132 118 4MB
German Pages 464 [466] Year 2013
Studien zum ausländischen und internationalen Privatrecht 295 Herausgegeben vom
Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht Direktoren:
Jürgen Basedow, Holger Fleischer und Reinhard Zimmermann
Marc Orgel
Class Arbitration Von der Gruppenklage zum Gruppenschiedsverfahren und zurück? Eine Untersuchung zum U.S.-amerikanischen Schiedsverfahrensrecht
Mohr Siebeck
Marc Orgel, geboren 1983; Studium der Rechtswissenschaften in Passau; seit 2008 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Passau; seit 2011 Rechtsreferendar im OLG-Bezirk München.
e-ISBN 978-3-16-153032-6 ISBN 978-3-16-153014-2 ISSN 0720-1141 (Studien zum ausländischen und internationalen Privatrecht) Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb. dnb.de abrufbar. Veröffentlicht mit finanzieller Unterstützung der Universität Passau. © 2013 Mohr Siebeck Tübingen. www.mohr.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwer tung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elek tronischen Systemen. Das Buch wurde von Gulde-Druck in Tübingen auf alterungsbeständiges Werkdruck papier gedruckt und von der Buchbinderei Nädele in Nehren gebunden.
„Verbunden werden auch die Schwachen mächtig. Der Starke ist am mächtigsten allein.“ Friedrich Schiller Wilhelm Tell Erster Aufzug, Dritter Auftritt
Vorwort Die vorliegende Arbeit wurde im Sommersemester 2013 von der Juristischen Fakultät der Universität Passau als Dissertation angenommen. Sie entstand während meiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Professor Dr. Dennis Solomon, LL.M. (Berkeley), der auch die Betreuung der Arbeit übernahm. Ihm gilt nicht nur mein Dank für den nötigen wissenschaftlichen Freiraum, die stetige Unterstützung bei der Bewältigung des Themas, sondern auch für ein herausragendes Arbeitsklima, in dem zu arbeiten und zu forschen stets ein großes Vergnügen war. Insbesondere für Letzteres gilt meine Anerkennung auch meinen Kollegen, die sich stets vorbildlich als Gesprächspartner zur Auslotung der Tiefen und Untiefen des U.S.-amerikanischen Schiedsverfahrensrechts aufopferten und auch nicht minder vorbildlich für die nötige Ablenkung hiervon sorgten. Bei Herrn Professor Dr. Wolfgang Hau möchte ich mich für die Erstellung des Zweitgutachtens bedanken. Frau Professorin Stacie Strong (University of Missouri School of Law) stand mir als ausgewiesene Expertin auf dem Gebiet der class arbitration stets mit hilfreichen Hinweisen zur Seite und eröffnete mir eine wertvolle inneramerikanische Perspektive auf das Gruppenschiedsverfahren. Wie fast immer bei solchen Werken, so hat auch bei diesem eine Vielzahl von Menschen in der einen oder anderen Weise zu dessen Gelingen beigetragen. Während ich allen zu aufrichtigem Dank verpflichtet bin, möchte ich doch einige ausdrücklich erwähnen. Meine Eltern haben mir überhaupt erst die Möglichkeit eines Studiums und der anschließenden Promotion eröffnet. Auch meine Partnerin Susanne hat mich während des Entstehens dieser Arbeit stets unterstützt und sich in zahlreichen Diskussionen zum veritablen Experten im Bereich der Schiedsgerichtsbarkeit entwickelt. Ihnen möchte ich diese Arbeit widmen. Passau/Stuttgart im Juli 2013
Marc Orgel
Inhaltsübersicht Vorwort ................................................................................................ VII Inhaltsverzeichnis ................................................................................... XI Abkürzungsverzeichnis ........................................................................ XIX
Einleitung .................................................................................. 1 Kapitel 1: Die Class Action als Ausgangspunkt ........................... 11 § 1 Voraussetzungen der Class Action ..................................................... 14 § 2 Prozessuale Aspekte der Class Action ............................................... 46
Kapitel 2: Die Entwicklung der Class Arbitration ....................... 59 § 1 Rechtsquellen und kollisionsrechtliche Grundlagen ........................... 59 § 2 Der status quo des U.S.-amerikanischen Schiedsrechts am Vorabend der Bazzle-Entscheidung ................................................... 91 § 3 Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle ...................................................... 145 § 4 Class Arbitrations vor Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle................... 152
Kapitel 3: Die Dogmatik der Class Arbitration .......................... 165 § 1 Grundvoraussetzungen der Class Arbitration .................................. 165 § 2 Class Arbitration trotz ausdrücklicher Exklusion? .......................... 241 § 3 Das Verfahren der Class Arbitration ............................................... 285
Kapitel 4: Das Ende der Class Arbitration? ................................. 317 § 1 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int’l Corp. ................................... 317
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Inhaltsübersicht
§ 2 AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion .............................................. 339 § 3 Trauermarsch oder Zukunftsmusik für die Class Arbitration? ......... 362 § 4 Fazit und Ausblick ........................................................................... 372
Kapitel 5: Abschließende Betrachtungen ..................................... 377 Entscheidungsverzeichnis ..................................................................... 383 Rechtsvorschriften ................................................................................ 409 Literaturverzeichnis .............................................................................. 419 Sachverzeichnis .................................................................................... 435
Inhaltsverzeichnis Vorwort ................................................................................................ VII Inhaltsübersicht ....................................................................................... IX Abkürzungsverzeichnis ........................................................................ XIX
Einleitung .................................................................................. 1 Kapitel 1: Die Class Action als Ausgangspunkt ........................... 11 § 1 Voraussetzungen der Class Action ..................................................... 14 A. Rule 23(a) FRCP .............................................................................. 15 I. Ungeschriebene Voraussetzungen .............................................. 16 1. Bestehen einer Class ........................................................... 17 2. Klagebefugnis (Standing) .................................................... 18 II. Rule 23(a)(1) FRCP, Impracticability ........................................ 20 III. Rule 23(a)(2) FRCP, Commonality ............................................ 21 IV. Rule 23(a)(3) FRCP, Typicality ................................................. 23 V. Rule 23(a)(4) FRCP, Fair and Adequate Representation............. 25 1. Die Eignung des Repräsentanten ......................................... 26 2. Die Eignung des Gruppenanwalts ........................................ 30 B. Rule 23(b) FRCP .............................................................................. 34 I. Rule 23(b)(1) FRCP ................................................................... 35 II. Rule 23(b)(2) FRCP ................................................................... 37 III. Rule 23(b)(3) FRCP ................................................................... 39 1. Predominance ...................................................................... 40 2. Superiority .......................................................................... 42 § 2 Prozessuale Aspekte der Class Action ............................................... 46 A. Rule 23(c)(1) FRCP, Certification Order .......................................... 46 I. Verfahren................................................................................... 46 II. Zeitpunkt ................................................................................... 48 B. Rule 23(d) FRCP, Procedural Orders ................................................ 48
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Inhaltsverzeichnis
C. Die Benachrichtigung der Gruppenmitglieder und das Recht zum Opt Out ............................................................................................ 49 I. Die verfassungsrechtliche Dimension der Benachrichtigung der abwesenden Gruppenmitglieder ........................................... 49 II. Die Anforderungen von Rule 23 FRCP ...................................... 52 1. Benachrichtigungen nach Rule 23(c)(2) FRCP über die Zulassung der Class Action ................................................. 52 2. Benachrichtigungen nach Rule 23 (d)(1)(B) FRCP zum Schutze der Gruppenmitglieder ........................................... 53 3. Kostentragungspflicht für die Benachrichtigung .................. 54 III. Das Recht zum Opt Out nach Rule 23(b)(3) FRCP ..................... 55 D. Rechtskrafterstreckung ..................................................................... 56
Kapitel 2: Die Entwicklung der Class Arbitration ....................... 59 § 1 Rechtsquellen und kollisionsrechtliche Grundlagen .......................... 59 A. Anwendungsbereich des FAA und strukturelle Besonderheiten ........ 59 I. Sachlicher und räumlicher Anwendungsbereich ......................... 61 II. Strukturelle Besonderheiten des dualen Gerichtssystems in den Vereinigten Staaten .................................................................... 63 1. Die Anwendbarkeit des FAA vor Bundesgerichten bei Diversity Jurisdiction .......................................................... 65 2. Die Anwendbarkeit des FAA vor einzelstaatlichen Gerichten ............................................................................ 70 B. Die Anknüpfung des Schiedsvertragsstatuts ..................................... 73 I. Rechtswahl der Parteien ............................................................. 77 II. Objektive Anknüpfung des Schiedsvertragsstatuts ..................... 82 III. Zusammenfassung ..................................................................... 85 C. Die Anknüpfung des Schiedsverfahrensstatuts .................................. 86 I. Rechtswahl ................................................................................ 86 II. Objektive Anknüpfung ............................................................... 90 § 2 Der status quo des U.S.-amerikanischen Schiedsrechts am Vorabend der Bazzle-Entscheidung ......................................................... 91 A. Die Schiedsklausel als Schutzschild vor Sammelklagen ................... 91 B. Die Schiedsfähigkeit in den USA des 21. Jahrhunderts ..................... 99 I. Die Entwicklung der Schiedsfähigkeit in den Vereinigten Staaten .................................................................... 99 1. Begriffsbestimmung ............................................................ 99 2. Die Ausdehnung der Schiedsfähigkeit ............................... 101
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3. Das Verhältnis des FAA zum Schiedsvertragsrecht der Bundesstaaten ................................................................... 107 4. Relativierungstendenzen.................................................... 114 a. Verstoß gegen zwingendes Recht als Unwirksamkeitsgrund für Schiedsvereinbarungen .......... 115 (1) Ausdrückliche gesetzgeberische Intention ............ 115 (2) Effective Vindication of Statutory Rights ............. 117 (a) Prohibitive Kosten als Unwirksamkeitsgrund? ........................................................... 120 (b) Das Fehlen kollektiven Rechtsschutzes .......... 125 (c) Einschränkung durch einzelstaatliche Gesetze? ........................................................ 126 b. Unconscionability ....................................................... 127 (1) Begriff ................................................................. 127 (2) Procedural Unconscionability ............................... 130 (3) Substantive Unconscionability ............................. 135 (4) Umgehung der Preemption durch Unconscionability?............................................... 137 c. Verhältnis der Effective Vindication of Statutory Rights-Analyse zur Unconscionability bei Schiedsvereinbarungen..................................................... 138 II. Kompetenz-Kompetenz und andere zuständigkeitsrechtliche Erwägungen ............................................................................. 139 C. Zusammenfassung .......................................................................... 144 § 3 Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle ...................................................... 145 § 4 Class Arbitrations vor Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle................... 152 A. Die Vorreiterrolle Kaliforniens ....................................................... 152 I. Keating v. Superior Court of Alameda County ......................... 152 II. Class arbitrations in anderen Bundesstaaten ............................. 158 B. Die Linie der Bundesgerichte vor Green Tree Financial Corp. v. Bazzle ............................................................................................ 159 C. Die Bazzle-Revolution ................................................................... 161
Kapitel 3: Die Dogmatik der Class Arbitration .......................... 165 § 1 Grundvoraussetzungen der Class Arbitration .................................. 165 A. Die Schiedsklausel als Ausgangspunkt ........................................... 166 I. Die Auslegung der Schiedsklausel als oberste Maxime ............ 166 II. Ausdrückliche Zustimmung zur Class Arbitration .................... 167
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Inhaltsverzeichnis
III. Konkludente Zustimmung und materielle Auslegungsregeln .... 168 1. Die Auslegung der Schiedsvereinbarung ........................... 173 a. Indizien für eine konkludente Zustimmung der Parteien zum Class Arbitration-Verfahren ..................................... 174 (1) Richtergleiche Befugnisse der Schiedsrichter ....... 175 (2) Weite Fassung der Schiedsvereinbarung ............... 177 (3) Die Bedeutung der zugrundeliegenden Ansprüche ............................................................ 183 (4) Die Bedeutung institutioneller Schiedsregeln ....... 184 b. Die Relevanz von Auslegungsregeln bei schweigenden bzw. mehrdeutigen Schiedsvereinbarungen ..................... 187 (1) Wann liegt tatsächlich eine schweigende oder mehrdeutige Schiedsvereinbarung vor? ................ 188 (a) Verwendung des Singulars bzw. Personalisierung der Schiedsvereinbarung ..... 189 (b) Systematische Erwägungen der schiedsvertraglichen Exegese ......................... 193 (c) Intertemporale Erwägungen ........................... 198 (d) Zwischenergebnis .......................................... 198 (2) Positive bundesrechtliche Auslegungsregel durch Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle? ......................... 199 (3) Interpretation gegen den Verwender von Standardklauseln .................................................. 204 (4) Ergänzende Auslegung ......................................... 210 2. Zusammenfassung ............................................................. 214 B. Anordnung der Class Arbitration aufgrund des anwendbaren Schiedsverfahrensrechts? ................................................................ 215 I. Eigenständige gesetzliche oder richterrechtliche Ermächtigung .......................................................................... 215 II. Schiedsverfahrensrechtliche Kompetenzen .............................. 217 1. Rule 81(a)(6)(B) FRCP in Verbindung mit Rule 23 FRCP als bundesrechtliche Grundlage für die Anordnung von Gruppenschiedsverfahren? ................................................ 217 2. Analoge Anwendung der Vorschriften zur Verbindung von Schiedsverfahren ........................................................ 219 3. Schiedsverfahrensrechtliche Kompetenzen in speziellen Vorschriften ...................................................................... 223 C. Vereinbarkeit der Class Arbitration mit dem FAA? ........................ 226 I. Vereinbarkeit von vertraglichen Auslegungsregeln bzw. schiedsverfahrensrechtlichen Ermächtigungen mit dem FAA? . 227 II. Negative bundesrechtliche Auslegungsregel bis zur BazzleEntscheidung?.......................................................................... 227
Inhaltsverzeichnis
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III. Reevaluierung des Verhältnisses von Gruppenschiedsverfahren und FAA durch die Bazzle-Entscheidung? ............................... 232 IV. Zur Bindungswirkung der Bazzle-Entscheidung ....................... 239 § 2 Class Arbitration trotz ausdrücklicher Exklusion? .......................... 241 A. Terminologie .................................................................................. 243 B. Die Unwirksamkeit von Ausschlussklauseln ................................... 245 I. Die Teilbarkeit der Schiedsklausel als Prämisse zur Invalidierung des Class Arbitration Waiver.............................. 246 II. Effective Vindication of Statutory Rights ................................ 252 1. Federal Statutory Rights .................................................... 252 2. State Statutory Rights ........................................................ 257 III. Unconscionability .................................................................... 260 1. Kasuistik zur Sittenwidrigkeit des Class Arbitration Waiver .............................................................................. 261 a. Discover Bank v. Superior Court of Los Angeles ............ 262 b. Die Leitentscheidung des Supreme Court of California als Persuasive Authority für die Gerichte anderer Bundesstaaten ................................................................... 266 c. Die Leitentscheidung des Supreme Court of California als Impulsgeber für die Weiterentwicklung von Schiedsvereinbarungen im Verbraucherrecht .................. 272 2. Vereinbarkeit der Invalidierung ausdrücklicher Ausschlussklauseln mit dem FAA ..................................... 272 IV. Ausdrückliche gesetzliche Regelung von Ausschlussklauseln .. 276 V. Bedeutung und Wirksamkeit von Rechtswahlklauseln .............. 279 C. Zuständigkeit für die Beurteilung des Class Arbitration Waiver ..... 281 § 3 Das Verfahren der Class Arbitration ............................................... 285 A. Höchstgerichtliches Schweigen und privatautonome Regelungsversuche ......................................................................... 285 B. Verfassungsrechtliche Strukturanforderungen im Bereich der Class Arbitration ............................................................................ 287 I. Reaktionen auf die fehlenden obergerichtlichen Vorgaben ....... 287 1. Hybrid Approach ............................................................... 288 2. Partial Final Award Approach ........................................... 290 II. Bindung des Schiedsrichters an Due Process ............................ 294 III. Notwendige Mindestanforderungen an das Verfahren aufgrund Due Process-Bindung............................................................... 304 1. Traditionelle Due Process-Vorgaben ................................. 304
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Inhaltsverzeichnis
2. Besondere verfahrensrechtliche Anforderungen im Gruppenschiedsverfahren im Hinblick auf die Bestellung der Schiedsrichter? ............................................................ 307 C. Ergebnis und Zusammenfassung ..................................................... 314
Kapitel 4: Das Ende der Class Arbitration? ................................. 317 § 1 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int’l Corp. ................................... 317 A. Sachverhalt und Verfahrensgang .................................................... 317 B. Die Entscheidung des Supreme Court of the United States ............. 326 I. Überschreitung der schiedsrichterlichen Befugnisse ................. 326 II. Die Bedeutung der Bazzle-Entscheidung ................................. 328 III. Schiedsvertragliche Auslegungsgrundsätze des FAA im Falle schweigender Schiedsvereinbarungen ...................................... 330 C. Bewertung und Kritik der Entscheidung in Stolt-Nielsen ................ 333 I. Zur inhaltlichen Konturierung des FAA und dem Verhältnis zum einzelstaatlichen Schiedsvertragsrecht .............................. 333 II. Zur Aufhebung des Schiedsspruchs wegen Überschreitung der schiedsrichterlichen Befugnisse ............................................... 335 III. Zu den Folgen der Entscheidung für den Zugang zum Recht .... 337 § 2 AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion .............................................. 339 A. Sachverhalt und Verfahrensgang .................................................... 340 B. Die Entscheidung des Supreme Court of the United States ............. 344 C. Bewertung und Kritik der Entscheidung in Concepcion .................. 351 § 3 Trauermarsch oder Zukunftsmusik für die Class Arbitration? ......... 362 A. Die Zulässigkeit „konkludenter“ Class Arbitration-Verfahren nach Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int’l Corp. ......................... 363 B. Die Geschäftserfahrenheit der Parteien ........................................... 366 C. Universalität der ratio in AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion? ... 367 D. Ein Pyrrhussieg für die Schiedsgerichtsbarkeit? ............................. 370 § 4 Fazit und Ausblick ........................................................................... 372
Kapitel 5: Abschließende Betrachtungen ..................................... 377
Inhaltsverzeichnis
XVII
Entscheidungsverzeichnis ..................................................................... 383 Rechtsvorschriften ................................................................................ 409 Literaturverzeichnis .............................................................................. 419 Sachverzeichnis .................................................................................... 435
Abkürzungsverzeichnis 1st – 11th Cir. A.2d a.A. a.a.O. A.D.2d, A.D.3d a.E. a.F. AAA AAA Class Arb. Docket ABl. Abs. ADEA AG AGB Ala. Ala. Cir. Ct. Ala. L. Rev. All. E.R. ALTHCL Am. B.L.J. Am. J. Comp. L. amend. Ann. Inst. Dr. Int. Appalachian J.L. Arb. Int. Arbitration ArbGG Ariz. Ariz. L. Rev Ark. art. Ass’n Banking L.J. BayObLG Bd. Berkeley J. Int’l L. BGB BGBl.
United States Court of Appeals for the First Circuit, Second … Eleventh Circuit Atlantic Reporter, Second Series anderer Ansicht am angegebenen Ort Appellate Division Reports, Second Series/Third Series am Ende alte Fassung American Arbitration Association AAA Class Arbitration Docket Amtsblatt Absatz Age Discrimination in Employment Act Die Aktiengesellschaft; Aktiengesellschaft Allgemeine Geschäftsbedingung(en) Alabama, Supreme Court of Alabama Circuit Court of Alabama Alabama Law Review All England Law Reports Alternatives to High Cost Litigation American Business Law Journal American Journal of Comparative Law Amendment Annuaire de L’Institut de Droit International Appalachian Journal of Law Arbitration International The Journal of the Chartered Institute of Arbitrators Arbeitsgerichtsgesetz Arizona, Supreme Court of Arizona, United States District Court for the District of Arizona Arizona Law Review Arkansas article Association Banking Law Journal Bayerisches Oberstes Landesgericht Band Berkeley Journal of International Law Bürgerliches Gesetzbuch Bundesgesetzblatt
XX BGH BGHZ Brook. L. Rev. BT-Drucks. Bus. Law. BVerfG BVerfGE C.C.D. Mass. C.D. Cal. Cal. Cal. App., Cal App.3d, Cal. App.4th Cal. Civ. Code Cal. Civ. Proc. Code Cal. Corp. Code Cal. Ct. App. Cal. Lab. Code Cal. Rptr., Cal. Rptr.2d, Cal. Rptr.3d Cal. W.L. Rev. Cardozo J. Confl. Resol. Cardozo L. Rev. Cir. cl. CoA2d Colo. Colo. Ct. App. Colum. J.L. & Soc. Probs. Colum. L. Rev. Conn. Conn. L. Rev. Cornell J.L. & Pub. Pol’y Cornell L. Rev. D. D.C. D.C. Cir. D.R.J. DAJV Newsletter Del. Del. Code Del. Super. Ct. Denver U.L. Rev.
Abkürzungsverzeichnis Bundesgerichtshof Entscheidungen des Bundesgerichtshofes in Zivilsachen Brooklyn Law Review Verhandlungen des Deutschen Bundestages, Drucksache, Bonn [Wahlperiode/Nr., Seite] The Business Lawyer Bundesverfassungsgericht Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts Circuit Court for the District Court of Massachusetts United States District Court for the Central District of California California, Supreme Court of California California Appellate Reports, First/Third/Fourth Series California Civil Code California Civil Procedure Code California Corporations Code Court of Appeal of California California Labor Code California Reporter, First/Second/Third Series California Western Law Review Cardozo Journal of Conflict Resolution Cardozo Law Review Circuit clause Causes of Action, Second Series Colorado, United States District Court for the District of Colorado Court of Appeals of Colorado Columbia Journal of Law and Social Problems Columbia Law Review Connecticut, United States District Court for the District of Connecticut Connecticut Law Review Cornell Journal of Law and Social Problems Cornell Law Review District Court District of Columbia, United States District Court for the District of Columbia United States Court of Appeals for the District of Columbia Dispute Resolution Journal Zeitschrift der Deutsch-Amerikanischen JuristenVereinigung e.V. Delaware, United States District Court for the District of Delaware Delaware Code Superior Court of Delaware Denver University Law Review
Abkürzungsverzeichnis ders./dies. Dick. J. Int’l L. Disp. Res. M. Dist. Duke L.J. E.D. Ark. E.D. Cal. E.D. Ky. E.D. La. E.D. Mich. E.D. Mo. E.D.N.Y. E.D. Okla. E.D. Pa. E.D. Va. E.D. Wis. EEOC EG EGBGB Einl. et al. EuGH EuZW evtl. F.; F.2d; F.3d f., ff. F.R.D. F.Supp., F.Supp.2d FAA FamRZ Fed. Appx. Fed. Cas. Fed. Lawyer FEHA Fla. Fla. Dist. Ct. App. Fla. L. Rev. Fla. St. U.L. Rev. Fn.
XXI
derselbe/dieselbe Dickinson Journal of International Law Dispute Resolution Magazine District Duke Law Journal United States District Court for the Eastern District of Arkansas United States District Court for the Eastern District of California United States District Court for the Eastern District of Kentucky United States District Court for the Eastern District of Louisiana United States District Court for the Eastern District of Michigan United States District Court for the Eastern District of Missouri United States District Court for the Eastern District of New York United States District Court for the Eastern District of Oklahoma United States District Court for the Eastern District of Pennsylvania United States District Court for the Eastern District of Virginia United States District Court for the Eastern District of Wisconsin Equal Employment Opportunity Commission Europäische Gemeinschaft Einführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuch Einleitung et alia Gerichtshof der Europäischen Union Europäische Zeitschrift für Wirtschaftsrecht eventuell Federal Reporter. First/Second/Third Series folgend(e/er) Federal Rules Decisions Federal Supplement, First/Second Series Federal Arbitration Act Zeitschrift für das gesamte Familienrecht Federal Appendix Federal Cases Federal Lawyer California Fair Employment und Housing Act Florida District Court of Appeal of Florida Florida Law Review Florida State University Law Review Fußnote
XXII Fordham Int’l L.J. Fordham L. Rev. Franchise L.J. FRCP FS Ga. Ga. Code Ann. Ga. L. Rev. Ga. St. U.L. Rev. ggf. GKG GS Guam Code Ann. Harv. L. Rev. Harv. Negot. L. Rev. Hastings Bus. L.J. HGB h.M. Hous. L. Rev. i.d.R. i.S.v. i.Ü. i.V.m. i.w.S. IBA Arb. News ICC Ill. Inc. Ind. Ct. App. Ind. L.J. Ins. Int., Int’l. Int. A.L.R. Iowa L. Rev. IPRax IPRspr. J. Am. Arb. J. Bus. Entrepreneuership & L. J. Disp. Resol. J.D.I. J.L. Econ. & Org. JAMS JPML JZ Kan. Ky. L.A. Law.
Abkürzungsverzeichnis Fordham International Law Journal Fordham Law Review Franchise Law Journal Federal Rules of Civil Procedure Festschrift Georgia, Supreme Court of Georgia Georgia Code Annotated Georgia Law Review Georgia State University Law Review gegebenenfalls Gerichtskostengesetz Gedächtnisschrift Guam Code Annotated Harvard Law Review Harvard Negotiation Law Review Hastings Business Law Journal Handelsgesetzbuch herrschende Meinung Houston Law Review in der Regel im Sinne von im Übrigen in Verbindung mit im weiteren Sinn International Bar Association Arbitration News International Chamber of Commerce Illinois, Supreme Court of Illinois Incorporated Indiana Court of Appeals Indiana Law Journal Insurance International International Arbitration Law Review Iowa Law Review Praxis des Internationalen Privat- und Verfahrensrechts Die deutsche Rechtsprechung auf dem Gebiete des Internationalen Privatrechts Journal of American Arbitration Journal of Business, Entrepreneurship and the Law Journal of Dispute Resolution Journal du droit international Journal of Law, Economics and Organization Judicial Arbitration and Mediation Services Judicial Panel on Multidistrict Litigation Juristenzeitung Kansas, United States District Court for the District of Kansas Kentucky, Supreme Court of Kentucky Los Angeles Lawyer
Abkürzungsverzeichnis L.L.C. L.M.C.L.Q. La. La. Ct. App. Law & Contemp. Probs. lit. LMK Loy. Consumer L. Rev. M.D. Ala. M.D. Fla. M.D. La. M.D. Pa. M.D. Tenn. m.w.N. Mass.
Mass. Gen. Laws Ann. Md. MDR Me. Mich. J. Int’l L. Minn. Mo. Ct. App. Mo. Rev. Stat. Mont. MüKo BGB MüKo ZPO Nat’l N.C. Ct. App. N.C. Gen. Stat. Ann. N.C.L. Rev. N.D. N.D. Ala. N.D. Cal. N.D. Fla. N.D. Ga.
XXIII
Limited Liability Company Lloyd’s Maritime and Commercial Law Quarterly Louisiana Court of Appeal of Louisiana Law and Contemporary Problems littera Kommentierte BGH-Rechtsprechung LindenmaierMöhring Loyola Consumer Law Review United States District Court for the Middle District of Alabama United States District Court for the Middle District of Florida United States District Court for the Middle District of Louisiana United States District Court for the Middle District of Pennsylvania United States District Court for the Middle District of Tennessee mit weiteren Nachweisen Massachusetts, Supreme Judicial Court of Massachusetts, United States District Court for the District of Massachusetts Massachusetts General Laws Annotated Maryland, United States District Court of Maryland Monatsschrift für Deutsches Recht Maine Michigan Journal of International Law Minnesota, United States District Court for the District of Minnesota Court of Appeals of Missouri Missouri Revised Statutes Montana, Supreme Court of Montana Münchener Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch Münchener Kommentar zur Zivilprozessordnung National Court of Appeals of North Carolina General Annotated Statutes of North Carolina North Carolina Law Review North Dakota, Supreme Court of North Dakota, United States District Court for the District of North Dakota United States District Court for the Northern District of Alabama United States District Court for the Northern District of California United States District Court for the Northern District of Florida United States District Court for the Northern District of Georgia
XXIV N.D. Ill. N.D. Iowa N.D. Miss. N.D. Ohio N.D. Okla. N.D. Tex. N.E.; N.E.2d N.J. N.J. Stat. Ann. N.M. N.M. Stat. Ann. N.W.2d N.Y. N.Y. App. Div. N.Y.L.J. N.Y.S.2d N.Y.U.L. Rev. NASD Neb. Nev. Nevada L.J. NJW NJW-RR Nr. Nw. U.L. Rev. NZZ o.Ä. Ohio Rev. Code Ohio St. J. Disp. Res. Ohio St. L.J. Okla. Stat. OLG Or. Or. Ct. App. Or. Rev. Stat. Ann. P.2d, P.3d P.L.I. P.R.
Abkürzungsverzeichnis United States District Court for the Northern District of Illinois United States District Court for the Northern District of Iowa United States District Court for the Northern District of Mississippi United States District Court for the Northern District of Ohio United States District Court for the Northern District of Oklahoma United States District Court for the Northern District of Texas North Eastern Reporter, First/Second Series New Jersey, Supreme Court of New Jersey, United States District Court for the District of New Jersey New Jersey Statutes Annotated New Mexico, Supreme Court of New Mexico, United States District Court for the District of New Mexico New Mexico Statutes Annotated North Western Reporter, Second Series New York, Court of Appeals of New York Supreme Court of New York, Appellate Division New York Law Journal New York Supplement, Second Series New York University Law Review National Association of Securities Dealers Nebraska, United States District Court for the District of Nebraska Nevada, United States District Court for the District of Nevada Nevada Law Journal Neue Juristische Woche NJW-Rechtsprechungs-Report Zivilrecht Nummer Northwestern University Law Review Neue Zürcher Zeitung oder Ähnliches/Ähnlichem Ohio Revised Code Ohio State Journal on Dispute Resolution Ohio State Law Journal Oklahoma Statutes Oberlandesgericht Oregon, United States District Court for the District of Oregon Court of Appeals of Oregon Oregon Revised Statutes Annotated Pacific Reporter, Second/Third Series Practising Law Institute Puerto Rico, United States District Court for the District of Puerto Rico
Abkürzungsverzeichnis Pa. Pa. Super. Ct. Pac. Penn. St. L. Rev. Publ. L. Q.L.R. R.I. RabelsZ Rev. arb. RG RGZ RICO RiL RIW Rn. Rs. RUAA RVG S. S.C. S.C. Code Ann. S.C.L. Rev. S. Cal. L. Rev. S.Ct. S.D. S.D. Ala. S.D. Cal. S.D. Fla. S.D. Ga. S.D. Ill. S.D. Ind. S.D. Iowa S.D. Miss. S.D.N.Y. S.D. Ohio
XXV
Pennsylvania, Supreme Court of Pennsylvania Superior Court of Pennsylvania Pacific Pennsylvania State Law Review Public Law Quinnipac Law Review Rhode Island, United States District Court for the District of Rhode Island Rabels Zeitschrift für ausländisches und internationales Privatrecht Revue de l’arbitrage Reichsgericht Entscheidungen des Reichsgerichts in Zivilsachen Racketeer Influenced and Corrupt Organizations Act Richtlinie Recht der Internationalen Wirtschaft Randnummer(n) Rechtssache Revised Uniform Arbitration Act Rechtsanwaltsvergütungsgesetz Satz, Seite South Carolina, Supreme Court of South Carolina, United States District Court for the District of South Carolina Code of Laws of South Carolina Annotated South Carolina Law Review Southern California Law Review Supreme Court Reporter South Dakota, Supreme Court of South Dakota, United States District Court for the District of South Dakota United States District Court for the Southern District of Alabama United States District Court for the Southern District of California United States District Court for the Southern District of Florida United States District Court for the Southern District of Georgia United States District Court for the Southern District of Illinois United States District Court for the Southern District of Indiana United States District Court for the Southern District of Iowa United States District Court for the Southern District of Mississippi United States District Court for the Southern District of New York United States District Court for the Southern District of Ohio
XXVI S.D. Tex. S.D.W. Va. S.E.2d S.W.3d SchiedsVZ So.2d sog. Stan. L. Rev. Suffolk J. Trial & App. Advoc. Sup. Ct. Rev. Sys. TAA Tenn. Tex. Tex. Civ. Prac. & Rem. Code Tex. Ct. App. Tex. L. Rev. TILA Tul. L. Rev. u.a. U.C.L.A.L. Rev. U. Chi. Legal F. U.L.A. U. Miami L. Rev. U. Pa. J. Int’l L. U. Pa. L. Rev. U. Rich. L. Rev. U.S. U.S.C. U.S. Const. u.U. UAA UCC UNÜ USA v.a. Va. L. Rev. VersR vgl. Vt. L. Rev. W.D. La. W.D. Mich.
Abkürzungsverzeichnis United States District Court for the Southern District of Texas United States District Court for the Southern District of West Virginia South Eastern Reporter, Second Series South Western Reporter, Third Series Zeitschrift für Schiedsverfahren Southern Reporter, Second Series sogenannt (e/er) Stanford Law Review Suffolk Journal of Trial and Appellate Advocacy Supreme Court Revue System Talent Agency Act Tennessee, Supreme Court of Tennessee Texas, Supreme Court of Texas Texas Civil Practice & Remedies Code Court of Appeals of Texas Texas Law Review Truth in Lending Act Tulane Law Review und andere, unter anderem University of California, Los Angeles, Law Review University of Chicago Legal Forum Uniform Laws Annotated University of Miami Law Review University of Pennsylvania Journal of International Law University of Pennsylvania Law Review University of Richmond Law Review United States, United States Reports United States Code U.S. Constitution unter Umständen Uniform Arbitration Act Uniform Commercial Code UN-Abkommen über die Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Schiedssprüche von 1958 Vereinigte Staaten von Amerika vor allem Virginia Law Review Versicherungsrecht vergleiche Vermont Law Review United States District Court for the Western District of Louisiana United States District Court for the Western District of Michigan
Abkürzungsverzeichnis W.D. Mo. W.D. Tex. W.D. Va. W.D. Wash. W.D. Wis. W. Va. Wake Forest L. Rev. Wash. Wash. Ct. App. Wash & Lee L. Rev. Wash. J.L. Tech & Arts Wash. U.L.Q. Whittier L. Rev. Wi. L. Rev. WL Wm. & Mary L. Rev. z.B. z.T. ZEuP ZIP ZPO ZVglRWiss ZZPInt
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United States District Court for the Western District of Missouri United States District Court for the Western District of Texas United States District Court for the Western District of Virginia United States District Court for the Western District of Washington United States District Court for the Western District of Wisconsin West Virginia, Supreme Court of West Virginia Wake Forest Law Review Washington, Supreme Court of Washington Court of Appeals of Washington Washington & Lee Law Review Washington Journal of Law, Technology & Arts Washington University Law Quarterly Whittier Law Review Wisconsin Law Review Westlaw William and Marry Law Review zum Beispiel zum Teil Zeitschrift für Europäisches Privatrecht Zeitschrift für Wirtschaftsrecht Zivilprozessordnung Zeitschrift für Vergleichende Rechtswissenschaft Zeitschrift für Zivilprozess International
Einleitung Seit jeher spaltet die class action die Gemüter amerikanischer und anderer Autoren. Stets befeuert sie die Debatte um die eigene Legitimität aufs Neue, auch noch Jahrzehnte nach ihrer gesetzlichen Verankerung. Dem sonst für seine Sachlichkeit und Nüchternheit bekannten juristischen Sprachstil bescherte sie eine ungeahnte Dimension an Emotionalität und veranlasste zahlreiche Autoren zu einer ungewohnt leidenschaftlichen Auseinandersetzung: Von Monstern, Rittern in scheinenden Rüstungen, 1 Drachen,2 gar von einem Heiligen Krieg 3 ist da im Zusammenhang mit einem prozessrechtlichen Institut die Rede. Von Colts in den Händen der kleinen Leute und vom Schlüssel zum Tempel der Gerechtigkeit,4 in ihrer Janusköpfigkeit gleich Dr. Jekyll und Mr. Hyde. 5 Hinsichtlich der Vorhersehbarkeit ihres Ausgangs wähnen manche dieses Verfahren verwandt mit einer Partie russischen Roulettes. 6 Die Einordnung als Form legalisierter Erpressung klingt da schon beinahe schmeichelhaft.7 Bereits diese wenigen Aussagen belegen die Zwiespältigkeit, mit der die class action sowohl Befürworter als auch Gegner findet. 8 Wie BEUCHLER bereits so treffend und prägnant formuliert hat, ist die class action ein „immerfort sprudelnder Quell des Zwistes“.9 Dabei hatte die class action 1 So der Titel eines Aufsatzes von einem der bekanntesten U.S.-amerikanischen Kommentatoren der class action M ILLER , 92 Harv. L. Rev. (1979), 664. Das zweifelhafte Prädikat „Frankensteins Monster“ erhielt die class action bereits im Jahr 1968 in Eisen v. Carlisle & Jacquelin, 391 F.2d 555, 572 (2nd Cir. 1968). 2 HOMBURGER, 71 Colum. L. Rev. (1971), 609, 609. 3 HENSLER , Dilemmas, S. 33. 4 In re Prempro, 230 F.R.D. 555, 574 (E.D. Ark. 2005). 5 MACKAY, 96 Nw. U.L. Rev. (2002), 755, 755. 6 HENSLER , Dilemmas, S. 16. 7 In re General Motors Corp. Pick-Up Truck Fuel Tank Products Liability Litigation, 55 F.3d 768, 784 (3rd Cir. 1995); In the matter of Rhone-Poulenc Rorer, Inc., 51 F.3d 1293, 1298 (7th Cir. 1995); FRIENDLY, Fed. Jurisdiction, S. 120; HANDLER , 71 Colum. L. Rev. (1971), 1, 9; SILVER , 78 N.Y.U.L. Rev. (2003), 1357, 1357. Kritisch hinsichtlich der Terminologie „legalized blackmail” J UDGE W ILSON in In re Prempro, 230 F.R.D. 555, 573 (E.D. Ark. 2005). 8 Der Meinungsstand ist dargestellt bei WRIGHT/K ANE, Law of Fed. Courts, § 72, S. 509 ff. 9 BEUCHLER, Class Actions, S. 29.
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bereits in einem frühen Entwicklungsstadium hehre Verwendung gefunden. Nach einer grundlegenden Reform im Jahre 1966 fand sie nämlich zunächst vor allem im Zuge der Bürgerrechtsbewegung in zahllosen Diskriminierungsfällen einen ihrer Hauptanwendungsbereiche.10 Erst im Laufe der Zeit entwickelte sich das Gruppenklageverfahren zu einem Rechtsbehelf in Verbraucher-, Produkthaftungs-, Kartell- und Aktienangelegenheiten.11 Vereinfachend gesprochen ermöglicht dieses in Rule 23 der FEDERAL RULES OF C IVIL PROCEDURE (FRCP) geregelte Verfahren 12 es einer oder mehreren Personen (named plaintiffs), 13 im Namen aller gleichermaßen Betroffenen zu klagen. Die Mitglieder der Gruppe müssen dabei, mit Ausnahme der benannten Kläger, nicht einzeln bekannt sein. Dennoch bindet das Ergebnis der class action alle Mitglieder der Gruppe, soweit gewisse rechtsstaatliche Mindestvoraussetzungen beachtet wurden. 14
Umstritten war die class action jedoch schon bei ihrer grundlegenden Reform im Jahr 1966 und ist seitdem Gegenstand couragiert geführter wissenschaftlicher Auseinandersetzungen.15 In den Vereinigten Staaten nimmt sie auch einen breiten Bereich des öffentlichen Bewusstseins ein. 16 Diese Haltung resultiert zu einem nicht unwesentlichen Teil aus der liberalen Stellung des Individuums in der U.S.-amerikanischen Gesellschaft und deren Glauben an die Überlegenheit privater Regulierung gegenüber einem signifikanten staatlichen Eingriffswesen. 17 Diesem Ansatz liegt die Vor10
Im Bereich des Arbeitsrechts vgl. Hall v. Werthan Bag Corp., 251 F.Supp. 184 (M.D. Tenn. 1966); Shelton v. McKinley, 174 F.Supp. 351 (E.D. Ark. 1959); Johnson v. Yeilding, 165 F.Supp. 76 (N.D. Ala. 1958); Davis v. Cook, 80 F.Supp. 443 (N.D. Ga. 1948). Für das Schulwesen siehe Gantt v. Clemson Agricultural College of South Carolina, 320 F.2d 611 (4th Cir. 1963); Brunson v. Board of Trustees of School District No. 1 of Clarendon County, South Carolina, 311 F.2d 107 (4th Cir. 1962); Potts v. Flax, 313 F.2d 284 (5th Cir. 1963); Jeffers v. Whitley, 309 F.2d 621 (4th Cir. 1962); Mannings v. Board of Public Instruction of Hillsborough County, Fla., 277 F.2d 370 (5th Cir. 1960); Orleans Parish School Bd. v. Bush, 242 F.2d 156 (5th Cir. 1957). 11 FRIEDENTHAL/K ANE/M ILLER, Civ. Proc., § 16.1, S. 758 m.w.N. 12 Neben der bundesstaatlichen Regelung, die ausschließlich Geltung im Rahmen der Rechtsprechung der Bundesgerichte beansprucht, finden sich auch in verschiedenen ein zelstaatlichen Prozessordnungen Bestimmungen zum Gruppenverfahren. Soweit die vorliegende Arbeit jedoch Bezug auf die class action nimmt, geschieht dies, mit Ausnahme ausdrücklichen Hinweises, auf die in Rule 23 FRCP geregelte class action. 13 Synonym werden nachfolgend auch die Begriffe des Repräsentanten oder Stellvertreters verwendet. 14 Phillips Petroleum Co. v. Shutts, 472 U.S. 797 (1985); Hansberry v. Lee, 311 U.S. 32 (1940); Supreme Tribe of Ben Hur v. Cauble, 255 U.S. 356 (1921). 15 HENSLER , Dilemmas, S. 15. 16 BEUCHLER, Class Actions, S. 21. 17 FISS, 53 Wash. & Lee L. Rev. (1996), 21, 22; COFFEE , 86 Colum. L. Rev. (1986), 669, 669; STÜRNER , in: Mansel/Breuer, Zugang zum Recht, S. 116. Eher kritisch gegenüber der „regulation through litigation“, SCHWARTZ/LORBER, 33 Conn. L. Rev. (2001),
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stellung zugrunde, der Bürger verfolge mit seiner privaten Klage zwar in erster Linie die Wahrung seiner eigenen Interessen,18 sofern er aber ein die Allgemeinheit schädigendes Verhalten unterbindet, werde seine Rechtsverfolgung dennoch auch einen allgemein wünschenswerten Steuerungseffekt bewirken.19 Der Private schützt damit die Rechtsordnung als übergeordnetes Ganzes und erweist auf diese Weise der Gesellschaft insgesamt einen Dienst.20 Damit dient die individuelle Rechtsverfolgung aber auch den öffentlichen Interessen.21 In den Vereinigten Staaten hat sich für diese Form des private enforcement22 speziell der Begriff des „private attorney general“ etabliert.23 Die Dezentralisierung staatlicher Regulierung 24 verlangt aber nach der Existenz eines entsprechenden prozessrechtlichen Instrumentariums, um die Aufrechterhaltung der regulativen Funktion zu gewährleisten. 25 Dem wird einerseits durch sehr niedrige Gerichtsgebühren versucht, Rechnung zu tragen. Zudem hat in den Vereinigten Staaten jede Partei, unabhängig von ihrem Obsiegen, im gerichtlichen Verfahren ihre Anwaltskosten selbst zu tragen. Die nahezu unbegrenzt zulässige Vereinbarung von Erfolgshonoraren (contingency fee) bietet in diesem Hinblick die praktisch risikolose Möglichkeit, Klagen einzureichen. 26 Instrumente wie punitive damages
1215, 1215: „Entrepreneurial plaintiffs' lawyers and activist state judges are increasingly working to bypass elected lawmakers and impose their own public policy choices on Americans.” Vgl. allgemein zum U.S.-amerikanischen Misstrauen in zentrale staatliche Stellen aus historischer Sicht, CLARK/ANSAY, Law of the U.S., S. 2 f. 18 SCHNEIDER, Class Actions, S. 22. 19 B UXBAUM , in: Mansel/Breuer, Zugang zum Recht, S. 91 ff.; FISS, 53 Wash. & Lee L. Rev. (1996), 21, 21; JAMES/HAZARD/LEUBSDORF, Civ. Proc., § 1.1, S. 2 f. Zur gegenwärtigen Diskussion im Hinblick auf kollektive Rechtsbehelfe aus europäischer Sicht HESS, in: Mansel/Breuer, Zugang zum Recht, S. 61 ff.; MADAUS, in: AichbergerBeig/Aspöck/Leupold/Oelkers/Perner/Ramharter, Vertrauen und Kontrolle, S. 103 ff.; MÄSCH, in: Ebke/Elsing/Großfeld/Kühne, Deutsches Wirtschaftsrecht unter dem Einfluss des US-amerikanischen Rechts, S. 151 ff.; STADLER , in: Gottwald, Litigation in England and Germany, S. 79 ff. 20 EICHHOLTZ, Class Action, S. 10 ff.; SCHÄFER /OTT, Ökonomische Analyse, S. 149 ff. 21 FISS, 53 Wash. & Lee L. Rev. (1996), 21, 22; HOMBURGER , 71 Colum. L. Rev. (1971), 609, 641; SCHNEIDER , Class Actions, S. 9. 22 Auch in Europa nimmt vor allem im Kartellrecht die Bedeutung privater Rechts durchsetzung erheblich zu, vgl. B ECKER /KAMMIN, EuZW 2011, 503; WIEDEMANN/ B UMILLER , Handbuch Kartellrecht, § 59, Rn. 1 ff. 23 GARTH/NAGEL/P LAGER , 61 S. Cal. L. Rev. (1988), 353, 398; SCHNEIDER , Class Actions, S. 8. Kritisch, BEISNER /SHORS/DAVIDSON MILLER , 57 Stan. L. Rev. (2005), 1441, 1441 ff. 24 BECKER/KAMMIN, EuZW 2011, 503, 503. 25 BEUCHLER, Class Actions, S. 48. 26 Siehe zum Erfolgshonorar ausführlich unten S. 33.
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und treble damages schaffen weitere ökonomische Anreize für eine Klageerhebung.27 Ungeachtet dieses klägerfreundlichen Klimas gibt es dennoch Fälle, in denen trotz relativ hoher Obsiegenswahrscheinlichkeit eine Prozessführung i.d.R. unterbleiben wird.28 Überschreiten die Kosten der Rechtsverfolgung die zu erwartende Kompensation – eine Konstellation, die vor allem im Verbraucherkontext Bedeutung erlangt, da die hier zu erwartenden Schadensersatzsummen naturgemäß niedriger als im unternehmerischen Rechtsverkehr sind – ist die hohe Wahrscheinlichkeit gegeben, dass eine gerichtliche Geltendmachung der Ansprüche unterbleiben wird, da eine individuelle Rechtsverfolgung den Aufwand eines Rechtsstreits nicht lohnt (rationales Desinteresse).29 Dennoch kann, obgleich der geringen individuellen Schadenssumme, der Gesamtschaden für die Allgemeinheit von beträchtlicher Signifikanz und ein regulatives Einschreiten folglich geboten sein. Unterbleibt die Rechtsverfolgung durch den Einzelnen, verliert das Zivilrecht einen Teil seiner Steuerungsfunktion.30 In den Vereinigten Staaten existieren zwar ebenfalls Kartell- und Wettbewerbsbehörden, aufgrund chronischer Unterfinanzierung, personeller Engpässe und der Tatsache, dass Behörden in den USA in einem wesentlich stärkeren Maße dem politischen Einfluss unterliegen, wird in erster Linie aber auf die regulativen Kräfte des zivilprozessualen Sys tems vertraut31 und eine staatliche Regulierung nicht als hinreichende Maßnahme erachtet.
In einer solchen Situation bietet das Rechtsinstitut der class action geeignete Abhilfe. Indem sie den Repräsentanten erlaubt, nicht nur die Verletzung eigener Rechte geltend zu machen, sondern auch die aller gleichartig betroffenen Personen, ermöglicht die class action eine Bündelung gleichgerichteter Interessen und erreicht hierdurch einen Aggregationseffekt. 32 Die daraus resultierenden Streitwertsummen bieten nunmehr – insbesondere der Anwaltschaft – einen hinreichenden Anreiz zur Rechtsverfolgung. Die class action eröffnet daher in zahlreichen Fällen überhaupt erst den Zugang zur Rechtsdurchsetzung. Daneben fungiert die Zusammenfassung 27
Näher zur amerikanischen Regelung der Kostenverteilung vgl. Kapitel 2 § 2 B I 4 a (2) (a), S. 120 ff. 28 Ab wann eine solche Konstellation gegeben ist, kann nicht mit letztgültiger Gewiss heit beantwortet werden. In diesem Zusammenhang sei insbesondere auf die Schwie rigkeit verwiesen, einen Anwalt für die Geltendmachung solcher Ansprüche zu finden. 29 SCHÄFER /OTT, Ökonomische Analyse, S. 388 für die Haftung bei Umweltschäden. 30 SCHÄFER /OTT, a.a.O. 31 COFFEE, 86 Colum. L. Rev. (1986), 669, 669; HENSLER , Dilemmas, S. 50, 69. 32 Dabei ist die Frage, ob die class action in Form der Rule 23(b)(3) FRCP als Instrument der Regulierung überhaupt hierfür gedacht war, nicht unumstritten, vgl. hierzu HENSLER, Dilemmas, S. 70 f., mit Nachdrucken der Originalaussagen der Mitglieder des Advisory Committee, das der Rule 23 FRCP bei der Reform von 1966 seine im Wesentlichen bis heute bestehende Struktur gab.
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zahlreicher Ansprüche auch als Korrektiv gegenüber der oftmals bestehenden Disparität zwischen den beteiligten Parteien. Die class action ist weltweit das wohl prominenteste Beispiel einer Gruppenklage. Der Bekanntheitsgrad rechtfertigt sich immer wieder durch spektakuläre Fälle und exorbitante Schadensersatzsummen. Aus jüngerer Zeit seien hier nur die Klagen gegen Madoff33 oder die Streitigkeiten diverser Autoren- und Verlegerverbände mit Google34 genannt. Zwar war die class action in dem einen oder anderen Gewand bereits Gegenstand wissenschaftlicher Arbeiten,35 einem breiteren Publikum wurde sie aber insbesondere durch die Klagen ehemaliger nationalsozialistischer Zwangsarbeiter gegen die Bundesrepublik Deutschland 36 und deutsche Unternehmen37 in den USA bekannt.38 33 Kellner v. Madoff, 2008 WL 52331154 (E.D.N.Y 2008). Madoff hatte aufgrund betrügerischer Geschäftstätigkeiten mit einem Schneeballsystem tausende von Anlegern be trogen und dabei einen Schaden von 65 Milliarden U.S. Dollar verursacht. Madoff wurde Ende Juni 2009 zu einer Haftstrafe von 150 Jahren verurteilt. Bereits am 12. Dezember 2008 wurde gegen ihn eine class action vor dem United States District Court for the Eastern District of New York eingereicht. 34 The Authors Guild, Inc. et al. v. Google Inc., 2009 WL 2566936 (S.D.N.Y 2009). Seit 2004 hat der Suchmaschinenbetreiber Google Buchbestände digitalisiert, um sie der Allgemeinheit zugänglich zu machen. Dabei hat Google, neben Werken, die dem Ur heberrechtsschutz nicht mehr unterliegen, auch solche Werke gescannt, die zwar nicht mehr lieferbar sind, für die allerdings noch immer der Urheberrechtsschutz gilt. Ein zu nächst in Aussicht stehender Vergleichsvorschlag wurde mittlerweile auch auf Anraten der U.S.-Regierung aufgrund kartellrechtlicher Bedenken wieder zurückgezogen und das hierfür anberaumte Fairness-Hearing wurde verschoben, NZZ Online vom 23. September 2009, aufrufbar unter: (zuletzt abgerufen am 11.12.2012). Einer zwischenzeitlich erhobenen class action wurde mittlerweile zweitinstanzlich die Zertifizierung als class action verweigert, The Authors Guild, Inc. et al. v. Google Inc., 721 F.3d 132 (2nd Cir. 2013). 35 BEUCHLER, Class Actions; EICHHOLTZ, Class Action; G HASSABEH, Zustellung; GREINER , Class Action und ordre public; HOHL, US-amerikanische Sammelklage; HOPPE, Einbeziehung; PERUCCHI, Anerkennung und Vollstreckung; S CHNEIDER, Class Actions; SPINDLER , Ausländische Prozessvergleiche. 36 Princz v. Federal Republic of Germany, 95 F.3d 1166 (D.C. Cir. 1994); Wolf v. Federal Republic of Germany, 95 F.3d 536 (7th Cir. 1996); Hirsh v. State of Israel, 962 F.Supp. 377 (S.D.N.Y. 1997); Djordjevich v. Bundesminister der Finanzen, Federal Republic of Germany, 827 F.Supp. 814 (D.C. 1993); H EIDENBERGER , 97 ZVglRWiss (1998), 440. 37 In re Austrian and German Holocaust Litigation, 250 F.3d 156 (2nd Cir. 2001); Frumkin v. Jones, 129 F.Supp.2d 370 (D. N.J. 2001); Burger-Fisher v. Degussa, Vogel et al. v. Degussa, Lichtman et al. v. Siemens AG and Klein et al. v. Siemens AG, 65 F.Supp.2d 248 (N.J. 1999); Fishel v. BASF, 175 F.R.D. 525 (S.D. Iowa 1997). 38 Vgl. grundlegend zur Entschädigung ehemaliger NS-Zwangsarbeiter vor U.S.amerikanischen Gerichten aus deutscher Sicht DOEHRING, AG 2000, 69; GEBAUER /
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Dem Fortschreiten der Zeit können sich weder das Rechtssystem selbst noch die class action als prozessrechtliches Institut entziehen. Gerade in den letzten Jahren hat insbesondere die Verwendung der class action einen grundsätzlichen Wandel erlebt, da zahlreiche Unternehmen in den USA das Schiedsverfahren für sich und ihre Zwecke entdeckt haben. Die Verwendung von Schiedsvereinbarungen wäre aber eigentlich keine Besonderheit, beträfe sie nicht gerade neuerdings Konstellationen, die in den vergangenen Jahren als Hoheitsgebiet der class action angesehen wurden. Während das Schiedsverfahren traditionell als dem unternehmerischen Verkehr vorbehalten galt, häufen sich mittlerweile Schiedsvereinbarungen mit Verbraucher- oder Arbeitnehmerbeteiligung. 39 Sicherlich existieren auch in diesen Bereichen Gründe für die Verwendung von Schiedsvereinbarungen. Während aber Unternehmen die Effizienz, Schnelligkeit und Einfachheit des schiedsrichterlichen Verfahrens preisen, sehen insbesondere Verbraucherverbände und Gewerkschaften das Hauptanliegen in dem Versuch, die Unternehmen vor der Inanspruchnahme der missliebigen class actions zu schützen.40 Unabhängig von der wahren Intention der Unternehmen und der Richtigkeit der Vorwürfe, lässt sich jedenfalls festhalten, dass durch die Verwendung der Schiedsklauseln ein erheblicher Teil von Streitfällen, die eigentlich einer Behandlung im Wege des class action-Verfahrens anheimgefallen wären, nunmehr durch ein Schiedsverfahren gelöst werden soll. Mit der vermehrten Verwendung von Schiedsvereinbarungen in Verbraucherund Arbeitsverträgen erhält aber auch die Rechtsprechung des Supreme Court of the United States zum Bundesschiedsrecht der Vereinigten Staaten eine gesteigerte Relevanz. Als Meilenstein in der Rechtsprechung zur Verbraucherschiedsgerichtsbarkeit gilt eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofes der Vereinigten Staaten aus dem Jahr 2003. Die Entscheidung sollte Auswirkung auf Millionen von Schiedsvereinbarungen haben SCHULZE, IPRax 1999, 478; GEULEN/SEBOK, NJW 2003, 3244; HESS, AG 1999, 146; DERS., in: Heintschel von Heinegg/Kadelbach/Hess, Entschädigung, S. 107 ff.; O BER HAMMER /REINISCH , IPRax 2001, 211; REINISCH , IPRax 2000, 32; S AFFERLING, NJW 2000, 1922; SCHÜTZE, 102 ZVglRWiss (2003), 575. Für eine eingehende Darstellung aus U.S.-amerikanischer Sicht BAZYLER , 34 U. Rich. L. Rev. (2000), 1; DERS., 20 Berkeley J. Int'l L. (2002) 11; KRECHMER , 67 Defense Counsel Journal (2000), 80; VAGTS/MURRAY, 7 ZZPInt (2002), 333. 39 Hinsichtlich der gestiegenen Bedeutung von Verbraucherschiedsverfahren aus deutscher Sicht HILBIG, SchiedsVZ 2010, 74; MÄSCH, FS Schlosser 2005, S. 529 ff.; QUINKE, Börsenschiedsvereinbarungen, S. 185 ff.; QUINKE/W AGNER, JZ 2005, 932; SCHULZ/N IEDERMAIER , SchiedsVZ 2009, 196; STEINBRÜCK, LMK 2009, 295201; WEIHE , Verbraucher im Recht der Schiedsgerichtsbarkeit. 40 Umfassend unten S. 59 ff. Zweifelnd an der einseitigen Verteilung der Vorteile aus deutscher Sicht QUINKE, Börsenschiedsvereinbarungen, S. 190 ff.; QUINKE/W AGNER, JZ 2005, 932, 936; W OLF/LINDACHER /P FEIFFER /Hau, AGB-Recht, Klauseln, S5.
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und das Schiedsverfahren innerhalb der Vereinigten Staaten maßgeblich beeinflussen. In Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle 41 widmete sich der Supreme Court der Frage, wer für die Beurteilung der Zulässigkeit eines Gruppenverfahrens im Schiedsverfahren (class arbitration) zuständig sei. 42 Eine knappe Mehrheit der Bundesrichter entschied, dem Schiedsrichter die Auslegungshoheit für diese Frage zuzusprechen. Das Urteil stellte sich als Initialzündung für zahlreiche auf Gruppenbasis durchgeführte Schiedsverfahren heraus, wurde der Kompetenzerweiterung der Schiedsrichter doch die implizit anerkannte Zulässigkeit der class arbitration entnommen. Traditionell gilt auch heute noch das Schiedsverfahren als Zweiparteienangelegenheit.43 Grundlage dieses Verständnisses ist die vertragliche Legitimation des Schiedsverfahrens. Trotz privatautonomer Gestaltungsmöglichkeiten ist das Leitbild der meisten Rechtsordnungen der zweiseitige Vertrag. In einer globalisierten Wirtschaft sind heute aber oftmals nicht nur zwei Parteien an einer geschäftlichen Transaktion beteiligt. 44 Während manche Streitigkeiten z.T. nur unter Beteiligung mehrerer Personen befriedigend gelöst werden können, stehen in anderen Situationen schlichtweg Effizienzgewinne und die Vermeidung widersprüchlicher Entscheidungen im Vordergrund.45 Rechtsordnungen müssen sich heute auch an der Bewältigung solcher multipolarer Streitigkeiten messen lassen. Das gilt im Speziellen für die Schiedsgerichtsbarkeit, war sie doch seit jeher Inbegriff verfahrensrechtlicher Flexibilität. Daher sind in den vergangenen Jahren zahlreiche Ansätze zur Überwindung der Relativität des Schiedsvertrages in Betracht gezogen worden.46 Bei der Behandlung sog. Mehrparteienschiedsverfahren hat sich eine Unterscheidung zwischen Verfahren, die aus einer einzigen vertraglichen Beziehung mit mehreren beteiligten Parteien (multiparty arbitration) und solchen Verfahren mit verschiedenen Vertragsbeziehungen (multicontract arbitration) etabliert. 47 Erstere sind oftmals bei joint ventures sowie gesellschaftsrechtlichen oder Konsortialverträgen anzutreffen. Unter multicontract arbitration werden vor allem Situationen verstanden, die bei der Verbindung von Schiedsverfahren resultierend aus verschiedenen Schiedsvereinbarungen (consolidation), der Streitgenossenschaft (joinder) oder der Nebenintervention (intervention) einer
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Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444 (2003). Neben dem Begriff der class arbitration findet sich auch die Bezeichnung class action arbitration oder classwide arbitration. Der Verfasser beschränkt sich in der vorliegenden Arbeit im Folgenden auf den Begriff der class arbitration. 43 LEW/M ISTELIS/KRÖLL, Comp. Int. Com. Arb., Rn. 16-1. 44 B ORN, Int. Com. Arb., S. 2068. 45 B ORN, a.a.O., S. 2069. 46 Siehe zur aktuellen Entwicklung H ANOTIAU, Complex Arbitrations; B ISHOP/MACMAHON, Multiple Party Actions; LEW/M ISTELIS /K RÖLL, Comp. Int. Com. Arb., Rn. 161 ff. 47 LEW/M ISTELIS/KRÖLL, a.a.O., Rn. 16. 42
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dritten Partei entstehen. 48 Zudem umfasst das Problem der Mehrparteienschiedsverfahren unterschiedliche Problemebenen, die strikt zu trennen sind. Aufgrund der vertraglichen Legitimationsgrundlage des Schiedsverfahrens stellt sich einerseits die Frage nach dem Vorliegen der notwendigen Zustimmung der Parteien zu einem Mehrparteienschiedsverfahren. 49 Einer anderen Ebene zugehörig sind Fragen, die sich auf die verfahrensrechtliche Durchführung eines Mehrparteienschiedsverfahrens beziehen. So kann vor allem das aus dem Gleichbehandlungsgebot der Parteien fließende Recht auf Teilhabe an der Konstituierung des Schiedsgerichts nahezu unlösbare Probleme in multipolaren Schiedsverfahren aufwerfen. 50 Trotz der Divergenz dieser Problemebenen sind diese nicht gänzlich unabhängig voneinander und es können sich sehr wohl Interdependenzen der einzelnen Bereiche ergeben.51 Die erforderliche Zustimmung der Parteien zu einem Mehrparteienschiedsverfahren wird regelmäßig in Fällen der multiparty arbitration näherliegen als im Rahmen der multicontract arbitration. 52
Die class arbitration verdient die Bezeichnung als ultimative Form eines Mehrparteienschiedsverfahrens. 53 Dass der Impuls für die Entwicklung eines solchen Gruppenverfahrens dabei von einem Land ausgeht, das seit Langem ein prozessrechtliches Institut wie die class action kennt, ist nicht weiter verwunderlich. Im Unterschied zur zivilprozessualen Befugnis des staatlichen Richters nach Rule 23 FRCP, die auf staatlicher Hoheitsgewalt basiert, kann sich aber der Schiedsrichter lediglich auf den Schiedsvertrag und das anwendbare Schiedsverfahrensrecht als Grundlage seiner Befugnisse stützen. Die weitaus meisten Rechtsordnungen stellen als Voraussetzung für die Durchführung eines Mehrparteienschiedsverfahrens auf die Zustimmung der beteiligten Parteien ab. 54 Nur wenige Rechtsordnungen lassen die exorbitante Bedeutung der Privatautonomie im Schiedsverfahren außer Betracht und eröffnen die Möglichkeit multipolarer Schiedsverfahren auch in Ermangelung eines entsprechenden Parteiwillens auf rein objektiv-rechtlicher Grundlage.55
Daher stellt sich zunächst die Frage, in welchen Fällen die Durchführung eines Gruppenschiedsverfahrens tatsächlich zulässig ist. Zudem gilt es zu bestimmen, ob die class arbitration verfahrensrechtlich wünschenswert ist oder ob man diese nicht doch nur als gerichtlich entwickeltes Korrektiv 48
LEW/M ISTELIS/KRÖLL, a.a.O., Rn. 16-4. B ORN, Int. Com. Arb., S. 2078; LEW/MISTELIS/KRÖLL, Comp. Int. Com. Arb., Rn. 16-8, Rn. 16-37; SCHLOSSER , Int. Schiedsgerichtsbarkeit, Rn. 560. 50 LEW/M ISTELIS/KRÖLL, Comp. Int. Com. Arb., Rn. 16-11. 51 SCHLOSSER, Int. Schiedsgerichtsbarkeit, Rn. 569. 52 LEW/M ISTELIS/KRÖLL, Comp. Int. Com. Arb., Rn. 16-8, Rn. 16-37. 53 Wenig schmeichelhaft und etwas simplifizierend hingegen Hobby v. Snap-on Tools Co., L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2005): „A class action is essentially transfer, joinder and consolidation on steroids.“ 54 B ORN, Int. Com. Arb., S. 2073. 55 Siehe für die Bedeutung in Relation zur class arbitration noch ausführlich unten Kapitel 3 § 1 B, S. 215 ff. 49
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einordnen muss, das einer stark zunehmenden Anzahl von Schiedsvereinbarungen in Verhältnissen gestörter Vertragsparität entgegenwirken soll. Die Bazzle-Entscheidung soll zum Anlass genommen werden, sich mit der Grundlage der class arbitration im U.S.-amerikanischen Schiedsverfahrensrecht auseinanderzusetzen. Da die weitaus meisten class arbitrationVerfahren bis zu diesem Zeitpunkt ausschließlich interne Konstellationen umfassten, konzentriert sich die nachfolgende Arbeit schwerpunktmäßig auf Grundlagen und Probleme dieser internen Gruppenschiedsverfahren, ohne näher auf internationalverfahrensrechtliche Probleme, wie beispielsweise die Anerkennungs- und Vollstreckbarerklärungsfähigkeit von class arbitration awards einzugehen. 56 Zum besseren Verständnis und um eine Verdeutlichung der zentralen Probleme zu erreichen, werden zunächst kurz die class action und ihre gesamtprozessuale Einbettung näher betrachtet. Daran anschließend wird ein Überblick über die strukturellen Besonderheiten des Schiedsverfahrensrechts in den Vereinigten Staaten, vor allem im Hinblick auf das Verhältnis zu schiedsverfahrensrechtlichen Regelungen der einzelnen Bundesstaaten gegeben. Besonderes Augenmerk wird dabei vor allem auf die Entwicklung der Schiedsfähigkeit als Ausgangspunkt für die exorbitante Bedeutung des Schiedsverfahrens im verbraucher- und arbeitnehmerrechtlichen Kontext gelegt. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der Analyse der Grundvoraussetzungen der class arbitration sowie auf verfahrensrechtlichen Besonderheiten und Problemen des Gruppenschiedsverfahrens. Im Lichte neuester Rechtsprechung des Supreme Court werden abschließend die Perspektiven der class arbitration beurteilt. Die Hydra hat einen neuen Kopf.
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Für eine intensive Behandlung dieser Fragen STRONG, 26 Arb. Int. (2010), 493; in: Hanotiau/Schwartz, Multiparty Arbitration, S. 183; DIES., 30 Mich. J. Int'l L. (2009) 1017; DIES., 30 U. Pa. J. Int'l L. (2008) 1; NATER -B ASS, in: Müller, Developments, S. 49 ff.; B LUMROSEN, in: Bishop/Macmahon, Multiple Party Actions, Rn. 15.01 ff. DIES.,
Kapitel 1
Die Class Action als Ausgangspunkt Kapitel 1: Die Class Action als Ausgangspunkt
Der class action und der class arbitration ist der repräsentative Charakter gemein. Trotz divergierender Legitimationsgrundlage teilen beide Rechtsinstitute wesentliche Charaktereigenschaften, die mit der repräsentativen Geltendmachung einer Vielzahl von Ansprüchen einhergehen. Lässt man die divergierende Legitimationsgrundlage beiseite, so ergeben sich auch für die class arbitration zahlreiche Fragen im Hinblick auf die für eine effiziente Behandlung einer Vielzahl von Ansprüchen notwendigen Grundbzw. die verfahrensrechtlich einzuhaltenden Mindestvoraussetzungen zum Schutze abwesender Gruppenmitglieder. Für zahlreiche dieser Fragen finden sich in den bundesrechtlichen Regelungen zur class action bereits Lösungsansätze, so dass eine kurze Analyse der maßgeblichen Vorschriften auch in Relation zur class arbitration lohnenswert erscheint. Die class action steht eigentlich in eklatantem Widerspruch zu den elementarsten Maximen des U.S.-amerikanischen Prozessrechts. Der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten betonte mehrmals, es sei eines der tragenden Grundprinzipien der anglo-amerikanischen Rechtsprechung, dass niemand an ein Urteil gebunden ist, der nicht selbst als Partei an dem Gerichtsverfahren teilgenommen hat.1 Diese Prämisse ist Ausfluss des verfassungsrechtlich garantierten Anspruchs auf ein faires Verfahren und damit des Rechtsstaatsprinzips (due process).2 Der Begriff des due process ist ebenso schillernd wie konturlos. 3 Seine Grundlage findet das Rechtsstaatsprinzip 4 in U.S. CONST. amend. V und amend. XIV § 1.5 Nach B LACK’S LAW D ICTIONARY umfasst der Begriff des due process:
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Taylor v. Sturgell, 553 U.S. 880, 892 (2008); Richards v. Jefferson County, Ala., 517 U.S. 793, 798 (1996); Hansberry v. Lee, 311 U.S. 32, 40 (1940); Pennoyer v. Neff, 95 U.S. 714 (1877). 2 Hinsichtlich der Frage, ob auch der Schiedsrichter an die Anforderungen des due process gebunden ist, vgl. unten Kapitel 3 § 3 B II, S. 294 f. 3 B UCKNER, 58 Fla. L. Rev. (2006), 185, 195; WESTON, 47 Wm. & Mary L. Rev. (2006), 1711, 1770. 4 HAY, US-amerikanisches Recht, Rn. 220A. 5 Während sich U.S. CONST. amend. V an den Bund richtet, gilt amend. XIV § 1 für die Bundesstaaten, GARNER/B LACK, Black's Law Dictionary, due process clause.
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„The conduct of legal proceedings according to established rules and principles for the protection and enforcement of private rights, including notice and the right to a fair hearing before a tribunal with the power to decide the case.” 6
Die starke Betonung der adversarischen Natur des anglo-amerikanischen Prozessrechts und die Akzentuierung der Eigenverantwortung der Parteien machen dieses Ergebnis nicht nur schlüssig, sondern geradezu zwingend.7 Die Prozessführung bleibt ganz und gar den Parteien überlassen, sei es bei der Einreichung der Klage oder bei der Ermittlung der relevanten Fakten. Selbst die Rolle des Gerichts ist darauf beschränkt, die von den Parteien dargelegten Fakten auf der Grundlage der präsentierten Beweise zu beurteilen und die angemessenen prozessualen Mittel hinsichtlich der Anträge der Parteien anzuwenden. 8 Einen hohen Stellenwert nehmen dabei der Verhandlungsgrundsatz (party presentation) und die Dispositionsmaxime (party prosecution) im U.S.-amerikanischen Recht ein. 9 Wenn auch nicht völlig deckungsgleich mit der deutschen Terminologie,10 ist aber auch ersteres Prinzip Ausdruck des Gedankens, dass die Parteien als Herren ihrer Rechte und Ansprüche frei sind, die Prozessführung gemäß ihren Vorstellung durch Anträge zu gestalten. Der Grundsatz der party prosecution umfasst ähnlich dem deutschen Verständnis das Verfügungsrecht der Parteien über den Prozess im Ganzen.
Im Gegensatz dazu besteht die Intention11 der class action gerade in der Erstreckung der Rechtskraft eines Urteils auf Personen, die nicht aktiv an dem Prozess teilgenommen haben, sondern die durch Repräsentanten vor Gericht vertreten wurden. Vielmehr noch, die Betroffenen müssen nicht einmal über die Rechtshängigkeit eines solchen Verfahrens in Kenntnis sein. Dieses zwischen den verfahrensrechtlichen Grundprinzipien und der repräsentativen Natur der class action bestehende Dilemma löst der Bundesgesetzgeber in Rule 23 FRCP zugunsten des Sammelklageverfahrens auf. Die class action ist somit die prominenteste Ausnahme der oben beschrie-
6 GARNER/B LACK, a.a.O., due process. Prägnanter: United States v. Certain Parcels of Land in Prince George's County, MD., 40 F.Supp. 436, 441 (MD 1941): „The absolute fundamentals of due process are jurisdiction, adequate notice, and a fair hearing.“ 7 J AMES/HAZARD/LEUBSDORF, Civ. Proc., § 1.2, S. 4 ff.; WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7A, § 1751. 8 J AMES/HAZARD/LEUBSDORF, Civ. Proc., § 1.2, S. 4. 9 J AMES/HAZARD/LEUBSDORF, a.a.O., § 1.1, S. 4. 10 Zur Reichweite der Dispositionsmaxime und des Verhandlungsgrundsatzes im deutschen Recht, vgl. B AUMBACH/LAUTERBACH/ALBERS/HARTMANN, ZPO, Grundzüge § 128, Rn. 20; MUSIELAK/Musielak, ZPO, Einl, Rn. 35, 37; T HOMAS/PUTZO/Reichold, ZPO, Einl I, Rn. 1, 5; ZÖLLER /Greger, ZPO, Vor § 128, Rn. 9 f. 11 PERUCCHI, Anerkennung und Vollstreckung, S. 7.
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benen Prinzipien des U.S.-amerikanischen Rechts. 12 Verschiedene Gründe rechtfertigen diese Ausnahme: Einerseits wird auf das praktische Bedürfnis nach Schonung gerichtlicher Ressourcen und möglichst weitgehender Effizienzgewinnung verwiesen.13 Das galt zum Zeitpunkt der Einführung der class action und gilt wohl heute umso mehr. Daneben leistet die class action einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Gewährleistung eines möglichst umfassenden Rechtsschutzes und eröffnet oftmals erst den Zugang zum Recht.14 Gleichzeitig bereitet die grundlegende Abkehr vom strikten angloamerikanischen Zweiparteienverfahren 15 aber eine Reihe von Problemen, die sich sowohl auf Kläger- als auch Beklagtenseite auswirken. 16 Von wohl größter Signifikanz dürfte dabei die Gefahr des kollusiven Zusammenwirkens der am Verfahren beteiligten Parteien zuungunsten der abwesenden Gruppenmitglieder sein.17 Ohne eine Kontrolle der Repräsentanten und der beteiligten Anwälte durch die vom Verfahren betroffenen Gruppenmitglieder, die sich meist weder ihres Anspruchs bewusst sind noch eine maßgebliche Beteiligung an dem Verfahren anstreben, besteht die Gefahr eines Interessenausverkaufs.18 Diese Gefahr wird durch die strukturalen Besonderheiten des adversatorischen Verfahrens, insbesondere der starken Anwaltszentrierung des Prozesses, noch verstärkt.19 Dem wird versucht, durch eine aktivere Gestaltung der Rolle des Richters entgegenzuwirken. 20 Zusätzlich bestehen aber auch offene Rechtsfragen, insbesondere hinsichtlich des anwendbaren Rechts bei landesweit ansässigen Gruppenmitgliedern, des Problems parallel anhängiger class actions und vehementer due process-Be-
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Hansberry v. Lee, 311 U.S. 32, 40 f. (1940); HAZARD/GEDID/SOWLE, 146 U. Pa. L. Rev. (1998), 1849, 1943; MCLAUGHLIN, On Class Actions, Bd. 1, § 1:1; W ESTON, 47 Wm. & Mary L. Rev. (2006), 1711, 1721 f. Für die verfassungsrechtlichen Anforderungen an die Erstreckung der Rechtskraft auf abwesende Gruppenmitglieder unten Kapitel 1 § 2 D, S. 56. 13 General Tel. Co. of the Southwest v. Falcon, 457 U.S. 147, 157 (1982); American Pipe and Construction Co. v. Utah, 414 U.S. 538, 553 (1974). Dieses Ziel wird auch durch das Rules Advisory Committee im Bezug auf Rule 23(b)(3) FRCP class action bekräftigt, 39 F.R.D. 69, 100 ff. 14 COHELAN sieht hierin einen der Hauptvorteile der class action, COHELAN, On Cal. Class Actions, § 1:7. Vgl. zum rationalen Desinteresse schon oben S. 4. 15 WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7A, § 1751. 16 Mars Steel Corp. v. Continental Ill. Nat'l Bank und Trust Co. of Chicago, 834 F.2d 677, 678 (7th Cir. 1987); MCLAUGHLIN, On Class Actions, Bd. 1, § 1:1. 17 HOHL, US-amerikanische Sammelklage, S. 100 ff. 18 HOHL, a.a.O., S 103 ff. 19 FRIEDENTHAL/K ANE/M ILLER, Civ. Proc., § 1.1, S. 2. 20 Vgl. hierfür nur Rule 23(e) FRCP, der die Wirksamkeit eines geschlossenen Vergleichs von der Zustimmung des Gerichts abhängig macht.
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denken bei der Einbeziehung von lediglich latent geschädigten Gruppenmitgliedern.21 Das Dilemma der class action liegt im Wesentlichen aber darin, dass ihre Vorteile gerade auch den genuinen Quell der Missbrauchsgefahr darstellen.22 Das Hauptbestreben von Rule 23 FRCP liegt daher in im Erreichen eines möglichst ausgewogenen Gleichgewichts zwischen den einzelnen Interessen der beteiligten Parteien und dem Schutzbedürfnis der abwesenden Gruppenmitglieder.
§ 1 Voraussetzungen der Class Action § 1 Voraussetzungen der Class Action
Die bundesrechtliche Regelung der class action findet sich in Rule 23 FRCP. Damit es zu einer Sachentscheidung oder einem Vergleich mit Rechtskrafterstreckung kommen kann, muss der Richter die class action ausdrücklich zulassen (certification).23 Für eine positive Zertifizierungsentscheidung müssen die Voraussetzungen von Rule 23(a) FRCP, Rule 23 (b) FRCP sowie einige ungeschriebene Voraussetzungen erfüllt sein.24 Zusätzlich zu den besonderen Voraussetzungen für class actions im Rahmen von Rule 23 FRCP sind noch die allgemeinen Prozessvoraussetzungen wie die sachliche und örtliche Zuständigkeit des angerufenen Gerichts oder die Klagebefugnis des Klägers von Nöten. Im Folgenden sollen nur diejenigen inhaltlichen Aspekte der class action näher be trachtet werden, die für die spätere Untersuchung der class arbitration von Interesse sein können. Konsequenterweise werden daher in der vorliegenden Arbeit weder zuständigkeitsrechtliche Aspekte der staatlichen Gerichte vertieft, noch wird auf die heute vehement diskutierte Frage nach dem Bedürfnis und den bestehenden Bedenken hinsichtlich des Rechts instituts der class action eingegangen. Ebenso finden die Eigenheiten der sog. Vergleichssammelklagen vorliegend keine nähere Betrachtung. 25
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Eine Darstellung aller im Zusammenhang mit der class action erhobenen Bedenken würde an dieser Stelle den Rahmen der Arbeit übersteigen. Für eine fundierte Zusammenschau B EUCHLER, Class Actions, S 187 f.; EICHHOLTZ, Class Action, S. 19 ff.; HOHL, US-amerikanische Sammelklage, S. 72 ff.; HOPPE, Einbeziehung, S. 112; SCHNEIDER , Class Actions, S. 57 ff.; SCHLURMANN , Class Action, S. 132 ff. 22 HENSLER , Dilemmas, S. 471. 23 Rule 23(c)(1)(A) FRCP. 24 FED. PROC . L. ED., 6A § 12:37; MCLAUGHLIN, On Class Actions, Bd. 1, § 4:1; WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7A, § 1759. 25 Siehe für einen umfassenden Überblick über diese Fragen BEUCHLER, Class Actions, S. 112 ff.
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A. Rule 23(a) FRCP Nach Rule 23(a) FRCP kann eine Person als Repräsentant (representative oder named plaintiff) im Namen aller Mitglieder einer Gruppe (class members) klagen, soweit die Gruppe (class) so groß ist, dass eine Streitgenossenschaft nicht praktikabel erscheint (numerosity oder besser impracticability), gemeinsame Rechts- oder Tatfragen existieren (commonality), die Ansprüche des Repräsentanten typisch für die Ansprüche der Klasse sind (typicality) und die Vertretung der abwesenden Gruppenmitglieder durch die Repräsentanten angemessen und fair sein wird. Implizit setzt Rule 23(a) noch das Bestehen einer Gruppe und die Zugehörigkeit des named plaintiff zu dieser Gruppe voraus. Diese Voraussetzungen finden auf alle in Rule 23(b) FRCP geregelten Formen der class action Anwendung und sind daher stets bei jeder Zertifizierungsentscheidung zu prüfen.26 Rule 23(b) FRCP enthält drei verschiedene Formen kollektiven Rechtsschutzes. Während Rule 23(b)(1) FRCP Fallgestaltungen erfasst, in denen widersprüchliche Verhaltenspflichten für den Beklagten im Rahmen von Individualprozessen zu besorgen sind, betrifft Rule 23(b)(2) FRCP die Behandlung eines einheitlichen, vorwerfbaren Verhaltens des Beklagten gegenüber einer ganzen Gruppe. Beide Varianten sind vornehmlich auf Feststellung bzw. ein Tun oder Unterlassen gerichtet. Demgegenüber umfasst die class action nach Rule 23(b)(3) FRCP insbesondere monetäre Ansprüche auf Schadensersatz. Sie ist die bekannteste Form kollektiven Rechtsschutzes in den USA.27 Für das Gericht besteht stets die Pflicht, festzulegen, unter welche Kategorie von Rule 23(b) FRCP das klägerische Begehren fällt. Die Beweislast für das Vorliegen der Voraussetzungen von Rule 23 FRCP liegt beim Kläger. 28 Sollten die Voraussetzungen von Rule 23 FRCP
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WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7A, § 1759. Vgl. ausführlich zu den einzelnen Arten der class action unten Kapitel 1 § 1 B, S. 34 ff. 28 O'Sullivan v. Countrywide Home Loans, Inc., 319 F.3d 732, 737 f. (5th Cir. 2003); Boyd v. Ozark Air Lines, Inc., 568 F.2d 50, 55 (8th Cir. 1977); Valentino v. Howlett, 528 F.2d 975, 978 (7th Cir. 1976); Taylor v. Safeway Stores, Inc., 524 F.2d 263, 270 (10th Cir. 1975); Albertson's, Inc. v. Amalgamated Sugar Co., 503 F.2d 459, 463 (10th Cir. 1974); Rossin v. Southern Union Gas Co., 472 F.2d 707, 712 (10th Cir. 1973); Poindexter v. Teubert, 462 F.2d 1096, 1097 (4th Cir. 1972); Cook County College Teachers Union, Local 1600, Am. Federation of Teachers, AFL-CIO v. Byrd, 456 F.2d 882, 885 (7th Cir. 1972); In re Oxford Health Plans, Inc., 191 F.R.D. 369, 373 (S.D.N.Y. 2000); Ballard v. Equifax Check Services, Inc., 186 F.R.D. 589, 596 (E.D. Cal. 1999); Buford v. H & R Block, Inc., 168 F.R.D. 340, 348 (S.D. Ga. 1996); In re Workers' Compensation, 130 F.R.D. 99, 103 (Minn. 1990). Vgl hierzu auch MCLAUGHLIN, On 27
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nicht erfüllt sein, bedeutet dies nicht unbedingt das Ende der Klage. Es besteht die Möglichkeit, die Klageschrift zu ändern und die Klage als normale Individualklage aufrechtzuerhalten, sofern die übrigen Zulässigkeitsvoraussetzungen erfüllt sind (decertification).29 Zudem steht es im Ermessen des Gerichts, die Definition der Gruppe abzuändern, Untergruppen (subclasses) zu bilden30 oder die class action auf bestimmte Punkte zu beschränken (issue class action).31 Das Verfahren nach Rule 23 FRCP bietet nicht nur die Möglichkeit, im Namen einer Gruppe zu klagen, sondern auch die Durchführung eines Gruppenverfahrens auf Beklagtenseite. Die defendant class action soll allerdings in dieser Arbeit gänzlich außer Betracht bleiben.32 I. Ungeschriebene Voraussetzungen Während in einigen frühen Entscheidungen zu Rule 23 FRCP verschiedene Gerichte neben der Erfüllung der Voraussetzungen der bundesrechtlichen Vorschrift noch weitere Tatbestandsvoraussetzungen wie die summarische Prüfung der Erfolgsaussichten als notwendig erachtet haben, 33 lehnt die überwiegende Mehrheit der Gerichte dieses Erfordernis ab. 34 Im Sinne eines möglichst schonenden Umgangs mit begrenzten gerichtlichen Ressourcen ist die Anknüpfung an eine summarische Prüfung ein verständlicher Ansatzpunkt, stellt doch gerade die class action in Bezug auf Umfang und Bindung gerichtlicher Kapazitäten eine enorme Heraus-
Class Actions, Bd. 1, § 1:2; WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7A, § 1759 jeweils m.w.N. 29 Rule 23(d)(1)(D) FRCP. In diesem Sinne Int'l Woodworkers of America, AFL-CIO, CLC v. Georgia-Pacific Corp., 568 F.2d 64, 66 (8th Cir. 1977); Foster v. Mobile County Hospital Bd., 398 F.2d 227, 228 (5th Cir. 1968); E ICHHOLTZ, Class Action, S. 82; WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7A, § 1759. 30 Rule 23(c)(5) FRCP. 31 Rule 23(c)(4) FRCP. 32 Für einen genaueren Überblick vgl. NEWBERG/CONTE/RUBENSTEIN, On Class Actions, Bd. 2, § 4:46 ff.; FED. PROC. L. ED., § 12:6. 33 Milberg v. Western Pac. R. Co., 51 F.R.D. 280, 282 (S.D.N.Y. 1970); Dolgow v. Anderson, 43 F.R.D. 472, 481 (E.D.N.Y. 1968); NEWBERG/CONTE/RUBENSTEIN, On Class Actions, Bd. 1, § 3:29; WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7A, § 1759 m.w.N. 34 Eisen v. Carlisle & Jacquelin, 391 F.2d 555, 177 (2nd Cir. 1968); Penn v. San Juan Hospital, Inc., 528 F.2d 1181, 1189 (10th Cir. 1975); Weathers v. Peters Realty Corp., 499 F.2d 1197, 1201 (6th Cir. 1974); Koos v. First Nat. Bank of Peoria, 496 F.2d 1162, 1165 (7th Cir. 1974); Wilcox v. Commerce Bank of Kansas City, 474 F.2d 336, 345 (10th Cir. 1973); Yaffe v. Powers, 454 F.2d 1362, 1366 (1st Cir. 1972); Fickinger v. C.I. Planning Corp., 103 F.R.D. 529, 531 (E.D. Pa. 1984). Ausführlich diesbezüglich NEWBERG/CONTE/RUBENSTEIN, On Class Actions, Bd. 1, § 3:29; WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7A, § 1759.
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forderung dar.35 Zudem zielt ja auch das Institut der class action selbst auf einen Effizienzgewinn ab. Allerdings finden sich für derartige Einschränkungen keinerlei Hinweise im Text von Rule 23 FRCP.36 Mit Rule 12(b)(6) FRCP und der Möglichkeit eines summarischen Prüfungsverfahrens (summary judgment) nach Rule 56 FRCP existieren zudem ausdrückliche Regelungen eines solchen Erfordernisses, was zusätzlich gegen die Erforderlichkeit einer summarischen Prüfung der Erfolgsaussichten spricht.
1. Bestehen einer Class Die Existenz einer Gruppe von Klägern ist logische Grundvoraussetzung der class action.37 Aus der Definition der Gruppe ergibt sich nicht nur der im Rahmen eines Verfahrens nach Rule 23(b)(3) FRCP zu benachrichtigende Personenkreis,38 sondern auch der Kreis der durch die spätere Entscheidung gebundenen Personen.39 Aufgrund der Vielzahl komplexer Situationen sieht weder Rule 23 FRCP eine genaue Definition des Begriffs der class vor, noch haben die Gerichte den Versuch einer solchen Definition unternommen.40 Einige Gerichte haben deswegen aus der Erfüllung der in Rule 23(a) FRCP genannten Voraussetzungen implizit auf die Existenz einer Gruppe geschlossen und sich so eine Auseinandersetzung mit dieser Frage erspart.41 Jedenfalls lässt sich aber festhalten, dass eine Gruppe im Sinne von Rule 23(a) FRCP dann existiert, wenn sich deren Mitglieder anhand von objektiven Kriterien ermitteln lassen. 42 Dabei ist es weder erforderlich,
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WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7A, § 1759. So auch WRIGHT, a.a.O. 37 In re A.H. Robins Co., Inc., 880 F.2d 709, 728 (4th Cir. 1989); Roman v. ESB, Inc., 550 F.2d 1343, 1348 (4th Cir. 1976); Colorado Cross-Disability Coalition v. Taco Bell Corp., 184 F.R.D. 354, 356 (Colo. 1999); Caroline C. by and through Carter v. Johnson, 174 F.R.D. 452, 459 (Neb. 1996); Buford v. H & R Block, Inc., 168 F.R.D. 340, 346 (S.D. Ga. 1996); United Broth. of Carpenters and Joiners of America, Local 899 v. Phoenix Associates, Inc., 152 F.R.D. 518, 521 (S.D.W. Va. 1994); White v. National Football League, 822 F.Supp. 1389, 1402 (Minn. 1993); FRIEDENTHAL/K ANE/MILLER , Civ. Proc., § 16.2, S. 763; WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7A, § 1760. 38 Die Benachrichtigung der abwesenden Gruppenmitglieder richtet sich in diesem Fall nach Rule 23(c)(2)(B) FRCP. Näher zur notice Kapitel 1 § 2 C, S. 49 ff. 39 MCL 4th, § 21.222. 40 WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7A, § 1760. 41 WRIGHT, a.a.O. 42 Georgia Ass'n of Retarded Citizens v. McDaniel, 716 F.2d 1565, 1571, Fn. 3 (11th Cir. 1983); Alliance to End Repression v. Rochford, 565 F.2d 975, 977 ff. (7th Cir. 1977); Berman v. Narragansett Racing Ass'n, 414 F.2d 311, 317 (1st Cir. 1969); MCL 4th, § 21.222. 36
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dass zu Prozessbeginn alle Gruppenmitglieder bekannt sind,43 noch ist es schädlich, wenn eine gewisse Fluktuation hinsichtlich der Mitgliedschaft im Laufe des Zertifizierungsprozesses besteht. 44 2. Klagebefugnis (Standing) Das prozessuale Erfordernis des standing soll eine hinreichend enge Verbindung des Klägers mit dem geltend gemachten Anspruch und damit eine engagierte Prozessführung sicherstellen. 45 Zweck dieser verfassungsrechtlich gebotenen Einschränkung46 ist die Vermeidung der Entscheidung abstrakter Rechtsfragen und die Sicherstellung einer hinreichend intensiven Prozessführung durch den Kläger.47 Um unter der mit dem deutschen Begriff der Klagebefugnis verwandten Doktrin48 eine hinreichend enge Verbindung des Klägers etablieren zu können, muss der Kläger geltend machen, eine individuelle, konkrete und unmittelbare Rechtsverletzung (injury) erlitten zu haben, die dem Beklagten zuzurechnen ist (traceability). Das klägerische Begehren muss außerdem darauf gerichtet und geeignet sein, der Rechtsverletzung Abhilfe zu verschaffen (redressability).49
43 Doe v. Charleston Area Medical Center, Inc., 529 F.2d 638, 645 (4th Cir. 1975); Yaffe v. Powers, 454 F.2d 1362, 1365 (1st Cir. 1972); Carpenter v. Davis, 424 F.2d 257, 260 (5th Cir. 1970). 44 Probe v. State Teachers' Retirement System, 780 F.2d 776, 780 (9th Cir. 1986); Mayburg v. Heckler, 574 F.Supp. 922, 928 (Mass. 1983); Johnson v. Brelje, 482 F.Supp. 121, 123 (N.D. Ill. 1979); Glover v. Johnson, 85 F.R.D. 1, 3 (E.D. Mich. 1977); Baird v. Lynch, 390 F.Supp. 740, 746 f. (W.D. Wis. 1974); WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7A, § 1760. 45 FRIEDENTHAL/K ANE /M ILLER , Civ. Proc., § 6.3, S. 347 ff.; WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7AA, § 1785.1. 46 „U.S. CONST. art. III, § 2, cl. 1 The judicial Power shall extend to all Cases, in Law and Equity, arising under this Constitution, the Laws of the United States, and Treaties made, or which shall be made, under their Authority; to all Cases affecting Ambassadors, other public Ministers and Consuls; to all Cases of admiralty and maritime Jurisdiction; to Controversies to which the United States shall be a Party; to Controversies between two or more States; between a State and Citizens of another State; between Citizens of different States; between Citizens of the same State claiming Lands under Grants of different States, and between a State, or the Citizens thereof, and foreign States, Citizens or Subjects.” 47 EICHHOLTZ, Class Action, S. 112. 48 Ebenso BEUCHLER, Class Actions, S. 112; E ICHHOLTZ, Class Action, S. 111; GREINER , Class Action und ordre public, S. 74; SCHLURMANN, Class Action, S. 100; SPINDLER , Ausländische Prozessvergleiche, S. 99. 49 Lujan v. Defenders of Wildlife, 504 U.S. 555, 560 f. (19792); Valley Forge Christian College v. Americans United for Separation of Church and State, Inc., 454 U.S. 464, 472 (1982); EICHHOLTZ, Class Action, S. 112; NEWBERG/CONTE/RUBENSTEIN, On Class Actions, Bd. 1, § 2:7.
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Gelingt es dem Kläger darzutun, dass die Möglichkeit eines zukünftigen Schadenseintritts besteht, so kann das Gericht auch in diesem Fall das standing als erfüllt ansehen.50
Die Prozessvoraussetzung ist in erster Linie ein auf bundesgerichtlicher Ebene entwickeltes Institut, wird aber mittlerweile ebenfalls von den einzelstaatlichen Gerichten (state court) angewandt.51 Dabei ist das standing keine Besonderheit der class action, sondern für den Kläger bei jeglicher Art von Klage erforderlich.52 Daher ändert auch die Erhebung einer class action nichts an der notwendigen Erfüllung des standing-Erfordernisses auf Seiten der named plaintiffs.53 Es bestehen zahlreiche Überschneidungen zwischen der Voraussetzung des standing und Rule 23 FRCP. So fällt vor allem zum gleichfalls ungeschriebenen Erfordernis der Gruppenmitgliedschaft eine Abgrenzung schwer:54 Verschiedene Gerichte haben aus der fehlenden Gruppenmitgliedschaft des Repräsentanten auch auf seine Unfähigkeit, eine hinreichend angemessene Vertretung der abwesenden Gruppenmitglieder zu gewährleisten, geschlossen. 55 Daher wird diese als ungeschriebene Voraussetzung für die Erhebung einer class action angesehen. 56
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NEWBERG/CONTE/RUBENSTEIN, On Class Actions, Bd. 1, § 2:7. FRIEDENTHAL/K ANE/M ILLER, Civ. Proc., § 6.3, S. 347. 52 O'Shea v. Littleton, 414 U.S. 488, 494 (1974); Sierra Club v. Morton, 405 U.S. 727, 732 (1972); NEWBERG/CONTE /RUBENSTEIN, On Class Actions, Bd. 1, § 2:5. 53 Simon v. Eastern Kentucky Welfare Rights Organization, 426 U.S. 26, 40, Fn. 20 (1976); Warth v. Seldin, 422 U.S. 490, 502 (1975); O'Shea v. Littleton, 414 U.S. 488, 494 (1974); Bailey v. Patterson, 369 U.S. 31, 32 f. (1962). Ausführlich hierzu NEWBERG/ CONTE/RUBENSTEIN, On Class Actions, Bd. 1, § 2:5; WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7AA, § 1785.1. 54 NEWBERG/CONTE/RUBENSTEIN, On Class Actions, Bd. 1, § 2:1. 55 East Texas Motor Freight System Inc. v. Rodriguez, 431 U.S. 395, 403 f. (1977); Machella v. Cardenas, 653 F.2d 923, 927 (2nd Cir. 1981); Walker v. Jim Dandy Co., 638 F.2d 1330, 1335 (5th Cir. 1981); Alexander v. Yale University, 631 F.2d 178, 185 (2nd Cir. 1980); Armour v. City of Anniston, 597 F.2d 46, 48 f. (5th Cir. 1979); Camper v. Calumet Petrochemicals, Inc., 584 F.2d 70, 71 f (5th Cir. 1978); Tuft v. McDonnell Douglas Corp., 581 F.2d 1304, 1307 f. (8th Cir. 1978); Denny v. Barber, 576 F.2d 465, 568 f. (2nd Cir. 1978); WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7AA, § 1785.1. 56 Bailey v. Patterson, 369 U.S. 31, 32 f. (1962); Johnson v. American Credit Co. of Georgia, 581 F.2d 526, 532 (5th Cir. 1978); Kelley v. Galveston Autoplex, 196 F.R.D. 471, 474 (S.D. Tex. 2000); Buford v. H & R Block, Inc., 168 F.R.D. 340, 347 f. (S.D. Ga. 1996); McGlothlin v. Connors, 142 F.R.D. 626, 632 (W.D. Va. 1992); Feinstein v. Firestone Tire and Rubber Co., 535 F.Supp. 595, 600 (S.D.N.Y. 1982); Huebner v. Ochberg, 87 F.R.D. 449, 457 (E.D. Mich. 1980); Edmondson v. Simon, 86 F.R.D. 375, 379 (N.D. Ill. 1980); Wofford v. Safeway Stores, Inc., 78 F.R.D. 460, 476 (N.D. Cal. 1978); Beazley v. Armour, 420 F.Supp. 503, 509 (M.D. Tenn. 1976); WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7A, § 1761. 51
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Kapitel 1: Die Class Action als Ausgangspunkt
Sind alle Voraussetzungen von Rule 23 FRCP erfüllt, bestehen allerdings i.d.R. hinsichtlich des standing keine weiteren Bedenken mehr. 57 Aus diesem Grund unterbleibt manchmal eine genaue Unterscheidung. II. Rule 23(a)(1) FRCP, Impracticability Die Erfüllung von Rule 23(a)(1) FRCP richtet sich in erster Linie nach der Frage, ob eine Verbindung von Klagen im zu beurteilenden Fall nicht möglich oder nicht praktikabel erscheint. Damit sollen solche class actions vermieden werden, die eine Einschränkung der due process-Rechte der abwesenden Gruppenmitglieder nicht durch hinreichende Effizienzgewinne rechtfertigen.58 Da die Belastung der Gerichte durch ein class action-Verfahren im Vergleich zum Individualprozess ungleich höher ist, sollen zudem die gesetzgeberischen Intentionen nicht durch eine voreilige Zulassung der Gruppenklage konterkariert werden. Daher ist eine hinreichende Abwägung zwischen dem Nutzen und dem Aufwand des Verfahrens angezeigt.59 Eine numerische absolute Antwort auf die Frage nach der impracticability60 verbietet sich somit.61 Präzise Zahlenangaben lassen sich der Rechtsprechung kaum entnehmen, denn die erforderliche Größe der Gruppe variiert innerhalb der Rechtsprechung sehr stark. Während manche Gerichte Klassen mit dreißig, 62 vierzig, 63 fünfzig 64 oder einhundert Mitgliedern zulassen, wurden andererseits Gruppen mit dreihundertdreißig Mitgliedern abgelehnt. 65
Es genügt daher vielmehr, wenn es den Repräsentanten zu zeigen gelingt, dass eine Klageverbindung nur unter sehr schwierigen Bedingungen möglich wäre. Unmöglichkeit im tatsächlichen oder rechtlichen Sinn ist aber nicht erforderlich. 66 Maßgeblich ist folglich eine Einzelfallabwägung. 67 57 Irving Trust Co v. Nationwide Leisure Corp., 95 F.R.D. 51, 58, Fn. 6 (S.D.N.Y. 1982); WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7A, § 1785.1. 58 Rippey v. Denver U. S. Nat. Bank, 260 F.Supp. 704, 712 (Colo. 1966); FRIEDENTHAL/K ANE /M ILLER , Civ. Proc., § 16.2, S. 764. 59 MCL 4th, § 21. 60 Ebenso wird der Begriff der numerosity für Rule 23(a)(1) FRCP verwendet. Dieser ist aber insofern irreführend als ein ausschließliches Abstellen auf die Anzahl der Individualansprüche verfehlt wäre. 61 General Tel. Co. of the Northwest, Inc. v. Equal Employment Opportunity Commission, 446 U.S. 318, 330 (1980). 62 Hill v. Butterworth, 170 F.R.D. 509, 513 (N.D. Fla. 1997). 63 Stewart v. Abraham, 275 F.3d 220, 226 f. (3rd Cir. 2001). 64 Jack v. American Linen Supply Co., 498 F.2d 122, 124 (5th Cir. 1974). 65 Minersville Coal Co. v. Anthracite Export Ass'n, 55 F.R.D. 426, 428 (M.D. Pa. 1971). 66 In re Oxford Health Plans, Inc., 191 F.R.D. 369, 374 (S.D.N.Y. 2000); Schwartz v. Dana Corp./Parish Div., 196 F.R.D. 275, 279 (E.D. Pa. 2000); Primavera Familienstiftung v. Askin, 178 F.R.D. 405, 409 (S.D.N.Y. 1998); Roman v. Korson, 152
§ 1 Voraussetzungen der Class Action
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Neben dem zweifelsohne maßgebenden Aspekt der Anzahl potentieller Individualklagen müssen Gesichtspunkte wie die Art und Komplexität des zugrundeliegenden Falles, 68 die Größe der individuellen Ansprüche, 69 die geographische Verteilung der Gruppenmitglieder70 oder die Fluktuation innerhalb der Gruppe berücksichtigt werden.71 Zwar müssen die Kläger nicht die genaue Zahl der individuellen Ansprüche angeben,72 bloße Spekulationen genügen allerdings ebenso wenig.73 III. Rule 23(a)(2) FRCP, Commonality Eine class action kann nur dann zugelassen werden, wenn die Existenz kongruenter Tat- oder Rechtsfragen zwischen den Individualansprüchen nachgewiesen ist. Das ist der Fall, wenn sich aus der Klärung der Fragen nicht nur Rückschlüsse für die Repräsentanten ergeben, sondern das Ergebnis Bedeutung für alle oder doch einen erheblichen Teil der Gruppenmitglieder hätte.74 Zudem muss die Frage Relevanz für die Entscheidung F.R.D. 101, 105 (W.D. Mich. 1993); MCLAUGHLIN, On Class Actions, Bd. 1, § 4:5 m.w.N. 67 General Tel. Co. of the Northwest, Inc. v. Equal Employment Opportunity Commission, 446 U.S. 318, 330 (1980); In re Workers' Compensation, 130 F.R.D. 99, 104 (Minn. 1990). 68 Patrykus v. Gomilla, 121 F.R.D. 357, 361 (N.D. Ill. 1988); Armstead v. Pingree, 629 F.Supp. 273, 279 (M.D. Fla. 1986). 69 Dirks v. Clayton Brokerage Co. of St. Louis Inc., 105 F.R.D. 125, 131 (Minn. 1985); In re Home-Stake Production Co. Securities Litigation, 76 F.R.D. 351, 361 (N.D. Okla); WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7A, § 1762. 70 Garcia v. Gloor, 618 F.2d 264, 267 (5th Cir. 1980); Markham v. White, 171 F.R.D. 217, 221 (N.D. Ill. 1997). 71 FRIEDENTHAL/K ANE/M ILLER, Civ. Proc., § 16.2, S. 764. 72 Vergara v. Hampton, 581 F.2d 1281, 1283 (7th Cir. 1978); Alberton v. Commonwealth Land Title Ins. Co., 247 F.R.D. 469, 476 (E.D. Pa. 2008); Murray v. GMAC Mortg. Corp., 483 F.Supp.2d 636, 642 (N.D. Ill. 2007); Smith v. Nike Retail Services, Inc, 234 F.R.D. 648, 659 (N.D. Ill. 2006); Bentley v. Honeywell Intern., Inc., 223 F.R.D. 471, 480 (S.D. Ohio 2004); In re Orthopedic Bone Screw Products Liability Litigation, 202 F.R.D. 154, 160 (E.D. Pa. 2001); In re Oxford Health Plans, Inc., 191 F.R.D. 369, 374 (S.D.N.Y. 2000); WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7A, § 1762. 73 Golden v. City of Columbus, 404 F.3d 950, 965 f. (6th Cir. 2005); Marcial v. Coronet Ins. Co., 880 F.2d 954, 957 (7th Cir. 1989); Valentino v. Howlett, 528 F.2d 975, 978 (7th Cir. 1976); Kempner v. Town of Greenwich, 249 F.R.D. 15, 18 (Conn. 2008); Kuehn v. Cadle Co., Inc., 245 F.R.D. 545, 548 (M.D. Fla. 2007); Liles v. American Corrective Counseling Services, Inc., 231 F.R.D. 565, 571 (S.D. Iowa); Yapp v. Union Pacific Railroad Co., 229 F.R.D. 608, 620 (E.D. Miss. 2005); WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7A, § 1762. 74 General Tel. Co. of the Southwest v. Falcon, 457 U.S. 147, 155 (1982); Forbush v. J.C. Penney Co., Inc., 994 F.2d 1101, 1106 (5th Cir. 1993); MCLAUGHLIN, On Class Actions, Bd. 1, § 4:7.
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Kapitel 1: Die Class Action als Ausgangspunkt
des Rechtsstreits haben.75 Eine gänzliche Übereinstimmung aller Fragen ist indes nicht erforderlich.76 Es ist vielmehr ausreichend, dass bestimmte gemeinsame Fragen existieren. 77 Trotz des eindeutigen Wortlautes von Rule 23(a)(2) FRCP, der im Plural von „questions of law or fact“ spricht, ist es beinahe einhellige Ansicht in der Rechtsprechung, dass das Vorliegen einer einzigen gemeinsamen Streitfrage für die Erfüllung des commonalityKriteriums ausreichend ist.78
Die Voraussetzung der commonality hat durch die Gerichte lediglich eine stiefmütterliche Behandlung erfahren.79 Das mag an der engen Verwandtschaft der Frage mit Rule 23(b) FRCP liegen. Stellt ein Gericht im Falle einer Klage nach Rule 23(b)(1) FRCP fest, dass die Gefahr widersprüchlicher Entscheidungen und unterschiedlicher Verhaltenspflichten für den Beklagten oder der Beeinträchtigung der Ansprüche der übrigen Gruppenmitglieder besteht, so impliziert dies die Existenz gemeinsamer Tat- oder Rechtsfragen.80 Das gilt im Wesentlichen auch für Verfahren nach Rule 23 (b)(2) FRCP. Beruht die Verletzung der Gruppe auf Gründen, die für die ganze Klasse gelten, ergibt sich mit der Etablierung dieser Gründe auch das Bestehen gemeinsamer Tat- oder Rechtsfragen. 81 In Fällen einer Rule 23(b)(3)-class action besteht eine weitgehende inhaltliche Überein75
HOHL, US-amerikanische Sammelklage, S. 23. Dukes v. Wal-Mart, Inc., 509 F.3d 1168, 1177 (9th Cir. 2007); Forbush v. J.C. Penney Co., Inc., 994 F.2d 1101, 1106 (5th Cir. 1993); Cox v. American Cast Iron Pipe Co., 784 F.2d 1146, 1157 (11th Cir. 1986); Johnson v. American Credit Co. of Georgia, 581 F.2d 526, 532 (5th Cir. 1978); Mosley v. General Motors Corp., 497 F.2d 1330, 1334 (8th Cir. 1974); Like v. Carter, 448 F.2d 798, 802 (8th Cir. 1971); In re Workers' Compensation, 130 F.R.D. 99, 104 (Minn. 1990); MCLAUGHLIN, On Class Actions, Bd. 1, § 4:7. 77 Central Wesleyan College v. W.R. Grace & Co., 143 F.R.D. 628, 636 (S.C. 1992); HOPPE, Einbeziehung, S. 58. 78 Sprague v. General Motors Corp., 133 F.3d 388, 397 (6th Cir. 1998); In re American Medical Systems, Inc., 75 F.3d 1069, 1080 (6th Cir. 1996); Baby Neal for and by Kanter v. Casey, 43 F.3d 48, 56 (3rd Cir. 1994); In re Orthopedic Bone Screw Products Liability Litigation, 202 F.R.D. 154, 160 (E.D. Pa. 2001); Savino v. Computer Credit, Inc., 173 F.R.D. 346, 352 (E.D.N.Y. 1997); Buford v. H & R Block, Inc., 168 F.R.D. 340, 348 (S.D. Ga. 1996). Von mindestens zwei gemeinsamen Fragen ausgehend Applewhite v. Reichhold Chemicals, Inc., 67 F.3d 571, 573 (5th Cir. 1995); Larry James Oldsmobile-Pontiac-GMC Truck Co., Inc. v. General Motors Corp., 164 F.R.D. 428, 434 (N.D. Miss. 1996); B EUCHLER, Class Actions, S. 87; NEWBERG/CONTE/RUBENSTEIN, On Class Actions, Bd. 1, § 3:10; SCHNEIDER, Class Actions, S. 22. 79 Lightbourn v. County of El Paso, Tex., 118 F.3d 421, 426 (5th Cir. 1997); Baby Neal for and by Kanter v. Casey, 43 F.3d 48, 56 (3rd Cir. 1994). 80 WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7A, § 1763. 81 Sollenbarger v. Mountain States Tel. & Tel. Co., 121 F.R.D. 417, 423 (N.M. 1988); Wofford v. Safeway Stores, Inc., 78 F.R.D. 460, 477 (N.D. Cal. 1978); WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7A, § 1763. 76
§ 1 Voraussetzungen der Class Action
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stimmung zwischen „commonality“ und dem im Rahmen der damages class action bestehenden Erfordernis der „predominance“ der durch den named plaintiff erhobenen Ansprüche. Der predominance-Test setzt nämlich gerade die Existenz gemeinsamer Rechts- oder Tatfragen voraus, weswegen viele Gerichte eine separate Beantwortung beider Voraussetzungen als Zeitverschwendung ansehen. 82 Interferenzen sind bei den einzelnen Voraussetzungen der class action keine Besonderheit, da jede der einzelnen Tatbestandsvoraussetzungen Abwägungskriterium für die übergeordnete Frage ist, in welchen Fällen eine class action als sinnvoller Rechtsbehelf in Betracht kommen soll.83 Die Gerichte verlangen zunehmend eine striktere Untersuchung der commonality. Nur solche gemeinsamen Fragen, die eine erhebliche Erleichterung des Rechtsstreits für die ganze Klasse bedeuten, sollen nach dieser Ansicht das Kriterium der commonality erfüllen. 84 Grund für diese einschränkende Auslegung des commonality-Kriteriums ist die Gefahr, dass mit zunehmender Aufweichung der Anforderungen an die commonality auch die inhaltliche Übereinstimmung der Ansprüche abnimmt und damit eine hinreichend effektive Rechtsverfolgung aufgrund spezieller Einzelfragen gestört wird. 85 Ausdrückliches Ziel der Voraussetzungen von Rule 23(a) FRCP ist aber die Beschränkung der class action auf solche Fälle, in denen eine Aggregation der Ansprüche sinnvoll ist und die Effizienz der Rechtsprechung verbessert, 86 was bei zu großer Divergenz der einzelnen Ansprüche aber gerade nicht der Fall ist. Zeit, die bei der Zertifizierung aufgrund allzu großzügiger Bejahung der Voraussetzungen eingespart würde, könnte insbesondere im Anschluss durch die höhere Notwendigkeit zur Bildung von Untergruppen wieder verschenkt werden. Dies wäre aber keinesfalls im Sinne einer ökonomischen Prozessführung.
IV. Rule 23(a)(3) FRCP, Typicality Damit der Kläger als Repräsentant der gesamten Gruppe auftreten kann, müssen seine eigenen Ansprüche typisch für die der gesamte Gruppe sein (typicality), Rule 23(a)(3) FRCP. Es muss eine ausreichend enge Beziehung zwischen dem Schaden des named plaintiff und dem die Gruppe betreffenden Verhalten des Beklagten bestehen. 87 Was genau Rule 23(a)(3)
82
Amchem Prods. Inc. v. Windsor, 521 U.S. 591, 609 (1997); Lienhart v. Dryvit Systems, Inc., 255 F.3d 138, 147, Fn. 4 (4th Cir. 2001); Mehl v. Canadian Pacific Railway Ltd., 227 F.R.D. 505, 511 (N.D. 2005); Emig v. American Tobacco Co., Inc., 184 F.R.D. 379, 385 (Kan. 1998). 83 Amchem Prods. Inc. v. Windsor, 521 U.S. 591, 626, Fn. 20 (1997); General Tel. Co. of the Southwest v. Falcon, 457 U.S. 147, 157, Fn 13 (1982). Vgl. für weitere Nachweise MCLAUGHLIN, On Class Actions, Bd. 1, § 4:1. 84 MCLAUGHLIN, a.a.O., Bd. 1, § 4:7. 85 Sprague v. General Motors Corp., 133 F.3d 388, 397 (6th Cir. 1998). 86 Sprague v. General Motors Corp., 133 F.3d 388, 397 (6th Cir. 1998). 87 NEWBERG/CONTE/RUBENSTEIN, On Class Actions, Bd. 1, § 3:16.
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Kapitel 1: Die Class Action als Ausgangspunkt
FRCP für die Erfüllung der Typizität verlangt, bleibt dunkel.88 Aus diesem Grund haben einige frühe Entscheidungen das Problem schlichtweg ignoriert oder ihm nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Eine Bejahung des Tatbestandsmerkmals ohne hinreichende Prüfung wird aber nicht ansatzweise der überragenden Bedeutung dieser Bedingung gerecht. 89 Die Typizität der Ansprüche sorgt nämlich letztendlich maßgeblich für einen Gleichlauf der Interessen und betrifft damit einen Kernaspekt des Gruppenverfahrens. Da eine hinreichende individuelle Überwachung durch die abwesenden Gruppenmitglieder nur sehr unzureichend erfolgen kann, sorgt die Typizität der Ansprüche vor allem für den Schutz der abwesenden Gruppenmitglieder und eine hinreichende Wahrung ihrer Interessen durch die Repräsentanten. 90 Daher wurde in Fällen, in denen eine Analyse nur oberflächlich erfolgte, richtigerweise energisch widersprochen.91 Inhaltlich scheint Einigkeit darüber zu herrschen, dass typicality jedenfalls nicht absolute Identität der Ansprüche erfordert. 92 Der Anspruch eines Repräsentanten ist dann typisch für die ganze Gruppe, wenn er auf demselben Ereignis oder Verhalten beruht, das auch anspruchsbegründend für die übrigen Gruppenmitglieder wirkt, und alle Ansprüche auf der gleichen rechtlichen Grundlage beruhen 93 sowie das gleiche Rechtsschutzziel begehrt wird. 94 Die unterschiedliche Höhe von Schadensersatzansprüchen vermag die Typizität einer class action nicht zu zerstören, sofern nur der Anspruchsgrund der typicality unterliegt. 95 Eine gewisse Kongruenz zwischen Rule 23(a)(2) FRCP und Rule 23(a)(3) FRCP sowie Rule 23(a)(4) 88
Martens v. Smith Barney, Inc., 181 F.R.D. 243, 259 (S.D.N.Y. 1998); Wajda v. Penn Mut. Life Ins. Co., 80 F.R.D. 303, 307 (E.D. Pa. 1978); Inmates of Lycoming County Prison v. Strode, 79 F.R.D. 228, 233 (M.D. Pa. 1978); Parker v. Bell Helicopter Co., 78 F.R.D. 507, 511 (N.D. Tex. 1978); FRIEDENTHAL/K ANE/M ILLER , Civ. Proc., § 16.2, S. 765; WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7A, § 1764. 89 WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7A, § 1764 m.w.N. 90 MCLAUGHLIN, On Class Actions, Bd. 1 § 4:16. 91 Belles v. Schweiker, 720 F.2d 509, 515 (8th Cir. 1983); Paxton v. Union Nat. Bank, 688 F.2d 552, 562 (8th Cir. 1982). 92 Wang v. Chinese Daily News, Inc., 231 F.R.D. 602, 608 (C.D. Cal. 2005); Markham v. White, 171 F.R.D. 217, 223 (N.D. Ill. 1997); Twyman v. Rockville Housing Authority, 99 F.R.D. 314, 321 (Md. 1983); Dura-Bilt Corp. v. Chase Manhattan Corp., 89 F.R.D. 87, 99, Fn. 12 (S.D.N.Y. 1981). 93 Penn v. San Juan Hospital, Inc., 528 F.2d 1181, 1189 (10th Cir. 1975); N EWBERG/ CONTE/RUBENSTEIN, On Class Actions, Bd. 1, § 3:13. 94 Karvaly v. eBay, Inc., 245 F.R.D. 71, 82 (E.D.N.Y. 2007). 95 Olden v. LaFarge Corp., 383 F.3d 495, 508 f. (6th Cir. 2004); Klay v. Humana, Inc., 382 F.3d 1241, 1259 f. (11th Cir. 2004); Gunnells v. Healthplan Services, Inc., 348 F.3d 417, 429 (4th Cir. 2003); Bell Atlantic Corp. v. AT&T Corp., 339 F.3d 294, 306 (5th Cir. 2003); Smilow v. Southwestern Bell Mobile Systems, Inc., 323 F.3d 32, 40 (1st Cir. 2003); In re Visa Check/MasterMoney Antitrust Litigation, 280 F.3d 124, 139 (2nd Cir. 2001); MCLAUGHLIN, On Class Actions, Bd. 1, § 4:19.
§ 1 Voraussetzungen der Class Action
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FRCP ist unbestreitbar. 96 Während sich impracticability und commonality auf die Besonderheiten der Gruppe konzentrieren, sind die Voraussetzungen der typicality und adequacy of representation strikt auf die Repräsentanten bezogen und damit personenorientiert.97 Oftmals zieht die Erfüllung des typicality-Kriteriums auch die Erfüllung der Voraussetzungen der commonality nach sich. Demgegenüber wird die Erfüllung der commonality zwar oft auch das Bestehen typischer Ansprüche des named plaintiff indizieren, dies muss aber nicht notwendigerweise so sein.98
Die nötige Kongruenz zwischen den Ansprüchen des Repräsentanten und den Ansprüchen der Gruppe soll die hinreichend entschlossene Verfolgung der Ansprüche der Gruppe gewährleisten. Problematisch waren in der Vergangenheit Ansprüche von Verbrauchern wegen betrü gerischen Verhaltens. Denn auch wenn das Verhalten der Beklagten bzw. deren Angestellter auf Einheitlichkeit ausgerichtet ist, wird sich nur selten eine gänzliche Duplizität der Ereignisse ergeben.99
V. Rule 23(a)(4) FRCP, Fair and Adequate Representation Letzte und wichtigste Voraussetzung ist die faire und angemessene Vertretung der abwesenden Gruppenmitglieder nach Rule 23(a)(4) FRCP (adequacy of representation). Wie der Vorschrift unschwer zu entnehmen ist, bezweckt sie den Schutz der abwesenden Gruppenmitglieder. Die angemessene Vertretung ist Ausfluss des Gebots eines fairen Verfahrens. Dieses wiederum ergibt sich aus dem allgemeinen Rechtsstaatsprinzip (due process).100 Dem Erfordernis einer adäquaten Stellvertretung wohnt damit auch eine verfassungsrechtliche Dimension inne.101 Das Gebot der fairen und angemessenen Vertretung stellt zusammen mit dem Erfordernis der Benachrichtigung der abwesenden Gruppenmitglieder102 das Surrogat des rechtlichen Gehörs dar und ermöglicht dadurch erst die gerichtliche Behandlung der Ansprüche von Personen, die nicht selbst vor Gericht erschienen sind. Wird die Angemessenheit der Vertretung dagegen nicht ausreichend gewahrt, verliert die class action ihre Rechtskrafterstreckung auf die abwesenden Gruppenmitglieder und somit ihre effizienzökonomischen
96 MCLAUGHLIN, On Class Actions, Bd. 1, § 4:16; N EWBERG/CONTE/RUBENSTEIN, On Class Actions, Bd. 1, § 3:16. 97 NEWBERG/CONTE/RUBENSTEIN, a.a.O., Bd. 1, § 3:13. 98 NEWBERG/CONTE/RUBENSTEIN, a.a.O. 99 MCLAUGHLIN, On Class Actions, Bd. 1, § 4:20; N EWBERG/CONTE/RUBENSTEIN, On Class Actions, Bd. 1, § 3:33. 100 Siehe oben S. 11. 101 FRIEDENTHAL/K ANE /M ILLER, Civ. Proc., § 16.2, S. 765. 102 Vgl. auch Kapitel 1 § 2 C, S. 49.
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Kapitel 1: Die Class Action als Ausgangspunkt
Vorteile. 103 Aus diesem Grund kommen gerade dem Gericht besondere Überwachungsaufgaben während des gesamten Verfahrens zu, die für die Stellung eines Richters nach U.S.-amerikanischem Verständnis außerordentlich weitreichend sind. Auch und gerade die Beklagten können ein Interesse an der angemessenen Vertretung der Gruppe haben, da bei unzureichender Vertretung die Gefahr besteht, dass die übrigen Gruppenmitglieder nicht an die Entscheidung gebunden werden.104 Damit sähen sich die Beklagten aber u.U. im Anschluss an das Sammelklageverfahren einer erneuten Inanspruchnahme ausgesetzt. 105
1. Die Eignung des Repräsentanten Ob die Gruppe durch den Repräsentanten ausreichenden und angemessenen Schutz ihrer Interessen zu erwarten hat, ist Tatfrage106 und sollte möglichst frühzeitig beantwortet werden. 107 Zwar liegt die Beweislast für die Erfüllung der angemessenen Vertretung beim Kläger, 108 jedoch hat auch das Gericht eine unabhängige Pflicht, Rechte der abwesenden Gruppenmitglieder zu schützen. 109 Einer ausdrücklichen Autorisierung durch die Gruppenmitglieder bedarf es hingegen nicht.110 Darüber hinaus ist es im Falle mehrerer Repräsentanten ausreichend, wenn nur einer von ihnen die an-
103
Taylor v. Sturgell, 553 U.S. 880, 900 (2008); Hansberry v. Lee, 311 U.S. 32, 44 ff. (1940); In re Bridgestone/Firestone, Inc., Tires Products Liability Litigation, 333 F.3d 763, 768 (7th Cir. 2003); WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7A, § 1765. 104 SUSMAN, 2003 U. Chi. Legal F. (2003), 1, 90; WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7A, § 1765. 105 Phillips Petroleum Co. v. Shutts, 472 U.S. 797, 805 (1985); Kline v. Wolf, 88 F.R.D. 696, 699 (S.D.N.Y. 1981); MCLAUGHLIN, On Class Actions, Bd. 1, § 4:30. 106 McGowan v. Faulkner Concrete Pipe Co., 659 F.2d 554, 559 (5th Cir. 1981); Social Services Union, Local 535, Service Employees Intern. Union, AFL-CIO v. Santa Clara County, 609 F.2d 944, 947 (9th Cir. 1979); Johnson v. Georgia Highway Exp., Inc., 417 F.2d 1122, 1124 (5th Cir. 1969); Apanewicz v. General Motors Corp., 80 F.R.D. 672, 677 f. (E.D. Pa. 1978); W RIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7A, § 1765. 107 Rule 23(c)(1)(A) FRCP. 108 Berger v. Compaq Computer Corp., 257 F.3d 475, 479 (5th Cir. 2001); Susman v. Lincoln American Corp., 561 F.2d 86, 90 (7th Cir. 1977); Garrish v. United Auto., Aerospace, and Agricultural Implement Workers of America, 149 F.Supp.2d 326, 333 (E.D. Mich. 2001); WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7A, § 1765. Einige unterinstanzliche Gerichte sahen die Beweislast für das Nichtvorliegen der Voraussetzungen von Rule 23(a)(4) FRCP hingegen beim Beklagten, Fickinger v. C.I. Planning Corp., 103 F.R.D. 529, 533 (E.D. Pa. 1984); Fidelis Corp. v. Litton Industries, Inc., 293 F.Supp. 164, 171 (S.D.N.Y. 1968). 109 Berger v. Compaq Computer Corp., 257 F.3d 475, 482 (5th Cir. 2001). 110 Moss v. Lane Co., 50 F.R.D. 122, 124 (W.D. Va. 1970); FRIEDENTHAL/KANE/ M ILLER, Civ. Proc., § 16.2, S. 766.
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gemessene Vertretung der Gruppe zu gewährleisten vermag. 111 Sollte die zunächst für angemessen erachtete Vertretung sich zu einem späteren Zeitpunkt als nicht mehr gegeben erweisen, so kann das Gericht die notwendigen Schritte einleiten, indem es zusätzliche Repräsentanten ernennt oder Untergruppen bildet.112 Wann ein Repräsentant die Interessen der Gruppe hinreichend vertritt und schützt, lässt sich nur durch eine Abwägung im jeweiligen Einzelfall beantworten. Dabei hat die Rechtsprechung über die Jahre verschiedene Faktoren und Fallgruppen entwickelt. Während früher insbesondere eine ausreichende Anzahl von Repräsentanten die adäquate Stellvertretung sichern sollte, betonte der Supreme Court in Eisen v. Carlisle & Jacquelin,113 dass sich die hinreichende Adäquanz in erster Linie aus der Qualität der Stellvertretung und nicht aus deren Quantität ergibt. 114 Die Pflicht zur hinreichend engagierten Prozessführung115 trifft dabei nicht nur die Repräsentanten selbst, sondern insbesondere auch deren Anwälte. 116 Weiter haben Gerichte verschiedene persönliche Faktoren wie Ehrlichkeit, Pflichtbewusstsein, Glaubwürdigkeit oder die vermeintliche Unfähigkeit zum Teamwork mit anderen Repräsentanten117 in ihre Abwägungen einbezogen. Obwohl die Rolle des Gruppenanwalts im class action-Verfahren von überragender Signifikanz ist, bleibt es dennoch auch für den Repräsentanten unerlässlich, hinreichende Kenntnis und Verständnis der erhobenen Klage nachweisen zu können.118 111 Grasty v. Amalgamated Clothing and Textile Workers Union, AFL-CIO, CLC, 828 F.2d 123, 128 (3rd Cir. 1987); In re Priceline.com Inc., 236 F.R.D. 89, 101 (Conn. 2006). 112 Lyons v. Georgia-Pacific Corp. Salaried Employees Retirement Plan, 221 F.3d 1235, 1253, Fn. 32 (11th Cir. 2000); Grigsby v. North Mississippi Medical Center, Inc., 586 F.2d 457, 462 (5th Cir. 1978). 113 Eisen v. Carlisle & Jacquelin, 391 F.2d 555 (2nd Cir. 1968). 114 Eisen v. Carlisle & Jacquelin, 391 F.2d 555, 563 (2nd Cir. 1968). Weitere Gerichte haben sich dieser Ansicht angeschlossen Green v. Wolf Corp., 406 F.2d 291, 298 (2nd Cir. 1968); Hohmann v. Packard Instrument Co., 399 F.2d 711, 713 f. (7th Cir. 1968); WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7A, § 1766. 115 Mack v. General Motors Acceptance Corp., 169 F.R.D. 671, 675 f. (M.D. Ala. 1996); Grossman v. Waste Management, Inc., 100 F.R.D. 781, 789 (N.D. Ill. 1984); In re South Central States Bakery Products Antitrust Litigation, 86 F.R.D. 407, 417 (M.D. La.); NEWBERG/CONTE/RUBENSTEIN, On Class Actions, Bd. 1, § 3:22. 116 WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7A, § 1766. 117 In In re Ski Train Fire in Kaprun, Austria on November 11, 2000 , 220 F.R.D. 195, 203 (S.D.N.Y. 2004) stellte das Gericht als Begründung für die Ablehnung der Angemes senheit des Repräsentanten auf dessen vehemente Weigerung neben sich noch andere Repräsentanten zu dulden ab. 118 Koenig v. Benson, 117 F.R.D. 330, 337 (S.D.N.Y. 1987); Darvin v. International Harvester Co., 610 F.Supp. 255, 257 (S.D.N.Y. 1985); Sicinski v. Reliance Funding Corp., 82 F.R.D. 730, 734 (S.D.N.Y. 1979); Greenspan v. Brassler, 78 F.R.D. 130, 133 f. (S.D.N.Y. 1978); WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7A, § 1766.
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Kapitel 1: Die Class Action als Ausgangspunkt
Das ist zu verneinen, wenn der Repräsentant weder die Klageschrift noch die dem Fall zugrundeliegenden Fakten oder die geltend gemachten Ansprüche kennt, 119 er sich seiner Pflichten und der Verantwortung gegenüber den abwesenden Gruppenmitgliedern nicht bewusst ist oder er seinen völligen Verlass auf den Gruppenanwalt hinreichend deutlich demonstriert. Ein umfassendes rechtliches Verständnis des Streitgegenstandes ist hingegen nicht notwendig.
Die hohen persönlichen Anforderungen an den Repräsentanten sollen den Schutz der übrigen Gruppenmitglieder gewährleisten und dafür sorgen, dass die Prozessführung auch tatsächlich in den Händen eines betroffenen und engagierten Prozessbeteiligten liegt. Die Repräsentanten sollen gerade nicht nur „Schlüssel“ zum Gerichtssystem für die Anwaltschaft sein.120 Ein unmotivierter Repräsentant leistet aber der Gefahr eines Ausverkaufs der Interessen der Gruppe Vorschub. Es besteht die Gefahr, dass keine energische Verteidigung der gruppeneigenen Interessen gegenüber den oftmals kollidierenden Interessen des Gruppenanwalts (class counsel) erfolgt. Das kann letztlich zu Entscheidungen – insbesondere vorschnellen Vergleichen – führen, die nicht im besten Sinne der gesamten Gruppe sind.121 Die Gefahr mangelnder Motivation besteht oftmals bei sehr geringen streitgegenständlichen Ansprüchen. Daher war auch lange Zeit umstritten, ob die Höhe der Ansprüche für die Eignung als Repräsentant von Bedeutung sein sollte. 122 Die ratio hinter dieser Frage ist simpel. Eine hohe monetäre Involvierung soll eine engagierte Prozessführung sichern. Hat der Repräsentant hingegen schon aus rationalem Desinteresse 123 keinen Anreiz für die Einleitung eines eigenen Verfahrens, wird dementsprechend auch keine engagierte Überwachung des Gruppenanwalts zu erwarten sein. 124 Die Konsequenz einer solchen Betrachtung führte allerdings zu einem Dilemma und einen grundlegenden Widerspruch zur Grundkonzeption der class action darstellen, zählt die Überwindung des rationalen Desinteresses durch die Aggregation zahlreicher Minimalansprüche doch gerade zu den wesentlichen Intentionen des Gesetzgebers bei der Kodifikation der class action. 125 Für die Mehrheit der Gerichte spielt aus diesem Grund die Höhe der individuellen Ansprüche keine entscheidende Rolle bei der Beurteilung der Eignung als Repräsentant der Gruppe.126 Die Höhe der Ansprüche kann aber Berücksichtigung im Rahmen der Abwägung finden. 127
119
Butterworth v. Quick & Reilly, Inc., 171 F.R.D. 319, 323 (M.D. Fla. 1997). Saylor v. Lindsley, 456 F.2d 896, 900 (2nd Cir. 1972). 121 EICHHOLTZ, Class Action, S. 89; NEWBERG/CONTE/RUBENSTEIN, On Class Actions, Bd. 1, § 3:21. 122 Einige Gerichte sahen dies in der Tat als entscheidenden Faktor an Pelelas v. Caterpillar Tractor Co., 113 F.2d 629, 632 (7th Cir. 1940); Pomierski v. W. R. Grace & Co., 282 F.Supp. 385, 392 (N.D. Ill. 1967); City of Chicago v. Allen Bradley Co., 32 F.R.D. 448, 452 (N.D. Ill. 1963). 123 Siehe oben S. 4. 124 WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7A, § 1767. 125 Eisen v. Carlisle & Jacquelin, 391 F.2d 555, 563 (2nd Cir. 1968). 126 In re Bromine Antitrust Litigation, 203 F.R.D. 403, 411 (S.D. Ind. 2001); In re Orthopedic Bone Screw Products Liability Litigation, 202 F.R.D. 154, 161 (E.D. Pa. 120
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Vor dem Hintergrund der zu erwartenden immensen Kosten einer class action ist die Frage nach der Existenz hinreichender monetärer Ressourcen zur Prozessführung von gänzlich unterschiedlicher Natur. Ausreichende finanzielle Mittel sind gerade ein wichtiger Gesichtspunkt für die Frage, ob eine Gruppe angemessene Vertretung finden wird. 128 Fehlen dem Repräsentant diese, ist zu befürchten, dass eine evtl. begründete class action scheitert, weil keine hinreichend vehemente Prozessführung gewährleistet werden kann. 129 Die Virulenz dieses Gesichtspunktes verliert allerdings vor der in den Vereinigten Staaten zulässigen Möglichkeit der Prozessfinanzierung durch die Anwaltschaft an Relevanz, so dass maßgeblich meist nicht auf die finanzielle Situation der Repräsentanten abgestellt werden muss.130
Die Gefahr eines Interessenausverkaufs besteht allerdings nicht nur bei einem unmotivierten Repräsentanten. Generell hat die Suche nach der Existenz antagonistischer Interessen und daraus resultierender Konflikte zwischen den Repräsentanten bzw. dem Gruppenanwalt und den abwesenden Gruppenmitgliedern enorme Relevanz,131 da solche Interessenkonflikte immer auch die Angemessenheit der Stellvertretung gefährden können. 132 Klar ist aber auch, dass nicht jeder potentielle Konflikt als Grundlage für die Verneinung einer adäquaten Stellvertretung herangezogen werden darf. Nur solche Konflikte, die eine erhebliche Bedeutung hinsichtlich des Verfahrens haben, können als Grund für die Ablehnung der Repräsentanten-
2001); In re Oxford Health Plans, Inc., 191 F.R.D. 369, 375 (S.D.N.Y. 2000); Ballard v. Equifax Check Services, Inc., 186 F.R.D. 589, 596 (E.D. Cal. 1999); Ingram v. Joe Conrad Chevrolet, Inc., 90 F.R.D. 129, 132 (Ky. 1981); In re South Central States Bakery Products Antitrust Litigation, 86 F.R.D. 407, 418 (M.D. La.). Dazu auch ausführlich WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7A, § 1767. 127 WRIGHT, a.a.O., Bd. 7A, § 1769. 128 Roper v. Consurve, Inc., 578 F.2d 1106, 1112 (5th Cir. 1978); Jackson v. Rapps, 132 F.R.D. 226, 232 (W.D. Miss. 1990); In re Workers' Compensation, 130 F.R.D. 99, 107 (Minn. 1990); Wilmington Firefighters Local 1590 v. City of Wilmington, 109 F.R.D. 89, 94 (Del. 1985); In re Data Access Systems Securities Litigation, 103 F.R.D. 130, 140 (N.J. 1984); Grossman v. Waste Management, Inc., 100 F.R.D. 781, 789 (N.D. Ill. 1984); Bowen v. General Motors Corp. A C Spark Plug Div., 542 F.Supp. 94, 100 f. (N.D. Ohio); Issen v. GSC Enterprises, Inc., 522 F.Supp. 390, 404 (N.D. Ill. 2981); In re South Central States Bakery Products Antitrust Litigation, 86 F.R.D. 407, 417 (M.D. La.); Apanewicz v. General Motors Corp., 80 F.R.D. 672, 679 ff. (E.D. Pa. 1978); Anderson v. Rizzo, 80 F.R.D. 72, 76 (E.D. Pa. 1978). Zweifelnd Sanderson v. Winner, 507 F.2d 477, 480, Fn. 3 (10th Cir. 1974); NEWBERG/CONTE/RUBENSTEIN, On Class Actions, Bd. 1, § 3:37. 129 Palmer v. BRG of Georgia, Inc., 874 F.2d 1417, 1420 f. (11th Cir. 1989); Shelley v. AmSouth Bank, 2000 WL 1121778, 6 (S.D. Ala. 2000). 130 Borcherding-Dittloff v. Transworld Systems, Inc., 185 F.R.D. 558, 564 (W.D. Wis 1999); Perry v. Household Retail Services, Inc., 180 F.R.D. 423, 430 f. (M.D. Ala. 1998); Mack v. General Motors Acceptance Corp., 169 F.R.D. 671, 675 f. (M.D. Ala. 1996). 131 FRIEDENTHAL/K ANE /M ILLER, Civ. Proc., § 16.2, S. 767. 132 Ortiz v. Fibreboard Corp., 527 U.S. 815, 856 f. (1999); Amchem Prods. Inc. v. Windsor, 521 U.S. 591, 625 f. (1997); MCLAUGHLIN, On Class Actions, Bd. 1, § 4:30.
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Kapitel 1: Die Class Action als Ausgangspunkt
stellung geltend gemacht werden. 133 Dem Gericht kommt dabei die schwere Aufgabe zu, solche Interessenkonflikte zu identifizieren und insbesondere kollusives Verhalten zwischen den Beteiligten zu unterbinden. Die Schwierigkeit, gerade in der Vermeidung von Kollusion, liegt bereits in der Identifizierung eines solchen zu missbilligenden Verhaltens. Die Urheber werden wohl regelmäßig kein Interesse an der Aufdeckung haben.134 Einen Fall inadäquater Stellvertretung hatte der Supreme Court in Hansberry v. Lee135 zu beurteilen. Die Bewohner eines Stadtteils von Chicago hatten eine Unterlassungsklage gegen Hansberry eingereicht, um zu verhindern, dass dieser sein Grundstück in dem betreffenden Stadtteil bezog. Zur Begründung beriefen sich die Kläger auf eine von mehr als fünfhundert Grundstückseigentümern der Gegend unterzeichneten Vereinbarung, wonach kein Grundstück einem Afroamerikaner verkauft, vermietet oder sonst zur Verfügung gestellt werden durfte. Die Vereinbarung stand allerdings unter der aufschiebenden Bedingung der Unterschrift von mindestens 95 Prozent der Grundstückseigentümer. Hansberry, selbst Afroamerikaner, hatte dennoch ein Grundstück in der betreffenden Gegend erworben, woraufhin einige der übrigen Bewohner die Klage eingereicht hatten. Während Hansberry sich darauf berief, dass in Wahrheit die erforderlichen Unterschriften nicht zustande gekommen waren, weswegen die Vereinbarung keine Wirksamkeit entfalte, argumentierten die Kläger, dass die Wirksamkeit bereits aufgrund eines früheren state class action Urteils 136 rechtskräftig auch mit Wirkung gegenüber Hansberry festgestellt worden sei. Das erstinstanzliche Staatengericht befand, dass lediglich 54 Prozent der Grundstückseigentümer unterschrieben hatten. Zudem sah es das Gericht als erwiesen an, dass sich die Grundstückseigentümer das frühere Urteil lediglich aufgrund eines Prozessbetruges erschlichen hatten, indem sie fälschlicherweise behauptet hatten, dass eine Unterschriftenquote von 95 Prozent vorgelegen hätte. Dennoch sah sich das erstinstanzliche Staatengericht im Hinblick auf die Rechtskraftwirkung der class action an das Urteil des früheren Verfahrens gebunden. Der Supreme Court of Illinois bestätigte das Ur teil. Der Supreme Court of the United States hingegen befand, dass Hansberry nicht an das class action-Urteil gebunden war. Er sei im Erstverfahren nicht hinreichend adäquat vertreten gewesen. Die Kollusion zwischen Klägern und Beklagten im Hinblick auf die Erfüllung des erforderlichen Prozentsatzes zeige deutlich, dass von einer angemessenen Vertretung aller abwesenden Gruppenmitglieder – insbesondere afroamerikanischer – nicht ausgegangen werden könne.
2. Die Eignung des Gruppenanwalts Dem Repräsentanten gilt mitnichten das alleinige Augenmerk bei der Beurteilung der Angemessenheit der Stellvertretung. Aufgrund seiner verfahrensrechtlich exponierten Stellung spielt vor allem der class counsel eine 133 Social Services Union, Local 535, Service Employees Intern. Union, AFL-CIO v. Santa Clara County, 609 F.2d 944 (9th Cir. 1979); Berman v. Narragansett Racing Ass'n, 414 F.2d 311, 317 (1st Cir. 1969); Hirschfeld v. Stone, 193 F.R.D. 175, 183 (S.D.N.Y. 2000); MCLAUGHLIN, On Class Actions, Bd. 1, § 4:30. 134 Mit weiteren Nachweisen S PINDLER , Ausländische Prozessvergleiche, S. 102. 135 Hansberry v. Lee, 311 U.S. 32 (1940). 136 Lee v. Hansberry, 24 N.E.2d 37 (Ill. 1939).
§ 1 Voraussetzungen der Class Action
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außerordentlich wichtige Rolle. 137 Diese zeigt sich nicht nur an der Tatsache, dass ihm mit Rule 23(g) FRCP ein eigener Abschnitt gewidmet wurde, sondern auch an der fehlenden Postulationsfähigkeit der Repräsentanten.138 Der Gruppenanwalt ist damit für die Prozessführung unabdingbare Voraussetzung. Rule 23(g) FRCP wurde im Jahr 2003 hinzugefügt und ist als Kompilation tradierter Erfahrungen der Rechtsprechung in Zusammenhang mit der Eignung des class counsel zu verstehen.139 Auch der Gruppenanwalt steht in der Pflicht, die Interessen der Gruppe fair und angemessen zu vertreten, Rule 23(g)(4) FRCP. Die Stellung als class counsel ist aufgrund der Höhe der involvierten Streitgegenstände begehrt. Das Gericht wird daher bei der Auswahl des Gruppenanwalts seine Qualität und Erfahrung sowie das Bestehen etwaiger Interessenkonflikte bei der Beurteilung der Vertretung der Gruppe in Betracht ziehen.140 Gemäß Rule 23(g)(1)(A) FRCP wird es u.a. die bis dato investierte Arbeit des Anwalts, seine Erfahrung mit class actions bzw. den geltend gemachten Ansprüchen sowie seine Kenntnis des anwendbaren Rechts und die verfügbaren Ressourcen des Anwalts beurteilen.
Die in Rule 23(g)(1)(A) FRCP erwähnten Faktoren sind obligatorisch, aber keinesfalls als exklusiv zu verstehen.141 Darüber hinaus kann das Gericht auch alle anderen Anhaltspunkte, die geeignet sind, die angemessene Vertretung durch den Rechtsanwalt zu beeinflussen, in den Beurteilungsprozess mit einbeziehen. 142 Die Praxis einiger Gerichte von einer Vermutung
137
J AMES/HAZARD/LEUBSDORF, Civ. Proc., § 10.23, S. 658; W RIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7A, § 1769.1. 138 Mangels Postulationsfähigkeit ist es für den Repräsentanten nicht einmal möglich, ohne anwaltliche Vertretung vor Gericht aufzutreten, Fymbo v. State Farm Fire and Cas. Co., 213 F.3d 1320, 1321 (10th Cir. 2000); McGrew v. Texas Bd. of Pardons & Paroles, 47 F.3d 158, 162 (5th Cir. 1995). 139 WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7B, § 1802.3. 140 Maywalt v. Parker & Parsley Petroleum Co., 67 F.3d 1072, 1077 f. (2nd Cir. 1995); Cross v. National Trust Life Ins. Co., 553 F.2d 1026, 1031 (6th Cir. 1977); Eisen v. Carlisle & Jacquelin, 391 F.2d 555, 562 f. (2nd Cir. 1968); Gomez by Hernandez v. Comerford, 833 F.Supp. 702, 707 (N.D. Ill. 1993); Kingsepp v. Wesleyan University, 142 F.R.D. 597, 598 ff. (S.D.N.Y. 1992); Weinberger v. Jackson, 102 F.R.D. 839, 844 f. (N.D. Cal. 1984); William S. v. Gill, 98 F.R.D. 463, 470 (N.D. Ill. 1983); Landy v. Amsterdam, 96 F.R.D. 19, 21 (E.D. Pa.); In re Bristol Bay, Alaska, Salmon Fishery Antitrust Litigation, 78 F.R.D. 622, 627 (W.D. Wash.); Harriss v. Pan American World Airways, Inc., 74 F.R.D. 24, 42 (N.D. Cal.); Carpenter v. Hall, 311 F.Supp. 1099, 1114 (S.D. Tex. 1970); NEWBERG/CONTE /RUBENSTEIN, On Class Actions, Bd. 1, § 3:24; WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7A, § 1769.1. 141 MCLAUGHLIN, On Class Actions, Bd. 1, § 4:38. 142 Rule 23(g)(1)(B) FRCP.
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Kapitel 1: Die Class Action als Ausgangspunkt
hinsichtlich der Eignung als class counsel auszugehen143 sollte im Hinblick auf die Regelungen in Rule 23(g) FRCP und Rule 23(a)(4) FRCP eher kritisch betrachtet werden. 144 Diese Vorschriften setzen eine sorgfältige Untersuchung des Richters voraus. Eine generalisierende Annahme bewirkte eine Inversion der gesetzlich vorgegebenen Lage145 und damit eine mit der Relevanz der Stellvertretung nicht zu vereinbarende Abweichung vom Schutzgedanken der Vorschrift. Zudem ergäbe sich hieraus ohne Notwendigkeit eine Umkehr der allgemeinen Beweislastregelungen. Hinsichtlich des Vorliegens der Zertifizierungsvoraussetzungen ist nämlich die Klägerseite beweisbelastet. 146 Bedenken hinsichtlich etwaiger Interessenkonflikte können insbesondere dann bestehen, wenn der class counsel in mehreren Klagen des Repräsentanten oder in Klagen gegen die gleichen Beklagten involviert ist. 147 Dabei gilt allerdings die bloße Tatsache, dass der Anwalt an mehreren parallel anhängigen Prozessen bezüglich des gleichen Streitgegenstandes beteiligt ist, für sich alleine genommen noch nicht notwendigerweise als Vermutung gegen seine Eignung als Gruppenanwalt. Das Gericht muss vielmehr eine umfassende Prüfung auf konkrete Interessenkonflikte vornehmen.148 Die Erscheinungsformen solcher Interessenkonflikte sind vielfältig und beileibe nicht immer eindeutig als solche zu identifizieren. Während einige Gerichte die Höhe der Anwaltsvergütung als Anreiz für eine engagierte Rechtsverfolgung durch den Anwalt werten, 149 sind andere zurückhaltender und sehen
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Marcus v. Kansas, Dept. of Revenue, 206 F.R.D. 509, 512 (Kan. 2002); State ex rel. Forbes v. Southwestern Bell Telephone Co., 2002 WL 398796, 4 (N.D. Okla. 2002); Johnson v. Midland Career Institute, Inc., 1993 WL 420954, 5 (N.D. Ill. 1993); MCLAUGHLIN, On Class Actions, Bd. 1, § 4:38; NEWBERG/CONTE/RUBENSTEIN, On Class Actions, Bd. 1, § 3:42. 144 MCLAUGHLIN, On Class Actions, Bd. 1, § 4:38. 145 General Tel. Co. of the Southwest v. Falcon, 457 U.S. 147, 160 (1982). 146 Berger v. Compaq Computer Corp., 257 F.3d 475, 481 (5th Cir. 2001). 147 LeBeau v. U.S., 222 F.R.D. 613, 618 (S.D. 2004); In re Microsoft Corp. Antitrust Litigation, 218 F.R.D. 449, 452 (Md. 2003); Kuper v. Quantum Chemical Corp., 145 F.R.D. 80, 83 (S.D. Ohio 1992); Healy v. Loeb Rhoades & Co., 99 F.R.D. 540, 543 (N.D. Ill. 1983); W RIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7A, § 1769.1. 148 Uniformität oder Kohärenz sind innerhalb der Rechtsprechung allerdings kaum ersichtlich, vgl. nur Mehl v. Canadian Pacific Railway Ltd., 227 F.R.D. 505, 515 (N.D. 2005); Dietrich v. Bauer, 192 F.R.D. 119, 126 (S.D.N.Y. 2000); Williams v. Empire Funding Corp., 183 F.R.D. 428, 440 (E.D. Pa. 1998); Ray M. by Juana D. v. Board of Educ. of City School Dist. of City of New York, 884 F.Supp. 696, 707 (E.D. Pa. 1995); White v. National Football League, 822 F.Supp. 1389, 1405 (Minn. 1993). 149 Halverson v. Convenient Food Mart, Inc., 458 F.2d 927, 931, Fn. 5 (7th Cir. 1972); In re Plywood Anti-Trust Litigation, 76 F.R.D. 570, 579 (E.D. Pa. 1976); Dolgow v. Anderson, 43 F.R.D. 472, 494 f. (E.D.N.Y. 1968); HORNSTEIN, 69 Harv. L. Rev. (1956), 658, 682; WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7A, § 1769.1.
§ 1 Voraussetzungen der Class Action
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gerade im Vergleichsstadium einer Klage die Höhe des Vergütungsanspruchs als kriti schen Punkt.150 Der Gruppenanwalt kann jedenfalls aber weder selbst als named plaintiff auftreten noch auch nur Gruppenmitglied sein. 151
Viele der potentiellen Interessenkonflikte treten vermehrt im Vergleichsstadium auf.152 Das hängt damit zusammen, dass es für einen Gruppenanwalt aus ökonomischer Sicht sinnvoller sein kann, die Klage zu einer eher geringeren Summe zu vergleichen. Durch die damit einhergehende Schonung seiner Ressourcen können sich Synergieeffekte zugunsten evtl. anderer von ihm betreuter Verfahren ergeben153 – für eine unternehmerisch geprägte Anwaltschaft ein signifikanter Faktor. Die Möglichkeit, ein Erfolgshonorar zu vereinbaren, trägt zusätzlich zu dieser Gefahr bei. Der Anwalt fungiert in einem solchen Fall zunächst auch als Prozessfinanzier. Vergütet wird er hingegen nur, soweit es ihm gelingt, einen Sieg in dem Verfahren zu erringen. Scheitert er, so bleibt er auf seinen Kosten sitzen. Die Vorteilhaftigkeit eines Vergleichs in einer solchen Situation liegt auf der Hand, denn bei einem Vergleich kann der Anwalt stets von der Vergütung seiner Kosten und Gebühren ausgehen, sind diese doch zumeist Teil des ausgehandelten Vergleichsvorschlags. Auch unter diesem Aspekt wird der Anwalt zumeist an der schnellen Verständigung der Parteien interessiert sein.154 Gegen eine Berücksichtigung solcher in der Zukunft liegender Aspekte im Rahmen der Zertifizierungsentscheidung wird teilweise eingewandt, dass bei der notwendigen Vergleichsgenehmigung durch das Gericht noch hinreichend Spielraum für die Berücksichtigung dieser Aspekte bestehe und dass eine spekulative Betrachtung zu so einem frühen Zeitpunkt weder notwendig sei, noch der Stellung als Gruppenanwalt gerecht werde. 155 Denn auch im Rahmen der Fairnesskontrolle des Vergleichs (fairness hearing) gemäß Rule 23(e)(2) FRCP könne das Gericht die Rolle des Anwalts bei der Ausarbeitung des Vergleichs, einen etwaig ausgehandelten Vergütungsanspruch und die Entschädigung, die den Gruppenmitgliedern zugute150 Maywalt v. Parker & Parsley Petroleum Co., 67 F.3d 1072, 1078 (2nd Cir. 1995); Lowenschuss v. Bluhdorn, 613 F.2d 18, 20 (2nd Cir. 1980); W RIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7A, § 1769.1. 151 Matassarin v. Lynch, 174 F.3d 549, 559 (5th Cir. 1999); Zylstra v. Safeway Stores, Inc., 578 F.2d 102, 104 (5th Cir. 1978); Garonzik v. Shearson Hayden Stone, Inc., 574 F.2d 1220 (5th Cir. 1978); Kramer v. Scientific Control Corp., 534 F.2d 1085, 1090 (3rd Cir. 1976); Turoff v. May Co., 531 F.2d 1357, 1360 (6th Cir. 1976); In re California Micro Devices Securities Litigation, 168 F.R.D. 157, 260 (N.D. Ill. 1996). 152 WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7B, § 1797. 153 HOHL, US-amerikanische Sammelklage, S. 103 ff. 154 HOPPE, Einbeziehung, S. 108; SCHNEIDER , Class Actions, S. 68. 155 WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7A, § 1769.1.
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Kapitel 1: Die Class Action als Ausgangspunkt
kommen soll, noch hinreichend berücksichtigen. Vor der Revision der Vorschrift hätte der Richter aber noch mit einem systembedingten Defizit zu kämpfen. Die Beurteilung der Fairness des Vergleichsvorschlages hinge nämlich im Wesentlichen von den Informationen ab, die die Parteien gewillt waren, dem Richter zu überlassen. 156 Da der Beklagte, die Repräsentanten und der Gruppenanwalt kaum jemals an der Offenlegung kollusiver Vereinbarungen interessiert sein werden, besteht mittlerweile entsprechend der enormen Bedeutung für die abwesenden Gruppenmitglieder auch für die Parteien die Verpflichtung, jegliche Vereinbarung den Vergleichsvorschlag betreffend offenzulegen.157 B. Rule 23(b) FRCP Neben den Grundvoraussetzungen von Rule 23(a) FRCP muss der Kläger sein Begehren in eine der drei Kategorien von Rule 23(b) FRCP einordnen.158 Die Kategorien von Rule 23(b) FRCP verfolgen einen streng funktionalen Ansatz, der zur erhöhten Klarheit bei der Einordnung der geltend gemachten Klagen beitragen soll. Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass eine zweifelsfreie und eindeutige Zuordnung stets gelingt. Die Verfahren der beiden Unterkategorien in Rule 23(b)(1) FRCP sollen divergierende Urteile zum Nachteil des Beklagten bzw. der übrigen Gruppenmitglieder verhindern. Dahingegen liegt der Hauptanwendungsbereich von Rule 23(b)(2) FRCP in der Gewährleistung einer umfassenden Gleichbehandlung der Gruppenmitglieder durch den Beklagten, weswegen der Rechtsstreit auch nur allen gegenüber einheitlich entschieden werden kann.159 Während Rule 23(b)(1) und (2) FRCP primär auf die Feststellung eines rechtswidrigen Verhaltens oder auf dessen Unterbindung durch die Auferlegung von Handlungspflichten, d.h. Tun oder Unterlassen, als Rechtsschutzziel gerichtet sind (equitable relief), besteht im Rahmen von Rule 23 (b)(3) FRCP die Möglichkeit, monetären Schadensersatz geltend zu machen. Im Gegensatz zu Rule 23(b)(1) und(2) FRCP zeichnet sich die dritte Kategorie durch eine wesentlich lockerere innere Verbundenheit der Gruppenmitglieder aus. Danach ist eine class action bereits zulässig, sofern die gemeinsamen Rechts- oder Tatfragen überwiegen (predominance) und das Vorgehen im Wege der class action anderen Rechtsbehelfen überlegen ist (superiority). Die Einordnung der Klage in eine der Kategorien von Rule 23(b) FRCP hat aber nicht nur Bedeutung für die Frage des mögli156
BEUCHLER, Class Actions, S. 130. Vgl. Rule 23(e) FRCP. 158 FRIEDENTHAL/K ANE /M ILLER, Civ. Proc., § 16.2, S. 768. 159 EICHHOLTZ, Class Action, S. 104. Besondere Bedeutung erlangte Rule 23(b)(2) FRCP in den sog. civil rights-Fällen, siehe oben S. 2, Fn. 10. 157
§ 1 Voraussetzungen der Class Action
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chen Rechtsschutzziels. Vielmehr werden an die unterschiedlichen Untergruppen auch unterschiedliche Anforderungen hinsichtlich des Verfahrens gestellt. So besteht, im Gegensatz zu Rule 23(b)(1) und (2) FRCP, im Rahmen von Rule 23(b)(3) FRCP für ein abwesendes Gruppenmitglied die Möglichkeit, sein Ausscheiden aus der Gruppe zu erklären und so die Erstreckung der Rechtskraft zu vermeiden (opt out). Weiter verlangt Rule 23 (c)(2)(B) FRCP nur im Falle einer Klage nach Rule 23(b)(3) FRCP zwingend die Benachrichtigung der abwesenden Gruppenmitglieder von der anhängigen class action, um sie von ihrem Recht zum opt out zu informieren. I. Rule 23(b)(1) FRCP Die in zwei Unterkategorien geteilte Rule 23(b)(1) FRCP versucht, widersprüchliche Ergebnisse im Hinblick auf Verhaltenspflichten des Beklagten bzw. negative Auswirkungen für abwesende Gruppenmitglieder zu vermeiden, die im Rahmen von Individualprozessen entstehen könnten. Rule 23(b) (1)(A) FRCP erlaubt die Zertifizierung einer class action, falls bei individuellen Klagen für den Beklagten die Gefahr bestünde, dass ihm widersprüchliche Verhaltenspflichten auferlegt würden. Das setzt aber zumindest die hinreichende Gefahr mehrerer Individualklagen voraus, 160 was vom Gericht wiederum u.U. eine Bewertung der Wahrscheinlichkeit solcher Individualklagen161 sowie der Auferlegung widersprüchlicher Verhaltenspflichten erfordert.162 Die Möglichkeit, dass der Beklagte Schadensersatzsummen in unterschiedlicher Höhe an verschiedene Gruppenmitglieder zahlen muss, reicht in der Regel nicht für die Begründung einer solchen Gefahr aus. 163
Rule 23(b)(1)(B) FRCP konzentriert sich dagegen auf solche Konstellationen, in denen durch die Verfolgung individuellen Rechtsschutzes die Ge160 In re Dennis Greenman Securities Litigation, 829 F.2d 1539, 1544 f. (11th Cir. 1987); Eisen v. Carlisle & Jacquelin, 391 F.2d 555, 564 (2nd Cir. 1968); In re New England Mut. Life Ins. Co. Sales Practices Litigation, 183 F.R.D. 33, 41 (Mass. 1998); Caroline C. by and through Carter v. Johnson, 174 F.R.D. 452, 468 (Neb. 1996); Eliasen v. Green Bay & W. R. Co., 93 F.R.D. 408, 412 (E.D. Wis. 1982); WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7AA, § 1772. 161 So hat das erstinstanzliche Gericht in Eisen v. Carlisle & Jacquelin festgestellt, dass aufgrund der Kosten der kartellrechtlichen Rechtsbehelfe nur eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit bestand, dass viele Kläger gegen die Beklagten vorgehen würden, und deshalb die Zertifizierung unter Rule 23(b)(1)(A) FRCP abgelehnt. Allerdings ließ der United States Court of Appeals for the Second Circuit die Zertifizierung na ch Rule 23(b) (3) FRCP zu, Eisen v. Carlisle & Jacquelin, 391 F.2d 555, 564 (2nd Cir. 1968). 162 Smith v. Brown & Williamson Tobacco Corp., 174 F.R.D. 90, 99 (W.D. Mo. 1997); KAPLAN, 81 Harv. L. Rev. (1967), 356, 388. 163 Zinser v. Accufix Research Institute, Inc., 253 F.3d 1180, 1193 (9th Cir. 2001).
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Kapitel 1: Die Class Action als Ausgangspunkt
fahr der Beeinträchtigung anderer Gruppenmitglieder bestünde. Im Gegensatz zu Rule 23(b)(1)(A) FRCP ist es im Rahmen von Rule 23(b)(1)(B) FRCP nicht erforderlich, die hinreichende Wahrscheinlichkeit von Individualklagen nachzuweisen.164 Hauptanwendungsfall von Rule 23(b)(1)(B) FRCP sind Konstellation, in denen für die Erfüllung der Ansprüche der Kläger nur eine begrenzte Summe (limited fund) zur Verfügung steht und deswegen die Befriedigung eines Anspruchstellers notwendigerweise die Minderung des verbleibenden Fonds für die übrigen Gruppenmitglieder bedeutet. 165
Oftmals können Klagebegehren sowohl unter Rule 23(b)(1)(A) FRCP als auch unter Rule 23(b)(1)(B) FRCP subsumiert werden. Insbesondere bei Unterlassungsklagen oder einstweiligen Verfügungen kann es verkommen, dass sowohl die dem Beklagten auferlegten Verhaltenspflichten widersprüchlich sind, als auch die Gefahr negativer Auswirkungen für die gesamte Gruppe besteht.166 Da die weiteren prozessualen Anforderungen im Rahmen von Rule 23(b)(1) FRCP identisch sind, ist letztlich nur die Frage maßgebend, ob die Klage überhaupt unter Rule 23(b)(1) FRCP fällt. 167 Häufig besteht daher in der Rechtsprechung die Tendenz, eine genaue Qualifikation zu vermeiden, soweit nur die Erfordernisse von Rule 23(b) (1) FRCP überhaupt gewahrt werden.168 Auch Überschneidungen mit Rule 23(b)(2) FRCP und Rule 23(b)(3) FRCP sind möglich, wobei aufgrund der opt out-Möglichkeit und der unterschiedlichen Benachrichtigungserfordernisse nur die Unterscheidung von Rule 23(b)(3) FRCP von tatsächlicher Relevanz ist.169
164
In re Dennis Greenman Securities Litigation, 829 F.2d 1539, 1546, Fn. 9 (11th Cir. 1987); Eliasen v. Green Bay & W. R. Co., 93 F.R.D. 408, 412 (E.D. Wis. 1982); WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7AA, § 1774. 165 In re Drexel Burnham Lambert Group, Inc., 960 F.2d 285, 292 (2nd Cir. 1992); In re A.H. Robins Co., Inc., 880 F.2d 709, 741 (4th Cir. 1989); Cutler v. 65 Sec. Plan, 831 F.Supp. 1008, 1020 (E.D.N.Y. 1993); Zeffiro v. First Pennsylvania Banking & Trust Co., 96 F.R.D. 567, 573 (E.D. Pa. 1982); Esler v. Northrop Corp., 86 F.R.D. 20, 38 (W.D. Mo. 1979); George v. United Federal Sav. and Loan Ass'n, 63 F.R.D. 631, 636 (N.D. Ga. 1974); Cass Clay, Inc. v. Northwestern Public Service Co., 63 F.R.D. 34, 36 (S.D. 1974); Walker v. City of Houston, 341 F.Supp. 1124, 1131 (S.D. Tex. 1971); WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7AA, § 1774. Gerade dies macht eine Abgrenzung zu den anderen in Rule 23(b) FRCP geregelten Fällen oftmals schwer, da bei mehreren Geschädigten diese Gefahr letztlich immer besteht. 166 Larionoff v. U.S., 533 F.2d 1167, 1182, Fn. 36 (D.C. Cir. 1976); WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7AA, § 1772 m.w.N. 167 In re A.H. Robins Co., Inc., 880 F.2d 709, 747 (4th Cir. 1989); WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7AA, § 1772. 168 Zachary v. Chase Manhattan Bank, N. A., 52 F.R.D. 532, 534 (S.D.N.Y. 1971); Booth v. General Dynamics Corp., 264 F.Supp. 465, 472 (N.D. Ill. 1967). 169 WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7AA, § 1772.
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II. Rule 23(b)(2) FRCP Gemäß Rule 23(b)(2) FRCP kommt eine Zulassung solcher Verfahren in Betracht, bei denen sich das vorwerfbare Verhalten auf die ganze Gruppe bezieht (general applicability) und bei denen als Rechtsschutzziel ein Tun oder Unterlassen (final injunctive relief) oder eine Feststellungsentscheidung (corresponding declaratory relief) begehrt wird.170 Das relevante Verhalten muss sich nicht konkret gegen jedes einzelne Mitglied der Gruppe richten.171 Somit ist weder die Betroffenheit jedes einzelnen Gruppenmitglieds noch deren Zustimmung zu der Klage nötig. 172 Die Frage, die es zu beantworten gilt, ist vielmehr, ob sich das Verhalten allgemein auf die ganze Gruppe bezogen hat173 und ein gewisses planmäßiges Element aufwies. Besondere Bedeutung hat Rule 23(b)(2) FRCP insbesondere auf dem Gebiet der civil rights-Rechtsprechung erlangt. 174 War vor dem Jahr 1966 noch umstritten, ob überhaupt mit der class action injunctive relief in civil rights-Fällen geltend gemacht werden konnte,175 zielte die Reform mit der Einführung von Rule 23(b)(2) FRCP gerade auf die erleichterte Verfügbarkeit des Rechtsbehelfs in solchen Situationen. 176 Neben Diskriminierungsfällen aufgrund der Rasse 177 oder des Geschlechts 178 findet Rule 23(b)(2) FRCP seitdem vor allem auch im Bereich des Arbeitsrechts Anwendung.
170
WRIGHT, a.a.O., Bd. 7AA, § 1775. FRIEDENTHAL/K ANE /M ILLER, Civ. Proc., § 16.2, S. 770. 172 Walters v. Reno, 145 F.3d 1032, 1047 (9th Cir. 1998); Johnson v. American Credit Co. of Georgia, 581 F.2d 526, 532 (5th Cir. 1978); Griffin v. Burns, 570 F.2d 1065, 1074 (1st Cir. 1978); Davis v. Weir, 497 F.2d 139, 146 (5th Cir. 1974); WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7AA, § 1775. 173 Anderson v. Garner, 22 F.Supp.2d 1379, 1386 (N.D. Ga. 1997); Caroline C. by and through Carter v. Johnson, 174 F.R.D. 452, 467 (Neb. 1996); WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7AA, § 1775. 174 Siehe oben S. 2, Fn. 10. 175 Gerade in Diskriminierungsfällen ging aber die Mehrzahl der Gericht wohl von einer solchen Möglichkeit aus, WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7AA, § 1776 m.w.N. 176 Kincade v. General Tire and Rubber Co., 635 F.2d 501, 506, Fn. 6 (5th Cir. 1981); Penson v. Terminal Transport Co., Inc., 634 F.2d 989, 993 (5th Cir. 1998); Coley v. Clinton, 635 F.2d 1364, 1378 (8th Cir. 1980); Sperry Rand Corp. v. Larson, 554 F.2d 868, 875 (8th Cir. 1977); WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7AA, § 1776. 177 Thomas v. Albright, 139 F.3d 227 (D.C. Cir. 1998); Paxton v. Union Nat. Bank, 688 F.2d 552 (8th Cir. 1982); Smith v. United Broth. of Carpenters and Joiners of America, 685 F.2d 164 (6th Cir. 1982); Chisholm v. U.S. Postal Service, 665 F.2d 482 (4th Cir. 1981); Alexander v. Aero Lodge No. 735, Intern. Ass'n of Machinists and Aerospace Workers, AFL-CIO, 565 F.2d 1364 (6th Cir. 1977); Gibson v. Local 40, Supercargoes and Checkers of Intern. Longshoremen's and Warehousemen's Union, 543 F.2d 1259 (9th Cir. 1976); Young v. Kerr Industries, Inc., 540 F.2d 755 (4th Cir. 1976); Senter v. General Motors Corp., 532 F.2d 511 (6th Cir. 1976); Rich v. Martin Marietta Corp., 522 F.2d 333 (10th Cir. 1975); Barnett v. W.T. Grant Co., 518 F.2d 543 (4th Cir. 1975). 171
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Da die Einheitlichkeit der ergehenden Entscheidung im Rahmen von Rule 23(b)(2) FRCP zentrales Paradigma ist, besteht grundsätzlich weder ein Benachrichtigungserfordernis noch eine Möglichkeit zum opt out. Obwohl das klägerische Begehren zwar grundsätzlich auf ein Tun oder Unterlassen gerichtet sein muss, nehmen Fälle, in denen daneben noch monetärer Schadensersatz begehrt wird, eine Sonderstellung ein und können auch im Rahmen von Rule 23(b)(2) FRCP Berücksichtigung finden. Es stand daher früher im Ermessen des Gerichts, ob es in diesen besonderen Fällen nicht doch die Benachrichtigung der abwesenden Gruppenmitglieder anordnet oder die Möglichkeit, aus der Gruppe auszuscheiden, gewährt. 179 Diese Rechtsprechung hat heute ihren Niederschlag in Rule 23(c)(2)(A) FRCP gefunden. Die hierdurch entstehende Konkurrenzsituation zu den auf Schadensersatz gerichteten Klagebegehren nach Rule 23(b)(3) FRCP, die zusätzliche Anforderungen an die Benachrichtigung der Gruppe und die Möglichkeit eines opt out für die abwesenden Gruppenmitglieder vorsieht, hat aber auch heute noch weitreichende Konsequenzen. 180 Abgrenzungskriterium ist die Frage, ob Hauptbegehren der Klage injunctive relief ist und der Schadensersatz nur bei Gelegenheit der Klageerhebung geltend gemacht wird. 181 Hierdurch können z.B. Rückzahlungsansprüche in arbeitsrechtlichen Diskriminierungsfällen angemessen berücksichtigt werden.182
178
Sperry Rand Corp. v. Larson, 554 F.2d 868 (8th Cir. 1977); Manning v. International Union, 466 F.2d 812 (6th Cir. 1972); Bowe v. Colgate-Palmolive Co., 416 F.2d 711 (7th Cir. 1969). 179 Dukes v. Wal-Mart, Inc., 509 F.3d 1168, 118 f. (9th Cir. 2007); In re Monumental Life Ins. Co., 365 F.3d 408, 417 (5th Cir. 2004); Molski v. Gleich, 318 F.3d 937, 947 (9th Cir. 2003); Robinson v. Metro-North Commuter R.R. Co., 267 F.3d 147, 166 (2nd Cir. 2001); MCLAUGHLIN, On Class Actions, Bd. 1, § 5:21. Die Frage hat nunmehr eine ausdrückliche Regelung durch Rule 23(d)(1)(B) FRCP bzw. Rule 23(d)(1)(E) FRCP erfahren. 180 WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7AA, § 1775. 181 Eubanks v. Billington, 110 F.3d 87, 92 (D.C. Cir. 1997); Probe v. State Teachers' Retirement System, 780 F.2d 776, 780 (9th Cir. 1986); Parker v. Local Union No. 1466, United Steelworkers of America, AFL-CIO, 642 F.2d 104, 107 (5th Cir. 1981); Nix v. Grand Lodge of Intern. Ass'n of Machinists and Aerospace Workers, 479 F.2d 382, 385 (5th Cir. 1973); WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7AA, § 1775. 182 Davis v. Coca-Cola Bottling Co. Consol., 516 F.3d 955, 965 (11th Cir. 2008); Dukes v. Wal-Mart, Inc., 509 F.3d 1168, 1187 (9th Cir. 2007); Holmes v. Continental Can Co., 706 F.2d 1144, 1155 (11th Cir. 1983); Marshall v. Kirkland, 602 F.2d 1282, 1295 f. (8th Cir. 1979); Alexander v. Aero Lodge No. 735, Intern. Ass'n of Machinists and Aerospace Workers, AFL-CIO, 565 F.2d 1364, 1371 (6th Cir. 1977); Sperry Rand Corp. v. Larson, 554 F.2d 868, 875 (8th Cir. 1977); Bolton v. Murray Envelope Corp., 553 F.2d 881, 884 (5th Cir. 1977); Society for Individual Rights, Inc. v. Hampton, 528 F.2d 905, 906 (9th Cir. 1975).
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III. Rule 23(b)(3) FRCP Ein Verfahren nach Rule 23(b)(3) FRCP ist zulässig, wenn gemeinsame Tat- oder Rechtsfragen zwischen den Gruppenmitgliedern dominieren (predominance) und ein Sammelklageverfahren der Adjudikation des Streitgegenstandes im Vergleich zu anderen Streitbeilegungsmethoden überlegen ist (superiority). Teilweise wird das Erfordernis der bestmöglichen Benachrichtigung der abwesenden Gruppenmitglieder zusätzlich als Voraussetzung für Rule 23(b)(3) FRCP angesehen. Begründet wird dies mit dem zwingenden Charakter der Benachrichtigung. 183
Diese häufigste und gleichzeitig umstrittenste Kategorie der drei class action-Arten184 sieht sich einem Dilemma zwischen dem Versuch einer effizienten und interessengerechten Streitbewältigung einerseits und dem im traditionellen Prozessverständnis wurzelnden Bedürfnis nach privatautonomer Kontrolle des Rechtsstreits sowie den verfassungsrechtlichen Voraussetzungen des due process andererseits am stärksten ausgesetzt.185 Die Bindung zwischen den Gruppenmitgliedern ist im Vergleich zu den anderen Kategorien am schwächsten ausgeprägt. Während Rule 23(b)(1) und (2) FRCP im Wesentlichen auf der inneren rechtlichen Verbundenheit der Gruppenmitglieder basieren, fußt Rule 23(b)(3) FRCP letztlich nur auf Zweckmäßigkeitserwägungen.186 Lediglich aufgrund des Bedürfnisses und der Überlegenheit einer kumulativen Adjudikation resultiert die Bindung der gesamten Gruppe. 187 Die Einordnung der class action als Auffangtatbestand für alle diejenigen Fälle, in denen ein gemeinsames Vorgehen sinnvoll erscheint, ist daher durchaus berechtigt. 188 Aus diesem Grund besteht für die abwesenden Gruppenmitglieder auch die gemäß Rule 23(c) (2)(B)(v) FRCP zwingend vorgesehene Möglichkeit, aus dem Verfahren auszuscheiden. Die Besonderheit dieser Unterart der class action zeigt sich auch in den beiden zusätzlich notwendigen Voraussetzungen. Sie spiegeln die Befürchtungen der Verfasser von Rule 23 FRCP wider, dass aufgrund der losen Bindung zwischen den einzelnen Gruppenmitgliedern die der class action inhärenten Risiken noch verstärkt werden. Ein solches Risiko 183
FRIEDENTHAL/K ANE /M ILLER, Civ. Proc., § 16.2, S. 770. Diesem Ansatz ist zuzugeben, dass sich die Gerichte sicherlich einer Zertifizierung verweigern würden, wenn be reits feststünde, dass keine hinreichende Benachrichtigung der abwe senden Gruppenmitglieder stattfinden wird. Die in diesem Zusammenhang maßgebenden Vorschriften der Rule 23(c)(2)(B) FRCP sollen aber erst im Anschluss näher besprochen werden. 184 FRIEDENTHAL/K ANE /M ILLER, a.a.O. 185 FRIEDENTHAL/K ANE /M ILLER, a.a.O., § 16.2, S. 771. 186 EICHHOLTZ, Class Action, S. 105; NEWBERG/CONTE/RUBENSTEIN, On Class Actions, Bd. 2, § 4:24. 187 WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7AA, § 1777. 188 Ebenso, HOHL, US-amerikanische Sammelklage, S. 27.
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soll aber nur eingegangen werden, wenn die zu erwartenden Effizienzgewinne der class action die Abweichung vom traditionellen Zivilprozess rechtfertigen.189 In Betracht kommt das primär beim Vorliegen von Bagatellschäden. Das rationale Desinteresse unterbände eine individuelle Rechtsverfolgung nämlich i.d.R. gänzlich. Ein Sammelklageverfahren nach Rule 23(b)(3) FRCP ist aber, insbesondere auch aufgrund des einklagbaren Schadensersatzes, bei der Anwaltschaft sehr begehrt. 1. Predominance Um eine gemeinsame Behandlung der relevanten Fragen zu gewährleisten, verlangt Rule 23(b)(3) FRCP zunächst das Überwiegen der gemeinsamen Rechts- oder Tatfragen im Vergleich zu den individuellen Besonderheiten des Falles (predominance). Die Vorschrift selbst gibt aber keinerlei Auskunft darüber, welche inhaltlichen Anforderungen an ein solches Überwiegen zu stellen sind. 190 Dem Gericht obliegt daher zunächst eine nähere Evaluierung der Beziehung zwischen kollektiven und Individualfragen. 191 Eine hinreichend bestimmte Eingrenzung in quantitativer oder qualitativer Hinsicht ist bis jetzt aber nicht gelungen. 192 Weitgehende Einigkeit herrscht jedenfalls darüber, dass die gemeinsamen Fragen keine Entscheidungserheblichkeit für das Verfahren aufzuweisen brauchen.193 Es genügt für eine Zulassung als class action nach Rule 23(b)(3) FRCP, wenn überwiegend gemeinsame Fragen bestehen, die eine representative Herangehensweise einer individuellen Rechtsverfolgung aus Effizienzgesichtspunkten überlegen machen, auch wenn andere wichtige Fragen auf individueller Basis geklärt werden müssen.194
189
WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7AA, § 1777. State of Minn. v. U.S. Steel Corp., 44 F.R.D. 559, 569 (Minn. 1968); WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7AA, § 1777. 191 Rockey v. Courtesy Motors, Inc., 199 F.R.D. 578, 588 (W.D. Mich. 2001); O'Neil v. Appel, 165 F.R.D. 479, 495 (W.D. Mich. 1996); WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7A, § 1777. 192 Dujanovic v. MortgageAmerica, Inc., 185 F.R.D. 660, 668 (N.D. Ala. 1999); In re Potash Antitrust Litigation, 159 F.R.D. 682, 693 (Minn. 1995); Dirks v. Clayton Brokerage Co. of St. Louis Inc., 105 F.R.D. 125, 132 (Minn. 1985). 193 Lockwood Motors, Inc. v. General Motors Corp., 162 F.R.D. 569, 580 (Minn. 582); In re Potash Antitrust Litigation, 159 F.R.D. 682, 693 (Minn. 1995). 194 Gunnells v. Healthplan Services, Inc., 348 F.3d 417, 428 (4th Cir. 2003); Mullen v. Treasure Chest Casino, LLC, 186 F.3d 620, 626 (5th Cir. 1999); Green v. Wolf Corp., 406 F.2d 291, 301 (2nd Cir. 1968); Evans v. American Credit Systems, Inc., 222 F.R.D. 388, 395 (Neb. 2004); In re Hartford Sales Practices Litigation, 192 F.R.D. 592, 604 (Minn. 1999). 190
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Das wird durch die Möglichkeit, die class action auf bestimmte Punkte zu beschränken, bestätigt.195 Sofern die wesentlichen Probleme einer Streitigkeit allerdings nur im Rahmen einer individuellen Rechtsverfolgung erörtert werden können, kommt meist auch eine Zulassung der Gruppenklage nicht in Betracht. In einem solchen Fall sind Effizienz und die Schonung gerichtlicher Ressourcen nicht erreichbar. 196 Auch bestünde die Gefahr einer mangelhaften Vertretung der abwesenden Gruppenmitglieder. Daher ist es für die Begründung der Prospekthaftung bei Kapitalanlagebetrug neben der Frage, ob ein irreführendes Verhalten des Beklagten vorliegt, auch notwendig zu beweisen, dass den Klägern die betreffenden Informationen nicht anderweitig zugänglich gewesen sind. Das Maß an Information und deren Zugänglichkeit wird aber notwendigerweise zwischen den einzelnen Gruppenmitgliedern stark variieren. Die Substantiierung der Gruppenansprüche wird daher in diesen Fällen u.U. ein Eingehen auf jeden einzelnen Aktieninhaber erfordern, weswegen ein Überwiegen der individuellen Besonderheiten des Falles oftmals gegeben sein wird.197
Wann aber nun tatsächlich von einem Überwiegen der gemeinsamen Fragen ausgegangen werden kann, ist aufgrund wertender Betrachtung im konkreten Fall zu ermitteln. Das Gericht muss dafür beurteilen, welche Fragen bei der späteren Verhandlung von Bedeutung sein werden. 198 Ein Anhaltspunkt kann sich aus der Universalität des im Rahmen des Gruppenverfahrens gewonnenen Beweises für den Individualprozess ergeben. 199 Ist die Erweiterung der Gruppe um neue Kläger auch mit einer erweiterten Präsentation von neuem Beweismaterial verbunden, so spricht dies für eine zu große Bedeutung der individuellen Fragen. 200 Von nur bedingter Aussagekraft ist hingegen die Frage nach dem voraussichtlichen Zeitaufwand. 201
Trotz der Verwandtschaft mit der commonality lassen sich hieraus nur bedingt Schlüsse für die predominance ziehen, geht Letztere in ihren Anfor-
195
WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7AA, § 1777. Zimmerman v. Bell, 800 F.2d 386, 390 (4th Cir. 1986); West v. Costen, 558 F.Supp. 564, 573 (W.D. Va. 1983); Alvarado Morales v. Digital Equipment Corp., 669 F.Supp. 1173, 1185 (P.R. 1987); WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7A, § 1778. 197 Zimmerman v. Bell, 800 F.2d 386, 390 (4th Cir. 1986). 198 O'Sullivan v. Countrywide Home Loans, Inc., 319 F.3d 732, 738 (5th Cir. 2003); MCLAUGHLIN, On Class Actions, Bd. 1, § 5:23. 199 Heerwagen v. Clear Channel Communications, 435 F.3d 219, 226 (2nd Cir. 2006); Blades v. Monsanto Co., 400 F.3d 562, 566 (8th Cir. 2005); Moore v. PaineWebber, Inc., 306 F.3d 1247, 1252 (2nd Cir. 2002); In re Visa Check/MasterMoney Antitrust Litigation, 280 F.3d 124, 136 (2nd Cir. 2001). 200 Blades v. Monsanto Co., 400 F.3d 562, 569 (8th Cir. 2005); Klay v. Humana, Inc., 382 F.3d 1241, 1255 (11th Cir. 2004); In re Linerboard Antitrust Litigation, 305 F.3d 145, 155 f. (3rd Cir. 2002); M CLAUGHLIN, On Class Actions, Bd. 1, § 5:23. 201 In re Nassau County Strip Search Cases, 461 F.3d 219, 228 (2nd Cir. 2006); State of Minn. v. U.S. Steel Corp., 44 F.R.D. 559, 569 (Minn. 1968); WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7AA, § 1777. 196
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derungen doch wesentlich weiter. 202 Ein Rückschluss vom Vorliegen der commonality auf die Erfüllung der predominance verbietet sich daher.203 Weitere Aspekte für die Beurteilung der predominance können insbesondere das Vorliegen einer gemeinsamen Anspruchsgrundlage, das Bestehen einer einheitlichen Einwendung gegenüber der Gruppe 204 oder die Anzahl der erforderlichen Unterklassen nach Rule 23(c)(5) FRCP sein.205 2. Superiority Aufgrund des Eingriffes in die due process-Rechte der abwesenden Gruppenmitglieder darf die class action generell nicht leichtfertig zugelassen werden. Das gilt wegen der losen Bindung der Gruppenmitglieder umso mehr für Verfahren nach Rule 23(b)(3) FRCP. Nur wo das kollektive Vorgehen tatsächlich anderen Möglichkeiten der Rechtsverfolgung aus effizienzökonomischen Gründen überlegen ist, darf ein derartig invasiver Eingriff zugelassen werden. Das gleiche Ergebnis folgt auch aus dem Paradigma der Schonung gerichtlicher Ressourcen. Diese werden nämlich gerade bei class action-Verfahren in erheblichem Maße in Anspruch genommen. Aus diesem Grund erfordert Rule 23(b)(3) FRCP neben dem Überwiegen der gemeinsamen Tat- oder Rechtsfragen auch die Überlegenheit des Sammelklagerechtsbehelfs im Vergleich zu anderen verfügbaren Verfahrensarten. Die gebräuchlichsten dieser Verfahren sind natürlich die Individualklage, Klagebeitritt (intervention und interpleader), Klageverbindung (consolidation)206 oder Verweisung des Rechtsstreits an ein anderes Gericht (transfer).207 Sollte keines dieser Verfahren eine effizientere oder gerechtere Behandlung des Streitgegenstandes erwarten lassen, so ist dies für die Erfüllung des superiority-Kriteriums ausreichend.208 Rule 23(b)(3) FRCP selbst gibt Anhaltspunkte für die Bestimmung der verfahrensrechtlichen Überlegenheit der class action vor. Dabei spielen das Interesse der Gruppenmitglieder an einer individuellen Rechtsverfolgung, 209 die Rechtshängigkeit anderer Klagen von Gruppenmitgliedern 210 ebenso eine Rolle wie die besondere Tauglichkeit eines bestimmten Forums zur Streitbewäl-
202
In re West Virginia Rezulin Litigation, 585 S.E.2d 52, 72 (W. Va. 2003). Castano v. American Tobacco Co., 84 F.3d 734, 744 f. (5th Cir. 1996). 204 MCLAUGHLIN, On Class Actions, Bd. 1, § 5:23; SPINDLER, Ausländische Prozessvergleiche, S. 115. 205 J AMES/HAZARD/LEUBSDORF, Civ. Proc., § 10.23. S. 659. 206 28 U.S.C. § 1407. 207 FRIEDENTHAL/K ANE /M ILLER, Civ. Proc., § 16.2, S. 772. 208 WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7AA, § 1779. 209 Rule 23(b)(3)(A) FRCP. 210 Rule 23(b)(3)(B) FRCP. 203
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tigung211 oder die generelle Handhabbarkeit des Verfahrens.212 Die Weite der aufgezählten Faktoren lässt bereits erahnen, dass sie nicht als abschließend zu betrachten sind. 213 Zudem zeichnen sich die Faktoren auch nicht durch besondere Trennschärfe aus und überschneiden sich teilweise untereinander und auch mit den Voraussetzungen von Rule 23(a) FRCP.214 Das besondere Interesse an der Durchführung und Kontrolle einer individuellen Rechtsverfolgung hat trotz des im Rahmen von Rule 23(b)(3) FRCP bestehenden Rechts zum opt out eine eigenständige Bedeutung. Das Bedürfnis nach individueller Rechtsverfolgung kann in bestimmten Fällen nämlich so groß sein, dass die bloße Möglichkeit des Ausscheidens aus der class action als nicht hinreichende Option gesehen wird, sondern vielmehr die gänzliche Nichtzulassung der class action erfordert. 215 Das erfordert vom Gericht eine Evaluierung der Anzahl potentieller Gruppenmitglieder, die von ihrem Recht zum opt out Gebrauch machen werden und eine Bewertung, inwiefern hierdurch die Wirkkraft der class action derartig vermindert wäre, dass eine Beeinträchtigung der durch die Gruppenklage angestrebten Effizienzgewinne einherginge. 216 Eine hohe Wahrscheinlichkeit für Letzteres besteht vor allem bei Personenschäden, Streitigkeiten, die eine erhebliche Geldsumme zum Gegenstand haben,217 oder anderen Situationen, in denen beispielsweise ein hoher Grad an emotionaler Beteiligung seitens der Kläger besteht. 218 Umgekehrt kann aus dem rationalen Desinteresse219 der Gruppenmitglieder bei sehr geringen Summen ein starkes Argument für die Überlegenheit der class action gewonnen werden.220 Als weiteren Faktor für die Beurteilung der Überlegenheit der class action sieht Rule 23(b)(3)(B) FRCP die Beachtung anderweitig rechtshängiger Klagen in Bezug auf denselben Streitgegenstand und Beklagten vor. Rule 23(b)(3)(B) FRCP hängt inhaltlich eng mit der Frage nach dem Interesse an einer eigenen individuellen Rechtsverfolgung zusammen, zeigt doch die Existenz anderer Klagen exemplarisch das Bestehen individueller 211
Rule 23(b)(3)(C) FRCP. Rule 23(b)(3)(D) FRCP. 213 Amchem Prods. Inc. v. Windsor, 521 U.S. 591, 615 (1997); Klay v. Humana, Inc., 382 F.3d 1241, 1270 (11th Cir. 2004); Superintendent of Ins. of State of N. Y. v. Bankers Life & Cas. Co., 401 F.Supp. 640 (S.D.N.Y. 1975); MCLAUGHLIN, On Class Actions, Bd. 1, § 5:60. 214 WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7AA, § 1780. 215 MCLAUGHLIN, On Class Actions, Bd. 1, § 5:61. 216 MCLAUGHLIN, a.a.O. 217 Amchem Prods. Inc. v. Windsor, 521 U.S. 591, 617 (1997). 218 In re Three Mile Island Litigation, 87 F.R.D. 433, 441 f. (M.D. Pa. 1980); MCLAUGHLIN, On Class Actions, Bd. 1, § 5:61. 219 Siehe oben S. 4. 220 Castano v. American Tobacco Co., 84 F.3d 734, 748 (5th Cir. 1996). 212
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Rechtsverfolgungsinteressen. 221 Bezweckt wird hierdurch auch die Schonung gerichtlicher Ressourcen vor unnötiger doppelter Inanspruchnahme.222 Absolut zwingend scheint die gesetzliche Folgerung in Rule 23(b)(3)(B) FRCP hingegen nicht.223 So haben verschiedene Gerichte gerade aus der Rechtshängigkeit anderer Klagen die Gefahr lückenhafter oder widersprüchlicher Entscheidungen als Anhaltspunkt für die Überlegenheit der class action herangezogen. 224
Umgekehrt ist das Fehlen anderweitiger Klagen nicht zwingend als Argument für das fehlende Interesse einer individuellen Rechtsverfolgung zu werten.225 Im Hinblick auf die dem Gericht auferlegten Pflichten bei der Prüfung der Zertifizierungsvoraussetzungen begegnet die Praxis mancher Gerichte, aus dem Fehlen früherer Klagen auf die generelle Ungeeignetheit des Streitgegenstandes für ein class action-Verfahren zu schließen, doch erheblichen Bedenken. Nach dieser Lesart bestünde bei sog. immature claims für das Gericht keine ausreichende Sicherheit, welche Punkte individueller Natur und daher im Wege eines Gruppenverfahrens justitiabel seien. Haben andere Gerichte hingegen aus früheren Klagen bereits ausreichende Kenntnis und Erfahrungen mit dem Prozessstoff, sollen sich Fragen nach predominance, superiority und manageability auch hinsichtlich des konkreten Falls einfacher beantworten lassen.226 Zu Recht haben sich verschiedene Gerichte dieser Betrachtungsweise energisch mit dem Hinweis auf die gesetzliche Zertifizierungspflicht widersetzt. Trotz des mannigfaltigen Ermessensspielraums, der dem Richter im Rahmen des Zertifizierungsprozesses zugesprochen wird, darf der Zugang zum Sammelklageverfahren nicht von der Zufälligkeit der Existenz vorheriger Prozesse abhängen. 227
Auch das Stadium, in dem sich andere Prozesse befinden, kann für die Überlegenheit einer class action von Relevanz sein. 228 Sind diese bereits weit fortgeschritten, so wird das mit der class action befasste Gericht die Zertifizierung evtl. ablehnen, um den anderen Prozess nicht zu beeinträchtigen. Sieht sich das Gericht demgegenüber in einem weiter fortgeschrittenen Stadium, da z.B. im Zeitpunkt der Zertifizierungsentscheidung noch keine entsprechenden Beschlüsse in den anderweitig anhängigen Verfahren 221
Zinser v. Accufix Research Institute, Inc., 253 F.3d 1180, 1191 (9th Cir. 2001); MCLAUGHLIN, On Class Actions, Bd. 1, § 5:62. 222 Zinser v. Accufix Research Institute, Inc., 253 F.3d 1180, 1191 (9th Cir. 2001); Winkler v. DTE, Inc., 205 F.R.D. 235, 245 (Ariz. 2001). 223 WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7AA, § 1780. 224 In re Inter-Op Hip Prosthesis Liability Litigation, 204 F.R.D. 330, 348 (N.D. Ohio). 225 Olson v. Tesoro Refining and Marketing Co., 2007 WL 2703053, 8 (W.D. Wash. 2007). 226 MCLAUGHLIN, On Class Actions, Bd. 1, § 5:63. 227 Klay v. Humana, Inc., 382 F.3d 1241, 1272 (11th Cir. 2004). 228 In re American Medical Systems, Inc., 75 F.3d 1069, 1088 (6th Cir. 1996); MCLAUGHLIN, On Class Actions, Bd. 1, § 5:63.
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ergangen sind, so kann dies einen wichtigen Aspekt für die Zertifizierung bedeuten.229 Bei der für die Bestimmung der superiority notwendigen Abwägung der einzelnen Faktoren kommt der Frage nach der Handhabbarkeit der class action (manageability) das meiste Gewicht zu. 230 Dabei fungiert das Kriterium als eine Art Auffangtatbestand für alle prozessualen Besonderheiten des jeweiligen Falles.231 Die Frage nach der Durchführbarkeit einer class action ist im Grunde eine Nebenerscheinung der Frage nach dem Überwiegen gemeinsamer Tat- oder Rechtsfragen. Je größer die Anzahl der individuellen Besonderheiten, desto größer sind später auch die Schwierig keiten, diese im Rahmen der Verfahrensführung zu berücksichtigen. 232
Ob eine class action ausreichend handhabbar ist, ergibt sich aus einem Vergleich mit anderen in Betracht kommenden Verfahrensarten. Die Verweigerung der Zertifizierung ist nur rechtmäßig, soweit sich das class action-Verfahren als weniger fair oder effizient erwiese.233 Die Faktoren, die die Durchführbarkeit eines Verfahrens beeinflussen, sind vielfältig. Von der Größe der Gruppe, über die zu erwartenden Schwierigkeiten im Zusammenhang mit der Benachrichtigung der abwesenden Gruppenmitglieder, bis hin zur Anzahl derjenigen, die am Verfahren aktiv teilnehmen wollen, 234 können alle Probleme im Zusammenhang mit der Verfahrensführung berücksichtigt werden. 235 Gerade bei Verfahren nach Rule 23(b)(3) FRCP stellt sich immer wieder die Frage, ob die mit der Feststellung der konkreten Anspruchshöhe einhergehende Notwendigkeit einer separaten Beweisaufnahme das Verfahren nicht undurchführbar macht. Da den Gerichten gerade im Rahmen der class action großes Ermessen zusteht, ist es i.d.R. ausrei-
229
Buford v. H & R Block, Inc., 168 F.R.D. 340, 362 f. (S.D. Ga. 1996); MCLAUGHLIN, On Class Actions, Bd. 1, § 5:63. 230 FRIEDENTHAL/K ANE /M ILLER, Civ. Proc., § 16.2, S. 773. 231 Eisen v. Carlisle & Jacquelin, 417 U.S. 156, 164 (1974). 232 Castano v. American Tobacco Co., 84 F.3d 734, 745, Fn. 19 (5th Cir. 1996); MCLAUGHLIN, On Class Actions, Bd. 1, § 5:65. 233 Robinson v. Texas Auto. Dealers Ass'n, 387 F.3d 416-346, 345 f. (5th Cir. 2004); Buford v. H & R Block, Inc., 168 F.R.D. 340, 363 (S.D. Ga. 1996); In re Domestic Air Transp. Antitrust Litigation, 137 F.R.D. 677, 693 (N.D. Ga. 1991); In re Workers' Compensation, 130 F.R.D. 99, 110 (Minn. 1990); Goldwater v. Alston & Bird, 116 F.R.D. 342, 356 (S.D. Ill. 1987); In re Bristol Bay, Alaska, Salmon Fishery Antitrust Litigation, 78 F.R.D. 622, 628 (W.D. Wash.); In re Antibiotic Antitrust Actions, 333 F.Supp. 278, 282 (S.D.N.Y. 1971); MCLAUGHLIN, On Class Actions, Bd. 1, § 5:65. 234 Rule 23(c)(2)(B)(iv) FRCP. 235 WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7AA, § 1780.
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chend, wenn sich die gemeinsamen Fragen lediglich auf den Haftungsgrund erstrecken, Fragen der Anspruchshöhe aber später auf individueller Basis geklärt werden. 236 Besteht die Wahrscheinlichkeit, dass die Identifizierung potentieller Gruppenmitglieder nur mit erheblichen Schwierigkeiten möglich ist, so kann auch dies zur Ablehnung der Überlegenheit führen.237 Allerdings reichen bloße Unannehmlichkeiten bei der Identifizierung hierfür nicht aus. 238
Für die Frage nach der Durchführbarkeit eines Verfahrens müssen auch prozessuale Optionen, wie die Bildung von Unterklassen, Rule 23(c)(5) FRCP, oder die Beschränkung der class action auf bestimmte Probleme, Rule 23(c)(4) FRCP, in Betracht gezogen werden.239
§ 2 Prozessuale Aspekte der Class Action § 2 Prozessuale Aspekte der Class Action
Aufgrund der Vielzahl der durch das Gruppenklageverfahren betroffenen Personen sind sowohl aus effizienzökonomischen als auch aus verfassungsrechtlichen Gründen besondere Anforderungen an die Durchführung des Verfahrens zu stellen. Höchste Priorität hat die Benachrichtigung der abwesenden Gruppenmitglieder über die Anhängigkeit einer Klage. Aber auch der Zertifizierungsprozess im Vorfeld stellt bereits eine entscheidende Weichenstellung für das folgende Verfahren dar. A. Rule 23(c)(1) FRCP, Certification Order I. Verfahren Die gerichtliche Zulassungsentscheidung (certification order) ist von grundlegender Bedeutung. Durch die certification order definiert das Gericht die Zusammensetzung und Ansprüche der Gruppe. Ab diesem Zeitpunkt wird die Gruppe von dem durch das Gericht bestimmten Gruppenanwalt vertreten, Rule 23(c)(1)(B) FRCP. Außerdem gilt es im Anschluss an die Bestimmung der Gruppe, die abwesenden Gruppenmitglieder von der Anhängigkeit der class action zu unterrichten und sie über ihre Rechte in Kenntnis zu setzen. Gemäß Rule 23(c)(1)(A) FRCP soll das Gericht zu einem frühen praktikablen Zeitpunkt nach der Einreichung der 236 Klay v. Humana, Inc., 382 F.3d 1241, 1259 f. (11th Cir. 2004); Gunnells v. Healthplan Services, Inc., 348 F.3d 417, 429 (4th Cir. 2003); In re Terazosin Hydrochloride Antitrust Litigation, 203 F.R.D. 551, 559 (S.D. Fla. 2001). 237 Six Mexican Workers v. Arizona Citrus Growers, 904 F.2d 1301, 1304 (9th Cir. 1990); Sonmore v. CheckRite Recovery Services, Inc., 206 F.R.D. 257, 266 (Minn. 2001); MCLAUGHLIN, On Class Actions, Bd. 1, § 5:65. 238 Dziennik v. Sealift, Inc., 2007 WL 1580080, 12 (E.D.N.Y. 2007); MCLAUGHLIN , On Class Actions, Bd. 1, § 5:65. 239 WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7AA, § 1780.
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Klage über deren Zulassung als class action entscheiden. Selbst wenn keine Seite den entsprechenden Antrag auf Zulassung stellt, 240 kann der Richter von sich aus die notwendigen Informationen einholen und eine Entscheidung treffen.241 Durch diese für den U.S.-amerikanischen Prozess ungewöhnlich aktive Rolle des Gerichts soll eine rechtzeitige Unterrichtung und damit der Schutz der abwesenden Gruppenmitglieder gewährleistet werden.242 Obwohl der Richter also nicht unmittelbar auf den Zertifizierungsantrag der Kläger an gewiesen ist, reichen seine Befugnisse aber nicht so weit, dass er von Amts wegen gegen den Willen des Klägers eine Individualklage in eine class action umwandeln kann. 243 Vielmehr muss diese bereits von den Klägern als solche erhoben oder im Lau fe eines Individualprozesses erweitert werden.
Trotz erheblicher richterlicher Ermessensspielräume244 muss die certification order in erster Linie prüfen, ob die Voraussetzungen von Rule 23(a) FRCP erfüllt sind und ob das klägerische Begehren unter eine der Kategorien von Rule 23(b) FRCP fällt.245 Sollte dies nicht der Fall sein, kann der Richter die Klage immer noch auf bestimmte Punkte beschränken 246 oder die Gruppe in verschiedene Untergruppen einteilen.247 Dadurch sollen die Vorteile des class action-Verfahrens aufrechterhalten werden, selbst wenn bestimmte Fragen eine individuelle Entscheidung erfordern. 248 Sollte an-
240
Der Beklagte kann auch einen Antrag stellen, die Zulassung als Gruppenklage zu verweigern; Small v. General Nutrition Companies, Inc., 388 F.Supp.2d 83, 99 f. (E.D.N.Y. 2005); Fedotov v. Peter T. Roach and Associates, P.C., 354 F.Supp.2d 471, 478 (S.D.N.Y. 2005); WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7AA, § 1785. 241 FRIEDENTHAL/K ANE /M ILLER , Civ. Proc., § 16.5, S. 782; WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7AA, § 1785. 242 WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7AA, § 1785. 243 Wilson v. Zarhadnick, 534 F.2d 55, 57 (5th Cir. 1976); Superintendent of Ins. of State of N. Y. v. Bankers Life & Cas. Co., 401 F.Supp. 640, 650 f. (S.D.N.Y. 1975); WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7AA, § 1785. 244 FRIEDENTHAL/K ANE /M ILLER , Civ. Proc., § 16.5, S. 782; WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7AA, § 1785. 245 WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7AA, § 1785. Wie oben bereits erwähnt, sind die Erfolgsaussichten in der Hauptsache kein relevantes Kriterium für die Beurteilung der Zulässigkeit der class action. Allerdings wird hierdurch eine vorhergehende Untersuchung der gemeinsamen Fragen und ihre Eignung zur gemeinsamen Verhandlung nicht ausgeschlossen, WRIGHT, a.a.O. 246 Rule 23(c)(4) FRCP. 247 Rule 23(c)(5) FRCP. 248 FRIEDENTHAL/K ANE /M ILLER, Civ. Proc., § 16.5, S. 783.
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schließend eine Zulassung immer noch nicht in Betracht kommen, kann die Klage auch als Individualklage aufrechterhalten werden.249 II. Zeitpunkt Eine absolute Aussage über den Zeitpunkt der Zertifizierung verbietet sich. Denn der Zeitpunkt hängt immer von den Gegebenheiten des konkreten Falles ab. Ohne zu große Rigidität diesbezüglich zu erfordern, verlangt Rule 23(c)(1)(A) FRCP aber, dass die Entscheidung über die Zulassung der class action zu einem frühen praktikablen Zeitpunkt ergehen sollte. Vor der Änderung des Wortlauts im Jahre 2003 hatte die Regelung noch vorgesehen, die Zulassungsentscheidung solle zum frühestmöglichen Zeitpunkt ergehen. Allerdings war auch unter der alten Regelung die Existenz guter Gründe, wie beispielsweise die Wahl des Gruppenanwalts, für eine späte Zulassungsentscheidung anerkannt. Der neue Wortlaut soll diese Erwägungen stärker in den Vordergrund stellen. Dennoch darf die Formulierung nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine zeitnahe Entscheidung schon im Interesse der abwesenden Gruppenmitglieder erwünscht ist.250 Auf Bedenken251 stößt daher insbesondere die Praxis,252 die Entscheidung über die Zulassung als class action bis zur materiell-rechtlichen Entscheidung zu verschieben. Die Zulassung gibt dem Richter nämlich gerade in Verfahren nach Rule 23(b)(3) FRCP erst die Möglichkeit, den abwesenden Gruppenmitgliedern eine Benachrichtigung über die Klage zukommen zu lassen. Eine Verzögerung der Entscheidung bis nach der Berufungsverhandlung erscheint daher jedenfalls als zu spät. 253
B. Rule 23(d) FRCP, Procedural Orders Während des Verfahrens steht dem Gericht mit Rule 23(d) FRCP zudem die jederzeitige Befugnis zum Erlass verfahrensrechtlicher Beschlüsse zu, die dem effizienten Ablauf des Verfahrens oder dem Schutz der abwesenden Gruppenmitglieder dienen.
249
Mead v. Parker, 464 F.2d 1108, 1112 (9th Cir. 1972); Lumbermens Mut. Cas. Co. v. Rhodes, 403 F.2d 2, 5 f. (10th Cir. 1968); WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7AA, § 1785. 250 Einige Gerichte haben aus der Überschreitung einer bestimmten Zeitspanne auf die nicht hinreichend gewährleistete Vertretung der Gruppe durch die Repräsentanten geschlossen, WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7AA, § 1785.3. 251 Vgl. WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7AA, § 1785.3. 252 Katz v. Carte Blanche Corp., 496 F.2d 747, 758 f. (3rd Cir. 1974); White v. Local 942, Laborers' Intern. Union of North Am., 90 F.R.D. 368, 371 (Alaska 1981). 253 U.S. v. School Bd. of City of Suffolk, 418 F.Supp. 639, 645 (E.D. Va. 1976); WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7AA, § 1785.3.
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C. Die Benachrichtigung der Gruppenmitglieder und das Recht zum Opt Out I. Die verfassungsrechtliche Dimension der Benachrichtigung der abwesenden Gruppenmitglieder Für den Beklagten ist die Benachrichtigung über die Anhängigkeit einer Klage (notice) einer der grundlegenden Aspekte eines fairen Verfahrens. Kenntnis vom Prozess und von den gegen ihn erhobenen Ansprüchen erlangt der Beklagte im Regelfall durch die Zustellung der Klage (service of process). Ohne diese regelmäßig durch die Klagezustellung bewirkte Benachrichtigung des Beklagten und der hieraus entspringenden Möglichkeit, sich vor Gericht zu verteidigen (day in court), scheidet eine Bindung an das ergehende Urteil aufgrund eines Verstoßes gegen den due processGrundsatz grundsätzlich aus. Die persönliche Benachrichtigung des Beklagten ist dabei regelmäßig vorzuziehen.254 In den USA sind die Anforderungen an die Benachrichtigung im Zusammenhang mit der Erweiterung der gerichtlichen Zuständigkeit, 255 weg von der Notwendigkeit persönlicher Anwesenheit256 im Gerichtsstaat, hin zum Ausreichen minimaler Kontakte zum Forumstaat, 257 umgekehrt proportional gestiegen. Der Grund hierfür liegt in der vermehrten Gerichtspflichtigkeit von Personen in z.T. weit entfernten Foren. 258 Eine Benachrichtigung durch öffentliche Bekanntmachung kam deshalb traditionell nur in Betracht, wenn andernfalls gar keine Benachrichtigung möglich war oder der Beklagte den Zugang der
254
Dazu sogleich. In den USA ist für die Entscheidung eines Gerichts – sei es auf föderaler oder Staatsebene – erforderlich, dass das Gericht über sachliche Zuständigkeit verfügt (subject matter jurisdiction) und die beteiligten Personen der Gerichtsbarkeit des angerufenen Gerichts unterliegen (personal jurisdiction). Dies ist der Fall, soweit jurisdiction in personam, jurisdiction in rem oder jurisdiction quasi in rem gegeben ist. Traditionell beschränkte sich dieser Gerichtsstand aus Souveränitätsgründen auf die im jeweiligen Staatsterritorium ansässigen oder anwesenden Personen. Mittlerweile reichen für eine Zuständigkeitsbegründung bereits minimale Kontakte (minimum contacts) zum Forumstaat. Vgl. umfassend zur Zuständigkeit U.S.-amerikanischer Gerichte F RIEDENTHAL/ KANE/MILLER , Civ. Proc., §§ 2 ff., S. 9 ff.; HAY, US-amerikanisches Recht, Rn. 106 ff.; J AMES/HAZARD/LEUBSDORF, Civ. Proc., § 2, S. 54 ff.; WRIGHT/KANE, Law of Fed. Courts, §§ 7 ff, S. 27 ff. 256 Grundlegend Pennoyer v. Neff, 95 U.S. 714 (1877). 257 International Shoe Co. v. State of Wash., Office of Unemployment Compensation and Placement, 326 U.S. 310, 326 (1945). 258 Grundlegend zur gerichtlichen Zuständigkeit in den USA F RIEDENTHAL/KANE / M ILLER, Civ. Proc., § 3.1 ff, S. 98 ff. 255
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Klageschrift arglistig vereitelte.259 In beiden Fällen musste es sich jedoch um Einwohner des betreffenden Gerichtsstaates handeln.260 Gründete das Gericht seine Zuständigkeit hingegen auf die jurisdiction in rem 261, wurde die Beschlagnahme des Grundstückes zusammen mit einer öffentlichen Bekanntmachung als verfassungsrechtlich ausreichende Benachrichtigung angesehen. 262
In Mullane v. Central Hanover Bank & Trust Co. 263schränkte der Supreme Court die Benachrichtigungsmodalitäten ein. Unter § 100c NEW YORK STATE B ANKING LAW bestand die Möglichkeit, verschiedene kleinere Treuhandfonds (trusts) zu einem großen gemeinsamen Fonds (common-trust fund) zu verschmelzen. Dieser wurde anschließend durch eine Treuhandgesellschaft verwaltet. Ziel des Gesetzes war es, durch die Zusammenfassung kleinerer Fonds den Anlegern Zugang zu einer professionelleren und effizienteren Vermögensverwaltung zu ermöglichen. Mullane war in dem vom Supreme Court zu beurteilenden Fall vom für die Umwandlung zuständigen New York Surrogate Court als „special guardian“ zum Schutze der durch die Umwandlung betroffenen Personen ernannt worden. Er wandte sich gegen die öffentliche Benachrichtigung der Inhaber verschiedener Treuhandvermögen in einer lokalen New Yorker Zeitung, die diese auf das Verfahren vor dem New Yorker Gericht aufmerksam machen sollte, das die Vereinigung ihrer Treuhandfonds zu einem großen von der Central Hanover Bank & Trust Co. verwalteten Fonds zum Gegenstand hatte. Die Benachrichtigung durch öffentliche Bekanntmachung genügte nach seiner Ansicht den Anforderungen des due process nicht. 264 Er machte insbesondere geltend, dass die Vereinigung der verschiedenen trusts Rechte seiner Schutzbefohlenen betreffe, was wiederum eine persönliche Benachrichtigung, insbesondere der nicht im Staat New York ansässigen Berechtigten, erforderlich gemacht hätte. 265
Der Supreme Court kam zu dem Ergebnis, dass eine Benachrichtigung durch öffentliche Bekanntmachung nur in Betracht kommt, soweit die Betroffenen nicht persönlich bekannt sind und auch nicht mit angemessenem Aufwand ermittelt werden können. Andernfalls verlangt es der Grundsatz eines fairen Verfahrens unter Abwägung mit den Besonderheiten des konkreten Falles, dass die Betroffenen durch individuelle Benachrichtigung von dem Verfahren Kenntnis erlangen. 266
259
Butler v. McKey, 128 F.2d 373, 375 (9th Cir. 1943). FRIEDENTHAL/K ANE /M ILLER, Civ. Proc., § 3.19, S. 177. 261 Dem deutschen dinglichen Gerichtsstand vergleichbar. Vergleiche ausführlich FRIEDENTHAL/KANE/M ILLER , a.a.O., § 3.8, S. 116 ff. 262 Pennoyer v. Neff, 95 U.S. 714 (1877); FRIEDENTHAL/KANE/MILLER , Civ. Proc., § 3.19, S. 177. 263 Mullane v. Central Hanover Bank & Trust Co., 339 U.S. 306 (1950). 264 Vgl. zum Begriff des due process bereits S. 11. 265 FRIEDENTHAL/K ANE /M ILLER, Civ. Proc., § 3.19, S. 178. 266 Insbesondere können aus verfassungsrechtlicher Sicht die Kosten für die Benachrichtigung einen zu berücksichtigenden Faktor darstellen, Mullane v. Central Hanover Bank & Trust Co., 339 U.S. 306, 313 ff. (1950). 260
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Hingegen ist es aufgrund der weitgehenden Interessenkongruenz der betroffenen Parteien an einer angemessenen Überwachung des Treuhänders nicht nötig, dass die persönliche Benachrichtigung in jedem einzelnen Fall erfolgreich ist.267 Vielmehr ist es für die Wahrung eines fairen Verfahrens nach U.S.-amerikanischem Verständnis ausreichend, wenn der Kläger hinreichend vernünftige Anstrengungen unternommen hat, um den Betroffenen zu benachrichtigen.268
Zwischen der Situation der betroffenen Parteien in Mullane v. Central Hanover Bank & Trust Co. und den abwesenden Gruppenmitgliedern bei einer Gruppenklage existieren offenkundige Parallelen. In beiden Fällen steht die Wahrung der due process-Rechte der Beteiligten im Vordergrund. Die Benachrichtigung der abwesenden Gruppenmitglieder soll, genau wie in Mullane, den Betroffenen die Möglichkeit geben, ihren „day in court“ zu erhalten, und außerdem die Überwachung der prozessführenden Parteien gewährleisten. 269 Wie auch das Erfordernis einer angemessenen Vertretung hat daher die Benachrichtigung der abwesenden Gruppenmitglieder ebenfalls eine verfassungsrechtliche Dimension. Genügt die Benachrichtigung den verfassungsrechtlichen Anforderungen indes nicht, entfaltet auch ein späteres Urteil für die abwesenden Gruppenmitglieder keine Bindungswirkung.270 Wie sich aus dem Gesagten und Rule 23(c)(2)(B) FRCP nunmehr ausdrücklich ergibt, ist eine individuelle Benachrichtigung vorrangig, soweit das betroffene Gruppenmitglied bekannt oder leicht zu identifizieren ist. Jedoch braucht es nicht in jedem Fall tatsächlich von der Benachrichtigung erfahren zu haben.271 Entscheidend ist daher nur, ob die Gerichte und der Kläger alles Notwendige und in der konkreten Situation Angemessene getan haben, um alle Gruppenmitglieder zu informieren.272 Wo eine Identifizierung der zu benachrichtigenden Personen nicht mit angemessenem Aufwand zu erreichen ist, können auch andere Formen der Benachrichtigung ausreichen. Umstritten ist, ob schlechterdings bei jeder Anzahl bekannter Gruppenmitglieder vor rangig eine individuelle Benachrichtigung zu erfolgen hat. Insbesondere bei großen Klägergruppen kann dies aufgrund der überschießenden Benachrichtigungskosten zu einem
267
FRIEDENTHAL/K ANE /M ILLER, Civ. Proc., § 3.19, S. 179. Polansky v. Richardson, 351 F.Supp. 1066, 1069 (E.D.N.Y. 1972); FRIEDENTHAL/ KANE/MILLER , Civ. Proc., § 3.19, S. 177. 269 WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7AA, § 1786. 270 Twigg v. Sears, Roebuck & Co., 153 F.3d 1222, 1226 (11th Cir. 1998); Anderson v. John Morrell & Co., 830 F.2d 872, 877 f. (8th Cir. 1987); WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7AA, § 1789.1. 271 MCLAUGHLIN, On Class Actions, Bd. 1, § 5:75. 272 Johnson v. General Motors Corp., 598 F.2d 432, 437 (5th Cir. 1979); Gonzalez v. City of New York, 396 F.Supp.2d 411, 415 f. (S.D.N.Y. 2005); W RIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7AA, § 1789.1. 268
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gänzlichen Unterbleiben der Gruppenklage führen. Einige Gerichte 273 und auch Autoren 274 sprechen sich gegen eine unreflektierte Übernahme des Mullane-Standards und für ein flexibles Verhältnis zwischen den einzelnen Schutzmechanismen der class action aus. So könne das Fehlen einer individuellen Benachrichtigung teilweise durch eine angemessene Vertretung kompensiert werden. Denn während in Mullane lediglich 113 trusts Verfahrensgegenstand waren, könnten Klägergruppen mit Millionen von Mitgliedern bei einem stets vorrangigen individuellen Benachrichtigungserfordernis zu einem faktischen Ausschluss der class action aufgrund der exorbitanten Benachrichtigungskosten führen. Dieser Auffassung trat der Supreme Court in Eisen v. Carlisle & Jacquelin275 energisch entgegen, indem er betonte, dass Anforderungen eines fairen Verfahrens sich nicht an der pekuniären Leistungsfähigkeit der Kläger orientieren, sondern ausschließlich an der Schutzbedürftigkeit der abwesenden Gruppenmitglieder. Ebenso wenig komme eine Heilung durch die Angemessenheit der Stellvertretung in Betracht. 276
II. Die Anforderungen von Rule 23 FRCP 1. Benachrichtigungen nach Rule 23(c)(2) FRCP über die Zulassung der Class Action Sowohl die verfassungsrechtlichen Implikationen als auch die zentrale Bedeutung der Benachrichtigung hat den Gesetzgeber dazu veranlasst, die notice in Rule 23(c)(2) FRCP einer ausführlichen Regelung zuzuführen. Während Rule 23(c)(2)(A) FRCP die Benachrichtigung der abwesenden Gruppenmitglieder im Rahmen von Verfahren nach Rule 23(b)(1) oder (2) FRCP in das Ermessen des Gerichts stellt, 277 ist sie in Verfahren nach Rule 23(b)(3) FRCP zwingend vorgesehen. Im Rahmen dieser Benachrichtigung sind die Betroffenen auf die Existenz des Rechtsstreits und das klägerische Begehr, die Natur der Klage, die Definition der Gruppe und die der Gruppe gemeinsamen Ansprüche hinzuweisen. Zusätzlich sollte die Benachrichtigung über die benannten Kläger, deren Anwälte sowie den momentanen Stand des Verfahrens informieren. 278 Von grundlegender Bedeutung ist jedoch die Information der Gruppenmitglieder über ihr Recht, 273 Cohen v. District of Columbia Nat. Bank, 59 F.R.D. 84 (D.C. 1972); Nolop v. Volpe, 333 F.Supp. 1364 (S.D. 1971); Berland v. Mack, 48 F.R.D. 121, 129 f. (S.D.N.Y. 1969); Dolgow v. Anderson, 43 F.R.D. 472, 497 (E.D.N.Y. 1968); Booth v. General Dynamics Corp., 264 F.Supp. 465, 472 (N.D. Ill. 1967); W RIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7AA, § 1786. 274 HOMBURGER, 71 Colum. L. Rev. (1971), 609, 646; KAPLAN, 81 Harv. L. Rev. (1967), 356, 396; MILLER , 58 F.R.D. (1973), 313, 320. 275 Eisen v. Carlisle & Jacquelin, 417 U.S. 156 (1974). 276 „There is nothing in rule 23 to suggest that the notice requirements can be tailored to fit the pocketbooks of particular plaintiffs.” Eisen v. Carlisle & Jacquelin, 417 U.S. 156, 176 (1974). 277 Ein Beispiel einer solchen Benachrichtigung kann auf der Internetpräsenz des Federal Judicial Center eingesehen werden, . 278 MCLAUGHLIN, On Class Actions, Bd. 1, § 5:75.
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aus der Klage auszuscheiden, die Frist für eine diesbezügliche Entscheidung, die Möglichkeit, sich durch anwaltliche Vertretung am Verfahren zu beteiligen und die Belehrung über die Rechtskrafterstreckung für den Fall des Nichtausscheidens.279 Alle Belehrungen sind in deutlicher, einfach verständlicher Sprache abzufassen. Wenn es die Zusammensetzung der Gruppe erfordert, kann die notice auch in verschiedenen Sprachen abgefasst werden. 280 In formaler Hinsicht unterliegt die Benachrichtigung keinerlei Beschränkungen. So kann sie per Brief, E-mail, durch Zeitungsannoncen, Fernseh- oder Radiodurchsagen oder mittels des Internets verbreitet werden.281 Auch im Rahmen der class action bleibt die Benachrichtigung allerdings dem verfassungsrechtlichen Grundsatz unterworfen, dass Adressaten, die bekannt sind oder mit angemessenem Aufwand ermittelt werden können, primär individuell zu benachrichtigen sind. Um Bindungswirkung zu entfalten, verlangt aber auch Rule 23 (c)(2)(B) FRCP keinen tatsächlichen Benachrichtigungserfolg. Vielmehr genügt auch unter Rule 23 (c)(2) (B) FRCP die prinzipielle Eignung der notice.282 2. Benachrichtigungen nach Rule 23 (d)(1)(B) FRCP zum Schutze der Gruppenmitglieder Rule 23(d)(1)(B) FRCP gestattet es auf Anregung einer Partei oder auf eigene Initiative des Gerichts, den abwesenden Gruppenmitgliedern eine Benachrichtigung zukommen zu lassen, sofern dies deren Schutz oder das Gebot der Fairness erforderlich macht. Rule 23(d)(1)(B) FRCP kann aber auch eine große Rolle spielen, wenn das Gericht noch Klärungsbedarf für das Vorgehen im weiteren Verfahren sieht, beispielsweise bei der Bildung von Untergruppen. Dabei kann das Gericht die gesamte Gruppe oder aber auch nur Teile benachrichtigen. Im Gegensatz zum zwingenden Benachrichtigungserfordernis nach Rule 23(c)(2)(B) FRCP liegt die Entscheidung über die Benachrichtigung nach Rule 23(d)(1)(B) FRCP im Ermessen des Gerichts.
279
Vgl. hierzu Rule 23(c)(2)(B)(i)-(vii) FRCP. MCLAUGHLIN, a.a.O. 281 Insbesondere in Produkthaftungs- oder anderen Fällen von Massenschäden ist es für die Parteien nicht einfach, die Gruppenmitglieder zu identifizieren, daher bietet sich das Internet gerade in solchen Situation besonders an. 282 DeJulius v. New England Health Care Employees Pension Fund, 429 F.3d 935, 944 (10th Cir. 2005); Reppert v. Marvin Lumber and Cedar Co., Inc., 359 F.3d 53, 56 f. (1st Cir. 2004); In re Integra Realty Resources, Inc., 354 F.3d 1246, 1261 (10th Cir. 2004); Silber v. Mabon, 18 F.3d 1449, 1453 f. (9th Cir. 1994); Peters v. National R.R. Passenger Corp., 966 F.2d 1483, 1486 (D.C. Cir. 1992); WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7A, § 1786. 280
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Vor Einführung von Rule 23(c)(2)(A) FRCP, die eine Benachrichtigung bei Verfahren nach Rule 23(b)(1) und (2) FRCP gestattet, ohne dies zwingend vorzuschreiben, spielte Rule 23(d)(1)(B) FRCP insbesondere in diesen Verfahren eine Rolle, sahen es doch nicht wenige Gerichte als sinnvoll an, auch hier den abwesenden Gruppenmitgliedern irgend eine Art von Benachrichtigung zukommen zu lassen. Seit dem Jahr 2003 ist diese Praxis in Rule 23(c)(2)(A) FRCP kodifiziert, was aber mehr Klarstellung und Bestätigung als Änderung sein soll.283
Inhaltlich enthält Rule 23(d)(1)(B)(i)-(iii) FRCP einige Beispiele, um den Anwendungsbereich zu verdeutlichen, sie ist allerdings in keiner Weise abschließend.284 Größte Bedeutung hat wohl die Benachrichtigung der abwesenden Gruppenmitglieder, um deren angemessene Vertretung zu garantieren. Sind die abwesenden Gruppenmitglieder der Ansicht, dass sie durch die named plaintiffs keine angemessene Vertretung erfahren, so eröffnet die Benachrichtigung die Möglichkeit, in das Verfahren einzugreifen.285 3. Kostentragungspflicht für die Benachrichtigung Obwohl die Benachrichtigung der abwesenden Gruppenmitglieder im Namen des Gerichts erfolgt, obliegen die Vorbereitung und vor allem die Bezahlung der Benachrichtigung den Parteien. 286 Es gilt der Grundsatz, dass die Klägerseite die für die Benachrichtigung der abwesenden Mitglieder anfallenden Kosten zu tragen hat.287 Es sind jedoch Situationen denkbar, in denen eine Verlagerung der Kosten auf die Beklagtenseite in Betracht kommen kann. So kann eventuell aufgrund treuhänderischer Beziehungen zwischen Kläger und Beklagten eine anderweitige Kostenverteilung angezeigt sein.288 Ebenso kann die Verschiebung u.U. erfolgen, wenn es dem Kläger gelingt, eine gewisse Erfolgsaussicht der Hauptsache darzulegen.289 Bereits die bloße Leistungsunfähigkeit der Klägerseite ist aber kaum geeignet, um eine solche Ausnahme zu begründen. Geht es um die Benachrichti-
283
WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7B, § 1793. WRIGHT, a.a.O. 285 WRIGHT, a.a.O. 286 NEWBERG/CONTE/RUBENSTEIN, On Class Actions, Bd. 3, § 8:6. 287 Eisen v. Carlisle & Jacquelin, 417 U.S. 156, 177 (1974). 288 Der Supreme Court enthielt sich in Eisen v. Carlisle & Jacquelin ausdrücklich einer Beurteilung solcher Fälle, stellte aber zugleich fest, dass die generelle Regel die Kostentragungspflicht des Klägers sei, Eisen v. Carlisle & Jacquelin, 417 U.S. 156, 179, Fn. 19 (1974). 289 NEWBERG/CONTE/RUBENSTEIN, On Class Actions, Bd. 3, § 8:6. Ein solches Erfordernis zur Zertifizierungsvoraussetzung von Rule 23 FRCP zu machen, ist aber ausgeschlossen, vgl. Kapitel 1 § 1 A I, S. 16. 284
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gung über einen Vergleich, so wird in der Regel der Vergleich selbst festlegen, wer die Kosten für diese Benachrichtigung zu tragen hat. 290 III. Das Recht zum Opt Out nach Rule 23(b)(3) FRCP Das Recht, aus dem Verfahren auszuscheiden, hat ebenso wie die Benachrichtigung über das Verfahren selbst eine verfassungsrechtliche Komponente. Den abwesenden Gruppenmitgliedern ist in Verfahren nach Rule 23 (b)(3)FRCP ein solches opt out-Recht schon aus verfassungsrechtlichen Gründen zu gewähren. 291 Andernfalls würde nämlich den Anforderungen an ein faires Verfahren nicht Genüge getan und daher die Bindungswirkung des Urteils nicht erreicht. Das Recht, aus dem Prozess auszuscheiden, besteht aber nur in class action-Verfahren nach Rule 23(b)(3) FRCP. Demgemäß wird in den beiden anderen Kategorien auch von zwingenden Verfahren gesprochen. 292 Der Hintergrund für die unterschiedliche Behandlung liegt im Wesentlichen, ebenso wie im Falle der unterschiedlichen Benachrichtigungspflichten auch, in der unterschiedlich intensiven inneren Verbundenheit der Gruppenmitglieder. Darüber hinaus werden die im Rahmen von Rule 23(b)(1) und (2) FRCP verfügbaren Rechtsschutzmöglichkeiten293 im Verhältnis zur Schadensersatzverpflichtung nach Rule 23(b)(3) FRCP als weniger invasiv angesehen.294 Mitglieder einer Gruppe in einem Verfahren nach Rule 23(b) (3) FRCP haben deswegen ein absolutes Recht, aus der Sammelklage auszuscheiden. Machen sie von diesem Recht Gebrauch, entfaltet ein späteres Urteil für sie keine Bindungswirkung. 295 Stünde die gleiche Möglichkeit auch den Mitgliedern in Verfahren nach Rule 23(b)(1) und (2) FRCP zu, so könnte dies den Zweck selbiger Verfahren konterkarieren, da dieser ja gerade in der Vermeidung unterschiedlicher Urteile liegt.296 Im Gegensatz hierzu basiert die Zusammenfassung einzelner Ansprüche nach Rule 23 (b)(3) FRCP lediglich auf der Gemeinsamkeit von Tat- oder Rechtsfragen. Für ein Gruppenmitglied kann ein individuelles Vorgehen also durchaus immer noch eine sinnvolle Alternative sein. 297 Nimmt das Gruppenmitglied sein opt out-Recht hingegen nicht wahr, so wird sein Schweigen als Zu290
MCL 4th, § 21.312; NEWBERG/CONTE/RUBENSTEIN, On Class Actions, Bd. 3, § 8:20. 291 Phillips Petroleum Co. v. Shutts, 472 U.S. 797, 811 (1985). 292 MCLAUGHLIN, On Class Actions, Bd. 1, § 2:39. 293 Siehe oben S. 35, 37. 294 EICHHOLTZ, Class Action, S. 147 f. 295 MCLAUGHLIN, On Class Actions, Bd. 1, § 5:75. 296 EICHHOLTZ, Class Action, S. 148. 297 Berger v. Xerox Corp. Retirement Income Guarantee Plan, 338 F.3d 755, 764 (7th Cir. 2003).
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stimmung zur Durchführung des Verfahrens gewertet und es kann sich der Bindungswirkung des Urteils nicht mehr entziehen.298 Die Möglichkeit des opt out steht ausschließlich zur Disposition des Gruppenmitglieds und kann weder von den Repräsentanten noch vom Gruppenanwalt geltend gemacht werden. 299 Kenntnis hiervon erhält das Gruppenmitglied durch die notice. 300 Zwar finden sich in Rule 23(c)(2)(B)(v) und (vi) FRCP keine konkreten Vorgaben hinsichtlich Art und einzuhaltender Frist; um Unsicherheiten zu vermeiden, sollte die Benachrichtigung das abwesende Gruppenmitglied mindestens darauf verweisen, an wen der Ausschluss zu richten ist und bis zu welchem Zeitpunkt dies zu geschehen hat.301 D. Rechtskrafterstreckung Wesentlicher Zweck der class action ist die Erreichung prozessualer Effizienz.302 Dies wird durch die Erstreckung der Rechtskraft des Urteils auf alle Mitglieder der Gruppe unabhängig von ihrer Mitwirkung und ihrem Auftreten vor Gericht bewirkt. Sind die Voraussetzungen von Rule 23 FRCP erfüllt, dann entfaltet ein class action-Urteil eben diese Bindungswirkung. Da die Bindungswirkung einer Gruppenklage aber immer erst in einem nachfolgenden Verfahren thematisiert werden kann, kommt einer exakten Definition der Gruppe immense Bedeutung zu. Der Konflikt, der sich aus dem Ziel prozessualer Effizienz und dem Interesse der abwesenden Gruppenmitglieder an einer eigenen Rechtsverfolgung bzw. an hinreichendem Schutz ergibt, ist offensichtlich. Während im Individualprozess die Prämisse unbestritten ist, dass nur diejenigen Personen an ein Urteil gebunden sind, die als Partei in diesem aufgetreten sind, gilt dieser Grundsatz im class action-Verfahren gerade nicht. Diesen Konflikt sucht Rule 23 FRCP durch verschiedene Schutzmechanismen zu entschärfen. Wie in den vorangegangenen Ausführungen bereits mehrmals angedeutet, 303 wohnt den verschiedenen Anforderungen von Rule 23 FRCP auch eine verfassungsrechtliche Dimension inne. Die Grundsätze eines fairen Verfahrens gebieten einen minimalen Schutzstandard für die Rechte der 298
Phillips Petroleum Co. v. Shutts, 472 U.S. 797, 811 ff. (1985); MCLAUGHLIN, On Class Actions, Bd. 1, § 5:75. Es sei denn, die Angemessenheit der Stellvertretung erreicht nicht das rechtsstaatlichen Maßstäbe genügende Maß. 299 Hanlon v. Chrysler Corp., 150 F.3d 1011, 1024 (9th Cir. 1998); In re Lease Oil Antitrust Litigation (No. II), 186 F.R.D. 403, 439 f. (S.D. Tex. 1999); NEWBERG/CONTE/ RUBENSTEIN, On Class Actions, Bd. 5, § 16:16. 300 Rule 23(c)(2)(B)(v) FRCP. 301 Rule 23(c)(2)(B)(vi) FRCP. WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7AA, § 1787. 302 General Tel. Co. of the Southwest v. Falcon, 457 U.S. 147, 159 (1982). 303 Oben S. 49, 55.
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abwesenden Gruppenmitglieder. Der Supreme Court hat den Inhalt dieses Standards in Phillips Petroleum Co. v. Shutts304 konkretisiert. Um die Voraussetzungen des due process zu wahren und damit eine Erstreckung der Rechtskraft zu erreichen, muss das abwesende Gruppenmitglied eine angemessene Benachrichtigung erhalten haben, die den Anforderungen aus Mullane v. Central Hanover Bank & Trust Co.305 genügt.306 Zudem hat das abwesende Gruppenmitglied das Recht, vor Gericht aufzutreten und insbesondere aus der Klage auszuscheiden. 307 Von größter Bedeutung ist allerdings die stets zu wahrende Angemessenheit der Stellvertretung durch die Repräsentanten und den Gruppenanwalt. 308 Das bloße Unterliegen im Prozess wird dabei aber in der Regel nicht als einziges Indiz für die Unangemessenheit der Vertretung herangezogen werden können. 309
Die Stringenz der vom Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten formulierten Spezifika ließ zwar zunächst auf eine weitestgehende Klärung des Themenkomplexes hoffen, allerdings ergab sich insbesondere aus der Tatsache, dass das Urteil des Gerichts zum Verfahrensrecht von Kansas erging, eine Reihe von Unklarheiten über die Anwendbarkeit der Kriterien auf bundesrechtliche Verfahren, die teilweise bis heute bestehen. Für eine entsprechende Ausdehnung der ratio auch auf class action-Verfahren nach Rule 23 FRCP spricht zunächst die starke Orientierung des einzelstaatlichen class action-Verfahrens an der bundesrechtlichen Regel. Zudem hielt sich das Gericht im Hinblick auf seine Formulierungen sehr allgemein, so dass eine weite Auslegung nicht nur angemessen, sondern auch vom Wortlaut gedeckt erscheint.310 Folgt man dieser Auslegung, steht man wiederum vor der Ungewissheit, ob die Kriterien auch in den anderen Kategorien von Rule 23(b) FRCP Anwendung finden sollten. Die Entscheidung des Supreme Court gibt hierzu keine Anhaltspunkte, da sie sich ausdrücklich nur auf solche Verfahren bezieht, die auf Schadensersatz gerichtet waren. 311 Einige Gerichte urteilten deshalb, dass die Shutts-Kriterien keine Anwendung in Verfahren nach Rule 23(b)(1) FRCP fänden.312
304
Phillips Petroleum Co. v. Shutts, 472 U.S. 797 (1985). Mullane v. Central Hanover Bank & Trust Co., 339 U.S. 306 (1950). 306 Siehe hierzu ausführlich oben S. 49. 307 Phillips Petroleum Co. v. Shutts, 472 U.S. 797, 813 (1985). 308 Phillips Petroleum Co. v. Shutts, 472 U.S. 797, 811 f. (1985). 309 Bowen v. General Motors Corp. A C Spark Plug Div., 542 F.Supp. 94, 101 (N.D. Ohio). 310 WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7AA, § 1789.1. 311 Phillips Petroleum Co. v. Shutts, 472 U.S. 797, 812, Fn. 3 (1985). 312 In re Joint Eastern & Southern Dist. Asbestos Litigation, 78 F.3d 764, 777 (2nd Cir. 1996); Smith v. Tower Loan of Mississippi, Inc., 216 F.R.D. 338, 379 (S.D. Miss. 2003). 305
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Kapitel 1: Die Class Action als Ausgangspunkt
Für reichlich Verwirrung sorgte die Formulierung, die notice müsse das abwesende Gruppenmitglied tatsächlich erreichen. Gegen das Erfordernis eines tatsächlichen Zugangs der Benachrichtigung spricht zunächst einmal der Verweis auf den Standard in Mullane v. Central Hanover Bank & Trust Co.,313 der das gerade nicht erfordert. 314 Darüber hinaus führte ein tatsächliches Zugangserfordernis zu einer weitreichenden Unterminierung der Maximierungsbestrebungen im Hinblick auf die Effizienz und gleichzeitig auch zur Rechtsunsicherheit für den Beklagten. 315 Letztlich kommt es damit auf einen tatsächlichen Zugang der notice bei den abwesenden Gruppenmitgliedern nicht an.
313
Mullane v. Central Hanover Bank & Trust Co., 339 U.S. 306 (1950). Vgl. S. 49. 315 WRIGHT, Fed. Prac. & Proc. Civ.3d, Bd. 7AA, § 1789.1. 314
Kapitel 2
Die Entwicklung der Class Arbitration § 1 Rechtsquellen und kollisionsrechtliche Grundlagen § 1 Rechtsquellen
Bevor die Entwicklung der class arbitration einer eingehenden Untersuchung unterzogen werden kann, erfordert die föderale Staatsstruktur der Vereinigten Staaten von Amerika zunächst eine Evaluierung des legislativen Beziehungsgeflechts. Aus dem Nebeneinander von einzel- und bundesstaatlichen Gesetzen können sich verschiedene, komplizierte Abgrenzungsfragen ergeben. Dieser Befund trifft ganz besonders auf das Schiedsverfahrensrecht zu. Neben der maßgeblichen bundesgesetzlichen Rechtsquelle, dem FAA, haben alle Bundesstaaten ihre eigenen schiedsverfahrensrechtlichen Regelungen erlassen. 1 Zudem beansprucht der FAA nicht auf allen Gebieten des Schiedsrechts Ausschließlichkeit. 2 Als primäre Quelle des U.S.-amerikanischen Schiedsrechts wird an dieser Stelle zunächst der FAA näher skizziert. Naturgemäß beginnt die Darstellung zunächst mit dem Anwendungsbereich dieses Gesetzes. Anschließend folgt eine Betrachtung der Stellung des FAA im Gesamtkonzept des U.S.-amerikanischen Schiedsrechts. Dabei soll vor allem auch auf die Rechtsprechung des Supreme Court eingegangen und deren Bedeutung für den heutigen Zustand des Schiedsrechts erläutert werden. Aus dem Nebeneinander von Bundes- und Landesrecht entspringt auch die Notwendigkeit einer kurzen kollisionsrechtlichen Abgrenzung der einzelstaatlichen Schiedsvertrags- und Schiedsverfahrensstatute untereinander. A. Anwendungsbereich des FAA und strukturelle Besonderheiten Der FAA trat im Jahr 1925 in Kraft. 3 Ratio legis war die Stärkung der gerichtlichen Durchsetzung privatautonomer Schiedsvereinbarungen. 4 Die Akzeptanz alternativer Streitschlichtungsmethoden datiert in den USA
1
Vgl. unten S. 63, Fn. 28. Vgl. unten Kapitel 2 § 1 A II, S. 63 ff. 3 43 Stat. 883. 4 Scherk v. Alberto-Culver Co., 417 U.S. 506, 510 (1974); QUINKE, Börsenschiedsvereinbarungen, S. 50. 2
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Kapitel 2: Die Entwicklung der Class Arbitration
zwar schon bis in die Kolonialzeit zurück, 5 allerdings wurde Schiedsvereinbarungen insbesondere von judikativer Seite stets großes Misstrauen entgegengebracht. Oftmals wurde der vertraglichen Verpflichtung die bindende Wirkung versagt. 6 Diesem unbefriedigenden Zustand sollte der FAA Abhilfe verschaffen. Der dreigeteilte FAA setzt sich in seinem ersten Teil aus allgemeinen Vorschriften zusammen, 7 die sowohl für seerechtliche Streitigkeiten als auch Handelssachen gelten und im Wesentlichen das Bundesrecht für die interne Schiedsgerichtsbarkeit der Vereinigten Staaten enthalten.8 § 2 FAA, vor dem geschichtlichen Hintergrund das Kernstück des Gesetzes, sieht die Verbindlichkeit schriftlicher Schiedsvereinbarungen vor. § 3 FAA bildet das prozessuale Gegenstück und verpflichtet das Gericht, auf Antrag einer Partei ein anhängiges gerichtliches Verfahren auszusetzen, sofern eine wirksame schriftliche Schiedsvereinbarung nach § 2 FAA vorliegt. Voraussetzung hierfür ist ein schiedsfähiger Streitgegenstand, der von der Schiedsvereinbarung erfasst wird. Funktional entspricht § 3 FAA der Einrede der Schiedsklausel im deutschen Schiedsverfahrensrecht nach § 1032 ZPO. Sollte sich eine Partei weigern, trotz Vorliegens einer schriftlichen Schiedsvereinbarung am schiedsrichterlichen Verfahren teilzunehmen, ermöglicht § 4 FAA die Durchsetzung der Schiedsvereinbarung mithilfe einer specific performance.9 Die §§ 5–8 des FAA enthalten verfahrensrechtliche Vorschriften zur Ernennung des Schiedsrichters oder Einvernahme von Zeugen vor dem Schiedsgericht. Am Ende des ersten Teils regeln die §§ 9–16 FAA die Vollstreckbarerklärung, Aufhebung und Korrektur eines Schiedsspruches. § 16 FAA regelt den Rechtsschutz gegen Entscheidungen des staatlichen Gerichts im Zu sammenhang mit dem Schiedsverfahren. Grundsatz des schiedsverfahrensrechtlichen Rechtsbehelfssystems ist dabei die sofortige Überprüfbarkeit lediglich solcher Entscheidungen, die den Zugang zum Schiedsverfahren verhindern. Positive Entscheidungen hingegen sollen im Sinne einer effizienten Verfahrensführung erst im Anschluss an das Schiedsverfahren einer erneuten gerichtlichen Überprüfung unterzogen werden. Hierin 5 BENSON, 11 J.L. Econ. & Org. (1995), 479, 481; HIGGINBOTHAM , 58 Duke L.J. (2008), 103, 108. 6 JUSTICE STORY bemerkte hierzu: „[w]hen [courts] are asked to […] compel the parties to appoint arbitrators whose award shall be final, they necessarily pause to consider whether such tribunals possess adequate means of giving redress, and whether they have a right to compel a reluctant party to submit to such a tribunal, and to close against him the doors of the common courts of justice, provided by the government to protect rights and to redress wrongs“, Tobey v. County of Bristol, 23 Fed. Cas. 1313, 1320 f. (C.C.D. Mass. 1845). Ebenso CARBONNEAU, Law and Practice of Arbitration, S. 113; CARRINGTON/C ASTLE, 67-SPG Law & Contemp. Probs. (2004), 207, 212; HIGGIN BOTHAM, 58 Duke L.J. (2008), 103, 108; QUINKE , Börsenschiedsvereinbarungen, S. 47. 7 9 U.S.C. §§ 1–16. 8 CARBONNEAU, Law and Practice of Arbitration, S. 114. 9 STEINBRÜCK, Unterstützung ausländischer Schiedsverfahren, S. 164.
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zeigt sich einmal mehr die wohlwollende Haltung der Verfasser des FAA bezüglich der Meriten der Schiedsgerichtsbarkeit.
In seinem zweiten Teil 10 und dritten Teil11 inkorporiert der FAA die Vorschriften des UN-Abkommens über die Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Schiedssprüche von 1958 (UNÜ) 12 bzw. der Inter-AmerikaKonvention über die internationale Handelsschiedsgerichtsbarkeit von 1975.13 Da Schiedsverfahren auf Gruppenbasis bis zu diesem Zeitpunkt lediglich im Rahmen von lokal auf das Staatsgebiet der Vereinigten Staaten begrenzten Streitigkeiten auf traten, sind für die vorliegende Arbeit die internen schiedsrechtlichen Vorschriften von besonderem Interesse. Die folgenden Ausführungen beschäftigen sich daher ausschließlich mit dem ersten Teil des FEDERAL ARBITRATION ACT.14
I. Sachlicher und räumlicher Anwendungsbereich § 1 FAA bestimmt die sachliche Anwendbarkeit des internen Schiedsrechts der Vereinigten Staaten. Der Anwendungsbereich des FAA ist bei seeoder handelsrechtlichen Streitigkeiten eröffnet, soweit zusätzlich ein Bezug zu einem fremden Staat, einem Territorium oder einem anderen Bundesstaat der USA existiert. Für die Erfüllung des „involving commerce“-Kriteriums ist es bereits ausreichend, wenn Waren- oder Dienstleistungsgeschäfte Gegenstand der vertraglichen Beziehungen sind. Die Beteiligung eines Kaufmanns bzw. ein handelsrechtlicher Bezug i.S.v. § 343 Abs. 1 HGB ist hingegen nicht notwendig, so dass insofern auch Verbrauchersachen 15 hiervon umfasst sind .
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9 U.S.C. §§ 201-208. 9 U.S.C. §§ 301-307. 12 Vgl. für das ebenfalls in Deutschland in Kraft befindliche UNÜ, BGBl. II 1961 S. 122. 13 9 U.S.C. § 301 ff. 14 9 U.S.C. § 202 S. 2 beschränkt die Anwendbarkeit des zweiten Teils daher folgendermaßen: „An arbitration agreement or arbitral award arising out of a legal relationship, whether contractual or not, which is considered as commercial, including a transaction, contract, or agreement described in section 2 of this title, falls under the Convention. An agreement or award arising out of such a relationship which is entirely between citizens of the United States shall be deemed not to fall under the Convention unless that relationship involves property located abroad, envisages performance or enforcement abroad, or has some other reasonable relation with one or more foreign states. For the purpose of this section a corporation is a citizen of the United States if it is incorporated or has its principal place of business in the United States. “ [Hervorh. d. Verf.]. 15 QUINKE, Börsenschiedsvereinbarungen, S. 50. Im Folgenden wird trotz Divergenz zur deutschen Verwendung dennoch die Begrifflichkeit des handelsrechtlichen Bezugs weiter verwendet. 11
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Mit der Beschränkung des FAA auf exklusiv interstaatliche Streitigkeiten ist außerdem das maßgebliche Kriterium für die Anwendbarkeit des Schiedsrechts der einzelnen Bundesstaaten verbunden. Nach Lesart des Supreme Court sind die Anforderungen an den grenzüberschreitenden Bezug allerdings denkbar gering. Das Gericht geht von einer maximalen Ausschöpfung der bundesrechtlichen Gesetzgebungskompetenz bei Handelssachen und damit von einem extrem weiten Anwendungsbereich des FAA aus.16 Daher ist es grundsätzlich ausreichend, wenn die Transaktion auch nur eine irgendwie geartete Verbindung über die Grenzen des jeweiligen Bundesstaates hinaus hat. 17 Dies stehe mit dem vom FAA bezweckten Hauptgrund, der Überwindung althergebrachter Bedenken gegen die Schiedsgerichtsbarkeit und der Gleichstellung von Schiedsklauseln und sonstigen Verträgen im Einklang.18 Zur Verdeutlichung dieser extensiven Lesart des „involving commerce“-Kriteriums sei auf einen vom Supreme Court entschiedenen Fall aus dem Jahre 2003 hingewiesen. 19 Die in Alabama ansässige Baufirma Alafabco nutzte zur Refinanzierung ihrer Bauprojekte die Dienste der Citizens Bank, die ebenfalls in Alabama ansässig war. Auf angebliches Anraten der Bank übernahm die Baufirma einen großen Bauauftrag. Die Bank aber weigerte sich in der Folge, der Baufirma einen Kredit für die Durchführung der Bauarbeiten zu gewähren. Aus diesem Grund geriet die Baufirma mit der Tilgung ihrer restlichen Ra ten in Rückstand und musste Insolvenz anmelden. Dennoch wurden anschließend Bank und Baufirma über die Schuldenrestrukturierung einig und regelten in der Vereinbarung auch die Erledigung etwaiger Streitigkeiten durch die Einschaltung eines Schiedsgerichts. Einer durch die Baufirma eingereichten Klage, u.a. wegen Vertragsbruchs, arglistiger Täuschung und Herbeiführung seelischen Leids, hielt die Bank die Schiedsvereinbarung entgegen. Während das erstinstanzliche Gericht dem Antrag der Bank auf Verweisung an das Schiedsgericht stattgab, sah der Supreme Court of Alabama keinen ausreichenden grenzüberschreitenden Bezug, um die Anwendbarkeit des FAA zu bejahen. Das Gericht berief sich auf den Sitz beider Parteien und den daraus folgenden nichtvorhandenen au ßerstaatlichen Bezug der Forderungen aus der Restrukturierungsvereinbarung. Der Supreme Court hingegen sah die Anwendungsvoraussetzungen des FAA als erfüllt an. Das Gericht betonte, dass der Kongress durch die Verwendung des Terminus „involving commerce“ an eine möglichst weitgehende Ausschöpfung der bundesrechtlichen Gesetzgebungskompetenz für grenzüberschreitenden Handel gedacht habe.20 Daher sei es für die Erfüllung dieses Kriteriums bereits ausreichend, dass die Baufirma, die im ganzen Südosten der Vereinigten Staaten tätig war, mit den aus der Restrukturierungsvereinbarung herrührenden Darlehen ihre Geschäftstätigkeit in diesem Gebiet weiter aufrechterhielt. Zudem war die Vereinbarung mit dem Inventar der Baufirma gesi chert, das z.T. in verschiedenen Bundesstaaten lokalisiert war. 21 Aufgrund dieser extensiven Auslegung ist die
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Allied-Bruce Terminix Co., Inc. v. Dobson, 513 U.S. 265 (1995). DOMKE/EDMONSON/W ILNER, On Com. Arb. 3rd, § 7:6. 18 Allied-Bruce Terminix Co., Inc. v. Dobson, 513 U.S. 265 (1995). 19 The Citizens Bank v. Alafabco, Inc., 539 U.S. 52 (2003). 20 Allied-Bruce Terminix Co., Inc. v. Dobson, 513 U.S. 265, 273 f. (1995). 21 The Citizens Bank v. Alafabco, Inc., 539 U.S. 52, 57 f. (2003). 17
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Auffassung, der FAA stelle das allein maßgebliche Schiedsrecht der Vereinig ten Staaten dar,22 nicht gänzlich von der Hand zu weisen.
Im Angesicht einer solchen Ausdehnung des Anwendungsbereichs vermag es auch nicht zu überraschen, dass die Ausschlussklausel des FAA nach Ansicht des Supreme Court eng auszulegen ist. Gemäß § 1 FAA findet das Bundesschiedsrecht keine Anwendung auf Arbeitsverträge von Seeleuten, Bahnangestellten oder anderen Arbeitern, die im zwischenstaatlichen Handel beschäftigt sind. Nach der missverständlichen Formulierung in § 1 FAA a.E. findet der FAA aber nur auf solche Arbeitsverträge keine Anwendung, bei denen die betreffenden Personen im Transportgewerbe tätig sind.23 Zuvor hatte insbesondere der United States Court of Appeals for the Ninth Circuit die Auffassung vertreten, die sog. „employment exclusion clause“ finde generell auf alle Arbeitsverträge Anwendung.24 Das Gericht leitete diese Folgerung aus der legislativen Geschichte des FAA und der damals vorherrschenden Auffassung von der Begrenztheit der Gesetzgebungskompetenz des Bundes im Rahmen der sog. „commerce clause“ 25 her.26 In Circuit City Stores, Inc. v. Adams brachte der Supreme Court aber hinreichend deutlich zum Ausdruck, dass nach seinem für die Auslegung des FAA maßgebenden Verständnis die Ausschlussklausel sich lediglich auf solche Arbeitnehmer bezieht, die im grenzüberschreitenden Transportgewerbe tätig sind. Für alle anderen Arbeitnehmer findet der FAA hingegen uneingeschränkte Anwendung. 27 II. Strukturelle Besonderheiten des dualen Gerichtssystems in den Vereinigten Staaten Alle fünfzig Bundesstaaten haben neben dem FAA ihr eigenes Schiedsrecht. 28 Aufgrund des daraus resultierenden Normenpluralismus im Be22
CARBONNEAU, Law and Practice of Arbitration, S. 117. Circuit City Stores, Inc. v. Adams, 532 U.S. 105 (2001). 24 Craft v. Campbell Soup Co., 161 F.3d 1199, 1202 (9th Cir. 1998). 25 Siehe für den Text der commerce clause unten S. 68, Fn. 60. 26 Craft v. Campbell Soup Co., 161 F.3d 1199, 1202 (9th Cir. 1998). 27 Circuit City Stores, Inc. v. Adams, 532 U.S. 105, 109 (2001). 28 Für einen vollständigen Überblick über das Schiedsrecht aller 50 Bundesstaaten vgl. ROTHE/W ULFF/COOPER , ADR Prac. Guide, Appendix II-2. Für die weitaus meisten dieser Gesetze hat der UNIFORM ARBITRATION ACT (UAA) als Vorbild gedient. Beim UAA handelt es sich um ein Modellgesetz, das als Anregung für die nationalen Gesetzgeber dienen soll und auf diese Weise eine möglichst weitgehende Homogenität des einzelstaatlichen Rechts erreichen will. Neben 48 Bundesstaaten und Territorien, darunter der District of Columbia, haben nur vier Bundesstaaten, Alabama, Georgia, Mississippi und West Virginia, keine Fassung des Modellgesetzes übernommen, siehe ausführlich hierzu CARBONNEAU, Law and Practice of Arbitration, S. 188. Der UAA war ursprünglich im Jahr 1955 erarbeitet worden, hatte jedoch seit 1956 keine Überarbeitung erfahren. Aus 23
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reich der Schiedsgerichtsbarkeit stellt sich damit die u.U. schwierig zu beantwortende Frage nach der vorrangigen Rechtsquelle. 29 Ratio legis des FAA ist die Durchsetzung der Schiedsvereinbarung der Parteien. Als Bundesrecht geht der FAA innerhalb seines Anwendungsbereichs seinen einzelstaatlichen Pendants grundsätzlich vor.30 Wie gerade gezeigt, findet der FAA aber nur bei Existenz eines grenzüberschreitenden Bezugs Anwendung. Bei rein innerstaatlichen Sachverhalten hingegen kommt das Schiedsrecht der Bundesstaaten zum Zug. Das Wechselspiel zwischen einzelstaatlichem Recht und Bundesrecht wird aber vor allem durch die Tatsache verkompliziert, dass der FAA auch soweit er anwendbar ist, nicht auf allen Bereichen Ausschließlichkeit beansprucht. 31 Zudem konnten bei Erlass des FAA im Jahr 1925 natürlich nicht alle zukünftigen Entwicklungen vorhergesehen und berücksichtigt werden. So erahnten die Verfasser des FAA sicherlich weder die quantitative noch die qualitative Relevanz, die das Schiedsverfahren später einmal erlangen sollte. 32 Für eine Vielzahl der heute von der Schiedsgerichtsbarkeit umfassten Bereiche enthält der FAA daher keine ausdrücklichen Regelungen und wirkt generell im Vergleich zu anderen Kodifikationen teilweise antiquiert. Daher gilt es, insbesondere der Rechtsprechung des Supreme Court, die zu einem erheblichen Teil das geltende Schiedsrecht darstellt, besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Die Komplexität, die das Verhältnis von FAA und einzelstaatlichem Schiedsrecht kennzeichnet, zeigt sich bereits besonders deutlich an der
diesem Grund wurde von der National Conference of Commissioners on Uniform State Laws (NCCUSL) im Jahr 2000 der REVISED UNIFORM ARBITRATION ACT (RUAA) entworfen. Seitdem haben einige Bundesstaaten damit begonnen, den RUAA in ihr nationales Recht umzusetzen. Zu diesen Staaten zählen: Alaska, Arizona, Colorado, Connecticut, Hawaii, Nevada, New Jersey, New Mexico, North Carolina, North Dakota, Oklahoma, Oregon, Utah, Washington und der District of Columbia. 29 DUVE/SATTLER , FS Graf von Westphalen 2010, S. 85; STEINBRÜCK, Unterstützung ausländischer Schiedsverfahren, S. 161. 30 „U.S. CONST. art. VI, cl. 2 This Constitution, and the Laws of the United States which shall be made in Pursuance thereof; and all Treaties made, or which shall be made, under the Authority of the United States, shall be the supreme Law of the Land; and the Judges in every State shal l be bound thereby, anything in the Constitution or Laws of any State to the Contrary notwithstanding.“ 31 Perry v. Thomas, 482 U.S. 483, 492, Fn. 9 (1987); Blue Cross of California v. Superior Court of Los Angeles County, 67 Cal. App.4th 42, 50 f. (1998); BUCKNER , 82 Denver U.L. Rev. (2005), 301, 310; H AYFORD/P ALMITER , 54 Fla. L. Rev. (2002), 175, 196; ROTHE/W ULFF/COOPER, ADR Prac. Guide, § 2:6; WARE, 31 Wake Forest L. Rev. (1996), 1001, 1008 ff.; W ILSON, 23 Q.L.R. (2004), 737, 756. 32 Hinsichtlich des Begriffes der Schiedsfähigkeit und der Entwicklung des Umfangs der Schiedsfähigkeit vgl. Kapitel 2 § 2 B I, S. 99.
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grundlegenden Frage, wann der FAA in Bundesgerichten bzw. ob das Gesetz auch in einzelstaatlichen Gerichten Anwendung findet. 1. Die Anwendbarkeit des FAA vor Bundesgerichten bei Diversity Jurisdiction Der FAA trat zu einem Zeitpunkt in Kraft, als die Bundesgerichte das Recht der Bundesstaaten nur anwendeten, soweit die Verfassung oder die Gesetze des Bundesstaates, in dem das Gericht seinen Sitz hatte, betroffen waren.33 In allen anderen Fällen stand es den Bundesgerichten frei, eigenes bundesstaatliches Recht zu schöpfen. 34 Damit waren die Bundesgerichte auch nicht an einzelstaatliches Recht gebunden, wenn sich ihre sachliche Zuständigkeit nach den Grundsätzen der diversity jurisdiction ergab. Um die Zuständigkeit eines U.S.-amerikanischen Bundesgerichts zu begründen, bedarf dieses der sog. streitgegenstandsbezogenen „subject matter jurisdiction“ und die beteiligten Personen müssen der Gerichtsbarkeit des Bundesgerichts unterstehen (personal jurisdiction).35 Das örtlich zuständige Gericht bestimmt sich nach den Grundsätzen des „venue“. Dabei ist venue vom Begriff der jurisdiction abzugrenzen. Während Letztere vor allem auch eine verfassungsrechtliche Dimension im Zusammenspiel föderaler Elemente aufweist, besteht die Aufgabe des venue vielmehr in der optimalen Zuweisung eines Gerichts innerhalb der Gerichtsbarkeit und dient damit der Wahrung der Zweckmäßigkeit des Gerichtsortes. 36 Subject matter jurisdiction Die föderale Struktur und der stete Wunsch nach Begrenzung zentralistischer Gewalt spiegeln sich auch in den bundesrechtlichen Zuständigkeitsvorschriften der USA wider. U.S. CONST. art. III, § 2, cl. 1 beschränkt die Zuständigkeit der Bundesgerichte deswegen nicht unerheblich. 37 Die Zuständigkeit bundesstaatlicher Gerichte erfordert somit eine verfassungsrechtliche oder gesetzliche Kompetenzzuweisung. Aber auch im Rahmen einer gesetzlichen Zuweisung kann diese nicht über die Grenzen von U.S. CONST. art. III,
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Swift v. Tyson, 41 U.S. 1 (1842); CARBONNEAU, Law and Practice of Arbitration, S. 195. 34 CARBONNEAU, a.a.O. 35 FRIEDENTHAL/K ANE/M ILLER, Civ. Proc., § 2.1, S. 9. 36 EICHHOLTZ, Class Action, S. 116; FRIEDENTHAL/K ANE/MILLER , Civ. Proc., § 2.2, S. 11. 37 „U.S. CONST. art. III, § 2, cl. 1 The judicial Power shall extend to all Cases, in Law and Equity, arising under this Constitution, the Laws of the United States, and Treaties made, or which shall be made, under their Authority; to all Cases affecting Ambassadors, other public Ministers and Consuls; to all Cases of admiralty and maritime Jurisdiction; to Controversies to which the United States shall be a Party; to Controversies between two or more States; between a State and Citizens of another State; between Citizens of different States, between C itizens of the same State claiming Lands under Grants of different States, and between a State, or the Citizens thereof, and foreign States, Citizens or Subjects.”
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§ 2, cl. 1 hinausgehen. 38 So wird den Bundesgerichten grundsätzlich nur eine konkurrierende Zuständigkeit eingeräumt, während den staatlichen Gerichten grundsätzlich umfassende Gerichtsbarkeit zugestanden wird. 39 Daher obliegt es den Parteien, in bundesgerichtlichen Verfahren auch die Zuständigkeit der Bundesgerichte nachzuweisen, während auf staatlicher Ebene eine Vermutung für deren Zuständigkeit besteht.40 Innerhalb der verfassungsrechtlich vorgegebenen Grenzen finden sich einfach gesetzliche Umsetzungen der verfassungsrechtlichen Vorgaben vor allem in 28 U.S.C. §§ 1330 ff. und in einer Reihe von Einzelgesetzen. Besondere Bedeutung hat dabei vor allem die Zuständigkeit der Bundesgerichte für Fälle, in denen Bundesrecht zur Anwen dung kommt (federal question jurisdiction). 41 Daneben bestehen bundesstaatliche Zuständigkeiten, wenn die Parteien unterschiedliche Staatsangehörigkeiten besitzen (diversity of citizenship)42 oder ein einzelstaatliches Gericht den Fall an ein Bundesgericht aufgrund eines Antrags des Beklagten verweist (removal jurisdiction).43 Federal question jurisdiction Die federal question jurisdiction leitet sich von der Wendung in U.S. CONST. art. III, § 2, cl. 1 ab. Die bundesrechtliche Zuständigkeit „shall extend to all Cases, in Law and Equity, arising under this Constitution, the Laws of the United States, and Treatises made, or which shall be made, under their Authority […].” 28 U.S.C. § 1331 legt daher auch in sehr ähnlicher Weise fest: „[t]he district courts shall have original jurisdiction of all civil actions arising under the Constitution, laws, or treaties of the United States.” Die Prämisse der federal question jurisdiction beruht auf dem Glauben, dass die Bundesgerichte am besten für eine Interpretation des Bundesrechts geeignet seien. Außerdem sind die Bundesgerichte aufgrund ihrer Stellung am besten in der Lage, das Verlangen nach einer einheitlichen Auslegung und Durchsetzung des Bundesrechts zu befriedigen. 44 Das gilt vor allem für solche Gesetze, denen die Einzelstaaten wenig Gegenliebe entgegenbringen, wie dies zum Beispiel bei der civil rights legislation in einigen Staaten der Fall wa r.45 Diversity of citizenship jurisdiction Die Zuständigkeit bundesstaatlicher Gerichte kann auch durch divergierende Staatsbürgerschaft begründet werden. Seine einfachgesetzliche Ausprägung findet der verfas sungsrechtliche Grundsatz in 28 U.S.C. § 1332. 46 Dabei ist sowohl der Hintergrund der 38
Bender v. Williamsport Area School District, 475 U.S. 534, 541 (1986); Hodgson v. Bowerbank, 9 U.S. 303 (1809); FRIEDENTHAL/KANE/M ILLER , Civ. Proc., § 2.2, S. 12. 39 FRIEDENTHAL/K ANE/M ILLER, Civ. Proc., § 2.2, S. 13; WRIGHT/K ANE, Law of Fed. Courts, § 7, S. 27. 40 Vgl. m.w.N. WRIGHT/K ANE, Law of Fed. Courts, § 7, S. 27. 41 Vgl. 28 U.S.C. § 1331. 42 Vgl. 28 U.S.C. § 1332. 43 Vgl. 28 U.S.C. §§ 1441 ff. Daneben existieren noch bundesrechtliche Zuständigkeiten bei Klagen gegen fremde Staaten (28 U.S.C. § 1330), in seerechtlichen Angelegenheiten (28 U.S.C. § 1333) oder in Fällen mit Beteiligung der indigenen Bevölkerung der USA (28 U.S.C. § 1362). 44 FRIEDENTHAL/K ANE/M ILLER, Civ. Proc., § 2.3, S. 15. 45 FRIEDENTHAL/K ANE/M ILLER, a.a.O. 46 „28 U.S.C. § 1332 DIVERSITY OF CITIZENSHIP; AMOUNT IN CONTROVERSY; COSTS (a) The district courts shall have original jurisdiction of all civil actions where the matter in controversy exceeds the sum or value of $75,000, exclusive of interest and costs, and is between
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Vorschrift als auch die Frage nach ihrer Notwendigkeit in der heutigen Zeit höchst umstritten. Traditionell wird für den Grundgedanken der diversity jurisdiction auf die Angst vor einer Benachteiligung einer Partei durch ein fremdes Forum verwiesen. 47 Andere sehen hingegen die Wahrung der Rechts- oder Wirtschaftseinheit als gesamtstaatliches Interesse und damit als Hauptgrund für die Schaffung der Vorschrift.48 Die aktuelle Notwendigkeit der diversity jurisdiction wird insbesondere vor dem Hintergrund knapper bundesgerichtlicher Ressourcen bezweifelt. 49 Neben der Diversität der Staatsangehörigkeit erfordert die Etablierung der bundesgerichtlichen Zuständigkeit unter der diversity of citizenship jurisdiction auch noch die Überschreitung eines Mindeststreitwerts von $ 75.000,-. Personal jurisdiction Neben der sowohl auf einzel- als auch auf bundesstaatlicher Ebene erforderlichen subject matter jurisdiction bedarf es für die Begründung der gerichtlichen Zuständigkeit in den USA der persönlichen Unterworfenheit der am Rechtsstreit beteiligten Personen unter die Gerichtsbarkeit des angerufenen Gerichts (personal jurisdiction). Die Grenzen der personal jurisdiction werden durch die Vorschriften des betreffenden Staates oder des Bundes vorgegeben und deren Grenzen wiederum durch die Bundesverfassung. 50 Dabei verlangen die Erfordernisse des due process, 51 dass dem Beklagten eine ausreichende Benachrichtigung über den Prozess und eine Möglichkeit, an dem Prozess teilzunehmen, zugestanden wird. Traditionell beschränkte sich dieser Gerichtsstand aus Souveränitätsgründen auf die im jeweiligen Staatsterritorium ansässigen oder anwesenden Personen.52 Um eine gerichtliche Zuständigkeit nach dieser Vorstellung zu begründen, musste der Beklagte entweder im Forumstaat wohnen oder aber sich dort zumindest aufhalten. Daher konnte ein bindendes Urteil gegen einen Nichteinwohner des betreffenden Staates nur ergehen, sofern sich dieser im Forumstaat aufhielt und ihm die Klage zugestellt wurde oder aber wenn er freiwillig vor dem Gericht erschien. Mit zunehmender Mobilität der Bevölkerung und der damit einhergehenden Häufung von grenzüberschreitenden Sachverhalten zeigten sich immer öfter die Nachteile einer strikt territorialen Anknüpfung der Zuständigkeit. Negative Kompetenzkonflikte zwischen den einzelnen Staatsgerichten nötigten (1) citizens of different States; (2) citizens of a State and citizens or subjects of a foreign state; (3) citizens of different States and in which citizens or subjects of a foreign state are additional parties; and (4) a foreign state, defined in section 1603 (a) of this title, as plaintiff and citizens of a State or of different States. For the purposes of this section, section 1335, and section 1441, an alien admitted to the United States for permanent residence shall be deemed a citizen of the State in which such alien is domiciled. […]” 47 FRIEDENTHAL/K ANE/M ILLER, Civ. Proc., § 2.5, S. 25 m.w.N. 48 FRIEDENTHAL/K ANE/M ILLER, a.a.O. 49 Besonders der in Erie R. Co. v. Tompkins, 304 U.S. 64 (1938) entwickelte Grundsatz, dass im Falle von diversity jurisdiction das materielle Recht des Forumstaates anzuwenden ist, minimiert die Rolle der Bundesgerichte und erhöht deren Arbeitsaufwand beträchtlich, FRIEDENTHAL/K ANE/MILLER , Civ. Proc., § 2.5, S. 26. 50 FRIEDENTHAL/K ANE/M ILLER, a.a.O., § 3.1, S. 99. 51 Vgl. oben S. 11. 52 Pennoyer v. Neff, 95 U.S. 714 (1877).
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diese zu einer Reihe von Ausnahmen, um der überholenden Realität Rechnung zu tragen. 53 Im Jahr 1945 sah der Supreme Court die Zeit für einen Wandel des anachronistischen Grundsatzes gekommen. In International Shoe Co. v. State of Washington54 formulierte er den Grundsatz, wonach es für die Wahrung des due process ausreichend sei, wenn die Beklagten gewisse minimale Kontakte (minimum contacts) zum Forumstaat besäßen. 55 Anstatt an die physische Präsenz eines Beklagten anzuknüpfen, unterwarfen die Richter die Frage nach der Zulässigkeit einer Zuständigkeitsbegründung direkt den Anforderungen an ein faires Verfahren.56 Die Frage nach den inhaltlichen Voraussetzungen der minimum contacts wurde in den folgenden Jahren hin zu einem zweistufigen Test entwickelt. Bei diesem ist zunächst zu prüfen, ob der Beklagte überhaupt minimum contacts zum Forum hat. In einem zweiten Schritt wird dann überprüft, ob sich aus diesen minimalen Kontakten eine ausreichende Wahrung der due process-Rechte ergibt.57
Die Erweiterung der personal jurisdiction sorgte für einen enormen Bedeutungsgewinn der Bundesgerichte. Hierdurch erhielt auch die Frage nach der verpflichtenden Berücksichtigung einzelstaatlichen Rechts vor den Bundesgerichten erhöhte Relevanz. In Erie Railroad Co. v. Tompkins 58 schränkte der Supreme Court schließlich die weitgehende Unabhängigkeit der Bundesgerichte von den Rechtsordnungen der jeweiligen Sitzstaaten stark ein. Nunmehr waren auch die Bundesgerichte grundsätzlich gezwungen, das einzelstaatliche Recht des betreffenden Sitzstaates anzuwenden, soweit der Streitgegenstand nicht durch die U.S.-Verfassung oder ein Bundesgesetz geregelt wurde. 59 Der Supreme Court leitete die Bindung der Bundesgerichte an einzelstaatliches Recht aus der begrenzten Gesetzgebungskompetenz des Bundes ab. 60 53 So wurde es z.B. als ausreichend angesehen, wenn die Klage dem Beklagten beim Überfliegen des Staatsgebietes zugestellt wurde, Grace v. MacArthur, 170 F.Supp. 442 (E.D. Ark. 1959). 54 International Shoe Co. v. State of Wash., Office of Unemployment Compensation and Placement, 326 U.S. 310 (1945). 55 International Shoe Co. v. State of Wash., Office of Unemployment Compensation and Placement, 326 U.S. 310, 316 (1945). 56 FRIEDENTHAL/K ANE/M ILLER, Civ. Proc., § 3.10 S. 126. 57 World-Wide Volkswagen Corp. v. Woodson, 444 U.S. 286 (1980). 58 Erie R. Co. v. Tompkins, 304 U.S. 64 (1938). 59 HAY, US-amerikanisches Recht, Rn. 113. 60 U.S. CONST. art. I, § 8, cl. 3 regelt die Gesetzgebungskompetenzen des Bundes. Neben der Befugnis Streitkräfte zu schaffen und zu unterhalten, darf der Bund Postämter einrichten, das Patent- und Urheberrecht regeln und Steuern erheben. Von wohl größter Relevanz für die vorliegende Arbeit ist die Regelungsbefugnis im Bereich des grenz überschreitenden Handels (interstate commerce), die neben der Befugnis des Handels mit fremden Nationen und den Indianerstämmen besteht. „U.S. CONST. art. I, § 8, cl. 3 The Congress shall have Power To lay and collect Taxes, Duties, Imposts and Excises, to pay the Debts and provide for the common Defence and general Welfare o f the United States; but all Duties, Imposts and Excises shall be uniform throughout the United States;
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Die Bindung der Bundesgerichte gilt sowohl bezüglich Gesetzgebung als auch höchstrichterlicher Rechtsprechung ihres jeweiligen Sitzstaates. Ihnen ist es daher verwehrt, materielles Bundesrecht anzuwenden oder neu zu erschaffen. 61 Hierunter fällt vor allem auch die Anwendung der einschlägigen Kollisionsregeln des betreffenden Sitzstaates. 62 Durch das Gebot, das Recht der Bundesstaaten anzuwenden, sollte vor allem dem forum shopping zwischen Bundes- und Staatengerichten ein Riegel vorgeschoben werden, da hierdurch unabhängig von der Anrufung eines bundes- oder einzelstaatlichen Forums das identische materielle Recht Anwendung fände. 63 Damit soll letztlich auch die Entscheidungsharmonie zwischen den verschiedenen Gerichtszweigen gewährleistet werden. 64
Prozessuale Aspekte des bundesgerichtlichen Verfahrens blieben von der Erie-Doktrin unberührt und konnten auch weiterhin ohne jegliche Einschränkung vom Bund bestimmt werden. 65 Die maßgeblichen Unterscheidungsmerkmale von Prozess- und materiellem Recht legte der Supreme Court in Guaranty Trust Co. of N.Y. v. York fest.66 Entscheidend ist danach die Frage, ob die betreffende Regelung Einfluss auf das Ergebnis der Entscheidung erlan gen wird. Ist dies der Fall, so ist die betreffende Vorschrift als materiell -rechtlich einzuordnen.67 Obwohl die Aussage im Kern natürlich unzweifelhaft richtig ist, können sich im Detail jedoch schwierige Abgrenzungsfragen ergeben.
Für die Behandlung von Schiedsvereinbarungen vor Bundesgerichten stellte sich im Anschluss an die Erie-Entscheidung die Frage nach der Qualifikation des FAA. Bei rein prozessualer Qualifikation des FAA enthielte das Gesetz lediglich verfahrensrechtliche Vorgaben für die Bundes[…] To regulate Commerce with foreign Nations, and among the several States, and with the Indian Tribes; […]” 61 Erie R. Co. v. Tompkins, 304 U.S. 64 (1938); HAY, US-amerikanisches Recht, Rn. 113. 62 Klaxon v. Stentor Electric Mfg. Co., 313 U.S. 487, 496 (1941). 63 Daraus ergibt sich auch die Unbedenklichkeit der weiteren Anwendung eigenen Prozessrechts. Dieses hat nämlich gerade keinen Einfluss auf die materielle Entscheidung, QUINKE, Börsenschiedsvereinbarungen, S. 70. 64 HAY, US-amerikanisches Recht, Rn. 113. 65 Hanna v. Plumer, 380 U.S. 460 (1965). Gemäß 28 U.S.C. § 2072 obliegt es dem Supreme Court, prozessuale Vorschriften für die untergeordneten Bundesgerichte zu erlassen. „§ 2072. RULES OF PROCEDURE AND EVIDENCE; POWER TO PRESCRIBE (a) The Supreme Court shall have the power to prescribe general rules of practice and procedure and rules of evidence for cases in the United States district courts (i ncluding proceedings before magistrate judges thereof) and courts of appeals. (b) Such rules shall not abridge, enlarge or modify any substantive right. All laws in conflict with such rules shall be of no further force or effect after such rules have tak en effect. (c) Such rules may define when a ruling of a district court is final for the purposes of appeal under section 1291 of this title.” 66 Guaranty Trust Co. of N.Y. v. York, 326 U.S. 99, 108 f. (1945). 67 QUINKE, Börsenschiedsvereinbarungen, S. 69.
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gerichte bei der Behandlung von Schiedsvereinbarungen. Zwar müssten die Bundesgerichte den FAA gemäß der Erie-Doktrin dann auch ausnahmslos in diversity jurisdiction cases anwenden.68 Allerdings wäre nach dieser rein prozessualen Lesart ein Rückgriff auf das Schiedsvertragsrecht der Bundesstaaten nicht nur nicht ausgeschlossen, sondern geradezu geboten. Zu materiellen Fragen der Schiedsfähigkeit, den formellen Anforderungen an die Schiedsklausel etc. fände folglich ausschließlich das einzelstaatliche Schiedsrecht Anwendung. 69 Obwohl aus rechtshistorischer Sicht eine rein prozessuale Qualifikation näherliegt, 70 bezweckt der FAA rechtspolitisch jedoch eine landesweite Vereinheitlichung der Durchsetzbarkeit von Schiedsvereinbarungen und die Entwicklung hin zu einer wirklichen Alternative zur staatlichen Gerichtsbarkeit. Eine solche bundesweit einheitliche Durchsetzung von Schiedsvereinbarungen wäre jedoch kaum zu erreichen, wenn für materielle Fragen des Schiedsvertrages (Schiedsfähigkeit, formelle Anforderungen an die Schiedsvereinbarung etc.) auf die gesetzlichen Regelungen der einzelnen Bundesstaaten zurückgegriffen werden müsste. Der unterschiedliche Beurteilungsmaßstab führte zwangsläufig zu einer nicht beabsichtigten Rechtszersplitterung. 71 In Prima Paint Corp. v. Flood & Conklin votierte der Supreme Court daher im Sinne einer möglichst effektiven Rechtsvereinheitlichung und befand, dass der FAA auch Bestimmungen zum Schiedsvertragsrecht enthalte, die jedenfalls im Rahmen bundesgerichtlicher Judikatur Berücksichtigung finden müssten.72 Vor den Bundesgerichten müsse das Bundesschiedsrecht folglich vorrangig Anwendung finden. 2. Die Anwendbarkeit des FAA vor einzelstaatlichen Gerichten Aus dem Urteil des Obersten Gerichtshofs in Prima Paint resultiert eine weitere logische Konsequenz. Wenn der FAA neben seinen unstreitig existierenden prozessualen Bestimmungen auch Regelungen zum Schiedsvertragsrecht enthält, also auch materiell zu qualifizieren ist, folgt daraus auch seine Anwendbarkeit in einzelstaatlichen Gerichtssälen. Als materielles
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CARBONNEAU, Law and Practice of Arbitration, S. 195. Das Bundesgericht wäre dann lediglich als eine Art einzelstaatliches Gericht mit von den übrigen Staatengerichten verschiedener Prozessordnung anzusehen gewesen. Vgl. zu dieser Einordnung insbesondere die Entscheidungen des Supreme Court in Bernhardt v. Polygraphic Company of America, Inc., 350 U.S. 198, 203 (1956). 70 Siehe dazu sogleich. 71 CARBONNEAU, Law and Practice of Arbitration, S. 195. 72 Prima Paint Corp. v. Flood & Conklin, 388 U.S. 395, 405 (1967); QUINKE, Börsenschiedsvereinbarungen, Fn. 172. 69
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Bundesrecht geht der FAA nämlich auch einzelstaatlichen Regelungen zum Schiedsrecht vor. 73 Im Jahr 1984 gelangte der Supreme Court in Southland Corp. v. Keating74 explizit zu diesem Ergebnis: In der Keating-Entscheidung wurde die Frage aufgeworfen, ob das kalifornische Franchise-Investment Gesetz, 75 das im Falle von Franchise-Streitigkeiten die objektive Schiedsfähigkeit beschränkte und ausschließlich ein gerichtliches Forum zu deren Klärung vorsah, mit dem FAA vereinbar war. Wie bereits in Prima Paint Corp. v. Flood & Conklin angedeutet, identifizierte der Supreme Court den FAA als genuine Quelle für die Beurteilung der objektiven Schiedsfähigkeit. Als Bundesgesetz oblag damit dem Supreme Court auch vorrangig die Auslegung des FAA. Das Mehrheitsvotum stützte sich für sein Urteil nachhaltig auf die nicht eindeutige Entstehungsgeschichte des FAA. Diese legte nach Lesart des Obersten Gerichtshofes den Schluss nahe, der Kongress habe nicht nur die Schaffung eines prozessualen Instruments zur Überwindung althergebrachter Aversionen dem schiedsrichterlichen Verfahren gegenüber beabsichtigt, sondern darüber hinausgehend auch eine Regelung der schiedsvertraglichen Bestimmungen vorgesehen, um eine möglichst landesweite Rechtsvereinheitlichung voranzutreiben. 76 Aufgrund der Verwendung des Terminus „involving commerce“ in § 1 FAA wurde vom Gericht der Umkehrschluss gezogen, der Kongress habe seine volle legislative Befugnis, die ihm unter der „interstate commerce clause“ der U.S. CONST. art. I, § 8, cl. 377 zustand, nutzen wollen, um eine einheitliche Regelung des Schiedsvertragsrechts zu ermöglichen. Daher müsse der FAA insoweit sowohl in bundes- als auch einzelstaatlichen Gerichten Anwendung finden,78 denn andernfalls hätte es einer Beschränkung des Anwendungsbereichs auf grenzüberschreitenden Handel nicht bedurft. 79 Zudem stehe eine Entwertung der mit dem FAA bezweckten Rechtsvereinheitlichung zu befürchten, finde doch der weitaus größte Teil der Streitfälle eine Behandlung in den Gerichten der Bundesstaaten. Die Durchsetzung der Schiedsvereinbarung davon abhängig zu machen, ob das Verfahren vor einem bundes- oder einzelstaatlichen Gericht anhängig sei, könne nicht im Interesse des Gesetzgebers gewesen sein, der die Schiedsgerichtsbarkeit als Mittel der Streiterledigung habe propagieren wollen.80 73
Vgl. U.S. CONST. art. VI, cl. 2. Keating v. Superior Court of Alameda County, 31 Cal.3d 584 (1982). 75 § 31512 CALIFORNIA CORPORATIONS CODE. 76 Southland Corp. v. Keating, 465 U.S. 1, 12 (1984). 77 Siehe oben S. 68, Fn. 60. 78 Southland Corp. v. Keating, 465 U.S. 1, 12 (1984). 79 Siehe oben S. 69, Fn. 65. 80 Southland Corp. v. Keating, 465 U.S. 1, 15 (1984). 74
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Zumindest der letzte Aspekt erweist sich als Zirkelschluss.
§ 2 FAA und die hierauf beruhende Rechtsprechung zum Schiedsvertragsrecht müssen daher sowohl in bundes- als auch in einzelstaatlichen Gesetzen vorrangig Anwendung finden.81 Das Urteil zog nicht nur erheblichen Widerspruch im Schrifttum nach sich,82 auch innerhalb des Gerichts war die Auffassung der Mehrheit nicht unbestritten. JUSTICE O’CONNOR sprach sich in einem abweichenden Votum, unter Zustimmung von JUSTICE REHNQUIST, gegen die Heranziehung der legislativen Geschichte für die Begründung der umfassenden Anwendung des FAA aus und verwies insbesondere darauf, dass sogar wesentlich mehr für die gegenteilige Interpretation sprach, nämlich dem Anspruch des Kongresses, lediglich für Bundesgerichte geltendes Prozessrecht zu schaffen.83 Die Argumentation des Mehrheitsvotums sei letztlich nur ergebnisorientiert und von dem Bedürfnis geleitet, die Verwendung der Schiedsgerichtsbarkeit als Mittel der Streiterledigung zu bestärken. 84 Für die Einordnung des FAA als prozessuales Regelungswerk spricht auch die – mit Ausnahme der rudimentären Regelungen von § 2 FAA – frappierende Abstinenz jeglicher schiedsvertragsrechtlicher Bestimmungen innerhalb des FAA. Dennoch bestätigte der Supreme Court erst im Jahr 2006 erneut
81 „The statements of the Court in Prima Paint that the Arbitration Act was an exercise of the Commerce Clause power clearly implied that the substantive rules of the Act were to apply in state as well as federal courts.” Southland Corp. v. Keating, 465 U.S. 1, 12 (1984). Siehe dazu auch unten Kapitel 2 § 2 B I 3, S. 107 ff. 82 BRUNET, 62 Brook. L. Rev. (1996), 1459, 1469; CARRINGTON /HAAGEN, 1996 Sup. Ct. Rev. (1996), 331, 380; HAYFORD/P ALMITER , 54 Fla. L. Rev. (2002), 175, 183; P ITTMAN, 53 Ala. L. Rev. (2002), 789, 863 ff.; SCHWARTZ, 67 Law & Contemp. Probs. (2004), 5; STERNLIGHT, 74 Wash. U.L.Q. (1996), 637, 644 ff. 83 „One rarely finds a legislative history as unambiguous as the FAA's. That history establishes conclusively that the 1925 Congress viewed the FAA as a procedural statu te, applicable only in federal courts, derived, Congress believed, largely from the federal power to control the jurisdiction of the federal courts.” Southland Corp. v. Keating, 465 U.S. 1, 25 (1984). 84 Southland Corp. v. Keating, 465 U.S. 1, 22 (1984). Besonders deutlich bringt dies J USTICE STEVENS zum Ausdruck, wenn er in seinem gesonderten Votum schreibt, er sei zwar hinsichtlich der geschichtlichen Deutung des FAA durchaus gewogen, der Ansicht von JUSTICE O’CONNOR zu folgen. Allerdings ließen ihn die rechtlichen Entwicklungen seit dem Inkrafttreten des FAA zu dem Schluss kommen, dass die Ansicht der Mehrheit vernünftiger sei: „The Court holds that an arbitration clause that is enforceable in an action in a federal court is equally enforceable if the action is brought in a state court. I agree with that conclusion. Although JUSTICE O’CONNOR ’S review of the legislative history of the Federal Arbitration Act demonstrates that the 1925 Congress that enacted the statute viewed the statute as essentially procedural in nature, I am persuaded that the intervening developments in the law compel the conclusion that the Court has reached.” Southland Corp. v. Keating, 465 U.S. 1, 17 (1984).
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seine bisherige Linie bezüglich der Qualifikation des FAA. 85 Wie auch immer man zur Einordnung des FAA daher stehen mag, 86 die Kontinuität, mit der der Supreme Court diesen Grundsatz bestätigt, muss jedenfalls als Rechtsstand de lege lata berücksichtigt werden. 87 B. Die Anknüpfung des Schiedsvertragsstatuts Wenngleich dem einzelstaatlichen Schiedsvertragsrecht im Verhältnis zum FAA aufgrund des Vorrangs von Bundesrecht eigentlich nur eine nachrangige Bedeutung zukommt, überlässt die lediglich fragmentarische Regelung des FAA den Schiedsvertragsstatuten der Einzelstaaten dennoch einen eigenen Anwendungsbereich. 88 Aus der potentiellen Maßgeblichkeit der einzelstaatlichen Schiedsvertragsstatute ergibt sich im Falle eines Mehrrechtsstaates wie den USA auch die Notwendigkeit einer eingehenderen Betrachtung der kollisionsrechtlichen Regelungen, um im Falle einer nicht durch den FAA geregelten Fragestellung Rückgriff beim tatsächlich kollisionsrechtlich berufenen einzelstaatlichen Schiedsvertragsstatut nehmen zu können.89 In einer mobilen Gesellschaft mit den Möglichkeiten des Vertragsabschlusses über moderne Kommunikationsmittel sind grenzüber85
Buckeye Check Cashing, Inc. v. Cardegna, 546 U.S. 440, 445 (2006). Dieser Entscheidung haben sich auch Richter angeschlossen, die von der Richtigkeit der Auffassung kaum überzeugt scheinen, siehe J USTICE SCALIA in Allied-Bruce Terminix Co., Inc. v. Dobson, 513 U.S. 265, 285 (1995): „I shall not in the future dissent from judgments that rest on Southland. I will, however, stand ready to join four other Justices on overruling it […]“ 87 Allied-Bruce Terminix Co., Inc. v. Dobson, 513 U.S. 265 (1995); Perry v. Thomas, 482 U.S. 483 (1987); DOMKE /EDMONSON/W ILNER , On Com. Arb. 3rd, § 7:10. Auch einzelstaatliche Gerichte haben diese Auslegung mittlerweile akzeptiert, Blue Cross of California v. Superior Court of Los Angeles County, 67 Cal. App.4th 42, 50 (1998); KILBY, 59 U. Miami L. Rev. (2005), 413, 416; LAMPLEY, 18 Cornell J.L. & Pub. Pol'y (2009), 477, 485; W ILSON, 23 Q.L.R. (2004), 737, 746 f; VON MEHREN, GS Nygh 2004, S. 453. 88 Oben S. 63 f. Für die Bedeutung der einzelstaatlichen Schiedsvertragsstatute im Zusammenhang mit der Auslegung der Schiedsvereinbarung bezüglich der Zulässigkeit der class arbitration siehe unten Kapitel 3 § 1 A III, S. 168 ff. 89 Im Falle internationaler Schiedsvereinbarungen ergibt sich das Kollisionsrecht aus dem UNÜ, das als zweiter Teil des FAA Eingang in das Schiedsrecht der Vereinigten Staaten gefunden hat. Zwar behandelt das UNÜ die Frage des Schiedsvertragsstatuts nicht explizit, jedoch wird Art. V Abs. 1 lit. a UNÜ als zentrale Kollisionsregel herangezogen, STEIN/J ONAS/Schlosser, ZPO, § 1025, Rn. 6; REITHMANN/MARTINY, Int. Vertragsrecht, Rn. 6612; SOLOMON, Verbindlichkeit von Schiedssprüchen, S. 395. Art. V Abs. 1 lit. a UNÜ gilt ausdrücklich zwar nur für die Anerkennung und Vollstreckbarerklärung ausländischer Schiedssprüche und richtet sich damit primär an den Exequaturrichter, überzeugend ist es jedoch, auch im Vorfeld dem Willen der Parteien über Art. II i.V.m. Art. V Abs. 1 lit. a UNÜ hinreichend Rechnung zu tragen und so dem Geiste des UNÜ zu entsprechen, REITHMANN /MARTINY, Int. Vertragsrecht, Rn. 6612; SCHWAB /W ALTER, Schiedsgerichtsbarkeit, Kap. 43, Rn. 2; ZÖLLER /Geimer, ZPO, § 1029, Rn. 113. 86
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schreitende Bezüge vor allem im Bereich der Verbraucherschiedsgerichtsbarkeit auch keine Seltenheit mehr, so dass zahlreiche Konstellationen bestehen, in denen grenzüberschreitende Bezüge gegeben sind. Für die Untersuchung von besonderem Interesse ist dabei das für die Auslegung der Schiedsvereinbarung maßgebende Recht. Vorgreifend und gleichsam die folgenden Ausführungen legitimierend, sei an dieser Stelle nur auf die Bedeutung von schiedsvertraglichen Auslegungsregeln im Zusammen hang mit der Zulässigkeit der class arbitration bei „schweigenden“ Schiedsklauseln hin gewiesen. 90 Die Analyse des FAA ist dabei vorrangig. Das gilt aber natürlich nur für den Fall, dass dem FAA oder darauf beruhender Rechtsprechung Aussagen über die Zulässigkeit der class arbitration entnommen werden können. 91 Grundsätzlich unterliegen das Zustandekommen und die Auslegung einer Schiedsvereinbarung aber dem einzelstaatlichen Vertragsrecht. 92 Daher können sich relevante Auslegungsregeln auch aus den einzelstaatlichen Schiedsvertragsstatuten ergeben. In einem solchen Fall muss allerdings aufgrund der oftmals bestehenden grenzüberschreitenden Aspekte zunächst durch eine kollisionsrechtliche Analyse die maßgebliche Rechtsordnung bestimmt werden.
Das für die Auslegung einer Schiedsvereinbarung maßgebende Recht wird durch das auf die Schiedsvereinbarung anwendbare Recht (Schiedsvertragsstatut) bestimmt.93 Nicht verwechselt werden darf die Frage nach dem Schiedsvertragsstatut mit dem Problem des materiell anwendbaren Rechts. Auch das Recht, das den Prozessablauf regelt und insbesondere die zwin-
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Siehe umfassend zu diesen Fragestellungen unten Kapitel 3 § 1 A III, S. 168 ff. Vor allem im Bereich internationaler Schiedsvereinbarungen wird die Gültigkeit der Schiedsvereinbarung aber maßgeblich durch federal common law beeinflusst, B ORN, Int. Com. Arb., S. 141. Der Ansatz der U.S.-amerikanischen Gerichte erinnert z.T. an die französische Praxis, die internationale Schiedsvereinbarungen unabhängig von einer zugrundeliegenden kollisionsrechtlichen Analyse nach allgemeinen Prinzipien der inter nationalen Schiedsgerichtsbarkeit beurteilen will, FOUCHARD/GAILLARD/GOLDMAN/ SAVAGE, Int. Com. Arb., Rn 435 ff. In Wahrheit stellt auch ein solcher Ansatz nichts anderes dar als eine einseitige Kollisionsnorm, SOLOMON, Verbindlichkeit von Schiedssprüchen, S. 400, Fn. 222. Einige Gerichte scheinen diesem Trend entgegensteuern zu wollen, indem sie auch bei internationalen Schiedsvereinbarungen auf eine kollisionsrechtliche Analyse nach einzelstaatlichem Rechts setzen, Trippe Mfg. Co. v. Niles Audio Corp., 401 F.3d 529, 532 (3rd Cir. 2005); Motorola Credit Corp. v. Uzan, 388 F.3d 39, 51 (2nd Cir. 2004); General Elec. Co v. Deutz AG, 270 F.3d 144, 154 f. (3rd Cir. 2001). 92 B ORN, Int. Com. Arb., S. 486. Das ist wohl zumindest dann unbestritten, wenn es um Fragen geht, die sich nicht mit Aspekten der substantive arbitrability beschäftigen. Sonst wird oftmals auf das federal common law und seine „liberal federal policy favoring arbitration agreements“ Bezug genommen, wenn es um die Frage geht, ob die Parteien sich tatsächlich einer Schiedsvereinbarung unterworfen haben oder ob die in Frage stehende Streitigkeit von der Schiedsvereinbarung erfasst wird, Gay v. CreditInform, Inc., 511 F.3d 369, 388 (3rd Cir. 2007); B ORN, Int. Com. Arb., S. 490. 93 B ORN, Int. Com. Arb., S. 409, 429. Das gilt auch für das deutsche Recht, MüKo/ Münch, ZPO, § 1029, Rn. 39; SOLOMON, Verbindlichkeit von Schiedssprüchen, S. 395. 91
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genden Bestimmungen vorgibt (Schiedsverfahrensstatut), muss hiervon unterschieden werden. 94 Das RESTATEMENT (SECOND) CONFLICT OF LAWS § 21895 verweist hinsichtlich des Schiedsvertragsstatuts auf die allgemeinen kollisionsrechtlichen Vorschriften für die Anknüpfung von Verträgen, die in den §§ 187 f. geregelt sind. § 187 gibt den Parteien die Befugnis, das anwendbare Recht autonom zu wählen,96 während § 188 eine objektive Anknüpfung der Vertragsbeziehungen vorsieht.97 94
GEIMER /GEIMER/GEIMER, Int. Zivilprozessrecht, Rn 3724; M USIELAK/Voit, ZPO, § 1029, Rn. 28; MüKo/Münch, ZPO, § 1029, Rn. 27 ff.; P OUDRET/BESSON, Comp. Law Int. Arb., Rn. 291; REITHMANN/MARTINY, Int. Vertragsrecht, Rn. 6555; STEIN/J ONAS/ Schlosser, ZPO, § 1029, Rn. 41. 95 „ RESTATEMENT (SECOND) CONFLICT OF LAWS § 218 The validity of an arbitration agreement, and the rights created thereby, are deter mined by the law selected by application of the rules of §§ 187-188 […]” 96 „RESTATEMENT (SECOND) CONFLICT OF LAWS § 187 (1) The law of the state chosen by the parties to govern their contractual rights and duties will be applied if the particular issue is one which the parties could have resolved by an explicit provision in their agreement directed to that issue. (2) The law of the state chosen by the parties to govern their contractual rights and duties will be applied, even if the particular issue is one which the parties could no t have resolved by an explicit provision in their agreement directed to that issue, unless either (a) the chosen state has no substantial relationship to the parties or the transaction and there is no other reasonable basis for the parties' choice, or (b) application of the law of the chosen state would be contrary to a fundamental policy of a state which has a materially greater interest than the chosen state in the deter mination of the particular issue and which, under the rule of § 188, would be the state of the applicable law in the absence of an effective choice of law by the parties. (3) In the absence of a contrary indication of intention, the reference is to the local law of the state of the chosen law.” 97 „RESTATEMENT (SECOND) CONFLICT OF LAWS § 188 (1) The rights and duties of the parties with respect to an issue in contract are deter mined by the local law of the state which, with respect to that issue, has the most significant relationship to the transaction and the parties under the principles stated in § 6. (2) In the absence of an effective choice of law by the parties (see § 187), the contacts to be taken into account in applying the principles of § 6 to determine the law applicable to an issue include: (a) the place of contracting, (b) the place of negotiation of the contract, (c) the place of performance, (d) the location of the subject matter of the contract, and (e) the domicile, residence, nationality, place of incorporation and place of business of the parties. These contacts are to be evaluated according to their relative importance with respect to the particular issue. (3) If the place of negotiating the contract and the place of performance are in the same state, the local law of this state will usually be applied, except as otherwise provided in §§ 189-199 and 203.”
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Zwar haben die Restatements keine verbindliche Wirkung, ihr Stellenwert ist aber ge rade bei Gerichten und Anwälten hoch. Die Restatements können daher generell als allgemeiner Konsens bezeichnet werden. 98 Derzeit folgen 24 Bundesstaaten dem RESTATEMENT (SECOND) CONFLICT OF LAWS zur Bestimmung des anwendbaren Rechts in Vertragsbeziehungen. 99 Die Möglichkeit einer Rechtswahl wird aber auch grundsätzlich von denjenigen Staaten anerkannt, die einer anderen kollisionsrechtlichen Theorie anhängen. 100 Einzelne Bundesstaaten verfolgen auch einen gemischten Ansatz und folgen nur in Bezug auf die Rechtswahl dem R ESTATEMENT (SECOND) CONFLICT OF LAWS § 187. 101 Daher wird im Hinblick auf eine subjektive Anknüpfung neben dem RESTATEMENT (SECOND) CONFLICT OF LAWS im Folgenden nicht speziell auf andere kollisionsrechtliche Ansätze eingegangen.
Anders als in Deutschland vorgeschlagen, 102 erfolgt in den Vereinigten Staaten damit bei internen Schiedsverfahren keine vom Vertragsstatut ge98
HAY, US-amerikanisches Recht, Rn. 32; SCHINDLER , ZEuP 1998, 277. Hierzu zählen: Alaska, Arizona, Colorado, Connecticut, Delaware, Idaho, Illinois, Iowa, Kentucky, Maine, Michigan, Mississippi, Montana, Nebraska, New Hampshire, Ohio, Oklahoma, South Dakota, Texas, Utah, Vermont, Washington und West Virginia. SYMEONIDES, Am. PIL, Rn. 218. 100 Vornehmlich zu nennen sind hier die governmental interests-Theorie von CURRIE und der Better Law Approach von LEFLAR . Ausführlich zu beiden Ansätzen, SYMEONIDES, a.a.O., Rn. 175 ff.; Rn. 193 f. Im Rahmen der objektiven Anknüpfung des Schiedsvertragsstatuts wird noch näher auf die Gedanken CURRIES einzugehen sein, siehe unten 82 ff. 101 So z.B. Kalifornien, Pokorny v. Quixtar, Inc., 601 F.3d 987, 994 (9th Cir. 2010). 102 In Deutschland wird insbesondere vertreten, das Schiedsvertragsstatut bei inländischen Schiedsverfahren nach § 1059 Abs. 2 Nr. 1 lit. a ZPO anzuknüpfen und nicht die allgemeinen Kollisionsregeln für Verträge, nunmehr durch die Verordnung (EG) Nr. 593/2008 (Rom-I-VO) geregelt, heranzuziehen, GEIMER /GEIMER /GEIMER , Int. Zivilprozessrecht; MüKo/Münch, ZPO, § 1029, Rn. 29; REITHMANN/MARTINY, Int. Vertragsrecht, Rn. 6620; ZÖLLER /Geimer, ZPO, § 1029, Rn. 107; wohl auch D UVE/SATTLER , FS Graf von Westphalen 2010, S. 98; generell SCHMIDT-AHRENDTS/HÖTTLER , SchiedsVZ 2011, 267, 272 ff. Dies wird u.a. mit der Natur der Schiedsvereinbarung als Prozessvertrag begründet, GEIMER, LMK 2006, 166229. Dennoch wird eine internationalprivatrechtliche und keine prozessrechtliche Anknüpfung vorgeschlagen, die sich allerdings nicht an den Regeln des Vertragsstatuts, sondern an gänzlich eigenständigen Regeln orientieren soll, MüKo/Münch, ZPO, § 1029, Rn. 29. Anders sah dies die ältere BGHRechtsprechung und qualifizierte die Schiedsvereinbarung als materiell-rechtlichen Vertrag über prozessuale Beziehungen und wendete die der internationalprivatrechtlichen Vorschriften des EGBGB an, BGH (21.09.1993), NJW-RR 1993, 1519; BGH (28.11. 1963), BGHZ 40, 320; LG Hamburg (16.03.1977), IPRspr. 1977, Nr. 6; REITHMANN/ MARTINY, Int. Vertragsrecht, Rn. 6620; EPPING, Schiedsvereinbarung, S. 44 f. Für erstere Ansicht spricht mittlerweile die ausdrückliche Ausnahme der Schiedsvereinbarung aus dem Anwendungsbereich der Rom-I-VO durch Art. 1 Abs. 2 lit. e Rom-I-VO. Zwar hatte auch das Römische Schuldvertragsabkommen (Übereinkommen vom 19. Juni 1980 über das auf vertragliche Schuldverhältnisse anzuwendende Recht, BGBl. II 1986, 809) in Art. 1 Abs. 2 lit. d einen solchen Ausschluss vorgesehen, allerdings folgerte man aus der Nichtübernahme der Ausschlussvorschrift in das EGBGB die Anwendbarkeit der 99
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sonderte Anknüpfung des Schiedsvertragsstatuts. 103 Zudem zeigt die Anbindung der Anknüpfung an die Kollisionsregeln für Verträge die in den Vereinigten Staaten vorherrschende Tendenz, Schiedsvereinbarungen als rein materiell-rechtlich zu qualifizieren. I. Rechtswahl der Parteien Das RESTATEMENT (FIRST) CONFLICT OF LAWS lehnte die Möglichkeit einer Rechtswahl durch die Parteien noch mit dem Argument ab, die Zulassung eines solchen Vorgehens käme einer Ermächtigung zur privaten Gesetzgebung gleich. Heute sind Rechtswahlklauseln freilich allgemein anerkannt und wichtiger Bestandteil des grenzüberschreitenden Rechtsverkehrs.104 Für die Parteien besteht daher grundsätzlich in nahezu allen relevanten Rechtsordnungen der Welt die Möglichkeit, das Schiedsvertragssta-
Art. 27 ff. EGBGB auch auf Schiedsvereinbarungen, MüKo/Münch, ZPO, 3. Aufl., 2008, § 1029, Rn. 39; REITHMANN /MARTINY, Int. Vertragsrecht, Rn. 6620. Überdies könnte mit einer eigenständigen Anknüpfung gemäß § 1059 Abs. 2 Nr. 1 lit. a ZPO eine im Bezug auf Art. V Abs. 1 lit. a UNÜ kohärente Lösung gefunden werden, die zudem aufgrund der inhaltlichen Kongruenz der beiden Vorschriften den Grundsatz der internationalen Entscheidungsharmonie befördern würde, EPPING, Schiedsvereinbarung, S. 46. Obwohl Art. V Abs. 1 lit. a UNÜ und auch § 1059 Abs. 2 Nr. 1 lit. a ZPO ausdrücklich nur für die Anerkennung und Vollstreckbarerklärung bzw. Aufhebung eines Schiedsspruches gelten, haben sie nach h. M. auch bereits im Vorfeld im Rahmen der Prüfung der Wirksamkeit der Schiedsvereinbarung in der Einredesituation vor dem staatlichen Richter für die Bestimmung des Schiedsvertragsstatuts Bedeutung. Im Falle im Ausland ergangener Schiedssprüche gilt über § 1061 ZPO die Vorschrift des Art. V Abs. 1 lit. a UNÜ. Inhaltlich sehen sowohl Art. V Abs. 1 lit. a UNÜ als auch § 1059 Abs. 2 Nr. 1 lit. a ZPO eine umfassende Rechtswahlmöglichkeit der Parteien vor. Aufgrund des Territorialitätsprinzips aus § 1025 Abs. 1 ZPO i st bei inländischem Schiedsort die Rechtswahlfreiheit der Parteien insbesondere im Hinblick auf § 1031 ZPO stets beschränkt, MüKo/Münch, ZPO, § 1031, Rn. 20; STEIN/J ONAS/Schlosser, ZPO, § 1029, Rn. 41. Ist hingegen ein ausländischer Schiedsort bestimmt, so soll gemäß Art. V Abs. 1 lit. a UNÜ eine kollisionsrechtliche Rechtswahl möglich sein. Anders sieht dies wohl der BGH, der die Durchsetzung verbraucherschützender Normen trotz Anwendbarkeit des UNÜ über Art. 29 EGBGB a.F. gewährleistete, BGH (10.02.1998), IPRspr. 1998, Nr. 209. Dogmatisch lässt sich hierüber sicherlich streiten; zweifelhaft bleibt aber, ob verbraucherschützende Vorschriften wie § 1031 Abs. 5 ZPO tatsächlich durch die bloße Vereinbarung eines ausländischen Schiedsorts umgangen werden können sollen. Gerade in diesen Konstellationen wird der Verbraucher keinen Einfluss auf die Gestaltung der Schiedsvereinbarung erhalten und so der Schutzzweck des § 1031 Abs. 5 ZPO leerlaufen. Abgrenzungsschwierigkeiten können dort auftreten, wo noch kein Schiedsort bestimmt wurde. S CHMIDTAHRENDTS/HÖTTLER , SchiedsVZ 2011, 267, 274 wollen hilfsweise auf das Vertragsstatut abstellen. 103 REST. (2 ND) CONFL., § 218, cmt. a. 104 SYMEONIDES, Am. PIL, Rn. 425.
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tut selbst zu bestimmen. 105 Soweit es sich um dispositives Recht handelt, sieht das RESTATEMENT (SECOND) CONFLICT OF LAWS § 218 i.V.m. § 187 konsequenterweise die unbeschränkte Möglichkeit vor, ein beliebiges Recht zu wählen.106 Möchten die Parteien hingegen von zwingenden Vorschriften abweichen, so können sie auch das grundsätzlich tun. Allerdings steht die Befugnis der Parteien zur Wahl eines Rechts in diesem Fall unter dem Vorbehalt einer hinreichend engen Verbindung der Parteien oder der zugrundeliegenden Vertragsbeziehung zum gewählten Recht. 107 Diese Einschränkung soll die Umgehung zwingender Vorschriften durch die Wahl der Rechtsvorschriften eines gänzlichen unbeteiligten Staates verhindern. 108 Zudem darf die Anwendung des gewählten Rechts nicht gegen grundlegende Interessen (fundamental policy) eines anderen Staates verstoßen, bei dem außerdem ein gewichtigeres Interesse an der Anwendung seiner Vorschriften bestehen muss. 109 Auch der UNIFORM COMMERCIAL 105
FOUCHARD/GAILLARD/GOLDMAN/SAVAGE, Int. Com. Arb., Rn. 426. Mangels anderweitiger Vereinbarungen handelt es bei einer subjektiven Anknüpfung um eine Sachnormverweisung, RESTATEMENT (SECOND) CONFLICT OF LAWS § 187(3). 107 Faktoren, die für eine hinreichende Beziehung zum gewählten Recht sprechen, sind der Ort des Vertragsschlusses, der Ort der Leistungserbringung oder der Sitz der Parteien, SYMEONIDES, a.a.O., Rn. 432. Anderweitige Erwägungen im Rahmen der ersten Einschränkung können die Vertrautheit der Parteien mit dem gewählten Recht bzw. dessen Eignung für eine bestimmte Art von Streitgegenstand sein. So konnte anlässlich von Streitigkeiten über einen Musikaufnahmevertrag der Rechtswahl der Parteien zugunsten des Rechts von New York Gültigkeit verliehen werden, obwohl weder die Parteien noch der Streitgegenstand eine hinreichend enge Beziehung zum Recht von New York hatten. Allerdings war die Wahl der Parteien insofern vernünftig, als die Gerichte New Yorks im Umgang mit Streitigkeiten in der Musikbranche wesentliche Erfahrung hatten und daher über besondere Expertise verfügten, Radioactive, J.V. v. Manson, 153 F.Supp.2d 462 (S.D.N.Y. 2001). 108 SYMEONIDES, Am. PIL, Rn. 432. 109 Zwar fehlt eine ausdrückliche Definition der fundamental policy durch das Restatement, jedoch sollen allgemeine Vertragsgrundsätze wie das Erfordernis einer Gegenleistung (consideration) oder die Einhaltung von Formvorschriften nicht, Vorschriften, die Verträge für illegal erklären, hingegen sehr wohl hierfür ausreichend sein, REST. (2 ND) CONFL., § 187, cmt. g; SCOLES/HAY/B ORCHERS/SYMEONIDES, Conflict of Laws, S. 963. Jedenfalls muss der Verstoß keine ordre public-Relevanz aufweisen, REST. (2ND) CONFL., § 187, cmt. g; SCOLES/HAY/B ORCHERS/SYMEONIDES, Conflict of Laws, S. 964. Einige Gerichte unterscheiden danach, ob sich die Regel aus einem Gesetz oder dem common law ergibt, während andere beurteilen ob der Vertrag „immoral“, „inherently vicious, wicked or immoral“, „abhorrent to public policy“ oder „offensive to justice or public welfare“ ist, SCOLES/HAY/B ORCHERS/SYMEONIDES, Conflict of Laws, S. 965. Der Verbraucherschutz wurde demgemäß oftmals als fundamental policy eingeordnet, Kaneff v. Delaware Title Loans, Inc., 587 F.3d 616, 623 f. (3rd Cir 2009); Lucey v. Fedex Ground Package Systems, Inc., 305 Fed. Appx. 875, 877, Fn. 3 (3rd Cir. 2009); Davis v. Chase Bank USA, N.A., 299 Fed. Appx. 662, 663 (9th Cir. 2008); Hoffman v. Citibank, 106
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CODE (UCC),110 der in allen Staaten außer Louisiana Anwendung findet, sieht die Möglichkeit einer Rechtswahl durch die Parteien in UCC § 1-105 vor 111 und hat daher ebenfalls aufgrund seines Verbreitungsgrades hohe Aussagekraft.112 Generell lässt sich hieraus der Schluss ziehen, dass eine Rechtswahl der Parteien für das Schiedsvertragsstatut Bestand haben wird.113 546 F.3d 1078, 1083 (9th Cir. 2008); Homa v. Am. Express Co., 558 F.3d 225, 230 (3rd Cir. 2009); Muhammad v. County Bank of Rehoboth Beach, Del., 912 A.2d 88, 100 (N.J. 2006). Zu weitgehend dürfte die Ansicht der Gerichte einiger Staaten sein, die ihre grundlegenden Interessen aber bereits dadurch betroffen sehen, dass die Entscheidung materiell unterschiedlich auszufallen droht, vgl. Ticknor v. Choice Hotels Int'l, Inc., 265 F.3d 931, 938 (9th Cir. 2001). 110 Das im Jahr 1953 durch die National Conference of Commissioners for Uniform Laws erarbeitete Modellgesetz wurde zwischenzeitlich mehrfach überarbeitet und gilt als eines der erfolgreichsten der Uniform Laws. 111 „U. C. C. § 1-105(1) TERRITORIAL APPLICATION OF THE ACT; P ARTIES' P OWER TO CHOOSE APPLICABLE LAW (1) Except as provided hereafter in this section, when a transaction bears a reasonable relation to this state and also to another state or nation the parties may agree that the law either of this state or of such other state or nation shall govern their rights and duties. Failing such agreement this Act applies to transactions bearing an appropriate relation to this state. […]” 112 Obwohl der UCC die Möglichkeit einer subjektiven Anknüpfung des anwendbaren Rechts vorsieht, ist die Parteiautonomie stets an die Existenz einer hinreichenden Verbindung zum gewählten Recht gebunden. Der Versuch, diese Anbindung durch die Möglichkeit der Wahl eines neutralen Rechts zu ersetzen, scheiterte. Eine wortlautgetreue Inter pretation der Vorschrift würde sogar eine hinreichende Verbindung zur lex fori notwendig machen, um einer Rechtswahl der Parteien Wirksamkeit zu verleihen. Dies kann aber kaum im Sinne eines modernen Verständnisses der Parteiautonomie sein, SCOLES/HAY/ B ORCHERS/SYMEONIDES, Conflict of Laws, S. 984; SYMEONIDES , Am. PIL, Rn. 465. Im Vergleich zum RESTATEMENT (SECOND) CONFLICT OF LAWS § 187 fällt die fehlende Unterscheidung zwischen dispositivem und zwingendem Recht auf, was auf die Notwendigkeit einer hinreichenden Verbindung auch im Falle dispositiven Rechts hindeuten könnte. Allerdings scheint dies nicht im Sinne der Verfasser des UCC zu sein. Die Begründung des Modellgesetzes sieht ausdrücklich die Möglichkeit einer Einbeziehung dispositiver Regelungen vor, U.L.A., § 1, cmt. 1. Indiz ist auch die Bestimmung UCC § 1-102(3), die ausdrücklich die Möglichkeit vorsieht, von Bestimmungen des UCC abzuweichen, soweit nicht diese zwingender Natur sind, SCOLES/HAY/B ORCHERS/SYMEONIDES, Conflict of Laws, S. 984 f.; SYMEONIDES, Am. PIL, Rn. 465. Vgl. insgesamt zum Gesagten HAY, US-amerikanisches Recht, Rn. 18, 255, SOLOMON, 82 Tul. L. Rev. (2008), 1709, 1725 f. 113 B ORN, Int. Com. Arb., S. 436. Das dürfte wohl für die meisten großen“ Rechtsordnungen mehr oder weniger als kleinster gemeinsamer Nenner gelten, FOUCHARD/ GAILLARD/GOLDMAN/SAVAGE , Int. Com. Arb., Rn. 426. Damit entspricht das interne U.S.-amerikanische Schiedsvertragsrecht im Wesentlichen auch dem UNÜ und den deutschen Vorschriften, die im Rahmen der Bestimmung des Schiedsvertragsstatuts dem
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Allerdings werden nur die wenigsten Schiedsvereinbarungen jemals eine ausdrückliche Rechtswahlklausel für das Schiedsvertragsstatut vorsehen.114 Die Parteien werden diese Möglichkeit zumeist schlichtweg übersehen und bei ihren Vertragsverhandlungen nicht bedenken. Oftmals werden die Parteien aber eine Rechtswahlklausel für den Hauptvertrag vereinbaren. Dann stellt sich die Frage, ob sich die Reichweite dieser Klausel konkludent auch auf die Schiedsvereinbarung erstreckt. Besondere Relevanz bekommt diese Problematik im Falle von Schiedsklauseln, die ja einheitlicher Teil des Vertragsdokuments sind. 115 Die Möglichkeit einer vom Hauptvertrag gesonderten Anknüpfung der Schiedsvereinbarung ist letztlich das Ergebnis einer konsequenten Verfolgung des Grundsatzes, dass Schiedsvereinbarung und Hauptvertrag hinsichtlich ihrer Wirksamkeit abstrakt sind.116 Daher hat eine Rechtswahlklausel im Hauptvertrag zumindest nicht zwingend Bedeutung für die Schiedsvereinbarung. 117 Dies ist stimmig, da auch die Motive, die die Parteien bei der Wahl eines Rechts für den Hauptvertrag leiten, nicht identisch mit den bei der Erarbeitung einer Schiedsvereinbarung zugrundeliegenden Erwägungen sind. 118 Das zeigt sich in besonders deutlicher Form, wenn die Schiedsvereinbarung einen Schiedsort vorsieht, der nicht mit der durch die Rechtswahlklausel gewählten Rechtsordnung korreliert.119 Zwischen Schiedsvertragsstatut und Hauptstatut besteht im Gegensatz zum Verhältnis Schiedsvertragsstatut/Schiedsverfahrensstatut kein innerer Zusammenhang. Im Sinne des Entscheidungseinklangs wird daher die Bestimmung eines Schiedsorts als konkludente Rechtswahl des Schiedsvertragsstatuts vertreten, wohingegen sich ein solches Resultat Willen der Parteien ebenfalls höchste Priorität durch Art. V Abs. 1 lit. a UNÜ bzw. § 1059 Abs. 2 lit. a ZPO einräumen. 114 B ORN, Int. Com. Arb., S. 444. Die Ausnahme bestätigt aber bekanntlich die Regel, Krastel v. TES Franchising, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2006). 115 FOUCHARD/GAILLARD/GOLDMAN/SAVAGE, Int. Com. Arb., Fn. 425. Das deutsche Recht unterscheidet in § 1029 ZPO ausdrücklich zwischen Schiedsklauseln und Schiedsabreden. 116 B ORN, Int. Com. Arb., S. 411; FOUCHARD/GAILLARD/GOLDMAN/SAVAGE, Int. Com. Arb., Rn. 413; LEW/MISTELIS/KRÖLL, Comp. Int. Com. Arb., Rn. 6-23. Für das deutsche Schiedsverfahrensrecht ist dieser Grundsatz mittlerweile in § 1040 Abs. 1 S. 2 ZPO kodifiziert. 117 OEHMKE, Com. Arb.3rd, § 12:1; FOUCHARD/GAILLARD/GOLDMAN/SAVAGE, Int. Com. Arb., Rn. 425; NAGEL/GOTTWALD, Int. Zivilprozessrecht, § 18, Rn. 11. Anders hat dies wohl das Gericht in Volt Info. Sciences, Inc. v. Board of Trustees of Leland Stanford Junior University, 489 U.S. 468 (1989) gesehen. Relativierend Mastrobuono v. Shearson Lehman Hutton, Inc., 514 U.S. 52 (1995). Vgl. unten S. 113. 118 B ORN, Int. Com. Arb., S. 455; GEIMER /GEIMER/GEIMER, Int. Zivilprozessrecht, Rn. 3724; LEW/MISTELIS/KRÖLL, Comp. Int. Com. Arb., Rn. 6-23; REITHMANN/MARTINY, Int. Vertragsrecht, Rn. 6613. 119 LEW/M ISTELIS/KRÖLL, Comp. Int. Com. Arb., Rn. 6-23.
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mangels Interessenkongruenz für das Verhältnis Schiedsvereinbarung/Hauptvertrag nicht ergebe. 120 Überzeugender, im Wesentlichen aber ohne inhaltlichen Unterschied, 121 scheint es, die Wahl des Schiedsortes als objektives Anknüpfungsmoment heranzuziehen. 122 Dennoch wurde in der Vergangenheit auch in Deutschland immer wieder auf die Verknüpfung von Hauptvertrag und Schiedsvereinbarung abgestellt.123 Die Linie der Gerichte in den Vereinigten Staaten diesbezüglich ist uneinheitlich. Die Mehrheit der U.S.-amerikanischen Gerichte schließt aber aus einer allgemeinen vertraglichen Rechtswahlklausel auch auf das anwendbare Schiedsvertragsrecht.124 Andere Gerichte wählen einen differen120
LG Hamburg (16.03.1977), IPRspr. 1977, Nr. 6; BORN, Int. Com. Arb., S. 410; GEIMER/GEIMER /GEIMER , Int. Zivilprozessrecht, Rn. 3724, 3790; REITHMANN/MARTINY, Int. Vertragsrecht, Rn. 6623; STEIN/J ONAS/Schlosser, ZPO, § 1026, Rn. 6; ZÖLLER /Geimer, ZPO, § 1029, Rn. 118. 121 MüKo/Münch, ZPO, § 1029 Rn. 35: „Es ist dann letztlich eine Geschmacksfrage, unter welche der beiden Varianten – schlüssige Rechtswahl […] oder subsidiäre Anknüpfung […] – man die Vorbenennung eines Schiedsortes bringt.“ 122 SCHWAB /W ALTER , Schiedsgerichtsbarkeit, Kap. 44, Rn. 7, SOLOMON, Verbindlichkeit von Schiedssprüchen, S. 395. MüKo/Münch, ZPO, § 1029 Rn. 35. 123 BGH (12.02.1976), RIW 1976, 449; OLG Düsseldorf (17.11.1995), RIW 1996, 239; NAGEL/GOTTWALD, Int. Zivilprozessrecht, § 16, Rn. 43. Differenzierter der Bundesgerichtshof in BGH (28.11.1963), BGHZ 40, 320. Die Rechtswahlklausel des Hauptver trages spielt auch bei den Autoren, die eine Verknüpfung mit dem Schiedsvertragsstatut ablehnen, z.T. bei der objektiven Anknüpfung eine Rolle. Zwar wird grundsätzlich vertreten, im Rahmen der objektiven Anknüpfung sei auf den Schiedsort abzustellen, allerdings findet diese Vorgehensweise dort ihre Grenze, wo noch kein Schiedsort bestimmt wurde. Dann wird vertreten, es sei an das Statut des Hauptvertrages anzuknüpfen, MüKo/ Münch, ZPO, § 1029, Rn. 38; REITHMANN/MARTINY, Int. Vertragsrecht, Rn. 6627; STEIN/J ONAS/Schlosser, ZPO, Anhang § 1061, Rn. 40. 124 Bridge Fund Capital Corp. v. Fastbucks Franchise Corp., 622 F.3d 996 (9th Cir. 2010); Fensterstock v. Education Fin. Partners Corp., 611 F.3d 124 (2nd Cir. 2010); Omstead v. Dell, Inc, 594 F.3d 1081 (9th Cir. 2010); Kaneff v. Delaware Title Loans, Inc, 587 F.3d 616 (3rd Cir 2009); Masters v. DirecTV, Inc., 2009 WL 4885132 (9th Cir. 2009); Cicle v. Chase Bank USA, 583 F.3d 549 (8th Cir. 2009); Oestreicher v. Alienware Corp., 322 Fed. Appx. 489 (9th Cir. 2009); Homa v. Am. Express Co., 558 F.3d 225 (3rd Cir. 2009); Lucey v. Fedex Ground Package Systems, Inc., 305 Fed. Appx. 875, 877, Fn. 3 (3rd Cir. 2009); Hoffman v. Citibank, 546 F.3d 1078 (9th Cir. 2008); Gay v. CreditInform, Inc., 511 F.3d 369 (3rd Cir. 2007); Trippe Mfg. Co. v. Niles Audio Corp., 401 F.3d 529, 532 (3rd Cir. 2005); Motorola Credit Corp. v. Uzan, 388 F.3d 39, 50 (2nd Cir. 2004); Choice Hotels Int'l, Inc. v. Chewl's Hospitality, Inc., 91 Fed. Appx. 810, 814 f. (4th Cir. 2003); Sphere Drake Ins. Ltd. v. Clarendon Nat'l Ins. Co., 263 F.3d 26, 32, Fn. 3 (2nd Cir. 2001); Aneke v. Am. Express Travel Related Servs., Inc., 841 F.Supp.2d 368, 376 (D.C. 2012); Clerk v. ACE Cash Exp., Inc., 2010 WL 364450 (E.D. Pa. 2010); Kaltwasser v. Cingular Wireless LLC, 543 F.Supp.2d 1124 (N.D. Cal. 2008); Halprin v. Verizon Wireless Servs., L.L.C., 2008 WL 961239 (D.N.J. 2008); Carideo v. Dell, Inc., 520 F.Supp.2d 1241 (W.D. Wash. 2007); Vigil v. Sears Nat'l Bank, 205 F.Supp.2d 566 (E.D. La. 2002). Es erfolgte sogar eine Anknüpfung an die Rechtswahl des Hauptvertra-
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zierteren Weg und versuchen eine solche Interpretation tunlichst zu vermeiden.125 II. Objektive Anknüpfung des Schiedsvertragsstatuts In Abwesenheit einer Rechtswahl der Parteien, sei sie konkludent oder ausdrücklich, muss eine objektive Anknüpfung des Schiedsvertragsstatuts stattfinden. Gerade im Bereich der objektiven Anknüpfung herrscht aufgrund der Vielzahl der Ansätze der einzelnen Bundesstaaten ein hohes Maß an Rechtsunsicherheit. 126 Das RESTATEMENT (SECOND) CONFLICT OF LAWS § 218 nimmt hier ebenfalls auf die kollisionsrechtlichen Regelungen des Vertragsstatuts durch den Verweis auf § 188 Bezug. Danach soll grundsätzlich das Recht desjenigen Staates Anwendung finden, der die engste Verbindung zur vertraglichen Beziehung und den Parteien hat. 127 Die für diese Bestimmung grundsätzlich zu berücksichtigenden Elemente sind § 6 des Restatements zu entnehmen. 128 Danach sind insbesondere der ges, trotz der Existenz einer vertraglichen Vereinbarung über das anzuwendende Schieds verfahrensrecht, Prescott v. Northlake Christian School, 369 F.3d 491, 496 (5th Cir. 2004). 125 Ford v. NYLCare Health Plans of the Gulf Coast, Inc., 141 F.3d 243, 249 (5th Cir. 1998); Lee v. Chica, 983 F.2d 883, 887 (8th Cir. 1993). 126 SYMEONIDES, Am. PIL, Rn. 484. Auch aus der bloßen Tatsache, dass ein Staat dem RESTATEMENT (SECOND) CONFLICT OF LAWS folgt, ist nicht automatisch zu schlussfolgern, dass der Ausgang der kollisionsrechtlichen Analyse mit Bestimmtheit vorhersehbar ist. Das ist schon aufgrund des im Restatement zugelassenen Ermessens unwahrscheinlich, SYMEONIDES, a.a.O., Rn. 488. 127 Im Rahmen des RESTATEMENT (FIRST) CONFLICT OF LAWS wurde das Vertragsstatut über den Ort des Vertragsschlusses angeknüpft, also der Annahme des Angebots, §§ 325, 326. Der Inhalt des Vertragsstatuts war auch umfangreicher, so wurde auch die Geschäftsfähigkeit als Teil des Statuts angesehen und ebenso über den Ort des Vertrags schlusses angeknüpft. Lediglich leistungsbezogene Aspekte wurden über das Recht am Ort der Leistungserbringung bestimmt, S COLES/HAY/BORCHERS/SYMEONIDES, Conflict of Laws, S. 990. 128 „RESTATEMENT (SECOND) CONFLICT OF LAWS § 6 (1) A court, subject to constitutional restrictions, will follow a statutory directive of its own state on choice of law. (2) When there is no such directive, the factors relevant to the choice of the applicable rule of law include (a) the needs of the interstate and international systems, (b) the relevant policies of the forum, (c) the relevant policies of other interested states and the relative interests of those states in the determination of the particular issue, (d) the protection of justified expectations, (e) the basic policies underlying the particular field of law, (f) certainty, predictability and uniformity of result, and (g) ease in the determination and application of the law to be applied.”
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Entscheidungseinklang, die Interessen der betroffenen Staaten, sowie die berechtigten Erwartungen der Parteien angemessen bei der Bestimmung des anwendbaren Rechts zu berücksichtigen. Neben den Besonderheiten des jeweiligen Rechtsgebietes und den Bedürfnissen der Gerichte nach einer möglichst einfachen Bestimmung des anwendbaren Rechts spielen vor allem auch Aspekte der Rechtssicherheit und Schnelligkeit eine Rolle. Die Gewichtung der einzelnen Elemente kann je nach Gegenstand der Anknüpfung variieren. So dürfte der Schutz der berechtigten Erwartungen der Parteien gerade im schiedsrechtlichen Bereich höher zu gewichten sein als bei einer rein deliktischen Konstellation.129 RESTATEMENT (SECOND) CONFLICT OF LAWS § 188(2) konkretisiert diese allgemein gehaltenen Anknüpfungen speziell für das Vertragsstatut. Für die Beurteilung des anwendbaren Rechts kann daher vor allem der Ort des Vertragsabschlusses, der Vertragsverhandlungen, der Leistungsort oder der Sitz der Parteien Bedeutung haben. Die Analyse der Gerichte soll sich aber nicht lediglich in der bloßen Zählung der vorhandenen Kontakte erschöpfen. Vielmehr müssen diese Anknüpfungen mit den Erwägungen in § 6 abgestimmt werden.130 Die Bestimmung des Schiedsvertragsstatuts unter Zugrundelegung der Anknüpfungsmomente des Vertragsstatuts wird oftmals aufgrund der Interesseninkongruenz den Besonderheiten eines Schiedsverfahrens nicht hinreichend gerecht werden können.131 Dennoch findet sich gegen diesen Ansatz des Restatements keine nennenswerte Opposition.132 Auch bei der Bestimmung des anwendbaren Schiedsvertragsstatuts durch das Schiedsgericht selbst wird regelmäßig auf die Anknüpfung des Vertragsstatuts, wie sie RESTATEMENT (SECOND) CONFLICT OF LAWS § 218 vorsieht, zurückgegriffen. 133 Als Anknüpfungspunkt wird somit auf den Abschlussort der Schiedsvereinbarung, der oftmals identisch mit dem Abschlussort des Hauptvertrages sein wird, 134 bzw. auf den Ort der Durchführung abge-
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REST. (2 ND) CONFL., § 188, com. b. SYMEONIDES, Am. PIL, Rn. 494. 131 Uhl v. Komatsu Forklift Co., Ltd., 512 F.3d 294, 302 (6th Cir. 2008); Scaffidi v. Fiserv, Inc., 218 Fed. Appx. 519, 521 (7th Cir. 2007); Fleetwood Enters. Inc. v. Gaskamp, 280 F.3d 1069, 1073, Fn. 4 (5th Cir. 2002); Patti v. Rockwell Int'l Corp., 24 Fed. Appx. 793, 795 (9th Cir. 2001); Speetjens v. Larson, 401 F.Supp.2d 600 (S.D. Miss. 2005); Owen v. MBPXL Corp., 173 F.Supp.2d 905 (N.D. Iowa 2001). 132 Uhl v. Komatsu Forklift Co., Ltd., 512 F.3d 294 (6th Cir. 2008); OEHMKE, Com. Arb.3rd, § 12:2. 133 Lichter v. Alarm One, Inc., AAA Class Arb. Docket, 6 (2008); Parham v. Am. Bankers Ins. Co. of Florida, AAA Class Arb. Docket, 4 (2007); Fortuna v. Snap-on Tools Co., L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2005). 134 Johnson v. Carmax, Inc., 2010 WL 2802478, 2 (E.D. Va. 2010). 130
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stellt.135 Der Schiedsort wird u.U. zur Bestärkung bereits bestehender Anknüpfungen an das Vertragsstatut herangezogen. 136 Eine ähnliche Bedeutung des Schiedsortes, wie sie für das deutsche Schiedsverfahrensrecht für die Anknüpfung des Schiedsvertragsstatuts mittlerweile propagiert wird, 137 kommt ihm in den Vereinigten Staaten hingegen nicht zu. So wurde aus der Wahl eines Schiedsortes weder eine konkludente Rechtswahl des Schiedsvertragsstatuts noch ein Hinweis für die objektive Anknüpfung abgeleitet.138 Neben dem Ansatz des RESTATEMENT (SECOND) CONFLICT OF LAWS finden in den Bundesstaaten der USA noch andere kollisionsrechtliche Theorien Anwendung. Besondere Bedeutung erlangte im Rahmen der American Conflict of Laws Revolution vor allem der Ansatz von CURRIE, der unter dem Begriff der governmental interests-Theorie bekannt wurde. 139 Ausgangspunkt der kollisionsrechtlichen Betrachtungen von CURRIE sind nicht spezifische Kontakte eines bestimmten Rechtsverhältnisses zu einer anderen Rechtsordnung, sondern die Interessen der betroffenen Staaten an der Anwendung ihres eigenen Rechts. Im Konfliktfall, dem true conflict,140 sei dann jedoch die lex fori anzuwenden, da den Richtern die Befugnis fehle,
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Walker v. Ryan's Familiy Steak Houses, Inc., 400 F.3d 370, 377 (6th Cir. 2005); Fleetwood Enters. Inc. v. Gaskamp, 280 F.3d 1069, 1073, Fn. 4 (5th Cir. 2002); Patti v. Rockwell Int'l Corp., 24 Fed. Appx. 793, 795 (9th Cir. 2001). 136 Fleetwood Enters. Inc. v. Gaskamp, 280 F.3d 1069, 1073, Fn. 4 (5th Cir. 2002). 137 EPPING, Schiedsvereinbarung, S. 46; MüKo/Münch, ZPO, § 1029, Rn. 37 f.; REITHMANN/MARTINY, Int. Vertragsrecht, Rn. 6623; STEIN/J ONAS/Schlosser, ZPO, § 1029, Rn. 41; ZÖLLER /Geimer, ZPO, § 1029, Rn. 107 ff. 138 Am. Telephone & Telegraph. Co. v.United Computer Sys., Inc., 7 Fed. Appx. 784, 787 (9th Cir. 2001): „UCS asserts that AT&T and UCS ‘agreed to abide by California law.’ This is incorrect. First, the portion of the contract cited by UCS in support of its assertion selects California as the forum state for arbitration; it does not select California law as the governing law. Instead, the contract provides that any arbitration shall be ‘in accordance with the rules of the American Arbitration Association then in effect.’ S econd, the contract contains a ‘CONTROLLING LAW’ provision stating that it “shall be construed and controlled by the laws of the State of New Jersey.” Eine gewisse Bedeutung kann jedoch der Sitz der Parteien haben, Ticknor v. Choice Hotels Int'l, Inc., 265 F.3d 931, 937 f. (9th Cir. 2001). 139 Umfassend zur governmental interests-Theorie SCOLES/HAY/B ORCHERS/SYMEONIDES, Conflict of Laws, S. 997 ff.; SYMEONIDES , Am. PIL, Rn. 175 ff. 140 Vereinfachend gesprochen, müssen die Gerichte für die Bestimmung des anwe ndbaren Rechts zunächst die in den Gesetzen der einzelnen Staaten verkörperten Interessen analysieren. Eine Kategorisierung der potentiellen Ergebnisse vereinfacht die Auffindung des anwendbaren Rechts. Hat nur ein Staat tatsächlich ein Interesse an d er Anwendung seines Rechts, so spricht man von einem false conflict und das Recht dieses Staates wird Anwendung finden. Hat keiner der betroffenen Staaten ein Interesse an der Anwendung seines Rechts, liegt ein no interest case vor, bei dem die lex fori Anwendung finden soll.
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politische Interessen gegeneinander abzuwägen. 141 Obwohl der Ansatz von CURRIE großen Einfluss auf die Entwicklung des internationalen Privatrechts in den Vereinigten Staaten hatte, wird die Reinform der Theorie für die Bestimmung des Vertragsstatuts heute von keinem Bundesstaat mehr vertreten.142 Kritik erhielt die governmental interest-analysis besonders für ihre starke lex fori-Bezogenheit und den hohen Grad an Rechtsunsicherheit für die Parteien.143 Gerade im Bereich des Vertragsstatuts spielen die Erwartungen der Parteien aber eine wichtige Rolle. Relevant ist der Ansatz heute in einer Vielzahl von Mischformen.144 Kalifornien z.B. verwendet hinsichtlich der Frage der Zulässigkeit einer Rechtswahl d en Ansatz des RESTATEMENT (SECOND) CONFLICT OF LAWS § 187, während für die objektive Anknüpfung die governmental interests-Theorie Anwendung findet. Im Falle eines true conflict gilt diejenige Rechtsordnung, die ein größeres Interesse an der Durchsetzung ihrer Interessen hat. 145
III. Zusammenfassung Einer Rechtswahl der Parteien hinsichtlich des anwendbaren Schiedsvertragsstatuts wird in den Vereinigten Staaten generell Wirksamkeit verliehen werden, soweit eine hinreichend enge Verbindung zum gewählten Recht besteht und keine grundlegenden Interessen eines Staates betroffen sind. Häufig haben die Parteien aber neben einer ausdrücklichen Rechtswahl hinsichtlich des materiell anwendbaren Rechts keine weitere Bestimmung des Schiedsvertragsstatuts getroffen. In diesem Fall wird von der Mehrheit der Gerichte aus der allgemeinen Rechtswahlklausel auch auf das anwendbare Schiedsvertragsstatut geschlossen. Auch im Bereich der objektiven Anknüpfung des Schiedsvertragsstatuts besteht eine enge Bindung an die Anknüpfungsmomente des Vertragsstatuts. Der Abschlussort der Schiedsvereinbarung spielt im Gegensatz zum eigentlichen Schiedsort dabei eine ganz zentrale Rolle. Bei Staaten, die im Rahmen der objektiven Anknüpfung einer Spielart der governmental interest-Theorie anhängen, wird oftmals ein Rückgriff auf die lex fori für die Bestimmung des Schiedsvertragsstatuts naheliegen. 141
SYMEONIDES, Am. PIL, Rn. 175 ff. Ursprünglich waren Oregon, Kalifornien und der District of Columbia dem reinen Ansatz gefolgt, SYMEONIDES , a.a.O., Rn. 230. 143 SCOLES/HAY/B ORCHERS/SYMEONIDES, Conflict of Laws, S. 997; SYMEONIDES, Am. PIL, Rn. 187. 144 SYMEONIDES, Am. PIL, Rn. 231. 145 Pokorny v. Quixtar, Inc., 601 F.3d 987, 994 (9th Cir. 2010); Washington Mutual Bank, F.A. v. Superior Court of Orange County, 15 P.3d 1077, 1081 (Cal. 2001). Die Gerichte des District of Columbia geben ebenfalls derjenigen Rechtsordnung mit dem stärkeren Interesse an der Anwendung ihres Rechts den Vorrang im Falle von true conflicts, Bledsoe v. Crowley, 849 F.2d 639, 641 (D.C. Cir. 1988). 142
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C. Die Anknüpfung des Schiedsverfahrensstatuts Der FAA ist zwar die maßgebliche Rechtsquelle für die Beantwortung schiedsverfahrensrechtlicher Fragen und setzt sich gegenüber einzelstaatlichen Schiedsstatuten durch, allerdings beinhaltet das Gesetz nicht für jeden Bereich Lösungen und verdrängt daher auch das einzelstaatliche Schiedsverfahrensrecht nicht in Gänze. 146 Da der FAA aber keinerlei ausdrückliche Ermächtigung zur Anordnung der class arbitration unabhängig von der Auslegung der Schiedsklausel enthält,147 kann es maßgeblich auf das Schiedsverfahrensrecht der einzelnen Bundesstaaten ankommen. Damit stellt sich wiederum das Problem der Bestimmung der anwendbaren Rechtsordnung zur Ermittlung des Schiedsverfahrensstatuts. I. Rechtswahl Obwohl der FAA im Verhältnis zum Schiedsverfahrensrecht der Bundesstaaten und damit für die interne Schiedsgerichtsbarkeit der Vereinigten Staaten grundsätzlich Vorrang beansprucht, erkennt der Supreme Court dennoch die grundsätzliche Befugnis der Parteien zur Wahl eines einzelstaatlichen Schiedsverfahrensstatuts an. 148 Gerichte, bundes- und einzelstaatlich, sind dieser Linie gefolgt.149 Auch die Parteien machen von dieser Möglichkeit Gebrauch.150 Unklar war aber, welche Anforderungen an eine Rechtswahl der Parteien zu stellen sind, insbesondere, ob aus einer allgemeinen Rechtswahlklausel Rückschlüsse auf eine stillschweigende Wahl des Schiedsverfahrensstatuts gezogen werden dürfen. Die Haltung des Supreme Court neigte in der Vergangenheit zunächst einer einheitlichen Behandlung beider Aspekte zu. In Volt Info. Sciences, Inc. v. Board of Trustees of Leland Stanford Junior University151 schloss der Gerichtshof aus einer allgemeinen Rechtswahlklausel der Parteien zugunsten des Rechts von Kalifornien auf eine konkludente Wahl des Schiedsverfahrensstatuts.
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ROTHE/W ULFF/COOPER, ADR Prac. Guide, § 2:6. Zur Legitimationsdichotomie unten Kapitel 1 § 1, S. 165 ff. 148 Volt Info. Sciences, Inc. v. Board of Trustees of Leland Stanford Junior University , 489 U.S. 468 (1989); BORN, Int. Com. Arb., S. 436, Fn. 139. 149 Motorola Credit Corp. v. Uzan, 388 F.3d 39, 51 (2nd Cir. 2004); Sphere Drake Ins. Ltd. v. Clarendon Nat'l Ins. Co., 263 F.3d 26, 32, Fn. 3 (2nd Cir. 2001); Ford v. NYLCare Health Plans of the Gulf Coast, Inc., 141 F.3d 243, 247 (5th Cir. 1998); Kamaya Co., Ltd. v. am. Property Consultants, Ltd., 959 P.2d 1140 (Wash. Ct. App. 1998). Die Entscheidungen ergingen zwar zumeist in einem internationalen Kontext, allerdings ist der Grundgedanke auch für interne Schiedsverfahren verallgemeinerungsfähig. So auch B ORN, Int. Com. Arb., S. 451, Fn. 199. 150 Segal v. Sirius XM Radio, Inc., AAA Class Arb. Docket (2009). 151 Volt Info. Sciences, Inc. v. Board of Trustees of Leland Stanford Junior University , 489 U.S. 468 (1989). 147
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Nach § 1281.2(c) CAL. CODE CIV. PROC. kann das Gericht von der Durchsetzung der Schiedsvereinbarung absehen, wenn mit einer dritten Partei ein gerichtliches Verfahren über denselben Streitgegenstand anhängig ist und die Gefahr widersprüchlicher Entscheidungen besteht.152 In Volt machte die Universität Stanford Vertragsverletzungen aus einem Werkvertrag gegen ihren Vertragspartner und zwei Subunternehmer geltend, die bei den Planungen und der Durchführung der Arbeiten beteiligt waren. Der Werkunternehmer erhob dagegen die Schiedseinrede und beantragte, dem Kläger aufzugeben, das Schiedsverfahren durchzuführen. Die angerufenen kalifornischen Gerichte lehnten den Antrag des Werkunternehmers ab und verweigerten nach § 1281.2(c) CAL. CODE CIV. PROC. der Schiedsvereinbarung die Durchsetzung.
Gegen eine solche Auslegung sprechen im konkreten Fall aber nicht nur die bereits im Rahmen der Analyse des Schiedsvertragsstatuts erwähnten Argumente, vor allem die mangelnde Übereinstimmung der Parteiinteres152 „§ 1281.2(c) CAL. CODE C IV. PROC. On petition of a party to an arbitration agreement alleging the existence of a written agreement to arbitrate a controversy and that a party thereto refuses to arbitrate such controversy, the court shall order the petitioner and the respondent to arbitrate the controversy if it determines that an agreement to arbitrate the controversy exists, unless it determines that: […] (c) A party to the arbitration agreement is also a party to a pending court action or special proceeding with a third party, arising out of the same transaction or series of related transactions and there is a possibility of conflicting rulings on a common issue of law or fact. For purposes of this section, a pending court action or special proceeding in cludes an action or proceeding initiated by the party refusing to arbitrate after the petition to compel arbitration has been filed, but on or before the date of the hearing on the petition. This subdivision shall not be applicable to an agreement to arbitrate disputes as to the professional negligence of a health care provider made pursuant to Section 1295. If the court determines that a written agreement to arbitrate a controversy exists, an order to arbitrate such controversy may not be refused on the ground that the petitioner's contentions lack substantive merit. If the court determines that there are other issues between the petitioner and the respondent which are not subject to arbitration and which are the subject of a pending action or special proceeding between the petitioner and the respondent and that a determination of such issues may make the arbitration unnecessary, the court may delay its order to arbitrate until the determination of such other issues or until such earlier time as the court specifies. If the court determines that a party to the arbitration is also a party to litigation in a pending court action or special proceeding with a third party as set forth under sub division (c) herein, the court (1) may refuse to enforce the arbitration agre ement and may order intervention or joinder of all parties in a single action or special proceeding; (2) may order intervention or joinder as to all or only certain issues; (3) may order arbitration among the parties who have agreed to arbitration and stay the pending court action or special proceeding pending the outcome of the arbitration proceeding; or (4) may stay arbitration pending the outcome of the court action or special proceeding.”
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sen. 153 Auch der Ansatz, aus einer expliziten Bestimmung des Vertragsstatuts Rückschlüsse auf eine konkludente Rechtswahl des Schiedsverfahrensstatuts zu ziehen, scheint besonders dort unglücklich, wo ein solches Vorgehen zur Nichtdurchführbarkeit des Schiedsverfahrens führt. Denn der grundsätzliche Wille zur Durchführung eines Schiedsverfahrens ergibt sich eindeutig aus der Schiedsvereinbarung. Die Konterkarierung dieses expliziten Parteiwillens aufgrund einer konkludenten Auslegung einer anderen Vertragsbestimmung ist wenig überzeugend. 154 Auch der Oberste Gerichtshof scheint in der Folgezeit die Anforderungen an die Ausweitung einer vertraglichen Rechtswahlklausel auf die Schiedsvereinbarung erhöht zu haben. 155 In Mastrobuono v. Shearson Lehman Hutton, Inc.156 urteilte das Gericht, aus einer bloßen Rechtswahlklausel des Vertrages könne nicht bedenkenlos auf die konkludente Einigung über das anzuwendende Schiedsverfahrensrecht geschlossen werden. Shearson Lehman Hutton, Inc. hatte die Aufhebung eines Schiedsspruchs begehrt, der der im Schiedsverfahren obsiegenden Partei, Mastrobuono, Strafschadensersatz zugesprochen hatte. Sowohl das angerufene erstinstanzliche, als auch das Berufungsgericht hatten der Antragstellerin Recht gegeben. Die Rechtswahlklausel sah vor, dass das Recht des Staates New York Anwendung finden sollte.157 Danach war die Zuerkennung von Strafschadenersatz durch den Schiedsrichter ausgeschlossen. Die anwendbaren Verfahrensregeln der administrierenden Schiedsinstitution hingegen sahen grundsätzlich die Möglichkeit der schiedsrichterlichen Verhängung von punitive damages vor. Aufgrund dieser vermeintlichen Konfliktsituation schlossen die unterinstanzlichen Gerichte, dass die Rechtswahlklausel des Hauptvertrages auch Bedeutung für die Determinierung des Schiedsverfahrens selbst habe und daher die Anwendung des Schiedsverfahrensrechts von New York vorrangig sei. Dem trat der Supreme Court entgegen: „This process reveals that the choice-of-law provision is not, in itself, an unequivocal exclusion of punitive damages claims, that the arbitration provision strongly implies that an arbitral award of punitive damages is appropriate, and that the best way to harmonize the two is to read ‘the laws of the State of New York’ to encompass substantive principles that New York courts would apply, but not to include special rules limiting the authority of arbitrators. Thus, the choice-of-law provision covers the rights and duties of
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Siehe oben, S. 77 ff. Im Anschluss an die Entscheidung sprachen einige Autoren im Zusammenhang mit der Gefahr der Koppelung der Wahl des Schiedsverfahrens- an das Vertragsstatut und der hierdurch evtl. unbeabsichtigten Unwirksamkeit der Schiedsvereinbarung aufgrund der konkludenten Rechtswahl von der „Choice-of-Law Trap“, P ARASHARAMI/RANLETT, 64MAY D.R.J (2009), 22. 155 B OWMAN RUTLEDGE /KENT/HENEL, in: Weigand, Handbook on Int. Com. Arb., Rn. 13.30. 156 Mastrobuono v. Shearson Lehman Hutton, Inc., 514 U.S. 52 (1995). 157 „This agreement shall inure to the benefit of your [Shearson's] successors and assigns[,] shall be binding on the undersigned, my [petitioners'] heirs, executors, administrators and assigns, and shall be governed by the laws of the State of New York” . Mastrobuono v. Shearson Lehman Hutton, Inc., 514 U.S. 52, 58, Fn. 2 (1995). 154
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the parties, while the arbitration clause covers arbitration; neither provision intrudes upon the other.”158 Das Gericht spricht sich damit richtigerweise für eine deutliche Trennung der beiden Aspekte aus.159 Die Entscheidung des Supreme Court macht zudem klar, dass die Rechtswahl der Parteien hinsichtlich verfahrensrechtlicher Aspekte und damit wohl ebenfalls hinsichtlich des Schiedsvertragsstatuts auch durch die Wahl der Verfahrensvorschriften einer Schiedsinstitution erfolgen kann. 160
Der Entscheidung des Supreme Court sind Bundesberufungsgerichte des ersten, zweiten, vierten, sechsten und achten Circuits gefolgt.161 Auch in der Literatur hat das Urteil Zustimmung gefunden. 162 Konsequenterweise haben die Gerichte die Anforderungen an eine Rechtswahl des Schiedsverfahrensstatuts deutlich angehoben.163 Welche Bedeutung die Festlegung eines Schiedsorts für eine stillschweigende Wahl des dortigen Schiedsverfahrensrechts hat, ist zweifelhaft. Teilweise wird vertreten, die Bestimmung eines Schiedsorts als stillschweigende Wahl des Schiedsverfahrensstatuts zu werten. 164 Oftmals 158
Mastrobuono v. Shearson Lehman Hutton, Inc., 514 U.S. 52, 52 (1995). Das ist im Lichte der Volt-Entscheidung umso bemerkenswerter, als im vorliegenden Fall die Rechtswahl- und die Schiedsklausel im selben Paragraphen des Dokuments enthalten waren. Umstritten ist aber, ob die Einordnung der Befugnis zur Erteilung von punitive damages tatsächlich ein Element darstellt, das durch das Schiedsverfahrensrecht bestimmt wird, BERMANN, 113 Penn. St. L. Rev. (2009), 1013, 1027. Natürlich betreffen diese Zweifel aber nicht das Verhältnis von allgemeiner Rechtswahlklausel und konkludenter Wahl des Schiedsverfahrensstatuts. 160 Mastrobuono v. Shearson Lehman Hutton, Inc., 514 U.S. 52 (1995); O EHMKE, Com. Arb.3rd, § 12:4. LEW/MISTELIS/KRÖLL bezweifeln hingegen die Aussagekraft der Wahl institutioneller Schiedsregeln für die Bestimmung des Schiedsvertragsstatuts. Die institutionellen Schiedsregeln erfordern oftmals erst das Bestehen einer wirksamen Schiedsvereinbarung, LEW/MISTELIS/KRÖLL, Comp. Int. Com. Arb., Rn. 6-58. 161 Pokorny v. Quixtar, Inc., 601 F.3d 987, 994 (9th Cir. 2010); Oberwager v. McKechnie Ltd., 351 Fed. Appx. 708 (3rd Cir. 2009); Uhl v. Komatsu Forklift Co., Ltd., 512 F.3d 294, 302 f. (6th Cir. 2008); UHC Management Co., Inc. v. Computer Sciences Corp., 148 F.3d 992, 996 ff. (8th Cir. 1998); Ferro Corp. v. Garrision Indus., Inc., 142 F.3d 926, 934 ff. (6th Cir. 1998); Gallus Inv., L.P. v. Pudgie's Famous Chicken, Ltd., 134 F.3d 231, 233 (4th Cir. 1998); Painewebber Inc. v. Elahi, 87 F.3d 589, 594 (1st Cir. 1996); Nat'l Union Fire Ins. Co. of Pittsburgh, PA v. Belco Petroleum Corp., 88 F.3d 129, 134 ff. (2nd Cir. 1996). 162 BERMANN, 113 Penn. St. L. Rev. (2009), 1013, 1018; D OMKE/EDMONSON/W ILNER , On Com. Arb. 3rd, § 30:1; OEHMKE, Com. Arb.3rd, § 12:2. 163 Jacada (Europe), Ltd. v. Int'l Marketing Strategies, Inc., 401 F.3d 701 (6th Cir. 2004); UHC Management Co., Inc. v. Computer Sciences Corp., 148 F.3d 992 (8th Cir. 1998); Stone & Webster, Inc. v. Baker Process, Inc., 210 F.Supp.2d 1177 (S.D. Cal. 2002); B ERMANN, 113 Penn. St. L. Rev. (2009), 1013, 1018. Bestätigung findet dies auch durch den Obersten Gerichtshof selbst, Preston v. Ferrer, 552 U.S. 346, 362 f. (2008). 164 OEHMKE, Com. Arb.3rd, § 14:4. 159
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wird der Festlegung aber ebenso wenig Bedeutung beigemessen wie dem Recht am Schiedsort im Allgemeinen. 165 II. Objektive Anknüpfung Fehlt eine subjektive Bestimmung des anwendbaren Schiedsverfahrensstatuts, wird im internationalen Vergleich zumeist an den Schiedsort 166 als maßgebliches Kriterium für die Bestimmung des anwendbaren Schiedsverfahrensrechts angeknüpft. 167 Selbst wenn die Parteien eine ausdrückliche Bestimmung des Schiedsverfahrensstatuts vorgesehen haben, bleiben nach deutschem Recht die zwingenden Vorschriften der ZPO anwendbar, soweit der nach § 1043 Abs. 1 ZPO zu bestimmende Schiedsort im Staatsgebiet der Bundesrepublik Deutschland liegt. § 1025 Abs. 1 ZPO fungiert insofern als einseitige Kollisionsnorm. 168 Die vor der Reform des deutschen Schiedsverfahrensrecht gegebene Möglichkeit einer kollisionsrechtlichen Rechtswahl besteht daher nicht mehr. Auch in den Vereinigten Staaten wird es für sinnvoll befunden, das Recht des Schiedsorts für die Bestimmung des Schiedsverfahrensstatuts heranzuziehen.169 Daher ist auch nicht weiter problematisch, wenn die Gerichte keinen Wert auf eine ausdrückliche kollisionsrechtliche Analyse des anwendbaren Schiedsverfahrensstatuts legen, sondern vielmehr einfach das Schiedsrecht des Gerichtsstaats anwenden. 170 In der Anwendung der lex fori mag insoweit die Anknüpfung an den Schiedsort als einseitige Kollisionsnorm gesehen werden.
165
BERMANN, 113 Penn. St. L. Rev. (2009), 1013, 1020. Zu den verschiedenen damit in Zusammenhang stehenden Begrifflichkeiten vgl. SOLOMON, Verbindlichkeit von Schiedssprüchen, S. 400. 167 B ORN, Int. Com. Arb., S. 1241. 168 Die Regelung basiert auf Art. 1 Abs. 2 des UNCITRAL Model Law on International Commercial Arbitration und hat damit hohe Aussagekraft für eine Vielzahl von Rechtsordnungen. 169 DOMKE/EDMONSON/W ILNER, On Com. Arb. 3rd, § 30:3; OEHMKE, Com. Arb.3rd, § 55:4. 170 CRS Sirrine Engineers, Inc. v. Aetna Casualty and Surety Co., 1997 WL 136355 (D. Mass. 1997). Gleiches gilt wohl auch in Kilmer v. Flocar, Inc., 212 F.R.D. 66 (D.S.D.N.Y. 2002), wo ohne jegliche Analyse das Verfahrensrecht des Forumstaates an gewandt wird. 166
§ 2 Der status quo des U.S.-amerikanischen Schiedsrechts
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§ 2 Der status quo des U.S.-amerikanischen Schiedsrechts am Vorabend der Bazzle-Entscheidung § 2 Der status quo des U.S.-amerikanischen Schiedsrechts
A. Die Schiedsklausel als Schutzschild vor Sammelklagen Seit Mitte der 1980er Jahre haben U.S-amerikanische Unternehmen damit begonnen, Schiedsvereinbarungen in Verbraucherverträgen zu verwenden. 171 Kaum ein Telefon-, 172 Kreditkarten-, 173 Darlehens-, 174 Versicherungs-, Kauf-, 175 Kabelfernseh- 176 oder Arbeitsvertrag, 177 der nicht unter der Ägide einer Schiedsklausel steht. Im Jahr 2002 benutzten über 1000 Unternehmen Schiedsklauseln in ihren Verträgen. 178 Zum Jahr 2010 dürfte sich diese Zahl nochmals beträchtlich erhöht haben. Studien haben ergeben, dass etwa ein Drittel der vertraglichen Verpflichtungen eines durchschnittlichen U.S.-Amerikaners in Los Angeles einer Schiedsvereinbarung unterliegt.179 Die Verwendung von Schiedsvereinbarungen in Verbraucherverträgen impliziert nicht per se ein verwerfliches Verhalten der Verwender, sondern ist zuvorderst Ausdruck privatautonomer Entscheidungsfreiheit. Allerdings gilt es in Fällen gestörter Vertragsparität, ein erhöhtes Augenmerk auf die vertraglichen Verpflichtungen der Parteien zu legen, besteht doch gerade hier die Gefahr einer Übervorteilung der schwächeren Partei. Denn auch die Privatautonomie hat nur im Rahmen der gesetzlichen Grenzen Bestand. Aus deutscher Sicht hat das BVerfG die Problematik einer solchen Situation bereits prägnant zusammengefasst: 180 „Hat einer der Vertragsteile ein so starkes Übergewicht, dass er vertragliche Rege lungen faktisch einseitig setzen kann, bewirkt dies für den anderen Vertragsteil Fremdbe -
171 B LANKLEY, 20 Ohio St. J. Disp. Res. (2005), 451, 451; STERNLIGHT/J ENSEN, 67 Law & Contemp. Probs. (2004), 75, 75 f.; STERNLIGHT, 56 U. Miami L. Rev. (2002), 831, 831; W ILSON, 23 Q.L.R. (2004), 737, 740. 172 Lowden v. T-Mobile USA, 512 F.3d 1213 (9th Cir. 2008); Dale v. Comcast Corp., 498 F.3d 1216 (11th Cir. 2007); Wong v. T-Mobile USA, Inc., 2006 WL 2042512 (E.D. Mich. 2006). 173 Hoffman v. Citibank, 546 F.3d 1078 (9th Cir. 2008). 174 Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444 (2003). 175 Omstead v. Dell, 533 F.Supp.2d 1012 (N.D. Cal. 2008). 176 Dale v. Comcast Corp., 498 F.3d 1216 (11th Cir. 2007); Kristian v. Comcast Corp., 446 F.3d 25 (1st Cir. 2006); Cohen v. DirecTV, Inc., 142 Cal. App.4th 1442 (2006). 177 Skirchak v. Dynamics Research Cop., 508 F.3d 49 (1st Cir 2007); Gentry v. Superior Court of Los Angeles, 42 Cal.4th 443 (2007); Franco v. Athens Disposal Co., Inc., 171 Cal. App.4th 1277 (2009). 178 MANDELBAUM , 94 Iowa L. Rev. (2009), 1075, 1084. 179 HENSLER /DEMAINE , 67-SPG Law & Contemp. Probs. (2004), 55, 58, 62; QUINKE/W AGNER , JZ 2005, 932, 935. 180 HAAS/HAUPTMANN, SchiedsVZ 2004, 175, 176.
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Kapitel 2: Die Entwicklung der Class Arbitration
stimmung. Wo es an einem annähernden Kräftegleichgewicht der Beteiligten fehlt, ist mit den Mitteln des Vertragsrechts allein kein sachgerechter Ausgleich der Interessen zu gewährleisten. Wenn bei einer solchen Sachlage über grundrechtlich verbürgte Positionen verfügt wird, müssen staatliche Regelungen ausgleichend eingreifen, um den Grundrechtsschutz zu sichern […] Gesetzliche Vorschriften, die sozialem und wirtschaftlichem Ungleichgewicht entgegenwirken, verwirklichen hier die objektiven Grundentscheidungen des Grundrechtsabschnitts und damit zugleich das grundgesetzliche Sozialstaatsprinzip. […] Der Verfassung lässt sich nicht unmittelbar entnehmen, wann Ungleichgewichtslagen so schwer wiegen, dass die Vertragsfreiheit durch zwingendes Gesetzesrecht begrenzt oder ergänzt werden muss. Auch lassen sich die Merkmale, an denen etwa erfor derliche Schutzvorschriften ansetzen können, nur typisierend erfassen. Dem Gesetzgeber steht dabei ein besonders weiter Beurteilungs- und Gestaltungsspielraum zur Verfügung. Allerdings darf er offensichtlichen Fehlentwicklungen nicht tatenlos zusehen. Er muss dann aber beachten, dass jede Begrenzung der Vertragsfreiheit zum Schutz des einen Teils gleichzeitig in die Freiheit des anderen Teils eingreift.” 181 Nichts anderes gilt freilich für das Schiedsverfahren. 182 Das Dilemma resultiert bei der Beteiligung von Verbrauchern im Schiedsverfahren aber gerade aus der Kollision axi omatischer Positionen. 183 Das Schiedsverfahren steht wie kaum ein anderes Verfahren für die Betonung von Partei- und Privatautonomie. 184 Nukleus verbraucherprivatrechtlicher Regulierung hingegen ist die Einschränkung gerade dieser vertraglichen Freiheit aus Gründen „sozialer Gerechtigkeit“. 185 Auch wenn der internationale Trend der vergangenen Jahre in der schiedsrechtlichen Praxis und im Schrifttum stets eine stetige Expansion der partei- und privatautonomen Entscheidungsfreiheit zum Gegenstand hatte, 186 muss dies freilich nicht zwangsläufig ein erstrebenswertes Ziel für die Verbraucherschiedsgerichtsbarkeit darstellen.187 Wie sich argumentum e contrario aus § 1031 Abs. 5 ZPO und unter Bezugnahme auf § 1030 Abs. 2 ZPO ergibt, hat sich der deutsche Gesetzgeber im Hinblick auf die Schiedsgerichtsbarkeit trotz der zwischen Unternehmer und Verbraucher bestehenden gestörten Vertragsparität für die generelle Zulässigkeit von Verbraucherschiedsverfahren entschieden.188 Der „Ungleichgewichtslage“ 189 tragen die Vorschriften der ZPO und des
181
BVerfG (07.02.1990), BVerfGE 81, 242, 255. Vgl. zur Beteiligung von Verbrauchern an Schiedsverfahren H ILBIG, SchiedsVZ 2010, 74; MÄSCH, FS Schlosser 2005, S. 529 ff.; QUINKE , Börsenschiedsvereinbarungen, S. 185 ff.; QUINKE/W AGNER, JZ 2005, 932; SCHULZ/N IEDERMAIER , SchiedsVZ 2009, 196; STEINBRÜCK, LMK 2009, 295201; WEIHE, Verbraucher im Recht der Schiedsgerichtsbarkeit. 183 WEIHE, Verbraucher im Recht der Schiedsgerichtsbarkeit, S. 77. 184 B ORN, Int. Com. Arb., S. 1748 ff.; SCHLOSSER, Int. Schiedsgerichtsbarkeit, Rn. 448 ff.; WEIHE, Verbraucher im Recht der Schiedsgerichtsbarkeit, S. 74. 185 KÖTZ/FLESSNER , Europ. Vertragsrecht, S. 197; W EIHE, Verbraucher im Recht der Schiedsgerichtsbarkeit, S. 76. 186 WEIHE, a.a.O., S. 77. 187 An dieser Stelle soll ausdrücklich keine Aussage über die Verbraucherschiedsgerichtsbarkeit als Desideratum gemacht werden. „Im Zweifel für die Rechtswahlfreiheit im Schiedsverfahren“ und notfalls gegen eine Beteiligung von Verbrauchern W EIHE, a.a.O., S. 78. 188 Insofern kritisch W EIHE, a.a.O., S. 90. Auch in Bezug auf die immer wieder erhobene Frage nach der Einschränkung der objektiven Schiedsfähigkeit im Hinblick auf be 182
§ 2 Der status quo des U.S.-amerikanischen Schiedsrechts
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allgemeinen Vertragsrechts durch die Verwendung minimalinvasiver Regelungen Rechnung. § 1031 Abs. 5 ZPO enthält mit dem Erfordernis der eigenhändigen Unterschrift eine Verschärfung der formellen Anforderungen für den Abschluss von Schiedsvereinbarungen mit Verbrauchern. Mit der formalen Trennung der Schiedsklausel von sonstigen vertraglichen Bestimmungen nach § 1031 Abs. 5 S. 3 ZPO soll dem Verbraucher zusätzlicher Schutz geboten werden. 190 In concreto will die Vorschrift einen vorschnellen Abschluss einer Schiedsvereinbarung vermeiden, die evtl. Bestandteil eines umfangreichen Vertragswerks ist und oftmals leicht übersehen werden kann. Damit soll sichergestellt werden, dass der Verbraucher die Schiedsvereinbarung jedenfalls gelesen hat und sich daher des Abschlusses voll und ganz bewusst ist. 191 Die im Vergleich zum unternehmerischen Verkehr gesteigerten Formanforderungen dienen ausschließlich dem Schutze des Verbrauchers. Der Verbraucherschutz erhält aber nicht ausschließlich über die notwendige Beachtung von Formvorschriften Geltung. 192 Daneben findet vor allem das allgemeine zivilrechtliche Korrektiv von § 138 Abs. 1 BGB bzw. im Falle allgemeiner Geschäftsbedingungen § 307 BGB Anwendung. 193 Mit der Novellierung von § 1031 Abs. 5 ZPO hat der
stehende ausschließliche Gerichtszuständigkeiten hat der deutsche Gesetzgeber in der Begründung zu § 1030 ZPO eine eindeutige Entscheidung getroffen: „Auch soweit die fehlende Vergleichsfähigkeit aus einer ausschließlichen Zuständigkeit bestimmter staat licher Gerichte hergeleitet wird, kann dies im neuen Recht nicht mehr als ein ausschlaggebendes Argument gegen die Schiedsfähigkeit der betreffenden Rechtsstreitigkeiten angesehen werden, zumal sich solche Zuständigkeitsnormen in der Regel nur auf die Zu ständigkeit unter den staatlichen Gerichten innerhalb der ordentlichen Gerichtsbarkeit beziehen und folglich nichts darüber aussagen, ob der Rechtsstreit auch von einem Schieds gericht entschieden werden kann […]“ BT-Drucks. 13/5274, S. 34 zu § 1030 ZPO. Vgl. auch BGH (29.03.1996), BGHZ 132, 278, 281. Umfassend zu dieser Problematik WEIHE, Verbraucher im Recht der Schiedsgerichtsbarkeit, S. 91 ff.; MÄSCH, FS Schlosser 2005, S. 537 f. 189 HAAS/HAUPTMANN, SchiedsVZ 2004, 175. 190 Der durch § 1031 Abs. 5 ZPO gewährte Schutzstandard gilt absolut und damit unabhängig vom Willen des Verbrauchers, BGH (19.05.2011), MDR 2011, 947. Vgl. zur Absolutheit des Verbraucherschutzes auf europäischer Ebene im Zusammenhang mit Schiedsvereinbarungen HILBIG, SchiedsVZ 2010, 74. Nicht ganz schlüssig scheint daher in diesem Zusammenhang die von der wohl h.M. vertretene Auffassung, wonach der Separationsfunktion des § 1032 Abs. 5 ZPO auch Genüge getan ist, wenn sich die Schiedsvereinbarung im gleichen Dokument unmittelbar an den Text anschließt, solange sie nur eine eigene Unterschrift trägt, MÄSCH, FS Schlosser 2005, S. 531. 191 SCHWAB /W ALTER , Schiedsgerichtsbarkeit, Kap. 5, Rn. 18. Im Gegensatz zu den detailliert geregelten materiellen Informationspflichten des BGB, bleibt die Regelung des § 1031 Abs. 5 ZPO hinter dieser Informationsdichte zurück und will wohl letztlich kein äquivalentes Schutzniveau gewährleisten. Kritisch diesbezüglich WEIHE, Verbraucher im Recht der Schiedsgerichtsbarkeit, S. 137, 202 ff. 192 W OLF/LINDACHER /P FEIFFER /Hau, AGB-Recht, Klauseln, S5. 193 Demgegenüber hatte die ZPO vor ihrer Novellierung im Jahr 1998 noch selbst in § 1025 Abs. 2 ZPO a.F. eine Regelung für Situationen gestörter Vertragsparität vorgesehen: „Der Schiedsvertrag ist unwirksam, wenn eine Partei ihre wirtschaftliche oder soziale Überlegenheit dazu ausgenutzt hat, den anderen Teil zu seinem Abschluß oder zur Annahme von Bestimmungen zu nötigen, die ihr im Verfahren, insbesondere der Ernen-
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Gesetzgeber Stimmen, die eine Unwirksamkeit von Schiedsvereinbarungen in allgemeinen Geschäftsbedingungen per se wegen unangemessener Benachteiligung bei Verbrau cherbeteiligung propagieren,194 eine klare Absage erteilt. 195 Damit ist aber natürlich nicht gesagt, dass solche Schiedsvereinbarungen nicht doch den Verbraucher ausnahmsweise unangemessen benachteiligen können.196 Jedoch ist vor dem Hintergrund der bewussten gesetzgeberischen Entscheidung für die Verbraucherschiedsgerichtsbarkeit und der hierfür verantwortlichen Gleichschätzung von staatlichem und schiedsgerichtlichem Rechtsschutz, Zurückhaltung bei der Beurteilung dieser Fälle angezeigt. 197 Allerdings gilt es auch, die geschäftliche Unerfahrenheit der Verbraucher hinreichend zu berücksichtigen. 198 Zögerlich bei der Durchsetzung von Schiedsvereinbarungen waren die Gerichte daher immer wieder bei Festlegung eines weit entfernten Schiedsortes.199 Die Festlegung
nung oder Ablehnung der Schiedsrichter, ein Übergewicht über den anderen Teil einräumen.“ Während § 1025 Abs. 2 ZPO a.F. nicht auf die Ernennung des Schiedsrichters beschränkt war, sieht die in § 1034 Abs. 2 ZPO geregelte Nachfolgebestimmung diese Einschränkung nunmehr ausdrücklich vor, kritisch dazu WEIHE, Verbraucher im Recht der Schiedsgerichtsbarkeit, S. 264 ff. Zur relativen Bedeutungslosigkeit von § 1025 Abs. 2 ZPO a.F., MÄSCH, FS Schlosser 2005, S. 532; W EIHE, Verbraucher im Recht der Schiedsgerichtsbarkeit, S. 261 ff. Zur heutigen Situation WOLF/LINDACHER /P FEIFFER /Hau, AGB-Recht, Klauseln, S3, S5 m.w.N. 194 Solche Forderungen wurden vor allem zur alten Rechtslage vertreten, GILDEGGEN, Int. Schiedsvereinbarungen in AGB, S. 222 f. Aber auch SPIEKER , ZIP 1999, 2138, 2141; ERMAN/Roloff, BGB, § 307, Rn 155; ULMER/BRANDNER /HENSEN, AGB-Recht, Teil 3 (8) Rn. 4. 195 WEIHE, Verbraucher im Recht der Schiedsgerichtsbarkeit, S. 279 f.; P ALANDT/ Grüneberg, BGB, § 307, Rn. 129; QUINKE/W AGNER , JZ 2005, 932, 932, 934; REITHMANN/M ARTINY, Int. Vertragsrecht, Rn. 6723; DUVE /SATTLER , FS Graf von Westphalen 2010, S. 99, 102. So nunmehr ganz ausdrücklich BGH (13.01.2005), BGHZ 162, 9. Dass sich der BGH nicht letztgültig zur Frage nach einer neben § 1031 Abs. 5 ZPO notwendigen Inhaltskontrolle der Schiedsvereinbarung äußern wollte, betrifft nämlich gerade nicht die Auffassung, dass AGB-Schiedsvereinbarungen bei Verbraucherbeteiligung stets unwirksam seien, QUINKE /W AGNER , JZ 2005, 932, 934. Daneben ergibt sich auch kein anderes Ergebnis aufgrund Nr. 1 lit. q der RiL Nr. 93/13/EWG v. 05.04.1993 über missbräuchliche Klauseln in Verbraucherverträgen. Einerseits fehlt es bereits am verbind lichen Charakter des Anhangs, MÄSCH, FS Schlosser 2005, S. 536; WEIHE, Verbraucher im Recht der Schiedsgerichtsbarkeit, S. 274. Vielmehr soll dieser als bloßer Hinweis verstanden werden, EuGH (Rs. C-478/99), EuZW 2002, 465. Andererseits sollen nur solche Schiedsverfahren mit Verbraucherbeteiligung problematisch sein, die nicht unter die rechtlichen Bestimmungen fallen. 196 QUINKE/W AGNER , JZ 2005, 932, 934. 197 MÄSCH, FS Schlosser 2005, S. 533, 535, 537. 198 QUINKE/W AGNER , JZ 2005, 932, 935. 199 OLG Celle (04.12.2008), IPRspr. 2008, 658; OLG Bremen (30.10.2008), MDR 2009, 465; OLG Dresden (07.12.2007), IPRax 2010, 241. Zu den Subway-FranchiseFällen SCHULZ/N IEDERMAIER , SchiedsVZ 2009, 196. Wird der Schiedsort außerhalb Deutschlands festgelegt, ergibt sich nach vorherrschender Ansicht das anwendbare Recht aus der Kollisionsnorm des Art. V Abs. 1 des New Yorker UN-Übereinkommens über die Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Schiedssprüche vom 10. Juni 1958, VAN
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soll einer Partei nicht ohne hinreichenden Grund die Rechtsverfolgung erschweren. 200 Teilweise werden weitergehende Forderungen an ein Verbraucherschiedsverfahren gestellt, die im Wesentlichen den zivilprozessualen Schutzstandard imitieren.201 In Deutschland nicht zulässig ist indes ein Schiedsverfahren unter Beteiligung eines Arbeitnehmers. 202
Im scharfen Kontrast dazu enthält der FEDERAL ARBITRATION ACT (FAA),203 der das Schiedsverfahren in den USA maßgeblich bestimmt, bezüglich der Beteiligung von Verbrauchern keine solchen Regelungsansätze.204 Gemäß den Bestimmungen des FAA bedarf es für die Gültigkeit der Schiedsklausel zwischen einem Unternehmer und einem Verbraucher weder der Unterschrift der Parteien205 noch einer separaten Urkunde. Es ist ausreichend, wenn die Schiedsklausel in schriftlicher Form vorliegt. 206 Infolgedessen hat es sich zu einer ebenso bedenklichen, wie weitverbreiteten Praxis entwickelt, Schiedsklauseln unter Verwendung von Formularverträgen oder allgemeinen Geschäftsbedingungen in Vertragsbeziehungen mit Verbrauchern oder Arbeitnehmern ohne nahezu jegliches Korrektiv einzubeziehen. 207 Verbraucher bzw. Arbeitnehmer geben daher oftmals ihr Recht auf einen gerichtlichen Prozess durch die Unterschrift auf einem
B ERG, New York Arbitration Convention, S. 126; QUINKE/W AGNER, JZ 2005, 932, 937; QUINKE, Börsenschiedsvereinbarungen, S. 321 ff. 200 W OLF/LINDACHER /P FEIFFER /Hau, AGB-Recht, Klauseln, S11. 201 QUINKE/W AGNER , JZ 2005, 932, 937 f. bzgl. Kostenbelastung, Verfahrenssprache, Anwaltszwang, Qualifikation der Schiedsrichter, Anforderungen an den Schiedsspruch in Bezug auf Begründung und Vertraulichkeit. 202 Vgl. §§ 1030 Abs. 2 ZPO, 101 Abs. 2 ArbGG. An der Rechtfertigung dieser Differenzierung zweifelnd M ÄSCH, FS Schlosser 2005, S. 533. 203 9 U.S.C. § 1 ff. 204 Zu den gerichtlichen Relativierungstendenzen siehe unten Kapitel 2 § 1 B I 4, S. 114 ff. 205 Seawright v. Am. General Fin. Servs., Inc., 507 F.3d 967, 978 (6th Cir. 2007); Tinder v. Pinkerton Security, 305 F.3d 728, 736 (2nd Cir. 2002); Edwards v. Blockbuster, Inc., 400 F.Supp.2d 1305, 1308 (E.D. Ok. 2005); CARBONNEAU, Law and Practice of Arbitration, S. 136. 206 9 U.S.C. § 2. STERNLIGHT, 90 Or. L. Rev. (2012), 703, 718; DIES., 56 U. Miami L. Rev. (2002), 831, 832. Der United States Court of Appeals for the First Circuit geht noch einen Schritt weiter und lässt grundsätzlich auch Schiedsvereinbarungen in elektronischer Form den Anforderungen des FAA genügen, Campbell v. General Dynamics Gov't Sys. Corp., 407 F.3d 546, 555 (1st Cir. 2005). 207 Oftmals wird der Begriff des „adhesion contract“ verwendet, der aber nicht gänzlich deckungsgleich mit dem deutschen Begriff der allgemeinen Geschäftsbedingungen ist. B LACK’S LAW D ICTIONARY versteht darunter: „A standard-form contract prepared by one party, to be signed by the party in a weaker position, usu. a consumer, who adheres to the contract with little choice about the terms.” GARNER /B LACK, Black's Law Dictionary, Adhesion contract. Zur Terminologie: EICHEL, AGB-Gerichtsstandsklauseln, S. 190. DEN
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Kreditkartenantrag, einem Anmeldeformular in einer Arztpraxis 208 oder durch die Quittierung der Entgegennahme eines Arbeitnehmerleitfadens auf, 209 ohne sich dieser Entscheidung tatsächlich bewusst zu sein. 210 Als problematisch kann sich auch die nachträgliche Ergänzung bestehender vertraglicher Verbindungen erweisen. Viele allgemeine Geschäftsbedingungen sehen die unilaterale Befugnis der Verwender zur Ergänzung bestehender vertraglicher Verbindungen vor. Änderungen, darunter insbesondere auch die Inkorporierung von Schiedsklauseln, wurden den Kunden in einigen Fällen als Bestandteil der Monatsrechnung mitgeteilt. 211 Das Schweigen des Verbrauchers bzw. die Weiterverwendung des Produkts oder der Dienstleistung wurde dementsprechend als Zustimmung zur Vertragsänderung gewertet. Die Unternehmen bemühen sich stets, die Vorteilhaftigkeit des Schiedsverfahrens für alle beteiligten Parteien zu betonen.212 Das Schiedsverfahren sei schneller, billiger und sowohl Verbraucher als auch Arbeitnehmer profitierten aufgrund der sinkenden Kosten von verbilligten Preisen oder höherem Lohn.213 Obwohl diese Vorteile unbestritten sind, birgt gerade das Schiedsverfahren für Verbraucher und Arbeitnehmer die Gefahr mannigfaltiger Nachteile. Zunächst gilt es vor allem der Tatsache Beachtung zu schenken, dass sich die Allokation dieser Vorteile regelmäßig asymmetrisch zugunsten der Unternehmer auswirkt. Der Verbraucher legt weder Wert auf die Schonung der Geschäftsbeziehung noch auf die Vertraulichkeit des Verfahrens.214 Zudem werden in den USA diesbezüglich vor allem die in einem Schiedsverfahren entstehenden zusätzlichen Kosten, das Fehlen einer Jury, die Limitierung der verfügbaren Rechtsmittel sowie die Entfernung zum Schiedsort als maßgebliche Benachteiligungen der schwächeren Partei moniert. 215 Im Hinblick auf die Bedeutung der class action 208
Broemmer v. Abortion Servs. of Phoenix, Ltd., 840 P.2d 1013, 1014 (Ariz. 1992). Patterson v. Tenet Healthcare, Inc., 113 F.3d 832, 834 (8th Cir. 1997). 210 STERNLIGHT, 56 U. Miami L. Rev. (2002), 831, 834 f. 211 Im U.S.-amerikanischen Sprachgebrauch hat sich hierfür der Begriff des „bill stuffers“ eingebürgert. 212 Hieran zweifelnd QUINKE, Börsenschiedsvereinbarungen, S. 190 ff.; QUINKE/ W AGNER , JZ 2005, 932, 936; W OLF/LINDACHER /P FEIFFER/Hau, AGB-Recht, Klauseln, S5. 213 Kristian v. Comcast Corp., 446 F.3d 25 (1st Cir. 2006); Rosen v. SCIL, L.L.C., 799 N.E.2d 488 (Ill. App. Ct. 2003); KAPLINSKY/LEVIN, 53 Bus. Law. (1998), 1075, 1075 f.; STERNLIGHT, 42 Wm. & Mary L. Rev. (2000), 1, 8 f. 214 QUINKE/W AGNER , JZ 2005, 932, 935. 215 WEIHE, Verbraucher im Recht der Schiedsgerichtsbarkeit, S. 43 ff. m.w.N. Allerdings sind insbesondere der Kostenfaktor und die Bestimmungen zur Festlegung des Schiedsortes einer rigiden gerichtlichen Kontrolle unterworfen, Randolph v. Green Tree Financial Corp., 178 F.3d 1149 (11th Cir. 1999); Comb v. Paypal, Inc., 218 F.Supp.2d 1165, 1176 f. (N.D. Cal. 2002). Vgl. im Hinblick auf die einzelnen, dargetanen Faktoren 209
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für die Gewährung des Zugangs zum Recht erlangt insbesondere die durch den Abschluss der Schiedsvereinbarung bewirkte Vermeidung des staatlichen Gerichtssystems und damit einhergehend die fehlende Möglichkeit kollektiver Rechtsdurchsetzung durch die class action überragende Bedeutung. 216 Sind die Parteien schiedsgebunden, kann sich eine Partei im Streitfalle bei der Anrufung eines staatlichen Gerichts auf die Schiedsklausel berufen und eine Aussetzung des gerichtlichen Verfahrens nach § 3 FAA erreichen. Die Parteien werden damit auf das schiedsrichterliche Verfahren zur Klärung der Streitfrage verwiesen. Aufgrund der vertraglichen Legitimationsgrundlage des Schiedsverfahrens war aber nach vormals vorherrschendem Verständnis 217 die Verweisung der Schiedsvereinbarung gleichbedeutend mit der Exklusion jeglichen kollektiven Rechtsbehelfs. Ohne entsprechende schiedsvertragliche Ermächtigung waren auch den Gerichten und Schiedsrichtern die Hände gebunden und ein Schiedsverfahren auf Gruppenbasis kam nicht in Frage.218 Damit hat die Kombination von Schiedsklauseln mit der Verwendung allgemeiner Geschäftsbedingungen bzw. von Formularverträgen für die Unternehmer und Arbeitgeber neben den lobgepriesenen Vorteilen der Schiedsgerichtsbarkeit den wahrscheinlich nicht gänzlich unerwünschten Nebeneffekt, sich möglichst umfassend einer Inanspruchnahme durch die verhassten Sammelklagen zu entziehen.219 Ein Großteil der Autorenschaft sieht hierin sogar die eigentliche ratio der Verwendung von Schiedsvereinbarungen 220 und wähnt infolge der Überschwemmung des Verbraucherund Arbeitsmarktes mit Schiedsklauseln die class action dem Aussterben
und ihre gerichtliche Korrektur durch allgemeine vertragsrechtliche Maßstäbe umfassend die nachfolgenden Ausführungen unten Kapitel 2 § 2 I 4, S. 114 ff. 216 STERNLIGHT, 42 Wm. & Mary L. Rev. (2000), 1, 8 f. 217 Dazu im Folgenden. 218 Vgl. statt aller Champ v. Siegel Trading Co., Inc., 55 F.3d 269 (7th Cir. 1995): „[A]n arbitration hearing is not a court of law. When contracting parties stipulate that disputes will be submitted to arbitration they relinquish the right to certain procedural niceties which are normally associated with a formal trial. One of these ‘procedural niceties’ is the possibility of pursuing a class action under Rule 23. Therefore, absent an express provision in the parties’ arbitration agreement providing for class arbitration, Rule 81(a)(3) does not provide a district court with the authority to reform the parties’ agreement and order the arbitration panel to hear these claims on a class basis pursuant to Rule 23.” 219 DUNHAM, 16-SPG Franchise L.J. (1997), 141; FURMAN, 111 US Banker (2001), 42, 42. 220 ANDROSKI, 2003 U. Chi. Legal F. (2003), 631, 639; ALDERMAN, 38 Hous. L. Rev. (2001), 1237, 1240 ff.; B LACKMORE , 2 J. Am. Arb. (2003), 19, 20; DE FONTMICHEL, Rev. arb. 2008, 641, 642; FURMAN, 111 US Banker (2001), 42, 42; M ANDELBAUM , 94 Iowa L. Rev. (2009), 1075, 1082 f.; STERNLIGHT, 42 Wm. & Mary L. Rev. (2000), 1, 1 ff.
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nahe. 221 Ziel der unternehmerischen Bestrebungen sei es in erster Linie, sich umfassend von jeglicher Haftung zu befreien. In Konstellationen rationalen Desinteresses gehört die Eröffnung einer Rechtsschutzmöglichkeit zu einer der paradigmatischen Funktionen der class action und substituiert die fehlende individuelle Eigeninitiative. Gerade bei Verbraucherverträgen ist aber die Gefahr des rationalen Desinteresses besonders virulent. Die Schäden sind oftmals gering und eine Rechtsverfolgung wird sich daher regelmäßig nicht lohnen. Dabei kann insbesondere die Antwort auf die Frage, was denn unter einem geringen Schaden zu verstehen ist, nach U.S.-amerikanischem Verständnis durchaus von der deutschen Auffassung divergieren. Bestärkt wird dieser Unterschied vor allem durch die unterschiedliche Regelung der Prozesskostenlast. In den USA sind die Anwaltskosten grundsätzlich von jeder Seite selbst zu tragen (American rule of costs).
Damit besteht aber die Gefahr, dass das Zivilrecht einen Teil seiner Steuerungsfunktion verliert. Denn auch ein Schiedsverfahren ist trotz seiner Effizienz und Schnelligkeit nicht darauf angelegt, Schäden im Bereich von fünf, zehn oder fünfzig Dollar zu kompensieren. 222 Im Gegenteil, im Vergleich zu den ordentlichen Gerichten fällt zu Beginn des Verfahrens eine nicht unerhebliche Gebühr für die administrierende Schiedsinstitution an. Dazu summieren sich Tagungsgebühren, Miete für Räumlichkeiten, Reisekosten und schließlich das Honorar der Schiedsrichter. Die Verwendung von Schiedsklauseln und die Absenz eines kollektiven Rechtsbehelfs verstärken diese Gefahr nur noch. Soweit der Schaden für den Einzelnen nur gering genug bleibt, um eine weitere rechtliche Verfolgung nicht zu lohnen, besteht somit die Gefahr, dass trotz in der Summe beträchtlicher Schäden eine Verfolgung unterbleibt und damit im Ergebnis eine Haftungsfreistellung erreicht wird.223 Die unternehmerische Seite widersetzt sich einer angeblich bezweckten, faktischen Haftungsfreistellung vehement und pocht auf die Notwendigkeit von Schiedsvereinbarungen zur Schaffung prozessualer Fairness und der Nivellierung der prozessualen Ausgangslage, insbesondere bei der Beteiligung von Verbrauchern. Die Unternehmen weisen nämlich darauf hin, dass sie zur Vermeidung des gerichtlichen Rechtsweges geradezu gezwungen seien, da sie im gerichtlichen Verfahren aufgrund der Bevorzugung der schwächeren Partei durch den Richter und die Jury sowie exorbitant hoher Strafschadensersatzsummen in der Regel kein faires Verfahren zu erwarten hätten. 224 Durch die Schiedsgerichtsbarkeit und deren vielfältige Gestal221 B URTON, 2006 J. Disp. Resol. (2006), 469, 478; GILLES, 104 Mich. L. Rev. (2005), 373, 375. 222 STERNLIGHT, 42 Wm. & Mary L. Rev. (2000), 1, 81. 223 DOMKE/EDMONSON/W ILNER, On Com. Arb. 3rd, § 16:6. 224 KAPLINSKY/LEVIN, 53 Bus. Law. (1998), 1075, 1075 f.
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tungsspielräume seien die Unternehmen nunmehr in der Lage, sich im Falle eines Rechtsstreits auf Augenhöhe mit den Verbrauchern und Arbeitnehmern zu begegnen. Unabhängig von der Frage, ob die Bedenken der Unternehmen hinsichtlich der Voreingenommenheit der U.S.-amerikanischen Gerichte im Zusammenhang mit Verbrauchern gerechtfertigt sind, sind sich aber auch die Unternehmen sehr wohl bewusst, dass die massenweise Einbeziehung von Schiedsklauseln in Verbraucher- und Arbeitnehmerverträge jedenfalls de facto einen Schutzschild vor class actions erzeugt.225 Dafür spricht letztlich auch die Tatsache, dass immer mehr Unternehmen dazu übergegangen sind, ausdrückliche Ausschlussklauseln hinsichtlich eines Vorgehens auf Gruppenbasis in ihre Schiedsklauseln mit einzubeziehen.226 B. Die Schiedsfähigkeit in den USA des 21. Jahrhunderts Die redundante Verwendung von Schiedsvereinbarungen ermöglicht die Postulierung zweier Prämissen, die im Nachfolgenden zugleich auf dem Prüfstand stehen sollen. An erster Stelle steht eine Banalität: Das Schiedsverfahren scheint für die Verwender der Schiedsklauseln vorteilhafter zu sein als das gerichtliche Zivilverfahren. Zweitens: Die Bedeutung der Verbraucherschiedsgerichtsbarkeit scheint in den Vereinigten Staaten weder von legislativer noch judikativer Seite als hinreichend bedenklich erachtet zu werden, als dies eine Übertragung zivilprozessualer Kautelen erfordere. Am Anfang des schiedsverfahrensrechtlichen Strukturwandels und des damit einhergehenden Bedeutungsgewinns der Verbraucherschiedsgerichtsbarkeit finden sich verschiedene Entscheidungen des Supreme Court, in denen der Oberste Gerichtshof in einer spektakulären Kehrtwende das bis dato bestehende Misstrauen gegenüber der Schiedsgerichtsbarkeit vakant werden ließ. Die mit den Urteilen einsetzende Ausdehnung der Schiedsfähigkeit trug nachhaltig zum Erfolgszug der Schiedsgerichtsbarkeit in den Vereinigten Staaten bei. I. Die Entwicklung der Schiedsfähigkeit in den Vereinigten Staaten 1. Begriffsbestimmung Die objektive Schiedsfähigkeit legt fest, welche Streitgegenstände einer schiedsrichterlichen Erledigung grundsätzlich zugänglich sind und in wel-
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KAPLINSKY/LEVIN, a.a.O., 1075. Dies gilt sowohl für den Ausschluss der class action als auch den der class arbitration. Ausführlich zu dieser Frage unten S. 241 ff. 226
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chen Bereichen sich der Staat im Interesse besonders schutzwürdiger Güter ein Entscheidungsmonopol vorbehält.227 Hiervon abzugrenzen ist die subjektive Schiedsfähigkeit, die die Frage betrifft, ob eine Person in der Lage ist, wirksam eine Schiedsvereinbarung abzuschließen. 228 Im Rahmen von Verbraucherstreitigkeiten kann es bisweilen zweifelhaft sein, ob die Wirksamkeit der Schiedsvereinbarung eine Frage der objektiven oder der subjektiven Schiedsfähigkeit betrifft.229 In den USA wurde diesem Qualifikationsproblem, soweit ersichtlich, keine ver tiefte Aufmerksamkeit geschenkt. Das mag daran liegen, dass die Frage, ob Verbraucher durch eine Schiedsvereinbarung gebunden werden können, keinen ernsthaften Zweifeln unterliegt.230
In den Vereinigten Staaten umfasst der Begriff der Schiedsfähigkeit (arbitrability) hingegen mehr als ihm nach deutschem Verständnis zugemessen wird. 231 Neben dem bekannten Aspekt der generellen Zulässigkeit der schiedsrichterlichen Behandlung eines Streitgegenstandes,232 kann der Begriff der arbitrability zusätzlich die Frage nach dem gültigen Zustandekommen einer Schiedsvereinbarung und deren Erstreckung auf den konkreten Streitgegenstand umfassen. 233 Teilweise werden auch andere verfahrensrechtliche Fragen unter dem Aspekt der arbitrability subsumiert. 234 Nach diesem Verständnis der arbitrability sind nahezu alle verfahrensrechtlichen Voraussetzungen umfasst, die erfüllt sein müssen, damit sich der Schiedsrichter materiell mit dem Streitgegenstand auseinandersetzen und einen Schiedsspruch erlassen kann. Eng mit dem Begriff der arbitrability sind zuständigkeitsrechtliche Erwägungen verknüpft. Insbesondere die Frage nach der Kompetenz-Kompetenz der Schiedsgerichte liegt in deren Dunstkreis.235 227
SCHWAB /W ALTER , Schiedsgerichtsbarkeit, Kap. 4, Rn. 1. Für ein Beispiel der fehlenden subjektiven Schiedsfähigkeit vgl. § 37h WpHG: „Schiedsvereinbarungen über künftige Rechtsstreitigkeiten aus Wertpapierdienst leistungen, Wertpapiernebendienstleistungen oder Finanztermingeschäften sind nur verbind lich, wenn beide Vertragsbestandteile Kaufleute oder juristische Personen des öffentlichen Rechts sind.“ 229 Umfassend W EIHE, Verbraucher im Recht der Schiedsgerichtsbarkeit, S. 79 ff. 230 Hierzu sogleich Kapitel 2 § 2 B I 2, S. 101 ff. 231 QUINKE, Börsenschiedsvereinbarungen, S. 55. 232 SHORE, in: Mistelis, Arbitrability, Rn. 4.2 f. Für diesen speziellen Aspekt der arbitrability findet sich auch der Begriff der subject-matter inarbitrability, CARBONNEAU, Law and Practice of Arbitration, S. 268. 233 QUINKE, Börsenschiedsvereinbarungen, S. 55; S LATER , 1 J. Am. Arb. (2001), 59, 61. 234 Unter den Begriff der procedural arbitrability werden auch Fragen wie Verjährung, Verzicht oder entgegenstehende Rechtskraft subsumiert. Siehe hierzu insbesondere zur Rechtsprechung des Supreme Court, Kapitel 2 § 1 B II, S. 139. 235 First Options of Chicago, Inc. v. Kaplan, 514 U.S. 938, 946 (1995); CARBONNEAU, Law and Practice of Arbitration, S. 152 f.; P ARK, 11 Int. A.L.R. (2008), 33, 41. 228
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Inhaltlich haben sich die U.S.-amerikanischen Gerichte an die früher vertretene deutsche Kompetenz-Kompetenz-Doktrin angelehnt. 236 Danach konnten die Schiedsrichter auch mit verbindlicher Wirkung für die staatlichen Gerichte ihre Zuständigkeit feststellen, so weit die Parteien eine entsprechende Vereinbarung getroffen hatten. 237
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass im Vergleich zum deutschen Verständnis der objektiven Schiedsfähigkeit das Konzept der arbitrability grundsätzlich weiter ist. Sie umfasst neben der objektiven Schiedsfähigkeit auch verfahrensrechtliche und Fragen des Zustandekommens einer wirksamen Schiedsklausel. Die einzelnen Facetten können dabei oftmals nicht trennscharf voneinander abgegrenzt werden.238 2. Die Ausdehnung der Schiedsfähigkeit Legt man die Ausbreitung von Schiedsvereinbarungen in nahezu jeglichem Rechtsgebiet zugrunde, so ist es nur schwer vorstellbar, dass es in den Vereinigten Staaten von Amerika eine Zeit gab, in der die Zulässigkeit der Schiedsverfahren strikt restriktiv gehandhabt wurde. Die Anerkennung der Schiedsgerichtsbarkeit datiert in den USA zwar zurück bis in die Kolonialzeit,239 allerdings wurde sie zu diesen frühen Zeiten vor allem von Händlern ob ihrer Schnelligkeit, Diskretion und des Preises favorisiert. 240 Die staatliche Haltung hingegen war advers und teilte die Sympathie für die Schiedsgerichtsbarkeit gerade nicht. Den Gerichten war die Schiedsgerichtsbarkeit vielmehr ein Dorn im Auge. Die informelle Struktur und die mögliche Entbindung von jeglicher rechtlichen Grundlage ließen der Judikative das Schiedsverfahren in höchsten Zügen dubios erscheinen. Aufgrund der vermeintlichen Unkontrollierbarkeit des Schiedsverfahrens weigerten sich zahlreiche Richter Schiedsvereinbarungen rechtliche Verbindlichkeit zuzusprechen. So war die Ansicht weit verbreitet, dass von einer Schiedsvereinbarung der jederzeitige Rücktritt möglich sei (doctrine of revocability).241 Auch der Supreme Court teilte diese skeptische Haltung; man könne Ansprüche, zwar dem schiedsrichterlichen Verfahren unterwer-
236
P ARK, a.a.O., 33, 42. BGH (05.05.1977), BGHZ 68, 356; BGH (06.06.1991), NJW 1991, 2215. 238 „One difficulty with the dictum is that the term ‘arbitrability’ can cover so many different matters: whether a person ever agreed to arbitrate at all; the scope of an admittedly valid arbitration clause; and public policy limits on what arbitrators can and cannot decide.” P ARK, 11 Int. A.L.R. (2008), 33, 42. 239 BENSON, 11 J.L. Econ. & Org. (1995), 479, 481; H IGGINBOTHAM , 58 Duke L.J. (2008), 103, 108. 240 GLOVER, 59 Vand. L. Rev (2006), 1735, 1740; STERNLIGHT, 56 U. Miami L. Rev. (2002), 831, 832. 241 HIGGINBOTHAM , 58 Duke L.J. (2008), 103, 107 ff. 237
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fen, allerdings resultiere daraus keine gerichtlich durchsetzbare Verpflichtung.242 Diesen Ressentiments versuchte der Kongress entgegenzuwirken, als er im Jahr 1925 den FAA erließ.243 Der FAA erteilt der doctrine of revocability eine klare Absage und statuiert die gerichtliche Durchsetzungspflicht schriftlicher Schiedsvereinbarungen mit grenzüberschreitendem handelsoder seerechtlichen Bezug.244 Natürlich spiegelte sich in der Verabschiedung des Gesetzes das Bewusstsein des Kongresses um die Vorteile der Schiedsgerichtsbarkeit wider. 245 Dennoch blieb der FAA anschließend weithin unbeachtet.246 Wie früher auch, blieb der Abschluss von Schiedsvereinbarungen meist Sache der Kaufleute oder fand allenfalls beim Abschluss von Tarifverträgen Anwendung. 247 Hingegen wurde im verbraucher- und arbeitsrechtlichen Bereich in der Regel kein Gebrauch von der Möglichkeit des Abschlusses einer Schiedsvereinbarung gemacht. 248 Im Hinblick auf die heutige Rechtslage scheint insbesondere ein historischer Fakt delikat: Schon während der legislativen Vorbereitungsphase des FAA beschäftigte man sich mit der Frage, ob auch Konstellationen gestörter Vertragsparität – also insbesondere bei der Involvierung von Arbeitnehmern und Verbrauchern – in den Anwendungsbereich des FAA einbezogen werden sollten. Aufgrund des strukturellen Ungleichgewichts bestanden allerdings Bedenken, Schiedsvereinbarungen könnten zur Oktroyierung nachteiliger Bestimmungen und der Eliminierung der gerichtlichen Kontrolle führen. Die Befürworter des Gesetzes hingegen versicherten, dass solche Konstellationen nicht vom Anwendungsbereich umfasst werden sollten.249
Die geringe Bedeutung des FAA war zu einem nicht unerheblichen Teil der höchstgerichtlichen Rechtsprechung, die selbst ebenfalls noch vom althergebrachten Misstrauen der Schiedsgerichtsbarkeit gegenüber geprägt war, geschuldet. Noch im Jahr 1953 befand das Gericht in Wilko v. Swan250 Ansprüche aus dem S ECURITIES ACT von 1933 nicht für schiedsfähig. Vor allem die fehlende Gleichwertigkeit der verfügbaren Rechtsbehelfe im Schiedsverfahren gebiete eine solche Entscheidung. 251 Diese richterliche 242
Ins. Co. v. Morse, 87 U.S. 445, 451 (1874). Volt Info. Sciences, Inc. v. Board of Trustees of Leland Stanford Junior University, 489 U.S. 468, 474 (1989); HIGGINBOTHAM , 58 Duke L.J. (2008), 103, 107. 244 Vgl. hierfür die zentrale Vorschrift des 9 U.S.C. § 2. 245 HIGGINBOTHAM , 58 Duke L.J. (2008), 103, 108. 246 NELSON, 1472 P.L.I. (2005), 307, 310. 247 CARBONNEAU, Law and Practice of Arbitration, S. 115; STERNLIGHT, 57 Stan. L. Rev. (2005), 1632, 1636. 248 NELSON, 1472 P.L.I. (2005), 307, 310. 249 Prima Paint Corp. v. Flood & Conklin, 388 U.S. 395, 414 (1967); GLOVER , 59 Vand. L. Rev (2006), 1735, 1740. 250 Wilko v. Swan, 346 U.S. 427 (1953). 251 Wilko v. Swan, 346 U.S. 427, 435 f. (1953); STERNLIGHT, 42 Wm. & Mary L. Rev. (2000), 1, 22. 243
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Dezenz hatte allgemein bis Mitte der 1970er Jahre Bestand. Unerwartet vollführte der Supreme Court jedoch eine signifikante Kehrtwende,252 an deren Ende eine fast grenzenlose Ausdehnung der Schiedsfähigkeit und damit die Zulässigkeit des Schiedsverfahrens in mannigfaltigen Bereichen standen.253 Ausgangspunkt für den unaufhaltsamen Bedeutungsgewinn der Schiedsgerichtsbarkeit bildete eine Reihe von höchstgerichtlichen Entscheidungen, beginnend im Jahr 1974. In Scherk v. Alberto-Culver Co. 254 zeigte der Supreme Court zunächst in einer Fallgestaltung mit internationalem Bezug erste Anzeichen seines gewandelten Verständnisses. In Scherk v. Alberto-Culver Co. waren Ansprüche aus einem internationalen Unternehmenskaufvertrag streitgegenständlich. Ein U.S.-amerikanisches Unternehmen klagte gegen den deutschen Verkäufer u.a. auf Schadensersatz wegen Verletzung des SECURITIES EXCHANGE ACT. Während der Verkäufer sich auf die im Vertrag enthaltene Schiedsklausel berief und ein Schiedsverfahren vor der ICC einleiten wollte, weigerte sich das erstinstanzliche Bundesgericht, bestätigt durch den United States Court of Appeals for the Seventh Circuit, die Schiedsvereinbarung durchzusetzen. Nicht zuletzt aufgrund der vielfältigen internationalen Bezüge, die der Fall aufwies, 255 erkannte der Oberste Gerichtshof die besondere Falllage und das damit einhergehende Verlangen der Parteien nach einem neutralen Forum als signifikanten Faktor bei der Abwägung der durch den SECURITIES EXCHANGE ACT postulierten Schutzanforderungen mit der Frage der Schiedsfähigkeit an und hob die Entscheidung der unterinstanzlichen Gerichte auf. 256
252 Die Entwicklung wurde wahrscheinlich zu einem nicht unerheblichen Teil durch die Bemühungen von CHIEF J USTICE Burger vorangetrieben. Dieser hatte sich angesichts der immer weiter ansteigenden Kostenexplosion auf dem gerichtlichen Sektor für eine Alternative zur gerichtlichen Streiterledigung ausgesprochen, DOMKE/EDMONSON/ W ILNER , On Com. Arb. 3rd, § 2:5. 253 Shearson/Am. Express, Inc. v. McMahon, 482 U.S. 220, 220 f. (1987); B OWMAN RUTLEDGE/KENT/HENEL, in: Weigand, Handbook on Int. Com. Arb., Rn. 13.50. 254 Scherk v. Alberto-Culver Co., 417 U.S. 506 (1974). 255 Neben den unterschiedlichen Sitzstaaten der Parteien fanden die Vertragsverhandlungen in den USA, Deutschland und England statt, unterzeichnet wurde der Ver trag in Österreich, die Durchführung erfolgte in der Schweiz. 256 Scherk v. Alberto-Culver Co., 417 U.S. 506, 515 ff. (1974): „Alberto-Culver's contract to purchase the business entities belonging to Scherk was a truly international agreement […] Such a contract involves considerations and policies significantly different from those found controlling in Wilko. In Wilko, quite apart from the arbitration provision, there was no question but that the laws of the United States generally, and the federal securities laws in particular, would govern disputes arising out of the stock-purchase agreement. The parties, the negotiations, and the subject matter of the contract were all situated in this country, and no credible claim could have been entertained that any international conflict-of-laws problems would arise. In this case, by contrast, in the absence of the arbitration provision considerable uncertainty e xisted at the time of the agreement, and still exists, concerning the law applicable to the resolution of disputes arising out of the contract.”
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Die Föderalisierung des Schiedsvertragsrechts schritt knapp zehn Jahre später mit Moses H. Cone Memorial Hosp. v. Mercury Constr. Corp. weiter voran.257 Die Entscheidung bewirkte eine weitere Konturierung der in Prima Paint Corp. v. Flood & Conklin angelegten Grundsätze. Nach der in dieser Entscheidung postulierten Auffassung des Obersten Gerichtshofes der Vereinigten Staaten, beinhaltete der FAA nicht lediglich Regelungen der prozessualen Aspekte des Schiedsverfahrens.258 Vielmehr war und ist § 2 FAA sowie die auf ihm beruhende Rechtsprechung, Ausdruck der gesetzgeberischen Intention, mit dem FAA auch schiedsvertragliche Fragen zu regeln. Die verfassungsrechtliche Rechtsgrundlage für den Erlass des FAA – die interstate commerce clause des U.S. CONST. art. I, § 8, cl. 3259 – gewährt nämlich nicht nur die Befugnis zum Erlass prozessualer Vorschriften, sondern kann gerade auch zur Regelung des grenzüberschreitenden Handels in materieller Hinsicht herangezogen werden. 260 Argumentum e contrario wurde vom Gericht der Rückschluss gezogen, der FAA sei auch zur Normierung des materiellen Schiedsvertragsrechts gedacht gewesen. Angesichts der, mit Ausnahme der rudimentären Regelungen von § 2 FAA, frappierenden Abstinenz jeglicher schiedsvertragsrechtlicher Bestimmungen innerhalb des FAA, vermag dieses Urteil zumindest ein gewisses Erstaunen hervorzurufen. Zweifel hinsichtlich der Schiedsfähigkeit, der Auslegung oder etwaiger Unwirksamkeitsgründe der Schiedsklausel, seien nach Auffassung des Supreme Court stets zugunsten des schiedsrichterlichen Verfahrens auszulegen. 261 Diese strukturierte und intendierte Favorisierung des Schiedsverfahrens muss als Bestandteil einer umfassenderen positiven Einstellung zum schiedsrichterlichen Verfahren verstanden werden.262 Bedauerlicherweise ersetzten der hierfür etablierte Begriff der „liberal federal policy favoring arbitration“ sowie dessen gebetsmühlenartige Wiederholung oftmals im Konfliktfall die eigentlich notwendige Argumentation. 263 Der strikten Favorisierung entgegenstehende einzel257
Moses H. Cone Memorial Hosp. v. Mercury Constr. Corp., 460 U.S. 1 (1983). Die Moses-Entscheidung stellt auch die direkte Konsequenz einer parallelen Entwicklung dar, die die Anwendbarkeit der prozessualen Aspekte des FAA in den einzel staatlichen Gerichten betrifft. 259 Siehe oben S. 68, Fn. 60. 260 Southland Corp. v. Keating, 465 U.S. 1, 11 (1984). 261 Moses H. Cone Memorial Hosp. v. Mercury Constr. Corp., 460 U.S. 1, 24 f. (1983). 262 Man mag darüber streiten, ob eine derart grenzenlos positive Einstellung zur Schiedsgerichtsbarkeit, wie sie der Supreme Court in den folgenden Jahren propagierte, auch beim Gesetzgeber bei der Verabschiedung des FAA 1925 bestanden hätte, wäre da mals schon das Ausmaß der späteren Entwicklung bekannt gewesen. Unstreitig bleibt aber die positive Grundeinstellung der Verfasser des FAA zur Schiedsgerichtsbarkeit. 263 Moses H. Cone Memorial Hosp. v. Mercury Constr. Corp., 460 U.S. 1, 24 f. (1983): „Section 2 is a congressional declaration of a liberal federal policy favoring arbitration agreements, notwithstanding any state substantive or procedural policies to the contrary. 258
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staatliche Vorschriften, prozessualer oder schiedsvertragsrechtlicher Natur, konnten daher keinen Bestand haben.264 Eine weitere Konturierung des materiellen Gehalts des FAA nahm der Supreme Court wenige Zeit später vor: Einzelstaatliche Vorschriften, die die Schiedsfähigkeit bestimmter Streitgegenstände einschränken und ein staatliches Forum für die Streiterledigung vorsehen, sind nicht mit dem FAA vereinbar und werden aufgrund seiner bundesrechtlichen Natur ausgeschlossen.265 Auch das Vorbringen, das Schiedsverfahren sei kein für die Behandlung komplexer Ansprüche geeignetes Verfahren, ein Ergebnis, zu dem der Supreme Court noch selbst ausdrücklich in einem seiner Urteile gelangt war, 266 wurde revidiert. 267 In Mitsubishi Motors Corp. v. Soler Chrysler-Plymouth, Inc. 268 betonte das Gericht letztendlich die grundsätzliche Gleichwertigkeit staatlicher und schiedsgerichtlicher Foren. Durch die Entscheidung, ein gerichtliches Forum durch ein Schiedsgericht zu ersetzen, gebe sich eine Partei nicht eines materiellen Rechts verlustig.269 Es sei auch grundsätzlich nicht von entscheidender Bedeutung, ob
The effect of the section is to create a body of federal substantive law of arbitrability, applicable to any arbitration agreement within the coverage of the Act. In Prima Paint Corp. v. Flood & Conklin Mfg. Corp. […] for example, the parties had signed a contract [containing] an arbitration clause, but one party alleged that there had been fraud in the inducement of the entire contract (although the alleged fraud did not go to the arbitration clause in particular). The issue before us was whether the issue of fraud in the induce ment was itself an arbitrable controversy. We held that the language and policies of the Act required the conclusion that the fraud issue was arbitrable. […] Although our holding in Prima Paint extended only to the specific issue presented, the courts of appeals have since consistently concluded that questions of arbitrability must be addressed with a healthy regard for the federal policy favoring arbitration. We agree. Th e Arbitration Act establishes that, as a matter of federal law, any doubts concerning the scope of arbitrable issues should be resolved in favor of arbitration, whether the problem at hand is the construction of the contract language itself or an allegation of waiver, delay, or a like defense to arbitrability.” Vgl. auch STEMPEL, 19 Ohio St. J. Disp. Res. (2004), 757, 778. 264 Moses H. Cone Memorial Hosp. v. Mercury Constr. Corp., 460 U.S. 1, 24 (1983). 265 Southland Corp. v. Keating, 465 U.S. 1, 10 (1984). 266 Wilko v. Swan, 346 U.S. 427, 436 ff. (1953); HIGGINBOTHAM , 58 Duke L.J. (2008), 103, 109. 267 Mitsubishi Motors Corp. v. Soler Chrysler-Plymouth, Inc., 473 U.S. 614, 633 (1985): „[…] potential complexity should not suffice to ward off arbitration”. 268 Mitsubishi Motors Corp. v. Soler Chrysler-Plymouth, Inc., 473 U.S. 614 (1985). Ausführlich zu dieser Entscheidung LOWENFELD, International Arbitration – Collected Essays, S. 123 ff. Auch der deutsche Gesetzgeber ging bei der Novellierung des Schiedsverfahrensrechts im Jahr 1998 augenscheinlich von dieser Prämisse aus, S POHNHEIMER , Gestaltungsfreiheit, S. 173. 269 „By agreeing to arbitrate a statutory claim, a party does not forgo the substantive rights afforded by the statute; it only submits to their resolution in an arbitral, rather than a judicial, forum. It trades the procedures and opportunity for review of the courtroom for
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der geltend gemachte Anspruch gesetzlicher Natur sei oder seine Grundlage im common law finde. In Mitsubishi Motors Corp. v. Soler Chrysler-Plymouth, Inc. waren Ansprüche aus einem internationalen Vertriebshändlervertrag zwischen einem japanischen Autohersteller und einem Unternehmen aus Puerto Rico streitig. Während der United States District Court for the District of Puerto Rico dem Antrag nach § 4 FAA – u.a. unter Berufung auf Scherk v. Alberto-Culver Co. – stattgab, befand der United States Court of Appeals for the First Circuit die bundeskartellrechtlichen Ansprüche des SHERMAN ACT nicht für schiedsfähig. Der Supreme Court schloss sich der erstinstanzlichen Auffassung an und erkannte auch den kartellrechtlichen Ansprüchen die Schiedsfähigkeit zu.270
Während sich der Siegeszug der Schiedsgerichtsbarkeit zunächst auf internationale Verhältnisse zwischen Kaufleuten beschränkte, folgten schon bald die ersten Entscheidungen mit rein innerstaatlichen Konstellationen, in denen z.B. gesetzliche Ansprüche von Verbrauchern für schiedsfähig erklärt wurden. In Shearson/American Express, Inc. v. McMahon 271 und Rodriguez de Quijas v. Shearson/American Express, Inc. 272 kehrte der Supreme Court gänzlich von seiner früheren Wilko-Doktrin ab, nach der wertpapierrechtliche Streitigkeiten nicht schiedsfähig waren. Nunmehr konnten Broker auch im Verhältnis zu ihren Anlegern künftige Streitigkeiten einer Schiedsvereinbarung unterwerfen. 273 Dieser Linie blieb der Oberste Gerichtshof in der Folgezeit treu. In Gilmer v. Interstate/Johnson Lane Corporation 274 unterstellte das Gericht auch Ansprüche aus dem AGE DISCRIMINATION IN EMPLOYMENT ACT (ADEA) dem schiedsrichterlichen Verfahren. In den folgenden Jahren wurde dieser Kurs auch von den Bundesberufungsgerichten stetig weiterverfolgt, was eine immense Expansion der Bedeutung des schiedsrichterlichen Verfahrens zur Folge hatte. 275 Vorläuthe simplicity, informality, and expedition of arbitration.” Mitsubishi Motors Corp. v. Soler Chrysler-Plymouth, Inc., 473 U.S. 614, 628 (1985). 270 Mitsubishi Motors Corp. v. Soler Chrysler-Plymouth, Inc., 473 U.S. 614, 615 (1985). 271 Shearson/Am. Express, Inc. v. McMahon, 482 U.S. 220 (1987). 272 Rodriguez de Quijas v. Shearson/Am. Express, Inc., 490 U.S. 477 (1989). 273 STERNLIGHT, 56 U. Miami L. Rev. (2002), 831, 833 f. Siehe insbesondere mit Fokussierung auf Börsenschiedsvereinbarungen QUINKE, Börsenschiedsvereinbarungen, S. 57 ff. 274 Gilmer v. Interstate/Johnson Lane Corp., 500 U.S. 20 (1991). 275 Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444 (2003); Hoffman v. Citibank, 546 F.3d 1078 (9th Cir. 2008); Lowden v. T-Mobile USA, 512 F.3d 1213 (9th Cir. 2008); Skirchak v. Dynamics Research Cop., 508 F.3d 49 (1st Cir 2007); Dale v. Comcast Corp., 498 F.3d 1216 (11th Cir. 2007); Wong v. T-Mobile USA, Inc., 2006 WL 2042512 (E.D. Mich. 2006); Kristian v. Comcast Corp., 446 F.3d 25 (1st Cir. 2006); Omstead v. Dell, 533 F.Supp.2d 1012 (N.D. Cal. 2008); Gentry v. Superior Court of Los Angeles, 42 Cal.4th 443 (2007); Franco v. Athens Disposal Co., Inc., 171 Cal. App.4th 1277 (2009); Cohen v. DirecTV, Inc., 142 Cal. App.4th 1442 (2006).
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figer Endpunkt ist die nahezu grenzenlos gewährleistete Möglichkeit, die Entscheidung rechtlicher Streitigkeiten den staatlichen Gerichten ohne weitere Beachtung besonderer Voraussetzungen – wie die Notwendigkeit einer Unterschrift – zu entziehen.276 Neben Aktien-, Wettbewerbs- und Patentstreitigkeiten, liegt ein zentraler Schwerpunkt in der Verwendung von Schiedsvereinbarungen im arbeits- und verbraucherrechtlichen Bereich.277 Die Tatsache, dass das Schiedsvertragsrecht zu einem großen Teil der Föderalisierung durch den Supreme Court unterliegt, hat auch der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten in den folgenden Jahren immer wieder bestätigt. 278
3. Das Verhältnis des FAA zum Schiedsvertragsrecht der Bundesstaaten Die Erweiterung des FAA zum universell anwendbaren Schiedsvertragsrecht der USA sowie die Expansion der Schiedsfähigkeit durch den Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten beschwor eine Vielzahl potentieller Konfliktstellen im Zusammenhang mit dem Schiedsvertragsrecht der einzelnen Bundesstaaten herauf. Aus der Verfassung der Vereinigten Staaten ergibt sich der Vorrang bundesstaatlichen Rechts,279 was bezogen auf die Schiedsgerichtsbarkeit im Konfliktfall für das einzelstaatliche Schiedsverfahrensrecht einen Ausschluss bedeutet (preemption). 280 Damit wird bereits ein Großteil der schiedsvertraglichen Gesetzgebung der Bundesstaaten ausgeschlossen, soweit sie dem FAA bzw. der darauf basierenden Rechtsprechung des Supreme Court widersprechen. 281 Das gilt nicht nur für formelle Gesetze, sondern insbesondere auch für entgegenstehende einzelstaatliche Rechtsprechung. 276
Der Schluss, dass damit im Wesentlichen jegliche Art von Streitigkeit der schieds richterlichen Erledigung unterfallen kann und die Grenze nur im Rechtsinstitut der unconscionability besteht, ist daher nicht völlig von der Hand zu weisen, LEVINE, 65JAN D.R.J 2011, 24, 26. Ebenso RAU/PÉDAMON, Rev. arb. 2001, 451, 471. 277 B OWMAN RUTLEDGE /KENT/HENEL, in: Weigand, Handbook on Int. Com. Arb., Rn. 13.50; HARRINGTON, 2001 J. Disp. Resol. (2001), 101, 106; LIPSHUTZ, 57 Stan. L. Rev. (2005), 1677, 1678 f. 278 Perry v. Thomas, 482 U.S. 483, 492, Fn. 9 (1987): „In instances such as these, the text of § 2 provides the touchstone for choosing between state-law principles and the principles of federal common law envisioned by the passage of that statute: An agreement to arbitrate is valid, irrevocable, and enforceable, as a matter of federal law […]” [Hervorh. d. Verf.]. Ebenso Moses H. Cone Memorial Hosp. v. Mercury Constr. Corp., 460 U.S. 1, 24 (1983). 279 Vgl. für den Text von U.S. CONST. art. VI, cl. 2 oben S. 64, Fn. 30. Ebenso Gade v. Nat'l Solid Wastes Management Ass'n, 505 U.S. 88, 108 (1992). 280 Boomer v. AT&T Corp., 309 F.3d 404, 417 (7th Cir. 2002); BURCH, 31 Fla. St. U.L. Rev. (2004), 1005, 1009; Y ADAVA, 41 Colum. J.L. & Soc. Probs. (2008), 547, 563. 281 Beispielhaft Southland Corp. v. Keating, 465 U.S. 1 (1984) bzgl. des kalifornischen Investmentgesetzes.
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Der Supreme Court unterscheidet verschiedene Kategorien von Konfliktfällen beim Aufeinandertreffen von einzelstaatlichem Recht und Bundesrecht. 282 So kann das Bundesgesetz den Ausschluss des Landesrechts ausdrücklich vorsehen (express preemption) oder ein Rechtsgebiet dermaßen umfassend regeln, dass letztlich für das einzelstaatliche Recht kein Anwendungsspielraum mehr bleibt (field preemption). 283 Der häufigste Fall der preemption kommt jedoch in Form der conflict preemption vor. Ein Fall der conflict preemption ist immer dann gegeben, wenn sich die Prinzipien des Bundes- und des einzelstaatlichen Rechts nicht in homogener Weise miteinander in Ausgleich bringen lassen bzw. wenn die ratio legis oder die Durchsetzung des Bundesrechts durch das einzelstaatliche Recht behindert werden. Vor allem letzterer Aspekt eröffnet einen weiten Anwendungsbereich für die preemption-Doktrin. Da der FAA keine ausdrückliche Ausschlussklausel für einzelstaatliches Recht beinhaltet und auch keine Ausschließlichkeit für die Regelung aller schiedsrechtlicher Fragen beansprucht, spielt die conflict preemption die weitaus größte Rolle im Zusammenspiel zwischen dem Bundes- und dem einzelstaatlichen Schiedsrecht. 284 Für die Beurteilung und das Verständnis der Interaktion dieser beiden Rechtsquellen erhält damit die Rechtsprechung des Supreme Court eine maßgebende Rolle. Zwar lassen sich ihr auch gewisse Grundtendenzen entnehmen, die im Wesentlichen auf die Gleichwertigkeit des staatsgerichtlichen und schiedsgerichtlichen Rechtsschutzes abstellen, 285 dennoch sollte einer zu starren Kategorisierung mit Vorsicht begegnet werden. 286 Wie gezeigt, werden einzelstaatliche Gesetze ausgeschlossen, die die objektive Schiedsfähigkeit bestimmter Bereiche beschränken und damit ein staatsgerichtliches statt eines privaten Forums für die Behandlung der Streitigkeit vorsehen. 287 Aber auch diejenigen einzelstaatlichen Vorschriften sind von der preemption des FAA betroffen, die im Vergleich zu anderen Verträgen an die Schiedsvereinbarung erhöhte
282
English v. General Electric Co., 496 U.S. 72, 78 f. (1990); DRAHOZAL, 79 Ind. L.J. (2004), 393, 397. 283 Ting v. AT&T Co., 319 F.3d 1126, 1135 ff. (9th Cir. 2003). 284 Volt Info. Sciences, Inc. v. Board of Trustees of Leland Stanford Junior University , 489 U.S. 468, 477 (1989); Bernhardt v. Polygraphic Company of America, Inc., 350 U.S. 198 (1956); BLAND/P RESTEL, 10 Cardozo J. Confl. Resol. (2009), 369, 373; B UCKNER, 82 Denver U.L. Rev. (2005), 301, 310; OEHMKE, Com. Arb.3rd, §§ 3:5, 3:16. 285 Mitsubishi Motors Corp. v. Soler Chrysler-Plymouth, Inc., 473 U.S. 614 (1985). 286 DRAHOZAL, 79 Ind. L.J. (2004), 393, 410. 287 Preston v. Ferrer, 552 U.S. 346, 349 (2008); Southland Corp. v. Keating, 465 U.S. 1, 10 (1984).
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oder besondere Anforderungen aufstellen und diese dadurch diskriminieren.288 So hielt der Supreme Court in Preston v. Ferrer289 den kalifornischen T ALENT AGENCY ACT (TAA) für mit dem FAA unvereinbar, weil dieser zunächst die Einschaltung und Beteiligung einer staatlichen Behörde, des „Labor Commissioners“, für die Erledigung von Streitigkeiten im Zusammenhang mit Künstleragenturen oder –agenten vorsah. Obwohl eine der Parteien bereits das Schiedsverfahren eingeleitet hatte, ordnete ein einzelstaatliches Gericht die Aussetzung des Schiedsverfahrens aufgrund des TAA an. Zwar könnten derartige Streitigkeiten grundsätzlich auf schiedsrichterlichem Wege erledigt werden, allerdings müsse der Labor Commissioner hiervon unterrichtet werden und das Recht eingeräumt bekommen, an allen schiedsrichterlichen Verhandlungen beteiligt zu werden, so die Begründung des Gerichts. Der Supreme Court sah dies in zweierlei Hinsicht als bedenklich an. Zunächst gewähre der TAA dem Labor Commissioner eine ausschließliche Zuständigkeit für die Klärung von derartigen Streitfällen. Außerdem stelle der TAA spezielle Anforderungen an die Schiedsvereinbarung, für deren Gültigkeit die Unter richtung und Beteiligung des Labor Commissioners zwingend vorgesehen seien. Die zwingende Beteiligung einer einzelstaatlichen Behörde stehe aber nicht im Einklang mit dem FAA bzw. der obergerichtlichen Auslegung und werde daher als einzelstaatliches Gesetz durch den FAA ausgeschlossen.290 Gleiches kann auch von einzelstaatlichen Versuchen gesagt werden, die Schutz vor einem allzu leichtfertigen Abschluss einer Schiedsvereinbarung gewährleisten wollen, indem sie besondere formelle Anforderungen an die Schiedsvereinbarung stellen. So verstieß ein Gesetz aus Montana gegen das Diskriminierungsverbot des FAA, das verlangte, die Schiedsvereinbarung auf der ersten Seite des Vertrages in Großbuchstaben abzudrucken.291
Ob neben dieser direkten Diskriminierung auch Formen der faktischen Benachteiligung durch die einseitige Anwendung allgemeiner durch § 2 FAA explizit zugelassener Vertragsgrundsätze von der preemption erfasst sind, ist stark umstritten. § 2 FAA a.E. sieht eine Einschränkung der gerichtlichen Durchsetzungspflicht aufgrund allgemeiner einzelstaatlicher Vertragsgrundsätze wie z.B. der unconscionability vor:292 288
Perry v. Thomas, 482 U.S. 483, Fn. 9 (1987); Buckeye Check Cashing, Inc. v. Cardegna, 546 U.S. 440, 443 (2006); Doctor's Assocs. Inc. v. Casarotto, 517 U.S. 681, 687 (1996); B LAND/PRESTEL, 10 Cardozo J. Confl. Resol. (2009), 369, 373 f.; CASEY, 6 Wash. J.L. Tech. & Arts (2010), 15, 21 f.; LAMPLEY, 18 Cornell J.L. & Pub. Pol'y (2009), 477, 485; STEMPEL, 19 Ohio St. J. Disp. Res. (2004), 757, Fn. 6. 289 Preston v. Ferrer, 552 U.S. 346 (2008). 290 Preston v. Ferrer, 552 U.S. 346, 346 f. (2008). 291 Doctor's Assocs. Inc. v. Casarotto, 517 U.S. 681, 687 (1996). 292 „Because unconscionability is a defense to contracts generally and does not single out arbitration agreements for special scrutiny, it is also a valid reason not to enforce an arbitration agreement under the FAA. Indeed, the Supreme Court has specifically mentioned unconscionability as a ‘generally applicable contract defense […]’ that may be raised consistent with § 2 of the FAA.” Circuit City Stores, Inc. v. Adams, 279 F.3d 889, 895 (9th Cir. 2002). Vgl. zum Begriff der unconscionability unten Kapitel 2 § 1 B I 4 b (1), S. 127 ff.
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„A written provision in any maritime transaction or a contract evidencing a trans action involving commerce to settle by arbitration a controversy thereafter aris ing out of such contract or transaction, or the refusal to perform the whole or any part thereof, or an agreement in writing to submit to arbitration an existing controversy arising out of such a contract, transaction, or refusal, shall be valid, irrevocable, and enforceable, save upon such grounds as exist at law or in equity for the revocation of any contract.”
Während der Supreme Court in Perry v. Thomas293 den Standpunkt vertrat, dass auch allgemeine Unwirksamkeitsgründe nicht an die Eigenschaft der Schiedsvereinbarung als solche bzw. typische Charakteristika anknüpfen dürften, haben verschiedene Gerichte sehr wohl einzelstaatliche Vertragsgrundsätze für die Invalidierung von Schiedsvereinbarungen herangezogen und dafür insbesondere an für das Schiedsverfahren typische Bestimmungen, wie z.B. Kostenteilungsklauseln oder class arbitration waiver,294 hinsichtlich der Begründung der Unwirksamkeit angeknüpft.295 Den insofern aufgeworfenen Sachfragen soll erst an späterer Stelle ausführlicher nachgegangen werden.296
Zwar ist grundsätzlich das einzelstaatliche Schiedsvertragsstatut für die Auslegung der Schiedsvereinbarung maßgebend, jedoch steht auch dieses unter dem Vorbehalt der übergeordneten Strukturprinzipien des FAA. 297 In der kontinuierlichen Fortentwicklung des Schiedsvertragsrechts durch den Supreme Court hat neben dem Verbot diskriminierender Behandlung von Schiedsvereinbarungen aber vor allem ein streng am Wortlaut orientierter exegetischer Ansatz einen extrem hohen Stellenwert erlangt.298 Im Gegensatz zur deutschen Methodenlehre, die mit § 133 BGB bei der Auslegung von Willenserklärungen jegliche „Spielart der Wortinterpretation“ ablehnt, 299 verlangt nach Auffassung des Obersten Gerichtshofes der FAA gerade diese wortlautgetreue Durchsetzung der Schiedsvereinbarung und rückt damit den wirklichen Parteiwillen bei der Ermittlung des Inhalts von Schiedsvereinbarungen in den Fokus.300 Dabei tendiert das Gericht dazu,
293
Perry v. Thomas, 482 U.S. 483, 492, Fn. 9 (1987). Zum Begriff siehe unten Kapitel 3 § 2 A, S. 243. 295 DRAHOZAL, 79 Ind. L.J. (2004), 393, 411. 296 Vgl. Kapitel 2 § 2 B I 4, S. 114 ff. 297 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, 1773 (2010); Volt Info. Sciences, Inc. v. Board of Trustees of Leland Stanford Junior University, 489 U.S. 468, 479 (1989). 298 Vgl. allgemein hierzu KOSCHE, Contra proferentem, S. 7 ff. 299 MüKo/Busche, BGB, § 133, Rn. 1. 300 AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion, 131 S. Ct. 1740, 1748 (2011); Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, 1773 (2010); Doctor's Assocs. Inc. v. Casarotto, 517 U.S. 681, 688 (1996); Allied-Bruce Terminix Co., Inc. v. Dobson, 513 U.S. 265,. (1995); Volt Info. Sciences, Inc. v. Board of Trustees of Leland Stanford 294
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sich tatsächlich ausschließlich am Wortlaut der Schiedsvereinbarung zu orientieren und jegliche außerhalb der vertraglichen Bestimmung liegenden Anhaltspunkte unberücksichtigt zu lassen.301 Der Auslegung von Verträgen wird in den Vereinigten Staaten von Amerika generell ein sehr formalistischer Ansatz zugrunde gelegt. Das zeigt sich insbesondere auch durch das Verbot, zum Zwecke der Ergänzung, Änderung oder des Beweises einer dem Wortlaut des Vertrages widersprechenden Bedeutung auf Anhaltspunkte außerhalb der Vertragsurkunde zurückzugreifen (parol evidence rule). 302 Nach der in Deutschland vorherrschenden Meinung kommt hingegen allen bei der Auslegung eventuell relevanten Faktoren Bedeutung zu,303 soweit diese bei Abgabe der Erklärung für die Beteiligten erkennbar war. 304 Die deutsche Herangehensweise kann letztlich zu einem vom tatsächlichen Wortlaut der Erklärung abweichenden Auslegungsergebnis führen.305 Der Wortlaut ist hier im Gegensatz zum Verständnis des Supreme Court Ausgangspunkt der Interpretation und nicht dessen unüberwindbare Grenze. 306 Dennoch ist „[w]er ein Rechtsgeschäft auszulegen hat, […] niemals Herr über das Rechtsgeschäft, daß er an die Stelle der privatautonom gesetzten Regelung eine andere setzen könnte, deren Inhalt er danach bestimmt, was die rechtsgeschäftlich Handelnden hätten bestimmen so llen.“307
Neben dem Paradigma grundsätzlicher Gleichwertigkeit und der „liberal federal policy favoring arbitration“, ist die wortlautgetreue Durchsetzung von Schiedsvereinbarungen vielleicht wichtigster Maßstab bei der Beurteilung eines potentiellen preemption-Falles. Obwohl dieser strikt textual positivistische Ansatz gerade dem Willen der Parteien zur Durchführung eines Schiedsverfahrens zu unbedingter Durchsetzung verhelfen will, kann die ausschließliche und strikte Beschränkung der Auslegung auf den Wortlaut der Schiedsvereinbarung gerade zu widersprüchlichen Ergebnissen führen.308 Junior University, 489 U.S. 468, 478 (1989); STEMPEL, 19 Ohio St. J. Disp. Res. (2004), 757, 779. 301 STEMPEL, 19 Ohio St. J. Disp. Res. (2004), 757, 779 ff. 302 KOSCHE, Contra proferentem, S. 9. Ausführlicher zur Unterscheidung in primäre und sekundäre Auslegungsregeln unten S. 171, Fn. 30. 303 BGH (05.10.2006), NJW 2006, 3777; MüKo/Busche, BGB, § 133, Rn. 58; FLUME, AT/Rechtsgeschäft, § 16 3 c), S. 310; LARENZ/W OLF, AT BGB, § 28, Rn. 39 ff.; ERMAN/Arnold, BGB, § 133, Rn. 23; STAUDINGER /Singer, Komm. BGB, § 133, Rn. 48. 304 FLUME, AT/Rechtsgeschäft, § 16 3 c), S. 310; S TAUDINGER /Singer, Komm. BGB, § 133, Rn. 50. 305 MüKo/Busche, BGB, § 133, Rn. 55. 306 MüKo/Busche, a.a.O., Rn. 59; BGH (03.11.1993), BGHZ 124, 39, 44 ff.; BGH (19.01.2000), NJW-RR 2000, 1002, 1003; BGH (31.01.1995), NJW 1995, 1212; LARENZ/W OLF, AT BGB, § 28, Rn. 36; P ALANDT/Ellenberger, BGB, § 133, Rn. 14; STAUDINGER /Singer, Komm. BGB, § 133, Rn. 45. 307 FLUME, AT/Rechtsgeschäft, § 16 3 a), S. 308. 308 Siehe zur Kritik an dieser rein am Wortlaut orientierten Auslegung auch STEMPEL, 19 Ohio St. J. Disp. Res. (2004), 757, 779.
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Insbesondere die Entscheidung in Volt Info. Sciences, Inc. v. Board of Trustees of Leland Stanford Junior University 309 mag hierfür als Argument dienen. Dort schloss der Gerichtshof aus einer allgemeinen Rechtswahlklausel der Parteien zugunsten des Rechts von Kalifornien auf eine konkludente Wahl des Schiedsverfahrensstatuts. Nach § 1281.2(c) CAL. CODE CIV. PROC. kann das Gericht von der Durchsetzung der Schiedsvereinbarung absehen, wenn mit einer dritten Partei ein gerichtliches Verfahren über denselben Streitgegenstand anhängig ist und die Gefahr widersprüchlicher Entscheidungen besteht. 310 Die angerufenen kalifornischen Gerichte lehnten den Antrag des Werkunternehmers ab und verweigerten nach § 1281.2(c) CAL. CODE CIV. PROC. der Schiedsvereinbarung die Durchsetzung. Trotz der nunmehr dezidiert schiedsfreundlichen Linie der Rechtsprechung des Supreme Court hatte dieser überraschenderweise, nichts an der Entscheidung der kalifornischen Gerichte zu beanstanden. Das Urteil scheint auf den ersten Blick überraschend, da jedenfalls die Durchsetzung einer Schiedsvereinbarung aufgrund einzelstaatlichen Schiedsrechts verhindert wird. Dennoch stand die Anwendung von § 1281.2(c) CAL. CODE CIV. PROC. mit den Bestimmungen des FAA nach Auffassung der Richter im Einklang. Hauptanliegen des FAA sei die wortlautgetreue Durchsetzung der Schiedsvereinbarung. Wenn die Parteien sich nunmehr aufgrund der Rechtswahlklausel entschliessen, ein einzelstaatliches Schiedsverfahrensstatut zu wählen, dann verlange der FAA gerade aufgrund seiner unbedingten Favorisierung des Parteiwillens selbst dann nach einer Befolgung dieses Wunsches, auch wenn das letztlich zur Undurchsetzbarkeit der Schiedsvereinbarung führe. Damit ist der FAA kein streng protektionistisches Instrument, das die Parteien über deren Willen hinaus binden will. Die Entscheidung führt aber zugleich die Unzulänglichkeiten eines strikt positivistischen Auslegungsansatzes deutlich vor Augen. Zweifel bezüglich der Richtigkeit kann man insbesondere aufgrund des durch die Schiedsvereinbarung manifestierten Parteiwillens an der Durchführung eines Schiedsverfahrens haben.311 Dennoch ist der Gerichtshof bereit, die Konsequenzen in Kauf zu nehmen und an dem buchstäblichen Sinn der Schiedsvereinbarung zu haften, selbst wenn dies letztlich zum Ausschluss bzw. Aussetzung eines Schiedsverfahrens und damit zur Konterkarierung der ratio legis des FAA führen sollte – ein Ergebnis, das in Widerspruch zur bisherigen Rechtsprechung des Obersten Gerichtshofes der Vereinigten Staaten, insbesondere 309 Volt Info. Sciences, Inc. v. Board of Trustees of Leland Stanford Junior University, 489 U.S. 468 (1989). Zum Sachverhalt bereits oben, S. 86. 310 Siehe zum Text von § 1281.2(c) C AL. CODE CIV. PROC. breits oben S. 87, Fn. 152. 311 Vgl. allgemein zur Kritik an dem bedenkenlosen Rückschluss von einer allgemeinen Rechtswahlklausel auf die Wahl des Schiedsvertragsstatuts oben S. 77 ff.
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dem Gebot der schiedsfreundlichen Auslegung und dem Verhältnis von FAA und einzelstaatlichen Gesetzen zum Schiedsverfahren zu stehen scheint. Und tatsächlich scheint auch der Oberste Gerichtshof nicht gänzlich mit diesem Ergebnis zufrieden.312 In Mastrobuono v. Shearson Lehman Hutton, Inc. 313 relativierte das Gericht zwar nicht seine Aussagen zur positivistischen Interpretation. Allerdings betonte das Gericht nunmehr, dass von einer allgemeinen Rechtswahlklausel nicht mehr konkludent auf die Wahl des Schiedsvertragsrechts geschlossen werden könne. 314 Hierdurch wird jedenfalls vermieden, aufgrund allgemeiner Rechtswahlklauseln den einzelstaatlichen gesetzgeberische Wertungen im Bereich des Schiedsrechts zu viel Raum zu gewähren und letztlich die Beurteilung anhand des FAA sichergestellt.
Einzelstaatliches Recht wird zudem nur in dem Maße ausgeschlossen, als es sich als Hindernis für die wirksame Durchsetzung der Schiedsvereinbarung darstellt.315 So kann insbesondere bei Lücken innerhalb des FAA oder bei mit dem FAA und seinen Zielen in Einklang stehenden einzelstaatlichen Verfahrensvorschriften auch auf das einzelstaatliche Schiedsverfahrensrecht zurückgegriffen werden.316 Zudem werden auch nicht alle einzelstaatlichen Unwirksamkeitsgründe ausgeschlossen. Nach § 2 FAA a.E. können allgemeine Vertragsgrundsätze sehr wohl zur Unwirksamkeit einer Schiedsvereinbarung führen. 317 Solche allgemeinen Vertragsgrundsätze sind insbesondere fraud, duress 318 oder unconscionability. 319 Das für die Auslegung der Schiedsvereinbarung anwendbare Recht ergibt sich aus dem allgemeinen Vertragsrecht der Bundesstaaten. 320 Allerdings darf ein Gericht eine Schiedsklausel nicht anders auslegen, als es einen anderen Ver-
312
DONOVAN/RIVKIN, FS Franke 2010, S. 127. Mastrobuono v. Shearson Lehman Hutton, Inc., 514 U.S. 52 (1995). 314 Mastrobuono v. Shearson Lehman Hutton, Inc., 514 U.S. 52, 60 (1995). 315 Allied-Bruce Terminix Co., Inc. v. Dobson, 513 U.S. 265, 684 f. (1995). 316 Zur liberalen Einstellung kalifornischer Gerichte vgl. Blue Cross of California v. Superior Court of Los Angeles County, 67 Cal. App.4th 42 (1998). 317 Doctor's Assocs. Inc. v. Casarotto, 517 U.S. 681, 686 f. (1996); Allied-Bruce Terminix Co., Inc. v. Dobson, 513 U.S. 265, 281 (1995); Rodriguez de Quijas v. Shearson/Am. Express, Inc., 490 U.S. 477, 483 f. (1989); Shearson/Am. Express, Inc. v. McMahon, 482 U.S. 220, 226 (1987); Perry v. Thomas, 482 U.S. 483, 492, Fn. 9 (1987). 318 Fraud und duress können im weitesten Sinne als arglistige Täuschung bzw. widerrechtliche Drohung übersetzt werden. 319 Das Konzept der unconscionability zeigt sich in wesentlichen Punkten mit dem deutschen Institut der Sittenwidrigkeit verwandt. Ausführlicher zur unconscionability Kapitel 2 § 2 B I 4 b, S. 127 ff. 320 Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444, 450 (2003); Perry v. Thomas, 482 U.S. 483, 492, Fn. 9 (1987); ECKARD, 55 S.C.L. Rev. (2004), 489, 495; KREHER/ ROBERTSON, 9 Harv. Negot. L. Rev. (2004), 409, 424; W ILSON, 23 Q.L.R. (2004), 737, 752. 313
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trag auslegen würde. Eine diskriminierende Anwendung allgemeiner Vertragsgrundsätze ist durch den FAA ausgeschlossen.321 4. Relativierungstendenzen In Fällen gestörter Vertragsparität gilt es, erhöhtes Augenmerk auf die vertraglichen Verpflichtungen der Parteien zu legen, besteht doch gerade hier die Gefahr einer Übervorteilung der schwächeren Partei. Denn auch die Privatautonomie hat nur im Rahmen der gesetzlichen Grenzen Bestand. Zudem kommt neben der Regelung der jeweiligen Vertragsbeziehungen dem Zivilrecht auch eine allgemeine ordnende Funktion zu. Aufgrund der fehlenden Information der Öffentlichkeit bei Schiedsverfahren mangels genereller Veröffentlichung einschlägiger Entscheidungen, beschwor die Expansion der Schiedsfähigkeit und die einhergehende übermäßige Verwendung von Schiedsvereinbarungen in allgemeinen Geschäftsbedingungen Bedenken im Hinblick auf die Erreichung des gesamtgesellschaftlichen Steuerungsimpulses herauf.322 Dieser Befund wird durch den nahezu allumfassenden Ausschluss der einzelstaatlichen Gesetzgeber noch bestärkt. Im Falle einer Kollision einzelstaatlicher Gesetze mit der durch die Rechtsprechung des Supreme Court emanzipierten Schiedsfähigkeit verbleibt den einzelstaatlichen Gesetzgebern de facto keine Möglichkeit, dieser Entwicklung durch die Schaffung spezieller Schutzvorschriften entgegenzuwirken. Spezielle Gesetzesvorhaben, die zum Schutze von Verbrauchern und Arbeitnehmern eine Einschränkung der Schiedsfähigkeit vorsehen, sind nämlich ebenso wie besondere formelle Anforderungen an die Schiedsvereinbarungen aufgrund der preemption-Doktrin ausgeschlossen.323 Sich traditionell mit dem Schutz des „kleinen Mannes“ besonders betraut fühlend, obliegt daher im Wesentlichen der Judikative der protektionistische Versuch, einer vor allem aus Verbraucher- und Arbeitnehmersicht bedenklichen Praxis entgegenzuwirken. 324 Trotz der eindeutigen Posi-
321 Allied-Bruce Terminix Co., Inc. v. Dobson, 513 U.S. 265, 281 (1995); Perry v. Thomas, 482 U.S. 483, 492, Fn. 9 (1987); Discover Bank v. Superior Court of Los Angeles, 129 Cal. Rptr.2d 393, 408 (Ct. App. 2003). 322 MANDELBAUM , 94 Iowa L. Rev. (2009), 1075, 1084. Daneben bestehen speziell in den Vereinigten Staaten Bedenken, dass die immens wachsende Zahl von Schiedsverfahren zu einer Versteinerung des common law führen könnte, da für die Weiterentwicklung des Rechts notwendige Streitfälle unbeobachtet von Gerichten und Gesellschaft außer halb der Gerichtssäle entschieden würden, MANDELBAUM, a.a.O., 1091. 323 Zu den auf Bundesebene erwogenen Ergänzungen des FAA und deren Notwendigkeit siehe unten S. 372 ff. 324 P ARK führt diese Haltung zum Teil auf die Rolle der jury im U.S.-amerikanischen Rechtssystem zurück, PARK, 11 Int. A.L.R. (2008), 33, 35. Allgemein hierzu L AMPLEY,
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tionierung des Supreme Court, der die grundsätzliche Gleichwertigkeit des schiedsrichterlichen Forums propagiert, die von einem Großteil der Gerichte geteilt wird, wollen dennoch einige Gerichte325 und Autoren326 sich mit dieser Entwicklung nicht abfinden. Hierfür verbleibt ihnen allerdings nur ein begrenzter Handlungsspielraum.327 Die Kritiker einer allzu zügellosen Schiedsfähigkeit stützen sich auf zwei verschiedene Argumentationsmuster: Einerseits berufen sie sich auf den zwingenden Charakter bestimmter bundesrechtlicher Vorschriften, die eine schiedsrichterliche Streiterledigung nach ihrem Dafürhalten nicht zulassen. Sie versuchen, dafür vornehmlich den gesetzgeberischen Willen ins Feld zu führen. Andererseits verbleibt aufgrund der Öffnungsklausel von § 2 FAA a.E. der Rekurs auf allgemeine Vertragsgrundsätze als probates Mittel bei der Evaluierung der Wirksamkeit der Schiedsvereinbarungen. Bundesstaatenübergreifend hat hier vor allem die Sittenwidrigkeit (unconscionability) bei der Beurteilung von Schiedsvereinbarungen einen besonderen Stellenwert erreicht.328 a. Verstoß gegen zwingendes Recht als Unwirksamkeitsgrund für Schiedsvereinbarungen (1) Ausdrückliche gesetzgeberische Intention Zwar hat der Supreme Court of the United States in der Vergangenheit seinen Entscheidungen seit seiner Kehrtwende stets ein weites Verständnis der Schiedsfähigkeit zugrunde gelegt, allerdings hat auch der Oberste Gerichtshof anerkannt, dass es Grenzen einer solchen Auslegung geben muss.329 Schon aus Gründen der Gewaltenteilung muss sich eine solche Limitierung zumindest aus dem expliziten legislatorischen Willen entnehmen lassen können. Entschließt sich der Kongress daher, bestimmte Gebiete der schiedsrichterlichen Erledigung zu entziehen, 330 so ist selbstverständlich auch die Judikative an diese Entscheidung gebunden. Die Absicht des Ge-
18 Cornell J.L. & Pub. Pol'y (2009), 477, 479; QUINKE , Börsenschiedsvereinbarungen, S. 84 ff.; STEMPEL, 19 Ohio St. J. Disp. Res. (2004), 757, 761 f. 325 STERNLIGHT, 42 Wm. & Mary L. Rev. (2000), 1, 24. 326 CARBONNEAU, 70 Tul. L. Rev. (1996), 1945, 1955 ff.; SCHWARTZ, 1997 Wi. L. Rev. (1997), 33, 36 ff.; STERNLIGHT, 74 Wash. U.L.Q. (1996), 637, 641 ff. 327 P ARK, 11 Int. A.L.R. (2008), 33, 35. 328 FARNSWORTH, Contracts, § 4.28, S. 304. 329 Gilmer v. Interstate/Johnson Lane Corp., 500 U.S. 20, 26 (1991): „Although all statutory claims may not be appropriate for arbitration, ‘[h]aving made the bargain to arbitrate, the party should be held to it unless Congress itself has evinced an intention to preclude a waiver.’” [Hervorh. d. Verf.] HIGGINBOTHAM , 58 Duke L.J. (2008), 103, 113. 330 Gilmer v. Interstate/Johnson Lane Corp., 500 U.S. 20, 26 (1991).
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setzgebers muss aber klar zum Ausdruck kommen. 331 Sie ergibt sich nicht bereits aus der Tatsache, dass der Bund auf einem Gebiet von seiner Gesetzgebungskompetenz Gebrauch gemacht hat.332 Anhaltspunkte für einen entsprechenden Willen des Gesetzgebers lassen sich aber entweder direkt aus dem Gesetzestext oder der Entstehungsgeschichte des Gesetzes entnehmen. Indes hat der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten nur selten einen derartigen Willen identifizieren können. Die Beweislast für eine derartige Einschränkung der Schiedsfähigkeit liegt bei der sich hierauf berufenden Partei.333 Keinerlei Anhaltspunkte für eine derartige Haltung fand das Gericht z.B. in Shearson/American Express, Inc. v. McMahon.334 Weder der Text noch die Entstehungsgeschichte des RACKETEER INFLUENCED 335 AND CORRUPT ORGANIZATIONS ACT (RICO) enthielten Anhaltspunkte, dass das Gesetz eine schiedsrichterliche nicht ebenso gut wie eine gerichtliche Erledigung zulasse. 336 Der RICO ACT wurde ursprünglich zur Bekämpfung der Mafia und deren Schutzgelderpressung erlassen. § 1964 sieht zur Erreichung dieses Ziels aber auch zivilrechtliche Rechtsbehelfe vor. In dem Verfahren wanden sich die Kläger, Kunden des Brokerunternehmes Shearson/ American Express, Inc., gegen dieses mit der Behauptung, das Unternehmen habe wertpapierrechtliche Vorschriften und Regelungen des RICO ACT verletzt.
Letztlich war und ist die Strategie, den Wortlaut bzw. die legislative Entstehungsgeschichte für die Begrenzung der Schiedsfähigkeit heranzuziehen, nur selten erfolgreich. 337 Für die Deduktion eines ausdrücklichen gesetzgeberischen Ausschlusses der Schiedsfähigkeit legt der Supreme Court einen hohen Maßstab an. Die weitaus größere Anzahl an Gesetzen nimmt aber weder in ihrem Wortlaut noch in ihrer Entstehungsgeschichte ausdrücklich auf den FAA oder das schiedsrichterliche Verfahren Bezug. Und selbst für den Fall, dass der FAA erwähnt wird, ist oftmals zweifelhaft, inwieweit die bloße Inbezugnahme bereits geeignet ist, sich auf die Schiedsfähigkeit auszuwirken. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Gesetz keine ausdrückliche Erwähnung beinhaltet, ist zudem ungleich höher.
331
Gilmer v. Interstate/Johnson Lane Corp., 500 U.S. 20, 26 (1991). Shearson/Am. Express, Inc. v. McMahon, 482 U.S. 220, 226 (1987). 333 Shearson/Am. Express, Inc. v. McMahon, 482 U.S. 220, 226 f. (1987); Mitsubishi Motors Corp. v. Soler Chrysler-Plymouth, Inc., 473 U.S. 614, 627 (1985). 334 Shearson/Am. Express, Inc. v. McMahon, 482 U.S. 220 (1987). 335 18 U.S.C. §§ 1961-1968. 336 Shearson/Am. Express, Inc. v. McMahon, 482 U.S. 220, 226 f. (1987). 337 DOMKE/EDMONSON/W ILNER, On Com. Arb. 3rd, § 7:8. 332
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(2) Effective Vindication of Statutory Rights Trotz eines hohen Maßstabes und der nachteiligen Beweislast, die der sich auf die Schiedsunfähigkeit berufenden Partei für die Etablierung eines ausdrücklichen gesetzgeberischen Ausschlusses obliegen, hat sich der Supreme Court neben der expliziten gesetzgeberischen Intention auch gegenüber einer impliziten Beschränkung der objektiven Schiedsfähigkeit offen gezeigt. Im Falle einer Normenkollision zwischen den gesetzgeberischen Intentionen des FAA und der ratio legis anderer Gesetze und deren Kautelen,338 sei dem FAA nicht um jeden Preis Vorrang zu gewähren. 339 Gerade bei gesetzlich normierten Ansprüchen zwingender Natur, die im Gegensatz zum FAA, der ohne Zweifel aufgrund der Auslegung durch den Supreme Court eine extrem ausgeprägte Forcierung der privatautonomen Regelungsbefugnis darstellt, 340 regelmäßig in Gesetzen zum Schutze der schwächeren Vertragspartei zu finden sind, muss die Frage, inwiefern die Vereinbarung eines Schiedsverfahrens als Abweichung von den gesetzlichen Vorschriften zulässig ist, durch die Bestimmung der ratio legis einerseits und der Evaluierung des effektiven Zugangs zum Recht andererseits einer eingehenden Analyse unterzogen werden. Paradigma der höchstgerichtlichen Rechtsprechung – und von diesem gilt es auszugehen – ist aber die grundsätzliche Äquivalenz staatlichen und schiedsgerichtlichen Rechtsschutzes. 341 . Grundsätzlich steht also auch der schiedsrichterlichen Behandlung auf Bundesrecht basierender Ansprüche nichts entgegen. 342 338
Ob vor dem Hintergrund der „supremacy clause” der U.S. CONST. art. III, § 2, cl. 1 auch Limitierungen der durch Bundesrecht manifestierten objektiven Schiedsfähigkeit durch einzelstaatliches Recht in Kauf genommen werden müssen, scheint zweifelhaft, W ARE, 5 J. Am. Arb. (2006), 251, 271. An dieser Stelle sei aber bereits auf die zahlreichen Versuche der Gerichte hingewiesen, im Gewande der unconscionability dieses Hindernis zu umgehen, W ARE, a.a.O., 271 f. Zur unconscionability unten Kapitel 2 § 2 B I 4 b, S. 127 ff. 339 „Such intent may be discernible from the statute’s text, history, or purpose.“ Shearson/Am. Express, Inc. v. McMahon, 482 U.S. 220, 220 (1987); Sagal v. First USA Bank N.A., 69 F.Supp.2d 627, 631 (D. Del. 1999). 340 W ARE, 5 J. Am. Arb. (2006), 251, 269. 341 Mitsubishi Motors Corp. v. Soler Chrysler-Plymouth, Inc., 473 U.S. 614, 628 (1985); ANDROSKI, 2003 U. Chi. Legal F. (2003), 631, 641. 342 „In light of that purpose, we have recognized that federal statutory claims can be appropriately resolved through arbitration, and we have enforced agreements to arbitrate that involve such claims. We have likewise rejected generalized attacks on arbitration that rest on suspicion of arbitration as a method of weakening the protections afforded in the substantive law to would-be complainants. These cases demonstrate that even claims arising under a statute designed to further important social policies may be arbitrated because ‘so long as the prospective litigant effectively may vindicate [his or her] statutory cause of action in the arbitral forum,’ the statute serves its functions.” Green Tree Fin. Corp. – Alabama v. Randolph, 531 U.S. 79, 89 f. (2000). Ebenso Gilmer v.
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Kapitel 2: Die Entwicklung der Class Arbitration
Durch die Entscheidung, Streitigkeiten einem Schiedsgericht zur Entscheidung zu unterbreiten, begibt sich eine Partei nicht ihres materiellen Anspruchs verlustig. Sie tauscht lediglich das prozessuale Verfahren und die Möglichkeit gerichtlicher Überprüfung gegen die Einfachheit, Schnelligkeit und Verschwiegenheit des Schiedsverfahrens. 343 Solange der Kläger seine gesetzlichen Ansprüche hinreichend effektiv im Schiedsverfahren durchsetzen kann, wird auch der Zielsetzung eines Gesetzes, sei sie abschreckender oder ausgleichender Natur, durch das Schiedsverfahren hinreichend Rechnung getragen. 344 E contrario resultiert daraus eine implizite Begrenzung der objektiven Schiedsfähigkeit, sollte sich das schiedsrichterliche Forum nicht als ausreichend effektiv bei der Durchsetzung gesetzlicher Ansprüche und der Erreichung der gesetzgeberischen Ziele erweisen. Eine Umschreibung hierfür hat sich mit dem Terminus „effective vindication of statutory rights“ gebildet.345 Es dauerte aber bis zur Entscheidung des Obersten Gerichtshofes in Green Tree Fin. Corp. – Alabama v. Randolph, bis sich die Entwicklung von der anfänglichen Gleichwertigkeitsargumentation hin zum ausdrücklichen schiedsvertraglichen Unwirksamkeitsgrund vollendete.346
De lege lata wird somit einer pejorativen Bewertung der Schiedsgerichtsbarkeit eine klare Absage erteilt. 347 Außerdem obliegt der sich auf die Un-
Interstate/Johnson Lane Corp., 500 U.S. 20 (1991); Rodriguez de Quijas v. Shearson/Am. Express, Inc., 490 U.S. 477 (1989); Shearson/Am. Express, Inc. v. McMahon, 482 U.S. 220 (1987); Mitsubishi Motors Corp. v. Soler Chrysler-Plymouth, Inc., 473 U.S. 614 (1985). 343 Mitsubishi Motors Corp. v. Soler Chrysler-Plymouth, Inc., 473 U.S. 614, 628 (1985): „By agreeing to arbitrate a statutory claim, a party does not forgo the substantive rights afforded by the statute; it only submits to their resolution in an arbitral, rather than a judicial, forum. It trades the procedures and opportunity for review of the courtroom for the simplicity, informality, and expedition of arbitration.” 344 Green Tree Fin. Corp. – Alabama v. Randolph, 531 U.S. 79, 90 (2000); Gilmer v. Interstate/Johnson Lane Corp., 500 U.S. 20, 28 (1991); Mitsubishi Motors Corp. v. Soler Chrysler-Plymouth, Inc., 473 U.S. 614, 637 (1985). 345 In re Am. Express Merchants' Litigation, 634 F.3d 187, 199 (2nd Cir. 2011); In re Cotton Yarn Antitrust Litigation, 505 F.3d 274, 282 (4th Cir. 2007); Kristian v. Comcast Corp., 446 F.3d 25, 63 (1st Cir. 2006); Scott v. Cingular Wireless, 161 P.3d 1000, 1008 (Wash. 2007); HARBISON, 7 Appalachian J.L. (2008), 207, 248 ff.; W ARE, 5 J. Am. Arb. (2006), 251, 270. 346 LAMPLEY, 18 Cornell J.L. & Pub. Pol'y (2009), 477, 498. 347 Green Tree Fin. Corp. – Alabama v. Randolph, 531 U.S. 79, 89 f. (2000); Gilmer v. Interstate/Johnson Lane Corp., 500 U.S. 20, 30 (1991); LIPSHUTZ, 57 Stan. L. Rev. (2005), 1677, 1680; MOGILNICKI/J ENSEN, 19 Ga. St. U.L. Rev. (2003), 761, 773; STERNLIGHT, 42 Wm. & Mary L. Rev. (2000), 1, 103 f.; STERNLIGHT/J ENSEN, 67 Law & Contemp. Probs. (2004), 75, 87.
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wirksamkeit der Schiedsvereinbarung berufenden Partei die Beweislast.348 Die bloße Komplexität eines Verfahrens ist dementsprechend nicht geeignet, Zweifel an der Eignung des schiedsrichterlichen Forums zu erwecken.349 Solange die Parteien im schiedsrichterlichen Verfahren in der Lage sind, ihre gesetzlichen Ansprüche effektiv durchzusetzen, bestehen gegen die Verwendung von Schiedsverfahren auch bei komplexen Sachverhalten keinerlei Bedenken.350 Eine Partei begibt sich daher keines materiellen Rechts verlustig, wenn sie die Entscheidung eventuell entstehender Streitigkeiten einem Schiedsgericht anstatt eines gerichtlichen Forums unterwirft.351 Da somit eine pauschale Desavouierung des Schiedsverfahrens wenig erfolgversprechend ist und die Ausgestaltung einer jeden Schiedsklausel Besonderheiten in sich bergen kann, ist tatsächlich besonderes Augenmerk auf die Eigenheiten eines jeden Falles zu legen. An die Darlegung einer solchen Ungleichwertigkeit werden in faktischer Hinsicht hohe Anforderungen gestellt. Die bloße Behauptung, das schiedsrichterliche Forum sei dem gerichtlichen per se unterlegen, vermag daher generell wohl nicht zum Erfolg zu führen.352 Parteien, die sich auf die Ineffektivität des schiedsgerichtlichen Rechtsschutzes berufen, sind daher gut beraten, ihre Argumentation durch eine hinreichende tatsächliche Beweisuntermauerung zu stützen.353 Viele Kläger, die sich der Notwendigkeit der Einklagung ihrer Ansprüche im schiedsrichterlichen Forum entziehen wollten, haben dennoch versucht, die Ineffektivität der schiedsrechtlichen Rechtsdurchsetzung als Unwirksamkeitsgrund anzuführen und so einem gerichtlichen Verfahren den Weg zu bereiten. Dafür haben sich verschiedene Ansatzpunkte herausge348
Green Tree Fin. Corp. – Alabama v. Randolph, 531 U.S. 79, 91 f. (2000); Gilmer v. Interstate/Johnson Lane Corp., 500 U.S. 20, 26 (1991); Shearson/Am. Express, Inc. v. McMahon, 482 U.S. 220, 227 (1987). 349 „Next, potential complexity should not suffice to ward off arbitration.” Mitsubishi Motors Corp. v. Soler Chrysler-Plymouth, Inc., 473 U.S. 614, 633 (1985). 350 Green Tree Fin. Corp. – Alabama v. Randolph, 531 U.S. 79 (2000); Gilmer v. Interstate/Johnson Lane Corp., 500 U.S. 20 (1991); Shearson/Am. Express, Inc. v. McMahon, 482 U.S. 220 (1987); Mitsubishi Motors Corp. v. Soler Chrysler-Plymouth, Inc., 473 U.S. 614 (1985); WARE, 5 J. Am. Arb. (2006), 251, 270; W ESTON, 47 Wm. & Mary L. Rev. (2006), 1711, 1716. 351 Mitsubishi Motors Corp. v. Soler Chrysler-Plymouth, Inc., 473 U.S. 614, 628 (1985). 352 Gilmer v. Interstate/Johnson Lane Corp., 500 U.S. 20 (1991): „Such generalized attacks on arbitration ‘res[t] on suspicion of arbitration as a method of weakening the protections afforded in the substantive law to would-be complainants,’ and as such, they are ‘far out of step with our current strong endorsement of the federal statutes favoring this method of [resolving] disputes.’” Ebenso Rodriguez de Quijas v. Shearson/Am. Express, Inc., 490 U.S. 477, 481 (1989). 353 STERNLIGHT/J ENSEN, 67 Law & Contemp. Probs. (2004), 75, 87.
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bildet. Von größter Bedeutung sind wohl die Höhe der Rechtsverfolgungskosten und deren ungewisse Kompensation im Schiedsprozess. Ein anderer Punkt, der eng mit dem Kostenargument zusammenhängt und nicht immer trennscharf unterschieden werden kann, liegt in der fehlenden Möglichkeit eines Gruppenrechtsbehelfs. 354 Insbesondere im verbraucherrechtlichen Kontext besteht eine enge Verbindung zwischen prohibitiven Kosten und der „Rechtsverkürzung“ 355 aufgrund des Fehlens eines Gruppenrechtsbehelfs. Gerade bei typischen Situationen rationalen Desinteresses, wie sie sich oftmals bei der Involvierung von Verbrauchern ergeben, wurde versucht zu argumentieren, dass das Schiedsverfahren nicht der geeignete Ort für die Behandlung dieser Ansprüche sei. Das Fehlen des Gruppenklagerechtsbehelfs lasse vor allem auch den steuerungspolitischen Aspekt der jeweiligen Verbraucherschutzgesetze in den Hintergrund treten und eröffne insbesondere den Unternehmern die Möglichkeit eines faktischen Haftungsausschlusses. (a) Prohibitive Kosten als Unwirksamkeitsgrund? Die Kosten, die sich im Rahmen des Schiedsverfahrens ergeben können, waren immer wieder Ansatzpunkt für den Versuch, die Möglichkeit der hinreichend effektiven Rechtsdurchsetzung im Schiedsverfahren in Zweifel zu ziehen. Gerade in Verbraucher- und Arbeitnehmerangelegenheiten besteht die Befürchtung, prohibitive Kosten könnten eine geschädigte Partei davon abhalten ihr Recht, sei es vor staatlichen Gerichten oder durch Private, zu suchen. An dieser Stelle soll ein kurzer Überblick über die Eigenheiten des U.S.-amerikanischen Kostenrechts im Vergleich zum deutschen Kostenrecht zur Verdeutlichung der relevanten Problembereiche dienen. 356 Hieraus ergeben sich vor allem auch wertvolle Einsichten in die Notwendigkeit des class action-Rechtsbehelfs. In Deutschland versteht man unter den Prozesskosten diejenigen unmittelbaren Aufwendungen, die den Parteien bei Betreiben des Rechtsstreites entstehen. Die Prozesskosten umfassen sowohl die Gerichts- als auch die außergerichtlichen Kosten, die insbesondere aus den Anwaltskosten beste-
354 Zu der vor der Bazzle-Entscheidung wohl vorherrschenden Meinung, dass mangels ausdrücklicher Autorisierung ein gruppenweises Vorgehen im Schiedsverfahren nicht möglich war, siehe unten Kapitel 2 § 4 B, S. 159 ff. 355 QUINKE, Börsenschiedsvereinbarungen, S. 136. 356 Von einem einheitlichen Kostenrecht kann aber aufgrund der föderalen Struktur in sofern nicht gesprochen werden, da neben dem bundesrechtlichen System auch die Rechtsordnungen der Einzelstaaten verschiedene Bestimmungen zum Kostenrecht vorsehen. Das Augenmerk soll im Folgenden auf der bundesrechtlichen Regelung der FRCP liegen.
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hen. 357 Davon zu unterscheiden ist die Frage, wer diese Kosten tragen muss. Als prozessualer Kostenerstattungsanspruch beruht die Verteilung der Kosten, seien sie gerichtlicher oder außergerichtlicher Natur, alleine auf den Bestimmungen der ZPO. 358 Dreh- und Angelpunkt des Kostenrechts in Deutschland ist § 91 ZPO. Die unterliegende Partei hat die Kosten des Rechtsstreits zu tragen, insbesondere die dem Gegner erwachsenden Kosten zu erstatten, soweit sie zur zweckentsprechenden Rechtsverfolgung oder Rechtsverteidigung notwendig waren. In den Vereinigten Staaten unterscheidet sich die Verteilung von gerichtlichen und außergerichtlichen Kosten. 359 Während Erstere gemäß Rule 54(d)(1) FRCP generell von der unterlegenen Partei zu tragen sind, fallen die Anwaltskosten als außergerichtliche Kosten gerade nicht hierunter. 360 Bis auf wenige Ausnahmen sind die Anwaltskosten von jeder Partei selbst zu tragen. 361 Das ergibt sich weniger aus einer expliziten Bestimmung, als vielmehr aus deren Fehlen und der Regelung gesetzlich vorgesehener Ausnahmefälle. 362 Dementsprechend existiert natürlich auch keine gesetzliche Vorgabe für die Höhe der erstattungsfähigen Anwaltskosten wie sie in Deutschland das RVG vorsieht. 363 In dieser fehlenden Bewertbarkeit der potentiellen Anwaltskosten zu Beginn eines Rechtsstreits liegt auch das Hauptargument gegen eine generelle Kostenerstattungspflicht der unterlegenen Partei. Da nicht bereits bei Beginn des Rechtsstreits klar feststellbar ist wie hoch die Anwaltskosten sein werden, fürchtet die Anwaltschaft, dass sich zahlreiche mittellose Kläger bei einem Unterliegen auch noch mit massiven Honorarforderungen belastet sähen.364 Um diesem Missstand abzuhelfen, sehen bestimmte Gesetze Ausnahmen
357
T HOMAS/P UTZO/Hüßtege, ZPO, Vorbem § 91, Rn. 2 ff. T HOMAS/P UTZO/ders., ZPO, Vorbem § 91, Rn. 19. 359 Umfassend zum Kostenrecht in den Vereinigten Staaten MAXEINER , 58 Am. J. Comp. L. (2010), 195. 360 Hierunter fallen vor allem auch die Auslagen für die Zeugen. Sachverständige fal len zumeist nicht hierunter, soweit sie nicht gerichtlich bestellt sind, was aber de n Regelfall im U.S.-amerikanischen Zivilprozess darstellen dürfte, SCHACK, Einführung US-amerikanisches Zivilprozessrecht, Rn. 19. 361 MAXEINER , 58 Am. J. Comp. L. (2010), 195, 197; SCHACK, Einführung US-amerikanisches Zivilprozessrecht, Rn. 20. 362 Vgl. Rule 54(d)(2) FRCP. M AXEINER will aus diesem Grund von der gebräuchlichen Verwendung der Begrifflichkeit „American rule of costs“ absehen, MAXEINER , 58 Am. J. Comp. L. (2010), 195, 197. Aufgrund der Etablierung dieser Formel soll aber auch im Folgenden hier auf sie rekurriert werden. 363 MAXEINER , a.a.O., 198 f. 364 MAXEINER , a.a.O., 199. 358
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von der Nichterstattbarkeit der Anwaltskosten vor (fee shifting).365 Gerade in Bereichen, in denen sich die Streitgegenstände in verhältnismäßig moderaten Bereichen bewegen – also insbesondere auch im Verbraucher- und Arbeitnehmerbereich – soll durch die Kompensationsmöglichkeit von Anwaltshonoraren ein Anreiz für die Rechtsverfolgung geschaffen werden.366 Auf diese Art und Weise können die gesetzgeberischen Intentionen einer verstärkten Durchsetzung zugeführt werden. Dem fee shifting liegt der gleiche Hauptzweck wie der class action zugrunde. Beide Institute versuchen, die Rechtsverfolgung bei relativ geringen Streitwerten zu fördern und betreffen daher maßgeblich die Frage nach effektivem Rechtsschutz.367 Die Wirksamkeit der gesetzlich vorgesehenen Kompensationsmöglichkeit von Anwaltshonoraren als Katalysator für die Motivation zur individuellen Rechtsverfolgung ist aber durchaus umstritten. Die Aussicht, in einem nachgeschalteten Verfahren über die Anwaltskosten zu prozessieren, diene nicht gerade als Motivationsschub für die individuelle Rechtsverfolgung. Zumal gerade bei relativ geringen Schadensersatzsummen die Befürchtung bestehe, dass die im Vergleich hierzu exorbitant höheren Anwaltskosten die Gerichte von einer vollen Gewährung der Anwaltskosten abhalten könnten.368 Einzig zureichende Möglichkeit die Rechtsverfolgung bei geringen Streitgegenständen zu gewährleisten, bleibe daher der Rechtsbehelf der class action. 369
Auch im Schiedsverfahren spielt die Kostenfrage eine wesentliche Rolle. Während die Initiierung eines bundesgerichtlichen Verfahrens unabhängig von der Höhe des Streitgegenstandes $ 350 an Gerichtsgebühren kostet und damit sicherlich zu den kostspieligeren staatlichen Gerichtsverfahren gehört,370 kann die Gebühr für die administrierende Schiedsinstitution diesen Betrag leicht übersteigen.371 Daneben fallen im Schiedsverfahren eine Rei365
In der Regel liegt aber nur ein sog. one-way fee shifting vor, also bleibt es zumeist bei Unterliegen des Klägers bei der ursprünglichen American rule of costs, MAXEINER, a.a.O., 200 f. 366 MAXEINER , a.a.O., 201. 367 Amchem Prods. Inc. v. Windsor, 521 U.S. 591, 617 (1997). 368 Kristian v. Comcast Corp., 446 F.3d 25, 59, Fn. 21 (1st Cir. 2006); B LAND/P RESTEL, 10 Cardozo J. Confl. Resol. (2009), 369, 391 f. 369 Scott v. Cingular Wireless, 161 P.3d 1000, 1007 (Wash. 2007). 370 28 U.S.C. § 1914. 371 Die Gebühren der AAA sind streitwertabhängig. Unter dem „Standard Fee Schedule“ der AAA für Streitigkeiten zwischen Kaufleuten hingegen werden für Ansprüche bis $ 10.000 eine Initialzahlung von $ 775 und bei Abhaltung einer mündlicher Verhandlung eine zusätzliche Gebühr von $ 200 fällig. Die Gebühren steigen proportional zum Streitwert bis auf $ 65.000 an. Handelt es sich um ein Verbraucherschiedsverfahren sind die Gebühren durch den Unternehmer zu tragen, vgl. (zuletzt besucht am 11.12.2012). Für die Einreichung einer class arbitration wird hingegen eine Gebühr von § 3.350 fällig. Mit Erlass des clause construction award wird eine weitere streitwertabhängige Verwaltungsgebühr fällig, vgl. Rule 11 AAA Supplementary Rules for Class Arbitrations, siehe dazu auch unten Kapitel 3 § 3 B I 2, S. 290.
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he zusätzlicher Kosten an, die dem staatlichen Gerichtsverfahren fremd sind. So müssen insbesondere die Honorare für die Schiedsrichter bezahlt werden und auch die Auslagen für Tagungsräume etc. Aufgrund dieser zusätzlichen Kosten war der Ansatzpunkt diverser Kläger daher immer wieder auf die Infragestellung der effektiven Rechtsdurchsetzungsmöglichkeit im Schiedsverfahren gerichtet. 372 So verweigerte der United States Court of Appeals for the Eleventh Circuit in Randolph v. Green Tree Fin. Corp.373 einer Schiedsvereinbarung die Durchsetzung, die überhaupt keine Regelungen darüber traf, wer die Kosten des Schiedsverfahrens zu tragen hatte. Das Gericht sah es als Gefahr für die effektive Durchsetzung der Ansprüche des streitgegenständlichen T RUTH IN LENDING ACT (TILA) an, dass die Klausel keinerlei Aussagen darüber mache, nach welchen Regeln das Schiedsverfahren durchzuführen sei, wer die Kosten für die Einleitung des Schiedsverfahrens, die Honoraransprüche der Schiedsrichter sowie die sonstigen Kosten für die Rechtsverfolgung zu tragen habe. Für den Verbraucher ließe eine solche Klausel keine zuverlässige Bewertung der drohenden Kosten bei Geltendmachung seiner Ansprüche zu. Diese Unge wissheit sei einerseits geeignet, abschreckend bei der Rechtsverfolgung zu wirken, und daher ebenfalls geeignet, Zweifel an der effektiven Durchsetzung der gesetzgeberischen Ziele des TILA hervorzurufen. Obwohl die Entscheidung durch den Supreme Court wieder aufgehoben wurde, hielt dieser an den grundsätzlichen Bedenken des Bundesberufungsgerichts in Bezug auf die prohibitiven Kosten fest: „It may well be that the existence of large arbitration costs could preclude a litigant such as Randolph from effectively vindicating her federal statutory rights in the arbitral forum.”374
Allerdings obliegt der sich auf die Unwirksamkeit der Schiedsklausel berufenden Partei die Beweislast, dass sie tatsächlich aufgrund prohibitiver Kosten an der Rechtsverfolgung durch die Schiedsklausel gehindert wird.
372 An dieser Stelle sei allerdings angemerkt, dass die führenden Schiedsinstitutionen in den Vereinigten Staaten spezielle Schiedsregeln bei Verbraucherbeteiligung erarbeitet haben. Die AAA Consumer Rules sehen vor, dass bei Klagen von Verbrauchern, bei denen der Streitwert unter $ 10.000 liegt, die Verbraucher die Hälfte des Schiedsrichterhonorars bis zu einer Obergrenze von $ 125 zahlen müssen. Liegt der Streitwert zwischen $ 10.000 und $ 75.000 so beträgt die Obergrenze $ 375. Übersteigt der Streitwert die $ 75.000-Grenze richtet sich die Kostenverteilung nach dem Commercial Rules, vgl. (zuletzt besucht am 11.12.2012). 373 Randolph v. Green Tree Financial Corp., 178 F.3d 1149 (11th Cir. 1999). 374 Green Tree Fin. Corp. – Alabama v. Randolph, 531 U.S. 79, 90 (2000). Vgl. hierzu auch LEVINE, 65-JAN D.R.J 2011, 24, 26.
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Bedauerlicherweise hat das Gericht auf eine nähere Konkretisierung im Hinblick darauf, wann Kosten prohibitiv sein können, verzichtet.375 Bloße Behauptungen, wie sie die Klägerin im vorliegenden Fall gemacht hatte, sind dafür keinesfalls ausreichend. 376 Die pauschale Behauptung, die Kosten des Schiedsverfahrens verhinderten die effektive Durchsetzung der gesetzlichen Ziele, wird in der Regel also nicht zur Unwirksamkeit der Schiedsvereinbarung führen. Vielmehr ist eine einzelfallabhängige Analyse der Prohibitivität angezeigt. 377 Schiedsvereinbarungen, die entgegen den gesetzlichen Bestimmungen, eine Kompensation von Anwaltskosten auszuschließen versuchen, laufen allerdings große Gefahr, durch die Gerichte für unwirksam erklärt zu werden. 378
Aufgrund des offenen Ergebnisses des Supreme Court in Green Tree Fin. Corp. – Alabama v. Randolph war das Kostenargument immer wieder Gegenstand gerichtlicher Entscheidungen 379 und die Beurteilung der Prohibitivität der Kosten wurde in den folgenden Jahren verfeinert. Neben der finanziellen Leistungsfähigkeit der Parteien soll insbesondere auch die konkrete Kostendifferenz zwischen staatlichen Gerichts- und Schiedsverfahren Berücksichtigung finden. 380 Ein pauschalierender Vergleich der Kosten des Schiedsverfahrens und der gerichtlichen Rechtsverfolgung als Argument für das Vorliegen einer ineffektiven Rechtsdurchsetzungsmöglichkeit kann aber aufgrund der hierbei stets bestehenden Unterschiede nicht herangezogen werden. Dieses Ergebnis beansprucht umso mehr Geltung für den Fall, dass die Schiedsvereinbarung die Kostenübernahme durch den Unternehmer vorsieht, der Verbraucher hiervon aber keinen Gebrauch macht.381 375
HARBISON, 7 Appalachian J.L. (2008), 207, 250. Vgl. hierzu auch aus jüngerer Vergangenheit Bradford v. Rockwell Semiconductor Systems, Inc., 238 F.3d 549 (4th Cir. 2001); In the Matter of Brady v. Williams Capital Group, 928 N.E.2d 383 (2010); Tsadilas v. Providian Nat'l Bank, 13 A.D.3d 190, 191 (N.Y. App. Div. 2004). 377 Green Tree Fin. Corp. – Alabama v. Randolph, 531 U.S. 79, 91 (2000). 378 Kristian v. Comcast Corp., 446 F.3d 25, 50 (1st Cir. 2006). Ebenso Kaneff v. Delaware Title Loans, Inc, 587 F.3d 616, 624 f. (3rd Cir 2009), allerdings erging die Entscheidung zur unconscionability. 379 In re Am. Express Merchants' Litigation, 634 F.3d 187, 196 (2nd Cir. 2011); In re Cotton Yarn Antitrust Litigation, 505 F.3d 274, 285 (4th Cir. 2007); Livingston v. Assocs. Fin., Inc., 339 F.3d 553 (7th Cir. 2003). 380 Bradford v. Rockwell Semiconductor Systems, Inc., 238 F.3d 549, 556 (4th Cir. 2001): „We agree […] that the crucial inquiry […] is whether the particular claimant has an adequate and accessible substitute forum in which to resolve his statutory rights and that Gilmer does not call for the conclusion that fee splitting, in all cases, deprives the claimant of such a forum. We believe that the appropriate inquiry is one that evaluates whether the arbitral forum in a particular case is an adequate and accessible substitute to litigation, i.e., a case-by-case analysis that focuses, among other things, upon the claimant's ability to pay the arbitration fees and costs, the expected cost differential between arbitration and litigation in court, and whether that cost differential is so substantial as to deter the bringing of claims.” 381 Livingston v. Assocs. Fin., Inc., 339 F.3d 553, 557 (7th Cir. 2003); Tsadilas v. Providian Nat'l Bank, 13 A.D.3d 190 (N.Y. App. Div. 2004). 376
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Besonderheiten im Zusammenhang mit der Kostenfrage können sich vor allem bei Strei tigkeiten ergeben, bei denen Arbeitnehmer involviert sind. Im Speziellen in Kalifornien obliegt es dem Arbeitgeber, sämtliche Kosten zu übernehmen, die nicht auch im gerichtlichen Verfahren anfielen. 382 Aber auch in anderen Bundesstaaten werden im arbeitsrechtlichen Kontext erhöhte Anforderungen an die Kostenverteilung gestellt. 383 Für eine wirksame Kostenübernahme ist es hier generell notwendig, dass die Übernahme durch den Arbeitgeber bereits in der Schiedsklausel geregelt ist. Versuche der Schieds klausel, durch eine während des gerichtlichen Verfahrens gemachte Offerte zur Übernahme der Kosten zur Wirksamkeit zu verhelfen, haben sich als nicht erfolgreich erwiesen. 384
(b) Das Fehlen kollektiven Rechtsschutzes Hinsichtlich der Frage, ob das Fehlen kollektiven Rechtsschutzes als Unwirksamkeitsgrund für Schiedsvereinbarungen herangezogen werden kann, soll an dieser Stelle nur insofern eine Antwort erfolgen, als dies zum weiteren Verständnis notwendig ist. Denn obgleich die Frage für die vorliegende Arbeit von elementarer Bedeutung ist, gebieten systematische Erwägungen eine detaillierte Behandlung erst im Zusammenhang mit der Wirksamkeit ausdrücklicher Ausschlussklauseln. Das hat seinen Grund darin, dass gemäß der vor der Bazzle-Entscheidung wohl herrschenden Meinung bei Schiedsklauseln, denen keine ausdrückliche Autorisierung des Gruppenverfahrens durch die Parteien zu entnehmen war, ein Gruppenverfahren unzulässig sei.385 Die Richter des Obersten Gerichtshofes der Vereinigten Staaten – so viel sei an dieser Stelle schon vorweggenommen – sahen hierin aber generell keinen Grund, der Schiedsvereinbarung die Wirksamkeit zu versagen. 386
382
Armendariz v. Foundation Health Psychare Servs., Inc., 24 Cal.4th 83 (2000). Lelouis v. Western Directory Co., 230 F.Supp.2d 1214, 1224 (Or. 2001). Sich darauf stützend Vasquez-Lopez v. Beneficial Oregon, Inc., 152 P.3d 940 (Or. Ct. App. 2007). 384 Lelouis v. Western Directory Co., 230 F.Supp.2d 1214, 1224 (Or. 2001). 385 Dazu sogleich Kapitel 2 § 4, S. 152 ff. 386 Gilmer v. Interstate/Johnson Lane Corp., 500 U.S. 20, 32 (1991): „It is also argued that arbitration procedures cannot adequately further the purposes of the ADEA because they do not provide for broad equitable relief and class actions […] ‘even if the arbi tration could not go forward as a class action or class relief could not be granted by the arbitrator, the fact that the [ADEA] provides for the possibility of bringing a collective action does not mean that individual attempts at conciliation were intended to be barred.’ […] Finally, it should be remembered that arbitration agreements will not preclude the EEOC from bringing actions seeking class-wide and equitable relief.” Die Aussagen des Gerichts in Bezug auf die Abwesenheit des kollektiven Rechtsschutzes erfolgten allerdings nur obiter dictum und müssen zudem in Relation zu den Besonderheiten des vorliegenden Falles gesetzt werden. 383
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Mit dem Urteil des Supreme Court in Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle387 wurde die Möglichkeit einer class arbitration in das kollektive Bewusstsein der U.S.-amerikanischen Judikative bzw. Anwaltschaft gerufen. Damit minimierte sich zunächst die Bedeutung des Fehlens eines Gruppenrechtsbehelfs als Aspekt bei der Beurteilung der Schiedsfähigkeit, da class arbitration-Verfahren vor allem bei „schweigenden Schiedsvereinbarungen“ immer häufiger durchgeführt wurden.388 Im Anschluss an die BazzleEntscheidung erlangte allerdings die Verwendung ausdrücklicher Ausschlussklauseln und die Frage nach deren Wirksamkeit enorme Bedeutung. In Zusammenhang mit der Wirksamkeit ausdrücklicher Ausschlussklauseln stellt sich aber erneut die Frage nach der Notwendigkeit kollektiven Rechtsschutzes als Wirksamkeitsvoraussetzung für die Schiedsvereinbarung. Aus diesem Grund soll eine nähere Betrachtung im Zusammenhang mit der Wirksamkeit ausdrücklicher Ausschlussklauseln erfolgen. 389 (c) Einschränkung durch einzelstaatliche Gesetze? Die obergerichtliche Rechtsprechung zur Einschränkung der Schiedsfähigkeit im Hinblick auf die effektive Rechtsdurchsetzung erging ausschließlich zu Fällen, die zwingende bundesgesetzliche Ansprüche zum Gegenstand hatten. Ob auch einzelstaatliche gesetzliche Erwägungen im Rahmen dieser Analyse eine Rolle spielen können, ist daher nicht abschließend geklärt. Obwohl eine Invalidierung von Schiedsklauseln aufgrund einzelstaatlicher Gesetze eine Reihe von preemption-Fragen im Zusammenhang mit dem FAA mit sich bringt, wird teilweise die Ansicht vertreten, dass dies möglich sei.390 Wie auch zuvor bei der Frage nach der Bedeutung des Fehlens eines Gruppenrechtsbehelfs für die Wirksamkeit der Schiedsvereinbarung soll aus systematischen Gründen – der Großteil der ergangenen Rechtsprechung erörtert die Problematik bei der Frage nach der Wirksamkeit von ausdrücklichen Ausschlussklauseln – an dieser Stelle ein kurzer Hinweis auf die Problematik genügen und zwecks einer zusammenhängenden Darstellung nach unten auf die Behandlung der Frage im Zusammenhang mit ausdrücklichen Ausschlussklauseln verwiesen werden.391
387
Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444 (2003). Hinsichtlich der Grundlage dieser Gruppenschiedsverfahren siehe unten Kapitel 3 § 1, S. 165 ff. 389 Unten Kapitel 3 § 2, S. 241 ff. 390 HARBISON, 7 Appalachian J.L. (2008), 207, 271 ff. 391 Kapitel 3 § 2 B II 2, S. 257. 388
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b. Unconscionability Neben der Frage nach der Möglichkeit effektiver Rechtsdurchsetzung ist im Zusammenhang mit der Invalidierung von Schiedsklauseln das Institut der unconscionability von großer Bedeutung.392 Im deutschen Recht findet es sein grobes Spiegelbild in der Sittenwidrigkeit von Rechtsgeschäften. 393 Die unconscionability ist zwar genuin einzelstaatlicher Natur, wird aber aufgrund § 2 FAA a.E. als allgemeiner Vertragsgrundsatz dennoch nicht absolut durch das Bundesschiedsrecht ausgeschlossen.394 Die unconscionability ist elementarer Ausdruck vertraglicher Fairness. Ebenso wie ihr deutsches Pendant gilt ihr Zweck der Verhinderung solcher Rechtsgeschäfte, die für eine Rechtsordnung untragbar sind. 395 (1) Begriff Inhaltliche Umschreibungen existieren in zahlreichen Abwandlungen. Eine exakte Definition wäre aufgrund des generalklauselartigen Charakters weder zielführend, noch ließe sie sich aufgrund der Mannigfaltigkeit der in Frage kommenden Gestaltungen hinreichend präzise konturieren. 396 Einvernehmen scheint wohl insofern zu bestehen, als dass der Begriff der unconscionability solche vertragliche Bedingungen erfasst, die eine Vertragspartei derartig stark benachteiligen, dass keine vernünftige Person sich auf eine solche Vereinbarung einließe, der betreffenden Person aber keine andere Wahl als die Annahme der Bedingung verbleibt. 397 Eine andere Umschreibung betont, dass sich das Ungleichgewicht bei der Vertragsverhandlung so aufdrängen müsse, dass es das Gewissen einer vernünftigen Person erschüttere.398 Eine der dauerhaftesten Umschreibungen betont sowohl die äußeren Umstände des Abschluss als auch die inhaltliche Fairness der vertraglichen Bestimmungen:399 392 Allerdings dürfte es auch das umstrittenste sein, BOWMAN RUTLEDGE/KENT/HENEL, in: Weigand, Handbook on Int. Com. Arb., Rn. 13.22. 393 LORENZ, FS Canaris 2007, S. 779. 394 „Because unconscionability is a defense to contracts generally and does not s ingle out arbitration agreements for special scrutiny, it is also a valid reason not to enforce an arbitration agreement under the FAA. Indeed, the Supreme Court has specifically men tioned unconscionability as a ‘generally applicable contract defense […]’ that may be raised consistent with § 2 of the FAA.” Circuit City Stores, Inc. v. Adams, 279 F.3d 889, 895 (9th Cir. 2002). 395 MüKo/Armbrüster, BGB, § 138, Rn. 1. 396 FARNSWORTH, Contracts, § 4.28, S. 299; HARBISON, 7 Appalachian J.L. (2008), 207, 236 m.w.N. 397 GARNER/B LACK, Black's Law Dictionary, Unconscionability; DOMKE/EDMONSON/ W ILNER , On Com. Arb. 3rd, § 8:10.10. 398 Taylor v. Butler, 142 S.W.3d 277, 285 (Tenn. 2004). 399 FARNSWORTH, Contracts, § 4.28, S. 301.
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„Unconscionability has generally been recognized to include an absence of meaningful choice on the part of one of the parties together with contract terms which are unreasonably favorable to the other party.“400
Das Institut der unconscionability, das als allgemeiner Vertragsgrundsatz in allen Bundesstaaten bekannt ist, 401 richtet sich gegen die Auswüchse einer weitgehend unbeschränkten Privatautonomie, da sie solchen Verträgen die Durchsetzung verweigert, die eine Partei unangemessen benachteiligen oder durch unvorhersehbare, überraschende Klauseln zu überrumpeln drohen. Sie ist hingegen nicht per se gegen jegliches strukturelles Ungleichgewicht der Vertragsparteien gerichtet. 402 Die unconscionability entspricht im Groben der Sittenwidrigkeit des deutschen Rechts. 403 Sie kombiniert aber auch Elemente der AGB-Kontrolle, wie z.B. das Verbot überraschender Klauseln und umfasst daher sowohl Abschluss- (procedural unconscionability) als auch Inhaltskontrolle (substantive unconscionability). 404 Das Verhältnis beider Elemente zueinander ist nicht abschließend geklärt. So herrscht insbesondere keine Einigkeit darüber, ob das Rechtsinstitut der unconscionability das gleichzeitige Vorliegen seiner Voraussetzungen erfordert oder aber Alternativität genügen lässt. Während wohl der Großteil der Gerichte für die Nichtigkeit einer vertraglichen Vereinbarung sowohl das Vorliegen von procedural als auch substantive unconscionability voraussetzt, ist es zumindest in Washington und Oregon ausreichend, wenn die vertragliche Bestimmung den Vertragspartner unangemessen benachteiligt.405 Einigkeit besteht aber darüber, dass keinesfalls beide Elemente im selben Grad vorliegen müssen.406 So kann das Zurückbleiben einer vertraglichen Vereinbarung im Hinblick auf die Anforderungen der procedural unconscionability aufgrund massiver einseitiger inhaltlicher Benachteiligung aufgewogen werden. Damit kann
400
Williams v. Walker-Thomas Furniture Co., 350 F.2d 445, 449 (D.C. Cir. 1965). GLOVER, 59 Vand. L. Rev (2006), 1735, 1749. 402 DOMKE/EDMONSON/W ILNER, On Com. Arb. 3rd, § 8:10.10. 403 LORENZ, FS Canaris 2007, S. 779. Für das insofern ähnlichere englische Recht vgl. STÜRNER, Verhältnismäßigkeit im Schuldvertragsrecht, S. 84 f. 404 Strand v. U.S. Bank Nat. Ass'n ND, 693 N.W.2d 918 (N.D. 2005); Armendariz v. Foundation Health Psychare Servs., Inc., 24 Cal.4th 83, 690 (2000); FARNSWORTH, Contracts, § 4.28, S. 301; HARRINGTON, 2001 J. Disp. Resol. (2001), 101, 109; Q UINKE, Börsenschiedsvereinbarungen, S. 85 f. 405 Chalk v. T-Mobile USA, Inc., 560 F.3d 1087 (9th Cir. 2009); DOMKE/EDMONSON/ W ILNER , On Com. Arb. 3rd, § 8:10.70; KAPLINSKY, P.L.I. 2007, 427, 533; ROTHE/ W ULFF/COOPER , ADR Prac. Guide, § 6:15. 406 Armendariz v. Foundation Health Psychare Servs., Inc., 24 Cal.4th 83, 690 (2000); Ting v. AT&T Co., 319 F.3d 1126, 1148 (9th Cir. 2003); D OMKE/EDMONSON/W ILNER , On Com. Arb. 3rd, § 8:10.70. 401
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das Wechselspiel zwischen procedural und substantive unconscionability wohl am besten als fließend beschrieben werden. 407 Die unconscionability ist eine Erscheinung des einzelstaatlichen Vertragsrechts, die sich an den Fakten des Einzelfalls orientiert. 408 Obwohl unklar formulierte Gerichtsentscheidungen immer wieder die Frage nach der Existenz eines bundeseinheitlichen Rechts der unconscionability aufwarfen – wofür Teile des Schrifttums Applaus spenden 409 – existieren im Gegensatz zur Frage der arbitrability de lege lata keine vereinheitlichten allgemeinen Regelungen zur Sittenwidrigkeit auf bundesrechtlicher Ebene.410 De lege ferenda gäbe es hinreichende Gründe, dem amorphen Institut auf bundesrechtlicher Ebene in Bezug auf das Schiedsrecht eine schärfere Konturierung zu verleihen. A priori spräche hierfür die stärkere Uniformität bei der Beurteilung der Wirksamkeit von Schiedsvereinbarungen. Zudem ließe sich hierdurch ein paradigmatischer Gleichlauf mit den übrigen schiedsvertraglichen Bestimmungen des FAA herstellen. 411 Aufgrund der inhärenten Unbestimmtheit des Begriffes der unconscionability, die sowohl als Schwäche als auch als Stärke begriffen wird, 412 kann man aber bereits durchaus kritisch hinsichtlich der Erreichbarkeit dieses Ziels sein. Andererseits ist eine solche Inkonsistenz auch gerade im FAA selbst angelegt. Dieser eröffnet durch § 2 FAA a.E. explizit die Möglichkeit eines Rückgriffs auf allgemeine, einzelstaatliche Vertragsprinzipien. Zudem be407
Ting v. AT&T Co., 319 F.3d 1126, 1148 (9th Cir. 2003). Strand v. U.S. Bank Nat. Ass'n ND, 693 N.W.2d 918, 922 (N.D. 2005); KREHER /ROBERTSON, 9 Harv. Negot. L. Rev. (2004), 409, 428. Eingang hat die unconscionability auch in die Regelungen des U NIFORM COMMERCIAL CODE gefunden und kann daher als ein den meisten Rechtsordnungen bekanntes Institut angesehen werden. Seiner Tragweite wird Respekt gezollt, FARNSWORTH, Contracts, § 4.27, S. 298. „§ 2-302 UNCONSCIONABLE CONTRACT OR TERM (1) If the court as a matter of law finds the contract or any term of the contract to have been unconscionable at the time it was made the court may refuse to enforce the contract, or it may enforce the remainder of the contract without the unconscionable term, or it may so limit the application of any unconscionable term as to avoid any unconscionable result. (2) If it is claimed or appears to the court that the contract or any term thereof may be unconscionable the parties shall be afforded a reasonable opportunity to present evidence as to its commercial setting, purpose, and effect to aid the court in ma king the determination.” 409 KAPLINSKY/LEVIN, 58 Bus. Law. (2003), 1289, 1291; STEMPEL, 65 Tul. L. Rev. (1991), 1377, 1453; DERS., 19 Ohio St. J. Disp. Res. (2004) 757, 786. 410 McCarrthy v. Providential Corp., 1994 WL 387852, 4 (N.D. Cal. 1994): „Under Ninth Circuit law, however, the validity of a defense to the enforcement of an arbitration agreement is to be governed exclusively by application of federal standards.” W ILSON, 23 Q.L.R. (2004), 737, 809. 411 STEMPEL, 65 Tul. L. Rev. (1991), 1377, 1452. 412 FARNSWORTH, Contracts, § 4.28, S. 299 f. 408
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steht die ratio legis des FAA – die Gleichstellung von Schiedsvereinbarungen mit anderen Arten von Verträgen – nur innerhalb einer einzigen Rechtsordnung. Dass zwischen den Rechtsordnungen der einzelnen Bundesstaaten Unterschiede bestehen, ist nur logische Emanation des Föderalismus und gilt i.Ü. ebenso für alle anderen Arten von Verträgen. 413 Auch der Supreme Court hat stets die Anwendbarkeit einzelstaatlichen Vertragsrechts betont.414 (2) Procedural Unconscionability Procedural unconscionability bedeutet Abschlusskontrolle der vertraglichen Bestimmung. Die Vertragsparteien sollen vor Überraschung bzw. Zwang bei der Eingehung der vertraglichen Verpflichtung geschützt werden.415 Im schiedsrechtlichen Kontext können insbesondere Schiedsvereinbarungen in den Verdacht der procedural unconscionability geraten, die durch allgemeine Geschäftsbedingungen, Formularverträge oder an versteckter Stelle einbezogen werden. 416 Die Abfassung in einer für juristische Laien nur sehr schwer verständlichen Sprache kann ebenfalls geeignet sein, 413
W ILSON, 23 Q.L.R. (2004), 737, 819. Allied-Bruce Terminix Co., Inc. v. Dobson, 513 U.S. 265, 281 (1995): „In any event, § 2 gives States a method for protecting consumers against unfair pressure to agree to a contract with an unwanted arbitration provision. States may regulate contracts, including arbitration clauses, under general contract law principles and they may invalidate an arbitration clause ‘upon such grounds as exist at law or in equity for the revocation of any contract.’ […] What States may not do is decide that a contract is fair enough to enforce all its basic terms (price, service, credit), but not fair enough to enforce its arbitration clause. The Act makes any such state policy unlawful, for that kind of policy would place arbitration clauses on an unequal ‘footing,’ directly contrary to the Act's language and Congress' intent.”; Perry v. Thomas, 482 U.S. 483, 492, Fn. 9 (1987): „In instances such as these, the text of § 2 provides the touchstone for choosing between state-law principles and the principles of federal common law envisioned by the passage of that statute: An agreement to arbitrate is valid, irrevocable, and enforceable, as a matter of federal law […] ‘save upon such grounds as exist at law or in equity for the revocation of any contract.’ […] Thus state law, whether of legislative or judicial origin, is applicable if that law arose to govern issues concerning the validity, revocability, and enforceability of contracts generally.” Vgl. auch STERNLIGHT/J ENSEN, 67 Law & Contemp. Probs. (2004), 75, 77. 415 BROOME, 3 Hastings Bus. L.J. (2006), 39, 59 f. 416 Bridge Fund Capital Corp. v. Fastbucks Franchise Corp., 622 F.3d 996 (9th Cir. 2010); Ingle v. Circuit City Stores, Inc., 328 F.3d 1165 (9th Cir. 2003); Cardenas v. AmeriCredit Fin. Servs. Inc., 2010 WL 3719851 (N.D. Cal. 2010); Kinkel v. Cingular Wireless L.L.C., 857 N.E.2d 250 (Ill. 2006); Rudbart v. North Jersey District Water Supply Comm'n, 605 A.2d 681 (N.J. 1992); Sanchez v. Western Pizza Enters., Inc., 90 Cal. Rptr.3d 818 (Ct. App. 2009); Bruni v. Didion, 160 Cal. App.4th 1272, 409 (2008); Klussman v. Cross Country Bank, 134 Cal. App.4th 1283 (2005); Whitney v. Alltel Communications, Inc., 173 S.W.3d 300 (Mo. Ct. App. 2005). 414
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Bedenken hinsichtlich der prozessualen Fairness hervorzurufen. 417 Aber auch personenbezogene Indizien, wie die Verhandlungsstärke der Parteien, deren geschäftliche Erfahrung oder die Möglichkeit, eine Leistung anderweitig zu erhalten, können für die Beurteilung der Sittenwidrigkeit eine Rolle spielen.418 Die Verwendung von Schiedsvereinbarungen in allgemeinen Geschäftsbedingungen und Formularverträgen (adhesion contracts) ist sicherlich die häufigste Fallgestaltung, in der die Frage nach dem Vorliegen von procedural unconscionability diskutiert wird. Unter einem adhesion contract werden Verträge bzw. Vertragsbestandteile verstanden, die von der stärkeren Partei dem Vertragspartner ohne hinreichende Verhandlungsmöglichkeit diktiert werden (take it or leave it) und zumeist für eine Vielzahl von Verwendungen vorgesehen sind. 419 Höchste Relevanz haben daher vor allem Verträge mit Verbrauchern bzw. Arbeitnehmern, die deswegen auch einer verstärkten Kontrolle durch die Gerichte ausgesetzt sind. 420 In Kalifornien ist bereits die bloße Verwendung von adhesion contracts ausreichend, um für die Abschlusskontrolle relevante Bedenken hervorzurufen.421 Ein weiteres vorwerfbares Verhalten, wie eine besonders unübersichtliche Gestaltung der Schiedsklausel oder die Verwendung irreführender Sprache, ist demgegenüber nicht mehr von Nöten. Auch die unterschiedliche Stärke der Parteien bei den Vertragsverhandlungen im Rahmen eines Arbeitsverhältnisses gilt als Indiz für das Vorliegen von procedural 417
DOMKE/EDMONSON/W ILNER, On Com. Arb. 3rd, § 8:10.40. DOMKE/EDMONSON/W ILNER, a.a.O., § 8:10.40. 419 GARNER/B LACK, Black's Law Dictionary, adhesion contract: „A standard-form contract prepared by one party, to be signed by another party in a weaker position, usu. a consumer, who adheres to the contract with little choice about the terms.” Vgl. hierfür ebenfalls Strand v. U.S. Bank Nat. Ass'n ND, 693 N.W.2d 918, 924 (N.D. 2005); STERNLIGHT, 42 Wm. & Mary L. Rev. (2000), 1, Fn. 3. 420 Strand v. U.S. Bank Nat. Ass'n ND, 693 N.W.2d 918, 924 (N.D. 2005). 421 Armendariz v. Foundation Health Psychare Servs., Inc., 24 Cal.4th 83, 113 (2000): „We explained the judicially created doctrine of unconscionability in Scissor-Tail […] Unconscionability analysis begins with an inquiry into whether the contract is one of adhesion […] ‘The term [contract of adhesion] signifies a standardized contract, which, imposed and drafted by the party of superior bargaining strength, relegates to the subscribing party only the opportunity to adhere to the contract or reject it.’ […] If the contract is adhesive, the court must then determine whether ‘other factors are present which, under established legal rules-legislative or judicial-operate to render it [unenforceable].’” Die Analyse der anderen Faktoren beschränkt sich aber auf Erwägungen, die der substantive unconscionability zuzuordnen sind. Ebenso Ting v. AT&T Co., 319 F.3d 1126, 1148 (9th Cir. 2003); Circuit City Stores, Inc. v. Adams, 279 F.3d 889, 893 (9th Cir. 2002); Acorn v. Household Int'l, Inc., 211 F.Supp.2d 1160, 1168 (N.D. Cal. 2002); BROOME, 3 Hastings Bus. L.J. (2006), 39, 60. Hingegen entbindet dies nicht von der Notwendigkeit, auch das Vorliegen von substantive unconscionability nachzuweisen Keating v. Superior Court of Alameda County, 31 Cal.3d 584, 591 (1982). 418
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unconscionability. 422 Im Verhältnis zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber ist die Verhandlungsstärke aber naturgemäß ungleich verteilt, 423 weswegen sich eine zu stark pauschalisierende Betrachtung wohl generell verbietet. Dieser Bezug ergibt sich primär aus der strikten Einzelfallbezogenheit der unconscionability. 424 Im Gegensatz zur extremen Ausprägung in Kalifornien sehen die meisten Gerichte in der Verwendung von Schiedsvereinbarungen in allgemeinen Geschäftsbedingungen oder Formularverträgen folglich auch noch kein per se prozessual anstößiges Verhalten.425 Allerdings erwächst hieraus für die Gerichte ein erster Anhaltspunkt für die weitere Untersuchung, insbesondere, ob eine weitere Überprüfung auf das Vorliegen von substantive unconscionability überhaupt notwendig ist.426 Einen Auslegungshinweis für die generelle Behandlung allgemeiner Geschäftsbedingungen bei Verbraucherbeteiligung lieferte der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten in einem Fall, der zu Gerichtsstandsvereinbarungen erging. Der Supreme Court hatte sich in Carnival Cruise Lines, Inc. v. Shute427 mit der Gültigkeit einer Gerichtsstandsvereinbarung in allgemeinen Geschäftsbedingungen zu beschäftigen. Das oberste Gericht kam zu dem Schluss, dass eine solche Klausel trotz der Verwendung allgemeiner Geschäftsbedingungen wirksam sei. 428 Die Vorstellung, eine
422
Gentry v. Superior Court of Los Angeles, 42 Cal.4th 443, 470 ff. (2007); Sanchez v. Western Pizza Enters., Inc., 90 Cal. Rptr.3d 818, 835 (Ct. App. 2009). 423 „Few employees are in a position to refuse a job because of an arbitration require ment, and courts must be attuned to claims that employers with superior bargaining power have imposed one-sided, substantively unconscionable terms in arbitration agreements.” Armendariz v. Foundation Health Psychare Servs., Inc., 24 Cal.4th 83, 115 (2000). 424 KREHER /ROBERTSON, 9 Harv. Negot. L. Rev. (2004), 409, 428. 425 Gay v. CreditInform, Inc., 511 F.3d 369, 390 ff. (3rd Cir. 2007); Int'l Paper Co. v. Schwabedissen Maschinen & Anlagen GmbH, 206 F.3d 411, 419 (4th Cir. 2000); Zuver v. Airtouch Communications, Inc., 103 P.3d 753, 361 (Wash. 2004); Walters v. A.A.A. Waterproofing, Inc., 85 P.3d 389, 393 (Wash. Ct. App. 2004); Sanford v. Castleton Health Care Center, L.L.C., 813 N.E.2d 411, 417 (Ind. Ct. App. 2004); ROTHE/W ULFF/COOPER , ADR Prac. Guide, § 6:15; STERNLIGHT, 42 Wm. & Mary L. Rev. (2000), 1, 55. 426 DOMKE/EDMONSON/W ILNER, On Com. Arb. 3rd, § 8:10.40. 427 Carnival Cruise Lines, Inc. v. Shute, 499 U.S. 585 (1991). 428 „As an initial matter, we do not adopt the Court of Appeals' determination that a nonnegotiated forum-selection clause in a form ticket contract is never enforceable simp ly because it is not the subject of bargaining. Including a reasonable forum clause in a form contract of this kind well may be permissible […]” Carnival Cruise Lines, Inc. v. Shute, 499 U.S. 585, 593 (1991).
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Reederei handele jeden einzelnen Vertrag über Schiffsreisen mit den Passagieren aus, widerspreche dem gesunden Menschenverstand.429 Die ratio der Entscheidung ist wohl auch auf Schiedsvereinbarungen anwendbar, zumindest was die Frage der Einbeziehung über allgemeine Geschäftsbedingungen angeht. Sowohl Gerichtsstands- als auch Schiedsvereinbarungen entziehen den Parteien den Zugriff auf ein bestimmtes gerichtliches Forum. Wenn der Supreme Court keine Bedenken gegen ein solches Vorgehen hegt, mag dies als Hinweis für die schiedsrechtliche Praxis gelten. Dem entspricht es auch, dass der Supreme Court derartige adhesion contracts mit Schiedsklauseln bereits mehrmals ohne Beanstandung aufrechterhalten hat.430 Da sich die procedural unconscionability stark auf die Zwangslage der schwächeren Vertragspartei konzentriert, sind Schiedsvereinbarungen, die der anderen Partei einen ausreichenden Spielraum belassen, in der Regel vor einer Invalidierung gefeit. 431 Speziell im Zusammenhang mit Schiedsklauseln kann daher ein dem Verbraucher eingeräumtes Wahlrecht hinsichtlich der Ergänzung seiner vertraglichen Verpflichtungen um eine Schiedsklausel, von dem der Verbraucher aber keinen Gebrauch macht, als wichtiger Anhaltspunkt gegen eine prozessuale Zwangslage angeführt werden. 432 Der bloße Verweis auf Marktalternativen ist aber jedenfalls in Kalifornien nicht als Verteidigung gegen den Verdacht der procedural unconscionability ausreichend.433 Ohne Bedeutung ist dort auch, wie viel Bedenkzeit der schwächeren Partei gewährt wird. 434
Die Erkenntnis der Vorteilhaftigkeit des Schiedsverfahrens im Verbraucherkontext vollzog sich wie die Erweiterung der Schiedsfähigkeit für die Unternehmen nicht plötzlich. Um an den Vorteilen teilhaben zu können, war insbesondere bei bestehenden vertraglichen Verhältnissen die wirksame Ergänzung der vertraglichen Beziehungen um eine Schiedsvereinba429 „In this context, it would be entirely unreasonable for us to assume that respondents – or any other cruise passenger – would negotiate with petitioner the terms of a forum-selection clause in an ordinary commercial cruise ticket. Common sense dic tates that a ticket of this kind will be a form contract the terms of which are not subject to negotiation, and that an individual purchasing the ticket will not have bargaining parity with the cruise line.” Carnival Cruise Lines, Inc. v. Shute, 499 U.S. 585, 593 (1991). 430 Doctor's Assocs. Inc. v. Casarotto, 517 U.S. 681 (1996); Allied-Bruce Terminix Co., Inc. v. Dobson, 513 U.S. 265 (1995); Shearson/Am. Express, Inc. v. McMahon, 482 U.S. 220 (1987); REUBEN, 47 U.C.L.A.L. Rev. (2000), 949, 1031. 431 Clerk v. ACE Cash Exp., Inc., 2010 WL 364450 (E.D. Pa. 2010); Hicks v. Macy's Departement Stores, Inc., 2006 WL 2595941 (N.D. Cal. 2006). 432 Johnson v. Chase Manhattan Bank USA, N.A., 13 A.D.3d 332 (N.Y. App. Div. 2004); Tsadilas v. Providian Nat'l Bank, 13 A.D.3d 190 (N.Y. App. Div. 2004). 433 Ting v. AT&T Co., 319 F.3d 1126, 1149 (9th Cir. 2003). 434 Ingle v. Circuit City Stores, Inc., 328 F.3d 1165, 1172 (9th Cir. 2003); Gentry v. Superior Court of Los Angeles, 42 Cal.4th 443, 470 (2007).
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rung unabdingbare Voraussetzung. Teilweise gestatten die Rechtsordnungen der einzelnen Bundesstaaten die einseitige Ergänzung vertraglicher Bedingungen.435 Wo dies nicht der Fall ist, gelten die allgemeinen vertraglichen Grundsätze zur Ergänzung bestehender Verträge. So können die allgemeinen Geschäftsbedingungen das Recht des Verwenders vorsehen, den Vertrag einseitig zu ergänzen. Grundsätzlich stellt sich ein solches Vorgehen nicht als bedenklich dar, soweit nur dem Vertragspartner die Änderungen in adäquater Weise mitgeteilt werden und er die Möglichkeit zur Kündigung hat.436 Aus der bloßen weiteren Nutzung der vertraglich vereinbarten Leistungen kann grundsätzlich nicht auf die konkludente Annahme des Angebots zur Änderung des Vertrages geschlossen werden, 437 es sei denn, der Kunde wird auf die Änderungsmöglichkeit der Vertragsbedingungen ausdrücklich hingewiesen.438 Hat sich der Verwender hingegen die Möglichkeit vorbehalten, auch ohne Benachrichtigung der anderen Vertragspartei eine Änderung vorzunehmen, führt dies zur Unwirksamkeit der Vereinbarung und darauf beruhender Änderungen.439 Einige Bedenken hat die Praxis hervorgerufen, Änderungen per Rechnungsbeilage (bill stuffer) dem Kunden mitzuteilen. In Strand v. U.S. Bank Nat. Ass’n ND 440 sah der Supreme Court of North Dakota in der Verwendung einer Rechnungsbeilage einen im Rahmen der procedural unconscionability relevanten Verstoß. 441 Die Ergänzung der bestehenden vertraglichen Verbindung durch eine Rechnungsbeilage ist insbesondere dann 435
Delaware sieht beispielsweise in 5 DEL. CODE § 952 im Rahmen von revolvierenden Krediten die Möglichkeit einer einseitigen nachträglichen Ergänzung vertraglicher Vereinbarungen durch die Bank vor: „(a) Unless the agreement governing a revolving credit plan otherwise provides, a bank may at any time and from time to time amend such agreement in any respect, whether or not the amendment or the subject of the amendment was originally contemplated or addressed by the parties or is integral to the relationship between the parties. Without limiting the foregoing, such amendment may change terms by the addition of new terms or by the deletion or modification of existing terms, whether relating to plan benefits or features, the rate or rates of periodic interest, the manner of calculating per iodic interest or outstanding unpaid indebtedness, variable schedules or formulas, in terest charges, fees, collateral requirements, methods for obtaining or repaying extensions of credit, attorney's fees, plan termination, the manner for amending the terms of the agreement, arbitration or other alternative dispute resolution mechanisms, or other matters of any kind whatsoever […]” 436 Iberia Credit Bureau, Inc. v. Cingular Wireless LLC, 379 F.3d 159, 172 (5th Cir 2004); OEHMKE, 28 CoA2d (2005), 203, 21. 437 Douglas v. United States District Court, 495 F.3d 1062, 1066 f. (9th Cir. 2007). Selbstverständlich betrifft das nicht die Frage nach der Sittenwidrigkeit einer vertrag lichen Bestimmung. 438 Mandel v. Household Bank, 129 Cal. Rptr.2d 380 (Ct. App. 2003). 439 Dumais v. American Golf Corp., 299 F.3d 1216, 1219 (10th Cir. 2002). 440 Strand v. U.S. Bank Nat. Ass'n ND, 693 N.W.2d 918 (N.D. 2005). 441 Ebenso Powertel v. Bexley, 743 So.2d 570 (Fla. Dist. Ct. App. 1999).
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bedenklich, wenn sich aus den Umständen die beabsichtigte Ergänzung nicht hinreichend offensichtlich ergibt und dem Vertragspartner eine „normale“ Rechnung vorgespiegelt wird.
Somit lässt sich festhalten, dass die bloße Inkorporierung von Schiedsvereinbarungen durch allgemeine Geschäftsbedingungen und standardisierte Klauseln per se keine für die procedural unconscionability relevanten Grenzbereiche überschreitet. Als erster Anhaltspunkt für die weitere Analyse, insbesondere im Hinblick auf die substantive unconscionability, kann sie dagegen durchaus dienen. Bedenken können aber vor allem dann bestehen, wenn der Versuch unternommen wird, bestehende Vertragsverhältnisse einseitig durch die Verwendung von Rechnungsbeilagen o.Ä. zu ergänzen. (3) Substantive unconscionability Während sich die procedural unconscionability auf den Prozess des Vertragsabschlusses konzentriert, legt die substantive unconscionability ihr Augenmerk auf den Inhalt der vertraglichen Abreden. Sie untersucht, ob die Bestimmungen eine Partei einseitig bevorzugen oder sich anderweitig unfair gegenüber einer Partei auswirken und diese hierdurch unangemessen benachteiligen. 442 Die Diskussion um die Sittenwidrigkeit bestimmter schiedsvertraglicher Klauseln erscheint oftmals als Spiegelbild der allgemeineren Frage nach der Indispensibilität bestimmter verfahrensrechtlicher Garantien im Schiedsverfahren in Fällen gestörter Vertragsparität.443 Dabei wird vor allem bei der Beteiligung von Verbrauchern eine Annäherung an die verfahrensrechtlichen Grundsätze der staatlichen Gerichtsbarkeit für notwendig erachtet. 444 Das geht natürlich zulasten der informellen Natur des Schiedsverfahrens. Höchste Anforderungen sind an die Neutralität der Schiedsrichter und die Fairness, bei der Durchführung des Schiedsverfahrens zu stellen. Die Schiedsvereinbarung einer Krankenkasse, die vorsah, dass die Administration des Schiedsverfahrens durch die Krankenkasse selbst durchgeführt werden sollte, genügte den hohen Anforderungen an die Neutralität des schiedsrichterlichen Forums nicht. 445 442
DOMKE/EDMONSON/W ILNER, On Com. Arb. 3rd, § 8:10.60. Insbesondere bei Börsenschiedsgerichten ergaben sich oftmals Konfliktfälle, Q UINKE, Börsenschiedsvereinbarungen, S. 150 ff. 443 Die Frage, ob Schiedsrichter an die verfassungsrechtlichen Anforderungen eines fairen Verfahrens gebunden sind, ist umstritten vgl. dazu unten Kapitel 3 § 3 B II, S. 294 ff. 444 B ALES/EVISTON, 29 No. 7 Banking & Financial Services Policy Report (2010), 9; STIPANOWICH, 53-AUG D.R.J (1998), 8; QUINKE, Börsenschiedsvereinbarungen, S. 124 m.w.N. 445 Engalla v. Permanente Medical Group, Inc., 938 P.2d 903 (Cal. 1997).
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Sieht die Schiedsvereinbarung zwar ein mehrköpfiges Schiedsgericht vor, hat aber die administrierende Schiedsinstitution lediglich einen Schiedsrichter für solche konkreten Fälle, können hierin ebenfalls Bedenken gegen die Unabhängigkeit 446 dieses Schiedsrichters begründet sein. 447 Angesprochen ist hier das sog. repeat player-Problem. Darunter werden Bedenken gefasst, die sich aus der häufigen Involvierung der Unternehmen vor administrierenden Schiedsinstitutionen bzw. den Schiedsrichtern ergeben. Einerseits werden die Familiarität von Unternehmen, die häufiger mit Schiedsverfahren befasst sind und der daraus resultierende Erfahrungsvorsprung in Bezug auf die anwendbaren Regeln etc. moniert. 448 Potenziert werden diesen Bedenken durch die häufige Inanspruchnahme der gleichen Schieds institutionen oder des gleichen Kreises von Schiedsrichtern oder sogar desselben Schiedsrichters. Die Verwendung von Standardschiedsklauseln in allgemeinen Vertragsbedingungen und Formularverträgen schaffe zudem eine nicht hinnehmbare finanzielle und wirtschaftliche Abhängigkeit der Schiedsinstitutionen, die u.U. zu einer Bevorteilung der Unternehmen führen könne.449 Aus den generellen Bedenken, die sich gegen den bloßen Erfahrungsgewinn der Unternehmen aufgrund der häufigen Involvierung in Schiedsverfahren richten, wird sich allerdings wohl ebenso wenig ein signifikanter Vorwurf ableiten lassen, wie dies bei einer häufigen Inanspruchnahme vor einem staatlichen Gericht möglich ist; zumal auch für den Verbraucher oder den Arbeitnehmer die Möglichkeit gegeben ist, bei einem qualifizierten Rechtsbeistand Unterstützung zu suchen. Der Vorwurf der finanziellen Verstrickung, scheint hingegen auf den ersten Blick nicht gänzlich von der Hand zu weisen. 450 Dennoch geht die Rechtsprechung des Supreme Court von einer grundsätzlichen Gleichwertigkeit des staatlichen und des schiedsrechtlichen Rechtsschutzes aus. 451 Darin implizit inbegriffen ist auch ein prima facie-Vertrauensbeweis in die Unabhängigkeit der Schiedsrichter. Ein Generalverdacht scheint damit kaum vereinbar.
Eine auch in Deutschland diskutierte Problematik kann sich aus der Entfernung des Schieds- bzw. Tagungsortes vom Wohnsitz der anderen Vertrags-
446
Zur Begrifflichkeit genauer QUINKE, Börsenschiedsvereinbarungen, S. 150 ff.: Danach ist ein Schiedsrichter unabhängig, soweit er in keiner finanziellen, familiären oder sonstigen Art zu einer der Parteien steht. Unparteilich ist ein Schiedsrichter hingegen, wenn er keine der Parteien während des Schiedsverfahrens bevorzugt. 447 Sanchez v. Western Pizza Enters., Inc., 90 Cal. Rptr.3d 818, 838 (Ct. App. 2009). 448 HARRINGTON, 2001 J. Disp. Resol. (2001), 101, 104 f.; STERNLIGHT, 57 Stan. L. Rev. (2005), 1632, 1650. 449 B URCH, 31 Fla. St. U.L. Rev. (2004), 1005, Fn. 192; HARRINGTON, 2001 J. Disp. Resol. (2001), 101, 104 f.; STERNLIGHT, 57 Stan. L. Rev. (2005), 1632, 1650 f. 450 Am 14.07.2009 leitete der Generalstaatsanwalt von Minnesota gegen das National Arbitration Forum (NAF) ein Verfahren wegen der Nichtoffenlegung seiner finanziellen Verflechtungen mit diversen Kreditkartenunternehmen ein. Daraufhin gab das NAF bekannt, dass es bis auf Weiteres keine Verbraucherschiedsverfahren mehr annehmen wür de. Dies nahmen Kritiker zum Anlass auf die generelle Bedenklichkeit von Verbrau cherschiedsverfahren hinzuweisen und bestärkten ihre Rufe nach einem gesetzgeberischem Tätigwerden, BENNETT/CALLOWAY, 64-MAY D.R.J (2010), 28, 30. 451 Mitsubishi Motors Corp. v. Soler Chrysler-Plymouth, Inc., 473 U.S. 614 (1985).
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partei ergeben. 452 Sieht eine Schiedsvereinbarung in einem Vertrag mit einer landesweit ansässigen Gruppe von Verbrauchern unabhängig von deren Wohnsitz die Durchführung des Schiedsverfahrens an einem bestimmten Ort vor und sind die in der vorliegenden Streitsache geltend gemachten Ansprüche nur sehr gering, so dass sich die Anreise zum Schiedsort schon aus ökonomischen Gründen verbietet, kann dies zur Unwirksamkeit der Schiedsvereinbarung wegen grober Benachteiligung der anderen Vertragspartei führen. 453 Für eine Beurteilung der Schiedsvereinbarungen spielen auch die im auferlegten Pflichten eine große Rolle. Basiert das Erfordernis der schiedsrechtlichen Streiterledigung nicht auf Gegenseitigkeit, so kann auch dies dazu geeignet sein, Bedenken hinsichtlich der substantive unconscionability hervorzurufen. In Kalifornien konnte sich eine Reihe von Arbeitnehmern auf die Ungültigkeit ihrer Schiedsvereinbarungen wegen unconscionability berufen, da diese lediglich für Ansprüche des Arbeitnehmers die schiedsrichterliche Streiterledigung vorgesehen hatten. 454 Ebenso war die Abwesenheit eines Gruppenrechtsbehelfs immer wieder Ansatzpunkt, die Sittenwidrigkeit der Schiedsklausel in Erwägung zu ziehen.455 (4) Umgehung der Preemption durch Unconscionability? Da § 2 FAA ausdrücklich die Anwendung einzelstaatlicher Vertragsgrundsätze vorsieht, findet auch die unconscionability grundsätzlich Anwendung, 452 OLG Celle (04.12.2008), IPRspr. 2008, 658; OLG Bremen (30.10.2008), MDR 2009, 465; OLG Dresden (07.12.2007), IPRax 2010, 241. Vgl. zu den Subway-FranchiseFällen SCHULZ/N IEDERMAIER , SchiedsVZ 2009, 196. 453 Comb v. Paypal, Inc., 218 F.Supp.2d 1165, 1176 f. (N.D. Cal. 2002): „Although it is true that forum selection clauses generally are presumed prima facie valid, a forum selection clause may be unconscionable if the “place or manner” in which arbitration is to occur is unreasonable taking into account ‘the respective circumstances of the parties.’ […] The record in this case shows that PayPal serves millions of customers across the United States and that the amount of the average transaction through PayPal is $55.00. Although PayPal cites to unpublished or out-of-state authority holding that such facts do not warrant a finding of unconscionability, PayPal cites no California [authority] holding that it is reasonable for individual consumers from throughout the country to travel to one locale to arbitrate claims involving such minimal sums. Limiting venue to PayPal's backyard appears to be yet one more means by which the arbitration clause serves to shield PayPal from liability instead of providing a neutral forum in which to arbitrate dis putes […]” In Kalifornien gilt das auch für Franchisenehmer Bridge Fund Capital Corp. v. Fastbucks Franchise Corp., 622 F.3d 996, 1005 (9th Cir. 2010). 454 Circuit City Stores, Inc. v. Adams, 279 F.3d 889 (9th Cir. 2002); Armendariz v. Foundation Health Psychare Servs., Inc., 24 Cal.4th 83, 117 (2000); Kinney v. United Healthcare Servs., Inc., 70 Cal. App.4th 1322, 1131 (1999). 455 Powertel v. Bexley, 743 So.2d 570 (Fla. Dist. Ct. App. 1999).
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ohne prima facie dem Verdikt der preemption ausgeliefert zu sein. Allerdings erteilte der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten der Invalidierung von Schiedsvereinbarungen durch legislative einzelstaatliche Eingriffe eine Absage. 456 Ob die ratio legis einzelstaatlicher Gesetzgebung über die Hintertür der unconscionability wieder für die Beurteilung der Schiedsvereinbarung herangezogen werden kann, ist zumindest diskussionswürdig. Für eine nähere Untersuchung der Zulässigkeit eines solchen Vorgehens soll aber an dieser Stelle nach unten verwiesen werden. 457 c. Verhältnis der Effective Vindication of Statutory Rights-Analyse zur Unconscionability bei Schiedsvereinbarungen Obige Ausführungen lassen auf eine gewisse inhaltliche Kongruenz zwischen der effective vindication of statutory rights-Analyse auf der einen und der unconscionability auf der anderen Seite schließen.458 So kann beispielsweise die Abwesenheit kollektiven Rechtsschutzes sowohl bei der Betrachtung des effektiven Rechtsschutzes als auch bei der Frage der Sittenwidrigkeit der Schiedsklausel eine Rolle spielen. Andere Faktoren wie die Kostenproblematik können ebenfalls in beiden Kontexten relevant werden. 459 Neben den signifikanten Überschneidungen auf der Tatbestandsseite besteht auch weitestgehende Äquivalenz auf der Rechtsfolgenseite. Beide Institute sehen die Unwirksamkeit der in Frage stehenden Bestimmung vor. Dennoch handelt es sich um unterschiedliche Rechtsinstitute.460 Im Gegensatz zur unconscionability 461 ist die effective vindication 456
Siehe oben S. 107 ff. Kapitel 4 § 2 B, S. 344 ff. 458 Kristian v. Comcast Corp., 446 F.3d 25, 63 (1st Cir. 2006). 459 HARBISON, 7 Appalachian J.L. (2008), 207, 248. 460 Kristian v. Comcast Corp., 446 F.3d 25, 63 f. (1st Cir. 2006): „When it comes to the arbitrability of a particular dispute, ‘[f]ederal law in the terms of the Arbitration Act governs that issue in either state or federal court.’ […] Although Plaintiffs' challenges to the enforceability of the arbitration agreements could be evaluated through the prism of state unconscionability law, we have chosen to apply a vindication of statutory rights analysis, which is also part of the body of federal substantive law of arbitration, to the question of whether Plaintiffs' federal and state antitrust claims are arbitrable under the Policies & Practices. […] As a practical matter, there are striking similarities between the vindication of statutory rights analysis and the unconscionability analysis . In fact, many of Plaintiffs' unconscionability arguments are merely reiterations of their vindi cation of statutory rights arguments. For example, as to the unconscionability o f the class mechanism bar, Plaintiffs state that “the class action ban is oppressive to Plaintiffs because it prevents them from vindicating their statutory rights.” [Hervorh. d. Verf.]. Ebenso In re Am. Express Merchants' Litigation, 554 F.3d 300, 320 (2nd Cir. 2009); Anderson v. Comcast Corp., 500 F.3d 66 (1st Cir. 2007); LAMPLEY, 18 Cornell J.L. & Pub. Pol'y (2009), 477, 492. 461 PERILLO/CALAMARI, On Contracts, S. 336, Fn. 1; REST. (2 ND) CONTR., § 208. 457
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of statutory rights-Analyse kein allgemeiner Vertragsgrundsatz, sondern basiert auf der Rechtsprechung des Supreme Court zur objektiven Schiedsfähigkeit. 462 Beide Ansätze sind durch ihren jeweiligen Bezugspunkt voneinander abzugrenzen. Während sich die Analyse der effective vindication of statutory rights durch einen strikten Bezug zu zwingenden bundesgesetzlichen Ansprüchen auszeichnet, 463 ist der Anwendungsbereich der unconscionability nicht auf diese beschränkt und daher wesentlich weiter. Ein Exklusivitätsverhältnis zwischen beiden Instituten besteht hingegen nicht.464 Aufgrund der weitgehenden Kongruenz wird im Schrifttum vorgebracht, dass die Unterscheidung zwischen beiden Instituten nicht überbewertet werden solle. Es wird oftmals von Bundesstaat zu Bundesstaat variieren, ob die unconscionability oder die effective vindication of statutory rights-Analyse bei der Begutachtung der Schiedsvereinbarung zur Anwendung kommt. 465 Teilweise werden die Ansätze auch absichtlich miteinander vermischt, bzw. es erfolgt eine Analyse unter intendiert „falschen Vorzeichen“. 466 Besonders einzelstaatliche Gerichte scheinen mutiger, Schiedsvereinbarungen im Rahmen der unconscionability für unwirksam zu erklären, 467 was wahrscheinlich der Öffnungsklausel des § 2 FAA im Hinblick auf die federal liberal policy favoring arbitration geschuldet ist.
II. Kompetenz-Kompetenz und andere zuständigkeitsrechtliche Erwägungen Mindestens ebenso wichtig wie die Frage, anhand welcher Kriterien zu bemessen ist, ob eine wirksame Schiedsvereinbarung vorliegt, ist die Frage, wer diese Entscheidung trifft – wem also die Kompetenz-Kompetenz zusteht. 468 Die Verteilung der Kompetenzen zwischen staatlichem Gericht und Schiedsgericht ist in jedem Schiedsverfahrensrecht eine heikle Aufgabe. Es steht das Interesse an einer effizienten Schiedsgerichtsbarkeit den
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Kristian v. Comcast Corp., 446 F.3d 25, 63 (1st Cir. 2006). B URTON, 2006 J. Disp. Resol. (2006), 469, 489. 464 So verweisen Gerichte, die eine effective vindication-Analyse vornehmen, teilweise auf ähnliche Erwägungen von anderen Gerichten auch, wenn diese im Rahmen der unconscionability ergehen, Gentry v. Superior Court of Los Angeles, 42 Cal.4th 443, 461 f. (2007). 465 B LAND/P RESTEL, 10 Cardozo J. Confl. Resol. (2009), 369, 375 ff. 466 So hat der Supreme Court of Washington in Scott v. Cingular Wireless, 161 P.3d 1000 (Wash. 2007) unter dem Deckmantel der unconscionability de facto eine Prüfung der effective vindication of statutory rights durchgeführt, LAMPLEY, 18 Cornell J.L. & Pub. Pol'y (2009), 477, 501 ff. 467 HARBISON, 7 Appalachian J.L. (2008), 207, 235. 468 Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444, 456 (2003): „Just as fundamental to the agreement of the parties as what is submitted to the arbitrator is to whom it is sub mitted.” 463
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Schutzaspekten unbeteiligter Parteien und der Erhaltung staatlicher Kernkompetenzen gegenüber. Diese diffizile Abgrenzung wird in den Vereinigten Staaten noch zusätzlich durch terminologische Ungenauigkeiten bei der Verwendung des Begriffes der arbitrability, der auch für die Frage der Kompetenzverteilung zentral ist, bestärkt.469 Arbitrability im weitesten Sinn umfasst alle verfahrensrechtlichen Voraussetzungen, die für eine materiell-rechtliche Entscheidung notwendig sind. 470 Daher können sowohl Fragen nach dem Zustandekommen einer Schiedsvereinbarung, nach deren Gültigkeit oder Reichweite als auch sonstige verfahrensrechtliche Einwendungen, wie Verjährung, Verzicht oder entgegenstehende Rechtskraft hierunter fallen. Soweit das Zustandekommen einer Schiedsvereinbarung, ihre Gültigkeit oder Reich weite betroffen sind, stimmt dies mit dem deutschen Verständnis überein. 471
Ein solches weites Verständnis der arbitrability teilt der Supreme Court indes nicht, sondern legt seiner Rechtsprechung die enge Konzeption der deutschen Auffassung zugrunde.472 In einigen Gerichtsbezirken hat sich mit der Umschreibung „substantive arbitrability“ im Hinblick auf diese Thematik eine weitere terminologische Verfeinerung etabliert.473 Die übrigen verfahrensrechtlichen Voraussetzungen werden demgegenüber als Fragen der „procedural arbitrability“ eingestuft. 474 Der Supreme Court beteiligt sich selbst zwar
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Siehe zur Terminologie schon S. 99 ff. „Linguistically speaking, one might call any potentially dispositive gateway question a ‘question of arbitrability,’ for its answer will determine whether the under lying controversy will proceed to arbitration on the merits.” Howsam v. Dean Witter Reynolds, Inc., 537 U.S. 79, 83 (2002). 471 MüKo/Münch, ZPO, § 1040, Rn. 15 ff. 472 Howsam v. Dean Witter Reynolds, Inc., 537 U.S. 79, 83 (2002): „The Court's case law, however, makes clear that, for purposes of applying the interpretive rule, the phrase ‘question of arbitrability’ has a far more limited scope […] Thus, a gateway dispute about whether the parties are bound by a given arbitration clause raises a ‘question of arbitrability’ […]”. 473 Awuah v. Coverall N. America, Inc., 554 F.3d 7, 10 (1st Cir. 2009); Nagrampa v. Mailcoups, Inc., 469 F.3d 1257, 1268 (9th Cir. 2006); Qualcomm, Inc. v. Nokia Corp., 466 F.3d 1366, 1371 (D.C. Cir. 2006); County of McHenry v. Ins. Co. of the West, 438 F.3d 813 (7th Cir. 2006); Int'l Union v. Cummins, Inc., 434 F.3d 478, 485 (6th Cir. 2006); Spahr v. Secco, 330 F.3d 1266, 1269 (10th Cir. 2003); DOMKE/EDMONSON/W ILNER , On Com. Arb. 3rd, § 15:2; LEHRMAN, 26-DEC L.A. Law. (2003), 20, 22. CARBONNEAU spricht in diesem Zusammenhang von contractual arbitrability, CARBONNEAU, Law and Practice of Arbitration, S. 44. 474 Eine solche Abgrenzung wird von verschiedenen Staats- und Bundesgerichten verwendet, Dean Witter Reynolds, Inc. v. McDonald, 758 So.2d 539 (Ala. 1999); Azcon Constr. Co., Inc. v. Golden Hills Resort, Inc., 498 N.W.2d 630 (S.D. 1993); Dean Witter Reynolds, Inc. v. McCoy, 995 F.2d 649 (6th Cir. 1993); Alberici-Eby v. Local 520, Int'l 470
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nicht an dieser Unterscheidung – er spricht nur allgemein von „questions of arbitrability“ 475 – allerdings erwähnt er die Kategorien ausdrücklich bei der Bezugnahme auf den RUAA in Howsam v. Dean Witter Reynolds.476 Die Unterscheidung kann aber insbesondere der Vereinfachung dienen, da ein Großteil der gerichtlichen Entscheidungen und des Schrifttums ausdrücklich auf diese Bezug nimmt.
Oberste Maxime für die Verteilung der Kompetenz-Kompetenz ist aber die Privatautonomie der Parteien. Inhaltlich haben sich die U.S.-amerikanischen Gerichte damit an die früher vertretene, deutsche Kompetenz-Kompetenz-Doktrin angelehnt. 477 Danach konnten die Schiedsrichter auch mit verbindlicher Wirkung für die staatlichen Gerichte ihre Zuständigkeit fest stellen, soweit die Parteien eine entsprechende Vereinbarung getroffen hatten. 478
In First Options of Chicago, Inc. v. Kaplan 479 konstatierten die obersten Richter die Befähigung der Parteien, innerhalb ihrer Schiedsvereinbarung festzulegen, wer letztverbindlich über die Wirksamkeit der Schiedsvereinbarung entscheiden solle. Damit steht den Parteien die Befugnis offen, reguläre Fragen der substantive arbitrability der Kompetenz des staatlichen Richters zu entziehen und dem Schiedsrichter verbindlich zur Entscheidung zuzuweisen.
Union of Operating Eng'rs, 992 F.2d 727 (7th Cir. 1993); B LANKLEY, 20 Ohio St. J. Disp. Res. (2005), 451, 454; DIES., 65 Ohio St. L.J. (2004) 697, 697, 709. 475 Zwar erkannte der Supreme Court bereits im Jahr 1964, dass seine solche Abgrenzung existiere. Er machte allerdings auch seine Bedenken hinsichtlich einer streng kate gorischen Abgrenzung klar. Dennoch benutzte das Gericht anschließend genau diese Abgrenzung, ohne allerdings den genauen Wortlaut zu gebrauchen, John Wiley & Sons, Inc. v. Livingston, 376 U.S. 543, 918 (1964): „We think that labor disputes of the kind involved here cannot be broken down so easily into their ‘substantive’ and ‘procedural’ aspects. Questions concerning the procedural prerequisites to arbitration do not arise in a vacuum; they develop in the context of an actual dispute about the lights of the parties to the contract or those covered by it […] Once it is determined, as we have, that the parties are obligated to submit the subject matter of a dispute to arbitration, ‘procedural’ questions which grow out of the dispute and bear on its final disposition should be left to the arbitrator.” 476 Howsam v. Dean Witter Reynolds, Inc., 537 U.S. 79, 85 (2002): „Indeed, the Revised Uniform Arbitration Act of 2000 (RUAA), seeking to ‘incorporate the holdings of the vast majority of state courts and the law that has developed under the [Federal Arbitration Act],’ states that an ‘arbitrator shall decide whether a condition prece dent to arbitrability has been fulfilled. […] And the comments add that ‘in the absence of an agreement to the contrary, issues of substantive arbitrability […] are for a court to decide and issues of procedural arbitrability, i.e., whether prerequisites such as time limits, notice, laches, estoppel, and other conditions precedent to an obligation to arbitrate have been met, are for the arbitrators to decide.’” 477 P ARK, 11 Int. A.L.R. (2008), 33, 42. 478 BGH (05.05.1977), BGHZ 68, 356; BGH (06.06.1991), NJW 1991, 2215. 479 First Options of Chicago, Inc. v. Kaplan, 514 U.S. 938 (1995).
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In First Options of Chicago, Inc. v. Kaplan stellte sich die Frage nach der subjektiven Reichweite der Schiedsvereinbarung und damit ein Aspekt der substantive arbitrability. Die Kaplans und ihre Investmentfirma MKI hatten nach einem Börsencrash mit ihrem Gläubiger First Options of Chicago, Inc. verschiedene Refinanzierungs- und Schuldentilgungspläne für sich und im Namen von MKI ausgearbeitet. Nur das Vertragsverhältnis zwischen First Options und MKI enthielt allerdings eine Schiedsvereinbarung. Als die Tilgung der Raten fehlschlug, leitete First Options das Schiedsverfahren gegen MKI sowie die Kaplans ein. Diese widersetzten sich mit dem Argument, nur MKI sei an die Schiedsvereinbarung gebunden. Trotzdem erließ der Schiedsrichter einen Schiedsspruch, in dem er die Kaplans und MKI zur Zahlung der ausstehenden Raten verurteilte.
Legt die Schiedsvereinbarung dementsprechend unmissverständlich die Zuständigkeit des Schiedsrichters für die Beurteilung von Fragen der substantive arbitrability fest, sind auch die staatlichen Gerichte an diese Entscheidung gebunden. 480 Prima facie besteht allerdings eine widerlegbare Vermutung zugunsten der gerichtlichen Zuständigkeit. 481 Diese Beschränkung wiegt schwer, denn die Vermutung der gerichtlichen Zuständigkeit räumt den Gerichten einen großen Spielraum bei der Begründung der eigenen Zuständigkeit ein. 482 Dieses Primat der Privatautonomie wurde vom obersten Gericht in darauffolgenden Entscheidungen bestätigt.483 In Howsam v. Dean Witter Reynolds, Inc.484 nahm der Supreme Court eine weitere Abgrenzung der Kompetenzverteilung zwischen staatlichen und Schiedsgerichten vor. Eine Kundin des Anlageberaterunternehmens Dean Witter Reynolds, Inc. erhob gegen dieses Ansprüche wegen arglistiger Täuschung im Zusammenhang mit Wertpapierkäufen aus den Jahren 1986 bis 1994. Gemäß den zugrundeliegenden vertraglichen Bedingungen entschied sich Howsam zur Erhebung einer Schiedsklage unter der Schirmherrschaft der National Association of Securities Dealers (NASD). Deren Verfahrensregeln sahen u.a. die Verjährung von Ansprüchen vor, die älter als sechs Jahre waren. 485 Daraufhin legte Dean Witter Reynolds Klage beim zuständigen Bundesgericht mit dem Antrag ein, festzustellen, dass die geltend gemachten Ansprüche nicht auf schiedsrichterlichem Wege erledigt könnten, da diese bereits verjährt seien. Zugleich solle der Klägerin aufgegeben werden, nicht länger das Schiedsverfahren fortzuführen. Während das erstinstanzliche Gericht der Klage nicht stattgab, da für die Anwendung der Verjährungsvorschrift der NASD-Verfahrensregeln der Schiedsrichter zuständig sei, hob der United States Court of Appeals for the Tenth Circuit die Entscheidung des 480
First Options of Chicago, Inc. v. Kaplan, 514 U.S. 938 (1995). Der Supreme Court spricht natürlich nicht von substantive arbitrability, sondern von „questions of arbitrability“. 482 DOMKE/EDMONSON/W ILNER, On Com. Arb. 3rd, § 15:2. 483 Howsam v. Dean Witter Reynolds, Inc., 537 U.S. 79 (2002); Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444 (2003). 484 Howsam v. Dean Witter Reynolds, Inc., 537 U.S. 79 (2002). 485 Die Verjährung wird in den Vereinigten Staaten zumeist als Prozessvoraussetzung eingeordnet, vgl. insofern bereits SCHLINK, 9 RabelsZ (1935), 418, 418. Ebenso SCHÜTZE , Ausgewählte Probleme, S. 6 m. w.N. 481
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erstinstanzlichen Bundesgerichts auf. Nach seiner Ansicht, handele es sich bei der Frage der Verjährung um einen der substantive arbitrability zuzuordnenden Aspekt, der eine Beurteilung durch das staatliche Gericht finden müsse.
Der Supreme Court machte zunächst klar, dass nicht jeder Aspekt der arbitrability für eine gerichtliche Beurteilung bestimmt sei. 486 Lediglich diejenigen Fragen, von denen die Parteien berechtigterweise erwarteten, dass ein Richter sie entscheidet, oblägen der gerichtlichen Klärung. 487 Diese an Praxisuntauglichkeit kaum zu überbietende Formulierung 488 verfehlte in erster Linie das Ziel einer hinreichend abgrenzbaren Definition. Aus diesem Grund nahm das oberste Gericht neben der Doktrin der Parteierwartungen noch eine weitere, konkretere Abgrenzung vor.489 Richtet sich das Parteivorbringen gegen die Wirksamkeit der Schiedsvereinbarung dergestalt, dass in Frage gestellt werde, ob die Partei tatsächlich an die Schiedsvereinbarung gebunden sei – sei es aufgrund deren Unwirksamkeit oder der Nichterfassung der Streitigkeit – so sei für diese Überprüfung das staatliche Gericht zuständig. Sei das Bestehen einer wirksamen Schiedsvereinbarung und die Erfassung des Streitgegenstandes hingegen nicht streitig, so seien sonstige prozessuale Verteidigungsvorbringen der Parteien, durch den Schiedsrichter zu bewerten.490 Daher entscheidet der Schiedsrichter über Verjährung, Verzicht oder ähnliche Verfahrensvoraussetzungen, wie z.B. die entgegenstehende Rechtskraft eines früheren Schiedsspruchs.491 Einzelstaatliche Regelungen, die eine generelle Zuständigkeit der staatlichen Gerichte für die Beurteilung jeglichen Aspekts der arbitrability i.w.S. vorsehen, werden durch den FAA und die preemption-Doktrin ausgeschlossen.492 Zusammenfassend ergibt sich folgendes Bild: Haben sich die Parteien über eine konkrete Kompetenz-Verteilung geeinigt, so ist diese maßgeblich. Fehlt eine solche hingegen, sind die staatlichen Gerichte für Fragen der 486 „Linguistically speaking, one might call any potentially dispositive gateway question a “question of arbitrability,” for its answer will determine whether the underlying controversy will proceed to arbitration on the merits. The Court's case law, however, makes clear that, for purposes of applying the interpretive rule, the p hrase “question of arbitrability” has a far more limited scope.” Howsam v. Dean Witter Reynolds, Inc., 537 U.S. 79, 83 (2002). 487 Howsam v. Dean Witter Reynolds, Inc., 537 U.S. 79, 83 f. (2002). 488 SCHWARTZ, 38 U.S.F.L. Rev. (2003), 49, 76; LIPSHUTZ , 57 Stan. L. Rev. (2005), 1677, 1686. 489 SCHWARTZ, 38 U.S.F.L. Rev. (2003), 49, 76. 490 „Thus ‘procedural’ questions which grow out of the dispute and bear on its final disposition’ are presumptively not for the judge, but for an arbitrator, to decide.” Howsam v. Dean Witter Reynolds, Inc., 537 U.S. 79, 84 (2002). 491 Chiron Corp. v. Ortho Diagnostic Sys., Inc., 207 F.3d 1126 (9th Cir. 2000); U.S. Fire Ins. Co. v. Nat'l Gypsum Co., 101 F.3d 813 (2nd Cir. 1996). 492 Ferro Corp. v. Garrision Indus., Inc., 142 F.3d 926, 935 (6th Cir. 1998).
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substantive arbitrability zuständig, die im Wesentlichen die Wirksamkeit und Reichweite der Schiedsvereinbarung umfasst. Die Klärung aller übrigen prozessualen und materiellen Aspekte obliegt dem Schiedsrichter. Wendet sich eine Partei daher gegen die Schiedsvereinbarung mit dem Argument, diese sei sittenwidrig, betrifft dies die Wirksamkeit der Schiedsvereinbarung selbst und ist durch den staatlichen Richter letztverbindlich zu entscheiden.493 C. Zusammenfassung Der Supreme Court hat in einer Reihe von Entscheidungen den FEDERAL ARBITRATION ACT weit über seine ursprüngliche Bedeutung hinaus ausgedehnt und so ein umfassendes U.S.-amerikanisches Bundesschiedsverfahrensrecht geschaffen, das sowohl in bundes- als auch in einzelstaatlichen Gerichten Anwendung findet. Demgemäß werden der Anwendungsbereich extensiv und die Ausschlussklausel restriktiv interpretiert, so dass der FAA auf die meisten durch Schiedsvereinbarungen geregelten vertraglichen Beziehungen Anwendung findet, sobald auch nur der entfernteste grenzüberschreitende Bezug besteht. Die Rechtsprechung des Gerichtshofes hat zudem zu einer Expansion der schiedsfähigen Bereiche ohne entsprechende Etablierung schiedsvertraglicher Kautelen geführt. 494 Damit stieg die Bedeutung der Verbraucher- und Arbeitnehmerschiedsgerichtsbarkeit in den USA signifikant. Das Schiedsverfahren bietet für die Unternehmen eine kostengünstige und schnelle Alternative, um ihre Rechtsstreitigkeiten zu erledigen. Im verbraucherrechtlichen Kontext ist das Fehlen der Möglichkeit eines Gruppenrechtsbehelfs und damit die Möglichkeit, das Schiedsverfahren als Schutzschild gegen die ungeliebte class action zu benutzen, wohl ebenso willkommen. Ein Großteil der Verbraucher und Arbeitnehmer wird hierdurch der Möglichkeit beraubt, durch die class action Rechtsschutz zu erhalten. In Schrifttum und Judikative rief das Empörung sowie den Wunsch nach einem entsprechenden Gegengewicht hervor. Dabei waren die Versuche der Gerichte, der Verwendung von Schiedsklauseln entgegenzuwirken, nur teilweise von Erfolg gekrönt. Unter dem Einfluss eines strikt für die Gleichwertigkeit des schiedsrichterlichen Verfahrens eintretenden Supreme Court verblieben nur wenige Möglichkeiten, den schwächeren Vertragsparteien hinreichenden Schutz angedeihen zu lassen. Daher verbleibt regelmäßig nur die Verweisung auf die Durchführung des Schiedsverfah493
Awuah v. Coverall N. America, Inc., 554 F.3d 7 (1st Cir. 2009); Nagrampa v. Mailcoups, Inc., 469 F.3d 1257 (9th Cir. 2006); Qualcomm, Inc. v. Nokia Corp., 466 F.3d 1366 (D.C. Cir. 2006). 494 CARBONNEAU, Law and Practice of Arbitration, S. 230.
§ 3 Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle
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rens, was in vielen Fällen eine Verhinderung des Zugangs zum Recht bedeutet, da eine Rechtsverfolgung aus Kostengründen oftmals gänzlich unterbleiben wird. Die Bedeutung einer Entscheidung des Supreme Court zum Verbraucherschiedsverfahren kann vor diesem Hintergrund nicht hoch genug geschätzt werden. Am 23. Juni 2003 erging das Urteil des Obersten Gerichtshofes in Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle und bot einen überraschenden Ausweg aus dem Dilemma zwischen obergerichtlicher Wertschätzung des Schiedsverfahrens einerseits und der Notwendigkeit eines hinreichend effektiven Rechtsschutzes andererseits. Indem das Gericht für die Frage nach der Zulässigkeit eines Gruppenschiedsverfahrens den Schiedsrichtern die Entscheidungskompetenz zusprach, öffnete das oberste Gericht schlagartig das Bewusstsein in Judikative und Anwaltschaft für die Möglichkeit eines class arbitration-Verfahrens.
§ 3 Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle § 3 Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle
Auf dem Gebiet des Schiedsverfahrensrechts im Allgemeinen und im Bereich der Verbraucherschiedsgerichtsbarkeit im Besonderen hat kaum eine Entscheidung der letzten Jahre in den Vereinigten Staaten größere Aufmerksamkeit erfahren als Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle.495 Der Supreme Court of South Carolina hatte die Entscheidungen zweier unterinstanzlicher Gerichte bestätigt, nachdem diese die Durchführung eines Schiedsverfahrens auf Gruppenbasis angeordnet hatten. 496 Diese Entscheidung legte die Green Tree Fin. Corp. dem Supreme Court zur Beurteilung der Frage vor, ob die Zulassung eines Gruppenschiedsverfahrens mit der ratio legis des FAA vereinbar sei. Der Supreme Court nahm die Entscheidung zur Überprüfung an, gelangte allerdings zu einem überraschenden Ergebnis, das teilweise als unbefriedigend empfunden wurde. Aufgrund der enormen Bedeutung der Entscheidung soll die prozessuale Geschichte beider Einzelverfahren bis zur Entscheidung des Supreme Court näher dargestellt werden. Der Gebrauch des Singulars ist irreführend. Tatsächlich handelte es sich bei Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle zunächst um zwei selbständige Verfahren, Bazzle v. Green Tree Fin. Corp. und Lackey v. Green Tree Fin. Corp. 497 Beide Verfahren wurden vom Supreme Court of South Carolina konsolidiert und im Ergebnis bestätigt, nachdem die jeweiligen 495
Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444 (2003). Die Entscheidung, eine class arbitration zuzulassen, wurde in einem Fall vom Gericht getroffen, im anderen entschied der Schiedsrichter, dass ein Vorgehen auf Gruppenbasis zulässig sei. Ausführlicher hierzu gleich im Folgenden. 497 Bazzle v. Green Tree Fin. Corp., 569 S.E.2d 349 (S.C. 2002). 496
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Untergerichte die Durchführung eines class arbitration-Verfahrens angeordnet bzw. bestätigt hatten.
Im Jahr 1995 wurden die Bazzles durch Patton General Contracting auf die Möglichkeit verschiedener Sanierungs- und Verschönerungsarbeiten für ihr Haus angesprochen. Verbunden mit dem Werkvertrag zur Ausführung verschiedener Instandsetzungsarbeiten war ein Darlehensvertrag mit der Green Tree Fin. Corp., der der Finanzierung der zu verrichtenden Arbeiten dienen sollte. Am 20. Mai 1995 unterschrieben die Bazzles einen Retail Installment Contract und ein Security Agreement zur Sicherung des gewährten Darlehens in Höhe von $ 15.000. Der Antrag für den Darlehensvertrag, der den Bazzles durch Patton General Contracting zur Verfügung gestellt wurde und der die Green Tree Fin. Corp. als Vertragspartner benannte, war gemäß den Anforderungen des SOUTH CAROLINA CONSUMER PROTECTION CODE unvollständig. Dieser sieht bei speziell für den Haushaltsgebrauch genutzten, durch Sicherungsrechte auf Mobilien oder Immobilien geschützte Darlehen das Erfordernis vor, dem Darlehensnehmer bereits vor Abschluss des Vertrages die Möglichkeit zu gewähren, einen Anwalt oder Versicherungsagenten zu wählen.498 Das Antragsformular der Green Tree Fin. Corp. enthielt keinen dementsprechenden Hinweis. Im Jahr 1997 reichten die Bazzles gegen Green Tree Klage vor dem erstinstanzlichen Staatsgericht in Dorchester County, S.C. ein und rügten die Verletzung der entsprechenden Vorschriften des SOUTH CAROLINA CONSUMER PROTECTION CODE. Aufgrund der Vielzahl gleichgelagerter Fälle wurde die Klage, die zunächst nur im Namen der Bazzles erhoben worden war, im weiteren Verlauf um den Antrag auf gruppenweises Vorgehen ergänzt.
498
„§ 37-10-102 S.C. CODE ANN. Whenever the primary purpose of a loan that is secured in whole or in part by a lien on real estate is for a personal, family or household purpose (a) The creditor must ascertain prior to closing the preference of the borrower as to the legal counsel that is employed to represent the debtor in all matters of the transaction relating to the closing of the transaction and except in the case of a loan on property that is subject to the South Carolina Horizontal Property Act (Section 27 -31-10 et seq.) the insurance agent to furnish required hazard and flood property insurance in connection with the mortgage and comply with such preference. The creditor may comply with this section by: (1) including the preference information on or with the credit application so that this information shall be provided on a form substantially similar to a form distributed by the administrator; or (2) providing written notice to the borrower of the preference information with the notice being delivered or mailed no later than three business days after the application is received or prepared. If a creditor uses a preference notice form substantia lly similar to a form distributed by the administrator, the form is in compliance with this section .”
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Der gerichtlichen Klage stand allerdings eine im Darlehensvertrag zwischen den Bazzles und Green Tree Fin. Corp. enthaltene Schiedsvereinbarung mit folgendem Wortlaut entgegen: „ARBITRATION – All disputes, claims, or controversies arising from or relating to this contract or the relationships which result from this contract […] shall be resolved by binding arbitration by one arbitrator selected by us with consent of you. This arbitration contract is made pursuant to a transaction in interstate commerce, and shall be governed by the Federal Arbitration Act at 9 U.S.C. section 1. […] THE PARTIES VOLUNTARILY AND KNOWINGLY WAIVE ANY RIGHT TO HAVE A JURY TRIAL, EITHER PURSUANT TO ARBITRATION UNDER THIS CLAUSE OR PURSUANT TO A COURT ACTION BY U.S. ( AS PROVIDED HEREIN ) […] The parties agree and understand that the arbitrator shall have all powers provided by the law and the contract. These powers shall include all legal and equitable remedies, including, but not limited to, money damages, declarator y relief, and injunctive relief.”499
Green Tree stellte demgemäß den Antrag, das gerichtliche Verfahren auszusetzen und die Parteien auf die Durchführung des Schiedsverfahrens zu verweisen. Der erstinstanzliche Richter gab dem Antrag der Bazzles auf Zertifizierung einer Gruppenklage statt, wies aber zur Überraschung aller Beteiligter den Antrag der Green Tree Fin. Corp. nicht zurück. Vielmehr verwies er die Parteien auf den schiedsrichterlichen Weg zur Fortführung des weiteren Verfahrens und machte in seinem Beschluss deutlich, dass dies für die Bazzles und alle sonstigen Gruppenmitglieder gelte. Die Bemühungen Green Trees, eine Aufhebung des Zulassungsbeschlusses zu erreichen, blieben erfolglos. Dem Antrag der Bazzles, einen Schiedsrichter zu ernennen, kam das Gericht mit der Ernennung von Thomas Ervin nach. Dieser erließ ohne weitere Beteiligung der staatlichen Gerichte am 24. Juli 2000 einen Schiedsspruch für die gesamte Gruppe, der Green Tree Fin. Corp. einen Verstoß gegen den SOUTH CAROLINA CONSUMER PROTECTION CODE anlastete und den Bazzles sowie den abwesenden Gruppenmitglieder einen Betrag von $ 10.935.000 an Schadensersatz, $ 3.645.500 an Rechtsanwaltskosten und $ 18.242 an sonstigen Kosten zusprach. Am 15. September 2000 bestätigte das erstinstanzliche Gericht den Schiedsspruch und verwarf den Aufhebungsantrag der Green Tree Fin. Corp., wogegen diese Rechtsmittel zum Berufungsgericht einlegte. Zu dem Verfahren vor dem Berufungsgericht kam es allerdings nicht mehr. Der Supreme Court of South Carolina entzog dem Berufungsgericht den Fall und verband ihn mit dem Verfahren in Lackey v. Green Tree Fin. Corp., um die generelle Frage zu beantworten, ob bei den von Green Tree verwendeten Schiedsklauseln, die ein schiedsrichterliches Verfahren auf Gruppenbasis nicht ausdrücklich erwähnten, die Durchführung eines class arbitration-Verfahrens zulässig ist. 499
Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444, 448 (2003).
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Kapitel 2: Die Entwicklung der Class Arbitration
Lackey v. Green Tree Fin. Corp. lag eine ganz ähnliche Konstellation zugrunde. Wie die Bazzles auch, hatte sich Daniel Lackey für die Inanspruchnahme eines ihm dargebotenen Darlehensvertrages der Green Tree Fin. Corp. entschieden, der zur Finanzierung des Kaufes eines Mobilheimes bzw. zur Instandhaltung eines solchen verwendet werden sollte. Auch Lackey hatte die Antragsformulare durch Vertreter der Green Tree Fin. Corp. erhalten, wobei die Formulare in Bezug auf die Einhaltung des SOUTH CAROLINA CONSUMER PROTECTION CODE ebenso unvollständig waren. Zusammen mit George und Florine Buggs reichte Lackey im Mai 1996 daher eine class action gegen die Green Tree Fin. Corp. im Barnwell County Court of Common Pleas ein. Die Green Tree Fin. Corp. beantragte in ihrer Klageerwiderung die Aussetzung des Verfahrens und die Durchführung des Schiedsverfahrens. Auch der Darlehensvertrag, den Lackey unterzeichnet hatte, enthielt eine Schiedsvereinbarung, die der Bazzle-Schiedsklausel ähnelte.500 Das erstinstanzliche Gericht sah in der Verwendung der Schiedsvereinbarung in einem Formularvertrag allerdings einen Verstoß gegen die guten Sitten und lehnte den Antrag Green Trees auf Verweisung auf das Schiedsverfahren ab. Das Berufungsgericht hingegen sah in der Verwendung allgemeiner Geschäftsbedingungen noch keinen hinreichenden Grund, der Schiedsvereinbarung die Wirksamkeit zu versagen und verwies das Verfahren zurück an das Ausgangsgericht. Daraufhin einigten sich die Parteien auf die Ernennung von Thomas Ervin als Schiedsrichter für das folgende Schiedsverfahren. In
500
„All disputes, claims, or controversies arising from or relating to this contract, or the relationships which result from this contract, or the validity of this arbitration clause or the entire contract, shall be resolved by binding arbitration by one arbitrator selected by [Green Tree] with consent of Buyer [s]. This arbitration contract is mad e pursuant to a transaction in interstate commerce and shall be governed by the Federal Arbitration Act at 9 U.S.C. section 1. Judgment upon the award rendered may be entered in any court having jurisdiction. The parties agree and understand that they choose arbitration instead of litigation to resolve disputes. The parties understand that they have a right or oppor tunity to litigate disputes through court but that they prefer to resolve their disputes through arbitration, except as provided herein. THE PARTIES VOLUNTARILY AND KNOWINGLY WAIVE ANY RIGHT TO HAVE A JURY TRIAL, EITHER PURSUANT TO ARBITRATION UNDER THIS CLAUSE OR PURSUANT TO A COURT ACTION BY [GREEN T REE] AS PROVIDED HEREIN . The parties agree and understand that all disputes arising under case law, statutory law, and all other laws including, but not limited to all contract, tort, and property disputes, will be subject to binding arbitration in accord with this contract. The parties agree and understand that the arbitrator shall have all powers provided by the law and the contract. These powers shall include all legal and equitable remedies, including, but not limited to, monetary damages, declaratory relief and injunctive relief. Notwithstanding anything hereunto the contrary, [Green Tree] retains an option to use judicial or non-judicial relief to enforce a security agreement relating to the manufactured home secured in a transaction underlying this arbitration agreement, to enforce the monetary obligations secured by the manufactured home or to foreclose on the manufactured home. Such judicial relief would take the form of a lawsuit. The institution and maintenance of an action for judicial relief in a court to foreclose upon any collateral, to obtain a monetary judgment, or to enforce the security agreement shall not constitute a waiver of the right of any party to compel arbitration regarding any other dispute or remedy subject to arbitration in the contract, including the filing of a counterclaim in a suit brought by [Green Tree] pursuant to this provision.”
§ 3 Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle
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dessen Verlauf stellten die Kläger den Antrag, das Schiedsverfahren als class arbitration fortzuführen, und Schiedsrichter ERVIN beraumte einen Termin zur Überprüfung der Zulässigkeit und ggf. der erforderlichen Voraussetzung für ein solches Verfahren an. Obwohl sich die Beklagte darauf berief, dass ein class arbitration-Verfahren nur dann im Einklang mit den Bestimmungen des FEDERAL ARBITRATION ACT stehe, wenn die Schiedsvereinbarung ein solches Vorgehen ausdrücklich autorisiere, erließ der Schiedsrichter im Anschluss an den Termin einen Beschluss, der die Zulässigkeit der class arbitration und das weitere diesbezügliche Vorgehen festlegte. Die Versuche Green Trees, gegen die Zertifizierung vorzugehen, waren ebenso wenig von Erfolg gekrönt, wie sie dies in Bazzle gewesen waren. Mehr noch, da es in Lackey v. Green Tree Fin. Corp. um die Entscheidung eines Schiedsrichters ging, waren die staatlichen Gerichte noch weniger gewillt, in den Ablauf des Schiedsverfahrens einzugreifen, und lehnten die Anträge der Green Tree Fin. Corp. ab. Schiedsrichter ERVIN verurteilte die Green Tree Fin. Corp. anschließend zur Zahlung von Schadensersatz wegen Verletzung des SOUTH CAROLINA CONSUMER P ROTECTION CODE in Höhe von $ 9.200.000. Hinzu kamen noch Rechtsverfolgungskosten in Höhe von $ 3.066.666 und Gerichtskosten von $ 18.252. Im Dezember 2001 bestätigte das zuständige Gericht den Schiedsspruch und wies den Aufhebungsantrag Green Trees zurück. Hiergegen legte die Green Tree Fin. Corp. Rechtsmittel ein. Bevor es zu einer Entscheidung des Berufungsgerichts kommen konnte, entzog der Supreme Court of South Carolina diesem das Verfahren und konsolidierte es mit dem Bazzle-Fall.
Der Supreme Court of South Carolina gab dem Aufhebungsantrag der Green Tree Fin. Corp. nicht statt. Das oberste Gericht von South Carolina stützte sich auf eine umfassende Analyse der zugrundeliegenden Schiedsvereinbarung sowie auf die bisher zu Gruppenschiedsverfahren ergangene Rechtsprechung. Ein Großteil der Bundesberufungsgerichte lehnte Gruppenschiedsverfahren aufgrund § 4 FAA ab, der nach Lesart dieser Gerichte eine strikt wortlautorientierte Auslegung der Schiedsvereinbarung erfordere, um dem wirklichen Parteiwillen unbedingt Folge zu leisten. 501 Gemäß dieser Ansicht, fehle es mangels ausdrücklicher Vereinbarung der Parteien über die Zulässigkeit der class arbitration an einer schiedsvertraglichen Legitimationsgrundlage, weswegen ein Gruppenschiedsverfahren bei „schweigenden“ Schiedsvereinbarungen nicht zulässig sei. Demgegenüber schloss sich der Supreme Court of South Carolina dem Ansatz des obersten kalifornischen Gerichts an, 502 das in der Zulässigkeit eines solchen Verfahrens keinen Verstoß gegen den FAA erkannt hatte. Nach Auffassung des Supreme Court of South Carolina lasse sich der Schiedsvereinbarung zwar keine explizite Regelung zur Frage der Zulässigkeit eines Gruppenschiedsverfahrens entnehmen, weswegen die Klausel diesbezüg-
501
Champ v. Siegel Trading Co., Inc., 55 F.3d 269 (7th Cir. 1995). Unten Kapitel 2 § 4 B, S. 159. 502 Keating v. Superior Court of Alameda County, 31 Cal.3d 584 (1982). Dazu ausführlich sogleich Kapitel 2 § 4 A I, S. 152.
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lich als „schweigend“ zu bezeichnen sei.503 Dieses Schweigen der Schiedsklausel interpretierte der Supreme Court of South Carolina gemäß dem anwendbaren Schiedsvertragsrecht von South Carolina aber gegen den Verfasser der Schiedsklausel und damit zugunsten der Zulässigkeit eines Gruppenschiedsverfahrens. Das Gericht widersetzte sich damit der Argumentation der Green Tree Fin. Corp., die sich auf die unter den Bundesberufungsgerichten vorherrschende Meinung berief und aus dem Fehlen einer ausdrücklichen Parteivereinbarung auf die Unzulässigkeit des Gruppenschiedsverfahrens schloß. Daneben stützten die obersten Richter South Carolinas ihr Urteil auf eine analoge Anwendung der nach dem Schiedsverfahrensrecht von South Carolina bestehenden Möglichkeit der Verbindung von Schiedsverfahren.504 Diene ein gruppenweises Vorgehen der Effizienz und der Gerechtigkeit, stehe den Gerichten auch die Befugnis zur Anordnung der class arbitration zu. Ob dieses Ergebnis mit dem FAA vereinbar war, musste schließlich der Supreme Court klären. Das Gericht kam allerdings zu einem überraschenden Ergebnis. Während das Votum der Minderheit der Richter des Supreme Court, verfasst von CHIEF J USTICE REHNQUIST und unterstützt durch die JUSTICES KENNEDY und O’CONNOR, die Meinung der Green Tree Fin. Corp. teilte, wonach bei der vorliegenden Schiedsklausel aus der Nichterwähnung der class arbitration und dem übrigen Wortlaut die Unzulässigkeit eines solchen Verfahrens zu folgern sei, gelangte die Mehrheitsentscheidung überraschend zu einem anderen Ergebnis. Die JUSTICES BREYER, SCALIA, SOUTER und GINSBURG wiesen darauf hin, dass die Frage der Auslegung der Schiedsklausel hinsichtlich der Zulässigkeit eines class arbitration-Verfahrens eine Frage der procedural arbitrability betreffe und damit vom Schiedsrichter zu beantworten sei. Folglich hatte zumindest in Bazzle die falsche Instanz die Entscheidung getroffen. Obwohl in Lackey die Entscheidung bezüglich der Zulässigkeit der class arbitration durch den Schiedsrichter getroffen worden war, sah der Supreme Court dennoch die Gefahr gegeben, dass sich der Schiedsrichter von der zuvor erfolgten Auslegung der Schiedsklausel durch den staatlichen Richter habe beeinflussen lassen, und hob die Entscheidung des Supreme Court of South Carolina auch in dieser Hinsicht auf. Obwohl der Supreme Court of South Carolina die Zulässigkeit der class arbitration auch auf eine ana-
503
Bazzle v. Green Tree Fin. Corp., 569 S.E.2d 349, 358 (S.C. 2002): „As a preliminary matter, we find Green Tree's arbitration clause was silent regarding class-wide arbitration.” 504 Bazzle v. Green Tree Fin. Corp., 569 S.E.2d 349, 359 (S.C. 2002).
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loge Anwendung der Verbindungsbefugnisse staatlicher Gerichte gestützt hatte, 505 äußerte sich der der Supreme Court of the United States hierzu nicht weiter.
Unmittelbar nach der Entscheidung des Supreme Court erlebte die class arbitration einen sprunghaften Anstieg, und es fanden sich nicht wenige Stimmen, die dem Verfahren eine große Zukunft voraussagten.506 Während der überwiegende Teil der Bundesgerichte zuvor die Durchführung eines solchen Verfahrens ohne ausdrückliche Parteivereinbarung schlichtweg für nicht möglich gehalten hatte, schien es, der Supreme Court habe die class arbitration mit seiner Entscheidung ins Zentrum aller Aufmerksamkeit gerückt und eine Neubewertung der Frage ausgelöst.507 In der Folgezeit erging kaum eine bedeutende Entscheidung, die keinen Bezug zum class arbitration-Verfahren aufzuweisen hatte. Für Verbraucher und Arbeitnehmer schien endlich das langersehnte Instrument effektiven Rechtsschutzes und die Möglichkeit einer Nivellierung prozessualer Nachteile gegenüber der zügellosen Verwendung von Schiedsvereinbarungen durch Unternehmen an die Hand gegeben. 508 Dabei war die Durchführung eines Gruppenschiedsverfahrens mitnichten eine Neuerfindung des erstinstanzlichen Gerichts in Dorchester City. Bereits über zwanzig Jahre vor der Entscheidung des Supreme Court in Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, hatte der California Court of Appeals erstmals die beiden Institute der Schiedsgerichtsbarkeit und der class action miteinander verschmolzen. 509
505
Bazzle v. Green Tree Fin. Corp., 569 S.E.2d 349, 360 (S.C. 2002): „No case law or statute in South Carolina prohibits class-wide arbitration. To the contrary, this Court strongly favors arbitration and has held that a state court may order consolidation of claims subject to mandatory arbitration without any contractual or statutory directive to do so. [...] The rationale employed by Champ that Green Tree urges this Court to adopt is based on an analogy between ordering consolidation and class-wide arbitration where the agreement is silent. Champ grounds its decision to prohibit class-wide arbitration almost entirely on the precedent of other courts prohibiting consolidation of arbitration absent an explicit right to consolidate within the written agreement. Applying this precedent in South Carolina results in the opposite outcome. Since this Court permits consolidation of appropriate claims where the arbitration agreement is silent, it follows that this Court would permit class-wide arbitration, as ordering class-wide arbitration calls for’ considerably less intrusion upon the contractual aspects of the relationship.‘” 506 B LANKLEY, 65 Ohio St. L.J. (2004), 697, 706. 507 T HOMPSON COCHRAN/MOGILNICKI, 60 Bus. Law. (2005), 785, 791. 508 RAO, 6 Int. A.L.R. (2003), 216, 216. 509 Dazu sogleich.
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§ 4 Class Arbitrations vor Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle § 4 Class Arbitrations vor Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle
A. Die Vorreiterrolle Kaliforniens I. Keating v. Superior Court of Alameda County Die eigentliche Geburtsstunde der class arbitration fand bereits über zwanzig Jahre vor der Entscheidung des Supreme Court statt. Das Urteil des Supreme Court of California in Keating v. Superior Court of Alameda County510 aus dem Jahre 1982 markiert den eigentlichen Beginn.511 Verschiedene Kläger hatten in ihrer Eigenschaft als Franchisenehmer der in Texas ansässigen Southland Corp., Eigentümerin und Franchisegeberin von 7-Eleven-Supermärkten, Ansprüche wegen Betrugs, arglistiger Täuschung und Verstößen gegen das FRANCHISE INVESTMENT LAW von Kalifornien 512 im Rahmen verschiedener Einzel- und Sammelklagen geltend gemacht. In der Klageerwiderung vor dem erstinstanzlichen Gericht beantragte die Southland Corp. die Aussetzung des Verfahrens und die Verweisung auf das Schiedsverfahren. Aufgrund der in allen Verträgen enthaltenen Schiedsvereinbarung gab das Gericht dem Begehren der Beklagten grundsätzlich statt und verwies die Parteien auf die Durchführung des Schiedsverfahrens. Allerdings nahm das Gericht Ansprüche des FRANCHISE INVESTMENT LAW aus. Der zwingende Charakter der gesetzlichen Ansprüche spreche gegen ihre schiedsrichterliche Behandlung und die objektive Schiedsfähigkeit des Streitgegenstandes. 513 Gegen die Ausnahme der franchiserechtlichen Ansprüche legte die Beklagte Berufung zum California Court of Appeal ein.514 Das Berufungsgericht gab der Beklagten hinsichtlich der objektiven Schiedsfähigkeit Recht und verwies hilfsweise auf die bundesrechtliche preemption durch den FAA. Neben dieser, mit der Linie des Supreme Court völlig in Einklang stehenden Frage, beschäftigte sich das Berufungsgericht aber auch mit dem hilfsweisen Antrag der Kläger, im Falle der Wirksamkeit der Schiedsvereinbarung das Schiedsverfahren als class arbitration durchzuführen. Das Berufungsgericht entschied, dass ein Schiedsverfahren auf Gruppenbasis generell zulässig sein könne. Zur Begründung dieses Ergebnisses berief 510
Keating v. Superior Court of Alameda County, 31 Cal.3d 584 (1982). Genaugenommen markierte die Entscheidung des California Court of Appeals den Beginn, vgl. Keating v. Superior Court of Alameda County, 167 Cal. Rptr. 481 (1980). 512 CAL. CORP. CODE §§ 31000. 513 „§ 31512 CAL. CORP. CODE W AIVER OF APPLICATION OF THIS LAW BY FRANCHISE 511
PURCHASER VOID
Any condition, stipulation or provision purporting to bind any person acquiring any franchise to waive compliance with any provision of this law or any rule or order here under is void.” 514 Keating v. Superior Court of Alameda County, 167 Cal. Rptr. 481 (1980).
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sich das Gericht auf verschiedene Entscheidungen, die zur Verbindung von Schiedsverfahren ergangen waren. 515 Da Rule 81(a)(3) FRCP 516 einen Rückgriff auf die Vorschriften des FAA zulasse, bestehe die Möglichkeit auch auf Rule 23 FRCP in den geeigneten Fällen zurückzugreifen. 517 Einwände der Beklagten, eine class arbitration lasse die erforderliche gerichtliche Überwachung der Angemessenheit der Vertretung nach Rule 23(a)(4) FRCP vermissen, sah das Gericht zwar, gab aber dem erstinstanzlichen Gericht auf, die geeigneten Maßnahmen zu ergreifen, um die Rechte der abwesenden Gruppenmitglieder hinreichend zu schützen. Das Gericht äußerte sich allerdings nur abstrakt zur generellen Zulässigkeit eines Gruppenschiedsverfahrens und zur potentiellen Legitimationsgrundlage. Unbeantwortet ließ es hingegen die Frage, ob die class arbitration im konkreten Falle tatsächlich zulässig war. Das sollte vom erstinstanzlichen Gericht beantwortet werden.
Im Anschluss an die Entscheidung des Berufungsgericht hatte sich auch der Supreme Court of California mit dem Fall zu beschäftigen. 518 Die Richter betonten die enorme Relevanz der class action im Recht Kaliforniens.519 Aufgrund der tatsächlichen und rechtlichen Kongruenz, die durch die häufige Verwendung allgemeiner Geschäftsbedingungen entstehe, seien derartige Gestaltungen eines der Hauptanwendungsfelder der class action. Die class action diene der Effizienzgewinnung und eröffne oftmals überhaupt erst die Möglichkeit effektiven Rechtsschutzes, insbesondere in Situationen rationalen Desinteresses. Zudem entfalte die class action hier ihre volle Steuerungsfunktion, indem sie eine Freistellung vor gerichtlicher Inanspruchnahme bei Kleinstschäden verhindere. Zwar habe auch die
515
Compania Espanola de Petroleus, S.A. v. Nereus Shipping, S.A., 527 F.2d 966 (2nd Cir. 1975); Marine Trading Ltd. v. Ore Int'l Corp., 432 F.Supp. 683 (S.D.N.Y 1977); Robinson v. Warner, 370 F.Supp. 828 (R.I. 1974). 516 Nunmehr Rule 81(a)(6)(B) FRCP: „Rule 81. APPLICABILITY OF THE RULES IN GENERAL; REMOVED ACTIONS (a) Applicability to Particular Proceedings. […] (6) Other Proceedings. These rules, to the extent applicable, govern proceedings under the following laws, except as these laws provide other procedures: (A) 7 U.S.C. §§ 292, 499g(c), for reviewing an order of the Secretary of Agriculture; (B) 9 U.S.C., relating to arbitration; […]” 517 „Applying rule 23 of the Federal Rules of Civil Procedure to arbitration proceedings would appear to be a logical extension of the theory employed in th e consolidation cases.” Keating v. Superior Court of Alameda County, 167 Cal. Rptr. 481, 490 (1980). 518 Keating v. Superior Court of Alameda County, 31 Cal.3d 584 (1982). 519 Keating v. Superior Court of Alameda County, 31 Cal.3d 584, 609 (1982).
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Schiedsgerichtsbarkeit 520 ihre Vorteile, allerdings zeigte sich das Gericht nicht davon überzeugt, dass diese Vorteile das Fehlen der class action und der mit ihr verbundenen Rechtsschutzmöglichkeiten kompensierten.521 Die weitgehend unregulierte Verwendung von Schiedsvereinbarungen berge die Gefahr einer Unterwanderung dieser zentralen Rechtsgedanken der class action. Allerdings gebiete die schiedsfreundliche Einstellung des Bundes und auch des Staates Kalifornien sowie die Anerkennung und Wertschätzung der privatautonomen Entscheidung der Parteien für das Schiedsverfahren eine differenziertere Lösung, als jede potentielle class action-taugliche Fallgestaltung gänzlich der schiedsrichterlichen Streiterledigung durch Unwirksamerklärung der Schiedsvereinbarung zu entziehen. Die Lösung dieses Dilemmas könne gerade in einem Schiedsverfahren auf Gruppenbasis liegen. Das abweichende Votum von JUDGE RICHARDSON stellt gerade auf diese Vorgehensweise ab. Es sei unnötig, ein aufgrund der vertraglichen Legitimationsgrundlage der Schiedsgerichtsbarkeit mit den repräsentativen Grundsätzen des Schiedsverfahrens inkompatibles Institut, wie das der class action, mit einem Schiedsverfahren zu verschmelzen. Ausreichender Schutz der schwächeren Vertragspartei könne im Einzelfall über die unconscionability gewährt werden. In den Fällen, in denen die Schiedsvereinbarung eine Partei unangemessen benachteilige, indem sie der betroffenen Partei die Möglichkeit eines repräsentativen Rechtsbehelfs entziehe und so den Zugang zum Recht maßgeblich beschneide, müsse die Schiedsvereinbarung als nichtig betrachtet werden. Wo dies nicht der Fall sei, bestehe kein Bedürfnis vom Grundsatz des Individualverfahrens im Schiedsrecht abzuweichen. 522
Wie schon der California Court of Appeals und später der Supreme Court of South Carolina, begann auch das oberste Gericht Kaliforniens sein Urteil mit einer systematischen Analyse der der class action zugrunde liegenden Wertungen, deren typischen Fallgestaltungen sowie einem Rekurs auf die nach kalifornischem Recht bestehende Verbindungsmöglichkeit von Schiedsverfahren. Nach CAL. C IV. PROC . CODE § 1281.3523 haben kalifornische Gerichte die Befugnis, eine Verbindung von verschiedenen anhängigen Schiedsverfahren zwischen denselben Partei-
520
Hier ist die Durchführung von Individualschiedsverfahren gemeint. Keating v. Superior Court of Alameda County, 31 Cal.3d 584, 609 (1982). 522 ALLOR, 71 Cal. L. Rev. (1983), 1239, 1253 f. 523 „CAL. C IV. PROC. CODE § 1281.3 A party to an arbitration agreement may petition the court to consolidate separate arbitration proceedings, and the court may order consolidation of separate arbitration pro ceedings when: (1) Separate arbitration agreements or proceedings exist between the same parties; or one party is a party to a separate arbitration agreement or proceeding with a third party; and 521
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en anzuordnen. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, eine Verbindung mit einem Schiedsverfahren anzuordnen, das zwischen einem Dritten und einer Partei des Ausgangsverfahrens anhängig ist. Darüber hinaus steht es im Ermessen der Richter, auch in denjenigen Fällen von ihrem Recht auf Verfahrensverbindung Gebrauch zu machen, in denen die Streitigkeiten einen gemeinsamen Kern aufweisen und in denen die Gefahr widersprüchlicher Schiedssprüche besteht, sofern ein gewisses Maß an tatsächlichen oder rechtlichen Gemeinsamkeiten existiert.
Der Oberste Gerichtshof Kaliforniens leitete gerade in Analogie zur letzten Variante die grundsätzliche Befugnis des Richters zur Anordnung eines Schiedsverfahrens auf Gruppenbasis ab. Die Intensität des Eingriffs in die vertraglichen Verflechtungen der Parteien sei im Falle der class arbitration genaugenommen ungleich niedriger als bei der consolidation. Bei Letzterer könne es unter Umständen dazu kommen, dass Parteien miteinander ein Schiedsverfahren führen müssten, die selbst niemals einem Schiedsverfahren mit der jeweiligen Partei zugestimmt hätten. Bei der class arbitration hingegen seien alle Mitglieder der Gruppe durch eine Schiedsvereinbarung mit derselben Beklagten gebunden. Darüber hinaus könnten die abwesenden Gruppenmitglieder von ihrem opt out-Recht Gebrauch machen oder die Angemessenheit der Gruppenvertretung in Frage stellen und so Einfluss auf die Prozessführung nehmen. Gleichzeitig bekannte sich das Gericht aber auch zu einer forcierteren gerichtlichen Involvierung, die in einem solchen Verfahren zum Schutze der abwesenden Gruppenmitglieder notwendig sei. Dennoch gelangte das oberste Gericht zu dem Schluss,
(2) The disputes arise from the same transactions or series of related transactions; and (3) There is common issue or issues of law or fact creating the possibility of conflic ting rulings by more than one arbitrator or panel of arbitrators. If all of the applicable arbitration agreements name the same arbitrator, arbitration panel, or arbitration tribunal, the court, if it orders consolidation, shall order all matters to be heard before the arbitrator, panel, or tribunal agreed to by the parties. If the applicable arbitration agreements name separate arbitrators, panels, or tribunals, the court, if it orders consolidation, shall, in the absence of an agreed method of selection by all par ties to the consolidated arbitration, appoint an arbitrator in accord with the procedures set forth in Section 1281.6. In the event that the arbitration agreements in consolidated proceedings contain in consistent provisions, the court shall resolve such conflicts and determine the rights and duties of the various parties to achieve substantial justice under all the circumstances. The court may exercise its discretion under this section to deny consolidation of separate arbitration proceedings or to consolidate separate arbitration proceedings only as to certain issues, leaving other issues to be resolved in separate proceedings. This section shall not be applicable to an agreement to arbitrate disputes as to the pro fessional negligence of a health care provider made pursuant to Section 1295.”
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dass nichts gegen eine generelle Zulässigkeit der class arbitration spreche.524 Das Votum der Minderheit hingegen spricht eine Warnung aus. Das Schiedsverfahren sei nicht das geeignete Forum, um ein gruppenweises Vorgehen zu gewährleisten. Das Schiedsverfahren stehe für Schnelligkeit, Effizienz und die Freiheit von Einmischung durch staatliche Gerichte. Alle diese Vorteile müssten bei der Durchführung einer class arbitration geopfert werden. Zudem sei das von der Mehrheit zur Untermauerung herangezogene Fallrecht nicht verallgemeinerungsfähig, da es sich gerade um Ausnahmefälle handele. Anders als bei der consolidation bestehe im Falle der class arbitration gerade keine gesetzliche Regelung. Da der Gesetzgeber die Verbindung von Schiedsverfahren ausdrücklich geregelt habe, die gruppenweise Erledigung hingegen nicht, fehle es an der für einen Analogieschluss notwendigen planwidrigen Lücke. In Abwesenheit einer gesetzlichen Ermächtigung aber stehe es ohne ausdrückliche vertragliche Ermächtigung auch den Gerichten nicht zu, die Schiedsvereinbarung der Parteien neu zu gestalten. Obwohl der Supreme Court of California die Zulassungsentscheidung dem erstinstanzlichen Gericht überließ, kann man der Entscheidung verschiedene inhaltliche Voraussetzungen entnehmen, die in den folgenden Jahren den kalifornischen Gerichten als Maßstab dienten. Danach sollen die kalifornischen Gerichte diejenigen Faktoren bei der Zulassung einer class arbitration berücksichtigen, die sie auch bei der Zertifizierung einer class action einbezögen.525 Somit spielen Fragen der commonality, impracticability und superiority bei der class arbitration nach kalifornischem Verständnis eine wichtige Rolle. Da Schiedsvereinbarungen in allgemeinen Geschäftsbedingungen oder Formularverträgen ein hohes Maß an rechtlichen und tatsächlichen Gemeinsamkeiten aufweisen, eigneten sie sich besonders für ein Gruppenschiedsverfahren. 526 Zudem impliziere die Verwendung standardisierter Schiedsvereinbarungen oftmals bereits die Existenz der impracticability. Bewegen sich die verursachten Schäden in einem hinreichend minimalen Bereich, sei ein Gruppenrechtsbehelf aus effizienz-ökonomischer Sicht der Indivi-
524
„Classwide arbitration, as Sir Winston Churchill said of democracy, must be evaluated, not in relation to some ideal but in relation to its alternatives.” Keating v. Superior Court of Alameda County, 31 Cal.3d 584, 613 (1982). 525 „Whether such an order would be justified in a case of this sort is a question appropriately left to the discretion of the trial court. In making that determination, the trial court would be called upon to consider, not only the factors normally relevant to class certification, but the special characteristics of arbitration as well, including the impact upon an arbitration proceeding of whatever court supervision might be required, and the availability of consolidation as an alternative means of assuring fairness. Whether classwide proceedings would prejudice the legitimate interests of the party which drafted the adhesion agreement must also be considered, and that party should be given the option of remaining in court rather than submitting to classwide arbitration.” Keating v. Superior Court of Alameda County, 31 Cal.3d 584, 614 (1982). Tatsächlich nimmt das Gericht nicht ausdrücklich auf Rule 23 FRCP Bezug, weswegen nicht mit Sicherheit gesagt werden kann, ob deren Voraussetzungen zu erfüllen sind. Allerdings spricht dafür, dass zuvor die Analyse der consolidation auch unter dem Aspekt der Rule 81(a) und Rule 42 FRCP durchgeführt wurde. Inhaltlich dürften sich außerdem kaum Unterschiede hinsichtlich der Voraussetzungen der bundesrechtlichen und einzelstaatlichen Regelung ergeben. 526 Keating v. Superior Court of Alameda County, 31 Cal.3d 584, 610 (1982).
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dualschiedsgerichtsbarkeit oftmals überlegen. Um der aus dieser Rechtsverweigerung resultierenden Ungerechtigkeit vorzubeugen, könne die class arbitration sinnvolle Alternative sein.527 Neben den bereits aus der class action bekannten Erwägungen solle das Gericht bei der Zulassung der class arbitration aber originär schiedsrechtliche Faktoren berücksichtigen. So spiele nach Lesart des Supreme Court of California insbesondere auch das Maß an gerichtlich notwendiger Aufsicht oder die hinreichende Berücksichtigung der Interessen der Beklagten eine Rolle. 528 Der Schiedsvereinbarung selbst widmete das Gericht hingegen keine weitere Aufmerksamkeit.
Gegen die Entscheidung des Supreme Court of California rief die Beklagte das oberste Gericht der Vereinigten Staaten an, was für die Frage der Zulässigkeit des class arbitration-Verfahrens allerdings unergiebig blieb. 529 In einer spitzfindigen Entscheidung weigerten sich die obersten Richter, zur Zulässigkeit von Gruppenschiedsverfahren explizit Stellung zu nehmen. Zwar war nach Auffassung des Gerichts die Schiedsfähigkeit von franchiserechtlichen Ansprüchen zu bejahen, bezüglich der class arbitration und deren Verhältnis zum FAA sahen die Richter sich aber außerstande, eine Entscheidung zu treffen, da diese Frage dem Gericht schlichtweg nicht zur Entscheidung gestellt worden sei. Da sich die Argumentation Southlands lediglich auf die Unzulässigkeit nach dem Schiedsrecht Kaliforniens bezog 530 und gerade keine bundesrechtlichen Gründe gegen eine Zulässigkeit der class arbitration moniert wurden, sahen die Richter auch keine Veranlassung, ultra petita zu entscheiden und das diesbezügliche Verhältnis von einzelstaatlichem und Bundesschiedsrecht zu klären.531
In den darauf folgenden Jahren wurde die class arbitration fester Bestandteil des kalifornischen Schiedsverfahrensrechts. 532 Die generelle Zulässig-
527
„Where that is so, and gross unfairness would result from the denial of opportunity to proceed on a classwide basis, then an order structuring arbitration on that basis would be justified.” Keating v. Superior Court of Alameda County, 31 Cal.3d 584, 613 (1982). 528 Keating v. Superior Court of Alameda County, 31 Cal.3d 584, 613 (1982). Vgl. auch S. 156, Fn. 525. 529 Southland Corp. v. Keating, 465 U.S. 1 (1984); LOCKRIDGE , 2003 J. Disp. Resol. (2003), 255, 259. 530 „Southland did not claim in the Court of Appeal that if State law required class action procedures, it would conflict with the federal Act and thus violate the Supremacy Clause.” Southland Corp. v. Keating, 465 U.S. 1, 8 (1984). 531 Der Frage der Zulässigkeit einer class arbitration im Hinblick auf den FAA widmete sich ein kalifornisches Berufungsgericht in Blue Cross of California v. Superior Court of Los Angeles County, 67 Cal. App.4th 42 (1998). Es kam zu dem Schluss, dass eine einzelstaatliche Regelung, die bei Schweigen der Schiedsklausel das class arbitration Verfahren autorisiere, nicht gegen den FAA verstoße. Siehe ausführlich zu dieser Problematik Kapitel 2 § 1 C, S. 226 ff. 532 W ALTCHER, 74 Cornell L. Rev. (1989), 380, 399.
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keit des Verfahrens stand dabei nicht mehr zur Debatte. 533 Auch die in Keating v. Southland formulierten Voraussetzungen für eine class arbitration wurden weiter zugrunde gelegt. Auffällig am kalifornischen Ansatz war die starke gerichtliche Beteiligung am Schiedsverfahren: Das Gericht prüft zunächst, ob die inhaltlichen Voraussetzungen für ein class arbitration-Verfahren vorliegen und erlässt anschließend den Zertifizierungsbeschluss. Der Schiedsrichter ist nach diesem Verständnis hauptsächlich für die Entscheidung in materieller Hinsicht zuständig. Auch die Aufsichtsfunktion über die Gruppenvertreter und die damit einhergehende Überprüfung der Angemessenheit der Stellvertretung obliegt dem Gericht. Obwohl im Vergleich zu den „modernen“ postBazzle-Verfahren damit ganz erhebliche Unterschiede bestehen, 534 kann Kalifornien dennoch wohl zu Recht als Geburtsstätte der class arbitration bezeichnet werden.535 II. Class arbitrations in anderen Bundesstaaten Der Siegeszug der class arbitration blieb nicht auf Kalifornien beschränkt. Auch der Supreme Court of Pennsylvania musste sich mit der Frage nach der Zulässigkeit eines Gruppenschiedsverfahrens auseinandersetzen und bejahte sie. In Dickler v. Shearson Lehman Hutton, Inc. 536 erhob die Dickler Group gegen die Shearson Lehman Hutton verschiedene Ansprüche aus dem Kauf von Wertpapieren zwischen Januar 1989 und Juni 1989. Während das erstinstanzliche Gericht den Antrag der Beklagten, das Verfahren auszusetzen, noch mit dem Argument abwies, dass die geltend gemachten Ansprüche nicht von der Schiedsvereinbarung umfasst seien, gab der Supreme Court of Pennsylvania dem Antrag statt. Das Gericht 533
Discover Bank v. Superior Court of Los Angeles, 36 Cal.4th 148, 152 (2005); Indep. Ass'n of Mailbox Center Owners, Inc. v. Superior Court of San Diego County, 133 Cal. App.4th 396, 409 (2005); Blue Cross of California v. Superior Court of Los Angeles County, 67 Cal. App.4th 42 (1998); Izzy v. Mesquite Country Club, 186 Cal. App.3d 1309 (1986); Lewis v. Prudential-Bache Sec., Inc., 179 Cal. App.3d 935 (1986). 534 Vor allem im Anschluss an die Bazzle-Entscheidung des Supreme Court blieb diese Aufgabenverteilung nicht unumstritten. Siehe umfassend zu verfahrensrechtlichen Aspekten der class arbitration unten Kapitel 2 § 3, S. 285 ff. 535 Der Begriff der class arbitration wurde bereits vor Keating v. Superior Court of Alameda County verwendet. In Boynton v. Carswell, 233 S.E.2d 185 (Ga. 1977) wies der Supreme Court of Georgia bereits auf die Möglichkeit einer class arbitration im Rahmen von Streitigkeiten über Grundsteuern hin. Allerdings basierte dieses class arbitrationVerfahren auf gesetzlicher Anordnung, Boynton v. Carswell, 233 S.E.2d 185, 105 (Ga. 1977); Boynton v. Lenox Square, Inc., 207 S.E.2d 446, 449 (Ga. 1974). Von Kalifornien als dem Geburtsort der vertraglichen class arbitration zu sprechen ist daher dennoch legitim. 536 Dickler v. Shearson Lehman Hutton, Inc., 596 A.2d 860 (Pa. 1991).
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hielt allerdings auch das Kostenargument der Kläger für stichhaltig. Sie hatten argumentiert, bei einem Individualschiedsverfahren rechtfertigten die entstehenden Kosten die Durchführung nicht mehr. Das Gericht entschied, dass dem rationalen Desinteresse mit der Durchführung eines class arbitration-Verfahrens entgegengewirkt werden könne.537 Die Zulassung eines Gruppenschiedsverfahrens sei aus Gründen der Fairness geboten, um eine Nivellierung der durch die Verwendung allgemeiner Geschäftsbedingungen gewonnenen Vorteile zu erreichen. Wie der Supreme Court of California auch, sah das oberste Gericht Pennsylvanias im „Schweigen“ der Schiedsvereinbarung kein grundsätzliches Hindernis für die Durchführung einer class arbitration, soweit die Schiedsvereinbarung dem Schiedsrichter ansonsten weite Befugnisse einräume. Auch im Übrigen orientierte sich das Gericht stark an der Entscheidung des Supreme Court of California in Keating v. Southland Corp. Dem erstinstanzlichen Gericht obliegt auch nach dem Recht Pennsylvanias die Entscheidung über die Zertifizierung der class arbitration. Die inhaltlichen Voraussetzungen orientieren sich ebenfalls an der gerichtlichen class action, zusätzlich seien aber auch die Besonderheiten des Schiedsverfahrens zu berücksichtigen. Über zehn Jahre nach der Entscheidung des Supreme Court of Pennsylvania war das erstinstanzliche Bundesgericht für den östlichen Distrikt von Pennsylvania in Brennan v. ACE INA Holdings, Inc. 538 bedeutend zurückhaltender bei der Anordnung eines class arbitration-Verfahrens. Ohne die Entscheidung des Supreme Court zu erwähnen, entschied das Bundesgericht, dass für die Frage der Zulässigkeit eines solchen Verfahrens der Schiedsrichter die maßgebende Rolle bei der Auslegung innehabe und gelangte so schon fast ein Jahr vor dem Supreme Court zu demselben Ergebnis.539
B. Die Linie der Bundesgerichte vor Green Tree Financial Corp. v. Bazzle Trotz der heutigen Präsenz der class arbitration blieben die Entscheidungen Kaliforniens und Pennsylvanias im Großen und Ganzen Einzelfälle. 540 Es fanden sich keine Gerichte außerhalb der betreffenden Staaten, die eine ähnliche Linie verfolgten. Insbesondere die Bundesgerichte ließen Schiedsverfahren auf Gruppenbasis fast einheitlich nicht zu. Leitentscheidung war das Urteil des United States Court of Appeals for the Seventh Circuit in Champ v. Siegel Trading Company, Inc.,541 in der das Bundesberufungsgericht die Durchführung eines class arbitration-Verfah537
Dickler v. Shearson Lehman Hutton, Inc., 596 A.2d 860, 864 f. (Pa. 1991). Brennan v. ACE INA Holdings, Inc., 2002 WL 1804918 (E.D. Pa. 2002). 539 Brennan v. ACE INA Holdings, Inc., 2002 WL 1804918 (E.D. Pa. 2002). 540 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, 1768, Fn. 4 (2010); MORITZ/F ITCH, 23 Loy. Consumer L. Rev. (2011), 265, 272. 541 Champ v. Siegel Trading Co., Inc., 55 F.3d 269 (7th Cir. 1995). 538
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Kapitel 2: Die Entwicklung der Class Arbitration
rens ohne eine ausdrückliche diesbezügliche Parteiregelung explizit ablehnte.542 Das Gericht stützte sich zur Untermauerung seines Ergebnisses vor allem auf die vom Supreme Court begründete positivistische Auslegungsmethode von Schiedsvereinbarungen. Eines der wesentlichen Prinzipien, die der FAA bei der Durchsetzung von Schieds vereinbarungen verlange, sei die strikte wortlautgetreue Durchsetzung der Schiedsvereinbarung und die Konzentration auf den wirklichen Willen der Parteien.543 Äußere sich eine Schiedsvereinbarung nicht explizit zur Durchführung einer class arbitration, so müsse in einem solchen Fall von der Unzulässigkeit des Gruppenschiedsverfahrens ausgegangen werden.
Die meisten Bundesgerichte und auch einzelstaatliche Gerichte sind der ratio der Champ-Entscheidung gefolgt.544 Auch die Verbindung von Schiedsverfahren lehnten die meisten Gerichte mit identischen Erwägungen ab.545
Da sich für die unternehmerischen Verwender von Schiedsklauseln ein Gruppenschiedsverfahren meist als unangenehm und nachteilig herausstellt, hat sich eine ausdrückliche Regelung der Zulässigkeit von Gruppenschiedsverfahren in der Schiedsvereinbarung nicht durchsetzen können.546 Die Bedeutung der class arbitration war aufgrund dieser in der Rechtsprechung vorherrschenden Ansicht gering und die class arbitration ein eher seltenes Phänomen.547 Der Dornröschenschlaf der class arbitration fand aber mit der Entscheidung des Supreme Court in Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle548 ein jähes Ende. Im Anschluss an das Urteil erlebte die class arbitration einen zuvor wohl kaum für möglich gehaltenen Bedeutungszuwachs.549 542
Ausführlich zur Champ-Entscheidung unten Kapitel 3 § 1 C II, S. 227. Siehe bereits oben S. 110 ff. 544 Howard v. Klynveld Peat Marwick Goerdeler, 977 F.Supp. 654, 665, Fn. 7 (S.D.N.Y. 1997); Randolph v. Green Tree Financial Corp., 991 F.Supp. 1410 (M.D. Ala. 1997); Gammaro v. Thorp Consumer Discount Co., 828 F.Supp. 673 (Minn. 1993); Med Center Cars, Inc. v. Smith et al., 727 So.2d 9 (Ala. 1998); Harris v. Shearson Hayden Stone, Inc., 441 N.Y.S.2d 70 (App. Div. 1981); B UCKNER, 82 Denver U.L. Rev. (2005), 301, 315; LIPSHUTZ, 57 Stan. L. Rev. (2005), 1677, 1697. 545 Gov't of the United Kingdom of Great Britain v. Boeing Co. , 998 F.2d 68 (2nd Cir. 1993); Am. Centennial Ins. Co. v. Nat'l Casualty Co., 951 F.2d 107 (6th Cir. 1991); Baesler v. Continental Grain Co., 900 F.2d 1193 (8th Cir. 1990); Protective Life Ins. Co. v. Lincoln Nat'l Life Ins., 873 F.2d 281 (11th Cir. 1989); Del E. Webb Constr. v. Richardson Hosp. Auth., 823 F.2d 145 (5th Cir. 1987); Weyerhaeuser Co. v. Western Seas Shipping Co., 743 F.2d 635 (9th Cir. 1984). 546 Vgl. aber Kapitel 3 § 1 A II, S. 167. 547 LIPSHUTZ, 57 Stan. L. Rev. (2005), 1677, 1689. 548 Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444 (2003). 549 Die öffentlich zugängliche Prozessliste anhängiger Anträge auf Durchführung eines Schiedsverfahrens auf Gruppenbasis bei der American Arbitration Association 543
§ 4 Class Arbitrations vor Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle
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C. Die Bazzle-Revolution Das Ergebnis der Bazzle-Entscheidung war wohl gerade auch deshalb so überraschend, weil das Gericht ultra petita entschied. Die Auslegungszuständigkeit hatte gar nicht in Frage gestanden und war demgemäß auch nicht gerügt worden. 550 Die Parteien bemängelten vielmehr die Entscheidung des Supreme Court of South Carolina, das Schweigen einer Schiedsvereinbarung als Ausgangspunkt für die Zulässigkeit der class arbitration zu werten, als mit dem FAA unvereinbar. 551 Entgegen dem Grundsatz ubi iudex, ubi ius, bezog das Gericht hierzu aber gerade keine Stellung. Appellwirkung hatte die Entscheidung dennoch und ließ landesweit die Richter- und Anwaltschaft aufhorchen. Vor allem auch in Kalifornien sorgte das Urteil für Aufsehen. Seit der KeatingEntscheidung war man dort von der gerichtlichen Kompetenz für die Zulässigkeitsbeurteilung ausgegangen. Diese Prämisse ließ sich mit dem eindeutigen Urteil des Supreme Court nun nicht mehr aufrechterhalten.552 Verschiedene kalifornische Gerichte übertrugen daher dem Schiedsrichter ihre Kompetenzen.553
Die exorbitante Relevanz der Bazzle-Entscheidung resultiert letztlich nicht ausschließlich aus den gerichtlichen Ausführungen zur Auslegung der Schiedsvereinbarung. Obwohl der Supreme Court ausdrücklich nur die
vermerkte für die Zeit von Oktober 2003 bis Januar 2008 116 Anträge, SLATE/T UCHMANN, 11 Int. A.L.R. (2008), 50, 53. Die AAA hatte als Reaktion auf die Entscheidung des Supreme Court in Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle mit Wirkung zum 08.10.2003 eigenständige Regelungen für die Durchführung von class arbitration Verfahren formuliert. Die AAA Supplementary Rules for Class Arbitrations sind abrufbar unter (zuletzt besucht am 06.12.2012). Am 15.07.2010 betrug die Zahl der Anträge 289. Bis zum 08.09.2011 war ein leichter Anstieg auf 307 Verfahren zu verzeichnen. 550 Zur Erinnerung: In Southland Corp. v. Keating, 465 U.S. 1 (1984) hatte sich das Gericht noch ausdrücklich geweigert, zur Vereinbarkeit von FAA und class arbitration näher Stellung zu nehmen, weil eine Verletzung von Bundesrecht gerade nicht durch die Parteien moniert worden war, vgl. oben S. 157. 551 Dies ist auch der Grund, warum sich JUSTICE STEVENS lediglich dazu durchringen konnte, der Entscheidung der Mehrheit im Ergebnis zuzustimmen. Nach seiner Auffassung sollte das Gericht die Frage der Zuständigkeit nicht beantworten, da diese nicht gestellt worden war, Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444, 454 (2003). 552 CHERNIK, in: Bishop/Macmahon, Multiple Party Actions, Rn. 14.13. 553 Yuen v. Superior Court of Los Angeles County, 121 Cal. App.4th 1133 (2004); Garcia v. DirecTV, Inc., 115 Cal. App.4th 297 (2004). Auch andere Gerichte verwiesen die Parteien mit ihrem Zulassungsantrag bezüglich der class arbitration an den Schieds richter, vgl. Pedcor Management Co., Inc. v. Nations Personnel of Texas, Inc., 343 F.3d 355 (5th Cir. 2003).
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Kapitel 2: Die Entwicklung der Class Arbitration
Frage der Zuständigkeit entschieden hatte, 554 implizierte ein Teil der Literatur, dass das Gericht der Entscheidung auch die Anerkennung der class arbitration als verfahrensrechtlichen Typus und ihre Vereinbarkeit mit dem FAA zugrunde gelegt habe.555 Dieser Schluss lag tatsächlich nicht so fern, hatte die Green Tree Fin. Corp. ja eindringlich die Vereinbarkeit der Entscheidung des Supreme Court of South Carolina mit dem FAA gerügt. Richtig ist auch, dass der Supreme Court die class arbitration zumindest nicht explizit für mit dem FAA unvereinbar erklärt hat. Ausdrücklich hat sich allerdings nur JUSTICE STEVENS mit dieser Frage beschäftigt. Seiner Auffassung nach stand der FAA der Durchführung einer class arbitration in casu nicht entgegen. 556 Ob de lege lata aus der Bazzle-Entscheidung und dem FAA eine „permittierende“ schiedsvertragliche Auslegungsregel abgeleitet werden kann, nach der im Falle schweigender Schiedsvereinbarungen 557 stets von einer Einigung der Parteien und von der Zulässigkeit eines Gruppenschiedsverfahrens auszugehen ist, oder gar die Vereinbarkeit des FAA mit auf einzelstaatlichen Schiedsverfahrensstatuten basierenden Anordnungsbefugnissen, die unabhängig von der Gestaltung der Schiedsklausel die Kompetenz zur Anordnung von Gruppenverfahren geben, soll an dieser Stelle noch ausdrücklich dahinstehen. 558
Eine unmittelbare Konsequenz der Bazzle-Entscheidung war die bereichsübergreifende Novellierung der Kompetenzverteilung zwischen staatlichen Gerichten und Schiedsrichtern. In Certain Underwriters at Lloyd’s London v. Westchester Fires Ins. Co. 559 befand der United States Court of Appeals for the Fifth Circuit die Schiedsrichter nunmehr auch für die Beurteilung der Zulässigkeit der Verbindung von Schiedsverfahren kompetent. Auch als Antwort auf die durch Bazzle eröffneten Möglichkeiten formulierten zudem zwei der größten Schiedsinstitutionen in den Vereinigten Staaten,
554 B IRMINGHAM W ILMORE, 7 Int. A.L.R. (2004), N1-N2, 711; B LANKLEY, 65 Ohio St. L.J. (2004), 697, 707; B UNCH, 2004 J. Disp. Resol. (2004), 259, 269; CHERNIK, in: Bishop/Macmahon, Multiple Party Actions, Rn. 14.17; ECKARD, 55 S.C.L. Rev. (2004), 489, 496; ESTREICHER /JOHNSON, 230 N.Y.L.J. (2003), 3 (col. 1), 3; S ZALAI, 41 Cal. W.L. Rev. (2004), 1, 10; WESTON, 47 Wm. & Mary L. Rev. (2006), 1711, 1732 f.; W ILSON , 23 Q.L.R. (2004), 737, 762. 555 B UCKNER, 58 Fla. L. Rev. (2006), 185, 186; DIES., 82 Denver U.L. Rev. (2005) 301, 303; EISLER , 28 Cardozo L. Rev. (2007), 1891, 1907; MORITZ/F ITCH, 23 Loy. Consumer L. Rev. (2011), 265, 273; RAO, 6 Int. A.L.R. (2003), 216, 217; SCANLON, 62APR D.R.J (2007), 40, 42; SLATE/T UCHMANN, 11 Int. A.L.R. (2008), 50, 52; STRONG, 30 U. Pa. J. Int'l L. (2008), 1, 3 f. 556 Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444, 454 (2003). 557 Zur Begriffsbildung siehe unten Kapitel 3 § 1 A III 1 b (1), S. 188 ff. 558 Ausführlich zu diesen beiden Fragen unten Kapitel 3 § 1 A III 1 b (2) bzw.§ 1 B. 559 Certain Underwriters at Lloyd's London v. Westchester Fire Ins. Co., 489 F.3d 580 (3rd Cir. 2007).
§ 4 Class Arbitrations vor Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle
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die American Arbitration Association (AAA) 560 und Judicial Arbitration and Mediation Services, Inc. (JAMS), 561 spezielle schiedsinstitutionelle Regeln, die dem Schiedsrichter bei der Erledigung der ihm vom Supreme Court zugedachten Aufgaben helfen sollten. Die online zugängliche Prozessliste der AAA zeigt die steigende Relevanz der class arbitration im Verfahrensalltag der USA. Von einem in den 1980er Jahren entstandenen, eher unbekannten Institut hat sich die class arbitration zu einem landesweiten Phänomen entwickelt. 562 Das kryptische Schweigen des Supreme Court im Hinblick auf prozessuale Fragen des class arbitration-Verfahrens und die fehlende Auseinandersetzung mit der konfligierenden Rechtsprechung, 563 die Bazzle vorausgegangen war, sind daher umso bedauerlicher. Man mag beides als obergerichtliche Dezenz und als logische Konsequenz der schiedsrichterlichen Entscheidungskompetenz werten. 564 Misslich ist diese Akzentuierung vor dem Hintergrund der Bedeutung eines Gruppenverfahrens gerade auch für die unterinstanzlichen Gerichte und Schiedsrichter, denen eine weitere Konturierung sowohl der Zulässigkeitsvoraussetzung als auch der verfahrensrechtlichen Garantien obliegt. 565 Diskussionen um originäre Zulässigkeit, inhaltliche Voraussetzungen und prozessuale Viabilität haben sich daher im Anschluss zu Recht ihren Platz im Kosmos der class arbitration gesichert.
560
(zuletzt besucht am 06.12.2012). 561 (zuletzt besucht am 06.12.2012). 562 MORITZ/F ITCH, 23 Loy. Consumer L. Rev. (2011), 265, 273. 563 KENNEDY/APPLEBY, 23-FALL Franchise L.J. (2003), 84, 86. 564 B LANKLEY, 65 Ohio St. L.J. (2004), 697, 697; SZALAI, 41 Cal. W.L. Rev. (2004), 1, 9. 565 B LANKLEY, 20 Ohio St. J. Disp. Res. (2005), 451, 456; DIES., 65 Ohio St. L.J. (2004) 697, 697, 705; BUNCH, 2004 J. Disp. Resol. (2004), 259, 268; DOMKE/ EDMONSON/W ILNER , On Com. Arb. 3rd, § 32:3; RAO, 6 Int. A.L.R. (2003), 216, 219; SZALAI, 41 Cal. W.L. Rev. (2004), 1, 9–10; WESTON, 47 Wm. & Mary L. Rev. (2006), 1711, 1732.
Kapitel 3
Die Dogmatik der Class Arbitration § 1 Grundvoraussetzungen der Class Arbitration § 1 Grundvoraussetzungen der Class Arbitration
Im folgenden Abschnitt werden die Grundvoraussetzungen eines class arbitration-Verfahrens näher untersucht. Die primäre Frage gilt der Einordnung, wann Schiedsrichter die Durchführung eines Gruppenschiedsverfahrens mit der Folge einer Bindung auch nicht am Verfahren teilnehmender Gruppenmitglieder anordnen dürfen. Das ist grundsätzlich in zwei Situationen denkbar: Erster Ausgangspunkt für die Determinierung des schiedsrichterlichen Verfahrens muss die Schiedsvereinbarung selbst sein, da sie Ursprung der schiedsrichterlichen Entscheidungsbefugnis ist. Die Schiedsvereinbarung kann dabei explizit die Autorisierung des Gruppenschiedsverfahrens vorsehen oder aber die Zulässigkeit ergibt sich erst nach einer Auslegung – ggf. unter Rückgriff auf allgemeine vertragliche Auslegungsregeln – der Schiedsvereinbarung. Ist weder eine ausdrückliche Regelung vorhanden noch die Auslegung der Schiedsvereinbarung ergiebig, stellt sich die Frage, ob nicht das anwendbare Schiedsverfahrensstatut, sei es aufgrund gesetzlicher Regelungen oder auf Richterrecht basierend, autonome Anordnungsbefugnisse zur Durchführung von Gruppenschiedsverfahren vorsieht. Diese beiden Aspekte werden oftmals vermischt oder nicht trennscharf unterschieden. Für eine dogmatische Einordnung bleibt die gesonderte Betrachtung allerdings wichtige Prämisse. Beide Herangehensweisen basieren nämlich auf unterschiedlichen Legitimationsgrundlagen. Im ersten Fall ergibt sich die Zulässigkeit der class arbitration aus der vertraglichen Ermächtigung der Parteien, während im zweiten Fall letztlich die objektiv-rechtliche Anordnung durch den jeweiligen Gesetzgeber maßgeblich für die Durchführung des Gruppenschiedsverfahrens ist. Die Hervorhebung dieser Legitimationsdichotomie findet sich sowohl in der Entscheidung der obersten Richter des Staates South Carolina in Bazzle v. Green Tree Fin. Corp.1 als auch in der schiedsrichterlichen Praxis 2 wie 1
Bazzle v. Green Tree Fin. Corp., 569 S.E.2d 349, 360 (S.C. 2002). Ob im Anschluss auch der Supreme Court eine solche Zweiteilung anerkennt, ist zumindest nicht eindeutig, Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444, 453 (2003): „Rather the relevant question here is what kind of arbitration proceeding the parties agreed to. That que stion does not
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Kapitel 3: Dogmatik der Class Arbitration
im Schrifttum.3 Eine besonders anschauliche Zusammenfassung gelingt in Armstrong v. Ameriquest Mortgage Co.: „In essence, therefore, under Supplementary Rule 3 ‘permits‘ means either as a matte r of contract interpretation or based upon statutes or other case authority that govern arbi tration clauses that are silent.“ 4
Die Anerkennung dieser Legitimationsdichotomie gibt aber noch keinerlei Auskunft über deren Vereinbarkeit mit den Vorgaben des FAA. Beide Legitimierungsansätze sollen zunächst näher untersucht werden, bevor anschließend der Frage nach der Vereinbarkeit mit dem FAA nachgegangen werden wird. A. Die Schiedsklausel als Ausgangspunkt I. Die Auslegung der Schiedsklausel als oberste Maxime Die meisten Rechtsordnungen der Welt erkennen die enorme Bedeutung der Privat- und Parteiautonomie im Schiedsverfahrensrecht an. 5 Die Schiedsvereinbarung als Ausgangspunkt für die Zulässigkeit eines Gruppenschiedsverfahrens ist daher konsequent. Das ergibt sich nicht nur aus der primären Relevanz der Schiedsvereinbarung als Quelle der schiedsrichterlichen Befugnisse.6 Auch der Supreme Court hat die konsensuale Struktur der Schiedsgerichtsbarkeit stets betont.7 Gerade im Falle eines Schiedsverfahrens auf Gruppenbasis müssen daher besonders hohe Anforderungen an die Auslegung der Schiedsvereinbarung gestellt werden, da u.U. tausende abwesende Gruppenmitglieder durch einen späteren Schiedsspruch geconcern a state statute or judicial proceeding”. In diesem Sinne aber Armstrong v. Ameriquest Mortgage Co., AAA Class Arb. Docket (2007). 2 Talley v. West County Motor Co., Inc. AAA Class Arb. Docket (2009); McCague v. Corinthian Colleges, Inc., AAA Class Arb. Docket, 4 (2009); Derek v. Southern Linc Communications Servs., AAA Class Arb. Docket (2009); Lichter v. Alarm One, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008); Armstrong v. Ameriquest Mortgage Co., AAA Class Arb. Docket, 13 (2007); Salcedo v. Cintas Corp., AAA Class Arb. Docket, Fn. 7 (2006). 3 B UCKNER, 82 Denver U.L. Rev. (2005), 301, 312 ff; ROTHE/WULFF/COOPER , ADR Prac. Guide, § 15:8. Besonders anschaulich formuliert STRONG, 30 Mich. J. Int'l L. (2009), 1017, 1061 ff. Für eine nähere Betrachtung der artverwandten Aspekte der Zulässigkeit von consolidation oder joinder TENCATE, 15 Am. Rev. Int'l Arb. (2004), 133, 140 ff. 4 Armstrong v. Ameriquest Mortgage Co., AAA Class Arb. Docket (2007). 5 B ORN, Int. Com. Arb., S. 1748 ff.; DONOVAN/RIVKIN, FS Franke 2010, S. 118; SCHLOSSER , Int. Schiedsgerichtsbarkeit, Rn. 448 ff.; WEIHE, Verbraucher im Recht der Schiedsgerichtsbarkeit, S. 74. 6 SZALAI, 41 Cal. W.L. Rev. (2004), 1, 44 ff. 7 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, 1763 (2010); Volt Info. Sciences, Inc. v. Board of Trustees of Leland Stanford Junior University , 489 U.S. 468, 479 (1989).
§ 1 Grundvoraussetzungen der Class Arbitration
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bunden werden.8 Der schiedsvertraglichen Exegese in Bezug auf das Gruppenschiedsverfahren ist daher höchste Priorität und Aufmerksamkeit einzuräumen. II. Ausdrückliche Zustimmung zur Class Arbitration Ist gemäß dem Wortlaut der Schiedsvereinbarung ein gruppenweises Vorgehen ausdrücklich gestattet, so wird von keiner Seite bezweifelt, dass ein class arbitration-Verfahren möglich ist. Da das Leitbild des modernen Schiedsverfahrensrechts der USA die Privatautonomie und Durchsetzung der Parteiinteressen bilden, steht auch der FAA der Durchführung eines solchen Verfahrens nicht entgegen, da die Schiedsvereinbarung jedenfalls eine wortlautgetreue Umsetzung erfährt. Allerdings sind solche Schiedsvereinbarungen nur sehr selten anzutreffen.9 Gerade im verbraucher- und arbeitsrechtlichen Kontext, also dem Bereich, in dem die meisten Schiedsvereinbarungen geschlossen werden, sind die Unternehmen nicht besonders an der Etablierung eines kollektiven Rechtsbehelfs interessiert. Ihnen wird ja gerade vorgeworfen, das Schiedsverfahren zu einem guten Teil nur deswegen zu wählen, um dem gefürchteten Damoklesschwert der class action zu entgehen.10 Dennoch kommt es auch vor, dass sich die Parteien im Laufe eines Schiedsverfahrens auf die Zulässigkeit der class arbitration ausdrücklich einigen, was ihnen natürlich jederzeit freisteht. 11
8
SZALAI, 41 Cal. W.L. Rev. (2004), 1, 79. Aber Romanelli v. Assocs. Nat'l Bank, AAA Class Arb. Docket (2005). Die Schiedsvereinbarung sah dort ausdrücklich die Möglichkeit eines gruppenweisen Vorgehens vor: „In the unlikely event there is a controversy or claim between you and us in volving a demand of $ 25,000 or more in value (including any claim(s) you assert on be half of others or a class which when aggregated exceeds $25,000 or more in value) […] shall be resolved by binding arbitration […]“ 10 ESTREICHER /TURNBULL, 223 N.Y.L.J. (2000), 3, (col.1), 5; LIPSHUTZ, 57 Stan. L. Rev. (2005), 1677, 1689. 11 Southeast Ga. Regional Med. Center, Inc. v. Humana Military Healthcare Servs., Inc., AAA Class Arb. Docket (2009); Murdock & Price v. Trina Thomas Progressive Mangament Solutions, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008); McFann v. Volt Telecommunications Group, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008); Barmak v. Pasquinellli-Heron Bay, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2008); Somkhit Nasee v. Global Horizons Manpower, Inc., AAA Class Arb. Docket (2007); Wolf v. Lakewood Homes, Inc. & Lakewood Springs, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2006); Molfetas v. Stainsafe, Inc., AAA Class Arb. Docket (2006); Silver v. Westin Realty Corp., AAA Class Arb. Docket (2005). 9
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Kapitel 3: Dogmatik der Class Arbitration
III. Konkludente Zustimmung und materielle Auslegungsregeln Demgegenüber wird in den weitaus meisten Fällen die Schiedsvereinbarung keine explizite Regelung zur class arbitration enthalten.12 Dann stellt sich die Frage, ob nicht trotzdem ein Schiedsverfahren auf Gruppenbasis möglich ist.13 Das kann entweder aufgrund konkludenter Einigung der Parteien oder aufgrund Anwendung materieller Auslegungsregeln,14 wie beispielsweise des Grundsatzes, Unklarheiten in vertraglichen Bestimmungen zulasten des Erstellers auszulegen,15 der Fall sein.16 Ergibt die Auslegung der Schiedsvereinbarung, dass die Parteien konkludent die Möglichkeit eines Verfahrens auf Gruppenbasis bedacht haben, so gilt der Wille der Parteien, ein Rückgriff auf Auslegungsregeln bedarf es dann insofern nicht.17 Andererseits besteht – insbesondere vor dem Aufstieg der class arbitration aufgrund der Bazzle-Entscheidung – die reelle Chance, dass eine Schiedsvereinbarung sich überhaupt nicht zur Frage der Zulässigkeit von Gruppenschiedsverfahren äußert und auch keine hinreichenden Anhaltspunkte für eine konkludente Einigung der Parteien über die Zulässigkeit des Verfahrens vorhanden sind. Ebenso kommt das Vorliegen mehrdeutiger Schiedsvereinbarungen in Betracht. In einem solchen Fall ist dann bei der Auslegung auf eventuell vorhandene Auslegungsregeln zurückzugreifen, die sich entweder aus dem FAA bzw. der hierzu ergangenen Rechtsprechung oder einzelstaatlichem Schiedsvertragsrecht ergeben können.18 Dabei wäre primäre Erkenntnisquelle für solche Auslegungsregeln zunächst der FAA als vorrangiges Bundesrecht. Obwohl sich dieser – soviel sei bereits an dieser Stelle gesagt – nicht ausdrücklich zur Frage der Zuläs-
12
Die heute wohl aktuellere Frage, welche Konsequenzen ein ausdrücklicher Ausschluss der class arbitration hat, soll unten näher erörtert werden Kapitel 3 § 2, S. 241 ff. 13 DRAHOZAL/RUTLEDGE , 94 Marquette Law Review (2011), 1103, 1140; OEHMKE, 28 CoA2d (2005), 203, § 6. 14 Von materiellen Auslegungsregeln wird gesprochen, soweit damit ein bestimmtes inhaltliches Ergebnis angestrebt wird, MüKo/Busche, BGB, § 133, Rn. 62. 15 Zu Inhalt und Bedeutung noch ausführlich unten Kapitel 3 § 1 A III 1 b (3), S. 204 ff. 16 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, 1768 (2010): „Because the parties agreed their agreement was ‘silent’ in the sense that they had not reached any agreement on the issue of class arbitration, the arbitrators' proper task was to identify the rule of law that governs in that situation. Had they engaged in that undertaking, they presumably would have looked either to the FAA itself or to one of the two bodies of law that the parties claimed were governing, i.e., either federal maritime law or New York law.” Segal v. Sirius XM Radio, Inc., AAA Class Arb. Docket (2009); STRONG, 17 Harv. Negot. L. Rev. (2012) 201, 229. Mehr im Kontext internationaler Schiedsverfahren, DIES., 30 Mich. J. Int'l L. (2009) 1017, 1059. 17 DRAHOZAL/RUTLEDGE , 94 Marquette Law Review (2011), 1103, 1147. 18 DRAHOZAL/RUTLEDGE , 94 Marquette Law Review (2011), 1103, 1148.
§ 1 Grundvoraussetzungen der Class Arbitration
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sigkeit von class arbitration-Verfahren äußert, 19 gebietet das indes noch nicht zwangsläufig einen Rückgriff auf das einzelstaatliche Schiedsvertragsrecht. Denn gerade die Rechtsprechung des Supreme Court zum FAA hat den Anwendungsbereich und auch den Wortlaut des Gesetzes ganz maßgeblich erweitert und ist somit ebenfalls Erkenntnisquelle. 20 Dementsprechend wurde auch im Anschluss an die Bazzle-Entscheidung verschiedentlich vermutet, neben der ausdrücklichen Behandlung der schiedsverfahrensrechtlichen Kompetenzen habe das Gericht implizit eine bundesrechtliche Auslegungsregel erschaffen, nach der bei schweigenden Schiedsvereinbarungen21 auf eine Einigung der Parteien und damit die Zulässigkeit des Gruppenschiedsverfahrens zu schließen sei. 22 Gleich der Erweiterung des Anwendungsbereichs des FAA und der Schaffung eines bundeseinheitlichen Schiedsrechts für die Frage der arbitrability wurde gemutmaßt, der Supreme Court wolle nunmehr auch die Auslegung von Schiedsvereinbarungen hinsichtlich der Frage der Zulässigkeit von class arbitration-Verfahren bei schweigenden Schiedsvereinbarungen einheitlich unter der Ägide des FAA regeln. Träfe diese Vermutung, der unten noch vertieft nachgegangen werden soll, 23 tatsächlich zu, ginge eine auf dem FAA basierende, richterrechtlich kreierte Auslegungsregel hinsichtlich der Frage nach der Zulässigkeit der class arbitration im Verhältnis zu den einzelstaatlichen Schiedsverfahrensstatuten als Bundesrecht grundsätzlich vor.24
19 B ORN, Int. Com. Arb., S. 417; DONOVAN/R IVKIN, FS Franke 2010, S. 122. Siehe ausführlich unten S. 199 ff. und S. 227 ff. 20 Siehe für den nahezu vollständig föderalisierten Bereich der arbitrability bereits oben S. 101 ff. 21 Zur Begriffsbildung sogleich, Kapitel 3 § 1 A III 1 b (1), S. 188 ff. 22 Insbesondere die Aussagen des Minderheitenvotums beschäftigte sich eingehend mit der Auslegung der Schiedsvereinbarung, so dass im Umkehrschluss dem Mehrheitsvotum vielleicht mehr zugeschrieben wurde, als es tatsächlich aussagen wollte, B UCKNER , 82 Denver U.L. Rev. (2005), 301, 306; KREHER /ROBERTSON, 9 Harv. Negot. L. Rev. (2004), 409, 425; LIPSHUTZ, 57 Stan. L. Rev. (2005), 1677, 1684; N ELSON, 1472 P.L.I. (2005), 307, 314; OEHMKE, Com. Arb.3rd, § 16:4; OEHMKE , 28 CoA2d (2005), 203, 6. 23 Unten Kapitel 3 § 1 A III b (2). S. 199 ff. 24 „’[T]he interpretation of private contracts is ordinarily a question of state law, which this Court does not sit to review.’ […]. But ‘state law may nonetheless be preempted to the extent that it actually conflicts with federal law-that is, to the extent that it ‘stands as an obstacle to the accomplishment and execution of the full purposes and objectives of Congress.’’” Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444, 457 f. (2003); B ORN, Int. Com. Arb., S. 138. Neben einer objektiv-rechtlichen Anwendung des FAA im Falle schriftlicher Schiedsvereinbarungen mit grenzüberschreitendem handelsrechtlichem Bezug, besteht auch Raum für eine ausdrückliche Rechtswahlklausel der Parteien zugunsten des FAA, Uhl v. Komatsu Forklift Co., Ltd., 512 F.3d 294, 302 f. (6th Cir. 2008).
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Kapitel 3: Dogmatik der Class Arbitration
Für den Fall, dass sich auch der Rechtsprechung des Supreme Court zum FAA keine näheren Anhaltspunkte für die Auslegung der Schiedsvereinbarung hinsichtlich der Zulässigkeit der class arbitration entnehmen lassen, wäre auf die einzelstaatlichen Schiedsvertragsstatute als Grundlage der Auslegung und damit als potentielle Quelle für Auslegungsregeln zurückzugreifen. Diesem Ansatz entspräche es auch, dass für das Zustandekommen einer Schiedsvereinbarung und deren Auslegung 25 im Übrigen ohnehin grundsätzlich auf das einzelstaatliche Vertragsrecht zurückgegriffen wird.26 Der FAA stellt im Bereich des Schiedsvertragsrechts zwar vorrangiges Bundesrecht dar, beansprucht aber keinesfalls umfassende und ausschließliche Geltung bei der Regelung schiedsvertraglicher Fragen. Vielmehr gebietet er aufgrund seiner nur lückenhaften Bestimmungen oftmals sogar einen Rückgriff auf die einzelstaatlichen Rechtsordnungen. 27 Das zeigt sich insbesondere auch an § 2 FAA, der die Anwendung allgemeiner Vertragsgrundsätze vorsieht. Obwohl das Bundesrecht, gegebenenfalls in seiner richterrechtlichen Ausformung, also wichtige Fragen wie den Bereich der arbitrability ganz maßgeblich bestimmt, ist das einzelstaatliche Recht keineswegs bedeutungslos. Auch der Supreme Court geht von der grundsätzlichen Anwendbarkeit des einzelstaatlichen Vertragsrechts aus. 28 Aufgrund des Fehlens eines allgemeinen bundesrechtlichen Vertragsrechts ist dieses Ergebnis auch nicht weiter überraschend. Allerdings ist Trennschärfe dabei nicht immer die Stärke des U.S.-amerikanischen Schiedsrechts. Z. T. wird auch vertreten, die einzelstaatlichen Vertragsprinzipien seien Teil des Bundesschiedsver tragsrechts.29
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Das ist wohl zumindest dann unbestritten, wenn es um Fragen geht, die sich nicht mit Aspekten der substantive arbitrability beschäftigen. Sonst wird oftmals auf das federal common law und seine „liberal federal policy favoring arbitration agreements“ Bezug genommen, wenn es um die Frage geht, ob sich die Parteien tatsächlich einer Schiedsvereinbarung unterworfen haben oder ob die in Frage stehende Streitigkeit von der Schiedsvereinbarung erfasst wird, Gay v. CreditInform, Inc., 511 F.3d 369, 388 (3rd Cir. 2007); B ORN, Int. Com. Arb., S. 490. 26 B ORN, Int. Com. Arb., S. 486. 27 Siehe oben S. 63 f. „’[T]he interpretation of private contracts is ordinarily a ques tion of state law, which this Court does not sit to review.’ […]” Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444, 457 f. (2003); Volt Info. Sciences, Inc. v. Board of Trustees of Leland Stanford Junior University, 489 U.S. 468, 474 (1989); Sagal v. First USA Bank N.A., 69 F.Supp.2d 627, 631 (D. Del. 1999); B ORN, Int. Com. Arb., S. 138. 28 First Options of Chicago, Inc. v. Kaplan, 514 U.S. 938, 944 (1995): „When deciding whether the parties agreed to arbitrate a certain matter (including arbitrability), courts generally (though with a qualification we discuss below) should apply ordinary state-law principles that govern the formation of contracts.” 29 „Interpretation of an arbitration clause under the FAA is a question of federal law, and must be interpreted in accordance with the general federal law of contracts. ‘In enacting the Federal Arbitration Act, Congress created national substantive law governing
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Zuletzt verbliebe damit noch die Frage nach der Vereinbarkeit der beiden Auslegungsansätze (konkludente Einigung und Anwendung von Auslegungsregeln) mit dem FAA. Im Falle einer richterrechtlichen Auslegungsregel auf Grundlage des FAA erübrigte sich die Frage nach der Kompatibilität, so dass es im Wesentlichen um das Verhältnis zwischen FAA und einzelstaatlichen Schiedsvertragsstatuten geht. Denn auch im Falle des Rückgriffs auf einzelstaatliches Schiedsvertragsrecht als Quelle für potentielle Auslegungsregeln stünde die Anwendung des einzelstaatlichen Rechts unter dem Vorbehalt der Vereinbarkeit mit den übergeordneten Strukturprinzipien des bundesrechtlichen FAA, wozu die diskriminierungsfreie Anwendung, und für die vorliegende Betrachtung vor allem relevant, die Beachtung der Auslegungsansätze des FAA bei der Analyse von Schiedsvereinbarungen zählen.30 Der FAA in seiner richterrechtlichen Ausformung wählt bei der Auslegung von Schiedsvereinbarungen einen strikt positivistischen Ansatz und rückt damit den wirklichen Parteiwillen bei der Ermittlung des Inhalts von Schiedsvereinbarungen in den Fokus der Analyse. Die Verwendung von einzelstaatlichen Auslegungsregeln für die Bestimmung der Zulässigkeit der class arbitration kann aber insofern Probleme aufwerfen. Während Gruppenschiedsverfahren, deren Zulässigkeit sich ausschließlich auf eine konkludente Auslegung der Schiedsvereinbarung stützt, per se mit dem positivistischen Auslegungsansatz des FAA vereinbar sind, da sie sich als „reine“ Emanation des Parteiwillens darstellen und so den wirklichen Parteiwillen wiedergeben, kann diese Aussage nicht für jede Art von Auslegungsregeln Geltung beanspruchen. Zwar sind kodifizierte Auslegungsregeln oftmals das Ergebnis langjähriger richterliquestions of the validity and the enforceability of arbitration agreements under its coverage.’” Standard Tallow Corp. v. KIL-Management, 901 F.Supp. 147, 149 (S.D.N.Y. 1995); VAC Service Corp. v. Sevice Merchandise Co., Inc., 929 F.Supp. 143, 145, Fn. 1 (S.D.N.Y. 1996). 30 Vgl. für den strikt positivistischen Ansatz bei der Auslegung von Schiedsvereinbarungen bereits oben S. 110. Bekräftigt wird dieser Ansatz durch die in den Vereinigten Staaten verfolgte Unterscheidung innerhalb der Vertragsauslegung nach primären und sekundären Auslegungsregeln, KOSCHE, Contra proferentem, S. 7 mit zahlreichen weiteren Nachweisen. Unter der primären Auslegung werden vor allem die formale Wortlautauslegung sowie die Auslegung im Gesamtzusammenhang des Vertrages verstanden. Dieser Ansatz wird zusätzlich durch das Verbot gestützt, zum Zwecke der Ergänzung, Änderung oder des Beweises einer dem Wortlaut des Vertrages widersprechenden Bedeutung auf Anhaltspunkte außerhalb der Vertragsurkunde zurückzugreifen (parol evidence rule), KOSCHE, a.a.O., S. 9. Kann demgegenüber unter Anwendung primärer Auslegungsregeln nicht der Parteiwille ermittelt werden, darf ein Rückgriff auf die sekundären Auslegungsregeln erfolgen, KOSCHE, a.a.O., S. 12. Hierunter fällt vor allem auch die Interpretation gegen den Verwender allgemeiner Geschäftsbedingungen, auf die später noch ausführlicher einzugehen sein wird, unten Kapitel 3 § 1 A III 1 b (3), S. 204 ff. Im Folgenden wird diese Unterscheidung allerdings nicht weiter verwendet.
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Kapitel 3: Dogmatik der Class Arbitration
cher Erfahrung31 und ihre Verwendung dient regelmäßig auch der Ermittlung des wirklichen Parteiwillens, 32 dennoch basieren nicht alle Auslegungsregeln auf einem allgemeinen Erfahrungssatz und können daher nicht notwendigerweise als Ausdruck eines impliziten Parteiwillens verstanden werden.33 Manche Auslegungsregeln sind nämlich auch das Ergebnis billigkeitsrechtlicher Korrektur. Diese sind folglich stark normativ durch den jeweiligen einzelstaatlichen Gesetzgeber oder Rechtsprechung geprägt und gerade nicht von der Ermittlung des wahren Parteiwillens geleitet. 34 Das gilt ganz besonders für die Regel, vertragliche Unklarheiten zulasten des Verwenders auszulegen sowie die ergänzende Vertragsauslegung. Zwei Auslegungsgrundsätze, die aber gerade bei der Auslegung von schweigenden Schiedsvereinbarungen im Hinblick auf die Zulässigkeit von Gruppenschiedsverfahren eine ganz zentrale Rolle spielen. Beide beruhen nicht auf dem Paradigma der Ermittlung des wahren Parteiwillens, sondern haben vielmehr dessen Korrektur zum Gegenstand. 35 Vor dem Hintergrund einer solchen normativen Prägung bestimmter Auslegungsregeln stellt sich die Frage nach deren Vereinbarkeit mit dem positivistischen Auslegungsansatz des FAA und dessen Zentrierung auf den wirklichen Parteiwillen. Die Ver31
MüKo/Busche, BGB, § 133, Rn. 63. FARNSWORTH, Contracts, § 7.11, S. 456: „Some of the assumptions that courts make as to normal habits in the use of language are so widely shared and so frequently articulated that they have come to be regarded as rules of contract interpretation.“ 33 LARENZ/W OLF, AT BGB, § 28, Rn. 99. 34 FARNSWORTH, Contracts, § 7.11, S. 459: „Besides such rules of interpretation, which are designed to ascertain the meaning that the parties might reasonably have atta ched to their language, there are other rules that have, at least in part, a different purpose. These would be called rules of construction, rather than of interpretation, by those partial to that terminology, because they help to determine the legal effect of language quite independently of the meaning that the parties may have attached to it. […] An especially common example is the rule that if language supplied by one party is reasonably susceptible to two interpretation, one of which favors each party, the one that is less favorable to the party that supplied the language is preferred.“ Mit dem Begriff der „construction“ wird insbesondere der normative Aspekt der Auslegung umschrieben, FARNSWORTH, a.a.O., § 7.7, S. 439 f. So auch KOSCHE, Contra proferentem, S. 115; R EST. (2 ND) CONTR ., § 206, cmt. a. Für das deutsche Recht hierzu MüKo/Busche, BGB, § 133, Rn. 64 und vor allem schon MUGDAN, Materialien, Motive I, S. 155: „Zweifelhaft kann sein, ob dahin der Satz gehört, daß zuletzt gegen denjenigen auszulegen sei, dessen Pflicht es gewesen wäre, deutlicher zu reden, also bei Verträgen gegen denjenigen, von dem die Fassung des Vertrages oder der Vertragsbestimmung ausgegangen ist. Soweit darin nicht bloß eine Wahrscheinlichkeitsrechnung, sondern eine Strafvorschrift zu finden ist, mag die Aufstellung des Satzes für gewisse Fälle, insbes. auf dem Gebiete des Versicherungsrechtes, am Platze sein; allgemeine Berechtigung kommt dem Satze nicht zu.“ [Hervorh. d. Verf.]. 35 Vgl. für die im deutschen Recht ebenfalls getroffene Unterscheidung MüKo/Busche, BGB, § 133, Rn. 63 f. 32
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wendung von Auslegungsregeln, die nicht primär auf die Ermittlung des wirklichen Parteiwillens zielen, kann daher aufgrund deren einzelstaatlicher Herkunft sehr wohl in Konflikt mit dem FAA stehen. 36 Zusammenfassend ergibt sich damit für die Problematik folgendes Bild: Primär ist nach einer konkludenten Einigung der Parteien in Bezug auf die Zulässigkeit der class arbitration ohne Rückgriff auf Auslegungsregeln zu fragen. Kann sie der Schiedsvereinbarung bereits entnommen werden, ist auch dem strikt positivistischen Auslegungsansatz des FAA Genüge getan.37 Erst nachrangig ist auf schiedsvertragliche Auslegungsregeln abzustellen, die sich aber sowohl aus dem FAA als auch aus dem Vertragsrecht der Bundesstaaten ergeben können. Innerhalb dieser Fragestellung wiederum gilt es zu beachten, dass die auf Bundesrecht beruhenden Ansätze des FAA vorrangig sind. Das setzt aber wiederum voraus, dass der FAA überhaupt Aussagen zur Zulässigkeit der class arbitration macht. Daher muss vor allem auch der Frage nachgegangen werden, ob dieser selbst Auslegungsregeln – seien sie permittierend oder prohibitiv – in Bezug auf „schweigende“ Schiedsvereinbarungen enthält. 38 Ist dies nicht der Fall, kommt schließlich dem einzelstaatlichen Schiedsvertragsstatut für die Auslegung der Schiedsvereinbarung im Hinblick auf die Zulässigkeit der class arbitration Bedeutung zu. 39 Kann die Zulässigkeit der class arbitration ausschließlich unter Verwendung einzelstaatlicher Auslegungsregeln festgestellt werden, stellt sich schließlich die Frage nach deren Kompatibilität mit dem FAA. Dieser Reihenfolge folgt auch die anschließende Darstellung. 1. Die Auslegung der Schiedsvereinbarung Wie gesehen, kann sich die schiedsvertragliche Zulässigkeit der class arbitration einerseits aus der Feststellung eines konkludenten Parteiwillens oder aber andererseits aufgrund der Anwendung materieller Auslegungsre-
36 Für eine solche Unterscheidung vgl. Stokes v. AWSM Technology, L.L.C., AAA Class Arb. Docket, 10 (2007). Siehe auch schon oben S. 168. 37 „If the DRP is not silent and permits class actions, the analysis ends.” DRP steht für „Dispute Resolution Procedure“, eine im konkreten Verfahren verwendete Broschüre, die u.a. auch eine Schiedsklausel beinhaltete, Celski v. GMRI, Inc., AAA Class Arb. Docket (2006). 38 Für die Frage nach einer positiven Auslegungsregel siehe unten Kapitel 3 § 1 A III 1 b (2), S. 199 ff. Die Vereinbarkeit mit dem FAA bzw. die Geltung einer negativen bundesrechtlichen Auslegungsregel wird unten dargestellt, Kapitel 3 § 1 C II, S. 227 ff. 39 Für die kollisionsrechtliche Abgrenzung der verschiedenen einzelstaatlichen Schiedsvertragsstatute untereinander siehe oben, S. 73 ff.
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geln ergeben.40 Die Differenzierung beider Fälle kann diffizil ausfallen, ist aber im Hinblick auf die Vereinbarkeit mit dem FAA notwendig. Die Praxis mancher Schiedsrichter, sich sowohl auf schiedsvertragliche Anhaltspunkte, die für das Vorliegen einer konkludenten Parteivereinbarung sprechen, als auch zusätzlich auf die Anwendung von Auslegungsregeln zu stützen, erschwert die Unterscheidung beider Aspekte umso mehr. Zudem variiert die inhaltliche Gewichtung der Anhaltspunkte, die Schiedsrichter für notwendig erachtet haben, um von einer konkludenten Willensbildung der Parteien in Bezug auf die class arbitration ausgehen zu können. Das alles zusammen genommen macht verallgemeinernde Aussagen schwierig.41 Der Ansatz der folgenden Ausführungen besteht nun darin, zunächst das Augenmerk auf schiedsvertragliche Bestimmungen zu lenken, die verschiedene Schiedsrichter dazu bewogen haben, von einer konkludenten Parteivereinbarung in Bezug auf die class arbitration auszugehen. Trotz der oben geschilderten Schwierigkeiten soll versucht werden, insofern allgemeingültige Aussagen für die Auslegung zu treffen, ohne aber speziell auf bestimmte einzelstaatliche Vertragsordnungen näher einzugehen. 42 Im Anschluss daran erfolgt eine Analyse der im Zusammenhang mit Gruppenschiedsverfahren relevanten Auslegungsregeln. In diesem Rahmen wird zunächst der bereits aufgeworfenen Frage nachzugehen sein, ob der FAA nicht selbst eine Auslegungsregel für die class arbitration beinhaltet. Danach werden mit der Unklarheitenregel und der ergänzenden Vertragsauslegung die zwei wichtigsten auf einzelstaatlichem Schiedsvertragsrecht beruhenden Auslegungsregeln näher beleuchtet. a. Indizien für eine konkludente Zustimmung der Parteien zum Class Arbitration-Verfahren In den meisten Entscheidungen der Schiedsrichter, die nach der Entscheidung des Supreme Court in Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle zumeist als entscheidungskompetent für die Bestimmung der Vereinbarkeit eines Schiedsverfahrens auf Gruppenbasis mit der Schiedsvereinbarung angese40 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, 1768 (2010): „Because the parties agreed their agreement was ‘silent’ in the sense that they had not reached any agreement on the issue of class arbitration, the arbitrators' proper task was to identify the rule of law that governs in that situation. Had they engaged in that under taking, they presumably would have looked either to the FAA itself or to one of the two bodies of law that the parties claimed were governing, i.e., either federal maritime law or New York law.” Segal v. Sirius XM Radio, Inc., AAA Class Arb. Docket (2009); S TRONG, 17 Harv. Negot. L. Rev. (2012) 201, 229. Mehr im Kontext internationaler Schiedsverfahren, DIES., 30 Mich. J. Int'l L. (2009) 1017, 1059. 41 Im Hinblick auf consolidation TENCATE, 15 Am. Rev. Int'l Arb. (2004), 133, 154. 42 Eine umfassende Analyse aller in Frage kommenden Rechtsordnungen käme aufgrund des Umfangs der in Frage kommenden Rechtsquellen ohnehin nicht in Betracht.
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hen wurden, finden sich oftmals nahezu identische Erwägungen, die diese im Rahmen der Analyse der Schiedsvereinbarung zu einer positiven schiedsvertraglichen Auslegung bewogen haben. (1) Richtergleiche Befugnisse der Schiedsrichter Als Beleg für die konkludente Zulässigkeit der class arbitration wurde es von den Schiedsrichtern u.a. gewertet, wenn die Schiedsvereinbarung dem Schiedsrichter ausdrücklich richtergleiche Befugnisse zugesteht. In Orea v. Tavistock Restaurants, L.L.C. 43 sah die Schiedsvereinbarung ausdrücklich vor, dass den Parteien im Schiedsverfahren die gleichen Verfahrensmöglichkeiten zur Verfügung stehen sollten, die sie auch bei einem staatlichen Gerichtsprozess gehabt hätten: „You and Tavistock will have the same remedies available in arbitration as those available had the claim been filed in a court of law, including, where authorized by sta tute, compensatory and punitive damages, injunctive relief and attorneys’ fees.” 44 Der Begriff des remedy wird nicht einheitlich gebraucht. Nach einem weiten Begriffsverständnis fallen hierunter nicht nur materiell-rechtliche Anspruchsgrundlagen, sondern gerade auch prozessuale Rechtsbehelfe. 45 Der Kern idiomatischer Unsicherheit gründet sich in der aktionenrechtlichen Prägung des common law und der daraus resultierenden Unterscheidung zwischen der materiellen Rechtsverletzung einerseits und den entspre chend verknüpften Rechtsfolgen andererseits.46 „Insofern bezeichnet der Begriff ‚remedy‘ den ‚Rechtsbehelf’ oder das ‚rechtliche Mittel, mit dem ein materielles Recht durch gesetzt oder Ausgleich für einen dem Recht widersprechenden Vorgang gewährt wi rd.“47
Unter Zugrundelegung dieses Begriffsverständnisses hat der Schiedsrichter in Orea v. Tavistock Restaurants, L.L.C. aus der Gewährung judikativ äquivalenter Befugnisse auf die implizite Ermächtigung des Schiedsrichters zur Durchführung eines Gruppenschiedsverfahrens geschlossen. Hätten die Parteien ihren Streit vor einem staatlichen Gericht ausgetragen, so bestünde nämlich kein Zweifel daran, dass ihnen das Institut der class action zur Verfügung gestanden hätte. 48 Dieses Ergebnis deckt sich mit den Erwägungen anderer Schiedsrichter.49 43
Orea v. Tavistock Restaurants, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2007). [Hervorh. d. Verf.]. 45 WELLER, Vertragstreue, S. 133. 46 SOLOMON, Bereicherungsausgleich, S. 133. 47 SOLOMON, a.a.O. 48 Hätten die Parteien vor einem Bundesgericht geklagt, hätte sich die Zulässigkeit der class action aus Rule 23 FRCP ergeben. Bei einem einzelstaatlichen Gericht wäre die jeweilig anwendbare Prozessordnung für den Erfolg eines solchen Vorgehens maßgebend gewesen. 49 Jock v. Sterling Jewelers, Inc. AAA Class Arb. Docket (2010); Hernandez v. TeleTech Government Solutions, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2007); Cole v. Long John Silver's Restaurants, Inc., AAA Class Arb. Docket (2004). 44
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Für die Schiedsrichter in Jock v. Sterling Jewelers, Inc. 50 und Hernandez v. TeleTech Government Solutions, L.L.C. 51 erreichte die Gewährung richtergleicher Befugnisse allerdings nicht das erforderliche Maß an Auslegungssicherheit, um daraus auf eine konkludente Zulassung der class arbitration zu schließen. Für sie machte die Verwendung einer solchen Formulierung die Schiedsvereinbarung lediglich mehrdeutig. 52
Auch das Mehrheitsvotum in Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle setzte sich mit der Reichweite der schiedsrichterlichen Entscheidungsbefugnis auseinander. Die relevante Passage der Schiedsvereinbarung hatte vorgesehen: „[…] The parties agree and understand that the arbitrator shall have all powers provided by the law and the contract. These powers shall include all legal and equitable remedies, including, but not limited to, money damages, declaratory relief, and injunctive relief. ”53
Die obersten Richter hingegen gingen nicht so weit, hieraus einen konkludenten Parteiwillen bezüglich der Zulässigkeit der class arbitration zu entnehmen. Ebenso wenig kann aber im Umkehrschluss auf die gänzlich Irrelevanz dieses Aspektes geschlossen werden. Der Rückgriff auf die Befugnisse des Schiedsrichters dient im Votum der Bazzle-Entscheidung nämlich in erster Linie als Replik auf das Votum von CHIEF J USTICE REHNQUIST. Der hatte im Zuge einer systematischen Auslegung der Schiedsvereinbarung – u.a. aus der Verwendung der grammatikalischen Einzahl – gefolgert, dass keine Zweifel hinsichtlich der Nichtberücksichtigung der class arbitration im Zeitpunkt des Vertragsschlusses bestehen könnten. Die Mehrheit der Richter verwies dahingegen auf die umfassenden schiedsrichterlichen Befugnisse, um die Argumente des C HIEF J USTICE zu entkräften.54
50
Jock v. Sterling Jewelers, Inc. AAA Class Arb. Docket (2010). Hernandez v. TeleTech Government Solutions, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2007). 52 Letztlich erachteten aber auch hier die Schiedsrichter das Schiedsverfahren auf Gruppenbasis nach der Schiedsvereinbarung für zulässig. Dabei war zumindest die Schiedsvereinbarung in Jock v. Sterling Jewelers, Inc. keineswegs restriktiver als in Orea v. Tavistock Restaurants, L.L.C.: „The Arbitrator shall have the power to award any types of legal or equitable relief that would be available in a court of competent jurisdiction including, but not limited to, the costs of arbitration, attorney fees and punitive damages for causes of action when such damages are available under law.“ 53 Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444, 448 (2003) [Hervorh. d. Verf.]. 54 „We do not believe, however, that the contracts' language is as clear as T HE CHIEF J USTICE believes. […] Do the contracts forbid class arbitration? Given the broad authori ty the contracts elsewhere bestow upon the arbitrator, […] (the contracts grant to the arbitrator ‘all powers,’ including certain equitable powers ‘provided by the law and the contract’), the answer to this question is not completely obvious.” Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444, 451 (2003). 51
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(2) Weite Fassung der Schiedsvereinbarung Die Reichweite der Schiedsvereinbarung hat sich überraschenderweise bei deren Interpretation als signifikanter Aspekt erwiesen. Während traditionell Fragen nach der Einbeziehung bestimmter Ansprüche im Zusammenhang mit deliktischen Ansprüchen gestellt wurden, schlossen zahlreiche Schiedsrichter aus dem Umfang einbezogener Streitigkeiten auf die implizite Zulässigkeit der class arbitration selbst. Beinhaltet die Schiedsvereinbarung entsprechend dem Gesagten keine Limitierung der von ihr erfassten Ansprüche, kann das nach dieser Vorstellung ein deutlicher Anhaltspunkt für eine entsprechende Auslegung darstellen. Von einer solchen „weiten“ Schiedsklausel ist immer dann auszugehen, wenn sie jegliche Art von Ansprüchen umfasst, ohne Einschränkungen zu machen. Insbesondere wenn die Schiedsvereinbarung Formulierungen wie „all disputes and questions“ oder „any disputes and controversies“ enthält, sind die Schiedsrichter gewillt, Anträge auf Durchführung eines Schiedsverfahrens auf Gruppenbasis zuzulassen. Die Tendenz der Schiedsrichter, solche weiten Schiedsvereinbarungen anzunehmen, scheint dabei eher extensiv zu sein. In Stokes v. AWSM Technology, L.L.C. 55 konzentrierte sich der Schiedsrichter bei der Analyse der weiten Schiedsvereinbarung vor allem auf die Einbeziehung solcher Streitigkeiten, die in auch nur irgendwie gearteter Beziehung zur Schiedsvereinbarung standen. Das Ergebnis seiner Auslegung stützte er insbesondere auf die Begriffe „in connection with“ bzw. „[in] relation to“.56 Die Verwendung eines solchen extensiven Wortlauts zeige die klare Absicht der Parteien, jede irgendwie geartete Streitigkeit in Bezug auf den Streitgegenstand der schiedsrichterlichen Streiterledigung zu unterwerfen. Daher könne im vorliegenden Fall durchaus davon ausgegangen werden, dass die Parteien auch die Einbeziehung eines class arbitrationVerfahrens für zulässig erachten.
Generell liegt diesem Ansatz die Vorstellung zugrunde, dass der Möglichkeit kollektiven Rechtsschutzes nicht nur der Charakter einer prozessualen Option innewohne, sondern dass die class action bzw. arbitration darüber hinaus auch die Denotation eines materiellen Rechts in sich vereine.57 Die Basis eines solchen Verständnisses gründet sich auf die in den Vereinigten 55
Stokes v. AWSM Technology, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2007). „The language ‘[a]ny and all disputes arising out of, under, in connection with, or relation to this Agreement, or the breach or any alleged breach thereof, shall be settles by arbitration […] ’ is so broadly worded as to bring within its ambit all disputes about performance of the Agreements. This language encompasses not merely the disputes ‘arising put of’ or ‘under’ the Agreement, but also all that might arise ‘in connection with or relation to’ the Agreement. The clause at issue is certainly broad enough to include a claim brought in a representative capacity and would, without more, permit a class arbitration.” Stokes v. AWSM Technology, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2007). 57 Zur ebenfalls nicht ganz eindeutigen Einordnung des Begriffes „remedy“ vgl. sc hon oben S. 175. 56
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Staaten nicht mit übermäßiger Stringenz verfolgte Trennung von Prozessrecht und materiellem Recht.58 Häufig ist in den USA im Zusammenhang mit der Möglichkeit, Ansprüche im Gruppenverfahren geltend zu machen von sog. class action bzw. class arbitration claims die Rede.59 Die Möglichkeit, im Rahmen einer Gruppenklage vorzugehen wird damit nicht nur als prozessuale Option qualifiziert, sie wird selbst als materielles Recht verstanden. Besonders anschaulich formulierte dies Schiedsrichter PRATT in Travis v. Rhodes Colleges, Inc.: „Proper construction of the parties‘ agreements best follows from the language they used. When they agreed inclusively that ‘any dispute’ must be arbitrated, they did not carve out any exception for class arbitrations. […] Thus, by providing that ‘any’ dispute could be arbitrated, without excluding class claims, the parties necessarily included among the disputes to be arbitrated the class claims of the named Claimants in this case. Contrary to Respondents’ contention, therefore, the language of the parties’ arbitration agreements plainly permits class arbitrations.”60
Die Grenze zwischen prozessualer und materieller Qualifikation verwischt besonders in solchen Fällen, in denen die Verfolgung des materiellen Rechts mangels eines class arbitration-Verfahrens aus Kostengründen im Hinblick auf das rationale Desinteresse unterbliebe. Ein solches Ergebnis aufgrund einer bloßen Kategorisierung wird als unbefriedigend empfunden.61 Der prozessualen Natur der class action bzw. der class arbitration werden daher auch materiellrechtliche Implikationen zugeschrieben, die eine besondere Behandlung rechtfertigten. 62 Insbesondere in Kalifornien neigen die Gerichte zu einer Aufweichung der Abgrenzung zwischen prozessualen und materiellen Aspekten.63 In Discover Bank v. Superior Court of Los Angeles gelangte der Supreme Court of California zu dem Ergebnis, 58
SCHACK, Einführung US-amerikanisches Zivilprozessrecht, Rn. 33. R ICE, 45 Hous. L. Rev. (2008), 215, 230. Siehe auch Hill v. iMergent, Inc., AAA Class Arb. Docket (2009). 60 Travis v. Rhodes Colleges, Inc., AAA Class Arb. Docket (2009) [Hervorh. d. Verf.; Unterstreichung im Original]. 61 „The Federal Arbitration Act (FAA) applies as to procedural issues, but Florida law applies as to substantive issues, to the extent they are not preempted by the FAA itself. Unfortunately, it is not easy to determine what issues are ‘procedural’ and what issues are ‘substantive.’ The very issue framed by Judge Hochberg necessarily contemplates the impact of a procedural rules (class treatment of claims) upon a substantive right (federal and/or state statutorily created causes of action).” Hobby v. Snap-on Tools Co., L.L.C., AAA 59
Class Arb. Docket (2005). 62
Kristian v. Comcast Corp., 446 F.3d 25, 55 (1st Cir. 2006): „While Comcast is correct when it categorizes the class action (and class arbitration) as a procedure for redressing claims – and not a substantive or statutory right in and of itself – we cannot ignore the substantive implications of this procedural mechanism.” 63 „The right to seek classwide redress is more than a mere procedural device in California.” Klussman v. Cross Country Bank, 134 Cal. App.4th 1283, 1296 (2005).
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dass die prozessuale Qualifikation des Gruppenrechtsbehelfs nicht zu einem Scheitern der begründeten Rechtsverfolgung führen dürfe: „[…] class actions and arbitrations are, particularly in the consumer context, often inex tricably linked to the vindication of substantive rights. Affixing the ‘procedural’ label on such devices understates their importance and is not helpful […]”64
Die ratio der Argumentation stützt sich im Wesentlichen auf die verfahrensrechtliche Realisierbarkeit des materiellen Rechts. Ohne die hinreichende Möglichkeit, materielle Ansprüche durchzusetzen, verliere nämlich auch das materielle Recht seinen Bedeutungsgehalt. 65 Dieser Gedanke hat wohl auch den Supreme Court of California in Keating v. Superior Court of Alameda County geleitet, als er die class arbitration u.a. aus bloßen Fairnessgründen für zulässig erachtete. 66 Die Aufweichung der prozessualen Qualifikation und die hierdurch ermöglichte Instrumentalisierung der Reichweite der Schiedsvereinbarung hat bei zahlreichen Schiedsrichtern Anklang gefunden, wie eine Analyse der Prozessliste der AAA zeigt.67 64 Discover Bank v. Superior Court of Los Angeles, 36 Cal.4th 148, 161, 172 (2005). Zwar beschäftige sich die Entscheidung mit der Frage der Sittenwidrigkeit einer Ausschlussklausel, allerdings betrifft die Kernaussage gerade die Möglichkeiten einer prozessualen bzw. materiellen Qualifikation. Ebenso Armstrong v. Ameriquest Mortgage Co., AAA Class Arb. Docket (2007). 65 Auch in Armstrong v. Ameriquest Mortgage Co., AAA Class Arb. Docket (2007) setzte sich der Schiedsrichter mit dieser Frage auseinander und stützte seine Zulas sungsentscheidung u.a. auch auf diese in Kalifornien vorherrschende Ansicht. 66 Keating v. Superior Court of Alameda County, 31 Cal.3d 584, 613 (1982). 67 Benson v. CSA-Credit Solutions of America, Inc., AAA Class Arb. Docket (2010); Higby v. San Diego County Construction Laborers' Pension Plan, AAA Class Arb. Docket (2009); Travis v. Rhodes Colleges, Inc., AAA Class Arb. Docket (2009); Hill v. iMergent, Inc., AAA Class Arb. Docket (2009); Kirsh v. Finova Group, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008); Adame v. Fleetwood Enterprises, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008); Walters v. Palm Harbor Homes, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008); Fox Valley Ford v. Dealer Computer Servs., Inc., AAA Class Arb. Docket (2007); Hausner, M.D. v. United Healthcare of Texas, Inc., AAA Class Arb. Docket (2007); Harvard College v. JSC Surgutneftegaz, AAA Class Arb. Docket (2007); Maslo v. Oak Pointe Country Club, Inc., AAA Class Arb. Docket (2007); Parham v. Am. Bankers Ins. Co. of Florida, AAA Class Arb. Docket (2007); Stokes v. AWSM Technology, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2007); Crawford v. Labor Ready Northwest, Inc., AAA Class Arb. Docket (2007); Champion Ford Lincoln Mercury, Inc. v. Dealer Computer Servs., Inc., AAA Class Arb. Docket (2007); Associated Pathology Consultants, S.C. v. United Healthcare of Illionois, Inc. AAA Class Arb. Docket (2006); Krastel v. TES Franchising, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2006); Bryant v. Joel Antunes, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2006); Hoffman v. Anderson, L.L.P., AAA Class Arb. Docket (2006); Ali v. Morton's of Chicago/Sacramento, Inc., AAA Class Arb. Docket (2006); Scher, M.D. v. Oxford Health Plans, Inc., AAA Class Arb. Docket (2006); Levitt v. Lipper Holding, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2005); Sutter, M.D. v. Oxford Health Plans, Inc., AAA Class
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Kapitel 3: Dogmatik der Class Arbitration
Die Weite der Schiedsvereinbarung spielte daher auch bei einem der wenigen interna tionalen class arbitration-Verfahren für die Eruierung des Parteiwillens eine zentrale Rolle. In Harvard College v. JSC Surgutneftegaz 68 stritten die Parteien über die Auszahlung von Dividenden im Rahmen von Aktiengeschäften, die das Harvard College u.a. mit JSC Surgutneftegaz, einem russischen Öl- und Gasunternehmen, getätigt hatte. Aufgrund fehlender Prospektangaben rügte Harvard College die ordnungsgemäße Bewertung und Auszahlung von Dividenden und die damit einhergehende Verletzung von U.S.-amerikanischem Aktien- und Börsenrecht. Der Einleitung des Schiedsverfahrens bei der AAA durch das Harvard College widersetzte sich die Beklagte zwar vor dem erstinstanzlichen Bundesgericht für den südlichen Distrikt von New York mit dem Argument fehlender objektiver Schiedsfähigkeit, was aber letztlich erfolglos blieb. 69 Neben der Klärung der Frage der objektiven Schiedsfähigkeit beantragte Harvard Colleges auch die Verbescheidung der Frage nach der Zulässigkeit eines Gruppenschiedsverfahrens. Die Mehrheit des dreiköpfigen Schiedsrichterplenums stimmte dem zu. Zur Stützung ihrer Argumentation bezog sich das Mehrheitsvotum nicht nur auf die Weite der Schiedsvereinbarung, sondern machte diese sogar zur Grundvoraussetzung für die Durchführung eines Gruppenschiedsverfahrens.70
Arb. Docket (2005); Garrett v. Rollins, Inc., AAA Class Arb. Docket (2005); Bezaury v. Arbor Homes, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2005); Rhodes Colleges, Inc. v. Satz, AAA Class Arb. Docket (2005); Milstein v. Protection One Alarm Servs., Inc., AAA Class Arb. Docket (2004). 68 Harvard College v. JSC Surgutneftegaz, AAA Class Arb. Docket (2007). 69 Ursprünglich beantragte JSC Surgutneftegaz vor einem einzelstaatlichen Gericht in New York die Aussetzung des Schiedsverfahrens. Das staatliche Gericht kam diesem Antrag zunächst auch nach. Auf Betreiben der Kläger wurde das Verfahren allerdings vor den United States District Court for the Southern District of New York verwiesen, das die Aussetzung des Schiedsverfahrens ablehnte, da das Gericht der Auffassung war, dass die Frage der objektiven Schiedsfähigkeit von den Schiedsrichtern beantwortet werden solle. Die von JSC Surgutneftegaz eingelegte Berufung wurde vom United States Court of Appeals for the Second Circuit unter Aufrechterhaltung des erstinstanzlichen Urteils zurückgewiesen. 70 Die Besonderheiten des Falles machten eine streitentscheidende Berücksichtigung der Weite der Schiedsvereinbarung allerdings unnötig, so dass deren Erhebung zur indis pensablen Voraussetzung für ein Gruppenschiedsverfahren letztlich zumindest irreführend ist, Harvard College v. JSC Surgutneftegaz, AAA Class Arb. Docket (2007): „The fact that the arbitration clause is a broad one and extends to ‘any […] claim‘ is clearly necessary for a finding that the clause in this case permits class arbitration. Unlike other panels in other cases under the Supplementary Rules, we do not take a posi tion on whether this type of broad language, standing alone, forms a sufficient basis for a finding that the clause permits a class action.“ Das abweichende Votum von Schiedsrichter ZYKIN gelangte hingegen zu dem Ergebnis, dass aus der Weite der Schiedsvereinbarung nicht auf die Art des durchzuführenden Verfahrens geschlossen werden könne, Harvard College v. JSC Surgutneftegaz, AAA Class Arb. Docket (2007): „An important distinction should be drawn between, first, what claims are subject to arbitration a nd, second, the procedure to be followed when adjudicating a claim, […] The quoted provision from the arbitration clause relates to the scope of the types of disputes covered by the clause and no to the kind or nature of the arbitral proceedings.”
§ 1 Grundvoraussetzungen der Class Arbitration
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Die materielle Qualifikation der class action bzw. arbitration ist jedoch nicht unbestritten. Selbst im Rahmen des Discover Bank-Urteils war die Auffassung innerhalb des Supreme Court of California nicht ungeteilt, wie der Dissent von J UDGE BAXTER zeigt: „’[c]lass actions are provided only as a means to enforce substantive law.’ […] They must not be confused with the substantive law to be enforced. […] Even if the unavailability of class relief makes a plaintiff's pursuit of a particular claim ‘less convenient’ […] such claims may nonetheless be pursued on an individual basis.” 71
Auch von schiedsrichterlicher Seite bleibt die materielle Qualifikation dementsprechend nicht unbestritten. 72 Stellvertretend für die restriktive Auffassung machte der Schiedsrichter in McCague v. Corinthian Colleges, Inc.73 hinreichend deutlich, dass aus der Reichweite der Schiedsvereinbarung nicht auf die schiedsvertragliche Zulässigkeit der class arbitration geschlossen werden könne. Es existiere eine klare Trennung zwischen dem verfahrensrechtlichen Institut der class arbitration, der Frage nach einer materiellen Anspruchsgrundlage und der annexen, doch distinkten Frage nach deren Einbeziehung in die Schiedsvereinbarung. Dass die Parteien sich entschlossen haben, „any dispute between them“ dem Schiedsrichter zur Entscheidung zu unterbreiten, beziehe sich lediglich auf die potentiell von der Schiedsvereinbarung umfassten Anspruchsgrundlagen und damit auf die der schiedsrichterlichen Streiterledigung unterliegenden Streitigkeiten. Das vor dem Schiedsgericht durchzuführende Verfahren betreffe hingegen eine gänzlich andere Frage. 74 Aus der bloßen Weite der erfassten Streitigkeiten könne keinesfalls auf die Art des durchzuführenden Verfahrens geschlossen werden. 75 Auch in der staatlichen Rechtsprechung finden sich verschiedene Entscheidungen, die eine auf die Weite der Schiedsvereinbarung und damit 71 Discover Bank v. Superior Court of Los Angeles, 36 Cal.4th 148, 178 f. (2005). [Hervorh. d. Verf.]. 72 Derek v. Southern Linc Communications Servs., AAA Class Arb. Docket (2009); Lichter v. Alarm One, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008); Dealer Computer Servs. v. Randall Ford, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008). 73 McCague v. Corinthian Colleges, Inc., AAA Class Arb. Docket (2009). 74 „This Arbitrator does not agree with Claimant that the ‘any disputes‘ language in the arbitration clause was intended to include all procedural mechanisms – such as class action – to process claims. Rather, this Arbitrator construes the ‘any disputes’ clause to mean, as the arbitration clause states, only the pleaded legal grounds upon which the claims are based, such as contract, tort, or statutory violation. Class procedures are different – they are a procedure, not a remedy.” McCague v. Corinthian Colleges, Inc., AAA Class Arb. Docket, 6 (2009). 75 Auch ohne die Bezugnahme auf die Weite der Schiedsvereinbarung gelangte der Schiedsrichter letztlich zur Zulässigkeit eines Gruppenschiedsverfahrens in McCague v. Corinthian Colleges, Inc.
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auf die materielle Qualifikation der class action bzw. class arbitration gestützte Zulassung der class arbitration zumindest zweifelhaft erscheinen lassen. 76 So tendiert wohl auch der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten selbst dazu, die class action als rein prozessuales Institut einzuordnen. Sowohl in Philip Morris USA, Inc. v. Scott 77 als auch in Deposit Guaranty Nat'l Bank, Jackson, Mississippi v. Roper 78sprach das oberste Gericht von der class action ausdrücklich als „procedural device“, was zumindest ein starkes Indiz gegen eine materielle Qualifikation darstellt. Auch in seiner für das Institut der class action bedeutenden Entscheidung Amchem Prods. Inc. v. Windsor 79 scheint das oberste Gericht die class action prozessual zu qualifizieren, wenn es auf den im RULES ENABLING ACT niedergelegten Grundsatz verweist, dass prozessuale Vorschriften keine Veränderung materieller Rechte bewirken dürfen. 80 Man kann wohl aus dieser prozessualen Einordnung der class action durchaus Konsequenzen für das Schwesterinstitut der class arbitration ableiten. Wenn aber das oberste Gericht der Vereinigten Staaten die Möglichkeit, auf Gruppenbasis zu verfahren, als rein prozessual qualifiziert, erscheint es mindestens bedenklich, über eine letztlich auf die materielle Qualifikation gestützte Auslegung zur Zulässigkeit der class arbitration zu gelangen. Die vom Obersten Gerichtshof verfolgte, strikt prozessuale Qualifikation scheint inner-
76 Recht deutlich diesbezüglich Strand v. U.S. Bank Nat. Ass'n ND, 693 N.W.2d 918, 926 (N.D. 2005): „Merely restricting the availability of a class actio n is not, by itself, a restriction on substantive remedies. The right to bring an action as a class action is purely a procedural right. […] A class action is not a substantive remedy. […] Thus, limitation of use of a class action or class arbitration does not prohibit any substantive remedy that would otherwise be available to Strand. The arbitration agreement between the parties specifically requires that the arbitrator ‘apply applicable substantive law.’ All substantive remedies available to Strand in a judicial action, including an award of attorney fees, would be available in arbitration.” 77 Philip Morris USA, Inc. v. Scott, 2010 WL 3724564, 1 (2010): „The apparent consequence of the Court of Appeal’s holding is that individual plaintiffs who could not recover had they sued separately can recover only because their claims were aggregated with others’ through the procedural device of the class action.” [Hervorh. d. Verf.]. 78 Deposit Guaranty Nat'l Bank, Jackson, Mississippi v. Roper, 445 U.S. 326, 331 (1980): „First is the interest of the named plaintiffs: their personal stake in the substantive controversy and their related right as litigants in a federal court to employ in appropriate circumstances the procedural device of a Rule 23 class action to pursue their individual claims.” [Hervorh. d. Verf.]. 79 Amchem Prods. Inc. v. Windsor, 521 U.S. 591 (1997). 80 Amchem Prods. Inc. v. Windsor, 521 U.S. 591, 592 (1997): „The Court follows this path mindful that Rule 23's requirements must be interpreted in keeping with Article III constraints, and with the Rules Enabling Act's instruction that procedural rules not abridge, enlarge, or modify any substantive right.”
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halb der unterinstanzlichen Rechtsprechung81 und auch im Schrifttum Zustimmung zu finden.82 Einer einheitlichen Terminologie unterwirft sich aber auch der Supreme Court nicht: So spricht auch er in General. Tel. Co. of the Southwest v. Falcon wiederholt von class claims.83 Das scheint aber mehr der Unterscheidung zwischen den gesamten Ansprüchen der repräsentierten Gruppe zu den einzelnen Ansprüchen der named plaintiffs zu dienen.
Trotz dieser sehr begründeten Einwände84 lässt sich schon aus der schieren Anzahl der Schiedsverfahren, in denen die Schiedsrichter die Weite der Schiedsvereinbarung als Aspekt für verfahrensrechtliche Zulässigkeit der class arbitration gewertet haben,85 erkennen, dass die in der schiedsrichterlichen Praxis vorherrschende Ansicht einer strikten prozessualen Qualifikation gerade nicht uneingeschränkt folgt. Es ist daher zumindest notwendig, den Standort der class action, und damit auch der class arbitration, an der Schnittstelle von materiellem Recht und Prozessrecht zur Kenntnis zu nehmen.86 (3) Die Bedeutung der zugrundeliegenden Ansprüche Ein Ansatz, der zum Teil mit dem zuvor Gesagten zusammenhängt, ist die Berücksichtigung der streitgegenständlichen Ansprüche als Argument im Rahmen der Auslegung der Schiedsvereinbarung. So wird insbesondere von OEHMKE vertreten, dass bei der Analyse der Schiedsvereinbarung der Art des Anspruchs hinreichendes Gewicht zuzumessen sei.87 Anders als bei der materiellen Qualifikation der class action bzw. class arbitration ist der Ausgangspunkt nicht die Natur des Verfahrens auf Gruppenbasis selbst, 81
Andrews v. Chevy Chase Bank, 545 F.3d 570, 577 (7th Cir. 2008); Gay v. CreditInform, Inc., 511 F.3d 369, 380 ff. (3rd Cir. 2007); Aguilar v. U.S. Immigration and Customs Enforcement Division of the Departement of Homeland Security , 510 F.3d 1, 16 (1st Cir. 2007); Diaz-Ramos v. Hyundai Motor Co., 501 F.3d 12, 16 (1st Cir. 2007); Johnson v. West Suburban Bank, 225 F.3d 366, 372 (3rd Cir. 2000); Velez v. QVC, Inc., 227 F.Supp.2d 384, 399; McIntyre v. Household Bank, 216 F.Supp.2d 719, 724 (N.D. Ill. 2002). 82 JENSEN, 122 Banking L.J. (2005), 328, 332; LAMPLEY, 18 Cornell J.L. & Pub. Pol'y (2009), 477, Fn. 18; MOGILNICKI/J ENSEN, 19 Ga. St. U.L. Rev. (2003), 761, 777; NEWBERG/CONTE/RUBENSTEIN, On Class Actions, Bd. 1, § 1:1. 83 General Tel. Co. of the Southwest v. Falcon, 457 U.S. 147, 158 (1982): „These additional inferences demonstrate the tenuous character of any presumption that the class claims are ‘fairly encompassed’ within respondent's claim.” 84 Zwar mag man den Standort einer Vorschrift nicht überbewerten, letztlich kann man aber wohl auch aus der Tatsache, dass die bundesrechtliche class action in Rule 23 der FEDERAL RULES OF CIVIL P ROCEDURE geregelt ist, seine Schlüsse ziehen. 85 Oben S. 179, Fn. 67. 86 Kristian v. Comcast Corp., 446 F.3d 25, 55 (1st Cir. 2006). 87 OEHMKE, Com. Arb.3rd, § 16:6.
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sondern die Art des der Streitigkeit zugrundeliegenden Anspruchs. Nach Lesart OEHMKES spiele daher im Falle eines auf den TRUTH IN LENDING ACT88 gestützten Anspruchs, die implizite Anerkennung des class actionVerfahrens durch den TILA auch eine Rolle bei der Frage nach der Zulässigkeit der class arbitration. Dem konkreten Beispiel OEHMKES widerspricht aber schon der Wortlaut des TILA. So sieht dieser ausdrücklich nur die Kappung der zulässigen Schadensersatzsumme bei Behandlung der Ansprüche im Rahmen einer class action vor. Für eine ausdrückliche Ermächtigung zur Durchführung einer class action selbst finden sich im Gesetz keinerlei Anhaltspunkte. Auch ist die systematische Stellung dieses Ansatzes nicht gänzlich zweifelsfrei. Einerseits könnte aufgrund einer materiellen Qualifikation die Einordnung im Rahmen der Auslegung der Schiedsvereinbarung erfolgen. Andererseits ist es ebenso vertretbar , die nach einem deutschen Verständnis eher prozessualen Regelungen im Rahmen des anwendbaren Schiedsverfahrensstatuts zu diskutieren. Auch in der schiedsrechtlichen Praxis ist die Einordnung nicht gänzlich klar. Während in Talley v. West County Motor Co., Inc.89 der Schiedsrichter die Diskussion im Rahmen der prozessualen Möglichkeiten des anwendbaren Schiedsverfahrensstatuts zu verorten scheint, erfolgt die Aus einandersetzung in Bennett v. TUV Sud America, Inc. 90 im Rahmen der Analyse der Schiedsvereinbarung. Aufgrund des inhaltlichen Zusammenhangs soll zwecks besserer Übersichtlichkeit und Verständlichkeit eine Behandlung des Ansatzes im Rahmen der Untersuchung der schiedsverfahrensrechtlichen Kompetenzen erfolgen. 91
(4) Die Bedeutung institutioneller Schiedsregeln Die institutionellen Schiedsregeln sind regelmäßig für die schiedsvertragliche Auslegung von enormer Relevanz. Vor der Bazzle-Entscheidung existierten keine das Gruppenschiedsverfahren betreffenden, gesonderten Schiedsregeln der großen Schiedsinstitutionen. 92 Nach dem Urteil des 88
15 U.S.C. § 1601 ff. Talley v. West County Motor Co., Inc. AAA Class Arb. Docket (2009). 90 Bennett v. TUV Sud America, Inc., AAA Class Arb. Docket (2009). 91 Unten S. 215 f. 92 LIPSHUTZ, 57 Stan. L. Rev. (2005), 1677, 1708. Der NASD CODE OF ARBITRATION hingegen sah prinzipiell seine Unanwendbarkeit vor, soweit Ansprüche auf repräsentativer Basis geltend gemacht wurden, QUINKE, Börsenschiedsvereinbarungen, S. 136. Vgl. NASD CODE OF ARBITRATION RULE 10301(d): „(1) A claim submitted as a class action shall not be eligible for arbitration under this Code at the Association. (2) Any claim filed by a member or members of a putative or certified class action is also ineligible for arbitration at the Association if the claim is encompassed by a putative or certified class action filed in federal or state court, or is ordered by a court to an arbitral forum not sponsored by a selfregulatory organization for classwide arbitration. However, such claims shall be eligible for arbitration in accordance with paragraph (a) or pursuant to the parties' contractual agreement, if any, if a claimant demonstrates that it has elected not to participate in the putative or certified class action or, if applicable, has complied with any conditions for withdrawing from the class prescribed by the court. Disputes concerning 89
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obersten Gerichts hat sich aber insbesondere die AAA zur Formulierung von Schiedsregeln für den Bereich des Gruppenschiedsverfahrens entschlossen.93 Als Ergebnis dieser Bemühungen traten die AAA Supplementary Rules for Class Arbitration (hiernach AAA Supplementary Rules) am 8. Oktober 2003 in Kraft.94 Die AAA Supplementary Rules orientieren sich stark an der bundesgesetzlichen Regelung der class action in Rule 23 FRCP. Die AAA Supplementary Rules finden immer ergänzend zu allen Schiedsregeln der AAA – seien es die Commercial, Employment oder Consumer Rules – Anwendung. Eine ausdrückliche Bezugnahme auf die AAA Supplementary Rules ist für deren Anwendbarkeit nicht nötig. Das Klagebegehren muss aber im Namen der Gruppenmitglieder geltend gemacht werden. Unstimmigkeiten zwischen den Schiedsregeln und den Supplementary Rules werden zugunsten Letzterer entschieden. Ob eine Schiedsvereinbarung ein class arbitration-Verfahren zulässt, muss nach den Regeln der AAA der Schiedsrichter entscheiden, der in einem begründeten, schriftlichen Zwischenschiedsspruch seine Entscheidung erlässt. Im Anschluss daran setzt der Schiedsrichter das Verfahren für mindestens dreißig Tage aus, damit die Parteien eine gerichtliche Entscheidung über den Zwischenschiedsspruch beantragen können. Aus der schiedsvertraglichen Inbezugnahme der AAA-Schiedsregeln und der daraus folgenden Anwendbarkeit der AAA Supplementary Rules folgerten nicht nur verschiedene Kläger die automatische Zulässigkeit der whether a particular claim is encompassed by a putative or certified class action shall be referred by the Director of Arbitration to a panel of arbitrators in acco rdance with Rule 10302 or Rule 10308, as applicable. Either party may elect instead to petition the court with jurisdiction over the putative or certified class action to resolve such disputes. Any such petition to the court must be filed within ten business days of receipt of notice that the Director of Arbitration is referring the dispute to a panel of arbitrators. (3) No member or associated person shall seek to enforce any agreement to arbitrate against a customer, other member or person associated with a member who has initiated in court a putative class action or is a member of a putative or certified class with respect to any claims encompassed by the class action unless and until: (A) the class certification is denied; (B) the class is decertified; (C) the customer, other member or person associated with a member is excluded from the class by the court; or (D) the customer, other member or person associated with a member elects not to participate in the putative or certified class action or, if applicable, has complied with any conditions for withdrawing from the class prescribed by the court. (4) No member or associated person shall be deemed to have waived any of its rights under this Code or under any agreement to arbitrate to which it is party except to the extent stated in this paragraph.” Auch nachdem die NASD in der FINRA aufgegangen ist, wird dieser Grundsatz im FINRA CODE OF ARBITRATION P ROCEDURE FOR CUSTOMER DISPUTES beibehalten, vgl. FINRA CODE OF ARBITRATION § 12204: „(a) Class action claims may not be arbitrated under the Code. […]” 93 Unten Kapitel 3 § 3, S. 285 ff. 94 Siehe oben S. 163, Fn. 560 bzw Fn. 561.
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class arbitration selbst, auch diverse Schiedsrichter schlossen sich dieser Auffassung an. 95 So wurde bereits die bloße Existenz der AAA Supplementary Rules als hinreichender Anhaltspunkt für die eindeutige Manifestation eines entsprechenden Parteiwillens herangezogen. Trotz der logischen Berechtigung dieses Gedankengangs vermag das Ergebnis im Wesentlichen aus zwei Gründen nicht zu überzeugen. Einerseits geben die AAA Supplementary Rules nämlich keinerlei inhaltliche Anhaltspunkte, in welchen Fällen eine Schiedsvereinbarung ein Schiedsverfahren auf Gruppenbasis zulässt und setzen damit deren schiedsvertragliche Zulässigkeit implizit voraus. So wird in Rule 3 zwar detailliert geregelt, dass der Schiedsrichter für die Auslegung der Schiedsvereinbarung zuständig ist, allerdings ohne einen konkreten Maßstab vorzugeben. Zudem sieht die Schiedsordnung ausdrücklich selbst vor, dass ihre Existenz bei der Bewertung der schiedsvertraglichen Zulässigkeit als Faktor nicht berücksichtigt werden soll.96 Die AAA Supplementary Rules setzen die schiedsvertragliche Anwendbarkeit der class arbitration für ihre eigene Anwendbarkeit vielmehr konstitutiv voraus, anstatt sie implizit zu gewähren. Maßgebendes Zulässigkeitskriterium bleibt daher die Schiedsvereinbarung. 97 Die meisten Schiedsrichter haben daher korrekterweise der Anwendbarkeit der
95 Bess v. DirecTV, Inc. AAA Class Arb. Docket (2009); Groves v. Hemet Manufacturing Co., Inc., AAA Class Arb. Docket (2005); Cable Connection, Inc. v. DirecTV, Inc., AAA Class Arb. Docket (2005); Goldstein v. Ibase Consulting of Fairfield County, L.L.C. AAA Class Arb. Docket (2004). 96 „RULE 3 SUPPLEMENTARY RULES FOR CLASS ARBITRATIONS Upon appointment, the arbitrator shall determine as a threshold matter, in a reasoned, partial final award on the construction of the arbitration clause, whether the applicable arbitration clause permits the arbitration to proceed on behalf of or against a class (the "Clause Construction Award"). The arbitrator shall stay all proceedings following the is suance of the Clause Construction Award for a period of at least 30 days to permit any party to move a court of competent jurisdiction to confirm or to vacate the Clause Con struction Award. Once all parties inform the arbitrator in writing during the period of the stay that they do not intend to seek judicial review of the Clause Construction Award, or once the requisite time period expires without any party having informed the arbitrator that it has done so, the arbitrator may proceed with the arbitration on the basis stat ed in the Clause Construction Award. If any party informs the arbitrator within the period pro vided that it has sought judicial review, the arbitrator may stay further proceedings, or some part of them, until the arbitrator is informed of the ruling of th e court. In construing the applicable arbitration clause, the arbitrator shall not consider the existence of these Supplementary Rules, or any other AAA rules, to be a factor either in favor of or against permitting the arbitration to proceed on a class b asis.” [Hervorh. d. Verf.]. 97 STRONG, 30 Mich. J. Int'l L. (2009), 1017, 1063.
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AAA Supplementary Rules keine weitere Bedeutung bei der Auslegung der Schiedsvereinbarung zugemessen.98 b. Die Relevanz von Auslegungsregeln bei schweigenden bzw. mehrdeutigen Schiedsvereinbarungen Lässt sich eine konkludente Parteivereinbarung der Schiedsvereinbarung nicht entnehmen, bedeutet das noch nicht zwangsläufig das Ende eines jeglichen Vorgehens auf Gruppenbasis und die Notwendigkeit eines Individualschiedsverfahrens. In den weitaus meisten Fällen dürfte die Schiedsvereinbarung sogar keine solchen hinreichenden Anhaltspunkte beinhalten. Oftmals wird die Schiedsvereinbarung sich schlichtweg gar nicht hinsichtlich der Möglichkeit eines Gruppenschiedsverfahrens äußern99 bzw. deren Bestimmungen ergeben ein mehrdeutiges Bild. Besonderes Augenmerk gilt dann etwaigen Auslegungsregeln des Schiedsvertragsstatuts. Als Grundlage solcher Auslegungsregeln kommen vorrangig der FAA oder die einzelstaatlichen Vertragsordnungen in Betracht. Daher ist zunächst auf die Frage einzugehen, ob sich aus dem FAA de lege lata eine solche Regel ableiten lässt. Da der FAA keine ausdrücklichen Regelungen zur class arbitration enthält, konzentriert sich die Arbeit an dieser Stelle auf die Untersuchung einer auf Richterrecht basierenden Auslegungsregel, die im Fall des Schweigens der Schiedsvereinbarung auf die Einigung der Parteien in Bezug auf die class arbitration schließt (positive Auslegungsregel). Das Augenmerk soll hierbei vor allem auf der Entscheidung des Supreme Court in Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle liegen. Der zu klärenden Frage unterliegt allerdings die Prämisse, dass sich die Schiedsvereinbarung tatsächlich nicht zur Frage der class arbitration äußert bzw. als mehrdeutig einzustufen ist. Gerade die Mehrdeutigkeit einer Schiedsvereinbarung war wiederholter Ansatzpunkt für idiomatische Interventionsversuche der Beklagten. Nachfolgend sollen kurz die häufigsten dieser Ansätze wiedergegeben werden. 98
Bennett v. TUV Sud America, Inc., AAA Class Arb. Docket (2009); Lichter v. Alarm One, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008); Dealer Computer Servs. v. Randall Ford, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008); Adame v. Fleetwood Enterprises, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008); Fox Valley Ford v. Dealer Computer Servs., Inc., AAA Class Arb. Docket (2007); Pitcher v. All Nations Group, AAA Class Arb. Docket (2007); Parham v. Am. Bankers Ins. Co. of Florida, AAA Class Arb. Docket (2007); Stokes v. AWSM Technology, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2007); Tomeldon Co., Inc. v. Medco Health Solutions, Inc., AAA Class Arb. Docket (2006); Krastel v. TES Franchising, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2006). 99 Im Schiedsvertragsrecht der Vereinigten Staaten hat sich für solche Schiedsvereinbarungen der Begriff der „silent arbitration agreements“ durchgesetzt, vgl. nur StoltNielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758 (2010); Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444 (2003).
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(1) Wann liegt tatsächlich eine schweigende oder mehrdeutige Schiedsvereinbarung vor? Die Antwort auf die simpel klingende Frage, ob sich eine Schiedsvereinbarung hinsichtlich der Zulässigkeit der class arbitration äußert, diesbezüglich mehrdeutig ist oder aber ob sich aus dem Wortlaut der Schiedsvereinbarung – insbesondere dem Schweigen – gerade der einer class arbitration entgegenstehende Parteiwille und damit die Negation des Gruppenschiedsverfahrens ergibt, ist oftmals von einer überraschenden Komplexität. Das liegt schon in der Tatsache begründet, dass dem „Schweigen“ einer Schiedsvereinbarung in den USA z.T. ein gewisses Maß an Ambiguität zugemessen wird.100 Obwohl innerhalb der schiedsrechtlichen Praxis in den USA keine klare Definition hinsichtlich der Frage existiert, wann eine Schiedsvereinbarung als „schweigend“ zu bezeichnen ist, 101 muss in diesem Zusammenhang begriffssystematisch immer dann von einer solchen ausgegangen werden, wenn sich die schiedsvertragliche Zulässigkeit der class arbitration weder explizit aus dem Wortlaut selbst ergibt noch die Auslegung der Schiedsvereinbarung hinreichende Anhaltspunkte für eine konkludente Einigung der Parteien identifizieren kann. Denn in keinem der beiden vorgenannten Fälle gibt es tatsächlich einen Zweifel hinsichtlich des wirklichen Parteiwillens, der eine Bezeichnung der Schiedsvereinbarung als hinsichtlich der class arbitration unergiebig und damit als „schweigend“ rechtfertigen würde. Nur soweit eine Identifizierung des wirklichen Parteiwillens – sei es explizit oder konkludent – nicht möglich ist, ist der Rückgriff auf Auslegungsregeln, seien sie dem FAA oder dem einzelstaatlichen Schiedsvertragsstatut entnommen, überhaupt zulässig. Unkompliziert ist die Bestimmung für den Schiedsrichter, wenn sich die Parteien einigen, dass die von ihnen unterzeichnete Schiedsvereinbarung sich nicht zur Zulässigkeit eines gruppenweisen Vorgehens im Schiedsverfahrens äußert. 102
100
Cole v. Long John Silver's Restaurants, Inc., AAA Class Arb. Docket (2004): „In the context of several contractual representations, the silence of the contract as to class action participation imparts a measure of ambiguity.” 101 Dementsprechend variiert auch die Auslegung von Schiedsrichter zu Schiedsrichter hinsichtlich dessen, was für die Identifizierung des wirklichen Parteiwillens für nötig er achtet wird. 102 Bennett v. TUV Sud America, Inc., AAA Class Arb. Docket (2009); Travis v. Rhodes Colleges, Inc., AAA Class Arb. Docket (2009); Hearthside Restaurant, Inc. v. Qwest Dex, Inc., AAA Class Arb. Docket (2007); Krastel v. TES Franchising, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2006). Vgl. auch Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, 1770 (2010): „But the panel had no occasion to ‘ascertain the parties' intention’ in the present case because the parties were in complete agreement regarding their intent. In the very next sentence after the one quoted above, the panel acknowledged
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Neben schweigenden Schiedsvereinbarungen kann ein Rückgriff auf Auslegungsregeln auch bei mehrdeutigen Schiedsvereinbarungen notwendig sein. 103 Dabei muss die Mehrdeutigkeit aber objektiv vorliegen. 104 Nicht ausreichend ist es, wenn die Parteien lediglich bezüglich der Auslegung einer Bestimmung nicht der gleichen Meinung sind.105 Als hinreichender Anhaltspunkt gegen die Zulässigkeit der class arbitration kann es je doch nicht bereits ausreichen, dass die Unternehmen mit der Verwendung der Schiedsklauseln zumeist die Eliminierung gerichtlicher Gruppenklagen bezwecken. Kommt diese Intention der Unternehmen nicht hinreichend in der Formulierung der Schiedsklausel zum Ausdruck, ist sie als bloßes Motiv zu werten und für eine insofern dann an objektiven Maßstäben vorzunehmende Auslegung nicht weiter von Bedeutung. 106
Die Mehrdeutigkeit einer Schiedsvereinbarung fungiert insbesondere als Ansatzpunkt mannigfaltiger Kritik der Beklagten an einem permittierenden Auslegungsergebnis der Schiedsrichter. (a) Verwendung des Singulars bzw. Personalisierung der Schiedsvereinbarung Häufiger Ansatzpunkt ist die Anknüpfung an die Personalisierung der Schiedsvereinbarung durch Nennung der Parteinamen etc. oder die Verwendung des Singulars, um die Manifestation eines entgegenstehenden gemeinsamen Parteiwillens zu verdeutlichen. Aus der Verwendung des Sinthat the parties in this case agreed that the Vegoilvoy charter party was ‘silent on whether [it] permit[ted] or preclude[d] class arbitration,’ but that the charter party was ‘not ambiguous so as to call for parol evidence.’ […] This stipulation left no room for an inquiry regarding the parties' intent, and any inquiry into that settled question would have been outside the panel's assigned task.” 103 Segal v. Sirius XM Radio, Inc., AAA Class Arb. Docket (2009): „In determining whether an agreement is ambiguous the general rule ist hat ‘ambiguity exists where a contract term‘ could suggest more than one meaning when viewed objectively by a reasonably intelligent person who has examined the context of the entire integrated agreement and – is cognizant of the customs, practices, usages and terminology as generally understood in the particular trade or business.[…]” 104 Mensch v. Alta Colleges, AAA Class Arb. Docket (2010): „It may well be that a party to a contract of adhesion had no intent to preclude a class arbitration. Conversely, it may well be that such a party had no intent to include a class arbitration. In many cases parties to an arbitration agreement may well have given no thought, one way or the other, to the possibility of a class action […] The point is that the parties’ subjective intent is not what is relevant. Under black letter contract law, one must look to the parties’ objective e manifestation of their intent.” [Hervorh. d. Verf.]. 105 „The mere fact that parties disagree on the proper construction of contractual language, however, does not necessarily establish ambiguity.” Passow v. The Smith & Wollensky Restaurant Group, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008). Ebenso Weller v. Sprint Communications, L.P., AAA Class Arb. Docket (2006). 106 STRONG, 17 Harv. Negot. L. Rev. (2012) 201, 226.
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gulars lasse sich der Schluss ziehen, dass die Parteien nur ein individualisiertes Zweiparteienschiedsverfahren bei Abschluss der Schiedsvereinbarung im Sinn gehabt hätten.107 Jegliche Verwendung individualisierenden Wortlauts, wie die Benutzung von Personalpronomen wie „I“, „You“ oder die allgemeine Bezeichnung als „Purchaser“, „Employee“, „Customer“, bringe hinreichend deutlich zum Ausdruck, dass die Parteien bei Abschluss der Schiedsvereinbarung objektiv von einem bilateralen Verhältnis ausgegangen seien. Daher verbleibe kein Raum mehr für eine andere schiedsvertragliche Auslegung und von einer konkludenten Einigung oder einer schweigenden Schiedsvereinbarung könne gerade nicht ausgegangen werden. Allerdings hat sich die Berufung auf einen individualisierten Wortlaut nicht als besonders erfolgsgekrönt herausgestellt. Keine der genannten Entscheidungen, die sich mit dem Wortlaut der Schiedsvereinbarung auseinandergesetzt haben,108 hat aus der Verwendung des Singulars letztlich auf die Unzulässigkeit der class arbitration geschlossen. Für die Argumentation der Beklagten sprechen aber primär die vertragliche Grundkonzeption des Schiedsverfahrens sowie das allgemeine vertragliche Verständnis der meisten Rechtsordnungen. Die Relativität des Vertrages kann wohl allgemeingültig als paradigmatischer Grundfall angenommen werden, weswegen das Leitbild der meisten Rechtsordnungen auch heute noch der zweiseitige Vertrag ist. Aufgrund dessen vertraglicher Legitimation ist daher ebenso das traditionelle Verständnis des Schiedsverfahrens bipolar. 109 Die class arbitration verdient damit zwar wohl mit Recht die
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Die Anzahl der Schiedssprüche, die sich eingehend mit dem Wortlaut der Schieds vereinbarung beschäftigt haben, zeigt bereits die Bedeutung der Argumentation: Talley v. West County Motor Co., Inc. AAA Class Arb. Docket (2009); Bess v. DirecTV, Inc. AAA Class Arb. Docket (2009); McCague v. Corinthian Colleges, Inc., AAA Class Arb. Docket (2009); Hill v. iMergent, Inc., AAA Class Arb. Docket (2009); Passow v. The Smith & Wollensky Restaurant Group, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008); Dealer Computer Servs. v. Randall Ford, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008); Adame v. Fleetwood Enterprises, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008); Flaxman v. Terminix, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008); Parham v. Am. Bankers Ins. Co. of Florida, AAA Class Arb. Docket (2007); Hlas v. Menard, Inc., AAA Class Arb. Docket (2007); Zacharias v. Cypress Communications, Inc., AAA Class Arb. Docket (2006); Ali v. Morton's of Chicago/Sacramento, Inc., AAA Class Arb. Docket (2006); Medina v. GMRI, Inc., AAA Class Arb. Docket (2005); Sutter, M.D. v. Oxford Health Plans, Inc., AAA Class Arb. Docket (2005); Cole v. Long John Silver's Restaurants, Inc., AAA Class Arb. Docket (2004). 108 Vgl. S. 190, Fn. 107. 109 LEW/M ISTELIS/KRÖLL, Comp. Int. Com. Arb., Rn. 16-1.
§ 1 Grundvoraussetzungen der Class Arbitration
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Bezeichnung als ultimative Form eines Mehrparteienschiedsverfahrens,110 allerdings bedarf sie damit auch eines hinreichend konkret geäußerten Parteiwillens hinsichtlich ihrer Zulässigkeit. Die Personalisierung bzw. die Verwendung des Singulars spricht damit also zunächst gegen die objektive Zulässigkeit des Gruppenschiedsverfahrens. Dennoch haben die Schiedsrichter aus der Verwendung des Singulars nicht auf die Beschränkung der Möglichkeit eines gruppenweisen Vorgehens geschlossen. Die Verwendung des Singulars sei nur das Ergebnis der Bestrebungen nach einer möglichst einfach gehaltenen Sprache, die die Erarbeitung der Schiedsklausel vereinfachen und einem höheren Lesekomfort dienen soll.111 Teilweise wurde argumentiert, die Verwendung des Singulars sei völlig ohne Bedeutung für die Frage der Zulässigkeit der class arbitration. Denn auch im Rahmen eines Gruppenschiedsverfahrens blieben die geltend gemachten Ansprüche Individualansprüche der einzelnen Gruppenmitglieder und seien damit wenig aussagekräftig für die Parteiintentionen.112 Bedenklich wenig Berücksichtigung des Wortlauts der Schiedsvereinbarung zeigt auch das Verständnis des Schiedsgerichts in Sutter, M.D. v. Oxford Health Plans, Inc. 113 Die Verwendung des Singulars habe schon insofern keine Bedeutung für die Zulässigkeit der class arbitration, als es ja gerade ausreichend sei, wenn die Parteien durch identische oder kongruente Schiedsvereinbarungen gebunden seien, aber gerade nicht alle beteiligten Parteien derselben Schiedsvereinbarung sein müssten: „In a class arbitration, the members of the class are not necessarily parties to the same contract; rather they have similar or identical contracts with the same defendant that raise the same or similar issues. The references in the Agreement to individual parties, ac cordingly, have no bearing on whether this Agreement allows class arbitrations.” Die Klage Sutters war ursprünglich Teil einer im Superior Court of Essex County, New Jersey gegen Oxford Health Plans, Inc. anhängigen Sammelklage, in deren Rahmen 110
Wenig schmeichelhaft und etwas simplifizierend hingegen Hobby v. Snap-on Tools Co., L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2005): „A class action is essentially transfer, joinder and consolidation on steroids.“ 111 Hlas v. Menard, Inc., AAA Class Arb. Docket (2007); Medina v. GMRI, Inc., AAA Class Arb. Docket (2005). 112 „Moreover, whether the right to bring a class arbitration is regarded as procedural or substantive in nature, the fact remains that one of Claimant’s options in bringing an arbitration proceeding under this Agreement was to bring the claim on her own behalf alone, or to bring her claim also on behalf of all others similarly situated – a class arbitration. Either way, it is her claim, as the named Claimant, that is being litigated. Since it is her own claims that is at issue, the use of the singular throughout the agreement to de scribe the claimant customer is of no significance, for it correctly describes Claimant Bess’s rights and obligations in either an individual or a class situation.” Bess v. DirecTV, Inc. AAA Class Arb. Docket (2009). Ebenso Adame v. Fleetwood Enterprises, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008); Zacharias v. Cypress Communications, Inc., AAA Class Arb. Docket (2006). 113 Sutter, M.D. v. Oxford Health Plans, Inc., AAA Class Arb. Docket (2005).
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Kapitel 3: Dogmatik der Class Arbitration
Sutter Schadensersatz wegen nicht oder nur teilweise beglichener Zahlungsansprüche geltend machte. Inhaltlich vermag die Entscheidung nicht zu überzeugen. Schiedsrichter B ARRETT orientiert sich zu stark an der auf der Zivilprozessordnung der Bundesgerichte basierenden class action, die aber im Unterschied zur class arbitration primär Ausdruck hoheitlicher Gewalt ist. Er lässt damit sowohl das Regel-Ausnahme-Verhältnis von Mehrpersonenverträgen als auch die aufgrund der vertraglichen Legitimationsgrundlage notwendige Parteizustimmung zur class arbitration völlig außer Acht und misst der Schiedsvereinbarung damit keine hinreichende Bedeutung bei. Gerade die Durchführung einer class arbitration muss sich in erster Linie durch die Schiedsvereinbarung legitimieren, es sei denn, das anwendbare Schiedsverfahrensstatut sieht entsprechende Möglichkeiten zur Durchführung einer class arbitration, auch ohne die Ermächtigung durch die Schiedsvereinbarung, vor.114 Wenn Schiedsrichter B ARRETT daher dem individualisierten Wortlaut insofern ohne jegliche Auseinandersetzung überhaupt keinerlei Bedeutung zumisst, verkennt er zumindest die zur class action bestehenden strukturellen Unterschiede der class arbitration.115
Auch Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle 116 scheint hinsichtlich der Verwendung des Singulars zumindest instruktiv. CHIEF JUSTICE REHNQUIST hatte in seinem Votum zunächst, insbesondere aufgrund der Personalisierung und der Verwendung des Singulars, geschlussfolgert, dass ein Gruppenschiedsverfahren keinesfalls in Frage komme, da eine Individualisierung der Parteien wie im vorliegenden Fall deutlich zum Ausdruck bringe, dass die Parteien sich nur auf ein Zweipersonenschiedsverfahren geeinigt hätten: „Each contract expressly defines ‘us’ as petitioner, and ‘you’ as the re spondent or respondents named in that specific contract. […] Each contract also specifies that it governs all ‘disputes […] arising from […] this contract or the relationships which result from this contract.’”117
Für die Mehrheit des Obersten Gerichtshofes lag die Sache hingegen nicht so klar. Aus der Verwendung des Singulars könne nicht automatisch auf die Unzulässigkeit einer class arbitration geschlossen werden. Es ergebe sich aus dem Wortlaut keine zwingende Auslegung, die auf ein Schiedsverfahren ohne die Beteiligung Dritter schließen lasse, denn die Schiedsvereinbarung gehe gerade nicht von einem hinreichend individualisierten Wortlaut aus:
114
Zu dieser Dichotomie bereits oben S. 165. Ausführlich zur Anordnung von class arbitration-Verfahren aufgrund des anwendbaren Schiedsverfahrensstatuts unten Kapitel 3 § 1 B, S. 215 ff. 115 Ähnlich Adame v. Fleetwood Enterprises, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008): „The fact that these references are singular rather than plural is of no great surprise to me since the agreements are executed between two singular parties in each case.” 116 Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444 (2003). 117 Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444, 458 f. (2003).
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„We do not believe, however, that the contracts' language is as clear as THE CHIEF J USTICE believes […] The contracts do not say (II) ‘selected by us [Green Tree] to arbitrate this dispute and no other (even identical) dispute with another customer.’”118
Im Folgenden haben sich Schiedsrichter immer wieder auf das Votum der Mehrheit berufen, um die Verwendung des Singulars als schiedsvertragliches Argument gegen die Zulässigkeit der class arbitration zu entkräften.119 Trotz berechtigter Einwände hat sich daher weder das Abstellen auf eine Personalisierung der Schiedsvereinbarung noch die Verwendung des Singulars als hinreichendes Argument gegen die schiedsvertragliche Zulässigkeit der class arbitration erwiesen. (b) Systematische Erwägungen der schiedsvertraglichen Exegese Neben dem Versuch, aus dem Wortlaut der Schiedsvereinbarung, insbesondere aus der Verwendung des Singulars, die Unzulässigkeit eines gruppenweisen Vorgehens darzulegen, haben sich die Gegner des class arbitration-Verfahrens oftmals auch auf potentielle Unstimmigkeiten im Zusammenhang mit anderen Bestimmungen der Schiedsklausel berufen. Die systematische Analyse vertraglicher Bestimmungen ist kein Spezifikum der Schiedsvereinbarung, sondern gehört zum allgemeinen Kanon vertraglicher Auslegungsgrundsätze, wonach im „Zweifel das Vernünftige als gewollt gilt und deshalb jene Deutung vorzuziehen ist, die ein Vertragswerk als widerspruchsfrei erweisen kann bzw. ihm einen sachgerechten, mit Inhalt und Zweck des Gesetzes vereinbaren Sinn gibt, insbesondere nicht zur Unwirksamkeit der Vereinbarung führt.“ 120 Der Grundsatz widerspruchsfreier Auslegung ist auch in den Vereinigten Staaten fester Bestandteil vertraglicher Auslegungsregeln, daher sieht auch das RESTATEMENT (SECOND) CONTRACTS § 202(5) das Gebot einer konsistenten Auslegung vor: „Wherever reasonable, the manifestations of intention of the parties to a promise or agreement are interpreted as consistent with each other and with any relevant course of performance, course of dealing, or usage of trade.”121
Einer systematisch konsistenten Auslegung kommt ausdrücklich auch im Gruppenschiedsverfahren besondere Bedeutung zu. Vor allem die Interdependenz verfahrensrechtlicher Bestimmungen im Hinblick auf die schieds118
Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444, 451 (2003). Talley v. West County Motor Co., Inc. AAA Class Arb. Docket (2009); McCague v. Corinthian Colleges, Inc., AAA Class Arb. Docket (2009); Dealer Computer Servs. v. Randall Ford, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008). Auch Schiedsrichter H ODGES berief sich in mindestens zwei Fällen auf Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle zur Entkräftung: Ali v. Morton's of Chicago/Sacramento, Inc., AAA Class Arb. Docket (2006); Cole v. Long John Silver's Restaurants, Inc., AAA Class Arb. Docket (2004). 120 MüKo/Busche, BGB, § 133, Rn. 63 m.w.N. 121 REST. (2 ND) CONTR., § 202. 119
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Kapitel 3: Dogmatik der Class Arbitration
vertragliche Zulässigkeit von Mehrparteienschiedsverfahren war immer wieder Gegenstand zahlreicher Diskussionen.122 Unstimmigkeiten ergeben sich hier insbesondere mit dem Schiedsrichterernennungsrecht der Parteien, der Festlegung des Schiedsorts sowie eventuell bestehenden Vertraulichkeitsklauseln. Aus deutscher Sicht interessant ist die Lösung des Konflikts um das Recht zur Ernennung des Schiedsrichters durch die Parteien. 123 Die Ernennung des „eigenen“ Schiedsrichters ist wesentlicher Bestandteil des in das Schiedsverfahren investierten Vertrauens. Das gilt unabhängig von der – im deutschen Recht explizit – gesetzlich verankerten Pflicht aller Schiedsrichter zur Unparteilichkeit und Unabhängigkeit. 124 In Deutschland richten sich daher wesentliche Bedenken gegen die Mehrparteienschiedsgerichtsbarkeit aufgrund des bis dato ungelösten Konfliktes mit dem Recht zur Ernennung der Schiedsrichter. Auch in den Vereinigten Staaten wird das Ernennungsrecht der Parteien als grundlegend betrach tet.125 Das Wahlrecht der Parteien wirft in mehrfacher Hinsicht verfahrensrechtliche Probleme auf. Erstens stellt sich die Frage, ob die named plaintiffs das Wahlrecht für die repräsentierten Gruppenmitglieder ausüben können. Zweitens ist zu klären, wie eine etwaige Uneinigkeit im Bezug auf die Ernennung des Schiedsrichters im Bereich der named plaintiffs untereinander zu lösen ist. Schließlich gilt es zu bedenken, dass auch dem Beklagten aufgrund der Bündelung der einzelnen Ansprüche das Recht zur Ernennung verschiedener Schiedsrichter verlustig geht und damit einher gehend auch die Möglichkeit, das Risiko für ihn ungünstiger Entscheidungen auf verschiedene Schiedsrichter zu verteilen. Diese Fragen bilden allerdings eine Schnittmenge mit dem generellen Pro blem der verfahrensrechtlichen Durchführbarkeit des Gruppenschiedsverfahrens. An dieser Stelle soll auf die Problematik der Ernennung der Schiedsrichter nur insoweit eingegangen werden, als dies von Bedeutung für die Auslegung der Schiedsvereinbarung selbst ist. Eventuell bestehende verfahrensrechtliche Probleme sollen an späterer Stelle behandelt werden.126
Neben den aufgrund der Verwendung des Singulars und der Spezifikation der Parteien geäußerten Bedenken von CHIEF JUSTICE REHNQUIST gegen die Zulassung der class arbitration durch den Supreme Court of South Carolina127 war für den Vorsitzenden des Obersten Gerichtshofes auch die Bestimmung des Schiedsrichters ein Argument gegen die schiedsvertragliche Zulässigkeit der class arbitration. Die ablehnende Haltung REHNQUISTS gründete sich im Wesentlichen darauf, dass die Green Tree Fin. Corp. bei Zulassung der class arbitration die Möglichkeit zur Ernennung verschiedener Schiedsrichter verliere. Nach seiner Auslegung der Schiedsvereinba122
SCHLOSSER, Int. Schiedsgerichtsbarkeit, Rn. 569. Vgl. zum verfahrensrechtlichen Aspekt dieser Frage unten Kapitel 3 § 3 B III 2, S. 307 ff. 124 MüKo/Münch, ZPO, § 1035, Rn. 66 m.w.N. 125 STRONG, 30 Mich. J. Int'l L. (2009), 1017, 1089. 126 Siehe dazu unten S. 285 ff. Hinsichtlich möglicher Interdependenzen zwischen vertraglicher Legitimation und verfahrensrechtlicher Durchführung der Schiedsrichterernennung SCHLOSSER , Int. Schiedsgerichtsbarkeit, Rn. 569. 127 Vgl. oben S. 192. 123
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rung komme der Green Tree Fin. Corp. aber dieses Recht für jeden einzelnen Rechtsstreit mit den durch die class arbitration repräsentierten Gruppenmitgliedern zu: „Here, the parties saw fit to agree that any disputes arising out of the contracts ‘shall be resolved by binding arbitration by one arbitrator selected by us with c onsent of you.’ […] These provisions, which the plurality simply ignores […] make quite clear that petitioner must select, and each buyer must agree to, a particular arbitrator for disputes between petitioner and that specific buyer.”128
Soweit ersichtlich hat dennoch kein Schiedsrichter aus der konkreten Gestaltung des Ernennungsrechts – weder aus der Perspektive des Kläger noch des Beklagten – einen für die Zulassung der class arbitration negativen Rückschluss gezogen.129 In Cole v. Long John Silver’s Restaurant 130 stellte der Schiedsrichter, in Erwiderung auf die vorgebrachten Bedenken an der schiedsvertraglichen Vereinbarkeit des Gruppenschiedsverfahrens mit der konkreten Regelung des Ernennungsrechts durch die repräsentierten Gruppenmitglieder, darauf ab, dass auch in diesem Fall nichts gegen die schiedsvertragliche Zulässigkeit spreche, da den abwesenden Gruppenmitgliedern immer noch ihr Recht zum opt out zustehe. Diese Begründung verwechselt aber den schiedsvertraglichen Zulässigkeitsaspekt des Ernennungsverfahrens mit der Ebene verfahrensrechtlicher Durchführbarkeit. Die Bewertung der sich potentiell ergebenden Konsequenzen und deren Abmilderung durch das Recht, aus der Gruppe auszuscheiden, besagt noch nichts über die distinkte Frage nach der Existenz einer objektiv vorliegenden Parteiabrede bei Abschluss der Schiedsvereinbarung. 131
Während der Schiedsort bereits im Rahmen der Bewertung der Fairness der Schiedsklausel Erwähnung gefunden hat,132 wurde auch versucht, seine Bedeutung für die schiedsvertragliche Auslegung fruchtbar zu machen. In Segal v. Sirius XM Radio, Inc. 133 sah die in Frage stehende Schiedsklausel die Festlegung des Schiedsorts im Umkreis von 100 Meilen des Wohnorts des Kunden vor. Aus dieser Bestimmung folgerte die Beklagte, dass die Parteien eindeutig kein Gruppenschiedsverfahren bei Abschluss der Schiedsvereinbarung in Betracht gezogen haben. Aufgrund der durch die Größe der Gruppe auftretenden räumlichen Inkonsistenzen sei die Bestimmung eines Schiedsortes gemäß den schiedsvertraglichen Vorgaben un128
Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444, 458 f. (2003). Fox Valley Ford v. Dealer Computer Servs., Inc., AAA Class Arb. Docket (2007); Champion Ford Lincoln Mercury, Inc. v. Dealer Computer Servs., Inc., AAA Class Arb. Docket (2007). Für die Bedeutung des Rechts auf Ernennung des Gruppenanwalts Cole v. Long John Silver's Restaurants, Inc., AAA Class Arb. Docket (2004). 130 Cole v. Long John Silver's Restaurants, Inc., AAA Class Arb. Docket (2004). 131 Im Folgenden dennoch auf das Recht zum opt out abstellend Harvard College v. JSC Surgutneftegaz, AAA Class Arb. Docket (2007). 132 Oben S. 136. 133 Segal v. Sirius XM Radio, Inc., AAA Class Arb. Docket (2009). 129
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möglich. Während der Schiedsrichter, der die Auslegung der Schiedsvereinbarung nach dem Recht von New York durchführte, zwar grundsätzlich festhielt, dass auch für die Schiedsvereinbarung das Gebot einer harmonischen Auslegung Geltung beanspruche, ergab sich für ihn dennoch nicht zwangsläufig die Unmöglichkeit einer Festlegung des Schiedsortes gemäß den von den Parteien postulierten Vorgaben. Bei der Bestimmung des Schiedsortes sei nämlich in erster Linie nur der Wohnsitz der named plaintiffs zu berücksichtigen. Den abwesenden Gruppenmitgliedern komme nämlich gerade keine formale Parteistellung zu. Zudem sei aus der Unmöglichkeit der Schiedsortbestimmung keinesfalls die Unzulässigkeit des class arbitration-Verfahrens zu folgern. Eine entsprechende Inkonsistenz habe höchstens die Mehrdeutigkeit der Schiedsvereinbarung zur Folge.134 Auch ein beliebter Ansatzpunkt für den Versuch, die class arbitration als mit der Systematik einzelner Bestimmungen der Schiedsklausel für unvereinbar zu erklären, waren solche Regelungen, die die Vertraulichkeit des Schiedsverfahrens vorsahen. 135 Insbesondere betroffen waren dabei Schiedsverfahren, die durch die AAA administriert wurden. Rule 9 der AAA Supplementary Rules sieht nämlich explizit vor, dass im Rahmen von Schiedsverfahren auf Gruppenbasis die als eines der wesentlichsten Merkmale der Schiedsgerichtsbarkeit betrachtete Vertraulichkeit des Verfahrens keine Anwendung finden soll. 136 Um die Offenheit des class arbitration-Verfahrens zu komplettieren, richtet die AAA darüber hinaus eine eigene Website ein, auf der jedermann die Klageschrift, die 134 Ebenso unter Hinweis auf die Möglichkeit zum opt out Bess v. DirecTV, Inc. AAA Class Arb. Docket (2009); XM Satellite Radio, Inc. v. Enderlin, AAA Class Arb. Docket (2008). Keinerlei Bedeutung für die Zulässigkeit der class arbitration wurde hingegen der Bestimmung des Schiedsorts in Garza v. Palm Harbor Homes, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008) zugemessen. Dort sahen die Schiedsvereinbarungen zwei unterschiedliche Schiedsorte vor. Der Schiedsrichter wollte hieraus aber lediglich Schlüsse für die Frage der Zertifizierung der class arbitration ziehen und schenkte der Bestimmung im Zusammenhang mit der schiedsvertraglichen Zulässigkeit keine weitere Beachtung. 135 Zum verfahrensrechtlichen Aspekt unten S. 307 ff. 136 „RULE 9 CONFIDENTIALITY ; C LASS ARBITRATION DOCKET (a) The presumption of privacy and confidentiality in arbitration proceedings shall not apply in class arbitrations. All class arbitration hearings and filings may be made public, subject to the authority of the arbitrator to provide otherwise in special circumstances. However, in no event shall class members, or their individual counsel, if any, be excluded from the arbitration hearings. (b) The AAA shall maintain on its Web site a Class arbitration Docket of arbitrations filed as class arbitrations. The Class arbitration Docket will provide certain information about the arbitration to the extent known to the AAA, including: (1) a copy of the demand for arbitration; (2) the identities of the parties; (3) the names and contact information of counsel for each party; (4) a list of awards made in the arbitration by the arbitrator; and (5) the date, time and place of any scheduled hearings.“
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Kontaktdaten der Parteien bzw. ihrer Anwälte, den Terminplan sowie alle im Rahmen des Schiedsverfahrens ergehenden Schiedssprüche einsehen kann. Außerdem besteht für jedes Gruppenmitglied das Recht, an den anberaumten mündlichen Terminen teilzunehmen.
Verschiedentlich wurde versucht, den Konflikt der vertraglichen Bestimmungen zu instrumentalisieren, was sich aber letztlich als erfolglos erwies.137 Zur Lösung des Konflikts beriefen sich die Schiedsrichter u.a. darauf, dass im Hinblick auf die Zulässigkeit der class arbitration bei der Auslegung der Schiedsvereinbarung die AAA Supplementary Rules gerade keine Rolle spielen dürfen. 138 In Terrapin Express, Inc. v. Airborne Express, Inc139 und in Hausner, M.D. v. United Healthcare of Texas, Inc. 140 wurden dementsprechend die Vertraulichkeitsklauseln nicht als ausreichende Gründe für eine negative Auslegung der Schiedsklausel erachtet. Der systematischen Auslegung wird nach dem Gesagten generell kein exorbitant wichtiger Bedeutungsgehalt beigemessen. Es passt daher ins Bild, dass auch weder eine Kostenübernahmeklausel noch eine verbindlich vorgeschaltete Mediation die Schiedsrichter von zwingenden systematischen Widersprüchen überzeugen konnten. 141
137 So sah die Schiedsklausel in Hausner, M.D. v. United Healthcare of Texas, Inc., AAA Class Arb. Docket (2007) u.a. vor: „[n]o party shall disclose to third parties any confidential or proprietary business information which it receives from the other party, including, but not limited to financial statements, business plans, protocols, and pro grams.” United Healthcare of Texas, Inc. argumentierte daher: „[Rule 9(a) of the AAA’s Supplementary Rules for Class arbitrations] gives all class members a right to attend the hearings. They will necessarily learn the terms under which United has entered into agreements with other class members, some of whom would be direct competitors. Respondent contends there does not appear to be a way to honor the requirement of confidentiality expressly set out in the agreements at issue and simul taneously construe those agreements to permit class arbitration. Respondent asserts that because Claimants agreed not to disclose confidential information received from United, it followings that the parties did not agree to ‘permit’ class arbitration.” Ebenso Harvard College v. JSC Surgutneftegaz, AAA Class Arb. Docket (2007). 138 „RULE 3. CONSTRUCTION OF THE ARBITRATION CLAUSE […] In construing the applicable arbitration clause, the arbitrator shall not consider the existence of these Supplementary Rules, or any other AAA rules, to be a factor either in favor of or against permitting the arbitration to proceed on a class basis.” [Hervorh. d. Verf.]. 139 Terrapin Express, Inc. v. Airborne, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008). 140 Hausner, M.D. v. United Healthcare of Texas, Inc., AAA Class Arb. Docket (2007). 141 Bess v. DirecTV, Inc. AAA Class Arb. Docket (2009); Segal v. Sirius XM Radio, Inc., AAA Class Arb. Docket (2009).
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(c) Intertemporale Erwägungen Als letzter systematischer Ansatzpunkt gegen eine permittierende schiedsvertragliche Auslegung wurden immer wieder intertemporale Aspekte vorgebracht. Nach ständiger Rechtsprechung vor Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, so der Tenor, sei ohne ausdrückliche Ermächtigung ein Schiedsverfahren auf Gruppenbasis bei schweigenden Schiedsvereinbarungen nicht mit dem FAA vereinbar gewesen.142 Bei „Altfällen“ könne die Nichterwähnung nur als Ausschluss dieses Verfahrens gedeutet werden. 143 Mit Blick auf Keating v. Superior Court of Alameda County 144 sowie Southland Corp. v. Superior Court of Alameda County 145 wurde entgegnet, dass das Schiedsverfahren auf Gruppenbasis keine Neuerfindung der obersten Richter der Green Tree-Entscheidung gewesen sei, sondern bereits seit dem Jahr 1982 zum Bestand der U.S.-amerikanischen Rechtsprechung gehöre und somit nicht einmal gemäßigt als Argument für Schiedsvereinbarungen, die im Jahr 1982 bis 2003 abgeschlossen wurden, gelten könne.146 Dementsprechend findet sich keine Entscheidung, die aus Gründen der zeitlichen Anwendbarkeit die Auslegung der Schiedsklausel im Hinblick auf die Zulässigkeit der class arbitration hätte scheitern lassen. (d) Zwischenergebnis Als Zwischenergebnis lässt sich damit festhalten, dass so gut wie alle Bestrebungen der Beklagten, aus dem Wortlaut der Schiedsklausel Argumente für die Unzulässigkeit der class arbitration abzuleiten, von Misserfolg begleitet waren. Weder die Verwendung des Singulars noch logische Bedenken in der Gesamtkonzeption der Schiedsklausel waren i.d.R. geeignet, das Ergebnis der Auslegung maßgeblich zu beeinflussen.
142
Krastel v. TES Franchising, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2006). Vgl. oben S. 159. 143 Travis v. Rhodes Colleges, Inc., AAA Class Arb. Docket (2009); Dealer Computer Servs. v. Randall Ford, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008); Champion Ford Lincoln Mercury, Inc. v. Dealer Computer Servs., Inc., AAA Class Arb. Docket (2007). 144 Keating v. Superior Court of Alameda County, 31 Cal.3d 584 (1982). 145 Southland Corp. v. Keating, 465 U.S. 1 (1984). 146 Travis v. Rhodes Colleges, Inc., AAA Class Arb. Docket (2009); Dealer Computer Servs. v. Randall Ford, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008); Champion Ford Lincoln Mercury, Inc. v. Dealer Computer Servs., Inc., AAA Class Arb. Docket (2007).
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(2) Positive bundesrechtliche Auslegungsregel durch Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle? Der FAA äußert sich ausdrücklich weder zu Gruppenschiedsverfahren noch, mit Ausnahme von § 2 FAA, zur Frage des Schiedsvertragsstatuts. 147 Dementsprechend enthält das Gesetz auch keine expliziten schiedsvertraglichen Auslegungsregeln im Falle schweigender oder mehrdeutiger Schiedsvereinbarungen. Die Frage nach einer entsprechenden bundesrechtlichen Auslegungsregel hat trotz dieses offensichtlichen Defizits ihre Berechtigung. Auf der Auslegung des FAA basieren mittlerweile viele Regelungen, die sich aus dem Wortlaut des Gesetzes nicht ergeben, sondern das Ergebnis langjähriger Interpretation durch die Gerichte sind.148 Als Beispiel hierfür mag die Entwicklung von Auslegungsregeln im Hinblick auf das tat sächliche Bestehen einer Schiedsvereinbarung und deren Reichweite dienen. Während nicht leichtfertig vom Bestehen einer Schiedsvereinbarung ausgegangen werden soll, hat der Supreme Court immer wieder betont, dass Unklarheiten bei der Reichweite der Schiedsvereinbarung im Zweifel zugunsten der Schiedsgerichtsbarkeit ausgelegt werden müssen.149
Der Gedanke an die Existenz einer auf dem FAA basierenden Auslegungsregel, die bei einer schweigenden oder mehrdeutigen Schiedsvereinbarung auf eine Einigung der Parteien zugunsten der Zulässigkeit eines class arbitration-Verfahren schließt, 150 ist somit nicht gänzlich fernliegend. Als 147 B ORN, Int. Com. Arb., S. 409. Ebenso wenig findet die Frage nach der Verbindung von Schiedsverfahren eine ausdrückliche Regelung im FAA. 148 Zum gleichen Ergebnis gelangt auch BORN, allerdings im Kontext internationaler Schiedsvereinbarungen: „Beyond its express terms, the FAA has provided the basis for a fairly expansive ‘federal common law’ of arbitration; this body of judicial authority also applies, more broadly than in domestic matters, in the context of international arbitra tions subject to the New York and Inter-American Conventions. That body of law is of uncertain scope, but it clearly extends to such subjects, discussed below, as the separability presumption, the competence-competence doctrine, the interpretation and validity of international arbitration agreements, the parties’ autonomy with regard to arbitral pro cedures, the tribunal’s procedural powers and the availability of provisional relief in connection with arbitrations.” BORN, a.a.O., S. 137. 149 Volt Info. Sciences, Inc. v. Board of Trustees of Leland Stanford Junior University , 489 U.S. 468 (1989): „§ 2 of the FAA ‘create[s] a body of federal substantive law of arbitrability, applicable to any arbitration agreement within the coverage of the Act,’ which requires that ‘questions of arbitrability […] be addressed with a healthy regard for the federal policy favoring arbitration,’ and that ‘any doubts concerning the scope of arbitrable issues […] be resolved in favor of arbitration.’” Ebenso Mitsubishi Motors Corp. v. Soler Chrysler-Plymouth, Inc., 473 U.S. 614 (1985); Moses H. Cone Memorial Hosp. v. Mercury Constr. Corp., 460 U.S. 1 (1983); Gay v. CreditInform, Inc., 511 F.3d 369 (3rd Cir. 2007). 150 Eine solche Auslegungsregel wäre zudem als materielle Auslegungsregel zu quali fizieren, da mit ihr ein bestimmtes Ergebnis erreicht werden soll.
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bundesrechtliche Regel ginge sie zudem einzelstaatlichen Bestimmungen vor. Für die Beantwortung der Frage nach einer positiven schiedsvertraglichen Auslegungsregel bildet das Urteil in Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle den Ausgangspunkt. Im Anschluss an die Entscheidung des Obersten Gerichtshofes wurde verschiedentlich vermutet, neben der ausdrücklichen Behandlung schiedsverfahrensrechtlicher Kompetenzen habe das Gericht implizit eine bundesrechtliche Auslegungsregel erschaffen, nach der bei schweigenden Schiedsvereinbarungen auf eine Einigung der Parteien und damit die Zulässigkeit der class arbitration zu schließen sei. 151 Der Annahme liegt eine berechtigte Erwägung zugrunde: Warum hätte der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten den Schiedsrichtern die Entscheidungskompetenz über die Zulässigkeit der class arbitration zusprechen sollen, wenn das Ergebnis – die Unzulässigkeit der class arbitration in Ermangelung ausdrücklicher Parteivereinbarungen – in jedem Fall schon feststand und auch gegenüber jeder einzelstaatlichen Regelung Vorrang fände? 152 Denn bis zur Bazzle-Entscheidung war die Durchführung von class arbitration-Verfahren nach gefestigter Rechtsprechung mit dem positivistischen Auslegungsansatz des FAA unvereinbar, soweit keine ausdrückliche Parteivereinbarung gegeben war, die die Zulässigkeit des Gruppenschiedsverfahrens bestimmte.153 Auch die Anwendung einzelstaatlichen Rechts bei der Auslegung der Schiedsvereinbarung hätte aufgrund des Vorrangs des Bundesrechts dann bezüglich der Zulässigkeit der class arbitration bei schweigenden Schiedsvereinbarungen keine eigenständige Anwendung mehr finden können. Damit hätte im Falle schweigender Schiedsvereinbarungen das Auslegungsergebnis jedenfalls vorher festgestanden – das Gruppenschiedsverfahren wäre unzulässig gewesen. Im Falle eines solchen Rechtsstandes schiene es unpassend, in Bezug auf den Kompetenzgewinn von tatsächlicher Entscheidungsfreiheit zu sprechen. Zudem würde der Bedeutungsgehalt des Kompetenzgewinns für das Schiedsgericht doch mehr als nur merklich minimiert. Bei „enger“ Auslegung der Entscheidung des Obersten Gerichtshofes wäre damit aber eine im Ergebnis stets festgelegte Entscheidungszuständigkeit die Folge. Folglich ist die, vor allem unter Schiedsrichtern154 verbreitete Auffassung, wonach mit dem Urteil nicht 151
Zum Nachweis oben S. 169, Fn. 22. Pedcor Management Co., Inc. v. Nations Personnel of Texas, Inc. , 343 F.3d 355, 360 (5th Cir. 2003). 153 Vgl. oben S. 159 ff. 154 Travis v. Rhodes Colleges, Inc., AAA Class Arb. Docket (2009); Derek v. Southern Linc Communications Servs., AAA Class Arb. Docket (2009); Hill v. iMergent, Inc., AAA Class Arb. Docket (2009); Fox Valley Ford v. Dealer Computer Servs., Inc., AAA Class Arb. Docket (2007); Stokes v. AWSM Technology, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2007); Zacharias v. Cypress Communications, Inc., AAA Class Arb. Docket 152
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nur ein Verfahren in Erinnerung gerufen worden sei, das im Wesentlichen seit der Entscheidung des Supreme Court of California in Keating v. Superior Court of Alameda County 155 im Dornröschenschlaf gelegen habe, sondern die Entscheidung darüber hinaus auch als gleichbedeutend mit der impliziten Zulassung der class arbitration bei schweigenden bzw. mehrdeutigen Schiedsvereinbarungen zu werten sei, durchaus schlüssig. Nach der gegenteiligen Auffassung konnte der obergerichtlichen Entscheidung lediglich die schiedsgerichtliche Kompetenzzuweisung für die Auslegung der Schiedsvereinbarung im Hinblick auf die Zulässigkeit der class arbitration entnommen werden.156 Zuzugeben ist dieser Ansicht, dass sich im Urteil keine weiteren Anhaltspunkte für das Postulat einer schiedsvertraglichen Auslegungsregel finden lassen. Der Supreme Court of South Carolina stützte sein Auslegungsergebnis explizit auf die allgemeine Auslegungsregel, wonach Unklarheiten bei der Verwendung von Standardklauseln oder allgemeinen Geschäftsbedingungen zulasten des Verwenders auszulegen sind: „This Court has not considered whether or not class-wide arbitration may be ordered when the arbitration agreement is silent. […] In Munoz, this Court held ‘general principles of state law apply to arbitration clauses governed by the FAA.’ […] Generally, if the terms of a contract are clear and unambiguous, this Court must enforce the contract ac cording to its terms regardless of its wisdom or folly. […] Ambiguous language in a contract, however, should be construed liberally and interpreted strongly in favor of th e nondrafting party. […] After all, the drafting party has the greater opportunity to prevent mistakes in meaning. It is responsible for any ambiguity and should be the one to suffer from its shortcomings.” 157
Aber auch die restriktive Auffassung gesteht zu, dass sich die Entscheidung des Supreme Court trotz der schiedsrichterlichen Zuständigkeitsallokation außergewöhnlich intensiv mit der Auslegung der Schiedsvereinba(2006); Dub Herring Ford, Inc. v. Dealer Computer Servs., Inc., AAA Class Arb. Docket (2006); Krastel v. TES Franchising, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2006); Addleman v. The Ryland Group, Inc., AAA Class Arb. Docket (2005); Barton v. Cottage Homesteads of America, Inc., AAA Class Arb. Docket (2005); Bagpeddler.com v. U.S. Bancorp and Nova Info. Sys., AAA Class Arb. Docket (2004). 155 Keating v. Superior Court of Alameda County, 31 Cal.3d 584 (1982). Ausführlich zur Entscheidung oben S. 152 ff. 156 In re Wood, 140 S.W.3d 367, 369 (Tex. 2004); Am. Bankers Ins. Co. of Florida v. Parham, 2008 WL 2185347 (Ala. Cir. Ct. 2008); Lichter v. Alarm One, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008); Garza v. Palm Harbor Homes, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008); Sutter, M.D. v. United Health Care Ins. Co., AAA Class Arb. Docket (2007); DOMKE/ EDMONSON/W ILNER , On Com. Arb. 3rd, § 32:3; ROSEN/SHRIMP, 30-WTR Franchise L.J. (2011), 175, 177. 157 Bazzle v. Green Tree Fin. Corp., 569 S.E.2d 349, 358 (S.C. 2002). Auch dem deutschen Recht ist mit § 305c Abs. 2 BGB eine solche Auslegungsregel nicht unbekannt: „Zweifel bei der Auslegung Allgemeiner Geschäftsbedingungen gehen zu Lasten des Verwenders.“
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rung beschäftigt. Zwar betont das Gericht vehement, dass es sich außerstande sehe, die vom Supreme Court of South Carolina vorgelegte Frage nach der Vereinbarkeit einer einzelstaatlichen Auslegungsregel, die bei schweigenden Schiedsvereinbarungen zur Zulässigkeit der class arbitration führt,158 mit dem FAA zu beantworten, da für diese Frage eine schiedsgerichtliche Entscheidungskompetenz bestehe. Trotzdem beginnt das Gericht mit einer breiten Analyse des Wortlauts der Schiedsvereinbarung, obwohl einzelstaatliches Recht nicht der Überprüfung des Supreme Court unterliegt.159 Am Ende dieser Analyse steht die Erkenntnis, dass sich aufgrund der Schiedsvereinbarung nicht eindeutig ergebe, ob ein Schiedsverfahren auf Gruppenbasis ausgeschlossen sei. 160 Nach Auffassung von J USTICE STEVENS stehe der FAA einer entsprechenden auf einzelstaatlichem Schiedsvertragsrecht basierenden Auslegung nicht entgegen. 161 Von der Formulierung einer bundesrechtlichen schiedsvertraglichen Auslegungsregel, die im Falle des Schweigens auf die Einigung der Parteien und damit die Zulässigkeit der class arbitration schließt, kann vorliegend aber auch hier keine Rede sein. Das Votum von J USTICE STEVENS stützt sich nämlich ausdrücklich auf die Anwendung einzelstaatlichen Schiedsvertragsrechts.
Noch ausführlicher als die Mehrheit und JUSTICE STEVENS, kommt das abweichende von CHIEF JUSTICE REHNQUIST verfasste Votum auf die Auslegung der Schiedsvereinbarung zu sprechen. Mehr noch, die Auslegung ist sogar zentraler Punkt in der Argumentation des CHIEF J USTICE. Obwohl auch REHNQUIST zunächst das Primat einzelstaatlichen Schiedsvertragsrechts bei der Auslegung von Schiedsvereinbarungen zugesteht, betont er doch auch den Vorrang des FAA bei der Verletzung seiner übergeordneten Strukturprinzipien. Eines dieser Prinzipien sei das Gebot der wortlautgetreuen Durchsetzung der Schiedsvereinbarung. 162 Im Gegensatz zum Supreme Court of South Carolina konnte für CHIEF J USTICE REHNQUIST die 158
Bazzle v. Green Tree Fin. Corp., 569 S.E.2d 349, 359 ff. (S.C. 2002). „T HE CHIEF J USTICE believes that Green Tree is right; indeed, that Green Tree is so clearly right that we should ignore the fact that state law, not federal law, normally governs such matters […] and reverse the South Carolina Supreme Court outright, […]” Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444, 450 (2003). Ebenso Volt Info. Sciences, Inc. v. Board of Trustees of Leland Stanford Junior University, 489 U.S. 468, 474 (1989). 160 „We do not believe, however, that the contracts‘ language is as clear as THE CHIEF J USTICE believes.” Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444, 451 (2003). 161 „The Supreme Court of South Carolina has held as a matter of state law that classaction arbitrations are permissible if not prohibited by the applicable arbitration agree ment, and that the agreement between these parties is silent on the issue […] There is nothing in the Federal Arbitration Act that precludes either of these determinations by the Supreme Court of South Carolina.” Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444, 454 f. (2003). 162 Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444, 458 (2003). Siehe hierzu schon oben S. 107 ff. 159
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Schiedsvereinbarung mitnichten als schweigend bezeichnet werden. Vielmehr ergebe sich aufgrund seiner Lesart die klare Unzulässigkeit des Gruppenschiedsverfahrens. Da aber die wortlautgetreue Durchsetzung als bundesrechtliches Prinzip angezeigt sei, hätte trotz eines anderslautenden Ergebnisses des einzelstaatlichen Schiedsvertragsstatuts de iure auf die Unzulässigkeit der class arbitration geschlossen werden müssen. Jegliche andere Interpretation stelle einen Verstoß gegen den FAA dar. Der in der Schiedsklausel verwandte Wortlaut brachte nach Auffassung des CHIEF J USTICE klar den Parteiwillen zum Ausdruck, lediglich ein Individualschiedsverfahren durchführen zu wollen. Die Möglichkeit, für jeden potentiellen Rechtsstreit einen eigenen Schiedsrichter zu benennen sowie die in dem Vertragswerk vorgenommene Individualisierung der Vertragsparteien, sprächen nämlich klar gegen eine anderslautende Auslegung. 163 Augenfällig am Votum REHNQUISTS ist die umfassende Unterwerfung der Auslegung des einzelstaatlichen Schiedsvertragsstatuts unter den FAA. Das widerspricht aber klar den bisherigen Gepflogenheiten, die das Gericht im Rahmen der Auslegung von Schiedsvereinbarungen an den Tag legte, wie der CHIEF J USTICE auch selbst unumwunden zugibt.164 Ob REHNQUIST sich lediglich mit dem Auslegungsergebnis selbst nicht abfinden kann und die Auslegungsregel des Rechts von South Carolina als widerlegt ansieht, weil der Wortlaut der Schiedsvereinbarung nach seiner Auffassung konkludent auf einen auf ein Individualschiedsverfahren gerichteten Parteiwillen deutet und er deswegen einen Verstoß gegen den Grundsatz der wortlautgetreuen Durchsetzung von Schiedsvereinbarungen annimmt oder aber von einer generellen Unvereinbarkeit des FAA mit dem Gruppenschiedsverfahren bei schweigenden Schiedsklauseln ausgeht, kann der Entscheidung nicht eindeutig entnommen werden.
Folglich kann aber zumindest eine klar formulierte positive Auslegungsregel weder dem Votum der Mehrheit noch der nur im Ergebnis zustimmenden Auffassung J USTICE STEVENS entnommen werden. Nunmehr der Supreme Court in Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp.: „Unfortunately, the opinions in Bazzle appear to have baffled the parties in this case at the time of the arbitration proceeding. […] Unfortunately, however, both the parties and the arbitra tion panel seem to have misunderstood Bazzle in another respect, namely, that it established the standard to be applied by a decision maker in determining whether a contract may permissibly be interpreted to allow class arbitration. […] As we have explained, however, Bazzle did not establish the rule to be applied in deciding whether class arbitration is permitted. The decision in Bazzle left that question open […]” 165
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Oben S. 189, 193. „The interpretation of private contracts is ordinarily a question of state law, which this Court does not sit to review.“ Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444, 457 f. (2003). 165 130 S. Ct. 1758, 1772 (2010). Ausführlich zur Entscheidung unten Kapitel 4 § 1, S. 317 ff. 164
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Die ausführliche Beschäftigung der Mehrheitsentscheidung mit dem Wortlaut der Schiedsvereinbarung ist wohl letztlich nur als Replik auf das Votum des CHIEF JUSTICE geschuldet. 166 Die entscheidende Frage, ob eine Schiedsvereinbarung der class arbitration zugänglich ist, muss also richtigerweise ausschließlich unter Heranziehung des einzelstaatlichen Schiedsvertragsrechts beantwortet werden. Damit erweist sich letztlich auch der Vorwurf der Sinnlosigkeit der Erweiterung der schiedsgerichtlichen Entscheidungskompetenz als nicht ganz stichhaltig. Auch ohne explizite bundesrechtliche Auslegungsregel bleibt das Gruppenschiedsverfahren durchführbar,167 nämlich immer dann, wenn sich nach einzelstaatlichen Grundsätzen dessen Zulässigkeit ergibt. Insofern hat die Bazzle-Entscheidung zumindest Bedeutung für die Zulässigkeit einer schiedsvertraglichen Analyse unter einzelstaatlichem Recht und deren Vereinbarkeit mit dem FAA.168 (3) Interpretation gegen den Verwender von Standardklauseln Von überragender Bedeutung für die Auslegung der Schiedsklausel im Bereich der class arbitration hat sich der Grundsatz, Unklarheiten bei der Formulierung einer Klausel zuungunsten des Verwenders der Klausel zu werten, erwiesen (contra proferentem rule).169 Der Ursprung der Regel findet sich im römischen Recht. Im 15 . Jahrhundert verbreitete sie sich auch in England und von dort aus in die Vereinigten Staaten. 170
Die Regel wird zumeist dann angewandt, wenn sich aufgrund ungleicher Verhandlungsstärke lediglich eine Partei mit der Ausarbeitung der Klausel beschäftigt hat.171 Aufgrund der gängigen Konstellation bei Abschluss von Schiedsvereinbarungen erklärt sich damit die hohe Bedeutung der Unklarheitenregel. Da die generelle Beliebtheit des Schiedsverfahrens bei U.S.-amerikanischen Unternehmen zu einer verbreiteten Inkorporierung von Standardschiedsklauseln in Verträgen mit Verbrauchern geführt hat und in nahezu allen Fällen die Schiedsklausel durch die Unternehmen erstellt wurden, 172 müssen gemäß des genannten Grundsatzes Unklarheiten 166 Pedcor Management Co., Inc. v. Nations Personnel of Texas, Inc., 343 F.3d 355, 359 (5th Cir. 2003). 167 Pedcor Management Co., Inc. v. Nations Personnel of Texas, Inc. , 343 F.3d 355, 361 (5th Cir. 2003): „Green Tree applies to arbitration agreements governed by a hybrid of both the FAA and state law […]” 168 Dazu unten Kapitel 3 § 1 C, S. 226 ff. 169 Auch generell ist die contra proferentem rule wohl mit von größter B edeutung KOSCHE, Contra proferentem, S. 103. 170 LÜDERITZ, Auslegung, S. 247. Vgl. umfassend und rechtsvergleichend zur Interpretation gegen den Verwender K OSCHE, Contra proferentem. 171 LÜDERITZ, Auslegung, S 265; KOSCHE, Contra proferentem, S. 107 ff. 172 LIPSHUTZ, 57 Stan. L. Rev. (2005), 1677, 1708.
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grundsätzlich zulasten der Unternehmer ausgelegt werden. Als allgemeiner Vertragsgrundsatz findet dieser auch für die Interpretation von Schiedsvereinbarungen Anwendung. 173 Das kann für die Unternehmen im Falle eines Schiedsverfahrens, in dem sie in der Regel als Beklagte auftreten, die unangenehme Konsequenz haben, dass das Schweigen 174 oder die Mehrdeutigkeit einer Schiedsklausel bezüglich der class arbitration zu ihren Ungunsten ausgelegt wird. Auch in Deutschland gelten für die Auslegung der Schiedsklausel die allgemeinen bür gerlich-rechtlichen Grundsätze. 175 Das BGB hat sich allerdings gegen die Aufnahme allgemeiner Auslegungsregeln entschieden. 176 Als Emanation praktischer Logik bestand die Befürchtung, positivrechtlich verankerte Auslegungsregeln würden als wirkliche Rechtssätze verstanden „und der Sinn des gesprochenen Wortes [würde] als die Hauptrichtschnur behandelt, von der nur insoweit abgewichen werden dürfe, als das Gesetz dies besonders erlaubt habe, während doch die Aufzählung aller möglicherweise maßge benden Umstände im Gesetze geradezu ausgeschlossen ist.“177 Eine generelle Regelung, wonach Unklarheiten immer zulasten des Verwenders auszulegen sind, fehlt demnach.178 Für den Bereich der allgemeinen Geschäftsbedingungen bestand allerdings niemals ernsthafter Zweifel an der Existenz einer solchen Regel. 179 § 305c Abs. 2 BGB sieht nunmehr ausdrücklich vor, dass Zweifel bei der Verwendung allgemeiner Geschäftsbedingungen zulasten des Verwenders gehen. Auch in Deutschland können u.U. Unklarheiten zu nachteiligen Konsequenzen für den Ersteller der Schiedsklausel führen, soweit die Schiedsklausel im Rahmen allgemeiner Geschäftsbedingungen gestellt wird. Die Regelung wird als Ausdruck des in § 157 BGB niedergelegten allgemeinen Grundsatzes verstanden, Verträge so auszulegen, wie Treu und Glauben es mit Rücksicht auf die Verkehrssitte erfordern. Oftmals ergeben sich Überschneidungen mit § 133 BGB. Kann danach die Unklarheit unter der Maßgabe eines objektiven Erklärungsempfängers bereits ausgeräumt werden, so bedarf es keines Rückgriffes auf die Unklarheitenregel. 180
173
Siehe hierzu bereits oben S. 113. Zur Ambiguität des Schweigens in den USA bereits oben S. 141, Fn. 100. 175 MüKo/Münch, ZPO, § 1029, Rn. 105. 176 FLUME, AT/Rechtsgeschäft, S. 307; KRAMPE, Die Unklarheitenregel, S. 20. 177 MUGDAN, Materialien, Motive I, S. 155 Vgl. hierzu ebenfalls FLUME, AT/ Rechtsgeschäft, S. 307; KRAMPE , Die Unklarheitenregel, S. 20. 178 BGH (19.11.1970), VersR 1971, 171, 172; RG (19.01.1931), RGZ 131, 343, 350; MüKo/Busche, BGB, § 157, Rn 8; KRAMPE, Die Unklarheitenregel, S. 20 f. Argumentum e contrario wohl auch BGH (12.02.1952), BGHZ 5, 111, 116. Explizit M UGDAN, Materialien, Motive I, S. 155: „Zweifelhaft kann sein, ob dahin der Satz gehört, daß zuletzt gegen denjenigen auszulegen sei, dessen Pflicht es gewesen wäre, deutlicher zu reden, also bei Verträgen gegen denjenigen, von dem die Fassung des Vertrages oder der Vertragsbestimmung ausgegangen ist. Soweit darin nicht bloß eine Wahrscheinlichkeitsrechnung, sondern eine Strafvorschrift zu finden ist, mag die Aufstellung des Satzes für gewisse Fälle, insbes. auf dem Gebiete des Versicherungsrechtes, am Platze sein; allgemeine Berechtigung kommt dem Satze nicht zu.“ Vgl. umfassend zur geschichtlichen Entwicklung aus deutscher Sicht KOSCHE , Contra proferentem, S. 153 ff. 179 KRAMPE, Die Unklarheitenregel, S. 21 f. 180 MüKo/Busche, BGB, § 133, Rn. 65. 174
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Die Wichtigkeit der contra proferentem rule wird in den Vereinigten Staaten auch durch die Aufnahme in das RESTATEMENT (SECOND) CONTRACTS bezeugt. Dort heißt es in § 206: „In choosing among the reasonable meanings of a promise or agreement or a term thereof, that meaning is generally preferred which operates against the party who supplies the words or from whom a writing or otherwise proceeds.”
Die ratio legis von § 206 ist klar. Derjenige, der den Wortlaut eines Vertrages oder einer Bestimmung gestaltet, wird selten von altruistischen Motiven geleitet und daher mehr Sorgfalt auf den Schutz seiner Interessen bei der Formulierung verwenden. Auch wird er sprachliche Unbestimmtheiten besser einschätzen können oder diese vielleicht gerade zu seinem späteren Vorteil nutzen wollen. 181 Aus diesen Gründen sieht es das RESTATEMENT (SECOND) CONTRACTS als gerechtfertigt an, Unklarheiten zulasten des Verwenders zu interpretieren, um so Waffengleichheit zwischen den Parteien herzustellen. Zweifelsfälle, die insbesondere dann bestehen, wenn der Wortlaut der vertraglichen Bestimmungen durch Gesetzesvorschriften vorgegeben wird, bestehen im vorliegenden Falle gerade nicht, da der FAA sich nicht zur class arbitration äußert.182
Auch der Supreme Court hat im Rahmen der schiedsvertraglichen Auslegung bereits auf die Unklarheitenregel zurückgegriffen. In Mastrobuono v. Shearson Lehman Hutton, Inc. 183 berief sich das Gericht u.a. auf die Zweifelsregelung, um die von ihm favorisierte Lösung des Konflikts zwischen einer Rechtswahlklausel des Hauptvertrages und der Wahl der anwendbaren Schiedsregeln zu untermauern. Die Parteien stritten über die Aufhebung eines Schiedsspruches, der u.a. auch punitive damages beinhaltete. Sie hatten eine Rechtswahlklausel zugunsten des Rechts von New York, das eine schiedsrichterliche Ermächtigung zur Verhängung von punitive damages untersagte, in ihren Vertrag aufgenommen. Gleichzeitig sah die Schiedsvereinbarung aber die Inkorporierung der NASD-Rules 184 vor, die dem Schiedsrichter diese Befugnis gerade zugestanden. Aus der Rechtswahlklausel wollte die Schiedsbeklagte und spätere Aufhebungsantragstellerin Shearson Lehman Hutton, Inc. schließen, dass die Parteien nicht beabsichtigt hätten, dem Schiedsrichter die Befugnis 181 REST. (2 ND) CONTR ., § 206, cmt. a. So befürchtete der Supreme Court of South Carolina, dass die Unternehmen die Möglichkeit eines gruppenweisen Vorgehens ohne ausdrücklichen Hinweis ausschließen könnten, Bazzle v. Green Tree Fin. Corp., 569 S.E.2d 349, 360 (S.C. 2002): „If we enforced a mandatory, adhesive arbitration clause, but prohibited class actions in arbitration where the agreement is silent, the drafting party could effectively prevent class actions against it without having to say it was doing so in the agreement.” 182 Vgl. S. 199, Fn. 147. Ähnliche Erwägungen werden für das deutsche Recht auch im Rahmen von § 305c Abs. 2 BGB vertreten, 183 Mastrobuono v. Shearson Lehman Hutton, Inc., 514 U.S. 52 (1995). 184 National Association of Securities Dealers, die mittlerweile in der Financial Industry Regulatory Authority, Inc. (FINRA) aufgegangen ist. Vgl. auch S. 184, Fn. 92.
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zur Verhängung von punitive damages zu gewähren. Dieser Argumentation schloss sich das oberste Gericht nicht an. Nach seiner Ansicht führe die Rechtswahlklausel höchstens zur Mehrdeutigkeit der Schiedsvereinbarung. Diese sei aber nach den Grundsätzen des common law gegen den Verwender der Schiedsvereinbarung, im konkreten Fall der Shearson Lehman Hutton, Inc., auszulegen.185
Die Mastrobuono-Entscheidung des Supreme Court bestätigt also die grundsätzliche Anwendbarkeit der Maxime im Hinblick auf die Auslegung von Schiedsvereinbarungen. Der Supreme Court of South Carolina ging in Bazzle v. Green Tree Fin. Corp.186 noch einen Schritt weiter und prägte die heutige Auslegungspraxis der Schiedsrichter maßgeblich. Das Gericht berief sich in Bezug auf die Zulässigkeit der class arbitration nämlich ausdrücklich auf den Grundsatz, Unklarheiten zulasten des Verwenders auszulegen: „Generally, if the terms of a contract are clear and unambiguous, this Court must enforce the contract according to its terms regardless of its wisdom or folly. […] Ambiguous language in a contract, however, should be construed liberally and interpreted strongly in favor of the non-drafting party. […] After all, the drafting party has the greater opportunity to prevent mistakes in meaning. It is responsible for any ambiguity and should be the one to suffer from its shortcomings. […] The United States Supreme Court has applied this common-law rule of contract construction, construing ambiguous language against the drafting party in a case involving arbitration issues.”187
Nach dem Dafürhalten des Gerichts konnte aus dem Wortlaut der Schiedsklausel nicht geschlossen werden, dass diese explizit ein Zweiparteienverfahren vorsehe. Auch die Verwendung des Singulars vermochte hieran nichts zu ändern. Für den Supreme Court of South Carolina war die Schiedsklausel bestenfalls mehrdeutig im Hinblick auf die class arbitration und diese Zweideutigkeit müsse sich zulasten des Verfassers der Schiedsklausel, der Green Tree Fin. Corp., auswirken. Das Gericht äußerte auch, unter Berufung auf einen Aufsatz von STERNLIGHT, sein Erstaunen darüber, dass nicht bereits früher das Schweigen bzw. die Mehrdeutigkeit einer Schiedsklausel zuungunsten deren Verfassers interpretiert worden sei.188 Auch die meisten Schiedsrichter stützen sich immer wieder bei der schiedsvertraglichen Auslegung auf die Unklarheitenregel. 189 Wie bereits 185
Mastrobuono v. Shearson Lehman Hutton, Inc., 514 U.S. 52, 62 f. (1995). Bazzle v. Green Tree Fin. Corp., 569 S.E.2d 349 (S.C. 2002). 187 Bazzle v. Green Tree Fin. Corp., 569 S.E.2d 349, 358 (S.C. 2002). 188 Bazzle v. Green Tree Fin. Corp., 569 S.E.2d 349, 360 (S.C. 2002). S TERNLIGHT hatte sich in einem grundlegenden Artikel ebenfalls überrascht über die bisherige Unwilligkeit der Gerichte gezeigt, Mehrdeutigkeiten zuungunsten der Verfasser der Schieds klausel zu werten, STERNLIGHT, 42 Wm. & Mary L. Rev. (2000), 1, 83. 189 McCague v. Corinthian Colleges, Inc., AAA Class Arb. Docket (2009); Travis v. Rhodes Colleges, Inc., AAA Class Arb. Docket (2009); Lichter v. Alarm One, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008); XM Satellite Radio, Inc. v. Enderlin, AAA Class Arb. Docket 186
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oben erwähnt, hat sich der Versuch, aus dem Singular bzw. einer systematischen Gesamtschau der verschiedenen Bestimmungen der Schiedsklausel ein Argument für einen entgegenstehenden konkludent geäußerten Parteiwillen und damit gegen die Zulassung der class arbitration zu entwickeln, als weitgehend zwecklos erwiesen.190 Mehr noch, obwohl auch im Vertragsrecht der einzelnen Bundesstaaten die Anwendung von Auslegungsregeln generell den Vorrang üblicher Auslegungsmethoden anerkennt, 191 haben die Schiedsrichter Schweigen bzw. Mehrdeutigkeit einer Schiedsklausel sogar reichlich großzügig gegen die Verfasser ausgelegt. Im Rahmen der Analyse der Schiedssprüche der AAA hat lediglich ein Schiedsrichter eine einschränkende Tendenz im Hinblick auf die Anwendung der contra proferentem rule gezeigt.192
(2008); Garza v. Palm Harbor Homes, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008); Dealer Computer Servs. v. Randall Ford, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008); Terrapin Express, Inc. v. Airborne, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008); Adame v. Fleetwood Enterprises, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008); Walters v. Palm Harbor Homes, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008); Morton v. Championcomm.Net of Tuscaloosa, Inc., AAA Class Arb. Docket (2007); Parham v. Am. Bankers Ins. Co. of Florida, AAA Class Arb. Docket (2007); Hlas v. Menard, Inc., AAA Class Arb. Docket (2007); Stokes v. AWSM Technology, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2007); Hernandez v. TeleTech Government Solutions, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2007); Armstrong v. Ameriquest Mortgage Co., AAA Class Arb. Docket (2007); Tomeldon Co., Inc. v. Medco Health Solutions, Inc., AAA Class Arb. Docket (2006); Weller v. Sprint Communications, L.P., AAA Class Arb. Docket (2006); Krastel v. TES Franchising, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2006); Johnson v. Morton's Restaurant Group, Inc., AAA Class Arb. Docket (2006); Celski v. GMRI, Inc., AAA Class Arb. Docket (2006); Groves v. Hemet Manufacturing Co., Inc., AAA Class Arb. Docket (2005); Jones v. Credit Management Corp., AAA Class Arb. Docket (2005); Fortuna v. Snap-on Tools Co., L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2005); Medina v. GMRI, Inc., AAA Class Arb. Docket (2005); Hayes v. M.S. Carriers, Inc., AAA Class Arb. Docket (2005); Hobby v. Snap-on Tools Co., L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2005); Budner v. Wellness Int. Network, Ltd. et al. AAA Class Arb. Docket (2004); Cole v. Long John Silver's Restaurants, Inc., AAA Class Arb. Docket (2004). Für eine besonders schöne Zusammenfassung der Auslegungsprinzipien des Vertragsrechts von Alabama Morton v. Championcomm.Net of Tuscaloosa, Inc., AAA Class Arb. Docket (2007). 190 Vgl. S. 188 ff. 191 PERILLO/CALAMARI, On Contracts, S. 138. 192 Kritisch aber letztlich ohne echtes Ergebnis Sutter, M.D. v. United Health Care Ins. Co., AAA Class Arb. Docket (2007): „[T]he arguments on adhesion follow the contra proferentum argument and any ambiguities should be resolved against the respondent. Counsel distinguishes that he is not saying that in the present contract there is an express prohibition such as the New Jersey case law find in Mohammed and Delta funding cases, Indeed, for the contract to be found unconscionable because of such a clause is for the court, not the arbitrator, to decide. Regarding contra proferentum, Respondent replies, that both Federal and New Jersey case law hold […]: ‘An agreement’s utter silence on an
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Als besonderen Anwendungsfall der contra proferentem rule mag man auch den Ansatz betrachten, gemäß dem die fehlende Erwähnung der class arbitration in einer Ausschlussklausel als Argument für deren Zulässigkeit heranzuziehen sei. 193 So musste die Schiedsbeklagte in Benson v. CSACredit Solutions of America, Inc. 194 sich vor allem deshalb auf ein Gruppenschiedsverfahren verweisen lassen, weil der in der Schiedsklausel vorgesehene Ausschluss bestimmter Streitigkeiten nicht auch explizit Gruppenschiedsverfahren ausschloss. Hierin zeigt sich zunächst abermals das materielle Verständnis der Möglichkeit auf Gruppenbasis vorzugehen. 195 Obwohl aber auch der Schiedsrichter die prozessuale Qualifikation der class arbitration zu teilen schien, hinderte ihn dies dennoch nicht, aus der fehlenden Erwähnung in der Ausschlussklausel zu schließen, dass die Verfasser der Schiedsklausel sehr wohl gewusst hätten, wie man bestimmte Streitigkeiten vom Anwendungsbereich der Schiedsklausel ausnehme. Da sie dies aber im Hinblick auf die class arbitration nicht getan hätten, müsse ihnen dies nunmehr zum Nachteil gereichen.196 Noch kritischer zeigte sich der Schiedsrichter in Hobby v. Snap-on Tools Co. L.L.C. 197 Die dortige Schiedsklausel hatte ausdrücklich vorgesehen, dass nur Snap-on und der jeweilige Franchisenehmer das Schiedsverfahren bestreiten, vor allem, dass consolidation und joinder keine Anwendung finden sollten, es sei denn, die Parteien haben anderes vereinbart. Außerdem sollten auch keine ähnlichen Verfahren ohne Zustimmung der Parteien Anwendung finden. Dennoch gelangte der Schiedsrichter aufissue cannot be translated into contractual ambiguity.’ That holding is echoed in New Jersey case law […]” 193 Krastel v. TES Franchising, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2006). 194 Benson v. CSA-Credit Solutions of America, Inc., AAA Class Arb. Docket (2010). 195 Oben S. 177 ff. 196 „Second, the arbitration agreement specifically excludes one category of disputes – disputes pertaining to trade secrets and proprietary information. Like most jurisdictions, Texas courts recognize the doctrine of expression unius est exclusion alterius, a contract interpretation doctrine that provides that expression in a contract of one or more things of a class, implies the exclusion of all others not expressed. Oxy USA, Inc. v. Southwestern Energy Prod. Co., 161 S.W.3d 277, 285 (Tex. App. 2005). Thus, the arbitration agreement may be fairly interpreted to include all other categories of disputes, including collective and class arbitrations. CSA contends that such an interpretation is not proper because the exclusion for trade secrets disputes refers to substantive claims, whereas collective or class arbitrations are procedural devices, not substantive ones. Although CSA is correct that there is a difference between a substantive claim and a procedural right, the significance of the exclusion is simply that the drafter of the arbitration agreement, CSA, knew how to exclude certain disputes form the scope of the arbitration agreement, but apparently chose not to exclude collective and class arbitrations.” Vgl. hierzu auch Salcedo v. Cintas Corp., AAA Class Arb. Docket (2006). 197 Hobby v. Snap-on Tools Co., L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2005).
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grund der fehlenden Erwähnung der class arbitration zu dem Schluss, es könne nicht mit Bestimmtheit gesagt werden, dass die Parteien auch das Gruppenverfahren haben ausschließen wollen, da Unklarheiten zulasten des Verwenders der Schiedsklausel gewertet werden müssten.198 (4) Ergänzende Auslegung Nach deutschem und internationalem Verständnis spielt die ergänzende Vertragsauslegung bei der Interpretation der Schiedsvereinbarung eine wichtige Rolle. Sie dient der Schließung vertraglicher Lücken. 199 Neben dem logischen Erfordernis des Bestehens solcher Lücken ergibt sich zudem der Vorrang der vertraglichen Interpretation. Führt die Auslegung der Vereinbarung zu einem eindeutigen Ergebnis, so bleibt für die ergänzende Auslegung kein Platz. 200 Auch im Schiedsvertragsrecht der Vereinigten Staaten ist die ergänzende Auslegung als Element der Interpretation bekannt. Sie wird beispielsweise als Grundlage für das dem Schiedsrichter bei der Gestaltung des Schiedsverfahrens eingeräumte Ermessen gesehen.201 Nach dem RESTATEMENT (SECOND) CONTRACTS § 204 besteht für 198
„Unless prohibited by applicable law, (i) no arbitration under Section 25 shall include, by consolidation, joinder or in any other manner, any person other than Standard Franchisee and Snap-on and any other person in privity with or claiming though, in the right of or on behalf of Standard Franchisee or Snap-on, unless both Standard Franchisee and Snap-on consent in writing […]” Hobby v. Snap-on Tools Co., L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2005). 199 B ORN, Int. Com. Arb., S. 1758 ff.; LEW/MISTELIS/KRÖLL, Comp. Int. Com. Arb., Rn. 21-21; J AUERNIG/Mansel, BGB, § 242, Rn. 12. 200 Nach deutschem Verständnis erfolgt die Schließung der Lücken unter Rückgriff auf den hypothetischen Parteiwillen, der normativ geprägt ist, also nicht ausschließlich darauf abstellt, was die konkreten Parteien tatsächlich für Regelungen getroffen hätten, J AUERNIG/Jauernig, BGB, § 157, Rn. 4. Relevant ist daher vielmehr, „welche Regelung die Parteien im Hinblick auf den mit dem Vertrag verfolgten Zweck bei sachgerechter Abwägung ihrer beiderseitigen Interessen nach Treu und Glauben und unter Berücksichtigung der Verkehrssitte getroffen hätten.“ BGH (14.03.1990), NJW-RR 1990, 817, 819; J AUERNIG/Jauernig, BGB, § 157, Rn. 4. Eine Grenze wird aber dort gezogen, wo die Anwendung die Neubegründung einer schiedsgerichtlichen Bindung bedeuten würde, MüKo/Busche, BGB, § 157, Rn. 26; MüKo/Münch, ZPO, § 1029, Rn. 105. 201 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, 1775 (2010); International Union, United Mine Workers of America v. Marrowbone Development Co. , 232 F.3d 383, 389 (4th Cir. 2000); In re Arbitration Between U.S. Turnkey Exploration, Inc. and PSI, Inc., 577 So.2d 1131, 1135 (La. Ct. App. 1991); BORN, Int. Com. Arb., S. 1761. So grundsätzlich auch AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion, 131 S. Ct. 1740, 1774 (2011): „In certain contexts, it is appropriate to presume that parties that enter into an arbitration agreement implicitly authorize the arbitrator to adopt such procedures as are necessary to give effect to the parties' agreement.” Für die in Relation zum Gruppenschiedsverfahren begrenzte Aussagekraft dieses Ansatz siehe unten S. 339 ff. Natürlich ist das RESTATEMENT (SECOND) CONTRACTS nicht per se anwendbares Vertragsrecht,
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die Gerichte im Falle einer fehlenden Vertragsbedingung, die im Hinblick auf die Rechte und Pflichten der Vertragsparteien wesentlich ist, die Befugnis, die Vereinbarung um eine im Einzelfall vernünftige Ergänzung zu erweitern: „When the parties to a bargain sufficiently defined to be a contract have not agreed with respect to a term which is essential to a determination of their rights and duties, a term which is reasonable in the circumstances is supplied by the court.”
Wie im deutschen Recht auch findet die ergänzende Vertragsauslegung nur subsidiär Anwendung.202 Generell ist aber der richterliche Ermessensspielraum nach dem Verständnis des RESTATEMENT (SECOND) CONTRACTS weit. So wird zwar ebenfalls auf den hypothetischen Parteiwillen im Hinblick auf die zu ergänzende Regelung abgestellt, allerdings ist der Parteiwille nur ein Faktor im Rahmen der ergänzenden Auslegung. Die Gerichte sollen sich in erster Linie am Standard von Fairness und an der Verkehrssitte bei der ergänzenden Auslegung orientieren. 203 Grundsätzlich stimmt dies auch mit dem in Deutschland von der Rechtsprechung zugrundegelegten Verständnis dieses Rechtsinstituts überein, da auch hier die Untersuchung des hypothetischen Parteiwillens durch normative Elemente begrenzt wird. Eine ähnlich strikte Verzahnung mit dem Interesse der Parteien scheint aber in den Vereinigten Staaten aufgrund der Nichtexistenz einer Parteivereinbarung nicht für erforderlich gehalten zu werden. Da das RESTATEMENT (SECOND) CONTRACTS an verschiedenen Stellen spezielle gerichtliche Befugnisse im Bezug auf die vertraglichen Vereinbarungen der Parteien beinhaltet, wird § 204 als allgemeiner Rechtsgedanke aufgefasst.204 Verglichen mit der deutschen Rechtslage,205 existieren keine sondern stellt nur eine Kompilation des geltenden Fallrechts dar. Umfassend zur Entstehungsgeschichte und zur Bedeutung der Restatements S CHINDLER , ZEuP 1998, 277. 202 REST. (2 ND) CONTR., § 204, cmt. c. 203 REST. (2 ND) CONTR., § 204, cmt. d. 204 REST. (2 ND) CONTR., § 204, cmt. a. 205 Während die in Deutschland vorherrschende Ansicht in der Rechtsprechung von einer Qualifikation als Auslegungsregel ausgeht (BGH (22.04.1953), NJW 1953, 937; LARENZ/W OLF, AT BGB, § 33, Rn. 9; dazu rechtsvergleichend LÜDERITZ, Auslegung, S. 386 ff.), mehren sich Stimmen, die die ergänzende Vertragsauslegung als Rechts fortbildung begreifen und deren Grundlage letztlich in § 242 BGB sehen, MüKo/Busche, BGB, § 157, Rn. 27 m.w.N. Zur Untermauerung des interpretativen Ansatzes verweisen die Befürworter vor allem darauf, dass das Ziel der ergänzenden Auslegung gerade die Ergebnisfindung für ein bestimmtes Rechtsverhältnis sei und nicht die Formulierung einer allgemeinen Regel. Der Vertrag solle lediglich „zu Ende gedacht werden“, MüKO/ Busche, a.a.O., Rn.27. Allerdings können die Grundlage dieser Vervollständigung nicht die Willenserklärungen der Parteien sein. Diese müssten für die Gangbarkeit der ergänzenden Vertragsauslegung ja gerade eine planwidrige Lücke beinhalten. Daher be inhalte die ergänzende Vertragsauslegung begriffsnotwendigerweise ein gewisses Maß an schöpfender Tätigkeit, J AUERNIG/Mansel, BGB, § 242, Rn. 12. Trotz der unterschiedlichen Be-
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ähnlichen Diskussionen um die dogmatische Einordnung des Rechtsinstituts. In den Materialien zum Restatement findet sich lediglich der Hinweis, dass es sich bei der ergänzenden Auslegung genaugenommen nicht um Auslegung im eigentlichen Sinne handele, dass aber eine enge Verwandtschaft bestehe und es daher zu Überschneidungen kommen könne. 206 Damit ist die bereits oben erwähnte billigkeitsrechtliche Grundlage der ergänzenden Vertragsauslegung unmittelbar angesprochen. Diese wirft gleichzeitig die Frage nach der Vereinbarkeit eines solchen Ansatzes mit dem FAA bei der Bestimmung der Zulässigkeit der class arbitration auf. 207 Denn wo die Funktion der Auslegungsregel sich nicht oder überwiegend auf die bloße Ermittlung des wirklichen Parteiwillens beschränkt, sondern ausschließlich Ausdruck billigkeitsrechtlicher Korrektur ist, besteht im Hinblick auf die interpretativen Auslegungsansätze des FAA, insbesondere der Notwendigkeit einer wortlautgetreuen Durchsetzung, ein nicht zu leugnendes Spannungsverhältnis.208 Neben den Kompatibilitätsbedenken hinsichtlich der Auslegungsansätze des FAA kann der Rekurs auf eine ergänzende Vertragsauslegung im schiedsvertraglichen Kontext insbesondere auch aufgrund der vertraglichen Legitimationsgrundlage des Schiedsverfahrens Bedenken aufwerfen. Die schiedsrichterliche Entscheidungsbefugnis gründet sich ausschließlich auf die vertragliche Abrede der Parteien. 209 Folglich befindet sie sich im Falle der Anwendung der ergänzenden Vertragsauslegung im Kollisionsbereich mit der konsensualen Grundstruktur des Schiedsverfahrens. Stützt sich ein Schiedsrichter auf die Grundsätze der ergänzenden Vertragsauslegung, besteht stets auch die Gefahr einer Überschreitung der schiedsrichterlichen Befugnisse, die in den USA zur Aufhebung eines späteren Schiedsspruches nach § 10(a)(4) FAA führen kann. Das gilt umso mehr für den Fall einer class arbitration, die sich in vielen Aspekten doch ganz erheblich von einem Individualschiedsverfahren unterscheidet. 210
gründungen ist man sich im Ergebnis jedoch weitestgehend einig. Ausführlich zum Ganzen MüKo/Busche, BGB, § 157. 206 REST. (2 ND) CONTR ., § 204, cmt. a. Im Übrigen wohl auch eine ziemlich treffende Beschreibung für den deutschen Streitstand. 207 Siehe oben S. 168 ff. 208 Näher zur Vereinbarkeit unten Kapitel 4 § 1 B, S. 326 ff. 209 Damit steht die schiedsrichterliche Befugnis jedenfalls unter dem Vorbehalt der zwingenden Bestimmungen des anwendbaren Rechts, B ORN, Int. Com. Arb., S. 1765; LEW/M ISTELIS/KRÖLL, Comp. Int. Com. Arb., Rn. 21-14. 210 Letztlich ist das ein wesentlicher Aspekt der Argumentation des Supreme Court in Stolt-Nielsen und später in Concepcion. Zu beiden Fällen und der Frage, ob eine solche Differenzierung tatsächlich überzeugend ist unten Kapitel 4 § 1, S. 317 ff.; § 2, S. 339 ff.; § 3 C, S. 367 ff.
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Generell scheinen der Anwendung der ergänzenden Vertragsauslegung durch Schiedsrichter bis dato, trotz ihrer von der Interpretation dogmatisch distinkten Eigenart, aber keine Bedenken entgegengebracht zu werden.211 Im Jahr 2006 hob der United States Court of Appeals for the Fourth Circuit in Patten v. Signator Ins. Agency, Inc. 212 einen Schiedsspruch aufgrund evidenten Verstoßes gegen das anwendbare Recht auf (manifest disregard of the law). 213 Patten hatte im Jahr 2002 verschiedene Ansprüche wegen rechtswidriger Kündigung seiner Anstellung sowie Dis kriminierung aus Altersgründen gegen seinen früheren Arbeitgeber geltend gemacht. Die von den Parteien im Jahr 1992 geschlossene Schiedsvereinbarung sah u.a. auch eine einjährige Ausschlussfrist für die Geltendmachung jeglicher Ansprüche zwischen den Parteien vor. 1998 schlossen die Parteien eine neue Schiedsvereinbarung, die nicht nur keine Ausschlussfrist enthielt, sondern ausdrücklich die gänzliche Unwirksamkeit aller zuvor zwischen den Parteien in Bezug auf die Streiterledigung bestehenden Abreden be stimmte. 214 Trotz der relativ eindeutigen Parteivereinbarungen gelangte der Schiedsrichter zur Anwendbarkeit einer einjährigen Ausschlussfrist und wies die Schiedsklage Pattens ab. Dieses Vorgehen veranlasste das Berufungsgericht den Schiedsspruch wegen manifest disregard of the law aufzuheben. Zwar könnten grundsätzlich auch Schiedsrichter dazu befugt sein, eine ergänzende Auslegung vorzunehmen, allerdings nur bei Bestehen einer planwidrigen Lücke in den Parteivereinbarungen. 215 Vorliegend ergebe die Auslegung der Schiedsvereinbarung jedoch zweifelsfrei, dass die Parteien sich im Hinblick auf die Ausschlussfrist durch die Revidierung der Schiedsklausel von 1992 eindeutig geeinigt hätten.
Obwohl den Schiedsrichtern also grundsätzlich die Befugnis zur ergänzenden Vertragsauslegung zustehen kann, um effiziente verfahrensrechtliche Lösungen zu entwickeln und hierdurch den Parteiwillen möglichst effektiv zur Geltung zu bringen, findet diese Möglichkeit nur selten Anwendung. 211
Siehe zur Rechtslage im Anschluss an Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758 (2010) unten Kapitel 4 § 1 B, S. 326 ff. 212 Patten v. Signator Ins. Agency, Inc., 441 F.3d 230 (4th Cir. 2006). 213 Um den nichtgeschriebenen Aufhebungsgrund des manifest disregard of the law besteht in den Vereinigten Staaten reichlich dogmatische Verwirrung, insbesondere was Grundlage als auch tatsächlichen Inhalt anbelangt, vgl. insbesondere BOWMAN RUTLEDGE/KENT/HENEL, in: Weigand, Handbook on Int. Com. Arb., Rn 13.242 ff.; CARBONNEAU, Law and Practice of Arbitration, S. 404 ff. Als Konsens scheint allerdings festzustehen, dass nicht jegliche falsche Rechtsanwendung durch den Schiedsrichter den Maßstab des manifest disregard of the law erreicht. Vielmehr erscheint es von Nöten, dass der Schiedsrichter sich des anwendbaren Rechts bewusst war und dieses bewusst unangewendet oder falsch angewendet hat. Siehe auch hierzu ausführlicher unten Kapitel 4 § 1 A, S. 321 f. 214 Patten v. Signator Ins. Agency, Inc., 441 F.3d 230, 232 (4th Cir. 2006). 215 Mo. River Servs., Inc. v. Omaha Tribe of Nebraska, 267 F.3d 848, 855 (8th Cir. 2001). Ebenso Patten v. Signator Ins. Agency, Inc., 441 F.3d 230, 236 (4th Cir. 2006): „In certain instances, when the contracting parties have failed to specify a term that is essential to the determination of their rights and duties under an arbitration agreement, the arbitrator may supply a term that is ‘reasonable in the circumstances.‘“ [Hervorh. d. Verf.].
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Es findet sich auf der Liste der anhängigen class arbitration-Verfahren der AAA lediglich ein Schiedsverfahren, das näher auf die ergänzende Vertragsauslegung als Aspekt bei der Zulässigkeitsanalyse von Schiedsvereinbarungen eingeht. In Passow v. The Smith & Wollensky Restaurant Group, Inc. 216 erachtete der Schiedsrichter u.a. auch deshalb die Durchführung eines Gruppenschiedsverfahrens unter der anwendbaren Schiedsklausel für zulässig, weil das Schiedsvertragsstatut die Regelung des RESTATEMENT (SECOND) CONTRACTS § 204 übernommen habe.217 2. Zusammenfassung Bei der Evaluierung der schiedsvertraglichen Zulässigkeit der class arbitration kommt die überwältigende Mehrheit der untersuchten Schiedssprüche zu einem positiven Ergebnis. Überraschenderweise vermochten es weder der oftmals im Hinblick auf notwendige Parteiäußerungen unergiebige Wortlaut der Schiedsvereinbarungen noch systematische Erwägungen, einen signifikanten Gegenpol hierzu zu bilden. So konnte weder das in Deutschland immer wieder im Rahmen von Mehrparteienschiedsverfahren problematisierte Dilemma um das Schiedsrichterernennungsrecht noch die in Abhängigkeit vom Wohnsitz festgelegte Bestimmung eines Schiedsorts die Auslegung in Bezug auf die Zulässigkeit der class arbitration negativ beeinflussen. Vielmehr stützten sich die Schiedsrichter zumeist auf die Weite der ihnen zugestandenen Befugnisse sowie auf den Umfang der durch die Schiedsvereinbarung einbezogenen Streitigkeiten. Hierbei spiegelte sich insbesondere eine materielle Qualifikation des Gruppenrechtsbehelfs wider, die im Hinblick auf die höchstrichterliche Rechtsprechung zumindest fraglich erscheint. Aus der Anwendbarkeit der AAA Supplementary Rules wurde richtigerweise aufgrund der ausdrücklichen Anordnung kein weite216 Passow v. The Smith & Wollensky Restaurant Group, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008). 217 „Further, however, the issue of whether class arbitration is available under the DRA may be a question that the parties simply never considered. Even if this Arbitrator should so determine, that does not frustrate a sensible resolution under Massachusetts law. ’When the parties to a bargain sufficiently defined to be a contract have not agreed with respect to a term which is essential to a determination of their rights and duties, a term which is reasonable in the circumstances is supplied by the court.’ […] In these cir cumstances, the court does not base a decision upon evidence of prior negotiations or agreements, although such evidence may be admitted as bearing on what may be reasonable. Restatement (Second) of Contracts § 204 comment e. ‘[W]here there is in fact no agreement, the court should supply a term which comports with community stan dards of fairness and policy rather than analyze a hypothetical model of the bargaining process.’ […]”. Letztlich kam es aber nicht mehr auf § 204 an, da der Schiedsrichter zu dem Schluss gelangte, dass sich bereits aufgrund der Zugrundelegung anderer Aus legungsgrundsätze objektiv die Zulässigkeit einer class arbitration ergab.
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rer Rückschluss für die Zulässigkeit des Gruppenschiedsverfahrens gezogen. Im Rahmen anwendbarer Auslegungsregeln bei schweigenden oder mehrdeutigen Schiedsvereinbarungen hat die Untersuchung ergeben, dass trotz der Signalwirkung der Bazzle-Entscheidung des Obersten Gerichtshofes sich hieraus keine Ergebnisse bezüglich materieller Voraussetzungen der class arbitration oder gar eine Auslegungsregel ableiten lassen. Von überragender Bedeutung ist hingegen der allgemeine vertragsrechtliche Grundsatz, Unklarheiten zulasten des Verwenders zu werten, wobei die Schiedsrichter hierzu auch großzügig das Schweigen von Schiedsklauseln in Bezug auf die class arbitration gezählt haben. Die im Verbraucherrecht der Vereinigten Staaten vorherrschende besondere Konstellation, im Rahmen von AGB Schiedsklauseln zu verwenden, hat sich im Hinblick auf die Anwendung der contra proferentem rule als entscheidender Faktor herausgestellt. Dem von den Unternehmen bezweckten Schutz vor der Inanspruchnahme durch Gruppenklagen konnte somit zumindest nicht absolut Rechnung getragen werden. Der ebenfalls denkbare Rückgriff auf eine ergänzende Vertragsauslegung wurde ungleich seltener vorgenommen und war, soweit ersichtlich, in keinem der Fälle letztlich entscheidungserheblich. B. Anordnung der Class Arbitration aufgrund des anwendbaren Schiedsverfahrensrechts? I. Eigenständige gesetzliche oder richterrechtliche Ermächtigung Das Primat der schiedsvertraglichen Auslegung hat sich in der überwältigenden Anzahl von Schiedsverfahren bei der Frage nach der Zulässigkeit des Gruppenschiedsverfahrens niedergeschlagen. Nur ein Schiedsrichter hat in verschiedenen von ihm geleiteten Schiedsverfahren darauf hingewiesen, dass die Zulässigkeit der class arbitration sich nicht ausschließlich auf die Analyse der Schiedsklausel beschränken müsse, sondern dass darüber hinaus auch das jeweils anwendbare Schiedsverfahrensstatut zur Klärung beitragen könne.218 Sieht das Schiedsverfahrensstatut – sei es auf legislativer oder richterechtlicher Basis – die Möglichkeit eines Gruppenschiedsverfahrens vor, so muss es auf die Analyse der Schiedsvereinbarung nicht mehr entscheidend ankommen.
218 Talley v. West County Motor Co., Inc. AAA Class Arb. Docket (2009); McCague v. Corinthian Colleges, Inc., AAA Class Arb. Docket (2009); Derek v. Southern Linc Communications Servs., AAA Class Arb. Docket (2009); Lichter v. Alarm One, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008); Armstrong v. Ameriquest Mortgage Co., AAA Class Arb. Docket (2007).
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Obwohl gerade auch der FAA die Bedeutung der Schiedsvereinbarung als maßgebliche Legitimationsgrundlage für das Schiedsverfahren anerkennt, sehen verschiedene einzel staatliche Schiedsverfahrensstatute u.a. die ausdrückliche Möglichkeit zur Verbindung von Schiedsverfahren in Ermangelung oder sogar gegen den Wortlaut expliziter Parteivereinbarungen vor.219
Die Fokussierung auf die Analyse der Schiedsvereinbarungen lässt sich vielleicht ebenfalls mit der Entscheidung des obersten Gerichts in Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle 220 erklären. Auch der Supreme Court hat für die Klärung der Zulässigkeit des Gruppenschiedsverfahrens lediglich auf die Schiedsklausel und deren Wortlaut abgestellt. Eine darüber hinausgehende Analyse des anwendbaren Schiedsverfahrensrechts erfolgte hingegen nicht. Der Supreme Court of South Carolina hatte dagegen im Vorverfahren nicht nur auf die Analyse der Schiedsvereinbarung für die Begründung seines Urteils abgestellt, sondern war darüber hinaus auch noch auf die schiedsverfahrensrechtlichen Kompetenzen des Schiedsrichters eingegangen. Unabhängig von der Analyse der Schiedsvereinbarung berief sich das Gericht nämlich auch auf die nach dem Recht von South Carolina bestehende Möglichkeit, im Falle schweigender Schiedsklausel eine consolidation anzuordnen: „In any case, this Court can rely on independent state grounds to permit class-wide arbitration, in the trial court's discretion, where the agreement is silent […] No case law or statute in South Carolina prohibits class-wide arbitration. To the contrary, this Court strongly favors arbitration and has held that a state court may order consolidation of claims subject to mandatory arbitration without any contractual or statutory directive to do so […] The rationale employed by Champ that Green Tree urges this Court to adopt is based on an analogy between ordering consolidation and class-wide arbitration where the agreement is silent. Champ grounds its decision to prohibit class-wide arbitration almost entirely on the precedent of other courts prohibiting consolidation of arbitration absent an explicit right to consolidate within the written agreement. Applying this precedent in South Carolina results in the opposite outcome. Since this Court permits consolidation of appropriate claims where the arbitration agreement is silent, it follows that this Court would permit class-wide arbitration, as ordering class-wide arbitration calls for ‘considerably less intrusion upon the contractual aspects of the relationshi p.’”221
Sogar in der Geburtsstunde der class arbitration war das Hauptinteresse nicht so sehr auf die Auslegung der Schiedsklausel, sondern vielmehr auf das anwendbare Schiedsverfahrensrecht gerichtet. Der Supreme Court of California ging in Keating v. Superior Court of Alameda County 222 lediglich auf Rule 81(a)(3) FRCP i.V.m. Rule 23 FRCP bzw. der nach dem 219
B ORN, Int. Com. Arb., S. 2088 ff. Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444 (2003). 221 Bazzle v. Green Tree Fin. Corp., 569 S.E.2d 349, 360 (S.C. 2002). [Hervorh. d. Verf.]. 222 Keating v. Superior Court of Alameda County, 31 Cal.3d 584 (1982). 220
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Schiedsverfahrensrecht von Kalifornien gegebenen Möglichkeit, Schiedsverfahren zu verbinden, für seine Analyse näher ein.223 Zur schiedsvertraglichen Zulässigkeit der class arbitration nahm das oberste Gericht Kaliforniens hingegen überhaupt keine Stellung: „Federal courts, in ordering consolidation of arbitration proceedings in the se cases, have relied upon rule 81(a)(3) of the Federal Rules of Civil Procedure, which states that the federal rules apply to certain statutes, including the FAA, ‘only to the extent that matters of procedure are not provided for in those statutes.’ Thus, rule 42(a), which provides for consolidation of related proceedings, is deemed to apply. Analogous reasoning would support reliance on rule 23, the class action rule, as a basis for ordering classwide arbitrations when the interests of justice so require. A number of state courts also support consolidation of arbitration proceedings, even in the absence of express statutory authority. New York courts take the position that ‘jurisdiction to enforce contracts to arbitrate imports power to regulate the method of enforcement.’ […] In California, consolidation in certain cases is expressly authorized by statute. (CODE C IV. PROC., § 1281.3.)“224
II. Schiedsverfahrensrechtliche Kompetenzen Neben der stets betonten schiedsvertraglichen Ermächtigung zur Durchführung von Gruppenschiedsverfahren wurde z.T. eine eigenständige schiedsverfahrensrechtliche Befugnis der Schiedsrichter in Rule 81(a)(6)(B) FRCP gesehen. Zudem sehen verschiedene einzelstaatliche Schiedsverfahrensstatute eine vom Wortlaut der Schiedsvereinbarung unabhängige Möglichkeit zur Verbindung von Schiedsverfahren vor. Daher wurde verschiedentlich geschlussfolgert, dass diese schiedsverfahrensrechtlichen Kompetenzen auch auf die class arbitration anwendbar seien. 1. Rule 81(a)(6)(B) FRCP in Verbindung mit Rule 23 FRCP als bundesrechtliche Grundlage für die Anordnung von Gruppenschiedsverfahren? Der originäre Ansatzpunkt schiedsverfahrensrechtlicher Zulässigkeitsbestrebungen lag zunächst in dem Versuch, die Zivilprozessordnung der Bundesgerichte und deren Regelung der Gruppenklage in Rule 23 FRCP selbst fruchtbar zu machen. Grundlage dieses Ansatzes war die in Rule 81 FRCP enthaltene Öffnungsklausel der Bundeszivilprozessordnung. Das oberste Gericht Kaliforniens hatte in Keating225 betont, dass die Zivilprozessordnung der Bundesgerichte auch in Schiedsverfahren Anwendung finden könne. Rule 81(a)(6)(B) FRCP 226 sieht die Zulässigkeit eines Rückgriffs 223
CAL. C IV. PROC . CODE § 1281.3. Vgl. auch oben S. 154, Fn. 523. Keating v. Superior Court of Alameda County, 31 Cal.3d 584, 611 (1982). 225 Keating v. Superior Court of Alameda County, 31 Cal.3d 584 (1982). 226 Damals noch Rule 81(a)(3) FRCP. 224
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auf die Bestimmungen der Zivilprozessordnung vor, soweit die bundesprozessualen Vorschriften sinngemäß anwendbar sind und die Bestimmungen des Schiedsverfahrensstatuts nicht entgegenstehen. 227 Durch die Öffnung der Verfahrensvorschriften, so die Argumentation des Gerichts, bestehe aber gerade auch die Möglichkeit, im Schiedsverfahren von Rule 23 FRCP unabhängig vom Wortlaut der Schiedsvereinbarung Gebrauch zu machen. Dieser Ansatz vermochte sich allerdings in den folgenden Jahren kaum durchzusetzen. Das liegt maßgeblich in der Kollision der schiedsverfahrensrechtlichen Kompetenzen mit der Pflicht der staatlichen Richter begründet, den gemeinsamen Parteiwillen wortlautgetreu durchzusetzen. 228 Die vor der Bazzle-Entscheidung unter den Bundesgerichten vorherrschende Ansicht entnahm dem FAA nämlich gerade bei schweigenden Schiedsvereinbarungen die schiedsvertragliche Unzulässigkeit eines Gruppenschiedsverfahrens. In einem solchen Kollisionsfalle wurde der Vorrang des gemeinsamen Parteiwillens gegenüber der zivilprozessualen Öffnungsklausel als angemessen betrachtet. 229 Zudem wurde gegen die Inbezugnahme der Öffnungsklausel vorgebracht, dass mit der Frage nach der Zulässigkeit des Gruppenschiedsverfahrens das Ende eines potentiell ausufernden Rückgriffes auf die zivilprozessualen Regelungen nicht erreicht sei. So könne sich bei einem solchem Verständnis bald die Frage stellen, ob nicht auch die bundesrechtlichen Vorschriften über das Beweisrecht oder andere Themenfelder ebenfalls über die Öffnungsklausel im Schiedsverfahren Berücksichtigung finden könnten. Die Schiedsgerichtsbarkeit zeichne allerdings einen bewussten Gegenentwurf zur staatlichen Gerichtsbarkeit, um Zielen wie Effizienz, Schnelligkeit und Simplizität hinreichend Gewähr tragen zu können.230 Diesen Gegenentwurf hieße es konterkarieren und die Schiedsgerichtsbarkeit zum bloßen Abbild staatlicher Gerichtsbarkeit machen, ließe man den Rückgriff auf die Regelungen der bundesrechtlichen Zivilprozessordnung uneingeschränkt zu. Unabhängig davon, ob man in der Rückgriffsmöglichkeit einen Angriff auf die Grundfesten der Schiedsgerichtsbarkeit sieht, finden sich, soweit ersichtlich, insbesondere im Anschluss an die Green Tree-Entscheidung 227
„RULE 81. APPLICABILITY OF THE RULES IN GENERAL; REMOVED ACTIONS (a) Applicability to Particular Proceedings. […] (6) Other Proceedings. These rules, to the extent applicable, govern proceedings under the following laws, except as these laws provide other procedures: […] (B) 9 U.S.C., relating to arbitration; […]” 228 Vgl. oben S. 110. 229 ANDROSKI, 2003 U. Chi. Legal F. (2003), 631, 660. 230 STIPANOWICH, 72 Iowa L. Rev. (1987), 473, 511.
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keine Stimmen, die für die Zulässigkeit der class arbitration weiter auf Rule 81(a)(6)(B) i.V.m. Rule 23 FRCP abstellen. 2. Analoge Anwendung der Vorschriften zur Verbindung von Schiedsverfahren Nach den meisten Schiedsverfahrensgesetzen der Einzelstaaten besteht keine schiedsverfahrensrechtliche Anordnungskompetenz der class arbitration, da diese, wie der FAA auch, in der Regel die class arbitration nicht erwähnen. Allerdings sehen die Schiedsverfahrensgesetze verschiedener Staaten die Möglichkeit der Verbindung von Schiedsverfahren auch ohne ausdrückliche Zustimmung aller Parteien vor. 231 So kann in Georgia das durch eine Partei angerufene staatliche Gericht die Verbindung von Schiedsverfahren anordnen, soweit die Verfahren zwischen denselben Parteien oder einer Partei und einem Dritten anhängig sind, die Streitigkeiten sich aus der gleichen Geschäftsverbindung ergeben und gemeinsame Tatsachen- oder Rechtsfragen existieren, die die Gefahr von widersprüchlichen Entscheidungen befürchten lassen. 232 Auch in Kalifornien besteht die nahezu identische Möglichkeit, nach CAL. CODE CIV. PROC. § 1281.3 Schiedsverfahren zu verbinden.233 In South Carolina stützt sich die Befugnis zur Verbindung von Schiedsverfahren hingegen nicht auf eine gesetzliche Ermächtigung sondern auf Richterrecht. 234 In Massachusetts steht den Gerichten sogar trotz eines ausdrücklichen Ausschlusses durch die Parteien
231 Georgia: GA. CODE ANN. § 9-6-6(e); Guam: GUAM CODE ANN. T IT. 7, § 42A203; Kalifornien: CAL. CODE CIV . PROC . § 1281.3; Massachusetts: MASS. GEN. LAWS. ANN. 251 § 2A. Andere Schiedsverfahrensstatute setzen hingegen das Einverständnis aller Be teiligten voraus, vgl. für Texas: TEX. CIV. PRAC . & REM. CODE § 172.173; Oregon: OR. REV. STAT. ANN. § 36.506(2); Ohio: OHIO REV. CODE § 2712.52; North Carolina: N. C. GEN. STAT. ANN. § 1-567.57(b). Allgemein zum status quo hinsichtlich der Verbindung von Schiedsverfahren SHAMOON/TENCATE, 12 Am. Rev. Int'l Arb. (2001), 335; TENCATE, 15 Am. Rev. Int'l Arb. (2004), 133. 232 „GA. CODE ANN. § 9-9-6(e) PROCEDURES FOR APPLICATIONS TO COMPEL ARBITRATION Unless otherwise provided in the arbitration agreement, a party to an arbitration agreement may petition the court to consolidate separate arbitration proceedings, and the court may order consolidation of separate arbitration proceedings when: (1) Separate arbitration agreements or proceedings exist between the same parties or one party is a party to a separate arbitration agreement or proceeding with a third party; (2) The disputes arise from the same transaction or series of related transactions; and (3) There is a common issue or issues of law or fact creating the possibility of confliction rulings by more than one arbitrator or panel of arbitrators.” 233 Hieran lehnt sich die Regelung Guams stark an, vgl. GUAM CODE ANN. T IT. 7, § 42A203. 234 Episcopal Housing Corp. v. Fed. Ins. Co., 255 S.E.2d 451 (S.C. 1979).
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die Verbindungsbefugnis von Schiedsvereinbarungen zu.235 Im Gegensatz zu den Bestimmungen des UNIFORM ARBITRATION ACT (UAA), der keine entsprechende Regelung über die Verbindungsmöglichkeiten von Schiedsverfahren enthält, besteht nach § 10 REV. UNIFORM ARBITRATION ACT (RUAA) nunmehr die Möglichkeit, auf Antrag einer Partei eine gerichtliche Verbindung verschiedener Schiedsverfahren vorzunehmen, soweit kein expliziter Ausschluss dieses Vorgehens durch die Parteien vereinbart wurde. Ob der RUAA als Grundlage für die Anordnung von Gruppenschiedsverfahren generell in Betracht kommt, ist unklar.236 Zwar verweisen die Gesetzesmaterialien zum RUAA darauf, dass § 10 RUAA 237 keine Regelung in Bezug auf die Frage der Wirksamkeit der Schiedsvereinbarung im Kontext von Gruppenschiedsverfahren treffen wolle.238 Allerdings enthält § 10 RUAA überhaupt keine Bestimmungen zur Wirksamkeit der Schiedsvereinbarung. Zudem ist § 10 RUAA eine Adaption der Vorschrif235
„MASS. GEN. LAWS ANN. CH. 251 § 2A A party aggrieved by the failure of refusal of another to agree to consolidate one arbitration proceeding with another or others, for which the method of appointment of the arbitrator or arbitrators is the same, […] may apply to the superior court for an order for such consolidation […] The court shall proceed summarily to the determination of the issue so raised. If a claimant under section twenty-nine of chapter one hundred and fortynine applies for an order for consolidation or severance of such proceedings, the issue shall be decided under the applicable provisions of said section twenty-nine of said chapter one hundred and forty-nine governing consolidation or severance of such actions; otherwise the issue shall be decided under the Massachusetts Rules of Civil Procedure governing consolidation and severance of trials and the court shall issue an order accordingly. No provision in any arbitration agreement shall bar or prevent action by the court under this section.” 236 STRONG, 30 Mich. J. Int'l L. (2009), 1017, 1065 f. 237 „SECTION 10. CONSOLIDATION OF SEPARATE ARBITRATION PROCEEDINGS. (a) Except as otherwise provided in subsection (c), upon motion of a party to an agreement to arbitrate or to an arbitration proceeding, the court may order consolidation of separate arbitration proceedings as to all or some of the claims if: (1) there are separate agreements to arbitrate or separate arbitration proceedings between the same persons or one of them is a party to a separate agreement to arbitrate or a separate arbitration proceeding with a third person; (2) the claims subject to the agreements to arbitrate arise in substantial part from the same transaction or series of related transactions; (3) the existence of a common issue of law or fact creates the possibility of con flicting decisions in the separate arbitration proceedings; and (4) prejudice resulting from a failure to consolidate is not outweighed by the risk of undue delay or prejudice to the rights of or hardship to parties opposing consolidation. (b) The court may order consolidation of separate arbitration proceedings as to some claims and allow other claims to be resolved in separate arbitration proceedings. (c) The court may not order consolidation of the claims of a party to an agreement to arbitrate if the agreement prohibits consolidation.” 238 Vgl. Comment 3 zu § 10 RUAA.
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ten Kaliforniens. Diese waren aber gerade Ausgangspunkt der Überlegungen in Keating v. Superior Court of Alameda County239 hinsichtlich der Zulässigkeit der class arbitration. Außerdem ist mit dem Verweis auf die Wirksamkeit der Schiedsvereinbarung noch keine Aussage über die Möglichkeit einer analogen Anwendung von § 10 RUAA zur richterlichen Anordnung der class arbitration getroffen. Bezüglich der Möglichkeit zur Verbindung von Schiedsverfahren wird diesen gesetzlichen Regelungen, soweit sie eine Verbindungsmöglichkeit auch entgegen dem gemeinsamen Parteiwillen zulassen, ein Verstoß gegen den das Schiedsverfahrensrecht beherrschenden Grundsatz der Privatautonomie attestiert. 240 Es ließe sich aus der Wahl des Schiedsortes und der hiermit oftmals einhergehenden Anwendbarkeit des Schiedsverfahrensrechts241 keine hinreichende Zustimmung zu einer Verbindung von Schiedsverfahren ableiten. Das ergebe sich schon aus den oftmals erheblichen verfahrensrechtlichen Divergenzen zwischen einem Individual- und einem verbundenen Schiedsverfahren.242
Die Analyse der einzelstaatlichen Regelung zur Verbindung von Schiedsverfahren ist vor allem deshalb interessant, weil sich die typischen Konstellationen der consolidation und der class arbitration ähneln.243 Die consolidation weist regelmäßig eine Dreiteilung auf, in der zwar A und B und B und C durch eine Schiedsvereinbarung gebunden sind, nicht aber A und C. Diese „Kettenkonstellation“ ist aber mitnichten die einzige relevante Konstellation. So erlaubt der Wortlaut von GA. CODE ANN. § 9-6-6(e) und CAL. CODE CIV. PROC. § 1281.3 daneben auch die Verbindung solcher Konstellationen, in denen A sowohl eine Schiedsvereinbarung mit B als auch C abgeschlossen hat und beiden Beziehungen lediglich gemeinsame Tat- oder Rechtsfragen zugrunde liegen. Damit ist aber die dem Gruppenschiedsverfahren inhärente Grundkonstellation umfasst. Verschiedene Gerichte haben daher aus der Grundeinstellung ihrer Schiedsverfahrensgesetze zur Verbindung von Schiedsverfahren direkt auf die Zulässigkeit der class arbitration geschlossen. Die bereits vormals erwähnte Keating-Entscheidung stellte u.a. auch auf CAL. CODE CIV. PROC. § 1281.3 im Rahmen der Analyse der Zulässigkeit der class arbitration ab und gelangte zu dem Ergebnis, dass im Vergleich zur consolidation die class arbitration weitaus weniger einschneidende Konsequenzen für die beteiligten Parteien habe. Aufgrund der notwendigen Kongruenz der Schiedsklausel sei insbesondere ein gewisser verfahrensrechtlicher Gleichklang sichergestellt. Außerdem 239
Keating v. Superior Court of Alameda County, 31 Cal.3d 584, 611 f. (1982). LEW/M ISTELIS/KRÖLL, Comp. Int. Com. Arb., Rn. 16.74. 241 Vgl. nur § 1025 Abs. 1 ZPO. 242 LEW/M ISTELIS/KRÖLL, a.a.O., Rn. 16-74. 243 Ein Schiedsrichter sprach sogar davon, dass class arbitration nichts anderes als consolidation auf Steroiden sei, siehe oben S. 8, Fn. 53. Zur Ähnlichkeit HERNDORN, 82 N.C.L. Rev. (2004), 2128, 2137. 240
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bestehe für unzufriedene Gruppenmitglieder die Möglichkeit aus dem Verfahren auszuscheiden. 244 Der Vergleich hinkt allerdings in einigen Belangen. So haben die Parteien im Rahmen der consolidation das Recht, das Verfahren selbst nach ihrem Gutdünken zu führen, und sind so in der Lage, ihre eigene Position hinreichend zu schützen. Diese Aufgabe kommt bei der class arbitration hingegen, trotz der bestehenden Teilnahmemöglichkeit, maßgeblich dem Schiedsrichter zu, da die abwesenden Gruppenmitglieder keine formelle Parteistellung erlangen. Letztlich bleibt ihnen nur die Möglichkeit des opt out.245 Andere weisen darauf hin, dass der Vergleich, der zwischen der consolidation und der class arbitration gezogen wird, letzterer nicht hinreichend gerecht werde, da im Rahmen der class arbitration die individuelle Verfolgung der Ansprüche oftmals unterbleibe, während im Regelfall der consolidation die Ansprüche auch eine individuelle Geltendmachung rechtfertigten.246
Regelmäßig können aber schiedsverfahrensrechtliche consolidation-Kompetenzen für die Frage nach der Zulässigkeit der class arbitration fruchtbar gemacht werden, 247 wie eine Exegese kalifornischer Entscheidungen 244
Keating v. Superior Court of Alameda County, 31 Cal.3d 584, 612 f. (1982) Für die genauen verfahrensrechtlichen Voraussetzungen der class arbitration siehe unten S. 285. 245 ALLOR, 71 Cal. L. Rev. (1983), 1239, 1251. 246 STRONG, 30 Mich. J. Int'l L. (2009), 1017, 1048. 247 STRONG, a.a.O., 1066 ff. Auch das Oberste Gericht von South Carolina berief sich in Bazzle v. Green Tree Fin. Corp. auf die richterrechtlich geschaffene Möglichkeit, Schiedsverfahren auch bei schweigenden Schiedsklauseln zu verbinden. Bazzle v. Green Tree Fin. Corp., 569 S.E.2d 349, 356 ff. (S.C. 2002): „Green Tree urges the Court to adopt the reasoning employed by the Seventh Circuit, holding courts lack authority to order class-wide arbitration under section 4 of the FAA. 9 U.S.C. § 4. Section 4 requires arbitration in ‘accordance with the terms’ of the agreement. If the arbitration agreement in question is silent on the issue, these courts reason that authorizing class -wide arbitration would not be in ‘accordance with the terms’ of the agreement. […] Although this Court has not addressed whether class-wide arbitrations are permissible when the agreement is silent, this Court has considered whether consolidation of arbitration is per missible. In Episcopal Housing Corp. v. Federal Ins. Co., this Court authorized consolidation of the claims of plaintiff (owner of an apartment complex) against an architect and builder absent contractual or statutory authority. […] In sum, this Court held, ‘[w]hile we recognize that arbitration is a creature of contract, appellant would not be denied its contracted-for right to arbitration; rather the consolidation would provide a logical, ex peditious method by which to enforce that right.‘ […] The rationale employed by Champ that Green Tree urges this Court to adopt is based on an analogy between ordering consolidation and class-wide arbitration where the agreement is silent. Champ grounds its decision to prohibit class-wide arbitration almost entirely on the precedent of other courts prohibiting consolidation of arbitration absent an explicit right to consolidate within the written agreement. Applying this precedent in South Carolina results in the opposite outcome. Since this Court permits consolidation of appropriate claims where the arbitration agreement is silent, it follows that this Court would permit class-wide arbitration, as ordering class-wide arbitration calls for ‘considerably less intrusion upon the contractual aspects of the relationship.’”
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zeigt.248 Neben der seit der Bazzle-Entscheidung verstärkten Fokussierung auf die schiedsvertragliche Legitimation als maßgebliche Quelle für die Beurteilung der Zulässigkeit der class arbitration, haben sich auch nach dem Urteil verschiedene Schiedsgerichte auf einzelstaatliche schiedsverfahrensrechtliche Befugnisse zur Anordnung der class arbitration gestützt.249 3. Schiedsverfahrensrechtliche Kompetenzen in speziellen Vorschriften Prozessuale Aspekte finden sich nicht ausschließlich in den Prozess- oder Schiedsordnungen der einzelnen Bundesstaaten. Oftmals finden sie sich fernab in speziellen Gesetzen. 250 So sieht beispielsweise der MISSOURI MERCHANDISING PRACTICE ACT ausdrücklich die Möglichkeit der Durchführung eines Gruppenklageverfahrens vor, um die dort geregelten Ansprüche durchzusetzen.251 Die Besonderheit der Regelung Missouris liegt 248
Izzy v. Mesquite Country Club, 186 Cal. App.3d 1309, 1321 (1986): „Indeed, whether or not our thoughts in this regard are justified, the law in California has already recognized the existence of a classwide arbitration procedure. In Keating v. Superior Court […] the Supreme Court of California concluded that trial courts possess authority to order classwide arbitrations in appropriate cases. This authority was recognized within the penumbra of the express statutory power courts retain to order arbitrations consolidated. (See CODE CIV. PROC., § 1281.3.)” Ebenso Indep. Ass'n of Mailbox Center Owners, Inc. v. Superior Court of San Diego County, 133 Cal. App.4th 396, 410 f. (2005) Hier lag sogar ein ausdrücklicher Ausschluss der class arbitration vor. Nicht ganz eindeutig: Anderson v. Check 'N Go of California, Inc. AAA Class Arb. Docket (2005); Cable Connection, Inc. v. DirecTV, Inc., AAA Class Arb. Docket (2005). Das abweichende Votum von CHERNIK in Cable Connection, Inc. v. DirecTV, Inc. lehnte eine Berufung auf C AL. CODE C IV. PROC. § 1281.3 mit dem Argument ab, dass dieser durch den FAA ausgeschlossen werde. Zum Verhältnis von FAA und einzelstaatlichem Schiedsverfahrensrecht in diesem Zusammenhang unten Kapitel 3 § 1 C, S. 226 ff. 249 Armstrong v. Ameriquest Mortgage Co., AAA Class Arb. Docket (2007); Bennett v. TUV Sud America, Inc., AAA Class Arb. Docket (2009). In beiden Fällen schlossen die Schiedsrichter aus dem Bazzle-Urteil auf ihre Zuständigkeit, auch wenn das Schiedsverfahrensstatut die Befugnis in erster Linie den Gerichten zugesprochen hatte. Daher könnte sich die Bazzle-Entscheidung sogar für die Verbreitung von Gruppenschiedsverfahren insofern als hinderlich erweisen, soweit die Bundesstaaten keine Erweiterung ihrer Schiedsverfahrensgesetze vorsehen, da sich die Kontrolle über die Zulassung von class arbitration nunmehr in der Hand der Schiedsrichter befindet, STRONG, 30 Mich. J. Int'l L. (2009), 1017, 1065 f. 250 Dies betont auch STRONG, a.a.O., 1064 f. 251 „MO. REV. STAT. § 407.025.1-2 1. Any person who purchases or leases merchandise primarily for personal, family or household purposes and thereby suffers an ascertainable loss of money or property, real or personal, as a result of the use or employment by another person of a method, act or practice declared unlawful by section 407.020, may bring a private civil action in either the circuit court of the county in which the seller or lessor resides or in which the
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in der Tatsache begründet, dass es sich hinsichtlich der prozessualen Voraussetzungen der class action nicht um eine Rechtsgrundverweisung auf die Zivilprozessordnung des betreffenden Bundesstaates oder der FRCP handelt, sondern die Voraussetzungen durch das Gesetz selbst geregelt werden.252 Inhaltlich orientiert sich die Vorschrift allerdings stark an der bundesrechtlichen Regelung. transaction complained of took place, to recover actual damages. The court may, in its discretion, award punitive damages and may award to the prevailing party attorney's fees, based on the amount of time reasonably expended, and may provide such equitable relief as it deems necessary or proper. 2. Persons entitled to bring an action pursuant to subsection 1 of this section may, if the unlawful method, act or practice has caused similar injury to numerous other persons, institute an action as representative or representatives of a class against one or more defendants as representatives of a class, and the petition shall allege such facts as will show that these persons or the named defendants specifically named and served with process have been fairly chosen and adequately and fairly represent the whole class, to recover damages as provided for in subsection 1 of this section. The plaintiff shall be required to prove such allegations, unless all of the members of the class have entered their appearance, and it shall not be sufficient to prove such facts by the admission or admissions of the defendants who have entered their appearance. In any action brought pursuant to this section, the court may in its discretion order, in addition to damages, in junction or other equitable relief and reasonable attorney's fees.” [Hervorh. d. Verf.]. 252 „MO. REV. STAT. § 407.025.3 3. An action may be maintained as a class action in a manner consistent with Rule 23 of the Federal Rules of Civil Procedure and Missouri rule of civil procedure 52. 08 to the extent such state rule is not inconsistent with the federal rule if: (1) The class is so numerous that joinder of all members is impracticable; (2) There are questions of law or fact common to the class; (3) The claims or defenses of the representative parties are typical of the claims or defenses of the class; and (4) The representative parties will fairly and adequately protect the interests of the class; and, in addition (5) The prosecution of separate action by or against individual membe rs of the class would create a risk of: (a) Inconsistent or varying adjudications with respect to individual members of the class which would establish incompatible standards of conduct for the party opposing the class; or (b) Adjudications with respect to individual members of the class which would as a practical matter be dispositive of the interests of the other members not parties to the adjudications or substantially impair or impede their ability to protect their interests; or (6) The party opposing the class has acted or refused to act on grounds generally applicable to the class, thereby making appropriate final injunctive relief or corresponding declaratory relief with respect to the class as a whole; or (7) The court finds that the questions of law or fact common to the members of the class predominate over any questions affecting only individual members, and that a class action is superior to other available methods for the fair and efficient adjudication of the controversy. The matters pertinent to the findings include:
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Gerade aus der eigenständigen Regelung der prozessualen Voraussetzungen einer class action und aus der Analyse des einschlägigen Fallrechts schloss das Schiedsgericht in Talley v. West County Motor Co., Inc., 253 dass nach der ratio legis die verfahrensrechtliche Möglichkeit einer Gruppenklage auch im Rahmen eines Schiedsverfahrens gegeben sein müssten, soweit das Schiedsgericht sich nur auf die in MO. REV. STAT. § 407.025.12 geregelten Ansprüche stütze. Zur Begründung bezog es sich ausdrücklich nicht nur auf die Analyse der Schiedsvereinbarung, sondern gerade auch auf die Regelung des MO. REV. STAT. § 407.025. Wenn das Schiedsgericht in diesem konkreten Fall von dem Recht der Verbraucher auf die Durchführung einer Gruppenklage spricht, 254 klingt einmal mehr die Vermischung von materieller und prozessualer Ebene an, die bereits bei der Analyse der Schiedsvereinbarung, insbesondere bei der Reichweite der einbezogenen Streitigkeiten eine Rolle gespielt hat. 255 Die Einordnung im Rahmen des anwendbaren Schiedsverfahrensstatuts scheint vorliegend allerdings gerechtfertigt. Wie sich aus M O. REV. STAT. § 407.025.2 ergibt, hat die
(a) The interest of members of the class in individually controlling the prosecution or defense of separate actions; (b) The extent and nature of any litigation concerning the controversy already commenced by or against members of the class; (c) The desirability or undesirability of concentrating the litigation of the claims in the particular forum; (d) The difficulties likely to be encountered in the management of a class action.” 253 Talley v. West County Motor Co., Inc. AAA Class Arb. Docket (2009). 254 „This Arbitrator’s construction of Section 407.025 is supported by Missouri case law. In Ruhl v. Lee’s Summit Honda, 2009 WC 3571309 (Mo. App. W.D. 2009), the court noted that ‘consumers have a right to bring a class action – under section 407.025.’” 255 Vgl. oben S. 177. Auch in Bennett v. TUV Sud America, Inc., AAA Class Arb. Docket (2009) stützte sich das Schiedsgericht zu einem nicht unerheblichen Teil hinsichtlich der Zulässigkeit der class arbitration auf die Tatsache, dass M ASS. GEN. LAWS ANN Ch. 149 § 150 ausdrücklich auch die Möglichkeit einer Gruppenklage im Namen anderer Betroffener vorsieht. Nach einer ausführlichen Analyse der schiedsverfahrensrechtlichen Verbindungsmöglichkeiten von Massachusetts gelangt das Schiedsgericht zu dem Ergebnis, dass die zugrundeliegenden Ansprüche eine gruppenweise Erledigung eindeutig geböten. Im Gegensatz zu MO. REV. STAT. § 407.025, fanden sich in MASS. GEN. LAWS ANN Ch. 149 § 150 neben der Erwähnung der bloßen Möglichkeit eines gruppenweisen Vorgehens keine ähnlich detaillierten prozessualen Regelungen. Vielleicht ist es diesem Umstand geschuldet, dass sich die Analyse des Schiedsrichters im Hinblick auf das Recht zur Durchführung eines Gruppenschiedsverfahrens daher primär im Rahmen der Auslegung der Schiedsvereinbarung bewegt und nicht als eigenständige von der Aus legung der Schiedsvereinbarung verschiedene Grundlage diskutiert wird. Dies würde mit der teilweisen materiellen Qualifikation der class action übereinstimmen und eine Behandlung der zugrundeliegenden Ansprüche und ihrer Bedeutung für die Zulässigkeit der class arbitration im Rahmen der Auslegung der Schiedsvereinbarung erklären.
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Vorschrift nach deutschem Verständnis eindeutig prozessualen Charakter, weswegen ihre Behandlung auch an dieser Stelle erfolgt.
C. Vereinbarkeit der Class Arbitration mit dem FAA? Der FEDERAL ARBITRATION ACT ist die primäre Quelle des U.S.-amerikanischen Schiedsverfahrensrechts. Er geht in seinem Anwendungsbereich den Regelungen der einzelnen Bundesstaaten vor. Das gilt auch für auf ihm basierendes Richterrecht. 256 Allerdings beansprucht das Gesetz nicht für jeden Bereich Ausschließlichkeit. 257 Die sich hieraus ergebende Hybride aus einzelstaatlichen Regelungen und Bundesrecht macht eine Beantwortung von Querschnittsfragen manchmal diffizil. Besondere Probleme ergeben sich vor allem dann, wenn sich die entsprechende bundesrechtliche Regelung nicht auf eine ausdrückliche Vorschrift des FAA stützen kann, sondern sich erst im Zuge richterlicher Auslegung ergibt. Es sind vor allem solche Situationen, die Uneinheitlichkeit und Missverständnisse in der Anwendung des Bundesschiedsrechts heraufbeschwören. Auch über das Verhältnis des FAA im Hinblick auf die Zulässigkeit der class arbitration besteht Streit. Festhalten lässt sich zunächst, dass sich im Wortlaut des Gesetzes keine ausdrückliche Erwähnung eines Schiedsverfahrens auf Gruppenbasis findet. Allerdings ist das Fallrecht zur class arbitration mittlerweile zahlreich. Die Bazzle-Entscheidung gilt daher zwar zu Recht als Fanal der class arbitration, wie viel Bedeutung sie aber tatsächlich bezüglich der Vereinbarkeit mit dem FAA hat, ist dennoch nicht frei von Zweifeln. Die Vorlagefrage nach der Vereinbarkeit einer einzelstaatlichen Auslegungsregel, die bei schweigenden Schiedsvereinbarungen von der Zulässigkeit der class arbitration ausgeht, mit dem strikt positivistischen Auslegungsansatz des FAA, der eine starke Fokussierung auf den wirklichen Parteiwillen bezweckt, beantworteten die obersten Bundesrichter nämlich nicht. Nach ihrem Verständnis habe die schiedsvertragliche Auslegung nämlich den Schiedsrichtern oblegen. Eine positive schiedsvertragliche Auslegungsregel lässt sich der Entscheidung aber nicht entnehmen.258 Insoweit ist aber die Frage noch nicht beantwortet, ob nicht der FAA gerade das gegenteilige Ergebnis erfordert und bei Schweigen der Schiedsvereinbarung auf die fehlende Einigung der Parteien und damit die 256
Umgekehrt wird durch den FAA auch jegliche Art von einzelstaatlichem Schiedsverfahrensrecht ausgeschlossen: „The federal preemption analysis is the same whether the state rule is statutory, regulatory, or judicially declared.” Blue Cross of California v. Superior Court of Los Angeles County, 67 Cal. App.4th 42, 59, Fn. 6 (1998). 257 New England Energy, Inc. v. Keystone Shipping Co., 855 F.2d 1, 4 (1st Cir. 1988); HAYFORD/P ALMITER , 54 Fla. L. Rev. (2002), 175, 196; ROTHE/W ULFF/COOPER, ADR Prac. Guide, § 2:6. 258 Oben S. 199 ff.
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Unzulässigkeit der class arbitration zu schließen ist (negativen Auslegungsregel). I. Vereinbarkeit von vertraglichen Auslegungsregeln bzw. schiedsverfahrensrechtlichen Ermächtigungen mit dem FAA? Die Auslegung der Schiedsvereinbarung ist grundsätzlich eine Frage des einzelstaatlichen Vertragsrechts. Damit ergeben sich die relevanten Auslegungsprinzipien grundsätzlich unabhängig von den Vorschriften des FAA. Mangels einer positiven bundesrechtlichen Auslegungsregel für den Fall schweigender Schiedsvereinbarungen muss damit grundsätzlich ein Rückgriff auf einzelstaatliches Schiedsvertragsrecht vorgenommen werden. Allerdings stehen auch die einzelstaatlichen Auslegungsvorschriften unter dem Vorbehalt übergeordneter Strukturprinzipien des FAA.259 Zur Vereinbarkeit der class arbitration mit den positivistischen Grundsätzen des FAA hatten sich bereits vor der Bazzle-Entscheidung verschiedene Gerichte geäußert, die aber zu diametralen Ergebnissen gelangt waren. 260 Daher hofften aufgrund der vom Supreme Court of South Carolina gestellten Vorlagefrage nach der Vereinbarkeit der class arbitration mit den Grundsätzen des FAA nicht Wenige auf eine letztgültige Klärung dieser Problematik. Die Relevanz der Fragestellung ergibt sich nicht nur für die schiedsvertragliche Auslegung, sondern gerade auch für die Geltung verfahrensrechtlicher Kompetenzen. Sollte der FAA tatsächlich bei schweigenden Schiedsvereinbarungen die Unzulässigkeit des Gruppenschiedsverfahrens zwingend festschreiben, würde er sowohl vertragliche Auslegungsregeln als auch spezielle schiedsverfahrensrechtlichen Kompetenzen verdrängen.261 II. Negative bundesrechtliche Auslegungsregel bis zur BazzleEntscheidung? Der Großteil der Bundes- als auch der Staatengerichte war bis zur Entscheidung des Obersten Gerichtshofes der Vereinigten Staaten in Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle von der Unzulässigkeit der class arbitration ausgegangen, soweit nicht die Parteien das Gruppenschiedsverfahren selbst
259
Oben S. 107 ff. Oben S. 152 ff. 261 Zur Dichotomie der Rechtsquellen bereits oben S. 165 f. Zur Unanwendbarkeit der contra proferentem rule im Konfliktfall mit dem bundesrechtlichen Grundsatz im Zweifel, von der Wirksamkeit einer Schiedsvereinbarung auszugehen, Kristian v. Comcast Corp., 446 F.3d 25, 35 f. (1st Cir. 2006): „Where the federal policy favoring arbitration is in tension with the tenet of contra proferentem for adhesion contracts, and there is a scope question at issue, the federal policy favoring arbitration trumps the state contract law tenet.“ 260
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ausdrücklich autorisiert hatten. 262 Leitentscheidung war das Urteil des United States Court of Appeals for the Seventh Circuit aus dem Jahr 1995 in Champ v. Siegel Trading Co., Inc. 263 Dort wurde das Bundesberufungsgericht unmittelbar vor die Frage gestellt, ob den staatlichen Gerichten mangels eines explizit geäußerten Parteiwillens dennoch die Befugnis zustehe, ein Gruppenschiedsverfahren anzuordnen. Streitgegenständlich waren Ansprüche aus Warentermingeschäften sowie Ansprüche aus dem RICO ACT. Die Klage war ursprünglich als Sammelklage vor dem erstinstanzlichen Bundesgericht für den nördlichen Distrikt von Illinois eingereicht worden. Nachdem der erstinstanzliche Richter zunächst den Antrag der Beklagten auf Durchführung eines Schiedsverfahrens positiv verbeschieden hatte, weigerte sich das Gericht, die Durchführung des Schiedsverfahren als Gruppenverfahren anzuordnen. Hiergegen wendeten sich die Kläger.
Das Berufungsgericht teilte die Auffassung des erstinstanzlichen Richters und verneinte die Möglichkeit, ein Gruppenschiedsverfahren ohne ausdrückliche Ermächtigung der Parteien anzuordnen. Das Gericht stützte sich für die Untermauerung seines Ergebnisses vor allem auf die vom Supreme Court begründete positivistische Auslegungsmethode von Schiedsvereinbarungen. Der FAA erfordere die wortlautgetreue Durchsetzung der Schiedsvereinbarung.264 Im Besonderen § 4 FAA sei Ausdruck dieser strikt positivistischen Auslegungsmethode. § 4 FAA sieht eigentlich den Erlass einer vollstreckbaren Anordnung zur Durchführung des Schiedsverfahrens vor, soweit sich eine Partei unberechtigterweise weigern sollte , an diesem teilzunehmen. 265 Die Anordnung muss sich aber im Einklang mit der Parteivereinbarung befinden.
Äußere sich eine Schiedsvereinbarung nicht ausdrücklich zur Durchführung einer class arbitration, so müsse in einem solchen Fall nach der Lesart des Gerichts aufgrund der Notwendigkeit einer wortlautgetreuen Auslegung von der Unzulässigkeit des Gruppenschiedsverfahrens ausgegangen werden.266
262
Dominium Austin Partners L.L.C. v. Emerson, 248 F.3d 720 (8th Cir. 2001); Johnson v. West Suburban Bank, 225 F.3d 366 (3rd Cir. 2000); Randolph v. Green Tree Financial Corp., 991 F.Supp. 1410 (M.D. Ala. 1997); Lopez v. Plaza Fin. Co., 1996 WL 210073 (N.D. Ill. 1996); McCarrthy v. Providential Corp., 1994 WL 387852 (N.D. Cal. 1994); Gammaro v. Thorp Consumer Discount Co., 828 F.Supp. 673 (Minn. 1993); Med Center Cars, Inc. v. Smith et al., 727 So.2d 9 (Ala. 1998). 263 Champ v. Siegel Trading Co., Inc., 55 F.3d 269 (7th Cir. 1995). 264 Oben S. 110 ff. 265 Zur Vollstreckbarkeit solcher Anordnungen im Wege einer specific performance vgl. insbesondere STEINBRÜCK, Unterstützung ausländischer Schiedsverfahren, S. 164. 266 Champ v. Siegel Trading Co., Inc., 55 F.3d 269, 275 (7th Cir. 1995).
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Zudem verwies das Gericht auf eine Reihe von Entscheidungen, die im Rahmen der Verbindung von Schiedsverfahren zum gleichen Ergebnis gelangt waren. 267.
Diesem Verständnis des FAA liegt somit letztlich die Ansicht zugrunde, dass mangels expliziter Parteivereinbarung nicht auf eine Einigung der Parteien diesbezüglich geschlossen werden könne und damit nur auf die Unzulässigkeit der class arbitration. Von einer negativen Auslegungsregel zu sprechen, scheint daher in diesem Zusammenhang gerechtfertigt. 268 Der genuin bundesrechtliche Charakter dieser Interpretation bedeutete den Ausschluss diesem Ergebnis entgegenstehender einzelstaatlicher, schiedsvertraglicher Auslegungsregeln. 269 Das Bundesberufungsgericht wies zudem auch das in Keating v. Superior Court of Alameda County vorgebrachte Argument zurück, dass trotz des Fehlens einer ausdrücklichen Parteivereinbarung und in Ermangelung ausdrücklicher Vorschriften im FAA aufgrund Rule 81(a)(3) FRCP ein Rückgriff auf Rule 23 FRCP als gesetzliche Grundlage für die Anordnung von Gruppenschiedsverfahren möglich sei. 270 § 4 FAA sehe als paradigmatisches Strukturprinzip gerade schon die eindeutige Antwort auf die Zulässigkeit eines class arbitration-Verfahrens in Abwesenheit expliziter Parteivereinbarungen vor. Da somit keine Lücke bestehe, verbleibe auch kein hinreichender Spielraum für die Anwendung der Öffnungsklausel von Rule 81(a)(6)(B) FRCP. Andernfalls okkupiere das Gericht die Stellung der Parteien und setze seine eigenen Vorstellungen von Fairness an Stelle der Parteivereinbarungen.271
Obwohl der Ansatz des Court of Appeals nicht nur in der Rechtsprechung, sondern auch im Schrifttum Zustimmung fand,272 gingen insbesondere kalifornische Gerichte ohne Weiteres von der Vereinbarkeit des Gruppenschiedsverfahrens mit den Bestimmungen des FAA aus. Die dortige Rechtsprechung weigerte sich, aus § 4 FAA eine negative Auslegungsregel ab267 Gov't of the United Kingdom of Great Britain v. Boeing Co., 998 F.2d 68 (2nd Cir. 1993); Am. Centennial Ins. Co. v. Nat'l Casualty Co., 951 F.2d 107 (6th Cir. 1991); Baesler v. Continental Grain Co., 900 F.2d 1193 (8th Cir. 1990); Protective Life Ins. Co. v. Lincoln Nat'l Life Ins., 873 F.2d 281 (11th Cir. 1989); Del E. Webb Constr. v. Richardson Hosp. Auth., 823 F.2d 145 (5th Cir. 1987); Weyerhaeuser Co. v. Western Seas Shipping Co., 743 F.2d 635 (9th Cir. 1984). 268 Bennett v. TUV Sud America, Inc., AAA Class Arb. Docket (2009): „Champ and cases like it read Section 4 of the FAA itself as an independent federal restraint on courts employing state or federal procedural devices such as joinder, consolidation or class cer tification without the express permission of the parties […]” 269 Für eine Analyse der für ein solches Ergebnis relevanten Kriterien vgl. S. 173. 270 Champ v. Siegel Trading Co., Inc., 55 F.3d 269, 275 f. (7th Cir. 1995): „The intervenors complain that this conclusion does not give adequate consideration to a district court's authority under Rule 81(a)(3) to apply Rule 23 and order these individual arbitra tion disputes to proceed on a class basis. […]“ 271 Champ v. Siegel Trading Co., Inc., 55 F.3d 269, 275 f. (7th Cir. 1995). 272 LIPSHUTZ, 57 Stan. L. Rev. (2005), 1677, 1698; YADAVA, 41 Colum. J.L. & Soc. Probs. (2008), 547, 563 f.
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zuleiten und rekurrierte auch weiterhin auf die nach dortigem Schiedsverfahrensrecht bestehende Möglichkeit zur Anordnung von Gruppenschiedsverfahren nach CAL. CIV. PROC. CODE § 1281.3 i.V.m. der Keating-Entscheidung. In Blue Cross of California v. Superior Court of Los Angeles County 273 hatte der California Court of Appeals argumentiert, der FAA stehe u.a. deswegen dem kalifornischen Schiedsverfahrensrecht nicht entgegen, weil Ersterer überhaupt keine Regelungen hinsichtlich der class arbitration beinhalte. Ein Fall der conflict preemption müsse demnach ausscheiden, denn auch der Supreme Court gehe nicht von einer absoluten Sperrwirkung des FAA aus. 274 Nur diejenigen einzelstaatlichen Bestimmungen seien ausgeschlossen, die ein Hindernis für die gesetzgeberischen Intentionen des FAA darstellten. 275 Ratio legis des FAA sei aber die Überwindung der schiedsfeindlichen Einstellung einzelner Bundesstaaten. Im Falle einer class arbitration stehe aber überhaupt nicht in Rede, dass ein Schiedsverfahren durchgeführt werden solle, sondern es gehe vielmehr um die Frage, welcher Art das Schiedsverfahren sein werde. Daher könne die Zulassung der class arbitration keinesfalls als mit den Zielen des FAA für unvereinbar erachtet werden. An der schiedsverfahrensrechtlichen Natur des Gruppenschiedsverfahrens vermöge nämlich auch die Durchführung auf Gruppenbasis nichts zu ändern.276 Weniger überzeugend sind die Ausführungen des Gerichts, die darauf abstellen, dass § 4 FAA in einzelstaatlichen Gerichten generell keine Anwendung finde. Ausweislich des Wortlauts, ist dem zwar im Ergebnis unumwunden zuzustimmen, jedoch ist der Blick dabei bezüglich der wesentlichen Frage verkürzt. § 4 FAA wendet sich ausdrücklich nur an die United States District Courts und gibt ihnen die Befugnis, die Durchführung des schiedsrichterlichen Verfahrens anzuordnen. Die einzelstaatlichen Gerichte haben hingegen ihre eigene Prozessordnung, nach der sich ihr Verfahren bestimmt. Allerdings sollte die Bezugnahme auf eine prozessuale Regel wie § 4 FAA nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Entscheidung des Court of Appeals in Champ v. Siegel Trading Co., Inc. sich im Kern weniger mit prozessualen Aspekten, als mit Fragen des Schiedsvertragsrechts beschäftigt. Das Gericht stellte hinsichtlich des strikt positivistischen Auslegungsansatzes des Supreme Court, der eine wortlautgetreue Durchsetzung der Parteivereinbarung erfordert, lediglich auf § 4 FAA zur Verdeutlichung ab, da die Vorschrift eine gerichtliche Durchsetzungspflicht entsprechend des Wortlauts der Schiedsvereinbarung vorsieht: „A party aggrieved by the alleged failure, neglect, or refusal of another to arbitrate under a
273 Blue Cross of California v. Superior Court of Los Angeles County, 67 Cal. App.4th 42 (1998). 274 Volt Info. Sciences, Inc. v. Board of Trustees of Leland Stanford Junior University, 489 U.S. 468, 477 (1989); Bernhardt v. Polygraphic Company of America, Inc., 350 U.S. 198 (1956). 275 Bereits allgemein oben S. 107 ff. 276 Blue Cross of California v. Superior Court of Los Angeles County, 67 Cal. App.4th 42, 59 (1998) unter Bezugnahme auf New England Energy, Inc. v. Keystone Shipping Co., 855 F.2d 1 (1st Cir. 1988).
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written agreement for arbitration may petition any United States district court which, save for such agreement, would have jurisdiction under Title 28, in a civil action or in admiralty of the subject matter of a suit arising out of the controversy between the parties, for an order directing that such arbitration proceed in the manner provided for in such agreement.“277 Dass der FAA neben den prozessualen Regelungen auch schiedsvertragliche Bestimmungen beinhaltet, die auch in Staatsgerichten Anwendung finden, hatte der Supreme Court bereits zuvor entschieden. 278
Ein interessanter Aspekt ergibt sich, wenn man das Verständnis des United States Supreme Court bezüglich der preemption aus der Volt-Entscheidung279 zugrunde legt. In Volt war das Gericht davon ausgegangen, dass einzelstaatliches Schiedsrecht selbst im Konfliktfall nicht durch den FAA ausgeschlossen werde, wenn die Parteien die Anwendung des einzelstaatlichen Schiedsverfahrensrechts ausdrücklich bestimmt haben. Das sei letztlich durch den FAA selbst geboten, da dieser der Vereinbarung der Parteien absoluten Vorrang einräume. Wollen diese auf den FAA verzichten, so müsse dies respektiert werden. 280 Problematisch an der Entscheidung war insbesondere die Tatsache, dass sich eine solche Wahl des Schiedsverfahrensstatuts nach dem Verständnis des Obersten Gerichtshofes auch aus einer allgemeinen Rechtswahlklausel ergeben konnte, die wohl in erster Linie lediglich eine Aussage hinsichtlich des Vertragsstatuts treffen wollte. Dieses Verständnis wurde in Mastrobuono wieder verworfen. 281
Liegt jedoch tatsächlich unzweifelhaft eine Wahl des Schiedsverfahrensstatuts durch die Parteien vor, die ausschließlich die Anwendung eines einzelstaatlichen Schiedsverfahrensrechts vorsieht, dürfte sich aber trotz der Änderung durch die Mastrobuono-Entscheidung nichts an der Unanwendbarkeit des FAA geändert haben. In einem solchen Fall käme es auf die schiedsvertraglichen Regelungen des FAA nicht mehr maßgebend an. Lediglich das einzelstaatliche Statut ist dann richtungsweisend.282 In einigen Bundesstaaten sind die Gerichte davon ausgegangen, dass der FAA auch inkorporierter Teil des einzelstaatlichen Schiedsrechts sei und daher auch bei ausdrückli-
277
[Hervorh. d. Verf.]. Southland Corp. v. Keating, 465 U.S. 1 (1984). 279 Volt Info. Sciences, Inc. v. Board of Trustees of Leland Stanford Junior University, 489 U.S. 468 (1989). 280 Volt Info. Sciences, Inc. v. Board of Trustees of Leland Stanford Junior University , 489 U.S. 468, 479 (1989). 281 Mastrobuono v. Shearson Lehman Hutton, Inc., 514 U.S. 52, 63 f (1995). 282 In Blue Cross folgte das kalifornische Berufungsgericht dem Mastrobuono-Urteil und schloss aus einer allgemeinen Rechtswahlklausel nicht auf eine stillschweigende Wahl des anwendbaren Schiedsverfahrensrechts, Blue Cross of California v. Superior Court of Los Angeles County, 67 Cal. App.4th 42, 62, Fn. 8 (1998). 278
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cher Wahl eines einzelstaatlichen Schiedsrechts Anwendung finden müsse.283 Folgt man dieser Auffassung, so kann die Anwendung des FAA nur dann tatsächlich verhindert werden, wenn die Rechtswahlklausel des Schiedsverfahrensrecht des Bundesstaates ausdrücklich unter Ausschluss des FAA bezeichnet.
III. Reevaluierung des Verhältnisses von Gruppenschiedsverfahren und FAA durch die Bazzle-Entscheidung? Die Bazzle-Entscheidung bot dem Supreme Court die Möglichkeit, Klarheit in das Verhältnis von Gruppenschiedsverfahren und FEDERAL ARBITRATION ACT zu bringen. Obwohl den Richtern eigentlich die Aufgabe oblegen hätte, dieses Verhältnis näher zu beleuchten, 284 beinhaltete die Mehrheitsentscheidung des Supreme Court, im Gegensatz zur Entscheidung des Supreme Court of South Carolina, die noch ausdrücklich von der Vereinbarkeit von FAA und class arbitration aus–ge–gangen war, hierzu keine ausdrücklichen Aussagen mehr. Lediglich JUSTICE STEVENS setzte sich in seinem Votum, zwar kurz, aber explizit, mit dieser Frage auseinander und gelangte zu dem Schluss gelangt, dass nichts im FAA gegen das Ergebnis der einzelstaatlichen Analyse spreche – auch unter Anwendung von Auslegungsregeln – und damit keine Bedenken gegen die Vereinbarkeit von class arbitration und FAA bestünden. Die Richter des 283 Pedcor Management Co., Inc. v. Nations Personnel of Texas, Inc. , 343 F.3d 355, 361 f. (5th Cir. 2003): „Because Green Tree applies to arbitration agreements governed by a hybrid of both the FAA and state law, the instant case would be distinguishable, if at all, only if the arbitration provision at issue here were governed exclusively by state arbitration law. The resolution of this issue depends on how we interpret the parties' selection of the ‘laws of the State of Texas’ as their choice-of-law, and, more specifically, whether that language excludes the applicability of the FAA. In Volt Information Sciences, Inc. v. Stanford University, the Supreme Court held that parties may ‘specify by contract the rules under which that arbitration will be conducted,’ and that ‘enforcing those rules according to the terms of the agreement is fully consistent with the goals of the FAA […]’ Relying on Volt, we have held that, just as parties may select the arbitral rules governing arbitration, they may also ‘specify the law governing interpretation of the scope of the arbitration clause.’ […] When we heed the parties' selection of the ‘laws of the State of Texas, our review of these laws demonstrates that this choice-of-law provision encompasses the FAA as well as state-specific law. […] [T]he Texas Supreme Court reiterated that the FAA is part of the substantive law of Texas and held, as a result, that the FAA applies in an arbitration agreement unless the choice-of-law provision ‘specifically exclude[s] the application of federal law […]’” 284 Zu Beginn des Urteils weist das Mehrheitsvotum noch ausdrücklich hierauf hin, Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444, 447 (2003): „The Supreme Court of South Carolina held (1) that the arbitration clauses are silent as to whether arbitration might take the form of class arbitration, and (2) that, in that circumstance, South Carolina law interprets the contracts as permitting class arbitration […] We granted certiorari to determine whether this holding is consistent with the Federal Arbitration Act, 9 U.S.C. § 1 et seq.” [Hervorh. d. Verf.].
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Mehrheitsvotums urteilten hingegen nach Analyse der Schiedsvereinbarung lediglich, dass für die Auslegung der Schiedsklausel die Schiedsrichter zuständig seien.285 Der von den Bundesrichtern beschrittene Wege ist aber insofern bedauerlich, als ja die ganz herrschende Meinung vor der Bazzle-Entscheidung aufgrund des Gebots der wortlautgetreuen Auslegung von Schiedsvereinbarungen noch von der Unzulässigkeit der class arbitration bei schweigenden Schiedsvereinbarungen ausgegangen war. Ohne eine klarstellende Äußerung im Hinblick auf eine potentielle Überholung dieser bisherigen Rechtsprechung bestand zunächst Unklarheit, inwieweit eine bezüglich der class arbitration positive, auf einzelstaatlichem Schiedsvertragsrecht beruhende, Auslegung überhaupt Bestand haben könnte.286 Im Schrifttum finden sich aber dennoch zahlreiche Stimmen, die der Entscheidung des Supreme Court die implizite Akzeptanz des Gruppenschiedsverfahrens bei entsprechender schiedsvertraglicher Auslegung oder schiedsverfahrensrechtlicher Kompetenzzuweisung aufgrund einzelstaatlichen Schiedsrechts entnehmen wollen und die dementsprechend die vor der Entscheidung vorherrschende Auffassung, die ein Gruppenschiedsverfahren mangels ausdrücklicher Parteivereinbarung per se für unzulässig befand als nicht mehr mit der Rechtslage für vereinbar erachten.287 Von der Frage nach der grundsätzlichen Vereinbarkeit eines positiven Auslegungsergebnisses, das auf einzelstaatlichem Schiedsvertragsrecht beruht, zu unterscheiden ist die Frage nach der Existenz eines inhaltlichen Auslegungsmaßstabes, d.h. materiell-rechtlicher Vorgaben hinsichtlich der Zulässigkeit der class arbitration durch den FAA selbst. 285
Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444, 447 (2003). Dass eine Klarstellung zumindest im Hinblick auf die Etablierung einer positiven Auslegungsregel notwendig gewesen wäre, sieht der Supreme Court in der Folgeentscheidung in Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, 1772 (2010): „Unfortunately, however, both the parties and the arbitration panel seem to have mis understood Bazzle in another respect, namely, that it established the standard to be applied by a decision maker in determining whether a contract may permissibly be inter preted to allow class arbitration“. Unten Kapitel 4 § 1 B, S. 326 ff. 287 B UCKNER, 58 Fla. L. Rev. (2006), 185, 186 f.; DIES., 82 Denver U.L. Rev. (2005) 301, 303; EISLER , 28 Cardozo L. Rev. (2007), 1891, 1907; E STREICHER /J OHNSON, 230 N.Y.L.J. (2003), 3 (col. 1), 3; HERNDORN, 82 N.C.L. Rev. (2004), 2128, 2132; L IPSHUTZ, 57 Stan. L. Rev. (2005), 1677, 1702 ff.; MÜLLER , FS Tercier 2008, S. 913; NELSON, 1472 P.L.I. (2005), 307, 314; SCANLON, 62-APR D.R.J (2007), 40, 42; SLATE/T UCHMANN, 11 Int. A.L.R. (2008), 50, 51 f.; STERNLIGHT/J ENSEN, 67 Law & Contemp. Probs. (2004), 75, Fn. 4; STRONG, 30 U. Pa. J. Int'l L. (2008), 1, 3 f.; W ESTON, 47 Wm. & Mary L. Rev. (2006), 1711, 1721. Wohl auch KILBY, 59 U. Miami L. Rev. (2005), 413, wenn auch in Bezug auf ausdrückliche Ausschlussklauseln. Wesentlich zurückhaltender in diesem Zusammenhang unter Analyse der zur Frage der preemption vertretenen Theorien, DRAHOZAL, 79 Ind. L.J. (2004), 393, 422 f.; W ILSON, 23 Q.L.R. (2004), 737, 762. Ablehnend CLANCY/STEIN, 63 Bus. Law. (2007), 55, 67; RAO, 6 Int. A.L.R. (2003), 216, 217; SZALAI, 41 Cal. W.L. Rev. (2004), 1, 60 ff.; YADAVA, 41 Colum. J.L. & Soc. Probs. (2008), 547, 563 f. 286
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Hierbei sind unterschiedliche Anknüpfungspunkte betroffen. Während im ersten Fall schiedsvertragliche Auslegungsergebnisse, die auf einem einzelstaatlichen Schiedsvertragsstatut basieren, lediglich an den Strukturprinzipien des FAA gemessen werden, gibt im Falle einer bundesrechtlichen Auslegungsregel der FAA bzw. die hierauf basierende Rechtsprechung selbst den inhaltlichen Maßstabes vor. Insofern stellt es also auch keinen Widerspruch dar, die Existenz einer positiven bundesrechtlichen Auslegungsregel bei schweigenden Schiedsvereinbarungen zu verneinen und gleichwohl von der potentiellen Vereinbarkeit einer auf einzelstaatlichem Schiedsvertragsrecht beruhenden Auslegung mit dem FAA auszugehen. 288
Den Vertretern der impliziten Anerkennung ist zuzugeben, dass es weder effizient noch sinnvoll wäre, wenn der Supreme Court zwar einerseits die Kompetenzen der Schiedsrichter erweitert, jenen aber tatsächlich keine echte Entscheidungsbefugnis einräumte. Im Gegensatz zur Auffassung von CHIEF JUSTICE REHNQUIST hatte das Gericht expressis verbis darauf hingewiesen, dass die Auslegung der Schiedsvereinbarung nach dem Schiedsvertragsrecht der Bundesstaaten vorzunehmen sei.289 Für dieses habe der Oberste Gerichtshof aber keine Auslegungskompetenz. Ergäbe sich aus den schiedsvertraglichen Bestimmungen des FAA aber nun stets die Unzulässigkeit von Gruppenschiedsverfahren bei schweigenden Schiedsvereinbarungen, käme aufgrund des verfassungsrechtlich gewährten Vorrangs des Bundesrechts der auf einzelstaatlichen Schiedsvertragsrecht basierenden Analyse der Schiedsvereinbarung in keinem Fall eine weitere Signifikanz zu, da der FAA jedes in Bezug auf die class arbitration permissive Ergebnis ausschlösse. Ein solches Resultat passt weder mit der Verschiebung der Entscheidungskompetenz, noch mit der expliziten Erwähnung des einzelstaatlichen Rechts und dessen Rolle als Schiedsvertragsstatut zusammen.290 Gegen einen generellen Ausschluss einzelstaatlicher Auslegungsregeln durch den FAA spricht auch die Tatsache, dass der Supreme Court sie bereits einmal im Bezug auf die Reichweite einer Schiedsvereinbarung selbst angewandt hat. In Mastrobuono v. Shearson Lehman Hutton, Inc.291 berief sich das Gericht u.a. auf die contra proferentem rule, um auszulegen, ob den Schiedsrichtern die Befugnis zur Verhängung von punitive damages zustehe. 292 Allerdings ordnete der Oberste Gerichtshof die Auslegungsregel nicht als Bestandteil eines spezifischen einzelstaatlichen Vertragsrechts ein, sondern verortete 288
Vgl. oben S. 199 ff. Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444, 450 (2003): „THE CHIEF J USTICE believes that Green Tree is right; indeed, that Green Tree is so clearly right that we should ignore the fact that state law, not federal law, normally governs such matters […] “ 290 EISLER , 28 Cardozo L. Rev. (2007), 1891, 1912; L IPSHUTZ, 57 Stan. L. Rev. (2005), 1677, 1702. 291 Mastrobuono v. Shearson Lehman Hutton, Inc., 514 U.S. 52 (1995). 292 Mastrobuono v. Shearson Lehman Hutton, Inc., 514 U.S. 52, 62 (1995). Hieraus zieht KILBY wohl den Schluss, dass aus den gleichen Erwägungen ein Gruppenschiedsverfahren mit dem FAA vereinbar wäre, KILBY, 59 U. Miami L. Rev. (2005), 413, 432. 289
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deren Basis im allgemeinen common law, weswegen die Aussagekraft der Entscheidung tatsächlich nur eingeschränkt herangezogen werden kann.
Bedauerlich ist zwar die fehlende Auseinandersetzung mit den bisherigen zur Vereinbarkeit der class arbitration und des FAA vertretenen Positionen allemal, es überzeugt jedoch nicht mehr, von der generellen Unvereinbarkeit des FAA mit Gruppenschiedsverfahren bei schweigenden Schiedsvereinbarungen auszugehen. 293 Wenn das Gericht das einzelstaatliche Recht als Statut für die Bestimmung der Zulässigkeit der class arbitration bezeichnet, impliziert es damit ebenfalls, dass der FAA zu dieser Frage keine relevanten Bestimmungen trifft, also weder positive294 noch negative Auslegungsregeln beinhaltet. Andernfalls wäre der FAA maßgebend. Der bisher überwiegenden Auffassung weiter zu folgen, wonach aufgrund der strikt positivistischen Auslegung von der schiedsvertraglichen Unzulässigkeit der class arbitration auszugehen sei, hieße, sich in gewissem Maße in Widerspruch zum Mehrheitsvotum des Supreme Court in Bazzle zu setzen.295 Das Urteil kann daher trotz seiner Unklarheit letztlich dennoch als deutlicher Hinweis auf die generelle Vereinbarkeit der class arbitration mit dem FAA gelten. Voraussetzung ist danach lediglich ein positives Auslegungsergebnis anhand des einzelstaatlichen Schiedsvertragsstatuts. Aufgrund der mangelnden expliziten Ausweisung der Vereinbarkeit mit dem FAA durch den Supreme Court soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass einer weiten Auslegung des Urteils aus verschiedenen Gründen entgegengetreten wird.296 Zum einen wird auf die letztliche Aufhebung und Rückverweisung der Entscheidung durch den Supreme Court verwiesen.297 Aber auch die Entstehungsgeschichte des FAA wird als Argument gegen die Zulässigkeit der class arbitration ins Feld geführt. 298 Als der FAA im Jahr 1925 in Kraft trat, habe Rule 23 FRCP noch nicht existiert. Daher könne auch nicht davon ausgegangen werden, dass die Verfasser des
293 Im Hinblick auf eine Neubewertung dieser Aussage im Zusammenhang mit der Entscheidung des Supreme Court in Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758 (2010) sei nach unten verwiesen Kapitel 4 § 1 B, S. 326 ff. 294 Siehe oben S. 199. 295 So auch Stokes v. AWSM Technology, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2007): „Most important, for the present dispute, is the fact that the Supreme Court decision undercuts any notion that class-wide arbitration is inconsistent with and barred by the FAA unless explicitly allowed in the parties’ agreement. For if class-wide arbitration were inconsistent and barred, it would not matter who decides the issue of contract con struction. One would simply never get to that question.” 296 CLANCY/STEIN, 63 Bus. Law. (2007), 55, 67; RAO, 6 Int. A.L.R. (2003), 216, 217; YADAVA, 41 Colum. J.L. & Soc. Probs. (2008), 547, 563 f. 297 YADAVA, 41 Colum. J.L. & Soc. Probs. (2008), 547, 570. 298 CLANCY/STEIN, 63 Bus. Law. (2007), 55, 66 f.
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FAA ein Verfahren wie das der class arbitration als verfahrensrechtlichen Typus dem Gesetz zugrunde gelegt hätten. Beide Einwände vermögen nicht zu überzeugen. Die Aufhebung der Entscheidung war notwendig, weil nach der Auffassung des Obersten Gerichtshofes das Schiedsgericht für die Auslegung der Schiedsvereinbarung zuständig war. Wie bereits angesprochen, sprechen aus dem Blickwinkel der Bazzle-Entscheidung die überzeugenderen Gründe für eine implizite Anerkennung der class arbitration und deren Vereinbarkeit mit dem FAA. 299 Auch der Verweis auf die Entstehungsgeschichte vermag nicht restlos zu überzeugen. Einerseits waren auch bereits im Jahr 1925 verschiedene Arten der Gruppenklage bekannt, andererseits hat der FAA seit seinem Inkrafttreten bereits mehrfach eine Entwicklung erfahren, die von den Verfassern sicherlich nicht vorgesehen wurde. So erahnte im Jahr 1925 sicherlich noch niemand die rasante Ausdehnung der objektiven Schiedsfähigkeit und die erweiterte Anwendbarkeit des FAA in einzelstaatlichen Gerichten, die das Gesetz durch die Auslegung durch den Supreme Court erfuhr. Wesentlich berechtigtere Einwände sind dagegen Bedenken, die in erster Linie verfahrensrechtliche Probleme bei der Durchführung in den Vordergrund stellen. Diese sollen aber später im Rahmen einer verfahrensrechtlichen Analyse der class arbitration gewürdigt werden.300 In der Praxis haben sich die Gerichte immer wieder auf die Bazzle-Entscheidung zur Untermauerung der Vereinbarkeit von class arbitration und FAA berufen.301 Auch die Schiedsgerichte schlossen aus der ihnen zugewiesenen Auslegungskompetenz insofern auf eine echte Entscheidungsfreiheit, als sie das Ergebnis ihrer Auslegung der Schiedsklausel lediglich an die Vorgaben des einzelstaatlichen Schiedsvertragsrechts gebunden sahen und nicht bereits in jedem Fall als durch den FAA vorbestimmt. Dabei haben sich manche Schiedsrichter direkt auf das Urteil des Obersten Gerichtshofes bezogen,302 andere haben sich ausdrücklich der vor der BazzleEntscheidung vertretenen Mindermeinung mit dem Argument angeschlos-
299
Damit soll aber keine generelle Aussage über die Vorteilhaftigkeit eines Gruppenschiedsverfahrens insbesondere aus deutscher Sicht verbunden sein. Vielmehr muss die Analyse des Urteils im Kontext des U.S.-amerikanischen Schiedsverfahrensrechts verstanden werden. 300 Unten S. 285. 301 Stolt Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 548 F.3d 85 (2nd Cir. 2008); Discover Bank v. Superior Court of Los Angeles, 36 Cal.4th 148, 172 (2005); Garcia v. DirecTV, Inc., 115 Cal. App.4th 297, 307, Fn. 4 (2004). 302 Stokes v. AWSM Technology, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2007); Krastel v. TES Franchising, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2006); Levitt v. Lipper Holding, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2005).
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sen, dass auch die Bazzle-Entscheidung letztlich keine verbindliche Klärung des Konflikts gebracht habe.303 Die Auslegung der Schiedsvereinbarung unter Rekurs auf einzelstaatliches Schieds vertragsrecht muss indes nicht stets zur Zulässigkeit der class arbitration führen. Existieren keine anwendbaren Auslegungsregeln im Schiedsvertragsstatut, die das Schweigen einer Schiedsvereinbarung zugunsten der Zulässigkeit der class arbitration werten, ist die Zulässigkeit des Gruppenschiedsverfahrens selbstverständlich zu verneinen. 304
Auch diejenigen Schiedsverfahren, die aufgrund der Anwendung einzelstaatlichen Schiedsvertragsrechts zur Zulässigkeit der class arbitration gelangt waren, ohne die Vereinbarkeit mit dem FAA weiter zu problematisieren, haben insofern Aussagekraft, als auch sie letztlich implizit von der Kompatibilität ausgehen. 305 303 Nichols v. Fanfare Media Works, Inc., AAA Class Arb. Docket (2007); Jost v. Sizzler USA Restaurants, Inc., AAA Class Arb. Docket (2006). In Armstrong v. Ameriquest Mortgage Co., AAA Class Arb. Docket (2007) hat sich der Schiedsrichter auf beide Ansätze gestützt. Ebenso Ali v. Morton's of Chicago/Sacramento, Inc., AAA Class Arb. Docket (2006). Nicht ganz klar diesbezüglich Bennett v. TUV Sud America, Inc., AAA Class Arb. Docket (2009). Zwar spricht Schiedsrichter Moriearty einerseits von der potentiellen preemption des MASSACHUSETTS ARBITRATION ACT, der eine ausdrückliche Befugnis zur Verbindung von Schiedsverfahren vorsieht. Er bezieht sich dabei aber wohl mehr auf die vom Gesetz getroffene Zuständigkeitsverteilung als auf die generelle Vereinbarkeit von class arbitration und FAA. 304 Sutter, M.D. v. United Health Care Ins. Co., AAA Class Arb. Docket (2007). 305 Benson v. CSA-Credit Solutions of America, Inc., AAA Class Arb. Docket (2010); Jock v. Sterling Jewelers, Inc. AAA Class Arb. Docket (2010); Carroll v. CMH Manufacturing, Inc., AAA Class Arb. Docket (2010); Talley v. West County Motor Co., Inc. AAA Class Arb. Docket (2009); Segal v. Sirius XM Radio, Inc., AAA Class Arb. Docket (2009); Bess v. DirecTV, Inc. AAA Class Arb. Docket (2009); Higby v. San Diego County Construction Laborers' Pension Plan, AAA Class Arb. Docket (2009); McCague v. Corinthian Colleges, Inc., AAA Class Arb. Docket (2009); Travis v. Rhodes Colleges, Inc., AAA Class Arb. Docket (2009); Derek v. Southern Linc Communications Servs., AAA Class Arb. Docket (2009); Hill v. iMergent, Inc., AAA Class Arb. Docket (2009); Kirsh v. Finova Group, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008); Lichter v. Alarm One, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008); XM Satellite Radio, Inc. v. Enderlin, AAA Class Arb. Docket (2008); Passow v. The Smith & Wollensky Restaurant Group, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008); Garza v. Palm Harbor Homes, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008); Dealer Computer Servs. v. Randall Ford, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008); Terrapin Express, Inc. v. Airborne, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008); Adame v. Fleetwood Enterprises, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008); Flaxman v. Terminix, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008); Walters v. Palm Harbor Homes, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008); Morton v. Championcomm.Net of Tuscaloosa, Inc., AAA Class Arb. Docket (2007); Fox Valley Ford v. Dealer Computer Servs., Inc., AAA Class Arb. Docket (2007); Hausner, M.D. v. United Healthcare of Texas, Inc., AAA Class Arb. Docket (2007); Maslo v. Oak Pointe Country Club, Inc., AAA Class Arb. Docket (2007); Harvard College v. JSC Surgutneftegaz, AAA Class Arb. Docket (2007); Parham v. Am. Bankers Ins. Co. of Florida, AAA Class Arb. Docket (2007); Hlas v. Menard, Inc., AAA
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Lediglich das Minderheitenvotum von Schiedsrichter CHERNIK in Cable Connection, Inc. v. DirecTV, Inc.306 bestritt auch nach dem Supreme Court-Urteil die Vereinbarkeit von class arbitration und FAA. Zur Begründung führte der Schiedsrichter an, dass nach dem Schiedsverfahrensrecht von Kalifornien aufgrund von CAL. C IV. P ROC. CODE § 1281.3 das zuständige Gericht überhaupt keine Analyse der Schiedsvereinbarung vornehme n müsse, da völlig unerheblich sei, was die Parteien vereinbart haben. Diese Kompetenzzuweisung verstoße aber gegen das Primat einer schiedsvertraglichen Legitimation. 307 Dabei legt CHERNIK aber zumindest bei schweigenden Schiedsvereinbarungen dem FAA die
Class Arb. Docket (2007); Hearthside Restaurant, Inc. v. Qwest Dex, Inc., AAA Class Arb. Docket (2007); Stokes v. AWSM Technology, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2007); Crawford v. Labor Ready Northwest, Inc., AAA Class Arb. Docket (2007); Nichols v. Fanfare Media Works, Inc., AAA Class Arb. Docket (2007); Hernandez v. TeleTech Government Solutions, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2007); Champion Ford Lincoln Mercury, Inc. v. Dealer Computer Servs., Inc., AAA Class Arb. Docket (2007); Armstrong v. Ameriquest Mortgage Co., AAA Class Arb. Docket (2007); Orea v. Tavistock Restaurants, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2007); Fannan v. Technisource, Inc., AAA Class Arb. Docket (2007); Associated Pathology Consultants, S.C. v. United Healthcare of Illionois, Inc. AAA Class Arb. Docket (2006); Zacharias v. Cypress Communications, Inc., AAA Class Arb. Docket (2006); Tomeldon Co., Inc. v. Medco Health Solutions, Inc., AAA Class Arb. Docket (2006); Dub Herring Ford, Inc. v. Dealer Computer Servs., Inc., AAA Class Arb. Docket (2006); Weller v. Sprint Communications, L.P., AAA Class Arb. Docket (2006); Salcedo v. Cintas Corp., AAA Class Arb. Docket (2006); Krastel v. TES Franchising, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2006); Jost v. Sizzler USA Restaurants, Inc., AAA Class Arb. Docket (2006); Johnson v. Morton's Restaurant Group, Inc., AAA Class Arb. Docket (2006); Celski v. GMRI, Inc., AAA Class Arb. Docket (2006); Bryant v. Joel Antunes, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2006); Hoffman v. Anderson, L.L.P., AAA Class Arb. Docket (2006); Ali v. Morton's of Chicago/Sacramento, Inc., AAA Class Arb. Docket (2006); Scher, M.D. v. Oxford Health Plans, Inc., AAA Class Arb. Docket (2006); Harris v. TeleTech Holdings, Inc. AAA Class Arb. Docket (2005); Groves v. Hemet Manufacturing Co., Inc., AAA Class Arb. Docket (2005); Jones v. Credit Management Corp., AAA Class Arb. Docket (2005); Addleman v. The Ryland Group, Inc., AAA Class Arb. Docket (2005); Petsch v. Orkin Exterminating Co., AAA Class Arb. Docket (2005); Fortuna v. Snap-on Tools Co., L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2005); Medina v. GMRI, Inc., AAA Class Arb. Docket (2005); Anderson v. Check 'N Go of California, Inc. AAA Class Arb. Docket (2005); Hobby v. Snap-on Tools Co., L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2005); Awe v. I&M Rail Link, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2005); Levitt v. Lipper Holding, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2005); Barton v. Cottage Homesteads of America, Inc., AAA Class Arb. Docket (2005); Allen v. Sport and Fitness Clubs of America, Inc., AAA Class Arb. Docket (2005); Garrett v. Rollins, Inc., AAA Class Arb. Docket (2005); Cable Connection, Inc. v. DirecTV, Inc., AAA Class Arb. Docket (2005); Beazury v. Arbor Homes, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2005); Rhodes Colleges, Inc. v. Satz, AAA Class Arb. Docket (2005); Budner v. Wellness Int. Network, Ltd. et al. AAA Class Arb. Docket (2004); Milstein v. Protection One Alarm Servs., Inc., AAA Class Arb. Docket (2004). 306 Cable Connection, Inc. v. DirecTV, Inc., AAA Class Arb. Docket (2005). 307 Ebenso Hightower v. United Healthcare of Louisiana, Inc., AAA Class Arb. Docket (2009).
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Prämisse einer inkludierten negativen Auslegungsregel zugrunde. Gegen diese Sichtweise sprechen im Lichte der Bazzle-Entscheidung aber gerade die obengenannten Argumente. 308
Trotz dieser abweichenden Entscheidungen muss die Kompatibilität von class arbitration und FAA zumindest innerhalb der schiedsrichterlichen Praxis der AAA im Anschluss an das Bazzle-Urteil als vorherrschend bezeichnet werden.309 IV. Zur Bindungswirkung der Bazzle-Entscheidung Die Bindungswirkung der Bazzle-Entscheidung wird teilweise bezweifelt.310 Um die präjudizielle Wirkung einer gerichtlichen Entscheidung des Supreme Court zu erreichen, bedarf es der Zustimmung mindestens fünf der neun Bundesrichter. 311 Dabei erwächst nicht nur der Tenor einer Entscheidung in Rechtskraft, auch e inzelne rechtliche Prinzipien sind der präjudiziellen Wirkung fähig, soweit sie sich auf die Mehrheit der Voten der obersten Bundesrichter stützen können. 312 Die Entscheidungen des Supreme Court werden auf den kleinsten gemeinsamen Nenner bei der Suche nach einem verbindlichen rechtlichen Prinzip reduziert (Marks Rule).313 Stützt sich die Entscheidung daher auf unterschiedliche Begründungen, kann es an einer Verbindlichkeit für nachfolgende Gerichte fehlen.
Das Mehrheitsvotum fand durch vier Richter Unterstützung, ein Richter stimmte lediglich dem Ergebnis zu.314 Der abweichenden Meinung schlossen sich drei Richter an. Ein Mitglied des Gerichts verwies lediglich darauf,
308
Ein anderes Ergebnis mag man im Hinblick auf ausdrückliche Ausschlussklauseln vertreten. Dazu unten Kapitel 3 § 2, S. 241 ff. 309 Eine anschauliche Analyse der Bazzle-Entscheidung unter Anwendung verschiedener zur preemption vertretenen Theorien bietet DRAHOZAL, 79 Ind. L.J. (2004), 393. 310 Employers Ins. Co. of Wausau v. Century Indemnity Co., 443 F.3d 573, 579 f. (7th Cir. 2006); KILBY, 59 U. Miami L. Rev. (2005), 413, 429; SZALAI, 41 Cal. W.L. Rev. (2004), 1, 25 ff.; W ILSON, 23 Q.L.R. (2004), 737, 790. 311 Die Anzahl der obersten Richter wurde 1869 durch den J UDICIARY ACT of 1869 auf neun festgesetzt, 16 Stat. 44. 312 „When a fragmented Court decides a case and no single rationale explaining the result enjoys the assent of five Justices, ‘the holding of the Court may be viewed as that position taken by those Members who concurred in the judgments on the narrowest grounds […]’” Marks v. United States, 488 U.S. 188, 193 (1977). 313 SZALAI, 41 Cal. W.L. Rev. (2004), 1, 24. 314 JUSTICE STEVENS gelangte zu dem Ergebnis, dass die Parteien die Frage der Kompetenz hinsichtlich der Zulässigkeit der class arbitration dem Obersten Gericht nicht zur Entscheidung vorgelegt haben. Allerdings empfand er das Urteil des Supreme Court of South Carolina im Ergebnis als zutreffend, Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444, 455 (2003).
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Kapitel 3: Dogmatik der Class Arbitration
dass nach seiner Ansicht der FAA schon keine Anwendung in einzelstaatlichen Gerichten finde.315 Unter Anwendung der Marks Rule gelangte der United States Court of Appeals the Seventh Circuit in Employers Ins. Co. of Wasau v. Century Indemnity Co. 316 zu dem Schluss, dass sich die Entscheidung des Supreme Court hinsichtlich der Zuständigkeit nicht auf die Unterstützung der notwendigen fünf Richter berufen könne. Zwar habe JUSTICE STEVENS dem Mehrheitsvotum im Ergebnis zugestimmt, allerdings weiche er in seiner Begründung ab. So sei er der Auffassung gewesen, die Parteien hätten die Frage der Zuständigkeit dem Gericht überhaupt nicht zur Entscheidung vorgelegt. 317 Deswegen sei nach Ansicht des Berufungsgerichts die für eine Präjudizwirkung notwendige Stimmenanzahl nicht erreicht worden. 318 Pikanterweise war der United States Court of Appeals for the Fifth Circuit zuvor zum gegenteiligen Ergebnis gelangt. 319 Nach Verständnis dieses Gerichts war J USTICE STEVENS zwar der Auffassung, die vom Supreme Court beantwortete Frage habe gar nicht der gerichtlichen Klärung bedurft, allerdings habe auch STEVENS in seinem Sondervotum den Schiedsrichter als zuständigen Entscheidungsträger identifiziert. 320 Da aber nun der Supreme Court of South Carolina die Zulässigkeit der class arbitration nach Ansicht des Bundesrichters korrekt entschieden habe und sich die Parteien daran weiter nicht störten und die Frage dem Gericht auch nicht zur Entscheidung vorlegten, habe JUSTICE STEVENS keinen Grund gesehen, die Entscheidung des Supreme Court of South Carolina aufzuheben und den Rechtsstreit an den Schiedsrichter zurückzuverweisen. Obwohl der Bundesrichter lediglich im Ergebnis der Entscheidung zustimme, scheine er die Auffassung des Gerichts hinsichtlich der Zuständigkeit dennoch zu teilen.321 315
JUSTICE T HOMAS, Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444, 460 (2003). Employers Ins. Co. of Wausau v. Century Indemnity Co., 443 F.3d 573 (7th Cir. 2006). 317 Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444, 455 (2003). 318 Trotz der Anzweiflung der Bindungswirkung ordnete letztlich auch der United States Court of Appeals for the Seventh Circuit die Frage nach der Zulässigkeit der class arbitration, wie das Mehrheitsvotum in Bazzle auch, als Bestandteil der procedural arbitrability ein, Employers Ins. Co. of Wausau v. Century Indemnity Co., 443 F.3d 573, 581 (7th Cir. 2006). 319 Pedcor Management Co., Inc. v. Nations Personnel of Texas, Inc., 343 F.3d 355, 358 f. (5th Cir. 2003). 320 Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444, 455 (2003): „Arguably the interpretation of the parties' agreement should have been made in the first instance by the arbitrator, rather than the court.” 321 Gegenläufige Ansichten ziehen aus der Verwendung des Begriffes „arguably“ den Schluss, J USTICE STEVENS habe tunlichst vermeiden wollen sich hinsichtlich dieses Punktes festzulegen, SZALAI, 41 Cal. W.L. Rev. (2004), 1, 25 f. Zweifeln kann man ob dieses 316
§ 2 Class Arbitration trotz ausdrücklicher Exklusion?
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Die weitaus meisten Gerichte und Schiedsrichter haben die Bindungswirkung der Bazzle-Entscheidung hingegen nicht ansatzweise in Frage gestellt.322
§ 2 Class Arbitration trotz ausdrücklicher Exklusion? § 2 Class Arbitration trotz ausdrücklicher Exklusion?
Das Bazzle-Urteil wird zu Recht als Meilenstein in der Geschichte des U.S.-amerikanischen Schiedsverfahrensrechts gewertet. Zwar hat die Entscheidung aufgrund ihrer Unvollständigkeit eine Vielzahl potentieller Probleme heraufbeschworen, dennoch muss unumwunden zugegeben werden, dass im Anschluss an die Entscheidung ein enormer Bedeutungsgewinn des Verfahrenstypus der class arbitration stattgefunden hat. Der plötzlichen Wiedergeburt könnte allerdings ein ebenso prompter Niedergang folgen. Bereits JUSTICE STEVENS wies in der mündlichen Verhandlung zu Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle darauf hin, dass sich die Bedeutung schweigender Schiedsklauseln in Zukunft wahrscheinlich beträchtlich vermindern werde. Die Unternehmen als Verfasser der Schiedsklauseln müssten schlicht dazu übergehen, die bestehenden Zweifel hinsichtlich der Zulässigkeit der class arbitration zu ihren Gunsten auszuräumen. Dies könnten sie einfach erreichen, indem sie die Schiedsklauseln schlicht um einen ausdrücklichen Ausschluss der class arbitration erweiterten. 323 Die BazzleEntscheidung hatte damit in einer weiteren Hinsicht Signalwirkung. Das praktische Vorkommen ausdrücklicher Exklusionsklauseln324 stieg sprungArguments insbesondere aufgrund der Tatsache, dass J USTICE STEVENS den Punkt nicht einmal hätte ansprechen müssen, da er ja der Auffassung war, dass die von der Mehrheit entschiedene Frage nicht zur Entscheidung vorgelegen habe. 322 Vaughn v. Leeds, Morelli & Brown, 315 Fed. Appx. 327 (2nd Cir. 2009); Skirchak v. Dynamics Research Cop., 508 F.3d 49 (1st Cir 2007); Redman Home Builders Co. v. Lewis, 513 F.Supp.2d 1299 (S.D. Ala. 2007); Gipson v. Cross Country Bank, 354 F.Supp.2d 1278 (M.D. Ala. 2005); Johnson v. Long John Silver's Restaurants, Inc., 320 F.Supp.2d 656 (M.D. Tenn. 2004); Walker v. Ryan's Family Steak Houses, Inc., 289 F.Supp.2d 916 (M.D. Tenn. 2003); Brennan v. ACE INA Holdings, Inc., 2002 WL 1804918 (E.D. Pa. 2002); In re Wood, 140 S.W.3d 367 (Tex. 2004); Flynn v. Labor Ready, Inc., 775 N.Y.S.2d 357 (App. Div. 2004); Yuen v. Superior Court of Los Angeles County, 121 Cal. App.4th 1133 (2004); Bess v. DirecTV, Inc.,, 815 N.E.2d 455 (Ill. App. Ct. 2004); Garcia v. DirecTV, Inc., 115 Cal. App.4th 297 (2004); Adame v. Fleetwood Enterprises, Inc., AAA Class Arb. Docket, 7 (2008). Ablehnend, SZALAI, 41 Cal. W.L. Rev. (2004), 1. Im Lichte der Stolt-Entscheidung siehe unten Kapitel 4 § 1 B, S. 326 ff. 323 „May I ask this, if you have another moment: Does this case have any future significance, because isn't it fairly clear that all the arbitration agreements in the future will prohibit class actions?” J USTICE STEVENS stellte diese Frage im Rahmen der mündlichen Verhandlung. 324 Zur Begriffsbildung sogleich, S. 243.
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haft an, als die ersten Schiedsrichter begannen, schweigende Schiedsklauseln zuungunsten der zumeist unternehmerischen Ersteller und Verwender auszulegen und Schiedsverfahren auf Gruppenbasis zuzulassen. 325 Ein eindeutig prohibitiver Wortlaut, so hofften die Unternehmen zumindest, schließe die Möglichkeit eines gruppenweisen Vorgehens endgültig aus.326 Vor dem Hintergrund der damaligen Rechtslage ist dieses Vorgehen die logische Konsequenz. Durch die Verwendung eines eindeutigen Wortlauts kann die Gefahr, sich als Beklagter eines Gruppenschiedsverfahrens wiederzufinden, erheblich vermindert werden. Das gilt zumindest hinsichtlich der schiedsvertraglichen Legitimation der class arbitra tion.
Wenn es allerdings um den Schutz von Verbrauchern, Arbeitnehmern oder der schwächeren Partei im Generellen geht, sollte der Enthusiasmus mancher U.S.-amerikanischen Gerichte 327 nicht außer Betracht gelassen werden.328 Verschiedene einzel- und bundesstaatliche Gerichte haben im Folgenden Ausschlussklauseln immer wieder die Durchsetzung versagt und diese für unwirksam erklärt. Relevant ist zunächst, mit welcher Begründung den Ausschlussklauseln die Wirksamkeit versagt werden kann. Eine generelle Invalidierung der Schiedsklauseln in toto aufgrund der stillschweigenden Exklusion der class action wurde von der U.S.-amerikanischen Rechtsprechung vor dem Hintergrund der einschlägigen Judikate des U.S Supreme Court nur zögerlich in Erwägung gezogen. Diese Tendenz scheint im Hinblick auf die Beurteilung der Wirksamkeit von ausdrückli325
R ICE, 45 Hous. L. Rev. (2008), 215, 224. Ausdrückliche Ausschlussklauseln fanden allerdings bereits auch schon vor der Bazzle-Entscheidung Anwendung, vgl. Snowden v. Checkpoint Check Cashing, 290 F.3d 631 (4th Cir. 2002). 326 So ganz ausdrücklich KENNEDY/APPLEBY, 23-FALL Franchise L.J. (2003), 84, 86. Siehe auch BLANKLEY, 65 Ohio St. L.J. (2004), 697, 707; GILLES, 104 Mich. L. Rev. (2005), 373, 398 f.; KREHER/ROBERTSON, 9 Harv. Negot. L. Rev. (2004), 409; NELSON, 1472 P.L.I. (2005), 307, 318; STERNLIGHT, 42 Wm. & Mary L. Rev. (2000), 1, 90 f.; W ILSON, 23 Q.L.R. (2004), 737, 777. Dennoch werden auch die im Bezug auf schweigende Schiedsvereinbarungen gemachten Ausführungen ihre grundsätzliche Bedeutung behalten, da zumindest noch ein Großteil von prä-Bazzle-Schiedsklauseln keine ausdrückliche Erwähnung der class arbitration beinhalten dürfte, NELSON, 1472 P.L.I. (2005), 307, 318; WEIDEMAIER, 49 Ariz. L. Rev. (2007), 69, 85. 327 Die in den Vereinigten Staaten vorherrschende Ansicht dürfte von einer gericht lichen Zuständigkeit für die Beurteilung der Wirksamkeit der Ausschlussklauseln ausgehen, vgl. Kapitel 3 § 2 C, S. 281. 328 Speziell für die untergerichtliche Tendenz, die unconscionability als Korrektiv zur Rechtsprechung des Supreme Court zu verwenden, STEMPEL, 19 Ohio St. J. Disp. Res. (2004), 757. Auch oben S. 114, Fn. 324. Allgemein zum Gesagten FRIEDMAN, 79 Fordham L. Review (2011), 2035, 2035 ff.; LAMPLEY, 18 Cornell J.L. & Pub. Pol'y (2009), 477; P ARK, 11 Int. A.L.R. (2008), 33, 35.
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chen Ausschlussklauseln aufzuweichen.329 Die Behandlung solcher „class arbitration waiver“ ist sowohl innerhalb der einzel- als auch der bundesstaatlichen Gerichte weitgehend uneinheitlich und auch im Schrifttum herrscht bislang keine klare Linie. 330 Um eine nachfolgende Darstellung der vertretenen Positionen zu ermöglichen, ist zunächst die Schaffung begrifflicher Klarheit notwendig. A. Terminologie Eine nähere Untersuchung der Begrifflichkeiten ist schon deswegen lohnenswert, weil in den Vereinigten Staaten selbst keine einheitliche Terminologie für den Begriff der Ausschlussklausel existiert. Typische Ausschlussklauseln lauten: „[…] both you and the Company forgo and waive any right to join or consolidate claims in arbitration with others or to make claims in arbitration as a representative or as a member of a class or in a private attorney general capacity […]”331 „Any claim arising out of or relating to the Product shall be settled by binding arbitra tion in accordance with the commercial arbitration rules of the American Arbitration Association on an individual basis not consolidated with any other claim.” 332 „You will not be able to bring a class action or other representative action in court such as that in the form of a private attorney general action, nor will you be able to bring any claim in arbitration as a class action or other representative action.” 333
Der Ausschluss eines Gruppenverfahrens wird dabei sowohl als „class action waiver“334 als auch als „class arbitration waiver“335 bezeichnet. Beide Begriffe sollten sorgsam auseinandergehalten werden, was aber leider nicht immer geschieht. 336 Obwohl der Wortlaut des class action waiver sich zunächst nur auf gerichtliche Verfahren zu beziehen scheint, wird in der Regel aber damit vor allem der Ausschluss eines class arbitration-Ver329 LAMPLEY, 18 Cornell J.L. & Pub. Pol'y (2009), 477, 477; S TEMPEL, 19 Ohio St. J. Disp. Res. (2004), 757, 764. 330 Zur Bedeutung der Entscheidung in AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion, 131 S. Ct. 1740 (2011) siehe unten Kapitel 4 § 2, S. 339 ff. 331 Franco v. Athens Disposal Co., Inc., 171 Cal. App.4th 1277, 1284 (2009). 332 Gay v. CreditInform, Inc., 511 F.3d 369 (3rd Cir. 2007). 333 Cicle v. Chase Bank USA, 583 F.3d 549, 511 f. (8th Cir. 2009). 334 In re Am. Express Merchants' Litigation, 554 F.3d 300, 302 (2nd Cir. 2009); Skirchak v. Dynamics Research Cop., 508 F.3d 49 (1st Cir 2007); King v. Advance America, Cash Advance Centers, Inc., 2011 WL 681070 (3rd Cir. 2011); GLOVER , 59 Vand. L. Rev (2006), 1735, 1745. 335 Homa v. Am. Express Co., 2010 WL 4116481 (D.N.J. 2010); Gentry v. Superior Court of Los Angeles, 42 Cal.4th 443 (2007); Gentry v. Superior Court of Los Angeles, 42 Cal.4th 443, 450 f. (2007); Sanchez v. Western Pizza Enters., Inc., 90 Cal. Rptr.3d 818 (Ct. App. 2009); Franco v. Athens Disposal Co., Inc., 171 Cal. App.4th 1277 (2009). 336 OEHMKE, 28 CoA2d (2005), 203, 23.
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Kapitel 3: Dogmatik der Class Arbitration
fahrens bezweckt sein. Oftmals wird es nämlich näherliegen, lediglich vom beabsichtigten Ausschluss der class arbitration auszugehen. Den Zugang zum gerichtlichen Verfahren der class action verhindert ja bereits die Schiedsvereinbarung. 337 Genaugenommen ist daher die Schiedsklausel selbst class action waiver, ohne dass es eines weiteren expliziten Ausschlusses bedürfte. 338 Wie bereits oben gezeigt, 339 ist nämlich das Fehlen des class action-Rechtsbehelfs an sich noch kein Grund, der Schiedsklausel per se die Wirksamkeit zu versagen. 340 Auch die Qualifikation des class action-Verfahrens als subjektives Recht überzeugt nicht. 341 Insofern kann also auch in diesem Hinblick nicht von der Notwendigkeit eines gesonderten Ausschlusses der class action neben der Schiedsklausel ausgegangen werden. 342 Dennoch werden aber sogar class action und class arbitration waiver miteinander kombiniert. 343 Aufgrund des Bestrebens der Unternehmen, einen möglichst umfassenden Ausschluss eines Gruppenverfahrens, sei es schieds- oder staatsgerichtlicher Natur, zu erreichen, ist die weite Fassung der Klausel zumindest verständlich.344 Diese Notwendigkeit zeigt auch das Schiedsverfahren in Jones v. Credit Management Corp.345 Die dortige Schiedsklausel untersagte Jones lediglich die Teilnahme an einem 337 Vgl. § 3 FAA. So auch YONGDAN, 31 Whittier L. Rev. (2010), 665, 701 f., der aber beide Begriffe teilweise synonym verwendet. 338 Kristian v. Comcast Corp., 446 F.3d 25, 54 (1st Cir. 2006); Snowden v. Checkpoint Check Cashing, 290 F.3d 631, 638 (4th Cir. 2002); Kinkel v. Cingular Wireless L.L.C., 857 N.E.2d 250, 263 (Ill. 2006); Parrish v. Cingular Wireless, L.L.C., 28 Cal. Rptr.3d 802, 809 (Ct. App. 2005); HIGGINBOTHAM , 58 Duke L.J. (2008), 103, 121. 339 Vgl. oben, S. 125. 340 Gilmer v. Interstate/Johnson Lane Corp., 500 U.S. 20, 32 (1991). 341 Siehe oben S. 177 ff. 342 So folgen der Unterscheidung nach class action und class arbitration wai ver insbesondere der Supreme Court of California und der Supreme Court of New Jersey, Discover Bank v. Superior Court of Los Angeles, 36 Cal.4th 148, 165 f. (2005); Muhammad v. County Bank of Rehoboth Beach, Del., 912 A.2d 88, 93 (N.J. 2006). 343 Kaneff v. Delaware Title Loans, Inc, 587 F.3d 616, 620, Fn. 4 (3rd Cir 2009): „B Y AGREEING TO ARBITRATE DISPUTES ; B ORROWER WAIVES ANY RIGHT B ORROWER MAY OTHERWISE HAVE HAD TO LITIGATE CLAIMS THROUGH A COURT OR TO HAVE A JURY TRIAL: FURTHER, UNLESS A CLAIM IS ALREADY CERTIFIED BEFORE THE DATE OF THIS AGREEMENT; B ORROWER HEREBY AGRESS B ORROWER MAY NOT PARTICIPATE IN A CLASS ACTION OR A CLASS -WIDE ARBITRATION ; EITHER AS A REPRESENTATIVE OR MEMBER OF ANY CLASS OR CLAIMANTS PERTAINING TO SUCH CLAIM AND B ORROWER HEREBY EXPRESSLY WAIVES B ORROWER ’S RIGHT TO JOIN OR REPRESENT SUCH A CLASS .” [Hervorh. d. Verf., Druckschrift im Original]. Ebenso Pleasants v. Am. Express Co., 541 F.3d 853, 855 f. (8th Cir. 2008). 344 Kaneff v. Delaware Title Loans, Inc, 587 F.3d 616 (3rd Cir 2009). 345 Jones v. Credit Management Corp., AAA Class Arb. Docket (2005): „Any dispute between us that cannot be amicably resolved, and all claims or controversies arising out of this Agreement, shall be settled solely and exclusively by binding arbitration in the
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„class action lawsuit“. Hieraus schloss der Schiedsrichter, dass die Bestimmung einem class arbitration-Verfahren nicht im Wege stehe, da sie sich ausweislich ihres eindeutigen Wortlauts nur auf gerichtliche Verfahren beziehe.346 Dieses Ergebnis mag aufgrund der die staatliche Gerichtsbarkeit derogierende Wirkung der Schiedsvereinbarung durchaus erstaunen. 347 Letztlich kann die Entscheidung aber, insbesondere im Rahmen von Verbraucherverträgen, auch als Indiz für den Schutz der unterlegenen Partei durch allgemeine Grundsätze wie die Auslegung contra proferentem gewertet werden.
Trotz der nicht vollständigen inhaltlichen Kongruenz von class action und class arbitration waiver muss sich nicht stets eine inhaltliche Divergenz ergeben. Teilweise werden die Begriffe auch synonym verwendet. Da der Gegenstand der vorliegenden Arbeit in erster Linie die class arbitration ist und zwecks Gewährleistung besserer Verständlichkeit, wird im Folgenden der engere Begriff des class arbitration waiver verwendet bzw. allgemein von Ausschluss- oder Exklusionsklausel gesprochen. B. Die Unwirksamkeit von Ausschlussklauseln Wenn die Unwirksamkeit ausdrücklicher Ausschlussklauseln ins Feld geführt wird, werden zumeist zwei Ansätze für deren Invalidierung herangezogen. Einerseits wird vorgebracht, die Verwendung der Ausschlussklauseln verhindere einen effektiven Rechtsschutz aufgrund des Verstoßes gegen zwingende Bestimmungen eines bundes- oder einzelstaatlichen Gesetzes (effective vindication of statutory rights). Aus diesem Grund müsse die Wirksamkeit derartiger ausdrücklicher Ausschlussklauseln verneint werden. Noch praxisrelevanter ist aber der Ansatz, class arbitration waiver für sittenwidrig zu erklären. Neu sind beide Herangehensweisen nicht, denn sie haben bereits Anwendung beim Versuch der Gerichte gefunden, einen Gegenpol zur extensiven Rechtsprechung des Obersten Gerichtshofes der Vereinigten Staaten im Hinblick auf die objektive Schiedsfähigkeit zu bilden.348 Im Gegensatz zu früher liegt das Hauptaugenmerk bei der Begutachtung der Ausschlussklausel in der Regel aber nicht auf der Unwirksamkeit der kompletten Schiedsklausel und der Eröffnung eines staatlichen Gerichtsstands, sondern lediglich auf der Invalidierung der AusschlussklauCity of Columbia, Maryland, administered by, and under the Commercial Arbitration Rules then prevailing of, the American Arbitration Association ( it being expressly acknowledged that you will not participate in any class action lawsuit in connection wi th any such dispute, claim or controversy, either as a representative plaintiff or as a member of a putative class), and judgment upon the award rendered by the arbitrator(s) may be entered and enforced in any court of competent jurisdiction.” [Hervorh. d. Verf.]. Vgl. auch hierzu auch Muhammad v. County Bank of Rehoboth Beach, Del., 912 A.2d 88 (N.J. 2006). 346 Hierzu auch KAPLINSKY/LEVIN, 62 Bus. Law. (2007), 703, 710. 347 Ebenso Hoffman v. Anderson, L.L.P., AAA Class Arb. Docket (2006). 348 Vgl. hierzu insofern schon oben S. 117.
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sel.349 Der Gehalt des gerichtlichen Eingriffs in die Struktur der Schiedsvereinbarung erhält hierdurch eine gänzlich neue Dimension. Versuchten die Gerichte zunächst, den Schutz vor Schiedsklauseln durch deren gänzliche Unwirksamkeit und die Eröffnung eines staatlichen Forums zu erreichen – was aber insbesondere aufgrund der höchstgerichtlichen Rechtsprechung in Bezug auf die Gleichwertigkeit des Schiedsverfahrens erheblichen Bedenken begegnete – liegt nunmehr das Augenmerk auf dem subtileren Ansatz, den Inhalt der Schiedsvereinbarung zugunsten der schwächeren Partei, also vor allem durch die Eröffnung der Möglichkeit einer class arbitration, zu beeinflussen. 350 Diese Vorgehensweise wirft neue Fragen und Probleme auf. Speziell aufgrund des FAA und des strikt positivistischen Ansatzes, Schiedsklauseln getreu ihres Wortlauts durchzusetzen, ist diese Praxis einer näheren Analyse zu unterziehen. I. Die Teilbarkeit der Schiedsklausel als Prämisse zur Invalidierung des Class Arbitration Waiver Lediglich die Ausschlussklausel ist in der Regel Gegenstand der gerichtlichen Invalidierungsbestrebungen. Nach deren Streichung steht nach Auffassung der Richter der Durchführung einer class arbitration nämlich nichts mehr im Wege: „Upon determining it would be proper to sever the class action waiver clause from the rest of the arbitration agreement, the trial court struck the class action waiver clause from the agreement, ordered plaintiff to arbitrate his claims individually, and left open the possibility that plaintiff may succeed in certifying an arbitration class under California law.”351
349
Allerdings beschränken sich nicht alle Gerichte ausschließlich auf die Elimi nierung der Exklusionsklauseln, ROTHE/W ULFF/COOPER, ADR Prac. Guide, § 15:9. Siehe dazu auch sogleich Kapitel 3 § 2 B I, S. 246 ff. 350 Vgl. hierzu insbesondere Allen v. Sport and Fitness Clubs of America, Inc., AAA Class Arb. Docket (2005). Nachdem das staatliche Gericht den Schiedsrichter hinsicht lich der Beurteilung der Ausschlussklausel für entscheidungskompetent erklärt hatte, be fand dieser die Ausschlussklausel für sittenwidrig und trennte diese von der restlichen Schiedsklausel. Danach bestand nach Auffassung des Schiedsrichters kein Hindernis mehr, das Verfahren als class arbitration durchzuführen. Vgl. auch Kinkel v. Cingular Wireless, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2007). Dort hatte allerdings der Supreme Court of Illinois die Ausschlussklausel für unwirksam befunden. 351 Discover Bank v. Superior Court of Los Angeles, 36 Cal.4th 148, 155 (2005). Ebenso Sanchez v. Western Pizza Enters., Inc., 90 Cal. Rptr.3d 818, 830, Fn. 5 (Ct. App. 2009); Allen v. Sport and Fitness Clubs of America, Inc., AAA Class Arb. Docket (2005). Natürlich gebührt die anschließende Entscheidung über die Durchführung des class arbi tration-Verfahrens dem Schiedsrichter, Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444 (2003).
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Eine Invalidierung der kompletten Schiedsklausel wäre im Regelfall nämlich dazu geeignet gewesen, Bedenken im Hinblick auf die positive bundesrechtliche Einstellung in Bezug auf die Schiedsgerichtsbarkeit hervorzurufen. 352 Neben dieser im Hinblick auf die konsensuale Struktur der Schiedsgerichtsbarkeit zumindest diskutablen Praxis, führt das aber zunächst zu der vorrangig zu beantwortenden Frage, ob und wann denn überhaupt die Ausschlussklausel von den übrigen Bestimmungen der Schiedsklausel getrennt werden kann. Die Teilbarkeit einer Schiedsklausel bereitet zumeist dann keine Schwierigkeiten, wenn hierzu ausdrückliche Bestimmungen vorgesehen sind. Die Gerichte werden in der Regel einer solchen Vereinbarung folgen. Sieht die Schiedsklausel daher ausdrücklich die Gesamtnichtigkeit bei Unwirksamkeit einer ihrer Bestimmungen vor, so kann davon ausgegangen werden, dass das Gericht diese Entscheidung respektieren wird. 353 Das gilt sogar für den Fall einer allgemeinen salvatorischen Klausel im Vertragswerk.354 Beinhaltet die Schiedsklausel hingegen keine ausdrückliche Regelung für den Fall der Unwirksamkeit einer ihrer Bestimmungen, so kann das Gericht die unwirksame Bestimmung abtrennen oder die ganze Schiedsklausel für unwirksam erklären. Für welche Variante sich das Gericht entscheidet, ist letztlich eine Frage der Vertragsauslegung. 355 Damit gilt für die Beurteilung in erster Linie einzelstaatliches Vertragsrecht. 356 Verschiedentlich wird vertreten, dass eine komplette Invalidierung nur nachrangig in Betracht komme, wenn die Schiedsvereinbarung gänzlich 352
Kinkel v. Cingular Wireless L.L.C., 857 N.E.2d 250, 277 f. (Ill. 2006). Chalk v. T-Mobile USA, Inc., 560 F.3d 1087, 1098 (9th Cir. 2009); Homa v. Am. Express Co., 558 F.3d 225, 234 (3rd Cir. 2009); Dale v. Comcast Corp., 498 F.3d 1216, 1219, 1224 (11th Cir. 2007); Shroyer v. New Cingular Wireless Servs., Inc., 498 F.3d 976, 986 f. (9th Cir. 2007); Picardi v. Ft Automotive III, L.L.C., 251 P.3d 723 (Nev. 2011); Scott v. Cingular Wireless, 161 P.3d 1000 (Wash. 2007); Cohen v. DirecTV, Inc., 142 Cal. App.4th 1442, 1446 (2006); Wong v. T-Mobile USA, Inc., 2006 WL 2042512, 2 (E.D. Mich. 2006); Cohen v. DirecTV, Inc., 142 Cal. App.4th 1442, 1446 f. (2006). 354 Kinkel v. Cingular Wireless L.L.C., 857 N.E.2d 250, 276 ff. (Ill. 2006); Mandel v. Household Bank, 129 Cal. Rptr.2d 380, 386 (Ct. App. 2003). Das gilt selbstverständlich auch wenn der Verwender im Verlauf der Streitigkeit nichts mehr von der salvatorischen Klausel wissen will, Kristian v. Comcast Corp., 446 F.3d 25, 61 f. (1st Cir. 2006). 355 Sanchez v. Western Pizza Enters., Inc., 90 Cal. Rptr.3d 818, 838 (Ct. App. 2009). Zweifel hieran bestehen aber im Anschluss an die Entscheidung des Obersten Gerichtshofes der Vereinigten Staaten in Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758 (2010). Der Court of Appeals for the Second Circuit hielt aufgrund der Stolt-Entscheidung die komplette Schiedsklausel für unwirksam, da auch die Abtrennung der unwirksamen Ausschlussklausel nicht zur Durchführbarkeit der class arbitration geführt habe, Fensterstock v. Education Fin. Partners Corp., 611 F.3d 124, 13 ff. (2nd Cir. 2010). Ebenso Ruhl v. Lee's Summit Honda, 322 S.W.3d 136 (Mo. 2010). 356 Terminix Int'l Co., L.P. v. Palmer Ranch Ltd. Partnership, 432 F.3d 1327, 1331 (5th Cir. 2005). 353
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vom Unwirksamkeitsgrund durchsetzt und eine sinnvolle Durchführung des Schiedsverfahrens schlechterdings nicht mehr möglich sei.357 Bleiben danach nur unwesentliche Bestandteile, so dass das Gericht eine Lückenfüllung vornehmen müsse und im Wesentlichen die Stellung der Parteien einnehme, spreche dies für die Gesamtnichtigkeit der Vereinbarung.358 Die Teilnichtigkeit verfolgt regelmäßig zwei Ziele. Einerseits soll eine unangebrachte Bevor- bzw. Benachteiligung einer der Parteien vermieden werden, soweit die vertraglichen Leistungen bereits teilweise oder vollständig erbracht worden sind. Andererseits bezweckt man ganz generell die Aufrechterhaltung der vertraglichen Beziehung. 359 Das RESTATEMENT (SECOND) CONTRACTS beinhaltet sowohl Bestimmungen zur Teilnichtigkeit aufgrund Verstoßes gegen zwingende Vorschriften als auch in Bezug auf die unconscionability. § 184 sieht danach im Falle eines Verstoßes gegen zwingende Vorschriften vor, dass zugunsten der Partei, die für den Verstoß nicht verantwortlich ist, die restlichen vertraglichen Vereinbarungen durchgesetzt werden können, soweit nicht die ungültige Bestimmung ein wesentlicher Bestandteil der Vereinbarung ist. 360 § 208 gewährt dem Gericht im Falle einer sittenwidrigen Bestimmung Ermessen hinsichtlich der Frage, ob es dem ganzen Vertrag die Durchsetzung verwehrt oder nur die gegenständliche Regelung abtrennt, um ein unerwünschtes Ergebnis zu verhindern.361 Verschiedene einzelstaatliche Gesetzgeber sind diesem Vorbild gefolgt.362 357 Kinkel v. Cingular Wireless L.L.C., 857 N.E.2d 250, 277 (Ill. 2006); Armendariz v. Foundation Health Psychare Servs., Inc., 24 Cal.4th 83, 124 f. (2000); Sanchez v. Western Pizza Enters., Inc., 90 Cal. Rptr.3d 818, 838 f. (Ct. App. 2009). 358 Booker v. Robert Half Int'l, Inc., 413 F.3d 77, 84 f. (D.C. Cir. 2005). Das Gericht hielt obiter dictum fest, dass nach seinem Dafürhalten bei Fehlen einer salvatorischen Klausel vieles für die Gesamtnichtigkeit der Schiedsvereinbarung spreche. Zur gegenläufigen Auffassung sogleich. 359 Bridge Fund Capital Corp. v. Fastbucks Franchise Corp., 622 F.3d 996, 1005 f. (9th Cir. 2010); Armendariz v. Foundation Health Psychare Servs., Inc., 24 Cal.4th 83, 123 f. (2000). 360 „RESTATEMENT (SECOND) CONTRACTS § 184 W HEN REST OF AGREEMENT IS ENFORCEABLE (1) If less than all of an agreement is unenforceable under the rule stated in § 178, a court may nevertheless enforce the rest of the agreement in favor of a party who did not engage in serious misconduct if the performance as to which the agreement is unenforceable is not an essential part of the agreed exchange. (2) A court may treat only part of a term as unenforceable under the rule state in Subsection (1) if the party who seeks to enforce the term obtained it in good faith and i n accordance with reasonable standards of fair dealing.” 361 „RESTATEMENT (SECOND) CONTRACTS § 208 UNCONSCIONABLE CONTRACT OR TERM If a contract or term thereof is unconscionable at the time the contract is made a court may refuse to enforce the contract, or may enforce the remainder of the contract without
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Einmal mehr hat Kalifornien nicht nur als Geburtsort der class arbitration, sondern auch im Rahmen der Beurteilung bzw. Invalidierung von Ausschlussklauseln die Vorreiterrolle eingenommen. Folglich ist die kalifornische Rechtsprechung gerade auch ergiebig im Hinblick auf die Teilnichtigkeit der Schiedsvereinbarungen. Es besteht dort die generelle Tendenz, Teilbarkeit bei der Invalidierung eines class arbitration waiver anzunehmen.363 Sind aber neben dem class arbitration waiver noch andere Bestimmung unwirksam,364 sei es aufgrund Verstoßes gegen zwingende Vorschriften oder Sittenwidrigkeit, so wird das regelmäßig zur Unwirksamkeit der ganzen Schiedsklausel führen. 365 In einem solchen Fall liege nämlich the unconscionable term, or may so limit the application of any unconscionable term as to avoid any unconscionable result.” 362 Vgl. nur CAL C IV. CODE § 1670.5; OR. REV. STAT. § 72.3020. Im Rahmen allgemeiner Geschäftsbedingungen sieht auch nach deutschem Verständnis § 306 Abs. 1 BGB in Abweichung von § 139 BGB grundsätzlich die Aufrechterhaltung des übrigen Vertrages vor. Das dürfte bei der Verwendung allgemeiner Geschäftsbedingungen regelmäßig dem Interesse und dem Schutzbedürfnis der Kunden entsprechen, WOLF/LINDACHER / P FEIFFER /Lindacher/Hau, AGB-Recht, § 306, Rn. 1; ULMER /BRANDNER /HENSEN/Schmidt, AGB-Recht, § 306, Rn. 1. Auch hier ist die Teilbarkeit des Vertrages Voraussetzung, ULMER/BRANDNER /HENSEN/Schmidt, AGB-Recht, § 306, Rn. 10. Das setzt aber voraus, dass eine inhaltlich voneinander trennbare und aus sich heraus verständliche Regelung vorliegt, ULMER/BRANDNER/HENSEN/Schmidt, AGB-Recht, § 306, Rn. 12. Dabei muss darauf abgestellt werden, ob auch materiell eigenständige Regelungsgehalte vorliegen, ULMER/BRANDNER /HENSEN/Schmidt, AGB-Recht, § 306, Rn. 12. Nur in solchen Ausnahmefällen, in denen das Festhalten am Vertrag für eine der Parteien eine unzumutbare Härte darstellen würde, muss von der Unwirksamkeit des ganzen Vertrages nach § 306 Abs. 3 BGB ausgegangen werden. Als solche Härte reiche die bloße Kumulation verschiedener unwirksamer allgemeiner Geschäftsbedingungen nicht aus, da mit der durch § 306 Abs. 2 BGB vorgesehen Inklusion dispositiven Gesetzesrechts ein interessengerechter Ausgleich geschaffen werde, W OLF/LINDACHER /P FEIFFER /Lindacher/ Hau, AGB-Recht, § 306, Rn. 58; ULMER/BRANDNER /HENSEN/Schmidt, AGB-Recht, § 306, Rn. 45 m.w.N. 363 Gentry v. Superior Court of Los Angeles, 42 Cal.4th 443, 466 (2007); Indep. Ass'n of Mailbox Center Owners, Inc. v. Superior Court of San Diego County, 133 Cal. App.4th 396 (2005). Aus schiedsrichterlicher Sicht Allen v. Sport and Fitness Clubs of America, Inc., AAA Class Arb. Docket (2005). Aus jüngster Vergangenheit gegenläufig Omstead v. Dell, Inc, 594 F.3d 1081, 1087 (9th Cir. 2010); Kaltwasser v. Cingular Wireless LLC, 543 F.Supp.2d 1124 (N.D. Cal. 2008). 364 Herangezogen wurden u.a. die Verkürzung von Ausschlussfristen für die Geltendmachung von gegenseitigen Ansprüchen, der Vericht auf punitive damages, die einseitige Beschränkung der Möglichkeit auf einstweiligen Rechtsschutz oder die Festlegung des Schiedsortes, Bridge Fund Capital Corp. v. Fastbucks Franchise Corp., 622 F.3d 996, 1005 f. (9th Cir. 2010). 365 Ingle v. Circuit City Stores, Inc., 328 F.3d 1165, 1180 (9th Cir. 2003); Acorn v. Household Int'l, Inc., 211 F.Supp.2d 1160, 1174 (N.D. Cal. 2002); Franco v. Athens Disposal Co., Inc., 171 Cal. App.4th 1277, 1303 (2009); Armendariz v. Foundation Health Psychare Servs., Inc., 24 Cal.4th 83, 124 (2000).
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der Schluss nahe, dass der Verwender der Schiedsklausel nicht einfach nur eine andere Form der Streiterledigung vorsehen wollte, sondern dass hierdurch vielmehr ein für den Vertragspartner ungünstigeres Forum geschaffen werden sollte.366 Eine ähnliche Linie verfolgt auch der Supreme Court of New Jersey.367 Im Hinblick auf die konsensuale Struktur des Schiedsverfahrens und die Notwendigkeit einer schiedsvertraglichen Legitimation des Gruppenschiedsverfahrens scheint die kalifornische Praxis zweifelhaft, soweit sie von einer vollständigen Invalidierung der Schiedsvereinbarung Abstand nimmt und lediglich den class arbitration waiver für unwirksam befindet, um so die Möglichkeit eines Gruppenschiedsverfahrens zu eröffnen. 368 Hintergrund dieses scheinbar schiedsfreundlichen Vorgehens ist letztlich der Wunsch, sich nicht dem Verdacht einer schiedsrechtskritischen Einstellung ausgesetzt zu sehen, die in einem Spannungsfeld mit der durch den Supreme Court postulierten positiven bundesrechtlichen Einstellung zur Schiedsgerichtsbarkeit stünde.369 Der die Teilnichtigkeit der Schiedsvereinbarung bevorzugenden Ansicht ist dabei jedenfalls zugutezuhalten, dass sie eine Berücksichtigung der rechtlich missbilligten Regelung gänzlich ausschließt. Insofern ließe sich argumentieren, dass ein das Gruppenschiedsverfahren ausschließender gemeinsamer Parteiwille schlichtweg gänzlich unbeachtlich ist, so dass der nichtige Vertragsbestandteil auch bei der Auslegung der übrigen vertraglichen Bestimmungen keine Rolle mehr spielen darf. Eine Wiedereinführung des als rechtlich unzulässig erachteten Parteiwillens durch die Hintertür der Auslegung der Schiedsvereinbarung konterkarierte ja letztlich das erreichte Ergebnis. Zudem vermag diese Ansicht für sich zu beanspruchen, dass die Invalidierung der Schiedsklausel immer nur nachrangig erfolgen soll, wenn die Schiedsvereinbarung gänzlich vom Unwirksamkeitsgrund
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Bridge Fund Capital Corp. v. Fastbucks Franchise Corp., 622 F.3d 996, 1006 (9th Cir. 2010); Armendariz v. Foundation Health Psychare Servs., Inc., 24 Cal.4th 83, 124 (2000). 367 Muhammad v. County Bank of Rehoboth Beach, Del., 912 A.2d 88 (N.J. 2006). 368 Discover Bank v. Superior Court of Los Angeles, 36 Cal.4th 148, 155 (2005); Sanchez v. Western Pizza Enters., Inc., 90 Cal. Rptr.3d 818, 830, Fn. 5 (Ct. App. 2009); Allen v. Sport and Fitness Clubs of America, Inc., AAA Class Arb. Docket (2005). Natürlich gebührt die anschließende Entscheidung über die Durchführung des class arbitration-Verfahrens dem Schiedsrichter, Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444 (2003). 369 Kinkel v. Cingular Wireless L.L.C., 857 N.E.2d 250, 277 f. (Ill. 2006).
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durchsetzt ist, so dass eine sinnvolle Durchführung des Schiedsverfahrens schlechterdings nicht mehr möglich ist. 370 Andererseits hat der Supreme Court die konsensuale Grundstruktur des Schiedsverfahrens stets betont371 und der Parteiwille im Hinblick auf die Zulässigkeit des class arbitration-Verfahrens ist eindeutig: keine Schiedsverfahren auf Gruppenbasis. Wenn die Gerichte aber zunächst eine ihnen unliebsame Klausel beseitigen, um im Anschluss daran den Weg für ein class arbitration-Verfahren bereitet zu sehen, so lässt das nicht nur den maßgeblichen Parteiwillen außer Acht, sondern missachtet ihn sogar ganz bewusst. Vor dem Hintergrund der Bewertung des Parteiwillens als sittenwidrig oder unzulässig mag das nicht weiter kritisch zu beurteilen sein. Problematischer ist aber die durch das Vorgehen der staatlichen Gerichte gleichsam erfolgende Usurpation der privatautonomen Regelungsbefugnis der Parteien. Indem sie die Ausschlussklausel eliminieren, die übrige Schiedsklausel aber aufrechterhalten, erschaffen sie ein künstliches Konstrukt, das ganz eindeutig nicht vom Willen der Parteien umfasst ist. Es ist vor diesem Hintergrund überzeugender die Nichtigkeit der kompletten Schiedsklausel als Lösung zu wählen.372 Denn von der Teilnichtigkeit einer vertraglicher Bestimmungen soll insbesondere dann abgesehen werden, wenn sich die Gerichte im Wesentlichen zur vertraglichen Ergänzung der durch die Invalidierung entstandenen Lücken an die Stelle der Partei setzen müssten. Nichts anderes kann gelten, wenn sich bereits aus den Lücken selbst eine derart signifikante Abweichung vom Willen der Parteien ergibt. Daher gebietet es vorliegend die konsensuale Struktur des Schiedsverfahrens, von einer Teilinvalidierung abzusehen. 373 Ein mit der Fragestellung verwandtes Problem stellt sich im Falle der Erweiterung der gerichtlichen Kontrolldichte, d.h. der Aufhebungsgründe für Schiedssprüche, durch die Parteien. Nach herrschender Meinung in Deutschland ist eine privatautonome Erweiterung durch die Parteien nicht zulässig und eine solche Vereinbarung damit unwirksam. 374 Die Schiedsvereinbarung selbst soll allerdings wirksam bleiben, so dass auch hier letzt lich die Parteien an einen nur eingeschränkt überprüfbaren Schiedsspruch gebunden werden, obwohl das letztlich von keiner der Parteien gewollt war. Erst vor relativ kurzer Zeit 370 Kinkel v. Cingular Wireless L.L.C., 857 N.E.2d 250, 277 (Ill. 2006); Armendariz v. Foundation Health Psychare Servs., Inc., 24 Cal.4th 83, 124 f. (2000); Sanchez v. Western Pizza Enters., Inc., 90 Cal. Rptr.3d 818, 838 f. (Ct. App. 2009). 371 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, 1773 (2010); Volt Info. Sciences, Inc. v. Board of Trustees of Leland Stanford Junior University, 489 U.S. 468, 479 (1989). 372 In diesem Sinne bereits in der Geburtsstunde der class arbitration mahnend ALLOR , 71 Cal. L. Rev. (1983), 1239, 1252 ff. 373 In diesem Sinne nunmehr auch Fensterstock v. Education Fin. Partners Corp., 611 F.3d 124 (2nd Cir. 2010). 374 BECKER, SchiedsVZ 2009, 205, 206; MüKo/Münch, ZPO, § 1059, Rn. 7, SCHWAB / W ALTER, Schiedsgerichtsbarkeit, Kap. 24, Rn. 1, Fn. 3.
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hat der Supreme Court die Exklusivität der Aufhebungsgründe im FAA auch für das U.S.-amerikanische Bundesschiedsrecht bestätigt. 375
II. Effective Vindication of Statutory Rights Die Frage, ob die Abwesenheit kollektiven Rechtsschutzes Auswirkungen auf die Möglichkeit einer effektiven Rechtsdurchsetzung im Schiedsverfahren hat, wurde nicht erst im Rahmen expliziter Ausschlussklauseln diskutiert. Bereits im Zusammenhang mit der Begrenzung der objektiven Schiedsfähigkeit wurde der effective vindication of statutory rights-Analyse Bedeutung konzediert. Dabei wurden zwar vor allem die Rechtsverfolgungskosten als Argument verwendet, aber auch das Fehlen eines Gruppenrechtsbehelfs wurde zur Invalidierung der Schiedsvereinbarung ins Feld geführt. Kasuistischer Ausgangspunkt waren dabei zunächst Schiedsklauseln, die sich nicht explizit zur Zulässigkeit einer class arbitration äußerten. De lege lata war aber gemäß damaliger bundesrechtlicher Rechtsprechung eine class arbitration bei schweigenden Schiedsklauseln nicht zulässig und stand daher im Ergebnis dem mit der Verwendung ausdrücklicher Ausschlussklauseln verfolgten Ziel gleich. 376 Im Anschluss an die Bazzle-Entscheidung und nahezu gleichzeitig mit dem Aufstieg der class arbitration sollten explizite class arbitration waiver folglich den status quo ante wiederherstellen und die Notwendigkeit einer individuellen Rechtsverfolgung im Schiedsverfahren sicherstellen. Bei der heutigen Beurteilung ausdrücklicher Ausschlussklauseln erhalten die Ergebnisse der Rechtsprechung der prä-Bazzle-Ära zur Wirksamkeit von Schiedsvereinbarungen trotz Abwesenheit eines Gruppenrechtsbehelfs somit erneut Bedeutung. 1. Federal Statutory Rights Bereits vor Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle 377 konzentrierte sich die Hauptaufmerksamkeit bei dem Streit um die effektive Rechtsdurchsetzung im Schiedsverfahren zumeist auf die Frage nach der Notwendigkeit eines Gruppenrechtsbehelfs im Falle schweigender Schiedsvereinbarungen. Ratio legis bei der Schaffung der class action war neben einer gewissen therapeutischen Wirkung 378 vor allem auch die Ermöglichung einer Rechtsverfolgung bei rationalem Desinteresse und damit die Gewährleistung des Zugangs zu Gericht. 379 Denn die Höhe der Rechtsverfolgungs375 Hall Street Assocs., L.L.C. v Mattel, Inc., 128 S. Ct. 1396 (2008); umfassend hierzu BECKER, SchiedsVZ 2009, 205, 206. 376 Siehe oben S. 159 ff. 377 Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444 (2003). 378 Discover Bank v. Superior Court of Los Angeles, 36 Cal.4th 148, 156 (2005). 379 Amchem Prods. Inc. v. Windsor, 521 U.S. 591, 617 (1997); Eisen v. Carlisle & Jacquelin, 391 F.2d 555, 560 (2nd Cir. 1968). Das schließt die Geltendmachung von
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kosten wird gerade bei relativ geringen Streitwerten die zu erwartende Kompensation meist um ein Vielfaches übersteigen. Eine individuelle Geltendmachung dieser Ansprüche scheidet daher in der Regel aus. 380 Für ein Rechtssystem, das mit einer Gruppenklage sehr stark auf die individuelle Verfolgung sozial schädigenden Verhaltens und die Durchsetzung gesetzgeberischer Ziele setzt, kann das Fehlen dieses Rechtsbehelfs zudem eine Reduktion des Abschreckungspotentials und eine faktische Haftungsfreistellung der Verwender von Schiedsvereinbarungen bewirken. Damit ergeben sich neben den Auswirkungen für die individuelle Rechtsverfolgung auch Konsequenzen für die Allgemeinheit, weswegen auch die öffentlichen Interessen betroffen werden. Das zeigt auf der einen Seite, dass die Argumentation um prohibitive Kosten bei der Rechtsverfolgung im Hinblick auf die hinreichend effektive Rechtsdurchsetzungsmöglichkeit sowie das Fehlen eines Gruppenrechtsbehelfs Kehrseiten ein und derselben Medaille sind. Wichtiger aber noch ist die berechtigte Frage, ob aus dem Fehlen des Gruppenrechtsbehelfs – wie es dem Schiedsverfahren vor Bazzle inhärent zugeschrieben wurde, bzw. sie sich nunmehr durch die Verwendung von ausdrücklichen Ausschlussklauseln explizit ergibt – Rückschlüsse für das schiedsrichterliche Forum in Bezug auf die hinreichend effektive Möglichkeit der Rechtsdurchsetzung im Allgemeinen gezogen werden können. Diese Frage wird nicht einheitlich beurteilt. 381 Ein obergerichtlicher Hinweis findet sich in Gilmer v. Interstate/Johnson Lane Corporation,382 wo sich der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten u.a. mit der Frage zu befassen hatte, ob Ansprüche aus dem AGE DISCRIMINATION IN EMPLOYMENT ACT schiedsfähig sind. Ein Angestellter eines Brokerunternehmes hatte gegen seine Kündigung eingewandt, die se sei unzulässig, da sie aufgrund seines Alters erfolgt sei und daher gegen den ADEA verstoße. Sein Arbeitsvertrag enthielt u.a. eine Schiedsvereinbarung.
Im Einklang mit seiner bisherigen Rechtsprechung zur objektiven Schiedsfähigkeit sprach sich das Gericht wenig überraschend für die Schiedsfähigkeit der arbeitsrechtlichen Ansprüche aus. Zwischen der schiedsrichterlichen Streiterledigung und den dem ADEA zugrundeliegenden Zielen bestehe kein inhärenter Konflikt, der eine schiedsrichterliche Behandlung
Ansprüchen, die sich durchaus auch im Individualverfahren geltend machen ließen, natürlich nicht aus. 380 Siehe oben S. 117 ff. 381 Ablehnende Stimmen aus der Literatur: ALDERMAN, 38 Hous. L. Rev. (2001), 1237, 1260; STERNLIGHT, 42 Wm. & Mary L. Rev. (2000), 1; STERNLIGHT/J ENSEN, 67 Law & Contemp. Probs. (2004), 75, 88 f. 382 Gilmer v. Interstate/Johnson Lane Corp., 500 U.S. 20 (1991).
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schlechterdings unmöglich mache. 383 Insbesondere könne auch der durch Schiedsverfahren gewährleistete Rechtsschutz einen hinreichenden Abschreckungseffekt erzeugen, so dass nicht nur solche gesetzlich gewährten Ansprüche im Schiedsverfahren Durchsetzung finden könnten, die in erster Linie ausgleichender Natur, sondern gerade auch solche Normen, die ein gesellschaftsregulatives Ziel haben und damit abschreckender Natur seien und dem Allgemeininteresse dienten.384 Voraussetzung hierfür ist aber die Möglichkeit, die gesetzlichen Ansprüche überhaupt hinreichend effektiv im Schiedsverfahren durchzusetzen. Einmal mehr zeigt sich hierin das von der grundsätzlichen Äquivalenz des staatlichen und privaten Rechtsschutzes geprägte Verständnis des Supreme Court. 385 Interessant ist der Ansatz des Klägers, die Unwirksamkeit der Schiedsvereinbarung mit dem Fehlen des Gruppenrechtsbehelfs zu begründen. Ohne kollektiven Rechtsschutz ließen sich seiner Meinung nach die Ansprüche des ADEA nicht hinreichend effektiv im Schiedsverfahren durchsetzen. Diese Auffassung teilte der Supreme Court indes nicht. Auch Ansprüche aus dem ADEA könnten im Schiedsverfahren ohne die Möglichkeit eines Gruppenrechtsbehelfs hinreichend effektiv durchgesetzt werden. 386 Die Tatsache, dass der ADEA zwar ein Vorgehen auf Gruppenbasis vorsehe, bedeute nicht zwangsläufig, dass eine individuelle Behandlung der Ansprüche ausgeschlossen sei.387 Zudem besteht eine gesonderte Klagebefugnis der Equal Employment Opportunity Commission (EEOC),388 die nicht an der Einreichung einer class action durch die Schiedsvereinbarung gehindert ist. 389
Über die Bedeutung dieses Urteils wird seitdem vehement gestritten. 390 Nachfolgende Gelegenheiten zur Klarstellung hat der Supreme Court aber
383
Gilmer v. Interstate/Johnson Lane Corp., 500 U.S. 20 (1991). Gilmer v. Interstate/Johnson Lane Corp., 500 U.S. 20, 28 (1991). 385 Vgl. dazu schon oben S. 117 f. 386 Gilmer v. Interstate/Johnson Lane Corp., 500 U.S. 20, 32 (1991). 387 Gilmer v. Interstate/Johnson Lane Corp., 500 U.S. 20, 32 (1991). 388 Die EEOC ist eine Bundesbehörde zur Durchsetzung der bundesrechtlichen Antidiskriminierungsgesetze im Arbeitsbereich. 389 Gilmer v. Interstate/Johnson Lane Corp., 500 U.S. 20, 32 (1991). Vor allem am Hinweis auf die behördliche Eingriffsmöglichkeit hat sich Kritik anzündet. Aufgrund der nahezu weltweit ähnlich chronischen Unterfinanzierung und defizitären Personalisierung der staatlichen Behörden, könne keinesfalls von einer auch nur ansatzweise ebenso effektiven Verfolgung der gesetzlichen Ziele ausgegangen werden, vgl. Kristian v. Comcast Corp., 446 F.3d 25, 59 (1st Cir. 2006); Ting v. AT&T, 182 F.Supp.2d 902, 919 f. (N.D. Cal. 2002); Gentry v. Superior Court of Los Angeles, 42 Cal.4th 443, 464 f. (2007); Vasquez-Lopez v. Beneficial Oregon, Inc., 152 P.3d 940, 950 (Or. Ct. App. 2007); B LAND/P RESTEL, 10 Cardozo J. Confl. Resol. (2009), 369, 392 f. 384
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leider ungenutzt verstreichen lassen. 391 Einerseits wurde die Entscheidung als Begründung dafür herangezogen, dass das Fehlen eines Gruppenrechtsbehelfs nicht zwangsläufig zur Unwirksamkeit der Schiedsvereinbarung führen müsse. 392 Andere hingegen sehen die fehlende Möglichkeit eines Gruppenrechtsbehelfs, sei es aufgrund schweigender Schieds- oder ausdrücklicher Ausschlussklauseln, weiterhin als zu berücksichtigendes Element bei der Beurteilung der hinreichend effektiven Rechtsdurchsetzungsmöglichkeiten. Nach Auffassung des Court of Appeals for the Second Circuit in In re Am. Express Merchants‘ Litigation 393 entfaltet die der GilmerEntscheidung zugrundeliegende Wertung weder Bindungswirkung, da die Ausführungen hinsichtlich des Fehlens eines Gruppenrechtsbehelfs lediglich arguendo ergangen seien, noch überzeuge die Argumentation des Obersten Gerichtshofes inhaltlich. 394 Aus diesem Grund invalidierte das Gericht die komplette Schiedsvereinbarung. In In re Am. Express Merchants‘ Litigation hatte eine Reihe von Händlern eine class action gegen die American Express Company und American Express Travel Related Services Company, Inc., (zusammen Amex) wegen Verletzung kartellrechtlicher Vorschriften des SHEARSON ACT vor dem United States District Court for the Southern District of New York eingereicht. Während das erstinstanzliche Bundesgericht die Schiedsklausel noch für wirksam erachtet hatte und dem Schiedsrichter die Entscheidung über die Wirksamkeit des class arbitration waiver überlassen wollte, sah sich das Berufungsgericht dazu gezwungen, die Schiedsklausel für unwirksam zu erklären.
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Oberflächlich betrachtet scheint Gilmer v. Interstate/Johnson Lane Corp., 500 U.S. 20 (1991) in Einklang mit einer früheren Entscheidung des Obersten Gericht shofes zu stehen, wie auch der United States Court of Appeals for the Third Circuit betont, Johnson v. West Suburban Bank, 225 F.3d 366, 374 (3rd Cir. 2000). In Moses H. Cone Memorial Hosp. v. Mercury Constr. Corp., 460 U.S. 1 (1983) hatte der Supreme Court die Durchsetzung der Schiedsvereinbarung auch für den Fall vorgesehen, dass dies bei Mehr personenverhältnissen die Durchführung mehrerer Individualverfahren bedeuten würde (piece meal resolution). In Moses H. Cone Memorial Hosp. v. Mercury Constr. Corp., 460 U.S. 1 (1983) waren jedoch nur drei Personen beteiligt. Ob die Entscheidung als Ausgangs punkt für Gilmer v. Interstate/Johnson Lane Corp., 500 U.S. 20 (1991) herangezogen werden kann, ist daher zumindest diskussionswürdig. 391 Green Tree Fin. Corp. – Alabama v. Randolph, 531 U.S. 79, 92, Fn. 7 (2000). 392 Caley v. Gulfstream Aerospace Corp., 428 F.3d 1359, 1378 (11th Cir. 2005) [Diskussion allerdings im Rahmen der unconscionability]; Livingston v. Assocs. Fin., Inc., 339 F.3d 553, 558 f. (7th Cir. 2003); Johnson v. West Suburban Bank, 225 F.3d 366, 377 (3rd Cir. 2000); McIntyre v. Household Bank, 216 F.Supp.2d 719, 724 (N.D. Ill. 2002); Vigil v. Sears Nat'l Bank, 205 F.Supp.2d 566, 573 (E.D. La. 2002); Tsadilas v. Providian Nat'l Bank, 13 A.D.3d 190, 191 (N.Y. App. Div. 2004); Autonation USA Corp. v. Leroy, 105 S.W.3d 190, 200, Fn. 4 (Tex. Ct. App. 2003); LAMPLEY, 18 Cornell J.L. & Pub. Pol'y (2009), 477, 497. 393 In re Am. Express Merchants' Litigation, 634 F.3d 187 (2nd Cir. 2011). 394 In re Am. Express Merchants' Litigation, 634 F.3d 187, 196 (2nd Cir. 2011).
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Nach Ansicht des Gerichts hätten die Kläger durch die Hinzuziehung eines Sachverständigen überzeugend dargetan, dass eine individuelle Rechtsverfolgung aufgrund der zu erwartenden Kosten nicht hinreichend effektiv durchsetzbar sei. 395 Obwohl das Berufungsgericht sein Urteil in erster Linie auf Green Tree Fin. Corp.-Alabama v. Randolph 396 und das Argument prohibitiver Kosten stützte, bezog sich die Analyse umfassend auf die Gültigkeit des class arbitration waiver. Hierdurch konzediert das Gericht die Reziprozität zwischen dem Kostenargument und dem Fehlen eines Gruppenrechtsbehelfs. Ohne die Möglichkeit eines repräsentativen Rechtsbehelfs im Schiedsverfahren sei der Zugang zum Recht verkürzt und die Schiedsvereinbarung daher unwirksam. Auch die Kompensationsfähigkeit von Anwaltskosten vermochte nach Ansicht des Bundesberufungsgerichts nichts an der Unwirksamkeit der Ausschlussklausel zu ändern, da davon nur zu einem geringen Teil auch die Kosten für einen Sachverständigen erstat tungsfähig seien.397 Zudem bestehe die Gefahr, dass die Kläger unterliegen.
Argumentum a fortiori gilt die Problematik des rationalen Desinteresses bei der Beteiligung von Verbrauchern398 und Arbeitnehmern.399 Bei Arbeitnehmerbeteiligung ergibt sich als zusätzlicher Aspekt die Gefahr von Repressalien durch den Arbeitgeber.400 Zu stark generalisierend scheint aber der Ansatz kalifornischer Gerichte: Für den Supreme Court of California ist das Fehlen der class action bzw. class arbitration unabhängig von der Frage, ob der Einzelne seine gesetzlich vorgesehenen Ansprüche hinreichend effektiv im Individualschiedsverfahren durchsetzen kann, per se ausreichend, Zweifel an der Erreichung gesetzlich beabsichtigter Steuerungseffekte zu verursachen und eine Beeinträchtigung der Allgemeininteressen befürchten zu lassen.401 Das steht aber in Widerspruch zu der bisherigen Linie des Supreme Court zur grundsätz395 Der Sachverständige hatte die Auslagen für die Durchführung einer im Rahmen der kartellrechtlichen Streitigkeiten notwendigen Marktanalyse zwischen $ 300.000 und $ 2.000.000 beziffert. Selbst unter Hinzurechnung etwaiger treble damages hätte der maximale Schadensersatz eines Klägers aber nur $ 38.549 betragen. 396 Green Tree Fin. Corp. – Alabama v. Randolph, 531 U.S. 79 (2000). 397 Ebenso Gentry v. Superior Court of Los Angeles, 42 Cal.4th 443, 464 (2007). 398 Kristian v. Comcast Corp., 446 F.3d 25 (1st Cir. 2006). 399 Gentry v. Superior Court of Los Angeles, 42 Cal.4th 443 (2007). 400 Gentry v. Superior Court of Los Angeles, 42 Cal.4th 443, 458 ff. (2007). 401 Gentry v. Superior Court of Los Angeles, 42 Cal.4th 443, 462 (2007): „We also agree with the Bell court that ‘class actions may be needed to assure the effective enforcement of statutory policies even though some claims are large enough to provide an incentive for individual action […] the class action not only benefits the individual litigant but serves the public interest in the enforcement of legal rights and statutory sanctions.’” Ebenso Franco v. Athens Disposal Co., Inc., 171 Cal. App.4th 1277, 1297 (2009).
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lichen Gleichwertigkeit von schieds- und staatsgerichtlich gewährtem Rechtsschutz.402 Indem das Gericht das Fehlen des class action-Rechtsbehelfs per se und unabhängig von der tatsächlichen Durchsetzungsmöglichkeit der Individualansprüche im Schiedsverfahren als steuerungspolitisch bedenklich einordnet, setzt es sich in Widerspruch zur obergerichtlich postulierten Prämisse funktionaler Äquivalenz des schiedsrichterlichen Forums.403 Die Entscheidungen zeigen deutlich die Inkonsistenz und die daraus resultierende Rechtsunsicherheit bei der Beurteilung von Schiedsvereinbarungen im Zusammenhang mit der Notwendigkeit eines Gruppenrechtsbehelfs. 404 Dogmatische Klarheit hat sich für diesen Bereich noch nicht herausgebildet. Was sich aber mit einiger Sicherheit festhalten lässt, ist die Relevanz der Kosten als Argument; auch wenn es sich im Gewande der Problematik um das Fehlen kollektiven Rechtsschutzes stellt. Diese Problematik haben auch die Verwender der Schiedsklausel erkannt, wie sich an der immer häufiger anzutreffenden Übernahme sämtlicher verfahrenseinleitenden Kosten so wie der Honoraransprüche der Schiedsrichter ablesen lässt. Ob das für die Bejahung einer hinreichend effektiven Rechtsdurchsetzung ausreichend ist, lässt sich nicht mit Sicherheit beurteilen.405
2. State Statutory Rights Obwohl die effective vindication of statutory rights-Analyse des Obersten Gerichtshofes ausschließlich bundesrechtliche Ansprüche zum Gegenstand hatte, 406 hat eine Reihe von Gerichten bei der Beurteilung der Schiedsvereinbarungen auch zwingende Ansprüche aus Gesetzen der Bundesstaa-
402 Mitsubishi Motors Corp. v. Soler Chrysler-Plymouth, Inc., 473 U.S. 614, 628 (1985): „By agreeing to arbitrate a statutory claim, a party does not forgo the substantive rights afforded by the statute; it only submits to their resolution in an arbitral, rather than a judicial, forum. It trades the procedures and opportunity for review of the courtroom for the simplicity, informality, and expedition of arbitration.” 403 Green Tree Fin. Corp. – Alabama v. Randolph, 531 U.S. 79, 89 f. (2000); Gilmer v. Interstate/Johnson Lane Corp., 500 U.S. 20, 28 (1991); Mitsubishi Motors Corp. v. Soler Chrysler-Plymouth, Inc., 473 U.S. 614, 637 (1985). 404 HARBISON, 7 Appalachian J.L. (2008), 207, 252. 405 Ablehnend Wong v. T-Mobile USA, Inc., 2006 WL 2042512, 5 (E.D. Mich. 2006); Scott v. Cingular Wireless, 161 P.3d 1000 (Wash. 2007). Andere hingegen messen der Übernahme der Kosten und der Kompensation von Anwaltskosten generell schon Bedeu tung bei, HARBISON, 7 Appalachian J.L. (2008), 207, 247. 406 Green Tree Fin. Corp. – Alabama v. Randolph, 531 U.S. 79 (2000); Gilmer v. Interstate/Johnson Lane Corp., 500 U.S. 20 (1991); Rodriguez de Quijas v. Shearson/Am. Express, Inc., 490 U.S. 477 (1989); Shearson/Am. Express, Inc. v. McMahon, 482 U.S. 220 (1987); Mitsubishi Motors Corp. v. Soler Chrysler-Plymouth, Inc., 473 U.S. 614 (1985).
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Kapitel 3: Dogmatik der Class Arbitration
ten als deren Grundlage herangezogen. 407 In Gentry v. Superior Court of Los Angeles County408 hat der Supreme Court of California für die Beurteilung der Wirksamkeit eines class arbitration waiver ausdrücklich auf CAL. LAB. CODE § 1194 abgestellt. Die Bestimmung sieht einen gesetzlichen Mindestlohn und die Kompensation von Überstunden vor. Beide Ansprüche sind zwingend.
Das Gericht kam zu dem Schluss, dass ohne die Möglichkeit einer class action oder class arbitration keine hinreichend effektive Durchsetzung der Rechte aus dem CAL. LAB. CODE gewährleistet sei. Auch der Kläger in Kristian v. Comcast Corp. 409 stützte seine kartellrechtlichen Ansprüche sowohl auf bundesrechtliche410 als auf einzelstaatliche411 Ansprüche. Zudem finden sich in der Literatur Stimmen, die einzelstaatliche Gesetze als Grundlage für die effective vindication of statutory rights-Analyse befürworten.412 Aber auch unter den Befürwortern der state statutory vindication besteht jedenfalls das Bewusstsein, dass ein solches Verständnis problematisch im Hinblick auf das Verhältnis zum FAA sein kann.413 Konfligieren der FAA und ein anderes Bundesgesetz, so ist Ersterem nicht in jedem Fall der Vorrang einzuräumen.414 Es kann im Sinne effektiven Rechtsschutzes geboten sein, die Schiedsvereinbarung nicht durchzusetzen. 415 Dies kann aber nicht in gleichem Maße von gesetzlichen Ansprüchen gesagt werden, die originär einzelstaatlicher Natur sind. Denn aus der Verfassung der Vereinigten Staaten ergibt sich der Vorrang des Bundesrechts. 416 Im Konfliktfall muss daher grundsätzlich das einzelstaatliche Gesetz zurücktreten.417 407
Skirchak v. Dynamics Research Cop., 508 F.3d 49 (1st Cir 2007); Kristian v. Comcast Corp., 446 F.3d 25 (1st Cir. 2006); Wong v. T-Mobile USA, Inc., 2006 WL 2042512 (E.D. Mich. 2006); Gentry v. Superior Court of Los Angeles, 42 Cal.4th 443 (2007); Scott v. Cingular Wireless, 161 P.3d 1000 (Wash. 2007); Armendariz v. Foundation Health Psychare Servs., Inc., 24 Cal.4th 83 (2000); Sanchez v. Western Pizza Enters., Inc., 90 Cal. Rptr.3d 818 (Ct. App. 2009); Franco v. Athens Disposal Co., Inc., 171 Cal. App.4th 1277 (2009). 408 Gentry v. Superior Court of Los Angeles, 42 Cal.4th 443 (2007). 409 Kristian v. Comcast Corp., 446 F.3d 25 (1st Cir. 2006). 410 15 U.S.C. §§ 15 und 26. 411 MASS. GEN. LAWS. Ch. 93 §§ 1 ff. 412 HARBISON, 7 Appalachian J.L. (2008), 207, 271 ff. Während D OMKE/EDMONSON/ W ILNER , On Com. Arb. 3rd, § 23.28, § 151.1 wohl auf Bundesgesetze abstellt. 413 HARBISON, 7 Appalachian J.L. (2008), 207, 275. 414 Siehe schon insofern oben S. 117. 415 HARBISON, a.a.O., 276; W ARE, 5 J. Am. Arb. (2006), 251, 271. 416 „U.S. CONST. art. VI, cl. 2 This Constitution, and the Laws of the United States which shall be made in Pur suance thereof; and all Treaties made, or which shall be made, under the Authority of the United States, shall be the supreme Law of the Land; and the Judges in every State shall
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Dennoch wird aber von den Befürwortern einer state statutory vindication vehement darauf verwiesen, dass der FAA nicht jegliches einzelstaatliche Schiedsverfahrensrecht ausschließe. 418 Es wird insbesondere betont, dass nach dem Grundsatz der conflict preemption einzelstaatliches Recht nur ausgeschlossen werde, wenn es im Anwendungsbereich des FAA der wortlautgetreuen Durchsetzung einer Schiedsvereinbarung und des durch die Rechtsprechung des Supreme Court geschaffenen Richterrechts entgegenstehe. 419 Daher könnten nur solche einzelstaatliche Gesetze betroffen sein, die die objektive Schiedsfähigkeit bestimmter Bereiche beschränkten.420 Diese Argumentation machte sich der Supreme Court of California zu Eigen und befand, dass der in Armendariz v. Foundation Health Psychcare Servs., Inc.421 zugrundeliegende CALIFORNIA FAIR EMPLOYMENT AND HOUSING ACT (FEHA) zwar zwingende Ansprüche, aber gerade keine ausdrückliche Einschränkung der objektiven Schiedsfähigkeit vorsehe. Aus diesem Grund bestehe auch kein Konflikt mit der preemption durch den FAA. Die einzelstaatlichen Ansprüche des FEHA könnten mangels eines Konflikts mit dem FAA folglich auch als Grundlage für die Beurteilung effektiven Rechtsschutzes und damit der Wirksamkeit der Schiedsvereinbarung herangezogen werden.422 Um eine hinreichend effektive Durchsetzung der Rechte aus dem FEHA zu gewähr leisten, forderte das Gericht aber u.a. die komplette Übernahme der Kosten sowie einen schriftlich begründeten Schiedsspruch.
Bei seinem Urteil unterschlug der Supreme Court of California allerdings einen Teil der bundesrechtlichen preemption-Dogmatik. Diese umfasst nämlich weitaus mehr, als der Supreme Court of California bereit war zuzugestehen. Es sind nämlich nicht nur einzelstaatliche Bestimmungen betroffen, die für den Streitgegenstand ein gerichtliches statt ein privates Fobe bound thereby, any Thing in the Constitution or Laws of any State to the Contrary not withstanding.” Gade v. Nat'l Solid Wastes Management Ass'n, 505 U.S. 88, 108 (1992); Boomer v. AT&T Corp., 309 F.3d 404, 417 (7th Cir. 2002); B URCH, 31 Fla. St. U.L. Rev. (2004), 1005, 1009; YADAVA, 41 Colum. J.L. & Soc. Probs. (2008), 547, 563. 417 Aus diesem Grund die effective vindication of state statutory rights-Analyse auch ablehnend Brown v. Wheat First Securities, Inc., 257 F.3d 821, 825 f. (D.C. Cir. 2001). 418 HARBISON, 7 Appalachian J.L. (2008), 207, 271 ff. 419 Allied-Bruce Terminix Co., Inc. v. Dobson, 513 U.S. 265, 684 f. (1995); Volt Info. Sciences, Inc. v. Board of Trustees of Leland Stanford Junior University , 489 U.S. 468, 478 (1989). 420 Preston v. Ferrer, 552 U.S. 346, 349 (2008); Southland Corp. v. Keating, 465 U.S. 1, 10 (1984). 421 Armendariz v. Foundation Health Psychare Servs., Inc., 24 Cal.4th 83 (2000). 422 Armendariz v. Foundation Health Psychare Servs., Inc., 24 Cal.4th 83, 98 f. (2000); Little v. Auto Stiegler, Inc., 29 Cal.4th 1064, 1080 (2003). Vgl. dazu oben 107 ff.
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rum vorsehen, sondern auch gerade diejenigen einzelstaatlichen Vorschriften, die im Vergleich zu anderen Verträgen an die Schiedsvereinbarung erhöhte oder besondere Anforderungen stellen und die Schiedsvereinbarung hierdurch diskriminieren. 423 Die effective vindication of statutory rightsAnalyse findet aber ausschließlich auf Schiedsvereinbarungen Anwendung.424 Obwohl das auch der Supreme Court of California in einer Folgeentscheidung unumwunden zugab, deklarierte das Gericht die effective vindication of state statutory rights dennoch kurzerhand als allgemeinen Vertragsgrundsatz und stellte fest, dass diese wegen § 2 FAA daher nicht ausgeschlossen werde. 425 Allerdings werden auch allgemeine Vertragsgrundsätze von der preemption des FAA erfasst, soweit sie in diskriminierender Weise auf die Schiedsvereinbarung angewandt werden. 426 Zwar spielen auch bei der effective vindication of federal statutory rights die gleichen Erwägungen – vorliegend beispielsweise die Relevanz der Kosten – eine Rolle, jedoch darf vor dem Hintergrund des Gesagten, insbesondere des Verbots einer diskriminierenden Anwendung allgemeiner Vertragsgrundsätze, zumindest bezweifelt werden, ob die Durchsetzung eines Rechts aus einem einzelstaatlichen Gesetz zur Unwirksamkeit einer Schiedsvereinbarung führen kann und sie einer Überprüfung durch den Supreme Court standhielte.427 III. Unconscionability Im Vergleich zur effective vindication of statutory rights-Doktrin ist die unconscionability von ungleich größerer Relevanz. 428 Das mag einerseits an der für den Richter erfreulichen Flexibilität dieses Rechtsinstituts liegen. Andererseits ist aber wohl die grundsätzliche,429 unumstrittene Zulässigkeit der unconscionability als einzelstaatlicher allgemeiner Vertragsgrundsatz von der preemption des FAA ebenfalls von nicht unerheblicher Bedeutung für deren Signifikanz bei gerichtlichen Entscheidungen. Die Bevorzugung der unconscionability gegenüber der effective vindication of statutory rights-Analyse hat in einigen Fällen sogar dazu geführt, dass im Gewande 423 Perry v. Thomas, 482 U.S. 483, Fn. 9 (1987); Buckeye Check Cashing, Inc. v. Cardegna, 546 U.S. 440, 443 (2006); Doctor's Assocs. Inc. v. Casarotto, 517 U.S. 681, 687 (1996). 424 W ARE, 5 J. Am. Arb. (2006), 251, 271. 425 Little v. Auto Stiegler, Inc., 29 Cal.4th 1064, 1079 (2003). 426 AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion, 131 S. Ct. 1740, 6 (2011); Perry v. Thomas, 482 U.S. 483, Fn. 9 (1987). 427 Brown v. Wheat First Securities, Inc., 257 F.3d 821, 825 f. (D.C. Cir. 2001); W ARE, 5 J. Am. Arb. (2006), 251, 270 f. A.A. HARBISON, 7 Appalachian J.L. (2008), 207, 271 ff. 428 Vgl. S. 261, Fn. 434. 429 Hinsichtlich der Einschränkung der Anwendung allgemeiner vertraglicher Grund sätze trotz § 2 FAA unten S. 339 ff.
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der unconscionability eine effective vindication of statutory rights-Analyse vorgenommen wurde.430 Oftmals wird es von Bundesstaat zu Bundesstaat variieren, ob die unconscionability oder die effective vindication of statutory rights-Analyse bei der Begutachtung der Schiedsvereinbarung zur Anwendung kommt. 431 Vor allem die einzelstaatlichen Gerichte scheinen aber mutiger, Schiedsvereinbarungen im Rahmen der unconscionability für unwirksam zu erklären.432
Obwohl nach herrschender Ansicht in Rechtsprechung und Literatur die unconscionability sowohl eine inhaltliche als auch eine prozessuale Komponente beinhaltet, ist bei der Beurteilung der class arbitration waiver vor allem Erstere von Bedeutung. Im Nachfolgenden wird daher nur soweit zur Darstellung notwendig auf die prozessualen Aspekte der Sittenwidrigkeit eingegangen, im Übrigen soll nach oben verwiesen werden. 433 1. Kasuistik zur Sittenwidrigkeit des Class Arbitration Waiver Das Fallrecht zur Frage der Wirksamkeit eines class arbitration waiver hat unübersichtliche Ausmaße angenommen. 434 Nahezu täglich folgen neue 430
Scott v. Cingular Wireless, 161 P.3d 1000 (Wash. 2007). B LAND/P RESTEL, 10 Cardozo J. Confl. Resol. (2009), 369, 375 ff. 432 HARBISON, 7 Appalachian J.L. (2008), 207, 235. 433 Oben S. 130 ff. Obwohl sich die Zweiteilung der unconscionability eingebürgert hat, weist LAMPLEY zutreffend darauf hin, dass beide Aspekte letztlich nichts anderes als Ausprägungen von Treu und Glauben und allgemeinen Fairnesserwägungen seien, LAMPLEY, 18 Cornell J.L. & Pub. Pol'y (2009), 477, 490. Ein kurzer Hinweis auf die immer häufiger anzutreffende Praxis, dem Verbraucher ein zumeist zeitlich befristetes Wahlrecht in Bezug auf die Geltung einer Schiedsvereinbarung einzuräumen, sei hier gestattet. Die Entscheidung gegen die schiedsvertragliche Bindung hat i.d.R. keine nachteiligen Konsequenzen auf die vertraglichen Beziehungen. Zweck dieses Wahlrechts ist in erster Linie die Zerstreuung jeglicher Bedenken im Hinblick auf formale Aspekte der Sit tenwidrigkeit, Clerk v. ACE Cash Exp., Inc., 2010 WL 364450 (E.D. Pa. 2010); Hicks v. Macy's Departement Stores, Inc., 2006 WL 2595941 (N.D. Cal. 2006). Ablehnend Gentry v. Superior Court of Los Angeles, 42 Cal.4th 443, 470 ff. (2007). Kritisch zu dieser Praxis B LAND/P RESTEL, 10 Cardozo J. Confl. Resol. (2009), 369, 386 f. 434 Zwecks Anschaulichkeit sollen hier nur die Entscheidungen der United States Court of Appeals sowie die Entscheidungen der obersten Gerichte der Bundesstaaten genannt werden: Gordon v. Branch Banking and Trust, 2011 WL 1111718 (11th Cir. 2011); Vilches v. Travelers Companies, Inc., 2011 WL 453304 (3rd Cir. 2011); Bridge Fund Capital Corp. v. Fastbucks Franchise Corp., 622 F.3d 996 (9th Cir. 2010); Litman v. Cellco Partnership, 381 Fed. Appx. 140 (3rd Cir. 2010); Omstead v. Dell, Inc, 594 F.3d 1081 (9th Cir. 2010); Kaneff v. Delaware Title Loans, Inc, 587 F.3d 616 (3rd Cir 2009); Masters v. DirecTV, Inc., 2009 WL 4885132 (9th Cir. 2009); Cicle v. Chase Bank USA, 583 F.3d 549 (8th Cir. 2009); Laster v. AT&T Mobility, L.L.C., 584 F.3d 849 (9th Cir. 2009); Oestreicher v. Alienware Corp., 322 Fed. Appx. 489 (9th Cir. 2009); Chalk v. T-Mobile USA, Inc., 560 F.3d 1087 (9th Cir. 2009); Homa v. Am. Express Co., 558 F.3d 225 (3rd Cir. 2009); Pleasants v. Am. Express Co., 541 F.3d 853 (8th Cir. 2008); Lowden 431
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Entscheidungen, die sich mit der Frage nach der Wirksamkeit von Exklusionsklauseln beschäftigen. Auch im Schrifttum erfolgt eine exzessive Behandlung des Themas.435 Die genuin einzelstaatliche Herkunft der unconscionability geböte aufgrund der bestehenden Unterschiede zwischen den Bundesstaaten eigentlich eine separate Behandlung. Die vorliegende Arbeit wählt dennoch einen anderen Ansatz. 436 Ausgangspunkt der Betrachtungen soll ein Urteil des kalifornischen Supreme Court sein, das bis heute als Fanal einer Vielzahl anderer Gerichte gedient hat. Obwohl die Frage nach der Sittenwidrigkeit einer vertraglichen Bestimmung immer auch eine Frage der Faktenlage und damit des konkreten Einzelfalls ist, stellt das Urteil doch insofern einen aussagekräftigen Ausgangspunkt dar, als aufgrund der Allgemeinheit der Ausführungen die wesentlichen Aspekte instruktiv für zahlreiche andere Gerichte waren. a. Discover Bank v. Superior Court of Los Angeles Für die Untersuchung der Sittenwidrigkeit ausdrücklicher Ausschlussklauseln führt die Spur zunächst einmal mehr nach Kalifornien. Die Entscheiv. T-Mobile USA, 512 F.3d 1213 (9th Cir. 2008); Gay v. CreditInform, Inc., 511 F.3d 369 (3rd Cir. 2007); Skirchak v. Dynamics Research Cop., 508 F.3d 49 (1st Cir 2007); Laster v. T-Mobile USA, Inc., 252 Fed. Appx. 777 (9th Cir. 2007); Shroyer v. New Cingular Wireless Servs., Inc., 498 F.3d 976 (9th Cir. 2007); Caley v. Gulfstream Aerospace Corp., 428 F.3d 1359 (11th Cir. 2005); Jenkins v. First Am. Cash Advance of Georgia, L.L.C., 400 F.3d 868 (11th Cir. 2005); Iberia Credit Bureau, Inc. v. Cingular Wireless LLC, 379 F.3d 159 (5th Cir 2004); Scott v. Cingular Wireless, 161 P.3d 1000 (Wash. 2007); Kinkel v. Cingular Wireless L.L.C., 857 N.E.2d 250 (Ill. 2006); Delta Funding Corp. v. Harris, 912 A.2d 104 (N.J. 2006); Muhammad v. County Bank of Rehoboth Beach, Del., 912 A.2d 88 (N.J. 2006); Strand v. U.S. Bank Nat. Ass'n ND, 693 N.W.2d 918 (N.D. 2005); Hayes v. County Bank, 26 A.D.3d 465 (N.Y. App. Div. 2006); Discover Bank v. Superior Court of Los Angeles, 36 Cal.4th 148 (2005). 435 B ARLOW, 64-OCT D.R.J (2009), 30; BLAND/P RESTEL, 10 Cardozo J. Confl. Resol. (2009), 369; BRODY/CHANG, 34 Employment Relations Today (2008), 77; B UFFALOE, 2010 J. Disp. Resol. (2010), 175; B URCH, 31 Fla. St. U.L. Rev. (2004), 1005; CAPLOW, 74 Arbitration (2008), 57; CASEY, 6 Wash. J.L. Tech. & Arts (2010), 15; COOPER , 2 J. Bus. Entrepreneurship & L. (2009), 459; E STREICHER/BENNETT, 238 N.Y.L.J. (2007), No. 91; DIES., 237 N.Y.L.J. (2007) No. 3; GLOVER, 59 Vand. L. Rev (2006), 1735; H IGGINBOTHAM , 58 Duke L.J. (2008), 103; KAPLINSKY/LEVIN, 62 Bus. Law. (2007), 703; DIES., 61 Bus. Law. (2006) 923; LAMPLEY, 18 Cornell J.L. & Pub. Pol'y (2009), 477; LEVINE, 65-JAN D.R.J 2011, 24; MCKINNEY, J. Disp. Resol. 2007, 579; R ICE, 45 Hous. L. Rev. (2008), 215; SAFI, 83 Tex. L. Rev. (2005), 1715; SMIT, 15 Am. Rev. Int'l Arb. (2004), 199; STULL, 6 J. Am. Arb. (2007), 255; T ORRES B URTKA, 43-JAN Trial (2007), 68; DIES., 42-SEP Trial (2006) 16; W ILMOWSKI, J. Disp. Resol. 2007, 313; W ILSON, 23 Q.L.R. (2004), 737; YADAVA, 41 Colum. J.L. & Soc. Probs. (2008), 547; YONGDAN, 31 Whittier L. Rev. (2010), 665. 436 Der kasuistisch zu bewältigende Umfang würde auch einen anderen Weg kaum zulassen.
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dung des Supreme Court of California in Discover Bank v. Superior Court of Los Angeles437 gilt als Leitbild für eine ganze Reihe von anderen Gerichten, die sich im Laufe der Jahre der dort zugrunde gelegten Analyse angeschlossen haben.438 Dem Fall lag folgender Sachverhalt zugrunde: Ein Kreditkartenkunde von Discover Bank monierte die ungerechtfertigte Berechnung von Überziehungszinsen. Ausgleichszahlungen des Kunden, die zwar am Fälligkeitsdatum, aber erst nach 13:00 Uhr eingegangen waren, wurden bei der Beurteilung des abrechnungsrelevanten Saldos nicht mehr berücksichtigt und dem Kunden deswegen Verzugszinsen in Höhe von $ 29 berechnet. Der exakte Fälligkeitszeitpunkt ging aus den Vertragsunterlagen allerdings nicht hervor. Das erstinstanzliche Gericht gab dem Antrag der Beklagten nach Verweisung auf das Schiedsverfahren zunächst statt, woraufhin der Kläger seinen Antrag änderte und nunmehr die Durchführung eines class arbitration-Verfahrens beantragte. Dem widersetzte sich die Beklagte. Sie verwies auf die im Kreditkartenvertrag enthaltene Schiedsklausel sowie auf eine Klausel, die ausdrücklich den Ausschluss eines class arbitrationVerfahrens vorsah. Während aber das erstinstanzliche Gericht die Ausschlussklausel für sittenwidrig befand,439 hatte das Berufungsgericht hingegen Bedenken bei der Teilinvalidierung der Schiedsklausel. Der angerufene Supreme Court of California setzte sich intensiv mit den vorgebrachten Bedenken auseinander, gelangte im Endergebnis allerdings ebenfalls zur Unwirksamkeit der Ausschlussklausel. Obwohl sich das Gericht bemühte, die Notwendigkeit einer strikt kasuistischen Betrachtung zu betonen,440 akzentuierte es dennoch klare, allgemeine Kriterien, wann nach 437
Discover Bank v. Superior Court of Los Angeles, 36 Cal.4th 148 (2005). Folgende Entscheidungen, die sich auf die Argumentation des Supreme Court of California stützen, sollen nur einen kleinen Überblick geben: Fensterstock v. Education Fin. Partners Corp., 611 F.3d 124 (2nd Cir. 2010); Omstead v. Dell, Inc, 594 F.3d 1081 (9th Cir. 2010); Laster v. AT&T Mobility, L.L.C., 584 F.3d 849 (9th Cir. 2009); Oestreicher v. Alienware Corp., 322 Fed. Appx. 489 (9th Cir. 2009); Hoffman v. Citibank, 546 F.3d 1078 (9th Cir. 2008); Shroyer v. New Cingular Wireless Servs., Inc., 498 F.3d 976 (9th Cir. 2007); Cardenas v. AmeriCredit Fin. Servs. Inc., 2010 WL 3719851 (N.D. Cal. 2010); Kaltwasser v. Cingular Wireless LLC, 543 F.Supp.2d 1124 (N.D. Cal. 2008); Scott v. Cingular Wireless, 161 P.3d 1000 (Wash. 2007); Muhammad v. County Bank of Rehoboth Beach, Del., 912 A.2d 88 (N.J. 2006); Klussman v. Cross Country Bank, 134 Cal. App.4th 1283 (2005); Indep. Ass'n of Mailbox Center Owners, Inc. v. Superior Court of San Diego County, 133 Cal. App.4th 396 (2005); Arguelles-Romero v. Superior Court of Los Angeles County, 184 Cal. App.4th 825 (2010). 439 Das erstinstanzliche Gericht hatte dem Begehren der Beklagten zunächst stattgeben wollen, wurde aber durch Szetela v. Discover Bank, 97 Cal. App.4th 1094 (2002) dazu veranlasst seine vorherige Ansicht zu revidieren. In Szetela war die identische Schiedsklausel Streitgegenstand. 440 Discover Bank v. Superior Court of Los Angeles, 36 Cal.4th 148, 162 (2005). 438
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Kapitel 3: Dogmatik der Class Arbitration
kalifornischem Recht ein class arbitration waiver als sittenwidrig zu gelten habe: Befindet sich der class arbitration waiver in einem Formularvertrag oder allgemeinen Ge schäftsbedingungen eines Verbrauchervertrags? Bewegen sich die geltend gemachten Ansprüche in einem derartig niedrigen Bereich, dass eine individuelle Geltendmachung faktisch ausgeschlossen ist? Ist dem Verwender der Schiedsklausel ein planmäßiges Vorgehen vorzuwerfen, das im Ergebnis aufgrund der regelmäßigen Verwendung von Schiedsvereinbarungen und Ausschlussklauseln in Formularverträgen oder AGB zu einer faktischen Haftungsfreistellung führt?
Nach § 1668 CAL. CIV. CODE verstößt eine vertragliche Bestimmung, die direkt oder indirekt die Freistellung einer Person von der Haftung für die fahrlässige oder vorsätzliche Verletzung einer Person, deren Eigentum oder einer Rechtsverletzung bewirkt, gegen die öffentliche Ordnung (public policy). 441 Zwar ist ein class arbitration waiver in erster Linie kein materieller Haftungsausschluss. Dies erkennt auch der Supreme Court of California an. 442 Allerdings ist die Durchsetzung materieller Ansprüche gerade oftmals bei Verbraucherangelegenheiten ohne die class action oder class arbitration faktisch nicht möglich. Aus diesem Grund führe die Verwendung der Schiedsklausel zusammen mit der ausdrücklichen Ausschlussklausel zu einem faktischen Haftungsausschluss. An dieser Stelle zeigt sich einmal mehr die Bereitschaft U.S.-amerikanischer Gerichte, nicht strikt an der Einteilung in prozessuale und materielle Kategorien festzuhalten. Generell findet sich in den Vereinigten Staaten keine mit der deutschen Stringenz vergleich bare Verfolgung der Trennung von Prozess- und Sachrecht. 443 Die flexible Einstellung der U.S.-amerikanischen Gerichte findet wohl umso eher Anwendung, wenn hierdurch ein ungerechtes – meist wohl zulasten des Verbrauchers oder Arbeitnehmers gehendes – Ergebnis die Folge wäre. 444
441
„CAL. C IV. CODE § 1668 All contracts which have for their object, directly or indirectly, to exempt any one from responsibility for his own fraud, or willful injury to the person or property of another, or violation of law, whether willful or negligent, are against the policy of the law.” 442 Discover Bank v. Superior Court of Los Angeles, 36 Cal.4th 148, 161 (2005): „Class action and arbitration waivers are not, in the abstract, exculpatory clauses. But because, as discussed above, damages in consumer cases are often small […] ‘the class action is often the only effective way to halt and redress such exploitation.’” 443 SCHACK, Einführung US-amerikanisches Zivilprozessrecht, Rn. 33. 444 „Some courts have viewed class actions or arbitrations as a merely procedural right, the waiver of which is not unconscionable […] But as the above cited cases of this court have continually affirmed, class actions and arbitrations are, particularly in the consumer context, often inextricably linked to the vindication of substantive rights. Affixing the ‘procedural’ label on such devices understates their importance and is not helpful in resolving the unconscionability issue.” Discover Bank v. Superior Court of Los Angeles, 36 Cal.4th 148, 161 (2005). Für diese Tendenz auch Kristian v. Comcast Corp., 446 F.3d
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Generelle Bedenken äußerte das Gericht auch im Hinblick auf die oftmals gesetzlich vorgesehene Kompensationsfähigkeit von Anwaltskosten und dem damit verfolgten Ansatz, einer individuellen Rechtsverkürzung entgegenzuwirken. Die Kompensationsfähigkeit der Anwaltskosten schaffe keinen hinreichenden Anreiz für die individuelle Rechtsverfolgung. Gegenläufige Annahmen anderer Gerichte seien lediglich pauschalisierte Behauptungen, die das oberste Gericht Kaliforniens nicht teilen könne, da keine hinreichend fundierten Ergebnisse im Hinblick auf die Auswirkung der Gewährung von Rechtsverfolgungskosten als Anreiz für die individuelle Rechtsverfolgung angeführt werden könnten. Vor allem aber wirke sich die gewährte Kompensierung keinesfalls auf Personen aus, die von ihren potentiellen Ansprüchen keine Kenntnis hätten und erst aufgrund einer gewissen Appellfunktion der Gruppenklage erreicht würden. Inhaltlich ist dem Supreme Court of California zumindest zuzugeben, dass auch im Falle kompensationsfähiger Anwaltskosten sich viele Kläger vor dem Aufwand der Prozessführung bei geringen Ansprüchen scheuen werden. Und bei einer Schadenssumme von $ 29 bietet auch die vielfach vorgesehene Möglichkeit der Verdopplung oder Verdrei fachung der Schadensersatzsumme keinen hinreichenden Anreiz für die Rechtsverfolgung. Man kann es aber zumindest als bedauerlich empfinden, dass leider auch dem Supreme Court of California der Vorwurf der Pauschalität gemacht werden kann, unterlassen es doch auch hier die Richter, ihre Behauptungen hinreichend zu fundieren.
Das partiell-symbiotische Verhältnis von einzel- und bundesstaatlichem Schiedsvertragsrecht erfordert aber neben der Bestimmung der inhaltlichen Voraussetzungen der unconscionability gerade auch eine Bewertung des Verhältnisses zum FAA. Die Invalidierung einer Schiedsklausel – partiell oder global – basierend auf einzelstaatlichem Recht sieht sich somit zunächst einmal dem Verdacht der preemption durch das vorrangige Bundesrecht des FAA ausgesetzt. Mit § 2 FAA sieht der FAA allerdings eine Öffnungsklausel zugunsten der Anwendung allgemeiner einzelstaatlicher Vertragsgrundsätze vor. Zu diesen allgemeinen Vertragsgrundsätzen zählt zweifelsohne die unconscionability. Aber auch die allgemeinen Vertragsgrundsätze sind nicht frei von der Notwendigkeit einer diskriminierungsfreien Anwendung. 445 Vom Verdikt einer benachteiligenden Anwendung auf Schiedsvereinbarung könne aber nach Auffassung des obersten kalifornischen Gerichts gerade nicht ausgegangen werden. Das Urteil der unconscionability gelte nämlich sowohl für den ausdrücklichen Ausschluss einer class action als auch einer class arbitration und unterscheide daher nicht zwischen Schieds- und sonstigen Prozessverträgen. Während in den zuvor
25, 54 (1st Cir. 2006). Demgegenüber Strand v. U.S. Bank Nat. Ass'n ND, 693 N.W.2d 918, 926 (N.D. 2005). 445 Oben 107 ff.
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vom Supreme Court beurteilten Fällen 446 aber stets ein unterschiedlicher Maßstab bei der Beurteilung von Schiedsvereinbarungen und sonstigen vertraglichen Bestimmungen vorgenommen worden sei, treffe das auf die kalifornische Praxis in diesem Fall gerade nicht zu.447 Zu einem anderen Ergebnis sah sich das Gericht auch nicht im Hinblick auf Gilmer v. Interstate/Johnson Lane Corp.448 veranlasst. Die Höhe der Streitgegenstände unterscheide sich zu sehr. Während Ansprüche des ADEA oftmals beträchtliche Summen erreichten, gelte das bei Verbraucherangelegenheiten regelmäßig nicht. Das rechtfertige den Schluss, dass bei Ansprüchen des ADEA grundsätzlich eine individuelle Rechtsverfolgung nicht aus Gründen des rationalen Desinteressen scheitern werde. In der vorliegenden Situation aber könne dies gerade keine Geltung beanspruchen. Zudem habe der Supreme Court keine generelle Aussage im Hinblick auf die Gruppenklage getroffen.
b. Die Leitentscheidung des Supreme Court of California als Persuasive Authority für die Gerichte anderer Bundesstaaten Die Entscheidung des Gerichts in Discover Bank fand außerhalb Kaliforniens große Beachtung. Die Existenz zweier voneinander unabhängiger Gerichtssysteme verkompliziert die Rechtslage bezüglich der Bindungswirkung gerichtlicher Entscheidungen in den USA. Allerdings bestehen jedenfalls keinerlei Zweifel daran, dass die Auslegung einzelstaatlichen Schiedsvertragsrechts durch ein einzelstaatliches Gericht dieses Bundesstaats jedenfalls keine Bindungswirkung für die Gerichte anderer Bundesstaaten hat, seien sie einzelstaatlicher oder bundesgerichtlicher Natur, soweit diese nicht aufgrund kollisionsrechtlicher Analyse zur Anwendung des betreffenden Rechts gezwungen sind. Stark vereinfacht dargestellt, sind die einzelstaatlichen Gerichte in Fragen des einzelstaatlichen Rechts an die Entscheidungen der Supreme Courts des jeweiligen Staates gebunden; in bundesrechtlichen Fragen sind sie hingegen an die bundesgerichtliche Rechtsprechung gebunden. Diese Aussage hat im gleichen Ausmaß für die Bundesgerichte Geltung. Auch 446
Perry v. Thomas, 482 U.S. 483, Fn. 9 (1987); Buckeye Check Cashing, Inc. v. Cardegna, 546 U.S. 440, 443 (2006); Doctor's Assocs. Inc. v. Casarotto, 517 U.S. 681, 687 (1996). 447 Discover Bank v. Superior Court of Los Angeles, 36 Cal.4th 148, 165 f. (2005): „A court may not, then, in assessing the rights of litigants to enforce an arbitration agreement, construe that agreement in a manner different from that in which it otherwise con strues nonarbitration agreements under state law. Nor may a court rely on the uniqueness of an agreement to arbitrate as a basis for a state-law holding that enforcement would be unconscionable, for this would enable the court to effect what we hold today the state legislature cannot. […] In the present case, the principle that class action waivers are, under certain circumstances, unconscionable as unlawfully exculpatory is a principle of California law that does not specifically apply to arbitration agreements, but to contracts generally. In other words, it applies equally to class action litigation waivers in con tracts without arbitration agreements as it does to class arbitration waivers in contracts with such agreements. […] In that important respect it differs from the provision under consideration in Perry, which singled out certain arbitration agreements as unenforceable.” 448 Gilmer v. Interstate/Johnson Lane Corp., 500 U.S. 20 (1991).
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hier sind die Untergerichte in bundesrechtlichen Fragen an die Entscheidungen der bundesrechtlichen Obergerichte gebunden, in Fragen des einzelstaatlichen Rechts haben sich die Bundesgerichte nach der Rechtsprechung des obersten Gerichts des betreffenden Bundesstaats zu richten. Eine Besonderheit besteht im Falle mit Bundesrecht konfligierenden einzelstaatlichen Rechts. Dann haben nämlich alle Gerichte dem Bundesrecht Vorrang zu gewähren. 449
Folglich hat die Entscheidung des Obersten Gerichtshofes von Kalifornien zur Sittenwidrigkeit eines class arbitration waiver als allgemeines Prinzip des Vertragsrechts von Kalifornien außerhalb dieses Bundesstaates keinerlei unmittelbare Wirkung. Dennoch nehmen aber die verschiedenen Gerichte in einem föderalen Staat wie den USA Notiz von den Rechtsentwicklungen in anderen Bundesstaaten. In Betracht kommt vor allem eine Berücksichtigung „fremder“ Rechtsprechung als „persuasive authority“. Obwohl formal keinerlei Verpflichtung besteht, kann hierdurch die ratio einer Entscheidung ihre Verbreitung auf verschiedene Bundesstaaten finden. Dass der Leitentscheid des Supreme Court of California in Discover Bank getrost als persuasive authority qualifiziert werden kann, zeigen hier stellvertretend zwei obergerichtliche Entscheidungen aus New Jersey und Washington. Obwohl die Schwierigkeit in einer dogmatisch-systematischen Bewertung der Unwirksamkeit von Ausschlussklauseln im Zusammenhang mit der unconscionability darin liegt, dass deren einzelstaatliche Herkunft eine unterschiedliche Beurteilung geradezu provoziert – was natürlicherweise noch durch die von den Gerichten betonte Faktenorientierung des Rechtsinstituts befördert wird – weist die im Anschluss an die Discover-Entscheidung ergangene Rechtsprechung geradezu frappierende Übereinstimmungen im Argumentationsmuster auf.
So befand auch der Supreme Court of New Jersey in Muhammad v. County Bank of Rehoboth Beach, Del. die Ausschlussklausel einer Schiedsvereinbarung für sittenwidrig und trennte sie von den übrigen Bestimmungen der Schiedsvereinbarung ab. Die Klägerin hatte im Zusammenhang mit einem Kurzdarlehen Ansprüche wegen Verstoßes gegen den NEW J ERSEY CONSUMER FRAUD ACT,450 das CIVIL USURY STATUTE 451 sowie das NEW J ERSEY RICO STATUTE 452 geltend gemacht. Die Vertragsformulare enthielten neben einer Schiedsklausel sowohl einen class arbitration als auch einen class action waiver. Aufgrund der Ausschlussklausel berief sich die Klägerin auf die Sittenwidrigkeit der Schiedsvereinbarung, als die Beklagte die Schiedseinrede erhob.
In seinem Urteil betonte das Gericht den der class action zugrundeliegenden dualen Gesetzeszweck: Einerseits verhindere sie eine Rechtsverkür449
Ausführlich hierzu HAY, US-amerikanisches Recht, Rn. 20. N.J.STAT. ANN. 56:8-2. 451 N.J.STAT. ANN. 31:1-1. 452 N.J.STAT. ANN. 2c:41-1. 450
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zung im Falle prohibitiver Kosten und diene somit einem individualbezogenen Schutzzweck. Zusätzlich habe sie aber auch general-präventiven Charakter und schütze somit auch die öffentliche Ordnung.453 Da in New Jersey Verträge oder vertragliche Bestimmungen, die eine Freistellung von einer gesetzlich vorgesehenen Pflicht bezwecken, ebenfalls wegen Verstoßes gegen public policy unwirksam seien, spiele, ähnlich zu Kalifornien, der potentielle faktische Haftungsausschluss für die Beurteilung der Sittenwidrigkeit des class arbitration waiver eine zentrale Rolle. Die Nichtigkeit eines Vertrags oder einer vertraglichen Bestimmung wegen Verstoßes gegen die öffentliche Ordnung ist indes keine Besonderheit des Rechts von New Jersey. Vielmehr ist das Rechtsinstitut generell im Vertragsrecht der einzelnen Bundesstaaten anerkannt. 454 Nach dem RESTATEMENT (SECOND) CONTRACTS § 178 ist eine vertragliche Bestimmung wegen Verstoßes gegen die öffentliche Ordnung unwirksam, wenn gesetzliche Bestimmungen diese Rechtsfolge vorsehen oder eine Abwägung zwischen den öffentlichen Interessen und der Durchsetzung der Vertragsbestimmung zugunsten Ersterer ausfällt. Wann genau Aspekte der öffentlichen Ordnung überhaupt betroffen sind, ist zumeist Auslegungsfrage, da die wenigsten Gesetze dies ausdrücklich bestimmen. 455 Ob überhaupt ein öffentliches Interesse besteht und damit die öffentliche Ordnung betroffen sein kann, liegt daher regelmäßig in der Wahrnehmung des Richters. 456 Tatsächlich basiert aufgrund des legislativen Schweigens sogar ein wesentlicher Teil der etablierten öffentlichen Interessen ausschließlich auf der Formulierung durch die Judikative. 457 Bei der Abwägung sind u.a. die Parteierwartungen, der potentielle Schaden, der durch die Invalidierung entstünde, sowie etwaige öffentliche Interessen, die an der Durchsetzung der Vertragsbestimmung bestehen, auf der einen Seite und die Bedeutung der öffentlichen Interessen, die für die Invalidierung sprechen, die Wahrscheinlichkeit, dass die
453 Muhammad v. County Bank of Rehoboth Beach, Del., 912 A.2d 88, 97 f. (N.J. 2006): „The class-action vehicle remedies the incentive problem facing litigants who seek only a small recovery. […] The class-action mechanism also overcomes the problem that small individual recoveries may fail to provide an adequate incentive for a litigant to investigate a claim or bring suit even if the litigant could secure representation. […] And, not least of all, there is the additional justification that a class-action proceeding ‘can aid the efficient administration of justice by avoiding the expense, in both time and money, of relitigating similar claims.’ […] In sum, the class-action mechanism is recognized to be valuable to litigants, to the courts, and to the public interest.” 454 Es wird auch der Begriff der „illegality“ verwendet, PERILLO/C ALAMARI, On Contracts, S. 729 ff. 455 Als Beispiel für ein gesetzlich artikuliertes öffentliches Interesse mag Kalifornien dienen. Dort wird in der Verwendung von ausdrücklichen oder faktischen Haftungsaus schlussklauseln ein Verstoß gegen die öffentlichen Interessen gesehen, vgl. CAL. C IV. CODE § 1668. 456 Anaconda Federal Credit Union, No. 441 v. West, 483 P.2d 909, 911 (Mont. 1971); REST. (2 ND) CONTR ., § 178, cmt. b; PERILLO/C ALAMARI, On Contracts, 729 f. 457 REST. (2 ND) CONTR., § 178, Introductory Note.
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Nichtdurchsetzung diese Interessen fördert, sowie subjektive Elemente im Rahmen des potentiellen Verstoßes auf der anderen Seite zu berücksichtigen .458
Auch der Supreme Court of New Jersey erkennt, dass ein class arbitration waiver im strengen Sinn keinen Haftungsausschluss darstellt: Er modifiziere weder den Verschuldensmaßstab noch schließe er generell eine gerichtliche Geltendmachung einzelner Ansprüche aus. Allerdings, und hier schließt sich der Kreis zur Analyse des kalifornischen Obersten Gerichtshofs in Discover Bank, wirke sich gerade bei niedrigen Streitgegenständen der class arbitration waiver als faktischer Haftungsausschluss aus.459 Zusätzlich stellte sich das Problem, einen geeigneten Prozessvertreter zu finden. Die Aggregation verschiedener Ansprüche hat nämlich durch die Potenzierung des relevanten Streitgegenstandes auch den Effekt, einen hinreichenden Anreiz für die Bearbeitung durch einen Anwalt auf Basis eines Erfolgshonorars zu schaffen. Die Möglichkeit der Kompensation von Anwaltskosten hat hingegen bei einem Streitwert von weniger als $ 600460 keine realistische Bedeutung bei der Suche nach einem Prozessvertreter.
Aus Sicht des Gerichts überwiege aus diesem Grund das öffentliche Interesse an der Möglichkeit einer gruppenweisen Rechtsverfolgung das Inte458
„RESTATEMENT (SECOND) CONTRACTS § 178 (1) A promise or other term of an agreement is unenforceable on grounds of public policy if legislation provides that it is unenforceable or the interest in its enforcement is clearly outweighed in the circumstances by a public policy against the enforcement of such terms. (2) In weighing the interest in the enforcement of a term, account is taken of (a) the parties’ justified expectations, (b) any forfeiture that would result if enforcement were denied, and (c) any special public interest in the enforcement of the particular term. (3) In weighing a public policy against enforcement of a term, account is taken of (a) the strength of that policy as manifested by legislation or judicial decis ions, (b) the likelihood that a refusal to enforce the term will further that policy, (c) the seriousness of any misconduct involved and the extent to which it was deli berate, and (d) the directness of the connection between that misconduct and the term.” 459 Muhammad v. County Bank of Rehoboth Beach, Del., 912 A.2d 88, 99 (N.J. 2006): „In New Jersey, exculpatory waivers that seek a release from a statutorily imposed duty are void as against public policy. […] Muhammad's claims are statutory; however, the class-arbitration waiver at issue, and class-action waivers in general, are not, in the strictest sense of the term, exculpatory clauses. […] The class-arbitration waiver does not preclude Muhammad from filing an individual claim in arbitration. The diffic ulty lies in the fact that her individual consumer-fraud case involves a small amount of damages, rendering individual enforcement of her rights, and the rights of her fellow consumers, difficult if not impossible. In such circumstances a class-action waiver can act effectively as an exculpatory clause.” 460 Das Gericht berücksichtigte bereits die Möglichkeit, im Rahmen der geltend gemachten Ansprüche auch treble damages geltend zu machen Muhammad v. County Bank of Rehoboth Beach, Del., 912 A.2d 88, 100 (N.J. 2006).
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resse des Verwenders der Schiedsklausel an der Durchsetzung des class arbitration waiver. Das Gericht beeilt sich zu betonen, dass seiner Entscheidung keine Aussage zur allgemeinen Tauglichkeit des Schiedsverfahrens zur Behandlung bestimmter gesetzlicher Ansprüche zu entnehmen sei.461 Die vorliegende Untersuchung des Obersten Gerichtshofes von New Jersey unterscheidet sich von der effective vindication of statutory rightsAnalyse des Supreme Court in Gilmer v. Interstate/Johnson Lane Corp. 462 Während die effective vindication of statutory rights-Analyse den Fokus notwendigerweise auf die individuelle Rechtsverfolgungsmöglichkeit legt, ist der Ansatz des Supreme Court of New Jerseys insofern umfassender, als vor allem auch die öffentlichen Interessen und damit eine gemeinschaftsbezogene Komponente eine wesentliche Rolle spielt. 463 Auch der Supreme Court of Washington beschäftigte sich intensiv im Jahr 2007 in Scott v. Cingular Wireless mit der Wirksamkeit ausdrücklicher Ausschlussklauseln und befand diese ebenfalls für unwirksam.464 Einige Kunden eines Mobilfunkanbieters wandten sich gegen die Berechnung von Fernoder Roaming-Gesprächen, die sich teilweise auf bis zu $ 45 im Monat addierten.
Die Verwendung eines class arbitration waiver stelle eine unangemessene Benachteiligung der Kläger dar. Argumentativ zeichnete das Gericht den Ansatz der Urteile in Discover Bank und Muhammad nach. Folglich bilden die duale ratio legis der class action sowie der faktische Haftungsausschluss das argumentative Grundkonzept der Entscheidung. Interessant sind aber vor allem diverse Besonderheiten der Schiedsvereinbarung, die der Rechtsverkürzung im Rahmen einer individuellen Rechtsverfolgung entgegenwirken sollten:
461
Muhammad v. County Bank of Rehoboth Beach, Del., 912 A.2d 88, 102 (N.J. 2006). Gilmer v. Interstate/Johnson Lane Corp., 500 U.S. 20 (1991). 463 Zur Vereinbarkeit dieses Ansatzpunktes mit dem FAA vgl. unten Kapitel 3 § 2 B III 2, S. 272 ff. 464 Scott v. Cingular Wireless, 161 P.3d 1000 (Wash. 2007). Daneben hat sich mit dem Supreme Court of Missouri noch ein weiteres einzelstaatliches Obergericht mit der Sittenwidrigkeit von Ausschlussklauseln beschäftigt. Auch in Ruhl v. Lee's Summit Honda befand das Gericht die Ausschlussklausel letztlich aufgrund des faktischen Haftungsausschlusses für sittenwidrig, Ruhl v. Lee's Summit Honda, 322 S.W.3d 136 (Mo. 2010). Allerdings erfolgte die Analyse nur reichlich oberflächlich und ohne neuen Erkenntnisgewinn, weswegen von einer näheren Darstellung hier abgesehen wurde. Die neuesten Entscheidungen einzelstaatlicher Gerichte zur Wirksamkeit eines class arbitration waiver müssen nunmehr im Zusammenhang mit der Entscheidung des Supreme Court in AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion, 131 S. Ct. 1740 (2011) gesehen werden. Aus diesem Grund sollen diese mit der Entscheidung zusammenhängend dargestellt wer den, siehe unten Kapitel 4 § 2, S. 339 ff. 462
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Cingular Wireless übernehme nach der Schiedsvereinbarung sämtliche Kosten für die Einreichung der Klage, den Schiedsrichter und sonstige schiedsinstitutionelle Gebühren. Soweit der Kläger mit seinen Ansprüchen vollständig obsiege, übernehme Cingular zudem die Anwaltskosten sowie die weiteren Auslagen. Um den Kunden vor einer übermäßigen Inanspruchnahme durch Aufwendungen für Reisen zu entlasten, sah die Schiedsvereinbarung außerdem vor, dass die Durchführung des Verfahrens im County der Rechnungsadresse stattzufinden habe.
Trotz des erkennbaren Bestrebens, möglichst umfassend dem Verdacht einer schiedsverfahrensrechtlichen Rechtsverkürzung entgegenzutreten, waren die Bestimmungen der Schiedsvereinbarung dennoch in den richterlichen Augen ungeeignet, diesen Zweck zu erreichen. Das sprichwörtliche Haar in der Suppe fanden die Richter vor allem in der Notwendigkeit eines vollständigen Obsiegens für eine Kompensation der Anwaltskosten. Wenn der Kläger auch nur mit einem Dollar hinter seinem Klagebegehren zurückbliebe, bestehe nämlich keine Verpflichtung mehr zum Ersatz der Anwaltskosten und sonstigen Auslagen.
Einen Konfliktfall mit dem FAA sieht das Gericht aufgrund § 2 FAA und des fehlenden diskriminierenden Charakters der Analyse, die unstreitig sowohl für class action als auch class arbitration waiver Anwendung finde, nicht. Das gelte selbst für den Fall der Gesamtnichtigkeit der Schiedsvereinbarung. Die beiden Urteile zeigen stellvertretend für eine Vielzahl bundes- und einzelstaatlicher Gerichte die Adaption der kalifornischen Rechtsprechung bei der Beurteilung eines class arbitration waiver. 465 Die Überzeugungskraft der Discover Bank-Entscheidung zeigt sich aber besonders in den Bundesstaaten, deren Gerichte zuvor ausdrückliche Ausschlussklauseln für wirksam erachtet haben und nunmehr im Lichte dieses Entscheids eine Wende in ihrer Rechtsprechung vollzogen. Insbesondere in Georgia, Illinois, Massachusetts, New Jersey, Oregon, Pennsylvania und Washington müssen Unternehmen, die class arbitration waiver verwenden, nunmehr damit rechnen, sich trotz deren expliziten Ausschlusses des Gruppenschiedsverfahrens einer class arbitration ausgesetzt zu sehen. 466 465
Chalk v. T-Mobile USA, Inc., 560 F.3d 1087 (9th Cir. 2009); Homa v. Am. Express Co., 558 F.3d 225 (3rd Cir. 2009); Lowden v. T-Mobile USA, 512 F.3d 1213 (9th Cir. 2008); Scott v. Cingular Wireless, 161 P.3d 1000 (Wash. 2007); Kinkel v. Cingular Wireless L.L.C., 857 N.E.2d 250 (Ill. 2006); Muhammad v. County Bank of Rehoboth Beach, Del., 912 A.2d 88 (N.J. 2006). Die Entscheidung des United States Court of Appeals ist aufgrund der Rechtswahl zugunsten des Rechts von Kalifornien nur von be grenzter Aussagekraft für die Bedeutung der Discover Bank-Entscheidung Fensterstock v. Education Fin. Partners Corp., 611 F.3d 124 (2nd Cir. 2010). 466 Gordon v. Branch Banking and Trust, 2011 WL 1111718 (11th Cir. 2011); Dale v. Comcast Corp., 498 F.3d 1216 (11th Cir. 2007)[Georgia]; Kinkel v. Cingular Wireless L.L.C., 857 N.E.2d 250 (Ill. 2006)[Illinois]; Skirchak v. Dynamics Research Cop., 508
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c. Die Leitentscheidung des Supreme Court of California als Impulsgeber für die Weiterentwicklung von Schiedsvereinbarungen im Verbraucherrecht Um dem Verdikt der Rechtsverkürzung zu entgehen, haben nicht wenige Unternehmen versucht, auf die veränderten Bedingungen bei der Beurteilung der Ausschlussklauseln zu reagieren, indem sie die vollständige Übernahme der Kosten des Schiedsverfahrens, 467 die Gewährung einer Prämie bei Obsiegen des Klägers oder andere Anreize für die individuelle Rechtsverfolgung in ihren Schiedsvereinbarungen vorsahen.468 Da der class action nicht nur ein individualbezogener Schutz innewohnt, beeilen sich Verwender solcher „Anreizschiedsvereinbarungen“ aber auch zu betonen, dass aufgrund der Möglichkeit der Einreichung von Klagen durch den state attorney general auch der general-präventive Aspekt nicht vernachlässigt werde.469 Ob sich die Gerichte auf einen solchen „deal“ einlassen werden, scheint vor dem Hintergrund der Akzentuierung des general-präventiven Aspekts des Gruppenrechtsbehelfs zweifelhaft. 470 2. Vereinbarkeit der Invalidierung ausdrücklicher Ausschlussklauseln mit dem FAA Der von Kalifornien ausgehende Impuls hat in den letzten Jahren einen Trend ausgelöst, der in der Rechtsprechung der verschiedenen Bundesstaaten der USA große Beachtung gefunden hat. Aufgrund der Voranstellung der oben behandelten Fälle soll aber mitnichten der Eindruck entstehen, dass diese Praxis gänzlich unumstritten unter den Gerichten der USA ist. Ein signifikanter Teil der Gerichte erblickt in der Verwendung von ausdrücklichen Ausschlussklauseln kein per se sittenwidriges Verhalten. Eine Vielzahl von Gerichten hat class arbitration waiver daher für wirksam erachtet.471 F.3d 49 (1st Cir 2007)[Massachusetts]; Homa v. Am. Express Co., 558 F.3d 225 (3rd Cir. 2009); Muhammad v. County Bank of Rehoboth Beach, Del., 912 A.2d 88 (N.J. 2006)[New Jersey]; Chalk v. T-Mobile USA, Inc., 560 F.3d 1087 (9th Cir. 2009)[Oregon]; Thibodeau v. Comcast Corp., 912 A.2d 874 (Pa. Super. Ct. 2006)[Pennsylvania]; Lowden v. T-Mobile USA, 512 F.3d 1213 (9th Cir. 2008); Scott v. Cingular Wireless, 161 P.3d 1000 (Wash. 2007)[Washington]. 467 Vgl. Scott v. Cingular Wireless, 161 P.3d 1000 (Wash. 2007). 468 LAMPLEY spricht apologetisch von einem gerichtlich mediatisierten Dialog zwischen Unternehmen und Verbrauchern, von dem insbesondere die Verbraucher profitieren könnten LAMPLEY, 18 Cornell J.L. & Pub. Pol'y (2009), 477, 503 ff. 469 LAMPLEY, a.a.O., 517 f. Freilich haben viele Gerichte bereits früher in dieser Möglichkeit kein hinreichendes Äquivalent zur kollektiven Rechtsverfolgung gesehen. 470 Ablehnend Laster v. AT&T Mobility, L.L.C., 584 F.3d 849, 855 (9th Cir. 2009). 471 Vilches v. Travelers Companies, Inc., 2011 WL 453304 (3rd Cir. 2011); Kaneff v. Delaware Title Loans, Inc, 587 F.3d 616 (3rd Cir 2009); Cappuccitti v. DirecTV, Inc.,
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Einige Entscheidungen haben dabei gemäß der stets betonten Einzelfallbetrachtung auf den involvierten Streitgegenstand abgestellt und festgehalten, dass ein hinreichender An reiz für eine individuelle Rechtsverfolgung vorliege, soweit nur die geltend gemachten Ansprüche hoch genug seien. 472 Damit bestehe aber auch kein Grund, der Ausschlussklausel die Durchsetzung zu versagen. Diese Entscheidungen sind nicht von besonderer Bedeutung, da sie letztlich keine generellen Schlüsse auf die Zulässigkeit von Ausschlussklauseln oder die Vereinbarkeit der Anwendung der unconscionability auf einen class arbitration waiver mit dem FAA zulassen, sondern sich lediglich auf Tatbestandsebene der unconscionability bewegen und so bestenfalls dazu geeignet sind, die Anforderungen an die Sittenwidrigkeit weiter zu konturieren.
Besondere Aufmerksamkeit verdienen hingegen Entscheidungen, die einen grundsätzlichen dogmatischen Gegenentwurf zu den obengenannten Urteilen darstellen. Dahinter verbirgt sich nichts anderes als die Frage nach der Vereinbarkeit der Anwendung der unconscionability auf classs arbitration waiver mit dem FAA.473 Auf den ersten Blick scheint die Antwort relativ eindeutig. Als allgemeiner Vertragsgrundsatz wird die unconscionability durch § 2 FAA generell zugelassen. Zwar stehen auch die allgemeinen Vertragsprinzipien unter dem Vorbehalt einer diskriminierungsfreien Anwendung. Diejenigen Gerichte, die Ausschlussklauseln für unwirksam erachten, bemühen sich aber stets klarzustellen, dass ihr Urteil sich nicht auf class arbitration waiver beschränke, sondern ebenfalls für class action waiver gelte.474 Gerichtliche Verfahren als auch Schiedsverfahren unterlägen daher den gleichen Anforderungen. Von einer diskriminierenden An623 F.3d 1118 (11th Cir. 2010); Cicle v. Chase Bank USA, 583 F.3d 549 (8th Cir. 2009); Pleasants v. Am. Express Co., 541 F.3d 853 (8th Cir. 2008); Caley v. Gulfstream Aerospace Corp., 428 F.3d 1359 (11th Cir. 2005); Jenkins v. First Am. Cash Advance of Georgia, L.L.C., 400 F.3d 868 (11th Cir. 2005); Iberia Credit Bureau, Inc. v. Cingular Wireless LLC, 379 F.3d 159 (5th Cir 2004); Livingston v. Assocs. Fin., Inc., 339 F.3d 553 (7th Cir. 2003); Adkins v. Labor Ready, Inc., 303 F.3d 496 (4th Cir. 2002); Snowden v. Checkpoint Check Cashing, 290 F.3d 631 (4th Cir. 2002); Delta Funding Corp. v. Harris, 912 A.2d 104 (N.J. 2006); Hayes v. County Bank, 26 A.D.3d 465 (N.Y. App. Div. 2006); Strand v. U.S. Bank Nat. Ass'n ND, 693 N.W.2d 918 (N.D. 2005); Edelist v. MBNA America Bank, 790 A.2d 1249 (Del. Super. Ct. 2001). 472 So hat beispielsweise der Court of Appeal of California zwar einen class arbitration waiver für wirksam erachtet, aber tatsächlich nur, weil mit einem Streitwert von $ 16000 die Minimalgrenze für eine ökonomische Geltendmachung von Individualansprüchen deutlich überschritten war und damit schlichtweg die in Discover aufgestellten Kriterien nicht erfüllt wurden Arguelles-Romero v. Superior Court of Los Angeles County, 184 Cal. App.4th 825 (2010). Vilches v. Travelers Companies, Inc., 2011 WL 453304 (3rd Cir. 2011)[keine Verbrauchersache]; Delta Funding Corp. v. Harris, 912 A.2d 104 (N.J. 2006)[Verbrauchersache mit einem Streitwert von fast $ 100.000]. 473 Hierzu auch CASEY, 6 Wash. J.L. Tech. & Arts (2010), 15, 17. Gay v. CreditInform, Inc., 511 F.3d 369, 392 (3rd Cir. 2007); Litman v. Cellco Partnership, 2008 WL 4507573 (D.N.J. 2008). 474 Discover Bank v. Superior Court of Los Angeles, 36 Cal.4th 148, 165 (2005).
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wendung allgemeiner Prinzipien könne somit keinesfalls gesprochen werden. Aus diesem Grund besteht für diese Gerichte auch kein Zweifel an der Vereinbarkeit ihres Vorgehens mit dem FAA. 475 Anders hat die Frage indes das Bundesberufungsgericht für den 3. Circuit beurteilt. Nach seiner in Gay v. CreditInform, Inc. 476 vertretenen Auffassung gründe sich die Beurteilung eines class arbitration waiver anhand der unconscionability gerade nicht auf einer neutralen Anwendung dieses Rechtsinstituts. 477 Vielmehr ergebe sich die Unwirksamkeit der Ausschlussklausel gerade aus der Besonderheit, dass eine Schiedsvereinbarung Gegenstand der Beurteilung ist.478 Nach dem anwendbaren Recht von Pennsylvania bestand aber die Besonderheit, dass stets die Möglichkeit der Durchführung einer class action neben der Schiedsvereinbarung gegeben sein musste, damit die Schiedsvereinbarung nicht sittenwidrig war. 479 Selbst wenn also die Klausel ausdrücklich das Recht auf Durchführung einer class arbitration vorsähe, wäre die Schiedsvereinbarung nach dem Recht von Pennsylvania immer noch sittenwidrig. 480
Unter dieser Prämisse ist die Auffassung des Gerichts richtig, sieht das Recht von Pennsylvania doch klar die Bevorzugung eines gerichtlichen Forums vor.481 Die Anwendung eines solchen einzelstaatlichen Grundsatzes verstößt damit auch zweifelsohne gegen den FAA. Allerdings kann aufgrund dieser Besonderheit noch keine allgemeine Aussage über die Anwendung der unconscionability auf Ausschlussklauseln und die Vereinbarkeit dieser Praxis mit dem FAA getroffen werden. In Discover und Muhammad lag der Fall nämlich gerade anders. Weder nach kalifornischem 475
Fensterstock v. Education Fin. Partners Corp., 611 F.3d 124 (2nd Cir. 2010); Litman v. Cellco Partnership, 381 Fed. Appx. 140 (3rd Cir. 2010); Oestreicher v. Alienware Corp., 322 Fed. Appx. 489 (9th Cir. 2009); Homa v. Am. Express Co., 558 F.3d 225 (3rd Cir. 2009); Lowden v. T-Mobile USA, 512 F.3d 1213 (9th Cir. 2008); Laster v. T-Mobile USA, Inc., 252 Fed. Appx. 777 (9th Cir. 2007); Shroyer v. New Cingular Wireless Servs., Inc., 498 F.3d 976 (9th Cir. 2007); Scott v. Cingular Wireless, 161 P.3d 1000 (Wash. 2007). 476 Gay v. CreditInform, Inc., 511 F.3d 369 (3rd Cir. 2007). 477 Die streitgegenständliche Schiedsklausel hatte u.a vorgesehen: „ Any claim arising out of or relating to the Products hall be settled by binding arbitration in accordance with the commercial arbitration rules of the American Arbitration Association on an individual basis not consolidated with any other claim.“ 478 Gay v. CreditInform, Inc., 511 F.3d 369, 394 f. (3rd Cir. 2007). 479 B LAND/P RESTEL, 10 Cardozo J. Confl. Resol. (2009), 369, 390. 480 B LAND/P RESTEL, a.a.O. 481 Streiten ließe sich indes über die Annahme des Court of Appeals, dass hierin auch eine diskriminierende Anwendung eines allgemeinen Vertragsgrundsatzes liege. Denn nach dem Recht von Pennsylvania sei noch keine Aussage darüber getroffen, ob nicht auch ein class action waiver dem Urteil der Sittenwidrigkeit unterfalle.
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Recht noch nach dem Recht von New Jersey ist es erforderlich, dass stets die Möglichkeit einer gerichtlichen class action gegeben ist. Das die Sittenwidrigkeit auslösende Element ist das Fehlen jeglichen kollektiven Rechtsbehelfs. 482 Zur Wahrung dieser Notwendigkeit ist aber auch die Durchführung einer class arbitration ausreichend. Damit wird in diesen Fällen objektiv aber keinesfalls ein gerichtliches einem privaten Forum vorgezogen. Selbst der United States Court of Appeals for the Third Circuit distanzierte sich in folgenden Urteilen. Sowohl in Homa v. Am. Express Co. als auch in Litman v. Cellco Partnership bezeichnete er seine Ausführungen zur preemption durch den FAA lediglich als obiter dicta.483
Innerhalb des Schrifttums haben sich verschiedene Autoren gegen die Anwendung der unconscionability auf Ausschlussklauseln ausgesprochen. 484 Wenn sich die Gerichte auf eine faktische Haftungsfreistellung der Verwender der Schiedsklauseln beriefen, um die Sittenwidrigkeit der Ausschlussklauseln zu begründen, so verkennten sie die strikt individualisierte, auf das jeweilige Vertragsverhältnis zugeschnittene Betrachtung, die der unconscionability zugrunde liegt.485 Es sei aufgrund der strikten Orientierung der unconscionability an den Fakten und der Beurteilung der Fairness einer Klausel im jeweiligen Einzelfall unzulässig, die Bewertung der Sittenwidrigkeit aufgrund einer Gesamtschau aller Verträge, die derartige Schiedsklauseln enthalten, durchzuführen. Zudem wird immer wieder auch die angebliche Diskriminierungsfreiheit der gerichtlichen Praxis angezweifelt. 486 Das zur unconscionability entwickelte Schema treffe nämlich faktisch wesentlich häufiger auf Schiedsvereinbarungen zu und führe zur generellen Unwirksamkeit sämtlicher Ausschlussklauseln, soweit nur eine Involvierung geringer Ansprüche gegeben sei. 487
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Vgl. dazu auch deutlich Homa v. Am. Express Co., 558 F.3d 225, 230 (3rd Cir. 2009): „What was held unconscionable in Muhammad was not that the arbitration clause prevented the bringing of a judicial class action; rather, it was that the arbitration provision ‘deprive[d] Muhammad of the mechanism of a class-wide action, whether in arbitration or in court litigation.’ […] In other words, the defense Muhammad provides is a general contract defense, one that applies to all waivers of class-wide action, not simply those that also compel arbitration. Therefore, there are no grounds for FAA preemption. ” 483 Homa v. Am. Express Co., 558 F.3d 225, 229 (3rd Cir. 2009); Litman v. Cellco Partnership, 381 Fed. Appx. 140, 142 (3rd Cir. 2010). 484 FRIEDMAN, 79 Fordham L. Review (2011), 2035, 2037; G LOVER , 59 Vand. L. Rev (2006), 1735, 1760; W ARE, 5 J. Am. Arb. (2006), 251, 277 f.; Y ADAVA, 41 Colum. J.L. & Soc. Probs. (2008), 547, 571 f. 485 YADAVA, 41 Colum. J.L. & Soc. Probs. (2008), 547, 571 f. 486 LAMPLEY, 18 Cornell J.L. & Pub. Pol'y (2009), 477, 485 f. 487 LAMPLEY, a.a.O., 486.
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Zutreffend scheint indes der Vorwurf, dass soweit sich die Gerichte auf die Wahrung der öffentlichen Ordnung berufen, die insbesondere bei der Einordnung als faktische Haftungsfreistellung betroffen sei, um ihr Urteil zur unconscionability zu untermauern, sie sich in Widerspruch zur höchstgerichtlichen Rechtsprechung setzten. Gerade hinsichtlich der Wahrung der öffentlichen Interessen ist nämlich schon fraglich, ob eine Anknüpfung der staatlichen Gerichte hieran überhaupt zulässig ist oder ob nicht vielmehr ausschließlich auf die Möglichkeit der individuellen Geltendmachung abzustellen ist. Denn nach der Rechtsprechung des Supreme Court zum FAA ist auch bei einer individuellen Rechtsverfolgung im Schiedsverfahren von der Wahrung des Abschreckungseffekts und somit von der Erreichung des gesetzlichen Steuerungsziels auszugehen.488 Wenn nun aber die Unternehmen ihre Schiedsvereinbarungen derart ausgestalten, dass von einer Verkürzung des Zugangs zum Recht nicht gesprochen werden kann – in concreto durch eine Übernahme der kompletten Kosten und durch die Gewährung von Prämien für die Klageerhebung – scheint ein Abstellen auf die Verletzung der öffentlichen Ordnung mit der obergerichtlichen Auslegung des FAA und der paradigmatischen Äquivalenz privaten Rechtsschutzes kaum vereinbar zu sein. Eine klare Antwort auf die Frage nach dem Verhältnis zwischen FAA und unconscionability steht vor dem gewichtigen Hintergrund des § 2 FAA damit noch aus. Als wohl momentan virulentestes Problem des U.S.-amerikanischen Schiedsverfahrensrechts hat der Supreme Court allerdings in AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion nunmehr die Möglichkeit einer generellen Klärung dieser Frage. 489 IV. Ausdrückliche gesetzliche Regelung von Ausschlussklauseln Die Bedeutung der class arbitration waiver hat mittlerweile auch die Aufmerksamkeit der einzelstaatlichen Gesetzgeber erregt. So sieht beispielsweise der UTAH CONSUMER CREDIT CODE explizit die Zulässigkeit eines class action und class arbitration waiver vor. 490 Andere Gesetzgeber haben 488 Gilmer v. Interstate/Johnson Lane Corp., 500 U.S. 20 (1991); Gay v. CreditInform, Inc., 511 F.3d 369, 380 f. (3rd Cir. 2007). 489 Unten Kapitel 4 § 2, S. 339 ff. 490 „UTAH CONSUMER CREDIT CODE § 70C-3-104 (1) In accordance with this section, a creditor may contract with the debtor of a closed-end consumer contract for a waiver by the debtor of the right to initiate or participate in a class action related to the closed-end consumer contract. (2) To contract for the waiver described in Subsection (1), the creditor shall disclose the waiver: (a) to the debtor; (b) in the closed-end consumer contract; and (c) for a closed-end consumer contract entered into on or after August 1, 2006, in:
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sich hingegen dafür entschieden, dem Schutz der Verbraucher und Arbeitnehmer generell einen höheren Stellenwert einzuräumen. Nach dem Recht von New Mexico sind in Verbraucher-. Darlehens-, Arbeits- oder Mietverträgen solche Bestimmungen in allgemeinen Geschäftsbedingungen oder Formularverträgen unwirksam, die Rechtsbehelfe wie die class action, die zur Durchsetzung materieller Ansprüche notwendig sind, zugunsten der Verwender ausschließen. 491 Sowohl Oklahoma 492 als auch Georgia 493 (i) bold type; or (ii) all capital letters.” UTAH CONSUMER CREDIT CODE § 70C-4-105 gilt hingegen für open-end consumer credit contracts. 491 „N.M. STAT. ANN. 1978, § 44-7A-5 DISABLING CIVIL DISPUTE CLAUSE VOIDABLE . In the arbitration of a dispute between a consumer, borrower, tenant or employee and another party, a disabling civil dispute clause contained in a document rel evant to the dispute is unenforceable against and voidable by the consumer, borrower, tenant or em ployee. If the enforcement of such a clause is at issue as a preliminary matter in connec tion with arbitration, the consumer, borrower, tenant or employee may seek judicial relief to have the clause declared unenforceable in a court having personal jurisdiction of the parties and subject matter jurisdiction of the issue.” „N.M.S.A. 1978, § 44-7A-1(b)(4)(f) SHORT T ITLE, DEFINITIONS […] (B) As used in the Uniform Arbitration Act: […] (4) ‘disabling civil dispute clause’ means a provision modifying or limiting pro cedural rights necessary or useful to a consumer, borrower, tenant or employee in the en forcement of substantive rights against a party drafting a standard form contract or lease, such as, by way of example, a clause requiring the consumer, tenant or employee to: […] (f) decline to participate in a class action; or […]” 492 „OKLA. STAT tit. 12, § 1880 CONSIDERATIONS OF CONFORMITY A. In applying and construing the Uniform Arbitration Act, consideration must be given to the need to promote uniformity of the law with respect to its subject matter among states that enact it. B. In applying and construing the Uniform Arbitration Act, to the extent permitted by federal law, recognition shall be given to the following considerations as applicable: 1. Agreements to arbitrate are often included in standard forms prepared by one party and in a context where there is little or no ability to negotiate or change the terms of the agreement to arbitrate; and 2. In such cases, clauses providing for the location for arbitration, for the expenses of arbitration, denying the ability to consolidate arbitrations or to have arbitration for a class of persons involving substantially similar issues, and for other matters that may represent a serious disadvantage to the party or parties that did not prepare the form shall be close ly reviewed for unconscionability based on unreasonable one-sidedness and understandable or unnoticeable language or lack of meaningful choice and for balance and fairness in accordance with reasonable standards of fair dealing.” 493 „GA. ST. § 16-17-2(C)(2)
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weisen explizit auf die potentielle Sittenwidrigkeit von Ausschlussklauseln hin und geben zugleich Auslegungshinweise, die bei deren Beurteilung berücksichtigt werden sollen. Durch diese Vorgehensweise dürften sich Georgia und Oklahoma zumindest wesentlich weniger stark der Frage nach der preemption durch den FAA ausgesetzt sehen, als dies beispielsweise beim Schiedsrecht New Mexicos der Fall ist. 494 Zunächst handelt es sich bei der generellen Unwirksamerklärung sämtlicher class arbitration waiver nicht um einen von § 2 FAA zugelassenen allgemeinen Vertragsgrundsatz, so dass sich die Zulässigkeit der schiedsvertraglichen Regelung von New Mexico nach den Grundsätzen der conflict preemption richtet, d.h. den Grundsätzen und Zielen des FAA nicht entgegenstehen darf. Das tut das Gesetz allerdings gleich in zweifacher Weise. Zunächst erklärt es ausschließlich class arbitration waiver für unwirksam, da sich N.M. STAT. ANN. 1978, § 44-7A-5 ausschließlich auf Schiedsverfahren bezieht. Damit behandelt das Gesetz Schiedsvereinbarungen und sonstige Verträge unterschiedlich, was aber nach der Rechtsprechung des Supreme Court unzulässig ist.495 Zweitens greift das Gesetz in den Wortlaut der Schiedsvereinbarung direkt ein und widerspricht damit dem Grundsatz der wortlautgetreu[…] (c)(2) An arbitration clause in a payday loan contract shall not be enforceable if the contract is unconscionable. In determining whether the contract is unconscionable, the court shall consider the circumstances of the transaction as a whole, including but not limited to: (A) The relative bargaining power of the parties; (B) Whether arbitration would be prohibitively expensive to the borrower in view of the amounts in controversy; (C) Whether the contract restricts or excludes damages or remedies that would be available to the borrower in court, including the right to participate in a class action ; (D) Whether the arbitration would take place outside the county in which the loan office is located or any other place that would be unduly inconvenient or expensive in view of the amounts in controversy; and (E) Any other circumstance that might render the contract oppressive. […]” 494 Diese Problematik erkennt sogar der Supreme Court of New Mexico an, Fiser v. Dell Computer Corp., 188 P.3d 1215, 1219 (N.M. 2008): „Further, the New Mexico Uniform Arbitration Act declares that arbitration clauses that requi re consumers to decline participation in class actions are unenforceable and voidable. […] While this provision may be preempted by the FAA, […] it is clear evidence of the fundamental New Mexico policy of allowing consumers a means to redress their injuri es via the class action device.” Vgl. auch LAMPLEY, 18 Cornell J.L. & Pub. Pol'y (2009), 477, 481; YADAVA, 41 Colum. J.L. & Soc. Probs. (2008), 547, 560. Im Hinblick auf Oklahoma gilt es aber zu beachten, dass sich diese Vorschrift eindeutig auf die Auslegung des UNIFORM ARBITRATION ACT beschränkt und ausdrücklich unter der Prämisse der Vereinbarkeit mit Bundesrecht steht. 495 Doctor's Assocs. Inc. v. Casarotto, 517 U.S. 681, 687 (1996). Vgl. oben S. 107 ff.
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en Durchsetzung von Schiedsvereinbarungen.496 Damit steht die Gesetzgebung New Mexicos in klarem Widerspruch zum FAA. Die Bestimmungen des UTAH CONSUMER CREDIT CODE hingegen sehen ausdrücklich die Durchsetzung des class arbitration waiver und damit auch die Durchsetzung eines Teils der Schiedsklausel vor. Damit stimmen Bundesgesetz und einzelstaatliches Schiedsrecht überein. V. Bedeutung und Wirksamkeit von Rechtswahlklauseln Die unterschiedliche Beurteilung der Wirksamkeit eines class arbitration waiver in den verschiedenen Bundesstaaten der Vereinigten Staaten hat die Unternehmen zur Verwendung von Rechtswahlklauseln bewogen. 497 Aus der Verwendung allgemeiner Rechtswahlklauseln wird in den Vereinigten Staaten regelmäßig auf die Wahl des Schiedsvertragsstatuts geschlossen. 498 Wie das RESTATEMENT (SECOND) CONFLICT OF LAWS § 218 i.V.m. § 187 zeigt, wird grundsätzlich in allen Bundesstaaten der USA die Möglichkeit einer Rechtswahl für das Schiedsvertragsstatut anerkannt. Soweit es sich um dispositives Recht handelt, sieht das RESTATEMENT (SECOND) CON499 FLICT OF LAWS § 218 i.V.m. § 187 konsequenterweise die unbeschränkte Möglichkeit vor, ein beliebiges Recht zu wählen. Möchten die Parteien hingegen von zwingenden Vorschriften abweichen, so können sie auch das grundsätzlich tun. Allerdings steht die Befugnis zur Wahl eines Rechts in diesem Fall unter dem Vorbehalt einer hinreichend engen Verbindung der Parteien oder der zugrundeliegenden Vertragsbeziehung zum gewählten Recht. Zudem darf die Anwendung des gewählten Rechts nicht gegen grundlegende Interessen eines anderen Staates verstoßen, bei dem außer496
B UFFALOE, 2010 J. Disp. Resol. (2010), 175, 187; LAMPLEY, 18 Cornell J.L. & Pub. Pol'y (2009), 477, Fn. 16. 497 Vgl. S. 272, Fn. 471 sowie S. 276. 498 Siehe oben S. 77 ff. 499 „RESTATEMENT (SECOND) CONFLICT OF LAWS § 187 (1) The law of the state chosen by the parties to govern their contractual rights and duties will be applied if the particular issue is one which the parties could have resolved by an explicit provision in their agreement directed to that issue. (2) The law of the state chosen by the parties to govern their contractual rights and duties will be applied, even if the particular issue is one which the parties could not have resolved by an explicit provision in their agreement directed to that issue, unless either (a) the chosen state has no substantial relationship to the parties or the transaction and there is no other reasonable basis for the parties' choice, or (b) application of the law of the chosen state would be contrary to a fundamental policy of a state which has a materially greater interest than the chosen state in the deter mination of the particular issue and which, under the rule of § 188, would be the state of the applicable law in the absence of an effective choice of law by the parties. (3) In the absence of a contrary indication of intention, the reference is to the local law of the state of the chosen law.”
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dem ein gewichtigeres Interesse an der Anwendung seiner Vorschriften bestehen muss.500 Die Frage nach der Wirksamkeit der Rechtswahlklausel hatte sich bereits in Discover Bank v. Superior Court of Los Angeles gestellt.501 Dort hatte die vertragliche Vereinbarung der Parteien die Anwendung des Rechts von Delaware vorgesehen, das nach gerichtlichem Verständnis die Wirksamkeit der Ausschlussklausel bejaht hätte. 502 Allerdings traf der Supreme Court of California keine Entscheidung hinsichtlich der Wirksamkeit der Rechtswahlklausel, sondern überließ dies dem Berufungsgericht, an das er den Fall zur Beurteilung der Rechtswahl zurückverwies.503 Der California Court of Appeal hielt die Rechtswahlklausel der Parteien zugunsten des Rechts von Delaware überraschenderweise aufrecht. Die nach dem RESTATEMENT (SECOND) CONFLICT OF LAWS § 187(2)(a) nötige hinreichende Verbindung zu Delaware ergebe sich aus dem Sitz der Beklagten in Delaware. Ob mit der Gültigkeit eines class arbitration waiver eine „fundamental policy“ Kaliforniens betroffen war, ließ das Gericht im Ergebnis offen. Zwar habe der Supreme Court gerade nicht alle class arbitration waiver für ungültig erklärt, sondern vielmehr au f den jeweiligen Einzelfall abgestellt, woraus gerade keine allgemeingültige Aussage über die Bedeutung der class arbitration waiver im Sinne einer fundamental policy gemacht werden kön ne. Zudem habe das höchste Gericht Kaliforniens in seiner Konkretisierung der unconscionability-Analyse auf die notwendige Anwendung kalifornischen Rechts abgestellt. Das sei aber vorliegend gerade fraglich. Jedenfalls habe Kalifornien kein überwiegendes Interesse an der Anwendung seiner Vorschriften im Vergleich zu Delaware. Der Kläger mache nämlich Ansprüche nach dem Recht von Delaware für eine Gruppe von Betroffenen geltend, die sich über das Gebiet der kompletten Vereinigten Staaten von Amerika verteile und damit nicht nur Einwohner Kaliforniens betreffe. Aus diesen Gründen könne mitnichten im vorliegenden Fall von einem überwiegenden Interesse Kaliforniens an der Anwendung seines Rechts die Rede sein.
Ob sich aufgrund der fallgegenständlichen Besonderheiten der kollisionsrechtlichen Analyse in Discover Bank allgemeingültige Aussagen im Hinblick auf die Aufrechterhaltung von Rechtswahlklauseln in Kalifornien treffen lassen, mag in Anbetracht der nachfolgenden Rechtsprechung bezweifelt werden. Kaum eine Woche nach der Entscheidung des California Court of Appeals for the Second District versagte das Berufungsgericht für den ersten Bezirk in einem Fall gegen den gleichen Beklagten einer Rechtswahlklausel zugunsten des Rechts von Delaware die Durchsetzung. 504 Die Unwirksamkeit ausdrücklicher Ausschlussklauseln sei näm-
500
Siehe umfassend oben S. 77 ff. Discover Bank v. Superior Court of Los Angeles, 36 Cal.4th 148 (2005). 502 Discover Bank v. Superior Court of Los Angeles, 36 Cal.4th 148, 173 (2005). 503 Discover Bank v. Superior Court of Los Angeles, 134 Cal. App.4th 886 (2005). 504 Klussman v. Cross Country Bank, 134 Cal. App.4th 1283 (2005). 501
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lich durchaus als fundamental policy Kaliforniens einzustufen. 505 Da die Kläger vorliegend u.a. Ansprüche nach dem Recht von Kalifornien geltend machten und eine ausschließlich aus kalifornischen Einwohnern bestehende Klägergruppe zu repräsentieren suchten, müsse auch von einem überwiegenden Interesse Kaliforniens an der Anwendung seines Rechts ausgegangen werden. Daher verstoße die Rechtswahl gegen RESTATEMENT (SECOND) CONFLICT OF LAWS § 187(2). Im Anschluss verfestigte sich insbesondere in Kalifornien die Rechtsprechung in Bezug auf die Unwirksamkeit solcher Rechtswahlklauseln, die die Wirksamkeit des class arbitration waiver zu erreichen versuchten.506 Aber auch die Gerichte anderer Staaten, die die Verwendung eines class arbitration waiver als sittenwidrig oder gegen die öffentliche Ordnung verstoßend einordnen, sind generell nicht geneigt, durch die simple Beifügung einer Rechtswahlklausel die Wertung ihrer eigenen Rechtsordnungen ohne hinreichenden Grund aufzugeben.507 C. Zuständigkeit für die Beurteilung des Class Arbitration Waiver Keine Klärung hat bis dato die Frage gefunden, wer über die Wirksamkeit eines class arbitration waiver zu befinden hat. Das ist insofern erst einmal überraschend, als die Bazzle-Entscheidung hinsichtlich der Zuständigkeit für die Auslegung der Schiedsklausel in Bezug auf die Zulässigkeit der class arbitration doch sehr klar dem Schiedsrichter diese Kompetenz zugesprochen hat.508 Warum sich diese Beurteilung ändern sollte, weil nunmehr ein klarer Wortlaut in Bezug auf die Verfügbarkeit einer class arbitration vorliegt, mag auf den ersten Blick nicht gänzlich einleuchten. Allerdings 505 Obwohl das Gericht in Discover Bank v. Superior Court of Los Angeles, 134 Cal. App.4th 886 (2005) diese Frage ausdrücklich offen gelassen hatte, stützte sich das Gericht in Klussman ausdrücklich auf eine angebliche positive Entscheidung des California Court of Appeals in Discover, Klussman v. Cross Country Bank, 134 Cal. App.4th 1283, 1298, Fn. 16 (2005). 506 Bridge Fund Capital Corp. v. Fastbucks Franchise Corp., 622 F.3d 996 (9th Cir. 2010); Omstead v. Dell, Inc, 594 F.3d 1081 (9th Cir. 2010); Masters v. DirecTV, Inc., 2009 WL 4885132 (9th Cir. 2009); Oestreicher v. Alienware Corp., 322 Fed. Appx. 489 (9th Cir. 2009); Douglas v. United States District Court, 495 F.3d 1062 (9th Cir. 2007). 507 Kaneff v. Delaware Title Loans, Inc, 587 F.3d 616 (3rd Cir 2009); Homa v. Am. Express Co., 558 F.3d 225 (3rd Cir. 2009); Clerk v. ACE Cash Exp., Inc., 2010 WL 364450 (E.D. Pa. 2010). Eine Ausnahme stellt insofern die Entscheidung des erstinstanzlichen Bundesgerichts für den District Washington in Carideo v. Dell, Inc., 520 F.Supp.2d 1241 (W.D. Wash. 2007) dar. Das Gericht hielt die Rechtswahl zugunsten des Rechts von Texas aufrecht. Für den umgekehrten Fall der Wirksamkeit der Wahl eines Rechts, das class arbitration waiver nicht anerkennt vgl. Fensterstock v. Education Fin. Partners Corp., 611 F.3d 124 (2nd Cir. 2010). 508 Hinsichtlich der Zweifel an der Bindungswirkung vgl. S. 239 f.
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steht im Unterschied zur Konstellation in Bazzle gerade nicht die Auslegung der Schiedsklausel in Frage. Der Wortlaut der Schiedsvereinbarung ist eindeutig. Der Kläger moniert vielmehr die Unwirksamkeit eines Teils der Schiedsvereinbarung. Die Kompetenzverteilung zwischen staatlichen Gerichten und den Schiedsrichtern ist in jeder Rechtsordnung eine delikate Angelegenheit. In den Vereinigten Staaten hat sich aufgrund der einschlägigen Rechtsprechung der Gerichte eine grobe Zweiteilung in der Kompetenzverteilung ergeben. 509 Fragen, die in den Bereich der substantive arbitrability fallen, werden danach durch die staatlichen Richter letztverbindlich entschieden. Demgegenüber obliegen Aspekte der procedural arbitrability dem Regime des Schiedsrichters. Richtet sich das Parteivorbringen gegen die Wirksamkeit der Schiedsvereinbarung dergestalt, dass in Frage gestellt wird, ob die Partei tatsächlich an die Schiedsvereinbarung gebunden ist – sei es aufgrund deren Unwirksamkeit oder der Nichterfassung der Streitigkeit510 – so ist die substantive arbitrability betroffen und somit das staatliche Gericht für diese Beurteilung zuständig. Ist das Bestehen einer wirksamen Schiedsvereinbarung und die Erfassung des Streitgegenstandes durch diese grundsätzlich nicht streitig, so sind sonstige prozessuale Verteidigungsvorbringen der Parteien durch den Schiedsrichter zu bewerten. 511 Daher entscheidet der Schiedsrichter über Verjährung, den Verzicht oder ähnliche Verfahrensvoraussetzungen, wie z.B. die entgegenstehende Rechtskraft eines früheren Schiedsspruchs. 512 Oberstes Leitmotiv ist jedoch die Parteiautonomie. Daher steht es den Parteien jederzeit frei, Fragen, die eigentlich der sub stantive arbitrability unterfielen, von einem Schiedsrichter klären zu lassen. 513
Nach der überwiegenden Auffassung der bundes- und einzelstaatlichen Gerichte fällt die Beurteilung eines class arbitration waiver in den Bereich der substantive arbitrability und damit in den Aufgabenbereich des staatlichen Richters.514 509
Dazu umfassend bereits oben S. 139 ff. Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444 (2003); Vilches v. Travelers Companies, Inc., 2011 WL 453304 (3rd Cir. 2011). 511 „Thus ‘procedural’ questions which grow out of the dispute and bear on its final disposition’ are presumptively not for the judge, but for an arbitrator, to decide.” Howsam v. Dean Witter Reynolds, Inc., 537 U.S. 79, 84 (2002). 512 Chiron Corp. v. Ortho Diagnostic Sys., Inc., 207 F.3d 1126 (9th Cir. 2000); U.S. Fire Ins. Co. v. Nat'l Gypsum Co., 101 F.3d 813 (2nd Cir. 1996). 513 Z. B. Skirchak v. Dynamics Research Cop., 508 F.3d 49 (1st Cir 2007). Obwohl das Gericht der Auffassung war, dass der Schiedsrichter die kompetente Stelle zur Beur teilung des class arbitration waivers sei, bejahte es aufgrund des eindeutigen Partei willens zugunsten der staatlichen Gerichtszuständigkeit dennoch seine Zuständigkeit. 514 In re Am. Express Merchants' Litigation, 667 F.3d 204 (2nd Cir. 2012); King v. Advance America, Cash Advance Centers, Inc., 2011 WL 681070 (3rd Cir. 2011); Fensterstock v. Education Fin. Partners Corp., 611 F.3d 124 (2nd Cir. 2010); Puleo v. Chase Bank, USA, N.A., 605 F.3d 172 (3rd Cir. 2010); In re Am. Express Merchants' Litigation, 554 F.3d 300 (2nd Cir. 2009); Kristian v. Comcast Corp., 446 F.3d 25 (1st Cir. 2006); Shubert v. Wells Fargo Auto Fin., Inc., 2008 WL 5451021 (D.N.J. 2008); Kinkel v. Cingular Wireless L.L.C., 857 N.E.2d 250 (Ill. 2006); Muhammad v. County Bank of Rehoboth Beach, Del., 912 A.2d 88 (N.J. 2006); Strand v. U.S. Bank Nat. Ass'n ND, 693 510
§ 2 Class Arbitration trotz ausdrücklicher Exklusion?
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Auch eine der führenden Schiedsinstitutionen in den USA, die AAA, geht von einer gerichtlichen Zuständigkeit bei der Beurteilung der Wirksamkeit eines class arbitration waiver aus. Die AAA nimmt daher keine Verfahren als class arbitration an, die einen class arbitration waiver enthalten, der nicht durch ein staatliches Gericht für unwirksam befunden wurde.515 Die Einordnung der Bewertung der Ausschlussklausel als Aspekt der substantive arbitrability resultiert letztlich aus der Tatsache, dass das Gericht nicht unbedingt gezwungen ist, lediglich die Ausschlussklausel im Falle ihrer Unwirksamkeit von den übrigen Bestimmungen der Schiedsvereinbarung zu separieren, sondern vielmehr auch die ganze Schiedsklausel für unwirksam erklären kann. 516 Obwohl in einigen Fällen die Gerichte, trotz der zuvor erwähnten Bedenken, lediglich den class arbitration waiver für unwirksam erklärt haben und die Schiedsvereinbarung im Übrigen aufrechterhielten, 517 kann die Invalidierung der Ausschlussklausel letztlich auch die Unwirksamkeit der ganzen Schiedsvereinbarung nach sich ziehen. Aus diesem Grund geht die überwältigende Ansicht innerhalb der Rechtsprechung bei der Beurteilung eines class arbitration waiver von einer Zugehörigkeit zur substantive arbitrability und damit von einer gerichtlichen Zuständigkeit aus.518 N.W.2d 918 (N.D. 2005); Arguelles-Romero v. Superior Court of Los Angeles County, 184 Cal. App.4th 825 (2010); Sanchez v. Western Pizza Enters., Inc., 90 Cal. Rptr.3d 818 (Ct. App. 2009); Vasquez-Lopez v. Beneficial Oregon, Inc., 152 P.3d 940 (Or. Ct. App. 2007). 515 Vgl. Bekanntmachung der AAA, (zuletzt besucht am 04.12.2012). 516 Bridge Fund Capital Corp. v. Fastbucks Franchise Corp., 622 F.3d 996 (9th Cir. 2010); Laster v. AT&T Mobility, L.L.C., 584 F.3d 849 (9th Cir. 2009); Chalk v. T-Mobile USA, Inc., 560 F.3d 1087 (9th Cir. 2009); Dale v. Comcast Corp., 498 F.3d 1216 (11th Cir. 2007); Ingle v. Circuit City Stores, Inc., 328 F.3d 1165 (9th Cir. 2003); Comb v. Paypal, Inc., 218 F.Supp.2d 1165 (N.D. Cal. 2002); Franco v. Athens Disposal Co., Inc., 171 Cal. App.4th 1277 (2009); Cohen v. DirecTV, Inc., 142 Cal. App.4th 1442 (2006). Allgemein oben S. 246 ff. 517 Kristian v. Comcast Corp., 446 F.3d 25 (1st Cir. 2006); Skirchak v. Dynamics Research Cop., 508 F.3d 49 (1st Cir 2007); Gentry v. Superior Court of Los Angeles, 42 Cal.4th 443 (2007); Kinkel v. Cingular Wireless L.L.C., 857 N.E.2d 250 (Ill. 2006); Muhammad v. County Bank of Rehoboth Beach, Del., 912 A.2d 88 (N.J. 2006); Discover Bank v. Superior Court of Los Angeles, 36 Cal.4th 148 (2005); Szetela v. Discover Bank, 97 Cal. App.4th 1094 (2002). 518 Gordon v. Branch Banking and Trust, 2011 WL 1111718 (11th Cir. 2011); King v. Advance America, Cash Advance Centers, Inc., 2011 WL 681070 (3rd Cir. 2011); Bridge Fund Capital Corp. v. Fastbucks Franchise Corp., 622 F.3d 996 (9th Cir. 2010); Fensterstock v. Education Fin. Partners Corp., 611 F.3d 124 (2nd Cir. 2010); Litman v. Cellco Partnership, 381 Fed. Appx. 140 (3rd Cir. 2010); Puleo v. Chase Bank, USA, N.A., 605 F.3d 172 (3rd Cir. 2010); Omstead v. Dell, Inc, 594 F.3d 1081 (9th Cir. 2010); Masters v. DirecTV, Inc., 2009 WL 4885132 (9th Cir. 2009); Laster v. AT&T Mobility,
284
Kapitel 3: Dogmatik der Class Arbitration
Obwohl die weitaus meisten Gerichte der Frage, ob sie für die Beurteilung der Ausschlussklauseln zuständig sind, keine erhöhte Aufmerksamkeit widmen, sehen einige kritische Stimmen aber die eigene Kompetenz aus verschiedenen Gründen durchaus als bedenklich an. 519 Diese Auffassung stellt insbesondere wegen der frequenten Praxis der Teilnichtigkeit der Schiedsvereinbarung bei der Beurteilung von Ausschlussklauseln auf eine schiedsrichterliche Zuständigkeit ab. Durch den class arbitration waiver und dessen Invalidierung sei letztlich nur eine Verfahrensfrage betroffen, nicht aber die grundsätzliche Entscheidung, ob ein Schiedsverfahren durchzuführen sei. Die Frage, welche Art von Verfahren aber vor dem Schiedsgericht durchzuführen sei, falle ohne Zweifel in den Kompetenzbereich der Schiedsrichter als Frage der procedural arbitrability. 520 Auch einige Schiedsrichter teilen offenbar diese Auffassung. 521 Letzterer Auffassung ist zuzugeben, dass es auf den ersten Blick überraschend erscheint, wenn im Fall sich nicht explizit zur class arbitration äußernder Schiedsvereinbarungen der Schiedsrichter für die Beurteilung zuständig ist, hingegen bei einer ausdrücklichen Ausschlussklausel das staatliche Gericht. Dennoch ist die Unterscheidung im Ergebnis überzeugend. Denn im ersten Fall geht es ausschließlich um eine Auslegungsfrage, für deren Beantwortung der Schiedsrichter nach Auffassung des Supreme Court zuständig ist. 522 Demgegenüber steht im Falle der Wirksamkeit der Ausschlussklausel tatsächlich auch die Wirksamkeit der übrigen Schiedsvereinbarung zur Entscheidung – eine Fragestellung, die aber traditionell L.L.C., 584 F.3d 849 (9th Cir. 2009); Oestreicher v. Alienware Corp., 322 Fed. Appx. 489 (9th Cir. 2009); Chalk v. T-Mobile USA, Inc., 560 F.3d 1087 (9th Cir. 2009); Homa v. Am. Express Co., 558 F.3d 225 (3rd Cir. 2009); In re Am. Express Merchants' Litigation, 554 F.3d 300 (2nd Cir. 2009); Lowden v. T-Mobile USA, 512 F.3d 1213 (9th Cir. 2008); Gay v. CreditInform, Inc., 511 F.3d 369 (3rd Cir. 2007); Dale v. Comcast Corp., 498 F.3d 1216 (11th Cir. 2007); Shroyer v. New Cingular Wireless Servs., Inc., 498 F.3d 976 (9th Cir. 2007); Kristian v. Comcast Corp., 446 F.3d 25 (1st Cir. 2006); Ingle v. Circuit City Stores, Inc., 328 F.3d 1165 (9th Cir. 2003); Gipson v. Cross Country Bank, 354 F.Supp.2d 1278 (M.D. Ala. 2005); Scott v. Cingular Wireless, 161 P.3d 1000 (Wash. 2007); Kinkel v. Cingular Wireless L.L.C., 857 N.E.2d 250 (Ill. 2006); Muhammad v. County Bank of Rehoboth Beach, Del., 912 A.2d 88 (N.J. 2006); Discover Bank v. Superior Court of Los Angeles, 36 Cal.4th 148 (2005); Strand v. U.S. Bank Nat. Ass'n ND, 693 N.W.2d 918 (N.D. 2005). 519 Vilches v. Travelers Companies, Inc., 2011 WL 453304 (3rd Cir. 2011); Skirchak v. Dynamics Research Cop., 508 F.3d 49, 55 f. (1st Cir 2007); Anderson v. Comcast Corp., 500 F.3d 66 (1st Cir. 2007). 520 Vilches v. Travelers Companies, Inc., 2011 WL 453304, 4 (3rd Cir. 2011); Skirchak v. Dynamics Research Cop., 508 F.3d 49, 56 (1st Cir 2007). 521 Hobby v. Snap-on Tools Co., L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2005); Allen v. Sport and Fitness Clubs of America, Inc., AAA Class Arb. Docket (2005). 522 Oben S. 139 ff.
§ 3 Das Verfahren der Class Arbitration
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durch den staatlichen Richter zu klären ist. Die Aufweichung dieser relativ klaren Abgrenzung im Hinblick auf die Praxis der Teilnichtigkeit scheint nicht überzeugend, da dies zu einem guten Teil eine Ermessensentscheidung ist.523
§ 3 Das Verfahren der Class Arbitration § 3 Das Verfahren der Class Arbitration
A. Höchstgerichtliches Schweigen und privatautonome Regelungsversuche Obwohl sich der Oberste Gerichtshof in Bazzle intensiv mit der Problematik der Gruppenschiedsverfahren auseinandergesetzt hat, befassten sich seine Ausführungen in erster Linie mit Fragen der Kompetenzverteilung zwischen staatlichem Richter und dem Schiedsgericht. 524 Keine weitere Beachtung hat hingegen die Frage erfahren, welche verfahrensrechtlichen Anforderungen an die class arbitration zu stellen sind, sofern das Gruppenschiedsverfahren als zulässig erachtet werden sollte. 525 Dieser judikative Phlegmatismus ist aufgrund des repräsentativen Elements und der damit einhergehenden Signifikanz der class arbitration bedauerlich. Anhaltspunkte finden sich auch nicht auf legislativer Ebene, sei sie bundes- oder einzelstaatlich.526 Jenes normative Vakuum zu füllen, haben bald nach der Renaissance der class arbitration vornehmlich private Schiedsinstitutionen versucht. Zwei der größten Schiedsinstitutionen der Vereinigten Staaten, AAA und JAMS, haben als Reaktion auf die Bazzle-Entscheidung eigene Regelungsmodelle und Schiedsordnungen für die Durchführung von Gruppenschiedsverfahren erlassen. 527 Beide Modelle orientieren sich stark an der zivilprozessualen Regelung von Rule 23 FRCP, berücksichtigen aber auch einige schiedsverfahrensspezifische Besonderheiten. Die Ausarbeitung der Schiedsregeln durch die AAA und JAMS hat viel zur Akzeptanz der class arbitration in den folgenden Jahren beigetragen. 528 Trotz der durch diese Regelungsmodelle bewirkte Fokussierung auf Rule 23 FRCP ist eine strikte Verengung des Blickwinkels gerade im Schiedsverfahren
523
Oben S. 246 ff. WESTON, 47 Wm. & Mary L. Rev. (2006), 1711, 1732 f. 525 Zwischen der Auslegung der Schiedsvereinbarung und der Zertifizierung etc. einer class arbitration besteht aber ein wesentlicher Unterschied. Bei Letzterem geht es vor allem auch um den Schutz der abwesenden Gruppenmitglieder, B UCKNER , 82 Denver U.L. Rev. (2005), 301, 331 f.; SAFI, 83 Tex. L. Rev. (2005), 1715, 1720.. 526 STRONG, 30 U. Pa. J. Int'l L. (2008), 1, 33. 527 Siehe oben S. 163, Fn. 560 bzw. Fn. 561. Zu den Modellen noch ausführlicher sogleich Kapitel 3 § 3 B I, S. 290 ff. 528 STRONG, 30 Mich. J. Int'l L. (2009) 1017, 1029. 524
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Kapitel 3: Dogmatik der Class Arbitration
nicht unbedingt angezeigt.529 Die Durchführung des Schiedsverfahrens hat sich immer auch durch eine große prozessuale Flexibilität ausgezeichnet.530 Die traditionelle Ansicht hat stets betont, dass die Parteien die „pro zessualen Fesseln“ der staatlichen Gerichte gegen die Vorteile eines schnellen, effizienten und informellen Schiedsverfahrens eintauschen. 531 Das Gruppenschiedsverfahren unterscheidet sich aufgrund seiner Multipolarität allerdings in mannigfaltiger Art und Weise von einem „traditionellen“ Schiedsverfahren, so dass u.U. eine Anpassung und Einengung der prozessualen Freiheit angezeigt ist. 532 So könnte aufgrund der angestrebten Bindung nicht direkt am Verfahren teilnehmender Personen die notwendige Beachtung bestimmter verfassungsrechtlicher Vorgaben die Gestaltung der Schiedsregeln nachhaltig beeinflussen. Den Bestimmungen zur class action nach Rule 23 FRCP wohnt neben den prozessualen Aspekten nämlich auch eine verfassungsrechtliche Dimension inne. 533 Um den Anforderungen eines fairen Verfahrens gerecht zu werden und dadurch eine Erstreckung der Rechtskraft zu erreichen, müssen im Rahmen der class action verschiedene prozessuale Mindestvoraussetzungen eingehalten werden. In erster Linie ist daher die Frage zu beantworten, ob überhaupt solche verfassungsrechtlichen Vorgaben im Schiedsverfahren einzuhalten sind, und gegebenfalls, welcher Art die Vorgaben genau beschaffen sind. Dabei verdient insbesondere die Frage Aufmerksamkeit, ob zusätzlich zu den tradierten verfassungsrechtlichen Vorgaben noch schiedsrechtsspezifische Anforderungen zu beachten sind. Vor der näheren Untersuchung der verfassungsrechtlichen Strukturvorgaben sollen zunächst die Regelungsmodelle der Schiedsinstitutionen näher beleuchtet werden. Das eröffnet die Möglichkeit, bereits Ableitungen aus bestehenden Regelungswerken mit einzubeziehen.
529
So will SMIT insbesondere vom etablierten Modell der opt out-Verfahren abweichen und hält für die class arbitration ein opt in-Modell für angebracht, SMIT, 19 Am. Rev. Int'l Arb. (2008), 201, Fn. 36. 530 B LANKLEY, 20 Ohio St. J. Disp. Res. (2005), 451, 472 m.w.N. 531 Mitsubishi Motors Corp. v. Soler Chrysler-Plymouth, Inc., 473 U.S. 614, 628 (1985); BORN, Int. Com. Arb., S. 1741 ff. 532 B LANKLEY, 20 Ohio St. J. Disp. Res. (2005), 451, 472 f. 533 STEWART, 2005 N.Y.L.J. (1991), 5. Vgl. für das Erfordernis einer Benachrichtigung der abwesenden Gruppenmitglieder bzw. für die Erstreckung der Rechtskraft im Allgemeinen schon oben S. 49 bzw. 56.
§ 3 Das Verfahren der Class Arbitration
287
B. Verfassungsrechtliche Strukturanforderungen im Bereich der Class Arbitration I. Reaktionen auf die fehlenden obergerichtlichen Vorgaben Zwei der größten Schiedsinstitutionen der Vereinigten Staaten haben als Antwort auf die den Schiedsrichtern durch die Entscheidung des Supreme Court in Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle 534 übertragene Befugnis eigene Regelungswerke für die Durchführung von Gruppenschiedsverfahren entwickelt. Neben der Auslegungskompetenz in Bezug auf die Zulässigkeit der class arbitration weisen die Regelwerke dem Schiedsrichter die Obhut weiterer verfahrensrechtlicher Aspekte der class arbitration zu. Die Beteiligung der staatlichen Gerichte wird durch den vorgesehenen Erlass von Zwischenschiedssprüchen auf eine ex post-Kontrolle und somit auf ein – zumindest im Individualverfahren für vorzugswürdig erachtetes535 – Minimum beschränkt. Neben diesem schiedszentrierten Ansatz wurde aber vor allem in der Geburtsstunde der class arbitration geradezu selbstverständlich eine wesentlich zentralere Rolle der staatlichen Gerichte postuliert. Die Existenz repräsentierter Gruppenmitglieder rechtfertige eine Abweichung vom hergebrachten Paradigma der minimalen gerichtlichen Involvierung und sei aufgrund des notwendigen Schutzes verfassungsrechtlich garantierter Rechte geboten. 536 Der Supreme Court äußert sich in der Bazzle-Entscheidung neben der Auslegungszuständigkeit nicht weiter zur Verteilung der Kompetenzen für die sich im class arbitration-Verfahren an die Auslegung der Schiedsklausel anschließenden prozessualen Schritte.537 Daher ist bis heute auch umstritten, wem diese Kompetenzen zufallen. Während manche die ratio aus Bazzle auch für die Fragen der Zertifizierung, der Benachrichtigung sowie sonstige Schutzmaßnahmen und prozessuale Aspekte ausdehnen würden,538 534
Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444 (2003). Keating v. Superior Court of Alameda County, 31 Cal.3d 584, 613 (1982); B ORN, Int. Com. Arb., S. 1741. 536 LIPSHUTZ, 57 Stan. L. Rev. (2005), 1677, 1692; S TERNLIGHT, 42 Wm. & Mary L. Rev. (2000), 1, 111; W ALTCHER , 74 Cornell L. Rev. (1989), 380, 400 f. 537 CHERNIK, in: Bishop/Macmahon, Multiple Party Actions, Rn. 14.17; KENNEDY/ APPLEBY, 23-FALL Franchise L.J. (2003), 84, 86; BUCKNER , 82 Denver U.L. Rev. (2005), 301, 331 f.; WESTON, 47 Wm. & Mary L. Rev. (2006), 1711, 1770 f. In AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion hingegen wirft der Supreme Court deutliche Zweifel an der Befähigung des Schiedsgerichts zur Wahrung der Rechte der abwesenden Gruppenmitglieder auf, vgl. AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion, 131 S. Ct. 1740, 1751 f. (2011). Umfassend zur Auswirkung dieser Entscheidung unten Kapitel 4 § 2, S. 339 ff. 538 In re Wood, 140 S.W.3d 367, 369 f. (Tex. 2004); B LANKLEY, 20 Ohio St. J. Disp. Res. (2005), 451, 468 [B LANKLEY spricht sich jedoch für eine verstärkte ex post-Kontrollmöglichkeit durch staatliche Gerichte aus]; BUCKNER , 82 Denver U.L. Rev. (2005), 301, 325 [B UCKNER möchte hingegen die staatliche Kontrolle so gut wie gänzlich aus535
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Kapitel 3: Dogmatik der Class Arbitration
verweisen andere darauf, dass die Entscheidung des Supreme Court letztlich nur die Frage der Auslegungszuständigkeit zum Gegenstand habe. Eine zwingende Zuständigkeit des Schiedsgerichts für die weiteren prozessualen Aspekte der class arbitration ergebe sich daraus gerade nicht. 539 Die Problematik scheint aber vor dem Hintergrund des U.S.-amerikanischen Verständnisses von der Kompetenz-Kompetenz des Schiedsgerichts weniger virulent zu sein, als auf den ersten Blick zu befürchten steht. Denn nur wenn die Parteien nichts weiter über die Zuständigkeit des Schiedsgerichts vereinbart haben, stellt sich die Frage. Haben sie sich hingegen für eines der Regelwerke der AAA oder JAMS entschieden, ist die Zuständigkeit des Schiedsgerichts für diese Fragen automatisch vorbestimmt. 540 Der Wille der Parteien wird regelmäßig im U.S.-amerikanischen Schiedsverfahrensrecht auch bei der Zuständigkeitsverteilung zwischen Schieds- und staatlichem Gericht Vorrang eingeräumt.541 1. Hybrid Approach In Keating v. Superior Court of Alameda County beschäftigte sich der Supreme Court of California erstmals ausführlich mit der Möglichkeit, Schiedsverfahren auf einer repräsentativen Grundlage durchzuführen. 542 Dabei ging das Gericht geradezu selbstverständlich von einer beträchtlichen Beteiligung der staatlichen Gerichte bei der Durchführung der class arbitration aus. Das betraf in erster Linie die Frage, ob denn die Durchführung eines Schiedsverfahrens gemäß der Schiedsvereinbarung überhaupt zulässig war. Im Lichte der Bazzle-Entscheidung war die gerichtliche Initialzuständigkeit allerdings nicht mehr länger mit der Rechtslage vereinbar.543 Neben der Auslegung der Schiedsklausel sah der kalifornische Ansatz aber auch die Beteiligung der staatlichen Gerichte für wesentliche prozessuale Aspekte des Gruppenschiedsverfahrens vor. So sollte die staatschließen]; MÜLLER , FS Tercier 2008, S. 920 f.; OEHMKE , 28 CoA2d (2005), 203, 6; STRONG, 30 U. Pa. J. Int'l L. (2008), 1, 33. 539 Garcia v. DirecTV, Inc., 115 Cal. App.4th 297, 298 (2004); CLANCY/STEIN, 63 Bus. Law. (2007), 55, 74 f.; H ERNDORN, 82 N.C.L. Rev. (2004), 2128, 2128; RAO, 6 Int. A.L.R. (2003), 216, 216; WESTON, 47 Wm. & Mary L. Rev. (2006), 1711, 1725 sowie 1734 f. Für die wohl h.M. vor Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, KREHER /ROBERTSON, 9 Harv. Negot. L. Rev. (2004), 409, 422; KUPPERMAN/FREEMAN, 65 Tul. L. Rev. (1991), 1547, 1588 f. 540 Kritisch zu der damit bewirkten Uneinheitlichkeit B LANKLEY, 20 Ohio St. J. Disp. Res. (2005), 451, 482. 541 Vgl. oben S. 139 ff. 542 Keating v. Superior Court of Alameda County, 31 Cal.3d 584 (1982). Siehe ausführlich oben S. 152 ff. 543 Yuen v. Superior Court of Los Angeles County, 121 Cal. App.4th 1133 (2004); Garcia v. DirecTV, Inc., 115 Cal. App.4th 297 (2004).
§ 3 Das Verfahren der Class Arbitration
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liche Zuständigkeit insbesondere für die Zertifizierung, die Benachrichtigung sowie die Überwachung der angemessen Stellvertretung der abwesenden Gruppenmitglieder während des Verfahrens auch weiterhin bestehen bleiben.544 Nach diesem hybriden Ansatz obliegen dem staatlichen Gericht im Wesentlichen auch die Aufgaben, die dem Richter nach der jeweiligen Prozessordnung im Falle einer class action anheimgefallen wären.545 Für den Schiedsrichter verbleibt die Auslegung der Schiedsklausel und natürlich die materielle Entscheidung des Rechtsstreits.546 Ausgangspunkt für diese Auffassung war die Befürchtung, dass es dem Schiedsgericht sowohl an der notwendigen Zwangsgewalt zur Durchsetzung seiner Anordnungen als auch an einer hinreichend schnellen und umfassenden gerichtlichen Überprüfungsmöglichkeit der schiedsgerichtlichen Beschlüsse fehle.547 Die Grundlage für eine Gruppenklage in Kalifornien findet sich in CAL. CODE CIV. PROC. § 382. Danach kann ein Kläger stellvertretend für eine abwesende Gruppe klagen, soweit der zugrundeliegende Lebenssachverhalt eine Anzahl von Personen betrifft, die eine individuelle Klageerhebung vor Gericht unpraktisch erscheinen lässt. 548 Neben dieser, die class action lediglich rudimentär umschreibenden Vorschrift finden sich zahlreiche weitere Voraussetzungen im kalifornischen Fallrecht. Danach bedarf es für die Zulässigkeit einer class action einer ausreichend großen Gruppe, die sich durch eine hinreichend enge Verbindung aufgrund gemeinsamer Tat- und Rechtsfragen auszeichnet. Ebenso wie Rule 23 FRCP gehören die angemessene Stellvertretung sowie die adäquate Benachrichtigung der abwesenden Gruppenmitglieder zu den notwendigen Voraussetzungen. 549
Mit der Beschränkung der staatlichen Gerichte auf die prozessualen Aspekte des Gruppenschiedsverfahrens scheint auf den ersten Blick eine ausgewogene Harmonisierung der widerstreitenden Interessen gelungen. 550 Einerseits werden die Rechte der abwesenden Gruppenmitglieder durch die gerichtliche Involvierung hinreichend gewahrt. Das ist vor allem im Hinblick auf die eventuell bestehenden verfassungsrechtlichen Vorgaben von nicht zu unterschätzendem Wert. Der Schiedsrichter bleibt zudem für die maßgebliche materielle Entscheidung weiterhin zuständig. Allerdings befürchtet B UCKNER in diesem Zusammenhang eine Erosion des Schiedsverfahrens. Die beständige gerichtliche Involvierung in wesentliche Aspekte des Verfah rens
544
Keating v. Superior Court of Alameda County, 31 Cal.3d 584, 613 (1982). Dickler v. Shearson Lehman Hutton, Inc., 596 A.2d 860, 866 (Pa. 1991); Izzy v. Mesquite Country Club, 186 Cal. App.3d 1309, 1321 f. (1986); Lewis v. PrudentialBache Sec., Inc., 179 Cal. App.3d 935, 945 f. (1986). 546 STRONG, 17 Harv. Negot. L. Rev. (2012) 201, 216. 547 Dickler v. Shearson Lehman Hutton, Inc., 596 A.2d 860, 866, Fn. 5 (Pa. 1991). 548 COHELAN, On Cal. Class Actions, § 1:11. 549 COHELAN, a.a.O., § 2:1. 550 KUPPERMAN/FREEMAN, 65 Tul. L. Rev. (1991), 1547, 1583. 545
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Kapitel 3: Dogmatik der Class Arbitration
lasse Zweifel daran aufkommen, ob es sich bei diesem Verfahrenstypus überhaupt noch um ein Schiedsverfahren handele.551
Zudem ist der wesentliche Nachteil eines hybriden Verfahrens offensichtlich. Die verfahrensrechtliche Aufspaltung und der damit einhergehende Wechsel zwischen staatlichem Gericht und Schiedsgericht scheinen ohne Weiteres prädestiniert, die vielfach hervorgehobene Schnelligkeit und Effizienz des Schiedsverfahrens von vornherein zunichtezumachen. 552 Auch die durch die Bazzle-Entscheidung geforderte initiale Auslegungszuständigkeit des Schiedsrichters ist kaum geeignet, das prozessuale Wechselspiel zu vereinfachen und das beständige Hin und Her zwischen staatlichem Gericht und Schiedsgericht zu minimieren. 553 Trotz der weisen Mahnung des Obersten Gerichtshof von Kalifornien an die staatlichen Gerichte, im Zusammenhang mit der class arbitration bei der Ausübung ihrer Befugnisse Zurückhaltung walten zu lassen, 554 besteht die reelle Gefahr einer „feindlichen Übernahme“ des Schiedsverfahrens durch eine extensive gerichtliche Involvierung, wenn das staatliche Gericht über das zum Schutz der abwesenden Gruppenmitglieder notwendige Maß hinausgeht.555 2. Partial Final Award Approach Dem gegenüber steht der Ansatz, den zwei der bekanntesten Schiedsinstitutionen gewählt haben. Sowohl die AAA Supplementary Rules als auch die JAMS Class Action Procedures haben sich gegen umfassende gerichtliche Beteiligung der staatlichen Gerichte entschieden. Dennoch sind auch diese Schiedsordnungen auf ein gewisses Mindestmaß an gerichtlicher Beteiligung angelegt. Daher haben sich die Verfasser für einen Lösungsansatz 551
B UCKNER, 58 Fla. L. Rev. (2006), 185, 237. B LANKLEY, 20 Ohio St. J. Disp. Res. (2005), 451, 477 f.; STERNLIGHT, 42 Wm. & Mary L. Rev. (2000), 1, 117. 553 Es wird jedoch auch darauf hingewiesen, dass im Vergleich zu u.U. tausenden Individualverfahren das Gruppenschiedsverfahren – auch nach dem hybriden Ansatz – letztlich zu einer Zeitersparnis führen wird, Keating v. Superior Court of Alameda County, 31 Cal.3d 584, 613 (1982); W ALTCHER, 74 Cornell L. Rev. (1989), 380, 403. Diese Erwägung wurde allerdings vom Supreme Court für unzulässig erklärt, AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion, 131 S. Ct. 1740, 1751, Fn. 8 (2011). 554 Keating v. Superior Court of Alameda County, 31 Cal.3d 584, 613 (1982). 555 STERNLIGHT, 42 Wm. & Mary L. Rev. (2000), 1, 41 f. Als Beispiel nennt STERNLIGHT neben den „anerkannten“ Zuständigkeiten eine Ausdehnung auf Fragen wie das Beweisverfahren oder die Festlegung des Terminplans. Unklarheit besteht au ch über die Zulässigkeit einer discovery im Zusammenhang mit der class arbitration, KUPPERMAN/FREEMAN, 65 Tul. L. Rev. (1991), 1547, 1583. STRONG führt das hybride Verfahren letztlich auf das Misstrauen der staatlichen Richter gegenüber den Schiedsrichtern bei der Durchführung eines Gruppenschiedsverfahrens zurück, STRONG, 17 Harv. Negot. L. Rev. (2012) 201, 218. 552
§ 3 Das Verfahren der Class Arbitration
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unter Verwendung von Zwischenschiedssprüchen entschieden. 556 Im Folgenden werden aufgrund weitestgehender inhaltlicher Kongruenz ausschließlich die Schiedsregeln der AAA Gegenstand der Untersuchung sein. Die AAA Supplementary Rules finden Anwendung, sobald die Schiedsklausel die Anwendung eines Regelwerks der AAA vorsieht 557 und eine Partei eine Schiedsklage auf Gruppenbasis einreicht. Die AAA Supplementary Rules ergänzen dabei die jeweils anwendbare Schiedsordnung der AAA. Sie finden auch Anwendung, wenn ein staatliches Gericht die Parteien zur Durchführung eines AAA-administrierten Schiedsverfahrens verweist. Im Kollisionsfall innerhalb der anwendbaren Regelwerke haben die AAA Supplementary Rules Vorrang. Dem Schiedsrichter steht auch die Befugnis zu, Inkonsistenzen zwischen der Schiedsordnung der AAA und Parteivereinbarungen aufzulösen. Dabei soll er aber größtmögliche Rücksicht auf die Rechte der abwesenden Gruppenmitglieder nehmen. Liegt ein gerichtlicher Beschluss zu einer Frage vor, die eigentlich nach den AAA Supplementary Rules dem Schiedsrichter zur Entscheidung obläge, so hat sich der Schiedsrichter an den Beschluss des Gerichts zu halten. Die momentane Politik der AAA sieht vor, keine Verfahren anzunehmen, in denen Schiedsklausel Gegenstand sind, die class arbitration waiver beinhalten, es sei denn, es besteht ein entsprechender Gerichtsbeschluss. 558
Können sich die Parteien nicht auf die Zahl der Schiedsrichter einigen, wird, soweit nicht von der AAA ein dreiköpfiges Schiedsgremium vorgesehen wird, ein Einzelschiedsrichter die Streitigkeit entscheiden. Dabei gilt es zu beachten, dass in jedem Fall einer der Schiedsrichter für ein class arbitration-Verfahren von einer durch die AAA geführte Liste von speziellen Schiedsrichtern für Gruppenverfahren gewählt werden muss. Nach Rule 3 wird der Schiedsrichter im Anschluss an seine Ernennung in einem begründeten Zwischenschiedsspruch über die Zulässigkeit der class arbitration anhand der anwendbaren Schiedsklausel entscheiden (clause construction award). Anschließend erfolgt eine Verfahrensaussetzung von dreißig Tagen, um den Parteien Gelegenheit zu geben, den Zwi556
Vgl. Rule 3 und Rule 5 der AAA Supplementary Rules for Class Arbitrations sowie Rule 2 bzw. Rule 3(c) der JAMS Class Action Procedures. 557 Die AAA bietet verschiedene Schiedsordnungen je nach zugrundeliegender Strei tigkeit an. So z.B. die Commercial Arbitration Rules and Mediation Procedures; Construction Industry Arbitration Rules and Mediation Procedures Professional Accounting and Related Services Dispute Resolution Rules; Commercial Finance Rules; Securities Arbitration Supplementary Procedures; Wills and Trusts Arbitration Rules; AAA Health care Payor Provider Arbitration Rules; Insurance Arbitration Rules and Mediation Pro cedures; Real Estate Industry Arbitration Rules (alle abrufbar unter ; zuletzt besucht am 04.12.2012). 558 Oben S. 283, Fn. 515.
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Kapitel 3: Dogmatik der Class Arbitration
schenschiedsspruch gerichtlich überprüfen zu lassen. Einigen sich die Parteien darauf, nicht gegen den Schiedsspruch vorzugehen oder verstreicht die Frist, ohne dass die Parteien den Schiedsrichter über ein entsprechendes Gerichtsverfahren informieren, kann der Schiedsrichter mit dem Verfahren fortfahren, andernfalls kann er das Verfahren noch länger aussetzen. Der Schiedsrichter darf weder die Existenz der AAA Supplementary Rules noch eines anderen Regelwerks der AAA als Argument für oder gegen die Zulässigkeit der class arbitration werten. Nach einem positiven clause construction award oder im Falle eines entsprechenden Gerichtsbeschlusses soll der Schiedsrichter prüfen, ob die nach Rule 4 der AAA Supplementary Rules vorgesehenen Voraussetzungen für die Durchführung einer class arbitration vorliegen und gegebenenfalls einen Zwischenschiedsspruch erlassen (class determination award). Der class determination award unterliegt anschließend der gleichen Überprüfungsfrist wie auch der clause construction award. Nach Rule 4 darf der Schiedsrichter eine class arbitration nur zulassen, sofern geeignete Stellvertreter für die Schiedsklage existieren und die Erfordernisse der impracticability, commonality, typicality und die faire und angemessene Vertretung der abwesenden Gruppenmitglieder, sowohl durch die Repräsentanten als auch durch den Gruppenanwalt, gewährleistet ist.559 Zusätzlich zu den durch Rule 23 FRCP bekannten Voraussetzungen erfordern die AAA Supplementary Rules noch, die Bindung der named plaintiffs und der abwesenden Gruppenmitglieder an eine hinreichend äquivalente Schiedsvereinbarung. Sind diese Grundvoraussetzungen erfüllt, obliegt es dem Schiedsrichter schließlich noch die Voraussetzungen der predominance und der superiority festzustellen. Dabei soll der Schiedsrichter das Interesse an einer individuellen Rechtsverfolgung, die Existenz bereits in Bezug auf den Streitgegenstand bestehender Verfahren, die Vor- und Nachteile der Konzentrierung der Ansprüche in einem einzigen Schiedsverfahren sowie die organisationsrechtlichen Schwierigkeiten bei der Durchführung der class arbitration berücksichtigen. Sieht der Schiedsrichter diese Voraussetzungen alle als gegeben an, soll er in seinem class determination award die Gruppe definieren, die Repräsentanten und den Gruppenanwalt sowie die streitgegenständlichen Ansprüche festlegen. Dem Zwischenschiedsspruch soll zusätzlich eine vorläufige Version der geplanten Benachrichtigung der abwesenden Gruppenmitglieder beigefügt werden. Der class determination award soll auch festlegen, ob und wie die Möglichkeit zum Ausscheiden aus der Gruppe besteht. Bei Vorliegen außergewöhnlicher Umstände, wie einem Rechtsschutzziel, das auf injunctive relief gerichtet ist oder sich gegen einen begrenzten Fonds richtet, kann der Schiedsrichter unter Darle559
Damit entsprechen die Voraussetzungen im Wesentlichen den bekannten Tatbestandsmerkmalen der Rule 23 FRCP.
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gung seiner Gründe die Möglichkeit des opt out auch ausschließen. Der class determination award kann jederzeit vor Erlass des endgültigen Schiedsspruches geändert werden. Im Anschluss an die Verfahrensaussetzung nach dem class determination award soll der Schiedsrichter die abwesenden Gruppenmitglieder benachrichtigen. Die Belehrung ist in deutlicher, einfach verständlicher Sprache abzufassen. In formaler Hinsicht unterliegt die Benachrichtigung keinerlei Beschränkungen. So gilt auch im Rahmen der class arbitration primär das Erfordernis einer persönlichen Benachrichtigung, soweit die Adressaten bekannt sind oder mit angemessenem Aufwand ermittelt werden können. Inhaltlich muss die Benachrichtigung über die anhängige Schiedsklage, die Definition der Gruppe und die geltend gemachten Ansprüche informieren. Von enormer Bedeutung ist der Hinweis auf die Möglichkeit, dass das abwesende Gruppenmitglied anwaltlich vertreten am Verfahren und auch an den Sitzungen teilnehmen kann sowie die Kenntnisgabe von der Möglichkeit zum opt out und deren Modalitäten. Außerdem muss die Benachrichtigung die Folgen der Rechtskrafterstreckung im Falle eines Nichtausscheidens darlegen. Zudem ist die Biographie des Schiedsrichters, der Repräsentanten und des Gruppenanwalts einschließlich deren Kontaktinformationen beizufügen. Auch ein Hinweis auf das AAA Class Arbitration Docket muss enthalten sein. Im Gegensatz zu der in normalen Schiedsverfahren üblicherweise bestehenden Ver schwiegenheitspflicht sehen die AAA Supplementary Rules in Rule 9 nicht nur eine ausdrückliche Befreiung hiervon vor, sondern postulieren sogar die größtmögliche Offenheit des class arbitration-Verfahrens. Die abwesenden Gruppenmitglieder haben daher das uneingeschränkte Recht auf Teilnahme an jeder Anhörung. Zusätzlich besteht bei der AAA eine online geführte Prozessliste der anhängigen Gruppenschiedsverfahren, das AAA Class Arbitration Docket. Darauf sind die Identitäten der Parteien sowie ihrer Anwälte und deren Kontaktinformationen genannt und eine Ablaufliste des Schiedsverfahrens erhältlich. Zusätzlich können Kopien der Schiedsklage sowie alle bis dato ergangenen Schiedssprüche heruntergeladen werden.
Der endgültige Schiedsspruch soll unabhängig vom Ausgang der Klage begründet sein und nochmals die Gruppe klar bestimmen. Er soll zudem die Personen benennen, an die die Benachrichtigung gerichtet war, diejenigen, die der Schiedsrichter als Mitglieder der Gruppe ansieht, sowie die Personen, die aus der Gruppe ausgeschieden sind. Ein Vergleich bedarf der Zustimmung durch den Schiedsrichter. Über das Vorliegen eines Vergleichs hat der Schiedsrichter die abwesenden Gruppenmitglieder zu informieren. Dem Schiedsrichter ist es nur nach einer mündlichen Verhandlung gestattet den Vergleich zu akzeptieren, soweit er diesen für fair und angemessen erachtet. Die Parteien, die die Zustimmung zum Vergleich begehren, müssen dem Schiedsrichter alle in Bezug auf den Vergleich zusätzlich bestehenden Vereinbarungen offenlegen.
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Kapitel 3: Dogmatik der Class Arbitration
Der Schiedsrichter kann die Zustimmung zum Vergleich hinausschieben, bis den abwesenden Gruppenmitgliedern erneut Gelegenheit zum opt out gewährt wurde. Jedes Gruppenmitglied ist berechtigt, gegen den Vergleichsvorschlag Widerspruch einzulegen. Ein solcher Widerspruch darf nur mit Zustimmung des Schiedsrichters zurückgezogen werden. Die Gebühr für die Erhebung einer Gruppenschiedsklage beträgt $ 3.350 und ist von der Klägerseite in voller Höhe zu bezahlen. Die Initialgebühr umfasst alle Gebühren bis einschließlich des Erlasses des clause construction award. Sollte der Schiedsrichter der Auffassung sein, dass das Gruppenschiedsverfahren darüber hinaus zulässig ist, wird eine zusätzliche Gebühr fällig. Diese muss vom Antragsteller beglichen werden und bestimmt sich nach dem Streitgegenstand gemäß der Kostentabelle der AAA Commercial Arbitration Rules. 560 Streitigkeiten hinsichtlich des Schiedsrichterhonorars oder der Gebühren werden von einem dritten Schiedsrichter in einem Zwischenschiedsspruch entschieden. Sollte das Honorar des Schiedsrichters nicht in voller Höhe beglichen worden sein, kann die AAA von einer der Parteien einen Vorschuss hierfür verlangen. Andernfalls kann der Schiedsrichter die Beendigung oder die Aussetzung des Verfahrens erklären. Dies wird im AAA Class Arbitration Docket bekanntgemacht. II. Bindung des Schiedsrichters an Due Process Der Begriff des due process ist ebenso schillernd wie konturlos.561 Seine Grundlage findet das Rechtsstaatsprinzip562 in U.S. CONST. amend. V und amend. XIV § 1. 563 Nach BLACK’S LAW DICTIONARY umfasst der Begriff des due process: „The conduct of legal proceedings according to established rules and principles for the protection and enforcement of private rights, including notice and the right to a fair hearing before a tribunal with the power to decide the case.”564
560
Abrufbar unter (zuletzt besucht am 04.12.2012). 561 „[D]ue process, unlike some legal rules, is not a technical conception with a fixed content unrelated to time, place and circumstances […]“ Cafeteria and Restaurant Workers Union, Local 473, AFL-CIO v. McElroy, 367 U.S. 886, 895 (1961) „[D]ue process is flexible and calls for such procedural protections as the particular situation demands.“ Morrissey v. Brewer, 408 U.S. 471, 481 (1972). Ebenso Mathews v. Eldridge, 424 U.S. 319, 334 (1976); BUCKNER , 58 Fla. L. Rev. (2006), 185, 195; QUINKE, Börsenschiedsvereinbarungen, S. 123; WESTON, 47 Wm. & Mary L. Rev. (2006), 1711, 1770. 562 HAY, US-amerikanisches Recht, Rn. 220A. 563 Während sich U.S. CONST. amend. V an den Bund richtet, gilt amend. XIV § 1 für die Bundesstaaten, GARNER/B LACK, Black's Law Dictionary, due process clause. 564 GARNER/B LACK, a.a.O., due process.
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Ausfluss des due process sind der Anspruch auf ein faires Verfahren sowie das Recht auf eine Benachrichtigung von diesem Verfahren.565 Hierunter fällt auch der Grundsatz, dass niemand an ein Urteil gebunden ist, soweit er nicht selbst als Partei an diesem Gerichtsverfahren teilgenommen hat oder durch Klagezustellung zur Teilnahme aufgefordert worden ist und ihm hierdurch rechtliches Gehör gewährt wurde.566 Da in einer class action auch abwesende Gruppenmitglieder durch ein Urteil gebunden werden, ist sie die prominenteste Ausnahme von diesem Grundsatz. 567 Einer der Gründe hierfür ist das praktische Bedürfnis in Konstellationen, in denen eine Vielzahl von Personen betroffen ist, die knappen gerichtlichen Ressourcen zu schonen und einen möglichst effizienten Umgang mit ihnen zu gewährleisten.568 Obwohl also in den USA verfassungsrechtlich nicht in jedem Fall zwingend die Teilnahme als Partei eine Voraussetzung für die Bindung an ein ergehendes Urteil ist, muss jedenfalls eine angemessene Vertretung der abwesenden Gruppenmitglieder während des Verfahrens stattgefunden haben.569 Grundvoraussetzung einer angemessenen Stellvertretung ist bereits die Typizität der An sprüche des Repräsentanten für die gesamte Gruppe. 570 Die hinreichende Übereinstimmung der Ansprüche soll dabei gewährleisten, dass auch die Ansprüche der abwesenden Gruppenmitglieder eine ausreichend ernsthafte Verfolgung durch den named plaintiff erhalten.
Neben der adäquaten Vertretung vor Gericht erfordert der Anspruch auf rechtliches Gehör, als Ausfluss des due process, auch eine angemessene Benachrichtigung der abwesenden Gruppenmitglieder, eine Möglichkeit zur Teilnahme am Gerichtsverfahren und vor allem das Recht, aus der Gruppenklage auszuscheiden.571 Rule 23(a)(4) FRCP spiegelt diese verfas565
Hierzu schon oben S. 49 ff. Hansberry v. Lee, 311 U.S. 32, 40 (1940). 567 Hansberry v. Lee, 311 U.S. 32, 40 f. (1940); HAZARD/GEDID/SOWLE, 146 U. Pa. L. Rev. (1998), 1849, 1943; MCLAUGHLIN, On Class Actions, Bd. 1, § 1:1; W ESTON, 47 Wm. & Mary L. Rev. (2006), 1711, 1721 f. 568 Phillips Petroleum Co. v. Shutts, 472 U.S. 797, 808 (1985); STEWART, 2005 N.Y.L.J. (1991), 5, 7; FRIEDENTHAL/KANE/M ILLER , Civ. Proc., § 16.8, S. 793. 569 Hansberry v. Lee, 311 U.S. 32, 43 f. (1940): „It is familiar doctrine of the federal courts that members of a class not present as parties to the litigation may be bound by the judgment where they are in fact adequately represented by parties who are present, or where they actually participate in the conduct of the litigation in which members of the class are present as parties […]“ 570 Oben S. 23 f. 571 Phillips Petroleum Co. v. Shutts, 472 U.S. 797, 811 f. (1985): „Because States place fewer burdens upon absent class plaintiffs than they do upon absent defendants in nonclass suits, the Due Process Clause need not and does not afford the former as much protection from state-court jurisdiction as it does the latter. The Fourteenth Amendment does protect “persons,” not “defendants,” however, so absent plaintiffs as well as absen t 566
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Kapitel 3: Dogmatik der Class Arbitration
sungsrechtliche Notwendigkeit wider572 und soll dem Anspruch auf rechtliches Gehör Genüge tun. Im Gegensatz zum Beklagten unterfallen die abwesenden Gruppenmitglieder aber nicht den Erfordernissen der personal jurisdiction. Ihre Stellung unterscheidet sich nämlich so wesentlich von der eines Beklagten, dass die obengenannten Schutzmechanismen zur Wahrung ihrer Rechte genügen sollen.573
Die class arbitration stellt in diesem Zusammenhang eine Anomalie dar. Die Grundkonstellation entspricht selbstverständlich derjenigen der class action. Auch hier besteht die Frage nach der Bindungswirkung einer Entscheidung für Personen, die nicht an dem Verfahren teilgenommen haben.574 Die grundsätzliche Legitimation des Gruppenverfahrens beruht auf der Schiedsvereinbarung bzw. der Anordnungsermächtigung des anwendbaren Schiedsverfahrensrechts.575 Damit ist aber noch nichts über die Notwendigkeit einer Einhaltung der due process-Rechte der abwesenden Gruppenmitglieder gesagt. Deren due process-Rechte stehen grundsätzlich ebenso in einem Gruppenschiedsverfahren auf dem Spiel. Die Rechtsnatur des Schiedsverfahrens als private Streitentscheidung lässt allerdings Zweifel aufkommen, ob Schiedsrichter überhaupt an die Gebote des due process gebunden sind. 576 Gegen eine direkte verfassungsrechtliche Bindung spricht die Adressierung von U.S. CONST. amend. V und amend. XIV § 1. Beide Vorschriften richten sich in erster Linie an staatliche Institutionen 577 und daher nicht zwangsläufig auch an Private.578 Nur im Falle staatlicher Beteiligung (state actor-Theorie) greifen die Anforderungen des due process ein. Das Verständnis von der Natur staatlicher Beteiligung fasst der Supreme Court wie folgt zusammen:
defendants are entitled to some protection from the jurisdiction of a forum State which seeks to adjudicate their claims. In this case we hold that a forum State may exercise jurisdiction over the claim of an absent class-action plaintiff, even though that plaintiff may not possess the minimum contacts with the forum which would support personal jurisdiction over a defendant. If the forum State wishes to bind an absent plaintiff con cerning a claim for money damages or similar relief at law, […] it must provide minimal procedural due process protection. The plaintiff must receive notice plus an opportunity to be heard and participate in the litigation, whether in person or through counsel.” Vgl. auch FRIEDENTHAL/K ANE/MILLER, Civ. Proc., § 16.8, S. 794 f. 572 STRONG, 30 U. Pa. J. Int'l L. (2008), 1, 18. 573 Phillips Petroleum Co. v. Shutts, 472 U.S. 797, 808 f. (1985). 574 DALY, 62 U. Miami L. Rev. (2007), 95, 118; STRONG, 30 U. Pa. J. Int'l L. (2008), 1, 18. 575 Oben S. 165 ff. 576 WESTON, 47 Wm. & Mary L. Rev. (2006), 1711, 1741 f. 577 NOTE, 67 Va. L. Rev. (1981), 787, Fn. 76. 578 Davis v. Prudential Sec., Inc., 59 F.3d 1186, 1191 (11th Cir. 1995).
§ 3 Das Verfahren der Class Arbitration
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„In the typical case raising a state-action issue, a private party has taken the decisive step that caused the harm to the plaintiff, and the question is whether the State was sufficiently involved to treat that decisive conduct as state action. This may occur if the State creates the legal framework governing the conduct […]; if it delegates its authority to the private actor […]; or sometimes if it knowingly accepts the benefits derived from unconstitutional behavior. […] Thus, in the usual case we ask whether the State provided a mantle of authority that enhanced the power of the harm-causing individual actor.” 579
Daher geht ein beachtlicher Teil von Rechtsprechung und Literatur von der Nichtbindung der Schiedsrichter an die Anforderungen des due process aus, da im Schiedsverfahren ausschließlich Private beteiligt seien.580 Insbesondere die vertragliche Legitimation des Schiedsverfahrens spreche auch gegen eine solche Einordnung. 581 Andere gehen von einem Verzicht auf sämtliche due process-Rechte der Parteien durch den Abschluss des Schiedsvertrages aus.582 In der Literatur wird dem Verzichtsansatz entgegengehalten, dass auch mit dem Abschluss einer Schiedsvereinbarung die Parteien sich nicht jeglicher fundamentaler Prozessrechte verlustig begeben wollten.583 Zudem weise die Schiedsgerichtsbarkeit sehr wohl hinreichende Merkmale der state actor-Theorie auf, weswegen auch hier eine Bindung an due process aus verfassungsrechtlichen Gründen gegeben sein müsse.584 Allerdings lassen es die Vertreter dieser Auffassung für eine solche Einordnung bereits genügen, dass der FAA eine Beteiligung der staatlichen Gerichte vorsehe, wie z.B. die im Rahmen einer specific performance durchsetzbare Verweisung auf den Schiedsweg durch § 4 FAA.585 Manche gehen noch weiter und sehen bereits in der bloßen Favorisierung der Schiedsgerichtsbarkeit durch den Supreme Court einen hinreichenden staatlichen Nexus.586 Dagegen wird aber wohl zu Recht eingewandt, dass 579
Nat'l Collegiate Atheltic Assc. v. Trakanian, 488 U.S. 179, 192 (1988). Duffield v. Robertson Stephens & Co., 144 F.3d 1182, 1202 (9th Cir. 1998); Davis v. Prudential Sec., Inc., 59 F.3d 1186, 1191 (11th Cir. 1995); Fed. Deposit Ins. Corp. v. Air Florida System, Inc., 822 F.2d 833, 842, Fn. 9 (9th Cir. 1987); Elmore v. Chicago & Illinois Midland Railway Co., 782 F.2d, 96 (7th Cir. 1986); 185, 187 f.; SZALAI, 41 Cal. W.L. Rev. (2004), 1, 99. 581 Desiderio v. Nat'l Ass'n of Sec. Dealers, 191 F.3d 198, 206 (2nd Cir. 1999); Davis v. Prudential Sec., Inc., 59 F.3d 1186, 1190 ff. (11th Cir. 1995); FDIC v. Air Fla. Sys., Inc., 822 F.2d 833, 842 Fn.9 (9th Cir. 1987) ; W ESTON, 47 Wm. & Mary L. Rev. (2006), 1711, 1758 m.w.N. 582 B UCKNER, 58 Fla. L. Rev. (2006), 185, 216; WESTON, 47 Wm. & Mary L. Rev. (2006), 1711, 1758 m.w.N. 583 STERNLIGHT, 42 Wm. & Mary L. Rev. (2000), 1, 116 f.; Weston, 47 Wm. & Mary L. Rev. (2006), 1711, 1722 f. 584 REUBEN, 47 U.C.L.A.L. Rev. (2000), 949, 1004 ff. 585 Siehe hierzu oben S. 61 ff. 586 REUBEN, 47 U.C.L.A.L. Rev. (2000), 949, 1004 ff; STERNLIGHT, 72 T UL. L. REV. (1997), 1, 43 ff. 580
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Kapitel 3: Dogmatik der Class Arbitration
eine solche Betrachtung zu weitreichend sei. 587 Die bloße staatliche Durchsetzung einer Schiedsvereinbarung macht das spätere Schiedsverfahren nicht zu einem staatlichen Verfahren.588 Auch die judikative Anerkennung einer bestimmten Rechtsmaterie sagt noch nichts über die Qualität der Beteiligten aus. Die U.S.-amerikanischen Gerichte haben sich folgerichtig bis dato geweigert, Schiedssprüche wegen Verstoßes gegen due process aufzuheben.589 Auch aus dem FAA ergibt sich keine einfachgesetzliche direkte Verpflichtung der Schiedsrichter, den Parteien ein Verfahren zu garantieren, das den Anforderungen des due process entspricht. 590 Allerdings sieht der FAA indirekt eine gewisse Beachtlichkeit prozessualer Mindestanforderungen in Bezug auf die Fairness des Verfahrens über § 10(a)(3) FAA vor. Im Schrifttum wird hingegen sowohl auf § 10(a)(1) FAA591 als auch auf (3)592 als potentielle Aufhebungsgründe im Falle des Verstoßes gegen due process-Rechte verwiesen und hieraus eine mittelbare Beachtlichkeit des due process abgeleitet. § 10(a)(3) FAA eröffnet die Möglichkeit der Aufhebung eines Schiedsspruches in Fällen: „[…] where the arbitrators were guilty of misconduct in refusing to postpone the hearing, upon sufficient cause shown, or in refusing to hear evidence pertinent and material to the controversy; or of any other misbehavior by which the rights of any part y have been prejudiced.”
§ 10(a)(1) FAA sieht vor, dass ein Schiedsspruch aufgehoben werden kann: „where the award was procured by corruption, fraud, or undue means;“
Einen inhaltlichen Unterschied dürfte aus den beiden Aufhebungsgründen letztlich aber nicht ergeben. Im Rahmen des deutschen Schiedsverfahrensrechts stellt sich mit der Frage, ob Schiedsgerichte grundsätzlich an bestimmte Justizgrundrechte gebunden sind ein entsprechendes 587
WESTON, 47 Wm. & Mary L. Rev. (2006), 1711, 1758 ff. WESTON, a.a.O., 1761. 589 Todd Shipyards Corp. v. Cunard Line, 943 F.2d 1056, 1064 (9th Cir. 1991); Merrill Lynch, Pierce, Fenner & Smith Inc. v. Jana, 835 F. Supp. 406 Fn.8 (N.D. Ill. 1993); B UCKNER, 58 Fla. L. Rev. (2006), 185, 214 ff.: WARE, 63 Fordham L. Review (1994), 529, 558; WESTON, 47 WM. & MARY L. REV. (2006), 1711, 1744. 590 DALY, 62 U. Miami L. Rev. (2007), 95, 120, Fn. 193; WESTON, 47 Wm. & Mary L. Rev. (2006), 1711, 1743 591 BRUNET weist vor allem darauf hin, dass in Anbetracht der immensen Bedeutung von Verbraucherschiedsverfahren eine zumindest mittelbare Wahrung der due processRechte auch im Schiedsverfahren angezeigt sei und dass den Gerichten jedenfalls mit § 10(a)(1) FAA eine Aufhebungsmöglichkeit an die Hand gegeben sei, da der Verstoß gegen due process unter den Begriff des „undue means“ subsumiert werden könne, BRUNET, 71 N.C.L. Rev. (1992), 81, 119. 592 B ORN, Int. Com. Arb., S. 1772. 588
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Problem. In Deutschland sieht allerdings § 1042 Abs. 1 ZPO zwingend eine Gleichbehandlung der Parteien sowie die Gewährung hinreichenden rechtlichen Gehörs vor, so dass die grundsätzliche Geltung dieser Prinzipien in deutschen Schiedsverfahren nicht wirklich umstritten ist und eine Verletzung dieser Grundsätze eine Aufhebung des Schiedsspruches nach § 1059 Abs. 2 Nr. 1b, Nr. 1d bzw. nach Nr. 2b ZPO rechtfertigen kann.593 Während grundsätzlich hinsichtlich des Bestehens einer Verpflichtung zur Gewährung rechtlichen Gehörs oder der Wahrung der Gleichbehandlung der Parteien durch das Schiedsgericht also keine Zweifel bestehen, ist die Grundlage dieser Verpflichtungen auch in Deutschland nicht unumstritten.594 Gestritten wird im Wesentlichen um die Frage, ob den Pflichten des Schiedsgerichts verfassungsrechtlicher Rang zukommt 595 oder aber diese über § 1042 Abs. 1 ZPO nur aufgrund einfachgesetzlicher Anordnung gelten. Ein Teil will die Gewährleistung rechtlichen Gehörs als „prozessuales Urrecht des Menschen“ 596 verstehen, das auch im Schiedsverfahren Anwendung finden müsse. 597 § 1042 Abs. 1 ZPO sei daher im Wesentlichen nur die einfachgesetzliche Ausprägung dieses verfassungsrechtlich verankerten Grundrechts.598 Dahingegen lehnen andere die direkte Geltung von Art. 103 Abs. 1 GG ab. 599 Den Schiedsrichtern fehle es insoweit an der grundgesetzlichen „Passivlegitimation“, 600 da das Schiedsverfahren nicht im Verhältnis Staat-Bürger, sondern ausschließlich unter Privaten stattfinde.601 Im Übrigen ist aber auch hier umstritten, ob nicht eine mittelbare Bindung des Schiedsgerichts an die Grundrechte in Betracht kommt, wenn staatliche Gerichte involviert sind, also spätestens in der Zwangsvollstreckung. 602 SPOHNHEIMER weist darauf hin, dass sich hieraus letztlich kein Erkenntnisgewinn für die Frage nach der ver fassungsmäßigen Geltung des Anspruchs auf rechtliches Gehör im Schiedsverfahren selbst entnehmen lasse.603 Er will die Geltung fundamentaler rechtsstaatlicher Prinzipien
593
SCHWAB /W ALTER , Schiedsgerichtsbarkeit, Kap. 15, Rn. 1; SPOHNHEIMER, Gestaltungsfreiheit, S. 157. 594 Umfassend zu dieser Fragestellung aus neuerer Zeit: D ISTLER , Private Schiedsgerichtsbarkeit und Verfassung, S. 181 ff.; SAWANG, Geheimhaltung, S. 255 ff, SPOHNHEIMER, Gestaltungsfreiheit, S. 166 ff. m.w.N. 595 BGH (11.11.1982), NJW 1983, 867; SAWANG, Geheimhaltung, S. 266; Stein/Jonas/ Schlosser, ZPO, Anhang § 1061, Rn. 83, KÜHN, SchiedsVZ 2009, 53, 56. 596 BVerfG (09.07.1980), BVerfGE 55, 1, 6. 597 MüKo/Münch, ZPO, § 1042, Rn. 2. 598 MüKo/Münch, a.a.O. 599 DISTLER , Private Schiedsgerichtsbarkeit und Verfassung, S. 181 ff.; GEIMER , in: Schlosser, Integritätsprobleme im Umfeld der Justiz, S. 127; SPOHNHEIMER , Gestaltungsfreiheit, S. 178; SONNAUER, Kontrolle der Schiedsgerichte, S. 38 ff. 600 GEIMER , in: Schlosser, Integritätsprobleme im Umfeld der Justiz, S. 127. 601 DISTLER , Private Schiedsgerichtsbarkeit und Verfassung, S. 187; G EIMER, in: Schlosser, Integritätsprobleme im Umfeld der Justiz, S. 127; SPOHNHEIMER , Gestaltungsfreiheit, S. 169. 602 So DISTLER , Private Schiedsgerichtsbarkeit und Verfassung, S. 191; GEIMER , in: Schlosser, Integritätsprobleme im Umfeld der Justiz, S. 136, der dies auf das Rechtsstaatsprinzip zurückführen will und daher nur von einer „gefilterten und in dem einen oder anderen Punkt möglicherweise abgeschwächt“ wirkenden Geltung ausgeht. SPOHNHEIMER will wegen § 1055 ZPO diesen Zeitpunkt schon früher verorten, SPOHNHEIMER , Gestaltungsfreiheit, S. 171. 603 SPOHNHEIMER , Gestaltungsfreiheit, S. 172.
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demgemäß der Gleichwertigkeit von staatlicher und Schiedsgerichtsbarkeit entnehmen, da andernfalls „Schiedssprüchen nicht die Wirkungen rechtskräftiger Entscheidungen beigemessen werden“ dürften. 604 § 1042 Abs. 1 ZPO sei damit als gesetzgeberische Erfüllung dieser Pflicht anzusehen. 605
In den USA wie auch in Deutschland wurde die Frage nach der Anwendung des due process-Standards bzw. der Justizgrundrechte im Schiedsverfahren aber nahezu ausschließlich vor dem Hintergrund eines Individualschiedsverfahrens diskutiert. Im Hinblick auf die durch das Gruppenschiedsverfahren angestrebte Bindung abwesender Gruppenmitglieder stellt sich vor allem die Frage, ob das Schiedsgericht die für die Bindungswirkung der class action notwendige Wahrung des due process gewährleisten muss (Benachrichtigung, angemessene Vertretung und das Recht zum opt out), um von Verfassungs wegen einen der Bindungswirkung fähigen Schiedsspruch erlassen zu können? Oder genügt bereits der Abschluss der Schiedsvereinbarung, um als Verzicht auf die due process-Rechte gewertet werden zu können, wie es für das Individualschiedsverfahren vertreten wird?606 In diesem Fall könnte ein Schiedsgericht auch ohne Benachrichtigung der abwesenden Gruppenmitglieder, angemessene Stellvertretung oder Recht zum opt out einen für die ganze Gruppe bindenden Schiedsspruch erlassen. Die Bedeutung dieser Frage ist hier vor allem im Vergleich zur deutschen Diskussion um die Geltung von Grundrechten im Schiedsverfahren ungleich größer, weil mit der Beantwortung dieser Frage in den USA die Bindungswirkung abwesender Gruppenmitglieder und damit letztlich der größte Effizienzvorteil des Gruppenverfahrens betroffen ist und für den Bereich der class arbitration auch keine diesbezügliche einfachgesetzliche Anordnung des FAA besteht. Obwohl generell eine Bindung an due process im Schiedsverfahren von der Mehrheit der Gerichte abgelehnt wird und sich auch verschiedene Autoren gegen eine solche Bindung stellen, spricht sich im Bereich der class arbitration hingegen eine Vielzahl von Autoren wie selbstverständlich für eine unerlässliche Einhaltung gewisser Mindeststandards zum Schutze der abwesenden Gruppenmitglieder aus.607 Eine explizite Begründung, warum 604
SPOHNHEIMER , a.a.O., S. 172. Ebenso SONNAUER , Kontrolle der Schiedsgerichte,
S. 39. 605
SPOHNHEIMER , a.a.O. Siehe oben S. 297, Fn. 582. 607 CHERNIK, in: Bishop/Macmahon, Multiple Party Actions, Rn. 14.44; C LANCY/STEIN, 63 Bus. Law. (2007), 55, 75 ff.; K ILBY, 59 U. Miami L. Rev. (2005), 413, 423; LIPSHUTZ, 57 Stan. L. Rev. (2005), 1677, 1690, 1692; NELSON, 1472 P.L.I. (2005), 307, 315 f.; STEWART, 2005 N.Y.L.J. (1991), 5; STRONG, 30 U. Pa. J. Int'l L. (2008), 1, 18 f.; WESTON, 47 Wm. & Mary L. Rev. (2006), 1711, 1767 ff. Hinsichtlich des hybrid approach B UCKNER , 58 Fla. L. Rev. (2006), 185, 226. Unklar D ALY, 62 U. Miami L. Rev. (2007), 95, 118 f. 606
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dem so sein soll, wird allerdings kaum gegeben. 608 Auch die oben nachgezeichneten privaten Regelungsversuche legen gemäß ihrem jeweiligen Ansatz die Wahrung eines Mindestmaßes an prozessualer Fairness zugrunde. 609 Beide Ansätze lassen die implizite Annahme erkennen, zur Wahrung der due process-Rechte der abwesenden Gruppenmitglieder seien dem staatlichen Gruppenverfahren äquivalente Schutzmechanismen, wie eine Benachrichtigung der abwesenden Gruppenmitglieder, das Teilnahmerecht an den Verhandlungen und schließlich das Recht, aus der Gruppe auszuscheiden, unerlässlich.610 Damit ist aber noch nichts über die verfassungsrechtliche Notwendigkeit gesagt. Letztlich handelt es sich – entgegen der deutschen Rechtslage – auch nicht nur um ein Begründungsproblem, selbst wenn auch diejenigen, die nicht von einer verfassungsrechtlichen Geltung des due process im Gruppenschiedsverfahren ausgehen, die Notwendigkeit der Einhaltung dieser Grundsätze im Hinblick auf die Rechte der abwesenden Gruppenmitglieder anmahnen.611 Im Unterschied zu Deutschland besteht nämlich, wie gesagt, keine einfachgesetzliche Pflicht zur Wahrung der due process-Rechte. Damit kommt es hinsichtlich der Notwendigkeit der Einhaltung des due process tatsächlich auf die Frage an, ob die Schiedsrichter daran gebunden sind. Für die Beantwortung der Frage gilt es jedenfalls festzuhalten, dass staatliche Gerichte als state actors an die Wahrung des due process gebunden sind. Hieraus wird für eine prozessuale Spielart des Gruppenverfahrens die Geltung der due process-Rechte abgeleitet: Im Rahmen des hybrid approach ist die Beteiligung staatlicher Gerichte nämlich ungleich stärker als dies bei Individualschiedsverfahren der Fall ist. Gerade deswegen wird vertreten, dass die staatliche Involvierung im Rahmen des Gruppenschiedsverfahrens für eine Bindung an due process im Sinne einer Beteiligung eines state actor ausreichend sei.612 Im Unterschied zur deutschen Diskussion um die mittelbare Bindung der Schiedsgerichte aufgrund der Involvierung staatlicher Gerichte ergibt sich aus dem U.S.-amerikanischen Ansatz eine unmittelbare Geltung des due process für den Schiedsrichter. Auch der 608 Vgl. Weston, 47 Wm. & Mary L. Rev. (2006), 1711, 1766: „By contrast, those who ignore traditional class procedural protections may conceivably avoid due process scrutiny and thus eliminate all procedural safeguards for absent class members. Certainly, it would be an absurd and unwise policy to create an incentive for providers to eschew judicial oversight and avoid due process obligations by using a class arbitration approach.“ 609 Ausdrücklich für die AAA Supplementary Rules TUCHMANN, in: Bishop/ Macmahon, Multiple party actions, Rn. 13.13 ff. 610 WESTON, 47 Wm. & Mary L. Rev. (2006), 1711, 1741 f. 611 B UCKNER, 58 Fla. L. Rev. (2006), 185, 239 f. 612 B UCKNER, 58 Fla. L. Rev. (2006), 185, 226; WESTON, 47 Wm. & Mary L. Rev. (2006), 1711, 1733 ff, 1764 ff.
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Supreme Court of California ging wie selbstverständlich von der Notwendigkeit gerichtlicher Beteiligung zur Wahrung der due process-Rechte der abwesenden Gruppenmitglieder aus: „The court would have to make initial determinations regarding certification and notice to the class, and if classwide arbitration proceeds it may be called upon to exercise a measure of external supervision in order to safeguard the rights of absent class members to adequate representation and in the event of dismissal or settlement.” 613
Unklarer wird die Rechtslage im Fall der Verwendung von Zwischenschiedssprüchen, die ja sowohl von JAMS als auch der AAA favorisiert werden. Ob die Aufhebungskompetenzen des staatlichen Gerichts im Rahmen von § 10 FAA gerade als hinreichend enge Verbindung zwischen staatlichen Stellen und Privaten genügen können, ist zweifelhaft. 614 Fraglich ist auch nach der state actor-Theorie, ob ein Gruppenschiedsverfahren, das weder den hybrid approach noch die Zwischenschiedsspruchlösung favorisiert, sondern gänzlich ohne Beteiligung der staatlichen Gerichte bis zum Erlass des Schiedsspruches auskommt, an due process gebunden ist.615 Allerdings hat nunmehr der Supreme Court die Pflicht zur Beachtung des due process im Zusammenhang mit abwesenden Gruppenmitgliedern ausdrücklich anerkannt. In AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion betont das 613
Keating v. Superior Court of Alameda County, 31 Cal.3d 584, 622 (1982). Auch der Supreme Court of South Carolina scheint von der verfassungsrechtlich zwingenden Einhaltung der due process-Rechte auszugehen, auch wenn er explizit nicht auf diese Frage aufgrund Präklusion eingehen will, Bazzle v. Green Tree Fin. Corp., 569 S.E.2d 349, 362 (S.C. 2002). 614 Zirkelschlussartig scheint die Argumentation B UCKNERS, die im Rahmen des partial final award approach darauf hinweist, dass „state action“ vorliege und damit letztlich die verfassungsrechtliche Bindung gegeben sei, dies aber maßgeblich damit begründet, dass sonst der Verlust von Grundrechten auf dem Spiel stehe: „Provider models of class arbitration also may involve state action under the entanglement prong of the state action doctrine, given that the role of the court in class arbitration is increased beyond that in volved in non-class arbitration, and that the judicial review of an arbitrator's certification decisions potentially available under provider models occurs in connection with a potential area of deprivation of constitutional rights. Because this type of judicial in volvement may amount to state action, where judicial involvement is present, the arbitrator and/or court should provide due process, otherwise the resulting award remains vulnerable to collateral attack.“, B UCKNER, 58 Fla. L. Rev. (2006), 185, 239. Aufgrund des den Schiedsgerichten in den Schiedsordnungen von JAMS und der AAA eingeräumten Ermessens für die Frage, ob die Zwischenschiedssprüche einer gerichtlichen Kontrolle unterworfen würden, gelte die verfassungsrechtliche Bindung hier jedenfalls dann nicht, wenn keine gerichtliche Überprüfung beantragt wird, BUCKNER, 58 Fla. L. Rev. (2006), 185, 239 ff. 615 B UCKNER spricht hier von „pure arbitral paradigm“, BUCKNER , 58 Fla. L. Rev. (2006), 185, 226.
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Gericht, dass im Gegensatz zur üblichen Informalität des Schiedsverfahrens eine class arbitration zumindest die der staatlichen class action obliegenden Schutzmechanismen zu beachten habe, um eine Erstreckung der Rechtskraft auf abwesende Gruppenmitglieder zu erreichen: „[C]lass arbitration requires procedural formality. The AAA's rules governing class arbi trations mimic the Federal Rules of Civil Procedure for class litigation. […] And while parties can alter those procedures by contract, an alternative is not obvious. If procedures are too informal, absent class members would not be bound by the arbitration. For a class-action money judgment to bind absentees in litigation, class representatives must at all times adequately represent absent class members, and absent members must be afforded notice, an opportunity to be heard, and a right to opt out of the class. […] At least this amount of process would presumably be required for absent parties to be bound by the results of arbitration.” 616
Pikanterweise erfolgt diese Anerkennung eines verfassungsrechtlich notwendigen Mindeststandards an verfahrensrechtlicher Fairness vor dem Hintergrund einer dezidiert class arbitration-feindlichen Entscheidung. 617 Damit scheint der Oberste Gerichtshof zumindest für das Gruppenschiedsverfahren eine direkte Bindung des Schiedsgerichts an die Voraussetzungen des due process anerkannt zu haben. Diese These könnte in Einklang gebracht werden mit der grundlegenden Entscheidung des Supreme Court in Mullane v. Central Hanover Bank & Trust Co. Dort wird für die Anwendbarkeit der due process-Rechte lediglich auf die Finalität der Streitentscheidung abgestellt, ohne weiter auf die Notwendigkeit einer staatlichen Beteiligung einzugehen: „An elementary and fundamental requirement of due process in any proceeding which is to be accorded finality is notice reasonably calculated, under all the circumstances, to apprise interested parties of the pendency of the action and afford them an opportunity to present their objections.” 618
Hinsichtlich des verbindlichen Charakters besteht aber gerade kein Unterschied zu einem staatlichen Gerichtsverfahren. Obwohl der Standard des due process im Schiedsverfahren sicherlich im Hinblick auf Beweisverfahren und andere Formalitäten nicht den gleichen qualitativen Wert eines gerichtlichen Verfahrens erreichen muss, spricht die adjudikative Funktion und die Finalität des Gruppenschiedsverfahrens im Hinblick auf die Rechte abwesender Gruppenmitglieder doch stark für eine Geltung der elementarsten due process-Anforderungen, wie der Wahrung des Anspruchs auf rechtliches Gehör.
616
AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion, 131 S. Ct. 1740, 1751 (2011). Unten Kapitel 4 § 2, S. 339 ff. 618 Mullane v. Central Hanover Bank & Trust Co., 339 U.S. 306, 314 (1950). Bezüglich der Mullane-Entscheidung bereits oben S. 49 f. 617
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Trotz der Bezugnahme der AAA Supplementary Rules ist der Ansatz des Gerichts auch als generelle Aussage zur Anwendbarkeit des due process aus verfassungsrechtlichen Gründen im Gruppenschiedsverfahren einzuordnen. Concepcion lag gerade nicht nur die Beurteilung eines Zwischenschiedsspruchs zugrunde, sondern das Gericht beschäftigte sich allgemein mit der Wirksamkeit der Schiedsvereinbarung. Daraus können Rückschlüsse sowohl für den partial final awards approach als auch für solche Verfahren gezogen werden, die gänzlich ohne gerichtliche Beteiligung auskommen. Letztlich scheint eine generelle Bindung der Schiedsgerichte an due process im Rahmen der class arbitration insgesamt kohärenter als der Ansatz, die Frage der Bindung vom Maß staatsgerichtlicher Beteiligung abhängig zu machen. Das löste nämlich je nach gewähltem schiedsverfahrensrechtlichem Ansatz eine unterschiedliche Bindung des Schiedsgerichts aus,619 was aber im Hinblick auf die in allen Verfahrensvarianten der class arbitration gleichermaßen gefährdeten due processRechte abwesender Gruppenmitglieder gerade nicht überzeugend wäre. Letztlich schiede die Bindung an due process immer dort aus, wo die Gefahr einer Verletzung der due process-Rechte am Größten ist, nämlich in solchen Fällen, in denen während des ganzen Gruppenschiedsverfahrens keinerlei gerichtliche Kontrolle stattfindet. Zieht man dabei noch die Tatsache in Betracht, dass die Ersteller der Schiedsvereinbarungen regelmäßig unternehmerisch geprägt sind und durch die Verwendung allgemeiner Geschäftsbedingungen letztlich in der Lage sind, die Schiedsvereinbarungen einseitig zu gestalten, ergäbe sich bei der differenzierenden Auffassung letztlich auch kein Anreiz mehr für eine frühe gerichtliche Kontrolle des Gruppenschiedsverfahrens. III. Notwendige Mindestanforderungen an das Verfahren aufgrund Due Process-Bindung 1. Traditionelle Due Process-Vorgaben Die Notwendigkeit der Einhaltung gewisser verfahrensrechtlicher Mindestanforderungen des due process zur Erweiterung der Rechtskraft umfasst im Wesentlichen zunächst einmal die auch im traditionellen class action-Verfahren vorgesehenen Schutzmechanismen. 620 Hinsichtlich derer spezieller Anforderungen muss eine Orientierung an den für die class action bestehenden Vorgaben als notwendig aber auch ausreichend erachtet werden. Das bedeutet, dass auch im class arbitration-Verfahren den abwesenden Gruppenmitgliedern jedenfalls eine Benachrichtigung über das Verfahren zukommen muss. Zudem muss stets die Angemessenheit der Stellvertre619 620
B UCKNER, 58 Fla. L. Rev. (2006), 185, 246. Oben S. 56 ff.
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tung der abwesenden Gruppenmitglieder durch die named plaintiffs gewährleistet sein und den abwesenden Gruppenmitgliedern die Möglichkeit zum Ausscheiden aus dem Verfahren gewährt werden. Das Benachrichtigungserfordernis, das sowohl für den Anspruch auf rechtliches Gehör als auch für die Erstreckung der Rechtskraft existentiell ist, führt im Bereich des Gruppenschiedsverfahrens u.U. zu Kollisionen. Der oftmals gepriesene Vorteil der privaten schiedsrichterlichen Streiterledigung, die Vertraulichkeit des Verfahrens,621 verträgt sich auf den ersten Blick nur schwer mit dem verfassungsrechtlichen Benachrichtigungsgebot. B ORN unterscheidet ausdrücklich zwischen „privacy“ und „confidentiality“. 622 Ersterer unterfalle die Beschränkung der Teilnahme an einem Schiedsverfahren auf durch die Schiedsvereinbarung gebundene Personen. Hierdurch solle die Störung des Verfahrens durch Dritte vermieden werden. In diesem Hinblick bereitet die class arbitration keine besonderen Probleme. Alle abwesenden Gruppenmitglieder sind notwendigerweise durch eine Schiedsvereinbarung gebunden. Der Begriff der confidentiality umfasse dagegen die Verpflichtung der Parteien, keine Informationen des Schiedsverfahrens an Dritte weiterzugeben. Damit solle einerseits die Erleichterung einer objektiven Streiterledigung gewährleistet werden, vor allem aber stehe der Schutz der Parteien vor Enthüllung interner Informationen im Vordergrund.623 Dieser Aspekt ist im Hinblick auf die class arbitration durchaus problematisch. Die verfassungsrechtlich gebotene Benachrichtigung der abwesenden Gruppenmitglieder könnte nämlich in Fällen, in denen eine individuelle Benachrichtigung nicht möglich ist, durchaus auch Informationskanäle erfordern, die einer breiten Öffentlichkeit vom Verfahren und bestimmten Interna Kenntnis geben.
Die AAA Supplementary Rules lösen diese Kollision durch Rule 9 zugunsten des Benachrichtigungserfordernisses.624 Eine diesbezügliche ausdrückliche Parteivereinbarung ist aufgrund der prozessualen Autonomie der Parteien bei der Verfahrensgestaltung ohne Weiteres zulässig. 625 Problematisch scheinen daher vor allem Situationen, in denen die Schiedsklausel hinsichtlich der Verschwiegenheitspflicht keine weiteren Bestimmungen
621
Vgl. allgemein zu den Anforderungen des Vertraulichkeitsschutzes C OLLINS, 11 Arb. Int. (1995), 321; FORTIER, 15 Arb. Int. (1999), 131; NEILL, 12 Arb. Int. (1996), 287; P AULSSON/RAWDING, 11 Arb. Int. (1995), 303; ROGERS/M ILLER , 12 Arb. Int. (1996), 319; SCHÄFER , Verträge zur Durchführung des Schiedsverfahrens, S. 704 ff. 622 B ORN, Int. Com. Arb., S. 2251. 623 B ORN, a.a.O., S. 2252. 624 Die JAMS Class Actions Procedures sehen hingegen keine eigene Regelung zur Vertraulichkeit des Gruppenschiedsverfahrens vor. Allerdings hat auch nach diesen Schiedsregeln der Schiedsrichter die Befugnis, der Gruppe eine Benachrichtigung zukommen zu lassen. In dieser Hinsicht muss also auch bei vertraulichen Schiedsverfahren, die nach den JAMS Class Actions Procedures durchgeführt werden, eine Ausnahme gemacht werden. 625 B ORN, a.a.O., S. 2255.
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enthält, bzw. in denen die Schiedsklausel eine solche Pflicht ausdrücklich vorsieht. Die Rechtsprechung der englischen Gerichte geht bereits beim bloßen Bestehen einer Schiedsvereinbarung implizit von einer vertraglichen Pflicht zur Verschwiegenheit aus und macht diese verfahrensrechtliche Eigenschaft zum inhärenten Charakterzug des Schiedsverfahrens. Die private Natur des Schiedsverfahrens gebiete gerade auch die Pflicht zur Verschwiegenheit. 626
U.S.-amerikanische Gerichte sind sehr zurückhaltend, was die Auferlegung einer Verschwiegenheitspflicht bei Schiedsvereinbarungen anbelangt, die eine solche Notwendigkeit nicht explizit statuieren. 627 Das mag am Fehlen ausdrücklicher Regelungen zur Verschwiegenheit im FAA selbst liegen.628 Obwohl international zunehmend Ausnahmen von der Verschwiegenheitspflicht bei Kollisionen mit der öffentlichen Ordnung anerkannt werden,629 ist die Rechtslage in den Vereinigten Staaten noch uneinheitlich. So haben zwar verschiedene Gerichte Vertraulichkeitsklauseln speziell bei der Beteiligung von Verbrauchern als unwirksam eingestuft:630 In Ting v. AT&T äußerte der United States Court of Appeals for the Ninth Circuit seine Bedenken im Hinblick auf die unfaire, einseitige Bevorzugung eines Unternehmers durch die Verwendung von Vertraulichkeitsklauseln. Während den Unternehmen nämlich der Erfahrungsschatz diverser gegen sie geführter Prozesse einen entscheidenden Vorteil einräumte, bestehe für den Verbraucher ein Informationsdefizit, sowohl was die Fairness seiner vertraglichen Verpflichtung, als auch die Möglichkeit einer Etablierung eines systematischen Vorgehens durch AT&T anbelange. Solche systematischen Erwägungen seien aber eigens bei Klagen wegen diskriminierender Benachteiligung von großer
626 Dolling-Baker v. Merrett, [1991] All. E.R. 890, 896 (English Court of Appeal): „As between parties to an arbitration, although the proceedings are consensual and may thus be regarded as wholly voluntary, their very nature is such that there must […] be some implied obligation on both parties not to disclose or use for any other purpose any documents prepared for and used in the arbitration, or disclosed or produced in the arbi tration, or transcript or notes of the evidence in the arbitration or award – and indeed not to disclose in any other way what evidence had been given by any witness in the arbitration – save with the consent of the other party, or pursuant to an order or leave of court […] It is a question of implied obligation arising out of the nature of the arbitration itself.” M.w.N. B ORN, Int. Com. Arb., S. 2258 ff.; REDFERN/HUNTER/B LACKABY/P ARTASIDES, Law & Prac. Int. Com. Arb., Rn. 1-55. 627 Industrotech Constructors, Inc. v. Duke University, 314 S.E.2d 272, 274 (N.C. Ct. App. 1984); B ORN, Int. Com. Arb., S. 2264 m w. N.; REDFERN/HUNTER /B LACKABY/ P ARTASIDES S, Law & Prac. Int. Com. Arb., Rn. 1-57. 628 REDFERN/HUNTER /B LACKABY/P ARTASIDES, a.a.O. 629 REDFERN/HUNTER /B LACKABY/P ARTASIDES, a.a.O., Rn. 1-61, Rn. 1-68. 630 Ting v. AT&T Co., 319 F.3d 1126, 1151 f. (9th Cir. 2003); Schnuerle v. Insight Communications Co., 2010 WL 5129850, 12 (Ky. 2010).
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Relevanz. Aus diesem Grund sei die Vertraulichkeitsklausel als sittenwidrig zu erachten.631
Die Ableitung einer generellen Haltung der Rechtsprechung in den Vereinigten Staaten gegenüber Vertraulichkeitsklauseln hieraus wäre indes wohl verfehlt: In Guyden v. Aetna, Inc. erachtete der United States Court of Appeals for the Second Circuit sowohl die Schiedsvereinbarung als auch die Vertraulichkeitsklausel im Rahmen ei ner Kündigungsschutzklage, die sich auf Schutzvorschriften für „whistleblower“ berief, als wirksam. Aufgrund der Ubiquität von Vertraulichkeitsklauseln im Schiedsverfahren sei deren Invalidierung nicht nur mit einem Angriff auf das Schiedsverfahren selbst gleichzusetzen, sondern die Aufrechterhaltung auch im Sinne einer generell schiedsfreundlichen Einstellung des Bundesrechts. 632
Während sich ein Teil der Literatur nicht nur für die Vereinbarkeit ausspricht, sondern die Existenzialität der notice vehement betont,633 lässt sich nach Analyse der einschlägigen Rechtsprechung noch keine einheitliche Linie über die Vereinbarkeit von Benachrichtigungen abwesender Gruppenmitglieder und schiedsvertraglichen Vertraulichkeitsklauseln entnehmen.634 2. Besondere verfahrensrechtliche Anforderungen im Gruppenschiedsverfahren im Hinblick auf die Bestellung der Schiedsrichter? In allen Mehrparteienschiedsverfahren635 ist neben der generellen, schiedsvertraglichen Zulässigkeit eines solchen Verfahrens vor allem die Frage der Schiedsrichterernennung delikat.636
631
Ting v. AT&T Co., 319 F.3d 1126, 1151 f. (9th Cir. 2003). Diese Gefahren erkennt auch der United States Court of Appeals for the District of Columbia in Cole v. Burns Int'l Security Servs. Dennoch hielt es die Schieds- und Vertraulichkeitsklausel aufrecht Cole v. Int'l Security Servs., 105 F.3d 1465, 1477, 1485 (D.C. Cir. 1997). 632 Guyden v. Aetna, Inc., 544 F.3d 376, 384 (D.C. Cir. 2008). Ebenso Iberia Credit Bureau, Inc. v. Cingular Wireless LLC, 379 F.3d 159, 175 f. (5th Cir 2004). Zu einem gänzlich diametralen Ergebnis gelangt der Supreme Court of Washington in Zuver v. Airtouch Communications, Inc., 103 P.3d 753, 764 ff. (Wash. 2004). Vgl hierzu m.w.N. SCHÄFER , Verträge zur Durchführung des Schiedsverfahrens, S. 704 ff. 633 B LANKLEY, 20 Ohio St. J. Disp. Res. (2005), 451, 471. 634 Allgemein zur Aufrechterhaltung von Vertraulichkeitsklauseln im U.S. -amerikanischen Recht SCHÄFER, Verträge zur Durchführung des Schiedsverfahrens, S. 704 ff. 635 „Traditionelle“ Mehrparteienschiedsverfahren bieten sich aufgrund der vergleichbaren Konstellation als Ausgangspunkt für eine nähere Untersuchung an, S TRONG, 17 Harv. Negot. L. Rev. (2012) 201, 211 ff. 636 SCHLOSSER, Int. Schiedsgerichtsbarkeit, Rn. 560; BORN, Int. Com. Arb., S. 2098. Die steigende Relevanz solcher Mehrparteienschiedsverfahrens belegen die Zahlen der
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Die hier im Blickpunkt stehende Schwierigkeit liegt im Gegensatz zur bereits oben erörterten Interdependenz von Ernennungsrecht und vertraglicher Legitimation des Gruppenschiedsverfahrens nunmehr in der verfahrensrechtlichen Durchführbarkeit der Schiedsrichterbestellung im Kontext des Gruppenschiedsverfahrens.637
Die Ernennungsmöglichkeit des Schiedsrichters gilt als fundamentales Recht im Schiedsverfahren.638 In der immer wieder betonten Relevanz des Rechts zur Ernennung des „eigenen“ Schiedsrichters639 schwingt zu einem nicht unerheblichen Teil die – trotz vielfacher Betonung der Verpflichtung des Schiedsrichters zur absoluten Neutralität – bestehende Tendenz mit, den Schiedsrichter als eigenen Interessenvertreter zu betrachten. 640 Dennoch – oder vielleicht auch vielmehr darum – wird der Stellenwert des Ernennungsrechts in Deutschland als Ausprägung des institutionellen Gleichheitsgebots verstanden. 641 Der Bestellung der Schiedsrichter kommt aber auch schon deshalb eine so große Bedeutung zu, weil aus einer fehlerhaften Bestellung u.U. die Aufhebbarkeit des später ergehenden Schiedsspruches folgen kann.642 Die Schwierigkeit eines Lösungsansatzes resultiert aus der faktischen Unmöglichkeit bei der Beteiligung mehrerer Personen, eine für alle involvierten Personen formal gleichwertige Lösung zu finden, ohne die Anzahl der Schiedsrichter entsprechend anzupassen – sei es auf Kläger- oder Beklagtenseite,. 643 Letzteres wird generell als unpraktikabel und daher nicht wünschenswert erachtet. 644 Das führte mangels spezieller Schieds-
Schiedsinstitutionen, LEW/M ISTELIS/KRÖLL, Comp. Int. Com. Arb., Rn. 16-1, Fn. 1; HAMANN/LENNARZ, SchiedsVZ 2006, 289, 290 m.w.N. 637 Siehe oben S. 193 ff 638 Bereits das Genfer Protokoll über die Schiedsklauseln im Handelsverkehr von 1923 sah in Artikel II eine privatautonome Regelungsbefugnis zur Schiedsrichterbestellung vor. Allerdings stand diese noch unter dem Vorbehalt der jewei lig anwendbaren Rechtsordnung, B ORN, Int. Com. Arb., S. 1367 f.; SCHWAB /W ALTER , Schiedsgerichtsbarkeit, Kap. 10, Rn. 14; STRONG, 17 Harv. Negot. L. Rev. (2012) 201, 231 m.w.N. 639 SCHLOSSER, Int. Schiedsgerichtsbarkeit, Rn. 569. 640 SCHLOSSER, a.a.O., Rn. 565 f. 641 MüKo/Münch, ZPO, § 1035, Rn. 69. § 1034 Abs. 2 ZPO gibt einer Partei, die bei der Zusammensetzung des Schiedsgerichts durch das Übergewicht einer anderen Partei benachteiligt wird, die Möglichkeit, das staatliche Gericht anzurufen und den oder die Schiedsrichter abweichend von der erfolgten Ernennung oder vereinbarten Ernennungsregelung zu bestellen. Auch hierin spiegelt sich das Verlangen nach einer möglichst aus gewogenen Gewichtung der am Verfahren beteiligten Parteien, L EW/MISTELIS/KRÖLL, Comp. Int. Com. Arb., Rn. 16-26. 642 Vgl. z.B. Art. V Abs. 1 lit. d UNÜ. 643 B ORN, Int. Com. Arb., S. 2099. 644 Compania Espanola de Petroleus, S.A. v. Nereus Shipping, S.A. , 527 F.2d 966 (2nd Cir. 1975); LEW/MISTELIS/K RÖLL, Comp. Int. Com. Arb., Rn. 16-12; MüKo/Münch, ZPO, § 1035, Rn. 68; HANTKE, SchiedsVZ 2003, 269, 272. Die Erhöhung der Anzahl der
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regeln oder parteiautonomer Vereinbarungen oftmals zur Undurchführbarkeit von Mehrparteienschiedsverfahren und bestärkte die ehemals vorherrschende Ansicht, im Schiedsverfahren seien bilaterale Verfahren vorzugswürdig.645 Zu internationaler Berühmtheit hat es die von der französischen Cour de Cassation stammende Entscheidung in Siemens AG and BKMI Industrieanlagen GmbH v. Dutco Construction Co. 646 gebracht. Dort hob das Gericht den Schiedsspruch eines aus drei Schiedsrichtern bestehenden Schiedsgerichts auf. Zuvor hatten die Beklagten im Rahmen eines ICC-Schiedsverfahrens sich geweigert, einen gemeinsamen Schiedsrichter zu benennen, woraufhin der Schiedsgerichtshof einen solchen für beide Beklagten bestellt hatte. Der Kläger hingegen konnte von seinem Ernennungsrecht alleine und ungeteilt Gebrauch machen. Nach Auffassung des französischen Gerichts verstieß dieses Vorgehen gegen das Gebot der Gleichbehandlung der Parteien. Der Schiedsspruch sei deswegen aufzuheben. Die Entscheidung fand nicht nur in Frankreich, sondern auch international viel Bea chtung. 647 Im Anschluss haben zahlreiche Schiedsinstitutionen ihre Bestimmungen zur Schiedsrichterbestellung in Mehrparteienschiedsverfahren grundlegend geändert.648 Sollten sich die Parteien daher nicht auf die Ernennung eines gemeinsamen Schiedsrichters einigen können, werden nunmehr oftmals alle Schiedsrichter durch die jeweilige Schiedsinstitution benannt. 649 Obwohl die beidseitige Übertragung des Ernennungsrechts auf eine Schiedsinstitution bzw. ein staatliches Gericht 650 zunächst radikal erscheint und einen wesentlichen Vorteil der Schiedsgerichtsbarkeit relativiert, 651 wahrt diese Vorgehensweise dennoch die Gewichtung der Parteien bei der Ernennung der Schiedsrichter am besten.652 Im Hinblick auf die Mitwirkung an der Bestellung des Schiedsgerichts stellt der nachträgliche Beitritt einer Partei zu einem Schiedsverfahren ein gesondertes Problem dar. 653
Auch in den Vereinigten Staaten wird das Bestellungsrecht als ein wichtiges Privileg der Parteien anerkannt und seine Anwendung unter den Vorbehalt prozessualer Fairness gestellt.654 So kann die fehlerhafte Bestellung eines Schiedsrichters ebenfalls zur Aufhebung des im Anschluss ergehenSchiedsrichter könnte so letztlich zu einem Übergewicht einer Seite führen, BORN, Int. Com. Arb., S. 2099; LEW/MISTELIS/KRÖLL, Comp. Int. Com. Arb., Rn. 16-12. 645 STRONG, 17 Harv. Negot. L. Rev. (2012) 201, 231. 646 Cour de Cassation (07.01.1992), J.D.I. 119, 707. 647 Nicht alle Entscheidungen gehen von der Notwendigkeit einer derartig strikten Einhaltung des Gleichbehandlungsgrundsatzes bei der Wahl der Schiedsrichter aus, m.w.N. LEW/M ISTELIS/KRÖLL, Comp. Int. Com. Arb., Rn. 16-27. 648 LEW/M ISTELIS/KRÖLL, a.a.O., Rn. 16-16. 649 HAMANN/LENNARZ, SchiedsVZ 2006, 289, 290; STRONG, 17 Harv. Negot. L. Rev. (2012) 201, 232. Vgl. § 13 DIS-Schiedsregeln; § 10 ICC-Schiedsgerichtsordnung. 650 STERNLIGHT, 42 Wm. & Mary L. Rev. (2000), 1, 111 f. 651 LEW/M ISTELIS/KRÖLL, Comp. Int. Com. Arb., Rn. 16-18. 652 B ORN, Int. Com. Arb., S. 2099. 653 Hierzu B ORN, a.a.O. Im Hinblick auf Parallelen zum Gruppenschiedsverfahren vgl. S. 313, Fn. 672. 654 B ORN, a.a.O., S. 1367 f.; OEHMKE, Com. Arb.3rd, § 72:1 m.w.N.
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den Schiedsspruches führen. 655 Die Gerichte stützen sich hierbei meist auf die Überschreitung der schiedsrichterlichen Befugnisse nach § 10(a)(4) FAA.656 Wie sich aus § 5 FAA ergibt, sind die Bestimmungen der Parteien zur Schiedsrichterbestellung grundsätzlich vorrangig. 657 § 5 FAA sieht überdies eine gerichtliche Unterstützungsmöglichkeit bei der Ernennung des oder der Schiedsrichter vor. Das gilt für den Fall, dass die Schiedsvereinbarung kei nen privatautonomen Ernennungsmodus vorsieht und die Parteien sich auch nicht nachträglich auf einen Schiedsrichter einigen können. Aber auch wenn sich eine Partei weigert, am Ernennungsverfahren mitzuwirken, besteht für das staatliche Gericht die Befugnis, den Schiedsrichter zu ernennen. GA. CODE ANN. § 9-6-6(e) sieht u.a. ausdrücklich die gerichtliche Befugnis zur Verbindung von Schiedsverfahren vor, soweit die Streitigkeit ihre Grundlage in derselben geschäftlichen Transaktion hat und gemeinsame Tat- oder Rechtsfragen existieren, die u.U. zu widersprüchlichen Ergebnissen führen könnten. 658 Hinsichtlich der Schiedsrichterbestellung sieht GA. CODE ANN. § 9-6-6(f) das Primat einer privatautonomen Bestimmung vor, sofern die Schiedsklauseln alle den- oder dieselben Schiedsrichter bzw. Schiedsinstitution bezeichnen. Sollte eine diesbezügliche Uniformität nicht bestehen, so obliegt es dem staatlichen Gericht, den Schiedsrichter zu bestellen. 659
Dass sich die schweigende Schiedsklausel kaum jemals zu einem expliziten Ernennungsmodus der Schiedsrichter für den Fall eines Gruppenschiedsverfahrens äußern wird, scheint offensichtlich. Andernfalls bestünde aufgrund der Interdependenz von vertraglicher Legitimation und Ernennungsrecht doch ein nicht unerheblicher Anhaltspunkt für eine konkludente Auslegung der Schiedsvereinbarung, was das Vorliegen einer schweigenden Schiedsklausel wiederum sehr in Zweifel zöge. 660 655
OEHMKE, a.a.O., § 70:11. Crawford Group, Inc. v. Holekamp, 543 F.3d 971, 976 f. (8th Cir. 2008); Cargill Rice, Inc. v. Empresa Nicaraguense Dealimentos Basicos, 25 F.3d 223 (4th Cir. 1994); Avis Rent a Car System, Inc. v. Garage Employees Union, Local 272, 791 F.2d 22 (2nd Cir. 1986). 657 Cargill Rice, Inc. v. Empresa Nicaraguense Dealimentos Basicos, 25 F.3d 223, 225 (4th Cir. 1994); OEHMKE , Com. Arb.3rd, § 70:4. Sofern das Ernennungsverfahren fair ist, wird sich aber auch das staatliche Gericht meist an die Parteivereinba rung halten, OEHMKE, a.a.O., § 71:2. Strikt an dieses gebunden ist es jedoch nicht, Pacific Reinsurance Mangament Corp. v. Ohio Reinsurance Corp., 814 F.2d 1324, 1329 (9th Cir. 1987). Das Primat der Privatautonomie anerkennend auch § 3 U NIFORM ARBITRATION ACT sowie § 11(1) REVISED UNIFORM ARBITRATION ACT. 658 Dazu schon oben S. 219. 659 Eine identische gerichtliche Ersatzzuständigkeit sieht auch CAL. CODE CIV. PROC . § 1281.3 und OR REV. STAT. ANN. § 36.506(2)(b) vor. Im Gegensatz hierzu sieht das Schiedsverfahrensrecht von Massachusetts die Identität der Schiedsrichter als eine Voraussetzung für die Verbindung von Schiedsverfahren überhaupt erst vor, M ASS. GEN. LAWS. ANN. 251 § 2A. 660 Besteht eine solche privatautonome Regelung wider Erwarten doch, ist diese aber selbstverständlich nach dem Gesagten, als vorrangig zu behandeln. 656
§ 3 Das Verfahren der Class Arbitration
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Schiedsklauseln, die einen class arbitration waiver beinhalten, werden schon der Natur der Sache nach keinen speziellen Ernennungsmodus für den Fall eines Gruppenschiedsverfahrens vorsehen. Auch im Bereich der institutionellen Schiedsregeln finden sich für diesen Bereich keine Sonderregeln. Weder die AAA Supplementary Rules noch die JAMS Class Action Procedures sehen spezielle schiedsinstitutionelle Ersatzzuständigkeiten für die Bestellung der Schiedsrichter im class arbitration-Verfahren vor. Nur in Rule 2 der AAA Supplementary Rules wird das Erfordernis aufgestellt, dass wenigstens einer der Schiedsrichter des Gruppenschiedsverfahrens von der AAA-Liste gewählt werden muss. Lediglich wenn sich die Parteien nicht auf die Anzahl der Schiedsrichter einigen können, steht es im Ermessen der AAA, die Größe des Schiedsgerichts auf drei Schieds richter festzulegen. Im Regelfall soll in einem solchen Fall aber das Verfahren von einem Einzelschiedsrichter geführt werden. Hingegen wird von den AAA Supplementary Rules nicht vorgeschrieben, wem die Kompetenz zur Wahl des Schiedsrichters obliegt.
Daher wird sich oftmals die Frage stellen, wie in einem Gruppenschiedsverfahren die Bestellung der Schiedsrichter auch im Hinblick auf die due process-Rechte der abwesenden Gruppenmitglieder zu erfolgen hat. Nicht auf ganzer Linie überzeugt im Kontext des Gruppenschiedsverfahrens die für traditionelle Mehrparteienschiedsverfahren propagierte Differenzierung zwischen Parteienmehrheiten auf Kläger- oder Beklagtenseite:661 Im Falle der Parteienmehrheit auf Klägerseite wird darauf verwiesen, dass es gerade jedem Einzelnen freistehe, auf individuellem Wege gegen den Beklagten vorzugehen. Wenn sich die Kläger jedoch auf ein gemeinsames Vorgehen nach Entstehung des Rechtsstreits verständigten, sei der Gleichbehandlungsgrundsatz aus Dutco gerade nicht verletzt. 662 Die Situation im Gruppenschiedsverfahren verlangt allerdings eine differenziertere Betrachtung. Da die abwesenden Gruppenmitglieder gerade vor der Zertifizierung nicht am Schiedsverfahren als Parteien teilnehmen und dennoch die Möglichkeit besteht, dass sich die Rechtskraft gerade auch auf sie erstreckt, sofern die notwendigen Voraussetzungen gewahrt wurden, kann auf ein solches Einverständnis nicht bereits durch die Klageerhebung geschlossen werden, da die ja völlig unabhängig von den abwesenden Gruppenmitgliedern erfolgt. 663
Dennoch wird vor allem im Schrifttum vertreten, dass die Aufgabe der Wahl des Schiedsrichters in die Kompetenz der named plaintiffs falle, ohne die due process-Rechte der abwesenden Gruppenmitglieder zu verletzen.664 661
LEW/M ISTELIS/KRÖLL, Comp. Int. Com. Arb., Rn. 16-22. LEW/M ISTELIS/KRÖLL, a.a.O. 663 Hinsichtlich dieser Voraussetzungen siehe oben S. 304 ff. 664 STERNLIGHT, 42 Wm. & Mary L. Rev. (2000), 1, 49; STRONG, 30 U. Pa. J. Int'l L. (2008), 1, 22 ff.; NOTE, 67 Va. L. Rev. (1981), 787, 799; D ALY, 62 U. Miami L. Rev. (2007), 95, 119. Andere verweisen auch auf den Gruppenanwalt, M ÜLLER , FS Tercier 2008, S. 918. Allerdings stellt sich unter dem Regelset der AAA die interessante Frage, 662
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Kapitel 3: Dogmatik der Class Arbitration
Wesentlich mehr Bedenken hatte in diesem Hinblick noch CHIEF J USTICE REHNQUIST in seinem abweichenden Votum in Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle. Für ihn war neben der Frage, welche Streitigkeiten durch den Schiedsrichter zu entscheiden sind, die Wahl ei nes eigenen Schiedsrichters der wesentlichste Aspekt des Schiedsverfahrens. 665 Aus diesem Grund wird auch verschiedentlich die gerichtliche Beteiligung bei der Wahl des Schiedsrichters gefordert.666
Auch der Supreme Court spricht sich für die Stellvertretungslösung durch die named plaintiffs aus: „The class arbitrator was ‘selected by’ Green Tree ‘with consent of’ Green Tree's customers, the named plaintiffs. And insofar as the other class members agreed to proceed in class arbitration, they consented as well.”667
Zentraler Aspekt der Stellvertretungslösung ist die fingierte Zustimmung der abwesenden Gruppenmitglieder zur Wahl des Schiedsrichters durch die named plaintiffs. Machen die Gruppenmitglieder im Anschluss an die ordnungsgemäße Benachrichtigung durch den Schiedsrichter – natürlich nur, soweit dieser das class arbitration-Verfahren als zulässig erachtet hat – von ihrem Recht auszuscheiden keinen Gebrauch, 668 wird hieraus die rückwirkende Zustimmung der abwesenden Gruppenmitglieder zur vorherigen Schiedsrichterwahl entnommen.669 Auf diesem Wege ist den abwesenden Gruppenmitgliedern hinreichende Entscheidungsfreiheit überlassen, ob sie mit der Wahl der named plaintiffs einverstanden sind oder gegebenenfalls aus dem Gruppenschiedsverfahren ausscheiden und selbst von ihrer Wahlmöglichkeit Gebrauch machen möchten. Tun sie das nicht, wird ihr fehlendes Ausscheiden als Einverständnis mit dem bisherigen prozessualen Ablauf des Verfahrens gewertet und damit auf der Klägerseite Einigkeit hinsichtlich der Schiedsrichterbestellung erreicht. Diese Rückbindung an die allgemeinen Grundsätze der class action ist konsequent. 670
wer diesen bestimmt, solange noch kein Schiedsrichter ernannt ist. Gemeint ist daher wohl zunächst der Anwalt der Repräsentanten, auch wenn er die Position als class counsel erst später erhält. 665 Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444, 456 f. (2003). 666 STERNLIGHT, 42 Wm. & Mary L. Rev. (2000), 1, 112 f. Wie oben gesehen, gewährt § 5 FAA eine gerichtliche Kompetenz für die Ernennung des Schiedsrichters. § 5 FAA soll daher auch im Gruppenschiedsverfahren Anwendung finden, SZALAI, 41 Cal. W.L. Rev. (2004), 1, 90 f. Auch das Schiedsverfahrensrecht verschiedener Bundesstaaten sieht eine solche gerichtliche Zuständigkeit vor, vgl. für Massachusetts MASS. GEN. LAWS ANN Ch. 251 § 3. 667 Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444 (2003) [Hervorh. d. Verf.]. 668 Aus verfassungsrechtlicher Sicht ist auch die Möglichkeit eines opt in-Verfahrens ohne Weiteres denkbar, STRONG, 30 U. Pa. J. Int'l L. (2008), 1, 23. 669 STRONG, a.a.O., 24. 670 Phillips Petroleum Co. v. Shutts, 472 U.S. 797, 811 ff. (1985).
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Unter Zugrundelegung dieses Verständnisses besteht auch kein Konflikt mit dem im Dutco-Fall postulierten Gleichbehandlungsgrundsatz. Obwohl in Dutco das Konstituierungsrecht der Beklagten in Frage stand, ergibt sich zwar auch im Falle repräsentierter Kläger zunächst kein unterschiedliches Ergebnis, denn auch hier würde das Ernennungsrecht potentieller Gruppenmitglieder betroffen. Allerdings erkannte das Gericht auch in Dutco die Möglichkeit eines nachträglichen Verzichts auf die Beteiligung an der Schiedsrichterbestellung an. 671 Ordnet man das fehlende Ausscheiden als eine fingierte Zustimmung zu den bisherigen Verfahrensschritten der Repräsentanten ein, liegt in der Nichtbeteiligung der abwesenden Gruppenmitglieder bei Ernennung der Schiedsrichter aber keine signifikante Ungleichbehandlung vor. Ein Konflikt wie in sonstigen Mehrparteienschiedsverfahren besteht damit nach U.S.-amerikanischem Verständnis überraschenderweise im Gruppenschiedsverfahren gerade nicht. Gleiches gilt für das oftmals in Mehrparteienverfahren auftretende Problem einer nachträglichen Beteiligung mehrerer Parteien im Schiedsverfahren.672
Obwohl der Beklagte von Beginn an am Verfahren teilnehmen kann und auch hinsichtlich der Wahl seines konkreten Schiedsrichters keine Kompromisse einzugehen braucht, bestehen dennoch auch in Bezug auf ihn im Gruppenverfahren bei der Wahl der Schiedsrichter gewisse Bedenken. Durch die class arbitration wird ihm die Möglichkeit genommen, in jedem einzelnen Vertragsverhältnis einen eigenen Schiedsrichter zu ernennen. Das Risiko einer Niederlage wird auf einen einzigen Prozess vermindert. Bereits in Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle erkannte CHIEF J USTICE REHN673 QUIST dieses Problem: „But petitioner had the contractual right to choose an arbitrator for each dispute with the other 3,734 individual class members, and this right was denied when the same arbitrator was foisted upon petitioner to resolve those claims as well. Petitioner may well have chosen different arbitrators for some or all of these other disputes; indeed, it would have been reasonable for petitioner to do so, in order to avoid concentrating all of the risk of substantial damages awards in the hands of a single arbitrator.” 674
Für das Mehrheitsvotum hingegen war dieser Einwand nicht überzeugend. Die entsprechende Schiedsklausel sehe nämlich gerade nicht vor, dass die entsprechende Bestimmung der Schiedsklausel zur Wahl des Schiedsrichters nur in einem bilateralen Verhältnis zum Einsatz kommen solle. Da aber Green Tree seinen eigenen Schiedsrichter unstreitig ernennen konnte,
671 Cour de Cassation (07.01.1992), J.D.I. 119, 707, 712: „Attendu que le principe de l’égalité des parties dans la désignation des arbitres est d’ordre public; qu’on ne peut y renoncer qu’après la naissance du litige; […]“ 672 So bestehen im Falle eines nachträglichen Beitritts Dritter zum Schiedsverfahren Bedenken auf die hinreichende Wahrung des Rechts auf Mitwirkung an der Konstituierung des Schiedsgerichts, B ORN, Int. Com. Arb., S. 2099. 673 Diese Problematik klingt auch in AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion, 131 S. Ct. 1740 (2011) an. 674 Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444, 459 (2003). [Hervorh. d. Verf.].
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Kapitel 3: Dogmatik der Class Arbitration
ergebe sich hieraus kein Verstoß gegen die Schiedsvereinbarung. 675 Die schiedsvertragliche Rückbindung des Gruppenschiedsverfahrens beugt damit einer Rechtsverkürzung auf Seiten des Beklagten vor. Zusätzlich wird betont, dass aufgrund der im Gruppenschiedsverfahren notwendigen faktischen und rechtlichen Übereinstimmung der geltend gemachten Ansprüche ein ausreichender Schutz des Beklagten gewährleistet sei.676 C. Ergebnis und Zusammenfassung Das Fehlen höchstgerichtlicher Vorgaben für das im Gruppenschiedsverfahren zu beachtende Verfahren hat zu verschiedenen privatautonomen Regelungsansätzen geführt, die, angeführt durch zwei der bedeutendsten Schiedsinstitutionen, maßgeblich zur Relevanz des Gruppenschiedsverfahrens beigetragen haben. Bedauerlich ist das Schweigen des Supreme Court hinsichtlich zwingender verfahrensrechtlicher Mindestvorgaben dennoch. Obwohl sich das Schiedsverfahren seit jeher durch seine verfahrensrechtliche Flexibilität ausgezeichnet hat, stellt sich gerade im Gruppenschiedsverfahren die Frage nach verfassungsrechtlich gebotenen Mindestanforderungen. Aufgrund der vertraglichen Legitimation des Verfahrens bestehen in den Vereinigten Staaten allerdings seit jeher generelle Zweifel an der Bindung des Schiedsrichters an die Anforderungen des due process. Richtigerweise ergibt sich die Notwendigkeit einer Wahrung elementarer Anforderungen an ein faires Verfahren aber unabhängig von der vertraglichen Legitimation, sondern vielmehr aus dem adjudikativen Charakter des Schiedsverfahrens. Für das Gruppenschiedsverfahren erkennt nunmehr auch der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten die zwingende Beachtlichkeit bestimmter verfahrensrechtlicher Mindestanforderungen als Voraussetzung für die Erstreckung der Rechtskraft auf abwesende Gruppenmitglieder an. Dabei orientieren sich diese Anforderungen an den für die class action postulierten Grundsätzen. Sowohl die Benachrichtigung als auch die adäquate Vertretung der abwesenden Gruppenmitglieder sind folglich zwingend. Bedauerlich ist in diesem Zusammenhang die bis zu diesem Zeitpunkt bestehende Unklarheit über die Vereinbarkeit des Benachrichtigungserfordernisses mit der in Schiedsvereinbarungen oftmals ausdrücklich vorgesehenen Schweigepflicht. Das Recht, einen eigenen Schiedsrichter zu ernennen, gilt als fundamentaler Ausdruck des allgemeinen Gleichbehandlungsgebots der Parteien im Schiedsverfahren. Die Kollision mit dem im class arbitration-Verfahren notwendigen Ernennungsverfahren ist offensichtlich. Die von der AAA und JAMS verfassten Schiedsordnungen für Gruppenschiedsverfahren be675 676
Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444, 451 (2003). STRONG, 17 Harv. Negot. L. Rev. (2012) 201, 235.
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handeln diese Problematik weder ausdrücklich noch implizit. Daher stellt sich die berechtigte Frage, ob die Durchführung einer class arbitration nicht stets unter Verletzung dieses fundamentalen Grundsatzes stattfindet. Überraschenderweise lässt sich die Kollision jedoch aufgrund einer dem Gruppenverfahren inhärenten Besonderheit im Einklang mit dem U.S.amerikanischen Verständnis auflösen. Zentraler Aspekt der Stellvertretungslösung ist die fingierte Zustimmung der abwesenden Gruppenmitglieder zu der Wahl des Schiedsrichters durch die named plaintiffs. Machen die Gruppenmitglieder im Anschluss an die ordnungsgemäße Benachrichtigung durch den Schiedsrichter von ihrem Recht, aus der Gruppe auszuscheiden keinen Gebrauch, wird hieraus die rückwirkende Zustimmung der abwesenden Gruppenmitglieder zur vorherigen Schiedsrichterwahl entnommen.
Kapitel 4
Das Ende der Class Arbitration? Zwei kürzlich ergangene Entscheidungen des Supreme Court haben nachhaltigen Einfluss auf die Debatte über die Zulässigkeit von Gruppenschiedsverfahren ausgeübt und das Verständnis hinsichtlich der Voraussetzungen für ein solches Verfahren substantiell beeinflusst. Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp. erreichte den Supreme Court als Antrag auf Aufhebung eines Schiedsspruches wegen Überschreitung der schiedsrichterlichen Entscheidungsbefugnisse. In diesem Rahmen äußerte sich das Gericht erstmals näher zu den inhaltlichen Voraussetzungen einer Schiedsvereinbarung, die für die Durchführung eines class arbitration-Verfahrens vorliegen müssen. In AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion stand die kalifornische Praxis der Invalidierung des class arbitration waiver wegen Verstoßes gegen die guten Sitten auf dem Prüfstand. Beide Fälle betreffen zentrale Fragen der Auslegung von Schiedsvereinbarungen bzw. der Wirksamkeit ausdrücklicher Ausschlussklauseln und somit essentielle Aspekte der Zulässigkeit des Gruppenschiedsverfahrens. Im Folgenden werden zunächst jeweils der Verfahrensgang und die Entscheidungen des Supreme Court inhaltlich näher dargestellt, bevor jeweils im Anschluss eine Bewertung der Entscheidungen und ihrer Auswirkungen auf das U.S.-amerikanische Schiedsrecht erfolgt. Zuletzt wird die Frage nach dem Fortbestand der class arbitration nach den beiden Supreme Court-Entscheidungen näher beleuchtet.
§ 1 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int’l Corp. § 1 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int’l Corp.
A. Sachverhalt und Verfahrensgang Dem Rechtsstreit lag folgender Sachverhalt zugrunde: Die Stolt-Nielsen S.A. ist eine der führenden Reedereien für den Seetransport von Gütern, insbesondere Flüssigkeiten. Die Animalfeeds Int’l Corp. ist Zulieferer für die Herstellung von Tierfutter und liefert u.a. Fischöl an Tierfutterhersteller in der ganzen Welt. Animalfeeds und Stolt-Nielsen waren beide Parteien eines Chartervertrages, der Letztere verpflichtete, Frachtraum für den
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Kapitel 4: Das Ende der Class Arbitration?
Transport von für die Tierfuttermittelherstellung notwendigen Zutaten auf einem ihrer Schiffe zur Verfügung zu stellen. Der von den Parteien verwandte Chartervertrag ist innerhalb des Seetransportgewerb es als Vegoilvoy-Chartervertrag bekannt. Der Chartervertrag wurde bereits im Jahr 1950 erarbeitet und enthielt folgende Schiedsklausel: „Arbitration. Any dispute arising from the making, performance or termination of this Charter Party shall be settled in New York, Owner and Charterer each appointing an arbitrator, who shall be a merchant, broker or individual experienced in the shipping business; the two thus chosen, if they cannot agree, shall nominate a third arbitrator who shall be an Admiralty lawyer. Such arbitration shall be conducted in conformity with the provisions and procedure of the United States Arbitration Act [i.e., the FAA], and a judgment of the Court shall be entered upon any award made by said arbitrator .”1
Als Animalfeeds im Jahr 2003 Ermittlungen des U.S.-amerikanischen Justizministeriums gegen Stolt-Nielsen wegen des Verdachts von weltweiten Preisabsprachen bekannt wurden, erhob sie gegen Stolt-Nielsen vor dem Bundesbezirksgericht von Pennsylvania eine Sammelklage wegen Verstoßes gegen kartellrechtliche Vorschriften. Dem Beispiel Animalfeeds folgten andere hiervon betroffene Unternehmen und erhoben andernorts ebenfalls Klagen gegen Stolt-Nielsen, die später durch das Judicial Panel on Multidistrict Litigation (JPML) vor dem Bundesbezirksgericht in Pennsylvania gebündelt wurden.2 28 U.S.C. § 1407 eröffnet für das JPML die Möglichkeit, verschiedene Klagen hinsichtlich der Durchführung der Prozessvorbereitungsphase (pre-trial) zu verbinden, soweit eine gemeinsame Tatsachenbasis besteht und dies im Interesse der Parteien und Zeugen ist und eine effiziente Verfahrensdurchführung hierdurch gefördert wird.
Zwischenzeitlich hatte der Court of Appeals for the Second Circuit die Schiedsfähigkeit der geltend gemachten Ansprüche bejaht. 3 Daraufhin leitete Animalfeeds das Schiedsverfahren in New York ein, verlangte allerdings die Durchführung einer class arbitration. Die zu repräsentierende Gruppe sollte dabei alle weltweiten Vertragspartner von Stolt-Nielsen umfassen, die deren Dienstleistungen für die Beförderung von Flüssigkeiten in einem Zeitraum zwischen dem 1. August 1998 und dem 30. November 2002 in Anspruch genommen hatten. Die Parteien vereinbarten in einem separaten Dokument die schiedsrichterliche Zuständigkeit für die Beurteilung der Frage, ob die Durchführung eines Gruppenschiedsverfahrens im vorliegenden Fall zulässig sei. Die Schiedsrichter sollten dabei an die AAA Supplemental Rules gebunden sein. 4 Anschließend benannten die 1
Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, 1765 (2010). In re Parcel Tanker Shipping Servs. Antitrust Litigation, 296 F.Supp.2d 1370 (JPML 2003). 3 JLM Indus., Inc. v. Stolt-Nielsen S.A., 387 F.3d 163, 183 (2nd Cir. 2004). 4 Oben S. 160, Fn. 549. 2
§ 1 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int’l Corp.
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Parteien das dreiköpfige Schiedsrichtergremium. Die Parteien kamen zudem überein, dass der maßgeblichen Schiedsklausel im Vegoilvoy-Chartervertrag weder eine ausdrückliche noch eine konkludente Parteieinigung über die Zulässigkeit eines Gruppenschiedsverfahrens zu entnehmen war. Die Schiedsrichter sollten damit bei ihrer Entscheidung über die Zulässigkeit der class arbitration von einer schweigenden Schiedsvereinbarung ausgehen.5 Die Schiedsrichter erließen nach den jeweiligen Parteivorträgen und der Beweisaufnahme, die u.a. die Anhörung von Sachverständigengutachten zum Seetransportrecht und den dort geltenden allgemeinen Handelsbräuchen zum Inhalt hatte, den nach den AAA Supplementary Rules vorgesehenen Zwischenschiedsspruch (partial final clause construction award),6 in dem sie einstimmig von der Zulässigkeit der class arbitration nach der Schiedsklausel des Vegoilvoy-Chartervertrags ausgingen. Zur Begründung ihres Ergebnisses verwiesen die Schiedsrichter auf die Entscheidung des Supreme Court in Bazzle, die nach ihrer Lesart aufgrund einer positiven bundesrechtlichen Auslegungsregel im Falle schweigender Schiedsvereinbarung den Schluss auf eine Einigung der Parteien und damit die Zulässigkeit der class arbitration gebiete. 7 Daneben führten sie zahlreiche Schiedssprüche auf, die nach der Bazzle-Entscheidung des Supreme Court ergangen waren und die ebenfalls stets zur Zulässigkeit des Gruppenschiedsverfahrens gelangt waren. Zwar hätte sich keiner der behandelten Schiedssprüche explizit mit einer Fallgestaltung aus dem Seetransportrecht befasst, jedoch würden in den genannten Schiedssprüchen alle auch von StoltNielsen vorgebrachten Argumente gegen die Zulässigkeit des Gruppen5
Zur Begriffsbildung siehe oben S. 188. Im Gegensatz zur class action, die auf den zivilprozessualen Regelungen und damit einem staatlichen Gesetz beruht, scheint es im Falle der class arbitration aufgrund ihrer schiedsvertraglichen Legitimation zudem höchst zweifelhaft, ob eine nachträgliche Parteivereinbarung für die Analyse der Schiedsvereinbarung überhaupt mit Wirkung für alle Gruppenmitglieder zulässig, oder ob nicht viel mehr hierin ein unzulässiger Vertrag zulasten Dritter zu sehen wäre, S ZALAI, 41 Cal. W.L. Rev. (2004), 1, 79. Die Frage ist auch für den Komplex der class action umstritten, SZALAI, a.a.O., Fn. 445 m.w.N. Da die Parteien im vorliegenden Fall nach Auffassung des Mehrheitsvotums lediglich die Unergiebigkeit der Schiedsklausel vereinbart hatten, wurde das Problem nicht weiter virulent. Schon eine einfache Überspitzung macht aber das Dilemma deutlich: So kann es sicherlich nicht für alle Gruppenmitglieder von Relevanz sein, wenn die am Verfahren beteiligten Parteien nachträglich die ausdrückliche Zulässigkeit der class arbitration vereinbaren. Die vertragliche Legitimation des Schieds verfahrens gebietet im Falle der class arbitration deutlich die Pflicht zur objektiven Aus legung der Schiedsvereinbarung ohne Beachtung weiterer nachträglicher Parteiverein barungen. 6 Oben S. 290 ff. 7 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 435 F.Supp.2d 382, 384 f. (S.D.N.Y. 2006).
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Kapitel 4: Das Ende der Class Arbitration?
schiedsverfahrens bei der Auslegung der Schiedsvereinbarung hinreichend berücksichtigt. Zudem sei als weiteres wesentliches Argument für die Zulässigkeit der class arbitration das Fehlen von Anhaltspunkten, die gegen deren Zulässigkeit sprachen, zu werten. Im Anschluss an den Erlass des Zwischenschiedsspruchs gaben die Schiedsrichter den Parteien die Gelegenheit, den Schiedsspruch gerichtlich überprüfen zu lassen. Stolt-Nielsen stellte beim erstinstanzlichen Bundesgericht für den südlichen Bezirk von New York den Antrag, den Schiedsspruch nach § 10(a)(4) des FAA aufzuheben. Das Gericht gab dem Antrag statt, stützte sich jedoch nicht auf § 10(a)(4) FAA, sondern hob den Schiedsspruch unter Berufung auf das Vorliegen eines Falles von manifest disregard of the law auf.8 Da die Schiedsrichter keine kollisionsrechtliche Analyse des für die Auslegung der Schiedsvereinbarung anwendbaren Rechts vorgenommen hatten, hätten sie bewusst und in offensichtlicher Weise gegen das anwendbare Recht verstoßen. 9 § 10 FAA sieht eine bundesgerichtliche Aufhebungsbefugnis von Schiedssprüchen vor, die im Gerichtsbezirk des betreffenden Gerichts erlassen wurden. Die Aufhebungs gründe sind einer Erweiterung durch die Parteien nicht zugänglich. 10 § 10 FAA und der beschränkte Überprüfungsmaßstab sind dabei Ausdruck einer generellen Zurückhaltung bei Überprüfung von Schiedssprüchen, die noch durch den Aufruf zur restriktiven Auslegung der Aufhebungsgründe bestärkt wird. 11 Neben der Möglichkeit, solche Schiedssprüche aufzuheben, die aufgrund von Korruption, Betrug oder auf andere Weise durch unrechtmäßige Einflussnahme zustande gekommen sind, sieht § 10 FAA auch Aufhebungskompetenzen im Falle offensichtlicher Parteilichkeit bzw. Korruptheit der Schiedsrichter vor. Zudem ist ein Schiedsspruch aufhebbar, der das Recht der Parteien auf rechtliches Gehör verletzt, weil die Schiedsrichter sich geweigert haben, Anhörungen zu verschieben, sachdienliches Beweismaterial zur Kenntnis zu nehmen oder auf eine andere Weise die prozessualen Rechte einer Partei verletzt haben. § 10(a)(4) FAA sieht abschließend u.a. aber auch eine gerichtliche Aufhebungsbefugnis für den Fall vor, dass die Schiedsrichter die ihnen durch die Schiedsvereinbarung eingeräumte Entscheidungskompetenz überschritten haben. Danach überschreiten die Schiedsrichter ihre Befugnisse, wenn sie den ihnen von den Parteien auferlegten Pflichten nicht gerecht werden, allerdings sollen bloße Fehler bei der Rechtsanwendung im Allgemeinen keine Überschreitung der schiedsrichterlichen Entscheidungsbefugnis darstellen. 12 8
Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 435 F.Supp.2d 382 (S.D.N.Y. 2006). Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 435 F.Supp.2d 382, 384 f. (S.D.N.Y. 2006). 10 Hall Street Assocs., L.L.C. v Mattel, Inc., 128 S. Ct. 1396 (2008). Vgl. oben S. 252, Fn. 375. 11 Andros Compania Maritima, S.A. v. Marc Rich & Co., A.G., 579 F.2d 691, 701 (2nd Cir. 1978); Lee v. Chica, 983 F.2d 883, 885 (8th Cir. 1993); Blue Tree Corp. v. Koehring Co., 754 F.Supp. 26, 31 (S.D.N.Y. 1990); Mobil Oil Indonesia Inc. v. Asameria Oil (Indonesia), 487 F.Supp. 63, 65 (S.D.N.Y. 1980); Newark Stereotypers' Union No. 18 v. Newark Morning Ledger Co., 261 F.Supp. 832, 835 (N.J. 1966). 12 Hasbro, Inc. v. Catalyst USA, Inc., 367 F.3d 689 (7th Cir. 2003). 9
§ 1 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int’l Corp.
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Neben den ausdrücklich in § 10(a) FAA genannten Aufhebungsgründen sind noch weitere ungeschriebene Aufhebungsgründe wie die Aufhebung wegen Verstoßes gegen public policy oder die Möglichkeit, einen Schiedsspruch wegen offensichtlichen Verstoßes gegen das anwendbare Recht (manifest disregard of the law) aufheben zu lassen, anerkannt.13 Der Aufhebungsgrund des manifest disregard of the law wird oftmals im Rahmen des Aufhebungsverfahrens angeführt, ist jedoch kaum jemals erfolgreich. Erstmals in der Entscheidung des Supreme Court in Wilko v. Swan 14 erwähnt, hat sich auch im Laufe der Jahre das Mysterium um diese Möglichkeit nicht befriedigend aufklären lassen. Tatsächlich hat der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten in der Wilko-Entscheidung manifest disregard of the law als Aufhebungsgrund selbst nicht angewendet. Vielmehr hatte das Gericht darauf verwiesen, dass die Rechtsanwendung der Schiedsrichter gene rell nicht der gerichtlichen Überprüfung unterliege, es sei denn, diese befänden sich in manifest disregard of the law. 15 Allerdings folgten in den Jahren verschiedene höchstgerichtliche Entscheidungen, die manifest disregard als ungeschriebenen Aufhebungsgrund an-erkannten. 16 Die inhaltliche Konturierung blieb aber den unterinstanzlichen Gerichten überlassen. Aufgrund der vielen verschiedenen Entscheidungen lässt sich von dem Rechtsinstitut kaum ein einheitliches Bild zeichnen und die inhaltliche Ausgestaltung bleibt größtenteils dunkel. Ein Mindestkonsens scheint jedoch dahin gehend zu bestehen, dass ein Fall von manifest disregard of the law vorliegt, wenn das anzuwendende Recht eindeutig ist und das Schiedsgericht hiervon Kenntnis hat, das Recht aber dennoch bewusst unangewendet lässt. Die bewusste Außerachtlassung der geltenden Rechtsregeln muss sich zudem kausal im Schiedsspruch niederschlagen und zu einem unterschiedlichen Ergebnis führen. 17 Bloße Rechtsfehler rechtfertigen die Aufhebung wegen eines offensichtlichen Verstoßes allerdings nicht. 18 In der Unterscheidung nicht weiter zu beanstandender Rechtsfehler von relevanten Verstößen liegt die größte Schwierigkeit bei der Anwendung des manifest disregard of the law. Der begrenzte Überprüfungsmaßstab bei der Aufhebung von Schiedssprüchen soll einerseits die Einhaltung der Parteierwartungen nach einer effizienten und kostengünstigen Alternative zum staatlichen Gerichtsverfahren gewährleisten. 19 Zudem, und letztlich wohl von größerer Bedeutung, ist der eingeschränkte Kontrollmaßstab staatlicher Gerichte auch zur Wahrung der Parteiinteressen an einer endgültigen Streitentscheidung durch das privatautonom begründete Schiedsgericht bestimmt. Manifest disregard of the law stellt aufgrund seiner Unbestimmtheit und Konturlosigkeit daher eigentlich einen Fremdkörper im Schiedsverfahrensrecht der Vereinigten Staaten dar. Obwohl die
13
KAUTZ, SchiedsVZ 2011, 20, 21. Wilko v. Swan, 346 U.S. 427 (1953). 15 Wilko v. Swan, 346 U.S. 427, 436 f. (1953). 16 Mitsubishi Motors Corp. v. Soler Chrysler-Plymouth, Inc., 473 U.S. 614 (1985); Shearson/Am. Express, Inc. v. McMahon, 482 U.S. 220 (1987); First Options of Chicago, Inc. v. Kaplan, 514 U.S. 938 (1995); K AUTZ, SchiedsVZ 2011, 20, 25. 17 KAUTZ, SchiedsVZ 2011, 20, 21. 18 Hall Street Assocs., L.L.C. v Mattel, Inc., 128 S. Ct. 1396, 1399 f. (2008); K AUTZ, SchiedsVZ 2011, 20, 21 f. 19 Stolt Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 548 F.3d 85, 92 (2nd Cir. 2008); Porzig v. Dresdner, Kleinwort, Benson, N. Am. L.L.C., 497 F.3d 133, 138 f. (2nd Cir. 2007); Willemijn Houdstermaatscappij, B.V. v. Standard Microsystems Corp., 103 F.3d 9, 12 (2nd Cir. 1997). 14
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Kapitel 4: Das Ende der Class Arbitration?
staatlichen Gerichte generell Zurückhaltung bei der Überprüfung von Schiedssprüchen üben, wird für sie hierdurch dennoch eine Möglichkeit eröffnet, „unliebsame“ Schiedssprüche aufzuheben und so die eigentlich angezeigte Zurückhaltung bei der Überprüfung von Schiedssprüchen zu umgehen. Insbesondere besteht hierdurch die Gefahr, dass bereits bei bloßen Rechtsfehlern eine Aufhebung des Schiedsspruches durch die staatlichen Gerichte droht. Das liefe aber den Parteierwartungen entgegen, die sich bewusst für eine schnelle, zielführende und v.a. endgültige Streiterledigungsmethode u.a. im Austausch für einen begrenzten gerichtlichen Überprüfungsmaßstab entschieden haben.20 Diese Exposition wird noch durch die Schwierigkeit bestärkt, die sich bei der Unter scheidung folgenloser Fehler in der Interpretation und Anwendung einer spezifischen Norm von solchen Verstößen ergibt, die über diesen Grad hinausgehen und bei der Beur teilung bei manifest disregard of the law durchaus relevant werden können (z.B. bei der intendierten Nichtanwendung einer spezifischen Rechtsregel). Eine weitere interpretative Ungenauigkeit ergibt sich überdies bei der Determinierung des voluntativen Elements der Schiedsrichter. Denn die wenigsten Schiedsrichter werden sich jemals explizit dazu äußern, wenn sie vorhaben, sehenden Auges gegen das anwendbare Recht zu verstoßen. 21 Die oftmals fehlende Verpflichtung zum Erlass eines begründeten Schiedsspruchs verstärkt diese Problematik nochmals. Quell weiterer Verwirrung ist zudem das oberste Gericht selbst. In einer kürzlich er gangenen Entscheidung äußerte sich das Gericht zögerlich hinsichtlich der Rechtsnatur des manifest disregard of the law als eigenständiger Aufhebungsgrund. Es gab zu bedenken, dass die Wilko-Entscheidung nicht die Schaffung eines gänzlich neuen Aufhebungsgrundes im Auge gehabt, sondern sich eventuell lediglich kollektiv auf die Aufhebungsgründe von § 10(a)(3) und (4) des FAA bezogen haben könnte. 22 Sowohl in der Rechtsprechung 23 als auch im Schrifttum 24 findet die Entscheidung keine einheitliche Einordnung. Daher ist umstritten, ob manifest disregard of the law auch weiterhin ein potentieller Aufhebungsgrund bleibt. Zusätzliche Unsicherheit über das Bestehen und die Reichweite des manifest disregard of the law hat der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten zudem in Animalfeeds Int’l Corp. v. Stolt-Nielsen S.A. geschaffen. 25 Dort ordnete
20 Duferco Int'l Steel Trading v. Klaveness Shipping, 333 F.3d 383, 389 (2nd Cir. 2003). 21 Anders beispielsweise in New York Telephone Co. v. Communications Workers of America Local 1100, 256 F.3d 89, 91 (2nd Cir. 2001): „The arbitrator expressly disregarded International Longshoremen's Ass'n v. Seatrain Lines, Inc., 326 F.2d 916 (2d Cir.1964): ‘As for the argument that the law of the 2nd Circuit is different and control ling, that can be tested, if needs be, by this decision. Seatrain was decided 34 years ago […] Perhaps it is time for a new court decision.’” 22 Hall Street Assocs., L.L.C. v Mattel, Inc., 128 S. Ct. 1396 (2008). 23 Gegen eine weitere Anwendbarkeit: Frazier v. Citifinancial Corp., L.L.C., 604 F.3d 1313, 1324 (11th Cir. 2010); Citigroup Global Markets, Inc. v. Bacon, 562 F.3d 349, 355 (5th Cir. 2009); Ramos-Santiago v. United Parcel Serv., 524 F.3d 120, 124, Fn. 3 (1st Cir. 2008); Prime Therapeutics L.L.C. v. Omnicare, Inc., 555 F.Supp.2d 993, 999 (Minn. 2008). Dafür: Comedy Club, Inc. v. Improv. W. Assocs., 553 F.3d 1277, 1290 (9th Cir. 2009); Stolt Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 548 F.3d 85, 94 (2nd Cir. 2008). 24 Vgl hierzu auch CHEN, 32 Fordham Int'l L.J. (2009), 1872; MURPHY, 44 Ga. L. Rev. (2009), 285; KAUTZ, SchiedsVZ 2011, 20, 25; KELLY, 63-JAN D.R.J (2009), 4 u. 48. 25 KAUTZ, SchiedsVZ 2011, 20, 26.
§ 1 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int’l Corp.
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der Oberste Gerichtshof die den Schiedsrichtern vorgeworfene fehlende kollisionsrechtliche Analyse als einen Aspekt ein, der von § 10(a)(4) FAA erfasst wird.26
Das Bundesdistriktgericht von Pennsylvania störte sich insbesondere an der wiederholten Berufung der Schiedsrichter auf die Entscheidung des Supreme Court in Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle 27 für die Beantwortung der Frage, ob die Durchführung eines Gruppenschiedsverfahrens nach der vorliegenden Schiedsvereinbarung zulässig war. Die Legitimierung der schiedsvertraglichen Zulässigkeit des class arbitration-Verfahrens durch die Bezugnahme auf die obergerichtliche Entscheidung verstieß nach gerichtlicher Ansicht klar gegen geltendes Recht. Denn nach der Auffassung des Gerichts konnte die Bazzle-Entscheidung lediglich als Begründung für die schiedsrichterliche Auslegungszuständigkeit herangezogen werden. Einen inhaltlich bindenden Maßstab in Gestalt einer positiven Auslegungsregel im Falle schweigender Schiedsvereinbarungen hätte die BazzleEntscheidung niemals vorgegeben. 28 In diesem Zusammenhang monierte JUDGE RAKOFF insbesondere die nach seiner Auffassung fehlerhafte kollisionsrechtliche Analyse des Schiedsspruches. Nach seinem Dafürhalten hätte sich das für die Beantwortung der Frage maßgebliche Recht in erster Linie aus dem anwendbaren Bundesseehandelsrecht ergeben.29 In den Vereinigten Staaten kann in seehandelsrechtlichen Angelegenheiten einzelstaat liches Recht angewandt werden, solange kein Bundesrecht einschlägig ist. 30
In seehandelsrechtlichen Angelegenheiten, vor allem mit internationalem Bezug, existiere eine lange Tradition, Streitigkeiten auf schiedsrichterlichem Wege zu erledigen. Gerade im Seehandelsrecht sei daher auch auf die im Handel geltenden Gewohnheiten und Gebräuche hinreichend Rücksicht zu nehmen. Schon aus diesem Grund könne ein Gruppenschiedsverfahren nach der Auslegung der Schiedsklausel nicht zulässig sein. Denn die im Vegoilvoy-Chartervertrag enthaltene Schiedsklausel sei zuvor niemals Ausgangspunkt für die Durchführung eines Gruppenschiedsverfahrens gewesen.31 Das Gericht entnimmt den Grundsätzen des Bundesseehandelsrechts letztendlich eine ne gative Auslegungsregel, die bei schweigenden Schiedsvereinbarungen auf keine Einigung der Parteien in Bezug auf die class arbitration schließt. 26
Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, 1767 f. (2010). Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444 (2003). 28 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 435 F.Supp.2d 382 (S.D.N.Y. 2006). 29 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 435 F.Supp.2d 382, 385 (S.D.N.Y. 2006). 30 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 435 F.Supp.2d 382, 385 (S.D.N.Y. 2006); Wilburn Boat Co. v. Fireman's Fund Ins. Co., 348 U.S. 310, 316 f. (1955). 31 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 435 F.Supp.2d 382, 385 (S.D.N.Y. 2006). 27
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Kapitel 4: Das Ende der Class Arbitration?
Weiter führte das Gericht aus, selbst wenn man dem Bundesseehandelsrecht keinen solchen Grundsatz entnehmen wollte, führte auch das insofern anwendbare Recht von New York zu keinem anderen Ergebnis. 32 Denn nach diesem bestünde für die Gerichte schon keine Möglichkeit, eine Verbindung von Schiedsverfahren vorzunehmen, soweit nicht die Schiedsklausel eine solche Option ausdrücklich vorsieht.33 Nichts anderes gelte für die class arbitration gelten, so Richter RAKOFF. Über diese Rechtslage müssten sich auch die Schiedsrichter im Klaren gewesen sein, denn Stolt-Nielsen habe sie eindringlich darauf hingewiesen. 34 Da die Schiedsrichter im Rahmen der Auslegung der Schiedsvereinbarung aber fälschlicherweise auf die Bazzle-Entscheidung abgestellt hatten, ohne Aspekte des Seehandelsrechts oder des Rechts von New York einzubeziehen, hatten sie nach Auffassung Gerichts bewusst und in offensichtlicher Weise das anwendbare Recht außer Acht gelassen. Das wiederum rechtfertige die Aufhebung des Zwischenschiedsspruchs wegen manifest disregard of the law. 35 Animalfeeds legte beim zuständigen Court of Appeals gegen die Entscheidung des Bundesdistriktgerichts Beschwerde ein.36 Das Bundesberufungsgericht konnte jedoch keinen hinreichend offensichtlichen Verstoß gegen das anwendbare Recht feststellen, der eine Aufhebung des Schiedsspruches wegen manifest disregard of the law gerechtfertigt hätte. Bezüglich der notwendigen kollisionsrechtlichen Untersuchung hätte Stolt-Nielsen zwar tatsächlich auf die Maßgeblichkeit des Bundesseehandelsrechts hingewiesen, dies allerdings nur im Rahmen einer Fußnote. Zudem habe Stolt-Nielsen selbst betont, dass eine kollisionsrechtliche Entscheidung des Schiedsgerichts insofern nicht notwendig sei, als das Ergebnis unter den jeweiligen Rechtsordnungen nicht differiere. 37 Zum anderen fänden sich im Schiedsspruch Bezugnahmen, die auf die Durchführung einer rudimentären alternativen kollisionsrechtlichen Analyse schließen ließen.38 Das Schiedsgericht hatte nämlich betont, dass für die Frage nach der Zulässigkeit eines class arbitration-Verfahrens das Augenmerk auf den Wortlaut der Schiedsklausel zu legen sei, um festzustellen, ob die Parteien ein solches Verfahren hätten zulassen oder 32 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 435 F.Supp.2d 382, 386 (S.D.N.Y. 2006). 33 Cullman Ventures, Inc. v. Conk, 682 A.D.2d 222, 228 (N.Y. App. Div. 1998); In the Matter of Continental Energy Associates v. Asea Brown Boveri, 192 A.D.2d 467 (N.Y. App. Div. 1993). 34 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 435 F.Supp.2d 382, 387 (S.D.N.Y. 2006). 35 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 435 F.Supp.2d 382, 387 (S.D.N.Y. 2006). 36 Stolt Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 548 F.3d 85 (2nd Cir. 2008). 37 Stolt Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 548 F.3d 85, 96 (2nd Cir. 2008). 38 Stolt Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 548 F.3d 85, 96 (2nd Cir. 2008).
§ 1 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int’l Corp.
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untersagen wollen. Diese Analyse sei aber sowohl nach dem Bundesseehandelsrecht als auch nach dem Recht von New York geboten. Auch befinde sich das Vorgehen im Einklang mit den Hinweisen von Stolt-Nielsen, die ja ebenfalls nicht von der Entscheidungserheblichkeit der Beantwortung der kollisionsrechtlichen Analyse ausgegangen war. 39 Das Recht von New York erfordere überdies nur dann eine kollisionsrechtliche Entscheidung, wenn ein tatsächlicher Unterschied zwischen den in Frage kommenden Rechtsordnungen bestehe.40
Auch ging das Berufungsgericht nicht von der hinreichenden Eindeutigkeit des anzuwendenden Seehandelsrechts in Bezug auf die Unzulässigkeit der class arbitration aus. Zwar spiele die Rücksichtnahme auf Gewohnheiten und Gebräuche im Seehandelsrecht eine wichtige Rolle, allerdings müsste ihnen nicht unbedingt Bedeutung für die Entscheidung eines jeden Rechtsstreits zukommen.41 Zudem zitiere die Beklagte keine Entscheidung, die in seerechtlichen Angelegenheiten bei schweigenden Schiedsklauseln von der Unzulässigkeit der class arbitration ausgehe. 42 Das Schiedsgericht habe zudem die Einwände Stolt-Nielsens sehr wohl zur Kenntnis genommen, sie aber nicht für überzeugend erachtet. 43 Anderes könne auch nicht in Bezug auf das einzelstaatliche Recht von New York behauptet werden. Auch nach dem Recht von New York sei die Rechtslage für die Auslegung der Schiedsklausel in Bezug auf Gruppenschiedsverfahren nämlich gerade nicht eindeutig. Keine der von der Beklagten zitierten Entscheidungen stelle eine klare Regel für class arbitrations bei schweigenden Schiedsklauseln auf. Da aber in diesem Fall keineswegs von einer eindeutigen Rechtslage sowohl im Bundes- als auch im einzelstaatlichen Recht die Rede sein könne, müsse auch der Antrag auf Aufhebung des Schiedsspruches wegen manifest disregard of the law scheitern. 44 Im Gegensatz zum erstinstanzlichen Bundesdistriktgericht beschäftigte sich der Court of Appeals for the Second Circuit auch kurz mit der Frage, ob die Schiedsrichter ultra petita im Sinne von § 10(a)(4) FAA entschieden hatten. Das Gericht betonte aber, dass im Rahmen von § 10(a)(4) FAA lediglich die Kompetenzzuweisung an die Schiedsrichter maßgeblich sei. Nicht von dem Aufhebungsgrund erfasst werde hingegen die Problematik, ob die Schiedsrichter die betreffende Frage auch korrekt beantwortet hätten. 45 Da die Parteien aber eine ausdrückliche Vereinbarung darüber getroffen hatten, dass die Schiedsrichter auch über die Frage der Zulässigkeit
39
Stolt Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 548 F.3d 85, 97 (2nd Cir. 2008). Fieger v. Pitney Bowes Credit Corp., 251 F.3d 386, 393 (2nd Cir. 2001). 41 Stolt Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 548 F.3d 85, 97 (2nd Cir. 2008). 42 Stolt Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 548 F.3d 85, 98 (2nd Cir. 2008). 43 Stolt Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 548 F.3d 85, 98 (2nd Cir. 2008). 44 Stolt Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 548 F.3d 85, 99 (2nd Cir. 2008). 45 Stolt Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 548 F.3d 85, 101 (2nd Cir. 2008). 40
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des Gruppenschiedsverfahrens entscheiden sollten, konnten sie nach gerichtlicher Auffassung keinesfalls ultra petita tätig geworden sein. Aus diesen Gründen hob das Berufungsgericht die Entscheidung des Bundesdistriktgerichts auf und verwies den Streit zurück mit der Anweisung, den Antrag auf Aufhebung des Schiedsspruches durch Stolt-Nielsen zurückzuweisen. B. Die Entscheidung des Supreme Court of the United States Der Supreme Court ließ am 15. Juni 2009 die Revision gegen das Urteil des Bundesberufungsgerichts zu.46 Am 27. April 2010 entschied das Gericht zugunsten von Stolt-Nielsen und verwies die Sache an das Berufungsgericht zur Entscheidung zurück. 47 Dieses bestätigte im Anschluss die Entscheidung des District Court, die den Schiedsspruch aufgehoben hatte.48 Das Urteil des Supreme Court beschäftigt sich im Wesentlichen mit drei verschiedenen Aspekten, die der Zwischenschiedsspruch in Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int’l Corp. aufgeworfen hatte: Vordergründig ging der Oberste Gerichtshof der Frage nach, ob die Aufhebung des Zwischenschiedsspruchs, den die Schiedsrichter im Sinne der Zulässigkeit der class arbitration erlassen hatten, wegen Überschreitung der schiedsrichterlichen Befugnisse nach § 10(a)(4) FAA gerechtfertigt war. 49 Mit der Untersuchung der Kompetenzüberschreitung zusammenhängend, für die Dogmatik der class arbitration aber von ungleich größerer Bedeutung ist hingegen die Analyse durch den Supreme Court bezüglich der inhaltlichen Anforderungen des FAA bei der Auslegung einer schweigenden Schiedsvereinbarung sowie die Bedeutung der Bazzle-Entscheidung für diese Analyse. Die Relevanz der Entscheidung für die Dogmatik der class arbitration resultiert vor allem aus dieser obergerichtlichen Konkretisierung der bundesrechtlichen Vorgaben. I. Überschreitung der schiedsrichterlichen Befugnisse Nach Auffassung der Richter erging der Zwischenschiedsspruch ultra petita und war deshalb aufzuheben. Für die Begründung dieses Ergebnisses verwies das Votum der Mehrheit darauf, dass das Schiedsgericht nicht das maßgebende Schiedsvertragsstatut für die Auslegung der Schiedsvereinbarung ermittelt habe, sondern sich lediglich auf die Bazzle-Entscheidung so46
Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int‘l. Corp., 129 S.Ct. 2793 (2009). Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758 (2010). 48 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 624 F.3d 157 (2nd Cir. 2010). 49 Siehe ausführlich unmittelbar zuvor. Der Court of Appeals hatte eine Aufhebung ultra petita noch ausdrücklich abgelehnt, Stolt Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 548 F.3d 85, 101 (2nd Cir. 2008). 47
§ 1 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int’l Corp.
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wie verschiedene andere Schiedssprüche gestützt habe, die das class arbitration-Verfahren im Falle schweigender Schiedsvereinbarungen für zulässig erachtet hatten.50 Das Schiedsgericht habe Bazzle aber missverstanden, da der Entscheidung keine inhaltliche Auslegungsregel für schweigende Schiedsvereinbarung zu entnehmen sei. 51 Das Gericht machte deutlich, dass die Entscheidung in Bazzle überhaupt keine inhaltlichen Aussagen für die Auslegung der Schiedsvereinbarung in Bezug auf die Zulässigkeit der class arbitration getroffen habe.52 Aus diesem Grund habe das Schiedsgericht die Entscheidung über die Zulässigkeit der class arbitration letztlich nicht aufgrund der Auslegung der Schiedsvereinbarung, sondern im Zuge eigener schiedsrichterlicher Rechtsfortbildung getroffen. Im Gegensatz zu einem staatlichen Gericht stehe einem Schiedsgericht aber die Befugnis zur Rechtsfortbildung nicht zu. 53 Aufgabe des Schiedsrichters sei die Interpretation der Schiedsvereinbarung anhand des anwendbaren Schiedsvertragsstatuts. Da die Parteien aber ausdrücklich vereinbart hatten, dass der Schiedsklausel weder eine ausdrückliche noch eine konkludente Einigung der Parteien über die Zulässigkeit der class arbitration zu entnehmen war, 54 sei eine Analyse des Parteiwillens sinnlos gewesen und es wäre in erster Linie die Aufgabe des Schiedsgerichts gewesen, die im Falle schweigender Schiedsvereinbarung maßgebliche Auslegungsregel anzuwenden. Diese hätte sich entweder aus dem FAA, dem Bundesseehandelsrecht oder dem Recht von New York ergeben können.55 Anstatt aber diese Rechtsquellen 50
Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, 1768 (2010). Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, 1772 (2010): „Unfortunately, however, both the parties and the arbitration panel seem to have misunderstood Bazzle in another respect, namely, that it established the standard to be applied by a decision maker in determining whether a contract may permissibly be inter preted to allow class arbitration.“ 52 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, 1771 f. (2010). 53 Damit folgte der Supreme Court der Ansicht des Bundesberufungsgerichts aus drücklich nicht. Der Court of Appeals hatte noch von der Notwendigkeit einer kollisionsrechtlichen Entscheidung Abstand genommen, da sowohl das Bundesseehandelsrecht als auch das Recht von New York hinsichtlich dieser Frage materiellrechtlich inhaltsgleich waren, Stolt Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 548 F.3d 85, 96 (2nd Cir. 2008). Siehe auch oben S. 324. 54 Die Prämisse von der schweigenden Schiedsvereinbarung war dabei allerdings um stritten. So vertrat insbesondere J USTICE GINSBURG in ihrem abweichenden Votum die Auffassung, das „Schweigen“ der Schiedsvereinbarung sei im Wesentlichen entgegen dem Wortlaut des Mehrheitsvotums nichts anderes als ein sophistischer Trick, da die dargebotenen Textpassagen aus dem Zusammenhang gerissen worden seien. Tatsächlich hätten die Parteien niemals zugestanden, dass die vorliegende Schiedsvereinbarung als schweigend zu bezeichnen sei, sondern vielmehr abstrakt diskutiert, wann eine solche Situation vorläge, Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, 1781 (2010). Ebenso Mensch v. Alta Colleges, AAA Class Arb. Docket, 21 (2010). 55 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, 1769 (2010). 51
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nach einer solchen Auslegungsregel für schweigende Schiedsvereinbarungen zu untersuchen, habe das Schiedsgericht gleichwohl von der Schiedsklausel und dem Schiedsvertragsstatut unabhängig die Entscheidung getroffen, dass im Falle schweigender Schiedsvereinbarungen die class arbitration zulässig sei. 56 Damit hätte das Schiedsgericht allerdings seine vertraglich zugewiesenen Kompetenzen überschritten, da es einem Schiedsgericht nicht zustünde, unabhängig von bestehendem Recht eine Billigkeitsentscheidung zu treffen. 57 Aus diesen Gründen sei eine Aufhebung des Zwischenschiedsspruchs wegen Überschreitung der schiedsrichterlichen Befugnisse gerechtfertigt.58 II. Die Bedeutung der Bazzle-Entscheidung Nachdem der Supreme Court eine Überschreitung der schiedsrichterlichen Befugnisse im Sinne von § 10(a)(4) FAA festgestellt hatte, setzte sich das Gericht zusätzlich in ungewohnt deutlicher Weise mit seiner früheren Bazzle-Entscheidung sowie deren Auslegung durch das Schiedsgericht in Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int’l Corp. und andere Gerichte auseinander. Dem Supreme Court war im Rahmen des Bazzle-Verfahrens u.a. die Frage zur Entscheidung vorgelegt worden, wer für die Auslegung schweigender Schiedsvereinbarungen hinsichtlich der Zulässigkeit der class arbitration zuständig sei und nach welchem Recht sich diese Frage beurteile (insbesondere, ob der FAA ein Gruppenschiedsverfahren ausschließe, nur bei ausdrücklicher Parteivereinbarung zulasse oder ob diese Frage gänzlich dem einzelstaatlichen Schiedsvertragsrecht zu entnehmen sei). 59 Der 56
Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, 1770 (2010): „Rather than inquiring whether the FAA, maritime law, or New York law contains a ‘default rule‘ under which an arbitration clause is construed as allowing class arbitration in the absence of express consent, the panel proceeded as if it had the authority of a common law court to develop what it viewed as the best rule to be applied in such a situation.“ 57 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, 1762 (2010): „Rather than inquiring whether those bodies of law contained a ‘default rule’ permitting an arbitration clause to allow class arbitration absent express consent, the panel proceeded as if it had a common-law court's authority to develop what it viewed as the best rule for such a situation. Finding no reason to depart from its perception of a post -Bazzle consensus among arbitrators that class arbitration was beneficial in numerous settings, the panel simply imposed its own conception of sound policy and permitted class arbitration.“ 58 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, 1770 (2010). 59 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, 1771 f. (2010): „When Bazzle reached this Court, no single rationale commanded a majority. The opinions of the JUSTICES who joined the judgment-that is, the plurality opinion and J USTICE STEVENS' opinion collectively addressed three separate questions. The first was which decision maker (court or arbitrator) should decide whether the contracts in
§ 1 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int’l Corp.
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Oberste Gerichtshof stellte nunmehr eindeutig klar, dass er in Bazzle ausschließlich zur Zuständigkeitsfrage Stellung bezogen habe. 60 Er erteilte damit insbesondere denjenigen Stimmen eine Absage, die die Bazzle-Entscheidung immer wieder als notwendigen inhaltlichen Anhaltspunkt für die Auslegung der Schiedsvereinbarung herangezogen hatten und der Entscheidung selbst auch eine positive Auslegungsregel entnehmen wollten.61 Überdies konnte nach Auffassung des Supreme Court die Entscheidung in Bazzle schon nicht die für eine Bindungswirkung notwendige Stimmenmehrheit auf sich vereinigen.62 Zwar wurde die Bindungswirkung des Bazzle-Urteils schon früher bezweifelt. 63 Dennoch hatte sich die schiedsrichterliche Entscheidungsbefugnis für die Auslegung von Schiedsvereinbarungen im Großen und Ganzen in den Jahren nach der Bazzle-Entscheidung als allgemeiner Konsens durchgesetzt. 64 Umso erstaunlicher, dass der Supreme Court nunmehr unmissverständlich deutlich machte, dass die Bazzle-Entscheidung nicht durch bindungsfähige Mehrheitsentscheidung zustande gekommen war. Zwar habe J USTICE STEVENS dem Mehrheitsvotum im Ergebnis zugestimmt, allerdings sei er der Auffassung, die Parteien hätten die Frage der Zuständigkeit dem Gericht nicht zur Entscheidung
question were “silent” on the issue of class arbitration. The second was what standard the appropriate decision maker should apply in determining whether a contract allows class arbitration. (For example, does the FAA entirely preclude class arbitration? Does the FAA permit class arbitration only under limited circumstances, such as when the contract expressly so provides? Or is this question left entirely to state law?) The final question was whether, under whatever standard is appropriate, class arbitration had been properly ordered in the case at hand.“ 60 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, 1771 f. (2010): „The plurality opinion decided only the first question, concluding that the arbitrator and not a court should decide whether the contracts were indeed “silent” on the issue of class arbitration. [...]The plurality did not decide either the second or the third question noted above.“ 61 Siehe oben S. 199 ff. 62 Dazu schon oben S. 239. 63 Employers Ins. Co. of Wausau v. Century Indemnity Co., 443 F.3d 573, 580:579 (7th Cir. 2006); KILBY, 59 U. Miami L. Rev. (2005), 413, 429; SZALAI, 41 Cal. W.L. Rev. (2004), 1, 25ff.; W ILSON, 23 Q.L.R. (2004), 737, 790. 64 Vaughn v. Leeds, Morelli & Brown, 315 Fed. Appx. 327 (2nd Cir. 2009); Skirchak v. Dynamics Research Cop., 508 F.3d 49 (1st Cir 2007); Redman Home Builders Co. v. Lewis, 513 F.Supp.2d 1299 (S.D. Ala. 2007); Gipson v. Cross Country Bank, 354 F.Supp.2d 1278 (M.D. Ala. 2005); Johnson v. Long John Silver's Restaurants, Inc., 320 F.Supp.2d 656 (M.D. Tenn. 2004); Walker v. Ryan's Family Steak Houses, Inc., 289 F.Supp.2d 916 (M.D. Tenn. 2003); Brennan v. ACE INA Holdings, Inc., 2002 WL 1804918 (E.D. Pa. 2002); In re Wood, 140 S.W.3d 367 (Tex. 2004); Flynn v. Labor Ready, Inc., 775 N.Y.S.2d 357 (App. Div. 2004); Yuen v. Superior Court of Los Angeles County, 121 Cal. App.4th 1133 (2004); Bess v. DirecTV, Inc.,, 815 N.E.2d 455 (Ill. App. Ct. 2004); Garcia v. DirecTV, Inc., 115 Cal. App.4th 297 (2004); Adame v. Fleetwood Enterprises, Inc., AAA Class Arb. Docket, 7 (2008). Ablehnend S ZALAI, 41 Cal. W.L. Rev. (2004), 1.
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vorgelegt.65 Daher fehle es an der für die Bindungswirkung notwendige Stimmenmehrheit.66
III. Schiedsvertragliche Auslegungsgrundsätze des FAA im Falle schweigender Schiedsvereinbarungen Die enorme Relevanz der Stolt-Nielsen-Entscheidung resultiert aber maßgeblich aus den Ausführungen des Supreme Court zu dem nach dem FAA notwendigen Auslegungsstandard bei der Analyse schweigender Schiedsvereinbarungen. Anders als noch in Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle äußerte sich der Oberste Gerichtshof nunmehr in Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int’l Corp. explizit zu dieser Frage. Das Gericht betonte zunächst die grundsätzliche Maßgeblichkeit einzelstaatlichen Schiedsvertragsrechts bei der Interpretation von Schiedsvereinbarungen. Es machte aber zugleich auch deutlich, dass dieses unter dem Vorbehalt übergeordneter bundesschiedsrechtlicher Strukturprinzipien des FAA stehe, worunter vor allem die konsensuale Struktur des Schiedsverfahrens falle.67 Aus der konsensualen Grundstruktur folgen sowohl die im FAA angelegte Fokussierung auf den wirklichen Parteiwillen als auch der streng wortlautorientierte, positivistische Auslegungsansatz des FAA,68 den der Supreme Court in zahlreichen Entscheidungen immer wieder gebetsmühlenartig betont hat.69
Diese konsensuale Grundstruktur beinhalte dabei auch die Freiheit der Parteien festzulegen, mit wem sie das Schiedsverfahren durchführen möchten.70 Staatliche Gerichte und Schiedsgerichte seien gezwungen, diese vertraglichen Grenzen zu respektieren und den Parteiwillen bei ihren Entscheidungen stets im Auge zu behalten. Aus diesem Grundsatz folge aber auch, dass eine Partei nach dem FAA nur dann einem class arbitration65
Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444, 455 (2003). Auch im Anschluss an die Entscheidung des Supreme Court in Stolt-Nielsen haben es dennoch verschiedene Gerichte bei der schiedsrichterlichen Entscheidungskompetenz belassen, Vilches v. Travelers Companies, Inc., 2011 WL 453304, Fn. 3 (3rd Cir. 2011); Vazquez v. Servicemaster Global Holding, Inc., 2011 WL 2565574, 3 (N.D Cal. 2011); Guida v. Home Saving of America, Inc., 2011 WL 2550467 (E.D.N.Y. 2011); Fisher v. General Steel Domestic Sales, L.L.C., 2010 WL 3791181, 2 f. (D. Colo. 2010). 67 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, 1773 (2010). 68 Siehe oben S. 110 ff. 69 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, 1773 (2010): „While the interpretation of an arbitration agreement is generally a matter of state law [...] the FAA imposes certain rules of fundamental importance, including the basic precept that arbitration ‚is a matter of consent, not coercion‘“. Ebenso Volt Info. Sciences, Inc. v. Board of Trustees of Leland Stanford Junior University, 489 U.S. 468, 479 (1989); Mastrobuono v. Shearson Lehman Hutton, Inc., 514 U.S. 52, 57 f. (1995); Doctor's Assocs. Inc. v. Casarotto, 517 U.S. 681, 688 (1996). 70 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, 1774 (2010). 66
§ 1 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int’l Corp.
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Verfahren unterworfen werden dürfe, wenn sie dem Gruppenschiedsverfahren tatsächlich zugestimmt habe.71 Aufgrund der ausdrücklichen Parteivereinbarung, die dem Schiedsgericht für die Auslegung der Schiedsvereinbarung die Prämisse aufgegeben hatte, dass sich die Parteien weder explizit noch konkludent über die Zulässigkeit der class arbitration geeinigt hatten, bestünde im zu beurteilenden Fall aber gerade die Besonderheit, dass zwischen den Parteien unstreitig sei, dass sie sich nicht bezüglich der Durchführung eines Gruppenschiedsverfahrens geeinigt hätten. Daher könne gerade nicht von einer Zustimmung der Parteien ausgegangen werden.72 Der Supreme Court betont mit seiner Formulierung ganz ausdrücklich, dass im Falle schweigender Schiedsvereinbarungen der Schluss auf eine Einigung der Parteien und damit auf die Zulässigkeit der class arbitration nicht mit dem positivistischen Auslegungsansatz des FAA vereinbar sei. Vielmehr sei in einem solchen Fall vom Schweigen auf die fehlende Parteieinigung und damit die Unzulässigkeit der class arbitration zu schließen. Für das Schiedsgericht sei hingegen maßgeblich gewesen, dass Stolt-Nielsen nicht hinreichend dargetan hatte, dass die Parteien die Durchführung einer class arbitration hätten ausschließen wollen. Es habe damit gleichsam vom Schweigen auf die Einigung der Parteien in Bezug auf die class arbitration schließen wollen, was aber nach der Auffassung des Obersten Gerichtshofes in eklatantem Widerspruch zur durch den FAA festgelegten konsensualen Grundstruktur der Schiedsgerichtsbarkeit steht: „From these principles, it follows that a party may not be compelled under the FAA to submit to class arbitration unless there is a contractual basis for concluding that the party agreed to do so. In this case, however, the arbitration panel imposed class arbitration even though the parties concurred that they had reached ‘no agreement‘ on that issue [...] The critical point, in the view of the arbitration panel, was that petitioners did not ‘establish that the parties to the charter agreements intended to preclude class arbitration.‘ [...] The panel's conclusion is fundamentally at war with the foundational FAA principle that arbitration is a matter of consent.“73
Neben diesem Postulat verneint der Supreme Court auch die Möglichkeit des Rückgriffs auf die dem Schiedsgericht grundsätzlich – auch ohne explizite Ermächtigung der Parteien – zukommende Verfahrensgestaltungs71
Die dissenting opinion betonte an dieser Stelle ausdrücklich die Tatsache, dass das Gericht nicht von der Notwendigkeit ausdrücklicher Zustimmung gesprochen habe. Insofern scheint noch offen zu sein, ob sich Schiedsrichter bei der Beantwortung der Frage nach der Zulässigkeit der class arbitration auf die konkludente Zustimmung der Parteien berufen können und welche Anforderung an deren Extrapolation nach dem Urteil in Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int’l Corp. zu stellen sind. Für eine Deutung der StoltEntscheidung insbesondere in diesem Hinblick Kapitel 4 § 3 A, S. 363 f 72 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, 1775 (2010). 73 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, 1775 (2010). [Hervorh. d. Verf.].
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Kapitel 4: Das Ende der Class Arbitration?
befugnis für die Beantwortung der Frage nach der Zulässigkeit der class arbitration.74 Diese implizite Befugnis des Schiedsgerichts, die letztlich auf dem Rechtsgrundsatz der ergänzenden Vertragsauslegung, wie er in RESTATEMENT (S ECOND) CONTRACTS § 204 geregelt ist, basiert, finde in der Frage nach der Zulässigkeit des Gruppenschiedsverfahrens gerade ihre Grenze. Die class arbitration unterscheide sich derartig stark vom Grundkonzept der Schiedsgerichtsbarkeit, dass nicht von einer hypothetischen Einigung der Parteien bezüglich dieser Verfahrensart ausgegangen werden könne. Während im Individualschiedsverfahren die Parteien bewusst die „Fesseln“ der Zivilprozessordnungen lockerten und auf Berufungsinstanzen verzichteten, um in den Genuss von Vorteilen wie geringerer Kosten, höherer Effizienz, kürzerer Verfahrensdauer, die Verfügbarkeit spezialisierter Schiedsrichter sowie einer gewissen Geheimhaltung zu gelangen, fielen im Bereich des Gruppenschiedsverfahrens viele dieser Vorteile ersatzlos weg. 75 Außerdem sei die Erstreckung der Rechtskraft auf nicht unmittelbar am Verfahren beteiligte Personen auch im U.S.-amerikanischen Verfahrensrecht der Ausnahmefall und erfordere die Einhaltung bestimmter verfassungsrechtlich gebotener Mindestanforderungen. 76 Auch insofern stelle das Gruppenschiedsverfahren eine „Anomalie“ dar und weiche von der üblichen Struktur eines Schiedsverfahrens stark ab. Der Schiedsrichter entscheide nicht mehr nur bilaterale Streitigkeiten, sondern urteile u.U. verbindlich über die Streitigkeiten von mehreren hundert oder tausend betroffenen Gruppenmitgliedern, von denen der größte Teil nicht anwesend sei. Ein weiteres Argument gegen die Zulässigkeit der Gruppenschiedsverfahren bestehe außerdem in der beschränkten gerichtlichen Überprüfungsmöglichkeit von Schiedssprüchen, bei der es trotz der potenzierten Streitsumme und der damit einhergehenden ungleich höheren wirtschaftlichen Bedeutung der Rechtsstreitigkeit bleibe. Aufgrund dieser fundamentalen Unterschiede zwischen dem Individualund dem Gruppenschiedsverfahren könne das bloße Schweigen der Schiedsklausel nicht als Zustimmung zur class arbitration gewertet werden. Vielmehr erfordere die konsensuale Grundstruktur des Schiedsverfahrens die Feststellung, dass die Parteien sich auf die Durchführung eines Gruppenschiedsverfahrens geeinigt haben. Wo sich die Parteien – wie im vorliegenden Fall – jedenfalls darauf verständigt hätten, dass sie keinerlei Einigung über die Durchführung einer class arbitration erzielt hätten, könne ihnen die Durchführung eines solchen Verfahrens auch nicht aufgezwungen werden. 74
Oben S. 210 ff. So entfällt beispielsweise die Pflicht zur Verschwiegenheit nach den AAA Supple mentary Rules. 76 Oben S. 49 ff. und S. 56 f. 75
§ 1 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int’l Corp.
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C. Bewertung und Kritik der Entscheidung in Stolt-Nielsen Wie die Entscheidung des Supreme Court in Stolt-Nielsen zu bewerten ist, hängt im Wesentlichen vom Blickwinkel der Betrachtung ab. I. Zur inhaltlichen Konturierung des FAA und dem Verhältnis zum einzelstaatlichen Schiedsvertragsrecht Man mag es als begrüßenswert erachten, dass der Supreme Court nach Bazzle endlich eine inhaltliche Konturierung der Vorgaben aus dem FAA im Fall schweigender Schiedsvereinbarungen vorgenommen hat. Mit der Betonung der konsensualen Grundstruktur des Schiedsverfahrens und der Postulierung des Paradigmas, dass im Falle einer schweigenden Schiedsvereinbarung nicht auf eine Einigung der Parteien hinsichtlich der class arbitration geschlossen werden könne, kreiert der Supreme Court letztlich eine eigenständige negative bundesrechtliche Auslegungsregel für schweigende Schiedsvereinbarungen im Hinblick auf die class arbitration.77 Kann demnach der Schiedsvereinbarung weder eine explizite noch eine konkludente Einigung der Parteien bezüglich der class arbitration entnommen werden, ist somit – aufgrund des FAA – auf den fehlenden Parteiwillen und damit die Unzulässigkeit des Gruppenschiedsverfahrens zu schließen. Der Oberste Gerichtshof erweitert damit gleichsam das bundesrechtliche Schiedsvertragsrecht und fügt dem Auslegungskanon des FAA eine weitere Facette hinzu. Das Vorgehen des Supreme Court steht auch in Einklang mit der durch den FAA verfolgten, bisherigen Fokussierung auf den wirklichen Parteiwillen und setzt die obergerichtliche Rechtsprechung letztlich konsequent und kohärent fort.78 Diese Einordnung der Entscheidung hat auch Konsequenzen für das einzelstaatliche Schiedsvertragsrecht, das ja grundsätzlich die Basis für die Auslegung der Schiedsvereinbarung darstellt. Als Schiedsvertragsstatut war das einzelstaatliche Vertragsrecht bisher mangels eindeutiger bundesrechtlicher Auslegungsvorgaben79 die maßgebende Quelle für Auslegungs-
77
Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, 1773 (2010); Quilloin v. Tenet Healthsystem Philadelphia, Inc., 673 F.3d 221, 232 (3rd Cir. 2012): „Silence regarding class arbitration generally indicates a prohibition against class arbitration, but the actual determination as to whether class action is prohibited is a question of interpretation and procedure for the arbitrator.“; DRAHOZAL/RUTLEDGE, 94 Marquette Law Review (2011), 1103, 1151 ff. 78 Keine Änderung hat sich indes für die Zuständigkeit der Auslegung der Schiedsvereinbarung bei schweigender Schiedsvereinbarung durch Stolt-Nielsen ergeben, Fantastic Sams Franchise Corp. v. FSRO Association Ltd., 683 F.3d 18 (1st Cir. 2012); Reed v. Florida Metropolitan University, Inc., 681 F.3d 630 (5th Cir. 2012). 79 Siehe oben S. 199 ff. und S. 227 ff.
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regeln im Bereich der class arbitration.80 Dabei kam zu den Hochzeiten der class arbitration nach der Bazzle-Entscheidung vor allem der Unklarheitenregel und der ergänzenden Vertragsauslegung bei der Ermittlung der Zulässigkeit der class arbitration bis dato ganz entscheidende Bedeutung zu. 81 Ein Rückgriff auf diese einzelstaatlichen Auslegungsregeln bei der Auslegung von Schiedsvereinbarungen im Hinblick auf die Zulässigkeit der class arbitration dürfte nunmehr aber insbesondere deshalb ausgeschlossen sein, weil der Supreme Court selbst eine vorrangige negative bundesrechtliche Auslegungsregel für schweigende Schiedsvereinbarungen geschaffen hat.82 Diese sieht eine klare Bindung an den wirklichen Parteiwillen für die Auslegung von Schiedsvereinbarungen vor. Aufgrund der klaren Betonung der konsensualen Struktur und der Bindung an den wirklichen Parteiwillen muss davon ausgegangen werden, dass ein Rückgriff auf einzelstaatliche Auslegungsregeln, die in erster Linie normativ geprägt sind und damit auf dem Paradigma der Korrektur des Parteiwillens und nicht auf dessen Ermittlung gerichtet sind, 83 nicht mehr mit dem durch die Stolt-Nielsen-Entscheidung konkretisierten Auslegungskanon des FAA vereinbar ist. 84 Solche normativ geprägten einzelstaatlichen Auslegungsregeln, wie die Unklarheitenregel und die ergänzende Vertragsauslegung, widersprechen dem positivistischen Auslegungsansatz des FAA und bleiben aufgrund der conflict preemption bei der Auslegung der Schiedsvereinbarung ausgeschlossen. Zwar bestand für den Supreme Court leider kein Anlass, sich ausdrücklich mit der Unklarheitenregel zu beschäftigen, er hat sich jedoch ganz explizit mit der ergänzenden Vertragsauslegung beschäftigt und diese als Grundlage für die Durchführung einer class arbitration verworfen. 85
80
Siehe oben S. 107 ff. und S. 170, Fn. 27. Siehe oben S. 168 ff., 204 ff., 210 ff. 82 Anders indes Sutter v. Oxford Health Plans, L.L.C., 675 F.3d 215, 223 (3rd Cir. 2012). Dort will das Gericht Stolt-Nielsen keine negative bundesrechtliche Auslegungsregel entnehmen und weiter auf einzelstaatliches Schiedsvertragsrecht für die Auslegung schweigender Schiedsvereinbarungen zurückgreifen. 83 Siehe oben S. 168 ff. 84 Für die Unklarheitenregel Reed v. Florida Metropolitan University, Inc., 681 F.3d 630, 644 (5th Cir. 2012). 85 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, 1775 (2010). Bedenklich scheint deswegen der ausdrückliche Rückgriff auf die Befugnis zur ergänzenden Vertragsauslegung bei der Beurteilung der Zulässigkeit der class arbitration in Benson v. CSA-Credit Solutions of America, Inc., AAA Class Arb. Docket (2010). 81
§ 1 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int’l Corp.
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II. Zur Aufhebung des Schiedsspruchs wegen Überschreitung der schiedsrichterlichen Befugnisse Während die Vorinstanzen den Schiedsspruch noch unter dem ungeschriebenen Aufhebungsgrund des manifest disregard of the law geprüft hatten 86 und der Court of Appeals noch einen Aufhebungsgrund nach § 10(a)(4) FAA mit dem Argument abgelehnt hatte, dass hiervon nicht die „nur“ inkorrekte Rechtsanwendung umfasst sei, sondern lediglich eine genuine Überschreitung der schiedsvertraglichen Kompetenzzuweisung, stützte der Supreme Court sein Urteil gerade auf die fehlende kollisionsrechtliche Analyse des Schiedsgerichts und dessen Rekurs auf die BazzleEntscheidung für die Beantwortung der Zulässigkeit der class arbitration.87 Da die Bazzle-Entscheidung keinen inhaltlichen Maßstab für die Auslegung der Schiedsvereinbarung vorgeben habe, habe das Schiedsgericht die Entscheidung über die Zulässigkeit der class arbitration letztlich nicht aufgrund der Auslegung der Schiedsvereinbarung, sondern im Zuge eigener schiedsrichterlicher Rechtsfortbildung getroffen, was einem vertraglich legitimierten Schiedsgericht aber nicht zustehe. Aus diesem Grund sei der Schiedsspruch gleichsam ultra petita ergangen und nach § 10(a)(4) FAA aufzuheben. Dabei ist dem Supreme Court unumwunden zuzugeben, dass sein Ansatz die Bedeutung der Schiedsvereinbarung als Grundlage für das class arbitration-Verfahren nochmals deutlich unterstreicht. Ohne schiedsvertragliche Ermächtigung darf es nach dem Dafürhalten des Supreme Court kein Gruppenschiedsverfahren geben. Da ist es insofern konsequent und vernünftig, den staatlichen Gerichten das entsprechende prozessrechtliche Instrumentarium an die Hand zu geben, um Schiedssprüche aufzuheben, die unter Missachtung dieses Grundsatzes ergangen sind. Andernfalls bestünde die Gefahr, dass die Verletzung eines der elementarsten Grundsätze des U.S.-amerikanischen Schiedsrechts weitestgehend sanktionslos bliebe. Indes ist nicht alles, was vernünftig ist, immer auch mit der geltenden Rechtslage vereinbar. In dogmatischer Hinsicht nicht ganz überzeugend ist 86
Stolt Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 548 F.3d 85 (2nd Cir. 2008); StoltNielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 435 F.Supp.2d 382 (S.D.N.Y. 2006). 87 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, 1767 f. (2010): „It is not enough for petitioners to show that the panel committed an error – or even a serious error. […] ‘It is only when [an] arbitrator strays from interpretation and app lication of the agreement and effectively ‘dispense[s] his own brand of industrial justice’ that his decision may be unenforceable.’ […] In that situation, an arbitration decision may be vacated under § 10(a)(4) of the FAA on the ground that the arbitrator ‘exceeded [his] powers,’ for the task of an arbitrator is to interpret and enforce a contract, not to make public policy. In this case, we must conclude that what the arbitration panel did was simply to impose its own view of sound policy regarding class arbitration.”
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nämlich der Weg, den der Supreme Court mit § 10(a)(4) FAA im Rahmen seiner Ausführungen wählt.88 So scheint doch der Rekurs auf die BazzleEntscheidung durch das Schiedsgericht in erster Linie einem Missverständnis über deren Bedeutungsgehalt seitens des Schiedsgerichts geschuldet. Damit ist die Zulässigkeit der class arbitration letztlich das Ergebnis eines Fehlers in der Rechtsanwendung. Ein solcher soll aber gerade nicht von § 10(a)(4) FAA umfasst sein.89 Das Schiedsgericht mag in diesem Zusammenhang das geltende Recht falsch angewandt haben, außerhalb seiner Kompetenzen hat es jedenfalls noch nicht gehandelt.90 Das wird vor allem vor dem Hintergrund deutlich, dass sich die Parteien im vorliegenden Fall im Vorfeld ausdrücklich darauf geeinigt hatten, dass das Schiedsgericht die Frage der class arbitration beantworten sollte. Ein weiteres Argument spricht gegen die Subsumtion unter § 10(a)(4) FAA: Während es im Rahmen der Frage nach einem Handeln außerhalb der schiedsrichterlichen Befugnisse regelmäßig um die Einbeziehung materiell-rechtlicher Ansprüche unter das Regime einer Schiedsvereinbarung geht, betrifft die Zulässigkeit der class arbitration zwar auch eine Frage der schiedsvertraglichen Auslegung, aber im Kern doch einen prozessualen Aspekt.91 Im Unterschied zum ganz allgemeinen Fehlen einer schiedsvertraglichen Grundlage scheint die prozessuale Ausgestaltung des Verfahrens, so weit ersichtlich, bis zur Entscheidung des Supreme Court noch kein Grund für die Annahme einer schiedsrichterlichen Kompetenzüberschreitung gewesen zu sein. Während einige Gerichte dem Supreme Court hinsichtlich des Aufhebungsgrundes folgen,92 haben andere Gerichte obige Auffassung bekräftigt. Im Anschluss an die Stolt-Nielsen-Entscheidung haben sich verschiedene Gerichte geweigert, eine inhaltliche Überprüfung der schiedsrichterlichen Auslegung der Schiedsvereinbarungen vorzunehmen. Sie stützten sich für die Aufrechterhaltung der Entscheidung des Schiedsgerichts auf die beschränkte Überprüfungskompetenz, die dem staatlichen Gericht nach dem
88
Unberücksichtigt bleibt vorliegend die Frage, ob der Zwischenschiedsspruch überhaupt eine aufhebungsfähige Entscheidung im Sinne von § 10 FAA darstellt, diesbezüglich zweifelnd die dissenting opinion von J USTICE GINSBURG, Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, 1777 (2010). 89 Dissenting opinion von J USTICE GINSBURG, Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, 1780 (2010). 90 Dissenting opinion von J USTICE GINSBURG, Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, 1780 (2010). 91 Siehe zu dieser Fragestellung bereits oben S. 177 ff. 92 Reed v. Florida Metropolitan University, Inc., 681 F.3d 630 (5th Cir. 2012). Das Gericht in Sutter v. Oxford Health Plans, L.L.C., 675 F.3d 215 (3rd Cir. 2012) hatte hingegen gegen die Anwendung von § 10(a)(4) FAA keine grundlegenden Bedenken, hob den Zwischenschiedsspruch letztlich aber auch nicht auf.
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FAA zusteht. In Jock v. Sterling Jewelers Inc.93 hob der Court of Appeals for the Second Circuit eine Entscheidung eines Bundesdistriktgerichts auf, das seinerseits zuvor einen Schiedsspruch wegen Überschreitung der schiedsrichterlichen Kompetenzen nach § 10(a)(4) FAA aufgehoben hatte. Das Distriktgericht hatte sich zuvor für die Aufhebung des Schiedsspruchs nach § 10(a)(4) FAA auf die Unvereinbarkeit des schiedsrichterlichen Auslegungsergebnisses mit dem FAA im Lichte der Rechtsprechung des Supreme Court in Stolt-Nielsen gestützt. Damit monierte das erstinstanzliche Gericht nach Auffassung der Berufungsrichter aber lediglich einen einfachen Rechtsfehler und keine genuine Überschreitung der schiedsrichterlichen Befugnisse.94 Nach der Auffassung des Court of Appeals rechtfertige sich die Aufhebung eines Schiedsspruches nach § 10(a)(4) FAA nicht bereits aufgrund jeglichen Fehlers in der Rechtsanwendung. Ein Schiedsrichter handele demnach nur dann ultra petita im Sinne von § 10(a)(4) FAA, wenn er Streitgegenstände beurteilt, die ihm nicht durch die Schiedsvereinbarung zugewiesen sind oder denen die objektive Schiedsfähigkeit fehlt. 95 Aus diesem Grund hob das Berufungsgericht die Entscheidung des Bundesdistriktgerichts auf. Die Fehlerhaftigkeit des Schiedsspruches erreiche nämlich keinesfalls das für eine Aufhebung aufgrund manifest disregard of the law notwendige Maß an Willkürlichkeit, für das auch der Supreme Court selbst für gewöhnlich bei der Aufhebung von Schiedssprüchen einen hohen Standard anlegt. 96 III. Zu den Folgen der Entscheidung für den Zugang zum Recht Weniger begrüßenswert mag man die Konsequenzen dieser Entscheidung bewerten. Sie könnte in den USA massive Folgen für den effektiven Zugang zum Recht im Verbraucher- und Arbeitnehmerbereich in sich bergen. Die Postulation einer negativen, auf dem FAA basierenden Auslegungsregel dürfte in Fällen, in denen der Schiedsvereinbarung weder eine ausdrückliche noch eine konkludente Einigung der Parteien zu entnehmen ist, also im Falle schweigender Schiedsvereinbarungen, die Bedeutung der 93
Jock v. Sterling Jewelers Inc., 646 F.3d 113 (2nd Cir. 2011). Für das Berufungsgericht schien zudem die Anwendbarkeit der Stolt-Entscheidung gänzlich zweifelhaft, da sich der Schiedsrichter letztlich auf den konkludenten Parteiwillen stützte und nicht wie in der Entscheidung des Supreme Court eine gänzlich schweigende Schiedsvereinbarung Gegenstand war. 95 Jock v. Sterling Jewelers Inc., 646 F.3d 113 (2nd Cir. 2011). 96 Jock v. Sterling Jewelers Inc., 646 F.3d 113 (2nd Cir. 2011); Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, 1767 (2010). Die hohe Aufhebungsschwelle des § 10(a)(4) FAA gilt selbstverständlich ebenso für den Fall, dass der Schiedsrichter die Zulässigkeit der class arbitration nach Auslegung der Schiedsvereinbarung verneint, vgl. Spradlin v. Trump Ruffing Tower I, L.L.C., 2011 WL 2295067 (D. Nev. 2011); Underwood v. Palms Place, L.L.C., 2011 WL 1790463 (D. Nev. 2011). 94
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class arbitration letztlich auf null reduzieren. Die bis dahin relevantesten einzelstaatlichen Auslegungsregeln werden durch die ratio von Stolt-Nielsen ausgeschlossen. Dann kann es für die Auslegung schweigender Schiedsvereinbarungen aber nur noch ein Ergebnis geben: die Unzulässigkeit der class arbitration. Dieses Fehlen kollektiven Rechtsschutzes könnte in den USA eine erneute Befeuerung der Debatte um die Wirksamkeit von Schiedsvereinbarungen im Verbraucher- und Arbeitnehmerbereich wegen Verstoßes gegen die effective vindication-Theorie bzw. unconscionability bewirken.97 Vor dem Hintergrund eines generell schiedsfreundlichen Bundesrechts unter dem Einfluss eines strikt für die Gleichwertigkeit des schiedsrichterlichen Verfahrens eintretenden Supreme Court ist eine gänzliche Invalidierung der Schiedsvereinbarung mangels Verfügbarkeit eines Gruppenrechtsbehelfs aber in der Vergangenheit selten von Erfolg gekrönt gewesen.98 Die Entscheidung in Stolt-Nielsen dürfte auch nicht zu unterschätzende Konsequenzen auf die Wirksamkeitsdebatte ausdrücklicher Ausschlussklauseln haben.99 Unabhängig von dieser Wechselwirkung wird regelmäßig nur noch die Verweisung auf die Durchführung eines Individualschiedsverfahrens verbleiben, was in vielen Fällen eine Verhinderung des Zugangs zum Recht bedeuten wird, da eine Rechtsverfolgung aus Kostengründen vor allem im Verbraucherbereich oftmals gänzlich unterbleiben wird. Diese Gefahr dürfte den Versuch einiger Gerichte antreiben, die Auswirkungen der Stolt-Nielsen-Entscheidung möglichst zu begrenzen. Jene Gerichte legten ihren Entscheidungen eine enge Auslegung der ratio aus Stolt-Nielsen zugrunde und hoben Zwischenschiedssprüche nicht auf, wenn sich das Schiedsgericht auf einzelstaatliches Schiedsvertragsrecht bei der Begründung der Zulässigkeit der class arbitration gestützt hatte. 100 Das bloße Schweigen der Schiedsklausel gebiete noch nicht zwangsläufig die Unzulässigkeit der class arbitration, so deren Lesart. Sofern die Schiedsrichter zur Zulässigkeit der class arbitration nur nicht aufgrund eigener Rechtsfortbildung, sondern vielmehr aufgrund der Anwendung des kolli97
Zu beiden Ansätzen oben S. 117 ff. und S. 127 ff. Siehe oben S. 114 ff. 99 Auf die Wechselwirkung von Stolt-Nielsen und Concepcion soll im Anschluss an die Darstellung letzterer Entscheidung näher eingegangen werden, siehe unten Kapitel 4 § 3 D, S. 370. 100 So zuletzt Chen-Oster v. Goldman, Sachs & Co., 2011 WL 1795297, 6 (S.D.N.Y. 2011) [Allerdings enthielt das Schiedsrecht von New York gerade keine „default rule“, so dass das Gericht von der Unzulässigkeit der class arbitration ausging]; Sutter v. Oxford Health Plans, L.L.C., 2011 WL 734933 (D.N.J. 2011); Underwood v. Palms Place, L.L.C., 2011 WL 1790463 (D. Nev. 2011) [auch das Schiedsrecht von Nevada enthält nach Auffassung des Gerichts keine „default rule“]. In diesem Sinne wohl auch OEHMKE, Com. Arb.3rd, § 16:4. 98
§ 2 AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion
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sionsrechtlich berufenen einzelstaatlichen Schiedsvertragsstatuts gelangt seien, bestehe auch nach dem Urteil des Supreme Court keine Verpflichtung, diese Schiedssprüche aufzuheben. 101 Als potentielle Grundlage für eine solche Rechtsregel habe der Supreme Court neben dem FAA auch das Bundesseerecht sowie das Recht von New York benannt. Damit eröffne das Gericht zumindest die Möglichkeit, dass nach wie vor auch das Schiedsvertragsrecht der Bundesstaaten für die Beurteilung der Zulässigkeit der class arbitration als Rechtsquelle eine Rolle spielen könne.102 Dem Ansatz ist zuzugeben, dass das oberste Gericht seine Kritik gerade an der fehlenden Anwendung einer der maßgeblichen Rechtsordnung entnommenen „default rule“ festgemacht hatte. 103 Allerdings scheint obiger Ansatz die Ausführungen des Supreme Court zum FAA und der danach gebotenen Auslegung gänzlich zu ignorieren. Zwar hat der Supreme Court auch das einzelstaatliche Schiedsvertragsrecht als Grundlage für Auslegungsregeln genannt, gleichwohl hat er in unmittelbarem Anschluss die nach dem FAA gebotene Lesart einer schweigenden Schiedsvereinbarung klargestellt: bei schweigenden Schiedsvereinbarungen lässt der FAA keinen Schluss auf eine Einigung der Parteien zu. Diese negative Auslegungsregel geht auch einzelstaatlichen Schiedsvertragsstatuten vor. Damit verbleibt kein Raum für anderslautende Auslegungen, auch wenn sie aufgrund des anwendbaren einzelstaatlichen Schiedsvertragsstatuts ergehen. De lege lata muss es damit wohl bei der Unzulässigkeit der class arbitration im Falle schweigender Schiedsvereinbarungen bleiben, auch wenn de lege ferenda im Sinne des Verbraucherschutzes ein anderes Ergebnis wünschenswert wäre.
§ 2 AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion § 2 AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion
Die Behandlung ausdrücklicher Ausschlussklauseln war bis zur Entscheidung des Obersten Gerichtshofes in AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion hochgradig uneinheitlich und betrifft eines der virulentesten Probleme des U.S-amerikanischen Schiedsvertragsrechts. 104 Zahlreiche Gerichte erklärten class arbitration waivers für sittenwidrig. 105 Ihrer Auffassung nach stellte der Ausschluss kollektiven Rechtsschutzes im Schiedsverfahren eine einseitige Benachteiligung dar, weswegen der class arbitration waiver 101
Sutter v. Oxford Health Plans, L.L.C., 2011 WL 734933, 4 (D.N.J. 2011). Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, 1768 f. (2010). 103 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, 1767 f. (2010); STRONG, 17 Harv. Negot. L. Rev. (2012) 201, 253. 104 Siehe oben S. 241 ff. 105 Siehe oben S. 260 ff. 102
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als sittenwidrig einzustufen war. Aufgrund der Öffnungsklausel des § 2 FAA werde das einzelstaatliche Schiedsvertragsrecht in diesem Bereich auch nicht durch den FAA ausgeschlossen, obwohl es die Unwirksamkeit eines Teils106 bzw. u.U. der ganzen Schiedsvereinbarung zur Folge habe.107 Die Uneinigkeit in diesem Bereich führte zu einem enormen Maß an Rechtsunsicherheit. Im Jahr 2011 bot sich dem Supreme Court in AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion die Gelegenheit, diese Praxis unmittelbar anhand des insoweit avantgardistischen kalifornischen Rechts auf ihre Vereinbarkeit mit dem FAA hin zu untersuchen und endgültig für Rechtssicherheit zu sorgen. A. Sachverhalt und Verfahrensgang Im Gegensatz zur Konstellation in Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int’l Corp. lag dem Verfahren in AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion 108 ein Sachverhalt mit Verbraucherbeteiligung zugrunde: Im Februar 2002 hatten die Kläger Vincent und Lisa Concepcion in Carlsbad, Kalifornien, mit AT&T Mobility L.L.C. (AT&T) einen Mobilfunkvertrag abgeschlossen, der u.a. den Erhalt eines kostenlosen Mobiltelefons vorsah. 109 Dennoch wurde den Klägern ein Betrag von $ 30,22 an Mehrwertsteuer berechnet. Dem Vertragsschluss waren Werbemaßnahmen der Beklagten vorausgegangen, die aber u.a. mit dem Erhalt eines kostenlosen Mobilfunktelefons geworben hatten. Der Mobilfunkvertrag enthielt eine Schiedsklausel, nach der dem Schiedsrichter die Befugnis zur Verbindung von Schiedsverfahren oder der Durchführung einer class arbitration explizit nicht zustand. Die Schiedsvereinbarung sah obendrein eine Reihe von Besonderheiten vor, die vor allem der Beteiligung von Verbrauchern geschuldet war: Sollte der Schiedsrichter den Rechtsstreit zugunsten des Verbrauchers entscheiden und die zugesprochene Summe den Betrag des letzten von AT&T gemachten Vergleichsangebots übersteigen, hätte das Unternehmen die zweifachen Rechtsanwaltsgebühren sowie einen Betrag von $ 7.500 an den Verbraucher zahlen müssen. Zudem musste AT&T alle Kosten des Schiedsverfahrens übernehmen und der Schiedsort musste im county der Rechnungsadresse liegen. Darüber hinaus konnte der Verbraucher bei Ansprüchen unter $ 10.000 zwischen der Durchführung eines mündlichen, eines telefonischen oder eines rein schriftlichen Verfahrens wählen. Der Schiedsrichter war befugt, jegliche Art von Rechtsschutz zu gewähren, ein-
106
Siehe oben S. 246 ff. Siehe oben S. 276 ff. 108 AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion, 131 S. Ct. 1740 (2011). 109 Ursprünglicher Vertragspartner der Concepcions war Cingular Wireless, das allerdings im Jahr 2005 von AT&T gekauft und im Jahr 2007 in AT&T Mobility L.L.C. umbenannt wurde. 107
§ 2 AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion
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schließlich vorläufigen Rechtsschutzes und punitive damages, soweit dies nach dem anwendbaren Recht für den staatlichen Richter möglich gewesen wäre. 110
Im März 2006 erhoben die Concepcions Klage vor dem Bundesdistriktgericht für den südlichen Bezirk Kaliforniens. Das Verfahren wurde im Anschluss mit einer ursprünglich im Superior Court of San Diego County erhobenen Sammelklage, die aber aufgrund des CLASS ACTION FAIRNESS ACT OF 2005 an das Bundesdistriktgericht verwiesen worden war, verbunden. 111 Die Kläger machten verschiedene einzelstaatliche Ansprüche wegen unlauteren Wettbewerbs geltend. 112 Im März 2008 erhob AT&T die Schiedseinrede und beantragte, die Concepcions zur Durchführung eines Individualschiedsverfahrens zu verpflichten. Nach Ansicht der Concepcions war die Schiedsklausel nach dem anwendbaren Recht Kaliforniens sittenwidrig, weil sie die Möglichkeit eines Gruppenschiedsverfahrens ausdrücklich ausschloss und daher als faktische Haftungsfreistellung im Sinne des Discover-Urteils113 zu bewerten war. Das Bundesdistriktgericht teilte die Auffassung der Concepcions. Die Beurteilung des class arbitration waiver nach den Discover Bank-Kriterien ließ das Gericht zu dem Schluss gelangen, dass die Ausschlussklausel, und damit letztlich die ganze Schiedsklausel, nach dem Schiedsvertragsrecht Kaliforniens sittenwidrig war. Nach den Discover Bank-Kriterien müssen zur Beurteilung eines class arbitration waiver folgende Fragen gestellt werden: 1. Befindet sich der class arbitration waiver in einem Formularvertrag oder in den allgemeinen Geschäftsbedingungen eines Verbrauchervertrags? 2. Bewegen sich die geltend gemachten Ansprüche in einem derartig niedrigen Bereich, dass eine individuelle Geltendmachung faktisch ausgeschlossen ist? 3. Ist dem Verwender der Schiedsklausel ein planmäßiges Vorgehen vorzuwerfen, das im Ergebnis aufgrund der regelmäßigen Verwendung von Schiedsvereinbarungen und Ausschlussklauseln in Formularverträgen oder AGB zu einer faktischen Haftungsfreistellung führt?
Nach der Bewertung des Bundesgerichts befand sich die Ausschlussklausel in einem Formularvertrag und die Kläger waren unstreitig als Verbraucher zu qualifizieren. Allerdings erkennt das Bundesdistriktgericht durchaus die 110 Zusätzlich hatte der Verbraucher die Möglichkeit eines Verfahrens vor einem sog. small claims court gehabt. In einem small claims court soll Rechtsschutz speziell für Forderungen im Minimalbereich gewährleistet werden. Hierbei wird auf ein formales, kompliziertes Verfahren verzichtet, um die Verfahrenskosten möglichst gering zu halten. Vgl. hierzu NOTE, 72 Texas Bar Journal (2009), 76. 111 Laster v. T-Mobile USA, Inc., 2008 WL 5216255 (S.D. Cal. 2008). 112 Die Kläger der class action hatten wie die Concepcions auch, im Rahmen des Abschlusses eines Mobilfunkvertrages mit Cingular Wireless bzw. T -Mobile USA, Inc. ein kostenloses Mobiltelefon erhalten, auf das sie allerdings $ 10,31 bzw. $ 28,22 Mehrwertsteuer zahlen sollten. Auch hier war eine entsprechende Werbung der Beklagten vorausgegangen. 113 Siehe oben S. 262 ff.
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Kapitel 4: Das Ende der Class Arbitration?
Bestrebungen von AT&T an, eine möglichst verbraucherfreundliche Schiedsvereinbarung zu gestalten. Zwar bewegten sich die in Streit stehenden Ansprüche sich auf einem Niveau, das normalerweise keine individuelle Rechtsverfolgung rechtfertige. Allerdings biete die Schiedsklausel zahlreiche Anreize, die die individuelle Rechtsverfolgung für den Verbraucher dem Rechtsschutz durch ein Gruppenverfahren nicht nur gleichwertig, sondern sogar überlegen erscheinen ließen. Im Vergleich zu der für den einzelnen Verbraucher zu erwartenden Kompensation in einer class action, bestehe für ihn im Rahmen des durch die Schiedsklausel vorgesehenen Individualverfahrens bei Bestehen seiner Ansprüche die Chance auf eine Prämie von $ 7.500. AT&T übernehme zudem die Kosten des Schiedsverfahrens und biete Kompensation der Rechtsverfolgungskosten an. Daher stelle das durch die Schiedsklausel vorgesehene Verfahren aus Sicht des Verbrauchers nicht nur ein hinreichendes Substitut für die class action bzw. class arbitration dar, sondern das Verfahren sei vielmehr derart günstig ausgestaltet, dass es letztlich für den Verbraucher sogar lohnenswerter und effizienter erscheine, das Individualschiedsverfahren durchzuführen, als sich an einer Gruppenklage anzuschließen.114 Obwohl also die Schiedsvereinbarung aufgrund ihrer Gestaltung eine individuelle Geltendmachung der Ansprüche nicht faktisch ausschloss und damit dem zweiten Erfordernis der Discover Bank-Kriterien genügte, gelangte das Gericht dennoch zur Unwirksamkeit des class arbitration waiver. Denn während das zweite Kriterium primär individualbezogen die Privatinteressen schütze und damit die Frage nach einer hinreichenden Möglichkeit individueller Rechtsverfolgung bewerten solle, stelle die letzte Voraussetzung auf die Einhaltung des Abschreckungseffektes sowie der Steuerungsfunktion und damit auf die Wahrung von Allgemeininteressen ab, so das
114 Laster v. T-Mobile USA, Inc., 2008 WL 5216255, 12 (S.D. Cal.): „Given the unrebutted class action statistics above – pennies on the dollar with few consumers actually submitting claims in class litigation – as well as Plaintiffs' concession that the Premium prompts early payment of small dollar claims, the record before the Court demon strates that a reasonable consumer may well prefer quick informal resolution with likely full payment over class litigation that could take months, if not years, and which may merely yield an opportunity to submit a claim for recovery of a small percentage of a few dollars. Because the arbitration provision provides sufficient incentive for individual consumers with disputes involving small damages [...] the subject provision is an adequate substitute for class arbitration as to this prong of Discover Bank.“ Der von den Concepcions hiergegen vorgebrachte Einwand, die Beklagte werde es wahrscheinlich niemals zu einer Auszahlung der $ 7.500-Prämie oder der Durchführung eines Schiedsverfahrens kommen lassen, weil sie die Ansprüche einfach erfüllen würden, da die Höhe der Verfahrenskosten selbst im günstigsten Fall immer noch ca. $ 1.700 betragen würde, ließ das Gericht nicht gelten. Auch in einem solchen Fall hätte die Prämienklausel ihr Ziel er reicht und letztlich für die volle Kompensation der Verbraucher gesorgt.
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Bundesdistriktgericht. 115 Die Erreichung des letzteren Ziels könne aber nicht durch eine individuelle Rechtsverfolgung gewährleistet werden. Es sei in diesem Rahmen nämlich zu prüfen, ob die Ausschlussklausel den Beklagten gestattet, die unrechtmäßig erlangten Vorteile zu behalten, bzw. eine Fortsetzung ihrer Aktivitäten ermöglicht. In diesem Hinblick seien vor allem solche Verbraucher zu beachten, die nichts von ihren Ansprüchen gegen AT&T wüssten und ihre Ansprüche daher auch nicht im Rahmen einer individuellen Rechtsverfolgung geltend machten. Aufgrund der mangelhaften Inklusion dieser Verbraucher stelle das Individualschiedsverfahren in general-präventiver Hinsicht kein ausreichendes Substitut eines Gruppenverfahrens dar. 116 Aus diesen Gründen ergab sich für das Bundesdistriktgericht nicht nur die Sittenwidrigkeit der Ausschlussklausel, sondern der gesamten Schiedsklausel. Auch der Möglichkeit des Erlasses von punitive damages durch den Schiedsrichter hat das Bundesdistriktgericht keine weitere Bedeutung für die Beurteilung des Steuerungspotentials eines Individualschiedsverfahrens beigemessen. Aufgrund der in State Farm Mut. Auto. Ins. Co. v. Campbell 117 auferlegten Obergrenze für Strafschadensersatz auf das Zehnfache des kompensatorischen Streitwertes könne nicht von einem hinreichenden Abschreckungseffekt ausgegangen werden. 118
Zur eigentlich maßgebenden Frage der Vereinbarkeit der kalifornischen Discover Bank-Regel mit dem FAA äußerte sich der District Court hingegen nicht. Der von AT&T angerufene Court of Appeals bestätigte das Urteil des District Court. Obwohl das Berufungsgericht keine mit der des Bundesdistriktgerichts vergleichbar intensive Analyse der Schiedsklausel vornahm, ging er doch besonders auf die Auswirkung der Prämienregelung hinsichtlich des individualbezogenen zweiten Kriteriums der Discover Bank-Voraussetzungen ein. 119 Nach der Auffassung des Bundesberufungsgerichts genügte die bloße Aussicht auf die Prämie nicht, um einen Anreiz für eine individuelle Rechtsverfolgung zu setzen. Die Tatsache, dass eine Aussicht 115
Laster v. T-Mobile USA, Inc., 2008 WL 5216255, 12 (S.D. Cal.): „While the second prong of Discover Bank addresses the class action function of providing recovery to individuals with disputes involving small amounts of damages, the third prong ad dresses the ‘role of the class action in deterring [...] wrongdoing.‘” 116 Laster v. T-Mobile USA, Inc., 2008 WL 5216255, 14 (S.D. Cal.). 117 State Farm Mut. Auto. Ins. Co. v. Campbell, 538 U.S. 408, 425 (2003). 118 Laster v. T-Mobile USA, Inc., 2008 WL 5216255, 13, Fn. 9 (S.D. Cal.2008). Ob diese Auffassung von der Ungleichwertigkeit des individualschiedsgerichtlichen Rechtsschutzes – nichts anderes ist nämlich die vom Bundesdistriktgericht geäußerte Einschätzung zur Frage der generellen Steuerungsfunktion von Individualschiedsverfahren – mit der bisherigen Rechtsprechung des Supreme Court in Einklang zu bringen ist, soll an späterer Stelle näher betrachtet werden, Kapitel 4 § 2 C, S. 351 ff. 119 Laster v. AT&T Mobility, L.L.C., 584 F.3d 849 (9th Cir. 2009).
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auf eine Prämie von $ 7.500 bestehe, ändere nichts an der Tatsache, dass der im Schiedsverfahren in Frage stehende Streitwert nur $ 30,22 betrage. 120 Damit seien die Voraussetzungen, wie sie der Supreme Court of California in Discover Bank v. Superior Court of Los Angeles County aufstellte, erfüllt. Der class arbitration waiver sei somit als Haftungsfreistellung einzuordnen und aus diesem Grund sittenwidrig. 121 Im Gegensatz zum Bundesdistriktgericht nahm der Court of Appeals aber auch Stellung zur potentiellen preemption des kalifornischen Schiedsvertragsrechts durch den FAA. AT&T hatte argumentiert, dass die Formulierung strikter Kriterien für die Beurteilung eines class arbitration waiver durch den Obersten Gerichtshof von Kalifornien eine Abweichung vom bisherigen Grundsatz der Einzelfallanalyse im Rahmen der unconscionability sei und somit eine neue „rechtliche Bestimmung“ darstelle, die ausschließlich auf Schiedsvereinbarungen Anwendung finde. Sie sei daher durch den vorrangigen FAA ausgeschlossen, da das Schiedsvertragsrecht von Kalifornien Schiedsvereinbarungen insofern anders als sonstige Verträge behandele und damit diskriminiere. Nach Auffassung der Berufungsrichter traf diese Behauptung allerdings nicht zu. Die Discover Bank-Kriterien seien lediglich eine verfeinerte Ausprägung der unconscionabilityAnalyse, die in Kalifornien auf jegliche Art von Vertrag Anwendung finde.122 Auch könne keine Rede von einer Diskriminierung von Schiedsvereinbarungen durch die kalifornische Praxis sein, würden doch Ausschlussklauseln außerhalb von Schiedsvereinbarungen der gleichen rigiden Analyse unterworfen. Daher habe die Discover Bank-Entscheidung genaugenommen letztlich sogar zu einer Gleichbehandlung aller Verträge geführt. Folglich werde das kalifornische Schiedsvertragsrecht auch nicht durch den FAA ausgeschlossen. 123 B. Die Entscheidung des Supreme Court of the United States Genau ein Jahr nach der Entscheidung des Supreme Court in Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int’l Corp. verkündete der Oberste Gerichtshof sein Urteil in AT&T Mobility L.L.C. Der Supreme Court erachtete die ausdrücklichen Ausschlussklauseln für wirksam. Nach dem Dafürhalten des Gerichts verstießen die in Discover Bank v. Superior Court of Los Angeles vom Supreme Court of California aufgestellten Kriterien zur Überprüfung 120
Laster v. AT&T Mobility, L.L.C., 584 F.3d 849, 855 (9th Cir. 2009). Das Gericht teilt somit im Wesentlichen die Klägerargumente der Vorinstanz. Hin sichtlich des general-präventiven Elements der Discover-Kriterien schließt sich das Gericht hingegen dem Bundesdistriktgericht – wenn auch nur beiläufig – an, Laster v. AT&T Mobility, L.L.C., 584 F.3d 849, 856, Fn. 9 (9th Cir. 2009). 122 Laster v. AT&T Mobility, L.L.C., 584 F.3d 849, 857. (9th Cir. 2009). 123 Laster v. AT&T Mobility, L.L.C., 584 F.3d 849, 857 f. (9th Cir. 2009). 121
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der Sittenwidrigkeit einer ausdrücklichen Ausschlussklausel gegen das Gebot des FAA, allgemeine einzelstaatliche Vertragsgrundsätze diskriminierungsfrei auf Schiedsvereinbarungen anzuwenden. 124 Die kalifornische Discover Bank-Rechtsprechung benachteilige Schiedsvereinbarungen faktisch, so dass ihre Anwendung durch den FAA ausgeschlossen sei. Zudem widerspreche die class arbitration dem im FAA angelegten Leitbild des Schiedsverfahrens und könne daher auch nicht als Anknüpfungspunkt für eine einzelstaatliche schiedsvertragliche Rechtsregel dienen, die Schiedsvereinbarungen, sei es auch nur teilweise, für unwirksam erklärt. JUSTICE SCALIA stützte das Ergebnis der Mehrheit auf das Diskriminierungsverbot des FAA. Hierunter fielen nach seiner Auffassung nicht nur offene Diskriminierungen von Schiedsvereinbarungen durch einzelstaatliches Schiedsvertragsrecht, sondern auch Fälle faktischer Diskriminierung: Obgleich das Gericht die im FAA selbst angelegte Einschränkung durch die Öffnungsklausel § 2 FAA zugunsten einzelstaatlichen Schiedsvertragsrechts zur Kenntnis nahm, betonte es zunächst die grundlegenden, vorrangigen Strukturprinzipien des FAA, wie die konsensuale Grundstruktur der Schiedsgerichtsbarkeit, das Verbot einer diskriminierenden Behandlung sowie die Verpflichtung zu einer strengen wortlautgetreuen Durchsetzung von Schiedsvereinbarungen. § 2 FAA erkläre alle Schiedsvereinbarungen, die einen handelsrechtlichen sowie einen grenzüberschreitenden Bezug haben, für wirksam und durchsetzbar, es sei denn, ihnen stünden allgemeine vertragsrechtliche Prinzipien entgegen. Zu den anwendbaren Vertragsgrundsätzen gehöre unzweifelhaft auch die Nichtigkeit einer vertraglichen Bestimmung wegen Verstoßes gegen die guten Sitten. 125 124
Das Gericht war einmal mehr in einer Entscheidung zum Schiedsverfahrensrecht scharf geteilt. Das von JUSTICE SCALIA angefertigte Votum, das letztlich nur aufgrund der concurring opinion von J USTICE T HOMAS knapp mehrheitsfähig war, fand lediglich durch drei weitere Richter uneingeschränkte Zustimmung. Das Gutachten der Minderheit, das von J USTICE BREYER verfasst wurde, fand Unterstützung durch die J USTICES GINSBURG, SOTOMAYOR und K AGAN. Insoweit wirft auch diese Entscheidung des Obersten Gerichtshofs erneut die Frage nach ihrer Bindungswirkung auf. 125 AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion, 131 S. Ct. 1740, 1746 (2011); Doctor's Assocs. Inc. v. Casarotto, 517 U.S. 681, 687 (1996); Perry v. Thomas, 482 U.S. 483, 492 f., Fn. 9 (1987). J USTICE T HOMAS legte seiner Analyse ein restriktiveres Verständnis der nach § 2 FAA verfügbaren allgemeinen Vertragsgrundsätze zugrunde. Aufgrund einer idiomatischen Zusammenschau von § 2 und § 4 FAA schloss er, dass nur solche einzelstaatlichen Rechtsinstitute einen besonderen durch § 2 FAA gewährleisteten Anwendungsvorrang erhalten, die sich tatsächlich auf den Abschluss der Schiedsvereinbarung beziehen. Vertragliche Grundsätze, die hingegen die Fairness einer vertraglichen Bestimmung bewerten, seien nicht durch § 2 FAA zugelassen. Hierunter sind nach seiner Auffassung aber insbesondere die public policy und die unconscionability zu subsumieren. Aus diesem Grund sei letztlich auch die Anwendung der Discover-Kriterien durch den FAA ausgeschlossen, AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion, 131 S. Ct. 1740, 1756 (2011):
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Allerdings stehen auch allgemeine Vertragsgrundsätze nach der Rechtsprechung des Obersten Gerichtshofes unter dem Vorbehalt einer diskriminierungsfreien Anwendung.126 Nach Auffassung der Concepcions stand die kalifornische Praxis aber im Einklang mit dieser Rechtsprechung. Von einer diskriminierenden Anwendung der unconscionability-Doktrin könne schon deshalb keine Rede sein, weil die Discover Bank-Kriterien auf jegliche Art von Prozessverträgen Anwendung fänden und daher genauso die Unwirksamkeit von vertraglichen Bestimmungen zur Folge hätten, die den Ausschluss der Beteiligung an einer class action vorsähen.127 Eine diskriminierende Anwendung der unconscionability auf Schiedsvereinbarungen liege daher eindeutig nicht vor, da die kalifornische unconscionabilityDoktrin unterschiedslos auf alle Arten von Ausschlussklauseln Anwendung finde, die eine Verhinderung kollektiven Rechtsschutzes zum Gegenstand hätten. Für das Gericht lag der Fall hingegen nicht so klar. Insbesondere, wenn ein nach § 2 FAA zulässiger allgemeiner Vertragsgrundsatz für die Invalidierung einer Schiedsvereinbarung herangezogen wird, müsse erhöhtes Augenmerk auf die Frage gelegt werden, ob nicht ein Fall von faktischer Diskriminierung von Schiedsvereinbarungen gegeben sei. Ein solcher liege vor, wenn das Anknüpfungskriterium zwar grundsätzlich unabhängig von der Tatsache, dass eine Schiedsvereinbarung zu beurteilen ist, zum Tragen kommt und damit formal auf Schiedsvereinbarungen wie auch auf andere „The FAA generally requires courts to enforce arbitration agreements as written. Section 2 provides that ‘[a] written provision in […] a contract […] to settle by arbitration a controversy thereafter arising out of such contract […] shall be valid, irrevocable, and enforceable, save upon such grounds as exist at law or in equity for the revocation of any contract.’ Significantly, the statute does not parallel the words “valid, irrevocable, and enforceable” by referencing the grounds as exist for the “invalidation, revocation, or nonenforcement” of any contract. Nor does the statute use a different word or phrase e ntirely that might arguably encompass validity, revocability, and enforceability. The use of only ‘revocation’ and the conspicuous omission of ‘invalidation’ and ‘nonenforcement’ suggest that the exception does not include all defenses applicable to any co ntract but rather some subset of those defenses. […] Concededly, the difference between revo cability, on the one hand, and validity and enforceability, on the other, is not obvious. The statute does not define the terms, and their ordinary meanings arguably overlap. Indeed, this Court and others have referred to the concepts of revocability, validity, and enforce ability interchangeably. But this ambiguity alone cannot justify ignoring Congress' clear decision in § 2 to repeat only one of the three concepts. […] Reading §§ 2 and 4 harmoniously, the ‘grounds […] for the revocation’ preserved in § 2 would mean grounds related to the making of the agreement. […] Contract defenses unrelated to the making of the agreement – such as public policy – could not be the basis for declining to enforce an arbitration clause. […] Under this reading, the question here would be whether California's Discover Bank rule relates to the making of an agreement. I think it does not.” 126 Siehe S. 107 ff. 127 AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion, 131 S. Ct. 1740, 1747 (2011).
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vertragliche Bestimmungen unterschiedslos Anwendung findet, Schiedsvereinbarungen jedoch faktisch stärker durch den Unwirksamkeitsgrund betroffen werden. Das sei insbesondere dann der Fall, wenn eine dem Schiedsverfahren inhärente Eigenheit zur staatlichen Gerichtsbarkeit als Anknüpfungspunkt für die Sittenwidrigkeit herangezogen wird. Der Grund für die Ungleichbehandlung liege dann nämlich letztlich dennoch in der Tatsache begründet, dass ein Schiedsvertrag zu beurteilen ist, auch wenn das Anknüpfungskriterium formal unterschiedslos auf alle Arten von Verträgen Anwendung finde. Nach Auffassung des Supreme Court lag in der Anknüpfung an den class arbitration waiver und damit an das Fehlen eines Gruppenrechtsbehelfs im Schiedsverfahren für die Begründung der Sittenwidrigkeit gerade eine solche faktische Diskriminierung und damit ein Verstoß gegen den FAA. 128 Prämisse dieser obergerichtlichen Auffassung ist die Annahme, dass das Fehlen eines Gruppenrechtsbehelfs eine dem Schiedsverfahren inhärente Eigenheit im Vergleich zum staatlichen Gerichtsverfahren darstellt. 129 Zur Illustration zog das Gericht einen Vergleich zu ähnlichen Konstellationen, in denen Gerichte eine Schiedsvereinbarung für sittenwidrig oder wegen Verstoßes gegen die öffentlichen Interessen130 für undurchsetzbar erachten könnten. So komme bei Verbraucherbeteiligung vor allem das Fehlen einer Jury oder einer gerichtlich überwachten discovery als Anknüpfungspunkt für die Sittenwidrigkeit der Schiedsvereinbarung in Betracht. Wenn auch ungleich weniger frappierend als das Fehlen einer Jury, so sei nämlich auch der Verzicht auf die discovery bei Schiedsverfahren in den Vereinigten Staaten der Regelfall. 131 Obwohl durch diese Auslegung der unconscionability formal gesehen alle Arten prozessualer Vereinbarungen gleich behandelt würden und die Anwendung der unconscionability zudem nach § 2 FAA zulässig sei, seien doch faktisch Schiedsverfahren wesentlich stärker vom Verdikt der Sittenwidrigkeit betroffen. Denn das Fehlen einer Jury bzw. discovery stelle gerade ein Wesensmerkmal des Schiedsverfahrens im Vergleich zum staatlichen Gerichtsverfahren dar und 128
AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion, 131 S. Ct. 1740, 1748 (2011). Anzeichen dieses Verständnisses lassen sich bereits in Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int’l Corp. erahnen. Schon dort betonte der Gerichtshof, dass man aufgrund der konsensualen Struktur des Schiedsverfahrens bei der Beurteilung schweigender Schieds klauseln und den fundamentalen Unterschieden zwischen einer class arbitration und dem Individualschiedsverfahren nicht auf die Zulässigkeit des class arbitration-Verfahrens schließen könne, Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758 (2010). Vgl. hierzu S. 326 ff. 130 Die Gleichstellung von unconscionability und public policy dürfte zukünftig noch relevant werden, vgl. hierzu insofern auch unten Kapitel 4 § 3 C, S. 367 ff. 131 T IEF, Discovery und Informationspflichten, S. 63. Allgemein zur discovery J UNKER, Electronic Discovery; DERS., Discovery. 129
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Kapitel 4: Das Ende der Class Arbitration?
treffe damit doch wesentlich häufiger auf Schiedsverfahren zu.132 Die Anknüpfung hieran, um die Sittenwidrigkeit einer vertraglichen Bestimmung zu begründen, treffe Schiedsvereinbarungen somit faktisch häufiger und benachteilige diese daher im Vergleich zu anderen Arten von Prozessverträgen. Der Supreme Court betont daneben aber vor allem, dass das Hauptanliegen des FAA die Gewährleistung der Durchsetzung privater Schiedsvereinbarungen sei. 133 Der FAA wolle hierdurch vor allem eine effiziente und schnelle private Streiterledigung fördern. 134 Aus diesem Grund komme den Parteien auch ein hohes Maß an Privat- und Parteiautonomie zu, damit diese ein ihren Bedürfnissen angepasstes, effizientes und schnelles Streiterledigungsverfahren entwickeln könnten. 135 Soweit allerdings einzelstaatliches Recht, wie beispielsweise die Discover Bank-Rechtsprechung, dieses Ziel konterkarierten, stehe das einzelstaatliche Schiedsvertragsrecht der ratio legis des FAA entgegen und sei daher durch diesen im Sinne der conflict preemption ausgeschlossen. 136 Das Gruppenschiedsverfahren unterscheide sich in mannigfaltiger Hinsicht von einem bipolaren Schiedsverfahren und opfere gerade die wesentlichen, nach der ratio legis des FAA förderungswürdigen Vorteile der Schiedsgerichtsbarkeit, insbesondere eine schnelle und effektive Streiterledigung. Es sei daher kein dem Leitbild des FAA entsprechendes Schiedsverfahren. Einzelstaatliches Schiedsvertragsrecht könne aus diesem Grund auch nicht an das Fehlen eines solchen Verfahrens anknüpfen, um eine Schiedsvereinbarung als sittenwidrig zu erachten: „The Concepcions contend that because parties may and sometimes do agree to aggre gation, class procedures are not necessarily incompatible with arbitration. [...] But what the parties [...] would have agreed to is not arbitration as envisioned by the FAA, lacks its benefits, and therefore may not be required by state law.“137
132
AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion, 131 S. Ct. 1740, 1747 (2011). AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion, 131 S. Ct. 1740, 1748 (2011). 134 Daneben spielten die Möglichkeit, einen Experten für den betreffenden Streitfall zum Schiedsrichter zu ernennen, ebenso wie die Vertraulichkeit des Verfahrens, eine zentrale Rolle, AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion, 131 S. Ct. 1740, 1749 (2011). 135 AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion, 131 S. Ct. 1740, 1749 (2011): „The point of affording parties discretion in designing arbitration processes is to allow for efficient, streamlined procedures tailored to the type of dispute. It can be specified, for exampl e, that the decisionmaker be a specialist in the relevant field, or that proceedings be kept confidential to protect trade secrets. And the informality of arbitral proceedings is itself desirable, reducing the cost and increasing the speed of dispute resolution.“ 136 Zur conflict preemption oben S. 107 ff. 137 AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion, 131 S. Ct. 1740, 1752 (2011). [Hervorh. d. Verf.]. 133
§ 2 AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion
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Zur Untermauerung seiner Prämisse, dass das Gruppenschiedsverfahren gerade die dem FAA so maßgeblichen Attribute der Effizienz und Schnelligkeit unterminiere, führte der Oberste Gerichtshof insbesondere die im Vergleich zum Individualschiedsverfahren ungleich längere Verfahrensdauer an. Das Schiedsverfahren werde von den Parteien oftmals gerade aufgrund der im Vergleich zur staatlichen Gerichtsbarkeit schnelleren Streiterledigung vorgezogen. Während ein durchschnittliches, von der AAA administriertes Verbraucherschiedsverfahren nach sechs Monaten mit einem Schiedsspruch zum Abschluss gelange, betrage die durchschnittliche Dauer für class arbitration-Verfahren, die verglichen, zurückgenommen oder als unzulässig verworfen werden, hingegen durchschnittlich 630 Tage. 138 Auch die verfahrensrechtliche Flexibilität bleibe bei der class arbitration zurück, da die Durchführung einer class arbitration ein verfassungsrechtlich notwendiges Mindestmaß an verfahrensrechtlichem Formalismus erfordere.139 So müsse für eine Bindung abwesender Gruppenmitglieder stets eine hinreichende Vertretung gewährleistet sein. Die Gruppenmitglieder müssten adäquat über die Durchführung des Verfahrens informiert, ihnen müsste rechtliches Gehör gewährt und schließlich die Möglichkeit zugestanden werden, aus dem Verfahren auszuscheiden. Würden diese Voraussetzungen nicht eingehalten, entfiele die Bindungswirkung für die übrigen Gruppenmitglieder. Diese verfassungsrechtliche Notwendigkeit spiegele sich in den durch die Schiedsinstitutionen formulierten Regeln für die Durchführung von Gruppenschiedsverfahren wider. Alle Regelwerke orientierten sich sehr stark an der bundesrechtlichen Regelung der class action in Rule 23 FRCP und beinhalteten daher notwendigerweise einen für das Schiedsverfahren hohen Grad an verfahrensrechtlichem Formalismus. Traditionell zeichne sich das Schiedsverfahren hingegen eher durch eine gewisse verfahrensrechtliche Flexibilität aus, die lediglich die Wahrung eines gewissen Mindestmaßes an prozessualer Fairness erfordere.140 Dadurch gewinne das Schiedsverfahren ungemein an Attraktivität. Die Oktroyierung eines verfahrensrechtlichen Korsetts steht nach Auffassung des Gerichts daher auch nicht im Einklang mit der den Gesetzgeber bei Erlass des FAA im Jahr 1925 leitenden Vorstellung eines Schiedsverfahrens. Insbesondere die Vorstellung, Schiedsrichter seien zur Wahrung der Rechte Dritter geeignet, scheinen beim Supreme Court erhebliche Bedenken zu bereiten. 141 138
AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion, 131 S. Ct. 1740, 1751 (2011). AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion, 131 S. Ct. 1740, 1751 (2011). Siehe insofern auch oben Kapitel 3 § 3, S. 285 ff. 140 B LANKLEY, 20 Ohio St. J. Disp. Res. (2005), 451, 472 m.w.N. 141 AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion, 131 S. Ct. 1740, 1751 (2011): „We find it unlikely that in passing the FAA Congress meant to leave the disposition of these pro ce139
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Zuletzt führte der Supreme Court schließlich noch die durch die class arbitration veränderte Risikoverteilung zulasten des Beklagten an. 142 Die Parteien verzichteten im Individualverfahren als Preis für Schnelligkeit und Flexibilität des Schiedsverfahrens bewusst auf eine umfassende gerichtliche Überprüfung des Schiedsspruchs und gingen damit auch bewusst das Risiko einer nicht korrigierbaren Fehlentscheidung ein. Mit der Potenzierung möglicher Ansprüche in einem Verfahren verliere die der Entscheidung zugrundeliegende Risikobewertung aber ihre Grundlage. Die Möglichkeit einer umfassenden gerichtlichen Überprüfung habe bei der Behandlung einer Vielzahl von Ansprüchen in einem einzigen Verfahren eine wesentliche gewichtigere Bedeutung. Da die Aufhebungsgründe in § 10 FAA abschließend seien, wäre es den Parteien zudem verwehrt, einen erweiterten gerichtlichen Überprüfungsmaßstab zu bestimmen.143 Das Votum der Minderheit von J USTICE BREYER hingegen erkennt in den Ausführungen der Mehrheit keine hinreichend überzeugenden Gründe für die Prämisse, dass der FAA bilaterale Schiedsverfahren als fundamentale Eigenheit der Schiedsgerichtsbarkeit gegenüber dem class arbitration-Verfahren bevorzugt. Weder die Entstehungsgeschichte des FAA noch die im Vergleich zum Individualschiedsverfahren gesteigerte Komplexität des Verfahrens rechtfertige diese Annahme.
Nichtsdestotrotz erkannte das Gericht aber die Bedeutung eines Gruppenverfahrens für die effektive Rechtsdurchsetzung geringer Ansprüche durchaus an. Das ändere aber nach seiner Auffassung nichts an der Tatsache, dass die Erledigung von Ansprüchen in einem Gruppenverfahren keine dem traditionellen Schiedsverfahren entsprechende Verfahrensart sei.144 Die class arbitration, entspreche folglich auch nicht dem traditionellen Leitbild eines Schiedsverfahrens im FAA. Für die Unwirksamkeit eines class arbitration waiver aufgrund einer Bestimmung einzelstaatlichen Schiedsvertragsrechts könne daher als Anknüpfungskriterium nicht das Fehlen der class arbitration herangezogen werden.145 Damit wird die Andural requirements to an arbitrator. Indeed, class arbitration was not even envisioned by Congress when it passed the FAA in 1925; as the California Supreme Court admitted in Discover Bank, class arbitration is a ‘relatively recent development.’ […] And it is at the very least odd to think that an arbitrator would be entrusted with ensuring that third parties' due process rights are satisfied.“ 142 AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion, 131 S. Ct. 1740, 1752 (2011) 143 Hall Street Assocs., L.L.C. v Mattel, Inc., 128 S. Ct. 1396 (2008). 144 AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion, 131 S. Ct. 1740, 1751 (2011): „The dissent claims that class proceedings are necessary to prosecute small-dollar claims that might otherwise slip through the legal system. [...] But States cannot require a procedure that is inconsistent with the FAA, even if it is desirable for unrelated reasons.“ 145 Aufgrund der $ 7.500 Prämie und der Kompensation der Anwaltskosten hegte das Gericht zudem Zweifel, ob eine effektive Rechtsdurchsetzung nicht doch ohne größere Probleme möglich wäre.
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wendung kalifornischen Schiedsvertragsrechts hinsichtlich der Unwirksamkeit eines class arbitration waiver durch den FAA ausgeschlossen. Die Ausschlussklausel bleibt damit vor einer Invalidierung gefeit. Sowohl Schiedsvereinbarung als auch der class arbitration waiver bleiben damit wirksam. C. Bewertung und Kritik der Entscheidung in Concepcion AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion entscheidet den bis dato bestehenden Streit um die Sittenwidrigkeit ausdrücklicher Ausschlussklauseln zugunsten der Wirksamkeit des class arbitration waiver. Auch dieses Urteil des Supreme Court reiht sich nahtlos in die obergerichtlichen Entscheidungen zum Schiedsvertragsrecht ein. Das Urteil teilt den positiven Grundtenor früherer Entscheidungen im Hinblick auf die Bedeutung der Privatautonomie bzw. des wirklichen Parteiwillens sowie den weitgehenden Ausschluss einzelstaatlicher Invalidierungsversuche im Zusammenhang mit Schiedsvereinbarungen. Auf die class arbitration bezogen mag man das Urteil wohl getrost als weiteren Nagel in deren Sarg betrachten. Allerdings sieht sich das Gericht aufgrund des FAA selbst einem Problem ausgesetzt. Wegen der Öffnungsklausel von § 2 FAA zugunsten einzelstaatlicher Vertragsgrundsätze und des subtilen Ansatzes des kalifornisches Schiedsvertragsrechts, nicht die Wirksamkeit der Schiedsvereinbarung in toto in Frage zu stellen, sondern durch die Invalidierung des class arbitration waiver, quasi minimal-invasiv, die privatautonom festgelegten „Spielregeln“ des Schiedsverfahrens zugunsten des Verbrauchers zu verändern, sieht sich der Supreme Court zu rabulistischen Anstrengungen veranlasst, um so die Anwendung der unconscionability – eines generell durch den FAA zugelassenen einzelstaatlichen Vertragsgrundsatzes – dennoch zu unterbinden.146 Dabei war das Ergebnis des Supreme Court aufgrund seiner bisherigen Rechtsprechung zum Verhältnis von Bundes- und einzelstaatlichem Schiedsvertragsrecht einigermaßen vorhersehbar. Hauptanliegen war und ist der Schutz des explizit geäußerten Parteiwillens vor einem auf einzelstaatlichem Recht basierenden Eingriff. Zweifel am objektiven Parteiwillen hinsichtlich der Zulässigkeit der class arbitration bestehen im Falle eines class arbitration waiver nämlich gerade nicht. Der Ausschluss der class arbitration wurde durch die Parteien explizit in die Schiedsvereinbarung aufgenommen. Der Supreme Court hat aber stets betont, dass die wortlautgetreue Durchsetzung der Schiedsvereinbarung eines der wichtigsten Anliegen des FAA sei, um dem wirklichen Parteiwillen möglichst um-
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fassend Rechnung zu tragen.147 In den Fällen, in denen der minimal-invasive Eingriff mittels des einzelstaatlichen Rechtsinstituts der unconscionability letztlich zur Zulässigkeit des Gruppenschiedsverfahrens führt, 148 wird aber die bundesrechtlich propagierte konsensuale Legitimation des Gruppenschiedsverfahrens ad absurdum geführt. 149 Denn aufgrund der gerichtlichen Praxis, bei der Unwirksamerklärung von ausdrücklichen Ausschlussklauseln den Rest der Schiedsvereinbarung als wirksam, gleichsam aber im Hinblick auf die class arbitration die Schiedsvereinbarung nunmehr schweigend zu behandeln, kann man nicht anders als von einer gänzlichen Umgehung des wirklichen Parteiwillens zu sprechen. Das steht aber in eklatantem Widerspruch zum Grundsatz der wortlautgetreuen Durchsetzung der Schiedsvereinbarung durch den FAA. Der Supreme Court betont dieses Ergebnis in Concepcion nochmals ganz ausdrücklich: „The conclusion follows that class arbitration, to the extent it is manufactured by Discover Bank rather than consensual, is inconsistent with the FAA.” 150
So einleuchtend dieses Ergebnis aus Sicht des Supreme Court auch sein mag und so gut es sich auch in das bundesrechtliche Dogma zum Primat der Privatautonomie der Parteien einfügt, die Rechtfertigung des Supreme Court überzeugt nicht auf ganzer Linie. 151 Näherer Klärung bedarf insbesondere die Annahme, die Effizienz und Schnelligkeit des Schiedsverfahrens prägten das dem FAA zugrunde liegende Leitbild des Schiedsverfah147
Oben S. 110. Verschiedene Gerichte haben daher zwar den ausdrücklichen Ausschluss des Grup penschiedsverfahrens für ungültig befunden, sahen sich im Anschluss allerdings aufgrund der Rechtsprechung des Obersten Gerichtshofes in Stolt-Nielsen außerstande, die Parteien auf ein Gruppenschiedsverfahren zu verweisen, Fensterstock v. Education Fin. Partners Corp., 611 F.3d 124, 141 (2nd Cir. 2010); Sutherland v. Ernst & Young, L.L.P., 768 F.Supp.2d 547, 554 (D.S.D.N.Y. 2011); Medina v. Sonic-Denvert, Inc., 252 P.3d 1216, 1220 (Colo. Ct. App. 2011). 149 Zur Kritik schon oben S. 250. 150 AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion, 131 S. Ct. 1740, 1751 (2011); [Hervorh. d. Verf.]. 151 Augenfällig ist auch die scheinbar gewandelte Einstellung des Gerichtshofes bezüglich der Befähigung der Schiedsrichter. Während in den vorangegangenen Entscheidungen des Supreme Court die Befähigung der Schiedsrichter zur Bewältigung von komplexen Sachverhalten und Fragestellungen stets betont wurde (Mitsubishi Motors Corp. v. Soler Chrysler-Plymouth, Inc., 473 U.S. 614, 633 f. (1985)), zeigt die Entscheidung des Gerichts in AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion überraschend deutliche Bedenken, ob Schiedsrichter im Rahmen von Gruppenschiedsverfahren hinreichend geeignet sind, die verfassungsmäßigen Rechte der abwesenden Gruppenmitglieder zu wahren, AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion, 131 S. Ct. 1740, 1751 f. (2011). Der plötzliche Sinneswandel erscheint umso überraschender, als weder in Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle noch in Stolt-Nielsen S.A. Animalfeeds Int’l Corp sich solche grundlegenden Zweifel angedeutet hatten, STRONG, 17 Harv. Negot. L. Rev. (2012) 201, 214. 148
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rens derartig stark, dass einzelstaatliches Schiedsvertragsrecht schon insofern ausgeschlossen sei, als es die Erreichung dieser Ziele im Sinne der conflict preemption behindere. Neben der faktischen Diskriminierung von Schiedsvereinbarungen durch die Discover Bank-Rechtsprechung sieht der Supreme Court die Anwendung der kalifornischen Rechtsprechung auch deshalb als ausgeschlossen an, weil das class arbitration-Verfahren nicht dem gesetzlichen Leitbild des FAA von einem Schiedsverfahren – geprägt vom Gedanken der Effizienz und Schnelligkeit – entspreche. Im Gegenteil, es verhindere gerade die Erreichung dieser Ziele und es sei deswegen mit dem FAA unvereinbar, wenn einzelstaatliches Schiedsvertragsrecht die Wirksamkeit der Schiedsvereinbarung von der Möglichkeit eines Gruppenverfahrens abhängig mache. Zweifelsohne zutreffend ist, dass – wie vom Supreme Court ebenfalls geäußert –der Gesetzgeber des FAA im Jahr 1925 sicherlich bei Erlass des Gesetzes kein Gruppenschiedsverfahren vor Augen hatte. 152 Das trifft allerdings für zahlreiche Entwicklungen im Bereich des Schiedsrechts zu. So ging man bei Erlass des FAA auch davon aus, dass das Schiedsverfahren keine Anwendung auf Fälle gestörter Vertragsparität finden sollte. 153 Nicht zuletzt aufgrund der Rechtsprechung des Supreme Court hat die Verbraucherschiedsgerichtsbarkeit heute allerdings in den USA überragende Bedeutung. Insoweit scheint der historische Hinweis nicht ganz passend zu sein. Dem Obersten Gerichtshof ist aber jedenfalls zuzugeben, dass das Gruppenschiedsverfahren tatsächlich hinsichtlich seiner Ausgestaltung einer gerichtlichen Gruppenklage ähnlicher ist als einem bipolaren Schiedsverfahren, dem traditionellerweise Effizienz und Schnelligkeit zugeschrieben werden.154 Allerdings ist damit noch nichts darüber ausgesagt, ob denn das Leitbild des FAA tatsächlich derartig stark auf diese beiden Attribute abstellt, so dass einzelstaatliches Schiedsrecht, das diesen Grundsätzen nicht hinreichend nachkommt, als mit dem FAA unvereinbar ausgeschlossen wird. Hilfreich für die Beantwortung der Frage nach dem tatsächlichen Leitbild des Schiedsverfahrens im FAA könnte eine eingehendere Beschäftigung mit den Grundlagen des Schiedsverfahrens sein. Denn die Rechtsnatur der schiedsrichterlichen Streitentscheidung wird oftmals für die Bestimmung des Verhältnisses und die Integration der Schiedsgerichtsbarkeit in nationale Rechtsordnungen herangezogen.155 Würde die Rechtsnatur des 152
AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion, 131 S. Ct. 1740, 1751 (2011). Siehe oben S. 102. 154 Vertraulichkeit und verfahrensrechtliche Flexibilität sind damit zusammenhängende Attribute. 155 SOLOMON, Verbindlichkeit von Schiedssprüchen, S. 289. 153
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Schiedsverfahrens danach tatsächlich maßgeblich durch deren Effizienz, Schnelligkeit, Vertraulichkeit oder verfahrensrechtliche Flexibilität bestimmt, so wäre der Ausgangspunkt des Supreme Court, dass das Gruppenschiedsverfahren insofern nicht diesem Leitbild entspreche, gerechtfertigt und anzuerkennen. Grundsätzlich werden zwei verschiedene Ansichten zur Rechtsnatur der Schiedsgerichtsbarkeit in ihrer „Reinform“ vertreten. Nach Auffassung der Vertreter der vertraglichen Theorie besteht die Grundlage der Schiedsgerichtsbarkeit in der vertraglichen Vereinbarung der Parteien und damit letztlich in der Privatautonomie. 156 Im Gegensatz zum staatlichen Gericht leitet sich die „Legitimationsgrundlage“157 der schiedsrichterlichen Streitentscheidung nicht aus der hoheitlichen Gewalt, sondern allein aus der Schiedsvereinbarung und damit der privatautonomen Entscheidung der Parteien ab.158 Der Nachdruck dieser Auffassung liegt somit notwendigerweise auf der privatautonomen Entscheidungsmöglichkeit der Parteien. 159 Dagegen legen die Befürworter einer jurisdiktionellen Einordnung der Schiedsgerichtsbarkeit den Schwerpunkt der Beurteilung auf die durch den Schiedsspruch ausgedrückte adjudikative Funktion.160 Diese Schwerpunktsetzung soll sich auch auf die vertragliche Grundlage des Schiedsverfahrens insofern erstrecken, als nicht die Parteivereinbarung, sondern vielmehr die staatliche erlaubte Delegation der Streitentscheidung als maßgebend betrachtet wird. 161 Nach dieser Auffassung nehmen daher auch die Schiedsrichter eine hoheitliche Funktion wahr, wenn sie rechtsprechend tätig werden. 162 Mit der jurisdiktionellen Schule gewinnt die Rechtsordnung am Sitz des Schiedsgerichts, die lex arbitri, größere Bedeutung, während die Privatautonomie teilweise zurückgedrängt wird. 163 „Die Schiedsvereinbarung ist bei dieser Betrachtung bloßer ‚Auslöser‘ des Schiedsverfahrens und beschränkt sich in ihrer Bedeutung im Wesentlichen auf die Einsetzung des Schiedsgerichts als des zur Entscheidung des Rechtsstreits berufenen Organs, während die verbindliche Streitentscheidung unabhängig hiervon kraft staatlicher Ermächtigung erfolgt.“164
156 An dieser Stelle sei die Frage nach der vertraglichen Natur des Schiedsspruches ausdrücklich von der Behandlung ausgenommen, da sich für die vorliegende Frage kein Erkenntnisgewinn ergibt, umfassend allerdings SOLOMON, a.a.O., S. 290 ff. 157 SOLOMON, a.a.O., S. 296. 158 SOLOMON, a.a.O., S. 294 m.w.N. 159 B ORN, Int. Com. Arb., S. 185; KLEIN, Considérations, Rn. 115. 160 SOLOMON, Verbindlichkeit von Schiedssprüchen, S. 294. 161 SOLOMON, a.a.O., S. 296. 162 SOLOMON, a.a.O. m.w.N. 163 B ORN, Int. Com. Arb., S. 186; M ANN, FS Domke 1967, S. 157 ff; SOLOMON, Verbindlichkeit von Schiedssprüchen, S. 304. 164 SOLOMON, a.aO., S. 296.
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In neuerer Zeit haben sich zunehmend die vermittelnden Ansätze in den Vordergrund gedrängt. 165 Danach ist „die Schiedsgerichtsbarkeit eine auf den Willen der Parteien gestützte Rechtsprechung“. 166 Mit der Vermischung der Erklärungsansätze geht allerdings auch die Erschwerung möglicher Ableitungen aus der Rechtsnatur einher. 167 So soll jeweils gesondert für die gestellte Frage auf den vertraglichen oder prozessualen Aspekt abgestellt werden. 168 Es wurde daher vertreten, schiedsvertragliche Fragen nach privatrechtlichen Regeln, die Durchführung des Schiedsverfahrens hingegen unter prozessualen Aspekten zu beurteilen. 169 Da allerdings den Parteien bei der Bestimmung des Verfahrens ein weites Ermessen eingeräumt wurde, soll sich nach anderer Auffassung auch der vertragliche Aspekt auf das Schiedsverfahren auswirken. 170 In den Vereinigten Staaten fehlt es an exakten gesetzlichen Vorgaben hinsichtlich der Grundlagen des Schiedsverfahrens. Auch der FAA selbst erweist sich als unergiebige Qelle für eine nähere Konturierung des Begriffs. Das Gesetz setzt diesen nämlich eher voraus, als ihn einer genauen Definition zuzuführen. § 2 FAA besagt lediglich: „A written provision in any maritime transaction or a contract evidencing a transaction involving commerce to settle by arbitration a controversy thereafter arising out of such contract or transaction, or the refusal to perform the whole or any part thereof […] shall be valid, irrevocable, and enforceable, save upon such grounds as exist at law or in equity for the revocation of any contract.”
Obwohl die beschränkte Aussagekraft der Bestimmung von den staatlichen Gerichten moniert wird, 171 kann dieser aber zumindest aufgrund der Bezugnahme zum streitentscheidenden Charakter des Verfahrens die Notwendigkeit des jurisdiktionellen Aspekts entnommen werden. In der überwiegenden Zahl der Fälle ist eine exakte Definition für die Einordnung eines Verfahrens als Schiedsverfahren allerdings auch nicht notwendig. 172 Aus 165
Hierunter sollen auch die Stimmen gefasst werden, die von einer „autonomen“ Qualifikation der Schiedsgerichtsbarkeit ausgehen wollen. Für sie gilt in Bezug auf die Ableitungen zur class arbitration das zu den gemischten Theorien Gesagte. Zur autonomen Qualifikation RUBELLIN -DEVICHI, L'arbitrage, S. 365; B ORN, Int. Com. Arb., S. 188 f. 166 SOLOMON, Verbindlichkeit von Schiedssprüchen, S. 299. 167 SOLOMON, a.a.O. 168 SOLOMON, a.a.O.; SCHLOSSER, Int. Schiedsgerichtsbarkeit, Rn. 52. 169 SOLOMON, Verbindlichkeit von Schiedssprüchen, S. 299; S AUSER -HALL, 44 I Ann. Inst. Dr. Int. (1952), 469, 522; SAMUEL, Jurisdictional Problems, S. 61. 170 SOLOMON, Verbindlichkeit von Schiedssprüchen, S.299 f. m.w.N. 171 Hartford Lloyd's Ins. Co. v. Teachworth, 898 F.2d 1058, 1062 (5th Cir. 1990); Schofield v. Int'l Development Group Co., Ltd., 2006 WL 504058 (W.D. Tex. 2006); B ORN, Int. Com. Arb., S. 214. 172 B ORN, Int. Com. Arb., S. 215.
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diesem Grund wird einer Systematisierung, die zudem regelmäßig aufgrund ihrer Allgemeinheit nicht allen vertretenen Facetten gerecht wird, 173 wenig Beachtung geschenkt.174 Allerdings spiegeln sich auch in der U.S.amerikanischen Diskussion, soweit sie denn geführt wird, letztlich die zuvor genannten Ansätze. 175 So wird mit der Betonung der streitentscheidenden Funktion der Schiedsgerichtsbarkeit die jurisdiktionelle Komponente teilweise in den Vordergrund gestellt, 176 teilweise auf die vertragliche Grundlage der Schiedsgerichtsbarkeit verwiesen. 177 Andere hingegen sprechen sich für einen vermittelnden Ansatz aus, der sowohl auf die Eigenschaft als materielle Rechtsprechung Rücksicht nimmt, aber gerade auch die Schiedsvereinbarung als vertragliche Vereinbarung und Legitimationsgrundlage betont. 178 BORN bringt beides deutlich zum Ausdruck: „[V]irtually all authorities would accept that arbitration is a process by which parties consensually submit a dispute to a non-governmental decision-maker, selected by or for the parties, to render a binding decision resolving a dispute in accordance with neutral, adjudicatory procedures affording the parties an opportunity to be heard.” 179
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SOLOMON, Verbindlichkeit von Schiedssprüchen, S.289; SCHLOSSER , Int. Schiedsgerichtsbarkeit, Rn. 45. 174 SAUSER -HALL, 44 I Ann. Inst. Dr. Int. (1952), 469, 521; S TRONG, 17 Harv. Negot. L. Rev. (2012) 201, Fn. 219. 175 Allerdings wird auch hier betont, dass der Facettenreichtum der vertretenen Auf fassungen so zahlreich wie die Autorenschaft selbst sei, BORN, Int. Com. Arb., S. 252. 176 STRONG, 17 Harv. Negot. L. Rev. (2012) 201, 243 ff.; STIPANOWICH, 8 Nevada L.J. (2007), 427, 435 ff.; BORN, Int. Com. Arb., S. 253. 177 DOMKE/EDMONSON/W ILNER, On Com. Arb. 3rd, § 1:2; OEHMKE, Com. Arb.3rd, § 1:1. Mit Betonung der konsensualen Komponente für das Schiedsverfahren aus U.S. amerikanischer Sicht RAU/PÉDAMON, Rev. arb. 2001, 451, 452. 178 STRONG, 17 Harv. Negot. L. Rev. (2012) 201, 243 ff. 179 B ORN, Int. Com. Arb., S. 217. Im Gegensatz dazu scheint die Definition STIPANOWICHS im Hinblick auf die Legitimationsgrundlage ein wenig unterentwickelt. Aus seiner Sicht zeichnet sich das Schiedsverfahren aus als: „(a) a process to settle disputes between parties; (b) a neutral third party; (c) an opportunity for the parties to be heard; and (d) a final, binding decision, or award, by the third party after the hearing.“ STIPANOWICH, 8 Nevada L.J. (2007), 427, 435 f. Aus europäischer Sicht findet hingegen die vertragliche Komponente eine wesentliche stärkere Betonung. Für D AVID bezeichnet der Begriff des Schiedsverfahrens: „a device whereby the settlement of a question, which is of interest for two or more persons, is entrusted to one or more other persons – the arbitrator or arbitrators – who derive their powers from a private agreement, not from the authorities of a State, and who are to proceed and decide the case on the basis of such agreement.“ DAVID, Arbitration, Rn. 2; FOUCHARD/GAILLARD/GOLDMAN/ SAVAGE, Int. Com. Arb., Rn. 7. Frühe amerikanische Gerichtsentscheidungen betonen die streitentscheidende Komponente: „Arbitration is a substitution by consent of parties of another tribunal for those provided by the ordinary processes of law […]“ Boyden v. Lamb, 25 N.E. 609, 610 (Mass. 1890).
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Ganz zentral für die Beantwortung der oben aufgeworfenen Frage danach, ob die Rechtsnatur des Schiedsverfahrens denn tatsächlich durch dessen Effizienz, Schnelligkeit, Vertraulichkeit oder verfahrensrechtliche Flexibilität bestimmt wird, ist es jedoch festzuhalten, dass keine der genannten Auffassungen zur Rechtsnatur des Schiedsverfahrens zwingende Anforderungen im Hinblick auf die genannten Attribute vorsieht.180 Ganz im Gegenteil, es besteht Einigkeit darüber, dass eine Vielzahl von Verfahrensgestaltungen denkbar ist.181 Das ergibt sich vor allem daraus, dass die Privatautonomie nach allen Ansichten ein zentraler Aspekt der Schiedsgerichtsbarkeit ist und die Parteien daher jederzeit in der Lage sind, das Verfahren ihren Bedürfnissen anzupassen. Indes führte der Supreme Court die in class arbitration-Verfahren ungleich längere Verfahrensdauer als erstes Argument gegen eine Einordnung der class arbitration in das traditionelle Verständnis der Schiedsgerichtsbarkeit an. 182 Aufgrund der privatautonomen Gestaltungsbefugnis scheint es aber vielmehr so zu sein, dass diese Eigenheiten dem Schiedsverfahren zwar traditionell zugeschrieben werden und wohl für die weitaus meiste Zahl von Schiedsverfahren weltweit Gültigkeit haben dürften, im Hinblick auf die Einordnung als Schiedsverfahren aber von keiner weiteren Bedeutung sind.183 Überspitzt ausgedrückt, ändert ein Schiedsverfahren nicht dadurch seine Rechtsnatur, weil es eine bestimmte zeitliche Grenze überschritten hat, von der zugleich unklar ist, wo sie liegt.
Weder die unterschiedliche Verfahrensdauer noch die verringerte Vertraulichkeit betreffen nämlich im Kern den streitentscheidenden Charakter oder die vertragliche Legitimationsgrundlage des Schiedsverfahrens.184 Sie sind lediglich Bestandteil der privatautonomen Regelungsbefugnis. 185 Die wesentlichen Charakteristika der Schiedsgerichtsbarkeit sind daher durch die class arbitration in dieser Beziehung nicht betroffen. Verfahrensdauer und Vertraulichkeit sind vielmehr Ausdruck eines typischen, wenn auch nicht zwingenden Parteiinteresses und somit als bloße Reflexe der im Schiedsverfahren stark ausgeprägten Privatautonomie zu verstehen. 186 Aus 180
STRONG, 17 Harv. Negot. L. Rev. (2012) 201, Fn 220. STRONG, a.a.O. 182 AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion, 131 S. Ct. 1740, 1751 (2011). 183 STRONG, 30 U. Pa. J. Int'l L. (2008), 1, 27. 184 So wohl auch B ORN, a.a.O., S. 248. 185 B ORN, a.a.O., S. 2255. 186 Daran ändert freilich auch die insbesondere von englischen Gerichten vertretene Auffassung, die Vertraulichkeit im Schiedsverfahren sei in jeglicher Schiedsvereinbarung implizit vorausgesetzt, nichts. Das zeigt schon der Ansatz einer impliziten vertraglichen Bestimmung. Der von den englischen Gerichten vorgenommene Rekurs auf vertragliche 181
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diesen Gründen die class arbitration als ein nicht dem traditionellen Verständnis der Schiedsgerichtsbarkeit entsprechendes Verfahren einzuordnen, erscheint als ein wenig überzeugender Ansatzpunkt. 187 Nichts anderes gilt für das zweite Argument des Obersten Gerichtshofs, dass die im class arbitration-Verfahren zur Bindung abwesender Gruppenmitglieder notwendigen Verfahrensmechanismen zu einem dem Schiedsverfahren fremden, verfahrensrechtlichem Formalismus führten. 188 Der Vorwurf eines zu stark an die gerichtliche Prozessordnung angelehnten Verfahrens scheint bis dato aber noch nicht außerhalb des Gruppenschiedsverfahrens für Bedenken gesorgt zu haben. 189 Die Möglichkeit, das Verfahren an die jeweiligen Bedürfnisse der Parteien anzupassen, ist gerade einer der wesentlichen Vorteile, der die Schiedsgerichtsbarkeit gegenüber den staatlichen Gerichtsverfahren so attraktiv macht. 190 Daher steht es den Parteien auch frei, je nach prozessualer Situation oder involviertem Streitgegenstand ein höheres oder niedrigeres Maß an prozessualem Formalismus für ihr Verfahren vorzusehen.191 Dass sich die class arbitration aufgrund des Schutzes abwesender Gruppenmitglieder an der staatlichen Verfahrensordnung für Gruppenklagen orientiert, mag zwar im Vergleich zu Individualverfahren, die zumeist gerade eine Befreiung von den „prozessualen Fesseln“ anstreben, außergewöhnlich sein, ist aufgrund der bezweckten Bindung abwesender Gruppenmitglieder allerdings geboten. Aspekte sowie die Rechtsnatur des Schiedsverfahrens selbst lässt diesen Ansatz nicht un bedingt konsistent erscheinen, Dolling-Baker v. Merrett, [1991] All. E.R. 890, 899 (English Court of Appeal): „As between parties to an arbitration, although the pro ceedings are consensual and may thus be regarded as wholly voluntary, their very nature is such that there must […] be some implied obligation on both parties not to disclose or use for any other purpose any documents prepared for and used in the arbitration, or disclosed or produced in the arbitration, or transcript or notes of the evidence in the arbitration or award – and indeed not to disclose in any other way what evidence had been given by any witness in the arbitration – save with the consent of the other party, or pursuant to an order or leave of court […] It is a question of implied obligation arising out of the nature of the arbitration itself.” M.w.N. B ORN, Int. Com. Arb., S. 2258 ff.; REDFERN/HUNTER /B LACKABY/P ARTASIDES, Law & Prac. Int. Com. Arb., Rn. 1-68. 187 AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion, 131 S. Ct. 1740, 1753 (2011): „But what the parties in the aforementioned examples would have agreed to is not arbitration as envisioned by the FAA, lacks its benefits, and therefore may not be required by state law.” 188 AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion, 131 S. Ct. 1740, 1751 f. (2011). 189 STRONG, 17 HARV. NEGOT. L. REV. (2012) 201, 255; BORN, Int. Com. Arb., S. 1744. 190 B ORN, Int. Com. Arb., S. 82 ff., S. 1742 ff.; DOMKE /EDMONSON/W ILNER , On Com. Arb. 3rd, § 99:7; GRENIG, ADR, § 1:2; ROTHE/W ULFF/C OOPER, ADR Prac. Guide, § 3:11; RUSSELL/ST. SUTTON/G ILL/GEARING, On Arbitration, 1:5. Aus deutscher Sicht MüKo/ Münch, ZPO, Vorbem. §§ 1025 ff., Rn. 73 ff.; LACHMANN, Handbuch Schiedsgerichtspraxis, Rn. 139 ff.; SCHWAB /W ALTER , Schiedsgerichtsbarkeit, Kap. 1, Rn. 8; STUMPF, FS Bülow 1981, S. 222 f. 191 BORN, Int. Com. Arb., S. 1744.
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Auch in anderen Kontexten orientiert sich das Schiedsverfahren an staatlichen Verfahrensstrukturen. Insbesondere bei komplexen Sachverhalten findet z.T. eine Imitation der zivilprozessualen Vorschriften statt 192 und führt sogar zum vereinzelten Vorwurf der „Versteinerung“ des Schiedsverfahrens.193 Zweifel an der Vereinbarkeit mit dem Leitbild des FAA wurden, soweit ersichtlich, allerdings mitnichten erhoben. Konsequent, aber einigermaßen überraschend ist die Tatsache, dass der Supreme Court das gesetzliche Leitbild des FAA auch dann nicht gewahrt sieht, wenn sich die Parteien auf die Durchführung eines Gruppenschiedsverfahrens explizit einigen: „The Concepcions contend that because parties may and sometimes do agree to aggregation, class procedures are not necessarily incompatible with arbitration. [...] But what the parties [...] would have agreed to is not arbitration as envisioned by the FAA, lacks its benefits, and therefore may not be required by state law.“194
Auch hier stelle sich die Notwendigkeit zu erhöhtem verfahrensrechtlichem Formalismus. 195 Überraschend ist das insofern, als der Supreme Court die Attribute der Schnelligkeit und Effizienz höher zu gewichten scheint als die Privatautonomie der Parteien. Der wirkliche Parteiwille war zuvor aber stets oberstes Leitbild des höchstgerichtlichen Verständnisses der Schiedsgerichtsbarkeit. Führt man sich nochmals vor Augen, dass Effizienz und Schnelligkeit des Schiedsverfahrens lediglich Reflexe der Privatautonomie sind, dann mag die Argumentation des Supreme Court, dass Gruppenschiedsverfahren deswegen dem gesetzlichen Leitbild des FAA nicht entsprechen, weil sie diese Eigenschaften nicht aufweisen, im Falle eines ausdrücklich vereinbarten Gruppenschiedsverfahrens umso weniger zu überzeugen, da der wirkliche Wille der Parteien gerade hierauf gerichtet ist.196 Problematisch könnte sich hingegen die Beziehung zwischen staatlichen und Schiedsgerichten im Falle von Gruppenschiedsverfahren erweisen. Der Aspekt wurde zwar nicht explizit vom Obersten Gerichtshof angesprochen, allerdings könnte – neben der generell befürworteten möglichst minimalen gerichtlichen Involvierung in das schiedsrichterliche Verfahren 197 – bei 192
B ORN, a.a.O., S. 1746. B ORN, a.a.O. 194 AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion, 131 S. Ct. 1740, 1752 (2011). [Hervorh. d. Verf.]. 195 AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion, 131 S. Ct. 1740, 1753 (2011). 196 STRONG, 30 U. Pa. J. Int'l L. (2008), 1, 33 f. 197 Ausgenommen hiervon sind selbstverständlich Unterstützungsmaßnahmen staatlicher Gerichte zugunsten von Schiedsverfahren. Für einen rechtsvergleichenden Überblick über potentielle Unterstützungsmaßnahmen zugunsten ausländischer Schiedsgerichte siehe STEINBRÜCK, Unterstützung ausländischer Schiedsverfahren. Für die in den Vereinigten Staaten teilweise vorgesehenen „court annexed arbitrations“ OEHMKE, Com. 193
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Übertragung wesentlicher Entscheidungsfunktionen auf das staatliche Gericht die Natur als private Streitentscheidung unterminiert werden. 198 Unter den von der AAA bzw. JAMS ausgearbeiteten Schiedsordnungen für Gruppenschiedsverfahren ist jeweils im Anschluss an entscheidende prozessuale Stufen der Erlass eines Zwischenschiedsspruches mit der Möglichkeit gerichtlicher Überprüfung vorgesehen. 199 Auch das in den Anfangsjahren der class arbitration insbesondere von den kalifornischen Gerichten befürwortete hybride Modell sieht eine starke – im Vergleich zu den Lösungen von JAMS und AAA sogar ungleich höhere – gerichtliche Beteiligung vor. In Keating v. Superior Court of Alameda County äußerte sich der Supreme Court of California zwar nicht ausdrücklich zur Zuständigkeit hinsichtlich der wesentlichen verfahrensrechtlichen Aspekte, wie u.a. class certification und notice, implizit ging das Ge richt jedoch von der gerichtlichen Zuständigkeit für diese Maßnahmen aus. 200
Ob sich aus der verstärkten gerichtlichen Beteiligung aber bereits Zweifel an der Rechtsnatur des Gruppenschiedsverfahren ableiten lassen, ist fraglich. Allenfalls im hybriden Modell übernehmen die Gerichte eine elementare verfahrensrechtliche Aufgabe. Inwiefern dieses, hauptsächlich in den Anfangsjahren der class arbitration vertretene, Modell auch heute noch Anwendung findet, ist aber unklar. 201 Der Schwerpunkt der heutigen Verfahren liegt wohl auf den von den beiden großen U.S.-amerikanischen Schiedsinstitutionen entwickelten Schiedsordnungen für class arbitrations. Bezüglich der von der AAA und JAMS gefundenen Zwischenschiedsspruch-Lösung kann indes nicht von einer unzulässigen Verlagerung maßgeblicher Entscheidungskompetenzen auf das staatliche Gericht ausgeganArb.3rd, § 1:7; DOMKE/E DMONSON/W ILNER , On Com. Arb. 3rd, § 1:6. In bestimmten zivilrechtlichen Streitigkeiten steht dem staatlichen Richter die gesetzliche Befugnis zu, Verfahren auf die schiedsgerichtliche Streiterledigung zu verweisen. Ob in diesem Fall noch von einem Schiedsverfahren gesprochen werden kann, bleibt insbesondere im Hinblick auf die Legitimationsgrundlage fraglich. Aufgrund der teilweise fehlenden Bindungswirkung der Entscheidung, scheint die Nähe zur bloßen Güteverhandlung näher als zum Schiedsverfahren. 198 STRONG, 17 Harv. Negot. L. Rev. (2012)201, 257. 199 Vgl. Rule 3 und 5 der AAA Supplementary Rules for Class Arbitrations sowie Rule 2 und 3(c) der JAMS Class Actions Procedures. Vgl. schon umfassend zu verfahrensrechtlichen Aspekten der class arbitration oben S. 287 ff. 200 Keating v. Superior Court of Alameda County, 31 Cal.3d 584, 608 (1982): „The trial court, in ordering arbitration, did not expressly rule upon the motions in Keating and Battersby for class certification. Franchisees contend that if arbitration is to proceed the trial court should be instructed to determine the preliminary issues regarding class certification so that it may proceed on a classwide basis.” Die forcierte Beteiligung staatlicher Gerichte ist wohl letztlich von der Besorgnis geprägt, dem Anspruch, einen möglichst umfassenden Schutz der abwesenden Gruppenmitglieder zu gewährleisten, nicht hinreichend gerecht zu werden, Strong, 30 U. Pa. J. Int'l L. (2008), 1, 35. 201 STRONG, a.a.O.; BUCKNER, 82 Denver U.L. Rev. (2005), 301, 301.
§ 2 AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion
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gen werden. Die initiale Entscheidung trifft der Schiedsrichter. Zusätzlich bleibt auch bei einem Zwischenschiedsspruch der gerichtliche Überprüfungsstandard durch § 10 FAA vorgegeben. Eine Erweiterung dieses Prüfungsprogramms durch die Parteien ist unzulässig. 202 Zudem kommt eine Überprüfung der Zwischenschiedssprüche nur dann in Betracht, wenn eine der Parteien das staatliche Gericht anruft. 203 Ob eine gerichtliche Überprüfung von Zwischenschiedssprüchen überhaupt nach dem FAA zulässig ist, ist nicht ganz unumstritten. 204 Maßgeblich für die Überprüfungskompetenz des staatlichen Gerichts ist grundsätzlich die Endgültigkeit der schiedsrichterlichen Entscheidung. Unter einer endgültigen Entscheidung sind demnach nur solche Schiedssprüche zu verstehen, die den Rechtsstreit mit einer Sachentscheidung beenden. Damit soll dem staatlichen Gericht nichts weiter zu tun obliegen, als die Vollstreckung der Entscheidung anzuordnen. 205 Bezweckt wird damit die Gewährleistung eines weitestgehend ungestörten und ununterbrochenen Schiedsverfahrens. 206 Im Laufe der Zeit hat der Supreme Court einige wenige prozessuale Beschlüsse ebenfalls als „endgültige Entscheidung“ im Sinne von § 10 FAA eingeordnet. Hierunter sollen solche prozessuale Entscheidungen fallen, die, obwohl sie keine Sachfragen betreffen, dennoch abschließend und von solcher Wichtigkeit sind, dass eine spätere gerichtliche Überprüfung der Sachentscheidung ihnen nicht mehr hinreichend gerecht würde. 207 Nach Auffassung von J USTICE GINSBURG fallen die durch die AAA Supplementary Rules bzw. JAMS Class Actions Procedures vorgesehenen Zwischenschiedssprüche nicht unter den obergerichtlich entwickelten Ausnahmetatbestand und unterliegen damit auch keiner gerichtlichen 202
Hall Street Assocs., L.L.C. v Mattel, Inc., 128 S. Ct. 1396 (2008). Vgl. Rule 3 und 5 der AAA Supplementary Rules for Class Arbitrations sowie Rule 2 und 3(c) der JAMS Class Actions Procedures. 204 Gegen eine entsprechende Überprüfungskompetenz zuletzt die dissenting opinion von J USTICE GINSBURG in Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1777 ff. (2010). Ebenso Dealer Computer Servs., Inc. v. Dub Herring Ford, 648 F.3d 348 (6th Cir. 2010); Dealer Computer Servs., Inc. v. Fox Valley Ford, 310 Fed. Appx. 749 (6th Cir. 2009); Dealer Computer Servs., Inc. v. Dub Herring Ford, 547 F.3d 558 (6th Cir. 2008). Andere Gerichte hingegen haben Zwischenschiedssprüche durchaus zur Kontrolle angenommen: Jock v. Sterling Jewelers Inc., 646 F.3d 113 (2nd Cir. 2011); Sutter v. Oxford Health Plans, L.L.C., 227 Fed. Appx. 135 (3d Cir. 2007); Spradlin v. Trump Ruffing Tower I, L.L.C., 2011 WL 2295067 (D. Nev. 2011); Genus Credit Management Corp. v. Jones, 2006 WL 905936 (D. Md. 2006); Long John Silver's Restaurants, Inc. v. Cole, 409 F.Supp.2d 682 (S.C. 2006); Marron v. Snap-on tools, Co., L.L.C., 2006 WL 51193 (D.N.J. 2006); Countrywide Fin. Corp. v. Bundy, 187 Cal. App.4th 234 (2010); B LANKLEY, 34 Vt. L. Rev. (2010), 493; TUCHMANN, in: Bishop/Macmahon, Multiple Party Actions, Rn. 13.23 ff. Eine Unterscheidung nach dem Ergebnis des clause construction awards trifft das Bundesdistriktgericht in Underwood v. Palms Place, L.L.C., 2011 WL 1790463, 2 (D. Nev. 2011). Danach ist eine ablehnende Entscheidung des Schiedsrichters stets als endgültig einzustufen. 205 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, 1778 (2010). 206 T UCHMANN, in: Bishop/Macmahon, Multiple Party Actions, Rn. 13.24. 207 Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, 1778 (2010); Mohawk Industries, Inc. v. Carpenter, 130 S. Ct. 599, 601 (2009); Swint v. Chambers County Commission, 514 U.S. 35, 42 (1995). 203
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Überprüfung auf Grundlage des FAA. 208 Die Mehrheit der Richter in Stolt-Nielsen geht allerdings sehr wohl von der Reversibilität eines partial final clause construction awards aus, unterwirft sie doch den Zwischenschiedsspruch der gerichtlichen Kontrolle anhand von § 10(a)(4) FAA. 209
Obwohl die Verwendung von Zwischenschiedssprüchen zu einer Verlängerung des Verfahrens führen kann, ist sie dennoch in bestimmten Situationen angezeigt. 210 Sie vermag jedoch grundsätzlich nichts an der schiedsrichterlichen Streitentscheidungsfunktion zu ändern. 211 Aus dem zuvor Gesagten wird klar, dass weder Effizienz noch Schnelligkeit etc. die Rechtsnatur des Schiedsverfahrens maßgeblich beeinflussen. Vielmehr sind diese Attribute bloße Reflexe der privatautonomen Gestaltungsbefugnis der Parteien. Die Privatautonomie der Parteien und deren wirklicher Wille waren stets oberste Leitlinien des FAA und vor allem der Rechtsprechung des Supreme Court. Die ausdrückliche Erhebung dieser Attribute zu prägenden Leitlinien des FAA durch den Supreme Court und deren Erhöhung selbst über die Privatautonomie ist vor dem Hintergrund des oben Gesagten nicht überzeugend. Effizienz, Schnelligkeit, Vertraulichkeit und verfahrensrechtliche Flexibilität sind keine dem Schiedsverfahren inhärenten Eigenschaften, aufgrund derer ein Verfahren seine Typizität als Schiedsverfahren erhält oder verliert. Als bloße Reflexe der Privatautonomie sind sie dieser nachgeordnet. Eine Umkehr bzw. Gleichstellung dieser Attribute mit dem das Schiedsverfahren beherrschenden Grundsatz der Privatautonomie überzeugt daher nicht.
§ 3 Trauermarsch oder Zukunftsmusik für die Class Arbitration? § 3 Trauermarsch oder Zukunftsmusik?
Bedeuten die beiden Entscheidungen des Supreme Court das abrupte Ende der class arbitration oder bestehen auch weiterhin noch Möglichkeiten, Schiedsverfahren auf Gruppenbasis durchzuführen? Das Paradoxe an der Antwort ist ihre Ambivalenz. Auch nach den Entscheidungen des Supreme Court in Stolt-Nielsen und Concepcion besteht nämlich unstreitig noch die Möglichkeit, Schiedsverfahren auf Gruppenbasis durchzuführen. Keines der beiden Urteile nimmt den Parteien die Befugnis, sich explizit auf die Durchführung eines Gruppenschiedsverfahrens zu einigen. Das paradoxe Ergebnis resultiert aber aus der Macht des Faktischen und liegt in der ausschließlichen Stellung der Unternehmer und Arbeitgeber als Verfasser der Schiedsklauseln begründet. Die Parteien werden sich nämlich kaum jemals 208
Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, 1778 ff. (2010). Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, 1767, Fn. 2 (2010). 210 FOUCHARD/GAILLARD/GOLDMAN/SAVAGE, Int. Com. Arb., Rn. 1362. 211 STRONG, 17 Harv. Negot. L. Rev. (2012) 201, 261. 209
§ 3 Trauermarsch oder Zukunftsmusik?
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auf die Zulässigkeit einer class arbitration verständigen können. In denjenigen Bereichen, in denen die class arbitration die größte Bedeutung erlangt hat, also in Verbraucher- und Arbeitnehmerangelegenheiten,212 haben die Verwender von standardisierten Schiedsklauseln kein Interesse an einer gruppenweisen Streiterledigung. Das zeigt bereits die bloße Verwendung von Schiedsvereinbarungen, die im Wesentlichen einen Ausschluss von Gruppenrechtsbehelfen bewirken soll und die im Anschluss an die BazzleEntscheidung erfolgte Aufnahme ausdrücklicher Ausschlussklauseln in die Standardschiedsvereinbarungen der Unternehmen. Entscheidend für die weitere Zukunft der class arbitration ist daher die Frage, ob sich neben der ausdrücklichen Autorisierung der class arbitration durch die Parteien noch andere Konstellationen ergeben, in denen die Durchführung des Verfahrens mit dem FAA vereinbar ist. Dabei soll zunächst das Augenmerk auf die Entscheidung in Stolt-Nielsen gelegt werden. Im Hinblick auf die schon vor den beiden Entscheidungen des Supreme Court schwindende Bedeutung von Schiedsvereinbarungen ohne class arbitration waiver wird im Anschluss auf die Frage einzugehen sein, ob nach Concepcion eine Invalidierung des class arbitration waiver schlechthin ausgeschlossen ist. A. Die Zulässigkeit „konkludenter“ Class Arbitration-Verfahren nach Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int’l Corp. Das Urteil des Gerichtshofes in Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int’l Corp. blieb nicht kritiklos. 213 Verwirrung herrscht v.a. hinsichtlich der Reichweite der Entscheidung. Die besondere Konstellation des Falles lässt nämlich durchaus Raum für Spekulationen. Aufgrund der eindeutigen Parteivereinbarung, die von einer gänzlich fehlenden Einigung bezüglich der Möglichkeit einer class arbitration, mithin von einer schweigenden Schiedsvereinbarung ausging,214 stellt sich die Frage, ob sich die Zulässig212
Vgl. hierzu nur die Daten der AAA, die diese im Rahmen der Stolt-Nielsen-Entscheidung als Amicus Curiae eingereicht hat. Danach sind 37 % der administrierten Gruppenschiedsverfahren Verbraucherangelegenheiten, 37 % Arbeitssachen, bei 7 % besteht ein franchise-rechtlicher Hintergrund und 3 % haben Finanzdienstleistungen zum Gegenstand. Lediglich 11 % der von der AAA administrierten class arbitrations betreffen ein rein handelsrechtliches Verhältnis, STRONG, 17 Harv. Negot. L. Rev. (2012) 201, Fn. 30. 213 Für eingehende Besprechungen der Entscheidung D RAHOZAL/RUTLEDGE, 94 Marquette Law Review (2011), 1103, 1137 ff.; FRIEDLAND/OTTOLENGHI, 64-MAY D.R.J (2010), 22, 25; GUPTA, Supreme Court Decides Stolt-Nielsen: No Class Arbitration Where Clause is “Silent“, ; H ANESSIAN/B ASINGER , 15 IBA Arb. News (2010), 80; STRONG, L.M.C.L.Q. 2010, 565; SUGUMARAN , 16 Suffolk J. Trail & App. Advoc. (2011), 147. 214 Zur Kritik an dieser Auslegung des Sachverhaltes vgl. oben S. 327, Fn. 54.
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keit des Gruppenschiedsverfahrens aufgrund eines Auslegungsergebnisses ergeben könnte, das sich auf die konkludente Zustimmung der Parteien zum Gruppenschiedsverfahren stützt.215 Denn obwohl das Gericht sehr eindeutig die Unvereinbarkeit von Gruppenschiedsverfahren bei schweigenden Schiedsvereinbarungen betont hat, also in solchen Fällen, in denen sich überhaupt kein Parteiwille identifizieren lässt, hat es nicht entschieden, dass eine explizite Parteivereinbarung notwendig ist. Ein auf konkludenter Einigung der Parteien beruhendes Gruppenschiedsverfahren könnte deshalb von Interesse sein, weil der Supreme Court ebenso wenig entschieden hat, welche vertraglichen Bestimmungen notwendig sind, um als Grundlage für ein solches class arbitration-Verfahren herangezogen werden zu können: „We have no occasion to decide what contractual basis may support a finding that the parties agreed to authorize class-action arbitration. Here, as noted, the parties stipulated that there was “no agreement” on the issue of class-action arbitration.“ 216
Daher ist auch nach der Entscheidung das notwendige Maß an Zustimmung noch offen.217 Auch die Schiedsgerichte hatten positive Auslegungsentscheidungen sowohl auf eine konkludente Zustimmung der Parteien als auch auf die Anwendung von einzelstaatlichen Auslegungsregeln gestützt. 218 Die Stolt-Nielsen-Entscheidung hat hingegen lediglich im Fall 215
HANESSIAN/B ASINGER , 15 IBA Arb. News (2010), 80, 81. Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, Fn. 10 (2010); DRAHOZAL/RUTLEDGE, 94 Marquette Law Review (2011), 1103, 1147; HANESSIAN/ B ASINGER , a.a.O., 80; SUGUMARAN , 16 Suffolk J. Trail & App. Advoc. (2011), 147, 157. Von ausdrücklicher Autorisierung spricht NEWMAN/ISENHATH, 57-AUG Fed. Law. (2010), 16. 217 Reed v. Florida Metropolitan University, Inc., 681 F.3d 630, 640 f. (5th Cir. 2012): „Therefore, in light of the significant disadvantages of class arbitration as discussed in both Stolt – Nielsen and Concepcion, an arbitrator (or a court) should not conclude that parties – and defendants in particular – consented to such a proceeding absent a contractual basis for doing so. Although the agreement to submit to class arbitration may be implicit, it should not be lightly inferred.“ Das dortige Gericht betonte allerdings, dass sich weder aus der Weite der Schiedsvereinbarung noch aus der Zuweisung richtergleicher Befugnisse ein solcher konkludenter Parteiwillen ableiten lasse, Reed v. Florida Metropolitan University, Inc., 681 F.3d 630, 640 f. (5th Cir. 2012). J USTICE GINSBURG betont in ihrer dissenting opinion ebenfalls, dass die Weite der Schiedsvereinbarung kein aus reichender Anhaltspunkt hierfür sei, Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, 1782 (2010): „For arbitrators to consider whether a claim should proceed on a class basis, the Court apparently demands contractual language one can read as affirmatively authorizing class arbitration. [...] The breadth of the arbitration clause, and the absence of any provision waiving or banning class proceedings [...] will not do.“ HANESSIAN/ B ASINGER , 15 IBA Arb. News (2010), 80, 80; STRONG, 17 Harv. Negot. L. Rev. (2012) 201, Fn. 93; DIES., L.M.C.L.Q. 2010, 565, 567. 218 Siehe oben S. 168 ff. 216
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schweigender Schiedsvereinbarungen eine negative Auslegungsregel kreiert, so dass grundsätzlich „konkludente class arbitration-Verfahren“ weiterhin möglich bleiben. Auch der FAA steht solchen Verfahren nicht entgegen. Der strikt positivistische Auslegungsansatz bleibt gewahrt, da sich ein tatsächlicher Parteiwille ermitteln lässt. Klar ist, dass die bloße Tatsache, dass sich die Parteien auf die Durchführung eines Schiedsverfahrens geeinigt haben, nicht als ausreichende Zustimmung zur class arbitration gewertet werden kann. Das ist aber auch im Vergleich zur Rechtslage vor dem Urteil in Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int’l Corp. kein wirklich neuer Erkenntnisgewinn. 219 Die Notwendigkeit ausdrücklicher Zustimmung durch die Parteien hat das oberste Gericht hingegen aber gerade auch nicht verlangt.220 In Rechtsprechung und Literatur wird im Anschluss an die Entscheidung des Obersten Gerichtshofes in Stolt-Nielsen die Möglichkeit „konkludenter“ class arbitrations diskutiert und größtenteils auch bejaht. 221 Besondere Betonung findet dabei die Tatsache, dass sich in einem solchen Fall die Legitimation des Verfahrens auf den objektiv ermittelbaren Willen der Parteien stützen könne. 222 Damit soll versucht werden, eine Rückkoppelung des Verfahrens an die vertragliche Legitimationsgrundlage des Schiedsverfahrens zu verdeutlichen und den Verdacht eigener Rechtsfortbildung und damit der Überschreitung der schiedsrichterlichen Befugnisse – aufgrund derer der Schiedsspruch in Stolt-Nielsen letztlich aufgehoben wurde – zu vermeiden. Als Anhaltspunkte für ein konkludentes Gruppenschiedsverfahren wurden im Wesentlichen diejenigen Aspekte herangezogen, die auch schon vor dem Urteil des Supreme Court in Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int’l Corp. als Indizien relevant wurden. 223 Indes scheint der differenzierte Standard der Stolt-Nielsen-Entscheidung auch die Anforderungen an den für eine konkludente Zustimmung notwendigen Wortlaut
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STRONG, 17 Harv. Negot. L. Rev. (2012) 201, 253. Dass das Votum der Mehrheit ganz ausdrücklich nicht auf die ausdrückliche Zustimmung der Parteien abstellt, betont auch JUSTICE GINSBURG in ihrem abweichenden Votum. Ebenso STRONG, L.M.C.L.Q. 2010, 565, 566. 221 Reed v. Florida Metropolitan University, Inc., 681 F.3d 630 (5th Cir. 2012); Sutter v. Oxford Health Plans, L.L.C., 675 F.3d 215, 224 (3rd Cir. 2012), Jock v. Sterling Jewelers Inc., 646 F.3d 113 (2nd Cir. 2011); Vazquez v. Servicemaster Global Holding, Inc., 2011 WL 2565574, Fn. 1 (N.D Cal. 2011); Sutter v. Oxford Health Plans, L.L.C., 2011 WL 734933, 4 (D.N.J. 2011); Mensch v. Alta Colleges, AAA Class Arb. Docket, 27 (2010); Benson v. CSA-Credit Solutions of America, Inc., AAA Class Arb. Docket (2010); HANESSIAN/B ASINGER , 15 IBA Arb. News (2010), 80, 81; STRONG, 17 Harv. Negot. L. Rev. (2012) 201, 251 f.; LOREE, 28 ALTHCL (2010), 121, 130. 222 Mensch v. Alta Colleges, AAA Class Arb. Docket, 29 (2010). 223 Umfassend hierzu bereits oben S. 173 ff. 220
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der Schiedsvereinbarung erhöht zu haben. 224 So verneinte das Schiedsgericht in Mensch v. Alta Colleges das Vorliegen eines positiven konkludenten Parteiwillens bezüglich der Zulässigkeit der class arbitration, da nach seiner Auffassung der im Lichte der jüngsten Rechtsprechung des Supreme Court notwendige Grad an Zustimmung der Parteien nicht gegeben war.225 Auch die Tatsache, dass die Schiedsklausel im vorliegenden Fall dem Schiedsrichter staatsrichterlich äquivalente Befugnisse einräumte, vermochte das Schiedsgericht nicht vom Vorliegen eines entsprechenden Parteiwillens zu überzeugen. Gerade eine solch umfassende Ermächtigung des Schiedsrichters hatte vor Stolt-Nielsen Schiedsgerichte verschiedentlich veranlasst, von der Zulässigkeit des Gruppenschiedsverfahrens auszugehen.226 Im Übrigen erachtete der Schiedsrichter die Schiedsvereinbarung trotz des Fehlens eines Gruppenrechtsbehelfs nicht als sittenwidrig. Andernfalls würde das Urteil des Supreme Court in Stolt-Nielsen gänzlich ins Gegenteil verkehrt, da jede Schiedsvereinbarung, die nicht ausdrücklich ein Gruppenverfahren vorsieht, sittenwidrig und damit unwirksam sei – ein Ergebnis, das aber sicher nicht vom Obersten Gerichtshofs beabsichtigt gewesen sei.227
B. Die Geschäftserfahrenheit der Parteien Neben class arbitration-Verfahren, die sich auf eine konkludente Einigung der Parteien stützen, käme auch eine Begrenzung der ratio aus StoltNielsen auf rein handelsrechtliche Konstellationen in Betracht. Sowohl bei Stolt-Nielsen als auch bei Animalfeeds handelte es sich um große Unternehmen. Daher könnte der Versuch naheliegen, eine Ausdehnung der ratio 224
Anders indes Sutter v. Oxford Health Plans, L.L.C., 675 F.3d 215, 224 (3rd Cir. 2012). 225 Mensch v. Alta Colleges, AAA Class Arb. Docket, 33 (2010): „Finally, Claimants have made numerous statements, […] that can arguably be construed as concessions that there was no meeting of the minds, at least regarding whether the parties had agreed to ban class arbitration […] In sum, there are certainly facts which support each side’s arguments. The test, however, is whether there is sufficient evidence from which one can conclude that both parties had a meeting of the minds with respect to permitting a class action arbitration. It takes ‘two to tango’ so to speak, in determining if there was a meeting of the minds. I find this to be very difficult case, but I believe that on the totality of the facts there is insufficient evidence to establish that the parties mutually intended to permit a class arbitration. Given the significant emphasis placed by the by the majority in the Stolt-Nielsen opinion on the fundamental and substantial differences between bilateral arbitration and class-action arbitration […] it would seem appropriate to require more substantial evidence than exists in the present case in order to reach a clear conclusion that the parties ‘agreed to authorize class arbitration’ […]” 226 Vgl. oben S. 175 f. 227 Mensch v. Alta Colleges, AAA Class Arb. Docket, 45 (2010). Ebenso DRAHOZAL/ RUTLEDGE, 94 Marquette Law Review (2011), 1103, 1155.
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auf verbraucher- oder arbeitnehmerrechtliche Konstellationen zu vermeiden. Die Geschäftserfahrenheit der Parteien als Anknüpfungspunkt für eine Unterscheidung der Stolt-Entscheidung heranzuziehen, erwiese sich aber wahrscheinlich als wenig effektiv. In der Entscheidung selbst ist eine Erheblichkeit dieser Eigenschaft der beteiligten Parteien nicht einmal angedeutet. Das Gericht führt eine allgemein gehaltene schiedsvertragliche Analyse durch, ohne die Erfahrenheit der Parteien in diesem Hinblick näher zum Gegenstand zu machen. Zudem ergibt sich aufgrund der Notwendigkeit einer objektiven Auslegung für die Frage, ob sich die Parteien auf die Durchführung eines Gruppenschiedsverfahrens geeinigt haben – sei es explizit oder konkludent – kein wesentlich anderes Ergebnis bei der Beteiligung von Verbrauchern oder Arbeitnehmern als bei geschäftlich erfahrenen Parteien.228 Auch sonst existiert keine Entscheidung des Supreme Court für den Bereich des Schiedsvertragsrechts, in der das Gericht die Auslegung einer Schiedsvereinbarung aufgrund der Geschäftserfahrenheit der Parteien unterschiedlichen Maßstäben unterworfen hätte. C. Universalität der ratio in AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion? Während sich der Supreme Court in Concepcion ausführlich zur Vereinbarkeit von einzelstaatlichem Schiedsvertragsrecht mit dem FAA äußerte und die Anwendbarkeit der Discover Bank-Rechtsprechung auf class arbitration waiver verneinte, 229 bleibt insbesondere die Frage offen, ob nicht aufgrund anderer Rechtsinstitute die Unwirksamkeit des class arbitration waivers erreicht werden kann. Anderweitige Versuche scheinen insofern nicht erfolgversprechend, als sie auf einzelstaatlichen schiedsvertraglichen Regelungen beruhen. Der Oberste Gerichtshof ging zwar in AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion ausdrücklich nur auf die unconscionability ein, allerdings ist wohl davon auszugehen, dass das Gericht bei der Beurteilung an228
So Mensch v. Alta Colleges, AAA Class Arb. Docket, 28 (2010); LOREE, 28 ALTHCL (2010), 121, 130; SUGUMARAN, 16 Suffolk J. Trail & App. Advoc. (2011), 147, 156. Auch bei Schiedsvereinbarungen gilt der Grundsatz, dass sich eine Partei trotz der Verwendung allgemeiner Geschäftsbedingungen nicht ihrer vertraglichen Verpflichtungen entziehen kann, indem sie sich darauf beruft, sie habe nicht alle vertraglichen Be stimmungen gelesen. Vgl. zum zunehmenden Spannungsfeld zwischen dieser Grundregel und vor allem dem formalen Aspekt der unconscionability K LASS, Contract Law in the USA, Rn. 165. 229 So nunmehr auch Homa v. Am. Express Co., 2012 WL 3594231 (3rd Cir. 2012) [New Jersey]; Pendergast v. Sprint Nextel Corp., 691 F.3d 1224 (11th Cir. 2012) [Florida]; Quilloin v. Tenet Healthsystem Philadelphia, Inc., 673 F.3d 221, 232 ff. (3rd Cir. 2012) [Pennsylvania]; Coneff v. AT&T Corp., 673 F.3d 1155 (9th Cir. 2012) [Washington]; Litman v. Cellco Partnership, 655 F.3d 225 (3rd Cir. 2012) [New Jersey]; Green v. Supershuttle Int'l, Inc., 653 F.3d 766 (8th Cir. 2011) [Minnesota]; Schnuerle v. Insight Communications Co., 376 S.W.3d 561 (Ky. 2012) [Kentucky].
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derer, auf einzelstaatlichem Recht basierender Unwirksamkeitsgründe, wie public policy, keinen anderen Maßstab anlegen wird. 230 Insbesondere im Vergleich zur public policy fällt oftmals schon eine Differenzierung zwischen den beiden Rechtsinstituten schwer. Die Unterscheidung erscheint aufgrund der Austauschbarkeit beider Rechtsinstitute häufig künstlich. 231 Auch im Hinblick auf die Rechtsfolge sind beide Rechtsinstitute identisch. So scheint es ebenso vertretbar, die den Discover Bank-Kriterien zugrundeliegende Wertungsvorstellung des Verbots einer umfassenden Haftungsfreistellung unter den Grundsatz des Verstoßes gegen öffentliche I nteressen zu subsumieren. Letztlich misst auch der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten der Unterscheidung wohl keine grundlegende Bedeutung bei. So setzt das Gericht in seiner Entscheidung im Rahmen des Vergleichs weiterer wesensmäßiger Eigenheiten die unconscionability dem Verstoß gegen public policy gleich. 232 Dies lässt darauf schließen, dass zukünftige Versuche, ausdrückliche Ausschlussklauseln im Rahmen des Verstoßes gegen public policy für unwirksam zu erklären, wenig erfolgversprechend sind.
Überraschenderweise findet auch die effective vindication of statutory rights-Doktrin keine Erwähnung in den Ausführungen des Supreme Court. Im Hinblick auf die bundesgesetzliche Ausgangsbasis kann aber wohl nicht mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass die ratio aus Concepcion auf dieses Rechtsinstitut ebenso Anwendung findet.233 Dieser Frage könnte allerdings eine baldige Antwort nachfolgen, da der Supreme Court nunmehr die Revision gegen das Urteil des Court of 230 A.A. diesbezüglich STERNLIGHT (zuletzt besucht am 06.12.2012). Nach ihrer Auffassung hat der Oberste Gerichtshof lediglich die „Discover-Rule“ als nicht mit dem FAA vereinbar erklärt, was nicht gleichbedeutend mit einem generellen Ausschluss der unconscionability sei. Allerdings haben auch die kalifornischen Richter stets betont, dass es sich bei der „Discover-Rule“ lediglich um eine besondere Ausprägung der allgemeinen unconscionability-Analyse handele, Gentry v. Superior Court of Los Angeles, 42 Cal.4th 443, 457 (2007). In diesem Sinn hat auch der Court of Appeals for the Eleventh Circuit entschieden, dass auch bei Verstoß gegen pub lic policy das Recht von Florida durch den FAA ausgeschlossen wird, Cruz v. Cingular Wireless, L.L.C., 648 F.3d 1205 (11th Cir. 2011). Ebenso Robinson v. Title Lenders, Inc., 364 S.W.3d 505, 515 (Mo. 2012). 231 Vgl. REST. (2 ND) CONTR., § 208, cmt. a: „The determination that a contract of term is or is not unconscionable is made in the light of ist setting, purpose and effect […] the policy also overlaps with rules which renders particular bargains or terms unenforceable on grounds of public policy.” Zum Institut der public policy REST. (2 ND) CONTR., § 178. Ebenso D'Antuono v. Serv. Road Corp., 2011 WL 2175932, 15 (D. Conn. 2011): „To the extent that Plaintiffs’ public policy arguments are targeted solely at the arbitration clause, the Court believes it is appropriate to consider those arguments in the context of ist discussion of the unconscionability doctrine.“ 232 AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion, 131 S. Ct. 1740, 1747 (2011): „An obvious illustration of this point would be a case finding unconscionable or unenforceable as against public policy consumer arbitration agreements that fail to provide for judicially monitored discovery.” 233 W AKS/LOPEZ, FEB 2012 D.R.J (2012), 6; KIRGIS (zuletzt besucht am 08.12.2012).
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Appeals for the Second Circuit in In re Am. Express Merchant’s Litigation zur Entscheidung angenommen hat. 234 Die Geschichte des Verfahrens ist durchaus nicht uninteressant. Während das erstinstanzliche Bundesgericht eine Schiedsklausel noch für wirksam erachtet hatte und dem Schiedsrichter die Entscheidung über die Wirksamkeit des in der Schiedsklausel enthaltenen class arbitration waiver überlassen wollte, sah sich das Berufungsgericht dazu gezwungen, die Schiedsklausel selbst insgesamt für unwirksam zu erklären. 235 Die streitgegenständliche Schiedsklausel verstieß nach Ansicht des Berufungsgerichts gegen die effective vindication of statutory rights-Doktrin. Die Beklagten legten dagegen Revision zum Supreme Court ein, der allerdings zunächst nicht in der Sache entschied, sondern nach seinem Urteil in Stolt-Nielsen die Entscheidung des Berufungsgerichts sofort aufhob und das Berufungsgericht anwies, im Lichte von Stolt-Nielsen erneut in der Sache zu entscheiden. Kurz vor der neuen Entscheidung des Berufungsgerichts in In re Am. Express Merchants‘ Litigation erging jedoch das Urteil des Obersten Gerichtshofs in Concepcion. Der Court of Appeals sah sich aber weder aufgrund von StoltNielsen noch aufgrund von Concepcion veranlasst, sein Urteil in In re Am. Express Merchants‘ Litigation inhaltlich zu ändern. 236 Der Supreme Court habe selbst zuvor diverse Male bestätigt, dass nur solange der Kläger seine gesetzlichen Ansprüche hinreichend effektiv im Schiedsverfahren durchsetzen könne, auch der Zielsetzung eines Gesetzes, sei sie abschreckender oder ausgleichender Natur, durch das Schiedsverfahren hinreichend Rechnung getragen werden könne und eine Schiedsvereinbarung damit wirksam sei.237 E contrario resultiere daraus eine implizite Begrenzung der objektiven Schiedsfähigkeit, sollte sich das schiedsrichterliche Forum nicht als ausreichend effektiv bei der Durchsetzung gesetzlicher Ansprüche und der Erreichung der gesetzgeberischen Ziele erweisen. 238 Nach Ansicht des Gerichts hatten die Kläger durch die Hinzuziehung eines Sachverständigen überzeugend dargetan, dass eine individuelle Rechtsverfolgung aufgrund der zu erwartenden Kosten nicht hinreichend effektiv sei. 239 Hier ist vor 234 2012 WL 3096737. Siehe umfassend zum Sachverhalt der Entscheidung oben S. 252 ff. 235 In re Am. Express Merchants' Litigation, 634 F.3d 187 (2nd Cir. 2011). 236 In re Am. Express Merchants' Litigation, 667 F.3d 204 (2nd Cir. 2012). Auch einen Antrag auf nochmalige Entscheidung durch den ganzen Senat lehnte das Gericht ab, In re Am. Express Merchants' Litigation, 681 F.3d 139 (2nd Cir. 2012). 237 Green Tree Fin. Corp. – Alabama v. Randolph, 531 U.S. 79, 90 (2000); Gilmer v. Interstate/Johnson Lane Corp., 500 U.S. 20, 28 (1991); Mitsubishi Motors Corp. v. Soler Chrysler-Plymouth, Inc., 473 U.S. 614, 637 (1985). Siehe umfassend oben S. 117 ff. 238 In re Am. Express Merchants' Litigation, 667 F.3d 204, 214 (2nd Cir. 2012). 239 Der Sachverständige hatte die Auslagen für die Durchführung einer im Rahmen der kartellrechtlichen Streitigkeiten notwendigen Marktanalyse zwischen $ 300.000 und
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Kapitel 4: Das Ende der Class Arbitration?
allem die Tatsache interessant, dass nach dem Dafürhalten des Court of Appeals die Stolt-Nielsen-Entscheidung seinem Urteil nicht entgegenstand, weil das Berufungsgericht den Parteien nicht aufgegeben habe, ein Gruppenschiedsverfahren durchzuführen. Und auch die ratio aus Concepcion sei nicht durch die Invalidierung der kompletten Schiedsklausel betroffen. Concepcion habe gerade nur die Unvereinbarkeit des FAA mit einem einzelstaatlichen schiedsvertraglichen Rechtsinstitut festgestellt, das in faktisch diskriminierender Weise Schiedsvereinbarungen benachteilige. Die effective vindication of statutory rights-Doktrin sei hingegen Teil des bundesrechtlichen Schiedsvertragsrechts und daher nicht per se durch den FAA und Concepcion ausgeschlossen. Da aber eine hinreichend effektive Rechtsverfolgung in einem Individualschiedsverfahren nicht zu erwarten sei, müsse das Berufungsgericht die komplette Schiedsklausel für unwirksam erklären. Das Gericht beeilte sich hinzuzufügen, dass das Urteil nicht generell für alle Schiedsklauseln mit class arbitration waiver gelte, sondern es jeweils einzelfallorientiert nach einer hinreichend effektiven Rechtsdurchsetzungsmöglichkeit gefragt werden müsse.240 D. Ein Pyrrhussieg für die Schiedsgerichtsbarkeit? Mit der anstehenden Entscheidung in In re Am. Express Merchants‘ Litigation eröffnet sich für den Supreme Court damit eine weitere Möglichkeit, zur class arbitration Stellung zu nehmen. In re Am. Express Merchants‘ Litigation zeigt aber jedenfalls, dass die Diskussion um den Schutz von Verbrauchern und Arbeitnehmern im Schiedsverfahren noch nicht endgültig entschieden ist und auch die Gerichte nicht bereit sind, diese Schlacht kampflos aufzugeben. Allerdings scheint sich die Bedeutung der class arbitration als tatsächlich gangbares Verfahren zu minimieren. Denn, wie bereits zuvor gezeigt, hat die Stolt-Nielsen-Entscheidung sich nunmehr auch inhaltlich zu schweigenden Schiedsvereinbarungen geäußert. Aus solchen kann demnach nur noch auf den fehlenden Parteiwillen und damit die Unzulässigkeit der class arbitration geschlossen werden. 241 Dies führt dazu, dass selbst für den Fall, dass ein Gericht einen class arbitration waiver für unwirksam erklärt und die übrige Schiedsvereinbarung im Wege der Teilnichtigkeit aufrechterhält, dennoch das class arbitration-Verfahren unzulässig bleibt. Verschiedene Gerichte haben daher zwar den ausdrücklichen Ausschluss des Gruppenschiedsverfahrens für ungültig befunden, sahen sich im Anschluss
$ 2.000.000 beziffert. Selbst unter Hinzurechnung etwaiger treble damages würde der an einen Kläger zu leistende maximale Schadensersatz aber nur $ 38.549 betragen. 240 In re Am. Express Merchants' Litigation, 667 F.3d 204, 219 (2nd Cir. 2012). 241 MORITZ/F ITCH, 23 Loy. Consumer L. Rev. (2011), 265, 280.
§ 3 Trauermarsch oder Zukunftsmusik?
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allerdings aufgrund der Rechtsprechung des Obersten Gerichtshofes in Stolt-Nielsen außerstande, die Parteien auf ein Gruppenschiedsverfahren zu verweisen.242 In den Vordergrund tritt damit allerdings erneut der Versuch der Gerichte – wie schon in der Zeit vor der Bazzle-Entscheidung und der Renaissance der class arbitration 243 – die komplette Schiedsvereinbarung für unwirksam zu erklären. 244 Concepcion zeigt klar, dass der Supreme Court nicht gewillt ist, dies aufgrund einzelstaatlichen Schiedsvertragsrechts geschehen zu lassen. Die effective vindication of statutory rights-Theorie basiert allerdings auf obergerichtlicher Rechtsprechung und ist selbst Teil des Bundesschiedsvertragsrechts, so dass ein Ausschluss nicht von vornherein offensichtlich ist. Auch der Supreme Court hat immer wieder betont, dass der FAA nicht um jeden Preis Vorrang beanspruche.245 Ob der Supreme Court diesen Weg uneingeschränkt tolerieren wird und die Unwirksamerklärung der ganzen Schiedsvereinbarung mangels eines Gruppenrechtsbehelfs im Schiedsverfahren aus Gründen des effektiven Rechtsschutzes zulassen wird und damit letztlich aufgrund seiner Entscheidung in Stolt-Nielsen einen Pyrrhussieg für die Schiedsgerichtsbarkeit in Kauf nimmt, bleibt abzuwarten. Bis dato zeigte sich das oberste Gericht jedenfalls nicht übermäßig besorgt, wenn es um die Einbeziehung von Verbrauchern und Arbeitnehmern in das Schiedsverfahrens ging. Auch in Concepcion erkannte der Supreme Court die Bedeutung eines Gruppenrechtsbehelfs nämlich durchaus an: „The dissent claims that class proceedings are necessary to prosecute small -dollar claims that might otherwise slip through the legal system. [...] But States cannot require a pro cedure that is inconsistent with the FAA, even if it is desirable for unrelated reasons.“ 246
Es mag sein, dass sich dies aufgrund der Entwicklungen der letzten Jahren geändert hat und der Supreme Court die Notwendigkeit eines Gruppenrechtsbehelfs für den effektiven Zugang zum Recht erkannt hat und auch bereit ist, dieses Kautel gegenüber seinem Dogma vom Primat der Privatautonomie in der Schiedsgerichtsbarkeit durchzusetzen, soweit nur ein hinreichender bundesrechtlicher Ansatzpunkt besteht.
242 Fensterstock v. Education Fin. Partners Corp., 611 F.3d 124, 141 (2nd Cir. 2010); Sutherland v. Ernst & Young, L.L.P., 768 F.Supp.2d 547, 554 (D.S.D.N.Y. 2011); Medina v. Sonic-Denvert, Inc., 252 P.3d 1216, 1220 (Colo. Ct. App. 2011). 243 Oben S. 114 ff. 244 In re Am. Express Merchants' Litigation, 667 F.3d 204, 219 (2nd Cir. 2012). 245 Oben S. 107 ff. 246 AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion, 131 S. Ct. 1740, 1753 (2011).
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Kapitel 4: Das Ende der Class Arbitration?
§ 4 Fazit und Ausblick § 4 Fazit und Ausblick
Die Entscheidung zwischen Zukunftsmusik und Trauermarsch lässt sich augenblicklich noch nicht mit endgültiger Gewissheit treffen. Die Umstände deuten aber auf das Ende der class arbitration hin, zumindest was das zukünftig zu erwartende Auftreten des Verfahrens anbelangt. Denn die Urteile des Supreme Court lassen eine klare Tendenz erkennen: Sowohl StoltNielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp. als auch AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion machen die Bemühungen des Obersten Gerichtshofes deutlich, die Durchführung von Gruppenschiedsverfahren zu vermindern, wenn nicht sogar letztendlich ganz zu unterbinden.247 Trotz dieses zugrundeliegenden Ziels verbleibt nach wie vor die Möglichkeit, die Durchführung einer class arbitration ausdrücklich zu vereinbaren, obwohl dies wohl kaum im Interesse der Unternehmer und Arbeitgeber sein dürfte. Die Möglichkeit konkludenter class arbitration-Verfahren ist auch nach Stolt-Nielsen noch gegeben. Allerdings bleibt es abzuwarten, ob die Entscheidung des Supreme Court indirekt die Anforderungen an die Identifizierung eines solchen konkludent geäußerten gemeinsamen Parteiwillens angehoben hat. 248 Das Verhältnis zum einzelstaatlichen Schiedsvertragsrecht bei schweigenden Schiedsvereinbarungen scheint hingegen geklärt. Die Postulierung einer negativen bundesrechtlichen Auslegungsregel belässt den einzelstaatlichen Schiedsvertragsstatuten insofern keinen Spielraum mehr für entgegenstehende Entscheidungen. Beinhaltet die Schiedsvereinbarung einen class arbitration waiver, so ist der diesbezüglich objektiv eindeutig ermittelbare Parteiwille zu respektieren und auch vor einzelstaatlichen Invalidierungsversuchen gefeit. Das gilt auch für solche Fälle, in denen ein zwar auch nach § 2 FAA zulässiges allgemeines Vertragsrechtsprinzip für das Urteil herangezogen wird, dieses aber an ein dem Schiedsverfahren inhärentes Unterscheidungskriterium anknüpft und daher zu einer faktischen Benachteiligung von Schiedsvereinbarungen führt. Dieser Ansatz steht insbesondere in Einklang mit den dem Schiedsverfahren zugrundeliegenden konsensualen vertraglichen Aspekten. Zukünftig dürfte die ratio des Urteils wohl nicht nur auf die unconscionability beschränkt bleiben, sondern sich auch für andere einzelstaatliche Vertragsrechtsprinzipien fruchtbar machen lassen. Gänzlich unerwähnt gelassen hat das Gericht allerdings die Unwirksamkeit eines class arbitration 247
KOCHINKE /KRAPFL/W ILSKE, DAJV Newsletter 2011, 114, 119. Vor dem Hintergrund der in Stolt aufgeworfenen Zweifel an der Bindungswirkung der Bazzle-Entscheidung, könnte auch im Hinblick auf die Zuständigkeit für die Determinierung der Zulässigkeit der class arbitration ein bereits gelöst geglaubtes Problem erneu te Brisanz erlangen. Vgl. Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758, 1772 (2010). 248
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waiver wegen Verstoßes gegen die effective vindication of statutory rightsTheorie. Die automatische Ausdehnung des Urteils in AT&T auf diesen anerkannten Unwirksamkeitsgrund verbietet sich allerdings aufgrund des zugrundeliegenden bundesgesetzlichen Gehalts der Doktrin. In Anbetracht der bereits heute zu beobachtenden Vielzahl von ausdrücklichen Ausschlussklauseln in Schiedsvereinbarungen muss die Entscheidung des Supreme Court in AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion als bewusste Fortsetzung seiner in Stolt-Nielsen begonnenen Linie angesehen werden. Auffällig an den Entscheidungen des Supreme Court ist die fehlende Einbeziehung jeglicher Schutzaspekte in die jeweiligen Urteile. Letztlich entspricht aber auch das ganz der bisherigen Linie der Entscheidungen des Supreme Court. Sowohl mit Stolt-Nielsen als auch mit Concepcion verfestigt der Oberste Gerichtshof sein Dogma vom Primat der Privatautonomie im Schiedsvertragsrecht der USA weiter. Dieses Primat ist anerkennenswert soweit auf beiden Vertragsseiten gleich starke Parteien stehen. Das Fehlen jeglicher Schutzaspekte begegnet allerdings im Verbraucher- und Arbeitnehmerschiedsverfahren grundlegenden Bedenken. Nur in Concepcion erwägt das Gericht in einem Nebensatz den potentiellen Nutzen von Gruppenschiedsverfahren für Verhältnisse gestörter Vertragsparität, sieht sich aber indes nicht gezwungen, sein Ergebnis diesbezüglich zu revidieren.249 Man mag dies auch als diskreten Hinweis und versteckte Aufgabenzuweisung an den Bundesgesetzgeber werten.250 Die Ergänzung des FAA im Hinblick auf Vertragsverhältnisse, die durch ein strukturelles Ungleichgewicht gekennzeichnet sind, ist aber schon länger ein Thema auf der Agenda bestimmter Interessengruppen im legislativen Geschehen der Vereinigten Staaten.251 So waren in den vergangenen Jahren immer wieder Initiativen in das Gesetzgebungsverfahren eingebracht worden, die einen erweiterten Schutz von Verbrauchern, Arbeit- und Franchisenehmern im Schiedsverfahren verfolgten. 252 Der ARBITRATION FAIRNESS ACT OF
249
AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion, 131 S. Ct. 1740, 1753 (2011). Versuche der einzelnen Bundesstaaten, gesetzliche Schutzvorschriften zu erlassen, sind im Hinblick auf die preemption-Doktrin des Supreme Court wenig aussichtsreich, MANDELBAUM , 94 Iowa L. Rev. (2009), 1075, 1093. Vgl. hierzu auch oben S.107 ff. 251 DUVE/SATTLER , FS Graf von Westphalen 2010, S. 81. 252 Umfassend hinsichtlich dieser Vorhaben BRIN, 25 Ohio St. J. Disp. Res. (2010), 821; LINDAMOOD, 45 Wake Forest L. Rev. (2010), 291; M ANDELBAUM , 94 Iowa L. Rev. (2009), 1075; RUTLEDGE, 16 Disp. Res. M. (2009), 4; STERNLIGHT, 16 Disp. Res. M. (2009), 5; SUSSMAN, 18 Am. Rev. Int'l Arb. (2007), 455; T HOMPSON, 64 U. Miami L. Rev. (2009), 339. Rechtsvergleichend zwischen den USA und Kanada MCGILL, 47 Am. B.L.J. (2010), 361. 250
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Kapitel 4: Das Ende der Class Arbitration?
2009253 stellt einen der bis dato prominentesten Versuche dar, das Bundesschiedsrecht zu ergänzen. 254 Die Verfasser des Vorschlags betonen die aufgrund der Rechtsprechung des Supreme Court herbeigeführte Ungleichgewichtslage beim Abschluss von Schiedsvereinbarungen. Durch die herbeigeführte Expansion der Schiedsfähigkeit hat sich die Verwendung von Schiedsklauseln zum Standardmodell in Bereichen entwickelt, die traditionell aufgrund gestörter Vertragsparität als besonders sensibel gelten. Ein auf den Einzelfall abgestimmter Schutz der schwächeren Vertragspartei durch das vertragsrechtliche Instrumentarium wird von den Befürwortern dieses Gesetzesvorschlages als nicht hinreichend erachtet. So fordern die Verfasser des Vorschlags, den Schutz benachteiligter Personengruppen durch umfassende Beschränkung der objektiven Schiedsfähigkeit im verbraucher-, arbeits- und franchiserechtlichen Kontext zu verbessern. Die Ergänzung soll auf sämtliche zukünftige und bestehende Schiedsvereinbarungen, die bereits vor dem Entstehen einer Streitigkeit eingegangen wurden, Anwendung finden. Neben der Neuregelung der objektiven Schiedsfähigkeit in diesen Bereichen beabsichtigen die Verfasser auch eine Novellierung der Zuständigkeitsverteilung zwischen staatlichen und Schiedsgerichten zugunsten Erstgenannter. Dem Gesetzesvorschlag ging eine umfassende Debatte im Schrifttum voraus, die ihren Anfang schon vor dem Aufkommen der class arbitration hatte. Mit der Bazzle-Entscheidung und der folgenden Hochzeit der Gruppenschiedsverfahren verlor die Diskussion an Intensität, nahm aber im Hinblick auf die Verwendung von class arbitration waiver s wieder an Fahrt auf. Innerhalb der Vertreter eines schiedsvertragsrechtlich austarierten Schutzsystems sprachen sich einige für den vom ARBITRATION F AIRNESS ACT OF 2009 später aufgegriffenen Ansatz aus, 255 wohingegen andere eine solche extensive Lösung als 253
Der Gesetzesvorschlag wurde sowohl im Repräsentantenhaus vom Abgeordneten Henry Johnson als auch im Senat von Senator Russel Feingold eingereicht. ARBITRATION FAIRNESS ACT OF 2009, H.R. Res. 1020, 111 th Cong. (2009) bzw. ARBITRATION FAIRNESS ACT OF 2009, S. Res. 931, 111 th Cong. (2009). Die Senatsversion sieht zusätzlich zu den oben genannten Kategorien noch die Beschränkung der objektiven Schiedsfähigkeit von „civil rights disputes“ vor. 254 Die beiden Gesetzesvorschläge wurden bereits als ARBITRATION F AIRNESS ACT OF 2007 im Rahmen der Sitzung des 110 th Congress eingereicht. ARBITRATION FAIRNESS ACT OF 2007, H.R. Res. 3010, 110th Cong. (2007). Keiner der Vorschläge schaffte es allerdings über die Ausschussebene hinaus, BRIN, 25 Ohio St. J. Disp. Res. (2010), 821, 835. 255 ALDERMAN, 38 Hous. L. Rev. (2001), 1237, 1265; S TERNLIGHT, 42 Wm. & Mary L. Rev. (2000), 1. Der Vorschlag von ALDERMAN würde folgende Ergänzung des FAA erfordern: „§ 2 VALIDITY, IRREVOCABILITY , AND ENFORCEMENT OF AGREEMENTS TO ARBITRATE (a) In General. A written provision in any maritime transaction or a contract evidencing a transaction involving commerce to settle by arbitration a controversy thereafter arising out of such contract or transaction, or the refusal to perform the whole or any part thereof, or an agreement in writing to submit to arbitration an existing controversy
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übertrieben empfanden und einen flexibleren regulativen Weg wählen wollten. Letzterer Ansatz stellte auf eine stärkere individuelle Beurteilung des jeweiligen Einzelfalls ab. Daher sollte insbesondere für jede Konstellation gesondert beurteilt werden, ob die Möglichkeit effektiven Rechtsschutz zu erlangen besteht. 256
arising out of such a contract, transaction, or refusal, shall be valid, irrevocable, and en forceable, save upon such grounds as exist at law or in equity for the revocation of any contract. (b) Consumer Transactions. Notwithstanding subsection (a), a written provision in an agreement evidencing a consumer transaction to settle by arbitration a controversy there after arising out of the transaction, or the refusal to perform the whole or any part thereof, shall not be valid or enforceable. (c) Post-dispute Agreements. Nothing in this section shall prohibit the enforcement of any signed written agreement to settle by arbitration a controversy arising out of a consumer transaction, if the parties have entered into such agreement after the controversy has arisen.” 256 W ILSON, 23 Q.L.R. (2004), 737, 841 f. Der Vorschlag von W ILSON sieht ebenfalls die Ergänzung des FAA vor. § 17 FAA soll lauten: „(a) A written provision in any consumer, employment, or franchise contract evidencing a transaction involving commerce to settle by individual arbitration a controversy thereafter arising out of such contract or transaction, or the refusal to perform the whole or any part thereof, or an agreement in writing to submit to individual arbitration an exis ting controversy arising out of such a contract, transaction, or refusal, shall be valid, ir revocable, and enforceable, notwithstanding the fact that such provision may proh ibit any party from joining or consolidating claims with any other party or acting as a class re presentative or class member in court or in arbitration, provided that (1) the non-drafting party seeks damages greater than or equal to $10,000; or (2) the non-drafting party seeks damages greater than or equal to $1,000, and the drafting party agrees to pay any fees charged by the arbitration administrator or arbitrator relating to the filing or hearing of the arbitration; or (3) the drafting party agrees to pay any fees charged by the arbitration administrator or arbitrator relating to the filing or hearing of the arbitration and directs the arbitrator to award a prevailing non-drafting party a reasonable attorney's fee of not less than that which a federal district court would award a prevailing plaintiff under 42 U.S.C. § 1988(b); or (4) the non-drafting party was clearly informed that the contract included a provision that would prohibit the joining or consolidation of claims with any other party or acting as a class representative or class member in court or in arbitration, and the non -drafting party was given at least thirty days to decline to accept the provision without being sub ject to a corresponding loss of goods or services or employment or any oth er detriment. A non-drafting party is clearly informed of such provision if orally advised of its existence and effect or if notice of its existence and effect is typed in underlined capital letters on the first page of the contract. (b) If a provision such as is described in paragraph (a) is not made valid, irrevocable, and enforceable by that paragraph, it should nevertheless be enforced if it would be enforceable under applicable state law. (c) If a provision such as is described in paragraph (a) is not made valid, irrevocable, and enforceable by that paragraph, and it is determined that such provision is not enforceable under applicable state law, such provision should not be enforced and such
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Kapitel 4: Das Ende der Class Arbitration?
Während frühere Versuche bereits mehrmals im legislativen Prozess „versandeten“, hat auch den ARBITRATION FAIRNESS ACT OF 2009 sein zeitig prophezeites, 257 baldiges Ende ereilt. Im Anschluss an die Beratung auf Ausschussebene,258 die seit März 2009 stattgefunden hatte, wurde am 21. Juni 2010 das Ende des Vorschlags verkündet. 259 Der „Nahtod“ der class arbitration könnte allerdings die Debatte um die Notwendigkeit eines erhöhten legislativen Schutzes erneut befeuern und Wasser auf die Mühlen der Befürworter eines gesetzgeberischen Eingriffs bedeuten.260 So wurde denn auch in unmittelbarer zeitlicher Nähe zur Entscheidung des Obersten Gerichtshofes in AT&T v. Concepcion am 12. Mai 2011 der ARBITRATION FAIRNESS ACT OF 2011 vom Abgeordneten JOHNSON aus Georgia im Repräsentantenhaus und inhaltsgleich von Senator FRANKEN im Senat als Gesetzesvorlage eingebracht. 261 Der Gesetzesvorschlag orientiert sich sowohl in Begründung als auch hinsichtlich des gewählten Lösungswegs an seinem Vorgänger. 262 Es bleibt abzuwarten, ob sich die gewandelte Situation im Schiedsrecht der Vereinigten Staaten zugunsten des ARBITRATION FAIRNESS ACT OF 2011 auswirken wird.
state law shall not be preempted by this Act to the extent that it renders the provision unenforceable. (d) If a drafting party petitions any state or federal court for an order directing indivi dual arbitration on the ground that a provision covered by paragraph (a) is enforceable under the terms of that paragraph, the non-drafting party shall advise the court of the amount of damages sought for purposes of determining arbitrability under paragraph (a). In no event, whether in court or in arbitration or whether as an individual or as part of a class, shall the non-drafting party or any member of a class which that party represents recover more than the amount stated.” 257 B ORN, Int. Com. Arb., S. 139. 258 Die Ausschüsse stellen eine Vorstufe zum Beschluss in den jeweiligen Kammern des Kongresses dar. Die Ausschüsse prüfen und beraten zunächst über die Gesetzesvorschläge, HAY, US-amerikanisches Recht, Rn. 46. Den Ausschüssen steht auch die Befugnis zu, die Gesetzesvorschläge nicht weiter zur Abstimmung an die jeweilige Kammer zu überantworten, (zuletzt besucht am 10.12.2012). 259 Vgl. (zuletzt besucht am 10.12.2012). 260 Siehe insofern auch DUVE/SATTLER , FS Graf von Westphalen 2010, S. 82; KOCHINKE/KRAPFL/W ILSKE , DAJV Newsletter 2011, 114, 119. 261 H.R. Res. 1873, 112 th Cong. (2011) bzw. S. Res. 987, 112 th Cong. (2011). 262 In beiden Gesetzesvorlagen sollen hingegen auch „civil rights disputes“ nicht schiedsfähig sein. Beim ARBITRATION F AIRNESS ACT OF 2009 hatte dies nur die im Senat eingebrachte Vorlage vorgesehen.
Kapitel 5
Abschließende Betrachtungen Kapitel 5: Abschließende Betrachtungen
Der Stellenwert der Verbraucher- und Arbeitnehmerschiedsgerichtsbarkeit ist in den USA von exorbitanter Bedeutung. Zurückzuführen ist dies einerseits auf die extensive Interpretation des Anwendungsbereichs des FAA, die Föderalisierung eines Großteils des Schiedsvertragsrechts sowie auf die stetige Expansion schiedsfähiger Bereiche durch eine die ehemals desavouierende Haltung der staatlichen Gerichte zu überwinden bestrebte Rechtsprechung des Supreme Court. In gleichem Maße wie die stetige Akzentuierung der schiedsrichterlichen Streitentscheidung voranschritt, machte sich jedoch die frappierende Absenz jeglicher Kautelen zugunsten der schwächeren Vertragspartei im U.S.-amerikanischen Schiedsrecht bemerkbar. Dem Einsatz von Schiedsvereinbarungen in ehemaligen Hoheitsgebieten der class action waren nahezu keine Grenzen gesetzt. Insbesondere die standardisierte Beifügung von Schiedsvereinbarungen in Formularverträgen und allgemeinen Geschäftsbedingungen sorgte für einen raschen Bedeutungsanstieg der Verbraucher- und Arbeitsschiedsgerichtsbarkeit. Die mit dem Schiedsverfahren traditionell verbundenen Vorteile der Effizienz, Schnelligkeit, Diskretion etc. wurden vor allem um eine Abwehrmöglichkeit gegen die Inanspruchnahme durch die auf unternehmerischer Seite so ungeliebte class action erweitert. Nach ehemals vorherrschender Ansicht war die Durchführung eines Gruppenschiedsverfahrens aufgrund der konsensualen Struktur der Schiedsgerichtsbarkeit von der Notwendigkeit einer ausdrücklichen Parteivereinbarung abhängig. Legislatorischen Schutzbestrebungen auf bundesstaatlicher Ebene war aufgrund der Vorrangstellung des FAA zuvor eine klare Absage erteilt worden. Die Wahrung des vertraglichen Gleichgewichts oblag daher im Wesentlichen den staatlichen Gerichten. Die Versuche der Gerichte, der Verwendung von Schiedsklauseln entgegenzuwirken, waren aber nur teilweise von Erfolg gekrönt. Unter dem Einfluss der „liberal federal policy favoring arbitration“ verblieb den Gerichten nur der Rückgriff auf die unconscionability sowie die effective vindication of statutory rights, um einen Gegenpol zur Verwendung der Schiedsvereinbarungen zu bilden. Mit der Entscheidung des Supreme Court in Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle wurde schlagartig das Bewusstsein auf die Möglichkeit der Durchführung von Schiedsverfahren auf Gruppenbasis gelenkt. Hierdurch ergab
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Kapitel 5: Abschließende Betrachtungen
sich die Chance, sowohl der obergerichtlichen Wertschätzung des Schiedsverfahrens gerecht zu werden als auch der schwächeren Partei einen hinreichenden Schutz gegen eine im Individualschiedsverfahren drohende Rechtsverkürzung zu gewähren. Im Gegensatz zur class action, die auf hoheitlicher Anordnung beruht, erfordern die konsensuale Struktur sowie die vertragliche Legitimationsgrundlage des Schiedsverfahrens für die Zulässigkeit der class arbitration besondere Voraussetzungen. Die Zulässigkeit der class arbitration kann sich demnach aus zwei unterschiedlichen Quellen ergeben: Einerseits kann das anwendbare Schiedsverfahrensrecht, unabhängig von den Vereinbarungen der Parteien, die schiedsgerichtliche Befugnis zur Anordnung der class arbitration vorsehen. Ausdrücklich in Bezug auf die class arbitration bestehen keine solchen schiedsverfahrensrechtlichen Kompetenzen. Allerdings wurden z.T. im einzelstaatlichen Schiedsverfahrensrecht bestehende Verbindungskompetenzen auf das Gruppenschiedsverfahren ausgedehnt. Die überwältigende Mehrheit der im Anschluss an die Bazzle-Entscheidung durchgeführten Gruppenschiedsverfahren hat sich hingegen auf eine schiedsvertragliche Analyse hinsichtlich der Beurteilung der Zulässigkeit der class arbitration gestützt. Die ausdrückliche Vereinbarung des Gruppenschiedsverfahrens ist hinsichtlich des protektionistischen Hintergrunds der Verwendung von Schiedsvereinbarungen keine relevante Option. Folglich kommt insbesondere der Auslegung der Schiedsvereinbarung große Bedeutung zu. Verschiedene schiedsvertragliche Bestimmungen, wie das Zugeständnis richteräquivalenter Befugnisse, die Weite der Schiedsvereinbarung oder die Bedeutung der zugrundeliegenden Ansprüche haben Schiedsgerichte immer wieder dazu veranlasst, von einem positiven konkludenten Parteiwillen bezüglich der Zulässigkeit der class arbitration auszugehen. Zumeist aber trafen die Schiedsvereinbarungen keinerlei verwertbare Aussagen zur Zulässigkeit eines Gruppenschiedsverfahrens. Damit kommt insbesondere der Frage nach schiedsvertraglichen Auslegungsregeln erhöhte Bedeutung zu. Während sich die Bazzle-Entscheidung ausdrücklich nur auf die Zuständigkeitsverteilung zwischen Schiedsgericht und staatlichem Gericht bezogen hatte, entnahmen zahlreiche Schiedsgerichte der Entscheidung eine implizite Auslegungsregel, wonach bei schweigenden Schiedsvereinbarungen von der Zulässigkeit der class arbitration ausgegangen werden könne. Während diese Auffassung die Reichweite der Entscheidung verkennt, haben sich andere Schiedsgerichte insbesondere auf die ergänzende Vertragsauslegung oder die Interpretation von Vertragsbedingungen gegen den Verwender zur Untermauerung ihres Auslegungsergebnisses berufen. Grundsätzlich unterfällt das für die Auslegung maßgebliche Instrumentarium dem Schiedsvertragsrecht der einzelnen Bundesstaaten. In diesem Bereich beansprucht der FAA keine Ausschließlichkeit. Wenngleich der Bazzle-Ent-
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scheidung keine positive Auslegungsregel zu entnehmen ist, so hat sie dennoch für den Bereich der class arbitration die Vereinbarkeit des FAA mit einem entsprechenden einzelstaatlichen Auslegungsergebnis deutlich gemacht und so insofern die ehedem bestehende Rechtsprechung der Bundesgerichte relativiert. Die Bedeutung schweigender Schiedsvereinbarungen hat sich im Laufe der Zeit nach der Bazzle-Entscheidung allerdings immer weiter vermindert. Da die schiedsvertragliche Nichtäußerung zur Zulässigkeit der class arbitration i.d.R. der Ausgangspunkt für die schiedsgerichtliche Analyse war, gingen die Verwender der Schiedsvereinbarungen in der Folgezeit dazu über, ihre Formularverträge und allgemeinen Geschäftsbedingungen um einen ausdrücklichen Ausschluss der class arbitration zu ergänzen. Während ein Teil der Gerichte dieses Vorgehen als Ausdruck privatautonomer Regelungsbefugnis wertete und damit als im Einklang mit dem FAA stehend, regte sich insbesondere in Kalifornien Kritik an der Exklusion der class arbitration. Die zu befürchtende Rechtsverkürzung bei Kleinstbeträgen veranlasste den Supreme Court of California zur Invalidierung ausdrücklicher Ausschlussklauseln als Verstoß gegen die guten Sitten. Als allgemeiner Vertragsgrundsatz wird die unconscionability aufgrund der Öffnungsklausel des § 2 FAA a.E. grundsätzlich nicht durch die preemption des FAA erfasst. Das Urteil bildete wohl auch deswegen den Ausgangspunkt für eine ganze Reihe entsprechender Entscheidungen. Regelmäßig erfasste das Verdikt der Sittenwidrigkeit aber nicht die Schiedsklausel in toto, sondern bezog sich lediglich auf den class arbitration waiver. Somit war der Weg zur Durchführung eines Gruppenschiedsverfahrens nach dem Dafürhalten einiger Gerichte abermals frei. Neben der grundlegenden Frage nach der schiedsvertraglichen oder schiedsverfahrensrechtlichen Zulässigkeit der class arbitration stellen sich auch bei der verfahrensrechtlichen Durchführung eines Gruppenschiedsverfahrens zahlreiche Probleme. Bedauerlich in diesem Zusammenhang ist die fehlende höchstgerichtliche Leitung bei dieser Frage. Das verfahrensrechtliche Vakuum zu füllen, haben zwei der größten Schiedsinstitutionen der Vereinigten Staaten von Amerika durch die Formulierung spezifischer Schiedsregeln für die Durchführung von Gruppenschiedsverfahren versucht. Beide Schiedsordnungen orientieren sich stark an der bundesrechtlichen Regelung der class action in den FEDERAL RULES OF CIVIL PROCEDURE. Unklar ist aber schon, inwieweit die Schiedsgerichte bei der Durchführung der class arbitration an die Bestimmungen des due process gebunden sind, um eine Erstreckung der Rechtskraft auch auf die abwesenden Gruppenmitglieder zu erreichen. Richtigerweise ist aber aufgrund des adjudikativen Charakters ein gewisses Mindestmaß an verfahrensrechtlichem Formalismus für eine Bindung unerlässlich. Insbesondere die aus dem
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Kapitel 5: Abschließende Betrachtungen
class action-Verfahren bekannten Verfahrenserfordernisse sind unabdingbar einzuhalten. Die u.U. bestehende Pflicht zur Vertraulichkeit bereitet in diesem Bereich besondere Probleme. Die AAA Supplementary Rules lösen den Konflikt zugunsten der Benachrichtigung der abwesenden Gruppenmitglieder. Darüber hinaus stellen sich beim Gruppenschiedsverfahren aber auch neue Herausforderungen. In jedem Mehrparteienschiedsverfahren ist die Ernennung des Schiedsrichters delikat. Überraschenderweise ergibt sich aus dem repräsentativen Charakter des Gruppenverfahrens eine interessante Lösung des Problems. Der Nichtinanspruchnahme des Rechts zum opt out aus dem Verfahren wird nach U.S.-amerikanischem Verständnis die rückwirkende Zustimmung der abwesenden Gruppenmitglieder zur Durchführung des Verfahrens entnommen. Das gilt auch für die Ernennung des Schiedsrichters. Die exorbitante Bedeutung des class arbitration-Verfahrens wurde zuletzt durch zwei weitere schiedsrechtliche Entscheidungen des Supreme Court betont, die allerdings das baldige Ende des Gruppenschiedsverfahren einleiten könnten. In Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int’l Corp. erteilte der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten der Auffassung, die der Bazzle-Entscheidung für schweigende Schiedsvereinbarungen eine positive bundesrechtliche Auslegungsregel entnahm, ebenso eine klare Absage wie der ergänzenden Vertragsauslegung als schiedsvertragliche Grundlage der class arbitration für einen solchen Fall. Mit der Betonung der konsensualen Grundstruktur des Schiedsverfahrens und der Postulierung des Paradigmas, dass im Falle einer schweigenden Schiedsvereinbarung nicht auf eine Einigung der Parteien hinsichtlich der class arbitration geschlossen werden könne, kreiert der Supreme Court letztlich eine eigenständige negative bundesrechtliche Auslegungsregel für schweigende Schiedsvereinbarungen und verleiht seinem Dogma vom Primat der Privatautonomie und des wirklichen Parteiwillens im Schiedsrecht weitere Kontur. Diese Einordnung der Entscheidung hat auch Konsequenzen für das einzelstaatliche Schiedsvertragsrecht. Aufgrund der klaren Betonung der konsensualen Struktur und der Bindung an den wirklichen Parteiwillen muss davon ausgegangen werden, dass ein Rückgriff auf einzelstaatliche Auslegungsregeln, die in erster Linie normativ geprägt sind und damit auf dem Paradigma der Korrektur des Parteiwillens basieren und nicht auf dessen Ermittlung gerichtet sind, nicht mehr mit dem durch die Stolt-Nielsen-Entscheidung konkretisierten Auslegungskanon des FAA vereinbar ist. Daneben besteht die Möglichkeit konkludenter class arbitration-Verfahren allerdings weiter fort. In AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion stufte der Supreme Court die kalifornische Rechtsprechung zur Unwirksamkeit von ausdrücklichen Ausschlussklauseln als nicht mit dem FAA vereinbar ein. Nach dem Dafürhalten des Gerichts verstießen die in Discover Bank v. Superior Court of Los
Kapitel 5: Abschließende Betrachtungen
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Angeles vom Supreme Court of California aufgestellten Kriterien zur Überprüfung der Sittenwidrigkeit einer ausdrücklichen Ausschlussklausel gegen das Gebot des FAA, allgemeine einzelstaatliche Vertragsgrundsätze diskriminierungsfrei auf Schiedsvereinbarungen anzuwenden. Die kalifornische Discover Bank-Rechtsprechung benachteilige Schiedsvereinbarungen faktisch und deren Anwendung sei aus diesem Grund durch den FAA ausgeschlossen. Zudem widerspreche die class arbitration dem im FAA angelegten Leitbild des Schiedsverfahrens und könne daher auch nicht als Anknüpfungspunkt für eine einzelstaatliche schiedsvertragliche Rechtsregel dienen, die Schiedsvereinbarungen, sei es auch nur teilweise, für unwirksam erklärt. Die Konsequenz des Urteils in Concepcion ist die Immunisierung ausdrücklicher Ausschlussklauseln vor einzelstaatlichen Invalidierungsversuchen. Offen bleibt, ob eine Unwirksamkeit wegen Verstoßes gegen die bundesrechtliche effective vindication of statutory rights-Theorie in Betracht kommt. Trotz dieser Unklarheiten weisen beide Entscheidungen zusammen genommen der class arbitration wohl den Weg in die Zukunft. Zwar mag man ob der chimärischen Natur der class arbitration und der daraus resultierenden Problempotenzierung daran zweifeln, ob ein solches Gruppenverfahren erstrebenswert ist. Vor dem Hintergrund der aufgezeigten Entwicklung des U.S.-amerikanischen Schiedsverfahrensrechts mag für sie zumindest der Wille sprechen, einer aus dem Ruder gelaufenen Verwendung von Schiedsvereinbarungen entgegentreten zu wollen. Andererseits könnte das baldige Ende des Gruppenschiedsverfahrens legislative Bestrebungen wieter befeuern, die sich insbesondere für eine verstärkte Berücksichtigung individualschützender Aspekte innerhalb des Schiedsverfahrens aussprechen. Die Entwicklung des U.S.-amerikanischen Schiedsverfahrensrechts im Verbraucher- und Arbeitnehmerbereich hat von der class action hin zum Individualschiedsverfahren und schließlich zur class arbitration geführt. Die class arbitration führte im Wesentlichen zur Wiederherstellung des Rechtszustandes, der vor der massenhaften Verwendung von Schiedsvereinbarungen in Verbraucher- und Arbeitsverhältnissen im Zivilprozessrecht der USA geherrscht hatte. Die beiden Entscheidungen des Supreme Court in Stolt-Nielsen und Concepcion sind weitere Meilensteine – ob positiv oder negativ, mag jedem Betrachter selbst überlassen bleiben – in dieser Entwicklung. Die im Titel der Arbeit aufgeworfene Frage, ob dieser Weg nunmehr wieder zurück zur class action führt, kann aber leider noch nicht mit Sicherheit beantwortet werden.
Entscheidungsverzeichnis Entscheidungen des Gerichtshofes der Europäischen Union EuGH v. 07.05.2002, Rs. C-478/99, EuZW 2002, 465, 94.
Deutsche Gerichtsentscheidungen BVerfG v. 07.02.1990, 1 BvR 26/84, BVerfGE 81, 242, 92. BVerfG v. 09.07.1980, 2 BvR 701/80, BVerfGE 55, 1, 299. BGH v. 19.05.2011, III ZR 16/11, MDR 2011, 947, 93. BGH v. 05.10.2006, III ZR 166/05, NJW 2006, 3777, 111. BGH v. 13.01.2005, III ZR 265/03, BGHZ 162, 9, 94. BGH v. 19.01.2000, VIII ZR 275/98, NJW-RR 2000, 1002, 111. BGH v. 10.02.1998, XI ZR 305/96, IPRspr. 1998, Nr. 209, 77. BGH v. 29.03.1996, II ZR 124/95, BGHZ 132, 278, 93. BGH v. 31.01.1995, XI ZR 56/94, NJW 1995, 1212, 111. BGH v. 03.11.1993, VIII ZR 106/93, BGHZ 124, 39, 111. BGH v. 21.09.1993, XI ZR 52/92, NJW-RR 1993, 1519, 76. BGH v. 06.06.1991, III ZR 68/90, NJW 1991, 2215, 101, 142. BGH v. 14.03.1990, VIII ZR 18/89, NJW-RR 1990, 817, 210.
BGH v. 11.11.1982, III ZR 77/81, NJW 1983, 867, 299. BGH v. 05.05.1977, III ZR 177/74, BGHZ 68, 356, 101, 141. BGH v. 12.02.1976, III ZR 42/74, RIW 1976, 449, 81. BGH v. 19.11.1970, VII ZR 238/68, VersR 1971, 171, 205. BGH v. 28.11.1963, VII ZR 112/62, BGHZ 40, 320, 76, 82. BGH v. 22.04.1953, II ZR 143/52, NJW 1953, 937, 211. BGH v. 12.02.1952, I ZR 96/51, BGHZ 5, 111, 205. RG v. 19.01.1931, VI 389/30, RGZ 131, 343, 205. OLG Bremen v. 30.10.2008, 2 Sch 2/08, MDR 2009, 465, 94, 137. OLG Celle v. 04.12.2008, 8 Sch 13/07, IPRspr. 2008, 658, 94, 137. OLG Dresden v. 07.12.2007, 11 Sch 0008/07, IPRax 2010, 241, 94, 137. OLG Düsseldorf v. 17.11.1995, 17 U 103/95, RIW 1996, 239, 81. LG Hamburg v. 16.03.1977, 5 O 142/76, IPRspr. 1977, Nr. 6, 76, 81.
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Entscheidungsverzeichnis
Französische Gerichtsentscheidungen Cour de Cassation v. 07.01.1992, 8918708; 89-18726, J.D.I. 119, 707, 309, 313.
U.S.-amerikanische Gerichtsentscheidungen Acorn v. Household Int'l, Inc., 211 F.Supp.2d 1160 (N.D. Cal. 2002) 131, 249. Adkins v. Labor Ready, Inc., 303 F.3d 496 (4th Cir. 2002) 273. Aguilar v. U.S. Immigration and Customs Enforcement Division of the Departement of Homeland Security, 510 F.3d 1 (1st Cir. 2007) 183. Alberici-Eby v. Local 520, Int'l Union of Operating Eng'rs, 992 F.2d 727 (7th Cir. 1993) 141. Alberton v. Commonwealth Land Title Ins. Co., 247 F.R.D. 469 (E.D. Pa. 2008) 21. Albertson's, Inc. v. Amalgamated Sugar Co., 503 F.2d 459 (10th Cir. 1974) 15. Alexander v. Aero Lodge No. 735, Intern. Ass'n of Machinists and Aerospace Workers, AFL-CIO, 565 F.2d 1364 (6th Cir. 1977) 37 f. Alexander v. Yale University, 631 F.2d 178 (2nd Cir. 1980), 19. Alliance to End Repression v. Rochford, 565 F.2d 975 (7th Cir. 1977), 17. Allied-Bruce Terminix Co., Inc. v. Dobson, 513 U.S. 265 (1995), 62, 73, 110, 113 f., 130, 133, 259. Alvarado Morales v. Digital Equipment Corp., 669 F.Supp. 1173 (P.R. 1987), 41. Am. Bankers Ins. Co. of Florida v. Parham, 2008 WL 2185347 (Ala. Cir. Ct. 2008), 201. Am. Centennial Ins. Co. v. Nat'l Casualty Co., 951 F.2d 107 (6th Cir. 1991), 160, 229.
Am. Telephone & Telegraph. Co. v.United Computer Sys., Inc., 7 Fed. Appx. 784 (9th Cir. 2001), 84. Amchem Prods. Inc. v. Windsor, 521 U.S. 591 (1997), 23, 29, 43, 122, 182, 252. American Pipe and Construction Co. v. Utah, 414 U.S. 538 (1974), 13. Anaconda Federal Credit Union, No. 441 v. West, 483 P.2d 909 (Mont. 1971), 268. Anderson v. Comcast Corp., 500 F.3d 66 (1st Cir. 2007), 138, 284. Anderson v. Garner, 22 F.Supp.2d 1379 (N.D. Ga. 1997), 138, 284. Anderson v. John Morrell & Co., 830 F.2d 872 (8th Cir. 1987), 51. Anderson v. Rizzo, 80 F.R.D. 72 (E.D. Pa. 1978), 29. Andrews v. Chevy Chase Bank, 545 F.3d 570 (7th Cir. 2008), 183. Andros Compania Maritima, S.A. v. Marc Rich & Co., A.G., 579 F.2d 691 (2nd Cir. 1978), 320. Aneke v. Am. Express Travel Related Servs., Inc., 841 F.Supp.2d 368 (D.C. 2012), 81. Apanewicz v. General Motors Corp., 80 F.R.D. 672 (E.D. Pa. 1978), 26, 29. Applewhite v. Reichhold Chemicals, Inc., 67 F.3d 571 (5th Cir. 1995), 22. Arguelles-Romero v. Superior Court of Los Angeles County, 184 Cal. App.4th 825 (2010), 263, 273, 283. Armendariz v. Foundation Health Psychare Servs., Inc., 24 Cal.4th 83 (2000), 125, 128, 131 f., 137, 248 ff., 258 f. Armour v. City of Anniston, 597 F.2d 46 (5th Cir. 1979), 19.
Entscheidungsverzeichnis Armstead v. Pingree, 629 F.Supp. 273 (M.D. Fla. 1986), 21. AT&T Mobility L.L.C. v. Concepcion, 131 S. Ct. 1740 (2011), 110, 210, 243, 260, 270, 276, 287, 290, 302 f., 313, 317, 339 ff., 367 f., 371 ff., 380. Autonation USA Corp. v. Leroy, 105 S.W.3d 190 (Tex. Ct. App. 2003), 255. Avis Rent a Car System, Inc. v. Garage Employees Union, Local 272, 791 F.2d 22 (2nd Cir. 1986), 310. Awuah v. Coverall N. America, Inc., 554 F.3d 7 (1st Cir. 2009), 140, 144. Azcon Constr. Co., Inc. v. Golden Hills Resort, Inc., 498 N.W.2d 630 (S.D. 1993), 140. Baby Neal for and by Kanter v. Casey, 43 F.3d 48 (3rd Cir. 1994), 22. Baesler v. Continental Grain Co., 900 F.2d 1193 (8th Cir. 1990), 160, 229. Bailey v. Patterson, 369 U.S. 31 (1962), 19. Baird v. Lynch, 390 F.Supp. 740 (W.D. Wis. 1974), 18. Ballard v. Equifax Check Services, Inc., 186 F.R.D. 589 (E.D. Cal. 1999), 15, 29. Barnett v. W.T. Grant Co., 518 F.2d 543 (4th Cir. 1975), 37. Bazzle v. Green Tree Fin. Corp., 569 S.E.2d 349 (S.C. 2002), 145, 150 f., 165, 201 f. 206 f., 216, 222, 302. Beazley v. Armour, 420 F.Supp. 503 (M.D. Tenn. 1976), 19. Bell Atlantic Corp. v. AT&T Corp., 339 F.3d 294 (5th Cir. 2003), 24. Belles v. Schweiker, 720 F.2d 509 (8th Cir. 1983), 24. Bender v. Williamsport Area School District, 475 U.S. 534 (1986), 66. Bentley v. Honeywell Intern., Inc., 223 F.R.D. 471 (S.D. Ohio 2004), 21. Berger v. Compaq Computer Corp., 257 F.3d 475 (5th Cir. 2001), 26, 32. Berger v. Xerox Corp. Retirement Income Guarantee Plan, 338 F.3d 755 (7th Cir. 2003), 55. Berland v. Mack, 48 F.R.D. 121 (S.D.N.Y. 1969), 52.
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Berman v. Narragansett Racing Ass'n, 414 F.2d 311 (1st Cir. 1969), 17, 30. Bernhardt v. Polygraphic Company of America, Inc., 350 U.S. 198 (1956), 70, 108, 230. Bess v. DirecTV, Inc.,, 815 N.E.2d 455 (Ill. App. Ct. 2004), 241, 329. Blades v. Monsanto Co., 400 F.3d 562 (8th Cir. 2005), 41. Bledsoe v. Crowley, 849 F.2d 639 (D.C. Cir. 1988), 85. Blue Cross of California v. Superior Court of Los Angeles County, 67 Cal. App.4th 42 (1998), 64, 73, 113, 157 f., 226, 230 f. Blue Tree Corp. v. Koehring Co., 754 F.Supp. 26 (S.D.N.Y. 1990), 320. Bolton v. Murray Envelope Corp., 553 F.2d 881 (5th Cir. 1977), 38. Booker v. Robert Half Int'l, Inc., 413 F.3d 77 (D.C. Cir. 2005), 248. Boomer v. AT&T Corp., 309 F.3d 404 (7th Cir. 2002), 107, 259. Booth v. General Dynamics Corp., 264 F.Supp. 465 (N.D. Ill. 1967), 36, 52. Borcherding-Dittloff v. Transworld Systems, Inc., 185 F.R.D. 558 (W.D. Wis 1999), 29. Bowe v. Colgate-Palmolive Co., 416 F.2d 711 (7th Cir. 1969), 38. Bowen v. General Motors Corp. A C Spark Plug Div., 542 F.Supp. 94 (N.D. Ohio), 29, 58. Boyd v. Ozark Air Lines, Inc., 568 F.2d 50 (8th Cir. 1977), 15. Boyden v. Lamb, 25 N.E. 609 (Mass. 1890), 356. Boynton v. Carswell, 233 S.E.2d 185 (Ga. 1977), 158. Boynton v. Lenox Square, Inc., 207 S.E.2d 446 (Ga. 1974), 358. Bradford v. Rockwell Semiconductor Systems, Inc., 238 F.3d 549 (4th Cir. 2001), 124. Brennan v. ACE INA Holdings, Inc., 2002 WL 1804918 (E.D. Pa. 2002), 159, 241, 329. Bridge Fund Capital Corp. v. Fastbucks Franchise Corp., 622 F.3d 996 (9th
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Entscheidungsverzeichnis
Cir. 2010), 81, 130, 137, 248 ff., 261, 283. Broemmer v. Abortion Servs. of Phoenix, Ltd., 840 P.2d 1013 (Ariz. 1992), 96. Brown v. Wheat First Securities, Inc., 257 F.3d 821 (D.C. Cir. 2001), 259 f. Bruni v. Didion, 160 Cal. App.4th 1272 (2008), 130. Brunson v. Board of Trustees of School District No. 1 of Clarendon County, South Carolina, 311 F.2d 107 (4th Cir. 1962), 2. Buckeye Check Cashing, Inc. v. Cardegna, 546 U.S. 440 (2006), 73, 109, 260, 266. Buford v. H & R Block, Inc., 168 F.R.D. 340 (S.D. Ga. 1996), 15, 17, 19, 22, 45. Burger-Fisher v. Degussa, Vogel et al. v. Degussa, Lichtman et al. v. Siemens AG and Klein et al. v. Siemens AG, 65 F.Supp.2d 248 (N.J. 1999), 5. Butler v. McKey, 128 F.2d 373 (9th Cir. 1943), 50. Butterworth v. Quick & Reilly, Inc., 171 F.R.D. 319 (M.D. Fla. 1997), 28. Cafeteria and Restaurant Workers Union, Local 473, AFL-CIO v. McElroy, 367 U.S. 886 (1961), 294. Caley v. Gulfstream Aerospace Corp., 428 F.3d 1359 (11th Cir. 2005), 255, 262, 273. Campbell v. General Dynamics Gov't Sys. Corp., 407 F.3d 546 (1st Cir. 2005), 95. Camper v. Calumet Petrochemicals, Inc., 584 F.2d 70 (5th Cir. 1978), 19. Cappuccitti v. DirecTV, Inc., 623 F.3d 1118 (11th Cir. 2010), 272. Cardenas v. AmeriCredit Fin. Servs. Inc., 2010 WL 3719851 (N.D. Cal. 2010), 130, 263. Cargill Rice, Inc. v. Empresa Nicaraguense Dealimentos Basicos, 25 F.3d 223 (4th Cir. 1994), 310. Carideo v. Dell, Inc., 520 F.Supp.2d 1241 (W.D. Wash. 2007), 81, 281. Carnival Cruise Lines, Inc. v. Shute, 499 U.S. 585 (1991), 132 f.
Caroline C. by and through Carter v. Johnson, 174 F.R.D. 452 (Neb. 1996), 17, 35, 37. Carpenter v. Davis, 424 F.2d 257 (5th Cir. 1970), 18. Carpenter v. Hall, 311 F.Supp. 1099 (S.D. Tex. 1970), 31. Cass Clay, Inc. v. Northwestern Public Service Co., 63 F.R.D. 34 (S.D. 1974), 36. Castano v. American Tobacco Co., 84 F.3d 734 (5th Cir. 1996), 42 f., 45. Central Wesleyan College v. W.R. Grace & Co., 143 F.R.D. 628 (S.C. 1992), 22. Certain Underwriters at Lloyd's London v. Westchester Fire Ins. Co., 489 F.3d 580 (3rd Cir. 2007), 162. Chalk v. T-Mobile USA, Inc., 560 F.3d 1087 (9th Cir. 2009), 128, 247, 261, 271 f., 283 f. Champ v. Siegel Trading Co., Inc., 55 F.3d 269 (7th Cir. 1995), 97, 149, 159, 228 ff. Chen-Oster v. Goldman, Sachs & Co., 2011 WL 1795297 (S.D.N.Y. 2011), 338. Chiron Corp. v. Ortho Diagnostic Sys., Inc., 207 F.3d 1126 (9th Cir. 2000), 142, 283. Chisholm v. U.S. Postal Service, 665 F.2d 482 (4th Cir. 1981), 37. Choice Hotels Int'l, Inc. v. Chewl's Hospitality, Inc., 91 Fed. Appx. 810 (4th Cir. 2003), 81. Cicle v. Chase Bank USA, 583 F.3d 549 (8th Cir. 2009), 81, 243, 261, 273. Circuit City Stores, Inc. v. Adams, 279 F.3d 889 (9th Cir. 2002), 109, 127, 131, 137. Circuit City Stores, Inc. v. Adams, 532 U.S. 105 (2001), 63. Citigroup Global Markets, Inc. v. Bacon, 562 F.3d 349 (5th Cir. 2009), 322. City of Chicago v. Allen Bradley Co., 32 F.R.D. 448 (N.D. Ill. 1963), 28. Clerk v. ACE Cash Exp., Inc., 2010 WL 364450 (E.D. Pa. 2010), 81, 133, 261, 281.
Entscheidungsverzeichnis Cohen v. DirecTV, Inc., 142 Cal. App.4th 1442 (2006), 91, 106, 247, 283. Cole v. Int'l Security Servs., 105 F.3d 1465 (D.C. Cir. 1997), 307. Coley v. Clinton, 635 F.2d 1364 (8th Cir. 1980), 37. Colorado Cross-Disability Coalition v. Taco Bell Corp., 184 F.R.D. 354 (Colo. 1999), 17. Comb v. Paypal, Inc., 218 F.Supp.2d 1165 (N.D. Cal. 2002), 96, 137, 283. Comedy Club, Inc. v. Improv. W. Assocs., 553 F.3d 1277 (9th Cir. 2009), 322. Compania Espanola de Petroleus, S.A. v. Nereus Shipping, S.A., 527 F.2d 966 (2nd Cir. 1975), 153, 308. Coneff v. AT&T Corp., 673 F.3d 1155 (9th Cir. 2012), 367. Cook County College Teachers Union, Local 1600, Am. Federation of Teachers, AFL-CIO v. Byrd, 456 F.2d 882 (7th Cir. 1972), 15. Countrywide Fin. Corp. v. Bundy, 187 Cal. App.4th 234 (2010), 361. County of McHenry v. Ins. Co. of the West, 438 F.3d 813 (7th Cir. 2006), 140. Cox v. American Cast Iron Pipe Co., 784 F.2d 1146 (11th Cir. 1986), 22. Craft v. Campbell Soup Co., 161 F.3d 1199 (9th Cir. 1998), 63. Crawford Group, Inc. v. Holekamp, 543 F.3d 971 (8th Cir. 2008), 310. Cross v. National Trust Life Ins. Co., 553 F.2d 1026 (6th Cir. 1977), 31. CRS Sirrine Engineers, Inc. v. Aetna Casualty and Surety Co., 1997 WL 136355 (D. Mass. 1997), 90. Cruz v. Cingular Wireless, L.L.C., 648 F.3d 1205 (11th Cir. 2011), 368. Cullman Ventures, Inc. v. Conk, 682 A.D.2d 222 (N.Y. App. Div. 1998), 324. Cutler v. 65 Sec. Plan, 831 F.Supp. 1008 (E.D.N.Y. 1993), 36. Dale v. Comcast Corp., 498 F.3d 1216 (11th Cir. 2007), . 91, 106, 247, 271, 283 f.
387
D'Antuono v. Serv. Road Corp., 2011 WL 2175932 (D. Conn. 2011), 368. Darvin v. International Harvester Co., 610 F.Supp. 255 (S.D.N.Y. 1985), 27. Davis v. Chase Bank USA, N.A., 299 Fed. Appx. 662 (9th Cir. 2008), 78. Davis v. Coca-Cola Bottling Co. Consol., 516 F.3d 955 (11th Cir. 2008), 38. Davis v. Cook, 80 F.Supp. 443 (N.D. Ga. 1948), 2. Davis v. Prudential Sec., Inc., 59 F.3d 1186 (11th Cir. 1995), 296 f. Davis v. Weir, 497 F.2d 139 (5th Cir. 1974), 37. Dealer Computer Servs., Inc. v. Dub Herring Ford, 648 F.3d 348 (6th Cir. 2010), 361. Dealer Computer Servs., Inc. v. Dub Herring Ford, 547 F.3d 558 (6th Cir. 2008), 361. Dealer Computer Servs., Inc. v. Fox Valley Ford, 310 Fed. Appx. 749 (6th Cir. 2009), 361. Dean Witter Reynolds, Inc. v. McCoy, 995 F.2d 649 (6th Cir. 1993), 140. Dean Witter Reynolds, Inc. v. McDonald, 758 So.2d 539 (Ala. 1999), 140. DeJulius v. New England Health Care Employees Pension Fund, 429 F.3d 935 (10th Cir. 2005), 53. Del E. Webb Constr. v. Richardson Hosp. Auth., 823 F.2d 145 (5th Cir. 1987), 160, 229. Delta Funding Corp. v. Harris, 912 A.2d 104 (N.J. 2006), 262, 273. Denny v. Barber, 576 F.2d 465 (2nd Cir. 1978), 19. Deposit Guaranty Nat'l Bank, Jackson, Mississippi v. Roper, 445 U.S. 326 (1980), 182. Desiderio v. Nat'l Ass'n of Sec. Dealers, 191 F.3d 198, 206 (2nd Cir. 1999), 297. Diaz-Ramos v. Hyundai Motor Co., 501 F.3d 12 (1st Cir. 2007), 183.
388
Entscheidungsverzeichnis
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Dumais v. American Golf Corp., 299 F.3d 1216 (10th Cir. 2002), 134. Dura-Bilt Corp. v. Chase Manhattan Corp., 89 F.R.D. 87 (S.D.N.Y. 1981), 24. Dziennik v. Sealift, Inc., 2007 WL 1580080 (E.D.N.Y. 2007), 46. East Texas Motor Freight System Inc. v. Rodriguez, 431 U.S. 395 (1977), 19. Edelist v. MBNA America Bank, 790 A.2d 1249 (Del. Super. Ct. 2001), 273. Edmondson v. Simon, 86 F.R.D. 375 (N.D. Ill. 1980), 19. Edwards v. Blockbuster, Inc., 400 F.Supp.2d 1305 (E.D. Ok. 2005), 95. Eisen v. Carlisle & Jacquelin, 391 F.2d 555 (2nd Cir. 1968), 1 f., 16, 27 f., 31, 35, 253. Eisen v. Carlisle & Jacquelin, 417 U.S. 156 (1974), 45, 52, 54. Eliasen v. Green Bay & W. R. Co., 93 F.R.D. 408 (E.D. Wis. 1982), 35 f. Elmore v. Chicago & Illinois Midland Railway Co., 782 F.2d (7th Cir. 1986), 297. Emig v. American Tobacco Co., Inc., 184 F.R.D. 379 (Kan. 1998), 23. Employers Ins. Co. of Wausau v. Century Indemnity Co., 443 F.3d 573 (7th Cir. 2006), 239 f., 329. Engalla v. Permanente Medical Group, Inc., 938 P.2d 903 (Cal. 1997), 135. English v. General Electric Co., 496 U.S. 72 (1990), 108. Episcopal Housing Corp. v. Fed. Ins. Co., 255 S.E.2d 451 (S.C. 1979), 219. Erie R. Co. v. Tompkins, 304 U.S. 64 (1938), 67 ff. Esler v. Northrop Corp., 86 F.R.D. 20 (W.D. Mo. 1979), 36. Eubanks v. Billington, 110 F.3d 87 (D.C. Cir. 1997), 38. Evans v. American Credit Systems, Inc., 222 F.R.D. 388 (Neb. 2004), 40. Fantastic Sams Franchise Corp. v. FSRO Association Ltd., 683 F.3d 18 (1st Cir. 2012), 333.
Entscheidungsverzeichnis FDIC v. Air Fla. Sys., Inc., 822 F.2d 833, 842 Fn.9 (9th Cir. 1987), 297. Fed. Deposit Ins. Corp. v. Air Florida System, Inc., 822 F.2d 833 (9th Cir. 1987), 297. Fedotov v. Peter T. Roach and Associates, P.C., 354 F.Supp.2d 471 (S.D.N.Y. 2005), 47. Feinstein v. Firestone Tire and Rubber Co., 535 F.Supp. 595 (S.D.N.Y. 1982), 19. Fensterstock v. Education Fin. Partners Corp., 611 F.3d 124 (2nd Cir. 2010), 81, 247, 251, 263, 271, 274, 281 ff., 352, 371. Ferro Corp. v. Garrision Indus., Inc., 142 F.3d 926 (6th Cir. 1998), 89, 143. Fickinger v. C.I. Planning Corp., 103 F.R.D. 529 (E.D. Pa. 1984), 16, 26. Fidelis Corp. v. Litton Industries, Inc., 293 F.Supp. 164 (S.D.N.Y. 1968), 26. Fieger v. Pitney Bowes Credit Corp., 251 F.3d 386 (2nd Cir. 2001), 325. First Options of Chicago, Inc. v. Kaplan, 514 U.S. 938 (1995), 100, 141 f., 170, 321. Fiser v. Dell Computer Corp., 188 P.3d 1215 (N.M. 2008), 278. Fishel v. BASF, 175 F.R.D. 525 (S.D. Iowa 1997), 5. Fisher v. General Steel Domestic Sales, L.L.C., 2010 WL 3791181 (D. Colo. 2010), 330. Fleetwood Enters. Inc. v. Gaskamp, 280 F.3d 1069 (5th Cir. 2002), 83 f. Flynn v. Labor Ready, Inc., 775 N.Y.S.2d 357 (App. Div. 2004), 241, 329. Forbush v. J.C. Penney Co., Inc., 994 F.2d 1101 (5th Cir. 1993), 21 f. Ford v. NYLCare Health Plans of the Gulf Coast, Inc., 141 F.3d 243 (5th Cir. 1998), 82, 86. Foster v. Mobile County Hospital Bd., 398 F.2d 227 (5th Cir. 1968), 16. Franco v. Athens Disposal Co., Inc., 171 Cal. App.4th 1277 (2009), 91, 106 243, 249, 256, 258, 283.
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Frazier v. Citifinancial Corp., L.L.C., 604 F.3d 1313 (11th Cir. 2010), 322. Frumkin v. Jones, 129 F.Supp.2d 370 (D. N.J. 2001), 5. Fymbo v. State Farm Fire and Cas. Co., 213 F.3d 1320 (10th Cir. 2000), 31. Gade v. Nat'l Solid Wastes Management Ass'n, 505 U.S. 88 (1992), 107, 259. Gallus Inv., L.P. v. Pudgie's Famous Chicken, Ltd., 134 F.3d 231 (4th Cir. 1998), 89. Gammaro v. Thorp Consumer Discount Co., 828 F.Supp. 673 (Minn. 1993), 160, 228. Gantt v. Clemson Agricultural College of South Carolina, 320 F.2d 611 (4th Cir. 1963), 2. Garcia v. DirecTV, Inc., 115 Cal. App.4th 297 (2004), 161, 236, 241, 288, 329. Garcia v. Gloor, 618 F.2d 264 (5th Cir. 1980), 21. Garonzik v. Shearson Hayden Stone, Inc., 574 F.2d 1220 (5th Cir. 1978), 33. Garrish v. United Auto., Aerospace, and Agricultural Implement Workers of America, 149 F.Supp.2d 326 (E.D. Mich. 2001), 26. Gay v. CreditInform, Inc., 511 F.3d 369 (3rd Cir. 2007), 74, 81, 132, 170, 183, 199, 243, 262, 273 f., 276, 284. General Elec. Co v. Deutz AG, 270 F.3d 144 (3rd Cir. 2001), 74. General Tel. Co. of the Northwest, Inc. v. Equal Employment Opportunity Commission, 446 U.S. 318 (1980), 20 f. General Tel. Co. of the Southwest v. Falcon, 457 U.S. 147 (1982), 13, 21, 23, 32, 56, 183. Gentry v. Superior Court of Los Angeles, 42 Cal.4th 443 (2007), 91, 106, 132 f., 139, 243, 249, 254, 256, 258, 261, 283, 368. Genus Credit Management Corp. v. Jones, 2006 WL 905936 (D. Md. 2006), 361.
390
Entscheidungsverzeichnis
George v. United Federal Sav. and Loan Ass'n, 63 F.R.D. 631 (N.D. Ga. 1974), 36. Georgia Ass'n of Retarded Citizens v. McDaniel, 716 F.2d 1565 (11th Cir. 1983), 17. Gibson v. Local 40, Supercargoes and Checkers of Intern. Longshoremen's and Warehousemen's Union, 543 F.2d 1259 (9th Cir. 1976), 37. Gilmer v. Interstate/Johnson Lane Corp., 500 U.S. 20 (1991), 106, 115 f., 118 f., 125, 244, 253 ff., 257, 266, 270, 276, 369. Gipson v. Cross Country Bank, 354 F.Supp.2d 1278 (M.D. Ala. 2005), 241, 284, 329. Glover v. Johnson, 85 F.R.D. 1 (E.D. Mich. 1977), 18. Golden v. City of Columbus, 404 F.3d 950 (6th Cir. 2005), 21. Goldwater v. Alston & Bird, 116 F.R.D. 342 (S.D. Ill. 1987), 45. Gomez by Hernandez v. Comerford, 833 F.Supp. 702 (N.D. Ill. 1993), 31. Gonzalez v. City of New York, 396 F.Supp.2d 411 (S.D.N.Y. 2005), 51. Gordon v. Branch Banking and Trust, 2011 WL 1111718 (11th Cir. 2011), 261, 271, 283. Gov't of the United Kingdom of Great Britain v. Boeing Co., 998 F.2d 68 (2nd Cir. 1993), 160, 229. Grace v. MacArthur, 170 F.Supp. 442 (E.D. Ark. 1959), 68. Grasty v. Amalgamated Clothing and Textile Workers Union, AFL-CIO, CLC, 828 F.2d 123 (3rd Cir. 1987), 27. Green Tree Fin. Corp. – Alabama v. Randolph, 531 U.S. 79 (2000), 117 ff., 123 f., 255 ff., 369. Green Tree Fin. Corp. v. Bazzle, 539 U.S. 444 (2003), 7, 91, 106, 113, 126, 139, 142, 145, 147, 151 f., 160 ff., 165, 169 f., 174, 176, 187, 192 f., 195, 198 ff., 202 f., 216, 227, 232 ff., 239 f., 241, 246, 250, 252, 282, 287 f., 312 ff., 323, 330, 352, 377.
Green v. Wolf Corp., 406 F.2d 291 (2nd Cir. 1968), 27, 40. Greenspan v. Brassler, 78 F.R.D. 130 (S.D.N.Y. 1978), 27. Griffin v. Burns, 570 F.2d 1065 (1st Cir. 1978), 37. Grigsby v. North Mississippi Medical Center, Inc., 586 F.2d 457 (5th Cir. 1978), 27. Grossman v. Waste Management, Inc., 100 F.R.D. 781 (N.D. Ill. 1984), 27, 29. Guaranty Trust Co. of N.Y. v. York, 326 U.S. 99 (1945), 69. Guida v. Home Saving of America, Inc., 2011 WL 2550467 (E.D.N.Y. 2011), 330. Gunnells v. Healthplan Services, Inc., 348 F.3d 417 (4th Cir. 2003), 24, 40, 46. Guyden v. Aetna, Inc., 544 F.3d 376 (D.C. Cir. 2008), 307. Hall Street Assocs., L.L.C. v Mattel, Inc., 128 S. Ct. 1396 (2008), 252, 320 ff., 350, 361. Hall v. Werthan Bag Corp., 251 F.Supp. 184 (M.D. Tenn. 1966), 2. Halprin v. Verizon Wireless Servs., L.L.C., 2008 WL 961239 (D.N.J. 2008), 81. Halverson v. Convenient Food Mart, Inc., 458 F.2d 927 (7th Cir. 1972), 32. Hanlon v. Chrysler Corp., 150 F.3d 1011 (9th Cir. 1998), 56. Hanna v. Plumer, 380 U.S. 460 (1965), 69. Hansberry v. Lee, 311 U.S. 32 (1940), 2, 11. 13, 26, 30, 295. Harris v. Shearson Hayden Stone, Inc., 441 N.Y.S.2d 70 (App. Div. 1981), 160. Harriss v. Pan American World Airways, Inc., 74 F.R.D. 24 (N.D. Cal.), 31. Hartford Lloyd's Ins. Co. v. Teachworth, 898 F.2d 1058 (5th Cir. 1990), 355. Hasbro, Inc. v. Catalyst USA, Inc., 367 F.3d 689 (7th Cir. 2003), 320. Hayes v. County Bank, 26 A.D.3d 465 (N.Y. App. Div. 2006), 262, 273.
Entscheidungsverzeichnis Healy v. Loeb Rhoades & Co., 99 F.R.D. 540 (N.D. Ill. 1983), 32. Heerwagen v. Clear Channel Communications, 435 F.3d 219 (2nd Cir. 2006), 41. Hicks v. Macy's Departement Stores, Inc., 2006 WL 2595941 (N.D. Cal. 2006), 133, 261. Hill v. Butterworth, 170 F.R.D. 509 (N.D. Fla. 1997), 20. Hirschfeld v. Stone, 193 F.R.D. 175 (S.D.N.Y. 2000), 30. Hirsh v. State of Israel, 962 F.Supp. 377 (S.D.N.Y. 1997), 5. Hodgson v. Bowerbank, 9 U.S. 303 (1809), 66. Hoffman v. Citibank, 546 F.3d 1078 (9th Cir. 2008), 78, 81, 91, 106, 263. Hohmann v. Packard Instrument Co., 399 F.2d 711 (7th Cir. 1968), 27. Holmes v. Continental Can Co., 706 F.2d 1144 (11th Cir. 1983), 38. Homa v. Am. Express Co., 2012 WL 3594231 (3rd Cir. 2012), 367. Homa v. Am. Express Co., 558 F.3d 225 (3rd Cir. 2009), 79, 81, 247, 261, 271 f., 274 f., 281, 284. Homa v. Am. Express Co., 2010 WL 4116481 (D.N.J. 2010), 243. Howard v. Klynveld Peat Marwick Goerdeler, 977 F.Supp. 654 (S.D.N.Y. 1997), 160. Howsam v. Dean Witter Reynolds, Inc., 537 U.S. 79 (2002), 140 ff., 282. Huebner v. Ochberg, 87 F.R.D. 449 (E.D. Mich. 1980), 20. Iberia Credit Bureau, Inc. v. Cingular Wireless LLC, 379 F.3d 159 (5th Cir 2004), 134, 262, 273, 307. In re A.H. Robins Co., Inc., 880 F.2d 709 (4th Cir. 1989), 17, 36. In re Am. Express Merchants' Litigation, 681 F.3d 139 (2nd Cir. 2012), 369. In re Am. Express Merchants' Litigation, 667 F.3d 204 (2nd Cir. 2012), 282, 369 ff. In re Am. Express Merchants' Litigation, 634 F.3d 187 (2nd Cir. 2011), 118, 124, 255, 369.
391
In re Am. Express Merchants' Litigation, 554 F.3d 300 (2nd Cir. 2009), 138, 243, 282, 284. In re Antibiotic Antitrust Actions, 333 F.Supp. 278 (S.D.N.Y. 1971), 45. In re Arbitration Between U.S. Turnkey Exploration, Inc. and PSI, Inc., 577 So.2d 1131 (La. Ct. App. 1991), 210. In re Austrian and German Holocaust Litigation, 250 F.3d 156 (2nd Cir. 2001), 5. In re Bridgestone/Firestone, Inc., Tires Products Liability Litigation, 333 F.3d 763 (7th Cir. 2003), 26. In re Bristol Bay, Alaska, Salmon Fishery Antitrust Litigation, 78 F.R.D. 622 (W.D. Wash.), 31, 45. In re Bromine Antitrust Litigation, 203 F.R.D. 403 (S.D. Ind. 2001), 28. In re California Micro Devices Securities Litigation, 168 F.R.D. 157 (N.D. Ill. 1996), 33. In re Cotton Yarn Antitrust Litigation, 505 F.3d 274 (4th Cir. 2007), 118, 124. In re Data Access Systems Securities Litigation, 103 F.R.D. 130 (N.J. 1984), 29. In re Dennis Greenman Securities Litigation, 829 F.2d 1539 (11th Cir. 1987), 35 f. In re Domestic Air Transp. Antitrust Litigation, 137 F.R.D. 677 (N.D. Ga. 1991), 45. In re Drexel Burnham Lambert Group, Inc., 960 F.2d 285 (2nd Cir. 1992), 36. In re General Motors Corp. Pick-Up Truck Fuel Tank Products Liability Litigation, 55 F.3d 768 (3rd Cir. 1995), 1. In re Hartford Sales Practices Litigation, 192 F.R.D. 592 (Minn. 1999), 40. In re Home-Stake Production Co. Securities Litigation, 76 F.R.D. 351 (N.D. Okla), 21. In re Integra Realty Resources, Inc., 354 F.3d 1246 (10th Cir. 2004), 53.
392
Entscheidungsverzeichnis
In re Inter-Op Hip Prosthesis Liability Litigation, 204 F.R.D. 330 (N.D. Ohio), 44. In re Joint Eastern & Southern Dist. Asbestos Litigation, 78 F.3d 764 (2nd Cir. 1996), 57. In re Lease Oil Antitrust Litigation (No. II), 186 F.R.D. 403 (S.D. Tex. 1999), 56. In re Linerboard Antitrust Litigation, 305 F.3d 145 (3rd Cir. 2002), 41. In re Microsoft Corp. Antitrust Litigation, 218 F.R.D. 449 (Md. 2003), 32. In re Monumental Life Ins. Co., 365 F.3d 408 (5th Cir. 2004), 38. In re Nassau County Strip Search Cases, 461 F.3d 219 (2nd Cir. 2006), 41. In re New England Mut. Life Ins. Co. Sales Practices Litigation, 183 F.R.D. 33 (Mass. 1998), 35. In re Orthopedic Bone Screw Products Liability Litigation, 202 F.R.D. 154 (E.D. Pa. 2001), 21 f., 28. In re Oxford Health Plans, Inc., 191 F.R.D. 369 (S.D.N.Y. 2000), 15, 20 f., 29. In re Parcel Tanker Shipping Servs. Antitrust Litigation, 296 F.Supp.2d 1370 (JPML 2003), 318. In re Plywood Anti-Trust Litigation, 76 F.R.D. 570 (E.D. Pa. 1976), 32. In re Potash Antitrust Litigation, 159 F.R.D. 682 (Minn. 1995), 40. In re Prempro, 230 F.R.D. 555 (E.D. Ark. 2005), 1. In re Priceline.com Inc., 236 F.R.D. 89 (Conn. 2006), 27. In re Ski Train Fire in Kaprun, Austria on November 11, 2000, 220 F.R.D. 195 (S.D.N.Y. 2004), 27. In re South Central States Bakery Products Antitrust Litigation, 86 F.R.D. 407 (M.D. La.), 27, 29. In re Terazosin Hydrochloride Antitrust Litigation, 203 F.R.D. 551 (S.D. Fla. 2001), 46. In re Three Mile Island Litigation, 87 F.R.D. 433 (M.D. Pa. 1980), 43.
In re Visa Check/MasterMoney Antitrust Litigation, 280 F.3d 124 (2nd Cir. 2001), 24, 41. In re West Virginia Rezulin Litigation, 585 S.E.2d 52 (W. Va. 2003), 42. In re Wood, 140 S.W.3d 367 (Tex. 2004), 201, 241, 287, 329. In re Workers' Compensation, 130 F.R.D. 99 (Minn. 1990), 15, 21 f., 29, 45. In the Matter of Brady v. Williams Capital Group, 928 N.E.2d 383 (2010), 124. In the Matter of Continental Energy Associates v. Asea Brown Boveri, 192 A.D.2d 467 (N.Y. App. Div. 1993), 324. In the matter of Rhone-Poulenc Rorer, Inc., 51 F.3d 1293 (7th Cir. 1995), 1. Indep. Ass'n of Mailbox Center Owners, Inc. v. Superior Court of San Diego County, 133 Cal. App.4th 396 (2005), 158, 223, 249, 263. Industrotech Constructors, Inc. v. Duke University, 314 S.E.2d 272 (N.C. Ct. App. 1984), 306. Ingle v. Circuit City Stores, Inc., 328 F.3d 1165 (9th Cir. 2003), 130, 133, 249, 283 f. Ingram v. Joe Conrad Chevrolet, Inc., 90 F.R.D. 129 (Ky. 1981), 29. Inmates of Lycoming County Prison v. Strode, 79 F.R.D. 228 (M.D. Pa. 1978), 24. Ins. Co. v. Morse, 87 U.S. 445 (1874), 102. International Shoe Co. v. State of Wash., Office of Unemployment Compensation and Placement, 326 U.S. 310 (1945), 49, 68. International Union, United Mine Workers of America v. Marrowbone Development Co., 232 F.3d 383 (4th Cir. 2000), 210. Int'l Paper Co. v. Schwabedissen Maschinen & Anlagen GmbH, 206 F.3d 411 (4th Cir. 2000), 132. Int'l Union v. Cummins, Inc., 434 F.3d 478 (6th Cir. 2006), 140.
Entscheidungsverzeichnis Int'l Woodworkers of America, AFLCIO, CLC v. Georgia-Pacific Corp., 568 F.2d 64 (8th Cir. 1977), 16. Irving Trust Co v. Nationwide Leisure Corp., 95 F.R.D. 51 (S.D.N.Y. 1982), 20. Issen v. GSC Enterprises, Inc., 522 F.Supp. 390 (N.D. Ill. 2981), 29. Izzy v. Mesquite Country Club, 186 Cal. App.3d 1309 (1986), 158, 223, 289. Jacada (Europe), Ltd. v. Int'l Marketing Strategies, Inc., 401 F.3d 701 (6th Cir. 2004), 89. Jack v. American Linen Supply Co., 498 F.2d 122 (5th Cir. 1974), 20. Jackson v. Rapps, 132 F.R.D. 226 (W.D. Miss. 1990), 29. Jeffers v. Whitley, 309 F.2d 621 (4th Cir. 1962), 2. Jenkins v. First Am. Cash Advance of Georgia, L.L.C., 400 F.3d 868 (11th Cir. 2005), 262, 273. JLM Indus., Inc. v. Stolt-Nielsen S.A., 387 F.3d 163 (2nd Cir. 2004), 318. Jock v. Sterling Jewelers Inc., 646 F.3d 113 (2nd Cir. 2011), 337, 361, 365. John Wiley & Sons, Inc. v. Livingston, 376 U.S. 543 (1964), 141. Johnson v. American Credit Co. of Georgia, 581 F.2d 526 (5th Cir. 1978), 19, 22, 37. Johnson v. Brelje, 482 F.Supp. 121 (N.D. Ill. 1979), 18. Johnson v. Carmax, Inc., 2010 WL 2802478 (E.D. Va. 2010), 83. Johnson v. Chase Manhattan Bank USA, N.A., 13 A.D.3d 332 (N.Y. App. Div. 2004), 133. Johnson v. General Motors Corp., 598 F.2d 432 (5th Cir. 1979), 51. Johnson v. Georgia Highway Exp., Inc., 417 F.2d 1122 (5th Cir. 1969), 26. Johnson v. Long John Silver's Restaurants, Inc., 320 F.Supp.2d 656 (M.D. Tenn. 2004), 241, 329. Johnson v. Midland Career Institute, Inc., 1993 WL 420954 (N.D. Ill. 1993), 32.
393
Johnson v. West Suburban Bank, 225 F.3d 366 (3rd Cir. 2000), 183, 228, 255. Johnson v. Yeilding, 165 F.Supp. 76 (N.D. Ala. 1958), 2. Kaltwasser v. Cingular Wireless LLC, 543 F.Supp.2d 1124 (N.D. Cal. 2008), 81, 249, 263. Kamaya Co., Ltd. v. am. Property Consultants, Ltd., 959 P.2d 1140 (Wash. Ct. App. 1998), 86. Kaneff v. Delaware Title Loans, Inc, 587 F.3d 616 (3rd Cir 2009), 78, 81, 124, 244, 261, 272, 281. Karvaly v. eBay, Inc., 245 F.R.D. 71 (E.D.N.Y. 2007), 24. Katz v. Carte Blanche Corp., 496 F.2d 747 (3rd Cir. 1974), 48. Keating v. Superior Court of Alameda County, 167 Cal. Rptr. 481 (1980), 152 f. Keating v. Superior Court of Alameda County, 31 Cal.3d 584 (1982), 71, 131, 149, 152 ff., 156 ff., 179, 198, 201, 216 f., 221 f., 229, 287 ff., 302, 360. Kelley v. Galveston Autoplex, 196 F.R.D. 471 (S.D. Tex. 2000), 19. Kellner v. Madoff, 2008 WL 52331154 (E.D.N.Y 2008), 5. Kempner v. Town of Greenwich, 249 F.R.D. 15 (Conn. 2008), 21. Kilmer v. Flocar, Inc., 212 F.R.D. 66 (D.S.D.N.Y. 2002), 90. Kincade v. General Tire and Rubber Co., 635 F.2d 501 (5th Cir. 1981), 37. King v. Advance America, Cash Advance Centers, Inc., 2011 WL 681070 (3rd Cir. 2011), 243, 282 f. Kingsepp v. Wesleyan University, 142 F.R.D. 597 (S.D.N.Y. 1992), 31. Kinkel v. Cingular Wireless L.L.C., 857 N.E.2d 250 (Ill. 2006), 130, 244, 247 f., 250 f., 262, 271, 282 ff. Kinney v. United Healthcare Servs., Inc., 70 Cal. App.4th 1322 (1999), 137. Klaxon v. Stentor Electric Mfg. Co., 313 U.S. 487 (1941), 69.
394
Entscheidungsverzeichnis
Klay v. Humana, Inc., 382 F.3d 1241 (11th Cir. 2004), 24, 41, 43 f., 46. Kline v. Wolf, 88 F.R.D. 696 (S.D.N.Y. 1981), 26. Klussman v. Cross Country Bank, 134 Cal. App.4th 1283 (2005), 130, 178, 263, 280 f. Koenig v. Benson, 117 F.R.D. 330 (S.D.N.Y. 1987), 27. Koos v. First Nat. Bank of Peoria, 496 F.2d 1162 (7th Cir. 1974), 16. Kramer v. Scientific Control Corp., 534 F.2d 1085 (3rd Cir. 1976), 33. Kristian v. Comcast Corp., 446 F.3d 25 (1st Cir. 2006), 91, 96, 106, 118, 122, 124, 138 f., 178, 183, 227, 244, 247, 254, 256, 258, 264, 282 ff. Kuehn v. Cadle Co., Inc., 245 F.R.D. 545 (M.D. Fla. 2007), 21. Kuper v. Quantum Chemical Corp., 145 F.R.D. 80 (S.D. Ohio 1992) 32. Landy v. Amsterdam, 96 F.R.D. 19 (E.D. Pa.), 31. Larionoff v. U.S., 533 F.2d 1167 (D.C. Cir. 1976), 36. Larry James Oldsmobile-Pontiac-GMC Truck Co., Inc. v. General Motors Corp., 164 F.R.D. 428 (N.D. Miss. 1996), 22. Laster v. AT&T Mobility, L.L.C., 584 F.3d 849 (9th Cir. 2009), 261, 263, 272, 283 f., 343 f. Laster v. T-Mobile USA, Inc., 252 Fed. Appx. 777 (9th Cir. 2007), 262, 274, 341. Laster v. T-Mobile USA, Inc., 2008 WL 5216255 (S.D. Cal. 2008), 342 f. LeBeau v. U.S., 222 F.R.D. 613 (S.D. 2004), 32. Lee v. Chica, 983 F.2d 883 (8th Cir. 1993), 82, 320. Lee v. Hansberry, 24 N.E.2d 37 (Ill. 1939), 30. Lelouis v. Western Directory Co., 230 F.Supp.2d 1214 (Or. 2001), 125. Lewis v. Prudential-Bache Sec., Inc., 179 Cal. App.3d 935 (1986), 158, 289. Lienhart v. Dryvit Systems, Inc., 255 F.3d 138 (4th Cir. 2001), 23.
Lightbourn v. County of El Paso, Tex., 118 F.3d 421 (5th Cir. 1997), 22. Like v. Carter, 448 F.2d 798 (8th Cir. 1971), 22. Liles v. American Corrective Counseling Services, Inc., 231 F.R.D. 565 (S.D. Iowa), 21. Litman v. Cellco Partnership, 655 F.3d 225 (3rd Cir. 2012), 367. Litman v. Cellco Partnership, 381 Fed. Appx. 140 (3rd Cir. 2010), 261, 274 f., 283. Litman v. Cellco Partnership, 2008 WL 4507573 (D.N.J. 2008), 273. Little v. Auto Stiegler, Inc., 29 Cal.4th 1064 (2003), 260. Livingston v. Assocs. Fin., Inc., 339 F.3d 553 (7th Cir. 2003), 124, 255, 273. Lockwood Motors, Inc. v. General Motors Corp., 162 F.R.D. 569 (Minn. 582), 40. Long John Silver's Restaurants, Inc. v. Cole, 409 F.Supp.2d 682 (S.C. 2006), 361. Lopez v. Plaza Fin. Co., 1996 WL 210073 (N.D. Ill. 1996), 228. Lowden v. T-Mobile USA, 512 F.3d 1213 (9th Cir. 2008), 91, 106, 261, 271 f., 274, 284. Lowenschuss v. Bluhdorn, 613 F.2d 18 (2nd Cir. 1980), 33. Lucey v. Fedex Ground Package Systems, Inc., 305 Fed. Appx. 875 (3rd Cir. 2009), 78, 81. Lujan v. Defenders of Wildlife, 504 U.S. 555 (19792), 18. Lumbermens Mut. Cas. Co. v. Rhodes, 403 F.2d 2 (10th Cir. 1968), 48. Lyons v. Georgia-Pacific Corp. Salaried Employees Retirement Plan, 221 F.3d 1235 (11th Cir. 2000), 27. Machella v. Cardenas, 653 F.2d 923 (2nd Cir. 1981), 19. Mack v. General Motors Acceptance Corp., 169 F.R.D. 671 (M.D. Ala. 1996), 27, 29. Mandel v. Household Bank, 129 Cal. Rptr.2d 380 (Ct. App. 2003), 134, 247.
Entscheidungsverzeichnis Manning v. International Union, 466 F.2d 812 (6th Cir. 1972), 38. Mannings v. Board of Public Instruction of Hillsborough County, Fla., 277 F.2d 370 (5th Cir. 1960), 2. Marcial v. Coronet Ins. Co., 880 F.2d 954 (7th Cir. 1989), 21. Marcus v. Kansas, Dept. of Revenue, 206 F.R.D. 509 (Kan. 2002), 32. Marine Trading Ltd. v. Ore Int'l Corp., 432 F.Supp. 683 (S.D.N.Y 1977), 153. Markham v. White, 171 F.R.D. 217 (N.D. Ill. 1997), 21, 24. Marks v. United States, 488 U.S. 188 (1977), 239. Marron v. Snap-on tools, Co., L.L.C., 2006 WL 51193 (D.N.J. 2006), 361. Mars Steel Corp. v. Continental Ill. Nat'l Bank und Trust Co. of Chicago, 834 F.2d 677 (7th Cir. 1987), 13. Marshall v. Kirkland, 602 F.2d 1282 (8th Cir. 1979), 38. Martens v. Smith Barney, Inc., 181 F.R.D. 243 (S.D.N.Y. 1998), 24. Masters v. DirecTV, Inc., 2009 WL 4885132 (9th Cir. 2009), 81, 261, 281, 283. Mastrobuono v. Shearson Lehman Hutton, Inc., 514 U.S. 52 (1995), 80, 88 f., 113, 206 f., 231, 234, 330. Matassarin v. Lynch, 174 F.3d 549 (5th Cir. 1999), 33. Mathews v. Eldridge, 424 U.S. 319 (1976), 234. Mayburg v. Heckler, 574 F.Supp. 922 (Mass. 1983), 18. Maywalt v. Parker & Parsley Petroleum Co., 67 F.3d 1072 (2nd Cir. 1995), 31, 33. McCarrthy v. Providential Corp., 1994 WL 387852 (N.D. Cal. 1994) 129, 228. McGlothlin v. Connors, 142 F.R.D. 626 (W.D. Va. 1992), 19. McGowan v. Faulkner Concrete Pipe Co., 659 F.2d 554 (5th Cir. 1981), 26.
395
McGrew v. Texas Bd. of Pardons & Paroles, 47 F.3d 158 (5th Cir. 1995), 31. McIntyre v. Household Bank, 216 F.Supp.2d 719 (N.D. Ill. 2002), 183, 255. Mead v. Parker, 464 F.2d 1108 (9th Cir. 1972), 48. Med Center Cars, Inc. v. Smith et al., 727 So.2d 9 (Ala. 1998), 160, 228. Medina v. Sonic-Denvert, Inc., 252 P.3d 1216 (Colo. Ct. App. 2011), 352, 371. Mehl v. Canadian Pacific Railway Ltd., 227 F.R.D. 505 (N.D. 2005), 23, 32. Merrill Lynch, Pierce, Fenner & Smith Inc. v. Jana, 835 F. Supp. 406 Fn.8 (N.D. Ill. 1993), 298. Milberg v. Western Pac. R. Co., 51 F.R.D. 280 (S.D.N.Y. 1970), 16. Minersville Coal Co. v. Anthracite Export Ass'n, 55 F.R.D. 426 (M.D. Pa. 1971), 20. Mitsubishi Motors Corp. v. Soler Chrysler-Plymouth, Inc., 473 U.S. 614 (1985), 105 f., 108, 116 ff., 136, 199, 257, 286, 321, 352, 369. Mo. River Servs., Inc. v. Omaha Tribe of Nebraska, 267 F.3d 848 (8th Cir. 2001), 213. Mobil Oil Indonesia Inc. v. Asameria Oil (Indonesia), 487 F.Supp. 63 (S.D.N.Y. 1980), 320. Mohawk Industries, Inc. v. Carpenter, 130 S. Ct. 599 (2009), 361. Molski v. Gleich, 318 F.3d 937 (9th Cir. 2003), 38. Moore v. PaineWebber, Inc., 306 F.3d 1247 (2nd Cir. 2002), 41. Morrissey v. Brewer, 408 U.S. 471 (1972), 294. Moses H. Cone Memorial Hosp. v. Mercury Constr. Corp., 460 U.S. 1 (1983), 104 f., 107, 199, 255. Mosley v. General Motors Corp., 497 F.2d 1330 (8th Cir. 1974), 22. Moss v. Lane Co., 50 F.R.D. 122 (W.D. Va. 1970), 26. Motorola Credit Corp. v. Uzan, 388 F.3d 39 (2nd Cir. 2004), 74, 81, 86.
396
Entscheidungsverzeichnis
Muhammad v. County Bank of Rehoboth Beach, Del., 912 A.2d 88 (N.J. 2006), 79, 244 f., 250, 262 f., 267 ff, 282 ff. Mullane v. Central Hanover Bank & Trust Co., 339 U.S. 306 (1950), 50 f., 57 f., 303. Mullen v. Treasure Chest Casino, LLC, 186 F.3d 620 (5th Cir. 1999), 40. Murray v. GMAC Mortg. Corp., 483 F.Supp.2d 636 (N.D. Ill. 2007), 21. Nagrampa v. Mailcoups, Inc., 469 F.3d 1257 (9th Cir. 2006), 140, 144. Nat'l Collegiate Atheltic Assc. v. Trakanian, 488 U.S. 179 (1988), 297. Nat'l Union Fire Ins. Co. of Pittsburgh, PA v. Belco Petroleum Corp., 88 F.3d 129 (2nd Cir. 1996), 89. New England Energy, Inc. v. Keystone Shipping Co., 855 F.2d 1 (1st Cir. 1988), 226, 230. New York Telephone Co. v. Communications Workers of America Local 1100, 256 F.3d 89 (2nd Cir. 2001), 320. Newark Stereotypers' Union No. 18 v. Newark Morning Ledger Co., 261 F.Supp. 832 (N.J. 1966), 318. Nix v. Grand Lodge of Intern. Ass'n of Machinists and Aerospace Workers, 479 F.2d 382 (5th Cir. 1973), 38. Oberwager v. McKechnie Ltd., 351 Fed. Appx. 708 (3rd Cir. 2009), 89. Oestreicher v. Alienware Corp., 322 Fed. Appx. 489 (9th Cir. 2009), 81, 261 f., 273, 281, 283. Olden v. LaFarge Corp., 383 F.3d 495 (6th Cir. 2004), 24. Olson v. Tesoro Refining and Marketing Co., 2007 WL 2703053 (W.D. Wash. 2007), 44. Omstead v. Dell, 533 F.Supp.2d 1012 (N.D. Cal. 2008), 91, 106. Omstead v. Dell, Inc, 594 F.3d 1081 (9th Cir. 2010), 81 149, 261 f., 281, 283. O'Neil v. Appel, 165 F.R.D. 479 (W.D. Mich. 1996), 40. Orleans Parish School Bd. v. Bush, 242 F.2d 156 (5th Cir. 1957), 2.
Ortiz v. Fibreboard Corp., 527 U.S. 815 (1999), 29. O'Shea v. Littleton, 414 U.S. 488 (1974), 19. O'Sullivan v. Countrywide Home Loans, Inc., 319 F.3d 732 (5th Cir. 2003), 15, 41. Owen v. MBPXL Corp., 173 F.Supp.2d 905 (N.D. Iowa 2001), 83. Pacific Reinsurance Mangament Corp. v. Ohio Reinsurance Corp., 814 F.2d 1324 (9th Cir. 1987), 309. Painewebber Inc. v. Elahi, 87 F.3d 589 (1st Cir. 1996), 89. Palmer v. BRG of Georgia, Inc., 874 F.2d 1417 (11th Cir. 1989), 29. Parker v. Bell Helicopter Co., 78 F.R.D. 507 (N.D. Tex. 1978), 24. Parker v. Local Union No. 1466, United Steelworkers of America, AFL-CIO, 642 F.2d 104 (5th Cir. 1981), 38. Parrish v. Cingular Wireless, L.L.C., 28 Cal. Rptr.3d 802 (Ct. App. 2005), 243. Patrykus v. Gomilla, 121 F.R.D. 357 (N.D. Ill. 1988), 21. Patten v. Signator Ins. Agency, Inc., 441 F.3d 230 (4th Cir. 2006), 213. Patterson v. Tenet Healthcare, Inc., 113 F.3d 832 (8th Cir. 1997), 96. Patti v. Rockwell Int'l Corp., 24 Fed. Appx. 793 (9th Cir. 2001), 83 f. Paxton v. Union Nat. Bank, 688 F.2d 552 (8th Cir. 1982), 24, 37. Pedcor Management Co., Inc. v. Nations Personnel of Texas, Inc., 343 F.3d 355 (5th Cir. 2003), 161, 200, 204, 232, 240. Pelelas v. Caterpillar Tractor Co., 113 F.2d 629 (7th Cir. 1940), 28. Pendergast v. Sprint Nextel Corp., 691 F.3d 1224 (11th Cir. 2012), 365. Penn v. San Juan Hospital, Inc., 528 F.2d 1181 (10th Cir. 1975), 16, 24. Pennoyer v. Neff, 95 U.S. 714 (1877), 11, 49 f. 67. Penson v. Terminal Transport Co., Inc., 634 F.2d 989 (5th Cir. 1998), 37. Perry v. Household Retail Services, Inc., 180 F.R.D. 423 (M.D. Ala. 1998), 37.
Entscheidungsverzeichnis Perry v. Thomas, 482 U.S. 483 (1987), 64, 73, 107, 109 f., 113 f., 130, 259, 265, 343. Peters v. National R.R. Passenger Corp., 966 F.2d 1483 (D.C. Cir. 1992), 53. Philip Morris USA, Inc. v. Scott, 2010 WL 3724564 (2010), 182. Phillips Petroleum Co. v. Shutts, 472 U.S. 797 (1985), 2, 26, 55 ff., 295 f., 312. Picardi v. Ft Automotive III, L.L.C., 251 P.3d 723 (Nev. 2011), 247. Pleasants v. Am. Express Co., 541 F.3d 853 (8th Cir. 2008), 244, 261, 272. Poindexter v. Teubert, 462 F.2d 1096 (4th Cir. 1972), 15. Pokorny v. Quixtar, Inc., 601 F.3d 987 (9th Cir. 2010), 76, 85, 89. Polansky v. Richardson, 351 F.Supp. 1066 (E.D.N.Y. 1972), 51. Pomierski v. W. R. Grace & Co., 282 F.Supp. 385 (N.D. Ill. 1967), 28. Porzig v. Dresdner, Kleinwort, Benson, N. Am. L.L.C., 497 F.3d 133 (2nd Cir. 2007), 319. Potts v. Flax, 313 F.2d 284 (5th Cir. 1963), 2. Powertel v. Bexley, 743 So.2d 570 (Fla. Dist. Ct. App. 1999), 134, 137. Prescott v. Northlake Christian School, 369 F.3d 491 (5th Cir. 2004), 82. Preston v. Ferrer, 552 U.S. 346 (2008), 89, 108 f., 259. Prima Paint Corp. v. Flood & Conklin, 388 U.S. 395 (1967), 70 f., 102, 104 f. Primavera Familienstiftung v. Askin, 178 F.R.D. 405 (S.D.N.Y. 1998), 20. Prime Therapeutics L.L.C. v. Omnicare, Inc., 555 F.Supp.2d 993 (Minn. 2008), 320. Princz v. Federal Republic of Germany, 95 F.3d 1166 (D.C. Cir. 1994), 5. Probe v. State Teachers' Retirement System, 780 F.2d 776 (9th Cir. 1986), 18, 38. Protective Life Ins. Co. v. Lincoln Nat'l Life Ins., 873 F.2d 281 (11th Cir. 1989), 160, 228.
397
Puleo v. Chase Bank, USA, N.A., 605 F.3d 172 (3rd Cir. 2010), 282 f. Qualcomm, Inc. v. Nokia Corp., 466 F.3d 1366 (D.C. Cir. 2006), 140, 144. Quilloin v. Tenet Healthsystem Philadelphia, Inc., 673 F.3d 221 (3rd Cir. 2012), 331, 365. Radioactive, J.V. v. Manson, 153 F.Supp.2d 462 (S.D.N.Y. 2001), 78. Ramos-Santiago v. United Parcel Serv., 524 F.3d 120 (1st Cir. 2008), 320. Randolph v. Green Tree Financial Corp., 178 F.3d 1149 (11th Cir. 1999), 98, 123. Randolph v. Green Tree Financial Corp., 991 F.Supp. 1410 (M.D. Ala. 1997), 160, 227. Ray M. by Juana D. v. Board of Educ. of City School Dist. of City of New York, 884 F.Supp. 696 (E.D. Pa. 1995), 32. Redman Home Builders Co. v. Lewis, 513 F.Supp.2d 1299 (S.D. Ala. 2007), 240, 327. Reed v. Florida Metropolitan University, Inc., 681 F.3d 630 (5th Cir. 2012), 331 f., 334, 362 f. Reppert v. Marvin Lumber and Cedar Co., Inc., 359 F.3d 53 (1st Cir. 2004), 53. Rich v. Martin Marietta Corp., 522 F.2d 333 (10th Cir. 1975), 37. Richards v. Jefferson County, Ala., 517 U.S. 793 (1996), 11. Rippey v. Denver U. S. Nat. Bank, 260 F.Supp. 704 (Colo. 1966), 20. Robinson v. Metro-North Commuter R.R. Co., 267 F.3d 147 (2nd Cir. 2001), 38. Robinson v. Texas Auto. Dealers Ass'n, 387 F.3d 416-346 (5th Cir. 2004), 45. Robinson v. Title Lenders, Inc., 364 S.W.3d 505 (Mo. 2012), 366. Robinson v. Warner, 370 F.Supp. 828 (R.I. 1974), 153. Rockey v. Courtesy Motors, Inc., 199 F.R.D. 578 (W.D. Mich. 2001), 40. Rodriguez de Quijas v. Shearson/Am. Express, Inc., 490 U.S. 477 (1989), 106, 113, 118 f., 257.
398
Entscheidungsverzeichnis
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Seawright v. Am. General Fin. Servs., Inc., 507 F.3d 967 (6th Cir. 2007), 95. Senter v. General Motors Corp., 532 F.2d 511 (6th Cir. 1976), 37. Shearson/Am. Express, Inc. v. McMahon, 482 U.S. 220 (1987), 103, 106, 113, 116 ff., 133, 257, 319. Shelley v. AmSouth Bank, 2000 WL 1121778 (S.D. Ala. 2000), 29. Shelton v. McKinley, 174 F.Supp. 351 (E.D. Ark. 1959), 2. Shroyer v. New Cingular Wireless Servs., Inc., 498 F.3d 976 (9th Cir. 2007), 247, 261 f., 273, 283. Shubert v. Wells Fargo Auto Fin., Inc., 2008 WL 5451021 (D.N.J. 2008), 282. Sicinski v. Reliance Funding Corp., 82 F.R.D. 730 (S.D.N.Y. 1979), 27. Sierra Club v. Morton, 405 U.S. 727 (1972), 19. Silber v. Mabon, 18 F.3d 1449 (9th Cir. 1994), 53. Simon v. Eastern Kentucky Welfare Rights Organization, 426 U.S. 26 (1976), 19. Six Mexican Workers v. Arizona Citrus Growers, 904 F.2d 1301 (9th Cir. 1990), 46. Skirchak v. Dynamics Research Cop., 508 F.3d 49 (1st Cir 2007), 91, 106, 240, 243, 257, 261, 271, 282 ff., 327. Small v. General Nutrition Companies, Inc., 388 F.Supp.2d 83 (E.D.N.Y. 2005), 47. Smilow v. Southwestern Bell Mobile Systems, Inc., 323 F.3d 32 (1st Cir. 2003), 24. Smith v. Brown & Williamson Tobacco Corp., 174 F.R.D. 90 (W.D. Mo. 1997), 35. Smith v. Nike Retail Services, Inc, 234 F.R.D. 648 (N.D. Ill. 2006), 21. Smith v. Tower Loan of Mississippi, Inc., 216 F.R.D. 338 (S.D. Miss. 2003), 57. Smith v. United Broth. of Carpenters and Joiners of America, 685 F.2d 164 (6th Cir. 1982), 37.
Entscheidungsverzeichnis Snowden v. Checkpoint Check Cashing, 290 F.3d 631 (4th Cir. 2002), 241, 243, 272. Social Services Union, Local 535, Service Employees Intern. Union, AFL-CIO v. Santa Clara County, 609 F.2d 944 (9th Cir. 1979), 26, 30. Society for Individual Rights, Inc. v. Hampton, 528 F.2d 905 (9th Cir. 1975), 38. Sollenbarger v. Mountain States Tel. & Tel. Co., 121 F.R.D. 417 (N.M. 1988), 22. Sonmore v. CheckRite Recovery Services, Inc., 206 F.R.D. 257 (Minn. 2001), 46. Southland Corp. v. Keating, 465 U.S. 1 (1984), 71 f., 104 f., 107 f., 157, 161, 198, 230, 259. Spahr v. Secco, 330 F.3d 1266 (10th Cir. 2003), 140. Speetjens v. Larson, 401 F.Supp.2d 600 (S.D. Miss. 2005), 83. Sperry Rand Corp. v. Larson, 554 F.2d 868 (8th Cir. 1977), 37 f. Sphere Drake Ins. Ltd. v. Clarendon Nat'l Ins. Co., 263 F.3d 26 (2nd Cir. 2001), 81, 86. Spradlin v. Trump Ruffing Tower I, L.L.C., 2011 WL 2295067 (D. Nev. 2011), 335, 359. Sprague v. General Motors Corp., 133 F.3d 388 (6th Cir. 1998), 22 f. Standard Tallow Corp. v. KILManagement, 901 F.Supp. 147 (S.D.N.Y. 1995), 171. State ex rel. Forbes v. Southwestern Bell Telephone Co., 2002 WL 398796 (N.D. Okla. 2002), 32. State Farm Mut. Auto. Ins. Co. v. Campbell, 538 U.S. 408 (2003), 341. State of Minn. v. U.S. Steel Corp., 44 F.R.D. 559 (Minn. 1968), 40 f. Stewart v. Abraham, 275 F.3d 220 (3rd Cir. 2001), 20. Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 130 S. Ct. 1758 (2010), 110, 159, 166, 168, 174, 187 f., 203, 210, 213, 233, 235, 247, 250, 315 f., 321,
399
324 ff., 331 f., 334 f., 337 f., 342, 345, 359 ff., 370. Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 624 F.3d 157 (2nd Cir. 2010), 324. Stolt Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 548 F.3d 85 (2nd Cir. 2008), 322. Stolt-Nielsen S.A. v. Animalfeeds Int'l Corp., 435 F.Supp.2d 382 (S.D.N.Y. 2006), 317 f., 321 f., 333. Stone & Webster, Inc. v. Baker Process, Inc., 210 F.Supp.2d 1177 (S.D. Cal. 2002), 89. Strand v. U.S. Bank Nat. Ass'n ND, 693 N.W.2d 918 (N.D. 2005), 128 f., 131, 134. 182, 261, 264, 272, 282, 284. Superintendent of Ins. of State of N. Y. v. Bankers Life & Cas. Co., 401 F.Supp. 640 (S.D.N.Y. 1975), 43, 47. Supreme Tribe of Ben Hur v. Cauble, 255 U.S. 356 (1921), 2. Susman v. Lincoln American Corp., 561 F.2d 86 (7th Cir. 1977), 26. Sutherland v. Ernst & Young, L.L.P., 768 F.Supp.2d 547 (D.S.D.N.Y. 2011), 350, 369. Sutter v. Oxford Health Plans, L.L.C., 675 F.3d 215 (3rd Cir. 2012), 332, 334, 363 f. Sutter v. Oxford Health Plans, L.L.C., 227 Fed. Appx. 135 (3d Cir. 2007), 359. Sutter v. Oxford Health Plans, L.L.C., 2011 WL 734933 (D.N.J. 2011), 336 f. Swift v. Tyson, 41 U.S. 1 (1842), 65. Swint v. Chambers County Commission, 514 U.S. 35 (1995), 359. Szetela v. Discover Bank, 97 Cal. App.4th 1094 (2002), 263, 283. Taylor v. Butler, 142 S.W.3d 277 (Tenn. 2004), 127. Taylor v. Safeway Stores, Inc., 524 F.2d 263 (10th Cir. 1975), 15. Taylor v. Sturgell, 553 U.S. 880 (2008), 11, 26. Terminix Int'l Co., L.P. v. Palmer Ranch Ltd. Partnership, 432 F.3d 1327 (5th Cir. 2005), 247.
400
Entscheidungsverzeichnis
The Authors Guild, Inc. et al. v. Google Inc., 721 F.3d 132 (2nd Cir. 2013), 5. The Authors Guild, Inc. et al. v. Google Inc., 2009 WL 2566936 (S.D.N.Y 2009), 5. The Citizens Bank v. Alafabco, Inc., 539 U.S. 52 (2003), 62. Thibodeau v. Comcast Corp., 912 A.2d 874 (Pa. Super. Ct. 2006), 271. Thomas v. Albright, 139 F.3d 227 (D.C. Cir. 1998), 37. Ticknor v. Choice Hotels Int'l, Inc., 265 F.3d 931 (9th Cir. 2001), 79, 84. Tinder v. Pinkerton Security, 305 F.3d 728 (2nd Cir. 2002), 95. Ting v. AT&T, 182 F.Supp.2d 902 (N.D. Cal. 2002), 254. Ting v. AT&T Co., 319 F.3d 1126 (9th Cir. 2003), 108, 128 f., 131, 133, 306. Tobey v. County of Bristol, 23 Fed. Cas. 1313 (C.C.D. Mass. 1845), 60. Todd Shipyards Corp. v. Cunard Line, 943 F.2d 1056, 1064 (9th Cir. 1991), 297. Trippe Mfg. Co. v. Niles Audio Corp., 401 F.3d 529 (3rd Cir. 2005), 74, 81. Tsadilas v. Providian Nat'l Bank, 13 A.D.3d 190 (N.Y. App. Div. 2004), 124, 133, 255. Tuft v. McDonnell Douglas Corp., 581 F.2d 1304 (8th Cir. 1978), 19. Turoff v. May Co., 531 F.2d 1357 (6th Cir. 1976), 33. Twigg v. Sears, Roebuck & Co., 153 F.3d 1222 (11th Cir. 1998), 51. Twyman v. Rockville Housing Authority, 99 F.R.D. 314 (Md. 1983), 24. U.S. Fire Ins. Co. v. Nat'l Gypsum Co., 101 F.3d 813 (2nd Cir. 1996), 143, 282. U.S. v. School Bd. of City of Suffolk, 418 F.Supp. 639 (E.D. Va. 1976), 48. UHC Management Co., Inc. v. Computer Sciences Corp., 148 F.3d 992 (8th Cir. 1998), 89. Uhl v. Komatsu Forklift Co., Ltd., 512 F.3d 294 (6th Cir. 2008), 83, 89, 169. Underwood v. Palms Place, L.L.C., 2011 WL 1790463 (D. Nev. 2011), 335 f., 359.
United Broth. of Carpenters and Joiners of America, Local 899 v. Phoenix Associates, Inc., 152 F.R.D. 518 (S.D.W. Va. 1994), 17. United States v. Certain Parcels of Land in Prince George's County, MD., 40 F.Supp. 436 (MD 1941), 12. VAC Service Corp. v. Sevice Merchandise Co., Inc., 929 F.Supp. 143 (S.D.N.Y. 1996), 171. Valentino v. Howlett, 528 F.2d 975 (7th Cir. 1976), 15, 21. Valley Forge Christian College v. Americans United for Separation of Church and State, Inc., 454 U.S. 464 (1982), 18. Vasquez-Lopez v. Beneficial Oregon, Inc., 152 P.3d 940 (Or. Ct. App. 2007), 125, 254, 282. Vaughn v. Leeds, Morelli & Brown, 315 Fed. Appx. 327 (2nd Cir. 2009), 240, 327. Vazquez v. Servicemaster Global Holding, Inc., 2011 WL 2565574 (N.D Cal. 2011), 328, 363. Velez v. QVC, Inc., 227 F.Supp.2d 384, 183. Vergara v. Hampton, 581 F.2d 1281 (7th Cir. 1978), 21. Vigil v. Sears Nat'l Bank, 205 F.Supp.2d 566 (E.D. La. 2002), 81, 255. Vilches v. Travelers Companies, Inc., 2011 WL 453304 (3rd Cir. 2011), 261, 273, 282, 284, 328. Volt Info. Sciences, Inc. v. Board of Trustees of Leland Stanford Junior University, 489 U.S. 468 (1989), 80, 86, 102, 108, 110 ff., 166, 170, 199, 202, 230 f., 250, 258, 328. Wajda v. Penn Mut. Life Ins. Co., 80 F.R.D. 303 (E.D. Pa. 1978), 24. Walker v. City of Houston, 341 F.Supp. 1124 (S.D. Tex. 1971), 36. Walker v. Jim Dandy Co., 638 F.2d 1330 (5th Cir. 1981), 19. Walker v. Ryan's Familiy Steak Houses, Inc., 400 F.3d 370 (6th Cir. 2005), 84.
Entscheidungsverzeichnis Walters v. A.A.A. Waterproofing, Inc., 85 P.3d 389 (Wash. Ct. App. 2004), 132. Walters v. Reno, 145 F.3d 1032 (9th Cir. 1998), 37. Wang v. Chinese Daily News, Inc., 231 F.R.D. 602 (C.D. Cal. 2005), 24. Warth v. Seldin, 422 U.S. 490 (1975), 19. Washington Mutual Bank, F.A. v. Superior Court of Orange County, 15 P.3d 1077 (Cal. 2001), 85. Weathers v. Peters Realty Corp., 499 F.2d 1197 (6th Cir. 1974), 16. Weinberger v. Jackson, 102 F.R.D. 839 (N.D. Cal. 1984), 31. West v. Costen, 558 F.Supp. 564 (W.D. Va. 1983), 41. Weyerhaeuser Co. v. Western Seas Shipping Co., 743 F.2d 635 (9th Cir. 1984), 160, 228. White v. Local 942, Laborers' Intern. Union of North Am., 90 F.R.D. 368 (Alaska 1981), 48. White v. National Football League, 822 F.Supp. 1389 (Minn. 1993), 17, 32. Whitney v. Alltel Communications, Inc., 173 S.W.3d 300 (Mo. Ct. App. 2005), 130. Wilburn Boat Co. v. Fireman's Fund Ins. Co., 348 U.S. 310 (1955), 321. Wilcox v. Commerce Bank of Kansas City, 474 F.2d 336 (10th Cir. 1973), 16. Wilko v. Swan, 346 U.S. 427 (1953), 102, 105, 319. Willemijn Houdstermaatscappij, B.V. v. Standard Microsystems Corp., 103 F.3d 9 (2nd Cir. 1997), 319. William S. v. Gill, 98 F.R.D. 463 (N.D. Ill. 1983), 31. Williams v. Empire Funding Corp., 183 F.R.D. 428 (E.D. Pa. 1998), 32.
401
Williams v. Walker-Thomas Furniture Co., 350 F.2d 445 (D.C. Cir. 1965), 128. Wilmington Firefighters Local 1590 v. City of Wilmington, 109 F.R.D. 89 (Del. 1985), 29. Wilson v. Zarhadnick, 534 F.2d 55 (5th Cir. 1976), 47. Winkler v. DTE, Inc., 205 F.R.D. 235 (Ariz. 2001), 44. Wofford v. Safeway Stores, Inc., 78 F.R.D. 460 (N.D. Cal. 1978), 19, 22. Wolf v. Federal Republic of Germany, 95 F.3d 536 (7th Cir. 1996), 5. Wong v. T-Mobile USA, Inc., 2006 WL 2042512 (E.D. Mich. 2006), 91, 106, 247, 257. World-Wide Volkswagen Corp. v. Woodson, 444 U.S. 286 (1980), 68. Yaffe v. Powers, 454 F.2d 1362 (1st Cir. 1972), 16, 18. Yapp v. Union Pacific Railroad Co., 229 F.R.D. 608 (E.D. Miss. 2005), 21. Young v. Kerr Industries, Inc., 540 F.2d 755 (4th Cir. 1976), 37. Yuen v. Superior Court of Los Angeles County, 121 Cal. App.4th 1133 (2004), 161, 241, 288, 327. Zachary v. Chase Manhattan Bank, N. A., 52 F.R.D. 532 (S.D.N.Y. 1971), 36. Zeffiro v. First Pennsylvania Banking & Trust Co., 96 F.R.D. 567 (E.D. Pa. 1982), 36. Zimmerman v. Bell, 800 F.2d 386 (4th Cir. 1986), 41. Zinser v. Accufix Research Institute, Inc., 253 F.3d 1180 (9th Cir. 2001), 35, 44. Zuver v. Airtouch Communications, Inc., 103 P.3d 753 (Wash. 2004), 132, 307. Zylstra v. Safeway Stores, Inc., 578 F.2d 102 (5th Cir. 1978), 33.
402
Entscheidungsverzeichnis
Schiedssprüche Anderson v. Check 'N Go of California, Inc. AAA Class Arb. Docket (2005). , 223, 238. Adame v. Fleetwood Enterprises, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008). , 179, 187, 190 ff., 208, 237, 241, 329. Addleman v. The Ryland Group, Inc., AAA Class Arb. Docket (2005). , 201, 238. Ali v. Morton's of Chicago/Sacramento, Inc., AAA Class Arb. Docket (2006). , 179, 190, 193, 237 f. Allen v. Sport and Fitness Clubs of America, Inc., AAA Class Arb. Docket (2005). , 238, 246, 249 f., 284. Armstrong v. Ameriquest Mortgage Co., AAA Class Arb. Docket (2007). , 166, 179, 208, 215, 223, 237 f. Associated Pathology Consultants, S.C. v. United Healthcare of Illionois, Inc. AAA Class Arb. Docket (2006). , 179, 238. Awe v. I&M Rail Link, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2005). , 238. Bagpeddler.com v. U.S. Bancorp and Nova Info. Sys., AAA Class Arb. Docket (2004). , 201. Barmak v. Pasquinellli-Heron Bay, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2008). , 167. Barton v. Cottage Homesteads of America, Inc., AAA Class Arb. Docket (2005). , 201, 238. Bezaury v. Arbor Homes, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2005). , 180. Bennett v. TUV Sud America, Inc., AAA Class Arb. Docket (2009). , 184, 187 f., 223, 225, 229, 237. Benson v. CSA-Credit Solutions of America, Inc., AAA Class Arb. Docket (2010). , 179, 209, 237, 334, 365. Bess v. DirecTV, Inc. AAA Class Arb. Docket (2009). , 186, 190 f., 196, f., 237. Bryant v. Joel Antunes, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2006). , 179, 238. Budner v. Wellness Int. Network, Ltd. et al. AAA Class Arb. Docket (2004). , 208, 238. Cable Connection, Inc. v. DirecTV, Inc., AAA Class Arb. Docket (2005). , 186, 223, 238. Carroll v. CMH Manufacturing, Inc., AAA Class Arb. Docket (2010). , 237. Celski v. GMRI, Inc., AAA Class Arb. Docket (2006). , 173, 208, 238. Champion Ford Lincoln Mercury, Inc. v. Dealer Computer Servs., Inc., AAA Class Arb. Docket (2007). , 179, 195, 198, 238. Crawford v. Labor Ready Northwest, Inc., AAA Class Arb. Docket (2007). , 179, 238. Dealer Computer Servs. v. Randall Ford, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008). , 181, 187, 190, 193, 198, 208, 237. Derek v. Southern Linc Communications Servs., AAA Class Arb. Docket (2009). , 166, 181, 200, 215, 237. Dub Herring Ford, Inc. v. Dealer Computer Servs., Inc., AAA Class Arb. Docket (2006). , 201, 238. Fannan v. Technisource, Inc., AAA Class Arb. Docket (2007). , 238. Flaxman v. Terminix, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008). , 190, 238. Fortuna v. Snap-on Tools Co., L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2005). , 83, 208, 238. Fox Valley Ford v. Dealer Computer Servs., Inc., AAA Class Arb. Docket (2007). ahttp://www.adr.org/aaa/ShowProper ty?nodeId=/UCM/ADRSTG_002799 &revision=latestreleased>, 179, 187, 195, 200, 237. Garrett v. Rollins, Inc., AAA Class Arb. Docket (2005). , 180, 238. Garza v. Palm Harbor Homes, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008). , 196, 201, 208, 237. Goldstein v. Ibase Consulting of Fairfield County, L.L.C. AAA Class Arb. Docket (2004). , 186.
404
Entscheidungsverzeichnis
Groves v. Hemet Manufacturing Co., Inc., AAA Class Arb. Docket (2005). , 186, 208, 238. Harris v. TeleTech Holdings, Inc. AAA Class Arb. Docket (2005). , 238. Harvard College v. JSC Surgutneftegaz, AAA Class Arb. Docket (2007). , 179 f., 195, 197, 237. Hausner, M.D. v. United Healthcare of Texas, Inc., AAA Class Arb. Docket (2007). , 179, 197, 237. Hayes v. M.S. Carriers, Inc., AAA Class Arb. Docket (2005). , 208. Hearthside Restaurant, Inc. v. Qwest Dex, Inc., AAA Class Arb. Docket (2007). , 188, 238. Hernandez v. TeleTech Government Solutions, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2007). , 175 f., 208, 238. Higby v. San Diego County Construction Laborers' Pension Plan, AAA Class Arb. Docket (2009). , 179, 237.
Hightower v. United Healthcare of Louisiana, Inc., AAA Class Arb. Docket (2009). , 238. Hill v. iMergent, Inc., AAA Class Arb. Docket (2009). , 178 f., 190, 200, 237. Hlas v. Menard, Inc., AAA Class Arb. Docket (2007). , 190 f., 208, 237. Hobby v. Snap-on Tools Co., L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2005). , 8, 178, 191, 208 f., 238, 284. Hoffman v. Anderson, L.L.P., AAA Class Arb. Docket (2006). , 179, 238, 245. Jock v. Sterling Jewelers, Inc. AAA Class Arb. Docket (2010). , 175 f., 237. Johnson v. Morton's Restaurant Group, Inc., AAA Class Arb. Docket (2006). , 208, 238. Jones v. Credit Management Corp., AAA Class Arb. Docket (2005). , 208, 238, 244. Jost v. Sizzler USA Restaurants, Inc., AAA Class Arb. Docket (2006). , 237 f.
Entscheidungsverzeichnis Kinkel v. Cingular Wireless, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2007). , 246. Kirsh v. Finova Group, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008). , 179, 237. Krastel v. TES Franchising, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2006). , 80, 179, 187 f., 198, 201, 208 f., 236, 238. Levitt v. Lipper Holding, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2005). , 179, 236, 238. Lichter v. Alarm One, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008). , 83, 166, 181, 187, 201, 207, 215, 237. Maslo v. Oak Pointe Country Club, Inc., AAA Class Arb. Docket (2007). , 179, 237. McCague v. Corinthian Colleges, Inc., AAA Class Arb. Docket (2009). , 166, 181, 190, 193, 207, 215, 237. McFann v. Volt Telecommunications Group, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008). , 167. Medina v. GMRI, Inc., AAA Class Arb. Docket (2005). , 190 f., 208, 238.
405
Mensch v. Alta Colleges, AAA Class Arb. Docket (2010). , 189, 327, 365 ff. Milstein v. Protection One Alarm Servs., Inc., AAA Class Arb. Docket (2004). , 180, 238. Molfetas v. Stainsafe, Inc., AAA Class Arb. Docket (2006). , 167. Morton v. Championcomm.Net of Tuscaloosa, Inc., AAA Class Arb. Docket (2007). , 208, 237. Murdock & Price v. Trina Thomas Progressive Mangament Solutions, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008). , 167. Nichols v. Fanfare Media Works, Inc., AAA Class Arb. Docket (2007). , 237 f. Orea v. Tavistock Restaurants, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2007). , 175 f., 238. Parham v. Am. Bankers Ins. Co. of Florida, AAA Class Arb. Docket (2007). , 83, 179, 187, 190, 208, 237. Passow v. The Smith & Wollensky Restaurant Group, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008).
406
Entscheidungsverzeichnis
, 189 f., 214, 237. Petsch v. Orkin Exterminating Co., AAA Class Arb. Docket (2005). , 238. Pitcher v. All Nations Group, AAA Class Arb. Docket (2007). , 187. Rhodes Colleges, Inc. v. Satz, AAA Class Arb. Docket (2005). , 180, 238. Romanelli v. Assocs. Nat'l Bank, AAA Class Arb. Docket (2005). , 167. Salcedo v. Cintas Corp., AAA Class Arb. Docket (2006). , 166, 209, 238. Scher, M.D. v. Oxford Health Plans, Inc., AAA Class Arb. Docket (2006). , 179, 238. Segal v. Sirius XM Radio, Inc., AAA Class Arb. Docket (2009). , 86, 168, 174, 189, 195, 197, 237. Silver v. Westin Realty Corp., AAA Class Arb. Docket (2005). , 167. Somkhit Nasee v. Global Horizons Manpower, Inc., AAA Class Arb. Docket (2007).
, 167. Southeast Ga. Regional Med. Center, Inc. v. Humana Military Healthcare Servs., Inc., AAA Class Arb. Docket (2009). , 167. Stokes v. AWSM Technology, L.L.C., AAA Class Arb. Docket (2007). , 173, 177, 179, 187, 200, 208, 235 f., 238. Sutter, M.D. v. Oxford Health Plans, Inc., AAA Class Arb. Docket (2005). , 179, 190 f. Sutter, M.D. v. United Health Care Ins. Co., AAA Class Arb. Docket (2007). , 201, 208, 237. Talley v. West County Motor Co., Inc. AAA Class Arb. Docket (2009). , 166, 184, 190, 193, 215, 225, 237. Terrapin Express, Inc. v. Airborne, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008). , 197, 208, 237. Tomeldon Co., Inc. v. Medco Health Solutions, Inc., AAA Class Arb. Docket (2006). , 187, 208, 238. Travis v. Rhodes Colleges, Inc., AAA Class Arb. Docket (2009). , 178 f., 188, 198, 200, 207, 237. Walters v. Palm Harbor Homes, Inc., AAA Class Arb. Docket (2008). , 179, 208, 237. Weller v. Sprint Communications, L.P., AAA Class Arb. Docket (2006). , 189, 208, 238. Wolf v. Lakewood Homes, Inc. & Lakewood Springs, L.L.C., AAA
407
Class Arb. Docket (2006). , 167. XM Satellite Radio, Inc. v. Enderlin, AAA Class Arb. Docket (2008). , 196, 207, 237. Zacharias v. Cypress Communications, Inc., AAA Class Arb. Docket (2006). , 190 f., 200, 238.
Rechtsvorschriften Rule 23 FEDERAL RULES OF CIVIL PROCEDURE. Class Actions1 (a) Prerequisites. One or more members of a class may sue or be sued as representative parties on behalf of all members only if: (1) the class is so numerous that joinder of all members is impracticab le; (2) there are questions of law or fact common to the class; (3) the claims or defenses of the representative parties are typical of the claims or defenses of the class; and (4) the representative parties will fairly and adequately protect the interests of the class. (b) Types of Class Actions. A class action may be maintained if Rule 23(a) is satisfied and if: (1) prosecuting separate actions by or against individual class members would create a risk of: (A) inconsistent or varying adjudications with respect to individual class members that would establish incompatible standards of conduct for the party opposing the class; or (B) adjudications with respect to individual class members that, as a practical matter, would be dispositive of the interests of the other members not parties to the individual adjudications or would substantially impair or impede their ability to protect their interests; (2) the party opposing the class has acted or refused to act on grounds that apply generally to the class, so that final injunctive relief or corresponding declaratory relief is appropriate respecting the class as a whole; or (3) the court finds that the questions of law or fact common to class members predominate over any questions affecting only individual members, and that a class action is superior to other available methods for fairly and efficiently adjudicating the controversy. The matters pertinent to these findings include: (A) the class members’ interests in individually controlling the prosecution or defense of separate actions; (B) the extent and nature of any litigation concerning the controversy already begun by or against class members; (C) the desirability or undesirability of concentrating the litigation of the claims in the particular forum; and (D) the likely difficulties in managing a class action. (c) Certification Order; Notice to Class Members; Judgment; Issues Classes; Subclasses. 1
Aktuelle Fassung von Rule 23 FRCP zum 13.11.2013; letzte Gesetzesänderungen der Vorschrift zum 01.12.2009.
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Rechtsvorschriften
(1) Certification Order. (A) Time to Issue. At an early practicable time after a person sues or is sued as a class representative, the court must determine by order whether to certify the action as a class action. (B) Defining the Class; Appointing Class Counsel. An order that certifies a class action must define the class and the class claims, issues, or defenses, and must appoint class counsel under Rule 23(g). (C) Altering or Amending the Order. An order that grants or denies class certification may be altered or amended before final judgment. (2) Notice. (A) For (b)(1) or (b)(2) Classes. For any class certified under Rule 23(b)(1) or (b)(2), the court may direct appropriate notice to the class. (B) For (b)(3) Classes. For any class certified under Rule 23(b)(3), the court must direct to class members the best notice that is practicable under the circumstances, including individual notice to all members who can be identified through reasonable effort. The notice must clearly and concisely state in plain, easily understood language: (i) the nature of the action; (ii) the definition of the class certified; (iii) the class claims, issues, or defenses; (iv) that a class member may enter an appearance through an attorney if the member so desires; (v) that the court will exclude from the class any member who requests exclusion; (vi) the time and manner for requesting exclusion; and (vii) the binding effect of a class judgment on members under Rule 23(c)(3). (3) Judgment. Whether or not favorable to the class, the judgment in a class action must: (A) for any class certified under Rule 23(b)(1) or (b)(2), include and describe those whom the court finds to be class members; and (B) for any class certified under Rule 23(b)(3), include and specify or describe those to whom the Rule 23(c)(2) notice was directed, who have not requested exclusion, and whom the court finds to be class members. (4) Particular Issues. When appropriate, an action may be brought or maintained as a class action with respect to particular issues. (5) Subclasses. When appropriate, a class may be divided into subclasses that are each treated as a class under this rule. (d) Conducting the Action. (1) In General. In conducting an action under this rule, the court may issue orders that: (A) determine the course of proceedings or prescribe measures to prevent undue repetition or complication in presenting evidence or argument; (B) require – to protect class members and fairly conduct the action – giving appropriate notice to some or all class members of: (i) any step in the action; (ii) the proposed extent of the judgment; or (iii) the members’ opportunity to signify whether they consider the representation fair and adequate, to intervene and present claims or defenses, or to otherwise come into the action; (C) impose conditions on the representative parties or on intervenors;
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(D) require that the pleadings be amended to eliminate allegations about representation of absent persons and that the action proceed accordingly; or (E) deal with similar procedural matters. (2) Combining and Amending Orders. An order under Rule 23(d)(1) may be altered or amended from time to time and may be combined with an order under Rule 16. (e) Settlement, Voluntary Dismissal, or Compromise. The claims, issues, or defenses of a certified class may be settled, voluntarily dismissed, or compromised only with the court's approval. The following procedures apply to a proposed settlement, voluntary dismissal, or compromise: (1) The court must direct notice in a reasonable manner to all class members who would be bound by the proposal. (2) If the proposal would bind class members, the court may approve it only after a hearing and on finding that it is fair, reasonable, and adequate. (3) The parties seeking approval must file a statement identifying any agreement made in connection with the proposal. (4) If the class action was previously certified under Rule 23(b)(3), the court may refuse to approve a settlement unless it affords a new opportunity to request exclusion to individual class members who had an earlier opportunity to request exclusion but did not do so. (5) Any class member may object to the proposal if it requires court approval under this subdivision (e); the objection may be withdrawn only with the court's approval. (f) Appeals. A court of appeals may permit an appeal from an order granting or denying class-action certification under this rule if a petition for permission to appeal is filed with the circuit clerk within 14 days after the order is entered. An appeal does not stay proceedings in the district court unless the district judge or the court of appeals so orders. (g) Class Counsel. (1) Appointing Class Counsel. Unless a statute provides otherwise, a court that certifies a class must appoint class counsel. In appointing class counsel, the court: (A) must consider: (i) the work counsel has done in identifying or investigating potential claims in the action; (ii) counsel's experience in handling class actions, other complex litigation, and the types of claims asserted in the action; (iii) counsel's knowledge of the applicable law; and (iv) the resources that counsel will commit to representing the class; (B) may consider any other matter pertinent to counsel's ability to fairly and adequately represent the interests of the class; (C) may order potential class counsel to provide information on any subject pertinent to the appointment and to propose terms for attorney's fees and nontaxable costs; (D) may include in the appointing order provisions about the award of attorney's fees or nontaxable costs under Rule 23(h); and (E) may make further orders in connection with the appointment. (2) Standard for Appointing Class Counsel. When one applicant seeks appointment as class counsel, the court may appoint that applicant only if the applicant is adequate under Rule 23(g)(1) and (4). If more than one adequate applicant seeks appointment, the court must appoint the applicant best able to represent the interests of the class. (3) Interim Counsel. The court may designate interim counsel to act on behalf of a putative class before determining whether to certify the action as a class action.
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(4) Duty of Class Counsel. Class counsel must fairly and adequately represent the interests of the class. (h) Attorney's Fees and Nontaxable Costs. In a certified class action, the court may award reasonable attorney's fees and nontaxable costs that are authorized by law or by the parties’ agreement. The following procedures apply: (1) A claim for an award must be made by motion under Rule 54(d)(2), subject to the provisions of this subdivision (h), at a time the court sets. Notice of the motion must be served on all parties and, for motions by class counsel, directed to class members in a reasonable manner. (2) A class member, or a party from whom payment is sought, may object to the motion. (3) The court may hold a hearing and must find the facts and state its legal conclusions under Rule 52(a). (4) The court may refer issues related to the amount of the award to a special master or a magistrate judge, as provided in Rule 54(d)(2)(D).
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FEDERAL ARBITRATION ACT2 Chapter 1. General Provisions Section 1. "Maritime transactions" and "commerce" defined; exceptions to operation of title "Maritime transaction", as herein defined, means charter parties, bills of lading of water carriers, agreements relating to wharfage, supplies furnished vessels or repairs to vessels, collisions, or any other matters in foreign commerce which, if the subject of controversy, would be embraced within admiralty jurisdiction; "commerce", as herein defined, means commerce among the several States or with foreign nations, or in any Territory of the United States or in the District of Columbia, or between any such Territory and another, or between any such Territory and any State or foreign nation, or between the Distric t of Columbia and any State or Territory or foreign nation, but nothing herein contained shall apply to contracts of employment of seamen, railroad employees, or any other class of workers engaged in foreign or interstate commerce. Section 2. Validity, irrevocability, and enforcement of agreements to arbitrate A written provision in any maritime transaction or a contract evidencing a transaction involving commerce to settle by arbitration a controversy thereafter arising out of such contract or transaction, or the refusal to perform the whole or any part thereof, or an agreement in writing to submit to arbitration an existing controversy arising out of such a contract, transaction, or refusal, shall be valid, irrevocable, and enforceable, save upon such grounds as exist at law or in equity for the revocation of any contract. Section 3. Stay of proceedings where issue therein referable to arbitration If any suit or proceeding be brought in any of the courts of the United States upon any issue referable to arbitration under an agreement in writing for such arbitration, the court in which such suit is pending, upon being satisfied that the issue involved in such suit or proceeding is referable to arbitration under such an agreement, shall on application of one of the parties stay the trial of the action until such arbitration has been had in accordance with the terms of the agreement, providing the applicant for the stay is not in default in proceeding with such arbitration. Section 4. Failure to arbitrate under agreement; petition to United States court having jurisdiction for order to compel arbitration; notice and service thereof; hearing and determination A party aggrieved by the alleged failure, neglect, or refusal of another to arbitrate under a written agreement for arbitration may petition any United States district court which, save for such agreement, would have jurisdiction under Title 28, in a civil action or in admiralty of the subject matter of a suit arising out of the controversy between the parti es, for an order directing that such arbitration proceed in the manner provided for in such agreement. Five days' notice in writing of such application shall be served upon the party in default. Service thereof shall be made in the manner provided by the Federal Rules of 2
9 U.S.C. §§ 1-16.
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Civil Procedure. The court shall hear the parties, and upon being satisfied that the making of the agreement for arbitration or the failure to comply therewith is not in issue, the court shall make an order directing the parties to proceed to arbitration in accordance with the terms of the agreement. The hearing and proceedings, under such agreement, shall be within the district in which the petition for an order directing such arbitration is filed. If the making of the arbitration agreement or the failure, neglect, or refusal to perform the same be in issue, the court shall proceed summarily to the trial thereof. If no jury trial be demanded by the party alleged to be in default, or if the matter in dispute is within admiralty jurisdiction, the court shall hear and determine such issue. Where such an issue is raised, the party alleged to be in default may, except in cases of admiralty, on or before the return day of the notice of application, demand a jury trial of such issue, and upon such demand the court shall make an order referring the issue or issues to a jury in the manner provided by the Federal Rules of Civil Procedure, or may specially call a jury for that purpose. If the jury find that no agreement in writing for arbitration was made or that there is no default in proceeding thereunder, the proceeding shall be dismissed. If the jury find that an agreement for arbitration was made in writing and that there is a default in proceeding thereunder, the court shall make an order summarily directing the parties to proceed with the arbitration in accordance with the terms thereof. Section 5. Appointment of arbitrators or umpire If in the agreement provision be made for a method of naming or appointing an arbitrator or arbitrators or an umpire, such method shall be followed; but if no method be provided therein, or if a method be provided and any party thereto shall fail to avail himself of such method, or if for any other reason there shall be a lapse in the naming of an arbitrator or arbitrators or umpire, or in filling a vacancy, then upon the application of either party to the controversy the court shall designate and appoint an arbitrator or arbitrators or umpire, as the case may require, who shall act under the said agreement with the same force and effect as if he or they had been specifically named therein; and unless otherwise provided in the agreement the arbitration shall be by a single arbitrator. Section 6. Application heard as motion Any application to the court hereunder shall be made and heard in the manner provided by law for the making and hearing of motions, except as otherwise herein expressly provided. Section 7. Witnesses before arbitrators; fees; compelling attendance The arbitrators selected either as prescribed in this title or otherwise, or a majority of them, may summon in writing any person to attend before them or any of them as a witness and in a proper case to bring with him or them any book, record, document, or paper which may be deemed material as evidence in the case. The fees for such attendance shall be the same as the fees of witnesses before masters of the United States courts. Said summons shall issue in the name of the arbitrator or arbitrators, or a majority of them, and shall be signed by the arbitrators, or a majority of them, and shall be directed to the said person and shall be served in the same manner as subpoenas to appear and testify before the court; if any person or persons so summoned to testify shall refuse or neglect to obey said summons, upon petition the United States district court for the district in which such arbitrators, or a majority of them, are sitting may compel the
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attendance of such person or persons before said arbitrator or arbitrators, or punish said person or persons for contempt in the same manner provided by law for securing the attendance of witnesses or their punishment for neglect or refusal to attend in the courts of the United States. Section 8. Proceedings begun by libel in admiralty and seizure of vessel or property If the basis of jurisdiction be a cause of action otherwise justiciable in admiralty, then, notwithstanding anything herein to the contrary, the party claiming to be aggrieved may begin his proceeding hereunder by seizure of the vessel or other property of t he other party according to the usual course of admiralty proceedings, and the court shall then have jurisdiction to direct the parties to proceed with the arbitration and shall retain jurisdiction to enter its decree upon the award. Section 9. Award of arbitrators; confirmation; jurisdiction; procedure If the parties in their agreement have agreed that a judgment of the court shall be entered upon the award made pursuant to the arbitration, and shall specify the court, then at any time within one year after the award is made any party to the arbitration may apply to the court so specified for an order confirming the award, and thereupon the court must grant such an order unless the award is vacated, modified, or corrected as prescribed in sections 10 and 11 of this title. If no court is specified in the agreement of the parties, then such application may be made to the United States court in and for the district within which such award was made. Notice of the application shall be served upon the adverse party, and thereupon the court shall have jurisdiction of such party as though he had appeared generally in the proceeding. If the adverse party is a resident of the district within which the award was made, such service shall be made upon the adverse party o r his attorney as prescribed by law for service of notice of motion in an action in the same court. If the adverse party shall be a nonresident, then the notice of the application shall be served by the marshal of any district within which the adverse part y may be found in like manner as other process of the court. Section 10. Same; vacation; grounds; rehearing (a) In any of the following cases the United States court in and for the district wherein the award was made may make an order vacating the award upon the application of any party to the arbitration: (1) Where the award was procured by corruption, fraud, or undue means. (2) Where there was evident partiality or corruption in the arbitrators, or either of them. (3) Where the arbitrators were guilty of misconduct in refusing to postpone the hearing, upon sufficient cause shown, or in refusing to hear evidence pertinent and material to the controversy; or of any other misbehavior by which the rights of any party have been prejudiced. (4) Where the arbitrators exceeded their powers, or so imperfectly executed them that a mutual, final, and definite award upon the subject matter submitted was not made. (5) Where an award is vacated and the time within which the agreement required the award to be made has not expired the court may, in its discretion, direct a rehearing by the arbitrators.
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(b) The United States district court for the district wherein an award was made that was issued pursuant to section 590 of title 5 may make an order vacating the award upon the application of a person, other than a party to the arbitration, who is adversely affected or aggrieved by the award, if the use of arbitration or the award is clearly inconsistent with the factors set forth in section 582 of title 5. Section 11. Same; modification or correction; grounds; order In either of the following cases the United States court in and for the district wherein the award was made may make an order modifying or correcting the award upon the application of any party to the arbitration (a) Where there was an evident material miscalculation of figures or an evident material mistake in the description of any person, thing, or property referred to in the award. (b) Where the arbitrators have awarded upon a matter not submitted to them, unl ess it is a matter not affecting the merits of the decision upon the matter submitted. (c) Where the award is imperfect in matter of form not affecting the merits of the controversy. The order may modify and correct the award, so as to effect the intent thereof and promote justice between the parties. Section 12. Notice of motions to vacate or modify; service; stay of proceedings Notice of a motion to vacate, modify, or correct an award must be served upon the adverse party or his attorney within three months after the award is filed or delivered. If the adverse party is a resident of the district within which the award was made, such service shall be made upon the adverse party or his attorney as prescribed by law for service of notice of motion in an action in the same court. If the adverse party shall be a nonresident then the notice of the application shall be served by the marshal of any district within which the adverse party may be found in like manner as other process of the court. For the purposes of the motion any judge who might make an order to stay the proceedings in an action brought in the same court may make an order, to be served with the notice of motion, staying the proceedings of the adverse party to enforce the award. Section 13. Papers filed with order on motions; judgment; docketing; force and effect; enforcement The party moving for an order confirming, modifying, or correcting an award shall, at the time such order is filed with the clerk for the entry of judgment thereon, also file t he following papers with the clerk: (a) The agreement; the selection or appointment, if any, of an additional arbitrator or umpire; and each written extension of the time, if any, within which to make the award. (b) The award. (c) Each notice, affidavit, or other paper used upon an application to confirm, modify, or correct the award, and a copy of each order of the court upon such an application. The judgment shall be docketed as if it was rendered in an action. The judgment so entered shall have the same force and effect, in all respects, as, and be subject to all the provisions of law relating to, a judgment in an action; and it may be enforced as if it had been rendered in an action in the court in which it is entered.
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Section 14. Contracts not affected This title shall not apply to contracts made prior to January 1, 1926. Section 15. Inapplicability of the Act of State doctrine Enforcement of arbitral agreements, confirmation of arbitral awards, and execution upon judgments based on orders confirming such awards shall not be refused on the basis of the Act of State doctrine. Section 16. Appeals (a) An appeal may be taken from (1) an order (A) refusing a stay of any action under section 3 of this title, (B) denying a petition under section 4 of this title to order arbitration to proceed, (C) denying an application under section 206 of this title to compel arbitration, (D) confirming or denying confirmation of an award or partial award, or (E) modifying, correcting, or vacating an award; (2) an interlocutory order granting, continuing, or modifying an injunction against an arbitration that is subject to this title; or (3) a final decision with respect to an arbitration that is subject to this title. (b) Except as otherwise provided in section 1292(b) of title 28, an appeal may not be taken from an interlocutory order – (1) granting a stay of any action under section 3 of this title; (2) directing arbitration to proceed under section 4 of this title; (3)compelling arbitration under section 206 of this title; or (4) refusing to enjoin an arbitration that is subject to this title. Chapter 2. und Chapter 3 nicht abgedruckt.
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Sachverzeichnis Allgemeine Geschäftsbedingungen 96, 128, 130, 133, 135, 215, 264, 341. – adhesion contract 131, 133. American Arbitration Association (AAA) – Supplementary Rules 185 ff., 197, 214, 290 ff., 361. American Conflict of Laws Revolution 84. American rule of costs 98 Arbitrability 100 ff., 129, 140 ff., 170, 282 f. – procedural 140, 150, 282, 284. – substantive 140 ff., 282 f. Arbitration Fairness Act – of 2007 374. – of 2009 373 ff. – of 2011 376. Auslegung – ergänzende 210 ff. – schiedsfreundliche 113, 154. Auslegungsregel – einzelstaatliche 234. – gegen den Verwender (contra proferentum rule) 172, 201, 204 ff., 234, 242, 245, 378. – materielle 168, 173. – negative bundesrechtliche 173, 227 ff., 239, 333 f., 337 ff., 365, 372, 379, 380. – positive bundesrechtliche 162, 169, 199 ff., 226, 234, 319, 323, 329, 380. Autonomie – Privat- 8, 91 f., 114, 128, 141 f., 167, 221, 349 ff., 369 ff. – Partei- 166, 282, 348. Better law approach 76, Fn. 100.
Civil rights – disputes 37. – legislation 66. Class action – Benachrichtigung siehe notice – certification 14, 46 ff. – class counsel 27 ff., 46 ff., 56 f. – commonality 15, 21 ff., 41 f., 156, 292. – fair and adequate representation 25 ff. – Gruppenanwalt siehe class counsel – impracticability 15, 20 ff., 156, 292. – notice, 25, 35 ff. 49 ff., 67. – opt out 35 f., 38, 43, 49 ff., 55. – predominance 34, 39 ff. – Reform 1, f., 37. – standing 18 ff. – subclass 16. – superiority 34, 39, 42 ff. – typicality 15, 23 ff., 292. Class arbitration – Benachrichtigung siehe notice – certification 302, 360. – class claims 178 ff. – fair and adequate representation 302 f. – hybrid approach 288 ff., 301 f. – konkludente 174 ff, 363 ff. – notice 287, 289, 292 ff., 302 ff., 380 – opt out 155, 195, 222, 293 f., 300, 303, 380. – partial final award approach 290 ff. – Qualifikation siehe class claims – superiority 292. – waiver 241 ff. Currie, Brainerd 84 f. Dispositionsmaxime 12. Due process 11, 39, 50, 57, 68, 294 ff.
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Sachverzeichnis
Effective vindication of statutory rights 138 f., 245, 252, 257 f., 260 f., 270, 338, 368 ff., 373, 377, 380. – federal statutory rights 252 ff. – state statutory rights 257 ff. Erfolgshonorar (contingency fee) 3, 33, 269. Erie-Doktrin, 69 f. Federal Arbitration Act – Anwendungsbereich 61 ff. – bei diversity jurisdiction 65 ff. – preemption 107 ff., 126, 137 f., 143, 152, 230 f., 259 f., 265, 275, 278, 334, 344, 348, 353, 379. – Qualifikation 69 ff. – specific performance 60, 297. Governmental interests-Theorie 84 f. Haftungsauschluss 98, 120, 253, 264, 268 f., 270, 275 f., 341, 344, 368. Haftungsfreistellung siehe Haftungsausschluss Interstate commerce clause 71, 104. Judicial Arbitration and Mediation Services (JAMS) – Class Action Procedures 290, 311. Jurisdiction – federal question 66 f. – minimum contacts 68. – personal 65, 67 ff. 296. – removal 66. – subject matter 65 f., 231. – venue 65. Kompetenz-Kompetenz 100 f., 139 ff., 288. Kosten – fee shifting 122. – prohibitive 120, 123 f., 253, 256, 268. – prozessuale Erstattungsanspruch 121. Liberal federal policy favoring arbitration 104, 377. Manifest disregard of the law 213, 320 ff., 335, 337.
Marks Rule 239 f. Mehrparteienschiedsverfahren 7 f., 191, 194, 214, 307, 309, 311, 313, 380. – multiparty arbitration 7 f. – multicontract arbitration 7 f. Parol evidence rule 111. Persuasive authority 266 ff. Private attorney general 3, 243. Private enforcement 3. Punitive damages 3, 88, 175, 206 f., 234, 341, 343. Rationales Desinteresse 4, 28, 40, 43, 98, 120, 153, 159, 178, 252, 256, 266. Rechtskrafterstreckung 14 ff., 25, 53, 56 ff., 293. Rechtswahl 76 f., 79 f., 82, 84 ff., 279 ff. – fundamental policy 78, 280 f. – konkludente 80, 84, 88. Repeat player 136. Schiedsfähigkeit 9, 70 f., 99 ff., 114 ff., 126, 133, 139, 152, 157, 180, 236, 245, 252 f., 259, 318, 337, 369, 374. Schiedsklausel siehe Schiedsvereinbarung Schiedsort 80 f., 84 f., 89 f., 94, 96, 136, 194 ff., 214, 221, 340. Schiedsrichter – Bindung an due process 294 ff. – Ernennung 60, 194 f., 214, 307 ff., 314, 380. – Honorar 98, 123, 257, 269, 294. – richtergleiche Befugnisse 175 ff. Schiedsspruch – Aufhebung 60, 88, 147, 149, 206, 212, 251 f., 298 f., 302, 309, 317, 320 ff., 335 ff., 350. – class determination award 292 f. – clause construction award 291 f., 294, 319, 362. Schiedsvereinbarung – Diskriminierung 109, 171, 265, 273, 275, 344 ff., 353, 381. – doctrine of revocability 101 f. – Einrede 60, 87, 267, 341. – Form 95 f. – mehrdeutige 188 ff.
Sachverzeichnis – als Schutzschild 91, 99, 144. – schweigende 74, 126, 149 f., 162, 169 ff., 187 ff., 199 ff., 216, 218, 226 f., 233 ff., 241 ff., 310, 319 ff., 352, 363 ff., 378 ff. – Teilbarkeit 246 ff. – Weite 177 ff. – wortlautgetreue Durchsetzung 110 ff., 160, 167, 202 f., 212, 218, 228, 230, 233, 259, 278, 345, 351 f. Schiedsverfahren – Gleichwertigkeit zum staatlichen Verfahren 105, 108, 111, 115, 117 f. , 136, 144, 246, 254, 257, 276, 300, 338. – Verbindung 7, 150 f., 153 ff., 160, 162, 209, 216 f., 219 ff., 229, 310, 324, 340, 378. – Verschwiegenheitspflicht 118, 293, 305 f. Schiedsverfahrensstatut 59, 75, 80, 86 ff., 112, 162, 165, 169, 184, 192, 215 ff., 231.
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Schiedsvertragsstatut 73 ff., 110, 170 ff., 187 f., 199, 203, 214, 234 ff., 279, 326 ff., 339, 372. State actor-Theorie 296 f., 302. Steuerungsfunktion – der class action 3, 153. – des Schiedsverfahrens 342 f. – des Zivilrechts 4, 98, 120. UN-Abkommen über die Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Schiedssprüche von 1958 61. Unconscionability – procedural 130 ff. – substantive 135 ff., 260 ff. Verbraucherschutz 93, 120, 339. Verhandlungsgrundsatz 12. Vertragsparität 9, 91 f., 102, 114, 135, 353, 373 f. Zugang zum Recht 13, 153, 256, 337 ff., 357 ff., 371. Zwangsarbeiter 5