuskeln wiedergegeben. Die Zeilentrennung hält sich nach Möglichkeit an das Original; sonst wird ein Schrägstrich ( / ) eingesetzt, der ausserdem in besonderen Fällen (z.B. Kat.-Nr. 51, zur Trennung von Kolumnen) zur Anwendung kommen kann. Die Worttrennungszeichen und Interpunktionen am Original werden beibehalten und einheitlich durch einen Punkt in Zeilenmitte gekennzeichnet. In Anlehnung an das Leidener Klammersystem 1 gilt folgender Zeichenschlüssel: ( [
) ]
[...] [—] —] (
)
ABC AE vvv
Auflösung von Abkürzungen. Ergänzung von Lücken, d.h. zerstörten oder weggebrochenen Stellen, durch den Bearbeiter. Grösse der Lücke ist berechenbar. Die Zahl der Punkte gibt die Anzahl der vermutlich fehlenden Buchstaben an. Grösse der Lücke ist nicht berechenbar. Fehlen unbestimmter Textteile oder mehrerer Zeilen, deren Anzahl sich nicht feststellen lässt. Die Klammer steht an der Stelle, wo die Lücke beginnt oder endet. Ergänzung von Textstellen oder nachgetragene Buchstaben am Inschriftenkörper (z.B. bei Restaurierungen). Unsicher gelesene Buchstaben, deren Reste auch anders gedeutet werden können. Ligatur von zwei Buchstaben. Freier Raum auf dem Original, hier im Ausmass von drei Buchstabenbreiten.
Auf die Wiedergabe des Inschriftentextes folgen in der Regel die Übersetzung sowie allfällige textkritische Anmerkungen. Der Schriftkommentar gliedert sich in eine allgemeine Charakterisierung der Schrift, in eine Beschreibung der Zeichen, Ligaturen, eingeschriebenen Buchstaben und der einzelnen Buchstaben in alphabetischer Reihenfolge sowie in die Aufzählung verwandter Schriftdenkmäler. In der Rubrik Formular und Inhalt, wo der Inschriftentext gesamthaft und im einzelnen kommentiert wird, beziehen sich die Randzahlen auf die entsprechenden Zeilen im Text. Die Literaturangaben am Schluss der einzelnen Katalognummern, die in chronologischer Reihenfolge gemacht sind, beschränken sich auf die Erstveröffentlichungen sowie auf eine Auswahl wichtigster Hinweise und Untersuchungen zur Inschrift. Die vollständigen Titel abgekürzt zitierter Werke finden sich hier oder in der allgemeinen Bibliographie am Ende des Bandes. Das kumulative Personen-, Orts- und Sachregister bringt grundsätzlich nur Begriffe, die direkt mit dem Inschriftentext zusammenhängen.
Günther KLAFFENBACH, Griechische Epigraphik. Göttingen 2 1966 (Studienhefte zur Altertumswissenschaft 6) 102f.
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KATALOG
1
BESTECK MIT CHRISTUSMONOGRAMM
MITTE 2. H. 4. JH.
ÄUGST (BL), Römermuseum, Inv.-Nr. 6221. - Taf. 1, Fig. 1. Das Besteck gehört zum spätrömischen Silberschatz von Kaiseraugst (AG), der Ende 1961/Anf. 1962 im Inneren des spätrömischen Kastells gefunden wurde und nach div. Restaurierungen und Reinigungen seit 1963 als Leihgabe des Kantons Aargau im Römermuseum in Äugst ausgestellt ist (über die Fundumstände des Silberschatzes und die historischen Hintergründe berichtet ausführlich Rudolf L A U R - B E L A R T , Der spätrömische Silberschatz von Kaiseraugst/Aargau, 3—5). Das vorliegende Stück ist Bestandteil einer Gruppe von fünf Bestecken unterschiedlicher Bestimmung. Über seinen Verwendungszweck gehen die Meinungen auseinander. R. L A U R - B E L A R T (Ein neuer spätrömischer Silberschatz, 427) bezeichnet es als «Essstäbchen oder Einspritzgabel, die zum Zerlegen von Fischen oder Essen von Delikatessen diente», während Max M A R T I N (Römische und frühmittelalterliche Zahnstocher, 456-460) in ihm ein Toilettgerät, Zahnstocher und Ohrlöffelchen sieht. Silber; das Besteck besteht aus einem am unteren Ende glatten, im übrigen tordierten Stiel und einem sich daran anschliessenden Spatel in Form eines Kreisringes, von dessen Scheitel eine sich gegen das obere Ende hin verjüngende Spitze schräg abzweigt (Gesamtlänge des Bestecks: 20,7 cm; 0 des Kreisringes: 2,2—2,3 cm). Der tordierte Teil des Stieles wird an seinen Enden sowie zweimal in den mittleren Partien durch hervorstehende Knoten begrenzt bzw. unterbrochen. Das untere, glatte Ende läuft in einen winzigen umgebogenen löffei- oder schaufeiförmigen Abschluss aus. Neben dem Stück aus Kaiseraugst wurden weitere solche Bestecke mit Christogramm in Südengland (Canterbury, Dorset) gefunden. Lucia PIRZIO BIROLI STEFANELLI, I tesori di argenteria rinvenuti in Gran Bretagna ed in Irlanda, 278. Das Christogramm befindet sich innerhalb des Kreisringes in Durchbrucharbeit. In der Fortsetzung des Stieles das Rho, dessen Mitte von den Schrägbalken des Chi gekreuzt wird (0: 1,7 cm; Höhe des Rho: 1,75 cm). Rho mit ziemlich kleiner, geschlossener Rundung, Chi mit gegen die Enden zu sich verbreiternden Schrägbalken.
SCHRIFT:
FORMULAR UND I N H A L T : Zur Form des Christogramms, das in monogrammatischer Bedeutung ab dem Anfang des 4. Jh. auftritt und im vorliegenden Fall ohne A und Ω an den Seiten erscheint, LCI I, 456-458; RDK III, 707-720; Viktor GARDTHAUSEN, Das alte Monogramm. Leipzig 1924. Neudruck Wiesbaden 1966, 80-83. D A T I E R U N G : Aufgrund von Stempeln und Umschriften auf beigegebenen Münzen sowie Silberbarren lässt sich feststellen, dass der Kaiseraugster Silberschatz bald nach 350, d.h. um 352/353, vergraben worden ist. In diese Zeit weist auch der Typus des Christogramms des Bestecks.
Rudolf L A U R - B E L A R T , A Swiss «Mildenhall Treasure»: A Rich, Beautiful and Varied Collection of Silver Objects Discovered at Kaiseraugst, near Basel, Teil I, in: The Illustrated LITERATUR:
17
London News vom 14. Juli 1962, 70, Fig. 5. - Walter Christoph KOCH, Die Geschichte der Kirche von Äugst und Kaiseraugst. Liestal 1963,6, Fig. - Rudolf LAUR-BELART, Ein kaiserliches Tafelservice aus der spätrömischen Zeit, in: CIBA-Blätter 20, Nr. 185 (1963) 3,11, Fig. — DERS., Un nouveau trésor d'argenterie de l'époque romaine tardive trouvé à Kaiseraugst (Suisse), in: La revue du Louvre et des musées de France 13 (1963) 115,117. - Ruth STEIGER, Archäologischer Fundbericht, in: JSGU 51 (1964) 112-114, Taf. 28,1. - Rudolf LAUR-BELART, Ein neuer spätrömischer Silberschatz , in: Gymnasium 71 (1964) 426—428, Taf. Ila. - Henri-Paul EYDOUX, Réalités et éngimes de l'archéologie. Paris 2 1964, 235, 238, Fig. Neuauflage Genf 1975, 119. Walter DRACK, Deux grands trésors d'art découverts en Suisse en 1962, in: Gazette des beauxarts 65 (1965) 121-123, Fig. 6. - Lucia PIRZIO BIROLI STEFANELLI, I tesori di argenteria rinvenuti in Gran Bretagna ed in Irlanda, in: Archeologia classica 17 (1965) 278, Fig. 92,2. - Harald von PETRIKOVITS, Frühchristliche Silberlöffel, in: Corolla memoriae Erich SWOBODA dedicata. GrazKöln 1966, 175, Anm. 5. - Alois KOCHER, Der Buchsgau. Dekanat und Kirchen, in: Jahrbuch für solothurnische Geschichte 39 (1966) 15f. - Donald Emrys STRONG, Greek and Roman Gold and Silver Plate. London 1966,206. - Rudolf LAUR-BELART, Der spätrömische Silberschatz von Kaiseraugst/Aargau. Katalog. Äugst 3196 7, 5, 30, Fig. 20. - REINLE, Kunstgeschichte der Schweiz, 50, 55. - Alan SMALL, Charles THOMAS und David M. WILSON, St. Ninian's Isle and its Treasure. London 1973, 116f. - Rudolf DEGEN, Antike Religionen. Frühes Christentum, in: Ur-und frühgeschichtliche Archäologie der Schweiz, Bd. V: Die römische Epoche. Basel 1975, 143f., Fig. 29. — Max M A R T I N , Römische und frühmittelalterliche Zahnstocher, in: Germania 54 (1976) 456-460. - Wealth of the Roman World AD 300-700. Exhibition Catalog, hg. von J.P.C. KENT und K.S. PAINTER. London 1977,42, Nr. 83. - Ludwig PAULI, Die Alpen in Frühzeit und Mittelalter. Die archäologische Entdeckung einer Kulturlandschaft. München 1980,209. — Max MARTIN, Weinsiebchen und Toilettgerät, in: Der spätrömische Silberschatz von Kaiseraugst. Derendingen 1984 (Basler Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte 9) Textband, 122f., 125, Nr. 39, Fig. 65; Tafelband, Taf. 27,4 u. 30,1.-Annemarie KAUFMANN-HEINIMANN und Alex R. FURGER, Der Silberschatz von Kaiseraugst. Äugst 1984 (Augster Museumshefte 7) 24-27, Nr. 39, Fig. 27,4 u. 31. - Wolfgang MÜLLER, Archäologische Zeugnisse frühen Christentums zwischen Taunus und Alpenkamm, in: Helvetia archaeologica 17 (1986) 12, Fig. 17.
18
2
ZWIEBELKNOPFFIBEL MIT CHRISTUSMONOGRAMM
4. JH.
BASEL, Historisches Museum, Inv.-Nr. 1958.280. - Taf. 1, Fig. 2-4. Fund am 20. September 1958 bei der Freilegung von Grab 379 des spätrömisch-frühmittelalterlichen Friedhofs Basel-Aeschenvorstadt. Anschliessend vorübergehend zur Konservierung im Römermuseum Äugst. Seitdem im Historischen Museum Basel, wo nach der Erstveröffentlichung durch R. LAUR-BELART (Ein frühchristliches Grab aus Basel, 5 7 - 7 1 ) eine weitere Restaurierung erfolgte. DERS., Archäologischer Fundbericht, 78. Bronze, teilweise vergoldet; aus Fuss, Bügel und Querbalken bestehende Fibel (7,8 χ 5,6 cm) mit drei grossen runden Zwiebelknöpfen, wovon zwei an den Seiten und einer vorn. Fuss mit Doppelvoluten- oder Peltenrand. Vom Fussende bis zum Bügelknopf zieht sich ein breites Band hin, das durch div. Linien in fünf schmale, verschiedenartig gemusterte Zonen (Winkelband, punktierte Quadrate) unterteilt wird. Unterbruch des Zierstreifens durch drei Medaillons (zwei an den Bügelenden, eines auf dem Fuss) und ein Quadrat auf dem Bügelscheitel, wobei die Linien des Quadrates nur noch teilweise zu erkennen sind. Bei der Nachrestauration wurde ein viertes Medaillon auf der Nadelrast entdeckt. Die Medaillons umrahmen Brustbilder von Männern, die mit dem durch eine Fibel auf der rechten Schulter geschlossenen Mantel, der Chlamys, bekleidet sind. Musterung und Medaillons waren mit Niello (Schwarzsilbereinlage) ausgefüllt; Reste davon sind noch erhalten. Dazu R. LAUR-BELART, Ein frühchristliches Grab aus Basel, 62-65. Christogramm im Quadrat auf dem Bügelscheitel schwach eingepunzt (0: 0,35 cm; Höhe des Rho: 0,32 cm).
Eine genauere Kennzeichnung der Form des Christogramms ist wegen dessen geringer Grösse mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden. Zu sehen ist lediglich noch das Chi, das vom Rho durchzogen wird. Ob das Christogramm ursprünglich von einem Alpha links und einem Omega rechts flankiert war, lässt sich nicht mit völliger Sicherheit feststellen. SCHRIFT:
FORMULAR UND INHALT:
Zum Christogramm CIMAH
I,
Nr. 1 ;
II,
Nr. 4f. u. 8f.
DATIERUNG: R . LAUR-BELART (Ein frühchristliches Grab aus Basel, 69) vermutet in den auf den Medaillons Dargestellten die Söhne Kaiser Konstantins d.Gr. (Constantinus II., Constantius II., Constans I.) und schlägt deshalb eine Herstellungszeit der Fibel in den Jahren 326-340 vor. H. REINHARDT (Nachtrag, 28) und E . ETTLINGER (Die römischen Fibeln in der Schweiz, 140f.) stellen diese Meinung wegen der Entdeckung des vierten Medaillons in Frage. Vom Typus der Zwiebelknopffibel und von der Form des Christogramms her ist nur eine ungefähre Datierung ins 4. Jh. möglich.
19
Rudolf L A U R - B E L A R T , Gräberfunde in der Aeschenvorstadt, in: Nationalzeitung Basel, Nr. 546 vom 25.11.1958 (Hinweis). - DERS., Ein frühchristliches G r a b aus Basel, in: Ur-Schweiz 23 (1959) 5 7 - 7 1 (Erstveröffentlichung). - Hans R E I N H A R D T , in: Jahresbericht des Historischen Museums Basel 1958 (1959) 15, Fig. - DERS., Nachtrag, in: Jahresbericht des Historischen Museums Basel 1959 (1960) 28. - Rudolf F E L L M A N N , Die R o m a n e n , in: R U F G 5 (1959) 9, 13, Taf. 5, Fig. 5. - Rudolf L A U R - B E L A R T , Archäologischer Fundbericht, in: JSGU 50 (1963) 77-79, Taf. 12f., Fig. 24. - P F I S T E R , Kirchengeschichte, 10, Fig. 4f. - M O O S B R U G G E R - L E U , Die Schweiz zur Merowingerzeit A, 168; Β, 81, Fig. 136, 138. - Elisabeth E T T L I N G E R , Die römischen Fibeln in der Schweiz. Bern 1973, 139-141. - Rudolf D E G E N , Antike Religionen. Frühes Christentum, in: Ur- und frühgeschichtliche Archäologie der Schweiz, Bd. V: Die römische Epoche. Basel 1975, 144f., Fig. 30,2. - Rudolf F E L L M A N N , Das römische Basel. Basel 1981 (Führer durch das Historische Museum Basel 2) 52-54, Fig. 53f. u. Umschlagbild. - Andres F U R G E R - G U N T I , Frühchristliche Grabfunde. Basel 1983 (Basler Kostbarkeiten 4) 14—19, Fig. 3, 4. LITERATUR:
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3
SILBERRING MIT INSCHRIFT
5.-6. JH.
BASEL, Archäologische Bodenforschung des Kantons Basel-Stadt, Inv.-Nr. 1933.515 (Dauerleihgabe des Historischen Museums Basel). - Taf. 2, Fig. 5-6. Fund des Ringes in Grab 100 des Gräberfeldes Basel-Kleinhüningen anlässlich der Ausgrabungen von Frühling 1933 - Anfang 1934, die vom Historischen Museum Basel unter der Leitung von Rudolf LAUR-BELART vorgenommen wurden. Dazu R. LAUR-BELART, Grabungsbericht, in: National-Zeitung Basel, Nr. 1 7 5 vom 1 6 . 4 . 1 9 3 3 ; Nr. 4 3 2 vom 1 8 . 9 . 1 9 3 3 ; Nr. 2 3 vom 1 5 . 1 . 1 9 3 4 ; Paul ROTH, Jahresbericht, in: BZGA 3 3 ( 1 9 3 4 ) V I I ; Karl KELLER-TARNUZZER, Bericht, in: JSGU 2 5 ( 1 9 3 3 ) 1 2 3 - 1 2 5 . Silber; bandartiger, polygonaler (0: 1,8—2 cm; Höhe: 0,35 cm) aus mehreren Teilstückchen zusammengeklebter Reif mit je einer Punktborte längs des unteren und oberen Randes. Inschrift auf der Aussenseite einzeilig umlaufend schwach eingraviert. Markierung von Anfang und Schluss des Textes durch einen Palmzweig (siehe SCHRIFT); Buchstabenhöhe ca. 0,2 cm.
V[I]VE DEO VTERE FELIX[—]X (Palmzweig) Lebe für Gott, gebrauche ihn (= den Ring) zu deinem Glück!
SCHRIFT: Schlanke bis vollschlanke Kapitalis, deren Hasten- und Balkenenden teils mit Punktoder strichförmigen Aufsätzen versehen sind, teils keine besondere Gestaltung aufweisen. Keine Worttrennung, stattdessen div., mit den Wort- und Silbengrenzen nicht zusammenfallende Abstände und verschiedene Arten von Interpunktion (Doppelpunkt, drei übereinanderliegende Punkte). Buchstaben teilweise zerstört, teilweise nur noch ungenau erkennbar. In beträchtlichem Abstand nach dem Wort FELIX ein weiteres X ohne ersichtlichen Zusammenhang mit dem vorhergehenden Text, sowie der oben erwähnte Palmzweig. Das unmittelbar auf eine Bruchstelle folgende, alleinstehende X deutet auf ein weiteres, evtl. verlorengegangenes Teilstückchen des Ringes hin. Zu dem von der Antike und vom Judentum her übernommenen Siegessymbol des Palmzweiges, der wiederholt auf Inschriftenträgern aus Glas begegnet, CIMAH II, Nr. 2; CIL XIII/3,2, Nr. 10025, passim; DACL XIII, 947-961; LCI III, 364f.; Dorothea FORSTNER, Die Welt der Symbole. Innsbruck-Wien-München 2 1967, 181-183. Bemerkenswerte Buchstabenformen: E eckig und mit kurzen Querbalken, diese teils leicht gekrümmt, teils etwas schräg abwärts geneigt. F mit kurzen, nach links über die Haste übergreifenden Querbalken, rechts von dieser schräg nach oben gerichtet. L in FELIX etwas kleiner als die übrigen Buchstaben. Am oberen Hastenabschluss zwei punktförmige Aufsätze, Grundbalken schräg nach unten führend. O ziemlich breit und rundlich. Unten am Buchstaben ist ein kleines, schräg nach rechts abwärts verlaufendes Häkchen angesetzt, was jedoch nicht eine Lesung als Q rechtfertigt, sondern eher -sofern nicht ein Fehler vorliegt- auf die allgemeine Tendenz des Graveurs zurückzuführen ist, die Buchstaben an ihren Enden mit Punkten und
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kleinen Strichen zu versehen. R mit geschlossener Rundung und vor der Haste ansetzender, annähernd gerader und kurzer, die Grundlinie nicht erreichender Cauda. Τ in VTERE mit unter die Grundlinie hinabgezogener Haste. Deckbalken oben auf einen Punkt reduziert. In der oberen Buchstabenhälfte an der Haste ansetzend ein nach rechts verlaufendes, wellenförmiges Häkchen. X am Schluss des Wortes FELIX kaum noch erkennbar. Die von links oben nach rechts unten verlaufende Haste annähernd vollständig erhalten. Von der Gegenhaste ist hingegen nur noch ein kurzer, vom Schnittpunkt aus nach rechts oben verlaufender strichförmiger Ansatz zu sehen. Beim X vor dem Palmzweig ist die von links oben nach rechts unten verlaufende Haste deutlich, die Gegenhaste schwach zu erkennen, am rechten unteren Abschluss des Buchstabens ein kleines Häkchen. - Verwandte Schriftdenkmäler: Volker BIERBRAUER, Die ostgotischen Grab-und Schatzfunde in Italien. Spoleto 1975 (Biblioteca degli «Studi medievali» 7) Taf. 13,1-2: Desana (Prov. Vercelli), frühes 6. Jh. (2 Silberlöffel); RICG I, Nr. 153: Trier 2. Η. 5. Jh. (Grabstein einer Rusticula); Nr. 154: Trier, Anf. 6. Jh. (Grabstein einer Sarracina); V O L B A C H , Elfenbeinarbeiten, Nr. 6: Rom, a. 487 (Diptychon mit Bildnissen des Boethius); Nr. 8: Konstantinopel, a. 506 (Areobindus-Diptychon); Nr. 21: Konstantinopel, a. 517 (Anastasius-Diptychon). Zwei Glückwunschformeln, die sich an den Träger bzw. die Trägerin des Silberringes wenden. Die Kombination des Wunsches nach Leben mit dem Glückwunsch uterefelix begegnet nochmals auf der Gürtelschnalle von Lavigny (VD) aus dem 6.Jh. : Nasvaldus Nansa + vivai deo utere felex Daninil. C I M A H I I , Nr. 1 4 . Einzeln sind beide Formeln seit der Spätantike häufig und auf verschiedenartigsten Gebrauchsgegenständen anzutreffen, wobei es sich bei vive deo um einen ausschliesslich christlichen Glückwunsch handelt, während utere felix auch heidnisch sein kann. Dazu C I M A H I , Nr. 22: utere felix·, I I , Nr. 2: vivas in deo. Für die Lesung von Ulrike Giesler liessen sich keine Parallelen finden. FORMULAR U N D I N H A L T :
D A T I E R U N G : MOOSBRUGGER-LEU (Die Schweiz zur Merowingerzeit A , 2 0 5 u. 2 1 5 ) datiert das Grab Basel-Kleinhüningen 100 aufgrund einer weiteren Beigabe (Kette mit Silberschlaufen) und eines Vergleiches mit dem Grab Basel-Gotterbarmweg 18 in die Jahrzehnte des Ubergangs vom 5. zum 6. Jh. Dieser Zeit widerspricht nicht die Gestaltung der Buchstabenformen.
Rudolf L A U R - B E L A R T , Grabungsbericht, in: National-Zeitung Basel, Nr. (Hinweis). - MOOSBRUGGER-LEU, Die Schweiz zur Merowingerzeit A , 2 1 3 , Taf. 54, Fig. 15 (Erstveröffentlichung).
vom B,
LITERATUR:
23
15.1.1934
215;
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4
ELFENBEINPLÄTTCHEN MIT AUFSCHRIFT
5.-6. JH.
ÄUGST (BL), Römermuseum, Inv.-Nr. 1876.45 (Depositum des Historischen Museums Basel). - Taf. 2, Fig. 7. Bei vorliegendem Elfenbeinplättchen handelt es sich wahrscheinlich um das obere Querstück eines ursprünglich fünfteiligen Kaiserdiptychons, das während des Mittelalters zur Verzierung eines Bucheinbandes verwendet wurde. Zum Typus DELBRUECK, Die Consulardiptychen, Fig. 48: Konstantinopel, um 500 (Kaiserdiptychon Barberini). Provenienz und Fundort des Fragmentes sind ungeklärt. An Herkunftsorten wurden bislang vorgeschlagen: Konstantinopel (DELBRÜCK, Die Consulardiptychen, Nr. 50; VOLBACH, Elfenbeinarbeiten, Nr. 50; REINLE, Kunstgeschichte der Schweiz, 253), Ravenna bzw. allgemeiner: Italien (Historische Schätze Basels, 21, Nr. 39). Als Fundorte werden Äugst oder Kaiseraugst vermutet. Laut Angabe auf einer im Schweizerischen Landesmuseum aufbewahrten Zeichnung (SLM Zürich, Zeichnungsbuch, Mittelalter, VII, 24) gehörte das Stück 1865 zur Privatsammlung Schmidt-Ritter in Äugst. 1876 wurde das Plättchen der mittelalterlichen Sammlung in den Nebenräumen des Münsters (dem sog. Dommuseum) geschenkt, deren Bestände 1894 in das Historische Museum Basel/Barfüsserkirche übergingen. Seit 1966 im Römermuseum Äugst. Elfenbein; rechteckiges (7,9 χ 30 χ 0,9—1,2 cm), an den Rändern und Ecken der Vorderseite geringfügig, auf der Rückseite rechts und links beträchtlich lädiertes Täfelchen mit dem Brustbild einer mit einem Kranze (der rechts und links von zwei schwebenden Genien gehalten wird) umgebenen Kaiserin in der Mitte. Einrahmung der Darstellung auf drei Seiten durch einen Fries aus Blumen, Blättern und Früchten. Die Kaiserin mit Mauerkrone, einem auf die Schulter fallenden Kopftuch und einer doppelten Perlenschnur um den Hals. Die rechte Hand aufrecht haltend, wobei die Handfläche in der Art eines Grussgestus nach aussen gerichtet ist. In der Linken trägt sie ein Füllhorn mit Obst. Der Kranz ist oben mit einer Rosette verziert, unten mit einem gekreuzten Band umwunden. An beiden Seiten befindet sich je ein rundes Scheibchen, das vielleicht mit einem Edelstein besetzt war. Die Genien beflügelt, mit flatternden Gewändern, Haarschleifen über der Stirn und Halbkugeln zwischen den Füssen. Inschrift auf der tabula ansata der unteren Längsseite des Rahmens einzeilig, schwach eingeschnitzt; Buchstabenhöhe 0,7—0,9 cm.
+ PERPETVAE SEMPER + AVGVSTAE + Der Ewigen, immer Erhabenen.
Schlanke, ein wenig nach links geneigte Kapitalis mit teils spitz endenden, teils durch quergestellte Striche abgeschlossenen Hasten und Balken. Worttrennung nicht konsequent durchgeführt. Je ein Kreuz zu Beginn, in der Mitte und - in grösserem Abstand — nach der Inschrift. - Bemerkenswerte Buchstabenformen: A annähernd trapezförmig mit z.T. waagrechSCHRIFT:
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tem, z.T. leicht schrägem Mittelbalken. Beim ersten A in AVGVSTAE fehlt der untere Teil der Linkshaste. E mit kurzen, teilweise sporentragenden Querbalken. G in C-Form, ohne Cauda, statt dessen mit unten aufgesetztem Abschlussstrich. M mit leicht schrägen, oben nicht ganz zusammentreffenden Hasten, kurzen Decksporen und bis zur Grundlinie herabgezogenem Mittelteil. Ρ einmal mit mittelgrosser (erstes Ρ in PERPETVAE), sonst mit kleiner Rundung, die unten teilweise nicht ganz an die Haste heranreicht. R mit mittelgrosser Rundung und gerader, bis zur Grundlinie gezogener Cauda. Beim R in PERPETVAE Cauda am Bogen vor der Haste ansetzend. Beim R in SEMPER findet sich wenig unter der Rundung ein an der Haste ansetzender, nach rechts gerichteter Querstrich, Cauda unverbunden unterhalb von diesem. S kurzarmig. Τ mit mittellangem Deckbalken. V mit unten nicht ganz zusammentreffenden Hasten. — Verwandte Schriftdenkmäler: V O L B A C H , Elfenbeinarbeiten, Taf. 3, Nr. 6: Rom, a. 487 (Boethius-Diptychon); Taf. 4, Nr. 8, Taf. 5, Nr. 9-11 u. Taf. 7, Nr. 14: alle Konstantinopel, a. 506 (Areobindus-Diptychen); Taf. 7, Nr. 15: Konstantinopel, a. 513 (Clementinus-Diptychon); Taf. 9, Nr. 20f.: Konstantinopel, a. 517 (Anastasius-Diptychen); Danielle G A B O R I T - C H O P I N , Elfenbeinkunst im Mittelalter. Freiburg/Schweiz 1978, 29, Fig. 23: Konstantinopel, a. 539 (Diptychon des Konsuls Apion). Die Inschrift ist eine Widmung an die in der Mitte des Plättchens abgebildete Frauengestalt. Das Täfelchen ist Überbleibsel eines Geschenkes eines Konsuls an die Kaiserin. Wahrscheinlich gehörte zum vorliegenden Diptychon-Fragment noch ein weiteres, auf dem die Namen der Beschenkten und des Schenkers standen. Aus dem Wortlaut des Textes geht nicht hervor, ob eine bestimmte Kaiserin dargestellt ist oder ob lediglich an das Sinnbild einer der beiden Hauptstädte des römischen Reiches gedacht ist. Bislang wurden folgende oströmische Herrscherinnen in Erwägung gezogen: Ariadne ( D E L B R Ü C K , Die Consulardiptychen, Nr. 5 0 ) , Aelia Eudoxia, Galla Placidia ( K R A U S , Die christlichen Inschriften I, Nr. 5 ) , Pulcheria (Rossi, Bericht, 6 9 ) . Ähnliche Formulare begegnen auf Diptychen. V O L B A C H , Elfenbeinarbeiten, Taf. 1, Nr. 1 : Rom, a. 406 (Probus-Diptychon): domino nostro Honorio, semper Augusto; Taf. 26, Nr. 49: Konstantinopel, Anf. 6. Jh. (zwei Fragmente eines Kaiserdiptychons): ac triumfatori + perpetuo semper Augusto. FORMULAR UND I N H A L T :
Vom Typus des Elfenbein-Fragmentes, von der Schrift und vom Formular her kann einer Entstehung der Inschrift im Übergang vom 5. zum 6. Jh. nicht widersprochen werden. DATIERUNG:
L I T E R A T U R : J.O. WESTWOOD, A Descriptive Catalogue of the Fictile Ivories in the South Kensington Museum. With an Account of the Continental Collections of Classical and Mediaeval Ivories. London 1876, 28f., Nr. 81. - Franz Xaver K R A U S , Miszelle, in: Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande 60 (1877) 157. - Giovanni Battista de Rossi, Bericht, in: Bulletino di archeologia cristiana III/3 (1878) 68f., Taf. 1, Fig. 3. - Wilhelm M E Y E R , Zwei antike Elfenbeintafeln der k. Staatsbibliothek in München, in: Abhandlungen der philosophisch-philologischen Classe der königlich bayerischen Akademie der Wissenschaften 15 (1880) 51, 82. - Real-Encyklopädie der christlichen Alterthümer, bearb. und hg. von Franz Xaver K R A U S , Bd. I. Freiburg i.Br. 1882, 410 (Elfenbein). - R. U L R I C H und A . H E I Z M A N N , Catalog der Sammlungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Teil II. Zürich 1890, 29,
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Nr. 4076. - K R A U S , Die christlichen Inschriften I , Nr. 5 u. Taf. 21,9. - Josef STRZYGOWSKI, Das Etschmiadzin-Evangeliar. Wien 1891 (Byzantinische Denkmäler 1) 34, 39. - CIS (1895) 31f., Nr. 33. - Georg STUHLFAUTH, Die altchristliche Elfenbeinplastik. Freiburg i.Br. und Leipzig 1896, 12, Anm. 1. — Samuel G U Y E R , Die christlichen Denkmäler des ersten Jahrtausends in der Schweiz. Leipzig 1907,18. - DACL VI, 1214f., Fig. 5263; VII, 1981. - Edward CAPPS, The Style of the Consular Diptychs, in: Art Bulletin 10 (1927) 63, 90, Fig. 23. - D E L B R Ü C K , Die Consulardiptychen, Nr. 50. - Historische Schätze Basels. Einleitung von Hans R E I N H A R D T . Basel 1942 (Basler Kunstbücher 3) 21, Nr. 39, Fig. 39. - V O L B A C H , Elfenbeinarbeiten Nr. 50, Taf. 26. - DERS., Frühmittelalterliche Elfenbeinarbeiten in der Schweiz, in: Frühmittelalterliche Kunst in den Alpenländern, hg. von Linus B I R C H L E R , Edgar P E L I C H E T u. Alfred A. SCHMID. Ölten und Lausanne 1954, 105f. — Catalogo della mostra degli avori dell'alto medio evo, bearb. von Giuseppe BOVINI und Luisa Bona OTTOLENGHI. Faenza 1956, Nr. 51, Fig. 67. - Ormonde Maddock D A L T O N , Byzantine Art and Archaeology. New York 1961, 198, 200. - Maurizio BONICATTO, Studi di storia dell'arte sulla tarda antichità e sull'alto medioveo. Rom 1963, 107f., Fig. 121. - R. L A U R - B E L A R T , in: Römerhaus und Museum Äugst. Jahresbericht 5 (1966) 54f., Fig. 44. - CIL XIII/3,2, Nr. 10032.10. - R E I N L E , Kunstgeschichte der Schweiz, 253. - Max M A R T I N , Die Schweiz im Frühmittelalter. Vom Ende der Römerzeit bis zu Karl dem Grossen. Bern 1975, 10, Fig. 6. - Wolfgang M Ü L L E R , Archäologische Zeugnisse frühen Christentums, in: Helvetia archaeologica 17 (1986) 14, 16, Fig. 26.
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GRABSTEIN DES BAUDOALDUS
ÄUGST (BL), Römermuseum, in einem Holzrahmen eingemauert an der Wand befestigt, Inv.-Nr. 1906.1158 (Depositum des Historischen Museums Basel). - Taf. 3, Fig. 8. Fund 1840 durch den Augster Papierfabrikanten J . J . S C H M I D in Grab 88 des Gräberfeldes Kaiseraugst (AG). Der Baudoaldus-Stein diente in Zweitverwendung als Kopfstück eines Plattengrabes aus dem 7. Jh., in dem zwei Frauen bestattet waren. MOOSBRUGGER-LEU, Die Schweiz zur Merowingerzeit A, 258, Anm. 18; M E Y E R VON K N O N A U , Alamannische Denkmäler (1876) 69f. Von 1840-1857 in der Sammlung Schmid; ab 1857 in der Antiquarischen Sammlung des Museums Basel. Dort war der Stein verlegt und galt daher von 1857-1894 für verloren. Beim Ubergang der Sammlung in das neu eröffnete Historische Museum in der Barfüsserkirche 1894 wurde der Stein wieder aufgefunden. Bis 1957 im Historischen Museum Basel, seitdem im Römermuseum Äugst. Buntsandstein; annähernd rechteckige (Masse innerhalb des Holzrahmens: 54 χ 45 χ 7 cm), rötliche, mehrfach zerbrochene Platte mit diagonal durch den Stein hindurchlaufenden und wenig links unterhalb der Plattenmitte zusammentreffenden Hauptbruchstellen. Rand allseitig lädiert. Oberfläche, insbesondere auf der linken Hälfte, stark abgeschliffen. Inschrift in 8 Zeilen, die jeweils auf der linken Plattenseite von oben nach unten zunehmend stark von den Abschleifungen erfasst sind, schwach eingehauen. Bei der Restauration wurden die noch vorhandenen Buchstaben mit hellroter Farbe ausgefüllt, die bereits zerstörten mit derselben Farbe ergänzt; Buchstabenhöhe 5,5-2,2 cm (von oben nach unten abnehmend).
D(IS) M(ANIBVS) + IN HOC TVMOLO RE[.]VIISCIT BOlSp [,....]IAE BAyDO 5 [...]V[.] QVI VIXIT [....] ANNVS LV· [,]T [...]IT QVINTODE [ ] OCTOBRIS Den Manen. In diesem Grab ruht seligen [Angedenkens] Baudo[ald]us, der... 55 Jahre gelebt hat [und] am fünfzehn[ t en Tag vor den Kaienden] des Oktober (17. September) [gestorben ist]. Von einzelnen breiten Buchstaben abgesehen, vorwiegend volllschlanke Kapitalis mit teilweise keilförmig, teilweise in schwach ausgeprägten Dreiecksporen endenden Hasten und Balken. Worttrennung grösstenteils nicht durchgeführt. Lediglich in Ζ. 1 sind das D und M von D(IS) M(ANIBVS) weit auseinandergerückt. In Z. 6 dreieckförmige Punkte in Zeilenmitte vor und nach der Altersangabe LV. Lateinisches Kreuz (crux oblonga) in Ζ. 1 nach D(IS) M(ANIBVS). Kein Abkürzungszeichen bei D(IS) M(ANIBVS). Ligaturen: NE in BONE, AV in BAVDOALDVS. - Bemerkenswerte Buchstabenformen: A in MEMORIAE mit oben annäSCHRIFT:
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hernd spitz zusammenlaufenden Hasten und leicht schrägem, in der oberen Buchstabenhälfte sich befindlichem Querbalken. Beim A in ANNVS sind vom Oberteil die Konturen der Hasten nur noch schwach erkennbar. Β in BONE und BAVDOALDVS mit grösserer unterer Rundung, die Haste in der Mitte von den Rundungen unberührt bleibend: In OCTOBRIS weitgehend zerstört. E stets eckig, mit kurzen Querbalken. Η in HOC ziemlich breit, mit annähernd senkrechten Hasten und waagrechtem Querbalken ungefähr in Buchstabenmitte. L einmal mit annähernd senkrechter Haste und leicht schräg nach unten verlaufendem Grundbalken in TVMOLO, das andere Mal in der Altersangabe LV mit schräg nach rechts gerichteter Haste und schrägem Grundbalken. M mit annähernd senkrechten Hasten und bis zur Grundlinie herabgezogenem, stumpf zulaufendem Mittelteil: Hasten und Mittelteil treffen oben nicht ganz zusammen, beim M in TVMOLO sind kleine Deckstriche als Abschluss erkennbar. Beim Ν in der NE-Ligatur (BONE) sowie in QVINTODECIMO treffen die Querbalken rechts unten oberhalb der Grundlinie auf die Haste. Verschiedene Formen des O: O in BAVDOALDVS sowie beide O in OCTOBRIS rund. Das zweite O in OCTOBRIS beträchtlich kleiner als die übrigen Buchstaben. Das O in HOC und das erste O in TVMOLO oval, das zweite O in TVMOLO spitzoval, die O in BONE und QVINTODECIMO birnenförmig. Q rund, von der Cauda ist in Q VI und QVINTODECIMO nur noch ein sehr kleines Strichlein zu erkennen. Das Q in REQ VIISCIT vollständig zerstört. Vom R in REQVIISCIT ist noch ein kleiner Rest der Cauda, vom R in OCTOBRIS der unterste Teil der Haste zu sehen. Τ mit nach unten hin sich verdickender Haste, einmal mit kurzem (QVINTO), sonst mit mittellangem Querbalken. V teilweise mit von oben nach unten sich verjüngenden Hasten. Diese kommen unten teils nebeneinander (V in AV-Ligatur von BAVDOALDVS, VIXIT, QVINTODECIMO), teils spitz zusammen (ANNVS). Hasten im V der Altersangabe LV unten annähernd wie beim M zulaufend. Die V in TVMOLO, REQVIISCIT und QVI sowie das zweite V in BAVDOALDVS sind in der unteren Buchstabenhälfte jeweils mehr oder weniger zerstört. X mit hochliegendem Schnittpunkt und wellenförmiger, verkürzter Haste von links ober nach rechts unten die andere Haste rechts oben umgebogen. — Verwandte Schriftdenkmäler: CIMAHI, Nr. 10,12,13,16: alle St-Maurice, 6. Jh.; Nr. 24: St-Maurice, 6.-7. Jh.; Carl Maria K A U F M A N N , Handbuch der altchristlichen Epigraphik. Freiburg i.Br. 1917, 93, Fig. 109: Bingen, 5.-6. Jh. (Grabplatte des Priesters Aetherius); Frühchristliche Zeugnisse im Einzugsgebiet von Rhein und Mosel, hg. von Theodor K . K E M P F und Wilhelm R E U S C H . Trier 1965, 41, Nr. 33, Fig.: Trier, 6. Jh. (Grabinschrift des H[l]odericus); BOPPERT, Die frühchristlichen Inschriften, 68f.: Mainz, 6.-7. Jh. (Munetrudis-Stein); 104: Bingen, 6. Jh. (Aiberga-Stein); 118f.: Bingen, 5.-6. Jh. (MauriciaStein); 120f.: Bingen, 5.-6. Jh. (Paulinus-Stein); 162f.: Worms, 5.-6. Jh. (Ludino-Stein); LE B L A N T , Inscriptions I, Nr. 70, Fig. 40 und Nr. 36, Fig. 16 : beide Lyon, Anfang 6. Jh. (Grabsteine eines Ursus und eines Desiderius). Abweichungen vom klassischen Latein: Z . 2 : tumolo statt tumulo. Dazu 601—603. Z. 3: requiiscit statt requiescit. D I E H L III, 581—585. Z. 6: annus statt annos. 484-486. SPRACHE:
DIEHL DIEHL
III, III,
FORMULAR UND I N H A L T : Grabinschrift mit einfachem Formular: Weihe- und Eingangsformel, Name, Alter und Sterbedatum. In frühchristlicher und frühmittelalterlicher Zeit sehr häu«g-
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DIS MANIBVS: Die Verbindung der heidnischen Weiheformel Dis Manibus mit dem christlichen Kreu2 ist auf Grabdenkmälern des 5. und 6. Jh. wiederholt anzutreffen. Ferdinand BECKER, Die heidnische Weiheformel DM (Diis Manibus sc. Sacrum) auf altchristlichen Grabsteinen, 47f. Das Kreuz am Anfang einer Grabinschrift begegnet nach L E BLANT (Manuel, 29) in Gallien zwischen a. 503 und ca. a. 680. IN HOC TVMOLO REQVIISCIT BONE MEMORIAE: Vor allem in Gallien vom 5.-7. Jh. gebräuchliche Eingangsformel. Diehl, Nr. 3549-3573; op. cit. III, 585; LE BLANT, Manuel, 23f.; BOPPERT, Die frühchristlichen Inschriften, 16f., 51. BAVDO...V.: Von EGLI (CIS, 63f.), HIRSCHFELD (CIL XIII/2,1 Nr. 5308) und BURCKHARDT-BIEDERMANN (Die Kolonie Augusta Raurica, ihre Verfassung und ihr Territorium, 31) wurde der Name sicher als BAVDOALDVS gelesen. Auf der Photographie des Historischen Museums Basel aus der Zeit vor der Restauration sind die Buchstaben BAVDO...V. sowie ganz schwache Spuren eines L und eines D zu erkennen. Der vollständige Buchstabenbestand kann am Objekt selbst wegen der Übermalung mit der roten Farbe (siehe oben) nicht mehr ermittelt werden. QVI VIXIT... ANNVS: In frühmittelalterlicher Zeit sehr häufig anzutreffende Altersangabe. DIEHL III, 486; BOPPERT, Die frühchristlichen Inschriften, 17, 41 und passim. Für den Beginn von Z. 6 wurde von den meisten bisherigen Bearbeitern als Textergänzung PL(VS) M(INVS) angenommen. WALSER (Römische Inschriften in der Schweiz, Teil II, Nr. 226) schlägt IN PACE vor. Unseres Erachtens sind ganz schwach die Buchstaben PACE zu erkennen, wobei das E sehr kurze Querbalken hat. [E]T ...IT: Zu erwarten ist eine Verbform, die sich auf das Todesdatum am Schluss von Z. 7 und Z. 8 bezieht. Die Mehrzahl der Forscher plädiert für OBIIT. WALSER (Römische Inschriften in der Schweiz, Teil II, Nr. 226) meint, dass ein DECESSIT ausgefallen ist. DIEHL (Nr. 3930) und MEYER VON KNONAU (Alamannische Denkmäler [1876] 69f., Anm. 3) ergänzen DEPOSIT(VS). Vom Platz her betrachtet, ist OBIIT am wahrscheinlichsten. Die Formen DECESSIT und DEPOSIT(VS) müssten abgekürzt erscheinen. Max MARTIN, Römermuseum Äugst (frdl. Mitteilung vom 15.10.1981), sowie der Bearbeiter meinen, am Original und auf der Photographie die Buchstabenfolge [ ]BIT erkennen zu können. QVINTODE ... OCTOBRIS: Wohl Sterbedatum mit römischem Monatstag: QVINTODECIMO K(A)L(ENDAS) OCTOBRIS. Zum Vorkommen des Verbums obeo in Gallien und in den Rheinlanden im 6. und 7. Jh. siehe die Zusammenstellung bei DIEHL III, 561. Max MARTIN (wie oben) sieht in Z. 8 vor OCTOBRIS noch die Buchstaben: [,]MO[.]L.
BAVDOALDVS: Wahrscheinlich zweigliedriger, germanischer Personenname, der sich aus germ. *baudiz, got. baudes 'Gebieter', das in Perfekt-Ablaut mit germ. *beudan, got. biudan 'bieten' steht, und got./altsächs. waldan, ahd. waltan 'walten' zusammensetzt. KAUFMANN, Ergänzungsband, 28, 56, 379; SCHÖNFELD, Wörterbuch, 47. Nach FÖRSTEMANN (PN, 249-251) sind Personennamen mit -Baud(o)- als Erst- oder Zweitglied ab dem 3./4. Jh., insbesondere im 6. Jh. auf westfränkischem Gebiet, belegt. Der Name Baudowald erscheint nach FÖRSTEMANN (PN, 251, 1497) erstmals im 6. Jh. und kommt vor bei Venantius Fortunatus ( M I G N E PL LXXXVIII, 307 C) und im Pfäferser Verbrüderungsbuch (MG üb. confr., 144, Nr. 13).
NAME:
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DATIERUNG: Schrift, Formular und Name machen eine Entstehung der Inschrift im 6. Jh. wahrscheinlich.
Wilhelm WACKERNAGEL, F.H.TH., in: ZDA 2 (1842) 557 (kurzer Vermerk). - Karl Ludwig R O T H , Die römischen Inschriften des Kantons Basel. Basel 1843 (Mittheilungen der Gesellschaft für vaterländische Alterthümer in Basel 1) 10 (kurzer Vermerk). — Jean-Daniel SCHÖPFLIN, L'Alsace illustrée, übersetzt von L.W. R A V E N E Z , Bd. III: Monuments romains. L'Alsace sous les Francs. Mülhausen 1851, 212, Taf. 19, Fig. 2 (Erstveröffentlichung). - J o h a n n Wilhelm Christian STEINER, Sammlung und Erklärung altchristlicher Inschriften im Rheingebiete aus den Zeiten der römischen Herrschaft. Seligenstadt 1853, 38f., Nr. 86 und passim. DERS., Codex inscriptionum romanarum Danubii et Rheni, Teil III: Inscriptiones Belgicae primae, Maximae Sequanorum, Alpium Poeninarum. Seligenstadt 1854,171, Nr. 2077. — ICHL, 63, Nr. 307. - L E B L A N T , Inscriptions I, Nr. 361. — L.W. R A V E N E Z , Recherches sur les origines des Eglises de Reims, de Soissons et de Châlons. Paris 1857, 141, Fig. 2. - Wilhelm V I S C H E R , Kurzer Bericht über die für das Museum in Basel erworbene Schmid'sche Sammlung von Alterthümern aus Äugst. Basel 1858, 25f. — J. BECKER, Literaturbericht, in: Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande 41 (1866) 155f. - Wilhelm WACKERNAGEL, Sprache und Sprachdenkmäler der Burgunden, in: Carl BINDING, Geschichte des burgundischromanischen Königreichs. Leipzig 1868, 352, 359f., 385. - LÜTOLF, Die Glaubensboten der Schweiz, 53, Anm. 4. - Albert J A H N , Die Geschichte der Burgundionen und Burgundiens bis zum Ende der I. Dynastie, Bd. II. Halle 1874, 366, Anm. 2. — M E Y E R VON K N O N A U , Alamannische Denkmäler (1876) 69f., Anm. 3. - Ferdinand BECKER, Die heidnische Weiheformel DM (Diis Manibus sc. Sacrum) auf altchristlichen Grabsteinen. Gera 1881, 47, Nr. 76. - Louis V A U T R E Y , Histoire des Evêques de Bâle, Bd. I. Einsiedeln und New York 1884, 21f. - KRAUS, Die christlichen Inschriften I, Nr. 7. - CIS, 33f., 63f. - CIL XIII/2,1, Nr. 5308; XIII/4, 69. Theophil BURCKHARDT-BIEDERMANN, Die Kolonie Augusta Raurica, ihre Verfassung und ihr Territorium. Basel 1910, 31 f., 91, Anm. 70f. - Marius BESSON, Les premiers évêques de Bàie, in: ZSKG 12 (1918) 218f. - Theodor SCHWEGLER, Geschichte der katholischen Kirche in der Schweiz, von den Anfängen bis auf die Gegenwart. Stans 2 1943, 31. - Adolf R E I N L E , Die ältesten kirchlichen Denkmäler des Fricktals, in: Vom Jura zum Schwarzwald N.F. 23 (1948) 63. LITERATUR:
- Rudolf F E L L M A N N , Neue Forschungen zur Schweiz in spätrömischer Zeit, in: Historia 4 (1955) 216. - DERS., Die Schweiz zur Römerzeit. Katalog. Basel 2 1957,160. - DERS., Die Romanen, in: RUFG 5 (1959) 9 , 1 2 , Taf. 3, Fig. 1. - Rudolf L A U R - B E L A R T , Über die Colonia Raurica und den Ursprung von Basel. Basel 2 1959,82. - Walter Christoph K O C H , Die Geschichte der Kirche von Äugst und Kaiseraugst. Liestal 1963, 8. - Kurt BÖHNER, Spätrömische Kastelle und alamannische Ansiedlungen in der Schweiz, in: Helvetia antiqua. Festschrift Emil VOGT, hg. von R. D E G E N , W. DRACK U. R. W Y S S . Uitikon Waldegg 1966, 310. - Ludwig SCHMIDT, Die Westgermanen. Unter Mitwirkung von Hans ZEISS. Reprint München 1970, 312. - D I E H L , Nr. 3930. - MOOSBRUGGER-LEU, Die Schweiz zur Merowingerzeit A, 55,258, Anm. 18; B, Taf. 4, Nr. 20. Max M A R T I N , Die Romanen, in: Ur- und frühgeschichtliche Archäologie der Schweiz, Bd. VI: Das Frühmittelalter. Basel 1979, 16f., Fig. 14. - Gerold W A L S E R , Römische Inschriften in der Schweiz, Teil II: Nordwest- und Nordschweiz. Bern 1980, 236f., Nr. 226. - Max M A R T I N , Römermuseum und Römerhaus Äugst. Äugst 1981 (Augster Museumshefte 4) 114—116, 142, Fig. 108. 29
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BAUINSCHRIFT VON WINDISCH (AG)
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WINDISCH (AG), reformierte Pfarrkirche, Sakristei. - Taf. 3, Fig. 9. Früheste Erwähnungen bei den Chronisten des 16. Jahrhunderts Aegidius TSCHUDI (Stiftsbibliothek St. Gallen, Cod. 1083, 75; D E R S . , Gallia cornata, 142) und Johannes STUMPF (Zentralbibliothek Zürich, Ms. L 47, 103; DERS., Gemeiner loblicher Eydgnoschafft Stetten, Landen vnd Völckeren Chronickwirdiger thaaten beschreybung, Bd. II, f. 206r). Provenienz und ursprünglicher Verwendungszweck sind ungeklärt, nach Emil M A U R E R (KDM AG II, 456, Anm. 1) könnte es sich um «eine Spolie aus einem Quartier von Vindonissa oder von einer Martins-Nebenkapelle» handeln. Laut Auskunft von Herrn Christian HOLLIGER, Mitarbeiter bei der Kantonsarchäologie des Kantons Aargau (frdl. Mitteilung vom 7.12.1987), wurden in jüngster Zeit zwei Lokalitäten in Betracht gezogen: Das Haus Schatzmann, welches 1956 abgebrochen wurde und im 14.—15. Jh. als Kapelle belegt ist, und die Umgebung der heutigen spätmittelalterlichen Kirche, da denkbar ist, dass sich eine allfällige Bischofskirche neben der jetzigen Dorfkirche von Windisch befand. An dieser hatte der Stein jahrhundertelang an der Aussenmauer rechts neben der südlichen Türe (Friedhofseite) seinen Standort, zuletzt war er mit einer eisernen Schutztüre gegen Verwitterung versehen. Im Jahre 1906 wurde über der Inschrift ein Glasdeckel angebracht. Seit etwa 1932 im Inneren der Kirche, in der Nische des ehemaligen Sakramentshäuschens im Chor. Emil M A U R E R , KDM AG II, 456. Nach der letzten grossen Renovation wurde der Stein 1967 an seinem jetzigen Standort in der Sakristei auf einem Holzpodest aufgestellt. Zur Geschichte des Inschriftenträgers div. frdl. Mitteilungen von Herrn Pfr. W. M E I E R , Windisch, vom 20.1.1983. Kalkstein; rechteckiger (33—37 X 35,5 χ 21—22,5 cm), ockerfarbener Steinblock mit zahlreichen Lädierungen an den Rändern und auf der Oberfläche. Auf der Vorderseite ein durch eine erhabene, rechts grösstenteils weggebrochene Einrahmung gebildetes bräunlich-rötliches Schriftfeld (26 χ 28 cm), das infolge der Verwitterung vor allem in der Mitte starke Beschädigungen (Abschabungen) aufweist. Inschrift auf dem Schriftfeld in 6 Zeilen teils mitteltief, teils sehr tief eingehauen. Buchstabenbestand der Ζ. 1, 2 und 6 annähernd vollständig erhalten, bei den Z. 3 - 5 hingegen sind infolge der Abschabungen mehrere Buchstaben ganz oder teilweise zerstört; Buchstabenhöhe 2—5 cm.
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+ IN ONORE S(AN)C(TI) MARTINI E(PIS)C(0)P(I) VRSINOS EB ESCVBVS [..] DE TIBA[L]DVS + LIN CVLFVS FICIT Zu Ehren des heiligen Bischofs Martin, Bischof Ursinos, Detibaldus. Linculfus hat (sie) erbaut.
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Eine grosse Anzahl früherer Bearbeiter bietet für die Z. 3 - 5 den Text: EBESCVBVS IT DETIBALDVS. Am Objekt selbst Hessen sich Spuren des IT jedoch nicht mehr feststellen.
Schlanke bis vollschlanke, in der Grösse stark variierende Kapitalis mit Hasten und Balken, die teils mit Dreiecksporen versehen sind, teils keine besondere Gestaltung aufweisen. Die Inschrift wurde vielleicht von zwei verschiedenen Händen verfertigt (zu dieser Vermutung CIS, 53; Rudolf SCHNYDER, Kunst und Kunsthandwerk, 169), es kann sich aber auch um das Werk eines Skulptors handeln, da Unregelmässigkeiten im Schriftcharakter in merowingischer Zeit häufig anzutreffen sind. Keine Worttrennung. Abkürzungen: SC (S[AN]C[TI]); seltenere Form der Suspensionskürzung, nachdem die Kontraktion bereits aufgekommen ist. TRAUBE, Nomina sacra, 195. ECP (E[PIS]C[0]P[I]); ungewöhnliche Form der Abkürzung, wohl in Zusammmenhang mit den sprachlichen Unregelmässigkeiten zu erklären (siehe unter SPRACHE). Abkürzungszeichen nicht feststellbar. Symbolinvokation in Form eines Tatzenkreuzes zu Beginn der Inschrift. Ein lateinisches Kreuz vor LINCVLFVS. - Bemerkenswerte Buchstabenformen: A mit oben annähernd spitz zulaufenden Hasten und gebrochenem Querbalken. In DETIBALDVS untere Hälfte der rechten Haste und Querbalken stark lädiert. Β in EBESCVBVS beide Male mit geöffneten Rundungen. In DETIBALDVS mit vor der Haste zusammenkommenden und auf dieser getrennt ansetzenden Rundungen. Bei beiden Β von EBESCVBVS untere Rundung grösser als die obere, in DETIBALDVS umgekehrt. C in S(AN)C(TI), E(PIS)C(0)P(I) und EBESCVBVS eckig, in LINCVLFVS und FICIT gekrümmt, gedrängt und kurzarmig. In S(AN)C(TI) und E(PIS)C(0)P(I) lädiert. D am Anfang des Wortes DETIBALDVS unzial, mit etwas unterhalb der Zeilenmitte endendem, geöffnetem Buchstabenkörper und gekrümmter, oben links auslaufender Cauda. Das zweite D im Wortinneren fast vollständig zerstört. E stets eckig und mit kurzen bis mittellangen, leicht schrägen Querbalken, in DETIBALDVS mit etwas verlängerter Haste. F jeweils (LINCVLFVS, FICIT) in Minuskelform und mit kurzem Querbalken. L mit kurzem Grundbalken, am Anfang des Wortes LINCVLFVS nahe an das I heranreichend, so dass dieser Buchstabe fast wie eine Enklave erscheint. M ziemlich breit und mit annähernd senkrechten Hasten, der Mittelteil knapp in die untere Buchstabenhälfte hinabgezogen (MARTINI). Ν teilweise mit leicht eingerücktem Schrägbalken. In MARTINI ist dieser nicht mehr erkennbar. O rund, kleiner als die übrigen Buchstaben, in VRSINOS nur noch spurenhaft zu sehen. Ρ in E(PIS)C(0)P(I) stark von den Lädierungen erfasst. Rundung erhalten, Haste zerstört. R einmal mit geschlossener (ONORE), sonst mit offener Rundung. Bei den R in ONORE und MARTINI Cauda annähernd gerade, in VRSINOS nur noch im Ansatz vorhanden. S in der Breite variierend: in S(AN)C(TI) recht breit, dagegen am Schluss des Wortes LINCVLFVS gedrängt, jedoch recht hoch. Τ mit kurzem bis mittellangem Deckbalken. V wie S ebenfalls in der Breite variierend, einmal mit senkrechter Links- und schräger Rechtshaste (zweites V in LINCVLFVS), sonst beide Hasten schräg und annähernd spitz zulaufend. — Verwandte Schriftdenkmäler: BOPPERT, Die frühchristlichen Inschriften, 21 : Mainz, 6.-7. Jh. (Grabstein der Audolendis); 49: Mainz, 6.-7. Jh. (Grabstein des Landulfus); 68: Mainz, 6.-7.Jh. (Grabstein der Munetrudis); Kurt BÖHNER, Trier zwischen Altertum und Mittelalter, in: Trier, Teil I: Text. Mainz 1977 (Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern 32/1) 35: Trier, 6.-7. Jh. (Grabstein des Vicarius Hlodericus); CIMAH I, SCHRIFT:
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Nr. 16: St-Maurice, 6. Jh. (Fragment einer Pilgerinschrift); Nr. 24: St-Maurice 6.-7. Jh. (Grabsteinfragment). Die Inschrift bietet verschiedene für das merowingische Latein typische Spracheigentümlichkeiten: Z. 1: onore für honore. Ζ. 2: ecp statt epe als Abkürzung von episcopi. Ζ. 3: Ursinos für Ursinus. Ζ. 3—4: ebeseubus für episcopus. Z. 6: ficit für fecit. SPRACHE:
Prosaische Bau- und Weiheinschrift. In frühchristlicher und frühmittelalterlicher Zeit an oder in Kirchenbauten häufig anzutreffen. D I E H L , Nr. 1 7 9 7 : Ravenna, a. 550 (Weiheinschrift in der Kirche S. Stefano): in honore sancii ac beatissimi primi martiris Stephani seruus Christi Maximianus episcopus hanc basilicam ipso adiuuante a fundamentis construxit et dedicauit ...; Nr. 1 8 0 3 : Padua, a. 4 5 3 oder 5 2 4 ? (Weiheinschrift in der Kirche Santa Giustina): Opilio ... hanc basilicam uel oratorium in honore s(an)c(t)ae Iustinae martyris a fundamentis coeptam deo iuuante peifecit. 1 IN ONORE: Auf Bau- und Weiheinschriften seit der Antike geläufige Formulierung. ICHL, Nr. 218 und 220: beide Solothurn, o.D.: in honore(mì) domus divini Apollini ... bzw. gen(io) (p)ublic(o) in honore(m) dom(us) divin(i) ... Zum Vorkommen im Frühmittelalter siehe oben sowie die Zusammenstellung bei DIEHL III, 359. 6 FICIT: Ein Wort, welches in Spätantike und Frühmittelalter in verschiedensten Inschriften begegnet. D I E H L , Nr. 1028: Chiusi (Prov. Siena), a. 465? (Grabinschrift des Bischofs Florentinus): S(an)c(tu)s ep(is)c(opu)s Florentinus fteit. FORMULAR UND INHALT:
MARTINVS: Der Name bezeichnet den als fränkischen Nationalheiligen verehrten Bischof Martin von Tours (316/317 - 397). Zu Person und Ikonographie LThK VII, 118f.; LCI VII, 572-579. Die Inschrift kann sich nicht auf den Bau und die Weihe der heutigen Kirche bzw. auf eine frühere Anlage am gleichen Standort beziehen, da Maria die Patronin war und bei den Grabungen von 1964—66 sich die Existenz einer Vorgängerkirche nicht nachweisen Hess. R E I N L E , Kunstgeschichte der Schweiz, 74; MOOSBRUGGER-LEU, Die Schweiz zur Merowingerzeit B, 57. - VRSINOS: Von ursus 'Bär' abgeleiteter lat. Personenname ( P E R I N , Onomasticon II, 743), der auf Inschriften seit der Spätantike anzutreffen ist. D I E H L III, 174. In fränkischen Quellen begegnet der Name seit der 1. Hälfte des 7. Jh. M O R L E T , Les noms de personne II, 113. Bei dem in der Inschrift genannten Ursinos sind dessen Bischofssitz und die Jahre seines Pontifikats ungeklärt. In der Zwiefaltener Liste der Bischöfe von Konstanz aus dem 12. Jh. erscheint er an dritter Stelle (MG Script. XIII, 325), in den «Regesta episcoporum Constantiensium» (Bd. I, 2, Nr. 8) werden für sein Episkopat die Jahre 589-600 angenommen. Es lässt sich aber nicht nachweisen, ob Ursinos noch Bischof von Windisch oder bereits von Konstanz war, ob durch die Inschrift die Errichtung und Weihe seiner Kathedrale oder einer sonstigen wichtigen Kirche seines Bistums bezeugt wird. Der erstgenannte Fall ist weniger wahrscheinlich, da Martin als Kathedralpatron von Windisch in der Merowingerzeit kaum in Frage kommt. Dazu Eugen EWIG, Die Kathedralpatrozinien im römischen und im fränkischen Gallien, in: Historisches Jahrbuch 79 (1960) 51f. Das Problem ist im Zusammenhang mit den drei Hypothesen zur Entstehung des Bistums Konstanz zu sehen: 1. Konstanz sei eine Neugründung des fränkischen Königs oder des alemannischen Herzogs. 2. Es habe sich von dem ehemaligen Helvetier-Bistum Avenches abgespalten, dessen Oberhirte zeitweilig in Windisch sass. 3. Es sei NAMEN:
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eine Abspaltung von Chur und habe sich allmählich nach Westen ausgedehnt. Dazu Hans L I E B , Das Bistum Windisch und die Entstehung der Bistümer Lausanne und Konstanz, 5f., 8—11. DETIBALDVS: Aus den Namenselementen theudo- 'Volk' und -bald 'stark', 'kühn' zusammengesetzter zweigliedriger germanischer Personenname. FÖRSTEMANN, PN, 233, 1409ff.; K A U F M A N N , Ergänzungsband, 348ff. ; SCHÖNFELD, Wörterbuch, 71. In fränkischen Quellen begegnet der Name während des gesamten Früh- und Hochmittelalters. M O R L E T , Les noms de personne I, 67. Im Zusammenhang mit der Inschrift nicht bekannt; evtl. handelt es sich bei ihm um den weltlichen Kirchenvorsteher (Heinrich B Ü T T N E R , Zur frühen Geschichte des Bistums Octodurum-Sitten und des Bistums Avenches-Lausanne, 264) oder Stifter des Bauwerkes ( R E I N L E , Kunstgeschichte der Schweiz, 74). - LINCVLFVS: Ebenfalls zweigliedriger germanischer Personenname. Erster Bestandteil etymologisch umstritten. Während FÖRSTEMANN (PN, 1060) und K A U F M A N N (Ergänzungsband, 236f.) litte- mit dem ahd. Verbum galittgan 'gelingen' in Verbindung bringen, versucht SCHÖNFELD (Wörterbuch, 155) das Namensglied mit 'lenken' und 'link' ('biegsam', 'gewandt') zu erklären. Der zweite Bestandteil ist das ab dem 4. Jh. belegte, sehr häufige und bekannte germanische Namenselement -vulfa 'WolP. FÖRSTEMANN, PN, 1639ff. Wie Detibaldus wird auch Linculfus sonst nicht erwähnt, wahrscheinlich handelt es sich bei dem Träger dieses Namens um den Baumeister der Windischer Kirche. D A T I E R U N G : Schrift, Sprache und historischer Kontext sprechen für eine Entstehung der Inschrift im Übergang vom 6. zum 7. Jahrhundert. L I T E R A T U R : Aegidius TSCHUDI, Gallia cornata. Konstanz 1758,142. - Johannes STUMPF, Gemeiner loblicher Eydgnoschafft Stetten, Landen vnd Völckeren Chronickwirdiger thaaten beschreybung, Bd. II. Zürich 1548, f. 206r. - K R A U S , Die christlichen Inschriften I, Nr. 10 (dort die wichtigste ältere Literatur). - Emil E G L I , Kirchengeschichte der Schweiz bis auf Karl den Grossen. Zürich 1893, 127-129. - Arnold N Ü S C H E L E R , Die Aargauischen Gotteshäuser in den Dekanaten Hochdorf, Mellingen, Aarau und Willisau, Bistums Konstanz, in: Argovia 26 (1895) 31. - CIS, 52-54, Nr. 47, Fig. Taf. 3. - Regesta episcoporum Constantiensium. Regesten zur Geschichte der Bischöfe von Constanz 517—1496, bearb. von Paul LADEWIG und Theodor M Ü L L E R , Bd. I. Innsbruck 1895, 2, Nr. 8. - Samuel HEUBERGER, Geschichte der Stadt Brugg bis zum Jahre 1415. Brugg 1900, 7. - Jakob H E I E R L I , Vindonissa. I. Quellen und Literatur, in: Argovia 31 (1905) 10, 12—16. - Marius BESSON, Recherches sur les origines des évêchés de Genève, Lausanne, Sion et leurs premiers titulaires jusqu'au déclin du VIe siècle. Freiburg/Schweiz und Paris 1906,143.—TRAUBE, Nomina sacra, 195.— Samuel HEUBERGER, Aus der Baugeschichte Vindonissas und vom Verlaufe ihrer Erforschung, in: Argovia 33 (1909), 272, Taf. 1. - Joseph SAUER, Die Anfänge des Christentums und der Kirche in Baden. Heidelberg 1911 (Neujahrsblätter der Badischen Historischen Kommission N.F. 14) 24. - Franz BEYERLE, Zur Gründungsgeschichte der Abtei Reichenau und des Bistums Konstanz, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Kanonistische Abteilung 15 (1926) 522, Anm. 2. - Otto M I T T L E R , Aargauische Heimatgeschichte, IV: Kirche und Klöster. Aarau 1935, 278. — Hans L E H M A N N , Die römischen Kastelle bei Brugg, der Bischofssitz Vindonissa und das Schlösschen in Altenburg als Stammsitz der Grafen von Habsburg, in: Neujahrsblatt zum Besten des Waisenhauses in Zürich 104 (1941) 13f. - Christoph SIMONETT, Führer durch das Vindonissa-
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Museum in Brugg. Brugg 1947, 94, Taf. 34. — Georges GLOOR, Die mittelalterlichen Grosspfarren der nachmals reformierten Aargauer Bezirke, in: Argovia 60 (1948) 58, 83, Anm. 74. Heinrich BÜTTNER, Christentum und fränkischer Staat in Alemannien und Rätien während des 8. Jahrhunderts, in: ZSKG 43 (1949) 8, Anm. 4. - Georges GLOOR, Kultgeschichtlicher Grundriss der Brugger Landschaft, in: Brugger Neujahrsblätter 61 (1951) 36f., Fig. — Emil MAURER, K D M AG II, 456, Anm. 1. - Otto FEGER, Geschichte des Bodenseeraumes, Bd. I: Anfänge und frühe Grösse. Lindau und Konstanz 1956, 78. — DERS., Zur Geschichte des alemannischen Herzogtums, in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 16 (1957) 77. - Rudolf M O O S B R U G G E R - L E U , Archäologischer Fundbericht, in: J S G U 47 ( 1 9 5 8 / 5 9 ) 215f., Fig. 53. - DERS., Frühmittelalterliche Architekturfragmente von Windisch-Oberburg, in: Gesellschaft Pro Vindonissa. Jahresbericht 1 9 5 8 / 5 9 , 2 1 . - Rudolf FELLMANN, Die Romanen, in: R U F G 5 (1959) l l f . , Taf. 3,3. - Heinrich BÜTTNER, Zur frühen Geschichte des Bistums Octodurum-Sitten und des Bistums Avenches-Lausanne, in: ZSKG 53 (1959) 264. - Alfred L Ü T H I , Die frühmittelalterliche Kirchensiedlung in der Aarauer Telli, in: ZSKG 56 (1962) 4 2 - 4 4 . Rudolf PFISTER, Kirchengeschichte der Schweiz, Bd. I: Von den Anfängen bis zum Ausgang des Mittelalters. Zürich 1964, 63f. — Hans-Rudolf WIEDEMER, Der Stand der Erforschung des römischen Legionslagers von Vindonossa, in: J S G U 53 ( 1 9 6 6 / 6 7 ) 76. - Heinrich B Ü T T N E R und Iso MÜLLER, Frühes Christentum im schweizerischen Alpenraum. Einsiedeln, Zürich, Köln 1 9 6 7 , 2 7 , 1 1 1 . - Hans L I E B und Rudolf W Ü T H R I C H , Lexicon topographicum der römischen und frühmittelalterlichen Schweiz, Bd. I: Römische Zeit. Süd- und Ostschweiz. Bonn 1967 (Antiquas, Reihe I: Abhandlungen zur alten Geschichte 15) 41. - REINLE, Kunstgeschichte der Schweiz, 7 4 , 1 9 7 , Fig. 207. - M O O S B R U G G E R - L E U , Die Schweiz zur Merowingerzeit A, 270, Anm. 4; B, 56, Anm. 9, 57, Anm. 3, 65, Anm. 6f., 77, Anm. 6, Fig. Taf. 76. — Hans LIEB, Das Bistum Windisch und die Entstehung der Bistümer Lausanne und Konstanz, in: Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte e.V. Protokoll über die Arbeitssitzung vom 6. Nov. 1971, Nr. 170. - Max MARTIN, Die Schweiz im Frühmittelalter. Vom Ende der Römerzeit bis zu Karl dem Grossen. Bern 1975, 103, Fig. 80. - Carl PFAFF, Historischer Überblick, in: Ur- und frühgeschichtliche Archäologie der Schweiz, Bd. V I : Das Frühmittelalter. Basel 1979, 6, Fig. 4. — Rudolf M O O S B R U G G E R - L E U , Die Alamannen und Franken, in: Ur- und frühgeschichtliche Archäologie der Schweiz V I , 46. - Rudolf SCHNYDER, Kunst und Kunsthandwerk, in: Ur- und frühgeschichtliche Archäologie der Schweiz V I , 169. - Romanen und Alemannen. Der Aargau im Frühmittelalter. Ausstellung. Katalog, von Martin HARTMANN u.a. Brugg 1981, 26, 28, Fig. 15. — Martin HARTMANN, Vindonissa. Oppidum-Legionslager-Castrum. Brugg 1986, 132, 194, Fig. 125.
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7
BRONZERING MIT MONOGRAMM AUS GRENCHEN (SO)
7. JH.
ÖLTEN (SO), Historisches Museum, Inv.-Nr. 43/13-13. - Taf. 4, Fig. 10. Im Jahre 1862 im frühmittelalterlichen Gräberfeld von Grenchen (SO) in der Nähe der Kirche St. Eusebius entdeckt. Der Ring lag in einem Frauengrab, das ausserdem noch eine Scheibenfibel mit Pressblechauflage und Glaseinlagen sowie einen weiteren Fingerring aus Bronze ohne Monogramm oder Inschrift enthielt. Max M A R T I N , Das Gebiet des Kantons Solothurn im frühen Mittelalter, 219, 234. Das Stück gelangte zunächst in die Antiquarische Sammlung Solothurn, im Jahre 1902 in das dortige Museum. Seit dem 7.6.1979 am heutigen Standort. Frdl. Mitteilung von Dr. Hugo SCHNEIDER, Historisches Museum Ölten, vom 28.2.1984. Bronze; grau-schwarzer Fingerring mit ovalem Reif, der in der Höhe stark variiert (vorn: 0,8 cm; hinten: 0,25 cm) und auf der Vorderseite in eine annähernd rechteckige Plattenfläche (0,8 χ 1,1-1,2 cm) übergeht (0 des Ringes: Platte — schmälste Stelle auf der Rückseite: 1,9 cm; längliche Erstreckung: 2,2 cm). Zur Form cf. CIMAH II, Nr. 32: Bel-Air bei Cheseaux-surLausanne (VD), 7. Jh.; Nr. 40: Yverdon (VD), 6.-8. Jh. Monogramm auf der Ringplatte, zum Teil seitenverkehrt, sehr schwach eingraviert und mit weisser Farbe ausgefüllt; Buchstabenhöhe 0,6-0,7 cm.
Ey
Schlanke Kapitalis ohne erkennbare Gestaltung der Hasten- und Balkenenden. An Buchstaben sind zu sehen: ein E mit einem V in Ligatur. E seitenverkehrt, mit schräggestellter Haste und mittellangen Querbalken, zwischen diesen zwei Punkte. V mit unten nicht ganz zusammentreffenden Hasten, die linke steiler und etwas länger als die rechte. Darüber hinaus Verzierungselemente, die sich nicht als Buchstaben deuten lassen: bogenförmige Gebilde in und rechts neben dem V und kreuzförmige Ornamente beidseits der Platte. - Verwandte Monogrammformen: Kat.-Nr.8*: Biberist (SO), 7. Jh. (Silberring mit Monogramm vom Hohberg); CIMAH II, Nr. 31: St-Sulpice (VD), 7. Jh. (Potinring); Nr. 32: Cheseaux-sur-Lausanne (VD), 7. Jh. (Silberring); Nr. 36: Nähe Genf, 6.-8. Jh. (Bronzering). SCHRIFT:
Unbestimmt. Es ist fraglich, ob es sich um ein Besitzermonogramm handelt. Evtl. eine Serienproduktion, da auf dem Silberring vom Hohberg (Kat.-Nr.8*) gleiche oder ähnliche Buchstabenformen (seitenverkehrtes E in Verbindung mit V oder N) vorkommen. FORMULAR UND I N H A L T :
Die Formen des Ringes und des Monogramms sowie der archäologische Kontext (zum Auftreten des Pressblech-Scheibenfibeln im 7.-8. Jh. MOOSBRUGGER-LEU, Die Schweiz zur Merowingerzeit A, 186-189; B, Taf. 48) sprechen für eine Entstehung der Inschrift im 7. Jahrhundert. DATIERUNG:
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LITERATUR: Jacob AMIET,
Die römische Grabstätte zu Grenchen, in: ASGA 8 (1862) 48f., Taf. 3, Fig. 5. - Gottfried SCHOLL, Les sépultures romaines de Granges entre Soleure et Bienne, in: Actes de la Société jurassienne d'émulation 14 (1862) 119-123 u. Fig. auf Beiblatt. - Wilhelm His und Ludwig RÜTIMEYER, Crania Helvetica. Sammlung schweizerischer Schädelformen. Basel und Genf 1864,20. — LÜTOLF, Die Glaubensboten der Schweiz, 188, Anm. 3, Taf. 1, Fig. 2. - Konrad MEISTERHANS, Älteste Geschichte des Kantons Solothurn bis zum Jahre 687. Solothurn 1890, 143. - CIS, 31, Nr. 32, Fig. - Eugen TATARINOFF, Die Kultur der Völkerwanderungszeit im Kanton Solothurn, in : Jahrbuch für solothurnische Geschichte 7(19 34) 114. - Max MARTIN, Das Gebiet des Kantons Solothurn im frühen Mittelalter, in: JSGU 66 (1983) 219,234, Nr. 13, Fig. 2.
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8*
SILBERRING VOM HOHBERG (SO)
SOLOTHURN; verschollen. - Taf. 4, Fig. 11. Am 4. April 1844 neben weiteren Beigaben in einem Frauengrab der frühmittelalterlichen Nekropole auf dem nahe der Stadt Solothurn gelegenen Hohberg (Gemeinde Biberist) entdeckt. Echo vom Jura, Nr. 28 vom 6.4.1844, 3 u. Beilage, Fig. g; Rudolf MOOSBRUGGER-LEU, Die frühmittelalterliche Grabhügelnekropole von Hunnenberg bei Solothurn, 137f. Bis auf eine Goldscheibenfibel gingen sämtliche Gegenstände verloren. Bezüglich des Fingerringes spricht bereits KRAUS (Die christlichen Inschriften I, Nr. 6) von einem unbekannten Aufbewahrungsort. Das Aussehen des Silberringes vom Hohberg ist von zahlreichen, grösstenteils miteinander übereinstimmenden Nachzeichnungen her bekannt. Nach der Zeichnung der Beilage zum «Echo vom Jura» handelt es sich um einen bandförmigen Fingerring, der sich auf der Vorderseite zu einer rechteckigen Zierfläche verbreitert (Masse dieser Fläche nach Maximin DELOCHE, Etudes sur quelques cachets et anneaux de l'époque mérovingienne, 43: 0,8 Χ 1,4 cm) und nach hinten zu stark verjüngt. Es lassen sich zwei Gruppen von Monogrammen unterscheiden: I.
auf der Platte, teilweise seitenverkehrt eingraviert:
+/E/N/A/R MOMMSEN:
RENATI;
GELPKE:
INRI
oder
MEISTERHANS: V E R N A ; DELOCHE: + E V A R A
II.
MARIA;
LE
BLANT:
(siehe alle unter
VERANI;
LITERATUR).
beidseits neben der Platte:
ΑΩ (Platte)
ΩΑ
Text und Schriftkommentar nach Rudolf MOOSBRUGGER-LEU, Die frühmittelalterliche Grabhügelnekropole von Hunnenberg bei Solothurn, 138.
Schlanke bis vollschlanke Kapitalis ohne besondere Gestaltung der Hasten- und Balkenenden. Folgende Buchstaben lassen sich eindeutig erkennen: auf der Platte links ein E, seitenverkehrt, mit oben und unten übergreifender Haste sowie mittellangen Querbalken (I). Rechts ein R mit offener Rundung und, als Fortsetzung von dieser, einer in der oberen Buchstabenhälfte ansetzenden, fast geraden Cauda (I). Beidseits neben der Platte jeweils ein A mit gebrochenem Querbalken und ein Omega in Minuskelform (II). Nicht sicher deutbar ist der SCHRIFT:
37
Buchstabe in der Mitte der Platte: entweder ein N, gebildet aus den Hasten der nebenstehenden E und R sowie einem etwas eingerückten Schrägbalken, oder, wie beim Bronzering aus Grenchen (Kat.-Nr. 7), ein V mit senkrechter Links- und schräger Rechtshaste (I). Der am Schrägbalken des V oder Ν unten angefügte Buchstabe wohl eher ein A als ein eckiges O (I), wie R. M O O S B R U G G E R - L E U (Die frühmittelalterliche Grabhügelnekropole von Hunnenberg bei Solothurn, 139) erwägt, den A in Α Ω (II) ähnelnd. Oberhalb des Schrägbalkens ein Kreuz mit einem etwas längeren horizontalen Balken (I). Zum Vorkommen des Kreuzes auf einem Fingerring CIMAH I, Nr. 22: Géronde bei Siders (VS), a. 6 3 0 - 6 4 0 (Graifarius-Ring). - Verwandte Monogrammformen): Kat.-Nr. 7: Grenchen (SO), 7. J h . ; CIMAH II, Nr. 31: St-Sulpice (VD), 7. Jh. (Potinring); Nr. 36: Genf, 7. Jh. (Bronzering); DELOCHE, Etude, Nr. 196bis: Mailand, o.D. (Silberring); Nr. 202: bei Perignier oder Bons, o.D. (Goldring). FORMULAR UND I N H A L T :
I
Unbestimmt, da der Buchstabenbestand und dessen richtige Reihenfolge nicht sicher gedeutet werden können. Das Vorkommen des Kreuzes (und der beiden Alpha und Omega in II) weisen darauf hin, dass es sich um ein christliches Grab handelt.
II
Inschriftlich seit der Spätantike belegtes Symbol, das als Selbstbezeichnung Gottes bzw. Christi dient. Apk 1 , 8 , 2 1 , 6 und 2 2 , 1 3 . Auf den frühchristlichen und frühmittelalterlichen Inschriften ist es besonders häufig vom 4 . - 6 . Jh. vertreten, später seltener. L E B L A N T , Manuel, 27, 29; BOPPERT, Die frühchristlichen Inschriften, passim; R D K I, 1 - 5 (A-O).
DATIERUNG: Wie Kat.-Nr. 7: Grenchen (SO), 7. Jh. LITERATUR: Echo vom Jura, Nr. 28 vom 6.4.1844, 3 u. Beilage, Fig. g. - Franz Josef HUGI, Alte Grabhügel, in: Solothurner Blatt, Nr. 30 vom 13.4.1844, 117. - Georg SCHLATTER, Celtische und römische Altertümer in den Umgebungen von Solothurn, in: MAGZ 3, H. 3 (1845) 48, Taf. 8, Nr. 20. - ICHL, 102, Nr. 354,5. - Ernst Friedrich GELPKE, Kirchengeschichte der Schweiz, Bd. I. Bern 1856, 193, Fig. - LE BLANT, Inscriptions I, Nr. 362 A, Taf. 42, Nr. 247. - Jacob AMIET, Die römische Grabstätte zu Grenchen, in: ASGA 8 (1862) 48f., Taf. 3, Fig. 7. - Ernst Friedrich GELPKE, Die christliche Sagengeschichte der Schweiz. Bern 1862,1 lOf. - Wilhelm His und Ludwig RÜTIMEYER, Crania Helvetica. Sammlung schweizerischer Schädelformen. Basel und Genf 1864, 20. - LÜTOLF, Die Glaubensboten der Schweiz, 188, 308, Taf. 1, Fig. 3. Ludwig L I N D E N S C H M I T , Handbuch der deutschen Alterthumskunde, Teil I: Die Alterthümer der merovingischen Zeit. Braunschweig 1880, 404, Anm. - Maximin DELOCHE, Etudes sur quelques cachets et anneaux de l'époque mérovingienne, in: Revue archéologique III/8 (1886) 43f., Nr. 26, Fig. - Konrad M E I S T E R H A N S , Älteste Geschichte des Kantons Solothurn bis zum Jahre 687. Solothurn 1890, 143f., Fig. - KRAUS, Die christlichen Inschriften I, Nr. 6, Fig. - CIS, 30, Nr. 31, Taf. 4, Fig. 31. - DELOCHE, Etude, Nr. 12, Fig. - J a k o b HEIERLI, D i e archäologische
Karte des Kantons Solothurn. Solothurn 1905, 19. - Eugen T A T A R I N O F F , Die Kultur der Völkerwanderungszeit im Kanton Solothurn, in: Jahrbuch für solothurnische Geschichte 7 (1934) 114f. - Rudolf M O O S B R U G G E R - L E U , Die frühmittelalterliche Grabhügelnekropole von Hunnenberg bei Solothurn, in: Festschrift Walter D R A C K , hg. von K. S T Ü B E R und A. Z Ü R C H E R . Stäfa 1977, 137-139, Fig. - Max MARTIN, Das Gebiet des Kantons Solothurn im frühen Mittelalter, in: J S G U 66 (1983) 234, Nr. 4. 38
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BRONZERING MIT MONOGRAMM AUS KAISERAUGST (AG)
ZÜRICH, Schweizerisches Landesmuseum, Inv.-Nr. 19245. - Taf. 4, Fig. 12. Fund am 30.4.1908 anlässlich der vom SLM Zürich durchgeführten Ausgrabungen auf dem frühmittelalterlichen Gräberfeld Kaiseraugst. Der Ring stammt aus Grab 346, das noch folgende weitere Beigaben enhielt: eine Halskette aus Perlen mit Henkelkrüglein aus Glas, Bronzeglöckchen und Münze, und eine Gürtelschnalle mit Beschläg. Max M A R T I N , Das spätrömisch-frühmittelalterliche Gräberfeld von Kaiseraugst, 35. Bronze: bandförmiger (0: 1,9-2 cm; Höhe: 0,3-0,5 cm), grünlicher, mit gräulich-schwarzen Flecken versehener Fingerring, der sich auf der Vorderseite zu einer rhombischen Zierfläche verbreitert (1,1 χ 1,2 cm). Monogramm auf der Zierfläche, innerhalb einer parallel dem Rand verlaufenden, ebenfalls rhombusförmigen Einrahmung mitteltief eingraviert; Buchstabenhöhe 0,3-0,5 cm. E/S/F Kapitalis ohne besondere Gestaltung der Hasten- und Balkenenden. Buchstabenformen nicht sicher deutbar. In der Mitte der Rhombenfläche wohl ein seitenverkehrtes S, das von einem von links oben nach rechts unten verlaufenden Diagonalstrich durchzogen wird. Die obere und untere Rundung des S treffen an verschiedenen Orten auf die Diagonale. An den beiden Enden des Diagonalstriches wahrscheinlich je ein eckiger Buchstabe, wenn es sich nicht um Ornamente handelt. Am linken Ende, unter der Diagonale, evtl. ein seitenverkehrtes E, dessen beide untere Querbalken mittellang, der obere hingegen kurz und leicht schräg aufwärts gerichtet sind. Rechts, über der Diagonale, möglicherweise ein F mit nur ganz schwach erkennbarer schräger Haste und mittellangen Querbalken. — Verwandte Monogrammformen: Kat.-Nr. 10: Kaiseraugst (AG), 7. Jh.; CIMAH II, Nr. 32 und 35: beide aus Cheseaux-surLausanne (VD), 7. Jh. SCHRIFT:
FORMULAR UND I N H A L T : DATIERUNG:
Unbestimmt.
Wie Kat.-Nr. 10: Kaiseraugst (AG), 7. Jh.
L I T E R A T U R : David V I O L L I E R , Fouilles exécutées par les soins du Musée National, I V : Le cimetière barbare de Kaiser-Augst (Argovie), in: ASA N.F. 12 (1910) 36, Fig. 10. M O O S B R U G G E R - L E U , Die Schweiz zur Merowingerzeit A, 212, Nr. 10; Β , Taf. 54, Fig. 10. - Max M A R T I N , Das spätrömisch-frühmittelalterliche Gräberfeld von Kaiseraugst, Kt. Aargau, Teil B: Katalog und Tafeln. Derendingen-Solothurn 1976 (Basler Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte 5 B) 35, Taf. 22 E, Fig. 5. - DERS., Die Romanen, in: Ur- und frühgeschichtliche Archäologie der Schweiz, Bd. VI: Das Frühmittelalter. Basel 1979, 19, Fig. 18.
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BRONZERING MIT MONOGRAMM AUS KAISERAUGST (AG)
7. JH.
ZÜRICH, Schweizerisches Landesmuseum, Inv.-Nr. 21705. — Taf. 4, Fig. 13. Fund am 28.4.1910 in Grab 1021 des frühmittelalterlichen Gräberfeldes Kaiseraugst anlässlich vom SLM Zürich veranstalteter Ausgrabungen. Das Grab enthielt neben dem Ring eine Schnalle mit einem rechteckigen, profilierten Beschläg sowie einen bronzenen Riemenhalter. Max M A R T I N , Das spätrömisch-frühmittelalterliche Gräberfeld von Kaiseraugst, 80. Bronze; bandförmiger, fast gänzlich mit einer grünen Oxydationsschicht überzogener Fingerring (0: 1,8-2,1 cm; Höhe vorn: 0,5 cm; hinten: 0,2 cm), der sich auf der Vorderseite zu einer annähernd rechteckigen Platte (0,4—0,5 0 0,9 cm) erweitert. Beidseits der Platte sind Spuren eines Wolfszahnmusters erkennbar. Monogramm einzeilig, z.T. seitenverkehrt, auf der Platte schwach eingraviert; Buchstabenhöhe 0,4-0,5 cm.
D/N/S/E
Abgesehen vom Buchstaben in der Plattenmitte schlanke bis vollschlanke Kapitalis ohne besondere Gestaltung der Hasten- und Balkenenden. Sicher erkennbar sind folgende Buchstaben: am rechten Rand der Platte ein eckiges E mit kurzen bis mittellangen Querbalken. In der Plattenmitte ein seitenverkehrtes S. Am linken Plattenrand vielleicht ein seitenverkehrtes D mit oben nicht ganz schliessender Rundung. Der breitere Buchstabe in Plattenmitte, dessen Mittelteil bzw. linke Hälfte das S diagonal durchzieht, ist wie bei den Ringen aus Grenchen und vom Hohberg (Kat.-Nr. 7 und 8*) entweder ein Ν oder ein V, je nachdem, ob die Haste des D gleichzeitig als Linkshaste des Mittelbuchstabens aufgefasst wird oder nicht. — Verwandte Monogrammformen: Kat.-Nr. 9: Kaiseraugst (AG), 7. Jh.; CIMAH II, Nr. 35: Cheseaux-sur-Lausanne (VD), 6.-8. Jh. SCHRIFT:
FORMULAR UND I N H A L T : DATIERUNG:
Unbestimmt.
Wie Kat.-Nr. 9: Kaiseraugst (AG), 7. Jh.
L I T E R A T U R : David V I O L L I E R , Fouilles exécutées par les soins du Musée National, I V : Le cimetière barbare de Kaiser-Augst (Argovie), in: ASA N.F. 13 (1911) 232, Fig. - Max M A R T I N , Das spätrömisch-frühmittelalterliche Gräberfeld von Kaiseraugst, Kt. Aargau, Teil B: Katalog und Tafeln. Derendingen-Solothurn 1979 (Basler Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte 5 B) 80, Taf. 61 D, Fig. 3.
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GRABSTEIN DER RADOARA
MITTE 7. JH.
ÄUGST (BL), Römermuseum, Eingangshalle, an einer Wand montiert, Inv.-Nr. 1906.596 (Depositum des Historischen Museums Basel). - Taf. 4, Fig. 14. Fund im Herbst 1840 durch den Augster Papierfabrikanten J.J. SCHMID auf dem Gräberfeld Kaiseraugst. Der Stein lag nahe dem Grabmal des Baudoaldus (Kat.-Nr. 5) auf dem Sargdeckel eines Frauengrabes, und zwar über dem Haupte der Leiche. M E Y E R VON K N O N A U , Alamannische Denkmäler (1876) 70, Anm. 1; Th. B U R C K H A R D T - B I E D E R M A N N , Die Kolonie Augusta Raurica, ihre Verfassung und ihr Territorium, 32; Ernst W A H L E , Vorzeit am Oberrhein, llOf. Die weitere Geschichte des Inschriftenträgers ist identisch mit jener des Baudoaldus-Steins, mit dem Unterschied, dass der Radoara-Stein während der Aufbewahrung in der Antiquarischen Sammlung des Museums Basel (1857-1894) nicht verloren ging. Kalkstein; quaderförmiger (16,5-17 χ 22-24 χ 12-13 cm), ockerfarbener Steinklotz mit leicht schräg von oben nach unten und etwas links neben der Plattenmitte durch den Stein verlaufender Hauptbruchstelle, zwei kleineren Bruchstellen in der oberen Hälfte rechts und links sowie div. Lädierungen auf der Oberfläche und an den Ecken. Inschrift in der oberen Hälfte der Platte parallel zur Breitseite in drei Zeilen, die alle mehr oder weniger von den Bruchstellen erfasst sind, mitteltief und leicht unregelmässig eingehauen. Teilweise sind als Ausfüllung der Buchstaben noch bräunliche Farbreste erkennbar; Buchstabenhöhe 1,5-2,8 cm. HIC REQVIISCIT RADOARA INOX· Hier ruht die unschuldige Radoara.
Breite Kapitalis mit z.T. keilförmig sich verdickenden bzw. schräg umgebogenen Hasten- und Balkenenden. In Ζ. 1 keine Worttrennung. In Z. 3 nach INOX ein Punkt in der Zeilenmitte als Schlusszeichen. Bei dem weiteren, etwas kleineren Punkt nach dem I desselben Wortes könnte es sich um einen Steinmetzfehler handeln. Keine Abkürzungszeichen, hingegen wohl die Ligatur CI (REQVIISCIT). - Bemerkenswerte Buchstabenformen: A jeweils mit gebrochenem Querbalken. Das zweite A in RADOARA oben teilweise lädiert. C nicht allzu langarmig, Bogen oben und unten schrägliegend endend (HIC REQVIISCIT). D in RADOARA retrograd, im Frühmittelalter wiederholt anzutreffen. K R A U S , Die christliche Inschriften I, Nr. 178: Trier, o.D. (Grabinschrift eines Iledus); Nr. 291: Köln, o.D. (Inschrift mit Erwähnung einer Delpinsa). E in REQVIISCIT eckig, mit mittellangen Querbalken, wobei der unterste durch die Erfassung von den Bruchstellen zerstört ist. H mit senkrechten Hasten und annähernd waagrechtem Querbalken (HIC). Ν in Majuskelform, ziemlich gross und breit (INOX). O in SCHRIFT:
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RADOARA weitgehend zerstört. Das O in INOX kleiner als die übrigen Buchstaben, einer umgekehrten Birne ähnelnd, nach unten zu sich verjüngend, auf der rechten Seite von der Bruchstelle erfasst. Q in REQ VIISCIT fast vollständig zerstört. R stets mit Hastenverlängerung. Beim R in REQVIISCIT sind Bogen und Cauda von der Bruchstelle erfasst. Bei beiden R in RADOARA sind die Bogen nicht schliessend, die Cauda jeweils nur ganz schwach gekrümmt und gegen das Ende hin sich verdickend. Τ mit kurzem Deckbalken (REQVIISCIT). V in REQVIISCIT fast vollständig zerstört. X mit ungefähr in Buchstabenmitte liegendem Schnittpunkt und annähernd geraden Hasten. Die von rechts oben nach links unten verlaufende Haste etwas länger als die andere. - Verwandte Schriftdenkmäler: BOPPERT, Die frühchristlichen Inschriften, 27: Mainz, 7. Jh. (Bertisindis/Randoald-Stein); 34: Mainz, 7. Jh. (DructachariusStein); 7 5 : Mainz, 7 . - 8 . Jh. (Pertram-Stein); L E BLANT, Inscriptions II, Nr. 4 6 5 , Fig. 3 6 9 : Merlas, o.D. (Grabinschrift eines Engelbald und seiner Gattin); Nr. 466 A, Fig. 368: RevelTourdan, a. 5 6 3 ( ? ) (Grabinschrift einer Adica); Nr. 4 6 8 , Fig. 3 7 3 : Revel-Tourdan, o.D. (Grabinschrift einer Unbekannten.); Nr. 474, Fig. 371: Guillerand, 6.-7. Jh. (Grabinschrift eines Bertegiselus); Nr. 475, Fig. 378: Crussol, o.D. (Grabinschrift eines Amatus); Nr. 476, Fig. 376: Crussol, a. 646(?) (Grabinschrift einer Margarita). Z. 1: requiiscit statt requiescit. Zur Schreibung und zum Gebrauch vgl. die unter Kat.-Nr. 5 angeführten Beispiele.
SPRACHE:
Grabinschrift mit einfachem Formular: kurze Eingangsformel und Name. In frühchristlicher Zeit häufig vorkommend. 3 INOX: Wohl auszuschliessen ist die Deutung von J.D. SCHÖPFLIN (L'Alsace illustrée, Bd. III, 212) und J.W. STEINER (Sammlung und Erklärung altchristlicher Inschriften im Rheingebiete, 39, Nr. 87), die das Wort in Z. 3 als I NCX = IN NOMINE CHRISTI auflösen. Vielmehr dürfte der dritte Buchstabe als ein teilweise zerstörtes O und das Wort trotz des eventuell möglichen Punktes nach der ersten Silbe als das lat. Adjektiv innox 'unschuldig' aufzufassen sein, das auf Grabschriften ab dem 4. Jh. belegt ist und im vorliegenden Fall auf das Grab einer jungen Frau hindeutet. ThLL VII/1, 1719,54. Für die Schreibung inox vgl. op. cit., 1719,38f. Insbesondere ist es in Gallien im 6. und 7. Jh. wiederholt anzutreffen. DIEHL, Nr. 2340: Tours, ungefähr 7. Jh. (Grabinschrift eines Aigulfus); Nr. 3551 : Vienne, a. 560 (Grabinschrift einer Liberia); Nr. 3563 B: Lyon, a. 544 o. 545 (Grabinschrift eines Eugenis); Nr. 4730: Vienne, a. 606 (Grabinschrift einer Bertefrida). FORMULAR UND INHALT:
N A M E : RADOARA: Zweigliedriger germanischer Personenname, der durch Vokalisierung des W (V) zu O aus Rad-vara entstanden ist. Der erste Bestandteil des Namens ist etymologisch nicht sicher: -rada- (-*hrada) gehört entweder zu got. rafrs, ags. (h)rad, hraò, ahd. (h)rad 'leicht', 'schnell', oder als Schwundstufenform zu altsächs. râd, altnord. râdb, ahd. rät 'Rat'. FÖRSTEMANN, PN, 1203; KAUFMANN, Ergänzungsband, 281f.; SCHÖNFELD, Wörterbuch, 183. Das zweite Glied -vara ist wahrscheinlich got. wars 'behutsam' zuzuordnen. FÖRSTEMANN, PN, 1531-1533; SCHÖNFELD, Wörterbuch, 200. Der Herkunft nach dürfte es sich bei Radoara um einen fränkischen Frauennamen handeln, da er vor allem in fränkischen Quellen bzw. als
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Bezeichnung von Insassen und Bediensteten fränkischer Klöster vorkommt. FÖRSTEMANN, PN, 1218. Dasselbe gilt für den Männernamen Radoar und für sonstige Namen mit dem Zweitglied -vara wie etwa Bertovara, Deoravara und Ermenoara. FÖRSTEMANN, PN, 296, 409, 484 u. 1218. Unhaltbar ist hingegen FÖRSTEMANNS zeitliche Ansetzung des Namens ins 8. Jh., die wohl darauf zurückzuführen ist, dass er vornehmlich von der Entstehungszeit der literarischen Quellen ausgeht. D A T I E R U N G : Während das sehr einfache Formular bereits in frühchristlicher Zeit ( 4 . - 5 . Jh.) denkbar wäre, sprechen die Schrift sowie div. Grabbeigaben für eine Enstehung der Inschrift in der Mitte des 7. Jahrhunderts. L I T E R A T U R : Karl Ludwig R O T H , Die römischen Inschriften des Kantons Basel. Basel 1843 (Mittheilungen der Gesellschaft für vaterländische Alterthümer in Basel 1) 10 (kurzer Vermerk). — Jean Daniel SCHÖPFLIN, L'Alsace illustrée, übersetzt von L.W. R A V E N E Z , Bd. III: Monuments romains. L'Alsace sous les Francs. Mülhausen 1851, 21 If., Taf. 19, Fig. 1 (Erstveröffentlichung). - Johann Wilhelm Christian STEINER, Sammlung und Erklärung altchristlicher Inschriften im Rheingebiete aus den Zeiten der römischen Herrschaft. Seligenstadt 1853, 39, Nr. 87 und passim. — DERS., Codex inscriptionum romanarum Danubii et Rheni, Teil III: Inscriptiones Belgicae primae, Maximae Sequanorum, Alpium Poeninarum. Seligenstadt 1854, 170, Nr. 2076. - ICHL 63, Nr. 308. - L E B L A N T , Inscriptions I, Nr. 362, Taf. 41, Fig. 246. - L.W. R A V E N E Z , Recherches sur les origines des églises de Reims, de Soissons et de Châlons. Paris 1857, 140, Fig. 1. - Wilhelm V I S C H E R , Kurzer Bericht über die für das Museum in Basel erworbene Schmid'sche Sammlung von Alterthümern aus Äugst. Basel 1858, 13, 25f. — J. B E C K E R , Literaturbericht, in: Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande 41 (1866) 155f. - Wilhelm W A C K E R N A G E L , Sprache und Sprachdenkmäler der Burgunden, in: Carl BINDING, Geschichte des burgundisch-romanischen Königreichs. Leipzig 1868, 345, 396. LÜTOLF, Die Glaubensboten der Schweiz, 232. - M E Y E R VON K N O N A U , Alamannische Denkmäler (1876) 70, Taf. 4, Nr. 6. - Johann Jakob BERNOULLI, Museum in Basel: Catalog für die antiquarische Abtheilung. Basel 1880, Nr. 638. - K R A U S , Die christlichen Inschriften I, Nr. 8. — CIS, 32f., Nr. 34, Taf. 1. - CIL XIII/2,1 Nr. 5309. - Theophil BURCKHARDT-BIEDERMANN, Die Kolonie Augusta Raurica, ihre Verfassung und ihr Territorium. Basel 1910, 32,91, Anm. 70-72. - Marius BESSON, Les premiers évêques de Bàie, in: ZSKG 12 (1918) 219. - Ernst W A H L E , Vorzeit am Oberrhein. Heidelberg 1937 (Neujahrsblätter der Badischen Historischen Kommission 19) 95, lOOf., Fig. 24. - Theodor S C H W E G L E R , Geschichte der Katholischen Kirche in der Schweiz, von den Anfängen bis auf die Gegenwart. Stans 2 1943 31. - Adolf R E I N L E , Die ältesten kirchlichen Denkmäler des Fricktales, in: Vom Jura zum Schwarzwald N.F. 23 (1948) 63. -
Rudolf 216. -
Neue Forschungen zur Schweiz in spätrömischer Zeit, in: Historia 4 (1955) DERS., Basel in römischer Zeit. Diss. phil. Basel. Basel 1955, 79, Anm. 5. - Rudolf L A U R - B E L A R T , Über die Colonia Raurica und den Ursprung von Basel. Basel 2 1959,82. — Rudolf F E L L M A N N , Die Romanen, in: RUFG 5 (1959) 10, 12, Taf. 3, Fig. 2. - Walter Christoph K O C H , Die Geschichte der Kirche von Äugst und Kaiseraugst. Liestal 1963,8. - Ludwig SCHMIDT, Die Westgermanen. Unter Mitwirkung von Hans ZEISS. Reprint München 1970, 312 (Hinweis). D I E H L , Nr. 3128 A. - MÖOSBRUGGER-LEU, Die Schweiz zur Merowingerzeit A, 55; B, Taf. 4, FELLMANN,
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Nr. 21. - Max MARTIN, Die Schweiz im Frühmittelalter. Vom Ende der Römerzeit bis zu Karl dem Grossen. Bern 1975, 64, Fig. 45. - DERS., Die Romanen, in: Ur- und frühgeschichtliche Archäologie der Schweiz, Bd. VI: Das Frühmittelalter. Basel 1979, 16f., Fig. 14. - Gerold WALSER, Römische Inschriften in der Schweiz, Teil II: Nordwest- und Nordschweiz. Bern 1980, 238f., Nr. 227. - Wolfgang MÜLLER, Archäologische Zeugnisse frühen Christentums zwischen Taunus und Alpenkamm, in: Helvetia archaeologica 17 (1986) 21, Fig. 35.
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12
STEINSARKOPHAG DES BISCHOFS R U D O L F
II. V O N
BASEL
1. H .
10.
JH
BASEL, Münster, Ostkrypta, in der Nische der mittleren Apsis. — Taf. 5, Fig. 15. Eine erste Abschrift wurde wahrscheinlich durch den Basler Domkaplan Nikiaus G E R U N G gen. vorgenommen, dessen Eintrag über Bischof Rudolf II. in der «Chronica episcoporum Basiliensium» (1475) sich grösstenteils mit dem Wortlaut der Inschrift auf dem Sarkophag deckt. G E R U N G gibt darüber hinaus irrtümlicherweise Kaiser Otto I. und Papst Benedikt III. als Zeitgenossen des Bischofs sowie als falsches Todesjahr das Jahr 956 an : Rudolfus episcopus a paganis occisus, tempore Ottonis prescripti et pape Benedicti III. anno domini 956. A. BERNOULLI, Des Kaplans Nikiaus Gerung genannt Blauenstein Chronik der Basler Bischöfe, 112. Erstveröffentlichung durch E.A. STÜCKELBERG im Jahre 1900 (Basel als Reliquienstätte, llf.). Der Sarkophag stand ursprünglich in der südlichen Altarnische der Ostkrypta. 1893 gelangte er in den Hof des Historischen Museums Basel. Von dort wurde er 1928 wieder ins Münster zurückgebracht und im nördlichen Querhausarm aufgestellt. 1963 entfernte man den Sarkophag von diesem Standort beim Kryptaeingang und deponierte ihn provisorisch im Kreuzgang, da im Chor der Krypta, in der Vierung und in den Querschiffen archäologische Bodenforschungen ausgeführt wurden, um eine Totalrestauration vorzubereiten. Vermutlich im Sommer 1975 kam das Grabmal an seine heutige Stelle. Frdl. Mitteilung vom 19.12.1980 von Herrn Andreas Theodor BECK, Münsterbaumeister. Zur Geschichte des Inschriftenträgers ausserdem C.H. B A E R , KDM BS I, 53; W.R. STAEHELIN, Jahresbericht, 1. BLAUENSTEIN
Der Steinsarkophag besteht aus zwei verschiedenen Materialien: aus einem trapezförmigen (30-43 χ 213 χ 40—60 cm) Trog aus graubeigem Kalkstein und einem aufgesetzten Deckel aus rötlichem Sandstein (12-15 χ 203-215 χ 45—58,5 cm). Eine der beiden Längsseiten des Troges ist durch eine eingeritzte Linienornamentik (Andreaskreuze zwischen jeweils zwei senkrecht verlaufenden Linien) verziert. Der Deckel, dessen Oberfläche uneben und mit zahlreichen Lädierungen versehen ist, wurde mehrfach überarbeitet und wahrscheinlich von einem grösseren Format auf die Masse des Sarkophages zurechtgestutzt. Die Chronologie der Veränderungen ist unklar. Frdl. Mitteilung von Dr. F. M A U R E R , Basel, Ende Aug. 1981. Inschrift: am oberen Ende des Deckels in einem Schriftfeld, dreizeilig zwischen vorgezogener Lineatur (zwei weitere Zeilen waren vorgezogen, blieben aber unbeschrieben), ziemlich schwach eingehauen und mit teils schwarzen, teils weissen Farbresten ausgefüllt. Schlechter Erhaltungszustand; Buchstabenhöhe 2,5—3,2 cm. RVODO[LF]VS EP(ISCOPV)S · À PAGANIS ÒCCISVS XIII · [K(A)L(ENDAS)] AVGVSTI; Bischof Rudolf, von den Heiden erschlagen am 13. Tag vor den Kaienden des August (20. Juli). 45
Schlanke bis vollschlanke Kapitalis mit schwachen Schwellungen bei den Rundbuchstaben und mässiger Dreiecksporenbildung an den Hasten- und Balkenenden. Worttrennung überwiegend nicht durchgeführt. Die Vertiefungen am Schluss von Ζ. 1 und Z. 3 nach EP(ISCOPV)S bzw. AVG VSTI, die mit weisser Farbe ausgefüllt sind, sowie in Z. 3 nach XIII könnten als Punkte in Zeilenmitte gedeutet werden. Waagrechter Abkürzungsbalken über dem Ρ von EP(ISCOPV)S; seit frühchristlicher Zeit belegt. T R A U B E , Nomina sacra, 245, 255. Bei dem sehr stark lädierten KL von K(A)L(ENDAS) ist kein Abkürzungszeichen erkennbar. — Bemerkenswerte Buchstabenformen: A mit oben annähernd spitz zulaufenden Hasten und nur noch teilweise erkennbarem, waagrechtem Querbalken. Bei der Präposition A ist die untere Hälfte weitgehend, beim zweiten A in PAGANIS die Rechtshaste grösstenteils zerstört. C langarmig (OCCISVS). D in RVODOLFVS nur noch in den unteren Partien erhalten. Der Buchstabe dürfte nicht allzu breit gewesen sein. E eckig, mit mittellangen Querbalken. F in RVODOLFVS zerstört. G jeweils rund, mit senkrecht aufsteigender Cauda, die in AVGVSTI in einem Dreiecksporn endet. Κ und L in K(A)L(ENDAS) weitgehend, L in RVODOLFVS vollständig zerstört. Ν mit rechts unten etwas vor dem Hastenende ansetzendem Schrägbalken (PAG ANIS). O oval. Ρ mit geschlossener Rundung, die in EP(ISCOPV)S etwa bis zur Buchstabenmitte, in PAGANIS etwas weniger weit hinuntergezogen ist. Vom R in RVODOLFVS ist nur noch die Linkshaste erhalten. Τ in AVGVSTI mit ziemlich breitem Deckbalken. V mit jeweils annähernd spitz zulaufendem Hasten, das zweite V in RVODOLFVS fast vollständig zerstört. X mit ungefähr in Buchstabenmitte liegendem Schnittpunkt. - Verwandte Schriftdenkmäler: MEC 1/2, Fig. 38,6: Rom, ca. 964 (Epitaph eines Kardinals Petrus); Fig. 38,7: Rom, 10. Jh. (Fragment einer Grabinschrift eines Unbekannten); Fig. 39,4: Rom, a. 890—920 (Epitaph einer Sergia und eines Bonifatius); Fig.39,6: Rom, a. 920 (Inschrift, mit der die Restauration eines Hauses durch eine Theodora festgehalten wird); II/l, Fig. 6,2: Mailand, a. 956 (Grabstein des Erzbischofs Adalmannus); G R A Y , The Paleography, Nr. 155: Mailand, a. 900 (Epitaph eines Abtes Petrus); Nr. 157: Mailand, a. 921-931 (Epitaph eines Priesters Dominicus); CIMAH I, Nr. 35f.: beide St-Maurice, 9. Jh. (Grabsteinfragment, Diaconus-Ziegel); Hermann FILLITZ, Das Mittelalter, Bd. I. Berlin 1969 (Propyläen Kunstgeschichte 5) Taf. 99: St. Gallen, um 900 (TuotiloTafel). SCHRIFT:
FORMULAR UND I N H A L T : Prosaische Grabinschrift mit einfachem Formular: Name und Stand des Verstorbenen, Todestag und -Ursache. 1-2 RVDOLFVS EPISCOPVS ... OCCISVS: ähnlich knappe Formulierungen ohne Angabe eines Jahresdatums begegnen in den Totenbüchern, etwa MG Necrol. I, 278 (Eintrag zum 10. August): Amalpreth..., Idolt diac., Uodolrih com. Alemanni ab Ungaris occisi sunt. Der Hinweis auf Mord, Totschlag und sonstige unnatürliche Todesursachen an und für sich kommt bereits in Inschriften der frühchristlichen Zeit vor. Carl Maria K A U F M A N N , Handbuch der altchristlichen Epigraphik. Freiburg i. Br. 1917, 153. Zum Schicksal von Bischof Rudolf siehe unter N A M E . 2 A PAGANIS: Als Bezeichnung für die Angehörigen nichtchristlicher Völkerschaften seit dem 4 . Jh. belegt. ThLL X/l, 8l,3ff.; Jacques Z E I L L E R , Paganus. Etude de terminologie historique. Freiburg/Schweiz 1917 (Collectanea Friburgensia N.F. Fasz. 17) 9f. u. 78f. 3 XIII KALENDAS AVGVSTI: Sterbedatum in Form der römischen Monatsdatierung. Diese Art von Zeitangabe ohne Jahreszahl begegnet bis zum 12. Jh. Aus dem frühen
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Mittelalter seien die folgenden Belege erwähnt: CIMAH I, Nr. 17: St-Maurice, 6. Jh. (Grabsteinfragment); Nr. 26: St-Maurice, 7.-Anfang 8. Jh. (Grabsteinfragment des Mönches ..defredus); Nr. 41: St-Maurice, 1 0 . / l l . J h . (Epitaph des Bischofs Vultcherius). RVODOLFVS: Germanischer Personenname, ab dem 5. Jh. ständig vorkommend. PN, 918f. Die Identifizierung von Bischof Rudolf und die Bestimmung seines Todesjahres bieten erhebliche Schwierigkeiten. Seit den Forschungen von B E R N O U L L I und S T Ü C K E L B E R G (siehe unten L I T E R A T U R ) wird angenommen, dass es sich um Rudolf II. handelt, der am 20. Juli 917 bei der Zerstörung Basels durch die Ungarn (a paganis) getötet worden ist. Rudolf I. kann nicht gemeint sein, da dieser laut dem Nekrolog der Reichenau (MG Necrol. I, 278) an einem 29. Juli starb. Der Name von Rudolf II. ist nur auf seinem Steinsarkophag überliefert. Darüber hinaus gibt es keine weitere Quelle, in der er in Verbindung mit dem Ungarn-Einfall erwähnt wird. In den z.T. beträchtlich voneinander differierenden mittelalterlichen Verzeichnissen der Basler Bischöfe wird er nicht aufgeführt. Helvetia sacra I / l , 167. NAME:
FÖRSTEMANN,
Die paläographischen Eigentümlichkeiten und der Inhalt rechtfertigen eine Datierung der Inschrift in die 1. Hälfte des 10. Jh., wohl bald nach dem Ereignis. DATIERUNG:
L I T E R A T U R : Ernst Alfred S T Ü C K E L B E R G , Basel als Reliquienstätte, in: Katholische Schweizerblätter 16 (1900) l l f . - DERS., Zur ältern Basler Bistumsgeschichte, in: ASG N.F. 9 (1902-05) 170-173, Fig. - August B E R N O U L L I , Zum ältesten Verzeichnis der Basler Bischöfe, in: BZGA 3 (1904) 62-64. - Denkmäler zur Basler Geschichte, hg. von Ernst Alfred S T Ü C K E L B E R G . Basel 1907, Vorwort, Fig. - August B E R N O U L L I , Des Kaplans Nikiaus Gerung genannt Blauenstein Chronik der Basler Bischöfe, in: Basler Chroniken 7 (1915) 112 und passim. - Eine Jahrtausenderinnerung, in: Basler Nachrichten, Nr. 363 vom 20.7.1917. — Ernst Alfred S T Ü C K E L B E R G , Inschriften des Frühmittelalters, in: ZSKG 17 (1923) 232. - DERS., Denkmäler des Königreichs Hochburgund vornehmlich in der Westschweiz. (888-1032), in: M A G Z 30, H. 1 (1925) 30, Fig. 17. - D E R S . , Das Münster zu Basel. Basel 3 1927,69-71, Fig. - Wilhelm Richard S T A E H E L I N , Jahresbericht, in: Freiwillige Basler Denkmalpflege 13 (1928) lf. - Casimir Hermann B A E R , K D M BS I, 53—55, Fig. 38. - Hans R E I N H A R D T , Das Basler Münster, hg. von der Münsterbaukommission. Basel Ί 9 6 1 , 10. - Peter R Ü C K , Die Urkunden der Bischöfe von Basel bis 1213. Diss. phil. Freiburg/Schweiz. Basel 1966 (Quellen und Forschungen zur Basler Geschichte 1) 28. - R E I N L E , Kunstgeschichte der Schweiz, 157. - Hans R E I N H A R D T , Der Anteil der Bischöfe am Basler Münsterbau, in: BZGA 70 (1970) 2, Anm. 15. - Das Basler Münster, hg. von der Münsterbaukommission und Photograph Peter H E M A N . Basel 1982, 140f., Fig.
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BRONZEBLECH AUS DER KIRCHE WIMMIS (BE)
10. JH.
BERN, Historisches Museum, Inv.-Nr. 38372 (z.Z. nicht auffindbar). - Taf. 5, Fig. 16. Fund am 1 0 . 8 . 1 9 6 2 während einer von Richard STROBEL, Regensburg, durchgeführten Ausgrabung, die anlässlich der Gesamtrestaurierung der Kirche von Wimmis vorgenommen wurde. Das Bronzeblech kam hinter dem Altar in der Füllerde unter einer Schicht von rotem Mörtelboden zum Vorschein. Richard STROBEL, Grabungsbericht, deponiert bei der Denkmalpflege des Kantons Bern, 1, 15 u. 17; DERS., Spuren in Wimmis bis ins 9. Jahrhundert, 11.; Hermann von F I S C H E R , Denkmalpflege im Kanton Bern 1 9 6 2 und 1 9 6 3 , 4 2 . Seit 1 9 6 3 im Historischen Museum Bern. Das Blech diente wohl ursprünglich als Beschläg auf einem Reliquienkästchen. Bronze; ursprünglich sehr wahrscheinlich rechteckiges (ca. 1 1 X 2,5 cm. Nach Richard STROBEL (Grabungsbericht, 17) Plättchen mit zahlreichen Lädierungen an den Rändern sowie Durchlöcherungen der Oberfläche. Insbesondere ist an den Breitseiten ziemlich viel von der ursprünglichen Substanz weggebrochen. Inschrift parallel zu den Längsseiten einzeilig mit Goldblatt eingerieben. Das genaue Ausmass an Textverlust ist unbekannt. Möglicherweise sind vor der Inschrift 1 - 3 Buchstaben ausgefallen, wenn dort eine Abkürzung für SANCTI stand. Nach ihr fand sich vielleicht noch die Genitivendung I.
[SANCTI ?] MARTIN[IP] Vollschlanke bis breite Mischschrift aus Kapitalis und Unziale, überwiegend ohne nähere Kennzeichnung der Hasten- und Balkenenden. A und M berühren sich unten. Im übrigen sind die Buchstaben voneinander getrennt. Bemerkenswerte Buchstabenformen: A mit annähernd gerader Links- und leicht durchgewellter Rechtshaste. Die rechte Haste länger als die linke. Ohne Querbalken. M mit schrägen Hasten. Der Mittelteil nur bis wenig oberhalb der Zeilenmitte hinabgezogen. Der untere Abschluss der Linkshaste zerstört. Ν mit eingerücktem Querbalken und quergestellten Abschlussstrichen. R mit nicht ganz geschlossener Rundung und durchgewellter Cauda. Τ unzial mit unten nach rechts umgebogener Haste. Deckbalken mittellang und leicht schräg. — Verwandte Schriftdenkmäler: Frauke STEENBOCK, Der kirchliche Prachteinband im frühen Mittelalter von den Anfängen bis zum Beginn der Gotik. Berlin 1965, Nr. 33, Fig. 49: Metz, 10. Jh.; CIMAH I, Nr. 45: Sitten, um a. 1000; Louis GRODECKI u.a., Die Zeit der Ottonen und Salier. München 1973, 89, Fig. 79: Rom, a. 972; 115, Fig. 105: Fulda, Ende 10. Jh.; 129, Fig. 119: Trier, um a. 980. SCHRIFT:
FORMULAR UND I N H A L T / N A M E : MARTINVS: Wohl der Name des hl. Martin von Tours, von dem eine oder mehrere Reliquien in dem verlorengegangenen Reliquienkästchen enthalten waren. Kästchenreliquiare sind in früh- und hochmittelalterlicher Zeit (10.-13. Jh.) sehr zahl-
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reich vertreten. Inschriften dieser Art kommen daher sehr oft vor. Joseph B R A U N , Die Reliquiare des christlichen Kultes und ihre Entwicklung. Freiburg i.Br. 1940,147, 686f. Die Kirche von Wimmis war einst dem hl. Martin geweiht. Hans J U C K E R , Die Fundmünzen aus der Kirche in Wimmis, 396f. Zur Ikonographie LCI VII, 572-579. D A T I E R U N G : Richard STROBEL (Grabungsbericht, 1 7 , 2 0 ) gelangte aufgrund seiner Grabungen zu dem Ergebnis, dass das Bronzeblech der ersten Bauperiode der Schlosskirche von Wimmis, d.h. dem 10. Jh. zugeordnet werden kann. Eine Datierung der Inschrift in diese Zeit ist von den Buchstabenformen her nicht ausgeschlossen.
Hans J U C K E R , Die Fundmünzen aus der Kirche in Wimmis, in: Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums in Bern 41/42 (1961/62) 396f. - Richard STROBEL, Spuren in Wimmis bis ins 9. Jahrhundert, in: Der Bund, Nr. 437 vom 14.10.1962, 11. - DERS., Die Ausgrabungen in der romanischen Schlosskirche zu Wimmis, in: Berner Oberländer Volkszeitung, Nr. 204 vom 19.10.1962. - Robert L . W Y S S und Margot SEIDENBERG, Sammlungsbericht und Zuwachsverzeichnis 1963/64 der Historischen Abteilung, in: Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums in Bern 43/44 (1963/64) 565. - Hermann von FISCHER, Denkmalpflege im Kanton Bern 1962 und 1963, in: Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde 27 (1965) 41f. LITERATUR:
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KREUZIGUNGSRELIEF VON HERZNACH (AG)
2. H. 10. JH.
LENZBURG (AG), Historisches Museum Schloss Lenzburg, Inv.-Nr. Κ 1479. - Taf. 6, Fig. 17. Provenienz und ursprüngliche Funktion des Kreuzigungsrefiefs sind ungeklärt. Zur Annahme von Basel als Herkunftsort Alban STÖCKLI, Über die Herkunft des Christusreliefs in Herznach, 1-7; REINLE, Kunstgeschichte der Schweiz, 212; François MAURER, Nachtrag, 738. Fund im Jahre 1904 bei Reparatur- und Umbauarbeiten in der Verenakapelle in Herznach (AG). Danach Aufbewahrung im Kantonalen Antiquarium Aarau. Seit der Einrichtung des Historischen Museums auf der Lenzburg Ende 1958/Anfang 1959 am heutigen Standort. Zum Fund A. G., Bericht über die Neuerwerbungen des Kantonalen Antiquariums in Aarau, 169f. Gelber Buntsandstein; quaderförmige (95 χ 50 χ 16—17 cm), an der Oberfläche rötlich gefärbte Platte mit Hauptbruchstelle unten und zahlreichen, z.T. auf Verwitterung zurückzuführenden Lädierungen an den Rändern und auf der Oberfläche. Im Zentrum des Reliefs Christus am Kreuz, nimbiert und mit einem die Lenden und Oberschenkel bedeckenden Tuch bekleidet, die Füsse auf einem Subpedaneum ruhend. Zu den Seiten des Gekreuzigten, jeweils unter dem Querbalken, je eine Männergestalt: vom Betrachter aus links ein Krieger mit einer Lanze (nach der Uberlieferung Longinus), rechts ein Schwamm- bzw. Ysopstengelträger (nach der Überlieferung Stephaton), beide mit vorgebeugten Knien. Die Gestalten teilweise auf die erhabene Einrahmung (Breite oben: 8,5 cm; unten 3,5 cm) übergreifend. Unterer Abschluss des Kreuzigungsreliefs weggeschlagen, die rechte Seitenfläche mit einem Riemengeflecht verziert. Zur Anordnung der Figuren folgende Vergleichsbeispiele: Adolf REINLE, Der Schatz des Münsters zu Säckingen, in: ΖΑΚ 10 (1948/49) 140-142, Taf. 65 (Buchdeckel aus der 2. H. des 10. Jh.); Victor H. ELBERN, Das erste Jahrtausend. Kultur und Kunst im werdenden Abendland an Rhein und Ruhr, Tafelband. Düsseldorf 1962, Fig. 337: Trier, a. 983-991 (Codex aureus Epternacensis). Zur Form der Gesichter C.H. BAER, KDM BS 1,60, Fig. 41 : Basel, 2. H. 10. Jh. (Figürliches Kapitell aus dem Steinenbachgässlein). Es lassen sich drei Gruppen von Inschriften unterscheiden: I.
auf dem breiteren, oberen Teil der Einrahmung einzeilig umlaufend, schwach bis mitteltief eingehauen; Buchstabenhöhe ca. 5 cm.
+ LAN(Kreuzbalken)DELOVS/EP(ISCOPV)S HOC OPVS/FIERI (Kreuzbalken)IUSSIT Bischof Landelous hat den Auftrag gegeben, dieses Werk herzustellen.
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II.
auf dem Kreuztitulus am oberen Abschluss der Darstellung einzeilig, schwach bis mitteltief eingehauen; Buchstabenhöhe bis ca. 5 cm.
IC XP Jesus Christus
III. auf dem schmaleren, unteren Teil der Einrahmung, hinter den Rücken der beiden Männergestalten einzeilig, schwach bis mitteltief eingehauen; Buchstabenhöhe ca. 2 cm. a) hinter dem Lanzenträger: [STJEFATON + b) hinter dem Schwamm- bzw. Ysopstengel-Träger: + LONGINUS + L[— Vollschlanke bis breite Kapitalis mit teils spitz endenden, teils mit mässig ausgeprägten Dreiecksporen versehenen Hasten und Balken. Eindringen einzelner unzialer Formen (E, G, H und U). Keine Worttrennung. Je ein gleichschenkliges Kreuz (Symbolinvokation) zu Beginn der Hauptinschrift (I), vor und nach dem Namen LONGINUS (III b) sowie nach STEFATON (III a). Keine Abkürzungszeichen bei EP(ISCOPV)S (I) und IC XP (II). EPS ist eine seit frühchristlicher Zeit anzutreffende Kontraktion. IC XP: Griechische Abkürzungsform für Jesus Christus, die im Mittelalter neben IC XC teilweise erhalten geblieben ist. T R A U B E , Nomina sacra, 153, 157ff. Ligatur: VS. - Bemerkenswerte Buchstabenformen: A trapezförmig und mit gebrochenem Querbalken; in LANDELOVS mit kurzem Deckbalken. In STEFATON ist die obere Hälfte von den Lädierungen erfasst. C langarmig. D in LANDELOVS mit oben und unten über die Hastenenden übergreifender Rundung. E einmal eckig (LANDELOVS), sonst unzial. Das E in LANDELOVS in den mittleren Partien zerstört, vom E in EP(ISCOPV)S sind nur noch Spuren der Rundung erkennbar. Beim E in STEFATON ist der Mittelbalken annähernd waagrecht, bei demjenigen von FIERI leicht schräg nach unten geneigt. F in FIERI mit etwas nach links zurückgeneigter Haste, beide Querbalken annähernd gleich lang. Beim F in STEFATON ist der mittlere Querbalken etwas kürzer als der obere. G mit tief und schwach eingerollter Cauda (LONGINUS). H unzial, mit hoch ansetzender, gekrümmter Rundung (HOC). L zu Beginn des Wortes LANDELOVS mit mittellangem, sonst mit kurzem Grundbalken, der z.T. nach links über das untere Hastenende übergreift. O rund. Ρ mit unten geöffneter Rundung (EP[ISCOPV]S, OPVS, IC XP). R ebenfalls mit offener Rundung und vor der Haste ansetzender, gerader Cauda (FIERI). S in der Breite variierend, in EP(ISCOPV)S ziemlich schmal und gedrängt wirkend. In OPVS mit etwas grösserer oberer, in EP(ISCOPV)S, IUSSIT und LONGINUS dagegen mit grösserer unterer Buchstabenhälfte. Das erste S in IUSSIT leicht schräg nach rückwärts geneigt. Τ mit ziemlich langem Deckbalken. U mit gerader Rechts- und gekrümmter Linkshaste, oben abgeschlossen. In IUSSIT Hasten sich oben schneidend, in LONGINUS oben rechts und links mit Sporenbildung. Beide U einem umgekehrten D ähnelnd. V in OPVS mit gekrümmten, unten annähernd spitz zulaufenden Hasten. - Verwandte Schriftdenkmäler: CIMAHI, Nr. 41: St-Maurice, 1 0 . - l l . J h . (Epitaph des Bischofs Vultcherius); SCHRIFT:
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Nr. 43: St-Maurice, 10.-11. Jh. (Epitaph-Fragment); DI XVI, Nr. 1 : Altlussheim, 10. Jh. (Grabstein des Abbo); G R A Y , The Paleography, Nr. 159, Taf. 20,2: Verona, a. 979 (Epitaph des Hubert); Nr. 144, Taf. 22,1: Rom, a. 972 (Epitaph des Papstes Johannes XIII); CIFM 1/1, Taf. 39, Fig. 79: Poitiers, 10. Jh. (Epitaph eines Akhard); Louis GRODECKI u.a., Le siècle de l'an mil. Paris 1973 (L'univers des formes 20) Nr. 85: Reichenau, um a. 980 (Egbert-Psalter); Nr. 129f.: Reichenau, Ende 10. Jh. (Evangeliar Ottos III.); Nr. 133: Reichenau, Ende 10. Jh. (Hohelied-Kommentar); Nr. 272: Mailand, letztes Drittel 10. Jh. (Elfenbeinplättchen mit Aufschrift Otto Imperator). FORMULAR UND I N H A L T :
I
LANDELOVS EPISCOPVS HOC OPVS FIERI IUSSIT: Stifter- oder Urheberinschrift mit Angabe von Name und Stand des Stifters. Die Formel fieri iussit ist inschriftlich seit der Antike anzutreffen, im 10. und 11. Jh. kommt sie wiederholt auf verschiedenartigsten Kunstgegenständen vor. MG Poet. V/2, 355, Nr. 3: Essen, 11. Jh. (Reliquienschrein des Marsus und der Lugtrudis) : Domina Matbildt me fieri iussit ; 369, Nr. 44 : Mailand, 10.-11. Jh. (Urneninschrift): Walpertus subdiaconusfieri iussit·, Julius B A U M , Die Malerei und Plastik des Mittelalters, Bd. II, 161 f. : St-Génis-des-Fontaines, um a. 1020 (Inschrift am Türsturz des Westportals der Kirche) : Anno videsimo quarto rennate Roberto rege Vvilielmusgracia dei aba ista opera fieri jussi[t].
II
IC XP: Kreuztitulus; siehe oben
SCHRIFT;
dazu allgemein LCI II, 648f.
III STEFATON, LONGINUS: Figurenbezeichnungen. Die Anordnung der Bezeichnungen a-b (STEFATON hinter dem Rücken des Lanzenträgers, LONGINUS hinter dem Krieger mit dem Ysopstengel) widersprechen der Überlieferung; wohl eine Verwechslung des Skulptors. Ein weiteres Beispiel für eine derartige seltene Verwechslung des Schwammträgers mit dem Centurio begegnet auf einem Fresko von Pürenli Seki (Kappadokien) aus der 2. Hälfte des 11. Jh. LCI II, 614. L—: Wegen des Fehlens des unteren Abschlusses des Reliefs unbestimmt. N A M E N : LANDELOVS: Zweigliedriger Personenname. Das erste Glied ist aus dem bekannten germanischen Namenselement land- 'Land' gebildet. Das zweite Glied unklar, da nicht sicher bestimmbar, inwieweit lateinisch. Frdl. Mitteilung der Professoren E. STUDER, Freiburg, und E. SEEBOLD, München. Die Namensform Landelaus wird von FÖRSTEMANN (PN, 1008) unter Landelach registriert. Es handelt sich bei ihr um ein Beispiel für seine an späterer Stelle (op. cit., 1062) gemachte Bemerkung, dass die Abgrenzung zwischen den Namenselementen -loh und -lac unscharf ist. Der in der Inschrift genannte Bischof Landelous von Basel ist ausser auf dem Herznacher Kreuzigungsrelief noch beim Annalista Saxo bezeugt. Laut dem Bericht des Annalisten war Landelous an Weihnachten des Jahres 960 bei der Übergabe der Reliquien des Mauritius und seiner Gefährten an Otto I. in Regensburg zugegen, wobei der König die Translation der Reliquien nach Magdeburg veranlasste. MG Script. VI, 615,36ff., 39, 42: A.d.i.961. Regnante piissimo rege Ottone, anno regni eius 25, presentibus ... episcopis ... Othelrico Augustensi ... Landelao Basiliensi, in vigilia nativitatis Domini corpus sancii Mauricii et quorundam
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sociorum eius defertur. Dazu Rudolf KÖPKE und Ernst D Ü M M L E R , Kaiser Otto der Grosse. Leipzig 1876 (Jahrbücher der deutschen Geschichte) 319f. - LONGINUS, STEFATON: Der Name Longinus begegnet in Verbindung mit der Kreuzigung Christi erstmals in den beiden Versionen der Pilatus-Akten. In der Rezension A (16,7), die sich am Johannesevangelium orientiert, bezeichnet Longinus den Soldaten, der die Seite Jesu mit der Lanze durchsticht (Jo 19,34), während mit dem Namen in der Rezension Β (11,1), welche die Berichte der Synoptiker wiederholt, der Hauptmann gemeint ist, der die Kreuzigung überwacht (Mk 15,39; Mt 27,54; Lk 23,47). Nach einer von Gregor von Nyssa bezeugten Überlieferung wurde der Hauptmann Longinus später Bischof in Kappadokien. M I G N E PG XLVI, 1061 D-1064 A. Aus zwei legendären griechischen Longinus-Martyrien geht hervor, dass dieser noch zur Zeit des Pilatus in Cäsarea in Kappadokien enthauptet worden ist. M I G N E PG XCIII, 1545-1560; M I G N E PG CXV, 32—44. In der volkstümlichen Weiterbildung der Legende werden der Krieger mit der Lanze und der Hauptmann zu einer Person vereinigt, wie an zahlreichen Darstellungen der Kreuzigung Jesu erkennbar wird. Für weitere Einzelheiten zur Person und zur Ikonographie LCI VII, 410f. (Longinus von Cäsarea, der Centurio); LThK VI, 1138 (Longinus). Im Unterschied zu dem Krieger mit der Lanze ist der Schwammträger weit weniger bekannt. Die Bezeichnung Stephaton für den Mann, der nach den Berichten der Evangelien Christus am Kreuz mit Essig erquickt (Mt 27,33f.; Mk 15,23 u. 36; Lk23,36;Jo 19,19), begegnet wiederholte Male auf Kunstgegenständen des 10. Jh. ; später verschwindet dieser Name wieder zugunsten der Bezeichnung Calpurnius. Zur Person Franz Xaver K R A U S , Geschichte der christlichen Kunst, Bd. II/l : Mittelalter. Freiburg i.Br. 1897,338; Konrad B U R D A C H , Der Gral. Forschungen über seinen Ursprung und seinen Zusammenhang mit der Longinuslegende. Stuttgart 1938, 247, 288. Eine Reihe von Merkmalen im Schriftcharakter spricht für eine Entstehung der Inschrift in der 2. Hälfte des 10. Jh. ; in diese Zeit fällt auch der Episkopat des Landelous. DATIERUNG:
A.G., Bericht über die Neuerwerbungen des Kantonalen Antiquariums in Aarau, in: ASA Ν.F. 6 (1904/05) 169f., Fig. 65f. - Ludwig G E R S T E R , Der Kruzifixus von Münchenwyler (Kt. Bern), in: Blätter für bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde 2 (1906) 7—9, Fig. - Denkmäler zur Basler Geschichte, hg. von Ernst Alfred STÜCKELBERG. Basel 1907, Nr. 6, Fig. — August GESSNER-SIEGFRIED, Katalog des Kantonalen Antiquariums in Aarau. Aarau 1912, 134, Nr. 1106, Taf. 21, Fig. 105. - Ernst Alfred STÜCKELBERG, Inschriften des Frühmittelalters, in: ZSKG 17 (1923) 232, Nr. 3. - DERS., Denkmäler des Königreichs Hochburgund vornehmlich in der Westschweiz. (888-1032), in: MAGZ 30, Η . 1 (1925) 30. -Julius B A U M , Die Malerei und Plastik des Mittelalters, Bd. II: Deutschland, Frankreich und Britannien. WildparkPotsdam 1930, 127, 134f., 163, Fig. Nr. 110. - Casimir Hermann B A E R , KDM BS I, 55-59, 62, Fig. 39f.; Nachdruck 1971 mit Nachtrag von François M A U R E R , 738. - Joseph G A N T N E R , Kunstgeschichte der Schweiz, Bd. I: Von den helvetisch-römischen Anfängen bis zum Ende des romanischen Stiles. Frauenfeld und Leipzig 1936, 97f., Fig. 67. - Rudolf K A U F M A N N , Die künstlerische Kultur von Basel, in: Basler Neujahrsblatt 118 (1940) 20, 52. - Lucien M A Z E N O D , L'art primitif en Suisse. Genf 1942, Fig. 46, Index. - Heribert R E I N E R S , Burgundisch-alemannische Plastik. Strassburg 1943, 43, Fig. 356. - Alban STÖCKLI, Über die Herkunft des Christusreliefs in Herznach, SA. aus: Vom Jura zum Schwarzwald 1/2 (1943) 1-7, Fig. - Hermann LITERATUR:
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HOLDEREGGER, Nachricht, in: Ζ Α Κ 6 (1944) 57. - Waldemar DEONNA, La sculpture suisse des origines à la fin du XVI e siècle. Basel 1946, 21f., 25, Fig. 8. - Georges GLOOR, Kultgeschichtlicher Grundriss der Brugger Landschaft vor der Reformation, in: Brugger Neujahrsblätter 61 (1951) 35f., Fig. - Henri FOCILLON, L'art des sculpteurs romans. Recherches sur l'histoire des formes. Paris 2 1964, 54, Anm. 2. — Peter FELDER, Pfarrkirche Herznach. Bern 1965 (Schweizerische Kunstführer Nr. 68) 10. - R E I N L E , Kunstgeschichte der Schweiz, 210-212, Fig. 223. François M A U R E R - K U H N , Romanische Kapitellplastik in der Schweiz. Diss. phil. Basel. Bern 1971 (Basler Studien zur Kunstgeschichte N.F. 11) 13, 274, Anm. 6.
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SILBERNE L A M I N A DES HEILIGEN URSUS
ENDE 10.-ANFANG 11. JH.
SOLOTHURN, St. Ursen-Kathedrale, Domschatz. - Taf. 6, Fig. 18. Fund am 6. April 1519 bei der Hirnschale des hl. Ursus im römischen Kindersarkophag der Flavia Severiana, nachdem der Sarkophag selbst am Tag zuvor beim Abbruch des alten Choraltares der St. Ursen-Kirche entdeckt worden war. Fundberichte: Staatsarchiv Solothurn, Stift St. Urs 137, 320 (Stiftsprotokoll vom April 1519); AB 1,6, Bd. 12 (Missiven 1515-1519) 430; Staatsarchiv Bern, Unnütze Papiere, Bd. 70, Nr. 105 (Brief an Rat und Schultheiss der Stadt Bern, abgesandt am Funddatum). Ungeklärt bzw. durch keinerlei Quelle überliefert ist, wann die Ursus-Reliquien und die Lamina in den Sarkophag hineingelegt wurden. Als mögliche Zeitpunkte der Weihe der frühromanischen St. Ursus-Kirche stellen Jakob AMIET (Das St. Ursus-Pfarrstift der Stadt Solothurn, 14f.) und Urban WINISTÖRFER (Der alte St. Ursus-Münster zu Solothurn, 5f.) die Jahre 1010, 1019 und 1048 zur Diskussion. Bruno W E B E R («Die Auffindung des heiligen Ursus», 264) nimmt an, dass zu dieser Zeit auch die Translation des FlaviaSeveriana-Sarkophages in die fertiggestellte Kirche erfolgte und die Lamina den Ursus-Reliquien als Authentik beigefügt wurde. Ursus-Reliquien und Lamina befinden sich seit 1627 in einer silbernen «Area», die der Zürcher Goldschmied Felix WERDER hergestellt hat. Silberblech; rechteckiges (2,65 χ 15,2 cm), dünnes Plättchen mit leicht abgerundeten Ecken und diversen, über das ganze Objekt verteilten gräulich-schwarzen Oxydationsstellen. Die Oberfläche infolge der Abnützung und der Anbringung der Inschrift etwas uneben (Dellen und Knicke). Inschrift der Breite nach in zwei Zeilen zwischen vorgezogener Lineatur etwas unregelmässig getrieben; Buchstabenhöhe 0,6-0,9 cm. CONDIT(VR) HOC S(AN)C(TV)S TVMVLO THEBAIDVS VRSVS In diesem Grab liegt der heilige Ursus, der Thebäer, begraben. Vollschlanke Kapitalis mit Hasten- und Balkenenden, die teils keilförmig abschliessen, teils mit Dreiecksporen versehen sind. Worttrennung nur in Ζ. 1 erkennbar. In Z. 2 sind die Buchstaben enger zusammengedrängt, da die Wörter länger sind und Abkürzungen fehlen. Abkürzungszeichen in Form eines waagrechten Balkens, der in der Mitte durch eine Ausbuchtung nach oben unterbrochen ist: schräg rechts über dem Τ von CONDIT(VR) sowie über dem C von S(AN)C(TV)S. Im 10. Jh. vereinzelt, im 11.-12. Jh. häufiger vorkommend. CIMAH I, Nr. 49. — Bemerkenswerte Buchstabenformen: A trapezförmig, mit kurzem Deck- und ohne Querbalken (THEBAIDVS). Β in demselben Wort mit grösserer oberer Rundung. Η in Majuskelform, in HOC wie bei den Abkürzungszeichen mit Querbalken, der in der Mitte eine Ausbuchtung nach oben besitzt. Am Übergang von der Spätantike zur Merowingerzeit vereinSCHRIFT:
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zeit, danach erst wieder im 1 1 . Jh. wiederholt anzutreffen. Carl PFAFF, Epigraphisches zur Basler Aposteltafel, in: BZGA 74 (1974) 76. In THEBAIDVS mit dünnen, leicht gekrümmten Querbalken. M in TVMVLO mit bis zur Grundlinie hinabgezogenem Mittelteil. O oval bis annähernd rund. R in VRSVS mit offener Rundung und gekrümmter Cauda. - Verwandte Schriftdenkmäler: Hermann SCHNITZLER, Rheinische Schatzkammer, Bd. I. Düsseldorf 1957, Fig. 76, 86: Fulda, um a. 1020 (Pala d'Oro im Aachener Dom); Theodor RENSING, Die Himmelfahrt Heinrichs II. auf dem Borghorster Kreuz, in: Westfalen 47 (1969) 112f., 115, 117, Fig. 34-37: Essen?, a. 1020-1030 (Borghorster Kreuz); Frauke STEENBOCK, Der kirchliche Prachteinband im frühen Mittelalter von den Anfängen bis zum Beginn der Gotik. Berlin 1965, Kat.-Nr. 54, Fig. 77: Reichenau od. Fulda?, Ende 10.-2. Viertel 11. Jh. (Einband des Poussay-Evangelistars); CIMAH I, Nr. 45: Sitten, um a. 1000 (Buchdeckel). SPRACHE UND FORM:
Leoninischer Hexameter.
Obwohl der Inschriftenträger weder ein Grabstein noch ein Epitaph ist, handelt es sich beim vorliegenden Text um eine Grabinschrift mit einfachem Formular: kurze Eingangsformel, Name des Bestatteten und dessen Zugehörigkeit zur Thebäischen Legion. Die Wortgruppe conditur (hoc) tumulo ist bereits seit frühchristlicher Zeit anzutreffen. Dazu DIEHL III, 500. Zur Bezeichnung «Thebäische Legion» sowie zur Überlieferung ihres Martyriums LThK X, 14 (Thebäische Legion). Nach Ansicht von Prof. Hans Rudolf SENNHAUSER, Zurzach, stellt der Text möglicherweise eine Sarkophag-Inschrift dar, die auf das Reliquiar übertragen worden ist. Frdl. Mitteilung von Herrn Dr. Benno SCHUBIGER, Kantonale Denkmalpflege Solothurn, vom Dezember 1987. In ottonischer und salischer Zeit (10.-11. Jh.) kommen wiederholt die Formulierungen conditur hoc tumulo und clauditur hoc tumulo vor. Robert FAVREAU, Les inscriptions médiévales. Turnhout 1979 (Typologie des sources du Moyen Age Occidental 35) 43: Cluny, 11. Jh.: clauditur hoc tumulo vir magnus nomine Guido-, DI XI, Nr. 3: Merseburg, a. 1080 (Grabplatte des Königs Rudolf von Rheinfelden) : Rex hoc Rudolfus patrum pro legeperemptusplorandus merito conditur in tumulo·, MG Poet. V/2, 329, Nr. 96: St. Gallen, o.D. (Grabinschrift des Notker Balbulus): Ecce decuspatriae Notkerus, dogma sophiae, ut mortalis homo conditur hoc tumulo. Auf Reliquiaren bzw. als Beischrift zu Reliquien ist das Formular allerdings selten belegt. KRAUS, Die christlichen Inschriften II, Nr. 488 : Aachen, Ende 10.—Anfang 11. Jh. ? (Bronzetafel am Reliquienkasten der hl. Corona): Clauditur hoc tumulo mártir Corona benigna. FORMULAR UND INHALT:
VRSVS: Der neben Viktor vor allem in Solothurn verehrte Heilige soll der legendären Thebäischen Legion angehört haben, von welcher der grösste Teil zur Zeit der Christenverfolgungen, die während der Regentschaft der beiden römischen Kaiser Diokletian und Maximian stattfanden, in Acaunum (St-Maurice) den Märtyrertod fand. Über dieses Martyrium berichtet Eucherius von Lyon in der «Passio Acaunensium Martyrum» (hg. von Bruno KRUSCH, in: MG Script, rer. Mer. III, 32-41). Ausführliche Untersuchungen dazu von Denis VAN BERCHEM, Le martyre de la Légion Thébaine. Essai sur la formation d'une légende. Basel 1956; Jean-Marie THEURILLAT, L'Abbaye de St-Maurice d'Agaune des origines à la réforme canoniale, 515-830 env., in: Vallesia 9 (1954) 1-128, bes. 11-20. Ursus und Viktor gelang es, dem Massaker von Acaunum zu entgehen und mit einer Anzahl Gefährten nach dem Kastell Solothurn zu flüchten. Dort wurden sie an einem 30. September (vielleicht des Jahres 302) NAME:
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hingerichtet. Ihr Martyrium ist in einer weiteren Legende, der «Passio s. Victoris et Ursi», die aus dem 9. oder 10. Jh. stammt, überliefert. Abdruck bei LÜTOLF, Die Glaubensboten der Schweiz, 172-176. Zur Entstehung und zum Fortleben des Ursus-Kultes in Solothurn Rudolf PFISTER, Kirchengeschichte der Schweiz, Bd. I: Von den Anfängen bis zum Ausgang des Mittelalters. Zürich 1964, 23, 153. Die Schrift, die Versform und das Formular verweisen die Inschrift in das Ende des 10. oder den Beginn des 11. Jh.
DATIERUNG:
Johannes STUMPF, Gemeiner loblicher Eydgnoschafft Stetten, Landen und Völckeren Chronickwirdiger thaaten beschreybung, Bd. II. Zürich 1548, f. 244v. — Sebastian M Ü N S T E R , Cosmographey oder beschreibung aller Laender, Herrschafften, fürnemmsten Stetten ... jetzunder aber bis auff das M.D.LXVII. jar... gemehret. Basel 1578 ?, 540. - Franz G U I L L I M A N N , De rebus Helvetiorum, sive antiquitatum libri V. Freiburg/Schweiz 1598, 378. - Generosa pro fide Christi passio ... sanctorum Ursi, Victoris ac sociorum militum et martyrum Thebaeorum. Freiburg/Schweiz 1641, o.S. (Epilogus ad lectorem). - J o h a n n Wilhelm GOTTHARD, CatholischSolothurnisches Magnificat. Freiburg/Schweiz 1644, 80—88. Franz H A F F N E R , Der klein Solothurner allgemeine Schaw-Platz Historischer Geist- auch Weltlicher vornembsten Geschichten und Händlen, Teil II. Solothurn 1666,206b. Caspar L A N G , Historisch-theologischer Grund-Riss der alt- und jeweiligen christlichen Welt, Teil I. Einsiedeln 1692, 988. - Aegidius T S C H U D I , Gallia cornata. Konstanz 1758, 165. - Acta SS Sept. VIII, 270f., Fig. 2. - Vier antiquarische Anfragen, in: Solothurnisches Wochenblatt N.F. 1 (1810) 208. - Johann Babtist BROSI, Über einige altrömische Steininschriften, in: Wochenblatt für Freunde der vaterländischen Geschichte 2 (1846) 58. - Urban WINISTÖRFER, Der alte St. Ursus-Münster zu Solothurn, in: Neujahrsblatt des Kunstvereins von Solothurn 3 (1855) 13. — LÜTOLF, Die Glaubensboten der Schweiz, 164f., 167, 179, Fig. - J a k o b A M I E T , Das St. Ursus-Pfarrstift der Stadt Solothurn, Bd. I. Solothurn 1878, 15ff. - Johann Rudolf R A H N , Die mittelalterlichen Kunstdenkmäler des Cantons Solothurn. Zürich 1893 (Beilage zu ASA 26 [1893] Nr. 2ff.) 199f. - Bruno K R U S C H , Einleitung zur «Passio Acaunensium Martyrum», in: MG Script, rer. Mer. III, 31. - Ernst Alfred STÜCKELBERG, Reliquien und Reliquiare, in: MAGZ24, H. 2 (1896) 74. - D E R S . , Geschichte der Reliquien in der Schweiz, Bd. I. Zürich 1902, 89f., Nr. 458; Bd. II. Basel 1908, 5. - D E R S . , Archäologische Exkursionen. Praktische Winke. Basel 1905, 15, Fig. - Hans M O R G E N T H A L E R , Meister Bernhard Bauernfeind, der Bildhauer von Solothurn, in: ASA N.F. 22 (1920) 262f. Ernst Alfred STÜCKELBERG, Inschriften des Frühmittelalters, in: ZSKG 17 (1923) 233. - D E R S , Denkmäler des Königreichs Hochburgund, vornehmlich in der Westschweiz. (888—1032), in: MAGZ 30, H. 1 (1925) 30f., Fig. 18. - Friedrich S C H W E N D I M A N N , St. Ursen. Kathedrale des Bistums Basel und Pfarrkirche von Solothurn. Solothurn 1928, 443-445, Fig. 159. - D E R S . , Führer durch die Kathedral- und Pfarrkirche St. Ursen. Solothurn o. ]., 31—33, Fig. - DERS., Die Schatzkammer der Sankt-Ursen-Kirche in Solothurn. Solothurn 2 1935, 14. - Bruno A M I E T , Anlage und Wachstum der Stadt Solothurn im Früh-und Hochmittelalter, in: Festschrift Eugen TATARINOFF. Solothurn 1938, 88. - D E R S . , Solothurnische Geschichte, Bd. I: Stadt und Kanton Solothurn von der Urgeschichte bis zum Ausgang des Mittelalters. Solothurn 1952, 171. Konrad G L U T Z VON BLOTZHEIM, Das Lapidarium im Kreuzgang zu Jesuitern in Solothurn. Solothurn 1954,25-27. - DERS., Das neue Lapidarium von Solothurn, in: Ur-Schweiz 18 (1954) LITERATUR:
57
66. — DERS., Ein interessanter Fund aus dem römischen Salodurum, in: Jurablätter 17 (1955) 73-77. - MOOSBRUGGER-LEU, Die Schweiz zur Merowingerzeit B , 53. - Mane H E R I N G - M I T G A U , Domschatz St.-Ursen-Kathedrale in Solothurn. Basel 1972 (Schweizerische Kunstführer Nr. 126) 7, Nr. 17. - Bruno W E B E R , «Die Auffindung des heiligen Ursus». Ein unbekannt gebliebener Holzschnitt von Urs Graf (1519), in: ΖΑΚ 34 (1977) 262, 264-266, 274, Anm. 76, Fig. 4.
58
16
GOLDENE ALTARTAFEL
1. VIERTEL 11. JH.
PARIS, Musée de Cluny, Inv.-Nr. 4988,178. - Taf. 7, Fig. 19. Erste Erwähnungen der Goldenen Altartafel finden sich in den Grösseren Basler Annalen und im Brevier Friedrichs ze Rhin ( P F A F F , Kaiser Heinrich II., 43), früheste Beschreibungen einiger Details bei Beatus R H E N A N U S (Rerum Germanicarum libri tres. Basel 1531, 140) und Christian WURSTISEN (Epitome historiae Basiliensis. Basel 1577, 72f.). Der Entstehungsort der Tafel ist bis heute unbekannt. Bislang wurden dafür folgende Orte in Betracht gezogen: Reichenau, Regensburg, Bamberg, Fulda, Lothringen, Mittelrhein-Gegend, Mittelmeer-Gebiet. BUDDENSIEG, Die Basler Altartafel Heinrichs II., 133—137; W O L L A S C H , Bemerkungen zur Goldenen Altartafel von Basel, 383f.; G A U S S , Zur Bestimmung und Herkunft der Basler Goldenen Altartafel, Iff. Ebenfalls unterschiedliche Meinungen bestehen über den ursprünglichen Bestimmungsort der Tafel. Dieser ist mit aller Wahrscheinlichkeit nicht das Basler Münster gewesen, da die Bischofskirche der Gottesmutter, Johannes dem Täufer und den Aposteln geweiht war. Von der Ikonographie und dem geistigen Gehalt der Tafel aus gesehen, kann am ehesten an irgendein Benediktinerkloster gedacht werden. P F A F F , Kaiser Heinrich II., 54f.; W O L L A S C H , Bemerkungen zur Goldenen Altartafel von Basel, 386. GAUSS (Zur Bestimmung und Herkunft der Basler Goldenen Altartafel, 9) stellt die Hypothese auf, die Tafel sei ursprünglich als Geschenk für die Gründerabtei der Benediktiner, Monte Cassino, vorgesehen gewesen. Später ist die Tafel bei einem nicht genauer zu bestimmenden Anlass als Geschenk nach Basel gelangt. HAEFELE (Die metrische Inschrift auf der Altartafel Heinrichs II., 34, Anm. 35) lässt die Frage offen, ob die Übergabe durch Heinrich II. oder Heinrich III. erfolgte. Er deutet - darauf aufmerksam gemacht durch Hans Georg WACKERNAGEL — die Notiz des Beatus R H E N A N U S lamina illa aurea ligneae tabulae adhaerens ... qua ipse privatim in larario suo quum viveret usus est (Rerum Germanicarum libri tres, 140) dahingehend, dass Heinrich II. die Altartafel zeit seines Lebens in seiner Hauskapelle verwendet habe und sie möglicherweise erst durch Heinrich III. nach Basel gebracht worden sei. Vgl. hierzu ferner R E I N H A R D T , Bemerkungen zur Goldenen Altartafel, 36—38. Im späteren Mittelalter wurde die Altartafel in der Sakristei des Münsters aufbewahrt und lediglich an Basels höchsten Kirchenfesten (in Festo natali, Pascae, Pentecostes, Corporis Christi, Henrici imperatoris, Assumptionis Mariae, in dedicatione omnium Sanctorum. BURCKHARDT, KDM BS II, 18, Anm. 2, 43, Anm. 1) sowie bei besonderen Anlässen dem Altar als Antependium vorgestellt, später als Retabel aufgesetzt. Seit der Reformation verblieb sie bis 1827 ständig in der Sakristei. BURCKHARDT, KDM BS II, 43; P F A F F , Kaiser Heinrich II., 43f. In jenem Jahr gelangte die Tafel mit dem übrigen Münsterschatz ins Basler Rathaus. Nach der Trennung von Basel-Stadt und -Land wurde die Altartafel 1834, nachdem sie von der Verteilung des Münsterschatzes in drei Lose ausgeschieden worden war, von Basel-Land abgekauft. Am 23. Mai 1836 erfolgte die Versteigerung der Tafel in Liestal. Ein Basler Goldschmied erwarb sie, jedoch nicht in der Absicht, sie für die Vaterstadt zu retten. 1838 gelangte die Tafel in den Besitz von Oberst Victor Theubet in Pruntrut. Dieser versuchte zwischen 1838 und 1852, Fürsten bzw. Kunstfreunde in Mailand, London, Berlin, Paris und Spanien zu einem Kauf zu bewegen. Im Sommer 1852 wurde die Tafel endlich nach zweijährigen Verhandlungen im Musée de Cluny in Paris ausgestellt. Der Ankauf für Fr. 50Ό00.- geschah allerdings erst am 10. Juni 1854. BURCKHARDT, K D M B S I I , 2 4 , 4 3 f .
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Goldblech über Eichenholz; rechteckiges (120 χ 177,5 χ ? cm) Antependium mit stark vorspringendem Rahmen oben und unten. Die Hauptfläche ist durch eine geschlossene Reihe von Arkaden in fünf Figurenfelder gegliedert, welche durch Säulen voneinander getrennt bzw. eingefasst werden, deren Schäfte jeweils in der Mitte mit einem Ring versehen und oben von einem Würfelkapitell gekrönt sind. Unter den Arkaden fünf auf Erdschollen stehende Gestalten, alle mit durch Edelsteine verzierte Nimben. In der Mitte Christus als Zentralfigur, etwas grösser als die übrigen Gestalten, die Rechte zum Segen erhoben, in der Linken die Weltkugel haltend, zu seinen Füssen die kleinen Stifterfiguren in Proskynese. Unter den Bögen links von Christus die Erzengel Gabriel und Raphael, beide mit einem Stab in der rechten Hand. Auf der anderen Seite der Erzengel Michael, wie Christus eine Weltkugel tragend, mit der linken Hand einen bewimpelten Speer fassend, und der hl. Benedikt, im Gegensatz zu den Engeln beschuht, mit Abtsstab und Buch. In den Bogenzwickeln vier Rundmedaillons mit den Büsten von gekrönten und nimbierten Tugenden. Die übrigen Flächen der Tafel sind mit Rankenwerk (Blatt- und Tierornamentik) geschmückt. Es lassen sich vier Inschriftengruppen unterscheiden: I.
auf den Leisten über und unter dem Figurenfeld: a) + QVIS SICVT HEL FORTIS MEDICVS SOTER BENEDICTVS Wer ist wie Gott, der Starke, der Arzt, der Retter, der Heilige? b) + PROSPICE TERRIGENAS CLEMENS MEDIATOR VSIAS Schaue, barmherziger Mittler, in Huld auf die irdischen Wesen.
II.
auf den Arkadenbögen über den einzelnen Figuren: a) REX REGVM ET D(OMI)N(V)S DOMINANTIV(M) König der Könige und Herr der Herren. b) S(AN)C(TV)S BENEDICTVS ABB(AS) c) + S(AN)C(TV)S MICHAEL d) S(AN)C(TV)S GABRIEL e) S(AN)C(TV)S RAFAEL
III. auf den vier Medaillons mit den Büsten der Tugenden: a) PR(V)D(EN)C(IA)
Klugheit
b) I(V)ST(I)C(IA)
Gerechtigkeit
c) T(E)MP(E)R(ANCIA)
Massigkeit
d) F(0)RT(I)T(VD0)
Tapferkeit
IV. Christogramm auf der Weltkugel in der linken Hand Christi: 60
SCHRIFT:
I.
Breite, ziemlich regelmässige Kapitalis, teilweise mit Dreiecksporen an den Hasten- und Balkenenden sowie schwachen Schwellungen an den Rundungen. Worttrennung nur zum Teil erkennbar. Ligaturen: ME, NE und TE, alle seit der Antike anzutreffen. Symbolinvokation in Form eines lateinischen Kreuzes jeweils zu Beginn der Zeile. — Bemerkenswerte Buchstabenformen: A mit waagrechtem Querbalken, dicker Rechtshaste und kurzem, in Linksrichtung verlaufendem Deckbalken. Oben leicht trapezförmig geöffnet. Β mit grösserer unterer Rundung. E zweimal mit kurzen (HEL, TE in TERRIGENAS), sonst mit mittellangen, sich gegen das Ende hin verbreiternden Querbalken. G eckig, mit geknickter, eingerollter, schräg nach rechts unten endender Cauda. M mit senkrechten Hasten, Mittelteil einmal nur bis zur Buchstabenmitte (ME in CLEMENS), sonst um weniges bis in die untere Buchstabenhälfte herabgezogen. O rund. Q ebenfalls rund, mit kurzer, stummelartiger, nur wenig unter die Grundlinie führender Cauda. R mit geschlossener Rundung, Cauda vor der Haste ansetzend, durchgewellt, teilweise über der Grundlinie endend (MEDIATOR). S einmal kleiner und schmaler als die übrigen Buchstaben (MEDICVS), im übrigen zur Mitte hin und z.T. in den Bögen anschwellend, stets mit Abschlusssporen versehen. Τ einmal mit kurzem (MEDIATOR), sonst mit mittellangem, waagrechtem Deckbalken. V wie S einmal kleiner als die übrigen Buchstaben (BENEDICTVS), sonst Hasten zur Grundlinie hin sich verjüngend, unten ziemlich spitz zulaufend, linke Haste dicker als die rechte. - Verwandte Schriftdenkmäler: Percy Ernst S C H R A M M und Florentine M Ü T H E R I C H , Denkmale der deutschen Könige und Kaiser, 164, Nr. 134: Westdeutschland, 1014-24 (Heinrichsportatile); Adolph GOLDSCHMIDT, Die Elfenbeinskulpturen aus der Zeit der karolingischen und sächsischen Kaiser. VIII.-XI. Jahrhundert, Bd. II. Berlin 1918, Taf. 15: Lüttich, 971-1008 (Majestas Domini mit Bischof Notker); Louis GRODECKI u.a., Die Zeit der Ottonen und Salier. München 1973, Fig. 108: Reichenau, Ende 10. Jh. (Heilung des Wassersüchtigen); Fig. 172f.: Echternach, 1043-46 (Codex aureus von Speyer).
II.
Grundsätzlich wie I. An Ergänzungen bzw. Unterschieden sind hervorzuheben: Teilweise recht grosse Abstände zwischen den Buchstaben. Abkürzungszeichen in Form eines waagrechten Balkens zwischen zwei Buchstaben in Zeilenmitte (S[AN]C[TV]S), am Wortende in Zeilenmitte (DOMINANTIV[M], ABB[AS]) sowie zwischen zwei Buchstaben oben (D[OMI]N[V]S). Worttrennung im wesentlichen durchgeführt. Symbolinvokation in Form eines lateinischen Kreuzes vor S(AN)C(TV)S MICHAEL. G in REGVM eckig, mit senkrecht endender Cauda, in GABRIEL rund, Oberteil nicht ganz hochgezogen, Cauda ebenfalls senkrecht endend. - Verwandte Schriftdenkmäler: Hermann S C H N I T Z L E R , Rheinische Schatzkammer, Bd. I. Düsseldorf 1957, Taf. 76, 86: Fulda, um 1020; Louis GRODECKI u.a., Die Zeit der Ottonen und Salier, Fig. 291: Fulda (?), 1. Viertel 11. Jh.
III. Grundsätzlich wie I und II. Ergänzend ist zu erwähnen: Abkürzungszeichen in der während des gesamten Mittelalters üblichen Form des waagrechten Balkens über den Wörtern. C in PR(V)D(EN)C(IA) eckig, in I(V)ST(I)C(IA) hingegen rund. IV. Typus «X von Ρ durchzogen, mit Alpha links und Minuskelomega rechts», seit dem 4. Jh. vorkommend. CIMAH I, Nr. 1 ; II, passim. A und Minuskelomega in Höhe des Bogens des 61
Rho. A mit geknicktem Querbalken und kurzer, ganz wenig nach links gezogener Deckplatte. Rho mit sehr weit herabreichender Linkshaste. Chi unterhalb von A und Minuske Iomega. Inschrift I ist in zwei leoninischen Hexametern abgefasst, wobei der Binnenreim des ersten Verses (medicus/benedictus) durch die Voranstellung von fortis um einen Takt verschoben ist. H A E F E L E , Die metrische Inschrift auf der Altartafel Heinrichs II., 28. S P R A C H E UND F O R M :
FORMULAR UND I N H A L T :
I
Poetische Inschrift, bestehend aus einem Lob der Grösse Gottes bzw. Christi, das zugleich eine Beschreibung der bildlichen Darstellung ist (a), und einem gebetsartigen Anruf (b). a QVIS SICVT HEL FORTIS MEDICVS SOTER BENEDICTVS: Die Eingangsfrage und die nachfolgenden Epitheta Gottes ergeben zusammen eine vollständige, mit der ikonographischen Abfolge jedoch nicht übereinstimmende Aufzählung der dargestellten Personen, und zwar steht QVIS SICVT HEL für Michael, FORTIS für Gabriel und MEDICVS für Raphael; SOTER bezieht sich auf Christus als Zentralfigur und BENEDICTVS auf den hl. Benedikt von Nursia. Die hier vorkommenden Epitheta Gottes stammen alle aus der biblisch-patristischen Tradition und sind auch im Mittelalter gebräuchlich. Dasselbe gilt für die etymologisierende Umschreibung der hebräischen Engelnamen; sie geht auf Hieronymus zurück und steht am ausführlichsten bei H I E R , in Dan. 8,16 (CCSL LXXV A, 857f.) und ISID. etym. 7,5,10ff., in kürzerer Form z.B. bei E U C H E R . instr. 2,1 (CSEL XXXI, 140: Michaelquis sicut Deus, Gabrielfortitudo Dei, Raphael medicina Dei) und G R E G . M . in euang. 34,9 ( M I G N E PL LXXVI, 1251 A). Beispiele aus dem Mittelalter bei HAEFELE und in den folgenden Einzelbeme rkungeη : QVIS SICVT HEL: Die geläufige Form ist Quis (sic)ut Deus, sowohl im biblischen Sprachgebrauch (z.B. Ps 112,5) als auch für den Erzengel Michael. Vgl. (neben den zitierten Stellen aus der patristischen Tradition) z.B. S Y L L . Sangall. 15,7 (MG Poet. IV, 326): summç, sedis minister, Quis-ut-Deus Michahel. Hebräisches hei ist in diesem Zusammenhang ungewöhnlich (und im Belegmaterial des ThLL und des MLWohne Parallele), doch sonst ist hei im Mittelalter u.a. aus Mt 27,46 und ISID. etym. 7,6,9 als Gottesname und aus H I E R , epist. 25,2 (CSEL LIV, 219) auch mit der Erklärung fortis bekannt und belegt, z.B. C H R I S T . STABUL. in Matth. 56 ( M I G N E PL CVI, 1492 B): El... primum nomen est de decern nominibus, quibus Deus appellatur apud Iudaeos, et invenitur in nominibus Hebraeorum in fine, ut Michael, Gabriel, Raphael. Dicitur autem Graece ισχυρός id est fortis. FORTIS: Als Epitheton Gottes biblisch und patristisch gut bezeugt (ThLL VI/1, 1149,44ff.) und auch im Mittelalter gebräuchlich, z.B. W A L A H F R . carm. 25,11 (MG Poet. II, 380): fortis et ipse Deus. Mit Bezug auf den Engel Gabriel z.B. H R A B A N . carm. 53,14 (MG Poet. II, 217): Michael ...et Gabriel fortis et Raphael medicus. MEDICVS: Bezogen auf Gott bzw. Christus antik (ThLL VIII, 55,31ff.) und mittelalterlich (Novum Glossarium mediae latinitatis, M, 299,45ff.) häufig. Vgl. dazu auch Karl H A U C K , Gott als Arzt, in: Text und Bild. Aspekte des Zusammenwirkens zweier Künste in Mit-
62
telalter und früher Neuzeit, hg. von Christel MEIER und Uwe RUBERG. Wiesbaden 1980, 19-62. Für den Bezug auf den Engel Raphael vgl. HRABAN. carm. 53,14 (MG Poet. I I , 2 1 7 ) und die Belege im Novum Glossarium mediae latinitatis, M, 299,42ff. SOTER: Während σωτήρ auch im Sprachgebrauch der Septuaginta und der griechischen Patristik seine allgemeinere Bedeutung bewahrt hat (vgl. z.B. G.W.H. LAMPE, A Patristic Greek Lexicon. Oxford 1961, 1368f.), ist soter in der lateinischen Tradition so gut wie immer auf Christus bezogen (vgl. das ΙΧΘΥΣ -Akrostichon AUG. civ. 18,23 oder ISID. etym. 7,2,7: Iesus Hebraice, Graece σωτήρ, Latine autem salutarti sive salvator interpretatur) und vorwiegend in der Dichtung gebräuchlich, z.B. CARM. libr. II 27,1 (MG Poet. IV, 1067): omnipotens Mesia soter. BENEDICTVS heisst, von Gott gesagt, '(heilig)gepriesen' bzw. 'der Hochgelobte' (vgl. ThLL II, 1867,57ff.; MLW I, 1418,68ff.), vom hl. Benedikt jedoch '(durch die Gnade) geheiligt' bzw. 'der Gesegnete' (vgl. GREG. M. dial. 2 praef. \\gratia Benedictus et nomine). b PROSPICE TERRIGENAS CLEMENS MEDIATOR VSIAS: Zur Interpretation vgl. Karl STRECKER, MG Poet. V, 365, Anm.; unzutreffend HAEFELE, Die metrische Inschrift auf der Altartafel Heinrichs II., 29ff. TERRIGENAS ist, wie schon die Bindung durch den Reim nahelegt, adjektivische Bestimmung zu VSIAS. VSIAS ist Akkusativ Plural (nicht griech. Genitiv Singular). Für die Bedeutung ('Wesen') vgl. Sextus Amaricus, serm. 3,323 (MG Quellen zur Geistesgeschichte des Mittelalters VI, 140): dominantum summits usias. MEDIATOR: Vgl. 1 Tim. 2,5: mediator Dei et hominum homo Christus Iesus. II
Figurenbezeichnungen. a REX REGVM ET DOMINVS DOMINANTIVM : Zu diesem christologischen Titel vgl. 1 Tim 6,15; Apk 19,16. Zur Ikonographie der Erzengel, Benedikts und Christi vgl. LCI I, 355-454, bes. 399-414, 674-681; V, 351-364.
III Zu den vier Kardinaltugenden vgl. Sibylle M Ä H L , Quadriga virtutum. Die Kardinaltugenden in der Geistesgeschichte der Karolingerzeit. Köln-Wien 1969 (Beihefte zum Archiv für Kulturgeschichte 9); zur Ikonographie LCI IV, 364—380. IV Christusmonogramm, seit altchristlicher Zeit vorkommend. CIMAH I, Nr. 1 ; II, Nr. 1 II, 4f., 8f.; LCI I, 456-458; RDK III, 707-720; Percy Ernst SCHRAMM, Sphaira. Globus. Reichsapfel. Stuttgart 1958, 65, 73, 193, Taf. 27, Fig. 54 e. A-Ω: Vgl. Apk 1,8, 21,6, 22,13. DATIERUNG:
Die Datierung der Goldenen Altartafel in das 1. Viertel des 11. Jh. ist nicht
umstritten. Wilhelm WACKERNAGEL, Die goldene Altartafel von Basel. Basel 1 8 5 7 (Mittheilungen der Gesellschaft für vaterländische Alterthümer in Basel 7 ) . - KRAUS, Die christlichen Inschriften II, Nr. 4 . - Heinrich GÜNTER, Kaiser Heinrich II., der Heilige. Kempten-München 1 9 0 4 , 8 6 , Fig. S . 1 3 . - Friedrich RINTELEN, Zum 9 0 0 . Gedenktag der Kirchweihe des Basler Münsters, in: D E R S . , Reden und Aufsätze. Basel 1 9 2 7 , 8 6 - 8 9 . - Rudolf Friedrich BURCKHARDT, LITERATUR:
63
K D M BS II, 29-44. - M G Poet. V, 365, Nr. 32. - Hans REINHARDT, Kaiser Heinrich II. und das Basler Bistum, in: Basler Neujahrsblatt 120 (1942) 16-21. - Herbert BLOCH, Monte Cassino, Byzantium, and the West in the Earlier Middle Ages, in: Dumbarton Oaks Papers 3 (1946) 175f., Anm. 46. - Elisabeth DUBLER, Das Bild des heiligen Benedikt bis zum Ausgang des Mittelalters. St. Ottilien 1953 (Benediktinisches Geistesleben 4) 19—21, Fig. 18. - T i l m a n n B U D D E N S I E G , Die Basler Altartafel Heinrichs II., in: Wallraf-Richartz-Jahrbuch 19 (1957) 133-192. - Hans Friedrich HAEFELE, Die metrische Inschrift auf der Altartafel Heinrichs II., in: B Z G A 56 (1957) 2 5 - 3 4 . - August VOIROL, Zur metrischen Inschrift der goldenen Altartafel des Basler Münsters, in: BZGA 5 8 / 5 9 (1959) 325-327. - Hans REINHARDT, Bemerkungen zur Goldenen Altartafel und ein wiedergefundenes Stück des Basler Münsterschatzes: das grosse silberne Rauchfass, in: Historisches Museum, Jahresberichte und Rechnungen 1962 (1963) 31-44. - Percy Ernst SCHRAMM und Florentine M Ü T H E R I C H , Denkmale der deutschen Könige und Kaiser. Ein Beitrag zur Herrschergeschichte von Karl dem Grossen bis Friedrich II. 768—1250. München 1962, 2 1981 (Veröffentlichungen des Zentralinstituts für Kunstgeschichte in München 2) 166, Nr. 138. - Carl PFAFF, Kaiser Heinrich II. Sein Nachleben und sein Kult im mittelalterlichen Basel. Diss. phil. Basel. Basel-Stuttgart 1963 (Basler Beiträge zur Geschichtswissenschaft 89) 43ff. - Margarete P F I S T E R - B U R K H A L T E R , Vom Basler Münsterschatz, in: Mariastein 13 (1966) Nr. 1 / 2 , 12-14. - REINLE, Kunstgeschichte der Schweiz, 2 4 6 - 2 4 9 , Fig. 277f. - Willmuth ARENHÖVEL, Der Hezilo-Radleuchter im Dom zu Hildesheim. Berlin 1975, 231f., Anm. 300, 303, Fig. 130. - Carl Borromäus LUSSER, Die goldene Altartafel des Münsters von Basel und das Kloster Mariastein. Eine Episode, in: Mariastein 22 (1976) 3 0 - 3 5 , Fig. - Philippe VERDIER, La vie et les miracles de saint Benoît dans les sculptures de Saint-Benoît-sur-Loire, in: Mélanges de l'Ecole française de Rome (Moyen Age-Temps modernes) 89,1 (1977) 148, Anm. 93. - J o a c h i m WOLLASCH, Bemerkungen zur Goldenen Altartafel von Basel, in: Text und Bild. Aspekte des Zusammenwirkens zweier Künste in Mittelalter und früher Neuzeit, hg. von Christel M E I E R und Uwe RUBERG. Wiesbaden 1980, 383-407. - J u l i a GAUSS, Zur Bestimmung und Herkunft der Basier Goldenen Altartafel. Eine Hypothese, in: B Z G A 81 (1981) 5 - 2 4 , Fig. 1,12f. - Das Basler Münster, hg. von der Münsterbaukommission und Photograph Peter HEMAN. Basel 1982, 142f., Fig.
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ALTARKREUZ VON ERSCHWIL (SO)
MITTE 11. JH.
ERSCHWIL (SO), Pfarrhaus. - Taf. 8, Fig. 20. Provenienz und Geschichte des Altarkreuzes sind weitgehend ungeklärt. Vielleicht in einer mitteldeutschen Werkstatt hergestellt. Möglicherweise gelangte das Kreuz über Hirsau in die um 1100 gegründete Tochterabtei Beinwil und wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt wohl von einem Konventualen nach Erschwil gebracht. Für ca. ein Jahrhundert, bis zum Herbst 1948, diente es als Wetterkreuz auf dem Chordach der Kirche von Erschwil. Auf Veranlassung von Gottlieb LOERTSCHER (siehe unten) nahm man das Kreuz von dort herunter und unterzog es im Historischen Museum Basel einer Restaurierung (Reinigung von Grünspan, Mennigresten und falschem Gold; Befestigung auf einem pyramidenförmigen Holzsockel). Nunmehr an einigen Festtagen im Gottesdienst wieder als Altarkreuz verwendet, während der übrigen Zeit im Pfarrhaus aufbewahrt. Gottlieb L O E R T S C H E R , Das Altarkreuz von Erschwil, 117, 133. Kupfernes, teilweise feuervergoldetes lateinisches Kreuz (27 χ 22,5 χ 0,4 cm) mit einem auf der Vorderseite angehefteten, ebenfalls vergoldeten Bronzecorpus (Höhe von den Füssen bis zum Scheitel und Spannweite der Arme: 15,5 cm). Kopf, Arme und Beine des Corpus vollplastisch, die übrigen Teile des Körpers flach und hohl, hinten offen. Auf der Vorderseite des Kreuzes an den Enden der Balken drei dunkle Eckstücke, auf denen insektenhaft klein die Evangelistensymbole Stier, Adler und Löwe erscheinen. Etwas oberhalb der Kreuzesmitte bzw. des Kopfes der Christusfigur ein Kreuznimbus. Punzierte Ringe begrenzen die feuervergoldeten Flächen und zieren Corpus, Nimbus und Evangelistensymbole. Auf der Rückseite des Kreuzes in der Mitte in Gold das Agnus Dei, auch dieses Symbol mit gepunzten Ringen versehen. Der untere Abschluss mit dem Matthäus-Engel fehlt. Um die Füsse des Corpus eine Manschette, die eine Bruchstelle bedeckt. Zur Geschichte und Typologie des Altarkreuzes RDK I, 500-506. Inschrift einzeilig mit goldener Farbe gemalt, den Rändern der Rückseite entlang verlaufend. Beginn beim linken Arm des Querbalkens. Buchstaben so gestellt, dass der Balkenrand stets oben liegt. Wegen des abgeschnittenen unteren Endes des Kreuzes ist die Inschrift nur unvollständig erhalten; Buchstabenhöhe 0,7-1,2 cm.
ECCE/CRVCEM/DOMINI/FVGITE/PARTES/ADVERSE· V[ICIT LEO DE TR]IBV IVDA R/ADIX· DAVID Sehet das Kreuz des Herrn. Fliehet, Widersacher, gesiegt hat der Löwe aus dem Stamme Juda, der Spross Davids.
Vollschlanke bis breite Kapitalis, teils mit schwach ausgeprägten, keilförmigen oder dreieckigen Abschlusssporen, teils ohne besondere Gestaltung der Hasten- und Balkenenden. Abstand zwischen den Buchstaben zu Beginn der Inschrift ziemlich gross. Nach dem Wort ADVERSE bis zum Schluss hingegen sind die Buchstaben zusammengedrängt und von gerinSCHRIFT:
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gerer Höhe, dort teilweise Worttrennung in Form von Punkten in der Zeilenmitte. Einige Buchstaben aufgrund der Witterungseinflüsse verwischt oder zerstört. — Bemerkenswerte Buchstabenformen: A mit oben annähernd spitz zulaufenden Hasten und waagrechtem bis leicht schrägem Querbalken. In RADIX an der Ecke zwischen dem unteren Längs- und dem linken Querbalken schräggestellt. Β in TRIBV mit etwas grösserer unterer Rundung. C langarmig. Das erste C in CRVCEM links oberhalb des Agnus Dei etwas kleiner als die übrigen Buchstaben dieses Wortes. D mit leicht angehobenem Bauch. E stets unzial und ziemlich breit. Der Mittelbalken durchwegs kürzer und z.T. auch dünner als der obere und untere Arm, zu Beginn des Wortes ECCE von der Rundung losgelöst. G in FVGITE mit etwas über die Buchstabenmitte hochgezogener, schwach eingerollter Cauda. I in der Grösse variierend, am Schluss des Wortes DOMINI und zu Beginn von IVDA kleiner als die nebenstehenden Buchstaben, in FVGITE nur noch die obere Hälfte erhalten. M mit annähernd senkrechten Hasten und bis zur Grundlinie herabgezogenem Mittelteil. Ν in DOMINI mit etwas tiefer hinabgezogener unterer rechter Hälfte. O annähernd rund. Ρ mit geschlossener Rundung. R in CRVCEM mit wenig geöffneter, sonst mit geschlossener Rundung und leicht durchgewellter Cauda. S in PARTES und ADVERSE mit grösserer oberer Rundung. Τ mit mittellangem Deckbalken. In FVGITE ist dieser erheblich dünner als die Haste. V mit annähernd spitz zulaufenden Schrägbalken. Das sich unmittelbar vor dem Sockel befindliche V des Wortes VICIT gerade noch erkennbar. X in RADIX kleiner als die nebenstehenden Buchstaben, oberhalb der Grundlinie gelegen und schräggestellt, der Schnittpunkt in der unteren Buchstabenhälfte. - Verwandte Schriftdenkmäler: Jakob ESCHWEILER, Die Goldscheibendes Konstanzer Münsters, in: Pantheon 17 (1944) 81, 85, Fig. 1 u. 7: Reichenau, 1. Η. 11. Jh. (Majestasscheibe); Erich STEINGRÄBER, Deutsche Plastik der Frühzeit. Königstein im Taunus 1961, 24: Regensburg, um 1006 (Gisela-Kreuz); Wilhelm BERGES, Die älteren Hildesheimer Inschriften bis zum Tode Bischof Hezilos (+ 1079), aus dem Nachlass hg. von Hans Jürgen RIECKENBERG. Göttingen 1983 (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Philologisch-historische Klasse, Dritte Folge Nr. 131) Taf. 4, Nr. 1 u. Taf. 7: Hildesheim, a. 1010 (Grundstein von St. Michael); Taf. 4, Nr. 3 u. Taf. 16: Hildesheim, vor a. 1022 (Grabplatte Bischof Bernwards). Ein aus der Liturgie der beiden Feste Kreuzauffindung (3. Mai) und Kreuzerhöhung (14. September) entnommener Spruch, der auf die Kraft des Kreuzes Christi hinweist, das die widergöttlichen Mächte zu überwinden vermag. Der Text erscheint an mehreren Stellen des Ordensbreviers bzw. des Breviarium Romanum als Antiphon und Responsorium. Corpus Antiphonalium Officii, hg. von René-Jean HESBERT, Bd. I: Manuscripti «Cursus Romanus». Rom 1963, Nr. 75e, Nr. 110b; Bd. II: Manuscripti «Cursus Monasticus». Rom 1965, Nr. 92b-d, Nr. 110a-b; Bd. III: Invitatoria et Antiphonae. Rom 1968, Nr. 2500; Bd. IV: Responsoria, Versus, Hymni et Varia. Rom 1970, Nr. 6581. Ferner G. LOERTSCHER, Das Altarkreuz von Erschwil, 119. In der Bibel begegnet die zweite Hälfte des Textes in der Offenbarung des Johannes 5,5 : ecce vicit leo de tribu Juda, radix David, aperire librum et solvere Septem signacula eius. An einigen weiteren Stellen sind die Vorstellungen vom leo de tribu Juda und der radix Jesse anzutreffen, z.B. Gn 49,9; Is 11,1 u. 10; Rom 15,12. Epigraphisch ist der Spruch nur vereinzelt belegt. KRAUS, Die christlichen Inschriften II, Nr. 482: Aachen, wohl 12. Jh. (angebliches Brustkreuz Karls des Grossen); Percy Ernst SCHRAMM und Florentine MÜTHERICH, Denkmale der deutschen Könige und Kaiser. Ein Beitrag zur Herrschergeschicht von Karl dem Grossen bis FORMULAR UND INHALT:
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Friedrich II. 768-1250. München 1962, 2 1981 (Veröffentlichungen des Zentralinstituts für Kunstgeschichte in München 2) 170, Nr. 145 u. 372, Fig.: Westdeutsch, um a. 1030 (Reichskreuz). DATIERUNG: Gottlieb LOERTSCHER (Das Altarkreuz von Erschwil, 1 3 2 ) datiert das Erschwiler Kreuz aufgrund stilistischer Vergleiche und unter Einberechnung einer provinziellen Verspätung in die Mitte des 11. Jh. Eine Entstehung der Inschrift zu diesem Zeitpunkt ist von der Schrift her denkbar.
Gottlieb LOERTSCHER, Das Altarkreuz von Erschwil, in: Jurablätter 12 (1950) 117-134, Fig. (Erstveröffentlichung). - Bruno AMIET, Solothurnische Geschichte, Bd. I: Stadt und Kanton Solothurn von der Urgeschichte bis zum Ausgang des Mittelalters. Solothurn 1952, 190, 525, 568, Fig. Taf. 31. - LOERTSCHER, KDM Solothurn III, 204-206, Fig. 221 f. - Hieronymus HAAS, Die schweizerischen Stiftsbibliothekare in Mariastein, in: Mariastein 13 (1966/67) 89, 91 f., Fig. - R E I N L E , Kunstgeschichte der Schweiz, 490. - Gottlieb LOERTSCHER, in: Kleinodien im Besitz von Schweizer Kirchen und Klöstern, in: DU 35, H. 1 (1975) 23, Fig. D E R S . , Kunstführer Kanton Solothurn. Zürich 1976,122, Fig. - Albert FRINGELI, Landschaft als Schicksal. Eine Heimat- und Volkskunde des Schwarzbubenlandes. Solothurn 1979, 161—163, 370, 381, Fig. - Thomas W A L L N E R , Solothurn, eine schöne Geschichte! Von der Stadt zum Kanton. Solothurn 1981, 35f., Fig. - Kunst im Kanton Solothurn vom Mittelalter bis Ende 19. Jahrhundert. Solothurn 1981, 44f., Nr. 2, Fig. LITERATUR:
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BASLER APOSTELTAFEL
11. JH.
BASEL, Münster, südliches Kapellenseitenschiff, Fröwler- oder Matthäuskapelle, in der Ostwand eingemauert. — Taf. 9, Fig. 21—24. «Entdeckung» durch Jakob BURCKHARDT in der 1842 anonym erschienenen «Beschreibung der Münsterkirche und ihrer Merkwürdigkeiten in Basel». Nach R E I N H A R D T (Katalog der Basler Münster-Plastik, 15, Nr. 1) befand sich die Tafel bis 1853 in der damals abgebrochenen vorderen Krypta unter der Vierung, danach am heutigen Standort. Die Herkunft des Künstlers, die ursprüngliche Zweckbestimmung und damit die Geschichte der Tafel ist weitgehend ungeklärt. R . BUDDE (Deutsche romanische Skulptur, 1050—1250, 25) hält die Aposteltafel für das Werk eines Italieners, da ihr «Stil auf spätantike Vorbilder in der Art der römischen Philosophensarkophage hinweise». Dieser Meinung schliesst sich H.U. von SCHOENEBECK (Die Bedeutung der spätantiken Plastik, 25f.) im wesentlichen an. Möglicherweise dienten sie und das verlorene Gegenstück mit den übrigen sechs Aposteln als Schrankenplatten und waren auf eine Christusdarstellung in der Mitte — vielleicht die goldene Altartafel (Kat.-Nr. 16) — hingeordnet. P F ÄFF, Epigraphisches zur Basler Aposteltafel, 69; M A U R E R , Das Münster von Basel, 13; R E I N H A R D T , Das Basler Münster, 13. Buntsandstein; rechteckige (102 χ 155 χ ? cm), rötliche, sarkophagähnliche Platte, deren Fläche durch drei Arkaden gleichmässig unterteilt wird. Arkadenbogen gestützt durch zierliche Säulen, die oben mit Blattkapitellen, unten mit gekehlten Basen abschliessen, welche auf hohen, blockartigen Fussplatten ruhen. B E E R , Die stilistische Herkunft der Apostel- und der Vincentiustafel, 23f. In den Bogenzwickeln jeweils 3 Fensterchen. Die Tafel ist an den Seiten und am oberen Rand von einer vertieften Leiste begrenzt. Diese weist paarweise ausgebohrte Löcher auf, was auf eine vormalige Befestigung eines Metallstreifens hindeutet, der wahrscheinlich auch mit einer Inschrift versehen war. PF ÄFF, Epigraphisches zur Basler Aposteltafel, 71. Apostel in drei Gruppen, einander paarweise zugewandt, auf abgeschrägtem Boden unter den Arkaden stehend. Reihenfolge vom Beschauer aus von links nach rechts: Petrus — Johannes, Bartholomäus — Jakobus, Simon — Judas. Alle mit faltigen Gewändern und Sandalen bekleidet. Teils mit, teils ohne Bart. Petrus mit Schlüssel, Johannes, Jakobus und Judas mit Buch, Simon und Bartholomäus mit Schriftrollen. Die linken Hände von Johannes und Judas sind durch den Mantel verdeckt. Petrus und Simon zeigen mit der rechten bzw. linken Hand nach rechts, evtl. auf Christus hin. Die rechte Hand des Bartholomäus ist geöffnet, der Daumen abgespreizt. R E I N L E , Kunstgeschichte der Schweiz, 455f.; B E E R , Die stilistische Herkunft der Apostel- und der Vincentiustafel, 23—27. Inschrift über den Arkaden auf einem 142 cm langen und 3,2 cm hohen horizontalen Streifen, dessen Rand oben ein schlichtes Gesims, unten eine doppelt geführte, eingeritzte Linie bildet, einzeilig eingehauen; Buchstabenhöhe 1 , 7 - 2 , 8 cm. P F ÄFF, Epigraphisches zur Basler Aposteltafel, 7 1 ; B E E R , Die stilistische Herkunft der Apostel- und der Vincentiustafel, 2 3 .
+ PETRVS · IOH ANNES · BARTHOLOMEVS · IACOBVS · SIMON · IVDAS · 68
Teils breite, teils schlanke, gedrängte Kapitalis mit Dreiecksporenbildung an Hastenund Balkenenden. Worttrennung in Form von drei jeweils dreieckigen Punkten, wovon zwei übereinanderliegen, während sich der dritte (mit dornartigem Abstrich) rechts davon in Zeilenmitte befindet. Ligaturen: AR, ME, TH (alle in BARTHOLOMEVS). AR und ME seit der Antike belegt. Zu TH CIMAH I, Nr. 31; G R A Y , The Paleography, passim. Enklave des O in L (ebenfalls in BARTHOLOMEVS). Seit der Antike anzutreffen. CIMAH I, Nr. 12 und 44. Symbolinvokation in Form eines lat. Kreuzes zu Beginn der Zeile möglicherweise nachträglich eingraviert. P F A F F , Epigraphisches zur Basler Aposteltafel, 71. - Bemerkenswerte Buchstabenformen: A mit waagrechtem Querbalken und oben in spitzem Winkel zusammenlaufenden Hasten. Β einmal mit etwas grösserer unterer Rundung (BARTHOLOMEVS). C kurzarmig. E mit gleichlangen, ziemlich kurzen Querbalken. Η einmal mit geradem Querbalken (in der TH-Ligatur von BARTHOLOMEVS), in IOHANNES mit einem durch einen kleinen Bogen durchbrochenen Querbalken. M ziemlich breit, mit senkrechten Hasten und in die untere Buchstabenhälfte hinabgezogenem Mittelteil. Ν ebenfalls breit, Linkshaste unten und Rechtshaste oben in Sporen endend. O spitz- bzw. gepresst-oval, teilweise kleiner als die übrigen Buchstaben (bei der Enklave zwischen den Balken des L in BARTHOLOMEVS, in IACOBVS und SIMON). In SIMON mit links oben etwas aus dem Oval herausführendem Ansatz. R einmal mit leicht geschwungener Cauda (in PETRVS), das andere Mal (in der AR-Ligatur von BARTHOLOMEVS) weist die Cauda ein kantige Schwellung auf. In beiden Fällen reicht die Cauda bis zur Grundlinie hinab. S stets schlank, mit recht kurzen Bögen und Dreiecksporen-Abschluss. Τ mit breitem Deckbalken, wie S ebenfalls mit Dreiecksporen abschliessend. V in den zweisilbigen Namen PETRVS und IVDAS ziemlich breit, sonst eher etwas gedrängt, Hasten nach unten hin sich verjüngend und spitz zusammenlaufend. — Verwandte Schriftdenkmäler: MEC 1/1, Fig. 19,1: Rom, a. 1034 (Epitaph); Fig. 21,3: Rom, a. 1073-1085 (Inschrift in Santa Pudenziana); Hans SEELIGER, Die Grabplatten der Grafen von Nellenburg und die Nellenburger Memorialtafel im Museum Allerheiligen in Schaffhausen, in: Schaffhauser Beiträge zur vaterländischen Geschichte 49 (1972) Taf. 41: Grossbirkach, vor 1046 (Missionsbild in der Pfarrkirche); Giulio BERTONI, Atlante storico-paleografico del duomo di Modena. Modena 1909, Taf. E: Modena, 11.-12. Jh. (Inschrift zu Ehren des hl. Geminianus); Rhein und Maas, Bd. I, 197, Nr. E 2: Köln, Mitte 11. Jh. (Herimannkreuz); DI XII, Nr. l a : Heidelberg, nach a. 1094 (Hazecha-Platte). SCHRIFT:
FORMULAR UND I N H A L T : Figurenbezeichnungen, während des gesamten Mittelalters ständig vorkommend. Zur Ikonographie der Apostel LCI I, 150-173; RDK I, 811-829. D A T I E R U N G : Die kunst- und stilgeschichtlichen Untersuchungen über die Aposteltafel führten bislang zu keiner einheitlichen Datierung. In jüngster Zeit wurden als Entstehungsdaten vorgeschlagen: FRANKOVICH: um 1 2 0 0 ; R E I N H A R D T : um 1 0 0 0 ; R E I N L E : 1. H . 1 1 . Jh.; B E E R : 2 . H . 1 2 . Jh. ; PFAFF : 6.-8. Jahrzehnt des 11. Jh. ; M A U R E R und BUDDE : um 1 0 9 0 . Die Schrift spricht am ehesten für eine Entstehung im 11. Jh.
Jacob BURCKHARDT, Beschreibung der Münsterkirche und ihrer Merkwürdigkeiten in Basel. Basel 1842, 19, Fig. 15. - Franz K U G L E R , Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte, Teil II. Stuttgart 1854, 518. - Wilhelm W A C K E R N A G E L , Die goldene Altartafel von LITERATUR:
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Basel. Basel 1857 (Mittheilungen der Gesellschaft für vaterländische Alterthümer in Basel 7) 6, 32, Anm. 206. - Johann Rudolf R A H N , Geschichte der bildenden Künste in der Schweiz. Zürich 1876, 258f. - Louis VAUTREY, Histoire des Evêques de Bâle, Bd. I. Einsiedeln und New York 1884, Vorwort, 391. - Wilhelm BODE, Geschichte der deutschen Plastik. Berlin 1885, 37f. KRAUS, Die christlichen Inschriften II, Nr. 7. - Martin WACKERNAGEL, Miszelle, in: BZGA 12 (1913) 64. - Hermann BEENKEN, Romanische Skulptur in Deutschland. 11. und 12. Jahrhundert. Leipzig 1924, 250f., Nr. 125, Fig. - Albert RIEDER, Über Georgsturm, Galluspforte, Apostel- und St. Vincenztafeln des Basler Münsters, in: BZGA 22 (1924) 181-187. - Arthur Kingsley PORTER, Rezension zu BEENKEN, Romanische Skulptur in Deutschland, in: Speculum 1 (1926) 238. - Friedrich RINTELEN, Zum 900. Gedenktag der Kirchweihe des Basler Münsters, in: D E R S . , Reden und Aufsätze. Basel 1927,89-91. - Ernst Alfred STÜCKELBERG, Das Münster zu Basel. Basel 3 1927,9f. - Hans REINHARDT, Das Münsterzu Basel. Burg bei Magdeburg 1928,17, 80f., Fig. - H.U. von SCHOENEBECK, Die Bedeutung der spätantiken Plastik für die Ausbildung des monumentalen Stils in Frankreich, in: Das siebente Jahrzehnt, Festschrift Adolph GOLDSCHMIDT. Berlin 1935, 25. - Joseph G A N T N E R , Kunstgeschichte der Schweiz, Bd. I: Von den helvetisch-römischen Anfängen bis zum Ende des romanischen Stiles. Frauenfeld und Leipzig 1936, 236-239, Fig. 182. - Julius BAUM, Bemerkungen zu Galliano, Basel, Civate, in: Medieval Studies in Memory of Arthur Kingsley Porter, hg. von Wilhelm R.W. KOCHLER, Bd. I. Cambridge 1939, 165-179, bes. 178f. - Hans REINHARDT, Katalog der Basler Münster-Plastik. Basel 1939, 15, Nr. 1. - DERS., Kaiser Heinrich II. und das Basler Bistum, in: Basler Neujahrsblatt 120 (1942) 12, 15, 21 f., 25. - François FOSCA, L'art roman en Suisse. Genf 1943, Fig. 40. Peter M E Y E R , Schweizerische Münster und Kathedralen des Mittelalters. Zürich 1945, Fig. u. Bilder-Verz. Nr. 41. - Waldemar DEONNA, La sculpture suisse des origines à la fin du XVI e siècle. Basel 1946 (Art suisse I) 16, 19, 21, Fig. 5. - Geza de FRANCOVICH, Benedetto Antelami, architetto e scultore e l'arte del suo tempo. Mailand-Florenz 1952, 85—96, passim. - Hans REINHARDT, Das Basler Münster, hg. von der Münsterbaukommission. Basel 3 1961, 13, 50f., 155, Fig. — Hans FIEDLER, Magister de vivis lapidibus. Der Meister im Bamberger Dom. Urgestalt deutschen Bildhauertums. Kempten im Allgäu 1965, 203. - R E I N L E , Kunstgeschichte der Schweiz, 445-449, 450, Fig. 476. - Hans REINHARDT, Das Basler Münster. Bern 6 1970 (Schweizerische Kunstführer Nr. 27) 4f., Fig. - Ellen J. BEER, Die stilistische Herkunft der Apostel- und der Vincentiustafel im Münster zu Basel, in: Wallraf-Richartz-Jahrbuch 36 (1974) 23-27. 39,41,45, Fig. - Carl PFAFF, Epigraphisches zur Basler Aposteltafel, in: BZGA 74 (1974) 69-79, Fig. - François M A U R E R , Das Münster von Basel. Basel 1976 (Schweizerische Kunstführer Nr. 191) 12 f., Fig. - Rainer BUDDE, Deutsche romanische Skulptur, 1050-1250. München 1979, 14, 25, Nr. 18, Fig. - Das Basler Münster, hg. von der Münsterbaukommission und Photograph Peter H E M A N . Basel 1982, 138f., 144, Fig.
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WANDMALEREI VON CHALIÈRES (BE)
2. H. 11. JH.
CHALIÈRES/MOUTIER (BE), Friedhofskapelle, Apsiskonche. - Taf. 10, Fig. 25. Im Jahre 1934 unter einem wahrscheinlich aus der Reformationszeit stammenden Gipsverputz entdeckt. Der Grund für die Ubertünchung ist nicht bekannt. Da die Fresken von verschiedenen Seiten zu spät datiert wurden (13. bzw. 14.—15. Jh.), unterlief das Missgeschick, dass eine Berner Firma eine unsachgemässe, das ursprüngliche Bild entstellende Restaurierung vornahm, die 1936 zum Abschluss gelangte. Gustave A M W E G , Les arts dans le Jura bernois et à Bienne, 224; Philippe PIERREHUMBERT, L'église de Chalières, 41; Hans REINHARDT, Des peintures murales de l'école de Reichenau à Chalières, 204f.; Beat BRENK, Die romanische Wandmalerei in der Schweiz, 136. Die Wandmalereien in der Friedhofskapelle von Moutier-Chalières sind auf die Apsiskonche und die Apsisstirnwand verteilt. In der Konche eine grosse Figur des stehenden Christus in einer kreisrunden Mandorla, in seiner Linken ein geöffnetes Buch emporhaltend, mit der Rechten segnend. Die Christusfigur ist umgeben von den vier Evangelistensymbolen. Unterhalb von Christus, auf der Wandzone der Apsis, die zwölf Apostel paarweise unter Arkaden angeordnet (cf. Kat.-Nr. 18). Zu weiteren Details und zur stilistischen Einordung Hans REINHARDT, Des peintures murales de l'école de Reichenau à Chalières, 206—209; Beat BRENK, Die romanische Wandmalerei in der Schweiz, 138—143. Inschrift im halbgeöffneten Buch (ohne Falzlinie), das die grosse Christusfigur in der Mandorla mit der Linken emporhält, parallel zu den Längsseiten, mit roter Farbe auf weissen Grund gemalt; Buchstabenhöhe 4—5 cm. - Evtl. könnten bei einer Neurestauration (Entfernung der Retouchen) weitere Inschriften (z.B. bei den Evangelistensymbolen und den Figuren an der Apsisstirnwand unten) zum Vorschein kommen. EGO SVM LVX MV NPI· Ich bin das Licht der Welt (Jo 8,12). Die nachfolgende Schriftanalyse setzt voraus, dass der vorhandene Text zum Originalbestand der Inschrift gehört und der Restaurator keine wesentlichen Veränderungen vornahm. Schlanke bis vollschlanke Kapitalis mit nur schwacher Sporenbildung an den Hastenund Balkenenden. Keine Worttrennung. Beim Wort MVNDI fallen Zeilen- und Silbengrenze nicht zusammen. Z. 3 evtl. aus Platzgründen in erheblich geringerem Abstand von Z. 2 als diese von Z. 1. Ligatur: ND. Buchstaben insgesamt leicht schräg nach rechts geneigt. Evtl. ein Punkt am Ende der Inschrift. - Bemerkenswerte Buchstabenformen: E mit ziemlich kurzen Querbalken. G mit weit nach rechts hinübergezogener Rundung und annähernd in senkrechter Stellung endender Cauda. Beim M in MVNDI ist ein Schrägbalken zu erkennen, der von der SCHRIFT:
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Rechtshaste unten nach oben führt und die Linkshaste des V schneidet. Es bleibt fraglich, ob dieser Balken auf eine ursprünglich beabsichtigte MV-Ligatur oder einfach auf einen Schreibfehler bzw. eine Ungeschicklichkeit des Malers hindeutet. O oval bis spitzoval. X mit etwas über der Buchstabenmitte liegendem Schnittpunkt. Bibelspruch. Auf Wandbildern begegnet ego sum lux mundi wiederholt im 12. Jh. DEMUS, Romanische Wandmalerei, Taf. 70 und Fig. 167: San demente de Tahull, um 1123 (Majestas Pantokrator in der Konche der Hauptapsis); Taf. 74: Leon, 2. H. 12. Jh. (Majestas im Pantéon de los Reyes); Fig. 199: Idensen, a. 1120—1130 (Apsiskonche mit Majestas Christi in der ehemaligen Grabkirche des Bischofs Siegwart von Minden); CIFM VIII, Nr. 12 u. Taf. 18, Fig. 33: Saint-Aventin (Dep. Haute-Garonne), 1. H. 12. Jh. (Majestas im Tympanon des Südportals der Kirche). FORMULAR UND INHALT:
Die Wandmalereien von Moutier-Chalières werden in den detaillierten kunsthistorischen Untersuchungen von Hans REINHARDT (Des peintures murales de l'école de Reichenau à Chalières, 210) in die Zeit Kaiser Heinrichs II. (etwa um das Jahr 1020) und von Beat BRENK (Die romanische Wandmalerei in der Schweiz, 143) sowie von Otto DEMUS (Romanische Wandmalerei, 93) in die 2. Hälfte des 11. Jh. datiert. Die Schrift - sofern sie nicht erheblich durch den Restaurator verändert wurde - und das vor allem im 12. Jh. auftretende Formular sprechen eher für eine Entstehung der Inschrift zu dem späteren Zeitpunkt, also 2. Hälfte-Ende 11. Jh. DATIERUNG:
LITERATUR: Gustave A M W E G , Les arts dans le Jura bernois et à Bienne, Bd. I. Pruntrut 1937, 223f., Fig.; Bd. II. Pruntrut 1941, 16f. - Philippe PIERREHUMBERT, L'église de Chalières, in: Actes de la Société jurassienne d'émulation 43 (1938) 27—42. - Albert MEMBREZ, Eglises et chapelles du Jura bernois, in: Katholische Kirchen des Bistums Basel. Kanton Bern. Ölten 1938 (Katholische Kirchen des Bistums Basel 4) 115—118. - Hans REINHARDT, Des peintures murales de l'école de Reichenau à Chalières dans le Jura bernois, in: ΖΑΚ 1 (1939) 204—210, Taf. 83-86. — D E R S . , Kaiser Heinrich II. und das Basler Bistum, in: Basler Neujahrsblatt 120 (1942) 26-28, Taf. 6, Fig. 8. - Julius BAUM, Frühmittelalterliche Denkmäler der Schweiz und ihrer Nachbarländer. Bern 1943, 41, 45f., 48, Fig. 28f. - Paul Leonhard G A N Z , Die Malerei des Mittelalters und des XVI. Jahrhunderts in der Schweiz. Basel 1950 (Schweizer Kunst V) 34f., Fig. 6. Georges REUSSER, Les fresques de la chapelle de Chalières, in: Les intérêts du Jura 28 (1957) 106—111. — Jean CHAUSSE, Moutier. Neuenburg 1958 (Trésors de mon pays 86) 10f., Fig. -Hans REINHARDT, La chapelle de Chalières. Bern 1961 (Schweizerische Kunstführer Nr. 50) 2. - Beat BRENK, Die romanische Wandmalerei in der Schweiz. Bern 1963 (Basler Studien zur Kunstgeschichte N.F. 5) 136-143, Fig. 51f. - R E I N L E , Kunstgeschichte der Schweiz, 518f., Fig. 537. Klaus SPEICH und Hans R. SCHLÄPFER, Kirchen und Klöster in der Schweiz. Zürich 1978, lOOf., Fig. - Kunstführer durch die Schweiz, begründet von Hans J E N N Y , Bd. III. Wabern 5 1982,641f., Fig. 112.
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20*
STOLA VON MARIASTEIN (SO)
11.-12. JH.
MARIASTEIN (SO), Benediktinerkloster; verschollen. - Taf. 10, Fig. 26-32. Im Jahre 1881 von Abt Carl M O T S C H I (Document historique sur une étoffe de soie, 60f.) zum ersten Male veröffentlicht. Überlieferung der Inschrift durch K R A U S (Die christlichen Inschriften II, Nr. 678) aufgrund einer aus dem 18. Jh. stammenden Handschrift der Benediktinerabtei St. Blasien, die u.a. das Diarium des Paters Rustenus H E E R enthält. H E E R besichtigte die Stola anlässlich eines Aufenthaltes in Mariastein im Jahre 1754. Die Handschrift ist z.Zt. nicht auffindbar. Frdl. Mitteilung von P. Laurentius K U L L OSB, Benediktinerstift St. Paul im Lavanttal/Kärnten, vom 9.1.1984. Die genaue Beschreibung von Carl M O T S C H I deutet darauf hin, dass sich die Stola während seiner Zeit als Abt von Mariastein noch dort befunden hatte, wenn er auch seinen Artikel bereits in Delle/Frankreich verfasste. Der Verlust erfolgte somit wahrscheinlich während der Ausführung der staatlichen Aufhebung des Klosters in den Jahren 1874—75. M O T S C H I fertigte vom Original eine Bleistift-Pause an, die heute im Klosterarchiv deponiert ist. Nach den Angaben M O T S C H I S (Document historique sur une étoffe de soie, 60) bestand die Stola aus purpurfarbener Seide, war mit Stoff gefüttert und auf grobe Art zusammengenäht. Bereits zu seiner Zeit fehlte von ihr ein beträchtlicher Teil (Länge des erhaltenen Fragmentes: 183 cm). Eine Öffnung nach 37 cm, die wohl zum Aufhängen diente, wies auf die Mitte der Stola und damit auf eine ursprüngliche Gesamtlänge von 292 cm hin. Die Pauskopie besteht aus durchsichtigem, vergilbtem Notizpapier und ist aus Einzelblättern von jeweils 31,5 cm Länge und ca. 13 cm Breite zusammengesetzt. Div. Faltschäden. Gemäss der Zeichnung M O T S C H I S entspricht das oben angegebene Mass von 183 cm der Länge des Stolafragmentes einschliesslich der Abschlussfransen. Die Breite beträgt 8,5-9 cm. Auf der Pauskopie sind sieben Inschriften abgebildet, alle eingerahmt und mit Lineatur zwischen den Zeilen. Buchstaben, Trennungslinien und die vertikale Begrenzung am Rande waren beim Original mit Goldfaden aufgestickt ( M O T S C H I , Document historique sur une étoffe de soie, 60). Die Inschriften I-VI gehören zur rechten Seite der Stola. Die Abstände zwischen ihnen sind von unterschiedlicher Grösse. Inschrift VII ist die einzig noch erhaltene der linken Seite. Ihre Buchstaben stehen gegenüber denen von I-VI auf dem Kopf; Buchstabenhöhe 0,5—0,9 cm. I.
5
IUI IDVS AVGVSTI IN HONORE S(AN)C(T)I VINCEN CH DEDICAT(VM) EST HOC MONASTERIV(M) Am 4. Tag vor den Iden des August (10. August) ist dieses Kloster zu Ehren des heiligen Vinzenz geweiht worden. 73
XI K(A)L(ENDAS) FEBR(VARII) OB(IIT) CVNIZA
II.
Am 11. Tag vor den Kaienden des Februar (22. Januar) starb Cuniza. III.
IDVS MAR(CII) OB(IIT) ÖDALRICV(S) COME(S) An den Iden des März (15. März) starb Graf Ödalrich.
IV.
XIHI K(A)L(ENDAS) APR(ILIS) OB(IIT) HV(M)BERTV(S) Am 14. Tag vor den Kaienden des April (19. März) starb Humbert.
V.
XVI K(A)L(ENDAS) M(AII) OB(IIT) MAHTILT Am 16. Tag vor den Kaienden des Mai (16. April) starb Mahtilt.
VI.
K(A)L(ENDIS) IVNII OB(IIT) ÖDALRICVS An den Kaienden des Juni (1. Juni) starb Ödalrich.
VII.
5
IUI IDVS AVG(VSTI) IN HONORE S(AN)C(T)E MARIE ET OMNIV(M) SANC TORV(M) DEDICA TV(M) EST HOC MONASTERIV(M) Am 4. Tag vor den Iden des August (10. August) ist dieses Kloster zur Ehre der heiligen Maria und aller Heiligen geweiht worden. Text nach Pauskopie (siehe oben); MOTSCHI, Document historique sur une étoffe de soie, 60; Universitätsbibliothek Basel, Ms. An V i l i 11 (Beinwiler Missale) f. 288v; Zentralbibliothek Solothurn, Ms. S 37 (Histórica Beinwilensia) f. 21 lr: Dedicatio Monasterii S. Vincentii et notio quinqué defunctorum dies obitus in stola quadam serica perantiqua.
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Auf der Pauskopie nicht mehr oder kaum noch zu erkennen sind: IV, Z. 2 (HV[M]BERTV[S]); V (gesamte Inschrift); VII, Ζ. 3 (MARIE ET). Textvarianten: MOTSCHI, Document historique sur une étoffe de soie, 60: II, Z. 2 : CVNIDA; III, Ζ. 1 : IDYS; III, Ζ. 2 : ODALRIQV(S); IV, Ζ. 1 : XIII; KRAUS, Die christlichen Inschriften II, Nr. 678: II, Ζ. 2 : CVNIXA; P. Heinrich BÖSCHUNG, Notamina (zit. bei MOTSCHI, Document historique sur une étoffe de soie, 61): II, Z. 1: II; II, Z. 2: CUNIGUDO. Den Inschriften wurden auf separaten, stark beschädigten und aus sehr viel späterer Zeit stammenden Zetteln folgende Übersetzungen ins Deutsche beigefügt ( M O T S C H I , Document historique sur une étoffe de soie, 60) : I. an san lorentcentag i ogsten ist gewicht diss gotz hus indr er sant vicntu. II. an sant vin. III. am dritten tag vor sant gertruten tag im mtzen starb odalrich ein Graf. IV. am sechten tag vor uns. lieben frawen tag ider fasten starb humbertus. V. am sechzehendn tag dez monands abereilen starb mahtilt. VI. am ersten tag ... starb odalricu ... VII .an sant laurentzien tag in ogsten ist gewicht diss gotz hus inder er unser lieben frowen und aller gottes heiligen.
Die Pauskopie zeigt eine schlanke bis vollschlanke, ziemlich dünn gezogene Kapitalis mit quergestellten Abschlussstrichen an den Hasten- und Balkenenden. Abstand zwischen den Wörtern nur teilweise erkennbar. Die Zeilentrennung fällt stets mit Wort- oder Silbenschluss zusammen. Abkürzungszeichen: Waagrechter Balken über einem Buchstaben, z.B. über dem R von FEBR(VARII) (II, Z. 1), über dem C von S(AN)C(T)I (I, Z. 4); über mehreren Buchstaben, z.B. über OB von OB(IIT) (VI, Z. 1), über CE von S(AN)C(T)E (VII, Ζ. 2). Ein schräg nach rechts oben gezogenes, gekrümmtes und in der oberen Hälfte der Haste des L ansetzendes Häkchen in K(A)L(ENDAS) (II, Ζ. 1; IV, Z. 1[?]; VI, Ζ. 1). Mehrere Wörter erscheinen abgekürzt ohne nähere Kennzeichnung, z.B. MAR(CII) (III, Ζ. 1) oder APR(ILIS) (IV, Ζ. 1). Im Wort ÖDALRICVS (III, Z. 2; VI, Z. 2) jeweils ein kleines V über dem O. - Bemerkenswerte Buchstabenformen: A teils trapezförmig, teils mit spitz zulaufenden Hasten. In ÖDALRICVS (III, Z. 2; VI, Z. 2), APR(ILIS) (IV, Ζ. 1) und AVG(VSTI) (VII, Ζ. 1) ohne erkennbare Querbalken. Deckbalken in ÖDALRICVS vom Hastenschnittpunkt aus nur nach rechts, in DEDICAT(VM) (I, Z. 5; VII, Ζ. 5) nur nach links verlaufend. C in S(AN)C(T)E (VII, Ζ. 2) aus Platzgründen mit kürzeren Armen, sonst durchwegs langarmig. E unzial. G in AVGVSTI (I, Z. 2; VII, Ζ. 1) mit tiefliegender, wenig eingerollter Cauda. Η einmal (HONORE; I, Ζ. 3) in unzialer Form, mit etwas unterhalb der Hastenmitte ansetzender, gekrümmter Rundung. Vgl. DESCHAMPS, Etude, 71: Epitaphe de Montassin, a. 1096; ibid., Saint-Benoît-sur-Loire, a. 1107. Κ in K(A)L(ENDAS) mit gekrümmten Querbalken, wobei der schräg nach rechts oben verlaufende nicht ganz hinaufgezogen ist (II, Z. 1;IV,Z. 1[?];VI, Ζ. 1). O oval. Reinmal mit offener (VI, Z. 2: ÖDALRICVS), sonst mit geschlossener Rundung. In MONASTERIV(M) (VII, Ζ. 7) mit leicht durchgewellter, sonst mit gekrümmter Cauda. — Verwandte Schriftdenkmäler: Brigitta SCHMEDDING, Mittelalterliche Textilien in Kirchen und Klöstern der Schweiz. Katalog. Bern 1978 (Schriften der Abegg-Stiftung Bern 3) Nr. 24: Oberrhein/Nordschweiz, 11.-12. Jh. (Reliquienhülle mit hl. Paulus) ; Sakrale Gewänder des Mittelalters. Ausstellung im Bayerischen Nationalmuseum München. München 1955, Nr. 19, Fig. 12-18: Süddeutschland, um a. 1010— 1020 (Sternenmantel Kaiser Heinrichs II.); KRAUS, Die christlichen Inschriften II, Nr. 87: St. Blasien, 12. Jh. (Kasel mit Darstellungen alt- und neutestamentlicher Szenen). SCHRIFT:
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FORMULAR UND I N H A L T : I, V I I
Dedikationsnotizen mit einfachem Formular: Datum der Weihe in Form der römischen Monatsdatierung und Namen der Heiligen, zu deren Ehre die Weihe erfolgt (Patrozinien). Im Hochmittelalter (11.—13. Jh.) häufig anzutreffen. Leonhard K Ü P P E R S , Essen. Dom und Domschatz. Königstein im Taunus 1975, 7: a. 1051 (Inschrift an einem Kapitell in der Krypta des Münsters); K R A U S , Die christlichen Inschriften II, Nr. 418: Trier, a. 1129 (Weiheinschrift der neben der Liebfrauenkirche gelegenen S. SulpiciusKapelle). Auf Textilien kommen Dedikationsnotizen wie auch Nekrologeinträge (II—VI) sonst jedoch nicht vor. II-VI Todesnotizen mit einfachem, dem Stil der Mortuarien entsprechendem Formular: Name des Verstorbenen, Sterbedatum in Form der römischen Monatsdatierung, in III ausserdem Stand des Verstorbenen. In dem um 1100 geschriebenen Nekrologfragment des Klosters St. Blasien begegnen bis auf Humbertus wiederholt die auf der Stola aufgeführten Namensträger: XVIIkal. (novembris [16. Oktober]) Chuoniza; VI. kal. (novembris [27. Oktober]) Uodalricus com. ; IV. kal. (novembris [29. Oktober]) Uodalricus cv. ; VI. id. (novembris [8. November]) Mahthilt. MG Necrol. I, 324-326. Zum Nekrolog aus St. Blasien Karl S C H M I D und Joachim W O L L A S C H , Societas et Fraternitas, in: Frühmittelalterliche Studien 9 (1975) 28f.; Joachim W O L L A S C H , Muri und St. Blasien. Perspektiven schwäbischen Mönchtums in der Reform, in: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 17 (1961) 427-433; Hubert H O U B E N , Das Fragment des Necrologs von St. Blasien, in: Frühmittelalterliche Studien 14 (1980) 274-298. Epigraphisch sind solche Todesvermerke bei Grabinschriften während des Bearbeitungszeitraumes des vorliegenden Kataloges immer wieder anzutreffen. Beispiele aus dem letzten Viertel des 11. Jh.: DI VI, Nr. 1 : Naumburg, a. 1078 (Grabstein des Bischofs Eberhard): III Non. Maii obiit Heberhardus episcopus Nuenburg; XII, Nr. la: Heidelberg, nach a. 1094 (Grabstein der Hazecha): VIII K(a)l(endas) Decembris obiit Hazecha. ÖDALRICVS (III, VI), HUMBERTVS (IV), MAHTILT (V) und CVNIZA (II): Germanische Personennamen, wobei es von den drei erstgenannten Belege seit dem 7.-8. Jh. gibt, Cuniza jedoch erst ab dem 11. Jh. vorkommt. FÖRSTEMANN, PN, 378, 931f., 1083f., 11901192. Bei Ödalricus cçmes (III) und Cuniza (II) könnte es sich um Angehörige des am Ende des 12. Jh. ausgestorbenen Grafengeschlechts von Saugern handeln, das anfänglich die Kastvogtei über Beinwil innehatte. Ein Ulrich wird urkundlich im Jahre 1101—1102 erwähnt. UB Basel I, 7f., Nr. 13 (Graf Ödelricus de Sougere schenkt dem Kloster St. Alban in Basel seinen Besitz in Kembs). Seine Gattin Cuniza erscheint in der bezüglich ihrer Echtheit umstittenen und wohl nachträglich angefertigten Stiftungsurkunde des Klosters Frienisberg (BE), die das Datum 1131 enthält, sowie in einer Urkunde aus der Zeit zwischen 1173— 1180, in der bestätigt wird, dass jene Stiftung mit dem Einverständnis der inzwischen verstorbenen Cuniza erfolgte. FRB I, 403f., Nr. 7u. 452f., Nr. 57. Lukas SCHENKER (Das Benediktinerkloster Beinwil, 42) hält Cuniza für eine Tochter des Grafen Bucco von Oltigen. Zum Geschlecht der Grafen von Saugern Walther M E R Z , Die Burgen des Sisgaus, Bd. III. Aarau 1911, Stammtafel 16 nach 264, 266f.; Lukas NAMEN:
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Das Benediktinerkloster Beinwil, 40-42. Die Beziehung der übrigen auf der Stola genannten Persönlichkeiten zu Beinwil lässt sich nicht näher bestimmen. Obgleich die Namen und Todestage Humbertus (IV) und Ödalricus (VI) in der zweiten Liste des Beinwiler Professbuches figurieren (Rudolf HENGGELER, Professbücher der Benediktinerabteien St. Martin in Disentís, St. Vinzenz in Beinwil und U.L. Frau von Mariastein. Zug 1955 [Monasticon-Benedictinum Helvetiae IV] 189), dürfte es sich bei ihnen eher um adelige Wohltäter des Klosters als um Mönche handeln. Die Inschriften I und VII enthalten die Namen der Klosterpatrone. Ursprünglich war Beinwil allen Heiligen geweiht (VII), der hl. Vincentius von Saragossa (I) begegnet urkundlich erstmals um die Mitte des 12. Jh. als Patron. UB Solothurn I, 55, Nr. 91 (Urk. vom 23.7.1147): ecclesie omnium sanctorum·, 69, Nr. 123 (Urk. vom 29.7.1152): inmonasterio beati Vincentii omniumque sanctorum; Hieronymus HAAS, Wallfahrtsgeschichte von Mariastein. Mariastein 1973, 39; Lukas SCHENKER, Das Benediktinerkloster Beinwil, 29. Die Namen und Todestage sämtlicher in den Inschriften II-VI genannten Wohltäter erscheinen ausserdem in dem von P. Heinrich BÖSCHUNG 1624 verfassten «Catalogue defunctorum quorundam abbatum, fratrum, fundatorum et benefactorum Monasterii s. Vincentii in Beinwiler». Zentralbibliothek Solothurn, Ms. S 37 (Histórica Beinwilensia) f. 185v, 187r-v, 188v, 190r. SCHENKER,
Von der Schrift und vom Formular her ist eine Entstehung der Inschrift im Übergang vom 11. zum 12. Jh. möglich. Diese Datierung würde es nicht ausschliessen, dass die Stola für Esso, den ersten Abt von Beinwil hergestellt wurde, der um 1100 dem Konvent vorstand. Zu Abt Esso Lukas SCHENKER, Das Benediktinerkloster Beinwil, 115f. DATIERUNG:
LITERATUR: Carl MOTSCHI, Document historique sur une étoffe de soie concernant les fondateurs du couvent de Beinwyl et datant du XIIe ou du XIIIe siècle, in: La Semaine catholique de la Suisse 10 (1881) 60f. - KRAUS, Die christlichen Inschriften II, Nr. 678. - Lukas SCHENKER, Das Benediktinerkloster Beinwil im 12. und 13. Jahrhundert. Beiträge zur Gründung und frühen Geschichte. Diss. phil. Freiburg/Schweiz. Solothurn 1973 (SA. aus Jahrbuch für solothurnische Geschichte 46 [1973]) 130.
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PORTALINSCHRIFT (?)
12. JH.
GALS (BE), Anstalt St. Johannsen/ehemalige Benediktinerabtei, Lapidarium, Inv.-Nr. 862. Taf. 11, Fig. 38. Im Jahre 1980 bei der Freilegung der nachreformatorischen Mauer über den Arkaden des partiell noch erhaltenen westlichen Kreuzgangflügels der ehemaligen Benediktinerabtei St. Johannsen bei Erlach (BE) gefunden im Zusammenhang mit Grabungen und baugeschichtlichen Forschungen, die vom Kunsthistorischen Seminar der Universität Bern (Prof. Luc M O J O N ) sowie vom Archäologischen Dienst des Kantons Bern veranstaltet wurden. Weil in der Mauer ausserdem noch zahlreiche Masswerkfragmente des spätgotischen Kreuzgangs entdeckt wurden, stammt das Werkstück mit der Blattmaske sehr wahrscheinlich auch aus diesem; es wurde wohl als Spolie ein zweites Mal wiederverwendet. Beim Abbruch der romanischen Klosteranlage am Ende des 14. Jh. gelangte es als Baumaterial in den gotischen Bestand. Dort verblieb es bis zu dessen Zerstörung. Frdl. Mitteilungen von Herrn Prof. Luc M O J O N , Bern, vom 18.5.1985 und 1.2.1986. Kalkstein; annähernd quaderförmiges (ca. 40 X 34 χ 18 cm), gräulich-ockerfarbenes Steinfragment mit Lädierungen an allen Ecken sowie an den Rändern, oben links eine grössere Bruchstelle. Auf der Oberfläche eine lädierte Blattmaske, deren Blattwerk um das Gesicht herumgelegt ist. Zur Typologie RDK II, 867-874 (Blattmaske). An der unteren rechten Ecke des Steinfragmentes ein Reststück einer erhabenen, bogenförmigen Einrahmung (Länge: ca. 6 6,5 cm). Vom Sinn der Inschrift her (siehe unten T E X T und FORMULAR) könnte es sich am ehesten um einen Türsturz handeln. Dagegen spricht jedoch, dass die Pforte, die vom vorliegenden Werkstück beschlossen würde, nur über eine lichte Weite von 66 cm verfügen könnte (Bogenradius = 33 cm), sodass sich damit nur ein enger Durchschlupf ergäbe. Frdl. Mitteilung von Prof. Luc M O J O N Bern vom 12.2.1986. Es wäre allerdings denkbar, dass der Türsturz auf Konsolen oder einem Architrav geruht haben könnte und der Durchgang somit eine grössere Weite besessen hätte. Inschrift auf der beidseits von Bruchstellen erfassten Einrahmung einzeilig schwach bis mitteltief eingehauen; Buchstabenhöhe 2,4—3,2 cm. -H]IC ITER OS[— ... hier den Weg ...
Schlanke bis vollschlanke Kapitalis mit mässig ausgeprägter Dreiecksporenbildung an den Hasten- und Balkenenden. Zu Beginn der Inschrift Spuren des Oberteiles von der rechten Haste eines eckigen Buchstabens, evtl. von einem H. Beim S am Schluss die obere Rundung teilweise zerstört. - Bemerkenswerte Buchstabenformen: C etwas kleiner als die übrigen Buchstaben, leicht schräg nach rechts geneigt, oval bis spitzoval (eiförmig). O oval. R mit geschlossener Rundung und durchgewellter, unter die Grundlinie hinabgezogener Cauda. Τ SCHRIFT:
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unzial, mit C-förmiger, unten eingerollter Haste und mittellangem, annähernd geradem Deckbalken. — Verwandte Schriftdenkmäler: Kat.-Nr. 26: Schöntal bei Langenbruck (BL), Ende 12.Jh.; Reinhard FRAUENFELDER, KDM SH I, 140-142, Fig. 170-177: Schaffhausen, um a. 1200 (romanische Fensterlünetten aus dem Kloster Allerheiligen). Vielleicht Portalinschrift. Das mit den Buchstaben OS beginnende Wort könnte zu OSTENDO bzw. OSTENTO ergänzt werden, sodass die Tür den Eintretenden auf das Innere des Gebäudes bzw. das Ziel seines Weges aufmerksam machen würde (ich zeige hier den Weg... bzw. ich eröffne hier den Weg...). Ebenso gut können aber auch passive Formulierungen wie hie iter ostenditur bzw. hie iter ostentatur vorliegen. FORMULAR UND I N H A L T :
Die baugeschichtlichen Untersuchungen (siehe oben) führten bezüglich des romanischen Kreuzganges von St. Johannsen zu einer Datierung in die Zeitspanne Anfang—2. Viertel 12. Jh. Die Schrift auf dem Werkstück wirkt dagegen jünger, die Buchstabenformen weisen teilweise eher auf das Ende des 12. Jahrhunderts hin. Daher kann nur eine vorsichtige Datierung der Inschrift ins 12. Jahrhundert vorgenommen werden. DATIERUNG:
L I T E R A T U R : Luc M O J O N und Hans G R Ü T T E R , Die ehemalige Benediktinerabtei St. Johannsen bei Erlach. Zu den baugeschichtlichen Forschungen, in: St. Johannsen erzählt seine Geschichte, ablesbar in all seinen Bauten, Bericht zum Abschluss der Neugestaltung 1982. Bern 1982, 33f., Fig. 7.
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22*
TURMINSCHRIFT VON MOUTIER (BE)
12. JH.
M O U T I E R (BE), ehemalige Stiftskirche St-Germain et Randoald, Turm; zerstört. - Taf. 11, Fig. 34. Die Inschrift wurde von Auguste Q U I Q U E R E Z im Jahre 1 8 3 3 in den mittleren Partien auf der linken Seite der Turmwand der ehemaligen Stiftskirche von Moutier gesehen. Kurz darauf erfolgte der Abbruch des Turmes. Derjenige der übrigen Teile der Kirche, der Vorgängerin der heutigen Anlage, geschah in den Jahren 1 8 5 8 - 6 3 . Auguste Q U I Q U E R E Z , L'église et le monastère de Moutier-Grandval, 269; Gustave AMWEG, Les arts dans le Jura bernois et à Bienne, Bd. I, 20, 137.
NULLA MANET· VITA Q U O D A[...] SUMUS BO[....]N A SCIT· B E N E · D[A]VID · MORS SIT UT P R E [ ] MEMO[R—] ATQ[UE] [...] G ES· FUNDAT· S P E R N E N T I · PENAT[—] HE[...]· H E OVI[...]NTIS· FESRUI[.] TUMULA[...] ID[—] Kein Leben bleibt bestehen, weil ... wir... sind ... David (?) weiss wohl, dass der Tod ist wie ... und ... begründe dem, der sein Haus verschmäht ... begräbt (?) ... Text nach Auguste QUIQUEREZ, Monuments de l'ancien Evêché de Bàie, 26, Taf. 4; unter Berücksichtigung von Gustave AMWEG, Les arts dans le Jura bernois et à Bienne, Bd. I , 137.
Die Nachzeichnungen von Auguste Q U I Q U E R E Z (Monuments de l'ancien Evêché de Bâle, 2 6 , Taf. 4 ) und Gustave A M W E G (Les arts dans le Jura bernois et à Bienne, Bd. 1 , 1 3 7 ) zeigen eine vollschlanke bis breite Kapitalis mit z.T. mässig ausgeprägter Sporenbildung an den Hasten- und Balkenenden. Worttrennung in Form von Punkten in Zeilenmitte teilweise durchgeführt. Keine Ligaturen und Enklaven. Die Buchstaben insgesamt bei Auguste Q U I Q U E R E Z stärker flächtig, bei Gustave A M W E G , der sich auf Q U I Q U E R E Z beruft, mehr linear gestaltet. SCHRIFT:
FORMULAR UND I N H A L T : Wegen des nur fragmentarisch erhaltenen Textbestandes unbestimmt. Nach dem Inhalt der Z. lf. wahrscheinlich eine Belehrung über die Vergänglichkeit und Todverfallenheit des menschlichen Lebens. Die Thematik sowie die Erwähnung des Namens David deuten darauf hin, dass möglicherweise eine freie Gestaltung eines oder mehrerer Psalmverse vorliegt, z.B. Ps 39,5-7, 62,10, 94,11, 144,4.
Johann Rudolf R A H N (Statistik, in: ASA 2 [ 1 8 7 2 - 7 5 ] 3 4 3 ) vermutet, dass die abgebrochene Stiftskirche von Moutier während der Umwandlung der Benediktiner-
DATIERUNG: 1858—63
80
abtei in ein weltliches Chorherrenstift, d.h. Ende 1 l . - A n f a n g 12. Jh. errichtet worden war. Die Ausgrabungen von Hans Rudolf SENNHAUSER in den Jahren 1960-61 führten zur Bestätigung dieser Gesamtdatierung der Kirche. H.R. SENNHAUSER, Grabungsbericht, in: Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde 24 (1962) 42f. ; Kunstführer durch die Schweiz, begründet von Hans J E N N Y , Bd. III. Wabern 5 1982, 639f. Falls die Nachzeichnungen von QUIQUEREZ und A M W E G zuverlässig die Buchstabenformen des Originals wiedergeben, wäre von der Schrift her eine vorsichtige Datierung der Inschrift ins 12. Jh. möglich. L I T E R A T U R : Auguste QUIQUEREZ, L'église et le monastère de Moutier-Grandval, in: Mémoires de la Société d'émulation du Doubs 5 ( 1 8 6 9 ) 2 6 9 . - Gustave A M W E G , Les arts dans le Jura bernois et à Bienne, Bd. I. Pruntrut 1 9 3 7 , 2 0 , 1 3 7 , Fig. - Auguste QUIQUEREZ, Monuments de l'ancien Evêché de Bâle. Eglises. Neuallschwil 1983, 26, 31, Taf. 4.
81
23
HEDEVIGIS - GODEFRIDVS - KAPITELL
ENDE 12. JH.
BASEL, Münster, Zwischenpfeiler im ersten Joch der Nordwand, Mittelschiffseite. - Taf. 11, Fig. 35. Nähere Einzelheiten zur Entstehung und Geschichte sind nicht bekannt. Zur Ornamentierung siehe unten. Buntsandstein; blockhaftes, breitgelagertes, den Pfeiler allseitig umschliessendes rötliches Kapitell, von dem die dem Mittelschiff zugewandte Fläche (69 χ 149-115 cm) sich gegen unten verjüngt und durch einen mit Verzierungen versehenen Wulstring abgegrenzt wird. Abschluss oben durch eine aus Schmiege, Wulst und Platte zusammengesetzte Kämpferzone. Die Ornamentierung durch zwei horizontale Ketten von mit siebenblättrigen Palmetten ausgefüllten Herzen stammt aus dem 19. Jh. Frdl. Mitteilung von Dr. François M A U R E R , Basel, vom 15.12.1980. Ob das Kapitell vor diesem Zeitpunkt mit einer figürlichen Darstellung oder einer anderen Blattornamentik verziert war, ist ungeklärt. Inschrift in die Platte des Kämpfers einzeilig, ziemlich regelmässig und mitteltief eingehauen; Buchstabenhöhe 4,8—5,2 cm.
HEDEVIGIS + GODEFRIDYS
+
Ziemlich regelmässige, vollschlanke Majuskel mit z.T. keilförmigen Hasten- und Balkenenden. Keine eigentlichen Worttrennungszeichen, stattdessen ein kleines, in der linken Hälfte lädiertes, annähernd gleichschenkliges Kreuz vor und ein grösseres nach GODEFRIDVS. Ligatur: VS. - Bemerkenswerte Buchstabenformen: Die beiden E in HEDEVIGIS eckig, das erste davon mit ungefähr gleich langen Balken, das zweite mit etwas kürzerem Mittelbalken. Das E in GODEFRIDVS mit weitgehend zerstörtem Oberteil. G unzial, mit ungefähr bis zur Zeilenmitte hochgezogener, nur sehr wenig eingerollter Cauda. In HEDEVIGIS etwas kleiner als die übrigen Buchstaben. H mit senkrechten Hasten, auf denen die Abschlusssporen wie aufgesetzt erscheinen, und annähernd waagrechtem Querbalken. O oval. R mit geschlossener Rundung und vor der Haste ansetzender, nur fast bis zur Grundlinie hinabreichender, leicht gewellter Cauda. Beim S in HEDEVIGIS obere Rundung etwas grösser als die untere. S in der VS-Ligatur von GODEFRIDVS gedrängt wirkend. V in HEDEVIGIS mit spitz zulaufenden Hasten. - Verwandte Schriftdenkmäler: Wera von BLANKENBURG, Heilige und dämonische Tiere. Die Symbolsprache der deutschen Ornamentik im frühen Mittelalter. Leipzig 1943, Fig. 150: Goslar, 3. Viertel 12. Jh. (Hartmannus-Kapitell in der sog. Domkapelle der ehem. Stiftskirche St. Simon und Judas). Im übrigen vgl. Kat.-Nr. 25: Basel, Ende 12. Jh. SCHRIFT:
Personennamen. Da das ursprüngliche Aussehen des Kapitells unbekannt ist, lässt sich die Inschriftenart nicht genauer bestimmen. H. R E I N H A R D T (Das Basler FORMULAR UND I N H A L T :
82
Münster, 82) denkt an eine Stifterinschrift: «Beim Bau der mittelalterlichen Kirchen war es Gewohnheit, dass Teile daran von vornehmen und reichen Leuten oder von Corporationen gestiftet wurden.» HEDEVIGIS, GODEFRIDVS: Zweigliedrige Personennamen, während des ganzen Mittelalters oft und in zahlreichen Varianten vorkommend. Der Männername Gottfried ist ab dem 7., Hedwig ab dem 9. Jh. nachweisbar. FÖRSTEMANN, PN, 679f., 798f. In Basler, oberrheinischen und elsässischen Quellen sind beide Namen besonders häufig im 13. Jh. bezeugt. SOCIN, Mittelhochdeutsches Namenbuch, 18, 55. H. R E I N H A R D T (Neue Beiträge zu einigen Stücken des Basler Münsterschatzes, 30) meint, bei dem Träger des Namens handle es sich um den ersten der Herren von Eptingen, der 1189 in einer Schöntaler Urkunde erwähnt wird. UB Landschaft Basel I, 12f., Nr. 29. Er sei derselbe Gottfried, der später dem Münster den Eptinger-Kelch (Kat.-Nr. 42) geschenkt habe. Eine Hedwig als Gattin oder nahe Verwandte eines Eptingers ist jedoch nicht bekannt. GHS III, 69, 73, Taf. 6. NAMEN:
Nach F. M A U R E R gehört das Kapitell zur spätromanischen Substanz des Basler Münsters aus dem letzten Drittel des 12. Jh. François M A U R E R , Das Münster von Basel. Basel 1976 (Schweizerische Kunstführer Nr. 191) 2ff. Paläographisch kann die Inschrift in dieselbe Zeit datiert werden. DATIERUNG:
Hans R E I N H A R D T und André R A I S , Neue Beiträge zu einigen Stücken des Basler Münsterschatzes, in ¡Jahresbericht des Historischen Museums Basel 1946 (1947) 30 (Hinweis). Hans R E I N H A R D T , Das Basler Münster, hg. von der Münsterbaukommission. Basel 3 1961, 82, 156. - Hans FIEDLER, Magister de vivis lapidibus. Der Meister im Bamberger Dom. Urgestalt deutschen Bildhauertums. Kempten im Allgäu 1965, 328. - François M A U R E R , Lapides vivi. Die räumliche Neugestaltung des Basler Münsters, in: Basler Stadtbuch 96 (1975) 227f. LITERATUR:
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CHORKONSOLE «HERR UND HUND»
ENDE 12. JH.
BASEL, Stadt- und Münstermuseum Kleines Klingental, Inv.-Nr. 1906. 3516. - Taf. 12, Fig. 36. Die Konsole befand sich ursprünglich aussen an der Nordostwand des Chores des Basler Münsters oberhalb von einem der portalartigen Rundbogenfenster der Erdgeschosszone. Frdl. Mitteilung von Dr. F. MAURER, Basel. Seit 1939 als Depositum des Historischen Museums Basel im Stadt- und Münstermuseum Kleines Klingental. In der Kirche wurde eine Kopie angebracht. Frdl. Mitteilung von Frau Dr. B. MELES, Basel, vom 2.8.1982. Buntsandstein; rechteckige (39,3 χ 28,9 χ 48,3 cm), rötliche Konsole mit div. Lädierungen an den Rändern und auf der Oberfläche. Die Stirnseite zeigt eine männliche Gestalt, die einen aufrecht stehenden Hund hält. Der Mann in einem mit einem Gürtel zusammengeschnürten Gewand, sein Kopf vom Hund abgewendet, die linke Hand am Hals des Tieres fassend, Daumen abgespreizt. Von den Füssen sind nur noch die Konturen des einen schwach erkennbar. Das Gesicht ist stark lädiert, zu sehen sind noch Stirn, Augen sowie Teile von Nase und Mund. Der Hund erreicht annähernd die Grösse des Mannes. Der Kopf des Tieres ist ebenfalls stark zerstört, insbesondere sind die Ohren weggebrochen. Noch vorhanden sind hingegen Reste der oberen Partien, der Augen und der Schnauze. Die Vorderpfoten krallen sich an den Schultern des Mannes fest, der Hinterfuss stützt sich unten am Gewand ab. Inschrift am Abakus, über den Köpfen der beiden Figuren, einzeilig und mitteltief eingehauen, beidseits von den Lädierungen erfasst; Buchstabe η höhe 3,8—5,5 cm.
[,.]^NOHV[..]
SCHRIFT: Vollschlanke Majuskel mit sehr starker, durchgekrümmter Dreiecksporenbildung an den Hasten- und Balkenenden. Worttrennung in Form eines runden Punktes in Zeilenmitte. Bemerkenswerte Buchstabenformen: H mit annähernd senkrechten Hasten und Mittelbalken, der mit einer Knotenverzierung versehen ist. Ν mit seitenverkehrtem Querbalken, der oben und unten am Dreiecksporn vor der Haste ansetzt. O oval, etwas kleiner als die übrigen Buchstaben. Das zweite, sehr kleine O über dem V von ..VNO breiter, in der oberen Hälfte z.T. zerstört. Bei beiden V an den Rändern des Abakus ist im wesentlichen jeweils nur eine der beiden Schräghasten erhalten. - Verwandtes Schriftdenkmal: Kat.-Nr. 25: Basel, Ende 12. Jh. (Misericordia-Relief).
Sehr wahrscheinlich Figurenbezeichnungen. Da an den beiden Rändern allenfalls je ein bis zwei Buchstaben ausgefallen sind, könnte die Inschrift zu CVNOHVNT ergänzt werden. FORMULAR UND INHALT:
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NAME: CV^NO: Ab dem 8. Jh. vorkommender, in Basler Urkunden des 12. und 13. Jh. sehr häufig be2eugter, germanischer Personenname. FÖRSTEMANN, PN, 378 ; SOCIN, Mittelhochdeutsches Namenbuch, 7f. u. 137; UB Basel I, 388 (Register zu «Kuno»).
DATIERUNG: Die Entstehung des Chores des Münsters fällt in das Ende des 12. Jh. Hans REINHARDT, Das Basler Münster, hg. von der Münsterbaukommission. Basel 3 1961, 156. Paläographisch betrachtet, kann die Inschrift derselben Zeit zugewiesen werden. LITERATUR: Emanuel BÜCHEL, Sammlung der Merkwürdigkeiten, Grabmäler, Bilder, Mahle reyen, Inschriften des Grossen Münsters zu Basel, Teil II ( 1 7 7 5 ) . Kupferstichkabinett Basel, Ms. A 101, f. 26, Fig. - Franz Joseph MONE, Kunstnachrichten, in: Anzeiger für Kunde des deutschen Mittelalters 3 ( 1 8 3 4 ) 6 4 . - Hans REINHARDT, Katalog der Basler Münster-Plastik. Basel 1 9 3 9 (Stadt- und Münstermuseum im Kleinen Klingental) 2 4 , Nr. 5 0 . — François MAURER, Romanische Kapitellplastik in der Schweiz. Diss. phil. Basel. Bern 1971 (Basler Studien zur Kunstgeschichte N.F. 11) 236.
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MISERICORDIA-RELIEF
E N D E 12. JH.
BASEL, Münster, südliches Kapellen-Seitenschiff, Fröwler-Kapelle, oberhalb der Aposteltafel (Kat.-Nr. 18) in der Ostwand eingemauert. - Taf. 12, Fig. 37. Nähere Einzelheiten zur Geschichte des Reliefs sind nicht bekannt. Buntsandstein; in der unteren Hälfte rechteckiges, oben durch einen Rundbogen begrenztes rötliches Hochrelief (ca. 41,6 x 28,8 χ ? cm). Die mit Kopftuch und Schuhen bekleidete Misericordia hat einen Armen bei der Hand gefasst und führt ihn einer Herberge entgegen, auf die sie mit dem linken Zeigefinger weist. Der bärtige Arme läuft barfuss und trägt als Kopfbedeckung eine Kappe, auf der ein Kreuzzeichen erkennbar ist, was ihn vielleicht als einen Pilger ausweist. Über seine rechte Schulter hat er eine Reisetasche gehängt, auf der linken ruht ein mit Lumpen umwundener Stock. Beide Gestalten in einem faltenreichen Obergewand. Einrahmung der Darstellung an den Seiten durch zwei schlichte Säulen. Es lassen sich zwei Inschriftengruppen unterscheiden: I.
II.
auf dem die beiden Säulen verbindenden Rundbogen einzeilig, mitteltief und ziemlich regelmässig eingehauen; Buchstabenhöhe 1,7-1,9 cm.
PAVPER ·
; MISERICORDIA
Der Arme
Die Barmherzigkeit
unmittelbar unterhalb des Bogens, über den Köpfen der Dargestellten, die Rundung mitvollziehend, einzeilig, ziemlich schwach eingehauen. Ob links von der Inschrift Spuren einer Vorzeichnung von weiteren Buchstaben oder lediglich Kritzeleien zu vermuten sind, kann auch aus nächster Nähe nicht festgestellt werden. Frdl. Mitteilung von Dr. F. M A U R E R , Basel, von Ende August 1981; Buchstabenhöhe 1,3—1,5 cm.
; LVCHART
Vollschlanke bis breite Majuskel mit starker Dreiecksporenbildung an den Hastenund Balkenenden. Ob es sich bei den Vertiefungen nach PAVPER, vor MISERICORDIA sowie vor LVCHART um Punkte in Zeilenmitte oder um Lädierungen handelt, lässt sich nicht mit Sicherheit enscheiden. — Bemerkenswerte Buchstabenformen: A trapezförmig, mit leicht schrägem, dünnem Querbalken und mittellangem, z.T. etwas gekrümmtem Deckbalken. C langatmig. E eckig, einmal mit kurzen (PAVPER), das andere Mal (MISERICORDIA) mit mittellangen Querbalken. Aufgrund der sehr starken Abschlusssporenbildung erscheint der Buchstabe schon fast geschlossen. M unzial, mit geschlossener, ovaler Links- und durchgewellter SCHRIFT:
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Rechtsrundung. O oval. Ρ in PAVPER beide Male mit geschlossener Rundung. R ebenfalls immer mit geschlossener Rundung. In PAVPER und MISERICORIA Cauden jeweils vor der Haste ansetzend und durchgewellt, Cauda in LVCH ART geknickt. S mit grösserem Oberteil. Τ mit mittellangem Deckbalken. V mit unten spitz zulaufenden Hasten. - Verwandte Schriftdenkmäler: R. FRAUENFELDER, KDM SH I, Fig. 170-177: Schaffhausen, um 1200 (Romanische Fensterlunetten); Hans W E I G E R T , Die Kaiserdome am Mittelrhein. Speyer, Mainz und Worms. Berlin 1933, Fig. 89: Worms, Ende 12. Jh. (Christus-Skulptur im inneren Bogenfeld des Südportals der Pfarrkirche St. Peter); Lisbeth TOLLENAERE, La sculpture sur pierre de l'ancien diocèse de Liège à l'époque romane. Löwen 1957 (Université de Louvain. Recueil de travaux d'histoire et de philologie, Serie 4, Fasz. 11) Taf. 7, Fig. A/B: Maastricht, um 1180 (Kapitelle im Chor der Kirche Notre-Dame); CIMAH II, Nr. 57/IV: Genf, nach 1175 (Melchisedec-Kapitell). FORMULAR UND I N H A L T :
I
Figurenbezeichnungen. Das Misericordia-Relief ist eine der frühesten bildlichen Darstellungen eines Werkes der Barmherzigkeit. Das Thema geht auf Mt 25,35 zurück: hospeseram, et collegistis me. Der Arme symbolisiert demnach den leidenden Christus. Am Basler Münster begegnet das Bild von der Beherbergung des Fremden nochmals an der Galluspforte (ca. 1170-1180. M. M O U L L E T , Die Galluspforte des Basler Münsters, passim) sowie auf der Südseite des Mittelschiffes am Kapitell des Hauptpfeilers zwischen dem 1. und 2. Joch. Fig. bei Hans R E I N H A R D T , Das Basler Münster, hg. von der Münsterbaukommission. Basel 3 1961, 80. Als Figurenbezeichnung ist MISERICORDIA ferner am Deckel des Taufbekkens im Hildesheimer Dom anzutreffen. RDK I, 1459f.: Hildesheim, um 1220. Zu weiteren Darstellungen des Themas im 12. und 13. Jh. RDK I, 1457ff; LCI I, 245ff.
II
Personenname (siehe unten). Da es sich beim Misericordia-Relief um eine allegorische Darstellung handelt, dürfte sich der Name wohl kaum auf eine der beiden abgebildeten Figuren beziehen. Evtl. wäre an die Signatur des Künstlers oder den Namen des Stifters des Reliefs zu denken.
LVCHART: Seit dem 9. Jh. anzutreffender, etymologisch schwer zu erklärender germanischer Personenname. Als Männername begegnet Luchart vor allem in frühmittelalterlichen Quellen. MG Lib. confr., 32, Sp. 66,25f. (Mönchsliste des Klosters Gengenbach). Zusammenstellung der Namensformen in MG Necrol. I, 748f. In baslerischen Quellen des 13. Jh. hingegen sind Luchart und Varianten häufig als Frauennamen belegt. SOCIN, Mittelhochdeutsches Namenbuch, 59, 621, 636, 653f., 660. NAME:
Von der Schrift und der thematischen Verwandschaft mit der Galluspforte (siehe oben) her ist eine Entstehung der Inschrift gegen Ende des 12. Jh. wahrscheinlich. DATIERUNG:
L I T E R A T U R : K R A U S , Die christlichen Inschriften II, Nr. 5 (Erstveröffentlichung). — Baugeschichte des Basler Münsters, hg. vom Münsterbauverein. Text nebst 2 Mappen. Basel 1895, Bl. 2 8 , Fig. 2 8 . - Maurice M O U L L E T , Die Galluspforte des Basler Münsters. Basel und Leipzig 1 9 3 8 , passim, bes. 6 4 , 8 5 , Fig. 9 1 . - Hans R E I N H A R D T , Katalog der Basler Münster-Plastik. Basel 1 9 3 9 ,
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17, Nr. 5 . - Yvonne L A B A N D E - M A I L F E R T , Pauvreté et paix dans l'iconographie romane ( X I E - X I I C
siècles), in: Etudes sur l'histoire de la pauvreté, hg. von Michel M O L L A T . Paris 1974 (Publications de la Sorbonne. Etudes 8) 330, Fig. 10. - François M A U R E R , Lapides vivi. Die räumliche Neugestaltung des Basler Münsters, in: Basler Stadtbuch 96 (1975) 226f., Fig. — DERS., Das Münster von Basel. Basel 1976 (Schweizerische Kunstführer Nr. 191) 8, 13, Fig. 6. - Das Basler Münster, hg. von der Münsterbaukommission und Photograph Peter H E M A N . Basel 1982, 127, Fig.
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PORTALINSCHRIFT VON SCHÖNTAL (BL)
ENDE 12. JH.
SCHÖNTAL bei LANGENBRUCK (BL), ehemaliges Benediktinerkloster, Kirche, Westfassade, Portal. - Taf. 13, Fig. 38-39. Das Benediktinerkloster Schöntal bei Langenbruck wurde kurz vor der Mitte des 12. Jh. durch Graf Adalbero von Froburg und seine beiden Söhne Volmar und Ludwig gestiftet (vgl. dazu die Bestätigungsurkunde des Bischofs Ortlieb von Basel vom 2.3.1146. UB Solothurn 1,48f., Nr. 77. Die dort angegebene Jahresdatierung 1145 ist nach Peter R Ü C K [Die Urkunden der Bischöfe von Basel bis 1213. Diss. phil. Freiburg/Schweiz. Basel 1966,92] in 1146 zu korrigieren). Die Weihe der Klosterkirche erfolgte im Jahre 1187. UB Landschaft Basel I, 10-12, Nr. 28. Zu Schöntal allgemein Helvetia sacra III/l,3, 1952-1956. Kalkstein; die aus Quaderwerk bestehende, ockerfarbige Westfassade der ehemaligen Klosterkirche Schöntal besitzt ein mit einem starken, den Rahmen bildenden Wulst versehenes Eingangsportal, dessen über Konsolen ruhender Türsturz giebelförmig mit Palmettenranken und einem Relief des Agnus Dei geschmückt ist. Zur in romanischer Zeit häufigen Darstellung des Lammes Gottes an Portalen und Tympana Olivier BEIGBEDER, Lexique des Symboles. La Pierre-qui-Vire 1969 (Introductions à la nuit des temps 5) 51, Fig. 20-24; LCI III, 10. An Beispielen aus der Schweiz seien erwähnt: R E I N L E , Kunstgeschichte der Schweiz, 403, Fig. 426 (Agnus Dei auf dem Tympanon des ehemaligen Westportals der Klosterkirche Rheinau); 410, Fig. 432 (Johannes der Täufer mit dem Lamm auf der Basler Galluspforte). Über dem Relief ein in die Mauer eingetieftes, halbrundes leeres Tympanon (Masse des Bogenfeldes: 74 χ 158 cm), das von einem Wulstbogen umgezogen ist, der an den Seiten auf einer Tier- und einer Menschengestalt ruht. Das Tier auf der linken Seite, sehr wahrscheinlich ein Löwe ( R E I N L E , Kunstgeschichte der Schweiz, 421), mit Mähne, deutlich ausgeprägten Zähnen und umgebogenem, schräg über den Körper gelegtem Schwanz. Vgl. Bestiaire roman. Textes médiévaux, übersetzt von E. D E SOLMS. La Pierre-qui-Vire 1977 (Les points cardinaux 25) Fig. 1, 2, 5 und passim, bes. Fig. 2; Mario D ' O N O F R I O und Valentino P A C E , Campanie romane. La Pierrequi-Vire 1981 (La nuit des temps 56) Fig. 37f., 59. Die Männergestalt rechts in einem Faltenrock, linker Arm angewinkelt, sich am Kopf haltend. Am Bogenscheitel der Kopf einer weiteren Gestalt, die sich infolge der Verwitterung nicht genauer beschreiben lässt. Zur ähnlichen Gestaltung des Südportals der Collégiale von St-Ursanne Claude L A P A I R E , Saint-Ursanne. Neuenburg 1964 (Trésors de mon pays 113) 15, Fig. Inschrift auf der erhabenen Einrahmung zwischen Wulstring und Tympanon, neben der Tiergestalt einzeilig, nicht ganz regelmässig und schwach eingehauen; Buchstabenhöhe 3,5— 4,7 cm.
HIC EST RODO Hier ist Rodo. 89
SCHRIFT: Schlanke bis vollschlanke Majuskel mit anschwellenden R u n d u n g e n und massiger Dreiecksporenbildung an den Hasten- und Balkenenden. K e i n e Worttrennung. — Bemerkenswerte Buchstabenformen: C mit etwas längerem Unterarm, der mit einem quergestellten Abschlussstrich versehen ist. D mit leicht gekrümmter Haste. B o g e n oben und unten w e n i g über die Hastenenden übergreifend, bereits leicht aufgebläht. V o m unzialen E in E S T , das evtl. etwas kleiner war als die übrigen Buchstaben, ist nur noch fragmentarisch die linke Buchstabenhälfte erhalten. H ziemlich breit, der obere Teil der Linkshaste fehlt. E i n annähernd waagrechter Q u e r b a l k e n ist schwach erkennbar. D a s erste O in R O D O weitgehend zerstört. Τ bis auf den unteren Teil der Haste zerstört. — Verwandte Schriftdenkmäler: Rainer BUDDE, Deutsche romanische Skulptur, 1 0 5 0 - 1 2 5 0 . München 1979, Fig. 76: P e t e r s h a u s e n / K o n s t a n z , a. 1173— 1180 (Fragmente des Ostportals der Abteikirche); Fig. 125: Brauweiler, u m 1 1 7 5 / 8 0 (Marienretabel der katholischen Pfarrkirche St. Nikolaus); M o n u m e n t a Annonis. K ö l n und Siegburg. Weltbild und K u n s t im hohen Mittelalter. Katalog, hg. von A n t o n LEGNER. K ö l n 1975, 197ff., Fig. E 1: K ö l n , um a. 1183 (Anno-Schrein; vgl. bes. die Farbtafeln 20f.); H e r m a n n B E E N K E N , Romanische Skulptur in Deutschland. 11. und 12. Jahrhundert. Leipzig 1924 (Handbücher der Kunstgeschichte) 271, Nr. 135: Würzburg, E n d e 12. J h . (Tympanon der Katharinenkapelle im L u i t p o l d - M u s e u m ) ; Suevia sacra. Frühe K u n s t in Schwaben. Katalog. Augsburg 3 1973, 148, Nr. 131, Fig. 3: Augsburg, nach a. 1183 (Ulrichskelch).
Unbestimmt. Möglicherweise Figurenbezeichnung, Bildlegende oder Bauinschrift. O b die Inschrift einen Steinmetzen Rudolf betrifft (Walter BOLLIGER, Führer durch die Geschichts- und Kulturdenkmäler von Baselland, 80) und sich auf die verwitterte Gestalt a m Scheitel des Bogens bezieht, ist, obschon kurze Bauinschriften und N a m e n s n e n nungen bei Baumeisterbildnissen in der 2. Hälfte des 12. und im 13. J h . wiederholt v o r k o m m e n , nicht sicher, da sich nicht ermitteln lässt, ob das Tympanon ursprünglich ausgefüllt war. Z u Bauinschriften und Baumeisterbildnissen K u r t G E R S T E N B E R G , D i e deutschen Baumeisterbildnisse des Mittelalters. Berlin 1966, 9: Millstatt (Kärnten), u m 1 1 7 0 - 1 1 8 0 (Darstellung eines Baumeisters Rudgerus); 20: Freising, um 1180 (Werkmeister Liutpreht an e i n e m Kapitell in der Korbinians-Krypta des D o m e s ) ; 21f.: Maastricht, u m a. 1185 (Werkmeister H e i m o an einem Kapitell im C h o r u m g a n g der Marienkirche). Z u hic est ... vgl. C I F M 1 / 2 , Nr. 17: Chauvigny (Dep. Vienne), 12. J h . (Bildlegende an einem Kapitell in der Kirche Saint-Pierre le Haut): (H)ic est diabolus. FORMULAR UND I N H A L T :
NAME: R O D O : K u r z f o r m des germanischen Personennamens Rodolfus, R ö d o l f u s , Rudolfus. D a die K u r z f o r m in mhd. Zeit sonst nicht begegnet, liegt die Vermutung nahe, dass der Skulptor evtl. die Herstellung der Inschrift abgebrochen hat und weitere Buchstaben bzw. Wörter vorgesehen waren. D i e ausgeschriebenen F o r m e n des N a m e n s sind im 12. J h . in Urkunden aus Konstanz, Zürich und Schaffhausen sowie der Landschaft B a d e n belegt. SOCIN, Mittelhochdeutsches N a m e n b u c h , 113, 116f., 123. In Verbindung mit d e m Kloster Schöntal ( U B L a n d schaft Basel 1,26f., Nr. 46f., 30, Nr. 51 u. 40, Nr. 63) sowie unter den G r a f e n v o n Froburg ( G H S 1,26, Taf. 7, Nr. 18) k o m m e n Träger des N a m e n s Rudolf erst ab d e m 4. Jahrzehnt des 13. J h . vor, sodass eine D e u t u n g der Inschrift als Stifterinschrift eher unwahrscheinlich ist.
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Während der Typus des Portals älter wirkt und für eine Datierung in die Mitte des 12. Jh. spricht, weist die Paläographie in das Ende des 12. Jh., die Zeit der Weihe der Klosterkirche. DATIERUNG:
L I T E R A T U R : Johann Rudolf R A H N , Zur Statistik schweizerischer Kunstdenkmäler, in: ASA 2 (1872-75) 326f. — Arthur L I N D N E R , Die Basler Galluspforte und andere romanische Bildwerke der Schweiz. Diss. Basel. Strassburg 1899, 52. - Walter BOLLIGER, Führer durch die Geschichtsund Kulturdenkmäler von Baselland. Basel 1923, 80. - Joseph G A N T N E R , Kunstgeschichte der Schweiz, Bd. I: Von den helvetisch-römischen Anfängen bis zum Ende des romanischen Stiles. Frauenfeld und Leipzig 1936, 210. - Baselbieter Baudenkmäler. Die Fassade der ehemaligen Klosterkirche Schöntal bei Langenbruck, in: Basellandschaftliche Zeitung, Nr. 8 vom 10.1.1959. Beilage: Die Welt im Bild, 3. - Hans E P P E N S , Baudenkmäler in Waldenburg und seinem Tale. Liestal 1965 (Das schöne Baselbiet 6) 6. - R E I N L E , Kunstgeschichte der Schweiz, 421. - Klaus SPEICH und Hans R. SCHLÄPFER, Kirchen und Klöster in der Schweiz. Zürich 1978, 69, Fig. - Hans-Rudolf H E Y E R , in: Im Land der Kirschbaumblüte. Baselland - Schwarzbubenland - Laufental, in: Die Schweiz 54 (1981) H. 4, 38f., Fig. 55f. - Kunstführer durch die Schweiz, begründet von Hans J E N N Y , Bd. III. Wabern 5 1982, 24 u. Fig. 3. - Carola JÄGGI und Hans-Rulolf M E I E R , Löwe, Drache, Ritter und Madonna. Zur Ikonographie der Schöntaler Fassadenskulptur, in: Unsere Kunstdenkmäler 40 (1989) 412-419.
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27*
PORTALINSCHRIFT VON BURGDORF (BE)
ENDE 12. JH.
BURGDORF (BE), Turm zum «Alten Markt», an oder über dem Portal; zerstört. Früheste Erwähnung in Kap. 5 der von Conrad JUSTINGER zwischen 1420 und 1430 verfassten «Amtlichen Berner Chronik» (Die älteste Abschrift [A a 1], die Kap. 5 enthält, stammt von einem unbekannten Schreiber aus der Mitte des 15. Jh. Stadtbibliothek Winterthur, Ms. fol. 103, Bl. vj. Dazu Aimée P E R R I N , Verzeichnis der handschriftlichen Kopien von Konrad Justingers Berner Chronik, in: Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde 12 [1950] 211-212. Die Edition von Gottlieb Ludwig STUDER [Die Berner Chronik des Conrad Justinger. Bern 1871] basiert auf dieser Winterthurer Handschrift). Als Inschriftenträger wird überwiegend der Torturm angegeben, der den Zugang von der Stadt zu dem vor dem Schloss gelegenen «Alten Markt» vermittelte, so z.B. von Max W I N Z E N R I E D (Das alte Burgdorf, 9 ) . A E S C H L I M A N N (Geschichte von Burgdorf und Umgegend, Bd. I , 8) und R A H N (Zur Statistik schweizerischer Kunstdenkmäler, 211) denken an den Eingangsturm vom «Alten Markt» zum Schloss. O C H S E N B E I N (Aus dem alten Burgdorf, 10) hält das Sagitor für den Ort der Inschrift. Dieses befand sich unterhalb des Schlossfelsens, wo die Treppe zwischen der Sägegasse und dem «Alten Markt» beginnt. Als Erbauer des Torturmes gilt Herzog Berthold V. von Zähringen (siehe unten NAME), der Burgdorf mit insgesamt 16 Türmen und mit Mauern befestigte. Hans S T R A H M , Geschichte der Stadt und Landschaft Bern, 176. Der Abbruch des Turmes und damit die Zerstörung der Inschrift erfolgte im Verlaufe des 18. Jh. Der genaue Zeitpunkt ist ungeklärt. ISELIN (Allgemeines Lexicon, Bd. I , 663) berichtet, dass die Inschrift zu seiner Zeit noch erhalten gewesen sei. G R U N E R (Deliciae urbis Bernae, 7) spricht dagegen bereits von einer «Inscription», die noch «vor wenig Jahren» zu lesen, also mittlerweile schon zerstört worden war. A E S C H L I M A N N (Geschichte von Burgdorf und Umgegend, 8) und H E U E R (Die ältesten Zeiten Burgdorfs, 106) meinen, dass die Zerstörung des Turmes erst gegen Ende des 18. Jh. stattfand. Eine Beschreibung des Torturmes im Detail liegt nicht vor. JUSTINGER (siehe oben) bezeichnet die Inschrift als eine urkunde in stein gehouwen an der porten ze burgdorf. In der Literatur werden keine näheren Auskünfte über den Inschriftenträger erteilt; daher bleibt es ungeklärt, ob die Inschrift an ober über (so z.B. H E U E R , Die ältesten Zeiten Burgdorfs, 106; H O F E R , Die Zähringer und ihr Städtesystem in der burgundischen Schweiz, 21) dem Portal eingehauen und ob sie direkt auf dem Turm oder auf einer steinernen Tafel angebracht war.
BERCHTOLDUS DUX ZERINGIE, QUI VICIT BURGUNDIONES, FECIT HANC PORTAM. Berchtold, der Herzog von Zähringen, der die Burgunder besiegte, hat dieses Tor errichtet. Text nach Conrad JUSTINGER, Berner Chronik. Stadtbibliothek Winterthur, Ms. fol. 103, Bl. vj (der in der Lit. fast durchwegs zitierte Text). Bei Johann Rudolf G R U N E R 92
(Geschichte und Topographie von Burgdorf [1755-1763]. Burgerbibliothek Bern, Ms. I 70, 103) findet sich folgender Wortlaut: BERCHTOLDUS ZERINGIE DUX, QUI VICIT BURGUNDIONES, EXSTRUXIT HANC PORTAM.
Bauinschrift mit einfachem Formular: Name und Stand des Bauherrn sowie eine zusätzliche, den Genannten identifizierende und auf ein für ihn bedeutendes Ereignis hinweisende Angabe (siehe unten N A M E ) . Portalinschriften mit der Formulierung^«/ sind seit der Spätantike, insbesondere bei kirchlichen Bauwerken anzutreffen. Beispiele für Portale des 12. Jh.: DI XXI, Nr. 1: Millstatt, um a. 1170 (Inschrift auf dem Tympanon des Westportals der Pfarrkirche St. Salvator): Heinricus abbas Rudgerus me fecit; CIFM 1/3, 167, Nr. 32: Saint-Pompain (Deux-Sèvres), 12. Jh. (Inschrift im inneren Bogenrund des Portals der alten Prioratskirche): Gilglemmus fecit hoc + virtus + nutrii superbiam. FORMULAR UND I N H A L T :
Berthold V . war der letzte der Herzöge von Zähringen und hatte in dieser Funktion das Rektorat von Burgund inne. Die Inschrift gedenkt seines Sieges über den burgundischen Adel bei Payerne im Jahre 1190 oder 1191, welcher das gespannte Verhältnis zwischen dem Zähringer und Kaiser Heinrich VI. zu einem Aufstand ausnutzen wollte. Es ist nicht sicher, ob Berthold auch die Stadt Bern gründete oder diese lediglich ausgestaltete und vollendete (1191). Er konzentrierte seine Politik im wesentlichen auf die Alpenregionen, indem er die Zugänge zu diesen sowie die Pässe überwachen liess und neben Burgdorf und Bern an weiteren Städten noch Thun und Solothurn befestigte. Berthold V. starb am 18.2.1218. Zur Biographie Eduard H E Y C K , Geschichte der Herzoge von Zähringen. Freiburg i.Br. 1891, 421-487; GHS I, 6, Taf. 1 ; HBLS VII, 622-624; Hans-Walter K L E W I T Z , Die Zähringer. Vom Leben einer deutschen Hochadelssippe im Mittelalter, in: Schauinsland 84/85 (1966/67) 47-48.
NAME:
D A T I E R U N G : Vom Formular sowie von der relativ frühen Bezeugung durch JUSTINGER her gesehen, ist eine Entstehung der Inschift im Jahre 1190 oder kurz nach diesem Datum denkbar. L I T E R A T U R : Michael STETTLER, Annales oder gruendliche Beschreibung der fuernembsten geschichten vnnd Thaten, welche sich in gantzer Helvetia ... biss auff das 1627. Jahr ... verlauffen, Teil I. Bern 1627,3. - Gottlieb KYPSELER DE M U N S T E R (=Abraham R U C H A T ) , Les délices de la Suisse, Bd. I. Leiden 1714,158-160. — Jakob Christoph ISELIN, Neu-vermehrtes Historischund Geographisches Allgemeines Lexicon, Bd. I. Basel 1726, 663. — Johann Rudolf G R U N E R , Deliciae urbis Bernae. Merckwuerdigkeiten der hochloebl. Stadt Bern. Zürich 1732, 7. - Johann Rudolph A E S C H L I M A N N , Geschichte von Burgdorf und Umgegend, Bd. I . Zwickau 1847, 8. Die Berner Chronik des Conrad Justinger, hg. von Gottlieb Ludwig STUDER. Bern 1871, 6, Kap. 5. - Albert H E U E R , Die ältesten Zeiten Burgdorfs, in: BTB 28 (1878) 106, 109. - Johann Rudolf R A H N , Zur Statistik schweizerischer Kunstdenkmäler, in : ASA 4 ( 1880-8 3) 211. - FRBI, 486, Nr. 91. - Eduard H E Y C K , Geschichte der Herzoge von Zähringen. Freiburg i.Br. 1891,430. - Rudolf O C H S E N B E I N , A U S dem alten Burgdorf. Beiträge zur Ortskunde. Burgdorf 1 9 1 4 , 1 0 - 1 1 . — Heinrich T Ü R L E R , Baugeschichte des Schlosses Burgdorf, in: Neues Berner Taschenbuch 2 7 ( 1 9 2 2 ) 1 7 7 . - Fritz L Ü D Y - T E N G E R , Burgdorf im Bilde. Burgdorf 1 9 7 4 (SA. aus Burgdorfer
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Jahrbücher 1937-58, 1967, 1968 und 1970) 37f., 45f. - Karl G E I S E R , Von den Alemannen bis zum Übergang Burgdorfs an Bern, 1384, in: Heimatbuch des Amtes Burgdorf und der Kirchgemeinden Utzensdorf und Bätterkinden 2 (1938) 55. - Heinrich BÜTTNER, Staufer und Zähringer im politischen Kräftespiel zwischen Bodensee und Genfersee während des 12. Jahrhunderts, in: MAGZ 40, H . 3 (1961) 87. - Alfred G. R O T H , Burgdorf. Ein Führer durch die Stadt Burgdorf. Burgdorf 2 1969, 39, 42. - Hans S T R A H M , Geschichte der Stadt und Landschaft Bern. Bern 1971, 176. — Jürg W E G M Ü L L E R , Geschichte Burgdorfs von den Anfängen bis zum Untergang der Alten Eidgenossenschaft, in: Burgdorf. Geschichte und Gegenwart. Stadtbuch. Burgdorf 1972, 13. - Max W I N Z E N R I E D , Das alte Burgdorf. Ein Bildband. Burgdorf 1973, 9. - Hans H O F E R , Die Zähringer und ihr Städtesystem in der burgundischen Schweiz, in: Berner Jahrbuch 1977, 21. - Jürg S C H W E I Z E R , KDM BE, Landband I, 175f. - Die Zähringer. Eine Tradition und ihre Erforschung, hg. von Karl SCHMID. Sigmaringen 1986 (Veröffentlichungen zur ZähringerAusstellung I) 103f. - Die Zähringer. Anstoss und Wirkung, hg. von Hans SCHADEK und Karl SCHMID. Sigmaringen 1986 (Veröffentlichungen zur Zähringer-Ausstellung II) 286, Nr. 248.
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SCHWERT
ENDE 12. JH.
BERN, Historisches Museum, Inv.-Nr. 134/840.5. - Taf. 14, Fig. 40-41. Fund bei der ersten Juragewässerkorrektion. Genauere Angaben über Ort, Datum und Umstände fehlen. Weitere Geschichte des Inschriftenträgers wie bei Kat.-Nr. 30. Eisen; stark korrodiertes Schwert (Gesamtlänge: ca. 102 cm; Klinge: 87,6 cm) mit pilzförmigem Knauf und gerader Parierstange von achteckigem Querschnitt (23,7 cm). Flache, zweischneidige, gegen die Spitze zu sich verjüngende Klinge (Breite bei der Parierstange: 5,6 cm) mit Hohlschliff beidseits. Spitze (Ort) abgerundet. Zum Typus des Schwertgefässes SEITZ, Blankwaffen I, Fig. 75, Nr. 1, Fig. 78, Nr. 1. Inschrift in ca. 13 cm Entfernung von der Parierstange in Richtung Schwertspitze verlaufend im Hohlschliff auf beiden Seiten der Klinge einzeilig mitteltief bis tief eingehauen; Zeilenlänge 1,4—1,5 cm; Buchstabenhöhe 0,3-0,4 cm. LNL Die Inschrift besteht auf beiden Klingenseiten aus jeweils zwei vollschlanken Lförmigen Buchstabengebilden und einem breiten N. Alle Buchstaben in Majuskelform. Ob es sich wirklich um L und nicht um C oder E handelt, also eine technische Unbeholfenheit eines schreibunkundigen Schmiedes vorliegt, muss offen bleiben. L mit oben nach rechts umgebogener, jedoch nicht eingerollter Haste. Ν wie bei Kat.-Nr. 30 mit auf die quergestellten Abschlussstriche statt auf die Hasten treffendem Schrägbalken, wobei eine Rechtshaste den Abschlussstrich unten nicht erreicht. - Verwandte Schriftdenkmäler: W E G E L I , Inschriften auf mittelalterlichen Schwertklingen, 15, Fig. 8: Dresden, Ende 12. Jh. (Schwert im Historischen Museum Dresden mit Buchstabengruppe NAN). SCHRIFT:
FORMULAR UND I N H A L T : Unbestimmt. Schwertinschriften mit Dreiergruppen von Buchstaben, wobei zwei davon gleich sein können, sind vom 12.-14. Jh. wiederholt anzutreffen. Es handelt sich dabei um Gruppen wie NAN (siehe oben S C H R I F T ) , SOS oder OSO, NED, DIC. W E G E L I , Inschriften auf mittelalterlichen Schwertklingen, 15, 19f., 24—28. D A T I E R U N G : Die Form des Schwertes und die Schrift sprechen für eine Entstehung der Inschrift am Ende des 12. Jh.
Rudolf W E G E L I und Rudolf M Ü N G E R , Inventar der Waffensammlung des Bernischen historischen Museums in Bern, II: Hieb- und Stichwaffen, in: Jahresbericht des Historischen Museums in Bern 1919 (1920) 84, Nr. 134, Fig. Taf. 1 u. Fig. 8. - B R U H N - H O F F M E Y E R , Middelalderens tveaeggede svaerd II, 9, Nr. 22. - Hans D Ü R S T , Rittertum. Schweizerische Dokumente. Hochadel im Aargau. Lenzburg 1962 (Dokumente zur aargauischen Kulturgeschichte 2) 84, 100, Nr. 70, Fig. LITERATUR:
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ENDE 12. JH.
SCHWERTFRAGMENT
BERN, Historisches Museum, Inv.-Nr. 133/865. - Taf. 14, Fig. 42-43. Fund in der Zihl. Genauere Angaben über Ort, Datum und Umstände fehlen. Rudolf und Rudolf M Ù N G E R , Inventar der Waffensammlung, 84.
WEGELI
Eisen; stark korrodiertes Schwertfragment (Gesamtlänge: 25,5 cm; Klinge in ca. 12,4 cm Entfernung von der Angel abgebrochen) mit linsenförmigem Knauf und lockerer, gerader Parierstange (Länge: 21,7 cm) von rundem Querschnitt. Zahlreiche Lädierungen an den Klingenrändern und auf der Oberfläche. Inschrift: von der Parierstange in Richtung Schwertspitze nahe der Bruchstelle im Hohlschliff auf einer Seite der Klinge verlaufend schwach eingeritzt und eisentauschiert. Mit dem Auge nicht erkennbar; Buchstabenhöhe 1,6 cm?
t ?N[— Nach Rudolf
WEGELI
und Rudolf
MÜNGER,
Inventar der Waffensammlung,
83.
Die Inschrift ist infolge des Abbruches der Klinge und der Korrosion grösstenteils zerstört. Der von W E G E L I / M Ü N G E R angegebene Buchstabenbestand ist unsicher. Eine Beobachtung durch das Mikroskop hat ergeben, dass möglicherweise noch vorlieg: Drei quergestellte Abschlussstriche eines annähernd gleichschenkligen Kreuzes. Ein I mit quergestellten Abschlussstrichen. Von einem Ν die Linkshaste und das Mittelteil. SCHRIFT:
Wegen des fragmentarischen Erhaltungszustandes der Inschrift unbestimmt. Falls der von W E G E L I / M Ü N G E R vorgeschlagene Textbestand zutrifft, entweder Name des Schmiedes INGELRED oder - wofür der Beginn mit dem Kreuzzeichen spricht- die Invokation Gottes IN NOMINE DOMINI. Schwerter der sog. Ingelred-Gruppe sind vereinzelt im 10., vor allem jedoch im 11.-12. Jh. anzutreffen. W E G E L I , Inschriften auf mittelalterlichen Schwertklingen, 14—16; Ronald Ewart OAKESHOTT, The Sword in the Age of Chivalry. London 1964, 29, 140; B R U H N - H O F F M E Y E R , Middelalderens tveaeggede svaerd I, 183, 197; II, passim. Solche mit religiösen Anrufungen gehören überwiegend der romanischen Zeit an (12.— beginnendes 13. Jh.). Dazu SEITZ, Blankwaffen I, 182; B R U H N - H O F F M E Y E R , Middelalderens tveaeggede svaerd I, 113f., 116, 183, 189, 197; II, passim. FORMULAR UND I N H A L T :
DATIERUNG:
Wie Kat.-Nr. 28 u. 30: Ende 12. Jh.
L I T E R A T U R : Rudolf W E G E L I und Rudolf M Ü N G E R , Inventar der Waffensammlung des Bernischen historischen Museums in Bern, II: Hieb- und Stichwaffen, in: Jahresbericht des Historischen Museums in Bern 1919 (1920) 77, 83f., Nr. 135, Fig. Taf. 1 u. Fig. 7. - B R U H N HOFFMEYER, Middelalderens tveaeggede svaerd II, 9, Nr 21.
96
30
SCHWERT
12.-13. JH.
BERN, Historisches Museum, Inv.-Nr. 135/226.4. - Taf. 14, Fig. 44-46. Gefunden im Herbst 1873 bei der anlässlich der ersten Juragewässerkorrektion erfolgten Abtiefung des Bettes der Zihl in der Nähe von Brügg (BE). Christian LEIBUNDGUT, Die Gewässer, in: Die Natur. Schönheit. Vielfalt. Gefährdung. Wabern 1981 (Illustrierte Berner Enzyklopädie I) 50f. Zunächst im Zeughaus Bern aufbewahrt, seit Eröffnung des Historischen Museums im Jahre 1894 am heutigen Standort. Eisen; stark korrodiertes Schwert (Gesamtlänge: ca. 110 cm; Klinge: 96 cm) mit linsenförmigem Knauf und gerader, lockerer Parierstange (18,6 cm) von rundem Querschnitt. Gehilze fehlt. Flache, zweischneidige, gegen die Spitze zu sich gleichmässig verjüngende Klinge (Breite bei der Parierstange: ca. 5,2 cm; in der Nähe der Spitze: 2 cm) mit Hohlschliff beidseits. Eine durch die Baggermaschine verursachte, ca. 10,5 cm von der Angel entfernte Bruchstelle wurde anfänglich durch ein Eisenband vernietet, später verschweisst. Spitze abgebrochen. Zum Typus des Schwertgefässes SEITZ, Blankwaffen I, Fig. 75, Nr. 3. Zur Form der Klinge op. cit., Fig. 79c-d. Inschrift in ca. 13 cm Abstand von der Parierstange beginnend, in Richtung Schwertspitze verlaufend, im Hohlschliff auf beiden Seiten der Klinge jeweils einzeilig schwach eingeritzt und silbertauschiert, das Silber z.T. herausgefallen; Zeilenlänge auf der einen Seite (I) ca. 7 cm, auf der anderen (II) ca. 6 cm; Buchstabenhöhe 1,2—1,4 cm. Die auf der beiden Seiten der Klinge angebrachten Zeichen lassen sich nur teilweise als Buchstaben deuten. Es bleibt daher fraglich, ob eine Inschrift oder ob lediglich Ornamentierung vorliegt. - An möglicherweise als Buchstaben deutbaren Gebilden sind zu erkennen: H in Majuskelform, jeweils mit einem doppellinig ausgeführten, durchgekrümmten und schräg nach rechts abwärts geneigten Querbalken (dreimal auf I). I zweimal auf I und einmal auf II. Stets mit quergestellten Abschlussstrichen, beim I auf II ausserdem mit Querstrich etwas über der Buchstabenmitte. Ν dreimal auf II. Der schräge Mittelbalken links oben und rechts unten trifft nicht auf die Hasten, sondern auf die Enden der quergestellten Abschlussstriche. Hasten und Schrägbalken jeweils mit Querstrich in der Umgebung der Buchstabenmitte. O auf I in der oberen Zeilenhälfte gelegen, sehr klein und oval. Bei den an eine Ligatur von I und S erinnernden Gebilden (dreimal auf I; zweimal auf II), wobei das S teils in normaler Richtung, teils retrograd erscheint, dürfte es sich eher um eine Verzierung handeln. - Vergleichbare Buchstabenformen finden sich auf folgenden Schwertern: WEGELI, Inschriften auf mittelalterlichen Schwertklingen, 24, Fig. 32: St-Omer, 12.-13. Jh.; Paul POST, Ein Inschriftenschwert des 13. Jh. aus den Stedinger Kämpfen, in: Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde 11 (1928) 221, Fig. 2: Harmenhausen (Oldenburg), 13. Jh. (Schwert aus dem Flüsschen Ollen). SCHRIFT:
FORMULAR UND INHALT: Unbestimmt. Ornamentale Inschriften bzw. Gruppen und Reihen von Buchstaben, die keinen Sinn ergeben, sind auf Schwertern zwischen 1175 und 1250 häufig anzutreffen. BRUHN-HOFFMEYER, Middelalderens tveaeggede svaerd 1,183,197. Desgleichen ist das periodische Auftreten der H und I auf I und der Ν auf II für diesen Zeitraum charakteri-
97
stisch. Auf weiteren Schwertern um 1200 erscheinen periodisch Buchstabengruppen wie OSO, E NEDRI, HEXFR, D I C , deren Erklärung ebenfalls unsicher ist. B R U H N - H O F F M E Y E R , Middelalderens tveaeggede svaerd I, 116ff. ; W E G E L I , Inschriften auf mittelalterlichen Schwertklingen, 24-29. D A T I E R U N G : Von der Form des Schwertes und von der Schrift aus betrachtet, ist eine Entstehung der Inschrift im Ubergang vom 12. zum 13. Jahrhundert möglich.
Inschrift auf einer eisernen Schwertklinge, in: ASA 2 (1872-75) 517f., Fig. Inschriften auf mittelalterlichen Schwertklingen, 29, Fig. 48f. - Rudolf W E G E L I und Rudolf M Ü N G E R , Inventar der Waffensammlung des Bernischen Historischen Museums in Bern, II: Hieb- und Stichwaffen, in: Jahresbericht des Bernischen Historischen Museums in Bern 1919 (1920) 84f., Nr. 135, Fig. Taf. 1 u. Fig. 9. — B R U H N - H O F F M E Y E R , Middelalderens tveaeggede svaerd II, 9, Nr. 23. LITERATUR: WEGELI,
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SCHWERT
12.-13. JH.
BASEL, Historisches Museum, Inv.-Nr. 1924.91. - Taf. 15, Fig. 47-49. Im Jahre 1924 im Rheinhafen (Rheinbett zwischen Wiese und Schusterinsel bei Kleinhüningen [BS]) gefunden und von der Rheinhafenunternehmung dem Historischen Museum Basel geschenkt. Eisen; stark korrodiertes Schwert (Gesamtlänge: 88 cm; Klinge: 73 cm) mit pilzförmigem Knauf und gerader Parierstange (Länge: 24 cm) von viereckigem Querschnitt. Flache, zweischneidige, gegen die Spitze zu sich verjüngende Klinge (Breite bei der Parierstange: 6,1 cm; in der Nähe der Spitze: ca. 4 cm) mit Hohlschliff beidseits. Spitze (Ort) abgebrochen. Mehrere Löcher in der Klinge, vor allem in der Umgebung der Spitze, sowie Lädierungen an den Rändern. Das Schwert ist in ca. 11 cm Entfernung von der Parierstange auf der einen Seite mit einem S und auf der anderen mit einem annähernd gleichschenkligen Kreuz versehen. Inschrift eingeritzt. Buchstabe wie Kreuz sind von einem Kreis umgeben; Buchstabenhöhe 0,8-1 cm. Das S vollschlank und mit quergestellten Abschlussstrichen. Das Kreuz ist im Unterschied zu demjenigen auf dem Schwert von Tüscherz (Kat.-Nr. 59) nicht in Form von einfachen Linien eingeritzt, sondern mit Balken, die sich nach aussen zu verdicken und keilförmig enden. - Vergleichbares Schriftdenkmal: Kat.-Nr. 59: Tüscherz (BE), Ende 13. Jh. SCHRIFT:
FORMULAR UND I N H A L T : Unbestimmt. Die Deutung der Inschrift bei vorliegendem Schwert mit OSO durch B R U H N - H O F F M E Y E R (Middelalderens tveaeggede svaerd II, 9, Nr. 20a) sowie die Lesung von SOS bzw. OSO mit O SANCTA durch W E G E L I (Inschriften auf mittelalterlichen Schwertklingen, 19f.) sind fragwürdig, zumal das Kreuz ebenfalls von einem Kreis umgeben ist.
Von der Form des Schwertes und der Schrift her ist eine Entstehung der Inschrift im Übergang vom 12. zum 13. Jahrhundert möglich. DATIERUNG:
Middelalderens tveaeggede svaerd I I , 9, Nr. 20a. - Wolfgang Historisches Museum Basel. Die Waffensammlung. Eine Wegleitung, Basel 1958 (Schriften des Historischen Museums 3) 15f. LITERATUR: BRUHN-HOFFMEYER,
SCHNEEWIND,
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32
SCHWERT
ENDE 12.-ANFANG 13. JH.
BASEL, Historisches Museum, Inv.-Nr. 1921.24. - Taf. 15, Fig. 50-51. Im Jahre 1921 im Rheinbett beim Bau des Rheinhafens in Kleinhüningen gefunden. Seitdem am heutigen Standort. Eisen; stark korrodiertes Schwert (Gesamtlänge: 105 cm; Klinge: 87,5 cm) mit kugelförmigem, beidseits abgeplattetem Knauf und annähernd gerader Parierstange (ca. 21 cm). Gehilze fehlt. Flache, zweischneidige, sich gleichmässig gegen die Spitze zu verjüngende Klinge mit Hohlschliff beiseits, dieser auf der Seite mit der Inschrift etwas tiefer. Zahlreiche Lädierungen auf der Oberfläche und an den Rändern der Klinge, besonders in der Nähe der Spitze. Zum Typus des Schwertgefässes SEITZ, Blankwaffen I, Fig. 75, Nr. 14, Fig. 86. Inschrift in 11,7 cm Abstand von der Parierstange in Richtung Schwertspitze verlaufend, im Hohlschliff auf einer Seite der Klinge einzeilig schwach eingeritzt und silbertauschiert; Zeichenlänge ca. 23,5 cm; Buchstabenhöhe 0,4-1,3 cm.
SC + SREGERIC + USIAÇIUSR Ν Schlanke bis vollschlanke Majuskel mit quergestellten, teilweise gekrümmten Abschlusssporen an den Hasten- und Balkenenden. Vor der Inschrift zwei übereinanderliegende und aus jeweils zwei Ringen bestehende konzentrische Kreise. Am Schluss ein kreuzförmiges Monogramm mit in der Mitte zu einer Rautenfläche führenden Balken, die Rautenfläche ihrerseits wieder aus neun kleineren Rauten zusammengesetzt. Worttrennung z.T. in Form von kleinen, annähernd gleichschenkligen Kreuzen. Buchstaben teils doppellinig ausgeführt, teils mit rauten- oder halbkreisförmigen Gebilden sowie mit kurzen Querstrichen. An sicher erkennbaren Buchstaben liegen vor: C nach dem S am Anfang des Textes kleiner als die übrigen Buchstaben. Ein weiteres Mal in normaler Grösse. E einmal eckig, mit drei kurzen Querbalken. Ein anderes Mal unzial und mit kürzerem Mittelbalken. G mit tiefliegender, eingerollter Cauda. Vor dem normalgrossen C wohl ein I. Das Ν am linken Kreuzbalken des Monogramms sehr klein, Linkshaste doppellinig. Der Querbalken trifft links oben und rechts unten auf die quergestellten Abschlussstriche. R zwischen dem unzialen E und dem I mit geschlossener Rundung und annähernd gerader Cauda. Die untere Hälfte der Haste zerstört. Verschiedene S, teils nach links zurückgeneigt und mit unverbundener oberer und unterer Rundung. Nicht sicher les- oder deutbar sind: Vor dem eckigen E sowie am Schluss des Textes vor dem Ν des Monogramms je ein Buchstabe mit geschlossener Rundung in der oberen Hälfte. Bei erstgenanntem Buchstaben ist es fraglich, ob es sich um ein Ρ oder R handelt. Der letztere ist vielleicht ein R mit durchgewellter Cauda. Zweimal ein einem U mit annähernd senkrechter rechter und gerundeter linker Hälfte ähnelnder Buchstabe, möglicherweise ein U oder eine Ligatur von I bzw. Τ mit einem Rundbuchstaben. Verschiedene senkrecht verlaufende Hasten mit Querstrich in der Mitte, entweder I oder T. Ein auf ein schlankes A mit gekrümmten Schrägbalken hindeutender Buchstabe, Linkshaste und Querbalken doppellinig. Diesem folgt nochmals ein
SCHRIFT:
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Rundbuchstabe, vielleicht ein C. - Verwandte Schriftdenkmäler: Paul POST, Ein Inschriftenschwert des 13. Jh. aus den Stedinger Kämpfen, in: Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde 11 (1928) 221, Fig. 2: Harmenhausen (Oldenburg), Anfang 13. Jh. (Schwert aus dem Flüsschen Ollen); CIMAH II, Nr. 62, Taf. 31, Fig. 82: o.O., Anf. 13. Jh.; Kat.-Nr. 30: Berner Seeland, Nähe Brügg (BE), 12.-13. Jh. I N H A L T : Unbestimmt. Sowohl der Lesungsvorschlag von Wolfgang (Historisches Museum Basel. Die Waffensammlung, 16) als auch derjenige von B R U H N - H O F F M E Y E R (Middelalderens tveaeggede svaerd II, 19, Nr. 54) sind nicht völlig richtig. Gegen die Lesung SLEGERIC 'Schlägereich' durch S C H N E E W I N D spricht, dass der Buchstabe nach dem S oben eine Rundung aufweist, ein L somit nicht vorliegen kann. Die Lesung SLEERIC von B R U H N - H O F F M E Y E R scheidet aus, weil der Buchstabe nach dem eckigen E eindeutig als G zu erkennen ist. Fraglich bleibt, ob eine lateinische oder deutsche Inschrift vorliegt. Die Buchstaben SC bzw. SCS zu Beginn des Textes deuten auf eine Abkürzung für SANCTVS und daher eher auf einen lateinischen Heiligennamen hin. Ein solcher wäre auf einem Schwert des 12.-13. Jh. nicht ungewöhnlich (z.B. CIMAH II, Nr. 62). Allerdings sind Namen wie Spegeric(us) und Regeric(us) für diese Zeit nirgends überliefert. FORMULAR
UND
SCHNEEWIND
D A T I E R U N G : Die Form des Schwertes und die Schrift sprechen für eine Enstehung der Inschrift im Übergang vom 12. zum 13. Jh. L I T E R A T U R : B R U H N - H O F F M E Y E R , Middelalderens tveaeggede svaerd I I , 19, Nr. 54, Taf. 12, Fig. f. - Wolfgang S C H N E E W I N D , Historisches Museum Basel. Die Waffensammlung. Eine Wegleitung. Basel 1958 (Schriften des Historischen Museums 3) 15f.
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33*
GRABINSCHRIFT DES GRAFEN UDELHARD II. VON SAUGERN
ENDE 12.-ANFANG 13. JH.
FRIENISBERG (BE), ehemalige Zisterzienserabtei, Kirche, unter dem Turm oder unten am Turm; verschollen. Erstmalige Erwähnung der Grabinschrift im Frienisberger Urbar von 1584 (Staatsarchiv Bern, Urbar Aarberg Nr. 80, f. bv), dessen historische Einleitung die Unterschrift von Michel KHISTLER trägt. Carl R O T H (Die Grafen von Saugern, 5 0 ) weist auf zwei frühere handschriftlich überlieferte Darstellungen des Grabsteins von Auguste QUIQUEREZ und Sigismund W A G N E R hin. Ersterer berichtet (Essai sur l'histoire des comtes de Sogren, 4 2 3 ) , dass W A G N E R ihm im Jahre 1 8 2 3 seine Zeichnung überlassen habe. Nach R O T H stimmen QUIQUEREZ und W A G N E R sowohl bezüglich der Zeichnung als auch des inschriftlichen Textes nicht miteinander überein, und er hält daher die Abbildung von QUIQUEREZ für nicht allzu verlässlich. Nachfragen des Bearbeiters bei den Archives de l'ancien Evêché de Bàie in Pruntrut (JU) (frdl. Mitteilung von Frl. Chantal FOURNIER vom 1 4 . 2 . 1 9 8 5 ) und beim Staatsarchiv Bern (frdl. Mitteilung von Herrn Nicolas BARRAS vom 1 9 . 2 . 1 9 8 5 ) ergaben, dass sowohl die Zeichnung von QUIQUEREZ wie diejenige von W A G N E R verloren gingen. Ungeklärt bleibt ferner, wer den Stein selbst zuletzt gesehen hat bzw. wann dieser zerstört wurde oder abhanden kam. Möglicherweise war unter allen Zeugen der eingangs genannte Michel KHISTLER der einzige, der die Inschrift noch am Original lesen konnte. Das eidgenössische Archiv für Denkmalpflege Bern besitzt eine Darstellung des Frienisberger Grabsteins aus dem Nachlass des Zürcher Kunsthistorikers Josef ZEMP. Es handelt sich um eine Archiv-Aufnahme von ca. 1 9 1 5 , hergestellt von einer aus den Jahren 1 9 0 0 — 1 9 1 0 stammenden Tuschzeichnung (frdl. Mitteilung von Herrn Ernst M O S E R ) . E S ist jedoch nicht bekannt, auf welcher Grundlage diese Zeichnung beruht, ob sie aufgrund des noch vorhandenen Originales angefertigt wurde oder ob sie von den früheren Darstellungen von QUIQUEREZ bzw. W A G N E R abhängt. Schliesslich herrscht noch Unklarheit über den genauen ehemaligen Standort des Grabsteins. Nach QUIQUEREZ (Essai sur l'histoire des comtes de Sogren, 423) war der Stein entweder am Fusse des Kirchturmes an dessen Mauer angebracht oder unter dem Turm im Erdboden eingemauert. Die Photographie aus dem Nachlass Z E M P zeigt auf der oberen Hälfte der Grabplatte einen Ritter in einer für das 1 2 . - 1 3 . Jh. typischen Vollbekleidung aus Ringgeflecht (Liliane und Fred FUNCKEN, Rüstungen und Kriegsgerät im Mittelalter. 8 . - 1 5 . Jahrhundert. München 1 9 7 9 , 2 5 , Fig. 2, 6 u. 9), der mit einem Schwert und einem länglichen, stark durchgekrümmten Schild versehen ist. Zur Form des Schildes Paul M A R T I N , Waffen und Rüstungen von Karl dem Grossen bis zu Ludwig XIV. Freiburg/Schweiz 1967, 39, Fig. (Miniatur aus dem «Hortus Deliciarum» der Äbtissin Herrad von Landsberg, um 1 1 8 5 ) . QUIQUEREZ (Essai sur l'histoire des comtes de Sogren, 423) teilt mit, das Grabmal sei aus Sandstein oder Molasse gewesen und habe sich seinerzeit in einem schlechten Erhaltungszustand befunden («brisée, usée, mutilée et méconnaissable»). Nach dem Frienisberger Urbar war der Schild mit einem Wappen verziert, welches irrtümlicherweise den Grafen von Tierstein zugewiesen wird. Offenbar verwechselt KHISTLER die Familie des Stifters (Grafen von Saugern) mit derjenigen seiner Erben und Rechtsnachfolger. 102
Nach QUIQUEREZ (Essai sur l'histoire des comtes de Sogren, 4 2 3 ) war die Inschrift auf dem Grabmal über dem Kopf der Rittergestalt angebracht. Auf der Zeichnung aus dem Nachlass Z E M P findet sie sich dagegen unterhalb des Grabbildes. Angaben zur Ausführungstechnik fehlen, desgleichen ist unbekannt, auf wieviele Zeilen die Inschrift verteilt war. Die Zeilenangabe folgt der Untergliederung des Textes bei QUIQUEREZ, die derjenigen auf der Archivzeichnung entspricht.
ANNO DOMINI MILESIMO CENTSESIMO TRICESIMO OTAUO IDUS MAH FUNDATUM EST MONSTERIUM AURORA AB ILLUSTRISSIMO DOMINO WALTHARDO DE SEEDORF CUIUS FIDELIS ANNIMA 5 CUM CHRISTO REGNAT IN AETHERA SUB H AC PRESENTI TIMBA IACENT FUNDATORIS OSSA Im Jahre des Herrn 1130, am achten Tage vor den Iden des Mai (8. Mai), ist das Kloster Frienisberg von dem edlen Herrn Waithard von Seedorf gegründet worden. Seine fromme Seele thront mit Christus im Himmel. Unter diesem Grabmal hier ruhen die Gebeine des Gründers. Text nach dem Frienisberger Urbar von 1584. Staatsarchiv Bern, Urbar Aarberg Nr. 80, f. bv. An bedeutenden Textvarianten in den späteren Abschriften liegen vor: Z . 2: FUNDATUM EST MO(N)ASTERIUM HOCCE AURORA. Albert J A H N , Chronik des Kantons Bern, 357; Z. 4f.: CUIUS FIDELIS ANIMA CUM CHRISTO REGNAT IN ETERNA. QUIQUEREZ, Essai sur l'histoire des comtes de Sogren, 423; Z. 6f.
Die Schrift auf der Zeichnung aus dem Nachlass Z E M P weist folgende Merkmale auf, die für eine evtl. Entstehung in frühgotischer Zeit (Ende 12.-1. H. 13. Jh.) sprechen (zum Vergleich Rudolf M. KLOOS, Einführung in die Epigraphik des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Darmstadt 1980, 116, Fig.): Schlanke bis vollschlanke Majuskel, durchwegs mit Hasten- und Balkenenden ohne nähere Kennzeichnung, d.h. kaum ausgeprägter Sporenbildung. Nebeneinander von eckigen und unzialen Formen bei den Buchstaben Ε, M und T. Ausser beim Wort AB (Z. 3) keine Ligaturen. A überwiegend trapezförmig, teilweise mit gekrümmten Hasten (z.B. in ANNIMA [Z. 4] und OSSA [Ζ. 7]). Η teils in Minuskelform und mit gekrümmter, entweder nach links zurück- oder unter die Grundlinie hinabgezogener Cauda (z.B. in CHRISTO [Z. 5]), teils in Majuskelform und mit Querbalken, der in der Mitte durch eine Ausbuchtung nach oben unterbrochen ist (z.B. in HOC [Z. 2]). SCHRIFT:
Z. 1: centsesimo statt centesimo, milésimo statt millesimo, otauo statt octauo. Ζ. 2: monsterium statt monasterium. Ζ. 4: annima statt anima. Ζ. 6: timba statt tumba. SPRACHE:
103
FORMULAR UND INHALT: Grabinschrift oder Epitaph in Prosa mit umfangreichem Formular: Gedächtnis an die Stiftung bzw. Gründung eines Klosters durch den Verstorbenen, Erklärung über das Fortleben der Seele des Toten, Aussage über die Ruhestätte seiner leiblichen Überreste. Vorliegende Kombination der Bestandteile des Formulars ist ungewöhnlich, die einzelnen Teile sind dagegen in Inschriften des 12.—13. Jh. durchaus geläufig. 1-2 ANNO DOMINI MILESIMO CENTSESIMO TRICESIMO OTAVO IDUS MAH FUNDATUM EST MONSTERIUM AURORA: Weihe-, Stiftungs- und Grabinschriften, bei denen das Datum am Anfang steht, sind während des 12. und 13. Jh. häufig anzutreffen; z.B. CIFM VI, Nr. G 2: Auch (Dept. Gers), 7.12.1206 (Epitaph eines Geistlichen namens Béarnais im Couvent des Cordeliers): Anno millesimo ducentésimo sexto séptimo idus Decembris obiit Bearnensis in habitu fr at rum cujus anima requiescat in pace. Das genaue Datum der Gründung des Klosters Frienisberg ist nicht bekannt bzw. umstritten. In vorliegender Inschrift wird der 8. Mai 1130 als Gründungstag angegeben. Möglicherweise unterlief dem Abschreiber ein Lesefehler, oder er war bestrebt, sein Datum demjenigen der Stiftungsurkunde anzupassen. Bernhard SCHMID, Das Cistercienserkloster Frienisberg, 12. Die Datierung der Stiftungsurkunde in das Jahr 1131 wurde mehrmals angegriffen. Die Urkunde stammt wahrscheinlich aus späterer Zeit, da der paläographische Befund eher in das Ende des 12.-Anfang des 13. Jh. weist. Zum Problem der Echtheit Carl ROTH, Die Grafen von Saugern, 47-49; Hans HIRSCH, Rezension zum Aufsatz von Carl ROTH, in: Neues Archiv 36 (1911) 287f.; Bernhard SCHMID, Das Cistercienserkloster Frienisberg, 12; Helvetia sacra ΙΠ/3,1, 128. Von der Klostertradition, der die späteren Chronologen und Annalisten des Ordens folgen, wird der 15. Mai 1138, der Einzugstag des aus Lützel kommenden Konventes, als Gründungsdatum angesehen. Nach Meinung von Emil A. ERDIN (Helvetia sacra ΙΠ/3,1, 128) liegt darin kein Widerspruch zur Stiftungsurkunde, da sich die Gründung von Frienisberg wie bei anderen Zisterzienserklöstern über mehrere Jahre hin erstreckt haben könnte. 2 AURORA: lateinische Bezeichnung für das Kloster Frienisberg, urkundlich erst ab der Mitte des 13. Jh. belegt. FRB II, 398, Nr. 375 (Urkunde vom 6.11.1255); SM AH X, 126, Anm. 1.
4 - 7 CUIUS FIDELIS ANNIMA CUM CHRISTO REGNAT IN AETHERA, SUB HAC PRESENTI TIMBA IACENT FUNDATORIS OSSA: Grabinschriften und Epitaphien, in denen des unterschiedlichen Schicksals der Seele bzw. des Geistes und des Leibes eines Verstorbenen nach dessen Tode gedacht wird, sind während des Hochmittelalters wiederholt anzutreffen; z.B. Kat.-Nr. 41*: Erlach (BE), a. 1226? (Grabstein der Gräfin Bertha von Neuenburg-Nidau im Kloster St. Johannsen). WALTHARDUS: Zweigliedriger, seit dem 8. Jh. belegter germanischer Personenname. PN, 1506. Die Namensform differiert von der üblichen Bezeichnung des Namensträgers mit «Udelhard». Die Angabe de Seedorf, die sowohl im Text der Frienisberger Gründungsurkunde wie in der Grabinschrift vorkommt, deutet nicht auf den Namen des Geschlechtes, sondern auf den des Besitzes bzw. Herrschaftsbereiches des Begrabenen hin. Das Siegel der Gründungsurkunde trägt hingegen die Bezeichnung Ovdelardvs comes de Sovgron. Bei dem Verstorbenen handelt es sich um den Grafen Udelhard II. von Saugern, der urkundlich zwischen 1131 und ca. 1180 begegnet und mit dem früheren Udelhard I., einem der Gründer des Klosters NAME:
FÖRSTEMANN,
104
Beinwil (vgl. Kat.-Nr. 20*) nicht verwechselt werden darf. Die Mutter Udelhards II. war Chunzza, wohl eine Tochter des Grafen Bucco von Oltigen. Von diesen verwandtschaftlichen Beziehungen her wird erklärbar, warum grössere Gebiete südöstlich des Bielersees zum Herrschaftsbereich der Grafen von Saugern gehörten, Chunzza der Stiftung von Frienisberg durch Udelhard II. zustimmen musste und dieser dort seine Grablege fand. Umstritten ist, obwohl die Urkunde Udelhards Siegel trägt (FRB I, 452f., Nr. 57), ob er in den Jahren zwischen 1173 und 1180 noch am Leben war, als seine Gattin Adelheid die Stiftung von Frienisberg nachträglich nochmals bestätigte. Darstellung der Ansichten bei Lukas S C H E N K E R , Das Benediktinerkloster Beinwil im 12. und 13. Jahrhundert. Beiträge zur Gründung und frühen Geschichte. Diss. phil. Freiburg/Schweiz. Solothurn 1973 (SA. aus Jahrbuch für solothurnische Geschichte 46 [1973]) 40f. Zur Person des Grafen Udelhard II. allgemein op. cit., 37—42 und passim; ferner Carl R O T H , Die Grafen von Saugern, 47—51. Das Todesdatum von Udelhard II. von Saugern fällt sehr wahrscheinlich in das letzte Viertel des 12. Jh. Vom Typus des auf der Zeichnung aus dem Nachlass Z E M P sich befindenden Grabbildes, von den Buchstabenformen, falls sie denen des Originales entsprechen oder nicht wesentlich davon abweichen, sowie vom Formular her gesehen, ist eine Entstehung der Inschrift zu diesem Zeitpunkt möglich. Sollte es sich um ein Epitaph handeln, müsste ein etwas später liegendes Datum der Entstehung angesetzt werden. DATIERUNG:
Albert J A H N , Chronik oder geschichtliche, ortskundliche und statistische Beschreibung des Kantons Bern. Bern und Zürich 1857, 357. — Johann Ludwig W U R S T E M B E R G E R , Geschichte der Alten Landschaft Bern, Bd. I I . Bern 1862,423. - Auguste Q U I Q U E R E Z , Essai sur l'histoire des comtes de Sogren, in: AHVB 5 (1863) 422f. - Bendicht F R I E D E N , Das Kloster Frienisberg. Ein Beitrag zur Geschichte desselben. Bern 1872,25—27. — LeopoldusjANAuscHEK, Originum Cisterciensium, Bd. I . Wien 1877, 51. - Joseph-Louis V A U T R E Y , Le Jura bernois. Notices historiques sur les villes et les villages du Jura bernois. Bd. V: District de Delémont. Freiburg/Schweiz 1880,449. - Egbert Friedrich von M Ü L I N E N , Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, H. 6: Das Seeland. Bern 1893, 207f. - Carl R O T H , Die Grafen von Saugern, in: BZGA 9 (1910) 47-51. - Bernhard S C H M I D , Das Cistercienserkloster Frienisberg (Aurora) und seine Grundherrschaft von seiner Gründung im Jahre 1138 bis zum Ausgange des 13. Jahrhunderts. Bern 1936, 11 f. - Werner G A L L A T I , 80 Jahre Alters- und Pflegeheim Frienisberg. Burgdorf 1978, 11. LITERATUR:
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«ARCHITEKTENRELIEF»
ENDE 12.-ANFANG 13. JH.
BASEL, Münster, Inneres, im nördlichen Seitenschiff oberhalb der Türe zum Georgsturm eingemauert. — Taf. 15, Fig. 52. Im Jahre 1577 von Christian W U R S T I S E N (Epitome historiae Basiliensis, 78) zum ersten Mal veröffentlicht. Nach Hans R E I N H A R D T (Katalog der Basler Münster-Plastik, 1 8 ) befand sich das Architektenrelief «bis 1852 an der Südwand des Georgsturmes gegen den Martinsturm gleich hinter dem Portal», d.h. im Vorraum der Kirche, wo jetzt ein Kiosk errichtet ist. Weitere Einzelheiten zur Geschichte des Reliefs sind nicht bekannt. Buntsandstein; rötliches Steinrelief, zusammengefügt aus einem rechteckigen (79 X 65,5 χ ? cm) Unterteil mit zwei auf einer kissenbezogenen Bank in den Nischen eines Doppelbogens sitzenden Männergestalten und einer darauf aufgesetzten, vielleicht wenig später hergestellten (frdl. Mitteilung von Dr. E M A U R E R , Basel, von Ende Aug. 1981) Nachbildung einer mit einem Dreieckgiebel gekrönten Doppelturmfassade (52 χ 65 χ ? cm). Das Unterteil, das eigentliche Figurenrelief, ist an den Seiten durch Rundsäulen begrenzt, wobei die linke Säule oben mit einem volutenförmigen Kapitell abgeschlossen wird. Der Nischendoppelbogen ruht in der Mitte auf dem Kopf eines Engels, den man an seinen Flügeln erkennt, die auf dem Relief unmittelbar neben den beiden Bogenrundungen angebracht sind. Die Männer in einem Faltengewand, die Gesichter einander zugekehrt, die Arme angewinkelt, die eine Hand jeweils ein den Mantel zusammenhaltendes Tassel fassend, die andere auf dem Knie liegend. Zur Form des Reliefs und zur Haltung der Arme Otto HOMBURGER, Das « Zähringe rgrab» zu Solothurn, Taf. 8, Fig. lf.: Solothurn, 1. Drittel 13. Jh. («Zähringergrab»); Taf. 9, Fig. 3: Basel, um 1200 (Steinrelief vom ehemaligen Kunostor). Die Gestalt links mit einem Häubchen, die rechte mit kurzem, glattgekämmtem Haar und übereinandergeschlagenen Beinen. Die Kirchenfassade wird seitlich flankiert durch zweistöckige Turmbauten (58 χ 9,5—10 cm) mit je vier Fensteröffnungen. Bei den beiden Türmen sind die Steine bzw. die Fugen des Mauerverbandes zu sehen, wodurch der Eindruck von einem Ganzen, das sich aus vielen Einzelbestandteilen zusammensetzt, erzeugt wird. Die Fensteröffnungen sind wie das Nischenrelief aus einem Zwillingsbogen gebildet, im Unterschied zum Relief werden jedoch bei den Fenstern die beiden Bogen in der Mitte durch einen Pfeiler voneinander abgetrennt. Jedes der vier Biforienfenster wird durch einen Uberfangbogen zusammengefasst. Der Dreieckgiebel ist auf der Spitze mit einer liegenden Rosette besetzt. Innerhalb des Giebelfeldes befindet sich ein ähnliches, kleineres Dreieck mit einer symmetrisch geteilten Palmette, wobei die Grundseite dieses Dreiecks mit einem Teil der obersten Leiste des Schriftfeldrahmens zusammenfällt. Inschrift in vier Zeilen in einem Schriftfeld (28,8 χ 46,5 cm), das durch fünf Rahmenleisten unterteilt, oben durch den Dreieckgiebel, unten durch das Figurenrelief und an den Seiten durch die Türme begrenzt wird, z.T. unregelmässig, schwach eingehauen und schwarz ausgemalt; Buchstabenhöhe 2,7—4,2 cm. AVLA CELESTI LAPDES VIVI · TITVLANTYR 106
HI DVO TEMPLI · H VI YS-Q VIA STRVCTVRE FAMVLANTVR In der himmlischen Halle werden diese zwei lebendige Steine genannt, weil sie dem Bau dieses Tempels dienen. Schlanke bis vollschlanke, teilweise unregelmässige Majuskel mit ziemlich starker Dreiecksporenbildung an den Hasten- und Balkenenden. Worttrennung in Form eines runden Punktes in Zeilenmitte nur z.T. durchgeführt. Ligaturen: VR (TITVLANTVR, FAMVLANTVR); VS (HVIVS). Von den Buchstaben D, Ε, H und Τ sind Kapital- und Unzialformen vertreten. — Bemerkenswerte Buchstabenformen: A teils trapezförmig aufgrund des Zusammentreffens der grossen Sporen (LAPDES, zweites A in AVLA, TITVLANTVTR), teils mit Hasten, die oben nebeneinander zu liegen kommen oder annähernd spitz zulaufen (erstes A in AVLA, QVIA, FAMVLANTVR). Querbalken annähernd waagrecht. Das A in LAPDES mit senkrechter Linkshaste. C in CELESTI mit kurzen, in STRVCTVRE mit mittellangen Armen. D in LAPDES in Majuskelform, in DVO gotisch-unzial, in ovaler O-Form und mit einer Haste, die schräg nach links oben über den Buchstabenkörper gelegt ist. E einmal unzial (TEMPLI), sonst eckig. Von den Querbalken ist der mittlere z.T. etwas länger als die beiden anderen. H in HI in kapitaler Form, in HVIVS unzial, mit etwas oberhalb der Buchstabenmitte an der Haste ansetzender, durchgewellter Rundung. L mit Grundbalken von variierender Länge, z.T. etwas gekrümmt, in FAMVLANTVR mit leicht nach rechts geneigter Haste. M in TEMPLI und FAMVLANTVR etwas kleiner als die übrigen Buchstaben, unzial, mit geschlossener, ovaler, O-förmiger Links- und durchgewellter Rechtsrundung. Ν in kapitaler Form, in TITVLANTVR beträchtlich breiter als in FAMVLANTVR. Querbalken und Rechtshaste treffen unten annähernd spitz zusammen. O in DVO oval, kleiner als die übrigen Buchstaben. Q in QVIA ebenfalls etwas kleiner als die normalgrossen Buchstaben, mit ovalem Buchstabenkörper und unten ansetzender, zur Grundlinie hin gezogener, gekrümmter Cauda. R mit geschlossener Rundung und vor der Haste ansetzender, durchgewellter Cauda. Das erste R in STRVCTVRE, das unter dem Deckbalken des vorangehenden Tplaziert ist, ist erheblich kleiner als die übrigen Buchstaben. Τ in FAMVLANTVR mit kurzem, sonst mit mittellangem Deckbalken und senkrechter Haste. Das zweite Τ in TITVLANTVR in unzialer Form, etwas kleiner als die übrigen Buchstaben, mit C-förmiger, unten eingerollter Haste. V mit unten annähernd spitz zulaufenden Hasten. - Verwandte Schriftdenkmäler: Hermann BEENKEN, Romanische Skulptur in Deutschland, 211, Fig. 105a u. b: St. Odilienberg/Amsterdam, um 1200 (Apostel Jakobus und Johannes); 271, Fig. 135: Würzburg, Ende 12. Jh. (Tympanon der Katharinenkapelle) ; Jean-Maurice ROUQUETTE, Provence romane. La Provence rhodanienne. La Pierre-qui-Vire 1974 (La nuit des temps 40) 76: Arles, letztes Drittel 12. Jh. (Portal der Kirche St-Trophime: Petrus). SCHRIFT:
S P R A C H E UND F O R M : Z. 1 : lapdes statt lapides. Stilistisch ist ein Bemühen um Endreime (Z. 2: titulan tur mit Ζ. 4: famulantur) und Homoioteleuta auf -I (Ζ. 1: celesti·, Ζ. 2: vivi\ Ζ. 3: hi, templi) erkennbar.
Poetische Bauinschrift, mit der der Anteil der dargestellten Männer an der Errichtung des Basler Münsters gewürdigt wird. Bezüglich des Berufes bzw. der Funktion FORMULAR UND I N H A L T :
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der Abgebildeten gehen die Meinungen auseinander. Jacob BURCKHARDT (Beschreibung der Münsterkirche und ihrer Merkwürdigkeiten in Basel, 13) räumt wegen des FAMVLANTVR zwar ein, es könnte sich um Baumeister handeln, hält es aber «wegen der reichen Kleidung» für wahrscheinlicher, dass es «zwei vornehme Gönner und Beförderer des Münsterbaues» sind. Hans R E I N H A R D T spricht anfänglich (Das Basler Münster, 68) von «zwei Baumeistern oder Stiftern», später (Katalog der Basler Münster-Plastik, 18) nur noch von «vornehmen Stiftern». Kurt GERSTENBERG (Die deutschen Baumeisterbildnisse des Mittelalters, 8) schlägt eine Deutung als «Baumeister (= Verwalter der Baukasse; obrigkeitlicher Aufseher über den Bau) und Werkmeister (= eigentlicher Leiter der Arbeit, der die Maurer und Steinmetzen unter sich hat)» vor. Für François M A U R E R schliesslich (Romanische Kapitellplastik in der Schweiz, 306, Anm. 264) «lassen Inschrift und Darstellung unentschieden, ob es sich um einen Bildhauer (eng anliegende Kappe) und den Architekten oder einfach um weltliche Stifter handle». Bauinschriften sowie Bildnisse von Baumeistern (mit oder ohne Inschrift) sind im 12. und 13. Jh. wiederholt anzutreffen. Kurt GERSTENBERG, Die deutschen Baumeisterbildnisse des Mittelalters, 7: Larrelt bei Enden, 2. H. 12. Jh. (Tympanon des Portals der Kirche); DI XXI, Nr. 1: Millstatt, um 1170 (Tympanon des Westportals der Stiftskirche St. Salvator und Allerheiligen) ; RDK II, 34ff. Am Basler Münster begegnet ein Baumeister ein weiteres Mal im Bogenfeld der Galluspforte. Maurice M O U L L E T , Die Galluspforte des Basler Münsters. Basel und Leipzig 1938 (Ars docta 1) 58, Fig. 67. 1
AVLA CELESTI: Seit der Antike vorkommende Wortverbindung. ThLL II, 1456,821457,3,1458,80f. u. 1459,1-37; MLW1,1238,15. Für François M A U R E R (Lapides vivi, 227) bleibt es trotz des Engelkopfes offen, ob mit dem Ausdruck der Himmel oder das Mittelschiff des Münsters gemeint ist. Daher ist es auch ungeklärt, ob es sich bei den Dargestellten, obwohl sie die Bezeichnung «lapides vivi» tragen (siehe unten), um Lebende oder schon Verstorbene handelt. In letzterem Falle würde eine Gedächtnisinschrift vorliegen.
1 - 2 LAPDES VIVI: Die auf 1 Petr 2,5 zurückgehende Vorstellung, wonach die «lebendigen Steine» die gläubigen Christen sind, die auf dem Grundstein Christus zu einem geistlichen Haus aufgebaut werden. Mit dieser Stelle kann der Textabschnitt Eph 2,19-22 verglichen werden, in welchem Christus der Eckstein des Tempels Gottes genannt wird und die Gläubigen als dessen Bausteine bezeichnet werden. Darüber hinaus ist die Vorstellung der «lapides vivi» wiederholt bei verschiedenen Schriftstellern der Spätantike und des Mittelalters anzutreffen (ThLL VII/2, 953,4-33), so etwa bei H R A B A N . in deut. 3,24 ( M I G N E PL CVIII, 948 B: Omnes ergo qui in Christum Jesum credunt, lapides dicuntur vivi) oder RUP. T U I T . In proph. min. ( M I G N E PL CLXVIII, 382 B-C): contra ... Abraham et caeteros omnes sanctos, qui petrae sive lapides vivi propterfidem dici merentur. Epigraphisch sind die «lapides vivi» nochmals in der Pfalzkapelle Karls d. Gr. in Aachen bezeugt. Der Text der Inschrift ist jedoch nur literarisch überliefert TIT. metr. II 3,1 f. (MG Poet. I, 432): Cum lapides vivi pacts conpage ligantur, inquepares numéros omnia conveniunt. Dazu Karl FAYMONVILLE, Der Dom zu Aachen und seine liturgische Ausstattung vom 9. bis 20. Jh. München 1909, 72. 3 - 4 QVIA STRVCTVRE FAMVLANTVR: Wohl auf den Wiederaufbau des Basler Münsters nach dem Brand von 1185 zu beziehen. 108
DATIERUNG: Die Schrift, die Form des Reliefs und der Inhalt sprechen für eine Entstehung der Inschrift im Übergang vom 12. zum 13. Jh. LITERATUR: Christian WURSTISEN, Epitome historiae Basiliensis. Basel 1577, 78 (Erstveröffentlichung). - Peter OCHS, Geschichte der Stadt und Landschaft Basel, Bd. I. Berlin und Leipzig 1786, 209. — Hieronymus FALKEYSEN, Beschreibung der Münsters-Kirche zu Basel, samt einem Grundrisse von derselben. Basel 1788, 49. — Franz Joseph MONE, Kunstnachrichten, in: Anzeiger für Kunde des deutschen Mittelalters 3 ( 1 8 3 4 ) 6 4 . — Jacob BURCKHARDT, Beschreibung der Münsterkirche und ihrer Merkwürdigkeiten in Basel. Basel 1 8 4 2 , 1 3 . - Wilhelm WACKERNAGEL, Die goldene Altartafel von Basel. Basel 1857 (Mittheilungen der Gesellschaft für vaterländische Alterthümer in Basel 7) 31. - Louis VAUTREY, Histoire des Evêques de Bâle, Bd. I. Einsiedeln und New York 1884, 384. - Christian WURSTISEN, Beschreibung des Basler Münsters und seiner Umgebung, hg. von Rudolf WACKERNAGEL, in: Basler Beiträge zur vaterländischen Geschichte 1 2 ( 1 8 8 8 ) 4 3 9 . - KRAUS, Die christlichen Inschriften II, Nr. 6. - Bernhard WOLF, Basler Münsterphotographien. Basel 1918, Folge I, Ser. 6, Nr. 65. — Hermann BEENKEN, Romanische Skulptur in Deutschland. 11. und 12. Jahrhundert. Leipzig 1924, 250, 252, Fig. 126 A. - Hans REINHARDT, Das Basler Münster. Die spätromanische Bauperiode vom Ende des 12. Jahrhunderts. Basel 1926, 68, 98. - Werner Richard DEUSCH, Das Münster zu Basel. Augsburg 1928 (Schweizer Kunstführer 3) 28, Fig. 15. - Joseph GANTNER, Kunstgeschichte der Schweiz, Bd. I. Frauenfeld und Leipzig 1936, 240. - Hans REINHARDT, Katalog der Basler Münster-Plastik. Basel 1 9 3 9 , 18. - Otto HOMBURGER, Das «Zähringergrab» zu Solothurn, in ΖΑΚ 4 ( 1 9 4 2 ) 1 0 , Anm. 17, Taf. 9, Fig. 4, Taf. 10, Fig. 6. - François FOSCA, L'art roman en Suisse. Genf 1943, Fig. 42. - Geza de FRANCOVICH, Benedetto Antelami, architetto e scultore e l'arte del suo tempo, Bd. I. Mailand und Florenz 1952, 41 ; Bd. II, Taf. 37, Fig. 73. - Karl KIRSCH, Zwei unbeachtete Fragmente spätromanischer Statuenportale in Lothringen, in: Annales Universitatis Saraviensis. Philosophie-Lettres 8 ( 1 9 5 9 ) 2 8 5 , Fig. 8 . - Kurt GERSTENBERG, Die deutschen Baumeisterbildnisse des Mittelalters. Berlin 1966, 8, 11, (Fig.). - Norbert MÜLLER-DIETRICH, Die romanische Skulptur in Lothringen. München und Berlin 1968 (Kunstwissenschaftliche Studien 41) 155. - REINLE, Kunstgeschichte der Schweiz, 383, 451f. - François MAURER, Romanische Kapitellplastik in der Schweiz. Diss. phil. Basel. Bern 1971 (Basler Studien zur Kunstgeschichte N.F. 11) 248. - DERS., Lapides vivi. Die räumliche Neugestaltung des Basler Münsters, in: Basler Stadtbuch 9 6 ( 1 9 7 5 ) 224ff., Fig. - Das Basler Münster, hg. von der Münsterbaukommission und Photograph Peter HEMAN. Basel 1982, 102, Fig.
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WANDMALEREI IN DER KRYPTA DER LEONHARDSKIRCHE IN BASEL ENDE 12.-ANFANG 13. JH.
BASEL, Leonhardskirche, Krypta, im Gewölbe am Eingang des etwas höher gelegenen Ostteils, an der Südwand. — Taf. 16, Fig. 53—54. Entdeckung der Wandmalereien in der Krypta während der letzten Restaurierung der Kirche in den Jahren 1 9 6 8 - 7 0 . François MAURER, St. Leonhard in Basel. Bern 1 9 6 8 (Schweizerische Kunstführer Nr. 93) 5f. Auf verputztem Bruchstein (verschiedene Materialien); Reste einer mehrfarbigen Freskobemalung (vorherrschende Farben: blassrot und -blau), die vor allem in den mittleren Partien der seitlich von zwei Säulen (?) und oben durch einen Rundbogen begrenzten Wandfläche (Breite: ca. 300 cm) erhalten sind, und zwar wenig unterhalb bzw. neben einem in beträchtlicher Höhe gelegenen, ebenfalls rundbogenförmigen, geschlossenen Fenster, das schräge Wandungen aufweist und sich nach aussen zu verjüngt. Die übrigen Teile der Wand sind weitgehend mit Verputz überdeckt. Oberhalb und unterhalb des Gurtbogens eine Punktborte. Beidseits des Fensters sind Pflanzenmotive zu erkennen, innerhalb des Fensters Fragmente einer rhombenförmigen Ornamentierung. Von der Szenerie in der Mitte der Wand ist noch zu erkennen: im Zentrum des Wandbildes ein Kruzifixus, wobei vom Gekreuzigten insbesondere der Nimbus und der obere Abschluss des Kopfes, fast der ganze rechte Arm und das Ende des linken Armes deutlich sichtbar sind. Zu beiden Seiten von Christus die Nimben und die mehr oder weniger gut erhaltenen Gesichter von jeweils zwei weiteren Gestalten. Vom Betrachter aus gesehen unmittelbar rechts sehr wahrscheinlich die Figur des Johannes, links wohl die der Maria. Über den beiden waagrechten Kreuzbalken die von je einer Lunette eingerahmten und auf einem blauen Grund gemalten Büstenfiguren von Sol und Luna. Ganz rechts Spuren eines vegetabilen Ornamentes, wohl eines Baumes. Figuren, Nimben, Lunetten und sonstige Bildabschnitte sind mit einer einfachen schwarzen Lineatur umzogen. Inschrift zwischen Fenster und Lunetten in zwei Zeilen, die wie die Figuren von einer einfachen Lineatur umgeben sind (Höhe der Schriftbänder: je ca. 6,5 cm), mit schwarzer Farbe auf die Wand gemalt. Unterbrechung in der Mitte durch den Kreuzbalken. Überwiegend mit Verputz überdeckt. Von der oberen Zeile sind nur noch wenige Buchstaben rechts vom Fenster lesbar; Buchstabenhöhe 3,6—4,6 cm.
[—]0[—]Ω[ ]E[ [M]ISERISS[—]
[—] (Kreuzbalken) [—]R[.]M[—] ]MVLIER[—] (Kreuzbalken) [....]E[—]
... die Frau ... den Elenden (?) ... SCHRIFT: Schlanke bis vollschlanke, etwas unregelmässige Majuskel mit Hasten- und Balkenenden, die entweder gespalten-dreieckförmige Sporen besitzen oder mit quergestellten Abschlussstrichen versehen sind. Worttrennung in Form eines runden Punktes in Zeilenmitte 110
einmal erkennbar (Ζ. 2). Abkürzungszeichen in Form eines waagrechten Balkens, der in der Mitte eine kleine Ausbuchtung nach oben hat (Z. 2; der darunterliegende Buchstabe unter Verputz). — Bemerkenswerte Buchstabenformen: E unzial und mit Vorderschluss (Z. 2). L in MVLIER mit leicht vorgeneigter Haste und mittellangem Grundbalken. M in kapitaler Form, mit etwas schrägen Hasten und ziemlich tief hinabgezogenem Mittelteil (Z. 1, 2). O oval (Z. 2). R mit geschlossener Rundung und durchgewellter Cauda (Ζ. 1); vom Buchstaben am Schluss des Wortes MVLIER ist nur noch das Oberteil erhalten. V in MVLIER mit leicht gekrümmten, weit hinabreichenden, unten spitz zulaufenden Hasten. — Verwandte Schriftdenkmäler: Kat.Nr. 39: Basel, 1. Viertel 13. Jh. (Wandbild des Bischofs Lütold); D E M U S , Romanische Wandmalerei, Nr. 50-51: Tivoli bei Rom, Ende 1. Viertel 13. Jh. (Wandmalereien in der Apsis der Kirche San Silvestro); Nr. 147f.: Le Puy, 1. Drittel 13. Jh. (Kreuzigung Christi in der Salle des Morts); Nr. 180: Leon (Spanien), a. 1167-75 oder 1181—88. (Malereien im Pantéon de los Reyes); Nr. 140f.: Saint-Jacques-des-Guérets, um 1200 (Kreuzigungsbildnis in der Dorfkirche). FORMULAR UND I N H A L T : Unbestimmt. Vielleicht ein Titulus, wohl weniger dagegen ein Bibelzitat, da in den Kreuzigungsberichten des Neuen Testamentes die Namen der Frauen erscheinen, oder eine Folge von Figurenbezeichnungen, zumal das Wort MVLIER über der Lunette und nicht unmittelbar über bzw. unter der Maria angebracht ist. Zu Sol und Luna LCI IV, 178-180. 1 —R.M—: Evtl. zu einer Form von PRIMVS zu ergänzen. 2 —O—: Die Rundbuchstaben zu Beginn von Z. 2 lassen sich evtl. zu dem Wort ARBOR zusammenfügen, und es könnte daher mit der Darstellung des Kreuzes, an dem Christus den Tod überwunden hat, an den A rbor vitae gedacht sein, wofür auch das vegetabile Motiv auf der gegenüberliegenden Seite spricht. Vgl. dazu die Stellen bei H E R R A D hört. (hg. von Aristide D. CARATZAS. New Rochelle/New York 1977, 151, Taf. 38): Sub arbore malo suscitavi te (Ct 8,5); Sub arbore crucis corrupta est synagoga. 2 MVLIER: Es lässt sich nicht sicher entscheiden, ob nur eine Frau (Maria) dargestellt ist oder mehrere. Daher bleibt unklar, auf welche Bibelstellen sich die Wandmalerei bezieht, sowie ob die Singularform oder der Plural mulieres vorliegt. Bei Herrad von Landsberg (op. cit., 151) ist nur an Maria gedacht und dementsprechend wird Jo 19,26 zitiert: Mulier, ecce filius tuus. In der Passionsgeschichte der Evangelien ist hingegen im Abschnitt über den Tod Jesu von mehreren Frauen die Rede, sodass dort der Plural mulieres begegnet (Mk 15,40): Erant autem et mulieres de longe aspicientes·, vgl. ferner Mt 27,55 u. Lk 23,49.
Von der Paläographie und in geringerem Masse von der Thematik her ist eine Entstehung der Inschrift am Ende des 12. oder zu Beginn des 13. Jh. denkbar. DATIERUNG:
LITERATUR:
Erstveröffentlichung.
Ergänzung: Auf das Gewölbe am Eingang des Ostteils der Krypta folgt an der Südwand weiter vorne ein Apsisgewölbe, das in der oberen Hälfte ebenfalls mit einem rundbogigen und sich nach aussen hin verjüngenden, jedoch grösseren und offenen Fenster versehen ist. Beidseits neben dem Fenster sind Reste einer Freskobemalung (vorherrschender Farbton: rotbraun; 111
grauschwarze Konturen) erkennbar, die allerdings nicht näher gedeutet werden können. In einem auf die untere linke Ecke des Fensters zulaufenden, annähernd geraden Schriftband erscheint zweimal der Buchstabe S. In einem gekrümmten Schriftband schräg links unterhalb des Fensters finden sich Spuren von Rundbuchstaben und zwischen diesen ein V, d.h. evtl. die Buchstabenfolge OVP oder OVB. Die Buchstabenformen weisen in die gleiche Zeit wie diejenigen auf der Kreuzigungsdarstellung.
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ELFENBEINHORN ALBERTS III. VON HABSBURG
UM 1200-ANFANG 13. JH.
WIEN, Kunsthistorisches Museum, Sammlung für Plastik und Kunstgewerbe, Inv.-Nr. 4073. Taf. 16-17, Fig. 55-57. Das Horn stammt wahrscheinlich aus Unteritalien, wo es im 10. oder 11. Jh. von dort ansässigen Sarazenen hergestellt wurde (siehe unten). Ob das Stück von Graf Albert III. von Habsburg auf der Rückkehr vom 3. Kreuzzug, der in den Jahren 1189—1192 stattfand, erworben wurde, oder ob es dieser von seinen Vorfahren ererbte (Eduard Achilles G E S S L E R , Die Harschhörner der Innerschweizer, 169), lässt sich aufgrund der Überlieferung nicht entscheiden. Bereits zur Zeit Alberts wurde das Horn, das ursprünglich als Jagd- bzw. Blasinstrument diente, als Reliquienbehälter verwendet. Joseph B R A U N , Die Reliquiare des christlichen Kultes und ihre Entwicklung. Freiburg i.Br. 1940, 250-252. Im Jahre 1702 verschenkte Abt Placidus ZURLAUBEN von Muri das Horn an Kaiser Leopold I. als Dank dafür, dass ihm und seinen Nachfolgern die Fürstenwürde verliehen worden war. Leodegar M A Y E R , Annalium Continuado, Bd. I. Stiftsarchiv Muri/Sarnen, Ms. 381, 185; Acta Capituli Monasterii Murensis, Bd. IV. Stiftsarchiv Muri/Sarnen, Ms. AC IV, 12. Bis 1871 in der Wiener Schatzkammer aufbewahrt (erstmals vermerkt im Inventar von 1750. Inventare, Acten und Regesten aus der Schatzkammer des Allerhöchsten Kaiserhauses, 312), danach im Kaiserlich-königlichen Münz- und Antikenkabinett. Alphons LHOTSKY, Festschrift des Kunsthistorischen Museums, Teil II, Erste Hälfte, 10, Anm. 7. Seit der Gründung des Kunsthistorischen Museums im Jahre 1891 — abgesehen von einigen Unterbrechungen während des 2. Weltkrieges - am heutigen Standort. Unmittelbar vor der Ubergabe des Homes an das österreichische Kaiserhaus Hess Abt Placidus ZURLAUBEN zur Erinnerung eine Kopie aus Hartholz herstellen. Diese befindet sich jetzt im Historischen Museum Schloss Lenzburg. Elfenbein; schwach gewölbter, beinfarbiger, innen leicht bräunlicher Olifant (Länge aussen: ca. 54,5 cm; innen: ca. 46 cm) mit glatter Blas- und Hauptzone, wobei letztere 16-flächig abgekantet ist. Bauchung gegen die Schallöffnung zu sich stark erweiternd (0 beim Mundstück: 2,1—2,4 cm; 0 bei der Schallöffnung: 10—11,5 cm). Abgrenzung der Hauptzone oben und unten durch je zwei erhabene Ornamentborten, die mit wellenförmigen Ranken und Blattwerk sowie Trauben ausgefüllt sind. Zwischen diesen beiden Ornamentringeη jeweils ein vertiefter Mittelstreifen mit Kerben, die auf eine ehemalige Hängevorrichtung (Tragriemen für eine Hängekette) hindeuten. An der Schallzone ein sich von hinten nach vorne verbreiternder Relieffries mit Darstellungen von Jagd- und Kampfszenen (Jäger mit Spiess; z.T. einander bekämpfende Tiere: Greif, Basilisk?, Löwe?, Strauss?, Einhorn?, Schlange), wobei die Gruppen durch je einen stilisierten Baum oder Strauch voneinander geschieden sind. Unmittelbar vor der Schallöffnung vier Bohrlöcher, die auf die Anwendung als Reliquiar hinweisen. Zur Form des Horns siehe die Vergleichsstücke bei Ernst K Ü H N E L , Die islamischen Elfenbeinskulpturen VIII.—XIII. Jahrhundert. Berlin 1971, Nr. 52-55 u. Taf. 44-49, Fig. 51. Es lassen sich von der Schrift her zwei Inschriftengruppen unterscheiden: 113
I.
auf der kantigen Hauptzone in vier Zeilen schwach eingeritzt, wobei sich der Text über die drei oberen Kantenflächen (Z. 1 - 3 ) ganz, über die untere (Z. 4) zu etwa einem Drittel erstreckt; Buchstabenhöhe ca. 0,4—1,1 cm.
• NOTVM · SIT· 0(MN)IB(VS) · CORNV· ISTVD · ASPICIENTIBVS Q VOD · COMES · ALBERT(VS) · ALS ATIE(N)SIS · LANTGRA VI(VS) · DE · HABISP(VRG) · NAT(VS) · S A C ( R ) I S · RE(LI)Q VHS · CORNV· IS TVD · DITAVIT· Bekannt sei allen, die dieses Horn sehen, dass Graf Albert, Landgraf im Eisass, der von Habsburg stammt, dieses Horn mit heiligen Reliquien ausgestattet hat.
II.
unmittelbar an Inschrift I sich anschliessend in zwei Zeilen schwach eingeritzt, die obere Kantenfläche (Z. 1) zu etwa zwei Dritteln, die untere (Z. 2) etwa zur Hälfte ausfüllend; Buchstabenhöhe ca. 0,8-1 cm.
HEC ACTA SV(N)T ANN OMC-XC-Villi· Dies ist im Jahre 1199 geschehen.
SCHRIFT:
I. Vollschlanke bis breite, vor allem in den Z. 2—4 häufig in Form von Doppellinien ausgeführte Majuskel mit spitz oder (gespalten-) dreieckförmig endenden bzw. mit quergestellten Abschlussstrichen versehenen Hasten, Balken und Cauden. Die Buchstaben derZ. 1 sind erheblich kleiner als diejenigen der Z. 2 - 4 , die Schrift zu Beginn des Textes von oben und unten her zusammengedrängt, stärker in die Horizontale wirkend. Die Inschrift I ist daher möglicherweise von zwei Händen angefertigt. Worttrennung in Form eines runden Punktes in Zeilenmitte konsequent durchgeführt. Abkürzungszeichen: Waagrechter Balken über dem Buchstaben: über dem I von 0(MN)IB(VS), über dem E von ALSATIE(N)SIS und über dem Ρ von HABISP(VRG). Cauda schwach eingerollt und verkehrt aufgesetzt, oben neben dem Wort: oben neben dem Τ von ALBERT(VS), dem I von LANTGRAVI(VS) und dem Τ von NAT(VS). Buchstabe über dem Wort: I über dem C von SAC(R)IS. Auslassungen von Buchstaben bzw. evtl. Fehler: LI in RE(LI)QVIIS und R in SAC(R)IS (das I über dem C jedoch möglicherweise Abkürzung für RI. Adriano C A P P E L L I , Lexicon abbreviaturarum. Mailand 6 1961, 340). Zahlreiche aneinandergerückte bzw. sich berührende Buchstaben, jedoch keine Ligaturen, z.B. ALB in ALBERT(VS), LANT in LANTGRAVI(VS) und TAVI in DITAVIT. Enklave: I in V in RE(LI)QVIIS. Bemerkenswerte Buchstabenformen : Das A ist sehr unterschiedlich gestaltet: Trapezförmig und mit geraden oder leicht gekrümmten Hasten: zweites A in ALSATIE(N)SIS sowie in 114
HABISP(VRG), NAT(VS), SAC(R)IS und DITAVIT. Mit oben annähernd spitz zusammentreffenden Hasten: in ALBERT(VS) (Linkshaste in Form eines Haarstrichs, Rechtshaste in Form einer Doppellinie) und beim zweiten A in LANTGRAVI(VS) (Rechtshaste doppellinig). Mit stark durchgekrümmter Linkshaste: in ASPICIENTIBVS. Mit stark durchgekrümmter und in der oberen Buchstabenhälfte mit einer Schwellung versehenen Linkshaste: erstes A in ALSATIE(N)SIS. Beim ersten A von LANTGRAVI(VS), das in den Bereich des L hineinreicht und bei dem der Deckbalken mit den oberen Abschlusssporen des L und Ν vereinigt erscheint, ist nur die obere Hälfte der Linkshaste ausgeführt, und zwar mit Anschwellung wie beim ersten A von ALSATIE(N)SIS. Formen der Querbalken: Mit annähernd geradem Querbalken: in ASPICIENTIBVS, bei beiden A von ALSATIE(N)SIS und beim zweiten A von LANTGRAVI(VS), in HABISP(VRG), NAT(VS), SAC(R)IS sowie DITAVIT. Formen der Deckbalken: Mit mittellangem bis breitem, annähernd waagrechtem Deckbalken: beide A in ALSATIE(N)SIS (jeweils nur links mit Dreiecksporenabschluss), zweites A in LANTGRAVI(VS), in HABISP(VRG), NAT(VS) (ebenfalls mit Dreiecksporenabschluss nur links) und in SAC(R)IS (ohne Dreiecksporen beidseits). Mit Deckbalken, der rechts mit einer Art Ausbuchtung nach oben abschliesst und bei dem der Dreiecksporen auf der linken Seite unten in einer punktförmigen Verdickung endet: in ASPICIENTIBVS. Mit Deckbalken, der mit den quergestellten Abschlussstrichen oder-sporen der umliegenden Buchstaben verbunden ist: in ALBERT(VS), beim ersten A von LANTGRAVI(VS) und in DITAVIT. Β in 0(MN)IB(VS) und HABISP(VRG) mit offenen, in ASPICIENTIBVS und ALBERT(VS) mit geschlossenen Rundungen. C durchwegs langarmig, in CORNV (Ζ. 1) mit Vorderschluss in Form eines Haarstrichs. D mit ovalem bis rundem, O-förmigem Buchstabenkörper. Von den kleineren, gekrümmten Hasten sind nur noch die Abschlusssporen zu sehen (ISTVD [Ζ. 1], QVOD). Beim D in DE und in ISTVD (Z. 4) erreicht die Haste die Gesamthöhe des Buchstabens nicht, in DITAVIT dagegen annähernd. E unzial und teilweise mit Vorderschluss in Form eines Haarstrichs, der Mittelbalken stets doppellinig ausgeführt. G mit eingerollter, in einer punktförmigen Verdikkungendenden Cauda (LANTGRAVI[VS]). H in kapitaler Form, mit doppellinigen Hasten und dünnem, annähernd waagrechtem Querbalken (HABISP[VRG]). L in ALSATIE(N)SIS und LANTGRAVI(VS) mit annähernd senkrecht verlaufender, von oben nach unten sich verjüngender Haste und kurzem bis mittellangem, gegen das Ende zu sich verdickendem Grundbalken. In ALBERT(VS) der Ziffer 2 ähnelnd, mit gekrümmter Haste und durchgewelltem Grundbalken, die Rechtshaste des nebenstehenden A in dessen unterer Hälfte fast berührend, der oben quergestellte Abschlussstrich mit dem Deckbalken des A vereinigt, und der Grundbalken auf den Abschlusssporn des Β treffend. M stets mit senkrechten Hasten und bis zur Grundlinie herabgezogenem Mittelteil (NOTVM, COMES). Ν in folgenden Formen: In NOTVM, CORNV (Ζ. 1), ASPICIENTIBVS und NAT(VS) mit drei quergestellten Abschlussstrichen, Rechtshaste und Querbalken unten spitz zusammenkommend. In LANTGRAVI(VS) mit doppelliniger Rechtshaste mit quergestellten Abschlussstrichen oben und unten, wobei der obere mit dem Deckbalken des nebenstehenden Τ vereinigt ist. Die Linkshaste ebenfalls mit Abschlussstrichen oben und unten, wobei der obere davon mit dem Deckbalken des nebenstehenden A, der untere mit dem Abschlussstrich dieses Buchstabens zusammenfällt. In CORNV (Z. 3) mit vier quergestellten Abschlussstrichen. O teils oval, teils rund, durchwegs etwas kleiner als die übrigen Buchstaben. Q einmal (QVOD) mit annähernd rundem Buchstabenkörper und unten angehängter, wellenförmiger, unterhalb des nebenstehenden V enden115
der Cauda. Das andere Mal (RE[LI]QVIIS) mit spitzovalem Buchstabenkörper, der beträchtlich kleiner ist als die benachbarten übrigen Buchstaben, und durchgewellter, zur Grundlinie herab unter das nebenstehende V gezogener Cauda. R in CORNV (Z. 1), ALBERT(VS) und LANTGRAVI(VS) mit geschlossener, in RE(LI)QVIIS mit offener Rundung. Cauda zur Mitte hin jeweils anschwellend, im übrigen jedoch verschiedenartig gestaltet: in CORNV (Z. 1) leicht gekrümmt, in ALBERT(VS) durchgewellt und in einer punktförmigen Verdickung endend, in LANTGRAVI(VS) mit der Rundung nicht verbunden und gekrümmt, in RE(LI)QVIIS am unteren Abschluss etwas gekrümmt, sonst annähernd gerade und in CORNV (Z. 3) annähernd gerade. S in den mittleren Partien teilweise doppellinig ausgeführt (z.B. in COMES, H ABISP[VRG], SAC[R]IS) und z.T. mit gekrümmten Abschlusssporen, die von den Rundungen aus nur in eine Richtung wegführen (z.B. in COMES, beim Schluss-S von ALSATIE[N]SIS, in SAC[R]IS und ISTVD [Z. 3]). Τ überwiegend in kapitaler Form und mit mittellangem bis breitem Deckbalken, der in ALBERT(VS) und ALSATIE(N)SIS doppellinig ausgeführt ist. In LANTGRAVI(VS) unzial, mit C-förmiger, unten eingerollter Haste. V mit unten annähernd spitz zulaufenden Hasten, oben teilweise mit Deckstrich abgeschlossen (z.B. in RE[LI]QVIIS, CORNV [Z. 3], ISTUD [Z. 4] und DITAVIT). - Verwandte Schriftdenkmäler: Die Zeit der Staufer. Geschichte-Kunst-Kultur. Katalog, Bd. II: Abbildungen, hg. von Christian V Ä T E R L E I N . Stuttgart 1977, Fig. 360: Rheinland, 3. Viertel 12. Jh. (Reliqiuenkästchen aus dem Domschatz von Xanten); Monumenta Annonis. Köln und Siegburg. Weltbild und Kunst im hohen Mittelalter. Katalog, hg. von Anton L E G N E R . Köln 1975,163, Fig. D 1 : Köln, 12. Jh. (Kreuzreliquie aus dem Kölner Domschatz); Adolph GOLDSCHMIDT, Die Elfenbeinskulpturen aus der romanischen Zeit. XI.-XIII. Jahrhundert, Bd. III. Berlin 1923, Taf. 32, Fig. 83: Westfälisch, 2. H. 12.-Anf. 13. Jh. (Reliquienkasten); Bd. IV. Berlin 1926, Taf. 76, Fig. 302: Kölnisch, um a. 1200 (Tragaltar mit Christus, Maria und den Aposteln); Der Weifenschatz. Der Reliquienschatz des Braunschweiger Domes aus dem Besitze des herzoglichen Hauses Braunschweig-Lüneburg, hg. von Otto von FALKE, Robert SCHMIDT U. Georg SWARZENSKI. Frankfurt a.M. 1930, Nr. 32, Taf. 71: Hildesheim, 12. Jh. (Bernward-Patene). II. Vollschlanke bis breite Majuskel mit teils gespalten-dreieckförmigen Abschlusssporen, teils quergestellten Abschlussstrichen an den Hasten- und Balkenenden. Im Unterschied zu I wirkt die Schrift gröber geschnitzt. Keine Doppellinigkeit. Die Worttrennung zwischen den Wörtern HEC ACTA SV(N)T ANNO ist ohne nähere Kennzeichnung durch Interpunktion. Hingegen werden vor und nach der Jahreszahl sowie zur Untergliederung dieser nach den Grundeinheiten des Dezimalsystems Punkte in der Zeilenmitte verwendet, was im 13. Jh. auf Inschriften wiederholt anzutreffen ist. CIMAH II, Nr. 68: St-Ursanne, a. 1259/1261 (Schlusssteine in der Kollegiatskirche) ; Nr. 70: Freiburg, a. 1275 (Epitaph der Gräfin Elisabeth von Kyburg). Silbenund Zeilengrenze fallen nicht zusammen. Abkürzungszeichen in Form eines waagrechten Balkens: über dem V von SV(N)T. Als Abkürzung für sunt sonst paläographisch nicht nachweisbar. Hingegen begegnen st als Abkürzung für sunt und ΧΪΪ als Abkürzung für sum. Adriano C A P P E L L I , Lexicon abbreviaturarum. Mailand 6 1961, 364; CIMAH II, Nr. 6 le: Payerne, Ende 12.-Anfang 13. Jh. (Wandmalerei). In Form eines waagrechten Balkens mit punktförmiger Verdickung in der Mitte über dem Buchstaben: über dem M von MCXCVIIII. Als Abkürzung von millesimo ungewöhnlich. Es ist fraglich, ob es sich überhaupt um ein Abkürzungszeichen handelt bzw. welche Funktion das Zeichen hat. Vgl. C A P P E L L I , Lexicon abbreviaturarum, 209f., 219, 4 7 7 . 116
Bemerkenswerte Buchstabenformen: A trapezförmig, mit annähernd geradem Querbalken und mittellangem bis breitem Deckbalken, der an den Enden mit stark ausgeprägten, gespaltenen Dreiecksporen versehen ist (ACTA, ANNO). C langarmig, gegen die Mitte hin anschwellend, bei MCXCVIIII beide Male mit etwas längerem Unterarm. E in HEC eckig, mit leicht durchgekämmter Haste und kurzen bis mittellangen, von oben nach unten sich verlängernden Querbalken. H gotisch-unzial, mit etwas oberhalb der Buchstabenmitte ansetzender, unter die Grundlinie gezogener und unterhalb der Haste endender Rundung (HEC). M ziemlich breit, mit senkrechten Hasten und in der oberen Buchstabenhälfte endendem Mittelteil (MCXCVIIII). Beide Ν in ANNO mit stark eingerücktem Schrägbalken. Beim ersten Ν Dreiecksporen links unten und rechts oben in normaler Ausführung, links oben ein schräg umgebogener Dreieckspom, rechts unten als Fortsetzung der Haste eine Art Linie, die unter die Linkshaste zurückgezogen wird (siehe Η in HEC). Beim zweiten Ν ist die rechte Haste erheblich länger als die linke, vier Dreiecksporenabschlüsse. O oval, etwas kleiner als die übrigen Buchstaben, leicht schräg nach links geneigt (ANNO). Τ in ACTA und SV(N)T unzial, mit C-förmiger, unter eingerollter Haste. V mit unten annähernd spitz zulaufenden Hasten. In MCXCVIIII ist die Rechtshaste annähernd senkrecht, die Linkshaste sehr schräg. X mit ungefähr in Buchstabenmitte liegendem Schnittpunkt. Die von links oben nach rechts unten führende Haste etwas gekrümmt, die Gegenhaste ein wenig länger und annähernd gerade (MCXCVIIII). — Verwandte Schriftdenkmäler: Hermann SCHNITZLER, Rheinische Schatzkammer, Bd. II: Die Romanik. Düsseldorf 1959, Fig. 10, 14: Trier, um 1220 (Kreuzreliquientafel von St. Matthias/Trier); Fig. 30—33: Aachen, um 1200—1215 (Schrein Karls des Grossen); Monumenta Annonis. Köln und Siegburg. Weltbild und Kunst im hohen Mittelalter. Katalog, hg. von Anton L E G N E R . Köln 1975, 20f., 197, 199, 215, Kat.-Nr. E 1: Köln, um a. 1183 (Anno-Schrein); Adolph GOLDSCHMIDT, Die Elfenbeinskulpturen aus der romanischen Zeit. XI.—XIII. Jahrhundert, Bd. III. Berlin 1923, Taf. 17, Nr. 55: Sächsisch (Hildesheim?), Ende 12. Jh. (Buchdeckel aus dem Trierer Domschatz); Bd. IV. Berlin 1926, Taf. 36, Nr. 103: Spanisch, 12. Jh. (Elfenbeinplättchen mit dem Evangelisten Markus). Eine im Urkundenstil (Inscriptio, Text [I], Datierung [II]) abgefasste Inschrift, die die Verwendung des Homes als Reliquiar durch Albert III. von Habsburg festhält. Zum Vorkommen urkundlicher Inschriften auf mittelalterlichen Reliquiaren Joseph B R A U N , Die Reliquiare des christlichen Kultes und ihre Entwicklung. Freiburg i.Br. 1940, 709-716. FORMULAR UND I N H A L T :
I
1 NOTVM SIT OMNIBVS: Als Urkunden-Einleitung zwischen dem 10. und beginnenden 13. Jh. häufig vorkommend (Notitia-Form). In Verbindung mit Albert III. von Habsburg erscheint die Formel in einem Nachtrag zu den «Acta Murensia»: Notum sit omnibus tarn futuris quam presentibus, quod ego Adelberctus comes accepi unam hûbam in predio meo Walteswil. Das Kloster Muri im Kanton Aargau, 100; Die Regesten des Grafen von Habsburg bis 1281, 23, Nr. 82. Der Nachtrag wird von STEINACKER annäherungsweise in die Zeit zwischen August 1167 und dem 1.3.1201 datiert. In Inschriften dagegen kommt die Formulierung notum sit omnibus selten vor. Sie begegnet z.B. nochmals auf einer Schenkungsurkunde in monumentaler Form (Material: Sandstein), die ehemals an der Friedhofsmauer von St. Ignaz in Mainz angebracht war und sich jetzt im Kreuzgang des Domes befindet. DI II, Nr. 17: Mainz, Mitte 12. Jh. 117
2-3
II 1-2
ALSATIENSIS LANTGRAVIVS DE HABISPVRG NATVS: Der genaue Zeitpunkt des Beginns der Landgrafschaft der Habsburger im Eisass ist ungeklärt. Der Titel «Landgraf» erscheint in latinisierter Form (lantgravius de Habensburg), bezogen auf das Eisass, erstmals in einer Urkunde vom 1. Mai 1135, deren Echtheit jedoch umstritten ist, zumal sie nur noch in Abschriften und Ubersetzungen des 18. Jh. vorliegt und der Kopist sich an den Sprachgebrauch späterer Urkunden angepasst haben könnte. Die Regesten der Grafen von Habsburg bis 1281, 14, Nr. 43; ferner Theodor MAYER, Uber Entstehung und Bedeutung der älteren deutschen Landgrafschaften, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Germanistische Abteilung 58 (1938) 148— 150. Die frühesten Bezeugungen in Urkunden, welche allgemein als echt anerkannt werden, stammen aus den Jahren 1196 und 1200. In beiden Urkunden wird Rudolf II., der Sohn Alberts III., als «lantgravius» bezeichnet. Zur Urkunde von 1196 Johann Daniel SCHÖPFLIN, Alsatia diplomatica, Bd. I. Mannheim 1772, 304, Nr. 358: et cum volúntate advocati comitis Adelberti de Habesburch, per consensumfìlii sui Rudolfi lantgravii-, Die Regesten der Grafen von Habsburg bis 1281, 21, Nr. 76; zur Urkunde von 1200 SCHÖPFLIN, Alsatia diplomatica, Bd. I, 310, Nr. 369: Mortuo vero comité et domino Rudegero de Uffholz asserente se eodem inbeneficiatum, praefati domini Murbacenses apud judicem ordinarium et advocatum, dominum Rudolphum videlicet Alsatiae landgravium super hac re querimoniam deponentes, supra memorati allodii sortiti sunt adjudicationem... Testes sunt d(omi)nus Arnoldus abbas, d(omi)nus Rudolpbus landgravius. Kombinationen bei der Titulatur (comes de Habspurch, landgravius Alsacie) sind vor allem in den Aargauer Urkunden der 2. H. des 13. Jh. anzutreffen; vgl. z.B. Die Urkunden des Schlossarchivs Wildegg, hg. von Walther MERZ. Aarau 1931 (Aargauer Urkunden 2) 3, Nr. 1 (12.4.1267): Rädolfus comes de Habspurch, lantgrauius Alsacie, omnibus presens scriptum intuentibus noticiam rei geste·, Georg BONER, Die Urkunden des Stadtarchivs Aarau. Aarau 1942, 9, Nr. 11 (4.6.1271): Rudolfus comes de Habspurk et de Kyburk, lantgrauius Alsacie, vniversis banc litter am inspect uris salut em et omne bonum. HEC ACTA SVNT ANNO MCXCVIIII: Diplomatische Datierungsformel, die in den zeitgenössischen Urkunden häufig, jedoch überwiegend mit anderer Reihenfolge der Wörter (Acta sunt hec...) und zusätzlichen, teilweise genaueren Zeitangaben (wie z.B. Indiktion, Monats- und Tagesdatum) vorkommt. Der Grund für die Kurzform dürfte im vorliegenden Fall in dem nur beschränkt zur Verfügung stehenden Platz zu sehen sein.
NAME: COMES ALBERTVS ALSATIENSIS LANTGRAVIVS DE HABISPVRG NATVS: Albert III. von Habsburg, ein Nachfahre des Stifters des Klosters Muri, war der Sohn des Grafen Wernher III. (eine Genealogie der Habsburger enthalten die «Acta Murensia». Das Kloster Muri im Kanton Aargau, 3f.; ferner GHS I, 15, Taf. 3. Zur Problematik der «Acta Murensia», einer Quelle, «um deren Zuverlässigkeit sich die Historiker seit dem 17. Jahrhundert streiten», Georg GERMANN, KDM AG V, 209). In Chroniken, Urkunden und sonstigen Quellen ist Albert III. zwischen 1153 und 1199 bezeugt. Die Regesten der Grafen von Habsburg bis 1281, 17-24, Nr. 58—83. Seine besondere Beziehung zu Muri ergibt sich daraus, dass er seit dem Tode seines Vaters Wernher III. im Jahre 1167 als Kastvogt des Klosters amtete. Die Stiftung des Hornes 118
erfolgte im Todesjahr. Der 25.11.1199 als genaues Todesdatum von Albert III. ist jedoch umstritten. Die Regesten der Grafen von Habsburg bis 1281, 19, Nr. 71 u. 23f., Nr. 83. D A T I E R U N G : Schrift, Formular und Inhalt stellen die Entstehung der beiden Inschriften I und II um 1200 bzw. zu Beginn des 13. Jh. sicher. Diese Datierung steht im Widerspruch zu der wiederholt geäusserten Ansicht (z.B. von Alphons LHOTSKY und Hermann FILLITZ [siehe unten L I T E R A T U R ] ) , die Inschrift sei unecht und erst im 17. Jh. entstanden. L I T E R A T U R : Dominik TSCHUDI, Origo et genealogia gloriosissimorum comitum de Habsburg monasterii Murensis fundatorum. Konstanz 1651, 87-99. - Benedikt STUDER, Murus et Antemurale. Oder Muri und seine Vormaur. Muri 1720, 38. — Marquard HERRGOTT, Genealogia diplomatica augustae gentis Habsburgicae, Bd. I. Wien 1737, 135f. - Fridolin K O P P , Vindiciae actorum Murensium. Muri 1750, 157, 282, Fig. - Johann Daniel SCHÖPFLIN, Alsatia illustrata celtica, romana, francica, Bd. II. Colmar 1761, 512f., Fig. Taf. 1, Nr. 1. - Beat Fidel Anton ZURLAUBEN, Tables généalogiques des augustes maisons d'Autriche et de Lorraine. Paris 1770, 19f.-Johann Rudolf R A H N , Geschichte der bildenden Künste in der Schweiz. Zürich 1876, 277. — Ernst Ludwig ROCHHOLZ, Katalog des Kantonalen Antiquariums in Aarau. Aarau 1879, 21. — Das Kloster Muri im Kanton Aargau, hg. von Martin K I E M . Basel 1883 (QSG 3, Teil 3) 100, Anm. 1. — Otto M A R K W A R T , Die baugeschichtliche Entwicklung des Klosters Muri, in: Argovia 20 (1889) 31. - Martin K I E M , Geschichte der Benedictiner Abtei Muri-Gries, Bd. I. Stans 1888, L, 85; Bd. II. Stans 1891, 158. - Inventare, Acten und Regesten aus der Schatzkammer des Allerhöchsten Kaiserhauses, hg. von Heinrich Z I M M E R M A N N , in: Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses 10 (1889. Nachdruck 1966) 312. — K R A U S , Die christlichen Inschriften II, Nr. 55. - Ernst Alfred STÜCKELBERG, Reliquien und Reliquiare, in: MAGZ 24, H. 2 (1896) 89. - Die Regesten der Grafen von Habsburg bis 1281, bearb. von Harold STEINACKER. Innsbruck 1905 (Regesta Habsburgica, Abt. I) 23, Nr. 83. - Julius von SCHLOSSER, Die Kunst- und Wunderkammern der Spätrenaissance. Ein Beitrag zur Geschichte des Sammelwesens. Leipzig 1908, 1, 13, Fig. 1. - August GESSNER-SIEGFRIED, Katalog des Kantonalen Antiquariums in Aarau. Aarau 1912, 118f., Nr. 202. - Julius von SCHLOSSER, Die Sammlung alter Musikinstrumente. Wien 1920, 97, Kat.-Nr. 284. - Eduard Achilles GESSLER, Die Harschhörner der Innerschweizer, in: ASA N . F . 27 (1925) 92, 168-170. - Otto von FALKE, Elfenbeinhörner. II. Byzanz, in: Pantheon 5 (1930) 41f. - Leo PLANISCIG und Ernst K R I S , Katalog der Sammlungen für Plastik und Kunstgewerbe. Wien 1935 (Führer durch die kunsthistorischen Sammlungen in Wien 27) 20, Nr. 9.2. - Alphons LHOTSKY, Festschrift des Kunsthistorischen Museums (in Wien) zur Feier des fünfzigjährigen Bestandes (1891-1941), Teil II: Die Geschichte der Sammlungen, Erste Hälfte. Wien 1941-45, 10; Zweite Hälfte. Wien 1941— 45, Fig. Taf. 2, Nr. 3. - Hans D Ü R S T , Rittertum. Schweizerische Dokumente. Hochadel im Aargau. Lenzburg 1962 (Dokumente zur aargauischen Kulturgeschichte 2) 124f., Fig. 153. — Hanns SWARZENSKI, Two Oliphants in the Museum, in: Bulletin of the Museum of Fine Arts Boston 60, Nr. 320 (1962) 34, 37, 45, Fig. 12f. - Ernst SCHUSELKA, Erwin N E U M A N N und Hermann FILLITZ, Katalog der Sammlung für Plastik und Kunstgewerbe, Teil I: Mittelalter. Wien 1964 (Führer durch das Kunsthistorische Museum 9) 4, Nr. 6, Taf. 11. - Hanns SWARZENSKI, Les Olifants, in: Les trésors des églises de France. Etudes et analyses. Les monuments historiques de la France, Nouv. série 12 (1966) 8. - Hermann FILLITZ, Zwei Elfenbein-
119
platten aus Süditalien. Bern 1967 (Monographien der Abegg-Stiftung Bern 2) 20, 23, Fig. 9. Georg G E R M A N N , KDM AG V , 299, 414, 448. - Alphons LHOTSKY, Geschichte Österreichs seit der Mitte des 13. Jahrhunderts (1281-1358). Wien 1967, 33. - R E I N L E , Kunstgeschichte der Schweiz, 489. - Josef R A E B E R , Muri. Gold und Silber aus Klosterschatz und Museum. Ein Beitrag zur 950-Jahrfeier der Klostergründung, 1027-1977. Muri 1976, IV, 1, Fig. - Die Zeit der frühen Habsburger. Dome und Klöster 1279-1379. Wien 1979 (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums N.F. 85) 232, 476, Nr. 274, Fig. - Marie-Madeleine G A U T H I E R , Strassen des Glaubens. Reliquien und Reliquiare des Abendlandes. Freiburg/Schweiz 1983, 37f., Nr. 15. - Ornamenta ecclesiae. Kunst und Künstler der Romanik. Katalog zur Ausstellung des Schnütgen-Museums, hg. von Anton L E G N E R , Bd. I I I . Köln 1985, 90, Nr. H 13.
120
37
GRABSTEINFRAGMENTE IM BASLER MÜNSTER
l.H. 13.JH.
BASEL, Münster, z. Zt. auf dem Boden der Vierungskrypta, Fund-Nr. Β 73/1483-1484. Taf. 18, Fig. 58-59. Im Jahre 1966 anlässlich einer Grabung in der Vierungskrypta entdeckt. Bis zu ihrem Ausbau im Jahre 1974 dienten die Grabsteinfragmente als Gewändestücke (Spolien) der gotischen Fenestella in der Trennmauer zwischen der Ost- und Westkrypta. Seitdem am heutigen Standort. Frdl. Mitteilung von Beatrice KELLER, Zurzach, vom 21. Juli 1981. Kalkstein; zwei zusammengehörende, unförmige (I: 25,3 χ 74 χ 43,5 cm; II: 24 χ 84 χ 63 cm) stark lädierte, beige-graue Fragmente mit Bruchstellen allseitig. Die Oberfläche ist aufgerauht, mit schwach erkennbaren Resten einer rötlichen Bemalung. Die Randflächen sind z.T. glatt poliert, bei Fragment I ist eine davon mit einem Flechtbandmuster versehen. Wie die Fragmente zusammenzufügen sind, lässt sich nicht sicher bestimmen. Inschrift auf den noch erhaltenen Resten der erhabenen Umrandung zwischen vorgezogener Lineatur einzeilig umlaufend, mitteltief eingehauen. Fragment I an der einen Seite von der Bruchstelle, an der anderen von der Abschleifung, Fragment II längs und an beiden Seiten von der Bruchstelle erfasst; Buchstabenhöhe 4 - 5 , 5 cm. I.
+ VRBS· BASILEA· BON V ( M ) P A T R E [ M — ] / / / — ] LD(VS) · EP(ISCOPV)S Die Stadt Basel ... den guten Vater ... Bischof... ld (?).
II.
—]PLEBSQ[VAM— ... das Volk, das ...
SCHRIFT: Schlanke bis vollschlanke, etwas unregelmässige Majuskel mit leicht anschwellenden Rundungen und ausgeprägten, z.T. gespaltenen Dreiecksporen an den Hasten- und Balkenenden. Worttrennung in Form eines runden Punktes in Zeilenmitte konsequent durchgeführt. Symbolinvokation in Form eines gleichschenkligen Kreuzes mit vier Punkten zwischen den Balken zu Beginn der Inschrift. Abkürzungszeichen in Form eines waagrechten, in der Mitte mit einer kleineren Ausbuchtung nach oben versehenen Balkens über dem V in BONV(M) und EP in EP(ISCOPV)S, in Form eines kleinen Häkchens oben am D in —LD(VS). Bei den Buchstaben Β, Ε, Ρ und R Abschlusssporen teilweise mit dem oberen Bogen verschmelzend. — Bemerkenswerte Buchstabenformen: A mit z.T. leicht gekrümmten, pfahlförmigen Hasten, ganz wenig geneigtem, dünnem Querbalken und gespalten-dreieckförmigem Deckbalken, die Hasten kommen oben zusammen und berühren sich. D in —LD(VS) in kapitaler Form, oben teilweise zerstört. E stets unzial, mit mittellangem Querbalken. In EP(ISCOPV)S, BASILEA und PLEBS mit streng senkrechtem Vorderschluss. Vom E in PATREM ist die rechte Hälfte von der Lädierung erfasst. L mit Dreiecksporen oben auf der Haste und am Ende des Grundbalkens 121
(BASILEA, PLEBS). Ν rechts unten spitz zulaufend, an den übrigen drei Hastenenden mit aufgesetzten Dreiecksporen (BONV[M]). O spitzoval, kleiner als die übrigen Buchstaben. Ρ jeweils mit geschlossener, oberhalb der Hastenmitte endender Rundung, in PLEBS links oben von der Lädierung erfasst. Q mit ovalem Buchstabenkörper und linienförmiger, durchgewellter Cauda, rechts oben von der Bruchstelle erfasst (QVAM). R wie Ρ ebenfalls mit geschlossener Rundung. Von der Cauda in VRBS ist lediglich noch der obere Teil erhalten. Cauda beim R in PATREM durchgewellt, wenig über der Grundlinie endend. S in Buchstabenmitte und in den Rundungen z.T. schwach anschwellend. Das Oberteil des Schluss-S in EP(ISCOPV)S ist weitgehend, desjenigen in PLEBS teilweise zerstört. Τ mit leicht nach links geneigter, unten etwas über der Grundlinie endender, umgebogener Haste und breitem, in Dreiecksporen auslaufendem Deckbalken (PATREM). V wie O etwas kleiner als die übrigen Buchstaben, Hasten unten annähernd spitz zulaufend. — Verwandte Schriftdenkmäler: Kat.-Nr. 25: Basel, Ende 12.—Anf. 13. Jh. (Misericordia-Relief); Nr. 24: Ende 12. Jh. (Konsole «Herr und Hund»); CIMAH I, Nr. 53 I: St-Maurice, a. 1225 (Nantelmus-Schrein); II, Nr. 56: Neuenburg, a. 1191-1195 (Paulus-Statue der Stiftskirche von Neuenburg); Hermann SCHNITZLER, Rheinische Schatzkammer, Bd. II: Die Romanik. Düsseldorf 1959, Fig. 30-33: Aachen, a. 1200-1215 (Schrein Kaiser Karls des Grossen); Kunstdenkmäler in Österreich. Ein Bildhandbuch, hg. von Reinhardt Ηοοτζ, Bd. III: Salzburg, Tirol, Vorarlberg. München-Berlin 1965, 189: Salzburg, a. 1120-1230 (Portaltympanon des Domes). FORMULAR UND I N H A L T : Grabinschrift mit ungewöhnlichem Formular. Name und Standesbezeichnung des Verstorbenen am Schluss.
I
VRBS BASILEA BONVM PATREM: Wohl Beginn eines Lobes auf den Bestatteten. Zu erwarten sind in der Folge eine Verbform (z.B. LAVDAT) sowie eine Aufzählung guter Taten und Eigenschaften. PATREM: Als Bezeichnung von Bischöfen und Äbten während des gesamten Mittelalters anzutreffen. —LDVS EPISCOPVS: Siehe unten
II
NAME.
PLEBS QVAM: Meint hier wahrscheinlich das Kirchenvolk, die Angehörigen der Diözese des verstorbenen Bischofs.
N A M E : —LDVS EPISCOPVS: An Basler Bischöfen bis 1300, deren Name a u f - L D endet, sind bekannt: Berthold von Neuenburg (1123-1133), Lütold I. von Aarburg (1191-1213), Lütold II. von Röteln (1238-1248), Berthold II. von Pfirt (1248-1262), Berthold von Rüti (1296), Lütold III. von Röteln (1296, 1309-1311). Helvetia sacra I / l , 171-185. Aus dem Formular geht nicht hervor, um welche der genannten Persönlichkeiten es sich handeln könnte.
Wenn man berücksichtigt, dass bei der Schrift die gotischen Merkmale noch nicht allzu stark ausgeprägt sind, so lässt sich die Inschrift paläographisch in die 1. Hälfte des 13. Jh. datieren. Es handelt sich somit am ehesten um Fragmente des Grabsteins Lütolds I. von Aarburg. Möglicherweise ist auch noch Lütold II. von Röteln in Betracht zu ziehen. DATIERUNG:
LITERATUR:
122
Erstveröffentlichung.
38
MAURITIUS-WANDBILD IN DER KIRCHE SCHERZLIGEN (BE)
UM 1200-1. H. 13. JH.
SCHERZLIGEN/THUN (BE), Kirche, Scheidewand zwischen Langhaus und Chor, Westseite, unteres Wandbild links vom Chorbogen. — Taf. 18, Fig. 60. Entdeckung der Wandmalereien anlässlich einer in den Jahren 1923—25 vorgenommenen Innenrestauration (Restaurator: Karl LÜTHI). Robert DURRER, Die Kirche von Scherzligen, Jahresbericht 1922/23, 7; Jahresbericht 1924/25, 9. Die ältesten, noch aus der romanischen Zeit stammenden Wandmalereien der Kirche Scherzligen sind fragmentarisch auf beiden Seiten der Chor und Schiff voneinander trennenden Scheidewand erhalten. Streifenförmige Anordnung der Darstellungen (Höhe eines Bildstreifens: jeweils ca. 85 cm), wobei beidseits der Öffnung zum Chor jeweils zwei Wandbilder übereinanderliegen. Das untere Wandbild links vom Chorbogen enthält eine Darstellung aus der Legende des hl. Mauritius und der Thebäischen Legion. Die Szene ist am linken Rand sowie rechts unten mit grösseren Flächen von Verputzschicht überdeckt. Zu erkennen sind noch links eine Gruppe von Figuren, von der nur noch die Köpfe bzw. Kopfbedeckungen vorhanden sind. Die vorderste Gestalt, wohl mit einer Bischofsmitra bekleidet, verrichtet einen Segensgestus und ist einer Schar von Rittern zugewandt, die sich in der Bildmitte befindet. Einige der Ritter blicken zu der Menschengruppe mit dem Geistlichen, die anderen reiten auf ein Zeltlager zu, das das Wandbild rechts begrenzt. Zur Form der enganliegenden Helmhaube mit Stirnreif bei den Rittern François MAURER, Romanische Kapitellplastik in der Schweiz. Diss. phil. Basel. Bern 1971 (Basler Studien zur Kunstgeschichte N.F. 11) 250, Fig.: Basel, letztes Viertel 12. Jh. (Ritterhelm beim Dietrichskapitell im Chor des Basler Münsters). Die Darstellung hält wahrscheinlich fest, wie Mauritius und die Thebäische Legion, bevor sie sich auf den Weg nach Rom begeben und in den kaiserlichen Heeresdienst treten, vom Bischof von Jerusalem eingesegnet werden. Max GRÜTTER, Die Kirche von Scherzligen und ihre Wandmalereien ( 1 9 2 9 ) , 2 1 ; Joseph BERNARD DE MONTMÉLIAN, Saint Maurice et la Légion Thébéenne, Bd. II. Paris 1 8 8 8 , 3 7 7 . Abschluss nach oben und unten jeweils durch ein Ornamentband, wobei das obere mit kreuz-, das untere mit wellenförmigen Verzierungen ausgefüllt ist. Inschrift in einem Schriftband (Zeilenlänge, soweit erhalten: ca. 13 cm; Höhe: 9,3-9,5 cm) etwa in Höhe der Köpfe der Figuren zwischen der Gruppe mit dem Bischof und den Rittern einzeilig mit grauschwarzer Farbe auf die Wand gemalt. Vom Beginn des Schriftbandes nur noch die Umrisse erkennbar. Es dürften etwa 3 Buchstaben von Verputz überdeckt oder zerstört sein; Buchstabenhöhe ca. 4,7—5 cm.
[MAU]RITIV(S) SCHRIFT: Schlanke Majuskel, teils mit keilförmig endenden Hasten und Balken, teils mit quergestellten Abschlussstrichen. Abkürzung für S in Form einer sehr kleinen, in der oberen Zeilenhälfte neben dem U gelegenen, nicht eingerollten Cauda (im 11.—13. Jh. häufig vorkom123
mend; z.B. CIMAH II, Nr. 63: Payerne [VD], Ende 12,-Anf. 13. Jh. [Wandmalereien]: Abkürzung bei den Namen BARTHOLOMEV[S] und IACHOB[VS]). An sicher erkennbaren Buchstaben liegen vor: I mit ziemlich dick gezogener Haste, doppellinig (erstes I nach R). R mit geschlossener Rundung und leicht gekrümmter Cauda, diese sich gegen die Rundung zu doppellinig aufspaltend. U ziemlich schlank, mit nahezu senkrecht verlaufender linker und gerundeter rechter Buchstabenhälfte. Im Innern rechts unten doppellinig. Möglicherweise retrograd, da bei den zeitgenössischen Parallelen sonst stets die linke Hälfte rund ist. Zwischen dem ersten I und dem U finden sich wahrscheinlich noch folgende weitere Buchstaben: ein T, wohl unzial und mit kurzem Deckbalken, an dessen linkem Ende ein keilförmiger Abschluss nur nach unten hinabreicht, und das zweite I, kleiner als die übrigen Buchstaben und wohl im Teingeschrieben. Der obere Abschluss des I fällt evtl. mit dem rechten Ende des T-Deckbalkens zusammen. — Verwandte Schriftdenkmäler: D E M U S , Romanische Wandmalerei, Fig. 146f. : Le Puy (Dep. Haute Loire), 1. Drittel 13. Jh. (Wandbild mit der Kreuzigung Christi: der jüdische Philosoph Philo und der Prophet Jeremias). FORMULAR UND I N H A L T :
Figurenbezeichnung. Zur Ikonographie CIMAH
I,
Nr.
51 II;
LCI VII,
610-613. Max G R Ü T T E R (Die Kirche von Scherzligen und ihre Wandmalereien [ 1 9 2 8 ] , 9 4 ) hält aus kunsthistorischen Erwägungen eine Entstehung des Wandbildes um 1200 oder in der 1. Hälfte des 13. Jh. für möglich. Die noch erhaltenen Buchstabenformen passen zu diesem Zeitansatz. DATIERUNG:
L I T E R A T U R : Robert D U R R E R , Die Kirche von Scherzligen, in: Jahresbericht der Schweizerischen Gesellschaft für Erhaltung historischer Kunstdenkmäler 1922/1923, 7f.; Jahresbericht 1924/1925, 9f. (Erstveröffentlichung). - Max G R Ü T T E R , Die Kirche von Scherzligen und ihre Wandmalereien, in ASA Ν.F. 30 (1928) 92,94, Fig. Taf. 4. - DERS., Die Kirche von Scherzligen und ihre Wandmalereien. Thun 1929 (Jahresgabe 1929 der Kunstgesellschaft Thun) 20f., Fig. Taf. 2. - Peter K Ü F F E R , Die Kirchen unserer Gemeinde: Die Kirche von Scherzligen, in: Reformiertes Gemeindeblatt Thun, Nr. 3 vom 1.3.1971.
124
39
WANDBILD DES BISCHOFS LÜTOLD VON BASEL
1. VIERTEL 13. JH.
BASEL, Münster, Ostkrypta, links des Nischenbogens des Marienaltars im Scheitel des Chorumgangs als Pendant zur Bischofsfigur des Adalbero (Kat.-Nr. 40). - Taf. 19, Fig. 6 1 - 6 2 . Entdeckt bei archäologischen Grabungen im Langhaus des Münsters, welche anlässlich von Renovationsarbeiten vom 1.10.1973 bis zum 8.8.1974 vorgenommen wurden. Römische Bischofs-Wandbilder, 13 u. 15. Auf Buntsandstein; quaderförmiges (ca. 193 x 60 cm), mehrfarbiges, durch einen Gewölbeeinbau nach dem Erdbeben von 1356 in den mittleren Partien völlig zerstörtes, in der unteren Hälfte infolge der Überdeckung mit Verputzschichten sehr stark lädiertes Wandbild in Freskotechnik. Zu erkennen ist oben der ein wenig nach rechts gewandte Kopf des Bischofs auf braun umrandetem blauem Mittelfeld. Der Geistliche trägt eine schlichte, mit gelbem Randund braunem Vertikalbesatz versehene Mitra in der im 13. Jh. üblichen niederen Form. Joseph BRAUN, Die liturgische Gewandung im Occident und Orient nach Ursprung und Entwicklung, Verwendung und Symbolik. Freiburg i.Br. 1907, 468—470. Links des Kopfes ist eine der beiden Faszien zu sehen. Der Bischof hielt wahrscheinlich in der rechten Hand das Pedum, die linke fasste vielleicht ein Kirchenmodell oder war hinweisend erhoben. Hans Rudolf SENNHAUSER, Zum Abschluss der archäologischen Untersuchungen im Münster, 96. Es lassen sich 2 Inschriftengruppen unterscheiden: I.
Inschrift in dreizehn Zeilen, die durch eine Doppellinierung wie aneinandergereihte Schriftbänder wirken (in romanischer und frühgotischer Zeit wiederholt vorkommend. DEMUS, Romanische Wandmalerei, Fig. 147f.: Le Puy [Haute Loire], 1. Drittel 13. Jh. [Wandmalereien in der Kathedrale bzw. in der Salle des Morts]; Kurt BAUCH, Das mittelalterliche Grabbild. Figürliche Grabmäler des 11. bis 15. Jahrhunderts in Europa. Berlin-New York 1976, 59, Fig. 85: Eine, Pyr, 12.-13. Jh. [Grabmal des Wilhelm de Jordan]), rechts neben dem oberen Teil des Wandbildes mit dunkelgrauer Farbe auf einen beige-grauen Hintergrund gemalt, und zwar möglicherweise nachträglich zum Bischofsbild und zur Nischeneinfassung. Frdl. Mitteilung von Dr. François MAURER, Basel, von Ende Aug. 1981. Der Buchstabenbestand der oberen acht Zeilen ist annähernd vollständig erhalten. Bei den an den Gewölbebogen angrenzenden, von den Verputzschichten erfassten Z. 9—13 jedoch liegen beträchtliche Textverluste vor. Ob die Inschrift nach unten hin noch durch weitere Zeilen fortgesetzt wurde, lässt sich nicht mehr feststellen. Am Schluss der Z. 1 - 3 , 7f. finden sich wellenförmige Schnörkel, die jeweils von der Zeilenmitte schräg abwärts zur Grundlinie verlaufen. Buchstabengrösse von oben nach unten abnehmend; Buchstabenhöhe 4—6 cm. ANNO · AB · INCARNACIONE · D(OMI)NI · M I L L E S I M O · DVCEN[TESIMO • II · D E D I C A T V M · EST· HOC · ALTARE · [I]N · H O N O R E · B E A T E · ET· G L O R I O S E ·
125
5
10
VIRGINIS MARIE · AB · EODEM · VENERABILI · BASILIENSIS · ECLESIE· EPISCOPO· CONTIISENLTVR · AVTEM · [A]LIORVM · SANCTO· [RV]M · RELIQ VIE · [IN· HO]C· ALTARI· [BARTH]OLO[MEI · ] [APOSTOJLI· Im Jahre nach der Menschwerdung des Herrn 1202 ist dieser Altar von Lütold, dem ehrwürdigen Bischof der Basler Kirche, zu Ehren der seligen und glorreichen Jungfrau Maria geweiht worden. Es sind aber in diesem Altar die Reliquien anderer Heiliger enthalten, des Apostels Bartholomäus ... Textergänzungen nach Hans Rudolf S E N N H A U S E R , Zum Abschluss der archäologischen Untersuchungen im Münster, 97. In Z. 5 wird der ursprüngliche Wortlaut AB·EODEM durch die Angabe A L V O T O L [ D O ] überdeckt (siehe FORMULAR UND INHALT).
II.
Wie beim Wandbild des Adalbero (Kat.-Nr. 40) mit dunkelgrauer Farbe einzeilig auf den oberen goldgelb-beigen Rahmen gemalt. Die ersten vier Buchstaben sind schwach lesbar, die restlichen unleserlich. Da die Schriftspuren nur mit photographischen Spezialverfahren sichtbar gemacht werden konnten, war eine Messung der Buchstabengrösse nicht möglich.
LVTO[LDVS] [EPISCOPVS] Bischof Lütold
SCHRIFT:
I. Teils breite, teils vollschlanke, stark stilisierte, in Haar- und Schattenstrichen ausgeführte, eine Reihe von gotischen Merkmalen vorwegnehmende Majuskel-Schrift mit anschwellenden Rundungen und quergestellten Abschlussstrichen an den Hasten- und Balkenenden. Worttrennung in Form eines Punktes in Zeilenmitte konsequent durchgeführt. Abkürzungszeichen in Form eines waagrechten, in der Mitte mit einer kleinen Ausbuchtung nach oben versehenen Balkens über dem Ν von D(OMI)NI und eines kleinen hochliegenden O oben zwischen den beiden I des römischen Zahlenzeichens II (im 13. Jh. wiederholt anzutreffen. CIM AH II, Nr. 67 u. 69). Ligaturen: AR (Z. 3,11), ΜΑ (Ζ. 5), NE (Ζ. 8), NT (Ζ. 2,8), TE (Ζ. 4,8), VR (Ζ. 5,8) (alle seit der Antike belegt). Eingeschriebener Buchstabe: I in V (Z. 5). - Bemerkenswerte Buchstabenformen: A teils trapezförmig, teils mit Hasten, die oben nebeneinander zu liegen kommen. Letztere verbreitern sich von oben nach unten, z.T. gekrümmt, in Ζ. 1 zweimal mit 126
gebrochenem (A in AB; zweites A in INCARNACIONE), sonst mit waagrechtem Querbalken. Β in AB (Ζ. 1) länglicher und schmaler als in Z. 4 und Z. 6. Beim Β in BASILIENSIS sind die obere und untere Rundung so stark eingerollt, dass sie sich vor der Haste wieder voneinander trennen. C langarmig. E in der Breite stark variierend, teils unzial, teils eckig. Die unzialen E stets mit Vorderschluss aus einem nach innen gebogenen, oben und unten übergreifenden Haarstrich. Die eckigen E hingegen bis auf das zweite E in ECLESIE und evtl. das erste E in RELIQVIE ohne Abschliessung. G mit tief und stark eingerollter Cauda (Z. 4f.). H gotischunzial, mit ziemlich hoch ansetzender, durchgewellter Rundung (Z. 3f.). L jeweils mit nach unten hin sich verjüngender Haste. Die Grundbalken meist gegen das Ende zu sich verdickend, z.T. ein Dreieck bildend, z.T. etwas gekrümmt, beim zweiten L von MILLESIMO durchgewellt. M in kapitaler Form, mit senkrechten Hasten und ziemlich weit bis in die untere Buchstabenhälfte gezogenem Mittelteil. Hasten und Mittelteil oben meist nebeneinanderliegend auf den quergestellten Abschlussstrich treffend. Bei den M in AVTEM, ALIORVM und SANCTORVM enden die Rechtshaste und der rechte Schrägbalken des Mittelteils oben getrennt voneinander auf dem Abschlussstrich. Ν ebenfalls immer in kapitaler Form. Schrägbalken und Rechtshaste unten vorwiegend spitz zusammenlaufend und dort ohne Abschlussstrich. Beim Ν in HONORE und beim ersten Ν in CONTINENTVR Begrenzung aller vier Hastenenden durch einen Abschlussstrich. Schrägbalken und Rechtshaste kommen unten rechts nebeneinander zu liegen. O oval bis spitzoval. Beim O in INCARNACIONE innen oben und unten je ein kleiner Punkt. Vgl. Rudolf M. KLOOS, Einführung in die Epigraphik des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Darmstadt 1980, 130. Ρ jeweils mit geschlossener Rundung. Q in RELIQVIE mit ovalem Buchstabenkörper und unten ansetzender, durchgewellter Cauda. R wie Ρ mit geschlossener Rundung. Cauda durchgewellt, stets vor der Haste auf die Rundung treffend. Cauda und Rundung sind teilweise wie beim Β derart stark eingerollt, dass sie sich vor der Haste nochmals trennen (GLORIOSE, MARIE, VENERABILI). S mit starken Rundungen, in der Mitte anschwellend. Τ überwiegend in Majuskelform und mit mittellangem Deckbalken. Bei den Τ in EST und ET Haste durchgewellt und unten nach links hakenförmig umgebogen. V mit nach unten zu sich verjüngenden, spitz zulaufenden Hasten. - Verwandte Schriftdenkmäler: Kat.Nr. 43: Basel, 2. Viertel 13. Jh. (Schlusssteine in den Chorseitenschiffen der Predigerkirche; Hermann SCHNITZLER, Rheinische Schatzkammer, Bd. II: Die Romanik. Düsseldorf 1959, Fig. Nr. 30—33: Aachen, um 1200-1215 (Schrein Kaiser Karls d.Gr.); André G R A B A R und Carl NORDENFALK, La peinture romane du onzième au treizième siècle. Genf 1958 (Les grands siècles de la peinture) 74: Katalonien, 12. Jh. (Fragment aus der Apsis der Kirche San Pedro de la Seo de Urgel: Maria und Johannes); Josef G A R B E R , Die Romanischen Wandgemälde Tirols. Wien 1928, Fig. 65: Brixen, um 1220 (Wandmalerei an der Ostwand der Frauenkirche); D E M U S , Romanische Wandmalerei, Fig. 69: Taufers (Hoch-Etsch), 1. Viertel 13. Jh. (Bemalung der Südhälfte der Triumphbogenlaibung der Kirche St. Johann); Fig. 203: Tournai (Belgien), zwischen 1175 und 1180 (aus der Darstellung der Legende der hl. Margarete von Antiochia); Fig. C, CI, 245f. : Gurk, um 1220-1230 oder 1260-1270 (Wandmalereien in der Bischofskapelle auf der Westempore des Doms); Adolf Q V A S T , Der Sankt-Blasius-Dom zu Braunschweig. Braunschweig 1975, 32f.: Braunschweig, 2. Viertel 13. Jh. (Wandmalerei im Chor des Domes: Gastmahl des Herodes). II. Wie die Hauptinschrift I. 127
FORMULAR UND INHALT:
I
Die Inschrift bezieht sich auf die Weihe des Marienaltars, der ehemals unmittelbar unterhalb des Wandbildes stand. Weiheinschriften mit Angabe von Zeitpunkt, vom Namen des die Weihe vollziehenden Geistlichen sowie der Heiligen, zu deren Ehre die Weihehandlung erfolgt, sind vom 11.-13. Jh. wiederholt anzutreffen. DI II, Nr. 13: Mainz, a. 1138 (Hauptaltar der Gothardkapelle des Mainzer Doms); KRAUS, Die christlichen Inschriften II, Nr. 567: Köln, a. 1228 (Altar des ehemaligen Benediktinerinnenklosters zu den Makkabäern); CIFM V, Nr. D 56: Saint-Avit-Sénieur, a. 1117 (Altar der Kirche); Nr. D 53: Saint-Alvère, a. 1172 (Altar der Kirche); Nr. D 13: Limeuil, a. 1194 (Kirche und Altar Saint-M artin). Zu Altar-Weiheinschriften allgemein Joseph BRAUN, Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung, Bd. I. München 1924, 720-725. 5 AB EODEM/A LVOTOLDO: Der ursprüngliche Wortlaut ist möglicherweise damit zu erklären, dass sich entsprechend wie beim Wandbild des Bischofs Adalbero (Kat.Nr. 40) vielleicht auf dem oberen Bildrand die Namensbezeichnung LVOTOLDVS EPISCOPVS befand. Zu einem späteren Zeitpunkt wurde — wahrscheinlich, um ein Missverständnis zu beheben- das AB EODEM durch A LVOTOLDO übermalt, damit ein falscher Bezug auf die andere Bischofsfigur (Adalbero) vermieden wurde. Hans Rudolf SENNHAUSER (Zum Abschluss der archäologischen Untersuchungen im Münster, 100) bringt die Korrektur in Zusammenhang mit Lütolds evtl. Teilnahme am vierten Kreuzzug. Der Bischof habe die Übermalung nach seiner Rückkehr vornehmen lassen. 8-13 CONTINENTVR AVTEM ALIORVM SANCTORVM RELIQVIE IN HOC ALTARI BARTHOLOMEI APOSTOLI: Die zusätzliche Angabe, welche Reliquien der Altar enthält, ist bei Weiheinschriften seltener: KRAUS, Die christlichen Inschriften II, Nr. 350: Trier, a. 1196 (Altar im Dom); Nr. 640: Essen, a. 1051 (Altar in der Krypta des Münsters); CIFM V, Nr. D 58: Saint-Avit-Sénieur, a. 1142 (Jakobs-Altar der Kirche). Über Bartholomäus-Reliquien aus dem 12. und 13. Jh. im Basler Münster ist nichts bekannt.
II
Name und Stand des abgebildeten Bischofs.
N A M E : LVOTOLDVS: Aus liut 'Volk 'und -old(Kurzform von -wold, -wald ( waltan 'herrschen', 'regieren') zusammengesetzter zweigliedriger germanischer Personenname. In baslerischen und oberrheinischen Quellen des 12. und 13. Jh. häufig vorkommend. SOCIN, Mittelhochdeutsches Namenbuch, 27. Lütold I. von Aarburg war Bischof von Basel von 1191-1213. Während seiner Amtszeit bemühte er sich um einen intensiven Kontakt mit einigen Klöstern der Stadt und Landschaft Basel und des Jura (u.a. Bellelay, Lützel, St. Alban und St. Leonhard). Er wurde in die Auseinandersetzungen zwischen den Weifen und Staufern um die Kaiserkrone hineingezogen. Dabei war er weder ein ausgesprochener Freund Philipps von Schwaben noch ein Feind Ottos von Braunschweig. Ob er sich an einem Kreuzzug beteiligte (siehe oben FORMULAR), ist nicht sicher. Sein Todesdatum ist wahrscheinlich der 7. Juni 1213. Helvetia sacra I/l, 175; Peter RÜCK, Die Urkunden der Bischöfe von Basel bis 1213. Diss. phil. Freiburg/Schweiz. Basel 1966 (Quellen und Forschungen zur Basler Geschichte 1) 155ff.
128
Die Inschriften lassen sich von der Paläographie und vom Inhalt her in das Viertel des 13. Jh. datieren. DATIERUNG:
1.
Römische Bischofs-Wandbilder, in: Nationalzeitung Basel, Nr. 254 vom 16.8.1974, 13, 15, Fig. (Erstveröffentlichung). - Hans Rudolf SENNHAUSER, Zum Abschluss der archäologischen Untersuchungen im Münster, in: Basler Stadtbuch 95 (1974) 91-100, Fig. - François M A U R E R , Lapides vivi. Die räumliche Neugestaltung des Basler Münsters, in: Basler Stadtbuch 96 (1975) 229f, 232. — Das Basler Münster, hg. von der Münsterbaukommission und Photograph Peter HEMAN. Basel 1982, 102f., Fig. LITERATUR:
129
40
WANDBILD DES BISCHOFS ADALBERO II. (?) VON BASEL
1. VIERTEL 13. JH.
BASEL, Münster, Ostkrypta, rechts des Nischenbogens des Marienaltars im Scheitel des Chorumgangs; Pendant zur Bischofsfigur des Lütold (Kat.-Nr. 39). - Taf. 19, Fig. 63. Fundumstände wie Kat.-Nr. 39. Auf Buntsandstein; quaderförmiges (ca. 191 X 62 cm), mehrfarbiges, durch einen gotischen Gewölbebogen unterteiltes und in vielen Partien übermaltes Wandbild in Freskotechnik. Im Unterschied zum Bildnis des Bischofs Lütold sind von den Partien unterhalb des Bogens noch das weisse Unter- und das braune Obergewand sowie die das Pedum fassende linke Hand gut sichtbar. Ferner treten die ockergelben Umrandungen der Bekleidung stärker hervor. Das auf blauem Kontrast-Hintergrund gemalte, zur Mitte hingewandte Haupt des Geistlichen über dem Bogen ist ein wenig aufwärts gerichtet. Das weisse Haar, der Bart und die Falten im Gesicht weisen ihn als einen älteren Mann aus. Haare und Gesicht sind rotkonturiert, die Pupillen rot. Die Form der Mitra entspricht derjenigen Lütolds, doch sind Rand- und Vertikalbesatz einheitlich gelb. Der Kopf des Bischofs ist umgeben von der runden Scheibe eines ebenfalls gelben Nimbus. Inschrift mit dunkelgrauer Farbe einzeilig auf den oberen goldgelb-beigen Rahmen gemalt. Abgesehen vom Anfangsbuchstaben nur schwer lesbar. Die Schriftspuren gehören zur jüngeren Schicht der Bemalung. Frdl. Mitteilung von Dr. François MAURER, Basel, von Ende August 1981; Buchstabe η höhe 4—4,5 cm. Evtl. befand sich - in Entsprechung zum Wandbild des Bischofs Lütold - links neben der Bischofsfigur eine weitere, auf das Datum 1019 sich beziehende Weiheinschrift. Reste einer solchen sind aber nicht mehr festzustellen. ALBERO EPISCOPVfS] Bischof Albero
SCHRIFT:
Wie Kat.-Nr. 39.
Name und Stand des abgebildeten Bischofs. Ähnlich kurze Formulare sind während des ganzen Mittelalters auf verschiedenartigsten Inschriftenträgern anzutreffen. Aus dem 11.-13. Jh. seien als Beispiele erwähnt: DI II, Nr. 6: Mainz, 1021-1031 (Ring des Erzbischofs Aribo); Nr. 14: Mainz, zwischen 1189 und 1200 (Apsisfresko mit dem Bildnis von Erzbischof Konrad); KRAUS, Die christlichen Inschriften II, Nr. 168: Worms, a. 1192 (Epitaph des Bischofs Konrad II.); Nr. 172: Worms, a. 1234 (Grabschrift des Bischofs Heinrich II.); CIFM 1/1, Nr. 66: Poitiers, 1. Viertel 12. Jh. (Wandbild des Bischofs Quintian). FORMULAR UND INHALT:
ALBERO: Kurzform des zweigliedrigen, aus adal 'edles Geschlecht' und bero 'Bär' (= Sinnbild der Stärke) zusammengesetzten, ab dem 9. Jh. nachweisbaren germanischen PerNAME:
130
sonennamens Adalbero. FÖRSTEMANN, P N , 16If. Unter den Basler Bischöfen begegnen als Träger dieses Namens: Adalbero I. (um 915), Adalbero II. (999P-1025) und Adalbero III. (1133-1137). Bei der abgebildeten Bischofsgestalt handelt es sich in Anbetracht der Weiheinschrift beim gegenüberliegenden Wandbild am ehesten um Adalbero II. Seine Herkunft und das genaue Datum der Bischofsweihe sind unbekannt. Sowohl bei Kaiser Heinrich II. als auch bei König Rudolf III. von Hochburgund stand er in hoher Gunst. Rudolf stellte 999 das Kloster Münster-Granfelden unter die Herrschaft des Bischofs. Durch Heinrich erhielt er Wildbannbe2irke im Eisass (1004) und Breisgau (1008). Am 11.10.1019 wurde in Gegenwart des Kaisers das unter Adalbero neu erbaute Basler Münster geweiht. Der Bischof starb am 12.5.1025. Die Gemeinsamkeit mit Lütold ist darin zu sehen, dass er wie dieser das Münster nach einer Zerstörung wiederherstellte bzw. zum Wiederaufbau beitrug (Adalbero nach der Verwüstung durch die Ungarn 917, Lütold nach dem Brand von 1185). Obgleich Adalbero auf dem Wandbild in einem Nimbus erscheint, ist ein Heiligenkult nicht nachzuweisen. Helvetia sacra I / l , 159, 166-168, 171f. DATIERUNG:
Wie Kat.-Nr. 39: 1. Viertel 13. Jh.
Römische Bischofs-Wandbilder, in: Nationalzeitung Basel, Nr. 254 vom 16.8.1974, 13,15 (Erstveröffentlichung). - Hans Rudolf SENNHAUSER, Zum Abschluss der archäologischen Untersuchungen im Münster, in: Basler Stadtbuch 95 (1974) 95-100, Fig. - François M A U R E R , Lapides vivi. Die räumliche Neugestaltung des Münsters, in: Basler Stadtbuch 96 (1975) 229f. Das Basler Münster, hg. von der Münsterbaukommission und Photograph Peter H E M A N . Basel 1982, 141, Fig. LITERATUR:
131
41*
GRABINSCHRIFT DER GRÄFIN BERTHA VON NEUENBURG-NIDAU (?)
1226 (?)
ERLACH (BE), ehemalige Benediktinerabtei St. Johannsen; verschollen. Die Auffindung und Beschreibung des Grabsteines sowie der Text der Inschrift sind überliefert auf f. 4v des sich im Staatsarchiv Neuenburg befindenden Sammelbandes «Recettes diverses» (Ms. 237). Die Handschrift stammt aus dem Ende des 15. oder Anfang des 16. Jh. Die Überschrift «Recueil d'un chanoine anonyme» in den Ausgaben von 1839 und 1884 (siehe unten LITERATUR) ist irreführend, da als Verfasser des Fundberichtes der zwischen 1503 und 1532 bezeugte Jean de CUEVE, Pfarrer von St-Blaise (NE), Chorherr von Pruntrut und Neuenburg, erscheint. Zur Person George-Auguste MATILE, Annales du chapitre de l'église collégiale de Notre-Dame de Neuchâtel, in: Musée historique de Neuchâtel et Valangin 3 (1845) 139, 154; Arthur PIAGET, Documents inédits sur la réformation dans le pays de Neuchâtel, Bd. I. Neuenburg 1909,92f., Anm. 3, 339f., Anm. 6; D E R S . , Saint Guillaume, patron de Neuchâtel, in: ZSG 13 (1933) 486f. Aufgrund der Darstellung von Jean de CUEVE (Staatsarchiv Neuenburg, Ms. 237, f. 4v) lässt sich der Grabstein wie folgt beschreiben: Marmor; in der oberen Hälfte des Steines war das Bildnis einer Frau eingeritzt, d.h., es lag wohl ein Flachbild vor (egregium marmor et in medio lapidis e f f i g i e s mulieris vetustissimo ritu et habitu ... ; est ea mulieris e f f i g i e s ab umbilico sursum in silice non elevata seu excisa sed incisa profundius ...). Grabdenkmäler mit Flachbildern sind im 13. Jh. wiederholt anzutreffen. Konrad ESCHER, KDM ZH IV, 251f., Fig. 170: Zürich, letztes Viertel 13. Jh. (Grabplatte des Freiherrn Ulrich I. von Regensberg). Um die Frauengestalt herum in den Ecken die Köpfe von vier Mädchen, möglicherweise Personifikationen der vier Kardinaltugenden. LCI III, 402-404 (Personifikation), 459f. (Vier, Vierzahl). Epigraphisch während des Hochmittelalters wiederholt anzutreffen. DI XIV, Nr. 6: Fritzlar, Ende 12. Jh. (Fuss des Altar- und Vortragekreuzes aus dem Fritzlarer Stiftsschatz). Am unteren Rand das Haupt oder Gesicht eines bärtigen Heroen (in calce vero lapidis caput seu facies herois barbam longiusculam gerentis inspicitur), vielleicht als Stütze des Frauenbildnisses dienend (auf Symboltieren bzw. menschlichen Figuren ruhende Grabbilder sind im 13. Jh. häufig. Kurt BAUCH, Das mittelalterliche Grabbild. Grabmäler des 11. bis 15. Jahrhunderts in Europa. Berlin-New York 1976, 69, Fig. 100: St-Denis, a. 1220 [Chlodwig auf einem Löwen] ; 123, Fig. 191 : Lévis-St-Nom, a. 1233 [Ritter Guy I de Lévis auf zwei menschlichen Gestalten]). Am oberen Ende des Steines war ein Kreuz herausgemeisselt (in capite autem seu summitate saxi seu lapidis crux de silice elevatus apparet). Die Art und Weise, wie sich Jean de CUEVE um die Entschlüsselung der Inschrift bemüht (cum terram corpore innixus fixis oculis intuerer...), weist darauf hin, dass es sich um ein liegendes Grabmal handelte. Inschrift wohl einzeilig um die Frauengestalt umlaufend eingehauen oder eingeritzt (scriptura ilia que in circuitu ipsius mulieris e f f i g i e i est ... in silice aut sculpta aut incisa).
HAC PAUSANT FOSSA BERTHE FELICITER OSSA SPIRITUS AD SEDES TRANSEAT HELISIAS. 132
In diesem Grab ruhen glückselig die Gebeine Berthas. Ihr Geist möge zu den elysischen Gefilden hinübergehen. Text nach Jean de
CUEVE.
Staatsarchiv Neuenburg, Ms.
237,
f. 4v.
Elegisches Distichon mit Binnenreim fossa/ossa in Hochmittelalter häufig begegnend. Im weiteren siehe unten FORMULAR.
SPRACHE UND F O R M :
Ζ . 1,
im Früh- und
FORMULAR UND I N H A L T : Poetische Grabinschrift, bestehend aus einer Aussage über die Ruhestätte des Leibes der Verstorbenen (Ζ. 1) und einem Wunsch für das Weiterleben ihres Geistes
(Z. 2).
1
2
2
Η AC PAUSANT FOSSA BERTHE FELICITER OSSA: Der Reim fossa/ossa ist auf hochmittelalterlichen Grabinschriften und Epitaphien häufig belegt. Beispiele aus dem 12. und 13. Jh: DI XVIII, Nr. 7 II: Ebrach, a. 1287 (Sepultur vom Herzen des Bischofs Berthold von Würzburg) : Cor iacet hacfossa, sine quo caro nil, nichil ossa, presulis atque ducis Wirzburgi, da bona luci s \ CIFM VII, Nr. 49: Toulouse, 9.9.1167 (Epitaph eines Bernard, Sakristan der Kirche St-Etienne): Hic sunt in fossa Bernardi corporis ossa, qui peciit lite celestis premia vite. SPIRITUS AD SEDES TRANSEAT HELISIAS: Die Unterscheidung des Schicksals des Geistes von demjenigen des Leibes bzw. Wünsche für die Seele eines Verstorbenen kommen ebenfalls wiederholt vor. DI XXI, Nr. 6: Millstatt (Kärnten), Mitte 13. Jh. (Grabstein des Otto von Treffen): Hic de Treven iacet Ottonis to... vivat spiritus evo-, Kat.-Nr. 45*: Basel, 13. Jh. (Grabinschrift des Diakons Ezelin): Spiritus astra tenet. AD SEDES ... HELISIAS: Ein der antiken Religionsgeschichte entnommener Begriff (Martin P. NILSSON, Geschichte der griechischen Religion, Bd. I: Die Religion Griechenlands bis auf die griechische Weltherrschaft. München 21955 [Handbuch der Altertumswissenschaft, Abt. 5, Teil II/l] 325f.), der hier den Aufenthaltsort der Seele nach dem Erdenleben bezeichnet.
N A M E : BERTHA: Es lässt sich nicht sicher entscheiden, auf welche Gräfin Bertha sich die vorliegende Grabinschrift bezieht. Möglich sind zwei aus dem Hause Grenchen abstammende Trägerinnen dieses Namens, die beide Ehegattinnen von Angehörigen des Neuenburger Grafengeschlechtes waren. George-Auguste M A T I L E (Dissertation sur l'église collégiale de NotreDame de Neuchâtel, 20—21) und Georg von W Y S S (Die Portal-Inschrift der Stiftskirche in Neuenburg, 43) denken an die frühere Bertha, die Gemahlin Ulrichs II. von Neuenburg, des Gründers der Neuenburger Stiftskirche, die urkundlich zwischen 1179 und 1192 vorkommt und gemeinsam mit dem Gatten auch in der Portalinschrift der Stiftskirche (CIMAH II, Nr. 55*) genannt wird. Die Meinung von Georg von W Y S S , Bertha sei «wahrscheinlich an der Seite ihres vorverstorbenen Gemahls» bestattet, erscheint unbegründet, da sich im Bericht des Jean de C U E V E keinerlei Hinweise auf ein evtl. Doppelgrab finden. Mit grösserer Wahrscheinlichkeit handelt es sich bei der Bestatteten um die gleichnamige Nichte, die erste Gemahlin des Grafen Rudolf I. von Neuenburg-Nidau (urkundlich erwähnt zwischen 1201 und 1258), deren Beziehung zum Kloster St. Johannsen offenkundiger ist. Von jener Bertha nämlich berichtet eine
133
Urkunde der Jahre 1224—1225, dass sie dem Kloster vier unter der Burg Grenchen gelegene Schupposen schenkte. UB Solothurn I, 180f., Nr. 323. Sie starb vermutlich 1226. Zu den Personen GHS I, 117, Taf. 17; Paul AESCHBACHER, Die Grafen von Nidau und ihre Erben. Biel 1924, 51 ; Werner M E Y E R , Die Burg Grenchen, in: Jahrbuch für solothurnische Geschichte 36 (1963) 205, 207, 212; Karl H. FLATT, Das Seeland im Früh- und Hochmittelalter, in: Aus der Geschichte des Amtes Erlach. Biel 1974, 102; CIMAH II, Nr. 55*. DATIERUNG: Von der Form des Grabsteins, der sprachlichen Form und vom Formular her ergeben sich gegen eine Datierung der Inschrift in das Todesjahr 1226 keine Einwände.
Extraits des chroniques ou annales écrites autrefois successivement par des chanoines du chapitre de Notre Dame de Neuchâtel, suivis du recueil d'un chanoine anonyme. Neuenburg 1839, 106-108, 146f. - Monuments de l'histoire de Neuchâtel, hg. von GeorgeAuguste M A T I L E , Bd. I. Neuenburg 1844, 46f., Nr 56. - George-Auguste M A T I L E , Dissertation sur l'église collégiale de Notre-Dame de Neuchâtel. Neuenburg 1847, 20—21. — Chroniques des chanoines de Neuchâtel, suivies des entreprises du duc de Bourgogne contre les Suisses. Nouvelle édition, hg. von der Société d'histoire et d'archéologie du canton de Neuchâtel. Neuenburg 1884,149-151,194-197. - Georg von W Y S S , Die Portal-Inschrift der Stiftskirche in Neuenburg, in: ASA 6 (1888-91) 42-43. - CIMAH II, Nr. 55*. LITERATUR:
134
42
EPTINGERKELCH
ANFANG-1. H. 13. JH.
BASEL, Historisches Museum, Inv.-Nr. 1882.84. - Taf. 20, Fig. 64-68. Der Kelch ist ein Geschenk eines Gottfried von Eptingen an das der Maria geweihte Basler Münster. Wahrscheinlich handelt es sich um einen Ersatz für einen früheren goldenen Kelch, den Bischof Lütold von Aarburg (gest. 1213) infolge hoher Verschuldung hatte verkaufen müssen. UB Basel I, 56, Nr. 83 (Bischof Lütold bestimmt die Verteilung einer Geldsumme, welche ihm Graf Rudolf von Tierstein schuldet): item viginti marcas ad reconpensacionem aurei calicis quem in necessitate episcopatus nostriexpendimus. Bis zum 15. Jh. wurde das Gerät als Pontifikalkelch auf dem Hochaltar des Münsters verwendet. 1467 erfolgte eine Umarbeitung des Eptingerkelchs in einen Reliquienbehälter, nachdem wenig zuvor Bischof Arnold von Rotberg (gest. 1458) dem Münster einen gotischen Kelch überlassen hatte: de magno calice quem quondam dederat ecclesie Heinricus de Eptingen alterando pro conservacione reliquiarum pro argento, labore et auro pro toto aurifabro VII lb. XXII d. BURCKHARDT, KDM BS II, 86, Anm. 2. Zu diesem Zweck wurde die zugehörige Patene in der Folgezeit als Deckel benützt und in ihrer mittleren Partie kuppeiförmig ausgetrieben. Im Münsterschatz-Inventar von 1477 wird daraufhingewiesen, dass der Kelch ursprünglich mit dem Eptinger-Wappen versehen war: Item calix argent eus et deauratus cum armis illorum de Eptingen et certis reliquiis, licet hoc verum, quot arma illorum de Eptingen in ilio non plus appareant. BURCKHARDT, KDM BS II, 361. Weitere Erwähnungen des Kelches in den Inventaren von 1511, 1525 und 1827. Bei der Aufteilung des Münsterschatzes im Jahre 1834 kam der Eptingerkelch an Basel-Stadt. Seitdem in der Basler mittelalterlichen Sammlung, ab 1894 im Historischen Museum. Silber, vergoldet; aus Fuss, Schaft mit kugelförmigem Knauf und Schale zusammengefügter Kelch (Höhe: 18 cm; 0 [Fuss und Schale]: 15,5 cm). Fuss rund, flach ansteigend, geschmückt mit vier getriebenen Medaillons mit den Evangelistensymbolen. Dazwischen Palmettenmuster und kleine Rhomben. Medaillons und Palmetten sind durch Perlbänder umsäumt. Der Schaft besteht aus zwei kurzen, mit Filigran über2ogenen Stücken oben und unten und dem kugelförmigen, leicht abgeplatteten Knauf in der Mitte. Der Knauf aus durchbrochenem Filigran wird durch ein kettenartiges Band in zwei symmetrische Hälften geteilt, wobei beide in je acht mit gegenständigen, gekerbten Rankenzweigen ausgefüllte Felder untergliedert sind. Schale halbkugelförmig, mit leicht ausgebogenem Rand, verziert durch einen fein gravierten Rundbogenfries mit Auflagern aus kleinen Kreisen und jeweils drei eingeschlagenen Blättern. Inschrift auf dem äusseren, glatten Rand des Fusses einzeilig umlaufend eingraviert. Einzelne Buchstaben leicht lädiert; Buchstabenhöhe 0,4-0,5 cm.
+ C ALICEM · ISTVM · DEDIT· GOTFRIDVS · DE · EPTINGEN · BEATE MARIE· + Diesen Kelch hat Gottfried von Eptingen der heiligen Maria gestiftet. 135
Vollschlanke, teilweise in Form von Doppellinien ausgeführte Majuskeln mit spitz oder keilförmig auslaufenden Hasten- und Balkenenden. Worttrennung in Form eines runden Punktes in Zeilenmitte. Je ein gleichschenkliges Kreuz zu Beginn und am Schluss der Inschrift. Bemerkenswerte Buchstabenformen: A trapezförmig, mit annähernd waagrechtem Querbalken, nach beiden Seiten übergreifendem Deckbalken und von oben nach unten sich verbreiternden Hasten. Β ein wenig gedrängt wirkend, mit etwas grösserer unterer Rundung. C mit mittellangen Armen, einmal mit senkrechtem Abschlussstrich (erstes C in CALICEM), das andere Mal Rundung leicht geknickt (zweites C). E einmal eckig und mit kurzem Mittelbalken, schon geschlossen (erstes E in BEATE), sonst unzial. Stets mit Abschlussstrich. F mit kurzen, durch Abschlussstrich verbundenen Querbalken. G mit tief und nur schwach eingerollter Cauda. I einmal oben mit widerhakenförmigem, nach rechts verlaufendem Deckstrich (DEDIT), sonst oben und unten mit nach beiden Seiten übergreifenden, horizontalen Abschlussstrichen. M unzial, mit geschlossener, ovaler, O-förmiger Links- und etwas weiter hinuntergezogener Rechtsrundung. Ν mit dicken Hasten, jedoch dünnem, nicht ganz an den Hastenenden ansetzendem Querbalken. O oval. R mit geschlossener Rundung, einmal mit an der Haste ansetzender, leicht gewellter Cauda (GOTFRIDVS). Das R in MARIE z.T. lädiert, die Cauda dort eher gekrümmt als gewellt. Τ mit mittellangem Deckbalken, an welchem jeweils beidseits senkrechte, spitz zulaufende Abschlusssporen angesetzt sind. V mit von oben nach unten sich verjüngenden, spitz zulaufenden Hasten. — Verwandte Schriftdenkmäler: Irmtraud H I M M E L H E B E R , Meisterwerke der oberrheinischen Kunst des Mittelalters. Honnef/Rhein 1959, 27: St. Trudpert bei Freiburg, 1. H. 13. Jh. (Kelch mit Christus und den 12 Aposteln); Rhein und Maas, Bd. I, 315, Nr. Κ 1: Köln, 1181-1230 (Schrein der hl. Drei Könige); Fritz F I C H T N E R , Spätromanische Prunkkelche. Wien 1927 (SA. aus Belvedere 56 [1927]) Fig. 3 u. 11: Marienstern bei Kamenz, 4.-6. Jahrzehnt des 13. Jh. (Kelch); Marc ROSENBERG, Geschichte der Goldschmiedekunst auf technischer Grundlage, Bd. III/2: Niello seit dem Jahre 1000 nach Chr. Frankfurt a.M. 1925, Fig. 32f.: Burtscheid bei Aachen, um 1230 (Vortragekreuz); Hermann SCHNITZLER, Rheinische Schatzkammer, Bd. II: Die Romanik. Düsseldorf 1959, Nr. 14: Trier, um 1220 (Kreuzreliquientafel von St. Matthias); Die Zeit der Staufer, Bd. II, Fig. 388: Niedersachsen, um 1230-1240 (Katharinenreliquiar). SCHRIFT:
Stifterinschrift. Auf Kelchen seit der Spätantike anzutreffen. Joseph Das christliche Altargerät, 170-172.
FORMULAR UND I N H A L T : BRAUN,
GOTFRIDVS: Der Name Gottfried ist bei den Herren von Eptingen dominierend. Bislang ist umstritten, ob der Kelch eine Stiftung Gottfrieds III. ist, der in den Urkunden zwischen 1246 und 1307 erscheint und wegen seiner Burg oberhalb von Pratteln den Beinamen «von Madeln» führt ( B U R C K H A R D T , KDM BS II, 86f.; B A U M A N N , Die Herren von Eptingen, 180f.), oder ob er, was besser zur Geschichte des Inschriftenträgers passen würde, ein Geschenk Gottfrieds I., des ersten Eptingers überhaupt, darstellt, der allerdings nur ein einziges Mal in einer Urkunde vom 17.4.1189 (UB Landschaft Basel I, 13, Nr. 29) vorkommt ( R E I N L E , Kunstgeschichte der Schweiz, 498; R E I N H A R D T , Der Basler Münsterschatz, 15; M E Y E R , Der mittelalterliche Adel und seine Burgen im ehemaligen Fürstbistum Basel, 90; HEUSER, Oberrheinische Goldschmiedekunst, lOOf.). Zeitlich betrachtet wäre auch noch der Ritter Gottfried II. von Eptingen als Stifter denkbar, der urkundlich zwischen 1226 und 1281 bezeugt ist. Die VermuNAME:
136
tung REINHARDTS (Historische Schätze Basels, 1 1 ) , dass es derselbe Gottfried ist, dessen Name mit demjenigen seiner Gattin am ersten Pfeiler der Nordseite im Münster eingehauen ist, kann weder bewiesen noch widerlegt werden, da unter den Eptingern keine einzige Trägerin des Namens Hedevigis begegnet. GHS III, 73. DATIERUNG: Vom Typus des Kelches, von der Geschichte des Inschriftenträgers und von der Schrift her ist eine Entstehung der Inschrift am Anfang oder in der 1. Hälfte des 13. Jh. wahrscheinlich. L I T E R A T U R : Carl BURCKHARDT und Christoph RIGGENBACH, Der Kirchenschatz des Münsters in Basel. Basel 1862 (Mittheilungen der Gesellschaft für vaterländische Alterthümer in Basel 9) l l f . , Fig. — Johann Jakob BERNOULLI, Museum in Basel: Catalog für die antiquarische Abtheilung. Basel 1880, 100. - Joseph B R A U N , Das christliche Altargerät in seinem Sinn und in seiner Entwicklung. München 1932, 87, 89, 149, Taf. 13, Fig. 46. - Rudolf Friedrich BURCKHARDT, KDM BS I I , 80-86, Fig. 47-53. - Historische Schätze Basels, Einleitung von Hans R E I N H A R D T . Basel 1942 (Basler Kunstbücher 3) 11, 21, Fig. 43. - Hans R E I N H A R D T und André R A I S , Neue Beiträge zu einigen Stücken des Basler Münsterschatzes, in: Jahresbericht des Historischen Museums Basel 1946 (1947) 27-30, Fig. - Hans R E I N H A R D T , Der Basler Münsterschatz. Katalog der Ausstellung in der Barfüsserkirche zu Basel. Basel 1956, 15, Nr. 5. - Werner M E Y E R , Der mittelalterliche Adel und seine Burgen im ehemaligen Fürstbistum Basel. Basel 1962 (Neujahrsblatt, hg. von der Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützigen 140) 90, Fig. 11. — Josef B A U M A N N , Die Herren von Eptingen. Beitrag zur Geschichte eines Baselbieter Adelsgeschlechtes und des Fürstbistums Basel, Teil II, in: Baselbieter Heimatbuch 11 (1969) 180f. — Hans-Jörgen HEUSER, Oberrheinische Goldschmiedekunst im Hochmittelalter. Berlin 1974, lOOf. - Die Zeit der Staufer. Geschichte-Kunst-Kultur. Katalog der Ausstellung Stuttgart 1977, Bd. I : Katalog, hg. von Reiner HAUSSHERR. Stuttgart 1977, 469f., Nr. 595; Bd. I I : Abbildungen, hg. von Christian V Ä T E R L E I N . Stuttgart 1977, Fig. 140. - Annemarie M O N T E I L , Basler Museen. Basel 1977, 148f., Fig. - Neil STRATFORD, Notes on the Metalwork from the Tomb (of Archbishop Hubert Walter), in: Medieval Art and Architecture at Canterbury before 1220. Leeds 1982 (The British Archaeological Association. Conference Transactions 5) 88f., 92, Anm. 18, Fig. 250. - Alfred M Ü N Z , Über die Kunst, feine Drähte zu biegen, in: Nordschweiz/Basler Volksblatt, Nr. 148 vom 29.6.1984. - Werner M E Y E R , Hirsebrei und Hellebarde. Auf den Spuren des mittelalterlichen Lebens in der Schweiz. Ölten 1985, 237, Fig.
137
43
SCHLUSSSTEINE IN DER BASLER PREDIGERKIRCHE 2. VIERTEL-MITTE 13. JH.
BASEL, Predigerkirche, nördliches und südliches Chorseitenschiff, an den Scheitelpunkten der vier Kreuzgewölbe. - Taf. 21, Fig. 69. Kurze Erwähnung der Schlusssteine bei B U R C K H A R D T / R I G G E N B A C H , F E C H T E R , R A H N , K Ü R Y und O B E R S T (siehe unten L I T E R A T U R ) . Eine erste eingehendere Beschreibung erfolgte durch François M A U R E R , KDM BS V , 227f., 231. Einzelheiten zur mittelalterlichen Geschichte der Inschriftenträger sind nicht überliefert. In den Jahren 1976—1978 wurde eine umfassende Restauration der Predigerkirche vorgenommen. Insbesondere wurden 1977/78 die Chorseitenkapellen restauriert. Frdl. Mitteilung von Restaurator Paul D E N F E L D , Bettingen (BS), vom 6. Juni 1981. Bei jenem Anlass veränderte man z.T. die Farbe und den Buchstabenbestand der Schlusssteine. Buntsandstein; mehrfarbige, tellerförmige (0: ca. 45 cm) Schlusssteine mit den Reliefs der mit Spruchbändern ausgestatteten vier Evangelistensymbole. Laut Aktennotizen und frdl. Mitteilung des Restaurators vom 21. Februar 1982 erfuhren die Schlusssteine im Verlauf der Zeit folgende farbliche Veränderungen: Schlusssteine der nördlichen Seitenkapellen (Lukas-Ochse, Johannes-Adler): Originalfassung: Grund blau-azurit, Symbol und Rand vergoldet, Kante rot. Fassung einer Restauration, vermutlich des 19. Jh. : Grund, Rand und vertikale Teile am Symbol rot, Symbol auf gelber Unterlage vergoldet, Schriftrolle weiss. Schlusssteine der südlichen Seitenkapellen (Matthäus-Engel, Markus-Löwe): Originalfassung: Grund rot-orange, Symbol und Rand vergoldet, Kante blau. Fassung der Restauration des 19. Jh.: Farben wie bei den Schlusssteinen der nördlichen Se ite η kapeilen. Bei der Restauration in den Jahren 1977/78 wurde die originale Fassung wieder freigelegt und mit neuer ölfreier Vergoldung retouchiert. An Details sind bei den Evangelisten-Symbolen hervorzuheben: Alle vier Symbole sind nimbiert und beflügelt. Die Tiere halten das Schriftband mit ihren Füssen bzw. stehen auf diesem, der Engel fasst es mit den Händen. Inschriften jeweils in einer Zeile mit schwarzer Farbe auf die vier Schriftbänder gemalt; Buchstabenhöhe 4—5 cm. Laut Mitteilung von P . D E N F E L D kamen anlässlich der Restauration beim Matthäus-Engel ca. 9/10 der originalen Schrift zum Vorschein. Bei den drei anderen Schlusssteinen fanden sich lediglich noch ganz geringe Reste von Schriftspuren. Die Zeilen wurden vom Restaurator vervollständigt.
I.
südliches Chorseitenschiff, Westjoch (Matthäus-Engel):
( S(ANCTVS) · ) MATHEVS· 138
II.
südliches Chorseitenschiff, Ostjoch (Markus-Löwe):
< S(ANCTVS) · MARCVS · )
III. nördliches Chorseitenschiff, Westjoch (Lukas-Ochse):
( S(ANCTVS) · LVCAS · )
IV. nördliches Chorseitenschiff, Ostjoch (Johannes-Adler):
< S(ANCTVS) · IOANNES · )
Die paläographische Beschreibung muss sich auf den Schlussstein mit dem MatthäusEngel (I) beschränken, von dem es noch eine Photographie der Öffentlichen Basler Denkmalpflege aus der Zeit vor der Restauration gibt, da bei den drei übrigen Steinen nur aus nächster Nähe und wegen der beträchtlichen Höhe der Inschriftenträger über dem Boden mit erheblichen Schwierigkeiten nachgeprüft werden kann, ob und inwieweit die originale Schrift vom Restaurator richtig imitiert wurde. Vollschlanke bis breite Majuskel mit anschwellenden Rundungen und z.T. keilförmig endenden Hasten und Balken. Punkt in Zeilenmitte nach dem Wort. — Bemerkenswerte Buchstabenformen: A in der oberen Hälfte teilweise zerstört, Hasten sich nach unten hin verbreiternd, Querbalken annähernd waagrecht. E unzial, mit Vorderschluss. H in Minuskelform, mit etwas oberhalb der Hastenmitte ansetzender, durchgewellter Rundung. M unzial, mit geschlossener, ovaler, O-förmiger Links- und durchgewellter Rechtsrundung. S mit starken Rundungen, gegen die Mitte hin sich verdickend. Τ mit mittellangem Deckbalken. — Verwandte Schriftdenkmäler: Rhein und Maas, Bd. I, Nr. L 19f.: Köln (?), um 1250 (Glasgemälde: Marientod und Marienkrönung); Kunstdenkmäler in Österreich. Ein Bildhandbuch, hg. von Reinhardt Ηοοτζ, Bd. III: Salzburg, Tirol, Vorarlberg. München-Berlin 1965, 242: St. Michael im Lungau, Mitte 13. Jh. (Fresko mit den hll. Ulrich und Leonhard in der Pfarrkirche). SCHRIFT:
FORMULAR UND I N H A L T : Einfache Figurenbezeichnungen. Zur Geschichte und Ikonographie der Evangelistensymbole RDK VI, 517-572; LCI I, 696-713.
Der genaue Zeitpunkt der Entstehung der beiden Chorseitenschiffe ist bislang noch nicht restlos abgeklärt. Vielleicht gehören sie zum Gründungsbau von 1233, der in den Jahren 1243/44 und 1249—1251 einschneidenden Veränderungen unterzogen wurde (François M A U R E R , KDM BS V, 219f.), oder sie stammen aus der Zeit von 1261-1264 (vgl. die Urkunde vom 15. Juni 1264 [UB Basel I, 320-322, Nr. 437], in der von der Weihe der beiden ChorkaDATIERUNG:
139
pellen durch den Basler Weihbischof Dietrich von Wierland berichtet wird). Die Schrift, die altertümliche Form der Schlusssteine und der Gewölberippen sprechen für eine Entstehung der Inschrift zwischen dem 2. Viertel und der Mitte des 13. Jh. Für den Fall der späteren Entstehung der Chorseitenschiffe ist daher an eine Wiederverwendung zu denken. Ludwig August BURCKHARDT und Christoph RIGGENBACH, Die Dominikaner Klosterkirche in Basel. Basel 1855 (Mittheilungen der Gesellschaft für vaterländische Alterthümer in Basel 6) 5. - Daniel Albert FECHTER, Topographie mit Berücksichtigung der Cultur- und Sittengeschichte, in: Basel im vierzehnten Jahrhundert, hg. von der Basler Historischen Gesellschaft. Basel 1856, 125. — Johann Rudolf R A H N , Zur Statistik schweizerischer Kunstdenkmäler, in: ASA 4 (1880-83) 96. - Adolf K Ü R Y , Die Predigerkirche, in: Basler Kirchen, hg. von E.A. STÜCKELBERG, Bd. II. Basel 1918, 36. - Johannes OBERST, Die mittelalterliche Architektur der Dominikaner und Franziskaner in der Schweiz. Zürich 1927, 45. - François M A U R E R , KDM BS V, 227f., 231, Fig. 288-291. - Fritz LAUBER, Die wiederhergestellte Predigerkirche in Basel, in: Unsere Kunstdenkmäler 30 (1979) 308f., Fig. - François M A U R E R , Predigerkirche Basel. Basel 1979 (Schweizerische Kunstführer Nr. 243) 25, Fig. 32. LITERATUR:
140
44
SCHWERT
13. JH.
BERN, Historisches Museum, Inv.-Nr. 136/226.7. - Taf. 21, Fig. 70-71. Gefunden während der ersten Juragewässerkorrektion. Genauere Angaben über Ort, Datum und Umstände fehlen. Rudolf WEGELI und Rudolf MÙNGER, Inventar der Waffensammlung, 8 5 . Eisen; stark korrodiertes Schwert (Gesamtlänge: 113,8 cm; Klinge: 95 cm) mit scheibenförmigem Knauf und gerader Parierstange von rechteckigem Querschnitt, wobei von dieser die eine Hälfte weggebrochen ist (halbe Länge: 10,8 cm). Gehilze fehlt. Flache zweischneidige, gegen die Spitze zu sich gleichmässig verjüngende Klinge (Breite bei der Parierstange: 4,7 cm; in der Nähe der Spitze: ca. 3 cm) mit Hohlschliff beidseits. Spitze in flachem Bogen abgerundet. Zahlreiche Lädierungen, besonders bei der Spitze an beiden Seiten am Rand und auf der Oberfläche. Zum Typus des Schwertgefässes SEITZ, Blankwaffen I, 133, Fig. 75, Nr. 14: um 1100-1200 (Typus Scheibenknauf); 149, Fig. 89 B: Nähe Arboga (Mittelschweden), um 1250. Inschrift auf der einen Seite der Klinge (I) in ca. 17,5 cm, auf der anderen (II) in ca. 15 cm Entfernung von der Parierstange in Richtung Schwertspitze verlaufend, jeweils einzeilig eingeritzt und tauschiert (Material Gold oder Messing?); Buchstabenhöhe 0,8-1 cm. I.
+
H
II.
+
DOIOII
Vollschlanke bis breite Majuskel mit quergestellten Abschlussstrichen an den Hastenund Balkenenden. Symbolinvokation in Form eines nahezu gleichschenkligen Krückenkreuzes auf beiden Klingenseiten. Buchstaben teilweise nicht sicher lesbar. Zu erkennen sind: Auf I: ein ziemlich breites H in kapitaler Form mit annähernd waagrechtem Querbalken. Auf II: ein ovales O, davor und danach je ein I. Die Lesung folgender weiterer Buchstaben ist unsicher: Vor dem ersten I ein Buchstabe mit einer Rundung vorne, evtl. ein D. Innerhalb dieses D vielleicht ein kleines ovales bis spitzovales O. Möglicherweise befindet sich innerhalb des O zwischen den beiden I noch ein weiteres kleines I. — Verwandte Schriftdenkmäler: Kat.-Nr. 59: bei Tüscherz (BE), Ende 13. Jh. (Schwert mit S bzw. Krückenkreuz im Kreis); CIMAH II, Nr. 62: o.O., Anf. 13. Jh. SCHRIFT:
FORMULAR UND I N H A L T :
Unbestimmt. Zum Problem der nicht deutbaren Schwertinschriften
vgl. Kat.-Nr. 30. DATIERUNG:
Die Form des Schwertes macht eine Entstehung der Inschrift im 13. Jh. wahr-
scheinlich. Rudolf W E G E L I und Rudolf M Ù N G E R , Inventar der Waffensammlung des Bernischen historischen Museums in Bern, II: Hieb- und Stichwaffen, in: Jahresbericht des Historischen Museums in Bern 1919 (1920) 85, Nr. 136, Fig. Taf. 2. - B R U H N - H O F F M E Y E R , Middelalderens tveaeggede svaerd II, 13, Nr. 15. LITERATUR:
141
45*
GRABINSCHRIFT DES DIAKONS EZELIN (?)
13. JH. (?)
BASEL, Münster, Kreuzgang, «beim Bischofshofeingang, also wahrscheinlich in der Magdalenenkapelle». M A U R E R , KDM BS IV, 146, Anm. 7. - Taf. 21, Fig. 72. Erstmalige Erwähnung der Grabplatte als saxum anonymibti Sebastian M Ü N S T E R , Cosmographia universalis, 406. Aus ungefähr gleicher Zeit stammt eine Abbildung mit Kommentar (vermutlich des Zeichners) aus einem Basler Wappenbuch, das nach seinem ehemaligen Aufbewahrungsort im Berliner Zeughaus als «Berliner Armoriai» bezeichnet wird. Das Original ging während des Zweiten Weltkrieges verloren, eine Pauskopie ist davon jedoch noch im Basler Staatsarchiv erhalten. Publikation der Abb. bei W.R. STAEHELIN, Jahresbericht, in: Freiwillige Basler Denkmalpflege 17 (1932) 2. Im Kommentar wird der Abgebildete mit Ezelin, dem Dompropst und Gründer der Leonhardskirche, identifiziert. Etwa 30 Jahre später begegnet die Inschrift bei Christian W U R S T I S E N , Epitome historiae Basiliensis, 104. Dieser spricht wiederum vom Grabmal eines Anonymus {Anonymicuiusdam tumba). Nach WURSTISEN habe man bislang in dem Bestatteten Ezelin vermutet, dafür aber keine sicheren Beweise erbringen können\Quis hic fuerit, antiquarij nostri quesiuêre, Ezzelino parochiae Leonardinae fondatori id positum suspicati, nullis tarnen certis indicijs cognouêre. Johannes GROSS (Urbis Basiliensis epitaphia, 32) und Johannes TONJOLA (Basilea sepulta retecta continuata, 3) verwenden in ihren Sammlungen die Überschrift «Ezelin diaconi Epitaphium». Auf einer weiteren Abbildung aus dem 18. Jahrhundert von Emanuel B Ü C H E L (Sammlung der Merkwürdigkeiten, Teil II, f. 45. Die Publikation dieser Abb. durch STAEHELIN (Jahresbericht, 2] weicht z . T . beträchtlich vom Original bei B Ü C H E L ab) ist der Grabstein lädiert, ohne Fussende zu sehen. Uber das Schicksal des Inschriftenträgers selbst ist nur wenig bekannt. Peter O C H S (Geschichte der Stadt und Landschaft Basel, Bd. VII. Basel 1821, 333) und W.R. STAEHELIN (Jahresbericht, 2f.) berichten, dass 1661 ein Partikular den Grabstein zwecks Einrichtungeines Familiengrabes von seinem Standort entfernen wollte, der Rat von Basel den Stein aber an seinen alten Ort zurückbringen Hess. 1772 sei der Stein «umgekehrt, überhauen und mit anderer Grabinschrift versehen» als Grabdenkmal für den Dompropsteischaffner Johann Jakob Thurneysen und dessen Gattin Anna Maria Heusler wiederverwendet worden. Die Abbildung im «Berliner Armoriai» fällt für eine Interpretation aus, da in dem dort dargestellten Kleriker entweder ein Chorherr oder ein spätmittelalterlicher Diakon zu sehen ist, wofür vor allem die recht weiten Ärmel des Obergewandes sprechen. Frdl. Mitteilung von Prof. A.A. S C H M I D , Freiburg, vom 9.12.1980. Ferner Joseph B R A U N , Die liturgische Gewandung im Occident und Orient nach Ursprung und Entwicklung, Verwendung und Symbolik. Freiburg i.Br. 1907,144f. Bei der Abbildung von B Ü C H E L sind hingegen eher Elemente erkennbar, die die Gestalt eines hochmittelalterlichen Grabsteins erahnen lassen. Der Typus des Grabsteins (Muldenrelief, Darstellung einer stehenden Figur, Geschlossenheit des Grabbildes) ist im 11. und 12. Jh. wiederholt, vereinzelt aber auch noch bis ins 14. Jh. anzutreffen. Kurt B A U C H , Das mittelalterliche Grabbild. Figürliche Grabmäler des 11. bis 15. Jahrhunderts in Europa. BerlinNew York 1976, 23, Abb. 16: Quedlinburg, 2. H. 12. Jh. (Grabmäler von drei Äbtissinnen); 26, Abb. 21 : Iburg bei Osnabrück, nach 1119 (Grab des Bischofs Gottschalk von Diepholz); Felix M A D E R , Stadt Würzburg. München 1915 (Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern III, 142
Heft 12) 65, Fig. 42: Würzburg, a. 1322 (Grabdenkmal des Bischofs Gottfried II. von Hohenlohe). Die Gestalt des Bestatteten (Haupt, zum Zeigegestus erhobene rechte Hand, Buch in der linken Hand, Gewand und dessen Falten) gibt allerdings keinerlei Handhabe zu einer Datierung. B Ü C H E L konnte wegen der Lädierung des Steins nur noch einen Teil der Inschrift lesen. Die Inschriftenreste erscheinen bei ihm auf den beiden Längsseiten der Einrahmung einzeilig eingehauen. Der Text beginnt auf der Seite neben der linken Hand des Abgebildeten, die das Buch hält.
HIC IACET ARTE PLATO, CATO VITA, TULLIUS ORE. VERMES CORPUS ALIT, SPIRITUS ASTRA TENET. Hier ruht ein Plato an Gelehrsamkeit, ein Cato an Sittenstrenge, ein Cicero an Sprachgewalt. Der Körper nährt die Würmer, der Geist wohnt bei den Gestirnen. Text nach Christian WURSTISEN (Epitome historiae Basiliensis, 104). Bei GRUNAEUS, GROSS, und TONJOLA (siehe unter L I T E R A T U R ) findet sich derselbe Wortlaut. Der Text bei Sebastian M Ü N S T E R (Cosmographia universalis, 406) unterscheidet sich davon nur durch das letzte Wort PETIT. Bei Emanuel B Ü C H E L (Sammlung der Merkwürdigkeiten, Teil II, f. 45) ist auf der Abb. folgender Wortlaut zu erkennen: HIC ICET· ARTE PLATO CATO VI / VERMES· CORPUS· ALIT· SPIRITUS. Auf dem gleichen f. 45 unten wird ausserdem der Text vollständig wiedergegeben (wohl Ergänzung nach der vorgängigen Überlieferung).
Eine Bestimmung der Schriftart kann wegen der schlechten Überlieferung nur mit erheblichen Schwierigkeiten vorgenommen werden. Eine epigraphische Untersuchung der Phantasieschrift auf der Abbildung im «Berliner Armoriai» erübrigt sich. Jedoch auch aufgrund der Zeichnung B Ü C H E L S kann nicht entschieden werden, was dem paläographischen Bestand des Originals und was der missverständlichen Interpretation des Abzeichners zuzuschreiben ist. Es ist zu bedenken, dass B Ü C H E L noch zahlreiche weitere Inschriften in gotischer Majuskel — insbesondere aus dem 14. Jh. — kopiert hat und daher eine Beeinflussung nicht ausgeschlossen werden kann. Vgl. z . B . B Ü C H E L , Sammlung der Merkwürdigkeiten, Teil I (1771). Kupferstichkabinett Basel, Ms. A 101, f. 67: Grabmal des Walther von Klingen (gest. 1388); B A E R , KDM BS III, 436, Abb. 232: Basel, a. 1307 (Steinurkunde und Epitaph des Ritters Johannes zu Rhein); M A U R E R , KDM BS IV, 60, Abb. 68: Basel, a. 1309 (Grabplatte des Bischofs Otto von Grandson). Für eine gotische Schrift sprechen die Flächigkeit der Buchstaben, die teilweise keilförmig sich verdickenden Hasten- und Balkenenden, die unzialen E und Τ (ARTE), das pseudounziale A (ALIT). Die Worttrennung durch Punkte in Zeilenmitte ist im 13. Jh. wiederholt anzutreffen. CIMAH I, Nr. 52 IV: St-Maurice, 1. H. 13. Jh. (Mauritius-Schrein); Nr. 53 II; St-Maurice, a. 1225 (Nantelmus-Schrein). Bemerkenswert sind jedoch die nach innen gekehrten Verdickungen bei den Rundbuchstaben C (IACET, CORPUS), O (PLATO, CATO, CORPUS) und Τ (ARTE). SCHRIFT:
S P R A C H E UND F O R M :
Elegisches Distichon. 143
Poetische Grabinschrift mit teilweise ungewöhnlichen Formular. HIC IACET: Als Beginn von Grabinschriften während des ganzen Mittelalters ständig anzutreffen. ARTE PLATO, CATO VITA, TULLIUS ORE: Statt der in Grabinschriften zu erwartenden üblichen weiteren Angaben (Name, Stand und Alter des Verstorbenen) folgt eigentümlicherweise ein Vergleich des Bestatteten bzw. von dessen menschlichen Qualitäten und Fähigkeiten mit drei geistigen Grössen der Antike. Vom Wortlaut der Inschrift bleibt daher offen, um wen es sich bei dem Begrabenen handelt. Die meisten Forscher sehen in dem Stein das Grabmal des oben erwähnten Diakons Ezelin. Die Ansichten über das Todesdatum dieses Geistlichen und den Weihetermin der Leonhardskirche sind kontrovers. B.M. von SCARPATETTI, Die Kirche und das Augustiner-Chorherrenstift St. Leonhard in Basel, 33, 48: Weihedatum zwischen 1060 und 1082, Tod Ezelins 1082; P. R Ü C K , Quellenkritische Bemerkungen zu den Anfängen von St. Leonhard, 154: Weihe von St. Leonhard 1118 oder 1119, Tod Ezelins nach diesem Zeitpunkt. Zu Plato, Cato, Tullius siehe unten N A M E N . VERMES CORPUS ALIT: Die Vorstellung, dass der menschliche Leib nach dem Tode den Würmern als Speise diene, begegnet literarisch seit der Spätantike, epigraphisch in einigen nicht-original überlieferten Inschriften des 8.—10. Jh. Vgl. z.B. MG Poet. I, 111, Nr. 7, Z. 7: Compiègne/Oise, a. 782 (Epitaph des Bischofs Gilbert von Noyon): en vermes rodunt, nec virga, nec ínfula prodest\ K R A U S , Die christlichen Inschriften II, Nr. 216, Z . 8: Mainz, a. 813 (Grabinschrift des Erzbischofs Riculf): septus humo gelida pulvere verme voror, Nr. 391 II, Z. 5f. : Trier, 10. Jh. (Grabinschrift des Abtes Willems): en cinis immundus iaceo modo verme vorandus consumptusque tabo. Ferner Gabriel SANDERS, Licht en duisternis in de christelijke grafschriften, Bd. I: Aards leven en licht. Duisternis voor en na de dood. Brüssel 1965, 363f. SPIRITUS ASTRA TENET bzw. PETIT: Eine seit der Spätantike in Grabschriften wiederholt vorkommende Formel. D I E H L III, 409; MG Auct. ant. VI/2, 190, Nr. 13, Z. 3 (Epitaph des Papstes Gregor des Grossen); CIMAH I, Nr. 49: St-Maurice, um 1150 (Candidus-Büstenreliquiar).
FORMULAR UND I N H A L T :
1 1
2
2
PLATO, CATO, TULLIUS: Die Namen sind epigraphisch während des Mittelalters nur vereinzelt anzutreffen. CIFM 1/3,25, Anm. 2: Agen, a. 1100 (Epitaph des Bischofs Simon): Praesul Aginnensis, vir canus nomine Simon, in causis Cicero, moribus ipse Cato-, ibid.: Dijon, a. 1300 (Epitaph des Abtes Hugo von Saint-Bénigne): Hugo suis Arcus, Cato sensu, dogmate Marcus. NAMEN:
B.M. von SCARPATETTI (Die Kirche und das Augustiner-Chorherrenstift St. Leonhard in Basel, 33) hält die Schrift für vorgotisch und nimmt u.a. deshalb eine Entstehungszeit des Grabsteins kurz nach Ezelins Tod im Jahre 1082 oder in den darauffolgenden Jahrzehnten des 11./12. Jh. an. Wenn man jedoch der Zeichnung B Ü C H E L S Vertrauen schenkt und davon ausgeht, dass dieser den paläographischen Bestand des Originals annähernd richtig wiedergeben hat, so könnte allenfalls, obschon die sprachliche Form (Distichon) und das Formular älter zu sein scheinen, eine Datierung der Inschrift ins 13. Jh. erwogen werden, und es wäre evtl. an einen neuen Grabstein oder eine nachträglich eingehauene Inschrift zu denken, wobei diese DATIERUNG:
144
Datierung allerdings nichts über den Gründungstermin von St. Leonhard sowie die Lebensdaten von Ezelin auszusagen vermag. L I T E R A T U R : Sebastian M Ü N S T E R , Cosmographia universalis. Basel 1550, 406 (Erstveröffentlichung). - «Berliner Armoriai» (ló.Jh., wahrscheinlich um 1550). Pauskopie im Staatsarchiv Basel, 731, Fig. - Christian W U R S T I S E N , Epitome historiae Basiliensis. Basel 1577,104. - Simon G R U N A E U S , Basiliensium monumentorum antigrapha. Liegnitz 1602, 18. — Johannes G R O S S , Urbis Basiliensis epitaphia et inscriptiones omnium templorum, curiae, academ. et aliarum aedium publicarum. Basel 1623, 32, 419. - Johannes T O N J O L A , Basilea sepulta retecta continuata. Basel 1661, 3, 362. - Emanuel B Ü C H E L , Sammlung der Merkwürdigkeiten, Grabmäler, Bilder, Mahlereyen, Inschriften des Grossen Münsters zu Basel, Teil II (1775). Kupferstichkabinett Basel, Ms. A 101, f. 45, Fig. - François M A U R E R , K D M BS IV, 146f., Anm. 7. - Beat Matthias von S C A R P A T E T T I , Die Kirche und das Augustiner-Chorherrenstift St. Leonhard in Basel (1 l./12.Jh.-1525). Ein Beitrag zur Geschichte der Stadt Basel und der späten Devotio moderna. Diss. phil. Basel 1974 (Basler Beiträge zur Geschichtswissenschaft 131) 25—35 (mit Angabe weiterer älterer Literatur). — Peter R Ü C K , Quellenkritische Bemerkungen zu den Anfängen von St. Leonhard, in: SZG 25 (1975) 148-154, bes. 149.
145
46*
GLOCKE AUS DER KIRCHE OBERBALM (BE)
13. JH.
OBERBALM (BE), reformierte Kirche; um 1952 eingeschmolzen. - Taf. 22, Fig. 73-74. Die Glocke gehörte zur heutigen, um das Jahr 1200 auf Veranlassung des Grafen Ulrich von Sternenberg errichteten Kirche von Oberbalm, die an die Stelle einer kleineren Wallfahrtskapelle St. Maria in spelunca getreten war. Emil W E L T I , Die Jahrzeitenbücher von Oberbalm, 5, Anm. 2 (Comes Ulricus de Sternenberg ... erat fundator huius ecclesie), 30; Fritz M O S E R , Kurze Geschichte der Kirche von Oberbalm, 5f. Im Zusammenhang mit der Erneuerung des Kirchengeläutes im Jahre 1952 wurde sie von der Firma H . RÜETSCHI AG, Aarau, eingeschmolzen, da sie einen Sprung hatte. Frdl. Mitteilung von Herrn Pfarrer Ulrich G E R B E R , Oberbalm, vom März 1985; ferner Verena STÄHLI, Die Kirche von Oberbalm. Oberbalm 1976, 5, 15. Von der Glocke gibt es verschiedene Photographien aus dem Nachlass Ernst SCHIESS im Eidgenössischen Archiv für Denkmalpflege Bern. Aufgrund dieser kann sie wie folgt beschrieben werden: Bronze; kelchförmige Glocke mit Kronenplatte auf eingekehltem Rand. Haube mit Schräge und Wölbung zur Schulter. Flanke ziemlich steil. Schlagring mit Steg. Kronenbügel paarweise angeordnet, an der Vorderseite gerillt. Bei der Kronenplatte ist nicht erkennbar, ob sie eben oder gewölbt ist. Inschrift auf der Schulter zwischen zwei einfachen Schnurstegen einzeilig umlaufend gegossen. + SAN(C)TVS · CVRPICIVS · SERFVS · DOMIN VS Heiliger Sulpicius, Diener, Herr Text nach den Aufzeichnungen von Ernst Die Jahrzeitenbücher von Oberbalm, 50.
SCHIESS
(siehe oben); ferner Emil
WELTI,
Von der Schrift sind der Beginn und der Schluss des inschriftlichen Textes (...MINVS + SAN...) auf einer Gesamt- und einer Detailaufnahme der Glocke von Ernst SCHIESS abgebildet, allerdings z.T. undeutlich. Der Beginn (+ SAN[C]TVSCVR...) ist ausserdem in einer Nachzeichnung von SCHIESS dargestellt. Bei dieser bleibt es jedoch sehr fraglich, ob sie die originalen Buchstabenformen zuverlässig wiedergibt. Aufgrund beider Quellen, Photographien wie Nachzeichnung, lässt sich die Schrift folgendermassen kommentieren: Schlanke bis vollschlanke Majuskel. Hasten- und Balkenenden teils keilförmig, teils mit quergestellten Abschlussstrichen versehen. Worttrennung in Form von Punkten in Zeilenmitte. Symbolinvokation in Form eines annähernd gleichschenkligen Kreuzes zu Beginn der Inschrift. Bemerkenswerte Buchstabenformen: A trapezförmig, mit gebrochenem Querbalken. Ν in SAN(C)TVS in runder Form. Rundung nahezu senkrecht verlaufend, am unteren Ende schräg nach rechts umgebogen, etwas tiefer hinabgeführt als die Haste. R von CVRPICIVS als solches nicht mehr erkennbar und mit einem runden Ν zu verwechseln. Sehr fraglich, ob die Nachzeichnung dem Original entspricht. S am Schluss des Wortes DOMINVS retrograd und schräg nach rechts geneigt, untere Rundung SCHRIFT:
146
z.T. zerstört. In SAN(C)TVS in normaler Richtung. Τ unzial, mit unten umgebogener, annähernd bis zur Buchstabenmitte hinaufgezogener Haste. Deckbalken mittellang, etwas schräg und leicht durchgekrümmt. - Verwandte Schriftdenkmäler: Sigrid T H U R M , Deutscher Glockenatlas, Bd. II: Bayerisch-Schwaben. München-Berlin 1967, Nr. 1406: Roggenburg (Kreis Neu-Ulm), 2. H. 13. Jh. (Glocke der katholischen Pfarrkirche U.L. Frau); Bd. III: Mittelfranken. München-Berlin 1973, Nr. 83: Weissenbronn (Kreis Ansbach), a. 1295 (Glocke der evangelischen Pfarrkirche St. Michael); DI XI, Nr. 8, Fig. 10: Merseburg, Ende 12.-Anf. 13. Jh. (Glocke in der Vorhalle des Domes). SPRACHE:
Curpicius statt Sulpicius.
FORMULAR UND I N H A L T / N A M E : SANCTVS CVRPICIVS SERFVS DOMINVS: Eine auf den ehemaligen Patron der Kirche von Oberbalm hinweisende Weiheinschrift, die dessen doppelte Funktion als Diener und Herr zugleich betont. Die Kirche von Oberbalm gehörte im Mittelalter zum Bistum Lausanne. Der hl. Sulpicius war ausser von Oberbalm noch Patron mehrerer anderer Kirchen dieser Diözese, z.B. von Font (FR), Vuippens (FR), St-Sulpice (VD). Michael BENZERATH, Die Kirchenpatrone der alten Diözese Lausanne im Mittelalter, in: Freiburger Geschichtsblätter 10 (1913) 211; Heinrich BÜTTNER und Iso M Ü L L E R , Frühes Christentum im schweizerischen Alpenraum. Einsiedeln, Zürich, Köln 1967, 173. BENZERATH (Die Kirchenpatrone, 120f.) identifiziert ihn mit dem hl. Sulpicius Pius, der als Bischof von Bourges im Jahre 647 starb und ab dem 9. Jh. in der Lausanner Diözese verehrt wurde. Zur Person LThK IX, 1160f. (Sulpicius II.); LCI VIII, 414 (Sulpitius II. von Bourges). Andres MOSER (Die Patrozinien der bernischen Kirchen im Mittelalter, in: ZSKG 52 [1958] 37, Anm. 3) lässt dagegen offen, welcher Sulpicius, der in Oberbalm begraben sein soll, gemeint sein kann, da sich die im Jahre 1918 blossgelegten Fresken im Innern der Kirche auf zwei verschiedene Heilige dieses Namens beziehen. Der Bestattete ist vielleicht ein nicht kanonisierter Lokalheiliger, ein Einsiedler, der in der Umgebung des Ortes in einer Felsenhöhle lebte und dort die Kapelle errichtete, die er Maria weihte. Später wurde die Kapelle durch die Kirche Sankt Sulpicius ersetzt. Zu dieser Ansicht Fritz M O S E R , Kurze Geschichte der Kirche von Oberbalm, 3-6. D A T I E R U N G : Die Form der Glocke und die Schrift, bei der die gotisierenden Tendenzen noch nicht allzu stark ausgeprägt sind (z.B. Rundungen nur wenig anschwellend, keine BuchstabenAbschliessungen), lassen eine Entstehung der Inschrift im 13. Jh. als möglich erscheinen. L I T E R A T U R : Egbert Friedrich von M Ü L I N E N , Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, H. 3 : Mittelland I I . Bern 1 8 8 1 , 2 6 9 . - Arnold N Ü S C H E L E R , Die Glockeninschriften im reformirten Theile des Kantons Bern, in: AHVB 1 0 ( 1 8 8 2 ) 3 2 6 , Nr. 3 8 1 . -Theodor von LIEBENAU, S. Sulpitius in Ober-Balm, in: Blätter für bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde 1 ( 1 9 0 5 ) 2 1 0 - 2 1 2 . - Emil W E L T I , Die Jahrzeitenbücher von Oberbalm, in: AHVB 1 9 ( 1 9 0 9 ) 5 0 und passim. - Fritz M O S E R , Kurze Geschichte der Kirche von Oberbalm. Bern 1960, 3-6, 18.
147
47*
GRABINSCHRIFT DES FREIHERRN HEINRICH II. VON RAPPERSWIL
1247 (?)
WETTINGEN (AG), ehemaliges Zisterzienserkloster, Kapitelsaal, an der Ostwand; verschollen. - Taf. 22, Fig. 75. Die Grabsteine des Grafen Rudolf I. von Rapperswil, des Freien Heinrich II. von Rapperswil und der Gräfin Anna von Kyburg-Rapperswil (Kat.-Nr. 47*—49*) sind von mehreren, aus verschiedenen Jahrhunderten stammenden Zeichnungen her bekannt. Die ältesten Abbildungen aus der Zeit des Abtes Petrus II. Schmid (1594—1633) finden sich auf zwei Blättern in Band 242, fol. 1 der Stichsammlung der Klosterbibliothek Mehrerau. Aus dem 18. Jh. sind Darstellungen von Marquard HERRGOTT (Genealogia diplomatica augustae gentis Habsburgiacae, Bd. I, Taf. 21, Fig. 22) und Johannes M Ü L L E R (Merckwürdige Überbleibsel von Alterthümeren an verschiedenen Orthen der Eydtgenosschafft, Teil VII, Fig. 12f.) überliefert. Wohl am zuverlässigsten wurden die Originale durch die im Jahre 1843 von Ludwig S C H U L T H E S S - K A U F M A N N angefertigten Zeichnungen wiedergeben, der ausser den Steinen im einzelnen auch deren Anordnung im Kapitelsaal festhielt. Leider sind diese Zeichnungen abhanden gekommen. Kurz zuvor jedoch hatten sie Johann Rudolf R A H N und Heinrich Z E L L E R - W E R D M Ü L L E R noch publizieren können (Die Grabsteine in der Capitelstube zu Wettingen, Taf. 15f.). Die Grabdenkmäler selbst waren im Zuge der Aufhebung des Klosters Wettingen in der Zeit zwischen 1843 und dem Beginn der Sechzigerjahre des 19. Jh. zerstört bzw. entfernt worden. Johann Rudolf R A H N wares 1862 noch möglich gewesen, zwei der Steine zu sehen, die damals als Bodenplatten in dem an der Nordseite des Klosterhofes gelegenen Parlatorium dienten. Der eine davon war mit einem Bischofsstab versehen und ohne Inschrift. Bei dem anderen handelte es sich um den Grabstein des Grafen Rudolf I. von Rapperswil, dem man aber bereits das Wappen weggemeisselt hatte. R A H N zeichnete seine Inschrift nochmals ab und fügte sie der Publikation der Zeichnungen von SCHULTHESS bei (Die Grabsteine in der Capitelstube zu Wettingen, Taf. 16, Fig. 7). Zum Zeitpunkt der Publikation (1881) war auch dieser Stein verschwunden. Vom 20. November bis zum 18. Dezember 1972 führte das Aargauische Amt für Kantonsarchäologie im Wettinger Kapitelsaal unter Zuhilfenahme der Skizzen von SCHULTHESS eine Ausgrabung durch, bei der man die Gräber der dort Bestatteten öffnete und die Befunde wissenschaftlich auswertete. Aufgrund dieser archäologischen sowie der genealogischen und historischen Untersuchungen lassen sich die fünf Grabplatten des Saales folgenden Angehörigen der Stifterfamilie von Rapperswil und den mit ihr verwandten Grafen von Homberg zuordnen (auf der Zeichnung von SCHULTHESS von rechts nach links): Grabplatte I: Heinrich II. von Rapperswil (gest. 1247). Grabplatte II: die Grafen Rudolf I. (gest. 1255) und Rudolf III. (gest. 1283) von Rapperswil. Grabplatte III: Gräfin Anna von Kyburg-Rapperswil (gest. 1253). Grabplatte IV: Graf Ludwig I. von Homberg-Rapperswil (gest. 1289). Grabplatte V: Graf Hermann II. von Homberg (gest. 1303). Martin H A R T M A N N , Archäologische Untersuchungen im Kapitelsaal, 55f.;Jürg S C H N E I D E R , Die Grablege der Rapperswiler und Homberger im Kapitelsaal, 65. Die Grabplatte des Freiherrn Heinrich von Rapperswil weist nach der Zeichnung von Ludwig SCHULTHESS (publiziert von J.R. R A H N und H. Z E L L E R - W E R D M Ü L L E R , Die Grabsteine in der Capitelstube zu Wettingen, Taf. 16, Fig. 1) grössere Ausmasse auf als die der übrigen im 148
Kapitelsaal von Wettingen bestatteten Angehörigen der Grafenhäuser von Rapperswil und Homberg. Nach Blatt 3 von Band 242, fol. 1 der Stichsammlung des Klosters Mehrerau ist sie dagegen gleich gross. Bei SCHULTHESS zeigt sie auf der oberen Hälfte einen senkrecht gestellten, spitzen Schild mit einer fünfblättrigen, gestielten Rose. Die Blume weicht in ihrer Form ab von denjenigen auf den Grabplatten Rudolfs I. von Rapperswil (Kat.-Nr. 49*) und Annas von Kyburg (Kat.-Nr. 48*) sowie auf den zeitgenössischen Siegeln. Jürg SCHNEIDER, Die Grablege der Rapperswiler und Homberger im Kapitelsaal, Fig. 19. Offenbar wurde SCHULTHESS bei seiner Zeichnung von der nachträglich applizierten Wiederholung des Wappens in schräger Stellung in der unteren Hälfte des Grabsteins beeinflusst, die wie die Mehrerauer Darstellungen wahrscheinlich aus der Zeit des Abtes Peter II. Schmid stammt. Das spätere untere Wappen wird überhöht von einem Helm und einer Krone, aus der als Kleinod ebenfalls die Rose erwächst. Auf den Zeichnungen der Klosterbibliothek Mehrerau sowie denen von HERRGOTT und MÜLLER findet sich nur der senkrecht gestellte Schild in der oberen Hälfte der Platte. Die Form der Rose ist dort zeitgenössisch. Im Unterschied zu den Abbildungen auf den Grabplatten von Rudolf I. und Anna sowie dem Siegel besteht die Blüte aus je fünf grossen und in der Mitte auf diesen aufgesetzten kleinen Blättern. Auf der Zeichnung von SCHULTHESS ist eine einzeilige, etwa in Höhe des Helmes beginnende und endende, beidseits des Schildes sowie über diesem dem Rand entlang verlaufende Inschrift zu erkennen, wobei die Buchstaben am oberen Plattenrand weitgehend unleserlich sind. Demgegenüber finden sich auf den Abbildungen von HERRGOTT, MÜLLER und der Klosterbibliothek Mehrerau über dem Schild zwei Zeilen. Von der oberen Zeile sind noch drei Buchstaben vorhanden, die untere ist vollständig erhalten.
ANNO · D(OMI)NI · MCCXLVII · II · IDVS[—/ —]RIC VS DE RAPRET/ S WILER · DICTVS · WANDELBER · Im Jahre 1247, am 2. Tag vor den Iden (starb)... (Hein)rich von Rapperswil, genannt Wandeiber. Text nach Klosterbibliothek Mehrerau, Ms. 242, fol. 1, Blatt 3. Bei SCHULTHESS (siehe oben) ist an den Längsseiten der Grabplatte folgender Wortlaut zu lesen: NNO D(OMI)NI MCCXXVII II ID[VS—/?—?/—]ANDILBER. Vgl. dazu unter FORMULAR UND INHALT. Im wesentlichen wie Kat.-Nr. 49*. Allerdings sind sowohl die Skizze von SCHULTHESS als auch die des Klosters Mehrerau bezüglich der Buchstabenformen weniger genau als die Zeichnung RAHNS beim Grabstein Rudolfs. Im Detail lässt sich daher nicht abklären, inwieweit die zeichnerische Interpretation und die Originalausführung miteinander übereinstimmen. Insbesondere sind die Buchstabenabschlüsse (Hasten, Balken und Cauden) und die teilweise Interpunktion in Form von Punkten auf der Grundlinie für die Mitte bis 2. H. des 13. Jh. SCHRIFT:
149
ungewöhnlich. Bezüglich der Verwendung von Majuskeln und Unzialen lässt sich mit allem Vorbehalt vermuten: E stets unzial. M unzial, mit geschlossener ovaler O-förmiger Linksrundung und durchgewellter Rechtsrundung (MCCXLVII). Bei D und Ν Wechsel von Unzialen und Majuskeln. FORMULAR UND I N H A L T : Grabinschrift mit einfachem Formular: Name, Beiname und Todesdatum des Bestatteten. Auf Grabsteinen der Mitte bis 2. H. des 13. Jh. häufig anzutreffen. DI I, Nr. 104: Bronnbach, a. 1291 (Grabstein des Ritters Hermann genannt Seman von Κ.); XII, Nr. 10 A: Schönau, a. 1288 (Grabstein des Jakob von Worms); XV, Nr. 1: Rothenburg o.d.T., 27.9.1285 (Grabstein des Ritters Lupoid, genannt von Tann).
ANNO DOMINI MCCXLVII II IDVS — [HEIN]RICVS DE RAPRETSWILER: Es dürfen etwa zwei bis drei Wörter — möglicherweise in abgekürzter Form - ausgefallen sein: ein Monatsname, das Verbum OBIITund vielleicht noch eine Standesbezeichnung, z.B. FRATER, da Heinrich gegen Ende seines Lebens in das Kloster Wettingen eintrat (siehe unten N A M E ) . MCCXLVII: SCHULTHESS las statt der Jahreszahl 1247 das Datum MCCXXVII. Das Jahr 1227 ist das der Stiftung des Klosters Wettingen. Als genauer Gründungstag wird im Kalendarium des Klosters aus dem 13. Jh. der 14. Oktober 1227 angegeben. Kantonsbibliothek Aarau, Ms. Bibl. Wettingen 3q, f. 14. Da SCHULTHESS die Grabplatte in einem ausgetreteneren Zustand sah, war die Inschrift wohl schon entstellt und der richtige Wortlaut nicht mehr erkennbar. Jedenfalls ist es unwahrscheinlich, dass die Grabinschrift lediglich der Klosterstiftung gedenkt und das Todesdatum des Bestatteten nicht verzeichnet. Jürg SCHNEIDER, Die Grablege der Rapperswiler und Homberger im Kapitelsaal, 66, Anm.14. Im übrigen siehe unter N A M E . Der Freiherr Heinrich II. von Rapperswil war der jüngere Bruder des Grafen Rudolf I. Wie Rudolf hielt auch er sich zeitweilig am kaiserlichen Hof auf, nämlich in den Jahren 1215-1217 (J.F. BÖHMER, Regesta imperii V/1. Innsbruck 1881, passim; V/3. Innsbruck 1901, 2265 [Register]) sowie im März des Jahres 1223, wo er als Zeuge in einer von Kaiser Friedrich II. in Ferentino ausgestellten Urkunde an das Stift Beromünster erscheint. Eduard W I N K E L M A N N , Acta imperii inedita, Bd. I. Innsbruck 1880, 229,10 u. 16: testes ... Heinricus Wandelbere de Raprehswile. Die Deutung von Heinrichs Beinamen ist umstritten. Er wird von den JerusalemFahrten her abgeleitet, d.h., wandelbere wird als Adjektiv mit der Bedeutung 'unstet', 'umherwandelnd', 'reisend' aufgefasst. Zum Vorkommen des Wortes im Mittelhochdeutschen Jakob und Wilhelm G R I M M , Deutsches Wörterbuch, Bd. XIII. Leipzig 1922, 1559-1572; Matthias L E X E R , Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch. Stuttgart 34 1976, 307. Diese Ansicht wird u.a. vertreten von Paul G A N Z (Geschichte der Heraldischen Kunst in der Schweiz im XII. und XIII. Jahrhundert, 131 f.) und Georg BONER (Die Gründung des Klosters Wettingen, 50). Eine andere Erklärung schlagen vor Dominicus W I L L I (Album Wettingense, 11) und Siegfried DOMEISEN (Die Grafen von Rapperswil, in: Der Geschichtsfreund. Beilage zu «Die Linth und Rapperswiler Nachrichten» vom 14.10.1953 und 17.3.1954). Ihrer Meinung nach bezeichnet «Wandelbere» die ehemalige Burg Wandelberg bei Benken (SG). Heinrich habe den Beinamen gewählt, weil er zeitweise auf der Wandelberg seinen Wohnsitz hatte. DOMEISEN bringt zur NAME:
150
Bekräftigung seiner Vermutung noch zwei weitere Argumente : Der Name Wandelbe re begegne auch bereits bei Vorfahren von Heinrich II., nämlich den Freiherren Rudolf IV. (gest. 1110) und Ulrich III. (bezeugt um 1190). Das Wappen mit nur einer Rose sei dasjenige der Edlen von Wandelberg, welches von der Herrschaft Uznach übernommen wurde. Die Edlen und Grafen von Rapperswil hätten dagegen stets drei Rosen auf ihrem Wappenschild gehabt. Heinrich war mit der Gräfin Anna von Homburg verheiratet, die nach den Angaben des Wettinger Kalendariums (Kantonsbibliothek Aarau, Ms. Bibl. Wettingen 3q, f. 6v) und des Nekrologiums (MG Necrol. I, 594) an einem 14. Juli, wohl um das Jahr 1227, auf einer Pilgerfahrt in Jerusalem verstarb. Die am 14. Oktober 1227 erfolgte Gründung des Klosters wird im Kalendarium (siehe oben; Teildruck NOTAE Wetting. [MG Script. XV/2, 1285,23-25]) wie folgt vermerkt: Anno ab incarnatione Domini 1227, 2. Idus Octobris, indictionis prime, fundata est domus sánete Marie in Wetingin sive Maris-stella a nobili viro domno Heinrico de Raprechtiswiler cognomento Wandilber. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte Heinrich in dem von ihm selbst gestifteten Kloster. Als Mönch wird er erstmals in einer Urkunde vom 23.6.1243 bezeugt. UB Zürich II, 90, Nr. 584: frater H. vir religiosas et nobilis dictus Wandilbere. Wie beim Beinamen des Rapperswilers gehen auch bezüglich seines Todestages die Ansichten auseinander. Das Datum auf dem Grabstein steht im Widerspruch zu demjenigen im Nekrologium und im «Index conditorum et benefactorum», wonach Heinrich am 30. Januar 1246 gestorben ist. MG Necrol. I, 590 bzw. 598. Heinrich Z E L L E R - W E R D M Ü L L E R (Die Grabsteine in der Capitelstube zu Wettingen, 197) und Georg BONER (Die Gründung des Klosters Wettingen, 50) halten das im Totenbuch angegebene Datum für Heinrichs Todestag. Dominicus W I L L I (Album Wettingense, 12) und Jürg SCHNEIDER (Die Grablege der Rapperswiler und Homberger im Kapitelsaal, 62) vertreten dagegen die Ansicht, das Datum des 30.1.1246 im Nekrologium stamme von einer Hand des 17. Jh., die Jahrzahl 1247 auf der Grabplatte sei daher unumstösslich richtig. W I L L I meint darüber hinaus, aufgrund weiterer Angaben in den Nekrologien der Propstei Zürich und von Schattdorf (UR) sowie im Jahrzeitbuch von Einsiedeln den genauen Todestag von Heinrich II. mit dem 12.1.1247 bestimmen zu können. Die Entstehung der Inschrift im Jahre 1247 ist von der Paläographie und vom Formular her denkbar. DATIERUNG:
L I T E R A T U R : Marquard HERRGOTT, Genealogia diplomatica augustae gentis Habsburgicae, Bd. I. Wien 1737, 73-75, Taf. 21, Fig. 22. - Johannes M Ü L L E R , Merckwürdige Überbleibsel von Alterthümeren an verschiedenen Orthen der Eydtgenosschafft, Teil VII. Zürich 1776, 10f., Nr. u. Fig. 12f. — Leonard DORST, Grabdenkmäler. Ein Beitrag zur Kunstgeschichte des Mittelalters, Bd. I. Görlitz 1846, 4, Nr. 2, Taf. 2. - Arnold N Ü S C H E L E R , Die Gotteshäuser der Schweiz. Historisch-antiquarische Forschungen, Heft III. Zürich 1873, 626-628. - Johann Rudolf R A H N und Heinrich Z E L L E R - W E R D M Ü L L E R , Die Grabsteine in der Capitelstube zu Wettingen, in: ASA 4 (1880-83) 195-198, Taf. 15f. - Emil K R Ü G E R , Zur Genealogie der Grafen von Rapperswyl im dreizehnten Jahrhundert, in: ASG N.F. 4 (1882-85) 295. - Ferdinand G U L L , Heraldische und sphragistische Notizen über Dynastien und edle Geschlechter der Ostschweiz. Die Grafen von Rapperswyl, in: Archives héraldiques suisses 6 (1892) 9-19, Taf. 3. - Dominicus W I L L I , Baugeschichtliches über das Kloster Wettingen, in: Cistercienser-Chronik 6 (1894) 233-241, Fig. nach 242. - K R A U S , Die christlichen Inschriften II, Nr. 51. - Paul G A N Z ,
151
Geschichte der Heraldischen Kunst in der Schweiz im XII. und XIII. Jahrhundert. Frauenfeld 1899, 131-133. - Dominicus W I L L I , Album Wettingense. Verzeichnis der Mitglieder des exemten und konsistorialen Cistercienser-Stiftes zu Wettingen-Mehrerau 1227-1904. Limburg a.d. Lahn 2 1904, l l f . , Nr. 21. - Kassian H A I D , Die Gründung des Klosters Wettingen, in: Cistercienser-Chronik 39 (1927) 192, 264. - Siegfried D O M E I S E N , Die Grafen von Rapperswil, in: Der Geschichtsfreund. Beilage zu «Die Linth und Rapperswiler Nachrichten» vom 14.10.1953, 17.3.1954 und weiteren Nummern. - Hans D Ü R S T , Rittertum. Schweizerische Dokumente. Hochadel im Aargau. Lenzburg 1962 (Dokumente zur aargauischen Kulturgeschichte 2) 200f., Fig. 260. - Bernhard A N D E R E S , K D M SG IV, 379, 543, Anm. 1 ; V, 51. - Georg B O N E R , Die Gründung des Klosters Wettingen, in: Wettingen. Dorf-Kloster-Stadt. Baden 1972, 49-51. - Jürg S C H N E I D E R , Die Grafen von Homberg. Genealogische, gütergeschichtliche und politische Aspekte einer süddeutschen Dynastie (11.—14. Jahrhundert), in: Argovia 89 (1977) 233-237. - Martin H A R T M A N N , Archäologische Untersuchungen im Kapitelsaal, in: 750 Jahre Kloster Wettingen, 1227-1977. Festschrift zum Klosterjubiläum. Baden 1977, 55-58. - Jürg S C H N E I D E R , Die Grablege der Rapperswiler und Homberger im Kapitelsaal. Ein Beitrag zur Genealogie der beiden gräflichen Geschlechter, in: op. cit., 59—67, Fig. 18. - DERS., Das Haus Rapperswil als Klostergründer und Wohltäter der Kirche, in: Gotik in Rapperswil. Geschichte und Kunst am oberen Zürichsee. Jubiläumsschrift und Ausstellung 750 Jahre Stadt Rapperswil 1229-1979. Rapperswil 1979, 36-40, 43. - Jan STRAUB, Mittelalterliche Grabplastik am oberen Zürichsee, in: op. cit., 71, 81, Nr. 26—28. - Ferdinand E L S E N E R , Die Freiherren und Grafen von Rapperswil und die ältere Geschichte des Johanniterhauses Bubikon, in: Jahrheft der Ritterhausgesellschaft Bubikon 43 (1979) 12f., 25f., Anm. 34—37. - Georg B O N E R , Zur Genealogie der Einsiedler Kastvögte, der Herren und Grafen von Rapperswil, im 13. Jahrhundert, in: Festschrift Gottfried BOESCH. Schwyz 1980, 72f., 76,84. - Kolumban S P A H R , Die Freien und Grafen von Rapperswil und die Zisterzienserabtei Wettingen-Mehrerau, in: St. Galler Linthgebiet. Jahrbuch 1980, 41 f., Fig.
152
48*
GRABINSCHRIFT DER GRÄFIN ANNA VON KYBURG-RAPPERSWIL
1253 (?)
W E T T I N G E N (AG), ehemaliges Zisterzienserkloster, Kapitelsaal, an der Ostwand; verschollen. - Taf. 22, Fig. 76. GESCHICHTE:
Siehe Einleitung zu Kat.-Nr.
47*.
Der Grabstein der Gräfin Anna von Kyburg-Rapperswil wird durch die Wappenschilde der beiden Grafenhäuser in zwei Hälften geteilt. In der oberen findet sich der Kyburger-Schild mit einem von zwei schreitenden Löwen begleiteten Schrägbalken, in der unteren der Rapperswiler-Schild mit den drei fünfblättrigen Rosen. Nach der Zeichnung von SCHULTHESS ist der Kyburger-Schild breiter als der Rapperswiler, nach der Abbildung des Klosters Mehrerau besitzen die Schilde gleiche Ausmasse. Beide sind senkrecht gestellt. Inschrift auf einem Querbalken zwischen den Wappenschilden in 3 Zeilen eingehauen.
HIC Q I E S C I T ANNA CO MITISSA DE K I B V R G FILIA COM ITIS D E R A P R E T H I S W I L E R E + Hier ruht Anna, Gräfin von Kyburg, Tochter des Grafen von Rapperswil. Text nach der Zeichnung von Ludwig SCHULTHESS, publiziert von J . R . R A H N und H. Z E L L E R - W E R D M Ü L L E R , Die Grabsteine in der Capitelstube zu Wettingen, in: A S A 4 ( 1 8 8 0 - 8 3 ) Taf. 16, Fig. 3.
SCHRIFT: Grundsätzlich wie bei den Kat.-Nr. 47* u. 49*. An Besonderheiten sind hervorzuheben: Der Buchstabe M begegnet zweimal in unzialer Form. In COMITISSA mit annähernd senkrechtem Mittelbalken und durchgewellten Seitenhasten, wobei nach der Zeichnung von SCHULTHESS die linke Seitenhaste den Mittelbalken berührt, nach derjenigen der Klosterbibliothek Mehrerau (Ms. 242, fol. 1, Blatt 2) keine der beiden Seitenhasten bis zur Mitte schliesst. In COMITIS mit geschlossener ovaler, O-förmiger Links- und durchgewellter Rechtsrundung. Zwischen der Zeichnung von SCHULTHESS und derjenigen der Klosterbibliothek Mehrerau sind ferner folgende Unterschiede zu bemerken: Bei S C H U L T H E S S : keine Worttrennung bzw. Worttrennung nicht durch Interpunktion gekennzeichnet. Nur ein lateinisches Kreuz am Schluss der Inschrift. Beim Wort D E in Z. 2 Buchstaben retrograd und in Ligatur, beim D E in Z. 3 ebenfalls in Ligatur, jedoch in normaler Richtung. Die Buchstabenfolge ITIS in COMITIS schwer lesbar, Buchstaben dicht aneinander gedrängt. In R A P R E T H I S W I L E R E Ligatur T H , auf Buchstabenmetathese hinweisend. Auf der Zeichnung der Klosterbibliothek Mehrerau: je ein annähernd gleichschenkliges Kreuz zu Beginn und am Schluss der Inschrift. Worttrennung in Form von Punkten, zwischen Q I E S C I T und ANNA sowie COMITIS und D E wie bei den 153
Grabsteinen von Rudolf I. und Heinrich II. auf der Grundlinie, sonst in Zeilenmitte. In RAPRETHISWILERE Punkte in Zeilenmitte auch vor und nach dem R am Schluss des Wortes. Die Ligatur TH in RAPRETHISWILERE nicht als solche erkennbar, eher wie ein R oder eine TR-Ligatur aussehend. SPRACHE:
qiescit statt quiescit.
FORMULAR UND I N H A L T : Grabinschrift mit einfachem Formular: Name, Stand und genealogische Zugehörigkeit der Verstorbenen. 1 HIC QIESCIT: Seit der Spätantike bezeugte (die Zusammenstellungen der Belege bei D I E H L III, 575-578 u. 581-585), für das 13. Jh. jedoch ungewöhnliche Eingangsformel. In den mittelalterlichen Inschriften Frankreichs ist hic quiescit bzw. hic requiescit besonders häufig im 11. und 12. Jh. anzutreffen. CIFM 1/2, Nr. 46: Saint-Savin-sur-Gartempe, a. 1050 (Epitaph des Abtes Odo II.): Hic requiezcit Odo abbas\ V, Nr. G 4: Bordeaux, 22.12.1160 (Epitaph des Erzbischofs Raimond de Mareuil): Hic requiescit dominus Raimundus Burdegalensis archiepiscopus.
Anna von Kyburg-Rapperswil war die Tochter des Grafen Rudolf II. von Rapperswil (gest. 1262), des Stifters der Zisterzienserinnenabtei Wurmsbach (SG) (Bernhard A N D E R E S , KDM SG IV, 126f., Fig. 149), und die erste Gemahlin des Grafen Hartmann V. des Jüngeren von Kyburg (gest. 3.9.1263). Laut einer Urkunde vom 28.1.1251 (UB Zürich II, 272, Nr. 805) wurde die Ehe zwar formell geschieden, de facto blieb Anna die Gattin des Kyburgers bis zu ihrem Tode. Der Hinschied Annas wird in einer Urkunde vom 31.5.1253 erwähnt: recenti morte illustris femine Anne comitisse, uxoris nostre carissime. UB Zürich II, 322, Nr. 861. Ausführliche Darstellung der «Ehegeschichte» Hartmanns V. von Kyburg bei Carl B R U N , Geschichte der Grafen von Kyburg bis 1264. Zürich 1913, 174—181. Nach dem Nekrologium von Wettingen starb Anna am 30.5.1253. MG Necrol. I, 593: III. kal. (/unii). Ob. domina Anna de Kiburg. In derselben Quelle finden sich allerdings auch Einträge zum 3. September und 2. Oktober, die sich auf Annas Tod beziehen. Die oben zitierte Urkunde vom 31.5.1253 sowie der Eintrag im Nekrologium von Fraubrunnen auf dieses Datum (MG Necrol. 1,441 : II. kal.Junii. Frouw Anna, grafin von Kiburg) machen es jedoch wahrscheinlich, dass der 30. Mai 1253 der Todestag ist. NAME:
D A T I E R U N G : Nach den paläographischen Merkmalen, die in den Nachzeichnungen noch durchschimmern, ist eine Datierung der Inschrift in das Todesjahr 1253 denkbar. LITERATUR:
154
Siehe Kat.-Nr. 47* (Grabstein des Freiherrn Heinrich II. von Rapperswil).
49*
GRABINSCHRIFT DES G R A F E N
R U D O L F
I. V O N
R A P P E R S W I L
1255 (?)
WETTINGEN (AG), ehemaliges Zisterzienserkloster, Kapitelsaal, an der Ostwand; verschollen. - Taf. 22, Fig. 77. GESCHICHTE:
Siehe Einleitung zu Kat.-Nr.
47*.
Die Grabplatte des Grafen Rudolf I. war nach der Messung von Johann Rudolf R A H N (Die Grabsteine in der Capitelstube zu Wettingen, 196) 220 cm lang und 82 cm breit. Nach der Zeichnung von SCHULTHESS zeigt sie in der oberen Hälfte den senkrecht gestellten, spitzen gräflichen Wappenschild der Rapperswiler mit drei gestielten, fünfblättrigen Rosen. Die Form der Blüten entspricht derjenigen auf den zeitgenössischen Siegeln. Vgl. z.B. das Siegel von Rudolf I. oder II., abgebildet bei Jürg S C H N E I D E R , Die Grablege der Rapperswiler und Homberger im Kapitelsaal, Fig. 19. Inschrift in zwei Zeilen über dem Wappenschild am Kopfende des Steins eingehauen. Auf den Zeichnungen von SCHULTHESS und R A H N ist eine Lineatur erkennbar, auf der Abbildung der Klosterbibliothek Mehrerau dagegen fehlt eine solche. RVDOLFVS COMES DE RAPREHTSW[IL]E · Graf Rudolf von Rapperswil. Text nach der Zeichung von Ludwig SCHULTHESS, publiziert von J . R . R A H N und H. Z E L L E R - W E R D M Ü L L E R , Die Grabsteine in der Capitelstube zu Wettingen, in: ASA 4 (1880-83) Taf. 16, Fig. 7. Auf der Abbildung der Klosterbibliothek Mehrerau (Ms. 242, fol. 1, Blatt 2) erscheint das Wort RAPREHTSWILE mit vollständigem Buchstabenbestand.
Die Abschrift von SCHULTHESS weist Buchstabenformen auf, die zur Zeit des Grafen Rudolf I. denkbar sind, und verdient daher Glaubwürdigkeit. Noch genauer und grösser werden die Buchstaben von Johann Rudolf R A H N in der Ergänzung zur Zeichnung von SCHULTHESS wiedergegeben (Die Grabsteine in der Capitelstube zu Wettingen, Taf. 16, Fig. 7), so dass diese Zeichnung der Schriftanalyse zugrunde zu legen und auf die allfälligen Unterschiede gegenüber SCHULTHESS hinzuweisen ist: Vollschlanke Majuskel mit vorwiegend keilförmig endenden Hasten und Balken. Keinerlei Kennzeichnung einer Worttrennung durch Interpunktion. Hingegen folgt unmittelbar auf die Inschrift ein Punkt in Zeilenmitte. In Z. 1 befindet sich zwischen RVDOLFVS und COMES ein grösserer Abstand. Auf der Darstellung der Klosterbibliothek Mehrerau finden sich Punkte etwas über der Grundlinie zwischen RVDOLFVS und COMES, zwischen DE und RAPREHTSW[IL]E sowie nach letztgenanntem Wort auf dieser. - Bemerkenswerte Buchstabenformen: A trapezförmig, mit leicht durchgewellten, sich nach unten zu SCHRIFT:
155
verdickenden Hasten, annähernd geradem, dünnem Querbalken und mittellangem Deckbalken. Vom C in COMES ist nur noch ein Rest der oberen Hälfte erhalten. E unzial und mit in der Länge variierendem mittlerem Querbalken. F in R V D O L F V S mit sehr kurzem, ebenfalls schräg nach rechts oben gerichtetem mittlerem Querbalken. H unzial, mit hoch ansetzender, durchgewellter Rundung (RAPREHTSW[IL]E). L in R V D O L F V S mit mittellangem Grundbalken, der bei der Abschrift von R A H N leicht durchgewellt erscheint, bei derjenigen von S C H U L T H E S S vom unteren Hastenabschluss gegen das Ende zu sich keilförmig verdickt. M mit senkrechten Hasten und in der oberen Buchstabenhälfte endendem Mittelteil (COMES). O oval. R mit geschlossener Rundung und durchgewellter Cauda. Beim R von R V D O L F V S ist die Cauda leicht gegen die Haste zurückgezogen. Auf der Zeichnung von S C H U L T H E S S ist die Cauda beim zweiten R von RAPREHTSW[IL]E annähernd gerade. S am Schluss von R V D O L F V S etwas nach rechts vorgeneigt, in RAPREHTSW[IL]E ziemlich schlank und gedrängt. Τ mit annähernd senkrechter Haste und mittellangem Deckbalken, der sich von der Mitte zu den beiden Enden hin jeweils keilförmig verdickt (RAPREHTSW[IL]E). W nach der Zeichnung von S C H U L T H E S S ein kleiner, in der oberen Zeilenhälfte gelegener Buchstabe, nach der Zeichnung von R A H N möglicherweise ein Buchstabe von normaler Grösse, bei dem die untere Hälfte und der linke Schrägbalken des Mittelteiles fehlen. Grabinschrift mit einfachem Formular: Name und Stand des Bestatteten. Ähnlich kurze und der Anordnung nach (oberer Rand bwz. obere Hälfte der Grabplatte) entsprechende Formulare sind im 13. Jahrhundert wiederholt anzutreffen. DI XII, Nr. 19f.: beide Heidelberg, 13. Jh. (Grabsteine einer Gisela und eines Johannes von Hallis). FORMULAR UND I N H A L T :
Die anthropologischen Untersuchungen des Aargauischen Amtes für Kantonsarchäologie im Herbst 1972 (siehe oben Kat.-Nr. 47*) hatten ergeben, dass unter der Grabplatte II drei Bestattungen vorgenommen wurden. Die älteste davon war diejenige des Grafen Rudolf I. von Rapperswil, auf ihn dürfte sich daher die Inschrift beziehen. Jürg S C H N E I D E R , Die Grablege der Rapperswiler und Homberger im Kapitelsaal, 66, Anm. 21. Rudolf I. war der ältere Bruder des Freiherrn Heinrich II. von Rapperswil, des Stifters des Klosters Wettingen. Urkundlich wird er erstmals am 9.7.1210 erwähnt. U B Zürich 1,248, Nr. 368. Gemeinsam mit Heinrich begegnet er in einer Urkunde vom 11.6.1217 als Schutzvogt des Klosters Einsiedeln. Q W 1/1, 118-122, Nr. 252. Zwischen den Jahren 1212 und 1220 weilte er fast ständig im Hoflager Friedrichs II. J.F. B Ö H M E R , Regesta imperii V / 1 . Innsbruck 1881, passim; V / 3 . Innsbruck 1901, 2323 (Register). Ab 1233 führt Rudolf den Grafentitel. UB Zürich I, 355, Nr. 479, Anm. 1). Er kommt als Gründer der Stadt zu Beginn der Zwanzigerjahre des 13. Jh. in Betracht. Meinrad S C H N E L L M A N N , Entstehung und Anfänge der Stadt Rapperswil. Altdorf 1926, 41; A N D E R E S , K D M SG IV, 222. Im Jahre 1253 schuf er die Stadtpfarrei, indem er das bis anhin geltende Patronatsrecht des Klosters Pfäfers über die Rapperswiler Kirche aufhob. Meinrad S C H N E L L M A N N , Entstehung und Anfänge der Stadt Rapperswil, 54; A N D E R E S , K D M SG IV, 379. Zuvor hatte er um das Jahr 1250 das Zisterzienserinnenkloster Oberbollingen (SG) gestiftet. Dazu Anton L A R G I A D È R , Die Papsturkunden der Schweiz von Innozenz III. bis Martin V. ohne Zürich, Teil I: Von Innozenz III. bis Benedikt XI., 1198-1304. Zürich 1968,169f.,Nr. 477 (Bestätigung der Stiftung durch Papst Innozenz IV. in einer Urkunde vom 3. September 1251). Als Todesdatum wird in den Jahrzeitenbüchern von Wettingen, Jona und Rapperswil der 27. Juli NAME:
156
1255 aufgeführt. Stadtarchiv Rapperswil, 1. Jahrzeitenbuch, 72: Anno dmi M°CC°LV VI kl. augusti m. comes Rudolphus senior de rapreswil, qui fuit fundator huius ecclesie (zitiert nach A N D E R E S , KDM SG IV, 379, Anm. 2). Die Entstehung der Inschrift im Jahre 1255, kurz nach dem Tode von Graf Rudolf I. von Rapperswil, ist von den in den Nachzeichnungen noch erkennbaren paläographischen Merkmalen her möglich. DATIERUNG:
LITERATUR:
Siehe Kat.-Nr.
47*
(Grabstein des Freiherrn Heinrich
II.
von Rapperswil).
157
50
STEINURKUNDE
1264
BASEL, Historisches Museum, Inv.-Nr. 1902.224. - Taf. 23, Fig. 78. Die Urkundenplatte stammt aus einem der Häuser Rittergasse Nr. 33 oder Nr. 35, die in den Jahren 1268 und 1317 in den Besitz des Deutschen Ordens kamen. Zu einem unbekannten Zeitpunkt gelangte sie in das Haus Freiestr. Nr. 13, wo sie als Abdeckplatte einer Nische in der Scheidemauer gegen das Haus Nr. 15 diente. Fund 1902 beim Abbruch dieses Hauses, seitdem im Historischen Museum. M Ü L L E R , Urkundeninschriften des deutschen Mittelalters, 85; B A E R , KDM BS III, 331. Buntsandstein; ursprünglich rechteckige (51 χ 58 χ 7—9 cm) rötliche Platte, deren Ecken oben rechts und links sowie unten links fehlen bzw. vollständig zerstört sind. Darüber hinaus zahlreiche weitere Lädierungen an den Rändern und auf der Oberfläche, u.a. mehrere Löcher, die wie Einschussstellen ausschauen, und eine grössere Zerstörung durch eine Abscharrung etwa in der Mitte. Inschrift in siebzehn Zeilen, von denen die meisten von den Lädierungen erfasst sind, zwischen vorgerissener Lineatur (Zeilenabstand: 0,4—0,9 cm) regelmässig und mitteltief eingehauen; Buchstabenhöhe 1,8—2,8 cm.
5
10
158
—]OR ; KENEL · AD · DEDVCE(N)DV(M) : A[— —]ER ETIA(M) ; P(RO)OVRET · Q(VO)D : STILLICIDIV(M) ; D[— —]KE(ISER)ST(V)OL ; POSSIT · SI · PLACVIT · P(ER) · EV(N)DE(M) : KAN —] : SINE · DET(ER)I0RAT(I)0(N)E · P(RE)D(I)C(T)I · MVRI · ITE(M) · TRES FENESTRE · Q(V)AS · H(ABE)T · IDE(M) · SRIB(ER) · VERS(VS) · DOMV(M) · D(OMI)NI · DE KEIS(ERS)TVOL · IN · STABVLV(M) · ET · CELLARIV(M) · SIBI · [,]VCE(N)TIA NON DEBE(N)T · OBS(T)RV(I) · Q(VO)Q(VO)M(ODO) · (VE)L · ETIA(M) · OBSCVRARI ET [..] HOC · (CON)SE(N)SIT · EI(VS)DE(M) DOM(VS) · D(OMI)NI DE · KEIS(ERS)TVOL INH[ ] HVGO · D(I)C(TV)S MEI(N)HART · SV TOR · QVI · EA(M) IVRE [ ]À(R)IO · TEN(ET) · AB · IP(S)0 · IG(ITVR) : HA(N)C · (CON)VE(N) T(I)ONE(M) CORA(M) · NOB(IS) · P(RO)TESTATA(M) · ET PVBLICATA(M) · ROGATI SIGILLO · N(OST)RO : (COM)MVNI • VN[.]CV(M) · SIGILLO · PRED(I)C(T)I · DOMINI · DE · KE(ISER) STVOL DVXIM(VS) · ROBORA(N)DA(M) · ACTV(M) · [BA]SILEE · A(N)NO · D(OMI)NI · M : CC · LX · ΙΠΙ · XIIII K(A)L(ENDAS) · MARTH · HOC [.]TIA(M) · E(ST) · ADIECTV(M)
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[,]D ; IDE(M) · SHRIBER POTEST · LICITE · SVBT(VS) • MVRV(M) · SAL[..] [...JRITORIO · ET · LOCO · D(OMI)NI · DE KEIS(ERS)TVOL · ITA · Q(VO)D · SVV(M) · —]DAT · ET · MVR(VS) · NO(N) · CADAT · [ ]CARE ... einen Känel zum Ableiten des Wassers. [Derselbe Schriber] möge auch dafür sorgen, dass das herabtropfende Wasser (= das Regenwasser) [vom Hause des Herrn von] Kaiserstuhl, wenn es beliebt, durch denselben Känel ohne Beschädigung der vorher genannten Mauer [abgeleitet werden] kann. Ferner dürfen die drei Fenster, die derselbe Schriber gegen das Haus des Herrn von Kaiserstuhl hat, die ihm Licht in Stall und Keller einlassen, nicht auf irgend eine Weise verbaut oder auch verdunkelt werden, und [hierzu] hat [der Bewohner] dieses Hauses des Herrn von Kaiserstuhl, Hugo, genannt Meinhart, Schuster, zugestimmt, der es von ihm [nach Erbrecht] (in Besitz) hält. Daher hielten wir, die wir gebeten worden waren, dafür, diese Übereinkunft, die vor uns gebracht und öffentlich bekannt gemacht worden war, mit unserem gemeinsamen Siegel und mit dem Siegel des vorgenannten Herrn von Kaiserstuhl zu bekräftigen. Geschehen in Basel im Jahre des Herrn 1264 am 14. Tage vor den Kaienden des März (16. Februar 1264). Dies ist noch beigefügt, dass derselbe Schriber erlaubterweise unten eine Mauer [errichten] kann, ohne Gefährdung für den Grund und Boden des Herrn von Kaiserstuhl, in der Art, dass er sein ... und die Mauer nicht einfällt.
Vollschlanke, frühe gotische Majuskel mit anschwellenden Rundungen und spitz, keilförmig oder in Dreiecksporen auslaufenden Hasten, Balken und Cauden. Worttrennung in Form von Punkten in Zeilenmitte, teilweise wegen der Lädierungen nicht mehr erkennbar. Zahlreiche Abkürzungen. An Abkürzungszeichen begegnen neben den üblichen (waagrechter Balken, Schrägbalken) u.a. für COM- : Cauda, eingerollt, vordem Wort (Z. 12: [COM]MVNI); für -VS: Cauda, eingerollt, nach dem Wort (Z. 15: SVBT[VS]) und Cauda, eingerollt, nach dem Wort und neben der oberen Hälfte eines Buchstabens (Z. 17: MVR[VS]) ; für QVOQVOMODO (Z. 7): Buchstabe, oben neben bzw. über dem Wort; hochliegende Zahlzeichen (Z. 14: M·C°C·LX·IIII); für -ER: Häkchen, über dem Wort (Z. 16: KEIS[ERS]TVOL); Strich, oben neben dem Wort (Z. 5: SRIB[ER]); für -ET: tironische Kürzung (Z. 10: TEN[ET]); für PRO-: gekrümmte Linie, von der Grundlinie auf die Haste zulaufend (Z. 2: P[RO]OVRET). Weitere infolge der Lädierungen zerstörte bzw. nicht zu identifizierende Zeichen. Eingeschriebene Buchstaben: O in V (jeweils beim Wort KEISERSTVOL). Von den Buchstaben D, E, H, R und Τ sind eckige und unziale Formen vertreten. — Bemerkenswerte Buchstabenformen: A trapezförmig, mit ein wenig schrägstehenden, sich nach unten verdickenden Hasten und mittellangem Deckbalken, der teils über beide Hasten (Z. 4: DET[ER]I0RAT[I]0[N]E), teils nur nach links (Ζ. 1 : AD) übergreift. Β meist mit grösserer unterer Rundung. C langarmig, die Arme oben und unten in annähernd horizontaler Lage endend. Die gotisch-unzialen D mit spitzovalO-förmigem Buchstabenkörper und nach links hinübergezogenem Anstrich (Z. 9: D[I]C[TV]S; Ζ. 15 : IDE[M]). E jeweils mit annähernd gleichlangen Querbalken. Die unzialen Formen stets, die eckigen überwiegend mit Vorderschluss. G mit eingerollter, nicht ganz bis zur Buchstabenmitte hochgezogener Cauda (Ζ. 12: SIGILLO). Unziale H mit hoch ansetzender, durchgewellter Rundung (Z. 5: H[ABE]T; Z. 15: SHRIBER). Κ mit leicht gekrümmten oder gewellten, die SCHRIFT:
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obere und untere Linie nicht immer ganz erreichenden Schrägbalken (Z. 9 u. 12: KEIS[ERS]TVOL). L mit mehr oder weniger stark nach rechts vorgeneigter Haste. Zwei Formen des unzialen M : mit senkrechter Mittelhaste, oben spitzoval und unten fast bis zur Mitte schliessenden Rundungen (Z. 15: MVRV[M]) und mit geschlossenem, spitzoval-O-förmigem Buchstabenkörper und daran oben ansetzender, durchgewellter Rechtsrundung (Z. 14: MARTH). Ν in Minuskelform, mit durchgewellter, bis zur Grundlinie gezogener Rundung. O spitzoval. Q mit ebenfalls spitzovalem Buchstabenkörper und annähernd auf der Grundlinie aufliegender Cauda (Ζ. 10: QVI). R teils in Majuskelform, mit geschlossenem Bogen und meist bis zur Grundlinie hinabreichender, gewellter oder gekrümmter Cauda (Ζ. 4: MVRI; Ζ. 5: VERS[VS]), teils in kursiver, der Ziffer 2 ähnelnder Form (Z. 9f.: SVTOR; Z. 4: DET[ER]IORAT[I]0[N]E). Vgl. CIMAH I, Nr. 58: Nendaz (VS), 13.-14. Jh. V mit sich nach unten hin verjüngenden und spitz zulaufenden Hasten. X mit leicht gebogenen Hasten, Schnittpunkt etwas unterhalb der Buchstaben- bzw. Zeilenmitte (Z. 13: DVXIM[VS]). - Verwandte Schriftdenkmäler: Rudolf R A U H , Paläographie der mainfränkischen Monumentalinschriften. Diss. Teildruck München 1935, Taf. 2, Fig. 1: Würzburg, nach a. 1287 (Steinurkunde vor der Deutschhauskirche); Germania Judaica, Bd. II/1 : Von 1238 bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, hg. von Zvi A V N E R I . Tübingen 1968, 432: Köln, a. 1266 (sog. Judenprivileg von Erzbischof Engelbert II.); Hans Erich K U B A C H und Walter H A A S , Der Dom zu Speyer. Bildband. München 1972 (Die Kunstdenkmäler von Rheinland-Pfalz [V/2]) Fig. 1389: Speyer, a. 1291 (Grabstein Rudolfs von Habsburg); Rhein und Maas II, 432: Reims, a. 1263 (Grabplatte des Baumeisters Hugues Libergier); DI II, Nr. 673: Mainz, a. 1276 (Grabstein des Diether von Katzenellenbogen); CIFM V, Taf. 8, Fig. 16: Périgueux, a. 1280 oder 1289 (Epitaph eines Priesters Elias). FORMULAR UND I N H A L T : Urkundliche Inschrift, im vorliegenden Fall die epigraphische Ausführung einer Siegelurkunde, bestehend aus: Darstellung eines Rechtsgeschäftes (Z. 1—10), Siegelformel (Z. 10—13), Datierung (Z. 13f.) und abschliessender zusätzlicher Bestimmung (Z. 14—17). Diese Inschriftenart ist im deutschen Sprachgebiet seit Anfang des 12. Jh. anzutreffen. Wolfgang M Ü L L E R , Urkundeninschriften des deutschen Mittelalters, l l f . 1 —OR: Der Beginn der Inschrift ist unklar, da sich nicht ermitteln lässt, was für rechtliche Bestimmungen dem Text vorausgingen bzw. ob und mit welchen Eingangsformeln die Urkunde versehen war. Als Ergänzung möglich wäre eine Deponens-Form wie z.B. TESTOR. 1 A—: Wahrscheinlich auf AQVAM zu ergänzen. 2 —ER: Wohl Schluss eines Geschlechtsnamens. In Entsprechung zu Z. 5 ist an SRIBER oder IDEM SRIBER zu denken. 2 P(RO)OVRET: Statt P(RO)CVRET, offensichtlich ein Schreibfehler. 2 - 3 D— KEISERSTVOL: In Entsprechung zu Z. 5 - 6 zu DOMVS DOMINI DE KEISERSTVOL zu ergänzen. 3 KAN: Wahrscheinlich eine abgekürzte Form von KANALEM. 4 — SINE DETERIORATIONE: Dem Satzzusammenhang nach (STILLICIDIVM... POSSIT ... PER EVNDEM KANALEM) dürfte als erstes Wort der Zeile eine passivische Infinitivform ausgefallen sein. Sinn- und platzgemäss würde sich, wie WACKERNAGEL (Drei Basler Steinurkunden, 431) und BAER (KDM BS III, 331) vorschlagen, DEDVCI anbieten.
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4-8 ITEM TRES FENESTRE ... OBSCVRARI: Vgl. UB Basel I, 305,6-8, Nr. 410 (17. August 1262) : De ipsa vero domo non debent alteri domui collaterali quamprediximus consuete fenestre retro domum et sua luminaria obstruí nec per edificia aliqua obscurari. 1 .VCENTIA: Zur Partizipialform LVCENTIA zu ergänzen. 8 ET .. HOC: Vom Sinn her betrachtet, ist eine zur folgenden Verbform CONSENSIT passende Ergänzung vorzunehmen. Der Vorschlag ET IN HOC von W A C K E R N A G E L (Drei Basler Steinurkunden, 431) und B A E R (KDM BS III, 331) ist möglich. 9 INH...: Als Ergänzung käme eine weitere Beifügung zu dem Namen HVGO DICTVS MEINHART, ein längeres Substantiv im Nominativ wie INHABITATOR in Frage. 9 HVGO DICTVS MEINHART: Mehrgliedrige, mit dem Partizip dictus zusammengesetzte Namensformen sind in den Basler Urkunden ab Anfang des 13. Jh., insbesondere ab ca. 1240, sehr häufig anzutreffen; z.B. UB Basel II, 12,13f., Nr. 19 (5.2.1269): B[urchardus] advocatus dictus Vicedominus, H[einricus] magister civium dictus Monachus\ 12,29 u. 37, Nr. 20 (12.3.1269): Hugo dictus Scheko ... Heinricus dictus Ysinli. 10 IVRE ...A(R)IO: Wohl eine abgekürzte Form des in Basler Urkunden ab dem Ende des 12. Jh. belegten erbrechtlichen Terminus IVRE HEREDITARIO. UB Basel II, 11,26-28, Nr. 17 (12.1.1269): bona sua omnia videlicetpossessiones, domos, sive jure hereditario sive proprietario habeantur. 10- IGITVR HANC CONVENTIONEM ... DVXIMVS ROBORANDAM: Vgl. dazu die 13 ähnlich lautenden Siegelformeln UB Basel I, 319,19f., Nr. 435 (3.6.1264): In cuius rei testimonium hoc scriptum sigilli capituli nostri munimine duximus roborandum-, 349,2—4, Nr. 487 (18.6.1267): In cuius facti memoriam presentem literam sigillo nostro communi videlicet capituli duximus roborandam-, II, 17,15f., Nr. 28 (21.10.1269): In cujus rei testimonium presentem cedulam sigillis domus nostre in Vriburch necnon domus ordinis nostri in Basilea duximus roborandam-, 19,29f., Nr. 31 (15.12.1269): In cujus rei testimonium scriptum presens sigilli nostri munimine duximus roborandum. 12 VN.CVM: Als Präposition von SIGILLO zu VNACVM zu ergänzen. 13 ..SILEE: Zur Ortsangabe BASILEE zu ergänzen. 13- ACTVM BASILEE ANNO DOMINI JViCCLXIIII XIIII KALENDAS MARTH: 14 In den Urkunden wiederholt anzutreffende diplomatische Datierungsformel, bestehend aus Ortsname, Jahreszahl und römischer Monatsangabe. UB Basel II, 3,7f., Nr. 2 (17.1.1268): Actum Basilee, anno domini MCCLXVIII, XVI. kl. febr. Zur Datierungseinleitung actum siehe CIMAH II, Anh. II, 3*. Datierungen mit Jahreszahlen begegnen in Basler Urkunden ab dem Ende des 11. Jh. Die römische Monatsdatierung entspricht dem 16. Februar. 14 .TIAM: Zu ETIAM zu ergänzen. 15 .D: Zu einer abgekürzten Form von QVOD zu ergängen. 15- SAL RITORIO: Wohl wegen des folgenden ET LOCO zu SALVO TERRITORIO 16 zu ergänzen. 17 —DAT: Unbestimmt, wohl Schluss einer finiten Verbform. Da in der Zusatzbestimmung dem SHRIBER Bedingungen für seinen Mauerbau gestellt werden, könnte evtl. nochmals an den Schutz des Grundstücks des Herrn von Kaiserstuhl gedacht sein, und es Hesse sich vielleicht, wenn mit Rücksicht auf den begrenzten Platz div. Abkürzungen erwogen werden, eine Wendung wie SVVM TERRITORIVM NON LAEDAT einfügen. 161
17
...CARE: Wohl Schluss einer Infinitiv-Form, z.B. AEDIFICARE.
SHRIBER (Z. 5, 15): Bei dem Geschlechtsnamen Shriber ist wahrscheinlich an den Kleinbasier Bürger Heinricus scriba gedacht, der in einer Urkunde vom 28.1.1275 (UB Basel II, 87,29f., Nr. 156) mit dem in Basel häufigen Beinamen magisterpanis erscheint: dominus Heinricus scriba dictus Magister panis. Derselbe Beiname begegnet nochmals in deutscher Sprache (von dem brotmeister) auf der Rückseite einer Urkunde vom 24.9.1285 (UB Basel II, 280,22f., Nr. 492), wobei die Rückseite von zwei Händen des 13. Jh. verfasst ist. Im Urkundentext selbst ist von der filia quondam Heinrìci Scribers de minori Basilea die Rede (ibid., Ζ. 27). Unter der Voraussetzung der Identität von Heinricus scriba mit Heinricus magister panis entsprechen sich die Angaben in der Steinurkunde und diejenigen in einer Urkunde vom 16.11.1268 bezüglich der aneinandergrenzenden Häuser: Scire volum us universos, quod Heinricus dictus Magister panis civis Basiliensis et Hedewigis uxor sua necnon Vlricus filius suus consensu aliorum liberorum ipsius Heinrici accedente curiam, quam habebant apud portam Cünonis, contiguam a parte superiori curie militis dicti de Keiserstül... UB Basel II, 7,24—28, Nr. 11. Während in der Steinurkunde davon ausgegangen wird, dass Heinricus magister panis noch der Besitzer des Hauses an der Rittergasse ist, setzt hingegen die erwähnte Urkunde vom November 1268 bereits dessen Verkauf an das Domstift und das Kloster St. Alban voraus. - HVGO DICTVS MEINHART SVTOR (Z. 9f.): Meinhart ist die kontrahierte Form des seit dem 7. Jh. bezeugten, zweigliedrigen germanischen Personennamens Maginhart bzw. Meginhart. FÖRSTEMANN, PN, 1076f. In den Basler Urkunden des 13. Jh. ist ein Schuster dieses Namens nicht anzutreffen. - DOMINVS DE KEISERSTVOL (Z. 2, 5, 8, 12 u. 16): Von den Freien von Kaiserstuhl kommen in Basler Urkunden bzw. in Zusammenhang mit der Stadt Basel vor: Arnold, zwischen dem 22.10.1253 (Marquard HERRGOTT, Genealogia diplomatica augustae gentis Habsburgicae, Bd. II. Wien 1737, 307, Nr. 375) und dem 7.3.1281 (UB Basel II, 198,39, Nr. 339). Konrad, am 16.6.1264 (Adolf POINSIGNON, Die Urkunden des Stadtarchivs zu Breisach, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins N.F. 4 [1889] n4). Rudolf, am 11.5.1283 (UB Basel II, 240,8, Nr. 415). Eine persönliche Verbindung von einem dieser Kaiserstuhler mit dem in der Inschrift genannten Haus bzw. mit dessen späterem Besitzer, dem Deutschritterorden, ist in den Urkunden jedoch nicht nachzuweisen. Zu den Freien von Kaiserstuhl allgemein GHS I, 398-400. NAMEN:
DATIERUNG: Die Inschrift ist auf den 16. Februar 1264 datiert. Von der Schrift und vom Formular her ist eine Entstehung zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich.
Rudolf WACKERNAGEL, Drei Basler Steinurkunden, in: BZGA 5 (1906) 430-432, Fig. Taf. 5 (Erstveröffentlichung). — Casimir Hermann BAER, KDM BS III, 322f., 331f., Fig. 179. - Gustav Adolf W A N N E R , Das Deutschritterhaus in Basel. Basel 1965,18, Fig., 24, 27. - Wolfgang M Ü L L E R , Urkundeninschriften des deutschen Mittelalters. Kallmünz 1975 (Münchener Historische Studien. Abteilung Geschichtliche Hilfswissenschaften 13) 85, Nr. 29. LITERATUR:
162
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KIRCHENTRUHE
LETZTES VIERTEL-ENDE 13. JH.
TEUFENTHAL (AG), Schloss Trostburg. - Taf. 24, Fig. 79-80. Nach Angabe des Besitzers von Schloss Trostburg, Herrn Dr. Nikiaus RAPPOLD, Zürich/Teufenthai, ursprünglich aus der Kirche Gränichen (AG) stammend. Die Truhe wurde sehr wahrscheinlich als Tresor zur sicheren Aufbewahrung von Archivalien oder Schätzen verwendet. Eichenholz; quaderförmige (63 χ 287 χ 94 cm), sargähnliche, aus Bohlen gezimmerte, schwärzlich-dunkelbraune Kistentruhe mit zahlreichen Lädierungen am unteren Rand, an den Seitenflächen und Ecken. Die vier Pflöcke, auf denen die Truhe ruht, sind wohl nachträglich angebracht worden. Einfassung des Holzkörpers mit 21 Eisenbändern, wobei jene auf dem Deckel, der einst mit zwei Ringen zum Aufziehen versehen gewesen sein muss, mehrheitlich defekt sind. Auf der vorderen Längsseite zwei Verschlussriegel. Zum Typus der Truhe vgl. Die Zeit der Staufer. Geschichte-Kunst-Kultur. Katalog der Ausstellung Stuttgart 1977, Bd. I: Katalog, hg. von Reiner HAUSSHERR. Stuttgart 1977, 381, Nr. 513; Bd. II: Abbildungen, hg. von Christian VÄTERLEIN. Stuttgart 1977, Fig. 306: Westfalen, um 1200 (Sakristeikiste); Robert FOSSIER, Le Moyen Age, Bd. II: L'éveil de l'Europe. Paris 1982, 325: Burgos, 2. H. 11. Jh.? (angebliche Truhe des Cid Campeador). Zum Verwendungszweck als Kirchen- oder Archivtruhe (arculà) Joseph AHLHAUS, Die Landdekanate des Bistums Konstanz im Mittelalter. Ein Beitrag zur mittelalterlichen Kirchenrechts- und Kulturgeschichte. Stuttgart 1929 (Kirchenrechtliche Abhandlungen 109/110) 230f. Inschrift auf der Vorderseite zwischen fünf Eisenbändern nahe der rechten Seitenkante in vier Kolumnen mit Eisennägeln ins Holz eingeschlagen. Die Ausführungstechnik ist für das gesamte Mittelalter ein Sonderfall; Buchstabenhöhe 5-6 cm. RVTGER/VON GREN/ECKONE Majuskel ohne erkennbare Gestaltung der Hasten- und Balkenenden. Der Vorname RVTGER auf eine Kolumne, der Geschlechtsname VON GRENECKONE auf zwei Kolumnen verteilt, wobei Silben- und Kolumnengrenze nicht miteinander zusammenfallen. Hasten teilweise durchgekrümmt, z.B. bei R in RVTGER, V in VON, Κ und R in GRENECKONE. E und Tunzial. E jeweils mit kurzem Mittelbalken. Τ in RVTGER mit O-förmigem Buchstabenkörper und gekrümmtem Deckbalken. Die übrigen Buchstaben bleiben, soweit erkennbar, im Rahmen des Zeitüblichen. Nach dem oben aufgeführten Text folgen noch vier Zeichen, welche als die Jahreszahl 1277 in arabischen Ziffern gedeutet werden können. Sollte diese Annahme zutreffen, so bleibt jedoch die Frage offen, wann diese Ziffer gesetzt wurde, da arabische Ziffern in Inschriften vor dem 15. Jh. ungewöhnlich sind. Rudolf M. KLOOS, Einführung in die Epigraphik des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Darmstadt 1980, 63. Die 1 mit schräg verlaufender Haste, aber nur wenig nach links unten geneigtem Schrägbalken. Die 2 wie ein retrogrades S. Beide 7 mit annähernd senkrecht verlaufender Haste und schräg nach links unten geführtem Querbalken. SCHRIFT:
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Wahrscheinlich Stifterinschrift: Name des Stifters und, falls es sich bei den Buchstabengebilden der letzten senkrechten Zeile tatsächlich um die Jahreszahl 1277 handelt, Entstehungsjahr der Truhe oder Zeitpunkt der Schenkung an die Kirche Gränichen. FORMULAR UND I N H A L T :
N A M E : RVTGER: Seit dem 8. Jh. belegter, aus den Namenselementen hrothi 'Ruhm', 'Sieg' und gairu 'Speer' zusammengesetzter, zweigliedriger germanischer Personenname. FÖRSTEMANN, PN, 898f.; K A U F M A N N , Ergänzungsband, 202. Der auf der Truhe erwähnte Rutger ist ein Mitglied einer im 13. und zu Beginn des 14. Jh. bezeugten Familie, die sich nach dem Ort Gränichen benannte. Ein Rüdiger von Gränichen erscheint verschiedentlich als Zeuge in Urkunden zwischen den Jahren 1297 und 1322 (z.B. Die Rechtsquellen des Kantons Aargau, Teil II/l: Amt Aarburg und Grafschaft Lenzburg, bearb. und hg. von Walther M E R Z . Aarau 1923, 421 [20.9.1297]; UB Zürich VII, 279, Nr. 2680 [15.1.1303]) und begegnet wiederholt als kilchherre bzw. rector ecclesie, d.h. als Pfarrer von Gränichen (z.B. Die Rechtsquellen des Kantons Aargau, Teil II/l, 421; ferner HBLS III, 622). Laut einem Eintrag im «Liber anniversariorum» vonBeromünster(MGNecrol. I, 354-.XVIII. kal. [Octobris] Anno 1322RuedegerusdeButtensultz rector ecclesie can[onicus] ob[iit]) verstarb er am 14. September 1322 als Chorherr des dortigen Stiftes. Die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen den Familien Buttensulz (=Buttisholz) und Gränichen sind bislang ungeklärt. HBLS II, 463; Das Habsburgische Urbar, hg. von R. M A A G , Bd. II/l. Basel 1899 (QSG XV/1) 102, Anm. 4.
Die Lebensdaten des Rüdiger von Gränichen lassen es als möglich erscheinen, dass die Inschrift im letzten Viertel oder am Ende des 13. Jh. entstanden ist. DATIERUNG:
LITERATUR:
164
Michael
STETTLER,
KDM
AG
I,
236
(kurzer Hinweis).
52
FRAGMENTE EINES GLASBECHERS
2. H. 13. JH.
BASEL, Historisches Museum, Inv.-Nr. 1968.1514. - Taf. 25, Fig. 81-82. Die Provenienz der Fragmente ist umstritten. Der Basler Becher gehört zu einer Gruppe von Gläsern, die bis in die jüngste Zeit als syrisch-fränkisch bezeichnet wurden. Mehrere Forscher des 19. und des beginnenden 20. Jh. hielten Venedig für den Entstehungsort. Robert S C H M I D T (Das Glas. Berlin/Leipzig 21922, 56ff.) plädierte sodann für syrische Herkunft. Die eingangs angeführte, für einen langen Zeitraum massgebliche These der syrisch-fränkischen Provenienz wurde von Carl Johan L A M M (Mittelalterliche Gläser und Steinschnittarbeiten aus dem Nahen Osten, Bd. I. Berlin 1930, 246) aufgebracht. L A M M dachte an eine Herstellung der Gläser in Syrien für westliche Käufer durch europäische Handwerker. Dieser Meinung wurde erstmals 1968 von H. T A I T (Glass in Europe from the Middle Ages to 1862, in: Masterpieces of Glass. London 1968, 15If.) widersprochen. D.B. H A R D E N (Ancient Glass III: Post Roman, in: The Archaeological Journal 128 [1972] 106, Anm. 129) u.a. nahmen wiederum eine europäische, wahrscheinlich venezianische Herkunft an und begründeten ihre Ansicht mit der Form der Becher, der Glasmasse, der europäischen Wappen auf div. Stücken sowie dem Namen Aldrevandin auf einem Exemplar im British Museum London. Die Vermutung wurde nachträglich durch einige Urkunden gestützt, in denen von Emailmalereien insbesondere auf Glasbechern in Venedig im 13. und 14. Jh. berichtet wird. Fund der Basler Fragmente 1968 im Naturhistorischen Museum, Augustinergasse 2, Basel. Die Glasreste kamen in Keller 4 unter der ehemaligen Augustinerkirche zum Vorschein. Wahrscheinlich waren sie nebst Schuttmaterial beim Bau der Kirche zwischen 1276 und 1290 dorthin gelangt. Zuvor haben sie vielleicht als Reliquienbehälter gedient. Dazu Joseph B R A U N , Die Reliquiare des christlichen Kultes und ihre Entwicklung. Freiburg i.Br. 1940, 109-111. Seit dem Funddatum im Historischen Museum. Im wesentlichen dargestellt nach E. B A U M G A R T N E R , Emailbemalte Gläser des Mittelalters, 207f. Glas mit farbigem Email-Auftrag auf der Innen- und Aussenseite; Masse im einzelnen nicht mehr feststellbar. Nach BAUMGARTNER (Emailbemalte Gläser des Mittelalters, 209) beträgt der rekonstruierbare Durchmesser an der Lippe ca. 12 cm. An figürlichen Darstellungen sind auf dem Glas erkennbar: Ein Bischof mit einem Stab, eine Gestalt mit einem Zweig sowie zwei weitere Figuren, von denen man lediglich noch die Ansätze von Nimben sieht. Links von der Bischofsfigur ein Vogel, rechts davon und von der Figur mit Zweig je ein Architekturmotiv (Kapitell und Arkadenansatz). Wenig unterhalb der Lippe eine horizontale schwarze Punktborte. Inschrift auf der Aussenseite der Wandung unter der Punktborte zwischen jeweils drei horizontalen Linien einzeilig umlaufend aufgemalt. Die Farbe der Schrift ist wie diejenige der Punktborte im Laufe der Zeit von Weiss in Schwarz übergangen (Oxydation?). Auf die Messung der Buchstabenhöhe musste wegen der Verletzbarkeit des Objektes verzichtet werden. Die Linien unter dem Schriftband werden von den Nimben, dem Stab und dem Zweig unterbrochen.
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+ A(V)E [MA]RIA GR(A)CIA PLENA Gegrüsset seist du, Maria, voll der Gnade (Lk 1,28).
Spätromanische Majuskel, teils mit spitz endenden, teils mit durch quergestellte, leicht gekrümmte Abschlussstriche begrenzten Hasten, Balken und Cauden. Die Worttrennung in Form eines runden Punktes in der Zeilenmitte ist wegen der zahlreichen Lädierungen nur einmal (nach MARIA) erkennbar. Symbolinvokation in Form eines gleichschenkligen Kreuzes zu Beginn der Inschrift. Kontraktionen ohne Abkürzungszeichen (V in A[V]E; erstes A in GR[A]CIA). Einige Buchstaben (C, Ν, P) sind aufgrund der Maltechnik (Auftrag mit Pinsel) geschwänzt. — Bemerkenswerte Buchstabenformen: A trapezförmig, in A(V)E und PLENA mit gekrümmten Hasten, leicht schrägem, dünnem Querbalken und breitem, mit Abschlussstrichen versehenem Deckbalken. Beim Schluss-Α von MARIA annähernd gerade Hasten und waagrechter Querbalken, Deckbalken ohne Abschlussstriche. Das Schluss-Α von GR(A)CIA ist grösstenteils zerstört. C in GR(A)CIA mit leicht nach aussen gebogenem Vorderschluss. E unzial, in PLENA mit etwas nach innen gekrümmtem Vorderschluss. Vom E in A(V)E fehlt die rechte Hälfte. G in GR(A)CIA weitgehend zerstört. I oben und unten mit breiten, horizontalen Abschlussstrichen. L mit leicht nach rechts vorgeneigter Haste, oben mit horizontalem Abschlussstrich. Querbalken unten etwas gekrümmt, gespalten-dreieckförmig abschliessend. Ν in Minuskelform, mit senkrechter Haste und stark anschwellender, durchgewellter Rundung. Ρ mit geschlossener, ziemlich breiter, bis in die untere Buchstabenhälfte herabreichender Rundung. R mit geschlossener Rundung und durchgekrümmter Cauda. Der Ansatz der Cauda an der Haste in MARIA befindet sich etwas unterhalb der Rundung (fast horizontaler Verlauf wenig über der Grundlinie), während beim R in GR(A)CIA Haste, Rundung und Cauda zusammentreffen und die untere Buchstabenhälfte daher stark verdickt ist. — Verwandte Schriftdenkmäler: Kat.Nr. 60: Münchenbuchsee (BE), Ende 13. Jh. (Maria Magdalena-Fenster); A. OHM, Europäisches und aussereuropäisches Glas. Frankfurt 1973, 52, Nr. 104: Syrien (?), 2. Η. 13. Jh. (Glasbecher mit Vogelfiguren); Die Kuenringer. Das Werden des Landes Niederösterreich. Ausstellung Stift Zwettl 1981. Wien 1981 (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums N.F. 110) 620f., Nr. 851, Fig.: Syrien (?), 2. H. 13. Jh. (Aldrevandin-Glasbecher). SCHRIFT:
FORMULAR UND I N H A L T : Englischer Gruss (Bibelzitat [Lk 1,28] bzw. Gebetsformel), epigraphisch häufig als Bildlegende oder auf Glocken vorkommend, die Maria geweiht sind. CIMAH I, Nr. 55. Im vorliegenden Fall ist die Abbildung zu fragmentarisch erhalten, sodass sich ein Zusammenhang zwischen Text und Bild nicht herstellen lässt. Zum Vorkommen von ave Maria gratia plena auf Gläsern vgl. die oben unter S C H R I F T angeführten Beispiele, ferner D.B. H A R D E N , Anglo-Saxon und Later Medieval Glass in Britain. Some Recent Developments, in: Medieval Archaeology 22 (1978) 13: Syrien (?), spätes 13. Jh. (Glasbecher mit Abbildung zweier Wildkatzen).
Von der Geschichte des Inschriftenträgers, der Schrift und den Parallel-Beispielen her ist eine Entstehung der Inschrift in der 2. H. des 13. Jh. wahrscheinlich. DATIERUNG:
166
Rudolf M O O S B R U G G E R - L E U , Jahresbericht der Archäologischen Bodenforschung des Kantons Basel-Stadt 1968, in: BZGA 69 (1969) 361 u. Taf. 5 (Erstveröffentlichung). - Christoph S I M O N E T T , Zwei syrische Glasbecher aus Sevgein und Basel, in: Unsere Kunstdenkmäler 24 (1973) 138-142. - Erwin B A U M G A R T N E R , Emailbemalte Gläser des Mittelalters in schweizerischen Sammlungen, in: ΖΑΚ 37 (1980) 209f., Nr. 2, Fig. 3f. - Erwin B A U M G A R T N E R und Ingebord K R U E G E R , Phönix aus Sand und Asche. Glas des Mittelalters. Basel, Bonn, München 1988, 130, Nr. 74. LITERATUR:
167
53
FRAGMENTE EINES GLASBECHERS
2. H. 13. JH.
BASEL, Historisches Museum, Inv.-Nr. 1980.71. - Taf. 25, Fig. 83. Fundort, -datum und -umstände wie Kat.-Nr. 52. Da die Glasbecher-Fragmente momentan nicht zusammengefügt und konserviert sind und nicht sicher ist, ob sie zu einem späteren Zeitpunkt zusammengeleimt werden, muss die Beschreibung im wesentlichen von BAUMGARTNER (Emailbemalte Gläser des Mittelalters, 210, Nr. 3 u. 211, Fig. 5) übernommen werden. Glas mit farbigem Emailauftrag auf der Aussenseite der Wandung. Die Masse sind wie beim Becher Kat.-Nr. 52 im einzelnen nicht mehr feststellbar. Rekonstruierbarer Durchmesser an der Lippe: ca. 8,0 cm. An Abbildungen auf dem Glas sind zu erkennen: Zwischen div. Planzenmotiven zwei identische Wappen: Dreiecksschild, in Rot drei weisse Schrägrechtsbalken. Vgl. dazu Die Wappenrolle von Zürich, hg. von Walther M E R Z und Friedrich H E G I . Zürich 1930, Taf. 5, Nr. 67 (Wappen der Grafen von Schelklingen [Württemberg]), wobei das eine Wappen annähernd vollständig, vom anderen nur noch ein kleiner Rest der linken Hälfte erhalten ist. Unterhalb der Lippe zweimal, unter den Wappen und Pflanzen einmal ein Ensemble von jeweils drei horizontal verlaufenden Linien. Ganz unten eine weitere, an einer Stelle geknickte Linie. Inschrift zwischen den beiden Liniensystemen unterhalb der Lippe einzeilig umlaufend aufgemalt. An den Seiten und an einer Stelle von oben her von den Lädierungen erfasst. Von einer Messung der Buchstabenhöhe an den Becherfragmenten selbst musste wie bei Kat.-Nr. 52 abgesehen werden. Laut frdl. Mitteilung von E. BAUMGARTNER vom 22.1.1982 entsprechen die Masse der Nachzeichnung (Emailbemalte Gläser des Mittelalters, 211, Fig. 5) denen des Originals. Die Buchstabenhöhe beträgt danach 0,7—0,8 cm. Bezüglich der Veränderung der Farbe der Schrift siehe ebenfalls Kat.-Nr. 52.
— ] - D E S - U [ . . . ] E T [ — / — ] 0 · + ·[— ?
?
Die Nachzeichung von BAUMGARTNER lässt eine vollschlanke bis breite, unausgewogene, fast ganz aus unzialen Formen bestehende Majuskel ohne besondere Gestaltung der Hasten- und Balkenenden erkennen. Worttrennung in Form von Doppelpunkten, dreimal senkrecht, einmal schräg übereinanderliegend. Annähernd gleichschenkliges Kreuz mit quergestellten Abschlussstrichen in einigem Abstand nach der Inschrift, wahrscheinlich Symbolinvokation. Vorder Inschrift ist fragmentarisch vielleicht noch ein weiterer Buchstabe erhalten. — Bemerkenswerte Buchstabenformen: D mit dicker, leicht gekrümmter Linkshaste und etwas schrägem, hochgezogenem Bauch. E unzial, mit kurzem Querbalken und vorgesetztem Vorderschluss. Rundung links einmal massig (DES), das andere Mal stark (ET) anschwellend. O oval, oben spitz. S mit grösserem Oberteil. Τ gotisch, mit sehr langem Deckbalken. Die unten SCHRIFT:
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umgebogene Haste ist ziemlich weit hochgezogen und trifft oberhalb der Buchstabenmitte wieder mit ihrem Oberteil zusammen. U mit gerader Rechts- und wellenförmiger Linkshaste. An der Rechtshaste ist wenig über der Grundlinie ein kurzes, nach links verlaufendes Querstrichlein angebracht. - Verwandte Schriftdenkmäler: Carljohan L A M M , Mittelalterliche Gläser und Steinschnittarbeiten aus dem Nahen Osten, Bd. II. Berlin 1930, Taf. 99, Fig. 1: Kleinasien (?), um 1270 (Glasbecher mit Emailbemalung [Efeublätter und Wappenschilder]). Im übrigen siehe Kat.-Nr. 52. F O R M U L A R U N D I N H A L T : Unbestimmt. Wie beim Becher Kat.-Nr. 52 wäre an eine biblischreligiöse Wendung zu denken. Sicher ist lediglich, dass die Inschrift beim Kreuz beginnt bzw. endet. Fasst man den ersten Buchstaben des vollständig erhaltenen Wortes als ein D auf, so ergäbe sich vielleicht, wenn verschiedene Abkürzungen (möglicherweise in Form von Kontraktionen) erwogen werden, der Spruch DES UITAM ETERNAM. Vgl. Jo 10,28: ego vitam aeternam do eis; D I E H L , Nr. 2478: St-Bertrand-de-Comminges (Dep. Haute-Garonne), 5.-6. Jh.: da, Christe,famulae tuae Emilianae requiim et uitam aeternam. Allerdings wäre für diesen Fall das O nach der Lädierung zu separieren. Entscheidet man sich hingegen für die Lesung PES, so müsste wie bei den Reliquiaren in Gestalt eines Fusses (Joseph B R A U N , Die Reliquiare des christlichen Kultes und ihre Entwicklung. Freiburg i.Br. 1940, 381f.) ein Name oder ein sonstiger Hinweis auf eine Zugehörigkeit folgen. Weniger wahrscheinlich ist wegen der Lädierung nach dem ET eine Formulierung mit A ET O.
DATIERUNG:
Wie Kat.-Nr. 52: Basel, 2. H. 13. Jh.
Erwin B A U M G A R T N E R , Emailbemalte Gläser des Mittelalters in schweizerischen Sammlungen, in: ΖΑΚ 37 (1980) 210f., Nr 3, Fig. 5 (Erstveröffentlichung). LITERATUR:
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54
GRABSTEIN EINES BERCHTOLDUS
2.H. 13. JH.
LIESTAL (BL), reformiertes Pfarrhaus, Rückseite (Zugang Büchelistrasse), unter der Laube in der Hauswand eingemauert. - Taf. 26, Fig. 84—85. Fund im Jahre 1942 bei den anlässlich der Innenrenovation der Stadtkirche unter der Leitung von H. SCHMASSMANN durchgeführten Ausgrabungen. Der Stein befand sich östlich der Grabplatte einer Gattin eines Eptingers von Bischofstein, die man beim Nordeingang der Kirche entdeckte. Aufbewahrung zunächst auf dem Kirchenestrich, ab ca. 1960 im Liestaler Werkhof. Seit ca. 1972/73 auf Initiative von Herrn Dr. Paul SUTER, Reigoldswil (BL), am heutigen Standort. Frdl. Mitteilung von Herrn und Frau Pfarrer Fischer, Liestal, vom 30.8.1982. Ferner H . SCHMASSMANN, Die Baugeschichte der Stadtkirche von Liestal, 95; H E Y E R , KDM BL II, 199, 209. Buntsandstein; trapezförmige, sich nach unten zu verjüngende (ca. 205 χ 85—62 χ 2—3 cm), eher einen Deckel eines Sarkophages als einen Grabstein darstellende, bräunlich-graue, etwas oberhalb der Mitte gebrochene Platte mit aufgerauhter Oberfläche und weggebrochener rechter oberer Ecke. In der oberen Hälfte ein linear eingeritztes, durch 12 Radien unterteiltes Rad. Hauptbruchstelle annähernd horizontal wenig unterhalb des Radmittelpunktes durch die Figur hindurchlaufend. Inschrift am oberen Plattenrand in 2 Zeilen, die beide leicht schräg auf die abgebrochene Ecke zulaufen, etwas unregelmässig und schwach eingehauen; Buchstabenhöhe 6—7,5 cm.
H(IC) BERC[— MESGERLI[— Hier (ruht) Berc(htold) Mesgerli ...
Vollschlanke bis breite Majuskel mit bereits deutlich anschwellenden Rundungen und annähernd spitz oder gespalten-dreieckförmig endenden Hasten, Balken und Cauden. Worttrennung nicht erkennbar. Abkürzungszeichen in Form eines kleinen Häkchens über dem Buchstaben H (H[IC]P; vgl. dazu S P R A C H E ) . - Bemerkenswerte Buchstabenformen: Β mit leicht gekrümmter Haste, untere Rundung etwas grösser als die obere. C langarmig, etwas kleiner als die normalgrossen Buchstaben. E wohl jeweils unzial und mit Vorderschluss. Das E von BERC— erheblich, das erste E von MESGERLI etwas kleiner als die übrigen Buchstaben. Das zweite E von MESGERLI in normaler Grösse. G mit ziemlich weit hochgezogener und eingerollter Cauda. Der Bogen endet oben annähernd senkrecht in die Höhe gerichtet. H wohl unzial und mit hoch ansetzender, gekrümmter Rundung, an welcher unten ein kleiner, ebenfalls gekrümmter Fuss angesetzt ist. Am Schluss von Z. 2 wahrscheinlich ein I mit einer durchgewellten Haste. Vgl. Rudolf M. KLOOS, Einführung in die Epigraphik des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Darmstadt 1980, 130. L mit gekrümmter, oben nach links umgebogener Haste und durchgewelltem gespalten-dreieckförmig endendem Grundbalken. Die Form des BuchSCHRIFT:
170
stabens ähnelt der Zahl 2. Vom M in MESGERLI sind lediglich noch die beiden Hasten zu sehen. R einmal wohl (BERC—) mit geschlossener, das andere Mal (MESGERLI) mit offener Rundung. Beide Male mit vor der Haste ansetzender, durchgewellter Cauda. — Verwandte Schriftdenkmäler: Kat.-Nr. 55: Basel, 2. H. 13. Jh. (Epitaph-Fragment in der Basler Leonhardskirche); DI XII, Nr. 17: Schönau, letztes Drittel 13. Jh. (Quaderstein mit Stiftungsinschrift); Nr. 19: Heidelberg, 13. Jh. (Grabstein einer Gisela); Nr. 24: Lobenfeld, 2. H. 13. Jh. (Grabstein einer Äbtissin Agnes); Anton LARGIADÈR, Die Grabplatte des Zürcher Dominikaners Heinrich von Ruchenstein um 1270, in: ΖΑΚ 3 (1941) Taf. 72, Fig. 1: Zürich a. 1270 (Grabplatte des Heinrich von Ruchenstein). Wegen des geringen Textbestandes lässt es sich nicht mit Sicherheit entscheiden, ob die Inschrift in lateinischer oder deutscher Sprache abgefasst ist. Die Form des Abkürzungszeichens beim Buchstaben Η spricht eher für eine Auflösung in hic, d.h. für eine lateinische Inschrift. Adriano C A P P E L L I , Lexicon abbreviaturarum. Mailand 6 1961, 156. FORMULAR UND I N H A L T : Wahrscheinlich Grabinschrift mit reduziertem Formular: Ruf- und Familienname des Bestatteten. 1 BERC—: Zu einer Form des Namens BERCHTOLDVS zu ergänzen. Zu den Namen im einzelnen siehe unten. SPRACHE:
BERCHTOLDVS: In den Baselbieter Urkunden der 2. H. des 13. Jh. sehr häufig und in verschiedenen Schreibvarianten anzutreffender germanischer Personenname. UB Landschaft Basel I, 94,25 u. 29, Nr. 135 (7.9.1278): Berchtoldusfilius Schaffeners... Berchtoldus de Schowenberg-, 96,18f„ Nr. 137 (28.10.1279): Berctoldus Melinus- 112,34, Nr. 158 (6.11.1285): Berhtoldus de Ysenin. — MESGERLI: Wohl ein aus der Berufsbezeichnung Mesger (Übersetzung von lat. carnifex) unter Hinzufügung der Verkleinerungssilbe -LI entstandener Familienname. Der in der Inschrift vorkommende Name begegnet nochmals ohne Verkleinerungssilbe in einer Basler Urkunde vom 21.6.1289. UB Basel II, 370,24, Nr. 663: Juwan der mesger. Als ein weiterer Familienname, der aus einem Berufsnamen und dem Diminutiv-Suffix -LI gebildet wird, ist in den baselstädtischen Urkunden der 2. H. des 13. Jh. wiederholt der Name Meierli(n) bzw. seine unkontrahierte Form Megerli(n) anzutreffen. Vgl. z.B. UB Basel I, 279,21f., Nr. 371 (4.10.1259): Cünradus dictus Meierli-, II, 319,40, Nr. 569 (24.3.1287): juxt a domum Dieschini Meierliti·, III, 225,29, Nr. 424 (17.8.1298): Jacoben Megerlin von Hvdingen. In einer Baselbieter Urkunde vom 6.10.1275 wird ein Berchtoldus dictus Megerli aus Lausen (BL) erwähnt: dedimus ... quinqué scopassas de predio nostro in villa et hanno Langenso sitas, quarum duas Henricus dictus der Riehe, duas Berchtoldus dictus Megerli et unam... dictus der Berhalder colunt. UB Landschaft Basel I, 79,32 u. 34—36, Nr. 118. Die Identität von diesem Berchtoldus mit dem auf dem Grabmal genannten würde jedoch bedingen, dass dem Skulptor ein orthographischer Fehler unterlief (MESGERLI statt MEGERLI), und ist daher nicht zwingend. NAMEN:
DATIERUNG:
Die Schrift und die Namen sprechen für eine Entstehung der Inschrift in der 2. H.
des 13. Jh. L I T E R A T U R : Hansjörg SCHMASSMANN, Die Baugeschichte der Stadtkirche von Liestal, in: Baselbieter Heimatbuch 2 (1943) 92, 95-97, Fig. 25 (Erstveröffentlichung). - Hans-Rudolf H E Y E R , KDM BL II, 219.
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55
EPITAPH-FRAGMENT
2. H. 13. JH.
BASEL, Leonhardskirche, Krypta (im Besitz des Historischen Museums Basel; noch nicht inventarisiert). - Taf. 27, Fig. 86. Fund des Fragmentes während der Renovationsarbeiten in der Leonhardskirche in den Jahren 1964—1967 (Grabarbeiten: 1964/65) nördlich des alten romanischen Kirchenschiffs. P. BUXTORF, Die Grabsteine, Taf. 11. u. 15. Buntsandstein; annähernd rechteckiges, sich nach unten zu leicht verjüngendes (ca. 70—67 χ 57—53 X 17—12,5 cm), rötliches Steinfragment mit zahlreichen Lädierungen an den Rändern und auf der Oberfläche. Insbesondere sind die obere linke Ecke und der untere rechte Rand weggebrochen. In der unteren Hälfte der Platte ein griechisches Kreuz (Höhe und Breite: jeweils 32 cm) mit gegen die Enden hin sich verbreiternden Balken (Breite in der Mitte: 3 cm; am Ende: 7 cm). Der auf den Rand des Epitaphs zulaufende untere senkrechte Kreuzbalken ist nicht mehr ganz erhalten. In Plattenmitte sowie über das Kreuz verteilt verschiedene weissliche Farbreste und Wachsflecken. Inschrift in der oberen Plattenhälfte, vierzeilig, über (Z. 1—3) und links neben (Z. 4) dem Kreuz unregelmässig und mitteltief eingehauen; Buchstabenhöhe 5—8,5 cm.
HIE LIT DV VROVA AN DER MV RA Hier liegt die (edle) Frau an der Mauer ...
Vollschlanke bis breite, in der Grösse stark variierende, gotische Majuskel mit anschwellenden Rundungen und in Dreiecksporen auslaufenden oder keilförmigen Hastenund Balkenenden. Keine Worttrennung erkennbar. Ob es sich bei der Vertiefung zwischen VROVA und AN um einen Punkt in Zeilenmitte oder um eine Lädierung handelt, ist unsicher. Bemerkenswerte Buchstabenformen: A in der sogenannten pseudo-unzialen Form, ein Leitbuchstabe der gotischen Majuskel, mit langem Deckbalken. In VROVA und AN mit schrägem, in M V R A mit annähernd waagrechtem Querbalken. In VROVA und M V R A ist die Linkshaste leicht gewellt. D in Majuskelform, in DER mit Hastenverlängerung. E unzial, mit leicht nach innen gebogenem Vorderschluss, der an den Enden oben und unten ziemlich weit über die Rundungen hinausreicht. Η unzial, mit hoch ansetzender durchgewellter Rundung. Stark lädiert. I gegen die Mitte zu sich verjüngend, in LIT grösser als die übrigen Buchstaben. L mit unten annähernd spitz endender Haste und schrägem, in einen Dreiecksporn auslaufendem Grundbalken. M unzial, mit geschlossener, ovaler, O-förmiger Links- und durchgewellter Rechtsrundung. Ν in AN in Majuskelform. Rechte Hälfte zerstört. O oval, kleiner als die übrigen SCHRIFT:
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Buchstaben. R mit geschlossener Rundung und vor der Haste ansetzender, durchgewellter Cauda. Τ in unzialer Form, mit C-förmiger, annähernd bis zur Buchstabenmitte hochgezogener, eingerollter Rundung und leicht gewelltem Deckbalken. V mit unten annähernd spitz zulaufenden Hasten. - Verwandte Schriftdenkmäler: CIMAH II, Nr. 69: Freiburg, a. 1275 (Epitaph der Gräfin Elisabeth von Kyburg); Kurt B A U C H , Das mittelalterliche Grabbild. Figürliche Grabmäler des 11. bis 15. Jahrhunderts in Europa. Berlin-New York 1976, Fig. 161 : Lichtental (Baden), 1. H. 14. Jh. (Grabmal der Irmgard von Baden); Fig. 162: Rottenburg, 1. H. 14. Jh. (Grabmal der Irmgard von Württemberg); Fig. 212: Marienfeld (Westf.), letztes Drittel 13. Jh. (Grabmal des Wedekind von Rheda);Joseph Z E M P , Baugeschichte des Fraumünsters, in: MAGZ 25, H. 4 (1914) Taf. 36: Zürich, a. 1284 (Grabstein des Berngerus de Wile); DI XII, Nr. 14: Heidelberg, a. 1293 (Grabstein einer Hedwig).
S P R A C H E : Mittelhochdeutsch. Teilweise ist jedoch der althochdeutsche Lautstand bewahrt geblieben {du statt mhd. diu, vroua statt vrouwe, vrou, mura statt mure, mur). Dazu Rudolf SCHÜTZEICHEL, Althochdeutsches Wörterbuch. Tübingen 3 1981, 28, 60, 132; Matthias L E X E R , Mittelhochdeutsches Handwörterbuch, Bd. I. Leipzig 1872,2251 ; Bd. III. Leipzig 1878, 540f. In den Basler Urkunden des 13. Jh. sind U-Schreibungen häufig anzutreffen. Vgl. z.B. UB Basel II, 386,1 u. 22-27, Nr. 692 (21.5.1290), wo ebenfalls der Artikel in der Schreibung DVwiederholt vorkommt. Ein weiteres Beispiel für den Endsilbenvokal -A begegnet in der Grabinschrift der Markgräfin Clara von Baden (Kat.-Nr. 63*), sonst aber erscheinen in den Basler Urkunden für vro(u)we und mure durchwegs die mittelhochdeutschen Normalformen. Von GROSS und TONJOLA werden deutschsprachige Inschriften in Basel ab dem Ende des 13. Jh. bezeugt. Vgl. z.B. Johannes GROSS, Urbis Basiliensis epitaphia. Basel 1623, 254 (Grabmal des Heinrich Falckner von Uffholtz, gest. 1282) und 286 (Grabmal des Walther von Klingen, gest. 1295). Aus nahezu derselben Zeit stammen überhaupt die ersten original überlieferten Inschriften der Schweiz in deutscher Sprache. Adolf R E I N L E , KDM LU IV, 37, 125f., Fig. 119: Beromünster (LU), Ende 13. Jh. (Backstein): Minne das chit chrinne. Rudolf S C H N Y D E R , Die Baukeramik und der mittelalterliche Backsteinbau des Zisterzienserklosters St. Urban. Diss. phil. Bern 1958 (Berner Schriften zur Kunst 8) passim: St. Urban (LU), a. 1260-1285 (verschiedene Backsteine).
Prosaisches Epitaph mit einfachem, für das 13. Jh. jedoch ungewöhnlichem Formular: Eingangsformel, anonyme Angabe über die Bestattete, Standort des Gedenksteins. Es ist wahrscheinlich, dass ursprünglich neben vorliegendem Epitaph ein eigentlicher Grabstein mit dem Namen, dem Alter und dem Begräbnisdatum der Verstorbenen vorhanden war. 1 LIT: Kontrahierte Form von liget, in mhd. Zeit weitverbreitet. Matthias L E X E R , Mittelhochdeutsches Handwörterbuch, Bd. I. Leipzig 1872, 1915. 2-4 AN DER MVRA: Wohl die Kirchenmauer bezeichnend, an bzw. in deren Nähe das Epitaph errichtet wurde. Ob sich der Stein innen oder aussen an der Mauer befand, bleibt vom Text her offen. Die Wortgruppe kann schwerlich als Name aufgefasst werden, da sie einerseits in den zeitgenössischen Basler Urkunden nirgends als Familienname belegt ist und anderseits kein Vorname genannt wird. FORMULAR UND I N H A L T :
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DATIERUNG: Die Verwendung der deutschen Sprache und der teilweise altertümliche Lautstand (siehe oben unter S P R A C H E ) sprechen am ehesten für eine Enstehung in der zweiten Hälfte des 13. Jh. Dies stimmt mit dem paläographischen Befund überein. LITERATUR: Peter BUXTORF, Die Grabsteine, in: Die Ausgrabungen in der St. Leonhardskirche zu Basel, in: BZGA 68 (1968) 55, Fig. Taf. 15 links.
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BRONZEGLOCKE AUS DER KIRCHE SUHR (AG)
ENDE 13. JH.
ZÜRICH, Schweizerisches Landesmuseum, Inv.-Nr. 11686. - Taf. 28, Fig. 87-97. Die Glocke stammt sehr wahrscheinlich aus der Kirche der Urpfarrei Suhr, die erstmals im Jahre 1275 im «Liber decimationis cleri Constanciensis pro papa» (hg. von Wendelin H A I D , in: Freiburger Diözesan-Archiv 1 [1865] 237) erwähnt wird und der damals Aarau, Villmergen und Gränichen als Tochtergemeinden unterstellt waren. Sie wurde in den Turm der 1495 geweihten heutigen Kirchenanlage übernommen. Am 20. Januar 1910 erwarb sie das SLM Zürich käuflich bei der Glockengiesserei R Ü E T S C H I , Aarau. Seit dem Jahre 1911 befindet sich die Glocke am jetzigen Standort. SLM Zürich jahresbericht 20 (1911) 30; ferner frdl. Mitteilung der Glockenund Kunstgiesserei H. R Ü E T S C H I AG, Aarau, vom 18.3.1983. Bronze; kelchförmige (Höhe: 73 cm; 0 : 65 cm), grünlich-schwarze, schmucklose Glocke mit schräg zur Schulter abfallender Kronenplatte und Haube. Die Krone mit überhöhter Mittelöse und paarweise angeordneten Bügeln von unregelmässigem, vieleckigem Durchschnitt. Flanke und Schlagring sind durch einen Wulstring voneinander getrennt. Geringfügige Lädierungen am Rand unten. Inschrift auf der Schulter zwischen Schnurstegen (Höhe der Schriftzone: ca. 3 cm) einzeilig umlaufend gegossen; Buchstabenhöhe 2—2,8 cm. + O · R E X · G L O R I E · V E N I · CVM · PACE · AVE · MARIA · IESVS O König der Ehren, komme mit Frieden. Sei gegrüsst, Maria, Jesus. Vollschlanke bis breite Majuskel mit überwiegend keilförmig, in geringerem Ausmasse spitz endenden Hasten und Balken. Buchstaben teilweise lädiert. Worttrennung in Form eines runden Punktes in Zeilenmitte konsequent durchgeführt. Nach V E N I ausserdem ein Stern. Von den wohl ursprünglich sechs Strahlen ist vermutlich einer zerstört. Vgl. Sigrid T H U R M , Deutscher Glockenatlas, Bd. II: Bayerisch-Schwaben. München-Berlin 1967, Nr. 578, Fig. 16: Buch (Kreis Illertissen), um 1300. Symbolinvokation in Form eines gleichschenkligen Kreuzes zu Beginn der Inschrift. — Bemerkenswerte Buchstabenformen: A trapezförmig, mit gebrochenem Mittel- und kurzem bis mittellangem Deckbalken. Beim ersten A von MARIA ist der Querbalken stark lädiert. C mit mittellangen Armen. Im Wort PACE ist vielleicht der Abschluss des oberen Armes weggebrochen. E stets unzial und mit Vorderschluss. G in C-Form und mit leicht nach aussen gebogenem Vorderschluss. I mit Doppelknoten etwa in Buchstabenmitte. L mit schwach gekrümmter Haste und kurzem bis mittellangem Grundbalken. Haste wie beim I mit Querstrichlein in der Mitte, am Ende des Grundbalkens ein nach oben gerichteter Aufsatz. M unzial, mit geschlossener, ovaler, O-förmiger Links- und durchgewellter Rechtsrundung. Ν in Majuskelform, mit Querstrichlein, das von der Mitte der Linkshaste zum Schrägbalken verläuft. S annähernd eckig. Sämtliche V auf dem Kopf stehend in V E N I mit schrägem Verbindungsstrichlein in der oberen Hälfte. X kleiner als die übrigen Buchstaben und mit ungefähr in SCHRIFT:
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Buchstabenmitte liegendem Schnittpunkt. Die von links oben nach rechts unten verlaufende Haste ist leicht durchgewellt, die Gegenhaste etwas länger und gekrümmt. - Verwandtes Schriftdenkmal: Sigrid T H U R M , Deutscher Glockenatlas, Bd. I: Württemberg und Hohenzollern. München-Berlin 1959, Nr. 2000, Fig. 136: Ziegelbach, um 1300 (Glocke der kath. Pfarrkirche St. Kilian). FORMULAR UND I N H A L T : Auf der Glocke von Suhr erscheinen vereinigt das in Anlehnung an Apk 22,20 (Etiam, venio cito. Amen. Veni, DomineJesu), an Ps 24,7f. (et introibit rexgloriae. Quis est iste rexgloriae?) und an das Te Deum, V. 13 (tu rex gloriae Còriste. Vgl. Ernst K A H L E R , Studien zum Te Deum und zur Geschichte des 24. Psalms in der Alten Kirche. Göttingen 1958, 9) entstandene Glockengebet 0 rex glorie Còriste veni cum pace, der Beginn des englischen Grusses Ave Maria, gratia plena, Dominus tecum, welcher auf Lk 1,28 zurückgeht, sowie eine Anrufung des Namens Jesu. Das Gebet und der Gruss sind inschriftlich auf mittelalterlichen Glocken sehr häufig belegt. Sigrid T H U R M , Schaffhausen als Glockengiesserstadt vor ihrem Eintritt in die Schweizer Eidgenossenschaft 1501, in: ΖΑΚ 33 (1976) 117, Anm. 2; Karl W A L T E R , Glockenkunde. Regensburg-Rom 1913, 162; Friedrich Winfried SCHUBART, O rex gloriae, ein uraltes Glockengebet. Dessau 1898, 5f., 8f.
: Die Schrift und die Form der Glocke sprechen für eine Entstehung der Inschrift am Ende des 13. Jh.
DATIERUNG
Arnold N Ü S C H E L E R , Die Argauischen Gotteshäuser in den Dekanaten Hochdorf, Mellingen, Aarau und Willisau, Bistums Konstanz, in: Argovia 28 (1900) 26. - SLM Zürich, Jahresbericht 20 (1911) 30. - Jakob L I E N H A R D , Die Kirche von Suhr, in: Aargauer Tagblatt, Nr. 128 vom 2.6.1943. - Michael STETTLER, KDM AG I, 175. LITERATUR:
176
57
ALTAR-DIPTYCHON DES KÖNIGS ANDREAS III. VON UNGARN
ENDE 13. JH.
BERN, Historisches Museum, Inv.-Nr. 301. - Taf. 29-31, Fig. 98-100. Erstmalige Erwähnung des Diptychons als Geschenk der Königin Agnes von Ungarn im Verzeichnis des Königsfelder Kirchenschatzes vom 28. Juli 1357. Staatsarchiv Aargau, KU 276a (abgedruckt bei MAURER, KDM AG III, 252 u. 255) : Ein gross tavelen mitt cristallen und mitt zwein grosen steinen an mitteninne, gewùrket mitt gestern und bêrlen. Die auf den Miniaturen abgebildeten Heiligen deuten auf Beziehungen sowohl zu Venedig als auch zu Ungarn hin. Auf die Lagunenstadt weisen die Darstellungen der Marina, der Euphemia und des ehemaligen Hauptpatrons Theodor sowie die Dialektbenennungen der Heiligen (siehe unten SPRACHE). Die Verbindung mit Ungarn geht aus den Abbildungen einiger Familienheiliger aus dem Herrschergeschlecht der Arpaden hervor: Prinz Emmerich (gest. 1031), König Stephan (gest. 1038), König Ladislaus I. (gest. 1095) und Elisabeth von Ungarn bzw. Thüringen (gest. 1231). Es muss also ein Vertreter des ungarischen Königshauses das Diptychon aus Venedig erhalten haben. Dafür kommt lediglich König Andreas III. (gest. 1301) in Frage, der Gemahl der Agnes von Österreich und der Sohn der venezianischen Adligen Tommasina Morosini, der in Venedig geboren und erzogen und daher «der Venezianer» genannt wurde. Nach dem Tode des Königs nahm seine Witwe Agnes das Stück zuerst nach Wien, später (1316) nach Königsfelden mit und vermachte es dem Kirchenschatz des Klosters. Im Jahre 1415 gelangte der Aargau unter bernische Herrschaft. Doch erst 1528, zur Zeit der Reformation, kam das Diptychon nach Bern. Es gehörte zu den wenigen Kleinodien, die nicht vermünzt wurden. Bis zu den Forschungen von Jakob STAMMLER am Ende des 19. Jh. galt es als Feldaltar des Herzogs Karl des Kühnen von Burgund. Seit der Gründung des Bernischen Historischen Museums im Jahre 1882 am heutigen Standort. Zur Geschichte des Inschriftenträgers J. STAMMLER, Der sogenannte Feldaltar des Herzogs Karl des Kühnen, 74ff. und passim; MAURER, KDM AG III, 255f. Vergoldetes Silberblech über hellbraunem Lindenholzkern und dunkelbraunem Nussbaumrahmen. Das Diptychon besteht aus zwei zusammenklappbaren und mit vier Ringscharnieren verbundenen Tafeln (44 χ 38 Χ 4,6 cm). Die verschiedene Lädierungen und Verluste an Silberblech aufweisende Rückwand ist mit einem Rautenmuster (lilienartige Kreuze und blattgefüllte Vierpässe) verziert. Beide Vorderseiten sind gleichartig durch Stege mit Filigranund Edelsteinbesatz in 46 Bildfelder eingeteilt. In der Mitte eines jeden Flügels ein grosser geschnittener dunkelblau-grüner Jaspisstein. Um die Kameen herum, in der Form eines Mittelrechteckes, eine Bilderfolge mit Szenen aus dem Neuen Testament und den vier Evangelistensymbolen. In der Rahmenzone Heiligenbilder, durch rote Jaspisplättchen voneinander getrennt. Mit Ausnahme der Kameen sind die Felder ausgefüllt mit Miniaturmalereien in Deckfarbentechnik, und zwar hinter Kristall und auf poliertem Goldgrund (vorherrschende Farbtöne: hell- und dunkelblau, zinnoberrot, weiss). In diesem kreuzförmig zusammengestellte, in den grösseren Nimben gereihte Smaragde und Rubine. Perlenreihen begrenzen die Bildränder, Evangelistenbücher, Nimben und die Strahlen der Pfingstszene. Die Bilder, deren Folge auf dem rechten Flügel beginnt, haben verschiedenes Format, z.B. Hochrechtecke bei den Heiligenfiguren der Seitenborten, Querrechtecke bei etlichen neutestamentlichen Szenen und den Heiligen der oberen und unteren Randborten. 177
Die Flügel enthalten folgendes ikonographisches Programm (Für die Beschreibung im Detail sei verwiesen auf MAURER, KDM A G III, 2 5 6 - 2 6 9 . Die Einteilung bzw. Numerierung der Bildfelder wird von dort übernommen): Kameen: Rechter Flügel: Die Kreuzigung Christi (V). Linker Flügel: Die Himmelfahrt Christi (obere Gruppe) (XIa). Miniaturen des rechten Flügels: Neutestamentliche Szenen: Das Leben Christi von der Verkündigung der Geburt an Maria bis zu den drei Frauen am Grabe (I—IV; VI—IX). Heiligenbilder: Auf den Randborten oben und unten je vier Paare von Heiligenbüsten, alle frontal gesehen. An den Seiten je drei ganzfígurige Einzelgestalten in Dreiviertelansicht zur Mitte gewendet ( 1 - 2 2 , darunter u.a. die ungarischen Nationalheiligen). Miniaturen des linken Flügels: Neutestamentliche Szenen: Das Leben Christi von der Erscheinung des Auferstandenen vor den Aposteln bis zum Tode Marias und ihre Aufnahme in den Himmel (X, Xlb, X I I XIII). Die vier Evangelistensymbole (A—D). Heiligenbilder: Anordnung wie beim rechten Flügel (23—44, darunter u.a. die venezianischen Heiligen). Es lassen sich zwei Gruppen von Inschriften unterscheiden: Die Inschriften auf den Kameen und diejenigen in den Miniaturenfeldern. Auf den Kameen: Kreuzigungskamee auf dem rechten Flügel (V): Inschriften auf dem Titulus, beidseits von den Nimben der Maria und des Johannes jeweils einzeilig, sowie rechts neben der Gestalt des Johannes von oben nach unten verlaufend eingraviert; Buchstabenhöhe ca. 0,4 cm. Auf dem Titulus: IC XC Jesus Christus Beidseits des Nimbus der Maria: M(HTH)P θ(ΕΟ)Υ Mutter Gottes Beidseits des Nimbus des Johannes: Ο ΑΓ (ΙΟΣ) ΙΟΰ(ΑΝΝΗΣ) Der heilige Johannes Rechts neben Johannes, von oben nach unten: Ο ΘΕΟΛΟΓΟΣ Der Theologe 178
Himmelfahrtskamee auf dem linken Flügel (XIa): Inschrift einzeilig beidseits des Kreuznimbus eingraviert; Buchstabenhöhe ca. 0,4 cm. Beidseits des Kreuznimbus: IC XC Jesus Christus In den Miniaturenfeldern: Inschriften teils ein- oder mehrzellig, vorwiegend über bzw. neben den Nimben, teils senkrecht neben den Figuren, mit roter Farbe aufgemalt; Buchstabenhöhe ca. 0,15—0,4 cm. Miniaturen des rechten Flügels: Neutestamentliche Szenen: [A]NV(N)CIACO D(OMI)NI Die Verkündigung des Herrn
(I)
NATIVITAS D(OMI)NI Die Geburt des Herrn
(II)
MAGI Die Weisen
(III)
ÏC XC Jesus Christus
(IV)
ÏC XC Jesus Christus
(VI)
C O M O D O P O N I T V R I(N) M O N V M E N T O Wie er in das Grab gelegt wird
(VII)
SPVLIAVIT I ( N ) F E R N O Er hat die Unterwelt (der Toten) beraubt
(VIII)
RESVRECO D(OMI)NI Die Auferstehung des Herrn
(IX)
Heiligenbilder: Obere Randborte: S(ANCTVS) [GEORGIVS] (1) (Name unleserlich, unter der Kristallkruste) S(ANCTVS) STEFANVS (3)
S(ANCTVS) T H E O D O R V S (2) S(ANCTVS) EMERICVS REX (4) 179
S(ANCTVS) LADISLAVS REX (5) •S(ANCT)A· ELENA (7)
• S(ANCTA) · ELISABET (6) S(ANCTVS) CONSTANTINVS (8)
Seitenborten: S(ANCTVS) IOH(A)N(NE)S· BA(PTISTE)S (9) S(ANCTVS) CACARIA (10) S(ANCTVS) ANDREAS (12) S(ANCTVS) PETRVS (11) S(ANCTVS) BENEDICT (14) S(ANCTVS) IOSEP (13) Untere Randborte: S(ANCTVS) GREGORIVS (15) S(ANCTVS) D(OMI)NICVS (17) (18) S(ANCTVS) FRANCISCVS (19) S(ANCTVS) COSMAS (21)
S(ANCTVS) S(ANCTVS) (18) S(ANCTVS) S(ANCTVS)
AGVSTINVS (16) PETRVS M(A)R(TYRI)S(!) ANTONIVS (20) DAMIANVS (22)
Miniaturen des linken Flügels: Neutestamentliche Szenen: COMODO APARVTI IC XC DISIPVLIS Wie Jesus Christus den Jüngern erschienen ist
(X)
AS(CEN)SIO D(OMI)NI Die Auffahrt des Herrn
(Xlb)
I(N)FLAMACIO Das Feuer (des Hl. Geistes)
(XII)
ASV(MP)CIO S(AN)C(T)E MARIE Die Aufnahme der heiligen Maria (in den Himmel)
(XIII)
Die Evangelistensymbole: S(ANCTVS) MATHEVS (A) S(ANCTVS) LVCAS (C)
S(ANCTVS) MARCVS (B) S(ANCTVS) IOH(A)N(NE)S (D)
Heiligenbilder: Obere Randborte: (Inschrift zerstört) (23) S(ANCTVS) PAVLVS (25) S(ANCTVS) NICOLAVS (27) S(ANCTVS) DEMETRIVS (29)
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(Inschrift zerstört) (24) S(ANCTVS) IACOBVS (26) S(ANCTVS) MARTINVS (28) S(ANCTVS) ALEXIVS (30) (Inschrift z.T. unter dem Filigran verborgen)
Seitenborten: (SANCTVS) IOAfCHIM] (31) (Inschrift unter Staub verborgen) S(ANCTVS) CHRISTOFORVS (33) S(ANCTVS) THOMAS (35) (Inschrift z.T. unter dem Filigran, schlecht lesbar)
• S(ANCT)A ANA (32) S(ANCTVS) LEONARDVS (34) S(ANCTVS) BERNARDVS (36)
Untere Randborte: S(ANCTVS) IVLIANVS (37) •S(ANCT)A· MARGARETA (39) •S(ANCT)A· MARINA (41) • S(ANCT)A · LVCIA (43)
• S(ANCT)A · FVMIA (38) • S(ANCT)A · CATERINA (40) •S(ANCT)A· BARBARA (42) • S(ANCT)A · CECILIA (44)
SCHRIFT: Bei der Schrift auf den Miniaturen handelt es sich um eine vollschlanke bis breite, in der Grösse stark variierende Majuskel mit z.T. leichten Schwellungen und Hasten- und Balkenenden, die entweder quergestellte Abschlussstriche oder keine besondere Gestaltung aufweisen. Die Worttrennung ist nicht ganz konsequent durchgeführt: runde Punkte in Zeilenmitte bei den weiblichen Heiligennamen, und zwar jeweils beidseits des SA von S(ANCT)A. Zeilen- und Silbentrennung fallen nicht immer zusammen. Zahlreiche Abkürzungen. Abkürzungszeichen in Form eines waagrechten Balkens über einem Buchstaben: z.B. über V(I: ANV[N]CIACO), über Ν (I: D[OMI]NI), über I (VII: I[N]), über dem ersten S von AS(CEN)SIO (Xlb). In Form eines waagrechten Balkens über mehreren Buchstaben: z.B. über IC und XC (IV, VI), über SV (XIII: ASV[MP]CIO). In Form eines wellenförmigen Balkens über zwei oder mehreren Buchstaben: z.B. über IC und XC (V, XIa), über MP, QîYund IO) (V: M[HTH]R, θ[ΕΟ]Υ, IC0[ANNHZ]). In Form eines wellenförmigen Schnörkels über mehreren Buchstaben: z.B. über IOHNS bzw. OHNS (D, 9: IOH[A]N[NE]S), über MRS (18: M[A]R[TYRI]S). Bei MARTYRIS, fälschlich im Genitiv, bei ANV(N)CIACO (I) und RESVRECO (IX) liegen offensichtlich Fehler vor. Metathese von I und T: APARVTI statt APARVIT (X). Ligatur: VS (5: LADISLAVS). Bemerkenswerte Buchstabenformen: A teils trapezförmig (XII: I[N]FLAMACIO), teils mit oben spitz zulaufenden Hasten (B: MARCVS), annähernd waagrechtem (6: ELISABET) oder leicht schrägem Querbalken (40: CATERINA). Linkshaste gekrümmt (10: CACARIA) oder gewellt (A: MATHEVS) und stets mit nach links übergreifendem Deckbalken. C in der Armlänge variierend (mittellang: I[N]FLAMACIO [XII]; mit etwas kürzerem unterem Arm: FRANCISCVS [19]; ziemlich lang: COSMAS [21]). D mit teilweise oben und unten über die Hasten übergreifender Rundung (2: THEODORVS; 5: LADISLAVS). E durchwegs unzial und mit Vorderschluss. G einem C ähnelnd, Rundung oben ziemlich weit nach rechts hinübergezogen. Cauda nicht eingerollt, in annähernd senkrechter Stellung endend (III: MAGI; 39: MARGARETA). H gotisch-unzial, z.T. mit durchgewellter Rundung (A: MATHEVS; D: IOH[A]N[NE]S). M gotisch-unzial mit geschlossener O-förmiger linker und durchgewellter (B: MARCVS) oder gekrümmter (XII: I[N]FLAMACIO) rechter Rundung. Ν in Minuskelform und mit durchgewellter Rundung. O oval (26: IACOBUS) oder spitzoval (2: THEODORVS). R mit geschlossener Rundung und vor der Haste ansetzender, in der Form variierender Cauda
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(gewellt: PONITVR [VII]; gekrümmt: RESVRECO [IX]; die Grundlinie nicht ganz erreichend: M[A]R[TYRU]S [18]; annähernd gerade: BARBARA [42]). S teilweise mit kleinerer unterer Rundung (X: DISIPVLIS; C: LVCAS). - Verwandte Schriftdenkmäler: Kat.-Nr. 52: Venedig od. Syrien (?), 2. H . 13. Jh; Paul HUBER, Bild und Botschaft, Fig. 8c, 21c: Chilandari, 2. H. 13. Jh. (Diptychon mit biblischen Szenen: Einzug in Jerusalem, Erscheinung des Auferstandenen); Fig. 18b, 25b: Hagiou Pawlou, 1. H. 13. Jh. (Tropfenkreuz, u.a. mit den biblischen Szenen der Beweinung Christi und des Entschlafens der Gottesmutter); Filippo Rossi, Italienische Goldschmiedekunst, Fig. 18: Assisi, Anf. 14. Jh. (Kreuzreliquiar aus Bergkristall mit Miniaturen); Pietro TOESCA und Ferdinando FORLATI, Die Mosaiken von San Marco. Mailand und Würzburg-Wien 1957, Taf. nach 30: Venedig, 1. H. 14. Jh. (Kreuzigungsbildnis mit dem knienden Dogen Andrea Dandolo); Taf. 22: Venedig, Ende 13. Jh. (Christus zwischen Maria und dem hl. Markus). SPRACHE: Bei folgenden Heiligennamen liegen venezianische Dialekt-Formen vor: Elena für Helena ÇT), Agustinas für Augustinus (16), Fumia für Euphemia (38) und Caterina für Katharina (40). J. STAMMLER, Der sogenannte Feldaltar des Herzogs Karl des Kühnen, 91 ; MAURER, KDM AG III, 256; D. SCHWARZ, Abgewandertes Kunstgut, 166. Die Namen sind in der vorliegenden Form am Ende des 13. Jh. möglich. Frdl. Mitteilung von Prof. Aldo MENICHETTI, Freiburg, vom 29.5.1985.
Bei den Inschriften III—VI, Α-D und 1-44 handelt es sich um Figurenbezeichnungen. Die Inschriften I—II, VII-X und Xlb-XIII sind Bildlegenden bzw. Erklärungen szenischer Darstellungen. Die Bezeichnung inflammatio (XII) für die Herabkunft der Feuerzungen bzw. des Hl. Geistes ist in der Antike und im Mittelalter ungewöhnlich (weder im ThLL noch im MLW belegt). FORMULAR UND INHALT:
DATIERUNG: Das Diptychon muss vor der Vermählung von Andreas mit Agnes im Jahre 1296 entstanden sein, da letztere unter den Heiligenbildern fehlt. Möglicherweise wurde es anlässlich der Thronbesteigung des Königs (1290) oder der Berufung von dessen Mutter Tommasina Morosini nach Ungarn (1291) hergestellt. In das Ende des 13. Jh. weist auch die Schrift.
Ludwig STANTZ, Münsterbuch. Eine artistisch-historische Beschreibung des St. Vincenzen Münsters in Bern. Bern 1865, 216. - Eduard von RODT, Das historische Museum in Bern. Bern 1884, 63f. — DERS., Katalog der Sammlung des historischen Museums in Bern. Bern 2 1884,44f. - Jakob STAMMLER, Der sog. Feldaltar des Herzogs Karl des Kühnen von Burgund im historischen Museum zu Bern, in: Katholische Schweizer-Blätter N.F. 1 (1885) 153-163, 216231. — D E R S . , Über die Herkunft des sog. Feldaltars des Herzogs Karl des Kühnen von Burgund, in: op. cit., 311—327. — DERS., Der sogenannte Feldaltar des Herzogs Karl des Kühnen von Burgund im historischen Museum zu Bern, in: BTB 37 (1888) 1-232. - Charles ROHAULT DE FLEURY, La Messe. Etudes archéol. sur ses monuments, Bd. V. Paris 1888, 54f., Fig. 360. - J a k o b STAMMLER, Der Domschatz von Lausanne und seine Ueberreste, in: Katholische SchweizerBlätter N . F . 9 (1893) 557f. - DERS., Der Paramentenschatz im Historischen Museum zu Bern im Wort und Bild. Bern 1895, 30-35, Fig. - D E R S . , Die Pflege der Kunst im Kanton Aargau mit besonderer Berücksichtigung der ältern Zeit. Aarau 1903 (Argovia 30) 123. - Julius BAUM, Die LITERATUR:
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kirchlichen Bildwerke des Bernischen Historischen Museums, I, in: Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums in Bern 17 (1937) 13f. - Hans W E N T Z E L , Mittelalterliche Gemmen. Versuch einer Grundlegung, in: Zeitschrift des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft 8 (1941) 59. - Kunstschätze Berns. Austeilung im Berner Kunstmuseum. Wegleitung. Bern 1948, 9f. — Pietro TOESCA, Un capolavoro dell'oreficeria veneziana della fine del ducento, in: Arte Veneta 5 (1951) 15-20, Fig. 11-20. - DERS., Il trecento. Turin 1951, 842. - Historische Schätze Berns. Jubiläumsausstellung im Bernischen historischen Museum. Wegleitung. Bern 2 1953 20f., Nr. 77. - Emil M A U R E R , KDM AG III, 255-277, Fig. 230-245. - Filippo Rossi, Italienische Goldschmiedekunst. München 1957, 18, 216, Anm. 31a, Fig. 7a u. b. - William D. W I X O M , A Venetian Mariegola Miniature, in: The Bulletin of the Cleveland Museum of Art 48 (1961) 206-211, Fig. 2f. - Emil M A U R E R , Kloster Königsfelden. Bern 2 1962 (Schweizerische Kunstführer Nr. 25) 12. - Dietrich W.H. S C H W A R Z , Abgewandertes Kunstgut, in: Königsfelden. Geschichte, Bauten, Glasgemälde, Kunstschätze. Ölten und Freiburg i.Br. 1970,165—167, Fig. — Il tesoro di San Marco, hg. von Hans R. HAHNLOSER, Bd. II: Il tesoro e il museo. Florenz 1971, 27, 112, 145, 167. - Otto von SIMSON, Das hohe Mittelalter. Berlin 1972 (Propyläen Kunstgeschichte 6: Das Mittelalter 2) 416, Fig. 56. - Paul H U B E R , Bild und Botschaft. Byzantinische Miniaturen zum Alten und Neuen Testament. Zürich und Freiburg i.Br. 1973, 147-149, 191, zahlreiche Fig. - 700 Jahre Schlacht bei Dürnkrut und Jedenspeigen. Ausstellung im Schloss Jedenspeigen. Wien 1978 (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums N.F. 79) 85, Nr. 140b. - Hans R. HAHNLOSER und Susanne B R U G G E R - K O C H , Corpus der Hartsteinschliffe des 12.-15. Jahrhunderts. Berlin 1985, 40, 85f., Kat.-Nr. 23, Farbtaf. 24, Fig. 23*a-d.
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WETTINGER STIFTERKELCH
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BREGENZ (Vorarlberg/Österreich), Zisterzienserabtei Mehrerau. - Taf. 32, Fig. 101-103. Der Kelch mit der dazugehörigen Patene wurde entweder in einer Zürcher oder in einer Konstanzer Goldschmiedewerkstatt hergestellt und von einem späteren Angehörigen der Stifterfamilie, dem Grafen Ludwig von Homburg (gest. 27.4.1289), der mit der Gräfin Elisabeth von Rapperswil verheiratet war, dem Kloster Wettingen geschenkt. Nach der Aufhebung des Klosters durch den Kanton Aargau gelangte der Kelch im Jahre 1854 in die Mehrerau. Während des zweiten Weltkrieges vorübergehende Aufbewahrung in der Tochterabtei Hauterive (FR). Zur Geschichte der Wettinger Zisterzienser Helvetia sacra ΠΙ/3,1, 425-501, bes. 439f.; Heinrich M E N G , 750 Jahre Cistercienserabtei Wettingen, in: 750 Jahre Kloster Wettingen, 1227— 1977. Festschrift zum Klosterjubiläum. Baden 1977, 7-15, bes. 13f. Silber, vergoldet; verschiedenfarbiges, transluzides und opakes Email. Der Stifterkelch besteht aus einem runden, auf einem Hochrand (der mit einer gegossenen, durchbrochenen VierpassMusterung versehen ist) ruhenden Fuss, einem ziemlich dicken Knaufstück und einer weitausladenden, halbkugelartigen Kuppa (Gesamthöhe: 20,6 cm; 0 Kuppa: 15,5 cm; 0 Fuss: 16,5 cm). Der leicht ansteigende Fuss ist mit fünf tropfenförmigen Emailmedaillons (0: ca. 4,8 cm) besetzt, die von Perlstabbändern eingerahmt und an der Spitze jeweils mit einer Kreuzblume bekrönt werden. In den Medaillons finden sich Szenen aus der Passionsgeschichte, darunter die Kreuzigung. Zur Tropfenform HEUSER, Oberrheinische Goldschmiedekunst im Hochmittelalter, Fig. 414—423: Konstanz, um 1320 (Prassberg-Kelch). Zwischen den Tropfenmedaillons fünf dreieckige, blaurot emaillierte Zwickelplättchen mit goldenen Rosetten in der Mitte. In den Knaufstümpfen sechs Rundmedaillons (0: ca. 3 cm) mit Darstellungen aus dem Marienleben sowie aus der Kindheit und Jugend Jesu. Auf den Knaufwölbungen wappenförmige, blaue Emailplättchen, die oben mit Büstenbildern von Engeln, unten wiederum mit Rosetten ausgefüllt sind. Die Patene tellerartig, rund (0: ca. 20 cm), mit einem vertieften Achtpass. In der Mitte ein kreisrundes, eingraviertes Medaillon (0: ca. 6,3 cm) aus transluzidem Email. Dargestellt ist Christus als der auf einem Thron sitzende Rector mundi, der seine rechte Hand zu einer Segensgebärde erhoben hält und mit der Linken die Weltkugel umfasst. Vgl. dazu die ähnliche Darstellung des Weltenherrschers auf der Patene zum Prassberg-Kelch. HEUSER, Oberrheinische Goldschmiedekunst im Hochmittelalter, Fig. 424. Der Stifterkelch ist mit zwei Inschriften versehen: I.
auf dem Tropfenmedaillon mit dem Bildnis der Kreuzigung einzeilig auf einer quergestellten, sich vor der Höhe des senkrechten Kreuzbalkens befindlichen Tafel in opak-rotem Email ausgelegt; Buchstabenhöhe 0,1-0,15 cm.
AVE Sei gegrüsst ... 184
II.
auf der Patene zu beiden Seiten der Gestalt des Rector mundi annähernd in Schulterhöhe in vergoldetem Silber eingraviert; Buchstabenhöhe 0,6 cm (ohne darübergestellte Kreuze) bzw. 1,1 cm (mit den Kreuzen). + +
Α ω SCHRIFT:
I. Gotische Majuskel mit teilweise keilförmig abschliessenden Hasten und Balken. A trapezförmig und mit etwas gekrümmten Hasten, ohne Querbalken. E unzial und mit Vorderschluss. II. Die Inschrift besteht aus einem A in gotischer Majuskel und einem Omega. Beide Buchstaben weisen starke Schwellungen bei den Rundungen auf und sind zum Teil mit ornamentartigen Hastenabschlüssen (Windungen) versehen. Über A wie über CÜ je ein Tatzenkreuz. Verwandte Schriftdenkmäler: H E U S E R , Oberrheinische Goldschmiedekunst im Hochmittelalter, Fig. 279: Konstanz, um 1270—1280 (Ziborium aus Klosterneuburg/Niederösterreich); Fig. 335: Konstanz, um 1290-1300 (Reliquienkästchen); Fig. 416f.: Konstanz, um 1320 (Prassberg-Kelch); Fig. 477: Konstanz, um 1300-1320 (Emailtondo); D E R S . , Ein Vortragekreuz aus Konstanz, in: ΖΑΚ 26 (1969) 51, Fig. 7-10: Konstanz, um 1300. FORMULAR UND I N H A L T :
I
AVE: In Verbindung mit der Kreuzinschrift wohl Anspielung auf den Bibelvers Ave, rex Judaeorum (Mt 27,29; Mk 15,18; Jo 19,3). Bei den Zisterziensern begegnet eine ChristKönigs-Antiphon in der Palmsonntagsliturgie \ Ave Rex noster, Fili David, Redemptor mundi, quem Prophetae praedixerunt Salvatorem domui Israel esse venturum ... Processionale ordinis Cisterciensis, authoritate D.D. Abbatis generalis editum. Paris 1703, 8ff.
II
Α-CO: Die auf den Bibelvers Apk 22,13 zurückgehende Selbstbezeichnung Christi (Ego Alpha et Omega, primus et novissimus, principium et finis) ist epigraphisch seit frühchristlicher Zeit bezeugt. RDK I, 1-5; LCI I, 1.
D A T I E R U N G : Die Schrift und die Form des Kelches sprechen für eine Entstehung der Inschrift am Ende des 13. Jh. L I T E R A T U R : Kolumban S P A H R , Der sogenannte Wettinger Stifterkelch, in: Mehrerauer Griisse N.F. 9 (1957/58) 1-16, Fig. (mit Angabe der älteren Literatur). - Albert K N O E P F L I , Kunstgeschichte des Bodenseeraumes, Bd. I: Von der Karolingerzeit bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts. Konstanz und Lindau 1961 (Bodensee-Bibliothek 6) 358-360. - Meisterwerke der Plastik aus Privatsammlungen im Bodenseegebiet. Bregenz-Künstlerhaus, Palais Thum und Taxis. Ausstellungskatalog. Bregenz 1967, 49f., Kat.-Nr. 65, Fig. 119. - Gebhard S P A H R , Weingartner Liederhandschrift. Ihre Geschichte und ihre Miniaturen. Weissenhorn 1968, 64, 133, 145f., Anm. 16. — Marie-Madeleine G A U T H I E R , Emaux du moyen âge occidental. Freiburg/Schweiz
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1972, 269, 407f., Kat.-Nr. 220, Fig. - Konstanz, ein Mittelpunkt der Kunst um 1300. Ausstellung im Rosgarten-Museum Konstanz. Konstanz 1972, 106—109, Kat.-Nr. 44, Fig. - HansJörgen HEUSER, Oberrheinische Goldschmiedekunst im Hochmittelalter. Berlin 1974,195-197, Nr. 126a u. b, Fig. 674-685. - Ingeborg KRUMMER-SCHROTH, Rezension zu HEUSER, Oberrheinische Goldschmiedekunst im Hochmittelalter, in: Zeitschrift für Kunstgeschichte 40 (1977) 77. - Kolumban SPAHR, Kirchengeräte von Wettingen in der Mehrerau, in: 750 Jahre Kloster Wettingen, 1227-1977. Festschrift zum Klosterjubiläum. Baden 1977, 35-38, Fig. nach 40. Die Zeit der frühen Habsburger. Dome und Klöster 1279-1379. Wien 1979 (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums N.F. 85) 235, 484f., Kat.-Nr. 285, Fig. - Die Zisterzienser. Ordensleben zwischen Ideal und Wirklichkeit. Katalog der Ausstellung Aachen. Köln und Bonn 1980 (Schriften des Rheinischen Museumsamtes 10) 395, 517-520, Kat.-Nr. E 16, Fig. - Kolumban SPAHR, Die Freien und Grafen von Rapperswil und die Zisterzienserabtei Wettingen-Mehrerau, in: St.Galler Linthgebiet. Jahrbuch 1980, 42, 44, Fig. 5.
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SCHWERT
ENDE 13. JH.
BERN, Historisches Museum, Inv.-Nr. 137/863. - Taf. 33, Fig. 104-106. Im Jahre 1882 in einem Grab oberhalb von Tüscherz (BE) gefunden. Weitere Einzelheiten zu den Fundumständen und zur Geschichte des Inschriftenträgers sind nicht bekannt. Eisen; stark korrodiertes Schwert (Gesamtlänge: 108,5 cm; Klinge: ca. 90,5 cm) mit dickem, rundem Scheibenknauf, dessen Kanten abgeflacht sind, und gerader, lockerer Parierstange (Länge: 23,5 cm) von kreisrundem Querschnitt. Flache, zweischneidige, gegen die Spitze zu sich gleichmässig verjüngende Klinge (Breite bei der Parierstange: 5,9 cm). Spitze (Ort) abgerundet. Beidseits mit langem, schmalem Hohlschliff. Verschiedene Lädierungen an den Rändern, vor allem in der Nähe der Spitze. Das Schwert ist in ca. 14,5 cm Entfernung von der Parierstange auf der einen Seite mit einem S und auf der anderen mit einem annähernd gleichschenkligen Kreuz versehen. Inschrift eingeritzt und silbertauschiert, das Silber jedoch weitgehend herausgefallen. Buchstabe ziemlich dünn gezogen und von einem Kreis umgeben; Buchstabenhöhe 0,7—0,8 cm.
S
Das S vollschlank und mit quergestellten Abschlussstrichen. — Vergleichbares Schriftdenkmal: Kat.-Nr. 31: Kleinhüningen (BS), 12.-13. Jh. SCHRIFT:
FORMULAR UND INHALT: Unbestimmt. Das S ist wohl nicht als Abkürzung für den Namen des Besitzers zu betrachten. Das nochmalige Vorkommen auf dem Schwert von Kleinhüningen (Kat.-Nr. 31) weist eher auf eine Serienproduktion hin. DATIERUNG:
Die Form des Schwertes spricht für eine Entstehung der Inschrift am Ende des
13. Jh. Rudolf WEGELI und Rudolf MÜNGER, Inventar der Waffensammlung des Bernischen historischen Museums in Bern, II: Hieb- und Stichwaffen, in: Jahresbericht des Historischen Museums in Bern 1919 (1920) 85f., Nr. 137, Fig. Taf. 2. - BRUHN-HOFFMEYER, Middelalderens tveaeggede svaerd II, 19, Nr. 57. LITERATUR:
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MARIA MAGDALENA-FENSTER
ENDE 13. JH.
M Ü N C H E N B U C H S E E (BE), reformierte Pfarrkirche, Chor, Tabernakelfenster auf der Südostseite, Lanzette links, fünftes Feld von unten; wegen der beträchtlichen Höhe über dem Boden nicht zugänglich. — Taf. 33, Fig. 107. Der Bau der Kirche St. Johannes der Täufer in Münchenbuchsee erfolgte im Verlaufe der 2. Hälfte des 13. Jh., nachdem im Jahre 1256 die durch den Edlen Cuno von Buchsee 1180 in Form eines Spitals gegründete Johanniterkommende in eine Komturei umgewandelt worden war. Bei dem heute auf drei Chorfenster verteilten Scheibenschmuck handelt es sich um einen Restbestand. Die jetzige Anordnung der Fensterscheiben wurde anlässlich einer Restauration in den Jahren 1900-1901 vorgenommen (Restauratoren: J. ZEMP, E. GERSTER). CVMA Schweiz I, 99f. Glas; ein aus zwei Lanzetten zu je sechs Feldern (Durchschnittsgrösse der Scheiben nach CVMA Schweiz I, 102: 90,5 χ 48 cm) bestehendes, polychromes Fenster, wobei jede der beiden Lanzetten mit einem blattförmigen Abschluss bekrönt ist. Die einzelnen Scheiben sind mit folgenden Darstellungen ausgefüllt: Lanzette links (Reihenfolge jeweils von unten nach oben): zwei Ornamentfelder - Cuno von Buchsee - Johannes der Täufer - Maria Magdalena — Fiale. Lanzette rechts: zwei Ornamentfelder- Petrus — nochmals Johannes der Täufer — eine gekrönte Heilige - Fiale. Die Maria Magdalena-Scheibe zeigt die Heilige unter einem gelbweissen Tabernakel vor einem roten Hintergrund, in der linken Hand ein Salbgefäss haltend. Inschrift in der Dreipassborte über dem Kopf der Maria Magdalena einzeilig umlaufend mit gelber Farbe aus dem Schwarzlotgrund geschabt.
+ S(ANCTA) M A R I A - M A G D A L E N A - + Heilige Maria Magdalena
SCHRIFT: Breite, mit reichem Zierdekor versehene gotische Majuskel mit stark anschwellenden Rundungen und Dreiecksporen (teilweise gespalten) an den Hasten- und Balkenenden. Teilweise doppellinige Ausführung der Hasten und Balken, Wechsel von Haar- und Schattenstrichen. Worttrennung in Form eines Punktes in Zeilenmitte zwischen Maria und Magdalena sowie nach dem letzteren Wort. Vor und nach der Inschrift mehrere, wohl aus Platzgründen (Borte) stärker in die Vertikale gezogene Kreuze, zwischen ihnen Zweiergruppen von Punkten. Beim S von S(ANCTA) kein Abkürzungszeichen. - Bemerkenswerte Buchstabenformen: A trapezförmig. Auf der Linkshaste, etwa in Höhe der Buchstabenmitte, jeweils eine höckerförmige Verdickung. D mit vorne stark anschwellender Rundung, davor im Inneren des Buchstabens eine dünne, senkrecht verlaufende Linie. E unzial und mit Vorderschluss. G mit ziemlich weit nach rechts hinübergezogener, annähernd in horizontaler Lage endender Rundung. Cauda anschwellend, nur wenig eingerollt. Beim L Haste wie Grundlinie sich gegen das 188
Ende zu einem Dreiecksporn verdickend. M in Majuskelform, Mittelteil in die untere Buchstabenhälfte hinabgezogen und doppellinig ausgeführt. Ν ebenfalls in Majuskelform, Linkshaste und Schrägbalken doppellinig ausgeführt. R mit geschlossener Rundung und einer mit einem höckerförmigen Aufsatz versehenen, leicht gekrümmten und oberhalb der Grundlinie endenden Cauda. - Verwandte Schriftdenkmäler: Hans W E N T Z E L , Die Glasmalerei in Schwaben, Bd. I. Berlin 1958 (CVMA Deutschland I) Fig. 7ff.: Ellingen, Ende 13. Jh. (div. Fensterscheiben der Stadtkirche St. Dionys); Hans W E N T Z E L , Meisterwerke der Glasmalerei. Berlin 1951, 89, Fig. 82: St. Michael bei Leoben (Steiermark), um 1290-1295 (hl. Bernhard aus der Walpurgiskapelle zu St. Michael); Eva F R O D L - K R A F T , Die mittelalterlichen Glasgemälde in Niederösterreich, Bd. I. Wien, Köln, Graz 1972 (CVMA Österreich II) Fig. 362ff., Farbtafel 3 u. Fig. 424f.: Heiligenkreuz, Ende 13. Jh. (Scheiben von den Fenstern III und VI des Brunnenhauses im Zisterzienserstift Heiligenkreuz; hll. Mauritius und Hippolytus aus dem Chor der Stiftskirche); CIMAH I, Nr. 58: Nendaz (VS), Ende 13. Jh.-Anfang 14. Jh. (Scheibe mit hl. Leodegar im Rathaus Solothurn). FORMULAR UND I N H A L T :
Einfache Figurenbezeichnung.
D A T I E R U N G : Ellen J . BEER (CVMA Schweiz I, 1 1 4 ) hält die Maria Magdalena-Scheibe von den Stileigentümlichkeiten her für eine Werk des Meisters des Cuno von Buchsee, der zwischen 1280 und 1295 in Münchenbuchsee tätig war. Eine Datierung der Inschrift in diesen Zeitraum ist von der Schrift her möglich.
Johann Rudolf R A H N , Geschichte der bildenden Künste in der Schweiz. Zürich 1876, 608. - Hans L E H M A N N , Zur Geschichte der Glasmalerei in der Schweiz, Teil I: Ihre Entwicklung bis zum Schlüsse des 14. Jahrhunderts, in: MAGZ 26, H. 4 (1906) 188, Fig. Taf. 5. CVMA Schweiz I, 103, Fig. Taf. 51 u. 56. — Roland PETITMERMET, Ein Rundgang durch unsere Kirche. Münchenbuchsee 1976 (Beiträge zur Geschichte von Münchenbuchsee 14/15) 38f. — Klaus PRESSMANN, Die Chorfenster der Johanniterkirche in Münchenbuchsee. Münchenbuchsee 1980, l l f . , 20, Fig. LITERATUR:
189
61*
EPITAPHIEN (?) VON BASLER BISCHÖFEN
Im Folgenden werden die nicht-original überlieferten Inschriften auf den Epitaphien der Basler Bischöfe Ortlieb von Froburg, Hugo von Hasenburg, Heinrich von Thun, Heinrich von Neuenburg und Peter Reich von Reichenstein behandelt. Die Gräber dieser Bischöfe, die alle im Münster bestattet wurden, werden erstmals im Anniversarbuch des Basler Domstifts (Das Anniversarbuch des Basler Domstifts [Liber vite Ecclesie Basiliensis] 1334/38-1610, hg. von Paul BLOESCH. 2 Bde., Basel 1975 [Quellen und Forschungen zur Basler Geschichte 7]) erwähnt, welches in seinen Anfängen in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, also noch vor dem Erdbeben von 1356 angelegt worden ist. Die Bestattungen erwähnt auch Christian WURSTISEN in seiner im Jahre 1580 veröffentlichten «Bassler Chronick». Zu WURSTISEN Richard FELLER und Edgar BONJOUR, Geschichtsschreibung der Schweiz. Vom Spätmittelalter zur Neuzeit, Bd. I. Basel/Stuttgart21979, 219-222. Der mutmassliche Text der Epitaphien der Bischöfe Heinrich von Neuenburg und Peter Reich von Reichenstein wird erstmals durch zwei in spätgotischer Zeit entstandene Grabtafeln mitgeteilt. Der Text beider Grabtafeln wurde von Christian WURSTISEN in seine kurz vor seinem Tode (1588) verfasste «Beschreibung des Basler Münsters und seiner Umgebung» (hg. von Rudolf WACKERNAGEL, in: Basler Beiträge zur vaterländischen Geschichte 12 [1888] 399-522, hier 435 u. 441) übernommen. Die Inschriften der drei anderen Bischofs-Epitaphien finden sich zuerst in den beiden Sammlungen von Johannes GROSS (Urbis Basiliensis epitaphia. Basel 1623) und Johannes TONJOLA (Basilea sepulta retecta continuata. Basel 1661). Der genaue Zeitpunkt der Zerstörung oder Auflösung der Gräber ist unbekannt. Die Gräber der Bischöfe Ortlieb von Froburg, Hugo von Hasenburg und Heinrich von Thun sind schon im «Gräberbuch des Basler Münsters» (Generallandesarchiv Karlsruhe, Ms. 64/4; Photographie im Staatsarchiv Basel, Domstift, Klosterarchiv Ub) nicht mehr verzeichnet. In diesen Fällen ist eine relativ frühe Zerstörung (2. H. 14.-15. Jh.) anzunehmen. Aufgrund der genannten Überlieferung genügt eine summarische Behandlung der Bischofs-Epitaphien. I
EPITAPH DES BISCHOFS ORTLIEB VON FROBURG
ENDE 12. ODER 13. JH. (?)
BASEL, Münster, vor dem Chor beim Kreuzaltar; zerstört. Die Existenz des Grabes des Bischofs Ortlieb von Froburg ist erstmals im Anniversar des Domstifts (Das Anniversarbuch des Basler Domstifts, Bd. II, 346) wie folgt bezeugt: Ortliebus episcopus obiit, qui sepultus est ante altare s. Crucis. Christian WURSTISEN (Bassler Chronick. Basel 1580, 114) bemerkt, dass das Grab Ortliebs nach dem Erdbeben im Jahre 1381 bei der Errichtung des Lettners wiedergefunden wurde. ANNO DOMINI MCLXVII XV. KALENDAS SEPTEMBRIS OBIIT REVERENDUS DOMINUS ORTLIEBUS DE VROBURG, EPISCOPUS BASILIENSIS ... 190
Im Jahre des Herrn 1167, am 15. Tag vor den Kaienden des September (18. August), starb der ehrwürdige Herr Ortlieb von Froburg, Bischof von Basel ... Text nach GROSS, Urbis Basiliensis epitaphia, 10. Nach GROSS handelt es sich bei vorliegendem Text nur um den Beginn der Inschrift.
Prosaisches Epitaph mit einfachem Formular: Name, Stand und Todesdatum des Bestatteten. In der vorliegenden Form mit dem Datum zu Beginn im 12. Jh. wiederholt und im 13. Jh. häufig anzutreffen. CIFM V, Nr. 19: Périgueux (Dept. Dordogne), 2.5.1169 (Epitaph des Bischofs Jean d'Asside); XI, Nr. 40: Corneilla-de-Conflent (Dept. Pyrénées-Orientales), a. 1177 (Epitaph der Etiennette d'Olette); DI II, Nr. 673: Mainz, 13.1.1276 (Grabstein des Diether von Katzenellenbogen); XII, Nr. 10: Schönau, 6.11.1288 (Grabstein des Jakob von Worms). ANNO DOMINI MCLXVII XV. KALENDAS SEPTEMBRIS: Das bei GROSS angegebene Todesdatum (18.8.1167) ist unzutreffend. Ortlieb starb sehr wahrscheinlich am 18.8.1164 in Italien im Dienste des Kaisers. Zu den widersprüchlichen Meinungen über Ortliebs Todesdatum Peter R Ü C K , Zur Basler Bildungsgeschichte im 12. Jahrhundert, in: Freiburger Geschichtsblätter 52 (1963/64) 64f„ Anm. 9. REVERENDUS: Ein auf Grabmälern bzw. Epitaphien besonders von Geistlichen seit dem 12. Jh. wiederholt vorkommendes Epitheton. DI XI, Nr. 14: Merseburg, 13. Jh. (Grabstein des Bischofs Thietmar im Dom): Reverendus dominus sanctus Ditmarus episcopus-, CIFM VI, 156, Nr. 11: Lesear (Dept. Pyrénées-Atlantiques), Ende 12.-Anf. 13. Jh. (Epitaph des Archidiakons B. d'Assat): V. kalendas Julii obiit reverendus B. de Asag archidiaconus Larvalensis. FORMULAR UND I N H A L T :
: Zu Bischof Ortlieb von Froburg (Bischof ab ca. 1137, gest. am 18.8.1164) Helvetia sacra I/l, 172f.; Peter W A L L I S E R , Bischof Ortlieb von Froburg, königlicher Generallegat für Italien 1150-1151, in: Oltner Geschichtsblätter 10 (1956) H. 10, 2f.; H. 11, lf. NAME
Die Baugeschichte (Errichtung des spätromanischen Münsters: letztes Drittel 12. Jh.-Anf. 13. Jh.) und das Formular sprechen dafür, dass die Inschrift wohl nicht sofort nach Ortliebs Tod, sondern wenig später entstanden ist. Daher ist eine Datierung ins Ende des 12. oder ins 13. Jh. wahrscheinlich. DATIERUNG:
Johannes GROSS, Urbis Basiliensis epitaphia. Basel 1623, 10. — Johannes Basilea sepulta retecta continuata. Basel 1661, 1. - Helvetia sacra I/l, 172f. LITERATUR:
II
EPITAPH DES BISCHOFS HUGO VON HASENBURG
TONJOLA,
ENDE 12. ODER 13. JH. (?)
BASEL, Münster, Inneres, «vor der nördlichen Treppe des Krypta-und Chorumgangs». Das Basler Münster, hg. von der Münsterbaukommission und Photograph Peter H E M A N . Basel 1 9 8 2 , 91; zerstört. 191
Die Bestattung des Bischofs Hugo von Hasenburg wird im Anniversar des Domstifts folgendermassen erwähnt: Hugo de Hasenburg episcopus obiit, qui sepultus est ante cameram ... campanariorum. Das Anniversarbuch des Basler Domstifts, Bd. II, 230. ANNO DOMINI MCLXXVII OBIIT REVERENDUS HUGO DE HASENBURG, EPISCOPUS BASILIENSIS. Im Jahre des Herrn 1177 starb der ehrwürdige Hugo von Hasenburg, Bischof von Basel. Text nach GROSS, Urbis Basiliensis epitaphia, 10.
FORMULAR UND INHALT:
Wie Kat.-Nr.
61*1.
ANNO DOMINI MCLXXVII: Wie im Fall des Bischofs Ortlieb von Froburg ist das bei GROSS angegebene Todesjahr 1177 unrichtig. Hugo wird als Bischof von Basel nur in einer Urkunde Kaiser Friedrichs I. Barbarossa von Mitte April 1180 für den Basler Vogt Werner erwähnt. UB Basel I, 34—36, Nr. 49. Er starb am 15.5.1180. Zu den konträren Ansichten über Bischof Hugos Todesdatum Peter RÜCK, Zur Basler Bildungsgeschichte im 12. Jahrhundert, in: Freiburger Geschichtsblätter 52 (1963/64) 87, Anm. 3. N A M E : ZU Bischof Hugo von Hasenburg (Bischof von sacra I/l, 174.
15.5.1180)
Helvetia
LITERATUR: Johannes GROSS, Urbis Basiliensis epitaphia. Basel 1 6 2 3 , 1 0 . - Johannes Basilea sepulta retecta continuata. Basel 1661, 1. - Helvetia sacra I/l, 174.
TONJOLA,
DATIERUNG:
III
1179?—1180;
gest.
Wie Kat.-Nr. 61* I: Basel, Ende 12. oder 13. Jh.
EPITAPH DES BISCHOFS HEINRICH VON THUN
MITTE-2. H. 13. JH. (?)
BASEL, Münster, hintere Krypta; zerstört. Das Anniversar des Domstifts berichtet über die Bestattung dieses Bischofs: Heinrich de Tuno episcopus obiit, qui sepultus est in cripta posteriori. Das Anniversarbuch des Basler Domstifts, Bd. II, 106. ANNO MCCXXXVIII OBIIT REVERENDUS IN CHRISTO PATER HENRICUS DE THUN, EPISCOPUS BASILIENSIS. EIUS ANIMA REQUIESCAT IN PACE. Im Jahre 1238 verstarb in Christus der ehrwürdige Vater Heinrich von Thun, Bischof von Basel. Seine Seele ruhe in Frieden. Text nach GROSS, Urbis Basiliensis epitaphia, 96.
192
Wie Kat.-Nr. 61* I. EIUS ANIMA REQUIESCAT IN PACE: Der Wunsch cuius bzw. eius anima requiescat in pace ist als Schluss von Grabschriften im 13. Jh. anzutreffen. DI II, Nr. 674: Mainz, 31. März 1276 (Grabstein des Gotfried von Eppstein in der Krypta von St. Stephan); CIFM VII, Nr. 95: Toulouse, 17. Juli 1282 (Epitaph des Chorherrn Aimeri). FORMULAR UND I N H A L T :
NAME:
Zu Bischof Heinrich von Thun (Bischof ab 1216; gest. 17.2.1238) Helvetia sacra I/l,
176f. Vom Formular aus betrachtet, ist eine Entstehung der Inschrift nach dem Todestag des Bischofs innerhalb des 13. Jh. (d.h. Mitte-2. H. 13. Jh.) möglich. DATIERUNG:
Johannes GROSS, Urbis Basiliensis epitaphia. Basel 1623, 96. — Johannes TONJOLA, Basilea sepulta retecta continuata. Basel 1661, 1. - FRB II, 172f., Nr. 162. - Helvetia sacra I/l, 176f. LITERATUR:
IV
EPITAPH DES BISCHOFS HEINRICH VON NEUENBURG
ENDE 13. JH. (?)
BASEL, Münster, Inneres, Neuenburg- oder Marienkapelle am nördlichen Seitenschiff; zerstört. Das Anniversar des Domstifts berichtet über die Grablegung des Bischofs Heinrich von Neuenburg wie folgt: Anno Domini 1274 H(einricus) de Nuwenburg episcopus Basiliensis obiit, qui sepultus est in capello s. Marie prope vêtus campanile, quam ipse construxit et dotavit. Das Anniversarbuch des Basler Domstifts, Bd. II, 380. Im Gräberbuch des Basler Münsters wird Bischof Heinrich an verschiedenen Stellen erwähnt, sodass eine relativ späte Auflösung oder Zerstörung des Grabes (im 16. Jh.) anzunehmen ist.
ANNO DOMINI MCCLXXIIII IDUS SEPTEMBRIS OBIIT HEINRICUS DE NIUWENBURG, HUIUS ECLESIE EPISCOPUS ET ISTIUS CAPELE AC ALTARIS FUNDATOR, CUIUS ANIMA REQUIESCAT IN PACE. Im Jahre des Herrn 1274, an den Iden des September (13. September), starb Heinrich von Neuenburg, Bischof dieser Kirche und Stifter dieser Kapelle und dieses Altars. Seine Seele ruhe in Frieden. Text nach der spätgotischen Grabtafel. Ernst A l f r e d STÜCKELBERG, Die mittelalterlichen Grabmäler des Basler Münsters, 8, Fig. 1. In den Inschriftensammlungen von GROSS (Urbis Basiliensis epitaphia, 5) und TONJOLA (Basilea sepulta retecta continuata, 2) fehlt der Hinweis auf die Stiftung der Kapelle und des Altars.
FORMULAR UND I N H A L T :
Im wesentlichen wie Kat.-Nr. 61* I u.
III.
193
NAME: Z U
Bischof Heinrich von Neuenburg (Bischof ab
1263;
gest.
13.9.1274)
Helvetia sacra
I/l, 180f. DATIERUNG:
Vom Formular aus gesehen ist eine Entstehung der Inschrift am Ende des 13. Jh.
denkbar. Johannes GROSS, Urbis Basiliensis epitaphia. Basel 1623, 5. — Johannes TONJOLA, Basilea sepulta retecta continuata. Basel 1661 2. - Hieronymus FALKEYSEN, Beschreibung der Münsters-Kirche zu Basel, samt einem Grundrisse von derselben. Basel 1788, 77f. — Monuments de l'histoire de l'ancien évêché de Bàie, hg. von Joseph TROUILLAT, Bd. II. Pruntrut 1854, 252f, Nr. 194. - Christian WURSTISEN, Beschreibung des Basler Münsters und seiner Umgebung, hg. von Rudolf WACKERNAGEL, in: Basler Beiträge zur vaterländischen Geschichte 12 (1888) 435. - Karl STEHLIN, Baugeschichte des Basler Münsters im Mittelalter, in: Baugeschichte des Basler Münsters, hg. vom Basler Münsterbauverein. Basel 1895, 98. - Ernst Alfred STÜCKELBERG, Die mittelalterlichen Grabmäler des Basler Münsters. Basel 1896 ( S A . aus Jahresbericht des Vereins für das Historische Museum Basel 1895) 8, Fig. 1. - Helvetia sacra I/l, 180f. LITERATUR:
V
EPITAPH DES BISCHOFS PETER REICH VON REICHENSTEIN ENDE 13. JH. (?)
BASEL, Münster, Inneres, in der Marienkapelle im Joch des Lettners, «vor dem Altar der seligen Jungfrau»; zerstört. Die Bestattung des Bischofs Peter Reich von Reichenstein wird im Anniversarbuch des Domstifts wie folgt vermerkt: Anno Domini 1296 Petrus dictus Dives episcopus noster obiit, quisepultus est ante altare Beate Virginis. Anniversarbuch des Basler Domstifts, Bd. II, 367. Im Gräberbuch des Basler Münsters finden sich zwei Einträge. Jedoch sind der Standort des Grabmals und das Todesdatum an beiden Stellen voneinander abweichend bezeichnet: 3. nonas Septembris ( 3 . 9 . ) bzw. 4. nonas Julii ( 4 . 7 . ) ; in cappella beate Marie viginis bzw. prope puerperium im winckel gegen sant Steffans altar. Staatsarchiv Basel, Domstift, Klosterarchiv Ub, 55 u. 1 6 7 . WURSTISEN (Beschreibung des Basler Münsters, 447) teilt mit, dass das Grab im 16. Jh. für Angehörige der Familie Oeuglin wiederverwendet wurde. Zur Person Bernhard Oeuglins Helvetia sacra I/l, 252f. ANNO DOMINI MCCXCVI MENSIS SEPTEMBRIS OBIIT REVERENDUS DOMINUS PETRUS RICH DE RICHENSTEIN, EPISCOPUS BASILIENSIS. ANIMA EIUS [REQUIESCAT IN PACE], Im Jahre des Herrn 1296, im Monat September, starb der ehrwürdige Herr Peter Reich von Reichenstein, Bischof von Basel. Seine Seele ruhe in Frieden. Text nach der spätgotischen Grabtafel. Ernst Alfred STÜCKELBERG, Die mittelalterlichen Grabmäler des Basler Münsters, 9 , Fig. 2 . In den Inschriftensammlungen von GROSS (Urbis Basiliensis epitaphia, 7 ) und TONJOLA (Basilea sepulta retecta continuata, 3 ) begegnet als Todesdatum: A N N O DOMINI M C C X C V. DIE MENSIS SEPTEMBRIS. Zum Datum siehe unten FORMULAR.
194
FORMULAR UND I N H A L T :
Wie Kat.-Nr.
6 1 * I, III
u.
IV.
ANNO DOMINI MCCXCVI MENSIS SEPTEMBRIS: Der genaue Todestag des Bischofs kann nicht sicher bestimmt werden. Er starb entweder am 3., 5. oder 6. September 1296. Auf jeden Fall unrichtig ist das durch GROSS und TONJOLA (siehe oben) überlieferte Todesjahr 1 2 9 0 , da Bischof Peter noch in einer Urkunde vom 2 6 . 1 2 . 1 2 9 5 (UB Basel III, 1 3 2 , Nr. 2 4 5 ) als lebend bezeugt ist. Bischof Peter I. Reich von Reichenstein (Bischof ab 1286; gest. Helvetia sacra I / l , 182f.
NAME: ZU
DATIERUNG:
3., 5.
oder 6.9.1296)
Das Formular erlaubt eine Datierung der Inschrift ins Ende des 13. Jh.
L I T E R A T U R : Johannes GROSS, Urbis Basiliensis epitaphia. Basel 1623, 7. - Johannes T O N J O L A , Basilea sepulta retecta continuata. Basel 1661, 3. - Hieronymus FALKEYSEN, Beschreibung der Münsters-Kirche zu Basel, samt einem Grundrisse von derselben. Basel 1788, 55-58. - Monuments de l'histoire de l'ancien évêché de Bàie, hg. von Joseph TROUILLAT, Bd. II. Pruntrut 1854, 633, Nr. 489. - Christian W U R S T I S E N , Beschreibung des Basler Münsters und seiner Umgebung, hg. von Rudolf W A C K E R N A G E L , in: Basler Beiträge zur vaterländischen Geschichte 12 (1888) 441-447. — Ernst Alfred STÜCKELBERG, Die mittelalterlichen Grabmäler des Basler Münsters. Basel 1896 (SA. aus Jahresbericht des Vereins für das Historische Museum Basel 1895) 9, Fig. 2. - Helvetia sacra I / l , 182f.
195
62*
GRABINSCHRIFT DES VIZEKUSTOS ARNOLD VON BLOTZHEIM
ENDE 13. JH. (?)
BASEL, ehemaliges Kloster St. Maria Magdalena an den Steinen, im Chor vor dem Fronaltar; 2erstört.
Erstmalige Erwähnung des Grabmals durch Christian W U R S T I S E N (Analecta Urstisii. Universitätsbibliothek Basel, Ms. Α λ II 14, 330 u. 360). Dieser übernahm seine Angaben aus einem verlorenen Jahrzeitenbuch der Nonne Ursula von Stoffeln, das durch Aufzeichnungen von Johann Rudolf Huber ergänzt wurde. Wann der Stein zerstört wurde, ist nicht überliefert. Das Steinenkloster wurde zur Reformationszeit (1531) aufgelöst. Der Abbruch der Gebäude erfolgte 1873. E R D I N , Das Kloster der Reuerinnen, lOf. 145, 149. Nach Mitteilung von W U R S T I S E N (Analecta Urstisii, 360) war der Grabstein mit einer figürlichen Darstellung des Bestatteten versehen: darauf ein sacerdos steht in beiden henden eine kilch haltende. ARNOLDUS DE BLATZHEIM, NOBILIS, VICECUSTOS BASILIENSIS, OBIIT ANNO MCCLXXXIV. Arnold von Blotzheim, ein Edler, Vizekustos von Basel, starb im Jahre 1284. Text nach
GROSS,
FORMULAR UND I N H A L T :
Urbis Basiliensis epitaphia,
233.
Grabinschrift mit einfachem Formular: Name, Stand und Todesjahr des
Bestatteten. Arnold von Blotzheim war Vizekustos des Basler Domstiftes. Durch verschiedene Schenkungen, insbesondere in den Jahren 1277 und 1281, trug er zum Wiederaufbau des Steinenklosters bei, nachdem es im Jahre 1253 einem Brandanschlag zum Opfer gefallen war. E R D I N , Das Kloster der Reuerinnen, 13f. NAME:
DATIERUNG:
Wohl Ende 13. Jh.
L I T E R A T U R : Johannes Gross, Urbis Basiliensis epitaphia. Basel 1623, 233. — Johannes T O N J O L A , Basilea sepulta retecta continuata. Basel 1661, 227. - Emil A . E R D I N , Das Kloster der Reuerinnen Sancta Maria Magdalena an den Steinen zu Basel. Diss. phil. Freiburg/Schweiz 1956, 9-11, 13f., 106. - François M A U R E R , KDM BS IV, 309.
196
63*
GRABINSCHRIFT DER MARKGRÄFIN CLARA VON BADEN
ENDE 13. JH. (?)
BASEL, ehemaliges Kloster Klingental, Kirche, Inneres, an der Nordwand; verschollen. — Taf. 34, Fig. 108. Das Grabmal wird erstmals von Christian WURSTISEN (Epitome historiae Basiliensis. Basel 1577, 290) erwähnt. Danach befand sich die Grabplatte ursprünglich im Chor der Klingentaler Klosterkirche. Dort wurde sie auch noch von den Inschriftensammlern GROSS (Urbis Basiliensis epitaphia, 286) und TONJOLA (Basilea sepulta retecta continuata, 324) gesehen. Zur Zeit von Emanuel B Ü C H E L (Der Todten-Tanz in dem Klingentahl zu Basel [1768]. Kupferstichkabinett Basel, Ms. A 104, f. 69, 72f.) war sie an der oben erwähnten Nordwand der Kirche aufgestellt, und zwar vor einer Grabarchitektur bzw. einer spitzbogigen Nische mit dem Reliquiengrab der hl. Euphrosyne. M A U R E R , KDM BS IV, 57f., Fig. 66. Seit dem Umbau der Klingental-Kirche in eine Kaserne im Jahre 1860 ist die Grabplatte verloren. Paul R O T H und Rudolf RIGGENBACH, Bericht, in: Jahresbericht der Öffentlichen Basler Denkmalpflege 24 (1942) 9-10. Die Abbildungen bei Emanuel B Ü C H E L (Der Todten-Tanz in dem Klingentahl zu Basel, f. 72f.) zeigen eine rechteckige, an den Seiten profilierte Grabplatte, die auf kapitellartigen Füsschen steht. Unterteilung der Oberfläche in zwei ebenfalls rechteckige Felder mit den Flachreliefs der spitzen Wappenschilde Altenklingen (bekrönter Löwe) und Baden (Schrägbalken). Zu den Wappen Franz Z E L L , Geschichte und Beschreibung des Badischen Wappens von seiner Entstehung bis auf seine heutige Form. Karlsruhe 1858, 12—18 und passim; Walther M E R Z , Oberrheinische Wappen und Siegel. Aarau 1912, 20. Inschrift um das untere Feld mit dem Schild der Markgrafen von Baden einzeilig umlaufend eingehauen. VON · BADIN · M ARGRAVINNE · VROWA · CL A/RA · ROWIT· HINNE · VON · KLINGE(N) · /IST· IR · VATER · GINANT· NV· BRECHE · GOT· IR · SE/LIN • BANT· O(BIIT) · XII · K(A)L(ENDAS) · APRILIS · Hierinnen ruht Frau Clara, Markgräfin von Baden; von Klingen wird ihr Vater genannt. Nun löse Gott die Fesseln ihrer Seele. Sie starb am 12. Tag vor den Kaienden des April (21. März). Text nach Emanuel
BÜCHEL,
Der Todten-Tanz in dem Klingentahl zu Basel, f. 72.
Die Abbildung bei B Ü C H E L zeigt eine gotische Majuskel, deren langgestreckte Buchstabenformen eher in die ersten Jahrzehnte des 14. Jh. weisen. Da jedoch B Ü C H E L dazu neigt, die Schrift von verschiedenen Inschriftenträgern gleichartig wiederzugeben (vgl. die Abbildungen weiterer Klingentaler Grabplatten bei M A U R E R , KDM BS IV, 60, Fig. 68 [Grabplatte des Bischofs Otto von Grandson, gest. 1309] und 63, Fig. 73 [Grabplatte der Adelheid von HohenSCHRIFT:
197
klingen, Gräfin von Tierstein, gest. 1316]; ferner Kat.-Nr. 45*: Basel, 13. Jh. [Grabinschrift des Diakons Ezelin]), ist es möglich, dass seine Nachzeichnung den originalen Buchstabenbestand nicht genau erkennen lässt, d.h., die originale Grabplatte kann durchaus mit einer Schrift versehen gewesen sein, die noch ins 13. Jh. passt. Die Inschrift weist Reimbildungen auf (margravinne/hinne, ginant/batti), sodass die verschiedentlich geäusserte Vermutung, der Vater der Verstorbenen, der Minnesänger Walther von Klingen (um 1215—1.3.1286) sei der Verfasser der Verse, als denkbar erscheint. Zur Person Wilhelm W A C K E R N A G E L , Walther von Klingen, 327-365 ; Lexikon der Weltliteratur, hg. von Gero von W I L P E R T , Bd. I: Autoren. Stuttgart 21975, 1713; Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, hg. von Karl LANGOSCH, Bd. IV. Berlin 1953, 791 f. Zum Vorkommen des vollen Endsilbenvokals -A im Wort vrowa sowie zum Auftreten der ersten deutschsprachigen Inschriften in der Schweiz vgl. Kat.-Nr. 55: Basel, Ende 13. Jh. (EpitaphFragment in der Krypta der Leonhardskirche). S P R A C H E UND F O R M :
FORMULAR UND I N H A L T : Poetische Grabinschrift mit teilweise ungewöhnlichem Formular: Name und Stand der Verstorbenen, Erwähnung ihres Vaters, Wunsch für die Tote in Form einer Anrufung Gottes und römische Monatsdatierung. NV BRECHE GOT IR SELIN BANT: Wohl eine von der lateinischen Liturgie her in die Volkssprache übernommene Formulierung. Vgl. dazu die Formel für das Gebet Absolue domine quaesumus nostrorum uincula peccatorum.Jean DESHUSSES, Le sacramentaire grégorien. Ses principales formes d'après les plus anciens manuscrits, Bd. I. Freiburg/Schweiz 21979 (Spicilegium Friburgense 16) 332, Nr. 962; Albert BLAISE, Le vocabulaire latin des principaux thèmes liturgiques. Brüssel 1966, 215, 96. OBIIT XIIKALENDAS APRILIS: Siehe unten NAME.
Die Markgräfin Clara war eine von den drei Töchtern des Minnesängers Walther von Klingen und die erste Gemahlin des Markgrafen Hesso von Baden (Markgraf ab 1275; gest. 13.2.1297). Ihr genaues Todesdatum ist unbekannt. Wenn ihr Vater Walther von Klingen ihre Grabinschrift gedichtet hat, müsste Clara entweder vor dem Jahre 1286 gestorben sein, also der Vater die Tochter überlebt haben, oder Walther von Klingen müsste die Verse noch zu ihren Lebzeiten verfasst haben. Die Angabe obiit XIIkalendas Aprilis auf der Grabplatte weicht ab von einem Eintrag im Nekrolog des ehemaligen Wilhelmitenklosters Sion bei Klingnau (MG Necrol. I, 523): II. id(us) (Martii) ob(iit) Clara com(itiss)a de Baden (14. März). Von den Urkunden her gibt es allerdings für den Tod Claras vor 1286 keine zwingenden Anhaltspunkte. Hingegen machen zwei Basler Urkunden vom 10.6.1291 (UB Basel III, 12,2-5 u. 32-35, Nr. 23f.) wahrscheinlich, dass sie zu jenem Zeitpunkt bereits verstorben war, da in den beiden Urkunden u.a. über die Stiftung von Geldsummen für die Abhaltung von Jahrzeiten und Messen im Kloster Klingental zum Gedächtnis an Clara die Rede ist. Zur Person Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg 1050—1515, Bd. I, bearb. von Richard FESTER. Innsbruck 1900, 48f., Nr. 511, 58f., Nr. 596f., 547; Wilhelm W A C K E R N A G E L , Walther von Klingen, 329, 352-354 u. 363-365. NAME:
DATIERUNG: Die sprachliche Form, das Formular und die Angaben zu den in der Grabschrift erwähnten Personen sprechen dafür, dass die Inschrift am Ende des 13. Jahrhunderts entstanden sein kann.
198
L I T E R A T U R : Johannes GROSS, Urbis Basiliensis epitaphia. Basel 1623, 287. - Johannes TONJOLA, Basilea sepulta retecta continuata. Basel 1661, 325. - Hans Ferdinand M A S S M A N N , Die Baseler Todtentänze in getreuen Abbildungen. Nebst geschichtlicher Untersuchung. Stuttgart 1847, 34—36. - Carl BURCKHARDT und Christoph Johannes RIGGENBACH, Die Klosterkirche Klingenthal in Basel. Basel 1860 (Mittheilungen der Gesellschaft für vaterländische Alterthümer in Basel 8) 9. — Johann Adam PUPIKOFER, Geschichte der Freiherren von Klingen zu Altenklingen, Klingnau und Hohenklingen, in: Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte 10 (1869) 37-40. - Wilhelm W A C K E R N A G E L , Walther von Klingen, Stifter des Klingenthals und Minnesänger, in: D E R S . , Kleinere Schriften, hg. von Moritz H E Y N E , Bd. II. Leipzig 1873, 329, 352-354, 363-365. — Die Schweizer Minnesänger, hg. von Karl BARTSCH. Frauenfeld 1886 (Bibliothek älterer Schriftwerke der deutschen Schweiz 6) LXXXIV. - Heinrich Boos, Klosterleben. St. Klara. Klingental. Karthaus, in: Historisches Festbuch zur Basler Vereinigungsfeier 1892. Basel 1892, 134f. — Denkmäler zur Basler Geschichte, Neue Folge, hg. von Ernst Alfred STÜCKELBERG. Basel 1912, Taf. 37. - Paul R O T H und Rudolf RIGGENBACH, Bericht, in: Jahresbericht der Öffentlichen Basler Denkmalpflege 24 (1942) 9f. - François M A U R E R , KDM BS IV, 57f., 62f., Fig. 66 u. 72.
199
64
FRAGMENTE EINES GLASBECHERS
2. H. 13. JH.-UM 1300
ZURZACH (AG), Büro Sennhauser. - Taf. 34, Fig. 109. Zur Frage der Herkunft siehe Kat.-Nr. 52. Fund im Jahre 1975 anlässlich von Grabungen in der ehemaligen Stiftskirche St. Verena in Zurzach. Berichte darüber u.a. von Hans-Ulrich FISCHER, Grabungen im Zurzacher Verenamünster, in: Aargauer Volksblatt vom 26.5.1975; DERS., Zurzacher Verenamünster erforscht und restauriert: Bisher Legendäres bestätigt, in: Aargauer Kurier vom 12.5.1977, 1—3. Die Emailglas-Fragmente sind zur Zeit in einem derart schlechten Zustand, dass eine Besichtigung nicht möglich ist. Mitteilung von Prof. Hans Rudolf SENNHAUSER, Zurzach (AG), vom 3. Juli 1983. Für die Bearbeitung müssen daher weitgehend die Ausführungen von Erwin BAUMGARTNER (Emailbemalte Gläser des Mittelalters, 212f.) übernommen werden. Neuerdings wurde ein weiteres Fragment (IV) gefunden. Erhalten sind vier Fragmente eines Glasbechers (rekonstruierbarer Durchmesser an der Lippe: ca. 8,4 cm; am Fussring: ca. 5,8 cm) mit Emailbemalung (Farben: rot, weiss und gelb) auf der Innen- und Aussenseite der Wandung. Auf den Fragmenten I, II und IV befindet sich unterhalb der Lippe zwischen je drei horizontalen Streifen ein Schriftband. Auf I weiter unten ein im Profil gegebener menschlicher Kopf mit spitz auslaufender Kapuze (Fabelwesen mit Menschenkopf?), diese ein weiteres Mal auf II. Links neben dem Kopf auf I ein Pflanzenmotiv. Auf Fragment III entsprechend wie beim Schriftband Begrenzung der Darstellung unten mit drei horizontalen Streifen. Figur, Kapuze und Pflanzenmotiv mit Konturlinien versehen. Inschrift auf der äusseren Seite der Wandung mit weisser Farbe einzeilig auf das Schriftband, das über die Fragmente I, II und IV verläuft, aufgemalt. Zusätzliche Buchstabenreste sind jeweils an den rechten Rändern der Fragmente zu erkennen. Die Anzahl der ausgefallenen Buchstaben ist unbestimmt; Buchstabengrösse gemäss der Zeichnung von BAUMGARTNER (Emailbemalte Gläser des Mittelalters, 212, Fig. 8) 0,5-0,6 cm.
+ · [MA]GISTE[R —] ME ·
S C H R I F T (Kommentar aufgrund der Nachzeichnung von B A U M G A R T N E R ) : Grundsätzlich wie bei den Kat.-Nr. 52f. Ergänzend ist zu bemerken: Sehr eigenartig sind die unzialen Formen des E (I, II), bei denen der stark angeschwollene Vorderschluss mit dem oberen und unteren Balken zu einer vierpassförmigen Fläche zusammengewachsen ist, die lediglich zwei kleine runde Offnungen freilässt. Der als solcher nicht erkennbare Mittelbalken endet vor der Rundung, wodurch eine grössere Lücke zwischen Rundung und Balken entsteht. M unzial, mit senkrechter Mittelhaste, die auf der Grundlinie eine keilfömige Verdickung aufweist. Die linke Seitenhaste und die Mittelhaste sind ziemlich dünn, die rechte Seitenhaste hingegen dick. Beide Seitenhasten nicht schliessend und auf der Grundlinie leicht nach aussen gebogen. Τ ziemlich dünn, mit mittellangem Deckbalken, an dessen beiden Enden senkrecht nach unten gerichtete, ungefähr
200
bis zur Buchstabenmitte hinabreichende Abschlüsse angebracht sind. — Verwandte Schriftdenkmäler: Kat.-Nr. 52f.; Hugh T A I T , The Golden Age of Venetian Glass. London 1979, 16, Fig. B: Venezianisch, 13.—14. Jh. (Aldrevandin-Becher). F O R M U L A R U N D I N H A L T : Meistersignatur nach dem Muster «Magister bechern des 13./14. Jh. oft anzutreffen.
N N
fecit me»; auf Glas-
Datierung: 2. H. 13,-Anfang 14. Jh. L I T E R A T U R : Erwin B A U M G A R T N E R , Emailbemalte Gläser des Mittelalters in schweizerischen Sammlungen, in: Ζ Α Κ 37 (1980) 212f., Nr. 6, Fig. 8. - Erwin B A U M G A R T N E R und Ingeborg K R U E G E R , Phönix aus Sand und Asche. Glas des Mittelalters. Basel, Bonn, München 1988,140, 142, Nr. 90.
201
65
GLOCKE VON KLEINLÜTZEL (SO)
ENDE 13. JH.-UM 1300
DORNACH (SO), Heimatmuseum Schwarzbubenland, ohne Inv.-Nr. - Taf. 34, Fig. 110-111. Die Glocke stammt aus der alten Kirche Kleinlützel, die im Jahre 1924 profaniert und zu Schulzwecken umgestaltet wurde. Damals wurde sie von der Schloss- und Beschlägefabrik AG Kleinlützel käuflich erworben. Im Jahre 1957 überliess diese Firma die Glocke dem Heimatmuseum Schwarzbubenland als Geschenk. Otto K A I S E R , Jahresbericht des Heimatmuseums für 1957, 113, 115; Johann B R U N N E R , Kleinlützel, 94. Bronze; kelchförmige (Höhe: ca. 50 cm; 0 : 45 cm) grünlich-dunkelgraue, schmucklose Glocke mit etwas unebener, durch eine Gussnaht begrenzter Kronenplatte und gewölbter, schräg zur Schulter abfallender Haube. Die Krone mit überhöhter Mittelöse und paarweise angeordneten Bügeln von gerundetem Querschnitt. Flanke und Schlagring durch Wulstring voneinander getrennt. Inschrift etwas unregelmässig in zwei Zeilen auf der Schulter umlaufend gegossen. Die untere Zeile besteht nur aus drei Buchstaben. Infolge Witterungseinflusses z.T. lädiert; Buchstabenhöhe 1,8—3 cm.
+ O R E [ X ] · G L O R I E · V E N I CRISTE· NOBIS· CVM Β ACE O König der Ehren, komme, Christus, zu uns mit Frieden.
Gotische Majuskel mit anschwellenden Rundungen sowie Hasten und Balken, die teils keilförmig, teils mit Dreiecksporen abschliessen oder mit quergestellten Abschlussstrichen versehen sind. Worttrennung in Form von Punkten in Zeilenmitte nicht ganz konsequent durchgeführt. Starke Tendenz zur Abschliessung der Buchstaben. Die Buchstaben I, M und Ν mit Querstrichen oder Verdickungen in ihrer Mitte. Neigung zu Angleichungen: Β, E und S sowie A und Ν einander ähnelnd. Symbolinvokation in Form eines lateinischen Kreuzes zu Beginn der Inschrift. Keine Abkürzungen. Das X nach R E weggelassen. — Bemerkenswerte Buchstabenformen: A in BACE mit leicht durchgewellter, unten längerer linker Haste, schrägem Quer- und mittellangem Deckbalken. Β in NOBIS der Ziffer 8 ähnelnd, in BACE retrograd. E stets unzial und mit Vorderschluss. G mit nach rechts übergreifender Rundung und bis zu dieser hochgezogener, nicht eingerollter Cauda (GLORIE). L in G L O R I E mit langem Grundbalken, der mit einem gespalten-dreieckförmigen Abschlusssporn versehen ist. M in CVM gotisch-unzial, mit annähernd senkrechter Mittelhaste, die in der Mitte eine punktförmige Verdickung besitzt, und gekrümmten, unten schliessenden Seitenhasten. Ν in Minuskelform, mit annähernd senkrechter Haste und ganz wenig durchgewellter Rundung. Etwa in Hastenmitte ansetzend ein zur Rundung schräg aufwärts verlaufender Verbindungsstrich (VENI, NOBIS). R mit geschlossener Rundung und leicht durchgewellter Cauda (RE[X], G L O R I E , SCHRIFT:
202
CRISTE), Rundung bis in die untere Buchstabenhälfte hinabreichend. In RE[X] und CRISTE treffen Rundung und Cauda getrennt voneinander auf die Haste. - Verwandte Schriftdenkmäler: Sigrid T H U R M , Deutscher Glockenatlas, Bd. III: Mittelfranken. München-Berlin 1973, Nr. 994, Fig. 22: Rothenburg-Detwang, um 1300 (Glocke der evangelischen Filialkirche St. Peter und Paul); D I E S . , Schaffhausen als Glockengiesserstadt vor ihrem Eintritt in die Schweizer Eidgenossenschaft 1501, in: ΖΑΚ 33 (1976) 112, Fig. 2f.: Kirchberg (TG) u. Degernau (Waldshut), um 1300. SPRACHE:
bace statt pace.
FORMULAR UND I N H A L T : Das Gebet O rex glorie veni cum pace kommt ab dem ausgehenden 13. Jh. auf mittelalterlichen Glocken sehr häufig vor. Bei der vorliegenden Glocke von Kleinlützel ist die Reihenfolge der Wörter etwas verändert. Vgl. Sigrid T H U R M , Deutscher Glockenatlas, Bd. I : Württemberg und Hohenzollern. München-Berlin 1959, 15; Abschnitt FORMULAR in Kat.Nr. 56: Suhr, Ende 13. Jh. (Bronzeglocke aus der Kirche Suhr).
Die Schrift, das Formular und die Form der Glocke machen eine Entstehung der Inschrift am Ende des 13. Jh. oder um 1300 wahrscheinlich. DATIERUNG:
Gottlieb LOERTSCHER, KDM SO I I I , 242, Fig. 264b. - Otto K A I S E R , Jahresberichte des Heimatmuseums für 1956 und 1957, in: Mitteilungen des Heimatmuseums Schwarzbubenland 11 (1957) 96; 12 (1958) 113, 115, Fig. - Johann B R U N N E R , Kleinlützel. Dorfgeschichte. Breitenbach 1972, 94. LITERATUR:
203
66
GLOCKE AUS DER KIRCHE LAUPERSWIL (BE)
ENDE 13. JH.-UM 1300
LAUPERSWIL (BE), reformierte Pfarrkirche, Glockenstuhl, Nordwest-Ecke. - Taf. 35, Fig. 112-114. Die Glocke stammt aus der im Jahre 1275 im «Liber decimationis in dioecesi Constantiensi pro papa» (FRB III, 156, Nr. 161) erstmals urkundlich erwähnten Vorgängerkirche und wurde in die im Jahre 1518 errichtete heutige Kirche übernommen. Barbara SAMMET, Kirche von Lauperswil, 2, 4. Bronze; kelchförmige, dunkelgrau-schwärzliche Glocke ( 0 : ca. 50 cm) mit leicht gewölbter, durch eine Gussnaht begrenzter Kronenplatte. Haube schräg und gewölbt zur Schulter abfallend. Die Krone mit paarweise angeordneten Bügeln. Die Kronenbügel im Querschnitt vorn dreiseitig, innen fast rechteckig. Flanke ziemlich steil abfallend. Schlagring mit Steg. Inschrift auf der Schulter zwischen zwei einfachen Schnurstegen (Breite des Schriftbandes: ca. 3,7 cm) einzeilig umlaufend gegossen; Buchstabenhöhe 2,3—2,8 cm.
+ ·O·REX·GLORIE KRISTE·VENI CVM PACE· O König der Ehren, Christus, komme mit Frieden!
Gotische Majuskel mit anschwellenden Rundungen und vorwiegend keilförmigen Hasten- und Balkenenden. Worttrennung in Form von Punkten in Zeilenmitte nahezu konsequent durchgeführt (ausgenommen zwischen CVM und PACE). Verschiedene Buchstaben mit Doppellineatur bzw. auf einer Unterlage angebracht sowie etwas schräg stehend, z.T. mit punkt- oder querstrichförmigen Verdickungen in Buchstabenmitte. Symbolinvokation in Form eines annähernd gleichschenkligen Kreuzes. — Verwandte Schriftdenkmäler: Kat.-Nr. 69: Bern, Ende 13. Jh. (Silber- oder Hugo-Glocke); Sigrid T H U R M , Deutscher Glockenatlas, Bd. I: Württemberg und Hohenzollern. München-Berlin 1959, Nr. 1474, Fig. 8: Schwäbisch-Hall, a. 1299 (Glocke in der evangelischen Stadtkirche St. Michael). SCHRIFT:
SPRACHE:
Kriste statt Christ e.
FORMULAR UND I N H A L T : Z U dem auf Glocken sehr oft vorkommenden Gebet O rexgloriae Christe veni cum pace vgl. Kat.-Nr. 56: Suhr, Ende 13. Jh. (Bronzeglocke aus der Kirche Suhr).
Von der Form der Glocke und der Schrift her ist eine Entstehung der Inschrift am Ende des 13. Jh. oder um 1300 wahrscheinlich. DATIERUNG:
204
L I T E R A T U R : Barbara SAMMET, Kirche von Lauperswil. Basel 1975 (Schweizerische Kunstführer Nr. 151) 4. - Werner S T E I N E R , Bilder und Begebenheiten von Lauperswil und Rüderswil. Zollbrück 1976, 53. - Walter S T E I N E R , Kirche Lauperswil, in: Emmentaler Schreibmappe 1983, O.S., Fig.
205
67*
GLOCKE AUS DER KIRCHE WALPERSWIL (BE)
ENDE 13. JH.-UM 1300
WALPERSWIL (BE), reformierte Pfarrkirche; verschollen. - Taf. 36, Fig. 115-116. Die Existenz der Glocke ist bezeugt durch Photographien und Nachzeichnungen aus dem Nachlass von Ernst SCHIESS im Eidgenössischen Archiv für Denkmalpflege Bern, die in den Dreissigerjahren hergestellt wurden. In den «Urkundlichen Auskünften über die Baugeschichte von Walperswil» vom 22. Mai 1936 (deponiert in der Kantonalen Denkmalpflege Bern) wird «eine kleinere und ältere» von zwei Glocken genannt, die «ihrem Aussehen nach vielleicht noch aus der ursprünglichen, kleinen Kirche stammt.» Die früheste Erwähnung einer Kirche in Walperswil findet sich im Kartular des Kuno von Estavayer vom 15. September 1228. Cartulaire du Chapitre de Notre-Dame de Lausanne, hg. von Charles ROTH. Lausanne 1948 (Mémoires et documents publiés par la Société d'histoire de la Suisse romande III/3) 13, Nr. 15c. Gemäss Schreiben des Pfarramts Walperswil an das Staatsarchiv Bern vom 22. April 1936 (deponiert in der Kantonalen Denkmalpflege Bern) wurde «vor kurzem beschlossen, ein neues Geläute zu erwerben». Die Direktion des Historischen Museums in Bern erklärte sich daraufhin bereit, die Glocke in ihre Sammlungen einzureihen. Brief der Direktion des Unterrichtswesens des Kantons Bern an den Kirchgemeinderat Walperswil vom 13. Juni 1936, deponiert in der Kantonalen Denkmalpflege Bern. Eine Nachfrage beim Historischen Museum Bern ergab jedoch, dass die Glocke nicht in die Museumsbestände eingegangen ist. Aufgrund der Photographien von Ernst SCHIESS (siehe oben) kann die Glocke wie folgt beschrieben werden: Bronze; kelchförmige Glocke mit gewölbt zur Schulter abfallender und durch eine Randnaht begrenzter Haube. Kronenbügel paarweise angeordnet, von gerundetem Querschnitt. Schlagring mit Wulst. Inschrift: auf der Schulter, etwas unterhalb der Haube, zwischen Kordelstegen einzeilig umlaufend gegossen.
+ O REX GLORIE XP· VENI CVM PACE· O König der Ehren, Christus, komme mit Frieden.
Auf einer Detailaufnahme von Ernst SCHIESS sind die Wörter CVM PACE zu lesen. Der Beginn und der Schluss des Textes (+ O REX G... PACE·) sind von SCHIESS ausserdem in einer Nachzeichnung dargestellt. Bei dieser bleibt es aber wie schon im Falle der Glocke von Oberbalm (Kat.-Nr. 46*) sehr fragwürdig, ob sie den Buchstabenbestand des Originals richtig wiedergibt. Aufgrund der Photographie lässt sich die Schrift folgendermassen beschreiben: Gotische Majuskel, teils mit keil-, teils mit dreieckförmigen Abschlusssporen an den Hastenund Balkenenden. Worttrennung in Form von Punkten in Zeilenmitte. - Bemerkenswerte Buchstabenformen: A in PACE trapezförmig, mit mittellangem, nur nach links übergreifendem SCHRIFT:
206
Deckbalken und durchgewelltem Mittelbalken. C in CVM O-förmig. M in demselben Wort mit senkrechter Mittelhaste und gekrümmten Seitenhasten, unten durch eine Grundlinie abgeschlossen. Auf der Nachzeichung von SCHIESS ist darüber hinaus die Symbolinvokation in Form eines Kreuzes zu erkennen. - Verwandte Schriftdenkmäler: Kat.-Nr. 68: Rüderswil, Ende 13. Jh. (Glocke im Hof vor der reformierten Kirche) ; Nr. 56 : Suhr, Ende 13. Jh. (Glocke aus der Kirche Suhr). XP: Die Abkürzung XP für Christus ist bereits seit frühchristlicher Zeit anzutreffen. RDK III, 707—720 (Christusmonogramm); LCI I, 456—458 (Christusmonogramm).
SPRACHE:
FORMULAR UND I N H A L T : DATIERUNG: LITERATUR:
Vgl. Kat.-Nr. 56: Suhr, Ende 13. Jh.
Wie Kat.-Nr.
68:
Rüderswil, Ende
13.
Jh.-um
1300.
Erstveröffentlichung.
207
68
GLOCKE AUS DER KIRCHE RÜDERSWIL (BE)
ENDE 13. JH.-UM 1300
RÜDERSWIL (BE), Hof vor der reformierten Kirche, auf einem Steinsockel festgemauert. — Taf. 37, Fig. 119-122. Die Glocke stammt aus einer früheren Kapelle in Rüderswil, deren Existenz im «Liber decimationis in dioecesi Constantiensi pro papa» vom Jahre 1275 erstmals bezeugt wird. FRB III, 156, Nr. 161; Fritz HÄUSLER, Das Emmental im Staate Bern bis 1798, Bd. II. Bern 1968, 318f. Nach der Errichtung des heutigen Turmes in diesen übernommen. Anlässlich der Erneuerung des Geläutes in den Jahren 1948—50 gelangte sie an den jetzigen Standort vor der Kirche. Frdl. Mitteilung von Sigrist Willy W Ä L T I , Rüderswil, vom 2.4.1985; ferner Max FRUTIGER, Rüderswil - die Heimat Nikiaus Leuenbergers, 15; Werner S C H L Ü C H T E R , 75 Jahre Musikgesellschaft Rüderswil, 7. Bronze; kelchförmige, dunkelgräulich-grüne (0: ca. 63 cm; Höhe: ca. 65 cm) Glocke mit leicht gewölbter Kronenplatte auf gekehltem Rand. Kronenbügel paarweise angeordnet, aussen gekantet, innen annähernd rund. Uberhöhte Mittelöse. Haube schräg und gewölbt zur Schulter abfallend. Flanke ziemlich steil. Schlagring mit Steg. Inschrift auf der Schulter zwischen zwei einfachen Schnurstegen (Höhe des Schriftbandes: 4—4,2 cm) einzeilig umlaufend gegossen und eingraviert; Buchstabenhöhe 1,5—2,2 cm. + O REX·GLORIE·CRISTE·VENI CVM·PACE AMEN· O König der Ehren, Christus, komme mit Frieden. Amen. Gotische Majuskel, teilweise mit Dreiecksporen an den Hasten- und Balkenenden, teilweise mit keilförmigen Abschlüssen. Worttrennung ausgenommen zwischen O und REX mit Punkt in Zeilenmitte bezeichnet. Symbolinvokation in Form eines annähernd gleichschenkligen Kreuzes. Buchstaben z.T. mit Querstrichen oder Verdickungen in den mittleren Partien. Verwandte Schriftdenkmäler: Kat.-Nr. 67*: Walperswil (BE), Ende 13. Jh. (Glocke aus der reformierten Kirche); Nr. 65: Kleinlützel (SO), Ende 13. J h . - u m 1300 (Glocke aus der Kirche Kleinlützel); Sigrid T H U R M , Deutscher Glockenatlas, Bd. II: Bayerisch-Schwaben. MünchenBerlin 1967, Nr. 680, Fig. 8: Kaufbeuren, um 1300 (Glocke der katholischen Stadtpfarrkirche St. Martin); DI XXI, Nr. 12, Taf. 4, Fig. 10: Obervellach (Kärnten), 13. Jh. (Glocke im Turm der evangelischen Kirche). SCHRIFT:
FORMULAR UND I N H A L T :
Vgl. den entsprechenden Abschnitt von Kat.-Nr.
56:
Suhr, Ende
13. Jh. Die etwas unregelmässig und ziemlich stark zu Abschliessungen der Buchstaben neigende Schrift spricht für eine Entstehung der Inschrift am Ende des 13. Jh. oder um 1300. DATIERUNG:
208
LITERATUR: Arnold NÜSCHELER, Die Glockeninschriften im reformirten Theile des Kantons Bern, in: AHVB 10 ( 1 8 8 2 ) 3 3 7 , Nr. 4 4 0 . - Max FRUTIGER, Rüderswil - die Heimat Nikiaus Leuenbergers, in: Berner Zeitung, Nr. 1 8 9 vom 1 5 . 8 . 1 9 7 5 , 15. - Werner SCHLÜCHTER, 7 5 Jahre Musikgesellschaft Rüderswil, in: Berner Zeitung, Nr. 1 6 3 vom 1 5 . 7 . 1 9 7 6 , 7. - Menga RUPRECHT, Unsere Kirche (Rüderswil).
209
69
SILBER- ODER HUGO-GLOCKE
ENDE 13.-ANFANG 14. JH.
BERN, Münster, Turm, oberes Viereck, zweiter Boden, Südseite, gegen Osten. — Taf. 38, Fig. 123-125. Die Glocke stammt aus der Vorgängerkirche des Münsters, der im letzten Viertel des 13. Jh. errichteten zweiten Leutkirche. Nach dem Erdbeben vom 18. Oktober 1356 hing das Geläute eine zeitlang (ca. 10—15 Jahre) in einem provisorischen, auf dem Friedhof neben dem Münster aufgestellten Glockenstuhl. Die Berner Chronik des Conrad Justinger, hg. von Gottlieb Ludwig STUDER. Bern 1871,122, Kap. 189; MOJON, KDM BE IV, 11. Im Jahre 1493 gelangte die Glocke aus dem Turm der Leutkirche in denjenigen des Münsters. Valerius ANSHELM, Berner Chronik, hg. vom Historischen Verein des Kantons Bern, Bd. I. Bern 1884,425: Der zit sind diegloken uss dem alten in den nuwen kilchturmgebenckt worden; MOJON KDM BE IV, 11, 34, 38 u. 402. Sie befand sich bis April 1895 im unteren Achteck, mit dem der spätmittelalterliche Münsterturm abschloss. Seit dem Ausbau des Turmes am heutigen Standort. Berthold HAENDCKE und August MÜLLER, Das Münster in Bern, 165,167f. ; Karl HOWALD, Jahresbericht, in: Der Münsterausbau in Bern. Jahresbericht 8 (1895) 14; Adolf FLURI, Die Münsterglocken, 122, 177; MOJON, KDM BE IV, 52, 402. Bronze; kelchfömige, grünlich-graue ( 0 : 105 cm; Höhe: 83 cm) Glocke mit annähernd ebener Kronenplatte und gewölbt zur Schulter abfallender Haube. Die Krone mit paarweise angeordneten Bügeln von gewulstetem Querschnitt. Zwischen Flanke und Schlagring ein einfacher Wulstring, am Schlag zwei Stege. Geringfügige Lädierungen. Inschrift auf der Schulter zwischen doppelten Schnurstegen einzeilig umlaufend gegossen; Buchstabenhöhe 2,1—2,9 cm. + EXCITO · TORPENTEM • TONITRVM · FVGO · LAVDO · TONANTEM + O · REX · GLORIE · VENI · IN · PACE Ich wecke den Trägen, verscheuche den Donner, lobe den Donnernden. O König der Ehren, komme in Frieden! Gotische Majuskel mit keilförmigen Hasten- und Balkenenden. Worttrennung in Form von Punkten in Zeilenmitte konsequent durchgeführt. Symbolinvokation in Form eines annähernd gleichschenkligen Kreuzes vor beiden Sprüchen. - Bemerkenswerte Buchstabenformen: A in TONANTEM mit oben annähernd spitz zulaufenden Hasten, sonst trapezförmig. Mittelbalken doppellinig. Kurzer bis mittellanger, sich nach aussen hin verdickender Deckbalken. C langarmig. D unzial, in ovaler C-Form, mit wenig nach links hinübergezogener, in nahezu waagrechter Lage endender Cauda. E teils eckig, teils unzial. Die eckigen E (zweites E in TORPENTEM und in TONANTEM) jeweils mit ziemlich kurzen Querbalken, der mittlere davon doppellinig. Bei den unzialen E teilweise ein Vorderschluss erkennbar (z.B. in PACE). F in FVGO mit kurzen Querbalken, der untere davon sich punktförmig verdickend. G in FVGO
SCHRIFT:
210
mit hoch und ziemlich stark eingerollter Cauda. M an Schluss der Wörter TORPENTEM, TONITRVM und TONANTEM jeweils in kapitaler Form, gedrängt und mit in die untere Buchstabenhälfte hinabgezogenem Mittelteil. In schlechtem Erhaltungszustand. Ν ebenfalls stets in kapitaler Form und sehr schlank. Tgotisch, mit C-förmiger, unten verlängerter, bis in die obere Buchstabenhälfte hinaufgezogener, eingerollter Haste und annähernd waagrechtem, kurzem bis mittellangem Deckbalken. — Verwandte Schriftdenkmäler: Sigrid THURM, Deutscher Glockenatlas, Bd. I: Württemberg und Hohenzollern. München-Berlin 1959, Nr. 1153, Fig. 135: Haisterkirch, um 1300 (Glocke der Pfarrkirche St. Johannes Baptista); Nr. 496, Fig. 443: Neuburg (Lauterach), um 1300 (Glocke der Pfarrkirche St. Michael); DI I, Nr. 426, Fig.: Nassig, Mitte 13.Jh. (Glocke der Pfarrkirche); Das Schweizerische Landesmuseum. Hauptstücke aus seinen Sammlungen. Stäfa 1969, Nr. 40: a. 1294 (Glocke der Kirche St. Peter). Eine aus zwei, äusserlich durch die Kreuzzeichen voneinander getrennten Sprüchen bestehende Inschrift, von denen der eine drei Aussagen über das Wesen und die Funktion der Glocke, der andere den bekannten Anruf des Orex glorie enthält. EXCITO TORPENTEM TONITRVM FVGO LAVDO TONANTEM: Ein die Glocke als Weck- und Wetterinstrument kennzeichnender Spruch. In seiner gesamten Länge bei Glockeninschriften selten und vor allem auf Glocken späterer Jahrhunderte anzutreffen. Fritz GROSSENBACHER u.a., Die St. Michaelskirche von Meiringen. Meiringen 1984, 21: Meiringen (BE), Mitte 14. Jh. (Totenglocke; ganzer Spruch); MOJON, KDM BE IV, 403£, Fig. 411, 414: Bern, a. 1734 (Armsünderglocke des Berner Münsters ; Beginn der Inschrift mit excito torpentem) ; Karl W A L T E R , Glockenkunde. Regensburg-Rom 1913,209: Regensburg, a. 1333 (Predigtglocke im Südturm des Domes; Inschrift mit der Wortgruppe tonitrum fugo)·, 214: Aiterhofen bei Straubing, a. 1360 (Glocke der Pfarrkirche; Inschrift mit derselben Wortgruppe). O REX GLORIE VENI IN PACE: Zu dieser auf Glocken sehr häufig vorkommenden Inschrift vgl. Kat.-Nr. 56: Suhr, Ende 13. Jh. FORMULAR UND INHALT:
Die Schrift und die Form der Glocke sprechen für eine Entstehung der Inschrift am Ende des 13. Jh. oder zu Beginn des 14. Jh.
DATIERUNG:
LITERATUR: Ludwig STANTZ, Münsterbuch. Eine artistisch-historische Beschreibung des St. Vincenzen Münsters in Bern. Bern 1865, 209f. — Arnold NÜSCHELER, Die Glockeninschriften im reformirten Theile des Kantons Bern, in: AHVB 10 (1882) 267, Nr. 49. - Berthold HAENDCKE und August MÜLLER, Das Münster in Bern. Bern 1894, 168. — Adolf FLURI, Die Münsterglocken, in: Festschrift zur 500jährigen Feier der Grundsteinlegung des Berner Münsters 1421/1921, in: Blätter für bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde 17 (1921) 119—122,177, Fig. — Hans BLOESCH und Marga STEINMANN, Das Berner Münster. Bern 1938,66. - Luc MOJON, KDM BE IV, 402f., 405, Fig. 412. - Ulrich GISIGER und Jürg BERNHARDT, Das Berner Münster. Wabern 1970, 52.
211
70
FEUERGLOCKE
ENDE 13.-ANFANG 14. JH.
BERN, Münster, Turm, oberes Achteck, Mitte; nicht zugänglich. - Taf. 36, Fig. 117-118. Geschichte bis zum 19. Jh. im wesentlichen wie bei der Silber- oder Hugo-Glocke (Kat.-Nr. 69). Im Jahre 1874 wurde die Feuerglocke ihres Schwengels beraubt und als Carillon (Haspel) verwendet. Sie hing seit diesem Zeitpunkt an der Aussenseite des Münsterturms in Höhe des unteren Achtecks. Seit 1896 ist sie starr an einem eisernen Joch im Innern des oberen Achtecks befestigt. Adolf FLURI, Die Münsterglocken, 118f., 177; MOJON, KDM Bern IV, 404f., Fig. 413 (wegen der Unzugänglichkeit der Glocke werden die anschliessende Beschreibung von Inschriftenträger und Inschrift sowie der paläographische Kommentar aufgrund dieser Literatur vorgenommen). Bronze; kelchförmige (0: 63 cm; Höhe: 54 cm) Glocke mit schräg und gerundet zur Schulter abfallender Haube. Kronenbügel paarweise angeordnet, mit erhabenem Mittelstreifen. Flanke ziemlich steil. Am Schlagring ein einfacher dünner Steg. Inschrift auf der Schulter zwischen Doppelstegen einzeilig umlaufend gegossen.
+ O REX GLORIE CRISTE· VENI CUM PACE· O König der Ehren, Christus, komme mit Frieden.
Die Nachzeichnung von Adolf FLURI zeigt eine vollschlanke gotische Majuskel mit anschwellenden Rundungen und vorwiegend keilförmigen Hasten- und Balkenenden. Buchstaben von geringerer Höhe als bei der Silber- oder Hugo-Glocke (Kat.-Nr. 69). Symbolinvokation in Form eines annähernd gleichschenkligen Kreuzes zu Beginn der Inschrift. Worttrennung in Form eines Punktes in Zeilenmitte ausser zwischen O und REX konsequent durchgeführt. — Bermerkenswerte Buchstabenformen: A trapezförmig, mit gekrümmtem, dünnem Querbalken und mittellangem, gegen die Mitte zu sich verjüngendem Deckbalken (PACE). C stets mit Vorderschluss. E unzial und mit Vorderschluss. G nur gering eingerollt, ohne Cauda (GLORIE). M in CVM unzial, mit ovaler O-förmiger linker Buchstabenhälfte und gekrümmter Rechtshaste. Ν ebenfalls unzial, mit durchgewellter Rundung. — Verwandte Schriftdenkmäler: Sigrid THURM, Deutscher Glockenatlas, Bd. III: Mittelfranken. München-Berlin 1973, Nr. 987, Fig. 55: Rothenburgo.d.T., um 1300 (Glocke in der Ratstrinkstube); Nr. 216, Fig. 52: Böhming (Kreis Eichstätt), um 1300 (Glocke der Filialkirche St. Johannes Baptista); DI V, Nr. 2: Johanneskirchen, 13. Jh. (zweite Glocke der Pfarrkirche); XXI, Nr. 13, Taf. 5, Fig. 11: Rangersdorf (Bezirk Spittal a.d. Drau), 13. Jh. (Glocke der Pfarrkirche St. Peter und Paul). SCHRIFT:
FORMULAR UND INHALT: Zu dem auf Glocken sehr oft wiederkehrenden Spruch O rex glorie veni cum pace vgl. Kat.-Nr. 56: Suhr, Ende 13. Jh.
212
Die Form der Glocke entspricht weitgehend derjenigen der Silber- oder HugoGlocke (Kat.-Nr. 69). Die Schrift wirkt etwas jünger, der zeitliche Abstand dürfte allerdings geringfügig sein. Daher lässt sich auch die vorliegende Inschrift in den Übergang vom 13. zum 14. Jh. datieren. DATIERUNG:
Ludwig STANTZ, Münsterbuch. Eine artistisch-historische Beschreibung des St. Vincenzen Münsters in Bern. Bern 1865, 210. - Gaspard-Fridolin H A U S E R , Le Munster ou la grande église de Berne, in: Revue de la Suisse catholique 8 (1876-77) 5. — Arnold N Ü S C H E L E R , Die Glockeninschriften im reformirten Theile des Kantons Bern, in: AHVB 10 (1882) 267, Nr. 5 1 , 4 1 1 . - Berthold HAENDCKE und August M Ü L L E R , Das Münster in Bern. Bern 1894,168. Adolf F L U R I , Die Münsterglocken, in: Festschrift zur 500jährigen Feier der Grundsteinlegung des Berner Münsters 1421/1921, in: Blätter für bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde 17 (1921) 117-119, 177, Fig. - Luc M O J O N , KDM BE IV, 402, 404-405, Fig. 413. LITERATUR:
213
71 I
UNBESTIMMBARE FRAGMENTE STEINFRAGMENT
4.-7. JH.
GALS (BE), Anstalt St. Johannsen/ehemalige Benediktinerabtei, Lapidarium, Inv.-Nr. 607. Taf. 39, Fig. 126. Provenienz unbekannt (Streufund). Am 28.7.1970 in einer vermutlich von 1961 oder 1962 stammenden, östlich des heutigen Sanktuariums der ehemaligen Benediktinerabtei St. Johannsen gelegenen Steindeponie gefunden. Wahrscheinlich gelangte das Werkstück bereits in romanischer Zeit (frühes 12. Jh.) auf das Areal von St. Johannsen, da im 14. Jahrhundert nur neugebrochene Blöcke herbeigeschafft wurden, die romanische Anlage dagegen aus unterschiedlichen Materialien aus verschiedensten Gegenden stammt. Das spätgotische Steinmetzzeichen in der oberen Hälfte des Fragmentes (siehe unten Beschreibung) deutet aber darauf hin, dass es im späten 14. Jahrhundert wiederverwendet worden ist. In nachreformatorischer Zeit wurde es als Mauerstück bei der stehengelassenen Ostpartie der spätgotischen Klosteranlage benützt. Frdl. Mitteilungen von Prof. Luc MOJON, Bern, vom 1.2. und 7.2.1986. Kalkstein; quaderförmiges (ca. 24—25 χ 32 χ 25-26 cm), beige-ockergelbliches Fragment mit Lädierungen an allen Ecken, den Seitenflächen sowie auf der Oberfläche. Auf der oberen Plattenhälfte ein kreuzförmiges, etwas schräg nach links geneigtes Steinmetzzeichen (ca. 6 χ 5 cm), auf der unteren eine schräg von links unten nach rechts oben verlaufende Linie. Inschrift auf der unteren Hälfte der Platte zwischen einfacher Lineatur (Schriftband von links nach rechts sich verjüngend; Höhe: 6,5-5 cm) einzeilig schwach eingehauen oder eingeritzt. Unmittelbar unterhalb des Schriftbandes ein polygonales Gebilde (Fünf- oder Sechseck). Das rechte Ende der Inschrift ist zerstört; Buchstabenhöhe 5,3-6 cm.
ANLOI[..]
Schlanke Kapitalis, grösstenteils ohne erkennbare Gestaltung der Hasten- und Balkenenden. - Bemerkenswerte Buchstabenformen: A mit Querbalken, Hasten leicht gekrümmt. L (?) mit ziemlich kurzem Grundbalken. An dessen Ende ein kurzer, strichförmiger Abschluss. Der etwas unterhalb der Buchstabenmitte ansetzende und mit dem O verbundene Querstrich gehört wohl nicht zum Buchstaben. Daher liegt kein E oder F vor. Ν retrograd. O spitzoval. Verwandte Schriftdenkmäler: Kat.-Nr. 5: Kaiseraugst (AG), 6. Jh. (Baudoaldus-Grabstein) ; Nr. 71 II: Windisch (AG), 5.-7. Jh. (Steinfragment); Nr. Anh. 1: Kaiseraugst (AG), 4. Jh. (Eustata-Stele). SCHRIFT:
FORMULAR UND INHALT:
Unbestimmt.
kann nur eine sehr vage Datierung der Inschrift in spätrömische oder frühmittelalterliche Zeit (4.-7. Jh.) erwogen werden. DATIERUNG: E S
214
LITERATUR:
II
Erstveröffentlichung.
STEINFRAGMENT
5.-7. JH.
BRUGG (AG), Vindonissa-Museum, Hinterhof, Steinhalle, in einem Pfeiler eingemauert. Taf. 39, Fig. 127. Provenienz und Fundumstände unbekannt. Kalkstein; unförmiges (ca. 20 χ 35 χ ? cm), gräulich-ockerfarbenes Steinfragment mit Bruchstellen allseits sowie zahlreichen Lädierungen an den Rändern und auf der Oberfläche. Das Steinfragment wurde offensichtlich auf dem Kopf stehend eingemauert. Erhalten sind Teile von vier Zeilen, wobei in den oberen drei die Buchstaben in annähernd voller Grösse, in der vierten dagegen am unteren Rand des Fragmentes lediglich noch deren obere Abschlüsse zu erkennen sind. Buchstaben mitteltief eingehauen; Buchstabenhöhe 3-5,5 cm.
-]BA[.]S[-]SPA[-
—]QY? Υ Ι Χ Ϊ Τ A[...?, der gelebt hat ...
Schlanke bis vollschlanke Kapitalis ohne erkennbare Gestaltung der Hasten- und Balkenenden. Keine Worttrennung. Sicher erkennbar sind folgende Buchstaben: A in Ζ. 1 etwas kleiner als die nebenstehenden Buchstaben Β und S, mit oben annähernd spitz zulaufenden Hasten und waagrechtem Querbalken. In Z. 2 mit etwas längerer linker Haste, die oben wenig über die Rechtshaste übergreift. Ein Querbalken nicht deutlich sichtbar, evtl. war jedoch wie beim A in Ζ. 1 einer vorhanden. Β ziemlich gross und mit offenen Rundungen. S in Ζ. 1 leicht schräg nach links zurückgeneigt und mit ziemlich kurzen Rundungen. Darüber hinaus sind auf den vier Zeilen Spuren von nicht mehr deutbaren Buchstaben zu erkennen. — Verwandte Schriftdenkmäler: Kat.-Nr. 6: Windisch, 6.-7. Jh. (Bauinschrift von Windisch); BOPPERT, Die frühchristlichen Inschriften, 15: Mainz, 7. Jh. (Grabstein eines Adalharius); 47: Mainz, 5.-7. Jh. (Grabsteineines Gennarius); 85:Mainz, 5. Jh. (GrabsteineinesSaturnus); 118: Bingen, 5.-6. Jh. (Grabstein einer Mauricia); RICG I, 395, Nr. I 153: Trier, 5. Jh. (Epitaph einer Rusticula); 405, Nr. I 158: Trier, 5.—6. Jh. (Grabstein eines Valentinus "und eines Stephanus). SCHRIFT:
Unbestimmt. Falls der Wortlaut Q V I V I X I T A(NNOS) in Z. 3 zutrifft, handelt es sich möglicherweise um das Fragment eines Grabsteins, dessen christlicher Charakter aber nicht eindeutig feststeht. FORMULAR UND INHALT:
215
D A T I E R U N G : Die Schrift, insbesondere das Fehlen der Hastenverlängerungen, spricht für eine Enstehung der Inschrift im beginnenden Frühmittelalter. Im übrigen lässt sich diese jedoch nicht näher als ins 5.-7. Jh. datieren.
LITERATUR:
III
Christoph
SIMONETT,
Führer durch das Vindonissa-Museum in Brugg. Brugg
1947, 94.
MÖRTEL-FRAGMENT
BASEL, Stadt- und Münstermuseum Kleines Klingental, Inv.-Nr. 1947.761. - Taf. 40, Fig. 128. Fund im Sommer 1947 anlässlich der Ausgrabung einer kleinen, dreischiffigen Kirchenanlage (Aussenkrypta) auf der Pfalz hinter der mittleren Wandung des Chorumganges des heutigen Münsters. Seit dem Funddatum im Stadt- und Münstermuseum. Mörtel; ockerfarbiges, unförmiges (3,7 χ 6,5 χ 1,7—2,2 cm), allseitig lädiertes Fragment, dessen Vorderseite mit einem weissen Farbüberzug versehen ist. Inschrift in einer Zeile mit roter Farbe auf die Vorderseite des Mörtelstückes gemalt, unten von der Bruchstelle erfasst. Am oberen Rand ist ein Rest einer Lineatur, rechts sind Spuren eines Schrägbalkens erkennbar; Buchstabenhöhe 3-3,5 cm. AV Das Fragment zeigt ein kapitales A, dessen Sporen oben aneinanderstossen und eine Art Deckbalken vortäuschen, wobei die Rechtshaste noch grösstenteils, die Linkshaste nur in den oberen Partien erhalten ist. Querbalken gebrochen. Der Schrägbalken am rechten Rand könnte der Rest eines V sein. SCHRIFT:
Wegen des geringen Buchstabenbestandes ist keinerlei nähere paläographische Datierung möglich. DATIERUNG:
Hans R E I N H A R D T , Die Ausgrabung einer karolingischen Krypta hinter dem Münster auf der Pfalz, in: BZGA 51 (1952) 12 (Erstveröffentlichung). - Rudolf MOOSBRUGGER-LEU, Archäologische Bodenforschung des Kantons Basel-Stadt. Jahresbericht 1965, in: BZGA 65 (1965) XXXII, Anm. 27, Fig. Taf. 1. - Friedrich O S W A L D , Leo SCHAEFER und Hans Rudolf SENNHAUSER, Vorromanische Kirchenbauten. Katalog der Denkmäler bis zum Ausgang der Ottonen. München 1971 (Veröffentlichungen des Zentralinstituts für Kunstgeschichte in München 3) 34. LITERATUR:
IV
VERPUTZ-FRAGMENT
13. JH.
BASEL, Historisches Museum, Inv.-Nr 1964.338 (deponiert bei der Archäologischen Bodenforschung des Kantons Basel-Stadt). - Taf. 40, Fig 129. 216
Fund im Jahre 1964 im Einfüllschutt ausserhalb der Südmauer der frühromanischen Anlage der Leonhardskirche. Als Besitz des Historischen Museums Basel aufbewahrt in einem Depot der Archäologischen Bodenforschung. Rudolf M O O S B R U G G E R - L E U , Archäologische Bodenforschung des Kantons Basel-Stadt. Jahresbericht 1964, in: BZGA 64 (1964) XLI-XLIII; D E R S . , Der archäologische Befund, 11, 54, Legende zu Taf. 13. Kalkstein; unförmiges (9,2 χ ca. 10 x 3,5—3,8 cm), weisses Steinfragment mit Lädierungen an allen Seiten und auf der Oberfläche. Am oberen Rand des Fragmentes eine einfache schwarze Linie, am unteren eine rote Doppellinie. Buchstabe auf der Vorderseite zwischen den Linien mit schwarzer Farbe auf den Stein gemalt; Buchstabenhöhe 4,6 cm.
D
Das Fragment zeigt ein lädiertes kapitales D in gotischer Ausführung mit einer stark anschwellenden, oben und unten über die Haste übergreifenden Rundung.
SCHRIFT:
DATIERUNG:
Möglicherweise 13. Jh.
L I T E R A T U R : Rudolf M O O S B R U G G E R - L E U , Der archäologische Befund, in: Die Ausgrabungen in der St. Leonhardskirche zu Basel, in: BZGA 68 (1968) 54 u. Taf. 13.
217
ANHANG FRAGWÜRDIGE ODER AUS DEM KATALOG AUSZUSCHEIDENDE INSCHRIFTEN
1
GRABSTEIN DER EUSTATA
1. H. 4. JH.
ÄUGST (BL), Römermuseum, Eingangshalle, an der Wand mit Haken und Schranke befestigt und auf einem niedrigen Sockel aufgestellt, Inv.-Nr. 1949.1505. Fund am 14. Oktober 1948 beim Wegbaggern von Humus in der Kiesgrube der Firma Ernst FREY am Stalden, in unmittelbarer Nähe der Gräber 23-30 des spätrömischen Gräberfeldes Kaiseraugst (AG), das vor allem Gräber aus konstantinischer Zeit enthielt. Beim Erfassen durch den Löffel des Baggers zerbrach die Grabplatte in zwei Stücke. Rudolf LAUR-BELART, Zwei neue römische Inschriften aus Äugst, 60 u. 63. Von 1948-1957 Aufbewahrung in einem GrabungsDepot in Äugst, seitdem im Römermuseum. Buntsandstein; rechteckige, nach unten sich etwas verjüngende, in einem steilen Spitzgiebel zulaufende (ca. 122 χ 54,5 χ 14 cm; Giebelhöhe: ca. 40 cm) rötliche Platte mit Ansätzen von Akroterien an den Seiten. Hauptbruchstelle ungefähr in Plattenmitte schräg nach rechts unten verlaufend. Beide untere Ecken sind weggebrochen. Verschiedene weitere kleinere Lädierungen an den Rändern und auf der Oberfläche. Der Giebel und das rechteckige Hauptstück des Grabsteins sind durch ein Band von acht je mit einem eingeschriebenen Punkt versehenen Quadrätchen gegeneinander abgegrenzt. Inschrift in acht Zeilen im unteren Teil des Giebelfeldes (Ζ. 1) und in einem horizontal und vertikal durch eine einfache Lineatur begrenzten bzw. unterteilten Schriftfeld (Z. 2-8), das sich über den grössten Teil des rechteckigen Hauptstückes der Stele erstreckt, mitteltief eingehauen. Die Zeilen 5—8 sind mehr oder weniger stark von der Bruchstelle erfasst, die Zeilen 6 u. 8 rechts nur teilweise beschrieben; Buchstabenhöhe 4—8 cm.
5
D(IS) M(ANIBVS) ET MEMORIE AE TERNE EVSSTATE CONIVGI DVICI SSIME QVI VISIT ANN[OS] LXV ÀMÀTVS ' POSVIT Den Manen und zum ewigen Gedächtnis an Eustata, der liebsten Gemahlin, die 65 Jahre lebte, hat Amatus (diesen Stein) gesetzt.
Die Inschrift ist aus dem Katalog auszuschneiden, da ihr christlicher Charakter nicht gesichert ist. Insbesondere ist die Deutung des Symbols im innersten Dreieck des Giebelfeldes stark umstritten. Rudolf LAUR-BELART (Zwei neue römische Inschriften aus Äugst, 60), Herbert NESSELHAUF und Hans LIEB (Inschriften aus den germanischen Provinzen und dem Treverergebiet, 163, Nr. 107), Max M A R T I N (Römermuseum und Römerhaus Äugst, 116, Nr. 109) und 221
die meisten anderen bisherigen Bearbeiter des Steines halten das Zeichen für einen stilisierten Anker und daher die Eustata-Stele für ein christliches Denkmal. Othmar P E R L E R (Die Stele der Eustata von Kaiser-Augst, 3ff.) lässt die Deutung als Anker zwar nicht ganz fallen, hegt daran jedoch massive Zweifel, wobei er vor allem in dem «eckigen überdimensionalen Ankerring, im Fehlen der Ankerspitze und in den drei Linien, die in ausgeprägten Winkeln über der Horizontalen stehen», beträchtliche Unterschiede zu sonstigen Beispielen aus der Epigraphik sieht. Da für ihn ferner der Anker kein ausschliesslich christliches Symbol ist und dieser wie die Dreiecke und die acht punktierten Quadrate in Zusammenhang mit pythagoräischen, platonischen und chaldäischen Vorstellungen gebracht werden kann, möchte er die Eustata-Inschrift aus dem Verzeichnis der christlichen Inschriften streichen. Hildegard B Ü R G I N - K R E I S (Auf den Spuren des römischen Grabrechts in Äugst, 43—45) hält das eingeritzte Zeichen für eine «auf dem Kopf stehende Ascia mit zwei nach unten gebogenen Schneiden rechts und links vom Stiel», ein Rechtssymbol, «das die Ausschliesslichkeit der Grabberechtigung markiere». Wie P E R L E R kommt auch B Ü R G I N - K R E I S ZU dem Schluss, dass die Eustata-Stele nicht als christlicher Grabstein bezeichnet werden darf. Gegen diese letzte Deutung spricht u.E. die symmetrische Form des abgebildeten Zeichens, da üblicherweise die beiden Seiten des eisernen Querstücks einer Ascia ungleich lang sind und nur eine davon abgewinkelt ist. DACL 1/2, 2943-2971, Fig. 994—1020; Emile ESPÉRANDIEU, Recueil général des bas-reliefs, statues et bustes de la Gaule romaine, Bd. VI: Belgique 2. Paris 1915, Nr. 5084, 5226f.; Bd. IX: Gaule germanique 3. Paris 1925, Nr. 6826,6958, 7120. Vom Typus her zeigt die Eustata-Stele grosse Ähnlichkeiten mit den Grabsteinen bei ESPÉRANDIEU, Recueil général, Bd. IX, Nr. 6953f. und 6958 (alle Périgueux, O.D.). Wenn man davon ausgeht, dass der Skulptor des Eustata-Steines kein geübter Bildhauer und demzufolge nicht in der Lage war, ein Relief einzuhauen, könnte man bei dem Symbol entsprechend wie bei den Grabsteinen aus Périgueux an die Darstellung eines Halbmondes und eines darüberstehenden Pinienzapfens in linearer Stilisierung denken, womit aber der christliche Charakter des Grabdenkmals ebenfalls nicht gesichert wäre. DACL III/2, 3044f.; XIV/1, 1401-1403.
Rudolf L A U R - B E L A R T , Zwei neue römische Inschriften aus Äugst, in: Ur-Schweiz 12 (1948) 60-63, Fig. 44 (Erstveröffentlichung). - Herbert NESSELHAUF und Hans L I E B , Inschriften aus den germanischen Provinzen und dem Treverergebiet, in: Römisch-germanische Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts, 40. Bericht (1959) 163, Nr. 107. - Othmar P E R L E R , Die Stele der Eustata von Kaiser-Augst. Die älteste christliche Inschrift der Schweiz?, in: ZSKG 58 (1964) 1-8, Fig. - Hildegard B Ü R G I N - K R E I S , Auf den Spuren des römischen Grabrechts in Äugst und in der übrigen Schweiz, in: Provincialia. Festschrift für Rudolf L A U R B E L A R T , hg. von der Stiftung Pro Augusta Raurica. Basel/Stuttgart 1968, 43-46, Fig. 1. MOOSBRUGGER-LEU, Die Schweiz zur Merowingerzeit A , 55, Anm. 8; B, 81, Anm. 3. - Ludwig BERGER und Stefanie M A R T I N - K I L C H E R , Gräber und Bestattungssitten, in: Ur- und frühgeschichtliche Archäologie der Schweiz, Bd. V: Die römische Epoche. Basel 1975, 147-150, Fig. 3. - Ernst M E Y E R , Römische Zeit, in: HSG I, 89, Anm. 158. - Gerold W A L S E R , Römische Inschriften in der Schweiz, Teil II: Nordwest- und Nordschweiz. Bern 1980, 270f., Nr. 243, Fig. - Max M A R T I N , Römermuseum und Römerhaus Äugst. Äugst 1981 (Augster Museumsheft 4) 116, 142, Nr. 109, Fig. LITERATUR:
222
2
6.-7. JH.
GRABSTEIN MIT STABKREUZ
ÄUGST (BL), Römermuseum, Inv.-Nr. 1906.1147. Fund der Platte durch den Papierfabrikanten J.J. beim Radoara-Stein (Kat.-Nr. 11).
SCHMID.
Geschichte des Inschriftenträgers wie
Kalkstein; annähernd rechteckige, horizontal liegende (ca. 122 χ 48-54 χ 12—15 cm) gräuliche Grabplatte mit zahlreichen Lädierungen an den Ecken und auf der Oberfläche. In Plattenmitte ein herausgemeisseltes, längliches Stabkreuz mit nach aussen hin sich verbreiternden Balken und, jeweils in Fortsetzung des senkrechten Balkens, einem spitzen Dorn oben und unten. (Die Schweiz zur Merowingerzeit A , 5 5 , Anm. 3 ; B, Taf. 4 , Fig. 1 8 ) glaubt, neben der linken unteren Hälfte des Kreuzes die Spuren eines Alpha erkennen zu können, und zeichnet in seinem Tafelband ein «herabhängendes Band mit Aufspreizung» zu diesem Buchstaben. R E I N L E (Kunstgeschichte der Schweiz, 2 0 0 ) spricht von einer Grabplatte «ohne Inschrift». Am Stein selbst lassen sich Spuren von Buchstaben oder von einer Inschrift nicht feststellen. MOOSBRUGGER-LEU
Rudolf F E L L M A N N , Die Schweiz zur Römerzeit. Katalog. Basel 2 1957, 160, Fig. 57. D E R S . , Die Romanen, in: RUFG (1959) 10, 12, Taf. 3, Nr. 5. - R E I N L E , Kunstgeschichte der Schweiz, 54, Fig. 37,200. - MOOSBRUGGER-LEU, Die Schweiz zur Merowingerzeit A, 55, Anm. 3; B, Taf. 4, Fig. 18. LITERATUR:
3*
INSCHRIFTFRAGMENT AUS WINDISCH (AG)
WINDISCH (AG); verschollen. Franz Ludwig H A L L E R teilt mit, dass er im Jahre 1765 bei der Fundamentierung eines Hauses auf der «Breite» in Windisch eine Marmorplatte fand, die mit einer in Gold eingehauenen Inschrift versehen war. H A L L E R , Vindonissa antiqua seu potius accurata descriptio, 26; zur Handschrift Jakob H E I E R L I , Vindonissa. I. Quellen und Literatur, in: Argovia 31 (1905) 21—27. Die Platte wurde später in einer Mauer wiederverwendet und ging schliesslich verloren. Die Inschrift lautete :
—]A PRA EBOSITIS IT ADMINST RATURIBUS DUMI DEI VIND[— Text nach
HALLER,
Vindonissa antiqua seu potius accurata descriptio, 26. 223
Die auffällige Häufung merowingischer Schreibweisen deutet darauf hin, dass entweder eine wohl von der Ursinus-Inschrift (Kat.-Nr. 6) angeregte - Spielerei oder eine grobe Verfremdung eines Bruchstückes aus weit späterer Zeit vorliegt, die Inschrift also unecht oder stark verunechtet ist. Frdl. Mitteilung von Dr. Hans L I E B , Staatsarchiv Schaffhausen, vom 1 1 . 1 . 1 9 8 3 . LITERATUR (in Auswahl): Franz Ludwig H A L L E R , Vindonissa antiqua seu potius accurata descriptio ( 1 7 7 3 ) . Vindonissa-Museum Brugg, Ms., 2 6 . - K R A U S , Die christlichen Inschriften der Rheinlande I, Nr. 1 1 . — CIS, 5 4 , Nr. 4 8 (mit Angabe älterer Literatur). — August G E S S N E R , Inschriftliches aus Vindonissa, in: ASA N.F. 3 ( 1 9 0 1 ) 1 1 5 . - Samuel KOPRIO, Windisch zur Zeit des Mittelalters 4 0 0 - 1 5 2 8 , unter Berücksichtigung des Eigenamtes. Brugg 1 9 1 1 , 3 1 .
4
GÜRTELSCHNALLE AUS NEUENEGG (BE)
7. JH.
BERN, Historisches Museum, Inv.-Nr. 24061. Die Gürtelschnalle wurde 1905 in einer Nachbestattung eines hallstättischen Grabhügels bei Schönenbrünnen, Gemeinde Neuenegg (BE), gefunden. Auf ihrer Platte ist eine menschliche Figur in Oranten-Stellung eingraviert, die nach Ansicht von Konrad W E B E R (Eine Gürtelschnalle aus dem 7. Jahrhundert, 7f.) auf der Brust ein grosses T-förmiges Gebilde trägt. Es dürfte sich dabei eher um eine Ornamentierung als um einen Buchstaben handeln. L I T E R A T U R : Jacob W I E D M E R - S T E R N , Die archäologische Abteilung, in: Jahresbericht des Historischen Museums Bern 1905 (1906) 21f. - Kleinere Nachrichten aus den Kantonen, in: ASA N.F. 7 (1905/06) 171f. - Otto T S C H U M I , Beiträge zur Siedelungsgeschichte des Aaregebietes im Frühmittelalter, in: Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums in Bern 20 (1941) 74f., Fig. 25; 24 (1945) 84. - Konrad W E B E R , Eine Gürtelschnalle aus dem 7. Jahrhundert, in: Artio 3, H. 3 (1962/63) 7f.
5
BRONZERING VON OBERBUCHSITEN (SO)
7. JH.
ZÜRICH, Schweizerisches Landesmuseum, Inv.-Nr. 20858. Im Jahre 1894 im Grab 92 des Reihengräberfeldes Bühl bei Oberbuchsiten auf dem Grundstück von K. FEI-STUDER entdeckt. Das Grab enthielt ausser dem Ring noch eine bunte Perlenkette. Ankauf und Konservierung durch das SLM Zürich in den Jahren 1909-1910. J. H E I E R L I , Die archäologische Karte des Kantons Solothurn, 42f., 51; SLM Zürich, Jahresbericht 18 (1909) 15, 39, 41.
224
Bronze; grünlicher, mit dunklen Flecken versehener, bandförmiger Fingerring (0: 2—2,2 cm; Höhe vorn: 0,5 cm; hinten: 0,3 cm), der sich auf der Vorderseite zu einer Zierfläche verbreitert. Ob die Ε-förmigen Gebilde auf der Zierfläche, die teils vier, teils drei Querbalken aufweisen, Buchstaben darstellen oder ihnen ausschliesslich ornamentale Funktion zukommt, bleibt fraglich. Jakob H E I E R L I , Die archäologische Karte des Kantons Solothurn. Solothurn 1905, 42f., 51. — Eugen TATARINOFF, Die Kultur der Völkerwanderungszeit im Kanton Solothurn, in: Jahrbuch für solothurnische Geschichte 7 (1934) 114. LITERATUR:
6
STEINBLOCK
BRUGG (AG), Vindonissa-Museum, Hinterhof, Steinhalle, in einem Pfeiler eingemauert. Provenienz und Fundumstände unbekannt. Kalkstein; rechteckiger (32,5 χ 34,5 Χ ? cm), gräulich-ockerfarbener Steinblock mit erhabener Einrahmung (Breite: ca. 2—3 cm), die oben und auf der linken Seite starke Lädierungen aufweist. Die obere rechte Ecke ist weggebrochen. Zahlreiche Absplitterungen an der Innenfläche. Auf der Innenfläche sind geringe Spuren einer sowohl horizontal als auch vertikal verlaufenden Unterteilung bzw. Lineatur zu erkennen, sodass bei einem evtl. vorhanden gewesenen Schriftfeld vielleicht eine Zeilentrennung vorlag, wobei sich allerdings die Anzahl der Zeilen nicht ermitteln lässt. Desgleichen sind nur sehr fragmentarisch erhaltene Spuren von Buchstaben (E, V und X?) zu erkennen, sofern überhaupt Buchstaben und nicht Lädierungen vorliegen. LITERATUR:
7
Christoph
SIMONETT,
Führer durch das Vindonissa-Museum in Brugg. Brugg 1947, 94.
NIET EINER SAXSCHEIDE
BASEL, Historisches Museum, Inv.-Nr. 1906.839. Wilhelm V I S C H E R (Kurzer Bericht über die für das Museum in Basel erworbene Schmid'sche Sammlung, 25) erwähnt «drei mit Goldblech überzogene Knöpfchen», die zum «Beschläge eines Schwertgriffes oder der Scheide eines Schwertes» gehören. Eines davon zeige «deutlich das Monogramm Christi in der einfachen Form, wo nicht in das X ein Ρ gestellt ist, sondern der 225
eine Balken des X selbst zum Hauptstrich des Ρ benutzt ist». Diese Deutung wurde bereits von MOOSBRUGGER-LEU (Die Schweiz zur Merowingerzeit A, 8 1 , Anm. 6) korrigiert: «Beim einen Niet hat sich das obere Filigrandrähtchen etwas gelöst und eingerollt, wodurch es mit dem Kreuz eine Art Chi-Rho bildete. Dieses Zufallsprodukt wurde dann als Christogramm gedeutet.» LITERATUR: Wilhelm VISCHER, Kurzer Bericht über die für das Museum in Basel erworbene Schmid'sche Sammlung von Alterthümern aus Äugst. Basel 1858, 25, Taf. 20, Fig. 6. MOOSBRUGGER-LEU, Die Schweiz zur Merowingerzeit A, 79, 81, Anm. 6; B, Taf. 11, Fig. 24.
8*
ARCHITEKTURFRAGMENT
BASEL, Münster (?); verschollen. KRAUS (Die christlichen Inschriften II, Nr. 5) erwähnt im Zusammenhang mit dem Misericordia-Relief (Kat.-Nr. 25) einen Architekturrest, der von einem Kapitell des Basler Münsters herstammen soll und zu einem nicht näher bestimmten Zeitpunkt in die «mittelalterliche Sammlung» des Museums Basel in den Nebenräumen des Münsters gelangt sei. Auf dem Architekturrest habe sich der Personenname CHRIMILT gefunden. Nachfragen beim Historischen Museum Basel, bei der Öffentlichen Basler Denkmalpflege sowie bei Dr. François MAURER ergaben, dass über die Existenz und den Verbleib eines solchen Inschriftenträgers nichts bekannt ist. LITERATUR: KRAUS,
9*
Die christlichen Inschriften der Rheinlande II, Nr. 5.
GLOCKE AUS DER KIRCHE SUHR (AG)
SUHR (AG), reformierte Pfarrkirche; im Jahre 1913 eingeschmolzen. Michael STETTLER (KDM AG I, 175) erwähnt eine Glocke aus der Kirche von Suhr, die die Inschrift TITTULUS TRIUMPHANS SIGNUM REDEMTORIS JHESUS NASEENUS REX JUDEORUM ON TETRAGRAMATON trug. Laut Schreiben der Glockengiesserei H. RÜETSCHI AG, Aarau, vom 1 8 . 3 . 1 9 8 3 hatte die Glocke einen Durchmesser von 9 9 , 5 cm. Sie wurde am 1 1 . 1 2 . 1 9 1 3 anlässlich eines Glocken226
gusses für Mels (SG), Gnosca (TI), Chiasso (TI) und Genf eingeschmolzen. Bezüglich ihrer Verzierung ist vermerkt: «alte gratige, gotische Inschrift um den oberen Rand, keine Bilder.» Die Glocke wie die Inschrift können unter diesen Umständen nicht näher datiert werden. LITERATUR:
10*
Michael
STETTLER,
KDM AG I, 175.
SARKOPHAG DER GRAFEN VON KYBURG
WETTINGEN (AG), ehemaliges Zisterzienserkloster, Marienkapelle. Johannes M Ü L L E R (Merckwürdige Überbleibsel von Alterthümeren, Teil VII, 9, Nr. 10) und Dominicus W I L L I (Baugeschichtliches über das Kloster Wettingen, 268) berichten, gestützt auf Aufzeichnungen des Wettinger Paters Coelestin HEIMGARNTER (1746—1826), dass der Kyburger Sarkophag mit folgenden inschriftlichen Texten versehen gewesen sein soll, wobei M Ü L L E R eine Inschrift auf der rechten (I) und eine andere auf der linken Seite (II) des Grabmals voneinander unterscheidet, W I L L I dagegen nur von einer einzigen Inschrift spricht, die «über dem Sarkophag angebracht war»:
I.
IN HOC TUMULO QUIESCUNT HARTMANNI DUO SENIOR AC IUNIOR, GOTTEFREDUS ET HENRICUS INCLYTI COMITES DE KYBURG, BENEFACTORES MARIS STELLAE.
II.
HARTMANNUS COMES DE DILLINGEN PAGUM WETTINGEN DOMINO HENRICO DE WANDELBERG, COMITI DE RAPERSCHWYL, PRO HOC MONASTERIO CONDENDO MCLX MARCIS ARGENTI VENDIDIT. HARTMANNI FILIUS FRIDERICUS, UT OMNIUM SPIRITUALIUM BONORUM, QUAE HIC ET IN TOTO ORDINE FIUNT, C O M M U N I C A T I O N GAUDERET, SEPULTURAM APUD HOC SACELLUM ELIGENS, IN EODEM HOC SEPULCHRO ILLUSTRIUM COMITUM DE KYBURG, BENEFACTORUM MARIS STELLAE, CONDITUR. Text nach Johannes VII, 9, Nr. 10.
MÜLLER,
Merckwürdige Überbleibsel von Alterthümeren, Teil
Da die Inschriften erst zu einem sehr viel späteren Zeitpunkt, möglicherweise unter Abt Petrus (1594—1633), auf den Sarkophag gemalt wurden (Frdl. Mitteilung von Dr. Peter HOEGGER, Inventarisation der Kunstdenkmäler des Kantons Aargau), sind sie aus dem Katalog auszuscheiden.
SCHMID
227
Johannes M Ü L L E R , Merckwürdige Überbleibsel von Alterthümeren an verschiedenen Orthen der Eydtgenosschafft, Teil V I I . Zürich 1776, 9, Nr. 10. - Dominicus W I L L I , Baugeschichtliches über das Kloster Wettingen, in: Cistercienser-Chronik 6 (1894) 268. Johann Rudolf RAHN, Funde in der Marienkapelle des Klosters Wettingen, in: ASA Ν.F. 12 (1910) 220f. LITERATUR:
11
WANDMALEREI AUS MÜNCHENBUCHSEE (BE)
2. H.-ENDE 13. JH.
BERN, Historisches Museum, Inv.-Nr. 30 186. Roland PETITMERMET erwähnt in seinen Beschreibungen des Konventsaales der ehemaligen Johanniterkomturei Münchenbuchsee ein aus der 2. Hälfte oder dem Ende des 13. Jahrhunderts stammendes Fragment eines Wandbildes, das im Winter 1943 unter einer Gipsschicht an der Nordwand des Saales entdeckt wurde und im darauffolgenden Jahre an den heutigen Standort gelangte. Das Fresko stellt eine Kriegsszene dar. In der oberen rechten Ecke glaubt PETITMERMET die Buchstaben NI erkennen zu können und denkt dabei an die Ortsnamen Nicosia und Nicopolis. Er räumt allerdings ein, dass keiner der Orte in einem inhaltlichen Zusammenhang zum Wandgemälde steht. Da die Lesung dieser vermeintlich vorliegenden Buchstaben unsicher ist — ein I ist evtl. möglich, ein Ν hingegen wegen der Breite wohl eher auszuschliessen - und sie weder innerhalb noch unmittelbar über der Darstellung angebracht sind, somit sehr wahrscheinlich auch kein Bezug zum Wandbild gegeben ist, kann nicht einmal von einem Fragment gesprochen werden. L I T E R A T U R : Roland PETITMERMET, A U S dem ehemaligen Johanniterhaus Buchsee. Der Konventsaal, in: Jahrbuch des Amtes Fraubrunnen 1948/49, 85-89, Fig. - DERS., Der Konventsaal und seine Wandmalereien. Münchenbuchsee 1982 (Beiträge zur Geschichte von Münchenbuchsee 25) 15.
12
ARMRELIQUIAR DER HEILIGEN VERENA
ZURZACH (AG), Pfarrkirche St. Verena, Kirchenschatz. Das Armreliquiar der heiligen Verena, welches auf einem von sieben Emailminiaturen mit einer Kreuzigungsdarstellung und dem Kreuztitulus I(ESVS) N(AZARENVS) R(EX) I(VDAEORVM) versehen ist, wird von Hans-Jörgen HEUSER (Oberrheinische Goldschmiedekunst im Hochmittelalter, 170) in die Zeit um 1294 datiert, da in diesem Jahr ein Brand die Ostteile der 228
Stiftskirche St. Verena zerstörte und wegen andauernden Geldmangels bis 1347 die Herstellung eines derart kostbaren Kunstwerkes nicht möglich gewesen sein dürfte. Gegen diese Annahme HEUSERS sprechen die eindeutig gotische Form des Sockels mit den spitzbogig eingerahmten Miniaturen (zum Vergleich H E U S E R , op. cit., Kat.-Nr 68, Fig. 470-476: Konstanz, a. 1351 [Abtstab von der Insel Reichenau]) sowie die Vermutung von Prof. Hans Rudolf SENNHAUSER, Zurzach, dass es sich beim Verena-Armreliquiar um ein Geschenk der Königin Agnes von Ungarn (1281-1364) handeln könnte, die sich erst im Verlaufe der ersten Hälfte des 14. Jh. bis zu ihrem Tode im Aargau aufhielt. Von einer Bearbeitung der Inschrift aus chronologischen Gründen ist abzusehen. Adolf R E I N L E , Die heilige Verena von Zurzach. Legende-Kult-Denkmäler. Basel 1948 (Ars docta 6) 132, 193f., 234, Anm. 69-74, Fig. 57-65. - Katia G U T H - D R E Y F U S S , Transluzides Email in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts am Ober-, Mittel- und Niederrhein. Basel 1954 (Basler Studien zur Kunstgeschichte 9) 23, Anm. 1, 26f., Anm. 4. - Hans-Jörgen H E U S E R , Oberrheinische Goldschmiedekunst im Hochmittelalter. Berlin 1974, 169f., Nr. 67, Fig. 461-469. LITERATUR:
229
VERZEICHNISSE
ALLGEMEINE ABKÜRZUNGEN a. Inv. Lit. o.D. SLM
anno Inventar Literatur ohne Datum Schweizerisches Landesmuseum
AG BE BL BS SG SO
Aargau Bern Basel-Land Basel-Stadt Sankt Gallen Solothurn
BIBLIOGRAPHISCHE ABKÜRZUNGEN Acta SS AHVB ASA ASG ASGA BTB BZGA CCSL CIFM CIL CIMAH CIS CSEL CVMA DACL DI
FRB GHS HBLS HSG ICHL IHC JSGU KDM LCI LThK MAGZ MEC MG
234
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Lageskizze der westlichen Deutschschweiz mit Fundort und in Klammer Anzahl der Inschriften: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18.
Wimmis (BE; 1) Scherzligen/Thun (BE; 1) Oberbalm (BE; 1) Neuenegg (BE; 1) Bern (2) Lauperswil (BE; 1) Rüderswil (BE; 1) Burgdorf (BE; 1) Münchenbuchsee (BE; 2) Frienisberg (BE; 1) Walperswil (BE; 3) Gals (BE; 3) Tüscherz (BE; 1) Brügg (BE; 1) Grenchen (SO; 1) Solothurn (1) Hohberg (SO; 1) Chalières/Moutier (BE; 1)
BS: 32 242
AG: 23
BE: 20
19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. SO: 7
BL: 3
Moutier (BE; 1) Erschwil (SO; 1) Kleinlützel (SO; 1) Mariastein (SO; 1) Basel (32) Äugst (BL; 1) Kaiseraugst (AG; 7) Liestal (BL; 1) Schöntal/Langenbruck (BL; 1) Oberbuchsiten (SO; 1) Suhr (AG; 3) Teufenthai (AG; 1) Muri (AG; 1) Herznach (AG; 1) Königsfelden (AG; 1) Windisch (AG; 2) Wettingen (AG; 5) Zurzach (AG; 2)
PALÄOGRAPHISCHES REGISTER Abkürzungen
ABBabbas 16 II b ACTV actum 50 adiectum 50 ADIECTV AE ave 52 ΑΓ άγιος 57 V ALBERT Albertus 36 I ALSATIESIS Alsatiensis 36 I ANO anno 50 [A]NVCIACO anunciaco 57 I APR Aprilis 20* IV ascensio 57 XI b ASSIO ASVCIO asumpcio 57 XIII AVG Augusti 20* VII BAS Baptistes 57 9 BONV bonum 37 I CELLARIV cellarium 50 COME comes 20* III 'MVNI communi 50 CONDIT conditur 15 'SESIT consensit 50 ΎΕΤΟΝΕ conventionem 50 CORA coram 50 CV cum 33* DCS dictus 50 DEBET debent 50 DEDICAT, DEDICATV dedicatum 20* I, VIII DEDVCEDV deducendum 50 DETIORATOE deterioratione 50 D M diis manibus 5, Anh. 1 DNI, DNI, DNI, DNI domini 39 I, 47*, 50, 57 III, IX, XI b DÑICVS Dominicus 57 17 dominus 16 II a DN S DOMINANTIVdominantium 16 II a DOMV domum 50 DOM' domus 50 DVXIM duximus 50 θεού 57 V ΘΥ est 50 E eam 50 EA episcopi 6 ECP eiusdem 50 EI'DE episcopus 12, 14 I, 37 I EPS, EPS, EPS etiam 50 ETIA eundem 50 EVDE Februarii 20* II FEBR fortitudo 16 III d FR TT
244
GRCIA Η HABISP HAC [HEREDITJAIO HT HVBERTV I IC, IC, IC IDE IDE ÏFERNO ÏFLAMACIO IG IOHNS, IOHNS ICO IPO IS' TC ITE KAN KEISTVOL, KESTL, KESTVOL KL L LANTGRAVI' —LD [LJVCETIA MAI MAR [MAUJRITIU MEIHART MONASTERIV M~P MRS MVRV MVR' NAT' NO NOB NRO OB, OB, OB OBSRV OIB' Ρ PDCI POVRET PR DC PREDCI PSENTI
gratia 52 hic (?) 54 Habispurg 36 O hanc 50 hereditario 50 habet 50 Humbertus 20* IV in 57 VII Jesus 14 II, 57 IV-VI, X-XI idem 50 inferno 57 Vili inflamado 57 XII igitur 50 Johannes 57 9, D Johannes 57 V ipso 50 iusticia 16 III b item 50 kanalem 50 Keiserstuol 50 kalendis 12, 20* II, IV-VI, 50 vel 50 lantgravius 36 I —Idus 37 I lucentia 50 Maii 20* V Martii *20 III Mauritius 38 Meinhart 50 monasterium 20* I, VII μήτηρ 57 V Martyrus(!) 57 18 murum 50 murus 50 natus 36 I non 50 nobis 50 nostro 50 obiit 20* II-VI obstruí 50 omnibus 36 I per 50 praedicti 50 procuret 50 prudentia 16 III a praedicti 50 praesenti 33*
PTESTATA_ PVBLICATA QD, QD QQM QS REQVIIS _ ROBORADA S S
s SACIS SANCTORV SANTVS SQ_SC SCE SCS, SC-S SRIB _ STBVLV STILLICIDIV SVBT' SVT SVV TEN TM PR VERS' VN[A]CV
xc, xc XP
protestatam 50 publicatam 50 quod 50 quoquomodo 50 quas 50 reliquiis 36 I roborandam 50 sancta 60 sanctus 57 1 - 5 , 8 - 2 2 , 2 5 31, 33-37, A-D sancta 57 6f., 32 u. 38-44 sacris 36 I sanctorum 20* VII sanctus 46* sancti 6, 20* I sanctae, sánete 20* VII, 57 XIII sanctus 15, 16 II b-e Sriber 50 stabulum 50 stillicidium 50 subtus 50 sunt 36 II suum 50 tenet 50 temperantia 16 III c versus 50 unacum 50 Christus 57 IV-VI, X-XI a Christus 14 II, 67*
Cauda, eingerollt, verkehrt aufgesetzt, oben neben dem Wort 36 I Cauda, eingerollt, vor, nach oder neben dem Wort 361, 50 Cauda, nicht eingerollt, neben dem Wort 38 Häkchen, oben am Buchstaben bzw. über dem Wort 37 I, 50, 54 Häkchen, schräg nach rechts oben gezogen, gekrümmt, an Haste ansetzend 20* II, IV-VI Linie, gekrümmt, von der Grundlinie auf die Haste zulaufend 50 Schnörkel, neben dem Wort 50
Interpunktion Schlusszeichen: Kreuz 42, 48*, 60 (?) Monogramm, kreuzförmig 32 Punkt 11, 19 (?), 43 Worttrennung: Doppelpunkt 53, 64 I dreieckiger Punkt 5 drei dreieckige Punkte (zwei übereinanderliegend, der dritte rechts davon in Zeilenmitte) 18 Kreuz 4, 32, 64 I, 69 runder Punkt 12 (?), 17, 22*, 24, 25 I—II (?), 34, 35, 36 I - I I , 37, 39 I, 42, 46*, 47* (?), 50, 52, 56, 57, 60, 65, 66, 67*, 68, 69, 70 Stern 56
Ligaturen A bkiirzungszeichen Balken, waagrecht, am Wortende in Zeilenmitte 16 II a-b Balken, waagrecht, mit Ausbuchtung nach oben, über oder oben neben dem Wort 15, 35, 37 I, 39 I Balken, waagrecht, mit punktförmiger Verdickung in der Mitte, über dem Wort 36 II Balken, waagrecht, über dem Wort 12, 16 III a - d , 20* I—II, V I - V I I , 36 I—II, 50, 57 (sehr häufig) Balken, waagrecht, zwischen zwei Buchstaben in Zeilenmitte 16 II b - e Balken, waagrecht, zwischen zwei Buchstaben oben 16 II a Balken, waagrecht oder schräg, durch den Buchstaben gezogen 50 Balken, wellenförmig, über dem Wort 57 V, XI a Buchstabe, oben, neben oder über dem Wort 36 I, 50, 57 V, 6f„ 32 u. 38-44
AB AR AV DE EV MA ME ND NE NT TE ΤΗ VR
vs
33* 18, 39 I 5 48* 7 39 I 16 I a - b , 18 19 5, 16 I a, 39 I 39 I 16 I b, 39 I 18, 48* 34, 39 I 14 I, 23, 34, 57 5
Lineatur 12, 15, 18, 20*, 34, 35, 37, 38, 39 I, 46*, 49*, 50, 52, 53, 56, 64, 66, 67*, 68, 69, 70, 71 I, III-IV, Anh. 6
245
Schlusszeichen ν. Interpunktion Schriftarten Majuskel: spätantik Anh. 1 vorkarolingisch 3, 4, 5, 6, 7, 8*, 9, 10, 11, 71 I (?), II ottoniseli 12, 13, 14, 15 romanisch 16, 17, 18, 19, 20*, 21, 22*, 23, 24, 25, 26, 28, 29, 30
246
frühgotisch 31, 32, 33*, 34, 35, 36, 37, 38, 39,40,42, 43, 44 gotisch 45*, 46*, 47*, 48*, 49, 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59, 60, 64, 65, 66, 67*, 68, 69, 70, 71 IV, Anh. 11 (?)
Worttrennung v. Interpunktion
INDEX VERBORUM ET NOMINUM Die Zahl nach dem K o m m a bezeichnet bei längeren Inschriften die Zeile.
abbas 16 II adicio 50,14 administrator Anh. 3* (adminstraturibus) adversus 17 aeternus Anh. l,2f. aether 33*,5 (aethera) ago 36 II, 50,13 alius 39 1,9 alo 45* Alsaciensis 36 I (Alsatiensis) altare 39 1,3 u. 11, 61* IV amen 68 anima 33*, 4 (annima), 61* III-V annuntiatio 57 I (anunciaco) annus 5,6, 33*,1, 36 II, 391,1,47*, 50,13, 61* I-V, 62*, Anh. 1,6 apostolus 39 1,13 appareo 57 X (aparuti) Aprilis 20* IV, 63* argentum Anh. 10* II ars 45* ascensio 57 X I b aspicio 36 I assumptio 57 XIII (asumpcio) astrum 45* atque (?) 22* augustus 4 Augustus (Monatsname) 12, 20* I, VII aula 34 Aurora 33*,2 autem 39 1,8 ave 52, 56, 58 I Basilea 37 I Basiliensis 39 1,6, 61* I-III, V, 62* beatus 39 1,4, 42 bene 22* benedictus 16 I a benefactor Anh. 10* I-II bonus 5,3, 37 I, Anh. 10* II brechen 63* Burgundiones 27* cado 50,12 caelestis 34 (celesti)
calix 42 cape Ha 61* IV cellarium 50,6 centesimus 33*, 1 (centsesimo) clemens 16 I b comes 20* III, 36 I, 4 8 * , 4 9 * , Anh. 10* I-II comitissa 48* communicatio Anh. 10* II communis 50,12 condo 15, Anh. 10* II coniux Anh. 1,4 consentio 50,8 contineo 39 1,8 conventio 50,10f. coram 50,11 cornu 36 I corpus 45* crux 17 Cuno (?) 24 debeo 50,7 dedico 20* I, VII, 39 1,3 deduco 50,1 deteriorado 50,4 deus 3, 5,1, Anh. 1,1, Anh. 3* dico 4 7 * , 50,9 dies 61* V discipulus 57 X (disipulis) dito 36 I do 42 dominor 16 II dominus 16 II, 33*, 3, 46*, 50, 5, 8, 12, 16, *61 I Anh. 10* II Dominus 17, 33*, 1, 39 I, 1, 47*, 50, 13, 57,1, II, IX, X l b , 61 *61 I-II, IV-V domus 50,5,8, Anh. 3* ducentesimus 39 1,2 duco 50,13 dulcissimus Anh. l,4f. (duicissime) duo 34, Anh. 10* I dux 27* ecce 17 ecclesia 39 1,7 (eclesia), 61* IV ego 19 eligo Anh. 10* II
247
Elysius (Heiisias) 4 1 * episcopus 6,2,3f. (ebescubus), 12, 14 I, 37 I, 39 1,7, II (?), 40 (?), 6 1 * I-V excito 69
lantgravius 36 I lapis 34 (lapdes) laudo 69 leo 17 licite 50,15 ligen 55 (lit) locus 50,16 luceo 50,7 Luchart 25 II lux 19
fació 6,6, 14 I, 27* famulor 34 Februarius 2 0 * II felix 3, 4 1 * fenestra 50,5 filia 4 8 * filius Anh. 10* II fio Anh. 10* II fortis 16 I a fortitudo 16 III d fossa 4 1 * fugio 17 fugo 69 fundator 33*,7, 61 IV fundo 2 2 * , 33*,2 gaudeo Anh. 10* II gloria 56, 65, 66, 67*, 68, 69, 70 gloriosus 39 I, 4 got 6 3 * gratia 52 (gracia) habeo 50,5 hei 16 I a hinne 63* honor 6,1 (onore), 20* I, V I I , 39 1,4 hunt (?) 24 iaceo 33*,7, 4 5 * Idus 20* I, III, V I I , 33*,1, 4 7 * , 61* I V igitur 50,10 illustris Anh. 10* II illustrissimus 33*,3 incarnatio 39 1,1 (incarnacione) inclutus Anh. 10* I (inclyti) infernum 57 V I I I inflammatio 57 X I I (inflamacio) innox 11 (inox) ipse 50,10 iste 36 I, 42 iubeo 14 I luda 17 Iudaeus Anh. 9 * (Judeorum) iunior Anh. 10* I Iunius 2 0 * V I ius 50,10 iustitia
16 III b (iusticia)
Kalendae 12, 2 0 * II, IV, V, V I , 50,14, 61* I, 63*
248
Keiserstuol 50,3 kenel 50,1 Kyburg 4 8 * (Kiburg)
magus 57 III maneo 22* marca Anh. 10* II mediator 16 I b medicus 16 I a memoria 5,4, Anh. 1,2 mensis 6 1 * V millesimus 33*,1 (milésimo), 39 1,2 miser (?) 35 misericordia 25 I monasterium 2 0 * I, VII, 33*,2 (monsterium), Anh. 10* II monumentum 57 V I I mors 22* mulier 35 mundus 19 mure 55 (mura) murus 50,4,15,17 nascor 36 I nativitas 57 II nennen 6 3 * (ginant) nobilis 6 2 * notus 36 I nullus 22* obeo 20* II-VI, 6 1 * I-V, 6 2 * , 6 3 * obscuro 50,8 obstruo 50,7 occido 12 octavus 33*, 1 (otauo) October 5,8 omnis 20* V I I , 36 I, Anh. 10* II opus 14 I ordo Anh. 10* II os, oris 45* os, ossis 33*,7, 4 1 *
paganus 12 pagus Anh. 10* II pars 17 pater 37 I, 61* III pauper 25 I pauso 41* pax 56, 61* III-V, 65 (bace), 66, 67*, 68, 69, 70 perpetuus 4 placeo 50,3 plebs 37 II plenus 52 pono 57 VII, Anh. 1,8 porta 27* possum 50,3,15 praedico 50,4,12 (predicti) praepositus Anh. 3* (praebositis) praesens 33*,6 (presenti) procuro 50,2 (proouret) prospicio 16 I b protestor 50,11 prudentia 16 III a (prudencia) publico 50,11 quia 34 quiesco 48*, Anh. 10* I (qiescit) quintusdecimus (?) 5,7f. quis 16 I a quomodo 57 VII, X (comodo) quoquomodo 50,7 radix 17 Raprehtsw[il]e, Raprethiswilere, Rapretswiler (Rapperswil) 47*, 48*, 49* redemptor Anh. 9* (redemtoris) regno 33*,5 reliquiae 36 I, 39 1,10 requiesco 5,3, 11 (requiiscit), 61* III-V resurrectio 57 IX (resureco) reverendus 61* I-III, V rex 16 II, 56, 65, 66, 67*, 68, 69, 70, Anh. 9* roboro 50,13 Rodo 26 rogo 50,11 ruowen 63* (rowit) sacellum Anh. 10 II sacer 36 I sal vus (?) 50,15 sanctus 6,1, 20* VII, 39 I,9f. scio 22* sedes 41* selin bant 63* semper 4
senior Anh. 10* I September 61* I, IV-V sepulcrum Anh. 10* II (sepulchro) sepultura Anh. 10* II servus 46* (serfus) sicut 16 I a sigillum 50,12 signum Anh. 9* sine 50,4 soter 16 I a sperno 22* spiritualis Anh. 10* II spiritus 41*, 45*spolio 57 VIII (spuliavit) stabulum 50,6 stillicidium 50,2 structure 34 subtus 50,15 sutor 50,9f. suus 50,16 temperantia 16 III c (temperancia) templum 34 teneo 45*. 50,10 terrigena 16 I b territorium (?) 50,16 tetragram(m)aton Anh. 9* Thebaidus 15 titulo 34 titulus Anh. 9* (tittulus) tonitrus 69 tono 69 torpeo 69 totus Anh. 10* II transeo 41* tres 50,4 tribus 17 tricesimus 33*, 1 triumpho Anh. 9* tumba 33*,6 (timba) tumulo (?) 22* tumulus 5,2, 15, Anh. 10* I unacum 50,12 urbs 37 I usia 16 I b utor 3 vater 63* vendo Anh. 10* II venerabilis 39 1,6 venio 56, 65, 66, 67*, 68, 69, 70 vermis 45*
249
versus 50,5 vinco 17, 27* virgo 39 1,5 vita 22*, 45* vivo 3, 5,5, 71 II, Anh. 1,5 (visit) vivus 34 vrouwe 55 (vrova), 63* (vrowa)
250
Wandeiber 47* Zeringia 27* Griechische Wörter:
άγιος 57 V θεολόγος 57 V ύεός 57 V μήτηρ 57 V
PERSONEN-, ORTS- UND SACHREGISTER
Abkürzungen v. Paläographisches Register Abkürzungszeichen v. Paläographisches Register Adalbero II. (?), Bischof von Basel 40 Albert III. von Habsburg, Landgraf im Eisass 36 Alexius v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Alpha und Omega v. Symbole Altarantependium v. Inschriftenträger Altardiptychon v. Inschriftenträger Altarkreuz v. Inschriftenträger Alter der Verstorbenen 5, Anh. 1 Amatus Anh. 1 Andreas v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Andreas III., König von Ungarn 57 Anna, Gräfin von Kyburg-Rapperswil 48* Anna v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Antonius v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Aposteltafel v. Inschriftenträger Architekturfragment v. Inschriftenträger Arnold von Blotzheim, Vizekustos des Basler Domstiftes 62* Äugst (BL) v. Fundort, Standort Augustinus v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Ausführungstechnik: - ausgelegt in Email 58 I - in Durchbruchsarbeit 1 - eingehauen 5, 6, 11, 12, 14 I-III, 18, 21, 22* (?), 23, 24, 25, 26, 27*, 28, 34, 41* (?), 45*, 48*, 49*, 50, 54, 55, 63*, 71 I-II, Anh. 1, 3*, 6 - eingenagelt 51 - eingepunzt 2 - eingerieben 13 - eingeritzt/tauschiert 29, 30, 31, 32, 36, 41* (?), 44, 59 - eingeschnitzt 4 - eingraviert 3, 7, 8*, 9, 10, 16 I, 42, 57 V, XI a, 58 II - gegossen 46*, 56, 65, 66, 67*, 68, 69, 70 - gemalt 17, 19, 35, 38, 39, 40, 43, 52, 53, 57 I-IV, VI-X, XI b, XII-XIII, 1-44, A-D, 64, 71 III, IV, Anh. 10 (?), 11 - geschabt 60 - gestrickt 20* - getrieben, erhaben 15, 16 II-IV
Barbara v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Bartholomäus v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Basel v. Fundort, Standort Baudoaldus 5 Bauinschrift v. Inschriftenart Benedikt v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Berchtoldus 54 Bern v. Fundort, Standort Bernhard v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Bertha, Gräfin von Neuenburg-Nidau 41* Berthold V., Herzog von Zähringen 27* Besitzermonogramm/Besitzervermerk v. Inschriftenart Besteck v. Inschriftenträger Bibelspruch v. Inschriftenart Bibelzitate 52 (Lk 1,28), 19 ( j ° 8,12), 17 (Apk 5,5) Bildlegende, Erklärungen szenischer Darstellungen v. Inschriftenart Bregenz v. Standort Bronze v. Material des Inschriftenträgers Bronzeblech v. Inschriftenträger Brugg (BE) v. Fundort Brugg (AG) v. Standort Buchstaben, eingeschrieben v. Paläographisches Register Buntsandstein v. Material des Inschriftenträgers Burgdorf (BE) ν. Fundort, Standort Cäcilia v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Chalières/Moutier (BE) ν. Fundort, Standort Chrimilt Anh. 8* Christogramm v. Symbole Christopherus v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Christus v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Clara, Markgräfin von Baden 63* comes, comitissa v. Stände, Titel und Berufe Cuniza 20* II Damian v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie
251
Datierungen: - Jahreszahlen 33*, 36 II, 39 I, 47*, 50, 51, 61* I-V, 62*
- Tagesangabe nach röm. Kalender 5, 12, 20* IVII, 33*, 47*, 50, 61* I, IV-V, 63* David v. Heilige und biblische Namen Dedikationsnotiz v. Inschriftenart Demetrius v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Detibaldus 6 Distichon v. Versinschriften Dominikus v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie dominus v. Stände, Titel und Berufe, Heilige und biblische Namen Dornach (SO) v. Standort dux v. Stände, Titel und Berufe Eichenholz v. Material des Inschriftenträgers Eisen v. Material des Inschriftenträgers Elfenbein v. Material des Inschriftenträgers Elfenbeinhorn v. Inschriftenträger Elfenbeinplättchen v. Inschriftenträger Elisabeth v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Email v. Material des Inschriftenträgers Emerich v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Englischer Gruss v. Inschriftenart episcopus v. Stände, Titel und Berufe Epitaph v. Inschriftenart, Inschriftenträger Erlach (BE) ν. Fundort, Standort Erschwil (SO) v. Fundort, Standort Euphemia v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Eustata Anh. 1 Ezelin, Diakon von St. Leonhard/Basel 45* Fenster v. Inschriftenträger Figurenbezeichnung v. Inschriftenart Fingerring v. Inschriftenträger Formeln und Sprüche (vgl. Bibelzitate, Versinschriften, Index verborum): - anno ab incarnatione domini ... dedicatum est 39 I - anno domini ... fundatum est ... ab N.N. ... 33* - anno domini ... obiit N.N. 61* I-V - conditur hoc ... tumulo N.N. 15 - diis manibus 5, Anh. 1 - excito torpentem, tonitrum fugo, laudo tonantem 69 - hic iacet ... 45* - hac pausant fossa ... ossa 41* - hic (re)quiescit N.N. ... 11, 48*
252
- in eodem hoc sepulchro ... conditur Anh. 10 - in hoc tumulo quiescunt ... Anh. 10 - in hoc tumulo (re)quiescit bone memoriae N.N. 5 - in honore ... 39 I - in honore ... N.N. fecit 6 - N.N. ... fieri iussit 14 I - N.N. ... obiit anno ... 62* - notum sit omnibus ... quod ... 36 I - o rex glorie (Christe) veni cum pace 56, 65, 66, 67*, 68, 69, 70 - requiescat in pace 61* III-V - sub hac ... tumba iacent ... 33* - utere felix 3 - vive deo 3 Franziskus ν. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Fresko v. Material des Inschriftenträgers Friedrich, Graf von Kyburg Anh. 10 Frienisberg (BE) ν. Fundort, Standort Fundort: - Äugst (BL) 4 - Basel, Friedhof Aeschenvorstadt 2; Freiestr. 13 50; Gräberfeld Kleinhüningen 3; ehem. Kloster Klingental 63*; Leonhardskirche 35, 55, 71 IV; Münster 12, 16, 18, 23, 24, 25, 34, 37, 39, 40, 42, 45*, 61* I-V, 71 III, Anh. 8*; Naturhistorisches Museum 52, 53; Predigerkirche 43; Rheinhafen bei Kleinhüningen 31, 32; ehem. Kloster St. Maria Magdalena an den Steinen 62* - Bern, Münster 69, 70 - Brügg (BE), in der Zihl 30 - Burgdorf (BE), Turm zum «Alten Markt» 27* - Chalières/Moutier (BE), Friedhofskapelle 19 - Erlach (BE), ehem. Benediktinerabtei St. Johannsen 21, 41*, 71 I; v. Gals (BE) - Erschwil (SO), Pfarrkirche 17 - Frienisberg (BE), ehem. Zisterzienserabtei 33* - Gals (BE), Anstalt St. Johannsen/ehem. Benediktinerabtei 21, 41*, 71 I; v. Erlach (BE) - Grenchen (SO), Nähe Kirche St. Eusebius 7 - Herznach (AG), Verenakapelle 14 - Hohberg (SO) 8* - Kaiseraugst (AG), frühmittelalterliches Gräberfeld 5, 9, 10, 11, Anh. 1,2; spätrömisches Kastell 1 - Kleinlützel (SO), alte Kirche 65 - Königsfelden (AG), ehem. Franziskaner- und Klarissenkloster 57 - Lauperswil (BE), reformierte Pfarrkirche 66 - Liestal (BL), reformiertes Pfarrhaus 54 - Mariastein (SO), Benediktinerkloster 20* - Moutier (BE), ehem. Stiftskirche St-Germain et Randoald 22*
- Münchenbuchsee (BE), ehem. Johanniterkomturei Anh. 11 ; reformierte Pfarrkirche 60 - Muri (AG), ehem. Benediktinerkloster 36 - Neuenegg (BE), Grabhügel bei Schönenbrünnen Anh. 4 - Oberbalm (BE), reformierte Kirche 46* - Oberbuchsiten (SO), Gräberfeld Bühl Anh. 5 - Rüderswil (BE), Hof vor der reformierten Kirche 68 - Scherzligen/Thun (BE), Kirche 38 - Schöntal/Langenbruck (BL), ehem. Benediktinerkloster 26 - Solothurn, St. Ursen-Kathedrale 15 - Suhr (AG), reformierte Pfarrkirche 56, Anh. 9 * - Teufenthai (AG), Schloss Trostburg 51 - Tüscherz (BE) 59 - Walperswil (BE), reformierte Pfarrkirche 67* - Wettingen (AG), ehem. Zisterzienserkloster 4 7 * , 4 8 * , 4 9 * , 58, Anh. 10 - Wimmis (BE), reformierte Kirche 13 - Windisch (AG), auf der «Breite» Anh. 3 * ; reformierte Pfarrkirche 6 - Zurzach (AG), Pfarrkirche St. Verena 64, Anh. 12 Gabriel v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Gals (BE) v. Fundort, Standort Gebetsartiger Anruf v. Inschriftenart Gedenkstein v. Inschriftenträger Georg v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Gesteine v. Material des Inschriftenträgers Glas v. Material des Inschriftenträgers Glasbecher(fragmente) v. Inschriftenträger Glocke v. Inschriftenträger Glockeninschrift v. Inschriftenart Glückwunsch (christl.) v. Inschriftenart Gold v. Material des Inschriftenträgers Gott 63* (got) v. Heilige und biblische Namen Gottfried von Eptingen 42 Gottfried, Graf von Kyburg Anh. 10 Grabinschrift v. Inschriftenart Grabplatte, Grabstein v. Inschriftenträger Gregor v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Grenchen (SO) v. Fundort Gruss v. Inschriftenart Gürtelschnalle v. Inschriftenträger Hartmann, Graf von Dillingen Anh. 10 Hartmann d. J., Graf von Kyburg Anh. 10
Heilige und biblische Namen: - Alexius 57 30 - Andreas 57 12 - Anna 57 32 (Ana) - Antonius 57 20 - Augustinus 57 16 (Agustinus) - Barbara 57 42 - Bartholomäus 18 - Benedikt 16 II, 57 14 (Benedict) - Bernhard 57 36 - Cäcilia 57 44 - Christopherus 57 33 (Cristoforus) - Christus 14 II (Jesus Christus), 56 (Jesus), 57 IVVI, Χ , XI a 0esus Christus), 65, 66, 67*, 68, 69 - Damian 57 22 - David 17, 22* - Demetrius 57 29 - Dominikus 57 17 - Elisabeth 57 6 - Emerich 57 4 - Euphemia 57 38 (Fumia) - Franziskus 57 19 - Gabriel 16 II - Georg 57 1 - Gregor 57 15 - Helena 57 7 (Elena) - Jakob 18, 57 26 - Jesus v. Christus - Joachim 57 31 - Johannes, Apostel und Evangelist 18, 57 V (Ιωάννης), D - Johannes der Täufer 57 9 - Joseph 57 13 (Josep) - Judas 18 - Julian 57 37 - Katharina 57 40 (Caterina) - Konstantin 57 8 - Kosmas 57 21 - Ladislaus 57 5 - Leonhard 57 34 - Lucia 57 43 - Lukas 57 C - Margareta 57 39 - Maria 20* VII, 39 I, 42, 52, 56, 57 XIII - Maria Magdalena 60 - Marina 57 41 - Markus 57 Β - Martin 6, 13, 57 28 - Matthäus 43, 57 A - Mauritius 38 - Michael 16 II - Nikolaus 57 27
253
- Paulus 57 25 - Petrus 18, 57 11 - Petrus Martyr 57 18 - Raphael 16 II - Simon 18 - Stephanus 57 3 - Sulpicius 46* - Theodor 57 2 - Thomas 57 35 - Ursus 15 - Vinzenz 20* I - Zacharias 57 10 (Cacaría) Heinrich II., Freiherr von Rapperswil 47*, Anh. 10 Heinrich, Graf von Kyburg Anh. 10 Heinrich von Neuenburg, Bischof von Basel 61* IV Heinrich von Thun, Bischof von Basel 61* III hei 16 I Helena v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Herznach (AG) v. Fundort Hexameter v. Versinschriften Hohberg (SO) v. Fundort Holz v. Material des Inschriftenträgers Hugo dictus Meinhart sutor 50 Hugo von Hasenburg, Bischof von Basel 61* II Humbertus 20* IV Ikonographie (vgl. Symbole): - Alexius 57 30 - Andreas 57 12 - Anna 57 32 - Antonius 57 20 - Augustinus 57 16 - Barbara 57 42 - Bartholomäus 18 - Benedikt 16 II, 57 14 - Bernhard 57 36 - Cacilia 57 44 - Christopherus 57 33 - Christus 14 II, 16 II, 17, 19, 35, 57 I II, IV-XI b, 58 II - Damian 57 22 - Demetrius 57 29 - Dominikus 57 17 - Elisabeth 57 6 - Emerich 57 4 - Euphemia 57 38 - Franziskus 57 19 - Gabriel 16 II - Georg 57 1 - Gregor 57 15 - Helena 57 7 - Jakob 18, 57 26
254
- Joachim 57 31 - Johannes, Apostel und Evangelist 18, 57 V, D - Johannes der Täufer 57 9 - Joseph 57 13 - Judas 18 - Julian 57 37 - Katharina 57 40 - Konstantin 57 8 - Kosmas 57 21 - Ladislaus 57 5 - Leonhard 57 34 - Longinus 14 III b - Lucia 57 43 - Lukas 57 C - Margareta 57 39 - Maria 57 I, V, XIII - Maria Magdalena 60 - Marina 57 41 - Markus 57 Β - Martin 57 28 - Matthäus 43, 57 A - Mauritius 38 - Michael 16 II - Misericordia 25 - Nikolaus 57 27 - Paulus 57 25 - Petrus 18, 57 11 - Petrus Martyr 57 18 - Raphael 16 II - Simon 18 - Sol und Luna 35 - Stefaton 14 III a - Stephanus 57 3 - Theodor 57 2 - Thomas 57 35 - Zacharias 57 10 Inschriftenart: - Bauinschrift 6, 27*, 34 - Besitzermonogramm, Besitzervermerk 7 (?), 8* I (?), 9 (?), 10 (?) - Bibelspruch 19 - Bildlegende, Erklärung szenischer Darstellungen 57 I II, VII-X, XI b, XII-XIII - Dedikationsnotizen 20* I, VII - Englischer Gruss 52, 58 I - Epitaph 55, 61* I-V - Figurenbezeichnung 14 III, 16 II-III, 18, 24,25 I, 38, 39 II, 40, 43, 57 III-VI, XI a, 1-44, A-D, 60 - Gebetsartiger Anruf 16 1 - Glockeninschrift 46*, 56, 65, 66, 67*, 68, 69, 70, Anh. 9* - Glückwunsch (christl.) 3
- Grabinschrift 5 , 1 1 , 1 2 , 1 5 , 33*, 37,41 *, 45*, 47*, 48*, 49*, 54, 62*, 63*, Anh. 1, 10* - Kreuztitulus 14 II - Liturgischer Spruch 17 - Personenname 13, 23, 25 II - Stifter- oder Urheberinschrift 14 I, 42, 51 - Todesnotizen 20* II-VI - Urkundliche Inschrift 36, 50 - Weiheinschrift 6, 39 I, 46* - Widmung 4 Inschriftenträger (vgl. Material): - Altarantependium 16 - Altardiptychon 57 - Altarkreuz 17 - Aposteltafel 18 - Architekturfragment Anh. 8* - Besteck 1 - Bronzeblech 13 - Elfenbeinhorn 36 - Elfenbeinplättchen 4 - Fenster 60 - Fingerring 3, 7, 8*, 9, 10, 59, Anh. 5 - Gedenkstein 6 - Glasbecher(fragmente) 52, 53, 64 - Glocke 46*, 56, 65, 66, 67*, 68, 69, 70, Anh. 9* - Grabplatte/Grabstein/Epitaph 5, 11, 33*, 37, 41 *, 45*, 47*, 48*, 49*, 54, 55, 61* I-V, 62*, 63*, Anh. 1, 2 - Gürtelschnalle Anh. 4 - Kapitell 23 - Kelch 42, 58 - Konsole 24 - Lamina 15 - Mörtel-Fragment 71 III - Niet einer Saxscheide Anh. 7 - Portal 21 (?), 26, 27* - Relief 14, 25, 34 - Reliquiar Anh. 12 - Sarkophag 12, Anh. 10 - Schlussstein 43 - Schwert/Schwertfragment 28, 29, 30, 31, 32, 44, 59 - Steinblock Anh. 6 - Steinfragment 21, 71 II, IV - Steinurkunde 50 - Stola 20* - Truhe 51 - Zwiebelknopffibel 2 Interpunktion v. Paläographisches Register Jahreszahlen v. Datierungen Jakob v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie
Joachim v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Johannes v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Joseph v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Judas v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Julian v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Kaiseraugst (AG) v. Fundort Kaiserstuhl, Freier von 50 Kalkstein v. Material des Inschriftenträgers Kapitell v. Inschriftenträger Katharina v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Kelch v. Inschriftenträger Kleinlützel (SO) v. Fundort Königsfelden (AG v. Fundort Konsole v. Inschriftenträger Konstantin v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Kosmas v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Kreuz v. Symbole Kreuztitulus v. Inschriftenart Kuno 24 Kupfer v. Material des Inschriftenträgers Ladislaus v. Heilige und biblische Namen, phie Lamina ν. Inschriftenträger Landelous, Bischof von Basel 14 lantgravius v. Stände, Titel und Berufe Lauperswil (BE) ν. Fundort, Standort Leonhard v. Heilige und biblische Namen, phie Lenzburg (AG) v. Standort Liestal (BL) v. Fundort, Standort Ligaturen v. Paläographisches Register Linculfus 6 Lineatur v. Paläographisches Register Liturgischer Spruch v. Inschriftenart Longinus v. Ikonographie Luchart 25 II Lucia v. Heilige und biblische Namen, phie Lütold I. von Aarburg, Bischof von Basel Lukas v. Heilige und biblische Namen, phie
Ikonogra-
Ikonogra-
Ikonogra37 (?), 39 Ikonogra-
Mahtilt 20* V
255
Margareta ν. Heilige und biblische Namen, Ikonographie margravinne v. Stände, Titel und Berufe Maria v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Maria Magdalena v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Mariastein (SO) v. Fundort, Standort Marina v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Markus v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Marmor v. Material des Inschriftenträgers Martin v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Martin, Bischof von Tours 6 Material des Inschriftenträgers (vgl. Inschriftenträger): - Email 58 (transluzid und opak) - Fresko 19, 35, 38, 39, 40, Anh. 11 - Gesteine: Buntsandstein 5, 12, 14 I-III, 18, 23, 24, 25, 34, 43, 50, 54, 55, Anh. 1 ; Kalkstein 6, 11, 12, 21, 26, 37, 71 I-II, IV, Anh. 2, 6; Marmor 41* (?), Anh. 3*; Mörtel 71 III - Glas 52, 53, 60, 64 - Holz: Eichenholz 16, 51; Nussbaumholz 57 - Metall: Bronze 2, 7, 9, 10, 13,17 (vergoldet), 46*, 56, 65, 66, 67*, 68, 69, 70, Anh. 5; Eisen 28, 29, 30, 31, 32, 44, 51, 59; Gold 16 (Goldblech); Kupfer 17 (feuervergoldet); Silber 1, 3, 8, 15 (Silberblech), 42 (vergoldet), 57 (Silberblech, vergoldet), 58 (vergoldet) - Organische Produkte: Elfenbein 4, 36; Seide 20* Matthäus v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Mauritius v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Metall v. Material des Inschriftenträgers Michael v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Misericordia ν. Ikonographie Mörtel v. Material des Inschriftenträgers Mörtelfragment v. Inschriftenträger Moutier (BE) ν. Fundort, Standort Münchenbuchsee (BE) ν. Fundort, Standort Muri (AG) v. Fundort
Sarkophag v. Inschriftenträger Scherzligen/Thun (BE) ν. Fundort, Standort Schlussstein v. Inschriftenträger Schöntal/Langenbruck (BL) v. Fundort, Standort Schriftarten v. Paläographisches Register Schwert/Schwertfragment v. Inschriftenträger Seide v. Material des Inschriftenträgers S(h)riber, Bürger von Kleinbasel 50 Silber v. Material des Inschriftenträgers Simon v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie
Neuenegg (BE) ν. Fundort Niet einer Saxscheide v. Inschriftenträger Nikolaus v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Nussbaumholz v. Material des Inschriftenträgers
Sol und Luna ν. Ikonographie Solothurn v. Fundort, Standort Sprache v. Index verborum Stände, Titel und Berufe: - comes 20* III, 36 I, 49*, Anh. 10* I-II - comitissa 48*
256
Oberbalm (BE) ν. Fundort, Standort Oberbuchsiten (SO) v. Fundort Ölten (SO) v. Standort Organische Produkte v. Material des Inschriftenträgers Ortlieb von Froburg, Bischof von Basel 61* I Palme v. Symbole Paris v. Standort Paulus v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Personennamen (vgl. einzelne Namen, Heilige und biblische Namen): - germanische 5 , 6 , 1 1 , 1 4 1 , 20* II-VI, 23,24, 25 II, 33*, 39 I-II, 40, 50, 51, 54 - griechisch-lateinische 6, 14 III ,21 (?), 42, Anh. 1 Peter Reich von Reichenstein, Bischof von Basel 61* V Petrus v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Petrus Martyr ν. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Portal v. Inschriftenträger Radoara 11 Raphael v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Relief v. Inschriftenträger Reliquiar v. Inschriftenträger rex v. Stände, Titel und Berufe Rodo (?) 26 Rudolf I., Graf von Rapperswil 49* Rudolf II., Bischof von Basel 11 Rüderswil (BE) ν. Fundort, Standort Rutger von Gränichen 51
- dominus 33*, 50, Anh. 10* II - dux 27* - episcopus 6, 12, 14 I, 37 I, 39 I II, 40 (?), 61* I-V - lantgravius 36 I - margravinne 63* - rex 57 - sutor 50 - vicecustos 62* Standort: - Äugst (BL), Römermuseum 1, 4, 5, 11, Anh. 1, 2 - Basel, Archäologische Bodenforschung des Kantons 3, 71 IV; Historisches Museum 2, 31, 32, 42, 50, 52, 53, Anh. 7; ehem. Kloster Klingental 6 3 * ; Stadt- und Münstermuseum Kleines Klingental 24, 71 III; Leonhardskirche 35, 55; Münster 12, 18, 23, 25, 34, 37, 39, 40, 4 5 * , 61* I-V, Anh. 8 * ; Predigerkirche 43; ehem. Kloster St. Maria Magdalena an den Steinen 62* - Bern, Historisches Museum 13, 28, 29, 30,44, 57, 59, Anh. 4, 11 ; Münster 69, 70 - Bregenz (Vorarlberg/Österreich), Zisterzienserabtei Mehrerau 58 - Brugg (AG), Vindonissa-Museum 71 II, Anh. 6 - Burgdorf (BE), Turm zum «Alten Markt» 27* - Chalières/Moiitier (BE), Friedhofskapelle 19 - Dornach (SO), Heimatmuseum Schwarzbubenland 65 - Erlach (BE), ehem. Benediktinerabtei St. Johannsen 21, 4 1 * , 71 I; v. Gals (BE) - Erschwil (SO), Pfarrhaus 17 - Frienisberg (BE), ehem. Zisterzienserabtei 33* - Gals (BE), Anstalt St. Johannsen/ehem. Benediktinerabtei 21, 4 1 * , 71 I; v. Erlach (BE) - Lauperswil (BE), reformierte Pfarrkirche 66 - Lenzburg (AG), Historisches Museum Schloss Lenzburg 14 I-III - Liestal (BL), reformiertes Pfarrhaus 54 - Mariastein (SO), Benediktinerkloster 20* - Moutier (BE), ehem. Stiftskirche St-Germain et Randoald 22* - Münchenbuchsee (BE), reformierte Pfarrkirche 60 - Oberbalm (BE), reformierte Kirche 46* - Ölten (SO), Historisches Museum 7 - Paris, Musée de Cluny 16 - Rüderswil (BE), Hof vor der reformierten Kirche 68 - Scherzligen/Thun (BE), Kirche 38 - Schöntal/Langenbruck (BL), ehem. Benediktinerkloster 26 - Solothurn, St. Ursen-Kathedrale 15 - Suhr (AG), reformierte Pfarrkirche Anh. 9 *
- Teufenthai (AG), Schloss Trostburg 51 - Walperswil (BE), reformierte Pfarrkirche 67* - Wettingen (AG), ehem. Zisterzienserkloster, Kapitelsaal 4 7 * , 4 8 * , 4 9 * ; Marienkapelle Anh. 10*
-
Wien, Kunsthistorisches Museum 36 Windisch (AG), reformierte Pfarrkirche 6 Zürich, SLM 9, 10, 56, Anh. 5 Zurzach (AG), Pfarrkirche St. Verena Anh. 12; Büro Sennhauser 64 Stefaton v. Ikonographie Steinblock v. Inschriftenträger Steinfragment v. Inschriftenträger Steinurkunde v. Inschriftenträger Stephanus v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Stifter: - Godefridus 23 (?) - Gottfried von Eptingen 42 - Hedevigis 23 (?) - Heinrich von Neuenburg, Bischof von Basel 61* IV - Landelous 14 I - Luchart 25 II (?) - Udelhard II. von Saugern 33* Stifter- oder Urheberinschrift v. Inschriftenart Stola v. Inschriftenträgers Suhr (AG) v. Fundort, Standort Sulpicius v. Heilige und biblische Namen sutor v. Stände, Titel und Berufe Symbole (vgl. Ikonographie): - Alpha und Omega 2 (?), 8 * , 16 IV, 58 II - Christogramm 1, 2, 16 IV - Kreuz 4, 5, 6 , 8 * I, 14 I, III, 16 I II, 17, 18, 23, 29 (?), 31 II, 32, 37 I, 42, 44 I II, 4 6 * , 4 8 * , 52, 53, 56, 58 II, 59 II, 60, 64 I, 65, 66, 6 7 * , 68, 69, 70, Anh. 2 - Palme 3 Tagesangabe v. Datierungen Teufenthai (AG) v. Fundort, Standort Theodor v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Thomas v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Todesnotiz v. Inschriftenart Truhe v. Inschriftenträger Tüscherz (BE) ν. Fundort Udelhard II., Graf von Saugern 33* Ulrich, Graf von Saugern 20* III Urkundliche Inschrift v. Inschriftenart
257
Ursinus, Bischof (von Windisch?) 6 Ursus v. Heilige und biblische Namen Versinschriften: - Distichon 41*, 45* - Hexameter 15, 16 I vicecustos v. Stände, Titel und Berufe Vinzenz v. Heilige und biblische Namen Walperswil (BE) ν. Fundort, Standort Weiheinschrift v. Inschriftenart Wettingen (AG) v. Fundort, Standort Widmung v. Inschriftenart
258
Wien v. Standort Wimmis (BE) ν. Fundort Windisch (AG) v. Fundort, Standort Zacharias v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Zahlzeichen: - arabische 51 (?) - römische 5, 12, 20* I II, IV-V, VII, 36 II, 39 I, 47*, 50, 61* I-V, 62*, 63*, Anh. 1, 10* II Zürich v. Standort Zurzach (AG) v. Fundort, Standort Zwiebelknopffibel v. Inschriftenträger
TAFELVERZEICHNIS
1
Fig. 1 Fig. 2 - 4
Besteck mit Christusmonogramm Mitte-2. H. 4. Jh. (Kat.-Nr. 1) Zwiebelknopffibel mit Christusmonogramm 4. Jh. (Kat.-Nr. 2)
2
Fig. 5 - 6 Fig. 7
Silberring mit Inschrift 5.-6. Jh. (Kat.-Nr. 3) Elfenbeinplättchen mit Aufschrift 5.-6. Jh. (Kat.-Nr. 4)
3
Fig. 8 Fig. 9
Grabstein des Baudoaldus 6. Jh. (Kat.-Nr. 5) Bauinschrift von Windisch (AG) 6.-7. Jh. (Kat.-Nr. 6)
4
Fig. Fig. Fig. Fig. Fig.
Bronzering mit Monogramm aus Grenchen (SO) 7. Jh. (Kat.-Nr. 7) Silberring vom Hohberg (SO) 7. Jh. (Kat.-Nr. 8*) Bronzering mit Monogramm aus Kaiseraugst (AG) 7. Jh. (Kat.Nr. 9) Bronzering mit Monogramm aus Kaiseraugst (AG) 7. Jh. (Kat.Nr. 10) Grabstein der Radoara Mitte 7. Jh. (Kat.-Nr. 11)
5
Fig. 15 Fig. 16
Steinsarkophag des Bischofs Rudolf II. von Basel 1. H. 10. Jh. (Kat.-Nr. 12) Bronzeblech aus der Kirche Wimmis (BE) 10. Jh. (Kat.-Nr. 13)
6
Fig. 17 Fig. 18
Kreuzigungsrelief von Herznach (AG) 2. H. 10. Jh. (Kat.-Nr. 14) Silberne Lamina des heiligen Ursus Ende 10.-Anf. 11. Jh. (Kat.-Nr. 15)
7
Fig. 19
Goldene Altartafel 1. Viertel 11. Jh. (Kat.-Nr. 16)
8
Fig. 20
Altarkreuz von Erschwil (SO) Mitte 11. Jh. (Kat.-Nr. 17)
9
Fig. 21-24
Basler Aposteltafel 11. Jh. (Kat.-Nr. 18)
10
Fig. 25 Fig. 26-32
Wandmalerei von Chalières (BE) 2. H. 11. Jh. (Kat.-Nr. 19) Stola von Mariastein (SO) 11.-12. Jh. (Kat-Nr. 20*)
11
Fig. 33 Fig. 34 Fig. 35
Portalinschrift (?) 12. Jh. (Kat.-Nr. 21) Turminschrift von Moutier (BE) 12. Jh. (Kat.Nr. 22*) Hedevigis-Godefridus-Kapitell Ende 12. Jh. (Kat.-Nr. 23)
12
Fig. 36 Fig. 37
Chorkonsole «Herr und Hund» Ende 12. Jh. (Kat.-Nr. 24) Misericordia-Relief Ende 12. Jh. (Kat.-Nr. 25)
13
Fig. 38-39
Portalinschrift von Schöntal (BL) Ende 12. Jh. (Kat. Nr. 26)
14
Fig. 40-41 Fig. 42-43 Fig. 44—46
Schwert Ende 12. Jh. (Kat.-Nr. 28) Schwe«fragment Ende 12. Jh. (Kat.-Nr. 29) Schwert 12.-13. Jh. (Kat.-Nr. 30)
15
Fig. 47-49 Fig. 50-51 Fig. 52
Schwert 12.-13. Jh. (Kat.-Nr. 31) Schwert Ende 12.-Anf. 13. Jh. (Kat.-Nr. 32) «Architektenrelief» Ende 12.-Anf. 13. Jh. (Kat.-Nr. 34)
16
Fig. 53-54
Wandmalerei in der Krypta der Leonhardskirche in Basel Ende 12,-Anf. 13. Jh. (Kat.-Nr. 35) Elfenbeinhorn Alberts III. von Habsburg um 1200-Anf. 13. Jh. (Kat.-Nr. 36)
10 11 12 13 14
Fig. 55 17
Fig. 56-57
Elfenbeinhorn Alberts III. von Habsburg um 1200-Anf. 13. Jh. Ausschnitte (Kat.-Nr. 36)
18
Fig. 58-59 Fig. 60
Grabsteinfragmente 1. H. 13. Jh. (Kat.-Nr. 37 I—II) Mauritius-Wandbild in der Kirche Scherzligen (BE) um 1200-1. H. 13. Jh. (Kat.-Nr. 38)
259
19
Fig. 61-62 Fig. 63
Wandbild des Bischofs Lütold von Basel 1. Viertel 13. Jh. (Kat.-Nr. 39) Wandbild des Bischofs Adalbero II. (?) von Basel 1. Viertel 13. Jh. (Kat.-Nr. 40)
20
Fig. 64-68
Eptingerkelch A n f . - l . H. 13. Jh. (Kat.-Nr. 42)
21
Fig. 69 Fig. 70-71 Fig. 72
Schlusssteine in der Basler Predigerkirche 2. Viertel-Mitte 13. Jh. (Kat.-Nr. 43) Schwert 13. Jh. (Kat.-Nr. 44) Grabinschrift des Diakons Ezelin (?) 13. Jh. (?) (Kat.-Nr. 45*)
22
Fig. 73-74 Fig. 75-77
Glocke aus der Kirche Oberbalm (BE) 13. Jh. (Kat.-Nr. 46*) Grabinschrift des Freiherrn Heinrich II. von Rapperswil 1247 (Kat.-Nr. 47*) Grabinschrift der Gräfin Anna von Kyburg-Rapperswil 1253 (Kat.-Nr. 48*) Grabinschrift des Grafen Rudolf I. von Rapperswil 1255 (Kat.-Nr. 49*)
23
Fig. 78
Steinurkunde 1264 (Kat.-Nr. 50)
24
Fig. 79-80
Kirchentruhe letztes Viertel-Ende 13. Jh. (Kat.-Nr. 51)
25
Fig. 81-82 Fig. 83
Fragmente eines Glasbechers 2. H. 13. Jh. (Kat.-Nr. 52) Fragmente eines Glasbechers 2. H. 13. Jh. (Kat.-Nr. 53)
26
Fig. 84-85
Grabstein eines Berchtoldus 2. H. +3. Jh. (Kat.-Nr. 54)
27
Fig. 86
Epitaph-Fragment 2.H.13.Jh. (Kat.-Nr. 55)
28
Fig. 8 7 - 9 7
Bronzeglocke aus der Kirche Suhr (AG) Ende 13. Jh. (Kat.-Nr. 56)
29
Fig. 98
Altar-Diptychon des Königs Andreas III. von Ungarn Ende 13. Jh. (Kat.-Nr. 57)
30
Fig. 99
Altar-Diptychon des Königs Andreas III. von Ungarn Ende 13. Jh. Ausschnitt (Kat.-Nr. 57)
31
Fig. 100
Altar-Diptychon des Königs Andreas III. von Ungarn Ende 13. Jh. Ausschnitt (Kat.-Nr. 57)
32
Fig. 101-103
Wettinger Stifterkelch Ende 13. Jh. (Kat.-Nr. 58)
33
Fig. 104-106 Fig. 107
Schwert Ende 13. Jh. (Kat.-Nr. 59) Maria Magdalena-Fenster Ende 13. Jh. (Kat.-Nr. 60)
34
Fig. 108 Fig. 109 Fig. 110-111
Grabinschrift der Markgräfin Clara von Baden Ende 13. Jh. (?) (Kat.-Nr. 63*) Fragmente eines Glasbechers 2.H.13. J h . - u m 1300 (Kat.-Nr. 64) Glocke von Kleinlützel (SO) Ende 13. J h . - u m 1300 (Kat.-Nr. 65)
35
Fig. 112-114
Glocke aus der Kirche Lauperswil (BE) Ende 13. J h . - u m 1300 (Kat.-Nr. 66)
36
Fig. 115-116 Fig. 117-118
Glocke aus der Kirche Walperswil (BE) Ende 13. J h . - u m 1300 (Kat.-Nr. 67*) Feuerglocke Ende 13,-Anf. 14. Jh. (Kat.-Nr. 70)
37
Fig. 119-122
Glocke aus der Kirche Rüderswil (BE) Ende 13. J h . - u m 1300 (Kat.-Nr. 68)
38
Fig. 123-125
Silber- oder Hugo-Glocke Ende 13.-Anf. 14. Jh. (Kat.-Nr. 69)
39
Fig. 126 Fig. 127
Steinfragment 4.-7. Jh. (Kat.-Nr. 71 I) Steinfragment 5.-7. Jh. (Kat.-Nr. 71 II)
40
Fig. 128 Fig. 129
Mörtel-Fragment (Kat.-Nr. 71 III) Verputz-Fragment 13. Jh. (Kat.-Nr. 71 IV)
260
NACHWEIS DER ABBILDUNGEN Herstellung der photographischen Aufnahmen und Nachzeichnungen zu Fig. 1, 2, 3, 7, 8, 14, 19, 47, 48, 49, 50, 51, 64, 65, 66, 67, 68, 78, 81, 82, 129: Historisches Museum Basel Fig. 4: MOOSBRUGGER-LEU, Die Schweiz zur Merowingerzeit B, 81, Fig. 138 Fig. 5, 15, 21, 22, 23, 24, 35, 36, 37, 38, 39, 52, 53, 54, 58, 59, 61, 62, 63, 84, 85, 86, 128: Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Stadt; Photo E. Schmidt, Basel Fig. 6, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 80: L. Kettler, Freiburg Fig. 9, 127: Vindonissa-Museum; Photo Ch. Holliger, Brugg (AG) Fig. 10: Historisches Museum Ölten (SO) Fig. 11 : Rudolf MOOSBRUGGER-LEU, Die frühmittelalterliche Grabhügelnekropole von Hunnenberg bei Solothurn, in: Festschrift Walter DRACK, hg. von K. STÜBER und A. ZÜRCHER. Stäfa 1977, 138, Fig. 1 Fig. 12, 13, 87, 88, 89, 90, 91, 92, 93, 94, 95, 96, 97, 101, 102: SLM Zürich Fig. 16, 40, 41, 42, 44, 45, 46, 60, 70, 71, 98, 99, 100, 104, 105, 106, Historisches Museum Bern Fig. 17: Historisches Museum Schloss Lenzburg (AG) Fig. 18, 20: Kantonale Denkmalpflege Solothurn Fig. 25, 107, 112, 113, 114, 117, 118, 119: Kunstdenkmäler des Kantons Bern; Photo G. Howald, Kirchlindach (BE) Fig. 33, 126: L. Mojon, Bern Fig. 34: A. QUIQUEREZ, Monuments de l'ancien Evêché de Bàie. Eglises. Neuallschwil 1983 [Integraler Text der Handschrift HI 23 der Universitätsbibliothek Basel] Taf. 4 Fig. 43: R. WEGELI/R. MÜNGER, Inventar der Waffensammlung des Bernischen historischen Museums in Bern, II: Hieb- und Stichwaffen, in: Jahresbericht des Historischen Museums in Bern 1919 (1920) Taf. 1 Fig. 55, 56, 57: Kunsthistorisches Museum Wien; Photo M. Haller, Südstadt (Österreich) Fig. 69: Öffentliche Basler Denkmalpflege Fig. 72, 108: Kunstmuseum Basel, Kupferstichkabinett Fig. 73, 74, 115, 116: Eidgenössisches Archiv für Denkmalpflege, Bern Fig. 75, 76, 77, 103: Kloster Mehrerau, Bregenz (Österreich) Fig. 79: Kantonale Denkmalpflege Aarau Fig. 83,109: E. BAUMGARTNER, Emailbemalte Gläser des Mittelalters in Schweizerischen Sammlungen, in: ΖΑΚ 37 (1980) 211, Fig. 5 u. 212, Fig. 8 Fig. 110: Photo Rebetez, Dornach (SO) Fig. 111 : Photo M. Dagli Orti, Dornach (SO) Fig. 120, 121, 122: Photo Stalder, Schüpbach (BE) Fig. 123, 124, 125: S. Jäggi, Luzern
261
CIMAH III
TAFELVERZEICHNIS 1
Fig. 1 Fig. 2 - 4
Besteck mit Christusmonogramm Mitte-2. H. 4. Jh. (Kat.-Nr. 1) Zwiebelknopffibel mit Christusmonogramm 4. Jh. (Kat.-Nr. 2)
2
Fig. 5 - 6 Fig. 7
Silberring mit Inschrift 5.-6. Jh. (Kat.-Nr. 3) Elfenbeinplättchen mit Aufschrift 5.-6. Jh. (Kat.-Nr. 4)
3
Fig. 8 Fig. 9
Grabstein des Baudoaldus 6. Jh. (Kat.-Nr. 5) Bauinschrift von Windisch (AG) 6.-7. Jh. (Kat.-Nr. 6)
4
Fig. Fig. Fig. Fig. Fig.
Bronzering mit Monogramm aus Grenchen (SO) 7. Jh. (Kat.-Nr. 7) Silberring vom Hohberg (SO) 7. Jh. (Kat.-Nr. 8*) Bronzering mit Monogramm aus Kaiseraugst (AG) 7. Jh. (Kat.Nr. 9) Bronzering mit Monogramm aus Kaiseraugst (AG) 7. Jh. (Kat.Nr. 10) Grabstein der Radoara Mitte 7. Jh. (Kat.-Nr. 11)
5
Fig. 15 Fig. 16
Steinsarkophag des Bischofs Rudolf II. von Basel 1. H. 10. Jh. (Kat.-Nr. 12) Bronzeblech aus der Kirche Wimmis (BE) 10. Jh. (Kat.-Nr. 13)
6
Fig. 17 Fig. 18
Kreuzigungsrelief von Herznach (AG) 2. H. 10. Jh. (Kat.-Nr. 14) Silberne Lamina des heiligen Ursus Ende 10.-Anf. 11. Jh. (Kat.-Nr. 15)
7
Fig. 19
Goldene Altartafel 1. Viertel 11. Jh. (Kat.-Nr. 16)
8
Fig. 20
Altarkreuz von Erschwil (SO) Mitte 11. Jh. (Kat.-Nr. 17)
9
Fig. 21-24
Basler Aposteltafel 11. Jh. (Kat.-Nr. 18)
10
Fig. 25 Fig. 26-32
Wandmalerei von Chalières (BE) 2. H. 11. Jh. (Kat.-Nr. 19) Stola von Mariastein (SO) 11.-12. Jh. (Kat-Nr. 20*)
11
Fig. 33 Fig. 34 Fig. 35
Portalinschrift (?) 12. Jh. (Kat.-Nr. 21) Turminschrift von Moutier (BE) 12. Jh. (Kat.Nr. 22*) Hedevigis-Godefridus-Kapitell Ende 12. Jh. (Kat.-Nr. 23)
12
Fig. 36 Fig. 37
Chorkonsole «Herr und Hund» Ende 12. Jh. (Kat.-Nr. 24) Misericordia-Relief Ende 12. Jh. (Kat.-Nr. 25)
13
Fig. 38-39
Portalinschrift von Schöntal (BL) Ende 12. Jh. (Kat. Nr. 26)
14
Fig. 40-41 Fig. 4 2 - 4 3 Fig. 44-46
Schwert Ende 12. Jh. (Kat.-Nr. 28) Schwertfragment Ende 12. Jh. (Kat.-Nr. 29) Schwert 12.-13. Jh. (Kat.-Nr. 30)
15
Fig. 47-49 Fig. 50-51 Fig. 52
Schwert 12.-13. Jh. (Kat.-Nr. 31) Schwert Ende 12,-Anf. 13. Jh. (Kat.-Nr. 32) «Architektenrelief» Ende 12,-Anf. 13. Jh. (Kat.-Nr. 34)
16
Fig. 53-54
Wandmalerei in der Krypta der Leonhardskirche in Basel Ende 12,-Anf. 13. Jh. (Kat.-Nr. 35) Elfenbeinhorn Alberts III. von Habsburg um 1200-Anf. 13. Jh. (Kat.-Nr. 36)
10 11 12 13 14
Fig. 55 17
Fig. 56-57
Elfenbeinhorn Alberts III. von Habsburg um 1200-Anf. 13. Jh. Ausschnitte (Kat.-Nr. 36)
18
Fig. 58-59 Fig. 60
Grabsteinfragmente 1. H. 13. Jh. (Kat.-Nr. 37 I-II) Mauritius-Wandbild in der Kirche Scherzligen (BE) um 1200-1. H. 13. Jh. (Kat.-Nr. 38)
19
Fig. 61-62 Fig. 63
Wandbild des Bischofs Lütold von Basel 1. Viertel 13. Jh. (Kat.-Nr. 39) Wandbild des Bischofs Adalbero II. (?) von Basel 1. Viertel 13. Jh. (Kat.-Nr. 40)
20
Fig. 64-68
Eptingerkelch A n f . - l . H. 13. Jh. (Kat.-Nr. 42)
21
Fig. 69 Fig. 70-71 Fig. 72
Schlusssteine in der Basler Predigerkirche 2. Viertel-Mitte 13. Jh. (Kat.-Nr. 43) Schwert 13. Jh. (Kat.-Nr. 44) Grabinschrift des Diakons Ezelin (?) 13. Jh. (?) (Kat.-Nr. 45*)
22
Fig. 73-74 Fig. 75-77
Glocke aus der Kirche Oberbalm (BE) 13. Jh. (Kat.-Nr. 46*) Grabinschrift des Freiherrn Heinrich II. von Rapperswil 1247 (Kat.-Nr. 47*) Grabinschrift der Gräfin Anna von Kyburg-Rapperswil 1253 (Kat.-Nr. 48*) Grabinschrift des Grafen Rudolf I. von Rapperswil 1255 (Kat.-Nr. 49*)
23
Fig. 78
Steinurkunde 1264 (Kat.-Nr. 50)
24
Fig. 79-80
Kirchentruhe letztes Viertel-Ende 13. Jh. (Kat.-Nr. 51)
25
Fig. 81-82 Fig. 83
Fragmente eines Glasbechers 2. H. 13. Jh. (Kat.-Nr. 52) Fragmente eines Glasbechers 2. H. 13. Jh. (Kat.-Nr. 53)
26
Fig. 84-85
Grabstein eines Berchtoldus 2. H. +3. Jh. (Kat.-Nr. 54)
27
Fig. 86
Epitaph-Fragment 2.H.13.Jh. (Kat.-Nr. 55)
28
Fig. 87-97
Bronzeglocke aus der Kirche Suhr (AG) Ende 13. Jh. (Kat.-Nr. 56)
29
Fig. 98
Altar-Diptychon des Königs Andreas III. von Ungarn Ende 13. Jh. (Kat.-Nr. 57)
30
Fig. 99
Altar-Diptychon des Königs Andreas III. von Ungarn Ende 13. Jh. Ausschnitt (Kat.-Nr. 57)
31
Fig. 100
Altar-Diptychon des Königs Andreas III. von Ungarn Ende 13. Jh. Ausschnitt (Kat.-Nr. 57)
32
Fig. 101-103
Wettinger Stifterkelch Ende 13. Jh. (Kat.-Nr. 58)
33
Fig. 104-106 Fig. 107
Schwert Ende 13. Jh. (Kat.-Nr. 59) Maria Magdalena-Fenster Ende 13. Jh. (Kat.-Nr. 60)
34
Fig. 108 Fig. 109 Fig. 110-111
Grabinschrift der Markgräfin Clara von Baden Ende 13. Jh. (?) (Kat.-Nr. 63*) Fragmente eines Glasbechers 2.H.13. J h . - u m 1300 (Kat.-Nr. 64) Glocke von Kleinlützel (SO) Ende 13. J h . - u m 1300 (Kat.-Nr. 65)
35
Fig. 112-114
Glocke aus der Kirche Lauperswil (BE) Ende 13. J h . - u m 1300 (Kat.-Nr. 66)
36
Fig. 115-116 Fig. 117-118
Glocke aus der Kirche Walperswil (BE) Ende 13. J h . - u m 1300 (Kat.-Nr. 67*) Feuerglocke Ende 13,-Anf. 14. Jh. (Kat.-Nr. 70)
37
Fig. 119-122
Glocke aus der Kirche Rüderswil (BE) Ende 13. J h . - u m 1300 (Kat.-Nr. 68)
38
Fig. 123-125
Silber- oder Hugo-Glocke Ende 13,-Anf. 14. Jh. (Kat.-Nr. 69)
39
Fig. 126 Fig. 127
Steinfragment 4.-7. Jh. (Kat.-Nr. 71 I) Steinfragment 5.-7. Jh. (Kat.-Nr. 71 II)
40
Fig. 128 Fig. 129
Mörtel-Fragment (Kat.-Nr. 71 III) Verputz-Fragment 13. Jh. (Kat.-Nr. 71 IV)
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III 4
Fig. 10 Bronzering mit Monogramm aus Grenchen (SO) 7. Jh. (Kat.-Nr. 7)
Fig. 11
Fig. 12 Bronzering mit Monogramm aus Kaiseraugst (AG) 7. Jh. (Kat.-Nr. 9)
Fig. 14
Grabstein der Radoara Mitte 7. Jh. (Kat.-Nr. 11)
Silberring vom Hohberg 7. Jh. (Kat.-Nr. *8)
Fig. 13 Bronzering mit Monogramm aus Kaiseraugst (AG) 7. Jh. (Kat.-Nr. 10)
III 5
Fig. 16
Bronzeblech aus der Schlosskirche Wimmis (BE) 10. Jh. (Kat.-Nr. 13)
III 6
Fig. 17
Fig. 18
Kreuzigungsrelief von Herznach 2. H. 10. Jh. (Kat.-Nr. 14)
Silberne Lamina des hl. Ursus Ende 10,-Anfang 11. Jh. (Kat.-Nr. 15)
III 7
III 8
Fig. 20
Altarkreuz von Erschwil Mitte 11. Jh. (Kat.-Nr. 17)
III 9
Fig. 21
Basler Aposteltafel 11. Jh. (Kat.-Nr. 18)
Fig. 22
Ausschnitt aus Fig. 21
Fig. 24
Ausschnitt aus Fig. 21
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