Corpus inscriptionum medii aevi Helvetiae: II Die Inschriften der Kantone Freiburg, Genf, Jura, Neuenburg und Waadt [Reprint 2018 ed.] 9783110906004, 9783110180664


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German Pages 246 [344] Year 1984

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Corpus inscriptionum medii aevi Helvetiae: II Die Inschriften der Kantone Freiburg, Genf, Jura, Neuenburg und Waadt [Reprint 2018 ed.]
 9783110906004, 9783110180664

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CORPUS INSCRIPTIONUM MEDII AEVI H E L V E T I A E Die frühchristlichen und mittelalterlichen Inschriften der Schweiz

SCRINIUM FRIBURGENSE VERÖFFENTLICHUNGEN DES MEDIÄVISTISCHEN INSTITUTS DER UNIVERSITÄT FREIBURG SCHWEIZ HERAUSGEGEBEN VON DEN PROFESSOREN PASCAL LADNER CARL PFAFF ALFRED A. SCHMID

Sonderband 2

CORPUS INSCRIPTIONUM MEDII AEVI HELVETIAE Die frühchristlichen und mittelalterlichen Inschriften der Schweiz

Herausgegeben von

CARL P FÄFF

II

Die Inschriften der Kantone Freiburg, Genf, Jura, Neuenburg und Waadt Gesammelt und bearbeitet von

CHRISTOPH JÖRG

Mit 131 Abbildungen auf 46 Tafeln

1984 UNIVERSITÄTSVERLAG

FREIBURG

SCHWEIZ

Veröffentlicht mit der Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung und des Hochschulrates der Universität Freiburg Die Auflage beträgt 400 Exemplare © 1984 by Universitätsverlag Freiburg Schweiz Paulusdruckerei Freiburg Schweiz ISBN 3-7278-0289-8

INHALT

Vorwort

7

I. Einführung

9

Historisch-paläographischer Überblick Standorte Materialien Sprache und Form Formular und Inhalt Namen Datierung Zur Benützung des Katalogs

11 14 14 15 16 18 18 19

II. Katalog Nr. 1-76 Unbestimmbare Fragmente (Nr. 76 I-IV) Anhang I: Inschriften aus dem Kartular des Kuno von Estavayer Anhang II: Fragwürdige und aus dem Katalog auszuscheidende Inschriften III. Verzeichnisse Bibliographische Abkürzungen Allgemeine Abkürzungen Lageskizze der Westschweiz Paläographisches Register Abkürzungszeichen Interpunktion Ligaturen Schriftarten Literaturverzeichnis Personen-, Orts- und Sachregister Index verborum Tafelverzeichnis Nachweis der Abbildungen

21

.

23 176 181 203 217 219 221 222 224 224 225 225 225 226 231 237 244 247

VORWORT

Der zweite Band des CIMAH vereinigt die frühchristlichen und mittelalterlichen Inschriften bis 1300 aus den westschweizerischen Kantonen Genf, Waadt, Neuenburg, Jura und Freiburg. Die Editionsgrundsätze des ersten Bandes sind mit der einen Ausnahme beibehalten worden, daß jene nicht original überlieferten Texte, deren Ausführung als Inschrift nicht eindeutig bezeugt ist, nur in einem Anhang aufgeführt werden. Noch bevor dieser Band fertiggestellt war, hat der Bearbeiter, Herr Dr. Jörg, die Leitung der Bündner Kantonsbibliothek in Chur übernommen. Sein Nachfolger, Herr Dr. W. Kettler, Herr lie. phil. P. Jäggi und der Herausgeber haben das Manuskript druckfertig gemacht. Ein besonderer Dank richtet sich wiederum an Frau Dr. Th. Payr und an den leider allzufrüh verstorbenen Prof. R. Kloos, München, die auch die Erarbeitung dieses Bandes mit ihrem uneigennützigen Rat begleitet haben. Ohne die großzügige Hilfe öffentlicher Dienststellen und vieler privater Sachverständiger wäre die Bearbeitung der vorliegenden Inschriften unmöglich gewesen. Für ihren persönlichen Einsatz zum Gelingen dieser Arbeit sei namentlich auch Charles Bonnet (Satigny), ThéoAntoine Hermanès (Le Lignon), Jean-Louis Kaenel (Payerne), Prof. Rodolphe Kasser (Yverdon), Léon Migy (St-Ursanne), Prof. Daniel Paunier (Genf), Gisela von Preradovic (Freiburg i. Br.), Peter Stotz (Zürich), Raoul Wiesendanger (Lausanne) und Jacques-L. Wyss (Yverdon) bestens gedankt.

7

EINFÜHRUNG

HISTORISCH-PALÄOGRAPHISCHER ÜBERBLICK

Die Inschriften des zweiten Bandes des CIMAH stammen aus einer Landschaft, die von Genfersee und Aare, Voralpen und Jura umgrenzt wird und die heute französischsprachigen Gebiete der Schweiz umfaßt. Sie ist altes Durchgangsland. Im äußersten Westen überquerte in Genf die von Marseille, Vienne und Lyon kommende Straße die Rhone und stellte die Verbindung zur Mittelmeerwelt her. Im Südosten stieß die aus Norditalien über den Großen St. Bernhard führende Straße ebenfalls an den Genfersee, und in der Waadt vereinigten sich die beiden großen Fernwege, Pulsadern für Handel und Verkehr, für den Austausch materieller und geistiger Güter und erlaubten nordwestwärts den Zugang über den Jura ins Pariser Becken oder nordostwärts ins Aaretal und von da an den Rhein oder an den Bodensee. Entlang dieser Routen entstanden in römischer Zeit zahlreiche Städte und Straßenstationen und daneben ein dichtes Netz von Gutshöfen. Die Blüte der römischen Provinzialkultur fand mit den verheerenden Alemanneneinfällen zwischen 260 und 277 ihr Ende, ohne daß hinter den enggezogenen Mauern der Kastellorte römisches Leben einfach erstorben wäre. Der Abzug von römischen Garnisonen vom Rheinlimes (401) und der Untergang des weströmischen Kaisertums bedeuteten für den Alltag der hier ansässigen Romanen nicht allzu viel; selbst die Ansiedlung der auf wenige Tausend zusammengeschrumpften germanischen Burgunden nach Foederatenrecht (443) ergaben keine mit dem Alemannensturm des 3. Jahrhunderts vergleichbare Zäsur. Vom Rhonetal und Oberitalien her ist das Christentum wahrscheinlich schon sehr früh eingedrungen. In der civitas Genf ist die Errichtung eines Bischofsstuhles in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts, also einige Zeit vor der ersten Erwähnung eines eigenen Oberhirten für die Jahre um 400 anzunehmen. Aus der zur Kirchenprovinz Vienne gehörenden Rhonestadt sind denn auch einige der frühesten epigraphischen Zeugnisse auf uns gekommen. Das älteste Stück, das Missorium wohl Kaiser Valentinians I. (Kat.-Nr. 1), das wie die etwa gleichzeitige berühmte Sittener Bauinschrift (CIMAH I, Kat.-Nr. 1) bloß durch das Christogramm einen christlichen Charakter empfängt, besagt zwar über das kirchliche Leben Genfs nichts, umso eindeutiger bezeugen dies die frühestens dem 4. Jahrhundert zuzuzählenden wiederum mit dem Christogramm ausgezeichneten Steinfragmente (Kat.-Nr. 9) und Tonlampen (Kat.-Nr. 11, 12). Die bekannten Glasbecher aus einem Grab in Avenches bezeugen das Christentum in der ehemaligen helvetischen Kapitale für dasselbe konstantinische Jahrhundert (Kat.-Nr. 2 und 3), ihnen schließen sich die etwa 100 Jahre jüngeren Gefäßfragmente aus Yverdon (Kat.-Nr. 4 I—III, 5), ein Fingerring aus demselben Kastellort sowie ein Silberlöffel aus Vidy bei Lausanne (Kat.-Nr. 10) an. So unscheinbar und bescheiden diese Überreste auch sind, durch das Christogramm erhalten sie einen historischen Dokumentationswert von hohem Interesse. Daß gerade Genf in burgundischer Zeit als Residenz, dann neben Lyon als Nebenresidenz der Könige eher einen Wiederaufstieg erlebt hat, geht aus der wichtigen Inschrift an der wiederhergestellten Stadtmauer hervor, dem einzigen epigraphischen Denkmal profanen Inhalts, das neben dem Missorium Valentinians aus dieser Landschaft auf uns gekommen ist (Kat.-Nr. 7), 11

aber mit seinen 12 cm hohen Monumentalbuchstaben vom klassischen Vorbild sich weit entfernt und den dynamischen Schrifttypus der Merowingerzeit ankündigt. Obwohl die burgundische Dynastie erst unter dem unglücklichen Sigismund katholisch geworden ist, breitete sich die römische Kirche ungehindert aus, und sie entwickelte sich auch hier zur vorzüglichen Bewahrerin spätantiker Kulturelemente. Die bronzene Reliquiarschnalle aus Yverdon (Kat.-Nr. 13), an deren Inschrift in schlanker Kapitalis mit mehreren Ligaturen und Verschränkungen viel herumgerätselt wurde, ist nach der hier erstmals vorgetragenen Lesart offenbar das Geschenk des Trägers eines germanischen Namens an den wohl romanischen Priester Polemius; technisch, ikonographisch und epigraphisch steht sie noch ganz und gar in spätantik-christlicher Tradition, die auch in Steininschriften der Genferseegegend (Kat.-Nr. 21, 23, 25) weiterhin fortwirkte. Dies bezeugt etwa der leider nur noch schwer lesbare, aber sicher auf 505 datierbare Grabstein einer Adelfia in Genf (Kat.-Nr. 6), der südgallischen Beispielen der Zeit vergleichbar ist. Einem spätantiken Brauch verpflichtet bleiben die bis in die ausgehende Merowingerzeit beliebten Fingerringe mit Monogramm, das in oft nicht auflösbarer ligaturenreicher Kapitalis auf die Ringplatte eingraviert oder mitgegossen und nachgraviert ist (Kat.-Nr. 30—38, 42—43). Einzigartig ist dabei der in einem Frauengrab in Bassecourt gefundene Ring eines Mönches Mario mit eingraviertem menschlichem Gesicht und umlaufendem lateinischem Glückwunsch an den Empfänger (Kat.-Nr. 33). Daneben lassen sich Spuren ganz anderer geistig-mentaler Strömungen nachweisen. Ein sonderbares Gemisch christlich-heidnischer Vorstellungen repräsentiert das kleine Silberkreuz aus einem nicht datierbaren Grab in der Kathedrale von Lausanne (Kat.-Nr. 27). Durch eine Zauberinschrift mit mehrfachen Variationen des ungeklärten Wortes Abracadabra ist das höchste christliche Symbol in ein halbheidnisches Amulett umgedeutet worden. Möglicherweise handelt es sich bei dieser am ehesten dem 6. oder 7. Jahrhundert zuzurechnenden Grabbeigabe um ein Importstück, dagegen muß bei den in Bronze gegossenen Greifen- oder Danielschnallen des D-Typus, deren Fundorte sich in der Westschweiz und im benachbarten Frankreich massieren, mit einheimischen Ateliers gerechnet werden. Doch erscheint es in Hinblick auf die in der fraglichen Zeit schon weit fortgeschrittene Vermischung von Romanen und Burgundern sowie der Wiederaufnahme der Beigabensitte auch durch die orthodoxen Christen wenig sinnvoll, die Träger dieser Schnallen einem bestimmten Ethnikon zuweisen zu wollen. Die lesbaren Inschriften sind alle lateinisch; etliche sind aber durch das wiederholte Kopieren durch offensichtlich schriftunkundige Handwerker zu Pseudoinschriften depraviert oder gar in ornamental angeordnete Linien aufgelöst. Mit einem technischen Versagen läßt sich diese Abkehr von der lesbaren Epigraphik vielleicht nicht hinlänglich erklären; in einer teilweise schriftlosen Kultur wurde vielmehr der Buchstabe wieder zum magischen Zeichen. In kirchlichem Milieu bildete sich die Schriftlichkeit ebenfalls zurück und nahm oft dürftige Formen an. Typisch merowingische Schriftdenkmäler begegnen in den Grabsteinen einer Nonne aus Yverdon und einer Jungfrau aus Baulmes (Kat.-Nr. 46, 47) in verhältnismäßig regelmäßiger, schlanker Kapitalis mit ausgeprägter Sporenbildung und vereinzelten unzialen Buchstaben. Diesen beiden Stücken reiht sich der bekannte Ambo von Romainmötier an, den 12

ein Abt Gundinus gestiftet hat (Kat.-Nr. 48); ob das auch kunstgeschichtlich aufschlußreiche Denkmal in Zusammenhang mit der Reise Stephans II. an den Hof Pippins steht, ist nicht zu erweisen und eine etwas frühere Datierung auch der unbeholfenen Inschrift kann nicht ausgeschlossen werden. Damit bricht die Überlieferung epigraphischer Zeugnisse aus der Westschweiz für mindestens etwa 120 Jahre ab, wie ja selbst zwischen 650 und 833 nicht einmal ein Name eines Genfer Oberhirten bekannt ist und auch von Lausanner Bischöfen zwischen 672 und dem ausgehenden 8. Jahrhundert nichts verlautet. Dann bezeugt aufs schönste das epigraphisch prachtvolle Epitaph eines gelehrten Schriftstellers und Sängers an der Kathedrale von Lausanne (Kat.-Nr. 49) mit seiner harmonisch geformten Kapitalis den Geist der karolingischen Renaissance, der unter Bischof Hartmann (878) die Genferseegegend erreicht haben muß und auch in Genf in zwei bischöflichen Epitaphien (Kat.-Nr. 50, 51) seinen Niederschlag gefunden hat. Hernach klafft wiederum eine Lücke von etwa eineinhalb bis zwei Jahrhunderten. Aus dem ganzen 10. und fast dem ganzen 11. Jahrhundert sind keinerlei epigraphische Zeugnisse überkommen, was etwa den in Frankreich allgemein zu beobachtenden Verhältnissen entspricht, aber in deutlichem Gegensatz zum Überlieferungsstand aus dem ottonisch-salischen Deutschland steht. So hat das rudolfingische Königreich Hochburgund, das doch sein Schwergewicht in der Waadt besaß, kein einziges epigraphisches Original hinterlassen und bei den im Anhang I (Nr. 4—6) publizierten Epitaphien einiger Lausanner Bischöfe der betreffenden Zeit ist die tatsächliche Ausführung in Stein durchaus fraglich. Möglicherweise handelt es sich um rein literarische Produkte, die nicht einmal zeitgenössisch zu sein brauchen, denn selbst eine Verfasserschaft des Kuno von Estavayer im frühen 13. Jahrhundert, der sie zusammen mit dem Epitaph des Marius von Avenches (Anhang I, Nr. 1) und der Bischöfe David und Hartmann von Lausanne (Anhang I, Nr. 2, 3) in seine Bischofschronik aufgenommen hat, könnte erwogen werden. Eingestreute poetische Texte in einer Chronik, die außerdem eher einer Materialsammlung gleicht, wären nichts Außergewöhnliches, aber auch an literarische Übungen von Domschülern wäre zu denken, so daß diese Stücke wohl als poetische Nekrologe zu betrachten sind, die nicht an das bei ausgeführten, an die Öffentlichkeit gerichteten Grabinschriften und Epitaphien unbedingt geltende Gesetz «De mortuis nil nisi bene» gebunden sind. Damit verlieren die den Bischof David (f 850/51) hart tadelnden Verse ihren zunächst befremdenden Charakter. Erst in der Zeit nach dem in der Westschweiz mit großer Schärfe ausgefochtenen Konflikt zwischen Kaiser und Papst setzt das originale epigraphische Überlieferungsgut wieder ein, es bleibt aber für das ganze Hochmittelalter zahlenmäßig bescheiden. Eine Kapitellinschrift aus dem Chorherrenstift St-Ursanne (Kat.-Nr. 53) und die Inschriften auf den ältesten Fresken der französischen Schweiz in der Dorfkirche Montcherand (Kat.-Nr. 54) machen den Auftakt. Beide Zeugnisse weisen noch eine stark lineare Kapitalis auf, wo Zierpunkte an einzelnen Hasten und Balken noch nicht mit der etwa ein Jahrhundert später einsetzenden Gotisierung der Schrift in Zusammenhang gesetzt werden können. Zu Schrifttypen der gemalten Inschriften, wie sie hier oder im Narthex der Abteikirche von Payerne (Kat.-Nr. 63) und auf der berühmten Rose im Südarm der Kathedrale von Lausanne (Kat.-Nr. 66) erhalten sind, ist zu bemerken, daß sie ihre nächsten Parallelen eher in Buchauszierungsschriften als in Steininschriften besitzen. Deren wechselseitige Beeinflussung ist noch kaum erforscht, eine Paläographie der Zierschriften bleibt ein dringendes Desiderat. 13

Die Schriftentwicklung von der spätromanischen Majuskel des 12. zur gotischen Majuskel des 13. und 14. Jahrhunderts läßt sich am ziemlich umfangreichen und verhältnismäßig gut datierbaren Material dieses Katalogs leicht ablesen. Während die Schwertinschrift aus der Gegend von Salavaux (Kat.-Nr. 61) - datiert in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts - ohne jegliche Schwellung eher archaisierend anmutet, treten die gotischen Schriftmerkmale etwa bei der Paulusstatue von Neuenburg vereinzelt auf (Kat.-Nr. 56), um bei der Rose von Lausanne (Kat.-Nr. 66) bereits vorherrschend zu werden und bei den Schlußsteininschriften von St-Ursanne (Kat.-Nr. 68), beim Epitaph der Elisabeth von Kyburg, (Kat.-Nr. 70) beim Antependium von Grandson (Kat.-Nr. 75) den Schrifttyp ganz eindeutig zu prägen. Uberblickt man das ganze westschweizerische Inschriftengut, wird man zum Schluß kommen, daß trotz der trümmerhaften Uberlieferung das Material aus der christlichen Spätantike und der burgundisch-fränkischen Zeit das vornehmliche Interesse verdient. Die Landschaft am Genfersee in den alten Diözesen Genf und Avenches—Lausanne und am Ostabhang des Jura weist sich damit als eine mit dem Rhonetal eng verknüpfte Zone früher christlicher Kultur und zähen Nachlebens spätantik geprägter Schriftlichkeit aus, die freilich, wie zumal die Gürtelschnalleninschriften dartun, von andern älteren oder jüngeren «barbarischen» Strömungen überlagert und schließlich ausgehöhlt wurden, bis mindestens bei der geistigen Führungsschicht in der späteren Karolingerzeit der Rückgriff auf das antike Formengut gelang, das in der Folge auch in der Westschweiz die Grundlage bot für die bekannten formalen Abwandlungen in romanischer und gotischer Zeit.

Standorte Am ursprünglichen Standort befinden sich noch die meisten Kapitell- und Mauerinschriften sowie ein großer Teil der Inschriften an Wand- und Glasmalereien. Die übrigen Inschriftenträger, etwa in Form von Gürtelschnallen, Fingerringen und Grabsteinen sind größtenteils in regionale oder kantonale Museen gelangt. Auffallend ist dabei die verhältnismäßig große Anzahl verlorengegangener Museumsstücke mit Inschriften. Ein einziges Zeugnis ist in Privatbesitz. Außer drei Inschriftenträgern, die vom Schweizerischen Landesmuseum in Zürich erworben wurden, und einer Gürtelschnalle sowie dem berühmten Antependium von Grandson (Kat.Nr. 75), die heute dem Bernischen Historischen Museum gehören, sind meines Wissens keine Stücke in die Deutschschweiz oder ins Ausland abgewandert.

Materialien Die Inschriftenträger aus Stein, Keramik, Glas und Stuck bilden rund 60 Prozent des hier berücksichtigten Materials. In harten Kalkstein und namentlich in den rötlich-gelben Jurakalkstein sind die Grabinschriften aus Genf, Lausanne, Yverdon und Baulmes (Waadt) sowie die Kircheninschriften aus Neuenburg und St-Ursanne gehauen. Die weiche Westschweizer Molasse, mit der die Kathedralen von Genf und Lausanne erbaut wurden, diente den übrigen Stein14

inschriften als Trägerin. Ein Einzelfall ist die fragmentarische Inschrift, die — in weißen Marmor gemeißelt — im Boden der Kathedrale von Genf zum Vorschein gekommen ist. Die Keramikgegenstände, d. h. die Torilampen und Gefäße, deren Inschriften oder Symbole meist gestempelt und gebrannt sind, gehören zum frühchristlichen Typ der rotbraunen bis grauen Terra sigillata. Bei den Inschriften auf Glas sind zwei farblose römische Glasbecher aus Avenches mit eingeritztem Text von den mittelalterlichen Glasmalereien zu unterscheiden, deren Inschriften — meistens aus mehreren Scherben zusammengesetzt — aus dem Schwarzlotgrund geschabt sind und somit in der Farbe des Glases gelblich-weiß erscheinen. Die einzige in Stuck eingehauene oder eingeritzte Inschrift ist ein leider verlorenes Fragment, das in der Genfer Friedhofkirche «La Madeleine» entdeckt worden war. Zu den Inschriftenträgern aus Gesteinen oder ihren Nebenprodukten gehören streng genommen auch die Wandmalereien. Diese sind in der Regel in Freskotechnik ausgeführt. Ihr Erhaltungszustand ist in den meisten Fällen so schlecht, daß eine Bearbeitung und Entzifferung der Inschriften kaum ohne Hilfe des Restaurators vorgenommen werden kann. Die zweite Materialgruppe bilden mit rund 40 Prozent der Katalognummern die Inschriftenträger aus Metall. Mehr als die Hälfte davon stellen die bronzenen Gürtelschnallen und Fingerringe aus frühmittelalterlichen Gräberfeldern, wobei allerdings zu bedenken ist, daß eine gründliche Materialanalyse nur in einem Fall durchgeführt worden ist (Kat.-Nr. 15), und daß infolgedessen der Sammelbegriff Bronze für verschiedenste Legierungen stehen kann. Die Inschriften der Bronzeschnallen und -ringe sind wohl nach der Technik der verlorenen Form gegossen und mit dem Stichel nachgraviert. Unter den Inschriftenträgern aus Silber, deren Inschriften oder Symbole ziseliert, graviert, getrieben oder auch gegossen sind, ragen das Missorium Valentinians I., ein frühchristlicher Silberlöffel und ein Brustkreuz mit magischer Inschrift hervor. Seltener sind die Beispiele aus Eisen mit eisen- oder silbertauschierten Inschriften. Aus Gold schließlich ist nur eine frühmittelalterliche Scheibenfibel mit getriebener Inschrift erhalten. Die dritte Materialgruppe mit Inschriftenträgern aus organisch gewachsenen Produkten ist nur mit einer Textilinschrift vertreten. Es handelt sich um das oben genannte Antependium von Grandson, das eine Gold- und Silberstickerei auf ursprünglich gewachstem Purpurseidengrund mit goldgestickten Inschriften zeigt.

Sprache und Form Abgesehen von zwei Grenzfällen, nämlich dem römischen Glasbecher aus Avenches, der in lateinischer Schrift den griechischen Glückwunsch: «Trinke, mögest du leben» trägt, und dem Antependium von Grandson, das die Erzengel Gabriel und Michael in französischer Sprache bezeichnet, hielt sich der vorliegende Katalog an den Grundsatz, nur lateinische Inschriften zu berücksichtigen. 15

Der Gedanke, den Inschriften auf den «burgundischen» Gürtelschnallen liege die burgundische Sprache zugrunde, ist ebenso phantasievoll wie unhaltbar. Sofern die unverständlichen Inschriften einiger dieser Schnallen nicht einfach von einem oft kopierten und schließlich mißverstandenen lateinischen Glückwunsch, einem Herstellervermerk oder etwa von Figurenbezeichnungen abzuleiten sind, dürfte am ehesten an apotropäische, teilweise in orientalischen Sprachen wurzelnde Formeln, wie sie zum Beispiel im frühmittelalterlichen Brustkreuz von Lausanne vorliegen, zu denken sein. Schwierig ist in sprachlicher Hinsicht bei den vorkarolingischen Inschriften ganz allgemein, aber insbesondere bei den halbwegs verständlichen Schnalleninschriften die Trennung zwischen philologischen Eigentümlichkeiten, meist vulgärsprachlicher Natur, und schriftsprachlicher Unfähigkeit oder Analphabetismus schlechthin. Vergleicht man diese Schnalleninschriften beispielsweise mit der zeitgenössischen Grabinschrift des Bischofs Marius von Avenches, die doch ein beachtliches Sprachniveau verrät, so kommt man nicht umhin, hinter den Herstellern und Trägern dieser Schnallen Handwerker mit einem sehr geringen schriftsprachlichen Vermögen zu sehen. Von 40 Inschriften, die mehr als nur eine Figurenbezeichnung, ein schriftliches Symbol oder einen Namen bieten, sind 28 in Prosa und 13 in Versen abgefaßt. Die Verfasser der Versinschriften, die sich zeitlich auf das 6. (1), 9. (4) und 11. bis 13. Jahrhundert (8) verteilen, bedienten sich mit Vorliebe der leoninischen Distichen (5), der leoninischen Hexameter und elegischen Distichen (je drei) sowie des Hexameters (2). Formular und Inhalt Ebenso vielfältig wie die Art der Inschriftenträger ist die Art der vorliegenden Inschriften selbst. Die bedeutendste Gruppe bilden die Grabinschriften und Epitaphien. Bei den poetischen und besonders den nichtoriginal überlieferten Inschriften dieser Art, die zeitlich durchaus zu den auf sie bezogenen Personen passen, fällt das Fehlen des Todes- oder Bestattungsdatums auf. Möglicherweise aber standen diese Angaben — ähnlich etwa Kat.-Nr. 49 II — in prosaischer Form neben oder unter dem poetischen Text, so daß der Abschreiber, der sich nur für den poetischen Teil interessierte, auf dieses prosaische Anhängsel verzichtete. Die frühmittelalterlichen prosaischen Grabinschriften, die in größerer Zahl nur in Genf vorkommen, weisen mit der stereotypen Eingangsformel,«Hic requiescit inpace bone memorie NN» ein Formularelement auf, das ganz eindeutig von Südgallien herrührt. Die übrigen, nur vereinzelt vorkommenden prosaischen Grabinschriften bieten zuwenig Formelgut, als daß daraus gültige Schlüsse gezogen werden könnten. Zahlenmäßig recht umfangreich, in epigraphischer Hinsicht jedoch marginal, ist die Gruppe der Christogramme, monogrammatischen Kreuze und Monogramme überhaupt. Das Christogramm, geformt aus den griechischen Buchstaben Chi und Rho und zu verstehen als Abkürzung für Christus, ist manchmal von den apokalyptischen Buchstaben Alpha und Omega begleitet. So erscheint es auch im Kreuznimbus des Kaisers Valentinian, der auf dem Missorium von Genf dargestellt ist, was uns heute vielleicht ungeheuerlich erscheint, in Wirklichkeit aber gut in die Ubergangszeit zwischen Urchristentum und christlicher Staatsreligion paßt. Die Verwendung des Christogramms und des verwandten monogrammatischen Kreuzes als Zierelement an 16

Tongefäßen, Tonlampen, Silberlöffeln und Fingerringen, die zum großen Teil in Gräbern und Kirchen gefunden wurden, könnte daraufhindeuten, daß diese Gegenstände im weitesten Sinn auch liturgischen Gebrauch fanden. Am Rande der Epigraphik bewegen sich auch die vielen ungelösten Monogramme auf Fingerringen und — sehr selten — auf Gürtelbeschlägen. Sie stehen wohl in der Regel für den Namen des Besitzers, der den Ring zum Siegeln benutzen konnte; ob aber der Buchstabe S, der oft — von einem Schrägbalken durchschnitten - die Mitte des Monogramms einnimmt, auf Signum, sigillum, signavi und dergleichen zurückzuführen ist (so DELOCHE, Etüde, p. XLI), bleibt unsicher. Im allgemeinen dürfte bei diesen Monogrammen das schon bei den Gürtelschnalleninschriften angetönte Phänomen eine Rolle gespielt haben, daß nämlich mißverstandene Inschriften, in diesem Falle Monogramme, wiederholt kopiert wurden und schließlich von Analphabeten der geheimnisvollen unverständlichen Zeichen wegen getragen wurden. Eine weitere beliebte Art bilden jene Inschriften, die eine figürliche Darstellung begleiten und dabei entweder die Figuren bezeichnen, sprechen lassen, diese ansprechen, ihre Handlungen markieren oder ein ganzes Bild erklären und kommentieren. Aus dieser Gruppe ist die noch nicht vollständig gedeutete Inschrift an den Archivolten des «Portail peint» in Lausanne hervorzuheben, die — in Einzelwörtern auf die schriftrollentragenden Figuren verteilt — einen zusammenhängenden Text zur Erläuterung des ikonographischen Programms dieses Portals zu bieten scheint. Die Inschriften in Form von Glückwünschen, die nur auf kleinen Gebrauchsgegenständen, wie Glasbechern, Gürtelschnallen und Fingerringen vorkommen, zeigen verschiedene Formeln, die anderwärtig gut belegbar sind. Es ist nicht klar, ob die Schwertinschrift aus der Gegend von Salavaux (Waadt) mit fragwürdigem «In nomine domini» hierher zu zählen ist. Eine Reihe von Inschriften bieten — abgesehen von den Figurenbezeichnungen — nur einen Personennamen, dessen Bedeutung nicht immer klar ersichtlich ist. Während beispielsweise bei Fingerringen angenommen werden darf, der Name beziehe sich auf den Ringbesitzer, dürften Personennamen an Baudenkmälern eher irgendwie mit dem Bau zu tun haben oder einen nicht erkennbaren Grund haben. Weniger zahlreich sind die Stifter- und Bauinschriften, die — auf den ganzen hier berücksichtigten Zeitraum verteilt — nichts Auffallendes besitzen. Als Herstellervermerk ist mit dieser Gruppe die Inschrift auf der Reliquiarschnalle von Yverdon verwandt. Sie sucht zwar im westschweizerischen Bereich — das Wallis ausgenommen — ihresgleichen, paßt aber zu den ausländischen Gürtelschnalleninschriften, bei denen ungefähr ein Viertel Herstellervermerke aufweisen. Als bemerkenswerte Einzelstücke sind abschließend noch die Schmähinschrift von St-Ursanne und die magische Inschrift auf dem Brustkreuz von Lausanne zu nennen. Während die Inschrift von St-Ursanne in Form einer Schmähung oder eines Bannfluches gegen einen boshaften Priester Hugo einstweilen ohne Parallelen bleibt, gibt es für die Abraca-Inschrift immerhin Vorlagen in Form von rechteckigen byzantinischen Amuletten mit griechischem Text. Es ist nicht ausgeschlossen, daß im vorliegenden Material, das formularmäßig und inhaltlich ziemlich viele ungelöste Inschriften aufweist, weitere magisch-apotropäische Formeln versteckt sind. 17

Namen Das Namenmaterial der vorliegenden Inschriftensammlung ist 2iemlich vielfältig. Betrachtet man vorerst im Uberblick die Personennamen, zu denen ich die Heiligennamen nicht zähle, so fällt auf, daß bis zur Mitte des 8. Jahrhunderts die griechisch-römischen und germanischen Personennamen sich ungefähr die Waage halten. Unberücksichtigt sind bei dieser Zählung die ausländischen Gürtelschnalleninschriften sowie die fragwürdigen Personennamen aus Monogrammen auf Fingerringen und Gürtelbeschlägen. In der nachfolgenden Zeit erhalten dann aber die über 15 germanischen Personennamen gegenüber je einem biblischen Namen aus dem 9., beziehungsweise dem 13. Jahrhundert ganz eindeutig das Ubergewicht. In namenkundlicher Hinsicht ist Armannus (Hermann) von Lausanne zu erwähnen, der in seiner literarisch überlieferten Grabinschrift so, in andern Quellen aber auch Hartmannus genannt wird, was grundsätzlich ein anderer Name wäre und somit zur Frage führt, ob die eine Namensform nicht zugunsten einer anderen aufzugeben ist.

Datierung Die sicher datierten Inschriften machen eine verschwindende Minderheit aus. Einzig die Grabinschrift der Adelfia aus dem Jahre 505 und die Schlußsteine der Kollegiatskirche von St-Ursanne aus den Jahren 1259 und 1261 liefern ein Datum, das mit der Herstellung der Inschrift übereinstimmt. Die Entstehungszeit aller übrigen Inschriften muß nach mehr oder weniger überzeugenden historischen, archäologischen, kunstgeschichtlichen und epigraphischen Kriterien erschlossen werden. Dabei ist es vielfach so, daß der Bearbeiter die Daten, welche von den benachbarten Disziplinen vorgeschlagen sind, übernehmen muß, und eigentlich nur sagen kann, ob das vorgetragene Datum auch zu den epigraphischen und insbesondere paläographisch-epigraphischen Erkenntnissen paßt.

18

ZUR BENÜTZUNG DES KATALOGS Mit Ausnahme einer Gruppe unbestimmbarer Fragmente (Kat.-Nr. 75 I—IV) ist der vorliegende Katalog in chronologischer Reihenfolge angelegt. Die Kopfzeile bietet von links nach rechts die Laufnummer (* = nichtoriginal überliefert), den Kurztitel und das Datum der Inschrift. Vor der Wiedergabe der Inschrift werden in vier Abschnitten der Standort, die Geschichte und eine genauere Beschreibung des Inschriftenträgers sowie der Ort und die Ausführungsart der Inschrift mitgeteilt. Die Maße des Inschriftenträgers sind bei der genaueren Beschreibung in der Reihenfolge: Höhe mal Breite mal Tiefe (0 = Durchmesser) ausgedrückt. Für die Angabe der Buchstabenhöhe wurde die Abkürzung Bu. verwendet (Z. = Zeile). Die original überlieferten Inschriften sind durchwegs in Majuskeln, die nichtoriginalen Inschriften in Minuskeln wiedergegeben. Die Zeilentrennung hält sich nach Möglichkeit ans Original; sonst wird ein Schrägstrich ( / ) eingesetzt, der außerdem in besonderen Fällen (z. B. Kat.-Nr. 30—32, zur Trennung einzelner Buchstaben bei unaufgelösten Monogrammen) zur Anwendung kommen kann. Die Worttrennungszeichen und Interpunktionen am Original werden beibehalten und einheitlich durch einen Punkt und Zeilenmitte gekennzeichnet. In Anlehnung an das Leidener Klammersystem 1 gilt folgender Zeichenschlüssel: (

)

Auflösung von Abkürzungen.

[

]

Ergänzung von Lücken, d. h. zerstörten oder weggebrochenen Stellen, durch den Herausgeber.

[...]

Größe der Lücke ist berechenbar; die Zahl der Punkte gibt die Anzahl der vermutlich fehlenden Buchstaben an. Größe der Lücke ist nicht berechenbar.

[—] —]

(

)

ABC AE wv

Fehlen unbestimmter Textteile oder mehrerer Zeilen, deren Anzahl sich nicht feststellen läßt. Die Klammer steht an der Stelle, wo die Lücke beginnt oder endet. Ergänzung von Lücken oder nachgetragene Buchstaben am Inschriftenträger; z. B. bei Restauration. Unsicher gelesene Buchstaben, deren Reste auch anders gedeutet werden könnten. Ligatur von zwei Buchstaben. (Vacat). Freier Raum auf dem Original, hier im Ausmaß von drei Buchstabenbreiten.

Auf die Wiedergabe des Inschriftentextes folgen in der Regel die Übersetzung sowie allfällige textkritische Anmerkungen. Der Schriftkommentar gliedert sich in eine allgemeine Charakterisierung der Schrift, in eine Beschreibung der Zeichen, Ligaturen, eingeschriebenen Buchsta-

1

Cf. G. 102 f.

KLAFFENBACH,

Griechische Epigraphik (Studienhefte zur Altertumswissenschaft

6). Göttingen 21966,

19

ben und der einzelnen Buchstaben in alphabetischer Reihenfolge sowie in die Aufzählung verwandter Schriftdenkmäler. In der Rubrik Formular und Inhalt, wo der Inschriftentext gesamthaft und im einzelnen kommentiert wird, beziehen sich die Randzahlen auf die entsprechenden Zeilen im Text 2 . Die Literaturangaben am Schluß der einzelnen Katalognummern, die in chronologischer Reihenfolge gemacht sind, beschränken sich auf die Erstveröffentlichung sowie auf eine Auswahl wichtigster Hinweise und Untersuchungen zur Inschrift. Das kumulative Personen-, Orts- und Sachregister bringt grundsätzlich nur Begriffe, die direkt mit dem Inschriftentext zusammenhängen.

2

Es werden im Kommentar noch folgende, weniger gebräuchliche Abkürzungen verwendet: a. = anno; o. D. = ohne Datum; sim. = similis oder similiter. - «Cf. Lit.» verweist den Leser auf die Literatur am Schluß der einzelnen Katalognummern, nicht auf die allgemeine Bibliographie.

20

KATALOG

1

MISSORIUM KAISER VALENTINIANS I.

364-375

G E N F , M A H , I n v . C 1 2 4 1 . - T a f . 1, F i g . 1 - 2 .

Im Jahre 1721 unter ungeklärten Umständen am Ufer der Arve in der Nähe von Genf entdeckt. Das Stück wurde vorerst der Bibliothèque publique von Genf übergeben, von wo es an den heutigen Standort gelangte. 1975/76 wurde der Silberteller einer eingehenden Prüfung und Restauration unterzogen; cf. DEONNA (bes. Notes, 1920, 18-20). Silber, getrieben; kreisrunde, leicht konkave Platte mit wulstigem Rand (0 27,5 cm; Gewicht 1,05 kg). Die erhaben getriebene Darstellung zeigt im Zentrum einen nimbierten römischen Kaiser mit Vexillum in der Linken und einer Kugel in der Rechten, auf der eine Victoria steht, die im Begriffe ist, den Kaiser zu bekränzen ; seitlich je drei symmetrisch angeordnete, lanzenund helmtragende Soldaten, die sich hinter großen ovalen Schilden gedeckt halten. Zu Füßen des Kaisers liegen ein eingestecktes Schwert, ein Schild und ein Helm. Starke Abnutzungsspuren; Darstellung und Inschrift nur noch in Konturen erkennbar. Es lassen sich zwei stark verwischte Inschriften unterscheiden: I) am oberen Plattenrand innen, einzeilig umlaufend, in Punkten ziseliert; Buchstabenhöhe 0,6 cm. — II) im Nimbus des Kaisers, gleichzeitig mit der Herstellung des Tellers, ziseliert; Buchstabenhöhe: XP den Nimbus ausfüllend, in der Mitte durch den Kopf verdeckt 4 cm ; Alpha und Omega links und rechts neben dem Kopf 0,6 cm. — Wahrscheinlich stand auch auf dem Vexillum eine heute nicht mehr lesbare Inschrift. I) am oberen Plattenrand:

LARGITAS D(OMINI) N(OSTRI) VALENTINIANI AVGVSTI Ein Geschenk unseres Herrn und Kaisers Valentinian Breite Kapitalis mit ausgeprägten Dreiecksporen an den Hasten- und Balkenenden. Worttrennung in Form von dreieckigen Punkten nicht mit Sicherheit feststellbar. Abkürzungen : DN (DOMINI NOSTRI) ohne erkennbares Abkürzungszeichen. A einmal mit gebrochenem (VALENTINIANI), sonst anscheinend ohne Querbalken. G in der von der Majuskelkursive herrührenden Form, d. h. mit durchgewellter, schräg von oben links nach unten rechts gezogener Cauda. N mit teilweise leicht eingerücktem Schrägbalken. — Verwandte Schriftdenkmäler: cf. A. GRABAR, L'art de la fin de l'antiquité et du moyen âge, vol. 3. Paris 1968, Taf. 28a: Vienne, konstantinisch. SCHRIFT:

Stifterinschrift. Unter den Geschenken, die von römischen Kaisern und Konsuln bei besonderen Gelegenheiten verteilt wurden, befinden sich auch Silberteller (missoria), die manchmal mit Inschriften — meistens mit dem Namen des Schenkenden — versehen sind (cf. DACL IV, 1173-1191; XI, 1497f.; RE V, 1542-1545 [Donativum]; FORMULAR UND INHALT:

23

II, 3 8 5 - 3 8 7 ; III, 1 9 4 1 [Missorium]; DELBRÜCK, Die Consulardiptychen, 7 0 ) . - Zu LARGITAS cf. CIL VIII, Nr. 7 0 1 2 : Nordafrika, a. 3 4 0 - 3 5 0 : Largitate DD NN PP A VGG Constanti et Constantis ... posuit; FORCELLINI, Lexicon III, 3 2 . DAREMBERG/SAGLIO

N A M E N : Valentinian I. war römischer Kaiser von 364—375; siegreich in verschiedenen Kämpfen gegen germanische Stämme, organisierte er den Wiederaufbau der Grenzbefestigungen an Rhein und Donau. In religiöser Hinsicht ist seine Regierung durch Toleranz gegenüber Christen- und Heidentum gekennzeichnet; cf. RE 2. Ser. VII/2, 2158-2204; LThK 2 X, 600. DATIERUNG: Während Deonna (cf. Lit.) schwache Argumente für eine Zuweisung des Silbertellers an Valentinian II. (375-392) oder gar Valentinian III. (424-455) fand, nehmen die meisten Kunsthistoriker und Geschichtsforscher, die sich mit dem Teller befaßt haben (cf. Lit. und L. BRÉHIER, Les trésors d'argenterie syrienne et l'école syrienne artistique d'Antioche. Gazette des Beaux-Arts 62 V / l [1920] 191) eine Entstehung in der Regierungszeit Valentinians I. an. Tatsächlich paßt das durchaus spätantik-heidnische ikonographische Programm auf dem Silberteller, das etwas gewaltsam einen christlichen Stempel erhielt (cf. Inschrift II), eigentlich nur recht zu Valentinian I. und nicht zu seinen viel unbedeutenderen und schwächeren Nachfolgern Valentinian II. und III.

II) im Nimbus des Kaisers:

S

V o m Alpha ist nur eine Spur der rechten Haste, vom unzialen Omega die linke Rundung und vom Rho des Christusmonogramms die Rechtsrundung schwach erkennbar.

SCHRIFT:

Verwandte Christogrammform: HÜBNER, Exempla, Nr. 886: Monsegur, a. 367 (?); Storia IV, 41, Taf. 234,1: Mailand, um 500 (mit Kopf und Nimbus).

GARRUCCI,

: Das Christogramm, flankiert von Alpha und Omega taucht im 4. Jh. auf und kommt im 5. Jh. in dieser Form sehr oft zur Anwendung (cf. L E BLANT, Manuel, 27; DACL I, 7; SCHILLER, Ikonographie III, 169-172; CIMAH I, Nr. 1: Sitten, a. 377; Kat.-Nr. 4 f., 8 f.: Westschweiz, 4.—6. Jh.). Es steht häufig allein als Symbol für den christlichen Glauben. In Verbindung mit einem Nimbus ist es normalerweise der Person Christus zugeschrieben, es kommt aber gelegentlich stellvertretend für die Verbundenheit mit Christus auch bei anderen Personen (Heiligen) vor (cf. z. B . GARRUCCI, Storia II, 117 f., Taf. 102,2: Neapel, o. D. [beim hl. Januarius]; III, 162-165, bes. 164, Taf. 189,1: Rom, o. D. [beim hl. Laurentius]). Für die Ausstattung eines römischen Kaisernimbus mit dem von Alpha und Omega begleiteten Christogramm in einem sonst heidnischen Rahmen, wie ihn der vorliegende Silberteller bietet, fehlen Parallelen. An der Echtheit dieser eigentümlichen Vermischung heidnischer und christlicher Vorstellungen ist jedoch kaum zu zweifeln, besonders auch wenn man bedenkt, daß der FORMULAR UND INHALT

24

Ursprung des Monogrammnimbus in antiken Götter- und Kaiserdarstellungen zu suchen ist (cf. E. WEIGAND, Der Monogrammnimbus auf der Tür von S. Sabina in Rom. Byzantinische Zeitschrift 30 [1929/30] 590f.; O. PERLER, Die Mosaiken der Juliergruft im Vatikan [Freiburger Universitätsreden NF 16]. Freiburg/Schweiz 1953,45; allg. A . K R Ü C K E , Der Nimbus und verwandte Attribute in der frühchristlichen Kunst. Straßburg 1905, bes. 83-86; M. COLLINETGUÉRIN, Histoire du nimbe. Paris 1961, bes. 273—308), daß weiterhin schon Kaiser Konstantin der Große sich als Stellvertreter Christi verstanden hat (cf. J. A. STRAUB, Constantine as Koinos Episkopos. Tradition and innovation in the representation of the first Christian Emperor's Majesty. Dumbarton Oaks Papers 21 [1967] 50-55), und daß schließlich auf Münzen des 4. Jhs. der Kaiser ziemlich oft mit der kranztragenden Victoria und dem Christogramm im Vexillum dargestellt ist (cf. H. MATTINGLY, The Roman imperial coinage, vol. 9. London 1951, Taf. V,9,16; VIII, 1,2 und öfter). Zur Ikonographie auch SCHILLER, Ikonographie III, 172, Fig. 527. DATIERUNG: Wie oben zu Inschrift I: a. 364—375. Die eingangs erwähnte Materialanalyse aus den Jahren 1975/76 hat eindeutig gezeigt, daß das Christogramm gleichzeitig mit dem Teller entstanden ist.

Firmin ABAUZIT, Dissertation sur une antique ou disque d'argent trouvé près de Genève en 1721, in: Bernard MONTFAUCON, L'antiquité expliquée et représentée en figures. T. suppl. 4. Paris 1724, 51-65, Taf. 28 (Erstveröffentlichung, Nachzeichnung). - BLAVIGNAC, Histoire (1853) 13, Anm. 7; Atlas, Taf. IIbis,l (nur Inschrift II, Nachzeichnung). - CIL XII (1888) Nr. 5697,5. - EGLI, CIS (1895) Nr. 9, Taf. 1,9. - DACL IV (1920) 1187, Fig. 3783. Waldemar DEONNA, Notes d'archéologie suisse. VI. Le missorium de Valentinien. ASA 22 (1920) 18-32,92-104, Fig. I (mit ält. Lit.). - DERS., Quelques monuments du musée de Genève. I. Le missorium de Valentinien. Genava 4 (1926) 147-151, Fig. 1. - DERS., Les arts à Genève (1942) 114, Fig. 86. - D R A C K / S C H I B , Illustrierte Geschichte der Schweiz I (1971) 112, Fig. 23. - MARTIN, Die Schweiz im Frühmittelalter (1975) 7, Fig. 2. - Charles BONNET, Les premiers monuments chrétiens de Genève (Guides de monuments suisses). Bâle 1976,15 f., mit Fig. — Max MARTIN, in: Ur-und frühgeschichtliche Archäologie der Schweiz, Bd. 5. Basel 1976, 178, 181, Fig. 10. LITERATUR:

25

2

GLASBECHER

AVENCHES

4. JH.

(VD), Musée romain, Inv. 1509. - Taf. 2, Fig. 3-4.

Im Jahre 1872 in der Westtor-Nekropole von Avenches in einem ausgehöhlten Eichenstamm, der wohl einem Mädchen als Sarg gedient hatte, zusammen mit Kat.-Nr. 3 und anderen Beigaben entdeckt, wie Gefäßen aus Ton, Lavez, Glas oder Bronzeblech sowie eines Armringes aus Gagat und einer Halskette aus Glasperlen; cf. DEGEN und SCHNEIDER-GRAZIOSI unter Lit. Glas, entfärbt; konischer, aus mehreren Fragmenten zusammengesetzter Becher (Höhe 12 cm, 0 der Mündung 8,8 cm, am Rand 2 mm dick) mit schwacher Bodendelle und blau eingefärbten Nuppen auf der unteren Becherwandung; keine Abnutzungsspuren. Inschrift unterhalb des Becherrandes auf einem Schriftband, das oben und unten durch lineare Schliffzonen begrenzt ist, einzeilig umlaufend, mit einem stichelartigen Gravierinstrument ziemlich regelmäßig eingeritzt; Buchstabenhöhe 0,8 cm. VIVAS IN DEO (Palme) Du mögest in Gott leben! Vollschlanke Kapitalis mit ausgeprägten Hasten- und Balkenenden in Form von quergestellten Strichen. Der Palmzweig, ein von der Antike und vom Judentum übernommenes Siegessymbol (cf. DACL XIII, 947-961; D. FORSTNER, Die Welt der Symbole. InnsbruckWien-München 21967, 181-183; RICG I, 58), ist in der frühchristlichen Epigraphik oft anzutreffen und hat hier wohl auch den Zweck, den Anfang und den Schluß der Inschrift zu markieren (cf. DEGEN unter Lit. [bes. 269, Anm. 54 f.]). A mit leicht von links nach rechts aufsteigendem, geradem Querstrich, der griechischen Einfluß verrät. N mit oben leicht eingerücktem Schrägstrich. — Verwandte Schriftdenkmäler: Kat.-Nr. 3: Avenches, 4. Jh. (vielleicht gleiche Hand); cf. ICUR III, Nr. 8147, Taf. I, a l : Rom, a. 368; Nr. 9104, Taf. XIX, a4: Rom, o. D. SCHRIFT:

Fast ausschließlich christlicher Glückwunsch, der sich — in Erweiterung des antik-heidnischen Vivas ( Vivai) — in Varianten wie Vivas deo, Vivat in deo sim., sowohl an Lebende (Gebrauchsgegenstände) als auch an Tote (Grabinschriften) richten konnte; cf. DEGEN unter Lit. (bes. 265f., Anm. 52), dazu DACL XV, 3140f.; DIEHL 111,339,611; KAUFMANN, Handbuch, 141 f.; Kat.-Nr. 14: Lavigny, 6.Jh. FORMULAR UND INHALT:

Zu der von Rudolf Degen vorgeschlagenen Datierung des Bechers in die Zeit um 313-350 können in epigraphisch-paläographischer Hinsicht nur wenige datierte und beim geringen Buchstabenmaterial außerdem kaum entscheidende Vergleichsbeispiele angeführt werden (cf. oben Schrift). Eine Entstehung in der 2. Hälfte des 4. Jhs. scheint aber diesbezüglich noch durchaus möglich zu sein. DATIERUNG:

26

Auguste CASPARI, Découverte d'un tombeau romain à Avenches. ASA 2 (1872—75) 385 f. (Erstveröffentlichung). - L E BLANT, Nouveau recueil (1892) Nr. 91. - E G L I , CIS (1895) Nr. 22, Taf. IV,22. - CIL XIII (1906) Nr. 10025,219. - BESSON, L'art barbare (1909) 172 f., Fig. 1 1 2 . - Giorgio SCHNEIDER-GRAZIOSI, Due vasi vitrei 'miliarii' con iscrizioni cristiane nel museo di Avenches. Nuovo bullettino di archeologia cristiana 19 (1913) 213-222. - DACL VI (1924) 2189 f., Fig. 5636. - STÄHELIN, Die Schweiz (1948) 585 f. - Rudolf D E G E N , Zu einem frühchristlichen Grab aus Aventicum, in: Helvetia antiqua, Festschrift Emil Vogt. Zürich 1966, 253—270, Fig. 10, Abb. 6 und 9. — Heinrich B Ü T T N E R / I S O M Ü L L E R , Frühes Christentum im schweizerischen Alpenraum. Einsiedeln-Zürich-Köln 1967, Abb. 1. - MOOSBRUGGER-LEU, Die Schweiz zur Merowingerzeit (1971) Bd. B, 81, Taf. 78. - Rudolf D E G E N , in: Ur-und frühgeschichtliche Archäologie der Schweiz, Bd. 5. Basel 1976, 144, Fig. 30. - Klaus SPEICH/Hans R. SCHLÄPFER, Kirchen und Klöster in der Schweiz. Zürich 1978, 35. LITERATUR:

27

3

GLASBECHER

4. JH.

(VD), Musée romain, Inv. 1508. - Taf. 2, Fig. 5-6.

AVENCHES

Fundumstände wie Kat.-Nr. 2. Glas, entfärbt; schlanker konischer, aus mehreren Fragmenten zusammengesetzter und ergänzter Becher (Höhe 11 cm, 0 der Mündung 6 cm, am Rand 1,5 mm dick) mit Bodendelle und blau eingefärbten Nuppen auf der unteren Becherwandung; keine Abnutzungsspuren. Inschrift wie bei Kat.-Nr. 2, eingeritzt; Buchstabenhöhe 0,6—0,7 cm. [PIE] ZE[SES] (Palme) Trinke, mögest du leben!

H. LECLERCQ, in: DACL VI, 2190, Nr. 23 ergänzt ZE ohne PIE folgendermaßen: ZE[S] (Palmzweig) [ES].

Wie Kat.-Nr. 2. Die ganze Inschrift war wohl in lateinischen Buchstaben geschrieben. Die aus Platzgründen anzunehmende Suspensionskürzung ZES für ZESES ist sonst nicht belegt, hingegen findet sich Z für ZESES nicht selten (cf. DIEHL III, 458). Z mit oberem Querbalken in Form eines runden Hakens. — Verwandte Schriftdenkmäler: Kat.-Nr. 2: Avenches, 4. Jh. (vielleicht gleiche Hand).

SCHRIFT:

SPRACHE:

Griechisch-lateinisch.

Der griechisch-antike Zuspruch Pie, Zeses oder Zeses allein ist eine auch auf römisch-lateinischen und christlichen Trinkgefäßen oft anzutreffende Inschrift (cf. DACL XIV, 1023-1031). Pie (griechisch: trinke) wurde schon früh und wohl vornehmlich von Christen als lateinisches, von pius abgeleitetes Adverb verstanden, so daß der Spruch auch die Bedeutung von 'Mögest du fromm leben!' haben konnte (cf. DACL XIV, 1027). FORMULAR UND INHALT:

DATIERUNG: LITERATUR:

28

Wie Kat.-Nr. 2: Avenches, 4. Jh. ibid.

4

KERAMIKFRAGMENTE MIT CHRISTOGRAMMEN

5 . - 5 . / 6 JH. I

YVERDON

(VD), Musée d'Yverdon, Inv. 2355. - Taf. 3, Fig. 7.

Im Jahre 1903 anläßlich der von Albert Naef durchgeführten Ausgrabungen im Castrum von Yverdon entdeckt. Das Stück befand sich im Verband mit anderen Keramikfragmenten (z. B. Kat.-Nr. 4 II; cf. Kat.-Nr. 4 III und 7) in einer etwa 15 cm dicken Brandschicht, die von einem abgebrannten Getreidespeicher herrührte und die Fundamente eines unbestimmten Apsidenbaus aus dem 1. oder 2. Jh. bedeckte. Der Brand wurde von Stähelin (Die Schweiz, 322, Anm. 4) mit Alemanneneinfällen im Jahre 470 in Zusammenhang gebracht, was neuerdings durch Analysen des karbonisierten Getreides eine Bestätigung fand (frdl. Mitteilung von Rodolphe Kasser, Yverdon ; zur Situierung cf. VIOLLIER, Carte archéologique, 360 f. ; V.-H. BOURGEOIS, Le Castrum romain d'Yverdon. ASA 26 [1924] 221 ; R. KASSER, Documents utiles à la recherche archéologique et historique sur le passé d'Yverdon. Fase. 1 : Le Castrum d'Yverdon. Yverdon 1976, 3, 12; DERS., Yverdon. Histoire d'un sol et d'un site avec la cité qu'ils ont fait naître, in: Eburodunum I. Yverdon 1975, 56, Fig. 16; 60, Fig. 17). Terra sigillata des frühchristlichen Typs; annähernd rechteckige graue Randscherbe (2,5 X 5,6 X 0,9-1,2 cm) eines ursprünglich 35 cm (0) messenden Tellers mit noch gut erhaltener Glasur. Drei durch Kerbschnittbänder eingekreiste Christogramme (0 1,4 cm), die in einem Abstand von 0,7 cm zueinander dicht neben der schmalen Randerhebung, auf dem Tellerrand umlaufend, mitteltief und regelmäßig eingestempelt sind. Höhe des Buchstabens Rho 1,2 cm.

Chi und Rho mit spatenförmig nach außen sich verdickenden Armen. A ohne Querbalken, steht - wie dies bei gestempelten Monogrammen oft zu beobachten ist - auf der rechten statt auf der linken Seite. Das stilisierte unziale Omega entspricht einem E, das mit den Querbalken nach unten auf dem unteren linken Balken des X aufliegt. — Verwandte Christogrammformen: Kat.-Nr. 4 II f.: beide Yverdon, 5. Jh.; Nr. 4 IV f.: Genf, 5.-5./6. Jh. SCHRIFT:

Zum Christogramm, flankiert von Alpha und Omega, das in frühchristlicher Zeit auf Gebrauchsgegenständen und bei monumentalen Inschriften eines der häufigsten Christussymbole ist, cf. Kat.-Nr. 1 II; dazu LThK 2 II, 1177; RDK III, 707-720 (Christogramm); LThK 2 I, 1; RAC I, 1-4; RDK I, 1-5 (Alpha und Omega). FORMULAR UND INHALT:

29

Die frühchristliche Sigillata, zu der das vorliegende Stück gehört, wird nach J. Rigoir (cf. Lit.) ins 4.—5./6. Jh. datiert. Der mutmaßliche Brand des Castrums von Yverdon im Jahre 470 sowie die Tatsache, daß außerhalb Roms das eingekreiste, von Alpha und Omega flankierte Christogramm auf datierten Monumenten erst im mittleren bis späten 5. Jh. nachweisbar ist (cf. DACL I, 7), sprechen für eine Entstehung dieses Fragments im 5. Jh. DATIERUNG:

LITERATUR: RHV 1 1 (1903) 253 (erster Hinweis). — Joseph D É C H E L E T T E , Les vases céramiques ornés de la Gaule romaine, t. II. Paris 1904, Taf. XIII, 10 (Erstveröffentlichung). — G U Y E R , Die christlichen Denkmäler (1907) 8 f. - BESSON, L'art barbare (1909) 170, Fig. 108. - DACL VI (1924) 8184 f., Fig. 5634a. - Rudolf F E L L M A N N , Frühchristliche Kultbauten in der Schweiz. Ur-Schweiz 19 (1955) 94 f., Fig. 59b. - Jacqueline RIGOIR, Les sigillées paléochrétiennes de Suisse romande. Revue archéologique de l'Est et du Centre-Est 18 (1967) 337 f., Taf. 1,9. - D I E S . und Yves R I G O I R , Les sigillées paléochrétiennes de Suisse. JSGU 55 (1970) 110, Fig. 16,2355 und Fig. 18,283. - MOOSBRUGGER-LEU, Die Schweiz zur Merowingerzeit (1971) Bd. B, 84, Anm. 6. — Rudolf D E G E N , Antike Religionen ; frühes Christentum, in : Ur- und frühgeschichtliche Archäologie der Schweiz, Bd. 5. Basel 1976, 143, Fig. 29.

II YVERDON

(VD), Musée d'Yverdon, Inv. 2243. - Taf. 3, Fig. 8.

Im Jahre 1906 anläßlich der zweiten von Albert Naef durchgeführten Ausgrabungen im Castrum von Yverdon entdeckt. Auch dieses Stück dürfte im Räume des Getreidespeichers in der bei Kat.-Nr. 4 I erwähnten Brandschicht gelegen haben. Terra sigillata des frühchristlichen Typs; unförmige graugrüne und stark abgenutzte Randscherbe (4 X 5,5 X 0,9 cm) einer Schüssel, die ursprünglich einen Durchmesser von 21 cm besaß. Unter einer ausgeprägten Randrille ist noch ein Dekorationsmuster aus Dreiecksreihen zu erkennen. Zwei durch ein Kreisband eingeschlossene Christogramme (0 1,1 cm), die in einem Abstand von 0,5 cm zueinander, 2 cm unter der Randrille, außen um die Schüssel laufend, mitteltief und seitenverkehrt eingestempelt sind. Höhe des Buchstabens Rho 0,7 cm. Wie Kat.-Nr. 4 I mit folgender Abweichung: Rho seitenverkehrt (nicht selten: cf. RICG I, Nr. 178 : Trier, o. D. ; BOPPERT, Die frühchristlichen Inschriften, 99 : Bingen, o. D. ; SILVAGNI, ICUR I, Nr. 801, 929; III, Nr. 7291: alle Rom, o. D. und öfter).

SCHRIFT:

FORMULAR U N D I N H A L T : DATIERUNG:

Wie Kat.-Nr.

4 I.

Wie Kat.-Nr. 41: Yverdon, 5. Jh.

Jacqueline RIGOIR, Les sigillées paléochrétiennes de Suisse romande. Revue archéologique de l'Est et du Centre-Est 18 (1967) 339 f., Taf. 1,10; IV,48 (Erstveröffentlichung, Nachzeichnung). - D I E S , und Yves RIGOIR, Les sigillées paléochrétiennes de Suisse. JSGU 5 5 (1970) 110 und 112, Fig. 16,2243 und Fig. 18,282. LITERATUR:

30

III YVERDON

(VD), Musée d'Yverdon, vorläufig Inv. M 12 C.

Im Jahre 1975 anläßlich der von Rodolphe Kasser durchgeführten Ausgrabungen im Castrum von Yverdon entdeckt. Das Stück lag zusammen mit weiteren Keramikfragmenten, wovon zwei zum vorliegenden gehören, ca. 50 cm nördlich der Nordmauer des Getreidespeichers und ehemaligen Apsidenbaues in der schon 1903 festgestellten Brandschicht, die mit den Alemanneneinfällen von 470 zusammenhängen dürfte; cf. Kat.-Nr. 4 I mit Lit. Terra sigillata des frühchristlichen Typs; unförmige graue und stark abgenutzte Randscherbe (9,5 X 9,5 X 0,4-0,7 cm) einer Schüssel. Unter der schwach umgebogenen Randverdickung sind reihenweise Palmen, konzentrische Quadrate, Christogramme und Rosetten gestempelt (zu diesem Dekorationsmuster cf. die schon früher in Yverdon gefundenen Fragmente Musée Inv. 1844 und 2249 bei J. und Y. RIGOIR [unter Lit.], 111, Fig. 16). Fünf durch ein Kerbschnittband eingekreiste Christogramme (0 1,4 cm), die innerhalb des oben genannten Dekorationsmusters unter den Palmen und konzentrischen Quadraten, in einem Abstand von 0,7 cm zueinander, außen um das Gefäß laufend, unregelmäßig und schwach eingestempelt sind. Höhe des Buchstabens Rho 1,1 cm. Das Rho steht auf dem Kopf, sofern es sich beim Rand um den oberen Gefäßrand handelt. Die Buchstaben Alpha und Omega können beim Abnutzungsgrad und schlechten Erhaltungszustand nur erraten werden; Alpha scheint allerdings — wie auch bei Kat.-Nr. 4 I rechts statt links zu stehen. SCHRIFT:

FORMULAR UND INHALT: DATIERUNG:

Wie Kat.-Nr. 4 I.

Wie Kat.-Nr. 4 I: Yverdon, 5. Jh.

ERSTVERÖFFENTLICHUNG.

IV GENF,

Service archéologique, Fundnummer

5.

Am 4.10.1974 zusammen mit weiterer Keramik, einem unbestimmten Eisenfragment und einem Bronzering in einer Ablagerung der spätantik-frühmittelalterlichen Siedlung Sézegnin (GE; Koord. S 0,15/W 3,15; Niveau 441.03; cf. Helvetia archaeologica 6 [1975] 100, Nr. 3, kleinster Punkt) entdeckt. Terra sigillata des frühchristlichen Typs; annähernd dreieckiges graues, aus sieben Bruchstükken zusammengeklebtes Tellerfragment (13 X 14 X 0,7-1,2 cm) mit Spur des Fußringes und einem ca. 2 cm breiten, schräg abfallenden Rand. Christogramme (zehn ganze, zwei durch die Bruchstellen angeschnitten, je in einen Kreis gefaßt) ziemlich unregelmäßig am Tellerrand umlaufend, in einem Abstand von 0,3—0,6 cm gestempelt; 0 1 cm. 31

Cf. Kat.-Nr. 4 I. Hier wie auch in Kat.-Nr. 4 V steht das Rho seitenverkehrt, das querbalkenlose Alpha links zwischen den X-Balken, das E-förmige Omega aber rechts oben zwischen der Rho-Haste und dem X. SCHRIFT:

FORMULAR UND INHALT:

Wie Kat.-Nr. 4

I.

DATIERUNG: Cf. Kat.-Nr. 4 I. Da hier ein Terminus post quem, der in Yverdon durch den Brand des Castrums gegeben ist, fehlt, darf eine Entstehung dieses Fragments auch im 5./6. Jh. nicht ausgeschlossen werden.

Charles BONNET, Les premiers monuments chrétiens de Genève (Guides de monuments suisses). Bâle 1976, 15 mit Fig. (Erstabbildung). LITERATUR:

V GENF,

MAH, Inv. Macchabées 1976, 42/3, 48, 48/1. - Taf. 3, Fig. 9.

Im Juni, bzw. November 1976 anläßlich der von Charles Bonnet durchgeführten Grabungen in der 'Chapelle des Macchabées' der Kathedrale von Genf zusammen mit anderen Keramikfragmenten entdeckt. Fundlage für Stück I: Koord. E 7,90-8,50/S 0,00-2,00; Niveau 399.10; für Stück II: Koord. E 7,85/S 0,04; Niveau 399.28. Terra sigillata des frühchristlichen Typs, grau mit rotbrauner Glasur überzogen. A: annähernd quadratische Randscherbe (2,8 X 2,8 X 0,4—0,6 cm) mit einer parallel zum Rand verlaufenden Rille. — B: annähernd dreieckige Scherbe (2,9 X 1,8 X 0,5—0,7 cm) mit beschädigtem Rand und parallel dazu verlaufender Rille; neben dem Christogramm ein schleifenartiges Dekorationsmuster (vielleicht verwandt mit Yverdon 2237; cf. J. et Y. RIGOIR, in: JSGU 55 [1970] 113, Nr. 279, 117, Fig. 23). C: rechteckige Scherbe (3,6 X 2,6 X 0,5 cm). Diese drei Scherben gehören zu einem einzigen Gefäß. Je ein Christogramm zwischen Rand und Rille (Rho auf dem Rücken liegend) ziemlich schwach gestempelt; o 0,9-1 cm. SCHRIFT:

Wie Kat.-Nr. 4 IV. — Bei Stück B ist das Omega nicht zu erkennen.

FORMULAR UND INHALT: DATIERUNG:

Wie Kat.-Nr. 4

I.

Wie Kat.-Nr. 4 IV: Genf, 5.-5./6. Jh.

Daniel PAUNIER, La céramique gallo-romaine recueillie dans le sous-sol de la chapelle des Macchabées, publ. par la Fondation des clés de St-Pierre. Genève 1979, 120— 123. LITERATUR:

32

5

LAVEZSTEINFRAGMENT MIT CHRISTOGRAMM

YVERDON

5.-5./Ô. JH.

(VD), Musée d'Yverdon, Inv. 2350. - Taf. 3, Fig. 10.

Im Jahre 1906 anläßlich der zweiten von Albert Naef durchgeführten Ausgrabung im Castrum von Yverdon entdeckt. Der genaue Fundort ist unbekannt; cf. Kat.-Nr. 4 I. Lavezstein; annähernd dreieckige schwarze Randscherbe (3,7x4x0,4—0,8 cm) eines unbestimmten Gefäßes. Das halbwegs von der Bruchstelle erfasste eingekreiste Christogramm (0 ca. 2,2 cm) ist auf dem 3 cm breiten Innenrand neben einem auf gleiche Weise eingetragenen Palmzweig etwas unbeholfen und nicht sehr tief eingeritzt; Höhe des Buchstabens Rho ca. 1,8 cm.

Linear ausgeführte Buchstaben. Kratzer im Fragment lassen die Frage offen, ob das Rho mit geschlossener Rundung (so FELLMANN unter Lit.) oder in Anlehnung an das lateinische R mit offener Rundung und kurzer Cauda (so RIGOIR unter Lit.) geschrieben wurde; beide Rho-Formen sind oft anzutreffen (cf. z. B. RICG I, 51—54). Alpha eher mit gebrochenem (so RIGOIR unter Lit.) als mit geradem, von links nach rechts unten geführtem Querstrich (so BESSON, DACL und FELLMANN unter Lit.). Die Nachbarschaft von Palme und eingekreistem Christogramm ist nicht selten: cf. DACL III, 1499, Fig. 2836: Rom, o. D.; RICG I, Nr. 178: Trier, o. D. ; Nr. 91a: Trier, o. D. SCHRIFT:

FORMULAR UND INHALT:

Wie Kat.-Nr. 4

I.

J. Rigoir (cf. Lit. [1967] 340) datiert die Lavezsteingefässe wie die frühchristliche Sigillata ins 4.-5./6. Jh. Da es wahrscheinlich, aber nicht sicher ist, daß das Fragment in der Brandschicht von 470 lag, muß die in Kat.-Nr. 4 I vorgenommene Datierung auf das 5./6. Jh. ausgeweitet werden. DATIERUNG:

L'art barbare (1909) 170 f., Fig. 109 (Erstveröffentlichung). - DACL VI (1924) 2185, Fig. 5634b (Nachzeichnung). - Rudolf FELLMANN, Frühchristliche Kultbauten in der Schweiz. Ur-Schweiz 19 (1955) 94 f., Fig. 59a. — Jacqueline RIGOIR, Les sigillées paléochrétiennes de Suisse romande. Revue archéologique de l'Est et du Centre-Est 18 (1967) 339 f., Fig. 3. - DIES, und Yves RIGOIR, Les sigillées paléochrétiennes de Suisse. JSGU 55 (1970) 115, Fig. 19B. - MOOSBRUGGER-LEU, Die Schweiz zur Merowingerzeit (1971) Bd. B, 84, Anm. 6. LITERATUR: BESSON,

33

6

GRABSTEIN DER ADELFIA

GENF, M A H , Inv. Epigr. Taf. 4, Fig. 11-12.

159;

Kopie mit rot nachgezeichneter Inschrift in Zürich,

505 SLM.

-

Im Jahre 1869 anläßlich der Restauration der Kathedrale St-Pierre in Genf unter dem Kirchenboden entdeckt. Die Platte bildete wahrscheinlich am zweiten Kirchenbau die erste Stufe der äußeren Treppe, sie scheint aber schon vorher als Fliese gedient zu haben. Genauere Fundangaben fehlen ; cf. H. GOSSE, Contribution à l'étude des édifices qui ont précédé l'église de Saint-Pierre ès liens à Genève, in: St-Pierre, ancienne cathédrale de Genève. Genève 1893, 4 8 - 5 1 , plan II f.: C 7 und unter Lit.; MARTIN, Saint-Pierre, 13. Kalkstein, weiß; rechteckige, an der Oberfläche polierte und stark abgenutzte Platte (117 X 62 X 26 cm). In der oberen Hälfte befindet sich eine quadratische Vertiefung, die wahrscheinlich bei der Drittverwendung als Treppenstufe einen Pfeiler des Treppengeländers aufgenommen hatte. Inschrift in 10, parallel zu den Schmalseiten verlaufenden Zeilen, ziemlich unregelmäßig und schwach eingehauen ; Buchstabenhöhe 4—5,5 cm, von oben nach unten abnehmend.

HIC REQV[IESCIT] IN PA[C]E [BONE] MEMORI[E?] AD[E]LFIA [QVE?] 5 VIXIT ANN(0)S • XXXIII TRANfSIIT] [. ?]Q VARTV[?ID ?]V[S P] APRILES [INDICTI] ONE XIII POS(T?) [CON(SVLATVM ?) ] 10 [,..]CETTEC[I] • [.?] Hier ruht in Frieden seligen Angedenkens Adelfia, die 33 Jahre gelebt hat. Sie starb am 4. Tag nach den Iden (?) des Monats April (10. April) in der 13. Indiktion im Jahre nach dem Konsulat des Cethegus.

Es ist unklar, ob zu Beginn der Z. 7 und 10 etwas ausgefallen ist; cf. unten Formular und Inhalt.

SCHRIFT: Vollschlanke, ziemlich dynamische Kapitalis mit charakteristischen, von der klassischen Schrift abweichenden Merkmalen, etwa in Form des L mit abwärts gerichtetem Querbalken und des Q mit senkrecht angehängter Cauda. Worttrennung wegen lädierter Oberfläche 34

kaum feststellbar, aber auf Grund zweier Punkte in Z. 5 und 10 für die ganze Inschrift anzunehmen. Abkürzungszeichen bei den seit spätantiker Zeit anzutreffenden Abkürzungen ANNS (Z. 5 : ANNOS; cf. DIEHL III, 486) und POS (Z. 9 : POST; cf. DIEHL III, 222) sind nicht zu erkennen. - Verwandte Schriftdenkmäler: L E BLANT, Inscriptions II, Nr. 374A, Fig. 260: Briord, a. 488. SPRACHE:

Z.

7:

quartu wohl für quarto; Z.

8:

Apriles für Aprilis.

FORMULAR UND INHALT: Prosaische Grabinschrift mit einfachem Formular: Eingangsformel, Name des Verstorbenen, Alter und Todesdatum. 1 - HIC REQVIESCIT IN PACE BONE MEMORIE: Eingangsformel, die in der 2. Hälfte 3 des 5. Jhs. besonders in Südgallien und Oberitalien auftaucht und bis ins 6./7. Jh. häufig zur Anwendung gekommen ist (cf. L E BLANT, Manuel, 23; DIEHL, Nr. 2889-2908, 31693170A; Kat.-Nr. 21, 24*, 25, 50, 52*). 4 - QVE VIXIT ANNOS XXXIII: Altersangabe; in dieser Form und oft auch mit dem 6 Einschub plus minus in frühchristlicher und frühmittelalterlicher Zeit wiederholt anzutreffen, cf. Kat.-Nr. 24* 6 - TRANSIT...CETTECI: Todesdatum mit Angabe des Tages, der Indiktion und des Kon10 sulatsjahres. Transiit, das Le Blant in Gallien vom Jahre 466 bis 695 nachweist (cf. Manuel, 24), kommt in Grabinschriften allgemein seltener vor als obiit (cf. DIEHL III, 600, 560 f.). Die gleichen Datierungselemente bieten DIEHL, Nr. 1734: Véséronce, a. 491 und Nr. 2909adn: Die, a. 537. - QVARTV IDVS APRILES: Tagesangabe nach römischem Kalender. Nach transiit, obiit oder depositus est folgen häufig sub die, die oder auch unmittelbar — wie wahrscheinlich hier — die Tagesziffer (cf. DIEHL III, 307—309). Anderswo nicht zu belegen ist transiit ad quartum (so CIL unter Lit.). Die Spur eines V nach QVARTV spricht für eine Ergänzung zu IDVS. — CETTECI: für möglicherweise zerstörte Wörter dieser Zeile bieten sich vor CETTECI das Gentilicium FL(AVII) und nach dem Namen der Titel V(IRI) C(LARISSIMI) an.

Adelfia (Z. 4 ) ; griechisch-lateinischer, meistens durch Christen überlieferter Personenname (cf. D E - V I T , Onomasticon I, 5 6 ; PERIN, Onomasticon I, 3 1 ; ThLL, Onomasticon I, 6 0 4 ; DIEHL III, 3 ) . Die Lesung Adelfina auf dem vorliegenden Grabstein (so CIL und andere unter Lit.) läßt sich weder epigraphisch-paläographisch noch durch literarische Parallelen stützen. Eine Trägerin dieses Namens ist in Genf sonst nicht nachweisbar. — Zu Cettecus (Z. 10) cf. unten Datierung und CIMAH I, Nr. 3: St-Maurice, a. 504 (?). NAMEN:

DATIERUNG: Die Inschrift läßt sich paläographisch, formularmäßig sowie nach der ins Jahr 5 0 5 fallenden 13. Indiktion und dem Postkonsulatsjahr des Flavius (?) Rufius Petronius Nicomachus Cethegus (cf. LIEBENAM, Fasti consulares, 5 2 ) einwandfrei ins Jahr 5 0 5 datieren. GOSSE, Inscriptions (1873) 453 f. (Erstveröffentlichung). - CIL XII (1888) Nr. 2644. - L E BLANT, Nouveau recueil (1892) Nr. 95, mit Fig. (Nachzeichnung). - EGLI, CIS (1895) Nr. 12, Taf. 11,12. - DACL VI (1924) 951. - DIEHL (1927, 3 1970) Nr. 2910adn. DEONNA, Pierre sculptées (1929) Nr. 222, mit Fig. (Nachzeichnung). LITERATUR:

35

7

BAUINSCHRIFT DES' KÖNIGS GUNDOBAD

501-516

MAH, Inv. Epigr. 31; Kopie mit schwarz nachgezeichneter Inschrift in Zürich, SLM. — Taf. 5, Fig. 13. GENF,

Zur Zeit Jacob Spons (gest. 1685) befand sich die damals schon fragmentarische Inschrift als Bauelement in 15 Fuß Höhe über dem äußeren Torbogen des Bourg-de-Four, das — als östlicher Stadteingang—zur römischen, bisins3./4.Jh. zurückreichenden Stadtmauer gehörte. Sie war zu unbestimmter Zeit in Zweit- oder Drittverwendung an dieser Stelle vermauert worden. Beim Abbruch des Tores im Jahre 1840 gelangten die Bruchstücke ins Epigraphische Museum und später an den heutigen Standort; cf. SPON, MALLET, BLONDEL, DEONNA und BUJARD unter Lit. Kalkstein, ursprünglich weiß; zwei stark lädierte, einen annähernd rechteckigen Block (ca. 56 X 202 X 60 cm) bildende Quaderbruchstücke. Die Zweit- oder Drittverwendung der ursprünglich vielleicht 56 X 105 X 60, bzw. 56 X 94 X 60 cm messenden Fragmente zeigt sich deutlich in einer Kerbe von ca. 56 X 53 X 18,5 cm an der Rückseite des linken sowie an ausgehauenen Stellen am rechten und oberen Rand des links liegenden Bruchstücks. Es ist nicht klar, ob die seitliche, hintere und untere Behauung der beiden Quader ursprünglich ist. Cf. BUJARD unter Lit. Inschrift in drei Zeilen, deren erste rechts außen durch eine spätere Bearbeitung des Steins teilweise zerstört ist, ziemlich regelmäßig und mitteltief eingehauen; E. Mallet konnte in den Buchstabenvertiefungen noch Miniumspuren feststellen; Buchstabenhöhe 10—12 cm.

—GVNDJOBADVS REX CLEMENT[I]SS[IMVS— —...]EMOLVMENTO PR0PR[I]0[-'—...]SPATIO MVLT[IPL]ICAT[—...der gnädige König Gundobad...auf eigene Kosten...im Raum vervielfältigt...

Spon (cf. Lit.) ....advs rex c..M..MO.ivmentprop....patio

mvt...ca

Vollschlanke, regelmäßige Kapitalis mit ausgeprägter Sporenbildung an den Hastenund Balkenenden. Ausgeprägter Typ einer zwischen Spätantike und Frühmittelalter stehenden Schrift. Charakteristische Buchstaben etwa M mit senkrechten Hasten und einem Mittelteil, das in leichten Bögen zu einem breiten Sporn zusammenläuft; L mit links übergreifendem, abwärts gerichtetem und leicht gewelltem Querbalken sowie eiförmiges O. Keine Worttrennung ersichtlich. — Verwandte Schriftdenkmäler: RICG I, Nr. 72: Trier, 5./6. Jh. (= GOSE, Katalog, Nr. 65). SCHRIFT:

36

FORMULAR UND I N H A L T :

Bauinschrift wahrscheinlich; cf. etwa

DIEHL,

Nr.

39:

Pavia, a.

528-29.

1

2

3

REX CLEMENTISSIMVS: Nach Binding (Geschichte, 157 f.) ist clementissimus kein regelmäßiges Beiwort für einen burgundischen König, was darauf hinweise, daß die Inschrift nicht von Gundobad selber, sondern von der dankbaren Stadt Genf verfaßt worden sei. E. Ewig hat gezeigt (Zum christlichen Königsgedanken im Frühmittelalter, in : Das Königtum ; seine geistigen und rechtlichen Grundlagen [Vorträge und Forschungen 3]. LindauKonstanz 1956, bes. 17—20), daß clementissimus als spätantikes Tugendprädikat — zu trennen von den Rangprädikaten — auf den Kaiser, aber auch schon früh auf die Könige angewandt wurde; cf. D I E H L , Nr. 35,8f.: Terracina, a. 501: clementissimiprincipi* (Theoderich). EMOLVMENTO PROPRIO: cf. ThLL V, 5 2 2 (auf eigene Kosten); SCHMIDT, Die Ostgermanen, 152 (durch eigene Bemühung). ..-SPATIO MULTIPLICAT... : E. Mallet (cf. Lit.) ergänzte zu spatio multiplicato, was er auf eine Erweiterung des Genfer Mauerrings unter Gundobad bezog. In Wirklichkeit entstand aber die Genfer Stadtmauer im 3 . / 4 . Jh. und wurde in burgundischer Zeit sicher nicht erweitert (cf. BLONDEL unter Lit.). Hingegen darf eine Renovation der teilweise zerstörten Stadt unter Gundobad kurz nach 500 angenommen werden (cf. Notitia Galliarum, in: MG Auct. ant. IX, 600 : quae nunc Geneva a Gundebado rege Burgundionum restaurata, Eintrag, der wohl frühestens aus dem 9. Jh. stammt; dazu P.-E. M A R T I N , in: ASG 10 [1906-09] 190 und Bulletin de la société d'histoire et d'archéologie de Genève 3 [1911] 207 f.). Wahrscheinlich hängt die vorliegende Inschrift mit dieser Stadterneuerung zusammen. Es ist nicht auszuschließen, daß der Text ebenso wie seine mögliche Vorlage, nämlich P.VITRUVIUS, De architectura II, 8, § 17 : Ergo moenibus e contignationibus variis alto spatio multiplicatispopulus Romanus egregias habet sine inpeditione habitationes, auf ein nach der Höhe zu vervielfältigtes Fassungsvermögen der Stadtmauern (cf. Vitruvs Ubersetzung von Curt FENSTERBUSCH. Darmstadt 2 1976) und nicht auf eine Erweiterung der Stadtmauern anspielt.

Gundobadus (Z. 1 ) ; germanischer, ausgund- und bäd- (beides 'Kampf') zusammengesetzter Personenname. Der Ausgang ist latinisiert (cf. FÖRSTEMANN, PN, 2 2 4 f., 6 9 7 ; K A U F M A N N , Erg.-Bd., 5 1 , 1 5 8 - 1 6 0 ; GAMILLSCHEG III, 1 0 4 , 1 2 4 ) . - Der hier genannte Gundobad (gest. 516) war seit dem Jahre 501, in dem er die Stadt Genf (Königsresidenz neben Lyon) von einer fränkischen, durch seinen Bruder Godegisel (gest. 501) ins Land gerufenen Besatzungsmacht befreite, alleiniger König der Burgunder. Er war Arianer, aber tolerant gegenüber der katholischen Religion. Sein Name bleibt vor allem mit der burgundischen Volksgesetzgebung (Lex Gundobada) verbunden. Zur Person cf. SCHMIDT, Die Ostgermanen, 1 4 6 — 1 5 8 , 1 7 8 - 1 8 0 und öfter; RE VII, 1 9 3 8 f . ; B O E H M , Geschichte Burgunds, bes. 6 0 - 6 3 . NAMEN:

In paläographischer Hinsicht kann die Inschrift dem 5.-6. Jh. zugewiesen werden. Der Fundort und der fragmentarische Text lassen darauf schließen, daß die Inschrift nach der Vertreibung der Franken aus Genf und nach der Ermordung des dort residierenden Bruders und Mitkönigs Godegisel zwischen 501 und 516 entstanden ist. DATIERUNG:

Histoire I I (1680); ( 2 1682) 388; ( 4 1730) 345, Nr. L I (Erstveröffentlichung). Edouard M A L L E T , L'inscription de Gondebaud à Genève. MDG 4 (1845) 305-310, mit NachLITERATUR: SPON,

37

Zeichnung. - CIL XII (1888) Nr. 2643. - EGLI, CIS (1895) Nr. 11, Taf. 11,11. - DUNANT, Catalogue raisonné (1909) 301 f., Nr. LXXXIX mit Nachzeichnung. - FIEBIGER/SCHMIDT, Inschriftensammlung (1917) Nr. 77. - DACL VI (1924) 940, Fig. 5 2 1 2 (Nachzeichnung). Louis BLONDEL, L'enceinte romaine de Genève. Genava 2 (1924) 124. — DIEHL (1925, 3 1 9 7 0 ) Nr. 45. - DEONNA, Pierres sculptées (1929) Nr. 2 2 1 mit Fig. (Nachzeichnung) und ält. Lit. BLONDEL, Le prieuré de Saint-Victor (1958) 240. - GUICHARD, Essai (1965) 261, Fig. 24. DRACK/SCHIB, Illustrierte Geschichte der Schweiz I (1971) 122 mit Fig. - MARTIN, Die Schweiz im Frühmittelalter (1975) 19, Fig. 12. - Carl PFAFF, Historischer Überblick, in: Ur- und frühgeschichtliche Archäologie der Schweiz, Bd. 6. Basel 1979, 5, Fig. 2. — Rudolf SCHNYDER, ibid. 166, Fig. 1. — Jacques BUJARD, L'inscription de Gondebaud et la porte du Bourg de Four à Genève. Nos monuments d'art et d'histoire 34 (1983) 3 0 6 - 3 1 3 .

38

8

FINGERRING MIT CHRISTOGRAMM

YVERDON

4 . - 6 . JH.

(VD), Musée d'Yverdon, Inv. 3128. - Taf. 6, Fig. 14-15.

Im Jahre 1854 beim Bau einer Eisenbahnlinie im spätantik-frühmittelalterlichen Gräberfeld ' Pré de la Cure ' an der östlichen Ausfallstraße des Castrums von Yverdon entdeckt ; genauere Fundangaben fehlen; cf. ROCHAT unter Lit.; VIOLLIER, Carte archéologique, 3 5 6 - 3 5 8 ; R . KASSER, Yverdon, in: Eburodunum I. Yverdon 1 9 7 5 , 5 6 , Fig. 1 5 f . ; 6 4 und Kat.-Nr. 4 0 : Yverdon, 6.-8. Jh. Bronze ; Fingerring (0 2,2 cm) mit ziemlich flachem, gebrochenem und gegen die Ringplatte sich leicht verdickendem Reif ( 1 , 5 - 2 , 5 mm), der im oberen Drittel ein einfaches Kerbschnittornament aufweist. Die rechteckige, als Gemmenimitation zu verstehende Ringplatte (0,6 X 0,7 cm) ist aufgelötet. Christogramm auf der Ringplatte über einem liegenden Palmzweig (?) spiegelverkehrt und kerbschnittartig graviert; Höhe des Buchstabens Rho 0,4 cm.

Chi und Rho mit spatenförmig nach außen sich verdickenden Armen. Bei den pfeilspitzartigen Zeichen, die beidseitig gegen das Christogramm gerichtet sind, könnte es sich um stilisierte Alpha und Omega handeln (cf. DACL I, 6, Fig. 111,1 oder L E BLANT, Inscriptions I, Nr. 61, Fig. 38 (liegende Vase): Lyon, a. 510). Das bisher ungeklärte Zeichen unter dem Christogramm kommt einem liegenden Palmzweig am nächsten (cf. etwa DACL I, 2202, Fig. 727; 2195, Fig. 689-693; HENKEL, Die römischen Fingerringe, 252, Fig. 242; KRAUS, Real-Encyklopädie II, 698). — Verwandte Christogrammformen auf Ringen: HENKEL, Die römischen Fingerringe, Nr. 1061: Wiesbaden; Nr. 1864: Ell bei Benfelden, beide o. D. SCHRIFT:

Cf. Kat.-Nr. 4 I. Das Christogramm, das wegen der Herstellung rechtsstatt linksläufiger Stempel bei der Terra sigillata nicht selten seitenverkehrt erscheint, zeugt hier vielleicht von einer Verwendung des Ringes zum Siegeln. FORMULAR UND INHALT:

: Das hauptsächlich vom 4.-6. Jh. anzutreffende Christogramm und die auch in römischer Zeit belegte Ringform (cf. HENKEL, Die römischen Fingerringe, Fig. 1062ff.; MOOSBRUGGER-LEU unter Lit.) sprechen für eine Entstehung dieses Ringes im 4.-6. Jh. DATIERUNG

LITERATUR: Louis ROCHAT, Recherches sur les antiquités d'Yverdon. MAGZ 14 (1862) 87, Taf. IV,7 (Erstveröffentlichung, Nachzeichnung). - DELOCHE, Etude (1900) 37, Nr. XXXVIII mit Nachzeichnung. — MOOSBRUGGER-LEU, Die Schweiz zur Merowingerzeit (1971) Bd. A, 213, Nr. 21; 215; Bd. B, Taf. 54,21.

39

9* GENF,

STEINFRAGMENT MIT CHRISTOGRAMM

4.-6. JH.

seit 1850 verschollen. - Taf. 6, Fig. 16.

Im Jahre 1840 beim Abbruch der bis ins 3./4. Jh. zurückreichenden Porte du Bourg-de-Four in Genf entdeckt. Der Stein, der nicht zu den Fundamentmauern gehörte, hatte in einem über dem Tor liegenden Raum als Kaminplatte eine Zweit- oder Drittverwendung gefunden. Nach Blondel (Le prieuré de Saint-Victor, 231 f.) stammte er möglicherweise von einem Sarkophag eines Genfer Vorstadtfriedhofs. Als Blavignac (cf. Etudes sur Genève I, 211 f.) den Stein im Jahre 1850 zum letzten Mal sah, war er nur noch kopfgroß. Seither fehlt jede Spur von ihm. H. Leclerq (DACL VI, 951) behauptet allerdings, das Stück sei 1889 ins kantonale Museum gelangt; cf. BLAVIGNAC unter Lit. Kalkstein ; zwei unförmige, einen rechteckigen Quaderstein bildende Bruchstücke (ca. 56 X 33, bzw. 56 X 64 cm) mit stark lädierter, ursprünglich wohl polierter Oberfläche. Inschrift in der unteren Hälfte der Blockoberfläche, zweizeilig und regelmäßig eingehauen; Buchstabenhöhe: Christogramm über drei Zeilen sich erstreckend ca. 45 cm; SI und A ca. 10 cm; Alpha 8 cm, Omega 3 cm.

Z. 1: Das Alpha befindet sich in der Bruchstelle des Steines: der links davor stehende, etwas größere Buchstabe A ist wohl nicht als eine Zweitausführung des Alpha (so B L A V I G N A C unter Lit. [1847]), sondern als Rest eines auch mit SI zusammenhängenden Textes zu deuten.

Ziemlich breite, regelmäßige Kapitalis mit Dreiecksporen an den Hasten- und Balkenenden. Christogramm mit langen Balken, die sich nach außen blumenkelchförmig verbreitern. Es ist wenig wahrscheinlich, aber nicht ganz ausgeschlossen, daß der senkrechte, oben beschädigte Mittelbalken ein I (cf. HÜBNER, IHC, Nr. 23: Merida, o. D.) und nicht ein Rho darstellte. SCHRIFT:

Zum Christogramm, flankiert von Alpha und Omega cf. Kat.-Nr. 1 II, 4 I; seine Ausführung mitten im Text ist ziemlich selten; cf. RICG I, Nr. 145: Trier, 5. Jh.; L E BLANT, Inscriptions II, Nr. 591, Fig. 485: Sainte-Croix-du-Mont, a. 405; CIMAH I, Nr. 1: Sitten, a. 377. 2 SI: Der Vorschlag Blavignacs (cf. Lit.), in diesem Textrest S(ALVATOR) I(ESVS) zu lesen, ist unhaltbar. FORMULAR UND INHALT:

DATIERUNG: Die allgemeine Verwendung des Christogramms sowie die geringen Anhaltspunkte zur Erfassung dieses Steinfragments lassen vorläufig nur eine grobe Datierung ins 4.-6. Jh. zu.

40

LITERATUR : Jean

Daniel BLAVIGNAC, Recherches sur quelques fragments d'architecture romaine découverts à Genève. MDG 5 ( 1 8 4 7 ) 9 0 f., Taf. II (Erstveröffentlichung, Nachzeichnung). DERS., Histoire ( 1 8 5 3 ) 13 f., Atlas, Taf. 1,3 (Nachzeichnung). - MOMMSEN, ICHL ( 1 8 5 4 ) 18, Nr. 111. - LE BLANT, Inscriptions II ( 1 8 6 5 ) Nr. 3 7 0 , Fig. 2 5 5 (Nachzeichnung). - BLAVIGNAC, Etudes sur Genève I ( 2 1 8 7 2 ) 2 0 9 - 2 1 2 . - CIL XII ( 1 8 8 8 ) Nr. 2 6 4 9 . - EGLI, CIS ( 1 8 9 5 ) Nr. 10. GUYER, Die christlichen Denkmäler ( 1 9 0 7 ) 2, Anm. 4. - DUNANT, Catalogue raisonné ( 1 9 0 9 ) 3 0 8 mit Nachzeichnung. - D A C L VI ( 1 9 2 4 ) 9 5 1 , Fig. 5 2 1 4 . -DEONNA, Pierres sculptées ( 1 9 2 9 ) Nr. 2 1 9 , Fig. 2 1 9 . - BLONDEL, Le prieuré de Saint-Victor ( 1 9 5 8 ) 2 3 1 f.

41

10*

SILBERLÖFFEL MIT MONOGRAMMATISCHEM KREUZ

LAUSANNE ( V D ) ,

5 . - 6 . JH.

MCAH, Inv. 299, heute verschollen. - Taf. 6, Fig. 17.

Im Jahre 1847 beim Sandabbau auf einem Privatgrundstück (Besitzer: Grenier) zwischen dem 'Bois de Vaud' und Vidy im Süden von Lausanne entdeckt. Nach F. Troyon stammt das Stück aus einem Plattengrab einer Frau, das außerdem noch einen massiven silbernen Halsring, zwei Stollenarmspangen, ein Fibelpaar, eine Schnalle, die Zwinge eines Messers und einen Goldring enthielt. Der Grundbesitzer verkaufte den ganzen Fund im Jahre 18 54 dem kantonalen Museum in Lausanne, wo er seit mindestens 1914 nicht mehr nachweisbar ist; cf. BLANCHET, GRUAZ und MOOSBRUGGER unter Lit.; VIOLLIER, Carte archéologique, 1 9 6 und F. TROYON, Catalogue des antiquités du musée cantonal à Lausanne, Mscr., Nr. 299. Silberlöffel mit geradem, zugespitztem Stiel und runder, verzierter Zwischenscheibe (Gesamtlänge 21,8 cm). Das monogrammatische Kreuz ist auf der einen Seite der Zwischenscheibe (auf der Gegenseite ein Rebenblatt mit Ranke) graviert; Höhe des Buchstaben Rho 0,6 cm.

Das aus Kreuz und griechischem Rho zusammengesetzte monogrammatische Kreuz erscheint neben dem Christogramm (Chi und Rho) auf Kleingegenständen und bei Steininschriften sehr häufig als christliches Symbol (cf. DACL III, 1503—1518; RDK I I I , 707-714; V. GARDTHAUSEN, Das alte Monogramm. Leipzig 1924 [Neudruck Wiesbaden 1966] 78 f.). Es tritt etwas später auf als das Christogramm, weswegen man es auch das jüngere Christogramm nennt (cf. GOSE, Katalog, 129; L E BLANT, Manuel, 27—30 und öfter). Auf Silberlöffeln, deren liturgische Verwendung nicht auszuschließen ist (cf. DACL III, 3172—75; MOOSBRUGGER unter Lit.), ist das monogrammatische Kreuz nicht selten anzutreffen : cf. DACL III, 3177-80, Nr. 7: Sasbach; Nr. 10: Libourne; Nr. 29: Paris, alle 5.-6. Jh. FORMULAR UND INHALT:

DATIERUNG: R. Moosbrugger (cf. Lit.) datiert das Frauengrab von 'Bois de Vaud' in die erste Hälfte des 6. Jhs. Das monogrammatische Kreuz auf dem vielleicht noch im 5. Jh. entstandenen Löffel paßt in epigraphischer Hinsicht sowohl ins 5. als auch ins 6. Jh. LITERATUR: Frédéric TROYON, in: Ludwig und Wilhelm LINDENSCHMIT, Das germanische Totenlager bei Selzen. Mainz 1848 [Neudruck 1969], 53 f. (Erstveröffentlichung). - Rodolphe BLANCHET, Lausanne dès les temps anciens. Lausanne 1863, 23 f., Nr. 299. - L E BLANT, Inscriptions II (1865) 370, Anm. 2. —Julien GRUAZ, L'archéologie romaine dans le territoire de Vidy et de ses environs. RHV 22 (1914) 234. - BESSON, Nos origines chrétiennes (1921) 15. Rudolf MOOSBRUGGER, Das Frauengrab Lausanne - Bois de Vaux 1847. Ur-Schweiz 27 (1963) 44-47, Fig. 24, 9. - DERS., Die Schweiz zur Merowingerzeit (1971) Bd. A, 240f.; Bd. B, 84, Taf. 65,9. - L'Histoire vaudoise (1973) 25.

42

11

TONLAMPE MIT MONOGRAMMATISCHEM KREUZ

5 . - 6 . JH.

GENF, M A H , I n v . C 2 1 4 . - T a f . 7 , F i g . 1 8 .

Im Jahre 1870 anläßlich von Ausgrabungen in der Kathedrale St-Pierre in Genf entdeckt. Genauere Fundangaben fehlen. Seit 1 8 7 0 am heutigen Standort; cf. GUYER unter Lit. Ton, braunrot; stark abgenutzte, ovale Lampe (9,2 X 6 X 2,7 cm) des sogennanten nordafrikanischen Typs (cf. LEIBUNDGUT unter Lit.) mit eingetieftem Spiegel, drei Eingußlöchern, ungelochtem Zapfengriff und ziemlich breiter Schulter, die als Stempelverzierung eine Reihe von runden Nagelköpfen aufweist. Das monogrammatische Kreuz, das den eingetieften Spiegel ausfüllt, ist erhaben gebrannt; Höhe des Buchstabens Rho 4 cm.

Die rechtsläufige P-Rundung ist wegen starker Verwitterung der Lampe nur noch schwach erkennbar. Guyer (cf. Lit.) spricht deshalb bei seiner Beschreibung des Stückes nur von einem Kreuz.

Wie Kat.-Nr. 10. Auch auf Tonlampen ist das monogrammatische Kreuz oft anzutreffen; cf. A. L. DELATTRE, Lampes chrétiennes de Carthage. Revue de l'art chrétien 2 (1891) 301-303; DACL VIII, 1147-1150, Nr. 699-775; A. ENNABLI, Lampes chrétiennes de Tunisie. Paris 1976, Nr. 858-923; Kat.-Nr. 12. FORMULAR UND INHALT:

A. Leibundgut (cf. Lit.) möchte diese und die übrigen spätrömischen Tonlampen Genfs dem späten 4. oder 5. Jh. zuweisen. Die Tatsachen, daß bei diesen 'flauen, abgeformten Stücken' der Herstellungsort kaum bestimmt werden kann, und daß das monogrammatische Kreuz auf sicher datierten Inschriften erst gegen 400 erscheint, sich aber bis ins 6. Jh. hält (cf. L E BLANT, Manuel, 28 f.), machen eine Entstehung dieser und der folgenden Kat.-Nr. im 5.-6. Jh. wahrscheinlicher. DATIERUNG:

Giovanni Battista de Rossi, Des premiers monuments chrétiens de Genève et spécialement d'une lampe en terre cuite avec l'effigie des douze apôtres. MDG 1 (1870) 3, Anm. 1, Taf. 11,5 (Erstveröffentlichung, Nachzeichnung). — Annalis LEIBUNDGUT, Die römischen Lampen in der Schweiz. Eine kultur- und handelsgeschichtliche Studie (Handbuch der Schweiz zur Römer- und Merowingerzeit). Bern 1977, 56, 295, Nr. 965, Taf. 16. LITERATUR:

43

12*

GENF,

TONLAMPE MIT MONOGRAMMATISCHEM KREUZ

5 . - 6 . JH.

MAH, Inv. C 177, heute verschollen. - Taf. 7, Fig. 19.

Kurz vor 1853 im Hof eines Hauses der ehemaligen Rue des Chanoines 7 (heute Rue Calvin) in der Genfer Innenstadt entdeckt. Im Jahre 1866 erwarb das MAH das Stück, wo es zwischen 1942 und 1973 verloren ging. Genauere Fundangaben fehlen; cf. BLAVIGNAC, GUYER und DEONNA unter Lit., dazu MAH, Registre d'entrée, Epoque romaine, C 177, mscr. — Rahn (cf. Lit.) erklärt die Lampe im Jahre 1876 als noch in Privatbesitz befindlich. Ton; nach den Abbildungen zu schließen, ziemlich gut erhaltene, ovale Lampe ( 1 3 x 8 x 4 cm) des sogenannten nordafrikanischen Typus (cf. Kat.-Nr. 11) mit eingetieftem Spiegel, zwei Eingußlöchern, ungelochtem Zapfengriff und ca. 1,5 cm breiter Schulter, die dreieckige und herzförmige Stempelverzierungen trägt. Das monogrammatische Kreuz, das gemmenartige, vegetabile und kreuzförmige Verzierungen trägt, ist im eingetieften Spiegel erhaben gebrannt; Höhe des Buchstabens Rho 5 cm.

Kreuz mit gleichmäßig sich verbreiternden Balken und Rho mit oben links übergreifender Rundung. Zur fast identischen Lampe, die bei De Rossi (cf. Lit. [1870] Taf. 11,6) abgebildet ist, cf. Anhang II, Nr. 2. SCHRIFT:

FORMULAR, INHALT UND DATIERUNG:

Wie Kat.-Nr. 11: Genf, 5.-6. Jh.

LITERATUR: BLAVIGNAC, Histoire (1853) 15 f. ; Atlas, Taf. II*,1-3 (Erstveröffentlichung, Nachzeichnung). — Giovanni Battista de Rossi, Dei primi monumenti cristiani di Ginevra, e specialmente d'una lucerna di terra cotta colle immagini dei dodici apostoli. Bullettino di archeologia cristiana 5 (1867) 24, Fig. 3. - DERS., Des premiers monuments (cf. Kat.-Nr. 11). MDG 1 (1870) 4, Taf. 1,3. - RAHN, Geschichte (1876) 55 f., Fig. 9 (Nachzeichnung). - EGLI, CIS (1895) 21. GUYER, Die christlichen Denkmäler (1907) 24—27. - BESSON, Nos origines chrétiennes (1921) 16, Taf. V. - DACL V (1924) 958. - DEONNA, Les arts à Genève (1942) 116, Anm. 4.

44

13

RELIQUIARSCHNALLE VON Y V E R D O N (VD)

6. JH.

PAYERNE ( V D ) , Musée, Inv. 94a. - Taf. 8, Fig. 20.

Um 1850 im frühmittelalterlichen Gräberfeld 'Pré de la Cure' in Yverdon entdeckt. Genauere Fundangaben fehlen. Nach A. Burgmeister gelangte das Stück anläßlich der Eröffnung des Museums im Jahre 1870 nach Payerne. Es galt bis 1913 als verschollen; cf. VIOLLIER, Carte archéologique, 3 6 4 und A. BURGMEISTER, in: ASA 15 ( 1 9 1 3 ) 87. Bronze; rechteckiges Beschläg (6,5 X 10,5 cm) mit vier Scharnierzapfen, hochrechteckigem Bügel und keulenförmigem Tierkopfdorn, auf dem ein Kreuz eingraviert ist. Spuren einer Reliquienkassette auf der Rückseite. In der Mitte des dreigeteilten Zentralfeldes, das von einer breiten Randzone mit Greifen und stilisierten Weinstöcken (?) rechts umgeben ist, steht ein antiker Krater, aus dem wohl zwei Akanthusblätter und in der Mitte eine Blüte hervorwachsen. Inschrift links und rechts neben der zentralen Kelchdarstellung, je zweizeilig, links mit Zeilentrennung (rechts unsicher, ob Zeilentrennung oder Abkürzungsbalken), gegossen und mit dem Stichel nachgraviert; Buchstabenhöhe 0,4—1,1 cm.

VVILLIME RES_FICET FI BLA(?) POLE MIO(?) CLER(ICOP) Willimeres hat die Schnalle (?) für den Priester (?) Polemius (?) gemacht. Molin (cf. Lit.) Vuilimer j(aber) ß(eri)...;

sc(ulps)et

b(ene) lapidem cer(a);

Besson (cf. Lit.) Vvillimtm

fecit

SCHRIFT: Gedrängte, schlanke und regelmäßige Kapitalis. Keine Worttrennung, jedoch anscheinend mit Wort- oder Silbenschluß zusammenfallende Zeilentrennung. Abkürzungszeichen nicht erkennbar, es sei denn, beim Balken über CLER (Z. 4: CLERICO?) handle es sich um ein solches und nicht um den Rest einer Lineatur. Zahlreiche Ligaturen: ME (Z. 1), mit normal geschriebenem E häufig, hier aus Platzgründen rückläufig; RE (Z. 2); ET (Z. 2), hier mit links schwach übergreifendem T-Balken; LA (Z. 3, könnte auch AL gelesen werden); LE (Z. 3 und 4, könnte auch EL oder FL gelesen werden), erkenntlich am verlängerten unteren Querbalken (cf. CALDERINI, Epigrafia, 71). Diese Ligaturen sind seit der Antike anzutreffen. Eingeschriebene Buchstaben: ET FI und E in C (Z. 2 und 4), I in F (Z. 2) I in V und V in V, I in L (Z. 1), O in P (Z. 3), O und I in M (Z. 4). Verschränkte Buchstaben: SF (Z. 2). Das I von FICET (Z. 2) ist kleiner als die übrigen Buchstaben und wie ein Apostroph hochgestellt. — Ähnlich schlanke Buchstabenformen und zahlreiche Ligaturen in Kat.-Nr. 46, Yverdon (VD), 2. H. 7.-8. Jh. 45

SPRACHE:

Z.

2:

ficet für fecit. Z.

2/3:

fibla für fiblam, bzw. fibulam.

Wahrscheinlich Herstellernotiz mit Namen des Künstlers und des Schnallenempfängers; cf. Einführung, 2. 1 - VVILLIMERES FICET FIBLA: zum Künstlernamen Willimer cf. unter Namen. Die 3 Bezeichnung des herzustellenden Gegenstandes ist selten (cf. CIMAH I, Nr. 31 : Sitten, um 800: hanc capsam...fieri rogavit, und in dieser Form sonst nicht belegt. Die Auflösung in VVILLIMERES FICET FIERI - in Anlehnung an das antike F.F., d. h. FIERI FECIT (cf. CALDERINI, Epigrafia, 285) - bringt für das zweite Inschriftenfeld unlösbare Schwierigkeiten mit sich, so daß vorläufig besser an der hier vorgeschlagenen, vielleicht ungewöhnlichen, aber plausiblen Lösung festgehalten wird, zumal fibula eine schon in der römischen Antike auch für Gürtelschnalle gängige Bezeichnung war; cf. ThLL VI, 643—645. 4 CLER(ICOP): Standesbezeichnung des Schnallenempfängers Polemius. Unabhängig von der hier vorgetragenen Lösung haben die Archäologen schon früher erkannt, daß die meisten bronzenen Gürtelschnallen von Frauen oder von Geistlichen getragen wurden (cf. MARTIN, Bemerkungen, 4 2 ; W E R N E R , ZU den Knochenschnallen, 3 2 1 ) . Die Reliquiarschnallen, zu denen das vorliegende Stück gehört, sind nach Werner (1. c., passim) eindeutig Bestandteil des Klerikergürtels. Dazu würde die inschriftlich seit frühchristlicher Zeit (cf. DIEHL III, 3 2 8 ) , auf Gürtelschnallen aber erstmals belegte Standesbezeichnung clericus bestens passen. FORMULAR UND INHALT:

Willimeres (Z. 1—2); germanischer, aus willj- (Wille) und merj- (berühmt) gebildeter Personenname, der seit dem 6. Jh. nachweisbar ist; cf. FÖRSTEMANN, PN, 1 6 0 3 f. (Stichwort: Willamar) ; KAUFMANN, Erg.-Bd., 2 5 0 f., 4 0 3 f. ; GAMILLSCHEG III, 1 5 8 . Die Endung erscheint in spätlateinischer Form : -is ) -es. Bestimmte Träger dieses Namens, wie Willimer, Graf in Burgund (cf. MG Leg. Nat. Germ. II, 1, 34) oder Willimar, Priester von Arbon (cf. MG Script. II, 7 f., 1 0 , 1 6 , 6 1 f.), können vorläufig nicht mit dieser Reliquiarschnalle in Verbindung gebracht werden. — Polemius (Z. 3—4), griechisch-lateinischer, in Spätantike und bis ins 6. Jh. ziemlich häufig anzutreffender Personenname (cf. PERIN, Onomasticon II, 5 0 7 ; MORLET, Les noms de personne II, 9 1 A ; auch DIEHL, Nr. 1 4 9 7 [Polemia]). — Die Auflösung der 3. und 4 . Zeile in einen (Baipoemio) oder mehrere (Balpo, Baldo, Imo etc.) Personennamen bringt paläographisch und epigraphisch unüberwindbare Schwierigkeiten. NAMEN:

Diese in mancher Beziehung singuläre Gürtelschnalle ist zeitlich nur schwer einzuordnen. Da in paläographischer Hinsicht vergleichbare Inschriften auf Kleinkunstgegenständen fehlen, ist hier wohl den Archäologen und Kunsthistorikern zu folgen (cf. MOOSBRUGGER-LEU, M A R T I N und W E R N E R unter Lit.), die das Stück ins 6. Jh. datieren. Dazu passen auch die Personennamen Willimer und Polemius. DATIERUNG:

Wilhelm WACKERNAGEL, Sprache und Sprachdenkmäler der Burgunden, in: Geschichte (1868) 348, 377 f., Nr. 5, 385 (Erstveröffentlichung). - EGLI, CIS (1895) Nr. 28a, Taf. IV,28. - MOLIN, Etude (1902) 369 f., Fig. 10. - BESSON, L'art barbare (1909) 71-75, Taf. XII,2. - FIEBIGER/SCHMIDT, Inschriftensammlung (1917) Nr. 126. - D A C L VI (1924) 2190 f. - BOUFFARD, Nécropoles burgondes (1945) 60 f., Nr. 4, Taf. 22,3. - DEONNA,

LITERATUR: BINDING,

46

Inscriptions (1945) 308, Nr. 3. - MOOSBRUGGER-LEU, Die frühmittelalterlichen Gürtelbeschläge (1967) 124, Nr. 83, 150, Fig. 31. - DERS., Die Schweiz zur Merowingerzeit (1971) Bd. A, 270, Anm. 4 ; Bd. B, 75, Anm. 4, 8 2 f., Fig. 140. - MARTIN, Die Schweiz im Frühmittelalter (1975) 51, Fig. 34. - WERNER, ZU den Knochenschnallen (1977) 281, 301 f., 3 0 6 - 3 0 8 , Fig. 20, 310 und öfter, Taf. 97,3. - Mechtild SCHULZE, in: ROTH, Kunst der Völkerwanderungszeit (1979) 306 f., Fig. 55. - TISCHLER, Die Aufschriften (1982) 1 4 0 - 1 4 2 , Fig. 12.

47

14

GÜRTELSCHNALLE VON LA V I G N Y (VD)

6. JH.

LAUSANNE ( V D ) , M C A H , I n v . 5 7 0 . - T a f . 8 , F i g . 2 1 .

Im Jahre 1840 in einem frühmittelalterlichen Reihengräberfeld 'Vaudellaz' bei Lavigny (VD) entdeckt; daß die von Tschumi (cf. Lit. 1945) erwähnten Beigaben der Nansa-Schnalle in Form einer Almandinscheibenfibel mit Filigranmedaillon und einer vergoldeten Scheibenfibel in Zellenschmelz zum gleichen Grab gehörten, läßt sich nicht beweisen. Nähere Fundumstände fehlen; cf. BONSTETTEN, Carte archéologique, 27; VIOLLIER, Carte archéologique, 211. Bronze; rechteckiges Beschläg (6 X 8,5 cm) mit vier Schnarnierzapfen, ovalem Bügel und kolbenförmigem Tierkopfdorn. Die Schauseite zeigt den Propheten Daniel in Orantenstellung, dem zwei Löwen die Füße lecken. Inschrift auf der Randzone, die oben, rechts und unten ausgespart ist, einzeilig umlaufend, ziemlich sorgfältig gegossen und mit dem Stichel nachgraviert; Buchstabenhöhe 0,5—0,7 cm.

NASVALDVS NANSA+ VIVAT DEO VTERE FELEX DANINIL Nasvaldus, Nansa möge in Gott leben, nütze sie [die Schnalle] glücklich! Daniel.

Ziemlich schlanke, dynamische Kapitalis mit ausgeprägter Dreiecksporenbildung an den Hasten- und Balkenenden. Interpunktion oder Worttrennungszeichen in Form eines Kreuzes nur zwischen NANSA und VIVAT. Auffallende Buchstabenformen, die teilweise an die römische Kursive erinnern, etwa: A mit leicht auswärts gebogenen Hasten; D fast dreieckig, dem griechischen Delta nahestehend; L mit links leicht übergreifendem, abwärts gerichtetem Querbalken. — Eine entfernte Schriftverwandtschaft besteht zur Bügelfibel von Wittislingen aus dem 7. Jh. (cf. etwa REUSCH, Frühchristliche Zeugnisse, Nr. 100b). SCHRIFT:

SPRACHE: Z . 3 :

felex für felix und Daninil für Daniel, bzw. Danihil (cf. unten Namen).

Zwei Glückwunschformeln, die sich wohl an den oder die Trägerin der Schnalle richten. Ein zwingender Grund für den Wechsel von der 3. Person (vivat) zum Imperativ (ufere) ist nicht ersichtlich. Während Daninil als einfache Figurenbezeichnung gelten kann, ist die Bedeutung von Nasvaldus und Nansa (cf. unten) umstritten. 2 - VIVAT DEO: cf. Kat.-Nr. 2: Avenches, 4. Jh. Der Wunsch nach Leben erscheint auch auf 3 Schnallen aus Frankreich. — VTERE FELEX: aus der Antike übernommene Glückwunschformel, die auf vielen Gebrauchsgegenständen anzutreffen ist; cf. CIMAH I, Nr. 22: Siders/Geronde, a. 630-640; dazu DACL I, 248, Fig. 52. FORMULAR UND INHALT:

48

Nasvaldus (Z. 1 ) ; germanischer Personenname, der gebildet ist aus näs- (Rettung, cf. deutsch: genesen) und wald- (Herrscher), belegt als Nasold im 9. Jh. (FÖRSTEMANN, PN, 1 4 9 8 ) ; cf. KAUFMANN, Erg.-Bd., 2 5 6 , 3 7 9 . Der Ausgang des Namens ist latinisiert. — Nansa (Z. 1 ) , auf «urgermanisch» Nandsa zurückzuführen. Der Name entspricht deutsch Nanzo (FÖRSTEMANN, PN, 1149) und ist Kurzform zu einer Zusammensetzung, die beginnt mit Nand- zu nandjan (kühn sein, wagen; cf. ahd. nandunc 'Anmaßung'); cf. KAUFMANN, Erg.-Bd., 2 6 4 . Es ist nicht klar, ob Nasvaldus und Nansa nur eine Person bezeichnen, wobei Nansa der «Kosename», d. h. Gebrauchsname des Naswald wäre, oder ob es sich nicht vielmehr um zwei verschiedene Personen handelt, die - entsprechend der Hypothese Bessons (cf. Lit.), der in Anlehnung an frühmittelalterliche Verlobungs- und Eheringe, die nebeneinander im Nominativ Mann und Frau nennen können, im vorliegenden Fall zwei Personen sehen möchte — auf den Hersteller (bzw. Stifter) und den Empfänger der Schnalle zu beziehen wären. Man müßte dann etwa folgendermaßen ergänzen : Nasvaldus \fecit] oder \fecit fieri], Nansa vivat deo etc. — Daninil (Z. 3), Abart des Prophetennamens Daniel. Neben Daniel, Danihel, Danielus (cf. ThLL, Onomasticon III, 3 3 - 3 5 ) sind auch Formen wie Dagnihil (Kat.-Nr. 1 5 : Daillens [VD]) überliefert; TISCHLER, Aufschriften ( 1 9 8 2 ) , 1 2 5 . Das zweite N in Daninil dürfte damit zu erklären sein, daß das griechische Eta (H) mit dem frühmittelalterlichen N, dessen Schrägbalken stark eingerückt ist, vertauscht werden konnte. NAMEN:

Die typologischen Untersuchungen Martins zu den frühmittelalterlichen Gürtelbeschlägen haben gezeigt (cf. MARTIN, Bemerkungen, 36 f.), daß die Danielschnallen dem 6. Jh. zuzuweisen sind. DATIERUNG:

Frédéric TROYON, Bracelets et agrafes antiques. MAGZ 2 (1844) 29, Taf. 111,1 (Erstveröffentlichung, Nachzeichnung). - BLAVIGNAC, Histoire (1853) 50 f., Atlas, Taf. VI,5. L E BLANT, Inscriptions I (1856) 494, Fig. 252. - EGLI, C I S (1895) Nr. 24, Taf. IV,24. BARRIÈRE-FLAVY, Les arts industriels I (1901) 388, Taf. 37,4. - MOLIN, Etude (1902) 354-356, Fig. 2. - BESSON, L'art barbare (1909) 96, Taf. XV,1. - FIEBIGER/SCHMIDT, Inschriftensammlung (1917) Nr. 125. - DACL IV (1916) 239, Fig. 3585,2. - DACL VI (1924) 2190. - DIEHL (1925, 3 1970) Nr. 2205A. - DACL XIV (1939) 1163 f. - K Ü H N , Die Danielschnallen (1941-42) 148, Nr. 11, Taf. 62,11. - BOUFFARD, Nécropoles burgondes (1945) 69, Nr. 1, Taf. 23,1. TSCHUMI, Burgunder (1945) 177 F., Fig. 53; 222, Taf. 26,1. - D E O N N A , Inscriptions (1945) 309, Nr. 4. - MOOSBRUGGER-LEU, Die frühmittelalterlichen Gürtelbeschläge (1967) 117, 144, 151. DERS., Die Schweiz zur Merowingerzeit (1971) Bd. A, 135, Nr. 68; Bd. B, Taf. 28,68. W E R N E R , ZU den Knochenschnallen (1977) 330. Anm. 151; 351, Nr. 4. - TISCHLER, Die Aufschriften (1982) 132-134, Fig. 8. LITERATUR:

49

15

GÜRTELSCHNALLE VON DAILLENS I (VD)

6. JH.

BERN, Historisches Museum, Inv. 16677; Kopie in Lausanne (VD), MCAH. - Taf. 9, Fig. 22. Im Jahre 1849 in einem Plattengrab des frühmittelalterlichen Reihengräberfeldes 'Aux Puits' bei Daillens entdeckt. Genauere Fundumstände fehlen; cf. BONSTETTEN/KELLER unter Lit.; BONSTETTEN, Carte archéologique du canton de Vaud, 20; VIOLLIER, Carte archéologique, 150. Bronze (Zusammensetzung: Kupfer 81,4 %; Blei 9,33; Zinn 4,65; Eisen 0,8; Rest Oxyde und Verunreinigungen); rechteckiges Beschlag (6,5 X 8,5 cm) mit vier Scharnierzapfen, ovalem Bügel und kolbenförmigem Tierkopfdorn. Die Schauseite zeigt den Propheten Daniel in Orantenstellung, dem zwei Löwen die Füße lecken. Inschrift auf der Randzone, die allseitig ausgespart ist, einzeilig umlaufend, vom Zentrum aus zu lesen, ziemlich unregelmäßig, nicht sehr tief gegossen und mit dem Stichel nachgraviert; Buchstabenhöhe 0,5—0,8 cm. +V(I)VI(T?) DAGNIHIL DVO LE ONES [P]E[D]E[S] EVV S LENGEBANT+ DAIDIVS Daniel lebt. Zwei Löwen beleckten seine Füße. Daidius. SCHRIFT: Unausgewogene Kapitalis mit Einflüssen aus der römischen Kursive, etwa bei G mit eingehängter, leicht unter die Grundlinie gezogener Cauda oder bei L mit abwärts gerichtetem Querbalken, der gegen oben eingerückt ist und links übergreift. H und N einander fast völlig angeglichen. Interpunktion, Symbolinvokation oder Worttrennungszeichen in Form eines gleichschenkligen Kreuzes zu Beginn der Inschrift sowie zwischen LENGEBANT und DAIDIVS. Kontraktionskürzung ohne Abkürzungszeichen oder nicht mehr verstandenes Wort bei VVI (Z. 1 : VI VIT? sonst nicht belegt, cf. jedoch DIEHL III, 610: wiss, vi, vit für vixit) und bei EED (Z. 2: PEDES?).

Z. 2—3: euus wohl statt eius. Z. 3: lengebant für lingebant. — Zu Dagnihil und Daidius cf. unten Namen.

SPRACHE:

Bildlegende oder auf die figürliche Darstellung bezogene Inschrift; cf. die Figurenbezeichnungen auf der Schnalle von Lavigny (Kat.-Nr. 14) sowie die liturgisch inspirierte Schnalleninschrift von Nax (CIMAH I, Nr. 18: Qui liberasti Danielum de lacu leonutri). FORMULAR UND INHALT:

50

1 - DVO LEONES...LENGEBANT: vielleicht in Anlehnung an eine Stelle der frühchristli3 chen Passio sanctae Theclae (ed. O. v. GEBHARDT, Passio sanctae Theclae virginis. Die lat. Übersetzungen der Acta Pauli et Theclae, in : Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur 22, NF 7. Leipzig 1902, 76, § 28: Lea autem iuxta Theclam sedens lingebatpedes eius) gebildet; cf. LE BLANT unter Lit. (1892). NAMEN: Dagnihil (Z. 1), Abart des alttestamentlichen Personennamens Daniel (cf. Kat.Nr. 14). — Daidius (Z. 4): germanischer, aus dag- (Tag) und diu (Diener) gebildeter Personenname wohl des Schnallenträgers; cf. FÖRSTEMANN, PN, 3 9 5 , 1 4 5 8 (Tagatheo, Tagidio usw.) und KAUFMANN, Erg.-Bd., 89 f., 356 f. Die Gruppe ag mit anschließendem (Kompositions-) Vokal ist zu ai geworden. Der Ausgang des Namens ist latinisiert oder er ist überhaupt lateinisch : cf. TISCHLER, Aufschriften ( 1 9 8 2 ) 1 2 5 f. DATIERUNG: Wie Kat.-Nr. 14: Lavigny, 6. Jh. LITERATUR: Gustav de BoNSTETTEN/Ferdinand KELLER, Agrafe burgonde. ASA 2 ( 1 8 7 2 - 7 5 ) 3 8 6 f. (Erstveröffentlichung, Nachzeichnung). - LE BLANT, Nouveau recueil ( 1 8 9 2 ) Nr. 9 3 (Nachzeichnung). - EGLI, CIS ( 1 8 9 5 ) Nr. 2 5 , Taf. IV,25. - BARRIÈRE-FLAVY, Les arts industriels I ( 1 9 0 1 ) 3 8 8 , Taf. 38,3. - MOLIN, Etude ( 1 9 0 2 ) 3 5 6 - 3 5 8 , Fig. 3 (Nachzeichnung). - BESSON, L'art barbare ( 1 9 0 9 ) 9 6 - 1 0 0 , Taf. XV,2. - DACL IV ( 1 9 1 6 ) 2 3 9 ; VI ( 1 9 2 4 ) 2 1 9 0 ; XIV ( 1 9 3 9 ) 1164. - KÜHN, Die Danielschnallen ( 1 9 4 1 - 4 2 ) 147, Nr. 8, Taf. 6 1 , 8 . - Edouard SALIN, Sur quelques images tutélaires de la Gaule mérovingienne. Syria 2 3 (1942—43) 2 1 5 f., Taf. XIII,1. — TSCHUMI, Burgunder ( 1 9 4 5 ) 1 8 2 f., Fig. 57. - BOUFFARD, Nécropoles burgondes ( 1 9 4 5 ) 70, Nr. 2, Taf. XXIII,2. - DEONNA, Inscriptions ( 1 9 4 5 ) 3 0 9 f. - Herbert KÜHN, Die Kunst Alteuropas. Zürich 1954, 198, Fig. 182a. - MOOSBRUGGER-LEU, Die frühmittelalterlichen Gürtelbeschläge ( 1 9 6 7 ) 117, Nr. 2, 144, 151. - DERS., Die Schweiz zur Merowingerzeit ( 1 9 7 1 ) Bd. A, 135, Anm. 5. - MARTIN, Die Schweiz im Frühmittelalter ( 1 9 7 5 ) 74 f., Fig. 53. - WERNER, ZU den Knochenschnallen ( 1 9 7 7 ) 3 5 1 , Nr. 11. — Rudolf SCHNYDER, Kunst und Kunsthandwerk, in: Urund frühgeschichtliche Archäologie der Schweiz, Bd. 6. Basel 1 9 7 9 , 173, Fig. 18. — TISCHLER, Die Aufschriften ( 1 9 8 2 ) 1 2 4 - 1 2 6 , Fig. 4.

51

16

GÜRTELSCHNALLE VON FERREYRES (VD)

LAUSANNE ( V D ) , M C A H ,

6. JH.

Inv. 28709. - Taf. 9, Fig. 23.

Im Jahre 1901 in einem Holz- oder Steinplattengrab eines frühmittelalterlichen Reihengräberfeldes entdeckt, das in einem Steinbruch bei Ferreyres zum Vorschein kam. Genauere Fundumstände fehlen; cf. VIOLLIER, Carte archéologique, 1 7 1 ; MOLIN unter Lit. und handgeschriebenes Inventar des MCAH zu den Inv. 28709-28715. Bronze ; rechteckiges, stark abgenütztes Beschläg (6 X 8,2 cm) mit zwei Scharnierzapfen. Bügel und Dorn fehlen. Die Schauseite zeigt den Propheten Daniel in Orantenstellung, dem zwei Löwen die Füße lecken. Pseudo-Inschrift auf der Randzone, die oben und unten ausgespart ist (rechts Flechtbandwerk), einzeilig gegossen und mit dem Stichel nachgraviert. Es ist nicht klar, welche Richtung den Buchstaben zugrunde liegt; Buchstabenhöhe ca. 0,5 cm. IOSASIASO SOFNIMViyi (oder umgekehrt): IAIMVINFOS

Molin (cf. Lit.) IOSAS IASO/IOMVINCOZ; Tischler (cf. Lit.) IOSASIASO/IOIMIINDOS

SCHRIFT: Unregelmäßige, deformierte Kapitalis mit runden Punkten statt Dreiecksporen an den Hasten- und Balkenenden. Die Deformation der Buchstaben ist so weit fortgeschritten, daß kaum einer eindeutig bestimmbar ist. — Verwandte Schriftdenkmäler: Kat.-Nr. 17,18,28: VD, 6. Jh., bzw. gegen 625. Unbestimmt; Molin (cf. Lit.) schlägt zur Lesung Jonas, Jesus/Dominus meus vor. Eine Interpretation dieser und der mit ihr verwandten Pseudo-Inschriften der Kat.Nr. 17 f., 20, 26 scheint bei soviel fragwürdigen Buchstaben und solange ihre Vorstufe in Form eines verständlichen Textes nicht bekannt ist, zwecklos zu sein. FORMULAR UND INHALT:

DATIERUNG: Wie Kat.-Nr. 14: Lavigny (VD), 6. Jh. LITERATUR: MOLIN, Etude ( 1 9 0 2 ) 3 5 0 f., 3 6 3 - 3 6 6 , Fig. 1 und 9 (Erstveröffentlichung, Nachzeichnung). - BESSON, L'art barbare ( 1 9 0 9 ) 9 2 (nur Hinweis). - DACL XIV ( 1 9 3 9 ) 1 1 6 3 , Fig. 1 0 3 3 1 , 3 betrifft nicht Ferreyres, sondern Cossonay (VD), Kat.-Nr. 17. - KÜHN, Die Danielschnallen ( 1 9 4 1 - 4 2 ) 148, Nr. 10, Taf. 6 1 , 1 0 . - DEONNA, Inscriptions ( 1 9 4 5 ) 3 1 4 - 3 1 7 , Nr. 15. - BOUFFARD, Nécropoles burgondes ( 1 9 4 5 ) 71, Nr. 5, Taf. 2 3 , 5 . - Herbert KÜHN, Die Kunst Alteuropas. Zürich 1 9 5 4 , 198. - MOOSBRUGGER-LEU, Die frühmittelalterlichen Gürtelbeschläge ( 1 9 6 7 ) 117,Nr. 5 , 1 4 4 , 1 5 1 . - W E R N E R , Zu den Knochenschnallen ( 1 9 7 7 ) 351,Nr. 9. - TISCHLER, Die Aufschriften ( 1 9 8 2 ) 121 f.

52

17

GÜRTELSCHNALLE VON COSSONAY (VD)

LAUSANNE

6. JH.

(VD), MCAH, Inv. 586. - Taf. 10, Fig. 24.

Im Jahre 1828 in einem frühmittelalterlichen Reihengräberfeld entdeckt, das zwischen Cossonay und Allens (VD) in der Gegend des sogenannten ' Mongifls ' liegt. Genauere Fundumstände fehlen: cf. VIOLLIER, Carte archéologique, 137. Bronze; rechteckiges Beschläg (6 X 8,2 cm) mit zwei Scharnierzapfen. Bügel und Dorn fehlen. Die Schauseite zeigt den Propheten Daniel in Orantenstellung, dem zwei Löwen die Füße lecken. Pseudo-Inschrift auf der Randzone, die oben und unten ausgespart ist (rechts Flechtbandwerk), einzeilig gegossen und mit dem Stichel nachgraviert. Es ist nicht klar, welche Richtung den Buchstaben zugrunde liegt; Buchstabenhöhe ca. 0,5 cm. IOSASIASO SSOFNyyNILVLI (oder umgekehrt): AMIMANFOSS

Molin (cf. Lit.) IOSAS I A S O / I O I A O S I O O Z ; Besson (cf. Lit.) I O S A S I A S O / M I M A S F O oder M I M A S E O ; Tischler (cf. Lit.) I O S A S I A S O / D M I M A S F O S S

SCHRIFT:

Wie Kat.-Nr. 16.

FORMULAR UND INHALT: Unbestimmt; cf. Kat.-Nr. 16. Besson (cf. Lit.), der die Möglichkeit, daß in der oberen Zeile ursprünglich Jonas und Jesus stand, nicht ganz ausschließt, vermutet als Ausgangspunkt des nach und nach immer unverständlicheren Textes eher eine Wunschformel, wie vivas oder vivit deo, verbunden vielleicht mit einem nicht mehr verstandenen Personennamen. Deonna (cf. Lit.) erkennt in dieser Pseudo-Inschrift magische Formeln mit Wortwiederholungen und umkehrbaren Wörtern. DATIERUNG:

Wie Kat.-Nr. 14: Lavigny

(VD),

6. Jh.

Jean-Ignace BOURGON, in: Congrès scientifique de France. Huitième session. Besançon 1841, 156, Taf. 111,1 (Legende verwechselt mit Taf. 111,2; Erstveröffentlichung, Nachzeichnung). - Frédéric TROYON, Bracelets et agrafes antiques. MAGZ 2 (1844) 28 f., Taf. 111,6 (Nachzeichnung). - L E BLANT, Inscriptions I (1856) Nr. 363, Fig. 248. - Wilhelm WACKERNAGEL, Sprache und Sprachdenkmäler der Burgunden, in: BINDING, Geschichte (1868) 377, 386 f. - L E B L A N T , Nouveau recueil (1892) Nr. 94. - EGLI, CIS (1895) Nr. 27, Taf. IV,27. BARRIÈRE-FLAVY, Les arts industriels I (1901) 388, Pl. 37,3 (Nachzeichnung, Herkunft: Crissier [VD]). - M O L I N , Etude (1902) 363-366, Fig. 7 (Nachzeichnung, Herkunft: Crissier [VD]). BESSON, L'art barbare (1909) 91-95, Fig. 37 (Herkunft: Crissier [VD]). - DACLIV (1916) 239 LITERATUR:

53

(Herkunft: Crissier [VD]). - DACL VI ( 1 9 2 4 ) 2 1 9 0 , Nr. 27. - DACL XIV ( 1 9 3 9 ) 1 1 6 3 (Herkunft: Crissier [VD]). - KÜHN, Die Danielschnallen ( 1 9 4 1 - 4 2 ) 147, Nr. 7, Taf. 6 0 , 7 (Herkunft: Crissier [VD]). - DEONNA, Inscriptions ( 1 9 4 5 ) 3 1 4 - 3 1 7 , Nr. 15 (Herkunft: Crissier [VD]). - BOUFFARD, Nécropoles burgondes ( 1 9 4 5 ) 70, Nr. 3, Taf. 2 3 , 3 . - MOOSBRUGGER-LEU, Die frühmittelalterlichen Gürtelbeschläge ( 1 9 6 7 ) 117, Nr. 4 , 1 4 4 , 1 5 1 . - D E R S . , Die Schweiz zur Merowingerzeit ( 1 9 7 1 ) Bd. A, 135, Anm. 5. - WERNER, ZU den Knochenschnallen ( 1 9 7 7 ) 3 5 1 , Nr. 10. - TISCHLER, Die Aufschriften ( 1 9 8 2 ) 121 f., Fig. 2. (Herkunft: Crissier [VD]).

54

18

GÜRTELSCHNALLE VON DAILLENS II (VD)

LAUSANNE

6. JH.

(VD), MCAH, Inv. CT 1293. - Taf. 10, Fig. 25.

Fundumstände wie Kat.-Nr. 15. Bronze ; rechteckiges Beschläg (6 X 8,2 cm) mit zwei Scharnierzapfen. Hochovaler Bügel mit vier Scharnierzapfen und kolbenförmigem Tierkopfdorn. Die Schauseite zeigt den Propheten Daniel in Orantenstellung, dem zwei Löwen die Füße lecken. Pseudo-Inschrift auf der Randzone, die oben und unten ausgespart ist (rechts Flechtbandwerk), einzeilig gegossen und mit dem Stichel nachgraviert. Es ist nicht klar, welche Richtung den Buchstaben zugrunde liegt; Buchstabenhöhe ca. 0,5 cm.

IOSAVIASOI IAIAÔSÏAOÇ (oder umgekehrt): COVISOVIVI

Molin (cf. Lit.) I O S A S I A S O / I O I A O S I O O ; Besson (cf. Lit.) I O S A V I A S O / O V I S O V I V I ; Tischler (cf. Lit.) IOSASIASO / IOINOSIOOS

SCHRIFT:

Wie Kat.-Nr. 16.

FORMULAR UND INHALT: DATIERUNG:

Cf. Kat.-Nr.

16

Wie Kat.-Nr. 16: Lavigny

f. (VD),

6. Jh.

Gustav de BONSTETTEN/Ferdinand KELLER, Agrafe burgonde. ASA 2 (1872-75) 386 f. (nur Hinweis). - L E BLANT, Nouveau recueil (1892) Nr. 94 (Hinweis). - EGLI, CIS (1895) Nr. 26, Taf. IV, 26 (Erstveröffentlichung). - BARRIÈRE-FLAVY, Les arts industriels I (1901) 388. - M O L I N , Etude (1902) 363-366, Fig. 8. - BESSON, L'art barbare (1909) 91-95, Fig. 36. - D A C L IV ( 1916) 239 (Herkunft : Crissier [VD] ). - DACL VI ( 1924) 2190, Nr. 26. - Herbert K Ü H N , Die vorgeschichtliche Kunst Deutschlands. Berlin 1935,181, Fig. 435,3. - DACL XIV (1939) 1163. - K Ü H N , Die Danielschnallen (1941-42) 148, Nr. 9, Taf. 61,9. - DEONNA, Inscriptions (1945) 314-317, Nr. 15. - BOUFFARD, Nécropoles burgondes (1945) 70, Nr. 4, Taf. 23,4. MOOSBRUGGER-LEU, Die frühmittelalterlichen Gürtelbeschläge (1967) 117, Nr. 4, 144, 151. D E R S . , Die Schweiz zur Merowingerzeit (1971) Bd. A, 135, Anm. 5. - W E R N E R , Z U den Knochenschnallen (1977) 351, Nr. 12. - TISCHLER, Die Aufschriften (1982) 121 f. LITERATUR:

55

19

FINGERRING

LAUSANNE ( V D ) ,

6. JH.

MCAH, Inv. 30 519. - Taf. 11, Fig. 26.

Im Jahre 1910 im frühmittelalterlichen Reihengräberfeld von St-Sulpice (VD) in einem freien Erdgrab (Nr. 57), das auf Grund der Beifunde (Perlen, Fibeln, Gürtelschnalle und Spiegel) einer Frau zugeschrieben werden kann, an der linken Hand eines Skeletts entdeckt; cf. M O L I N / G R U A Z unter Lit.; VIOLLIER, Carte archéologique, 3 1 8 f. Silber; bandförmiger Fingerring (0 1,8 cm) mit 0,6 cm breiter, in Richtung des Reifes gewölbter Platte, die aus bloßer gleichmäßiger Verbreiterung des Bandes gewonnen wurde und eine spitzovale, in Schnörkeln endende Umrandung aufweist. Inschrift innerhalb der spitzovalen Umrandung der Platte einzeilig, ziemlich sorgfältig graviert ; Buchstabenhöhe zu- und abnehmend 0,2—0,4 cm.

AREC

Ziemlich schlanke Kapitalis ohne Sporenbildung an den Hasten- und Balkenenden. A mit gebrochenem Querbalken. R und E mit oben, bzw. unten übergreifender Haste. — Verwandte Schriftdenkmäler : DELOCHE, Etude, Nr. 45 : Mulsanne (Sarthe), Ende 5. Jh. ; L E BLANT, Inscriptions II, Nr. 565, Fig. 462: Coudes, 6. Jh.; Nr. 603, Fig. 486: Toulouse, o. D . ; DERS., Nouveau recueil, Nr. 52: Hermes, o. D. SCHRIFT:

FORMULAR UND INHALT: Wahrscheinlich handelt es sich um einen Personennamen im Nominativ. Da der Ring aus einem Frauengrab stammt und auch nach seinem Durchmesser zu einer Frauenhand paßt, dürfte Arec den Namen der Besitzerin oder des Stifters bezeichnen. Zu Personennamen auf Ringen allg. DELOCHE, Etude, p. X X X V I I , L I V f.

Arec, germanischer Personenname gebildet aus ära (Adler) mit Suffix -ik/-ek. (Zur Bildung cf. FÖRSTEMANN, PN, 353; dazu: Wilhelm SCHLAUG, Die altsächsischen Personennamen vor dem Jahre 1000. Lund und Kopenhagen 1962, 53 f.). NAMEN:

Moosbrugger-Leu (cf. Lit.) datiert den Ring auf Grund einer im gleichen Grab gefundenen Miniaturfibel in die erste Hälfte des 6. Jhs. DATIERUNG:

Aloys de MoLiN/Julien GRUAZ, Le cimetière de St-Sulpice. Revue Charlemagne 1 (1911) 149, Taf. 20,7 (Erstveröffentlichung, Nachzeichnung). - MOOSBRUGGER-LEU, Die Schweiz zur Merowingerzeit (1971) Bd. A, 213, Nr. 14, 215; Bd. B, Taf. 54,14. LITERATUR:

56

20

GÜRTELSCHNALLE VON CRISSIER (VD)

LAUSANNE

6. JH. (?)

(VD), MCAH, Inv. 4516. - Taf. 11, Fig. 27.

Im Jahre 1866 in einem Grab entdeckt, das beim Fällen eines Baumes in einem Garten in Crissier zum Vorschein kam (cf. VIOLLIER, Carte archéologique, 139). Dem handgeschriebenen Inventar des MCAH zufolge, lieferte das Grab außerdem ein Steinchen einer Halskette. Bronze; annähernd quadratisches, in Durchbruchtechnik gearbeitetes Beschlag (6,3 X 5,5 cm) mit breitem, volutenartig eingerolltem Bügel, der in Tierköpfen endigt, in welche entsprechend geformte Seitenäste eines Zwillingsdorns greifen. Das Beschläg besitzt sechs, der Bügel zwei und der Dorn drei Scharnierzapfen. Im Mittelfeld zwei gegenständig angeordnete drachenähnliche Tiere. Pseudo-Inschrift auf der Randzone, die an drei Seiten des Beschlags ausgespart ist, vielleicht von unten links nach oben links umlaufend (so die 'Transkription') und größtenteils von außen zu lesen, einzeilig, nicht sehr tief gegossen und mit dem Stichel nachgraviert; Buchstabenhöhe 0,3-0,8 cm. SITOEPM RDSTIEISOMPE

TL+DISTLAS

Molin (cf. Lit.) SITOEIEM / RDSITIEISOM/ RED+DISTL A S ; Z. 3 : nach TL Hakenkreuz; Tischler (cf. Lit.) S I T O E I E M / R D S T I E I S O M E P / TI+DISQG A S

Unregelmäßige, deformierte Kapitalis ohne besonders behandelte Hasten- und Balkenenden, vielleicht mit Runen vermischt. Die einzelnen Buchstaben sowie mögliche Abkürzungen, besondere Zeichen und Ligaturen sind schwer bestimmbar, da für viele Zeichen, die in verschiedensten Stellungen und möglicherweise auch seitenverkehrt angebracht sind, überzeugende Parallelen fehlen. Unklar ist beispielsweise auch der Dreizack in Z. 1, der sowohl auf eine Rune (Schluß-R; so BARRIÈRE-FLAVY, Les arts industriels I, 317, Taf. 26,3 für ein Gürtelbe schläg aus Saint-André-de-Sangonis/Hérault) als auch auf ein christliches Symbol (cf. DACL XV, 2781—85) oder eine sonst nicht belegbare IE- oder TE-Ligatur zurückgeführt werden kann. Das fragwürdige IS in Z. 2 ließe sich auch als LS-Ligatur oder seitenverkehrtes, auf den Kopf gestelltes R lesen. Das letzte Zeichen der Z. 2 bietet möglicherweise eine PL- oder PE-Ligatur (EP?), wie sie schon in antiken Inschriften anzutreffen ist (cf. CALDERINI, Epigrafia, 72). Eine Ligatur scheint auch im ersten Zeichen der Z. 3 vorzuliegen, doch ist nicht klar, ob es sich um TL oder LT (cf. CALDERINI, Epigrafia, 71) oder sonst eine Ligatur (TR? TLR?) handelt. SCHRIFT:

Unbestimmt; cf. Kat.-Nr. 16. Während Molin (cf. Lit.) in dieser Pseudo-Inschrift SitJesus meus redemptor und den Personennamen Distlas erkennen will, vermuten Besson und Deonna (cf. Lit.) darin eher magische Formeln mit Wortwiederholungen. FORMULAR UND INHALT:

57

Die an spätrömische Vorbilder anlehnende Bügelform spricht für eine frühe Entstehung dieses Beschlägs (cf. MOOSBRUGGER-LEU unter Lit.). Der Schrifttypus bietet nur insofern eine Datierungshilfe, als er sich kaum in die Gürtelschnalleninschriften des 6. Jhs. einreihen läßt, im Buchstaben M aber eher eine spätrömische Form aufweist. Auf Grund der Tierornamentik wird allgemein eine Datierung ins 6. Jh. vorgeschlagen. DATIERUNG:

LITERATUR: Ferdinand K E L L E R , Nachtrag. ASA 2 (1872-75) 413, Taf. 34,3 (Erstveröffentlichung, Nachzeichnung). — E G L I , CIS (1895) Nr. 28b, Taf. 4,28b. — BARRIÈRE-FLAVY, Les arts industriels I (1901) 400 f., Taf. 40,5. - M O L I N , Etude (1902) 366-368, Fig. 12. - BESSON, L'art barbare (1909) 82 f., Taf. 14,4. - D A C L VI (1924) 2191, Fig. 5637. - D A C L XIV (1939) 1163. D E O N N A , Inscriptions (1945) 317 f., Nr. 17. - BOUFFARD, Nécropoles burgondes (1945) 59, Nr. 2, Taf. 20,4. - K Ü H N , Die Lebensbaumschnallen (1949-53) 44, Nr. 49, Taf. 29,49. MOOSBRUGGER-LEU, Die frühmittelalterlichen Gürtelbeschläge (1967) 124, Nr. 92, 143-145. DERS., Die Schweiz zur Merowingerzeit (1971) Bd. A, 135, Nr. 67, 136, Fig. 50bb; Bd. B, Taf. 28,67.-WERNER, Zu den Knochenschnallen (1977) 331,Taf. 106,1.-Mechthild SCHULZE, in: R O T H , Kunst der Völkerwanderungszeit (1979) 306, Fig. 291 b. — T I S C H L E R , Die Aufschriften (1982) 122-124, Fig. 3.

58

21

GRABSTEINFRAGMENT

5 . - 7 . JH.

GENF, MAH, Inv. Epigr. 3 1 1 . - Taf. 12, Fig. 28.

Im Jahre 1879 in der Makkabäer-Kapelle der Kathedrale St-Pierre in Genf entdeckt. Das Fragment war in Zweitverwendung unter dem in Kapellenmitte stehenden Altar vermauert worden; cf. DEONNA unter Lit. Kalkstein, weiß; rechteckiges, stark lädiertes Bruchstück (31,5 X 30 X 9 cm) mit Hauptbruchstellen rechts und unten; zahlreiche Absplitterungen an der polierten Oberfläche. Inschrift in drei Zeilen, deren unterste von der Bruchstelle erfaßt ist, mitteltief und ziemlich unregelmäßig eingehauen; Buchstabenhöhe ca. 4,5 cm.

HIC REQ[VIES] CIT IN PAC[E BO] NE MEM[ORIE

Hier ruht in Frieden seligen Gedenkens...

SCHRIFT: Ziemlich breite, unregelmäßige und unausgewogene Kapitalis mit ausgeprägter Dreiecksporenbildung an den Hasten- und Balkenenden. Bemerkenswerte Buchstaben: A mit gebrochenem Querbalken, M mit schräg nach innen gerichteten Hasten, P und R mit offener Rundung. - Verwandte Schriftdenkmäler: LE BLANT, Inscriptions II, Nr. 3 7 4 A , Fig. 2 6 0 : Briord, a. 488; Nr. 381, Fig. 262: Briord, a. 501; Nr. 388, Fig. 269: Véséronce, a. 491; cf. Nr. 561, Fig. 448: Clermont, a. 612; MEC II, Fase. I, Taf. IV,5: Mailand, a. 510; Fase. II, Taf. VI,8: Como, 6. Jh.; Kat.-Nr. 22: Genf, 5.-7. Jh. Prosaische Grabinschrift mit der besonders in Gallien und Norditalien im 6. Jh. häufig anzutreffenden Eingangsformel; cf. Kat.-Nr. 6: Genf, a. 505. FORMULAR UND INHALT:

DATIERUNG: Obschon eine Entstehung dieser Inschrift im 5.-6. Jh. wahrscheinlich ist, kann weder in paläographischer Hinsicht noch nach dem Formular das 7. Jh. als Entstehungszeit ausgeschlossen werden. (1895) Nr. 14, Taf. 1,14 (Erstveröffentlichung). - D A C L V I (1924) 952, Fig. 5215. - DEONNA, Pierres sculptées (1929) Nr. 230. LITERATUR: EGLI, C I S

59

22*

GRABSTEINFRAGMENT

5 . - 7 . JH.

GENF, MAH, Inv. Epigr. 32 A, zur Zeit unauffindbar. - Taf. 12, Fig. 29. Im Jahre 1862 zusammen mit Kat.-Nr. 23 in der aus dem 14. Jh. stammenden Stadtmauer von 'Marcossey' nahe des Collège St-Antoine in Genf entdeckt. Nach J.-E. Genequand (in: BONNET, Les premiers édifices, 193) könnten beide Stücke ursprünglich bei oder in der frühchristlichen Friedhofkirche La Madeleine gestanden haben. Genauere Fundumstände fehlen; cf. FAZY unter Lit. Kalkstein (?), weiß; unförmiges, stark lädiertes und an der Oberfläche poliertes Fragment (18 X 33 cm) mit Hauptbruchstellen seitlich und oben. Inschrift in drei Zeilen, deren erste von der Bruchstelle erfaßt ist, mitteltief und ziemlich unregelmäßig eingehauen ; Buchstabenhöhe 3—4 cm.

]GOR[.— — —.]DEI ANIMAM[— —]ARE IVNGEf.—

Z. 2: Es wäre auch eine Trennung zwischen ANIMA und M, etwa im Sinne von bar.

anima mea denk-

SCHRIFT: Ziemlich breite, unausgewogene Kapitalis mit starker Dreiecksporenbildung an den Hasten- und Balkenenden. Keine Worttrennung ersichtlich. Spätrömisch-kursive Merkmale etwa beim Buchstaben G, der in C-Form mit durchgewellter Cauda erscheint. — Verwandte Schriftdenkmäler: Kat.-Nr. 6: Genf, a. 505, Nr. 21: Genf, 5.-7. Jh. Grabinschrift mit poetischem oder ungewöhnlichem, prosaischem Formular wahrscheinlich. 2 ANIMAM: Anima als Gegensatz zu corpus oder membra findet sich in Verbindung mit Gott, Christus, Himmel, ewiger Glückseligkeit auf frühchristlichen und frühmittelalterlichen Grabinschriften häufig (cf. DIEHL III, 4 8 3 f.). Eine Worttrennung zwischen ANIMA und M... (cf. etwa DIEHL, Nr. 3 4 3 8 , 6 : Le-Pin, Südfrankreich, a. 5 0 6 : iubente deo anima migravit ad astra) ist nicht auszuschließen. 3 IVNGE...: Das Verb iungere erscheint in epigraphischen Quellen des Frühmittelalters häufiger im Sinne einer Verbindung zwischen Menschen (cf. etwa DIEHL, Nr. 4 3 6 2 , 6 : Merida, a. 5 4 9 : quod matris tumulo iungeris ipsa cito; dazu DIEHL III, 5 4 3 ) als im religiösen Sinne einer Verbindung zwischen Gott und Mensch oder zweier Menschen in Gott (cf. DIEHL, Nr. 1613,2: Nordafrika, o. D.: astanimam caelo iungitadastra deus; dazu RICG I, Nr. 19 und 68: Trier, 5. Jh.). FORMULAR UND INHALT:

60

DATIERUNG:

Wie Kat.-Nr. 21: Genf, 5.-7. Jh.

FAZY, Catalogue (1863) Nr. 32,2 (Erstveröffentlichung). - CIL XII (1888) Nr. 2647. - L E B L A N T , Nouveau recueil (1892) Nr. 98. - E G L I , CIS (1895) Nr. 17, Taf. 1,17. D U N A N T , Catalogue raisonné (1909) Nr. 90. - DACL VI (1924) 954, Fig. 5218. - D I E H L (1927, 3 1970) Nr. 3329adn. - D E O N N A , Pierres sculptées (1929) Nr. 228. LITERATUR:

61

23

GRABSTEINFRAGMENT DES URSOLUS

5 . - 7 . JH.

GENF, MAH, Inv. Epigr. 32 B. - Taf. 13, Fig. 30.

Fundumstände wie Kat.-Nr. 22*. Kalkstein, braun-weiß; annähernd rechteckiges, an der Oberfläche poliertes Fragment (14,5 X 20 X 10 cm) mit Spuren einer Zweit(?)verwendung in Form einer Ziegelmörtelschicht an der Rückseite. Hauptbruchstellen seitlich und oben. Inschrift — vielleicht unvollendet (cf. unten Formular und Inhalt) — zwischen unregelmäßig vorgerissener Lineatur (Z.-Abstand ca. 4 cm) in zwei Zeilen, deren erste von der Bruchstelle erfaßt ist, mitteltief und flüchtig eingehauen; Buchstabenhöhe 2—3 cm (Z. 1), 3—4 cm (Z. 2). —]E VRSOLVS Q[VI— —]ANNVS[— SCHRIFT: Ziemlich schlanke, unausgewogene Kapitalis ohne besonders behandelte Hasten- und Balkenenden. Spätrömisch-kursive Merkmale etwa beim Buchstaben L mit abwärts gerichtetem Querbalken. - Verwandte Schriftdenkmäler: LE BLANT, Inscriptions I, Nr. 67, Fig. 49: Lyon, 5./6. Jh.; Nr. 69, Fig. 41: Lyon, a. 493; DERS., Inscriptions II, Nr. 570, Fig. 464: Coudes, a. 512, 527 oder 602. SPRACHE: Z. 2 :

annus für annos.

Wahrscheinlich Grabinschrift mit einfachem prosaischem Formular. 1 ...E VRSOLVS: am ehesten ist hier an die in Genf mehrfach belegte Eingangsformel Hie requiescit in pace bone memorie (cf. Kat.-Nr. 6: Genf, a. 505) zu denken. 1 - Q...ANNVS: wohl Altersangabe mix Qui vixit oder qui vixit in pace annos (cf. Kat.-Nr. 6: Genf, 2 a. 505). Die vorlinierte, leere Z. 3 könnte darauf schließen lassen, daß die Inschrift unvollendet war (cf. ähnlichen Fall in CIMAH I, Nr. 10: St-Maurice, 6. Jh.). Da aber die seitliche Begrenzung der vorliegenden Inschriftenplatte unbekannt ist, kann das zu erwartende Lebensalter, vielleicht verbunden mit plus minus, noch auf Z. 2 oder zu Beginn der Z. 3 gestanden haben. FORMULAR UND INHALT:

NAMEN: Ursolus oder Ursulus (Z. 1); lateinischer Personenname (cf. PERIN, Onomasticon II, 743), der besonders in frühchristlichen Inschriften Triers bezeugt ist (cf. DIEHL III, 174; RICG I, Nr. 72: 5.—6. Jh.). In Genf ist ein Träger dieses Namens sonst nicht bekannt. LITERATUR: FAZY, Catalogue ( 1 8 6 3 ) Nr. 3 2 , 1 (Erstveröffentlichung). - CIL XII ( 1 8 8 8 ) Nr. 2 6 4 5 . - LE BLANT, Nouveau recueil ( 1 8 9 2 ) Nr. 92. - EGLI, CIS ( 1 8 9 5 ) Nr. 15, Taf. 1,15. DUNANT, Catalogue raisonné ( 1 9 0 9 ) Nr. 90. - DACL VI ( 1 9 2 4 ) 9 5 3 , Fig. 5 2 1 6 . - DEONNA, Pierres sculptées ( 1 9 2 9 ) Nr. 2 2 7 .

62

24*

GRABINSCHRIFT EINES L.E.(?)

5 . - 7 . JH. (?)

Um 1692 vom Genfer Pfarrer Jacques Flournois (gest. 1693) aufgezeichnet. Ihm zufolge kam die Inschrift im Jahre 1690 bei Arbeiten im heutigen Genfer Stadtquartier 'Les Tranchées' (en la gorge du ravelin de la Noue) über einem Steingrab zum Vorschein. Die nicht näher bestimmte Steinplatte gelangte in das Mauerwerk der Bastion du Pin (on l'a mise dans la muraille de la batterie du flanc gauche du boulevard du Pin, sous une armoire) ; von da verlor sich ihre Spur; cf. FLOURNOIS unter Lit. ; BLAVIGNAC, Etudes sur Genève I, 208. Die Inschrift war, nach der Transkription Flournois' zu schließen, in vier oder fünf Zeilen eingehauen.

HIC REQVIESCIT IN PACE BONE ME MORIE L.E. QVI VIXIT ANNVS XIII M. M. M. M. M. Hier ruht in Frieden seligen Gedenkens L.E., der 13 Jahre gelebt hat...

SCHRIFT: SPRACHE:

Nach Flournois 'en lettres Romaines'. Z. 4 : annus für annos.

Prosaische Grabinschrift mit einfacher Eingangsformel, Namen (?) und Alter des Verstorbenen sowie einer ungeklärten Schlußzeile. 1— Eingangsformel wie Kat.-Nr. 6: Genf, a. 505. 3 L.E.: unbestimmt; zu erwarten ist an dieser Stelle ein Personenname. Es ist unklar, ob die vom Kopisten Flournois nach den Buchstaben L und E eingetragenen Punkte Lücken im Text oder Interpunktionen am Original bedeuten. Unwahrscheinlich ist die Meinung De Rossis (cf. Lit.), L.E. sei in L(AVDABILIS) F(EMINA) (mit der oft anzutreffenden Verwechslung von E und F) aufzulösen. 4 QVI VIXIT ANNVS XIII: cf. Kat.-Nr. 6: Genf, a. 505. 5 M. M. M. M. M.: Flournois selbst (cf. Lit.) hat neben seiner Transkription diese fünf M in folgender unhaltbarer Weise aufgelöst: Maria mater misericordiae miserere mei. Um eine Bruchstelle im Stein, die der Kopist mit einer Zickzacklinie andeuten wollte, handelt es sich nicht (so DE Rossi unter Lit.), denn Flournois hat offensichtlich direkt vom Stein kopiert. Möglicherweise bestand diese Schlußzeile aus nachträglich eingehauenen Buchstaben oder aus Zierelementen (cf. etwa REUSCH, Frühchristliche Zeugnisse, 231, Nr. 28, Fig. 28: Trier, fränkisch). FORMULAR UND INHALT:

63

D A T I E R U N G : Die Inschrift, deren Echtheit von Mommsen (cf. Lit.) und Hirschfeld (cf. Lit.: CIL) bezweifelt wurde, kann auf Grund des Formulars ins 5.-7. Jh. datiert werden. LITERATUR : Jacques FLOURNOIS, Inscriptions modernes de Genève, in : Manuscrit pour servir à l'histoire de Genève. No 215. Genève, Bibliothèque publique et universitaire (um 1692) 36 (Erstaufzeichnung). — BLAVIGNAC, Histoire (1853) 11 (Erstveröffentlichung). — MOMMSEN, ICHL (1854) XIX (Add. et emend.) Nr. 355. - L E BLANT, Inscriptions II (1865) Nr. 371 A. Giovanni Battista de Rossi, Dei primi monumenti cristiani di Ginevra, e specialmente d'una lucerna di terra cotta colle immagini dei dodici apostoli. Bullettino di archeologia cristiana 5 (1867) 24, auch französisch, in: MDG 1 (1870) 5f. - CIL XII (1888) Nr. 198*. - E G L I , CIS (1895) Nr. 14 und p. 64, Anm. 4. - DACL VI (1924) 952 f. - D E O N N A , Pierres sculptées (1929) Nr. 232.

64

25

5 . - 7 . JH. (?)

GRABSTEINFRAGMENT

GENF, M A H ,

Inv. Epigr. 186. - Taf.

13,

Fig. 31.

Im Jahre 1870 anläßlich von Grabungen im Innern der Kathedrale St-Pierre in Genf entdeckt. Genauere Fundumstände fehlen; cf. DEONNA unter Lit. Kalkstein, braun-weiß; unförmiges, in der oberen Ecke rechts gebrochenes Fragment (8,5 X 11,5 X 2,5-2,8 cm) mit Hauptbruchstellen seitlich und unten sowie einer leichten Abstufung von der ersten zur zweiten Zeile. Spuren eines später aufgetragenen, rotbraunen Ziegelverputzes am rechten und am unteren Rand. Inschrift in zwei Zeilen zwischen schwach vorgerissener Lineatur (Z.-Abstand 1 cm) ziemlich regelmäßig und mitteltief eingehauen; Buchstabenhöhe 2,5 cm. —.]REQV[IESCIT— —E]NES[.— ...ruht... Vollschlanke Kapitalis mit schwacher Dreiecksporenbildung an den Hasten- und Balkenenden. Typisch spätrömisch-frühmittelalterliches Q in Form eines seitenverkehrten Fragezeichens ohne Punkt, ähnlich etwa: L E BLANT, Inscriptions II, Nr. 397, Fig. 280: Lusinay, a. 606; Nr. 401, Fig. 283: St-Romain-en-Galle, o. D. ; KRAUS, Die christlichen Inschriften I, Nr. 49, Taf. VI,7: Wiesbaden, 5.-6. Jh. SCHRIFT:

Wahrscheinlich prosaische Grabinschrift. 1 REQVIESCIT: möglicherweise Bestandteil der im frühmittelalterlichen Genf ziemlich oft anzutreffenden Eingangsformel Hic requiescit in pace bone memorie (cf. Kat.-Nr. 6: Genf, a. 505). 2 ...ENES...: nach Deonna (cf. Lit.) Endungeines griechischen Personennamens (Philogenes ?). FORMULAR UND INHALT:

...enes ( Z . 2 ) ; zu den zahlreichen griechischen, auf -enes auslautenden Personennamen cf. B. HANSEN, Rückläufiges Wörterbuch der griechischen Eigennamen (Berichte über die Verh. d. sächsischen Akad. d. Wiss. zu Leipzig. Phil.-hist. Kl. Bd. 102, H. 4). Berlin 1957, 1 6 3 f. NAMEN:

In paläographischer Hinsicht (bes. Buchstabe Q ) ist eine Entstehung dieser Inschrift vom 5.-7. Jh. denkbar. Zum 7. Jh. würde ein griechischer Personenname weniger gut passen. DATIERUNG:

LITERATUR: DEONNA,

Pierres sculptées

(1929)

Nr.

229

(Erstveröffentlichung). 65

26

GÜRTELSCHNALLE VON LUSSY (FR)

FREIBURG, M A H , I n v . 5 8 9 2 . -

6 . / 7 . JH.

Taf. 14, Fig. 32.

Im Jahre 1908 im Steinbruch ' F i n de l'Illaz' zwischen Lussy und dem Gläne-Fluß innerhalb eines frühmittelalterlichen Reihengräberfelds, von dem ca. 100 Gräber freigelegt wurden, entdeckt. Das Stück lag ohne weitere Beigaben (?) in einem nach Osten ausgerichteten Plattengrab; cf. PEISSARD, Carte archéologique, 65—67 und B E S S O N unter Lit. Bronze : rechteckiges Beschläg ( 6 x 8 , 5 cm) mit vier Scharnierzapfen. Bügel rechteckig, mit zwei Scharnierzapfen. Auf dem Plattendorn, der in einem Zwillingshaken endigt, sind drei menschliche Figuren eingeritzt. Die in fünf hochrechteckige Felder unterteilte Schauseite des Beschlags zeigt im Zentrum ein schmales Kreuz, dessen Balken sich nach außen stark verbreitern. Dem Kreuz nähern sich im Profil innen zwei menschliche Gestalten mit je einem erhobenen Arm und außen zwei greifenähnliche Tiere mit erhobenen Vorderfüßen. Pseudo-Inschrift auf der Randzone, die oben, rechts und unten ausgespart ist, einzeilig umlaufend, gegossen und mit dem Stichel nachgraviert; Buchstabenrichtung unbestimmt; Buchstabenhöhe 0 , 4 - 0 , 8 cm.

SIELNEVIS

ani+inà

SIVENLEIS

D e o n n a (cf. Lit.) Z E Z E V I V A S A N I .

SCHRIFT: Unregelmäßige, deformierte Kapitalis, die in den Eckzonen in reine Dekoration (Wellen- und Bogenlinien) übergeht. Die Deformation der Buchstaben ist so weit fortgeschritten, daß kaum einer eindeutig bestimmbar ist; cf. Kat.-Nr. 16: Ferreyres ( V D ) , 6. Jh. Unbestimmt; cf. Kat.-Nr. 16. Am ehesten dürfte in Richtung magischer Formeln zu suchen sein (so Deonna), wohin besonders die symmetrische Anordnung von Z. 1 und 3 sowie das Krebswort A N I + I N A weisen. Nicht ganz auszuschließen ist jedoch die Möglichkeit, daß es sich in Z. 2 um einen weiblichen Personennamen (Anilina?) handelt (so F I E B I G E R / S C H M I D T unter Lit.; cf. F Ö R S T E M A N N , PN, FORMULAR UND I N H A L T :

1 0 0 ; MORLET, L e s n o m s de p e r s o n n e I, 35b).

DATIERUNG: Die vorliegende Gürtelschnalle gehört nach Martin (Bemerkungen, 36 f.) zum mittleren bis späten D-Typ, der in der 2. Hälfte des 6. Jhs. oder um 600 anzusetzen ist. LITERATUR:

barbare 66

Marius B E S S O N , Freiburg. A S A 1 0 ( 1 9 0 8 ) f., Taf. 1 3 , 2 (Erstveröffentlichung). -

(1909) 78

83

f. (erster Hinweis). - D E R S . , L'art Inschriftensamm-

FIEBIGER/SCHMIDT,

lung (1917) Nr. 127. - BESSON, NOS origines chrétiennes (1921) 42, Taf. 19. - DACL VI (1924) 1825, Fig. 5474. — Otto TSCHUMI, Versuch einer Chronologie der Gürtelschnallen des Aaregebietes und der Westschweiz. Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums 2 4 (1945) 86. DEONNA, Inscriptions (1945) 3 1 1 - 3 1 4 . - BOUFFARD, Nécropoles burgondes (1945) 58, Nr. 6, Taf. 20,2. - KÜHN, Die Lebensbaumschnallen ( 1 9 4 9 - 5 3 ) 37, Nr. 11, Taf. 17,11. - Maxime GORCE, Occident 5 6 1 - 7 5 5 , idées et mythes, Bd. 2. Saint-Imier 1963, 3 6 7 - 3 7 5 , 3 8 2 - 3 9 9 ; Bd. 3, Taf. 12 f. - MOOSBRUGGER-LEU, Die frühmittelalterlichen Gürtelbeschläge (1967) 121, Nr. 61 ; 144. - DERS., Die Schweiz zur Merowingerzeit (1971) Bd. A, 135; Bd. B, 68, Anm. 12, Taf. 28,70. - WERNER, ZU den Knochenschnallen (1977) 287, 298 f., 321, 329, Taf. 94,2. Hanni SCHWAB, Burgunder und Langobarden, in : Ur- und frühgeschichtliche Archäologie der Schweiz, Bd. 6. Basel 1 9 7 9 , 2 7 , Fig. 15. - Geschichte des Kantons Freiburg I. Freiburg/Schweiz 1981, 102. - TISCHLER, Die Aufschriften (1982) 134 f., Fig. 9.

67

27

BRUSTKREUZ MIT MAGISCHER INSCHRIFT

LAUSANNE

6 . - 7 . JH.

(VD), MCAH (Dep. Musée de la Cathédrale), Inv. 30 969. - Taf. 14, Fig. 33-34.

Am 29.11.1910 im nördlichen Chorquerschiff der Kathedrale von Lausanne entdeckt (Grab Nr. 128). Das Kreuz, das auf der Brust eines Skeletts lag, stammt aus einem mit Platten zugedeckten Molassegrab, das archäologisch zwischen das ausgehende 4. und beginnende 11. (so BLONDEL, in: KDM Yaud I I , 3 3 3 ) , vielleicht sogar ins 6 . / 7 . Jh., d. h. in die Zeit des ersten Kathedralbaus datiert werden kann (so SENNHAUSER, Vorromanische Kirchenbauten, 171). Cf. BESSON und DEONNA unter Lit. Silberblech; stark lädiertes, griechisches Kreuz (Länge 8,3 cm) mit ca. 3,2 cm langen, leicht ausladenden (1,9—2,3 cm) Armen und angelöteter Öse am oberen Balkenende. Die Bruchstellen sind teilweise (seitlich und unten) verlötet. Im Zentrum der einen Seite (I) ist ein Kreuz mit ausgeprägten Dreiecksporen an den Balkenenden und Halbkreisen in den Balkenwinkeln graviert und möglicherweise nielliert; auf der Gegenseite (II) steht in gleicher Technik ein langgezogenes, schmales Kreuz mit leicht nach innen gebogenen, übergreifenden Abschlußstrichen an den Balkenenden. Das Stück ist wohl importiert. Inschrift auf beiden Seiten des Kreuzes, jeweils rechts der Öse beginnend, am Rande umlaufend (bis zum linken Balken von innen, sonst von außen und teilweise in umgekehrter Reihenfolge zu lesen), ziemlich unregelmäßig graviert und vielleicht nielliert; Buchstabenhöhe 0,4— 0,7 cm.

I) +ABRA+ / ABRAC/+/[A]BRACAXO/+ABR[AC ?/+/AB]RACA+/ /ABRA(CAX)0/+ABR/A/BA ' II) [+]ABRA+/ABRAC/+/ ABRACAX/ö+AB[RA]C/[+/AB]RACA/+ABAR/ B/[A?]/A[B]RAC/AXO+

I) Im ersten A B R A C A X O wurde A C möglicherweise nachträglich zwischen R und A eingeschoben; im zweiten A B R A C A X O ist C A X über A O nachgetragen. Deonna (cf. Lit., 120) liest das zweite A B R A C der Inschrift I) als A B R A C A und das zweite A B R A C von Seite II als ABRA. Nach A B ] R A C A + / / i s t die Inschrift, links beginnend, von außen zu lesen.

Vollschlanke, unregelmäßige, von griechischen und kursiven Formen beeinflußte Kapitalis mit ausgeprägten Dreiecksporen oder quergestellten Abschlußstrichen an den Balkenund Hastenenden. Worttrennung in Form von Kreuzen mit gleichlangen Balken, die durch Querstriche abgeschlossen sind. Besondere Buchstabenformen: A meist mit waagrechtem Querbalken (fehlt bei I: zweites A von ABRACA) und gebogenen, teilweise durchgewellten Hasten; die Rechtshaste greift oben links über; bei ABRACA erscheint das Schluß-A in Minuskelform (cf. unten Verwandte Schriftdenkmäler). C, das möglicherweise als griechisches SCHRIFT:

68

Sigma zu lesen ist, oben in Dreiecksporn auslaufend, unten teilweise wie G mit eingerollter Cauda. Das unbestimmte Zeichen X in Form einer Haste mit Deckbalken oder Sporn oben sowie einer Rundung mit zusätzlichem Sporn unten steht sowohl dem Zeta als auch dem Xi des griechischen Unzialalphabets nahe (cf. V. GARDTHAUSEN, Griechische Palaeographie. Bd. 1. Leipzig 21911, Taf. 2 f.). Auf Grund der griechischen Abrasax-Amulette (cf. z. B. K R A U S , Die christlichen Inschriften I, Nr. 13, 280) ist hier ein griechisches Xi zu erwarten, was durch die Form des spiegelverkehrten Xi in K R A U S , 1. c., Anhang I , Nr. 2, bestätigt wird. — Verwandte Schriftdenkmäler: L E B L A N T , Inscriptions I, Nr. 17, Fig. 17: Lyon, a. 601; D E R S . , Inscriptions II, Nr. 450, Fig. 323: Vienne, a. 566/567; Nr. 556 D, Fig. 446: Artonne, a. 546 oder 606; RUGO, Le iscrizioni I, Nr. 7: Cividale, 6./7. Jh.; Kat.-Nr. 46: Yverdon, 2.H. 7.-8. Jh. FORMULAR UND I N H A L T : Magische Formel, in Anlehnung an das schon im 3. Jh. bekannte, aber etymologisch ungeklärte Abracadabra entstanden (cf. D E O N N A unter Lit. und Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens I, 95—97), das seinerseits mit dem umstrittenen Götter- oder Dämonennamen Abrasax (oder Abraxas; cf. Handwörterbuch, 1. c., 99; DACLI, 127—155; RE I, 109 f.; LThK 2 I, 66) verwandt sein dürfte. Die Formel wiederholt sich auf vorliegendem Kreuz auf beiden Seiten, indem das Wort Abra unregelmäßig oder nach einem unbekannten Schema zu- und abnimmt. Parallelen, größtenteils in griechischer Sprache und Schrift aus der Spätantike und dem Frühmittelalter bei D E O N N A unter Lit., 118-137. Zauberformeln auf Kreuzen sind sonst noch kaum bekannt (cf. D E O N N A unter Lit., 137, mit dem Hinweis auf ein französisches Reliquienkreuz aus dem 15. Jh. mit der Inschrift AGLA+ALPHA+HMMANVEL SABA NOTN VSMA+AMAL, und RAC I, 409). D A T I E R U N G : Vom archäologischen Standpunkt aus läßt sich das Kreuz ins 4 . — 1 1 . , vielleicht sogar ins 6./7. Jh. datieren (cf. oben Fundumstände). Die einzelnen Buchstabenformen sind zwar in nichtepigraphischen Quellen bis ins 1 0 . / l l . J h . nachzuweisen, gesamthaft spricht jedoch das paläographisch-epigraphische Vergleichsmaterial eher für eine Entstehung im 6. oder 7. Jh. Solange außerdem keine vergleichbaren Formeln und Inschriftenträger aus karolingischer oder spätkarolingischer Zeit, in welcher Amulette mit Zauberinschriften sicher getragen wurden (cf. P . R I C H E , in: Comptes rendus de l'Académie des Inscriptions et Belleslettres, Janvier-Mars 1973, bes. 130) vorliegen, ist einer Datierung ins 6.-7. Jh. der Vorzug zu geben.

Marius BESSON, Croix-amulette découverte à la cathédrale. RHV 26 (1918) 30f. (Erstveröffentlichung). - D E R S . , N O S origines chrétiennes (1921) 40 f., Taf. 24. C H A M O R E L / N A E F , La cathédrale de Lausanne (1929) 27, Fig. 30. — Jean M A R Q U E S - R I V I È R E , Amulettes, talismans et pantacles dans les traditions orientales et occidentales. Paris 1938, 116, Fig. 24. - Waldemar D E O N N A , Abra, Abraca : La croix-talisman de Lausanne. Genava 22 ( 1944) 116-137, Taf. 9 (mit ält. Lit.). - KDM Vaud II (1944) 332 f., Fig. 323. - L'Histoire vaudoise (Encyclopédie illustrée du pays de Vaud 4). Lausanne 1973, Fig. p. 28. — Cathédrale de Lausanne. Catalogue de l'exposition (1975) 127, Nr. 90 mit Fig. - Carl P F A F F , Historischer Überblick, in: Ur- und frühgeschichtliche Archäologie der Schweiz, Bd. 6. Basel 1979, 8, Fig. 6. LITERATUR:

69

28

SCHEIBENFIBEL VON ORON-LE-CHÂTEL (VD)

A N F A N G 7. JH.

ZÜRICH, S L M , I n v . 2 7 5 8 9 . - T a f . 1 5 , F i g . 3 5 .

Im Jahre 1888 anläßlich der Freilegung mehrerer 'burgundischer' Gräber im Gebiet von 'La Copelenaz' bei Oron-le-Châtel entdeckt. Das Stück, dessen Fundvergesellschaftung nicht klar ist, scheint aus einem gemauerten Grab zu stammen. Es gelangte vorerst in die Privatsammlung Pache in Oron und von dort im Jahre 1 9 2 1 an den heutigen Standort; cf. VIOLLIER, Carte archéologique, 1 1 8 ; BESSON und BAUM unter Lit. Goldblech auf Bronze; stark lädierte, kreisrunde Scheibenfibel (0 6,3 cm). Das goldene Schaublech zeigt in Treibarbeit einen nimbierten, (heraldisch) nach links sprengenden Reiter, der in der Rechten einen Kreuzstab emporhält (unteres Ende nicht sichtbar). Das Pferd wird vorne und unten von je einer Schlange (von der unteren nur noch der Kopf zu erkennen) sowie hinten von einem vierfüßigen Tier bedroht. Spärliche Reste einer ca. 7 mm breiten, durch Perllinien begrenzten Bordüre mit Tierdarstellungen (Vierfüßer und Vögel). Inschrift zwischen den Beinen des Reiters und des Pferdes einzeilig und buchstabenweise, nicht sehr regelmäßig, erhaben getrieben ; Buchstabenhöhe 0,3—0,5 cm. ES AO[P] Es ist unklar, ob das O und der rechts daneben stehende, kleinere Kreis als Buchstaben oder als Zierkreise zu deuten sind.

: Vollschlanke Kapitalis mit Sporen in Form von kreisrunden Punkten an den Hastenund Balkenenden; cf. die Schrifttypen mit punktförmigen Sporen auf merowingischen Fingerringen : DELOCHE, Emde, Nr. 52, 84, 89,267, 297; dazu Kat.-Nr. 16: Ferreyres, 6. Jh.; CIMAH I, Nr. 28: St-Maurice, 7. Jh. SCHRIFT

Unbestimmt; wie auf manchen Gürtelschnallen (cf. Kat.-Nr. 16-18, 20, 26), finden sich auch auf Fibeln oft Inschriften oder Pseudo-Inschriften, deren Sinn unklar ist (cf. DACL V, bes. 1558—62). Die Deutung der vorliegenden Reiterdarstellung (Salomon, Christus, Georg; cf. BESSON und BAUM unter Lit.; W . HOLMQVIST, Kunstprobleme der Merowingerzeit. Stockholm 1939, 110—117) ist umstritten, so daß von ikonographischer Seite vorläufig keine Erklärung der Inschrift zu erwarten ist. Besson, der im Reiter Salomon erblickt und die O-förmigen Zeichen nicht zur Inschrift zählt, vermutet in ESA einen germanischen Personennamen oder ein kabbalistisches Wort ohne bestimmten Sinn. Unwahrscheinlicher ist die epigraphische Interpretation von Julius Baum, der den nimbierten Reiter vielleicht zu Recht als Christus deutet, in den Buchstaben aber die höchst ungewöhnlichen Abkürzungen für E(GO) S(VM) A(LPHA ET) O(MEGA) sehen möchte. FORMULAR UND INHALT:

70

: Die kunstgeschichtliche und archäologische Datierung dieser Scheibenfibel ins 6.—7. Jh. wurde von Rudolf Schnyder (cf. Lit.) auf Grund von Stilvergleichen mit einer Genfer Münze auf das erste Viertel des 7. Jhs. eingeengt. DATIERUNG

L I T E R A T U R : BESSON, L'art barbare (1909) 136-142, Fig. 79 (Erstveröffentlichung). - B A U M , Frühmittelalterliche Denkmäler (1943) 18-28, Fig. 8. - MOOSBRUGGER-LEU, Die Schweiz zur Merowingerzeit (1971) Bd. B, 84 f., Taf. 79,1. - Rudolf S C H N Y D E R , Kunst und Kunsthandwerk, in: Ur- und frühgeschichtliche Archäologie der Schweiz, Bd. 6. Basel 1979, 170, 172, Fig. 15a—b.

71

29

GÜRTELSCHNALLE VON RIAZ (FR)

FREIBURG,

7. JH.

MAH, vorläufige Inv. TBR 74 G 1. - Taf. 15, Fig. 36.

Im Jahre 1974 anläßlich der von Hanni Schwab und Hanspeter Spycher durchgeführten Grabungen in Riaz/Tronche-Belon entdeckt. Das Stück befand sich zusammen mit einem Skramasax und einem langhalsigen Glasgefäß im ziemlich zentral gelegenen einzigen Plattengrab (Nr. 1) des über 300 Gräber umfassenden Reihengräberfelds von Riaz; cf. H. SPYCHER, Die Ausgrabungen auf den Nationalstraßen im Kanton Freiburg 1975. Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Riaz/Tronche Belon. Mitteilungsblatt SGUF 7 (1976) 34—36; H. SCHWAB, Riaz/Tronche Belon. Ein völkerwanderungszeitliches Gräberfeld in den Ruinen eines gallorömischen Vierecktempels. JSGU 58 (1974/75) 167-176. Eisen, silbertauschiert; rundes Beschlag (0 5 cm) mit ovalem Bügel und Schilddorn, der ein stilisiertes menschliches Gesicht zeigt. Auf der Schauseite des Beschlägs Flechtbandornament mit sechs Schlaufen. Das Stück gehört zu dem von Kühn (Die Christus-Schnallen, bes. Taf. 37,31) als Christus-Schnalle bezeichneten Typus der frühmittelalterlichen Gürtelschnallen. Inschrift im unteren Beschlägteil zwischen der Zickzacklinie der Randzone und den neben den unteren Nieten gelegenen Flechtbandschlaufen einzeilig in drei getrennten ( / ) Feldern silbertauschiert; Buchstabenhöhe 0,5 cm. X/P/S Christus

SCHRIFT: Lineare Kapitalis (und Minuskelkursive?) ohne besonders behandelte Hasten- und Balkenenden. Von den drei Buchstaben, die teilweise durch Lädierung entstellt sein dürften, ist das X mit fehlendem unteren Hastenteil links und das P oder griechische Rho mit viereckigem Bauch, dessen oberer Verbindungsstrich fehlt, leicht erkennbar. Im letzten Feld wohl ein kursives Minuskel S (ähnlich etwa K Ü H N , Die Christus-Schnallen, 69, Nr. 8, Taf. 34,8 oder DELOCHE, Etüde, 365: Aiguisy, 7. Jh.). Die Abkürzung XPS (= Christus) ist auch ohne Kürzungszeichen seit frühchristlicher Zeit belegt (cf. TRAUBE, Nomina sacra, bes. 1 6 1 ; DIEHL III, 196). FORMULAR UND INHALT: Folgt man dem von Herbert Kühn herausgearbeiteten ChristusSchnallentyp, so liegt hier sozusagen eine Bildlegende oder Figurenbezeichnung zum menschlichen Gesicht auf dem Schilddorn vor. Es wäre dies — neben der Inschrift IMMANVEL auf dem Schilddorn von Frouard (KÜHN, Die Christus-Schnallen, 71, Nr. 24a, Taf. 36,24a oder REUSCH, Frühchristliche Zeugnisse, Nr. 131) ein weiteres, sehr wertvolles Zeugnis zur Stützung der These Kühns. — Es ist nicht ausgeschlossen, daß auf der stärker lädierten Gegenseite am oberen Beschlägrand ebenfalls drei Schriftzeichen (vielleicht IHS = IESVS) angebracht waren.

72

: Herbert Kühn weist die Christus-Schnallen, die zwar vorwiegend in Nordfrankreich gefunden wurden, zu denen aber auch das vorliegende Stück gehört, dem 7. Jh. zu (Die Christus-Schnallen, 6 2 — 6 4 ) . DATIERUNG

LITERATUR:

Fig.

Hanni

SCHWAB,

in: Ur-und frühgeschichtliche Archäologie, Bd.

6 (1979)

29,

29.

73

30

FINGERRING

7. JH.

GENF, M A H , I n v . E 2 7 6 . - T a f . 15, Fig. 37.

Im Jahre 1884 anläßlich einer Trockenlegung im Flußbett der Rhone in Genf gefunden. Das Stück gelangte noch im gleichen Jahr an den heutigen Standort. Genauere Fundumstände fehlen; cf. GOSSE unter Lit. Bronze ( D E L O C H E unter Lit. : Zinn) ; Fingerring mit rundem, deformiertem Reif ( 0 2 cm). Je drei wenig hervortretende, aus dem Reif geschaffene Knoten umfassen die kreisrunde, leicht konkave Ringplatte (0 1,6 cm), die in ihren Vertiefungen rote Siegellackspuren aufweist. Inschrift oder Monogramm in Form von vier, um ein unbestimmtes Zeichen laufenden, nach außen gerichteten Buchstaben E, auf der Ringplatte mitteltief und ziemlich flüchtig gegossen und mit dem Stichel nachgraviert ; Buchstabenhöhe 0,5 cm.

E/E/ÇI/E/E

Unbestimmt; nach Deloche (cf. Lit.) handelt es sich um einen Siegelring mit Signumszeichen (C für griechisches Sigma, vom Buchstaben I durchschnitten), umgeben von der vierfach wiederholten Initiale (E) des Besitzers. Dagegen vermutet Mayor (cf. Lit.) im Zentrum ein CI, CC oder X, das mit den außen stehenden Buchstaben E (M oder T) kreuzweise gelesen werden müßte. Der Ring ist der Form nach und in epigraphischer Hinsicht mit einem ebenfalls ungeklärten Stück aus Florennes (Namur; cf. D E L O C H E , Etude, Nr. 93) zu vergleichen, das im Zentrum ein Kreuz und umlaufend E A E C zeigt. FORMULAR UND I N H A L T :

: Während der geringe Buchstabenbestand keine genauere Datierung zuläßt, spricht die typisch merowingische Ringform für eine Entstehung im 7 . Jh. (cf. MOOSBRUGGER-LEU, Die Schweiz zur Merowingerzeit, Bd. A, 215). DATIERUNG

: Hippolyte GOSSE, Rapport sur divers objets trouvés dans le lit du Rhône. Genève 1890, 6, Taf. 111,3 (Erstveröffentlichung, Nachzeichnung). - Jacques M A Y O R , Notes sur les anneaux mérovingiens du musée de Genève. Revue archéologique. 3 e sér. 22 (1893) 102 f., Nr. XII mit Fig. (Nachzeichnung).-EGLI, CIS (1895) Nr. 19.-DELOCHE, Etude (1900) Nr. 195 mit Fig. (Nachzeichnung). — D E O N N A , Les arts à Genève (1942) 115, Fig. 89, E 276. — MOOSBRUGGER-LEU, Die Schweiz zur Merowingerzeit (1971) Bd. A, 212, Taf. 54,8. LITERATUR

74

31

FINGERRING MIT MONOGRAMM

LAUSANNE

7. JH.

(VD), MCAH, Inv. 30 564. - Taf. 16, Fig. 38-39.

Im Jahre 1910 im frühmittelalterlichen Reihengräberfeld von St-Sulpice (VD) entdeckt. Das Stück lag ohne weitere Beigaben in einem freien Erdgrab (Nr. 162), das am Kopf und am Fuß durch wenige Steine markiert war ; cf. M O L I N / G R U A Z unter Lit. ; VIOLLIER, Carte archéologique, 318 f. Potin ; Siegelring mit deformiertem rundem Reif (0 ca. 2,2 cm) und kreisrunder, durch je drei Klauenkugeln gefaßter Ringplatte (0 1,6 cm). Monogramm auf der Ringplatte, teilweise seitenverkehrt, ziemlich tief gegossen und mit dem Stichel nachgraviert ; Buchstabenhöhe ca. 1 cm.

+/A/E/N/R/S

Ç/G/I/V

Molin/Gruaz (cf. Lit.) S[IGNVM] A V R E I oder AVERNI.

: Kapitalis zum Teil mit Dreiecksporen an den Hasten- und Balkenenden. Es lassen sich folgende Buchstaben eindeutig erkennen: A in der Mitte, darüber ein Kreuz. E rechts, verbunden mit der rechten N-Haste. N in der Mitte, mit stark eingerücktem Schrägbalken. R links, seitenverkehrt und verbunden mit der linken N-Haste. S durch den Schrägbalken des N gezogen, seitenverkehrt liegend. Fragwürdige Buchstaben: z. B. C in den S-Schlaufen. G, gebildet aus der rechten S-Schlaufe und dem Schrägbalken des N, seitenverkehrt und in unzialer Form. I und V, gebildet aus beliebigen Hasten und Balken. - Verwandte Monogrammformen: Kat.-Nr. 32: 'Bel-Air' bei Cheseaux (VD), 7. Jh.; DELOCHE, Etüde, Nr. 202: Perignier (Hte.Savoie), merowingisch (mit ähnlicher Ringform). SCHRIFT

: Wohl Besitzermonogramm, das auch zum Siegeln benutzt wurde. Der Buchstabenbestand und seine richtige Reihenfolge ist hier wie bei manchen anderen merowingischen Monogramm-Ringen so fragwürdig (cf. etwa Kat.-Nr. 30, 32,35—40,42), daß besser auf eine Deutung verzichtet wird. FORMULAR UND INHALT

Sowohl die Buchstaben als auch die typisch merowingische Ringform (cf. Die Schweiz zur Merowingerzeit, Bd. A, 215) sprechen für eine Entstehung dieses Rings im 7. Jh. DATIERUNG:

MOOSBRUGGER-LEU,

Aloys de MoLiN/Julien GRUAZ, Le cimetiere de St-Sulpice. Revue Charlemagne 1 (1911) 175, Taf. 26,9 (Erstveröffentlichung). — MOOSBRUGGER-LEU, Die Schweiz zur Merowingerzeit (1971) Bd. A, 212, Nr. 7; Bd. B, Taf. 54,7. LITERATUR:

75

32

FINGERRING MIT MONOGRAMM

7. JH.

LAUSANNE ( V D ) , M C A H , I n v . C T 4 8 9 . - T a f . 1 6 , F i g . 4 0 - 4 1 .

Im Jahre 1838 im frühmittelalterlichen Reihengräberfeld von 'Bei-Air' südlich von Cheseauxsur-Lausanne (VD) entdeckt. Das Stück lag in einem Plattengrab (Nr. 154), das außerdem einen Skramasax, einen rechteckigen Schnallenbügel und ein Tongefäß mit Henkel lieferte. Es stak an der linken Hand eines älteren männlichen Skeletts; cf. TROYON unter Lit.; VIOLLIER, Carte archéologique, 207. Silber; bandförmiger Fingerring (0 2 cm) mit rechteckiger, abgeflachter Platte (0,9 X 1,1 cm), die aus bloßer Verbreiterung des Bandes gewonnen wurde und seitlich ornamentale Dreiecke aufweist. Ein Seitenstück des Bandes fehlt. Monogramm auf der Platte rechtsläufig, ziemlich sorgfältig und mitteltief graviert; Buchstabenhöhe 0,3-0,8 cm. A/E/R/S

Ç/G/I/V

Le Blant (cf. Lit.) R A G N E R I V S ; Deloche (cf. Lit.) SI(GNVM) A V G I S E .

Kapitalis mit ausgeprägter Dreiecksporenbildung an den Hasten- und Balkenenden. Es lassen sich folgende Buchstaben eindeutig erkennen: A in der Mitte. E rechts. R links, mit Cauda, durch die ein nach vorn geneigtes S gezogen ist. Fragwürdige Buchstaben : z. B. C in den S-Schlaufen. G in unzialer Form, gebildet aus der unteren S-Schlaufe und der R-Cauda. I und V aus beliebigen Hasten und Balken. — Verwandte Monogrammformen: Kat.-Nr. 31 : St-Sulpice (VD), 7. Jh.; Nr. 42: Bassecourt (JU), 6.-8. Jh.; Nr. 46: Yverdon, 6.-8. Jh.; DELOCHE, Etude, Nr. 154: Mesnil-Bruntel (Somme), merowingisch. SCHRIFT:

Da kein Buchstabe eindeutig seitenverkehrt gearbeitet ist, handelt es sich wahrscheinlich um einen gewöhnlichen Fingerring mit dem Monogramm des Besitzers ; cf. Kat.-Nr. 31. FORMULAR UND INHALT:

DATIERUNG: Die Ähnlichkeit des Monogramms mit dem allerdings anders geformten Siegelring von St-Sulpice (VD; Kat.-Nr. 31) macht eine Entstehung des vorliegenden Stücks im 7. Jh. wahrscheinlich (cf. auch MOOSBRUGGER-LEU, Die Schweiz zur Merowingerzeit, Bd. A, 215). LITERATUR: Frédéric TROYON, Description des tombeaux de Bel-Air près Cheseaux sur Lausanne. MAGZ 1 (1841) Heft 9,5, Taf. 11,4 (Erstveröffentlichung, Nachzeichnung). - L E BLANT, Inscriptions I (1856) Nr. 364, Fig. 249. - EGLI, CIS (1895) Nr. 29, Taf. IV,29. - DELOCHE, Etude (1900) Nr. 34 mit Fig. (Nachzeichnung).-BESSON, L'art barbare (1909) 164,Fig. 104,3.FIEBIGER/SCHMIDT, Inschriftensammlung (1917) Nr. 129. - DACL VI (1924) 2191 f., Fig. 5638.-MoosBRUGGER-LEU,DieSchweizzurMerowingerzeit(1971)Bd. A,212,Nr. 9,215; Bd. B, Taf. 54,9.

76

33

F I N G E R R I N G DES MÖNCHES MARIO

7. JH.

DELÉMONT (JU), Musée jurassien, Inv. 152. - Taf. 16, Fig. 42-43. Zwischen 1876 und 1880 im frühmittelalterlichen Reihengräberfeld von Bassecourt (JU) entdeckt. D i e schlecht überlieferten Fundumstände lassen nicht mehr erkennen, ob der Ring aus dem Grab einer Frau stammt, die drei Ringe und fünf Münzen in der Hand hielt (cf. A S A 3 [1876—79] 949) oder aus einem anderen Frauengrab, das in der Kopfgegend zwei bronzene Fingerringe aufwies; cf. A S A 4 (1881) 194 f. und RAIS unter Lit. Bronze; Fingerring mit rundem Reif (0 2,3 cm) und je drei Knoten zu beiden Seiten der kreisrunden Ringplatte (0 1,5 cm), in die ein stilisiertes menschliches Gesicht eingraviert ist. Inschrift auf der Ringplatte links beginnend um das Gesicht laufend, ziemlich regelmäßig graviert ; Buchstabenhöhe ca. 0,2 cm. VIVAT MONAC(VS) MARIO E s lebe der Mönch Mario! A n f a n g und Schluß der Inschrift sind durch ein nicht mehr klar erkennbares Blattornament markiert.

SCHRIFT: Ziemlich breite Kapitalis ohne besonders behandelte Hasten- und Balkenenden. Für M O N A C ( = M O N A C V S ) ist kein Abkürzungszeichen feststellbar. FORMULAR UND INHALT: Glückwunsch, der wohl vom Stifter des Ringes an den damit beschenkten Mönch Mario gerichtet ist. Ähnliche Inschriften, allerdings ohne die vorliegende Standesbezeichnung, sind in frühmittelalterlicher Zeit und in der römischen Antike nicht selten anzutreffen (cf. DELOCHE, Etude, X X X V I I I ; HENKEL, D i e römischen Fingerringe, 323 f.). Zur Standesbezeichnung monachus, die - bisher auf einem Ring ohne Beispiel - auf datierten Grabinschriften seit dem 6. Jh. erscheint, cf. C I M A H I , Nr. 10: St-Maurice, 6. Jh. D i e Tatsache, daß der Ring dem Durchmesser nach an eine Männerhand paßt, aber anscheinend aus einem Frauengrab stammt, kann damit erklärt werden, daß die verstorbene Frau vielleicht durch verwandtschaftliche Beziehungen in den Besitz des Ringes des wahrscheinlich vor ihr verstorbenen Mönchs Mario gelangt war (cf. auch Fundumstände oben). O b der Ring mit dem vom heiligen Germanus (f 675) gegründeten Kloster Münster-Granfelden ( B E ) (so MOOSBRUGGERLEU unter Lit.) oder mit einem anderen Jurakloster zusammenhängt, bleibe dahingestellt. NAMEN: Mario; griechisch-lateinischer, von mas, maris (Mann) und jxaplCOV (Männchen) abgeleiteter Personenname (cf. DE-VIT, Onomasticon IV, 354; PERIN, Onomasticon II, 214), vielleicht auch (vulgär-)lateinische Form des römischen Gentilnamens Marius. 77

Die Form des vorliegenden Ringes spricht für eine Entstehung im 7 . Jh. (cf. Kat.-Nr. 30 und insbesondere den Siegelring des Graifarius, der um 630—640 datiert werden kann, CIMAH I, Nr. 22). DATIERUNG:

André RAIS, Les vestiges barbares de Bassecourt. Les Intérêts du Jura 21 (1950) 101, 104, 112-114, 118, Taf. III, 152 (Erstveröffentlichung). - Rudolf MOOSBRUGGER-LEU, in: Repertorium der Ur-und Frühgeschichte der Schweiz 5. Basel 1959,19, Taf. 9, 18. — D E R S . , Die SchweizzurMerowingerzeit(1971)Bd. A, 213 f., Nr. 12; Bd. B, Taf. 54,12.-Jura, Treize siècles de civilisation chrétienne (Le livre de l'exposition). Delémont 1981, 10. LITERATUR:

78

34

G Ü R T E L S C H N A L L E VON CORCELLES (NE)

2. H. 7. JH.

COLOMBIER ( N E ) , Privatbesitz. - Taf. 17, Fig. 4 4 - 4 5 .

Ende 1915 anläßlich von Arbeiten in einem Weinberg oberhalb Corcelles entdeckt. Das Stück stammt aus einem doppelten Plattengrab und lag mit einem Messer oder kleinem Skramasax neben einem großen männlichen Skelett. Das Grab enthielt zudem ein beigabenloses weibliches und ein anderes männliches Skelett mit einer trapezoiden silbertauschierten Gürtelgarnitur; cf. BESSON und ROLLIER unter Lit. Über Pierre Beau, Arzt in Areuse (NE), der die Fundstücke aus Corcelles im Jahre 1916 ankaufte und restaurierte, gelangte die Gürtelschnalle in den heutigen Besitz. Eisen, silbertauschiert; rechteckiges Beschläg des Typs B (7,5 X 12 cm) mit ovalem Schnallenbügel, Dorn mit schildförmiger Basis und schmalrechteckigem Gegenbeschläg. Verzierung in Form von Bandgeflechten, die um eine baadierte Vignette laufen. Monogramm in der bandierten Silbervignette des Gürtelbeschlägs teilweise seitenverkehrt eingepunzt; Buchstabenhöhe 0,6 cm. N/S

A/Ç/I/V

SCHRIFT: Kapitalis mit ziemlich ausgeprägten, teilweise gespaltenen Hasten- und Balkenenden. Es lassen sich folgende Buchstaben eindeutig erkennen : seitenverkehrtes N in der Mitte und darin ein normales S. Fragwürdige Buchstaben: auf dem Rücken liegendes C über dem S; A (ohne Querbalken), I und V, gebildet aus N-Hasten und -Balken. Die seitlichen Zickzacklinien dürften ornamental aufzufassen sein. FORMULAR UND INHALT: Unbestimmt; in Analogie zu monogrammatischen Inschriften auf merowingischen Fingerringen ist am ehesten an einen Personennamen, vielleicht an den Besitzer, den Hersteller oder den Stifter zu denken. Zeiss (cf. Lit.) erblickt in den verhältnismäßig seltenen Monogrammen auf silbertauschierten Eisenschnallen nördlich der Alpen romanischen Einfluß. Ein bestimmter Personenname drängt sich auf Grund des fragwürdigen Buchstabenbestands nicht auf. Cf. auch Kat.-Nr. 44: Romanens (FR), 7./8. Jh. DATIERUNG: Nach Moosbrugger-Leu (cf. Lit.) gehört das vorliegende Beschläg zur dritten, in die Zeit von 675—700 fallende Stilstufe des Schnallentyps B. LITERATUR: Marius BESSON, Tombes mérovingiennes découvertes à Corcelles. Musée neuchâtelois 3 (1916) 49-51 mit Fig. (Erstveröffentlichung). - Philippe ROLLIER, in: JSGU 9 (1917) 109 f. - ZEISS, Studien (1938) 64. - Daniel VOUGA, Préhistoire du pays de Neuchâtel (Mémoires de la société neuchâteloise des sciences naturelles 7). Neuchâtel 1943, Taf. 32. — BOUFFARD, Nécropoles burgondes (1945) 39, Nr. 11 (irrtümlicherweise dem Musée de Neuchâtel zugewiesen), 95. - MOOSBRUGGER-LEU, Die frühmittelalterlichen Gürtelbeschläge (1967) 48, Nr. 311. 79

35

FINGERRING MIT MONOGRAMM

LAUSANNE

6 . - 8 . JH.

(VD), MCAH, Inv. CT 173. - Taf. 18, Fig. 46.

Im Jahre 1838 im frühmittelalterlichen Reihengräberfeld von 'Bei-Air' südlich von Cheseauxsur-Lausanne (VD) entdeckt. Das Stück lag in einem freien Erdgrab (Nr. 88), das auch eine nicht näher umschriebene Gürtelschnalle lieferte; cf. TROYON unter Lit.; VIOLLIER, Carte archéologique, 207. Bronze; Fingerring mit rundem, lädiertem Reif (0 2 cm; ein ausgebrochenes Stück fehlt), der zwischen zwei Verdickungen eine flache, ovale Ringplatte (1 X 1,4 cm) faßt. Monogramm auf der Ringplatte, ziemlich regelmäßig, teilweise seitenverkehrt gegossen und mit dem Stichel nachgraviert; Buchstabenhöhe 0,6—0,9 cm.

N/S/D/D/Ç/G/V

Le Blant (cf. Lit.) SIGVDVNVS oder SIGDVNVS; Deloche (cf. Lit.) GVDINVS, GVNDINVS oder SI(GNVM) GVDINI.

Kapitalis ohne Sporenbildung an den Hasten- und Balkenenden. Es lassen sich folgende Buchstaben eindeutig erkennen: in der Mitte seitenverkehrtes N, links mit einem rückläufigen, rechts mit einem normalen D verbunden. D vielleicht ornamentales Füllsel. S durch den Schrägbalken des N gezogen. Fragwürdige Buchstaben: C, gebildet aus der oberen S-Schlaufe. G in unzialer Form, gebildet aus dem C und dem Schrägbalken des N. V aus der linken Haste und dem Schrägbalken des N. — Verwandte Monogramm- und Ringform: DELOCHE, Etude, Nr. 4: Autun (vielleicht gleiche Werkstatt). SCHRIFT:

FORMULAR UND INHALT : Die

zur Hälfte seitenverkehrt gearbeiteten Buchstaben lassen nicht klar erkennen, ob der Ring zum Siegeln bestimmt war. Das Besitzermonogramm ist nicht eindeutig zu entziffern. Die bisherigen Auflösungsversuche (cf. oben Anm.) tragen dem doppelten D des Monogramms nicht Rechnung. Es wäre beispielsweise auch die Lesung DVDINVS (cf. MORLET, Les noms de personne I, 73a; FÖRSTEMANN, PN, 1415: Dudin, a. 709) aus dem Lallnamen urgermanisch Duda mit Suffix -in denkbar; cf. Kat.-Nr. 31: St.-Sulpice (VD), 7. Jh. DATIERUNG: Die Ringform und die geringen archäologischen sowie paläographisch-epigraphischen Anhaltspunkte lassen vorläufig nur eine Datierung ins 6.-8. Jh. zu.

80

Frédéric TROYON, Description des tombeaux de Bel-Air près Cheseaux sur Lausanne. MAGZ 1 (1841) Heft 9, 4, Taf. 1,29 (Erstveröffentlichung, Nachzeichnung). - LE BLANT, Inscriptions I (1856) Nr. 365, Fig. 250. - E G L I , CIS (1895) Nr. 30, Taf. IV,30. D E L O C H E , Etude (1900) Nr. 31 mit Fig. (Nachzeichnung). - BESSON, L'art barbare (1909) 164 f., Fig. 104,4. - F I E B I G E R / S C H M I D T , Inschriftensammlung (1917) Nr. 129a. - DACL VI (1924) 2191 f., Fig. 5638b. LITERATUR:

81

36

FINGERRING MIT MONOGRAMM

6 . - 8 . JH.

GENF, M A H , I n v . E 3 3 2 . - T a f . 1 8 , F i g . 4 7 .

Zu unbestimmter Zeit in der Nähe von Genf gefunden. Der Ring wurde im Jahre 1888 vom MAH in Genf erworben ; cf. handgeschriebenes ' Registre d'entrée, Epoque barbare E 17. Bronze; stark lädierter bandförmiger Fingerring mit ursprünglich dreikantigem Reif (0 ca. 1,9 cm) und länglich-ovaler Platte (0,7 X 1,9 cm), die aus bloßer Verbreiterung des Reifs gewonnen wurde. Monogramm rechtsläufig und falls der Ring umzudrehen ist, mit seitenverkehrtem E auf der Ringplatte ziemlich schwach graviert; Buchstabenhöhe 0,6 cm.

E/N/S

i/y

Deloche (cf. Lit.) S(IGNVM) S A V I N E ; Mayor (cf. Lit.) SI(GNVM) SENNII, SI(GNVM) ENNII oder SENNIVS.

Breite Kapitalis mit ziemlich ausgeprägten Sporen an den Hasten- und Balkenenden. Es lassen sich einwandfrei die Buchstaben E (rechts), N und S (in der Mitte) erkennen. Darunter möglicherweise ein liegendes I. Der Buchstabe V könnte aus dem Schrägbalken und der rechten Haste des N gebildet sein. — Verwandte Monogrammform: DELOCHE, Etude, Nr. 6 : Gamay (Côte-d'Or), merowingisch. SCHRIFT:

Wahrscheinlich Besitzermonogramm. Deloche und Mayor (cf. Lit.) betrachten den Ring, den sie seitenverkehrt abgebildet haben, als Siegelring; cf. Kat.-Nr. 31: St-Sulpice (VD), 7. Jh. FORMULAR UND INHALT:

In paläographisch-epigraphischer Hinsicht und von der Ringform her kann das Monogramm nicht näher als ins 6.-8. Jh. datiert werden. DATIERUNG:

LITERATUR: Maximin DELOCHE, Etude sur quelques cachets et anneaux de l'époque mérovingienne. Revue archéologique. 3 e sér. 21 (1893) 272, Nr. 225 (Erstveröffentlichung, Nachzeichnung). — Jacques MAYOR, Notes sur les anneaux mérovingiens du musée de Genève. Revue archéologique. 3 e sér. 22 (1893) 98 f., Nr. 10 mit Fig. (Nachzeichnung). - EGLI, CIS (1895) Nr. 20. - DELOCHE, Etude (1900) Nr. 196 mit Fig. (Nachzeichnung). - DEONNA, Les arts à Genève (1942) 115, Fig. 89, E 332.

82

37 GENF,

6 . - 8 . JH.

FINGERRING MIT MONOGRAMM Service archéologique, Fundnummer

82.

— Taf.

18,

Fig.

48.

Am 12.8.1974 im Grab Nr. 226 des frühmittelalterlichen Reihengräberfelds von Sézegnin (GE; Koord. N 6,21 / W 8,32, Niveau 437, 96) ohne weitere Beigaben entdeckt; zur Situierung cf. Ch. BONNET et B . PRIVATI, Nécropole et établissement barbares de Sézegnin. Helvetia archaeologica 6 (1975) 101. Bronze ; bandförmiger Fingerring (0 2 cm) mit rechteckiger, abgeflachter Platte (0,9 X 1,4 cm), die aus bloßer Verbreiterung des Bandes gewonnen wurde und von je drei, aus einem Punkt hervorgehenden Zierstrichen flankiert ist (cf. ähnliches Ornament bei DELOCHE, Etude, Nr. 67: Ramerupt [Aube]). Der 1,5 mm dicke Reif besitzt unten eine wohl gehämmerte Nahtstelle. Monogramm auf der Ringplatte, wohl seitenverkehrt, ziemlich sorgfältig und mitteltief graviert; Buchstabenhöhe 0,4—0,8 cm.

A/E/S

I/L/R/T/V

Lineare Kapitalis ohne besonders bearbeitete Hasten- und Balkenenden. Es lassen sich mit einiger Sicherheit die Buchstaben A (mit gebrochenem Querbalken, oben offen), E (seitenverkehrt) und S (seitenverkehrt, unter dem A liegend) erkennen. Fragwürdige Buchstaben: R, gebildet aus der Zickzacklinie zwischen A und E und der linken A-Haste. T, gebildet aus dem mittleren E-Balken. I, L und V aus beliebigen Hasten und Balken. SCHRIFT:

Wohl Besitzermonogramm, das auch zum Siegeln benutzt wurde. Der Buchstabenbestand legt einen Personennamen wie Aster, Asterus oder Asterius nahe, der nicht nur in der Antike (cf. ThLL I I , 9 4 6 - 9 4 8 ; PERIN, Onomasticon I, 1 9 2 f.; D E - V I T , Onomasticon I, 5 2 7 f.), sondern auch im Früh- und Hochmittelalter gerne getragen wurde (cf. DIEHL I I I , 1 6 ; MORLET, Les noms de personne I I , 2 2 ; DELOCHE, Etüde, Nr. 2 1 5 ) . FORMULAR UND INHALT:

DATIERUNG:

Wie Kat.-Nr.

36:

Genf,

6.-8.

Jh.

ERSTVERÖFFENTLICHUNG.

83

38

GENF,

FINGERRING MIT M O N O G R A M M

6 . - 8 . JH.

Service archéologique, Fundnummer 131. — Taf. 18, Fig. 49—50.

Am 28.8.1975 im Grab Nr. 324 des frühmittelalterlichen Reihengräberfelds von Sézegnin (GE; Koord. E 22,67/S 19,20: Niveau 439,16) ohne weitere Beigaben entdeckt. Der Ring befand sich am Mittelfinger der rechten Hand eines anthropologisch noch unbestimmten — wohl männlichen — Skeletts; zur Situierung cf. Kat.-Nr. 37. Silber; bandförmiger Fingerring (0 2—2,2 cm) mit rechteckiger, abgeflachter Platte (0,9 X 1,3 cm), die aus bloßer Verbreiterung des Bandes gewonnen wurde. Der Reif weist neben einfachen dekorativen Strichen auf beiden Seiten der Platte noch je eine knotenartige Verbreiterung auf, in die ein Krückenkreuz eingraviert ist. Auf der unteren Seite eine wohl gehämmerte Nahtstelle. Monogramm auf der Ringplatte, teilweise rechtsläufig, ziemlich sorgfältig und mitteltief graviert; Buchstabenhöhe ca. 0,7 cm.

A B/E/I/R/S/y Mit Ausnahme des klar erkennbaren A in der Mitte des Monogramms sind alle Buchstaben fragwürdig: B links, vielleicht Ornament. R, gebildet aus der rechten A-Haste und der darüber liegenden Wellenlinie, die auch ein seitenverkehrtes S darstellen könnte. SCHRIFT:

FORMULAR UND INHALT: Wohl Besitzermonogramm. Bei dem fragwürdigen Buchstabenbestand drängt sich kein bestimmter Personenname auf; cf. Kat.-Nr. 31: St-Sulpice (VD), 7. Jh. DATIERUNG:

Wie Kat.-Nr. 36: Genf, 6.-8. Jh.

ERSTVERÖFFENTLICHUNG.

84

39* NYON

FINGERRING MIT MONOGRAMM

6 . - 8 . JH.

(VD), Musée, ohne Inv., heute verschollen. - Taf. 18, Fig. 51.

Im Jahre 1954 anläßlich einer vom Institut d'Anthropologie de l'Université de Genève durchgeführten Sondiergrabung im frühmittelalterlichen Gräberfeld von Bassins/La Feuilleuse (VD) entdeckt. Das Stück lag neben wenigen anderen Kleinfunden in einer Anhäufung von Menschenknochen; cf. die unveröffentlichten Grabungsbefunde im Waadtländer Staatsarchiv: ACV/AMH, A 24,2, bes. f. 18057. Bronze; bandförmiger Fingerring (0 1,8 cm) mit rechteckiger, abgeflachter Platte (0,8 X 1,2 cm), die aus bloßer Verbreiterung des Bandes gewonnen wurde; links und rechts davon Strichornamente. Monogramm auf der Ringplatte, teilweise seitenverkehrt graviert; Buchstabenhöhe 0,5— 0,8 cm.

E/N

A/C/F/G/I/L/P/S/T/V/X

Nach vorliegender Abbildung (eine Drehung um 180 Grad wäre denkbar) sind die Buchstaben N als Hauptgerüst des Monogramms und E auf der rechten Seite einigermaßen klar zu erkennen. Fragwürdige Buchstaben: A, gebildet aus dem linken Schaft und dem Schrägbalken des N, vielleicht mit gebrochenem Querbalken, der in Ansätzen vorhanden wäre. C in der Mitte unten. E und F mit zwei bis vier Querbalken an der rechten N-Haste. G, gebildet aus dem C mit gerader, angehängter Cauda. L mit normalem Querbalken an der linken N-Haste. P mit Rundung auf der rechten Seite des Schrägbalkens von N. S aus der P-Rundung und dem C gebildet. X in der Mitte des Monogramms. SCHRIFT:

FORMULAR UND INHALT: DATIERUNG:

Wie Kat.-Nr. 38.

Wie Kat.-Nr. 36: Genf, 6.-8. Jh.

ERSTVERÖFFENTLICHUNG.

85

40

FINGERRING MIT MONOGRAMM

YVERDON

6 . - 8 . JH.

(VD), Musée d'Yverdon, Inv. 3127. - Taf. 18, Fig. 52.

Fundumstände wie Kat.-Nr. 8. Bronze; bandförmiger Fingerring (0 1,8 cm) mit rechteckiger, abgeflachter und im oberen Teil lädierter Platte ( 0 , 8 x 1 , 2 cm), die aus bloßer Verbreiterung des Bandes gewonnen wurde ; links und rechts davon stilisierte Schlangenköpfe. Monogramm auf der Ringplatte, teilweise seitenverkehrt, mitteltief graviert; Buchstabenhöhe 0,3-0,8 cm.

A/E/F/G/I/P/S

Im oberen beschädigten Teil der Platte ist ein A anzunehmen, dessen Hasten fast waagrecht liegen und dessen gebrochener Querbalken unten gekreuzt ist. Fragwürdige Buchstaben: Die eingerollten Rundungen auf beiden Seiten des mittleren Schrägbalkens können als liegendes S, als seitenverkehrtes P (rechts) oder als seitenverkehrtes unziales G (links) gelesen werden. Die seitlichen Senkrechten mit mehreren kurzen waagrechten Kerbschnitten weisen vielleicht auf ein E, ein F oder ein I und die rechte Haste, die unten eine längere Waagrechte besitzt, vielleicht auf ein rückläufiges L. — Verwandte Monogrammform: DELOCHE, Etude, Nr. 270: unbekannter Herkunft. SCHRIFT:

FORMULAR UND INHALT: DATIERUNG:

Wie Kat.-Nr.

Wie Kat.-Nr.

36:

38.

Genf, 6.-8. Jh.

LITERATUR: Louis ROCHAT, Recherches sur les antiquités d'Yverdon. MAGZ 1 4 ( 1 8 6 2 ) 8 7 , Taf. IV,5 (Erstveröffentlichung, Nachzeichnung). - DELOCHE, Etude ( 1 9 0 0 ) Nr. 3 6 mit Fig. (Nachzeichnung). - MOOSBRUGGER-LEU, Die Schweiz zur Merowingerzeit ( 1 9 7 1 ) Bd. A, 2 1 2 , Nr. 11; 2 1 5 ; Bd. B, Taf. 54,11.

86

41

FINGERRING MIT MONOGRAMM

6 . - 8 . JH.

FREIBURG, M A H , I n v . 5 8 1 1 . - T a f . 1 9 , F i g . 5 3 .

Im Jahre 1882 anläßlich der durch die Brüder Goumaz von Fétigny (FR) auf privater Basis durchgeführten Ausgrabungen in ' La Rapettaz' südlich von Fétigny entdeckt. Das Stück stammt aus einem der 180 erschlossenen, durch lose Steinkränze markierten Gräber, die zu einem frühmittelalterlichen Reihengräberfeld gehörten. Nach Louis Grangier (ASA 4 [1880-83] 298) besaßen alle Gräber mit Ringfunden (6) noch andere Beigaben wie Gürtel, Schmuck oder Waffen. Der Ring wurde im Jahre 1883 zusammen mit weiteren Funden aus Fétigny vom MAH in Freiburg erworben; cf. PEISSARD, Carte archéologique, 5 1 f. Silber; bandförmiger Fingerring (0 2,1 cm) mit quadratischer, abgeflachter Platte (1,3 X 1,3 cm), die aus bloßer Verbreiterung des Bandes gewonnen wurde und von je einem ornamentalen Dreieck flankiert ist. Das beschädigte Band ist zu unbestimmter Zeit restauriert worden. Monogramm auf der quadratischen Platte, spiegelverkehrt, ziemlich regelmäßig und mitteltief graviert; Buchstabenhöhe 0,3—1,2 cm.

A/E/M

I/L/y

Besson (cf. Lit.) AMELII oder AMELIE.

Kapitalis mit ausgeprägten Dreiecksporen an den Hasten- und Balkenenden. Folgende Buchstaben sind klar zu erkennen: A im Zentrum, darüber ein Kreuz, darunter ein M, dessen Mittelteil aus kurzen gebogenen Balken gebildet ist. E auf der linken Seite, seitenverkehrt und mit eingerückten Querbalken. Fragwürdige Buchstaben: I in irgend einem Schaft. L rückläufig im E oder mit abwärts gerichtetem Querbalken unter Benutzung des linken Schrägbalkens von M. V aus beliebigen Hasten und Balken. Unklar ist die Bedeutung der beiden Punkte im M. — Verwandte Monogrammform: Kat.-Nr. 31: St-Sulpice (VD), 7. Jh. SCHRIFT:

Wohl Besitzermonogramm, das auch zum Siegeln benutzt wurde. Der verhältnismäßig geringe und sichere Buchstabenbestand legt eine Auflösung in Amelii oder Amelie (zu ergänzen wäre Signum des oder der ...; die Ringgröße spricht für einen männlichen Namensträger) nahe. Der Name ist in Spätantike und Frühmittelalter nicht selten anzutreffen (cf. PERIN, Onomasticon I, 100; D E - V I T , Onomasticon I, 256; ThLL I, 1879; MORLET, Les noms de personne I, 18a); cf. Kat.-Nr. 31: St-Sulpice (VD), 7. Jh. FORMULAR UND INHALT:

DATIERUNG:

Wie Kat.-Nr. 36: Genf, 6.-8. Jh. 87

LITERATUR: Johann Peter KIRSCH, Le cimetière burgonde de Fétigny (Canton de Fribourg). Archives de la société d'histoire du canton de Fribourg 6 (1899) 500, Taf. 11,8 (Erstveröffentlichung, Nachzeichnung). - BESSON, L'art barbare (1909) 163 f., Fig. 104,1 (seitenverkehrte Nachzeichnung). - FIEBIGER/SCHMIDT, Inschriftensammlung (1917) Nr. 130 mit Fig. (seiten-

verkehrte Nachzeichnung).

88

42

FINGERRING MIT M O N O G R A M M

DELÉMONT

6 . - 8 . JH.

(JU), Musée jurassien, Inv. 383. - Taf. 19, Fig. 54.

Fundumstände wie Kat.-Nr. 33: Bassecourt (JU), 7. Jh. Bronze; bandförmiger Fingerring (0 2 cm) mit rechteckiger, abgeflachter Platte (1 X 1,5 cm), die aus bloßer Verbreiterung des Bandes gewonnen wurde und von fischgrätenähnlichen Strichornamenten flankiert ist. Monogramm auf der Ringplatte, teilweise seitenverkehrt, ziemlich sorgfältig und mitteltief graviert; Buchstabenhöhe ca. 0,7 cm.

A/E/S Ç/D/G/1/N/R/y Lineare Kapitalis ohne besonders bearbeitete Hasten- und Balkenenden. Folgende Buchstaben sind klar erkennbar: A mit stark verwischtem, gebrochenem Querbalken in der oberen Plattenhälfte. E auf der rechten Seite, mit sehr langen Querbalken. S in der Mitte des Monogramms, seitenverkehrt und von einem Schrägbalken durchschnitten. Fragwürdige Buchstaben: C, G und D (alle seitenverkehrt), gebildet aus der oberen oder unteren S-Rundung, teilweise unter Zuhilfenahme des Schrägbalkens, der vielleicht zu einem N gehört, das rechts mit dem E verbunden wäre. Unklar ist eine keilförmige Vertiefung oben rechts neben dem A; vielleicht handelt es sich um die Cauda eines R, das mit A verbunden ist und seine Rundung bei der allgemeinen Abnützung des Rings verloren hat. I und V aus beliebigen Hasten und Balken. — Verwandte Monogrammform: Kat.-Nr. 32: 'Bel-Air' bei Cheseaux (VD), 7. Jh. SCHRIFT:

FORMULAR UND INHALT: DATIERUNG:

Wie Kat.-Nr.

Wie Kat.-Nr.

36:

38.

Genf, 6.-8. Jh.

ERSTVERÖFFENTLICHUNG.

89

43

GRABSTEINFRAGMENT

GENF,

Service archéologique, ohne Inv. - Taf.

6 . - 8 . JH. 19,

Fig.

55.

Im Jahre 1971 anläßlich der von Charles Bonnet durchgeführten Ausgrabungen in der frühchristlichen Friedhofkirche La Madeleine in Genf entdeckt. Das Stück war in Wiederverwendung eines möglicherweise römischen Sarkophagdeckels in eine Stützmauer des karolingischen Kirchenbaus eingelassen; cf. BONNET und GENEQUAND unter Lit. Jurakalkstein ; annähernd dreieckiges Fragment (29 X 28 X 7—9 cm) mit Hauptbruchstellen oben und unten sowie ursprünglichem Rand rechts. Polierte, durch Absplitterungen teilweise lädierte Oberfläche. Mörtelspuren vor allem seitlich und hinten, wo eine 13,5 cm breite, vom ursprünglichen Rand nach innen abfallende Fläche vielleicht von der Erstverwendung als Sarkophagdeckel zeugt. Inschrift in zwei Zeilen (eine dritte, die vielleicht nur bis unter das N führt, ist nicht ausgeschlossen), ziemlich regelmäßig, schwach bis mitteltief eingehauen; Buchstabenhöhe ca. 7,5 cm.

—..]OBI [IT—ID]VS NO [VEMBRIS— ...starb [am ...Tag vor den] Iden des November...

Ziemlich unausgewogene Kapitalis mit ausgeprägten Dreiecksporen an den Hastenund Balkenenden. Als typisch frühmittelalterliche Buchstabenform erscheint das B mit Rundungen, die in der Mitte nicht bis zur Haste gezogen sind. SCHRIFT:

Grabinschrift; eine poetische Form ist nicht auszuschließen, aber wenig wahrscheinlich. Obiit mit dem Sterbetag nach dem römischen Kalender (Tag zwischen dem 6. und 13. November) ist das ganze Mittelalter hindurch anzutreffen. FORMULAR UND INHALT:

Das geringe Buchstabenmaterial, das keine eigentlichen Leitbuchstaben aufweist, läßt — wie auch das Formular — keine genauere Datierung zu, so daß auf Grund des archäologischen Kontextes eine Entstehungszeit vom 6.-8. Jh. angenommen werden muß. DATIERUNG:

LITERATUR: Marc-R. SAUTER, Chronique des découvertes archéologiques dans le canton de Genève en 1 9 7 0 et 1 9 7 1 . Genava 2 0 ( 1 9 7 2 ) 9 4 (erster Hinweis). - Jean-Etienne GENEQUAND, Un fragment d'inscription lapidaire, in: BONNET, Les premiers édifices ( 1 9 7 7 ) 1 9 1 — 1 9 3 , Taf. 4 0 (Erstveröffentlichung, Nachzeichnung).

90

44

GÜRTELSCHNALLE VON ROMANENS (FR)

7./8. JH.

ZÜRICH, S L M , I n v . 1 1 1 1 8 . - T a f . 2 0 , F i g . 5 6 .

Vielleicht vor 1855 südlich von Romanens ('Pra Pernetta' oder 'Clos Pationnet') entdeckt. Nach Jean Gremaud (cf. Mémorial de Fribourg II, 1 8 5 5 , 3 3 6 ; BONSTETTEN, Carte archéologique du canton de Fribourg, 13 ; ASA 1 [ 1869] 6) kamen in dieser Gegend viele römische Ziegel sowie Mauerreste und Gegenstände aus Eisen zum Vorschein. Im Jahre 1894 kaufte das SLM das vorliegende Stück zusammen mit einem rechteckigen, unbeschrifteten Eisenbeschläg (SLM, Inv. 11 119) vom Freiburger Antiquar C. Uldry (cf. handgeschriebenes Register der Eingänge im SLM, Zürich). Eisen, silbertauschiert; trapezförmiges, sehr stark lädiertes Beschlag (7,5 X 10,5 cm) ohne Bügel und Dorn. Von drei Nieten ist eine mit Perlrand erhalten. (Beim rechteckigen Beschläg von Romanens [Lausanne, MC AH, Inv. CT 1797—8], das BOUFFARD, Nécropoles burgondes, 39, Nr. 8, erwähnt, handelt es sich natürlich nicht um das von Besson [cf. Lit.] besprochene, hier zu behandelnde Stück). Monogramm auf einem kreisrunden (0 1,2 cm), in der Mitte des Beschlägs applizierten Silberplättchen, vertieft getrieben ; Buchstabenhöhe ca. 0,8 cm.

F/N/T

A/C/E/I/S/V

Besson (cf. Lit.) F I N T A N ; unwahrscheinlich.

Hält man das Beschläg mit dem schmalen Ende nach unten, so lassen sich folgende Buchstaben einigermaßen erkennen: N im Zentrum, F und T in Verbindung mit dessen Rechtshaste. Fragwürdige Buchstaben: I über dem N, vielleicht auch darunter. Zwischen der Linkshaste und dem Schrägbalken von N ein A, zwischen dem Schrägbalken und der rechten Haste des N vielleicht ein V. S mit gebrochenen Rundungen unter Zuhilfenahme des Schrägbalkens von N. Eckiges C oder E seitenverkehrt, von der linken N-Haste ausgehend. SCHRIFT:

FORMULAR UND I N H A L T :

Wie Kat.-Nr.

34:

Corcelles (NE),

2.

H.

7.

Jh.

D A T I E R U N G : Das Beschläg gehört — soweit die Spuren der Silbertauschierung dies erkennen lassen — zur dritten oder vierten Modestufe des von Moosbrugger-Leu (Die Schweiz zur Merowingerzeit, Bd. B, Taf. 37) der Zeit von 675 bis nach 700 zugewiesenen Schnallentyps (A). L I T E R A T U R : BESSON,

L'art barbare

(1909) 115,

Anm.

1

(Erstveröffentlichung).

91

45

FINGERRING MIT MONOGRAMM

FREIBURG,

7 . - 8 . JH.

MAH, Inv. 5658. - Taf. 20, Fig. 57.

Fundumstände wie Kat.-Nr. 26: Lussy (FR), 6./7. Jh. Das Stück befand sich ohne weitere Beigaben (?) in einem freien Erdgrab (?) an der linken Hand eines männlichen Skeletts; cf. BESSON unter Lit. Bronze; Fingerring mit rundem Reif (0 2,1 cm). Je zwei wenig hervortretende, aus dem Reif geschaffene Knoten umfassen die kreisrunde, leicht deformierte Ringplatte (0 1,4 cm). Monogramm auf der durch ein Perlband umrahmten Ringplatte, teilweise seitenverkehrt, nicht sehr tief gegossen und mit dem Stichel nachgraviert; Buchstabenhöhe 0,3—0,7 cm.

RECOLFI (?) [Das Zeichen] des Recolfus (?).

Kapitalis mit spitzen Sporen an den Hasten- und Balkenenden. Es lassen sich folgende Buchstaben sicher erkennen: R an der rechten Haupthaste. E an der linken Haste, seitenverkehrt. C freistehend, in der Mitte des Monogramms. O unter dem C, von einem Querbalken (des L?) durchschnitten. Fragwürdige Buchstaben: L, wohl aus der E- oder R-Haste, mit normalem oder rückläufigem Querbalken gebildet. F, aus der E- oder R-Haste, unter Einbeziehung von zwei vorhandenen Querbalken. I möglicherweise die kurze, am unteren Querbalken von E angehängte Haste. SCHRIFT:

FORMULAR UND INHALT: Wohl Besitzermonogramm, das auch zum Siegeln verwendet wurde. Cf. Kat.-Nr. 41: Fetigny (FR), 6.-8. Jh.

Recolfus, germanischer Name, dem rik- (König) und m l f - (Wolf) zugrunde liegen. Letzteres fungiert nur noch als Suffix, während rik- über rik- zu rek- wohl als romanischer Einfluß zu werten ist. Cf. FÖRSTEMANN, PN, 1271 (Belege seit dem 7. Jh.); SCHÖNFELD, Wörterbuch, 192f.; MORLET, Les noms de personne I, 187b. NAMEN:

DATIERUNG: Die Verwandtschaft mit dem von Moosbrugger-Leu (Die Schweiz zur Merowingerzeit, Bd. A, 214 f.) als typisch merowingisch bezeichneten Dreiknotenring sowie die erst im Althochdeutschen auftretende Lautverschiebung von -ulf (-wulf) zu -olf {-mlf) sprechen für eine Entstehung des vorliegenden Rings im 7.-8. Jh. LITERATUR: BESSON, L'art barbare (1909) 164, Fig. 104,2 (Erstveröffentlichung, seitenverkehrte Nachzeichnung). - FIEBIGER/SCHMIDT, Inschriftensammlung (1917) Nr. 131 mit Fig. (seitenverkehrte Nachzeichnung).

92

46

GRABSTEIN DER NONNE E U F R A X I A

YVERDON

2. H. 7 . - 8 . JH.

(VD), Musée d'Yverdon, ohne Inv. ; Kopie in Zürich, SLM. — Taf. 21, Fig. 59.

Im Jahre 1810 der Westmauer des Castrums von Yverdon entnommen, um an der Ostmauer des 400 m weiter nördlich gelegenen Schlosses als Flickstück Verwendung zu finden. Von dort wurde der Stein im Jahre 1825 entfernt und der Sammlung monumentaler Steine einverleibt, vorerst in der Eingangshalle des Rathauses, dann im Museum von Yverdon. Vorgeschichte unbekannt. Crottet vermutet, die Platte stamme aus dem spätrömisch-frühmittelalterlichen Gräberfeld 'Pré de la Cure' und nach John LANDRY, Eburodunum. Inscriptions romaines trouvées à Yverdon. Lausanne 1910, 28, befand sie sich im Jahre 1539 unter dem Material der damals abgerissenen Kirche Notre-Dame in der Nähe des Castrums; cf. CROTTET, DÉGLON unter Lit.; MOTTAZ, Dictionnaire historique II, 834; R. KASSER, Yverdon, in: Eburodunum I, 68 f. Kalkstein; annähernd quadratische, ziemlich stark lädierte, graue Platte (74 X 67 X 17 cm) mit polierter Oberfläche. Mörtelspuren, die ausgebrochene Ecke oben links sowie der rechte, um ca. 3 mm vertiefte Rand weisen auf verschiedene Verwendungen hin. Inschrift in der oberen Plattenhälfte, dreizeilig, ziemlich schwach, aber regelmäßig eingehauen; Buchstabenhöhe 3,5-4 cm. + IN D(E)I NOMEN (!) FRAMBERTVS PONERE CVRA VIT HVNC LABIDEM SVB QVO REQVIESCIT FAMO LA D(E)I EVFRAXIA MONACHA Im Namen Gottes. Frambertus hat diesen Stein setzen lassen, unter dem die Dienerin Gottes und Nonne Eufraxia ruht. Schlanke Kapitalis mit ausgeprägter Sporenbildung an den Hasten- und Balkenenden. Worttrennung — wohl zwecks Zeilenfüllung — nur in der letzten Zeile. Abkürzungszeichen in Form eines waagrechten Balkens über D mit eingeschriebenem I (Z. 1, nur Spur sichtbar, Z. 3: DEI). Ligaturen: Z. 1 : ME, NE; Z. 2: NC, DE, VB. Eingeschriebene Buchstaben: Z. 1:1 in D, O in P, V in C; Z. 2: I in V, O in V, VI in Q, I in C, O in M; Z. 3: I in D, O in M. Symbolinvokation in Form eines lateinischen Kreuzes mit sehr kurzem Querbalken. Auffallende Buchstabenformen: A einmal (Z. 3: MONACHA) in unzialer Form. C einmal (Z. 2: HVNC, in Ligatur mit N) eckig, sonst rund. H in unzialer Form, mit leicht eingerollter Rundung. O einmal (Z. 1 : NOMEN) rautenförmig, mit ausgeprägten Sporen an den Ecken, sonst kreisrund und viel kleiner als die übrigen Buchstaben. Q einmal (Z. 2: QVO) in unzialer Form, auf der Zeile stehend. V in Ligatur mit B (Z. 2: SVB) unzial mit runder Linkshaste. X in manierierter Form, mit gerader Haste von links oben nach rechts unten und durchgewellter, unten spitz auslaufender Gegenhaste. — Verwandte Schriftdenkmäler: Kat.-Nr. 47: Baulmes (VD), 2. H. 7.-8. Jh. SCHRIFT:

93

Z. 1: nomen für nomine, bzw. in mit Akkusativ statt mit Ablativ. Z. 2: labidem für lapidem. Z. 2—3: famola für famula. Zu diesen merowingischen Spracheigentümlichkeiten cf. E G L I unter Lit; I. M Ü L L E R , Zum neu aufgefundenen Victoridenstein. Bündner Monatsblatt 1 1 / 1 2 ( 1 9 7 2 ) 3 0 9 - 3 1 0 ; R . J . HESBERT, Antiphonale missarum sextuplex. Bruxelles 1 9 3 5 , Taf. I I I : MontBlandin, 8.-9. Jh. SPRACHE:

FORMULAR UND I N H A L T : Prosaische Grabinschrift mit Invokationsformel sowie Namen des Stifters und des Verstorbenen mit Standesangabe. 1 IN DEI N O M E N (oder nomine): vereinzelt — auch in der Umstellung: in nomine dei — schon in undatierten, wohl frühchristlichen und merowingischen Inschriften anzutreffen; cf. E G L I unter Lit.; D I E H L III, 337;DACLVII, 476 f.; XI, 1610; Kat.-Nr. 48: Romainmotier, gegen 753; D E L O C H E , Etüde, Nr. 43 und 295. Diese Invokationsformel fand seit der Mitte des 8. Jhs. in spätmerowingischen und frühkarolingischen Privaturkunden eine größere Verbreitung; cf. H. W A R T M A N N , Urkundenbuch der Abtei St. Gallen, Bd. 1. Zürich/St. Gallen 1863, Nr. 4, 11, 16 und öfter; BESSON, L'art barbare, 30 f. 1 - P O N E R E CVRAVIT HVNC LABIDEM: wohl in Anlehnung an die antike Stifterformelponendum curavit (cf. CAGNAT, Cours d'epigraphie latine, 2 5 2 ) , die in der Renaissance als 2 P. C. (= poni curavit; z. B. DI XII, Nr. 383: Heidelberg, a. 1585) wiederauflebte. 2 - FAMOLA DEI: seit frühchristlicher Zeit wiederholt anzutreffen; cf. DACL V, 1107-1114; 3 D I E H L III, 3 5 2 f. - MONACHA: cf. CIMAHI, Nr. 1 0 und 1 5 : St-Maurice, 6. Jh.; Du C A N G E V, 452. Die schon seit Hieronymus bekannte Standesbezeichnung monacha erscheint im Gegensatz zu monacbus inschriftlich selten und spät; cf. KRAUS, Die christlichen Inschriften II, Nr. 4 2 8 : Pfalzel, 1 0 . / 1 1 . Jh. Von der vielleicht nur zufälligerweise in Yverdon oder Umgebung bestatteten Nonne Eufraxia kann natürlich nicht auf ein dortiges Frauenkloster geschlossen werden; cf. R . KASSER, Yverdon, in: Eburodunum I , 68 f.

: Frambertus (Z. 1); germanischer, aus hräban- (Rabe; über Hram- romanisiert zu Fram-) und berht- (hell, glänzend) zusammengesetzter Personenname, der seit dem 8. Jh. nachweisbar ist; cf. FÖRSTEMANN, PN, 512 u. 872 (Hramperht); K A U F M A N N , Erg.-Bd., 119 f.; D E R S . , Untersuchungen zu altdeutschen Rufnamen. München 1965, 202f.; M O R L E T , Les noms de personne I, 91a. - Eufraxia (Z. 3); griechisch-lateinischer, von 'euphraino' (aufmuntern) abgeleiteter Personenname, der seit der Antike belegt ist; cf. D E - V I T , Onomasticon 11,797; P E R I N , Onomasticon I, 573; M O R L E T , Les noms de personne II, 47b. Die Träger dieser Namen sind sonst nicht bekannt. NAMEN

Sprachlich und paläographisch gehört diese Inschrift zu den Denkmälern, die von der karolingischen Renaissance noch nicht durchdrungen sind. Wenn auch das Formular (bes. In dei nomen) und der Name Frambertus eher für eine Datierung ins 8. Jh. sprechen, so kann doch vom Gesamteindruck her eine Entstehung in der 2. Hälfte des 7. Jhs. nicht ausgeschlossen werden. DATIERUNG:

94

LITERATUR: BLAVIGNAC, Histoire (1853) 191 f., Atlas, Taf. 4 1 , 2 (Erstveröffentlichung, Nachzeichnung). — Alexandre César CROTTET, Histoire et annales de la ville d'Yverdon. Yverdon/Lausanne/Genève 1858, 39 f. - EGLI, CIS (1895) Nr. 44, Taf. 111,44. - BESSON, Contribution (1908) 130 f. - DERS., L'art barbare (1909) 2 1 0 f., Fig. 167. - DACL X I (1933) 1610, Fig. 8234. - Roger DÉGLON, Yverdon au Moyen Age ( X I I I E - X V E siècle) (BHV 8). Lausanne 1949, 9.

95

47

GRABSTEIN DER L A N D O A L D A

LAUSANNE ( V D ) , M C A H ,

Inv.

776;

Kopie in Zürich,

2. H. 7 . - 8 . JH. SLM.

- Taf.

21,

Fig.

60.

Im Jahre 1854 auf Veranlassung des Waadtländer Archäologen und Konservators am MCAH, Frédéric Louis Troyon, aus der Pfarrkirche (ehem. St-Pierre) von Baulmes (VD) an den heutigen Standort übergeführt. Die Platte gehörte zum Fußboden der bis in romanische Zeit zurückreichenden Kirche und lag unter einer Säule der Empore. Ob sie ursprünglich aus der ehemaligen Prioratskirche Notre-Dame stammt, die im Jahre 1822 abgerissen wurde und möglicherweise in frühmittelalterliche Zeit zurückging, bleibe dahingestellt; cf. KELLER unter Lit.; MOTTAZ, Dictionnaire historique 1,169; VIOLLIER, Carte archéologique, 82f. und F. L. Troyon im handgeschriebenen Register der Eingänge ins MCAH, Bd. 1, zu Nr. 776. Jurakalkstein; rechteckige, am rechten Rand und an der polierten Oberfläche stark lädierte Platte (82 X 57 X 13,5 cm). Inschrift in der oberen Plattenhälfte, in einem durch zwei Linien gerahmten Schriftfeld, in sechs Zeilen zwischen oben und unten vorgerissener Lineatur (Z.-Abstand 1,5 cm), ziemlich regelmäßig und schwach eingehauen ; Buchstabenhöhe 3—4 cm.

5

+ SVB TITOLO HVNC[.] QVIISCET LANDOALDA VIRGO CVIVS ANIMA REQVIEM POS SEDEAT AETERNAM AMEN EGO GVNDERICVS PERE GRINVS IN TERRA ALIENA FECIT Unter dieser Grabinschrift ruht die Jungfrau Landoalda. Ihre Seele möge ewige Ruhe finden. Amen. Ich, Gundericus, ein Fremder in fremdem Land, habe [dies] gemacht. (Cf. deutsche Übersetzung bei VULLIEMIN unter Lit.).

Z. 5—6 : cf. Exod. 2,22. — Z. 1 : Es ist möglich, aber wenig wahrscheinlich, daß am Schluß der Zeile ein RE (platzmäßig nur in Ligatur oder mit eingestelltem Buchstaben denkbar) ausgefallen ist.

Schlanke Kapitalis mit ausgeprägter Sporenbildung an den Hasten- und Balkenenden. Worttrennung in Ansätzen vorhanden. Keine Abkürzungen oder Ligaturen. Eingeschriebene Buchstaben: Z. 2: O in D und in G; Z. 3: V in Q; der im rautenförmigen O der Z. 1 eingeschriebene Kreis kann nicht als Buchstabe gewertet werden. Auffallende Buchstabenformen : A zweimal (Z. 4: AMEN; Z. 6: TERRA) in unzialer Form. E neben mehrheitlich eckiger Form, dreimal (Z. 5: EGO, PERÊ--; Z. 6: ALIENA) unzial. G einmal (Z. 5: EGO) mit eingerollter, zweimal (Z. 5: GVNDERICVS; Z. 6: -GRINVS) mit eingehängter, unter die Zeile gezogener Cauda. M neben der kapitalen Form zweimal (Z. 3: ANIMA; Z. 4: AETERNAM) unzial. O SCHRIFT:

96

größtenteils kreisrund, einmal (Z. 1: TITOLO) rautenförmig. V neben der Normalform zweimal (Z. 1: HVNC; Z. 3: CVIVS) unzial. - Verwandte Schriftdenkmäler: Kat.-Nr. 46: Yverdon (VD) 2. H. 7.-8. Jh. Z. 1 : titolo wohl für titulo bzw. titulum; sub mit Akkusativ statt mit Ablativ. Z. 2 : quiiscet oder weniger wahrscheinlich [re]quiiscet für quiescit, bzw. [re]quiescit. Z. 3—4: possedeat fürpossideat. Z. 4—5: ego Gundericus...fecit statt feci; alles vulgärsprachliche Eigentümlichkeiten, die besonders im Latein der Merowingerzeit verbreitet waren. Zu sub titolo hurte cf. CIMAH I, Nr. 10 und 12: St-Maurice, 6. Jh. SPRACHE:

Prosaische Grabinschrift mit Eingangsformel, Namen des Verstorbenen, Wunsch um ewige Ruhe und Namen des Stifters cf. etwa DIEHL, Nr. 1 5 4 3 : Mainz, 6 . / 7 . Jh. (= BOPPERT, Die frühchristlichen Inschriften, 56—60). 1 - SVB TITOLO HVNC QVIISCET: in der Umstellung sub hunc tetolum oder sub hunc titulo seit 2 dem 6. Jh. besonders in St-Maurice anzutreffen; cf. CIMAH I, Nr. 10 und 12. - VIRGO: die in Grabinschriften seit der Antike wiederholt belegte Standesbezeichnung läßt nicht auf den Ordensstand schließen; cf. DACL XV, 3106-08. 3 - CVIVS ANIMA REQVIEM POSSEDEAT...AMEN: cf. DIEHL, Nr. 1678: Vienne, a. 509: 4 cui dominus aeternam requiem tribuat; BESSON unter Lit.; BOPPERT, Die frühchristlichen Inschriften, 157f. — A M E N : inschriftlich seit frühchristlicher Zeit oft anzutreffen; cf. CIMAH I, Nr. 28,7: St-Maurice, 7.-Anfang 8. Jh.; L E BLANT, Inscriptions II, Nr. 621 B : Mandourel, 7. Jh. Ein Anklang an liturgische Formeln, etwa BRUYLANTS, Les oraisons II, Nr. 208: sed [anima] gaudia aeternapossideat, ist nicht zu überhören; cf. auch CIMAH I, Nr. 41: St-Maurice, 10./11. Jh. 5 - EGO...IN TERRA ALIENA FECIT: die Nennung der Person, die den Grabstein anfer6 tigen ließ, ist hier in einen Satz gekleidet, der sowohl im übertragenen Sinn (gleichsam als Ausdruck der durch den Tod hervorgerufenen Einsamkeit), als auch wörtlich verstanden werden kann. Gesamthaft geht diese mit ego beginnende Stifternotiz wohl auf die spätantike und frühchristliche Formel ego NNfeci zurück, die vereinzelt von Stiftern eines Grabes oder eines Grabmonumentes verwendet wurde (z. B. DIEHL, Nr. 293, 600, 1331, 1492, 2059, 3224, 3307). Ob Gundericus beiperegrinus oder bei terra aliena an die Bibel gedacht hat (z. B. Gen. 23,4: advena sunt et peregrinus apud vos; Exod. 2,22; 18,3: advena fui in terra aliena; 1. Mac. 6,13: eccepereo tristitia magna in terra aliena; dazu BESSON unter Lit.) oder ob mit peregrinus gar ein monaebusperegrinus (cf. A. ANGENENDT, Monachi peregrini [Münstersche MittelalterSchriften 6]. München 1972, bes. 124—175) gemeint ist, bleibe dahingestellt. In Baulmes, das an der Pilgerstraße nach Rom lag, wäre letzteres jedenfalls gut möglich. Während peregrinus meist im wörtlichen Sinn von «fremd» in der christlichen Epigraphik keine Seltenheit ist (cf. DIEHL III, 385), läßt sich der Ausdruck terra aliena sonst inschriftlich nicht nachweisen; zum Formular allg. auch BESSON und EGLI unter Lit. FORMULAR UND INHALT:

Landoalda (Z. 2); weiblicher germanischer Name, der vom Männernamen Landwald ausgeht. Dieser besteht aus ¡and- (Land) und wald (Herrscher) und ist seit dem 7. Jh. belegt; cf. FÖRSTEMANN, PN, 1010, 1496; MORLET, Les noms de personne I, 157a (alle ohne die weibliche Form). - Gundericus (Z. 5); germanischer, aus gund- (Kampf) und rik- (König) zusammengeNAMEN:

97

setzter Personenname, der seit der Spätantike wiederholt bezeugt ist; cf. FÖRSTEMANN, PN, 708, 1253; KAUFMANN, Erg.-Bd., 158-160, 289f.; MORLET, Les noms de personne I, 118a; SCHÖNFELD, Wörterbuch, 119; PERIN, Onomasticon I, 693. — Landoalda und Gundericus, die sonst nicht bekannt sind, dürften miteinander verwandt gewesen sein. DATIERUNG:

Wie Kat.-Nr. 46: Yverdon

(VD),

2. H. 7.-8. Jh.

Louis VULLIEMIN, Der Kanton Waat (Historisch-geographisch-statistisches Gemälde der Schweiz 19,1). St. Gallen/Bern 1847, 101 (Erstveröffentlichung). - Ferdinand KELLER, Über die Grabinschrift von Baulmes, Ct. Waadt. ASGA 1 (1855) 8, Fig. nach p. 6; cf. ibid. 23 f. - Emil EGLI, Zu einer Inschrift aus Baulmes, Ct. Waadt. ASA 6 (1891) 485 f. - DERS., CIS (1895) Nr. 43, Taf. 111,43. - B E S S O N , Contribution (1908) 130.-DERS., L'art barbare (1909) 212-214, Fig. 168. - SCHWARZ, Die Kultur der Schweiz (1967) 53, Fig. 41. LITERATUR:

98

48

AMBO VON ROMAINMÔTIER (VD)

MITTE 8. JH.

ROMAINMOTIER ( V D ) , Pfarrkirche (ehem. Klosterkirche), auf der Südseite zwischen Schiff und Chor als Brüstung des heutigen Lesepults aufgestellt. - Taf. 22, Fig. 61-62.

Im Jahre 1904 anläßlich der von Albert Naef durchgeführten Ausgrabungen in der ehem. Klosterkirche von Romainmotier entdeckt. Die Platte lag in zerbrochenem Zustand mit der Frontseite nach oben als Füllmaterial zwischen der heutigen Ostwand (14. Jh.) und der Hauptapsis der vor 1030 unter Abt Odilo entstandenen Basilika. Seit 1963 am heutigen Standort; cf. NAEF unter Lit.; SENNHAUSER, Vorromanische Kirchenbauten, 2 8 7 . Jurakalkstein; rechteckige, in drei Teile zerbrochene Ambo-Brüstung (122 X 80 X 11 cm) mit leicht vorgewölbter Mittelpartie, die in flachem Relief ein lateinisches ornamentiertes Aufsteck-Kreuz über zwei Palmen zeigt. Den äußeren Rahmen bildet seitlich ein Fischgratmuster und oben ein Perlstab, den inneren ein zweisträhniges Flechtband. Spuren von vier Metallspangen (mit Blei ausgefüllte Löcher beidseitig der Hauptbruchstelle) weisen darauf hin, daß der Ambo noch weiterverwendet wurde, nachdem er entzweigebrochen war; cf. eingehende Beschreibung bei NAEF unter Lit. Inschrift links und rechts des oberen Teils des Kreuzstamms, je in vier ungleichmäßig angelegten Zeilen, ziemlich schwach und unregelmäßig eingehauen; Buchstabenhöhe 3—5,5 cm.

IN D(E)I NOME(N?) GVDI NVS

AB BA IVS SIT FI ERI

Im Namen Gottes. Der Abt Gudinus hat [diesen Ambo] herstellen lassen.

Z. 3 - 4 : Besson (cf. Lit.) u. a. C V D I N V S ; cf. Schrift (Buchstabe G).

Schlanke, unausgewogene Kapitalis mit ziemlich ausgeprägter Dreiecksporenbildung an den Hasten- und Balkenenden. Keine Worttrennung (dreieckiger Punkt vielleicht zwischen IVSSIT und FIERI), jedoch mit Wort- oder Silbenschluß zusammenfallende Zeilentrennung. Abkürzungszeichen in Form eines waagrechten Balkens über DI (Z. 1 : DEI ; nicht DOMINI, so Encyclopédie illustrée u. a. unter Lit.) und NOME (Z. 2: NOMEN oder — weniger wahrscheinlich - NOMINE). Auffallende Buchstabenformen : E einmal (Z. 8) unzial. G (Z. 3) in eckiger C-Form mit kurzer angehängter Cauda, die schräg nach hinten unter die Grundlinie gezogen ist. N mit links stark eingerücktem Schrägbalken, der bei GVDINVS (Z. 4) außerdem unter der Rechtshaste weitergeführt ist. SCHRIFT:

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nomen für nomine (paläographisch gesehen, ist der Auflösung von NOME in NOMEN der Vorzug zu geben); cf. Kat.-Nr. 46: Yverdon, 2. H. 7.-8. Jh.

SPRACHE: Z . 2 :

Stifterinschrift mit Verbalinvokation; cf. etwa Kat.-Nr. 46. 1-2 IN DEI NOMEN: wie Kat.-Nr. 46. 5 - A B / B A : seit frühchristlicher Zeit auch inschriftlich oft belegter Titel ; cf. DIEHL III, 316 ; CIMAH I, Nr. 4,2; 5*,11; 6*,8; 53 I: St-Maurice, 6. Jh., bzw. a. 1225. 6 6— IVS/SIT F I / E R I : aus der Antike übernommene Stifterformel, die in frühmittelalterli8 eher Zeit vereinzelt anzutreffen ist; cf. z. B. CIMAH I, Nr. 28,6 f. : St-Maurice, 7.-Anfang 8. Jh. Zum Formular allg. auch BESSON unter Lit. (L'art barbare). FORMULAR UND INHALT:

NAMEN: Gudinus (Z. 3-4); germanischer, a.\isgäd- (Gott) mit Suffix -in- gebildeter Personenname, der seit dem 7.Jh. belegt ist; cf. FÖRSTEMANN, PN, 660 f. (Stichwort: Godinus); KAUFMANN, Erg.-Bd., 156 (Güda-); MORLET, Les noms de personne I, 114a; BESSON, L'art barbare, 31 f. Ein Abt Gudinus ist in Romainmôtier sonst nicht bekannt (Gudinus, abbé vers 750 in der von M. Reymond zusammengestellten Äbte- und Priorenliste von Romainmôtier, in: MOTTAZ, Dictionnaire historique II, 545, bzw. 753 Gudinus nach H. CHASTELLAN, in : Histoire de Romainmôtier. Lausanne 1928, 317, beruhen allein auf der vorliegenden Inschrift). DATIERUNG: Die Kunsthistoriker schwanken in der Datierung des Ambos, dessen Inschrift wegen ihrer geringen Qualität wohl nicht vom Künstler, aber auch nicht von einer wesentlich späteren Hand angebracht wurde, zwischen dem 7. (so BACH, Suisse romane, SALIN und SCHWARZ unter Lit.) und 8. Jh., wobei die Errichtung einerseits mit der Instandstellung der Kirche gegen 630 unter dem Herzog Chramnelenus (cf. MG Script, rer. Mer. IV, 80) und andererseits mit der im Jahre 753 durch Papst Stephan II. vollzogenen Kirch weihe (cf. Cartularium Romanense, in : MDR III, 420 ; dazu BESSON, Contribution, 52—54) in Zusammenhang gebracht wird. Auffallend ist die Verwandtschaft zwischen den Ambonen von Romainmôtier, St-Maurice (VS) und Baulmes (VD). Möglicherweise sind sie - wie dies Moosbrugger-Leu und Schnyder (cf. Lit.) nahelegen - anläßlich der Reise Papst Stephans II. im Jahre 753/54 nach St-Maurice, Romainmôtier, Baulmes (?) und Frankreich entstanden. Obschon die Inschrift in paläographischer Hinsicht auch ins 7. Jh. datiert werden könnte, ist eine Entstehung gegen 753 wahrscheinlicher. LITERATUR: Albert NAEF, Les phases constructives de l'église de Romainmôtier (Vaud). ASA 7 ( 1 9 0 5 / 0 6 ) 2 1 9 - 2 2 1 , Taf. 2 1 , Fig. 101 (Erstveröffentlichung, Nachzeichnung). - BESSON, Contribution ( 1 9 0 8 ) 5 2 f., Anm. 3. - DERS., L'art barbare ( 1 9 0 9 ) 1 9 - 3 3 , Fig. 4 , Taf. 4. - DERS., NOS origines chrétiennes ( 1 9 2 1 ) 118, Taf. 32. - DACL VI ( 1 9 2 4 ) 2 1 7 2 - 2 1 7 4 , Fig. 5 6 2 5 . - Eugène BACH, L'ambon de Baulmes et les ambons de Saint-Maurice et de Romainmôtier, in: Mélanges Charles GILLIARD. Lausanne 1 9 4 4 , 114—132 mit Fig. — Suisse romane. La Pierre-qui-vire 1 9 5 8 , 27, 30, Fig. 9. - Julius BAUM, Die Flechtwerkplatten von St. Aurelius in Hirsau. Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 17 ( 1 9 5 8 ) 248—250, Fig. 7. — SALIN, La civilisation mérovingienne IV ( 1 9 5 9 ) 3 7 7 f., Fig. 167. - PFISTER, Kirchengeschichte I ( 1 9 6 4 ) 54, Fig. 2 0 . - Erika DOBERER, Die ornamentale Steinskulptur an der karolingischen Kirchenausstattung (Karl der Grosse. Lebenswerk und Nachleben 3). Düsseldorf 1 9 6 6 , 2 2 0 , 2 2 8 , 2 3 0 , Fig. 21. - SCHWARZ, 100

Die Kultur der Schweiz (1967) 49, Fig. 40. - Jean HUBERT/Jean PORCHER/Wolfgang-Fritz VOLBACH, L'empire carolingien (L'univers des formes 13). Paris 1968, 358, Nr. 264, Fig. 264. Rudolf KUTZLI, Langobardische Kunst. Stuttgart 1974, 1 7 7 - 1 7 9 , Fig. 154. - MARTIN, Die Schweiz im Frühmittelalter ( 1 9 7 5 ) 83, Fig. 64. - Encyclopédie illustrée 6 / 1 (1976) 17, 19 mit Fig. — Rudolf SCHNYDER, Kunst und Kunsthandwerk, in : Ur- und frühgeschichtliche Archäologie der Schweiz, Bd. 6. Basel 1979, 168, Fig. 6. - Mechthild SCHULZE, in: ROTH, Kunst der Völkerwanderungszeit (1979) 308 f., Fig. 296.

101

49

EPITAPH DES DIAKONS [GISOENUSP]

LAUSANNE ( V D ) ,

875 (?)

MCAH (Dep. Musée de la Cathédrale), ohne Inv. - Taf. 23, Fig. 63-64.

Im Jahre 1910 anläßlich der von Eugène Bron geleiteten Ausgrabungen im Chor der Kathedrale von Lausanne entdeckt. Die Platte lag in Zweitverwendung als Chortreppenstufe des romanischen Kirchenbaus 3,10 m westlich eines später zugeschütteten Brunnens (Punkt C nach BLONDEL unter Lit. ; cf. auch W . STÖCKLI, in : La cathédrale de Lausanne, 20). Nach der längsseitlich angebrachten Inschrift (II) zu schließen, scheint die Platte ursprünglich als Sarkophagdeckel oder als Deckel eines überhöhten Grabes gedient zu haben. Jurakalkstein; annähernd rechteckiges, an der Oberfläche und an der unteren Seitenfläche poliertes, stark lädiertes und teilweise abgetretenes Fragment (75 X 150 X 16 cm) mit Hauptbruchstelle links und fehlender Ecke oben rechts. Es lassen sich zwei von gleicher Hand angebrachte Inschriften unterscheiden: I) auf der Plattenoberfläche, parallel zu den Längsseiten in zehn Zeilen (Ia) sowie auf der rechten Hälfte der Platte, parallel zu den Schmalseiten in vier, dem Beschauer auf der rechten Seite zugekehrten Zeilen (Ib). — II) an der unteren Seitenfläche, in Längsrichtung, zweizeilig, sorgfältig, mitteltief und regelmäßig eingehauen; Buchstabenhöhe 4,5—5 cm, vereinzelte Buchstaben, insbesondere bei Wortanfängen bis zu 6 cm. I)

auf der Plattenoberfläche a) in Längsrichtung: [GISOENI ? RECVJBANT LAEVITAE MEMBR[A] SOPITA[ ]ENIM CARVS IN OFFICIIS. [ ]DOCT(VS) SCRIPTOR AC CANTOR ALV(M)PN(IS ?) • [ ]CVNCTIS FRATRIB(VS) IPSE FVIT5 [ N]EC CVIQVA(M) QVOD NOCEAT FACIENS • [FACTIS?]ET DICTIS OMNIB(VS) APTVS ERAT[VESTRIS ?] DEVOTIS P(RE)CIB(VS) C(ON)SORS BEATORVM • [ ]MVS INDEMPNIS SVRGETHONORE BONO[ ]B(VS) MEREATVR VIRGO D(E)I BENEDICTA10 [S(AN)C(T)A MA ?]RIA LIBENS COETVS ET ANGELICVS • b) zwischen den Schmalseiten: NO W S HOMO S[ VRGET ?] / COLLEG A XPI [FIDELIS?] SIT SACRI CVLT[OR]/REGNA BEAT[A TENENS?]

II)

auf der unteren Seitenfläche: [II?] K(A)L(ENDAS) IVL(II) OBIIT REQ(VI)E(M) ETERNA(M) DONA EI D(OMI)NE ET L V X / P(ER)PETVA LVCEAT EI

102

I)

Die Gebeine des Diakons [Gisoenus?] ruhen in ewigem Schlaf. Denn...geschätzt in den Amtsverrichtungen, ...ein gelehrter Schriftsteller und Chorleiter den Zöglingen (?), ...war er allen Brüdern, ...und ohne jemandem etwas Schädliches anzutun. In [Taten?] und Worten war er allen gefällig. Als einer, der durch [eure?] Fürbitten in den Kreis der Seligen tritt, ...wird er schadlos in großer Ehre auferstehen. Möge die gebenedeite Jungfrau Gottes würdigen, ...Gern [die heilige Maria?] und auch die Schar der Engel. Ein neuer Mensch wird [auferstehen?] als [treuer?] Freund Christi. Möge der Liebhaber des Heiligen das Reich der Seligen [erreichen].

II)

Er starb [am 2. Tag?] vor den Kaienden des Juli (30. Juni?). Herr, gib ihm die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihm.

Z. 1: Spuren eines über der Zeile nachgetragenen A sind nach MEMBR[A] noch sichtbar. - Die eindeutig erkennbaren Rundungen von B zu Beginn der Z. 1 schließen ein Verb wie P A V S A N T (so B E S S O N und B L O N D E L unter Lit.) aus. - Z. 10: Zu Beginn eine senkrechte Haste, die wahrscheinlich von einem M stammt.

Breite, ausgewogene Kapitalis mit klassischen dreieckigen Balken- und Hastenenden. Worttrennung nur beim Todesdatum (11,1) in Form von Dreieckpunkten. Konsequente Trennung der in Ia mit dem Zeilenschluß zusammenfallenden Verse in Form von pfeilspitzartigen Punkten. Abkürzungszeichen in Form von waagrechten, vorn mit spitzem Anstrich und hinten mit Aufstrich versehenen Balken über: ALVPN(IS) (Ia,3: ALVMPNIS), CVIQVA (Ia,5: CVIQVAM), PCIB(VS) (Ia,7: PRECIBVS), CSORS (ibid.: CONSORS), DI (Ia,9: DEI), XPI (Ib,2: CHRISTI), KL (11,1: KALENDAS), IVL (ibid.: IVLII), REQ(VI)E (ibid.: REQVIEM), ETERNA (ibid.: ETERNAM), DNE (ibid.: DOMINE). Der waagrechte Balken neben P(ER)PETVA (11,2: PERPETVAM ?) dürfte als Schreibfehler zu werten sein. Weitere Abkürzungszeichen: in Form einer Cauda über DOCT (Ia,3: DOCTVS) und ALV(M)PN (ibid.: ALVMPNIS? ALVMPNVS?) in Form eines pfeilspitzartigen Punktes neben FRATRIB (Ia,4: FRATRIBVS), [...] B (Ia,9: ...BVS) und REQE(M) (11,1: REQVIEM) sowie in Form eines Strichpunktes neben OMNIB (Ia,6: OMNIBVS) und P(RE)CIB (Ia,7: PRECIBVS). Die meisten dieser Abkürzungen sind epigraphisch erst seit karolingischer Zeit nachweisbar (cf. etwa GRAY, The paleography, passim). Ligaturen: TH (Ia,8: SVRGET HONORE), TE (11,1: ETERNAM) und vielleicht MA (1,10: MARIA), alle schon in der Antike vorkommend. Auf die Konsonanten L, R und T folgende Vokale sind oft kleiner geschrieben und — wie in der Antike — gegen den Konsonanten gerückt. — Verwandte Schriftdenkmäler: Kat.-Nr. 50, Genf, um 880. SCHRIFT:

SPRACHE UND FORM: Ia und b sollten zusammen wohl sechs elegische Distichen bilden. Ia,5 bietet allerdings statt eines Hexameters einen Pentameter. Prosodische Mängel in Z. 3 ( s c r i p f d r ) , 7 (beätorum) und 10 - falls MARIA stimmt - (Maria) sowie Ib {novus, coüega). - Obiit-Zeile (II) in Prosa.

103

Poetisches Epitaph mit prosaischer Obiit-Zeile ohne Altersangabe. [GISOENI] RECVBANT LAEVITAE MEMBRA SOPITA: der Name des Verstorbenen (Gisoenus), der wohl nur in Ia,l oder 2 untergebracht werden kann, dürfte wegen der Standesbezeichnung im Genitiv (laevitae) in Z. 1 zu suchen sein. Rhythmisch und sinngemäß paßt GISOENI zum überlieferten Text, was zusammen einer nicht seltenen Eingangsformel karolingischer Epitaphien entspricht; cf. z.B. MG Poet. lat. I, 407, Nr. XVIII, 1: Anthelmi monachi busto sunt membra sub isto; ibid., IV, 1026, Nr. XIII, 1: Vatis Anastasii quiescunt membra sepulchro; ibid., 1039, Nr. II: Gerfridipatris tumbam venerare fidelis; ibid., V, 314, Nr. 61,1: Theodori monachipausant hic membra sepulti (ottonisch). 2 ...ENIM CARVS IN OFFICIS: es ist nicht klar, ob sich der ganze Vers auf ipsefuit (Z. 4) bezieht (etwa: dogmate clarus enim, carus in officiis...ipse juit), oder ob hier ein eigenes Verb zu ergänzen ist. ...CVNCTIS FRATRIBVS IPSE FVIT: cf. CIFM 1 / 1 , Nr. 59,6: Poitiers, a. 976-980: 4 Utilis in multis fratribus ipse fuit; MG Poet. lat. I, 430, Nr. 1,24: Dilectus cunctis terribilisque fuit. 6 [FACTIS] ET DICTIS OMNIBVS APTVS ERAT: cf. MG Poet. lat. I, 112,9: Aptus erat cunctis in verbo, probus in actu; D I E H L , Nr. 2483: Lyon, a. 601: Omnebus aptus fuit. Die Gegenüberstellung von dictum und factum oder actum ist — vielleicht biblischen Ursprungs (cf. Tit. 1,16 und Rom. 15,18) — in mittelalterlichen Grabinschriften wiederholt anzutreffen. 10 [SANCTA MARIA] LIBENS COETVS ET ANGELICVS: die nächstliegende Ergänzung ist sancta Maria; es läßt sich aber nicht mehr feststellen, ob das A ähnlich MEMBRfA] in Z. 1 erhöht nachgetragen oder in der seit der Antike verbreiteten Ligaturform MA, bei der das A in das M einbezogen ist, geschrieben war. — Zur Fügung angelicus coetus cf. SEDULIUS, Carm. pasch. 1 1 , 7 2 : Agnus, et angelicus cecinit miracula coetus; K R A U S , Die christlichen Inschriften II, Nr. 146,5: Speyer, a. 1033—39: Coetus et angelicus...collaudat dominum. Ib,l N O W S HOMO SVRGET: cf. Ephes. 2,15 und 4,24. 2 COLLEGA CHRISTI [FIDELIS]: cf. ThLL III, 1586,7ff. 3 S I T S A C R I C V L T O R : cf. O V I D , E X Ponto I I , 9,64: eiusdem sacri cultor uterque sumus. 4 REGNA BEATA [TENENS]: auch mit dem Verb petere in mittelalterlicher Zeit wiederholt anzutreffen; die Wendung geht vielleicht auf O V I D , Ep. XII,24 zurück: Intrasti patriae regnabeata meae; cf. MG Poet. lat. II, 185, Nr. XIX,46: Cum Christo et sanctis regna beata tenens (Hrabanus Maurus). 11 REQVIEM ETERNAM DONA EI DOMINE etc.: liturgische Formel biblischen Ursprungs (4. Esdras 2,34f.), cf. CIMAH I, Nr. 41: St-Maurice, 10./11. Jh.; Anhang I, Nr. 3*: Lausanne, a. 878 (in Versen). FORMULAR UND I N H A L T :

Ia,l

N A M E N : Die Annahme, der vorliegende Text beziehe sich auf den Diakon Gisoenus, stützt sich einerseits auf die Tatsache, daß als einziger Diakon in den Annalen von Lausanne neben illustren Persönlichkeiten nur ein Gisoenus levita genannt wird: Ludovicus imperator obiit anno Domini DCCCLXXXV, et obiit Gisoenus levita II. kalendas iulii (Cart. Laus., ed. R O T H , 7; MG Script. XXIV, 779). Andererseits paßt das Todesdatum im Kartular von Lausanne bestens zum Text der Inschrift (II: kalendas iulii; Blondel, der in KDM Vaud II, 56 an dieser Übereinstimmung zweifelt, benutzte die alte Kartularausgabe von Martignier, in: MDR 1848, 8 und

104

interpretierte das II. kalendas iunii [bei ROTH, ibid. 1948, 7: iulii, das vielleicht auch als iunii zu lesen ist] irrtümlicherweise als 2. Tag vor den Kaienden des Mai), wie auch der Name Gisoenus sich zwanglos in den 1. Vers der Inschrift einfügt. Es ist nicht auszuschließen, daß der Eintrag in die Annalen vom vorliegenden Stein stammt (cf. SANTSCHI unter Lit.). Wahrscheinlich ist Gisoenus mit Gysolnus diaconus identisch, der unter Bischof Hartmann von Lausanne (cf. Anhang I, Nr. 3* : Lausanne, a. 878) in einer Urkunde aus der Zeit von 852—875 als Zeuge auftritt (Cart. Laus., ed. ROTH, 212). — Gisoenus ist ein germanischer Personenname, der auf Zusammensetzung aus gis- (Speerschaft) und win- (Freund) zurückgeht; cf. FÖRSTEMANN, PN, 646 (Gisoin). DATIERUNG: Paläographisch gehört die Inschrift eindeutig in die Zeit der karolingischen Renaissance. Die Zuweisung des Epitaphs an den Diakon Gisoenus, der nach den Annalen von Lausanne im Jahre 875 starb, und somit die Datierung der Inschrift ins Jahr 875 wird noch dadurch erhärtet, daß in Lausanne unter Bischof Hartmann (gest. 878) eine allgemeine kulturelle Blüte nachweisbar ist (cf. BESSON unter Lit.). LITERATUR: Marius BESSON, La renaissance littéraire et artistique à Lausanne au IX e siècle. RHV 2 4 ( 1 9 1 6 ) 2 4 - 3 0 , bes. 2 7 f. - DERS., Nos origines chrétiennes ( 1 9 2 1 ) 68. - DERS., NOS origines chrétiennes. Edition de l'Echo illustré. Genève o. D., 18 f. mit Fig. (erste Hinweise). — Louis BLONDEL, in: KDM Vaud II ( 1 9 4 4 ) 5 5 f., Fig. 3 2 f. (Erstveröffentlichung). - Cathédrale de Lausanne. Catalogue de l'exposition ( 1 9 7 5 ) 4 9 , Nr. 2 4 mit Fig. — SANTSCHI, L'historiographie ( 1 9 7 5 ) 74, A n m . 2 4 .

105

50

GRABINSCHRIFT DES BISCHOFS ANSEGISUS VON GENF

GENF,

MAH, Inv. Epigr. 24. - Taf. 24, Fig.

UM 880

65.

Im Jahre 1862 beim Abbruch der um 1542 und 1718-1721 errichteten Bastion du Pin in Genf entdeckt. Da es sich beim vorliegenden Fragment wahrscheinlich um jenes Stück handelt, das Jacob Spon (gest. 1685) in der Nähe der evangelischen Kirche von Cologny (GE) sah (cf. SPON unter Lit.), ist es wohl erst anläßlich der Bauperiode von 1718—1721 in der Bastei vermauert worden. Damals dürfte ein Textbruchstück verlorengegangen sein (cf. Textanmerkungen). Der ursprüngliche Standort dieser Grabinschrift und somit des Bischofsgrabes ist unbekannt. Auch wenn das Epitaph oder die Gedenkinschrift des Ansegisus möglicherweise im Cluniazenserpriorat St. Viktor in Genf stand (cf. Kat.-Nr. 51), ist eher anzunehmen, daß sich das Grab selbst in der Kathedrale befand; cf. auch DEONNA unter Lit. Kalkstein; zwei unförmige, durch Zement miteinander verbundene Fragmente (18 X 40 X 13, bzw. 30 X 24 X 13 cm) mit Hauptbruchstellen oben und seitlich. Zahlreiche Absplitterungen an der polierten Oberfläche. Am unteren Rand sind Spuren eines Ornamentbandes aus ineinandergreifenden Halbkreisen sichtbar. Inschrift in sechs Zeilen, deren dritte von der Bruchstelle der beiden Teilstücke durchzogen ist, ziemlich sorgfältig und mitteltief eingehauen. Oben ist wahrscheinlich kein Text verloren gegangen ; Buchstabenhöhe 4,3 cm.

5

—....QVI]ESCET[...— — BO]NE MEMO[RIE— — ANS]IGISVS/[EP(ISCOPV)S ?— —.SACERD ?]OS Q(VI?) Q[BIIT?— — ]A(V)G(VSTAS ?)[...-— —REQVIES ?]CAT ANI[MA— [...Hier] ruht...seligen Gedenkens...[Ansjigisus, [Bischof und Priester?], der am ...August (?) [starb]...Möge seine Seele [Ruhe finden...].

Z. 3: EP(ISCOPV)S ergänzt nach Spon (cf. Lit.), der das Fragment erwähnt: où se lit c'est-à-dire, Ansegisus Episcopus.

...GISVSEPS,

Vollschlanke, regelmäßige Kapitalis mit klassischen Dreiecksporen an den Hastenund Balkenenden. Keine Worttrennung erkennbar. Abkürzungszeichen in Form eines waagrechten Balkens über AG (Z. 5: wohl AVGVSTAS; cf. DIEHL III, 296) und in Form eines quer durch die Q-Cauda gezogenen Balkens bei ...OS Q (Z. 4: QVI oder QVE: seit hochmittelalterlicher Zeit meistens für QVI). Wahrscheinlich besaß auch das von Spon überlieferte (cf. Lit. SCHRIFT:

106

und Textanmerkung), heute verlorene EPS ein Abkürzungszeichen. — Verwandte Schriftdenkmäler: Kat.-Nr. 51: Genf, um 880; Nr. 49: Lausanne, a. 875. Grabinschrift, wahrscheinlich in prosaischer Form. Wohl Gegenstück der als Epitaph oder Gedenkinschrift des Bischofs Ansegisus abgefaßten Kat.-Nr. 51. Es ist jedoch nicht auszuschließen, daß es sich um den verworfenen Erstversuch zur Ausführung des Epitaphs handelt. 1 - ...QVIESCET...BONE MEMORIE: Eingangsformel, vielleicht in Anlehnung an die früh2 mittelalterliche Formel Hic requiescit inpace bone memorie (cf. Kat.-Nr. 6), die vom 8. Jh. an nur noch vereinzelt und in unterschiedlichem Kontext vorkommt (cf. z. B. GROSSI-GONDI, Excursus, Nr. 9,41,56: Italien, 9. Jh.; KRAUS, Die christlichen Inschriften II, Nr. 584: Köln, 10. Jh.; CIFM 1/1, Nr. 89: Poitiers, a. 1097; H. EHRENTRAUT, Bleierne Inschriftentafeln aus mittelalterlichen Gräbern. Bonner Jahrbücher 152 [1952] 200, Nr. 14: Trier, a. 1101; auch MONNERET DE VILLARD, Catalogo, Nr. 14: Mailand, 10. Jh.: digne memorie). Platzmäßig ließen sich Z. 1—2 am ehesten folgendermaßen ergänzen: HIC QVIESCET IN PACE BONE MEMORIE. 3 - ANSIGISVS EPISCOPVS...SACERDOS: Nach der vorgeschlagenen Lesart Name und 4 Standesbezeichnung des Verstorbenen. Die Verbindung der einzeln seit frühchristlicher Zeit anzutreffenden Titel episcopus und sacerdos ist selten (cf. HÜBNER, IHC, Nr. 2 3 4 : Trobe/Santiago de Compostella, a. 9 1 2 : NN episcopus sacerdosque letus; cf. auch KRAUS, Die christlichen Inschriften II, Nr. 294: Gorze, a. 1093: abbas et sacerdos). Zur Lesung und Ergänzung bieten sich hier zwei Möglichkeiten an: ANSIGISVS EPISCOPVS/ET SACERDOS QVI oder ANSIGISVS EPISCOPVS/SACERDOSQVE. 4— QVI? OBIIT...AVGVSTAS: Todesdatum in Form der römischen Tagesbezeichnung, ein5 geleitet durch obiit oder qui obiit. Es ist nicht ausgeschlossen, daß der unsichere Buchstabe O am Schluß der Z. 4 als Q (= QVI) zu lesen ist, was jedoch eine Auflösung des vorhergehenden Wortes in SACERDOSQVE bedingen würde. 6 REQVIESCAT ANIMA: wohl Schlußformel als Fürbitte (cf. Kat.-Nr. 52*: Genf, 7./8.9./10. Jh.). Ob im vorliegenden Fall anima eins oder anima eius in pace zu ergänzen ist, bleibt ungewiß. FORMULAR UND INHALT:

N A M E N : Ansigisus (Z. 3), auch Ansegisus (cf. Kat.-Nr. 51), germanischer, aus ans- (Gott, Ase) und,g/>- (Speerschaft) zusammengesetzter Personenname, der seit dem 8. Jh. häufig anzutreffen ist; cf. FÖRSTEMANN, PN, 126 f.; MORLET, Les noms de personne I, 39a. — Bischof Ansegisus von Genf — nicht zu verwechseln mit dem hl. Ansegis, Abt von Fontenelle (gest. 833; cf. LThK 2 I, 591 f.), oder Ansegis, Erzbischof von Sens (gest. 883; cf. LThK 2 1, 592) — nahm im Jahre 877 am Konzil von Ravenna teil (cf. MANSI, Sacrorum Conciliorum. Bd. 17, 342). Sein Todesjahr dürfte um 880 liegen; cf. MONTET, Dictionnaire biographique 1,11; HBLS I, 382; Helvetia sacra 1/3. Bern 1980, 54, 68, 70. DATIERUNG: Die Inschrift ist vom Formular her mit Vorsicht, in paläographischer Hinsicht jedoch mit Sicherheit in die 2. Hälfte des 9.Jhs. zu datieren. Die große Wahrscheinlichkeit, wonach es sich um die Grabinschrift des Bischofs Ansegisus von Genf handelt, spricht für eine Entstehung um 880.

107

Histoire II ( 1680) ; ( 2 1682) 390 ; ( 4 1 7 3 0 ) 346, Nr. 52 (erster Hinweis). - FAZY, Catalogue (1863) Nr. 2 4 (Erstveröffentlichung). — Henri FAZY, Inscriptions gallo-romaines, in: Genève sous la domination romaine. Mémoires de l'Institut national genevois 12 (1868) Nr. 46, Taf. VI,2 (Nachzeichnung). - CIL XII (1888) Nr. 2 6 4 6 - LE BLANT, Nouveau recueil (1892) Nr. 97. - EGLI, CIS (1895) Nr. 16, Taf. 1,16. - DUNANT, Catalogue raisonné (1909) Nr. 8 4 (24) mit Fig. (Nachzeichnung). — BLONDEL, Les faubourgs de Genève (1919) 75, Anm. 2, mit Fig. DACL VI (1924) 953, Fig. 5217. - DEONNA, Pierres sculptées (1929) Nr. 258. LITERATUR : SPON,

108

51 GENF,

EPITAPH DES BISCHOFS ANSEGISUS VON GENF

UM 880

MAH, Inv. Epigr. 33; Kopie in Zürich, SLM. - Taf. 24, Fig. 66.

Wohl im Jahre 1534 anläßlich der Zerstörung des Cluniazenserpriorats St. Viktor in Genf entdeckt. Der Genfer Chronist François Bonivard (gest. 1570) hat als erster die wahrscheinlich schon damals fragmentarische und aus einer Zweitverwendung stammende Inschrift aufgezeichnet und den fehlenden Text frei ergänzt (cf. BONIVARD unter Lit. und Textanmerkungen). Bis im Jahre 1737 war das Fragment an einem Haus der Rue des Chanoines, heute Rue Calvin (Maison Trembley) zu sehen, von wo es vorerst ins Mauerwerk der Rathausrampe und schließlich an den heutigen Standort gelangte; cf. DEONNA und BLONDEL unter Lit. Jurakalkstein; rechteckiges, am hinteren Rand oben einfach und auf der linken Seite hinten zweifach abgestuftes Fragment (76 X 84 X 18 cm; ursprünglich Sarkophagdeckel?) mit Hauptbruchstelle rechts. In der unteren Ecke links befindet sich ein durchgehendes, wohl vor der Inschrift angebrachtes, später ausgefülltes Loch von ca. 4 cm Durchmesser. Die durch Absplitterungen stark lädierte Oberfläche ist poliert. Inschrift parallel zu den Längsseiten in acht Zeilen, zwischen schwach vorgerissener Lineatur (Z.-Abstand 2—2,5 cm), sorgfältig und mitteltief eingehauen; Buchstabenhöhe 4,5—5 cm.

5

[+ ?]NON MERITIS PRECOR VT VE[ PJRAEVALEAT PIETAS QV[ ET QVICVMQVE LEGIT CO[ SIMQVE SVIS PRAECIBVS F[ ADSIT ALMIFICVS VICTO[R PERPETVIS VALEAM [ ANSEGISVS ERAM P[ SIS MEMOR IPSE MEI L[

] ] ] ] ] ] ]

Nicht durch meine Verdienste bitte ich um... Möge die Barmherzigkeit überwiegen... Und wer immer [dies] liest... Und möge ich dank seiner Fürbitten...sein... Stehe der segenspendende Viktor bei... Es gelinge mir, den ewigen... Ansegisus war ich, [Bischof... Mögest du meiner eingedenk sein...

François Bonivard gibt zuerst in Kapitalis und zeilengenau den vorliegenden fragmentarischen Text mit folgenden Varianten: Z. 1 : NON V E N I A M MERITIS PRECOR VIV...; 3: LEGIT EO...; 8: IPSE MEI (ohne L[...]), worauf in Normalschrift eine freie Umgestaltung und Ergänzung der Inschrift folgt (ed. REVILLIOD und STRECKER [MG Poet, lat.] unter Lit.).

109

Non veniam mentis tribuas, quaeso, miserator, Praevaleat pietas, quod rogitat famulus. Haec quicumque legis, consors sis regna polorum, Simque tuis precibus jultus ubique bonis. Adsint almifici Victor, Vincentius, Ursus, Perpetuis valeam suppliciis erui. Anseginus ( ! ) eram praesul Genevae civitati. Sis memor ipse mei, sit dominusque tui.

Varianten von Spon (cf. Lit.): Z. 1: PRECOR VIV...; 3: LEGIT E...; 8: IPSE MEI...

Vollschlanke, regelmäßige Kapitalis mit klassischen Dreiecksporen an den Hastenund Balkenenden. Keine Worttrennung erkennbar. Zu Beginn vielleicht Kreuz als Symbolinvokation. Eingeschriebene Buchstaben: I in T und O in C. Doppelformen für C (dreimal eckig, dreimal rund) und G (einmal eckig, einmal rund). — Verwandte Schriftdenkmäler: cf. Kat.Nr. 50: Genf, um 880. SCHRIFT:

SPRACHE UND FORM : Ursprünglich wohl vier elegische Distichen, deren Versanfänge mit den Zeilenanfängen zusammenfallen.

Poetisches Epitaph, wahrscheinlich ohne Altersangabe, Todes- oder Bestattungsdatum; cf. Anhang 1,1*: Lausanne, a. 592/93 und 50: Genf, um 880; letztere ist vermutlich als eigentliche Grabinschrift des Bischofs Ansegisus zu werten. 1 - NON MERITIS PRECOR VT VE[NI AM ?... ]PRAE V ALE AT PIETAS: cf. MG Poet. 2 lat. V, 317, Nr. 68,7: atqueprecor...ut mihi Villero det veniam misero; CIFM 1/1, Nr. 30: Poitiers, a. 782—786: eximiis meritisposce beate precor. 3 ET QVICVMQVE LEGIT: Anrufung des Lesers; in poetischen Grabinschriften und Epitaphien der Karolinger- und Ottonenzeit wiederholt anzutreffen; cf. z. B. MG Poet, lat. III,310,Nr. 33,15; 311, Nr. 3 4 , l l ; 3 1 2 , N r . 37,7;312,Nr. 38,6 ; auch EGLI, CIS, Nr. 42; Anhang I, 3*,8: Lausanne, a. 878. 5 ADSIT ALMIFICVS VICTOR: Empfehlung an den Thebaeerheiligen Viktor, Patron der Kirche, in der das vorliegende Epitaph stand. 8 SIS MEMOR IPSE MEI : Bitte an den Leser oder an den hl. Viktor (?), des Verstorbenen zu gedenken; cf. F. LESUEUR, Saint-Aignan d'Orléans, l'église de Robert le Pieux. Bulletin monumental 115 (1957) 172: karolingische Weiheinschrift: Aniane exigue sis memor ipse mei; MG Poet. lat. V, 404, Nr. 57,6: sit memor ipse tui und mehrmals. FORMULAR UND INHALT:

NAMEN:

Wie Kat.-Nr. 50: Genf, um 880.

Die Inschrift allein läßt sich paläographisch und formularmäßig in die 2. Hälfte des 9. Jhs. datieren. Das aus den literarischen Quellen erschließbare Todesdatum des Bischofs spricht für eine Entstehung des Epitaphs um 880. DATIERUNG:

LITERATUR:

Gustave 110

François

REVILLIOD,

Chroniques de Genève, Cod. Genève 1 3 8 , 3 5 (um 1 5 5 0 ) , ed. Chroniques de Genève, vol. 1. Genève 1 8 6 7 , 4 7 . — SPON, Histoire I I

BONIVARD,

Nr. 5 2 (Erstveröffentlichung). - BLAVIGNAC, Histoire Atlas, Taf. 4 1 , 3 (Nachzeichnung). - FAZY, Catalogue ( 1 8 6 3 ) Nr. 3 3 . - EGLI, CIS ( 1 8 9 5 ) Nr. 4 2 , Taf. 111,42. - BLONDEL, Les faubourgs de Genève ( 1 9 1 9 ) 7 4 mit Fig. - MG Poet, lat. I V / 3 ( 1 9 2 3 , 2 1 9 6 4 ) 1027, Nr. II. - DEONNA, Pierres sculptées ( 1 9 2 9 ) Nr. 2 5 7 (mit ait. Lit.). (1680); (21682) 389f.; (41730) 346, ( 1 8 5 3 ) 192,

111

52*

GRABINSCHRIFT DES PRIESTERS AEGIOLDUS

7 . / 8 . - 9 . / 1 0 . JH.

Im Jahre 1691 in der Gegend des 1534 zerstörten, bis ins 5./6. Jh. zurückreichenden nachmaligen Cluniazenserpriorats St. Viktor in Genf entdeckt. Der Inschriftenträger lag im Stadtgraben (au fossé du demi bastion gauche de l'ouvrage couronné, qui est l'endroit où étoit l'église de S. Victor) und wurde nach seiner Auffindung ins Mauerwerk des benachbarten Waffenplatzes eingelassen (on l'a mise dans la muraille de la traverse de la place d'armes voisiné) ; von da verlor sich seine Spur; cf. FLOURNOIS, SPON und DEONNA unter Lit. Die Inschrift war wohl in acht Zeilen eingehauen ; cf. Transkription von Flournois und Spon und Textanmerkungen.

5

+HIC REQVIESCIT IN PACE BONE ME MORIE AEGIOLDVS PRAEPOSITVS ET PRES BITER QVI OBIIT XVII [K(A ?) ]L(ENDAS) OCTIMBRIS QVI REQVIESCAT IN PACE AMEN Hier ruht in Frieden seligen Gedenkens der Vorsteher und Priester Aegiold, der am 17. Tag vor den [Kaienden] des Oktober (16. September) gestorben ist und in Frieden ruhen möge. Amen.

Text nach Flournois und Spon (cf. Lit.). Die Herausgeber der vierten, postumen Auflage Spons, Histoire II (1730) 379, scheinen für ihre Transkription wie Flournois die Originalinschrift oder allenfalls eine andere Textüberlieferung benutzt zu haben. Ihre Abschrift ist besser als die Flournois', obschon dieser einige paläographische Details wiedergibt. Varianten: Z. 3: A E L L O L D V S Flournois; 4 : PREPOSITVS Spon; 6: X...L. OCTIMBRIS Spon; 7: DNE R E Q V I E S C A T Flournois.

Flournois (cf. Lit.) bezeichnet die Inschrift als en lettres romaines geschrieben. Seine Transkription, die kaum eine Worttrennung erkennen läßt, zeigt zwei Abkürzungszeichen in Form eines waagrechten Balkens über ...L (Z. 6: wohl KALENDAS) und DNE (Z. 7: DOMINE, anstelle von QVI nach Spon). Ligaturen: AE und ET (Z. 4; letztere in Umstellung: TE), beide seit der Antike anzutreffen. Eingeschriebene Buchstaben: V in D (Z. 3: bei AELLOLDVS, bzw. AEGIOLDVS nach Spon), für die frühe Belege fehlen; cf. GRAY, The paleography, Nr. 72 oder MONNERET DE VILLARD, Catalogo, Nr. 38e: Mailand, 9 . / 1 0 . Jh.; DESCHAMPS, Etüde, 23: Frankreich, 11.—12. Jh. SCHRIFT:

112

SPRACHE: Z . 6 :

Octimbris für Octobris.

FORMULAR UND INHALT: Grabinschrift mit einfacher Eingangsformel und Angabe des Namens, des Titels, des Standes sowie des Todesdatums; ungewöhnliche Schlußformel. 1-3 HIC REQVIESCIT etc.: wie Kat.-Nr. 6: Genf, a. 505. 4 - PRAEPOSITVS ET PRESBITER: einzeln seit frühchristlicher Zeit auch inschriftlich 5 belegt ; cf. DIEHL III, 390 (praepositus), 391 f. (presbyter) ; in der vorliegenden Verbindung sonst kaum anzutreffen. 5 - QVI OBIIT... OCTIMBRIS : die Angabe des Todestages erfolgt in frühmittelalterlichen 6 Grabinschriften in dieser Form - jedoch ohne das Relativpronomen qui oder quae - sehr häufig nach der Altersformel qui vixit annos NN plus minus NN (cf. DIEHL III, 561 und passim). In der vorliegenden Reihenfolge und Formulierung ist sie ziemlich selten; cf. DIEHL, Nr. 1656: Chalon-sur-Saône, 6. oder 7. Jh. ; Nr. 2892A adn: Verdon, o. D . ; Nr. 2896 adn: Cavaillon, o. D.; Nr. 4423 adn: Remagen, o. D. 7 - QVI REQVIESCAT IN PACE: die Schlußformel mit dem Friedenswunsch ist in frühchristlichen und frühmittelalterlichen Inschriften zwar in Wendungen wie Erculio...inpace quiescat ( D I E H L , Nr. 2281 adn: Rom, o. D . ) , anima eius requiescat in pace (ibid., Nr. 2284 adn: Nordafrika, o. D.) oder requiescat anima eius in pace (CIFM 1/1, Nr. 91 : Poitiers, Ende 8. Jh.) überliefert und fand auch in der 2. Hälfte des 10. Jhs. durch das römisch-germanische Pontifikale mit der Formel requiescat in pace. Amen starke Verbreitung (cf. H. J. RIECKENBERG, Über die Formel ' Requiescat in pace ' in Grabinschriften, in : Nachrichten der Akad. d. Wiss. in Göttingen, phil.-hist. Kl. 1966, Nr. 12, 449-452), aber mit dem relativen Anschluß qui wie auch in der eigenartigen, von Flournois vorgeschlagenen Verbindung mit Domine ist diese Schlußformel weder epigraphisch noch liturgisch nachweisbar. Nicht ganz auszuschließen ist — sollte sich die Lesung Flournois doch als die richtige erweisen — eine Verkürzung der bis in unsere Zeit üblichen liturgischen Formel Requiem aeternam dona ei DOMINE et lux perpetua luceat ei. REQ VIESCA T IN PACE AMEN. Zum epigraphischen Gebrauch von AMEN cf. CIMAHI, Nr. 28,7: St-Maurice, 7.-Anfang 8. Jh.

Aegioldus (Z. 3); germanischer, aus ägj- (Spitze, Ecke, Schwertschneide) und wald(Herrscher) zusammengesetzter Personenname, der seit dem 8. Jh. belegt ist; cf. FÖRSTEMANN, PN, 26; KAUFMANN, Erg.-Bd., 21 f.; MORLET, Les noms de personne I, 22a. - Für die von Flournois vorgeschlagene Lesung Aelioldus lassen sich kaum zwingende Parallelformen finden; cf. FÖRSTEMANN, PN, 54; MG Cap. reg. Franc. I, 377, 25: Allolldd, 9. Jh. - In Genf ist sonst weder ein Aegiold noch ein Aellold überliefert. Vom Fundort der Inschrift her gesehen, dürfte es sich um einen Vorsteher der vor 500 gestifteten Kirche St. Viktor gehandelt haben. NAMEN:

: Gesamthaft betrachtet reiht sich diese Inschrift in die Gruppe der wohl im 6.-8. Jh. entstandenen Genfer Inschriften mit der stereotypen Eingangsformel Hic requiescit in pace bone memorie ein. Die ungewöhnliche Schlußformel und die spät auftauchende Inserierung des Buchstabens V in D, sprechen aber eher für eine Entstehung im 7./8.—9./10. Jh. DATIERUNG

113

LITERATUR: Jacques FLOURNOIS, Inscriptions modernes de Genève, in: Manuscrit pour servir à l'histoire de Genève. No 215. Genève, Bibliothèque publique et universitaire (um 1692) 37 (Erstaufzeichnung). - SPON, Histoire II ( 4 1730) 379, Nr. IX (Erstveröffentlichung). - LE BLANT, Inscriptions II (1865) Nr. 371. - EGLI, CIS (1895) Nr. 13. - BESSON, Recherches sur les origines (1906) XII. - FIEBIGER/SCHMIDT, Inschriftensammlung (1917) Nr. 104. - D A C L VI (1924) 952. - DIEHL (1925, 3 1970) Nr. 1308. - DEONNA, Pierres sculptées (1929) Nr. 231.

114

53

BURCHINUS-KAPITELL

1 1 . / 1 2 . JH.

ST-URSANNE (JU), Kollegiatskirche, dritter südlicher Freipfeiler (von Westen her gezählt), Südseite. - Taf. 25, Fig. 67.

Nach Lapaire (Les constructions, 38) handelt es sich um eine Spolie der ersten, ins 11. Jh. datierten Chorherrenkirche von St-Ursanne, die im zweiten Kirchenbau (vor 1210) und später Wiederverwendung fand (dagegen M A U R E R - K U H N unter Lit.). Die polychrome Ausmalung aus dem 1 5 . Jh. wurde 1 9 0 3 wiederhergestellt (cf. C. LAPAIRE, Saint-Ursanne [Schweizer Kunstführer]. 1964, 6). Kalkstein; dreiseitig bearbeitetes, polychromiertes Würfelkapitell (41 X 41 cm) mit stehender männlicher Figur zwischen Blattranken auf der Frontseite. Inschrift am Kämpfer über der männlichen Figur, einzeilig, ziemlich regelmäßig und mitteltief eingehauen; Buchstabenhöhe 4—5 cm. — Spuren roter Farbe stammen vielleicht von der ersten Polychromie. BVRCHINVS

Ziemlich breite, lineare Kapitalis mit wenig ausgeprägten Hasten- und Balkenenden. Die runden, an der Schräghaste von N und an der rechten V-Haste angebrachten Punkte sind Zierpunkte, wie sie seit der 2. Hälfte des l l . J h s . bei Freskeninschriften (cf. Kat.-Nr. 54: Montcherand [VD], um 1 1 0 0 — 1 . H. 1 2 . Jh.) anzutreffen sind. Zu diesen Verzierungen scheinen auch die übrigen, zwischen einigen Buchstaben eingehauenen Punkte zu gehören. SCHRIFT:

FORMULAR UND INHALT: Personenname im Nominativ, vielleicht Figurenbezeichnung. Wahrscheinlich handelt es sich um den Namen einer Person, die irgendwie mit dem Kirchenbau in St-Ursanne zu tun hatte (Steinmetz? Bauherr? Baumeister?), und die auf der Frontseite des Kapitells auch dargestellt werden sollte; cf. auch Kat.-Nr. 71: St-Ursanne (JU), 2. H. 13 Jh.

Burchinus, germanischer, von bürg- (bergen) abgeleiteter Personenname, dem ein im Jh. überlieferter Burchino in Bleidenstadt (Preußen) am nächsten kommt (cf. FÖRSTEMANN, PN, 3 4 8 ; KAUFMANN, Untersuchungen, 2 9 9 ) . Unhaltbar sind sowohl der Vorschlag Chappattes (cf. Lit.), am Kapitell B. Ursihinus (= Beatus Ursicinus) lesen zu wollen als auch der Austausch der Namen Burkhard und Burchinus, den L. Migy-Studer (in: Actes de la société jurassienne d'émulation 7 3 [ 1 9 7 0 ] 2 4 4 ) nach einer Urkunde vornimmt (TROUILLAT, Monuments I, 2 7 6 ) , die weder Burkhard noch Burchinus nennt. Burchinus ist sonst unbekannt; cf. aber KRAUS, Die christlichen Inschriften II, Nr. 1 0 3 : Saint-Jean-les-Saverne, a. 1 1 2 7 oder W I L L , Répertoire des inscriptions, Nr. 44: Agnus dei Bure.... NAMEN: 9.

DATIERUNG: Gegen eine bau- und kunstgeschichtliche Datierung dieses Kapitells ins 11. Jh. oder in die Zeit um 1100 (so LAPAIRE unter Lit.) ist in paläographischer Hinsicht nichts

115

einzuwenden. Der lineare Schrifttyp und die paläographische Eigentümlichkeit in Form von runden Zierpunkten, die vor und nach 1100 auch anderswo anzutreffen sind (cf. oben Schrift), sprechen sogar eher für diese als für eine spätere Entstehungszeit. Marcel CHAPPATTE, La collégiale de St-Ursanne. Actes de la société jurassienne d'émulation 33 (1928) 138 mit Fig., 173, Nr. 2 (Erstveröffentlichung). - LAPAIRE, Les constructions (i960) 38, 68, 80, 124, 177 f., Taf. 12,35. - L'art roman en Suisse. Genève 1943, Fig. 13. - M A U R E R - K U H N , Romanische Kapitelplastik (1971) 258 f. LITERATUR:

116

54

WANDMALEREIEN VON MONTCHERAND (VD)

MONTCHERAND,

UM 1 1 0 0 - 1 . H. 12. JH.

Reformierte Kirche (ehemals St. Stephan), Apsisinnenwand. — Taf. 25—26,

Fig. 6 8 - 6 9 .

Im Jahre 1 9 0 2 / 0 3 freigelegt, restauriert und ergänzt. Die damals durch August Schmid angebrachten Ergänzungen wurden 1970 unter Leitung von Théo-Antoine Hermanès wieder entfernt; cf. ASA 5 ( 1 9 0 2 / 0 3 ) 1 1 1 ; BACH unter Lit.; Kunstführer II5, 2 4 4 . Die ausgemalte Apsis zeigte ursprünglich in der unteren Zone unter einem Rundbogenfries stehend die zwölf Apostel, die einander paarweise zugekehrt sind, und in ihrer Mitte vielleicht die Muttergottes. Darüber eine Majestas Domini mit den vier Evangelistensymbolen. Erhalten haben sich nur fünf Apostel auf der Südseite, zwei auf der Nordseite und der untere Teil des Christusthrones mit dem Lukasstier auf der Nordseite. Es lassen sich vier Inschriftengruppen unterscheiden, die paläographisch zusammengehören: I) in einem Balken zwischen Rundbogenfries und Ornamentband einzeilig, weiß auf rotbraunem Grund gemalt; Buchstabenhöhe 5—10 cm. — II) jeweils rechts neben den Aposteln in einer Zeile senkrecht von oben nach unten, rotbraun auf weißem Grund gemalt; Buchstabenhöhe 5—10 cm. — III) zwischen den lädierten Rundbogen, unter denen sich der Apostel Paulus und die zentrale Figur befanden, in einem Schriftbalken einzeilig (?), rotbraun auf weißem Grund gemalt; Buchstabenhöhe ca. 7 cm. — IV) über dem Ornamentband am nördlichen Apsisrand links neben dem Lukasstier, in einer Zeile, teils senkrecht (LVC und AS) und teils waagrecht (CA) rotbraun auf weißem Grund gemalt; Buchstabenhöhe 6—9 cm.

I)

Über dem Rundbogenfries: [ECC]E NOS RELINQVIMVS OMNIA [ET?] SECVTI SVMVS TE QVID ERGO ERIT NOBIS [?] AMEN DICO VOBIS IN_REGENERACIONE SEDEBI[TI]S [DVJO[DECI]M [IVDICANTES TRIBVS ISRAEL?] Sieh uns hier! Wir haben alles zurückgelassen und sind dir nachgefolgt. Was werden wir dafür bekommen? Amen, ich sage euch: Ihr werdet in der Geburtsstunde der neuen Welt thronen und [über die zwölf Stämme Israels herrschen], (Übersetzung nach U . WILCKENS, Das Neue Testament. Hamburg-Köln-Zürich 3 1 9 7 1 , 8 6 ) .

II)

Neben den Aposteln: a) PAVLVS • d) IACOBVS •

III)

b) IHO(ANNE)S (!) e) MATIAS

c) AMDREAS (!) f) FILIPVS •

Beim zentralen Rundbogen: [../...]DVS 117

IV)

Neben dem Lukasstier: LVCAS •

I) cf. Mt. 19,27 f. - II b) IHOANNES statt IOH ANNES, Metathese oder Anlehnung an IHESVS; cf. CIMAH I, Nr. 52 IA: St-Maurice, um 1 1 5 0 ; DEMUS, Romanische Wandmalerei, Farbtaf. 2 3 : Anagni, 2. Viertel, 13. Jh. - II c) A M D R E A S statt ANDREAS.

SCHRIFT: Nach Entfernung der 1903 angebrachten Ergänzungen ist anhand des originalen Schriftbestandes eine vorsichtige Schriftanalyse möglich (dagegen noch BACH und BRENK unter Lit.). — Schlanke Kapitalis mit deutlicher Trennung von Haar- und Schattenstrichen, die aber noch durchaus linear wirken. Manche aus Haarstrichen geformte Balken, Hasten und Rundungen weisen punktförmige Verdickungen auf. Keine Worttrennung, jedoch Schlußzeichen in Form von drei kleinen, ein Dreieck bildenden Punkten, die nach IIa, d, f und IV noch sichtbar sind. Abkürzungszeichen in Form eines leicht gewellten Striches durch die obere Hälfte des unzialen H (IIb: IHO ANNES). Wahrscheinlich ist auch das kaum lesbare ET (I, nach OMNIA) in Form einer aus den Buchschriften übernommenen Kürzung geschrieben. Ligaturen: NR (I, auch zur Verbindung von zwei Wörtern) und zweimal NE (I). Verschränkte Buchstaben : VS (Ild). Unziale Formen nur bei H (IIb) und Q (I). — Entfernt verwandte Schriftdenkmäler: DEMUS, Romanische Wandmalerei, Taf. 167 u. Farbtaf. 70: Tahull, um 1123; Taf. 34: Foro Claudio, nach 1200 ; Taf. 154 : San Juan de Bohi, späteres 11. Jh. ; Taf. 163 : Estahön, gegen Mitte 12. Jh. FORMULAR UND INHALT:

I

Bibelspruch, der auf das Wesentlichste beschränkt ist (direkte Rede, keine Wiederholungen) ; die Wortfolge am lädierten Schluß ist nicht ganz klar. Platzmäßig konnte nicht viel mehr dastehen. Der Text gehört zum Evangelium, das am Fest eines heiligen Abtes und in der zweiten Votivmesse für den Mittwoch (Petrus und Paulus) zur Lesung kam.

II

Einfache Figurenbezeichnungen. Das sonst bei den Apostelnamen übliche Beiwort Sanctus fehlt hier wie beispielsweise auch in Kat.-Nr. 63 II—III: Payerne (VD), 12./13. Jh. und bei P. D E S C H A M P S / M . THIBOURT, La peinture murale en France au début de l'époque gothique. Paris 1963, Taf. 85,2: Lagrasse (Aude), Ende 13. Jh. Zur Ikonographie cf. BRENK unter Lit. und LCI I, 160-164 (Apostel).

III

Unbestimmt ; wohl kaum Figurenbezeichnung, es sei denn, bei der zentralen Figur handle es sich nicht um Maria. An [STEPHAJNVS (Patron der Kirche) ist kaum zu denken, weil das mutmaßliche D nicht gut als unziales N gelesen werden kann.

IV

Einfache Figurenbezeichnung. Zur Ikonographie cf. I, 696-713 (Evangelisten); VII, 448-464 (Lukas).

BRENK

unter Lit. und allg. LCI

: Brenk (cf. Lit.) datiert die zu seiner Zeit von den Ergänzungen August Schmids noch nicht befreiten Fresken von Montcherand in die spätromanische Periode. Dagegen sprechen in epigraphischer Hinsicht vor allem paläographische Merkmale, wie die fehlenden DATIERUNG

118

spätromanisch-frühgotischen Einflüsse in Form von vermehrten unzialen Buchstaben. Die charakteristischen punktförmigen Verdickungen an der Schrift, die unabhängig von den spätromanisch-frühgotischen Schwellungen auftreten können (cf. oben Schrift) und hier im Verband mit einer schlanken Kapitalis von der spätromanischen Schrift noch weiter entfernt scheinen als die Freskeninschriften von Payerne (VD), rechtfertigen eine Datierung in die Zeit um 1100 bis in die Mitte des 12. Jhs. ASA 5 ( 1 9 0 2 / 0 3 ) 111 (erster Hinweis). - Konrad ESCHER, Untersuchungen zur Geschichte der Wand- und Deckenmalerei in der Schweiz vom IX. bis zum Anfang des XVI. Jahrhunderts (Studien zur deutschen Kunstgeschichte 71). Straßburg 1 9 0 6 , 34, 5 7 f., 1 0 9 , 1 1 2 . — Victor-H. BOURGEOIS, La peinture décorative dans le canton de Vaud dès l'époque romaine jusqu'au XVIII e siècle. Lausanne 1 9 1 0 , 8 f., Taf. IV f. - Eugène BACH, Les fresques de l'église de Montcherand et leurs sources d'inspiration. ASA 34 ( 1 9 3 2 ) 10—27, Fig. 1—4. — DERS., Les peintures murales de l'église de Montcherand (Congrès archéologique de France 110). ParisOrléans 1 9 5 3 , 3 3 0 - 3 3 7 mit Fig. - Adolphe DECOLLOGNY, Trésor des églises vaudoises. Lausanne 1 9 5 8 , 2 1 — 2 4 . — BRENK, Die romanische Wandmalerei ( 1 9 6 3 ) 156—159, Fig. 56. — REINLE, Kunstgeschichte I ( 1 9 6 8 ) 5 2 0 . LITERATUR:

119

55* Bis Fig.

PORTALINSCHRIFT VON NEUENBURG 1672

in

NEUENBURG,

1191-1195

Stiftskirche, Südostportal (St-Pierre), Tympanon. - Taf.

27,

70.

Um 1500 erstmals vom Neuenburger Chronisten Johannes de Bosco erwähnt und im Wortlaut festgehalten. Vom Notar und Bürgermeister von Neuenburg Jonas Barillier (gest. 1620) ist eine Nachzeichnung des Tympanons mit der von ihm kaum verstandenen Inschrift überliefert. Ihm zufolge war die Inschrift im 16. Jh. noch ziemlich gut, im Zeitpunkt der Aufzeichnung aber nur noch schlecht erhalten. Die Tympanondarstellung mit Inschrift wurde im Jahre 1672 entfernt, weil die Szene mit dem vor Maria knienden Stifterpaar Anstoß erregte; cf. MATILE, PIAGET, LINDNER, CHÄTELAIN und LOMBARD unter Lit. Wohl Kalkstein; nach der Zeichnung Barilliers (ed., CHÄTELAIN unter Lit.) rundbogiges Tympanon (100 X 170 cm), das im Flachrelief eine thronende Maria (mit Kind?) zeigt. Zu Füßen Marias, der sie ein Kirchenmodell darbieten, knien links ein Mann und rechts eine Frau. Inschrift nach Barillier um das Bogenfeld laufend, links unten beginnend und in einer zweiten, geraden Zeile unter dem Bogenfeld endigend, wohl eingehauen; Buchstabenhöhe ca. 5 cm. [+RESPICE VIRGO PIA ME BERTA(M) S(AN)C(T)A MARIA ET SIMVL VLRICV(M) Q(VI) SIT FVGIENS INIMICV(M) DAT DOM(VS) H(EC) RISV(M) FACIENTIB(VS) ET PARADISV(M)] Gnädige Jungfrau, heilige Maria, schau mich, Bertha und zugleich auch den Ulrich, der dem Bösen entkommen möge, an! Dieses Haus schenkt seinen Erbauern Freude und das Paradies. (Cf. französische Ubersetzung bei LOMBARD unter Lit.). Der vorgestellte Text stützt sich auf das ' Recueil d'un chanoine anonyme' und auf die Nachzeichnung des Jonas Barillier (cf. CHÄTELAIN und Recueil unter Lit.). - Z. 1: BERTA Barillier, Bertham Recueil. - SCA für SANCTA Barillier, dafür virgo wiederholt Recueil. - VLRICVS Barillier, der das S wohl von SIT übernommen hat; Ulricu(m) interlinear nachgetragen Recueil. - IT oder — unter Zuhilfenahme des VLRICV angehängten S - SIT statt Q VI SIT Barillier. - INIMIC für INIMICVM Barillier. - Z. 2: DAT Barillier, Recueil, det Emendationsvorschlag von S. Vögelin (cf. Lit.) u. a. DOM 9 HRIS -V FACIENTIB 9 Barillier. - risum cod., usum Matile (cf. Lit.) und Herausgeber des Recueil.

SCHRIFT: Die Nachzeichnung Barilliers, der das Original gesehen haben dürfte, sowie die freie, wohl auf Barillier beruhende Zeichnung von Dubois de Montperreux (cf. Lit.) lassen eine ziemlich schlanke, regelmäßige Kapitalis ohne nennenswerte gotische Einflüsse erkennen (Dubois de Montperreux gibt allerdings — wahrscheinlich gestützt auf Kat.-Nr. 56 — in DOMVS, Z. 2, ein gotisches M und überall trapezförmige A). Abkürzungszeichen in Form eines waagrechten Balkens über RISV (Z. 2: RISVM), wohl übersehen bei SCA (Z. 1: SANCTA) und VLRICV (Z. 1: VLRICVM) und in Form einer eingerollten Cauda nach DOM (Z. 2: DOMVS)

120

und FACIENTIB (Z. 2: FACIENTIBYS). Unklar sind die Abkürzungszeichen beim fehlenden Wort QVI (Z. 1), bei H (Z. 2: HEC) und bei den aus Platzgründen unter der Zeile vervollständigten Wörtern INI-MIC (Z. 1) und PARADI-SV (Z. 2). S P R A C H E UND F O R M :

Drei leoninische Hexameter. — Prosodische Mängel: Vers 1: Kürze vor

Zäsur. FORMULAR UND I N H A L T : Poetische Bau- und Stifterinschrift; cf. etwa M . K E M M E R I C H , Die frühmittelalterliche Porträtplastik in Deutschland bis zum Ende des X I I I . Jahrhunderts. Leipzig 1909, 224, Fig. 108: Breslau, Anfang 13. Jh. 1 RESPICE: wohl aus der Liturgie entlehnt, wo zahlreiche Gebete so beginnen; cf. BRUYLANTS, Les oraisons II, Nr. 4 3 3 , 9 7 6 - 9 8 8 und mehrmals. - ME BERTAM...ET SIMVL VLRICVM: cf. unten Namen; es ist kaum daran zu zweifeln, daß es sich bei den beiden Personen um die Stifter der Kirche handelt. - QVI SIT FVGIENS INIMICVM: unter inimicus ist eher der Seelenfeind oder der Teufel als ein menschlicher Feind, dem man sich zum Kampf stellen würde (hostis), zu verstehen. Vielleicht klingt hier der Teil des Gebetes der Totenmesse: exoramus...ut non tradas eam [animam] in manus inimici nach ( B R U Y L A N T S , Les oraisons II, Nr. 208). Damit erhält die Hypothese, wonach mit Ulricus in der Inschrift nicht der Sohn Berthas (so von W Y S S , LOMBARD unter Lit.), sondern ihr 1 1 9 1 verstorbener Mann gemeint sei (so COURVOISIER unter Lit.), bedeutendes Gewicht; denn daß Bertha die vorliegenden Worte zwar nicht als Gattin, sehr wohl aber als Witwe sprechen konnte, liegt auf der Hand, wie umgekehrt auch die Schwierigkeit entfällt, wonach die Stiftskirche von Neuenburg im Jahre 1 1 9 5 fertiggestellt war (cf. COURVOISIER unter Lit.), Bertha aber ihren Sohn Ulrich allein nicht gut vor dem Tode von dessen Bruder Rudolf im Jahre 1196 in der Inschrift hätte nennen können (cf. auch unten Namen und Datierung).

steht fest, daß die hier genannte Bertha die Frau des Grafen Ulrich II. von Neuenburg (gest. 1191) war. Ihre Herkunft (Grenchen? [SO]) ist nicht geklärt. Im Jahre 1209 nennt eine Urkunde sie und ihren Mann, der früher als Herr von Arconciel (FR) das Kloster Hauterive beschenkt hatte,fundatores ecclesie Novi Castri ( M A T I L E , Monuments I, 45, Nr. 56). Im Jahre 1195 dürfte diese Stiftskirche konsekriert und für den Gottesdienst bereit gewesen sein, denn zu diesem Zeitpunkt erhielten die 1185 erstmals erwähnten Chorherren von Neuenburg von Papst Coelestin III. die Erlaubnis, trotz dem Interdikt, unter Ausschluß der davon betroffenen Bevölkerung stille Messen zu feiern ( M A T I L E , Monuments I, 36, Nr. 45; B R A C K M A N N , Helvetia pontificia, 201). Von den drei Söhnen Berthas und Ulrichs II. starb Rudolf im Jahre 1196, Berthold als Bischof von Lausanne im Jahre 1220 und Ulrich III., auf den man die vorliegende Inschrift beziehen wollte (cf. oben Formular und Inhalt), im Jahre 1225. Das Todesjahr der Gräfin Bertha ist nicht bekannt. Man hat versucht, die verlorene, angeblich aus Erlach stammende Grabinschrift Hacpausant Jossa Berthe feliciter ossa; spiritus ad sedes transeat belysias (ed. Recueil unter Lit. 1884, 149—151) mit ihr in Verbindung zu bringen (so VON W Y S S unter Lit.), obschon sie wahrscheinlich zur Gräfin Bertha von Grenchen (gest. 1226), der Frau Rudolfs I. aus dem Geschlecht der Neuenburg-Nidau gehört. — Zu den Personen allg. cf. HBLS V , 282; GHS I, 108 f., Taf. 16; Paul V U I L L E , in: Musée Neuchâtelois série III, vol. 16 (1979) 110f.; VON W Y S S und LOMBARD unter Lit. NAMEN: ES

121

Die große Wahrscheinlichkeit, wonach die Inschrift auf den 1191 verstorbenen Grafen Ulrich II. von Neuenburg zu beziehen ist (cf. oben Formular und Inhalt, Namen), und die Tatsache, daß im Jahre 1195 in der Stiftskirche der Gottesdienst abgehalten werden konnte, was wohl die Fertigstellung des Südostportals voraussetzt, sprechen für eine Entstehung der Inschrift in der Zeit zwischen 1191 und 1195. DATIERUNG:

Jean Baptiste PLANTIN, Abrégé de l'histoire générale de Suisse. Genève 1666, 716 (Erstveröffentlichung, fehlerhaft). - David GENTIL, Chroniques ou histoire curieuse. Lausanne 1672,192-195. -JohannJakob SCHEUCHZER, Itinera per Helvetiae alpinas regiones. Lyon 1723, 423. — Mémoire sur l'église collégiale et le chapitre de Neuchâtel en Suisse (Der schweizerische Geschichtsforscher VI/2). Bern 1826,164—170.— Recueil d'un chanoine anonyme, in: Extraits des chroniques ou annales écrites autrefois successivement par les chanoines du chapitre de Notre Dame de Neuchâtel. Neuchâtel 1839, 109, 148. — Georges-Auguste MATILE, Musée historique de Neuchâtel et Valangin, t. 1. Neuchâtel 1841, 21-23 ('Monumens parlans' von Jonas Barillier). - DERS., Dissertation sur l'église collégiale de Notre-Dame de Neuchâtel. Neuchâtel 1847, 11, 24-29. - Frédéric DUBOIS DE MONTPERREUX, Les monuments de Neuchâtel. MAGZ 5 (1852) 14 f., Taf. 18. - BLAVIGNAC, Histoire (1853) 214. - Salomon VÖGELIN, Die Portal-Inschrift der Collegiat-Kirche zu Neuchâtel. ASG 8 (1862) 34 f. - Recueil d'un chanoine anonyme, in : Chroniques des chanoines de Neuchâtel suivies des entreprises du duc de Bourgogne contre les Suisses. Nouvelle édition. Neuchâtel 1884, 152f.; dazu: Arthur PIAGET, in: ZSG 13 (1933) 487. - Georg von WYSS, Die Portal-Inschrift der Stiftskirche in Neuenburg. ASA 6 (1888—91) 39—43. — Arthur LINDNER, Die Basler Galluspforte und andere romanische Bildwerke der Schweiz. Straßburg 1899, 54 f. — Charles CHÂTELAIN, Monuments parlans de Neuchâtel, par Jonas Barillier. MN 36 (1899) 26; cf. MATILE, Musée historique, 1841. - Alfred LOMBARD. L'église collégiale de Neuchâtel. Neuchâtel 1931, 17-23, Fig. 9-11. - REINERS, Burgundisch-alemannische Plastik (1943) 312 f., Fig. 426. - Jean COURVOISIER, Neuchâtel (Congrès archéologique de France 110). Paris-Orléans 1953,302 f. — DERS., in: KDM Neuchâtel I (1955) 77, 87 f. - REINLE, Kunstgeschichte I (1968) 419 f. - MAURER-KUHN, Romanische Kapitellplastik (1971) 188. LITERATUR:

122

56

PAULUSSTATUE

1191-1195

MAH, ohne Inv. ; Kopie am ursprünglichen Standort, d. h. am Südportal (St-Pierre) der Stiftskirche von Neuenburg. — Taf. 27, Fig. 71.

NEUENBURG,

Wahrscheinlich bis 1867—70 in der östlichen Gewändeseite des Südportals der Stiftskirche von Neuenburg aufgestellt. Bei der damaligen, von Léo Châtelain und Ferdinand Stadler durchgeführten Restauration (cf. J. COURVOISIER, in : KDM Neuchâtel I, 79), wurden die Petrus- und die Paulusstatue durch die heutigen Kopien ersetzt, während die Originale vorerst in den Kreuzgang und vor 1955 an den heutigen Standort gelangten. Zwei Kopffragmente, die engstens mit den Originalen verwandt sind und sich zur Zeit im Kreuzgang befinden, haben Reiners (cf. Lit.) zum nicht gerade überzeugenden Schluß veranlaßt, die im 19. Jh. ersetzten Stücke seien bereits Kopien (aus welcher Zeit?) gewesen; cf. COURVOISIER unter Lit. Jurakalkstein; stark lädierte, fast vollplastische, untersetzte Standfigur (Höhe 110 cm) mit Nimbus, langen Haaren und spitz zulaufendem Vollbart. Der so dargestellte heilige Paulus hält mit der Rechten eine Schrifttafel oder offene Schriftrolle, auf die ursprünglich seine Linke hinwies. Inschrift auf der Schrifttafel oder -rolle in vier von oben nach unten verlaufenden Zeilen, die den Betrachter zwingen von links zu lesen, zwischen schwach vorgerissener Lineatur (Z.-Abstand 3,5—4 cm), ziemlich tief und regelmäßig eingehauen; Buchstabenhöhe 3 cm. NE MAG[NITV]DO REV ELACIONVM EXTOL AT ME • DAT(VS) EST M(IH)I ANGEL(VS) SATANE Damit ich mich nun aber der überschwenglichen Größe der Offenbarungen wegen nicht überhebe, ist mir ein Satansengel gegeben. (Übersetzung nach U. WILCKENS, Das Neue Testament. Hamburg-Köln-Zürich 3 1971, 652).

2. Kor. 12,7. - Z. 1: Das I in M A G N I T V D O dürfte über dem N nachgetragen gewesen sein; so jedenfalls zeigt es die Nachzeichnung Matiles (cf. Lit.), der vielleicht das Original in besserem Zustand gekannt hat.

Vollschlanke Kapitalis mit ausgeprägten Dreiecksporen an den Hasten- und Balkenenden sowie mit geringen gotischen Einflüssen, etwa in Form des unzialen M (neben kapitalem) und des durchwegs trapezförmigen A. Worttrennung nicht erkennbar, vielleicht in Form eines runden Punktes zwischen ME und DATVS (Z. 3). Abkürzungszeichen in Form einer eingerollten Cauda, angehängt an: DAT (Z. 3: DATVS) und ANGEL (Z. 4: ANGELVS), in Form eines über- und eingeschriebenen I bei M (Z. 3 : MIHI oder MICHI). Weitere eingeschriebene SCHRIFT:

123

Buchstaben : A in L (Z. 2) und vielleicht I bei N (Z. 1 ; cf. Textanmerkung). — Verwandte Schriftdenkmäler: cf. CIFM II/2, Nr. 78, Fig. 128: Saulgé, 12. Jh.; KRAUS, Die christlichen Inschriften II, Nr. 544, Taf. 27: Köln, a. 1178. FORMULAR UND INHALT: Bibelzitat (2. Kor. 12,7), hier zur Kennzeichnung der dargestellten

Figur, d. h. des hl. Paulus, von dem diese Worte stammen. Diese Art inschriftlicher Bibelzitate ist seit karolingischer Zeit wiederholt anzutreffen, besonders häufig bei Evangelistendarstellungen, die meistens den Anfang des entsprechenden Evangeliums zeigen; cf. auch Kat.-Nr. 65 I—II: Lausanne (VD), 1220—1230. Das Zitat ist hier um stimulus carnis meae (Dorn ins Fleisch) verkürzt, dafür ist in der Wand neben der Statue ein geflügeltes Teufelchen ausgehauen, das eine kleine Lanze gegen den Heiligen richtet. DATIERUNG: Wegen der einheitlichen und wohl gleichzeitigen Ausführung des Tympanons und der Gewändeausstattung sprechen die oben bei Kat.-Nr. 55 dargelegten Gründe für eine Entstehung dieser Inschrift in den Jahren 1191-1195. LITERATUR: Mémoire sur l'église collégiale et le chapitre de Neuchâtel en Suisse (Der schweizerische Geschichtsforscher VI/2). Bern 1826, 172 f. (Erstveröffentlichung). - George-Auguste MATILE, Musée historique de Neuchâtel et Valangin, t. 1. Neuchâtel 1841, 24 ('Monumens parlans' von Jonas Bariliier). — DERS., Dissertation sur l'église collégiale de Notre-Dame de Neuchâtel. Neuchâtel 1 8 4 7 , 11, Taf. VIII,65 (Nachzeichnung). - Frédéric DUBOIS DE MONTPERREUX, Les monuments de Neuchâtel. MAGZ 5 ( 1 8 5 2 ) 15, Taf. 2 0 (Nachzeichnung). BLAVIGNAC, Histoire ( 1 8 5 3 ) 2 1 7 f., Atlas, Taf. 4 2 * , 4 (Nachzeichnung). - Arthur LINDNER, Die Basler Galluspforte und andere romanische Bildwerke der Schweiz. Straßburg 1899, 59 f. mit Fig. - Alfred LOMBARD, L'église collégiale de Neuchâtel. Neuchâtel 1931, 61. - Heribert REINERS, Les statues de Saint Pierre et de Saint Paul au portail sud de la collégiale. MN 3 0 ( 1 9 4 3 ) 6 5 - 6 9 , Fig. 3 f. - DERS., Burgundisch-alemannische Plastik ( 1 9 4 3 ) 30, 3 1 1 f. - Jean COURVOISIER, in: KDM Neuchâtel I ( 1 9 5 5 ) 8 6 f., Fig. 79. - REINLE, Kunstgeschichte I (1968) 420.

124

57

KAPITELLINSCHRIFTEN DER K A T H E D R A L E VON GENF

MITTE-ENDE 12. JH.

Von den Kapitellen der Kathedrale von Genf sind neun mit Inschriften versehen: I) Kathedrale, erster nördlicher Freipfeiler (von Westen), Ostseite (nach DEONNA, La sculpture monumentale, 7, Nr. 6; MAURER, Die romanischen und frühgotischen Kapitelle, M n II). Kopie in Genf, MAH, Inv. 910. - Taf. 28, Fig. 72. GENF,

Molasse; dreiseitig bearbeitetes Hauptkapitell (58 X 60 cm), dessen Frontseite einen sitzenden Engel zeigt, dem sich von der einen Seite zwei, von der andern eine der Frauengestalten nähern. Inschrift auf dem waagrechten Spruchband, das der sitzende Engel mit beiden Händen entrollt, einzeilig, zwischen einfacher Randlinie, mitteltief und ziemlich sorgfältig eingehauen; Buchstabenhöhe 3—3,5 cm. SVRREX(IT) XPC Christus ist erstanden. Cf. Mt. 2 8 , 6 - 7 ; Mc. 16,6; Lc. 24,6. - X P C : der waagrechte, durch die untere Hälfte des P gezogene Balken dürfte auf einen Fehler des Steinmetzen zurückzuführen sein.

Ziemlich schlanke Kapitalis mit schwacher Dreiecksporenbildung an den Hasten- und Balkenenden. Waagrechter Abkürzungsbalken über dem ersten X (SVRREXIT). Kontraktionskürzung mit den griechischen Buchstaben XPC für CHRISTVS. E rund. — Verwandte Schriftdenkmäler: Kat.-Nr. 57 III: Genf, Mitte 12. Jh. SCHRIFT:

Spruchbandinschrift, die in Anlehnung an eine Bibelstelle (cf. oben Textanmerkung) von der dargestellten Figur gesprochen wird; im 12. und 13. Jh. wiederholt anzutreffen; cf. z. B. SWARZENSKI, Monuments, Taf. 206, Fig. 478: Helmarshausen, um 1171; ibid. Taf. 153, Fig. 338: England, 2. H. 12. Jh.; La Pala d'Oro (II tesoro di San Marco, opera diretta da H. R. Hahnloser), Firenze 1965, Taf. 32: Venedig, kurz nach 1100. Zur Ikonographie allg. cf. LCI 11,54-62. FORMULAR UND INHALT:

Von der Kunstgeschichte wird dieses Kapitell mit Kat.-Nr. 5 7 II-III in die Mitte (so M A U R E R - K U H N , Romanische Kapitellplastik, 129 f., 214) oder ins dritte Viertel des 12. Jhs. (so MAURER, Die romanischen und frühgotischen Kapitelle, 194) datiert. In paläographischepigraphischer Hinsicht steht einer Datierung in die Mitte des 12. Jhs. nichts entgegen. DATIERUNG:

125

LITERATUR: BLAVIGNAC, Histoire ( 1 8 5 3 ) 2 8 5 , Atlas, Taf. 7 0 , 7 (Erstveröffentlichung, Nachzeichnung). - MARTIN, Saint-Pierre ( 1 9 0 9 - 1 0 ) 131 f., Taf. 2 2 , 1 . - DEONNA, La sculpture monumentale ( 1 9 4 9 ) 15, 4 3 , Nr. 6. — MAURER, Die romanischen und frühgotischen Kapitelle ( 1 9 5 2 ) 39, 4 1 - 4 5 , Nr. 7, Fig. 2. - MAURER-KUHN, Romanische Kapitellplastik ( 1 9 7 1 ) 131, 2 1 4 , Fig. p. 137 rechts (Nachzeichnung).

II) GENF, Kathedrale, zweiter nördlicher Freipfeiler (von Westen), Südostseite (nach DEONNA, La sculpture monumentale, 9, Nr. 9; MAURER, Die romanischen und frühgotischen Kapitelle, M n III). Molasse; zweiseitig bearbeitetes Nebenkapitell (58 X 31 cm) mit geschwungenem Abakus. Die Darstellung zeigt eine Chimäre in Form eines Löwen mit zusätzlichem Ziegenkopf und einem Schwanz, der in einen Schlangenkopf ausläuft. Inschrift an der Ostseite des geschwungenen Abakus über dem Ziegen- und Löwenkopf, einzeilig, mittel tief und ziemlich regelmäßig eingehauen; Buchstabenhöhe 3—3,5 cm.

CHIMERA

SCHRIFT: Breite Kapitalis mit schwacher Dreiecksporenbildung an den Hasten- und Balkenenden. M rund, mit wenig heruntergezogenem Mittelteil. Einfache Figurenbezeichnung. Zur Chimäre, von der sonst inschriftliche Bezeichnungen nicht bekannt sind, cf. R D K III, 434—438; REAU, Iconographie 1 , 1 1 5 ; LCI FORMULAR UND INHALT: I, 3 5 5 .

DATIERUNG: Wie Kat.-Nr. 57 I: Genf, Mitte 12. Jh. LITERATUR: BLAVIGNAC, Histoire ( 1 8 5 3 ) 2 8 9 f., Atlas, Taf. 7 3 , 8 (Erstveröffentlichung, Nachzeichnung). - MARTIN, Saint-Pierre ( 1 9 0 9 - 1 0 ) 133, Taf. 2 4 , 1 . - DEONNA, La sculpture monumentale ( 1 9 4 9 ) 53, Taf. VII,6. — MAURER, Die romanischen und frühgotischen Kapitelle ( 1 9 5 2 ) 6 1 , Nr. 9. - RDK III ( 1 9 5 4 ) 4 3 6 , Fig. 3. - MAURER-KUHN, Romanische Kapitellplastik ( 1 9 7 1 ) 132, Fig. p. 133 (Nachzeichnung).

III) GENF, Kathedrale, dritter südlicher Freipfeiler (von Westen), Ostseite (nach DEONNA, La sculpture monumentale, 12, Nr. 2; MAURER, Die romanischen und frühgotischen Kapitelle, M s IV). 126

Molasse; dreiseitig bearbeitetes Hauptkapitell (58 X 60 cm) mit geschwungenem Abakus. Auf der Frontseite thronender Herodes, der mit der Linken Johannes den Täufer an den Haaren heranschleift; auf der Südseite die tanzende Salome. Inschrift am geschwungenen Abakus a) auf der Südseite über der tanzenden Salome, unvollendet und b) auf der Ostseite, auf Stirnhöhe des Herodes, einzeilig, mitteltief und ziemlich regelmäßig eingehauen; Buchstabenhöhe 3 cm. a)

FILIA HE[RODIADIS] Die Tochter der Herodias.

b)

HERODES REX König Herodes.

a) cf. Mt. 14,6 und Mk. 6,22. - Die Inschrift ist unvollendet.

SCHRIFT: Ziemlich schlanke Kapitalis mit mäßiger Dreiecksporenbildung an den Hasten- und Balkenenden. Worttrennung in Form eines runden Punktes zwischen FILIA und HE (a) fragwürdig. E durchwegs rund. Doppelform für H (unzial und kapital). — Verwandte Schriftdenkmäler: Kat.-Nr. 57 I: Genf, Mitte 12. Jh. FORMULAR UND INHALT: Wie Kat.-Nr. 5 7 II, IV—VI, VIII—IX: einfache Figurenbezeichnung.

Bemerkenswert ist die Tatsache, daß sich der Künstler bei der ersten Inschrift (a) offenbar an die Bibel gehalten (Mt. 14,6) und die Tanzende nicht etwa Salome genannt hat. Zur Ikonographie cf. REAU, Iconographie I I / l , 4 5 2 - 4 5 6 ; LCI IV, 14f. und VII, 1 8 3 f . DATIERUNG: Wie Kat.-Nr. 57 I: Genf, Mitte 12. Jh. LITERATUR: BLAVIGNAC, Histoire ( 1 8 5 3 ) 2 8 5 , Atlas, Taf. 7 1 , 1 (Erstveröffentlichung, Nachzeichnung). — MARTIN, Saint-Pierre (1909—10) 1 3 5 , Taf. 2 8 , 4 . — DEONNA, Les arts ä Geneve ( 1 9 4 2 ) 1 6 9 , Fig. 1 2 8 . - DERS., La sculpture monumentale ( 1 9 4 9 ) 6 3 f. - MAURER, Die romanischen und frühgotischen Kapitelle ( 1 9 5 2 ) 85—88, Fig. 14. — MAURER-KUHN, Romanische Kapitellplastik ( 1 9 7 1 ) 1 3 2 f., Fig. p. 141 (Nachzeichnung).

IV) GENF, Kathedrale, vierter südlicher Freipfeiler (von Westen), Südseite (nach DEONNA, La sculpture monumentale, 14, Nr. 5; MAURER, Die romanischen und frühgotischen Kapitelle, M s V). - Taf. 28, Fig. 73. Molasse; dreiseitig bearbeitetes Hauptkapitell (58 X 60 cm) mit gerade durchgezogenem Abakus. Auf der Frontseite die in der Gesichtspartie lädierte Halbfigur des Melchisedek, der in 127

der erhobenen Rechten ein Brot und in der Linken einen Kelch zeigt. Auf den Nebenseiten Bundeslade (rechts von Melchisedek) und Rankenornament (links). Inschrift am gerade durchgezogenen Abakus über der Figur des Melchisedek, einzeilig, ziemlich tief und regelmäßig eingehauen; Buchstabenhöhe 3—3,5 cm. MELCHISEDEC SCHRIFT: Breite Kapitalis mit ausgeprägter Dreiecksporenbildung an den Hasten- und Balkenenden sowie leicht anschwellenden Rundungen. E und M unzial. Wie Kat.-Nr. 57 II-III, V - V I , V I I I - I X : einfache Figurenbezeichnung. Zur Ikonographie cf. REAU, Iconographie I I / l , 128f.; LCI III, 241 f. FORMULAR UND INHALT:

DATIERUNG: Das vorliegende Kapitell gehört zur zweiten Stilstufe der Genfer Kapitellplastik (nach MAURER, Die romanischen und frühgotischen Kapitelle, 194: nach 1175; nach MAURERKUHN, Romanische Kapitellplastik, 218: 1170—1188). Die Inschrift, die paläographisch gesehen mehr gotische Merkmale aufweist als beispielsweise Kat.-Nr. 571—III, kann ohne Bedenken der 2. Hälfte des 12. Jhs. zugewiesen werden. LITERATUR: BLAVIGNAC, Histoire (1853) 286, Atlas, Taf. 70,5 (Erstveröffentlichung, Nachzeichnung). - MARTIN, Saint-Pierre ( 1 9 0 9 - 1 0 ) 137, Taf. 30,3. - DEONNA, La sculpture monumentale (1949) 69. - MAURER, Die romanischen und frühgotischen Kapitelle (1952) 1 1 1 - 1 1 4 , Fig. 25. - MAURER-KUHN, Romanische Kapitellplastik (1971) 2 1 2 f., Fig. p. 215.

V) GENF, Kathedrale, südlicher Eingangspfeiler der Chapelle de Saint Jean-Baptiste, Nordostseite (nach DEONNA, La sculpture monumentale, 35, Nr. 14; MAURER, Die romanischen und frühgotischen Kapitelle, Q s II E s). - Taf. 29, Fig. 74. Molasse; zweiseitig bearbeitetes, ziemlich stark lädiertes Nebenkapitell (52 X 28 cm) mit geschwungenem Abakus. Die Darstellung zeigt den halbwegs sitzenden, Lyra spielenden Orpheus, umgeben von Vögeln und Rankenwerk. Inschrift am geschwungenen, auf der rechten Seite (Ostseite) lädierten Abakus über dem Kopf des Orpheus, einzeilig, mitteltief und ziemlich regelmäßig eingehauen; Buchstabenhöhe 3,5 cm. ORPHEVS SCHRIFT : Vollschlanke Kapitalis mit ziemlich starker Dreiecksporenbildung an den Hasten- und Balkenenden sowie anschwellenden Rundungen. H unzial.

128

Wie Kat.-Nr. 57 II—IV, VI, VIII—IX: einfache Figurenbe2eichnung. Die Orpheus-Darstellungen sind in hochmittelalterlicher Zeit ziemlich selten (cf. John-Block FRIEDMAN, Orpheus in the Middle Ages. Cambridge [USA] 1970). Zur Ikonographie cf. LCI III, 356-358.

FORMULAR UND INHALT:

Der aus der griechischen Mythologie stammende Sänger Orpheus scheint seit frühchristlicher Zeit als Symbol Christi verstanden worden zu sein; cf. LThK 2 VII, 1239 f. NAMEN:

Kunstgeschichtlich gehören das vorliegende und die beiden folgenden Kapitelle der dritten Stilstufe der Genfer Kapitellplastik an (nach MAURER, Die romanischen und frühgotischen Kapitelle, 194: nach 1180 ca.). DATIERUNG:

LITERATUR: Jean-Daniel BLAVIGNAC,

Description de l'église de Saint-Pierre de Genève. MDG 4 (1845) 113 f. (erster Hinweis). - MARTIN, Saint-Pierre (1909-10) 140, Taf. 32,2 (Erstveröffentlichung). — DEONNA, La sculpture monumentale (1949) 113 f., Taf. 18b. — MAURER, Die romanischen und frühgotischen Kapitelle (1952) 133-135.

VI) Kathedrale, Chapelle de Saint Jean-Baptiste, südöstlicher Wandpfeiler, Nordseite (nach DEONNA, La sculpture monumentale, 3 5 , Nr. 9 ; MAURER, Die romanischen und frühgotischen Kapitelle, Q s II W s). GENF,

Molasse; zweiseitig bearbeitetes, ziemlich stark lädiertes Nebenkapitell (45 X 24 cm) mit geschwungenem Abakus. Die Darstellung zeigt je unter einer Rundbogenarkade mit krönendem Wimperg auf der linken Seite die personifizierte, sitzende Ecclesia und auf der rechten Seite die stehende Synagoge. Inschrift am geschwungenen Abakus zwischen den beiden Wimpergen, einzeilig, mitteltief und ziemlich regelmäßig eingehauen ; Buchstabenhöhe 3—3,5 cm. ECCL(ES)IA SINAGOGA Die Kirche, die Synagoge Wie Kat.-Nr. bei ECCLESIA. SCHRIFT:

57 V.

Abkürzungszeichen in Form eines waagrechten Balkens durch L

Wie Kat.-Nr. 57 I I - V , V I I I - I X : einfache Figurenbezeichnung. Die personifizierte Kirche und Synagoge werden seit karolingischer Zeit sehr häufig — meist im Zusammenhang mit einer Kreuzigungsszene — dargestellt; cf. Wolfgang SEIFERTH, Synagoge und Kirche im Mittelalter. München 1964; RDK IV, 1189-1215. Zur Ikonographie ibid. und LCI I, 570-578; SCHILLER, Ikonographie IV/1, 45-53. FORMULAR UND INHALT:

129

DATIERUNG:

Wie Kat.-Nr. 57 V: Genf, Ende 12. Jh.

Jean-Daniel BLAVIGNAC, Description de l'église de Saint-Pierre de Genève. MDG 4 (erster Hinweis). - MARTIN, Saint-Pierre ( 1 9 0 9 - 1 0 ) 1 3 9 , Taf. 3 2 , 6 (Erstveröffentlichung). - MAURER, Die romanischen und frühgotischen Kapitelle ( 1 9 5 2 ) 1 3 9 f. LITERATUR: (1845) 113

VII) Kathedrale, Chapelle de Saint Jean-Baptiste, nordöstlicher Wandpfeiler, Südseite (nach La sculpture monumentale, 3 5 , Nr. 8 ; MAURER, Die romanischen und frühgotischen Kapitelle, Q s II W n). GENF,

DEONNA,

Molasse; zweiseitig bearbeitetes Nebenkapitell (45 X 24 cm). Verkündigungsszene mit Engel, der unter der linken Rundbogenarkade stehend auf Maria zeigt, die gleichfalls unter einem Rundbogen steht. Inschrift am Pfeilerschaft unter dem Astragal, zweizeilig, mitteltief und ziemlich regelmäßig eingehauen ; Buchstabenhöhe 3 cm.

AVE MARIA GRA CIA Gegrüßt seist du Maria, [voll] der Gnade.

Cf. Lk. 1,28.

SCHRIFT:

Wie Kat.-Nr.

57 V.

FORMULAR UND INHALT: Bibelzitat, das in direkter Redeform von der dargestellten Figur gesprochen wird. Zur Ikonographie cf. RÉAU, Iconographie II/2, 174-194; LCI IV, 422437. DATIERUNG:

Wie Kat.-Nr. 57 V: Genf, Ende 12. Jh.

Saint-Pierre (1909-10) 139, Taf. 32,3 (Erstveröffentlichung). - DEONNA, La sculpture monumentale (1949) 106 f. — MAURER, Die romanischen und frühgotischen Kapitelle (1952) 144 f., Fig. 30. LITERATUR: MARTIN,

130

Vili) GENF,

Kathedrale, Apsis, zweiter nördlicher Wandpilaster (von Westen). - Taf.

29,

Fig.

75.

Molasse; stark verstümmeltes, einseitig bearbeitetes Pilasterkapitell (40 X 43 cm) mit Darstellung einer weiblichen Halbfigur unter einer kastellförmigen Aedicula-Architektur. Inschrift in der Hohlkehle des gerade durchgezogenen Kämpfers, einzeilig, schwach und ziemlich flüchtig eingehauen; Buchstabenhöhe 2,5—3 cm.

GEOMETRIA Die Geometrie

Ziemlich breite Kapitalis mit ausgeprägter Sporenbildung an den Hasten- und Balkenenden; keine gotischen Einflüsse erkennbar.

SCHRIFT:

FORMULAR UND INHALT: Wie Kat.-Nr. 57 II—VI, IX: einfache Figurenbezeichnung. Die aus spätantiker literarischer Tradition stammende Personifikation der Sieben freien Künste tritt in der bildenden Kunst vereinzelt im 9. und häufiger seit dem 12. Jh. auf; cf. LCI II, 703-713. Inschriftliche Bezeichnungen der dargestellten Figuren sind ziemlich selten ; cf. DEONNA unter Lit. (La représentation, 117, Anm. 20, Fig. p. 125: Ivrea, 12. Jh.). DATIERUNG: Der schlechte Zustand von Kapitell und Inschrift sowie das Fehlen gotischer Schriftmerkmale erlauben keine sichere Antwort auf die Frage, ob Inschrift und Kapitell gleichzeitig entstanden sind. Trifft dies zu, und sollte die Inschrift nach kunstgeschichtlicher Datierung des Kapitells gegen das Jahr 1200 angebracht worden sein, ist an eine eher altertümelnde Hand zu denken. LITERATUR: GANTNER, Kunstgeschichte II (1947) 58 (erster Hinweis). — Waldemar DEONNA, La représentation des arts libéraux à la cathédrale Saint-Pierre de Genève. Pro Arte 6 (1947) 114—117, Fig. p. 114 (Erstveröffentlichung). - DERS., La sculpture monumentale (1949) 133 f., 137 f., Taf. 21. - MAURER, Die romanischen und frühgotischen Kapitelle (1952) 159-161, 169 f.

IX) GENF,

Kathedrale, Apsis, vierter nördlicher Wandpilaster (von Westen).

Molasse; stark lädiertes, einseitig bearbeitetes Pilasterkapitell (40 X 43 cm). Die Darstellung zeigt unter einer kastellförmigen Aedicula-Architektur eine weibliche Halbfigur mit Lyra in der linken Hand. 131

Inschrift in der Hohlkehle des stark beschädigten, gerade durchgezogenen Kämpfers, einzeilig, kaum erkennbar eingehauen; Buchstabenhöhe ca. 2,5 cm.

[M]V[SI]CA Die Musik

S C H R I F T , FORMULAR U N D I N H A L T , D A T I E R U N G

gegen 1200.

132

und

LITERATUR

wie Kat.-Nr.

57 VIII:

Genf,

58

KAPITELLINSCHRIFT VON ST-URSANNE (JU) 2. H. 12. JH.

ST-URSANNE, Kollegiatskirche, Südportal, östliche Gewändeseite, vorderstes Kapitell. — Taf. 30, Fig. 76.

Das ursprünglich polychromierte Südportal ist im 19. Jh. und vielleicht schon früher mit Öl überstrichen worden. Eingreifende Veränderungen sind nicht bekannt; cf. LAPAIRE, Les constructions, 80. Kalkstein; zweiseitig bearbeitetes Gewändekapitell (30 X 30 X 60 cm) mit Darstellung des Wolfs, der in die Schule geht, den Kopf vom Buch wendet und ein Lamm reißt. Inschrift auf dem offenen Buch, das dem Wolf zum Schreibenlernen dient, vom Betrachter, nicht vom Wolf oder vom lehrenden Mönch her zu lesen, fein und regelmäßig eingehauen; Buchstabenhöhe 1,3 cm. A/[BC?]

Naef (cf. Lit.) liest A und auf der anderen Buchseite ein B; Hamman (cf. Lit.) B und C.

SCHRIFT: Beim Buchstaben, der einem seitenverkehrten, unzialen H gleicht, handelt es sich wohl um ein Minuskel-A, das unten offen ist; cf. etwa Rhein und Maas II, 329, Fig. 45: Köln, nach 1150; BLANKENBURG unter Lit. (290, Fig. 141: Isen bei Wasserburg, 1180-1190).

Inschrift oder Buchstabe, der die Handlung des Schreibenlernens andeuten soll. Als solches ist die Inschrift verwandt mit den mehr oder weniger lesbaren Schriftzeichen in Büchern, die bei Darstellungen von schreibenden Personen, etwa von Evangelisten, gezeigt werden. Die Szene des Wolfs in der Schule ist ein ziemlich beliebtes Thema der mittelalterlichen Plastik (cf. LCIIV, 539; D. LÄMKE, Mittelalterliche Tierfabeln und ihre Beziehungen zur bildenden Kunst in Deutschland. Greifswald 1937, 82—91; BLANKENBURG unter Lit. [264—268] ; LAPAIRE, Les constructions, 155—159; M A U R E R - K U H N , Romanische Kapitellplastik, 259 f.). Bei einer ähnlichen Darstellung dieser Szene am Freiburger Münster befinden sich die Buchstaben A B C am Bildrarid über dem Buch (cf. F. PANZER, Der romanische Bilderfries am südlichen Choreingang des Freiburger Münsters und seine Deutung. Freiburger Münsterblätter 2 [1906] 15—20, Fig. 1) und bei einer weiteren auf Backsteinen der ehemaligen Zisterzienserabtei St. Urban (LU) aus der Zeit um 1260 sind die Buchstaben A B C und D ins Buch eingetragen (cf. R. SCHNYDER, Die Baukeramik und der mittelalterliche Backsteinbau des Zisterzienserklosters St. Urban [Berner Schriften zur Kunst 8]. Bern 1958, 68, Nr. 22, Fig. 22). FORMULAR UND INHALT:

Die sorgfältige Ausführung des Buchstabens läßt darauf schließen, daß er schon anläßlich der Entstehung des gesamten Portals angebracht wurde, so daß eine Datierung in die 2. Hälfte des 12. Jhs. gerechtfertigt erscheint. DATIERUNG:

133

Hermann HAMMAN, Briques suisses ornées de bas-reliefs du treizième au seizième siècle. Second mémoire. Mémoires de l'Institut national genevois 13/2 (1869—1877) 7 f., Taf. 13,64 (erster Hinweis, Nachzeichnung, auch der Buchstaben B und C ) . — Fidèle CHÈVRE, Histoire de St-Ursanne. Porrentruy 1887, 318 f. - Albert NAEF, Le portail méridional de l'église de Saint-Ursanne (Les monuments de l'art en Suisse NS 3). Genève 1903, 3. — Marcel CHAPPATTE, La Collégiale de St-Ursanne."Actes de la société jurassienne d'émulation 33 (1928) 156 f. — Wera von BLANKENBURG, Heilige und dämonische Tiere. Die Symbolsprache der deutschen Ornamentik im frühen Mittelalter. Leipzig 1943, 265, Fig. 137. LITERATUR:

134

59

KONSOLE

GENF, M A H ,

Inv. Epigr.

E N D E 12. JH. 724.

- Taf.

30,

Fig.

77.

Ursprünglich am letzten südlichen Freipfeiler der Kathedrale von Genf angebracht. Das Stück gelangte anläßlich der Kirchenrenovation in der 2. Hälfte des 19. Jhs. ins M A H ; cf. DEONNA, La sculpture monumentale, 177, Nr. 24. Molasse; hochrechteckige Konsole (37 X 50 X 28 cm), deren Stirnseite einen knienden, nach links schauenden Engel mit erhobener rechter Hand zeigt. Die Oberfläche des Abakus ist stark abgenutzt. Inschrift am halbrunden Abakus über dem Kopf des Engels, einzeilig, mitteltief eingehauen; Buchstabenhöhe ca. 3 cm.

S(ANCTVS) M I C H A E L

Ziemlich breite Kapitalis mit ausgeprägter Dreiecksporenbildung an den Hasten- und Balkenenden. Abkürzungszeichen in Form eines waagrecht durch den Buchstaben S gezogenen Balkens (SANCTVS). H in unzialer Form. S seitenverkehrt. — Verwandte Schriftdenkmäler: Kat.-Nr. 57 V : Genf, Ende 12. Jh. SCHRIFT:

Nach Deonna (cf. Lit.) handelt es sich um eine einfache Figurenbezeichnung, die den hier dargestellten Engel betrifft. Da es aber keine vergleichbaren Darstellungen des Erzengels Michael zu geben scheint (cf. RÉ AU, Iconographie 11/1, 4 7 f.; LCI III, 255-265), stellt sich die Frage, ob die erhaltene kniende Engelsgestalt nicht eher als tragender Atlas zu verstehen ist und sich die Inschrift auf eine verlorene Standfigur des Erzengels Michael bezieht, die früher auf der Konsole gestanden haben mag. FORMULAR UND I N H A L T :

D A T I E R U N G : Der ursprüngliche Standort der Konsole sowie ihre Verwandtschaft mit den benachbarten Kapitellen (cf. DEONNA, La sculpture monumentale, Taf. 15—20) machen eine Entstehung in der dritten Stilstufe der Genfer Kapitellplastik, die nach Maurer (Die romanischen und frühgotischen Kapitelle, 194) von ca. 1180 bis kurz vor 1200 währte, wahrscheinlich.

Pierres sculptées (1929) Nr. 293, Fig. 293 (Erstveröffentlichung). DERS., Les arts à Genève (1942) 166 f., Anm. 4, Fig. 126. - DERS., La sculpture monumentale (1949) 177, Nr. 24. LITERATUR:

DEONNA,

135

60

STEINMETZINSCHRIFTEN

NEUENBURG,

ENDE 12. JH.

Stiftskirche, Haupt- und Nebenapsiden, Außenwand.

Eine substantielle Veränderung der in situ gelegenen Inschriftenträger ist nicht bekannt. Jurakalkstein; rechteckige, gleichmäßig behauene Steinquader unterschiedlicher Größe. Inschriften an der nach außen sichtbaren Quaderfläche, einzeilig, parallel zu den Schmal- (II) oder Längsseiten (I und III), ziemlich regelmäßig eingehauen; beim Einsetzen der Quader sind die Inschriften teilweise auf den Kopf gestellt worden; Buchstabenhöhe: I: ca. 7 cm; II: ca. 4 cm; III: ca. 8 cm. I) II) III)

GVIDO GUIGO VVIEO

I erscheint an der Südapsis einmal, an der Hauptapsis dreimal; II an der Südapsis ca. zwölfmal, an der Hauptapsis dreimal und an der Nordapsis fünfmal; III an der Haupt- und Nordapsis je dreimal.

I) Kapitalis mit geringen gotischen Merkmalen, etwa in Form eines unzialen D (neben meist kapitalem D) und nach außen sich verbreiternden Hasten; cf. MAGZ 1/4 (1841) 11, Taf. 11,1: Zürich (Großmünster), Ende 12.Jh.: GVIDO (vielleicht gleiche Werkstatt). II) Minuskel und Majuskel gemischt; das Minuskel-G zu Beginn der Inschrift ist mit der Unterlänge auf die Grundlinie gestellt. Das zweite G in Majuskelform gleicht der Ziffer 6. Das O ist kleiner als die übrigen Buchstaben. — III) Kapitalis; die beiden V sind zu einem W verschränkt. SCHRIFT:

FORMULAR UND INHALT: Personennamen im Nominativ. Sie sind im Zusammenhang mit den zahlreichen an den Apsiden der Stiftskirche von Neuenburg sichtbaren Steinmetzzeichen (cf. DUBOIS DE MONTPERREUX und COURVOISIER unter Lit.), die jedoch in diesem Katalog grundsätzlich nicht berücksichtigt werden, zu sehen. Es ist nicht sehr wahrscheinlich, daß diese Namen die der jeweiligen Steinbehauer sind; denn daß beim Kirchenbau von Neuenburg gleich drei Steinmetze mit den ähnlich lautenden Namen Guigo, Guido und Wieo tätig gewesen wären, ist kaum anzunehmen. Vielleicht benutzten die Neuenburger Steinmetze zur Kennzeichnung ihrer geleisteten Arbeit einen bestimmten Personennamen (etwa den des Baumeisters), den jeder auf seine persönliche Art und Weise wiedergab. Guido wäre dann — entsprechend etwa der Mutterfigur (Quadrat, Dreieck etc.), die von den einzelnen Bauhütten als geometrisches Steinmetzzeichen variiert wurden (cf. Wasmuths Lexikon der Baukunst. Bd. 4. Berlin 1932, 459 f.) — sozusagen das Leitwort oder der Leitname, der von jedem Steinmetz auf seine Art abgewandelt wurde. Die Verwandtschaft der Inschrift GVIDO (I) mit dem GuidoKapitell im Großmünster von Zürich (cf. oben Schrift) ist schon früh erkannt worden; cf.

136

O. HOMBURGER, Studien über die romanische Plastik und Bauornamentik am Großmünster zu Zürich. Oberrheinische Kunst 3 ( 1 9 2 8 ) 1 5 , Anm. 2 , Taf. 1 3 , 3 und H . WIESMANN, Das Großmünster in Zürich. MAGZ 3 2 ( 1 9 3 7 ) 5 3 , Taf. 2 0 , 2 . Guido (I) und Guigo (II) sind germanische, aus Wid- (Holz), bzw. Wig- (Kampf) gebildete Personennamen; cf. FÖRSTEMANN, PN, 1563, 1578; KAUFMANN, Erg.-Bd. 396-402; MORLET, Les noms de personne 1,222a, 224a. Unklar ist das Buchstabengebilde WIEO (III), das wohl auch mit Wigo, Guido zusammenhängt. Keiner dieser Namen wurde bisher identifiziert. NAMEN:

DATIERUNG: Die in den zwei letzten Jahrzehnten des 12. Jhs. errichtete Ostpartie der Stiftskirche von Neuenburg (cf. COURVOISIER unter Lit.) erlaubt auch eine Datierung der vorliegenden Inschriften in diese Zeit. LITERATUR: George-Auguste MATILE, Dissertation sur l'église collégiale de Notre-Dame de Neuchâtel. Neuchâtel 1 8 4 7 , 1 5 , Taf. 1 0 , 1 6 3 (Erstveröffentlichung, Nachzeichnung). - Frédéric DUBOIS DE MONTPERREUX, Les monuments de Neuchâtel. MAGZ 5 ( 1 8 5 2 ) Taf. 2 3 (Nachzeichnung). — BLAVIGNAC, Histoire ( 1 8 5 3 ) 2 2 0 f. — Jean COURVOISIER, Neuchâtel (Congrès archéologique de France 1 1 0 ) . Paris-Orléans 1 9 5 3 , 3 1 1 f. - DERS., in: KDM Neuchâtel I ( 1 9 5 5 ) 8 1 , 4 1 6 , 428.

137

61

SCHWERT

ZÜRICH,

ENDE 12.-ANFANG 13. JH.

SLM Inv. 16 347. - Taf. 31, Fig. 79-80.

Im Jahre 1923 vom SLM in Zürich angekauft; cf. SLM Jahresbericht unter Lit. Der angebliche Fundort liegt bei der Mündung der Broye in den Murtensee (bei Salavaux [VD]; frdl. Mitteilung von Dr. Hugo Schneider, Zürich). Eisen; ziemlich stark korrodiertes Schwert zu Hieb und Stoß (Gesamtlänge 90, Klinge 78 cm) mit paranußförmigem Knauf und Parierstange (14,5 cm) von quadratischem Querschnitt. Gehilze fehlt. Flache zweischneidige Klinge mit schwachem Hohlschliff. Inschrift von der Parierstange in Richtung Schwertspitze verlaufend im Hohlschliff beidseitig der Klinge mit dem Grabstichel ausgehauen und eisentauschiert (zur Technik cf. D. Bohnsack unter Schrift, 152f.); Buchstabenhöhe 1,2 cm. I) II)

Vorderseite: Rückseite:

+INIOMIINDII+ +INIOMINICII+

SCHRIFT: Ziemlich breite lineare Kapitalis ohne besonders behandelte Hasten- und Balkenenden. Keine Abkürzungszeichen und keine Worttrennung erkennbar. Zu Beginn und am Schluß jeder Inschrift ein Krückenkreuz. — Verwandte Schriftdenkmäler: R. WEGELI, Inschriften auf mittelalterlichen Schwertklingen. Zeitschrift für historische Waffenkunde 3 (1903/05) 15, Fig. 7: Dresden, 12. Jh.; cf. 16, Fig. 11: Alt-Ruppin, 11.-12. Jh.; D. BOHNSACK, Ein neues mittelalterliches Inschriften-Schwert aus der Elbe bei Hamburg. Studien zur europäischen Vorund Frühgeschichte. Neumünster 1968, 151—156: Hamburg, 12. Jh. Zum Krückenkreuz auf hochmittelalterlichen Schwertern: A. BRUHN HOFFMEYER, Middelalderens tveaeggede svaerd I. Kopenhagen 1954, 110, A. 17.

Unbestimmt; bisher erkannte man in den vorliegenden Buchstabenfolgen ein verderbtes IN NOMINE DOMINI (oder DEI) und schlug sie zur Gruppe der Schwertinschriften mit Anrufungen von Gott und Christus (so SLM unter Lit.; cf. auch WEGELI, 1. c., 19-21, bes. Fig. 22). Diese Erklärung läßt sich aber nur durch ziemlich gewaltsame Eingriffe in die Buchstabenfolge aufrecht erhalten. Außerdem zeigt Wegeli (1. c., 16, Fig. 11 und 29, Fig. 51) sowohl unter der Ingelred-Gruppe eine ungeklärte Inschrift mit I[N]IOMI als auch unter den Bibelsprüchen und Initialinschriften ein rätselhaftes NIO-IMIO, so daß man sich überlegen darf, ob hier in den Buchstaben NIO etwa auch ein Element vorliegt, das vielleicht — analog zu den NED- und DIC-Schwertern (Wegeli, 1. c., 24 f.) - ebenfalls eine der Erklärung noch harrende Schwertinschriftengruppe bildet. An einen Besitzernamen ist nicht zu denken, weil diese auf Schwertern erst im 16. Jh. auftauchen; cf. J. SCHWIETERING, Nameninschriften auf mittelalterlichen Schwertklingen. Zeitschrift für historische Waffenkunde 8 (1918/20), 28 f.; K. ULLMANN, Schwertsegen — Schwertzauber. Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde 38 (1958), 157-163. FORMULAR UND INHALT:

138

Nach Hugo SCHNEIDER (Schwerter und Degen [Aus dem Schweizerischen Landesmuseum 9]. Bern 2 1971, bes. 11, Fig. 4) ist der vorliegende Schwerttyp dem deutschen Raum und der Zeit zwischen 1150 und 1250 zuzuweisen. Paläographisch kann diese linear behandelte Inschrift, die keinerlei gotische Elemente aufweist, sowohl früher als auch im späteren 13. Jh. entstanden sein. Ein ähnliches Schwert in Stuttgart mit unleserlichen Inschriftenresten wird um 1200 datiert (cf. Die Zeit der Staufer. Katalog der Ausstellung, Bd. 1. Stuttgart 1977. Nr. 318. Bd. 2, Taf. 157). DATIERUNG:

LITERATUR: S L M .

Jahresbericht 32 (1923) 21 (Erstveröffentlichung).

139

62

SCHWERT

MURTEN

A N F A N G 13. JH.

(FR), Historisches Museum, Inv.-Nr. 5188. - Taf. 31, Fig. 81-84.

Fundort und Fundumstände sowie Geschichte des Inschriftenträgers unbekannt. Eisen; stark korrodiertes Schwert (Gesamtlänge 91 cm; Klinge 77,7 cm) mit paranußförmigem Knauf und leicht gekrümmter Parierstange (17 cm). Gehilze fehlt. Flache, zweischneidige, gebrochene Klinge mit schwachem Hohlschliff; Spitze (Ort) abgebrochen. Auf der Rückseite Ornamentierung durch zwei Krückenkreuze mit quergestellten Abschlußstrichen zwischen drei Gruppen von jeweils drei Vertikalstrichen (zum Typus des Schwertgefäßes cf. Heribert SEITZ, Blankwaffen I (1965) 133, Fig. 75). Zum Krückenkreuz cf. Kat.-Nr. 61. Inschrift von der Parierstange in Richtung Schwertspitze verlaufend im Hohlschliff auf der Vorderseite der Klinge schwach eingeritzt und silbertauschiert; Buchstabenhöhe 1,2— 1,5 cm.

S(AN)C(TV)S PAVLVIS

SCHRIFT: Schlanke bis vollschlanke Kapitalis mit quergestellten Abschlußstrichen an den Hasten- und Balkenenden. Keine Worttrennung. Abkürzungszeichen in Form eines waagrechten, durch den Buchstaben C gezogenen Balkens in S(AN)C(TV)S. Querstriche in Hastenmitte bzw. wenig unterhalb dieser bei den Buchstaben I, L und V sowie evtl. bei der Rechtshaste des A. Bemerkenswerte Buchstabenformen: A leicht trapezförmig und mit annähernd waagrechtem Querbalken. C langarmig. L mit kurzem, wenig nach links über das untere Hastenende übergreifendem Grundbalken. P mit geschlossener, bis in die untere Buchstabenhälfte herabgezogener Rundung. S in S(AN)C(TV)S jeweils mit kleinerer unterer Rundung; beim Schluß-S von PAVLVIS ist das Unterteil nachgezeichnet. Das erste V in PAVLVIS breit und unten gerundet; beim zweiten, schmalen V sind die unten nicht ganz zusammentreffenden Hasten durch ein kurzes Grundstrichlein miteinander verbunden. Verwandte Schriftdenkmäler: Kat.Nr. 6 1 : bei Salavaux (VD), 1 2 . - 1 3 . Jh.; R. WEGELI, Inschriften auf mittelalterlichen Schwertklingen. Zeitschrift für historische Waffenkunde 3 ( 1 9 0 3 / 0 5 ) 2 4 , Fig. 3 2 : St-Omer, o. D. (wohl 13. Jh.); Fig. 33: Gottlieben (TG), 13. Jh.; DERS., Inventar der Waffensammlung des Bernischen Historischen Museums in Bern; II. Schwerter und Dolche ( 1 9 2 9 ) 12, Nr. 1 3 5 , Fig. 9 : Nidau/Büren (BE), Ende 12. Jh. SPRACHE: P A V L V I S

statt P A V L V S

FORMULAR UND INHALT: Bezeichnung des Apostelfürsten, dem das Schwert geweiht ist. Inschriften religiösen Charakters sind auf Schwertern ab dem 13. Jh. anzutreffen (cf. R . WEGELI, Inschriften auf mittelalterlichen Schwertklingen, a. a. O., 17 ff.). R. E. Oakeshott, The sword in the age of chivalry, London 1964, 140 f.

140

Die Form des Schwertes, die Schrift, die Silbertauschierung, die zu Beginn des 13. Jh. die Eisentausia verdrängt (A. BRUHN HOFFMEYER, Middelalderens tveaeggede svaerd I, 114) und das Formular machen eine Entstehung der Inschrift im frühen 13. Jh. wahrscheinlich. DATIERUNG:

LITERATUR:

Erstveröffentlichung.

141

63

WANDMALEREIEN VON PAYERNE (VD)

PAYERNE,

ehemalige Abteikirche, Narthex. - Taf.

ENDE 1 2 . - A N F A N G 13. JH.

32-34, Fig. 85-94.

Die nach 1536 anläßlich der Reformation übertünchten oder 2erstörten Wandmalereien wurden im Jahre 1949 freigelegt und von Ernest Correvon restauriert. Während der von Pierre Margot in den sechziger Jahren geleiteten Restauration wurden mehrere Retouchen Correvons wieder rückgängig gemacht (erster Hinweis auf die Fresken in RHV 58 [1950] 94 f.). Die noch erhaltenen Fresken verteilen sich auf das Tonnengewölbe und auf die Stirnwände des Narthex. Im Bogenfeld der Südwand (I) thront vor dem Kreuz und der Mandorla Christus, der die Wundmale vorzeigt. Seitlich stehen Maria und Johannes. Das südliche Tonnengewölbe zeigt je sechs teilweise stark lädierte, thronende Apostel, deren inschriftliche Bezeichnungen noch bei zwei oder drei Aposteln auf der Ostseite (II) und bei fünf auf der Westseite (III) erhalten sind. Im Bogenfeld der gegenüberliegenden Nordwand (IV) thront Gottvater in der Mandorla, flankiert von Cherubim und Seraphim (?). Im stark zerstörten unteren Teil dieser Wand sind rechts noch Spuren der himmlischen Stadt Jerusalem erkennbar. Das nördliche Tonnengewölbe bietet auf der Ostseite unter den 24 Ältesten zwischen Palmen thronend die Erzväter Abraham, Isaak und Jakob (V) und daneben Petrus, der das Paradies öffnet, während auf der Gegenseite (Westen) die Hölle und der Seelenwäger Michael (VI) dargestellt sind. Es lassen sich nach topographischen Gesichtspunkten sechs Inschriftengruppen unterscheiden, die alle ziemlich sorgfältig mit schwarzgrauer Farbe auf weißgelbem Hintergrund gemalt sind und in paläographischer Hinsicht zumindest aus der gleichen Werkstatt, wenn nicht von der gleichen Hand stammen. I) an der Südwand: a) Kreuztitulus, zweizeilig; Buchstabenhöhe 3—4 cm; b) in den Kreuzarmen des Nimbus, einzelne Buchstaben oder Initialen; Buchstabenhöhe 7 cm; c) im Buch, das Christus offen zur Schau trägt, auf zwei Seiten zu je fünf Zeilen, zwischen rotbrauner Lineatur; Z.-Abstand 1,5 cm; Buchstabenhöhe 3—4 cm; d) und e) auf den Schriftbändern, die der Rechten, bzw. der Linken Christi zu entgleiten scheinen, zweizeilig, zwischen rotbrauner Lineatur; Buchstabenhöhe 4—5 cm. — II und III) an der südlichen Ost-, bzw. Westwand in einem Schriftband über den Apostelreihen, einzeilig; Buchstabenhöhe 6—7 cm. — IV) an der Nordwand: a) zwischen Mandorla und Flügel des zur Rechten Gottes stehenden Cherubim, einzeilig; Buchstabenhöhe 5 cm; b) unten rechts zwischen Flügelspitze und Turm, einzeilig, zwischen rotbrauner Lineatur; Buchstabenhöhe 3 cm. — V) an der nördlichen Ostwand unten, je seitlich der nimbierten Köpfe Jakobs, Isaaks und Abrahams, einzeilig; Buchstabenhöhe 5—7 cm. — VI) an der nördlichen Westwand über dem Kopf des Erzengels Michael, einzeilig; Buchstabenhöhe 3—4 cm.

142

an der Südwand: a) Kreuztitulus:

IHS NAZARENVS REX IVDEORVM

Jesus von Nazareth, König der Juden. Joh. 19,19.

b) im Nimbus:

V/-0-/-P-

c) im Buch:

IANVA• SV(M) • VI TE-P(ER) MEMEA

(?)

REG NA SV ßi TE

Ich bin das Tor des Lebens, durch mich kommt in mein Reich. Cf. Joh. 10,9.

d) Schriftband links:

[VJENITE BENED(I ?)CTI • P[AT]RIS MEI P(ER)EIPITE (!) REGNV(M)

Kommt ihr Gesegneten meines Vaters, empfanget das Reich! PEREIPITE statt PERCIPITE; cf. Mt. 25, 34.

e) Schriftband rechts:

[I]TE [M]A[LEDICTI I]N [IJGNEM • E[TE]RNVM •

Geht weg, Verfluchte, in das ewige Feuer! Cf. Mt. 25,41.

an der südlichen Ostwand: a) T[HOMAS?] b) FILIPP[V]S c) SYMfOJN • an der südlichen Westwand: a) b) c) d) e)

AND[RE]AS BA[RT]H0L[0]M[E]V(S) IACHOB(VS) TADEV[S] M[AT]HEVS

IV)

an der Nordwand: a) [C]HERV[B]IN b) — ]FFE[—

V)

an der nördlichen Ostwand: a) IA/COB[VS?] b) ISA/A[C ?] c) ABRA/[AM]

VI)

an der nördlichen Westwand: MIC[A]EL

Mit Ausnahme der ziemlich stark mit Bleistift retouchierten Inschriftengruppe III ist der heutige Zustand so, daß eine vorsichtige Schriftanalyse vorgenommen werden kann: Ziemlich breite Kapitalis mit einigen gotischen Merkmalen, etwa in Form von anschwellenden Rundungen und vereinzelt anzutreffendem rundem M. Die Hasten und Balken einiger Buchstaben (I, L, N, R und T) weisen manchmal in der Mitte punktförmige Verdickungen auf. Worttrennung durch runde Punkte, nicht überall erhalten oder ausgeführt. Abkürzungszeichen in Form eines waagrechten Balkens, der in der Mitte eine Ausbuchtung nach oben aufweist, über IHS (unsicher; Ia: IESVS), SV (Ic: SVM) und REGNV (Id: REGNVM), in Form eines waagrechten Balkens durch die P-Haste (Ic: PER; Id: PERCIPITE) und in Form einer eingerollten Cauda über dem Wortende bei BARTHOLOMEV und IACHOB (Illb-c: BARTHOLOMEVS, bzw. IACHOBVS); wahrscheinlich deuten auch die durch Punkte eingeschlossenen Einzelbuchstaben V, O und P (Ib) auf drei abgekürzte Wörter; unbestimmt ist die Abkürzung BENED(I)CTI (Id), denn das I könnte auch im D eingeschrieben sein. Bemerkenswerte Buchstabenformen: A oben spitz zulaufend, mit Deckbalken und schräg von links nach rechts aufsteigendem Querbalken. E immer unzial, vorne fast geschlossen. N mit eingerücktem Schrägbalken. SCHRIFT:

SPRACHE UND FORM: IC:

leoninischer Hexameter.

FORMULAR UND INHALT:

I a: Kreuztitulus; die ausgeschriebene, seit frühchristlicher Zeit belegte Form wird gegen Ende des 12. und besonders im 13. Jh. durch die Abkürzung INRI abgelöst; cf. CIMAH I, Nr. 53 Ild: St-Maurice, a. 1225. b: unbestimmt; während bei den seltenen Inschriften, die in die Kreuzarme des Christusnimbus eingetragen sein können, meistens aus drei Einzelbuchstaben ein Wort kombiniert wird, z. B. L / V / X (cf. Rhein und Maas 1,209, Nr. E 16: Köln, um 1000; THOBY, Le crucifix, Taf. 8 5 , 1 9 5 : Poitiers, gegen 1 1 6 5 ) , R / E / X (cf. H . SCHNITZLER, 144

Rheinische Schatzkammer. Düsseldorf 1957, Fig. 157 und 159: Essen, Ende 8. Jh. ; Rhein und Maas I , 163, Nr. A 2: Maasgebiet[P], letztes Drittel 8. Jh.; B. RUPPRECHT, Romanische Skulptur in Frankreich. München 1975, Taf. 117: Conques-en-Rouergue, 2. Viertel 12. Jh.) oder P / A / X (LCII, 423, Fig. 25: Mittelrhein, um 1440), gibt es auch Nimbusinschriften, bei denen drei Wörter, wie beispielsweise REX/LEX/LVX auf die drei Kreuzarme verteilt sind (cf. I. UHL, Buchmalerei. Ettal 1971, Taf. 15: Prüm, 9. Jh.) oder in Form von unverständlichen Einzelbuchstaben, wie z. B. G / R / D (Die Zeit der Staufer, Bd. 2. Stuttgart 1977, Fig. 404: Komburg, vor 1139) oder D / O / C (?) (cf. B . BRENK, in: Wallraf-Richartz-Jahrbuch 38 [1976] 51, Fig. 7: Maastricht, Ende 12. Jh.) der vorliegenden Inschrift gleichen. Für eine Erklärung von V / O / P im Sinne von drei abgekürzten Wörtern (etwa V = VIA, VERITAS oder VITA; P = PAX; O = ?) sprechen die neben den Buchstaben angebrachten Punkte. c: Spruch in poetischer Form; hier in Anlehnung an die Bibelstelle Joh. 10,9, die bei ähnlichen Darstellungen mit Vorliebe über Kirchenportalen wörtlich Verwendung fand (cf. z. B . P. v. B A L D A S S / W . B U C H O W I E C K I / W . MRAZEK, Romanische Kunst in Österreich. Wien-Hannover-Bern 1962, Taf. 61: Gurk, 2. Hälfte 12. Jh.; P. T O E S C A / F . FORLATI, Die Mosaiken von San Marco. Würzburg-Wien 1957, Taf. 22: Venedig, 13./14. Jh.[?]). Diebeste Parallele bietet eine Handschrift aus dem 12. Jh. in Worcester (Chapter Library, Ms. F 81, Schlußblatt) unter der Rubrik Super hostium [Inscriptiones] : Ianua sum vite, meagens, mea régna subite. Aureus abscedat symos qui secuta fedat (cf. WALTHER, Initia carminum 2 , Nr. 9781 und Ergänzungen zu dieser Nr.). d: Bibelspruch; hier in der liturgischen Formulierung, die an verschiedenen Festen verwendet wurde (cf. MARBACH, Carmina scripturarum, 406). Eine inschriftliche Parallele auch zur nächsten Inschrift findet sich aus dem Ende des l l . J h s . in der Kirche S. Angelo in Formis bei Capua (cf. O . MORISANI, Gli affreschi di S. Angelo in Formis. Napoli 1962, Fig. 66 f.). So oder in abgekürzter Form kommen die beiden Matthäus-Stellen 25,34 und 41 bei vielen Darstellungen des Jüngsten Gerichts vor (cf. z. B. P. D E S C H A M P S / M . T H I B O U T / F . SOUCHAL, Monuments français. Paris 1965, 36 und B. RUPPRECHT, Romanische Skulptur in Frankreich. München 1975, Taf. 116: Conques-en-Rouergue, 2. Viertel 12. Jh. ; H. SWARZENSKI, Die deutsche Buchmalerei des 13. Jahrhunderts, Tafelband. Berlin 1936, 190, Fig. 1030: Maihingen, kurz nach 1255; D. M. ROBB, The Art of the Illuminated Manuscript. London 1973, Fig. 154: England, 2. H. 13. Jh. ; H. SCHRADE, Die romanische Malerei. Köln 1963, 262, Fig. 1 : Saint-Denis, a. 1140). Zur Ikonographie cf. BRENK unter Lit.; LCI IV, 513-523. e: Bibelspruch in gekürzter Form, die nicht liturgischer Herkunft zu sein scheint. Zu den epigraphischen Parallelen cf. oben Id. II—VI : Mit Ausnahme des unbestimmbaren Textfragmentes I Vb handelt es sich um einfache Figurenbezeichnungen. Das sonst bei den Apostelnamen übliche Beiwort Sanctus fehlt hier wie beispielsweise auch in Kat.-Nr. 54 II: Montcherand (VD), um 1100— 1. H. 12. Jh. Zur Ikonographie cf. BRENK unter Lit. und allg. LCI I, 30 (Abraham etc.); I, 160-164 (Apostel); I, 634-636 (Engel); III, 261 (Michael). 145

: Kunsthistoriker datieren die romanischen Fresken von Payerne in die 2. Hälfte des 12. oder in die ersten Jahrzehnte des 13. Jhs. (cf. BRENK und BOUFFARD unter Lit.; REINLE, Kunstgeschichte I, 519f.; Encyclopédie illustrée 6/1, 60). Mangelnde Vorarbeiten auf dem Gebiet der Paläographie von Buchauszeichnungsschriften und gemalten Inschriften verhindern vorläufig eine genauere Datierung. DATIERUNG

Die romanische Wandmalerei (1963) 145 f., Fig. 53 (Inschrift IV), 54 (Inschrift I) (Erstveröffentlichung). — Pierre BOUFFARD, Les fresques du narthex, in: L'Abbatiale de Payerne (Bibliothèque historique vaudoise 39). Lausanne 1966, 167 f. LITERATUR: BRENK,

146

64

FRESKENFRAGMENT VON GRANDSON (VD)

2. H. 1 2 . - 1 3 . JH.

(VD), ehemalige Klosterkirche St-Jean-Baptiste, zur Zeit im nördlichen Seitenschiff als Bestandteil des alten Kirchenportals aufgestellt. Genauere Hinweise auf den ursprünglichen Standort des Fragments fehlen. — Taf. 35, Fig. 95. GRANDSON

Kalkstein; rechteckiger, nach hinten sich verjüngender Quader (15 X 28 X 36 cm) mit stark lädierter weißer Verputzschicht. Inschrift in zwei Zeilen rotbraun auf weißen Verputz gemalt; Buchstabenhöhe 5,5 cm.

~]S(ANCTVS)

IOH(ANNES ?)[—

—.]AVT[—

: Schlanke Kapitalis mit gotischen Merkmalen in Form von anschwellenden Rundungen und unzialem H sowie rundem T. Zu bemerken ist die punktförmige Verdickung am I-Schaft (Z. 1; cf. Kat.-Nr. 54: Montcherand [VD], um 1100-1. H. 12. Jh. und 63: Payerne [VD], Ende 12,-Anfang 13. Jh.). Keine Worttrennung erkennbar. Abkürzungszeichen in Form eines schräg aufsteigenden, durch S gezogenen Balkens (SANCTVS). Die Spur des ersten Buchstabens der zweiten Zeile kann von einem B, G oder S stammen. SCHRIFT

Unbestimmt; das Textfragment könnte Bestandteil einer Weihinschrift oder — in Verbindung mit einer Wandmalerei — Teil einer Figurenbezeichnung oder einer Bildlegende sein. FORMULAR UND INHALT:

DATIERUNG : In paläographischer Hinsicht drängt sich wegen der gotischen Buchstabenformen eine Datierung in die 2. Hälfte des 12.—13. Jh. auf. ERSTVERÖFFENTLICHUNG.

147

65

'PORTAIL PEINT' DER K A T H E D R A L E VON LAUSANNE (VD)

1220-1230

LAUSANNE, Kathedrale, Südportal ('Portail peint'). Mit Ausnahme der Inschrift II (DavidStatue), die zur Zeit im Musée de la Cathédrale aufbewahrt wird, befinden sich alle Inschriftenträger noch in situ. — Taf. 35—36, Fig. 96—98.

Die fünf hier vorgestellten Inschriften sind teils schon früher bekannt gewesen (I), teils erst anläßlich der jüngeren Restaurierungen entdeckt worden. Das 'Portail peint' — wegen seiner Farbenpracht schon früh so benannt — wurde wohl zum ersten Mal in den Jahren 1445—46 durch den Maler Peter von Maggenberg restauriert. Andere Flickarbeiten und Übertünchungen sind aus dem 18. Jh. bekannt. Nach den Plänen von Viollet-le-Duc wurde das Portal im Jahre 1881 von früheren Zutaten befreit. Infolge zunehmender Zerstörung ersetzte man im Jahre 1927 die Statuen des Moses, Johannes' des Täufers, Jeremias', Davids (II), Isaias' und des Evangelisten Markus durch Kopien, während die Originale an der inneren Südwand des Querhauses aufgestellt wurden. Théo-Antoine Hermanès unterzog sie dort einer gründlichen Restaurierung (1974—75), worauf sie ins neu geschaffene Musée de la Cathédrale (Teil des MC AH) gelangten. Seit 1976 ist Hermanès mit der Restaurierung des gesamten 'Portail peint' betraut, wobei bis anhin die Inschriften III-V zum Vorschein gekommen sind; cf. LAPAIRE unter Lit. Die hier behandelten Stücke machen wahrscheinlich nur einen Bruchteil der ursprünglich am Portal angebrachten Inschriften aus ; generell dürften alle offenen Bücher oder Schriftrollen, die von Figuren zur Schau gestellt werden, mit einer Inschrift versehen gewesen sein. Das ' Portail peint ' mit seiner Vorhalle in Form eines offenen Gehäuses bietet ein vielfältiges, nicht restlos gedeutetes ikonographisches Programm. Das Ganze ist aus graugrüner Molasse aus der Gegend von Lausanne geschaffen und wahrscheinlich schon von Anfang an bemalt gewesen. Im Tympanon ist eine Marienkrönung und darunter eine Grablegung und Himmelfahrt Mariens dargestellt. An den vier gestuften Gewänden stehen als vollplastische Säulenfiguren (Höhe ca 2 m) auf der Westseite im Süden : Isaias, David (II) und Jeremias, im Norden : Moses, Johannes d. Täufer und Simeon und auf der Ostseite im Süden : Markus, Lukas und Matthäus (I), im Norden : Johannes d. Evangelist, Paulus und Petrus. In den vier Archivolten (III—V) sitzen an den inneren und äußeren Bogenläufen je fünf fast vollplastische Figuren übereinander, die — bisher ungedeutet — mit den Ältesten der Apokalypse, Heiligen aus der Legenda aurea und unbestimmten Figuren aus dem Alten und Neuen Testament in Verbindung gebracht wurden. Inschrift I) auf dem offenen Buch, das der Evangelist Matthäus zur Schau trägt, auf beiden Seiten drei-, bzw. vierzeilig schwarz auf weiß gemalt ; Buchstabenhöhe 2,4 cm. — II) auf dem offenen Buch, das der Psalmist David vorweist, auf beiden Seiten dreizeilig schwarz auf weiß gemalt ; Buchstabenhöhe 2,4 cm. Diese Inschrift ist unter normalen Lichtverhältnissen kaum mehr sichtbar. — III) auf der Schriftrolle, welche die oberste, männliche Sitzfigur am inneren Bogenlauf der östlichen Archivolte rechts zur Schau trägt, einzeilig schwarz auf weiß gemalt ; Buchstabenhöhe 4 cm. — IV) auf der Schriftrolle, welche die oberste, männliche Sitzfigur am inneren Bogenlauf der westlichen Archivolte links zur Schau trägt, einzeilig schwarz auf weiß gemalt ; 148

Buchstabenhöhe 4 cm. — V) an der südlichen Archivolte, am oberen Rand des inneren Bogenlaufs über der obersten, männlichen Sitzfigur rechts, einzeilig schwarz auf weiß gemalt ; Buchstabenhöhe 4 cm. I) am südöstlichen Gewände: LIBE

CIO

R GE

NIS

NER[A]

IHV XLPI

Buch der Abstammung Jesu Christi. Mt. 1,1.

II) am südwestlichen Gewände (Original im Musée de la Cathédrale) : [DE FRVC TV VEN] TRIS TVI

PONAM SVPER SEDE[M] TVAM

Von der Frucht deines Leibes werde ich auf deinen Thron setzen. Ps. 131,11.

III) an der östlichen Archivolte : ZARAM-

IV) an der westlichen Archivolte : VIRV(M) den Mann

V) an der südlichen Archivolte : IOSAIfA ?] SCHRIFT : Die wohl aus einer Werkstatt, vielleicht sogar von einer Hand stammenden Inschriften zeigen eine Kapitalis mit gotischen Merkmalen, etwa in Form von anschwellenden Rundungen und auf die R-Cauda aufgesetzten Verdickungen (z. B. 1,2). Beim runden E von 1,1

149

(neben normalem : 1,3) ist nicht klar ersichtlich, ob es vorne geschlossen ist. Gesamthaft wirken die Inschriften nicht so gotisch (cf. Buchstaben M und H), wie man sie sonst in der 1. Hälfte des 13. Jhs. antrifft. FORMULAR UND INHALT:

I—II: wie Kat.-Nr. 5 6 : Neuenburg, a. 1191—1195: Bibelsprüche zur Kennzeichnung der dargestellten Personen. Die beiden Inschriften mögen außerdem der Veranschaulichung des ikonographischen Programms gedient haben. Zur Ikonographie cf. BACH, LAPAIRE und DEUBER-PAULI unter Lit. und allg. LCII, 4 7 7 - 4 9 0 (David) ; VII, 5 8 8 601 (Matthäus). III—V: unbestimmt; keine Figurenbezeichnungen. Am ehesten handelt es sich um Spuren eines größeren zusammenhängenden Textes, den die Archivoltenfiguren mit Schriftrollen Wort für Wort zur Schau trugen. Vielleicht mit Anklängen an den Bericht über die Genealogie Christi des Evangelisten Matthäus (cf. Mt. 1 und Inschrift I) ; jedenfalls kommen in diesem Bericht die Namen und Wörter Zaram (Mt. 1,3), virum (Mt. 1,16) und Iosias (Mt. 1,10 f.) vor, so daß anzunehmen ist, daß unter den 80 Archivoltenfiguren des 'Portail peint' von Lausanne auch die 42 Vorfahren Christi dargestellt sind. Zur Ikonographie cf. BACH unter Lit. (p. 1 9 0 ) ; LAPAIRE unter Lit. (p. 1 9 2 ) ; allg. SCHILLER, Ikonographie 1 , 2 4 — 2 6 ; LThK 2 IV, 6 6 1 f. (Genealogien); LCI IV, 5 4 9 - 5 5 8 (Wurzel Jesse). DATIERUNG :

Es besteht kein Zweifel, daß die Bemalung und Beschriftung des ' Portail peint ' schon anläßlich seiner Ausarbeitung in Stein erfolgten. Nach neueren bau- und kunstgeschichtlichen Erkenntnissen (cf. LAPAIRE unter Lit. ; M . GRANDJEAN und G . CASSINA, La cathédrale de Lausanne [Guides de monuments suisses]. Bâle 1 9 7 5 , 2 0 ) entstand das Portal zwischen 1 2 2 0 und 1230.

Eugène BACH, in: KDM Vaud II ( 1 9 4 4 ) 186, Fig. 1 5 7 (Inschrift I, Erstveröffentlichung). — Claude LAPAIRE, La sculpture, in: La cathédrale de Lausanne ( 1 9 7 5 ) 1 7 6 (Inschrift I), 178 (Inschrift II, Erstveröffentlichung). - Cathédrale de Lausanne. Catalogue de l'exposition ( 1 9 7 5 ) 35, Nr. 17, Farbtafel 4 (Inschrift II, nicht sichtbar). - Erica DEUBERPAULI /Théo-Antoine HERMANÈS, Le portail peint de la cathédrale de Lausanne. Unsere Kunstdenkmäler/Nos monuments d'art et d'histoire 3 2 ( 1 9 8 1 ) 2 6 2 - 2 7 4 . LITERATUR:

150

66

GROSSE ROSE DER K A T H E D R A L E VON LAUSANNE

1226-1232

LAUSANNE, K a t h e d r a l e , südliches Q u e r h a u s . - Taf. 3 7 - 4 0 , Fig. 9 9 - 1 1 2 .

Wiederholte Renovierung und Restaurierung nicht näher bezeichneter Scheiben, so in den Jahren 1513,1520, 1817 und 1822. A u f Anregung des Zürcher Kunsthistorikers Rudolf J. Rahn wurde die ganze Rose in den Jahren 1894—99 unter Leitung von Eduard Hosch restauriert und in fehlenden Teilen (( )) ergänzt; cf. BEER unter Lit. (bes. 1956, 31 f. und 1975, 222 f.). Glasmalerei; in einen Kreis eingeschriebene Rose mit 61 Bildern (davon 39 alte mit Inschriften erhalten). Im Zentrum ein übereck gestelltes kleineres Quadrat, das in fünf Medaillons ursprünglich wohl Annus, umgeben von Sol, Luna, Nox und Dies, nach der Renovation von 1894 aber die Schöpfungsgeschichte mit Gottvater in den Mitte zeigte. Um das zentrale Quadrat vier in Halbkreise eingeschlossene Vierpässe, deren vier Medaillons (0 64 cm) je eine Jahreszeit, begleitet von je drei Monaten (0 dieser Medaillons ca. 58 cm), darstellen (I). Die vier außen anschließenden, ein Kreuz bildenden Dreiviertelkreise mit je fünf Medaillons bieten die vier Elemente (0 61 cm), umgeben von jeweils drei Tierkreiszeichnen und von einer Wahrsagekunst (0 je 58 cm) oder von den wahrscheinlich falsch plazierten Sol oder Luna (II). In den Ecken des großen Quadrates befindet sich je ein Medaillon (0 66 cm) mit einem Paradiesfluß, flankiert von zwei Halbkreisen (30 X 54 cm), die je ein Monstrum enthalten (III). Die acht peripheren Dreipässe schließlich zeigen neben je zwei ornamentalen Medaillons (0 33 cm) die acht personifizierten Winde (IV). Inschriften in der Regel auf einem waagrechten, aus einem oder mehreren Glasstücken ( / = anderes Glasstück) bestehenden Schriftband (bei IV am Rande umlaufend), das oben und unten durch eine oder zwei gelbe Linien begrenzt ist, einzeilig (Ic, IIa, e, 1, IIIc, e - g zweizeilig), gelb bis weiß aus dem Schwarzlotgrund geschabt; Buchstabenhöhe 5—6 cm, bei den Zweizeilern 2—3 cm. — Vollständig ergänzte, moderne Inschriften werden nicht berücksichtigt. I)

Jahreszeiten und Monate: a) b) c)

d) e) 0

'VE/(R -) Frühling MARCI(VS) März APRI LIS April MAIVS Mai ESTA/[S] Sommer I V L I / V S (!) Juli (statt Juni) 151

g) IVLIVS Juli h) AV/G/[V]ST(VS) August i) (AVT) / V(M)/P/N(VS) Herbst k) O C T O B E / ( R ) Oktober 1) NO / (VEM ? } (BER) November m) H Y / E / N / S (!) Winter Hiens, bzw. hyens statt hiems oder hiemps.

n) I A N V / A R I / V S Januar

Elemente, Tierkreiszeichen und Wahrsagekünste a) ( D R A C O ) /

b) c) d) e)

0 g) h) i) k) 1)

AE R Luft

(Drache) A/R/I/E/S Widder GE/M/INI Zwillinge PIR/0/MA(N)CI(A ?) Wahrsagen aus dem Feuer IG/MS/ (SALA)/M (AN)/DRA Feuer Salamander VIR/GOJungfrau LEOLöwe LIB/RA Waage S/CO/RPI/O Skorpion AERIM/ANC/IA Wahrsagen aus der Luft (PIS)/ AQ (CIS)/ VA Fisch Wasser

m) P / I C / E S (!) Fische Pices statt pisces.

n) SOL Sonne o) L / V N A Mond III)

Paradiesflüsse und Ungeheuer: a) GEON Gichon b) TET(RA)COLI Vieräugige c) ( G ) / A N G (R)/ID/A Der vom Duft der Äpfel Lebende d) /ISTigris e) OCVLO S- / I N HVME[RIS] Der die Augen auf der Brust trägt f) C I N / O M OL/OG/IHundsköpfige g) PINGM EIPygmäen h) CEFFI Grasfresser

IV)

Winde: a) AVST(ER)OZEFIR(VS) Südwest b) AVSTER Süd c) EVROAVST(ER) Südost d) (SVBS) /OLAN(VS) Ost e) VVLTV/RN(VS) Südost

SCHRIFT: Vollschlanke Kapitalis mit mehreren gotischen Merkmalen, etwa in Form von anschwellenden Rundungen, Haar- und Schattenstrichen, feinen Schlußstrichen, die in Schnörkel übergehen können, sowie den meist gotisch-unzial ausgeführten Buchstaben A, E, H, N und T. Die vielfach von füllendem Schnörkelwerk begleiteten Inschriften beginnen einmal mit drei übereinander gestellten Punkten (Ia), endigen einmal in gleicher Weise (Illd), zweimal mit einem Doppelpunkt (Hg, Illg) und zweimal mit einem Punkt (Ilf, Ulf), der auch als Worttrennung auftreten kann (Ille). Abkürzungszeichen in Form einer angehängten Cauda nach MARCI (Ib: MARCIVS), AVGVST (Ih: AVGVSTVS), AVTVMPN (Ii: AVTVMPNVS), AVSTEROZEFIR (IVa: AVSTEROZEFIRVS), SVBSOLAN (IVd: SVBSOLANVS) und VVLTVRN (IVe: VVLTVRNVS), in Form eines waagrechten Balkens über AVTVPNVS (Ii: AVTVMPNVS) und PIROMACIA (IIa: PIROMANCIA), in Form eines aus der Buchschrift entlehnten offenen a über TETCOLI (Illb: TETRACOLI) und in Form eines er-Hakens nach EVROAVST (IVc: EVROAVSTER). Die hier behandelten Inschriften stammen vielleicht von verschiedenen Händen, wohl aber aus der gleichen Werkstatt. — Verwandte Schriftdenkmäler: Kat.-Nr. 67: Lausanne, 1. H. 13. Jh. Einfache Figurenbezeichnungen, die wie das ganze Programm der Imago Mundi auf spätantike Vorlagen zurückgehen. Die Bezeichnungen der Ungeheuer und insbesondere der Grasfresser und Hundsköpfigen (Illf und h) dürften — wie Beer es nahelegt (cf. Lit. [ 1 9 5 2 , 2 8 ; 1 9 5 6 , 5 3 ; 1 9 7 5 , 2 4 1 f.]) - auf der Polyhistor-Überlieferung des Solinus (3. Jh.) beruhen. Zur Ikonographie der Rose von Lausanne cf. BEER unter Lit. und allg. LCII, 600—606 (Elemente), II, 2 5 5 - 2 6 7 (Himmel), 3 6 4 - 3 7 0 (Jahreszeiten), III, 2 7 4 - 2 7 9 (Monate), IV, 4 9 8 5 0 9 (Weltbild), 5 7 4 - 5 7 9 (Zodiakus). FORMULAR UND INHALT:

DATIERUNG: Die neueren bau- und kunstgeschichtlichen Forschungen Grandjeans ( M . GRANDJEAN, A propos de la construction de la cathédrale de Lausanne. Genava 11 [ 1 9 6 3 ] 261—287) und BEERS (cf. Lit. [ 1 9 7 5 ] ) haben gezeigt, daß die Rose der Kathedrale von Lausanne zwischen 1226 und 1232 unter Leitung des Glasmalers Peter von Arras entstanden ist. LITERATUR: Jean-Daniel BLAVIGNAC, Description monumentale de l'église Notre-Dame, ancienne cathédrale de Lausanne. Lausanne 1846, 18 (erster Hinweis). - RAHN, Geschichte ( 1 8 7 6 ) 5 6 7 - 5 7 0 , Fig. 156. - DERS., Die Glasgemälde in der Rosette der Kathedrale von Lausanne. Ein Bild der Welt aus dem XIII. Jahrhundert. MAGZ 2 0 ( 1 8 7 9 ) Abt. I, Heft 2, Taf. I-VIII (mit ält. Lit. p. 4 1 [ 1 3 ] ) . - Eugène BACH, in: KDM Vaud II ( 1 9 4 4 ) 2 4 5 - 2 6 0 , Fig. 2 0 9 2 5 1 . - Ellen J. BEER, Die Rose der Kathedrale von Lausanne und der kosmologische Bilderkreis des Mittelalters (Berner Schriften zur Kunst 6). Bern 1 9 5 2 , Fig. 2 3 - 3 1 . - DIES., in: CVMA Schweiz I ( 1 9 5 6 ) 2 5 - 7 1 , Fig. 2 - 3 7 (mit ält. Lit. p. 2 8 , Anm. 4 5 ) . - DIES., Les vitraux du Moyen Age de la cathédrale, in: La cathédrale de Lausanne ( 1 9 7 5 ) 2 2 1 - 2 5 5 , Fig. 2 7 8 - 3 2 0 . - Henri STIERLIN, Le nombre, le tracé, la forme, in: Merveilleuse Notre-Dame de Lausanne, cathédrale bourguignonne. Lausanne 1 9 7 5 , 5 9 - 7 4 ; Henri CEVEY, OÙ l'hermétique s'entr'ouvre. Ibid., 8 3 - 1 2 1 , zahlreiche Fig.

154

67

GLASMALEREIFRAGMENTE

1. H. 13. JH.

LAUSANNE, MC AH (Dep. Musée de la Cathédrale), Inv. 58 012-58 014, 58 017. - Taf. 40, Fig. 113-114. Ursprünglicher Standort unbekannt. Wohl in den Jahren 1817 oder 1822 - anläßlich von Restaurationen und Flickereien in die Rose der Kathedrale von Lausanne (Kat.-Nr. 66) versetzt. Eduard Hosch entfernte die vier Fragmente anläßlich der Restauration von 1894—99, um sie in die drei unter der Rose angebrachten Fenster zu geben. Von dort gelangten sie im Jahre 1934 in ein Depot der Kathedrale und schließlich imjahre 1975 in das neugeschaffene Musée de la Cathédrale, ein Depositum des MCAH; cf. BEER unter Lit. [ 1 9 5 6 , 58]. Glasmalerei; vier stark renovierte Medaillons (teilw. nicht in ursprünglicher Form; 01: 66 cm; II: 65 cm; III: 76 cm; IV: 59 cm), die - mit Ausnahme vielleicht des kaum bestimmbaren vierten Stückes — einem umfangreicheren Zyklus zum Leben Johannes' des Täufers angehörten. Das erste zeigt die Begegnung des Johannes' mit Christus (I), das zweite den predigenden Johannes (II) und das dritte seine Gefangennahme durch Herodes (III). Inschriften jeweils auf einem meist aus mehreren Glasstücken zusammengesetzten Schriftband, das Johannes der Täufer auf den Boden rollen läßt, zwischen gelber Zeilenbegrenzung, einzeilig, gelb bis weiß aus dem Schwarzlotgrund geschabt; Buchstabenhöhe I: 2,8 cm; II: 2,6 cm; III: 2,1 cm; IVa: 2,4 cm; IVb: 1,6 cm. I) ( EC )CE/ • AG/NVS • DEI • Sehet das Lamm Gottes! Joh. 1,29 und 36.

II) • PENITENCIA/ ( M • ? ) [AGITE] [Tut] Busse! Mt. 3,2.

III) NO(N) • LIC/E/T • T(IB)I • HAB/(ER)E • V X O / R E / M / FR/ATRIS [TVI] Es ist dir nicht erlaubt, die Frau [deines] Bruders zu haben. Mk. 6,18.

IV) a) b)

—]EM[— — ]EAS[— 155

Wie Kat.-Nr. 66: Lausanne, a. 1226—1232; wirkt ihr gegenüber aber gotischer, keineswegs archaisierend, wie dies für die Bilder zutreffen mag (cf. BEER unter Lit.). Worttrennung mittels eines Punktes. Abkürzungszeichen in Form eines waagrechten Balkens über NO (III: NON) und in Form eines er-Hakens bei HAB'E (III: HABERE). Ohne Zeichen ist TI (III: TIBI) gekürzt. Eingeschriebene Buchstaben: I in L und I in T (III:LICET und TIBI). Die Buchstaben E, N und T sind immer gotisch-unzial, wie möglicherweise auch das angeschnittene M bei VXOREM (III) und das nicht mit Sicherheit originale M bei PENITENCIAM (III). SCHRIFT:

Bibelsprüche, die in direkter Redeform von der dargestellten Person gesprochen werden; cf. Kat.-Nr 57 I und VII: Genf, Mitte bis Ende 12. Jh. Zur Ikonographie cf. BEER unter Lit. und allg. LCI VII, 164—190, bes. 176-178. - IV: unbestimmt. FORMULAR UND INHALT: I—III:

Die kunsthistorische Analyse, wonach der Meister der Johannesvita gegenüber der Rose von Lausanne (Kat.-Nr. 66) und dessen Schöpfer Peter von Arras altertümelnd wirkt, findet in paläographischer Hinsicht keine Bestätigung. Die frühgotischen Schriftelemente sind hier im Gegenteil ebenso präsent wie bei der Rose und — was den Buchstaben M betrifft — vielleicht noch ausgeprägter, so daß vorläufig eine Datierung dieser Inschriften in die 1. Hälfte oder in die Mitte des 13. Jhs. gerechtfertigt erscheint. DATIERUNG:

Jean-Daniel BLAVIGNAC, Description monumentale de l'église Notre-Dame, ancienne cathédrale de Lausanne. Lausanne 1846, 18 (erster Hinweis zu Inschrift I). — R A H N , Geschichte (1876) 567. — DERS., Die Glasgemälde in der Rosette der Kathedrale von Lausanne. Ein Bild der Welt aus dem XIII. Jahrhundert. MAGZ 20 (1879) Abt. 1, Heft 2, 53f„ Taf. VIII, 1 (zu Inschrift III). - Eugène BACH, in: KDM Vaud II (1944) 260-264, Fig. 252 (zu Inschrift III). - Ellen J. BEER, in : CVMA Schweiz I (1956) 58-60, 71 f., Taf. 40, Farbtaf. 6 (zu Inschrift I und III). — Jean LAFOND, Les vitraux du Moyen Age de la cathédrale, in: La cathédrale de Lausanne (1975) 250-252, Fig. 321 f. (zu Inschrift I und III). - Cathédrale de Lausanne. Catalogue de l'exposition (1975) 91-98, Nr. 68, Taf. X (zu Inschrift I), Nr. 69 mit Fig. (zu Inschrift II), Nr. 70 mit Fig. (zu Inschrift III), Nr. 71 mit Fig. (zu Inschrift IV). - Louis GRODECKI, Le vitrail roman. Fribourg 1977, 198 f., 298, Fig. 173 (Inschrift III; datiert: 1210-1220). LITERATUR:

156

68

SCHLUSSSTEINE VON ST-URSANNE (JU)

ST-URSANNE,

Kollegiatskirche, Chorjoche; Kopien in Zürich,

SLM.

1259 UND 1261 - Taf. 4 1 , Fig.

115-116.

Die Schlußstein-Inschriften von St-Ursanne sind im 18. Jh. durch einen dortigen Chorherrn aufgezeichnet worden. Sie wurden später übertüncht und erst anläßlich der Kirchenrenovation von 1 9 0 3 wieder entdeckt; cf. CHEVRE und LAPAIRE unter Lit. Kalkstein; kreisrunde Schlußsteine mit ausgehöhltem Zentrum. Inschriften jeweils an der von unten sichtbaren Fläche einzeilig umlaufend, ziemlich tief und regelmäßig eingehauen; es ist nicht klar, ob die schwarze Nachzeichnung der Inschriften ursprünglich ist oder von der Restauration von 1903 stammt; Buchstabenhöhe ca. 5 cm. I)

am ersten Chorjoch von Westen: • ANNO • D(OMI)NI • M(ILLESIM)0 • CC° • L° • IX° • Im Jahr des Herrn 1259.

II) am zweiten Chorjoch von Westen: • ANNO • DOMINI • M(ILLESIM)0 • CC° LXI Im Jahr des Herrn 1261. Erwähnt seien hier auch die beiden gotischen Schlußsteine von St-Ursanne, die kurz nach der diesem Katalog zugrunde liegenden Zeitgrenze entstanden sind: A ) am vierten Schiffsjoch von Westen: + • A N N O • D(OMI)NI • M(ILLESIM)0 C°C°C° • I°MENSE APRILIS, d. h. Im Jahr des Herrn 1301, im Monat April. B) ANNO• D(OMI)NI• M(ILLESIM)0• CCC• VII, d . h . Im Jahr des Herrn 1307.

Ziemlich breite gotische Majuskel. Wort- und Zahltrennungszeichen in Form von runden Punkten. Zu Beginn (oder am Schluß) der umlaufenden Inschriften eine stilisierte Blume (I), bzw. ein aus vier Punkten gebildetes Quadrat (II). Abkürzungszeichen in Form eines waagrechten Balkens über DNI (I: DOMINI) und in Form von hoch liegenden O bei den Zahlzeichen M, CC, L und IX (I) sowie CC (II). Bei MILLESIMO der Inschrift II steht das O in voller Größe neben dem M. Mit M und N in traditioneller Kapitalis wirkt Inschrift II weniger fortschrittlich als Inschrift I. SCHRIFT:

FORMULAR UND INHALT: Datum in Form des Inkarnationsjahres mit römischen Zahlzeichen; es bezieht sich auf die Fertigstellung der entsprechenden Gewölbejoche und könnte etwa durch sculptus est lapis iste (ist dieser Stein gehauen worden; cf. LAPAIRE unter Lit.: Altkirch, a. 1 2 5 3 ) oder Ähnliches ergänzt werden.

157

DATIERUNG: ES spricht in paläographisch-epigraphischer Hinsicht nichts gegen eine Entstehung dieser Inschriften im Zeitpunkt der textlich vorgetragenen Daten (1259, bzw. 1261). LITERATUR: Fidèle CHÈVRE, Histoire de St-Ursanne. Porrentruy 1887, 300 (Erstveröffentlichung nach der handschriftlichen Notiz eines anonymen Chorherrn von St-Ursanne). — Marcel CHAPPATTE, La Collégiale de St-Ursanne. Actes de la société jurassienne d'émulation 33 (1928) 109, 133. - AMWEG, L e s arts I ( 1 9 3 7 ) 12. - LAPAIRE, L e s constructions ( 1 9 6 0 ) 94 f.

158

69*

GRABINSCHRIFT DES CHORHERRN RODULFUS DE MONTIBUS

LAUSANNE

1269 (?)

(VD), Kathedrale, Kreuzgang; heute verschollen.

Im Jahre 1666 vom Waadtländer Historiker Jean-Baptiste Plantin (cf. Lit.) zum ersten Mal veröffentlicht. Der Kreuzgang mit einer nicht näher bezeichneten Mauer, welche die Inschrift trug, war schon damals fast vollständig zerfallen; cf. GRANDJEAN unter Lit. Aus der Beschreibung Plantins (cf. Lit.) geht über die Beschaffenheit des Inschriftenträgers nur hervor, daß dieser zum Mauerverband (Tafel? Grabplatte? aufgestellt?) des ehemaligen Kreuzgangs und Friedhofs gehörte. Inschrift vielleicht zweizeilig (so

PLANTIN

unter Lit.) in Stein gehauen.

+S(EPULTURA) RODULFI DE • MO(NTIBUS) • CAN(ONICI) LAUSAN(NENSIS) Grabstätte des Rodulfus de Montibus, Chorherrn von Lausanne. Text nach

PLANTIN

unter Lit.

: Aufgrund der gedruckten Textwiedergabe Plantins darf angenommen werden, daß die Inschrift in Majuskeln ausgeführt war, daß sie mit einem Kreuz begann, und daß zur Worttrennung — zumindest teilweise — ein Doppelpunkt benützt wurde. Ob die vorliegenden Abkürzungen mit der Originalausführung übereinstimmen, bleibe dahingestellt. SCHRIFT

FORMULAR UND INHALT: Prosaische Grabinschrift mit dem in hoch- und spätmittelalterlicher Zeit seltenen Formular, das — ohne Eingangs- oder Schlußformel — nur auf die Grabstätte und den Namen des Bestatteten (mit Titel) hinweist; cf. etwa GARDELL, Gravmonument, Nr. 42 und 331: Schweden, um 1300, bzw. 1400 (?): Lapis domini NN; Nr. 358: ibid., a. 1414: Sepulcrum domtni NN etc.; CIMAH I, Nr. 15: St-Maurice, 6. Jh. - S kann sowohl zu Sepultura als auch zu Sepulchrum aufgelöst werden. Es ist nicht auszuschließen, daß Plantin vielleicht von einer umfangreicheren Grabinschrift nur das Vorliegende notiert hat.

: Der Chorherr von Lausanne Rodulfus de Montibus oder de Monte (Mont-le-Grand oder Mont-sur-Rolle [VD]) ist in literarisch-archivalischen Quellen seit dem Jahre 1233 überliefert. In den Jahren 1249 und 1250 ist er als Dekan von Avenches (VD) erwähnt und vor 1253 war er auch Chorherr von St. Martin in London, wohin er vielleicht den Grafen Peter von Savoyen begleitet hatte. In seinem Testament vom 22.5.1269, wo er sich als krank bezeichnet, vermacht er der Kathedrale von Lausanne unter anderem eine Geldsumme zur Errichtung des Kreuzganges. Sein Todestag, der 25.5., ist bekannt, sein Todesjahr, wohl 1269, jedoch nur vermutbar. Zur Person cf. REYMOND, Les dignitaires, 386f.; HBLS V, 139. NAMEN

159

Das ungewöhnliche Formular der Inschrift mahnt in der Datierungsfrage zur Vorsicht. Die Tatsache, daß Plantins Abschrift nicht überprüft werden kann, erlaubt aber vorläufig keine stichhaltige Argumentation zugunsten einer späteren Entstehungszeit als DATIERUNG:

1269.

Jean-Baptiste P L A N T I N , Abrégé de l'histoire générale de Suisse. Genève 1 6 6 6 , 4 9 9 (Erstveröffentlichung). - Marcel GRANDJEAN, Notes documentaires sur l'ancien cloître de la cathédrale de Lausanne, in: Le cloître de la cathédrale Notre-Dame de Lausanne (Cahiers d'archéologie romande 4). Lausanne 1975, 12, bes. Anm. 11. LITERATUR:

160

70

EPITAPH DER GRÄFIN ELISABETH VON K Y B U R G

FREIBURG,

Franziskanerkirche, Nordseite eingangs des Chores aufgestellt. -

1275 Taf. 41,

Fig. 117. Ursprünglich in der nordöstlichen Seitenkapelle (Franz von Assisi) als Deckplatte auf einem erhöhten Grab aufliegend; anläßlich des Neubaus des Schiffes im Jahre 1745 wurde dieses Grab abgetragen und die Platte an der benachbarten Seitenwand aufgestellt (die Gebeine wurden damals am Fuße des Altares beigesetzt). Seit 1936/37 am heutigen Standort; cf. RAEDLE und GREMAUD unter Lit. Molasse; rechteckige, von oben nach unten sich leicht verjüngende Grabplatte (190 X 71— 65 cm), die, von einem Rundstab umrahmt, im größeren oberen Teil die als Klarissin gekleidete Elisabeth und im unteren Teil das Wappen der Kyburg (Schrägbalken, von Löwen begleitet) zeigt. Die im vertieften Relief gearbeitete Figur steht auf einem Arkadenfries zwischen zwei Säulen, die ihrerseits einen Dreipaßbogen tragen, auf den Türme und Mauern aufgesetzt sind. Inschrift oben links beginnend, zwischen Randwulst und Darstellungen umlaufend, von innen zu lesen, einzeilig (/= Richtungsänderung) ziemlich regelmäßig und mitteltief eingehauen; Buchstabenhöhe 4,5—6,2 cm.

+ANNO • D(OMI)NI/M[°] • C°C • LX°XV° • V°II • ID(VS) • IVLII • O(BIIT) • D(OMI)NA • ELIZABET • COMITIS/SA • DE • KIBVRC/ • SOROR • ORDINIS • S(AN)C(T)E • CLÄRE • ORATE • PRO • ME Im Jahre des Herrn 1275, am 7. Tag vor den Iden des Juli (9. Juli) ist Frau Elisabeth, Gräfin von Kiburg, Schwester des Ordens der heiligen Klara gestorben. Betet für mich.

Vollschlanke gotische Majuskel mit runden und geschlossenen C, E, M und T. Konsequent durchgeführte Worttrennung (fehlt infolge Lädierung zwischen DOMINI und M) in Form von runden Punkten in Zeilenmitte. Abkürzungszeichen in Form eines waagrechten Balkens, der in der Mitte durch eine Ausbuchtung nach oben unterbrochen ist, über DNI (DOMINI), DNA (DOMINA) und SCE (SANCTE), in Form eines kleinen, willkürlich angebrachten O über den römischen Zahlen, als us-Cauda nach ID (IDVS) und schließlich als Schrägbalken, der durch das O gezogen ist (OBIIT). Gleichschenkliges Kreuz als Symbolinvokation zu Beginn der Inschrift. Doppelformen für D, das teils in Unziale, teils in Kapitalis, für N, das einmal unzial (DOMINA), sowie für V, das einmal (IVLII) als U wiedergegeben ist. — Verwandte Schriftdenkmäler: GUILHERMY, Inscriptions II, 196: St-Denis, 13. Jh.; 111,380: Levis,a. 1275; 529: Massy, a. 1281;BAUCH, Das mittelalterliche Grabbild, 96, Fig. 146:Speyer, a. 1291. SCHRIFT:

161

Prosaisches Epitaph mit Todesdatum, Namen und Stand der Verstorbenen sowie mit Gebetswunsch. Während aus Deutschland und insbesondere aus Mainz zahlreiche gotische Grabinschriften mit vorliegender Eingangsformel (d. h. anno domini...obiit), aber mit requiescat in pace als Schlußformel überliefert sind (cf. DI II, passim), ist die vorliegende Orate-Schlußformel vorwiegend aus Frankreich, dort aber in Verbindung mit Hic iacet (ci-gît) als Eingang bekannt (cf. GUILHERMY, Inscriptions III, 708: Linas, a. 1301; IV, 70f.: Fontenay, a. 1329; V, 6: Champeaux, a. 1299; ibid. 10f.: a. 1301). Ähnliches wie hier findet sich in Schweden (cf. GARDELL, Gravmonument, Nr. 142, 144, 148, 216: a. 1315-1373). FORMULAR UND INHALT:

NAMEN : Elisabeth, Gräfin von Kyburg, war die Tochter des Hugo von Chalon und der Alice von Meran. Sie wurde nach dem Tode der Anna von Rapperswil (1253) die zweite Frau Hartmanns des Jüngeren (V.) von Kyburg (gest. 1263), der in Freiburg das Frauenkloster 'Magere Au' (Maigrauge) gegründet hatte. Daß die Gräfin Elisabeth, die bis zur ihrem Tode weltliche Geschäfte tätigte, soror ordinis sancte Cläre genannt wird, erklärt sich damit, daß sie entweder auf dem Sterbebett die Ordensgelübde der Klarissinnen abgelegt hat oder daß sie vielleicht schon früher dem Dritten Orden der Franziskaner beigetreten ist (cf. RAEDLÉ und GREMAUD unter Lit.; dazu: DI II, Nr. 675: Mainz, a. 1288: sepultus (!) in habitu sororum). Die Annahme, Elisabeth habe in Freiburg Beginenhäuser gegründet, könnte auf dem vorliegenden Epitaph beruhen. Zur Person cf. HBLS II, 532 ; IV, 486 ; RAEDLÉ und GREMAUD unter Lit. ; GHS I, 7,11.

LITERATUR: Karl ZEERLEDER, Urkunden für die Geschichte der Stadt Bern. Bd. 2. Bern 1854, 155, Nr. 632 (erste fehlerhafte Wiedergabe). — Nicolas RAEDLÉ, Un monument dans l'église des Cordeliers. Revue de la Suisse catholique 5 (1873) 4 4 - 4 9 . - DERS., Quelle est cette Elisabeth, comtesse de Kybourg, enterrée dans l'église des RR. PP. Cordeliers à Fribourgen Suisse? ASG 1 (1873) 297—300. — DERS., Elisabeth comtesse de Kybourg. Nouvelles étrennes fribourgeoises 9 (1875) 1 4 7 - 1 5 0 mit Nachzeichnung. - Fontes Rerum Bernensium III (1880) 120, Nr. 123. -Jean GREMAUD, Pierre tombale d'Elisabeth de Kybourg, in : Fribourg artistique à travers les âges 3 (1892) Nr. 12, Fig. 12. - Marcel STRUB, in: KDM Fribourg III (1959) 28 f., Fig. 24.

162

71

SCHMÄHINSCHRIFT GEGEN DEN PRIESTER HUGO

2. H. 13. JH.

(JU), Kollegiatskirche, Südwand außen, über dem romanischen Portal, rechts neben dem Rundfenster; Kopie in Zürich, SLM. - Taf. 42, Fig. 118-119. ST-URSANNE

In der 2. Hälfte des 19. Jhs. bekannt geworden. Die Fugen der Quader, auf welchen die Inschrift eingehauen ist, wurden vor 1902 mit einem sehr harten Mörtel, der auch einige Buchstaben erfaßte, ausgebessert. Damals dürfte auch die Inschrift mit schwarzer Farbe nachgezeichnet worden sein. Karl Stehlin (cf. Lit.) fertigte im Jahre 1902 einen Gipsabklatsch der Inschrift an, wovon bei den Fugen noch heute Spuren sichtbar sind. Kalkstein; Teil des Mauerverbandes aus fünf nebeneinander eingefügten Quadern (drei zu 20 X 24 cm, einer zu 20 X 27 cm und einer zu 20 X 47 cm) mit guter Behauung in Form von feinen parallel verlaufenden Senkrechten, ähnlich den von Lapaire (cf. Lit. [Taf. 6,11]) an der Apsis festgestellten Quadern. Zwei Schriftspuren, die in die darüberliegende Quaderreihe reichen (cf. Textanmerkung), zeigen, daß die Inschrift erst nach Errichtung der Mauer angebracht worden ist. Inschrift ca. 6 m über dem Boden auf den oben erwähnten Quadern (/= neuer Quader) in zwei stellenweise ansteigenden Zeilen, flüchtig und mitteltief eingehauen; die schwarze Ausmalung der Inschrift stammt aus späterer Zeit; Buchstabenhöhe 3 - 7 cm.

P(RE)SBIT/ER • HVG/O • MALIS • /PLENVS • Q(VA)/SI • SYMONIAL[I]S A • ME • V(ER)/TET(VR) • GI/EZI • S(IB)I • /TALIO • /DET(VR) • Der von Bosheit erfüllte Priester Hugo möge gleich wie ein Simonist sich von mir wenden. Die Strafe des Giezi treffe ihn.

Z. 1: B von PRESBITER in Minuskelform mit Oberlänge, die in den obern Quader reicht; vielleicht handelt es sich um den Versuch, das ursprüngliche, unkorrekte P in ein B zu verbesssern. — Q von Q V A S I wegen der Quaderfuge nur zum Teil sichtbar, es ist aber bestimmt durch die wohl nur zu Q und SI passende A-Kürzung im obern Quader. — I von Q V A S I in Umrissen schwach erkennbar. — Die obere Hälfte des ersten S und das letzte I von SYMONIALIS nur noch erschließbar. - Das Schluß- S von SYMONIALIS wurde bisher als E gelesen; ein schwacher Sporenansatz unten, die Verwandtschaft des geschlossenen E mit dem geschlossenen S sowie der Text als solcher (cf. Sprache und Form) sprechen für eine Lesung als S.

SCHRIFT:

Unausgewogene gotische Majuskel.

Wegen der schwarzen Nachzeichnung (19. Jh.) und der oben erwähnten Steinbehauung (senkrechte Linien), ist nicht immer klar ersichtlich, wie weit der Schreiber die spitzen Ausläufer bei den Buchstaben A, E, R und S zog. Konsequent durchgeführte Worttrennung (nach SYMO163

NIALIS lädiert) in Form von runden bis dreieckigen Punkten. Abkürzungszeichen in Form eines waagrechten Balkens über P (Z. 1: PRESBITER), in Form eines stilisierten kursiven Minuskel-A über QSI (Z. 1 : QVASI), in Form eines lädierten Schnörkels über VTETVR (Z. 2: VERTETVR), in Form eines seitenverkehrten, liegenden S über VERTET und DET (Z. 2: VERTETVR, bzw. DETVR) und in Form eines kleinen I über S (Z. 2: SIBI). Ligatur: ER (Z. 1). Der gotische Charakter der Schrift ist durch die unzialen oder pseudounzialen Formen von E, H, M, N und T hinlänglich bewiesen. - Verwandte Schriftdenkmäler: Kat.-Nr. 72: St-Ursanne QU), 2. H. 13. Jh. SPRACHE UND FORM:

Zwei leoninische Hexameter.

Schmäh- oder Fluchinschrift gegen einen Priester Hugo. Es ist unklar, ob dieser Priester wirklich des Ämterkaufs schuldig war und ob die Wendung ' wie ein Simonist ' auf abwenden (a me vertetur) oder auf malisplenus zu beziehen ist. Die Fügung a me vertetur kann von einer unbekannten Einzelperson, von der personifizierten Kirche (so STEHLIN unter Lit.) oder vom Kircheneingang gesprochen sein, der sich mit diesem Fluch gegen diesen Priester verschließen sollte. Daß die Inschrift kaum sichtbar angebracht ist, spielt in diesem Falle keine Rolle, weil sie als einmal ausgesprochener Fluch auch so wirksam bleiben konnte. Die Verbindung der Simonie mit der Untat und Bestrafung Giezis, des Dieners des Propheten Elisäus (cf. 4. Reg. 4; 5 ; 8,4—5) ist im Mittelalter allgemein verbreitet (cf. WALTHER, Proverbia, Nr. 10522e, 10553, 25826, 26106a). FORMULAR UND INHALT:

: Es ist nicht ausgeschlossen, daß Hugo, der zusammen mit Otto de Porrentru über dem Kryptafenster der Kollegiatskirche von St-Ursanne genannt ist (cf. Kat.-Nr. 72), mit dem hier erwähnten Priester Hugo identisch ist. Die Quellen lassen über die Identität dieses Priesters keine Schlüsse zu. Aus dem Jahre 1210 ist ein «Hugo thesaurarius», Kustos in St-Ursanne, als Zeuge überliefert (cf. Helvetia sacra II/2. Bern 1977, 457). Zur Etymologie des Namens cf. Anhang I, Nr. 5* unter Namen. — Zu Giezi cf. oben Formular und Inhalt. NAMEN

In paläographischer Hinsicht kann diese kaum auf monumentale Wirkung zielende Inschrift nicht viel näher als 13. — frühes 14. Jh. datiert werden. Da die Inschrift wegen ihres schlecht zugänglichen Standorts unter dem Kirchendach wahrscheinlich anläßlich einer größeren Bautätigkeit, vielleicht bei der Gotisierung des benachbarten Chorgewölbes im Jahre 1259 (cf. Kat.-Nr. 68 I), die ein Baugerüst voraussetzte, zur Ausführung gelangte, scheint eine Datierung in die 2. Hälfte des 13. Jhs. gerechtfertigt zu sein. DATIERUNG:

LITERATUR: Fidèle CHÈVRE, Histoire de St-Ursanne. Porrentruy 1887, 300 (Erstveröffentlichung mit unhaltbarem Text). — Arthur LINDNER, Die Basler Galluspforte und andere romanische Bildwerke der Schweiz. Straßburg 1899, 44 f. mit Nachzeichnung. — Karl STEHLIN, Die Inschrift über dem Kirchenportal zu Saint-Ursanne. Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 1 (1902) 67-71 mit Nachzeichnung. - Marcel CHAPPATTE, La Collégiale de St-Ursanne. Actes de la société jurassienne d'émulation 33 (1928) 109. — AMWEG, Les arts I (1937) 131 mit Fig. - LAPAIRE, Les constructions (1960) 51 f.

164

72

FENSTERBOGEN

2. H. 13. JH.

Kollegiatskirche, Apsis außen, am Bogen des nördlichen Kryptafensters. — Taf. 42, Fig. 120. ST-URSANNE,

Zwischen 1903 und 1906 anläßlich der Restauration der Kollegiatskirche entdeckt. Die Inschrift war bis dahin durch die Grundmauern eines Erweiterungsbaus der Sakristei, wohl aus der Zeit um 1700, verdeckt; cf. LAPAIRE unter Lit. (p. 110). Kalkstein; runder, mit der Fassade bündiger Fensterbogen aus acht gut behauenen Quadern. Inschrift am Fensterbogen, zu Beginn und am Schluß waagrecht, sonst am Bogen umlaufend, einzeilig, ziemlich flüchtig und mitteltief eingehauen; Buchstabenhöhe 7—11 cm. OTTO DE PORRENTRV ET HVGO Otto von Pruntrut und Hugo.

Es ließen sich auch zuerst die ungefähr auf gleicher Höhe waagrecht links und rechts neben dem Fenster angebrachten Namen OTTO ET H V G O lesen und DE PORRENTRV auf beide Personen beziehen.

Unausgewogene gotische Majuskel. Ligatur: OR. Die Verwandtschaft mit Kat.-Nr. 7 1 ist so groß, daß man gleiche Werkstatt, wenn nicht gleiche Hand annehmen möchte. Insbesondere sehen das zweite (unziale) T mit in der Mitte verdicktem Deckbalken sowie das P mit Unterlänge jener Schrift ähnlich. Das unziale D gegenüber dem Majuskel-D der anderen Inschrift läßt sich als häufig anzutreffende Doppelform erklären. SCHRIFT:

Personennamen, deren Bedeutung unklar ist. Obschon man annehmen möchte, daß die hier genannten Personen irgendwie mit dem Bau oder einem Umbau der Kollegiatskirche zu tun hatten, kann man nicht behaupten, es handle sich um Steinmetz- oder Baumeisternamen (so CHAPPATTE unter Lit.). Wie Lapaire (cf. Lit.) richtig sah, lassen die Personennamen ohne ein Verb (fecerunt sim.) Spielraum für viele Möglichkeiten. Wegen der paläographischen Verwandtschaft mit Kat.-Nr. 71 ist nicht ausgeschlossen, daß Hugo presbiter mit dem hier genannten Hugo identisch ist. FORMULAR UND INHALT:

: Ein Otto von Pruntrut ist sonst nicht bekannt. — Da nicht feststeht, ob de Porrentru auch auf den Namen Hugo bezogen werden darf, hat es keinen Zweck, diesen Namen mit einem urkundlich überlieferten Hugo miles de Porrendrut (TROUILLAT, Monuments I, 456: a. 1210) oder mit einem Hugo de Porrendruot, Mönch und Subprior der Abtei Lucelles (TROUILLAT, Monuments I, 458, 484: a. 1212, bzw. 1221) identifizieren zu wollen. NAMEN

165

Die trotz ihrer Flüchtigkeit etwas monumentaler als Kat.-Nr. 71 wirkende Inschrift kann wie jene in die zweite Hälfte des 13. Jhs. datiert werden. DATIERUNG:

Marcel CHAPPATTE, La Collégiale de St-Ursanne. Actes de la société jurassienne d'émulation 33 (1928) 116 f. mit Fig. (Erstveröffentlichung). - LAPAIRE, Les constructions (1960) 52, 60. LITERATUR:

166

73

KAPITELLINSCHRIFTEN VON GRANDSON (VD)

13. JH. (?)

ehemalige Klosterkirche St-Jean-Baptiste, drittes nördliches Langhauskapitell von Westen. - Taf. 44b. GRANDSON,

Kalkstein; vierseitig bearbeitetes, polychromiertes Würfelkapitell (60 X 60 cm), das gegen das Mittelschiff hin eine thronende Muttergottes mit Kind (I), gegen Osten (II) und Norden je einen stehenden Mönch und gegen Westen (III) einen sechsflügeligen Cherub zeigt. Inschriften am Kämpfer, jeweils über den dargestellten Figuren, einzeilig, schwarz auf rötlichem Hintergrund gemalt; Buchstabenhöhe ca. 4 cm. I) an der Südseite: [S(AN)C(T) ?]A • MARIA • OR[A] • [PRO NOBIS ?] [Heilige] Maria, bitte [für uns]! II) an der Ostseite: S(AN)C(T)E • HVGO • ORA • [PR]0 • [NO]BIS Heiliger Hugo, bitte für uns! III) an der Westseite: [

]OH[....N]OBIS

Gotische Majuskel mit trapezförmigem A und geschlossenen C und E. Worttrennung in Form von runden Punkten. Abkürzungszeichen in Form eines waagrechten Balkens über SCE (II: SANCTE) und wohl auch über [SC]A (I: SANCTA). Ligaturen: OR (I, II). SCHRIFT:

Spruchinschriften; die wohl in Anlehnung an Heiligenlitaneien entstandenen Texte richten sich als Flehgebete des Lesers an die unter der Inschrift dargestellten Personen (cf. etwa DEMUS, Romanische Wandmalerei, Fig. 2 3 1 : Friesach, Mitte 1 2 . Jh.: Sancta Maria ora pro nobis auf einem Schriftband, das ein Bischof vorweist) und dienen somit auch als Figurenbezeichnungen. Die kaum lesbare Inschrift III mag zwar auch auf orapro nobis ausgelautet haben, Cherubim oder Seraphim passen aber nicht gut dazu, weil sie in keiner Heiligenlitanei namentlich angesprochen sind. Zur Ikonographie cf. STEINMANN-BRODTBECK und MAURERK U H N unter Lit.; allg. LCII, 6 3 4 f. (Engel); III, 1 6 2 f. (Maria); VI, 5 5 2 f. (Hugo von Cluny und Hugo von Grenoble). FORMULAR UND INHALT:

167

Hugo (II); mit Ausnahme von P.-R. Gaussin (L'abbayede la Chaise-Dieu [ 1 0 4 3 - 1 5 1 8 ] . Paris 1962, 282, Anm. 311) nehmen alle Kunsthistoriker und Geschichtsforscher, die sich mit Grandson befaßten, an, der hier genannte Hugo sei der sechste Abt von Cluny (gest. 1109), der im Jahre 1120 heiliggesprochen wurde, aber weder in Grandson noch in Chaise-Dieu besondere Verehrung genoß (cf. LThK2 V, 511 f.; Bibl. Sanct. XII, 7 5 2 - 7 5 6 ; LCI VI, 552). Es ist auf Grund der nachweisbaren engen Beziehungen zwischen Grandson und Chaise-Dieu eher mit Gaussin (cf. auch A. WILDERMANN, in: Helvetia sacra [in Vorbereitung]) anzunehmen, daß Hugo von Châteauneuf, Bischof von Grenoble (gest. 1132) gemeint ist, der — als Förderer der Kartäuser bekannt — während des Investiturstreits ein Jahr in der Abtei Chaise-Dieu (Auvergne) verbrachte und besonders auf Betreiben dieser Abtei im Jahre 1134 heiliggesprochen wurde (cf. LThK2 V, 5 1 4 f . ; Bibl. Sanct. XII, 7 5 9 - 7 6 4 ; LCI VI, 5 5 2 f . ) . NAMEN:

DATIERUNG: Die wahrscheinlich zusammen mit der Polychromie angebrachten Inschriften lassen sich ohne eine eingehende Materialuntersuchung, die am besten in Verbindung mit einer Restauration zu bewerkstelligen wäre, nur schwer datieren. Soweit sie im heutigen Zustand bestimmbar sind, sprechen die Buchstabenformen, insbesondere das geschlossene E und das runde gotische M für eine Entstehung im 13. Jh. LITERATUR: S u s a n n e STEINMANN-BRODTBECK, Les c h a p i t e a u x sculptés d e l'église Saint-Jean d e

Grandson (Congrès archéologique de France 110). Paris-Orléans 1953, 294 f. (Erstveröffentlichung). - Suisse romane (La nuit des temps 8). La Pierre-qui-vire 1958, 34 f., 55, Fig. 15a (Hugo). - MAURER-KUHN, Romanische Kapitellplastik (1971) 115, 121 mit Fig. (Nachzeichnung).

168

74*

EPITAPH DES WILHELM VON G L Â N E

HAUTERIVE ( F R ) ,

2. HÄLFTE 12. JH. (?)

Klosterkirche, Chor, Nordseite, heute verschollen.

Im Jahre 1598 erstmals vom Freiburger Geschichtsschreiber François Guillimann veröffentlicht. Guillimann erwähnt gleichzeitig eine weitere Inschrift mit Bezug auf Wilhelm von Glâne, die jedoch kaum vor dem 14. Jh. entstanden sein dürfte und - wie die übrigen neuzeitlichen, zum Teil wohl rein literarischen Inschriften um dieses Stiftergrab — hier unberücksichtigt bleibt: cf. GUILLIMANN und DE VEVEY unter Lit. Nach dem Hinweis Guillimanns (cf. Lit.) in sepulcrilapide hae incisae literae... zu schließen, befand sich die Inschrift auf dem Grabstein oder der Grabplatte eingehauen, vielleicht am Rande umlaufend, das Ganze wohl in Majuskelschrift. [ANNO • INCARNATIONIS • DOMINICAE • MILLESIMO • CENTESIMO • QVADRAGESIMO • SECVNDO • TERTIO • IDVS • FEBRVARII • OBIIT • GVLIELMVS • DE • GLANA • QVI • FVIT • FVNDATOR • DOMVS • HVIVS • ] Im Jahre der Inkarnation des Herrn 1142 am dritten Tag vor den Iden des Februars (11. Februar 1142) starb Wilhelm von Glane, Gründer dieser Stätte.

Text nach GUILLIMANN unter Lit.

Guillimann druckt diese Inschrift in Majuskeln, während er für die darauffolgende Minuskeln verwendet. Es ist möglich, daß auch die Originalinschriften so ausgeführt waren. SCHRIFT:

Prosaisches Epitaph mit Todesdatum, Namen des Verstorbenen und Hinweis auf dessen besondere Beziehung zum Kloster (Stifter). Die Bezeichnung^«*/*//«/- domus huius setzt voraus, daß die Gründung einigermaßen gefestigt war, was nach vier Jahren (1138 Gründung — 1142 Tod) wohl kaum zutraf. Damals war die Klosterkirche auch noch nicht erbaut, denn erst um 1160 fand die Translation der Gebeine des Klostergründers an ihren endgültigen Platz im Chor der neuen Kirche statt; cf. C. WAEBER-ANTIGLIO, Hauterive. La construction d'une abbaye cistercienne au Moyen Age (Scrinium Friburgense 5). Fribourg 1976, 23 f. Es ist ungewiß, ob die vorliegende Inschrift vollständig ist oder nur den Anfang eines längeren Textes bietet. Ähnliche Formulierungen tauchen schon um 1100 in Grabinschriften oder Epitaphien auf (cf. CIFM 1/1, Nr. 72, Nr. 89 und Nr. 90: Poitiers, a. 1096, 1097, bzw. 1101). Für die Möglichkeit einer späteren Datierung, vielleicht ins 13. Jh., sprechen mehrere Beispiele mit vergleichbarem Formular, die nicht zeitgenössisch sind : cf. KRAUS, Die FORMULAR UND INHALT:

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christlichen Inschriften II, Nr. 11: Marbach, a. 1120, wohl 13. oder 14.Jh.; Nr. * 5 3 8 : Köln, a. 1036 (fraglich); DI VII, Nr. 177: Naumburg, a. 1125, wohl 1260; DI XII, Nr. 65: Heidelberg, a. 1195, wohl 14. Jh. NAMEN: Wilhelm, aus dem freiburgischen Dynastengeschlecht der Glâne, stiftete im Jahre 1138 die Zisterzienserabtei Hauterive, wo er am 11. Februar 1142 starb und beigesetzt wurde; cf. HBLS III, 5 3 7 ; R. PITTET, L'abbaye d'Hauterive au Moyen Age. Fribourg 1934, 3 4 - 6 5 ; C. WAEBER-ANTIGLIO, Hauterive, 17, 23—24. DATIERUNG: Cf. oben Formular und Inhalt; eine Datierung dieser Inschrift in die 2. Hälfte des 12. Jhs. ist möglich, aber keineswegs gesichert. LITERATUR: François GUILLIMANN, De rebus Helvetiorum sive antiquitatis libri quinque. Friburgi Aventicorum (Avenches) 1598, 283. - Bernard DE VEVEY, Le nécrologe de l'abbaye cistercienne d'Hauterive. Bern 1957,5—11 (masch., umfassende Studie zum Gesamtkomplex der Stifterinschriften von Hauterive).

170

75

ANTEPENDIUM DER HERREN VON GRANDSON

BERN,

2. H. 13. JH.

Historisches Museum, Inv. 18. - Taf. 43-44, Fig. 122-125.

Herkunft nicht gesichert. Die Wappen an den unteren Ecken des Mittelteils und an der ursprünglich zum Antependium gehörenden Stifterfigur weisen auf die Herren von Grandson, ein seit dem 10. Jh. nachweisbares Waadtländer Geschlecht. Vielleicht hat Otto I. von Grandson (gest. 1328) das Antependium der Kathedrale von Lausanne (VD) geschenkt, von wo es anläßlich der Eroberung der Waadt durch die Berner im Jahre 1536 mit anderen Gegenständen aus dem Domschatz nach Bern gelangen konnte. Im Jahre 1795 figuriert es jedenfalls in einem Inventar, das den alten, vom Rathaus ins Münster von Bern übergeführten Paramentenschatz aufzählt (cf. STAMMLER unter Lit. [Der Domschatz, 91, Nr. 39]). Es wurde zeitweilig in der Stadtbibliothek ausgestellt und wird seit 1882 im damals neu errichteten Historischen Museum aufbewahrt. Im Jahre 1956 hat Mechthild Lemberg das Antependium restauriert; cf. LEMBERG unter Lit. Süditalienische (Palermo?) Gold- und Silberstickerei auf ursprünglich gewachstem Purpurseidengrund und Leinenfutter; rechteckiges Antependium (Mittelteil 88 X 244 cm), das in der Mitte eine thronende Madonna mit Kind zeigt und seitlich je aus einem kugeligen Gefäß steigende früchtetragende Ranken sowie die Erzengel Gabriel und Michael, die je ein Weihrauchfaß schwingen. Am Fuß des Marienthrons links in stark verkleinertem Maßstab die kniende Stifterfigur. Die als ' Opus anglicanum ' aus dem Ende des 13. Jhs. erkannten Seitenteile (je 88 X 42 cm) sind zu unbestimmter Zeit dem mittleren Teil angefügt worden. Inschriften rechts und links neben den Nimben (/ = Kopf mit Nimbus) der zu bezeichnenden Figuren (I: Maria, Jesus; II: Gabriel; III: Michael) einzeilig, goldgestickt; Buchstabenhöhe ca. 1,5 cm. I) a)

MAT(ER) / D(OMI)NI Mutter Gottes b) IC / XC Jesus Christus II) SAINT / GABIEL (!) Heiliger Gabriel III) SAINT / MICHIEL Heiliger Michael 171

Die Untersuchungen Lembergs (cf. Lit.) haben gezeigt, daß alle Stickereien des Mittelteils in einheitlicher Weise entstanden sind. Während Inschrift I den Eindruck einer spätromanischen oder frühgotischen Kapitalis erweckt, gehören die Inschriften II und III eindeutig zum Typ der gotischen Majuskel, so daß man sich fragen kann, ob hier nicht zwei Hände, nämlich eine archaisierende und eine fortschrittlichere an der Arbeit waren. Zu I: Abkürzungszeichen in Form eines waagrechten Balkens mit Ausbuchtung nach oben über MAT (MATER), DNI (DOMINI), IC (IESVS) und XC (CHRISTVS). - Verwandte Schriftdenkmäler: cf. M. S C H U E T T E / S . MÜLLER-CHRISTENSEN, Das Stickereiwerk. Tübingen 1963, Fig. 100: England, um 1300; Fig. 131: Friaul, Ende 13. Jh.; Fig. 144/55: Hessen, um 1300; Rhein und Maas II, 470, Fig. 5: Xanten, 2. Viertel 14. Jh. ; R. KROOS, Niedersächsische Bildstickereien des Mittelalters. Berlin 1970, Fig. 114, Kat.-Nr. 17: Ebstorf, gegen 1300. SCHRIFT:

SPRACHE: I: IC und XC, griechisch-byzantinische Abkürzungsform für Jesus Christus, bei einer süditalienischen Arbeit nicht auffallend. — II/III : französisch ist nicht nur saint, sondern auch Michiel und möglicherweise auch Gabiel (cf. A. DAUZAT, Dictionnaire étymologique des noms de famille et prénoms de France. Paris 1951,273: Grabié, Gaby, Gabion; 433: Mihiel), was darauf hinweist, daß der Auftraggeber oder die an der Herstellung Beteiligten oder der Empfänger des Antependiums französisch sprachen. FORMULAR UND INHALT:

Einfache Figurenbezeichnungen.

Mechthild Lemberg datiert das Mittelstück ans Ende des 12. oder ins beginnende 13. Jh. Dagegen spricht einerseits die ausgeformte gotische Majuskel und andererseits die Verwendung der französischen Sprache in den Inschriften II und III. Beides sind charakteristische Merkmale, die erst in der 2. Hälfte des 13. Jhs. faßbar werden und um 1300 starke Verbreitung finden. Bei dieser Datierung wäre das Antependium doch mit Otto I. von Grandson (1240—1320) in Verbindung zu bringen, was bei all dem, was man von diesem sehr kirchenfreundlichen Herrn von Grandson weiß (cf. MOTTAZ, Dictionnaire historique I, 7 9 7 f., und CLIFFORD unter Lit.) nicht schwer fallen dürfte. DATIERUNG:

Galerie d'antiquités et de curiosités historiques de la Suisse, t. 1. Berne 1823-1824, 29, Taf. 23a (Erstveröffentlichung, Nachzeichnung). — Ludwig STANTZ, Münsterbuch. Bern 1865, 233 f., Nr. 18. — Jakob STAMMLER, Der Domschatz von Lausanne und seine Überreste; zugleich eine Untersuchung über den ältern Bestand des historischen Museums in Bern. Bern 1894, 180-184. - DERS., Der Paramentenschatz im historischen Museum zu Bern. Bern 1895, 49-52. - BRAUN, Der christliche Altar II ( 1924) 60 f., Fig. 122a. - Eugène BACH, in : KDM Vaud II (1944) 354—357, Fig. 332 f. - Mechthild LEMBERG, Zum Antependium von Grandson. Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums 37/38 (1957/58) 143-164, bes. 163, mit Fig. Esther Rowland CLIFFORD, A Knight of Great Renown. The Life and Times of Othon de Grandson. Chicago 1961,124 f., Fig. zwischen p. 78 und 79. - Maria S C H U E T T E / S i g r i d M Ü L L E R CHRISTENSEN, Das Stickereiwerk. Tübingen 1969, 33, Fig. 126 f., Farbtaf. VII. - Michael S T E T T L E R / P a u l NIZON, Bildteppiche und Antependien im historischen Museum Bern. Bern 1966, 34 mit Fig. - Encyclopédie illustrée 4 (1973) 112 f. mit Fig. - Werner MEYER/Eduard WIDMER, Das große Burgenbuch der Schweiz. Zürich 1977, 136 f. mit Fig. - Museen der Schweiz. Zürich 1981, 116, Fig. 2. LITERATUR:

172

76

E V A N G E L I A R VON ST. URSANNE

PORRENTRUY

ENDE 13. JH.

(JU), Bibliothèque de l'Ecole cantonale, Ms. 2. - Taf. 45, Fig. 126-127.

Geschichte des Inschriftenträgers weitgehend unbekannt. Albert BRUCKNER teilt als Ergebnis einer paläographischen Analyse von Bernhard BISCHOFF mit, daß sich der Codex in St.-Bertin (Dép. Pas-de-Calais/Nordfrankreich) lokalisieren und ins mittlere Drittel des 9. Jhs. datieren läßt; bei dem aus jüngerer Zeit stammenden Einband dagegen könnte es sich um eine einheimische Arbeit handeln (cf. Albert Bruckner, Das Evangelienbuch von St. Ursanne, Festschrift G. I. LIEFTINCK I ( 1 9 7 1 ) 2 4 ) . Nach Berthold HAENDCKE, cf. Lit., 2 4 4 , gehört das Evangeliar zu den Gegenständen, die vor dem Einbruch der Franzosen in St. Ursanne am 2 8 . 4 . 1 7 9 2 von dem dortigen Custos A. von Billieux in Sicherheit gebracht wurden. Der Erwerb durch die Bibliothèque de l'Ecole cantonale von Porrentruy erfolgte um 1 9 3 0 (cf. Claude LAPAIRE, Les Constructions religieuses de Saint-Ursanne, unter Lit., ( 1 9 6 0 ) 2 9 , Anm. 2 ) . Bronze, vergoldet, über Holz; der rechteckige (27,3 X 17,5 cm) Bucheinband des Evangeliars besteht aus zwei ziemlich dicken ( 1 , 7 - 2 cm) Holzdeckeln, wobei der Rückdeckel mit einem gelblich-weißen Pergament, der Rücken mit dunkelbraunem Leder überzogen ist. Vorderdekkel von fünf Platten aus vergoldeter Bronze beschlagen, wobei die Mittelplatte sowie die obere und untere Platte offensichtlich in Zweitverwendung mit den Seitenplatten zusammengefügt und mit einfachen Nägeln befestigt wurden. Auf der großen mittleren Platte, in Treibarbeit, Christus in einer spitzovalen Mandorla ( 1 8 — 1 8 , 5 X 1 1 , 2 — 1 1 , 8 cm), stehend, mit Kreuznimbus, in der Linken das Buch der Bücher, die Rechte zum Segensgestus erhoben. In den vier Ecken des Deckels, auf einer oberen und unteren Platte, ebenfalls getrieben, Medaillons mit den Evangelistensymbolen (0 5,5—6 cm), oben der Johannes-Adler und Matthäus-Engel, unten der Lukas-Stier und Markus-Löwe, alle mit geöffnetem Buch (zur Anordnung im ganzen cf. Frauke STEENBOCK, Der kirchliche Prachteinband ( 1 9 6 5 ) z. B. Kat.-Nr. 1 2 2 - 1 2 6 , Fig. 1 6 8 , 1 7 0 - 1 7 3 : Ende 12. — 2. Viertel 13. Jh. [Bucheinbände aus den Bibliotheken und Museen: Stiftsbibliothek St. Gallen; Victoria und Albert-Museum bzw. British Museum London ; Metropolitan Museum oft Art New York; bei allen Parallel-Bsp. jedoch Christus sitzend.]). Rechts und links von der großen Mittelplatte mit der Mandorla je eine schmale, rechteckige Platte mit einer eingravierten Heiligenfigur. Rechts (14,2 X 3-5 cm) eine Bischofsgestalt, nimbiert, mit der rechten Hand segnend, mit der linken einen Stab haltend; die Mitra in der vor allem in der 2. H. des 12. Jhs. und im 1 3 . Jh. verbreiteten Form mit den niedrigen Hörnern (cf. Joseph BRAUN, Die liturgische Gewandung ( 1 9 0 7 ) 4 6 4 — 4 7 5 ) ; der hl. Germanus ist nicht ganz auszuschließen, da wohl angenommen wurde, dieser sei berechtigt gewesen, als Abt Stab und Mitra zu tragen (cf. dazu Joseph BRAUN, ebda., 4 5 3 - 4 5 5 ; DERSELBE, Artikel «Bischofsstab (und Abtsstab)», in: RDK II, 7 9 2 f . ; Philipp HOFMEISTER, Mitra und Stab der wirklichen Prälaten ohne bischöflichen Charakter ( 1 9 2 8 ) 3 - 1 8 , bes. 4 - 7 ) . Links ( 1 2 , 8 - 1 3 , 2 X 2 , 7 - 3 cm; Bronze am linken Rand über die Kante gebogen) ein nimbierter heiliger Priester, der wie Christus und der Bischof mit der Rechten den Segensgestus verrichtet, in der Linken hingegen einen Kelch hält (zur breiten Form des Kelches, die besonders im ausgehenden 1 2 . und 1 3 . Jh. begegnet, cf. Joseph BRAUN, Das christliche Altargerät ( 1 9 3 2 ) 8 4 - 9 5 ) . Wie der Bischof mit Albe und Kasel bekleidet; der Kopf qualitätsvoller gezeichnet als jener des Bischofs, die Haare gewellt. 173

Inschrift über dem Nimbus des hl. Priesters einzeilig umlaufend und ziemlich regelmäßig, schwach eingraviert; Bu. 0,2—0,4 cm.

TEXT:

S(ANCTVS) VRSICIVS +

SCHRIFT: Vollschlanke Kapitalis mit Dreiecksporen bzw. quergestellten Abschlußstrichen an den Hasten- und Balkenenden. Worttrennung nicht erkennbar. Die Buchstaben S, V und R zu Beginn der Inschrift von der Biegung am linken Rand teilweise erfaßt; zwischen V und R ein Nagel, der den an der Haste unten angebrachten Abschlußstrich z. T. verdeckt. Am Schluß der Inschrift ein Krückenkreuz. Abkürzungszeichen in Form eines durch den Buchstaben hindurchgezogenen, annähernd waagrechten Balkens beim Anfangs-S (SANCTVS).

Bemerkenswerte Buchstabenformen : C mit etwas längerem Oberarm. R in VRSICIVS mit nicht ganz schließender Rundung; Cauda ziemlich lang, annähernd gerade und etwas tiefer als die Haste hinabgezogen. S von S(ANCTVS) mit größeren unterem, in VRSICIVS beide Male mit größerem oberen Bogen. V am Anfang von VRSICIVS etwas kleiner als die übrigen Buchstaben und mit spitz zulaufenden Hasten; beim zweiten V in normaler Größe Hasten nicht ganz zusammentreffend. FORMULAR UND INHALT:

Personenname zur Bezeichnung des dargestellten Heiligen.

VRSICIVS; wohl Variante von Ursicinus; seit dem 4. Jh. und vor allem in frühmittelalterlicher Zeit belegter Personenname (cf. FÖRSTEMANN, PN, 1484; MORLET, Les noms de personne I, 209 ; II, 113) ; unklar, ob germanisch oder lateinisch ; auch inschriftlich seit der Spätantike vorkommend (cf. Zusammenstellung bei DIEHL, Bd. 3, 174). — Die Legende des hl. Ursicinus wird erstmals von Claudius SUDANUS in der «Basilea sacra» (1658) 50 ff., mitgeteilt. Danach war Ursicinus um ca. 600 ein Mönch in Luxueil. Er begleitete seinen Lehrer Columban d. J. in die Schweiz, nachdem dieser aus Luxueil vertrieben worden war. Während Columban weiterzog, ließ sich Ursicinus im Doubs-Tal nieder. Er starb dort am 20.12.620 (ausführliche Darstellungen der Vita u. a. bei Marcel CHAPPATTE, Un disciple de Columban : S. Ursanne, in: Mélanges colombaniens (1951) 385-391 ; Rudolf PFISTER, Kirchengeschichte der Schweiz I (1964) 55 f. ; Pierre-Olivier WALZER, Vie de saints du Jura... (1979) 149-192, 517 f.). Kurze Zeit nach dem Tode des Ursicinus wurde durch den hl. Wandregisil an der Stätte seines Grabes eine Benediktinerabtei gegründet; zu Beginn des 12. Jahrhunderts erfolgte die Umwandlung dieses Klosters in ein Chorherrenstift, das bis zur Französischen Revolution (1793) fortbestand (cf. Peter L. ZAESLIN, in: Helvetia sacra II/2 (1977) 442). NAME:

DATIERUNG: Im Gegensatz zur Mittelplatte und den zugehörigen Evangelistensymbolen, die wohl ins 2. Drittel des 13. Jhs. gehören, dürften die beiden gravierten Seitenplatten in die Zeit kurz vor oder um 1300 zu datieren sein (nach freundlicher Mitteilung von Prof. A. A. Schmid) ; sie wurden wahrscheinlich bei der Anfertigung des Einbandes als seitliche Ergänzung hinzugefügt. Die Schrift trägt bei diesem provinziellen Werk konservativen Charakter.

174

LITERATUR: Berthold HAENDCKE, Ein Evangeliar aus dem IX. Jahrhundert, in: ASA 7, H. 2—3 (1893) 2 4 2 - 2 4 4 , Fig. - Albert BOECKLER und Otto HOMBURGER, Kunst des frühen Mittelalters (1949) 37, Nr. 62.-Claude LAP AIRE, Les constructions religieuses de Saint-Ursanne (1960) 29. Albert BRUCKNER, Das Evangelienbuch von St. Ursanne. In : Litterae textuales. Varia Codicologica. Essays presented to G . I. LIEFTINCK (1971) 18, 20, 23, Fig. - DERSELBE, SMAH XII (1971) 18, 55, 57, Taf. I. - Roger BALLMER, La bibliothèque de l'Ecole cantonale de Porrentruy, in: Librarium 17, H. 1 (1974) 28, Fig. 8 f. - Roger FLÜCKIGER, in: Le livre de l'exposition : Jura, treize siècles de civilisation chrétienne (1981) 12 f., Fig. — Beat Matthias VON SCARPATETTI, Katalog der datierten Handschriften in der Schweiz II (1983) XXIII.

175

77 I* GENF,

UNBESTIMMBARE FRAGMENTE STUCKFRAGMENT

5 . - 6 . JH. (?)

M AH (?), heute verschollen. - Taf. 46, Fig. 128.

Anläßlich der von Camille Martin in den Jahren 1914—18 durchgeführten Grabungen neben weiteren unbeschrifteten Stuckfragmenten in der ehemaligen Friedhofkirche La Madeleine in Genf entdeckt. Nach Blondel (cf. Lit.) befand sich das Stück an einer nicht näher bezeichneten Wand des ersten oder zweiten Kirchenbaus, was nach heutigen Kenntnissen den Kirchenbauten des 5.-6., bzw. 6./7. Jhs. entspricht (cf. BONNET, Les premiers édifices, 72, bzw. 92). Es ist nicht klar, ob das Stück je ins MAH gelangt ist. Stuck, weiß; unförmiges Fragment (8 X 15,5 cm) mit Bruchstellen an allen Seiten. Inschrift einzeilig, regelmäßig, wohl in den noch weichen Stuck eingegraben. Die waagrechte Linie über den Buchstaben kann von einer Randbegrenzung oder einer Zeilentrennung stammen ; Buchstabenhöhe 6 cm.

—]ÇA[H—

SCHRIFT:

Ziemlich schlanke, lineare Kapitalis.

: Unbestimmt ; Blondel (cf. Lit.) meint, es handle sich ohne Zweifel um eine Grabinschrift. Man könnte auch an eine Bau- oder Weihinschrift denken. FORMULAR UND INHALT

: Sofern die Nachzeichnung stimmt, dürfte wegen der Regelmäßigkeit der Buchstaben als Entstehungszeit eher das 5.-6., als das merowingische 6./7. Jh. anzunehmen sein. DATIERUNG

Louis BLONDEL, Les premiers édifices chrétiens de Genève. Genava 11 (1933) 93, Fig. 7 (Erstveröffentlichung, Nachzeichnung). — BONNET, Les premiers édifices, 137 (Hinweis). LITERATUR:

176

II

MARMORFRAGMENTE

GENF,

6. JH.

MAH, Inv. Epigr. 203 A-C. - Taf. 46, Fig. 129.

Im Jahre 1869 anläßlich von Grabungen im Innern der Kathedrale St-Pierre in Genf entdeckt. Die Fragmente befanden sich zusammen mit Ornamentbruchstücken aus Stuck und Alabaster in einer festgestampften Schicht aus Asche und Kohle, die nach Hippolyte-J. Gosse (Contribution à l'étude des édifices qui ont précédé l'église de Saint-Pierre ès liens à Genève. Genève 1893, 52-56, Fig. 15-23, Plan II-IV: C 12) 2um Boden des Kirchenbaus von König Gunthram (gest. 592) gehörte; cf. auch G O S S E unter Lit. Marmor, weiß ; drei unförmige Bruchstücke, deren Rückseiten zusammengehörende, karolingische (?), dreizeilige Flechtbandornamente aufweisen (cf. etwa Suevia sacra, Nr. 32, Fig. 19e: Westendorf, um 800). Während Nr. I (Inv. Epigr. 203 B: 12 X 12,5 X5 cm) und III (Inv. Epigr. 203 C: 10 X 13,5 X 5 cm) — nach einer Randleiste auf der Rückseite zu schließen — an einen beliebigen seitlichen Rand zu stehen kommen, ist Nr. II (Inv. Epigr. 203 A : 1 5 x 1 6 x 5 cm) irgendwo in der Mitte der Platte anzusetzen (cf. Rekonstruktionsversuch von D E O N N A , Pierres sculptées, Nr. 224—225, der sehr fragwürdig ist und das offensichtlich hierher gehörende Stück Nr. III ausschließt). Zu den vorliegenden Inschriftenfragmenten gehören auch ein Taubenfragment (Inv. Epigr. 204 = D E O N N A , Pierres sculptées, Nr. 225) und zum Flechtbandornament wahrscheinlich ein Giebelstück (Inv. Epigr. 87 oder 205 A oder B ; cf. D E O N N A , Pierres sculptées, Nr. 261 f.), dessen Rückseite allerdings nicht die gleiche Politur wie die Inschriftenfragmente zeigt. Das Flechtbandornament auf der Rückseite ist vermutlich in zweiter Verwendung der Inschriftenplatte nachträglich entstanden. Inschrift auf allen Fragmenten einzeilig (bei Nr. II sind bei einem Zeilenabstand von 4 cm oben und unten noch Buchstabenspuren sichtbar), ziemlich regelmäßig und mitteltief eingehauen ; Buchstabenhöhe 3,6 cm. I) li)

Ni—....]IL[— —]SIMIÇ[—

III)

—]IN I) könnte auch am rechten Rand stehen : — ]N, III) auch am linken Rand : N I [ — .

Vollschlanke, regelmäßige Kapitalis mit ziemlich ausgeprägter Dreiecksporenbildung an den Hasten- und Balkenenden. M mit leicht gebogenem, in einem Sporn zulaufendem Mittelteil. SCHRIFT:

177

FORMULAR UND INHALT: Wahrscheinlich Grabinschrift (cf. Taubenfragment) in poetischer oder in ungewöhnlicher, prosaischer Form. DATIERUNG: In paläographischer Hinsicht sowie nach dem zur Inschrift gehörenden Taubensymbol zu schließen, das Le Blant (Manuel, 29 ; Inscriptions I, p. XIV) in Gallien vom 4. bis ins beginnende 7. Jh. nachweist, dürfte die Inschrift im 6. Jh. entstanden sein. LITERATUR: GOSSE, Inscriptions (1873) 454, Nr. 5 (Erstveröffentlichung). - C I L X I I ( 1 8 8 8 ) Nr. 2648. - EGLI, C I S ( 1 8 9 5 ) Nr. 18. - L E BLANT, N o u v e a u recueil (1892) Nr. 99. - DEONNA, Pierres sculptées ( 1 9 2 9 ) Nr. 2 2 4 - 2 2 6 , Fig. 2 2 4 f . ; cf. Nr. 2 6 1 f.

III

GLASMALEREIFRAGMENTE

UM 1200

PAYERNE ( V D ) , Musée, Inv. 47. - Taf. 46, Fig. 130.

In den Jahren 1952—54 anläßlich der in der ehemaligen Abteikirche von Payerne (VD) durchgeführten Grabungen, neben zahlreichen anderen Glasfragmenten, zwischen den westlichen Vierungspfeilern im mittelalterlichen Aufschutt entdeckt. Nach Beer (cf. Lit.) könnten die Scherben von Fenstern des südlichen Seitenschiffs stammen. Glasmalerei; drei unförmige bis rechteckige Scherben (Ia—b: 2,2 X 2,3, bzw. 1,7 X 2,5 cm; II: 3,2 X 3 cm). Die beiden ersten gehören vielleicht zur gleichen Inschrift. Inschrift I zwischen feiner Zeilenbegrenzung aus dem Schwarzlotgrund geschabt; Buchstabenhöhe 1,5 cm. - II vielleicht zweizeilig aus dem Schwarzlotgrund geschabt; Buchstabenhöhe 2,5 cm.

I) a) b)

-]GA[-]RB[-

II) -]V[SCHRIFT: Ziemlich breite Kapitalis mit ausgeprägter Sporenbildung und Unterscheidung von Haar- und Schattenstrichen. 178

FORMULAR UND INHALT: Unbestimmt; nach den bei Glasfenstern üblichen Inschriften zu schließen, kann es sich sowohl um Reste von Figurenbezeichnungen als auch um Spruchinschriften handeln.

: Ellen J. Beer (cf. Lit.) kommt zu einer Datierung der romanischen Glasscherben aus Payerne, zu denen auch die vorliegenden Buchstaben gehören, in die Zeit um 1200 oder in die ersten Dezennien des 13. Jhs. DATIERUNG

Ellen J . BEER, Le vitrail médiéval à l'abbatiale de Payerne, in: L'Abbatiale de Payerne (Bibliothèque vaudoise 39). Lausanne 1966, 193, 199, Fig. 3. - DIES., Die mittelalterliche Farbverglasung der Abteikirche in Payerne, in: CVMA Schweiz III ( 1 9 6 5 ) 2 5 3 f., Taf. 1 9 8 . — Louis GRODECKI, Le vitrail roman. Fribourg 1 9 7 7 , 1 8 7 (ohne bes. Erwähnung der Inschriftenfragmente). LITERATUR:

IV

UNVOLLENDETE STEININSCHRIFT

2. H. 13. JH. (?)

Kollegiatskirche, Kreuzgang, Südseite Mitte oder nördliche Kirchenfassade, ca. 1 m über dem Fußboden des Kreuzgangs. - Taf. 46, Fig. 131. ST-URSANNE ( J U ) ,

Kalkstein; rechteckiger, gut behauener Quader (20 X 30 cm; cf. Kat.-Nr. 71) des nördlichen Seitenschiffs. Inschrift in der Mitte des Quaders, parallel zu den Längsseiten, einzeilig und mitteltief eingehauen ; Buchstabenhöhe 4—6 cm.

HOC

Gotische Majuskel. Die Buchstaben zeigen eine gewisse Ähnlichkeit mit den Kat.Nr. 71 und 72: St-Ursanne (JU), 2. H. 13. Jh. SCHRIFT:

FORMULAR UND INHALT: Unbestimmt; als Steinmetzzeichen können die drei Buchstaben kaum gewertet werden, denn sonst hätte man wohl noch andere dieser Art gefunden. Es dürfte sich hier vielmehr um den Anfang einer unvollendeten Inschrift handeln. DATIERUNG:

Die Ähnlichkeit mit Kat.-Nr. 71 f. legt eine Datierung in die 2. Hälfte des 13. Jhs.

nahe. ERSTVERÖFFENTLICHUNG.

179

ANHANG I INSCHRIFTEN AUS DEM KARTULAR DES KUNO VON ESTAVAYER

1*

GRABINSCHRIFT DES BISCHOFS MARIUS VON AVENCHES

592/93

Die Inschrift wurde, ebenso wie Anhang I, Nr. 2*—6*, im Jahre 1235 von Kuno von Estavayer in der Bischofschronik des Kartulars von Lausanne niedergeschrieben (Cart. Laus., ed. ROTH, 24, Nr. 16d). Als direkte Vorlage hat ihm wohl eine ältere literarische Sammlung gedient. Sofern es sich nicht um einen rein literarischen Text handelt, dürfte sich die Inschrift am Grab des Bischofs in der Kirche St. Thyrsus (später St. Marius, heute verschwunden) in Lausanne befunden haben. Mors infesta mens quanvis ex lege parentis Moribus instructis nulla nocere potest. Hoc ergo Marii tumulantur membra sepulcro Summi pontificis, cui fuit alma fides. 5 Clericus officio primevis tonsus ab annis, Milicia exacta dux gregis egit oves. Nobilitas generis radians et origo refulgens De fructu meriti nobiliora tenet: Ecclesie ornatus vasis fabricando sacratis 10 Et manibus propriis predia iusta colens Iusticie cultor, civium fidissima virtus, Norma sacerdotum, pontificumque decus, Cura propinquorum, iusto bonus arbiter actu, Promptus in obsequiis corpore casto Dei. 15 Humanis dapibus fixo moderamine fultus Pascendo inopes se bene pavit ope; Ieiunando cibans alios, sibi parcus edendo Horrea composuit, quo modo pastor abit; Pervigil in studiis Domini exorando fidelis, 20 Nunc habet inde requiem, unde caro fessa fuit. Quem pietate patrem dulcedinis arma tuentem Amissis terris credimus esse polis. Mag der Tod nach dem Gesetz, das unser Stammvater über uns gebracht hat, auch grausam und jäh sein, sittlich Gerüsteten kann er nichts anhaben. Hier in diesem Grab ruhen die Gebeine des hohen Bischofs Marius, der frommen Glauben besaß. Von frühester Jugend an zum geistlichen Amt bestimmt, führte er (später), im christlichen (Kriegs-)Dienst gereift, als Hirt seiner Herde die Schafe. Der strahlende Adel seines Geschlechts und der Glanz seiner Abkunft wird überstrahlt von verdienstlicher Tat: Er hat zum Schmuck der Kirche heilige Gefäße geschaffen und rechtmäßigen Besitz mit eigenen Händen bebaut. Er war ein Hüter der Gerechtigkeit, die verläßlichste Stütze der Mitbürger, Richtschnur der Priester, Zierde der Bischöfe, treusorgender 183

Helfer der Verwandten, ein gütiger Schlichter durch gerechten Entscheid und mit keuschem Leib stets gehorsam (willig) im Dienste des Herrn. Indem er sich mit strenger Mäßigkeit an irdischer Speise stärkte, hat er den Armen Gutes getan und nicht zuletzt auch sich selbst; genügsam im Essen, hat er durch sein Fasten andere gespeist und so (dort) die Scheuern gefüllt, wohin er, der Hirte, jetzt geht; unermüdlich im Dienste des Herrn und beharrlich im Beten, hat er nun Ruhe durch das, was die Kraft seines Leibes verzehrte. Wir glauben, daß er, der in seiner Güte ein wahrer Vater war, immer bedacht, die Waffen der Milde zu führen, nun, nachdem er die Erde hinter sich gelassen hat, im Himmel weilt. (Deutsche Übersetzung von Theresia Payr; ältere Ubersetzung bei GELPKE, Kirchengeschichte II, 1 4 8 ; französische Übersetzung in: Le Conservateur suisse 12 [1826] 172 f., und GENOUD unter Lit.).

Text aus Cononis gesta espiscoporum Lausannensium, ed. WAITZ, in: MG Script. XXIV, 795, bzw. Cart. Laus., ed. ROTH, 24 f., Nr. 16d. - Cf. Chronica Minora, ed. MOMMSEN, in: MG Auct. ant. XI, 227 f.; BESSON, Recherches sur les origines, 190 f.; DUCHESNE, Fastes episcopaux III2, 219 f. - Zum Text: Z. 2: instructus cod., Roth;instructis Waitz, [instructoMommsen (Lit.)]; Z. 18: quemodopastor[h]abet Duchesne; Z. 19: Dominum coni. Waitz [ist wahrscheinlich richtig, nach Cäsur und Reim eher an den 2. Versteil gebunden]; Z. 20: nunc habet hinc requiem Duchesne;fessa caro unde Juit Besson, Duchesne; nunc habet inde quiem quo caro fessa Juit Emendationsvorschlag von Peter Stotz, Zürich; Z. 2 1 : dulcedtnts arva tuentem Mommsen; dulcedints arma tenentem Besson.

elegische Distichen. Vers 2 0 verderbt. - Einsilbiger Reim in Vers 15, 18 f., cf. BLOMGREN unter Lit., 8 6 . Zu den metrischen Unregelmäßigkeiten in Vers 3 {ergo), 11 (civium), 14 (castS), 1 6 und 2 0 cf. BLOMGREN, 8 6 - 9 0 .

SPRACHE UND FORM : 1 1

Poetische Grabinschrift ohne Altersangabe, Todes- oder Bestattungsdatum ; in frühmittelalterlicher Zeit wiederholt anzutreffen (cf. etwa DIEHL Nr. 179: Marseille, o. D.; Nr. 190: Nordafrika, o. D.; Nr. 391: Valencia, o. D.; Nr. 991: Rom, Anfang 7. Jh.). Besson (cf. Lit.) vermutet, Venantius Fortunatus (gest. nach 600) sei der Verfasser, da manche Stellen an dessen Carmina erinnern (dagegen DACL I, 3220 f., X, 2175 und BLOMGREN unter Lit.). Von den zahlreichen Gemeinplätzen und Wendungen, denen schon Besson und Blomgren und in epigraphischer Hinsicht besonders Le Blant und Egli (cf. Lit.) nachgegangen sind, seien folgende hervorgehoben: 3 membra sepulcro: auf VERGIL, Aeneis X, 558 zurückgehender, im Früh- und Hochmittelalter sehr beliebter Hexameterschluß bei Grabinschriften. 4 cuijuit alma fides: wie DIEHL Nr. 3487: Angers, 6. Jh. (P). Zur Verbindung alma fides, die in der Antike wurzelt, cf. DIEHL Nr. 75,10, Anm. 5 primevis tonsus ab annis: cf. DIEHL Nr. 987, 1: Rom, a. 532: primevis miles ab annis; MG Auct. ant. IV/1, 212,AI (Venantius Fortunatus): primaevis qualis ab annis. 7— nobilitasgeneris etc.: die Hervorhebung einer vornehmen Abstammung (Senatorenadel), die 8 in literarischen und epigraphischen Quellen des Frühmittelalters allgemein üblich ist (cf. STROHEKER, Der senatorische Adel, passim, und zu ähnlichen Stellen bei Venantius Fortunatus BLOMGREN unter Lit. [85]), dürfte hier mehr als nur Topos sein (cf. Name und FORMULAR UND INHALT:

184

Karriere des Marius). — Wenn Kuno von Estavayer in der kurzen, auf die Grabinschrift folgenden Lebensbeschreibung des Marius sagt, dieser sei nobilis genere, sed nobilior moribus, so könnte dies allerdings letztlich auch nur auf dem vorliegenden Text beruhen. 9— fabricando etc. : Zur Handarbeit und zur Parallele mit Eligius, dem merowingischen Gold10 schmied und späteren Bischof von Noyon (gest. 6 6 0 ) , cf. EGLI unter Lit. 11 iusticie cultor: seit der Antike belegt (cf. LUCAN II, 389). 12 normo, sacerdotum: wie MG Auct. ant. IV/1, 122, Nr. XVIII,2 (Venantius Fortunatus). — pontificumque decus: cf. MG Poet. lat. V, 313, Nr. 59,1. 13 cura propinquorum: wie MG Auct. ant. IV/1, 84, Nr. VII,14 (Venantius Fortunatus). 18 horrea composuit... : Verquickung zweier biblischer Bilder, nämlich Mt. 3,12 (Luc. 3,17) und Mt. 6,19f. bzw. Mt. 19,21 (Luc. 18,22); cf. PRUD. c. Symm. 2,1060f.; cf. Reifinschrift auf dem Hezilo-Leuchter (a. 1060): utprudens,fortis, iustus, moderamine mitis/hic serat atque metat, quod lucis in horrea cedat, Text aus W. ARENHÖVEL, Der Hezilo-Radleuchter im Dom zu Hildesheim, Beitr. zur Hildesheimer Kunst des 11. Jhs. Berlin 1975,42, Versabfolge jedoch nach W. BERGES, Die älteren Hildesheimer Inschriften bis zum Tode Bischof Hezilos (f 1079), aus dem Nachlaß herausgegeben und mit Nachträgen versehen von H. J. RIEKENBURG, Abh. der Akademie in Göttingen, Phil.-hist. Klasse, 3. Folge 131. Göttingen 1983. 19 pervigilinstudiis... exorandofidelis: cf. MG Auct. ant. IV/1,120, Nr. XII,5 und 215, Nr. VIII,5 (Venantius Fortunatus) : florens in studiis et sacra in lege fidelis. N A M E N : Marius, römisch-lateinischer Personenname (cf. PERIN, Onomasticon II, 214—216), der im frühmittelalterlichen Gallien nur noch selten getragen wurde (cf. MORLET, Les noms de personne II, 75b). — Marius von Avenches wurde um 530/31 angeblich in Autun geboren. Seiner Grabinschrift zufolge war er adeliger Abstammung und trat sehr jung in den geistlichen Stand ein (Z. 5, 7). Er wurde 574 Bischof von Avenches und nahm als solcher im Jahre 585 am Konzil von Mâcon teil. Unter ihm wurde der Bischofssitz nach Lausanne verlegt, wo er im gleichen Jahr wie König Guntchramn, d. h. wohl um 592/93 starb, nach dem Nekrolog von Lausanne (ca. 1510) an einem 31. Dezember, cf. MOMMSEN 228. Marius ist bekannt als Verfasser einer zuverlässigen Chronik (455—581), die besonders für Burgund wertvolle Mitteilungen enthält (MG Auct. ant. XI, 227-239). Zur Person cf. Cart. Laus., ed. ROTH, 24, Nr. 16d; DACL X, 2167-2177; LThK 2 VII, 88; M. SCHMITT, in: Mémorial de Fribourg 5 (1858) 184-200; STROHEKER, Der senatorische Adel, 191 ; SANTSCHI unter Lit. [bes. 20] ; Helvetia Sacra (in Vorbereitung).

Die Form, die Wendungen und der Inhalt dieser Grabinschrift lassen kaum daran zweifeln, daß der Text kurz nach dem Tode des Marius, d. h. um 592/93 verfaßt wurde. Ob er auch zur Ausführung auf Stein gelangte, bleibe dahingestellt. DATIERUNG:

Marquard W I L D , Apologie pour la vieille cité d'Avenches. Berne 1710, 169 f. (Erstveröffentlichung). - Wilhelm ARNDT, Bischof Marius von Aventicum. Leipzig 1875,10 f. G. W A I T Z , in: MG Script. XXIV (1879) 795. - L E BLANT, Nouveau recueil (1892) Nr. 441. Th. MOMMSEN, in: MG Auct. ant. XI (1894) 227 f. - EGLI, CIS (1895) Nr. 21 -Joseph GENOUD, Les Saints de la Suisse française, t. I. Fribourg 21897, 170 f. — Marius BESSON, L'«Epitaphium LITERATUR:

185

beati Marii» Aventicensis, œuvre probable de Venance Fortunat. Atti della R. Accademia delle Scienze di Torino 39 (1904) 3-22 [wie in: Recherches sur les origines, 1906], - DERS. Recherches sur les origines (1906) 190-209. - D U C H E S N E , Fastes épiscopaux III 2 (1915) 219 f. - DACL 1(1906) 3220 f. ; VI ( 1924) 2189 ; X ( 1932) 2174 f. - Cart. Laus., ed. R O T H (1948) 22-25, Nr. 16d (mit weit. Lit.). — Sven BLOMGREN, De duobus epitaphiis episcoporum, utrum Venantio Fortunato attribuenda sint necne. Eranos 39 (1941) 82—91. — Cathérine SANTSCHI, La chronique de l'évêque Marius. RHV 76 (1968) 21. - DIES., Les évêques de Lausanne, 112.

186

2*

GRABINSCHRIFT DES BISCHOFS D A V I D VON LAUSANNE

850/51

Im Jahre 1235 von Kuno von Estavayer in der Bischofschronik von Lausanne niedergeschrieben (Cart. Laus., ed. ROTH, 27, Nr. 16h), cf. Anhang I , Nr. 1*. Das Grab dieses Bischofs ist nicht bekannt, dürfte aber in der Kathedrale von Lausanne gelegen haben. Hoc tumulo tegitur crudeli morte peremptus Antistes quondam Lausanne nomine David. Qui proprium perimens hominem iugulatur et ipse. Nam pacis studio dum neutri federa servat, 5 Occurrunt sibimet stipantibus undique turmis, Impulsu rapido et nimio fervente tumultu Confligunt gladiis pariterque in morte ( s e ) evertunt. Tunc igitur stagno exanguis pigraque palude Effertur modico peregrina ad littora limbo. 10 Heu! laniata rigent gelida sub glarea membra Nempe tua; tristis lapsus, miserande sacerdos, Inprovidi exicii exemplo memorandus in evum. Ultro precipitis properans ad pocula mortis Infula commaculat cuius violata decorem 15 Ecclesie, sanctus iugulis dum carpitur ordo. O domini, o fratres, pariter genus omne piorum, Etas, conditio, sexus succurrite cuncti, Quippe eius animam haut Tartarus igneus urat, Quin pocius Dominus rutila pietate benignus 20 Exceptum flammis celi regione receptet. In diesem Grab liegt, auf grausame Weise zu Tode gekommen, der einstige Bischof von Lausanne namens David. Er wurde, als er einen seiner Eigenleute tötete, selber erstochen. Denn weil keiner von beiden bereit war, um des Friedens willen dem andern sein Treueversprechen zu halten, ziehen sie, von der Schar ihrer Krieger umgeben, gegeneinander zu Feld. In wildem Ansturm gehen sie mitten im heißesten Kampfgetümmel mit dem Schwert aufeinander los und bringen sich gegenseitig um. Und so gelangt er denn tot im kleinen Kahn über das träge, sumpfige Wasser an fremde Gestade. Wehe, von Wunden bedeckt liegen deine Glieder starr unter kaltem Stein! Dein trauriger Fall, du erbarmungswürdiger Priester, wird allezeit als Beispiel für ein leichtsinniges Ende in der Erinnerung fortleben. Denn aus freien Stücken bist du zugeeilt auf den Kelch eines jähen Todes, du, dessen befleckte Mitra ein Makel ist für die Würde der Kirche, weil (in seinem Träger) das heilige Amt selbst durch Mord verletzt wird. O Herren, o Brüder und alle Frommen zumal, jedes Alter, jeder Stand und jedes Geschlecht, kommt alle zu Hilfe, denn das Feuer des Tartarus soll seine 187

Seele nicht verzehren, vielmehr möge ihn der gütige Herr im milden Glanz seiner Barmherzigkeit den Flammen entreißen und in das Himmelreich aufnehmen. (Deutsche Übersetzung von Theresia Payr; cf. französische Ubersetzung in: Etrennes helvetiennes et patriotiques 22. Lausanne 1804, 77 f., oder Le Conservateur suisse 6. Lausanne 2 1856, 293). Text aus Cononis gesta episcoporum Lausannensium, ed. WAITZ, in: MG Script. XXIV, 796, bzw. Cart. Laus., ed. ROTH, 27, Nr. 16h. - Cf. Carmina varia, ed. DÜMMLER, in: MG Poet. lat. II, 656 f., Nr. X ; BESSON, Contribution, 35 £ - Zum Text: Z. 7: seconi. Waitz; Z. 18: auth thartaruscod.; Z. 20: exemptum Roth.

SPRACHE UND FORM: 2 0

Hexameter mit einigen metrischen Unregelmäßigkeiten, z. B . in Vers 7

(ivertunt), 10 (glarea). Poetische Grabinschrift ohne Altersangabe, Todes- und Bestattungsdatum; cf. Anhang I, Nr. 1* (Marius von Avenches). Im Gegensatz zu den meist lobenden Texten dieser Art nimmt der Verfasser hier eine tadelnde Haltung ein, beschreibt er doch fast ausschließlich das unglückliche und wohl auch selbstverschuldete Ende des Prälaten, zu dessen Errettung aus dem Tartarus die ganze gläubige Kirche aufgerufen wird. 1 Hoc tumulo tegitur: cf. OVID, Amor. I I , 6 , 5 9 : ossa tegit tumulus; DIEHL I I I , 5 9 7 (iego). - crudeli morteperemptus: cf. VERGIL, Aen. V I , 163: indigna morte peremptum; X,386: crudeli morte. 4 pacis studio: cf. OVID, Fast. 111,173: studiispacis. - federa servat: cf. OVID, Art. am. 1,641: sua foedera servet. 8 stagno exanguis pigraque palude [effertur]: cf. OVID, EX Ponto I V , 1 0 , 6 1 : stagno similis pigraeque paludi; SIL. ITAL. 1 3 , 5 6 2 , STAT. Theb. 9 , 4 5 2 : pigra palus (oft vom Acheron). 9 modico peregrina ad littora limbo: cf. OVID, Ep. 1 , 5 9 : peregrinam littora puppim. 1 0 cf. VULG. Job 2 1 , 3 3 : dulcis fititglareis Cocyti. 20 caeli regione: cf. VERGIL, Aen. V I I I , 5 2 8 : caeli in regione. FORMULAR UND INHALT:

Der gewaltsame Tod des Bischofs ist mit weiteren Einzelheiten nach einer mündlichen Tradition aus dem 13. Jh. bei Kuno von Estavayer im Kartular von Lausanne überliefert (Cart. Laus., ed. ROTH, 26 f.). David (Z. 2), biblischer, das ganze Mittelalter hindurch ziemlich beliebter Personenname (cf. MORLET, Les noms de personne II, 39b; A . TANNER, Zur Namenstruktur der Diözese Lausanne. Zürich 1967, 48 f.). — David, Bischof von Lausanne (827—850), war möglicherweise Mönch in der badischen Benediktinerabtei Mosbach (cf. MG Lib. confr., 226,10), bevor er 827 zum Bischof geweiht wurde. Da aus karolingischer Zeit sonst kein Bischof namens David bekannt ist, dürfte es sich auch bei jenem Bischof um David von Lausanne handeln, der einerseits im Jahr 829 an der Synode von Mainz teilgenommen (cf. MG Epist. V [karol. III], 530,4) und andererseits im Jahre 840 die Urkunde zur Rehabilitierung Erzbischofs Ebbo von Reims unterzeichnet hat (cf. MG Cap. Reg. Franc. 11,112). Nach oben genannter mündlicher Tradition aus dem 13. Jh. soll David von einem Herrn von Degerfelden (D-Baden) im Jahre 850 in der Nähe von Ins (Kanton Bern) umgebracht worden sein. Eigenleute aus Treiten bei Ins NAMEN:

188

sollen damals den Bischof verraten haben. Zur Person cf. M. SCHMITT, in : Mémorial de Fribourg 5 ( 1 8 5 8 ) 2 5 2 - 2 5 6 ; REYMOND, Les dignitaires, 3 1 1 ; BESSON, Contribution, 3 1 - 3 6 ; DERS., Nos origines, 6 6 — 6 8 ; DUCHESNE, Fastes épiscopaux I I I , 2 2 1 ; Helvetia Sacra (in Vorbereitung). Der für eine bischöfliche Grabinschrift ungewöhnliche Inhalt macht eine Ausführung in Stein in karolingischer Zeit oder auch später höchst unwahrscheinlich. DATIERUNG:

LITERATUR: Georg Wilhelm ZAPF, Monumenta anecdota historiam Germaniae illustrantia. Augsburg 1785,9-11 (Erstveröffentlichung). - MG Script. X X I V (1879) 796. - MG Poet. lat. I I (1884) 656 f., Nr. X . - EGLI, CIS (1895) Nr. 45. - BESSON, Contribution (1908) 35 f. DUCHESNE, Fastes épiscopaux I I I (1915) 221. - DACL V I I I (1928) 1995. - Cart. Laus., ed. ROTH, 27, Nr. 16h (mit ält. Lit.). — Cathérine SANTSCHI, Les évèques de Lausanne, 110— 112.

189

3*

GRABINSCHRIFT DES BISCHOFS ARMANNUS VON LAUSANNE

878

Im Jahre 1235 von Kuno von Estavayer in der Bischofschronik von Lausanne niedergeschrieben (Cart. Laus., ed. ROTH, 28, Nr. 16i), cf. Anhang I , Nr. 1*. Das Grab dieses Bischofs ist nicht bekannt, dürfte sich aber in der Kathedrale von Lausanne befunden haben. Hoc iacet in tumulo Armanni corpus Fidelis, Qui fuit antistes clemens Lausonnis in urbe. Artibus omnigenis conversus, pectore largus, Doctor doctilegus, doctorum dogmate doctus, 5 Clemens et castus, sollers et valde modestus. Destructis omnibus his locis hicque mutavit In melius, ut vos videtis in visibus vestris. Ergo vigens tumulum quicumque aspexeris istum, Funde preces Domino pro hoc antistite summo. 10 Donet ei Dominus requiem sine fine perhennem Et lux perpetui splendoris fulgeat ipsi, Altipotens Dominus, qui mundum continet omnem. In diesem Grab ruht der Leib des frommen Armannus, der in der Stadt Lausanne als gnädiger Bischof gewirkt hat. Er war in den verschiedensten Wissensgebieten bewandert, großherzig, ein hochgelehrter Lehrer (des Volkes), vertraut mit der Lehre der Väter, gnädig und rein, tüchtig und sehr bescheiden. Die hiesigen Stätten, die alle zerstört waren, hat er, wie ihr mit eigenen Augen sehen könnt, besser wiedererrichtet. Darum, wer immer du in der Vollkraft des Lebens dieses Grab anschaust, sprich ein Gebet zum Herrn für diesen ehrwürdigen Bischof. Der Herr gebe ihm die ewige Ruhe ohne Ende und der Glanz des ewigen Lichtes leuchte ihm, der Herr des Himmels, der das ganze Weltall trägt und erhält... (Deutsche Ubersetzung von Theresia Payr; ältere Übersetzung der Verse 1-7 bei GELPKE, Kirchengeschichte II, 190; französische Übersetzung in: Le Conservateur suisse 12 [1826] 180). Text aus Cononis gesta episcoporum Lausannensium, ed. W A I T Z , in: MG Script. X X I V , 796 f., bzw. Cart. Laus., ed. ROTH, 28, Nr. 16i. - Cf. Epitaphia varia, ed. K . STRECKER, in: MG Poet. lat. IV/3, 1026, Nr. I; DUCHESNE, Fastes ¿piscopaux III, 221 f. - Zum Text: Z. 4: doctilogus (an doctiloquusl) Strecker (im Gegensatz zum antik u. mittelalterl. gut belegten doctiloquus und dem wenigstens mit einer - wenn auch fragwürdigen — Glosse im ThLL [V/1 1770,41 f.] bezeugten doctilogus ist doctilegus weder im ThLL noch im Material des MWB [außer an dieser Stelle!] belegt). Z. 12: nach DUCHESNE, Fastes ¿piscopaux III, 222 n. 1 Anfang einer anderen Inschrift; dazu auch SANTSCHI, Les ¿veques de Lausanne, 111.

Hexameter mit einigen prosodischen Mängeln: Vers 1 (corpüsfidelis), 5 (valdi), 6 {òmnibus, töcis) und 7 (melius [metr. Dehnung], videtis, visibüs vestris).

SPRACHE UND F O R M : 1 2

190

Poetische Grabinschrift ohne Altersangabe, Todes- oder Bestattungsdatum; cf. Anhang I, Nr. 1*. 1 Hoc iacet in tumulo: seit der Antike belegter, ziemlich beliebter Hexameteranfang bei poetischen Grabinschriften; cf. V E N . FORT. Carm. 4 , 2 2 , 1 ; DIEHL Nr. 1 0 7 9 , 1 : Chur, a. 5 4 8 ; Nr. 1 5 9 4 , 1 : Vienne, o. D . (mit weiterer Lit. und Belegen) ; MG Poet. lat. 1 , 4 0 5 , Nr. XV, 1 ; II, 654, Nr. VII, 1 und öfter. 4 Doctor doctilegus, doctorum dogmate doctus: cf. EGLI unter Lit. ; M. BESSON, La renaissance littéraire et artistique à Lausanne au IXe siècle. RHV 2 4 ( 1 9 1 6 ) 2 7 ; Kat.-Nr. 4 9 la,3: Lausanne, a. 875. 6— Destructis... locis... mutavit/in melius: sofern sich der Text auf die seit 814 erwähnte Kathedrale 7 von Lausanne bezieht, ist unter Bischof Armannus ein Neubau mit Krypta anzunehmen, der archäologisch allerdings noch nicht nachgewiesen ist; cf. L. BLONDEL, in: MAH Vaud II, 50f.; W. STÖCKLI, Les édifices antérieurs à la cathédrale actuelle, in: La cathédrale de Lausanne, 15, 29; H.-R. SENNHAUSER, in: Vorromanische Kirchenbauten, 169-171, Bau II. — ut vos videtis in visibus vestris: zusammen mit Z. 1 {Hoc iacet in tumulo) dürfte diese Stelle als Beweis dafür zu werten sein, daß der Text nicht nur als literarisches Gedicht, sondern auch als Inschrift gedacht war, dessen Ausführung zumindest beabsichtigt war. 8— Ergo vigens tumulum .../jundepreces domino: der Anruf des Lesers, dem Verstorbenen durch 9 Gebete zu helfen, ist in poetischen Grabinschriften der Karolinger- und Ottonenzeit weit verbreitet; MG Poet. lat. II, 239, Nr. 88,15 f. ; V, 300 f., Nr. 39,12: quaproptertitulumquisquis perspexeris istum ... pro me cunctivido fitndepreces domino; ibid. 305, Nr. 44,7 f. 10— Donet ei Dominus requiem ...et lux. ..Julgeat ipsi: in Abwandlung der liturgischen Formel Requiem 11 aeternam dona ei Domine et luxperpetua luceat ei; dazu Kat. Nr. 49 II: Lausanne, a. 875 und CIMAH I, Nr. 41: St-Maurice, 10./11. Jh. FORMULAR UND INHALT:

N A M E N : Armannus (Z. 1), germanischer, aus harja- (Heer) und -manna (Mann) gebildeter Personenname, der seit dem 7. Jh. belegbar ist; cf. FÖRSTEMANN, PN, 774; dazu KAUFMANN, Erg.-Bd., 174—176; MORLET, Les noms de personne I, 126a. — Hartmannus (so in den Annalen von Lausanne, Cart. Laus., ed. ROTH, 7 f.) und Hartimannus (in 2 Urkundenabschriften des Kartulars, Cart. Laus., ed. ROTH, 211—213, Nr. 220 f.) bilden — onomastisch gesehen — keine Nebenform von Armannus (= Hermann), sondern einen eigenen, von hardu- (stark) und -manna abgeleiteten Namen (cf. FÖRSTEMANN, PN, 755 f.; dazu KAUFMANN, Erg.-Bd., 173f.; MORLET, Les noms de personne I, 123b). Aufgrund der vorliegenden Grabinschrift, die in ihrer poetisch gebundenen Form eher eine lautgerechte Überlieferung gewährleistet (auch der prosaische Begleittext, Cart. Laus., ed. ROTH, 27, hat Armannus) als die Urkundenabschriften, wäre man geneigt, in Armannus oder Hermann den richtigen Namen dieses Bischofs zu sehen, während der Name Hartmann, der sich eingebürgert hat, vielleicht auf eine Fehlschreibung zurückzuführen ist. — Armannus war Armenpfleger in Bourg-St-Pierre am Großen St. Bernhard, bevor er im Jahre 852 zum Bischof von Lausanne geweiht wurde. Unter ihm wurde eine Diözesansynode in Curtilles bei Lucens (VD) abgehalten (Cart. Laus., ed. ROTH, 211-214, Nr. 220 f.) und fand eine allgemeine geistige und kulturelle Erneuerung statt. Er starb im Jahre 878; zur Person cf. M. SCHMITT, in: Mémorial de Fribourg 5 (1858) 257-263; BESSON, Contribution, 37-44; DERS., Nos origines, 68f.; DUCHESNE, Fastes épiscopaux III, 221 f.; REYMOND, Les dignitaires, 361; DERS., in: RHV 24 (1916) 27-30; Helvetia Sacra (in Vorbereitung).

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spricht nichts gegen eine Entstehung und eventuelle Ausführung dieser Inschrift im Jahre 878.

DATIERUNG: E S

Le Conservateur suisse 12 (1826) 180 (französische Ubersetzung). — GeorgeAuguste MATILE, Chronica Lausannensis chartularii. Neuchätel 1840 (Erstveröffentlichung). — Cart. Laus., ed. MARTIGNIER (1848) 34. - Gallia Christiana 15 (1860) 331 f. - MG Script. X X I V (1879) 796 f. - EGLI, CIS (1895) Nr. 46. - MG Poet. lat. I V / 3 (1906) 1026, Nr. I. - BESSON, Contribution (1908) 43 f. - DUCHESNE, Fastes episcopaux I I I (1915) 221 f. - Cart. Laus., ed. ROTH (1948) 28, Nr. 16i (mit ält. Lit.). - Catherine SANTSCHI, Les eveques de Lausanne, 110-112. LITERATUR:

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4*

GRABINSCHRIFTEN DES BISCHOFS HEINRICH (I.) V O N B U R G U N D

1019

Im Jahre 1235 von Kuno von Estavayer in der Bischofschronik von Lausanne niedergeschrieben (Cart. Laus., ed. ROTH, 30 f., Nr. 16p), cf. Anhang I, Nr. 1*. Das Kartular bietet für diesen Bischof drei aufeinander folgende Grabinschriften. Sofern es sich nicht um rein literarische Texte handelt (wofür neben dem Umstand, daß man in der Regel nicht drei Grabschriften für einen Toten verfaßt, auch die Tatsache spricht, daß alle drei mit einer allgemeinen Sentenz beginnen), könnten die Grabinschriften I und III am Grab Heinrichs gestanden haben, während Text II als Gedenkschrift oder Epitaph ohne direkten Bezug auf das Grab auch anderswo (Bischofspfalz? cf. unten) denkbar wäre. Das Grab Bischof Heinrichs befand sich bis zur Reformation im Schiff der Kathedrale von Lausanne, vor dem Kruzifix (Cart. Laus., ed. ROTH, 30; dazu M AH Vaud II, 307; A. DE MONTET, Les tombeaux d'évêques de la cathédrale de Lausanne. RHV 38 [1930] 118, Anm. 2; E. S. DUPRAZ, La cathédrale de Lausanne. Lausanne 1958, 30 f.). Wenn der Lausanner Chronist des ausgehenden 15. Jhs. von Heinrich sagt: Hoc solum de eo vidi epitaphium und dann Text II bringt (cf. Mémorial de Fribourg 3 [1856] 346; Archives cantonales Vaudoises C IV 567, f. 3r), so ist — beim Vergleich mit dem Kartulartext (Cart. Laus., ed. ROTH, 30 : Hoc solum tarnen de eo audivi...cuius epythapium tale est) und bei der Art des Kopisten, diesen Text kürzend zu kopieren — daraus eher zu entnehmen, daß er diesen Satz unbedacht konstruiert, als daß er das Epitaph in Wirklichkeit gesehen hat.

I

5

10

Que solet ex rebus conceptos prodere sensus, Vox ubi nulla sonat, littera stare rogat; Nil tibi dicendo manifestat muta docendo, Quid tibi scriptoris pandere cura velit: Clauduntur petris Henrici membra sub istis, Istius sancte presulis ecclesie, Quam quia construxit, docto moderamine rexit Cum clero populum conciliando suum. Pro quo commotus devoto pectore totus, Frater, posce Deum, solvat ut ipse reum.

Wo das Wort, das die von den Dingen gewonnene Vorstellung auszudrücken pflegt, den Klang der Stimme nicht hat, mahnt es, geschrieben, kurz zu verweilen. Nicht in vernehmlicher Rede, sondern durch stumme Belehrung tut es dir kund, was zu sagen des Schreibers Auftrag und Wunsch ist: Unter diesem Stein sind die Glieder Heinrichs geborgen, des Bischofs dieser ehrwürdigen Kirche. Er hat sie erbaut und mit weiser Umsicht geleitet, indem er Klerus und Volk einte. Für ihn sollst du, Bruder, voll 193

Rührung und Andacht des Herzens Gott bitten, daß er ihn von seiner Schuld erlöse. (Deutsche Ubersetzung von Theresia Payr; cf. französische Ubersetzung in: Le Conservateur suisse 12 [1826] 190 f.). Text aus Cononis gesta episcoporum Lausannensium, ed. WAITZ, in: M G Script. X X I V , 797 f., bzw. Cart. Laus., ed. ROTH, 30, Nr. 16p; cf. STRECKER, in: M G Poet. lat. V, 332, Nr. 102.

SPRACHE UND FORM: 5

leoninische Distichen.

Poetische Grabinschrift ohne Altersangabe, Todes- oder Bestattungsdatum; cf. Anhang I, Nr. 1*. 1— Que solet...: cf. ALBERT. M. anim. 2, 3,22 (ed. C. STROICK, 1968, 131): vox non est nisi habentis 2 intellectum concipientem intentiones rerum et ideo ad exprimendum conceptum format voces. 7 dodo moderamine rexit: cf. ThLL VIII, 1203,83-1204,8; MG Poet. lat. V, 336, Nr. 109,3: blando moderamine rexit. - [ecclesie], quam quia construxit: Anspielung auf den unter Heinrich errichteten Kathedralbau (Bau III), der auch archäologisch faßbar ist; cf. L. BLONDEL, in: MAH Vaud II, 40-47; H.-R. SENNHAUSER, in: Vorromanische Kirchenbauten, 169-171; W. STÖCKLI, in: La cathédrale de Lausanne, 15, 18—29. 10 posceDeum: cf. MG Poet. lat. V, 287, Nr. 8,9 : Lector,posce deum; ibid., 314, Nr. 61,10:pro quo posce deum. FORMULAR UND INHALT:

II

Omne sequens esse, quod primum tendit ad esse, Esse petit simplex esse novando duplex. Sic pater Henricus, patris omnipotentis amicus, ^PIKHN dando polo reddidit ossa solo. 5 Cuius preteritam qui vult cognoscere vitam, Percurrat breviter carminis huius iter. Condidit hanc sedem, post sedem condidit edem, Quasque vides alias condidit ecclesias. Addidit et clerum, cleri quoque commoda rerum. 10 Per varias species, quod probat ista dies, Omni poscenti voto subvenit aventi, Tandem nec vacuum reddidit exiguum; Commissumque gregem commissam de grege legem Ut doctor docuit, ut docilis tenuit. 15 Virtutis cultor, vicii sevissimus ultor, Omnibus hostibilis, Melchisedech similis, Per Christum tutus, Christum per cuncta secutus, Quod primum tenuit, posterius docuit. Set mens pravorum menti non equa bonorum 194

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25

Mortis adesse reum testificatur eum. A quorum turbis turbatis menibus urbis Queritur et capitur, pellitur et trahitur. Dum quarto pirgo nupsisset spicea virgo, Suscepit tumulus, quern canit hie titulus. Pro cuius voto die, lector, pectore toto: Det tibi perpetuam Perpetuus veniam!

Alles sekundäre Sein, das zum primären hinstrebt, sucht in der Umwandlung seines zusammengesetzten Seins das einfache Sein zu erlangen. So gibt Vater Heinrich, des allmächtigen Vaters Freund, seine Seele dem Himmel, während er seine Gebeine der Erde zurückgibt. Wer seinen Lebenslauf kennenlernen möchte, der verfolge kurz den Gang dieser Verse: Er hat diesen Sitz hier errichtet, danach das Gotteshaus und all die anderen Kirchen, die du siehst. Er hat den Klerus vermehrt und auch die Pfründen des Klerus. Auf vielfältige Art, das erweist sich am heutigen Tage, hat er jedem Bittsteller bereitwillig geholfen und den Bedürftigen nicht leer ausgehen lassen. Das Gesetz, das ihm für seine Herde anvertraut war, hat er die ihm anvertraute Herde als Lehrer gelehrt und selbst als gelehriger Schüler gehalten. Er war ein Förderer der Tugend, ein strenger Bestrafer des Lasters, gegen alle gerecht, Melchisedech ähnlich. Durch Christus in sicherer Hut folgte er in allem Christus nach, und zuerst hat er selber gehalten, was er später andere lehrte. Doch der Sinn der Schlechten, der dem Sinn der Guten nicht hold ist, spricht ihn des Todes schuldig. Von ihren Scharen wird er beim Sturm auf die Mauern der Stadt gesucht und gefaßt, vertrieben und verschleppt. Als die ährentragende Jungfrau sich dem vierten Tag vermählte, nahm das Grab ihn auf, den diese Grabschrift besingt. Für ihn sprich, lieber Leser, von ganzem Herzen die (Für-)Bitte: Er, der ewig ist, sei dir in Ewigkeit gnädig! (Deutsche Ubersetzung von Theresia Payr, cf. Ubersetzung Z. 11—22 bei GELPKE, Kirchengeschichte II, 221; französische Ubersetzung in: Le Conservateur suisse 12 [1826] 370 s.).

Text aus Cononis gesta episcoporum Lausannensium, ed. WAITZ, in: M G Script. X X I V , 798, bzw. Cart. Laus., ed. ROTH, 30 f., Nr. 16p. - Zum Text: Z. 4 : Sichert interlinearer Zusatz über

TIKHN.

: 13 leoninische Distichen. Z. 4: ^FIKHN (sichert), unverstandenes griechisches *FIXHN oder vjnxrjv. Z. 16: hostibilis, weder im ThLL noch im Material des MWB belegte Ableitung von hostire 'aequa reddere (cf. ThLL VI, 3055,25 f.). Z. 23:pyrgus üblicherweise: Turm, gr. TTUpyoi; auch 'Frauengemach'; unklar wie zu Tag übertragen; vielleicht durch volksetymologische Verbindung mit 70>p (cf. H. G. LIDDELL, R. SCOTT, A Greek-English Lexikon, Bd. 2. Oxford [ 2 1940] 1556). — Zu spicea virgo cf. A. LE BOUEUFFLE, Le vocabulaire latin de 1'Astronomie, Bd. 2. Lille 1973, 529 f. SPRACHE UND FORM

195

Im Gegensatz zu Anhang I, Nr. 4 * 1,5 und 1 1 1 , 4 , wo deutlich auf das Grab des Bischofs Bezug genommen wird, handelt es sich hier um ein Elogium oder Epitaph im engeren Sinn, das auch an einem anderen Ort (Bischofspfalz ? cf. unten zu Z. 7) gestanden haben könnte. Es fehlen wiederum Altersangabe und Todesdatum; zum Bestattungsdatum cf. unten Z. 23. Zur fragwürdigen Äußerung des Lausanner Chronisten aus dem 15. Jh., der dieses Epitaph gesehen haben will, cf. oben Einleitung zu Anhang I, Nr. 4*. 1 - Omne sequens esse...reddidit ossa solo: cf. die eingangs gemachte Bemerkung. - ^ I K H N dando 4 polo: cf. MG Poet. lat. V, 550, Nr. 66,6: Psychen dat domino, ossa Mogontiaco. Griechische Wörter sind in der lateinischen Literatur der Karolinger- und Ottonenzeit ziemlich häufig anzutreffen. Zu psjche cf. auch MG Poet. lat. V, 292, Nr. 20,11; ibid., 331, Nr, 99,7. 7 - Condidit harte sedem...condidit ecclesias: cf. Anhang I, Nr. 4* 1,7; condere ist wohl teilweise als 8 poetische Übertreibung zu verstehen. M. Grandjean (in: MAH Vaud I, 322) vermutet, mit sedes sei die Kathedrale, mit aedes die bischöfliche Residenz gemeint. Nun ist es aber so, daß gerade aedes sehr häufig' Kirche' bedeutet (cf. MWBI, 282,57—72) und sedes' Bischofspfalz' sein kann. Dafür spricht auch die Folge: edem, quasque vides alias... ecclesias. Daraus wäre zu folgern, daß dieses Epitaph in der mit hancsedetn bezeichneten Bischofspfalz stand, wozu die oben angedeutete Tatsache paßt, daß im vorliegenden Text zum Grab des Bischofs kein direkter Bezug besteht. Der Prosatext in der Chronik des Kartulars nennt Heinrich fundator ecclesiarumLausannensium (Cart. Laus., ed. ROTH, 30), was allerdings auch vom vorliegenden Text übernommen sein könnte. Weiter berichtet der Chronist, Heinrich habe in fünf Kirchen von Lausanne je einen seiner besten Freunde bestatten lassen et super quemlibetposuit unum magnum lapidem (ibid.). 16 Melchisedech similis: Gelpke (Kirchengeschichte II, 219) bringt diese Fügung mit der Verleihung der Grafschaft Waadt an Bischof Heinrich im Jahre 1011 in Verbindung, was fragwürdig erscheint; der Vergleich mit Melchisedek bezieht sich auf die Gerechtigkeit, cf. HIER. nom. hebr. 9,1: Melchisedec rex iustitiae. 19- Set menspravorum...a quorum turbis...pellitur et trahitur: Anspielung auf den gewaltsamen Tod 22 Heinrichs, der sonst nur in Anhang I, Nr. 4* 111,7—10 und in der vielleicht von hier abhängigen Chronik von Lausanne (Cart. Laus., ed. ROTH, 30) überliefert ist; cf. unten Namen. 23— Dum quartopirgo nupsisset spicea virgo/Suscepit tumulus: poetische Datierungsweise; in karolin24 gischen und ottonischen Inschriften wiederholt anzutreffen; cf. CIMAH I, Nr. 46*, 7f.: Bourg-St-Pierre, um 1000. Hier Bestattungsdatum, nach Poupardin (Le royaume de Bourgogne, 135, Anm. 2) am 27. August, d. h. am 4. Tag nach dem Eintritt der Sonne ins Sternbild der Jungfrau (cf. oben Sprache und Form). FORMULAR UND INHALT:

III Omnis in orbe satus limoque parente creatus Carnea more suo membra resolvit humo. Sic pater Henricus, patris omnipotentis amicus, Sancta sepulture hie dedit ossa sue. 196

5

10

Quem probitas mentis gregibus prefecit alendis Subiectasque comes quam bene rexit oves. Sed quia cum stultis non est concordia iustis, Nolens periuros equiparare suos Martyrio vitam superatus tradidit istam, Quem fecere doli scandere celsa poli. At qui carpis iter, pietatis care minister, Stans orato sibi, oret ut ipse tibi!

Wer als Geschöpf auf die Welt kommt, aus Erde geschaffen von Erde, gibt, seiner Natur gemäß, die fleischlichen Glieder zur Auflösung der Erde zurück. So hat (auch) Vater Heinrich, des allmächtigen Vaters Freund, seine heiligen Gebeine dieser Grabstätte hier überlassen. Ihn hat (sein) rechtschaffener Sinn über die Herde gesetzt zur Betreuung, und wie gut hat er doch die ihm untergebenen Schafe als Weggefährte geleitet! Doch weil es für Gerechte Eintracht mit Toren nicht gibt, und er es seinen eidbrüchigen Leuten nicht gleichtun wollte, hat er, der Gewalt weichend, dieses Leben im Martyrium dahingegeben, und so hat ihn Heimtücke emporgeführt zu den Höhen des Himmels. Du aber, Freund, der du des Weges kommst und ein Diener der Barmherzigkeit bist, steh still und bitte für ihn, auf daß auch er für dich bitte! (Deutsche Übersetzung von Theresia Payr; cf. französische Ubersetzung in: Le Conservateur suisse 12 [1826] 191 f.).

Text aus Cononis gesta episcoporum Lausannensium, ed. WAITZ, in : M G Script. X X I V , 798, bzw. Cart. Laus., ed. ROTH, 31, Nr. 16p.

SPRACHE UND FORM:

6 leoninische Distichen.

Wie Anhang I , Nr. 4* I. 1— Omnis in orbe satus...ossa sua: cf. die eingangs gemachte Bemerkung. — limo...parente creatus: cf. 4 Gen. 2,7. - carnea membra: MAXIMIAN, Elegia 1,86: carnis ad officium carnea membra placent (cf. ThLL III, 477,54 f.). 3 siepater Henricus...amicus: cf. Anhang I, Nr. 4* 11,3. 7 Sed quia cum stultis non est concordia iustis: cf. Anhang I, Nr. 4* II, 19 9 Martyrio vitam...tradidit istam: cf. Prosatext in der Chronik der Bischöfe von Lausanne, der vielleicht von dieser Stelle beeinflußt ist: etfinivit vitam martyrio (Cart. Laus., ed. ROTH, 3 0 ) . FORMULAR UND INHALT:

N A M E N : Henricus (1,5; 11,3; 111,3), germanischer, aus Haima- (Heimat) und -rikja (mächtig) gebildeter, im Hochmittelalter stark verbreiteter Personenname; cf. FÖRSTEMANN, PN, 733 f.; dazu KAUFMANN, Erg.-Bd., 167; MORLET, Les noms de personne I, 122a. - Heinrich von Burgund, Bischof von Lausanne, war möglicherweise ein Neffe der Kaiserin Adelheid (gest. 999) und ein Verwandter König Rudolfs III. (gest. 1032); cf. MG Script. IV, 643,25; REYMOND, Les dignitaires, 362; dagegen POUPARDIN, Le royaume de Bourgogne, 118, Anm. 8

197

u. 314, Anm. 8). 985 zum Bischof geweiht, nahm er im Jahre 993 an der Wahl Odilos von Cluny teil. Er unterzeichnete im Jahre 1000 eine Schenkungsurkunde Rudolfs III. an Bischof Adalbero von Basel und im Jahre 1007 den Synodalbeschluß von Frankfurt, der die Gründung des Bistums Bamberg zum Gegenstand hatte. Im Jahre 1011 erhielt Heinrich von Rudolf III. die Grafschaftsrechte über die Waadt. Sein gewaltsamer Tod am 21.8.1019, der nur in den Grabschriften 11,19—22, 111,7—10 und — wohl davon abhängig — ohne Erklärung im Prosatext der Chronik erwähnt ist (Cart. Laus., ed. ROTH, 30), wird mit Parteikämpfen in Zusammenhang gebracht, indem man proburgundische Gegner der Reichs- und rudolfingischen Politik dafür verantwortlich macht. Heinrich starb laut Nekrolog der Kathedrale von Lausanne (MDR 18 [1863] 175; cf. ASG 5 [1886-89] 190) an einem 21. August, was sehr gut zu dem in Anhang I, Nr. 4* 11,23 angegebenen Bestattungsdatum (27. August) paßt. Zur Person allg. cf. M. SCHMITT, in: Mémorial de Fribourg 5 (1858) 322-333; REYMOND, Les dignitaires, 362; POUPARDIN, Le royaume de Bourgogne, 113, 118f., 129, 135, 314f.; MG Die Urkunden der burgundischen Rudolfinger, ed. Th. SCHIEFFER, Index, 431 a ; Helvetia Sacra (in Vorbereitung). Es spricht nichts gegen eine Entstehung und eventuelle Ausführung dieser Inschriften kurz nach 1019. DATIERUNG:

Le Conservateur suisse 12 (1826) 370 f. (französische Übersetzung). — GeorgeAuguste MATILE, Chronica Lausannensis chartularii. Neuchâtel 1840, 29 f. (Erstveröffentlichung). - Cart. Laus., ed. MARTIGNIER (1848) 36 f. - Gallia Christiana 15 (1860) 338 f. (Text II). - MG Script. XXIV (1879) 797 f. - MG Poet. lat. V (1939) 332, Nr. 102 (Text I). - Cart. Laus., ed. ROTH, (1948) 30 f., Nr. 16p. - Catherine SANTSCHI, Les évêques de Lausanne, 110-112. LITERATUR:

198

5*

GRABINSCHRIFT DES BISCHOFS HUGO VON BURGUND

1037

Im Jahre 1235 von Kuno von Estavayer in der Bischofschronik von Lausanne niedergeschrieben (Cart. Laus., ed. ROTH, 32 f., Nr. 16q), cf. AnhangI, Nr. 1*. Das Grab dieses Bischofs befand sich laut der erwähnten Chronik im Chor der Kathedrale neben dem Grab seines [Stief-]Vaters Rudolf III. (cf. A. DE MONTET, Les tombeaux d'évêques de la cathédrale de Lausanne. RHV 38 [ 1 9 3 0 ] 117).

5

10

Omne, quod est genitum, natura constat, ut ipsum Principiumque petat undeque sit redeat. Sic quoque presul Hugo, qui marmore subiacet isto, Esse dedit celo \|ILKT|V et ossa solo. Huic dum vita fuit, patriam probitate replevit Confirmando bonos et cohibendo reos. Atque Dei treugam constanti federe sanctam Primus constituit, cautius ut potuit. Prudens prudentes prudentia facta sequentes Dilexit nimium quo genitor genitum. Pauperibus largus fuerat viduisque maritus, Orbis sive pater, hei mihi! quam breviter. Moribus ipse bonis resplenduit omnibus horis; Pro quo quisque tuam, Christe, petat veniam!

Es ist ein Gesetz der Natur, daß alles Geschaffene zu seinem Ursprung strebt und dorthin zurückkehrt, woher es stammt. So hat auch Bischof Hugo, der unter diesem Marmorstein liegt, seine Seele dem Himmel und seine Gebeine der Erde überlassen. Solange er lebte, hat er Rechtschaffenheit in seiner Heimat verbreitet, indem er die Guten bestärkte und die Schlechten im Zaume hielt. Er hat als erster so umsichtig, wie er nur konnte, den Gottesfrieden durch ein festes Bündnis (in) unverbrüchlicher Gültigkeit) eingerichtet. Als besonnener Mann hat er die Besonnenen, die besonnenem Tun nachgehen, mehr geliebt als ein Vater den Sohn, Armen gegenüber war er freigebig und den Witwen ein (sorgender) Gatte, den Waisen ein Vater, aber ach, für wie kurz nur! Alle Stunden (seines Lebens) umgab ihn der Glanz guter Sitten; für ihn möge ein jeder dein Erbarmen, Christus, erflehen. (Deutsche Übersetzung von Theresia Payr; cf. ältere Übersetzung bei GELPKE, Kirchengeschichte II, 223; französische Übersetzung in: Le Conservateur suisse 12 [1826] 194; Memorial de Fribourg 5 [1858] 341 [teilw.]).

Text aus Cononis gesta episcoporum Lausannensium, ed. WAITZ, in : MG Script. XXIV, 799, bzw. Cart. Laus., ed. ROTH, 32 f., Nr. 16q. — Zum Text: Z. 6: conformando Roth.

199

SPRACHE UND FORM: 7

leoninische Distichen. Z. 4 ^ I K H N : cf. Anhang I, Nr. 4* 11,4: Lau-

sanne, a. 1019. Poetische Grabinschrift ohne Altersangabe, Todes- oder Bestattungsdatum; cf. Anhang I, Nr. 1*. Aus gewissen Formularähnlichkeiten geht hervor, daß der Verfasser sich zumindest teilweise an Anhang I, Nr. 4* II und III orientiert hat. 1— Omne, quod est gentium...ossa solo: cf. Anhang I, Nr. 4* II und III, 1—4. 4 7— Atque Dei treugam...primus constituit: zur Streitfrage, ob Bischof Hugo — wie auch Kuno von 8 Estavayer im Prosatext der Chronik behauptet (Cart. Laus., ed. ROTH, 3 2 ) — in Montriond bei Lausanne eine Synode zur Einführung der Treuga Dei in Nordburgund abgehalten hat, cf. R . BONNAUD-DELAMARE, La pseudo-trêve de Dieu de Montherond. Le Moyen Age, 4 E sér. 2 ( 1 9 4 7 ) 2 6 1 - 2 7 0 ; H . H O F F M A N N , Gottesfriede und Treuga Dei (Schriften der MGH 2 0 ) . Stuttgart 1 9 6 4 , 7 9 f., 2 1 7 ; O . DESSEMONTET unter Lit. ; C. SANTSCHI, Les évêques de Lausanne, 117 f., auch unten Datierung. 14 Pro quo quisque tuam, Christe, petat veniam: cf. Anhang I, Nr. 4* 11,25 f. FORMULAR UND INHALT:

N A M E N : Hugo (Z. 3), germanischer, aus althochdeutsch Hugu (Sinn) gebildeter, im Hochmittelalter stark verbreiteter Personenname; cf. FÖRSTEMANN, PN, 922f.; KAUFMANN, Erg.-Bd., 205; MORLET, Les noms de personne I, 140a. — Hugo von Burgund, wohl Stiefsohn König Rudolfs III., wurde im Jahre 1019 als Nachfolger Heinrichs von Burgund (cf. Anhang I, Nr. 4*) zum Bischof von Lausanne geweiht. Vielleicht hat er kurz vor seinem Tod im Jahre 1037 die Synode von Montriond, auf der die Treuga Dei verkündigt wurde, einberufen (cf. oben Formular und Inhalt, 7-8). Zur Person allg. M. SCHMITT, in: Mémorial de Fribourg 5 (1858), 334-342; REYMOND, Les dignitaires, 364; POUPARDIN, Le royaume de Bourgogne, 138, Anm. 3, 159, Anm. 2, 273, Anm. 4, 311, 315; DESSEMONTET unter Lit.; MG Die Urkunden der burgundischen Rudolfinger, ed. Th. SCHIEFFER, 20 f., 308, 311-313; Helvetia Sacra (in Vorbereitung). DATIERUNG: G. Waitz, der wohl die von Steindorff (E. STEINDORFF, Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich III., Bd. 1. Leipzig 1874, 140 f.) vorgeschlagene Datierung der Synode von Montriond ins Jahr 1040 übernommen hatte, hielt konsequenterweise diese Grabinschrift für nicht zeitgenössisch (MG Script. XXIV, 799, Anm. 3 : Haec [Z. 7-8], iEpitaphiumpostfactum esse, arguere videntur). Da jedoch die Synode von Montriond noch zu Lebzeiten Bischof Hugos hat stattfinden können (cf. DESSEMONTET unter Lit.), ist die Entstehung des Textes, dessen Ausführung auf Stein eine offene Frage bleibt, anläßlich des Todes Bischof Hugos im Jahre 1037 nicht auszuschließen.

Le Conservateur suisse 12 (1826) 194 f. (französische Übersetzung). — GeorgeAuguste MATILE, Chronica Lausannensis chartularii. Neuchâtel 1840, 31 f. (Erstveröffentlichung). - Cart. Laus., ed. MARTIGNIER (1848) 39. - MG Script. X X I V (1879) 799. - Cart. Laus., ed. ROTH (1948) 32 f. - Olivier DESSEMONTET, La Trêve de Dieu proclamée à Montrimond sous Lausanne. R H V 76 (1968) 37-39, 52-54. - Catherine SANTSCHI, Les évêques de Lausanne, 110-112. LITERATUR:

200

6*

EPITAPH DES BISCHOFS BURKHARD VON OLTINGEN

1089

Im Jahre 1235 von Kuno von Estavayer in der Bischofschronik von Lausanne niedergeschrieben (Cart. Laus., ed. ROTH, 33 f., Nr. 16r), cf. Anhang I, Nr. 1*. Sofern es sich nicht um einen rein literarischen Text handelt, dürfte dieses Epitaph in der Kathedrale oder vielleicht in der von Burkhards Frau (cf. unten Namen) gestifteten Nikolauskapelle der alten bischöflichen Residenz gestanden haben (cf. MAH Vaud I, 328-330).

5

Burchardus vita presul migravit ab ista, Quem Deus angelicis associet famulis! Hunc in Saxoniam rex secum duxit, ut illam Vinceret, ac rediit victus et hic cecidit. Non fuit ornatus, quia non fuit hic tumulatus; Si foret hic tumulus, plus caneret titulus.

Der Bischof Burkhard ist aus diesem Leben geschieden; möge ihn Gott zu seinen Dienern, den Engeln, gesellen. Der König hat ihn mit sich ins Sachsenland geführt, um es zu besiegen; aber jener kam geschlagen zurück und dieser fiel in der Schlacht. Er erhielt keinen Grabschmuck, weil er nicht hier begraben wurde. Wäre sein Grab hier, würde die Grabschrift mehr erzählen. (Cf. französische Ubersetzung in: Le Conservateur suisse 12 [1826] 196 f.).

Text aus Cononis gesta episcoporum Lausannensium, ed. WAITZ, in: M G Script. X X I V , 799, bzw. Cart. Laus., ed. ROTH, 3 4 , Nr. 16r. - Zum Text: Z. 1: Buchardus cod.

SPRACHE UND FORM: 3

leoninische Distichen.

FORMULAR UND INHALT: Poetisches Epitaph ohne Altersangabe, Todes- oder Bestattungsdatum; cf. Kat.-Nr. 51: Genf, um 880; Kat.-Nr. 49: Lausanne, a. 875 (?). 3— Hunc in Saxoniam rex secum duxit.../et hic cecidit: Bischof Burkhard begleitete Kaiser 4 Heinrich IV. (gest. 1106) auf dessen Kriegszügen nach Sachsen. Nach der Chronik Frutolfs v. Michelsberg fiel Burkhard im Jahre 1089 in der Schlacht von Gleichen bei Erfurt, als er die heilige Lanze trug; cf. FRUTOLF. chron., ed. SCHMALE, Frh. vom Stein-Ged.-Ausg., Bd. 1 5 . Darmstadt 1 9 7 2 , 1 0 4 ; ANNALISTA Saxo, MG Script. VI, 7 2 6 , 4 6 ; BERNOLD. chron. a. 1 0 8 7 , ibid. V, 4 4 8 , 2 8 f.: Losannensis non tarn episcopus quam antichristus, dum fortiter vult agere, occiditur; POUPARDIN, Le royaume de Bourgogne, 3 8 2 ; SANTSCHI, Les eveques de Lausanne, 1 9 1 , 1 9 4 , 1 9 6 f. 6 Siforet hic tumulus, plus caneret titulus: die vom Dichter hergestellte Beziehung zwischen Grab und Grabschrift dürfte wohl auch als Indiz dafür zu werten sein, daß der Text zur Ausführung auf Stein bestimmt war.

201

Burchardus (Z. 1), aus germanisch bürg- (bergen) und -bardu (stark) gebildeter Personenname; cf. FÖRSTEMANN, PN, 3 4 8 f., 7 5 0 ; K A U F M A N N , Erg.-Bd., 7 5 f.; M O R L E T , Les noms de personne I, 62. — Burkhard, Bischof von Lausanne, war der Sohn des Grafen Bucco von Oltingen (Kanton Bern). Er ist im Jahre 1056 zum ersten Mal als Bischof erwähnt (Cart. Laus., ed. R O T H , 2 2 0 f., Nr. 2 2 9 ) . Zeitlebens ein Anhänger Heinrichs IV., nahm er am Reichstag von Worms, am Gang nach Canossa, am Konzil von Brixen und an anderen politischen und kirchenpolitischen Geschäften des Kaisers teil. Von Papst Gregor VII. wurde er exkommuniziert, während ihm vom Kaiser das Kanzleramt für Italien und verschiedene Landgüter übertragen wurden. Nach der Chronik im Cart. Laus. (ed. R O T H , 3 4 ) war er «legitimerweise» verheiratet (habuit uxorem legitimam). Seine Frau soll eine Kirche bei Curtilles {sancti Petri de Marcens apud Curtiliarri) sowie die oben erwähnte Nikolauskapelle in Lausanne gestiftet haben. Burkhard wird die Errichtung der hochmittelalterlichen Stadtmauern von Avenches zugeschrieben, was vielleicht mit seinem Kampf gegen die westburgundischen Parteigänger Gregors VII. zusammenhängt (soH. H Ü F F E R , in: RHV 3 1 [ 1 9 2 3 ] 1 9 3 f.). Zu seinem gewaltsamen Tod im Jahre 1 0 8 9 cf. oben Formular und Inhalt, Z. 3 f. ; zur Person allg. M. SCHMITT, in : Mémorial de Fribourg 5 ( 1 8 5 8 ) 3 5 1 - 3 6 8 ; R E Y M O N D , Les dignitaires, 2 8 4 f . ; HBLS V, 3 4 6 ; Cart. Laus., ed. R O T H , 3 3 f . ; BÜTTNER, Waadtland und Reich, 9 4 f., 9 8 ; Helvetia Sacra (in Vorbereitung). NAMEN:

DATIERUNG:

Ausführung und Datierung dieser Inschrift bleiben fraglich.

Le Conservateur suisse 12 (1826) 196 f. (französische Übersetzung). - GeorgeAuguste M A T I L E , Chronica Lausannensis chartularii. Neuchâtel 1840, 32 (Erstveröffentlichung). - Cart. Laus., ed. M A R T I G N I E R (1848) 40. - MG Script. XXIV (1879) 799. - Cart. Laus., ed. R O T H (1948) 33 f., Nr. 16r. — Catherine SANTSCHI, Les évêques de Lausanne, 110—112. LITERATUR:

202

ANHANG II FRAGWÜRDIGE UND AUS DEM KATALOG AUSZUSCHEIDENDE INSCHRIFTEN

1*

FINGERRING

GENF,

MAH, Inv.

C

(VD), ehemalige Abteikirche, auf der Nordseite des Chors {in sinistra parte chori; cf. unter Lit.), wahrscheinlich anläßlich der Reformation vernichtet.

PAYERNE PROBST

Im Jahre 1519 vom Solothurner Propst Bartholomäus von Spiegelberg (gest. 1541; cf. HBLS VI, 469, Nr. 10) auf dem heute stark lädierten Vorsatzblatt seines Breviers (Zentralbibliothek Solothurn, Rar. I 42, Bd. 2) abgeschrieben. Nobilis hie fultum regine nosce sepultum Corpus qui multum saxo specus ibi sculptum In petra saphiri bene debuit hec sepeliri Thureque suphiri mirans et arte poliri 5 [Re]gia maiestas fuit ei et alta potestas Excedens est has res eius mentes honestas [Be]rta vocabatur per quam domus ista patratur Qua dominabatur Burgundia terra vocatur [Clajustrum fundavit hoc prorsus et edificavit 10 Rerum dotavit dicione deoque dicavit [Virg]inis et proprie dedit hec in honore Marie Deinde Johannis avis et tibi lator Petre clavis 210

15

20

25

30

35

[Ma]uriciique ducis eius simul et sociorum Ipsa monasterium fecit statuens ibi divinum [F]iat ut officium cui dedit allodium Instituitque chorum vel conventum monachorum [M]aiolus quorum fuit abbas et via morum Et sunt astricti norma sancti Benedicti [E]t nigri dicti vel ut ordo requirit amicti Limpharumque datus fuit his omnino meatus [...jnatus ad apros aviumque volatus [...]et rura dedit his et cetera plura [ ] laudante sua genitura [ ]tum Cristi novies bene centum [ Jmonachis fuit hoc tenamentum [ C]u°nradus rex Alemanis [ ]e viginti quatuor annis [ o]rdo favore tenaci Et bene veraci jura Paterniaci Huic regum domine te personis rogo trine Ut des regine Berte regnum sine fine Hoc chorus implorât monachorum semper et orat Bertam commémorât Cristo servire laborat. Hec metra Berta tibi P. prior Burgundie scribi Procuravit ibi gracia magna sibi. Amen.

Text nach Probst (cf. Lit.) und Breviarium Basiiiense [Basel, nach 14. Mai 1478], Zentralbibliothek Solothurn, Rar. I 42, Bd. 2, Vorsatzblatt.

Ich verzichte auf die Übersetzung dieses schwierigen Textes, dessen Edition und Kommentierung den Rahmen dieses Anhangs sprengen würden. Zur Begründung für den Ausschluß dieser Grabinschrift aus dem Corpus fasse ich im folgenden meine vorläufigen Ergebnisse kurz zusammen. Der vor der Reformation letzte Standort des Berthagrabes in der ehemaligen Abteikirche von Payerne - nach Spiegelberg (cf. PROBST unter Lit.) auf der linken Chorseite - ist aller Wahrscheinlichkeit nach die bisher ungeklärte und in den einschlägigen Publikationen über die Abteikirche Payerne (L'abbatiale de Payerne [Bibliothèque historique vaudoise 39]. Lausanne 1966) unerwähnte Wandnische in der Nordmauer des Vorchorjoches. Die Spuren der ans Ende des 14. Jhs. datierten Malereien in dieser Nische lassen auf die Darstellung einer Grablegung Mariens schließen. Die Nische selber ist nach Werner Stöckli (frdl. Mitteilung vom 7.11.1977) nachträglich ins Mauerwerk des 11. /12. Jhs. eingebrochen worden, sehr wahrscheinlich unmittelbar vor der Applikation der Malereien, wobei nicht auszuschließen ist, daß sich vorher an dieser Stelle eine kleinere Nische befunden hat. 211

Zu diesem Befund paßt der vorliegende Text in jeder Beziehung. Einerseits läßt die poetische Beschreibung des Grabes in Z. 1-4 trotz textkritischen und Übersetzungsschwierigkeiten durchblicken, daß es sich beim Grab, das Spiegelberg in der Abteikirche sah, um ein im späteren Mittelalter häufig anzutreffendes Nischengrab mit Liegefigur handelt (cf. bes. Z. 2: corpus sculptum, specus). Andererseits ist der Text in stilistischer Hinsicht und nach dem Formular, das kaum Anklänge an hochmittelalterliche Versinschriften aufweist (frdl. Mitteilung von Jean Michaud, Poitiers, vom 2.6.1978), doch eher spätmittelalterlich geprägt. Dies dürfte durch die Untersuchung einzelner Ausdrücke und Fügungen (cf. etwa Z. 19: nigri dicti; Z. 34: prior Burgundie etc.) eine Bestätigung finden. Zusammenfassend läßt sich diese Grabinschrift ins 14./15. Jh. datieren. LITERATUR: Traugott PROBST, Grabinschrift der Königin Bertha aus Payerne in einer Abschrift des XVI. Jahrhunderts. ASG NF 1 (1870-73) 306-309.

12

WANDMALEREIEN VON SAINT-SULPICE (VD)

ST-SULPICE,

( 12.-13. JH.)

ehemalige Prioratskirche, Apsis.

Nach neueren Erkenntnissen (Encyclopédie unter Lit. und frdl. Mitteilung von Théo-Antoine Hermanès) sind die Fresken in der mittleren Apsiskalotte, die eine Majestas Domini begleitet von den Evangelistensymbolen mit Spruchbändern zeigen, stilistisch und nach ihrer Ausführungstechnik mit den Wandmalereien der Schloßkapelle von Chillon (VD) und denen des Narthex von Romainmôtier (VD) verwandt und demzufolge sicher nicht ins 12.—13. (so Kunstführer unter Lit.), sondern ins mittlere 14. Jh. zu datieren. Eugène BACH, Saint-Sulpice (Congrès archéologique de France 110). Paris-Orléans 1953, 140. - Encyclopédie illustrée 6/1 (1976) 63. - Kunstfuhrer II ( 5 1976) 190.

LITERATUR:

13

SCHLUSSSTEINE

FREIBURG,

(GEGEN 1265)

Franziskanerkirche, Schlußsteine im Chor.

Die vier gegen 1265 entstandenen Schlußsteine (cf. STRUB unter Lit.) stellen die Evangelistensymbole dar. Anläßlich einer Kirchenrenovation in den Jahren 1936/37 hat P. Maurice Moullet diese Schlußsteine samt Schriftbändern mit den Figurenbezeichnungen S(ANCTVS) LVCAS / S(ANCTVS) MARCVS und S(ANCTVS) IOANNES ganz neu übermalt. Laut Moul212

let (frdl. Mitteilung) waren vorher noch Spuren einer Farbschicht aus dem 16. Jh. und Schriftspuren aus dieser Zeit sichtbar. Da die Erneuerung der Polychromie in den 30er Jahren nicht dokumentiert wurde und folglich die früheren Schriftspuren nicht mehr prüfbar sind, können diese Schlußsteininschriften hier nicht berücksichtigt werden. LITERATUR:

14

Marcel STRUB, in: KDM Fribourg III ( 1 9 5 9 ) 2 4 , Fig. 1 7 - 2 0 .

FRIEDHOFINSCHRIFT

(UM 1 3 0 0 )

Kollegiatskirche, Südseite, Außenwand, östlich des romanischen Portals in zwei Zeilen (für die gleichlautenden, letzten Silben sind beide Zeilen miteinander vereinigt worden) eingehauen. ST-URSANNE ( J U ) ,

[TVP...QVI] • MORTE • CADES • STA • RESPICE • PLO [SV(M) • Q(VO)D • (ER)IS • Q(VO)D • ES • IP(S)E • FVI] • PRO • ME • P(RE)COR • ORA [Du?...] der du im Tode fallen wirst, bleib stehen, schau hin und weine! [Ich bin, was du sein wirst; was du bist, bin ich selber gewesen]. Ich bitte dich, bete für mich!

Ergänzter Text teilweise nach

AMWEG

unter Lit.

Der Friedhof von St-Ursanne lag im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit auf der Südseite der Kollegiatskirche. Die heute kaum mehr sichtbare Inschrift, die von Claude Lapaire (cf. Lit.) in die Zeit um 1300 datiert wurde, ist als Mahnung und als Bitte an den Friedhofbesucher zu verstehen. In paläographischer Hinsicht kann diese Inschrift kaum in gotischer Zeit entstanden sein. Es handelt sich vielmehr um eine Minuskelschrift mit wenigen Versalien (großgeschriebene Buchstaben R und F), die — in Anlehnung an romanische und gotische Minuskeln — der humanistischen oder Renaissanceminuskelschrift am nächsten kommt. LITERATUR: Fidèle CHÈVRE, Histoire de St-Ursanne. Porrentruy 1887, 324f. - AMWEG, Les arts I ( 1 9 3 7 ) 1 3 2 mit Fig. - LAPAIRE, Les constructions ( 1 9 6 0 ) 52.

213

15

STIFTERSCHEIBE DES HEINRICH VON E S T A V A Y E R

L A SARRAZ ( V D ) ,

UM 1300 ODER NACH 1360

Schloßkapelle, zentrales Fenster.

Im Jahre 1950 durch den Waadtländer Kunstmaler Jean Prahin aus Einzelstücken, die —aus dem Besitz der ehemaligen Schloßherren de Gingins stammend — in Kisten verpackt, im Schloß lagen, zusammengesetzt, teilweise ergänzt und am heutigen Standort eingefügt. Laut Prahin war die vorliegende Scheibe ihrer Form nach ursprünglich Bestandteil der zwischen 1360 und 1370 durch François de la Sarraz außerhalb der Schloßmauer erbauten Antoniuskapelle (später Jaquemart). Glasmalerei; rechteckige, ursprünglich wohl spitzbogige Scheibe (48 X 37 cm) mit kniender Stifterfigur vor einem verkehrt eingesetzten Altar. Die Figur hält der Hand Gottes, die aus einer Kräuselwolke hervorragt, ein Spitzbogenfenster mit Rautenmuster entgegen. Das Ganze unter einem Nasenbogen, in dessen Zwickel eine Mauerzone mit rundbogigen Fenstern zu sehen ist. Zur vorliegenden Scheibe gehört auch eine Geißelung Christi (CVMA Schweiz III, 258, Taf. 202). Inschrift auf einem gebogenen Spruchband, das sich von der rechten Hand des Stifters über seinen Kopf hinwegzieht, zwischen weißer Zeilenbegrenzung, hauptsächlich auf einem Glasstück, einzeilig, weiß aus dem Schwarzlotgrund geschabt; Buchstabenhöhe 1—1,5 cm.

• H(ENRICVS) • D(OMI)N(V)S • D E S T A V A I / ( E • ) Heinrich, Herr von Estavayer.

S C H R I F T : Gotische Majuskel mit ausgeprägten Haar- und Schattenstrichen. Worttrennung (auch zu Beginn der Inschrift) in Form eines runden Punktes in Zeilenmitte. Abkürzungszeichen in Form einer 9 neben H (wohl nur zu H E N R I C V S aufzulösen) und in Form eines waagrechten Balkens, der in der Mitte durch eine Ausbuchtung nach oben unterbrochen ist, über D N S (DOMINVS). - Verwandte Schriftdenkmäler: cf. Kat.-Nr. 75: Grandson (VD), 2. H. 13. Jh.um 1300; CVMA Schweiz III, Taf. 45: Blumenstein (BE), 1330-40; C. S C H A U M - B E N E D U M , Die figürlichen Grabsteine des 14. und 15. Jahrhunderts in Hessen. Bonn 1969, Fig. 14: Bad Sooden-Allendorf, a. 1371. FORMULAR UND I N H A L T : Stifterinschrift in der einfachen Form des Stifternamens; die Geste der dargestellten Person läßt keinen Zweifel daran entstehen, daß es sich um den Stifter der Scheibe handelt. NAMEN: Im 13. und 14. Jh. sind aus dem Geschlecht der Herren von Estavayer (FR) drei Personen mit dem Namen Heinrich bekannt. Heinrich I., der im Jahre 1230 dem Verkauf des Mont Cugy (FR) an die Abtei Hauterive zustimmt, dürfte in jeder Beziehung als Stifter der Scheibe auszuschließen sein. Heinrich II., der von 1298-1330 urkundlich bezeugt ist, kommt als

214

Stifter in Frage, weil die Inschrift in paläographischer Hinsicht in seine Zeit paßt. Sollte die Scheibe aber von Anfang an für La Sarraz bestimmt gewesen sein und — wie Jean Prahin (cf. oben Fundumstände) glaubt — aus der Antoniuskapelle stammen, so ist als Stifter eigentlich nur an Heinrich III., der von 1341-1396 nachweisbar ist, zu denken; cf. GHS II, 235, 240 f., 247 f.; HBLS III, 83-85. DATIERUNG: Obschon die Inschrift in paläographischer Hinsicht eher in die Zeit um 1 3 0 0 zu datieren ist, kann eine Entstehung um 1360, d. h. anläßlich der Erbauung der Antoniuskapelle durch einen vielleicht etwas altertümelnden Künstler nicht ausgeschlossen werden. LITERATUR:

Ellen J.

BEER,

in: CVMA Schweiz III (1965) 257 f., Taf. 201 (Erstveröffentli-

chung).

16

W A N D M A L E R E I VON ST-URSANNE (JU)

14. JH. (?)

Kollegiatskirche, Südportal, östliche Gewändeseite, unter der Nische, die den hl. Ursizinus aufnimmt. ST-URSANNE,

Albert Naef (cf. Lit.) erwähnt bei der Beschreibung der Polychromie des Südportals unter der Ursizinus-Nische eine heute kaum mehr sichtbare Darstellung einer nimbierten Figur, die auf einem Esel oder Maultier reitet. Ihm zufolge befand sich neben dieser Figur eine fragmentarische Inschrift ora vero...et...viro. Fidèle Chèvre (cf. Lit.) charakterisierte 25 Jahre vor Naef diese Inschrift folgendermaßen : trois lignes d'écriture gothique devenues indéchiffrables sous l'action du temps. On peut y lire toutefois ces trois mots: ora, vero et vivo, mais c'est à peu près tout. Die Tatsachen, daß die Polychromie des in der 2. Hälfte des 12. Jhs. entstandenen Portals gerade an dieser Stelle schwerlich datiert werden kann und daß Chèvre von gotischer Schrift spricht (gemeint ist wohl eine gotische Minuskel, die epigraphisch erst im 14. Jh. auftaucht), veranlassen mich, diese fragmentarische Inschrift auszuscheiden. LITERATUR: Fidèle CHÈVRE, Histoire de St-Ursanne. Porrentruy 1 8 8 7 , 3 2 4 . - Albert NAEF, Le portail méridional de l'église de Saint-Ursanne (Les monuments de l'art en Suisse NS 3). Genève 1 9 0 3 , 7.

215

VERZEICHNISSE

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LECLERCQ. 15

HBLS

LCI LThK 2 MAGZ MDG MDR MG

vol. Paris

EGLI

(Lit.-Verz.). CABROL/Henri

1907-53.

Abteilungen: Auct. ant. = Auetores antiquissimi. Cap. reg. Franc. = Capitularía regum Francorum (Leges). DD. reg. Burg. = Diplomata regum Burgundionum. Epist. = Epistolae. Leg. Nat. Germ. = Leges nationum Germanicarum. Lib. confr. = Libri confraternitatum (Antiquitates).

219

MWB MN

Poet. lat. = Poetae latini: zit. nach Neudruck Berlin 1964-70. Script. = Scriptores rerum Germanicarum. Script, rer. Mer. = Scriptores rerum Merovingicarum. Mittellateinisches Wörterbuch bis zum ausgehenden 13. Jahrhundert, hrsg. von der Bayer. Akad. d. Wiss. u. d. Akad. d. Wiss. d. DDR. München-Berlin 1959 ff. Musée Neuchâtelois. Neuchâtel 1864 ff.

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ZSKG

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220

ALLGEMEINE ABKÜRZUNGEN a.

anno

BE

Bern (Kanton)

FR

Freibuig/Fribourg (Kanton)

GE

Genf/Genève (Kanton)

Inv.

Inventar

JU Lit.

Jura (Kanton)

MAH

Musée d'art et d'histoire

MCAH

Musée cantonal d'archéologie et d'histoire

Literatur

NE

Neuenburg/Neuchâtel (Kanton)

o. D.

ohne Datum

sim.

similis oder similiter

SLM SO

Schweizerisches Landesmuseum Solothurn (Kanton)

VD

Waadt/Vaud (Kanton)

YS

Wallis/Valais (Kanton)

221

Lageskizze der Westschweiz mit Fundort und in Klammer Anzahl der Inschriften 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15.

Genf (23) Sezegnin (GE; 3) Bassins (VD; 1) Lavigny (VD; 1) St-Sulpice (VD; 2) Lausanne (VD; 8) Crissier (VD; 1) Cheseaux-sur-Lausanne (VD; 2) Cossonay (VD; 1) Daillens (VD; 2) Ferreyres (VD; 1) Romainmotier (VD; 1) Montcherand (VD; 1) Baulmes (VD; 1) Yverdon (VD; 8)

VD: 38 222

GE: 26

JU: 9

FR: 7

16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. NE: 4

Grandson (VD; 2) Corcelles (NE; 1) Neuenburg (3) St-Ursanne QU; 7) Bassecourt (JU; 2) Salavaux (VD; 1) Avenches (VD; 2) Payerne (VD; 2) Fetigny (FR; 1) Freiburg (1) Hauterive (FR; 1) Lussy (FR; 2) Romanens (FR; 1) Riaz (FR; 1) Oron-le-Chätel (VD; 1)

223

PALÄOGRAPHISCHES REGISTER Abkürzungen ÄG Augustas 50 ALVPN 9 alumpnis, alumpnus • ANGEL angelus 56 ANNS annos 6 AVGVST 9 Augustus 66 I h AVSTOZEFIR 9 Austerozeflrus 66 IV AVTVPN 9 Autumpnus 66 I i -B-bus 49 I a BARTHOLOMEV 9 Bartholomeus 63 III BENEDCTI benedicti 63 I d CLER clerico (?) 13 CSORS consors 49 I a CVIQVA cuiquam 49 I a DAT datus 56 DET detur 71 DI, DI dei 46, 48, 49 I a DN domini nostri I I DNA domina 70 DNE domine 49 II DNI, DNI, DNI domini 68 I, 70, 75 I DNS dominus 25 DOCT 9 doctus 49 I a DOM 9 domus 55 ECCLIA ecclesia 57 VI ETERNA eternam 49 II EVROAVST Euroauster 66 IV c FACIENTIB 9 facientibus 55 FRATRIBfratribus 49 I a H hec 55 H9 Henricus Anh. II 15 HABE habere 67 III IACHOB' Jachobus 62 III c IC Jesus 75 I ID idus 70 IHOS Johannes 54 II IHS Jesus 63 I a Jesu 65 I IHV INIMICV inimicum 55 IPE ipse Anh. II 14 IS eris Anh. II 14 IVL Julii 49 II KL, K]L Kalendas 49 II, 52 M mihi Anh. II 1* M° millesimo 68 I MARCI 9 Marcius 66 I b MAT mater 75 I MI mihi 56

224

MO MONAC NO NOME 0 OMNIB ; P PARADISV PCIB; PCOR PEIPITE PIROMACIA POS PPETVA PSBITER Q QD QSI REGNV REQERISV S SCA SCE, SCE SI SV, SV SVBSOLAN 9 SVRREX TETCOLI TI VIRV VLRICV VVI VVLTVRN9 VTET XC XPC XPI XPS ZE

millesimo 68 II monacus 33 non 67 III nomen 48 obiit 70 omnibus 49 I a per 63 I c paradisum 55 precibus 49 I a precor Anh. II 14 percipite 63 I d piromancia 66 II d post 6 perpetua 49 II presbiter 71 qui oder que 50 quod Anh. II 14 quasi 71 regnum 63 I d requiem 49 II risum 55 sanctus 59, 64, 76 sancta 55, 73 I (?) sancte 70, 73 II sibi 71 sum 63 I c, Anh. II 14 Subsolanus 66 IV d surrexit 57 1 tetracoli 66 III b tibi 67 III virum 65 IV Ulricum 55 vivit (?) 15 Vulturnus 66 IV e vertetur 71 Christus 75 I Christus 57 I Christi 49 I b, 65 I Christus 29 zeses 3

Abkürzungszeichen Balken, waagrecht, mit Ausbuchtung nach oben, über dem Wort 63 I, 70, 75 I, Anh. II 15 Balken, waagrecht oder schräg, durch den Buchstaben gezogen 54 II, 57 VI, 59, 63 I, 64, 70, 76

Balken, waagrecht, über dem Wort 13 (?), 46, 48, 50, 52*, 55*, 57 I, 66 I - II, 67 III, 68 I, 71, 73 I(?)II Balken, waagrecht, vorn mit spitzem Anstrich, hinten mit Aufstrich, über dem Wort 49 I—II Buchstabe, hochliegend 68 I - II Buchstabe, nach oder neben dem Wort 66 IV, 67 III, 68 II Buchstabe, über dem Wort 66 III, 70, 71 Buchstabe, über- und eingeschrieben 56 Cauda, eingerollt, nach dem Wort 55*, 56, 66 I+IV, 70, Anh. II 15 Cauda, eingerollt, über dem Wort 49 I, 63 III Punkt, pfeilspitzartig, neben dem Wort 49 I—II Schrägbalken durch die Q-Cauda 50 Strichpunkt neben dem Wort 49 I Buchstaben, eingeschrieben, in: C: D: F: G: L: M: P: Q: T: V:

E 13; ET FI 13; I 46; O 51; V 46 I 46, 63(?); O 47; V 52 I 13 O 47 1 1 3 ; A 56, 67 III I 13, 56; O 13, 46 O 13, 46 V 47; VI 46 I 51, 67 III I 13, 46; O 46; V 13

Interpunktion Schlußzeichen: Punkt 66 II-III; kleine, ein Dreieck bildende Punkte 54 II, IV; Doppelpunkt 66 II-III; pfeilspitzartige Punkte 49 I; drei übereinandergestellte Punkte 66 III; Krückenkreuz 61, 62 Worttrennung: runder Punkt 6 (?), 56 (?), 57 III (?), 63, 66 III, 67, 68, 70, 71, 73, Anh. II 15; dreieckiger Punkt 1 I, 48 (?), 49 II, 71; Doppelpunkt 69*; Kreuz 14, 15, 27

Ligaturen AE DE ER ET LA(?) LE(?) LS(?) LT(?) MA ME NC NE NR OR PE(?) PL(?) TE TH TL(?) TLR(?) TR(?) VB

52* 46 71 13, 52* 13 13 20 20 49 I (?) 13, 46 46 46, 54 I 54 I 72, 73 I—II 20 20 49 II 49 I 20 20 20 46

Lineatur 2, 3, 23, 25, 47, 51, 56, 57 I, 63 I, 66, 67, 77 I* (?) Schlußzeichen v. Interpunktion Schriftarten Majuskel: spätantik 1, 2, 3; vorkarolingisch 6, 7, 13, 14, 16, 17, 18,19, 20, 21, 22*, 25, 26, 28, 33, 34, 35, 36, 37, 41, 42, 43, 45, 77 I*-II; - mit kursivem Einfluß 15, 23, 27; frühkarolingisch 48; karolingisch 49, 50, 51; romanisch 53, 54, 55* (?), 56 (?), 57 I—IX; frühgotisch 59(?), 60 I+III, 61, 63, 64, 65, 66, 67, 75 I (?), 75 III; gotisch 68, 69*, 70, 71, 72, 73, 75 II-111,76, 77 IV, Anh. II 15 Minuskel: romanisch 58(?) Mischschrift (Majuskel und Minuskel): vorkarolingisch 29(?), 46, 47; frühgotisch 60 II Worttrennung v. Interpunktion

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PERSONEN-, ORTS- UND SACHREGISTER abbas v. Stände, Titel und Berufe Abkürzungen v. Paläographisches Reg. Abkürzungszeichen v. Paläographisches Reg. Abraham v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Adelfia 6 Aegioldus 52* Alpha und Omega v. Symbole Alter der Verstorbenen 6 (33 Jahre), 24* (13 Jahre) Ambo v. Inschriftenträger Amtsdauer v. Datierungen Andreas v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie angelus satanae v. Heilige und biblische Namen Ansegisus, Bischof von Genf 50, 51 Antependium v. Inschriftenträger antistes v. Stände, Titel und Berufe Arec 19 Armannus, Bischof von Lausanne Anh. 1,3* j Ausführungstechnik: - eingegraben 77 I* - eingehauen 6, 7,9*, 21,22,23,24*, 2 5 , 4 3 , 4 6 , 4 7 , 48, 49 I—II, 50, 51, 52* (?), 53, 55* (?), 56, 57, 58, 59, 60, 68, 69, 70, 71, 72, 77 II+IV - eingepunzt 34 - eisentauschiert 61 - gebrannt, erhaben 11, 12* - gegossen, nachgraviert 13, 14, 15, 16, 17, 18, 20, 26, 30, 31, 35, 45 - gemalt 54, 63 I-VI, 64 - geritzt 2, 3, 5, Anh. 11,9* - geschabt 66 I-IV, 67 I-IV, 73 III, Anh. 11,15 - gestempelt 4 - getrieben, erhaben 28 - getrieben, vertieft 44 - graviert 8 , 1 0 * , 19, 27, 32, 33, 36, 37, 38, 39*, 40, 41, 42, 76 - nieliiert 27 (?) - silbertauschiert 29, 62 - ziseliert 1 Avenches v. Fundort, Standort

I 1

| j j

Baulmes (VD) v. Fundort Bern v. Standort Bertha, Königin von Burgund Anh. 11,11* Bertha, Gräfin von Neuenburg 55* Besitzermonogramm v. Inschriftenart Besitzervermerk v. Inschriftenart Bibelsprüche v. Inschriftenart Bibelzitate Anh. I, 4, III (Gen. 2,7) (?), 65 II (Ps. 131,11),651 (Mt. 1,1),67II(Mt. 3,2),57IIIa+b (Mt. 14,6; Mc. 6,22), 54 I (Mt. 19,27 f.), 63 Id (Mt. 25,34), 63 Ie (Mt. 25,41), 57 I (Mt. 28,6-7; Mc. 16,6; Lc. 24,6), 66 III (Mc. 6,18), 57 VI (Lc. 1,28), 67 I (Joh. 1,29 und 36), 63 Ic (Joh. 10,9), Anh. 1,4 I (Joh. 11,22) (?), 63 Ia (Joh. 19,19), 56 (2. Kor. 12,7), 49 Ib (Eph. 2,15 und 4,24), 49 II (4 Esr 2,34), Anh. 1,3* (Bar 2,19; 2. Par. 7,1) Bildlegende v. Inschriftenart Blei v. Material des Inschriftenträgers Bronze v. Material des Inschriftenträgers Brustkreuz v. Inschriftenträger Buchstaben, eingeschrieben v. Paläographisches Reg. Burchinus 53 Burkhard von Oltingen, Bischof von Lausanne Anh. 1,6* Cethegus (Cettec...?) 7 Cherubim v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Cheseaux-sur-Lausanne (VD) v. Fundort Chimera 57 II Christogramm v. Symbole Christus v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie clericus v. Stände, Titel und Berufe Colombier (NE) v. Standort comitissa v. Stände, Titel und Berufe Corcelles (NE) v. Fundort Cossonay (VD) v. Fundort Crissier (VD) v. Fundort Curtilles bei Lucens (VD) v. Fundort

Daidius 15 Bartholomäus v. Heilige und biblische Namen, Iko- Daillens (VD) v. Fundort nographie Daniel v. Heilige und biblische Namen, IkonograBassecourt (JU) v. Fundort i phie Bassins/La Feuilleuse (VD) v. Fundort Datierungen: Amtsdauer 1 (364—375); Indiktion 6, Bauelement v. Inschriftenträger Konsulatsjahr 6 (505), Tagesangabe nach röm. KaBauinschrift v. Inschriftenart lender 6, 49 II, 50 (?), 52*

231

Datum v. Inschriftenart David, Bischof von Lausanne (VD) Anh. 1,2* David v. Ikonographie Delémont (JU) v. Standort deus v. Heilige und biblische Namen diaconus v. Stände, Titel und Berufe Distichon v. Versinschriften dominus v. Heilige und biblische Namen Domitianus, Bischof von Genf Anh. 11,3* ecclesia v. Ikonographie Eisen v. Material des Inschriftenträgers Elisabeth von Kiburg 70 episcopus v. Stände, Titel und Berufe Epitaph v. Inschriftenart Esao (?) 28 Eufraxia 46 famula v. Stände, Titel und Berufe Ferreyres (VD) v. Fundort Fétigny (FR) v. Fundort Figurenbezeichnung v. Inschriftenart Fingerring v. Inschriftenträger Formeln und Sprüche (cf. Bibelzitate, Versinschriften, Index verborum): - hic requiescit N N ... bone memorie 6, 21, 24*, 25 (?), 50 (?), 52* - hoc iacet in tumulo N N Anh. 1,3* - in Dei nomen 46, 48; cf. 61 - in pace 6, 21, 24*, 52* - obiit 43 (?), 49 II, 50 (?), 52*, 70, 74* - orate pro me 70, Anh. 11,14 - pie zeses 3 - ponere curavit 46 - qui (quae) vixit annos 6 (?), 24* - requiem aeternam dona ei domine 49 II, Anh. 1,3*; cf. 47 - requiescat in pace 52* - sub titolo hunc quiiscet N N 47 - utere felix (utere felex) 14 - vivas in deo 2; cf. 14, 33, Anh. 11,1* Frambertus 46 Freiburg v. Fundort, Standort Friedhofinschrift v. Inschriftenart Fundort: - Avenches (VD) 2, 3 - Bassecourt (JU) 33, 42 - B a s s i n s / L a Feuilleuse (VD) 39*, Anh. 11,8* - Baulmes (VD) 47 - Cheseaux-sur-Lausanne (VD), «Bei Air» 32, 35 - Corcelles ( N E ) 34 - Cossonay (VD) 17

232

- Crissier (VD) 20 - Curtilles bei Lucens (VD) Anh. 11,1* - Daillens ( VD), Reihengräberfeld « Aux Puits » 15, 18 - Ferreyres (VD) 16 - Fétigny (FR) « L a Rapettaz» 41 - Freiburg, Franziskanerkirche 70 - Genf 36 ; Arve-Raum 1 ; - « Bastion du Pin » 50 ; Bourg-de-Four 7, 9 * ; - Friedhofkirche « L a Madeleine» 43, 76 I * ; - Flußbett der Rhone 30; Kathedrale St. Pierre 4 V, 6, 11, 21, 25, 57 I - I X , 59, 77 II; — ehem. Kluniazenserpriorat St. Viktor 51, 5 2 * ; Nähe Priorat St. Viktor Anh. 11,9*; Rue des Chanoines 7 (Rue Calvin) 1 2 * ; Stadtmauer von «Marcossey» nahe Collège St-Antoine 2 2 * , 23; — Les Tranchées 24* - Grandson (VD) 64, 73 - Hauterive (FR) 74* - Lausanne, zwischen «Bois du Vaud» und « Vidy» 1 0 * ; Kathedrale 27, 49, 65, 66, 67, 69*, 75 - Lavigny (VD), Reihengräberfeld «Vaudellaz» 14 - Lussy (FR), «Fin de l'Illaz» 26, 45 - Montcherand (VD), reform. Kirche 54 - Neuenburg 55*, 56, 60 - Nyon (VD), Nähe Pfarrkirche Anh. 11,10 - Oron-le-Châtel (VD), « L a Copelenaz» 28 - Payerne (VD), ehem. Abteikirche 63, 77 III - Riaz (FR), Tronche-Bélon 29, Anh. 11,5 - Romainmôtier (VD), reform. Pfarrkirche (ehem. Klosterkirche) 48 - Romanens (FR) 44 - St-Sulpice (VD) 19, 31 - St-Ursanne (JU) 53, 58, 68, 71, 72, 77 IV - Salavaux (VD), Ausfluß der Broye aus dem Murtensee 61 - Sézegnin (GE), 4 IV, 37, 38 - Sugiez (FR) Anh. 11,2* - Yverdon (VD), Castrum 41-III, 5, 8 (?), 40, 46 ; «Pré de la Cure» 13 Gabriel v. Ikonographie, Heilige und biblische Namen Genf v. Fundort, Standort geometria 57 VII Gisoenus 49 I+II (?) Glas v. Material der Inschriftenträger Glasbecher v. Inschriftenträger Glasgemälde v. Inschriftenträger Glückwunsch, christl. v. Inschriftenart Gold v. Material des Inschriftenträgers Goldblech v. Material des Inschriftenträgers Grabinschrift v. Inschriftenart

Grabstein v. Inschriftenträger Grandson (VD) v. Standort Gudinus 48 Gürtelschnalle v. Inschriftenträger Guido 60 I—III Guigo 60 I—III Gundericus 47 Gundobadus, bürg. König 7 Habakuk v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Hauterive (FR) v. Standort Heilige und biblische Namen: - Abraham (Abraam) 63 Vc - Andreas 54 IIc, (Amdreas) 63 l i l a - angelus satanae 56 - Bartholomäus (Bartholomeus P) 63 Illb - Cherubim (Cherubin?) 63 IVa - Christus 29, 49 Ib, 57 I, 63 Ia (Jesus Nazarenus), 75 Ib (Jesus Christus), Anh. 1,4*11, Anh. 1,5* - Daniel 14 (Daninil), 15 (Dagnihil) - deus 46 - dominus Anh. 1,3* - Gabriel (Gabiel) 75 - Herodes 57 Illa+b - Isaac 63 Vb - Jacobus 54 Ild (Iacobus), 63 IIIc (Iachobus) - Josia 65 V (Josaia) - Johannes Ap. und Ev. 54 IIb (Jhoannes), Anh. 11,13 - Johannes Bapt. 64 (?) - Lucas 54 IV, Anh. 11,13 - Maria 49 I, 55*, 57 VII, 73 I, 75 Ia (Mater domini) - Marcus Anh. 11,13 - Matthäus 63 Ille (Matheus) - Matthias 54 Ile (Matias) - Melchisedek 57 IV, Anh. 1,4* II - Michael 59, 63 VI (Micael), 75 III (Michiel) - Paulus Ap. 54 IIa, 62 - Philippus 54 Ilf (Filipus), 63 IIb (Filippus) - Sarah 65 III (Zaram) - Simon 63 IIc (Symon) - Thaddäus 63 Illd (Tadeus) - Thomas (?) 63 IIa - Ursicinus 76 Heinrich I., Bischof von Lausanne Anh. 1,4* I—III Heinrich von Estavayer Anh. 11,15 Herodes v. Heilige und biblische Namen Herstellernotiz v. Inschriftenart Hexameter v. Versinschriften Hugo 71, 72

Hugo, Bischof von Lausanne Anh. 1,5* Hugo (von Chateauneuf, Bischof von Grenoble?) 73 II Ikonographie (cf. Symbole): - Abraham 63 Vc - Andreas 54 IIc, 63 l i l a - Bartholomaeus 63 Illb - Cherubim 63 IVa, 73 III (?) - Christus 29, 63 Ia, 67, 75 I - Daniel, Proph., flankiert von zwei Löwen 14, 15, 16, 17, 18 - David 65 - ecclesia 57 VI - Engel, sitzend 57 I - Gabriel 75 II - Gott 63 - Hugo 73 II - Isaac 63 Vb - Jacobus, Ap. 54 Ild, 63 IIIc - Jacobus, Erzvater 63 Va - Johannes Ap. 54 IIb - Johannes Bapt. 57 III, 65, 67 - Johannes Ev. 65, Anh. II, 13 - Johannes 63 I - Josia (Josaia) 65 V - Lucas 54 IV, 65, Anh. II, 13 - Majestas domini 54, Anh. II, 13 - Marcus Anh. II, 13 - Maria 54 (?), 55* (thronend), 57 VII, 73 I, 75 I (thronend). - Matthaeus 63 Ille, 65 - Matthias 54 Ile - Melchisedek 57 IV - Michael 59 (?), 63 VI, 75 III - Moses 65 - Paulus 54 IIa, 56 - Philippus 54 II f., 63 IIb - Reiter mit Kreuzstab 28 - Sarah (?) 65 III - Seraphim 63 - Simon 63 IIc - Synagoge 57 VI - Thaddaeus 63 Illd - Thomas (?) 63 IIa - Ursicinus 76 - Valentinian I., röm. Kaiser 1 I—II Indiktion v. Datierungen Inschriftenart: - Bauinschrift 7, 55* - Besitzermonogramm 31, 32 (?), 34 (?), 35, 36 (?), 37, 38, 39* (?), 40, 41, 42, 43, 44, 45

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Bibelzitat 54 I, 57 I + V I I , 63 I, 65 I + I I , 67 I III Bildlegende 15, 2 9 ; cf. Figurenbezeichnung Datum 68 Epitaph 49 I + I I , 51, 70, Anh. 1,4* II, Anh. 1,6* Figurenbezeichnung 1 5 , 2 9 , 53, 5 4 I I + I I I (?) + I V , 57 I I - V I , V I I I + I X , 59, 63 I I - V I , 64 (?), 65 I I I - V (?), 66, 73 (?), 75, 76, Anh. 11,13 Friedhofinschrift Anh. 11,14 Glückwunsch (christl.) 2, 3, 14, 33 Grabinschrift 6, 21, 22, 23, 2 4 * , 43, 47, 50, 52*, 69, 77 II (?), Anh. 1,1*, Anh. 1,2*, Anh. 1,3*, Anh. 1,4*, Anh. 1,5*, Anh. 1,6*, Anh. 11,11* Herstellernotiz 13, 48 Kreuztitulus 63 Ia Magische Inschrift 27 Personennamen 60 I—III, 72, 76 Pseudoinschrift 16, 17, 18, 20, 26, 28, 30 Pseudomonogramme Anh. 11,7 Schmähinschrift 71 Stifterinschrift 1 I, 48, 55* Urkundliche Inschrift Anh. 11,3* Zahlzeichen Anh. 11,9*

Inschriftenträger (cf. Material): - Ambo 48 - Antependium 75 - Bauelement 7 - Brustkreuz 27 - Bucheinband 76 - Fingerring 8, 19, 30, 31, 32, 33, 35, 36, 37, 38, 3 9 * , 40, 41, 42, 45, Anh. 11,1*, 8 * - Glasbecher 2, 3 - Glasgemälde 66, 67, 77 III, Anh. II, 15 - Grabplatte Grabstein 6, 21, 22, 23, 25, 43, 46, 47, 491+11, 50, 51 (?), 52*, 70, Anh. 1,1*, Anh. 1,2*, Anh. 1,3*, Anh. 1,4*, Anh. 1,5*, Anh. 1,6*, Anh. 11,10* - Gürtelschnalle 14, 15, 16, 17, 18, 20, 26, 29, 34, 44, Anh. 11,6, 7 - Kapitell 53, 57 I - I X , 58, 73 - Keramikfragment 4 I—V - Konsole 59 - Missorium v. Silberteller - Portal 55*, 65 - Reliquienbüchse Anh. 11,9* - Reliquiarschnalle 13 - Scheibenfibel 28 - Schlußstein 68, Anh. 11,13 - Schwert 61, 62, Anh. 11,5 - Silberlöffel 10* - Silberteller 1 I + I I

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- Statue 56, 6 5 ; cf. Kapitell - Steinfragment 5, 9 * , 64, 77 II - Stuck 77 I * - Tonlampe 11, 12*, Anh. 11,2*, Anh. 11,4* Isaac v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Jacobus v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Johannes v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Josia (Josaia) v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Jurakalkstein v. Material des Inschriftenträgers Kalkstein v. Material des Inschriftenträgers Kapitell v. Inschriftenträger Kelch v. Symbole Keramik v. Material des Inschriftenträgers Keramikfragment v. Inschriftenträger Konsole v. Inschriftenträger Konsul v. Cethegus Konsulatsjahr v. Datierungen Kreuz v. Symbole Kreuz, monogrammatisches, v. Symbole Kreuztitulus v. Inschriftenart Landoalda 47 Lausanne Anh. I, 2* Lausonna Anh. 1,3* II Lausanne v. Fundort, Standort Lavezstein v. Material des Inschriftenträgers Lavigny ( V D ) v. Fundort levita v. Stände, Titel und Berufe Lucas v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Lussy (FR) v. Fundort Magische Inschrift v. Inschriftenart Majestas domini v. Ikonographie Maria v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Mario 33 Marius, Bischof von Avenches Anh. 1,1* Marcus v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Marmor v. Material des Inschriftenträgers Material des Inschriftenträgers (cf. Inschriftenträger): -

Gesteine: Jurakalkstein 4 3 , 4 7 , 4 8 , 4 9 I—II, 51, 56, 60 I—III; Kalkstein, unbestimmt 68, 71, 72, Anh. II, 10; Lavezstein 5 ; Marmor 77 I I ; Molasse 57 I - I X , 59, 65, 70; Stuck 77 I *

- Glas 2, 3, 66, 67, 77 III, Anh. II, 15 - Keramik, Ton: 4 I - V , 11, 12*, Anh. II, 2*, 4* - Metall: Blei Anh. II, 9*; Bronze 8, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 20, 26, 28, 30, 33, 35, 36, 37, 39*, 40, 42, 45, 76, Anh. 11,6, Anh. 11,8; Eisen 29, 34, 44, 60, 61, Anh. 11,5, Anh. 11,7; Gold Anh. 11,1*; Goldblech 28; Potin 31; Silber 1 I+II, 10*, 19, 32, 38, 41 Silberblech 27 - Organische Produkte: Purpurseide/Leinenfutter 75 Matthäus v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Matthias v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Melchisedek v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Messing v. Material des Inschriftenträgers Metall v. Material Michael v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie minister v. Stände, Titel und Berufe missorium v. Inschriftenträger Molasse v. Material des Inschriftenträgers monac(h)us v. Stände, Titel und Berufe Montcherand (VD) v. Standort, Fundort Moses v. Ikonographie musica 57 IX Nansa 14 Nasvaldus 14 Neuenburg v. Standort Nyon (VD) v. Fundort, Standort Otto von Pruntrut 72 Oron-le-Chätel (VD) v. Fundort Orpheus v. Symbole Palme v. Symbole Paulus v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Payerne (VD) v. Fundort, Standort Personennamen (cf. einzelne Namen, Heilige und biblische Namen): - germanische 7, 13, 14 (?), 15 (?), 19 (?), 33 (?), 45 (?), 46, 47, 48, 50, 52*, 53, 60 I+II, 72, 76 (?), Anh. 1,3 - griechisch-lateinische 1, 6, 13, 14, 15, 19 (?), 23, 25 (?), 33 (?), 46, 76 (?) Philippus v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Polemius 13 (?) Portal v. Inschriftenträger

Potin v. Material des Inschriftenträgers praepositus v. Stände, Titel und Berufe praesul v. Stände, Titel und Berufe presbyter v. Stände, Titel und Berufe Pseudo-Inschrift v. Inschriftenart Pseudo-Monogramm v. Inschriftenart Purpurseide /Leinenfutter v. Material des Inschriftenträgers Reculfus (?) 45 Reiter mit Kreuzstab v. Ikonographie Reliquiarschnalle v. Inschriftenträger Reliquienbüchse v. Inschriftenträger r.ex v. Stände, Titel und Berufe Riaz (FR) v. Fundort Rodulfus de Montibus 69* Romainmotier (VD) v. Fundort, Standort Romanens (FR) v. Fundort sacerdos v. Stände, Titel und Berufe St-Sulpice (VD) v. Fundort, Standort St-Ursanne (JU) v. Standort Salavaux (VD) v. Fundort Sarah v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie La Sarraz (VD) v. Standort Saxonia Anh. 1,6* III Scheibenfibel v. Inschriftenträger Schlußstein v. Inschriftenträger Schmähinschrift v. Inschriftenart Schriftarten v. Paläographisches Reg. Schwert v. Inschriftenträger Sezegnin (GE) v. Fundort Silber v. Material des Inschriftenträgers Silberblech v. Material des Inschriftenträgers Silberlöffel v. Inschriftenträger Silberteller v. Inschriftenträger Simon v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Simonist 71 Sprache v. Index verborum Stände, Titel und Berufe - abbas 48 - antistes Anh. 1,2*, Anh. 1,3* — clericus 13 — comitissa 70 - episcopus 50 (?), Anh. 11,3* — famula 46 - levita 49 I - minister Anh. 1,4* III — monacha 46 — monacus 33

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- praepositus 52* - praesul Anh. 1,4* I, Anh. 1,5*, Anh. 1,6* - presbyter 52*, 70 - rex 7, 57 III - sacerdos 50 (?) - summus pontifex Anh. 1,1* Standort: -

Avenches (VD), Musée romain 2, 3 Bern, Historisches Museum 15, 75 Colombier (NE), Privatbesitz 34 Delémont (JU), Musée jurassien 33, 42 Freiburg, Franziskanerkirche 70, Anh. 11,13; — MAH 26, 29, 41, 45, Anh. 11,2*, Anh. 11,5 - Genf, Kathedrale 57 I - I X ; - ehem. Kloster St. Viktor Anh. 11,3*; - MAH 1, 6, 7, 11, 21, 22, 23, 25, 30, 36, 50, 51, 59, 77 II, Anh. 11,1*, Anh. 11,9* (?); - Service archéologique 4 I V - V , 37, 38, 43 - Grandson (VD), ehem. Klosterkirche St-JeanBaptiste 64, 73 - Hauterive (FR), Klosterkirche 74* - Lausanne (VD), Kathedrale Anh. 1,2*, Anh. 1,3*, Anh. 1,5*, 65, 66, 69; - Kirche St. Thyrsus (später St. Marius) Anh. 1,1*; - MCAH 14, 16, 17, 18, 19, 20, 27, 31, 32, 35, 47, 49, 67, Anh. 11,7 - Montcherand (VD), Reform. Kirche 54 - Neuenburg, Musée d'Art et d'Histoire 56; ehem. Stiftskirche 55*, 60 I—III - Nyon (VD), Musée 39*, Anh. II. 6, Anh. II, 8, Anh. II, 10 Payerne (VD), ehem. Abteikirche, Narthex 63 ; Kirche Anh. 11,11*; - Musée 13, 77 III - Porrentruy QU), Bibliothèque de l'école cantonale 76 - Romainmôtier (VD), ehem. Abteikirche (heute ref. Pfarrkirche) 48 - St-Sulpice (VD), ehem. Prioratskirche, Apsis Anh. II, 12 - St-Ursanne (JU), Kollegiatskirche 53, 58, 68, 71, 72, 77 IV, Anh. 11,14, Anh. 11,16 - La Sarraz (VD), Schloßkapelle, Anh. 11,15 - Yverdon (VD), Musée d'Yverdon 4 I—III, 5, 8, 40, 46 - Zürich, SLM 28, 44, 61 Statue v. Inschriftenträger Steinfragment v. Inschriftenträger Stifter: - Bertha 55* - Gudinus 48

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- Heinrich von Estavayer Anh. II, 15 - Ulrich 55* - Valentinian I. 1 Stifterinschrift v. Inschriftenart Stuck v. Inschriftenträger, Material des Inschriftenträgers Sugiez (FR) v. Fundort summus pontifex v. Stände Symbole (cf. Ikonographie) - Alpha und Omega 1, 11,4 I - V , 8, 9* - Christogramm III, 4 I - V , 5, 8, 9*, Anh. 11,2* - Kelch 13 - Kreuz 13, 26, 27, 48, 76 - Kreuz, monogrammatisch 10*, 11,12*, Anh. 11,4* - Orpheus 57 V - Palme 2, 4 III, 5, 8 (?) Synagoge v. Ikonographie Tagesangabe v. Datierungen Tartarus Anh. 1,2*, 13 Thaddäus, v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Thomas v. Heilige und biblische Namen, Ikonographie Ton v. Material des Inschriftenträgers (Keramik) Tonlampe v. Inschriftenträger Ulrich II., Graf von Neuenburg 55* Urkundliche Inschrift v. Inschriftenart Ursicinus 76 Ursolus 23 Valentinian I., röm. Kaiser (cf. Ikonographie) 1 Versinschriften: - Distichon 49, 51, Anh. 1,1*, Anh. 1,4* I-III, Anh. 1,5*, Anh. 1,6* - Hexameter 55*, 63 Ic, 71, Anh. 1,2*, Anh. 1,3* Victor 51 Wieo (?) 60 III Wilhelm von Glane 74* Willimeres 13 Worttrennung v. Paläographisches Reg. Yverdon v. Fundort, Standort Zahlzeichen, römische 6, 24*, 49 III, 52* Zürich v. Standort

INDEX VERBORUM Die Zahl nach dem Komma bezeichnet bei längeren Inschriften die Zeile abbas 48, -Anh. II, 11*, 17 abeo Anh. 1,1*,18 actus Anh. 1,1*,13 addo Anh. 1,4* 11,9 adsum 51,5 - Anh. 1,4*11,20 aedes (edem) Anh. 1,4*11,7 aedifico (edificavit) Anh. II, 11*,9 aequipero (equiparare) Anh. 1,4* 111,8 aequus (equa) Anh. 1,4*11,19 aer 66 Ila aeromantia (aerimancia) 66 Ilk aestas (estas) 66 Ie aetas Anh. 1,2*,17 aeternus 47,4 - 49 II (eternam) - 63 Ie (eternum) aevum Anh. 1,2*, 12 agnus 67 I ago 67 II (?) - Anh. 1,1*,6 - Anh. 11,3* alienus 47,6 alius Anh. 1,1*, 17 - Anh. 1,4*11,8 allodium Anh. 11,11*, 15 almificus 51,5 almus Anh. 1,1*,4 alo Anh. 1,4*111,5 altipotens Anh. 1,3*, 12 altus Anh. II, 11*,5 alumnus (alumpnis?) 49 la,3 amen 47,4 - 52*,8 - 54,1 - Anh. 11,11*,35 amictus Anh. II, 11*, 19 amicus Anh. 1,4*11,3 - 4*111,3 amitto Anh. 1,1*,22 angelicus 49 la, 10 - Anh. 1,6*,2 angelus 56 anima 22 - 47,3 - 50,6 - Anh. 1,2*,18 annus 6,7 - 23 - 2* - 68 I+II - Anh. 1,1*,5 - Anh. 11,11*,27 aper Anh. 11,11*,21 Aprilis 6,8 - 66 Ic aptus 49 la,6 aqua 66 lie arbiter Anh. 1,1*, 13 aries 66 lib arma Anh. 1,1*,21 ars Anh. 1,3*,3 - Anh. II,11*,4 aspicio Anh. 1,3*,8 associo Anh. 1,6*,2 astringo Anh. 11,11*, 18 Augustus 50,5 (?) - 66 Ih

auster 66 IVb austerozephyrus (austerozeflrus) 66 IVa autumnus (autumpnus) 66 Ii ave 57 VII aveo Anh. 1,4*11,11 avis Anh. 11,11*,12,21 beatus 49 la, 7 - lb bene Anh. 1,1*,16 - 4*111,6 - Anh. II, 11*,3,24,29 benedictus 49 la,9 - 63 Id benignus Anh. 1,2*,19 bonus 6,2 (?) - 21 - 24* - 49 la,8 - 50,2 - 52*,2 Anh. 1,1*,13 - 3*,7 - 4*11,19 - 5*,6,13 brevis Anh. 1,4*11,6 - 5*, 12 cado Anh. 1,6*,4 - Anh. 11,14 caelum Anh. 1,2*,20 - 5*,4 Calendae v. Kalendae cano Anh. 1,4*11,2 - 6*,6 cantor 49 la,3 capio Anh. 1,4*11,22 carmen Anh. 1,4*11,6 carneus Anh. 1,4* 111,2 caro Anh. 1,1*,20 carpo Anh. 1,2*, 15 - 4*111,11 carus 49 Ia,2 - Anh. 1,4*111,11 Castrum Anh. 11,3 castus Anh. 1,1*,14 - 3*,5 cautus Anh. 1,5*,8 ceffi 66 Illh celsus Anh. I, 4*111,10 centum Anh. 11,11*,24 ceterus Anh. 11,11*22 chorus Anh. II,11*,16,32 cibo Anh. 1,1*, 17 cinomologi 66 Illf civis Anh. 1,1*, 11 claudo Anh. 1,4* 1,5 claustrum Anh. II, 11*,9 (?) clavis Anh. II, 11*, 12 clemens 7 — Anh. 1,3*,2,5 clericus 13 — Anh. 1,1*,5 • clerus Anh. 1,4*1,8-4*11,9 coetus 49 Ia,10 cognosco Anh. 1,4*11,5 cohibeo Anh. 1,5*,6 collega 49 Ib

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colo Anh. 1,1*,10 comes Anh. 1,4*111,6 comitissa 70 commaculo Anh. 1,2*, 14 commemoro Anh. 11,11*,33 committo Anh. 1,4*11,13 commodus Anh. 1,4*11,9 commotus Anh. 1,4* 1,9 compono Anh. 1,1*,18 concilio Anh. 1,4* 1,8 concipio Anh. 1,4*1,1 concordia Anh. 1,4*111,7 condicio (conditio) Anh. 1,2*,17 condo Anh. 1,4*11,7,8 confirmo Anh. 1,5*,6 confligo Anh. 1,2*,7 consors 49 la, 7 constituo Anh. 1,5*,8 consto Anh. 1,5*,1,7 construo Anh. 1,4*1,7 consulatus 6,9 (?) contineo Anh. 1,3*, 12 conventus Anh. 11,11*, 16 conversus Anh. 1,3*,3 corpus Anh. 1,1*,14 - 3*,1 - Anh. II,11*,2 credo Anh. 1,1*,22 creo Anh. 1,4*111,1 crudelis Anh. 1,2*, 1 cultor 49 Ib - Anh. 1,1*,11 - 4*11,15 cunctus 49 la,4 - Anh. 1,2*,17 - 4*11,17 cura Anh. 1,1*, 13 - 4*1,4 curo 46 daps Anh. 1,1*,15 debeo Anh. 11,11*,3 decus Anh. 1,1*, 12 - 2 * , 14 deinde Anh. 11,11*, 12 destruo Anh. 1,3*,6 deus 2 - 14 - 22 - 46 - 48 - 49 la,9 - 67 I Anh. 1,1*,14 - 4*1,10 - 5*,7 - 6*,2 - Anh. II,11*,10 devotus 49 la,7 - Anh. 1,4*1,9 dicio Anh. 11,11*, 10 dico 49 la,6 - 54 I - Anh. 1,4*1,3 - 4*11,25 - Anh. II,11*,10,19 dies Anh. 1,4*11,10 diligo Anh. 1,5*, 10 diu Anh. 11,1 divinus Anh. 11,11*,14 do 55* - 56 - 71 - Anh. 1,4*11,4,26 - 4*111,4 - 5*,4 Anh. II,11*,11,15,20,22,31 doceo Anh. 1,4*1,3 - 4*11,14,18 docilis Anh. 1,4*11,14

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doctilegus Anh. 1,3*,4 doctor Anh. 1,3*,4 - 4*11,14 doctus 49 la,3 - Anh. 1,3*,4 - 4*1,7 dogma Anh. 1,3*,4 dolus Anh. 1,4*111,10 domina 70 dominor Anh. II, 11*,8 dominus 1,1 - 49II - 68 I+II - 70 - 75 - Anh. 1,1 *, 1 9 2*,16,19 - 3*,9,10,12 - Anh. 11,11*30 - 15 domus 5 5 * - A n h . 11,11*,7 dono 49 I I - A n h . 1,3*, 10 doto Anh. 11,11*,10 draco 66 Ila duco Anh. 1,6*,3 dulcedo Anh. 1,1*,21 dum Anh. 1,5*,5 duodecim 54 I (?) duplex Anh. 1,4*11,2 dux Anh. 1,1*,6 - Anh. 11,11*, 13 ecce 54 I - 67 I ecclesia 57 VI - Anh. 1,1*,9 - 2*,15 - 4*1,6 4*11,8 edo Anh. 1,1*,17 effero Anh. 1,2*, 9 ego 47,5 emolumentum 7 enim 49 la,2 eo 63 le (?) episcopatus Anh. 11,3* episcopus 50,3 (?) - Anh. 11,3* eques Anh. 11,10 ergo 54 I - Anh. 1,3*,8 euroauster 66 IVc everto Anh. 1,2*,7 exanguis (exsanguis) Anh. 1,2*,8 excedo Anh. 11,11*,6 excipio Anh. 1,2*,20 exemplum Anh. 1,2*, 12 exigo Anh. 1,1*,6 exiguus Anh. 1,4*11,12 exitus (exicii) Anh. 1,2*, 12 exoro Anh. 1,1*, 19 extollo 56 fabrico Anh. 1,1*,19 fació 13 - 47,6 - 49 la,5,6 (?) - 55* - Anh. 1,4* III, 10 5 * , 9 - A n h . 11,11*,14 famula (famola) 46 famulus Anh. 1,6*,2 felix 14 fervens Anh. 1,2*,6 fessus Anh. 1,1*,20

fibula 13 (?) fidelis 49 Ib (?) - Anh. 1,1*,19 - 3*,1 fides Anh. 1,1*,4 fidus Anh. 1,1*,11 filia 57 Illa finis Anh. I,3*,10 - Anh. II,11*,31 fio 48 - Anh. 11,11*,15 (?) fixus Anh. 1,1*, 15 fiamma Anh. 1,2*,20 foedus (federa) Anh. 1,2*,4 - 5*,7 forem Anh. 1,6*,6 frater 49 la,4 - 67,3 - Anh. 1,4*1,10 fructus 65 II (?) - Anh. 1,1*,8 fugio 55* fulcio Anh. 1,1*,15 - Anh. 11,11*,1 fulgeo Anh. 1,3*,11 fundo Anh. I,3*,9 - Anh. 11,11*,9 Gangrida 66 IIIc gelidus Anh. 1,2*, 10 geminus 66 Ile generano (generacio) 65 I genitor Anh. 1,5*,10 genitura Anh. II, 11*,23 geno Anh. 1,5*,1,10 genus Anh. 1,1*,7 - 2*,16 geometria 57 V i l i Gichon 66 Illa gladius Anh. 1,2*,7 glarea Anh. 1,2*, 10 gratia (grada) 57 VII - Anh. 11,11*,35 grex Anh. 1,1*,6 - 4*11,13 - 4*111,5 habeo 67 III - Anh. 1,1*,20 haud (haut) Anh. 1,2*, 18 hiems (hyens) 66 Im homo 49 Ib - Anh. I,2*,3 honestus Anh. II, 11*,6 honor 49 la,8 - Anh. II, 11*, 11 hora Anh. 1,5*,13 horreum Anh. 1,1*, 18 hostibilis Anh. 1,4*11,16 humanus Anh. 1,1*, 15 humus Anh. 1,4*111,2 iaceo Anh. 1,3*,1 ianua 63 le Ianuarius 66 In ibi Anh. 11,11*,2,14 Idus 6,7 (?) - 43 (?) - 70 ieiunio Anh. 1,1*, 17 igitur Anh. 1,2*,8 igneus Anh. 1,2*, 18

ignis 63 le — 66 Ile ille Anh. 1,6*,3 imploro Anh. 11,11*,32. improvidus (inprovidus) Anh. 1,2*,12 impulsus Anh. 1,2*,6 indemnis (indempnis) 49 la,8 indictio 6,8 (?) infestus Anh. I,l*,l Ínfula Anh. 1,2*, 14 inimicus 55* inops Anh. 1,1*, 16 instituo Anh. II, 11*, 16 instruo Anh. 1,1*,2 ipse 49 la,4 - 51,8 - Anh. 1,2*,3 - 3*.11 - 4*1,10 4*111,12 - 5*,1,13 - Anh. II,11*,14 - 14 Israel 54 I iste Anh. 1,3*,8 - 4*1,5,6 - 4*11,10 - 4*111,9 - 5*,3 6*,1 - Anh. 11,11*,7 iter Anh. 1,4*11,6-4*111,11 iubeo 48 iudico 54 I (?) iugulo Anh. 1,2*,3 iugulum Anh. 1,2*, 15 Iulius 49 II - 66 If,g - 70 iungo (iunge-) 22 (?) iusticia Anh. 1,1*,11 iustus Anh. 1,1*,10,13 - 4*111,7 Kalendae 49 II - 52*,6 (?) laboro Anh. 11,11*,33 laniatus 1,2*,10 lapis (labidem) 46 lapsus Anh. 1,2*, 11 largitas 1 I largus Anh. 1,3*,3 - 5*, 11 lator Anh. 11,11*, 12 laudo Anh. II, 11*,23 lector Anh. 1,4*11,25 lego 51,3 leo 15 - 66 Ilg lex Anh. 1,1*,1 - 1,4*11,13 libens 49 la, 10 liber 65 I libra 66 Uh licet 67 III limbus Anh. 1,2*,9 limus Anh. 1,4*111,1 lingo (lengebant) 15 littera Anh. 1,4*1,2 littus Anh. 1,2*,9 locus Anh. 1,3*,6

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luceo 49 II luna 66 Un lux 49 I I - Anh. 1,3*, 11 lympha (limpharum) Anh. 11,11*,20 magnitudo 56 magnus Anh. 11,11*,35 maiestas Anh. II,11*,5 Maius 66 Id maledico 63 le (?) malum 71 manifesto Anh. 1,4*1,3 manus Anh. 1,1*, 10 maritus Anh. 1,5*,11 marmor Anh. 1,5*,3 Martius (Marcius) 66 Ib martyrium Anh. 1,4*111,9 mater 75 I meatus Anh. II, 11*,20 membrum 49 Ia,l - Anh. 1,1*,3 - 2*, 10 - 4*1,5 4*111,2 memor 51,8 memoria (bone memorie) 6,3 — 21 - 24* 50,2 - 52,2 memoro Anh. 1,2*, 12 mens Anh. 1,4*111,5 mereor 49 la,9 meritum 51,1 - Anh. 1,1*,8 mens Anh. II, 11*,6 metrum Anh. 11,11*,34 meus 51,8 - Anh. 1,4*11,19 migro Anh. 1,6*, 1 mihi Anh. 11,1 milicia Anh. 1,1*,6 millesimus 68 I+II minister Anh. 1,4*111,11 miror Anh. II, 11*,4 miserandus Anh. 1,2*, 11 moderamen Anh. 1,1*,15 - 4*1,7 modestus Anh. 1,3*,5 modicus Anh. 1,2*,9 moenia (menibus) Anh. 1,4*11,2 monacha 46 monachus (monacus) 33 — Anh. 11,11,16,25,32 monasterium Anh. 11,11*, 14 mors Anh. 1,1*,1 - 2*,1,7,13 - 4*11,20 - Anh. 11,14 mos Anh. 1,1*,2 - 4*111,2 - 5*, 13 - Anh. 11,11*, 17 multiplico 7 multus Anh. II, 11*,2 mundus Anh. 1,3*, 12 musica 57 IX muto Anh. 1,3*,6 mutus Anh. 1,4*1,3

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nascor Anh. 11,11 *,21 (?) natura Anh. 1,5*,1 nec 49 la,5 (?) - Anh. 1,4*11,12 nempe Anh. 1,2*, 11 neuter Anh. 1,2*,4 niger Anh. 11,11*, 19 nihil (nil) Anh. 1,4*1,3 nimius Anh. 1,2*,6 - 5*,10 nobilis Anh. 1,1*,8 - Anh. 11,11*,1 nobilitas Anh. 1,1*,7 noceo 49 la,5 - Anh. 1,1*,2 nolo Anh. 1,4*111,8 nomen 46 - 48 - Anh. 1,2*,2 norma Anh. 1,1*,12 - Anh. 11,11*,18 nosco Anh. 11,11*,1 November 43 (?) - 66 II novies Anh. II, 11*,24 novo Anh. 1,4*11,2 novus 49 Ib nubo Anh. 1,4*11,23 nullus Anh. 1,1*,2 - 4*1,2 obeo 43 (?) - 49 II - 50,4 (?) - 52,5 - 70 obsequium Anh. 1,1*, 14 occurro Anh. 1,2*,5 October 52,6* (Octimbris) - 66 Ik oculus 66 lile officium 49 la,2 - Anh. 1,1*,5 - Anh. 11,11*,15 omnigenus Anh. 1,3*,3 omnino Anh. II, 11*,20 omnipotens Anh. 1,4*11,3 - 4*111,3 omnis 49 la,6 - 54 I - Anh. 1,2*,16 - 3*,6,12 4*11,1,11,16 - 4*111,1 - 5*,1,13 ops Anh. 1,1*, 16 orbis Anh. 1,4*111,1 orbus Anh. 1,5*,12 ordo 70 - Anh. 1,2*, 15 - Anh. II, 11*, 19,28 origo Anh. 1,1*,7 orno Anh. 1,1*, 19 - 6*,5 oro 70 - 73 I (?) - 73 II (?) - Anh. 1,4*111,12 Anh. 11,11*,32- 11,14 os Anh. 1,4*11,4 - 4*111,4 - 5*,4 ovis Anh. 1,1*,6 - 4*111,6 paenitentia (penitencia) 67 II palus Anh. 1,2*,8 pando Anh. 1,4*1,4 paradisus 55* parcus Anh. 1,1*, 17 parens Anh. I,l*,l pario Anh. 1,4*111,1 pariter Anh. I,2*,7,16 pasco Anh. 1,1*,16

pastor Anh. 1,1*, 18 pater 63 Id (?) - Anh. 1,1*,21 - 4*11,3 - 4*111,3 5*,12 patria Anh. I,5*,5 patro Anh. II, 11*,7 pauper Anh. 1,5*,11 pavo Anh. 1,1*, 16 pax 6,2 - 21 - 24* - 52*,2,8 - Anh. 1,2*,4 pectus Anh. 1,3*,3 - 4*1,9 - 4*11,25 pello Anh. 1,4*11,27 percipio (pereipite) 63 Id percurro Anh. 1,4*11,6 peregrinus 47,5 — Anh. 1,2*,9 perennis (perhennem) Anh. 1,3*, 10 perimo Anh. 1,2*, 1,3 periurus Anh. 1,4*111,8 perpetuus 49 II - 51,6 - Anh. I,3*,l - 4*11,26 persona Anh. 11,11*,30 pervigil Anh. 1,1*, 19 pes 15 (?) peto Anh. 1,4*11,2 - 5*,2,14 petra Anh. 1,4*1,5 - Anh. 11,11*,3 pietas 51,2 - Anh. 1,1*,21 - 2*,19 - 4*111,11 piger Anh. 1,2*,8 pino (TUVO), pie) 3 piscis 66 III — 66 Ilm (pices) pius 55* - Anh. 1,2*,16 plenus 71 ploro Anh. 11,14 plus Anh. 1,6*,6 - Anh. 11,11*,22 poculum Anh. 1,2*, 13 polio Anh. 11,11*,4 polus Anh. 1,1*,22 - 4*11,4 - 4*111,10 pono 46 - 65 II pontifex Anh. 1,1*,4 - 1*,12 populus Anh. 1,4*1,8 poseo Anh. 1,4*1,10 - 4*11,11 possideo (possedeat) 47,3 possum Anh. 1,1*,2 - 5*,8 post Anh. 1,4*11,7 posterius Anh. 1,4*11,18 potestas Anh. II, 11*,5 potius (pocius) Anh. 1,2*, 19 praeceps Anh. 1,2*, 13 praeficio (prefecit) Anh. 1,4*111,5 praepositus 52,4* praesul Anh. 1,4*1,6 (presulis) - 5*,3 (presul) - 6*,1 praetereo Anh. 1,4*11,5 praevaleo 51,2 pravus Anh. 1,4*11,19 precor 51,1 - Anh. 11,14 predium Anh. 1,1*, 10 presbyter (presbiter) 51,4 — 71

prex 49 la,7 - 51,4 (praecibus) - Anh. 1,3*,9 primevus Anh. 1,1*,5 primum Anh. 1,4*11,18 primus Anh. 1,4*11,1 - 5*,8 principium Anh. 1,5*,2 prior Anh. 11,11*,34 probitas Anh. 1,4*111,5 - 5*,5 probo Anh. 1,4*11,10 procuro Anh. 11,11*,35 prodo Anh. 1,4*1,1 promptus Anh. 1,1*, 14 propero Anh. 1,2*,13 propinquus Anh. 1,1*, 13 proprius 7 - Anh. 1,1*,10 - 2*,3 - Anh. 11,11*, prorsus Anh. II, 11*,9 prudens Anh. 1,5*,9 prudentia Anh. 1,5*,9 psyche (\fUXT|) Anh. 1,5*,4 Pygmaei (Pingmei) 66 Illg pyrgus (pirgo) Anh. 1,4*11,23 pyromantia (piromancia) 66 lid quaero (queritur) Anh. 1,4*11,22 quam Anh. 1,4*111,6 - 5*,12 quanvis Anh. I,l*,l quartus 6,7 - Anh. 1,4*11,23 quasi 71 quia Anh. 1,4*1,7 - 4*111,7 -6*,5 quicumque 51,3 — Anh. 1,3*,8 (quicunque) quiesco 50,1 (?) quin Anh. 1,2*,18 quippe Anh. 1,2*, 18 quisquam 49 la, 5 quisque Anh. 1,5*,14 quondam Anh. 1,2*,2 quoque Anh. 1,4*11,9 - 5*,3 radio Anh. 1,1*,7 rapidus Anh. 1,2*,20 recipio Anh. 1,2*,20 recubo 49 Ia,l (?) reddo Anh. 1,4*11,4,12 redeo Anh. 1,5*,2 - 6*,4 refulgo Anh. 1,1*,7 regeneratio (regeneracione) 54 I regina Anh. 11,11*,1,31 regio Anh. 1,2*,20 regius Anh. 11,11*,5 (?) regno Anh. 11,3* regnum 49 Ib - 63 Ic - 63 Id - Anh. 11,11*,31 regó Anh. 1,4*1,7 - 4*111,6 relinquo 54 I repleo Anh. 1,5*,5

requies 47,3 - 49 II - Anh. 1,1*,20 - 3*,10 requiesco 6,1 - 21 - 24* - 25 - 46 - 47,2 (quiiscet) 50,6 (?) - 52*,1,7 requiro Anh. II,11*,19 res Anh. 1,4* 1,1 - 4*11,9 - Anh. 11,11*,6,10 resolvo Anh. 1,4*111,2 respicio 55* - Anh. 11,14 resplendo Anh. 1,5*,13 reus Anh. 1,4*1,10 - 4*11,20 - 1,5*,6 revelatio (revelacionum) 56 rex 8 - 5 7 Illb - 63 la - Anh. 1,6*,3 - Anh. II, 11*,26,30 rigeo Anh. 1,2*,10 risus 55* rogo Anh. 1,4*1,2 - Anh. 11,11*,30 ruo Anh. I,l*,l rus Anh. II, 11*,22 rutilo Anh. 1,2*,19 sacer 49 lb sacerdos 50,4 (?) - Anh. 1,1*,12 - 2*,11 sacratus Anh. 1,1*,9 saevus (sevissimus) Anh. 1,4*11,15 saint 75 II+III salamandra 66 lie sanctus 49 la,10 - 55* - 59 - 64 - 70 - 73 I+II (?) Anh. 1,2*,15 - 4*1,6 - 4*111,4 - 5*,7 - Anh. II, 11*,18 saphirus Anh. II, 11*,3 Satanas (Satane) 56 satus Anh. 1,4*111,1 saxum Anh. 11,11*,2 scando Anh. 1,4*111,10 scorpio 66 Ili scribo Anh. 11,11*,34 scriptor 49 la,3 - Anh. 1,4*1,4 sculpo Anh. 11,11*,2 sed Anh. 1,4*11,19 (set) - 4*111,7 sedeo 54 I sedes 65 II - Anh. 1,4*11,7 semper Anh. 11,11*,32 sensus Anh. 1,4*1,1 sepelio Anh. 11,11*,1,3 sepulcrum Anh. 1,1*,3 sepultura 69 - Anh. 1,4*111,4 sequor 54 I - Anh. 1,4*11,1,17 - 5*,9 servio Anh. II,11*,33 servo Anh. 1,2*,4 sexus Anh. 1,2*,17 sic Anh. 1,4*11,3-5*,3 similis Anh. 1,4*11,16 simul Anh. 11,11*, 13 simplex Anh. 1,4* 11,2

242

simul 55* sine Anh. 1,3*, 10 socius Anh. II, 11*, 13 soleo Anh. 1,4*1,1 sollers Anh. 1,3*,5 solum Anh. 1,4*11,4 - 5*,4 solvo Anh. 1,4*1,10 sono Anh. 1,4* 1,2 sopio 49 Ia,l soror 70 spatium 7 species Anh. 1,4*11,10 specus Anh. II, 11*,2 spiceus Anh. 1,4* 11,23 splendor Anh. 1,3*,11 stagnum Anh. 1,2*,8 statuo Anh. 11,11*, 14 stipo Anh. 1,2*,5 sto Anh. 1,4*1,2 - 4*111,12 - Anh. 11,14 studium Anh. 1,1*, 19 - 2*,4 stultus Anh. 1,4*111,7 subdo Anh. 11,3* subeo 63 Ic subiaceo Anh. 1,5*,3 subicio Anh. 1,4*111,6 subrigo 57 I subsolanus 66 IVd subvenio Anh. I, 4*11,11 succurro Anh. 1,2*, 17 summus Anh. 1,1*,4 - 3*,9 super 65 II supero Anh. 1,4*111,9 surgo 49 la,8 - 49 lb (?) suscipio Anh. 1,4* 11,24 suus 51,4 - Anh. 1,4*111,2,4,8 symonialis 71 synagoga (sinagoga) 57 VI talio 71 tandem Anh. 1,4*11,12 tego Anh. 1,2*, 1 tempus Anh. 11,3* tenax Anh. II, 11*,28 tendo Anh. 1,4*11,1 tenementum (tenamentum) Anh. II, 11*,25 teneo 49 lb (?) - Anh. 1,1*,8 - 4*11,14,18 terra 47,6 - Anh. 1,1*,22 - Anh. II,11*,8 testificor Anh. 1,4*11,20 tetracolus 66 Illb Tigris 66 Illd titulus 47,1 - Anh. 1,4*11,24 - 6*,6 tondeo Anh. 1,1*,5 totus Anh. 1,4*1,9 - 4*11,25

trado Anh. 1,4*111,9 traho Anh. 1,4*11,22 transeo 6,6 treuga Anh. 1,5*,7 tribus 54 I trinus Anh. II, 11*,30 tristis Anh. 1,2*, 11 tueor Anh. 1,1*,21 tumulo Anh. 1,1*,3 - 6*,5 tumultus Anh. 1,2*,6 tumulus Anh. 1,2*,1 - 3*,1,8 - 4*11,24 - 6*,6 tunc Anh. 1,2*,8 turba Anh. 1,4*11,2 turbo Anh. 1,4*11,21 tureus (thureque) Anh. II, 11*,4 turma Anh. 1,2*,5 tutus Anh. 1,4*11,17 tuus Anh. 1,5*, 14 ubi Anh. 1,4*1,2 ultor Anh. 1,4*11,15 ultro Anh. 1,2*, 13 umerus (humeris) 66 Ille unde Anh. 1,5*,2 undique Anh. 1,2*,5 urbs Anh. 1,3*,2 - 4*11,21 uro Anh. 1,2*, 18 utor 14 uxor 67 III vacuus Anh. 1,4*11,12 valde Anh. 1,3*,5 valeo 51,6 varius Anh. 1,4*11,10 vasumAnh. 1,1*,9

venia Anh. 1,4*11,26 - 5*,14 venio 63 Id venter 65 II (?) ver 66 la verax Anh. II, 11*,29 verto 71 vester 49 la,7 (?) - Anh. 1,3*.7 via Anh. II,11*,17 victor 51,5 (auch Eigenname) video Anh. 1,3*,7 - 4*11,8 vidua Anh. 1,5*,11 vigeo Anh. 1,3*,8 viginti quatuor Anh. 11,11*,27 vinco Anh. 1,6*,2 violo Anh. 1,2*, 14 vir 65 IV virgo 47,2 - 49 la,9 - 55 - 66 I l f - Anh. 1,4*11,23 Anh. 11,11*, 11 (?) virtus Anh. 1,1*,11 -4*11,15 visus Anh. 1,3*,7 vita 63 le (vite) - Anh. 1,4*11,5 - 4*111,9 - 5*,5 6M vitium (vicii) Anh. 1,4*11,15 vivo 2 - 6,5 - 14 - 15 (?) - 24* - 33 - Anh. 11,1 voco Anh. 11,11*,7,8 volatus Anh. 11,11*,21 volo Anh. 1,4*1,4 - 4*11,5 votum Anh. 1,4*11,11,25 vox Anh. 1,4* 1,2 vulturnus 66 IVe Yikhn Anh. 1,4* 11,4 zao (Çcuo, zeses) 3

243

TAFELVERZEICHNIS 1

Fig. 1-2

Missorium Kaiser Valentinians I. a. 364-375 (Kat.-Nr. 1)

2

Fig. 3-4 Fig. 5-6

Glasbecher 4. Jh. (Kat.-Nr. 2) Glasbecher 4. Jh. (Kat.-Nr. 3)

3

Fig. Fig. Fig. Fig.

Keramikfragment 5.-5./6. Jh. (Kat.-Nr. 4 I) Keramikfragment 5. Jh. (Kat.-Nr. 4 II) Keramikfragment 5. Jh. (Kat.-Nr. 4 V) Lavezsteinfragment 5.-5./6.Jh. (Kat.-Nr. 5)

4

Fig. 11-12

Grabstein der Adelfia a. 505 (Kat.-Nr. 6)

5

Fig. 13

Bauinschrift des Königs Gundobad a. 501-516 (Kat.-Nr. 7)

6

Fig. 14-15 Fig. 16 Fig. 17

Fingerring mit Christogramm 4.-6. Jh. (Kat.-Nr. 8) Steinfragment mit Christogramm, Nachzeichnung, 5.—6 Jh. (Kat.-Nr. 9*) Silberlöffel mit monogrammatischem Kreuz, Nachzeichnung, 5.—6. Jh. (Kat.-Nr. 10*)

7

Fig. 18 Fig. 19

Tonlampe mit monogrammatischem Kreuz, 5.—6. Jh. (Kat.-Nr. 11) Tonlampe mit monogrammatischem Kreuz, Nachzeichnung, 5.-6. Jh. (Kat.-Nr. 12*)

8

Fig. 20 Fig. 21

Reliquiarschnalle von Yverdon (VD) 6. Jh. (Kat.-Nr. 13) Gürtelschnalle von Lavigny (VD) 6. Jh. (Kat.-Nr. 14)

9

Fig. 22 Fig. 23

Gürtelschnalle von Daillens I (VD) 6. Jh. (Kat.-Nr. 15) Gürtelschnalle von Ferreyres (VD) 6. Jh. (Kat.-Nr. 16)

10

Fig. 24 Fig. 25

Gürtelschnalle von Cossonay (VD) 6. Jh. (Kat.-Nr. 17) Gürtelschnalle von Daillens II (VD) 6. Jh. (Kat.-Nr. 18)

11

Fig. 26 Fig. 27

Fingerring 6. Jh. (Kat.-Nr. 19) Gürtelschnalle von Crissier (VD) 6.Jh.(?) (Kat.-Nr. 20)

12

Fig. 28 Fig. 29

Grabsteinfragment 5.-7. Jh. (Kat.-Nr. 21) Grabsteinfragment 5.-7. Jh. (Kat.-Nr. 22*)

13

Fig. 30 Fig. 31

Grabsteinfragment des Ursolus 5.-7. Jh. (Kat.-Nr. 23) Grabsteinfragment 5.-7. Jh. (?) (Kat.-Nr. 25)

14

Fig. 32 Fig. 33-34

Gürtelschnalle von Lussy (FR) 6.-7. Jh. (Kat.-Nr. 26) Brustkreuz mit magischer Inschrift 6.-7. Jh. (Kat.-Nr. 27)

15

Fig. 35 Fig. 36 Fig. 37

Scheibenfibel von Oron-le-Chätel (VD) gegen 625 (Kat.-Nr. 28) Gürtelschnalle von Riaz (FR) 7. Jh. (Kat.-Nr. 29) Fingerring 7. Jh. (Kat.-Nr. 30)

16

Fig. 38-39 Fig. 40—41 Fig. 42-43

Fingerring mit Monogramm 7. Jh. (Kat.-Nr. 31) Fingerring mit Monogramm 7. Jh. (Kat.-Nr. 32) Fingerring des Mönchs Mario 7. Jh. (Kat.-Nr. 33)

7 8 9 10

17

Fig. 44-45

Gürtelschnalle von Corcelles (NE) 2. H. 7. Jh. (Kat.-Nr. 34)

18

Fig. 46 Fig. 47 Fig. 48 Fig. 49—50 Fig. 51 Fig. 52

Fingerring Fingerring Fingerring Fingerring Fingerring Fingerring

19

Fig. 53 Fig. 54 Fig. 55

Fingerring mit Monogramm 6.-8. Jh. (Kat.-Nr. 41) Fingerring mit Monogramm 6.-8. Jh. (Kat.-Nr. 42) Grabsteinfragment 6.-8. Jh. (Kat.-Nr. 43)

244

mit mit mit mit mit mit

Monogramm Monogramm Monogramm Monogramm Monogramm Monogramm

6.-8. Jh. 6.-8. Jh. 6.-8. Jh. 6.—8. Jh. 6.—8. Jh. 6.-8. Jh.

(Kat.-Nr. 35) (Kat.-Nr. 36) (Kat.-Nr. 37) (Kat.-Nr. 38) (Kat.-Nr. 39*) (Kat.-Nr. 40)

20

Fig. 56 Fig. 57-58

Gürtelschnalle von Romanens (FR) 7./8. Jh. (Kat.-Nr. 44) Fingerring mit Monogramm 7./8. Jh. (Kat.-Nr. 45)

21

Fig. 59 Fig. 60

Grabstein der Nonne Eufraxia 2. H. 7.-8. Jh. (Kat.-Nr. 46) Grabstein der Landoalda 2. H. 7.-8. Jh. (Kat.-Nr. 47)

22

Fig. 61-62

Ambo von Romainmötier (VD) gegen 753 (Kat.-Nr. 48)

23

Fig. 63-64

Epitaph des Diakons Gisoenus (?) 875 (?) (Kat.-Nr. 49)

24

Fig. 65 Fig. 66

Grabinschrift des Bischofs Ansegisus von Genf um 880 (Kat.-Nr. 50) Epitaph des Bischofs Ansegisus von Genf um 880 (Kat.-Nr. 51)

25

Fig. 6 7 Fig. 68

Burchinus-Kapitell 11 ./12. Jh. (Kat. -Nr. 5 3) Wandmalereien von Montcherand (VD) um 1100-1. H. 12. Jh. (Kat.-Nr. 54)

26

Fig. 69

Wandmalereien von Montcherand (VD) um 1100-1. H. 12. Jh.: Ausschnitt (Kat.-Nr. 54)

27

Fig. 70 Fig. 71

Portalinschrift von Neuenburg 1191-1195 (Kat.-Nr. 55*) Paulusstatue 1191-1195 (Kat.-Nr. 56)

28

Fig. 72 Fig. 73

Kapitellinschrift der Kathedrale von Genf Mitte-Ende 12. Jh. (Kat.-Nr. 57 I) Kapitellinschrift der Kathedrale von Genf Mitte-Ende 12. Jh. (Kat.-Nr. 57 IV)

29

Fig. 74 Fig. 75

Kapitellinschrift der Kathedrale von Genf Mitte-Ende 12. Jh. (Kat.-Nr. 57 V ) Kapitellinschrift der Kathedrale von Genf Mitte-Ende 12. Jh. (Kat.-Nr. 57 VIII)

30

Fig. 76 Fig. 77 Fig. 78

Kapitellinschrift von St-Ursanne (JU) 2. H. 12. Jh. (Kat.-Nr. 58) Konsole von Genf Ende 12. Jh. (Kat.-Nr. 59) Steinmetzinschriften von Neuenburg, Nachschrift, Ende 12. Jh. (Kat.-Nr. 60)

31

Fig. 79-80 Fig. 81-84

Schwert 12.-13. Jh. (Kat.-Nr. 61) Schwert 12.-13. Jh. (Kat.-Nr. 62)

32

Fig. 85 Fig. 86

Wandmalereien von Payerne (VD) Ende 12,-Anfang 13. Jh. (Kat.-Nr. 63 I) Wandmalereien von Payerne (VD) Ende 12.-Anfang 13. Jh. (Kat.-Nr. 63 I c)

33

Fig. Fig. Fig. Fig.

87 88 89 90

Wandmalereien Wandmalereien Wandmalereien Wandmalereien

von von von von

Payerne Payerne Payerne Payerne

(VD) (VD) (VD) (VD)

Ende Ende Ende Ende

12,-Anfang 12,-Anfang 12,-Anfang 12,-Anfang

13. Jh. 13. Jh. 13. Jh. 13. Jh.

(Kat.-Nr. (Kat.-Nr. (Kat.-Nr. (Kat.-Nr.

63 63 63 63

34

Fig. Fig. Fig. Fig.

91 92 93 94

Wandmalereien Wandmalereien Wandmalereien Wandmalereien

von von von von

Payerne Payerne Payerne Payerne

(VD) (VD) (VD) (VD)

Ende Ende Ende Ende

12,-Anfang 12,-Anfang 12,-Anfang 12,-Anfang

13. Jh. 13. Jh. 13. Jh. 13. Jh.

(Kat.-Nr. (Kat.-Nr. (Kat.-Nr. (Kat.-Nr.

63 III e) 63 III d) 63 II b) 63 III a)

35

Fig. 95 Fig. 96

Freskenfragment von Grandson (VD) 2. H. 12.-13. Jh. (Kat.-Nr. 64) «Portail peint» der Kathedrale von Lausanne a. 1220-1230: Ausschnitt (Kat.-Nr. 65 I)

36

Fig. 97

«Portail peint» der Kathedrale von Lausanne a. 1220—1230: Ausschnitt (Kat.-Nr. 65 III) «Portail peint» der Kathedrale von Lausanne a. 1220—1230: Ausschnitt (Kat.-Nr. 65 IV)

Fig. 98

I a-b) I d) I e) III)

37

Fig. Fig. Fig. Fig.

99 100 101 102

Große Große Große Große

Rose Rose Rose Rose

der der der der

Kathedrale Kathedrale Kathedrale Kathedrale

von von von von

Lausanne Lausanne Lausanne Lausanne

a. a. a. a.

1226-1232: 1226-1232: 1226-1232: 1226—1232:

Ausschnitt Ausschnitt Ausschnitt Ausschnitt

(Kat.-Nr. (Kat.-Nr. (Kat.-Nr. (Kat.-Nr.

66 66 66 66

I I I I

a) i) c) g)

38

Fig. Fig. Fig. Fig.

103 104 105 106

Große Große Große Große

Rose Rose Rose Rose

der der der der

Kathedrale Kathedrale Kathedrale Kathedrale

von von von von

Lausanne Lausanne Lausanne Lausanne

a. a. a. a.

1226-1232: 1226-1232: 1226-1232: 1226—1232:

Ausschnitt Ausschnitt Ausschnitt Ausschnitt

(Kat.-Nr. (Kat.-Nr. (Kat.-Nr. (Kat.-Nr.

66 66 66 66

I h) 11) IIc) II e)

245

39

Fig. Fig. Fig. Fig.

107 108 109 110

Große Große Große Große

40

Fig. Fig. Fig. Fig.

111 112 113 114

Große Rose der Kathedrale von Lausanne a. 1226-1232: Ausschnitt (Kat.-Nr. 66 III a) Große Rose der Kathedrale von Lausanne a. 1226-1232: Ausschnitt (Kat.-Nr. 66 III d) Glasmalereifragment 1. H. 13. Jh. (Kat.-Nr. 67 I) Glasmalereifragment 1. H. 13. Jh. (Kat.-Nr. 67 III)

41

Fig. 115 Fig. 116 Fig. 117

42

Fig. 118-119 Schmähinschrift gegen den Priester Hugo 2. H. 13. Jh. (Kat.-Nr. 71) Fig. 120 Fensterbogen 2. H. 13. Jh. (Kat.-Nr. 72) Fig. 121 Kapitellinschrift von Grandson (VD) 13. Jh.(?) (Kat.-Nr. 73 II)

43

Fig. 122-123 Antependium von Grandson (VD) 2. H. 13. Jh.-um 1300 (Kat.-Nr. 75)

44

Fig. 124-125 Ausschnitte aus Fig. 122 (Kat.-Nr. 75)

45

Fig. 126 Fig. 127

46

Fig. 128-131 Unbestimmbare Fragmente (Kat.-Nr. 77)

246

Rose Rose Rose Rose

der der der der

Kathedrale Kathedrale Kathedrale Kathedrale

von von von von

Lausanne Lausanne Lausanne Lausanne

a. a. a. a.

1226-1232: 1226-1232: 1226-1232: 1226-1232:

Ausschnitt Ausschnitt Ausschnitt Ausschnitt

(Kat.-Nr. (Kat.-Nr. (Kat.-Nr. (Kat.-Nr.

Schlußstein von St-Ursanne QU) a. 1259 (Kat.-Nr. 68 I) Schlußstein von St-Ursanne (JU) a. 1261 (Kat.-Nr. 68 II) Epitaph der Gräfin Elisabeth von Kyburg a. 1275 (Kat.-Nr. 70)

Evangeliar von St-Ursanne (JU) um 1300 (Kat.-Nr. 76) Ausschnitt aus Fig. 126 (Kat.-Nr. 76)

66 II f) 66 II 1) 66 II n) 66 II o)

NACHWEIS DER ABBILDUNGEN Herstellung der photographischen Aufnahmen und Nachzeichnungen zu Fig. 1, 11, 13, 28, 30, 31, 37, 65, 66, 77: MAH Genève Fig. 2, 7, 8,9,10,12,14,18, 20, 24, 25, 32, 33, 35, 36, 38,40,45, 52, 53, 54, 56, 57, 58, 59, 62, 79, 80, 90, 93,95, 119, 120, 121, 129: Autor Fig. 3, 4, 5, 6, 44, 61 nach Kopie: SLM (R. Degen) Fig. 15, 17, 39, 41, 43: R. Moosbrugger-Leu, Die Schweiz zur Merowingerzeit Fig. 16: Dunant, Catalogue raisonné et illustré Fig. 19: J. R. Rahn, Geschichte der bildenden Künste in der Schweiz Fig. 21, 23, 26, 27, 34, 46, 47, 48, 60: MCAH Lausanne Fig. 22, 122, 123, 124, 125: Historisches Museum Bern Fig. 29: Egli, CIS I, 17 Fig. 42: Musée jurassien, Delémont Fig. 49, 50: Service archéologique, Genève Fig. 51: Institut d'anthropologie de l'Université de Genève Fig. 55: M. Delley, Genève Fig. 63, 64: Bibliothèque cantonale et universitaire, Lausanne Fig. 67, 76, 115, 116, 131: Photo F. Worni, Porrentruy Fig. 68, 69 : Photo L. Decoppet, Yverdon Fig. 70, 78: MAGZ 5 (1852) Fig. 71 : Photo J. M. Breguet, Neuchâtel Fig. 72, 73, 74: Archives d'Etat, Genève Fig. 75 : Photo P.-Ch. George, Genève Firg. 81, 82, 83, 84: Photo A. Buchs, Mutten Fig. 83: P. Margot, Lausanne Fig. 85, 86, 87, 88, 89, 91, 92, 94: Photo Juriens, Payeme Fig. 96, 97, 98: Photo L. Decoppet, Le Lignon-Genève Fig. 99, 100, 101, 102, 103, 104, 105, 106, 107, 108, 109, 110, 111, 112, 113, 114: Photo A. Held, Ecublens (VD) Fig. 117: Photo B. Rast, Freiburg Fig. 126, 127: Atelier de création visuelle Jacques Belat, Porrentruy (JU) Fig. 128: L. Blondel, Les premiers édifices chrétiens de Genève, Genava 11 (1933) Fig. 130: CVMA III, S. 253, Taf. 198

247

CIMAH II

TAFELVERZEICHNIS 1

Fig. 1-2

Missorium Kaiser Valentinians I. a. 364—375 (Kat.-Nr. 1)

2

Fig. 3-4 Fig. 5-6

Glasbecher 4. Jh. (Kat.-Nr. 2) Glasbecher 4. Jh. (Kat.-Nr. 3)

3

Fig. Fig. Fig. Fig.

Keramikfragment 5.-5./6. Jh. (Kat.-Nr. 4 I) Keramikfragment 5. Jh. (Kat.-Nr. 4 II) Keramikfragment 5. Jh. (Kat.-Nr. 4 V) Lavezsteinfragment 5.-5./6. Jh. (Kat.-Nr. 5)

4

Fig. 11-12

Grabstein der Adelfia a. 505 (Kat.-Nr. 6)

5

Fig. 13

Bauinschrift des Königs Gundobad a. 501-516 (Kat.-Nr. 7)

6

Fig. 14-15 Fig. 16 Fig. 17

Fingerring mit Christogramm 4.-6. Jh. (Kat.-Nr. 8) Steinfragment mit Christogramm, Nachzeichnung, 5.-6 Jh. (Kat.-Nr. 9*) Silberlöffel mit monogrammatischem Kreuz, Nachzeichnung, 5.-6. Jh. (Kat.-Nr. 10*)

7

Fig. 18 Fig. 19

Tonlampe mit monogrammatischem Kreuz, 5.-6. Jh. (Kat.-Nr. 11) Tonlampe mit monogrammatischem Kreuz, Nachzeichnung, 5.-6. Jh. (Kat.-Nr. 12*)

8

Fig. 20 Fig. 21

Reliquiarschnalle von Yverdon (VD) 6. Jh. (Kat.-Nr. 13) Gürtelschnalle von Lavigny (VD) 6. Jh. (Kat.-Nr. 14)

9

Fig. 22 Fig. 23

Gürtelschnalle von Daillens I (VD) 6. Jh. (Kat.-Nr. 15) Gürtelschnalle von Ferreyres (VD) 6. Jh. (Kat.-Nr. 16)

10

Fig. 24 Fig. 25

Gürtelschnalle von Cossonay (VD) 6. Jh. (Kat.-Nr. 17) Gürtelschnalle von Daillens II (VD) 6. Jh. (Kat.-Nr. 18)

11

Fig. 26 Fig. 27

Fingerring 6. Jh. (Kat.-Nr. 19) Gürtelschnalle von Crissier (VD) 6. Jh.(?) (Kat.-Nr. 20)

12

Fig. 28 Fig. 29

Grabsteinfragment 5.-7. Jh. (Kat.-Nr. 21) Grabsteinfragment 5.-7. Jh. (Kat.-Nr. 22*)

13

Fig. 30 Fig. 31

Grabsteinfragment des Ursolus 5.-7. Jh. (Kat.-Nr. 23) Grabsteinfragment 5.-7. Jh. (?) (Kat.-Nr. 25)

14

Fig. 32 Fig. 33-34

Gürtelschnalle von Lussy (FR) 6.-7. Jh. (Kat.-Nr. 26) Brustkreuz mit magischer Inschrift 6.-7. Jh. (Kat.-Nr. 27)

15

Fig. 35 Fig. 36 Fig. 37

Scheibenfibel von Oron-le-Chatel (VD) gegen 625 (Kat.-Nr. 28) Gürtelschnalle von Riaz (FR) 7. Jh. (Kat.-Nr. 29) Fingerring 7. Jh. (Kat.-Nr. 30)

16

Fig. 38-39 Fig. 40-41 Fig. 42-43

Fingerring mit Monogramm 7. Jh. (Kat.-Nr. 31) Fingerring mit Monogramm 7. Jh. (Kat.-Nr. 32) Fingerring des Mönchs Mario 7. Jh. (Kat.-Nr. 33)

17

Fig. 44-45

Gürtelschnalle von Corcelles (NE) 2. H. 7. Jh. (Kat.-Nr. 34)

18

Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig.

Fingerring Fingerring Fingerring Fingerring Fingerring Fingerring

19

Fig. 53 Fig. 54 Fig. 55

Fingerring mit Monogramm 6.-8. Jh. (Kat.-Nr. 41) Fingerring mit Monogramm 6.-8. Jh. (Kat.-Nr. 42) Grabsteinfragment 6.-8. Jh. (Kat.-Nr. 43)

20

Fig. 56 Fig. 57-58

Gürtelschnalle von Romanens (FR) 7./8. Jh. (Kat.-Nr. 44) Fingerring mit Monogramm 7./8. Jh. (Kat.-Nr. 45)

21

Fig. 59 Fig. 60

Grabstein der Nonne Eufraxia 2. H. 7.-8. Jh. (Kat.-Nr. 46) Grabstein der Landoalda 2. H. 7.-8. Jh. (Kat.-Nr. 47)

22

Fig. 61-62

Ambo von Romainmotier (VD) gegen 753 (Kat.-Nr. 48)

23

Fig. 63-64

Epitaph des Diakons Gisoenus (?) 875 (?) (Kat.-Nr. 49)

24

Fig. 65 Fig. 66

Grabinschrift des Bischofs Ansegisus von Genf um 880 (Kat.-Nr. 50) Epitaph des Bischofs Ansegisus von Genf um 880 (Kat.-Nr. 51)

7 8 9 10

46 47 48 49-50 51 52

mit mit mit mit mit mit

Monogramm Monogramm Monogramm Monogramm Monogramm Monogramm

6.-8. Jh. 6.-8. Jh. 6.-8. Jh. 6.-8. Jh. 6.-8. Jh. 6.-8. Jh.

(Kat.-Nr. (Kat.-Nr. (Kat.-Nr. (Kat.-Nr. (Kat.-Nr. (Kat.-Nr.

35) 36) 37) 38) 39*) 40)

25

Fig. 67 Fig. 68

Burchinus-Kapitell 11./12. Jh. (Kat.-Nr. 53) Wandmalereien von Montcherand (VD) um 1100-1. H. 12. Jh. (Kat.-Nr. 54)

26

Fig. 69

Wandmalereien von Montcherand (VD) um 1100-1. H. 12. Jh.: Ausschnitt (Kat.-Nr. 54)

27

Fig. 70 Fig. 71

Portalinschrift von Neuenburg 1191-1195 (Kat.-Nr. 55*) Paulusstatue 1191-1195 (Kat.-Nr. 56)

28

Fig. 72 Fig. 73

Kapitellinschrift der Kathedrale von Genf Mitte-Ende 12. Jh. (Kat.-Nr. 57 I) Kapitellinschrift der Kathedrale von Genf Mitte-Ende 12. Jh. (Kat.-Nr. 57 IV)

29

Fig. 74 Fig. 75

Kapitellinschrift der Kathedrale von Genf Mitte-Ende 12. Jh. (Kat.-Nr. 57 V) Kapitellinschrift der Kathedrale von Genf Mitte-Ende 12. Jh. (Kat.-Nr. 57 VIII)

30

Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig.

76 77 78 79-80 81-84 85 86

Kapitellinschrift von St-Ursanne (JU) 2. H. 12. Jh. (Kat.-Nr. 58) Konsole von Genf Ende 12. Jh. (Kat.-Nr. 59) Steinmetzinschriften von Neuenburg, Nachschrift, Ende 12. Jh. (Kat.-Nr. 60) Schwert 12.-13. Jh. (Kat.-Nr. 61) Schwert 12.-13. Jh. (Kat.-Nr. 62) Wandmalereien von Payerne (VD) Ende 12.-Anfang 13. Jh. (Kat.-Nr. 63 I) Wandmalereien von Payerne (VD) Ende 12,-Anfang 13. Jh. (Kat.-Nr. 63 I c)

33

Fig. Fig. Fig. Fig.

87 88 89 90

Wandmalereien Wandmalereien Wandmalereien Wandmalereien

von von von von

Payerne Payerne Payerne Payerne

(VD) (VD) (VD) (VD)

Ende Ende Ende Ende

12,-Anfang 12,-Anfang 12,-Anfang 12,-Anfang

13. Jh. 13. Jh. 13. Jh. 13. Jh.

(Kat.-Nr. (Kat.-Nr. (Kat.-Nr. (Kat.-Nr.

63 I a-b) 63 I d) 63 I e) 63 III)

34

Fig. Fig. Fig. Fig.

91 92 93 94

Wandmalereien Wandmalereien Wandmalereien Wandmalereien

von von von von

Payerne Payerne Payerne Payerne

(VD) (VD) (VD) (VD)

Ende Ende Ende Ende

12,-Anfang 12,-Anfang 12,-Anfang 12,-Anfang

13. Jh. 13. Jh. 13. Jh. 13. Jh.

(Kat.-Nr. (Kat.-Nr. (Kat.-Nr. (Kat.-Nr.

63 III e) 63 III d) 63 II b) 63 III a)

35

Fig. 95 Fig. 96

Freskenfragment von Grandson (VD) 2. H. 12.-13. Jh. (Kat.-Nr. 64) «Portail peint» der Kathedrale von Lausanne a. 1220-1230: Ausschnitt (Kat.-Nr. 65 I)

Fig. 97

«Portail peint» der Kathedrale von Lausanne a. 1220—1230: Ausschnitt (Kat.-Nr. 65 III) «Portail peint» der Kathedrale von Lausanne a. 1220-1230: Ausschnitt (Kat.-Nr. 65 IV)

31 32

36

37

38

39

40

41

Fig. 98 Fig. Fig. Fig. Fig.

99 100 101 102

Große Große Große Große

Rose Rose Rose Rose

der der der der

Kathedrale Kathedrale Kathedrale Kathedrale

von von von von

Lausanne Lausanne Lausanne Lausanne

a. a. a. a.

1226-1232: 1226-1232: 1226-1232: 1226-1232:

Ausschnitt Ausschnitt Ausschnitt Ausschnitt

(Kat.-Nr. (Kat.-Nr. (Kat.-Nr. (Kat.-Nr.

66 I a) 66 I i) 66 I c) 66 I g)

Fig. Fig. Fig. Fig.

103 104 105 106

Große Große Große Große

Rose Rose Rose Rose

der der der der

Kathedrale Kathedrale Kathedrale Kathedrale

von von von von

Lausanne Lausanne Lausanne Lausanne

a. a. a. a.

1226-1232: 1226-1232: 1226-1232: 1226—1232:

Ausschnitt Ausschnitt Ausschnitt Ausschnitt

(Kat.-Nr. (Kat.-Nr. (Kat.-Nr. (Kat.-Nr.

66 I h) 66 11) 66 II c) 66 II e)

Fig. Fig. Fig. Fig.

107 108 109 110

Große Große Große Große

Rose Rose Rose Rose

der der der der

Kathedrale Kathedrale Kathedrale Kathedrale

von von von von

Lausanne Lausanne Lausanne Lausanne

a. a. a. a.

1226—1232: 1226-1232: 1226-1232: 1226-1232:

Ausschnitt Ausschnitt Ausschnitt Ausschnitt

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Große Rose der Kathedrale von Lausanne a. 1226—1232: Ausschnitt (Kat.-Nr. 66 III a) Große Rose der Kathedrale von Lausanne a. 1226-1232: Ausschnitt (Kat.-Nr. 66 III d) Glasmalereifragment 1. H. 13. Jh. (Kat.-Nr. 67 I) Glasmalereifragment 1. H. 13. Jh. (Kat.-Nr. 67 III)

Fig. 115 Fig. 116 Fig. 117

Schlußstein von St-Ursanne (JU) a. 1259 (Kat.-Nr. 68 I) Schlußstein von St-Ursanne (JU) a. 1261 (Kat.-Nr. 68 II) Epitaph der Gräfin Elisabeth von Kyburg a. 1275 (Kat.-Nr. 70)

42

Fig. 118-119 Schmähinschrift gegen den Priester Hugo 2. H. 13. Jh. (Kat.-Nr. 71) Fig. 120 Fensterbogen 2. H. 13. Jh. (Kat.-Nr. 72) Fig. 121 Kapitellinschrift von Grandson (VD) 13. Jh.(?) (Kat.-Nr. 73 II)

43

Fig. 122-123 Antependium von Grandson (VD) 2. H. 13. Jh.-um 1300 (Kat.-Nr. 75)

44

Fig. 124-125 Ausschnitte aus Fig. 122 (Kat.-Nr. 75)

45

Fig. 126 Fig. 127

46

Fig. 128-131 Unbestimmbare Fragmente (Kat.-Nr. 77)

Evangeliar von St-Ursanne (JU) um 1300 (Kat.-Nr. 76) Ausschnitt aus Fig. 126 (Kat.-Nr. 76)

II 1

Fig. 1

Missorium Kaiser Valentinians I. a. 364—375 (Kat.-Nr. 1)

Fig. 2

Ausschnitt aus Fig. 1

II 2

Fig. 3

Glasbecher 4. Jh. (Kat.-Nr. 2)

Fig. 5

Glasbecher 4. Jh. (Kat.-Nr. 3)

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Steinmetzinschriften von Neuenburg, Nachschrift, Ende 12. Jh. (Kat.-Nr. 60)

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II 31

Fig. 81

Fig. 83

Schwert 12.-13. Jh. (Kat.-Nr. 62)

Schwert 12.-13. Jh. (Kat.-Nr. 62) Rückseite

Fig. 82

Ausschnitt aus Fig. 81

Fig. 84

Ausschnitt aus Fig. 83

II 32

Fig. 85

Wandmalereien von Payerne (VD) Ende 12,-Anfang 13. Jh. (Kat.-Nr. 63 I)

Fig. 86

Wandmalereien von Payerne (VD) Ende 12.-Anfang 13. Jh. (Kat.-Nr. 63 I c)

II 33

II 34

II 35

Fig. 95

Fig. 96

Freskenfragment von Grandson (VD) 2. H. 12.-13. Jh. (Kat.-Nr. 64)

«Portail peint» der Kathedrale von Lausanne a. 1220-1230: Ausschnitt (Kat.-Nr. 65 I)

II 36

II

Fig. 99

Große Rose der Kathedrale von Lausanne a. 1226-1232: Ausschnitt (Kat.-Nr. 66 I a)

Fig. 101

Große Rose der Kathedrale von Lausanne a. 1226—1232: Ausschnitt (Kat.-Nr. 66 I c)

Fig. 100

Große Rose der Kathedrale von Lausanne a. 1226—1232: Ausschnitt (Kat.-Nr. 66 I i)

Fig. 102

Große Rose der Kathedrale von Lausanne a. 1226—1232: Ausschnitt (Kat.-Nr. 66 I g)

II 38

Fig. 103

Große Rose der Kathedrale von Lausanne a. 1226—1232: Ausschnitt (Kat.-Nr. 66 I h)

Fig. 105

Große Rose der Kathedrale von Lausanne a. 1226—1232: Ausschnitt (Kat.-Nr. 66 II c)

Fig. 104

Große Rose der Kathedrale von Lausanne a. 1226—1232: Ausschnitt (Kat.-Nr. 66 11)

Fig. 106

Große Rose der Kathedrale von Lausanne a. 1226—1232: Ausschnitt (Kat.-Nr. 66 II e)

II 39

Fig. 107

Große Rose der Kathedrale von Lausanne a. 1226-1232: Ausschnitt (Kat.-Nr. 66 II f)

Fig. 109

Große Rose der Kathedrale von Lausanne a. 1226-1232: Ausschnitt (Kat.-Nr. 66 II n)

Fig. 108

Große Rose der Kathedrale von Lausanne a. 1226—1232: Ausschnitt (Kat.-Nr. 66 II 1)

Fig. 110

Große Rose der Kathedrale von Lausanne a. 1226-1232: Ausschnitt (Kat.-Nr. 66 II o)

II 40

Fig. 112

Große Rose der Kathedrale von Lausanne a. 1226—1232: Ausschnitt (Kat.-Nr. 66 III d)

Fig. 114

Glasmalereifragment 1. H. 13. Jh. (Kat.-Nr. 67 III)

II 41

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Fig. 123

Ausschnitt aus Fig. 122 (Kat.-Nr. 75 I)

II 44

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Fig. 124

Ausschnitt aus Fig. 122 (Kat.-Nr. 75 II)

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Ausschnitt aus Fig. 122 (Kat.-Nr. 75 III)

3B

II 45

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