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German Pages 456 Year 1983
C. F. Gellerts Briefwechsel
(1740-1755)
W G DE
Gemälde nach G. Hempel (1752) Gleimhaus, Halberstadt
C. F. Gellerts Briefwechsel Herausgegeben von
John F. Reynolds Band I (1740-1755)
1983 Walter de Gruyter • Berlin • New York
Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft
CIP-Kurztitelaufnähme
der Deutschen
Bibliothek
Geliert, Christian Fiirchtegott: [Briefwechsel] C. F. Gellerts Briefwechsel / hrsg. von John F. Reynolds. — Berlin ; New York : de Gruyter NE: Reynolds, John F. [Hrsg.]: Geliert, Christian Fürchtegott: [Sammlung] Bd. 1 (1740-1755). ISBN 3-11-008409-0
© 1983 by Walter de Gruyter 8c Co., vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung — J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung Georg Reimer — Karl J. Trübner - Veit Sc Comp., Berlin 30, Genthiner Straße 13 Printed in Germany Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie, Xerokopie) zu vervielfältigen. Satz und Druck: Arthur Collignon GmbH, Berlin Buchbinder: Lüderitz & Bauer, Berlin
Vorwort Im Jahr 1912, wenige Jahre vor dem 200. Geburtstag des Leipziger Professors, Dichters und Moralisten Christian Fürchtegott Geliert, begann die Kgl. Sächsische Kommission eine historisch-kritische Ausgabe der Werke Gellerts vorzubereiten. Einen wichtigen Bestandteil dieser Ausgabe sollten die verstreut gedruckten und die noch ungedruckten Briefe Gellerts bilden. Wegen des Ersten Weltkriegs und der dadurch entstandenen finanziellen Schwierigkeiten konnte die Arbeit an der Ausgabe nicht so schnell wie geplant vorangehen. Als im Juli 1915 Gellerts Geburtstag gefeiert wurde, war die Ausgabe immer noch nicht druckreif. Daß man dennoch auf eine Ausgabe der Briefe Gellerts noch immer hoffte, geht aus einem 1917 von dem Leipziger Gymnasialprofessor und Geliertforscher Erich Michael verfaßten Artikel hervor:. . . seine Briefe, die beinahe Legion sind, werden jetzt zum Druck gesammelt und sollen möglichst vollständig nach dem Krieg erscheinen1. Doch auch diese Ausgabe kam nie heraus. Seither hat sich niemand mehr um eine Gesamtausgabe der Briefe Gellerts gekümmert, obwohl das Fehlen einer solchen Ausgabe von Literaturwissenschaftlern bedauert wurde.2 Schon Geliert selbst gab 1751 eine Sammlung seiner Briefe heraus, die er einer „Abhandlung von dem guten Geschmacke in Briefen" beifügte. Diese 73 Briefe wurden in ganz Deutschland mit großem Beifall aufgenommen und begründeten Gellerts Ruf als glänzender Briefschreiber seiner Zeit. Lessing nannte diese Briefe in seiner Rezension der Berlinischen privilegirten Zeitung vom 8. Mai 1751 durchgängig Meisterstücke, er unterstrich die von Geliert betonte Authentizität der Briefe: Die Ueberzeugung, daß sie der Verfasser an würkliche Personen geschrieben hat, macht das Antheil, welches die Leser daran nehmen, ungleich größer. Man hat an der Echtheit der Briefe Gellerts in der Sammlung von 1751 nie gezweifelt, man nahm auch gleichzeitig ihre Vollständigkeit als selbstverständlich an. Erst 1819, fast 70 Jahre nach ihrer Veröffentlichung, konnte man nachweisen, daß mindestens zwei Briefe in der Sammlung von 1751 für den Druck überarbeitet worden waren. Als Anhang zu den Familienbriefen Gellerts druckte nämlich der Herausgeber August Theodor Leuchte vier Briefe Gellerts, die an den Sekretär Kersten in Dresden gerichtet waren. Von diesen Briefen waren die beiden ersten in der Sammlung „Briefe, nebst einer praktischen Abhandlung von dem guten Geschmacke in Briefen" gedruckt worden, jedoch nicht durchgängig so, wie im Original: der erste im Anhang gedruckte Brief ist der 46. Brief der Sammlung von 1751 (Nr. 26 der vorliegenden Ausgabe); 1
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Michael, Erich: Geliert, eine Würdigung des Dichters, Lehrers und Menschen. In: Schriften des Vereins für die Geschichte Leipzigs. 11. Bd., Leipzig 1917, S. 63. Vgl. Josef Körner: Bibliographisches Handbuch des deutschen Schrifttums. Bern 19493, S. 208.
VI
Vorwort
der zweite (Nr. 27 der vorliegenden Ausgabe) wurde für die Sammlung von 1751 geteilt und erschien als Briefe 14 und 24. Der Besitzer der Originalbriefe drückte in einer kurzen, vorsichtig formulierten Anmerkung zu diesen Briefen die Vermutung aus, daß Geliert, wiewohl er in der Vorrede zu seiner Sammlung versichert, in seinem Leben fast keinen Brief concipirt zu haben, dennoch den Abdruck derselben aus seinen frühern Entwürfen besorget, beym wirklichen Niederschreiben aber die Feile gebraucht haben mag (Aufgefundene Familienbriefe, Anhang). Als der vollständige Briefwechsel Gellerts mit Christiane Caroline Lucius 1823 herausgegeben wurde, konnte der Herausgeber F.A.Ebert durch einen Vergleich zwischen den im 9. Teil der „Sämmtlichen Schriften" Gellerts gedruckten Lucius-Briefen und den Originalbriefen sofort erkennen, daß die in die Werkausgabe aufgenommenen Briefe ebenfalls für den Druck bearbeitet worden waren. Ebert kritisierte die Auswahl der Briefe aus dem ganzen Briefwechsel und verurteilte die für ihn unbegreiflichen und unnötigen Streichungen und Veränderungen der Herausgeber: Sie wählten nicht nur mit offenbarer und eingestandner Absichtlichkeit grade die unbedeutendsten und gehaltleersten Briefe aus, sondern sie änderten zugleich in denselben, was ihnen nur beliebte. Wie über alle Vorstellung weit sie hierinnen gegangen, kann selbst die flüchtigste Vergleichung der hier gelieferten Correspondenz mit den im 9ten Bande der Gellert'schen Werke gedruckten Briefen lehren3. Den genauen Vergleich zwischen den späteren Ausgaben der geschlossenen Briefwechsel Gellerts und den früheren Ausgaben der Briefe stellte Walter Eiermann in seiner Kieler Dissertation über „Gellerts Briefstil" an (1911; Buchausgabe 1912 in der „Teutonia" Bd. 23). An Hand von Beispielen aus den nach Gellerts Tod herausgegebenen Briefwechseln des Autors4 konnte er nachweisen, daß die meisten Briefe in der Sammlung von 1751 und in den „Sämmtlichen Schriften" von 1774 für den Druck tatsächlich überarbeitet worden waren. Eiermann zeigte, daß Geliert persönliche Bezüge und konkrete Fakten fortgelassen, daß er die umgangssprachlichen Wendungen und Dialektformen teils gemildert, teils in indirekte schriftsprachliche Rede übertragen hatte und daß die Grußformeln und Postskripte entfallen waren. 3
4
Ebert, Friedrich Adolf: Briefwechsel Christian Fürchtegott Geliert's mit Demoiselle Lucius. Nebst einem Anhange. Leipzig 1823, S. VII. Eiermann behandelt folgende Briefausgaben Gellerts: Freundschaftliche Briefe von C. F. Geliert. Leipzig 1770. Nachtrag zu Gellerts Freundschaftlichen Briefen. Berlin 1780. Briefwechsel des seligen Herrn Professor Gellerts mit dem seligen Freyherrn von Craussen. Berlin 1783. Gellerts Briefwechsel mit dem Kayserlichen Gesandten Freyherrn von Widmann. Nürnberg 1788. Gellerts aufgefundene Familienbriefe. Freyberg 1819. Briefwechsel Gellerts mit Demoiselle Lucius. Leipzig 1823. Gellerts Briefe an Fräulein Erdmuth von Schönfeld, nachmals Gräfin Bünau von Dahlen. Leipzig 1861.
Gellerts Sämmtliche Schriften, hrsg. von Julius Ludwig Klee. Leipzig 1867. Gellerts Briefe an die Fürstin Johanna Elisabeth von Anhalt-Zerbst. Dessau
1886.
Vorwort
VII
Ein Jahr nach der Veröffentlichung von Eiermanns Arbeit erschien Erich Michaels Abhandlung „Aus meinen Geliertstudien". Michael fand in Leipzig einen Originalbrief Gellerts an Johann Adolf Schlegel, der in der Sammlung von 1751 gedruckt wurde (Nr. 56) und konnte dabei die von Eiermann beschriebenen Änderungen auch hier feststellen. Darüber hinaus konnte er den unveröffentlichten Briefwechsel Gellerts mit Johann Adolf Schlegel untersuchen, in dem die für die Briefbearbeitung vorgeschriebenen Kriterien klar zu lesen waren. Statt auf diese bedeutende Entdeckung einzugehen, druckte Michael einfach zwei Briefe aus der Korrespondenz, die von der Entstehung der Briefsammlung von 1751 handeln. In dem ersten dieser Briefe (Nr. 59 der vorliegenden Ausgabe) schreibt Geliert: Zugleich schicke ich Dir meine Briefe u. bitte Dich zu Scharfrichtern. Es folgt Bleystift, daß Du anstreichen kannst. Kannst Du etwas ändern, besser machen, u. zwar mit wenig Mühe: so thue es, maximo me beneficio afficies. Der zweite Brief (Nr. 60 der vorliegenden Ausgabe) beginnt: Ich dächte, Sie läsen die Briefe in der Ordnung noch einmal geschwind durch, u. sähn, ob sie gut lägen u. ob sonst noch etwas zu errinnern, oder bald zu ändern wäre". Was Schlegel anstreichen, ändern oder besser machen sollte, wird in diesen zwei Briefen nicht ausführlich gesagt. Erst 1756, als Geliert einige für die „Sammlung vermischter Schriften" bestimmte Briefe an Schlegel zur Korrektur schickte, drückte er sich deutlicher aus: Verwirf, wähle, was Dir gut dünkt. Nimm Bleystift, streiche gleich durch, alle Stellen durch, die weg müssen, die anders seyn sollen, die die Welt nicht wissen darf, die sich für meinen Charackter nicht schicken, die mir nachtheilig werden könnten. Aber lieber Gott, so müßtest Du wohl die Hälfte wegstreichen (23. Okt. 1756). Obwohl Schlegel von der Veröffentlichung dieser Briefe in der „Sammlung vermischter Schriften" abgeraten hatte, hielten er und G. L. Heyer bei der Herausgabe der Briefe Gellerts in den „Sämmtlichen Schriften" an den verlangten Kriterien Gellerts fest. Diese Briefe wurden besonders ausgewählt, um den liebenswürdigen Charakter ihres Verfassers zu bestätigen. Außerdem sollten sie der von Gellerts vertrautem Freund J. A. Cramer verfaßten Lebensbeschreibung bald zur Erläuterung und Ergänzung, bald zum Beweise dienen (Sämmtliche Schriften, 8. Teil, Vorwort, S. V)5. Die Herausgeber der Briefe
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Die Bekanntmachung der 195 Briefe Gellerts in den „Sämmtlichen Schriften" (1769-1774) ist zum Teil als Reaktion auf die scharfe Kritik der Briefsammlung von 1751 in der Schmähschrift von Jakob Mauvillon und Leopold August Unzer, „Ueber den Werth einiger deutschen Dichter und über andere Gegenstände den Geschmack und die schöne Litteratur betreffend" (2 Teile, Leipzig 1771-1772), zu betrachten. Diese jungen Vertreter des Sturm und Drang nannten die 1751 erschienene Briefsammlung Gellerts schlechthin albern, unausstehlich und lächerlich (1. Teil, S. 70—96). Sie fanden in Gellerts Briefen weder Genie noch Leben und meinten, daß solche Mustqrbriefe, wie sie Geliert veröffentlicht hat, dem guten Geschmack eher schade, als daß er ihn befördere (1. Teil, S. 89). Das Vorwort zum 8. Band der „Sämmtlichen Schriften" kann als Verteidigung Gellerts gegenüber diesen Vorwürfen aufgefaßt werden. Gleich zu Anfang des Vorworts geben die Herausgeber zu: Wir wissen wohl,
VIII
Vorwort
geben sogar gleich zu, daß Geliert selbst kleine Aenderungen, Auslassungen, Abkürzungen und dergleichen vorgenommen hatte 6 . Die längeren, vollständig erhaltenen Briefwechsel, die nach dem Tod Gellerts erschienen sind, z.B. die mit Demoiselle Lucius, mit Erdmuth von Schönfeld oder mit dem Freiherrn von Widmann, ersetzen den Mangel an konkreten biographischen Fakten bei den früheren Sammlungen nur zum Teil, da Geliert sie von vornherein für eine Veröffentlichung nach seinem Tod bestimmt hatte.1 Sie vermitteln ein Bild von Gellerts Leben als Professor in Leipzig, berichten von seinen immer schlimmer werdenden Gesundheitsumständen und referieren seine Meinung über die moralischen Bücher seiner Zeit. Insofern ist ihr Wert als biographische Aussage begrenzt. Sie überliefern das gleiche einfache Bild des Dichters, wie es von den früheren Sammlungen geprägt wurde, nur in ausführlicherer Form. Daß das bisher Überlieferte mangelhaft war und nur ein verzerrtes Bild des Dichters darstellte, vermutete Erich Schmidt schon 1878. Eine vorurtheilsfreie Monographie, schrieb er in seinem Aufsatz über Geliert in der „Allgemeinen Deutschen Biographie" (8. Bd., S. 549), ist ein dringendes Bedürfnis 8 . Eine „vorurteilsfreie" Biographie über Geliert kann nur auf Grund einer Gesamtausgabe der Briefe von und an Geliert geschrieben werden. Die vorliegende Ausgabe liefert die noch fehlenden biographischen Fakten, denn sie bringt — soweit das heute möglich ist — Gellerts Korrespondenz vollständig. Sie enthält also die von Geliert selbst für seine Brief Sammlung von 1751 daß man mit der ersten Sammlung seiner Briefe nicht durchgehens zufrieden gewesen ist. Geliert selbst war es nicht, und würde, wie wir aus seinen Briefen an uns beweisen könnten, den Mängeln derselben bey der letzten Ausgabe seiner Schriften abzuhelfen gesucht haben, wenn es ihm seine kränklichen Umstände verstattet hätten (Vorwort, S. IV). Die neue Sammlung der Briefe Gellerts sollte dazu beitragen, Gellerts Ehre . . . bey den Freunden des guten Geschmacks in Sicherheit zu setzen (Vorwort, S. V). 6 C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, 8. Teil, Vorrede, S. III. 7 Beweise, daß Geliert mit der Veröffentlichung seiner längeren Briefwechsel nach seinem Tod gerechnet hat, gibt es in den gedruckten Briefen genügend. Am 25. Mai 1757, z. B. schrieb er an das Fräulein von Dieskau, daß sie ihm jede Woche einen Brief schreiben möchte und fügte hinzu: Nach dieser Rechnung habe ich im Monat May 1758 schon fünfzig Briefe von Ihnen, die nach meinem Tode in den Druck kommen werden. Denn diese Bedingung müssen Sie auch eingehen. Meine Erben werden schon so viel Geschmack und Gewissen haben, daß sie gute Briefe der Welt nicht entziehen. Seinen Briefwechsel mit Fräulein Lucius bestimmte er in einer hinterlassenen Verfügung ausdrücklich zur vollständigen Aufnahme in seine Werke (vgl. F. A. Ebert, Briefwechsel Christian Fürchtegott Gellerts's mit Demoiselle Lucius, S. V I I f ) . Auch die in den „Sämmtlichen Schriften" gedruckten Briefe wurden von Geliert ausgesucht, auf den Fall, wenn man sie nach seinem Tode für druckbar achten sollte . . . 8 Von den zwei Geliertbiographien, „Gellerts Leben" von J. A. Cramer (1774 als 10. Teil der „Sämmtlichen Schriften" Gellerts gedruckt) und „Christian Fürchtegott Gellerts Leben nach seinen Briefen und anderen Mittheilungen dargestellt" (1833) in 2 Bänden von Heinrich Döring, bleibt heute immer noch nur Cramers Arbeit für die Forschung maßgebend. Diese Biographie wurde mit Hilfe von kurzen Aufsätzen, sogenannten „unvollständigen Nachrichten", geschrieben, die Geliert selbst für seine Biographie angefertigt hatte. Doch auch Cramer geht es in seiner Biographie nur darum, Geliert als Muster der Frömmigkeit, Sittlichkeit und Empfindsamkeit darzustellen. Eine objektive Biographie des Dichters hätte dem Zweck der „Sämmtliche Schriften" auch nicht gedient.
Vorwort
IX
ausgewählten Briefe und die von Schlegel und Heyer für die „Sämmtlichen Schriften" Gellerts benutzten, und zwar möglichst nach den Originalen. Sie bringt auch die nach dem Tod des Dichters veröffentlichten und die in verschiedenen Zeitungen, Zeitschriften und Sammlungen von Musterbriefen verstreut gedruckten Briefe. Darüber hinaus legt sie mehr als 300 bislang gänzlich ungedruckte oder nur teilweise gedruckte Briefe von und an Geliert vor. Ein Teil dieser Briefe ist bei Wilhelm Frels (Deutsche Dichterhandschriften von 1400 bis 1900. Leipzig 1934) verzeichnet, es mußten jedoch noch zahllose Anfragen an Bibliotheken, Archive und Museen in aller Welt gerichtet werden, um das verfügbare Material zusammenzutragen.9 Gellerts Korrespondenz wird in der vorliegenden Edition also nicht als Muster der Briefstellerei betrachtet, als das sie weitgehend im 18. und 19. Jahrhundert gegolten hat. Diese Briefe sind vielmehr biographische Dokumente, die Gellerts Beziehungen zum literarischen, politischen und sozialen Leben erhellen und erklären. Die in den Briefen erwähnten Namen, Titel und Ereignisse werden in kurz gefaßten Anmerkungen erläutert, die jeweils am Ende eines Bandes stehen. Meine Forschungen über Geliert wurden hauptsächlich an folgenden Bibliotheken und Archiven durchgeführt: Bibliothèque Nationale (Paris), Freies Deutsches Hochstift (Frankfurt am Main), Germanisches Nationalmuseum (Nürnberg), Herzog August Bibliothek (Wolfenbüttel), Karl-Marx-Universitätsbibliothek (Leipzig), Museum für Geschichte der Stadt Leipzig, Nationale Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar, Sächsische Landesbibliothek (Dresden), Schiller Nationalmuseum (Marbach), Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz (Berlin, West), Widener Library, Harvard University (Cambridge, Mass.). Ich danke den Mitarbeitern dieser Einrichtungen und der zahlreichen anderen Bibliotheken, Archive und Museen, die meine vielen Fragen und Bitten geduldig aufnahmen und sorgfältig beantworteten. Ohne diese Unterstützung wäre die vorliegende Ausgabe nicht zustandegekommen. Allen Kolleginnen, Kollegen und Freunden, die mir bei dieser Ausgabe geholfen haben, meinen herzlichen Dank. Für ihren besonderen Beistand danke ich Prof. Dr. Karl S. Guthke, Prof. Dr. Walter Hinck, Frau Rose-Marie Hurlebusch, Prof. Dr. Wm. A Little, Prof. Dr. Paul Raabe, Prof. Dr. Frank G. Ryder, Dr. Siegfried Sack, Prof. Dr. Werner Schubert, Prof. Dr. Walter H. Sokel, Prof. Dr. Robert Spaethling und Prof. Dr. Bernd Witte. Für die kritische Durchsicht des Manuskripts und für ihre Rat- und Vorschläge diesbezüglich danke ich herzlich Frau Joyce Garver, Frau Dr. Renate Grumach, Herrn Reinhard Isensee, Herrn Werner Jung, Frau Geraldine Randall, Frau Dr. Elfi Schneidenbach, Frau Sibylle Späth, Frau Anne-Marie Steele, Herrn Eberhard Ulbrich und Herrn Karl Lambert Watrin.
9
Einige Briefe wurden erst nach der Drucklegung Ende des dritten Bandes abgedruckt.
aufgefunden.
Sie werden
als Nachtrag
am
X
Vorwort
Meine Forschungen über Geliert wurden durch die finanzielle Unterstützung der folgenden Stiftungen und Anstalten ermöglicht: American Council of Learned Societies, Alexander von Humboldt-Stiftung (Thyssen-Stiftung), Colby College, Deutscher Akademischer Austauschdienst, Fulbright-Kommission, International Research and Exchanges Board, University of Virginia. Die Druckkosten für diese Ausgabe wurden zum Teil durch die großzügige Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft gedeckt.
Verzeichnis der Briefe Vorwort 1. An Christiane Sophie Gärtner, 12. Dez. 1740 2. Von Johann Elias Schlegel, 3. Jan. 1741 3. An Johann Michael Francke, 13. Juli 1741 4. An Johann Michael Francke, 25. Sept. 1741 5. An Johann Michael Francke, 2. Febr. 1742 6. An Moritz Ludwig Kersten, 2. Juni 1742 7. An Johann Michael Francke, 4. Juni 1742 8. An Johann Christoph Gottsched, 20. Juni 1742 9. An Wilhelmine Steinauer, 29. Dez. 1742 10. An Johann Arnold Ebert, 20. Sept. 1743 11. An Friedrich von Hagedorn, 18. Febr. 1744 12. An einen Rat, 2. April 1745 13. An Christian August Friedrich von Bülzingsleben, 14. An Christian August Friedrich von Bülzingsleben, 15. An Christian August Friedrich von Bülzingsleben, 16. An Wilhelmine Steinauer, 4. Juli 1745 17. An Christian August Friedrich von Bülzingsleben, 18. An Johanna Salome Geliert, 1745 19. An Christiane Eleonore Geliert, 14. Jan. 1746 20. An Christian Nathanael Hochmuth, 24. Jan. 1746 21. Von Johann Jacob Mack, 15. Jan. 1747 22. Von Johann Leonhard Froereisen, 3. April 1747 22a. An eine Ungenannte, 1747 23. An Johann Jacob Mack, Frühjahr 1748 24. An Johann Arnold Ebert, Frühjahr 1748 25. An Johann Jacob Bodmer, 13. März 1748 26. An Moritz Ludwig Kersten, 15. März 1748 27. An Moritz Ludwig Kersten, 25. Okt. 1748 28. An Johann Elias Schlegel, 27. Okt. 1748 29. Von Ernst Samuel Jacob Borchward, 6. Dez. 1748 30. An Ernst Samuel Jacob Borchward, 9. Dez. 1748 31. An Johann Jacob Mack, 1748 32. An Michael Franz von Kienmayer, 12. Jan. 1749 33. An Michael Franz von Kienmayer, 16. Febr. 1749 34. An Johann Adolf Schlegel, 17. Febr. 1749 35. Von Ernst Samuel Jacob Borchward, 1. März 1749 36. An Ernst Samuel Jacob Borchward, 2. April 1749 37. An Johann Jacob Bodmer, Mai 1749 37a.An eine Ungenannte, Sommer 1749
Frühling 1745 Frühling 1745 Sommer 1745 Winter 1745
V 1 1 2 3 4 5 6 6 7 8 8 8 10 10 10 11 13 14 15 17 17 20 21 22 23 24 24 25 28 29 33 34 35 36 37 38 39 40 41
XII
Verzeichnis der Briefe
38. An die Deutsche Gesellschaft zu Göttingen, 12. Aug. 1749 39. An Gotthelf Dietrich von Ende, 19. Aug. 1749 40. An Luise Marie Henriette Cruse, Herbst 1749 41. An Johann Adolf Schlegel, 31. Jan. 1750 42. An Ernst von Gleichen, Frühjahr 1750 43. An Johann Friedrich Löwen, Frühling 1750 44. An Carl Christian Gärtner, Frühling 1750 45. Von Ernst Samuel Jacob Borchward, 28. April 1750 46. An Ernst Samuel Jacob Borchward, 8. Mai 1750 46a. An Johann Arnold Ebert, 17. Mai 1750 47. An Philipp Erasmus Reich, 27. Juni 1750 48. Von Friedrich Gottlieb Klopstock, Johann Wilhelm Ludwig Gleim, Johann Georg Sulzer, und Johann Georg Schultheß, 25. Juli 1750 . . 49. An Johann Adolf Schlegel, 2. Nov. 1750 50. Von Johann Adolf Schlegel, 28. Nov. 1750 51. Von Johann Friedrich Löwen, 28. Nov. 1750 52. Von Johann Georg Sulzer, 20. Dez. 1750 53. Von Heinrich Wilhelm Bachmann d. A., 22. Dez. 1750 54. An Heinrich Wilhelm Bachmann d. A., Dez. 1750 55. An Heinrich Wilhelm Bachmann d. Ä., Dez. 1750 56. An Charlotte Cramer, Anfang 1751 57. An Moritz Ludwig Kersten, 22. Jan. 1751 58. An das Geheime Consilium, 24. Jan. 1751 59. An Johann Adolf Schlegel, Jan. 1751 60. An Johann Adolf Schlegel, Jan. 1751 61. An Johann Leonhard Froereisen, 27. Febr. 1751 62. An Philipp Erasmus Reich, 11. März 1751 62a. An Luise Marie Henriette Gärtner, März 1751 63. An Ernst Samuel Jacob Borchward, 13. April 1751 64. Von Ernst Samuel Jacob Borchward, 20. April 1751 65. An Ernst Samuel Jacob Borchward, 24. Mai 1751 66. An Catherine Wilhelmine Sulzer, 14. Juni 1751 67. An Ludwig Heinrich von Nicolay, 28. Juni 1751 68. An Johann Georg Sulzer, 1. Juli 1751 69. Von Michael Conrad Curtius, 18. Aug. 1751 70. An Ludwig Heinrich von Nicolay, 8. Sept. 1751 71. Von Wilhelm Friedrich Wyneken, 11. Sept. 1751 72. An Emanuel Falkner, 5. Okt. 1751 73. An Carl Wilhelm Christian von Craussen, 5. Okt. 1751 74. Von Georg Friedrich Meier, 7. Okt. 1751 75. An Ernst Samuel Jacob Borchward, 15. Okt. 1751 76. Von Ernst Samuel Jacob Borchward, 30. Okt. 1751 77. Von Christoph von Trczinski, 17. Nov. 1751 78. An Carl Wilhelm Christian von Craussen, 2. Dez. 1751 79. Von Emanuel Falkner, 16. Dez. 1751
42 42 43 43 44 45 46 47 48 49 49 49 64 65 67 67 68 69 70 71 71 73 74 75 75 75 76 77 78 81 82 82 83 84 85 85 87 88 89 90 90 92 94 96
Verzeichnis der Briefe
80. 81. 82. 83. 84. 85. 86. 87. 88. 89. 90. 91. 92. 93. 94. 95. 96. 97. 98. 99. 100. 101. 102. 103. 104. 105. 106. 107. 108. 109. 110. 111. 112. 113. 114. 115. 116. 117. 118. 119. 120. 121. 122. 123. 124.
Von Benjamin Friedrich Köhler, 18. Dez. 1751 An Ernst Samuel Jacob Borchward, 21. Dez. 1751 An die Familie Sulzer, 21. Dez. 1751 AnJohann Adolf Schlegel, 30. Dez. 1751 An Carl Wilhelm Christian von Craussen, 12. Jan. 1752 An Johanna Salome Geliert, Mitte Jan. 1752 Von Johann Adolf Schlegel, Mitte Jan. 1752 An Johann Adolf Schlegel, 22. Jan. 1752 Von der Familie Sulzer, Jan. 1752 An Carl Wilhelm Christian von Craussen, 16. Febr. 1752 An Carl Wilhelm Christian von Craussen, 2. März 1752 An Carl Wilhelm Christian von Craussen, 15. März 1752 Von Johann Balthasar Kölbele, 24. März 1752 Von Ernst Samuel Jacob Borchward, 1. April 1752 Von Johann Adolf Schlegel, 5. April 1752 Von Johann Friedrich Löwen, 12. April 1752 An Johann Jacob Bodmer, 18. April 1752 An Johann Adolf Schlegel, 20. April 1752 An Ernst Samuel Jacob Borchward, 24. April 1752 Von Johann Georg Sulzer, 5. Mai 1752 An Carl Wilhelm Christian von Craussen, 19. Mai 1752 Von Carl Wilhelm Christian von Craussen, 26. Mai 1752 Von Johann Friedrich von Cronegk, 16. Juni 1752 An Johann Friedrich von Cronegk, 13. Juni 1752 An Carl Wilhelm Christian von Craussen, 15. Juli 1752 An Carl Heinrich von Gleichen, 24. Aug. 1752 An Johann Friedrich von Cronegk, 26. Aug. 1752 Von Friedrich Eberhard Boysen, 7. Sept. 1752 Von Nicolaus Dietrich Giseke, 23. Sept. 1752 Von Johann Andreas Cramer, 2. Okt. 1752 Von Friedrich Eberhard Boysen, 4. Okt. 1752 An Carl Wilhelm Christian von Craussen, 14. Okt. 1752 An Ernst Samuel Jacob Borchward, 4. Dez. 1752 Von Ernst Samuel Jacob Borchward, 12. Dez. 1752 Von Johann Georg Sulzer, 25. Dez. 1752 An Johann Heinrich Gottfried Koch, 1752 An EmanuelFalkner, 27. Jan. 1753 An Ernst Samuel Jacob Borchward, 27. Jan. 1753 An Johann Georg Sulzer, 29. Jan. 1753 An Carl Wilhelm Christian von Craussen, 1. März 1753 Von Johann Gotthelf Lindner, 2. März 1753 Von Johann Samuel Patzke, 12. Mai 1753 Von Ernst Samuel Jacob Borchward, 14. Mai 1753 Von Johann Adolf Schlegel, 14. Juni 1753 An Ernst Samuel Jacob Borchward, 22. Juni 1753
XIII
97 98 100 101 102 103 104 106 106 107 108 110 111 115 116 117 118 119 119 120 120 122 124 125 126 128 129 130 131 132 134 134 135 136 139 140 140 141 142 142 144 145 146 149 150
XIV
125. 126. 127. 128. 129. 130. 131. 132. 133. 134. 135. 136. 137. 138. 139. 140. 141. 142. 143. 144. 145. 146. 147. 148. 149. 150. 151. 152. 153. 154. 155. 156. 157. 158. 159. 160. 161. 162. 163. 164. 165. 166. 166a. 167. 168.
Verzeichnis der Briefe
An Carl Wilhelm Christian von Craussen, 8. Juli 1753 Von Gottlieb Wilhelm Rabener, Sommer 1753 An Michael Conrad Curtius, 8. Aug. 1753 Von Johann Adolf Schlegel, 22. Aug. 1753 Von Johann Jacob Mack, 25. Aug. 1753 Von Johann Georg Sulzer, 22. Sept. 1753 Von Gottlob Benjamin Straube, 3. Okt. 1753 An Carl Wilhelm Christian von Craussen, 8. Okt. 1753 An eine Bekannte, Herbst 1753 Von Emanuel Falkner, 19. Nov. 1753 An Carl Heinrich von Gleichen, 24. Nov. 1753 An Johann Georg Sulzer, Anfang Dez. 1753 An Philipp Erasmus Reich, 13. Dez. 1753 An Ernst Samuel Jacob Borchward, 19. Dez. 1753 An Emanuel Falkner, 7. Jan. 1754 An die Deutsche Gesellschaft zu Jena, 7. Jan. 1754 An Johann Andreas Cramer, 7. Jan. 1754 An Johann Adolf Schlegel, 25. Jan. 1754 An Johann Adolf Schlegel, 1. Febr. 1754 An Johann Friedrich von Cronegk, 7. Febr. 1754 An Carl Wilhelm Christian von Craussen, 13. Febr. 1754 An Johann Adolf Schlegel, 26. Febr. 1754 An Michael Conrad Curtius, 26. Febr. 1754 An Carl Wilhelm Christian von Craussen, 20. März 1754 An Johann Friedrich von Cronegk, 23. März 1754 An Hans Caspar Hirzel, 23. März 1754 An Philipp Erasmus Reich, 23. März 1754 An Ernst Samuel Jacob Borchward, 23. März 1754 An Gottlieb Wilhelm Rabener,' 23. März 1754 An Catherine Wilhelmine Sulzer, um den 23. März 1754 Von Gottlieb Wilhelm Rabener, 26. März 1754 An einen Professor, 28. März 1754 An Carl Wilhelm Christian von Craussen, 2. April 1754 Von Ernst Samuel Jacob Borchward, 2. April 1754 An Emanuel Falkner, 5. April 1754 An Ernst Samuel Jacob Borchward, 8. April 1754 An Jean-Henri Samuel Formey, 9. April 1754 An die Verlegerin Schütze, 9. April 1754 Von Benjamin Friedrich Köhler, 11. April 1754 Von Johann Georg Krünitz, 24. April 1754 An Leopold Mozart, April 1754 An Rudolf Christian von Haxthausen, 6. Mai 1754 Von Johann Georg Sulzer, 7. Mai 1754 An Carl Wilhelm Christian von Craussen, 10. Mai 1754 An Johanna Wilhelmine Biehle, 4. Juni 1754
151 153 154 155 155 157 158 159 160 160 161 163 164 164 165 166 166 168 170 171 171 172 173 173 174 174 175 176 177 178 179 181 \81 182 190 190 191 192 192 194 194 196 197 197 198
Verzeichnis der Briefe
169. 170. 171. 172. 173. 174. 175. 176. 177. 178. 179. 180. 181. 182. 183. 184. 185. 186. 187. 188. 189. 190. 191. 192. 193. 194. 195. 196. 197. 198. 199. 200. 201. 202. 203. 204. 205. 206. 207. 208. 209. 210. 211. 212. 213.
An Johanna Wilhelmine Biehle, 24. Juni 1754 An Johanna Wilhelmine Biehle, 1. Juli 1754 An Carl Wilhelm Christian von Craussen, 17. Juli 1754 An Hans Moritz von Brühl, 18. Juli 1754 Von Hans Moritz von Brühl, 27. Juli 1754 An Hans Moritz von Brühl, 21. Aug. 1754 Von Rochus Friedrich zu Lynar, 25. Sept. 1754 Von Johann Georg Sulzer, Herbst 1754 An Hans Moritz von Brühl, 18. Okt. 1754 An Johann Georg Sulzer, 18. Okt. 1754 An Ernst Samuel Jacob Borchward, 6. Nov. 1754 An Christian Heinrich Valerius Zeis, 23. Nov. 1754 An Christian Heinrich Zeis, 4. Dez. 1754 An Ernst Samuel Jacob Borchward, 4. Dez. 1754 An Emanuel Falkner, 5. Dez. 1754 An Johann Andreas Cramer, 6. Dez. 1754 An Hans Moritz von Brühl, 12. Dez. 1754 Von Hans Moritz von Brühl, 14. Dez. 1754 An Johann Andreas Cramer, 20. Dez. 1754 An Johann Friedrich von Cronegk, 21. Dez. 1754 An Hans Moritz von Brühl, 24. Dez. 1754 An Carl Wilhelm Christian von Craussen, 30. Dez. 1754 An Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem, 30. Dez. 1754 An Christian Ferdinand von Zedtwitz, 1754 An Friedrich Biehle, 1754 An Herrn H., 1754 An Herrn B., 1754 Von Johann Andreas Cramer, 25. Jan. 1755 Von Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem, 18. Febr. 1755 An Hans Moritz von Brühl, 8. März 1755 An Carl Wilhelm Christian von Craussen, 8. März 1755 An Herrn Hirsch, 13. März 1755 An Carl Wilhelm Christian von Craussen, 13. März 1755 An Johann Georg Sulzer, 23. März 1755 Von Johann Georg Sulzer, März 1755 An Johann Friedrich von Cronegk, 2. April 1755 An Hans Moritz von Brühl, 3. April 1755 Von Nicolaus Dietrich Giseke, 19. April 1755 An Moritz Ludwig Kersten, 7. Mai 1755 An Hans Moritz von Brühl, 7. Mai 1755 An Hans Moritz von Brühl, 13. Mai 1755 Von Hans Moritz von Brühl, 18. Mai 1755 Von Johann Andreas Cramer, 29. Mai 1755 An Johann Wilhelm Ludwig Gleim, 7. Juni 1755 Von Hans Moritz von Brühl, 3. Juli 1755
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198 199 199 200 201 202 202 203 203 204 205 206 207 208 209 210 211 211 212 213 214 216 217 218 219 220 221 222 223 225 226 226 227 228 228 229 231 232 234 234 235 237 237 239 240
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Verzeichnis der Briefe
214. An Hans Moritz von Brühl, 4. Juli 1755 215. An Johanna Wilhelmine Biehle, 25. Juli 1755 216. Von Johann Andreas Cramer, 2. Aug. 1755 217. An Johann Andreas Cramer, 11. Aug. 1755 218. Von Hans Moritz von Brühl, 12. Aug. 1755 219. An Johann Friedrich von Cronegk, 12. Aug. 1755 220. An Hans Moritz von Brühl, 13. Aug. 1755 221. Von Hans Moritz von Brühl, 16. Aug. 1755 222. An Johann Friedrich Löwen, 19. Sept. 1755 223. An Dorothea Christina von Donop, Herbst 1755 224. An Elisabeth Henriette Amalia von Mosheim, 23. Okt. 1755. 225. An Johanna Elisabeth von Anhalt-Zerbst, 23. Okt. 1755 226. Von Hans Moritz von Brühl, 24. Okt. 1755 227. An Ernst Samuel Jacob Borchward, 24. Okt. 1755 228. An Johanna Elisabeth von Anhalt-Zerbst, 11. Nov. 1755 229. An Hans Moritz von Brühl, Mitte Nov. 1755 230. An Friedrich von Gyllenborg, 24. Nov. 1755 . . . 231. An Hans Moritz von Brühl, 24. Nov. 1755 232. Von Johann Adolf Schlegel, 10. Dez. 1755 233. An Johann Adolf Schlegel, 13. Dez. 1755 234. Von Hans Moritz von Brühl, 18. Dez. 1755 235. AnJohann Adolf Schlegel, 20. Dez. 1755 236. An Ernst Samuel Jacob Borchward, 22. Dez. 1755 237. An Friederike Sophie Louise von Zedtwitz, 22. Dez. 1755 238. An Johann Georg Sulzer, 26. Dez. 1755 239. An Johanna Elisabeth von Anhalt-Zerbst, 29. Dez. 1755 240. Von Johann Adolf Schlegel, 30. Dez. 1755 241. An Johanna Wilhelmine Biehle, 31. Dez. 1755 242. An Christian Friedrich Thomasius, 1755 243. An Christian Friedrich Thomasius, 1755 244. An Dorothea Christina von Donop, 1755 245. An Dorothea Christina von Donop, 1755 246. An Dorothea Christina von Donop, 1755 247. An Charlotte Sophie von Bentinck, 1755 Zur Edition Anmerkungen Zitierte Literatur Register
241 242 242 245 247 248 249 249 250 250 . . . 251 251 252 253 254 255 256 257 258 259 260 261 262 263 264 265 266 267 267 268 270 270 271 27J 275 279 419 429
Nr. 1
1. An Christiane Sophie
12. Dezember 1740
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Gärtner. Leipzig Den 12. Dec. 1740.
Meine liebe Jungfer Schwester, Den Augenblick schickt der Graf Friese her und läßt meinen Bruder zu sich ruffen. Ich soll ihn entschuldigen und in seinem Namen kurz sagen, daß er Sie nicht mehr liebt, daß die Hochzeit auch nicht vor sich gehen kann, weil man ihm ein ander Frauenzimmer in T a u c h a , 1 Meile von hier, vorgeschlagen hat, die alles besitzen soll, was ein Frauenzimmer kostbar macht. Ich habe es gedacht, daß es noch so werden wird. Mich lassen Sie außer aller Schuld, denn ich menge mich in die Heyraths- und Staatssachen nicht eine Minute. Vielleicht nimmt Sie der Mittelste, weil der Große nicht kan. Für mich sind Sie nicht. Sie haben wohl viel gutes; aber auch viel böses an sich, worunter ich die Satyrische Zunge und die böse Kunst Billetchen zu schreiben, hauptsächlich zähle. Ein Gedichte soll ich Ihnen von Ihrem ehemaligen Fritzen mit zu schicken. Sie können glauben, daß ers verfertigt, Sie können auch glauben, daß es meine Arbeit ist, denn das ganze Werk ist durch nichts ansehnlich, als durch ein erfolgtes Geschenke. Ach liebe Christiane, ein unvergleichliches Geschenke. Ich soll es zwar verschweigen und gar nicht sagen, daß es Ihr h e i l i g e r C h r i s t werden soll. Ich soll weder von einer goldnen Uhr, noch von einem porcellainen Kruge stark mit Silber beschlagen ä 40 Thlr. (als das Hochzeitgeschenke), noch von einem Mops, der der Frau Wetzein ihren tausendmal übertrifft, reden. Wie gesagt, ich soll schweigen, also will ichs auch thun, so schwer mirs immer ankömmt. Indessen können Sie sich freuen und mir danken, daß ich Fritzen auf einen so glücklichen Einfall geholfen habe, der einen sonst geizigen Herrn recht freygebig gemacht hat. Ach der allerliebste Krug, er wird sich recht gut in die Wochen schicken. Der Cammerjunker Schulenburg hat schon 30 Thlr. gebothen. Itzt kömmt der Mops mit seinem allerliebsten Halsbändchen C. S. G. bezeichnet, und unten ein Silbernschlößchen. Das gefällt mir. Im Vertrauen der Große hält recht viel auf den Hund. Der Narr trägt ihn so gar auf den Armen zur großen Aergerniß Ihres verschwiegenen Freundes Geliert.
2. Von Johann Elias Schlegel.
Meißen, den 3. Januar 1741.
Hochgeschätzter Freund, Wenn ich bisher aufgeschoben mein Wort zu erfüllen, und Ihnen gleich nach meiner Ankunft zu schreiben so habe ich unter andern Ursachen auch diese,
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Nr. 3
13. Juli 1 7 4 1
welche gemacht hat, daß ich hier noch nicht ausgekommen bin, und daß ich mich vor allen Leuten gefürchtet habe. Neml. die Neujahrs Zeit. Es ist heute der dritte, und ob ich gleich wüste daß Sie mir zu gute gehalten, wenn ich auf den ersten ohne Neujahrwunsch an Sie geschrieben hätte, so kann ich es doch nunmehro mit Ehren und ohne Entschuldigung thun. Mein lieber Herr Geliert, je mehr ich den Leuten Gutes wünsche desto schwerer wird mir es meine Wünsche auszudrücken, und ich kann Ihnen versichern, daß mir es nicht leicht bey iemandem so schwer werden würde, als bey Ihnen. Unterdessen kann ich Sie versichern, daß ich täglich an Sie gedenke. Denn alles Vergnügen das ich hier habe, wenn ich wissen will, ob es recht groß ist, messe ich darnach ob es so groß ist, als dasjenige so ich in Ihrem Umgange empfinde. Ich würde den meinigen Unrecht thun, wenn ich sagte, daß ich hier nicht zuweilen ein gleiches empfände, Unterdessen gehen doch noch Stunden vorbey die ich mit Ihrem Umgange zu erfüllen wünschte. Wenn ich nichts zu reden weiß vertreibe ich den Leuten die Zeit mit Ihrer Elegie und wenn ich sie damit traurig gemacht, tröste ich sie mit Ihrer Ode. Zur Zeit weiß ich nicht, ob ich nach Dresden reisen werde. In der That macht die Hoffnung Herrn Koppen zu sehen, daß ich mich darnach sähne. Vielleicht hat er unterdessen an mich geschrieben. Wenn ich die Ehre haben soll Ihnen zu Erhaltung des bewusten Preises zu gratuliren: so werden Sie die Gütigkeit haben mir es zu wissen zu thun. Uebrigens mache ich meinen Empfehl, an Dero Herrn Bruder, wenn er wieder zurückgekommen ist, an Herrn Strauben, und an meine Anacreontische Oden. Von meinem Bruder aber habe ich an Dieselben ebenfalls einen ergebensten Empfehl abzustatten. Ich bin Dero Meissen den 3 t e n Jan. 1741. aufrichtiger und ergebner J E Schlegel
3. An Johann Michael Francke.
Leipzig, den 13. Juli
1741.
Monsieur et trés-honoré ami. Vous m'avez écrites une si galante lettre, qu'il n'en faut que trop peu pour m'avoir ôté le courage de vous repondre francois. Ne pensez vous, qu'en ne me cachant un peu vos forces, vous me donnez de la jalousie de votre esprit et de l'application pour cette langue, ou je suis Barbare? Néanmoins je vous en fais bon gret. Continuez, mon cher, de me marquer les traces d'une lettre achevée et ce sera par la, que je ne pourrais jamais manquer de vous admirer, ni d'augmenter mes très petites progresses dans la langue mentionée. Je l'avoue, il faut être paresseux au dernier point pour ne vouloir pas vous imiter. Mais trêve des Panégyriques! Autrement vous aurez raison de croire, que ma pauverté des maniérés, qu'il faut pour styliser une lettre, soit bien plus la cause puissante, que
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25. September 1741
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ma conviction, de la quantité des louanges, que je vous fais lire ici de bon coeur. Vôtre engagement me charme beaucoup. Il y a tous les requisits possibles pour vivre sage et tranquille. Je vous l'envierois au lieu de vous en feliciter, si je ne vous regardois comme un homme à qui je fais injustice lui souhaitant moins, qu'à moi même. Ah, mon ami, que vous êtes heureux! Avoir le commerce d'un gratieux Mécene, vivre éloigné des troubles de la ville, se trouver dans une belle bibliothèque sans être gêné, et ne se contenter pas de son sort, seroit, ce me semble, pousser les désirs au delà du possible. Je passe à moi. Voulez vous savoir, comme je vis? Je ne le sais pas moi même. Je me préparé à devenir insensible aux coups de la fortune et je crainds que ma carriere avanturieuse ne s'en aille pas ancore finir. Je le vois sans avoir ponctuer. Courage mon ami! Ce que le monde appelle fortune, nous le sommes à nous même. Je suis vôtre très dédié ami et serviteur à Geliert. Leipsic le 13. Juil: 1741. Den Augenblick kömmt Hr. Hennig zu mir u. errinnert mich an eine Antwort, die ich ihm versprochen u. die schon eine kleine Ewigkeit fertig gelegen. Meßen Sie meine Freundschaft nicht nach einer Nachläßigkeit an der ich nicht alleine Schuld bin.
4. An Johann Michael Francke.
Leipzig, den 25. September
1741.
Monsieur et très — honoré ami. Vous m'avez envoyez deux lettres: La premiere est pleine de reproches, qui ne sont que legitimes, et capables de me faire rougir. Mais loin qu'ils produisent ce triste effect, ils me donnent la plus grande satisfaction. C'est par la que je suis convaincu de l'affection, que vous me portez. Car n'en ayant tant pour moi, il vous seroit bien indiffèrent de recevoir tôt ou tard des mes lettres. En fin, mon cher Franke, les soupsons que mon trop de silence vous a — t — inspire et que vous me faites voir par une certaine inquiétude, ont plus de charmes pour moi, que les plus solennes protestations de vôtre amitié. Et au lieu de regretter le retardement des mes devoirs, je me sais bon gret d'avoir commis une faute, à qui je dois la plus tendre lettre. Ainsi n'attendez point d'excuses de ce que j'ai tant différé à vous écrire. Il est certain, que je suis le vôtre plus que personne, même me dispensant quelques semaines de vous écrire. On se sent peu capable d'abandonner un ami, comme vous êtes, sans se punir soi même, et qu'on ne declare que trop le peu d'estime, qu'on a pour les mérités, quand on négligé une amitié comme la vôtre. Voila une déclaration, qui n'entre point dans la sphere
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2. Februar 1742
de compliments et qui approche tout à fait aux sentiments que j'aurai à jamais pour vous. Je pourrois finir ma lettre, si je ne voulois vous apprendre encore une petite nouvelle. Mr, le Mr: Schwabe publie à présent un journal intitulé: Die Belustigungen des Witzes und Verstandes. Tout ce qui est et de vers et de prose avec autant d'esprit et de vivacité, qu'il en faut pour plaire et pour amuser diverses sortes de monde, peut entrer dans ce journal la. Pour connoitre mieux les veues de cette piece, je vous en renvoye à la préface. Les auteurs, qui y ont travallé jusqu'ici et qui ont fourni l'étoffe pour quatre mois, sont principalement Mr: Gottsched avec sa chere moitié, Mr. Kaestner, Pitschel, Gaertner, Straube, Schlegel et moi, pretendents de la gloire d'un bel ésprit. J'ai plaint bien de fois que vous n'êtes plus à Leipsig, pour vous pouvoir encourager de contribuer à ce dessein et de faire gloire à nôtre päis. Mais faute de ce la, je vous prie en toutes les formes de nous assister et de nous procurer par vos Muses quelques galantes poésies et amoureuses ou serieuses. Je sais déjà ce que vous m'objetterez. Vous direz: mes poëmes ne valent pas la peine, ils sont infinement au dessous de ceux qu'on pretend. Mais ce n'est pas par cette reponse, que vous m'intimiderez. Non, Monsieur. Faites moi et aux autres Mrs. le plaisir de vous unir avec nous. Je promets de taire vôtre nom, si c'est par ce moyen, que vous m'accordez plus tôt ces faveurs. Mr. Kopp vous fera tenir les trois parties de la piece de question. Je suis extrêmement Monsieur et très - honoré ami à Leipsig. Vôtre très — dédié ami et serviteur le 25. Septembre Geliert. 1741.
5. An Johann Michael Francke.
Leipzig, den 2. Februar
1742.
Monsieur Que me voulez vous? Ne vous ai-je pas énvoyé deux lettres depuis peu? Etes vous assez importun pour en pretendre d'avantage? Pardonnez-moi Monsieur. Je voudrois vous dire des mensonges et me faire innocent. Mais je sens une certaine resistence, qui part de mon bon naturel, qui me cause beaucoup plus de mortification que de souffrir la honte de me dire l'oisiveté même. Je me rends à discrétion. Consultez plus vôtre bonté que la rigeur et pensez, s'il vous plait, que nous n'avons rien à nous reprocher touchant nôtre correspondance. Sans recourir à des éxcuses communes, je passe d'une chose si peu agreable, à, je ne sais, quoi. Mais grâces à la mode! Je viens d'attraper quelque chose à dire et ma galanterie y trouvera bien son comte. Prennez garde Monsieur! Je médité à vous faire de complimens sur la nouvelle année. Peu en peine de ce qu'il n'est plus tems de le faire, je me resouds de vous importuner par une douzaine de souhaits. Ne refusez pas, je vous prie, cette complaisance. Car quelle partie de lettres ne
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seroit pas perdue, si tout le monde avoit assez de caprice pour mépriser cette solennité. Non mon cher! C'est un metier interressant et facile que de faire le Gratulant. Peut-être craindrez vous, que je ne vous souhaite autant qu'il vous en faut. Point de tout: C'est peu être Poete, dit Boileau, il faut être amoureux. Je le corrige, disant: C'est peu être Gratulant, il faut être Poete. Oui, pour maintenir cet honneur, je débuté mes voeux que je fais pour vôtre prospérité. Vous vous moquez, ce me semble, de ce que je fais tant de vacarme avant que de venir au fait. Mais mal à propos. Ce n'est qu'observer rigouresement le charactere de la personne, que je veux représenter. Car pour feliciter quelqu'un c'est la capitale réglé, qu'on dit en longe, qu'on le veut faire. Ainsi Monsieur je vous souhaite . . . Voila l'égard que j'ai pour vous. Car je brise dans le plus beau chemin. J'ai fait ce que j'ai voulu savoir la page est pleine et je me suis acquité du devoir d'écrire. Enfin pour vous marquer, que j'ai très bien sû mes devoirs, voila une lettre que je vous ai écrite avant que d'avoir reçue la vôtre. Son âge vous convainquera qu'elle n'est point supposée et qu'elle a été arretée par quelque accident. Mais que dois-je dire de ce que vous êtes si difficile à faire entrer de vos poesies dans les Belustigungen. Soit de caprice ou de timidité qui vous empechent de ne vous y pas déterminer, vous ne me paroissez point excusable. Si vous êtes poete ou non, il ne depend de vôtre dire. Je connois trop vôtre capacité pour permettre, que vous me donassier le refus. J'avouerai, même appliqué à la torture, que vous êtres poete. Ne faites pas tant de façons. Hazardez le aux depens de nôtre réputation. Les auteurs der Belustigwwge« seront je le sais, si satisfaits de vos coups d'essai, qu'ils souhaiteront la continuation de vôtre secours et qu'ils me auront bon grés de leurs avoir procurer vôtre alliance. Si vous continuez néanmoins de me rebuter, je vous avertis par avant que je vous jouerai un méchant tour. Car je ne cede rien pour le désir de la vangeance au beau sexe. Remarquez cela! Adieu mon cher. Je suis toujours Leipsic Vôtre le 2. Fevrier très — obéissant Serviteur et ami en 1742. Gellert.
6. An Moritz Ludwig Kersten. Versteigert. Karl und Faber, 1953.
Leipzig, den 2. Juni 1742. Textprobe:
Ich lebe so . . . in Leipzig ruhiger, als ich verdiene und würde vielleicht in Dresden den Beyfall vergebens suchen, den ich mir in Leipzig durch meine Liebe zu den Wissenschaften bey den Klugen erworben habe.
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7. An Johann Michael Francke.
Leipzig, den 4. Juni 1742.
Hochzuehrender Herr u. Freund Sie verlangen eine Antwort von mir; doch so viel ich weis, thun Sie mir unrecht. Ihr letzter Brief war Deutsch, in eben der Heldensprache habe ich ihn beantwortet u. Hr. Hennigen zur Bestellung gegeben, ja ich besinne mich so gar, daß ich ihn mit etlichen Worten auf dem Titel an Ihre Mamma addreßiret. Glauben Sie nicht, daß ich dieses alles nur in Gedanken gethan, so gar poetisch ist mein Briefwechsel nicht. Laßen Sie unterdeßen den Brief immer verlohren seyn; Sie haben nichts eingebüßt, als ohngefehr die Versicherung meiner beständigen Freundschaft u. die Nachricht, daß die Verfertigerinn der Elegie, die Ihnen so Wohlgefallen, meines Bruders Frau ist. Ich bin froh, daß das gärtnerische u. gellertische poetische Blut so wohl vermenget worden. Sie sind ja krank gewesen, lieber Freund. Ich bedaure Sie, weil ich Ihnen meine Liebe nicht anders kann sehen laßen. Erholen Sie sich bald völlig u. wenn mir die Nachricht von Ihrer Genesung recht angenehm seyn soll: so muß ich sie von Ihrer eignen Feder lesen. Ich bin noch das Nichts, das ich lange gewesen bin; Außer daß mir die Deutschen die Stelle des Aesop doch ohne Jahrgeld einräumen wollen, wenn ich mich noch durch einige Fabeln u. Erzählungen werde hervorgethan haben. Das Verhengniß wird schon an mich denken, wenn es seinen Absichten gemäs ist. Lieben Sie mich, theuerster Freund, wenn Sie anders glauben, daß ich in allen Fällen bin Leipzig Ihr redlicher Geliert, den 4. Junius 1742.
8. An Johann Christoph Gottsched.
Leipzig, den 20. Juni 1742.
Hochedelgebohrner p Hochzuehrender Herr Profeßor, Es ist mir heute unmöglich, Ihnen in Person auf zu warten, weil ich von meinem Hypochonder gemartert, und Arzeney zu gebrauchen, genöthiget bin. Ich habe indeßen Ihro Magnifizenz gehorcht, und das befohlne Gedicht aufgesetzt. Ich bin der erste, der es schlecht nennt; Allein ich habe mir nicht zu helfen gewust. Die Vorschrift war etwas unpoetisch, und ich habe schon so vielmal bey der Bahre klagen müßen, daß ich, ohne mich aus zu schreiben, oft nicht weis, was ich sagen soll. Vielleicht gefällt es dem Leidtragenden Hrn Lieutenant, weil es nicht schön ist, u. weil ich so künstlich an sein Studiren u. an seine Feldzüge gedacht habe. Vielleicht liest er es auch wohl nicht ganz durch, wenn er so begierig ist, der seel. Frau Mutter ihren Willen in Ansehung der Enkel zu erfüllen. Sollte das Gedicht noch erträglich seyn: so werden mir Ihro Magnifizend erlauben,
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daß ich nicht dem Herrn Lieutenant, sondern Ihnen selbst zu Befehle gestanden haben mag. In diesem Falle ist mir es unmöglich eine Belohnung an zu nehmen. Und Ihro Magnifizenz werden mir die kleine Mühe nicht beßer vergelten können, als wenn Sie mir ferner Gelegenheit geben, Ihnen die Ehrfurcht zu zeigen, mit der ich unaufhörlich bin, Ihro Magnifizenz den 20. Junius 1742. gehorsammster Diener Geliert.
9. An Wilhelmine Steinauer.
Leipzig, den 29. Dezember
1742.
Madame, Erlauben Sie mir die Ehre, daß ich Ihnen ein Duzend von den versprochnen Liedern überreichen darf. Sie wißen, daß ich Niemanden lieber, als Ihnen, diene, und daß ich unendlich zufrieden seyn werde, wenn Ihnen dieser kleine Gehorsamm gefallen wird. Ich freue mich zum voraus auf die vergnügten Augenblicke, wenn ich meine Verse von Ihnen werde singen hören. Mancher Dichter würde sich zu Tode arbeiten, wenn er das Glück hätte, daß seine Einfälle von einer so liebenswürdigen Frau wiederholet würden. Ich bin für meine geringe Mühe tausendfach belohnet, wenn Sie mir es nicht übel nehmen, daß ich Dero Namen meinen Liedern vorgesetzet habe. Wie viele Leute werden sich bey mir erkundigen, wer die kluge Wilhelmine ist und wie viele werden ihren German heimlich beneiden, wenn ich ihnen sage, daß diese Wilhelmine seine Frau, und zugleich eine Dichterinn, eine Sängerinn und eine Musikverständige ist. Meine Freunde werden eyfersüchtig werden, wenn sie hören, daß ich die Ehre Dero Freundschaft genieße und ich werde über ihre Misgunst zufriedner seyn, als wenn mich der Hamburger Zeitungsschreiber in einem Monate zehnmal lobte. Aber was werden die Leute erst sagen, wenn ich Ihnen, Madame, meine Fabeln zueigne, und zugleich der ganzen Welt gestehe, daß Sie und die Frau Profeßor Gottschedinn meine fleißigsten Leser sind. Zu den Texten, welche Sie noch nicht gesehen haben, erhalten Sie zugleich die Noten. Dero Herr Bruder wird mir, wie ich hoffe, den Gefallen erzeigen und Ihnen u. Christianchen die Melodeyen etliche mal vorspielen, damit Sie sich nicht lange mit den neuen Stücken qvälen dürfen. Ich warte mit Verlangen, Ihnen bey Dero Rückkunft die Hand zu küßen und Ihnen von neuen zu sagen, daß ich vor tausend andern bin Leipzig, Madame, Den 29 December, Dero ergebenster Freund 1742. und Diener Geliert.
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20. September 1743
10. An Johann Arnold Ebert.
Hainichen, den 20. September
1743.
Mein lieber Ebert, Kommen Sie nicht. Haynchen ist für Sie u. mich zu traurig. Ich werde nicht lange hier warten. Haben Sie den Saurin bekommen? Seyn Sie ja fleissig; Sie sind auch mein lieber Goldsohn. Gehn Sie doch auf den Montag zu Neaumen u. fragen Sie in meinem Namen, ob der Saurin aus Berlin angekommen wäre u. was er kostete. Alsdann gehn Sie zu meiner Fr. Schwester u. bitten Sie sie, daß sie das Geld auslegt. Grüssen Sie alle witzige Köpfe, darunter Sie der vornehmste sind. Grüssen Sie meinen Br. u. s. Fraun u. leben Sie recht wohl u. manierlich. Glrt. den 20 Septbr. in Eil. 11. An Friedrich von
Hagedorn. Leipzig den 18. Febr. 1744.
Wenn es nach meinem Verlangen gegangen wäre, so würde ich Ihnen schon längstens die besondre Hochachtung zu erkennen gegeben haben, die ich seit vielen Jahren gegen Ew. Hochwohlgeb. trage; allein, aufrichtig zu reden, so hat mich die Furcht, bei Ihnen in den Verdacht einer gewissen Eitelkeit zu fallen, von diesem Vergnügen abgehalten. Es ist mir immer vorgekommen, als ob die Leute, die ohne alle gegebene Gelegenheit anfangen, uns von ihrer Hochschätzung zu versichern, nichts Anders damit sagen wollen, als daß wir erkenntlich seyn und sie wieder hochhalten sollen. So begehrlich bin ich zwar nicht; doch kann ich nicht leugnen, daß ich zu gleicher Zeit, indem ich Ihnen meine Ehrerbietung entdecke, ein Verlangen fühle, Sie unter der kleinen Anzahl meiner Gönner zu wissen. Vielleicht erfüllen Ew. — diese Sehnsucht; und vielleicht setzen Sie dem Gönner mit der Zeit noch den Freund an die Seite. Ich würde mir um diese Ehre alle Mühe geben, wenn es nicht ein Geschenk wäre, daß man mehr erwarten als suchen muß. Herr E b e r t mag das Uebrige hinzusetzen, was ich mit Bedacht auslasse. Man kann an Ihre Poesie ohne Lobeserhebungen nicht denken; und gleichwohl bin ich zu verschämt, einem Manne meinen Beifall aufzudringen, den nur die Kenner rühmen dürfen. Es wird also am besten seyn, wenn ich weiter nichts sage, als daß ich mit der vollkommensten Hochachtung bin etc.
12. An einen Rat.
Leipzig, den 2. April
1745.
Hochedelgebohrner, Hochzuehrender Herr Rath, Ich hätte Ihnen schon längstens mein Mitleiden wegen des Absterbens Ihrer Frau Schwiegermutter bezeigen sollen. Und wenn ich der Mode hätte folgen
N r . 12
2. April 1 7 4 5
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wollen, so würde ichs gewiß gethan haben. Allein ich bin zu bescheiden, als daß ich Sie mit einer Condolenz hätte beunruhigen sollen. So aufrichtig diese Leidbezeigungen oft sind: so sind sie doch nichts anders als Mittel, den Schmerz zu vermehren. Ich weis, daß mir der Herr Rath zutrauen, daß ich an Ihrem Vergnügen und Mißvergnügen Theil nehme, ohne daß ichs Ihnen schriftlich aufsetze. Und warum soll ich einen Todesfall beklagen, der dem menschlichen Ziele nach, kaum länger aufgeschoben bleiben konnte. Mir scheint es ungerecht zu seyn, wenn man sich bey einem so glückseligen Ende einer bejahrten und zum Tode geschickten Person mehr betrübt, als gelaßen zeigt. Gott erhalte nur Sie u. alle Ihre werthen Angehörigen so lange gesund u. zufrieden, als die seelige Frau Hauptmanninn: so können Sie sich kein beßer Schicksal wünschen. Wenn ich nicht eine Reise zu den Meinigen vorhätte: so würde ich Ihnen, mein lieber Herr Rath, diese Feyertage gewiß in Ihrem Hauße aufgewartet haben: so aber muß ich das Vergnügen bis auf die Messe entbehren. Ich habe den Herrn Sohn gebethen, daß er mir Gesellschaft leisten u. meine Vaterstadt mit besuchen sollte. Er hat sich aber mit seinem Fleiße u. mit der Reise zu Ihnen, entschuldiget. So gern ichs allso gesehen hätte, wenn ich Ihnen bey den Meinigen einige Gefälligkeiten hätte erzeigen können: so wenig habe ich ihn doch von einem nähern Vergnügen abhalten können. Ich bin indeßen zufrieden, daß ich die guten Versicherungen, die ich Ihnen zeither von seinem Fleiße ertheilt, izt wiederhohlen kann. Es soll mir das gröste Vergnügen seyn, wenn meine Gesellschaft zu seinem Vortheile etwas beygetragen hat. Weil ich noch Raum habe: so will ich eine Grabschrift hersetzen, die ich, auf Befehl eines vornehmen Mannes in Dresden, auf einen noch lebenden Generalmajor (Meyer sub rosa) zum Scherze habe verfertigen müsssen. Die Sache verhält sich allso. Er hat vor 16 Jahren seine Meublen auf rentes viageres verkauft, z. e. sein Pferd, das 4 0 0 Ducaten werth gewesen, mit dem Bedinge, daß man ihm, so lange er lebte, des Jahrs 5 0 Ducaten geben sollte. Weil er nun menschlicher Weise kaum ein Jahr hat leben können: so haben ihm die vornehmsten Herren in Dresden, darunter auch der Herzog Adolph ist, seine Meublen abgekauft. Allein er ist sechszehn Jahre leben geblieben. Und der Herzog hat sich entschloßen, ihm zum Scherze das Leichenbegängniß bey lebendigem Leibe halten zu laßen. Dazu ist folgende Grabschrift gebraucht worden: Hier ruht ein alter Held, der großen Wucher trieb, Weil er zu sterben schien, u. dennoch leben blieb. Er fieng zu sterben an, um Renten zu erwerben, Und da er sie erwarb: so hört er auf zu sterben, Ward munter u. gesund, u. alt von fremden Brod, Und da man ihn begrub; so war er noch nicht tod.
Ich bin mit der ersinnlichsten Hochachtung Leipzig, den 2 April, 1745.
Ew: Hochedelgebohrnen gehorsammster Diener, Geliert.
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Nr. 13
Frühling 1 7 4 5
13. An Christian August Friedrich von
Bülzingsleben. Hainichen,
Frühling
1745.
Im Ernste, liebster Herr Rittmeister, ist es denn nicht möglich, daß Sie nur einige Stunden nach Hainichen kommen können? Sie würden meinem ganzen Hause eine unendliche Freude machen. Wir sind alle beysammen, und es geht ganz abscheulich vornehm zu. Ich fertige daher einen Expressen an Sie ab, um zu erfahren, ob es nicht möglich ist, Sie bey uns zu sehen. Kommen Sie, wenn ich Ihnen anders lieber bin, als der Herzog. Hören Sie? Ohne Verzug sollen Sie kommen. Wir haben mehr denn hundert Scheffel Haber, und ganze Böden voll Heu für ihre Pferde und Maulthiere. Gienge es aber ja nicht an, welches doch der Himmel nicht wolle: so will ich nach Reichenhain kommen, welches nicht weit von Ihrem Lager liegt. In diesem Dorfe habe ich einen Anverwandten, der Pastor und ein rechter frommer Mann ist, und dort will ich Sie sprechen, und Sie einsegnen lassen, weil Sie doch nicht mit dem Leben davon kommen werden.
14. An Christian August Friedrich von
Bülzingsleben. Reichenhain,
Frühling
1745.
Wo dächten Sie, daß ich wäre? In Ihrem Lager? Nein. In der A— — bey Ihrer Freundinn? Auch nicht. Wo denn? In dem Dorfe, wo Sie heute gewesen sind. Hier erwarte ich Sie, und sage Ihnen einmal für allemal, daß Sie Morgen früh mit mir nach Hainichen reisen, und die Vaterstadt Ihres besten Freundes in ganz Deutschland sehen müssen. Meine Mama, meine Schwestern, Christiane, Dorchen, und der ganze Rath in corpore erwarten Sie. Meine Mutter hat bloß Ihrentwegen sechs Kapaunen, noch weit mehr Enten und vier Truthüner abschlachten lassen, weil ich ihr gesagt habe, daß Sie außerordentlich stark äßen. Ich dächte, Sie kämen noch heute nach Reichenhain und bewillkommten mich auf das solennste. Ich erwarte Sie, oder ihre Antwort, oder Ihren Gottfried. Der Herr Pastor in Reichenhain nebst seiner Frau Liebste bitten um Ihre Wiederkunft. Sie haben Sie recht gelobt etc.
15. An Christian August Friedrich von Bülzingsleben.
Sommer
1745.
Dem Himmel sey tausendmal Dank, daß Sie noch leben! Ich bin von Herzen erschrocken, als ich die Nachricht von dem unglücklichen Treffen in Schlesien erhielt; aber ich habe gewiß mehr Ihrentwegen, als wegen der Niederlage gezittert. Mir ist es sehr gleichgültig, wer Schlesien, oder Böhmen, beherrscht, und ich gönne es jedem, dem es das Schicksal überlassen will. Doch, Sie über diesem Streite zu verlieren, würde genug seyn, es weder einem Könige, noch einer
Nr. 16
4. Juli 1745
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Königinn, zu gönnen. Es ist ein großes Glück, daß Sie der Gefahr unbeschädigt entgangen sind; allein, es würde ein noch viel größeres seyn, wenn ich wüßte, daß Sie niemals wieder in die Gefahr des Lebens kommen würden. So lange Sie im Felde stehen, das ist, so lange Sie sich auf den ersten Wink eine Ehre daraus machen müssen, Ihren Feind entweder umzubringen, oder von ihm umgebracht zu werden: so lange habe ich noch alles Ihrentwegen zu fürchten. Welcher armseliger Soldat würde ich geworden seyn! Kann man nicht anders berühmt werden, als wenn man der Liebe zum Leben entsagt: so will ich lieber hinter dem friedfertigen Pfluge verzagt leben, als auf dem fürchterlichen Bette der Ehren mit Tapferkeit sterben. Es ist wahr, man kann nie ohne Bewunderung an einen Helden denken; aber auch nie ohne ihn zu bedauren, daß er ein Held geworden ist. Ist es möglich: so vergessen Sie den Lorbeer, den man durch sein Blut erkaufen muß. Was hilft es mir und allen Ihren Freunden, wenn Sie hundert Feinde mit eigner Hand erlegen, und dabey das Leben verlieren, oder zerstümmelt zurück kommen? Ich werde Sie weit höher schätzen, wenn Sie mir bey Ihrer Zurückkunft gestehen werden, daß Sie die Gefahr menschlich vermieden hätten, als wenn Sie mir sagen, daß Sie Ihr Leben mit Vergnügen an diesem und jenem Orte gewagt. Nein! Zu unsrer Freundschaft brauchen wir die Tapferkeit nicht; sie ist ihr vielmehr schädlich. Ist denn die Welt etwan nicht schön genug, daß man recht darnach eilen sollte, sie nicht länger, als zwanzig, oder dreyßig Jahre, zu genießen? Doch, was mein Bitten nicht ausrichten kann, das wird vielleicht die Liebe für Ihre Freundinn bewerkstelligen. Sie erhalten dießmal drey Briefe zugleich von ihr, und sie weint alle Tage um Antwort. Schreiben Sie ja, und wenn Sie auch zu Pferde, und auf dem Vorposten, schreiben sollten. Veränderliches ist nichts mit ihr vorgegangen. Sie betet einen Tag, wie alle Tage, für Ihr Leben; sie seufzt nach Ihrer Wiederkunft; sie thut neue Gelübde; sie liest Ihre Briefe; sie schickt nach allen Zeitungen, und zittert, indem sie liest; sie klagt über mich, wenn ich sie trösten will. Dieß sind ihre täglichen Verrichtungen. Der Feldbote kömmt. Leben Sie wohl, wenn man anders im Felde wohl leben kann. Ich wünsche es Ihnen von Herzen, denn ich bin vor tausend Andern Ihr Freund etc.
16. An Wilhelmine Steinauer.
Hainichen, den 4. Juli
1745.
Madam, Ob ich bald wieder nach Leipzig kommen werde? Das weis ich nicht; vielleicht komme ich gar nicht wieder. So verächtlich Sie auch von meiner kleinen Vaterstadt urtheilen, und so leicht man sie auch mit einem Dorfe verwechseln kann: so gefällt mirs doch an keinem Orte in der Welt besser. Nirgends, Madam, es ist mein wahrer Ernst, nirgends geht die Sonne so schön auf, nirgends sieht der Himmel so blau aus, nirgends scheint der Mond so hell, und nirgends erfrischen Luft und Wasser so, als an dem Orte, wo ich gebohren bin.
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Nr. 16
4. Juli 1745
Non, l'air n'est point ailleurs si pur, l'onde si claire, Le saphir brille moins, que le ciel, qui m'éclaire; Et l'on ne voit qu'ici, dans tout son appareil Lever, luire, monter et tomber le soleil. Diese vier Verse möchte ich meinem Geburtsorte zu Ehren, herzlich gern für meine eigne Arbeit ausgeben, wenn ich wüßte, daß Sie niemals über das Gedichte des Herrn B e r n i s sur l'amour de la patrie kämen. Ach, Madam, thun Sie mirs doch zu gefallen, und glauben Sie, daß die Lerchen, die ich itzt singen höre, weit annehmlicher, weit natürlicher singen, als die um Leipzig. Ich sitze eben itzt unter den beiden Linden, die mein Vater in dem Jahre meiner Geburt hat setzen lassen, damit sie mit mir aufwachsen sollten. Was für unschuldige Freuden fühle ich unter diesen freundschaftlichen Bäumen, die mit Fleiß heute mehr Schatten werfen, die heute mit Fleiß süßer auf mich herab duften, weil es mein Geburtstag ist! Seyd mir gesegnet, schattenreiche Bäume! und du grünende Hecke! die ich mit meiner eignen Hand erbauet habe, in dir setze noch einst der Sohn meines besten Freundes, und erinnere sich seines Vaters und meiner mit freudigen Zähren! Vergeben Sie mir diese kleine Enthusiasterey, Madam, sie hat gar zu viel Wollust für mich. Wenn Sie mich nur unter meinen Zeitverwandten, unter meinen Bäumen, itzt sollten sitzen sehen! Hier, wo ich frisch bekränzt, als Knabe, froh gesessen, Als Jüngling mich gewußt zu freun; Hier will ich heut, als Mann, des Lebens Müh vergessen, Und noch einmal ein Jüngling seyn. Wie ein Wandrer von der Höhe die Hälfte des zurückgelegten Weges betrachtet: so sehe ich in diesem Augenblicke von meinem dreyßigsten Jahre bis in die Jahre meiner Kindheit herab. Hier beschäftigt mich ein Auftritt der Freude, dort ein Auftritt der Traurigkeit. Hier kömmt mir eine gute Absicht entgegen, und hält mein Auge lange auf; dort eine Thorheit, und wieder eine; und o wie geschwind sehe ich weg! Ich zähle meine gesunden und frohen Tage, und sehe dankbar gen Himmel; ich zähle die kranken und traurigen, und schlage die Hände freudig zusammen, daß sie überstanden sind. Bald bin ich ein Schüler, bald ein Autor, bald ein Freund, bald ein Liebhaber, bald ein Client, bald — Nein, hier sehe ich eine leere Scene. Zu der stolzen Rolle eines Patrons hat mich mein gutes Schicksal noch nicht bestimmen wollen. Ich habe zwar ein Paar guten Freunden einmal zu Aemtern geholfen; allein sie verdienten sie; sie waren auch viel klüger und geschickter, als ich, und also bin ich wohl noch kein rechter Patron gewesen. Itzt sehe ich meine alte Mutter auf mich zukommen. Doch nein, sie sieht, daß ich schreibe, und schleicht ganz behutsam auf die andre Seite. Die liebe Mutter! Aber bald will ich sie herholen, und mich an ihrem freundlichfrommen Gesichte, an ihren ehrwürdigen weissen Haaren, die ganze Mahlzeit über recht satt sehen. Ich bewirthe sie diesen Mittag. Komm, die du mich gebahrst, hier, Theure, setz ich heute Mich voll Entzücken zu Dir hin, Freu mich, daß Du mich liebst, freu mich an Deiner Seite, Daß ich von Dir gebohren bin.
Nr. 17
Winter 1745
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Freylich mag der Anblick meiner Mutter viel zu der Schönheit dieser Gegend beytragen. Alles, was sie redt und thut, ist Liebe und Gewissen. Lassen Sie mich immer ein Herz loben, Madam, mit dem Sie so viel Aehnlichkeit haben. Letztens liest ihr meine Schwester aus einer von meinen Schriften etwas vor. Sie lächelt die ganze Zeit über. „Das hat er ganz hübsch gegeben, fängt sie endlich an. Wer muß ihm doch das alles gesagt haben! — Er hat es doch auch selbst gemacht? — Ich habe freylich wohl eine Freude, wenn ich ihn loben höre — Die Leute werdens doch aufrichtig meynen — Ich höre, daß er zuweilen in seinen Schriften von der Liebe redt, und äußerlich thut er nun gar nicht, als ob er dem Frauenzimmer gut wäre — Je nun, man kann ja einander in allen Ehren gut seyn. — Er ist stets still und eingezogen gewesen." Ja, Madam, ich gefalle mir in diesem mütterlichen Lobe, voll natürlicher Unschuld, mehr, als wenn mich eine ganze Nachwelt gelobt hätte. — Wie glücklich bin ich, daß ich von ihr abstamme! Endlich nähert sie sich mir. Sie hat gewiß unter der Zeit für mich gebetet. Nun sollten Sie noch bey uns seyn, Madam, so wüßte ich mir keinen glücklichern Tag in meinem Leben, als den heutigen. Ich werde Ihnen zu Ehren heute wohl im Grünen ein Glas Wein mehr trinken, und meine Mutter, die sonst nur ein halbes trinkt, will ich zu einem ganzen verführen. Ja, das wollen wir thun, wir wollen Ihre Gesundheit trinken. Ich dächte, ich hätte Ihnen genug geschrieben. Leben Sie wohl.
17. An Christian August Friedrich von Bülzingsleben.
Winter
1745.
Ew. Excellenz haben mir durch einen von Dero Leuten, - - Was mache ich doch? Nehmen Sie es ja nicht übel, Herr Rittmeister, daß ich Sie Eure Excellenz genennt habe. Indem ich den Brief anfangen will: so stelle ich mir vor, wie Sie einmal, als General, aussehen würden. Ich sähe Sie in einem Gesichte mit großen Falten; und in den Mienen, wo sonst Liebe und Zärtlichkeit gewohnt hatten, herrschten itzt das Alter und der Krieg. Sie trugen eine schwarze Perüke, und sahen recht fürchterlich ehrwürdig aus. Ich stehe, nach meiner Meynung, vor Ihnen, und weil ich in der Angst nicht weis, was ich sagen soll: so fange ich in Gedanken an zu sagen: Eure Excellenz haben mir durch einen von Dero Leuten befohlen etc. und in Gedanken schreibe ich diese Worte aufs Papier. Es ist mir auch ganz lieb. Denn bey dieser Gelegenheit habe ich doch eine Seite vollgeschrieben, und Ihnen zugleich eine versteckte Erinnerung gegeben, daß Ihre Schönheit nicht ewig währen wird. Worauf sind Sie also so stolz? Es ist noch um einen Feldzug zu thun, so ist Ihr ganzer Reiz verloren. Es haben mich schon viele Officiere versichert, der Feldzug in Böhmen hätte Sie so entstellt, daß Sie sich kaum mehr ähnlich sähen. Kommen Sie nur wieder nach Sachsen: man wird sich nicht sehr um Sie zanken. Was habe ich Ihnen denn gethan, mein lieber Geliert, höre ich Sie sagen. So? Ist dieses nichts, wenn Sie nicht an mich schreiben, und so kaltsinnig mit mir umgehen, als wenn ich Ihr Feldprediger wäre? Sie dürfen nicht denken, als wenn ich so ein großes Verlangen nach Ihren
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Nr. 18
1745
Briefen hätte, und sie nur gar zu gern läse. Nein! Ich kann sie leicht entbehren. Aber Sie sollen mir doch den Respect nicht entziehen, den Sie mir, als Ihrem Freunde, und als einem Gelehrten, schuldig sind. Allein, alle Ihrer Kaltsinnigkeit ungeachtet, will ich doch mein Wort halten, und Ihnen das versprochne Manuscript überschicken. Lassen Sie es aber nicht bey der ganzen Armee herum laufen. Ich will sehen, ob Sie inskünftige zärtlicher mit mir umgehen werden. Es ist leider wahr, daß ich Sie noch liebe; allein, wenn Sie mir nicht bald schreiben: so hoffe ich es vor Ostern noch so weit zu bringen, daß ich in zehen Jahren nicht in die Versuchung fallen will, an Sie zu denken. Mein Vater erkundigt sich fast in allen Briefen nach Ihnen, und damit ich der beständigen Anfrage los werde: so habe ich ihm ganz treuherzig berichtet, daß Sie an einer Feldkrankheit gestorben wären. Wenn Sie es aber nicht leiden können, daß er Sie für todt hält: so dürfen Sie, weil Sie ohne dieß gern schreiben, nur an ihn schreiben, und ihm melden, daß Sie zu großem Glücke oder Unglücke noch lebten. Ich will mirs gefallen lassen, und noch einige Zeit seyn etc.
18. An Johanna Salome Geliert.
1745.
Liebe Mama, Meine Schwester hat Ihnen gesagt, daß ich mich in Miniatur habe abmalen lassen, und Sie möchten das Bild gern haben, und ich wollte es Ihnen eben so gern schicken, wenn ichs nur noch hätte, aber ich habe es nicht mehr. W o h a s t dus d e n n h i n g e t h a n ? W o ichs hingethan habe? Ich habe es — soll ichs Ihnen sagen, meine liebe Mama? Ich habe es — Sie nehmen es doch nicht übel? Ich habe es meinem Mädchen gegeben. G e s c h w i n d l a ß d i r s w i e d e r g e b e n , u n d s c h i c k e m i r s . Nein, meine gute Mama, das geht nicht an. Das arme Mädchen möchte weinen, wenn ichs ihr wieder nähme, und wer weis, weinte ich nicht alsdann selbst mit. Ich bin ihr gut, sie ist mir wieder gut, und so sind wir einander schon lange gut gewesen, und ich denke, wir werdens noch lange seyn. S a g e m i r n u r , o b d a s d e i n E r n s t i s t ? D u b i s t j a in d e i n e r J u g e n d dem F r a u e n z i m m e r e b e n n i c h t so g e w o g e n g e w e s e n ? Das weis ich selbst nicht mehr, liebe Mama. Aber wenn Sie nur das Mädchen sehen sollten! Sie würde Ihnen gewiß gefallen. Sie ist recht artig, und in meinen Augen schön. Sie sieht fast so aus, wie Sie auf Ihrem Bilde, als Braut, abgemalt sind. Lassen Sie uns immer die Freude, daß wir einander lieben dürfen. Ich rede recht oft mit ihr von Ihnen. Dürfte ich sie denn nicht einmal mit nach Hause bringen? Vielleicht könnte ich sie alsdann bewegen, daß sie Ihnen mein Portrait gäbe. Werden Sie nicht ungehalten, liebe Mama! Sie haben mir ja wohl eher gewünscht, daß ich eine stille und hübsche Frau finden möchte; warum sollten Sie es nicht zugeben, daß ich ein solch Mädchen habe? Ich sinne itzt nur herum, wie ich zu einem Rittergute kommen will, damit ich Ihnen die Freude machen, und sie heirathen kann: alsdann wollten wir unsre Mama zu uns nehmen; denn, nicht wahr, es
Nr. 19
14. Januar 1746
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würde Ihnen besser bey mir gefallen, wenn Sie eine artige Schwiegertochter bey mir fänden? Ich will den Augenblick zu ihr gehen, und sehen, ob ich das Bild auf einige Tage zum Abcopiren bekommen kann. Doch ich zweifle sehr daran. Sie wird von Wankelmuth, Untreue, Falschheit reden; und ehe ich dieß anhöre, so will ich die Angst, zu halben Tagen so unbeweglich, wie eine Bildsäule, zu sitzen, lieber noch einmal ausstehen, und mich von neuem malen lassen. Aber, Mama, reden Sie nicht etwan im Eifer ein Wort wider das arme Kind, wenn Sie mir antworten; ich möchte ihr vielleicht den Brief zeigen. Doch dazu sind Sie zu gütig; ich bin einmal Ihr liebster Sohn, und das bleibe ich. Wenn ich gleich ein Mädchen habe: so bin ich doch sonst viel besser, als meine Brüder; und im dreyßigsten Jahre geht dieser kleine Fehler ja noch wohl an etc.
19. An Christiane Eleonore Geliert.
Leipzig, den 14. Januar
1746.
Meine liebe Jungfer Braut, Unter meinen annehmlichen und sinnreichen Denksprüchen, die ich immer im Munde zu führen pflege, ist dieser einer der vornehmsten: Ehestand Wehestand. Dadurch will ich den angehenden Eheleuten zu verstehen geben, daß die beste Ehe nicht ohne Kreuz, und die zufriedenste nicht ohne Mißvergnügen ist. Wenn ich ihnen nun das Herz ein bischen schwer gemacht habe, so male ich ihnen ein Paar Tauben, die sich bey einem Sturmwinde unter das Dach verbergen und sich zärtlich umarmt haben, mit der Ueberschrift: Durch Eintracht und durch Zärtlichkeit Verringert sich das schwere Leid. Den Sturmwind lasse ich von Norden her wehen in Gestalt eines großen Blasebalgs. Einst wurde ich von einer Braut gefragt, wer in der Ehe zu den meisten Verdrießlichkeiten Anlaß gäbe, ob der Mann, oder die Frau? Ich legte meinen Finger an die Nase und sann lange nach, endlich brach ich in diesen Denkspruch aus: Oft liegt die Ursach an dem Mann, Oft ist die Frau auch Schuld daran. Ich wurde, weil sie hörte, daß ich so nachdenklich antworten konnte, ferner gefragt, worüber wohl die meiste Uneinigkeit in der Ehe herkäme? Da sollte man nun denken, ich würde wieder lange nachgesonnen haben; allein mit der größten Geschwindigkeit fieng ich an: Der meiste Krieg, der meiste Streit Entsteht durch eine Kleinigkeit, Die wird durch Unbescheidenheit Ein Krieg von vieler Wichtigkeit.
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14. Januar 1746
Weil ich sähe, daß meine Aussprüche gefielen: so fuhr ich poetisch fort: Ein Ehstand ist alsdann beglückt, Wenn eins sich in das andre schickt, Wenn eins das andre liebt und scheut; E r nicht befiehlt, S i e nicht gebeut; Wenn eins dem andern, reich an Zucht, Stets mehr noch zu gefallen sucht, Und beid' noch so behutsam seyn, Als wollten sie erst einander freyn, Und keins die Fehler sehen läßt, Als wärs noch vor dem Hochzeitfest, W o man die gute Seite zeigt, Und eins das andre fein betreugt: In Wahrheit, solcher Betrug ist gut, Und stärkt die Lieb, die fallen thut, Wenn man aus viel Vertraulichkeit Unachtsam wird und sich nicht scheut Zu thun, als war der Ehestand Ein Freybrief für den Unverstand. Wer diese Regeln nimmt in Acht, Und täglich sich noch mehre macht, Und hat ein tugendhaft Gemüth, Das Geiz und auch Verschwendung flieht, Des Eh wird frey von Noth und Pein Und reich an Lieb und Segen seyn. Ich habe solcher Zuchtsprüche noch viel mehr gemacht; allein ich will sie nicht alle hieher setzen, Ihr möchtet sonst glauben, daß ich damit prahlen wollte. Kurz und gut, und im E r n s t e zu reden: Ich wünsche Euch zu Eurer Ehe viel Glück und habe die größte Hoffnung, daß Euer M a n n nicht übel und Ihr nicht schlecht gewählet habt. M a c h t ihm mein ergebenstes Compliment und sagt ihm, daß er einen Herrn Bruder an mir kriegte, den er nicht besser wünschen könnte, Denn meinen Ruhm und alle meine übrigen Verdienste ungeachtet: so ist das schon sehr gut für ihn und alle meine Anverwandten, daß ich niemals heirathen werde. Folglich fällt mein ganzes Vermögen auf mein liebes Geschwister. Die Hochzeit soll sehr klein seyn, und dieses ist sehr vernünftig. Sie soll auf Lichtmesse seyn und ich soll dabey seyn — da ließe sich noch etwas einwenden: doch wenn ich gesund bin, so müßte endlich wohl zu acht Tagen Zeit Rath werden. Wenn ich nur das Tanzen nicht vergessen habe; denn ohne zu tanzen wollte ich nicht einen Fuß vor die Thüre setzen. Ach was würden der Papa und die M a m a sagen, wenn sie meine Hochzeit zugleich mit begehen könnten! J a ich glaube es wohl. Die M a m a würde vor Freuden weinen und ich vor Betrübniß, daß ich eine Frau hätte. Zur Hypochondrie auch noch eine Frau; das wäre zu viel Kreuz. Ich kann das eine allein kaum ertragen. Grüßt den lieben Papa und die liebe M a m a gehorsamst. Leipzig, den 14. Jan. 1746.
Geliert.
Nr. 20
20. An Christian Nathanael Hochmuth.
24. Januar 1746
Leipzig, den 24. Januar
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1746.
Hochwohlehrwürdiger Herr Pastor, Hochzuverehrender Herr Bruder, Sie haben mir Ihre Freundschaft und Ergebenheit auf eine so liebreiche und edle Art zu erkennen gegeben, daß ich kaum weis, wie ich Ihnen dafür danken soll. So viele Zeilen so viele Beweise sehe ich von einem ausnehmenden Wohlwollen und Vertrauen gegen mich. Ich nehme beides als ein Geschenke an, das ich noch verdienen soll; und ich werde mich mit dem größten Fleiße bemühen, Sie durch die aufrichtigste Freundschaft in der guten Meynung zu bestärken, die Sie, ohne mich zu kennen, von mir gefaßt haben. Ich wünsche mir und meiner Schwester Glück, daß sie an Ew. Hochwohlehrwürden einen so liebenswürdigen Ehemann, und ich an Ihnen einen so rechtschaffenen und gelehrten Freund erhalten habe. Gott lasse Ihre Ehe vergnügt und dauerhaft seyn, und den Segen meiner lieben Eltern und meine Hoffnung an Ihrer Frau wahr werden. Das Vergnügen, bey Ihrem Hochzeitfeste gegenwärtig zu seyn, werde ich leider nicht haben können. Meine Verrichtungen, die Jahreszeit und meine Leibesbeschaffenheit sind Hindernisse, die sich gar nicht heben lassen. Doch auf Ostern, wenn Gott will, werde ich Sie gewiß besuchen und einen Zeugen von dem vergnügten Fortgange Ihrer Ehe abgeben, da ich bey dem Anfange derselben nicht habe zugegen seyn können. Ich freue mich recht auf diese Zeit. Ich habe mir vier Wochen ausgesetzet, um mich in der Gesellschaft der Meinigen von den mühsamen Verrichtungen zu erholen, in die mich meine Lebensart gesetzet hat. Ich will den lächerlichen Sorgen der Ehre und des Ruhms auf einige Zeit entfliehen, und das unschuldige Vergnügen schmecken, das man in dem Umgange und dem Beyfalle der Seinigen weit lebhafter, als in der Gesellschaft derjenigen findet, die mit uns nach einem Ziele laufen. Von diesen vier Wochen werde ich wenigstens einige Tage bey Ihnen zubringen, und mir in Ihren Gesprächen und in dem Vergnügen Ihrer Ehe die Munterkeit verschaffen, die ich suche. Ich habe die Ehre, nebst einem ergebensten Grusse an die werthen Ihrigen, mit der größten Hochachtung zu seyn Ew. Hochwohlehrwürden Leipzig, den 2 4 . Jan. 1746. ergebenster Diener und Schwager, Christ. Fürchteg. Geliert.
21. Von Johann Jacob Mack.
Frankenhofen,
den 15. Januar
1747.
HochEdler und Hochgelahrter. Besonders hochzuehrender Herr! Ewr HochEdel lesen hier einen Brief von einen Menschen, der denen Schmäuchlern so feind ist, als hoch er diejenigen edeln Gemüther hochachtet, die auch die
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Nr. 21
15. Januar 1747
wahren Verdienste anderer nach Würden zu schätzen wissen. Ich bin nicht unter der verächtlichen Zahl derer, welche durch ein übertriebenes Lob, sich das ihrige zu erkaufen suchen, welches ihre Verdienste zu klein sind zu verdienen. Die Vorsehung hat mich unverdient gewürdiget, einen Prediger der Lehre Jesu aus mir zu machen; und was würde mir schändlicher lassen, als einen Unterkäufler der Schmäucheley abzugeben? Ich bin aber auch nicht von denjenigen niederträchtigen Gemüthern, die Niemand anderen als sich selbst hochhalten, und keine andre als ihre eigne Verdienste loben können. Ich habe nicht die Ehre irgend etwas von Ewr HochEdel, als Dero theüren Nahmen und einige Schriften von Ihnen zu kennen; und Sie werden mir es aus dieser Ursache verzeihen, wenn ich Denenselben nicht die Dero Character gebührende Ehrennahmen beylege: Gleichwolen kan ich nicht änderst als Sie mit einer ehrerbietigen Hochachtung auf das zärtlichste zu lieben. Dero letztere Schrift: Fabeln und Erzehlungen, hat mir so viel wahres und inniges Vergnügen geschaffet; daß ich mich unmöglich zurück halten kan, Denenselben meine wahre Erkenntlichkeit davor schriftlich zu bezeügen. Ich treffe in derselben die untrüglichsten Kennzeichen, eines reifen und feinen Witzes, eines erhabenen Geistes, einer großmüthigen Seele, einer aufrichtigen Menschenliebe und einer recht sichtbaren Hochachtung vor das höchste Wesen an. Und wie können diese Eigenschaften einen Menschen von meinem Stande und Amte, änderst als auf das beste gefallen und die reinste Hochachtung und Freüde erwecken! Erröthen Sie nicht mein allertheürster Freünd! (Vergeben Sie mir diese Anrede; denn ich weiß daß Sie mich wie alle Ihre Mitbürger der Welt, lieben) erröthen Sie nicht wenn ich Ihnen betheüre; daß mich Dero unvergleichliche Fabeln ganz entzücket und mit einer Gattung eines heimlichen Grams erfüllet haben, daß ich meine Geschicklichkeit so unendlich weit davon entfernet sehen muß, durch eine dergleichen Schrift die Tugend befördern zu können. Wo nehmen Sie doch, alle den Witz, alle die Scharfsinnigkeit, alle die muntre Lebhaftigkeit und die so eigentliche Sprache der Natur her; daß es scheinet nicht Sie, sondern die Natur selbst rede aus Ihren Mund? Ich erinnere mich nicht so leicht, eine Schrift gelesen zu haben, die mehr ZauberKraft so wol auf die Herzen der Kenner, als der Sache nicht Kundigen habe, denn die Ihrige. Von den meisten großen Dichtern kan man zwar sagen: daß sie wahren Kennern nothwendig gefallen müssen; aber das behauptete man wieder die Erfahrung, daß sie allen die keine Kenner sind gefallen. Vielmal hab ich von unverständigen, den Ovid dem Virgil und Horatz; Trillern und Stoppe, p dem Herrn von Hagedorn und Hallern p vorziehen hören. Virgil, Horatz, Haller und Hagedorn erhalten zwar die Verwunderung aller Kenner aber nicht aller Leser. Sie aber mein Herr! gefallen wie allen Kennern, auch allen Lesern. Meine Frau meine M a g d mein Mädgen, empfinden aber das Vergnügen bey Herlesung Ihrer meisten Stücke als ich selbsten, sie stehen eben da stille wo ich, und dieß rechtfertiget mir fast die Gedanken des Malherbe, daß ein Gedicht alsdann seinen wahren Werth erhälte, wenn es auch etwas an sich hat, daß Leüten von niedriger Gattung einleüchtet und gefället. Ich würde aus Furcht Dero Bescheidenheit zu beleidigen, bedenken tragen, Ihnen dieses alles unter das Gesichte zu sagen; wenn ich nicht überzeügt wäre, daß die Welt noch wol ein
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weit Mehreres schon öffentlich gesagt habe und noch sagen werde. Wie herzlich wird sich die Schweitz erfreüen, einen solchen Freünd ihres Geschmackes, selbsten in den Mauern Leipzigs, angetroffen zu haben; und wie stolz wird Leipzig seyn, ein so würdiges Mitglied, gleichwol nicht aus ihrer Parthey zu verlieren, denn wenn ja eine Vereinigung zwischen den sächsischen und schweitzerischen Kunstrichtern möglich ist, so ist es durch Männer und Schriften von Ihrer Art, die unfehlbar beeden gefallen werden. O der Herr seegne Ihre unvergleichliche Gaben, und lasse viele dadurch zu vernünftigen Menschen werden, daß sie alsdann auch zu guten Christen erwachsen mögen; weil doch jener vor diesen vorhergehen muß! Darf ich aber Ewr HochEdel neben diesem, noch eine andre Würkung entdecken, die die Merkmale Dero edeln Seele in mir hervorgebracht haben: So ist dieses ein Vertrauen welches ich mich scheüen würde zu entdecken, wenn ich nicht das erhabne Gemüth eines Gellerts vor mir hätte. Ich bin überzeügt daß Sie weit entfernt von aller Verachtung gegen Geringere, nicht verblendet von Ihren eigenen Vorzügen, sich auch erfreüen, wenn gute Gemüther ihr Loth geben zur Erbauung ihrer Brüder anzuwenden und damit zu wuchern suchen. Dahero erkühne mich Denenselben zu eröffnen: daß ich mich unterwunden habe, zur Ehre meines großen Erlösers und zur Erbauung meines Nächsten, einige Gleichnisse und die Parabeln Jesu Christi, poetisch einzukleiden; dieser Einkleidung eine Abhandlung von den Absichten und den Eigenschaften der Parabeln Jesu voran zu setzen; und einen Anhang von einigen Fabeln von meiner eignen Erfindung hinzu zu fügen. Diese, will man mich bereden, taugten in öffentlichem Druck vor der Welt zu erscheinen. Doch diesem will mein Herze immer, ich weiß nicht aus einem allzuzärtlichen und furchtsamen Gewissen oder aus Wahrheit, wiedersprechen. Welch eine unschätzbare Sache wäre dieß vor mich, wenn ich mir die Hoffnung machen dörfte, Ihren Urtheilsspruch darüber zu vernehmen; da ich Niemand in der Welt finden könnte der fähiger wäre davon zu urtheilen als Ewr HochEdel. Wie freüdig würde ich zu sehen, wenn Dero Ausspruch sie zum Feüer verdamte, im Fall Sie solche zu nichts Besserem tauglich finden solten, und davor hielten, daß mein Vortrag, weder der Lehren Jesu würdig, noch unserm Vaterlande nützlich seyn könnte! Und wie glücklich wolte ich mich schätzen, wenn ich durch Dero Beyfall versichert würde, ich dörfte mich mit der Hoffnung einiges Nutzens damit in die Welt wagen! Hier Bitte ich Ewr HochEdel um alles in der Welt, meine schuldige Lobsprüche die ich Ihnen gegeben, keines wegs als eine listige Vorrede anzusehen, womit ich vor diesen Vortrag ein gunstiges Gehöre zu erschmäucheln getrachtet hätte. Ich schwöhre Ihnen vielmehr, daß wenn ich sehen solte, daß Sie mir zu gefallen der Wahrheit nur im geringsten zu nahe träten; daß ich ein großes von der Hochachtung welche ich vor Sie heege, verlieren würde. Verspotten Sie meiner Dreistigkeit nicht mein Herr! Hier finden Sie einige wenige Proben von meiner Arbeit, die Ihnen vielleicht . . . Diese Proben sind meines Erachtens weder die besten noch die schlechtesten Stücke aus jenem Werkchen. Ich habe diese ausgewehlet, weil sie nicht allzu lange sind, und keine Anmerkungen haben; deren einige ich manchmal genöthiget worden unter den Text zu setzen. Finden mich Ewr HochEdel aus diesen Stücken tüchtig zu dem
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Unternehmen, daß ich mir die Freyheit genommen Ihnen zu entdecken; und Sie geben mir durch eine höchstschatzbare Zuschrift die Erlaubnus: So wolte ich Denenselben das ganze Werklein übersenden und es Ihnen dergestalt übergeben; daß Sie die völlige Freyheit haben solten damit nach belieben zu schalten; solches nach Befinden ins Feüer zu werfen, oder, wenn Sie glauben es seye des Lichtes werth, etwan einem Verleger, mit Bedüngnissen die Sie vor gut befinden werden, zu übergeben und zum Druck zu empfehlen. Ewr HochEdel dörfen sich von meiner Dankbarkeit vor diese mir zu erweisende Liebe alles versprechen und sicher glauben daß ich mit vollkommener und wahrhafter Hochachtung seye Ewr HochEdel p Frankenhoffen d 15. Jan. aufrichtig ergebenster 1747./. Diener Johann Jacob Mack Hochfürstl. Anspachischer Pfarrer. P.S. Solten Sie mir die Ehre erweisen an mich zu schreiben: So belieben Sie nur den Brief an Herrn Joh. Willhelm Rönnagel Buchhändler in Anspach zu übersenden
22. Von Johann Leonhard
Froereisen.
Straßburg, den 3. April
1747.
HochEdler und Hochgelehrter Insonders Hochzuehrender und Hochzuschätzender Herr Primogenite Apollinis Fili. Mit was vergnügen und Verwunderung ich E. HochEdl. Fabeln und erzehlungen gelesen kan ich nicht mit worten ausdrucken. Keine größere freude könnte mir auff der weit begegnen, als wann ich zu zeiten mit Ihnen umzugehen gelegenheit haben könnte. Von meinen schlechten arbeiten nehme ich die freyheit einige zu übersenden, welche gütig zu beurtheilen bitte. Meine brevem, delineationem duorum Impostorum magnorum, Muhammedis et Zintzendorffii Muhammedis Simul bitte, zuerst zu lesen und mir Ihr urtheil davon durch Hr. Pohlen einen hießigen Buchführer auffrichtig zu überschreiben, dann ich liebe nichts mehr als auffrichtigkeit und Wahrheit. Aller schmeicheley bin ich von gantzem hertzen feind. Ihre Fabeln und erzehlungen haben mir alle im höchsten grad gefallen, so daß man darunter, welches etwas ungewöhnliches ist, keine wähl treffen kan. Insondheit ist die Geschichte von dem Huth ein gantz vollkommenes Meisterstück, ob aber alle einsehen, worauff das schwartzfärben deß Huths ziele, daran zweiffle ich sehr. Ich aber halte davor, E. HochEdl. werden unfehlbar darauff zielen, daß man die Theologie in die Philosophie gemischt, und darin haben Sie völlig recht, das gleichnus könnte nicht schöner seyn. Kan ich Ihnen hier oder anderswo was dienen, so bitte frey zu befehlen, dann ich versichere Sie
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nicht weilen man die Brieffe gewohnt ist so zu beschlüßen, sonderen mit grund der Wahrheit, daß ich in der that seye und beständig verharren werde Euer HochEdlen Straßburg d. 3. Apr. 1747. Bewunderer, Verehrer und gantz Ergebenster Diener Froereisen. In den Fablen darin der Tantzbär, das Füllen und das Land der Hinckenden vorgestellt wird, habe ich trost und gute ermahnungen vor mich gefunden, davor ich hertzlich dancke.
22a. An eine Ungenannte.
Leipzig,
1747.
Sehen Sie, wie ich mein Wort halte? Sie sind kaum abgereist, so schreibe ich schon an Sie, und ich denke, ich werde so lange schreiben, bis ich Sie wieder zurück geschrieben habe. In der That sind auch seit zweymal vier und zwanzig Stunden fast eben so viel Ursachen entstanden, die alle Ihre Gegenwart zu verlangen scheinen. Ich will Ihnen nur die wichtigsten melden. Ihr Herr Liebster hat gestern Nachmittage das Fieber nebst einem kleinen Friesel bekommen. Er hat mir ausdrücklich verboten, Ihnen nichts davon zu schreiben. Ich habe es ihm auch versprochen; allein in einer Sache, die Sie so nahe angeht, sehe ich es für einen löblichen Fehler an, mein Wort nicht zu halten. Er befindet sich itzt zwar ganz leidlich, und verschiedne Leute wollen ihn heute auch gar haben ausgehen sehen; ich muß es aber am besten wissen, daß es noch sehr gefährlich mit ihm werden kann. Ihr kleiner Sohn hat von ungefehr den Porzellantisch umgestoßen, und gestern Nachmittags darf ichs Ihnen sagen? O wie bedaure ich Sie! — gestern Nachmittags, denken Sie einmal das Unglück an! ist Ihr ganzer Silberschrank ausgeräumt worden, ohne daß man bis diese Stunde noch weis, von wem. Ich würde nicht fertig werden, wenn ich Ihnen alle die Unfälle hersetzen wollte, die sich seit Ihrer Abwesenheit zugetragen haben. Nur noch eine Ursache kann ich nicht verschweigen, die mich insbesondere Ihre baldige Rückkunft wünschen heißt. Es ist ein Ruf, den ich nach Braunschweig mit der heutigen Post erhalten habe. Ich brauche Ihren Rath mehr, als jemals, je unschlüßiger ich alle Augenblicke werde. Ach, Madam, warum sind Sie doch gereist? Was soll ich denn machen? Das geht unmöglich an, daß ich Leipzig verlassen kann, ohne Ihnen für die tausend Gefälligkeiten zu danken, die Sie mir in so vielen Jahren erwiesen haben. Und gleichwohl Ich dächte, Sie kämen noch diese Woche zurück. Ihre liebe Mama kann in vier und zwanzig Stunden viel mit Ihnen reden. Kommen Sie doch, ich bitte Sie O b d a s a l l e s w a h r i s t , w a s ich I h n e n e r z ä h l t h a b e ? Ja wohl, Madam, denn, wenn ich nein sagte, so kämen Sie nicht so bald wieder. Den Augenblick läst mich der Herr Liebster rufen. Was
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wird wieder vorgegangen seyn? Scheint es doch, als ob alles Unglück in Ihrem Hause nur auf Ihre Abwesendheit gewartet hätte. Leben Sie wohl, Madam. Ich eile zu Ihrem Manne, und bin mit der vollkommensten Hochachtung etc.
23. An Jobann Jacob Mack.
Leipzig, Frühjahr
1748.
Hochzuehrender Herr Pastor, Ich kann Ihnen nicht genug sagen, was ich für ein Verlangen nach Ihrem nähern Umgang habe, und wie oft ich Sie mitten unter meinen andern Freunden vermisse! Gleichwohl glaube ich nicht, daß wir jemals das Vergnügen haben werden, uns von Person zu sehen und zu genießen, außer in einer andern Welt. Da sollen unsre Umarmungen erst angehen, wenn uns eine gewisse Stimme in unserm Herzen sagen wird, daß wir es sind, die sich einander suchen. Gott! Was ist es für eine Wollust um das Gefühl der Freundschaft! Und wie wenig sind derer, die dieses Geschenke des Himmels zu schätzen und zu gebrauchen wissen! Das Andenken Ihrer Gewogenheit soll mir manche schwere Stunden erleichtern helfen; und das Andenken der meinigen thue Ihnen eben diese Dienste! Ich traue es ihr wenigstens zu. Was würde die Welt, die dieser Empfindungen nicht fähig ist, von uns denken, wenn sie uns so reden hörte? Würde man uns nicht für Schwärmer in der Freundschaft halten? Doch was gehen uns die Blöden an, die ihre eigne Menschheit nicht kennen? Ich würde mich kränken, wenn ich weniger genöthiget wäre, Sie zu lieben, und den Werth Ihrer Freundschaft zu empfinden. Ich will nunmehr die Angelegenheiten meines Herzens auf einige Augenblicke vergessen, und von Ihren mir überschickten Werken reden. Ich habe sie mehr, als einmal gelesen, und allemal sehr schöne Stücken darinnen gefunden; aber ganz haben sie mir niemals gefallen. Lassen Sie mich recht aufrichtig reden, mein lieber Freund. Ich bemerke, ungeachtet Ihrer gemachten Verbesserungen, einen gewissen Zwang in Ihren Erzählungen, der sich bald von der kurzen und sich immer gleichen Versart, bald von der Tyranney der Reime herschreibt; einen Zwang, dem Sie durch alle Mühe nicht werden abhelfen können, und der für die Kenner stets beleidigend bleiben wird. Ich habe sie meine Freunde lesen lassen, die alle schon Ihre Freunde sind; und alle diese sind meiner Meynung, und wünschen von Ihnen weit lieber andre Gedichte, als Erzählungen, und lieber reimlose, als gereimte Gedichte zu lesen. Sie haben mich gebeten, Sie mehr zur Prosa aufzumuntern, in der Sie ungleich stärker und neuer sind, als in der Poesie. Kurz, ich müßte Sie weniger lieben, wenn ich gelassen in die Ausgabe ihrer Poesien willigen sollte. Verlangt aber Ihr Glück dieses Opfer, so wollte ich doch wünschen, daß Sie ihren Namen nicht vor das Werk setzten. Ich sage Ihnen dieses mit schwerem Herzen; allein ich will lieber einmal wider meine Natur strenge seyn, als wider Ihren Vortheil zu gefällig. Seyn Sie nicht unruhig! Sie haben Verdienste genug um den guten Geschmack. Sie können Ihre Liebe zur Religion und zu den schönen Wissenschaften durch andre Schriften befriedigen, wenn es Ihnen sonst Ihre Amtsgeschäfte erlauben. Genug, Ihr Herz
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gehöret unter die Herzen der Poeten, und Sie würden viele von denen, die Sie bewundern, erreicht haben, wenn Sie in ihren Umständen gelebt hätten. Was macht Ihre liebe Frau, und Ihr kleiner guter Jacob? Warum haben Sie mich nicht zu Gevattern gebeten? Ich glaube, ich wäre in Person gekommen; aber fünfzig Meilen, das ist freylich ein weiter Weg. Empfehlen Sie mich Ihrer Frau Liebste und allen, die zu Ihrer Freundschaft gehören, und schreiben Sie mir ja bald wieder.
24. An Johann
Arnold Ebert.
Leipzig, Frühjahr
1748.
Mein fauler Freund, Damit ich auf gewisse Weise eine Antwort von Ihnen erhalte, ohne daß Sie mir schreiben dürfen: so habe ich in Ihrem Namen selbst einen Brief an mich aufgesetzt. Seyn Sie so gut, und lesen Sie ihn durch, streichen Sie die Stellen mit Bleystift an, wo ich Ihre Meynung getroffen habe, und schicken Sie mir ihn wieder zurück; oder noch bequemer, geben Sie ihn nur Herr Fridericin, damit er mir ihn zuschicket. Hier ist der Brief: Mein lieber Freund, „Wundern Sie sich ja nicht, daß ich seit etlichen Jahren noch keine Zeile an Sie geschrieben habe. Ich bin 'Ebert, das ist genug gesagt. Eben so wenig müssen Sie sich wundern, daß ich Ihnen Ihr Manuscript noch nicht geschickt habe. Es ist wahr, Sie haben mich darum gebeten; Herr Gärtner hat auch schon etlichemal deswegen auf mich geschmählt, ich habe es auch fortschicken wollen; aber, wie ich sehe, liegt es noch da. Je nun, wer kann sich helfen? Genug, daß Sie Ihre Gedichte itzt erhalten, und zwar in eben der Beschaffenheit, wie Sie mir sie auf meinen Tisch gelegt haben. Sie irren nicht, wenn Sie glauben, daß kaum die Hälfte davon gut ist. Werfen Sie die angestrichnen weg, und heben Sie die andern bis zu einer neuen Auflage auf. Zum Unterstecken sind sie noch eher gut, als ein neu Regiment davon aufzurichten. Denn im Vertrauen geredt, sie sind weder recht gut, noch recht schlecht: As heavy mules are neither horse nor ass, könnte ich zu Ihnen sagen, wenn Sie nicht Ihr bisgen Englisch vergessen hätten. Hätten Sie mirs doch von meinen Gedichten bewiesen, werden Sie denken; aber ich antworte mit dem Cicero: Neque si quid est euidens, argumentari soleo: perspicuitas enim argumentatione elevatur. Also brauche ich keine lange Critiken zu machen, und zwar aus Liebe zur Deutlichkeit. Kurz, mein lieber Freund, keine Gedichte mehr! O! Dichter, denkt an Philomelen! Singt nicht, so lang ihr singen wollt! Wollt ihr aber nicht folgen, nun so ist euch das Urtheil schon gesprochen: So fahrt denn fort, noch alt zu singen, Und singt euch um die Ewigkeit!
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Für die überschickten Näschereyen und für den guten Knaster bedanke ich mich, mein guter Freund. Ich habe mirs recht gut mit ihrem Bruder schmecken lassen. Ich weiß nicht, es ist alles so niedlich, so himmlisch, was von Leipzig kömmt. Immer fahren Sie fort, mir von Messe zu Messe so was zum Weine zu schicken. Ich will auch heute Ihre Gesundheit bey Renkendorfen trinken. Ich bin, ohne es Ihnen unter etlichen Jahren wieder zu schreiben, Ihr Freund und Diener Ebert." Dieß ist die Antwort, die ich in Ihrem Namen an mich aufgesetzt habe. Nehmen Sie geschwind eine Feder, und schreiben Sie, wo Sie es für gut befinden, Ja, oder Nein, an den Rand, und schieben Sie es ja nicht auf. Hören Sie? Bequemer weis ichs Ihnen nicht zu machen etc.
25. An Johann Jacob
Bodmer. Leipzig, den 13. März, 1748.
Erlauben Sie mir die Ehre, daß ich Ihnen den zweiten Theil meiner Fabeln und Erzälungen überreichen darf. Ich bin stolz genug, mir Ihren Beifall zu wünschen, aber nicht so eitel, daß ich mir ihn ganz versprechen sollte. Vielleicht würde ich's niemals wieder gewagt haben, Fabeln zu dichten, wenn Sie mich durch Ihren kräftigen Lobspruch nicht beherzt gemacht hätten, eben diese Belohnung noch einmal zu verdienen zu suchen. Gefällt Ihnen, und denen, die Ihnen unter Ihren Landsleuten gleichen, dieser wiederholte Versuch, so sehen Sie ihn als eine Frucht Ihres Beifalls und meiner Dankbarkeit für diesen Beifall an. Wie gerne fragte ich Sie, ob Sie auch mit meinen Komödien zufrieden wären, wenn ich anders ohne Fehler länger von mir selber reden könnte, etc. etc. Christian Fürchtegott Geliert.
26. An Moritz Ludwig Kersten.
Leipzig, den 15. März 1748.
Mein lieber Herr Secretär, Wenn man einen Autor zum Freunde hat: so ist man keine Stunde sicher, daß er uns nicht ein Buch dedicirt, oder uns doch mit einem beschenkt, wir mögen es nun haben wollen, oder nicht. Es kann, zum Exempel, seyn, daß Ihnen nicht viel an dem zweyten Theile meiner Fabeln und Erzählungen gelegen ist; aber das verschlägt mir nichts: ich schicke Ihnen dieses Buch dennoch, und bilde mir zu meiner Ruhe fest ein, daß Sie es mit Vergnügen lesen werden. Mit diesem unverschämten, aber doch süssen Irrthume muß sich ein Autor für seine Mühe bezahlt machen; und je weniger ihm die Welt ihren Beyfall geben will, desto mehr muß er sich den seinigen geben. Ja, mein lieber Kersten, hätten Sie das damals wohl gedacht, als wir noch in der Fürstenschule neben einander ganz demüthig
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auf der Pechbank sassen, daß ich ein so großer Scribent, ein Fabeldichter, ein Comödienschreiber, ein Romanmacher, und ich weis selbst nicht was noch mehr, werden sollte? Nein, Sie haben es gewiß nicht gedacht; gestehn Sie's nur. Aber Sie hätten es denken können. Habe ich nicht in Tertia alle Periodos simplices und compositas, adversativas, concessivas etc. in Verse gebracht? Habe ich nicht in einer Secunde mehr als eine Zungenübung in ganz hübschen Versen gehalten? Sind dieß nicht alles Vorbedeutungen von der Autorschaft gewesen? Ich wollte, daß ich das jetzt wäre, was wir uns damals zu seyn einbildeten, wenn wir beide bey dem Examen einen öffentlichen Lobspruch bekamen: oder daß ich jetzt so vergnügt wäre, als wir waren, wenn wir auf dem Spazierplane nach einem langen Jahre den Ball einmal schlagen durften. Es waren mit alle dem gute Zeiten, und ich wünsche manchmal noch: Himmel, willst du mich noch laben, O so mach mich jetzt zum Knaben. Lust und Unschuld, Ruh und Scherz Herrscht nur in der Jugend Herz. Flieht der ersten Jahre Morgen, O so geht es nicht mehr an, Daß man die bestimmten Sorgen Durch den Ball verschlagen kann. Es ist nichts natürlicher, als daß mir bey dem Worte „ S o r g e n " der Herr Graf einfällt. Seyn Sie so gütig, mein lieber Freund, und übergeben Sie ihm meinen Brief nebst dem eingebundenen Exemplare; und wenn Sie sich um mich verdient machen wollen: so suchen Sie mir seine Gnade zu erhalten, und mein Glück seiner großmüthigen Fürsorge zu empfehlen; denn mit der Profession in Braunschweig ist es nichts. Aber, werden Sie sagen, warum bitten Sie ihn nicht selbst? Es ist wahr, es ist ein Fehler von mir; doch ich kann mir nicht helfen, ich bin zu verschämt, die Zahl der Supplicanten zu vermehren und einen großen Herrn mit meinen Angelegenheiten zu beschweren. Leben Sie wohl und bleiben Sie mein Freund, und glauben Sie gewiß, daß ich der Ihrige bin Leipzig, den 15. März 1748. Geliert.
27. An Moritz Ludwig Kersten.
Leipzig, den 25. Oktober
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Mein lieber Herr Sekretair. Ein rechter deutscher Autor muß keine Oster- oder Michaels-Messe vorbey lassen, ohne etwas heraus zu geben, wenn es auch nur ein Romanchen, oder ein übersetzter Catechismus wäre. Wovon sollten die Setzer und Buchführer leben, wenn der Autor nicht schreiben wollte? Und was sollte der Autor anfangen, wenn er nicht von Messe zu Messe schreiben könnte? Nein, nein, ich lasse mir mein Recht nicht nehmen, ich schreibe so lange ich gesunde Hände habe. Es ist gar zu hübsch, wenn man sich in dem Meßcatalogo, bald darauf in den Zeitun-
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gen und in den Journalen, und endlich in den Händen der Welt sieht. Ich komme selten zu iemanden, daß ich nicht für meinen Fleiß belohnet werde, und wenigstens eine von meinen Schriften auf dem Fenster, oder auf dem Nachttische ganz sauber eingebunden finde. Ich kann Ihnen nicht sagen, was ich da empfinde; aber das weis ich, daß ich alsdann nicht zu halten bin. Ich eile nach Hause u. nehme die Feder in die Hand, u. schreibe, was ich schreiben kann, und stelle mir schon einen neuen Ort vor, wo ich mich wieder finden werde, wenn es auch in den Händen eines Holzbauers seyn sollte. Unlängst komme ich zu meinem Buchbinder. Indem ich mit ihm rede, tritt ein Holzbauer, der bey ihm bekannt ist, herein u. langt aus seinem Kober, in dem ein guter Vorrath von Butter u. Käse u. Brodt war, meine Fabeln ungebunden hervor. Da, fieng er in seiner Sprache an, bingt mir das Buch fein fest u. schien ein. Christoph, sprach mein Buchbinder, wo habt ihr denn das Buch bekommen? Wo wer ichs hergekreit han, ich ha mirs gekoft. Unser Schulmester u. der Schulze han sich bald scheckigt über dem Buche gelacht. Es stieht recht spashaft Zeug drinn, mer mögt närrisch drüber wären. Ich ha en klen Jungen, der schun schmuck lesen kann, dem will ichs gähn, er sull mir abends bey der Pfeife Tubak wenn ich vom Feld komm, draus vurlesen, so geh ich kaum mih in die Schenk. Er war noch jung der Herr, ders in Druck hat ausgiehn lassen; ich wollte was abbrechen, aber er sate, es wäre nicht angers, als zwanzig Groschen, die han ichm auch gegähn. Er hatte noch vel Bücher, das Bücherschreiben mußm recht von der Hand gehn. Ihr Narr, sprach mein Buchbinder, der Mann, wo Ihr das Buch gekauft habt, hats nicht geschrieben, er handelt nur damit. Der Schelm! fieng der Bauer an, ich dacht, es wär der Herr selber, ich hätte den Teufel nicht so viel gegän. Nunmehr hätte ich gehn können; aber mein Ehrgeiz ließ es nicht zu. Ich hoffte, daß mich mein Buchbinder verrathen sollte, und er that es zu meinem Glücke, den außerdem würde ich mich dem Bauer selber entdeckt haben. O mein lieber Herr Sekretair, wenn Sie nur hätten sehn sollen, mit welcher Verwundrung mich der Bauer betrachtete, wie freundlich er mich auf die Achseln klopfte und mich ermahnte, mehr solch schnackisch Zeug zu schreiben! Ich war den ganzen T a g außerordentlich aufgeräumt. Ich stellte mir alle meine Leser vom Könige in Preußen bis zu dem Holzbauer vor, und beschloß den Augenblick, den zweyten Theil von dem Leben der Schwedischen Gräfinn fertig zu machen, den Sie mit diesem Briefe erhalten. Schicken Sie mir ihn ja nicht wieder zurück, ich würde schwermüthig darüber. Seyn Sie zugleich so gütig, und überreichen Sie dem Herrn Grafen ein Exemplar davon, nebst dem Saurin. Ich habe mehr, als zehnmal die Ehre gesucht, ihm beides selber hier zu übergeben; aber ich habe vor den großen Perüken, vor den Sammetröcken, vor den reichen Westen nie weiter, als bis an die Thüre des Vorsals, kommen können, ob ich gleich auch eine Weste mit Franzen anhatte; aber freylich sind sie schon etwas alt. Den Sonnabend in der Zahlwoche wagte ichs dem einen Bedienten, der mich, ich weis nicht warum, lange ansah, meinen Namen zu entdecken. Nun, dachte ich, wird er dir ein tief Compliment machen u. dir durch die Antichamber helfen; aber er blieb ganz gelassen, u. ich schämte mich, daß mein N a m e einem so wohl gewachsnen Menschen unbekannt war. Ich blieb
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demüthig stehn u. sah die Gesichter an die zu dem Herrn Grafen wollten, ob ich vielleicht errathen könnte, was sie bey ihm suchten. Bey vielen war mirs unmöglich etwas heraus zu bringen, sie sahn mir aus, als ob sie es selber nicht wüßten; aber den meisten sah ichs doch mit vieler Gewißheit an, daß sie einen Lobspruch, eine Pension, eine Profession, eine bessere Pfarr, ein Stipendium, oder so etwas suchten. Diejenichen, die etwas in dem Busen stecken hatten, oder deren Taschen dick waren, machten mir die wenigste Mühe. Was konnten sie anders anzubringen haben, als Disputationes u. Schediasmata, und Werke mit Dedicationen? Ich bedauerte den armen Herrn Grafen in meinem Herzen, u. ärgerte mich über die Gelehrten, die den Großen ihr Schicksal so sauer machen, und beschloß, weniger unverschämt zu seyn, als meine Collegen. Kurz, ich gieng fort, u. glaubte, daß ich durch mein Weggehn mehr Ehrerbietung für meinen Grafen bezeugte, als die andern durch ihr hartnäckiges Warten. Bitten Sie um seine fernere Gnade für mich, wenn ich sie verdiene. Ihr Herr Bruder hat mir gemeldet, daß er bald heyrathen wird. Das ist doch nicht Recht, daß Sie sich in der Liebe von ihm übertreffen lassen. Werden Sie doch verliebt, u. machen Sie sich u. ein Mädchen glücklich. Ich sing alsdann gewiß ein Brautgedicht. Wovon? Das weis ich itzt noch nicht. Ich könnte von der Liebe singen, Von ihrer Lust, von ihren Schlingen, Die sie den Herzen legt; von ihrer Zauberey, Mit der sie sich der Sterblichen bemeistert, Die Blöden oft mit Witz begeistert, Die Klugen albern macht, die Treuen ungetreu, Die Freyen spröd, die Spröden frey, Die Ungetreuen aber treu; Wie sie Betschwestern oft in ihrem Singen störet, Und morgen schon verbuhlt die Mütter seufzen lehret, Die heute noch den Töchtern u. der M a g d Bey ihrem Fluch das Lieben untersagt; So könnt ich von der Liebe singen, Wie sie vom Feld an Hof, die Großen zu bezwingen Vom Hof ins Feld zu Schäfern schleicht, Bald aus der Jugend lacht, bald aus den Alten keucht, Aus dem Bramarb bramarbasiret, Aus dem Pedanten meditiret, Aus süßen Herren raffiniret: Dies alles säng ich dir vielleicht. Sehn Sie wohl, was ich für ein hübsches Gedichte auf Ihre Hochzeit machen würde? Eilen Sie, es ist hohe Zeit, sonst möchten Sie zur Liebe, u. ich zur Poesie zu alt werden. J a , werden Sie sagen, wenn ich nur wüßte, was für eine Frau ich nehmen sollte? Das weis ich auch nicht. Indessen will ich Ihnen ein einfältiges Gebetchen sagen, das ich in meiner Jugend an die Liebe abschickte:
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O Liebe willst du mich erfreun: So laß mein W e i b einst also seyn: IOO
R e c h t schön, damit sie mir gefällt, Klug, d a ß sie mich beständig hält, Und endlich w ü n s c h ich sie a u c h reich; D o c h ist sie nicht getreu zugleich: So sey sie englisch v o m Gesicht,
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U n d klug und reich, ich m a g sie nicht. Ich will meinen Brief schließen, ehe ein B u c h d a r a u s wird. Vergeben Sie mir meine W e i t l ä u f i g k e i t . M e i n langer Brief, spricht B a l s a c einmal, w ü r d e kürzer seyn, w e n n ich m e h r Z e i t gehabt hätte. Dieses will ich auch gesagt h a b e n , und Ihnen zugleich versprochen, d a ß Sie ein ganzes halbes J a h r v o r meinen Briefen
no sicher seyn sollen. G r ü ß e n Sie alle meine guten Freunde. Ich bin zeitlebens Leipzig, den 2 5 . O c t o b e r , 1 7 4 8 . Ihr ergebenster Geliert. D e r H . Steuerrevisor R a b e n e r , mein B r u d e r u. s. F r a u , empfehlen sich Ihnen recht freundschaftlich. D e r V o r s c h l a g wegen der Briefe n a c h A r t des H n . Iis
d'Argens ist recht gut; er wird mir aber n o c h besser gefallen, w e n n Sie ihn selbst ausführen wollen.
28. An Johann Elias Schlegel.
Leipzig, den 27. Oktober
1748.
M e i n lieber H e r r Professor W i r haben einander in sieben oder a c h t J a h r e n nicht gesehn; wir haben wenig H o f f n u n g , uns iemals in u n s e r m Leben wieder zu sehn, und d e n n o c h bedienen wir uns des einzigen Mittels, uns zu geniessen, so selten o d e r gar nicht. Ich weis 5 gewiß, d a ß wir einander lieben, u m desto weniger weis ich, w a r u m wir einander nicht schreiben. Lassen Sie uns geschwind anfangen, ehe n o c h m e h r Zeit vergeht; dieß ist die beste Genugthuung. Aber w o v o n redt m a n zuerst, w e n n m a n so lange nicht geredt hat? Soll ich erzählen, o d e r fragen? A c h , mein lieber Freund, Sie sind ein E h e m a n n , ein glücklicher E h e m a n n ? Küssen Sie Ihre Hälfte, 10 ehe Sie weiter lesen, und danken Sie ihr in meinem N a m e n , d a ß sie w e r t h w a r , das H e r z eines Dichters glücklich zu m a c h e n . W i e viel m u ß sie Verdienste haben und w e r w i r d sie reizender malen können, als Sie? O F r e u n d und Liebling der C a m o e n e n ! M a l uns ihr Bild in dichterischer P r a c h t 15
Besing uns d o c h das H e r z der Schönen D a s sie so singenswerth und dich so glücklich m a c h t ? Bald hätte ich die P r o s a über Ihrer Liebe vergessen. M a c h e n Sie mir d o c h eine kleine Beschreibung v o n den Zufriedenheiten Ihrer E h e , oder vielmehr eine lange. Es ist nicht bloß das Verlangen, w a s schönes zu lesen, das mir diese Bitte
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eingiebt; nein es ist weit mehr ein Wunsch der Freundschaft, Ihr Vergnügen in seinem ganzen Umfange zu sehn. Ihr Herr Bruder kömmt schon u. will den Brief abholen. Ich habe Ihnen noch sehr wenig gesagt. Noch nichts von Ihrem F r e m d e n , noch nichts von Ihrer S c h a u b ü h n e . Wenn Sie auch in Dännemark kein ander Glück gehabt hätten, als den Fremden zu schreiben: so würde doch Ihre Reise nach Norden dadurch reichlich belohnet seyn. Ich halte es nach dem Zuschauer für das beste Wochenblatt. Können Sie wohl mehr fodern? Warum haben Sie denn Ihren Herrmann, Ihre Dido, u. Ihren geschäftigen Müssiggänger nicht in Ihre Schaubühne rücken lassen? Überhaupt wollte ich, daß Sie bald eine neue u. äusserlich schönere Auflage besorgten, u. die drey ersten Stücke mit einigen Verbesserungen dazu nähmen. Die Franzosen kommen schon nach Leipzig u. lernen Deutsch, und Sie sind der Erste mit, den sie durch mich kennen lernen. Leben Sie wohl, liebster Freund, u. schreiben Sie mir bald. Ich bin mit der redlichsten Hochachtung Leipzig, Ihr ergebenster Freund u. Diener den 27 October, Geliert. 1748. Mein Bruder u. s. Frau u. Hr. Steinauer u. s. Frau empfehlen sich Ihnen ergebenst.
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Berlin, den 6. Dezember
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HochEdler, Hochgelahrter, Insonders Hochgeehrter Herr Auch in unserm Berlin giebt es eine große Zahl ächter Kenner und starker Verehrer von Ew. HochEdl. anmuthigen und schönen Schrifften. Da ich nur vermöge der Vorrede Ihres II ten Th. Ihrer unvergleichl. Fabeln weiß, daß Ihnen der kluge Beyfall solcher braven Leute unendlich vergnüget; so suche ich aus gantz ungezwungener Art durch diese ungeschminckte Nachricht zu Ihrer Zufriedenheit, auch nach meinem Vermögen etwas beyzutragen. ich sage Ihnen zwar dadurch vielleicht etwas sehr Bekandtes worann Sie, ohne meiner ertheilten Nachricht, gar nicht zweiffein dürfften. Allein ich sage es Ihnen in gantz anderer Absicht, als es Ihnen von andern mag seyn gesagt worden, ich sage es Ihnen als ein Ew: HochEdl. gäntzl. Unbekandter, und um so viel unpartheyischer können Sie meine Nachricht halten. Endlich sage ich es, Ihnen neben bey etwas zu erzählen, und Sie zuletzt inständigst warum zu bitten. Hören Sie also zuforderst meine Erzählung gütigst mit an. ich befand mich vor einigen Tagen in einer großen Gesellschafft beyderley Geschlechts, welche meistentheils aus lauter wahren Menschen, und Leuten von gutem Geschmack bestand. Das Gespräch fiel auf Ew: HochEdlen niedliche (erlauben Sie mir diesen Ausdruck) und nützliche Schrifften. M a n rühmte selbige recht um die Wette. Viele konnten gantze Seiten davon auswendig. Etliche Dames
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setzten offenhertzig hinzu: daß die Sittenlehre in demjenigen Kleide, welches der geschickte Geliert derselben anzuziehen wüßte, den leichtesten Eintritt in ihr Hertz fände. So offt auch die Mode dieses Kleides durch Ew. HochEdl. verändert wurde; so gefiel ihnen doch eine jede. Das Leben der schwedischenGräfinn von G würde für Ew: HochEdl. würdiges Kind gehalten, wann es auch gleich nicht von einem Rector Crausen in dem gelehrten Artikul der Berliner gedruckten Zeitungen davor öffentl. wäre ausgeruffen worden. Man wünschte gemeinschafftl., noch mehrere Theile davon zu sehen. Ein gewißer vornehmer und vernüfftiger Geistlicher hiesiger Residentz hat dabey nur erinnert, es wäre zu bedauern, daß der Verfaßer dieses schönen Romans, die meisten Personen so bald sterben ließe, wann er sie kaum aus den unglücklichsten Begebenheiten in vergnügte und glückl. Umstände gebracht hätte. Die schönen Schilderungen eines vernünfftigen Herrn gegen seinen Bedienten, welche im 1 Th. S. 47., und die nachahmungswürdigen lebhafften Charackter rechtschaffener Bedienten, welche Ew: HochEdl. hin und wieder in diesem netten Menschen entworffen haben, fanden durchgehends einen allgemeinen Beyfall. Die Menschenliebe der erwähnten Gesellschafft, hielt sich bey dieser Materie vor dißmahl sonderlich lange auf. Man sprach sehr weitläufftig von den Pflichten der Herrschafften gegen diese unsere unglückliche Freunde, und so auch umgekehrt, von der großen Glückseeligkeit, rechtschaffene Dienstboten zu haben. Man wünschte, daß doch dieses höchst wichtige Capitel in der Moral, einem der geschültesten Scribenten der neuen Zeit würdig scheinen möchte, einen besonders rühmenden und einnehmenden Tractat davon zu schreiben, der gleichsam eines der allernothwendigsten Hausbücher vernünfftiger Herrschafften, und einen beständigen Leitfaden gelehriger und noch junger Bedienten abgeben könnte. Man wüßte zwar wohl, daß in den besten moralischen monathl: Blättern, als in dem Zuschauer, Patrioten, in dem Tadlerinnen pp verschiedene schöne, u. überzeugende Stellen enthalten wären, die diese wichtige Materie angiengen; allein Theils wären sie nicht ausführl. genung ausgearbeitet, Theils giengen sie nur ledigl. die Herrschafften an, nicht aber die Bedienten. Überhaupt aber wären sie gar zu zerstreuet zusammen zusuchen, und die Schreib-Art zum Unterricht unserer einfältigen Mittbrüder offt nicht leicht, natürlich und munter genung. Der geschickte und witzige Swifft hätte sich bereits in diß würdige Feld gewagt; aber die dazu erwählte Satyre wäre gar nicht der rechte u. allgemeine Weg, das Gesinde zu beßern. Man erzählte vielmehr häuffige unangenehme Erfahrungen, die die Teutsche Uebersetzung dieser witzigen Schrifft uns alle in unserer großen Stadt würckl. wieder die Absicht des sonst vortreffl. Verfaßers zuvorgebracht hat. Und was möchte sie nicht in London gethan haben. Nein, hieß es, hierzu wird ein gantz anderer Schwung erfordert. Niemand verstünde denselben vollkommen, als der brave Geliert. Seine gründliche Kenntnüß der Welt und des Menschen, seine unverbeßerliche uni/. . ./ende fließende Schreibart, und seine Stärcke, unvermerckt zu überreden u. zu überzeugen und in vielen Gemüthen Wunder thun. würde uns gewiß in dieser Art von Schrifften etwas vollkommnes und lehrreiches lieffern. O! wann doch dieser um die menschl. Gesellschafft durch die Moral sich schon so starck verdient gemachte Mann zu
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dieser höchst nöthigen und höchst nützlichen Arbeit zu bewegen wäre! Wie sehr würde er sich nicht dadurch den Vernünfftigen Theil seiner Mittbrüder verpflichten? Wie rührend und kostbar würde der Nutzen, obgleich nicht in allen häusern, (denn diß ist in der Kindheit der gegenwärtigen Stellung des Menschen unmöglich;) doch bey sehr vielen seyn! Was für einen reichen Lohn würde derselbe in derjenigen Welt dafür erhalten, wo denen ächten Verdiensten um die Tugend auch der ächte Werth wird öffentl. beygelegt werden. Kurtz: unsere Wünsche zur Erreichung einer so patriotischen Absicht für die menschl. Gesellschafft wurde so enthusiastisch, daß stehendes Fußes beschloßen ward: es sollte durchaus einer aus der Gesellschafft sich entschließen, mit der allerersten Post desfalß an Ew: HochEdlen zuschreiben, Ihnen Eröffnung von unseren redlichen und löblichen Wünschen zu thun, und bey Ihnen im Nahmen so vieler ehrlichen Leute freundlich anzufragen: ob sich Ew: HochEdl. wohl zu Ausarbeitung eines so unentbehrlichen Werckchens, wovon die Rede war, entschließen dürfften? Mit der allergrößten Freude und Bereitwilligkeit war ich der erste der sich der gantzen Gesellschaft zu einem so angenehmen und vielleicht nützlichen Briefsteller darboth. Nun wißen also Ew: HochEdl. den wahren und eintzigen Endzweck meiner ergebnen Zuschrifft, und zugleich die Ihnen dadurch zu wißen gethane gemeinschafftl. dringende und zum allgemeinen Besten eingelegte Bitte. Dero der teutschen Welt bekandt gewordener unvergleichlicher Charackter, und die Wichtigkeit der Sache, läßt uns fast nicht an der Erfüllung derselben zweiffein. Wenigstens werden Sie uns, sobald es Dero Umstände erlauben, unter meiner Adresse, die Ehre einer schrifftl. Antwort gönnen, und uns darinn Dero Meynung über unsern Antrag offenhertzig entdecken. Wollten Sie im Fall einer gebe es doch der Himmel glücklichen Entschließung zu dieser wichtigen und gar nicht leichten Arbeit die Güte haben, uns zugleich einen kleinen Plan oder generalen Entwurff von der Einrichtung der ausgebethenen Tractacts beyzulegen; so wird diß ohnmaßgebl. dazu dienen können, von denen erfahrensten u. vernünfftlichen Hauß-Vätern und Hauß-Müttern unserer Gesellschafft noch einige Titel des Wercks einzusammlen, die einem unverehlichten Verfaßer nicht so geläuffig seyn, und deshalb offt entbehrl: scheinen können, die aber eine nähere Erfahrung für höchst nothwendig hallt. Diese unvorgreiffl. Anmerckung gereichet Ew: HochEdl. bekandten genauen Kenntnüß der menschl. Natur nicht zum allergeringsten Nachtheil, und Sie sind viel zu vernünfftig, als daß Dero Eigenliebe uns diesen bloßen Vorschlag übell nehmen sollte. Scheint Ihnen derselbe auch gantz unnöthig zu seyn; so laßen wir uns die ausbleibende Mittheilung eines solchen Entwürffs gar willig gefallen. Von der Geheimhaltung unsers Vorhabens, falß Ew: HochEdl. die Ausführung davon unternehmen sollten, können Dieselben gantz fest versichert seyn. Noch ein paar Einfälle der Gesellschafft erlauben Sie mir, Ihnen kund zu thun. Man meinte nehmlich: wann es Ew. HochEdl. etwan zu weitläufftig und mühsam scheinen sollte, den erwünschten Tractat gleichsam in 2 Theile zu theilen, wovon der erste die Pflichten der Herrschafft p und der 2 t e die Pflichten der Dienstbothen in sich begriffe; so dürfften Sie ja nur dem Swifft folgen, und ihn
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lediglich für die letzten einrichten. Die erstem hätten ohnedehm ehr Gelegenheit, aus schon zu ihrem Nützen entworffenen Regeln, wann sie nur wollten, sich zu unterrichten und zu beßern. Ferner so würde das Werck zwar freylich wohl für die Dienstbothen beyderley Geschlechts und verschiedener Arten müßen 115 entworffen werden; man bäthe aber doch sein Augenmerck hauptsächlich auf den Diener zurichten, weil dieser Theils die vornehmste Gattung darunter vorzustellen, Theils auch der Unterricht bey denenselben um so ehr den leichtesten Eindruck zu machen pflegte, weil ein solcher doch gemeinigl. etwas mehr aus der Schule mitbrächte, als der Kutscher oder die Magd, zu den wichtigsten Ver120 richtungen im Hause gebraucht würde, auch endl. unter seinen Mittgenoßen am gewöhnlichsten ein Buch zu lesen pflegte. Sollte Ew: HochEdl. vor nöthig erachten, eine Schrifft von dieser Art mit einer Vorrede der Welt bekandt zu machen; so würde es vielleicht nicht ohne Nützen seyn, auch den Auswärtigen unsere hiesige, gewiß nicht gut entworffene Königl. Gesinde—Ordnung von 125 174— darin als eine Veranlaßung anzupreisen. Wofern selbige Ew. HochEdl. noch nicht bekandt sey; so verdient sie durchgelesen zu werden. Wie mögen sich Ew: HochEdl. heimlich u. zugleich sehr billig verwundern, daß eine mehr redliche als gelehrte Gesellschafft von Ihnen gantz unbekandten Freunden, sich erdreistet, einem so bekandten geschickten Verfaßer Anleitung 130 zu der Ausarbeitung eines Wercks zu geben, welches Derselbe ohne den allergeringsten ertheilten Rath vollkommen in seiner Art entwerffen würde. Halten Sie aber derselben einmahl eine kleine Schwachheit zu gute, und sehn Sie lediglich auf die gewiß guten Absichten derselben. Wann wir auch nicht schon zum voraus von Denenselben einer solchen vernünfftigen Nachsicht gewiß versichert 135 wären; so würden wir gewiß keine Rathgeber geworden seyn. Auf solche Art hätte ich den sehnlichen Wunsch meiner rechtschaffenen Freunde, und vieler hundert unbekannter würcklichen Menschen, so gut, das ich gekonnt, und es meine übrigen Verrichtungen zu laßen wollen, erfüllet, ich für mein Theil freue mich zugleich von gantzem Hertzen, so unschuldiger Weise 140 mit einem wackern Manne in einen Brieffwechsel gerathen zu seyn, den ich schon längst aus seinen netten Schrifften kennen gelernt, und innigst hochschätze. Und o! wie würde ich mich alsdann freuen, wann Ew: HochEdl. dereinst meiner und aller redlich Gesinneten heiße Wünsche würckl. erfüllen sollten? Gewiß! ich würde sehr geschäfftig seyn müßen, meiner Eigenliebe 145 Einfall zu thun, damit sie sich nicht etwan einbilde: ich hätte gleichsam par bricol sehr viel zur allgemeinen menschl. Wohlfahrt mit beytragen helffen. Setzen mich also Ew: HochEdl. doch je zu einer gewißen glücklichen Zeit für diese Art von kleinem Hochmuth durch Dero rührende Warnungen in Sicherheit, ich bitte Sie ergebenst darum, iso Nun mehr ist es ja wohl Zeit, daß ich meinen, Ew: HochEdl. vielleicht schon längst unerträgl. gewordnen langen Brief einmahl schließe, ich thue solches mit der wiederhohlten inständigsten Bitte, mir doch gelegentl. die Ehre Ihrer Antwort zu gönnen, sie mag auch eine Erfüllung oder der Gegentheil derselben enthalten. Haben Sie die Güte, die Antwort dem Hrn. Kauffmann Debenecker 155 durch welchen Sie gegenwärtigen Brief erhalten haben, zuzuschicken, welcher
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selbige am sichersten und hürtigsten besorgen wird. O! wie sehnl. verlangt mich darnach! Hätte es die Schickung gewollt, daß Ew: HochEdl. in unserm schönen Berlin sich aufhalten könnten; so sollten Sie schon längst in das erste Glied meiner besten Freunde stehen, und Sie würden vermuthl. der 3 te Mann vom Flügell seyn. Vielleicht würde ich Ihnen auch zur Freundschafft nicht gantz un- 160 würdig geschienen haben, wenigstens hätte mich Dero fleißiger u. erbaulicher Umgang sichtbar Deren werth machen können. Anfängl. wollte ich Ihnen in meiner erstem Zuschrifft dem Nahmen nach unbekandt bleiben, ich sehe aber nicht eigentl. ab, warum ich bey den allerunschuldigsten und untadellhafftigsten Absichten blöde oder fremd(?J thun solle. Vielmehr nenne ich mich daher gantz 165 deutl. mit der allervollenkommensten Hochachtung E. S. J. Borchward.
30. An Ernst Samuel Jacob
Borchward.
Leipzig, den 9. Dezember
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Hochedelgebohrner Herr, Hochzuehrender Herr Hofrath, Ich bin eitel genug, mir alle die Ehre zu wünschen und zu gönnen, die Sie und Ihre liebenswürdige Gesellschaft mir erweisen; allein ich gestehe Ihnen mit eben der Aufrichtigkeit, daß ich sie kaum halb verdiene. Was für ein stolzer und unerträglicher Autor würde ich seyn, wenn ich mir eben so schön vorkäme, als ich Ihnen zu seyn scheine! Nein, mein lieber Herr Hofrath, ich bin das Gemälde nicht, das Sie in Ihrem Briefe so vortheilhaft entworfen haben; und gleichwohl loben Sie auf eine so feine und edle Art, daß ich alles darum geben wollte, wenn ich Ihr ganzes Lob verdiente. Ich bin eben so mißträuisch gegen mich selber, als ich ehrbegierig bin, und der kluge Lobspruch, der anfangs mein ganzes Herz in die Höhe hebt, macht mich gemeiniglich am Ende demüthig und verzagt. Bald sehe ich, daß ich mir ihn nicht ganz anmassen kann, und bald fühle ich die Mühe und die Gefahr, ihn künftig zu behaupten, und fange oft an zu wünschen, daß ich nirgends, als in dem kleinen gebürgischen Flecken, in dem ich gebohren bin, und blos unter dem Namen eines ehrlichen Mannes, bekannt seyn möchte. So bald ich in Ihrem Briefe sah, daß Sie mich zu einer neuen Schrift ermunterten: so ward mir so bange, als ob ich schon eine schlechte gemacht hätte. Ich zweifelte, ob ich Ihre Hoffnung, und das Vertraun Ihrer liebreichen Gesellschaft würde erfüllen können; und gleichwohl schämte ich mich auch, Ihnen eine Bitte abzuschlagen, die Sie mit so vielen Gründen vortragen, daß sie stärker, als ein Befehl, ist. Beides geht noch heute in mir vor. Ich zweifle, ob ich zu dieser Arbeit geschickt bin, und schäme mich, daß ichs nicht seyn soll. Was soll ich thun? Soll ich aus Begierde, Ihnen zu gehorchen, eine Sache versprechen, die ich vielleicht nie werde halten können? Nein, ich will lieber den andern Fehler begehn, und Ihren Antrag ausschlagen. Kann ich ihn dem ungeachtet mit der Zeit erfüllen: so wird meine itzige Unhöflichkeit nur ein Beweis seyn, daß ich Sie, Herr Hofrath, und Ihre Freunde zu hoch geachtet habe, als daß ich
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Ihnen eine Schrift hätte versprechen sollen, ehe ich wüßte, ob sie mir glücken würde. Aber wo weis ichs, ob sie mir nicht glücken wird? Muß ichs nicht versuchen? Ja, ich würde es gleich thun, wenn ich von andern Arbeiten frey wäre. Ich würde der Sache nachdenken, ich würde die Blätter u. Bücher durchlesen, die von den Pflichten der reden, ich würde nach Ihrer Vorschrift einen kleinen Plan aufsetzen u. Ihnen denselben zur Beurtheilung zuschicken; allein dieß ist mir zwischen hier und Ostern nicht möglich. Ich bin nicht mein, nicht frey genug in mir. Ich habe etliche practische Collegia, die mir des Tags über vier bis fünf Stunden wegnehmen. Die übrige Zeit muß ich einem nahen Anverwandten von mir schenken, der künftigen Sommer von der Universitaet gehn soll, und noch nicht weit gekommen ist. Sein Glück befiehlt mir diese Pflicht. Kurz, wenn ich Ihnen, ohne eine Pralerey zu begehn, alle meine kleinen Beschäftigungen erzählen könnte, wenn ich Ihnen sagen dürfte, daß mir die kleinste Arbeit, ich weis nicht, ob aus Schwachheit des Körpers, oder des Geistes, erstaunend sauer wird: so würden Sie sehen, daß ich in den itzigen Umständen keiner neuen Arbeit fähig bin. Indessen werde ichs nie vergessen, daß man die Wünsche rechtschaffner u. patriotischer Seelen, als Befehle ansehn soll. Ich werde, so bald ich kann, mich an die Schrift wagen, und vielleicht werde ich nicht eher ruhig, bis ich einen so löblichen Anschlag gewagt habe. Empfehlen Sie mich der Gesellschaft gehorsamst, die mich ihres Andenkens würdiget, insonderheit Ihrem vortrefflichen und liebenswürdigen Gottesgelehrten, dem Herrn Sack; denn dieser ists unstreitig, der die Schwedische Gräfinn, zu deren Verfasser ich mich nie bekennen werde, mit seiner mehr als zu wahren Critik beehret hat. Schenken Sie mir, nebst Ihren lieben Freunden, Ihre Gewogenheit ferner. Ich sehe sie als eine Wohlthat an u. freue mich, ihrer nicht ganz unwerth zu seyn. Ew: Hochedelgebohrnen Leipzig, den 9 December, gehorsamster Diener 1748. Christian Fürchtegott Geliert.
31. An Johann Jacob Mack.
Leipzig,
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Wenn Sie auch noch ein halb Jahr geschwiegen hätten: so würde ich doch nicht einen Augenblick auf die Gedanken gefallen seyn, daß Sie weniger mein Freund wären, als ehedem. Nein, ich liebe Sie so sehr, daß ich gar nicht in diese Versuchung gerathen kann; und so grausam auch der Ausspruch war, den ich in meinem letzten Briefe über Ihre Gedichte gethan: so habe ich doch nicht die geringste schlimme Wirkung für mich befürchtet. Ich sah wohl, daß Ihnen mein Urtheil wehe thun würde; denn ich urtheilte von meinem Herzen auf das Ihrige; allein ich sah auch, daß die Aufrichtigkeit meiner Absichten diesen kleinen Schmerz bald heilen würde. Ich verließ mich auf die Bescheidenheit, mit der ich Ihnen eine bittre Meynung entdeckte, und noch weit mehr auf Ihre eigne Stärke.
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Es ist in der That eine rühmliche Begierde, ein Autor zu werden. Allein, kaum ist man es: so ist man unruhiger, als jemals; und so gern ich, in Ansehung der Welt, die Zahl der guten Scribenten vermehrt sehe: so sehr bedaure ich oft das Schicksal eines Autors, der sich mit tausendfacher Mühe den ungewissen Beyfall der Welt erkauft, der am Ende noch schwerer zu behaupten, als zu erlangen, ist. Ja, lieber Herr Pastor, ich freue mich, es ist wahr, ich freue mich ausnehmend, wenn ich solche feine Lobsprüche lese, als die Ihrigen sind. Ich gefalle mir; aber wie lange? Ein einziger gegründeter Tadel reißt alle mein Vergnügen darnieder. Die Begierde, immer einen neuen Versuch zu wagen, und die schrecklichen Gedanken: Wird es dir auch gelingen? Wirst du nicht vergebens, nicht zum Untergange deiner vorigen Werke, arbeiten? Ach was sind das vor heimliche Peiniger der Poeten! Wollen Sie ja das Vergnügen eines Autors schmecken; nun wohl! Folgen Sie mir nur, und wählen Sie die Prosa. In dieser verspreche ich Ihnen viel Glück, und mir, als Ihrem Freunde, durch Sie viel Ehre. Vielleicht ist Ihrem kleinen Jacob das Glück, oder Unglück aufgehoben, sich durch die Poesie groß zu machen. Wie werde ich mich nicht freuen, wenn ich ihm den Ort auf dem Parnasse zeigen kann, den ich gern selbst erstiegen hätte, und den er nunmehr zu erreichen suchen soll! Lehren Sie ihn, so bald es seine Jahre leiden, die Sprachen und Schönheiten der Alten. Wenn er in dieser Verfassung zu mir kömmt: so werden wir schon gute Freunde seyn, und gern mit einander studiren. Der zweyte Theil der Gräfin ist schon an der Michaelsmesse herausgekommen. Ihre Frau Liebste hat also nicht Ursache, auf meine Langsamkeit böse zu seyn; vielleicht aber auf meine Geschwindigkeit, wenn sie das Werk gelesen haben wird. Machen Sie ihr mein ergebenstes Compliment, und lieben Sie mich ferner. Ich bin allemal mit der größten Hochachtung und Aufrichtigkeit etc.
32. An Michael Franz von Kienmayer.
Leipzig, den 12. Januar
1749.
Hochwohlgebohrner Herr, Hochzuehrender Herr, Wenn Sie mir auch nicht die Erlaubniß gegeben hätten, an Sie zu schreiben: so würde ich mir sie doch nehmen; so groß ist mein Verlangen, Ihnen meine Hochachtung und Ergebenheit zu bezeugen. Ja ich bin so stolz, daß ich gar glaube, daß Ihnen diese Versicherung nicht gleichgültig seyn kann. Ich will Ihnen die Ursache mit den Worten des Despreaux sagen, weil sie mir in einer fremden Sprache weniger schmeichelhaft klingt: Estimer la vertu, c'est toujours ma maxime; Voyez Vous la raison; pourquoi je Vous estime? Kurz: Sie müßten an meiner Aufrichtigkeit zweifeln, wenn Ihnen dieses Geständniß unangenehm seyn sollte; doch dazu sind Sie zu edel und zu bekannt mit meinem Charakter. Es ist also gewiß, daß ich vor andern Ihr Freund bin und niemals ohne Vergnügen an Sie denken kann. Nachdem ich Ihnen dieses gesagt: so dürfte ich bald meinen Brief schliessen, damit ichs Ihnen nicht noch einmal
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sage; denn wie leicht begeht man diesen Fehler, wenn man von einer angenehmen Sache redet! Doch ich kann noch nicht schliessen. Ich muß erst fragen, wie Sie leben? Doch recht wohl, recht zufrieden und dem Glücke nahe, das Sie verdienen? Ja, ich glaube es; wenigstens weis ich nichts, das ich lieber glauben und hören möchte. Vielleicht bewegt Sie diese aufrichtige Neugierigkeit bald an mich zu schreiben; und ich würde Sie recht inständig darum bitten, wenn ich dieses Vergnügen nicht vielmehr Ihrer eignen Gütigkeit, als meinen Bitten, zu danken haben wollte. Noch eine Frage: Haben Sie den zweyten Theil der Schwedischen Gräfinn gelesen? Hat er Ihnen so gut gefallen, als der erste? Ja! Nein. Ich wähle aus Eigenliebe das erste; das Letzte kann ich nie spät genug erfahren. Machen Sie mich doch zu Ihrem Vertrauten, wenn ich Ihnen in irgend einer Angelegenheit hier in Leipzig dienen kann. Ich werde es mit Freuden thun und beständig mit der größten Hochachtung seyn Ihrer Hochwohlgebohrnen Leipzig, den 12 Jenner 1749. ergebenster Freund u. Diener, C. F. Geliert. Der Herr Baron von Pfeffershofen, für dessen Bekanntschaft ich Ihnen gehorsamst danke, ist so fleissig, als man seyn kann; ich möchte bald sagen, als Sies selbst in Leipzig gewesen sind
33. An Michael Franz von Kienmayer.
Leipzig, den 16. Februar
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Hochwohlgebohrner Herr, Wenn Sie mir immer so schöne Briefe schicken, wie der letzte war: so stehe ich nicht dafür, daß ich nicht ein Bischen eifersüchtig auf Sie werden sollte, so sehr als ich Sie auch liebe. Das hilft nichts, daß Sie mir sagen, Sie müßten itzt wieder eine ganz neue Schreibart annehmen. Sie schläfern mich mit dieser kleinen List gar nicht ein. Ich sehe es doch wohl, daß Sie über der Sprache der Kanzley die Sprache der Welt nicht vergessen, und in Ihren Briefen eben so schön Deutsch schreiben werden, als ob Sie kein Jurist und kein Publicist wären. Im Ernste, Herr von Kienmeyer, Sie haben mir durch Ihren Brief eine ausnehmende Freude gemacht; für die ich Ihnen um desto mehr danke, weil ich mir dadurch bald eine neue zu verdienen hoffe. Ich soll Ihnen eine Beschreibung von der Universität Jena machen; allein ich weis nicht viel zu sagen, als daß an diesem Orte, wohlfeil zu leben ist, daß die Professores fleissig lesen und die Studenten ziemlich frey, w o nicht gar wild leben. Ihre ganze Moral u. Politik scheint mir diese zu seyn: Wer fleissig u. richtig in die Collegia geht; kurz wer seine vier bis fünf Stunden des Tages hört; der kann nachdem machen, was er will. Er mag saufen, er mag spielen, er mag sich herum schlagen, er mag — - das hat nichts zu sagen, er bleibt allemal ein wackerer Student; und die Seele des Studirens ist die Freyheit.
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Kurz ihre Sitten sind etwas cynisch. Dem ungeachtet glaube ich ganz gern, daß man ein gelehrter u. gesitteter Mann auf dieser hohen Schule werden kann, wenn man nur will; allein ich würde keinen Sohn dahin thun u. wenn er umsonst da leben könnte. Ein Ort der für die guten Sitten gefährlicher ist, als ein andrer, mag sonst noch so viele Vortheile haben, es fehlt ihm doch der vornehmste. In Ansehung der Collegiorum ist dieses noch gut, daß man sie fast alle in einem Jahr zweymal hören kann. So viel weis ich ungefehr von dieser Academie; allein ich weis es nur aus den Erzählungen der Andern. Ich selbst bin niemals da gewesen u. ich möchte nicht gern, daß Sie meine Beschreibung für avthentischer hielten, als ich sie ausgebe. Von dem Hrn Stadtrichter will ich in dem Postscripte reden, weil ich die Nachricht noch nicht bekommen habe. Beehren Sie mich ferner mit Ihrer Freundschaft, mit Ihren Briefen u. Ihren Commissionen. Ich bin mit der vollkommsten Hochachtung Ew: Hochwohlgebohrnen Leipzig, den 16 Februar, gehorsamster Diener 1749. C. F. Geliert.
34. An Johann Adolf Schlegel.
Leipzig, den 17. Februar
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Mein lieber Schlegel Ich bin krank. Kann man sich denn etwan gesund schreiben, wenn man an Sie schreibt? Sonst konnte ich mich zuweilen gesund lesen; aber itzt hilft es auch nicht mehr. Ich habe gestern alle vier Theile von den Beyträgen hervor gesucht, ich las insonderheit Ihre Stücken, ich las so gar meine eignen, und ich blieb immer noch hypochondrisch, immer noch schwergeistig. Ja, ja, der Witz mag freylich nicht für alles helfen. Wenn ichs gleich versuchen wollte, ob ich mich an Carolinchen gesund küssen könnte. Was meynen Sie? Es kann mir doch wenigstens nichts schaden, und Sie verlieren nichts dabey. Ich habe mir immer sagen lassen, daß ein Kuß von einem lieben Mädchen was recht balsamisches seyn soll. Ach was müssen nicht tausend, nicht noch einmal tausend, für Stärkungen geben! Ich will es also immer wagen; u. Sie sollen der erste seyn, dem ich meine Gesundheit melden will, wenn das Mittel anschlägt. Was thut man nicht der Gesundheit wegen, u. was läßt sich nicht ein guter Freund gefallen, um dem andern dazu zu verhelfen! Machen Sie sich keine Sorge, es soll keine Gewonheit daraus werden: Sie sollen auch nicht dabey vergessen werden. Ach, will ich sprechen, noch eins, Carlinchen, nur noch eins, nicht für mich, für Herr Schlegeln, für den lieben Herrn Schlegel. Sehn Sie, so küßt Herr Schlegel! Doch nein, er küßt nicht ganz so: aber so Ich will gleich gehn, mein lieber Schlegel; denn es wird mir über dem Schreiben immer schlimmer. Itzt trift mirs recht ans Herze. Leben Sie wohl, Brüderchen! Leipzig, Ihr lieber Geliert, den 17 Februar, 1749.
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Christiane u. Wilhelmine u. beider Männer, u. Carlinchen u. sonst niemand mehr, grüssen Sie.
35. Von Ernst Samuel Jacob Borchward.
Berlin, den 1. März
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Der bescheiden angenehme u. höffliche Weg, womit sie, Hr. M'gister, meine u. meiner Freunde Auffmunterung zu der bewußten nützlichen Schrifft unterm 9 ten Dec. 48. theils angenommen, theils abgeschlagen haben; verdient den verbündlichsten Danck. ich statte also denselben in unserallen Nahmen hiermit ergebenst ab. Es hätte sollen zeitiger geschehen; aber meine Verrichtungen wollten es nicht leyden, und ich Ihre Circul auch nicht so hürtig hintereinander Stohren. Ew: HochEdl. haben inzwischen durch die lüsternen Worte zum Schluß Ihres Antwort-Schreibens an mich: ich werde so bald ich kann mich an die Schrifft wagen, unsere Hoffnung sehr starck gemacht, den gemeinschafftl. patriotischen Wunsch würde auf die vollenkommenste Art erfüllet zu sehen. Ob wir uns nun gleich gar gern bescheiden, Ihnen keinen Zeit-Punkt zur solchen (?) Arbeit ausgebetten zu bestimmen; so machen uns doch ebenfals die Worte Ihres erhaltenen Brieffes: allein diß ist mir zwischen hier u. Ostern nicht mögl. auf das Wort Ostern aufmerksam. Diese Zeit nahet mit großen Schritten herbey; und ich bin also so dreist, anzufragen; ob gegen Johannis etwan unsere Zufriedenheit durch Ew. HochEdl. vergrößert werden dürffte? Vielleicht leyden es Dero Umstände und Verrichtungen? Und o! wie würden wir uns freuen. Sonst glaube ich Ihnen gar wohl, Werthester Freund, daß Ihnen auch die kleinste Arbeit bey einem siechen Cörper erstaunend sauer wird, ich bin in Ansehung des Letztern, gewißermaßen Ihr College, und rede also mit aus eigener Erfahrung, ich danck es Ihnen aber nebst tausend schwächl. Mittbrüdern, daß Sie uns durch Ihre vortreffliche Trostgründe einem siechen Leben, mitten in der größten Schwachheit, am Geiste zu den stärcksten Männern gemacht haben. Noch erst vorgestern, muß ich Ihnen sagen, habe ich einen meiner vertrautesten Freunde durch den Tod verlohren, dem Sie durch Ihre Trostgründe sein schweres Leyden erleichterten und demselben bey dem würckl. Abschied aus der Welt die freudigsten und gelaßensten Gesichtszüge eingeprägt hatten. Ist eine solche Nachricht nicht ein unvergleichlicher und schon halb überirrdischer Lohn für Ihre gehabte Mühe bey der Arbeit? Was werde ich Ihnen nicht dereinst in einer andern Welt für Freude darüber ansehen können? Wann Sie, Hr Magister, den Verfaßer der schwed. Gräffinn zum besten dort aufrichtiger, als in Ihrer ersten Antwort, thun werden; so sollen Sie mich eben so in der Entdeckung unsers hiesigen vortreffl. u. liebenswürdigen Gottesgelehrten finden. Biß dahin aber bleibe ich in Ihrer Gesellschaft ein wenig falsch.
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Meine Freunde, die sich Ew. HochEdl. zugleich unbekandterweiße bestens empfehlen, haben mich zwar als lauter Superlatius in der Ehrlichkeit, innigst gebetten, ihrem hochgeschätzten Freund, auch in meinem heutigen Briefe, noch einem stärckeren Grunde vorzuplaudern, unsere Wünsche zu erfüllen. Aber hätte ich jemahls eine der allerüberflüßigsten Handlungen vorgenommen, so wäre es gewiß diese. Und also hüte ich mich dafür. Sie selber, Hr Magister, werden uns dereinst in der Ausarbeitung des gantzen Wercks, die stärcksten Gründe dazu, am besten erzählen. Beehren Sie mich nur mit einer baldigen vergnügten Antwort. Bleiben Sie mein Freund ewig, ich bin der Ihrige schon längst gewesen, u nenne mich auch jetzt, etc. E. S. ]. Borchward.
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Hochedelgebohrner, Hochzuehrender Herr Hofrath, Ich wollte wünschen, daß ich die gute Hoffnung bald erfüllen könnte, die Sie sich nebst Ihrer lieben Gesellschaft von mir machen; allein ich zweifle zu meiner eignen Beschämung sehr daran. Ich habe unlängst einen kleinen Plan entwerfen wollen, und es ist nichts daraus worden. Vielleicht bin ich, vielleicht ist auch die Materie Schuld. Es läßt sich in der That viel von der Sache sagen; allein das meiste ist schon gesagt, und bey nahe zu bekannt, als daß man es neu sagen könnte. Und wenn ich dieses nicht kann, was wird Ihnen und der Welt mit meiner Schrift gedienet seyn? Uberhaupt treffe ich in Ansehung meiner Leser viele Schwierigkeiten an. Macht mans kurz und fein: so wird es der Welt, die es lesen soll, nicht verständlich genug seyn. Setzt man alles zum Unterrichte genau aus einander: so wird das Vollständige die Aufmerksamkeit solcher Leute bald ermüden, die ohnedem nicht zum Nachdenken gewöhnet sind. Ich weis also nicht, ob ich weiter einen Versuch so bald wagen werde. Sollte ich mich aber iemals dazu geschickt fühlen: so können der Herr Hofrath versichert seyn, daß ichs als meine größte Schuldigkeit ansehen will. D i e s c h ö n e n P r e d i g t e n des D r . D e l a n y , welche unlängst hier in Leipzig aus dem Englischen übersetzt herausgekommen sind, und welche die heiligsten und nöthigsten Pflichten der Gesellschaft abhandeln, handeln auch von den Pflichten der Bedienten gegen ihre Vorgesetzten; diese, und verschiedne Capitel aus Saurins Catechismus, verschiedne Stücke aus dem Zuschauer, würden unsern ehrlichen Bedienten viele gute Begriffe u. Empfindungen des Edlen in ihrem Stande einflössen, wenn man sie ihnen bekannter machen könnte. Die Nachricht von dem Tode Ihres theuren Freundes und des Lesers meiner Trostgründe hat mich ungemein gerühret. O Gott, was ist es für eine Wollust, wenn man sich bereden darf, etwas gutes gethan zu haben! Ich danke Ihnen für diese Nachricht, als für die größte Belohnung, die ich mir iemals für eine fromme Arbeit habe wünschen können. Bleiben Sie ferner mein Gönner und
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30 Freund und entziehn Sie mir die Ehre Ihres Briefwechsels nicht, wenn ich gleich das nicht ausführen kann, was ihn veranlaßt hat. Ich bin mit einer wahren Hochachtung und Ehrerbietung Ihrer Hochedelgebohrnen Leipzig, 35 den 2 April, 1749. gehorsammster Diener C. F. Geliert.
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Darf ich bitten: so empfehlen Sie mich Ihrer werthen Gesellschaft auf das verbindlichste.
37. An Johann Jacob Bodmer. Leipzig im Maimonate 1749.
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Sie werden sich einen schlechten Begriff von meiner Dienstfertigkeit machen; und ich bin beschämt, daß ich mich entschuldigen muß, so gut auch meine Entschuldigungen sind. Ich lasse mir von dem Bibliothekar, Herrn Doktor J ö c h e r n , etlichemal den „ G a m u r o t " und „ P a r c i v a l " ausbitten, und bekomme allemal die Antwort, daß das Buch verlehnet wäre. Endlich gehe ich zu Herrn Prof. K ä s t n e r n und ersuche ihn, weil er mit Doctor J ö c h e r n bekannter ist, mir das Buch zu verschaffen, oder nur zu hören, was er hätte. Kurz, ich erfahre, daß er und Herr Prof. G o t t s c h e d es gehabt, und daß mir Herr K ä s t n e r selbst auf das Ansuchen des Herrn von H a g e d o r n in der Gelegenheit Ihnen zu dienen vorgegriffen hat. Nunmehr will ich meine kleine Schande gern ertragen, denn ich bin überzeugt, daß Ihnen die Nachricht des Herrn Prof. K ä s t n e r s nuzbarer seyn wird, als meine gewesen seyn würde. Wegen der Handschrift, aus welcher O p i z den „Lobgesang auf den Erzbischof A n n o " genommen, habe ich an Herrn S t r a u b e n nach Breslau geschrieben; allein er ist ein so unfleissiger Korrespondent, daß ich seit der Michaelismesse keine Zeile von ihm gesehen habe. Doch ich will nicht auf ihn schmälen. Vielleicht hat er sich das Vergnügen gemacht, Ihnen die erlangte Nachricht selbst zu überschreiben, ohne sich erst wieder an mich zu wenden. Wenigstens will ich's zu meiner Ruhe wünschen. Für den Beifall, mit welchem Sie in Ihrem Briefe meine Schriften beehren, danke ich Ihnen mit der aufrichtigsten Ergebenheit, und freue mich mit Ihnen über die Ehre, welche der Verfasser des „ M e s s i a s " unsrer Nazion macht. Er hat mir schon in der Michaelismesse das vierte fünfte und sechste Buch zugeschickt, und ich habe überall den grossen Verfasser der ersten Bücher angetroffen.
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Izt warte ich mit Ungeduld ihn diese Messe auf einige Tage zu sehen und mich auf ganze Jahre mit ihm satt zu reden. Er hat mir verschiedenes von Ihrer großmüthigen Vorsorge für ihn gemeldet und ich müßte sein Freund nicht seyn, wenn ich dieses erwähnen könnte, ohne Ihnen von Herzen dafür zu danken. Die Proben der „alten schwäbischen Poesie" haben gemacht, daß ich heimlich wünsche, daß das ganze Werk in den Händen, wo es izt ist, bleiben mag, anstatt, daß Sie gütig genug sind, die Aufschrift des „parisischen Codex" einem Gelehrten ohne Entgeld überlassen zu wollen. Ich für meine Person bin izt mit trägen und traurigen Verrichtungen beschäftigt. Ich unterrichte einen französischen Kavalier, einen englischen Mylord und einen polnischen von Adel in der deutschen Sprache und ich würde ohne Trost, bei dieser Arbeit und bei dem Verluste der Zeit seyn, wenn ich nicht Gelegenheit hätte mich dadurch zu belohnen, daß ich einigen Ausländern unsre guten deutschen Schriften bekannt machen kann. Der Herr von S t r a u m i e u , welcher auf Kosten seines Königs hier ist, um deutsch zu lernen, und diese Messe wieder nach Paris gehen wird, hat nicht allein fast das Beste von unsern Schriften gelesen, sondern sich's auch gekauft, und ich selbst habe ein Theil von meinem Lehrgelde angewandt, um ihn damit zu versorgen. Er findet Geschmak an dem deutschen Wize, und will uns seine beiden Brüder bald auch herausschiken. O wenn wir doch gleich in jeder Art Meisterstüke hätten, damit die Ausländer alle unsre Sprache lernen müßten. C. F. Geliert. 37 a. An eine Ungenannte.
Leipzig, Sommer
1749.
Gnädige Frau, Wenn Sie mir auch nicht die Ehre erlaubt hätten, an Sie zu schreiben: so würde ich mir sie selbst genommen haben, um Ihnen von Leipzig aus zu sagen, wie viel ich Ihnen Dank schuldig bin. Sie haben mich nicht allein acht Tage in Ihrem Hause geduldet, sondern mir zugleich so viele Gnade erwiesen, als ob ich Ihr eigner Gast gewesen wäre. Womit habe ich das alles verdient, gnädige Frau? Womit? Doch genug, daß es Ihr Charakter ist, auch gegen die gefällig zu seyn, die keinen Anspruch darauf machen können. Kann ich dadurch dankbar seyn, daß ich die Ehre niemals vergesse, die Sie mir erwiesen haben: so werde ichs zeitlebens seyn. Ich werde es wenigstens so oft seyn müssen, als ich Braunschweig nenne, oder nennen höre, und Ihnen allemal in Gedanken die Hand küssen. Dieß Gesetze will ich mir machen; und o wie leicht wird es mir zu halten seyn! Ich könnte Ihnen nunmehr eine sehr klägliche Beschreibung von meiner Rückreise machen; aber es wird genug seyn, wenn ich Ihnen sage, daß ich erst Donnerstags Abends um eilf Uhr in Leipzig angekommen bin. Also habe ich über zwey und zwanzig Meilen vier Tage und drey Nächte gereiset. Der böse Kutscher! mit ihm soll niemand, als mein Feind, niemand, als der fahren, der was Böses im Sinne hat. Vergeben Sie mir diesen kleinen Eifer. Ich weis nichts mehr zu sagen, als daß ich mit der vollkommensten Ehrerbietung und Erkenntlichkeit bin etc.
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Nr. 38
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38. An die Deutsche Gesellschaft zu Göttingen.
Leipzig, den 12. August 1749.
Hochwürdiger, Hochwohlgebohrne, Hochedelgebohrne, Hochzuehrende Herren, Die Ehre, die Sie mir erwiesen haben, mich zu einem Mitglieder Ihrer deutschen Gesellschaft zu ernennen, ist sehr schmeichelhaft für mich. Ich nehme sie mit dem verbindlichsten Danke an, ohne zu überlegen, ob ich sie genug werde behaupten können. Wenigstens werde ich nichts unterlassen, um Ihnen zu zeigen, daß ich dieses Glück zu schätzen weis, und daß ich mir eine Pflicht daraus mache, den Gesetzen Ihrer Gesellschaft sorgfältig nachzuleben, so gut als es meine Umstände erlauben werden. Übrigens wünsche ich Ihnen, Hochzuehrende Herren, alle die Belohnungen, welche so rühmliche Absichten und Bemühungen verdienen und bin mit der größten Hochschätzung und Erkenntlichkeit Hochwürdiger, Hochwohlgebohrne, Hochedelgebohrne, Meiner Hochzuehrenden Herren Leipzig, den 12 August, 1749. ergebenster Diener, Christian Fürchtegott Geliert.
39. An Gotthelf Dietrich von Ende.
Leipzig, den 19. August 1749.
Mein lieber Herr von Ende Glauben Sies wohl, daß ich in Braunschweig gewesen bin? Nein. Und doch ist nichts gewissers. Alle Kinder von Braunschweig bis Halle wissen es u. singen von mir auf der Gasse. Kurz, ich bin in Braunschweig gewesen u. man ist mir da, wie dem grünen Esel in der Fabel, nachgelaufen. Der Herr Probst Jerusalem hat mich so oft an fürstl. Personen praesentirt u. praesentiren wollen, daß ich darüber den Hr. von Bülau zu besuchen vergessen habe. Dieses dauert mich recht sehr; aber es war unmöglich. Meine Rückreise gieng so schnell vor sich, daß ich kaum von denen, die um mich waren, habe Abschied nehmen können. Ach lieber Herr von Ende, was ist Braunschweig, was sind zehn Braunschweige gegen Leipzig? So viel Ehre, als man mir da erwiesen hat: so viel Tafeln als man mir aufgedrungen hat: so bin ich doch weder froh, noch satt worden. Bohnen, einen Arm dicke, habe ich alle Tage essen sollen; aber, Dank sey es meinem guten Geschmacke, nicht angerührt. Merken Sie bald, warum ich Ihnen eine Erzählung von meiner Reise mache? Es soll die Entschuldigung seyn, daß ich Ihnen so lange nicht geschrieben habe, ob sie gleich nur auf viersehn Tage reicht. Doch es wird Ihnen nicht sauer werden mir einen Fehler zu vergeben, den Sie an sich selbst schon gewohnet sind. Sind Sie denn noch mein guter Freund? J a , ganz
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gewiß! Leben Sie auch zufrieden? Auch. Nun, wenn ich das weis: so bin ich ruhig u. sage Ihnen, daß ich auch noch ziemlich gesund u. vor allen Andern Ihr Freund u. Diener bin. Leipzig, den 19 August, Geliert. 1749.
40. An Luise Marie Henriette Cruse.
Herbst
1749.
Hochzuehrende Jungfer Schwester, Ich suche Sie durch diesen Brief von meiner Hochachtung und Freundschaft zu überführen, und der Beweis wird mir sehr leicht werden, wenn Sie mir auf mein Wort glauben wollen, daß das Verlangen, Sie zu sehen und zu sprechen, beynahe die einzige Ursache von meiner Reise nach Braunschweig gewesen ist. In Wahrheit, liebe Jungfer Schwester, so sehr ich Ihren Versprochnen und meine übrigen Freunde, die um ihn sind, liebe: so würde ich mich doch ohne die Hoffnung, Sie zugleich zu finden, nie zu einer Reise von vierzig Meilen entschlossen haben. So weit bin ich in meinem Leben noch nicht gereist, und ich kann mir auch nicht einbilden, daß ich jemals wieder so weit reisen werde; ich, der ich alle mögliche Krankheiten befürchte, wenn man nur von einer Spatzierfahrt spricht, und eine Zeit von Tag und Nacht brauche, ehe ich Ja sagen kann. Aber stellen Sie sich auch vor, wie sehr ich erschrocken bin, da ich Sie nicht fand; da ich hörte, daß Sie noch vierzehn Meilen von Braunschweig entfernt wären. Ich hätte lieber geweint, und Ihr Bräutigam hatte genug an mir zu trösten. Bedauern Sie mich immer ein wenig, ich verdiene es; und wenn auch das zu viel gefordert ist: so belohnen Sie mich wenigstens dadurch für meine Reise, daß Sie nicht daran zweifeln, daß ich sie in der Absicht unternommen habe, Ihnen meine Hochachtung zu bezeugen, mir Ihre Freundschaft zu verdienen, an dem Vergnügen Ihrer Liebe Theil zu nehmen, und Ihnen alle das Glück zu wünschen, das nur ein Bruder seiner Schwester gönnen kann. Ja, liebe Jungfer Schwester, ich bin recht stolz auf die Ehre, mit Ihnen verwandt zu seyn. Ein Frauenzimmer, das Gärtner zu seiner Frau wählt, muß außerordentliche gute Eigenschaften haben. Vergeben Sie mir diesen Lobspruch, er geht mir von Herzen, und ich sehe ihn als eine Pflicht an, die ich der Tugend schuldig bin. Leben Sie wohl, liebste Jungfer Schwester. Ich weis es gewis; Sie sind zeitlebens glücklich, mit Ihrem Gärtner glücklich etc.
41. An Johann Adolf Schlegel.
Leipzig, den 31. Januar
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Mein lieber Schlegel Hier sind die fünf Thaler. Ich bin noch nicht wieder zu Wendlern gekommen, heute aber, da ich ihm Deine Qvittung schickte, kam er selbst zu mir u. brachte
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das Geld. Ich habe ihm Deine Nachricht vom Manuscripte vorgelesen u. er war, oder schien wenigstens, ganz wohl damit zufrieden zu seyn. Ich werde Dir wohl kein Manuscript mehr verhandeln. Ich besorge eine Correctur von den Comoedien. Dieß ist ein grosser Ritterdienst von einem Menschen, der seine eignen Werke nicht gern corrigirt. Grüsse die Fr. Magistrinn u. ihren lieben Mann tausendmal. Den 31 Jenner, Glrt. 1750.
42. An Ernst von Gleichen.
Frühjahr
1750.
Hochgeborener Herr, Um mich wenigstens durch eine gute Absicht um Ihren Sohn den jungen Herrn von Gleichen verdient zu machen, so will ich einen Vorschlag zu seiner Erziehung thun. Er ist gar nicht sinnreich, er ist vielmehr natürlich und einfältig, und vielleicht deßwegen gut. Der junge Herr mag ein Staatsmann, oder ein Hofmann, oder ein Soldat, oder ein Verwalter seiner eigenen Güter werden, so kann er nie zu viel lernen, und um viel zu lernen, nie zu zeitig anfangen. Die Erziehung in Bayreuth hat tausend Hindernisse, wenn auch das Leben als Page an dem hohen markgräflichen Hofe manche Anregung und manches Gute bieten mag. Aber um die freyen Künste und Wissenschaften wird es schlecht bestellet seyn. Sie fragen nach einem Hofmeister, hochzuehrender Herr, der diese Lücke im Geiste des Jünglings ausfüllen soll. Aber ein Hofmeister kann unmöglich Alles wissen; und wenn er auch viel weiß, so hat er doch nicht allemal die Gabe gut zu unterrichten oder ein junges und lebhaftes Herz genug zu unterhalten; und dies gehört doch nothwendig zu einer guten Erziehung. Wir müssen leicht und angenehm lernen, ehe wir wissen, wie viel wir zu lernen haben. Aber, es ist nicht genug zu lernen, wir müssen auch beyzeiten mit der Welt bekannt werden; allein die Welt an einem Hofe, so tugendsam er auch sein mag, ist nicht allemal die Beste. Der Jüngling sieht nur immer einerley Geschöpfe und wie er wenig bemerkt wird, so bemerkt er auch andere wenig. Auch bleibt er gern schläfrig und schüchtern in der eigenen Heimath und wird in seinen Sitten doch zu einförmig. Doch ich will ja kein Buch schreiben, ich will ja nur sagen, daß es wohl für den Verstand eines jungen Menschen, als für sein Herz und seine Sitten vortheilhaft ist, wenn er an einem fremden Orte erzogen wird. Könnte sich die gnädige Mama entschließen, ihren Sohn weit von sich zu lassen, so wünschte ich, daß er unter der Aufsicht eines Hofmeisters, je eher, je lieber, nach Leipzig gethan würde. Der junge Herr ist schon 16 Jahr alt. Es ist also gut, wenn er an einem Orte erzogen wird, wo er Gelegenheit hat, Vieles zu sehen und zu hören. Er geht mit seinem Hofmeister in Gesellschaften und wird der Welt gewohnt, ehe sie ihn noch rührt. Er speist an einem Familientische und wohnt im Hause eines angesehenen Mannes, vielleicht bei dem hochgelehrten Doktor Johannes Kapf, wo er stets glauben muß, daß man auf ihn Achtung giebt. Auf diese Art ist
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der junge Graf Lüttichau mit vierzehn Jahren nach Leipzig gekommen, bis in sein achtzehntes Jahr dageblieben und alsdann mit seinem Hofmeister auf Reisen gegangen. So sind itzt noch verschiedene junge Herren hier. Der junge Herr von Gleichen ist älter, er könnte zwey Jahre hier mit seinem Hofmeister leben und dann mit einem gleichalterigen Freunde auf Reisen gehen. Es wird sich leicht ein geeigneter Genosse aus einem hochadeligen Hause finden. Der Hofmeister ist wohl vonnöthen. Denn kommen die Jünglinge erst in dem sechzehnten oder achzehnten Jahre auf Universitäten, so sind sie oft schon zu lüstern nach den Schwachheiten der Jugend und werden durch böse Beyspiele, wenn sie auch das beste Herz hätten, nur gar zu leicht zu Ausschweifungen verleitet. Es versteht sich, daß sich der Herr Hofmeister dem jungen Herrn in Leipzig ganz und gar widmen und ihn nie aus der Aufsicht lassen muß. Er muß sein Freund aber auch sein Gebieter seyn können. Er bildet seinen Verstand und sein Herz, und sorgt, daß diejenigen, die ihn unterweisen, ihre Pflicht wohl in Acht nehmen; aber er lehrt ihn nicht alles selbst. Es versteht sich ferner, daß der Hofmeister gut belohnt werden muß. Dies ist wohl verwendetes Geld. Was ist es denn, ob der junge Herr etliche tausend Thaler mehr oder weniger hat, wenn er dafür geschickt worden ist, der Welt und sich zu dienen, zu seiner Ehre, zu seinem Vergnügen, zu seinem Glück zu leben, und seine Gaben vernünftig zu genießen? Ich hielte es für sehr gut, wenn sich Herr Weickhardt zu dieser Stelle verstehen wollte. Es ist leider schwer einen guten Mentor zu finden. Ich erwarte Ihren Ausspruch und bin, hochgeborener Herr, Ihr ergebenster Diener Chr. F. Geliert.
43. An Johann Friedrich Löwen.
Frühling
1750.
Hochzuehrender Herr, Es thut mir leid, daß ich die Ehre, die Sie mir anbieten, nicht annehmen kann. Eine Frühlingscur und eine Reise, die ich deswegen vornehmen muß, und zwar noch diese Woche, verwehren mir, eine Vorrede vor Ihre Gedichte zu machen, und kommen meiner Bescheidenheit und Furchtsamkeit in diesem Falle zu Hülfe. Indessen danke ich Ihnen von ganzem Herzen für das besondre Vertrauen, dessen Sie mich würdigen, und ich will es den Augenblick durch eine freundschaftliche Erinnerung zu verdienen suchen. Ich wünschte nämlich, Hochzuehrender Herr, daß Sie Ihre Gedichte vor dem Drucke noch mit einigen guten Freunden und Kennern durchgehen, und hin und wieder bessern, auch etliche gar weglassen möchten. Ich finde überhaupt viel schönes darinnen; aber auch vieles, das mir nicht gefällt; vieles, das mir in Ansehung Ihres Charakters zu frey scheint, zumal wenn ich bedenke, daß diese Schrift einem großen Gottesgelehrten dedicirt ist. Doch ich kann irren, und es kömmt nicht auf meinen Ausspruch an, sondern auf das Urtheil der Kenner. Haben Sie dieses schon zu Rathe gezogen: so will ich mit Freuden Unrecht haben. Alles dieses sage ich Ihnen aus
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wahrer Aufrichtigkeit, und nicht im geringsten aus einem kritischen Stolze. Ich wünsche mir Ihre Freundschaft, und rede mit Ihnen, als Ihr Freund. Nehmen Sie mirs also nicht übel, wenn ich bey meiner Erinnerung die Worte nicht sorgfältig genug gewählt habe. Ich bin mit der größten Hochachtung etc.
44. An Carl Christian Gärtner.
Leipzig, Frühling
1750.
Tausend Thaler wollte ich darum geben, wenn ich Dich in dem Augenblicke mit Deiner Louise überfallen, und nur zwo Stunden bey Dir seyn könnte — Ob ich die tausend Thaler gleich habe? Nein, ich habe sie nicht; aber mein Nachbar soll fünfzig tausend Thaler haben, und sein Kammerfenster geht in meinen Hof, und ich wollte — Du verstehst mich doch? Ja, das wollte ich thun, wenn ich Dich und Deine liebe Frau dadurch gleich könnte zu sehen bekommen. Lebst Du denn recht vergnügt, recht zufrieden mit ihr? Und ist Louise überzeugt, daß sie keinen bessern Mann, als Dich, hätte bekommen können? Ganz gewiß! Aber würdet Ihr nicht eine Freude haben, wenn ich die Eurige mit ansehen, sie genießen, und Euch Euer Glück in meinen Augen könnte lesen lassen? Gewiß, mein lieber Gärtner, Du mußt besser seyn, als ich; weit besser, weil die Liebe so sehr für Dich sorgt, und für mich gar nicht. Bald wirst Du Dich von einem kleinen Sohne geliebt, nachgeahmt, gelesen, und künftig hergestellt sehen. Bald wirst Du eine liebe Tochter, der Mutter ähnlich, in ihrem Reitze heranwachsen, und Dich von einem zärtlichen Poeten mit Thränen gebeten sehen, sie für ihn allein aufzuheben. Alle diese Freuden soll ich nicht haben. Was muß ich doch begangen haben, daß ich keine Louise finden kann? Sage mirs nur, bin ich denn gar nicht liebenswürdig? Die verzweifelte finstre Mine —! aber ich sehe ja nicht stets finster aus. Ich bin ja nicht stets stumm, und ich bin es nie weniger, als bey einem Mädchen, das mir gefällt. Woran liegt es denn? Daß ich nicht so gar jung mehr bin? Das ist noch die Frage. Wenigstens glaube ich noch, daß ichs bin, oder doch zu seyn verdiente. Ich habe doch mit alle dem, wie mir verständige Leute sagen, ein Paar hübsche blaue Augen, und eine vernünftige Stirne. Wenn es nur die Schönen wissen sollten, wie sehr ich sie allezeit gelobt habe, und noch lobe: ich wette, daß sie mir gewogner seyn sollten, als Dir. Weißt Du denn kein Frauenzimmer, die mir recht gut ist, und der ich wieder recht gut seyn könnte? Schade für das Glück, berühmt zu seyn, wenn es nicht beliebt macht! Ich schreibe keine Zeile mehr für die Welt, wenn ich ohne Frau sterben soll. Das kannst Du allen Leuten sagen; vielleicht hören sie diese drohende Nachricht gern. Grüße Deine liebe Frau von Herzen von mir. Ich bin Dein etc.
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45. Von Ernst Samuel Jacob Borchward.
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Berlin, den 28. April 1750.
HochEdelgebohrner, Hochgelahrter, Insonders Hochgeehrtester Herr Magister, Mit Erlaubnüß: Liebwerthester Freund! Hoffentlich werden mich Ew: HochEdelgeb. noch aus der Unterschrifft kennen; ob es gleich hertzlichlange her ist, daß wir nicht Brieffe miteinander gewechselt haben. Vorjetzt nehme mir auf Veranlaßung eines gewißen hiesigen Gönners und Freundes die Freyheit, bey Ihnen, werthester Freund, vertraulich anzufragen: ob Sie wohl über lang oder kurtz, sobald sich nehmlich eine gute Gelegenheit dazu finden dürffte, einen Ruff auf eine Königl: Preuß: Universität als Profeßor der Weltweißheit oder Beredsamkeit annehmen würden, und welche unter denen Brandenb. hohen Schulen Sie sich wohl am liebsten zum Auffenthalt erwählen möchten? Schreiben Sie mir doch, liebster Freund, gelegentl. darüber gantz offenhertzig und vertraut Dero Meynung. Haben Sie keine Haupt-Einwendungen wieder diesen Ruff; so seyn Sie nur eines glücklichen Erfolgs dereinst nach göttlichem Willen gewiß versichert. Inzwischen bleibt diese gantze Sache unter uns. Vor ohngefehr einem halben Jahre war gantz Berlin voll: Ew: HochEdelgeb. wären gestorben. Allein Herr Debenecker berichtete mir auf meine desfals gethane Anfrage zu meinem und vieler anderen ehrlichen Leute innigen Vergnügen, das Gegentheil. So geht es uns offt in der Welt, werther Freund, wie Sie wißen, mit Personen, die wir lieben, und tausend Ursachen dazu haben. Die mir vor einiger Zeit angerühmten schönen Predigten des Dhelany, habe ich mir von dort kommen laßen, und mit vieler Rührung und Erbauung durchgelesen. Hier waren sie nicht zu bekommen. Sind diß nur die eintzigen übersetzten Predigten, die man von diesem gründlich-geschickten Gottesgelehrten hat? Da mir die gütige Vorsicht auch einen Diener zugeführet, der sehr viel gutes an sich hat; so habe ich die erwähnten trefflichen geistl. Reden zu der bewußten Absicht nicht ohne gutem Nutzen gebrauchen können. Ew: HochEdelgeb. sind, wie ich höre, vor einiger Zeit in Braunschweig gewesen. Sie haben doch dort die Frau Cammer-Secretair Grafen ohnfehlbar kennen lernen? Wie hat Ihnen diese Berlinerin gefallen? ich und meine Frau haben durch die Entfernung dieser unsrer Landsmännin in der Freundschafft recht viel verlohren. Sobald Ew: HochEdelgeb. einmahl den Verfaßer der schwedischen Gräffin sprechen: so bitten Sie ihn doch im Nahmen vieler Leser dieses eben so lehrreich als anmuthigen Werkchens, so starck, als Sie bitten können: mit der Fortsetzung deßelben nicht länger zu zögern. Noch weniger aber selbiges ins Stecken gerathen zu laßen, denn diß wäre wahrhafftig Schade. Weder die übernommene Erziehung eines jungen Bluts-Freundes, noch die vielen Collegia, noch wer weiß, sonst was; eintzig und allein eine langwierige Kranckheit muß ihn davon abhalten. Und für die Letztere bewahre ihn Gott. Und wenn bekömmt denn die Welt einmahl wieder von Ihnen etwas Schönes zu lesen? O ! Freund, das mensch-
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liehe Leben ist kurtz, und währet bey denen wenigsten lange. Helffen Sie es uns so anmuthig und nützlich, als möglich machen: Ein jeder Gelehrter schickt sich nicht dazu, und ich will es Ihnen nebst tausend meines Gleichen in der Ewigkeit recht nach Würden verdancken. ich bin diß und jenseit des Grabes, Dero treue ergebene Freund u. Diener Berlin d. 28 ten April 1750. E S J Borchward
46. An Ernst Samuel Jacob Borchward.
Leipzig, den 8. Mai 1750.
Hochedelgebohrner, Hochzuehrender Herr Hofrath, Sie kommen allen meinen Wünschen zuvor und ich weis nicht wie ich dankbar genug seyn soll. Sie schenken mir nicht allein Ihre Freundschaft, sondern Sie sorgen auch für mein Glück, als ob ichs um Sie verdienet hätte. Ich will Ihnen recht offenherzig auf die Frage antworten, die Sie im Namen eines Berlinischen Maecens, u. Ihres Freundes, an mich thun. Wenn es nach meinem Wünsche gienge: so würde mir eine Versorgung in meinem Vaterlande, u. zwar in Leipzig, die liebste seyn. Ich will diesen Wunsch nicht von aller Schwachheit frey sprechen, noch weniger will ich glauben, daß ich ihn, wenn es mein Schicksal wollte, nicht vergessen könnte. Die Einrichtungen auf den Preussischen Academien sind mir nicht bekannt genug; allein ich glaube doch, daß sie vortrefflich sind, und ich würde eine philosophische oder oratorische Profession in Halle allerdings für ein Glück halten, wenn die Lebensart der Studenten sittsamer u. friedfertiger wäre. Dieß ist es alles, was ich Ihnen sagen kann. Überhaupt habe ich noch gar nicht nach einer Bedienung gestrebt, weil mich meine Leibesbeschaffenheit kein langes Leben hat hoffen lassen. Indessen fängt michs oft an zu reun, daß ich vor zehn Jahren nicht eine Dorfpfarr angenommen habe. Ich würde vielleicht mehr gutes gestifftet und, entfernt von dem Geräusche der Welt, ruhiger gelebt haben, als bey keiner Profession. Sie fragen mich ferner, w a r u m ich so lange nicht geschrieben habe; warum? lieber Herr Hofrath! Das Feld ist nicht alle Jahre tragbar, am wenigsten das Feld des Witzes. Gesetzt ich hätte noch das Vermögen, etwas zu schreiben, das des Drucks würdig wäre: so scheinen es doch meine Umstände, nicht zu erlauben. Indem man für die Unsterblichkeit arbeitet, sagt der Abt Trublet, so ist es nicht verboten, ein wenig darauf zu denken, wie man sich wegen der Beqvemlichkeiten des gegenwärtigen Lebens in Sicherheit setzen möge". Ich bin nichts weniger, als geldbegierig; allein es ist auch unsre Pflicht, unsere Umstände nicht zu vergessen, wenn wir andern nützlich seyn wollen. Kein Autor kann von seinem Buchführer leben; und wehe der Welt, wenn er von ihm leben will! Ich m u ß also meine Zeit auf andre Arbeiten wenden, u. lieber junge Herren in meiner Stube unterrichten, als die Welt. Ich kann Ihnen zur Zeit nichts versprechen; Sie sollen aber gewiß der Erste seyn, dem ich meine Arbeiten zuschicke, wenn ich welche habe; den von wem wollte ich lieber u. eher gelesen
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seyn, als von Ihnen? Erhalten Sie mir Ihr Wohlwollen u. Ihre mir so schätzbare Freundschaft unverändert, und setzen Sie mich in die Gnade des Gönners, von dem Sie reden, wenn ich Ihrer nicht ganz unwerth bin. Ich verharre mit der ersinnlichsten Hochachtung Ihrer Hochedelgebohrnen Leipzig, den 8 May, 1750. gehorsamster Diener u. Freund C. F. Geliert.
46a. An Johann Arnold Ebert.
17. Mai 1750.
Fragment.
Sind Sie denn nunmehr bei Ihrem Prinzen? Lieber Ebert, werden Sie doch mein Patron, und machen Sie mich zu was. Das ist das beste Mittel, wenn Sie sich verewigen wollen. Sie können sich darauf verlassen, daß ich noch nichts bin, und ich wüsste beinahe auch nicht, was ich Narr werden sollte.
47. An Philipp Erasmus Reich.
Leipzig, den 27. Juni 1750.
Hochedler, Hochzuehrender Herr, Es ist mir unmöglich, die vorgeschlagne Ubersetzung anzunehmen. Gut übersetzen ist eben so schwer, u. vielleicht noch schwerer, als nach seinem eignen Kopfe arbeiten. Ich weis auch Niemanden, den ich Ihnen zu dieser Arbeit vorschlagen könnte. Kann ich Ihnen aber bey einer andern Gelegenheit dienen: so will ichs mit allen Freuden thun. Ich verspreche Ihnen, Ihr Vorhaben zu verschweigen u. bin mit der größten Hochachtung Ew: Hochedlen Leipzig, den 27 Junius, ergebenster Diener 1750. Geliert.
48. Von Friedrich Gottlieb Klopstock, Johann Wilhelm Ludwig Gleim, Johann Georg Sulzer und Johann Georg Schultheß. 25. Juli 1750. Quedlinburg den 12ten Jul. 1750. Reise nach Zürch. An die Herren Rabner, Geliert, Rothe, in Leipzig; Cramer, Madam Cramerina, Schlegel, in Crellwitz; Gärtner, Madam Gärtnerinn, Mademoisell Cruse, Jerusalem, in B r a u n s c h w e i g ; Ebert in B r a u n s c h w e i g ; Schmidt, Mademoisell Schmidt in
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25. Juli 1750
L a n g e n s a l z e ; Ramler in B e r l i n ; Kleist in P o t s d a m ; Spalding in Laßahn; Gleim in H a l b e r s t a d t ; Hagedorn, Giseke, Olde, M a d a m Schelinn, in Hamburg; Bachmann und die übrigen Bewohner der glückseligen Insel, in Magdeburg. Liebste Freundinnen und Freunde, Ich reise Morgen mit Sulzer und Schuldheis nach Zürch zu unserm Bodmer. Ich habe mir vorgenommen, unterwegs nur sehr selten Thürme und Menschengesichter anzusehen; und recht sehr viel an meine Freunde zu denken. Bisweilen werde ich auch meine Gedanken aufschreiben. Ich will Sulzer und Schuldheis bitten, daß sie dis auch thun. Unterdeß ist die Erfindung mein. Ich bin stolz genug, es nicht lange zweifelhaft zu lassen, ob eine Erfindung, die der Freundschaft angehet, von mir herkomme? Ich werde Ihnen bald wieder schreiben. Ihr Klopstock. Bin ich doch recht glücklich, daß ich allein im Nahmen so vieler guten Menschen, Ihnen eine glückliche Reise wünschen kan. Ich kan aber noch mehr thun. Ich kann Ihnen versprechen, daß wir alle, Sie mit unsern Wünschen und Gedanken, über Berg und Thal, unter allen Himmeln begleiten wollen. Sie, mein liebster Klopstock, haben ein Amt, weswegen ich Sie beneide! Sie sind unser Gesandter an die Schweizer, die wir lieben und ehren, die mit uns das sind, was wir mit ihnen sind. Das vornemste, was wir in Ihrem Tagebuche suchen werden, sind Nahmen ehrlicher Leute. Wenn Sie uns deren viele werden kennen lehren, so wird Ihre Reisegeschichte für uns wichtig genug seyn; und wir werden weder die Beschreibungen der Fürsten und ihrer Narren, die Sie sehen werden, nicht vermissen. Ach! könnte ich doch den ehrlichen Bodmer, mit Ihnen zugleich sehen! Gleim. Noch itzo bin ich zu voll Empfindung, als daß ich von der Reise etwas schreiben könnte. Ich bin in einer recht sehr besondern Gemüthsverfassung, da ich nicht sagen kann, welches Land, ob das, so ich verlasse, oder das, so ich besuchen will, mehr liebe. In beyden habe ich Freunde, die sich die Waage halten. Bald wünsche ich mich wieder zurück, bald möchte ich, daß ich den Weg, der noch zwischen uns und der Schweiz ist, vernichten könnte. Wenigstens ist dieses gewiß, daß ich von unsrer Reise nichts werde bemerken können: es ist mir ohnmöglich, an etwas anderes, als an meine Freunde und deren Freunde zu denken. Ich habe heute schon einen großen Beweis davon gegeben, da ich mich im Angesicht der Stadt Quedlinburg vier ganzer Stunden lang habe hin und her fahren lassen, ohne zu bemerken, daß ich nicht weiter fortrückte. Wir waren in der größten Lebensgefahr im Wasser, ach! im Wasser, und noch dazu in so trübem Wasser umzukommen, ohne es zu merken. In einer Weite von 10 Schritten fuhr man uns dreymal hin und wieder durch dasselbe Wasser, und in der Stadt Quedlinburg irrten wir stundenlang durch die Thore ein und aus, ehe wir das so sehr gewünschte Klopstockische Haus finden konnten. Ist wohl eine Verwirrung, die der unsrigen gleichet? Was wird man von einem so zerstreuten Kopfe, wie der
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meinige ist, und während der Reise gewiß bleiben wird, erwarten können? Ich mache Klopstocken zu meinem Vormunde. Er soll mein Staunen, mein Verlangen, meine Freude beschreiben. Ich sehe, daß ich auch itzo schon wohlgethan hätte, die Feder nicht anzunehmen; denn ich schreibe wirklich träumend. Sulzer. Schon sehe ich mich wieder in den Umständen, da ich an Sie, Wertheste, die ich größernteils gesehen, alle zu sehen gewünscht und verehre, itzo nur zurückgedenken muß. Indeßen habe ich durch meine Reise genug gewonnen, da ich so viele vortreffliche Leute, die mir schon lange schätzbar gewesen, aus neuen und besondern Gründen schätzen, und mir ihr freundschaftliches Angedenken versprechen kan. Wollten sich doch durch Herrn Klopstock tapferes Beispiel viele von Ihnen bewegen lassen, daß Sie Herrn Bodmern und einer guten Zahl würdiger Freunde in der Schweitz das Vergnügen machten, die Männer zu sehen, die sie bis dahin nur abwesend liebten. Die Hoffnung, daß Herr Klopstock nicht der erste und letzte seyn werde, der diese patriotische Reise wagt, verdoppelt mir das Vergnügen, das ich von meiner diesmaligen Reisegesellschaft und von der Herannäherung meines lieben Vaterlandes empfinde, und macht mir alle die Aventeures, die mich ungeduldig machen könnten zum Stoff des Spaßes und Gelächters. Man schimpft nicht auf den Postillion, der vor dem verschlossenen Schlagbaume besser findet, um die ganze Stadt herum zu fahren, einen offnen zu suchen, der uns so lange in der Stadt herum führet, daß man uns endlich vor Spionen ansieht, und daß es den Einwohnern selbst, die den Umfang ihrer Stadt kennen, unbegreiflich vorkommt, daß wir zwey Stunden in der Stadt herum geirret haben, ehe wir Herrn Klopstocks Haus gefunden, daß wir aber durch alle die Straßen hindurch geführet wurden, da wir das erhabne Schloß, das uns sonst den Wegweiser gewesen wäre, nicht sehen konnten. — Ich bleibe Ihr aller ergebenster Schuldheis. Sangerhausen, d. 13ten Juli Nachmittags gegen fünf Uhr. Wir sind itzt in dem Städtchen angekommen, wo Justi denkt, bey dem dismal die Reisenden keinen Besuch abstatten werden. Da wir diesen Morgen sehr früh im Dunkeln und traurig vom Abschiednehmen wegführen, so ließ es sich gar nicht dazu an, als wenn wir heute sonderbare Begebenheiten haben würden. Gleichwohl ist uns diese und iene wichtige Sache begegnet. Zum Exempel: von Herrn Sulzer muß man wissen, daß er auch sogar seinen Bedienten physicalisch gewöhnt hat. Der Mensch wendete sich sehr bedächtig, und als wenn er was wichtiges zu sagen hätte, von dem Kutschensitze um, pochte an das Kutschfenster, öfnete endlich gegen Herrn Sulzern seine Hand und sagte: Ist der Wurm gut? Seine ganze wichtige Sache war, daß er vor seinen Herrn einen Wurm erhascht hatte. — — — Wir sind durch ein Dorf gefahren, wo recht weise Leute wohnten. Sie hatten auf ihrem Kirchhofe auf iedes Grab einen Rosenstock ge-
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pflanzt, und da wir bey diesen Rosenstöcken eine Bouteille Wein trinken wollten, so brachten sie uns ein so vernünftiges wohlgebildetes Glas, als wenn sie ge95 bohrne Trinker wären. Wie schön kam uns, als wir aus diesem Glase getrunken hatten, die lange Reihe von Wäldern vor, durch die wir reisten, und die unsre Einbildunskraft in Hayne verwandelte. Klopstock. Es ließe sich von der heutigen Wallfahrt noch was Wichtigers erzählen, als bloß IOO das Abentheuer mit dem Wurm, welches so starken Eindruck auf unsern Poeten gemacht hat. Aber wer soll sie beschreiben die Begebenheiten dieses Tages? Ich lange lieber in die Schüssel, als in das Tintenfaß; denn in Wahrheit niemals habe ich bey gesunden Tagen weniger in den Mund bekommen, als heute. Was für ein elendes Reisen ist dieses! — Seit heute Morgen von 2 Uhr bis des Nachmittags los um 5 Uhr sind wir durch die schlimmsten Wege gefahren, haben viel Ungemach ausgestanden, und lange Weiten zu Fuße gehen müssen, ohne 3 Loth an Speise und Trank zusammengerechnet zu uns genommen zu haben. Glückselig, wer noch Butter essen kan, wovon 2 h Salz, pures Salz sind! Eine kleine Portion Butter, davon ich erst mit großer Mühe das Salz ausschlemmen müssen, war iio mein bescheidener Teil für diesen Tag. Gelobet sey die Schöne, die mich noch mit einem Topf Pflaumenmus versorget, denn dieses war doch den Mund anzufeuchten. So reisen Gelehrte und Poeten. Bey dem allen zeigte sich doch hier und dar ein kleiner Muthwillen. Wir haben Gleims Vaterland, Ermsleben, sehen wollen, konnten aber wegen der häuffigen Mistalleen, die rings herum gern pflanzt waren, sie nicht recht zu Gesichte bekommen. Indeßen haben wir verordnet, daß er inskünftig der Schwan von der Selke, oder vielmehr, weil die Selke nur ein kleiner Bach ist, der keine Schwäne trägt, die Ente von der Selke soll genannt werden. Der Hunger erlaubt mir nicht mehr zu schreiben. Der Himmel sorge künftig besser für uns, oder gebe uns seraphische Magen. 120 Sulzer. Es würde uns in der That übel anstehen von unsrer Reise eine so lockere Beschreibung zu machen, als La Chapelle und sein Gefährte, wenn inskünftige unsere Magen nicht besser berathen werden. Traue niemand den Postillons, wenn sie Hoffnung machen, daß man an einem Orte zu Mittag speisen solle, 125 so trift man zu einer Zeit ein, da man zu Mittag und Abend zugleich speisen kann! Welch ein Jammer, wenn man sich gleichsam genöthigt sieht, Pflaumenmus, eine Gattung Arzney, anstatt einer Speise zu nehmen. Schuldheiß Ich weiß nicht. Die Herrn reden ganz allein vom Essen. Insonderheit der Sulzer! 130 Er muß doch ein recht Unmündiger in der Kunst zu trinken seyn. Eine von den Bewohnerinnen der glücklichen Insel, ein sehr liebenswürdiges Mädchen, hatte ihm eine Bouteille Eremitage mitgegeben, die haben wir an einem Kirchhofe voll Rosenbüsche, und noch dazu aus einem Römerähnlichen Glase getrunken. Daran denkt er mit keiner Silbe. Des armen Gleims Vaterstadt verunglimpft er
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auch, und sie liegt doch unten an einer sächsischen Alpe, und ist ein recht artiges 135 Städtchen. Klopstock. Erfurt, d. 14ten Vormittags um 10 Uhr. An Mademoiselle und Monsieur Schmidt. HO Ich bin diesen Morgen nicht weit von Ihnen vorbeygefahren. Ich habe den Himmel wiedergesehen, der Sie umgiebt. Wie gern, wie sehr gern wäre ich zu Ihnen gekommen; aber Sulzer, der Herr meiner itzigen Stunden, wollte mir nur zwo Stunden bey Ihnen zu seyn, geben. Wie traurig wäre das für mich gewesen! Das würde kaum eine Ankunft, das würde nur ein Abschied gewesen seyn. Viele 145 Morgenwünsche habe ich Ihnen zugesegnet. Haben Ihnen die Winde keinen gebracht? Oder haben sie sie alle den Ohren der Götter zugewehet? Ich dächte ein geheimes Lispeln aus / . . . ] oder aus [. . ./er müßte Ihnen unsre Nähe verrathen haben. Gehen Sie hin, Mademoiselle, und krönen Sie den Apoll in Weißens Garten noch einmal, wenn Sie das Lispeln gehöret haben. Ich will aufstehen und 150 den Altan betrachten, wo ich vor zwey Jahren mit Ihnen der Procession der Heiligen zusah, und wo Sie neben dem schönsten Mayenbaum standen, den man auf den Altan gesetzt hatte. Klopstock. Auf mein Gewissen, ich werde falsch angeklagt. Ich hätte gern meinem Vaterlande und meinen Freunden und Freundinnen einen halben Tag, ia auch einen ganzen entrissen um Schmidten und seine unvergleichliche Schwester zu sehen. Ich hätte es gerne gesehen, das Seelen verwundene Mädchen. Aber Klopstock wollte schlechterdings zwei Tage haben. Auch diese hätte er noch erhalten, aber er drohete uns gar dort zu bleiben. In der That hat er die Stärke des Ulysses noch nicht. Er wollte nicht nur sich selber im Wagen nicht festeschließen, sondern nicht einmal uns erlauben, ihn zu binden. Er wäre gewiß ohne unsre Standhaftigkeit nicht nach der Schweitz gekommen. Um mich völlig der Schuld zu entladen, muß ich nur sagen, daß er selbst nach einem halbstündigen Bedenken, wie von einem Traum erwacht, mit einer traurig zärtlichen Stimme, geruffen: Nun, wir wollen nicht hin! So muß Cäsar ehrmalen ausgesehen haben, als er einst ausgeruffen: iacta est alea! nur mit dem Unterschiede, daß Cäsar dem Herzen nach kein Klopstock gewesen. Es war indeßen, als wenn wir bey Ihnen gewesen wären. Wir schickten Ihnen Morgengrüße in Küssen zu, welche liebliche Winde Ihnen werden zugetragen haben. Itzt sind sie aufgestanden, sagten wir, itzo sitzt Schmidt vor seiner Schwester und liest ihr Itzo werden wir zum Essen abgerufen. Sulzer
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D. 15ten, Rodach, zwo Meilen vor Coburg. Nachmittags um vier Uhr. 175 Wenn ich es nicht wäre, so dächte niemand ans Schreiben. Wirklich, ich verdiene der Erfinder dieser Art freundschaftlicher Briefe zu seyn, weil ich, so müde
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und heiß ich auch bin, dasienige ausführe, w a s ich angegeben h a b e . W a s wird Sulzer sagen, wenn er dies ließt? E r m a g sagen, was er will, so ist es doch w a h r , i8o es w ä r e nicht an das Schreiben gedacht w o r d e n , wenn ich nicht daran gedacht hätte. W i e sehr wünschte ich, in der kurzen Zeit, die mir gelassen wird, Ihnen nur einige G e d a n k e n zu sagen, mit denen ich Sie so oft in die bardischen Gegenden vertheilte, durch die wir bisher g e k o m m e n sind. V o n Arnstadt, hinter Erfurt, bis hieher haben wir lauter T a n n e n - und Fichtenwälder, die mit elysischen 185 T h ä l e r n untermischt w a r e n , gesehen. V o r E n t z ü c k u n g haben die Schweizer dieser T h ä l e r diese glückseligen Gegenden ihre Alpen genannt, und da wir einmal in einem dieser T h ä l e r bey einer Bäuerin M i l c h a ß e n , so glaubten sie wirklich in ihrem Vaterlande zu seyn. Die Bäuerinn w o h n t e da einsam, unten an dem Fuße eines Berges, und um sie waren alle ihre Kinder, lauter lachende K n a b e n 190 und M ä d c h e n s versammlet. Ich bin zu müde, diese Gegend itzt weiter zu beschreiben, unterdeß behalte ich mir vor, künftig die Plätze zu nennen, w o ich auf einem fernen Hügel, oder im S c h i m m e r der A b e n d r ö t h e , wie sie auf die T a n n e n fällt, Erscheinungen meiner Freunde gesehen h a b e . Klopstock. 195 D a s heißt in der T h a t viel gelermt und wenig gethan. Sie werden sich allerseits sehr wohl vorstellen k ö n n e n , ohne daß wir es sagen, daß wir T a n n e n und Fichten gesehen, und auch zur N o t h , d a ß wir M i l c h gegessen h a b e n . Ich bin zwar eben so müde, als K l o p s t o c k , denn ich h a b e viel weniger geschlafen, als er, doch will ich m e h r schreiben. Aber ich m u ß von seinem übermäßigen 200 Schlafen was schreiben. D a s Ding k o m m t mir nicht recht natürlich vor. V o n 2 4 Stunden, die der T a g in hiesigen Ländern h a t , verschläft er wenigstens 1 7 und eine halbe. Ich glaube, d a ß w a s anders dahinter steckt. E r stellt sich schlafend an, damit ihn niemand in seinen G e d a n k e n stöhre. Klopstockische G e d a n k e n ! o, k ö n n t e ich euch h ö r e n ! D o c h genug davon; ich k o m m e auf unsre Reise. Seit205 dem wir Erfurt verlassen, das ist seit gestern M i t t a g , sind wir i m m e r auf Bergen und in T h ä l e r n gewesen. Berge und T h ä l e r rührten uns so sehr, d a ß wir gar nicht daran dachten, daß wir alle Augenblicke G e f a h r lieffen, unsere Glieder zu zerbrechen, oder zu ersauffen. W i r sind in einer Stunde 2 0 mahl durch rauschende W a s s e r gefahren, die uns bis in den W a g e n g e k o m m e n , hundertmahl waren wir 210 an den R ä n d e n der Berge, von welchen uns ein Fehltritt der Pferde heruntergestürtzt hätte. D a s wir so gut d u r c h g e k o m m e n , hoffen wir auch Ihnen zum Theil schuldig zu seyn. J a , Sie h a b e n sich gewiß beym H i m m e l unsrer a n g e n o m m e n , denn so f r o m m sind wir w o h l nicht, daß uns unsre eigenen Verdienste erhalten hätten. Alles Fürchterliche aber w a r d von uns k a u m vermerkt. Die Schönheit 215 der Gegenden setzte uns in den höchsten G r a d des Vergnügens. W i r wünschten Sie aber alle dabey gegenwärtig; denn nur dieses einzige fehlte uns dabey n o c h . A m allermeisten hätte ich Sie bey der M ü h l e gewünscht, da wir auf einem Schubkarren eine M a h l z e i t von saurer M i l c h thaten, dergleichen weder Lucullus n o c h Cleopatra gethan haben. Die M i l c h schien uns N e c k t a r und A m b r o s i a zu seyn. 220 Unser epischer Dichter h a t dabey gezeiget, d a ß er nicht ein b l o ß e r Dichter ist; er spülte die Schüsseln aus, und zeigte dabey so viel Genie, als in seinen Gedichten.
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Hier und da traffen wir die Einwohner dieses sächsischen Arcadiens mit Heumachen beschäftiget. Wir sahen Hans und Gretchen, sich umfassend im Schatten an einem Bache liegen. O wenn es die Zeit erlaubte Ihnen zu sagen, was wir da gedacht und empfunden! Wären Sie bey uns gewesen, so hätte ich meinen Vor- 225 schlag, eines dieser seligen Thäler an uns zu kauffen, und da eine neue Welt anzulegen, mit mehr Ernst unterstützt. Gewiß hier wollten wir die Erde in ein wirkliches Paradies verwandeln. Sie, Wertheste, können aus diesem Wenigen sehen, daß wir seit gestern Mittag recht vergnügt gewesen sind. Aber wenn Sie nun auch die Leute sollten reden hören, die uns unter Weges gesehen, so würden 230 Sie vermuthlich eine Beschreibung von uns hören, als von Leuten, die ihrer Sinnen beraubt sind. Zum wenigstens sind wir heute früh gewiß vor solche gehalten worden, da man uns gesehen, im Wagen unser Frühstück genießen, das aus Käse, Butter, Pflaumen, Mus und Wein fürtreflich zugerichtet war. Dis Frühstück ist zum Inhalt eines comischen Gedichts bestimmt, also sage ich weiter 235 nichts davon. Itzo bläst der Postillion, wir müssen noch bey Tage in Coburg seyn. Sulzer. Bamberg, d. 16ten Juli. Meine Reisegefährten hatten gestern so viel Schreibsucht, daß sie die ganze Zeit, die wir im Posthause zubrachten, für sich nahmen. Sie endeten erst, da das ungestüme Blasen des Postillions, sie in den Wagen rief. Ich kann es noch nicht so leicht vergessen, und mein Herz wird sich allemahl empören, so oft ich daran denke, daß ich Langensalze so nahe gewesen, und doch nicht ganz hingekommen bin. Ich habe Sie zweymal gesehen, mein Lieber Schmidt, das ist mir genug zu wünschen, daß ich Sie tausendmahl, daß ich Sie immer sehen könnte. Beklagen Sie mich doch: wie es mir in Ansehung Ihrer ergienge, so ergieng es mir noch an einigen Orten. Ich mußte liebenswürdige, große, edle Männer kennen lernen, ihnen mein Herz ergeben, Anfänge einer gegenseitigen Freundschaft sehen, und dann auf die schmerzlichste Weise von ihnen weggerissen werden. Ich will die andre Neugier, die mir Langensalze sehenswürdig machte, nicht verschweigen. Die Neugier ist Ihre Mademoisell Schwester zu sehen. Was für Begriffe muß ich von ihr haben, da ich itzt Herrn Klopstock ganz kenne. Hier schneide ich stracks alle Klagen über dieses entgangene Vergnügen ab; Sie sollen keine Unruhe, oder Langeweile davon haben; sie mögen sich in meinem eigenen Busen verzehren. Ja, sie haben Recht, wir sind durch Gegenden gefahren, die mich [ . . . ] : Gegenden, die der Schweiz werth wären. Ich setzte in der Stille den Betrug freywillig fort und fand die Oerte vor meinen Augen, an denen ich ehebevor in der Schweiz glückselige Stunden gehabt, und nächstens wieder haben werde. Schon ist wieder angespannt. Schuldheiß. Nürnberg d. 17ten Julius. Herr Klopstock ist unter Weges auch im eigentlichen Sinne ein Seher erkläret worden. Durch ein berauchtes Fenster sah er dem Posthause gegenüber ein
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265 schlafendes Mädchen. Bey Bayersdorf sahen wir übrigen von weitem ein prächtiges Schloß: er sah es zerstört und verfallen, und so war es, da wir näher kamen. Allein es ist ihm ein Leichtes hierinn unübertreflich zu seyn unter Leuten von dem kurzsichtigen Volke, die erst das Fernglas vonnöthen haben, ehe sie sich verlieben. Er machte sich deswegen auch gar nichts aus unserm Zeugnisse, 270 sondern berufte sich auf eine Menge Freunde, die gestehen müssen, daß sie im Sehen weit hinter ihm bleiben. Ein großer Platzregen gab uns heute nach Tische Gelegenheit an Gleimen zu denken. Vor dem Gasthofe rauschte ein Strom von Regenwasser vorbey, so groß, als die Selke, und unser Gasthof heißt: zur goldnen Gans oder Ente, wie man will. Der Einfall ist Herrn Klopstocks. Wir 275 werden durch einen Ort reisen, Günzenhausen, wo Marius wie uns Herr Sulzer erzählt, zuerst die Satellites, ich erinnere mich nicht mehr welches Planeten, gesehen. Wir haben uns nun zum voraus vorgenommen, daß ein ieder an diesem Orte auch eine Entdeckung machen müsse, von denen gewiß die ganze Nachwelt nichts reden wird. Ich überlasse meinen Reisegefährten mehreres von unsrer 280 Reise nachzuholen, und gehe einen Freund zu besuchen, der ein Bräutigam und ein Heiliger ist. Schuldheiß.
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Nachmittags um drey Uhr. Sulzer und Schuldheiß sind ausgegangen; sie werden mich bald abholen, um mich zur besten Blumenmalerinn in Teutschland zu führen. Das gefällt mir unvergleichlich, daß ein Mädchen und nicht ein Jüngling diese schönen Sachen am besten mahlt, die schöner sind, als Salomo in seiner Herrlichkeit. Schuldheis hat auch verleumdet, daß ich den Einfall von der Selke in Nürnberg gehabt hätte. Das ist nicht wahr. Sulzer, der Gleimen schon oben verunglimpfte, hat die Selke hier gefunden; und überdies bezeuge ich hiemit, daß der Gasthof nicht die Ente sondern die Gans heißt. Ich habe versprochen zu erzählen, wo mir unsre Freunde in den schönen Gegenden, die wir von Ilmenau bis gegen Coburg gesehen, erschienen sind. Auf einem Tannenhügel sähe ich Schmidten bey einer iungen Tanne stehen, die er nach seinem Nahmen nannte, und sich vornahm, so lange als sie zu leben. Denn ich muß Ihnen sagen, daß Schmidt im Ernste glaubt, etwas über 100 Jahre alt zu werden. Seine Schwester sähe ich auf einem Strahle der Abendsonne durch die Bäume schlüpfen, und sich in die Dämmerung des Waldes verlieren. Cramer und seine Cramerinn folgten einer himmlischen Stimme, die sie von einem Berge voll heller Morgenwolken hörten, und deren Ton mir dem Ton einer gewesenen Sterblichen zu gleichen schien. Gleim ging mühsam an einem hellen Bache und weinte, daß er Kleisten so lange nicht umarmet hätte. In dem schönsten der Thäler, die wir durchreiset sind, sah ich Gärtner und die Gärtnerinn auf hellgrünen Rasen sitzen und die Miene der Glückseligkeit in ihrem Gesichte. Geliert kam auf sie zu und schien kaltsinnig zu seyn, da er sie umarmen wollte, aber sein Herz fühlte sehr viel. Rabner lächelte an dem Fuße eines Berges herunter, und fand fast nichts Lächerliches an den Leuten, die im Thal arbeiteten. Ebert jauchtzte von einem Hügel herunter, legte einen Popen weg, und redte von seinen
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Freunden mit sich selbst. Er sah starr auf einen klaren Bach hin, aus dem er doch nicht zu schöpfen verlangte. Kleisten, den unvergleichlichen Kleist, hatte ich noch nicht gesehen. Ich sähe einen Mann mit der Miene eines Menschenfreundes in dem dunkelsten der Schatten liegen, ich sah ihn die Empfindungen einer Nachtigall nachempfinden. Er bedeckte sein Gesicht mit der Hand, und schien eine himmlische Erscheinung in der Ferne anzureden, die er Doris nannte. Ich hörte ihn laut sagen: Zuviel, zuviel vom Verhängniß Im Durchgang des Lebens gefodert. Hagedorn und Giseke, Hagedorns würdig, gingen neben einander. Zwischen ihnen ging die männliche Freude, die sie aus einem Gedränge Leuten von halbwitzigen und halbtugendhaften gerettet, die so kühn gewesen waren einige Bekanntschaft mit der Göttinn vorzugeben. Olde war neben ihnen, und drohte die Kühnsten des Gedränges, die noch nachfolgten, mit gebietendem Auge zurück. — — — Ich muß itzt ausgehen, Mademoiselle Dietsch die Blumenmalerinn zu sehen. Klopstock. Günzenhausen, 6 Meilen hinter Nürnberg d. 18ten Jul. Morgens um 6 Uhr. Nun komme auch ich wieder zu dem Glück Sie ein wenig zu unterhalten, nachdem meine werthesten ReiseCollegen mir seit einiger Zeit das Amt des Aergerns und Zürnens überlassen haben. Mein Beruf ist, mich mit Gastwirthen, Posthaltern, Postillions, Schmieden und dergleichen Leuten, dem Ausbunde der Höflichkeit, herum zu zanken; mitlerweile pflegen meine Collegen Coffee zu trinken und die Ruhe zu pflegen. Wie ist es auf diese Weise möglich, daß ich ans Schreiben kommen kann? In dieser vergangenen Nacht haben wir das Glück gehabt ein Rad zu zerbrechen, und dieses giebt mir Muße zu schreiben. Ich sitze itzo Klopstocken gerade gegenüber, der seinen Coffee, darinn das Gelbe vom Ey gerühret, mit so viel Empfindung trinkt, als Anakreon oder Hagedorn den Wein. Er sinnt nach etwas hier zu erfinden, glaubt aber, daß die rechte Tagezeit zum Erfinden noch nicht gekommen. Vielleicht kommt ihm, wenn wir noch ein Paar Meilen weitergereist sind; denn alsdann werden wir im Lande der Schwaben seyn, welches die Antichambre der Schweiz ist. Aber warum spreche ich von dem, das künftig geschehen soll, und nicht vielmehr von dem Vergangenen? Gestern haben wir einen halben Tag in Nürnberg zugebracht. Wir hätten da Stoff zu hundert Brieffen finden sollen, aber wir thaten nichts. Gemeine Reisende wissen in Nürnberg sehr viel Merkwürdiges zu sehen; wir sahen nichts, und dieses soll uns, wie wir hoffen, zu größern Ehren gereichen, als wenn wir Keysslern mit unsern Beschreibungen übertroffen hätten; denn sich da nicht umzusehen, wo alle andern im rechten Element ihrer Neugierigkeit sind, ist doch auch für etwas zu achten. Klopstock allein sah sich nach etwas um: er wollte mit Gewalt hübsche Mädchens sehen, aber das Schicksal hatte es anders beschlossen. Weil er nicht Augen genug hatte zu spähen, stellte er die unsrigen noch dazu an. Wir mußten ihm ein Zeichen geben, sobald wir ein Kopfzeug erblickten; aber
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alles half nichts, er sähe nichts, wie er sagte, nichts als sehr gemeine Menschengesichter, nicht einen Engel, er sähe nichts, und betrübte sich, der Menschenfreund, denn nun glaubte er, daß in Nürnberg keine Freude wohnen kann. Die vergangene Nacht war die einzige schöne, die wir auf der Reise gehabt haben. Der Himmel war vollkommen schön, und der Mond ging in vollem Glänze vor uns her. Ich sah beständig nach dem Monde, weil ich gewiß hoffte, daß verschiedene von Ihnen zu gleicher Zeit hinsehen würden, und so hoffte ich meine Blicke mit den Ihrigen zu vereinigen, und Sie zu uns zu ziehen. Was für süße Gedanken hatte ich damals! Ich küßte die Strahlen des Mondes, damit sie im Zurückprallen meine Freunde und Freundinnen von mir wiederküssten. Eine herrliche Nacht, die den schönsten Tag übertraf! Aber der Teufel, der doch überall wirklich sein Spiel mit hat, wollte mir diese Freude nicht so unbezahlt lassen. Wir kamen auf eine Station, wo wir uns vornahmen, eine halbe Stunde zu schlafen. Meine werthesten Gefährten führten ihr Vorhaben auch glücklich aus, nur ich Elender mußte heraus, um das gräuliche Abentheuer des zerbrochenen Rades anzusehen und Hülfe zu schaffen. Nun der Himmel wird auf eine andere Art für mich sorgen. Jetzo soll ich mit Gewalt etwas erfinden, um diesen Ort, den der Erfindung der Jupiters Trabanten bekannt gemacht hat, mit neuem Glänze zu verherrlichen. O! du, welche es seyn mag, die neuen Sachen erfindet, eine der himmlischen Musen, ietzo ist es Zeit, mir in einer so wichtigen Sache beizustehen! Was für eine schwere Sache, was zu erfinden! Es ist ia alles schon dagewesen, sagt einer der sieben Weisen, Salomo genannt. Wenn doch wieder ein Rad zerbrochen wäre, damit ich nichts erfinden dürfte. Hätte Gleim nur nicht schon die Mädchen im Monde erfunden, diese würde ich gewiß erfunden haben. Erfinden! wer Henker kann denn was erfinden, wenn er nicht geschlaffen, schlecht gegessen und noch schlechter getrunken, und noch immer mit zerbrochnen Rädern und verlohrnen Schrauben zu thun hat! Ohe! Jo! Jo! Jetzo erfinde ich doch etwas. Laß ab! Laß ab, himmlische Muse, von deiner Begeisterung. Das Abendtheuer ist vollendet, meine Erfindung ist gebohren, sie liegt schon in meiner Feder. Ein Mittel wider das Podagra. (Es folgt eine Reihe von griechischen und lateinischen Buchstaben als fingiertes medizinisches Rezept.) M. S. L. prob. A Vous Messieurs, laßt sehn, wer das größte erfindet. Sulzer.
Das ist ein verzweifelter Zustand, wenn man erfinden soll und nicht kann. Die heitre Luft muß hier ganz weggemacht seyn, die das Haupt des Sternsehers hier ehmals umgab, und ihn zum Erfinden aufheiterte. 390 Dichtere Luft und schwerere Wolken — Decken Böotien zu Und ach! diese Luft habe ich diesen Morgen bey Aufgang der Sonne mit vollen Zügen getrunken. Ich merke, sie hat so schlimme Wirkung auf mich gethan, daß ich nicht einmal mehr schreiben mag. 395 Kommen Sie nur Herr Schuldheiß, kommen Sie! Ich habe es Ihnen lange angesehen, daß Sie gern her wollen. Klopstock.
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Schon lange haben sich die Scholiasten darüber gezanket, was Epoden für eine Art der Poesie sey, und der Himmel weiß, was sie für albernes Zeug alles hierüber ausgeheckt und niedergeschmieret haben. Wenn ich itzo die Wahrheit ent- 400 decke, so wird mein Vorsatz, etwas zu erfinden in einer glücklichen Stunde gefaßt worden seyn, und man wird Gontzenhausen, was auch Hr. Klopstock darwider sagen möchte, für das Vaterland großer Erfindungen halten. Die Epode entspringt aus Egypten, dort ward ehmals ein Abgott also genennt, der itzo bey einer andern abergläubischen Nation mit einer kleinen und leichten Verände- 405 rung des Nahmens, Pagode heißt. Die Hymni, die dem Epode gesungen wurden, nennte man ebenfals Epoden, und war eine Art Päanen. Die Richtigkeit der Sache fällt vor sich einen ieden ins Auge; doch will ich den Beweis, der mir an der Hand ist nicht zurück behalten. Hier ist die Stelle aus des Magi Barbasdes Buch vom goldnen Lorbeer, welches die Sache in volles Licht setzet. — Ist sich 4io nicht zu verwundern, daß so viele große Männer blindlings über diese Stelle hergefahren, ohne die Erklärung darin zu bemerken, die mir durch ein besonders Schicksal in Gontzenhausen zu erfinden ist aufgesparet worden? Ich könnte mit dieser Entdeckung mein Glück machen, wenn es nur eine Akademie gefallen wollte, auf die gründliche Beantwortung der Frage, was eigentlich eine Epode 415 sey?, einen großen Preis zu setzen. In Hoffnung, daß dieses geschehen möchte, ersuche ich Sie, dieses keinem Philologo vorzuweisen, damit mir die Ehre und der Nutze dieser Erfindung nicht entwische. Tantum! Schuldheiß Sulzer ist draußen bey den Rädern. Ich will nur noch ein paar Worte von Nürn- 420 berg sagen. Wir traffen gestern Madem. Dietsch nicht an. Sie war ausgegangen Blumen zu kauffen, die sie mahlen will. Ihre Schwester war da, und zeigte uns einige Gemälde der Abwesenden. Lauter rothe schöne Rosen, Rosen zum Riechen! Das Mädchen hatte dabey so ziemlich schlaue Augen, ob es gleich ein stilles Mädchen war. Es zeigte uns auch einige Gemälde, die dem Meisterstücke 425 der Schwester sich näherten. Der Vater dieser Töchter führte uns in sein NaturalienCabinet. Sulzer sähe nichts, als Muscheln; ich nur Gemälde. Ich wurde ehe fertig, als er. Ich ging wieder heraus zu dem Mädchen und wollte sehen, wenn ich mit ihm redte, ob seine Augen noch ein bischen schlauer werden würden. Aber es machte einmal über das andere einen Nürnbergischen Knicks, und 430 die Augen wurden nicht schlauer. Wir empfahlen uns ihr gehorsamst. Klopstock. Aus der Kayserlichen freyen Reichstadt Ulm. Sonntags, d. 19ten Jul. um Mittag. Andre Leute pflegen um diese Stunde, wie sich es gebühret, zu speisen. Wir 435 müssen schreiben, um uns den Kummer zu vertreiben, den uns ein Misverständniß gemacht hat. Seitdem wir aus Nürnberg verreist sind, haben wir keine Mahlzeit gethan. Ich tröstete die hungrige Gesellschaft damit, daß wir in Ulm fürtreflich speisen würden. Denn ehemals war es so. Ich ließ im weißen Roß still halten, weil ich da den besten Braten zu finden glaubte. Aber wie sehr sind wir 440
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betrogen! Wir sind in einer Schenke dahin die Handwerksburschen kommen, und sagen mit Gunst, Herr Vater. Hier ist Geduld nöthig. Seit Nürnberg haben wir überall sehr schlechte Wege gehabt, und sind ziemlich melancholisch fortgereiset. Hr. Klopstock findet Schwaben recht nach dem Begriff, den er vorher davon gehabt. Gestern Mittag war unser Einzug in Schwaben. Wir federten was zu essen, und man setzte uns zwölf große Bratwürste vor, die für einen schwäbischen Geschmack fürtreflich mögen gewesen seyn, uns aber den Angstschweiß auspreßten. Ich muß nicht vergessen was vor Ehre mir gestern Abend in der Reichsstadt Nördlingen widerfahren. Der dortige Postmeister ist ein alter, verständiger Mann, der die Affaires von ganz Europa wohl durchgedacht im Kopfe hat. Er redete von mancherley hohen und wichtigen Dingen, dabey redete er immer nur mich an. Diese andern Herrn, sagte er, auf meine Gefährten deutend, sind noch etwas iung; allein Sie mein Herr werden diese Sachen schon besser einsehen. Seit diesem fatalen Wort greiffen sich meine Herren ReiseCollegen recht an, sich an mir zu rächen, und mich auf andre Weise zu demüthigen. Ich muß überall helfen, den Wagen schmieren, und wachen und sorgen, wenn sie schlaffen. So gehts den Verdiensten! Haben Sie doch Mitleiden mit mir! Ist es denn meine Schuld, daß man mich für klüger ansiehet, als diese Herren? Sulzer.
Ehingen. 3 Meilen ienseits Ulm, d. 19ten Abends um sieben Uhr. Voll Schweiß und Staub, und von dem schlimmsten Wege, den wir bisher gehabt haben, komme ich hier an, und heitre mich sogleich auf, sobald ich daran denke, daß ich an Sie schreiben will. Ich will weiter von dem Wege nichts sagen. Sulzer wird ihn schon noch herunter machen. Wir haben auch viel Schönes unter Weges gehabt. Mit den Schwaben bin ich ausgesöhnt. Denn überall, wo wir diesen Nachmittag hinkamen, schienen sie die Freude, zwar nicht die Göttinn edler Herzen, aber doch so etwas ihr ähnliches zu kennen. Die guten Leute mögen auch wohl recht gute Sachen sagen; nur muß ich bekennen, daß ich noch kein einziges Wort von ihnen recht verstanden habe. Die Mienen einiger Mädchens haben mich auf diesen Argwohn gebracht. Das war noch in Ulm. Die Kleidung der Frauenzimmer kam mir hier unbeschreiblich neu vor. Drey Enden von ihrem Kopfputz gehen ihnen tief und zugespitzt ins Gesichte. Doch, bey den Pudeln und bey der Trille der Sachsinnen! Ich will nichts weiter von dem labyrinthischen Anzüge sagen. Nur das muß ich noch anmerken: die sich recht artig geputzt haben wollten, denen gingen die spitzen Enden der Kopfzeuge ganz nahe unter die Augen, daß sie einer halben Unteraugenbraune ähnlich schienen. In dieser Gegend war auch etwas wie Ohrgehänge angebracht. Ich habe ein rundes blaues Auge eines artigen Mädchens recht sehr bedauert, daß es so fürchterlich hervorblicken mußte. Ihr Klopstock.
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M i r w i r d b a n g e d a ß K l o p s t o c k s U r t h e i l v o n d e n S c h w a b i n n e n a u c h die S c h w e i zerinnen treffen w e r d e . Ich h a b e m i c h s c h o n zu seinem D o l l m e t s c h e r a n e r b o t e n , d a m i t e r n i c h t b l o ß m u t h m a ß e n m ü s s e , die S c h w e i z e r i s c h e n S c h ö n e n s a g e n w a s
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A r t i g e s . Ihr A u f p u t z soll ihn n i c h t ä r g e r n . N u r in d e m K i r c h e n h a b i t m u ß e r sie nicht sehen; denn darin hat m a n den gothischen G e s c h m a c k gewissenhaft aufb e h a l t e n . W i e ich i h m e r z ä h l t e , d a ß v o n i h r e m K o p f z e u g e ein b r e i t e r B a n d v o n d e m N a c k e n u m die W a n g e n u n d d e n K i n n lieffe, m a c h t e er d e n S c r u p e l , d a ß die M ä d c h e n dieses s o g l e i c h a u f d e n M u n d r ü c k e n w e r d e n , w e n n m a n i h n e n ein
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M ä u l c h e n g e b e n w o l l e , u n d f r a g t e , o b sie dieses K o p f z e u g stets a u f h ä t t e n ? Vielleicht w a r es s o b e y u n s e r n A l t v ä t e r n ; a b e r zu u n s r e r Z e i t sind diese T y r a n n e y e n a u s d e m U m g a n g e v e r b a n n t . Sie r u f f e n m i r alle A u g e n b l i c k e , ich w e r d e n i c h t s zu e s s e n f i n d e n , w e n n ich n i c h t a u f h ö r e z u s c h r e i b e n . I c h soll a u f die W e g e s c h e l t e n , s a g t e K l o p s t o c k , ich wills a b e r b l e i b e n l a s s e n
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u n d a u c h e i n m a l e t w a s l o b e n . I c h h a b e n o c h m e h r zu l o b e n , als n u r d a s , w a s er g e l o b t h a t . M i c h h a t seit sieben J a h r e n w i e d e r v e r l a n g t , r e c h t g u t e s u n d k r ä f t i g e s B r o d t zu e s s e n , u n d dieses h a b e ich hier in S c h w a b e n g e f u n d e n ; d a h e r allein k o n n t e ich s c h o n e r k e n n e n , d a ß w i r d e r S c h w e i t z n a h e k o m m e n . Alles f ä n g t a n b e s s e r z u w e r d e n , als es in F r a n k e n g e w e s e n , die N a t u r u n d die M e n s c h e n . A b e r soo d e r R ü c k e n t h u t m i r in d e r T h a t v o n d e n g e s t r i g e n S c h l ä g e n n o c h s o w e h , d a ß ich m i c h n i c h t m e h r b ü c k e n k a n . D a s S c h r e i b e n , s o a n g e n e h m es m i r s o n s t w a r , w i r d m i r i t z o z u r B e s c h w e r d e . Ich b e u r l a u b e m i c h v o n d e n W e r t h e n allerseits, bis w i r in d e n F e l d e r n d e r R u h e u n d des F r i e d e n s w e r d e n a n g e l a n g t s e y n , dieses wird, wie ich hoffe, M o r g e n abend geschehen.
50s
Sulzer. M e ß k i r c h e n , 6 M e i l e n dißeits S c h a f f h a u s e n d. 2 0 t e n J u l . N a c h m i t t a g s u m 2 U h r . E i n e M e i l e v o n hier a u f e i n e m G e b ü r g e e r b l i c k t e n die H e r r n S c h w e i z e r ein p a a r A l p e n , sie w u r d e n s o e n t z ü c k t , als w e n n die Schiffer L a n d s e h e n , u n d w u ß t e n 510 s o g a r zu s a g e n , d a ß es A p p e n z e l l e r A l p e n w ä r e n . E s ist w a h r , e r w a r ein u n v e r g l e i c h l i c h e r A n b l i c k . Sie g l ä n z e n in d e r F e r n e , w i e S i l b e r w o l k e n , d o c h k o n n t e m a n z u g l e i c h s e h e n , d a ß es k e i n e W o l k e n w a r e n , w i e i c h i m A n f a n g e a u s R a c h e b e h a u p t e t e , d a die H e r r e n u n s r e S c h w ä b i s c h e n G e b ü r g e , d a s m i t e i n e m d i c k e n u n d h o h e n W a l d e b e d e c k t w a r , ü b e r d e n A n b l i c k i h r e r A l p e n a u f e i n m a l v e r - 515 g a ß e n . I c h w e r d e sie b a l d n ä h e r s e h e n , diese h i m m l i s c h e n B e r g e , u n d dieienigen r e c h t s c h a f f e n e n M ä n n e r , die in i h r e n g l ü c k s e l i g e n T h ä l e r n w o h n e n . S e y d m i r u n t e r d e ß a u s d e r F e r n e h e r g e g r ü ß e t , l i e b e n s w ü r d i g e F r e u n d e ! I c h eile, E u c h b a l d in d e m v e r l ä n g e r t e n S c h a t t e n iener h i m m e l n a h e n B e r g e zu u m a r m e n ! Klopstock.
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J e n ä h e r ich d e r S c h w e i t z k o m m e , ie m e h r w i r d m e i n e Seele v o n vielen E m p f i n d u n g e n d e r V e r g n ü g e n , die theils a u f m i c h , theils G e s p i n n s t e m e i n e r H o f f n u n g e n sind, ü b e r h ä u f t : S a c h e n , a n die ich v o r h e r a u c h g e d a c h t , a b e r w e l c h e m e i n e Seele d a m a h l e n g e l a s s e n ü b e r d e n k e n k o n n t e . Itzt h i n g e g e n stellen sich m i r diese S c e n e n alle in e i n e m T a b l e a u a u f e i n m a l v o r . M e i n B l i c k w e i ß sich n i c h t zu
sis
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Nr. 48
2 5 . Juli 1 7 5 0
heften, er irrt von einem Gegenstande hüpfend auf einen andern. Kurz, so lange ich im Postwagen fahren werde, wird mein Denken in Wachen und Träumen von gleicher Beschaffenheit seyn. Ich finde diese Gemuthsfassung nichts weniger, als beschwerlich. Das Gegentheil! Mein Geist findet so viel merkwürdiges, 530 und das Herz so viel interessirendes dabey, daß ich mit Lust demselben nachhänge. Ich wollte sagen, daß es das Paradies meiner Seele wäre, wenn zuweilen das Zurückdenken an einen verlassenen Gleim, Schmidt, Ramler, meine Zufriedenheit störte. Schuldheiß. Schaffenhausen, d. 21sten, früh um 8 Uhr. W o wir gestern waren, da war Hochzeit, wir sahen die schwäbischen Mädchen tanzen, und nahmen ein wenig rauschende Freude mit auf den Weg. Wir sahen die Alpen wieder, und deutlicher, als zuvor. Der volle Mond begleitete uns die ganze Nacht durch die angenehmste waldichte Gegend. Diesen Morgen sahen wir 540 den Rhein bey Zeiten, wie er an einem hohen Walde hinfloß. Die Weingebürge gehen bis dicht an die Stadt. Und wie ehrwürdig sehen diese Gebürge für dieienigen aus, wer die Freude des Weins kennet. Vor der Brücke über den Rhein sieht man diese großen Zukünftigkeiten von Freuden mit Entzückung. Wir kommen eben von dieser Brücke nach Hause, und eilen den Rheinfallen zu 545 sehen. Ich habe den Nympfen des Rheinfalls ein Gelübde gethan, Wein an ihren Ufern zu trinken, bald werde ich mein Gelübde erfüllen! 535
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Dem Rheinfalle gegenüber auf einem schattichten Hügel. Welch ein großer Gedanke der Schöpfung ist dieser Wasserfall! Ich kann itzt weiter davon nichts sagen, ich muß diesen großen Gedanken sehen und hören. Sey gegrüßet, Strom, der du zwischen Hügeln herunter stäubst, und donnerst, und der, der du den Strom hoch dahin führest, sey dreymal, o Schöpfer! in deiner Herrlichkeit gelobet! Hier im Angesichte des großen Rheinfalls, in dem Getöse seines mächtigen Brausens, auf einer holdseligen Höhe im Grase gestreckt, hier grüße ich Euch, nahe und ferne Freunde, bevorab dich, du werthes Land, das mein Fuß itzo betreten soll. Seyd mir tausendmal gegrüßet! O ! daß ich alle, die ich liebe, hieher versammlen könnte, mit ihnen eines solchen Werkes der Natur recht zu genießen! Hier möchte ich mein Leben zubringen, und an dieser Stelle sterben, so schön ist sie. Weiter kan ich davon nichts ausdrücken. Hier kan man keinen andern Gedanken und keinen Wunsch machen, als seine Freunde um sich zu haben und beständig hier zu bleiben. Und ich sage im Nahmen aller dieser Freunde: Amen! Halleluh—Jah! Klopstock. An Herrn Bodmer. Bilach, 4 Stunden dißeits Zürchs Nachmittags um vier Uhr. Nun bin ich Ihnen recht sehr nahe; und schreibe nur deswegen, mir den Gedanken erträglich zu machen, daß ich Ihnen so nahe, und noch nicht bey Ihnen
Nr. 48
25. Juli 1750
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bin. Wie bald werde ich es seyn! Eben deswegen will ich Ihnen nichts mehr von Ihnen schreiben. Eins fällt mir noch ein, Ihnen zu sagen, ehe wir uns aufset- 570 zen. Ich habe hier im Zürchischen eine Gegend gesehen, die einer andern ähnlich war, wo ich die Erscheinungen meiner Freunde gesehen habe. Ich wurde zuletzt in Nürnberg unterbrochen die Beschreibung dieser Erscheinung fortzusetzen. Es ist mir recht lieb, daß dis geschehen ist, weil ich itzt mit Ihnen davon reden kann. * * * und Jerusalem erschienen mir in himmlischer Gestalt. Wenn ich zu 575 Ihnen kommen werde, will ich Ihnen umständlicher sagen, wie wenig diese beyden vortreflichen Männer ihres gleichen haben. Ich unterschreibe mich mit der äußersten Ungeduld Ihren Klopstock. Zürch d. 25ten Jul. 1 7 5 0 . Ich bin schon vor etlichen Tagen hier angekommen. Ich habe schon die Freude ganz genossen den ehrlichsten Mann das erstemahl in meinem Leben zu sehen, den ich, wenn ich sonst an ihn dachte, mir als einen entfernten unvergleichlichen Freund vorstellen mußte, welchen ich niemahls in meinem Leben sehen würde. Die Freude, die wahre Freude ist mir diesmahl im vollen Maaße, zu Theil worden. So viel wahre Menschen! die ich über dieses habe kennen gelernt und die mich lieben. Das Glück bezahlt mir nicht das Gold der ganzen Erde, Wie ich es wirklich seh, daß ich geliebet werde. Wenn ich an die kleinern Freuden, an die schönen Gegenden, an den vollen Genuß dieser schönen Gegenden, an die iugendliche, an die stillere Lust der Gesellschaft, an die offne Freymüthigkeit des Umgangs Wenn ich an dis alles denke, wie viel ich schon davon genossen habe, und wie viel mir noch bevorsteht, wie sanft und mit wie vollem Herzen kan ich mich da dem Vergnügen ganz überlassen! Und wie vergnügt bin ich von neuem, da ich weiß, das Sie, liebste Freundinnen und Freunde, dis alles in seinem ganzen Umfange empfinden, und mit vollen Herzen Theil daran nehmen! Sulzer und Schuldheiß sind nach Winterthur gereist, wir, unsrer viel, werden ihnen bald nachreisen, und sie abholen. Denn werden wir auf dem Zürcher See etliche Meilen spatziren fahren, denn werden wir einen von den Schneebergen, die Riggi, besuchen, den Himmel unter uns zu sehen, und die Gewitter unter uns donnern zu hören. Diese Briefe, die wir an Sie schicken, sind Briefe der Freundschaft. Sie müssen nur von Ihnen gelesen werden. Und Sie müssen dabey denken, daß wir müde, bestäubt, voll Hitze an Sie geschrieben haben, so werden Sie vieles verzeihen, das Sie nicht verzeihen dürften, wenn sie nicht auf diese Art geschrieben wären. Wollen Sie uns das Vergnügen machen, und wollen uns antworten: so dürfen Sie nur Ihre Briefe an mich adressiren. Die hiesigen Freunde lassen sich Ihnen allen empfelen. Ich bin Ihr Klopstock. An wen unter Ihnen diese Briefe zuletzt kommen, der wird gebeten, sie an Herrn Bodmer zurück zu schicken.
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Nr. 49
2. November 1750
49. An Johann Adolf
Schlegel. Leipzig, den 2. November 1750.
Mein lieber Schlegel Erstlich küsse meinen Respondenten, alsdann küsse der Fr. Oberhofpredigern die Hand u. sage ihr, daß ich ihr bester Freund auf der Welt bin, nachdem sieh mich freundlich an u. höre mir zu: Willst Du die beygelegten Briefe der Mamsel Lenclos übersetzen? Ich habe sie nicht ganz gelesen u. ich glaube, daß wir alle beide bessere machen könnten; aber das geht uns itzt nichts an. Kurz, ich thue Dir, als Dein Gönner, einen Vorschlag etliche Thaler honesto modo zu gewinnen. Der Verleger ist Hr. Reich, der Buchhalter, oder bald der Besitzer der Weidmannischen Handlung. Er hat mir die Übersetzung aufgetragen u. ich habe sie gleich ausgeschlagen, weil ich mit Stunden überhäuft u. überdieß ein langsamer Übersetzer bin. Indessen habe ich ihm gesagt, daß ich mit Dir reden wollte u. daß Du glücklicher arbeiten würdest, als ich. Er hat mich zum voraus, damit ihm nicht ein andrer Buchführer vorgreifen möchte, um ein Förmelchen in die Zeitungen gebeten, welches sich so schließt: Wir können uns von dem Herrn Übersetzer desto mehr versprechen, da er sich durch seine eignen Schriften schon längst des Beyfalls würdig gemacht hat. Du erkennst Dich doch an diesem Zuge? Er paßt auch auf den Oberhofprediger u. seine Frau. Wollt Ihr also alle drey zugleich übersetzen, wohl gut! Reich hat nicht gesagt, was er geben will. Fordre also, ich denke er wird billig seyn, weil ich Unterhändler bin. Willst Du nichts mit der Sache zu thun haben: so schicke mir die Briefe ehstens wieder. Zum Beschlüsse thue, was ich im Anfange gesagt habe, mit dem Unterschiede, daß Du, an statt mir zu zuhören, Dich tief bücken u. mir multis nominibus danken sollst. Ich wollte, daß Du bald nach Leipzig kämest, sonst laufe ich davon. Glrt. Die Mad. Steinauerinn u. Fr. Gellertinn grüssen die Fr. Oberhofpredig. u. Ihren Mann tausend, u. Dich etliche male. An Cramern aus einem Briefe von dem H m von Hohberg. „Ich muß es gestehn. Hr. Kramer hat mich verwöhnt. Was nicht wie sein ewig schöner Bossuet, wie sein Chrysostomus klingt, das gefällt mir nicht" - (C'est ä dire in der Schreibart) Dieses muß Cramer lesen, wenn er Heumanns Vorrede ausstehn will. Ich habe mich über diesen groben Scribenten sehr geärgert.
Nr. 50
50. Von Johann Adolf
28. November 1750
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Schlegel. Qvedlinburg. Am 28. November 1750.
Mein liebster Geliert, Vor allen Dingen muß ich Dir sagen, daß Dir die Patronmine gar nicht zum Gesichte läßt, und daß ich mich also zu Ende Deines Briefs weder tief gebückt noch Dir multis nominibus gedankt habe. Desto besser aber bin ich Deiner ersten Vorschrift nachgekommen, Deinen vormaligen — treufleißigen Respondenten, und nunmehrigen hochgeneigten Gönner, Ihre Hochwürden mein und Dein liebes Brüderchen zu umarmen, und seiner Charlotte die Hand zu küssen. Ich habe die französischen Briefe, die Du mir zugeschickt, gelesen. Es ist viel vortreffliches in der Anlage, die ich gleichwohl besser verlangte; aber an die Ausführung ist aller feiner Witz, der sich anbringen ließ, verschwendet. Demohngeachtet empörten sie mich anfangs. Die Liebe unter die bloß sinnlichen und körperlichen Vergnügen herabsetzen wollen, einem jungen Herrn, der in die Welt tritt, die Galanterie vorzüglich vor der ernsthaften Liebe anrathen, das sind Dinge, die mir schon in dem M u n d e einer Mannsperson anstößig seyn würden; aber in dem Munde eines Frauenzimmers, und zwar eines unverheiratheten klangen sie mir lüderlich. Ich glaubte nicht, daß ein designirter Diaconus eine französische Epikurerinn deutsch reden lassen dürfe. Nun habe ich sie ganz gelesen. Einige Briefe, worinnen sie solchen Urtheilen vorzubauen sucht, haben mir das Werk aus einem andern Gesichtspunkte gezeigt; und ob mich gleich auch diese Briefe nicht ganz befriedigt haben, so bin ich doch nunmehr gesonnen, sie zu übersetzen, aber in einer Vorrede allen falschen Erklärungen dieses Werks vorzubeugen. Wenn Du glaubst, daß nun alles richtig ist, so irrst Du Dich. Wenn ich mir gleich kein Gewissen über diese Uebersetzung zu machen habe; so möchten doch andre nach ihrer Weisheit urtheilen, daß ich mir eins darüber hätte machen sollen. Diesen Leuten darf man nicht den geringsten Vortheil über sich einräumen; ich muß also ein Geheimniß daraus machen, daß ich der Uebersetzer bin. Soll ich mich dem Verleger auf Gnade und Ungnade überlassen? Schönen Dank! Der Buchführer kann immer den Namen des Uebersetzers verschweigen, und doch machen, daß es alle Welt erfährt. Wie denn also, wenn Du Herr Reichen sagtest; ich hätte es ausgeschlagen, aber auf meiner itzigen Reise hätte ich einen andern von den Verfassern der Neuen Beyträge u. Verm. Schriften dahin bewogen, daß er sich zu dieser Uebersetzung unter der Bedingung entschlossen, daß man seinen Namen nicht zu wissen verlangte; weil ihm aus besondern Ursachen an Verschweigung desselben gelegen wäre. Du aber kenntest ihn so wohl als ich, und stündest ihm dafür, daß er diese Briefe eben so gut übersetzen würde, als Du oder ich. Meine Reise nach Braunschweig macht die Sache wahrscheinlich. Will der Verleger dieses eingehen, so kannst Du Dich in fernere Tractaten mit ihm einlassen. Die Briefe sind schwer, sehr schwer. Nach meinem Bedünken herrscht das verzweifelte neue Französisch darinnen; und es könnte wohl seyn daß die
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Nr. 50
28. November 1750
Mademoisell L'Enclos diese Briefe erst fünfzig Jahre nach ihrem Tode geschrieben hätte; wiewohl ich das eben nicht gewiß sagen will. Dem sey, wie ihm sey, so werden mir die Briefe Schweiß genug kosten. Unter 26.rh. kann ich sie nicht übersetzen da sie im Französischen 12 1/2 Bogen ohne meine Vorrede ausmachen. Ja fodre 30.rh., es ist gewiß nicht zu viel für meine Arbeit. Kannst Du es nicht so hoch bringen so mag es bey 26.rh. sein Bewenden haben. Was meynst Du? Sollten Wendler oder Reich wohl Lust haben, des Marivaux seinen S p e c t a t e u r F r a n ç o i s übersetzt zu verlegen? Versuche es wenn Du kannst; denn ich brauche Geld zumal da Dyck Cramern nicht bezahlt. Das Werk ist, wie Du weist, klein; den deutschen Bogen a. 2.rh. ist wie mich bedünkt, christlich. Wenn Dir oder Reichen meine Antwort keine Gnüge thut, so warte bis zu meiner Rückkunft. Dann will ich das Buch wieder mitbringen. Vielleicht reise ich künftige Woche ab; wenigstens denke ich nach vierzehn Tagen in Leipzig zu seyn. Wenn Du also davon laufen willst, so warte, bis ich komme; daß ich Dich über die Gränze verweisen helfen kann. Daß Du Lottchens bester Freund auf der Welt bist, das ist eine Fabel, deren Du viele ohne Deinen Willen machst. Lügner! Wer wäre denn ich? Lottchen spricht: Sie liebte Dich noch eben so, wie sie Dich in Leipzig geliebt hätte. Das klingt zweydeutig. Ich spreche, es mag wenig genug seyn. Cramer ist Dein Patron. Von den jüngern Prinzen in Braunschweig soll ich Dir ein Compliment machen; sie haben mir zwo Fabeln von Dir erzählt. Nicht wahr, Herr Autor? Das kitzelt! Es sind zwar kleine drolligte Jungen, aber doch Prinzen. Jerusalem, Gärtner, Lisse, Ebert, Alberti, Zachariä, Friederici alle grüssen Dich. Grüsse Du dagegen Deinen Bruder, Rothen, D. Heynen, D. Gutschmidten küsse den Steuerrevisor, Christianen und Willhelminen küsse die Hand. Noch eins! Vergiß nicht diesen Brief mit entblößtem Haupte in aller angeh ö r i g e n Ehrfurcht zu lesen. Reichen aber und Wendlern gewöhne, daß sie jede zeit den Hut unterm Arme haben, wenn Du von mir redest, [. . .] ich genannt werde, einen tiefen Reverenz machen. Meynst Du wohl, daß sich ein Verleger zur Uebersetzung folgendes Buchs finden sollte: R e c u e i l des P i è c e s d ' E l o q u e n c e p r é s e n t é e s a l ' A c a d e mie F r a n ç o i s e p o u r le P r i x , q u ' e l l e d i s t r i b u e in vier Bänden in Duodez? Ein herrliches Buch, wenn ich gleich nichts als den Titel davon kenne! Gieb Dir, mir zu gefallen Mühe. Uebrigens sind wir Euch in Gnaden gewogen. Schlegel, Poet und Hoftradücteur.
Nr. 51
51. Von Johann Friedrich Löwen.
28. November 1750
Hamburg, den 28. November
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1750.
HochEdelgebohrner Hochgelahrter Herr, Höchstzuehrender Gönner und Freund, Da ich mir vor einigen Monathen die Freyheit nahm, Dieselben um die Nachsicht einiger von meinen Gedichten gehorsamst zu ersuchen; so konte mir bey der Wiedererhaltung derselben nichts angenehmer seyn, als Dero aufrichtiges und ungeschminktes Urtheil von meinem Entschluße. Ich bin Ew. HochEdelg. deswegen den grösten Dank schuldig, und wünsche mir nichts mehr, als die Ehre Ihrer beständigen Freündschafft, und einer öfftern Zuschrifft, statt einer Versicherung derselben zu genießen. Ich habe Dero wohlmeynenden Raht gefolget. Ich bin nicht hitzig gewesen, und werde auch noch vorerst mit der Herausgabe zurück halten, maßen ich hier in Hamburg, wo ich mich nunmehro beständig aufhalten will, die beste Gelegenheit habe, dieselben scharf durchzugehen. Der hiesige Legations Secretair, Herr Zinck, welcher ein wahrer Freünd von mir ist, und der mir befohlen hat, Ew. HochEdelg. seine Ergebenheit zu bezeigen, entstehet mir auch nicht mit seinem Rathe, und mit seinem guten Urtheil. Eine baldige Zuschrifft von Ihnen, soll mir die Versicherung derjenigen Gewogenheit geben, der Sie mich würdigen. Von mir können Sie glauben, daß ich mich ohnverändert mit der grösten Hochachtung nennen werde Ew. HochEdelgebohrnen Hamburg am gehorsamster Diener, 28 t e n Nov. 1750. Johann Friedrich Löwen.
52. Von Johann Georg Sulzer.
Magdeburg, den 20. Dezember
1750.
Mein werthester Herr und Freünd. Ihr Lied an Hrn. Bachman hat mich so sehr gerühret, und mir so viel zärtliche Empfindungen für den Verfaßer erweket, daß ich mir das Vergnügen nicht versagen kan, Ihnen, mein werthester Herr und Freünd dafür meine Freüde und Dankbarkeit zu erzeigen. Sie stellen mir darin unsern würdigen Freünd, meinen größten Wohlthäter, und meine liebe Freündin auf den Seiten vor, auf welchen ich beyde am liebsten sehe. Es ist nicht anders, als wenn Sie der Dollmetscher meines Herzens gewesen wären. Ich konnte diese Ubereinstimmung unsrer Gesinnungen nicht sehen, ohne zugleich eine Menge der zärtlichsten Rührungen gegen Sie zu empfinden. Ein Brief ist zwahr ein allzuschwaches Mittel dergleichen Bewegungen des Herzens an den Tag zu legen, aber da ich nun einmal das Vergnügen so bald nicht haben werde, Sie wieder zu sehen, so freüe ich mich noch daß mir dieses Mittel übrig bleibet, Ihnen einiger Maaßen meine Ergebenheit und zärtliche Freündschafft an den Tag zu legen. Unser Vergnügen ist uns durch die betrübten Nachrichten von dem werthen Hällischen Freünd, den wir kaum mehr sehen werden, sehr verbittert worden.
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Nr. 53
22. Dezember 1750
Wir müßen auf einmal über zwey Freünde weinen, über Leveaux, den wir verliehren, und über Bachman, den wir dieses Verlusts halber in äußerster Betrübniß sehen. Sie werden von selbst die Spuhren eines halb in Zerrüttung gebrachten Geistes in diesem Brief sehen, den ich deswegen nicht verlängern will. Ich würde mich bey meinem iezigen Glücke noch glücklicher schäzen, wenn ich Sie durch dieses Schreiben versichert hätte, daß ich mit großer Hochachtung und zärtlicher Freündschafft bin Mein werthester Herr und Freünd Magdeburg den 20 des Christmonats. Ihr ergebenster Diener Sulzer. Von Frl. Wilhelmine Keusenhof Ich kann nicht unterlaßen einige Worte unter den Brieff meines Freündes zu schreiben, und meine Danksagung an Ihnen mein Werthester Herr, denen seinigen beyzufügen. Meine außdrücke seyn zu schwach meine Erkentlichkeit an den Tag zu legen, Sie können aber überzeügt seyn daß sie ungemein groß ist. Warum haben Sie uns doch diesen Sommer nicht so Gelücklich gemacht Ihnen zu sehen? Da Sie uns schon einige Hoffnung darzu gegeben hatten. Wie sehr würde uns nicht der Besuch eines so liebenswürdigen Mann nicht Erfreühet haben! Wir würden gelegenheit gehabt haben Ihnen zu zeigen wie sehr wir Ihnen Hochschätzen. Ich verbleibe Mein Werthester Herr Ihre Ergebene Dienerin Keusenhoffen.
53. Von Heinrich Wilhelm Bachmann d.Ä. Magdeburg, den 22. Dezember 1750. Mein lieber Herr Magister! Ich statte Ihnen hiemit den verbindlichsten Dank ab lieber Herr Magister für die Spuren Ihres guten Willens wie Sie es zu nennen belieben, und nehme solche desto freyer für ein Merkmal Ihrer gegen mich tragenden aufrichtigen Freundschaft an, je ähnlicher ich Ihre ausdrücke mit dem finde was mein Herze für Sie fühlet. In Ihren Werken überhaupt und hier insbesondre lieber Freund, verehre ich Ihr redliches Herze, und ich bewundre die unnachahmbare und Ihnen fast ganz allein eigne geschicklichkeit sich so stark, so schön und so natürlich auszudrücken. Herr Sulzer und seine junge artige Frau, welche von diesen gedichten so sehr als ich, eingenommen sind, werden sich gegen Sie selbst bedanken.
Nr. 5 4
Dezember 1750
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Ich weiß übrigens lieber Herr Magister Ihr zärtlich Herze wird etwas mit von der Beklemmung fühlen worinn ich nun seit 14 Tagen wegen meines innigst geliebten sterbenden Freundes bin; der redliche und geprüfte Freund Leveaux liegt nun so lange in der aller äußersten Schwachheit; vielleicht hat Ihnen Herr Reich schon etwas davon gesagt, denn er ist noch kürzl. drüben gewesen und hat ihn besucht. O mein werther Freund, wie viel kostets unserm irrdischen Herzen sich denen weisen und väterlichen Fügungen unsers barmherzigen Vaters in solchen schmerzlichen Fällen unbedingt zu unterwerfen! jedoch, Das Schicksal kennt uns allzuwohl, Es weiß wo es uns treffen soll, Wir müßen fühlen wann es schläget. Ich verliehre an ihm den treusten Reisegefährten auf dem wege nach der Ewigkeit, denn unsre Freundschaft hatte unsre wahre und ewige Glückseligkeit zum endzweck. Ich bitte mir die Ihrige die ich auf gleichen grund gebaut zu seyn glaube, beyzubehalten und versichert zu seyn daß ich mit wahrer Hochachtung bin Ihr verbundenster und Magdeburg ergebenster Diener den 22 Decemb. 1750. H W Bachmann.
54. An Heinrich Wilhelm Bachmann d. Ä.
Leipzig, Dezember
1750.
Sie sind ganz gewiß der Unbekannte, in dessen Namen mir Herr Reich eine so ansehnliche Belohnung für eine geringe Arbeit überbracht hat. Er hat mir es zwar nicht gestehen wollen, und Sie werden mir es auch nicht gestehen; allein ich kann nicht irren, wenn ich Ihnen den Dank dafür abstatte. Wer könnte sonst eine so kleine Mühe so reichlich belohnen, und zugleich so bescheiden? Sie haben der Belohnung die Gestalt der Wohltat benommen, um mich Ihr Vergnügen, ohne die Unruhe der Verbindlichkeit, fühlen zu lassen. Soll ich Ihnen auch dafür nicht danken? Leugnen Sie es nicht länger, daß ich Ihnen das Geschenk schuldig bin. Sie haben Ihre Absicht erreicht; ich bin völlig überzeugt, daß Sie mir eine Freude haben machen wollen, ohne mich dadurch verbindlich zu machen; allein es gehört nunmehr selbst zu meiner Freude, daß ichs wissen muß, daß ich sie niemanden anders schuldig bin, als Ihnen. Ihr Geschenk ist mir nicht so wohl durch sich angenehm, als weil Sie mirs gemacht haben. Und so verbraucht auch dieser Gedanke ist: so empfinde ich doch seine Wahrheit zu sehr, als daß ich ihn nicht für die aufrichtigste Danksagung halten sollte. Eben itzt erfahre ich, daß es sich mit Ihrem schon so lange sterbenden Freunde etwas gebessert hat. Möchte ich doch der erste seyn, der Ihnen diese freudige Nachricht gäbe! Ich wünsche Ihnen, nebst Ihrer eignen Gesundheit, sein Leben zum neuen Jahre, und bin etc.
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55. An Heinrich Wilhelm Bachmann d. Ä.
Leipzig, Dezember
17SO.
Also haben Sie Ihren besten Freund, Ihren Leveaux, verloren? Sie dauern mich unendlich, und ich wünschte, daß selbst diese Versicherung etwas zu Ihrer Beruhigung beytragen möchte; denn was habe ich sonst, womit ich Sie aufrichten könnte? Gott! wer hätte das vor wenig Monaten bey unsrer Zusammenkunft in Merseburg denken sollen, daß dieser so muntre und vor uns allen belebte Freund, der erste und nächste zum Tode seyn sollte! Und er war es in diesem Jahre noch. Vater der Menschen! Wie flüchtig ist das Leben, das wir so sehr lieben, und als dein Geschenk auch lieben müssen! Ich weine, indem ich dieses schreibe; Ich weine mit Ihnen, mein lieber Rachmann, und ich wünsche, daß mich niemand diese Stunde in meinen Thränen und in meinen menschlichen Empfindungen stören mag. Wie könnte ich die letzten Augenblicke vom Jahre, die noch übrig sind, glücklicher anwenden, als wenn ich sie dem Mittleiden, dem Gedanken des Todes, und der Seele des Verstorbenen schenke! Er ist also in dem Schoosse der Ewigkeit und der unaussprechlichsten Ruhe ? Was muß ein Geist, von der Erde weggenommen, bey dem ersten Eintritte in das Land der Vollkommnen, fühlen: welche göttliche Wollust! Geleitet von der Hand des Allmächtigen, überschaut er die Welten der Seligkeiten; entzückt von den Stralen der Gottheit preist er den Tag der Geburt und des Todes zugleich, und fühlet, daß der Herr Gott ist. Nun sieht er den göttlichen Erlöser, und verliert sich in dem Meere seiner Liebe, und wird trunken von den Geheimnissen der Erlösung. Er fängt die ewigen Loblieder Gottes und der Tugend an. Die kleinste gute That auf Erden stellt sich ihm nunmehr im heiligen Lichte vor, und eine jede edle Absicht wird ihm zur Belohnung vor dem Allwissenden, und bleibt ihm ein ewiger Ruhm in dem Angesichte der Vollkommnen. Nehmen Sie, mein lieber Bachman, diese Bilder der Einbildung zu Hülfe, wenn Sie mit Ihren Gedanken dem Seligen folgen. Sollte er nicht so glücklich seyn, als ich gesagt habe? Er ist es gewiß, und ich preise Gott in diesem Augenblicke, daß ers ist. Wollten Sie wohl Ihren Leveaux, wenn es bey Ihnen stünde, von diesem Glücke auch um eine Stunde zurückhalten? Heben solche Gedanken die natürliche Empfindung, in den Stunden der Wehmuth, und das Verlangen nach denen, die wir lieben und lieben müssen, nicht auf: so machen sie unsre Betrübniß doch zur Tugend, indem sie ihr die gehörigen Schranken geben. Und welcher Trost ist stärker und erhabner, als der: Der Herr hat ihn gegeben, der Herr hat ihn genommen! Er erhalte Sie in dem Jahre, das wir anfangen, gesund und zufrieden, und schenke Ihnen diese Wohlthat noch in vielen folgenden. Er lasse Sie die Freude der glücklichsten Väter erleben, und Sie in den Sitten und Handlungen Ihrer Söhne, das liebenswürdige Herz einer nicht mehr vorhandenen Mutter, und stets den Lohn einer sorgfältigen Erziehung erblicken. Ich wünsche dieses mit dem aufrichtigsten Herzen, und bin zeitlebens etc.
Nr. 56
56. An Charlotte
Cramer.
Anfang 1751
Leipzig, Anfang
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1751.
Madam, Sie sind die beste Frau von der Welt, und ich bin Ihr bester Freund; dabey bleib ich. Gewiß, Sie verdienen, (lassen Sie diese Zeile Ihren Mann nicht lesen!) Sie verdienen einen noch bessern und vornehmern Mann, als Ihr Cramer ist. Dennoch darf Sie dieses nicht abhalten, ihn ferner zu lieben; alle Leute können unmöglich so viel Verdienste haben, als Sie und darf ichs sagen? als Sie und ich. Aber wie leben Sie denn in Quedlinburg? Ist mein Gedichte auf Ihre Hochzeit immer noch eine Fabel? Hört Ihr Mann Geben Sie wohl Achtung! Ich will den Homer nachahmen, und eine so seltne Begebenheit verdient es ja wohl! — — Hört Ihr Mann den süßen Namen, Vater, noch nicht? Ja, liebe Freundinn, wenn Sie mir noch im alten Jahre einen Gevatterbrief geschickt hätten: so wäre mein Pathe (denn mit einem Sohne müssen Sie die Welt beschenken,) durch mich reich geworden. Ich bekam um diese Zeit ein Geschenke von fünfzig Dukaten für eine kleine Bemühung. Ich wüßte in der Eil nicht, wozu ich das Geld anlegen sollte. Bald wollte ich mir ein Haus, bald einen Lustgarten, bald ein Rittergut, endlich gar eine liebe Frau kaufen; und wenn Sie damals gleich einen Gevatterbrief an mich erdichtet hätten: so hätte ich meinem Pathen alle diese Dukaten eingebunden. Es waren lauter rare Stücken mit doppelten Hertzen, mit Cometen, mit gehörnten Siegfrieden und dergleichen. Ich soll sie aufheben; wollen Sie mir sagen? Nein, meine gute Charlotte, nunmehr ist es zu spät. Ich besann mich den letzten Tag im Jahre noch, daß ich etliche Kleinigkeiten für Bücher zu bezahlen hätte, und dazu habe ich das Geld angewandt. Warten Sie also lieber bis wieder auf eine solche Begebenheit; denn itzt könnte ich meinem Pathen fast mit nichts, als mit meinem Gebete und mit meinem Segen dienen, in der Sprache der Betschwester zu reden. — — — Ich habe gehört, daß Ihr Mann guten Ungrischen Wein, seinem Stande gemäß, im Keller haben soll. Sagen Sie ihm doch, daß er sich mit einem Antheil sehr beliebt bey mir machen, und zugleich, als mein ehemaliger Respondent, das Präsidium bey mir dadurch abtragen könnte. Ich denke überhaupt, ich werde bald zu Ihnen kommen; denn ich möchte Sie gar zu gern einmal sehn und küssen. Es sind freylich sechzehn Meilen, es ist auch schlechter Weg, es ist kalt; aber alles dieses wird mich nicht abhalten. Das menschliche Leben ist kurz, ich will reisen, und Sie noch einmal sprechen, und Ihnen ganze Wochen lang sagen, wie viel ich Ihnen Gutes gönne, und wie sehr ich stets gewesen bin, und noch bin etc.
57. An Moritz Ludwig Kersten.
Leipzig, den 22. Januar
1751.
Mein lieber Kersten, Endlich können Sie mein Patron werden, wenn es Ihnen zu verächtlich ist, länger mein Freund zu seyn. Sie sollen mich nämlich zum extraordinairen Professor mit Pension machen. Das ist für Sie was Kleines, und für Ihren Herrn
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Nr. 5 7
22. Januar 1751
Grafen, deucht mich, noch was Kleiners. Er hat mir durch meinen Bruder befehlen lassen, ihm ein Memorial an den Kirchenrat in dieser Absicht zu überschicken; und der Herr Graf von L o ß hat mir in eben dieser Woche durch den Herrn Legationssecretär W i e d e m a r k t e r eben diesen Befehl ertheilen lassen, den er mir an voriger Messe schon mündlich gegeben. Doch hat mir der Graf L o ß eben nicht ausdrücklich sagen lassen, daß ich zugleich um eine Pension anhalten sollte; so gnädig ist nur unser H o l z e n d o r f gewesen. W i e d e m a r k t e r , der sich einige Tage hier aufgehalten, wollte das Memorial mitnehmen; allein ich konnte das Testimonium von der philosophischen Facultät nicht gleich bekommen, also hat er mir gesagt, die Addresse an ihn so einzurichten, daß Sie, wofern er bey der Ankunft des Memorials nicht mehr in Dresden wäre, die Sachen erbrechen und übergeben sollten. Er hat einen Brief von mir an den Grafen L o ß mitgenommen. Ich überlasse es Ihnen beiden, oder Ihnen, mein lieber Kersten, allein, wem Sie das Memorial von meinen beiden Gönnern übergeben wollen. Ich habe zugleich einen französischen Brief an den Kammerherrn v. D i e s k a u geschrieben, der mir durch den Herrn Secretär M ü l l e r eben dergleichen gnädigen Antrag vor einiger Zeit hat thun lassen. Grüssen Sie diesen Letzten auf das ergebenste von mir, bitten Sie ihn, daß er dem Herrn Kammerherrn den Brief übergiebt, wenn es sich schicken will, und sagen Sie ihm, daß ich wohl wüßte, daß er als ein großmüthiger Freund bey verschiedenen Gelegenheiten an mir gehandelt hätte. Ich bin zufrieden, wenn ich auch jetzt keine Pension bekomme; ich bin mit der Hoffnung zufrieden. Es ist immer noch eine große Frage, ob ich eine Pension verdiene und ob sie Andre nicht noch mehr verdienen oder mehr brauchen. Professor K a p p , der Decanus der philosophischen Facultät, und auch Professor C h r i s t meynten, daß ich vermöge des Testimonii den Befehl zur extraordinairen Profession ohne vorhergegangenes Rescript erhalten könnte; und freylich sähe ichs gern, wenn man mir bey der Academie nicht vorwerfen könnte, daß ich die Profession erbettelt hätte. Der Rector Magnificus L u d w i g , auch mein Freund, will mir als Rector, wenn ichs verlange, ebenfalls ein Testimonium ertheilen. Ich sage dieses deswegen, weil mir der Herr Graf H o l z e n d o r f hat befehlen lassen, daß ich mit dem Memoriale zugleich ein Testimonium von der Academie überschicken sollte, damit der Weg verkürzt würde. Wenn Sie wüßten, mit was für schwerem Herzen ich mich zu dem Memoriale entschlossen, und wie es meine Freunde ordentlich in meinem Namen gemacht und mir aufgedrungen haben: so würden Sie ganz gewiß zu mir sagen: Mein lieber Geliert, Ihr seyd ein Narr; und wer weis, ob Sie ganz unrecht hätten und ob ich nicht gelassen genug wäre, den Schimpf zu leiden; denn ich liebe den Frieden und Sie und mein Leben, und bin gar zu sehr Leipzig, den 22. Jan. 1751. Ihr Freund und Diener Geliert.
Nr. 58
24. Januar 1751
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Av F a c v l t a t i s P h i l o s o p h i c a e L i p s i e n s i s D e c a n v s S e n i o r et r e l i q v i e j v s Professores. Q u o d H a v d I t a P r i d e m Ab O r d i n e nostro modeste petiit testimonium studiorum et vitae apud nos exactae Vir Clarissimus, M . C h r i s t i a n v s F u r c h t e g o t t G e l l e r t v s : illud eo libentius illi impertimur, quo digniorem illo per varios, quos hie commoratus est annos, sese reddidit. Confirmamus itaque T i b i , L e c t o r , laudatum Gellertum A. CIDIDCCXLII ab Ordine nostro Magistrum Philosophiae renunciatum, A. C I 3 D C C X L I V iura et priuilegia eius disputatione docta de poesi Apologorum et eorum scriptoribus cum laude sibi vindicasse, et ab eo tempore singulis annis nonullos juvenes, et inter hos varios illustri sanguine prognatos, exteros etiam, et ex Italia et Anglia ad nos studiorum gratia profectos, linguam, eloquentiam et poesin Teutonicam, non sine plausu et fractu docuisse. Quemadmodum autem Clarissimus Gellertus his recitationibus priuatis per complures annos de studiosa inventute egregie est promeritus, et adhuc bene promeretur: ita non minus rempublicam litterariam variis libris, et prosa et vorsa oratione conscriptis, insigniter ornauit, qui et ingenium eius venustum et reconditam doctrinam satis superque produnt, nec sine vtilitate et delectatione a popularibus nostris avidissime leguntur. Manavit etiam praestantia et elegantia scriptorum Clarissimi Gellerti ad exteros populos, ita vt et Galli et Dani varia eius opuscula in suas linguas convertere coeperint, et in pluribus convertendis adhuc versentur. Qui quidem popularium nostrorum, et externarum gentium in scripta CI. Gellerti amor, vti non potest non cum eius laude ac gloria coniunctus esse: ita nos, qui eius probitatem, diligentiam, modestiam, aliasque virtutes propius intuemur, et adhuc melius perspectas habemus, non modo in societatem huius laudis lubentes venimus, sed etiam ex animo optamus, vt alia praemia, eius ingenio venusto et praeclara eruditione digna, breve interiecto tempore consequatur. Scriptum et signatum Lipsiae d. XXIII. Jan. A. R. G. C I 3 1 D CCLI. Ioannes Erhardus Kappius Prof. Publ. et Facult. Philos. h. t. Decanus.
58. An das Geheime Consilium.
Leipzig, den 24. Januar
1751.
A l l e r d u r c h l a u c h t i g s t e r , G r o ß m ä c h t i g s t e r K ö n i g , und C h u r f ü r s t , Allergnädigster Herr Nachdem ich bereits im Jahre 1744. von der Philosophischen F a c u l t a s in der Universität zu Leipzig, durch Vertheidigung meiner Abhandlung de P o e s i A p o l o g o r u m das Recht Collegia zu lesen, erlanget habe; So bin ich nach mehrern Innhalt beyliegenden A t t e s t a t s der philosophischen F a c u l t a s t s u b A. von solcher Zeit an, unausgesetzt bemühet gewesen, der hieselbst studiren-
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Nr. 59
Januar 1751
den Jugend durch Vorlesungen über die Moral, und über die Regeln des guten Geschmacks in der Beredsamkeit, und Dichtkunst einen wahren Nutzen zu verschaffen, und zugleich durch die Ausgabe unterschiedener moralischen, und poetischen Schrifften meiner Neigung der Welt zu dienen, ein Gnüge zu leisten. E w : K ö n i g l : M a j t : haben D e r o Landen das seltene Glück verschaffet, daß die schönen Wißenschafften in ihrer Verbindung mit der Moral, in D e n e n selben vorzüglich geliebet, und belohnet werden. Diese Vorstellung hat mich bißhero abgehalten, außer meinem Vaterlande eine Beförderung zu suchen, und die Gelegenheiten, die sich mir dazu angebothen haben, anzunehmen; ich habe mich allemal mit der angenehmen Hoffnung unterhalten, in meinem Vaterlande unter die Zahl der glücklichen Lehrer zu kommen, die E w : K ö n i g l : M a j t : hoher Schutz und Gnade in den Stand setzet, mit Nachdruck und Nutzen, an der Ausbreitung der Tugend, und des guten Geschmacks zu arbeiten. Meine Hofnung wird sich ihrer Erfüllung nähern, und mein Fleiß wird der Academie nützlicher werden, wenn E w : K ö n i g l : M a j t : mich der hohen Gnade würdigen wollen, mich zum P r o f e s s o r e P h i l o s o p h i e e x t r a o r d i n a r i o auf derselben Allergnädigst zu bestellen, und durch Allergnädigste Ertheilung einer jährlichen P e n s i o n mir meinen längern Aufenthalt in Leipzig möglich zu machen. E w : K ö n i g l : M a j t : sind zu gnädig, als daß es mir möglich seyn sollte, an einer vollkommenen Erhörung meiner allerunterthänigsten Bitte zu zweiffein; In deren ehrerbietigsten Erwarttung ich Lebenslang mit tiefster D e v o t i o n verharre Ew: K ö n i g l : M a j t : Leipzig den 24. J a n : 1751. allerunterthänigster und allergehorsamster M. Christian Fürchtegott Geliert.
59. An Johann Adolf Schlegel.
Leipzig, Januar
1751.
Bruder Hier hast Du 29 rhlr, die mir Hr. Reich diesen Morgen gebracht hat. Ich will schon weiter mit Dir reden. Zugleich schicke ich Dir meine Briefe u. bitte Dich zu Scharfrichtern. Es folgt Bleystift, daß Du anstreichen kannst. Kannst Du etwas ändern, besser machen, u. zwar mit wenig Mühe: so thue es, maximo me beneficio afficies. Es sind Briefe. Sie liegen nicht gut. Wir müssen eine Ordnung machen, daß die von einerley Inhalt nicht zu sehr zusammen kommen. Wenn Du welche ganz weg haben willst, von Herzen gern. Nur über sechs oder sieben nicht. Ich erwarte Dich um 3 Uhr u bin Dein lieber Glrt.
Nr. 60
60. An Johann Adolf Schlegel.
Januar 1751
Leipzig, Januar
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1751.
Mein lieber Schlegel, 1). Ich dächte, Sie läsen die Briefe in der Ordnung noch einmal geschwind durch, u. sähn ob sie gut lägen u. ob sonst noch etwas zu errinnern, oder bald zu ändern wäre. 2). Wollen Sie um 4 Uhr einen Caffee bey mir trinken? denn um sechs U. trage ich das Manuscript zu Wendlern. 3. Um 1. Uhr will ich die Briefe wiederholen lassen u. sie bis 4 U. zu Dr. Gutschmidten schicken. 4. Ich schicke Ihnen den Philosophischen Theil vom Cicero; gehn Sie sauber damit um. 5. Ich schicke Ihnen den Foster, damit Sie den Bogen überrechnen können; denn wenn Sie nichts abhält: so wollten wir Ihr Manuscript heute auch fortschaffen. 6. Schicke mir meinen gr. Cicero wieder. 31. 32. 36. mit den an Eberten 40, 41. 49. 50, 51, 52 53. 58. Gnädige Frau 72. 73.
61. An Johann
Leonhard
Froereisen.
Leipzig, den 27. Februar
1751.
Monsieur Il faudroit que je fusse peu sensible pour n'etre pas touché de l'approbation, dont vous avés daigné honorer mes fables. Est ce peu de chose, disois-je en moi même, que d'etre loué d'un homme de goût, d'un Poëte, d'un François, dont les écrits sont tant estimés et que tu admirerois, n'eût il donné au public que l'eloge qu'il a fait du Mareschall Comte de Saxe? En effet, Mr. ce Poëme m'a charmé infiniment et il me tarde de voir arriver le moment de vous temoigner en personne la reconnoissance que je dois à ce beau present et l'éstime particulière avec laquelle je serai toute ma vie Monsieur Leipsic le 27 Fev. 1751. Vôtre très humble et très obéissant Serviteur Geliert. 62. An Philipp Erasmus Reich.
Leipzig, den 11. März
1751.
Mein lieber Herr Reich, Sie sehn, warum Hr. Schlegel bittet. Geht es ohne Ihre Ungelegenheit an: so dienen Sie ihm. Ich stehe für das Manuscript. Er braucht itzt zu seiner neuen Einrichtung freylich sehr viel.
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Nr. 62 a
März 1751
Mir schicken Sie, unbeschwert, ein Buch vom Herrn Batteux: Cours des belies Lettres p wenn Sie es haben; nur auf ein Paar Stunden. Ich bin Ihr ergebenster Glrt.
62 a. An Luise Marie Henriette Gärtner.
Leipzig, März
1751.
Meine liebste Freundinn, Ich bedaure es alle Tage, daß ich Sie noch nicht von Person kenne, und zuweilen bin ich so eitel, daß ich mir einbilde, es könnte Ihnen auch nicht gleichgültig seyn, daß Sie mich noch nicht kennen. Stören Sie mich ja nicht in dieser süßen Einbildung. Sprechen Sie nicht, daß Sie Ihr Verlangen dadurch befriedigen, weil Sie von Ihrem Manne, als meinem andern Ich, auf mich schlössen. Der Einfall ist sehr sinnreich; aber er gefällt mir doch nicht ganz. Es ist wahr, ich und Ihr Mann, wir haben vieles gemein; allein wir gleichen einander doch nicht in allem. Zum Exempel, ich habe keinen von seinen Fehlern, ich lasse mich weit besser lenken, als er; ich mache keine Spöttereyen, und rede meinen Freunden nichts Böses nach. Ich bin ein vortrefflicher Wirth, und bloß das, was ich in meinen jüngern Jahren erspart habe, beläuft sich sehr hoch. Er hingegen wird Ihnen aus dieser Zeit nicht das geringste aufweisen können. Hundertmal habe ich zu ihm gesagt: L i e b s t e r F r e u n d , l e g e n S i e d o c h e t w a s z u r ü c k ; w e n n Sie e i n m a l h e i r a t h e n , a l s d a n n ist d i e s e s G e l d g e f u n d e n . Aber es half nichts. Er blieb immer leichtsinnig. Freylich wird ers leugnen, wenn Sie ihn darüber zur Rede setzen; denn wer gesteht gern seine Fehler? Verliebt ist er auch Zeit seines Lebens gewesen. Hat er Ihnen denn nichts von einem Frauenzimmer erzählt, die Calliste hieß? Doch ich mag nicht reden. Sie möchten böse auf ihn werden, und das wollte ich doch auch nicht gern. So viel kann ich Ihnen im Vertrauen sagen, daß er mit meiner Schwester noch bis auf diese Stunde eine heimliche und verbotne Correspondenz führt. Sie ist freylich schon fünfzig Jahre; allein wozu ist das viele Schreiben nütze? In der That ists wahr, er schreibt sehr schön, und hat auch eine beßre Hand, als ich; er macht beßre Verse, als ich; er kann sehr tiefsinnig denken. Aber bey allen seinen schönen Versen, bey aller seiner Tiefsinnigkeit, ist er (nehmen Sie mirs nicht übel, daß ich mich wieder selber loben muß) ist er, sage ich, im Umgange doch nicht so munter, so artig, so gefällig, so gesellschaftlich, wie ich. Es sagte nur letztens noch eine Französinn zu mir, daß ich unter allen deutschen Gelehrten, die sie gesehen hätte, die meiste Vivacité (es ist ihr eignes Wort) besäße, und am wenigsten ein Pedant wäre. Leider hängt es den meisten Leuten aus der Studirstube an, daß sie in Gesellschaften stumm sind, ich hingegen, ob mir gleich meine Feinde das Gegentheil zeitlebens nachgesagt haben, und mit vieler Wahrscheinlichkeit noch immer nachsagen; ich bin so wenig zu diesem Fehler geneigt, daß ich so gar in der Gesellschaft der Schönen unsrer Stadt immer das letzte Wort habe; und dazu gehört gewiß viel Beredsamkeit. Ob ich so schön aussehe, wie Ihr Mann? das will ich eben nicht gesagt haben. Indessen habe ich
Nr. 63
13. April 1751
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mich vorigen Sommer in Miniatur abmalen lassen, und alle Welt gesteht, daß mein Gesicht im Bilde recht angenehm aussieht. Ich werde mir die Freyheit nehmen, es Ihnen mit der ersten Braunschweiger Messe zu überschicken, damit Sie wenigstens die Bildung Ihres Verehrers und besten Freundes kennen lernen, und damit ich den kleinen Fehler nicht mehr begehen darf, mich selber zu loben, um ein Verlangen nach meiner Bekanntschaft in Ihnen zu erwecken, und Sie zu einer Reise nach Obersachsen zu bewegen. Im Vorbeygehen gesagt, meine liebste Freundinn, es sollte Ihnen bey uns so wohl gefallen, daß Sie wohl gar die Rückreise vergäßen. Ich könnte hier meinen Brief mit gutem Gewissen schließen, wenn ich Ihnen nicht noch sagen wollte, daß das beygelegte Präsent von mir herrührte. Nicht, als ob Sie mich deswegen zu Gevattern bitten sollten. Nein. Ich sagte zu meines Bruders Frau unlängst: Frau Schwester, ich möchte unsrer Freundinn in Braunschweig gern ein klein Präsent machen, wozu rathen Sie mir? D a s w i l l ich I h n e n b a l d s a g e n , fieng sie an. B i t t e n Sie die M a d a m Steinauer, daß sie I h n e n ein T a u f m ü t z c h e n o d e r H ä u b c h e n , (ich weiß selbst nicht, wie es heißt,) m a c h t , u n d s c h i c k e n Sie es L o u i s e n ; v i e l l e i c h t b r a u c h t sie es b a l d . I h r M a n n ist viel zu u n b e d a c h t s a m , als d a ß er an s o l c h e S a c h e n d e n k e n s o l l t e . Dieses waren ihre Worte. Kurz, was man mir sagt, das thue ich. Ich schicke Ihnen also dieses Zeichen meiner Fürsorge, ohne daß es eben ein Beweis von der Liebe und Hochachtung seyn soll, mit welcher ich bin etc.
63. An Ernst Samuel Jacob Borchward.
Leipzig, den 13. April 1751.
Hochwohlgebohrner Herr, Hochzuehrender Herr und Gönner, Ich ergreife die Gelegenheit, Ihnen eine Schrift von mir zu überschicken, um desto begieriger, ie weniger ich sonst ein Mittel habe, Ihnen meine Hochachtung und aufrichtige Ergebenheit zu bezeugen. Von wem wollte ich auch lieber und eher gelesen werden, als von Ihnen? Und wie zufrieden werde ich seyn, wenn diese Briefe so glücklich sind, Ihnen eine angenehme Stunde mehr zu machen, und Sie in der guten Meynung zu bestarken, die Sie von mir gefaßt haben! Ich wünsche es von Herzen, und melde Ihnen zugleich eine Nachricht, die Ihnen nicht gleichgültig seyn kann, und die ich Ihnen eben deswegen mit doppelter Freude erzähle. Es ist mir von Dresden aus, wider meine Hoffnung, befohlen worden, um eine extraordinaire Profession und Pension anzuhalten. Ich habe es gethan, obgleich mit schwerem Herzen, und ich hoffe, wenn Gott will, einen baldigen glücklichen Erfolg. Ich erfreue mich nicht so wohl meiner selbst wegen, als wegen meiner Freunde, die für mein Glück mehr, als ich, bekümmert gewesen sind und die mir nun den Vorwurf nicht mehr machen dürfen, daß ich zu gleichgültig gegen eine öffentliche Bedienung wäre. Gott gebe, daß mein Unternehmen, und die Vorsorge meiner Gönner, weder mich, noch sie, iemals reue!
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Nr. 6 4
20. April 1751
Ich habe nicht geglaubt, daß man an mich denke, auch nie geglaubt, daß man Ursache dazu habe, vor andern an mich zu denken. So bald diese Sache kein Geheimniß mehr ist, werde ich die Ehre haben, sie Ihnen zu bestätigen. Indessen bitte ich um die Fortsetzung Ihrer mir schätzbaren Gewogenheit und verharre mit aller ersinnlichen Hochachtung und Ehrerbietung Ew: Hochwohlgebohrnen Leipzig, den 13 April, 1751. gehorsamster Diener C. F. Geliert. Empfehlen Sie mich allen Ihren Freunden gehorsamst, wenn ich bitten darf.
64. Von Ernst Samuel Jacob Borchtvard.
Berlin, den 20. April
1751.
Allerliebster Freund! Gantz gewiß haben Sie durch Ihre Auffschrifft an den v o n B u c k w a r d , doch niemand anders als Ihren ehrlichen B o r c h w a r d z u Berlin gemeint. Nicht wahr? Allerdings. N u n , sehen Sie wohl, allerliebster Freund, so gehts, wann man an seine neue Freunde gar zu selten schreibt. M a n vergißt ihren wahren Nahmen, ihre Bedienungen, ja man adelt sie wohl gar, ohne daß die guten Leute einen eintzigen Ahnen aufzuweisen haben. Doch alles lange stillschweigen, und alle Umtauffung vergeben. Genung, Sie haben unterm 13 ten dieses einen der allerangenehmsten Brieffe an mich, ich sage: an mich, den Hoff-Rath und Resident Burgwart, und an keinen andern alhier geschrieben. Noch mehr: Sie haben durch die sehr schöne gedruckte Beylaage Ihrer vortrefflichen — nagelneuen Schrifft mir eine so große Freude erweckt, daß ich sie Ihnen nicht beschreiben kan. Ey! liebster Geliert, wie sind Sie doch gegen Ihren neuen Freund so sehr gütig? Wie geschickt wißen Sie just eine solche Gefälligkeit aus vielen andern auszulesen, und mir zu erweisen, die mir zum größten und dauerhafftesten Vergnügen gereicht? Tausendmahl Dank für diesen geseegneten Einfall. Könnte ich Sie doch, mein Werthester, bey Uebersendung dieses Brieffes eben so fröhlig wodurch machen, als Sie mich durch den Ihrigen gemacht haben! Aber wodurch doch wohl? Gesetzt nun auch, ich irrte, und Sie hätten, geliebter Freund, hier in Berlin einen würckl. von B u c k w a r d zum Freunde, dem Ihre gedachte Zuschrifft mit der gedruckten Beylaage, nicht aber mir, zugedacht gewesen; so will ich doch vor dießmahl durchaus nicht irren. Halten Sie diesem Trotz etwas zu gute; er ist für mich zu vortheilhafft und zu schmeichlerisch, als daß ihn meine Eigenliebe ohne alle Umstände überwinden könnte. N u n und nimmermehr soll mir auch mein sonst zärtliches Gewißen desfals einer Art von Räuberey beschuldigen. Kurtz: ich gebe meinem halben Nah-
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mens-Vetter, in so fern er alhier würcklich vorhanden ist, das Schöne nicht heraus, was ich einmahl aus meines Gellerts Händen erhalten habe. Kennen Sie mich gleich, rechtschaffener Freund, nicht so genau, als Sie vielleicht jenen kennen; so bin ich doch einmahl so stoltz, mir einzubilden: als gönneten Sie mir ein so nettes Geschenck, wie Ihr neuer Tractat ist, eben so gern, als dem von Buckward. Damit Sie mich aber künfftighin für Zweiffei und Verlegenheit in ähnlichen Fällen behüten u. bewahren mögen; so seyn Sie so gütig, und vergeßen Sie meinen ehrlichen und wahren N a h m e n nicht wieder. Das beste und sicherste Mittel, diesen meinen Wunsch zu erfüllen, wird sein: wenn Sie recht offt an mich schreiben, wenigstens alle M o n a t h einmahl. Ey ja, thun Sie doch diß, würdiger Freund! Wie es mir mit dem übersandten Panacee ergangen, m u ß ich Ihnen kurtz erzählen. Ich erhielt Selbiges an einem Tage, da ich mit Geschäfften überhäufft, und in meinem H a u ß e alles voller Unruhe war. Kaum aber hatte ich das Paqvet erbrochen, und den reitzenden Innhalt deßelben wahrgenommen; so sähe und hörte ich nichts mehr von dem Wirrwarr, womit ich umgeben war. Meine Ges c h ä f t e , so dringend sie auch waren, ruheten par force auf eine Zeitlang. Wer kann wohl von Ihren rührenden Schrifften abkommen, sobald man nur einen halben Blick hinnein gethan hat? Ich laß in einem Strich fast die gantze gründliche Abhandlung von dem guten Geschmack in Brieffen mit großer Auffmercksamkeit und Lehrbegierde durch. Denn da ich noch Beschaffenheit meiner Verrichtungen, so zu sagen, ein alltäglicher Brieff-Steller bin; so ward ich im Durchlesen zugleich Ihr Schüler. Gebe doch der Himmel! liebster Freund, daß Sie aus meinen künfftigen Brieffen einigermaßen mercken mögen, daß ich Ihre treffliche Anweisung und Muster dazu, nicht ohne allem Nutzen durchgelesen habe. Aber ich glaube, zum Lernen in diesem Punckt ist es mit mir schon etwas zu späte, und meine allererste Lehr-Meister waren große Sünder. Was sind doch die jungen Leute jetziger Zeit glücklich, wann sich geschickte Federn über solche practische, und so höchst-nützliche Materien, als der Vorwurff Ihrer neuen Ausarbeitung ist, hermachen? Wie offt habe ich auch vor mein Theil gewünscht: daß in unserer geliebten Muttersprache, die Anweisung zu guten Brieffen anlangend, ein heller Licht aufgehen möchte, als bißher geschimmert? Und nun m u ß auch dieser patriotischer Wunsch auf eine so sehr vollenkommne Art erfüllt werden. Was stifften Sie doch abermahls, mein fleißiger Geliert, für Gutes in der menschl. Gesellschafft? Auch mein H a u ß soll den Nutzen davon spühren. Sie machen mich dadurch bey meiner Ertzlieben Frau, durch deren Besitz, w a n n Sie selbige persönlich kenneten, Sie mich in einem hohen Grade glücklich schätzen würden, und auch bey einer, meiner Erziehung anvertrauten jungen Blutsverwandtin von 15 Jahren, zum angenehmen und tüchtigen Lehrmeister. Meine künfftige Söhne und Töchter haben diesen glücklichen Unterricht noch zu erwarten. Z u der Erziehung der Erstem machen Sie sich nur immer gefaßt, ächter Freund, w a n n mir Gott noch welche schenckt. Die wohlthätige Providentz läße Sie doch nur, werthester Herr Magister, trotz aller Ihrer Schwächlichkeit, grau und alt werden! Meine Stammhalter sollen keinen andern, als Sie, zum Mentor haben. Und könnten Sie mir auch wohl, so neu auch unsre Freund-
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20. April 1751
schafft ist, diesen wahren, und großen Liebesdienst abschlagen? Sie, liebreicher 75 Geliert? Nimmermehr! Würdige mich doch also nur, o! gütige Vorsehung, des rührenden Glücks, verständige und gesunde Kinder in meiner sonst so höchstvergnügten Ehe zu bekommen, ohngeachtet du meine unschuldige Wünsche in diesem wichtigen Punckt aus ohnfehlbar weisen, obgleich mir unbekandten Ursachen seit 6 Jahren noch nicht erfüllen wollen. - — — - Was so mache ich denn? Hätte ich doch gar bald angefangen zu bethen. So sehr geräth man in Entzückung, wann man mit Ihnen spricht, theurer Freund! Ein Glück für mich, daß Sie ein solches vertrauliches Gespräch zu schätzen wißen. Die Nachricht von der Verbeßerung Ihres Glücks, habe ich mit einer Empfindung des Hertzens erfahren, die Sie nur von einem Ihrer redlichsten Freunde 85 erwarten dürffen. Ich wünsche Ihnen dazu von Grund der Seelen alles nur mögliche Glück, und erwarte davon nächstens die Bestätigung. Hier in Berlin will man behaupten, es wäre damit schon gantz gewiß. Gott erfülle dabey insonderheit Ihren eigenen Wunsch, nehmlich: daß weder Ihnen noch Ihren Freunden dieße Veränderung gereuen möge. Sollte aber dadurch Ihrer Freyheit dergestalt 90 eingeschränkt werden, daß Sie weniger Autor würden; o! so hätte doch der Profeßor und die jährliche Besoldung lieber unter die bloßen Möglichkeiten bleiben mögen. Dieser Wunsch geht mir wahrhafftig von Hertzen, und Sie hätten ihn auch wohl ohne Betheuerung geglaubt. Vielmehr hoffe ich, Sie werden nunmehro der Welt weit mehr vergnügte Stunden machen können, als vorher. 95 Wann der Plan Ihres Schicksaals von meiner ohnmächtigen Einrichtung abhienge: so müßten Sie in Berlin wohnen, gantz und gar Ihr eigener Herr, und frey von allen Nahrungs-Sorgen seyn. Oder: die Universität Franckfurt an der Oder, müßte Sie zum würdigsten Lehrer haben. Diese hohe Schule hält fast in allen Haupt-Stücken zwischen Halle und Leipzig die Mittel-Straße, und N B. die IOO dortige reine Lufft und treffliche Gegenden, würden Sie gesünder, wo nicht gantz gesund machen. Lüsterner Traum! O ! um wie viel Grade wäre mein und meiner Freunde Vergnügen alsdann vollkommner? Wie offt, wie sehr offt wollten wir uns alsdann persönlich miteinander letzen und den Himmel auf Erden empfinden? Doch dieser Plan gehört für eine andere Welt. Was würde Ihr 105 Vaterland, was Leipzig insonderheit dazu zu sagen? Wie viel würde vielleicht Ihre eigene Zufriedenheit, braver Geliert, dabey verliehren? Laßt uns also nicht so eigennützig seyn, sondern vielmehr auch andern etwas recht Schönes gantz gönnen, und nur mit einem Theil davon zufrieden seyn. Das Eintzige thun Sie nur, wo es in dieser Welt möglich, zu meinem und 110 meiner Freunde Trost und Freude, und besuchen Sie einmahl unser schönes Berlin. Mein gantzes Hauß stehet Ihnen, mein treuer Freund, so lange Sie wollen, zum Auffenthalt frey und offen. Sie sollen darinn weder zu sehr bedient, noch zu vornehm gespeiset werden. Für schreckliche und geschwindfüßige Mäußchen sollen Sie darinn im höchsten Grad sicher, und in unsern 115 Kirchen, für den kleinen Jungen mit der drohenden Lantze gantz und gar geschützt seyn. Unser erbaulicher und sanffter Sack, hat auch dergleichen neumodischen Wecker gar nicht nöthig. Aber um des Himmels willen reisen Sie nicht mit der Land-Kutsche. Dencken Sie an den henckermäßigen Redner, an
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24. Mai 1751
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den elecktrischen Pedanten, an den Leinweber, und das verwünschte NachtQvartier, wo der Stuhl auf den Tisch stand, und Sie auf den Stuhl gesetzt waren; gewiß die Lust dazu wird Ihnen vergehen. Reisen Sie lieber in einer beqvemen Schwimmer-Chaise oder auf den offenen Post-Wagen. Ich muß Sie durchaus noch in diesem Leben persönlich kennen lernen, es koste auch was es wolle. In jenem will ich Sie mir schon selber auffsuchen, und bald finden. Aber wann werde ich doch heute auffhören, mit Ihnen zu plaudern, geduldiger Geliert? Wird es Ihnen bey meinem Brieffe nicht bald so ergehen, als in der Kirche zu ? Nur noch ein Paar Worte. Wann wird der 3 t e Theil von der G— — — fertig seyn? Heucheln Sie nicht länger, ich beschwöre Sie bey unserer gantzen Freundschafft, laßen sie mir dieß angenehme und erbauliche Werckchen nicht ins Stecken gerathen, oder ich werde bitter und böse auf Sie. Da haben Sie es! Und da es mir Ehre genung ist, wann mich mein Geliert seinen lieben und treuen Freund nennet, so verbannen Sie von nun an aus unsern künfftigen Brieffen alle diejenigen Titul, die unsre deutsche Brieffe noch immer so strotzend, steiff und sclavisch machen. Thun Sie diß ja, liebster Freund, hören Sie wohl? Auch machen Sie mich von nun an biß in Ewigkeit nicht wieder zum Edelmann. Mein gantzes Hauß, meinen Diener so gar nicht ausgenommen, grüßt Sie von Hertzen. Alles was lesen kan, ließt Sie, alles liebt Sie darinn. ich bin diß und jenseit des Grabes mit wahrhafter Hochachtung, Allerliebster Freund, Ihr Berlin den 20 t e n April treu-ergebenster 1751. ESJ Burgwart.
65. An Ernst Samuel Jacob Borchward.
Leipzig, den 24. Mai
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1751.
Hochzuehrender Herr Hofrath, Sie haben mir durch Ihren schönen und langen Brief ein ausserordentliches Vergnügen veruhrsachet. Jede Zeile ist voll von Freundschaft und Liebe gegen mich, und alles ist die Sprache eines gütigen und edlen Herzens. Wollte Gott, daß ich Ihrer Gewogenheit in ihrem ganzen Umfange werth wäre! Ich will mich be- 5 mühen, sie zu behaupten, und Sie durch Erkenntlichkeit nöthigen, der Freund gegen mich zu bleiben, der Sie aus einem geheimen Zuge der Natur geworden sind. In Wahrheit, Herr Hofrath, ich bin ein glücklicher Mensch. Die vortrefflichsten Männer schenken mir von vielen Orten her ihre Freundschaft und ihren Beyfall auf eine Art, die mich über alles entzücket. Aber wie werde ich mich 10 dieses Glücks würdig genug machen! Und womit werde ich mich trösten, wenn ichs in der Fortsetzung meines Lebens, durch diesen oder jenen Zufall verlieren sollte?
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Nr. 66
14. Juni 1751
Sie wünschen, mich von Person zu kennen, und eben dieses, geehrtester Freund, wünsche ich mir auf meiner Seite mit der größten Sehnsucht. Ja, so wenig ich zu weiten Reisen gemacht bin: so fehlt mir doch nichts, als eine beqveme u. geschwinde Gelegenheit in einer Woche, in der ich abkommen kann, um eine Reise nach Berlin vorzunehmen; eine bloß freundschaftliche und keine gelehrte Reise. Ich möchte Sie gern überfallen; aber wie, wenn Sie gleich zu der Zeit nicht in Berlin wären, da ich mirs einfallen Hesse, zu Ihnen zu kommen? Wäre das nicht ensetzlich für mich? Melden Sie mir also, liebster Herr Hofrath, zu welcher Zeit Sie sich in Berlin sicher aufhalten. Ich will beten, daß mich nichts an diesem Vergnügen hindern mag. Mit meiner extraordinairen Profession und einer kleinen Pension hat es nunmehr, Gott sey Dank! seine Richtigkeit, und ich werde dieses ungehoffte Amt gegen Johannis mit einer gewöhnlichen Rede antreten. Daß Ihnen meine Briefe so wohl gefallen haben, daß mich alles bis auf den Bedienten in Ihrem Hause liest; dieß ist mir lieber als eine Pension. Leben Sie wohl mit Ihrer liebenswürdigen Frau und der jungen Freundinn, und schmecken Sie das Vergnügen der Liebe und des menschlichen Lebens, nach meinem Wunsche, gedoppelt. Ich bin mit der eifrigsten Hochachtung Leipzig, Ihr ergebenster Diener u. Freund den 24 May C. F. Geliert. 1751.
66. An Catherine
Wilhelmine
Sulzer.
Leipzig, den 14. Juni
1751.
Versteigert: Henrici, II, 1910, Nr. 49. Inhalt und Textprobe: Geliert bedankt sich bei Frau Sulzer für die vielen Gefälligkeiten, die Sie mir eine ganze Woche lang in B e r l i n erwiesen haben. Er erwähnt Ramler und Hauptmann Ewald Christian von Kleist, den er nicht hat sprechen können, ob ich gleich in Potsdam auf die Parade gegangen bin. Geliert ladet Frau Sulzer zu einem Gegenbesuch in Leipzig ein.
67. An Ludwig Heinrich von Nicolay.
Fragment. Leipzig, den 28. Junius 1751.
Ich danke Ihnen von Herzen für die Ehre, die Sie mir durch Ihre Fabel erwiesen haben, und gestehe Ihnen aufrichtig, dass ich in Ihren Jahren kaum gewusst habe, was eine Fabel ist, geschweige, dass ich selbst eine hätte sollen haben verfertigen können, die der Ihrigen gleich gekommen wäre. Fahren Sie nur in Ihrem Fleisse fort, ich verspreche Ihnen alles Glück in der Poesie. Das Amt der Poeten ist die Welt zu vergnügen und zu unterrichten. Ihre Belohnung
Nr. 68
1. Juli 1751
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ist der Beyfall, insonderheit der Beyfall der Kenner und der Nachwelt. Das Mittel ist eine geschickte Nachahmung der Natur. Durch sie lernen wir den Weg zum Verstände und dem Herzen der Menschen finden. Durch sie herrschen wir über die Gedanken und Neigungen der Leser und zwingen sie, dass sie die Nachahmung oft für die Natur selbst halten müssen. Aber wie viel Zeit, wie viel verschwendete Einsicht, wie viel Versuche, wie viel Regeln und Kritiken, wie viel mühsame Aenderungen und Verbesserungen gehören nicht dazu, ehe wir dieses Glück erlangen! Scharfsichtige Freunde, gute Bücher und Beyspiele, die wir ausstudiren müssen, sind dem jungen und auch dem männlichen Poeten unentbehrlich. Fühlen Sie den Muth in sich, alle die Hindernisse, die Mühe zu überwinden, welche die Poesie kostet: so haben Sie schon gesiegt. Die Zeit und Ihr Genie werden Ihnen beystehn. Lies, wenn ein andrer träumt. Vergiss den Zeitvertreib, Schlaf, Freunde, Lieb und Spiel. Verleugne dich und schreib! Ein schrecklicher, aber vielleicht nothwendiger Rath, den ich, ich weiss nicht wo gelesen habe! Bemühen Sie sich bey Zeiten, um gut zu schreiben, das was Sie denken, deutlich und gut zu denken. Ce que l'on conçoit bien, s'enonce clairement Et les mots, pour le dire, arrive aisement. Wenn ich nicht glauben müsste, dass Sie in Ihrem Studiren einen guten Anführer hätten, so würde ich so dreist seyn, Ihnen einige Bücher vorzuschlagen, die Sie schon itzt lesen sollten. Zum Exempel, Rollins Anleitung zu den schönen Wissenschaften; des Herrn Batteux Cours des belles Lettres, sind sehr geschickt, die Einsicht und den Geschmack eines jungen Dichters zu bilden.
68. An Johann
Georg
Sulzer. Leipzig, den 1 Jul. 1751.
Mein lieber Herr Professor, Ich soll Sie beklagen, daß Sie auf einige Wochen Ihre liebe Frau entbehren müssen? Ja, ich thue es. Sie sind ein unglücklicher Mann. Ohne Freude bricht der Morgen in Ihrem dunkeln Schlafzimmer an, und ohne Frau wird Ihnen der Tag des Frühlings zur Last. Ich beklage Sie; aber doch nicht ausserordentlich sehr. Die Liebe, die Sie traurig u. einsam macht, ist immer noch in Ihrer Traurigkeit, in aller Ihrer Einsamkeit Ihre Freundinn, Ihre Gesellschafterinn; und in dem ersten Augenblicke, da Sie Ihre Frau nach einer monatlichen Abwesenheit wieder umarmet, ist jede einsame Stunde bezahlet und jeder Kummer belohnet. Um recht glücklich zu werden kann man ja wohl einige Wochen unglücklich scheinen. Bin ich nicht ein harter Mensch? Ja wohl! Eine heimliche Mißgunst redt aus mir. Weil ich das Glück nicht habe, das Sie haben; kurz weil ich keine Frau habe u. mir doch eine, gleich der Ihrigen, heimlich wünschen mag: so scheinen mir Ihre Umstände sehr erträglich, u. nur die meinigen kommen mir mitleidenswürdig vor. Bedenken Sie nur, mein lieber Sulzer, was werden Sie
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Nr. 69
18. August 1751
alles fühlen, wenn Sie Ihre liebe Frau gesund von der Cur u. von dem Verlangen, bey Ihnen zu seyn, mit einer noch nicht bemerkten Mine, in einer noch nicht erblickten sehnlichen Stellung, auf Sich werden zueilen sehn! Ich weis es gewiß, sie kömmt gesund zurück; ich bete für sie, u. sie verdienet das Glück gesund u. geliebt zu seyn, beides gleich sehr. Ich wollte, daß Sie gleich nach den ersten Umarmungen u. Fragen von mir anzureden fiengen; nicht als ob ichs verdiente, nein, ich wollte es als ein blosses Glück ansehen; und das Glück hat auch seine Annehmlichkeiten. Daß ich den Herrn von Kleist u. Herr Rammlern nicht habe sprechen sollen, dieser Verlust macht mir meine Reise unvollkommen; und der Vorwurf, den mir die Haudische Staatszeitung macht, würde mich nicht beunruhigen, wenn ich diese beiden Dichter noch gesehn hätte. Was macht mein Verewiger, Herr Hempel? Wollen Sie eine Menge Empfehle von mir bestellen: so fangen Sie von Herr Sacken an. Ich kann die N a m e n aller der Freunde nicht hersetzen, die ich in Berlin gefunden habe u. in Leipzig nie vergessen werde. Lieben Sie mich ferner und nehmen Sie den aufrichtigsten Dank für alle die Freundschaften an, die ich nur gar zu häufig von Ihnen genossen habe. Ich bin mit einer wahren Hochachtung zeitlebens der Ihrige Geliert. Hr. Schlegel empfielt sich Ihnen u. Hr. Rammlern bestens.
69. Von Michael Conrad Curtius.
Hannover, den 18. August
1751.
Hochedelgeborner und Hochgelahrter Herr, Hochgeehrtester Herr Profeßor, Ich werde mich nicht aufhalten, Ew Hochedelgeb. die Lebhaften Empfindungen der reinsten Hochachtung abzuschildern, womit ich in Dero Person den Menschenfreund und Kunstrichter verehre, den Ihre Schriften uns zeigen. Die Ueberzeugung, welche Ew. Hochedelgeb. selbst von Ihren Verdiensten haben müßen, m u ß Sie auch versichern, daß die ganze Welt gleiche Regungen gegen Sie empfinden müße. Mein Freund der Anhaltcöthensche Geheim-Secretär Wyneken wird Ew. Hochedelgeb. von meinem Vorhaben, des Aristoteles Poetik ins Teutsche zu übersetzen und herauszugeben, Nachricht ertheilet haben. Ew. Hochedelgeb. kennen mehr als jemand die Nützbarkeit einer Uebersetzung dieses Werkes, und kein Mensch ist wegen seiner Geschicklichkeit mehr im Stande, als Ew Hochedelg. durch gütige Erinnerungen die Vollkommenheiten des Werks befodern zu helfen. Ich ersuche Sie daher aufs verbindlichste, mir Dero gütige Meinung zu entdecken, was Sie etwa zum Nutzen des Werkes rathsam befinden. H r . Wyneken hat mir versprochen, Dero Meinung darüber mir kund zu machen. Da ich aber bis hieher vergeblich darauf gewartet, wende ich
Nr. 70
8. September 1751
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mich unmittelbar zu Ihnen. Dero bekannter Charakter läßet mich hoffen, daß ich keine Fehlbitte thun werde. Meine Absicht ist sonst außer einer zwar so genau als möglich eingerichteten, aber doch reinen Teutschen Uebersetzung, den Text mit Anmerkungen zu erläutern: Demnächst aber einige Abhandlungen von dem wahren Begriffe der Dichtkunst, und dem Theater der Alten beyzufügen, dem ich einen aus den Schriften der alten selbst verfertigten Riß des Theaters hinzuthun will. Darf ich mir auf eine geneigte Antwort Rechnung machen, so ist meine Addresse Curtius chez Son Excellence Monsieur le Baron de Schwicheldt a Hannover. Ew. Hochedelgeb. werden meine Dreistigkeit vielleicht lächerlich finden, und vielleicht noch lächerlicher, wenn ich Sie versichere, daß ich die lebhafteste Freundschaft gegen Sie und Ihrem Charakter wennoch unbekannt, schon seit vielen Jahren empfinde. Jedoch ist nichts mehr wahr als dieß. Ich bin mit der vollkommensten Ergebenheit Ew. Hochedelgeb. Hannover d 18. Aug. 1751./ gehorsamster Diener M. C. Curtius
70. An Ludwig Heinrich von Nicolay. Fragment.
Leipzig, den 8. September
1751.
Wegen der strengen Regeln, ein Poet zu werden, machen Sie sich nicht zu viel Kummer. Man schreibt viel vor, nicht damit man alles halten, sondern dass man desto mehr halten soll. Man kömmt nicht auf einmal, man kömmt schrittweise zum Ziele. Diesen Trost müssen Sie nicht vergessen, wenn Sie der weite Weg ermüden will. Ich bin beständig mit aller Hochachtung und Freundschaft Ihr ergebenster Geliert.
71. Von Wilhelm Friedrich
Wyneken. Cöthen den 11 = Sept: 1751.
Hochedelgebohrner, Hochgelahrter, Höchst zuehrender Herr Professor! Ich sage Eur Hochedelgeb., für die gar gütige Aufnahme in Ihre Bekandschaft, nochmalen gehorsamsten Danck. Es geht mir aber recht sehr nahe, daß ich mir Ihren angenehmen Umgang nicht öfter anmaßen können; und ich würde es mir nicht vergeben, wenn ich mir
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Nr. 71
11. September 1751
noch jetzo einst/. . .], wie ich es klüger anfangen sollen: Ich habe Hofnung in der folgenden Meße wieder nach Leipzig zu kommen; und da Eur Hochedelgeb. in mein Verlangen, zu freundschaftlicher Fortsezung unserer Bekandschaft, gewilliget; so werde ich zum voraus darauf sinnen, wie ich mir Ihre gütige Erlaubnis beßer zu Nutze machen möge, um sodann desto mehr Recht zu haben, hatte ich es auch schon von mir erhalten, daß ich Ihnen nicht noch vorher durch Briefe beschwerlich seyn wolte: Einer meiner Freunde aber hat mich so sehr gequält, daß ich mich endl: entschließen müße, Ihnen noch einen kurtzen Briefwechsel gehorsamst anzumuthen. Es ist dHr. Curtius aus Hannover, von dem ich bereits gehorsamst eröfnet habe, daß er sich mit der Übersezung des Aristoteles de arte poëtica beschäftigte. Ich schrieb ihm daß er nach des Herrn Professons Meinung den Text der Übersezung beydrukken laßen müßte, und er antwortete: daß er gerne folgen würde, wenn ihm nicht ein Eigensinn des Verlegers daran behinderte; bat aber zugleich daß ich mich bemühen mögte, Eur Hochedelgeb. Meinung auch darüber zu erhalten, „wie er diese Ausgabe überhaupt am vorteilhaftesten einrichten würde?" Jezo hat er mich schon zum 3 = mal daran erinnert, und schließt seinen Verweiß den er mir wegen meiner Nachläßigkeit gibt; Je m'etois proposé de suivre les avis d'un savant si éclairé. Ich sagte es wird Ihnen nicht gereuen, dem Guten Curtius Ihre Gedancken anvertrauet zuhaben. Seine Abhandlwwg von Gleichnißen beweißt, wie mir deucht, daß er ordentl. dencken kan: und daß er recht sehr viel gelesen — und sich eigen gemacht habe, das wolte ich durch lebendige Zeugen beweisen, wenn ich nicht fürchtete, daß es denen Notarien nach an einen Formular von der Art fehlen wird: Da auch Eur H. hiedurch, ferner gemeinnützig werden; so darf ich mir diese Gefälligkeit desto zuversichtlichtlicher erbitten. Mein lieber Curtius mag Ihnen öfentlich Danck dafür sagen, u. ich werde es Ihnen schrifftl. und mündlich vielen, vielen Danck wißen. In der Zeit aber, die ich in dHr. Professons Geselschaft zu zubringen hofen darf, kan ich mir deswegen ohnmöglich was abkürzen laßen. Ich würde meine Bitte, den Augenblick da mir diese Bedencklichkeit beyfällt, wiederrufen, wenn dHr. Prof: diese Bemühung mir dabey anrechnen wolten. Lieber wolte ich mich entschließen noch wieder Grichisch zu lernen, und der neue Aristoteles mögte immer nach dem Gewichte verkauft werden. Endlich wünsche ich Eur Hochedelgeb. zu der erlangten Professor-Stelle von Herzen Glück. Der Himmel gönne Ihnen ferner alles Vergnügen, was Sie sich selber wünschen, und ich versichere, daß ich mir Ihr Ergehen eben so nahe nehme, als mein eigenes. Die dortigen Großen haben aber ihre Einsicht und Gerechtigkeit, in Ansehung dHr Professons, schon solange verdächtig gemacht, daß sie diese Gelegenheit sich desfals zu rechtfertigen nicht mehr verdient haben. Leben Sie wohl u. vergnügt lieber Hr. Prof: Ich freue mich schon auf die nächste Meße, und wie angenehm ich meine Zeit denn zubringen will, wenn dHr. Professor und die Umstände, die bösen Umstände, es erlauben. Wäre es nur nicht mehr solange hin? Mir verdauert die Zeit schon. Mann sieht wohl, daß die Freundschafft nicht mit in Commercio ist, sonst glaube ich würden wir alle Woche Meße haben.
Nr. 72
5. Oktober 1751
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Ich wiederhole nochmalen meine Bitte für meinen Freund. Ihn verlangt sehr. Ich versichere Ihnen meine vollkommenste Hochachtung u bin Eur Hochedelgeb. gehorsamster Diener Wyneken. 72. An Emanuel Hochedler,
Falkner.
Leipzig, den 5. Oktober
1751.
Hochzuehrender Herr, Ich danke Ihnen ergebenst für den Beyfall, den Sie meinen Schriften schenken; er hat zu starke Kennzeichen der Aufrichtigkeit, als daß er mich nicht rühren sollte, und Ihr Brief ist zu schön geschrieben, als daß ich Ihr Lob nicht als das Lob eines Kenners ansehen sollte, wenn Sie sich gleich der Gelehrsamkeit nicht gewidmet haben. Um mich zu tadeln oder zu loben, braucht man kein Gelehrter zu seyn, man darf nur Aufmerksamkeit und Geschmack haben; und die Wirkungen, welche meine Schriften nach Ihrem Geständnisse auf Ihr Herz gethan haben, sind bessere Beweise, daß ich die Natur nicht verfehlet habe, als die tiefsinnigsten Anmerkungen der Kunstrichter. — — Sie wollen wissen, ob ich ausser den Fabeln, Lustspielen u. Briefen sonst noch etwas geschrieben habe? Bey nahe nichts, mein lieber Hr. Falkner, nichts, als das Leben der Schwedischen G r ä f i n n von G.., welches ein kleiner Roman in 2 Theilen ist, der Ihnen vielleicht nicht mißfallen wird, und die T r o s t g r ü n d e wider ein s i e c h e s L e b e n , ein Werk von wenigen Bogen. Daß ich S a u r i n s C a t e c h i s mus übersetzet habe, würde ich Ihnen schwerlich sagen, wenn ich dieses Buch nicht so hoch hielte. Sie verlangen ferner, daß ich Ihnen einige Deutsche Werke des Witzes über diejenigen, welche auf dem überschickten Verzeichnisse stehen, bekannt machen soll. Ich wollte also wünschen, daß Sie die B e y t r ä g e zum V e r g n ü g e n des V e r s t a n d e s u. W i t z e s , (in vier Bänden zu Bremen) ferner die S a m m l u n g v e r m i s c h t e r S c h r i f t e n (in 2 Bänden zu Leipzig) R a b e n e r s S a t y r i s c h e S c h r i f t e n (in 2 Bänden zu Leipzig) S c h l e g e l s T h e a t r a l i s c h e W e r k e , die B e s t i m m u n g des M e n s c h e n , ein Werkchen von drey oder vier Bogen, den J ü n g l i n g , den F r e m d e n , den D r u i d e n , alles dreyes Wochenblatter, wo nicht sich in Ihre Bibliotheck anschafften, doch wenigstens zum Theile läsen. Mehr will ich Ihnen itzt nicht vorschlagen, ob ich gleich einige gute Übersetzungen von Französischen oder Englischen Büchern hinzu thun könnte; allein vielleicht lesen die Franzosen lieber in ihrer Sprache. Im Deutschen haben wir der Schriften von Geschmacke leider noch nicht gar zu viel; doch es kömmt ja nicht auf die Zahl, sondern auf die Güte an. Vielleicht habe ich zu einer andern Zeit die Ehre Ihnen ein grösser Verzeichniß zu überschicken. Itzt bitte ich um Ihre fernere Gewogenheit und Freundschaft, und versichre Sie, daß ich mit der aufrichtigsten Hochachtung bin Ew: Hochedlen Leipzig den 5 October, ergebenster Diener 1751. C. F. Geliert.
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Nr. 73
5. Oktober 1751
73. An Carl Wilhelm Christian von Craussen. Leipzig, den 5. Oktober
1751.
Hochgebohrner Freyherr, Gnädiger Herr, Sie erweisen mir zu viel Ehre, daß Sie Ihre Manuscripte meiner Critik unterwerfen. Ich bin ein furchtsamer Scribent, und ein eben so furchtsamer Richter. Nichts ist mir schön genug, so lange ich noch etwas schöners denken kann; daher zittere ich bey allen Kleinigkeiten; und so sehr ich auch die Verdienste verehre, die Sie, gnädiger Herr, um die Wissenschaften haben: so bin ich doch zugleich Ihrer Meinung, daß Ihre Werke, so, wie sie jetzt sind, noch zu flüchtig gearbeitet sind, als daß sie sich im Drucke einen allgemeinen Beyfall sollten erwerben können. Sie kennen die Strenge und die Spöttereyen der Kunstrichter, und auch, ohne mich, das Mittel ihnen zu entgehn: Craignez-vous pour vos vers la censure publique? Soyez-vous à vous-même un sévère Critique. Faites-vous des Amis promts à vous censurer. Hâtez vous lentement, et sans perdre courage, Vingt fois sur le métier remettez votre ouvrage. Polissez-le sans cesse, et le repolissez. Ajoutez quelque fois, et souvent effacez. Diese Regeln des Boileau und Horazes haben mir bey meinen geringen Versuchen vortreffliche Dienste gethan. Genug, so wenig ich Ihnen zu einer schleunigen Ausgabe Ihrer Manuscripte rathe, so sehr verehre ich Ihre Gelehrsamkeit, Ihren Eifer für die Wissenschaften, und Ihren großen Fleiß; dieses ist alles, was ich zu sagen weis. Für Ihr großmüthiges Anerbieten sage ich Ihnen unterthänigen Dank; ich verdiene es nicht, und ich würde unruhig seyn, wenn ichs nicht verdienen könnte. Indessen will ich die kleinen Familien-Fragen, die Ewr. Hochgeb. an mich gethan, kurz beantworten. Mein Einkommen, wenn ichs nach dem rechne, was ich jährlich brauche, beläuft sich ungefähr auf fünf bis sechshundert Thaler; und ich danke Gott, wenn ich durch Collegia und andre Arbeiten so viel gewinne. Ich habe seit Ostern eine Pension vom Hofe; diese beträgt nur Hundert Thaler. Ich bin fünf und dreyßig Jahr alt, unverheyrathet, und habe für niemanden sehr zu sorgen, außer für meine fromme und alte Mutter. Sie ist hoch in siebenzig; ich liebe sie unendlich und es ist mein Vergnügen, und meine Schuldigkeit, alles, was ich nur kann, zu ihrer Bequemlichkeit und Zufriedenheit bey zu tragen. Sie hat kein Vermögen; und wie sollte eine Mutter Vermögen haben, von der fünf Söhne studiret haben? Eine Schwester von mir, die schon seit vielen Jahren Wittwe ist, wartet und pflegt sie in ihrem Alter Ich breche ab, damit ich nicht in den Fehler verfalle, den man gemeiniglich begeht, wenn man von seinen eigenen Umständen, oder von seiner Familie reden soll. J a , ich würde Ihre Fragen gar nicht beantwortet haben, wenn ich sie nicht als Befehle angesehen hätte. Die Beschreibung, die der Herr von Reck von mir gemacht, ist viel zu vortheilhaft; ich wünsche das blos zu seyn, was er glaubt, daß ich bin.
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7. Oktober 1751
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Uebrigens danke ich Ewr. Hochgeb. für die Mittheilung Ihrer Manuscripte, und für das Vertrauen, dessen Sie mich haben würdigen wollen, mit der größten Erkenntlichkeit, und erwarte den Befehl von Ihnen, wohin ich Ihre Schriften 45 schicken soll. Ich bin zu wenig, als daß ich etwas zur Verschönerung derselben sollte beytragen können; ich bin auch zu weit von Ihnen entfernet, und Sie werden in der Nähe schon scharfsichtige und aufrichtige Freunde und Kenner haben, deren Urtheile Sie trauen können. Würde ich diese Sprache wohl reden, wenn ich weniger Ehrerbietung für die Verdienste Ewr. Hochgeb. und weniger so Aufrichtigkeit besäße? Ich bin mit der vollkommensten Hochachtung und Ergebenheit Ewr. Hochgebohren Leipzig, den 5. Octbr. gehorsamster Diener 1751. C. F. Geliert. 55
74. Von Georg Friedrich Meier.
Halle, den 7. Oktober
1751.
Hochedelgebohrner Hochgelahrter Herr Profeßor, Hochzuehrender Herr und Freund, Der Ueberbringer dießes, Herr Sprögel, wünscht, bey seiner Reiße durch Leipzig, die Ehre zu haben, Ew Hochedelgeb. von Person kennen zu lernen. Da er nun geglaubt hat, daß ich ihm dazu eine nicht unbequeme Gelegenheit verschaffen könne, und da ich versichert bin, daß dieselben dieienigen Augenblicke nicht für verlohren fallen werden, welche Sie dem Ueberbringer zu widmen belieben werden; habe ich mir die Ehre genommen, Ew Hochedelgeb dießen iungen Menschen zu empfehlen. Ich thue zugleicher Zeit meiner Neigung, mit welcher ich Ihnen gantz besonders ergeben bin, ein Genügen, indem ich die gegenwärtige Gelegenheit angreiffe, Ihnen von der Hochachtung, mit welcher ich Sie verehre, und von meiner fortdauernden Freundschaft eine Versicherung zu geben. Ich erinnere mich noch allemal mit Vergnügen der Stunden, da ich Sie in Halle habe kennen lernen, und ich kan mir nunmehr Ihre Person allemal vorstellen, wenn ich Ihren Geist in Ihren Schriften lese. Lieben Sie mich auch noch? Es ist mir an Ihrer Freundschaft viel zu viel gelegen, als daß ich dieße Frage bloß als ein Compliment an Sie thun solte. Ich von meinem Theile wünsche aufrichtig, daß Sie Ihre Freundschaft gegen mich ewig fortsetzen mögen. Ich verbleibe mit einer vollkommenen Hochachtung und Freundschaft Ew. Hochedelgebohren Meines Hochzuehrenden Herrn und Freundes Halle d 7 Octbr ergebenster Diener 1751. G F Meier
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75. An Ernst Samuel Jacob Borchward.
Leipzig, den 15. Oktober
1751.
Hochedelgebohrner, Hochzuehrender Herr Hofrath, Bin ich nicht mehr Ihr Freund, seit dem Sie mich von Person haben kennen lernen, oder was ist die Ursache, daß ich seit einem halben Jahre keine Zeile von Ihnen gesehn habe? Ich weis wohl, daß ich hätte schreiben sollen; allein ich habe doch das Verdienst auf meiner Seite, daß ich in Berlin gewesen bin, daß ich bey nahe, bloß aus Freundschaft für Sie, eine weite Reise gethan habe; und mit diesen Gedanken läßt sich eine Nachlässigkeit im Schreiben schon entschuldigen. Genug ich sehne mich gar zu sehr nach einer Nachricht von Ihnen, und Sie können mir sie ohne Ungerechtigkeit nicht wohl versagen. Schreiben Sie mir nur, daß Sie mit Ihrer lieben Frau noch so leben, wie ich Sie in Berlin gefunden habe, daß Sie mich noch lieben: so ist alles gut; wo nicht, so komme ich noch einmal nach Berlin und trete gar bey Ihnen ab. In Wahrheit, lieber Herr Hofrath, es ist mir in Ihrer Stadt so viel Ehre wiederfahren, daß ich leicht zu entschuldigen wäre, wenn ich wieder käme; und ich glaube sicher, daß ich an keinem Orte in ganz Deutschland so viel Freunde und Gönner habe, als eben in Berlin. Wie komme ich zu diesem Glücke, und wodurch werde ichs beständig machen können? Tragen Sie, wenn ich bitten darf, das Ihrige dazu bey und empfehlen Sie mich allen den Herren, die ich durch Ihre Vermittlung habe kennen lernen, auf das verbindlichste. Ich weis zwar ihre Namen nicht gewiß, aber desto sichrer ihre Verdienste u. Charactere. Nichts kränkt mich mehr, als daß ich den Herrn Geheimdenrath Buchholz, von dem alle Welt so viel gutes erzählt, nicht habe sehn sollen. Bezeigen Sie ihm in meinem Namen alle die Hochachtung, die ich einem so großen Manne schuldig bin. Ihre Frau Liebste können Sie nicht genug sagen, wie hoch ich sie schätze. Sie sind ein glücklicher Mann, das sage ich allen Leuten, und bin mit dem grösten Vergnügen zeitlebens Leipzig, Ihr ergebenster Freund u. Diener den 15 October, C. F. Geliert. 1751. Den Herrn Hofrath Bergius grüssen Sie ja recht freundschaftlich von mir. Dem Hrn Hofprediger Sack u. dem Hrn Hofrath Stahl, bey nahe hätte ich Ihren Hm Schwiegervater vergessen, bezeugen Sie auch meine Hochachtung u. Ergebenheit.
76. Von Ernst Samuel Jacob Borchward.
Berlin, den 30. Oktober
1751.
HochEdelgebohrner, Hochzuehrender Herr Profeßor! Seht doch! anstatt daß ich Vorwürffe hätte austheilen können, erhalte ich dergleichen. Wer ist denn Schuld an unserm langen Stillschweigen? Tausendmahl
Nr. 76
30. Oktober 1751
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habe ich nach Ihrer Abreise von hier gedacht und gesagt: w a r u m schreibt doch der brave Geliert gar nicht? Es m u ß ihm hertzlich schlecht in Berlin gefallen haben. Seine Leipziger Freunde müßen die hiesigen starck dem Werth nach ausstechen. Du wolltest wohl schreiben; aber du weist ja noch nicht, ob er lebendig in Leipzig angekommen. Doch fiel mir wieder ein: einen M a n n wie diesen, müßen durchaus auf allen Schritten und Tritten ausgesuchte Schutz-Geister begleiten. Gestorben kan er vollends nicht seyn; denn Seinen T o d t hätte Berlin gewiß ehr, als des Standhalters von Holland erfahren, auch auf eine gantz andere Art daran Theil genommen, als an jenem, ich war also just im Begriff, werthester Freund, an Sie zuerst zuschreiben, als mir Herr Profeßor Sultzer Ihren Brief vom 15 ten dieses zusandte, deßen Anfang so keck, und etwas zänckisch war. Da Sie aber darinn sehr hürtig wieder gantz friedlich thun; so will ich mich auch ruhig halten, und Ihnen nur sagen: daß ich mich über den Empfang Ihres längst gewünschten Brieffes von Hertzen erfreuet, und daß Sie auf meine Antwort gewiß nicht lange warten sollen, als welches Sie hierdurch würcklich erfahren. Mit Ihrem hiesigen Besuch, liebster Freund, bin ich biß diese Stunde noch gar nicht zufrieden. Er war mir viel zu kurtz. Ich vor mein Theil befand mich damahls in Umständen, daß ich des Besuchs eines so wackern Freundes gar nicht recht nach meinem Geschmack genießen konnte. Wir waren nicht genung allein miteinander. Und bey Ihnen, werthester Geliert, (darf ichs wohl dreist sagen?) herrschte die bekandte finstre Mine etwas zu mercklich. Sie mußten sich gar nicht recht wohl befinden. Kurtz: ich sehe Ihren ersten Besuch so an, als wäre er zur Würcklichkeit noch nicht gediehen. Sie müßen bald noch einmahl herkommen, und durchaus in meinem Hause abtreten. Jetzt wohne ich ohne alle Gäste darinn. Sehn Sie, so m u ß es seyn, wann ich und Berlin mit Ihrem Besuch vollkommen zufrieden bleiben sollen. T o p p ! es bleibt dabey. Wollen Sie seit Ihrer Abreise mein Schicksal wißen, liebster Freund? Es ist leyder nicht das beste. La calomnie un jour s'aplaudissoit, D'avoir ôsé difamer l'innocence: C o m m e le bruit par tout s'en répandoit, La Vérité prit part à cette ofense, Et la fit bientôt éclater, Sans faire aucune violence: Car pour chacun defabuser, L'accusé ayant pris le parti du silence La Vérité n'eut qu'à parler. Klingt Ihnen diese Erzählung zu räthselhafft; so will ich sie Ihnen deutlicher sagen. Eine Hoff-Intrigue, und heimliche Feinde, haben mir gantz unerwartet auf die vorher erwähnte Weise meine Anspachische-Residenten-Stelle gestohlen, ich erhielt den 9 ten July meine Entlaßung ohne zu wißen, w a r u m ? Die Folge aber hat es mir deutlich genung gewiesen. Die Person meines Nachfolgers entwickelte mir auf einmahl alles, und machte mich zugleich über mein Schicksahl völlig ruhig. Hier bey H o f f e weiß man haarklein den mir gespielten nieder-
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Nr. 77
17. November 1751
trächtigen Streich, man verabscheut die That, die Zahl meiner hohen Gönner hat sich dadurch wieder die Absicht meiner Feinde starck vermehret, und ich habe alle rechtschaffene Leute auf meiner Seite. Zum Theil sehe ich schon klar ein, daß sich die weise und väterliche Leitung, worunter wir stehen, sich dieses wiedrigen Umstandes zu Erreichung eines noch beßern Glücks für mich bedienen dürffte. So hertzlich nahe es auch im ersten Angriff einem ehrlichen Mann geht, wann er unschuldig leydet; so ungemein süße Empfindungen folgen bald darauf, ich wollte jetzt die überstandenen Erfahrungen höchst ungern mißen; vielmehr danke ich Gott von Hertzen, der diesen Vorfall mit in meinen Lebens-Lauff eingerückt hat. O! wann ich mich doch dabey dergestalt a u f g e führt haben möchte, daß ihm in meinem Bezeigen gegen meine unverdiente Feinde und gegen mich selber, etwas gefallen hätte, wie unaussprechlich glücklich wäre ich alsdann! Gegenwärtig genieße ich viel mehr als vorher, der süßen Früchte eines stillen Privat-Lebens. ich theile jetzt meine Zeit fast gantz mit denen Musen, mit der Erziehung meiner jungen Anverwandtinn, mit einer Ertzlieben Frau, und mit ausgesuchten Gesellschafften. Doch vergeße ich auch nicht meinem gnädigsten Fürsten zu Bayreuth, nach wie vor treu zu dienen. Wie gefällt Ihnen diß Leben, liebster Freund? Auch dencken wir fleißig an Sie, Herr Profeßor, wir lieben Sie immer stärker, und hoffen aus allen Kräfften, daß Sie auch auf den nahen und arbeitsamen Winter, für unser Vergnügen sorgen, und uns bald wieder etwas Schönes von Ihrem Fleiß werden lesen laßen. Ihre mir aufgegebene Complimente habe ich theils schon ausgerichtet, theils soll es noch geschehen. Herr Geh. Rath Buchholtz bedauert eben so sehr, als Sie, daß er unsern wackern Freund aus Leipzig nicht von Person kennen lernen. In der Gesellschafft dieses Mannes, hätten Sie ohnmöglich die bewußte Mine beybehalten können. Es grüßt Sie unser gantzes ehrliches Cräntzchen, meine Frau insonderheit, und alle die Meinigen. Schreiben Sie doch ja bald wieder, und lieben Sie mich stets, als Ihren treuesten Fr. u. Diener Berlin d 30 ten 8br. 1751. E S J Burgward N.S. Herr Suitzern bekömmt man vor Möns. Maupertuis, vor seiner kräncklichen Frau, und vor Lust zum Bauen, gar fast nicht zu sehen, ich weiß also noch nicht, ob Hempel meinen Freund recht wohl getroffen hat. Schade!
77. Von Christoph Ernst von Trzcinski.
Frankfurta. O., den 17.
November 1751.
HochEdelgebohrner Herr Hochgeschätzter Freund. Wenn ich Ihnen sagen könte, mein Lieber Herr Professor, was vor eine entzückende Freude, ich über Brief gehabt, ich weiß es gewiß, Sie schrieben mir alle Wochen. Wenn jemand die vergnügte Mine, und das ausgeklärte Gesichte,
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welches [. . .] als ich ihn laß (denn Sie müssen wissen, daß ich just vor dem Spiegel stand) hätte sehen sollen, der hätte sich wenigstens eingebildet, der König hätte mich zum StaatMinister mit einer Pension von zwölff Tausend Thl. gemacht: Sie wissen, daß der größte Hauffen der Menschen glaubt, daß nichts als Titel und Geld vergnügt machen können. Ich finde je länger je mehr, daß sehr unrecht gethan wenn mit meinem empfindlichen Herzen, so öfters unzufrieden gewesen bin. Es ist wahr, ich mache mir bißweilen etwas zu einem Schmertze, was Leuthen von einer gewissen Art zu denken, gantz gleichgültig seyn würde; ich habe aber auch hingegen Vergnügen, die gewiß nicht vor Menschen, die nichts anders als was sinnlich ist empfinden können, gemacht sind. So viel weiß ich, daß ich mit Menschen Gesichtern, (denn würkliche Menschen kan ich sie nicht nennen) die so viel Materielles haben, wenn ich auch die Schätze Peru zubekäme, nicht tauschen wollte. Und was würde ich dabey gewinnen? alle die GoldMinen der neuen Welt, würden mir nicht so ein reines und empfindliches Vergnügen geben, als mir Ihr sehr schönes und rührendes Gedichte gemacht. Wenn Sie ins künftige noch immer so schöne singen, Mein Lieber Herr Geliert, so werden Sie sich gantz gewiß nicht um die Ewigkeit singen. Ich bin es nicht allein, der dieses wahre Urtheil fällt: Herr Professor Steinwehr (welcher Ihnen viel ergebenes versichert) und viele andere von guthem Geschmack, haben es gantz gewiß nicht mit Gleichgültigkeit gelesen. Ich wüntsche Ihnen nichts als Gesundheit, mein Lieber Herr Professor; Ehre und Ruhm haben Sie schon genung in der Welt. Gautier hat mir vor acht Tagen von Stockholm aus geschrieben. Er ist mit den Schweden sehr zufrieden, und insonderheit mit denen Schwedinnen. Doch hat er mir versprochen, sich da nicht zu verlieben, sondern sein Herz vor eine Frantzöscher Dame aufzubehalten. Mir däucht daß dergleichen Entschlüssungen nicht länger dauern, als biß unsere Stunde zum Lieben da ist. Die Philosophie ist nur eine Thörin, wenn man zwey schönen Augen, die einem gefallen, gegen über sitzt. Wood ist würcklich in Rom; Er hat mir den Tag vor seiner Abreise dahin geschrieben. Wenn man seine LandesLeuthe beschuldiget, daß sie nach der Entfernung nicht mehr an ihre Freunde gedencken, so ist er gewiß von der Regel auszunehmen. Er dencket noch neunzehn Monathe in Welschland zu bleiben, und alsdann nach Paris zu gehen. Ich habe Franckfurth viel besser gefunden als mir es vorgestellet. Es sind einige Professoren die nicht nur gelehrt, sondern was in Deutschland nicht gantz gemein ist, sehr gesellig sind. Die Jungen Leuthe, so hier studiren, sind so gesetzt, daß man es gar nicht gewahr wird, daß eine Universität hier ist. Es ist wahr, daß es nicht viel über ein Jahr ist, daß diese artigen Manieren hier eingeführet sind; denn vorhero ist es so wild hier zugegangen, als ie einem Orte in der Welt. Man hat den hiesigen Comandanten nicht sehen, ohne ihn zu lieben. Er ist ein so grosser Hoff, als KriegsMann. Die Wissenschafften sind seine angenehmste Ergötzung. Er ist das in Franckfurth, was Graff Manteuffel in Leiptzig gewesen. Er hat alle Tage Gelehrte, Professores und Studenten an seiner Taffei. Die
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übrigen Officiers von der Garnison, ahmen ihrem Chef nach, was die Höfflichkeit und die Liebe zu denen Wissenschafften betrifft. Es sind unterschiedene, welche mit denen Studenten zugleich Collegia hören. Sie sind nicht der Meynung, daß allein das Behertzseyn von einem vollkommenen Officier gehöre. Noch ein Wort! Ich bitte viel ergebenes an Ihre Frau Schwägerin und Herrn Bruder zu sagen. Der Graf Reichenbach macht seine Empfehlung und ich bin mit vieler Zärtlichkeit Ew: HochEdlgb. Franckforth Gehorsamer Diener, d. 17 9br: 1751. Trzcinski. Wenn Sie einmahl ein recht guth Werck stifften wollen, und jemanden gantz ausser sich vergnügt zu machen gedencken: so schreiben Sie nur ein paar Zeilen an Ihren besten Freund, Trzcinski. Ich lese zwar mit Bezauberung Ihre gedruckten Brieffe, doch ziehe ich die geschriebenen noch vor.
78. An Carl Wilhelm Christian von
Craussen. Leipzig, den 2. December 1751.
Hochgebohrner Freyherr, Ihr sehr schöner Brief hat mich um desto mehr vergnügt, je mehr ich gefürchtet, ich möchte Sie durch meine gar zu große Offenherzigkeit beleidiget haben. Allein warum habe ich dieses gefürchtet? Hätte ich nicht wissen können, daß derjenige den Tadel am ersten verträgt, der das Lob verdienet? Fear not (spricht Pope) the anger of the Wise to raise. Those best can bear reproach, who merit praise. Ja, ich habe dieses gewußt; allein ich habe nicht gewußt, ob ich meine Critik mit aller der Bescheidenheit vorgebracht, mit der man seine Urtheile allemahl begleiten soll. M a n muß auch da noch mit einem anscheinenden Mißtrauen in sich selbst sprechen, wenn man gleich gewiß ist; damit man nicht in die stolze Sprache eines Kunstrichters verfalle, welche, trotz aller Wahrheit, eine Beleidigung bleibt. Ich war Ihrem Stande, Ihrer Gelehrsamkeit, den edlen Absichten, die ich in Ihren Schriften fand, Ihrem Vertrauen, und Ihrer besondern Gewogenheit zu mir, mehr Behutsamkeit, und auch mehr sanfte Aufrichtigkeit schuldig, als ich gebraucht haben würde, wenn ich einem meiner Freunde mein Urtheil über seine Schriften hätte eröfnen sollen. Dieses hat mir bange gemacht. Ich wußte auch, was man dem Heldengedichte Ewr. Hochgeb. für einen Lobspruch ertheilet, das Verdienste genug hat, wenn es nur einen andern Nahmen führte. La France d'après Nature etc. bin ich begierig zu lesen. Mich deucht, Sie schreiben stärker und gefälliger in dieser Sprache, als in der deutschen; und wie
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selten findet man einen Scribenten, der in verschiedenen Sprachen gleich richtig, genau und schön sich ausdrückt! Ihre kleine Satyre auf meine gar zu große Autorbescheidenheit will ich verdient haben; weil sie in Versen ist. Ich bin nichts weniger als unempfindlich gegen den Beifall der Klugen, und alsdenn gegen der Welt ihren; ich fühle ihn nur gar zu sehr; allein ich weis auch, wie schwer er zu verdienen, und noch mehr, wie schwer er in die Länge zu behaupten ist; dieses macht mich mitten in dem Kützel des Lobes bescheiden, demüthig, oft gar verzagt. Darum, daß dieses Werk gut gerathen ist, weis ich noch nicht, ob das folgende auch glücken wird; denn ein jedes verlanget seine besondern Regeln, und diese Regeln lehrt uns mehr die Empfindung, als der Verstand; und was haben wir weniger in der Gewalt als unsre Empfindung? Ich sage oft zu mir, um mich zu demüthigen: Gesezt, daß tausend sich im Ernst für dich erklären; Gesezt, dein Ruhm ist groß, wie lange wird er währen? Ein Herz, das diesen Tag bey deinem Nahmen wallt, Wird oft den folgenden bey deinem Nahmen kalt. Man wird es endlich satt, dich immer hoch zu achten, Und hört schon denen zu, die dich zu stürzen trachten. Entgeht ein Sterblicher wohl je der Tadelsucht? Ist nicht des andern Neid selbst deines Ruhmes Frucht? Der Kluge wird an dir bald wahre Fehler merken, Und mit erdichteten wird sie der Neid verstärken. Man hört den Spötter an und liebt ihn noch dazu; Denn daß du Fehler hast, gehört zu unsrer Ruh. Ich will Ihre Manuscripte behalten, bis ich eine Gelegenheit finde sie dem Hrn. v. Rek zu übersenden. In den Augen eines Freundes, der weis, daß wir in der Eil zu unserm Vergnügen bey der Menge anderer Geschäfte gearbeitet haben, ist ein Aufsatz, eine Schrift, immer noch schön und lesenswerth, wenn sie gleich für die Kunstrichter in der großen Welt nicht vollkommen genug ist. Wenn ich Ihre übrigen Verdienste um die Wissenschaften und den Staat hätte, gnädiger Freyherr, wie wenig würde ich mich um den ungewissen Ruhm eines Autors bekümmern! Ich würde die Ehre, ein Gönner, ein Beförderer, ein Beschützer, ein Kenner der schönen Wissenschaften, und des Geschmacks zu seyn, höher schätzen, als den Ruhm eines Autors, eines Geschöpfs, dergleichen die Welt nur wenige braucht, und die das, was sie sind, zumal in der Beredsamkeit und Poesie, mehr durch eine Freygebigkeit der Natur, und durch gewisse zufällige Umstände, als durch ihre eignen Verdienste sind. Haben Sie nicht den ersten Ruhm? Und wollen Sie denn den andern in allen Arten der Beredsamkeit und Dichtkunst haben? Ist das nicht zu viel gefordert? Verlangt nicht jede Kunst, und oft in jeder Kunst eine besondere Gattung derselben, einen Mann allein? War la Fontaine, Moliere, Racine, und tausend andere, waren sie in allen Gattungen der Gedichte, Schöpfer, und Auto res? Vergeben Sie mir meine beredte Aufrichtigkeit. Ihr Ansehn, Ihre Verdienste sind mir zu kostbar, als daß ich in die Ausgabe Ihrer Manuscripte, so wie sie sind, willigen sollte. Ich schätze
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Ihre Freundschaft unendlich hoch; allein ich will sie lieber verlieren, als wider meine Empfindung Ihre Manuscripte von gewissen Fehlern frey sprechen. Endlich komme ich zu einer Stelle in Ihrem Briefe, die mein ganzes Herz bewegt. Sie wollen meiner alten Mutter eine kleine jährliche Pension ertheilen. Gott welche Freude wird sie über diese seltne Grosmuth haben! Wie wird sie die göttliche Vorsehung preisen und für ihren Wohlthäter mit zitternden Händen beten! Aber wer weis, wird diese Freude nicht selbst ihrer Gesundheit schädlich seyn? Sie wird fragen, wie sie zu diesem Glücke kömmt. Sie wird es mir nicht glauben, daß ein Fremder freywillig so grosmüthig seyn kann; sie wird weinen Ich liebe meine Mutter zu sehr, als daß ich ihr Alter nicht auf alle Art möchte erleichtert und versüßt wissen; aber wenn ich nun Ihr Anerbieten annehme, wodurch werde ich dankbar seyn können? Dieß ist mein Kummer! Nicht viel, liebster Herr Baron, das bitte ich; und wünsche Ihnen alle das Vergnügen einer guten That, das immermehr edle Herzen schmecken können. Meine Mutter wird nicht lange mehr leben — — Ich werde unruhig, je mehr ich vergnügt seyn sollte. Warum soll ich Sie nicht von Person kennen? Ich bin mit der vollkommensten Hochachtung und Erkenntlichkeit, u.s.f. Chr. Fürchtegott Geliert.
79. Von Emanuel Falkner.
Basel, den 16. Dezember
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HochEdler Hochzuehrender Herr! Ich bin Ihnen für die ausnehmende Güte mit der Sie mein schreiben aufgenohmen u: beantwortet haben, unendlich verbunden, wie auch für das Lob der aufrichtigkeit und eines Kenners, das erstere erlaubt mir mein Gewißen anzunehmen, das andre aber nicht anders als eine verbindliche aufmunterung anzusehen, solches zu verdienen. Ich sehe nur einen weg dazu; darf ichs sagen? ich wünschte nämlich die erlaubnüs zu haben, Ihnen von Zeit zu Zeit meine Meinung über meine Lesungen überschreiben zu dürfen, ich würde solche erlaubnüs billich hoch schäzen, insonderheit, wenn Sie noch dabey zuweilen die Liebe für mich hätten mir anzuzeigen wie weit mein urtheil gegründet gewesen. W o anders Dero Geschäfte und Gesundheit deren Beßrung ich Ihnen von Grund meiner Seele anwünsche, es zulaßen, an die Verbeßrung meiner begriffe diese Zeit zu verwenden wollen Sie dieses thun? ach ja doch! ich verspreche Ihnen einen gelernigen Schüler oder eine große Lust zu lernen mußte da nichts helfen, u das Sprichwort falsch seyn; Erst vorgestern habe ich die mir angerühmten bücher empfangen, es ist wol wahr daß es hierin nicht auf die Mänge sondern auf die Güte ankomt, ich wenigstens kan ein gutes buch immer wiedrum mit Lust lesen, und immer was neues zu meinem Vergnügen und Unterricht daraus schöpfen, dennoch solle mir eine fernere Verzeichnüs von Ihnen sehr angenehm seyn; Sölten Sie sich wol einbilden daß mich eine gefährliche krankheit befallen hatt an welcher Sie schuld haben, doch erschrecken Sie
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nicht es ist nur ein kleines Reimfieber gewesen, ich will Ihnen mit dem Übel selbst straffen welches Sie verursacht haben, Sie sollen meine Verse lesen, und den Fidibus draus machen so werden sie durchs feuer gereinigt; aber ich handle ja ganz frey mit Ihnen, Sie verzeihen mirs doch, ich hofe noch wol Ihre schäzbare freundschaft zu erhalten, wan alle die meinige und mein gutes Herz mich solcher werth machen könten, machen Sie mich so glücklich, die weit hatt nichts das mich herzlicher freute, wie stolz würde ich drauf seyn! aber welch langer brief ich schließe geschwind, und bin mit ausnehmender Verehrung Euer HochEdlen p Basel den 16. Wintermonats Ergebenster Diener 1751. E: von Falkner. Ich habe in ein hiesiges Wochenblatt welches unter dem N a h m e n der Eidsgenoß ehemalen gedruckt herausgegeben worden, dermalen aber nur geschrieben fortgeführt wird einiche kleine Stücke aber in Prose beigefügt, die ich wenn Sie mich böse machen, auch übersenden werde, nebst einer Fabel oder erzehlung welche in versen und diesen beiliegenden an reiner Schreibart nichts nachgiebt, nun werden Sie mich doch nicht erzürnen.
80. Von Benjamin Friedrich Köhler.
Niederrengersdorf,
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Hochedler Herr, Hochzuehrender Herr Profeßor. Sie könnten mich leicht in dem Verdachte haben, daß ich so eigennützig wäre und mich in Acht nähme, nicht mehr Briefe zu schreiben, als ich Antworten erhielte. Wäre ich nicht selbst Schuld daran, wenn Sie so dächten? Doch, nein; so mistrauisch denken Sie niemals. Ihre grosmüthige Freundschafft, die Sie mir in Ihrer gütigen Zuschrifft bezeigen, verspricht mir, ob ich es gleich nicht verdiene, ein sanfteres Urtheil. Ich will deswegen so zuversichtlich mit Ihnen reden, als ob ich alle Posttage an Sie geschrieben hätte. Ich bedanke mich, fürs erste, recht aufrichtig, d a ß Sie auch in der Lausitz noch an mich denken, mich Ihrer Freundschafft würdigen, und mir dieselbe auf eine so gefällige Art ausdrücken. Ich sollte zwar, wenn ich meine Wünsche erfüllen wollte, Ihnen diesen Dank in den besten Ausdrücken sagen, um mich wenigstens durch die Art zu denken, Ihrer Freundschafft werth zu machen; Allein man müßte eben so glücklich denken, als Sie, um recht empfindungsreich zu sprechen, und meinen Dank so fühlbar zu machen, als ich wünsche. Ich fühle itzo, das Vergnügen, das Ihr Brief in mir erweckt hat, noch eben so stark, als ich es bey Durchlesung desselben empfand; und es fehlet mir, um es vollkommen zu machen, nichts mehr, als die Wollust, Sie selbst zu hören. Hr. Oechlitz, der Mathematikus des Hr. Generals, mein Euklidianischer Lehrer, mein hochachtungswürdiger Gesellschafter und red-
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licher Freund, der Ihnen dieses Schreiben von mir übergeben wird, verdient, daß ich ihm das beste Glück wünschte, wenn er auch nur halb so viel gute Eigenschafften besäße, als er wirklich hat. Allein darinnen beneide ich ihn, daß er das Glück haben wird, mit Ihnen zu sprechen. Und wenn der Neid auch allemal ein Laster gewesen wäre: so wäre er doch in diesem Falle bey mir zu entschuldigen. Das Vergnügen des Landlebens, welches mir meinen Frühling, Sommer u. Herbst unvermerkt und unbereut hat vorbeystreichen lassen, macht itzo eine ziemlich einförmige und traurige Scene. Ich würde unglückl. genug seyn, wenn sich meine Zufriedenheit auf nichts weiter, als auf eine grüne Flur gründete. Wie viel traurige Stunden würde ich nicht zählen, wenn ich sie ohne den Umgang edelgesinnter Geschöpfe und ohne kluge Bücher zubringen müste? Ich bin so glücklich beydes zu haben, und bin vergnügt. Unter den Personen, die ich hier nach und nach kennen gelernt habe, ist eine Dame, die dem schönen Geschlechte und den Wissenschafften ewig Ehre machen wird. Sie spielt den Flügel, spielt Schach, liest ohne Mühe die schwersten lateinischen Schriftsteller. Sie spricht französisch, italienisch, und versteht so viel Englisch, als man wissen muß, wenn man es reden will. Die Liebe, die sie zu ihrer Muttersprache hat, ist nicht geringer, und ist doch weder auf einer Schule noch auf einer Akademie gewesen. Sie spricht so vernünftig, als ob sie in Forma spräche; Allein ich wette zehen gegen eins, daß sie auch nicht einmal die Namen der Figuren weiß. Hätte ich nicht Ursache, mich ein wenig zu schämen, daß ich in so langer Zeit, als ich auf Schulen gewesen bin, kaum so viel Lateinisch gelernt habe, um etl. Bücher lesen zu können; und daß ich alle die andern Dinge, entweder gar nicht, oder doch nur halb gehöret und begriffen habe, ungeachtet ich fast eben so alt bin, als die gedachte Dame? Erhalten Sie mir Ihre Freundschafft. Ich ersuche Sie inständigst darum, und bin Lebenslang, Ew. Hochedler Niederrengersdorf den 18. Dec. 1751. ergebenster Freund und Diener. B. F. Köhler. N.S. Ich wünsche, daß Sie das bevorstehende neue Jahr bey allem ersinnl. Vergnügen antreten mögen. Leben Sie wohl.
81. An Ernst Samuel Jacob
Borchward. Leipzig den 21 December 1751.
Hochzuehrender Herr Hofrath, Ihr Unfall hat mich nicht sehr gerührt; aber den habe ich bedauert, der so niederträchtig hat seyn können, sich sein Glück durch den Verlust des Ihrigen zu
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erkaufen und weder den Vorwurf der Vernünftigen, noch seines eignen Herzens zu scheun. Wie Sie, unglücklich seyn, ist in einem gewissen Verstände ein Glück, und den Unfall, wie Sie, ertragen, ist eine Ehre und eine sichre Anwartschaft auf ein grösser Glück. Freylich muß es sehr weh thun, sich verleumdet und eben dadurch sich eines Amtes entsetzet zu sehn; aber die Unschuld ist doch allezeit ein heimlicher Trost, auch ehe sie gerettet wird, und Sie haben nunmehr schon die Belohnung, sie gerettet zu sehn. Wie freue ich mich darüber! J a , Herr Hofrath, Sie haben Recht, es giebt eine gewisse Weisheit, die uns alle Schulen nicht lehren können, eine Stärke des Geistes, die wir selten in freudigen Tagen und bey nahe allein in Ungewittern erhalten. Kurz es giebt gewisse traurige Begebenheiten in dem System unsers Lebens; anfangs sind sie schreckliche Räthsel, und nach u. nach klären sie sich in lauter helle Beweise der göttlichen Vorsehung auf, machen unsern Verstand heitrer und unser Herz fester. Eines solchen Unglücks waren Sie werth, Sie und Ihre liebe Frau. Warum kann ich doch nicht in dem Augenblicke bey Ihnen Beyden seyn und mit Ihnen über Ihr Unglück u. über Ihren Feind triumphiren? Doch was? noch einmal bey Ihnen zu seyn? So gut wird mirs wohl in meinem Leben nicht mehr werden, so wenig ich Sie auch bey meinem kurzen Auffenthalte in Berlin genossen habe. Aber warum beschweren Sie sich so sehr über meine finstre Mine? Wie wenn ich mich über Ihre damals traurige beschwerte? Es ist wahr, ich bin in Berlin nicht sehr zufrieden gewesen; aber mein Körper, die weite Reise u. die zu kurz angesezte Zeit zur Reise waren Ursache, u. nicht der Ort. Ich war unzufrieden mit mir, u. war es um desto mehr, ie mehr ich sah, daß es meine Freunde bemerkten. Vergeben Sie mir den Fehler, ich habe am meisten dabey verloren. Überhaupt, Herr Hofrath, bin ich auf meinen Reisen unglücklich. Ein gewisser Begriff, eine vortheilhafte Meynung, die meine Schriften von mir erweckt, geht voran. M a n hofft den scherzhaften, den muntern Mann zu sehn, den man in dieser oder jener Stelle angetroffen hat; man glaubt etwas zu sehn, das man sich selbst entworfen hat, und man sieht das Gegentheil, man sieht eine ernsthaft finstre Stirn, man hört einen Mann, der wenig redt, u. man glaubte, er würde viel reden u. lauter Sachen, des Druckes werth, reden. Dieses bemerke ich, ich fühle es, u. sehe, daß ich meinem Namen selber im Wege bin, oder wenigstens sehe ich, daß der N a m e eine gewisse Last ist, die ich zu der Zeit am wenigsten tragen mag. Ich soll den Winter wieder schreiben? Nein, diesen Winter u. vielleicht viele Winter u. Sommer nicht. Warum hat man mir ein öffentlich Amt gegeben? Ich habe es zum voraus gewußt, daß das Amt den Autor verdringen würde; denn ich bin ein Genie, das durch eine einzige gemeßne Beschäftigung zu den andern ungeschickt gemacht wird. Unglück genug für mich, oder doch Demüthigung genug! Der Gedanke, Morgen werden dir wieder hundert Personen (denn mehr gehn nicht in meine Stuben) zuhören, und wie willst du sie unterhalten, u. was wird das Beste, das Nöthigste von den Dingen seyn, die du Ihnen sagen könntest? Der Gedanke, du must dir Mühe geben, sitzen, studiren, mühsam lesen, schon der Gedanke, ohne die Ausführung desselben, raubt mir die Munterkeit, die Leutseligkeit, die zu den Schriften des Geschmacks, wo die Natur herrschen soll, so nöthig ist. Nunmehr mögen die witzigen Köpfe
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schreiben, die jünger u. kühner sind als ich. Ich will sie lesen u. die Welt ihre Verdienste schätzen lehren. Aber was schwatze ich so viel von mir? Leben Sie wohl. Ich wiederhole alle meine Empfehlungen aus dem vorigen Briefe, insonderheit an den Hrn GeheimdenRath Buchholz, Herrn Sack pp u. über beyde an Ihre liebenswürdige Frau u. bin Ihr ergebenster Glrt. P.S. Geben Sie doch Ihrem Bedienten, dem ich gut bin u. dem ich in Berlin unglückl. Weise nichts gegeben habe, einen Gulden, mit der Bedingung, daß er meine Gesundheit trinkt. Herr Prof. Sulzer, mit dem ich eine kleine Rechnung habe, soll Ihnen die Auslage ersetzen.
82. An die Familie Sulzer.
Leipzig, den 21. Dezember
1751.
Lieber Herr Professor, Ich wollte einen langen Brief an Sie schreiben, Ihnen tausend freundschaftliche Kleinigkeiten sagen; kurz mich recht satt, recht in das neue Jahr mich mit Ihnen hinüber reden; aber nunmehr ist mirs eingefallen, daß Sie ein Haus, einen Pallast bauen, daß Sie keine Zeit für müssige schwatzhafte Freunde übrig haben. Ich will mich also an Ihre liebe Frau wenden. Geben Sie Ihr diesen Brief, ohne weiter fort zu lesen. Hier kömmt sie schon, die vortreffliche Frau! sie sieht tausendmal leutseliger aus, als ihr gelehrter u. fleißiger u. tiefsinniger, u. bauender M a n n , ja auch als ich, Ihr ergebenster Freund. (Hier endiget sich der Brief an den Herrn Professor und der an die Frau Professorinn fängt sich an.) Madam, Ich habe es Ihnen in Berlin wohl hundertmal sagen wollen, daß Sie die beste Frau sind, die ich in meinem Leben noch gesehn habe; aber ich erschrack allemal wenn ichs Ihnen sagen wollte, und wenn ich mir endlich einen neuen M u t h gefaßt hatte: so kam gemeiniglich Ihr M a n n , u. da war es, als ob es sich nicht schicken wollte. Aber nunmehr sage ichs Ihnen, Sie sind die beste Frau, die ich noch gesehn habe. Immer rufen Sie Ihren M a n n , ich kann ihm nicht helfen. Er wird noch mehr hören. Sie sind auch die liebe Frau, die ich alle Tage wieder zu sehn wünsche, und die es durch ein Wort dahin bringen kann, daß ich binnen acht Tagen wieder in Berlin bin. Versuchen Sie es nur Ach glaube es nicht, liebes Kind, spricht Herr Sulzer. Der unentschlüßige feindselige Mensch, ja daß der nicht so weit reiste! Ich will dirs erlauben, laß ihn kommen; aber ich stehe dir dafür, er kömmt nicht. Ich könnte ihn auch itzt bey meinem Baue nicht abwarten. — — - Aber ich könnte bey diesem Baue sehr nützlich seyn. Ich könnte zu der Zeit mit Ihnen reden, Ihnen zur Gesellschaft, zum Spaziergehen dienen, wenn Ihr Herr Liebster durch sein Haus daran verhindert wird; und ich könnte gleich auf die Neujahrsmesse mit Ihrer Jfr Schwester von hier abreisen. Vortrefflich! Alsdann bliebe ich, wie lange? bis Pfingsten in Berlin, u. überlebte in einem einzigen Besuche den Winter u. den Frühling, und dürfte in einem ganzen halben Jahre nicht studiren. Ach wie schön würde das seyn! Wer doch
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schon in Berlin wäre! Wer doch schon die Erlaubniß hätte, da zu seyn! Drey Ausrufungen hinter einander, die ich der Hitze der Empfindung zu danken habe. Aber ich darf mein Herz wohl nicht länger reden lassen, Herr Sulzer möchte sonst bey meiner Ankunft einen Capturbefehl auswirken; er steht gar zu gut bey dem Könige. Sagen Sie mir nur Madam ist er denn noch (dieß Er geht nicht auf den König sondern auf den Herrn Professor) ist er denn noch so strenge, so eigensinnig, wie sonst? Ich besinne mich noch sehr wohl, wie grausam er Ihnen die freye Luft verbot, die man doch seinen Feinden nicht verbietet. Es kränkt mich noch, daß er Ihnen bey der Mahlzeit bald diese bald jene Speise mit einer medicinischen Grausamkeit wegnahm. Es war, mit einem Worte viel gesagt, nicht Recht; denn wer es gut mit uns meynt, der soll uns essen lassen, wozu wir Appetit haben. Daß doch alle Naturkündiger so strenge Männer sind! Da lobe ich die Poeten u. die Maler, das sind gütige Leute. Aber, Madam, ich dächte, ich könnte nun mit gutem Gewissen meinen Brief schliessen, oder etwas ernsthafter reden. Lieber das Letzte, als das Erste. Ich weis, Sie sind gesund, gesund nebst Ihrem lieben Sulzer; dieses habe ich oft von Ihrer Jfr Schwester gehört, und mich mit ihr darüber gefreut; denn was kann man Ihnen mehr wünschen, als die Gesundheit, da Sie das übrige Glück des Lebens alles haben? Bleiben Sie ja in dem künftigen Jahre recht gesund, und schmecken Sie die Freuden Ihres günstigen Schicksals! Ich bin mit der größten Hochachtung Ihr ergebenster Diener u. Freund Leipzig, den 21 December 1751. C. F. Geliert. Hr. Wegelin, Hr. Rammlern, Hr. Hempeln, empfehle ich mich gehorsamst. Ich weis nicht, es trachtet ein gewisser Schweizerischer Kaufmann nach einer Copie von meinem Portrait, das bey Ihnen ist; u. ich weis nicht, warum ich keine Lust dazu habe. Ich fürchte, wenn mein Portrait in fremde Hände kömmt, daß ich mich im kurzen in Kupfer gestochen erblicken muß. Sie haben Macht, zu thun, was Sie wollen.
83. An Johann Adolf Schlegel.
Leipzig, den 30. Dezember
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Mein lieber Schlegel Damit Du etwas zu thun hast: so trete ich Dir ein Hochzeitgedichte ab. Hr. Reich hat es bestellt. Du sollst 1 Louisdor dafür haben u. das Geld entweder von mir, oder von Herr Dr. Heinen bekommen. Mache es gut; aber nicht beyträgerisch. Zu einer Übersetzung scheint mir Herr Reich nicht geneigt zu seyn, weil vermuthlich der Batteux u. der Ninon Briefe nicht recht gehn. Der erste ist zu spät gekommen, da die Gothische Übersetzung schon in den Händen der Buchführer gewesen; die Briefe sind vermuthlich zu fein für Deutsche Leser. Mit Wendlern lasse ich mich nicht ein, ich komme auch fast gar nicht in seinen Laden.
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Hast Du denn etwan selbst ein Werkchen im Vorschlage? Ich bin auf St Mards Reflexions sur la Poesie gefallen. So schwer das Buch zu übersetzen ist: so ist doch für Dich auf Erden nichts zu schwer. Das beste wäre freyl. des Batteux Cours de Belies Lettres u. ich sähe das Buch zehnmal lieber von Dir, als von Rammlern übersetzt; aber wer kann es ihm ohne Ungerechtigkeit nehmen? Ich will für Dich sorgen, so gut ich kann, wenn gleich nicht so gut, als ich wünsche, u. als Du, ungeachtet Deiner kleinen u. großen Fehler, verdienest. Lebe wohl u. bedenke, daß ich älter, als Du, mehr, als Du; daß ich Professor bin, u. Du nur Schulcollege bist; daß ich nunmehr an Dich geschrieben, u. Du noch nicht eine Zeile an mich; daß ich stets Dein Gönner u. Lobredner gewesen bin, da es doch schon viel ist, daß ich Dein guter Freund bin Glrt. Den 30 December 1751. Grüsse Deine Jfr Schwestern ergebenst von mir. Ich bedaure sie, daß sie um Dich seyn müssen.
84. An Carl Wilhelm Christian von Craussen.
Leipzig, den 12. Januar
1752.
Hochgebohrner Freyherr, Sie thun mir Unrecht, wenn Sie glauben, daß ich über Ihren Brief empfindlich geworden wäre. Nein, nicht einen Augenblick. Gleichwohl muß ich Ihnen durch meine Antwort Gelegenheit zu diesem Verdachte gegeben haben, und es ist meine Schuldigkeit Ihnen diesen Fehler abzubitten; er mag nun aus der Eilfertigkeit, mit der ich den Brief geschrieben, oder aus einer unzufriednen Stunde hergekommen seyn. Aber vielleicht haben Sie auch meine Bescheidenheit und den Kummer, daß Ihnen Ihre Großmuth gegen meine Mutter in die Länge beschwerlich fallen könnte, für Unzufriedenheit angesehn. Glauben Sie nicht, daß es schmerzt, wenn man eine Freygebigkeit von einem rechtschaffenen Manne annehmen soll, ohne ein Mittel zu haben, ihm seine Erkenntlichkeit zu zeigen? Aber werden Sie sagen, ich habe es Ihnen ja freywillig, und ohne Gegendienste zu hoffen, angeboten. Gut, liebster Herr Baron, wenn ich Ihnen dadurch einen Beweiß von meinem Vergnügen über Ihre außerordentliche Vorsorge gegen meine Mutter geben kann, daß ich in Ihre großmüthigen Gesinnungen willige, und die von Ihnen bestimmte jährliche Pension von 5 0 Gulden annehme: so will ichs diesen Augenblick mit der größten Dankbarkeit thun. Glauben Sie nur, daß Sie diese Wohlthat der dankbarsten Frau erweisen, die nicht aufhören wird, Ihnen die Belohnungen von Gott zu erbitten, die man der Großmuth gönnt. Ich kann es nunmehr kaum erwarten, ihr diese erfreuliche Nachricht zu geben, die ihr doppelt lieb seyn muß, da sie solche von mir erhält. Ja, der Autor der metallurgischen Chymie ist mein Bruder, und ein paar Jahr älter, als ich. Er ist ehemals Professor Adjunctus in Petersburg zehn Jahr gewesen, und seit fünf oder sechs Jahren mit dem Professor Heinsius wieder zurück gekommen. Er lebt in Freyberg bey dem Bergwerke, welches seine Sache
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ist, und genießt eine kleine Pension vom Hofe. Er ist nicht zufrieden, daß man ihm keine ordentliche Stelle im Bergcollegio giebt, die man ihm versprochen hat; und da er einige gute Vorschläge nach Neapolis zu gehen, bekommen hat: so weiß ich nicht, ob er sie nicht annehmen dürfte. Er hat mir schon lange befohlen, Sie von seiner Hochachtung und Ergebenheit auf das feyerlichste zu versichern. Mein Bruder, der Fechtmeister, dankt Ihnen gehorsamst für den rednerischen Glückwunsch, und empfielt sich Ihrem gnädigen Wohlwollen. Aber was haben Sie in Ihrem neuen Werke Gutes von mir gesagt? Nur nicht zu viel. Unterdrücken Sie lieber Ihren Lobspruch, als daß Sie mich dem Neide aussetzen. Glauben Sie nicht, daß ich so begehrlich gewesen bin, dieses Werk im Manuscripte zu lesen; nein, ich bat nur um ein gedrucktes Exemplar, und dieses werden Sie mir zu seiner Zeit nicht versagen. Ich verspreche Ihnen eben diese Autorfreygebigkeit, so bald ich wieder etwas heraus gebe; doch fürchten Sie sich nicht, es wird nicht so bald geschehn, ich bin des Autors ziemlich müde. Ich sehe unter Ihren Manuscripten eine poetische Erzählung von dem Cosackischen Mädchen; ich schließe daraus, daß Ihnen das Leben der schwedischen Gräfin nicht mißfallen hat. Darf ich Ihnen sagen, daß ichs geschrieben habe? Sie haben Recht, wir machen die Posten reich, wenn wir unsern Briefwechsel so fleißig fortsetzen. Ich will Ihnen also versprechen, nicht eher wieder zu schreiben, bis Sie es ausdrücklich verlangen. Vielleicht reise ich auf einige Tage nach Hause, um meine liebe Mutter mit der freudigen Nachricht selbst zu überfallen. Wie schön wird sie erschrecken! Leben Sie wohl, liebster Herr Baron, glücklich bis zum Neide! Gönnen Sie mir ferner Ihre Gewogenheit. Ich bin mit der vollkommensten Hochachtung und Freundschaft, Ihr Leipzig, den 12. Jan. ergebenster 1752. Geliert.
85. An Johanna Salome Geliert.
Leipzig, Mitte Januar
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Liebe Mutter, Freuen Sie sich, ich habe Ihnen eine gute Nachricht zu melden; aber ich werde Ihnen nicht gleich sagen, wen sie angehet. Nein, ich will den Ausgang wie die Romanschreiber verbergen, und Sie erst durch den Eingang meiner kleinen Geschichte neugierig machen. Vor einigen Wochen schrieb der Baron C r a u s e n in Schlesien, den ich nicht kenne, einen Französischen Brief an mich, und bat mich, unter vielen Lobsprüchen, um mein Urtheil über gewisse Schriften von seiner Arbeit, die er wollte drucken lassen. Ich sah die Werke an, und fand sie des Druckes nicht werth. Dieses schrieb ich ihm, und sagte mit großer Bescheidenheit, daß sie mir nicht gefielen. Die andere Hälfte seines Briefs bestand aus Anerbietungen. Er versicherte mich, daß er mir gar zu gewogen wäre, daß er mir gar zu gerne dienen wollte, und daß ich ihm eine Freude machen würde, wenn ich ihm eine Gelegenheit dazu gäbe. Er wollte sich deswegen die Freyheit
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nehmen und einige vertraute Fragen an mich thun: — ob ich verheirathet wäre, ob ich Kinder hätte, wie hoch sich meine Einnahme beliefe, ob ich jemanden zu versorgen hätte. Ich beantwortete diese Familienfragen sehr kurz, bedankte mich für seine Großmuth, und bat, daß er sie in Freundschaft verwandeln möchte. Ich glaubte, er wollte durch seine Gefälligkeit nur meinen Beyfall und meine Erlaubniß, sich drucken zu sehen, erkaufen; ich schlug also alles aus; denn ich hätte zu seiner Autorhitze nicht ja gesagt, und wenn er mir ein ganzes Ritterguth angeboten hätte. Ich konnte natürlicher Weise keine gute Wirkung von meiner Antwort vermuthen; dennoch ist sie erfolgt. Der Herr Baron schrieb mir, und war über meine grausame Aufrichtigkeit beschämt und entzückt zugleich. Kurz er glaubte, daß ich recht hätte, und daß ihn die Schmeichler zur Unzeit gelobt hätten. Er kränkte sich, daß ich seine Anerbietungen ausgeschlagen hatte, und fragte mich, ob ich ihm nicht erlauben wollte, daß er Ihnen, liebe Mama, jährlich eine kleine Pension bis an Ihr Ende aussetzen dürfte. Diese Erlaubniß habe ich ihm gegeben, weil sie für mich rühmlich ist. Ja, liebe Mama, ich freue mich, daß ein Fremder, der mich nicht anders als den Schriften und dem Rufe nach kennt, mir dadurch seine Achtung und seine Liebe zu erkennen geben will, daß er gegen Sie aufmerksam und gütig ist. So hat der Ruhm, der beschwerliche, mir oft entsetzliche Ruhm, doch endlich etwas ausgerichtet, das mir lieb seyn muß. Der Herr Baron C r a u s e n hat Ihnen jährlich 5 0 Gulden ausgesetzt, und mich an ein Paar Breslauer Kaufleute gewiesen, bey denen ich in der Leipziger Oster- und Michaelis-Messe das Geld gegen einen Schein heben lassen soll. Damit Sie nun seine Freygebigkeit gleich genießen, so schicke ich Ihnen die Hälfte der Pension, welche zu Ostern gefällig ist, nämlich 25 Gulden, zum voraus. Ich kann den Verlag sehr leicht über mich nehmen, weil ich meine Pension aus Meißen auf ein halbes Jahr unlängst erhalten habe; und noch dazu einen Termin, der älter ist, als der Befehl, auf den ich nicht habe hoffen können, weil ich nicht wußte, von welcher Zeit an meine Pension, die vor mir ein Professor in Wittenberg gehabt hat, erledigt worden; denn es stand im Befehle: Von der Zeit an, da die Pension offen worden. Gott sey für alles gepriesen! Er gebe Ihnen ruhige Feyertage, und ein gesundes und zufriedenes neues Jahr! Dieses wünsche ich von Herzen und bin Ihr lieber Sohn, C. F. Geliert.
86.
Von Jobann Adolf Schlegel.
Schulpforta, Mitte Januar
1752.
Hier empfängst Du das Gedicht für Hr. Reichen. Ich schicke Dirs, weil Du mich bewundern sollst. Ich hatte eben hochnoth peinlich Gericht über einige Knaben halten helfen, und eine theologische Lection gelesen, als ich die beiden Mahnbriefe von Herrn D. Heinen und Herrn Reichen erhielt. Ohngeachtet ich nun diesen Nachmittag mehr nicht zu thun habe, als eine Betstunde zu halten, eine Stunde lang Schnitzer auszumisten, und eine Predigt auf morgen zu machen; ja
Nr. 86
Mitte Januar 1752
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ohngeachtet mein lieber Herr Inspector, der mir hier ist, was Du und andre mir in Leipzig waren, mit mir ein Schälchen Caffee trank: So ließ ich doch Essen u. alles stehen u. liegen, um die beiden Strophen, die noch fehlten zu Stande zu bringen. Doch itzt ruft mich die Betstunde ab; nach der Lection ein mehrers, ob gleich auch nicht viel mehr. Eben sehe ich, daß ich zu spät in die Betstunde komme. Siehst Du Brüderchen, daran bist Du Schuld, daß ich mitten auf dem Kirchwege wieder umkehren muß, weil ich meinen Famulus und Diaconus lesen höre. Wegen der Uebersetzung, um derentwillen ich Dich gebeten habe, wäre mir es freylich lieber, wenn es so etwas, als C r e v i e r H i s t o i r e R o m a i n e oder gar etwas, das in die Theologie liefe. Doch es sey was es sey, nur etwas meinem Amte nicht unanständiges. Uebersetzen läßt sich bey meinen vielfältigen Zerstreuungen eher, als Verse machen; denn ich kann Dir gar nicht sagen, wie sauer mir dieß Hochzeitgedichtchen geworden ist. Reichen empfiehl mich; ich kann ihm ohnmöglich antworten. D. Heinen bitte, daß er mit dem Briefe an meinen Bruder nur noch ein paar Tage ansteht. Ich ziehe zwar auf den Montag wieder auf die Wache; ich will aber doch gewiß die erste halbe oder ganze Stunde, die ich gewinnen werde, zu ein paar Zeilen an meinen Bruder anwenden. Rabnern küsse, Gutschmidten [ /sem letztern doch, daß ich ein halbes P i s t o l e t , von dem Gelde, das letzthin der Auctionator ausgezahlt, dem hiesigen Buchbinder Stölzek gegeben, der es mir aber von der Messe wieder zurückgebracht, weil es falsch und nichts als ein Stück überschmiertes Kupfer sey, wie solches auch ein Goldschmied probiert und es nunmehr augenscheinlich ist. Dieß sage ihm bloß zu dem Ende, damit Du ihn fragen kannst, ob es der Auctionator wohl wieder annehmen möchte. Ich zweifle fast selbst daran. Meine Schwester schließt hier einen Brief an die Radikinn bey Dir ein, den Du wohl herzlich gern bestellen wirst, denn Ihr seyd ja, wie meine Schwester boshaft sagte, gar bekannt miteinander. Das war, wie ich Dir ins Ohr sagen will, die Rache dafür, daß Du sie bedauert, weil sie um mich seyn muß, als obs noch so ein Unglück wäre, was meinen Schwestern doch viel Ehre macht. Auf Deinen Professor, Brüderchen, sey nur nicht gar zu stolz. Du bist doch nur einer, der mit nebenher läuft, e i n e x t r a o r d i n a r i u s . Bist Du aber darum so viel als ich. Du bist noch lange nicht ein P a t e r a t q u e P r o f e s s o r h u i u s L y c e i l o n g e c e l e b e r r i m u s d e x t e r r i m u s q u e , und ein V i r P l u r i m u m R e v e r e n d u s oben drein, wie solches alle Valedictionen sattsam bezeugen. Dem ohngeachtet aber will ich dadurch nicht zu stolz werden, sondern Dir die Gnade erweisen, allezeit zu bleiben Dein Freund und Brüderchen, Schlegel. Im Hochzeitgedichte steht eine Variante am Rande, die Du beurtheilen, und wählen wirst, welche Du willst. Meine Schwestern erweisen Dir gleichfalls die Gnade, Dir ein Compliment machen zu lassen. Werth bist Du es freylich nicht, aber was thut man nicht aus Großmuth.
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Nr. 8 7
22. Januar 1752
87. An Johann Adolf Schlegel.
Leipzig, den 22. Januar 1752.
Mein lieber Schlegel Hier hast Du Deinen Louisdor. Ich bin mit Deinem Gedichte sehr wohl zufrieden gewesen, Herr Reich vielleicht nicht. Wenigstens schien mirs so. Er hat des seel. Kostens Predigten, die etwan 4 Bände im Französischen ausmachen u. gegen den August gedruckt seyn werden, übernommen. Wenn er eine Deutsche Übersetzung, wie ich hoffe, machen läßt: so habe ich ihm schon gesagt, daß Du der einzige Übersetzer wärest, den er suchen sollte. Grüsse Deine lieben Schwestern. Dich grüßt mein Br. u. s. Frau. Leipzig, den 2 2 Jan. 1 7 5 2 . Glrt.
88. Von der Familie Sulzer.
Berlin, Januar 1752.
Werthester Herr! Sie haben gantz recht zu glauben daß mein Mann den gantzen Tag mitt Bauen beschäfftiget, wie angenehm ist es mir daß Sie daran gedacht! Sonsten hätte ich nicht das Glück gehabt einen Brieff von Ihnen zu bekommen und der noch darzu so schmeichelhafft für mich ist. Was soll ich Ihnen sagen; ich bin gantz voller Freüden, ist es wohl möglich! wir sollen bald das Vergnügen haben unsern lieben Herrn Geliert hir zu sehen, ja es kann nicht fällen, da Sie sagen daß es nur ein Wort braucht um Sie zu dieser Reise zu bewegen, tausent Bitten für eine, Ach! kommen Sie doch! mein Mann und ich ersuchen Sie recht hertzlich darum, Sie sollen uns tausent mahl Willkommen seyn, ja ich sehe Sie schon in Geist! Welcher angenehme Frühling wird daß nicht seyn da wir ihm werden in Ihrer Gesellschafft zu bringen. Noch wenig Wochen den seynd Sie schon bey uns, alsdenn kömmt meine Schwester, und die werden Sie begleiten, ich habe sie schon gratulichert daß sie wird solche gute Gesellschafft unter Wegens haben. Ich besinne mich alle weile daß wir ein neühes Jahr angefangen haben, ich bediene mich mit Freüden dieser gelegenheit um Ihnen zu sagen wie viel gutes ich Sie wünsche; der Himmel mache Sie zum Glücklichsten unter alle Sterbliche, er gebe Sie in diesem neühen Jahr eine Gesellin die Ihrer würdig ist, und mit der leben Sie unzählige Jahre beglückt, wie viel habe ich Ihnen nicht noch zu sagen ich will es aber Mündlich thun, zu dem will mein lieber Sulzer noch Platz haben um Sie auch zu schreiben, ich überlaße ihm also die Feder und Empfehle mich Sie. Komen Sie ja bald, ich bin sehr ungeduldig, wenn mann mir was versprochen hatt. Leben Sie unterdeßen wohl, ich wünsche Sie eine glückliche Reise und verbleibe mit aller Hochachtung: Werthester Herr! Dero ergebenste Dienerin C.W. Sulzer nee Keusenhof.
Nr. 89
16. Februar 1752
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Ich sehe, daß meine Frau sich ihres Vortheils nur halb bedienet. In ihrem Nahmen setze ich noch das gute schweitzerische Spruchwort hinzu. Seh der sein wort nicht hält. Da Sie einmal ihr die Macht gegeben haben Sie hieher zu beruffen, so mußen Sie ihrem Ruffe folgen. Ich will Ihnen ins Ohr sagen, daß Sie künftig, wenn Sie herkommen und bey uns einziehen weit beßer nach Ihrem Gefallen leben werden, als das vorige Jahr. Weder Spatziergänge im Thiergarten, noch Gastereyen, noch Kriegs Discurse u.d.gl. sollen Sie abmatten. Sie sollen so leben wie in Leipzig nur ohne Geschäffte. wenn Sie nicht kommen, so werde ich Ihr Portrait nicht nur in Kupfer stechen, sondern noch wie die Churfürsten Portraits illuminiren laßen, damit Sie von den Nürnberger Ausruffern können verkaufft werden. Ich laße Ihnen aber als denn eine Schlaff Mütze aufsetzen. Es ist ein wunder, daß ich so viel schreibe, ohne Fenster Thüren und Camine darein zu mischen, davon ich den Kopf so voll habe. Ich merke, daß Sie anfangen sich zu förchten ich möchte mich in diese Materie vertieffen. Nein. Ich will Ihnen nur noch sagen, daß mein Hertz voll Zärtlichkeit für Sie ist, und daß es eine Art von Ungerechtigkeit wäre, wenn Sie mich nicht auch ein wenig lieben würden. Leben Sie so glücklich als ich Sie wünsche.
89. An Carl Wilhelm Christian von Craussen.
Leipzig, den 16. Februar
1752.
Hochgebohrner Freyherr, Sie beschämen mich durch die edelste Art des Wohlwollens, mit der Sie fort fahren, mich zu beehren; und ich bin unruhiger, als jemals, daß ich kein Mittel weis, Ihnen meine Ergebenheit und Dankbarkeit zu beweisen. Ich weis zwar, daß Sie zu groß sind, die lezte von mir zu verlangen oder zu erwarten; aber darum hört weder das Verlangen, noch meine Verbindlichkeit auf, sie Ihnen zu zeigen. Doch was beunruhige ich mich? Sie wißen es gewiß, daß ich ein Herz habe, welches gegen Rechtschaffenheit und Großmuth empfindlich ist; Sie würden außerdem weder mein Freund noch Gönner seyn. Ich komme zu der Commißion, die Sie mir wegen des Maßenischen Theaters aufgetragen haben. Dieses Werk ist, wie Sie vermuthet haben, sehr selten, und weder Keck, noch ein Andrer Leipziger Buchhändler, weis es zu verschaffen. Indessen steht es auf der Rathsbibliothek, und Herr Professor Böhme hat mich versichert, daß es hier in Leipzig in keiner Privat-Bibliothek, außer der Cramerischen, zu finden sey. Ich habe durch den Buchhalter aus der Weidmannischen Handlung nach Hamburg an einen Mann schreiben lassen, der mit lauter seltnen Büchern handelt; allein zu meinem Verdruße hat er noch nicht geantwortet. Vermuthlich hat er es auch nicht. Ich glaube, daß Dr. Cramer so dienstfertig seyn würde, Ihnen das Werk, wenn Sie an ihn schrieben, auf einige Zeit zu überschicken. Sollten Sie aber, liebster Herr Baron, nur einige Stellen oder Auszüge aus diesem Werke nöthig haben: so schreiben Sie mir mit der ersten Post, was Sie darinnen suchen. Ich will es so gut besorgen, oder wenn ich
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2. März 1752
nicht geschickt dazu bin, durch meine Freunde so gut besorgen lassen, als ob es meine eigne Angelegenheit wäre. Von den Tabellen der Baronesse von Boot über dieses Theatrum, will niemand etwas wissen. Wer ist der Gelehrte, der solche beträchtliche Critiken über Ihr Manuscript angestellt hat? Wohl dem Buche, in dem man nichts tadeln kann, als daß der Verfasser nehmlich und nicht nämlich schreibt! Ich will es sehr gern glauben, daß Ihr Richter aufrichtig geurtheilt und gelobet hat; aber eben deswegen hätte er nicht an so unausgemachte Kleinigkeiten denken, sondern lieber nichts tadeln sollen. Die Gewissensfreyheit in der Rechtschreibung müßen wir gelehrten Männern allemal lassen. Ihre Sprache kann immer schön und richtig seyn, wenn gleich die Buchstaben nicht in allen Worten den unsern gleichen. Darf ich fragen, hochzuehrender Herr Baron, wie stark dieses Werk ungefähr werden dürfte; was sein genauester Inhalt ist; und was Sie dem Verleger für Bedingungen vorschreiben? Doch was frage ich? Es wird Ihnen nicht an Verlegern fehlen. Für die Druckfehler wollte ich beynahe stehen, wenn ich einen Verleger hier in Leipzig wüßte. Allein dieses Geschlecht sucht nicht blos gute Schriften, sondern Schriften, die sie bald reich machen. Und wo sie dieses nicht vermuthen, so fehlt dem Manuscripte alles. Ihr Urtheil über die schwedische Gräfin demüthiget mich, und doch danke ich Ihnen unendlich dafür. Einem Manne, der seinen Tadel nicht zurück hält, dem kann ich bey solchem Lobe desto zuversichtlicher trauen. Den ersten Theil habe ich in meinem Herzen, und auch gegen meine Freunde oft verklagt. Den andern kann ich leiden und lesen. Ich bin mit der ersinnlichsten Hochachtung Ewr. Hochgebohren Leipzig, den 16. Februar 1752. gehorsamster Diener C. Fürchteg. Geliert.
90. An Carl Wilhelm Christian von Craussen.
Leipzig, den 2. März
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Leipzig, den 15. März 1752. Hochgebohrner Freyherr, Ich schäme mich, daß ich Ihnen die Antwort so lange schuldig geblieben bin; allein ich kann Ihnen zugleich die theureste Versicherung geben, daß an meiner Saumseligkeit blos der Herr Hofrath Maskau Schuld ist. Er hat mir alle Tage versprechen lassen, daß ich den Messenius von der Rathsbibliothek bekommen sollte; (denn er ist, als ein seltenes Buch, in dem Verschlage, zu dem der Herr Hofrath allein die Schlüßel hat). Ich habe gehofft, ich habe Herr Professor Kappen zu Hülfe genommen; und ich habe das Buch noch nicht; gleichwohl wollte ich keinen Brief, ohne die verlangten Auszüge aus diesem Werke, an Sie fortschicken. W a r u m sind doch nicht alle Gelehrte so gütig und dienstfertig, als
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Sie, liebster Herr Baron? Genug das Buch ist auf der Bibliothek; es ist ein kleiner Folioband, und ich will eher zehnmal vergebens auf die Bibliothek gehn, als mein Wort wegen der versprochnen Auszüge nicht erfüllen. Vielleicht bin ich so glücklich, sie Ihnen mit dem ersten Posttage zu schicken. Weder Dr. Bauer, noch Menke, noch Kappe, noch irgend ein Gelehrter in Leipzig besißt dieses Buch. Sie wollen mir Ihre Politik zuschicken, Herr Baron? Wie sehr gefalle ich mir bey dem Vertraun, das Sie in mich setzen! und wollte doch der Himmel, daß ichs nach meinem Wunsche, und vollkommen, erfüllen könnte! J a , gütiger Gönner und Freund, schicken Sie mir Ihr Manuscript, ich will die Durchsicht über mich nehmen, den Druck und alles das besorgen, was mir Ihre Ehre, Ihr Vertrauen, der Geschmack, Hochachtung und Ergebenheit befehlen. Ich will stolz seyn, wenn Ihr Werk den Beyfall der Kenner erhält, und in Ihrem Ruhme eine Wollust fühlen, die mir mein eigener nicht gewähren kann. Es soll nach Ihrer Ausrechnung dreyßig gedruckte Bogen beitragen? Wird dieses nicht schon ein sehr starker Octavband seyn? wird sich nicht mancher Verleger an die Stärke des Werkes stossen? Und wie, wenn ich eben deswegen nicht so glücklich bin, einen zu finden? Doch ich mag diesen Gedanken nicht wissen, der meiner Begierde Ihnen zu dienen, so sehr zuwider ist. Ich will keinen Groschen für das Manuscript fordern, wenn ich nur einen guten Verleger auftreibe. Haben Sie Varrentrappen den Titel des Buchs gemeldet? Wenn dieses ist: so wird Ihr N a m e nicht verschwiegen bleiben. Ich kenne Herr Varrentrappen. Politik für die Prinzen, scheint mir ein guter Titel zu seyn; der andere scheint mir zu poetisch. Vielleicht finden Sie einen Titel, der eben so viel in andern Worten sagt. Ich bin unruhiger, als wenn ich selbst ein Autor werden wollte; und meine Unruhe ist nichts, als Hochachtung und Liebe. Dieses sage ich Ihnen auf mein Gewissen. Ich weiß es gewiß, daß Gründlichkeit und Gelehrsamkeit in ihrer Schrift herrschen werden; und wie froh will ich seyn, wenn die Schreibart, der Vortrag, eben so lebhaft, so schön, so natürlich neu sind, als die Sachen gründlich sind! Auf diese Weise muß das Buch, (lectorem delectando pariterque monendo,) nothwendig gefallen. Möchte es doch an Ihrer Schrift wahr werden, was unser Horatz von einem vortreflichen Werke überhaupt prophezeyht: Hic meret aera liber Sosiis, hic et mare transit Et longum noto scriptori prorogat aevum. Doch es ist wohl nicht allemal gewiß, daß ein gutes Buch den Verleger reich machet, und über das Meer oder zu den Ausländern, geht. Indessen erlebe ich diese Freude, diese vielleicht unverdiente Ehre, an meinen kleinen Werken, und ich wollte sie gern mit Ihnen theilen, allein mit Ihnen, Herr Baron. Eben jetzt, erfahre ich durch eine Nachricht von dem Herrn Professor Gärtner in Braunschweig, daß die schwedische Gräfin in London in das Englische übersetzt wird, und zwar durch die Besorgung des Verfassers der Clarissa, des Herrn Richardsons. In dem Mercure de France habe ich unlängst gelesen, daß der größte Theil meiner Fabeln und Erzählungen in Frankreich durch den Herrn von Riverie, einem Mitgliede der Akademie zu Amiens, übersetzt und nachgeahmt ist. Die erste Fabel war eingerückt und ungleich besser, als die Straßburger französische Uebersetzung. Herr Klopstock, der Verfasser des Messias, hat mir schon im
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vorigen Jahre gemeldet, daß meine Fabeln recht gut in das Dänische übersetzt seyn sollten, nebst etlichen Comödien; von welchen auch zwo zu Paris im vorigen Jahre übersetzt seyn sollen; allein ich habe sie noch nicht gesehn. Vielleicht verschönern mich meine Uebersetzer, vielleicht verschlimmern sie mich. Beschwerlicher Gedanke der Eitelkeit! Wie oft wünsche ich heimlich unbekannt zu seyn! Aber so hätte ich ja Ihre und vieler andern wackern Männer Gewogenheit nicht erlangt — — Ich bin mit der ersinnlichsten Hochachtung Ewr. Hochgebohren gehorsamster Diener Geliert. P.S. Für den überschickten Wein danke ich Ihnen gehorsamst. Wodurch verdiene ich doch Ihre Vorsorge in einem so hohen Grade; und wodurch werde ich sie künftig verdienen können? Gott gebe, daß mich diese Arzney gesund mache, und daß es der Hand wohl gehe, aus der ich sie erhalten habe!
91. An Carl Wilhelm Christian von Craussen.
Leipzig, den 15. März
1752.
Hochgebohrner Freyherr! Endlich habe ich die Ehre, Ihnen den so oft versprochenen Auszug aus dem Messenius zu überschicken. Die ganze Nachricht, die dieser schwedische Scribent von Ihrer Familie giebt, besteht in einer einzigen genealogischen Tafel, die auf der 95sten Seite seines Werkes zu finden ist. Das Werk selbst besteht aus hundert Ahnentafeln. Siebenzig von diesen Tafeln hat er in einem Anhange durch gewisse Urkunden erläutert. Dreyßig, unter denen die Ihrige ist, hat er übergangen, und sie bey einer andern Gelegenheit durch Nachrichten aufzuklären versprochen, wenn man ihm die nöthigen Kosten erleichtern würde. Sie werden also durch diesen M a n n wohl nichts mehr von Ihrem Geschlechte und seinen Schicksalen in Schweden erfahren, als was Sie lange gewußt haben. Indessen freue ich mich, daß ich mein Versprechen habe erfüllen können, so wenig Ihnen auch mein geringer Dienst nützen wird. Aber wenn werde ich Ihnen denn durch bessere Beweise darthun können, wie hoch ich Sie schätze und verehre? Werde ich nie so glücklich seyn? Ich habe diese Feyertage meine gute Mutter in Haynchen, denn so heißt meine Vaterstadt, besuchen, und mich oft mit ihr von Ihnen, liebster Herr Baron, unterhalten wollen; allein das ganze System meiner eingebildeten Freude ist seit etlichen Wochen zerstöret worden. Mein Hypochonder quälet mich in diesem unglücklichen Monate außerordentlich, und am meisten in der Nacht. Nunmehr darf ich keine Reise von acht Meilen bey einer so üblen Jahrszeit wagen; und gleichwohl ist der Mangel der Bewegung keine geringe Ursache meiner Beschwerung. Ich bitte Gott, daß er Sie das Uebel, das Sie ehedem ebenfalls gedrückt hat, nie wieder wolle fühlen lassen, und daß mich die Arzney, die Ihnen geholfen hat, und die ich von Ihrer Hand empfangen habe, wenn es möglich ist, wieder herstellen mag. Ich danke Ihnen so oft dafür, als ich
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davon trinke. Vielleicht gehe ich diesen Sommer in ein Bad; denn was ist das Leben der Menschen ohne die Gesundheit? Auf Ihr Manuscript freue ich mich, und Ihre Gewogenheit ist auch in meinem traurigsten Stunden noch eine Art der Beruhigung für mich. Ja sie wird dereinst in meinem Leben wenn es meine Freunde der Welt erzählen, die merkwürdigste und rühmlichste Begebenheit seyn. Ich bin mit der vollkommensten Hochachtung und Ergebenheit Ewr. Hochgebohren Leipzig, den 2. März 1752. verbundenster Diener und Freund C. F. Geliert.
92. Von Johann Balthasar Kölbele.
Frankfurt am Main, den 24. März
1752.
Hochedelgeborner und Hochgelahrter, Hochgeehrtester Herr Professor! Also mus ich Sie anreden, wenn ich Wohlstand und Gewonheit beobachten, wenn ich Ihrem Stande die schuldige Ehrfurcht bezeigen will. Aber gewislich, Mein Herr Professor, dieser Titel scheinet mir ungemein frostig und leer, wenn ich die Hochachtung ausdrücken soll, die ich Ihren Verdiensten schuldig bin: wenn ich die Emfindungen beschreiben mögte, die ich in der Betrachtung der Schönheiten Ihres Geistes geniese. Schon ein mittelmäsiger Verehrer der Tugend mus Sie hochschätzen: und es höret aufrichtig mehr als ein guter Dichter, als ein scharfsinniger und witziger Kopf dazu, wenn man ein Lorgen, ein Christiangen, eine Dämon, ein Carolingen und andere Bilder also schildern kan, daß sich andere nicht mit einer einigen Durchlesung begnügen, daß sie bey ieder Wiederholung etwas neues von Anmut entdecken, daß sie sich selbsten die Gemütsfassung dieser Personen wünschen, wenn ihnen hundert andere Stücke der Schaubüne bey der ersten Lesung schon Eckel erwecken, und sie bey der andern unzehlige Fehler wieder die Tugend und Dichtkunst bemerken. Und wie nenne ich Sie denn? Soll ich Mein Theuerster Gönner schreiben? ich würde zu sehr in das gezwungene und schmeichlerische, ich würde wenigstens in den Verdacht desselben verfallen. Ich bin Ihnen ia noch gänzlich unbekant. Es wäre zu hochmütig, wenn ich glaubte, daß Sie meinen Namen aus den gelehrten Zeitungen behalten. Eine Streitigkeit mit dem Herrn Hofrath Daries über die Allgemeinheit des zureichenden Grundes halte ich selbsten vor eine Kleinigkeit, ich vergesse unzehlige dergleichen Schriften und ihre Verfasser, die ich täglich vernehme: und woher solten Euer Hochedelgeborne von meiner eigenen Wenigkeit etwas wissen? Wie kan ich also noch zur Zeit auser der allgemeinen Liebe Ihrer besondern Gewogenheit würdig seyn? Mein angenemer Lehrer sollen Sie heisen. Sie haben mir schon manche vergnügte Stunde gemacht. Sie haben mir schon manches Muster der Dichtkunst, schon manche erhabene Emfindung der
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Tugend gezeiget. Wie wird mich Ihre Schwedische Gräfin belustigen! Ich werde sie nächstens lesen, so bald ich Zeit habe, ich werde ihre Vorzüge und Verschiedenheiten mit meiner lieben Clarissa und Pamela aufmerksam beobachten, ich werde selbsten ihre schöne Züge abborgen. Daß mir doch meine Glücksumstände erlaubten, in Leipzig zu leben, und den Umgang des Herrn Professor Gellerts und Ihrer auserlesenen Freunde zu verdienen. Aber, mein werthester Herr Professor! Sie bleiben doch wohl nicht gleichgültig bey diesem Wunsch? Sie vergönnen mir doch wohl ein wenig von Ihren Nebenstunden zum Briefwechsel, Sie verbessern meine Fehler, und machen mich geschickter, dasienige der Welt aufgeweckt und lebhaft vorzutragen, was ich vielleicht ernsthaft und trocken zu sagen im Stande wäre? Sie füren mich wohl spielend dazu, daß ich selbsten in den Sachen zuneme? Nein! versprechen will ich Ihnen nichts dagegen. Ich mögte es nicht halten können. Lassen Sie immer das Verhältnis zwischen uns seyn, das sich nach veränderten Umständen zwischen Frau Dämon und Carolingen befindet, ich will herzlich gern die Pflichten erfüllen, die iene von dieser fodert. Ich fange meinen Brief erst an, und ich habe Ihnen recht viel zu schreiben, ich liebe die Schaubüne schon seit langen Jaren, und was kan mich an derselben mehr ergetzen, als ein Gellertischer Geschmack? O, daß ich doch in meiner Vaterstadt täglich mit Frauenzimmern umgehen könte, wie Sie solche abmalen! ich mus meinen Frankfurtischen Schönen Gerechtigkeit wiederfaren lassen, ich weis drey Fräulein Schwestern, und einige andere aus ihrer Gesellschaft, wovon eine nächstens einen öffentlichen Lehrer zu Göttingen heyraten wird. Diese Frauenzimmer mögen ziemlich nach Ihrem Geschmack seyn. Vielleicht können sich ohne mein Wissen noch mehr derselben hier befinden, aber wie werde ich mit ihnen bekant werden? Und ich scheine auch noch zur Zeit nicht für Frauenzimmer gemacht zu seyn. Meine Auffürung, mein Reden, kurz alles ist für die Unterhaltung des artigen Geschlechts noch zu pedantisch. Und so kan ich mir denn von dem Umgang mit solchen lieben Kindern keinen viel deutlichem Begrif machen, als von den Monaden: ich mus mir sie nur abgezogen vorstellen. Wie viel Unbequemlichkeit für einen, der Schauspiele oder Romanen zu schreiben Lust hat! Doch ich gehe zu einer ernsthaftem Sache, und ich glaube, daß ich mit niemand bequemer, als mit Ihnen, mein theuerster Herr Professor, davon sprechen könne. Mir gefallen keine Schauspiele besser, als dieienige, die entweder selbsten geistliche Begebenheiten vorstellen, oder wenigstens die Hauptfabel mit geistlichen Gedanken ausschmücken. Wo der Dichter nur nicht wie Hans Sachse oder Frischlinus denket: wo er nur mehr von den göttlichen Wahrheiten weis, als man in vielen Lehrbüchern und Reden antrift: wo er nur die erhabenste Sätze in ein/. . ./ Begebenheiten einkleiden, und sein Stücke sonsten mit lebhaften Farben auszieren, und im übrigen die Regeln der Schaubüne beobachten kan; so dürfte seine Arbeit eben nicht unglücklich ausfallen. Es gilt mir itzo gleich viel, was ein erlauchteter Kunstrichter von der Zayer oder Alzire urtheilen könte. Es würde auch zu weitläufig fallen, wenn ich errinnern wolte, wodurch den Mängeln des Polieuctes und der Theodora abzuhelfen wäre, ich will nur
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Euer Hochedelgeborne um Ihren geneigten Rath fragen: ob g e i s t l i c h e S t ü c k e o h n e S c h a d e n d e r R e l i g i o n w ü r k l i c h a u f d e r B ü n e k ö n n e n gespielet werden? Ich unterredete mich schon vor geraumer Zeit in dieser Sache mit einem Geistlichen, vor dem ich alle Hochachtung habe, und der nach der meisten Urtheil ein gelehrter und gottseliger Mann ist. Sie werden leicht denken, daß ich ihm sagen müssen, man dürfte auf der Büne keine Sacramente, kein Beten oder dergleichen heilige Handlungen bringen, ob man gleich von denselben als einer geschehenen oder bevorstehenden Sache etwas erwehnen dürfte. Und nicht nur dieses that ich, sondern ich beschrieb ihm auch, so viel es die Kürze leiden wolte, alle Regeln, von denen ich glaube, daß strenge Beobachtung einer strengen Sittenlehre nöthig wären. Er zeigte sich bey meiner Erklärung ganz zufrieden, machte mir aber doch folgenden Einwurf. Es wäre dieser Vortrag der Religionswahrheiten zu leichtsinnig, wenn man heute etwas anstösiges, morgen etwas erbauliches, und übermorgen wieder etwas läppisches auffürete. Die Religion mögte dadurch bey unverständigen geringschätzig werden, ich gab ihm zu: daß dieses vor den Schauspieler allerdings strafbar seye: und daß auch ein Dichter sich nicht entschuldigen könne, wenn er bald eine so erhabene Begebenheit bildete, und bald wiederum in die abgeschmackteste Fratzen verfiele, ich sezte aber hinzu: man köne deswegen einen redlichen Mann nicht tadeln, der bald in dem Feinen(?) der Satyre verbliebe, und bald die Emfindungen und Schönheiten des Glaubens abmalete: der die Würkungen der Schaubüne auf die Seelen der Menschen kennete, das Unreine derselben herzlich gerne zu verbessern wünschte, und das Gute zum Nutzen und der Ergetzung anwendete. Wer wüste, ob nicht Zeit und Geschicklichkeit helfen würden? Keiner gab endlich dem andern gewonnen Spiel, und wir schieden in aller Freundschaft und Höflichkeit von einander. Ich weis, daß ein gewisser Gelahrter Ihrer Nachbarschaft fast eben diese Meynung heget, da er sonsten ein guter Freund von guten Schauspielen ist. nur hat sie aber noch nicht einleuchten wollen. Ein Gedanke des Hedelin hingegen macht mir mehr zu schaffen. Er stehet in der Theatralischen Dichtkunst, auf der 435sten Seite der Steinwehrischen Übersetzung, von: W e r d a s l i e s e t , v e r s t e h e t d e n V e r f a s s e r b e s s e r , bis: die E r f a r u n g , a u s d e r ich sie g e s c h ö p f e t , w i r d sie b e s t ä t i g e n , ich frage: w i e die E r f a r u n g b e s c h a f f e n s e y e , die H e r r H e d e l i n a n g e s t e l l e t ? Hat er richtig verfaren? Gilt es nur von dem Französischen Geschmack, oder wird es auch bey dem Deutschen eintreffen? Hat es nur zu den Zeiten unsers Abtes statt, oder sind die neuern auch nicht davon ausgenommen? mir selbsten ist es nach meinen Umständen nicht möglich, vollständig hierauf zu antworten. Wer will allein nach der Schuchischen Gesellschaft und dem Frankfurtischen Partnern urtheilen? Die Schönemannischen Spiele habe ich zwar ehedessen in Halle mit vielem Vergnügen gesehen, ich war aber der Regeln noch nicht kundig, und hatte nicht Zeit, alle Stücke zu sehen. Ich halte überdas davor, daß zwischen Zuschauern ein groser Unterschied seye. Anders wird ein Spiel auf Universitäten, anders bey Hofe, und anders wiederum an andern Orten aufgenommen.
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24. März 1752
In der That, mein Herr Professor, ich mus hierinnen mein Urtheil zurückehalten. Ich bin zu unerfaren in schönen Wissenschaften, ich kenne zu wenig gute Bücher, daß ich mich daraus unterrichten solte. Ich habe der Rede des Pater Poren nicht habhaft werden könen, so viel Mühe ich mir auch gegeben: und mein Boileau lasset sich in seinen Briefen an Racine auch nicht auf diese Frage ein. Es ist mir unterdessen an der Gewisheit derselben viel gelegen. Ich arbeite Gedanken von der Sittlichkeit der Schaubüne aus: und ich denke mich auf vieles beträchtliche einzulassen, was man bisher übersehen hat. ich habe auch ein Deutsches Lustspiel fertig liegen. Es nennet sich D i e b e l e h r t e J ü d i n : und hat von Ihren Arbeiten und der Pamela und Clarissa fast alle Züge auf eine erlaubte Art geborget. Die erste Ausarbeitung hat mir gar nicht gefallen, ich habe deswegen seine Zwischenfabeln verändert und vermehret: und es hat wenigstens meinen guten Freunden erträglich geschienen. Es soll aber trotz aller meiner Mühe sein Schicksal in der Welt nicht eher versuchen, bis ich in der iztgedachten Frage gewis bin. Euer Hochedelgeborne würden mir Mut machen, daß ich Sie auf künftig meinen liebreichen Gönner nennen könte, wenn Sie mir Ihre Gedanken hierüber eröfneten: ich würde mit den zärtlichsten Emfindungen an die Verbindlichkeit denken, die Sie mir hiedurch auflegten. Sagen Sie mir nur, was Ihnen beliebig: und ich werde immer diese Verfassung behalten. Meine Arbeit mögte gleich noch so schön seyn, so will ich sie doch ohne den mindesten Wiederwillen unterdrücken, wo Sie mich nur überzeugen können, daß ihre Gemeinmachung nicht rathsam seye. Und könte in dem lezten Falle nicht gar aus einem Lustspiel ein Roman werden? Die Wahl der Materie ist wohl ausnemend, wenn nur der Dichter geschickt und glücklich in Erfindungen wäre? Und finden sich denn keine Schriften, welche die Regeln einer vernünftigen Romane vorschreiben? Nennen Sie mir doch welche, ich bitte gehorsamst! Noch etwas, mein allerliebster Herr Professor! Wie würde Ihnen ein Trauerspiel gefallen, darinnen selbsten die Grundfabel eine Erdichtung wäre? Paulina, eine edle Römerin, siehet ihre Eltern und andere Christen hinrichten, und soll nun selbsten den Märtyrertod anfangen. Der Kayser hat sich in sie verliebet, und will sie zum Throne als Gemalin erheben. Sie darf glauben, was sie will, wenn sie nur einmal den Göttern opfert. Aber es hilft weder Bitten noch Drohen. Sie ist in dem lezten Augenblick dem Henker entrissen worden, sie hat schon einige Tage alle ersinnliche Ehre an dem kayserlichen Hofe genossen, und dennoch läst sie sich muthig zurücke füren, und stirbt gelassen. Gesetzt, daß die obige Frage nicht statt hätte, warum soll ein neuer nicht das Recht haben, von der Gewonheit des Alten abzugehen; wenn er nur der Geschichte nicht offenbar wiederspricht, wenn er nur seine Fabel geschickt zu bearbeiten weis? Die wenigste unsrer Zuschauer sind der Geschichte kundig: und die diese Geschicklichkeit besitzen, werden an einem solchen Spiel weit mehr Vergnügen finden, als an einer wahren Geschichte, weil ihnen der Ausgang unbekant ist. Man kan sie nach den Regeln des Trauerspiels noch mehr in der Ungewisheit von dem Tode der Heldin lassen, wenn man noch andere Todesfälle in den vorhergehenden Aufzügen anbringet, und den Hauptfall bis in das Ende des fünften verschiebet.
Nr. 93
1. April 1 7 5 2
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Endlich bitte ich u m Ihre unschätzbare Gewogenheit auf das künftige, w e r d e alle Mittel mit Freuden ergreifen, die mir dieselben verdienen k ö n n e n , w ü n s c h e Ihnen eine d a u e r h a f t e Gesundheit, u n d alle zeitliche und ewige tonungen Ihrer vortreflichen Gemütsgaben, ich verehre Sie zärtlich, u n d bin aller w a h r e n H o c h a c h t u n g Hochgeehrtester H e r r Professor, Euer H o c h e d e l g e b o r n e n Frankfurt am Mayn, den 24sten Merz, 1752. ganz gehorsamster Diener, J o h a n n Balthasar Kölbele.
ich us ich Bemit m
N.S. M e i n e Wenigkeit w o h n e t auf der Backenheimer Gasse, im heisen Stein. Da- irs mit Ihnen eine geneigte A n t w o r t nicht o h n e N o t h Unkosten verursache, so belieben Sie dieselbe durch Ihren H e r r n Verleger an den hiesigen Buchhändler, H e r r n G a r b e , zu schicken: d a ß derselbe das nöthige Briefgeld bezale.
93.
Von Ernst Samuel Jacob Borchward.
Berlin, den 1. April
1752.
Hochgeehrtester H e r r P r o f e ß o r ! Verehrungswürdiger F r e u n d ! Es ist w a h r , ich bleibe mit meiner schuldigen A n t w o r t d i ß m a h l ziemlich lange aus. Inzwischen h a b e n es die U m s t ä n d e nicht zulaßen wollen, zeitiger d a r a n zu gedencken. D i ß ist meine gantze Entschuldigung, u n d ich weiß, ein Freund von Ihrer Art n i m m t d a m i t v o l l k o m m e n vorlieb. Ihre letztere a n g e n e h m e Z u s c h r i f f t , w a r v o m 21 t e n Dec: a.p., u n d ich erhielt sie zu gehöriger Zeit. Die Art, w o m i t Sie mich d a r i n n wegen meines Anspach. Unfalls zu trösten beliebt h a b e n , prophezeyete ich mir vorher, u n d niemahls ist unter denen neueren P r o p h e t e n einer glücklicher in seinem Gesicht gewesen, als eben ich. „Ihr Unfall h a t mich nicht sehr g e r ü h r t ; " so, sagte ich zu meiner Getreuen, w i r d mich mein lieber Geliert trösten; u n d siehe! meine W e i ß a g u n g traff püncklich ein. Ich bin inzwischen mit der Art Ihres Trostes v o l l k o m m e n zufrieden, ob sie gleich hin und her so schmeichlerisch eingerichtet ist, d a ß ich mich w o h l in Acht n e h m e n werde, sie nach dem Buchstaben zu verstehen, D a ich Sie aber zugleich f ü r einen Beweiß Ihrer F r e u n d s c h a f f t halte; so m u ß Sie mir d u r c h a u s ein empfindliches Vergnügen erwecken. Hierbey h a b e zugleich die Ehre, Ihnen ein neues W e r c k c h e n im N a h m e n des H r . Verfaßers zum Geschenck zu übersenden. Es ist selbiger mein Freund, der Advocat Krause, mit dem Ew. HochEdelgeb. bey mir M i t t a g u n d Abends speiseten. Gienge es nicht an, allerliebster Freund, d a ß Sie d a r ü b e r Ihre Critic in einem Articul der dortigen gelehrten Zeitungen, so bald als möglich, äußern k ö n n t e n ? Er bittet wenigstens d a r u m ergebenst, nebst g r o ß e m C o m p l i m e n t . O d e r : w o f e r n Sie, w e r t h e r H e r r P r o f e ß o r , nicht Selber dazu Zeit hätten,
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25 könnten Sie solches nicht einem Freunde, der dazu die erforderlichen Kräffte hat, gütigst aufftragen? Mich dünckt: die Freundschafft macht mich nicht so partheyisch, daß ich nicht mit Grunde dafür halten sollte: die Einlaage verdiene schon ein mäßiges Lob, und diß um so viel ehr: da ich sie noch zur Zeit für die Eintzige in dieser Art halte. Ich wünsche Selber recht sehnlich, bald Ihre 30 Meynung darüber zu erfahren. Wer ist doch der Verfaßer von der Anweisung zu einem Bücher-Vorraht vor den Liebhaber der Philosophie und schönen Wißenschafften, und was halten Sie davon? Was Sie da, werthester Freund, zu Ihrer Entschuldigung: „so bald nicht 35 wieder etwas zu schreiben", anführen; geht mir durch die Seele. O ! wäre doch das liebe Profeßor-Amt lieber ins Reich der bloßen Möglichkeiten geblieben, wann man gewußt hätte, daß es Sie an dieser viel geseegnetern Beschäfftigung hindern würde. Jetzt haben Sie 100 Zuhörer, und vorher hatten Sie Millionen. Welch ein Unterschied! Gesetzt: Sie schaffen Sich ie als Profeßor eine viel 40 größere Stube an, als Sie jetzt haben; so werden Sie doch gewiß in gantz Leipzig keine solche finden, da die Anzahl der Zuhörer Ihres Schrifft-Steller-Standes hineingehet. Verhaßter Einfall, in Dreßden gebohren!, könnte ich Dich doch noch diese Stunde vernichtigen, wie gern wollte ich den Profeßor stürtzen helffen, und Sie denn mit gutem Gewißen eben so trösten: 45 „Ihr Unfall hat mich nicht gerührt! — Doch, ich gerathe ordentlich in ein Feuer, welches zu dämpffen, oder wenigstens zu mäßigen, lieber schließt, und nebst großer Empfehlung von seiner Hälffte und hiesigen Freunden ewig verbleibt Ew. HochEdelgeb. ergebenster 50 Berlin den l t e n April E S J Borchward
1752.
N.S. Antworten Sie ja nicht erst den l t e n July!
94.
Von Johann Adolf
Schlegel. Schulpforta. Am 5. April. 1752.
Brüderchen, Nur ein paar Worte, denn mein Bruder, der schon dadurch ein gutes Theil sich verschlimmert hat, daß er in Leipzig mit Dir gesprochen, plaudert mir die Ohren 5 so voll, daß ich zu keinem gesunden Gedanken kommen kann. Daß der Contract wegen der Costischen Predigten mit der Weidemannischen Handlung zurückgegangen, habe ich nicht gern gesehen, aber schon lange gewußt; der französische Brief, den Herr Reich drucken lassen, war sehr Buchführermäßig. Sorge indessen auf andre Weise für mich! Du wirst mir dadurch einen ausserordent10 liehen Gefallen erweisen. Aber ich habe noch eine Bitte an Dich. Der Ueber-
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12. April 1 7 5 2
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bringer dieses Briefs ist einer von denen Fürstenschülern, die ich vor andern besonders geliebt habe. Er heißt Hoppe, ist eines leipzigischen Schusters Sohn, hat was Rechtschaffnes gelernt, und besonders hat er allezeit ein redliches, zärtliches, frommes Herz blicken lassen. Er hat zur Poesie viel Lust u. auch einen guten Anfang darinnen; und ich glaube, daß er sich sehr glücklich schätzen würde, wenn Du ihm die Freyheit gäbest, Dein Collegium über die Poesie zu besuchen; denn reich ist er nicht. Wenn Du es thust, Brüderchen, so werde ich es für eine Gefälligkeit ansehen, die Du mir selbst erweisest; denn ich und mein lieber Inspector lieben diesen jungen Menschen recht sehr. Thue es immer dasmal, und fürchte nicht, daß es üble Folgen haben möchte. Ich will Dich mit dergl. Bitten nicht oft heimsuchen. Von meinem Bruder sollte ich Dir wohl einen Empfehl machen; ich habe aber keine Lust ihn auszurichten; von meinen Schwestern dagegen wollte ich Dir wohl eins ausrichten, sie wollen Dir aber durchaus keines machen lassen; oder wenn es ja geschähe, soll es, wie das jüngste Schnappermaul spricht, mit Marter und Noth geschehen; und ein solches Compliment möchte nur selber Dich martern. Behalte mich lieb; ich habe Dich lieber, als Du verdienst; aber wer kann sich von allen seinen Schwachheiten losreissen. Ich bin Dein Brüderchen, Johann Adolf Schlegel. Grüsse Heinen, GutschmidtenfJ Rabnern, Deinen Bruder u. seine Frau.
95.
Von Johann Friedrich Löwen.
Hamburg,
den 12. April
1752.
HochEdelgeborner u Hochgelahrter Herr, Sehr werther Gönner u Freünd! Beynahe bin ich der Ehre nicht werth, der Sie mich in Ihrer letzten Zuschrift so ausnehmend gewürdiget haben; da ich mich erst jetzund entschließe, durch eine ergebene Zuschrift Ihnen alle meine Hochachtung zu bezeigen. Allein wenn ich bedenke, daß Sie viel zu gerecht gegen Ihre Freünde sind, u daß Sie durch meine Antwort nichts mehr als eine fortgesetzte Versicherung meiner Ergebenheit, die Ihnen ohnedem bekandt ist, verlohren haben; so kann ich mich sehr leicht beruhigen. Vielleicht bin ich so glücklich, daß der Herr Legationssecretair Zink Ihnen mündlich diejenige Achtung entdecken wird, die ich für Sie, u für Ihre Verdienste hege. Endlich bin ich so dreiste gewesen, meine Gedichte, um deren Urtheil ich Sie ohnlängst ersuchte, durch Herr Wendlern verlegen zu laßen, der sie in dieser Meße fertig liefern wird. Der Herr Profeßor Michaelis sind so gütig gewesen, und haben eine sehr gelehrte Abhandlung von dem Geschmack der Morgenländischen Dichtkunst statt einer Vorrede geschrieben. Ich will von Ew HochEdel. ein gütiges Urtheil erwarten, in wie weit ich Ihren Beyfall verdiene.
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Sie erfreüen mich doch bald mit einer freundschaftlichen Antwort? Das will ich als ein Zeichen annehmen, ob Sie noch an mich denken. Ich bin mit einerley Hochachtung Ew HochEdelgebornen Hamburg, am 12 t e n April 1752. gehorsamster Diener, J . Fr: Löwen.
96. An Johann Jacob Bodmer.
Leipzig, den 18. April
1752.
Hochwürdiger, Hochzuehrender Herr Professor, Ich danke Ihnen von Herzen für Ihren Brief, für das besondre Vertrauen, mit dem Sie mich in demselben beehren, und für das mir so schätzbare Geschenke Ihrer Gedichte. Eben da ich sie erhalte, stehe ich im Begriffe zu meiner alten Mutter zu reisen und mich bey ihr von einem hypochondrischen Zufalle zu erholen, der mich seit vielen Wochen geqvälet hat. Ich will mich auf einem Wege von acht Meilen in der Gesellschaft des Noa, Jacobs u. der Rachel gewiß wohl befinden und die Freuden des Frühlings gedoppelt schmecken, die ich vor dem Jahre in Berlin an der Seite Ihres lieben Sulzers und seiner eben so lieben Frau genossen habe. Die Errinnerungen des Herrn Stockhausen sind mir ganz und gar unbekannt; allein sie befremden mich nicht. Welcher Dichter, der eine neue Bahn betritt, wird nicht zugleich vom Ruhme und vom Tadel begleitet werden! Mein Beyfall ist Ihnen zu gewiß, als daß Sie ihn erst von mir erwarten könnten. Mehr erlaubt mir die Post nicht, Ihnen zu sagen. Ich hoffe, daß der Herr Steuerrevisor Rabener Ihnen ausführlicher schreiben wird, wenn ihn die Messe nicht verhindert; ich habe ihn schon darum gebeten, u. er ist beredter, als ich. Zu dem zweyten Kloppstock wünsche ich Ihnen u. der Poesie Glück und freue mich im voraus auf seine Freundschaft. Die überschickten Päktchen sollen noch heute bestellt werden. Der Herr Diaconus Schlegel in Pforta ist mit doppelter Arbeit, in der Kirche u. in der Schule, überhäuft, und ich glaube nicht, daß er itzt an seine biblischen Erzählungen sehr wird denken können. Von neuen Poesien, wie Sie solche verlangen, weis ich nichts, das Ihnen nicht schon längst bekannt seyn sollte Ich bin mit der vollkommensten Hochachtung und Freundschaft Ew: Hochwürden Leipzig, den 18 April, gehorsamster Geliert. 1752.
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97. An Johann Adolf Schlegel.
20. April 1752
Leipzig, den 20. April
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1752.
Lieber Bruder Lies den langen Brief an mich, der hier folget, wenn Du anders Geduld genug hast, ihn zu lesen. Kurz, ich soll ein Gedicht machen; allein ich bin entsetzlich hypochondrisch u. bey nahe ungeschickt, die Worte prosaisch zusammen zu setzen, geschweige poetisch. Gleichwohl möchte ich einem Berliner gern gedienet wissen. Mache also, wenn ich bitten darf, das Gedicht, u. mache es so gut, als Du kannst, u. so bald, als Du nur kannst, u. auch so leicht, als Du kannst. Richte Dich nach der Vorschrift; ich denke Deine Mühe soll gut bezahlet werden. Der Mann soll auch Deinen Namen erfahren, wenn Dir etwas daran gelegen ist; denn ich will Deinen Ruhm nicht mit dem meinigen vermengen; weist Du doch wohl, warum. Auf Abschlag schicke ich Dir einen Ducaten aus meinen eignen Mitteln. Lebe wohl, guter Adolf, zufriedner, als ich, u. mache das Lied ja ja bald, damit ich dem Manne antworten kann. Bodmer hat an mich geschrieben; aber der Himmel weis, was er haben will; ich verstehe ihn nicht u. Rabner versteht ihn eben so wenig. Du sollst den Brief nächstens bekommen. Grüsse Deine lieben Schwestern u. Deinen lieben Bruder, u. verdirb seinen Geschmack nicht. Hörst Du? Ich bin Dein guter Glrt. Leipzig, den 20 April, 1752.
98. An Ernst Samuel Jacob Borchward.
Leipzig, den 24. April
1752.
Hochzuehrender Herr Hofrath, Nur ein Paar Worte. Ich habe Ihre Commission unverzüglich ausgerichtet und das Werk Ihres und meines Freundes durch den Herrn Professor Kästner recensiren lassen; denn ich selbst hatte zu dieser Pflicht weder Zeit, noch Kräfte; mit einem Worte, ich war hypochondrisch. Sie werden zwo Recensionen, eine in den Leipziger gelehrten Zeitungen u. die andre in dem Hamburgischen Correspondenten finden. Ich hoffe, daß sie dem Herrn Krausen nicht mißfällig seyn sollen, ob ich sie gleich selbst nicht gelesen habe. Wenigstens hat mich Herr Kästner versichert, daß ihm das Werk gefallen hätte. Er hat mirs auch nicht wieder gegeben, u. ich bin also um mein Exemplar gekommen, ohne es ganz gelesen zu haben; was ich aber gelesen habe, hat mir sehr wohl gefallen. Dieses können Sie Ihrem Freunde sagen u. ihm für die Bemühungen danken, die er der Poesie zur Ehre u. dem Geschmacke zum Besten über sich genommen hat. Ich stehe im Begriffe eine Reise zu meiner alten Mutter nach Haynchen zu thun. Sie ist krank u. ich bin es seit dem Merz auch gewesen; vielleicht befördert die Freude, uns wieder zu sehen, das was die Arzney nicht vermag. Ich werde nur acht oder zehn Tage ausbleiben. Leben Sie wohl mit Ihrer vortrefflichen Frau u. ehren Sie Ihr Schicksal ferner durch Gelassenheit u. Freude. Ich bin beständig Leipzig, Ihr ergebenster Geliert, den 24 April, 1752.
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Nr. 99
5. Mai 1752
99. Von Johann Georg Sulzer.
Berlin, den 5. Mai 1752.
Mein lieber Freünd. Ich schreibe Ihnen an dem schönsten Morgen des Mayen, im Angesicht der Natur, unter dem Gesang der Nachtigall und dem Dufften der wolriechendsten Blumen, um Sie des Versprechens zu erinnern, daß Sie uns besuchen werden. Wir wohnen nun nicht mehr in der Unruhe der Statt, sondern auf einer stillen Insel, wo nichts unsre Ruhe stöhrt, als die Zefirs die uns Orangen Duffte zuwähen. Einen Kreiß von hohen Bäumen und die Ufer der Spree schließen uns in eine allerliebste Einsamkeit ein, und vergönnen uns doch auch bisweilen die Aussicht in die Welt um uns die Einsamkeit noch angenehmer zu machen. Wenn irgend etwas in unsern Zeiten gefunden wird, das verdiente von Arcadischen Leuthen bewohnt zu werden, so ist es unsere Insel. Dahin mein werther Freünd sollen Sie iezo in der schönsten Jahrs Zeit kommen, und gesund und vergnügt seyn. Alle Berlinische Naturkündiger stimmen darin ein, daß wir in der gesundesten Gegend des Landes wohnen, und ich thue noch hinzu: was kein Natur Lehrer sagen kan, daß Sie mein werthester an keinem Orte mehr geliebet werden, als in dem Bezirk unsrer Bäume. Kommen Sie also und bringen die Freüde und die Musen mit, oder wo Sie die nicht zur Gesellschafft haben, so sollen Sie sie hier mit der besten Freündschafft finden. Sie sind iezo von allen Banden der Academischen Arbeiten frey, und was wollen Sie doch im Tumult der schwärmenden Handelschafft machen; wie viel beßer schikt sich die Stille unsers Gartens für Sie? Scheüen Sie doch die Reise nicht. Sie finden in Leipzig wol einen Freünd, der Sie bis nach Wittenberg begleitet, und dort sollen Sie mich und meine Freündin, die sich rühmt auch die Ihrige zuseyn, finden, wenn Sie uns nur den Tag melden, da Sie dort eintreffen werden. Wenn Sie so wie ich wüßten, was für Freude Ihre Gegenwart in unser Haus bringen wird, so würden Sie eilen um die Beste Handlung Ihres Lebens zuthun, wenn diese die Beste ist, wodurch andern das größte Vergnügen erwächst. Die Vorstellung dieses Vergnügens benimt mir schon alle Lust weiterzuschreiben. Ich gehe in die Alleen unseres Gartens um mir recht lebhafft vorzustellen, wie vergnügt wir seyn werden, Sie dort zusehen. Leben Sie wol und eilen zu uns. D. 5 May. 1752. Sulzer.
100. An Carl Wilhelm Christian von Craussen.
Leipzig, den 19. Mai 1752.
Leipzig, den 19. März 1752. Hochgebohrner Freyherr, Die Unruhen der Messe, und eine Reise die ich zu meiner Gesundheit nach Dresden gethan, haben mich verhindert, Ihnen eher, als heute, zu antworten. Und was soll ich Ihnen, theuerster Freund und Gönner, auf alle die schönen Briefe sagen, die ich seit etlichen Wochen von Ihnen erhalten habe, insonderheit
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auf den letzten, in welchem Ihr edles und großgesinntes Herz so nachdrücklich gesprochen hat? Ein Mann, der im Unfälle so denkt, wie Sie, ist es werth, daß man ihn verehrt und nachahmt. Sie haben in eben diesen Briefe mich durch allerhand vortreffliche Regeln angewiesen, die Hypochondrie zu ersticken, und ich bin sehr von dem Werthe Ihrer Vorschriften überzeugt, je mehr ich sie aus eigner zwölfjährigen Erfahrung habe kennen lernen. Demungeachtet will es mein Schicksal seit neun Wochen haben, daß ich diese Plage gedoppelt und durch Geduld ein Uebel verehren soll, das ich durch die gewöhnlichen Hülfsmittel nicht dämpfen kann. Meine Reise ist elend gewesen, und alles Vergnügen des Frühlings, der Freundschaft, des Umgangs, dem ich entgegen geeilet, ist mir unter einer steten Beklemmung der Brust ohne Reiz und ohne Geschmack vorgekommen. Ich bin erst seit gestern zurück und bereue meine Reise, die ich doch in der besten Absicht unternommen. Der Herr Professor Ludovici hat den bewußten Aufsatz doppelt erhalten, und wird ihn nicht allein in den nunmehr folgenden Band unter dem Buchstaben C. einrücken, sondern auch alles, was Sie ihm noch zuschicken wollen, mit besonderm Dank annehmen. Messenii Tafeln sind ihm gar nicht bekannt. Sie können ihm also unmaßgeblich die Ihrige zuschicken, und Zusätze machen, wenn Sie es für gut befinden. Für die überschickte Pension danke ich Ihnen im Namen meiner guten Mutter unterthänig, und mit aller der Empfindung, die man einem großmüthigen Freunde und Wohlthäter schuldig ist. O warum kann ich Ihnen doch meine Dankbarkeit und meine Hochachtung nicht auf die vollkommenste Art sehen lassen! Ich glaubte, ich würde Ihnen, liebster Herr Baron, wenigstens bey Ihrer Prinzenpolitik einen kleinen Dienst erweisen können; aber ich sehe, ich soll die Wollust nicht haben, dem zu dienen, dem ich vor tausend andern gern dienen wollte. Die Buchhändler, mit denen ich gesprochen, und von denen ich es am ersten erwartet, daß sie mir das Werk drucken würden, haben mir das Manuscript mit ausstudirten Entschuldigungen wieder zurück gegeben. Vermuthlich haben diejenigen Aufseher, die sie bey ihren Manuscripten allezeit um Rath fragen, kein günstig Urtheil davon gefällt. Ich will noch etliche Versuche wagen, um alles gethan zu haben, was meine eigene Beruhigung fodert. Das Werk selbst habe ich durchgelesen, und mir sogar die Freyheit genommen, in der Einleitung hier und da etwas auszustreichen, oder ein Wort einzuschieben. Allein meine freundschaftliche Verwegenheit hat mich schon oft gereut. Wird auch der Herr Baron, dachte ich, mit deinem Geschmacke zufrieden seyn? Bist du nicht zu stolz, daß du ein Wort von seiner Hand verbessern willst? wird nicht die Schreibart ungleich werden? wird er diese oder jene Stelle wohl verlieren wollen? Kurz ich habe die Feder bey dem Ende der Einleitung niedergelegt, und ich bin zu furchtsam, als daß ich Aenderungen machen sollte, ohne sie Ihnen erst zu zeigen, und Ihren Ausspruch zu erwarten. Nein, Ihre Freundschaft ist mir zu schätzbar, als daß ich das geringste ohne ihre Einwilligung wagen sollte. Die Sachen Ihrer Politik sind alle schön, und der Vortrag als ein mündlicher Unterricht, für einen jungen Prinzen, sehr bequem, nur weiß ich nicht, ob er zum Lesen für die Welt angenehm und gefällig genug seyn wird. Sie verdienen der Lehrmeister des besten Prinzen zu werden, und ich weiß gewiß, daß Sie sein
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Herz und seinen Verstand nach der abgefaßten Vorschrift vortreflich ausbilden würden, wenn auch diese Vorschrift der Welt im Drucke nicht merkwürdig genug scheinen sollte. Ich in meinem Herzen wünschte tausendmal lieber, Ihr Schicksal möchte Sie zu dem Aufseher über die größten Prinzen bestimmt haben, und nicht blos zu einem Scribenten von der Erziehung derselben. Beehren Sie mich bald wieder mit einer Antwort, und entziehn Sie mir nichts von dem Vertrauen und der Gewogenheit, die Sie mir geschenket, und die ich noch so wenig verdienet habe. Ich werde mein ganzes Leben hindurch Sie verehren, und vor tausend andern seyn Ewr. Hochgebohren gehorsamster Diener Geliert.
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Von Carl Wilhelm Christian von Craussen.
Bernstadt, den 26. Mai 1752.
Allerwerthester Freund! Bald hätten Sie in Jahr und Tag, auch wohl gar keine Antwort erhalten. Denn es ist ein Wunder daß ich noch Lebe, oder daß ich nicht Beyde Beine gebrochen. Heute giebt der Chirurgus gutten Trost und in kurtzem verhoffe das Bette zu verlaßen. Niemahls Bin ich durch die Göttliche Vorsicht mehr als dermahlen gerühret worden, und niemahls habe derselben stärcker als jetzo gedancket. Ich bin in Gefährlichkeiten auf dem Waßer, in Gefährlichkeiten zu Lande, in Gefährlichkeiten unter den Räubern gewesen, einmahl Bin ich von einem Gerüste und ein ander mahl zwischen die Felsen gefallen, zwey mahl hab ich mit wilden Thieren gefochten und wie viel andren augenscheinlichen Gefährlichkeiten bin ich entronnen, ohne eine hinlängliche Danckbarkeit gegen die Gütte Gottes Bey mir zu verspühren. Die Überlegung daß ich der unglücklichste Mensch geworden, wenn ich beym Leben geblieben wäre, diese Überlegung sag ich, führet mich zu einer unendlichen Erkentlichkeit. Ich kan die höchste Allmacht nicht gnugsam rühmen und Loben, welche mich aus dieser Versuchung, welche meine standhaftigkeit nicht ausgestanden hätte, erlöset. Wie gar Leicht kan ich doch jetzo manches Unrecht vergeßen, welches mir durch Menschen verursachet worden, Eine Stede so mein ärgster Feind Besitzet, sehe ich nicht mehr mit neidischen Augen und als ein Erbtheil an, welches mir mein Vater oder ich mir selbst erwerben können, die verlohrne Gesundheit als das gar gröste Kleinod meiner Jugend, Bringet mir nicht den vorigen Verdruß und andre kleine Widerwärtigkeiten des Schicksals sind gar nicht einmahl fähig mich zu Beunruhigen. Ich bin vergnügt und so reich wie ein Printz dem es glücklich gehet, ja wie reich und vergnügt bin ich daß ich Lebe und nicht beyde Beine gebrochen. Betrachten Sie werther Freund bey Ihrer Hipochondrie einen Menschen dem die Beine gebrochen sind und der die erschreckliche Hofnung haben soll, noch Langer Zeit daran unglücklich geheilet zu werden Ihre Hypochondrie wird sich wieder Legen, vieleicht verliehren Sie dieselbe gar,
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die Brust Beschwerung wird mit den Jahren nachlaßen und sich in leidlicherer Gestalt, durch gelindere Beschwerlichkeiten auch wohl gar nicht darstellen: Sie sind meines wißens kein Riese, daher können Sie auch keine Riesen Gesundheit verlangen, der Himmel hat Ihnen einen desto stärckern Geist gegeben. Ist dieses Guth nicht herrlicher? wolten Sie wohl diesen Reichthum der Seele gegen den Cörper des Polyphemi vertauschen? Wolten Sie Ihre Wißenschaften die Sie zu einem Prothee machen, gegen die Wollust der Propeteiden verwechseln? Ihre Mäßigkeit wird Sie vieleicht Länger, als mancher der auf seine Gesundheit L o ß stürmt beym Leben erhalten, aber wenn der edelste und gereinigste Theihl Ihres Cörpers und Geistes sich noch höher schwinget, wird Ihr Nachruhm alhier nicht desto dauerhafter, und Ihr Nahmen der unter die starcken Helden des seeligen Ewigkeit stehet, nicht mehr verherrliget? Sie verstehen mich was ich sagen will, wenn ich auch noch so metaphorisch und metamorphosisch spreche, denn einem Gelehrten ist gutt predigen. Inzwischen versäumen Sie nicht Ihre Gesundheit, denn der Geist ist allemahl zu fähigeren Verrichtungen geschickter, wenn er durch keinen siechen Leib zurücke gehalten wird. Trinken Sie zweymahl mehr Wein als ich Ihnen vorgeschrieben, setzen Sie das Bier als ein schweres Getränke aus, welches Ihnen alleine Unruhe machen kan und trinken Sie W a ß e r mit Rhein, oder Francken, nicht Frantz Wein vermischt, und einige Gläser Hungarischen Wein Bey Beschluß der M a h l - Z e i t , So wird sich vieleicht an statt des Hypochonders ein andrer Gast einstellen. Das viele Sitzen, Quillen Feegen (?) und Nachdencken ist schädlich und das Dichten machet wie Salomon saget den Leib müde. Die Bewegung zum Fuße taugt nicht wenn sie weit fortgesetzet wird und wenn der Wagen nicht recht gemachlich gebauet, wird das Fahren zu keiner Arzeney, ein recht comodes Pferd dienet in dergleichen traurigen Umständen am Besten Lesen Sie zu weilen des Mollier Comedien gegen die Doctors und Bedencken daß viele Krankheiten durch die Einbildung gewöhnet werden, Bedencken Sie ferner daß ein jeder sein eigner D o c t o r seyn kan, und prüfen soll was seinem Leibe gutt ist. Ich rathe Ihnen um das Aeqvinoctium allemahl am Füße zur Ader zu Laßen und übrigens guttes Muthes zu seyn. Sie haben die Kräffte dazu und sind noch Lange nicht dem unglücklichen und doch vergnügten Scarron gleich. Beruhigen Sie Ihr Gemuthe so wird der Cörper gesund seyn Weder der Anstoß der Hypochondrie, noch die Betrachtung Ihres Schicksals, noch der Verlust Ihrer Freunde und Verwanten, überhaupt kein Betrübnüß muß die Oberhand über Ihr Beruhigtes Gemuthe nehmen. Ihre Frau Mutter kan Ihnen noch Lange zum Vergnügen Leben und hätte der Himmel was menschliches über Sie Beschloßen, so ist Ihnen ja Bekande, daß wir nur einen Schritt von der Erde in jene Ewigkeit zu machen haben, Hierbey können Sie noch mit dem Ovidio triumphiren wenn er sich am Ende seiner Metamorphosen selbst wahrsaget, und da ich Sie mit diesem Autor in Vergleichung ziehe, so fällt mir von Dero Geist eben das ein was Virgilius und schon vor ihm Orpheus vom Protheus geurtheilet Novit namque omnia vates, Quae sint, quae fuerint, quae m o x Ventura trahantur. C'est Esprit merveilleux embrasse touttes choses,
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16. Juni 1752
J E connois le present, il connoit le passé, Et même l'avenir dans son coeur est tracé. Wozu ich noch dasjenige hinzusetze, was ich in dem gedruckten Briefe an Hr. v S. in dem Helden Gedichte der Kuferstehung Jesu Christi angeführet. Doch was soll ich mich mit schreiben martern, Sie können es selbst gleich bey dem Anfang gedachten Briefes gedrückt lesen, Die Beurtheilung über meine Printzen Politick verbindet mich zu vorigen Vergleichung. Das Schicksal so dieses Manuskript in Leipzig erfahren, befrembdet mich keines weges, es ist ein Werk welches nur vor Republiqvains geschrieben worden Solte es also keinen Geschmack in Deutschland finden, so wollen wir es nach Holland reisen laßen. Den Hrn v Achs hätte ich gern was an die Hoße oder nach unserm Sprichwort ans Bein versetzet, sonst wolte ich die guttgemeinte Printzen Politick wohl in Manuskript laßen. Da ich aber die Geburth dieses Kindes, so wie die Belebung der Statue des Pigmaleons wünsche, so verlange ich es auch aufs Beste aufzuziehen. Sie haben also werthester Freund die wiederholte Freiheit, das Werck nach Belieben zu [. . ,/stern. So bald Sie es von seinem Unflat gereiniget, laßen Sie es auf meine Kosten abschreiben und erwarte ferner was ich sodann damit vornehmen werde. Meine Vermuthung ist eingetroffen, und den Abstand den man wegen des Abdrucks in Leipzig nehmen würde, hab ich mir im voraus eingebildet. Dieses ist es was ich bey Abschickung des Wercks in der Begleitung meines Briefes Befürchtet. Ich habe mir endlich auch wohl vorgestellet, daß einen so großen Kenner wie Sie sind nichts entwischen würde und es wird mir Lieb seyn, ich wiederhole es noch ein mahl, wenn Sie zu der gutten Erziehung Ihres Pflege Kindes etwas Beytragen wollen, ja daß ich mit einer Metamorphosin auch meinen Brief beschlüße, so unterwerffe ich mich noch Lieber dem Apollo als der Marsias. Ich würde mich bey meinem Zufall, welcher mich den unbarmhertzigen Chirurgen bald in die Hände geliefert hätte, nicht so lange im schreiben aufhalten, wenn ich nicht mit Vergnügen an Sie dächte und mit Vergnügen an Sie schriebe. Wenn Sie also mir Ihre Gewogenheit und Freundschafft zueignen, so thun Sie keine Sünde denn Sie Lieben Ihr eigen Fleisch, und wollen Sie mich auch nicht davor gelten laßen, So bedencken Sie doch daß ich Ihr Wächter und dabey von Grund des Herzen bin Ew. Hoch und werthgeschätzten Liebd: ergebenster Bernstadten D. 26 t e n May 1 7 5 2 . C W Ch Frhn. von Craussen.
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Von Johann Friedrich von Cronegk.
Hohentrüdingen,
den 16. Juni
1752.
Verehrungswürdiger Freund, Ich habe Leipzig verlassen müssen, ohne Sie zu sehn; ohne von Ihnen Abschied nehmen zu können; ohne Ihnen bey unsern letzten Umarmungen wenigstens durch Thränen sagen zu können, wie sehr ich Sie liebe. Ich bin von Ihnen ge-
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trennt, und soll die großen Vorzüge Ihres Geistes, und die noch größern Vorzüge Ihres Herzens künftig nur aus der Ferne verehren. O wenn ich Ihnen schreiben könnte, wie empfindlich mir dieses alles fällt! wie sehr ich Sie hochschätze. — Ich bin auf dem Lande bey meinen Aeltern, und wenn ich an den Plan vom Landleben denke, den wir einmal zusammen machten, so seufze ich so sehr, daß man mir Schuld giebt, ich hätte eine Geliebte in Leipzig zurückgelassen. Aber alsdann fange ich an von Ihnen zu reden, und da bin ich so unerschöpflich, daß sogar die Bedienten, die bey der Tafel aufwarten, untereinander sprechen, sie möchten doch den Mann gern kennen, von dem der junge Herr so viel sage, und bey dessen Erinnerung ihm immer die Thränen in die Augen kämen. Ich bin zeither durch Reisen nach Anspach so zerstreuet worden, daß ich kaum Zeit zum Denken gehabt; sonst hätte ich Ihnen schon eher geschrieben. Keine gereimte Zeile, seit ich Leipzig verlassen. Es hängt die früh begriffne Leyer An schwachen Aesten blasser Cypressen. Benetzt von stillen zärtlichen Thränen Ertönen die schlummernden Saiten nicht mehr. Ich schicke Ihnen meinen S c i p i o und einige andre Kleinigkeiten. Vertreten Sie auch noch entfernt das Amt meines Lehrers, und sagen Sie mir die Fehler dieser Stücke, wenn sie nicht zu viel Fehler haben, als daß sie sich verbessern ließen. Auf diesen Fall aber schicken Sie mir sie wieder, und ich verspreche Ihnen, sie augenblicklich zu verbrennen. Ich setze noch immer mein Vertrauen auf Sie, und hoffe, Sie sollen mich nicht ganz vergessen. Vielleicht verdiene ich Ihre Freundschaft sonst durch keine gute Eigenschaft; aber mein Herz ist so voll von Zärtlichkeit und Dankbarkeit gegen Sie, daß ich doch dadurch einen Platz in Ihrem Andenken verdiene. Empfehlen Sie mich dem Herrn Grafen von B r ü h l , Ihrem Herrn Bruder und dem schalkhaftesten und liebenswürdigsten aller Steuerrevisor. Ich weis, daß Sie nicht gern Briefe schreiben, und ich will nicht so unbescheiden seyn, auf fleißige Antworten zu dringen. Erlauben Sie mir nur bisweilen, Ihnen zu schreiben. Leben Sie wohl. Ich bin zeitlebens Ihr Hohentrüdingen aufrichtigster Freund und den 1 6 . J u n . 1752. Verehrer von Cronegk.
103. An Johann Friedrieb von
Cronegk.
Leipzig, den 13. Juli
1752.
Liebster Herr Baron Ich glaube nicht, daß mich unter allen meinen Freunden iemand zärtlicher liebt, als Sie; und wie sehr ich Sie liebe, das fühle ich alle Tage, auch da, wenn ichs zu meiner Ruhe nicht fühlen will. Oft kränke ich mich noch, daß ich nicht
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Nr. 1 0 4
15. Juli 1 7 5 2
Abschied von Ihnen genommen habe. Ich war schon an Ihrer Hausthüre; es war Nacht; ich überlegte, ob ich hinauf gehn u. menschliche Thränen weinen sollte; mein klopfendes Herz sagte ja; aber ich gieng fort u. mit nassen Augen sah ich in Ihre Fenster zurück und wünschte Ihnen, was ein Bruder dem Bruder wünschen kann. Ich reiste nach Dresden, ich kam in wenig Tagen wieder und mein lieber Cronek war nicht mehr in Leipzig; O wie werden wir uns erfreun, wenn eine glückliche Stunde der Zukunft uns wieder zusammen bringet! Ganz gewiß sehn wir einander noch einmal wieder; mein ganzes Herz sagt mirs. Wir haben mehr zu reden, mehr, als man in Briefen sagen kann; Empfindungen der Freundschaft, die noch kein Dichter geredt hat. Aber wann wird diese Stunde kommen? Schicken Sie mir Ihren Scipio, Ihre Comoedie, schicken Sie mir allen Ihren geschriebnen Witz, wie Sie mir versprochen haben; Sie können mir nie zu viel schicken, u. nie genug, mir den Verlust Ihres Umgangs zu ersetzen. Ich habe meine Zuhörer im Batteux schon auf Ihre Arbeiten vertröstet und sie warten begierig darauf; denn Sie müssen wissen, daß ich Sie oft lobe. Meine Herren, sagte ich unlängst, es kömmt auf Sie an, dem guten Geschmacke Ehre zu machen. Ich kenne einige unter Ihnen, die dazu gebohren sind; u. einer, der sonst zu uns gehörte, ein Cronek, wird der nicht der Poesie dereinst das Ansehn verschaffen, das ich ihr gern verschafft hätte? Dieses spreche ich mit einem Stolze aus, der alle meine Zuhörer erschüttert. Aber, mein lieber Cronek, was reden Sie in Ihrem Briefe von mir, als Ihrem Lehrer? Ich bin es freylich dem Namen u. zuweilen dem Willen nach gewesen; aber Ihr Genie, Ihr Fleiß, Ihre guten Bücher, das sind die Lehrer, denen Sie danken wissen, wenn Sie die Welt künftig mit Vergnügen u. heimlicher Eifersucht liest. Ich wünsche Ihnen zur Ehre des Autors nichts als etliche scharfsichtige u. redliche Freunde an dem Orte Ihres Auffenthalts, die Sie mit ihren Errinnerungen u. Critiken, mit ihrem Lobe u. Tadel, mit Regeln u. Vorschlägen bald zurück halten, bald anfeuern mögen. Nur selten ist ein glücklich Genie ohne diese Hülfe recht groß u. im Ganzen recht schön geworden. Empfehlen Sie mich Ihrem gnädigen Papa, Ihrer gn. Fr. M a m a gehorsamst. Grüssen Sie Herr Raben von Herzen von mir, und grüssen Sie auch die witzigen Bedienten, die mich so gern sehen wollen. Ich bin zeitlebens Leipzig, Ihr ergebenster Geliert, den 13 Jul. 1752.
104. An Carl Wilhelm Christian von Craussen.
Leipzig, den 15. Juli 1752.
Hochgebohrner Freyherr, Ich will Ihren letzten vortreflichen Brief nicht beantworten; ich will mich vielmehr für das Vergnügen bedanken, das Sie mir durch ihn gemacht haben. Könnte meine Hochachtung gegen Sie noch vermehret werden: so würde sie gewiß durch diesen Brief vermehret worden seyn; so schön war er.
Nr. 104
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Jetzt habe ich die Ehre, mit Ihnen von Ihrem Manuscripte zu sprechen. Ich schicke es Ihnen mit zitternden Händen wieder zurück; denn werden Sie die Freyheit wohl gut heißen, die ich mir genommen habe, hin und wieder etwas auszustreichen, da und dort etwas an der Sprache zu ändern? und gesetzt, Sie ließen sich diese Dreistigkeit gefallen, wird Ihr Werk deswegen etwas gewonnen haben; werde ich die gute Absicht, Ihnen zu dienen, erreicht haben? Nein, gütigster Herr und Freund, ich habe nichts gethan, als meinen Willen befriediget. Ihr Werk ist durch alle meine Mühe, die ich auf die Durchsicht verwandt, nicht schöner geworden, als es vorher war, und ich kränke mich, daß ich nicht so geschickt bin, mich um Sie so verdient zu machen, als ichs schuldig bin, und als ichs wünsche. Ich habe mich bemüht, die vielfältigen Fehler Ihres Abschreibers, und seine ungewisse und sich ungleiche Orthographie zu verbessern; aber werden sich in der neuen Abschrift nicht auch wieder neue Fehler eingeschlichen haben? Ich muß Sie also bitten, die Mühe des Durchlesens noch einmal über sich zu nehmen. Ich thue noch mehr, ich ersuche Sie sogar, wenn Sie bey meinen Aendrungen die geringste Schwierigkeit antreffen, daß Sie dieselben vergessen, und Ihr erstes Manuscript ungeändert dem Drucke überlassen mögen. Hier in Leipzig ist mirs unmöglich, einen Verleger aufzutreiben, und wenn ich tausend Thaler daran wagen wollte. J a ich bin fest überzeugt, daß Sie weder in den sächsischen noch auch in Ihren eignen Landen die Erlaubniß des Druckes jemals erhalten werden. Die Aufrichtigkeit, mit der Sie die Wahrheit sagen; die Freymüthigkeit, mit der Sie insbesondre von dem französischen Hofe sprechen; die vielen Gemälde, die Sie von den Fehlern der Regenten machen, und die sich vielleicht auf viele noch lebende Herren schicken; alle diese Wahrheit wird so leicht keinen Schutz finden; es wäre denn in einer holländischen oder englischen Provinz. Denken Sie nur an die einzige Stelle, wo Sie von den Rechtshändeln und der List und Ungerechtigkeit reden, die Sie in Ihren eignen Processen erfahren haben. Werden solche Wahrheiten in der Censur gebilligt worden? Kurz; Holland wird wohl der beste Ort für Ihr Manuscript seyn. Ich will mich von Herzen erfreuen, wenn Ihr Werk in den Händen junger Prinzen seinen Ruhm erhält, und den Verstand und das Herz solcher Herren ausbilden hilft, die gebohren sind, andre glücklich zu machen. Der Titel: Politik! scheint mir in Ansehung der ersten Capitel, etwas zu enge zu seyn? Es ist mehr als die blosse Politik; es ist ein allgemeiner Unterricht für junge Prinzen. Ich wiederhole meine Bitte noch einmal, liebster Herr Baron: wenn Sie das geringste Bedenken bey meinen Aenderungen finden: so behalten Sie Ihr erstes Manuscript bey, das Sie vermuthlich doppelt haben werden, und lassen Sie Ihre Gewogenheit gegen mich durch die dreiste und vielleicht unglücklich erfüllte Begierde, Ihnen zu dienen, nicht vermindert werden. Endlich vergeben Sie mir die Langsamkeit, mit der ich Ihr Manuscript zurück schicke. Ich habe es keinen Fremden in die Hände geben wollen. Ein Freund von mir, ein junger Student, hat es abgeschrieben, und länger damit zugebracht als ich gedacht habe. Sie sind doch von Ihrem Unfälle völlig wieder hergestellt? Ich hoffe es, ich wünsche es, und freue mich im voraus auf die Gewißheit meiner Hoffnung.
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Nr. 105
24. August 1752
Wegen der Copialien nehme ich nicht die geringste Ersetzung an. Sind nicht ich, und meine Mutter Ihre großen Schuldner? Meine Gesundheit ist noch sehr mittelmäßig; doch danke ich Gott, daß ich noch im Stande bin, allemal über den andern Tag auszureiten, und mir eine Bewegung zu machen. Ich habe die Ehre, mit der ersinnlichsten Hochachtung zu seyn Ewr. Hochgebohren Leipzig, den 15 Jul. 1752. gehorsamster Freund und Diener Geliert.
105. An Carl Heinrich von Gleichen.
Leipzig, den 24. August
1752.
Mein lieber Baron! Ja ich denke oft an Sie und wünsche Sie oft nach Leipzig zurück, ich rede von Ihnen und kränke mich, daß ich Ihren Umgang nicht mehr habe, und daß ich Ihnen meine Gewogenheit und Hochachtung nicht so lebhaft beweisen kann, als ich sie fühle. Ich ersetze diesen Mangel durch tausend gute Wünsche für Ihr Glück, die mir mein Herz eingiebt. Ich nehme mir vor fleißig an Sie zu schreiben und Sie durch meine Briefe wenigstens auf einige Augenblicke zu vergnügen und in Gedanken fordere ich Ihnen ungeduldig die Ihrigen ab. Ist dieses Freundschaft? Ja, mein lieber Baron, es ist die Neigung, die ich Ihrem Umgange, Ihrem eigenen Werthe zu danken habe, und die ich nicht sorgfältig zu erhalten suchen darf, weil sie sich selbst durch ihr Vergnügen bei mir erhält. Fahren Sie nur fort, mein Freund zu sein, ich bin der Ihrige gewiß. Sie versichern, daß Ihnen meine Freundschaft bei gewissen wackeren Leuten ein Ansehen gebe, und ich glaube es ohne Eitelkeit; denn ich kenne die Kraft der günstigen Vorurtheile, und ich weiß, daß der N a m e oft mehr ausrichtet als das Verdienst. Aber auch ein Vorurtheil für mich ist mir schätzbar, wenn es meinen Freunden zu einem kleinen Vortheile wird. Sagen Sie es also allen wackeren Leuten, die mich kennen, daß ich von Herzen Ihr Freund bin. Sie sollen Sie deswegen nicht lieben, sondern sie sollen auf die Ursachen sehen, die mich zu Ihrem Freunde und Verehrer gemacht haben. Sobald sie Ihre Stärke in den Wissenschaften, Ihr Herz, das ich jetzt mehr bewundere als jemals, (ich umarme Sie, indem ich diese Worte schreibe, mit einem brüderlichen Gefühle und erfreue mich unendlich über Sie) sobald sie dieses kennen werden, so werden sie Ihre Freunde sein, wenn auch kein Brühl und kein Geliert in der Welt wäre, der Sie liebte. Wie viel habe ich Ihnen schon geschrieben und wie wenig habe ich Ihnen noch gesagt, wenn ich mein Herz ausschreiben wollte! W a r u m kann ich Sie in diesem Augenblick nicht gleich sehen und es Ihnen abbitten, daß ich nicht öfters gesucht habe, Ihnen zu dienen, so wenig ich es auch vermocht habe. Vergeben Sie mir's, mein lieber Baron! Mein Fehler und mein Verdienst ist meine Bescheidenheit. Leben Sie wohl! Ich
Nr. 106
26. August 1752
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begleite Sie überall mit meinen Wünschen und hoffe bald die zufriedenste Nachricht von Ihnen. Ihr ergebenster Freund und Diener Leipzig, den 24. August 1752. C. F. Geliert.
106. An Jobann Friedrich von Cronegk.
Leipzig, den 26. August
1752.
Liebster Herr Baron, Wenn ich recht kleinmüthig, recht unzufrieden mit mir selbst bin und gar nichts gutes an mir finden kann: so stelle ich mir vor, daß gleichwohl die rechtschaffensten, die geistreichsten Leute meine Freunde sind; daß mich die Gärtner, die Cramer, die Schlegel, die Cronecke lieben; und ich finde in diesen Namen nicht allein eine sanfte Beruhigung, sondern ich werde oft so stolz, als ich vorher kleinmüthig gewesen war. Ja doch, spreche ich zu mir selbst, mache dir keine Sorge, du mußt gewiß mehr Geschmack u. Verstand haben, als du denkst; du mußt gewiß ein gutes Herz haben, würden dich diese Leute sonst wohl lieben können? Alle zusammen können sich unmöglich betrügen, und wenn sie sich auch irrten: so gehört es zu deinem Glücke, daß du diesen Irrthum nicht einsehn sollst. So dachte ich ungefehr auch, mein lieber Baron, als ich Ihren letzten freundschaftsvollen Brief in einer sehr mißvergnügten Stunde erhielt, und ich fühlte, daß sich mein Unmuth verminderte. Wie sehr würde ich Ihnen für diesen Dienst danken, wenn es nicht ließe, als ob ich mir dadurch die Versicherungen Ihrer Liebe, Ihrer ausnehmenden Liebe, in allen Ihren Briefen auf immer verpfänden u. Ihren Beyfall an mich fesseln wollte! Auf das Verngügen Ihres Briefs folgte bald ein andres. Ich fand etliche Tage darauf in der Sammlung vermischter Schriften Ihre Ode an mich eingerückt. Ich las sie, als ob ich sie noch nicht gelesen hätte. Alles war mir neu, alles schön, und ich wünschte mir Glück, mich auf eine solche Art öffentlich gelobt zu sehn. Meine Eitelkeit gieng noch weiter, ich las in der nächsten Stunde, weil ich gleich von den Schönheiten der Ode handelte, Ihre Ode vor. Ich bat meine Zuhörer um Vergebung, daß ich Herz genug hätte, ihnen meine eignen Lobsprüche herzulesen, und versicherte sie (o wie schlug mir das Herz!) daß es nicht das Lob, sondern das geistreiche Lob wäre, das mir Ihr Gedicht schätzbar machte. Ich las u. hatte Ihren Namen noch nicht genannt. N u n war ich fertig und sähe um mich herum u. sähe mehr, als hundert heitre Gesichter. Wer der Verfasser ist, fieng ich an, wer der Poet ist, wollen sie wissen, meine Herren? Ich antworte ihnen aus dem Qvintillian in der Dunkelheit, mit der er von einem der Scribenten seiner Zeit spricht: via seculorum memoria dignus, qui olim nominabitur, nunc intelligitur. Doch nein, fuhr ich fort, ich kann ihnen seinen Namen nicht verschweigen, es ist der Herr Baron von Croneck, der mir im vorigen halben Jahre noch die Ehre erwiesen hat, mein Zuhörer zu seyn; aber nicht meinen Regeln, seinem Genie ist er seine Poesie schuldig. Si praecepta darent eloquentiam, quis esset non eloquens? Ja, Herr Baron, ich wiederhole es Ihnen, Ihre Ode
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Nr. 107
7. September 1752
hat mir ausserordentlich gefallen, u. ich danke Ihnen dafür, als ob ich noch nicht gedankt hätte. Wo bleibt Ihr Cleveland, u. wo bleiben Ihre übrigen Werke? Soll ich warten, biß Sie Sitz u. Stimme im Hofrathe nehmen? Ich weis Ihnen nichts mehr zu sagen, als was ich Ihnen noch oft sagen werde, daß ich mich nach Ihnen sehne und recht von Herzen Ihr Freund bin und es zeitlebens seyn werde. Leipzig, Geliert, den 26 August, 1752. Empfelen Sie mich Ihren gnädigen Aeltern gehorsamst u. fragen Sie Herr Raben, ob ich ihn bald besuchen soll.
107. Von Friedrich Eberhard Boysen.
Magdeburg, den 7. September
1752.
Hochedelgebohrner Hochgelahrter Herr, Hochzuehrender Herr Profeßor, Ich liebe Sie. Aber es thut mir leid, daß ichs Ihnen nur halb sagen darf. Warum? Ich fürchte, daß Ihre demüthige Bescheidenheit nicht wenig leiden würde, wenn ichs Ihnen ganz sagte. Denn ich müste mich über Ihr Lob ausbreiten, und Ihre Verdienste um die Wißenschaften, und um die gesunde Sittenlehre erzählen, und wie leicht könnte der Lebhaftigkeit meiner Hochachtung etwas entwischen, das Ihre Reinigkeit und Einfalt in Verdacht sezte. Irre ich oder ists wahr? Mich deücht, daß Sie es lieber sehen, wenn mann Sie um Ihres guten Herzens willen schätzet. Ja! mein werthester Herr Profeßor, Sie verdienen auch diese Ehre. Ihr Herz gehöret unter die Herzen der Menschenfreünde, und die Religion hat Sie zum ehrlichen Mann gemacht. Ich lese täglich in Ihren Schriften, und ich denke täglich an Sie mit einem Vergnügen, das mich bewegt. Ich wünsche mir Ihre Gewogenheit, und ich biete Ihnen dagegen mein Herz an das vor Eifer brennet, sich Ihrer Neigungen würdig zu machen. Beigehende Betrachtung der ich aus Unwißenheit den Titel eines Briefes gegeben habe, ist von mir. Ich sende Ihnen dieselbe in einer zwiefachen Absicht zu. Erstlich bitte ich Sie, und ich thue es mit allen Regungen einer lehrbegierigen und hofnungsvollen Sele, melden Sie mir doch: ob ich das natürliche Geschick zum Briefschreiben habe? Seit dem ich Ihre Unterweisung gelesen sind mir die Augen aufgegangen. Mein Trostschreiben starret von Fehlern. Ich kenne sie, und ich werde sie künftig sorgfältig zu vermeiden suchen. Aber solte ich nicht noch mit der Zeit einen mittelmäßigen Brief schreiben lernen? Seyn Sie so gütig, und sagen Sie mirs frey. Fehlt mir die natürliche Anlage, so werde ich ganz gewis in meinem Leben keinen Brief wieder drucken laßen. Ich bin noch jung, und wende gern die wenigen Augenblicke die mir meine weitleüftigen Amtsgeschäfte übrig laßen, zur Ausschmückung meiner eigenen Sele an.
Nr. 108
23. September 1752
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Nächst dem habe ich noch eine andere Verbindlichkeit die mich reizet Ihnen diese Schrift zuzustellen. Sie enthält das Lob eines Mannes der Ihr Freündt war, und Sie gern las. Er war in der T h a t so, wie ich ihn beschrieben habe, und es ist kein fremder Zug an ihn verschwendet worden. Freüen Sie sich mit mir, daß noch Menschen vorhanden sind, denen die Tugend darum liebenswürdig ist, weil sie Gott gefället, und denen ihr Leben darum angenehm ist, weil sie es als eine Vorbereitung zu einem Zukünftigen ansehen. Ist es Ihnen möglich, so beehren Sie mich bald mit einer gütigen Antwort. Ich bin mit den lebendigsten Empfindungen von der zärtlichsten Hochachtung, Ew. Hochedelgebohren p. Magdeburg d 7 t e n Sept. 1752. ganz ergebenster Diener Friedrich Eberhardt Boysen Prediger an der Hauptkirche p. Johannis Evangelistae in Magdeburg
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Von Nicolaus
Dietrich
Giseke.
An den P r o f e s s o r . Braunschweig, d. 23 September 1752. Mein liebster Geliert, Ich nehme mir die Freyheit, Ihnen ein klein Geschenk zu machen. Dieß Geschenk ist mein ältester Herr von Stammer, welchen sein Herr Vater nach Leipzig auf die Akademie bringt. Es ist, wie Sie sehr bald errathen werden, nichts weniger, als ein Genie, und überdem ist der arme Mensch in seiner Jugend sehr vernachlässigt worden. Allein er hat viel Fleiß, wenn er aufgemuntert wird, in der That ein gutes Herz, und viel Freundschaft für mich, ob er gleich auch diese nur heimlich hat. Sein Vater, der Herr Generalmajor, ist einer von den bravsten M ä n n e r n in des Herzogs Diensten, der für seine Kinder ungemein viel Zärtlichkeit hat, und dem insonderheit dieser Aelteste am Herzen liegt, weil er wohl weis, daß sein Genie nicht das grosseste ist. Sie werden nicht nur diesem jungen zwanzigjährigen Menschen seinem Hr. Vater einen grossen Dienst, sondern auch insonderheit mir eine besondre Freundschaft erzeigen, wenn Sie sich seiner ein wenig annehmen, und vors erste seine Collegia einrichten wollen. Er bringt von d H r . Abt Jerusalem und mir einen Plan mit, was er ungefehr hören soll. Ich bitte Sie aber, d a ß Sie in demselben ja alles ändern, was Sie für gut finden. Lesen Sie nicht etwa die Philosophie selbst? Ich wünschte es, und bitte Sie, ihn in Ihr Collegium hinein zunehmen. Der Abt hat ihm Gottscheden vorgeschlagen; allein, wenn Sie nicht selbst eine Philosophie lesen: So wollte ich doch lieber, daß Sie ihn zu einem andern anführten. Denn er hat von Gottsched schon gar zu viel Lächerliches gehört. Die Universalhistorie, eine Historia Iuris, die praktische Mathematik, die Deutsche Sprache bey Ihnen, und die Italiänische, die er schon einmal ange-
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Nr. 109
2. Oktober 1752
fangen hat, die Experimentalphysick würden seine vornehmsten Collegia seyn. Die Lateinische Sprache muß er auch noch treiben, und bey einem, der nicht zu hochgelehrt ist, einen Autor lesen, und zuweilen etwas aus dem Lateinischen ins Deutsche, und aus dem Deutschen ins Lateinische übersetzen. Er wünscht noch, daß auch Sie ihm hierinnen helfen sollen. Aber das mag ich Ihnen nicht zumuthen. So lieb ich ihn auch habe; so war es doch immer eine Quaal für mich, mit ihm einen Autor zu lesen, weil er zu wenig davon verstand. Ueberhaupt, mein liebster Geliert, soll er eben nicht gelehrt werden. Wenn er nur vernünftig wird, und vor Ausschweifungen und böser Gesellschaft bewahrt bleibt! Nun, mein liebes Brüderchen, nim es mir nicht übel, daß ich Dir so viel zumuthe. Es ist keine Würde ohne Bürde, und ein so berühmter Mann, wie Du, muß für seinen Ruhm auch ein wenig Last haben. Allein, wenn Du findest, daß mein Stammer kein groß Genie ist: So denke nicht, daß es an mir liegt. Ich schicke deswegen seinen Bruder mit, damit Du siehst, daß wir hier auch auch muntre Köpfe schicken können, wenn wir wollen. Ich wünsche sehr, daß Du diesen Jüngsten sprechen möchtest. Es ist mein Liebling; ein kleiner, freundlicher, muthwilliger, verliebter Junge, der nur noch nicht fleissig genug ist. Aber den bitte ich mir ja wieder aus. Die Zeit wird mir ganz lang, weil ich ihn nicht bey mir habe. Lebe wohl, liebstes Brüderchen, und denke fleissig an mich. Gärtner, der lange mit einem bösen Catharr geplagt gewesen ist, wird vermuthlich mit Haussen schreiben. Er läßt unterdessen nebst seiner Frau von Herzen grüssen. Ich bin Dein getreuer Freund Giseke. N.S. Ich schicke diesen Brief ietzt selbst mit Hr. Haussen, und bitte Sie, meinem Stammer einliegenden Brief zu geben, wenn er Sie besucht.
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Von Johann Andreas
Cramer. Qvedlinb. den 2 Octobr. 1752.
Liebstes Brüderchen, Wenn ich gleich selten an Dich schreibe, so habe ich Dich doch lieb, und was noch mehr ist, so lobe ich Dich doch, wo ich nur weiß und kann. Auch in Qvedlinburg, wo der Calendermacher so gescheut ist, daß er Fabeln aus Dir in seinen Calender drucken läßt. Hättest Du wohl in meinem Siberien so viel Verstand gesucht? Aber wo dringt nicht der Ruhm hin, den Du hast? Dich übersetzt ja die ganze Welt. Was Du stolz seyn magst. Ich glaube, daß Du mich, wenn ich nach Leipzig käme, ob ich gleich eine Hochwürden bin, nicht über die Schultern ansehen würdest. Und was hast Du gemacht? Nichts reelles;
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Fabelchen, Briefe, die halter alle Menschen schreiben können. Es ist wahr, wenn ich Deine Reputation bedenke; ich möchte fluchen. Ich habe zehn Bände vom Chrysostomus, man bedenke es nur, von einem Kirchenvater, und von einem Oberhofprediger zu Constantinopel übersetzt, u mit so vielen gelehrten Noten bereichert; aber mir hat noch kein Frauenzimmer eine Fleurette darüber gemacht. Unsre Frau Cammer] unkern von Preen redet immer von Ihrem lieben Geliert, wünscht immer, daß sie Dich nur einmal sehen möchte, (wie wird hier Dein kleines hochmüthiges Herz aufschwellen!) und würde, wie sie gar an der Tafel sagt, vor Freuden außer sich kommen, wenn sie auch einen Brief von Dir hätte, u so viel Ehre genösse, als meine Frau. Was ist nun Deine Schuldigkeit? Vors erste, weil Du Dich doch nicht gleich auf die Post setzen wirst, Dich schriftlich bey der Frau Cammerjunkerinn, weil sie so gern einen Brief von Dir haben will, zu bedanken, und zweytens hieher zu kommen und Dein Lob aus ihrem eignen Munde zu hören. Das erste ist um so viel n o t wendiger, weil ich ihr gesagt habe, daß ich Dir Dein Lob schreiben würde, u sie sich sichre Rechnung machen könnte, von Dir einen Brief zu erhalten. Das ist schon vor vier Wochen geschehen. Im Ernste, mein liebster Geliert, Sie müssen, an Sie schreiben; denn was ich Ihnen zeither gesagt habe, ist alles von Wort zu Wort wahr. Sie dürfen ja nur von sich selbst schreiben, u sich selbst noch mehr loben, als sie Sie gelobt hat. Lassen Sie mich in meiner Zusage nicht stecken, sonst will ich Sie überall so häßlich abbilden, als ich nur kann, u sollte ich noch so viel lügen müssen. Sie dürfen die Adresse nur a Madame, Madame de P r e e n née de C r e u z b u r g (sie ist eine Sachsinn u aus Weißenfels u kennt Deinen Schulenburg) machen; denn im Franz. bekömmt doch eine Frau den Titel ihres Mannes nicht. Ihr Mann ist Cammerj unker, Hof, u ConsistorRath. Es ist wirklich kein Scherz. Wenn Du an mich schreibst: So kannst Du den Brief nur so einrichten, daß ich ihn bey Hofe lesen kann. Bey dieser Gelegenheit, da ich Dir Deine Famam melde, kann ich Dir sagen, daß Dich Charlotte noch lieb hat, daß ich einen Jungen habe, den Du nicht hast; daß mich Ebert heuer zweymal besucht hat, daß ich Dich noch leiden kann, u Gottsched Dein Lobredner ist. A propos weil ich Dir so viel geschmeichelt habe: So kannst Du mir in Deiner Antwort ganz vertraut ins Ohr sagen, daß Du über meinen Boßvet entzückt wärst u er schon ins Tartarische übersetzt werden sollte. Weist Du, was Du sagen wirst, wenn Du diesen Brief gelesen hast? Es ist, als ob ich Dich unter Deinem Hute murmeln hörte: Der Dummer! Ist der Oberhofprediger ein Narre geworden? Aber glaube es nicht; ich bin so klug, wie Du, u es ist alles wahr, was ich Dir geschrieben habe. Aber daran wirst Du auch nicht zweifeln; ich mache mir vergebliche Sorgen. Du bist es eben nicht gewohnt, an einem Lobe von Dir zu zweifeln. Ich bin Dein getreustes Brüderchen Cr amer.
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110. Von Friedrich Eberhard
Boysett.
Magdeburg,
den 4. Oktober
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Hochedelgebohrner und Hochgelahrter Herr, Hochzuehrender Herr Profeßor, Ich wil Sie nicht sowohl an eine Gewogenheit erinneren, die ich mir von Ihnen ausgebeten habe; als mich vielmehr ganz ergebenst erkundigen: Wie Sie sich jezt befinden? und ob Sie uns in dieser Meße mit einer gelehrten Schrift beschenket haben? Laßen Sie mirs mündlich durch den ehrlichen Mann wißen, der das Vergnügen hat Ihnen diesen Brief zuzustellen. Ich weiß wohl daß ich nicht Geist und Munterkeit genug besitze, Ihnen mein Herz auf eine reizende Art mitzutheilen, und ich bin vollkommen überzeugt, daß ich Sie durch meine Beredsamkeit nie zu einer schriftlichen Antwort verführen werde. Indeßen kann es Ihnen nicht ganz gleichgültig seyn, daß ich Sie liebe, daß ich Sie hochschätze, und daß ich gern für Ihre Wolfahrt flehe. Fahren Sie Werthester Herr Profeßor nur unermüdet fort, die Warheit in ihrer Stärke, und die Tugend in ihren Schönheiten zu zeigen, so werden Sie allezeit der Vorwurf unsrer Bewunderung und Liebe bleiben. Ich wünsche Ihnen dazu eine dauerhafte Gesundheit, und eine lange Reihe vergnügter Lebensjahre. Gott weiß es, daß ichs Ihnen mit einem freüdigen und dankbaren Herzen wünsche. Ich bin mit der grösten und zärtlichsten Hochachtung Ihr Magdeburg d 4 ten October 1752. ganz ergebenster Diener Boysen
111. An Carl Wilhelm Christian von Craussen.
Leipzig, den 14.
Oktober 17S2.
Hochgebohrner Herr, Wie lange ist es, daß ich Ihnen nicht geschrieben habe! Werden Sie mir auch diese Saumseligkeit vergeben? Ja gewiß, sobald ich Ihnen werde gesagt haben, daß ich das Bad in Lauchstädt vier Wochen gebraucht. Diese Cur ist die Ursache, die mich zeither an vielen Pflichten der Freundschaft, und Gefälligkeit gehindert hat; und wie gern bedient sich nicht ein Patient des allgemeinen Privilegii, sich wenig bey der Cur zu beschäftigen! Bey meiner Zurückkunft hat mich die Krankheit von meines Bruders Frau und endlich Ihr Tod von neuen ungeschickt gemacht, auch die nöthigsten Geschäfte zu besorgen. Ich weine noch, indem ich dieses schreibe, und ich kann mich von dem mächtigen Gedanken des Grabes kaum so lange frey machen, um mit Ihnen zu reden; und gleichwohl wünsche ich das letzte recht sehnsüchtig.
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Sie sind wieder von Ihrem Unfälle hergestellt? das sey Gott gedankt! was kann ich lieber hören, als die Nachricht von Ihrer Gesundheit und Zufriedenheit? Ja ich glaube, daß ich Ihnen aus Liebe mehr Gutes gönne, als Sie sich selbst wünschen; und einem Manne von Ihrem Herzen alles zu gönnen, was glücklich macht, dazu gehört sehr wenig Tugend. Möchte ich doch so glücklich seyn, jemals etwas zu Ihrem wahren Vergnügen beytragen zu können! Mein letzter Dienst ist mehr ein Wille zu dienen, als ein Dienst selbst gewesen, und ich bin also immer noch ein Schuldner des großmüthigsten Freundes, den ich und meine Mutter jemals gehabt. Ich erzähle einem meiner besten Freunde, dem Herrn Rittmeister von Bülzingslöwen, der mit mir im Bade gewesen, und der meine Mutter kennt, die edelmüthige Vorsorge, die Sie für sie gehabt. Ist es möglich, fieng er mit Thränen an, daß es solche Menschenfreunde giebt? Den Mann möchte ich kennen, noch lieber möcht ich der Mann selbst seyn. Warum haben Sie so viel für die Copialien ausgesetzt? Sollen denn alle meine Freunde Sie als ihren Wohlthäter verehren? Der Junge Mensch dankt Ihnen unterthänig, und sieht die fünfzehen Gulden als ein Geschenk an, das er zu seinen Studiren anwenden soll. Er kränkt sich, daß er die Schreibfehler nicht genug vermieden; doch Sie sind ja selbst so gnädig gewesen, ihn zu entschuldigen. „Sollen wir uns in dieser Welt nicht sehn: so werden wir einander gewiß in der Ewigkeit glücklich begegnen;" so schlüßt sich Ihr letzter Brief. Mit welcher Empfindung habe ich diesen Schluß gelesen und wieder gelesen! Nein, in diesem Leben werde ich wohl so glücklich nicht, Sie zu sehn: aber in einem seligem Aufenthalte umarme ich Sie schon im Geiste mit»Entzücken und Frohlocken, mein theurester Freund! Die Vorsicht erhalte Sie der Welt noch lange und beglücke Ihre edlen Unternehmungen. Ich verehre Sie, Ihr Herz, Ihre Wissenschaft und Ihre Gewogenheit gegen mich, und halte es für mein Glück zeitlebens zu bleiben Ewr. Hochgebohren Leipzig, den 14. October gehorsamster Freund und Diener 1752. Geliert.
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Leipzig, den 4. Dezember
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Hochzuehrender Herr Hofrath, Ich bitte Sie um eine Wohlthat. Ein guter Freund von mir, dessen Namen ich nicht nennen soll, und der weis, daß ich in Berlin große Freunde u. Gönner habe, hat mir beygelegtes P. Memoria zugeschicket, und wünschet auf seine Frage eine baldige Antwort durch meine Vermittlung zu erhalten. Ist es nicht wider Ihre Pflicht, und das glaube ich nicht: so eröffnen Sie ihm Ihre Meynung nur mit etlichen Worten; es mag zu seiner Ruhe dienen, oder nicht. Ich weis, daß es Ihnen leichter wird, zu dienen als abzuschlagen.
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Nr. 113
12. Dezember 1752
Aber wie leben Sie denn, mein liebster Freund? Ruhiger als ich? Ach ja, gewiß! Ich bin vor der Messe im Bade gewesen u. glaubte mich zu stärken; allein seit drey Wochen bin ich elender daran gewesen, als in meinem ganzen Leben. Ach Gott, was ist ein siecher Körper für eine Last! aber eine sieche u. niedergeschlagne Seele, welche Pein ist dieses! Bedauern Sie mich u. beten Sie für mich. Gott gebe Ihnen Gesundheit und Zufriedenheit, Ihnen u. Ihrer lieben Frau! Grüssen Sie alle meine Freunde aufrichtigst u. ergebenst von mir. Ich bin zeitlebens der Ihrige, Geliert. Leipzig, den 4 Decbr 1752.
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Von Ernst Samuel Jacob Borchward.
Berlin, den 12. Dezember
1752.
Hochzuehrender Herr Profeßor! Wir mußen zu gleicher Zeit starck aneinander gedacht haben. Just an dem Tage, an welchem Sie Ihren Brief vom 4 t e n dieses an mich niedergeschrieben, wollte ich von hieraus desgleichen thun: ich ward aber verhindert, und mußte es biß heute aufschieben. Zuforderst freue ich mich von Hertzen, daß Sie meiner nicht vergeßen, und mir zugleich Gelegenheit gegeben haben, Ihnen und einem Ihrer Freunde eine kleine Gefälligkeit zu erzeigen. Geben Sie also dem Letztern beykommendes N e u e r e s E d i c t von 1748. In dem letztern § deßelben wird er nicht allein Trost vor sich finden, sondern, er kan auch nach seinen gemeldeten Gründen überhaupt sorgenlos seyn. Ich rede diß nicht bloß aus mich selbst, sondern ich habe erfahrne Gönner und Freunde darum befragt. Rathen Sie aber zugleich Ihrem Freunde: sich gantz ruhig zu halten, nicht ehr zu reden, als biß er gefragt wird, denn das Gegentheil gereicht gemeinigl. zum Nach-Theil. Und endlich: sollten über lang oder kurtz Schwierigkeiten gemacht, und Entschuldigungen nicht angenommen werden; so wäre ja wohl das sicherste, sich durch einen Verkauff der Bande, die uns zu starck feßelt, in Freyheit zu setzen. Was will ein Guthchen von 1400rth. (wofern diese Summe nicht verschrieben und eine 0 ausgelaßen worden) bedeuten? So viel hiervon. Ihre sonst gemeldete Leibes und Gemüths-Umstände, allerliebster Freund, verdienen mein allerzärtlichstes, mein alleraufrichtigstes Mittleyden. Glauben Sie, werthester Freund, ich bin seit dem Empfang Ihres letztern traurigen Brieffes, noch nicht wieder fröhlich, sondern beständig christlich betrübt gewesen. Ihre rührende Bitte: Sie zu bedauern, und zu Gott für Sie zu bethen, habe ich redlich erfüllt, und werde es auch ferner thun. In jenem vollenkommenern Leben sollen Sie es erfahren: was ich mit Gott Ihrentwegen demüthigst gesprochen habe, und ich weiß, dann werden Sie mich erst recht liebhaben. Ich würde etwas sehr überflüßiges und unnützes thun, dem geschickten und rührenden Verfaßer: der eintzigen und wahren Trostgründe wieder ein sieches Leben, hier Trostgründe dawieder niederzuschreiben oder auch nur von weitem an die Hand zu geben. Er hat ja alles in dieser Materie ohnedehm erschöpfft, auf das gründlichste erschöpfft, und wo sollte ich wohl noch andere von über-
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zeugenderer Art hernehmen? - Daß aber Ihre tugendhaffte Seele nichts von der Krafft derselben anjetzo zu empfinden scheint, daß alles finster und grämlich für Sie ist, beklagenswürdiger Freund; das liegt ja, wie Sie selber wißen werden, lediglich in der zunehmenden Siechheit Ihres Cörpers. Ohne dem Letztern würde Sie gewiß sehr gesund seyn. Was ist also hierbey zu thun, Herr Profeßor? — Verzweyffeln Sie an der Genesung des Letztern nur nicht, o! thun Sie diß wahrhafftig nicht, und setzen Sie der hypochondrischen EinbildungsKrafft hier nur, wenn Sie irgend können, einige gemeßene Schrancken. Tausend glückliche Exempel reden und zeugen für Sie in diesem Stück! Dencken Sie nur einmahl an unsern hiesigen vortrefflichen Gottesgelahrten, als er noch in Magdeburg war. In was für entsetzliche Umstände befand er sich in Ansehung einer siechen Seele, er, der Religion und Tugend so genau kannte und ausübte? — Was halff ihn dann aus diesem Unglück nach unzählig-angestellten Versuchen? Etwan der Artzt und das Bad? — Nein, waarlich nicht. Das ReutPferd, der Garten-Bau, das Billard, die Drechsel-Bank, Reisen aufs Land, ein fleißiger Spatzier-Gang mit einem vertrauten Freunde, die gäntzliche Abschaffung einer gar zu püncktlichen Diät N B , Mäßigung im Studieren; diese und nur diese allein waren die tüchtigen Mittel, denen es die Wohlthätigkeit und Güte der göttlichen Vorsehung endlich gelingen ließ, unsern wackern Freund am Leibe und der Seele gesund zu machen. Es sind mir bloß in meiner Freundschafft allein noch mehrere Exempel von dieser Art bekand, und zwar noch ein gantz Naagelneues. Hier war auch das Reutpferd der schleunige und beste Artzt, just zu einer so abscheuligen Zeit, da man schon Meßer und Pistohlen vor meinen sonst ehrlichen und gottesfürchtigen Freund verwahren und wegnehmen mußte. Jetzt ist er Gott lob! ein gantz Neuer-Mensch. Jetzt erzählt er mir: mit was für Erbauung, und Ueberzeugung er Ihre Trostgründe, den Sarasan, Clarcks geistliche Rede, von der geistl. Tiefsinnigkeit, und dergleichen vortreffl. Wercke lieset. Sie können dencken, mit was für Empfindungen mir dieses mein genesener Freund erzählet, und was ein zärtlicher Zuhörer und Freund dabey empfindet. O! möchte ich doch dergleichen fröhlige Bothschafft einmahl von meinem geplagten lieben Geliert b e k o m m e n ! ! ! ! ! ! Und warum wollte ich doch hieran zweyffeln? ich und die Welt kennen ihn ja aus seinen vortrefflichen Schrifften, wir sehen ihm dadurch tieff in sein christliches Hertz, und zugleich wißen wir, was für eine allmächtige, weise und gütige Hand ihn züchtiget und prüffet. Sollte ihn diese gantz verlaßen, gantz niedersincken laßen? O! das ist ohnmöglich, nur Geduld! Auch er hat ein Paar moralische Schultern, ein etwas großes Unglück zu ertragen, und endlich darüber mit schwachen und starcken Kämpffen, gestärckt durch die Krafft von oben, ritterlich zu siegen, den Lohn der Rechtschaffenen davon zu tragen, und andern gedruckten Mittbrüdern zum erbaulichen und großen Muster der Nachfolge zu dienen. Gebrauchen Sie ja, allerliebster Freund, obenangeführte Mittel, und verbannen Sie von nun an den Artzt und insonderheit das Bad. ich rede zum Theil aus eigener Erfahrung, trauriger Freund, und Sie sagen ja selber in Ihren Trostgründen, daß man solchen Leuten ehr, als andern glaubt.
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Ach! antworten Sie, altes Liedlein, welches mir schon so offt vergeblich vorgesungen worden! Gar zu bekandter guter Raht! wie offt bin ich dir gefolgt, und wie wenig hast du mir geholffen? Aber — — — haben Sie auch, werther Hr. Profeßor, die Mittel anhaltend genung gebraucht? Hindert Sie auch nicht Ihr jetziges öffentliches Amt gar zu starck daran, und folgen Sie nicht seinem Winck zu hefftig? — Nehmen Sie mir diese freundschafftliche Fragen nicht übel. Sie wißen es: Bewegung wann sie nicht anhaltend, und nicht weder zu starck noch zu schwach ist; so hilfft sie nichts, sondern schadet vielmehr. - Diät, wann sie gar zu p ü n c k t l i c h eingerichtet ist, wird ehr ein Gifft, als eine Artzeney. Wann ich nur in Leipzig bey Ihnen wohnte, ich wollte Ihnen noch mehr Gewißens-Fragen thun, und mir die Freyheit nehmen, Ihnen bey manchen Vorfällen sehr offt das: N a h b a r m i t R a h t , ins Ohr zu pflistern, ohne daß Sie empfindlich oder böse darüber werden sollten. Vielleicht setzt Sie Gott noch einmahl in gantz andere zeitliche Umstände, vielleicht verändert sich noch einmahl Ihre gantze häußliche LebensArt, und diß wird mit der Weg seyn, am leichtesten gesünder zu werden. Klagen Sie inzwischen nur immerhin offenhertzig gegen mich, allerliebster Freund, schütten Sie, wann Sie wollen, und Muße dazu haben, nur offt Ihr beklemmtes Hertz für mich aus. Sie finden einen Freund, der Sie gern und willig anhöret, der Sie mit innigster Rührung anhöret, und der für Sie mit Andacht bethet. Diese letztere Pflicht giebt mir die starcke und angenehme Hoffnung: ich werde einmahl mitten in Ihren hefftigsten Klagen, sowie in des Youngs unbeschreiblich-vortrefflichen Nachtgedancken, auch ein Capitel des Trostes finden, das eben so starck und eben so überzeugend seyn wird, als das von diesem würdigen u. großen Dichter. O ! wie erhaben und ehrwürdig ist dieser hohe und edle Dichter in meinen Augen, und, ich sollte es fast vermuthen, auch in den Ihrigen, liebster Geliert? Ich bin zwar demüthig genung, meinen Geschmack nicht nach dem M a a ß wahrer und ächter Kenner abzumeßen; allein hier bin ich doch so kühn, meine Empfindungen mit den Ihrigen in gleichen Grad zu setzen. Wir sind sonst alle beyde keine sonderlichen Freunde von dem neu-modisch Erhabenem in der Dicht-Kunst. Aber der Gesang des Youngs, die sich darinn immer ähnliche und gleich-starcke Denckungs-Art, die darinn hellleuchtende ewigen Wahrheiten, pp; diese verdienen ja wohl unsern gantzen Beyfall. Eine solche Schwulst in den Gedancken kan ich leyden. J a , wenn ein solcher Phöbus auch einmahl überschnappt, so vergebe ich ihm diese Schwachheit von Hertzen gern, und mich dünckt: es ist beym Young sehr selten geschehen. — Wie viel Danck sage ich doch dem Uebersetzer auch für mein Theil, daß er uns Deutschen ein so vortreffliches Werck näher bekandt gemacht hat. Kennen Sie ihn, o! so dancken Sie ihm doch gelegentl. mit, in meinem Nahmen. Wie sehr, u. wie vorsichtig wird doch unser meßianischer Dichter (unter uns gesagt;) klettern müßen, u. wie offt wird er mit einem Fall, fast wie Miltons Satan, herunter purtzeln, ehe er des Youngs Höhe erreicht? — Wie? urtheile ich falsch? — ich glaube nicht; aber mein Geliert ist nicht offenhertzig genung, oder will es nicht seyn, mir hierüber seine Meynung zu sagen. In Berlin ist es ehr erlaubt, freygeisterisch zu dencken. Wie matt klingen mir
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jetzt des Herveys erbauliche Betrachtungen über die Herrlichkeit der Schöpffung pp, nachdem ich den Young gelesen? Wie ausgedehnt und gezwungen ist mir offt die darinn angebrachte Gottesgelahrtheit ? Wie viel unrichtige u. falsche 125 Gedancken bringt er bißweilen an? Inzwischen bleibt es doch ein schönes und erbauliches Werck, insonderheit fürs Frauenzimmer. Da ich bald wieder zu schreiben gedencke, so verspahre ich das Uebrige, und bin nebst einem Gruß von unsern Freunden u. meiner Getreuen ewig, der Ihrige uo Berlin, d. 12 ten Dec. 52. J B. N.S. Bißhiehier ist in diesem Jahre mein Leben besonders sanfft und angenehm dahin gefloßen. Seit einigen Tagen aber fange ich an, in meinen Bluts-Freunden sehr zu leyden, denn es sind 3 davon gefährlich u. elend kranck geworden.
114. Von Johann Georg Sulzer.
Berlin, den 25. Dezember
1752.
Mein allerwerthester Herr Profeßor. Herr Reich ist ohne Sie hier gewesen — Wir haben uns Mühe gegeben, Sie durch die natürliche Magie, die wir ein wenig verstehen zu uns zu ziehen. Jeder hatte ein besonderes Mittel; das meinige war, daß ich mich immer beredte, ich hätte Ihnen eine Mütze gelangt, und Sie in dem Alcove begleitet da Sie Ihre Mittagsruhe hielten. Zuletzt aber halff doch keine Täuschung mehr: Sie fehlten uns würklich und wir fanden uns zu einsam; insonderheit da uns Hr. Reich gesagt, daß Sie sich nicht wol befänden, daß Sie im Lauchstatter Bad gewesen, und auch dort Ihre Gesundheit nicht wieder erlangt haben. Ich will Ihnen mein werther Freünd etwas vorschlagen, daß beßer als alle waßer ist. Kommen Sie auf das Frühejahr zu uns, da sollen Sie in einem Garten wohnen den Epicurus nicht beßer gehabt. Da sollen Sie mitten in Berlin in der angenehmsten Einsamkeit wohnen, und die reineste und gesundeste Lufft schöpfen, die unter dem deütschen Himmel ist. Da sollen Sie keinem verdrießlichen Besuch ausgesetzt seyn. Da soll kein unterschied zwischen Sachsen und Preüßen seyn. Es soll nichts als freündschaftliches Vergnügen und angenehmer Schertz und Ernst in unsre Einsamkeit dringen. Ich verspreche Ihnen im Nahmen des Esculapius, den ich auch ein wenig kenne, daß dieses Ihre Gesundheit wiederherstellen und Sie so vergnügt machen soll, daß Sie werden Fabeln und Comedien dichten. Wir wollen Sie von Wittenberg aus herholen, und Sie sollen allein unser und der wenigen Freünden seyn, die Sie wählen werden. Legen Sie die Hand auf Ihr Gewißen, und denken ernsthaft, ob wol ein beßer Mittel als dieses seyn kann Ihre Gesundheit wieder herzustellen. Wenn diese Gründe Ihnen nicht wichtig genug sind künftiges Jahr zu uns zukommen, so wollen wir selbst zu Ihnen kommen um Sie zu uns zu führen. Indeßen sorgen Sie für Muth und Kräffte eine so weite Reise zu thun, und bleiben versichert,
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Leipzig 1752
daß wir, nämlich meine Wilhelmine so wol als ich, Ihnen von ganzem Herzen ergeben sind. Sulzer. d. 25 Dec. 52.
115. An Johann Heinrich Gottfried Koch.
Leipzig
1752.
Hochzuverehrender Herr! Ich habe es gestern nicht ohne Mitleiden ansehen können, wie krank Ihre Frau Liebste auf dem Theater war; und weil ich vielleicht eine Ursache ihrer Krankheit war, so halte ich's auch für meine Schuldigkeit, für ihre Wiederherstellung zu sorgen. Seyn Sie also so gütig und nöthigen Sie Ihre Frau Liebste, die Arznei einzunehmen, die ich Ihr schicke, mit der ich mich selbst kurire und die gewiß besser wirken muß, als des Herrn Richard's Medicamentum. Im E r n s t e , d a n k e n Sie i h r in m e i n e m N a m e n e r g e b e n s t . Sie h a t i h r e R o l l e vortrefflich gemacht. Ich bin mit einer wahren Hochachtung Ihr ergebenster Geliert.
116. An Emanuel Falkner.
Leipzig, den 27. Januar 1753.
Hochedler, Hochzuehrender Herr, Sie haben die kleine Mühe, daß ich Ihnen einige Bücher zum Lesen aufgezeichnet, durch die sehr schönen Urtheile, die Sie mir davon überschrieben, reichlich belohnet; und so fühllos ich bey meiner Hypochondrie überhaupt werde: so hat doch der Lobspruch, den Sie der Schwedischen Gräfinn gegeben, die Eitelkeit eines Autors wenigstens auf einige Augenblicke in mir aufgewecket. Saurins Catechismus mußte Ihnen gefallen; ich wußte es zum voraus. Vielleicht ist die Ubersetzung dieses vortrefflichen Buchs die nützlichste Arbeit, die ich in meinem Leben unternommen; wenigstens ist es die Arbeit, bey der ich mir das Zeugniß einer edlen Absicht geben kann. Die Freude, die sanfte Freude, (wie Sie sie nennen,) die Sie empfinden, wenn Sie mein Bildniß betrachten, ist mir der stärkste Beweis Ihrer besondern Freundschaft gegen mich, und ich kränke mich, daß ich Ihnen die meinige nicht persönlich beweisen soll. Wäre ich von Basel nicht weiter als zehn Meilen entfernet: so sollten Sie bald sehn, ob ich getroffen, und ob ich der rechtschaffne Mann wäre, für den mich Ihr freundschaftliches Herz hält. Ja, mein lieber Herr Falkner, warum liegt doch Basel in der Schweiz und nicht in Sachsen! Ich käme gewiß zu Ihnen u. besuchte Sie; denn alle meine Ärzte reden mir von nichts, als von Reisen, vor; und ich habe vielleicht diese Cur nie nöthiger gehabt, als seit drey Monaten. Seit so langer Zeit bin ich ein trauriges Geschöpf, ein sehr trauriges Geschöpf gewesen. O Gott, was ist der Mensch? Doch was zage ich? Die
Nr. 117
27. Januar 1753
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H a n d einer liebreichen u n d weisen V o r s e h u n g w a c h t ja über alle unsre S c h i c k sale. F a h r e n S i e f o r t , m i r s o s c h ö n e u . l a n g e B r i e f e z u s c h i c k e n u n d g l a u b e n S i e , 25 d a ß unter vielen Briefen, die ich erhalte, die Ihrigen für m e i n H e r z i m m e r die wichtigsten und gefälligsten sind. Ich bin beständig mit einer w a h r e n
Hoch-
achtung Leipzig, den 27 Jan.
Ihr ergebenster
30 Geliert.
1753.
117. An Ernst Samuel Jacob Borchward.
Leipzig, den 27. Januar
1753.
Liebster Herr Hofrath, Ihr freundschaftlicher, Ihr vortrefflicher T r o s t hat eine W i r k u n g auf
mein
H e r z g e t h a n , die ich I h n e n n i c h t b e s c h r e i b e n k a n n ; eine W i r k u n g , die er n i c h t h ä t t e t h u n k ö n n e n , w e n n er n i c h t aus der edelsten A b s i c h t geflossen w ä r e . Ich las Ihren B r i e f z w e y m a l n a c h e i n a n d e r u n d d a n k t e G o t t m i t t e n unter m e i n e n
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B e ä n g s t i g u n g e n für d a s G l ü c k , einen F r e u n d , w i e Sie, zu h a b e n . Ich b e w u n d e r t e Ihr empfindliches Ihr mitleidiges H e r z und vergaß über d e m Gefühle der D a n k barkeit, und über den guten W ü n s c h e n für Ihre W o h l f a r t h , mein U n g e m a c h auf einige Z e i t g a n z u. gar. J a , m e i n liebster F r e u n d , Ihr B r i e f w a r d m i r eine der s t ä r k s t e n U r s a c h e n , eine R e i s e zu m e i n e r M u t t e r n a c h H a y n c h e n , u n d v o n d a r n a c h D r e s d e n , in der G e s e l l s c h a f t eines B r u d e r s v o r z u n e h m e n , der m i c h
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sehr
l i e b h a t . D i e s e R e i s e ist m i r w o h l b e k o m m e n . I c h b i n w e n i g s t e n s g e s ü n d e r u n d n i c h t so n i e d e r g e s c h l a g e n g e w e s e n , als zuvor. W a s k a n n ich v o n einer R e i s e v o n zwanzig M e i l e n m e h r verlangen? G e n u g , ich preise G o t t , d a ß mein Übel sich gemindert hat. Ich fühle freylich seine G e g e n w a r t n o c h ; aber ich h a b e d o c h
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m e h r heitre S t u n d e n , u n d selbst die s c h r e c k l i c h e n sind w e n i g e r s c h r e c k l i c h . W i e g ü t i g ist die V o r s e h u n g ! u n d w a r u m ist n i c h t m e i n e g a n z e Seele D a n k b a r k e i t u. L i e b e ? Ich will getrost seyn u. sein h a r r e n ; der H e r r über alles w i r d s
wohl
machen. H e r r Sulzer h a t m i c h g e b e t e n , k ü n f t i g e n F r ü h l i n g b e y i h m in Berlin zu zu-
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b r i n g e n u n d i c h h a b e i n m e i n e m H e r z e n s o d a r e i n g e w i l l i g e t , w i e m a n in e i n e S a c h e williget, die m a n w ü n s c h t , u. die b e y der Z u k u n f t steht. Sollte ichs t h u n : so w e r d e ich Sie o f t a u f s u c h e n u. m e i n e R u h e u n d m e i n e n K u m m e r mit I h n e n theilen; denn ich weis, Sie lieben m i c h a u c h n o c h , w e n n ich klage. G r ü s s e n Sie die liebreiche G e f ä h r t i n n Ihres L e b e n s m i t t a u s e n d guten W ü n -
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sehen v o n m i r , u n d n e h m e n Sie zugleich für die ertheilte N a c h r i c h t , im N a m e n meines F r e u n d e s , den verbindlichsten D a n k v o n m i r an. Es h a t allerdings ein N u l l in d e r S u m m e g e f e h l t . Ich bin der Ihrige Leipzig den
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Glrt. Jan.
1753.
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29. Januar 1753
118. An Johann Georg Sulzer.
Leipzig, den 29. Januar 1753.
Liebster Herr Professor, Sie meynen es gar zu gut mit mir. Sie bieten mir künftigen Sommer nicht allein Ihr Haus und Ihre Gesellschafft an; sondern Sie wollen mich gar von Wittenberg aus abholen und die Beschwerlichkeit der Reise mit mir theilen. So freundschaftlich kann nur ein Sulzer gesinnt, und so unempfindlich auch kein Geliert seyn, daß ihn ein solcher Antrag nicht rühren sollte! Nein, liebster Freund, so gram bin ich mir, aller meiner hypochondrischen Schwermuth ungeachtet, noch nicht, daß ich mir ein Vergnügen versagen könnte, das Sie mir zubereiten. Wenigstens wüßte ich nicht, bey wem ich mit dem Frühlinge lieber aufleben wollte, als bey dem Freunde der Natur, der mir durch ihre entdeckten Schönheiten oft meine Kammer zu einem Landhause gemacht hat. Aber handle ich auch redlich genug, wenn ich mit der Seele zu Ihnen komme, die ich seit einigen Monaten habe? Werde ich, der ich mir selbst zur Last bin, nicht auch meinem Freunde und seiner heitern Gehülfinn zur Last werden, und Ihre Gefälligkeiten durch einen trägen Kaltsinn entehren? Ich, auf meiner Seite, gewinne ganz gewiß, wenn ich in Berlin bin, ich mag wollen, oder nicht; aber Sie verlieren allemal, wenn ich mir auch noch so viel Gewalt anthue; denn auch den besten Hypochondristen curiren, ist in die Länge immer so schwer, als einem Feinde Gutes thun, der uns in dem Augenblicke dafür beleidiget. Kurz, wenn Sie nicht im strengsten Verstände ein Werk der Menschenliebe ausüben wollen: so bitten Sie mich nicht weiter, zu Ihnen zu kommen. Ich kann es mit gutem Gewissen nicht thun; denn ich weis, ich bestrafe Sie durch meine Gegenwart. Aber wenn ich binnen hier u. Ostern wieder ein erträglicher Mensch werden sollte, alsdann werde ich kommen, und wenn ich auf zehn Meilen zu Fusse gehen sollte. Ich hoffe diese Freude, ich wünsche sie und bete im Herzen darum. Glücklicher Sulzer, der die Ruhe des Lebens u. der treusten Liebe schmecket, indem daß ich meine Tage, ohne Ruhe u. Liebe, bitter verseufze! Es ist mir, da ich dieses schreibe, als ob ich Sie heimlich beneidete, und wirklich traue ich mirs zu, denn ich bin viel boshafter, seit dem ich unzufriedner geworden bin. Wenigstens mag ich fühlen, daß ich nicht so glücklich zu seyn verdiene, als Sie; und von dieser Empfindung bis zur Mißgunst ist kein weiter Weg. Ich grüsse Ihre liebe Frau mit der freundschaftlichsten Hochachtung u. bin Leipzig, der Ihrige, Geliert, den 2 9 Januar, 1753.
119. An Carl Wilhelm Christian von Craussen.
Leipzig, den 1. März 1753.
Hochgebohrner Freyherr, Die Aufrichtigkeit, mit der Sie in dem letzten Briefe Ihren Charakter entworfen, macht ihn nur liebenswürdiger. Sich so kennen, wie Sie sich kennen,
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und das Herz haben, seine eignen Fehler nicht zu verschweigen, bleibt allemal eine große Eigenschaft. W a r u m soll ich endlich nicht glauben, daß Sie zu strenge gegen sich sind, und das zum Exempel als eine Hartnäckigkeit in Ansehung Ihres freundschaftlichen Charakters betrachten, was doch vielmehr eine edle Freymüthigkeit ist? Aus Liebe seinem Freunde die Wahrheit trocken sagen, ist eine seltne Beredsamkeit; und wenn sie gleich nicht allen angenehm ist: so werden Sie doch diejenigen hochachten, die zur Freundschaft geboren sind. Genug, mein Verlangen, Ihres nähern Umgangs zu genießen, ist durch die Strenge, mit der Sie sich in der Freundschaft abschildern, nicht gemindert, sondern nur vermehret geworden; und ich würde den Wunsch, Sie theurester Freund, in Leipzig zu wissen, nie aufgeben, wenn ich wüßte, daß er Ihr Vergnügen eben so sehr befördern könnte, als ich weis, daß er das meinige vergrößern würde. Doch würde ich auch in meinen jetzigen Umständen dies Glück genug schmecken können? Leider bin ich immer noch mit der Hypochondrie seit dem Gebrauche des Lauchstädter Bades außerordentlich beschweret, und meine Seele leidet mit meinem Körper zugleich. Ohne Munterkeit, ohne Lebhaftigkeit des Geistes arbeite ich mit vieler M ü h e und wenigem Glücke, und weis kaum durch die Nebel hindurch zu dringen, die ihn umgeben. Ehe ichs denke, ermüdet mein Körper, und drückt die Seele mit sich nieder. Ich fürchte, weil ich seit einigen Wochen in der linken H a n d , und dem linken Fuße zu verschiedenenmalen in den Junkturen anhaltende Schmerzen gefühlt habe, daß vielleicht mein Uebel gar in eine Gliederkrankheit ausarten dürfte. Schrecklicher Gedanke! Doch der Herr, der unser Schicksal regieret und verhängt, wird es machen, wie mirs gut ist, und die Ergebung in seinen Willen, so schwer sie der N a t u r in harten Fällen wird, ist doch allezeit die Pflicht und die Ehre eines Geschöpfes. Ich habe viel Glück in der Welt, das ich nicht verdiene; und viel Unglück nicht, das ich vielleicht verdient habe; w a r u m will ich zagen? Ich will mir Ihre Standhaftigkeit in Unfällen ein beständiges Beispiel und einen geheimen Trost seyn lassen. Für die beyden schönen Gedichte, die Sie mir überschicket, danke ich Ihnen ergebenst, und wünsche Ihnen vor tausend andern, nicht nur in diesem angefangenen Jahre, sondern in Ihrem ganzen Leben, alle die Zufriedenheit, die wir in dieser Welt genießen können, und die, w o nicht immer, doch oft die Belohnung rechtschaffener M ä n n e r zu seyn pflegt. Versüßen Sie mir ferner mein Schicksal durch Ihre Gewogenheit. Ich bin zeitlebens mit der empfindlichsten Hochachtung der Ihrige Leipzig, den 3. Februar 1753. Geliert. Hochgeborner Freyherr! Dieser Brief vom 3. Februar ist durch meine Unpäßlichkeit und Nachläßigkeit so lange liegen geblieben, d a ß ich den 1. Merz noch ein Postscript dazu machen kann.
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2. März 1753
Die überschickten Verse von Ihrer liebenswürdigen Schwester haben mir ganz außerordentlich gefallen. Ich will nicht sagen, daß eine strenge Kritik nichts zu erinnern fände, dazu bin ich zu aufrichtig; aber das ist gewiß, d a ß ein vortrefliches Feuer in diesen Zeilen herrscht. Die Dichterin weis ihrem Gedanken einen sehr feinen Schwung zu geben, und den Nachdruck mit der Freiheit zu verbinden. Was kann man mehr begehren? Genug, nach meiner Empfindung ist in diesem kleinen Stücke mehr poetische Sprache, als in manchem Heldengedichte, das unsre Zeiten hervorbringen. Die lieben Kinder hätte ich meine Sylvia mögen vorstellen sehen; sie würden gemacht haben, daß ich wenigstens einen frohen Tag meines Lebens mehr gehabt hätte. Da sie Ihren Beifall verdient haben: so weis ich gewiß, daß sie das Stück besser agiret haben, als ichs hier auf der Schaubühne aufführen sehe. Leider trinke ich Caffee und rauche auch Tabak. So viel Gewalt ich mir anthue, beides mäßig zu gebrauchen: so ist mirs doch beynahe unmöglich, es ganz zu lassen, weil ich dabey studire. Es ist mein täglicher Kummer; denn weder das eine noch das andere kann unserm Körper ganz unschädlich seyn. Aber was für Gewalt hat nicht eine schreckliche Gewohnheit über uns? Ein Hällisches Apothekchen will ich gewiß, und zwar noch diese Woche aus Halle verschreiben. Ich kenne den Hofrath Madai, der die Arzneien selbst besorget. Das kleinste kostet Sechs Thaler, und wenn man kein Buch dazu nimmt, das Sie vielleicht schon haben, Achtzehn Groschen weniger. Aber für Sechs Thaler ist es nicht verschlossen, ich werde also wohl eines für Acht Thaler ohne Buch verschreiben. Wollen Sie die Arzneien gern vor der Messe haben: so will ich sehn, daß sie mein Verleger, wenn er Bücher an Hr. Korn schicket, mit einschlagen und bequem fortschaffen kann. In diesem letzten Falle erwarte ich Ihre Antwort. Außerdem soll die Apotheke bis zur Messe hier bleiben. Ich empfehle mich der Frau von Dyhern zu Gnaden und bin der Ihrige den 1. März 1753. Geliert.
120. Von Johann Gotthelf Lindner.
Königsberg, den 2. März
1753.
Hochedelgebohrner Hochzuehrender Herr Professor. Ich habe bey dem Empfang Ihrer gütigen Antwort mehr als einmal gedacht, wie einnehmend ist doch ein reifer Witz, und wie kentlich ein gutes Herz? Es fällt mir viel zu schwer, daß ich über Ihr Lob künsteln sollte; denn ich darf nur meine Empfindung um Ihren liebenswürdigen Charackter befragen. Sie kennen sich selbst, mein Hochzuehrender Herr Professor! so wie sich ein Menschenfreund kennen kan. Lassen Sie doch Fremdlinge, die der Himmel Ihres Umganges beraubt, Ihr Bild in Ihren Schriften hochschätzen. Werd ich Ihnen wohl mit allen Schmeicheleien den wahren Dank für die Freude abtragen, die Sie mir durch eine Antwort, der ich mich unwürdig schätzte, gemacht? Ist es für die Sprache
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12. Mai 1753
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eines guten Herzens zu viel, zu bekennen, daß Sie mich ein wenig stolz gemacht. Ich that mir was auf die Hand eines geliebten Schriftstellers, ia eines Freundes zu gut, der sich so grosmüthig gegen mich erklärt. Der Himmel weiß, daß man hier bey dem wenigen schriftl. Umgang mit Gelehrten, sich viel aus einer fremden Zuschrift machen kan. Zum wenigsten hab ich mehr Recht mich zu freuen, als Gottsched, der einen Komplimentenbrief von Fontenellen abdrucken lassen Ich hab es bey Ihrem schönen Briefe so gemacht, wie iener Gelehrte in Ihren Fabeln anräth: Sind sie nach seinem Sinn gewesen So muß er sie noch zweymal lesen. Der Trost von einer lieben Hand würkt noch einmal so süß. Ihre gedankenvollen Zeilen haben mich in meinen mittelmässigen Aemtern mir recht groß vorgestellt. Nunmehr dacht ich: Ich kan auf Gellerts Wort, und dieses gilt bey mir, Die Bürger schon dem Staat in Schulen auferziehen. Ich bilde Jünglinge, wo weitre Künste blühen, Und seh ich dann die Frucht, was wünsch ich mehr dafür? Möchten meine Wünsche meinen Kräften gleich seyn! Ich bin in der Blüthe der Jugend, und meine Gesundheit ist schon welk. Vieleicht lebte ich in einer andern Sphäre wieder auf. Königsberg liefert noch nichts, womit ich Ihrem Geschmack ein Vergnügen machen könte. Unser hiesige Extemporalpoet, (ein Rhinoceros bey uns) läßt 32 Bogen voll Verse drucken. Herr Lauson, so heist er, schreibt so schön wie Picander. Er hat das Unglück zu glauben, daß die Extemporalpoesie ein grosses Verdienst, und ein Poet ein Lustigmacher seyn müsse. Die Ostermesse wird es entscheiden. Meine Daphne ist halb aus der Welt verschwunden. Ich will ihre Asche samlen, und wenn es angeht, sie artiger aufleben lassen. Sie soll sich alsdenn unter Ihren Schutz begeben. Ich bin in meinen Wünschen recht unruhig, durch Gefälligkeiten mir das Glück Ihres schriftl. Umganges zu erwerben. Ich bin mit wahrer und besondrer Hochachtung Ew. HochEdelgeb Königsberg ergebenster Diener den 2 Merz. 1753. Mag. Lindner
121. Von Johann Samuel Patzke.
Frankfurt an der Oder, den 12. Mai 1753.
Hochedelgebohrner Hochgelahrter Herr Insonders Hochgeehrtester Herr Profeßor. Wenn ich nicht wüste, wie schwer es wäre einem Kenner zu gefallen, ob man gleich einem großen Theile andrer Menschen gefällt, so würde ich weit zuversichtlicher schreiben. Allein ich wage es mit einem gewißen Zittern einen Brief an Sie aufzusetzen, weil ich ungewiß bin, ob ich recht daran thue. Meine Freunde, der Herr Profeßor Nicolai, und der Herr von Irwing haben mir gesagt,
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daß sie mich dem Namen nach, Ihnen bekannt gemächt hätten, und eine Neigung des Herzens mich Ihnen noch bekannter zu machen, muß mich völlig entschuldigen. Die wenigen kleinen Gedichte, dadurch ich versucht habe, ob ich wohl der Welt gefallen würde, geben mir zu dieser nähern Bekanntschaft nicht das geringste Recht; aber das gute Herz, daß ich als Mensch und als Freund habe, und darauf man wohl ohne sich selbst zu loben, etwas stolz seyn kann, sagt mir, daß ich nicht gänzlich verachtungswürdig bin. Ich bin gewiß, daß Sie ein gutes Herz einem großen Verstände, mit einem schlechten Herzen, vorziehen. Es wäre schön, wenn immer Beydes beysammen wäre, aber es ist schwer, in Beyden gleich groß zu seyn. Doch wenn der Mangel ja da seyn soll, so ist es beßer der Fehler ist auf Seiten des Verstandes. Wie sehr wünschte ich, daß ich Ihnen zeigen könnte, daß es bey mir nicht auf der Seite des guten Herzens ist! Ich wage es, Ihnen durch den Buchhändler Hemmerde ein Exemplar von der Übersetzung des Terenz zustellen zu laßen, die ich auf Anrathen, und durch die Hülfe, einiger hiesigen Freunde unternommen habe. Wie viel Fehler wird ein Kenner finden! Indeßen, darf ich recht zuversichtlich bitten, so tadeln Sie alles, was zu tadeln ist, denn Ihr Tadel ist gewiß das Leben der Muse. Wie glücklich werde ich seyn, wenn Sie mich einer Antwort, und noch weit glücklicher, wenn Sie mich einer fortgesetzten Bekanntschaft und Freundschaft würdigen sollten! Ich bin Hochedelgebohrner Hochgelahrter Herr Profeßor Ew Hochedelgebohrnen Frankfurth an der Oder. Den 12 des Maymonaths. 1753. Ergebenster Diener. Patzke.
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Von Ernst Samuel Jacob Borchward.
Berlin, den 14. Mai
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Liebster Herr Profeßor! Ich habe mein Wort dißmahl schlecht gehalten. W o ich nicht irre; so beschloß ich meinen jüngsten Brief an Sie mit dem freundschafftlichen Versprechen: bald wieder zu schreiben. Aber diß b a l d hat sich seit dem December des verfloßenen Jahres, biß in den May des Jetzigen verzogen. Pardon! liebster Freund! und ich weiß, Sie ertheilen mir selbigen gern, denn Sie wißen aus eigener Erfahrung zur Genüge: wie voller unvermutheter Verhinderungen unser Leben ist. Auch mir hat es daran bißher nicht gefehlt. Nun sie aber wieder vorbey sind; will ich auch nicht einen Augenblick länger zaudern, das Versprochene nachzuhohlen. Da Sie schon, liebster Herr Profeßor, einige tieffe Blicke in mein Hertz gethan haben; so werden Sie sich auch einigermaßen die rührenden Empfindungen vorstellen können, die sich deßelbigen bemeisterten, als ich Dero erfreuliche Zuschrifft vom 27 t e n Jenner laß. Ich erfuhr daraus nicht nur den gütigen Beyfall,
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deßen Sie, liebster Herr Profeßor, meinen geringen Trost-Brieff würdigten; sondern auch die würckl. Beßerung Ihrer Gesundheits-Umstände durch eine unternommene Reise nach Haynchen und Dresden. Noch mehr: ich bekam die angenehme Hoffnung, Sie diß Jahr im Frühlinge in Sultzers und meinem Hause zu umarmen. Drey fröhlige Bothschafften, die auf eine ausnehmende Weise in meinem Gemüthe arbeiteten. Aber, allerliebster Freund, wegen der Letzteren, werde ich bereits etwas kleinlaut. Die Mitte des Mays ist schon da; mein wackrer Geliert aber noch nicht hier. Wird auch meine Hoffnung nicht wieder zu Waßer werden? Doch gewißermaßen thun Sie wohl, werthester Hr. Profeßor, daß Sie diese versprochene Reyse noch nicht unternommen haben. Der von Neuem zurückgekommene Winter, und Sultzers Neues, folglich noch ziemlich feuchtes Hauß, möchte Ihren Gesundheits-Umständen nicht sonderlich zuträglich gewesen seyn. Erwählen Sie lieber den Rosen-Monath zu einer erwünschten Herkunfft. Dieser stellt gemeiniglich erst den wahren Frühling bey uns vor, und alsdann dürffte Ihnen auch unsers ehrlichen Sultzers Sans sou?is beßer bekommen. Ich wollte Ihnen wohl das Meinige, welches zwar nicht nach einem so neuen und feinem Geschmack eingerichtet, aber dagegen gewiß recht ausgetrocknet ist, mit dem aufrichtigsten Hertzen zu Ihrer hiesigen Einqvartierung anbiethen; allein unser gemeinschafftlicher Freund möchte darüber eyffersüchtig oder wohl gar böse werden, und einen Schweitzer, möchte ich, unter uns gesagt, nicht gern beleydigen, so viel Hertz auch sonst ein Brandenburger immer hat. Vielmehr will ich halt überirrdisch vergnügt und zufrieden seyn, wann Sie nur, liebster Freund, Ihr gethanes heiliges Versprechen alsdann halten, das heißt: mich hübsch offt aufsuchen, und Ihre Ruhe und Kummer mit mir theilen. O! ja, diß thun Sie doch, mein Werthester, so offt Sie können. Treffen Sie gleich in meinem Charackter nicht den großen Geist, den grundgelehrten und witzigen Mann an, den die Welt anjetzt so vorzüglich achtet; so sollen sie doch mit meinem Willen jederzeit eine solche Seite daran wahrnehmen, die Ihnen auch nicht mißfällt, und die Sie, dächte ich, ohne meiner Eigenliebe Zucker zu geben, dürfften leyden können. Seyn Sie sonst fest versichert, Herr Profeßor, Sie irren sich wahrhafftig nicht, wann Sie mich, wie die Clarißa ihre Fräulein Howe, unter Ihre h e i ß e Freunde rechnen; und zwar halte ich diß Ihrer ächten Verdienste, am meisten aber, Ihres vortrefflichen Hertzens halber, vor meine erste Schuldigkeit. Was dencken Sie aber von meiner Keckheit, edler Freund, nach welcher ich mich erfreche, Ihnen heute ein Paar poetische Erzählungen beyzulegen, die eigentlich vor Ihre Augen nicht kommen sollten? Allein hören Sie nur meine unschuldige Absicht, die ich dabey habe; so werden Sie mir gewiß in diesem Punckt meiner genommenen Freyheit etwas zu gute halten. Den Innhalt der Einlaagen erlebte ich würcklich selber, als ich im verfloßenen Herbst meine Verwandte auf dem Lande besuchte. Dem daselbst befindlichen Frauenzimmer, kamen beyde Historien dergestalt schicklich zu einer dichterischen Erzählung vor, daß es auf eine, mit Erlaubnüß gesagt, fast ungestümen Art in mich drang, ihm stehendes Fußes dergleichen davon zu entwerffen. Ich wehrte mich von allen Seiten, ich rieff aus Mannes-Kräfften: Kinder, laßt mich in Ruhe, und
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schweifft nicht so aus! Bedenckt was ihr thut! Macht eurem Geschmack nicht Schande! Nachdem ihr einen Geliert auswendiggelernt habt; wollt ihr einen Ertzt-Stümper singen hören? Ey, ey! — Ich will beyde bäuerisch-lehrreiche Vorfälle unserm lieben Geliert in Prosa überschreiben, und ihm euren Wunsch entdecken. Findet er den Stoff dazu tüchtig, und der Mühe werth; so findet ihr vielleicht im 3 ten oder 4 ten Theile seiner meistermäßigen Fabeln, eure anständige Sehnsucht dereinst in hohen Graden erfüllt — — — u.s.w. Nichts zu thun! Kein Gehör! Ja, hieß es, das wäre wohl freylich eine Sache vor uns; allein wie wenig Hoffnung bleibt uns dazu übrig? Hat nicht der liebe böse Mann uns selbige in einem Brieffe an Euch fast gantz benommen? Er will ja in lieber langer Zeit wenigstens, nichts mehr zu unserer Erbauung und Lust schreiben — — der Unart! — (Ein Lieblings-Titel des schönen Geschlechts, liebster Freund; Sie werden ihn es also nicht übel nehmen) Was war zu thun? Um Ruhe und Friede zu haben, und nicht gar die Krafft der Fächer und Sonnenschirme zu fühlen; mußte ich mich schon hinsetzen, und statt der Nachtigal, Ihnen die an reinen und erfinderischen Tönen armseelige GraseMücke zwitschern, und der Ersteren auf die schlechteste Art nachäffen laßen. Wollten Sie es doch nicht beßer haben, die Ungeduldigen; und siehe, sie erfrechten sich ein paar solche Mißgeburthen von Gesängen, dergleichen ich endlich auf ihre eigene Bitte mit, gegenwärtigem Couvert lediglich zu dem Ende anvertraue, um, wann es, wie gesagt, der Innhalt verdient, selbigen herauszunehmen, und ein Lied aus dem höhern Chor, daraus zu machen, die jetzige Einkleidung derselben hingegen, dem, bey dißjähriger May-Witterung noch so höchst nöthigen Camin-Feuer anzuvertrauen. Um die Erfüllung dieser letztern Bitte bitte ich recht aus Hertzens-Grunde; um die Erstere zwar eben so starck, doch nur bedingungsweise. Sehen Sie, liebster Freund, diß ist die eintzige wahre Ursach, warum ich wieder alle meine Gewohnheit verwegen gewesen, aber auch zugleich der Bewegungs-Grund, daß Sie diese Kühnheit nicht übel deuten werden; das weiß ich. Aber, warum denn nicht ein Wörtchen vom Y o u n g und H e r v e y in Ihrem letzten Brieffe? — Das dachte ich wohl! Kan ich nicht gut prophezeyen, und habe ich mich nicht in dem Jure Publico der Gelehrten auch bereits etwas umgesehen? Nun, ich bin auch zufrieden, und verdencke Ihnen Ihr Stillschweigen nicht. Wann Sie nur sonst nicht zum Schaden der Welt so sehr schwiegen. Doch mich dünkt, ich habe eine gewiße geheime Ahndung nicht so gantz vergebens. Ich glaube immer die nächste Meße werden Sie wieder mit allen Liebhabern des schönen u. wahren Geschmacks ein auserlesenes Wörtchen reden. O! Ahndung, triff doch ein! Wie froh, mein Geliert wird, alsdann Dein Borchward seyn? Ey! möchten Sie doch, allerliebster Freund, in Ihren dortigen Buchläden folgende beyde Tractätchens für mich auftreiben können: 1) Die Gespräche des Socrates vom Plato; von Müllern übersetzt. 2) Xenophons Socratische Gespräche; von Thomasen übersetzt.
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Hr. Profeßor Sultzer führt selbige in seiner Schrifft von der Kinderzucht p. 3 5 2 an. Hier sind sie nicht zu haben, und mich verlanget aus Ursachen, die ich Ihnen gelegentl. eben so vertraulich als offenhertzig entdecken werde, sehr darnach. Gesetzt Sie könnten selbige dort bloß in frantzösischer Uebersetzung bekommen; so wäre mirs auch lieb, und die Kosten will ich gern wieder erstatten. Vergeßen Sie doch diese Bitte nicht, liebster Hr Profeßor. Die getreue Gefährtinn meines Lebens empfiehlet sich Ihnen, nebst unserm Ihnen bekandt gewordenen C r ä n t z c h e n aufs Beste. Ich bleibe lebenslang, Ihr treu-ergebner Berlin den 14 ten May 1753. E. S. J Borchward
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Von Johann Adolf
Schlegel. Schulpforta. Am 14. Junius 1753.
Mein liebster Geliert, Es ist wohl wahr, daß ich kein fleißiger Correspondent bin. Aber was kann ich dafür? Der böse Banier hat die ganze Schuld. Der böse Banier! Ich bin itzt so übel auf ihn zu sprechen, als ich ihm sonst gut war, das Herrenkerichen macht mir mit seiner verzweifelten Art zu allegiren, mit seiner erzfranzösischen Gelehrsamkeit verwünscht viel Mühe. Da sitze ich wie ein Narr von schrecklichen Folianten ganz verbaut den ganzen Tag auf meinem Stuhle angeheftet, von dem ich nicht aufstehen darf, als wenn ich meinen Untersecundanern ihre Schnitzer zeigen, oder meine Tertianer griechisch decliniren lassen muß. Ich sehe vor meinen Fenstern den Frühling und Sommer, ohne ihn genießen zu dürfen. Nicht wahr, Brüderchen, so boshaft Du bist, so bedauerst Du mich dennoch. Doch ich muß davon aufhören, denn sonst kriegst Du vor freundschaftlichem Mitleiden das Hypochonder. Ich komme auf den Hauptendzweck, warum ich an Dich schreibe. Ich thue es aus Liebe zu dem jungen Menschen, der Dir diesen Brief überbringt. Er heißt Baumgärtel, und ist ein geborner Leipziger. Ich würde ihn wegen seiner guten Sitten, und Studien sehr lieben, wenn er auch keine so guten Anfänge in der Poesie hätte. Ich introduciré demnach hierdurch einen jungen Poeten bey Dir, von dem ich mir viel Hoffnung mache; den größten witzigen Kopf, der zur Zeit noch aus unsrer Schule gezogen ist, seit ich hier bin. Wenn Du Proben von ihm sehen willst; so laß Dir nur seine deutsche Valediction, oder noch lieber seine Ode auf das Leiden des Erlösers weisen. Du wirst zwar finden, daß er hier und da Dich und mich und Cramern und Klopstocken nachahme; Du wirst aber auch urtheilen, daß er es nicht ohne Kunst thut, und auch viel gute Wendungen aus sich selbst hervorbringe. Ich bitte Dich nicht, daß Du ihm die Collegia freygeben sollst, weil ich denke, daß er, ohngeachtet sein Vater nur ein Schmidt ist, doch in ganz guten Umständen steht. Aber darum ersuche ich Dich, daß Du ihm
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einen freyen Zutritt zu Dir vergönnest. Diese Bitte, Brüderchen, kannst Du ihm desto leichter bewilligen, da sie Dir nicht nachtheilig ist, und dem jungen Menschen dienen wird, durch Deine Gespräche und unter Deiner Anführung sich zubilden. Cramer und Charlotte haben mich besucht, und Dich nicht. Was folgt daraus? Daß ich besser bin, als Du. Sein kleiner Willhelm, ein allerliebster Junge, hat sich bey meinem Muthchen eine Braut bestellt. Weißst Du wohl, was diese itzt macht? Sie schneidet die Bilder aus Deinen Fabeln, besonders die Vögelchen, aus, daß sie sie ihrem kleinen Muthchen, das wir erwarten, zu spielen geben will. Mein Lazareth ist noch nicht ganz ledig. Die älteste Schwester ist zwar wieder gesund, aber die jüngste noch nicht. Sie kann noch nicht gehen, sie hat noch nicht das geringste Gedächtniß; doch ja! Sie hat noch so viel, daß sie Böses von Dir reden kann. Wenn sichs schickt, so empfiehl mich dem Herrn Graf Brühl unterthänig, und auch seinem Hofmeister mache mein gehorsamstes Compliment; desgleichen Deinem Bruder, Steinauers, dem lieben D. Heynen, D. Gutschmidten, und wer sonst von den Unsern in Leipzig noch übrig ist. Meine Frau und Schwestern erweisen Dir die Ehre, daß sie Dir ihr Compliment machen. Ich habe Dich von ganzem Herzen lieb; und weis doch nicht warum? Denn das wüßte ich doch nicht, daß Du es verdientest. Ich bin Dein liebes Brüderchen, Johann Adolf Schlegel.
124. An Ernst Samuel Jacob Borcbward.
Leipzig, den 22. Juni
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Liebster Herr Hofrath, Ich fange diesen Brief mit der Versichrung an, daß ich Sie unendlich liebe; dieß will mein Herz; und nunmehr will ich Ihnen gleich die Ursache sagen, warum Sie diese Messe weder einen Brief noch die verlangten Bücher erhalten haben. Ich reiste den vierten May mit Doctor Tillingen, der Bademedicus im Carlsbade u. mein Freund ist, dahin, ob er mir gleich nicht sehr dazu rieth. Ich reiste, (denn was wagt ein Elender nicht, den bald sein Geist, bald sein Körper martert) ich reiste ins Carlsbad, u. vorgestern, den zwanzigsten d. M . bin ich wieder in Leipzig angekommen, nachdem ich drey Wochen in Annaberg so wohl wegen der kalten Witterung, als wegen des Mangels der Kräfte, stille gelegen habe u. alsdann drey Wochen im Bade gewesen bin. Von dem Erfolge der Cur kann ich Ihnen zur Zeit nichts sagen, als daß ich sehr matt u. etwas schlaflos bin. Ich verlange keine Herstellung der Gesundheit; nein nur eine kleine Lindrung. Möchte es doch dem Vater der Menschen gefallen, nur meinen Geist zu stärken, das Leiden des Leibes will ich gern bis in mein Grab
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tragen! Ach, mein liebster Freund, welche Verändrung ist mit mir seit dem vorgegangen, daß ich Sie nicht gesehn habe! und welche wird mit mir bald vorgehen, wenn sichs nicht im Kurzen bessert! Es scheint, daß ich Sie in diesem Leben wohl nicht wieder sehn werde; aber in jener Welt will ich Sie unter den Freuden der Glückseligen triumphirend umarmen u. Ihnen brüderlich danken, daß Sie mich geliebet haben. Bey dieser Vorstellung fällt mir I h r Y o u n g u. der g u t e H e r v e y ein, an die ich in dem letzten Briefe nicht gedacht habe. Können Sie wohl zweifeln, daß ich Youngen nicht so hochachten sollte, als Sie ihn Achten? daß er mich nicht mehr erbaun sollte, als der Dichter des Messias? Nein ich verehre Youngen auch wenn ich ihn nicht verstehe; denn ich schliesse aus dem, was leicht ist, daß er auch schön u. vortrefflich denkt, wenn er schwer ist. Er hat mich vielmal bis zum Zittern mit seinen kühnen Gedanken fortgerissen u. mitten in der Angst mich erqvickt. Sein Ubersetzer, Ebert, ein vortrefflicher Kopf (itzt Prinzeninformator in Braunschweig) ist einer meiner geschicktesten Freunde. Er hat mir, als er vor acht Jahren in Leipzig studirte, das Englische gelernet; u. eins der ersten Bücher, die er mit mir las, waren Youngs Satyren: D i e L i e b e zum R u h m e ! Hervey ist unendlich weit unter Youngs Geist. Er hat ein frommes liebes Herz; aber seine schematische u. allegorische Art mich zu erbaun läßt meine Empfindung kalt u. heißt mich zu dem nächsten Blatte eilen. Indessen habe ich ihn einmal ganz durchgelesen. Zu diesen Critiken, welches die Ihrigen u. die meinigen sind, (so gewiß als ich lebe,) will ich mein Urtheil über Ihre beiden Erzählungen hinzu setzen. Sie sind in vielen Stellen sehr naif u. schön; in manchen scheinen sie mir etwas weitläuftig. Kurz in den Augen guter Freunde u. in den Händen guter Freundinnen sind sie des größten Beyfalls werth. Dennoch behaupte ich, daß Ihre Poesie nicht so viel gefallendes hat, als Ihre Prosa; vermuthlich ist die Schwierigkeit des Verses, die Sie zu übersteigen suchen müssen, die Ursache dieses Mangels. — — Den Plato u. Xenophon denke ich Ihnen mit diesem Briefe zu schicken. Mehr kann ich nicht schreiben; denn ach wie kraftlos bin ich! — — Gott lasse es Ihnen u. Ihrer wackern Frau u. allen Ihren Freunden wohl gehn! Wie gern möchte ich Sie in Ihrem Hause umarmen! Ich bin Ihr ergebenster Glrt. Leipzig den 2 2 Jun. 1753. Die Bücher kosten 1 rhlr 8 g. — ich denke, ich bin Ihnen noch einen Gulden schuldig; wir wollen also brüderlich gegen einander aufheben.
125. An Carl Wilhelm Christian von Craussen.
Leipzig, den 8. Juli
1753.
Hochgeborner Freyherr! Ich bin, wie Sie vielleicht schon wissen werden, im Carlsbade gewesen; denn wie könnte ich sonst eine Messe vorbey lassen, ohne Ihnen zu schreiben. Von meiner Cur will ich Ihnen nicht viel sagen. Wissen Sie nicht schon genug, wenn Sie wissen, daß ich nicht kränker und auch nicht viel gesünder bin, als ehedem? Und warum wollte ich auch alle meine Briefe an Sie zu Verzeichnissen
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von meinen Zufällen und Curen machen? Ich habe diesen Fehler schon oft genug begangen. Genug, daß ich Ihnen mein Glück nicht verschweigen werde, wenn mir Gott nach dem Bade einige Linderung schenken sollte. Vielleicht gefällt es ihm; doch nicht, wie ich will. Sie sind wieder Poet geworden, theurester Freund. Wie sehr bewundere ich Ihre Liebe zur Dichtkunst, und Ihren erstaunenden Fleiß! Mich deucht, daß sich Ihre poetische Sprache gut zu einem Lehrgedichte schickt, und ich bitte Sie sehr, wenn Sie fort arbeiten, daß Sie sich vor den gar zu prosaischen und gewöhnlichen Ausdrücken hüten. Ihr Plan, so wie Sie mir ihn entworfen haben, ist sehr gut, er ist systematisch; aber für ein Gedicht zu philosophisch. Wenn der Dichter einer so strengen Ordnung folgen will: so muß er, indem er lehret, nothwendig matt und prosaisch werden, und darüber vergessen, daß man in der Poesie lehrt, um zu vergnügen; denn außerdem, wenn der Unterricht nur die Absicht wäre: so würden wir sie in Prosa weit besser, gewisser und leichter erreichen können, als in der Poesie. Nehmen Sie nur z.E. des jüngern Racine beyden Lehrgedichte von der Religion und Gnade, und sehn Sie, ob er eine so strenge Methode blicken läßt? Er beobachtet die natürliche Ordnung; außerdem überläßt er sich der Freyheit der Poesie, nicht alles, sondern nur das, was das vorzüglichste ist, und was sich schön sagen läßt, zu sagen. Sie werden eben das bey dem Horaz, dem Vida, dem Boileau in ihren Lehrgedichten von der Poesie, bey Popen in seinem Kriticism, und bey zehen andern Dichtern finden. Ich wünschte also, daß Sie das System in Ihrem Gedichte etwas verbergen, und die philosophische Gründlichkeit durch die Anmuth der Poesie versüssen könnten. Ich sehe aus den überschickten Bogen, daß Sie zu genau sind. Sie sagen mehr, als man fordert, um nichts wegzulassen. Wollen Sie in dieser Arbeit fortfahren: so will ich Ihnen von Herzen Glück dazu wünschen. Käme es blos auf meine Freundschaft an, Sie würden das vortreflichste Meisterstück zuwege bringen, und ich würde, als Ihr Freund und Verehrer, erst der Welt bekannt werden.
Ihre Schäfergedichte habe ich nicht gesehen, und ich kränke mich, daß ich mich nicht wenigstens durch die Korrektur um dieses Gedicht habe verdient machen sollen. Vielleicht kann ich bey Breitkopfen ein Exemplar finden. — — Für Ihren langen, schönen und freundschaftlichen Brief und für Ihre aber40 malige Vorsorge für meine Mutter, danke ich Ihnen gehorsamst, und bitte um Ihre Gewogenheit gegen mich bis in mein Grab. Sie wissen es gewiß, wie hoch ich Sie schätze, und wie herzlich ich der Ihrige bin. Leipzig, den 2 8 . Junius 45 1753. Geliert. P.S. Liebster Herr Baron! M u ß ich denn immer traurige Nachrichten von Ihnen erfahren? Sie sind so gefährlich, so lange krank gewesen? Gebe doch Gott, daß diese Ihre Krankheit 50 die Ursache einer langwierigen Gesundheit werde! was für eine Freude würde
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ich gehabt haben, wenn ich Sie in dem Carlsbade angetroffen hätte; wenn ich Ihnen an diesem Orte, wo man den Vergnügungen des Herzens nachhängen muß, alles das hätte sagen und zeigen können, was ich von Hochachtung und Liebe gegen Sie empfinde und zeitlebens empfinden werde. Aber es hat mir nicht so gut werden sollen. Für Ihr schönes Gedicht danke ich Ihnen ergebenst, und melde Ihnen zugleich, daß das Buch zu der Hallischen Arzney Hr. Körnen gewiß übergeben worden ist. Er muß es verlegt haben. Ich habe an ihn geschrieben. Wann er's nicht findet: so will ich Ihnen bald ein ander Exemplar schicken. Ich bin mit der vollkommensten Ergebenheit Ihr Freund und Diener den8
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Geliert. Wilhelm Rabener.
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Liebster Professor, Wie unvermuthet sind wir von einander gerissen worden, und wie sehr vermisse ich Sie, so stumm Sie auch sind! Wir wollen uns unverändert lieben; wir werden beyde glauben können, daß wir uns lieben, wenn wir es auch einander nicht sagen, denn wir sind bis itzt nicht sehr gewohnt gewesen, davon zu reden. Wie ist Ihnen das Bad, oder vielmehr die Reise ins Bad bekommen? Sie müssen vollkommen gesund seyn, wenn die Wünsche Ihrer Freunde nur einigermaßen erfüllt sind. Wie ich mich eingerichtet habe, und wie es mir hier gefällt, will ich Ihnen auf Michael sagen. Viel Arbeit, sehr viel Arbeit habe ich; aber ich bin ihrer gewohnt. Ich nehme meine Freunde aus, sonst vermisse ich hier kein Vergnügen. Bald werde ich hier eingewohnt seyn, und Leipzig zwar niemals vergessen, aber auch nicht lange mehr vermissen. Lesen Sie denn auch mannigmal meine Schriften? Machen Sie sich gefaßt, mir auf Michael die schwedische Gräfinn eingebunden zu schenken. Ja freylich eingebunden; denn der Band ist das Beste, und mein Exemplar haben itzt die Prinzessinnen und , von denen ich es schwerlich zurück bekommen möchte, wenigstens kann ich es ihnen nicht wieder abfodern. Die guten Prinzessinnen haben beyde Theile durchgelesen, und sie haben ihnen recht wohl gefallen, vermuthlich, weil alles so fein leserlich gedruckt ist. Je ja! das Buch ist ganz gut, es steht auch nichts ärgerliches drinne, daß es also eine Prinzessinn ganz wohl lesen mag. Wie befindet sich denn unser Graf Brühl mit seinem Mentor? Ich würde den Herrn Grafen selbst gefragt haben, aber es ist bey mir noch so viel Gewirre, als daß ich so viel Zeit gewinnen könnte. An alle Freunde und Bekannte, die ich genannt habe, die ich noch nennen werde, und die ich nicht nenne, machen Sie meinen verbindlichsten Empfehl. Vornehmlich geht das auf den Herrn Grafen von Geyersberg, seinen liebenswürdigen Hofmeister und deren hochfreyherrlichen Nachbar. Fragen Sie diesen einmal, wie ihm die Rückreise bekommen sey, sehen Sie ihm steif zwischen die Augen, und wenn er roth wird, so geben Sie noch nicht alle Hoffnung verloren. Er hat mir gesagt, daß auf der Rammischen Gasse, wo ich wohne, viele verdächtige Häuser wären. Woher muß er wohl diese Nachricht haben? —
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N u n kömmt ein Punkt, auf den ich binnen acht Tagen Antwort haben möchte. Für einen jungen Grafen, der auf eine auswärtige Universität gehen soll, und etwan fünfzehn Jahr alt ist, wird ein Hofmeister gesucht. Was von ihm verlangt wird, werden Sie wohl wissen; ich weis es nicht. Vermuthlich wird, außer einem äußerlichen guten Ansehn, auch französisch und Geduld verlangt. Den Gehalt weis ich auch nicht; so viel hat man mir aber gesagt, daß es nicht darauf ankommen würde, hundert Thaler mehr oder weniger zu geben. — Meine Mägdchen grüßen Sie nicht, darum will ich sehr bitten. Antworten Sie mir bald, und recht viel; wenn Sie schreiben, so haben Sie ja nicht nöthig, zu reden. Lieben Sie mich unverändert, und denken Sie an mich. Wenigstens werden Sie an mich denken, wenn Ihnen ein Accisgroschen zum Merseburger fehlt. Leben Sie wohl, mein lieber Stummer! Rabener.
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Hochedelgebohrner, Hochzuehrender Herr, Ich erfreue mich, daß Sie des Aristoteles Dichtkunst unsern Landsleuten durch Ihre schöne Übersetzung und durch Ihre gelehrten Anmerkungen so brauchbar gemacht; und ich würde Ihnen meine Freude viel eher bezeugt haben, wenn mich nicht der Gebrauch des Carlsbades verhindert hätte, das Werk so geschwind zu lesen, als ich gesollt und gewünschet. Vielleicht habe ichs auch zu geschwind u. flüchtig gelesen, als daß Sie sich auf meinen Beyfall sollten verlassen können; allein diesen Fehler will ich bald wieder gut machen, wenn ichs zum zweytenmale lese. Endlich werden Sie den Beyfall so vieler Kenner vor sich haben, daß Sie den meinigen leicht würden vergessen können. Ich wünschte, daß wir mehr gute Übersetzungen aus dem Griechischen haben möchten, ie weniger diese Sprache heut zu Tage geschätzt wird. Insonderheit wollte ich, daß dem Xenophon diese Ehre wiederführe. Ich weis wohl, daß Chr. Thomasius etwas von ihm übersetzet hat, allein wenn ich nicht irre, nur aus dem Französischen. W a r u m haben wir nicht ein Theater des Grecs, wie Brumois im Französischen geschrieben? W a r u m übersetzen wir nicht einen Band guter Reden aus dem Griechischen? Vielleicht könnten wir den guten Geschmack durch solche Schriften nicht wenig bessern, oder wenigstens dem bösen Geschmacke dadurch wehren; u. vielleicht werden andre geschickte Männer durch Ihr Beyspiel ermuntert, sich um die Alten, unsre Lehrmeister, auf gleiche Art verdient zu machen. Übrigens danke ich Ihnen für das überschickte Exemplar und bin mit der größten Hochachtung und Freundschaft Ew: Hochedelgeb. Leipzig, den 8 August, 1753. ergebenster Diener Geliert.
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Schlegel. Schulpforta. Am 22. August 1753.
Brüderchen, Bär, Dein werthester Herr Gevatter, mahnt mich, und zum Unglücke zu einer Zeit, da ich gerade kein Geld habe. Du weißst wohl aus eigner Erfahrung, daß dergleichen Zeiten bey uns Poeten nicht rar sind. Ich hatte auf Geld gehofft, und das kriege ich nicht. Vom Banier sollte ich zu Michael eine Post bekommen, aber da ich nicht eher, als zu Weihnachten, mit dem ersten Bande fertig werden kann, so muß ich mir auch wohl die Hoffnung vergehen lassen, eher bezahlt zu werden. Da meine Frau in ein paar Monathen einem zukünftigen Poeten seine Braut zur Welt bringen wird; so muß der Kindtaufenvater so arm nicht seyn, daß er keinen Groschen in der Hand hat. Das siehst Du alles nach Deiner Weisheit wohl ein. Brüderchen thue mir also den Ritterdienst, daß Du die Bestellung des eingeschloßnen Briefes über Dich nimmst, und ihm durch vernünftige Vorstellungen bey Gutem erhältst. Ich will auch dafür Deine Gedichte meinen Knaben einmal mehr anpreisen, und Dich auch da loben, wo Du es nicht verdienst. Was wird es denn mit Deiner naumburgischen Reise. Die ganze Stadt ist wenigstens davon voll, daß Du eine Cur in Naumburg brauchen willst; Du wirst doch nicht etwan damit uns zum Besten gehabt haben. Zwar es ist gut für mich, wenn Du nicht kömmst, denn Du hast wie viele andre Leute, also meine Frau auch geblendet; und sie ist so verwegen gewesen, mir in die Augen zu sagen, daß sie Dich lieber genommen haben würde als mich. Indessen komm nur immer; ich will schon Achtung auf euch geben, daß ihr nichts böses vornehmt. Grüße Deinen Bruder, unsern lieben Heynen, Herrn Thomä, Baumgärteln, und wen Du willst. Ich sollte zwar das Compliment von meiner Frau und meinen Schwestern nicht ausrichten; aber weil Du mir einen Gefallen thun sollst; so mags dasmal seyn. M a n u s m a n u m l a u a t . Der Herr Inspector empfiehlt sich Dir gleichfalls; ob ich ihm gleich gesagt habe, daß es eben nicht nöthig wäre, weil Du es nicht verdientest. Ich bin Dein Brüderchen, Johann Adolf Schlegel.
129. Von Johann Jacob Mack.
Crailsheim, den 25. August
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HochEdelgebohrner Herr, besonders hochzuverehrender Herr Professor! Hochwerthester Gönner! Ewr HochEdelgebohrn haben mir die Erlaubnüs gegeben bald wieder an Sie schreiben zu dörfen. Wie sehr bin ich Ihnen für diese Gütigkeit verbunden!
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25. August 1753
Hätten mir es meine Umstände und der Wohlstand vergönnet mich derselben so oft zu bedienen, als mich die zärtlichste Empfindung meiner gewohnten Hochachtung gegen Sie darzu angetrieben hat: so würde ich gewiß Ihre Gütigkeit gemißbrauchet und mich jener Erlaubnüs unwürdig gemacht haben. Gleichwol würde ich nicht werth seyn sie von meinem Geliert erhalten zu haben, wenn ich einen Augenblick länger verzögerte Ihnen zu versichern, daß noch immer ein Stück meines besondern Vergnügens und Glückes darinnen bestehe, und stets bestehen werde, daß ich erfahre, wie Sie nicht aufhören mir einen freundschaftlichen Platz unter Dero redlichen Verehrern zu schenken, und mit so viel unverdienter Liebe an mich zu gedenken. Wie erqvicken Sie mich doch theuerster Herr Professor! durch die edelsten Empfindungen der Freundschafft und Tugend, die Sie durch Ihre rührende Briefe an mich, in mein Herz übertragen. Sie loben dadurch nicht nur mich, sondern auch meine Frau, Ihre alte und stets eifrigere Verehrerin, die Sie allezeit durch Ihre gütige Zuschriften von Neuem in mich verliebt machen. Ich wünsche mir durch den Trost eines solchen Vergnügens, von Ihnen in mein Alter ja in mein Grab begleitet zu werden. Ich darf also zum öftern an Sie schreiben, und ich habe die Hoffnung, daß meine Briefe, von Ihnen nicht übel aufgenommen werden. Aber hätte ich doch Ihre vortrefliche Feder, um Ihnen durch meine Briefe nicht eckelhaft zu werden, und, da Ihr großes Herz dazu gegen Freunde ganz unfähig ist, Ihre Freundschäfftliche Regungen würdig zu belohnen! So feste ich entschlossen war Sie nicht mehr mit meinen Autorgrillen zu beschweren: so veranlasset mich doch ein Zufall, der gegenwärtiges Gedicht von mir unter die Presse gebracht, mich damit vor Sie zu wagen. Mein Gewissen sagt mir, daß Sie von diesem schlechten Stücke unmöglich anderß, als mittelmäsig denken können; so ein günstiges Vorurtheil mir auch Ihre Gewogenheit verschaffen kan: und doch spornt mich immer ein geheimer Trieb, die gänzliche Erlassung meiner vorwitzigen Muse bey Ihnen zu holen. Sie stirbt sich, allein auf Ihren Winck, mit der meisten Zufriedenheit ab. Wenn ich jemand ausser Ihnen, in Leipzig, oder einer andern Dichterwelt, bekannt wäre: so wollte ich Sie bitten, dieß Gedicht sonst Niemand zu zeigen, oder doch Niemand zu sagen, daß es von mir sey. Es ist ohnehin nicht für die Welt sondern nur für eine kleine Anzahl Bekannte geschrieben. Doch es sollen mich nicht nur Dero Urtheile über mich; sondern auch Ihre Gedanken über andre erbauen. Sehen Sie, so verwegen, in Zumuthungen und Bitten, machen mich Ihre grosmüthige Freundschafftsgaben! Verzeihen Sie dieser Kühnheit. Kan es möglich seyn, daß Herr Professor Gottsched in die Welt geschrieben: Es sey in Leipzig kein einziger unter Männern, die nur etwas Verstand besäßen, der sich überwinden könnte, nur einen halben Gesang von Klopfstocks Messias mit Geduld zu durchlesen, von Klopfstocks der mich unverständigen so sehr bezaubert; ob ich gleich gestehen muß, daß ich die Theologie nicht aus seinem Gedichte lernen mögte? Denken Sie mit Gottscheden Einerley: so spreche ich Ihnen wegen aller meiner Ansprüche auf den guten Geschmak aufs feyerlichste Verzicht zu thun. Das muß ich bekennen, daß mir die letzten zween Gesänge, die nach des Dichters Reise und Aufenthalt
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22. September 1753
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zu und bey den Schweitzern herausgekommen sind, mir in manchen Stellen allzu übertrieben und recht schweitzerisch verwegen und nicht überall so rein und richtig als die ersteren vorkommen. Ohne Zweifel kennen Sie den Verfasser des critischen Entwurfs einer auserlesenen Bibliothek für die Liebhaber der Philosophie und schönen Wissenschafften. Entdecken Sie mir doch seinen Nahmen. Ich liebe ihn. Er gefällt mir größentheils. Seine Urtheile dünken mir meistens richtig, so wie sein Vortrag natürlich aufgeweckt und witzig ist. Vornehmlich aber schätze ich ihn, weil er den liebenswürdigen Geliert so sehr liebet. Was hat ihm der scharfsinnige Herr Prof. Meyer in Halle gethan, daß er seiner und seiner Anfangsgründe der schönen Wissenschafften, des Geselligen und des Menschen so Leitsinnig und theils verächtlich erwehnet? Soll wol auch nach Ihrem Urtheile der Patriot und der Weltbürger mehr Lob verdienen, als der Gesellige und der Mensch? Und haben es wol die Discurse der Mahler und die Geistvollen Schriften mit recht verschuldet, daß er ihrer mit gar keinem Worte gedenket? Doch er hat mehrere vortrefliche Schriften übergangen. Seine Absicht verstattete es nicht sie alle zu nennen. Meinem Landsmann, dem Herrn Secretair Utz, läßt er Gerechtigkeit wiederfahren. Seine lyrische Gedichte zeigen viel Poesie und so wol ein großes naturell als eine geübte Kunst. Allein ich finde zu viel berauschende Liebe und Wein und zu wenig Tugend darinnen. Kurz: sie sind mir zu epicurisch und ausgelassen. Was denken doch dergleichen Propheten der Laster? Wie rümlicher und für sie seeliger wäre es, wenn sie ihre großen Gaben und lebhaften Empfindungen, wie der unschätzbare Geliert, zum Wucher für die Tugend und die Religion anwendeten! Setzten sie dadurch ihre Ehre und ihr Vergnügen nicht auf eine unendlich erhabnere u. sicherere Höhe? Dieser Character des Herrn Utz, der eben nicht, als ein lasterhafter unter uns öffentlich bekannt ist, und vielleicht hat er nur aus einer Mode Krankheit seine leichtsinnige Stücke gedichtet, hat mich bißher nah abgehalten, mich um seine Freundschafft zu bewerben, ohnerachtet wir auch zusammen auf Schulen gelebt, er in den niedern und ich in den höhern Classen. p Gott segne und beglücke Sie stets mein liebster Herr Professor! und behalte Ihre so schätzbare Gewogenheit dem der in der Wahrheit ist und bleibet Ewr HochEdelgebohrn p Crailsheim den 25. Augsten, beständiger Verehrer und gehor1753. samster Diener Johann Jacob Mack.
130. Von Johann Georg Sulzer.
Berlin, den 22. September
1753.
Mein lieber Freünd. Anstatt des so sehnlich erwarteten Glükes Sie bey uns zusehen, bekomme ich einen bloßen Brief, einen traurigen Brief, darin mir die Hoffnung des gewünschten Glüks bey nahe für immer genommen wird. Dies ist wahrlich zu betrübt.
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Nr. 131
3. Oktober 1753
Ach der arme Hr. Geliert, sagte meine Willhelmine, wäre er doch anstatt nach dem Carlsbad zu reisen zu uns gekommen, wir wollten ihn beßer aufgemuntert haben, als das Bad gethan hat. Ich glaube, Willhelmine hat wahr geredt. Wenn Sie unsern Sitz sehen sollten, so würden Sie gewiß den aufenthalt bey uns dem Carlsbad und allen Bädern vorziehen: Gott gebe, daß Sie den bevorstehenden Winter über soviel Kräffte samlen, daß Sie unsre Cur das künftige Frühe Jahr brauchen können. Sie sollen bey uns die Stellen bewohnen, die auch einem würdigen Freünd bestimmt waren. Ach den hat uns ein trauriges Schiksal entrißen! Um so viel mehr verlangen wir nach Ihnen, da Sie uns statt seiner seyn können. Diesem Brief wird Ihnen mein Liebster und Bester Freünd aus der Schweiz, Hr. Künzli überbringen. Sehen Sie was für ein Freünd, er hat einen weg von einigen hundert Meilen nicht gescheüt um mich zu besuchen. Wie glükseelig waren wir, Willhelmine und ich solange wir ihn bey uns hatten. Gewiß, wenn wir beyde nicht so wären, daß uns auch die Einsamkeit eine Gesellschafft ist, so würde der abschied dieses Freündes uns melancholische Tage machen. Wenn Sie etwa seit langer Zeit keinen Menschen gesprochen haben, der Ihrer Freündschafft und Ihres Zutrauens würdig ist, so wird es gewiß dieser seyn. Ich empfehle ihn Ihnen. Meine Frau grüßet ihrem Lieben Geliert von Herzen. Ich bin Ihr ergebenster Sulzer. d. 22 Sept. 53.
131. Von Gottlob
Benjamin Straube.
Breslau, den 3. Oktober
1753.
Hochedelgebohrner, Hochgeehrtester Herr Professor. Ich erkenne es wol, was für ein Glück ich habe, daß Sie mir selber von Ihren Umständen Nachricht geben. Die allgemeinen Nachrichten sind zu ungewiß, und befriedigen mich nicht. Die Medicin ist eine unglückliche Wißenschafft, wenn sie nicht einmal ein dickes hipokondrisches Blut verdünnen kann. Aber, Mein Bester, sollte denn eine neue Reise ins Carlsbad nicht Ihrem Cörper das thun, was Sie finden, daß es Ihrem Geiste gethan habe. Sie werden zwar Ihre Pension drüber verreisen: aber Ihre Gesundheit kann gar nicht bezahlt werden, sie koste, was sie wolle. Sie fürchten sich vor dem Tode, aber, sollten denn die Wünsche sovieler Rechtschafner Deutschen vor Ihr langes Leben alle vergebens seyn, u. sollten keine Gerechte für Sie bitten? Sollten die nicht wenigstens unter uns gerecht seyn, die an Ihrer lieben Mutter so wol thun? Wo Sie dieselbe in Leipzig haben, so müßen Sie darüber eben so vergnügt seyn, als ich, da ich meinen lieben alten Vater bey mir habe. Halten Sie nicht dafür, daß diese Gnade von Gott eine Belohnung des wenigen guten sey, was wir selbst haben,
Nr. 132
8. Oktober 1753
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oder ihnen thun können? Ich finde, daß es ein unaussprechliches Vergnügen ist, denen Eltern einigermaßen gleiches zu vergelten. Wenn Sie von dem Hr. Hofr. von H a h n noch soviel kennen wollen, als man von ihm kennen kann: so gehen Sie einmal zum Hr. Bernigeroth, welcher sein Bildniß diesen Winter in Kupfer stechen wird. Der rechtschafne M a n n hatte auch ein länger Leben verdient. Seine Pferde sind vor 6 Jahren mit ihm durchgegangen, da mag er sich im Körper etwas zerißen haben, welches die böse Ursach seines Todes nach und nach geworden ist. Ich bin, gottlob, bald so dick und fett, wie P. Gottsched: si paeon licet, componero maximis. Schreiben Sie mir doch einmal, daß Sie auch so gesund geworden sind. Ich will Tschirnhausens Gebet alle Tage vor Sie beten: Vt tibi sit mens sana, in corpore sano. Leben Sie doch ja recht sehr wohl; Sie werden sagen, daß kann der Hipokondrist nicht. Sie müßen also, wenn Gott will, aufhören, einer zu seyn. Sonst wüßte ich nicht, was man Ihnen in der Welt wünschen könnte. Ich bin lebenslang Ihr Breßlau d. 3. Octobr aufrichtiger alter Freund 1753. Straube.
132. An Carl Wilhelm Christian von Craussen.
Leipzig, den 8.
Oktober 17S3.
Hochgeborner Freyherr, Hochzuehrender Herr und Freund! Wenn Sie von der gelehrten Welt, wie Sie schreiben, Abschied nehmen wollen: so habe ich noch weit mehr Ursache dazu. Ich vermisse alle die Lebhaftigkeit, die zu einem Autor erfordert wird, und ich erfahre es insonderheit, wie wahr es ist, daß man nicht in einem jeden Alter Verse machen kann. Ich mag die Ursachen nicht aufsuchen, genug daß es meine Pflicht ist, nicht wider mich selbst zu handeln, und den Beyfall, den ich mir ehedem erworben, nicht durch unglückliche Arbeiten zu verderben. Ich begnüge mich, junge Leute zu unterrichten, welche Genie haben, und suche meine Ehre darinnen, wenn ich andere Arbeiten schätzen, bewundern, und bekannt machen kann. Sie, theuerster Freund, haben so viel Verdienste, um die Welt, daß Sie die M ü h e eines Poeten nicht erst zu Hülfe nehmen dürfen, um sich zu verewigen; und wenn Ihre Freunde Sie um Gedichte ersuchen, so weiß ich gewiß, daß Sie allezeit ihre Wünsche übertreffen werden. Schonen Sie Ihre so schätzbare Gesundheit, und überhäufen Sie sich nicht mit Arbeiten; Sie sollen noch lange gesund und vollkommen zufrieden leben. Dieses wünsche ich nebst tausend andern, und insonderheit nebst meiner alten Mutter, die Ihnen unendlich für Ihre besondere Gnade dankt. Ich verharre mit der ersinnlichsten Hochachtung Ewr. Hochgebohren Leipzig, den 8. Octbr. 1753.
gehorsamster Glrt.
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Nr. 133
Herbst 1753
133. An eine Bekannte.
Leipzig, Herbst 1753.
Meine liebe Freundinn, Warum sagt mich doch die Welt so oft todt? Bin ich wichtig genug, daß sie etwas gewinnen sollte, wenn ich stürbe? Große Herren sterben in den öffentlichen Nachrichten immer etlichemal, aber warum soll ich diese Ehre haben? Ich bekomme sehr oft Briefe von meinen auswärtigen Correspondenten, in welchen sie mir die ungegründete Furcht melden, worin sie durch eine falsche Nachricht von meinem Tode wären gesetzt worden. In einem gewissen Verstände mögen diese Nachrichten auch wohl wahr seyn. Wenigstens haben tausend Dinge, welche die Lebendigen vergnügen, für mich keinen Reiz und keine Kraft mehr, so wie ich zu vielen Dingen, welche für die Lebenden gehören, weder Lust noch Vermögen habe. Traurige Scene meines Lebens, die ich mir vor drey oder vier Jahren, als die unglaublichste würde vorgestellet haben! Aber so wenig kennen wir uns selbst und unser Schicksal. Nichts schmerzet mich mehr, als wenn ich bedenke, daß ich auf diese Weise fast alle die Eigenschaften verliere, wodurch ich die Liebe meiner Freunde erworben, und Andern zu dienen gesucht habe. So wenig ich endlich abergläubisch bin, so denke ich doch nicht zu irren, wenn ich die öftern Nachrichten von meinem Tode als Erinnerungen ansehe, die mir nöthig sind, weil ich mir sie vielleicht selbst nicht ernstlich genug mache. M i t Ihnen kann ich so reden, meine Freundinn. Sie wissen, wie gern wir die Augen von diesem letzten Auftritte unsers Lebens abwenden. Möchte mich doch Gott so glücklich werden lassen, daß ich über die Furcht des Todes erhaben, ihn mehr mit Freuden als mit Zittern mir täglich vorstellen könnte? Ich bin etc.
1753.
134. Von Emanuel Falkner.
Geliert.
Basel, den 19. November
1753.
Hochgelehrter, Insonders Hochzuehrender Herr Professor! Ein Bekanter dem ich vorigen Sommer einen brief und Schweizrische Lob-Rede für Sie mitgab, schrieb mir Sie befänden sich im CarlsBad: Nein! man kan nicht eifriger eine geseegnete Cur anwünschen, als ich that, und meine Wünsche sind erhört? ach ja sie sind es, denn mein Vetter Stähelin schrieb mir vor einigen Tagen, er habe Sie auf der Promenade gesprochen, und Sie befänden sich ganz wol. Wie vergnügt wird Ihre ganze Seele nicht seyn, wenn Sie Ihren vorigen Zustand mit dem jezigen vergleichen, und welch ein Vergnügen für Sie, in aller Freünde Augen die Freüde, die herzliche Freüde zu lesen, welche Sie über Ihrer hergestelten Gesundheit empfinden werden, die meinige ist unendlich mein lieber Herr Profeßor, und wenn Sie mir auch nur diese worte schreiben; ich bin gesund und zufrieden, so werde ichs gewiß auch.
Nr. 135
24. November 1753
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Denken Sie ich habe mir wiedrum etliche hübsche Bücher angeschaft — Joungs Nachtgedanken und den begeisterten Bramin, der erste denket tief doch ist er verständlich und hatt Gedanken so erhaben als glaube möglich ist, der andre ist viel leichter und hatt dennoch viel Schönheiten, die andre zwey sind Romanen Tom Jones, oder der Fündling und Josef Andrews beede auch aus dem Englischen ich für mich gebe dem erstem den Vorzug obschon letsterer mehr kunst verräth und den Autor vielleicht mehr Mühe gekostet haben wird als Jenes. Wan in Poesie oder Prose ein Buch vurgeht, welches Sie Ihres Beifals würdigen, und für mich nicht zu gelehrt ist, so wolte ich höflich bitten den Nahmen deßelben, nur meinem Vetter, Herrn Stähelin wißen zu laßen, wollen Sie so gütig seyn? Bald werden wir wiedrum Schlittbahn kriegen, denn auch die nahen Berge sind schon mit Schnee bedecket, aber werden Sie auch wieder so fahren wie vorigen Winter? Ja mein lieber Herr Profeßor das werden wir thun, o theilten Sie unsre Freüde und kämen Sie doch, unsre Freüde solte auch die finstersten Tage in leichte Frühlings-Morgen verwandlen, oder die zärtlichste Freündschaft müßte nicht so viel vermögen — Doch mein Herz sagt mir sie vermöge noch mehr, wie glücklich wär ich wenn ichs durch Sie erführe, ich bin mit ohnveränderlicher HochAchtung Eüer HochEdlen p Basel den 19!en 9bris 1753. Ergebenster Diener Falkner.
135. An Carl Heinrich von Gleichen.
Leipzig, den 24. November
1753.
Mein lieber Herr Baron! Sehen Sie wohl, daß Ihnen das Leben in Paris gefällt und daß die Kavaliers und Damen der großen und schönen Welt Ihnen mit jenem freundlichen Wohlwollen entgegen kamen, von dem ich Ihnen voraus sagen konnte, als die Reise auf den Wunsch Ihres hoch zu verehrenden Herren Vaters hin im Freundeskreis besprochen wurde. Ihr Geschenk ist mir sehr angenehm gewesen, doch die freundschaftliche Art, mit der sie mir's gemacht haben, ist mir noch kostbarer als das Geschenk selbst. Ich werde die neueste Publikation des Herrn von Voltaire nie unter meinen Büchern stehen sehen, ohne mich über die Liebe desjenigen zu erfreuen, der ich das Buch zu danken habe, und ohne zu wünschen, daß ich sie verdienen mag. Das Trauerspiel Rome sauvée hat mich gar merkwürdig berührt. Ich bewunderte so vielen Ausdruck großer Gefühle und halte es für sehr dienlich, unter die schlechten Charaktere recht gute und edle zu mengen. Indem uns jene sagen, was wir nicht seyn sollen, so lehren uns diese zugleich, was wir seyn sollen. Freundschaft, Vaterlandsliebe, Ehrliebe, Großmuth und alle Neigungen, welche das Herz edel und die menschliche
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Nr. 135
24. November 1753
Gesellschaft ruhig machen, sind zum Besten der Tugend reizender auf der Schaubühne als die ungereimt und widrig abgeschilderten schlimmen Neigungen, welche den Aufenthalt leider zu einer Verschwendung der Zeit und des Geldes machen. Gar mancher wird der tragédie den Mangel an Erklärungen und Verwickelungen der Liebe vorwerfen, und auch Ihnen scheint nach den begleitenden Worten dieser Mangel fühlbar zu seyn. Ein Herz wie das Ihrige kann die Freuden der Liebe nicht lange entbehren. Aber muß man denn auf der Schaubühne nur immer von Liebe reden, wenn man vergnügen und nützen will ? Nein, es wäre besser, daß sich wenigere Komödien mit Heirathen beschäftigten und mit der Uebergabe der Herzen schlössen. Viele sonst wackere Leute würden gewiß nicht in dem Irrthum stehen, daß eine Komödie ein verliebtes Märchen sei, wenn die Poeten in ihren Werken mehr an andere geschickte Vorfälle als an die Liebe denken würden. Dennoch hat die Liebe, wie Ihnen deucht, mit Recht den Platz auf dem Theater, den sie in den Herzen der Menschen behauptet. Eine vernünftige, eine zärtliche und unschuldige Liebe ist das empfindlichste Vergnügen der Menschen. Und da uns die Natur mit diesem Affekt gar zu genau verbunden hat: so kann die Liebe nie zu sehr auf ihrer schönen Seite und nie verhaßt genug in ihren Thorheiten und Ausschweifungen gezeigt werden. Daß man aber (wie Sie die französische Schaubühne von itzt schildern) nur wohllustige Jünglinge und verbuhlte Mädchen dahinstellt, die uns mit Frechheit und Aberwitz beleidigen, ist ein Verbrechen wider die guten Sitten und also auch wider das Theater. Denn was im gemeinen Leben eckelhaft und ärgerlich ist, bleibt es auch auf der Schaubühne und soll nicht, oder doch nur mit der größten Vorsicht gebracht werden. Ja gewiß ! man muß Herren von Voltaire dankbar sein, daß er versuchen wollte: de detruire les reproches que toute l'Europe savante fait à la France, de ne souffrire guère au Théâtre que les intrigues galantes. Die Leipziger Freunde fragen viel nach Ihnen und freuen sich mit mir im Geiste an den Freuden theilzunehmen, die sich Ihnen im Gespräche mit hervorragenden Persönlichkeiten bietet. Frau von Graffigny steht nach Ihrer Schilderung als eine bedeutende Frau vor mir, deren Umgang Ihrer Jugend, mein lieber Herr Baron, nur zur Ehre gereicht. Daß Sie von meinen bescheidenen poetischen Versuchen sprachen, zeigt mir Ihre Liebe in rührendem Licht. Ein paar gedruckte Blätter mit meinem Namen darauf in Paris zu wissen, erwecket in mir die Gefühle eines stolzen Autors ähnlich derer, welche ich damals empfand, als ich meine Fabeln in der Kotze eines Bauern entdeckte. Ich habe Ihren letzten Brief den Freunden vorgelesen und sie waren böse, daß er so kurz war. Wie gefällt Ihnen der Lobspruch? Umarmen Sie den geliebten Chronegk in meinem Namen! Sagen Sie ihm nebst tausend freundlichen Grüßen recht viel Verbindliches von mir und leben Sie wohl mit ihm, recht wohl. Ihr ergebenster Freund und Diener C. F. Geliert. Leipzig, den 24. November 1753.
Nr. 136
136. An Johann Georg Sulzer.
Anfang Dezember 1753
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Leipzig, Anfang Dezember
1753.
Liebster Freund, Ich habe mich des traurigen Privilegii, stumm zu seyn, nur gar zu lange gegen Sie bedienet, und ich will mir das Jahr nicht unter dem Vorwurfe verstreichen lassen, daß ich einem meiner schätzbarsten Freunde die Antwort schuldig geblieben bin, die Antwort auf einen Brief, der von nichts als Freuden voll ist, die man mir in Berlin zubereitet hatte, und die ich hätte genießen können, wenn ich die Kunst verstünde, weniger hypochondrisch zu seyn und dem Aengstlichen eines Bades die Anmuth eines Landhauses, mitten in einer Residenz, vorzuziehen. Aber so will es mein Schicksal; ich beziehe die Bäder, ringe nach Gesundheit und verseufze die Zeit, die ich in den Armen der rechtschaffensten Freunde süß verweinen könnte. Es ist wahr, ich bin nach dem Carlsbade weniger beängstiget gewesen, als nach dem Lauchstädter; allein die Ruhe, die Heiterkeit, die ich suche, habe ich auch da nicht gefunden. Indessen harre ich, und sammle den Rest meiner Kräfte, diejenige Geduld auszuüben, die nicht allein itzt meine vornehmste Pflicht, sondern auch meine einzige Arzney ist. Erreiche ich diesen Winter nur einige von den Stufen der Munterkeit, von denen ich zurück gefallen bin: so beantworte ich alle Ihre freundschaftlichen Einladungen, Ihre Liebe und das Mitleiden Ihrer Wilhelmine künftigen Frühling persönlich. Gebe es doch Gott, daß ich diese Freude noch schmecken mag! Ihren Künzli habe ich nicht gesehen, ich bin vermuthlich verreiset gewesen. Aber warum habe ich nun auch dieß Glück nicht genießen sollen, mir einen Mann zum Freunde zu machen, der Ihr bester Freund ist? Wo ich hinsehe, entzieht mir die Hypochondrie den rechtmäßigen Antheil an dem geselligen Leben. Würde ich verreiset gewesen seyn, wenn ichs nicht gethan hätte, um nicht krank zu seyn? Aber ich wollte ja nicht murren? Nein, ich will es auch nicht thun. Tausend wackre Leute, die unendlich mehr Verdienste haben als ich, sind eben nicht glücklicher, und werden vielleicht weniger bedauert, als ich. Leben Sie wohl, liebster Sulzer, und tragen Sie ferner durch Ihre Liebe einen Theil meiner Last. Ich küsse Sie und Ihre liebe, gute, fromme Wilhelmine. Es müsse Ihnen nicht nur in dem künftigen Jahre, es müsse Ihnen zeitlebens so wohl gehn, als ich und tausend Andre Ihnen wünschen, und als Sie Beide vor so vielen Andern verdienen. Ich bin zeitlebens der Ihrige, 1753. Geliert.
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Nr. 137
13. Dezember 1753
137. An Philipp Erasmus Reich.
Leipzig, den 13. Dezember
1753.
Versteigert: Karl und Faber, München, Auktion 83 (23.—26. Jan. 1963). Jetziger Besitzer unbekannt. Inhalt: Geliert schickt Reich eine Korrekturanweisung.
138. An Ernst Samuel Jacob Borchward.
Leipzig, den 19. Dezember
1753.
Liebster Freund, Auch ein Brief an meine Freunde ist mir in meinen itzigen Umständen eine Arbeit. Sie müssen mir es also vergeben, daß ich Ihnen so selten schreibe und mich bedauern, daß ich unglücklich genug bin, in dem Vergnügen eine Arbeit zu finden. Dieser Eingang verräth, daß ich Lust zu klagen habe, und wer ist meiner Klagen würdiger, als Sie, mein liebster Burkwart ? Aber, um mich selbst zu bestrafen, will ich diese Neigung itzt nicht befriedigen. Ich will Ihnen vielmehr sagen, daß ich Ursache habe, zufriedner mit meinem Schicksale zu seyn, als ich es vor dem Jahre in eben diesem Monate seyn konnte. Meine Seele ist noch nicht heiter, noch nicht stark; aber sie ist auch nicht so verfinstert, so entkräftet, als sie damals war. Ich kränke mich indessen weit mehr, daß ich so unempfindlich bin, das Glück, das ich habe, zu erkennen und zu fühlen, als ich über das, was mir mangelt, betrübt bin. Wo kömmt diese Kälte, diese undankbare Härte her, von der ich sonst nichts gewußt habe? Ich stehe mit der Trägheit auf, mit der ich mich niederlegte; und der Gedanke, du hast die ganze Nacht ruhig geschlafen, ist des Morgens meiner Seelen eine gleichgültige Zeitung. Mein Gott, wie wenig vermag der Mensch über sich selbst, u. wie viel glaubt er sich doch heimlich zu seyn! Ich esse, ich trinke, ich schlafe und fühle doch keine Kräfte. Freylich habe ich itzt wenig Bewegung u. des Tags drey Collegia; aber unter fast gleichen Umständen war ich doch vor wenig Jahren, ein ganz andrer u. besserer Mensch. Noch mehr, ich hatte mehr Beschwerungen des Leibes, weniger Schlaf, mehr Beklemmungen der Brust, und dennoch war ich weit muntrer. Hätte ich, wie Sie, eine liebenswürdige Frau, so glaubte ich der bangen Stunden an ihrer Seite weniger zu haben. Würde nicht ein Wort, ein Blick von ihr oft meinen Geist aus seinem traurigen Schlummer reissen? Doch, wo weis ich das? Würde es nicht meine Unruhe eben so leicht vermehren, wenn ich die ihrige durch mich wachsen sähe? Genug, dieses Glück hat nicht in den Plan meines Schicksaals gehöret; und was wäre die Gelassenheit für eine Tugend, wenn sie uns nicht wirkliche Übel ertragen lehrte, indem sie uns auf die weise u. gütige Hand der Vorsehung sehen heißt. Was verdienen wir vor Gott? Nein, ich will den Vorsatz, den ich tausendmal gefaßt habe, noch einmal vor Ihren Augen fassen, ich will nicht unleidlich seyn, sondern des Herrn harren u. sorgen, wie ich den geringen Rest meiner Kräfte mir u. andern zum Besten anwenden kann. Könnte ich dieses nur; so würde ein großes Theil meiner Unzufriedenheit wegfallen.
Nr. 139
7. Januar 1754
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Ach, wie wollte ich zu Ihnen eilen, wenn Sie nicht weiter als acht oder zehn Meilen von mir entfernet wären! Denn nunmehr geben mir die Feyertage einige Freyheit. Nun, ich umarme Sie in Gedanken mit einem recht brüderlichen Herzen; ich danke Ihnen für Ihren letzten vortrefflichen Brief und sage Ihnen, daß Ihre Ermunterungen eine recht siegende Beredsamkeit für mich haben. Ich grüsse Ihre Fr. Gemahlinn und wünsche Ihnen u. ihr die zufriedensten Feyertage. Leipzig, Ihr ergebenster Glrt. den 19 December, 1753. Empfehlen Sie mich allen Ihren Freunden auf das nachdrücklichste.
139. An Emanuel Falkner.
Leipzig, den 7. Januar
1754.
Hochedler, Hochzuehrender Herr, Sie mögen es noch so sehr verbergen, so weis ich doch, daß Sie der gütige Mann sind, der mich unlängst durch ein so ansehnliches Geschenke erfreut u. beschämt hat. Sie haben mir in der That eine ausserordentliche Freude gemacht; aber sie würde für mich noch grösser seyn, wenn ich sie nur einigermaßen verdienet hätte, oder sie künftig noch verdienen könnte. Ich will mich bemühn, Ihnen meine Dankbarkeit so zu beweisen, wie Sie mir Ihre Güte bewiesen haben, durch die That; aber wo soll ich die Gelegenheit dazu finden? Es ist auch nicht der Werth Ihres Geschenkes allein, der mich zu Ihrem Schuldner macht; die Art, mit der sie mich beschenket haben, ist mir eben so schätzbar; und wie derjenige, der im verborgnen eine Gutthat ausübt, lobenswürdiger ist: so wird auch der, der sie auf diese Art erhält, mehr zum Danke verpflichtet. Ich hatte mir kaum vier u. zwanzig Stunden zuvor, ehe Ihr Pelz ankam, einen machen lassen; ich war krank, da ich ihn erhielt, u. dem ungeachtet war die Unruhe, in die ich durch ein Geschenk von einem Unbekannten gesetzet ward, die angenehmste, die ich seit langer Zeit gehabt. Ich werde bey den Diensten, die mir Ihr Geschenk thut, es nie vergessen können, daß Sie fast mehr für meine Gesundheit besorgt gewesen, als ich selbst. Ihre Urtheile über verschiedne Schriften will ich, so sehr sie es verdienen, itzt nicht loben, damit mein Lob nicht Dankbarkeit zu seyn scheine. Von neuen Schriften ist diese Messe wenig zum Vorschein gekommen. Haben Sie denn Professor Sulzers (in Berlin) Werke gelesen; insonderheit seine Betrachtungen über die Schönheiten der Natur. Diese gefallen mir ausserordentlich. Ich schicke Ihnen eine Bibliotheck, mit der ich zwar nicht ganz zufrieden bin; aber vielleicht steht ein oder das andre Buch darinnen, das Ihnen noch nicht bekannt worden. Sind sie Ihnen aber bekannt: so werden Sie wenigstens in der Untersuchung, ob der Verfasser richtig oder nicht richtig geurtheilet hat, die Belohnung finden, das Werk gelesen zu haben.
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Nr. 140
7. Januar 1754
Ich wiederhole meine Danksagungen, empfehle mich Ihrer beständigen Gewogenheit u. Freundschaft und bin mit der lebhaftesten Hochachtung Ew: Hochedlen Leipzig, den 7 Januar ganz ergebenster Diener 1754. C. F. Geliert.
140. An die Deutsche Gesellschaft
zu Jena.
Leipzig, den 7. Januar
1754.
Hochedelgebohrner, Hochzuehrender Herr Professor So schätzbar mir die Ehre ist, die Sie mir unlängst angekündiget haben: so würde sie mich doch noch weit mehr erfreun, wenn ich glauben könnte, daß ich sie nur einiger maßen verdienet, oder daß ich künftig im Stande seyn würde, sie zu verdienen. Doch Glück genug für mich, daß die preiswürdige Deutsche Gesellschaft so vortheilhaft von mir geurtheilet und mich zu ihrem Mitgliede ernennet hat. Ich sehe diese Ehre als eine Wohlthat an, wodurch Sie mich zu löblichen Bemühungen in den schönen Wissenschaften ermuntern will; und ich werde nicht dankbarer seyn können, als wenn ich mich nach meinem Vermögen bemühe, diese Absicht zu erfüllen. Indessen ersuche ich Ew: Hochedelgebohrnen gehorsamst, dem Erlauchten Praesidenten und der ganzen preiswürdigen Versammlung, die mich zu ihrem Mitgliede erwählet hat, den ehrerbietigsten und vollkommensten Dank abzustatten. Wie glücklich bin ich, daß ich Ihnen eine Pflicht auftragen darf, die Sie mündlich weit nachdrücklicher und beredter erfüllen werden, als ich schriftlich zu thun im Stande bin! Endlich bezeige ich auch Ew: Hochedelgebohrnen ins besondere alle die Ergebenheit und Erkenntlichkeit, die ich Ihnen so wohl für Ihre Stimme, als für die Bemühung schuldig bin, die Ihnen meine erhaltne Ehre verursachet hat. Würdigen Sie mich, wenn ich bitten darf, ferner Ihres gütigen Beyfalls und Andenkens, und glauben Sie, daß ich mit der vollkommensten Ehrerbietung bin Ew: Hochedelgebohrnen Leipzig, den 7 Januar, gehorsamster Diener 1754. C. F. Geliert.
141. An Johann Andreas Cramer.
Leipzig, den 7. Januar
1754.
Lieber Bruder, Mein ganzes Verdienst besteht itzt darinne, daß ich Dich bewundre und lobe. Der Einfall wegen der Psalme ist vortrefflich; aber die Ausführung noch vortrefflicher. Ich habe nichts zu tadeln, als daß sie noch nicht gedruckt und von der Welt gelesen und auswendig gelernet sind. Der Welt wegen wünschte ich,
Nr. 141
7. Januar 1754
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daß Du hin und wieder etwas leichter seyn möchtest. Was Dir leicht ist in Deiner poetischen Höhe, das ist der Welt nicht stets leicht; und für die Welt dichtest Du itzt. Mache, daß bald der erste Theil herauskömmt; doch ich wollte, daß alle drey Theile zugleich da wären — — Wegen Deiner Oden und Lehrgedichte sey von mir auch im neuen Jahre ermahnet. Du mußt sie zusammen drucken lassen und Deinen Namen vorsetzen, so gut, als vor die Psalmen; denn die große Welt kennet Dich gar nicht als einen Dichter. Wer liest die Beyträge; und wer weis, daß Du dieses oder jenes darinnen gedichtet hast? Die Franzosen würden Dich lesen, wenn sie Dich hätten; sie würden Dich übersetzen, so wie mich ein Herr von Rivoerie, ein Mitglied der Academie, itzt in Paris übersetzt, nämlich meine Fabeln. Der erste Theil soll zu Ostern daselbst gedruckt seyn. Ich liebe Dich, als ein Bruder; ich umarme Dich, Deine Frau und Kinder, und bin ewig der Eurige, Geliert. Leipzig, den 7 Jan. 1754. David.) gefällt mir vortrefflich, bis auf die zweyte Strophe; diese ließ ich weg. Die Welten unter seinen Füßen. — ist dunkel, wenigstens für die Welt; und an diese müssen Sie bey Ihren Psalmen so sehr denken, und noch mehr, als an die Poeten, Ihre Brüder. Ps. 1. Der Sünder ist — ist steht falsch — dennoch gefällt mir die Aendrung besser, als das Erste. — Dieser Psalm ist schön zum Singen, und das wünsche ich. Ps. 2. wild ihr arm — mir gefällt hier das wild nicht. Der Sterblichen im blinden Grimme — im blinden Grimme, möchte ich voran und Stimme zur andern Zeile haben. Den ich zu meinem König weihte — ist etwas dunkel. gern — man hört den Reim sehr; aber er soll wegen des Sohns des Herrn doch bleiben. Ps. 3. Gott - ich wollte, daß es o G o t t ! hieße. - Hasser ist mir etwas anstößig; aber bey dir vertrag ichs. Ps. 6. Schwellen mein Lager voll, scheint mir verwegen active gesagt. Beter etc. Ich freue mich, daß Du dieß Wort in der Poesie wagst. Der mich wagt zu hassen etc. wider die Grammatik. Ps. 7. Ein leicht zerrißner Raub — das versteht die Welt nicht genug. Ps. 10. Ihr Laster machet sie zu Freunden; dunkel, sie, anstatt einander. Dieser Psalm ist sehr schön. Ps. 11. Hier kömmt das Wort F r e v l e r so vielmal vor. Ps. 13. vortrefflich. Ps. 14. - ihm zu flehn - wenn der noch fernen Rache Stimme - klingt mir hart. Ich dächte, die Aendrung könntest Du behalten. Ps. 2 3 . ist schön, zum Singen schön, und Das ists, was ich im Namen der Welt wünsche. Alles, was Empfindung ist, läßt sich besser singen, als die erhabenste Poesie der Gemälde.
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Nr. 142
25. Januar 1754
Ps. 29. mit hingeworfnen Leibern - nicht gut. Sie macht sie hüpfen; diese Strophe würde ich wegen der verworfnen Construction tadeln; aber Cramern kann ich sie nicht tadeln, bey ihm gefällt sie mir. Ps. 37. Vertheidigt euer Herz — lieber bewahret, oder so ein Wort; denn vertheidigen ist der Welt zweydeutig. Der ganze Psalm gefällt mir vortrefflich, bis auf die Strophe: Ein Frevler stieg empor etc. Ps. 39. Als ob sie b l e i b e n müßten; bleiben ist zweydeutig; ein ander Wort. Ps. 41. Die Aendrung soll bleiben. Ps. 46. Entstürzten — lieber stürzen allein. Ps. 47. Singt auch gern - lieber ihm gern. Ps. 57. vortrefflich; nur die W i n t e r w o l k e gefällt mir nicht. Ps. 70. Ein Lied in die Kirche; das ist vortrefflich. Ich küsse Dich. Aber dafür mußt Du auch das zerstreu wegthun. Ps. 93. Ich muß Dich wieder küssen; nur kann ich die aufgewiegelten Ströme nicht leiden. Mein poetisches Herz ist zu verzagt bey solchen Worten. Ps. 96. Die Aendrung am Ende bleibt, wenn Du keine bessre findest. Ps. 100. Ich singe Dich schon mit in der Dresdner Hofkirche; da soll dieß Lied gesungen werden, ehe Du noch Sächsischer Oberhofprediger wirst. Du bist wirklich zehnmal klüger als ich; und ich bin nur ein poetischer Hänfling gegen Dich Nachtigalle. Ps. 118. - Um und um, - gefällt mir nicht; sonst aber alles. Ich änderte es in Gedanken: Das Fest mit Meien; schmückts mit Ruhm, da ichs geändert hatte, fand ich in dem um und um etwas nachdrückliches, eine Art einfältiger Malerey, die mir natürlicher war, als der Ruhm. Also laß Dich stehn. Ps. 119. Ich treibe meinen Fuß zu dir hin; ich setzte, ich kehre etc. Nachdem ich den 119 Ps. gelesen habe: so schäme ich mich, Dich weiter zu tadeln, und auch, Dich getadelt zu haben. Du warst gebohren, die Psalme der Welt vom neuen schätzbar zu machen.
142. An Johann Adolf Schlegel.
Leipzig, den 25. Januar
1754.
Mein lieber Bruder, Die Nachricht von Deiner Erlösung hat mich unendlich erfreuet. Mein Herz lügt, oder es wird Dir in Zerbst so wohl gehn, als Dir es in Pforta übel gegangen ist. Indessen wünschte ich doch, daß Du nicht wieder ein doppeltes Amt möchtest erhalten haben. Du verdienest ein ruhig Amt, das Dir Zeit zum Schreiben, u. uns das Vergnügen giebt, Dich zu lesen und heimlich zu bewundern. Aber was spricht Deine liebe Frau; wird sie Dir auch folgen und sich nicht die gute Gelegenheit zu Nutze machen, Deiner mit Ehren loß zu werden? Wenn sie mich nehmen will: so gieb ihr den beygelegten Pelz, an statt des Mahlschatzes.
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25. Januar 1754
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Bey mir muß sie mehr Staat machen, als bey Dir; sie muß ein Mäntelchen im Hause tragen; dazu soll dieses Pelzwerk, u. Du kannst ihr aus Erkenntlichkeit immer noch den Uberzug dazu kaufen. Dir schicke ich einen Nürnberger Pfefferkuchen; denn mein Verleger ist aus Nürnberg. Aber denke nicht, daß ich Dir ihn umsonst schicke. Nein, es folgt auch ein Manuscript, darinne Du so lange lesen sollst, als jener währet. - Im Ernste, liebster Schlegel, ich brauche Deiner Hülfe nur gar zu sehr. Erweise mir immer die Wohlthat u. schenke mir etliche Stunden; so kostbar Dir auch bey Deinen itzigen Umständen eine einzige Stunde seyn muß. Du hast das meiste von dem Manuscripte schon gelesen u. critisiret. Damit tröste Dich. Die Ursache, warum ich mit dem Drucke eile steht zum Theile schon im Vorberichte. Der Graf Moritz hat mir die meisten Erzählungen, u. das Gedichte, Reichthum u. Ehre, mit List u. guten Worten abgeschwatzt. Durch ihn sind sie, wider sein Versprechen, in die Hände des Baron Cronecks u. der Barone von Bernsdorf, und von diesen nach Halle u. Göttingen gekommen. In Halle hat man schon zwo Erzählungen in den M e n s c h e n eindrücken lassen, und nun höre ich, daß man Reichthum u. Ehre wirklich schon drucken soll. Ich habe also, um nicht meine eignen Vortheile zu verlieren, meinen poetischen Vorrath zusammen gesucht. Und diesen schicke ich Dir zur Critik. Es sind drey Lehrgedichte, drey kleine Gedichte u. denke ich, siebenzehn Erzählungen. Ich habe den Titel gewählet: Sammlung einiger Gedichte p weil ich keinen bessern wußte. Weist Du einen, so schreibe ihn nieder. Von den Erzählungen will ich Dir noch vier bis fünf Stücke Preis geben, wenn Du sie verwerfen willst. Soll ich den Brief an Cramern weglassen: so will ich auch nicht ungehorsam seyn. Sonst hast Du alle richterliche Gewalt auszustreichen, zu ändern (wenn dieß Dir möglich wäre), kurz, mich zum letztenmale zu demüthigen. Denn, mein lieber Bruder, ich sehe es nur gar zu sehr, daß meine poetischen Jahre dahin sind. Ich merke weder Zug noch Glücke mehr. Die Erzählungen liegen, wie Du weist, wohl schon fünf Jahre, u. seit dieser Zeit ist mir nicht die geringste Lust angekommen, nur noch eine zu machen. Ich weis es auch gewiß, daß ich keine mehr machen werde. Lehrgedichte verlangen eben so wohl ihr Feuer, als andre Poesien; u. Feuer u. Lebhaftigkeit sind wirklich aus mir gewichen. Ich will also lieber aufhören, ehe ich zu spät mit Schande schweige. Noch eine Ursache, warum ich ein Manuscript haben muß, sind meine Bäder. Sie haben mich viel Geld gekostet, u. ich brauche hundert Thaler so nothwendig, als sie ein Mensch brauchen kann. Ist Dirs möglich, so schicke mir die Sachen bald wieder. Doch wenn Du glaubst, daß mich diese Gedichte eher beschimpfen als ehren werden: so verspreche ich Dir, obgleich mit zitternder Hand, daß ich sie nicht will drucken lassen. Den C h r i s t e n habe ich nur vor wenig Tagen gemacht. Der Stolz ist schon ein Paar Jahre alt. Ich habe hier keine critische Seele. Thomae hat die Bogen gelesen. Er ist zufrieden; aber darauf traue ich nicht. Wenn sie zurück kommen, will ich sie Heinen u. Gutschmidten zeigen. Aber sie sind auch keine Poeten. — — Soll ich etwan in Reichthum u. Ehre die vier ersten Zeilen weglassen: so streich sie nur gleich aus. — — Wenn Dir der Vorbericht zu pedan-
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1. Februar 1 7 5 4
tisch ist: so will ich einen andern machen. - — Daß ich die Fabeln in den Belustigungen ändern, oder drucken lassen wollte, kömmt mir nicht in die Seele. Ich habe heute mit Thomaen den Christen durchgelesen. Er gefällt uns beiden sehr. Wollte Gott! wir hätten Recht. Willst Du die Erzählungen auch bis auf zehne herunter setzen; gut! wenn nur zehn Stücken des Druckes werth sind — Die Erzählung aus dem Tatler von dem Manne, der s. junge Frau erschießt, habe ich verkürzt, aber schwerlich verbessert. Das kannst Du nur. — - Wenn Du nach Zerbst gehst, so geh über Leipzig. Der Graf Moriz freut sich schon auf Dich. Wir wollen Dich bewirthen; u. er soll Dir selbst mit mir für die Mühe danken, mein Critikus gewesen zu seyn. — — Wenn Du so gut Englisch, als Französisch, verstündest: so hätte ich Dir den Grandison, einen Roman von Richardson, in sieben Bänden zugewiesen. Reich hätte Dir wirklich 2rhlr 12 g. für den deutschen Bogen, auf dem nicht viel steht, gegeben, u. ich hätte das Mißvergnügen nicht, das mir Kästners Übersetzung macht. Sie ist starr u. unbiegsam, so getreu sie auch ist. Der Mann arbeitet zu viel u. zu flüchtig. Ich lese allemal den Bogen einmal durch; aber ich weis oft vor Angst nicht, was ich verbessern soll. — Zerreiß diesen Brief, hörst Du. Grüß Deine liebe Frau u. Deine Schwestern von mir recht freundschaftlich u. schreib mir bald. Ich kann es kaum erwarten, Deinen Brief zu lesen. Ich bin der Deinige Glrt. den 25 Januar 1754. Was meynst Du, soll ich die Erzählungen unter die Lehrgedichte mengen, oder nicht. Wenn es angienge: so würde das Einförmige vielleicht dadurch etwas verdeckt. Doch ich bin ein Kind. Ich weis selbst nicht, was ich will.
143.
An Johann Adolf Schlegel.
Leipzig, den 1. Februar
1754.
Mein lieber Bruder, Ja, bis auf Deine Inspectionwoche will ich warten; aber länger nicht. Je geschwinder Du mich richtest, desto grösser soll Deine Belohnung werden; denn das versteht sich, daß ich Dich für Deine Marter auch wieder zu erqvicken suchen werde. Indessen bin ich schon sehr getröstet, daß Dir der Christ gefallen hat. Denn das wollte ich eben von Dir wissen, ob dieser etwas taugte. — Reichthum u. Ehre haben Gärtner, Ebert, u. viele Andre, ich denke auch Du, schon vor vielen Jahren gebilliget; desgleichen die Erzählungen, so viel Du ihrer hast. Kaum, daß ihrer zwo darunter seyn werden, welche Gärtner nicht hat leiden können. Ich denke aber, wenn wir die Zahl bis auf ein Dutzend, oder bis auf zehn Stücke herunter setzen: so werden wir sicher genug gehn. Dieß soll Dir überlassen seyn. Könntest Du nicht etwan in der Ode an den Grafen Moritz, den Ausdruck vom Minister, der F r e u n d der W e i s h e i t , ändern oder mäßigen? Ich will alles in der Welt wieder für Dich thun. Schreibe mir, wenn Du gern ein Buch, oder so etwas brauchest, ich will Dirs kaufen. Halt mich nur
Nr. 144
7. Februar 1 7 5 4
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nicht zu lange auf. Hörst Du? Deine Ode möchte ich gern haben; der Anfang ist vortrefflich. Ich grüsse Deine liebenswürdige Frau u. Deinen närrischen Fritzen, der meine Fabeln zerreißt, u. Deine Jfr Schwestern freundschaftlich u. brüderlich u. bin zeitlebens der Deinige Glrt. Leipzig, den 1 Febr. 1754.
144. An Johann Friedrich von
Cronegk.
Leipzig, den 7 Februar, 1754. Mein lieber Baron, Ich bin sehr froh über Ihre Zurückkunft; aber ich würde weit froher seyn, wenn Sie mir zwanzig Meilen näher wohneten. Würde das nicht hübsch seyn, wenn ich, bey einer traurigen Arbeit, zu mir sagen könnte: Sey nicht ungeduldig; Morgen sollst du auch zu deinem lieben Baron Croneck reisen: es sind nur acht Meilen; in vier Tagen bist du wieder da, u. hast dich gesund, munter u. poetisch mit ihm geredet. Ja wohl, wäre das schön. Da brächte ich Ihnen Ihre Comoedien mit u. ließ mir sie von Ihnen vorlesen, u. machte Ihnen peinliche Anmerkungen; u. wenn ich zurück reiste, nähme ich mir wieder neue Arbeiten von Ihnen mit; u. auf diese Weise könnte ich Ihre Liebe u Sie könnten mein Herz geniessen. Aber was würde Ihre gn. Fr. Mutter dazu sagen? Würde sie nicht glauben, wenn ich so oft käme; daß ich ein Abgeordneter einer Sächsischen Schöne wäre? Das möchte sie immer sagen. Wenn man studiret u. gereiset hat: so ist die erste Belohnung eine liebenswürdige Frau, u. die andre ein liebenswürdiger Sohn, dem Vater gleich. Und das ist mein Ernst, bester Baron, Sie müssen heirathen. Ihr Herz soll ein zweytes Herz glücklich machen u. von ihm glücklich gemacht werden; dazu sind Sie gebohren. Sie sollen lieben u. andre durch Ihr Beyspiel das wahre Glück der Liebe u. der Tugend lehren. Ein Vater, der seine Familie weise regiret u. gütig versorgt, ist in meinen Augen ein großer Mann. Lassen Sie den Lenz Ihrer Jahre nicht einsam verstreichen u. glauben Sie, daß mein Leben zufriedner seyn würde, wenn ich diesen Fehler, diesen unersetzlichen Fehler, nicht begangen hätte. Das ist genug für einen Brief. Wie ist Ihr erster April aufgenommen worden? Ich denke, ich werde Reichthum u. Ehre nebst etl. andern Gedichten bald drucken lassen. Wenn wollen Sie mir wieder schreiben? Leben Sie wohl! Ich bin der Ihrige, Geliert.
145. An Carl Wilhelm Christian von Craussen.
Leipzig, den 13. Februar 1754.
Hochgebohrner Freyherr; Endlich habe ich das Vergnügen, Ihnen zu Ihrem poetischen Werke von Herzen Glück zu wünschen. Der edle und fromme Geist, der aus demselben hervorleuchtet, der Eifer für Weisheit und Tugend, und besonders für die Religion, wird manchen redlichen Leser rühren und erbauen, wenn auch die Poesie
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Nr. 146
26. Februar 1754
den Kunstrichtern nicht an allen Orten gefallen sollte. Es ist nicht um die Ehre der Zeitungen, daß Sie gedichtet haben; nein, Ihre Absicht ist größer. Ich würde vielleicht hin und wieder eine kleine Aenderung gewaget haben; doch ohne Ihre ausdrückliche Erlaubniß habe ich nichts thun wollen. Es werden kaum etliche Sylben seyn, die ich bey dem Druck geändert. Die Correctur habe ich besorgt; aber mit was für Glücke, das weiß ich nicht. Indessen danke ich Ihnen außerordentlich für die kleine Gelegenheit, die Sie mir gegeben, Ihnen meine Erkenntlichkeit und vollkommenste Ergebenheit zu bezeugen. Je mehr Sie dieser Gelegenheiten machen, desto ruhiger werde ich werden. Die Exemplare, nemlich acht Stück an Ihro Durchlaucht den Herzog von Sachsen-Meinungen, und sechs Stück nach Gandersheim gehen morgen ab. Ich habe vier Exemplare sauber einbinden, und an jedes von den beyden hohen Häuptern zwey beylegen lassen. Es ist so gebräuchlich, daß man einige Exemplare einbinden läßt. Sie sind nicht kostbar, aber schön gebunden, in englisches Leder. Der Fehler wegen der zu zeitig abgeschickten Briefe liegt theils an Herr Körnen, theils an Herr Breitkopf. Jener schicket sie und schreibet nichts dazu, und dieser, da ich sie abfordern lasse, hat sie aus übereilter Dienstfertigkeit schon fortgeschicket. Vielleicht lieset man das erwartete Werk mit desto größerm Vergnügen. Ich wiederhole die Versicherungen, die ich Ihnen in allen Briefen, theurester Freyherr, von meiner Ehrerbietung und Hochschätzung gebe, und ich fühle allezeit ein neues Vergnügen, so oft ich sie wiederholen kann. Die Verdienste des Dichters, so sehr ich sie schätze, werden bey Ihnen durch noch weit größere Eigenschaften des Geistes überwogen, die tausend Dichter nicht besitzen. Ich verharre mit dem ersinnlichsten Respecte Ewr. Hochgebohren Leipzig, den 13. Februar 1754. gehorsamster Diener Geliert.
146. An Johann Adolf Schlegel.
Leipzig, den 26. Februar
1754.
Mein lieber Bruder, Du bist ein gutes Kind, u. Du hast Dir viel Mühe gegeben. Ich will Dir danken, so oft ich an Dich denke. Von Deinen Anmerkungen habe ich mir die meisten, aber von Deinen Ändrungen nur wenige zu Nutze gemacht. Gutschmidt, Heine, Thomae, haben den Ausspruch gethan. Auf Deinen Fürsten bin ich sehr böse. Was soll denn endlich aus der Probe werden? Du bist doch wunderbaren Schicksalen ausgesetzt, u. bist gleichwohl ein beßrer Mensch, als ich. Werde nicht stolz! Melde ja bald, was in der Sache vorgeht. Ich grüße Deine liebe gute Fr. Deinen Sohn, Deine Jfr. Schwestern u. der Graf u. m. Bruder grüßt Dich. Glrt. Den 26 Febr. 1754.
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147. An Michael Conrad
26. Februar 1 7 5 4
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Curtius.
Leipzig d. 26. Febr. 1754. Hochedelgebohrner, Hochzuehrender Herr, Es kränket mich, daß Herr Wieland nicht in glücklichen Umständen ist, und ich will mir ein wahres Vergnügen daraus machen, einem so geschickten Manne zu dienen. Doch was rede ich von Vergnügen? Ich halte es für meine Schuldigkeit und wünsche mir nichts, als eine Gelegenheit, die seiner würdig ist. Itzt habe ich keine. Heißen Sie ihn indessen gutes Muthes seyn. Meine geschicktesten Freunde, Gärtner, Cramer, Schlegel, Klopstock, haben ehedem auch informiren müssen, und itzt stehen sie in angesehnen Aemtern. Vielleicht ist Herr Wielands Glück auch nicht mehr fern. Hat er etwan Lust etwas aus dem Englischen zu übersetzen? Für Ihr so schönes Gedichte danke ich Ihnen ganz ergebenst. Ich hoffe Ihnen bald einige Verse von mir schicken zu können. Ihren Aristoteles habe ich noch einmal durchgelesen. Die Uebersetzung und die Anmerkungen, beides gefällt mir vortrefflich; und wie sehr wünschte ich, daß alle Griechen, die übersetzet werden sollten, so schön übersetzet würden! Ich verharre mit der größten Hochachtung Ew. Hochwohlgebohren gehorsamter Diener C. F. Geliert.
148. An Carl Wilhelm Christian von
Craussen. Leipzig, den 20. März 1754.
Hochgebohrner Freyherr! Ich kränke mich über die Verdrießlichkeiten, die ich Ihnen, ohne meine Schuld verursache, und bitte Sie deswegen tausendmal um Vergebung. Hätte ich doch, wie ich thun wollte, die Packete selbst überschrieben und fortgeschicket; aber Herr Breitkopf sagte, daß er dieses besser könnte, als ich; daß er von Herr Körnen die Commission bekommen hätte; und daß alles richtig sollte bestellet werden. Ich habe sogleich nach dem Empfange Ihres heutigen Briefes mit ihm gesprochen. Seine Worte waren folgende: „Die Packete sind richtig, nach der A u f s c h r i f t in der D e d i c a t i o n , überschrieben worden, und das eine ist nach Frankfurt, das andre an die Aebtissin nach G a n d e r s h e i m , und n i c h t B l a n k e n b u r g geschicket worden. Herr Korn hat den Kopf voll, er wird an den Herrn Verfasser in seiner Nachricht, anstatt G a n d e r s h e i m geschrieben haben Blankenburg. Hier ist ein Brief aus Frankfurt von dem Buchhändler G a r b e n vom 1 6 . M ä r z , u n d ein P o s t s c h e i n , daß die Sachen richtig angekommen sind. Die Sachen haben durch Blankenburg gehen müßen."
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Nr. 149
23. März 1 7 5 4
So gewiß, als dieses alles ist: so wünschte ich doch, daß ich nur gleich ein gebundenes Exemplar auf Schreibpapier haben möchte. Allein sauber gebunden kann ich keins unter Vier bis Fünf Tagen bekommen; es muß wegen der Farben so lange trocknen. Indessen will ich heute nach Blanckenburg an den Secretair F r i e d r i c i , einen Freund von mir in allem Nothfall schreiben; obgleich B r e i t k o p f es mit einem Eide betheuren will, daß sich K o r n verschrieben hat. Sie sind wieder krank gewesen? Gott stärke Sie, Theurester Freund und Gönner! Ich bin zeitlebens der Ihrige Geliert.
149. An Johann Friedrich von
Cronegk.
Leipzig, den 23 März, 1754. Mein lieber Herr Hofrath, Also bekommen Sie auf einmal einen Brief von Ihrem Graf Moritz, einen von Ihrem Geliert u. von eben demselben auch ein Bändchen hübsch gedruckter Gedichte? Das ist viel auf einmal. Werfen Sie alle Ihre Acten bey Seite (es wäre denn, daß Sie ein Todesurtheil, oder eine Sentenz den Witwen u. Waysen zum Besten zu sprechen hätten) werfen Sie, sage ich, alle Ihren Acten weg und fallen Sie mit Ihrer ganzen Seele auf meine Gedichte u. lesen Sie solche ganz in Ihr Herz hinein. Alsdenn, so bald Sie das letzte Wort gelesen haben, nehmen Sie Ihre beste Feder, u. schreiben Sie alle gefühlte Empfindungen, alle Critiken auf. Dieser Ihr künftiger Brief soll meine Belohnung, meine Besserung, ein Befehl mehr zu schreiben, ein Befehl, aufzuhören; kurz, er soll mir alles das seyn, was er seyn kann. Sie loben mich? o wie stolz hebt sich mein hypochondrisches Herz empor! Sie loben mich nicht? O wie demüthig gehe ich in meine Kammer u. hasse mich einsam! Mußte ich noch einmal schreiben? Konnte ich nicht aufhören, da ich fühlte, daß mir die Poesie Arbeit u. Kummer ward? Cronecken nicht gerührt zu haben? — — So werde ich feindselig zu mir sagen, wenn Ihr Brief ohne Ihren Beyfall kömmt. — — Den C h r i s t e n habe ich in der letzten Neujahrsmesse, mitten in meinen hypochondrischen Beschwerungen, gemacht, u. flehentlich gebetet, daß ich ihn aus redlichem u. frommen Herzen machen möchte. Der S t o l z ist ein Paar Jahre älter. Wenn Sie Ihr Exemplar gelesen haben: so schicken Sie es doch dem Herrn v. Gleichen, nebst dem an den Herrn v. Riveri. Ich habe itzt keins mehr bey der Hand u. ich will auch das Porto nicht so unverschämt häufen. Ich umarme Sie u. bin zeitlebens Ihr Freund
150. An Hans Caspar Hirzel.
Geliert.
Leipzig, den 23. März
1754.
Ihr empfindendes Herz hat ehedem meine Gedichte mehr als einmal belohnet, und diese Belohnung suche ich vom neuen durch die beygelegten Gedichte.
Nr. 151
23. März 1754
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Wer wird mir williger und freudiger seinen Beyfall geben, als Sie, wenn ihn anders diese Arbeiten verdienen? und wie gern wollte ich ihn hoffen, wenn Hoffen in diesem Falle nicht schon F o r d e r n hieße. Genug, ich weis es, Sie lesen mich und die Schuld wird mein seyn, wenn Sie mich nicht mit Vergnügen lesen, und mich gelassen aus den Händen legen. Melden Sie mir wenigstens, wenn Sie mir schreiben, welche Stücke Ihnen am besten gefallen haben; das kann ich immer noch begehren, so demüthig auch der Autor von sich selbst denken soll. Ich wünsche Ihnen von Herzen alles Gute, alle wahre Freude des Lebens und bin Leipzig Ihr ergebenster Freund und Diener den 23 März Geliert 1754. Sie werden das Exemplar durch den Herrn Hofrath Croneck erhalten.
151.
An Philipp
Erasmus
Reich.
Leipzig,
den 23. März
1754.
An Herr Reichen. Hochzuehrender Herr, Ich danke Ihnen ergebenst für den Fabricius. Zugleich melde ich Ihnen, daß ich die Aufsicht über den Grandison satt bin. Ich wollte, ohne für meine Mühe etwas zu verlangen, von Herzen zufrieden seyn, wenn nur die Ubersetzung schön wäre. Aber das ist sie nicht; und sie wird es auch nicht, wenn noch zehn Aufseher darüber kommen. Ich rede von dem ersten Theile; und eben dieser hätte doch, um der Sache ein Ansehn zu geben, besonders gut seyn sollen. Herr Prof. Kästner hat zwar die Durchsicht übernommen; aber der so vortreffliche Mann hat zu viel Arbeiten, als daß er seinen Übersetzer sollte verschönern können. Die übrigen Klagen will ich Ihnen mündlich sagen. Genug, ich werde bey diesem Werke, so viel ich auch gethan, doch nichts gethan haben; u. ich wünsche, daß Herr Prof. Kästner für den Aufseher u. Übersetzer mag bekannt werden, u. niemals ich. Ich dächte also, mein lieber Herr Reich, Sie gäben die übrigen Theile des Werkes einem Andern. Sie werden Leute genug finden, die den Bogen für 2 rhlr übersetzen u. corrigiren, ohne daß Sie die Kosten ohne Noth vermehren dürfen. Ich habe mit Hr. M. Steinein gesprochen, ob er nicht übersetzen wollte. Erst machte er mir Hoffnung. Nun sagt ers ab. Kurz, ich weis weiter Niemanden, als einen Herrn v. Böhmen, der wenn sein Name verschwiegen wird, die folgenden Theile übersetzen will. Er hat gut Englisch gelernet; er hat ein gut Gefühl und einen guten Ausdruck. Vielleicht glückt es ihm. Kann er doch einen Bogen zur Probe übersetzen. Alsdenn können Sie thun, was Ihnen gefallt. Ihr ergebenster Diener Glrt.
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23. März 1754
152. An Ernst Samuel Jacob Borchward.
Leipzig, den 23. März 1754.
Theuerster Freund, Wem könnte ich wohl meine Gedichte eher schicken, als Ihnen? Sie haben erst heute die Presse verlassen, und o wie eile ich, daß Sie bald in Ihre Hände kommen mögen! Der Beyfall der Burgwarte in der Welt, u. der Burgwartinnen, ist die Belohnung, die ich suche; wenigstens ist dieser Stolz zugleich ein Beweis eines guten Herzens. Lesen Sie also den Augenblick die wenigen Bogen durch. Lassen Sie alles liegen, ich bitte Sie, bis Sie zu Ende sind. Und so bald Sie die letzte Zeile gelesen haben: so nehmen Sie die Feder u. schreiben Sie mir alle Empfindungen, die Sie im Lesen gefühlt, auf. Dieses Verzeichniß wird entweder der gewisseste Lobspruch, oder der sicherste Tadel für mich seyn. Sammeln Sie auch die Empfindungen Ihrer liebsten Gattinn; sie werden gewiß lehrreich für mich seyn. Der C h r i s t ist das letzte Gedichte, das ich nur in der verwichnen Neujahrsmesse gemacht, nachdem ich etliche Jahre, durch verschiedne vergebne Versuche überredet, geglaubt hatte, ich könnte keine Verse mehr machen. Ich mag Ihnen nicht sagen, was meine hiesigen Freunde von diesem Gedichte urtheilen, damit Ihr Ausspruch desto freyer bleibt. Aber ach wie glücklich wollte ich mich schätzen, wenn dieses Gedichte, wegen seines Inhaltes, des Beyfalls der Kenner und der Rechtschaffnen würdig wäre! Ich habe neun Tage, ohne Aufhören, daran gearbeitet, alle Qvaal der Hypochondrie verläugnet, und, wie Gott weis, oft gebetet, daß ichs aus der Fülle eines redlichen u. absichtsvollen Herzens machen möchte. Und eben dieses Gedichte hat mich bestimmt, die übrigen auszusuchen u. heraus zu geben; denn diese liegen alle schon etliche Jahre, manche fünf Jahre, z.E. die Erzählungen, manche drey, manche zwey Jahre. J a , ich war fest entschlossen, sie nie drucken zu lassen: so sehr fehlte mir der Muth u. die Lust, ein Autor zu werden. Errinnern Sie sich nicht, daß Sie mich mehr als einmal, aber vergebens, haben verführen wollen, etwas drucken zu lassen? Wie gut werden Sie mir nunmehr seyn, daß ich noch menschlich genug bin, verführet zu werden! Also, werden Sie sagen, ist wohl Ihre böse hypochondrische Epoche vorbey? Wollte Gott, ich könnte dreist J a sagen! Aber das kann ich nicht. Indessen preise ich Gott, daß es leidlich, daß es nicht mehr so schlimm ist, als ehedem. Ich weis nicht, wie ichs machen soll, daß ich mit mir selbst zufrieden werde. Ich glaube oft, daß ich nicht mehr so gut bin, als sonst; ich glaube, daß die feinen Empfindungen des Herzens sich bey mir verlieren. Und was g l a u b e n ? Ich fühle es. Ich bin starr, ich werde weder gegen das Gute, noch das Böse, genug empfindlich. Und gesetzt, daß diese Beschaffenheit eine Folge der Krankheit u. des Mangels der gehörigen Säfte wäre: so kann ich doch immer die Ursache der Krankheit gewesen seyn u. noch seyn. Weiter will ich nicht klagen; aber einen kleinen Anfang zur Klage, den müssen Sie einem einsamen u. anachoretischen Herzen vergeben. Ob ich Sie diesen Sommer nicht in Berlin besuchen will? Ach ja, den Willen habe ich, so oft ich an Sie denke; u. wie oft denke ich nicht an Sie! Aber die Ausführung hat in meinen Umständen große Schwierigkeiten, u. diese werde ich nicht so leicht überwinden. Ersetzen Sie mir den Genuß der Liebe, den ich in Ihrem
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persönlichen Umgange nicht haben soll, durch Ihre Briefe. Diese haben mich schon oft erqvicket; und so lange ich edle Herzen, wenn sie reden, noch zu schätzen weis: so lange will ich glauben, daß meine Hypochondrie noch nicht aufs höchste gestiegen ist. Wissen Sie, was ich in diesem Augenblicke, da ich dieses schreibe, wünsche? Ich wünschte, daß Sie einen Sohn hätten, den ich zu mir nehmen und in dem ich mich um seinen Vater u. seine Mutter verdienet machen könnte. So fromm dieser Wunsch ist, so muß er doch mit der Absicht der Vorsehung nicht ganz übereinstimmen. Aber wenn es möglich wäre, daß Sie die Freuden eines Vaters noch schmecken sollten, wer würde froher seyn, als ich? Ich wünsche mit ganzer Seele Ihnen alles das, was wahrhaft glücklich u. zufrieden macht, und bin zeitlebens der Ihrige Geliert. Leipzig, den 23 Marz 1754.
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Rabener. Leipzig, den 23. März 1754.
Mein liebster Rabener, Ich hätte Ihnen das Postgeld, meynen Sie, ersparen und mit meinen Gedichten warten können, bis Sie zur Messe gekommen wären? Aber ich meyne es nicht, und vielleicht werden Sie es auch nicht mehr meynen, wenn Sie das kleine Werk durchgelesen haben. „Nein, mein lieber Geliert, dazu habe ich itzt keine Zeit, ich habe nöthigere Sachen zu thun, als müssige und schwerfällige Poeten zu lesen; ich bin itzt für das Vaterland da, und nicht für den Parnaß, den sich ein jeder meiner Freunde aufrichtet." Ja doch. Sie haben Recht. Aber martern Sie mich nicht. Lesen Sie mich immer; es soll das letztemal seyn, daß Sie mich lesen. Sie können doch nicht immer arbeiten, nicht immer referiren und catastriren, oder wie es heißt. Lassen Sie sich eine Bouteille Wein bringen und lesen Sie mich diesen Abend noch. In einer Stunde haben Sie mich gelesen und der Wein wird Sie gewiß beleben, wo es meine Poesie nicht thun kann. Also wollen Sie mich lesen? Nun Sie sind auch ein recht gutes Kind. „Nein wenn ich Sie lese, werde ich kein Kind seyn. Ich werde Sie richten und da kann es leicht kommen, daß Sies bereuen, mich so flehentlich zu Ihrem Leser gemacht zu haben." Gut, ich überlasse mich Ihrer richterlichen Gewalt. Es wird Ihnen doch zu weh thun, als daß Sie mir alles das Böse sagen könnten, was Sie denken, wenigstens wird es Ihnen zu viel Mühe machen, als daß Sie alles niederschreiben sollten, was Sie in einer Stunde boshaft denken; und endlich haben Sie die Gabe, Ihr Böses noch schön zu sagen: also will ichs immer darauf ankommen lassen.
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Aber ganz im Ernste! Sie werden sich wundern, wie ich zu den Gedichten komme, da ich seit etlichen Jahren so hypochondrisch unfruchtbar gewesen bin. Die meisten davon, mein lieber Rabener, sind vier und fünf Jahre alt. Die Erzählungen sind es durchgängig; denn das ist gewiß, daß ich seit vielen Jahren nichts mehr erzählen kann, und daß ich künftig niemals mehr erzählen werde. Reichthum und Ehre hat lange im Manuscripte geseufzt. Den Christen habe ich in der Neujahrsmesse gemacht, und diesen haben Schlegel und viele andere sehr gelobt. Und gleichwohl habe ich gedacht, ich könnte keine Verse mehr machen, und in der That habe ich dieses aus mehr als einem vergeblichen Versuche glauben müssen. Ich kann es kaum erwarten, bis ich Ihr Urtheil von den Gedichten lesen werde. In der That verliere ich, daß ich meine kritischen Freunde nicht mehr um mich habe; und wie herzlich gern hätte ich Ihnen das Manuscript zugeschickt und Ihre Critiken gehabt? Aber sollen Sie sich hinsetzen und Ihre Anmerkungen aufschreiben? So begehrlich habe ich bey Ihren Arbeiten nicht seyn können. Und wenn kann man das alles niederschreiben, was man in einer Stunde sagen und erweisen kann? Wenn Sie zufrieden mit mir sind, so schreiben Sie mir bald. Wenn Sie aber nicht bald schreiben, so soll mir dieses ein trauriges Kennzeichen seyn, daß Sie es nicht sind. — Weis ich denn nichts mehr um den Brief voll zu machen? Nichts, in der Welt nichts, als daß ich Sie herzlich bitte, bald eine liebe, recht liebe Frau zu nehmen. Die Jahre unsers Frühlings, liebster Rabener, sind so schon vorbey. Ich umarme Sie und bin zeitlebens der Ihrige. Geliert.
154. An Catherine Wilhelmine
Sulzer. Leipzig, um den 23. März 1754.
Das Vergnügen von Ihnen gelesen zu werden, ist mir zu groß, als daß ich warten könnte, bis Ihnen ein Buchführer meine Schriften von der Messe mitbrächte. Nein, ich schicke sie Ihnen selber; ich schicke sie Ihnen eher, als meinen andern Freundinnen, nicht anders als ob ich glaubte, Sie würden sie gern lesen. In der That bin ich auch eitel genug, einen heimlichen Anspruch auf Ihren Beyfall zu machen, und ich stelle mir immer vor, wie Sie bey den Gedichten: Reichthum und Ehre, der Christ, Ihrem lieben Mann zurufen, mich einen guten Menschen heißen und ihn verführen werden, mich auch zu lesen. Er wird nun freylich nicht so sanft mit mir verfahren; er ist gelehrter als wir beyde; er wird Fehler sehen, wo wir keine wahrnehmen; aber ich tröste mich, daß die Sulzerinn mich vertheidigen wird, wenn Sulzer mich critisirt. Und was will er machen? Aus Liebe für seine Frau muß er doch zu widersprechen aufhören. Ueberhaupt habe ich in meinem ganzen Leben mehr Glück bey den Frauenzimmern gefunden, als bey den Männern; und darauf bin ich stolz. Denn daß jene mehr feine Empfindungen, mehr Mitleiden haben, mit einem Worte mehr Herz sind, als diese, das haben die
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26. März 1 7 5 4
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Besten unter den Männern selbst gesaget, und ich werde nicht aufhören, es zu sagen. Ich werde mich auch beständig mehr zu Ihrem Geschlechte halten, als zu dem meinigen. Was soll ich bey den Männern mit tiefem Verstände? Traurig und starr werden? Das kann ich für mich; und ich habe nur gar zu männliche Fähigkeiten in dem Falle. Ich will auch darauf nicht hören, was die Männer zu meinen Gedichten sagen werden. Genug, wenn ich dem Geschlechte gefalle, das zur Freude des Lebens geschaffen ist. Aber liebe Madame, ich rede so trotzig von Ihrem Manne; nun wird er mir nicht erlauben, daß ich ihn diesen Sommer besuchen darf? Ich dächte, ich widerriefe das, was ihn in diesem Briefe angehet. Ein Mensch, der hypochondrisch ist, übereilt sich oft und meynt es nicht böse, auch wenn er böse aussieht. Will er sich durch diese Abbitte nicht besänftigen lassen; nun Madame, so erlauben Sie mir nur, daß ich Sie besuchen und durch Ihre Zufriedenheit einige Tage meines Lebens zufrieden werden darf. Im Ernste, Madame, ich bin ein ordentliches Kind. Ich möchte herzlich gern nach Berlin; ich tröste mich oft damit; ich weis, wie wenig es geschehen wird, und doch betrüge ich mich, als würde es geschehen. So sind die Menschen, die es nur halb sind. Ich küsse Ihren lieben Sulzer mit brüderlichem Herzen, ihn und Ihre kleine Nachwelt, und bin mit der vollkommensten Hochachtung etc. Geliert.
155. Von Gottlieb Wilhelm Rabener.
Dresden, den 26. März
1754.
Lieber Kleiner, Wenn Sie meinen Beyfall aus der geschwinden Antwort schließen wollen; so hätte ich Ihnen wohl mit einer Staffette antworten mögen. Sie sind ein allerliebster Schleicher, so schleichend, wie Ihr horchender Apoll auf dem Titelblatte. Da ich von Ihnen kaum eine gereimte Zeile vermuthet, so überraschen Sie mich mit einem Bändchen, worinnen ich meinen Geliert ganz finde. Ich würde mit Ihrer Furchtsamkeit sehr unzufrieden seyn, wenn Sie im Ernste aufhören wollten, mehr zu schreiben. Wollen Sie nicht mehr erzälen? - aber warum wollen Sie das nicht mehr? so geben Sie uns Lehrgedichte, in denen Sie gewiß glücklich sind. Wissen Sie, daß mir der S t o l z am besten gefällt? Die Gedanken sind neuer, als in R e i c h t h u m und E h r e : doch hat auch dieses Stück, gleich d e m C h r i s t e n , vorzügliche Schönheiten. In den Erzählungen weis ich beynahe keine Wahl zu treffen; sie sind alle schön. Die 2. 3. 12te und 13te kommen mir entweder nicht neu genug, oder nicht sorgfältig genug erzählt vor. Der Informator wird wohl confiscirt werden; ob sie den frommen General in die berliner Zeitung einrücken möchten? daran zweifle ich fast. Ich freue mich, daß Sie das auf unsern Grafen mit beydrucken lassen. Er verdient, von Ihnen auf diese Art öffentlich gelobt zu werden; und vielleicht hat es auch künftig seinen großen Nutzen, wenn es ihm einmal, als Excellenz, ungefähr wieder in die Hände fallen sollte. Einen einzigen Punkt haben Sie darinne vergessen. Bey
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einer neuen Auflage können Sie immer noch eine Strophe nach der zehnten Strophe einrücken. In dem Gedichte auf Cramern ist viel Zärtlichkeit und Weißagung; außerdem würde ich es mehr für ein Gedicht für bekannte Freunde, als für die fremde Welt halten. Die Stelle S. 133. Da liebe Töchter, liebe Söhne etc. müssen Sie schlechterdings selbst, und mit Ihrer eignen menschenfreundlichen Miene lesen, wenn sie gefallen soll. Inzwischen ist der Gedanke gar christlich, und er bringt mich auf den erbaulichen Kirchengesang: Schöne Söhne Und die Docken, Die den Rocken Fein abspinnen, Und die Zeit mit Kunst gewinnen! Unser Cramer wird itzt wohl bey Ihnen seyn. Wie beneide ich Sie! Leben Sie recht wohl, und haben Sie mich recht lieb. Mein letzter Segen ist: Sey er ruhig, eß er und trink er etc. Schreib er fleißig Bücher, mein Sohn! Oder, welches einerley ist: A u f ! wag' es noch einmal; vergiß den Zeitvertreib, Schlaf, Freunde, Lieb' und Wein! Verläugne dich, und schreib! Dieses wünscht mit Herr Wendlern Dresden, Ihr den 24. Merz, 1 7 5 4 . redlicher Rabener.
Extract aus dem dresdnischen Anzeiger, sub rubr. Allerhand kleine Schriften etc. so L e i p z i g . Allhier haben wir aus dem Wendlerischen Verlage abermal ein Werkchen bekommen, welches den Titel führt: Lehrgedichte und Erzählungen von Gelierten, groß Octav, 9 Bogen. Es ist dieses eine Sammlung gar lehrreicher Denksprüche, die uns der sei. Mann hinterlassen hat, und die seine Erben zusammen drucken lassen. Wir hätten gewünscht, daß einige Nachricht von 55 seinem Leben vorgesetzt wäre. Da er schon vor zwey Jahren gestorben ist, so würde es noch Zeit seyn, verschiednes von seiner Person und Umständen zu sammlen. Der selige Mann gehörte unter die großen Geister, die mehr als eine Sphäre füllen, und seine tiefe Einsicht in die Berg- und Metallenwissenschaften werden ihn in seinem Vaterlande unsterblich machen. Wir freuen uns, daß 60 der Herr Pastor B** in S** Hoffnung macht, eine ausführliche Beschreibung von seinen Lebensumständen künftige Peterpaulmesse zu liefern. An Druck und Papier hat der Verleger nichts gespart. Wir wollen zur Probe von diesen Gedichten eine anakreontische Ode einrücken:
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28. März 1754
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An den Herrn Grafen H a n n s M o r i t z von B r ü h l , etc. etc. Wie gefällt Ihnen dieses Extractchen, mein lieber Kleiner? Ich erstaune, da mir es den Augenblick in die Hände fällt, als ich den Brief schließen will. Sehn Sie, daß wir in Dresden auch Geschmack haben! Am 26. Merz.
156. An einen Professor. Versteigert 1961. Jetziger Besitzer
28. März
1754.
Leipzig, den 2. April
1754.
unbekannt.
157. An Carl Wilhelm Christian von Craussen.
Hochgebohrner Freyherr! Ich bin unendlich zufrieden, daß Ihr Werk in Gandersheim so gnädig aufgenommen worden ist. Wer kann Ihnen dieses Vergnügen mehr gönnen, und wer muß es Ihnen mehr gönnen, als ich, da ich Dankbarkeit und Liebe zugleich gegen Sie empfinde? Mir haben Sie keine Mühwaltung mit Ihren Poesien verursachet; nein, theuerster Freund und Gönner, nun ist alles Freude für mich, wenn Sie nur ruhig, und mit mir zufrieden sind. Aber wie können Sie von Dankbarkeit reden? Was bin ich Ihnen im Namen meiner Mutter nicht schuldig? Ich habe nichts gethan; was nicht ein jeder auch nur halb rechtschaffner Freund thun würde. Die Auslage für die vier Bände beträgt zwey Thaler, Sächsisch. Ich bin beynahe mit Ihnen zugleich Autor geworden, aber nur im Kleinen; und ich würde mir das Vergnügen machen, Ihnen meine Gedichte früher, als allen andern, zu schicken, wenn das Postgeld nicht höher käme, als das Werk selbst. Endlich weiß ich, daß Sie solches von Herr Körnen beynahe eben so geschwind haben können. Möchte Ihnen doch meine gute Absicht so wohl gefallen, als mir Ihre rühmliche Absicht bey Ihren Gedichten hat gefallen müßen. Sie sind wieder gesund? Gott sey gepreiset! Er erhalte Sie ferner, und erfülle die Wünsche Ihrer Seele! Meine Gesundheit ist nicht die beste; aber auch nicht die schlechteste. Leben Sie wohl, und lassen Sie mir den Ruhm, daß ich Sie vor tausend andern verehre und liebe. Ich bin gewiß zeitlebens der Ihrige Geliert. Leipzig, den 2. April 1754.
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Nr. 158
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158. Von Ernst Samuel Jacob Borchward.
Berlin, den 2. April 1754.
Allerliebster Freünd! Welch ein unbeschreiblich-angenehmer Nachmittag war mir der Gestrige? Soll ich Ihnen, theüerster Geliert, wie Sie freündschafftlich verlangen, einen Theil meiner damahls gehabten Empfindungen, so gut ich kan, erzählen; so müßen Sie die Geduld haben, einige kleine und gering scheinende Neben-Umstände sich vorsagen zu laßen, um desto genauer von dem gantzen Umfang meiner durch Sie mir verursachten überirdischen Freüden urtheilen zu können. Setzen Sie sich also nur immer auf denjenigen Lehn-Stuhl auf einige Augenblicke geruhig nieder, worauf Sie ein sanffter Schlaff gemeiniglich nach der Mahlzeit auf einige Minuten einzuwiegen, und dadurch auf den Ueberrest des Tages starck zu machen pflegt. Er mag es auch dißmahl zu Ihren Erquickung thun; nur ersuchen Sie ihn in meinem Nahmen auf das höfflichste: Ihnen nur so lange drey Schritt vom Leibe zu bleiben, biß Ihr ehrlicher Burgwart sein Hertz erzählend und dankbar für Ihnen ausgeschüttet hat. Hernach mag er immerhin Ihr Artzt seyn, und vielleicht kan er aus manchen Stellen meines Brieffes ein brauchbares Medicament zu seiner Absicht nehmen. Nach diesem etwas umständlichen Eingange zu meiner Erzählung, belieben Sie noch umständlicher anzuhören, was folget: Unsere Geister müßen sonderlich seit einigen Tagen sehr sympathetisch miteinander übereingestimmt, und vorzüglich starck an einander gedacht haben. Ich wollte mich dahero sonderlich am gestrigen Morgen durch nichts in der Welt länger abhalten laßen, Ihnen denselben, allerliebster Freünd, gantz zu wiedmen, und Ihnen aus der Fülle meines Hertzens, woraus ich mit einem Freünde von Ihrer Art beständig rede, diejenige Antwort zu zuschreiben, welche ich Ihnen so lange, so sehr lange, (Und eine Rothe stieg dem Burgwart ins Gesicht) vor dißmahl schuldig geblieben. Gleich stellte ich mich also an mein Schreibe-Pult, und wollte Ihnen meine Sünde bekennen, auch zugleich um freündschafftliche Vergebung bitten. Allein es wollten mir dazu keine recht schickliche Ausdrücke einfallen. Ich weis nicht, wie mir war. Eine gewiße Trägheit hatte sich meines Cörpers bemeistert; es mochte in dem kleinen Geäder meiner weichen Seiten auch wohl nicht gar zu ordentlich einhergehen, und denn wißen Sie wohl, liebster Freünd, was dadurch unser armes Seelchen zugleich mitleydet. Ha! dacht ich, das geht nicht! Weg also, mit Feder und Tinte! Ich kleidete mich so fort an, und ließ denjenigen Artzt an mich a r b e i t e n d e r die unschuldigsten und sichersten Mittel vorschreibt, und mir das Jahr hindurch, nichts, als etliche Paar Schuhe mehr kostet, wie ich sonst nicht gebrauchen würde. Ich gieng aus, suchte mir meinen Jonathan, meinen Ertzlieben Bergius auf, denn: „in dieses Freündes Arm, an meiner Gattin Brust Wird offt ein kleines Glück für mich die größte Lust" und so besuchten wir die angenehmsten Gegenden unserer Stadt. Es war ein ungemein heiterer Morgen. Die neüe Frühlings-Sonne goß neüe Anmuth und Schönheit in die gantze Schöpffung aus, und unsere Hertzen wurden voll der
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Güte des Herrn. Das wilde Geräusch der großen Stadt, stöhrte uns nicht in unsern stillen und vertraulichen Unterredungen, w o r a n sich ein Theil auch mit auf Sie, würdiger Freünd, erstreckte. Also erquickt, langte ich am hohen Mittage innigst vergnügt, und gantz gesund zu Hause an. Alles Grämliche aus meiner Seele w a r fort; das Gerichtchen Haußmanns-Kost, welches mir meine Getreüe aufftischte, schmeckte vortrefflich. Ich dachte da, aus Ueberzeügung, Nein, „ich tausche nicht mit dem, der hundert Schüßeln zählet, Und doch bey jeder klagt: d a ß ihm der Hunger fehlet" Nach geendigter gesunden und zufriedenen Mahlzeit, weyhete ich meinem Ciavier ein Stündchen, und endlich verfügte ich mich wiederum zu meinen SchreibeTisch, um das schrifftliche Gespräch mit Ihnen, liebenswürdiger Freünd, nunmehro ohne fernerem Auffschub anzufangen, was mir in der Morgen-Stunde gar nicht fließen wollte. N u n dencken Sie einmahl, werther Geliert, was geschähe? Just in dem Augenblick, da ich mit der Außbeßerung meiner Feder fertig war, und eben meinen Brief an Sie anfangen wollte; tritt meine Nichte herein, mit der Anzeige: es wäre ein ziemlich betagter Bedienter da, der hätte einen Brief, nebst einem Paquette an mich abzugeben. Er wollte aber nicht sagen, von wem; müßte mir auch beydes in meine eigene H ä n d e geben. Was meinen Sie, wie mir zu M u t h e ward, als ich Ihre angenehme H a n d gleich an der Auffschrifft meines Brieffes kannte, und aus dem dabey befindlichen Paquettchen, so fort vermuthen konnte: es würde gantz gewiß eine schöne und lehrreiche neüe Schrifft von Ihnen seyn? Auf die Frage an den Bedienten: Freünd, wer bringt mir denn diese Sachen von Leipzig mit? erhielt ich zur Antwort: Zween junge Herrn, die jetzt gleich in die Oper gegangen sind. Ihr Quartier erfuhr ich zwar nach wiederhohlter Anfrage mit genauer N o h t , aber Ihre N a h m e n könnte er mir nicht sagen. Inzwischen sähe der alte dienstbare Fuchs bey diesem letzten Punckt so zweydeütig, so hyeroglyphisch aus, d a ß er mich dadurch auf den fröhlich mißtrauischen Gedancken brachte: H u m ! dein lieber Geliert ist wohl der Ueberbringer selber davon, und wird dich vielleicht eben so angenehm überraschen wollen, als es ihm das erstemahl glückte, da du ihn persönlich kennen lerntest. — — Wer weiß? — Doch ohne mich durch diesen außerordentlich süßen Traum länger aufhalten zu laßen; eilte ich, ja ich flog vielmehr in mein StudierStübschen, und brach beyde Siegel mit einer H a n d auf, die vor Freüden öffters für beyde Siegel vorbey griff. N u n nehmen Sie, allerliebster Freünd, alle diese kleine erzählte Umstände zusammen, insonderheit aber den: d a ß ich eben an Sie schreiben wollte, und von Ihnen gantz voll war, als ich den vortrefflichen Brief nebst der köstlichen gedruckten Beylaage empfieng; nehmen Sie alles diß, sage ich, zusammen, so werden Sie sich meine gehabte Empfindungen um desto lebhaffter vorstellen können, da Sie selber ein so sehr freündschafftliches Hertz haben, und mit dem Meinigen schon ziemlich genau bekandt sind. Das erste, was ich that, war: ich laß mit Aufmercksamkeit und Entzückung, Ihre anmuthige Zuschrifft N B von 4 vollgeschriebenen Seiten gantz durch. Sobald ich nur diese 4 volle Seiten gewahr ward, so frohlockte ich mit dem lauten
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Ausruff: Gott Lob! meines treüen Gellerts Miltzsucht nimmt zusehends ab. Er 90 kan schon Brieffe von 4 gantzen Seiten schreiben. Und ob ich gleich nachher dennoch einige Klagen gegen die leydige Hypochonderie darinn fand; so bestärckten Sie doch zu meiner großen Beruhigung, meinen gethanen lauten Ausruff selber. Gott Danck! noch einmahl, sagte ich, im kindlichen Vertrauen zu deßen Güte: es werde vielleicht mit zunehmenden Jahren mit dieser entsetz 95 liehen Kranckheit immer beßer werden, insonderheit wenn Sie, liebster Freünd, dem ohnmaßgeblich ertheilten Rath des D.Burgwarts vom vorigen Jahre folgen werden. Ach! wenn doch diese erquickende Vermuthung, dem Plan der Vorsicht gemäß wäre!!! Aber was haben Sie da durch den frommen Wunsch, womit Sie Ihren schönen Brief vom 23 t e n dieses beschließen, in meiner Seele für eine IOO unschuldig-starcke Sehnsucht rege-gemacht, als ich Ihnen sagen kan, dienstbegierig = und wohltätiger Geliert? Sie möchten noch so gern auch von mir sagen können: Allein noch eine schöne Scene, Nimmt mich in deinem Leben ein, 105 Da liebe Töchter, liebe Söhne Des guten Burgwarts Hertz erfreün. u. s. w. Noch mehr: Sie wünschten einen Stammhalter von mir in Ihrer eigenen Zucht zu haben — — — O ! Freünd, wie reißen Sie mein Hertz dahin? Nein, ich bin HO noch zu starck Mensch, edler Freünd, diese treüen Wünsche auszuhalten, und ihnen nach der Geschäfftigkeit meiner Einbildungs Krafft länger nachzudencken. Erlauben Sie, daß ich von dieser zärtlichen Materie, nach einem kurtzen, aber desto hertzlichern Danck, abbreche. Wie ich mit Gott in diesem wichtigen Punckt meines Lebenslauffs stehe, ist demselben am vollenkommensten be115 kandt; doch werden Sie, liebster Freünd, es sich auch gewißermaßen vorstellen können, ohne daß ichs Ihnen sagen darf. Endlich so trösten Sie mich selber, trostreicher Geliert, dadurch in diesem Punckt nicht wenig, wann Sie mir sagen. Was kan man edlers thun, als das man für die Welt, Ein nicht von seinem Blut entsproßnes Kind erhält? 120 M a n schenckt ihm Zucht und Kunst, der Vater gab ihm Leben; Wer hat für dieses Kind das meiste hergegeben? Dieser Pflicht des Menschenfreündes, und zugleich des Christen, habe ich seit einigen Jahren auf verschiedene Weise, und so viel es meine Umstände erlauben wollen, einiges Gnüge zu thun gesucht. Möchte ich doch nur nicht umsonst 125 arbeiten! Möchte ich doch nur meine Absichten wenigstens in einigen HauptStücken dadurch erreichen! Doch, hier sagt mir mein süßer Tröster wieder ins Ohr: Ein jeder Freündschaffts-Dienst, ein jeder treüer Rath So klein die Welt ihn schätzt, ist eine große That. 130 Auch in der Dunckelheit, giebts göttlich schöne Pflichten Und unbermerckt Sie thun; heißt mehr, als Held verrichten. Ein Richter sieht in dir stets deiner Absicht zu, Lohnt, wenn du edel willst, dir mit geheimer Ruh. pp
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O ! Gott! wie gut muß man Ihnen seyn, menschlicher und auch englischer Geliert, daß Sie sich abermahl verführen laßen, für die Welt so edel, so lehrreich, so voll von Trost und Erbauung, und auch zugleich so anmuthig zu schreiben, als es Ihr vortreffliches neües Werkchen beweißt, womit Sie mir ein so unvermuthetes, höchst angenehmes Geschenck gemacht haben. O ! wie gut muß Ihnen Gott der Herr seyn, daß Sie so absichtsvoll schreiben, und mitten im Schreiben, sich deßen Seegen erbitten? Wie genau werde ich doch in der Ewigkeit, auf das dadurch in der Zeit gestifftete Gute, und zugleich, auf Ihre Belohnung dafür, Achtung geben? Das erstere, erblicke ich zwar in dieser gegenwärtigen Zeit schon in dem reichsten Uebermaaß, aber doch noch nicht in seinem gantzen Umfang; denn hierzu gehört, wie Sie wißen, ein verklärtes Auge von jener Welt. Wie wird es Ihnen doch, verehrungswürdiger Freünd, gefallen, wann auch ich dereinst, mit meiner hertzlieben Heinriette, unter der Menge derjenigen Himmelsbürger einhertreten werde, welche durch Ihre moralischschöne Denckungs-Art, dißeit des Grabes so offt erquickt und gebeßert worden? - — Wenn auch wir beyde dem allgemeinen Gott der Natur dancken und öffentlich ausruffen werden: Gott Lob! daß du auch einen Geliert einen Mensehen, und zwar zu unserm großen und ausgebreiteten Nutzen, just zu der Zeit, als wir auch Erd-Bürger waren, einen so guten Menschen werden ließest, einen so lehrreichen Mitgenoßen, und noch dazu: einen Freünd von uns! Wie viel Gutes hat er auch uns durch seine meister-mäßige Feder erzeigt? Und was haben auch wir damit bey Jung und Alt, bey Hohen und Niedrigen, für Wucher getrieben, so offt uns, o Gott! Deine Vorsicht angenehme Gelegenheiten dazu darboht? Sagen Sie, Freünd, wie wird Ihnen hiebey zu Muthe werden? Complimente werden dort nicht mehr Mode seyn, und also werden Sie sich auf die Wahrheit unsers Lebens desto fester verlaßen dürffen, dem Sie eben auch schon mitten in der credentzenden Welt eben so fest trauen können. D e r C h r i s t , das Meister-Stück unter Ihren neüen Lehr-Gedichten, und was Ihnen auch in Zeit und Ewigkeit die größte Ehre machen wird, war das Erste, was ich mit aller nur möglichen Auffmercksamkeit, und unbeschreiblichen Rührung, an dem gestrigen seeligem Nachmittage durchlas. Gott gönnte mir dazu gantz vorzüglich-ruhige Stunden. Alles war still um mich herum; nur meine Nachtigal und meine Canarien-Vögel, schienen mich dißmahl bißweilen mit ihrem gar zu lautem Frühlings-Liede zu Stohren. Allein, sie schienen es nur zu thun, denn in der That, feüerten Sie mich mitten im Lesen desto stärcker an, denen gedrungenen, gründlichen (und, wo finde ich alle würdige Beywörterchens her?) denen witzig-christlichen Gedancken meines lieben Gellerts zu folgen, und Gott dafür laut und innig zu loben. Stellen Sie sich vor, christlicher Geliert, was in der Seele eines guten Menschen vorgehen müße, der dieses Ihr wahrhafftes erhabenes Gedicht, dieses Ihr frommes Lied, so durchliest, wie er soll, und wann er damit eigene Erfahrungen seines Hertzens, und eigenes gehabtes, und noch habendes Nachdencken verknüpfft? — Wie ist es Ihnen doch möglich gewesen: in e i n e m so k u r t z e n G e d i c h t e , alles das Wahre und Gründliche so geschickt, so ungezwungen, mit so viel wörtlichen RedensArten der Bibel, mit dem schönsten Ausdruck zugleich, zusammenzudrängen,
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w a s die g r ö ß t e n K ö p f f e , v o n der W ü r d e d e s C h r i s t e n , in w e i t l ä u f f t i g e n T r a c t a t e n i8o g e s a g t h a b e n ? - - F r e ü n d ! ich e r s t a u n e d a r ü b e r ; ich w ü r d e a b e r n o c h m e h r e r s t a u n e n , w a n n Sie sich einfallen ließen: Ihr B u r g w a r t w ä r e zugleich Ihr Schmeichler. — — — D o c h , hierzu k e n n e n Sie m i c h bereits zu g u t ; u n d überd e h m h a b e ich alle w a h r e K e n n e r d e s g u t e n G e s c h m a c k s auf meiner Seite. Ich b r e n n e v o r V e r l a n g e n , zu h ö r e n : w a s u n s e r lieber H r . S a c k zu Ihrer f r o m m e n 185 M u s e s a g e n w i r d . O k ö n n t e ich d o c h n u r seine i h m eigene s c h ö n e u n d o f f t recht neüe A u s d r ü c k e , d a v o n a u s w e n d i g b e h a l t e n ; ich w o l l t e sie Ihnen, treüer Geliert, g a n t z w a r m zu einiger B e l o h n u n g Ihrer n e ü n t ä g i g e n englischen M ü h e ü b e r s c h r e i b e n . W a s w ü r d e f ü r ein a u s f u h r l i c h e r T r a c t a t a u s m e i n e m f r e ü n d s c h a f f t l i c h e m B r i e f f e w e r d e n , w a n n ich Ihnen b l o ß m e i n e g e h a b t e E m p f i n d u n 190 g e n bey d i e s e m L e h r g e d i c h t e , a u s e i n a n d e r g e w i c k e l t , e r z ä h l e n sollte? — N e i n F r e ü n d , d a s ist mir nicht m ö g l i c h ! Als ich d a m i t g a n t z fertig w a r , s o d a n c k t e ich G o t t n o c h e i n m a h l f ü r diese Ihre g e s e e g n e t e A r b e i t , u n d w a r s t o l t z ü b e r den Antheil, w e l c h e n ich n e b s t s o vielen a n d e r n Ihrer F r e u n d e , a n der Verf ü h r u n g h a b e , w o d u r c h Sie a b e r m a h l s ö f f e n t l i c h e r Schrifft-Steller f ü r die W e l t i9s g e w o r d e n . D i e V o r s i c h t laße u n s n o c h o f f t eine s o l c h e f r o m m e V e r f ü h r u n g g l ü c k e n , u n d s c h e n c k e u n s e r m b r a v e n Geliert n o c h t a u s e n d G r a d e v o n M e n s c h lichkeit m e h r , als er jetzt w ü r c k l i c h h a t , sich v e r f ü h r e n zu laßen. S o w ü n s c h t e ich; u n d endlich d a c h t e ich mit m e i n e m geliebten S p a l d i n g , d e m U e b e r s e t z e r der F o s t e r i s c h e n n a t ü r l i c h e n R e l i g i o n , s o , w i e er letzt an m i c h v o n e i n e m 200 g e w i ß e n W e r c k c h e n s c h r i e b : „ w i e edel k a n d o c h der beste W i t z g e b r a u c h t w e r d e n , u n d w i e n i c h t s w ü r d i g u n d v e r ä c h t l i c h k o m m e n mir d a g e g e n alle die artigen U n s i n n i g k e i t e n v o r , die bißweilen M e i s t e r - S t ü c k e des M e n s c h l i c h e n G e i s t e s heißen s o l l e n ! N u r G o t t , u n d die A e h n l i c h k e i t des M e n s c h e n mit G o t t in der W a h r h e i t , O r d n u n g , u n d G ü t e , d a s ist der G e d a n c k e n einer u n s t e r b l i c h e n 205 Seele w e h r t . " — — D i e vier n o c h leeren Seiten m e i n e s d i ß m a h l i g e n f a s t a u s s c h w e i f f e n d - l a n g e n B r i e f f e s , (aber w i e k a n ich es s a t t w e r d e n , mit m e i n e m lieben Geliert zu p l a u d e r n , n a c h d e m ich dieser F r e ü d e s o sehr l a n g e b e r a u b t g e w e s e n ? ) will ich d a z u a n w e n d e n : Ihnen s o k u r t z , als es der R a u m e r l a u b t , diejenigen v o r z ü g l i c h 210 s c h ö n e n Stellen a n z u z e i g e n , w e r t h e r F r e ü n d , w e l c h e m i c h in Ihren ü b r i g e n L e h r - G e d i c h t e n u n d E r z ä h l u n g e n , n a c h m e i n e m G e s c h m a c k , u n d n a c h der B e s c h a f f e n h e i t m e i n e s H e r t z e n s , u n d m e i n e s L e b e n s l a u f f s , a m s t ä r c k s t e n ger ü h r t , mir m a n c h e T h r ä n e n der F r e ü d e , u n d E n t z ü c k u n g a u s g e p r e ß t , u n d m i c h gereitzt h a b e n , Sie w o h l s c h o n 2 0 m a h l w i e d e r z u l e s e n . 215 O ! w a s s a g e n Sie mir z . E . auf der 2 0 , —24 t e n Seite, v o n d e n W o r t e n a n g e rechnet: „ S u c h s o l c h e F r e ü d e n a u f , die still dein H e r t z b e s e e l e n " p f ü r unvergleichliche u n d e w i g w a h r e G e d a n c k e n h e r ? W a s m ü ß e n Sie, t u g e n d h a f f t e r F r e ü n d , f ü r r e d e n d e eigene E r f a h r u n g e n bereits d a v o n g e h a b t h a b e n ? N i m m e r m e h r 220 d ä c h t ich, w ä r e es s o n s t m ö g l i c h , s o edel d a v o n zu schreiben. A b e r d a r f ich w o h l s o u n b e s c h e i d e n seyn, u n d Ihnen i m V e r t r a u e n g e s t e h e n : d a ß Sie mir, u n d meiner lieben F r a u , a u c h sehr viele v o n den U n s r i g e n in dieser englischen Stelle v o r e r z ä h l t h a b e n . J a ich m ö c h t e s a g e n ; v o r g e m a h l t h a b e n ? W i r k o n n t e n
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uns nicht enthalten, fast mit einer enthusiastischen Zärtlichkeit, uns nach Durchlesung derselben zu umarmen, und Seüffzer voller Danck zu Gott zu schicken, worüber sich auch Seraphe dürfften erfreüt haben, wofern Sie Wissenschafft davon bekommen. Als Sie zu mir sagten. „Was sorgst du, ob dein Ruhm die halbe Welt durchstrich, Dein Freünd, dein Weib, dein Hauß, sind Welt genug vor dich — " so schämte ich mich wie ein Kind, daß ich diese große Wahrheit bey NiederSchreibung gewißer Gedancken über meiner Stellung in der Welt, nicht zeitiger eingesehen. Und ich würde noch stärcker aus der Faßung gekommen seyn: wann eben diese Stelle nicht zugleich so voller Trost für mich gewesen wäre. „Und du an Unschuld reich, und sicher in Gewißen Triffst da viel Freüden an, wo Tausend sie vermißen." Ach! glücklicher Burgwart! rieff meine empfindende Gatte aus, und strich mir zärtlich über beyde Wangen. Freünd! ich verstund diese halbe PantomimeSprache, und hier wurden mir die Augen abermahls ziemlich naß. — Aber, theüerster Freünd, was werden Sie von meiner Offenherzigkeit dencken, die fast zu sehr nach Eigenliebe zu schmecken scheint? Doch wer kennt die Mensehen beßer als Sie? Ueber den Christen, habe ich Ihnen bereits meine Meynung entdeckt. Hier laßen sich gar keine eintzelne Stellen ausziehen, denn hier ist alles durch die Banck schön. Nur wegen einer kostbaren Stelle habe ich Ihnen aus Ihnen bekandten UrSachen noch etwas zu sagen. Sie steht Seite 42, und fängt so an: „Dem Niedern, der ihm dient, u s.w. O bravissississimo! — Aber erinnern Sie sich auch wohl meiner patriotischen Verführung hiebey, und Ihrer mir halb und halb zugesagten Einwilligung? Auch aus dieser Meister-Stelle, sehen Sie, wie ausnehmend-wohl Sie sich zu dieser Arbeit schickten, und was Sie Ihrer Menschlichkeit, auch o h n e U n t e r s e t zung I h r e s N a h m e n s , dadurch für Ehre machen würden. Ach! wie wünschen ich und viele — Doch weiter. Ueber das Gedicht vom Stoltz, ward ich stoltz: daß der würdige Verfaßer davon, zugleich mein vertrauter Freünd ist. „Der du zu deiner Ruh, dein Nichts so gern vergißt. Ein ausgesucht netter Anfang! Eben so betitle ich mit Recht das Ende von diesem Lehrgedichte. Nun komme ich zu den fließenden, und von der Natur gleichsam selber niedergeschriebenen anmuthigen Erzählungen. Aber, wo bleibt der Raum meines Brieffes? Doch ich will noch wohl mehr finden. D e r I n f o r m a t o r . Diß schöne Stück, und den u n g e r a t h e n e n S o h n , hatte mir unser lieber Hr. Sack schon im vorigen Jahre unter uns gesagt, zu meiner Lobung im ManuSCripT anvertraut. E l m i r e und Selinde. Hierbey rieff meine Frau aus: der lose Geliert! H a n ß N o r d . Ha, Ha, Ha! — Wer müßte hier nicht lachen? Aber wo ist je eine Frage netter zum moralischen Schluß eines Gedichts angebracht worden?
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D e r a l t e D i c h t e r u n d C r i t i c u s . Dem Geh. Buchholtz und mir, sind just zwo ähnliche Erfahrungen begegnet. Stellen Sie sich also vor, liebster Freünd, wie erbaulich uns diese artige Erzählung gewesen. A l c e s t . O ! rührender Erzähler! o! Zärtlicher Geliert D e r g e h o f f t e R u h m . Schon im Plutarch und Rollin, habe ich unsern ehrgeizigen Römischen-Quaester aus allen Kräfften ausgelacht. Nun sind Sie mein Geliert gar Schuld daß ich ihm noch in der Erde, mit den beyden ZeigeFingern, wie die kleinen Kinder, ein sogenandtes Rübchen nachgeschabt habe, mit dem Ausruff: Aetsch! D e r F r e ü n d s c h a f f t s - D i e n s t . O ja! ich weiß unterschiedene solcher Exempel. Aber, wie unerwarthet überrascht uns Ihre Erzählung? Diß ist eben der Meistergrieff. D e r g r o ß m ü t h i g e R ä u b e r . Zu einer eintzigen Zeile die gantze Moral des Stücks hineinzudrängen; diß, Ihr Dichter, lernt vom Geliert. D o r a n t . Ächter Witz! Mit was für einen schönen Anstand trittst du in dieser Erzählung einher! — — „Ihr Weiber! dieses klingt nicht schön! O ! wie heiß wünschte ich, daß Sie bey Lesung dieses Ausruffs die Mine meiner Frau gesehen, und ihre etwas schalckhaffte Rand-Gloßen mit angehört hätten. Allein, welch eine Veränderung, als Sie ihr die Anmerckungen selber raubten, und endlich sagten: „Ihr Männer, dieses klingt nicht fein! ( O ! niedlich!) Das laß ich paßieren; setzte meine geliebte Hälffte fort. Fast war unser lieber Geliert hier ins Gedränge; aber als ein würcklicher Hoff- und Staatsmann, hilfft er sich glücklich heraus. J a , ja, in allen Satteln ist er gerecht! Wenn ich ihn in diesem Frühling sprechen werde, will ich mündlich ausführlicher mich gegen ihn über seine gelehrte Politic erklären. D e r A r m e u n d d a s G l ü c k . O ! wie viel redende Beyspiele kenne nur ich allein von dieser Erzählung? D e r S c h w ä t z e r . Diß Stück ist mir ein Mathador unter den übrigen. D i e b e y d e n S c h w a r t z e n . Die Moral von dieser Geschichte nenne ich nach meinem Geschmack: eine erhabene und tieffsinnig-schöne. Habe ich Recht? D e r f r o m m e G e n e r a l . Diese Erzählung kan ich schon gantz auswendig. Schließen Sie daraus, wie sie mir gefällt! O ! was hätte ich mit Ihnen liebster Freünd zu schwatzen, wann ich mit Ihnen über diß kostbare Stück mündlich zu sprechen, das Glück hätte. R h y n s o l t u n d L u c i a . Hilff Himmel! wie traurig machen Sie hierinn einen fühlenden Leser. Ich kan mich noch nicht erhohlen, ich eile dahero zum Anhang. Hier erscheinen auch einmahl u n g e r e i m t e Verse zur Abwechselung. Seht doch, seht! Ich entsinne mich, liebster Freünd, daß Sie mir und dem HoffRath Bergius, das erhabene Gedicht an den jungen Graff Brühl bey Ihrem hierseyn vorlasen, und ich muß gestehen: daß wir damahls die ausgesuchten Schönheiten deßelben so starck, als jetzt nicht einsahen. Allein, jetzt habe ich mich nicht satt daran lesen können; und die allerletzte Zeile klingt: als
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ob sie ein Brittischer-Gellert verfertiget hätte. Diese wird unserm Schweitzerisch-denckenden S u l t z e r vorzüglich gefallen, das weiß ich. In dem Cramerischen Verbindungs-Gedicht, hat mich die 133 und 134 te Seite gantz begeistert, allerliebster Freiind! Wären Sie hier in Berlin; so würden Sie mich in den Familien meiner Bluts- und Gemüths-Freünde, sehr offt den alten R a c i n e , vielleicht mit Ihrem Beyfall, vorstellen sehen. Welche Ehre vor einem Freünd von Ihnen, deßen Sie, wie Ihres ehrwürdigen Cramers, öffentlich auf der erwähnten Art gedencken. Jetzt komme ich auf Ihr letztes Meister-Stück, welches abermahls ohne Reime ist. Schreiben alle übrige Dichter solche ungereimte Verse, wie Sie, liebster Freünd; ich glaube, ich würde auf meine alte Tage, noch ein großer Verehrer derselben. S. 137. Sie sehn ihn blühend im Sarg, u ruffen ängstlich: Ach! Bruder! Und Thränen reden das Uebrige fort. O ! kostbare Zeile! Wenn doch nur meine liebe Frau Mutter-Sprache zu wohl verdienten Lobes-Ausruffungen nicht so arm wäre! — In der letzten Strophe dieses letzten Gedichts, prophezeyen Sie sich selber Ihr irrdisches Schicksahl über Ihre Grabstätte. So weit mein Lob aus HertzensGrunde. Machen Sie sich nun auch auf meinem Tadel gefaßt, wann ich als L a y e anders tadeln darf. N u n : es sey gewagt! So kurtz er auch gerathen dürffte; so weiß ich doch: er wird Sie sehr aufmercksahm machen. Hier haben Sie ihn: 1) Rechne ich es Ihnen als einen etwas starcken Fehler an: daß Ihr neües Werck nur aus so wenigen Bogen bestehet, und nach weit mehrern so starck seüffzen läßt. — 2) ist mir auf der 128 ten Seite eine gewiße Zeile ein Dorn in den Augen. Warum? — Diß sollen Sie erfahren, wann Sie mich diesen Frühling besuchen werden. Ehe aber warlich nicht. Inzwischen ist es für Sie keine Kleinigkeit, daß Sie diß große Geheimnüß erfahren, patrotischer Freünd. Thun Sie also alles in der Welt, daß aus dieser Reise etwas wird, oder es warten große Verlegenheiten auf Sie. Gelt! Sie kommen nun gewiß; denn in der That, ich schertze nicht. Mein dißmahliger Brief, stellt, wie Sie sehen, einen Flügellmann unter den Brieffen vor. Belieben Sie ihn also für ein halbes Dutzend eintzelne Brieffe anzusehen, und lesen Sie ihn absatzweise, so wie ich ihn schreiben müßen; sonst werden Sie einen Eckel für meine Zuschrifften bekommen. Sobald aber schreibe ich nun nicht wieder,das muß ich Ihnen nur freymüthig gleich gestehen. Doch verbitte ich alles Wiedervergeltungs-Recht, und das mit zureichendem Grunde; denn Sie beschreiben nur V2 Bogen, und ich dißmahl 2V2ben. N B Meine Ertzliebe Ribbe, mein Bergius, unser ehrliches Cräntzchen, und alle meine Kern-Freünde, dancken Ihnen, und grüßen Sie auf eine Art Doch diese Scene Will nur gefühlt, und nicht beschrieben seyn. ich bin, Ihr ewig-treüer Berlin den 2 ten April Burgwart. 1754.
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159. An Emanuel Falkner.
Leipzig, den 5. April
1754.
Hochedler, Hochzuehrender Herr, Ich habe einige Gedichte drucken lassen; und da mir Ihr Beyfall viel zu schätzbar ist, als daß ich warten könnte bis diese Bogen durch die Hände der Buchführer nach Basel kommen: so folge ich meinem Vergnügen u. schicke sie Ihnen durch Ihren Freund. Es soll mir keine geringe Belohnung seyn, wenn Ihnen diese Gedichte gefallen. Wenn sie gut sind, so weis ich gewiß daß sie Ihnen gefallen werden; denn die Natur hat uns für das Schöne allen ein empfindliches Herz gegeben. Vielleicht ist es D e r C h r i s t , der Ihr Lob erhält. Ich würde noch eine französische Ubersetzung von dem Leben der Schwedischen Gräfinn beylegen, die in Berlin herausgekommen, u. so viel ich in der Eil gesehn habe, von einem geschickten Manne verfertiget ist, wenn ich gleich ein Exemplar bey der Hand hätte. Vielleicht kann ich auf die Messe noch etwas finden, das von Ihnen gelesen zu werden verdienet. Zum Exempel, der G r a n d i s o n , ein Roman von dem Verfasser der Clarissa, der sehr schön ist und itzt in Leipzig übersetzet wird. Zwey Theile werden zur Messe fertig. Die andern fünfe kommen nach u. nach heraus. Ich bin Ihr großer Schuldner u. ich bitte, daß Sie mir Gelegenheiten geben, es bald weniger zu seyn. Leben Sie wohl. Ich schätze Sie hoch und bin Ihr ergebenster Diener Leipzig, Geliert, den 5 April, 1754.
160. An Ernst Samuel Jacob Borchward.
Leipzig, den 8. April 1754. Fragment
Liebster Freund, Wenn auch kein Mensch weiter meine Gedichte lobte, so würde Ihr Brief allein mich für alle meine Mühe reichlich belohnen. Wie vortrefflich haben Sie mich gelobet! Ich bin oft im Lesen zweifelhaft geworden, was ich lieber seyn möchte, ob der Lobende oder der Gelobte. So lang Ihr Brief ist, so hielt ich mich doch oft im Lesen auf, um ihn noch länger für mein Vergnügen zu machen. Oft las ich etliche Seiten flüchtig, um ein Recht zu haben, sie noch einmal zu lesen, und nicht alles auf einmal zu wissen. Bald erwachte die Eigenliebe, bald eine kleine Bescheidenheit, bald die Dankbarkeit u. Liebe gegen Sie, bald ein gutes Gewissen. Endlich, da ich mit Lesen fertig war, sprang ich von dem Stuhle auf und sagte: Gott Lob! Gott Lob! daß ich so glücklich bin; daß ich solche Freunde habe! Er übertrifft mich an Güte des Herzens weit, der gute Burgwart! — Ich gieng in der Stube herum u. überdachte das Vergnügen, das ich haben würde, wenn ich Sie itzt umarmen könnte. Doch ich will Ihnen nicht
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alles sagen, was ich empfand, ich möchte Ihnen zu viel sagen. Und Ihrer liebenswürdigen Frau, wie viel bin ich dieser Dank schuldig? So ist sie gewiß Ihrer Meynung u. Ihrer Empfindung, in Ansehung meiner Gedichte: Was für ein glücklicher Autor bin ich nicht! Und Ihr lieber Bergius, mein Freund, ist auch mit mir zufrieden? Was kann ich mehr begehren? Mit dem ersiegten Ruhm soll still mein Herz sich nähren. Im guten Verstände! Ich habe heute eine französische Ubersetzung der Schwedischen Gräfinn, in Berlin gedruckt, in den Händen gehabt. Wer muß der Mann seyn, der mir diese Ehre erwiesen hat? Kennen Sie ihn etwan? Das Französische ist, deucht mich, ohne Fehler; ob es nach dem Genie der Sprache fein u. beredt genug ist, das muß das Ohr eines Franzosen ausmachen. Wie herzlich wollte ich wünschen, daß die Übersetzung recht schön seyn u. mich für die Schmach der übersetzten Fabeln u. für eine Englische aber elende Übersetzung der Schwedischen Gräfinn, die vor ein paar Jahren in London herausgekommen, schadlos halten möchte. Man hat mir mehr als einmal französische Ubersetzungen so wohl von den Comoedien, als den Trostgründen u. der Gräfinn, bald aus Halle, bald aus Magdeburg, bald aus Strasburg im Manuscripte zugeschicket; ich habe aber den Druck allemal verboten. Diese Messe werde ich eine Ubersetzung oder vielmehr Nachahmung der meisten von meinen Fabeln aus Paris erhalten. Der Übersetzer ist der Herr von Riverie, ein Mitglied der Academie zu Amiens, der sich in Paris aufhält. Er ist ein Poet, das ist schon Trost genug. Er wird, wie er mir durch einen guten Freund hat schreiben lassen, der ihn in Paris hat kennen lernen, diesen Sommer nach Leipzig kommen, aus Liebe zu mir; das ist sehr schmeichelhaft. — — Die Addresse folget. Ich danke Ihnen noch einmal für Ihren vortrefflichen Brief, die Copie Ihres Herzens u. Ihres Verstandes; ich grüsse Ihre beste Frau, alle Ihre Freunde u. bin der Ihrige Glrt. Leipzig, den 8 April, 1754. P.S. Ich erhalte eben itzt einen Brief von der Witwe Schützin, der Buchführerinn in Berlin, worinne sie mir meldet,
161. An Jean-Henri
Samuel
Formey.
Leipzig, d. 9. Apr. 1754. Hochedelgebohrner, Hochzuverehrender Herr Professor, Sie haben mir zu viel Ehre erwiesen, als daß ich Ihnen nicht den verbindlichsten Dank dafür abstatten sollte; eine Ehre, die ich mir würde gewünschet haben, wenn ich hätte wünschen dürfen, die ich aber von einem so berühmten Scribenten nicht erwarten konnte. Ihre Uebersetzung der Schwedischen Gräfin, wird eher des Fehlers beschuldiget werden, daß sie das Original verschönert, als daß sie es geschwächet hätte. Ich bin freylich kein Kenner der besondern Schönheiten der französischen Sprache; allein der allgemeine Beyfall, den sich
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Ew. Hochedelgeb. durch Ihre beredte Schreibart erworben, kann bey mir wegen der Güte Ihrer Uebersetzung, die Stelle der Einsicht und des Beweises vertreten. Ist etwas gutes in diesem Romane, und dieses dürfte ich beynahe sicher glauben, da Sie sich die Mühe gegeben haben, ihn zu übersetzen; so wird Ihnen die Welt weit nachdrücklicher für Ihre Bemühung danken, als ich es thun kann. Ich will nicht eifersüchtig werden, wenn man der Uebersetzung einen Vorzug vor dem Originale giebt: ich will mich vielmehr glücklich schätzen, daß eine Arbeit von mir durch Ihren Geist belebter und nützlicher geworden ist. Sollten die Kunstrichter die Fehler meines Romans, durch die Hülfe Ihrer Uebersetzung, desto genauer bemerken: so will ich mich damit trösten, daß durch diese Uebersetzung auch manche gute Empfindung in dem Herzen eines Ausländers wird erwecket werden. Ich wiederhole also meine Danksagung und verharre mit der vollkommensten Hochachtung Ew. Hochedelgebohren gehorsamster Diener C. F. Geliert.
162. An die Verlegerin Schütze.
Leipzig, den 9. April
1754.
Madame! Da die Uebersetzung der Schwedischen Gräfinn aus so guten Händen kömt, und da Sie durch dieselbe den Druck einer schlechten verhindert haben: so würde ich sehr unbillig handeln, wenn ich Ihre Bemühung nicht mit allem Dancke erkennen und Ihnen Glück dazu wünschen wolte. Ich zweifle nicht, daß die Uebersetzung eines so geschickten und berühmten Mannes, als der Herr Professor F o r m e y ist, nicht sollte gesucht und mit Vergnügen gelesen werden. Daß Sie die schlechten Uebersetzungen nicht in Verlag genommen, dadurch haben Sie mir den größten Dienst von der Welt erwiesen, und ich ersuche Sie inständig, mir diese Wohlthat ferner zu erzeigen. Zugleich danke ich Ihnen für das überschickte Exemplar ergebenst und verharre mit der schuldigsten Hochachtung Madame Leipzig, den 9 Aprill Ihr verbundenster Diener 1754. C. F. Geliert.
163. Von Benjamin Friedrich Köhler.
Niederrengersdorf,
den 11. April 1754.
Mein lieber Herr Professor. Wenn ich auch in sechs Jahren nicht an Sie geschrieben hätte, so würde ich es doch heute thun. Und das Vergnügen, das ich über Ihr Wohlseyn empfinde,
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würde mich tausend Gründe finden lassen, daß Sie mir mein langes Stillschweigen vergeben, wenn ich gleich nichts zu meiner Entschuldigung vorbringen könnte. J a , glauben Sie mir es, mein lieber Herr Professor, ich bin Ihretwegen recht unruhig, recht sehr traurig gewesen. Wie leicht läßt sich nicht unser Herz beunruhigen, wenn unsre Einbildung einmal erregt wird; und wenn es sich von zwanzig Zeugen in seiner Unruhe bestärkt sieht. Und wie wenig ist der Mensch geschickt, den ersten Eindrücken zu widerstehen, welche eine unverhoffte Nachricht, die ihm so nahe angeht, in ihm erweckt. Es würde sich zwar, bey den meisten Erzählungen, die Ungewißheit derselben eben so wahrscheinlich beweisen, oder doch wenigstens hoffen lassen, als die Gewißheit. Allein in den Augenblicken, wenn die Seele von Leidenschafften bestürmt wird, ist man nicht allemal Herr von seinen Ueberlegungen. Man glaubt. Und man läßt sich nur gar zu oft hinreissen. Vergeben Sie mir, daß ich dem Gerüchte geglaubt habe, welches mir Ihren Tod mit den wahrscheinlichsten Umständen erzählt hat. Und noch mehr bitte ich Sie um Vergebung, daß ich es Ihnen selbst erzähle, wie grausam sich die Leute bemüht haben, mich von dieser traurigen Nachricht zu überzeugen. Ich weiß, daß ich Sie durch meine Erzählung nicht unruhig mache. Das Herz, das aus Ihnen so rührend mit der Welt von dem Tode gesprochen hat, erschrickt nicht, wenn die Leute von dem Seinigen sprechen. Stellen Sie sich selbst die Freude vor, die ich über die Nachricht aus Leipzig empfunden habe, daß meine Betrübniß ohne Grund gewesen ist. Denn ausdrücken kann ich sie nicht. Eine so große Leidenschafft, als die wahre Freude ist, hat viel zu weite Grenzen, als daß man sie mit Worten ganz ausdrücken könnte. Man muß sie fühlen, um sie ganz zu begreifen. Wie viel hat Ihnen nicht mein Herz zu sagen! Und könnt ich heut, o Geliert! bey Dir seyn, Wie viel wollt ich voll Freude mit Dir sprechen. Wie glücklich würd ich mich an dem Gerüchte rächen! Wie glücklich würd ich nicht, daß Du noch lebst, mich freun. Es würde Dir mein Herz empfindungsvoll sich weyhn, Und seine besten Triebe wären Dein; Doch nie begieng es das Verbrechen, Daß es um Dich geweint, leichtsinnig zu bereun. Ich wünsche Ihnen die glücklichste Zufriedenheit. Und wenn Sie meine Freude vollkommen machen wollen, so würdigen Sie mich Ihrer fernem Freundschafft. Ich bin Zeitlebens mit besondrer Hochachtung Ihr Niederrengersdorf den l l ! e n April ergebenster Freund 1754. B. F. Köhler.
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164. Von Johann Georg Krünitz.
Frankfurt an der Oder, den 24. April 1754.
Hochedelgeborner Herr, Hochgelehrter Herr Professor. Unschäzbarster Gönner. Es bleibt doch ein vor allemal der Frühling die beste Zeit im Jare. Und ob ich mir gleich sonst eben nicht angewönt habe, die Zeit lang werden zu lassen, so muß ich doch noch immer klagen, daß mir der Winter zu lang deucht, und daß mir der Frühling zu lange ausbleibt. Denn nur im Frühling hört man Philomelen, und sieht die erneuerte Natur, mit einer ganzen Welt voll neuer Geschöpfe; und wäre ich kein Menschen-Freund, so würde ich hinzu sezzen, daß Aerzte zu dieser Zeit, ganzen Herren neuer Krankheiten, und zugleich ihrer Erndte entgegen sehen. Allein, dieses alles ist es noch nicht, was mir den Frühling so angenehm macht. Sie sind es, werthester Hr. Professor, mit Ihren Briefen. Mit Ihren Briefen, die ich sonst im Frühling und Herbst zu erhalten, das Glück gehabt habe, schaffen Sie mir den Frühling als ein ganz Jahr voll verjüngter Belustigungen, und den Herbst, als ein ganz Lebensalter voll Frühlinge. Wie soll ich den Werth Ihrer mir iederzeit kostbaren Zuschriften würdig genug ausdrükken? Mit Philomelen kann ich Sie nicht vergleichen, denn nur diese singt so eine kurze Zeit, um schön zu singen. Wann Sie aber gleich alle Tage an mich schrieben, so blieben Sie doch der unsterbliche Geliert, und ich würde mich, so lange Ihr Nachruhm lebt, das ist ewig, alsdann auf der Welt wünschen. Noch ist für dieses Jahr mein Frühling nicht gekommen. Noch gefällt mir Philomele, u. die erneuerte Natur nicht, bis ich ein Schreiben von Ihnen werde erhalten haben. Sollte mir wider Vermuten diese Hofnung fehlschlagen, so will ich einen Klagebrief schreiben, als wann ich sechzig Jahr lang die Hypochondrie gehabt hätte. Mögte ich mir doch fast die Hypochondrie auf den Hals wünschen, wann ich mir wüste, daß ich dabei ein Geliert würde! Sollten Sie diesen Sommer wieder nach Carlsbad reisen, so begleite ich Sie zum voraus mit der herzlichsten Anwünschung alles Wolseyns, u. alles Vergnügens; ja, eines eben so starken Vergnügens, als ich geniesse, so oft Sie an mich schreiben. Thun Sie es doch bald. Thun Sie es doch noch diese Messe, damit ich mit andere ehrlichen Menschen zugleich den Frühling haben könne. Ich bleibe mit der eifrigsten Hochachtung Ew. Hochedelgeboren p. p. Frankfurt a. d. O. ganz ergebenster Diener, d. 24. Apr. 54. J. G. Krünitz.
165. An Leopold Mozart.
Leipzig, April
1754.
Hochedler, Hochzuverehrender Herr! Ich müsste sehr unempfindlich seyn, wenn mich die ausserordentliche Gewogenheit, mit der Sie mich ehren, nicht hätte rühren sollen; und ich würde
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der undankbarste Mann seyn, wenn ich Ihren so freundschaftlichen Brief ohne Erkenntlichkeit hätte lesen können. Nein, mein werthester Herr, ich nehme Ihre Liebe und Ihre Freundschaft mit eben der Aufrichtigkeit an, mit der Sie mir sie anbieten, und ich nehme sie nicht allein an, sondern ich bitte Sie darum, und will mich bemühen, sie zu verdienen, je weniger ich sie vielleicht noch verdienet habe. Ich werde oft unruhig, wenn ich sehe, dass mir meine Schriften die Gewogenheit so vieler rechtschaffenen Leute zuwege bringen; denn ich will diess Glück nicht allein erlangen, sondern auch behaupten; und dazu gehören noch mehr Verdienste, als ich habe. - Also lesen Sie meine Schriften gern, hochzuverehrender Herr, und ermuntern auch Ihre Freunde, sie zu lesen? Diese Belohnung, wie ich Ihnen aufrichtig sage, habe ich von dem Orte, aus dem ich sie erhalte, ohne Eigenliebe kaum hoffen können. Wie glücklich bin ich, wenn ich glauben darf, dass ich zur Erhaltung des Geschmacks und der guten Sitten auch ausser meinem Vaterlande etwas beytrage! Hat der Christ, eines von meinen letzten Gedichten, auch Ihren Beyfall? Ich beantworte mir diese Frage beynahe mit J a . Sein Inhalt, Ihr edler Charakter, den Sie, ohne es zu wissen, in Ihrem Briefe mir entworfen haben, und meine redliche Absicht, scheinen mir dieses J a zu erlauben. — Ich würde mehr mit Ihnen reden, wenn ich nicht im Begriffe stände, in das Carlsbad zu reisen, dahin mich die elendeste Krankheit, ich meyne die Hypochondrie, ruft. Möchte es doch Gott gefallen, mich von diesem Orte, den er für so viele tausend Kranke gesegnet hat, und an dem ich schon vor dem Jahre oft mit Thränen und Heiterkeit des Geistes gebetet habe, mich, sage ich, gesünder zurückzubringen, als ich dahin reise! Doch vielleicht wünsche ich zu viel, vielleicht gar etwas, das mir nicht gut seyn würde. Begleiten Sie mich indessen mit Ihren Wünschen, werthester Herr. Bin ich im Stande, Ihnen hier in Leipzig, es sey worinne es wolle, zu dienen: so will ich Ihnen beweisen, dass ich des Vertrauens, das Sie in mich setzen, nicht unwerth bin. Allen Ihren Freunden, wenn sie Ihnen gleichen (und wie sollten Sie Freunde haben, die Ihnen nicht ähnlich wären?), empfehle ich mich bestens; Ihnen aber danke ich nochmals für den schönen, beredten und empfindungsvollen Brief, mit dem Sie mich erfreuet haben, und bin mit der vollkommensten Hochachtung Euer Hochedl. gehorsamster Diener Christian Fürchtegott Geliert.
P.S. Der Herr Professor Formey in Berlin hat einen kleinen Roman von mir, L e b e n d e r s c h w e d i s c h e n G r ä f i n , in das Französische schön übersetzt, wenn Sie vielleicht dieses Werk lesen wollen.
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166. An Rudolf Christian von Haxthausen.
Leipzig, den 6. Mai 1754.
Mein lieber Herr Baron, Was soll ich Ihnen auf Ihren so freundschaftlichen Brief antworten? Sie lieben mich mehr; als ich mit Recht wünschen kann, so viel ich mir auch wünsche, und Ihre Verbindlichkeit, die Sie mir bezeugen, hat mich mehr beunruhiget, als erfreut. Ich habe mich zu wenig um Sie verdienet machen können, und ich war es Ihnen doch, wegen Ihres edlen Charackters, vor vielen Andern schuldig. Ja, mein lieber Baron, Ihr Fleiß, Ihr Genie, Ihr empfindliches Herz haben mich eben so wohl zu Ihrem Schuldner, als zu Ihrem Freunde, gemacht. Möchten Sie doch zeitlebens so glücklich seyn, als ich Ihnen von ganzem Herzen wünsche! und ich weis es, Sie werden es seyn; vielleicht nicht in den Augen der großen Welt; aber desto mehr in den Augen der Vernunft u. in Ihrer eignen Seele. Der Hof ist nicht allezeit ein sichrer Kenner u. Belohner wahrer Verdienste, aber wir erwarten auch unsre Belohnungen nicht daher. Das Glück der Freundschaft, der Liebe, der Rechtschaffenheit folgt ihren Liebhabern in alle Scenen des Lebens; u. Sie, mein Freund, sind geschaffen, dieses Glück doppelt zu schmecken. Ein Tag der Freude an der Seite Ihrer so liebenswürdigen Mutter, oder in den Armen Ihres besten Carnitz, werden Sie für ganze Jahre des Tumults u. des Verdrusses der Höfe reichlich belohnen. So bald Sie glauben, daß es Ihre Umstände zulassen: so entfliehen Sie den Händen des Hofs, u. suchen Sie das Glück des Lebens in der Liebe einer zärtlichen Gemahlinn. Ein Herr, der auf dem Lande lebt, kann sich viel Ämter geben, wenn er nur will. Er kann ein Regent, ein Vater, ein Rathgeber seines Hauses, seiner Freunde u. seiner Unterthanen seyn. Auch in der Dunkelheit giebts göttlich schöne Pflichten, Und unbemerkt sie thun, heißt mehr, als Held, verrichten. Über den Empfang, mit dem Sie von Ihren Unterthanen beehret worden, habe ich eine ausserordentliche Freude gehabt. Ich sähe alle die redlichen u. freudigen Minen gutherziger Landleute, u. die eifrigen ungeübten Hände, mit denen sie das Gewehr loß brannten, u. wie sie um sich herum sahen, ob es Ihr gn. Herr auch bemerkte, wie gut sie es meynten. Ich danke diesen Leuten, daß sie das gethan haben, was ich, wenn ich ein Bauer wäre, gewiß auch gethan hätte. Und nun leben Sie wohl, mein lieber Baron! empfehlen Sie mich auf das ehrerbietigste Ihrer gn. Mama u. der Fräulein von Bretlach. Vielleicht bin ich noch so glücklich, das Vergnügen, zu dem Sie mich einladen, in Ihrer Gegend einmal zu geniessen. Itzt stehe ich im Begriffe, den 10 dieses Monats, wieder auf etliche Wochen ins Carlsbad zu gehn. Da erwarte ich Ihre Briefe, wenn Sie mir welche schicken wollen. Wenigstens weis ich, daß Sie mir Gesundheit von Gott wünschen werden. Diese suche ich, in so weit es erlaubt ist, sie zu suchen. Ich umarme Sie u. bin zeitlebens Ihr ergebenster Freund u. Diener Leipzig, den 6 May, Geliert. 1754.
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166a. Von Johann
Georg Sulzer.
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Berlin, den 7. Mai
1754.
Mein werthester Freünd. Ich muß Ihnen doch für alle das Böse, so Sie gegen mich an meine Frau geschrieben haben mit einem Brief straffen. Doch wird die Straffe gelinde seyn, weil die Zeit nicht hinreicht ihn lange zu machen. Ungeachtet des Übeln Geschmaks, den Sie mir zutrauen muß ich Ihnen doch sagen, daß Ihre Neüen Erzählungen mir nicht nur gefallen, sondern daß sie mich von Herzen erfreüen. Insonderheit aber hat mich Ihr Christ von ganzem Herzen vergnügt. O wie keüsch und wie fromm ist Ihre Muse unter einem Schwärm so vieler ungesitteter Sänger! Wie viel Verehrer der Religion haben Sie geseegnet, die wünschten es Ihnen mündlich sagen zu können. Wenn werden Sie unser Verlangen einmal stillen und zu uns kommen! Ich habe recht große Hofnung, daß es Ihnen diesmal gefallen würde. Unsre Einsamkeit müßte Ihnen angenehm seyn. Es wartet ein Zimmer auf Sie, da Sie unter dem Gesang der Nachtigall einschlaffen und aufwachen können. Ich meine die freye, nicht die eingesperrte und ängstliche Nachtigall, die Sie in Leipzig genug hören können. Wir sind hier durch Gewäßer und durch cirkelnde Reyhen Hoher Bäume von der Bösen weit, welche die großen Stätte unangenehm macht, abgesondert. Denken Sie, wie viel Ihre Gesundheit durch diese Reise und ruhigen Aufenthalt bey uns zunehmen könnte; denken Sie auch an die Hoffnung, die Sie mir und meiner Lieben Wilhelmine schon seit so langer Zeit gegeben haben! Auch eine kleine ihrer Mutter ähnliche Wilhelmine ruf? Ihnen; sie grüßet Ihr Bild täglich, und hat schon gelernt Ihren Namen mit Ehrfurcht nennen. Schreiben Sie uns bald, gleich, wenn Sie kommen wollen, daß wir Sie, von welchem Orte Sie uns nennen werden, einholen können. Ich bleibe mit zärtlicher Hochachtung Ihr ergebenster Berlin, d. 7 May 54.
167. An Carl Wilhelm Christian von Craussen.
Dienei Sulzer.
Leipzig, den 10. Mai 1754.
Hochgebohrner Freyherr, Ich erfreue mich von Herzen über das günstige Urtheil, das die Göttinger Zeitungen, von Ihren Gedichten gefället haben; und wünsche Ihnen zum voraus zu den künftigen eben das Glück. Für die überschickten Gelder, darüber ich die Quittung ausgestellt, danke ich Ihnen im Namen meiner Mutter auf das verbindlichste, und melde Ihnen zugleich, daß ich Morgen, als den I l t e n , auf Drey Wochen in das Carlsbad gehen werde. Gott gebe zu meinem Glücke! Ich weiß, daß Sie, theurester Freund, mich mit Ihren guten Wünschen begleiten
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werden; so wie ich Ihnen täglich Gesundheit und Zufriedenheit herzlich anwünsche. Leben Sie wohl und lieben Sie ferner Ihren Leipzig, den 10. May, 1754. ergebensten Geliert. 168. An Johanna
Wilhelmine
Biehle.
Leipzig, den 4. Juni 1754.
Liebe Schwester, Ich bin, Gott sey gepriesen! wieder in Leipzig, und habe das Mühselige der Reise und der Cur zum andernmale überstanden. Ich habe das Wasser nur vierzehn Tage getrunken, und bin überhaupt nur sechzehn Tage in Carlsbad gewesen; aber unruhiger als das erstemal, ich weis nicht warum, vielleicht hat der Mangel an Gesellschaft etwas, oder wohl das Meiste, beygetragen. Es war, außer Dr. Tillingen, niemand zugegen, mit dem ich umgehen konnte, und dieser gute Mann machte mich durch seine Furchtsamkeit noch furchtsamer. Gleich nach den ersten Tagen wünschte ich mich wieder fort, und dieser Wunsch verließ mich selten. So sind wir kindische Menschen. In Leipzig wünschte ich bald ins Carlsbad zu kommen, und schmeichelte mir, wie gelassen und ruhig ich da seyn, und mein Schicksal abwarten würde. Kaum war ich daselbst, so sähe ich, daß ich mich hintergangen hatte, und nun war mir Leipzig der Ort, den ich wünschte und suchte. Genug, es ist alles vorbey, und vielleicht läßt mich Gott noch eine gute Wirkung des Brunnens genießen. Das sehe ich, daß meine Gesundheit sehr unbeständig ist, und daß ich oft in wenig Augenblicken von allen Kräften komme, ohne zu wissen wie. So bin ich denn wieder in Leipzig; darum bat ich Gott, und ich will getrost seyn. Was macht die liebe Mama? Was macht Ihr alle? Ich grüsse sie und Euch, und hoffe bald das Beste von Hause zu hören. — — Dr. Tilling hat sich wieder als ein wahrer Freund um mich verdient gemacht. Lebt wohl, Gott gebe es Euch und mir. Leipzig, den 4. Jun. 1754. Geliert.
169. An Johanna
Wilhelmine Biehle.
Leipzig, den 24. Juni 1754.
Der Zufall der guten Mama hat mich erschreckt; aber Gott sey Dank, daß er keine schlimmem Folgen gehabt hat. Er wird ihr helfen bis an das Ende ihrer Tage. Vielleicht sehe ich sie künftige Feyertage. Denn daß ich verreise, ist in meinen Gedanken, wenn Gott will, fest beschlossen; aber ich weis nicht wohin. Es kann kommen, daß ich die ganze Zeit von Ostern bis Pfingsten zu einer
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Reise für meine Gesundheit und Ruhe anwende. Ich habe Ursache, Gott herzlich zu danken wegen meiner jetzigen Gesundheitsumstände. Sie sind nicht mehr so ängstlich, als da ich bey Euch war. Lebt alle wohl, Gott gebe es! Leipzig, den 24. Jun. 1754. Geliert.
170. An Johanna
Wilhelmine
Biehle.
Leipzig, den 1. Juli 1754.
Ich habe jetzt des Tages fünf Collegia, so viel habe ich ihrer nie gehabt. Vielleicht denke ich weniger an mich, wenn ich mit Arbeit überhäuft bin. Meine Gesundheit ist noch sehr wandelbar; aber, Gott sey Dank! in voriger Woche habe ich etliche glückselige Tage gehabt. Das Lied, das der Bruder in Freyberg ehedem von mir erhielt, will ich Euch schicken, wenn ichs finde. — — Ich grüsse die liebe Mama, und wünsche ihr Leben und Gesundheit. Künftigen Donnerstag ist mein Geburtstag. Wünscht mir, daß dieser Tag ein Tag der Freude und der Ruhe für mich seyn möge. Leipzig, den 1. Jul. 1754. Geliert.
171. An Carl Wilhelm Christian von Craussen.
Leipzig, den 17. Juli
1754.
Hochgebohrner Freyherr, Mit Ihrem Urtheile über meine neuen Gedichte bin ich vollkommen zufrieden, und ich sehe Ihren Beyfall als eine meiner größten Belohnungen an; denn was kann man sich mehr wünschen, als dem rechtschaffenen Manne und dem Kenner zugleich, zu gefallen. Die Erzählungen halte ich selbst nicht für so munter, als die ersten; und ich weiß es gewiß, daß ich in meinem Leben keine mehr machen werde. Diese Periode ist vorbey; und das muß dem Poeten genug seyn. Von Ihren Gedichten sind nicht mehr als Fünfhundert Exemplare gedruckt worden, wie mir Breitkopf gesaget hat. Ich weiß nicht, warum er eine größere Anzahl verläugnen sollte; wenigstens schien es nicht so, als ob er zurückhielte. — In meiner Schuld, theuerster Freyherr, sind Sie nicht. Ich aber bin sehr gewiß in der Ihrigen, und werde es, wie ich sehe, zeitlebens seyn, wenn Sie nicht dies Geständniß für die Vergeltung selbst ansehen. Gott lasse es Ihnen doch so wohl gehen, als ichs Ihnen und mit mir so viele Rechtschaffne, wünschen. Ich kann nicht aufhören diesen Wunsch zu wiederholen, und mit der ersinnlichsten Hochachtung zu verharren Ewr. Hochgebohren Leipzig, den 17. Jul. 1754. gehorsamster Diener Geliert.
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18. Juli 1 7 5 4
172. An Hans Moritz von Brühl. Leipzig d. 18. Juli 1754. Ihr kleines moralisches Gedicht ist in der That schön. Ich will es gar nicht von allen Fehlern frey sprechen; dadurch würde ich meine Aufrichtigkeit und Ihren rühmlichen Charakter beleidigen. Es ist allemal die Eigenschaft eines großen Genies, den Tadel zu fordern, um den Ruhm desto mehr zu verdienen. Und wer hat wohl bey seinem ersten Versuche in der Poesie gleich ein Meisterstück geliefert? Indessen wiederhole ichs, daß Ihr Gedicht, bey seinen kleinen Fehlern, große Schönheiten hat. Ja ich kann Ihnen zuversichtlich sagen, daß in dem ganzen Canitz kein so starkes Gedicht steht. Sind Sie mit dieser Ehre zufrieden? Kurz, Ihr Gedicht verdienet kritisiret zu werden. Das ist in der Sprache der Kunstrichter sehr viel gesagt. Und diese Kritik werden Sie wohl von mir, und zwar mit diesem Briefe erwarten? Nein, liebster Graf, das ist mir itzt unmöglich. Ich müßte wenigstens zween Bogen Anmerkungen aufsetzen, wenn ich mich deutlich ausdrücken wollte; und wie könnte ich das, da ich täglich fünf Stunden und eine Correktur habe, die mich auch pro Stunden und wohl hundert kummervolle Ach! O ! und So! kostet. Ich will lieber bald auf Ihre Kosten nach Dresden kommen, und Ihnen meine Kritik mündlich sagen. Indessen bitte ich Sie, theuerster Graf, lassen Sie sich von den Zaubereyen der Poesie nicht zu sehr hinreißen. Ich kenne die Gewalt dieser Sirene. Sie sind, so glücklich Ihr Genie auf der poetischen Seite ist, doch ganz gewiß zu größern Dingen bestimmt. Von diesen darf Sie die Poesie nicht abziehen. Sie soll nur Ihren Geist beschäfftigen, wenn Sie in jenen nicht arbeiten können oder sollen. Vergessen Sie nie, daß A d d i s o n einer der größten Staatsmänner in England war; so wie er einer der größten Dichter gewesen ist. Ihre Moral in Ihrem Gedichte ist vortrefflich und ich umarme Sie mit belohnenden Küssen. O liebster und vortrefflicher Graf, lassen Sie nicht zu, daß das Geräusch des Hofes Ihnen diese Stimme der Wahrheit und Tugend unvernehmlicher macht. Ich weis wieviel dazu gehöret, unter tausend Versuchungen der List und des Ehrgeizes rühmlich zu widerstehen; allein ich weis auch, welch edles Herz ich ermuntere. Bedenken Sie den Sieg, glückseliger Moritz: In seinen lebhaftesten Jahren, in dem Angesichte des Hofes über alle den falschen Reiz der Wollust und der falschen Ehre durch Weisheit und durch den Zuruf eines empfindlichen Gewissens triumphiren! O wie werden Sie mich noch lieben, wenn ich lange von der Welt bin! Wie werden Sie, zufrieden mit sich und der Welt, in der Stunde der Betrachtung oder an der Seite einer liebenswürdigen Byron Ihren Freund segnen, der Ihnen nichts schöneres zu sagen wußte, als Ihre Pflicht. Ja, ich weis es, mein Wort gilt bey Niemanden soviel als bey Ihnen, denn eigentlich ist es Ihr eignes Wort. Daß Sie noch nicht im Collegio arbeiten dürfen, o das ist schön! Indessen können Sie sich üben, ein großer Minister zu werden und doch auch die schönen Wissenschaften lieben und schätzen. Sie werden sich den Beyfall zu verdienen suchen und doch in den Beyfall des Hofes ein gerechtes Mißtrauen setzen. Es giebt elende Geschöpfe, die unsere Schmeichler werden, um uns unglücklich
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zu machen, wie sie sind; es giebt elende Geschöpfe, die es nicht leiden können, daß wir durch Verdienste so weit über sie erhaben sind, und die uns durch tausend Künste bis zu sich, bis zu der Ausschweifung herunter zu stürzen suchen. Aber was sage ich Ihnen? Vergeben Sie der Liebe, die mich mit diesen Sittensprüchen begeistert; ohne die Liebe zu Ihnen würden es lauter Beleidigungen seyn; aber so sind es die Ausflüsse eines Herzens, das Sie hochachtet, das Sie verehret, das Sie ewig lieben und bewundern will. Ja, das sind es. Leben Sie wohl und lieben Sie Ihren Geliert.
173.
Von Hans Moritz von Brühl. Dresden, den 27. Jul. 1754.
Liebster Freund, Bin ich nicht sehr verwegen? Ich wage es, Ihnen zu antworten, statt daß mich die Vortrefflichkeit Ihres Briefs davon hätte zurückhalten sollen. Allein wie sollte ich nicht von Ihrer Freundschaft alles erwarten, von der Sie mich so schön versichern? Ja, liebster Freund, diese macht mich verwegen, und ich müßte Sie weniger lieben, und wie ist das möglich? wenn sie nicht diese Wirkung auf mich thun sollte. Eben diese ist es, der ich schon so viel zu verdanken habe; und ich werde nur so lange glücklich seyn, so lange ich sie zu erhalten wissen werde. Aber wie kann ich Ihnen nur den geringsten Theil davon erwiedern? Mit dem dankbarsten Herzen bleibe ich noch stets unerkenntlich, und o wie süße ist es nicht, so übertroffen zu werden! Glauben Sie indessen nicht, liebster Freund, daß mein Herz nur im geringsten von seiner Dankbegierde dabey verlieret. Nie schlug es dankbarer für Sie in meiner Brust, und niemals auch war es zufriedner, als es itzt ist. Ich danke Ihnen unendlich für die Gütigkeit, mit der Sie mein Gedicht beurtheilen. Ihr Beyfall ist sowohl die Wirkung Ihrer Nachsicht als Ihrer Scharfsichtigkeit, und er würde mir weit minder angenehm seyn, wenn Sie in Beurtheilung desselben nur die erstere gebraucht hätten. Verzeihen Sie mir den Verlust der Zeit, die es Sie gekostet. Ich erwarte Sie nebst Ihren Anmerkungen. Das erste, was Sie zu thun haben, ist, daß Sie Ihre Reise nach Dresden antreten. Alles wartet auf Sie, und der ganze Hof ist ungeduldig auf Ihre Ankunft. Fünf Collegia und Eine Correktur können, deucht mich, schon warten. Leben Sie wohl und vergessen Sie niemals, daß ich es mein größtes Vergnügen seyn lasse, Sie zu lieben und zu verehren. O ! wie glücklich macht mich schon itzt Ihre Freundschaft, und wie viel glücklicher wird sie mich nicht einst machen, wenn ich sie mehr werde verdient haben! Ihr Brühl.
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Nr. 174
21. August 1754
174. An Hans Moritz von Brühl.
Leipzig, den 21. August
1754.
Mein lieber Graf Moritz, Sie haben Recht; weil ich weis, daß Sie leicht vergeben: so werde ich immer dreister, Ihre Vergebung zu hoffen u. zu glauben, daß Sie mich selbst entschuldigen, wenn ich Ihre Briefe so langsam beantworte. Aber bis Michaelis müssen Sie noch Geduld mit mir haben. Itz will ich von Ihrer Ode mit Ihnen reden. Sie ist schön; sie hat aber hin u. wieder ihre matten Stellen, die meistens die Schuld des Reimes sind. Manches ist hart. Ich war Willens, diese Stellen zu ändern; aber eine Stunde vergieng nach der andern, ohne daß ichs besser machen konnte. Fangen Sie mit der 2ten Strophe an. Es wird besser seyn. Vielleicht könnten Sie auch einige Strophen gar weglassen, um die Einheit des Gedichts genauer zu bestimmen. Doch dieses erfodert mündliche Criticken. Wenn die Poesie nicht so viel Übung und Zeit verlangte; wenn man nicht so viel vergebne Versuche wagen müßte; wenn man in einem Jahre ein Poet werden könnte: so würden Sie sich bald können drucken lassen. Aber ich will Sie gewiß nicht zur Dichtkunst u. Ihrem Ruhme verführen, wenn Sie Ihr eignes Herz nicht selber verführet. Nur danken will ich Ihnen für die Ehre, die Sie den Poeten machen. — Der Mißtrauische hat sehr viel schönes; doch scheint mir der Charackter übertrieben zu seyn. Ich glaube immer, der Baron würde eine bessere Tragoedie machen, wenn er nur den Plan hätte. — Grüssen Sie den Steuersekretair wieder in meinem Namen, u. sagen Sie ihm, wenn er mein Lob lesen wollte: so sollte er die A e s t h e t i c k in e i n e r N u ß lesen. Also habe ich auch meine Feinde? u. ich Narr, habe ich dieß nicht eher wissen können? Sehn Sie, Herr Graf, so muß der Autor Schande u. Ehre vertragen lernen, wenn er alt werden will. Ich umarme Sie u. bin zeitlebens der Ihrige Leipzig, Glrt. den 21 August, 1754.
175. Von Rochus Friedrich zu Lynar.
Schieitz, den 25. September
1754.
HochEdelgebohrner Hochgeehrter Herr Professor Mit vielem Vergnügen habe ich aus Dero geneigten Antwort-Schreiben ersehen, daß Dieselben sich entschloßen, uns mit Dero Besuch zu erfreuen. Meine Schwieger Frau Mutter versichert, daß ihr solches überaus lieb, und Ew. HEgb. jederzeit willkommen seyn werden, ohne daß Dieselben nöthig haben, desfalls eine fernere Anfrage zu thun, indem ich morgen wieder nach Köstritz abgehe, und Sie uns zu aller Zeit gewis antreffen. Ich sehe den angenehmen Stunden mit Freuden entgegen, wo ich aus Dero persönlichen Umfang eben den Nutzen und das Vergnügen hoffen kan, so ich bisdaher aus Dero unverbeßerlichen
Nr. 176
Herbst 1754
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Schrifft geschöpfet. Alles übrige verspare ich aufs mündliche, und verharre mit aufrichtigster Hochachtung Ew HochEdelgeb. Schieitz d. 25 Sept. 1754. dienstergebener Diener RFGzLynar
176. Von Johann Georg Sulzer.
Berlin, Herbst
1754.
Mein lieber Freünd. Wie können Sie, ein so gutherziger Mensch, es über sich bringen Ihre Freünde zu plagen? Wir haben den ganzen Sommer durch, Sie mit dem größten Verlangen bey uns erwartet, weil Sie uns einige Hoffnung dazu gemacht haben. Einige Ihrer hiesigen Freünde, die auch davon müßen gehört haben, foderten Sie mit ungestühm von mir, in dem Wahn, als ob ich Sie bey mir verschloßen hielte. Bey diesen Umständen war mir recht ängstlich, in dem ich von einem Tage zum andern glaubte, Sie würden endlich erscheinen. Nun ist die Jahrs Zeit verstriechen, und mit ihr meine Hoffnung Sie bald zusehen. Sie müßen gewiß sich nicht vorstellen, daß Sie mir und meiner lieben Wilhelmine, mit Ihrer Gegenwart eine so große Freüde machen würden, wie wir dieses fühlen, sonst hätten Sie uns dieselbe gewiß gemacht. Denn diese hätten wir verdient, da wir einen großen Theil dieses Jahrs in Trauren über den Verlust unsers ältern, recht sehr liebenswürdigen Kindes zugebracht haben. Wir haben das beste Geschenk des Himmels über welches wir kein Höheres erdenken können verlohren, und nichts hätte uns in den betrübten Empfindungen über diesen Verlust, beßer aufrichten können, als Ihre Gegenwart. Wir haben an dem Schaubischen Haus einen Zuwachs an Freünden erhalten, der Ihnen abgegangen ist. Wenn wir beysamen sind, so sind Sie immer gegenwärtig unter uns. Die Madem. Schaub hat mir aufgetragen Ihnen in ihrem Nahmen allerhand angenehme und verbindliche Sachen zuschreiben. Allein aus Furcht daß ich Ihnen zu viel oder zu wenig schreiben möchte, will ich Sie lieber alle diese Sachen errathen laßen. Meine Frau empfiehlt sich Ihnen bestens, und danket Ihnen für die Übersezung des 2 Theils von G r a n d i s o n , der ihr iezo die Stunden angenehm und kurz macht. Ich bin mit zärtlicher Hochachtung Ihr ergebenster Sulzer. 177. An Hans Moritz von Brühl.
Leipzig, den 18. Oktober
1754.
Verdiene ich nicht Ihr Lob? Ich reise sechs und zwanzig Meilen, um Sie zu sehen und Ihnen zu sagen, wie hoch ich Sie schätze. Das soll mir ein andrer Hypochondrist nachthun, wenn er kann. Indessen darf ich auf das gute Werk
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Nr. 178
18. Oktober 1754
meiner Reise eben nicht stolz seyn; denn so beschwerlich sie auch gewesen ist, so bin ich doch reichlich dafür belohnet. Ich habe meinen Grafen M o r i t z wieder gesehen, und ihn so liebenswürdig gefunden, als ich wünschte. Dieses Vergnügen hat die Natur der Tugend, die uns nicht nur bey der Anstalt und bey der Ausübung, sondern am meisten durch eine stille Erinnerung belohnet. Ja, theuerster Graf, so lange Sie fortfahren, die große Hoffnung zu erfüllen, die ich mir von Ihrem Verstände und dem, ihm gleichen Herzen mache: so werde ich bey aller meiner Unruhe immer noch eine Nahrung zur Zufriedenheit haben, und nicht glauben, daß ich ganz vergebens gelebet. Mein letzter Wunsch, wenn ich sterbe, soll noch Ihre Wohlfarth seyn; und meinen Freunden will ich als ein Vermächtniß die Pflicht hinterlassen, Ihr rühmliches Leben der Nachwelt zu erzählen. „Und alles mit einem Worte zu sagen, wird Ihr künftiger Biograph Ihren Lobspruch beschließen: Er f ü r c h t e t e G o t t , d a r u m w a r er so g r o ß ! " So wenig Sie diese Stelle aus Ihrer künftigen Lobrede in diesem Briefe vermuthet haben werden: so habe ich Sie doch damit lieber als mit einer ermüdenden Erzählung meiner Reise unterhalten wollen. Genug, ich bin wieder in Leipzig, und ein Posamentirer aus Dresden ist mein getreuer Gefährte gewesen. Er hat mir den Tod seiner Kinder mit tausend Thränen, die Liebe zu seiner krank zurückgelaßnen Frau recht poetisch schön, und seine Unfälle, seine Armuth, sein Vertrauen auf die Vorsehung während seines zwölfjährigen Aufenthalts in der Fremde, das harte Herz seiner geizigen Schwiegermutter, recht erbaulich beschrieben. So bin ich von einer Postsäule zur andern gekommen, weniger langsam, als ohne diesen guten Mann geschehen seyn würde. Leben Sie wohl. Leipzig, den 18. October 1754. Geliert.
178. An Johann Georg Sulzer.
Leipzig, den 18. Oktober
1754.
Mein lieber Herr Sulzer, Die Vorwürfe, die Sie mir machen, thun mir sehr weh und doch muß ich sagen, daß sie noch sehr gelinde sind. Ein Mensch, der dem Vergnügen, das ihm aus der Hand seiner liebsten Freunde angeboten wird, ängstlich u. bedenklich ausweicht, verdienet wenig Mitleiden. Doch welche Sache ist so schlimm, die sich nicht vertheidigen Hesse? Meine Reise in das Carlsbad entschuldiget wenigstens einiger Maßen meine unterlaßne Reise nach Berlin; und der Gedanke, ich würde Sulzern u. seine Wilhelmine traurig antreffen u. durch meine Thränen die ihrigen vermehren, hielt mich um die Zeit zurück, da ich die Reise zu Ihnen hätte wagen können. Nichts desto weniger bin ich strafbar u. erwarte die Vergebung bloß von Ihrer Güte und nicht von meinen Entschuldigungen. Ich habe auch das Herz nicht, Ihnen vom neuen mein Wort zu geben; aber
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6. November 1754
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heimlich bin ich entschlossen, alles zu thun, um meine Fehler wieder gut zu machen. Da sehe ich schon, wie Sie mir versöhnlich entgegen eilen, mich fest in Ihre Arme schliessen, mich fragen, ob ichs bin, nach Ihrer Wilhelmine rufen und mich freudig zu ihr fort reissen. Da werden es endlich Ihre Freunde glauben, daß ich noch ein gutes Kind bin, mein Wort mit der Zeit halte, und das Glück, geliebt zu werden, für kein Glück in der Welt vertausche. Bis dahin schützen Sie die gute Meynung, die Ihre Freunde u. Freundinnen von mir haben. Nehmen Sie die Beredsamkeit Ihrer lieben Frau u. der Madm. Schaub zu Hülfe, wenn man über mein hypochondrisches Herz klaget; u. so können Sie alles ausrichten. Aber Ihr erlittner Verlust — Gott wird ihn ersetzen. Ich wünsche es von Herzen; und welches Glück ist wohl in der Welt, das ich Ihnen nicht gönne u. wünsche? Leben Sie wohl u. küssen Sie Ihre Wilhelmine von mir. Ich bin beständig Leipzig, Ihr ergebenster Geliert, den 18 October, 1754. P.S. Ich erfreue mich ausserordentlich, daß die Madm. Schaub die Zahl Ihrer Freunde vermehret, und daß Sie das erhalten haben, was ich an ihrem u. ihres so lieben Vaters Umgange verloren habe.
179.
An Ernst Samuel Jacob Borchward.
Leipzig, den 6. November
1754.
Theuerster Freund, J a wohl, Sir Carl, das ist ein Mann, der möchte ich lieber seyn, als König der Helden. O wenn ich nur sein Herz ganz hätte, so wäre ich der glücklichste Sterbliche. Und der Vater, der Schöpfer dieses Sir Carls, den beneide ich indem ich ihn verehre, bewundre u. liebe. Warum ward ich nicht auch in England gebohren? Ob ich ihn lieber habe, als den Fielding? Tausendmal lieber, ob ich gleich diesem in seiner Art seine Verdienste gern zugestehe. Wie mirs geht? Erträglich; besser als vor zwey Jahren um diese Zeit; nicht so gut, als ich wünschte; weit besser, als ich verdiene. Bis hieher hat mir der Herr geholfen, u. ich bete ihn in diesem Augenblicke für alle seine Barmherzigkeit an, u. ermuntre Sie, indem Sie dieses lesen, ihm mit mir zu danken. Ich habe heute mehr Muth, als sonsten; und durch wen habe ich ihn? Er begehret mein, so will ich ihm aushelfen. - Ich bin bey ihm in der Noth - Göttliche Worte! Und o was ist die Freude der Seelen für ein Gut! Wäre ich doch itzt bey Ihnen, daß ich durch Ihr Beyspiel gestärkt u. belebt, alle das Glück des Lebens u. der Freundschaft u. der Ruhe ganz in mein Herz sammeln könnte! Oder wäre ich doch ein Gefährte Ihres Vergnügens auf dem Lande bey Ihrem lieben Halbbruder gewesen! Ich gönne Ihnen den glücklichen Monat, den Sie in Sauen zugebracht; aber Sie melden mir nicht, ob Sie ihn in der Gesellschaft Ihrer lieben Frau genossen; doch das ist keine Frage; sonst würde er Ihnen
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Nr. 180
23. November 1754
nicht so schön gewesen seyn. Sie ist mir doch noch gewogen? Antworten Sie immer: das ist a u c h k e i n e F r a g e ! Dem Herrn Formey bin ich sehr viel Dank für seine schöne Ubersetzung schuldig. Einer meiner Zuhörer übersetzet, oder hat den 3tten Theil s. Christi. Philosophen übersetzet; ich wollte wünschen, daß die ersten beiden Theile auch ihm vorbehalten gewesen wären. — Der Hr. v. Riverie ist noch nicht hier, u. seine Fabeln sehe ich auch nicht. — Die Einlage ist bestellt; u. ich weis Ihnen nichts weiter zu sagen, als was ich Ihnen schon tausendmal gesagt habe, daß ich ewig der Ihrige bin Leipzig, den 6 November, Geliert. 1754.
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An Christian Heinrich
Valerius Zeis.
Leipzig, den 23. November
1754.
Hochedler, Hochzuehrender Herr, Ihr Herr Vater hat mir geschrieben, daß Sie Willens wären, als Hofmeister nach Curland zu gehn, und hat mich gebeten, Sie von diesem Entschlüsse zurück zu halten. In der That scheint mir der Schritt, wenn Sie nach Dresden gehn und da bey einem großen Herrn oder in einem Collegio eine Sekretairstelle suchen, sichrer zu seyn und Sie näher zu Ihrem Glücke zu führen. Ich weis auch nicht anders, als daß ich Ihnen eben dieses bey Ihrem letzten Hierseyn gesagt; um desto weniger muß Ihnen mein Rath verdächtig vorkommen. Ist also die Stelle nicht sehr vortheilhaft: so wünschte ich, daß Sie sie ausschlügen, und lieber den Weg wählten, den Ihnen Ihr Herr Vater vorschlägt. Der glücklichste Hofmeister ist nach zehn oder zwölf Jahren oft der unglücklichste Mann. In Curland, werden Sie da Ihr Glück machen? Und auf was für Weise? Können Sie auch den Character u. die Verfassung dieser Nation? Und endlich, wenn Sie nach einigen Jahren mit etlichen hundert Thalern zurück kommen, was wollen Sie alsdann anfangen? Doch Ihre Einsicht wird Ihnen alles das sagen, was ich Ihnen sagen könnte. Uberlegen Sie also Ihren Entschluß wohl, ehe Sie ihn ausführen. Ihr Herr Vater wünschet, Sie möchten noch einige Zeit in Leipzig seyn können. Ich wünsche es auch weit lieber, als daß Sie nach Curland gehn sollten; allein ich versichre Sie bey meinem Leben, daß ich zur Zeit keine Condition hier weis, die sich für Sie schickte; ja ich weis nicht einmal eine schlechte. Seyn Sie indessen ebenso getrost, als vorsichtig! Wer für die Verdienste sorgt, hat einen sichren Anspruch auf sein Glück; und tausend wackere Leute sind in Ihren Umständen gewesen und haben mit Gelassenheit auch die beschwerlichsten Wege zu Ihrem Glücke zurück geleget. Was Sie sich itzt gefallen lassen, das wird Ihnen nach zehn Jahren vielleicht unerträglich vorkommen. Ich weis, daß Sie mich lieben, und ich hoffe, daß Sie meinen Rath als die Bitte eines aufrichtigen
Nr. 181
4. Dezember 1754
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Freundes ansehn werden. Ich verharre mit aller Hochachtung Ew: Hochedlen Leipzig, den 23 November 1754. ergebenster Diener C. F. Geliert.
181.
An Christian
Heinrich
Zeis.
Leipzig,
den 4. Dezember
1754.
Hochehrwürdiger, Hochzuehrender Herr Pastor, Ich habe nach Ihrem Verlangen an den Herrn Sohn geschrieben, und ich hoffe, nicht so wohl von meinen Gründen als von seiner Liebe gegen mich, daß er seinen Vorsatz ändern wird. Liebe u. ein gutes Vorurtheil überreden besser, als Beredsamkeit. Doch wenn ich auch geschwiegen hätte: so traue ich ihm doch zu, daß er von sich selbst seinen Plan dem väterlichen Ansehn nachgesetzet haben würde. Und Ew: HochEhrw. haben nur gar zu Recht, daß die beste Hofmeisterstelle nichts als ein Schimmer von Glücke ist, der uns oft blendet, unsere feste Versorgung zu verkennen. Es sind nöthige u. wichtige Bedienungen; allein wer zu andern Diensten noch geschickter ist, warum sollte der sich von denselben, und noch dazu wider den Rath seines Vaters, entfernen? Der Herr Sohn kennt Curland u. die Welt noch nicht genug; und deswegen müssen Sie ihm eine jugendliche Hitze vergeben. Wenn er nach Dresden geht u. als Sekretair in ein Collegium zu kommen sucht: so ist er wahrscheinlicher Weise der Versorgung am nächsten. Es kann kommen, daß er seine Absichten nicht so gleich erreicht; aber hundert wackere Leute haben eben die Bahn betreten, eben die Hindernisse im Anfange gefunden, und endlich doch durch Geschicklichkeit und Geduld gesiegt. Wer die Verdienste hat und sucht, der kann alles hoffen; und wie oft bietet uns die Vorsehung nicht Gelegenheit an, an die wir niemals gedacht haben? Mir sollte es eine Beruhigung seyn, wenn ich hier in Leipzig zum Besten des Herrn Sohnes etwas beytragen könnte; allein ich habe wenig Kräfte dazu; so aufrichtig auch mein Wille ist. Die Zahl der Studirenden, die sich an mich wenden, meinen Rath u. Vorspruch zu geniessen, ist für meine Umstände immer zu groß, wenn sie auch in Ansehung Anderer sehr klein wäre. Man ermüdet mich durch Vertraun, und ich kränke mich, daß ich das Vertrauen nicht erfüllen kann. Indessen will ichs als eine Pflicht ansehn, dem Herrn Sohne zu dienen, wo ich ihm mit Recht u. mit Glücke dienen kann. Endlich danke ich Ew: HochEhrw. für das Vertraun u. die besondre Achtung, deren Sie mich würdigen, empfehle mich Ihrem priesterlichen Gebete und verharre mit der vollkommensten Hochachtung u. Ergebenheit Ew: HochEhrwürden Leipzig, den 4 December, 1754. gehorsamster Diener C. F. Geliert.
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Nr. 182
4. Dezember 1754
182. An Ernst Samuel Jacob Borchward.
Leipzig, den 4. Dezember 1754.
Liebster Freund, Herr Reich, der Buchhalter aus der Weidmannischen Handlung, reiset nach Berlin. O wie gern reiste ich mit, um meinen lieben, theuern Burgwart brüderlich zu umarmen u. an seiner Seite die Last meiner Hypochondrie einige Tage zu verreden! Aber der Winter, mein Körper, meine Collegia; das sind ja Hindernisse genug. Indessen grüsse ich Sie durch diesen Brief mit eben der Liebe u. dem Seegen eines Freundes, der gegenwärtig ist, und sage Ihnen, daß meine Hochachtung u. Erkenntlichkeit für Sie nie höher steigen können, wenn wir auch noch einmal so lange leben sollten, als wir schon gelebt haben. Ich weis es, wie sehr Sie mich lieben. Alle Ihre Briefe sagen mirs, sagen mirs auf die durchdringenste u. edelste Art, die ich nicht nachahmen, aber desto mehr fühlen kann. Wie mancher Trost, den ich oft gehört, oft gedacht, ist mir in Ihren Briefen neu und doppelt kräftig geworden; denn Sie, Sie sagten mir ihn! Möchte ich Ihnen doch bald, nicht durch Trost, nein durch herzliche Theilnehmung an neuen Scenen der Freude Ihres Lebens alle meine Liebe u. Dankbarkeit, mein ganzes gutes Herz beweisen können! Sie wissen schon, was ich für Scenen der Lust meyne. Der Welt eine Clarissa, oder einen Grandison zu geben. Aber was rede ich? Müssen nicht auch unschuldige u. fromme Wünsche auf das Wohlgefallen der Vorsehung zurück gesetzet werden, wenn sie nicht aufhören sollen, gut zu seyn? Ich will bey dem Grandison der Erdichtung bleiben. Der vierte Theil ist fertig. Ich glaube, daß ihn Reich schon nach Berlin geschickt hat, ausserdem würde ich Ihnen mein Exemplar aufdringen, ob ichs gleich selber im Deutschen noch nicht gelesen habe. Ich bin durchaus in dieß Buch verliebt und zwinge alle junge Herren, daß Sies auswendig lernen sollen. Ebert, der Übersetzer, der glückliche Ubersetzers Joungs, hat einen grotesken, aber doch schönen Einfall bey der Durchlesung des siebenten Theils gehabt. Wenn ich, spricht er zu Professor Gärtnern in Braunschweig, den Grandison geschrieben hätte: so wüßte ich gewiß, daß ich seelig werden müßte. Gott vergebe es ihm! ich muß es ihm vergeben. O hätte doch Ebert den Grandison übersetzet; u. eben er sollte ihn nach meinem Plane übersetzen; aber er konnte u. wollte nicht. Die Ubersetzung des Herrn von Riveri ist angekommen. Er hat eine gewisse Anzahl aus meinen u. aus des Engländers Gay seinen Fabeln, den London in das Begräbniß der Könige geleget hat, übersetzet. (Ich kann sterben, wenn ich will, man trägt mich gewiß nicht in das Churfürstliche Begräbniß nach Freyberg) Kurz, der Herr von Riveri hat mir viel Ehre, zumal in der Vorrede, die ziemlich französisch ist, erwiesen; u. da ich das Original bin: so darf ich nicht Richter seyn. Wenn ich wüßte, daß ich keine Eitelkeit begienge: so liesse ich Ihnen ein Exemplar von Arckstee holen. So lange habe ich geredt, ohne an das Klagen zu denken? Und könnte ich nicht klagen? Leben Sie wohl! liebster Burgwart. Grüssen Sie Ihre Frau, meine Freundinn; grüßen Sie Ihren Bergius. Ich bin ewig Ihr Freund u. Diener Geliert. Leipzig, den 4. December, 1 7 5 4 .
Nr. 183
183. An Emanuel Falkner.
5 . Dezember 1 7 5 4
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Leipzig, den 5. Dezember
1754.
Hochedler, Hochzuehrender Herr, Bald werde ich nicht mehr wissen, was ich auf alle die Liebe und Achtung antworten soll, von der alle Ihre Briefe voll gegen mich sind. Das weiß ich gewiß, daß ich sie wünsche und zu verdienen suche, und das ich sie mehr verdienen würde, wenn ich näher um Sie wäre; wenigstens würde ich mich um die Kinder eines so rechtschaffnen Vaters verdienet zu machen suchen. Für Diese soll ich Ihnen einige lehrreiche u. zugleich angenehme Bücher im Deutschen vorschlagen. Eine schwere Foderung! Der stolze Autor, der immer für seinen Ruhm besorget ist, denket am wenigstens an die junge u. zarte Welt; und in der That gehöret auch keine geringe Geschicklichkeit dazu, sich in seinen Schriften bis zu dem Verstände der Kinder herunter zu lassen, und zu gleicher Zeit deutlich u. angenehm zu seyn. Man kann aus dieser Ursache mit Recht sagen, daß ein guter Catechismus nur ein Werk eines großen Genies ist, und daß Niemand für das zarte Alter zum Unterrichte u. zur Belustigung schreiben sollte, als ein großer Geist. Gleichwohl schreiben diese nicht für dieß Geschlecht; warum wundere ich mich also, daß ich keine Bücher von der Art weis, wie Sie solche wünschen? Vielleicht könnten D i e B r i e f e e i n e s a l t e n M a n n e s an e i n e n j u n g e n P r i n z e n pp ein Buch für Ihre lieben Kinder seyn. Sie sind mit vielem Geiste geschrieben, und man muß die Lebhaftigkeit eines Greises, eines Tessin, eben so wohl, als seinen Verstand u. sein Herz, bewundern. Die Moral, die oft nur auf die Person eines Prinzen eingeschränket ist, läßt sich leicht allgemein machen, und jedes Kind hat doch wenigstens die Hoffnung u. die Pflicht vor sich, ein Prinz oder eine Fürstinn seines Hauses u. seiner künftigen Untergebnen zu werden. Die Mährchen u. grotesken Erfindungen dieses Buchs sind eine Logick für Kinder. M a n hat es unlängst aus dem Schwedischen übersetzet. Wie gern schickte ichs Ihnen, wenn ich wüßte, daß Sie es noch nicht hätten! Vielleicht könnte auch M a g . Millers A u s b i l d u n g j u g e n d l i c h e r H e r z e n eine Nahrung für Ihre lieben Kinder seyn, wenigstens durch die Hülfe ihres Vaters, oder ihres Aufsehers. Man hat allerhand A c e r r e n oder Sammlungen von merkwürdigen Geschichten, zum Dienste der Jugend; allein ich weis nicht, ob sie für Jugend von sechs bis zwölf Jahren faßlich genug geschrieben sind. Finden Sie diese Bücher nicht bey Herr Turneisen: so soll sie Ihnen Herr Reich so bald schicken, als Sie es verlangen. Er ist zwar auf einige Wochen nach Berlin gereiset; allein ich kann seine Stelle leicht vertreten. Hat er Ihnen den dritten u. vierten Theil des Grandison noch nicht geschicket? Das sollte mich kränken, wenn Sie dieses vortreffliche Buch später, als andre, die es wenig zu schätzen wissen, erhielten. Einer meiner Freunde, der dieses Werk im Englischen schon ganz gelesen, hat in der Hitze gesagt: Wenn ich dieses Buch geschrieben hätte: so müßte ich gewiß selig werden. Es ist der Übersetzer der Nachtgedanken des Joung. O wenn Sie doch den Grandison schon ganz hätten. Wenn doch in jeder Provinz wenigstens nur ein Grandison, eine Clarissa, eine Biron wären! Wäre das nicht schön! Sollte nicht die Lebensbeschreibung berühmter Engländer, die in Halle übersetzet wird,
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Nr. 184
6. Dezember 1754
u. davon schon zween Theile zu haben sind, auch ein Werk für Ihre Begierde zu lesen, seyn? — Meine Lehrgedichte haben Ihnen gefallen, u. auch die übrigen Stücke? Das ist mir ein sichrer Beweis, daß sie gut seyn müssen und daß mein Genie noch nicht so kraftlos ist, als ich denke. Dennoch fürchte ich, daß es meine letzten Gedichte seyn werden. Wollte Gott, ich hätte mehr zum Nutzen u. zum Vergnügen einer Welt geschrieben, für die ich alle Tage unbrauchbarer werde! Leben Sie wohl u. glücklich nebst Ihrem ganzen Hause. Ich verspreche mir Ihre Gewogenheit und Freundschaft zeitlebens u. bin mit der größten Hochachtung Ew: Hochedlen Leipzig, ganz ergebenster Diener den 5 Decbr. 1754 C. F. Geliert.
184. An Johann Andreas Cramer.
Leipzig, den 6. Dezember
1754.
Theuerster Cramer, So wie ich vielleicht der erste Leser Deiner Predigten gewesen bin: so will ich auch, nicht der erste Richter, das kann ich nicht, nein, der erste und aufrichtigste Lobredner seyn. Ich bewundre Dich. W o ich Dich sehe, in welcher Scene der Wissenschaft und der Beredsamkeit es auch sey, da sehe ich meinen ganzen Cramer, Dich ganz mit einem Großen Genie, mit einem hindurchdringenden Verstände, mit einer Fruchtbaren und freywillig gehorchenden Einbildungskraft, mit einem seligen Gedächtnisse. Vergieb mir meinen Lobspruch, er qvillt aus dem Innersten meines Herzens. Vergieb mir ihn und glaube ihn; Du mußt ihn glauben; Du bist es werth, ihn nach dem Buchstaben glauben zu dürfen. Habe Dank, guter trefflicher Cramer, für Deine Reden. Sie haben mich schon eben so sehr erbauet, als vergnügt, und meine Zuhörer in der Beredsamkeit hören schon Stellen aus ihnen, ehe sie noch fertig sind; denn ich habe nicht mehr als zehn oder eilf Bogen, da ich dieses schreibe, gelesen, und diese Bogen habe ich mir von Breitkopfen selber geholet, selber erbettelt, selber geheftet, und itzt schicke ich Herr Becken demüthig an ihn, mir die übrigen, die aus der Presse seyn werden, zukommen zu laßen. O herrlicher Cramer, wie klein werde ich mir, wenn ich Dich lese, und wie groß auf der andern Seite, wenn ich Dich als meinen Freund und Bruder denke. Gott lasse es Dir und Deiner Charlotte und Deinen Kindern vorzüglich unaufhörlich wohlgehn! Und Dein König müsse noch täglich Dich mit neuer Gnade belohnen. Er ist es unter allen Prinzen, der es am würdigsten thun kann, obgleich nicht der einzige, der es thun würde. Meinem Graf Moritz will ich Deine Reden, so bald ich sie halb habe, schicken. O wie wird er mich lieben, wie werde ich ihn mir zu Danksagungen gegen mich, zu süssen Empfindungen gegen die Religion und gegen Ihren Prediger verbinden! Deine Psalmen, nebst vier Abhandlungen, habe ich schon bey Breitkopfen liegen sehn, und ängstlich fragte ich ihn, wenn er sie drucken wollte. So bald die
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Predigten fertig sind, sagte er; nun weis ichs. — So weit habe ich in einer wahren Hitze geschrieben. Ich will aufhören, damit ich Dich nicht vom neuen lobe. Lebe wohl, liebster Freund, küsse Deine Charlotte und Kinder von mir; lebe wohl, theurer Cramer, liebe mich unaufhörlich, bete für mich täglich, ich bin ewig Dein Freund Leipzig, C. F. Geliert, den 6 December 1754.
185. An Hans Moritz von Brühl.
Leipzig, den 12. Dezember
1754.
Ihr letzter Brief verdienet zwo Antworten, und mehr als zwo; so schön ist er. Alles lebt darinnen von einer ungekünstelten Anmuth und gefällt wie die natürliche Farbe eines Gesichts, die aus einem heitern Geiste und aus einem gesunden Blute hervor blüht. Nun werden Sie bald ein kleiner Cicero werden, und da werden denn unserer Nachkommen Nachkommen die Briefe des Grafen M o r i t z von Brühl an seinen Atticus fleißig in den Schulen lesen und sorgfältig darüber commentiren. „ D o c t o r B a r t l e t , wird es heißen, mit dem er ihn in dem und dem Briefe vergleicht, ist nicht in dem Gelehrten-Lexico zu finden; wir muthmaßen aber, daß es ein tiefsinniger Gelehrter und großer Publicist gewesen seyn muß, und zwar aus vielen Ursachen." — Ich wollte diese Ursachen eben ausfindig machen, und eben itzt bekomme ich einen Correkturbogen von der schwedischen Gräfinn, der mir die Lust dazu benimmt. Mein Brief soll sich auch gleich schließen. Wie hat Ihnen Herr R i v e r i gefallen? Der Verfasser der Briefe über die Engländer ist doch wohl Herr le B l a n c ? Haben Sie den G r a n d i s o n ganz? Bald will ich Ihnen C r a m e r s Predigten und den ersten Theil seiner Psalmen schicken. O wie werden Sie mir für diese Bücher danken! Bald wäre ich mit nach Dresden gekommen. Ich empfehle Ihnen den Herrn Cammerjunker von Vf...], desgleichen die Lotterie meiner Vaterstadt aufs beste. Leben Sie wohl, liebster bester Graf. Leipzig, den 12. Dec. 1754. Geliert.
186. Von Hans Moritz von Brühl. Dresden, den 14. Dec. 1754. Liebster Geliert, Sehen Sie, wie lieb mich meine Freunde haben! Selbst in ihrer Gegenwart verlangen sie, daß ich an Sie schreiben soll, und wie sollte ich der Freundschaft
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Nr. 187
20. Dezember 1754
mein eigen Vergnügen abschlagen? Wenn Sie uns nur zusammen sähen! Der Herr von V[...] und Bf...] lesen beide mit einer Stille, die ich bewundere, und daß zwar bloß aus Furcht, mich zu Stohren. Sie mögen mir es nun bald abgemerkt haben, wie sehr ich sie liebe; und sie gewinnen selbst durch die Achtung gegen unsere Freundschaft in meinem Herzen. Aber wie soll ich Sie für alles Vergnügen belohnen, das mir Ihre Briefe gemacht haben? In was für einem angenehmen Gesichtspunkte zeigt mich Ihnen Ihre Einbildungskraft! Lassen Sie sich ja nicht von dieser Betrügerinn hintergehn. Indessen, wenn ich gleich nicht bey unsern Enkeln die Stelle des C i c e r o vertrete, so werde ich doch vielleicht die Stelle des A t t i c u s bey ihnen verdienen. Ward nicht A t t i c u s dadurch berühmt, das C i c e r o an ihn schrieb, und könnte ich es nicht eben sowohl werden, da Sie an mich schreiben? Doch das wollen wir der Nachwelt überlassen. Itzt muß ich Ihnen für Ihren Beyfall danken, und Ihnen sagen, daß ich niemals zufriedner bin, als wenn ich ihn verdienen kann. Wie mir der Herr von R i v e r i gefallen hat? Ziemlich wohl. Aber Sie gefallen mir doch unendlich besser. Ich bin immer noch der Meynung, daß man keinen Poeten, dessen Vorzüge in dem Ungekünstelten und Leichten, kurz in dem Naiven bestehen, nur mittelmäßig gut übersetzen kann. Oft ist es die Art, womit ein Gedanke gezeigt ist, oft eine Redensart, oft nur ein Wort, welches uns gefällt, und sobald man Eines davon wegnimmt, so hört der ganze Gedanke auf uns zu gefallen. Wieviel hat Ihre Erzählung der Fliege und der Spinne nicht verloren! Der Herr le B l a n c ist eben auch der Verfasser der Briefe über die Engländer. Ich erwarte die Werke von C r a m e r n mit der größten Ungeduld. Wie schön werden sie nicht seyn! Gewiß, ich werde Ihnen den größten Dank dafür wissen, und ich freue mich nicht wenig, daß Sie meine Gedanken im voraus errathen. Ich bin ewig Ihr Brühl.
187. An Johann Andreas Cramer.
Leipzig, den 20. Dezember
1754.
Lieber Cramer, Ich habe schon sechs Bogen von Deinen Psalmen in der Revision gehabt, und ich bin ausserordentlich damit zufrieden. Breitkopf hat mir dieses Geschäfte freywillig aufgetragen. Ich sehe oft in Deinem Manuscripte eine doppelte Ortographie, und ich suche alles einförmig zu erhalten, bis auf die vitia, quae parum cavet humana natura. Deine Interpunktion lasse ich meistens auch stehn; ob ich gleich nicht leugnen kann, daß mir die Zeichen der Evclamation zu oft vorkommen. Vielleicht hast Du nach den Hebraeischen Accenten Grund dazu. Wegen der Einschränkung der Strophen, weil Du sie befohlen hast, habe ich nichts ändern wollen; und dennoch sehe ich, daß sie nicht in allen Psalmen beobachtet ist. In gewissen Versarten habe ich nichts wider diese Einschränkung, das ist wahr; ob sie gleich dem Auge nicht allemal die Mühe erleichtert.
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Einmal p. 76 hast Du auf sehen oder gehen, e r h e b e n gereimet. Ich habe es im Drucke durch e r h ö h e n noch geändert, p. 66. Und deine Gnaden ewige Zeiten Sich segnend — verbreiten. Diese Stelle hätte ich gern geändert; und dennoch zitterte ich, es zu thun. Das ewige Z e i t e n hat mich lange beunruhiget, ehe ich errieth, daß es so viel als ewig oder durch ewige Zeiten heissen sollte. Ich habe die ewigen Zeiten in commata eingeschlossen; allein ich sehe daß die Deutlichkeit eben so wohl dabey leiden kann. — Dr. Crusius hat Deine Predigten gelobet. Nun warte ich mit Angst auf Deine Psalmen; denn ich kündige sie allen Menschen an. Wie wird Dich die Welt loben und über einen Rousseau weit hinaus loben! Lebe wohl et omnibus laetitiis incede. Den 20 Decbr. 1754. Geliert.
188. An Johann
Friedrich von Cronegk.
Leipzig, den 21. Dezember
1754.
Liebster Baron, Sind Sie böse, daß ich so lange nicht an Sie geschrieben habe? Nein, das sind Sie nicht. Und gleichwohl, warum haben Sie mich nicht beschämet, warum haben Sie mir mein Stillschweigen nicht vorgeworfen, warum haben Sie seit einem halben Jahre nicht an mich geschrieben? Sie, dem das Schreiben ein Vergnügen, u. dessen Briefe mir Wollust sind ? Sind Sie krank? Nein. Das fürchte ich nicht. Sind Sie mit Geschäften u. Arbeiten beschweret. Das glaube ich; und dennoch kann ich keine Arbeit denken, die Sie so sehr ermüden sollte, daß Sie nicht an Ihren Geliert dächten. Ist es der Autor, der mich um Ihre Briefe bringt ? Das will ich noch am ersten ertragen. Vielleicht schicken Sie mir statt eines Briefs eine Racinische Tragoedie; und diese können Sie gewiß schreiben, gewiß, ganz gewiß, so bald Sie nur einen guten Plan haben. Ihr Leichtgläubiger übertrifft alle Ihre vorigen Comoedien. Der Charackter, als ein Gemälde, ist trefflich; nur weis ich nicht, ob er genug comische Züge hat. Er ist schön, aber nicht stets lachend schön. Vielleicht drücke ich mich dunkel aus; vielleicht habe ich Unrecht. Der rührende Theil Ihres Stücks hat große Wirkung auf mich gethan. Und die Sprache dieses Theils geht bey nahe in das Erhabne. Sie verstehn mich. Wie ist die Lection des Nachspiels, von dessen baldiger Aufführung Sie in dem letzten Briefe gedacht haben, abgelaufen? Wo ist denn der Baron Gleichen? Ich bin ihm eine Antwort schuldig. Grüssen Sie ihn tausendmal in meinem Namen, wenn Sie an ihn schreiben. Melden Sie ihm, daß ich noch keine Briefe von dem Hrn v. Riveri erhalten. Aber seine Fabeln sind da. Ich will kein Richter seyn, weil ich das Original bin. Genug der Mann hat mir viel Ehre erwiesen u. verdienet den ersinnlichsten Dank von mir. Seine Nachrichten, die er in der Vorrede giebt, sind sehr mangelhaft. Warum hat er nicht an Sie oder mich sich gewendet u. einen Aufsatz verlanget ? Wie gefällt Ihnen die treffliche Aesthetick. Nicht wahr, mein lieber Croneck, diese Begegnung habe ich
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Nr. 189
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nicht verdienet? Sie hat mich sehr gekränket und ich lerne an ihr, meinen Beleidigern zu vergeben. So werde ich mich wohl am besten rächen. Warum schicken Sie mir nichts von Ihrem Wochenblatte? Thun Sie es doch, mir zur Freude. Von Cramern werden itzt Predigten, schöne Predigten, und auch die ersten fünfzig Psalmen gedruckt. O wie klein werde ich mir, wenn ich mich gegen diesen M a n n stelle! Sein Genie gleicht an Größe dem Meere, dem er itzt nahe ist. Des Tessin Briefe haben mir vortrefflich gefallen. Zachariae hat in reimlosen Versen die vier Tagzeiten besungen; ich hoffe, mit dem Glücke seines Vorgängers. Sie werden itzt gedruckt. Ob ich gesund bin? Ja, diese Woche über habe ich dieß Glück u. das Glück der Heiterkeit mehr geschmecket, als seit zwey Jahren. Und ich habe angefangen, eine gewaltige Menge von Briefen, die ich in diesem Jahre unbeantwortet gelassen, zu beantworten, u. bin bald damit fertig; so stark habe ich mich gefühlet. Unser Graf Moritz, der Sie sehr liebt u. verehret, lebt wohl; u. der Hof hat ihm noch keinen Eintrag gethan. Er behauptet seinen trefflichen Character der Vernunft u. Tugend zur Ehre. Und nun, mein liebster Croneck, leben Sie wohl, schreiben Sie mir bald, lieben Sie mich, umarmen Sie mich in Gedanken u. nehmen Sie den aufrichtigsten Glückwunsch zu dem künftigen Neuenjahre, zu allen Ihren rühmlichen Absichten u. Unternehmungen, zum ganzen Plane Ihres künftigen Schicksals, von mir an. Ich bin der Ihrige Geliert. Leipzig, den 21. Decbr. 1754.
189. An Hans Moritz von Brühl.
Leipzig, den 24. Dezember 1754. Den 20 Decbr, 1754.
Mein lieber Graf Um Sie für Ihren letzten mitten unter dem Ungestüme Ihrer Freunde und doch so schön geschriebenen Brief, so gut ich kann, zu belohnen: so schicke ich Ihnen etliche Bogen von den Cramerischen Psalmen, und will Ihnen zugleich eine kleine Geschichte erzählen, die Ihrem guten Herzen nothwendig schmeicheln muß. Ein Preussischer Lieutenant, Thomasius, hat hier von seiner verstorbnen Tante eine Erbschaft von fünf oder sechs tausend Thalern gethan. Ich habe ihn, weil er mich zu kennen verlanget, zweymal bey dem Advocaten Thomae gesprochen und einmal mit ihm nebst diesem M a n n e gespeiset. Am Sonntage treffe ich ihn abends wieder da an. Ehe wir noch assen, waren wir einen Augenblick allein. Ach, fing er mit einer schamhaften Gutherzigkeit an, Sie wißen es nicht, ich bin Ihr Schuldner, Ihr großer Schuldner, und ich bitte Sie unendlich, nehmen Sie eine Erkenntlichkeit von mir an und danken Sie mir nicht dafür. Zu gleicher zeit drückte er mir ein Papier mit gelde in die Hand. „Ich Ihr Schuldner, mein Herr?" — N u n ich ruhe nicht, Sie müssen es annehmen. Sie haben mein Herz durch Ihre Schriften gebeßert; und gegen dieses Glück ver-
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tauschte ich die Welt nicht. Itzt kömmt Herr Thomae; laßen Sie mich nicht vergebens bitten. Er soll kein Zeuge meiner Schuldigkeit seyn. Ich nahm es und erschrack und wüste nichts zu antworten. Zu meinem Glücke trat unser Wirth herein. Als ich zu Hause das Geschenke der Dankbarkeit öffnete, fand ich zwanzig Louidor. Und nun erschrack ich doppelt. Dieses freudige zitternde Schrecken that eine unglaubliche Wirkung auf mein Herz. Nicht das Geld, das konnte es nicht seyn, (dieß dringt nie in das Innerste der Seelen, wenigstens bey uns nicht); nein, Geld kann die Wollust nicht erregen, die ich fühlte. Nein, Lieber Graf, ein Gedanke, ein dunkler Gedanke, den ich mich scheute gar zu denken, weil ich ihn vor Gott dachte; ein Gedanke, daß ich nicht unnütze wäre, eine nicht ganz unvernehmliche Einsprache, daß ich Muth haben, daß ich aus diesem Vorfalle Muth schöpfen, und nicht immer in Kummer versinken sollte; ein solcher Göttlicher Gedanke war es. Also bist du noch empfindlich, rief ich in mir selber? Also rührt dich doch noch etwas? Das Geld wolltest du gern wieder einem ehrlichen Manne geben, wenn du nur den Eindruck den es verursacht, behalten könntest. Nichts, dachte ich zitternd, nichts ist so klein, das nicht unter der Göttlichen Regierung steht. O dürftest du doch glauben, daß er diese Begebenheit zu deiner Freude zugelaßen! Zu deiner Freude? O wer wärest du! wie glücklich! E i n H e r z g e b e s s e r t ? Ich trat näher an das Fenster u. beschaute den Himmel, in tausend Sorgen, daß der Stral des Lichts und der Freude nicht wieder aus meiner Seele verschwinden möchte. Eine majestätische Demuth überwältigte mich — — Doch gewisse Empfindungen kann man und soll man auch seinen besten Freunden nicht sagen. So bald man sie ausdrückt: so giebt vielleicht der Ehrgeiz heimlich die Farben dazu her. Genug, mein lieber Graf, es war ein glückseliger Abend für mich, u. ich bin bis itzt, da ich dieses schreibe, und also vier Tage, heitrer, ruhiger, lebhafter, dankbarer, gutherziger, weniger mürrisch, fertiger zur Arbeit gewesen. Der Lieutenant hat ein treffliches Herz und hat sich aus dem Rohen der Jugend, des gemeinen Soldaten, der er gewesen, von Jugend auf gewesen, aus den Vorurtheilen wider die Religion, mit denen ihn sein Stand angestecket, durch das Lesen guter Bücher, worunter er sonderlich die meinigen rechnet, heraus gerissen. Ein gewisser Pastor in Schlesien hat sie ihm zuerst in die Hände gegeben, in den Jahren, da er von einer heftigen Unruhe befallen gewesen, die sich beynahe in eine Melancholey verwandelt hätte. Itzt ist er ein gelaßner, bescheidner, und wirklich weiser Soldat; doch hat seine Mine noch einen Rest von Traurigkeit, die sie aber gar nicht schändet. Er hat keine erziehung gehabt. Seine Briefe, davon ich Ihnen einen schicke, hat er aus meiner Anweisung schreiben lernen. Er schreibt gut; aber der gute Mann, sein Herz und nicht meine Abhandlung ist die Mutter seiner Schreibart. Ich habe ihm noch eine kleine Bibliotheck aufgesetzet. Er will als Soldat sterben, da er sonst nichts vorzunehmen weis. Der Mann beschämet mich mit seinem guten Herzen. Er ist wirklich besser, als der, dem er so viel schuldig zu seyn glaubt. — Was ich mit dem Gelde machen will? Ich leyhe es meinen Freunden, kaufe mir einige Bücher, schicke meiner frommen Mutter etwas davon; und so wird mich der Geiz mehr zu haben, nicht so leicht fesseln. — Der Herr v. Behr hat Sie ausserordentlich gelobet. Er hat nichts verloren, schrie er; ich kränke mich, er hat noch mehr ge-
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wonnen! N u n , das ist ein langer Brief, guter Graf. Meine ganze Brust thut mir weh, so lange habe ich gesessen. So bald Sie die Psalmen gelesen haben: so schicken Sie mir sie wieder; ich brauche sie wegen der Revision, die ich übernommen. Leben Sie wohl; so glücklich, als ich mir zu seyn wünsche, und bleiben Sie es bis an den letzten Ihrer Tage. Dieß wäre also der letzte Brief in dem 1754 Jahre. Und in dem künftigen? wie wird es da seyn? Gut! N u n das gebe Gott! P. S. Den 24 Decbr. Wie beschämt bin ich, daß ich den Tag Ihrer Geburt, den für mich merkwürdigen Tag, nicht bemerket habe! Aber mein später Wunsch wird nicht unerhört bleiben; ich habe ihn im Stillen gethan und ich will ihn heute im Stillen wiederholen. Buschmanns Gedichte erwarte ich, nebst den Psalmen, Predigten u dem Briefe. Es ist der älteste Bernsdorf, der den Einfall gehabt, Dr. zu werden. Das sind Sie nun freylich nicht. Den andern Feyertag werden Sie diesen Brief bekommen, u also noch etwas zu lesen haben. Der Herr von Behr wird in wenig Wochen von hier gehn. Wieder ein Verlust für mich.
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Craussen. Leipzig, den 30. Dec. 1754.
Hochgebohrner Freyherr, Meine letzte Beschäftigung in diesem Jahre soll zugleich eine meiner angenehmsten seyn. Ich will mich aller der besonderen Gnade und Liebe, womit Sie mich nun schon so lange erfreut, lebhaft erinnern, den Werth derselben von neuen fühlen, Ihren edelmüthigen Character durchdenken, und mich der Hochachtung und Ergebenheit, die ich Ihnen so gern schuldig bin, ganz überlassen, und mich durch aufrichtige Wünsche für Ihr langes Leben, für die Ruhe Ihres Geistes und die Dauer Ihrer Gesundheit befriedigen. Dieses alles will ich thun, Theuerster Gönner und Freund, und ich thue es in diesen Augenblicken. Niemand kann Ihre rühmlichen Eigenschaften und Absichten höher schätzen, als ich sie schätze, und Niemand kann Ihnen mehr Gutes gönnen, als ich Ihnen gönne und zeitlebens gönnen werde und gönnen muß. Gott lasse es Ihnen in dem Jahre, das uns wieder entgegen eilet, und in allen den künftigen Jahren Ihres Lebens nach dem Wunsche eines Herzens gehen, das die wahre Ruhe kennet und sich ihr täglich mehr nähert. Er lasse Ihre löblichen Anstalten der Welt und Ihrem Geschlechte immer heilsamer und nützlicher werden, und Sie die süßen Früchte eines guten Bewußtseyns täglich einerndten. Nach diesem Wunsche ersuche ich Sie um Ihre fernere Liebe gegen mich, und um die Fortsetzung des Vertrauens, mit dem Sie mich zeither beehrt haben. Ihre Georgica sind mir nicht zu Gesichte gekommen; ich will sie aber diese Messe von Herr Körnen selbst fordern. Ich hoffe, daß Sie durch ihn die ersten fünfzig Psalmen des Herrn Hofprediger Cramers erhalten werden, wenigstens sind sie bald fertig,
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und ich schmeichle mir, daß sie Ihren Beyfall größtentheils erlangen werden, sowohl als seine Reden. Ich habe diesen Mann, der vor acht Jahren hier studirte, und mich jetzt so weit übertrift, mit bilden helfen, und seine Größe voraus gesehen. Also ist unser Hagedorn auch todt? Ich habe Nachricht, daß er als ein guter Christ gestorben ist. Sein Nachruhm ist ihm sehr versichert. Doch was ist der Nachruhm? Ich wünsche nur, bald eine erfreuliche Nachricht von Ihnen zu hören, und verharre mit der ersinnlichsten Hochschätzung Ewr. Hochgebohren. gehorsamster Diener C. F. Geliert. Für das Gedichte: die Majestät im Kleinen, danke ich Ihnen gehorsamst. Der Lobspruch, den Sie mir darinnen ertheilen, ist nur gar zu groß, gar zu gütig.
191. An Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem.
Leipzig, den 30. Dezember 1754.
Hochwürdiger, Hochzuehrender Herr Abt, Ew: Hochwürden meine Hochachtung und Ehrerbietung zu bezeugen und Ihnen von des Herrn von Bothmers Verhalten Rechenschaft zu geben, soll noch eine meiner letzten und angenehmsten Verrichtungen in diesem Jahre seyn. Wie sehr werden Sie sich erfreun, wenn Sie hören, daß dieser junge Herr alle die Hoffnung erfüllet, die Sie sich von ihm machen, und gewiß auf dem Wege zu dem Glücke ist, das Sie ihn vor andern wünschen, und zu dem Sie ihn durch so viele Vorsorge ermuntern. Ich bin vollkommen mit ihm zufrieden. Er ist sehr eingezogen und fleißig, hört zum Schlüsse seiner juristischen Collegiorum ein Relatorium, nimmt Anweisung in der Mathesi subterránea, lernt Englisch, und übt sich in der Baukunst, zu der er eben so viel Genie als Lust zu haben scheint. Sein jugendliches Feuer hat sich nicht verloren, sondern nur gemäßiget; und für seine Jahre ist er wirklich ein guter Wirth. So wie ich ihn nunmehr kenne, bin ich sicher, daß er künftig in Freyberg seine Zeit glücklich anwenden und sich allenthalben sein eigner Aufseher seyn wird. Ich habe an meinen Bruder geschrieben, daß er ihm ein Logis ausmachen soll, die an diesem Orte nicht theuer sind. Er wird es thun, und wo er ihm wegen seiner öftern Reisen mit seinem eignen Unterrichte nicht dienen kann, ihm doch mit seinem Rathe, mit seinem kleinen Ansehn bey den Bergleuten u. mit seiner Empfehlung dienen. Ew: Hochwürden können glauben, daß ich bey dem Abschiede dieses gut gearteten jungen Herrn Gott herzlich danken werde, daß er ihn vor den so mannigfaltigen Verführungen u. Versuchungen der Jugend bewahret hat. Ich halte ihn für einen unschuldigen Jüngling u. für einen treuen Freund der Religion. So wenig sein Äusserliches zu gefallen scheint; so lieben ihn doch seine Commilitonen wegen seiner Munterkeit u. Treuherzigkeit; und mich liebt er so
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sehr, daß er auch in Kleinigkeiten gern meinem Rathe folget. Das werden Sie wohl am wenigsten glauben, daß er schön reutet, da er nicht den besten Körper hat und nur neun Monate auf der Bahne gewesen ist. Der Stallmeister, aus Liebe für seine Geschicklichkeit, hat ihm erlaubt, die Bahne von Zeit zu Zeit zu seiner Übung zu besuchen. — Der Herr von Behr steht im Begriffe, auf Verlangen seiner Familie in sein Vaterland zurück zu kehren, u. da so lange zu bleiben, bis sein Urlaub vom Braunschweigischen Hofe zu Ende geht. Niemand kann mehr Hochachtung für Ew: Hochwürden haben, als dieser junge liebenswürdige Herr. Er hat mich gebeten, Sie seiner Dankbarkeit und Ehrerbietung auf die vollkommenste Art zu versichern; und wirklich hält ihn nichts, als die Blödigkeit und die Furcht, es nicht beredt genug thun zu können, von der Pflicht ab, es selbst schriftlich zu thun. Ich glaube, daß er mehr als einen Brief an Ew: Hochwürden verworfen hat, weil das nach seinen Gedanken nicht darinne gestanden, was er Ihnen aus großer Empfindung hat sagen wollen. Ich verliere ihn ungern. Ich habe ihn gebraucht, die jungen Herren, die an mich gewiesen werden, anzuführen. Ein großer und eben so wahrer Lobspruch! Ein junger Engländer, Harvey, dem er eben diese Dienste gethan hat ihn in seinem Umgange recht gut Englisch sprechen lehren; und wir sind so glücklich, daß wir itzt sieben oder acht Engländer auf unsrer Academie haben. Diesen Sommer werden, wie ich hoffe, zween Herren von Oertel, aus Leipzig, nebst ihrem Hofmeister das Carolinum auf einige Jahre besuchen, und ich bitte Ew: Hochwürden im voraus um Ihren Schutz für diese lieben Kinder, die mit mir, als mit einem Vater, umgehn. Bald werde ich Ihnen die ersten fünfzig Psalmen des Herrn Hofprediger Cramers, die itzt hier gedruckt werden, nebst einem Bande seiner Predigten zuschicken. Ich muß sehr irren, oder Sie werden den Beyfall Ew: Hochwürden erhalten. Gott erhalte Sie und diesen rechtschaffnen Mann, die Ehre der Religion und das Glück der Welt lange Jahre zu befördern! Mit der ersinnlichsten Hochachtung verharre ich zeitlebens Ew: Hochwürden Leipzig, den 30 December, gehorsamster Diener 1754. C. F. Geliert.
192. An Christian Ferdinand von Zedtwitz.
1754.
Der Dienst, den ich Ihnen geleistet, ist auf meiner Seite sehr geringe, und ich habe mehr Ursache, Ihnen für die Gelegenheit, die Sie mir zur Ausführung einer guten Absicht gegeben, selbst zu danken, als den Dank anzunehmen, den Sie mir schriftlich abgestattet, und der mehr ein Beweis eines sorgfältigen und gütigen Vaters, als eine Belohnung ist, die ich wirklich verdienet hätte. Indessen glaube ich gewiß, daß ich Ihren Herren Söhnen einen rechtschaffnen und geschickten Mann zum Hofmeister gewählet habe. Er wird seine Fehler haben; denn wer ist ohne Fehler? Allein ich glaube, daß es solche seyn werden, die
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Sie oder die Frau Gemahlinn durch ihre Aufmerksamkeit bald verbessern werden. Er hat etwas Gezwungenes in seiner Stellung, das mir nicht gefällt; allein es ist doch tausendmal besser, als das Rohe und Ungesittete, das junge Leute oft mit von der Universität bringen. Und ich weis gewiß, er wird das Gezwungene in der Gesellschaft, in die er itzt eintritt, unter den freyern Sitten des Landlebens bald verlieren. Da er einen sanften Charakter und dabey ein gesetztes Wesen hat, so hoffe ich, er soll sich die Liebe und die Folgsamkeit der jungen Herren bald erwerben. Und da er Geduld hat, gesprächig ist, zeichnen, malen, und in der Baukunst kleine Risse machen kann; so hoffe ich, er soll die beiden Kinder an sich ziehen und leicht unterhalten können. Er wird ihnen den Fleiß nicht zur Last, sondern mehr zu einer angenehmen Nothwendigkeit zu machen suchen, und übrigens sich nach den besondern Fähigkeiten und Genies seiner Untergebenen richten: Dieß ist nach meinem Erachten die doppelte Regel aller guten Unterweisung. Und was kann ein Hofmeister, der Geschicklichkeit und guten Willen hat, der in seiner Pflicht von dem Ansehen und den Vorschriften der Aeltern unterstützet, durch ihr Vertraun und ihren Beyfall mehr ermuntert, und durch die Lehrbegierde seiner Schüler angefeuert wird, nicht in etlichen Jahren bey ihnen ausrichten? Ob Herr H. gleich kein Theolog ist, so bin ich doch sicher, daß er den jungen Herren die Grundsätze der Religion durch Unterricht und Beyspiele immer mehr eindrücken, und sie frühzeitig lehren wird, daß die wahre Tugend ein Glück aller Menschen und keine beschwerliche Last sey. Ich hoffe, er wird ihre Herzen lenken, selbst indem er sich nach ihren Neigungen zu richten scheint, und nie vergessen, daß alle Wissenschaft, alle Künste, die man erlernt, aller Witz, aller Verstand den Mangel eines guten Herzens nie ersetzet, und daß der gelehrte Mann unendlich weniger ist, als der rechtschaffne. Ich bin mit der vollkommensten Hochachtung und Ergebenheit etc. 1754. Geliert.
193. An Friedrich Biehle.
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Mein lieber Herr Vetter, Nein, ich habe Ihre Klagen gar nicht übel genommen; ich danke Ihnen vielmehr für Ihr Vertraun gegen mich, und liebe Sie wegen der Bescheidenheit, mit der Sie sich über Ihre verdrießlichen Umstände beklagen, nur desto mehr. Aber wenn ich Ihnen nur auch Ihr Schicksal erleichtern könnte! Und wodurch? Durch mein Mitleiden? Das haben Sie, und das werden Sie stets haben, und eben so gewiß werde ich auch Ihre Umstände zu verbessern suchen, so bald sich eine Gelegenheit zeigt. Itzt weis ich nichts zu thun, als Sie zur Geduld zu ermuntern, oder Sie vielmehr in dem Muthe zu stärken, mit dem Sie Ihr beschwerliches Schicksal ertragen. Fahren Sie fort Ihre Pflicht genau zu beobachten, und durch Klugheit und Bescheidenheit den üblen Begegnungen so auszuweichen, als es die Umstände erlauben. Lassen Sie sich aber auch durch keine niedrige Menschenfurcht zu irgend etwas verleiten, das im geringsten wider Ihr Gewissen
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ist, und durch keine Begierde, Andern gefällig zu werden, sich um Ihren eignen Beyfall bringen. Nichts ist in unsern Umständen so geringe, das nicht unter der Regierung der Vorsehung stünde. Dieser große Gedanke wird Ihr Herz stärken, wenn Sie ihn oft und viel denken, und die Erinnerung dieser beschwerlichen Tage wird Ihnen in glücklichern Stunden noch eine reiche Materie zum Danke und Vertrauen gegen Gott werden. Wir sind nicht für uns allein in der Welt da. Unsere schlimmen Umstände haben oft einen unvermerkten und nützlichen Einfluß auf Andere. Und wer weis, was Ihr Beyspiel, Ihr Bezeigen, Ihr Unterricht noch nach vielen Jahren an dem Orte für Gutes stiften, an dem Sie sich itzt, nach Ihren Gedanken, vergebens aufhalten. Die Erfahrung, die Sie einsammeln, die Kenntniß der Menschen, die Sie sich erwerben, die Geduld, die Sie lernen, die Bekanntschaft mit einem wackern Manne, den Sie ohne diese Umstände nicht würden haben kennen lernen; alles dieses sind zuverläßig Vortheile, die Ihnen auf Ihre Lebenszeit nützen werden. Glückselig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet! Dieses lassen Sie Ihr Orakel seyn, wenn Ihr Herz unter so vielen und täglichen Verdrießlichkeiten unruhig seufzet. Ueberdieß sehen Sie vor sich in eine angenehmere Scene Ihrer künftigen Tage hinaus. Ein Jüngling, der seine Jugend unschuldig und tugendhaft zubringt, der mit der Tugend Klugheit und Fleiß verbindet, kann als Mann nicht unglücklich seyn. Nein, mein lieber Vetter, das Herz Ihres frommen und gewiß seligen Vaters, das auch in Ihnen schlägt, wird nicht ohne Belohnung bleiben. Ihr Schicksal ist von einer gütigen Hand angeleget, warten Sie nur, bis es Zeit seyn wird, daß es sich zu Ihrem Vortheile entwickelt. Wir sind so kurzsichtig, darum kömmt uns vieles so fremd und hart vor, das doch in dem Zusammenhange unser Glück ist. Endlich hindert Sie ja nichts, wenn sich Ihnen eine vortheilhaftere Gelegenheit zeigt, solche zu ergreifen, und ich will zu dieser Absicht nichts unterlassen, was Sie von mir wünschen können. Nur getrost! Wer recht thut, darf Niemanden scheuen. Sagen Sie sich dieses täglich vor, und werden Sie ruhig und lieben Sie mich; denn ich bin gewiß Ihr aufrichtiger Freund,
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Ohne Ihren beredten und mit Ihrem ganzen Herzen angefüllten Brief würde mich Ihre Zurückkunft aus fremden Ländern nur halb vergnügt haben; so aber erfreut sie mich vollkommen. Ich sehe es in jeder Zeile, daß Sie noch mein Freund sind, und es immer seyn werden. Was soll ich nun auf alle Ihre Liebe antworten? Ich umarme Sie in Gedanken, preise die Vorsehung, die Sie glücklich zurück gebracht hat, und wünsche den Ihrigen und Ihrem Vaterlande Glück. Erfüllen Sie die Hoffnung, lieber Freund, die sich mein Herz beständig von Ihnen gemacht hat, und helfen Sie das Beste der Welt so vorzüglich befördern, als Sie vor Andern die Kräfte und den Willen dazu empfangen haben. Das Amt wird nicht mehr fern seyn, das Ihre Pflichten näher bestimmen soll.
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Nehmen Sie es an, auch wenn es nicht das größte seyn sollte. Kein Amt ist so geringe, worinne ein geschickter und rechtschaffener Mann nicht tausend Gelegenheiten finden sollte, nützlich zu seyn und seinen Verstand sowohl als seine Wissenschaften zu zeigen. Wir lassen nicht selten, aus großer Begierde, uns viel Geschicklichkeiten zu erwerben, die besten Jahre vorbeygehen, schon erlangte Geschicklichkeiten zu gebrauchen, und unser Leben verfliegt unter der stolzen Vorbereitung, es recht glücklich anzuwenden. Ist ein Mann, welcher der Republick seine täglichen Pflichten in einem bestimmten, wenn auch schon weniger ansehnlichem Amte mit Rechtschaffenheit abträgt, der seine Familie weise und liebreich regieret und versorgt, und in den Armen einer würdigen Gattinn und an der Seite hoffnungsvoller Kinder das Glück des Lebens mitten unter seiner Bürde zu finden weis; ist der, sage ich, kein nützlicher und glücklicher Mann? Müssen wir erst große Würden erringen, ehe wir glücklich seyn können? Aber verfalle ich nicht in den Fehler des Docirens, daß ich Ihnen alles dieses sage? Ja, es würde ein Fehler seyn, wenn ichs aus einem andern Grunde, als aus Liebe, und zu einem Manne, der weniger mein Freund wäre, gesagt hätte. Eine fortgesetzte Beschäfftigung, mit einem Worte, die Arbeit ist zu unserer Ruhe unentbehrlich; dieß weis ich aus der Erfahrung. Und daß die Liebe einer vernünftigen Gattinn eine große Belohnung für den arbeitsamen Mann, und ein Schutz vor tausend Anfällen der beschwerlichen Einsamkeit ist, das ist eben so wahr, als jenes, wenn ich es schon nicht aus der Erfahrung weis. Leben Sie wohl, und schreiben Sie mir bald wieder. 1754.
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An Herrn B.
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Beynahe habe ich in den letzten Wochen dieses Jahres nichts gethan, als die Briefe meiner Freunde und Gönner beantwortet; und wie könnte ich den Ihrigen vergessen, wenn ich auch noch so vergeßlich, noch so ermüdet wäre? Aber was soll ich Ihnen auf alle Ihre beredten Danksagungen antworten? Sie sind gewiß aufrichtig, so hoch sie auch getrieben sind, und deswegen sind sie mir schätzbar, ob ich mir gleich nur einen kleinen Theil davon zueignen kann, und das Uebrige als eine Belohnung ansehen muß, die ich erst noch zu erwerben habe. Habe ich Ihnen also anders gedienet; habe ich jemals zur Verbeßrung einer Ihrer guten Eigenschaften durch meinen Unterricht oder mein Beyspiel etwas beygetragen: nun wohl gut, so hören Sie eine Bitte von mir an, durch deren Erfüllung Sie mich zeitlebens und unendlich belohnen können. Erweisen Sie Andern eben die guten Dienste, die Sie von mir rühmen, und mit eben der Aufrichtigkeit, Uneigennützigkeit und Klugheit, mit der ich gewünscht habe, sie Ihnen zu leisten. Alsdann bin ich Ihr Schuldner so gewiß, als Sie nach Ihrem guten Herzen und Ihrem Briefe der meinige sind. Sie werden allezeit junge Leute um sich haben, wo Sie auch sind, und nie wird es Ihnen also an Gelegenheit, meine Dienstfertigkeit zu übertreffen, fehlen. Aller Beyfall der Welt, aller Ruhm
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25. Januar 1755
der Loblieder ist nichts gegen den stillen Ausspruch des Gewissens, daß wir ein einziges junges Herz für den Himmel gebildet, oder doch zu bilden uns aufrichtig bemühet haben. Das wird Ehre, das wird Wollust, eine unaufhörliche Nahrung der Zufriedenheit seyn, wenn in dem Reiche der künftigen Welt uns eine Seele zujauchzet: Du hast mich geleitet, mich ermuntert, unendlich glücklich zu seyn! Heil sey dir, mein Freund, mein ewiger Wohlthäter, und Ruhm vor Gott! Und wenn auch kein Mensch auf Erden unsere guten Absichten bemerken sollte, würden wir deswegen weniger belohnet seyn? — Ihre itzigen, nicht gar zu günstigen Umstände tragen Sie mit Gelassenheit. Dieß ist der sicherste Weg, beßre zu verdienen. Für Ihr Glück seyn Sie nie bange, aber stets besorgt für mehrere Verdienste. Ein Glück, das uns auf dem Wege nach Wissenschaft, auf dem Wege eines klugen, sittsamen Verhaltens begegnet, das wir nie durch kriechende Schmeicheleyen gesucht haben, das ist das Glück, das unser Leben leicht und rühmlich wird machen helfen. Es wird Ihnen nicht an Gönnern fehlen; aber alle Gönner sind Menschen, wie wir. Lassen Sie nie von dem Fleiße in den Sprachen, insonderheit der Schrift, ab. Predigen Sie zuweilen, ohne künstlich predigen zu wollen. Machen Sie nicht zuviel, lieber zu wenig Verse. Schicken Sie mir bey Gelegenheit eine von Ihren letzten Predigten. Ich will aufhören, denn was würde ich Ihnen nicht noch sagen, wenn ich mich satt reden wollte? Gott lasse es Ihnen in dem neuen Jahre, in allen Jahren Ihres Lebens, wohl gehen! 1754. Geliert.
196.
Von Johann
Andreas
Cramer.
Kopenhagen,
den 25. Januar
1755.
Liebster Geliert, Ich habe, weil ich in Kopenhagen bin, keinen angenehmem Brief empfangen, als den Deinigen, nicht wegen der Lobsprüche, die Du mir giebst, ob sie mir gleich eben so sehr schmeicheln, als ich sie zu verdienen wünsche, sondern weil er von Dir ist; von einem Freunde, von dem ich einen zu erwarten so wenig Recht habe, weil ich so selten an Dich schreibe. Ich erhalte hier von unsern Freunden so wenig Briefe, daß ich auch aus dieser Ursache mich ganz außerordentlich freute, Deine liebe Hand zu sehen. Meine größte Freude aber ist das Vergnügen, Dich in leidlichen Gesundheitsumständen zu wissen. Meine Predigten gefallen Dir also? Lobe sie nicht so sehr, daß Du mir nicht auch Deinen Tadel schreiben solltest. Es ist viel, daß ich auf einmal zween Theile wage; aber die Hoffnung, hier damit zu erbauen, u vielleicht zur Einführung eines bessern Geschmacks etwas beyzutragen, haben mich dazu bewogen. Mit der ersten Post werde ich Dir Exemplare von einigen Festpredigten schicken, die ich gleich auf ausdrücklichen königlichen Befehl habe drucken lassen müssen. Einen Fehler habe ich zu vermeiden gesucht, den unsre besten deutschen Predigten u selbst die ausländischen haben, die allzugroße Länge. Darf ich Dich ersuchen, die vom zweyten Theile, wenn Du Zeit hast, die letzten Correcturbogen schicken zu
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lassen? Ich habe mich leider noch an keine gewisse Rechtschreibung gewöhnen können; ich bin zu unaufmerksam darauf. Sollte ich nicht ewige Z e i t e n , welches Dir im 18 Ps. anstößig gewesen, eben so wohl sagen können, als lange Z e i t , u zwar adverbialiter? Und was machst Du, liebster Geliert? Du wirst viel Seegen schaffen, wenn Du noch Gedichte machen willst, wie der Christ ist. Besonders bitte ich Dich geistliche Lieder zu machen, aber nicht eher drucken zu lassen, bis ich sie gesehen habe. Ich habe einmal ein so herrlich Lied von Dir gehört, und der Charakter Deiner Poesie, die von dem allgemeinsten Nutzen ist, ist Liedern so anständig, daß ich Dich nicht zu sehr darum bitten kann. Auf Ostern, denke ich, wird endlich der erste Band vom Messws fertig werden. Der arme Klopstock ist sehr schwächlich. Ich verspreche ihm kein langes Leben, und wünsche auch, daß er, in Absicht auf seine öconomischen Umstände nicht zu früh geheyrathet haben möge. Ungeachtet ich ihn zur Gesellschaft habe, so bin ich doch nicht in Leipzig. Mit meinen Umständen bin ich zufrieden. Ich bin nicht mit Arbeit überhäuft, wie in Qvedlinbwrg. Meine Frau grüßt Dich von Herzen. Was macht Dein Bruder? Keine größre Freude kannst Du mir machen, als wenn Du mir mit dem, was Breitkopf herschicken wird, wieder schreibst. Ich bin von ganzem Herzen Kop. den 25. Jenner Dein Cramer 1755. Sobald die Predigten fertig sind, lassen Sie sich für D. Heinen, u D. Gutschmidten, u sich drey Exemplare auf Druckprobe(?) von Breitkopf ausliefern.
197. Von Johann Friedricb Wilhelm Jerusalem.
Braunschweig, den 18. Februar 1755.
Wolgebohrner Allerwehrtester Herr Professor Ew Wolgeb haben mir mit Dero letztern Schreiben und ich wieder der Fr v Bothmar die gröste Freude gemacht. Diese zärtliche Mutter weiß nicht wie sie bey allen Gelegenheiten ihre Erkentlichkeit für die großmüthige Fürsorge ausdrucken soll womit sich Ew Wolgeb ihres Sohnes annehmen. Was muß es Hr. Geliert nicht für ein großes Vergnügen seyn eine so zärtliche Mutter auf die Art sich zu verbinden. Zu seine vollkommensten Belohnung wünschte ich ihm daß er aus ihrem eigenen Munde ihre Dancksagung anhören mögte.
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Weil sie aber außer dem guten Zeugnißen vom Ew Wolgeb, auch anderwerts vernam, daß er sich auch mit Fleiß auf das Jus appliciret und darin sehr gute progressen gemacht, so ist sie auf Anrathen etlicher guten Freunde bewogen worden ihm den Antrag zu thun ob er etwan Lust hätte diesen Sommer diese Wissenschaft noch fortzusetzen, und dagegen um Michaelis in Freyberg den Anfang mit seinen metallurgischen Arbeiten zu machen. Weil sie bißher nicht gewust daß er eine ernstliche Neigung auch zum Jure hätte, so ist sie, da sie zuletzt viel Gutes davon gehöret auf diese Gedancken gekommen daß es ihm vortheilhafter wäre wenn er sich auf die Art zwey Wege zu seinem künftigen Glucke offen hielte, und da er mit so gutem succes dasselbe bißher getrieben daß er diese Wissenschaft nunmehro auch völlig absolviren mögte, um sich dadurch auch den Eingang in die Cantzley zu machen wenn sich bey den Bergwercken nicht so gleich eine anständige Gelegenheit äußerte Er hat darauf ihr und mir geantwortet, daß er dies nicht allein allezeit vor Augen gehabt sondern sich auch wurcklich die nothige Geschicklichkeit schon zutraue von nun an in einem Juristischen Collegio mit arbeiten zu können, ohne daß er des wegen nothig habe seine Absichten auf Freyberg noch ein halb Jahr zu verschaden Was er diesen Sommer etwan noch mehr darin lernen könne daß könne er weit reichlicher aus den Büchern ersetzen wenn seine Fr Mutter ihm dazu nur eine kleine Summe besonders auswerffen wolle. Mit dieser Antwort ist sie auch für sich völlig zufrieden und setzet in das was er von seiner im Juro sich erworbenen Wißenschaft schreibt auch nicht das geringste Mißtrauen; Nur glaubt sie daß das Publicum das allezeit nach gemeinen Regeln urtheilet, auch so viel ehr dies Vertrauen zu ihm fassen würde; wenn er sein völliges triennium damit zugebracht hätte; und daß sie ihm nichts destoweniger gerne die verlangte kleine Summe zu den Buchern und hernach zu der Reise nach Freyberg und dasigen beliebigen Aufenthalt ihre vollkommene Einwilligung geben wolle. Weil sie ihn indeßen wieder seinen Willen gar nicht zu diesen längern Aufenthalt nothigen will, so läßt sie Ew Wolgeb bitten um diese Sache reiflich mit ihm zu uberlegen um ihm dasjenige vorzustellen was sie nach Dero Einsicht am vortheilhaftesten für ihn halten. Sie läßt hierauf und auf Dero Freundschafft für sie und ihn alles ruhig ankommen. Nun mein liebster Hr Profeßor muß ich Ihnen auch noch ein paar Worte von mir schreiben. Ich befinde mich Gottlob mit allen dem Meinigen gesund und vergnügt und meine Kinder werden alle guthertzig. Sie aber liebe ich von Hertzen und so oft ich an Sie gedencke, gedencke ich mit einer Hochachtung und Zärtlichkeit an Sie. Bleiben Sie mir doch auch gut. Herr Gaertner ist mit den Seinigen ebenfals vergnügt und gesund. Wenn Sie übrigens sich einmal in eine ihrer Niecen verlieben, oder diese ihren unschätzbaren Oncle gerne zum Manne haben mogte so uberschicke ich Ihnen hiemit zur Erleichterung Ihrer Wünsche angeschloßenes Bedencken, welches durch die Vermahlung des Hr CammerPrasidenten von Münchhausen mit der Frl v. Schulenburg der würdigsten Freundinn der Fr von Bothmar veranlaßet ist.
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Ich wünschte Ihnen wenigstens eine eben so vernunftige tugendhafte und christl Frau, und bin mit der vollkommensten Hochachtung Ew Wolgeb. gehorsamster Diener Jerusalem Br d 18 Febr. 1755 Entschuldigen Sie den unerträglichen Brief
198. An Hans Moritz
von Brühl.
Leipzig,
den 8. März
1755.
Herr Graf, Sie werden mich bald um mein Bißchen R u h m bringen. Beßre Briefe, als ich, schreiben Sie schon, und nun fangen Sie auch an, ein Poet zu werden, vor dem die Musen aufstehn, cui Musae assurgunt, nach dem Lateinischen. So geht mirs gutem Kinde! Cramer ist mein Respondent u. Lehrling gewesen, nun ist er mein Praeses u. Lehrmeister. Ich half ihm aber auf den Parnaß u. langte ihm meine gutwilligen Hände; nun steht er weit über mir u. reicht mir mitleidig die seinigen u. ermuntert mich durch die Kränze, mit denen er mir zuwinket. Schlegel w a r zu einer Zeit weit unter mir. Ich half ihm, u. itzt m u ß ich ihn um seine Hülfe bitten. Er fragte mich: Ist dieß recht gesungen? und itzt frage ich ihn: Sollte ich nicht besser singen, nicht angenehmer? Der Baron Croneck war mein poetischer Lehrling, u. nun liegt es blos an ihm, ob er mich übertreffen, ob er mich todt singen will. Der Graf Moritz ergriff mich aus Liebe u. Vertraun, kaum älter als Julus war, da ihn Dido entzückt auf ihren Schoos nam, er hieng sich an meine H a n d , als jener an die H a n d des pii Aeneae (ich will immer in der Allegorie bleiben, es klingt ganz hübsch) wir kamen glücklich aus Troja nach Carthago, nämlich (nun wird mirs sauer) nämlich aus Toberneckers Hause in H o h m a n n s H o f , aus dem unsichern Geschmacke in den sichren (nun habe ich mir wieder geholfen) von dem verwundenden Trojanischen Pferde zur empfindlichen sanften heitern Dido; u. nunmehr (ja das weis ich nicht, was nunmehr k o m m e n soll, sed audendum est aliquid) nunmehr sagt er, gleich dem Aeneas zur Creusa: regnere pone (pone loco post apud Virgilium adverbialiter; Plautus autem eodem pone, t a n q u a m praepositione vtitur pone me) ja wohl, sagen Sie, lieber Graf Aeneas, sequere pone zu Ihrem alle Tage kleiner werdenden Julo; u. so verblüht das freundliche Veilchen wenn die königliche Tulpe ihr H a u p t empor hebt. Ich bin sehr weitläuftig gewesen, mein lieber Moritz. Eigentlich habe ich Ihnen nichts anders sagen wollen, als d a ß Ihr letzter Brief recht vortrefflich ist, u. Ihre beiden Gedichte der Critick sehr würdig sind, d a ß sie, ungeachtet der kleinen Gewalt, die sie der Sprache, dem Wohlklange, dem Reime anthun, beredt u. gedankenreich sind, u. d a ß mir das auf die M a m a noch besser gefallen hat, als das auf den Papa. Dieß habe ich eigentlich sagen wollen; allein wenn ich mit Ihnen rede: so werde ich, so matt ich bin, inspiriret, u. Ihre
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Nr. 199
8. März 1755
Inspiration ist alsdenn ein guter Saamen, der auf ein träges Land fällt; er geht auf u. zeigt, daß er von dem Aker gehindert wird. Nein, lieber Graf, das kann nicht seyn, daß Sie mich inspiriren. Ich war ein Kind, u. ich werde wieder ein Kind; das wird wohl mehr wahr seyn. Wenn ich nur noch Rabnern gebildet hatte; das wünschte ich. — Der Herr Baron Haxthausen, Ihr großer Verehrer u. mein sehr guter Freund, ist in Dresden. Können Sie ihm irgend worinne dienen: so ersuche ich Sie herzlich darum. Grüssen Sie Hr. Niednern, die Madm. Simon u. ihr ganzes Haus, Hr. Rabnern, u. leben Sie wohl, liebster Graf; denn die Post bläst schon, den 8. März Glrt. 1755.
199. An Carl Wilhelm Christian von Craussen.
Leipzig, den 8. März 1755.
Hochgebohrner Freyherr! Ja, ich habe die überschickten 12 Ducaten, als die Pension für meine Mutter auf dieses Jahr richtig erhalten, und ich bitte tausendmal um Vergebung, daß ich Ihnen den Empfang nicht eher gemeldet. Ich wollte noch acht Tage warten, bis meine Collegia und andere Arbeiten geschlossen wären, und alsdenn sollte mein erster freyer Nachmittag eine Zeit der Erquickung, eine Zeit zu einem langen Briefe an Sie, theurester Freyherr, werden. Doch da ich nunmehr von Ihnen erinnert werde: so würde ich mirs nicht vergeben können, wenn ich noch einen Posttag ohne Antwort und ohne Danksagungen vorbey gehen ließe. Meine Mutter erliegt beynahe unter Ihrer Freygebigkeit, und sie weiß nicht, wie sie Ihnen genug für solche Großmuth dancken soll, durch die sie Ihr gnädiger Gönner erquicket. Empfangen Sie also in ihrem Namen alle die Danksagungen, die sie Ihnen schuldig ist, durch diesen Brief, und auch meine eignen. Ich werde nie aufhören, Sie zu verehren, und Ihnen vor Tausend andern die Belohnungen der Tugend zu wünschen. Jetzt muß ich wegen des Abgangs der Post schließen; aber vor den Feyertagen habe ich gewiß die Ehre noch, Ihnen schriftlich meine Ehrerbietung zu bezeugen, mit der ich stets bin Ewr. Hochgebohren Leipzig, den 8 ten März 1755. gehorsamster Diener und Freund C. F. Geliert.
200. An Herrn Hirsch. Versteigert: Stargardt-Katalog ermittelt.
Leipzig, den 13. März 1755. 558, 6. Juni 1962, S. 344. Jetziger Besitzer nicht
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201. An Carl Wilhelm Christian von Craussen.
13. März 1755
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Leipzig, den 13. März 1755.
Hochgebohrner Freyherr Gnädiger Herr und Gönner! Nunmehr folgt erst die Antwort auf Ihren gütigen und liebreichen Brief vom Anfange des Märzes. Aber was soll ich Ihnen auf alle die Liebe antworten, die Sie in allen Briefen gegen mich bezeugen? Beynahe muß ich sagen, daß ich sie nicht verdiene, so groß ist sie; und doch wünschte ich herzlich, sie ganz zu verdienen; und wenn sie durch die aufrichtigste Ergebenheit könnte verdienet werden: so müßte ich Ihrer gewiß werth seyn. Ich halte an mich, Ihnen alles das zu sagen, was Ihr edler und großmüthiger Charakter mich empfinden heißt, damit ich Ihre Bescheidenheit nicht beleidige, indem ich Ihren andern Eigenschaften Gerechtigkeit wiederfahren lasse. — Wenn der bewußte Critikus Sie besser kennte: so würde er mehr Achtung in seiner Critik haben sprechen lassen. Ich habe sie nicht gelesen, und ich bin zufrieden, daß sie großmüthig schweigen, und daß ich an Ihnen Verdienste verehre, die über alle Poesie gehn, und von denen Boileau spricht, wenn er sagt: Que la Poesie ne soit pas vôtre éternel employ! Cultivés vos amis, soyés hommes de foy. C'est peu d'etre — — Charmant dans un livre, Il faut savoir encore et converser et vivre.
Die Psalmen von Cramern, nemlich der erste Theil sind aus der Presse. Ich will die Posten nicht reich machen, außerdem schickte ich sie Ihnen gern zu. So verspreche ich Ihnen auch, nicht eher wieder an Sie zu schreiben, bis Sie es selbst verlangen werden, damit Sie nicht mehr für meine Briefe ausgeben müssen, als sie werth sind. Indessen bitte ich Ewr. Excellenz unterthänig, mich nicht zu schonen, wenn Sie Commissionen hier in Leipzig haben, da ich höre, daß Sie sich Herrn Korns nicht mehr bedienen werden. Die Danksagung, die ich in dem letzten Briefe im Namen meiner Mutter abgestattet, muß ich hier wiederholen; denn sie befiehlt mir diese Pflicht in allen ihren Briefen. Sollten sich die Umstände derselben durch irgend einen Zufall verbessern: so wird sie sich ein Gewissen daraus machen, Ihre Gnade länger anzunehmen. Aus Dankbarkeit wünscht sie es mehr, als zu oft; denn sie glaubt stets, daß sie ihre Pension nicht verdienet. Ihnen aber, theuerster Freyherr, wünsche ich zum Beschlüsse meines Briefes das, womit sich vielleicht alle meine Briefe schliessen, Gesundheit und Zufriedenheit in reicher Maaße, und verharre mit der vollkommensten Hochachtung und Ergebenheit Ewr. Excellenz Leipzig, den 13ten März 1755. gehorsamster C. F. Geliert.
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Nr. 202
23. März 1755
202. An Johann
Georg Sulzer.
Leipzig,
den 23. März
1755.
Liebster Sulzer, Sie sind krank, tödtlich krank gewesen, Sie, und Ihre Wilhelmine auch? und dieses hat mir Herr Reich erst heute gesaget? Der böse Mann! Aber vielleicht hat er mich nicht erschrecken wollen. Gebe doch Gott, daß Sie mir nunmehr bald antworten können: ich bin völlig gesund, Wilhelmine auch und wir empfinden das Glück der Gesundheit u. des Lebens und der Liebe und Freundschaft doppelt! Ich nehme es als geschehen an u. umarme Sie itzt gesund u. zufrieden, alle beide. Und was soll ich Ihnen weiter sagen? Daß ich immer noch hoffe, Sie zu besuchen? Nein, ich schäme mich zu sehr, diese Hoffnung zu wiederholen und ich komme auf die Gedanken, daß ich dieses Vergnügens nicht ganz werth bin, weil es so vor mir flieht. Wahr ists, der Herr Baron v. Haxthausen, der Ihnen diesen Brief überbringet, hatte mich schon weit verführet. Aber erstl. darf ich ohne Erlaubniß von Dresden nicht aus dem Lande reisen; beschwerlicher Fessel, und endlich hat der gute Baron auch keine Kutsche, u. so heroisch als ich bin: so bin ichs doch nicht genug auf der Post in der Nacht zu fahren, da ich nicht allemal drey Stunden auf meinem Lehnstuhle männlich sitzen kann. Aber einem Sulzer u. seiner Frau zu gefallen — Freylich ist dieß ein großer Bewegungsgrund, dennoch würden Sie ihn nicht billigen, wenn ich krank in Ihrem Sommerhause ankäme. Auf den kleinen Baron wieder zu kommen. Dieser liebt u. verehrt Sie, ist mein Freund, u. ehedem mein Zuhörer, hat ein treffliches Herz u. das größte Verlangen, Ihnen das erste zu sagen und sich Ihre Gewogenheit zu erwerben. Erlauben Sie also einem meiner so lieben Freunde das Vergnügen, das ich ihm versprochen habe und gönne, Sie zu sehn u. zu sprechen. Er hat seine Güter bey Frankfurt am Mayn. — Bedauern Sie mich nicht, daß man mich friedfertigen Menschen so feindselig anfällt, u. Ihren Haller u. Bodmer auch? Den Tadel kann ich vertragen; aber ach nur den bescheidnen! Was habe ich gethan, womit ich dieses Schicksal verdienet hätte! Meine Feinde müssen mich nicht kennen. Ich strebe nach keiner Dictatur, u. ich würde, wenn es auf mich ankäme, schon lange in der einsamsten Stille leben u. kein Geräusche mit meinem Namen machen. Ist das die Frucht des Ruhmes? Daß ich Fehler habe, daran haben ich und die Welt wohl niemals gezweifelt. Nun - Leben Sie wohl, mein lieber guter Sulzer. Ich küsse Ihre Wilhelmine und bin der Ihrige, Geliert. Leipzig, den 23 März 1755.
203. Von Johann
Georg Sulzer.
Berlin, März
1755.
Mein werther Freünd. Sie haben in der That übel, recht sehr übel gethan, daß Sie nicht mit dem Hrn. Baron von Haxthausen zu uns gekommen sind. Wenn solche Gesellschaft, ein so schönes Frühlings Wetter und der freündschaftliche Trieb mich und mein
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ganzes Haus aufs neü wieder in dieses Leben zu bewillkommen, nebst allen andern beständig fortdauernden Beweggründen, Sie, mein gemächlicher Freünd, nicht bewegen Ihre Lagerstatt zu verlaßen, so habe ich nun gar keine Hoffnung mehr Sie wieder zu sehen. Sie gleichen gewißen Leüten von denen der weise Salomon sagt: Wenn sie auf das Feld gehen sollen, so sagen sie; vor den Thoren lauert ein Hungriger Löwe auf uns p wenn gleich auf 20 Meilen um Jerusalem herum kein Löwe anzutreffen gewesen. Ich bin Ihnen aber doch sehr verpflichtet, daß Sie mir die Bekanntschaft Ihres rechtschaffenen Rheinischen Barons haben gönnen wollen. Er ist von denen, die man unter dem großen Hauffen auszeichnen muß, und um derenthalber sich kein Verfaßer unglücklich schäzen muß in dem Neologischen Wörterbuch zu stehen. Ich habe zwahr, diese Poßen nicht gelesen, doch dünkt mich daß Sie die Sache für zu wichtig ansehen, wenn Sie auch nur einen Augenblick dadurch beunruhiget werden. Es ist einmal des Hundes Natur, daß er die vorübergehenden und noch mehr, die reitenden und fahrenden anbellet. Darüber muß niemand sich weder ärgern noch betrüben. Fahren Sie also fort Ihren Pegasus zu stormen und kehren Sie sich ja nicht an die Hunde. Sehen Sie vielmehr auf die beßern Menschen, deren Hochachtung und Freündschaft Sie sich durch Ihre Bemühungen erworben haben. Unter diesen denken Sie allemal namentlich an Ihren Sulzer und deßen gute Willhelmine, die sich Ihnen aus ganzem zärtlichen Herzen empfiehlt. Sulzer.
204.
An Johann
Friedrich
von
Cronegk.
Leipzig,
den 2. April
17SS.
Liebster Croneck, Wem soll ich wegen Ihrer Tragoedie mehr Glück wünschen, mir, Ihrem Freunde, oder Ihnen? Und womit soll ich Sie belohnen, mit der Byron, oder mit der Clementine? Ich habe den ganzen Sonnabend vor den Feyertagen mit Ihrem Codrus zugebracht, ihn geprüft u. gefühlt, u. bis des Abends um sieben Uhr, das ist viel, darinne studirt. Ich hatte so lange gesessen, daß ich kaum mehr Athem holen konnte. Er ist schön, sehr schön, u. doch kann er u. muß er noch schöner werden, ich ruhe nicht eher. Ich habe viel angestrichen u. mich der Freyheit bedienet, zuweilen ein Wort an den Rand zu schreiben. Das werden Sie mir vergeben. Ich habe die unrichtige Orthographie meistens verbessert, damit das Werk rein abgeschrieben werden kann. Wenn ich also eine zuweilen nachlässige, bald gezwungne, bald harte, bald gedehnte Versification, mit einem Worte nicht genug gearbeitete u. durch die Kunst verschönerte Verse, wenn ich die nicht stets gewählte, oder nicht stets glücklich gewählte Sprache (denn die edle Sprache der Tragoedie, wie schwer ist diese nicht zu erreichen?) ausnehme; wenn ich die Länge des Stücks selbst, u. einzelner Scenen, theils vom Anfange, theils in dem letzten Acte; wenn ich die zweymalige Erscheinung des Medon ausnehme: so glaube und behaupte ich, Ihr Codrus ist schön. Sein Character ist
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2. April 1755
groß, immer groß u. bey nahe christlich groß, welches Letzte ich zuweilen gemässiget wüßten möchte. Medon, seine Mutter, seine Geliebte, alle drey sind einander werth. Man kann der vielen Zwischenfälle wegen, vielleicht dem Codrus, wie dem Cid, das B e l a d n e , vergeben Sie mir das Wort, vorwerfen; aber man muß zu gleicher Zeit die wunderbaren Stellungen u. Situationen zum Dienste des Affects, mit Dankbarkeit loben, u. ich küsse Sie dafür. Auf dem Theater muß das Stück, so viel auch die Critick im Lesen errinnern mag, dennoch durch die Hülfe eines Eckofs, Kochs, einer Kochinn oder Kleefelderinn, Wunder thun können. Das hoffe ich. Wäre Verbessern eine leichte Sache, wären der Verbesserungen nicht so viel, hätten Sie nicht andre Geschäfte, fehlten Ihnen nicht gewisse kleine Regeln des Körperlichen in der Poesie, ich meyne des Versbaues, wüßten Sie die Kleinigkeiten der Sprache u. Grammatick genug, wären Sie von Natur nicht so lebhaft u. hastig, wüßten Sie stets, welches glückliche Aendrungen wären: so würde ich nichts thun, als Ihnen Ihren Codrus zurück schicken u. Sie inständig bitten: Vingt fois sur le métier remettez Vôtre ouvrage p Aber so zittre ich, Ihnen dieses zu zu muthen. Schlegel, der itzige Pastor und Professor in Zerbst, war ehedem ein trefflicher Verbeßrer. Wenn ich zwanzig oder dreissig Thaler Geld, u. er Zeit übrig hätte: so machte ich mir, ohne Ihre Erlaubniß zu erwarten, die Freude und bäte ihn, das Werk hin u. wieder auszubessern u. abzukürzen; denn ich denke es ist für die Acteurs zu lang. Wäre es meine eigne Arbeit: so würde ichs gewiß thun. Das große Schöne wäre u. bliebe doch mein, nämlich der Plan, die Charactere, die Reden, die Leidenschaften; u. hat Pope nicht auch einen zeitverwandten tragischen Dichter diesen Dienst erwiesen? Itzt will ich den Codrus dem Grafen Moritz schicken. Herr Weise hat ihn auch gelesen. Der Gräfinn Benting, die sich seit einigen Monaten hier aufhält, würde ich ihn auch zeigen, weil sie eine große Verehrerinn der Tragoedie ist, wenn ich meine Striche wegnehmen könnte. Und so viel für dießmal, lieber, guter, trefflicher Croneck! Die übrigen Theile Ihres Briefs, will ich nicht beantworten. Es kränkt mich, daß ich Feinde habe. Aber ich Thor, will ich ein Glück haben, das selten ein Mensch bis an sein Ende gehabt hat? Alles was ich wünsche, ist Bescheidenheit. Den Tadel selbst muß jeder Autor vertragen können. Aber was wäre die Vergebung, wenn Beleidigungen in uns keinen Widerstand fänden? Haben Sie den Brief an den H m v. Riveri fortgeschicket? Und wollen Sie den an den Baron Croneck auch bestellen? Ja, seyn Sie so gut. Grüssen Sie Hofr. Utzen, Herr Hirschen u. alle Ihre u. meine Freunde ergebenst von mir u. leben Sie recht wohl. Ich bin stets der Ihrige Glrt. Leipzig, den 2 April, 1755 Ich muß Ihnen die ganze Stelle des Boileau hersetzen, wenn Sie sie gleich auswendig wissen: Hastez-vous lentement, et sans perdre courage, Vingt fois sur le métier remettez votre ouvrage. Polissez-le sans cesse et le repolissez. Ajoutez quelquefois et s o u v a n t effacez.
Nr. 205
205. An Hans Moritz
von Brühl.
Leipzig,
3. April 1755
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den 3. April
1755.
Liebster Graf, Ich bin ausser mir, und ich muß es Ihnen sagen, daß ichs bin; ob ich gleich erst gestern an Sie geschrieben habe. Gestern war ich noch nicht mit dem fünften Theile des Grandison zu Ende. Ich las zwar bis des Nachts um zwölf Uhr — ein Fehler, den ich seit der Clarissa nicht begangen. Ich schlief, wie Sie leicht denken können, die ganze Nacht wenig, elend. Kaum hatte ich heute Morgen nach sechs Uhr in der Bibel gelesen: so ergriff ich den Grandison, um ihn statt einer Rede aus dem Tillotson zu lesen. Ich las, ich kam auf den Abschied des Grandison u. der Clementine - Ach Graf, bester Graf! Nun habe ich wieder das größte Vergnügen des Lebens geschmecket, das ich schmeckte, als ich den letzten Theil der Clarissa las. Seit so vielen Jahren habe ich weder über Natur, noch Nachahmung (einige bittre Thränen der Traurigkeit ausgenommen) weinen können, nicht weinen können, um aller Wunder der Natur nicht; so hart, so verschlossen ist mein Herz gewesen. Und heute, diesen Morgen, den 3 April, zwischen 7 u 10 Uhr (gesegneter Tag!) habe ich geweinet, theuerster Graf, mein Buch, mein Pult, mein Gesicht, mein Schnupftuch durch — durchgeweinet, laut geweinet, mit unendlichen Freuden; geschluchzet, als wäre ich in Bologna, als wäre ich er, als wäre ich sie, als wäre ich das seligste Gemische von Glück u. Unglück, von Liebe u. Schmerz, von Tugend u. Schwachheit gewesen; u. kein Mensch hat mich gestöret. Gott, was ist in diesem Buche! Nun begreife ich, wie die Tragoedien der Alten haben so gewaltsame u. unglaubl. Wirkungen thun können. Ja, Graf, in den Augenblicken nicht fortlesen, nicht mehr fühlen sollen — dort auf der Rasenbank — hier in der Clementine Zimmer — lieber hätte ich alle mein Vermögen verloren. Kann der Grandison zaubern? Ja ihm steht alles, was nur rühren, bestürmen, alles was hinreissen u. zur Trunkenheit entzücken kann, zu Gebote. Und seine Landsleute zweifeln noch einen Augenblick daran? Aber er muß sterben, er soll sterben! u. alsdenn wird man ihm Gerechtigkeit wiederfahren lassen. Haben sie den G a y einiger Fabeln wegen in die Gräber der Könige geleget; so werden sie einen R i c h a r d s o n , (unsterblichgroßer Name! Ehre des menschlichen Geschlechtes u. Fürst der Romandichter! Glücklicher Tyrann aller unsrer Leidenschaften!) Dich sollten sie nicht in die Gräber der Könige, nicht zur Asche des Milton, u. wenn noch ein ehrwürdigerer Ort ist, nicht dahin legen? Schreib, aber das ist über die Kräfte der Menschheit, schreib noch einen Grandison, u. dann stirb, seliger als deine Clementine, als dein Grandison, den Gedanken nach, sterben müssen! Ja, Graf — Gott vergebe mirs! Ebert hat wohl nicht Unrecht. Wenn ich, spricht er, den Grandison gemacht hätte: so wüßte ich gewiß, daß ich selig werden müßte. Gott vergebe mirs! Könnte der Himmel durch Verstand u. Kunst, durch Witz u. Herz, durch göttliche Moral verdienet werden; nun so hätte ihn Grandison ü b e r v e r d i e n e t . Heben Sie diesen Brief mit aller seiner Enthusiasterey, mit aller meiner aufrichtigen Albernheit auf; u. wenn ich bald sterbe: so lassen Sie, Sie sollen es thun, ihn mit meinem ganzen Namen zur Ehre eines Richardson, (denn so bald ich todt bin, bin ich groß genug, ihn zu ehren)
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Nr. 2 0 6
19. April 1755
drucken und folgende Stelle groß drucken: „Zwey meiner vergnügtesten Tage, soll die Nachwelt wissen, sind die gewesen, da ich den 7 Th. der Clarissa u. den 5 des Grandison gelesen. Wenn die Tugend in jenem Leben eine fortgesetzte ewige Empfindung solcher Freuden ist, als ich hier gefühlet: so kann kein Mensch, auch in einem zehnfachen Leben, zu viel für sie ausstehn. Ich habe noch nie namentlich für den Richardson gebetet. Aber bey dem fünften Theile habe ich das Gebet des Grandison für s. Clementine zum Gebete für seine immerwährende Wohlfahrt gemacht. " Dürfte ich doch nicht denken, daß es Geschöpfe gäbe, denen dieses Werk nicht gefiele! — Ich will nichts mehr schreiben - Ich kann auch nicht. Ich bin immer noch ausser mir. Ich habe geweinet, daß ich schwitze u. zittre. Und wenn ich itzt krank werde: so ist Grandison die Ursache u. meine Krankheit das Lobgedichte des Richardson. — Ich umarme Sie, liebster Graf. Den 3 April, 1755. Glrt. An den Obersteuersecretair. Ich muß Sie loben, liebster Rabener. Heute ist Ihnen mein Lob Ehre. Vormittags war Grandison mein Held; diesen Nachmittag sind Sies gewesen. Sie wissen, daß ich nie ganz mit Ihren 3 Theile zufrieden gewesen bin; aber wenn Ihr vierter so schön ist, als die beiden Bogen, die ich heute u. gestern corrigiret habe: so ist kein Lob, keins ohne Ausnahme, für Sie zu groß. Es ist unmöglich, daß dieß Sie nicht rühren sollte. Mein Herz sagt mirs, daß Sie sich darüber freuen, u. ich umarme Sie itzt mit einem dankbaren Lächeln, wie ich heute früh Richardson mit Thränen u. Gebetern umarmet habe. Z w o solche Freuden in einem Tage! Mehr habe ich Ihnen nicht zu sagen. Leben Sie wohl u. lieben Sie mich, Ihren Glrt. Den 3 April. Nachmittags. Herr Graf, Ich bins zufrieden; lassen Sie diese Zeilen an Rabenern nur an den ersten Brief mit drucken. Sie sind unser aller werth. Geliert.
206.
Von Nicolaus
Dietrich
Giseke.
Quedlinburg,
den 19. April
1755.
Mein liebster, alter Geliert, Was machen Sie? Sind Sie gesund? Sind Sie fleissig? Werden Sie uns diese Messe wieder etwas zu lesen geben? Haben Sie mich noch lieb? Wollen Sie nicht mein Hannchen, und Luisens Schwester kennen lernen? Alle diese Fragen sollen Sie mir beantworten. Von mir wissen Sie entweder oder erfahren ietzt, daß ich seit den 15 ten December vorigen Jahrs Vater bin. Mein Friedrich August Carl, denn es ist ein Junge, ist also beynahe 18 Wochen alt, hat schon zweyn Zähnchen, und ist ein ganz hübsches Herrenkerichen. Aber so ernsthaft, daß Sie Ihre Freude an ihm haben müssen. Wenn Sie kürzlich keine Mutter gesehen haben, die in ihr Kind ganz erstaunlich verliebt ist, oder wenn Sie gern noch eine sehen wollen: So kommen Sie zu uns. Hannchen ist ein sehr freundliches Mädchen, und eine grosse Bewunderinn von Ihnen. Zwey
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Dinge, die Ihnen Lust machen müssen, zu uns zu kommen. Und es wird Ihnen ja wohl auch ein Bischen lieb seyn, Ihren alten Giseke, als Oberhofprediger, als M a n n , und Vater einmal wieder zu sehen. Wissen Sie wohl, d a ß Sie mir versprochen haben, mich zu besuchen, wenn ich einen Jungen hätte? Ich habe Hannchen so lange gebeten, bis sie sich hat bereden lassen, mir einen zu bringen. Und nun halte ich Sie bey Ihrem Wort. Es ist Sommer; und der Frühling ist hier fast so angenehm, als in Leipzig. Wenigstens haben wir hier einen Brühl, der mit ihrem Rosenthal viel Aehnlichkeit hat. Ich habe einen ganz angenehmen Garten hinter meinem Hause, in dem Ihnen Ihr Caffee und Ihr Knaster sehr gut schmecken soll. Ich habe drey Beeten Spargel, von denen Ihnen Hannchen Mittags und Abends iedesmal eine gute Schüssel bereiten will. Und was habe ich nicht alles? Die Frau von Preenen, die Sie kennt, und andere werden sich eine Freude und eine Ehre daraus machen, Sie oben bey H o f e zu sehen. Und ich versichre Ihnen, d a ß dieses Ihnen gar nicht unangenehm seyn soll; ob ich gleich nur mich und mein Hannchen und meinen Friedrich Carl zum vornehmsten Bewegungsgrunde Ihrer Reise mache. Kommen Sie, weil Ihre Ferien noch dauern; und der Frühling noch da ist. Unser ganzer Brühl wartet mit allen seinen Nachtigallen auf Sie. Wir hoffen noch gleich nach Pfingsten nach Braunschw. zu reisen. Vielleicht besuchen uns Gärtners auch diese Sommermesse; das ist im August. Sie sind aber noch ungewiß, ob sie zu uns oder zu Papa nach Gerdau reisen; Sonst wollte ich Sie im Voraus bitten, dann auch zu kommen. Aber sehen müssen Sie uns dieses Jahr. Von Ihrem lieben Herrn Bruder weiß ich auch lange nichts. Was macht er? Empfehlen Sie ihm mich und mein Hannchen. Was macht unser lieber Herr D. Heine? Wenn ich nicht gehört hätte, daß er nach Churland gegangen wäre; So würden Sie ihm einen Brief von mir geben können. Aber grüssen Sie ihn aufs freundschaftlichste. K ö m m t Rabener nach Leipzig? So grüssen Sie ihn, und machen ihn aus, daß er mir noch nicht geantwortet hat. Ich hätte ihm sonst unfehlbar wieder geschrieben. Endlich, mein liebster Geliert, bitte ich Sie auch mir 10 Pf. von dem Richter — und Neuhäusischen zu verschaffen, das Pfund zum Gulden. Dieses beträgt 6 rthl. 16 gg; und ich schicke Ihnen hier 1 Louisdor, 1 rthl und 14 gg, weil Sie den Luisdor für 5 rthl 2 gg los werden müssen. Lassen Sie aber 4 lb besonders einpacken, weil sie nicht für mich, sondern für iemand anders sind. Schicken Sie es aber bald an den Buchführer aus Quedlinburge, Hr. Schwan, den Sie leicht dort ausfragen werden; und der Ihnen auch, wenn er nicht schon heute früh weggereist ist, diesen Brief bringen soll. Hannchen will Sie, wenn Sie hier k o m m e n , küssen; und ich zweifle also nicht, d a ß Sie kommen werden. Ihr Quedlinburg, alter Giseke. d. 19 ten April 1755.
Unsere Empfehlung an H r . und M a d a m e Steinauern.
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Nr. 207
7. Mai 1755
207. An Moritz Ludwig
Kersten.
Leipzig, den 7. Mai
1755.
Mein lieber Kersten, Sie fragten mich letztens, ob Sie mir nicht dienen könnten. Ach ja, Sie können es. Aber es ist nichts Geringers, als ein öffentliches Amt an der Kirche zu Schulpforta, darum ich Sie bitte; ich meyne den K ü s t e r d i e n s t . Eigentlich möchte ichs für mich selbst haben, und ich würde vielleicht ruhiger dabey seyn, als bey einer Profession; dennoch will ich den Dienst lieber meinem Famulo, Herrn B o c k e n , abtreten, wenn Sie mir dazu verhelfen wollen. Er hat sich schon vor einem halben Jahre und auch wieder diese Messe bey Ihrer Excellenz, dem Herrn Präsidenten gemeldet, und das letztemal eine günstige Antwort erhalten. Der Oberhofprediger und der Consistorialrath L e y s e r sind auch auf seiner Seite, so wie alle Verdienste, die zu einem Küster gehören. Er ist ein ordentlicher und geschickter Mensch, und seine größten Fehler sind Armuth und Krankheit des Körpers. Er versteht mehr Theologie und hat weit mehr Kenntniß in den humanioribus, als zu seinem Amte nöthig ist. Seine Hand ist freylich nicht die trefflichste; aber er bessert sie und wird sie bessern. Er versteht etwas Mathematik und Baukunst, ist dienstfertig und hat ein ehrliches frommes Herz. Das Amt wird seiner Gesundheit und Zufriedenheit unstreitig mehr nützen, als alle Arzney und alle Philosophie, und Sie werden gewiß eine gute und belohnenswürdige That thun, wenn Sie ihn bey dem Herrn Präsidenten mit ihrem Vorspruche unterstützen, und ich will den Dienst annehmen, als ob Sie mir ihn selbst erwiesen hätten. - — —. Reden Sie also, mein lieber Kersten, ohne Verzug mit dem Herrn Präsidenten, dem ich, so gewiß ich lebe, dreymal, aber allemal vergebens, aufzuwarten gesuchet habe. Ein jeder Freundschaftsdienst, ein jeder treuer Rath, So klein die Welt ihn schätzt, ist eine große That. Gott gebe Ihnen Ihre Gesundheit im Bade wieder. Dieß wünsche ich Ihnen von Herzen und bin stets Leipzig, den 7. May 1755. Ihr ergebenster Geliert.
208. An Hans Moritz von
Brühl. Leipzig, den 7. May 1755.
Wie sehr hat mich nicht Ihr Abschied gerührt! Ich bin mit Thränen den Weg vom äußersten Thore herein gegangen, mein ganzes Herz that mir weh, und ich glaubte den ganzen Nachmittag, es müßte mir etwas ahnden, so betroffen war ich. Vielleicht, dachte ich, siehst du ihn nicht wieder; aber das wolle Gott nicht! dachte ich sogleich dazu. Ich gieng Abends zur Frau von **„Sie sind traurig,
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sagte sie, daß Ihr M o r i t z fort ist; das gefällt mir an Ihnen. Es ist ein trefflicher Jüngling. Ich will mit Ihnen weinen, wenn ich Sie dadurch beruhigen kann, wenigstens wollen wir von ihm reden. Seine Bescheidenheit, da ihn alle Leute loben, ist ein großes Verdienst und ein sichres Kennzeichen seiner künftigen noch größern Verdienste. Seine Schamhaftigkeit nimmt ungemein für ihn ein, und wenn er die erhält: so werden ihm alle Versuchungen nicht abgewinnen. Er trinkt keinen Wein, der sonst die Quelle vieler jugendlichen Thorheiten ist. Er liest und schreibt gern, dieß wird ihn vor den gefährlichen Zerstreuungen des Müssiggangs und der Höfe bewahren. Erinnern Sie ihn, wenn er auf Reisen geht, daß er sich ein Tagebuch von sich selbst macht; daß er alle Abende ein getreues Verzeichniß aller seiner Handlungen aufsetzet, als vor den Augen seines besten Freundes, und noch mehr, als vor den Augen seines allsehenden und allmächtigen Freundes; daß er sich keine Thorheit, so klein sie ist, ungestraft vergiebt, keine gute That unüberdacht bemerket, und keine edle Absicht ungefühlt niederschreibt. Dieß ist eine Art des Gebets und vielleicht eine der vorzüglichsten Arten des Gebets, weil es mit unsrer Prüfung und mit unsrer Beßrung verbunden ist. Ich habe diese Pflicht neun ganzer Jahre ohne Ausnahme ausgeübt, und dieß sind die besten, weisesten und ruhigsten Tage meines Lebens gewesen. Sagen Sie ihm, daß ich nie einen vortrefflichem Ausspruch gehört hätte, als der ist, den Sie mir von seiner Mutter erzählt, daß ohne die sittlichen Tugenden des Herzens alle äußerliche Vollkommenheiten ihren Werth und auch gewissermaßen selbst ihr Daseyn verlieren müßten; und daß ein Mann von Religion doppelt liebenswürdig wäre, auch zu der Zeit, wenn er am strengsten handelte. Ich denke, er liebt das Geld nicht, und sein ganzer Charakter scheint mir für diese Neigung zu groß zu seyn; Güte, Leutseligkeit und Freygebigkeit reden aus seinen Augen." Alles dieses und noch weit mehr, lieber Graf, hörte ich an, ohne beynahe ein Wort zu sagen. Das, hub ich endlich an, will ich dem Grafen alles schreiben. Er wird Sie und meine Liebe zu ihm durch die Sorgfalt für seinen Charakter, oder welches einerley ist, für sein Glück belohnen. Leben Sie wohl. Geliert.
209.
An Hans
Moritz
von Brühl.
Leipzig,
den
13. Mai
17SS.
Die Freundschaft thut das in Ihren Briefen, was die Kunst, unterstützt von der Natur, in den Werken des Geschmacks thut. Die Kunst, sagt P o p e , wirkt, ohne sich zu zeigen, und herrschet ohne Gepränge. So nährt die verborgne Seele in einem schönen Körper alles mit Lebensgeistern und erfüllt das Ganze mit Stärke. Sie wirkt jede Bewegung und unterstützet jede Nerve; sie selbst ist ungesehn; aber in den Wirkungen zugegen. So, sage ich, wirkt die Freundschaft,
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Nr. 209
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unterstützt von dem guten Geschmacke, in Ihren Briefen. Sie herrschet ohne Gepränge, belebt alle Gedanken, macht den Ausdruck beredt; sie kündiget sich nicht an und ist doch in allem, was Sie mir sagen, zugegen. Welche Freude für mich! Ich weiß Ihnen meine Dankbarkeit nicht besser zu zeigen, als daß ich mein Lob zurück halte und Ihnen öfter schreibe, als meinen übrigen Freunden, und mich bemühe, Ihnen auch in dem, worinne ich Ihnen kein Beyspiel seyn kann, wenigstens ein Gefährte zu seyn. Das weis ich gewiß, daß Sie die Ermunterungen in meinem letzten Briefe nicht vergessen werden, so sehr Sie sich auch selbst die beste Ermunterung sind. Ich habe sie Ihnen niedergeschrieben, wie man Freunden, die glücklich sind, immer noch Glück wünschet. Die Frau von ** meynt es außerordentlich gut mit Ihnen, und ich glaube, daß sie mir Ihrentwegen gewogner ist; denn in der That mag sie denken, daß ich zu Ihrem Besten mehr beygetragen habe, als ich wirklich gethan. Allein ohne mich zu erniedrigen, m u ß ich doch bey Ihnen und C r o n e g k e n die Anmerkung machen, die man von den größten Malern gemacht, daß sie meistens ohne große Lehrmeister sich selbst gebildet haben. Ich will sie Beide dadurch nicht stolz machen; denn auch das glücklichste Genie, wenn es an seinen Ursprung gedenket, hat mehr Ursache zur Bescheidenheit, als zum Stolze, und der Stolz ist gemeiniglich nur die Ausfüllung des leeren Raums in unsrer vielseynwollenden Seele. Ich fühle es sehr wohl, liebster Graf, daß ichs in meinen Briefen an Sie nicht vergessen kann, daß ich noch einmal so alt bin, als Sie; aber selbst meine Dociersucht ist noch Liebe. Ich denke alle Augenblicke, ich möchte Sie durch mein Lob, davon mein Herz so voll ist, sicher machen; und gleich will mein Verstand das wieder gut machen, was mein Herz versehn zu haben glaubet, und da fange ich denn an, lehrreicher zu seyn, als es Ihr Charakter bedarf. Sie werden mirs leicht vergeben; und wenn auch meine Briefe an Sie einmal Andern in die Hände fallen sollten, so können sie doch nichts weiter davon sagen, als was man gewissen Gesichtern der Frauenzimmer vorwirft, die sich unvermerkt in eine zu gütig erklärende Miene verlieren, es fühlen und diese freywillige Miene durch einen aufgebotnen furchtsamen Ernst widerlegen wollen. Ich bin heute sehr fruchtbar in Gleichnissen und solchen Sachen. Vermuthlich habe ich zu viel Zeit zu diesem Briefe; denn der Regen hat meinen Zuhörer, dem diese Stunde gehört, abgehalten. In dem Journal des Savans et des Trevoux sind R i v e r i s Fabeln rühmlich genug recensiret; nur ärgre ich mich, daß der Recensent aus toller Uebereilung eine Stelle von R a b e n e r n saget, die R i v e r i in der Vorrede vom R a b e l a i s oder S w i f t e n gesaget hat. Ich will deswegen an R i v e r i schreiben. Leben Sie wohl, bester Graf. Leipzig, den 13. M a y 1755. Geliert.
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210. Von Hans Moritz
von
Brühl.
18. Mai 1755
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Dresden, den 18. May 1755.
Liebster Professor, Die Vergleichung, mit der Sie Ihren letzten Brief anfangen, so wie die Stelle aus dem P o p e , sind beide sehr schön. Wie glücklich wäre ich, wenn ich sie wahr machen könnte! So viel ist indessen gewiß, daß, wenn anders meine Briefe an Sie einigen Werth haben, Sie ihn bloß durch meine Freundschaft gegen Sie erhalten, und vielleicht ist sie es, die mich bey Ihnen entschuldiget, und meinem Verstände Lobsprüche erwirbt, die meinem Herzen allein gehören. Sie erfreuen mich unendlich durch den Vorsatz mir oft zu schreiben, und beschämen mich zugleich, indem Sie es als ein Mittel ansehn, mir Ihre Dankbarkeit zu bezeigen, da es in der That eins ist, mich noch mehr dazu zu verbinden; mich, der ich Ihnen so viel, der ich Ihnen alles zu verdanken habe. Die Frau von * * hat Recht, wenn Sie dieses glaubt, und, sagen, daß ich Sie seit fünf Jahren kenne, heißt nicht anders sagen, als: G e l i e r t hat ihn gebildet, er hat ihn erzogen. Ihr Beyspiel, das ich glücklich genug war mir zum Muster zu wählen, hat mir jederzeit mehr genützt, als die trefflichsten Lehren nicht würden gethan haben, die nicht damit unterstützt gewesen wären; und man kann von der Erziehung insbesondere behaupten, was in allen Sachen wahr ist, daß stets die Exempel mehr als die Vermahnungen bessern. Was Sie von dem Stolze sagen, ist vortrefflich, und ich begreife noch immer nicht, wie man bey einem wahren Verdienste stolz seyn könne. Wenigstens sind solche Personen allemal Räthsel; so wie es unmöglich ist, daß ein geschwollner Körper zugleich gesund seyn kann; und was ist der Stolz anders als Geschwulst? Aber es ist Zeit, daß ich meinen Brief schließe. Morgen früh reise ich nach Pohlen, und es ist schon bald Mitternacht. — Leben Sie wohl, ich bin ewig Ihr Brühl.
211.
Von Johann
Andreas
Cramer.
Kopenhagen,
den 29. Mai
1755.
Liebster Geliert, Ich freue mich sehr, daß ich mich einmal von meinen undankbaren Arbeiten losreißen, und Dir sagen kann, daß ich Dich unaussprechlich liebe. Was für Freude und Wollust hast Du mir mit Deinen Liedern gemacht! Sie sind so schön, die meisten, so sehr nach meinem Wunsche, so bibelreich und voll Empfindung der Religion, daß ich Dir nicht genug danken kann. Aber eben ihrer Vollkommenheit wegen werde ich sie mit aller Strenge beurtheilen. Solche Lieder verdienen so unfehlerhaft zu seyn, als möglich ist, je länger sie gesungen zu werden verdienen. Meinem lieben Bernstorf (o daß Du diesen großen liebenswürdigen Mann kennen möchtest, eben so als seine Gemahlinn) habe ich sie gewiesen; sie haben ihn entzückt, und weil er die meisten bey sich hat; (sie
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Nr. 211
29. Mai 1755
sind bey ihm so sicher, als bey mir) so kann ich heute nur über einige Critiken machen. So oft ich aber von meinem Bossuet Odem hole, will ich fortfahren. Ueberhaupt mache ich die Anmerkung: erstlich, was die Einrichtung betrifft, daß Lieder mehr aus Empfindungen, als Betrachtungen bestehen und keine Lehroden seyn müssen. Diesen Character hat d a s G e b e t nicht, welches mehr aus schönen Lehrsprüchen, als Empfindungen besteht. Doch bestehen, zu Deiner großen Ehre, die meisten daraus. Zweytens merke ich, was die Schreibart betrifft, an, daß ich wünschte, sie möchte sich hier und da mehr von dem zwar nicht unedlen, aber doch gemeinen Ausdrucke entfernen, und poetischer werden. Wie stark ist nicht die Schreibart der Psalmen? Die G e d u l d I. Str. 1. V. in Kreuz und Leid: das ist einer von den Ausdrücken, die mir für Deine Lieder nicht edel genug sind. 4. V. Künftig, wenn Du in diesem Genere Lieder machst, so laß lieber diesen kleinen Vers w — w — w so seyn. Es liest und singt sich besser. II. Str. III. Str. Bösen Tage: Böses wir erdulden, kömmt zu schnell auf einander. 4. V. Künftig bitte ich bekommen für erhalten nicht zu brauchen; das Wort ist zu unpoetisch. IV. Str. Was ist des Unmuths Schmerz: Soll Unmuth Zorn oder Wehmut seyn. V. Str. Ist denn Quaal: hier sollte billig die Anrede an Gott wiederholt seyn. VI. Str. 2. V. Läßt du: Besser Lehrst du usw. 3. V. M i s s e t h a t : Hier sollte Sünde stehen; weil Sünde alle Arten von Unordnungen begreift. IX. Str. 2. V. Wollen Sie etwa setzen: Doch wenn Gott schlägt, an Gott voll Demuth denken? Die letzte Strophe muß ja bleiben, als eine der schönsten. Bitten. I. Str. Die vier ersten Verse gefallen mir nicht, wegen des f ü r u n d f ü r , und der g e b e t e n , das ich nicht für deutsch halte. II. Str. Wenn der 3 te Vers hieße: Gieb mir usw. so wäre der 4 te überflüßig. Bestimmen Sie den 4 ten zu noch einem besondern Gedanken. Das Gebet. I. Str. v e r s c h e r z e n , nicht edel genug, prüfe, und nicht prüf, wenn ein Vocal folgt. II. Str. b e q u e m e t , ein unedles Wort, zumal von Gott gebraucht. III. Str. Sein Glück, sein Heil; eins ist genug. Wollen Sie unter Glück die irdische, unter Heil die geistl. und ewige Seligkeit verstehn, so ists nicht deutlich. 3 . 4 . V. Statt der Frage, ob Beten nicht unsre Seele erhebe, möchte ich lieber gesagt haben, wie es dieselbe erhebe. V. Str. würde ich eine rime riche machen: Wer das, was einem Christen dienet, Im Glauben sucht, der ehret Gott; Wer das zu bitten sich erkühnet, Was er nicht wünscht, der spottet Gott. d e s F l e h n ist S p o t t , ist ein wenig zu gezwungen ausgedrückt.
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VII. Str. 4. V. Mächtig und versüßen, sind Ideen, die ich nicht zusammen bringen möchte: gütig oder liebreich. VIII. Schau, beschau statt schaue, beschaue. Sieh an die Wunder, die er that, (denn satt kann und soll man sich nicht an Gottes Wundern sehn) Schau auf den Ernst und auf die Güte, Womit (damit es sich auf Mascul. und Foem. zugleich beziehe) statt mit dir usw. IX. Str. Den 3. V. deutlicher zu machen: Und schmecke seiner Himmel Kräfte. X . Str. Bet oft, durchschau mit heiligem Muthe, mit Freude, mit Entzücken lieber. Ich mag ewgen, heiigen, künftgen, und alle Zusammenziehungen nicht leiden, wo das i herausgeworfen wird. XI. Str. Dein Glaub an ihm usw. ist besser als der andre Vers. XII. Str. Gerecht und gut: Gerecht und fromm lieber. Du siehst, mein liebster Geliert, daß ich nur Kleinigkeiten tadle; allein bloß, weil ich keine grössern Flecken entdecken kann. Gott erhalte Dich noch lange, lange gesund. Gieb Deine Lieder ja noch nicht heraus; wir müssen sehr viele von Dir haben. Soll ich sie herausgeben? Mache viele kurze. Lieder von vier, sechs, acht Strophen sind die besten; solcher werde ich auch eine kleine Anzahl zu machen suchen. Ich sende Manuscript zu meiner Fortsetzung des Bossuets nach Leipzig: wolltest Du die Barmherzigkeit an mir beweisen, und zum wenigsten von dem historischen den letzten Probebogen durchsehen? Von Deinem Christen sind hier zwo Uebersetzungen gedruckt worden, und beyde sind so glücklich gerathen, daß es schwer zu entscheiden ist, welche man für die beste halten müsse. Wollen wir nicht fleißiger an einander schreiben? Antworte mir bald. Sage meinem lieben Heine, wenn er noch da ist, daß ich ihm göttl. Beystand zu seiner Reise wünsche, und über acht Tage schreiben würde. Jetzt bin ich in Lingbye, wo ich für meine Familie ein Logis für den ganzen Sommer gemiethet habe. Wir sind alle gesund. Ich arbeite fleißig. Lebe wohl, mein theuerster Freund. O wie herzlich liebe ich Dich! Gott belohne Dich für Deine Lieder mit tausend wahren Freuden. Meine Charlotte grüßt Dich. Dein Cramer. Empfiehl mich allen, die mich kennen und lieben. Copenhagen, den 29. May 1755.
212.
An Johann
Wilhelm
Ludwig
Gleim.
Leipzig,
den 7. Juni
1755.
Mein lieber Gleim, Sehn Sie, daß ich mein Wort besser halte, als Sie? Wer hat nun am ersten geschrieben? Ich. Wer ist also der Ordentlichste unter uns Beiden? Ich. Wer der Empfindlichste, der Artigste, der Beste? - Hier will ich aus Bescheidenheit Platz
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lassen, und Sie sollen selbst nach Ihrem Gewissen meinen oder Ihren Namen hineinsetzen. Ich will mich nicht mit eigner H a n d krönen, so sehr verlasse ich mich auf Ihre Billigkeit und auf meine gerechte Sache. Nunmehr will ich auch in Ihrem Namen etliche Fragen aufwerfen u. den ganzen Brief in Frag u. Antwort abfassen; ich denke, es hat es noch Niemand vor mir gewagt. Wer ist also (Gleim fragt) der beste Poet unter uns beiden? S i e ! antworte ich. Wer wird die beste Frau von uns beiden bekommen? Sie! wenn Sie nur wollen und den Frühling Ihrer Jahre nicht sorglos verstreichen lassen. Aber wer verdient die beste Frau von uns beiden? Ja, mein lieber Freund, das ist eine andre Frage, die wollen wir wieder im Herzen ausmachen. Genug, daß ich sie Ihnen wünsche u. auf Ihre Hochzeit kommen, u. wenn ich gesund bin, auch tanzen will. Das ist viel gesagt. Aber wer wird am längsten unter uns leben? Mein Herr, in dieser Frage steckt eine Zweydeutigkeit. Meynen Sie das physikalische oder poetische Leben? In dem ersten Falle werden Sie am längsten leben. Das bescheide ich mich ganz gern. Wenn ich gelassen u. f r o m m sterbe: so bin ich herzlich zufrieden. In dem andern Falle sollten Sie nach dem ordentlichen Laufe der Verdienste auch am längsten existiren. Geht es aber nach der Menge der Werke: so werden Sie es nicht ungut nehmen, daß ich Sie überlebe. Gönnen Sie mir immer dieses uneinträgliche Glück. Ich bin Ihr Freund; und nach meinem Tode ist es Ihre Pflicht, meinen Ruhm zu schützen. Eher sollen Sie mich nicht vertheidigen. N u n die allerletzte Frage in Ihrem Namen, wann wollen Sie denn nach Halberstadt kommen? Dem Willen nach sehr bald. Bis dahin küsse ich Sie in Gedanken, bitte daß Sie mich vor andern lieben u. mir erlauben, meinen Brief zu schliessen. Wenn Sie mit der Beantwortung der Fragen zufrieden sind: so verlange ich keine Zeile Antwort von Ihnen; denn ich bekomme doch so bald keine. Leben Sie nur wohl: so soll alles gut seyn. Empfehlen Sie mich allen Ihren Freunden u. Gönnern. Leipzig Glrt. den 7 Jun. 1755.
213.
Von Hans Moritz
von
Brühl. Dresden, den 3.Jul. 1755.
Liebster Professor, Ich denke noch immer an den Augenblick unsers Abschieds, und ich denke mit Vergnügen daran. Niemals habe ich lebhafter als damals empfunden, wie unthätig unser Verstand ist, wenn unser Herz in Bewegung ist; und ich bin niemals zufriedner, als wenn ich mich selbst recht lebhaft überzeugen kann, wie sehr ich Sie liebe. Glauben Sie nicht etwan, daß ich jemals daran gezweifelt; nein, dazu kenne ich mich zu gut, um so mißtrauisch gegen mich selbst zu seyn. Aber das Vergnügen, dieses beständig von meinem Herzen zu erfahren, und dieses Verdienst in ihm zu erkennen, (denn eine seiner besten Eigenschaften ist
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gewiß die, daß es Sie liebt,) macht, daß ich so genau auf alle seine Bewegungen Achtung gebe, als ob ich ihm gar nicht trauen dürfte. Wie gefällt Ihnen diese kleine Metaphysik des Herzens? Ich kann Sie versichern, daß sie eben so gewiß ist, als wenn ich sie auf lauter Grundsätze gebaut hätte; denn sie gründet sich auf meine Empfindungen; und diese sind doch gewiß wahr, wenn sie auch unrichtig wären. Ich besinne mich in diesem Augenblicke, daß morgen Ihr Geburtstag ist, ein Tag, der unter den Großen frostigen Complimenten und unter den Niedern abgeschmackten Wünschen geweiht ist. Unter Freunden aber ist er der Empfindung und der Freude gewidmet. Darf ich Ihnen wohl erst sagen, wie groß und wie aufrichtig die meinige darüber ist? Ich kann hierbey eine Anmerkung machen, die mir gewiß Ehre bringt, die aber doch darum nicht minder wahr ist: nämlich, daß ich die ersten Verse, die ich jemals gemacht, der Freundschaft zu danken habe, so wie C o r n e i l l e seine ersten der Liebe schuldig war. Erinnern Sie sich noch an die herzbrechende Ode, die ich vor vier Jahren auf Ihren Geburtstag gemacht, und die Herr S * * corrigirt hat? Habe ich also nicht Recht, wenn ich mich mit C o r n e i l l e n vergleiche? Und vielleicht war mein Trieb noch edler als jener, der C o r n e i l l e n beseelte. Leben Sie wohl, Ihr Brühl.
214. An Hans Moritz
von
Brühl.
Leipzig den 4.Jul. 1755. Liebster Graf, Ja heute ist mein Geburtstag, und ich danke Ihnen für Ihren lieben, freundschaftsvollen Brief. Erfreun Sie sich mit mir, daß ich noch lebe! Danken Sie der Vorsehung mit mir, daß ich so viel Ursachen habe, ihr zu danken. Wünschen Sie mir Gesundheit, wenn sie mir gut ist, und ein frohes Herz. Wünschen Sie, daß meine künftigen Tage, es mögen ihrer viel oder wenig seyn, Tage der Weisheit und Gelassenheit seyn mögen, daß ich bis an das Ende meines Lebens den Eifer, Gutes zu thun, fühlen und beweisen mag; daß ich unter dem Beyfalle der Welt nicht eitel, unter dem Tadel nicht klein, im Glücke nicht zu froh, und im Unfälle nicht zu traurig werden, die Liebe meiner Freunde als ein Glück genießen und als die Ehre des guten Herzens verdienen, daß ich Verstand und Tugend über alles schätzen und bewahren mag. Ja, mein liebster Graf, das gebe Gott! Also habe ich schon acht und dreyßig Jahre gelebt, weit über die Hälfte des menschlichen Ziels und wer weis, wie weit über die Hälfte des Meinigen! U n d i c h s a h e an a l l e s , w a s u n t e r d e r S o n n e w a r , u n d s i e h e , es w a r a l l e s e i t e l ! Es soll aber auch eitel und unser Glück hier nie vollkommen seyn. Ich finde vielleicht in dem verfloßnen Jahre weniger Fehler von mir als in den vorhergehenden; aber ich finde auch viele glückselige Empfindungen des Herzens nicht mehr, die ich ehedem gehabt habe. Doch mein Leben hat tausend Spuren der liebreichen Vorsehung aufzuweisen, die ich verehre und noch weit
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mehr zu verehren wünsche. Ich hoffe auch auf die noch übrigen Tage das Beste von ihr und das Glück eines ruhigen Todes. Ich will meine übrigen Empfindungen heute noch mit der theilen, der ich das Leben schuldig bin. Also lassen Sie mich diesen Brief schließen, mich ihn mit dem Wunsche für Ihr Leben, für Ihr Glück, für die Erhaltung Ihres besten Ruhms, Ihrer Tugend, lassen Sie mich ihn mit dem Wunsche schließen, daß Sie das Beyspiel liebenswürdiger Sitten, daß Sie künftig der nützlichste und glücklichste Mann, der beste Vater, daß Sie stets der würdigste Freund, daß Sie mir noch im Tode Freund und Ehre seyn mögen!
Geliert.
215. An Johanna
Wilhelmine Biehle.
Leipzig, den 25. Juli 1755.
Meine Gesundheit ist leidlich, wenn sie auch nicht die beste ist. Ich habe seit einiger Zeit viel gelitten; aber es bessert sich wieder. Die Gräfinn hat den Brief der Mama beantwortet. Das Schrecken mit dem Feuer ist groß gewesen; Gott Lob, daß es ohne Folgen geblieben ist. Ich verreiste gerne auf acht oder vierzehn Tage, aber Von wem das Etui ist, weis ich jetzt eben so wenig als Anfangs. Ich grüsse die Mama herzlich und alle. Lebt wohl! Leipzig, den 25.Jul.
1755.
216. Von Johann Andreas
Geliert.
Cramer.
Kopenhagen den 2 Aug. 1755. Liebster Geliert, Ich habe Dir nicht allein von einem Tage zum andern schreiben wollen, sondern auch wirklich einen ganzen Bogen geschrieben; aber weil er zu der Post, mit der er abgehen sollte, zu spät fertig war, ihn eingesteckt, u unter meiner Arbeit am Boßvet vergessen, daß ich ihn eingesteckt hatte, bis er so zerrieben worden ist, daß ich ihn Dir nicht schicken kann, weil Du doch das wenigste davon lesen könntest. Aber was bin ich Dir nicht für Dank und Liebe für Deine so sehr freundschaftlichen Briefe schuldig, und wie viel Ehrfurcht für Deine Lieder! Ich kann Dir die Empfindungen meiner Hochachtung, Liebe, und Zärtlichkeit gegen Dich nicht beschreiben. Allezeit habe ich Dich geliebt; allezeit bewundert; allezeit hat mich Dein Charakter eingenommen, in welchem mit so großer Redlichkeit so viel Liebe gegen die Religion und wahre Frömmigkeit verbunden gewesen ist. Allezeit hat mich auch alles, was Du geschrieben hast, entzückt. Laß mich einmal so viel zu Deinem Lobe sagen, als ich in einem Briefe sagen kann; erröthe immer darüber, aber ließ es zu Deiner Aufmunterung, und in der Absicht, nicht allein Gott dafür zu danken, sondern Dich auch zu errinnern, wie viel Ursache Du vor andern habest, immer heiter u vergnügt zu seyn, wenn Du auch hier nicht so belohnt bist, als Du seyn solltest. Alles also von Dir hat
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2. August 1755
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immer allen meinen Beyfall gehabt, wenn ich nicht mehr sagen soll, und wenn Du ihn für etwas rechnen willst. Die Schönheit Deiner Schreibart, das Milde u Sanfte Deiner Einbildungskraft, Deine Gabe Dich glücklich, u so unnachahmbar leicht, in einem schönen Verstände fließend, allgemein verständlich und natürlich auszudrücken, ist immer meine Freude gewesen, gleichwie Dir dieses alles so viele Leser und Verehrer erworben hat. Alle Deine Arbeiten sind auch deswegen schätzbar, daß sie alle unschuldig sind und auf die Besserung der menschlichen Sitten abgezielt haben. Aber niemals bist Du mir so groß erschienen, als da ich Deine Lieder gelesen habe. Aus allen leuchtet eine solche gründliche Einsicht in die Religion, Dein ganzes frommes Herz, so viel Ehrfurcht gegen eine jede Wahrheit und jede Tugend hervor, daß itzt eine meiner angenehmsten Vorstellungen der große und ausgebreitete Nutzen und die allgemeine Erbauung ist, die sie stiften werden. Denn ich kann das bloß aus dem Eindrucke schließen, den sie auf diejenigen unter meinen Freunden am Hofe gemacht haben, denen ich mich nicht enthalten können, sie zu lesen. Diese sind mein Bernsdorf und seine Gemahlinn, der geheime Rath Berkentin, und seine Tochter, die Cammerherrinn Pleßen. Wenn Du diese, besonders die beyden ersten und die letzte kenntest, wie süß würde nicht Deinem Herzen die Freude seyn, ihnen zu gefallen! Freue Dich immer, mein liebster Geliert; denn welche Belohnungen können schöner, als diese, und welche Freuden unschuldiger seyn, als die Freuden darüber! Freue Dich, damit Du mit desto größrer Munterkeit fortfahrest, mehr solche Lieder zu verfertigen, von denen ich gewiß bin, daß sie nicht auch die öffentliche Andacht unterhalten werden. Wenn ich meinem Herzen folgen wollte, so würde ich noch lange in diesem Tone fortschreiben; allein ich will Dir gern noch einige allgemeine Anmerkungen über die Lieder selbst u ihre Sammlung mittheilen. Die erste ist mit der Herausgabe nicht zu eilen. Wenn eine Arbeit von Dir alle Deine Aufmerksamkeit u alle nur mögliche Verbesserung verdient, so sind es Deine Lieder. Auch der kleinste Flecken muß ihnen auf das sorgfältigste abgewischt werden. Ich vergebe ihnen kein schwaches Wort, kein abgemißnes e, keine noch so unhörbare Härtigkeit des Verses, auch nicht einen Reim, den mehr die Nothwendigkeit, als der Gedanke und die Natur herbeygerufen hat. Eine andre Anmerkung ist diese. Unter den Liedern, die Du mir geschickt hast, sind einige mehr geistliche Lehroden, als eigentliche Lieder, welche alles, was das Ansehn einer Lehre hat, in Empfindungen ausdrücken müssen. Mehr Lehroden als Lieder sind die Oden vom Gebete, vom Lesen der Heiligen Schrift und verschiedne andre. So schön sie auch sind: So machen sie doch den Eindruck nicht, den die Passionslieder, die Lieder auf Weihnachten, vom Tode, von der Enthaltsamkeit und andre machen. Meine dritte Anmerkung verlangt oder bittet von Dir mehr kurze als lange Lieder. Je weniger Strophen sie haben; je affectvoller sie sind, desto mehr nützen sie gewiß, weil sie leichter behalten und auswendig gelernt werden können, auch mehr zur Beförderung der Kirchenandacht dienen. Endlich wünsche ich, daß sich die Schreibart hier und da, nach dem Muster der Psalmen mehr erheben möge, und in dieser Absicht mit dem Ausdrucke des Alten Testaments mehr Aehnlichkeit habe. Ich denke Dir nach u nach meine Critiken über einzelne
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Stellen zu schicken und will itzt mit einigen anfangen. 19) D i e G e d u l d . 1. St. 1. V. in Kreuz u Leid; nicht edel genug. Weil in diesem sapphischen Genere sich in unsrer Sprache der letzte Vers besser liest u singt, wenn er so gebaut ist w — w — w, SO mache ihn künftig lieber so. II Str. III Str. Bösen Tage; Böses wir erdulden. Kömmt zu schnell auf einander. 4. V. Bekommen für erhalten, ist ein unpoetisches Wort IV. Str. Unmuths Schmerz: Soll Unmuth Zorn oder Schwermuth bedeuten? V. Str. Ist deren Qvaal etc. sollte billig die Anrede an Gott wiederholt werden. VI. Str. 2. V. Läßt du pp besser: Lehrst du. Ueberhaupt muß um des Verses willen kein tempus Futur, oder Infinitiv, gebraucht werden, wo das Praesens ohne ein Hulfswort gebraucht werden kann. 3. V. M i s s e t h a t ; dafür sollte Sünde stehen, weil dieß Wort alle Arten Unordnungen ausdrückt; jenes nicht. Die letzte Strophe des Lieds, als eine der schönsten, muß bleiben. 13 B i t t e n 1 Str. für u. für gefällt mir nicht: G e b e t e r ist nicht deutsch 2. Str. Wenn der 3te Vers Gieb mir heißt, ist der vierte überflüßig. 22) D a s G e b e t . 1 Str. v e r s c h e r z e n nicht edel; prüfe u. nicht prüf, wenn kein Vocal folgt. 2 Str. B e q v e m t ein unedles Wort, zumal von Gott gebraucht 3 Str. sein Glück, sein Heil; eins ist genug. Im 3. u 4. V. wünschte ich statt der Frage, ob Beten nicht unsre Seele erhebe, lieber erklärt u. kurz gesagt haben, wie das Gebet erhebe. V. Str. Daß Flehen ist Spott; ein wenig zu gezwungen; lieber hätte ich eine rime riche. VII. St. 4. V. Mächtig und versüßen sind Ausdrücke, die ich nicht zusammenbringen möchte. VIII Schau, beschau, hier fehlt das unabreißliche E. IX Str. Und schmecke seiner Himmel Kräfte würde ich größrer Deutlichkeit wegen setzen. XStr. H e i l g e n ; ich mag die Zusammenziehungen nicht leiden, wo ein I heraus geworfen wird. XI. St. Dein Glaub an ihm ist besser als der andre Vers. 3.) D i e G ü t e G o t t e s 1 Str. A l l m ä c h t g e n ; hart II Str. G u t s hart: Sonst recht himmlisch 9) V o m W o r t e G o t t e s ; ein herzlich Lied VI Str würde ich lieber sagen: Flieht Furcht u. Schmerz! N u n darf mein Herz vor seinem Gott nicht zagen VIII Str. Erhalt, fehlt das E. Gieb uns dein Wort, Gott fort u fort p 4 ) D e r W e g d e s F r o m m e n , ist mir von den Lehroden, wie ich sie wünsche; diese kann ein Lied seyn; die nur kann ich nicht recht lieben, wo so viele Imperativi vorkommen, u sentenzenmäßige Aussprüche. 23) O s t e r l i e d E r r i n n r e dich p Wieder ein ganz vortreffliches Lied! 3 Str. Das Wort G e n e b e n e d e y t ; mag ich nicht leiden. Der Vers an der Seite gefällt mir nicht; der andre ist besser. 10 Str. Verdient besser ausgearbeitet zu werden. XI. St. sollte f r e u e nach der Construction schließen XIII Str. Aus meinem Sinn, zu unpoetisch. Künftig mehr, liebster Geliert. Du siehst, daß ich keine andre als kleine Flecken bemerken kann. Aber auch diese müssen Deine vortrefflichen Lieder nicht behalten. Ich arbeite itzt an meinen Boßvet, um wenns möglich ist, mit einem neuen Theile diese Michaelismesse fertig zu seyn. Dann mache ich noch einen, u werde sehr froh seyn, wenn ich fertig bin. Ich habe noch verschiedne Arbeiten vor mir, besonders eine Unterweisung in der Glaubenslehre u. christl. Moral; die ich nach einem ganz neuen Plane auszuarbeiten gedenke. V e r n e t hat eine Unterweisung herausgegeben, die, ohne Ketzermacherey gesagt, ganz socinianisch ist.
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Diesen Winter lasse ich den dritten Theil meiner Predigten drucken, wo ich hoffe, den ersten u zweyten weit zu übertreffen. Könntest Du mir einige Critiken über meine Predigten mittheilen: So würdest Du mich sehr verbinden. Hörst Du oder liesest Du Urtheile über mich, die mich bessern können: So schreibe sie mir. Ich wohne in Lingbye, einem kleinen Flecken unweit Kopenhagen auf dem Lande, um Bernsdorfen u andern Ministern vom Conseil näher zu seyn, selbst auch das Landleben zu genießen. Halte das von Ministern nicht für stolz gesprochen. Ich darf mir schmeicheln, daß sie mich alle, bis auf einen, lieben. Erkundige Dich einmal nach der Thümiginn u. ihrer Aufführung — Wüßtest Du mir einen recht guten Menschen zum Informator u zum Freunde zuzuweisen; ich will ihn eben itzt noch nicht haben; aber wenn ich einen hätte, u er wäre ein vier oder 5 Jahre bey mir gewesen, u wäre gut in s. Theologie, u hätte ein gutes Herz: So kann er gewiß auf eine Beförderung rechnen, wenn ich lebe u Bernsdorf lebt, der mirs schon versprochen hat. Wenn ich Dich u Heinen nur noch hier, hätte: So könnte ich nirgends vergnügter seyn als hier. Schreibe mir doch recht oft; Du glaubst nicht, was Du mir für ein Vergnügen mit Deinen Briefen machst. Meine Charlotte, die nicht recht munter ist, küßt Dich; ich denke es zum wenigsten, daß sie es thun würde. Lebe wohl: Gesund u. vergnügt! Gott seegne u erhalte Dich. Ich bin Dein getreuster Cramer. P. S. Mein liebster Freund, willst Du nicht zu Herrn Steinhauern gehen, u ihn mit einem Empfehle von mir bitten, Dir auf meine Rechnung, diese Michaelis oder Ostermesse von D. Gutschmidt zu bezahlen, einen silbernen Potage Löffel ä 10 rh aufs Höchste 12 rh zu geben. Giebt er Dir ihn; Du kannst ja wohl gut mir sagen. Er lasse meiner Frau Nahmen J. C. C. u meinen J. A. C. drauf stechen u. schicke ihn an ihre nunmehrige gn Schwester, die Madam v Frenzius mit einer Compliment von uns. Du wirst ihre Wohnung von dem Weinschenken Immermann erfahren können. An der neuen Ausgabe des Messias wird gedruckt. Klopstock grüßt Dich. Ich habe außer einen sehr lebhaften Jungen auch eine sehr hübsche Tochter.
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An Johann
Andreas
Cramer.
Leipzig, den 11. Aug. 1755. Liebster Cramer, Dein Brief hat mich ausserordentlich gerühret, und wie könnten mich Lobsprüche, die von Dir kommen, die mit aller Deiner Liebe und Einsicht begleitet sind, weniger rühren, weniger für eine gute Absicht belohnen? Denn Deinen Brief sehe ich für die erste und rühmlichste Belohnung meiner Lieder an, so wie er mir zu gleicher Zeit Regel und Muth seyn soll, wenn ich ihrer noch mehr verfertige. In der That habe ich, seitdem ich Dir die letzten geschicket, wieder
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18 oder 19 Stücke gemacht, daß ihrer also ungefehr 50 in allen seyn möchten, und über diese Anzahl habe ich nicht hinaus gehen wollen, um nicht in meinen gewöhnlichen Fehler, mich selbst zu copiren, unglücklicherweise zu verfallen. Kurz, meine Lieder sollen nunmehr ruhen. Ich will an Ausbesserungen denken, und nur dann und wann ein neues wagen, wenn ich mich geschickt dazu glaube. Ich denke an nichts weniger, als an den Druck derselben; und wenn ich sterbe, ehe sie gedruckt werden; so sollst Du sie herausgeben. Das ist mein Wille. Du hast Recht, daß viele mehr Lehroden, als Lieder im eigentlichen Verstände, und also mehr zum Lesen als zum Singen sind; und ich wünschte selbst, daß ihrer von der ersten Gattung weniger, und dafür mehr von der andern seyn möchten. Allein es ist immer leichter, bloße Lehren vortragen, als Lehren in Empfindungen verwandelt vortragen. Der Titel: Lieder, könnte also nicht der Titel dieser Gedichte werden. Die Länge ist der andre Fehler, den ich stets gefühlet, und aus dem Gesichtspunkte des Lesens und nicht des Singens, mir erlaubt habe. Unter den neuen, die ich Dir bey Gelegenheit abschreiben will, sind mehr kurze, aber auch einige sehr lange, Lehrgedichte über Wahrheiten der Religion in Form der Ode, und in der That also keine Lieder, ob ich wohl glaube, daß sie ausserdem erbaulich zum Lesen seyn können. Für Deine kleinen Critiken danke ich Dir eben so sehr, als für die großen. Ich will sie nützen und ihrer mehr von Deinem freundschaftlichen Fleiße erwarten. Gärtner hat mir auch einige niedergeschrieben, die aber nur den Ausdruck betreffen. Er ist wohl mit mir zufrieden, aber so hat er nicht gelobet, wie Du, gutes Kind. Ausser ihm hat niemand weiter die Lieder gesehn. Daß Du sie dem Hrn. von Bernsdorfen u. s. Fr. Gemahlinn, der Fr. v. Plessen, und ich weiß nicht wem noch mehr vorgelesen, das muß ich Dir vergeben, weil mirs sauer wird, einen so nachdrücklichen Beyfall zu missen. Ich habe den Hrn. v. Bernstorfen aus Briefen an s. Neveus, die ehedem hier studirten, kennen lernen. Es waren treffliche Briefe, voller Geist und Herz. Itzt muß ich ihn lieben, da er Dich liebt. Empfiehl mich ihm u. s. Gemahlinn u. der Fr. von Plessen mit aller Deiner Beredsamkeit. Der dritte Band Deiner Predigten soll die ersten beyden übertreffen? Da wirst Du viel zu thun haben. Ich wünsche es beynahe nicht; und doch kann ichs von Dir hoffen, wenn es zu wünschen ist. Der andre Band ist noch nicht fertig. L e s s i n g in Berlin hat den ersten, so viel ich mich besinne, oder die Psalmen, (wenigstens hat er von beyden zugleich geredt,) am beredtsten und wahrhaftesten recensirt. Er lobte Dich meisterlich, und er hat eher das Privilegium dazu, als andre. Eine Deiner großen Leserinnen ist die Fürstinn Fr. Mutter von Zerbst, mit der ich im Briefwechsel seit einigen Monaten stehe. Sie hat von mir auf ihre verstorbne Tante, Deine liebe Aebtissinn, ein Gedichte in meinem Namen verlanget. Ich habe es ihr aus vielen Ursachen ab- und Dich und Gisecken vorgeschlagen. Kurz, ich habe ihr versprochen, Dich zu bitten, daß Du in Deinem Namen eins machen solltest. Es würde, da Du die sei. Aebtissinn in ihrem ganzen Werthe gekannt, da Du einer der besten Poeten und weit mehr Poet wärest, als ich, nothwendig ein schönes Gedichte seyn; so wie es in der Geschichte der Aebtissinn bey der Nachwelt mehr als Ehre seyn würde, daß sie
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einen Bossuet zum Beichtvater gehabt. Dieses waren etwan meine Worte. Ich dächte, Du erfülltest meine Bitte. Ich hoffe, die Fürstinn, die, halt ich, Erbinn der Aebtissinn ist, und große Verdienste hat, wird auch das Verdienst der Erkenntlichkeit haben. Gisecken habe ichs auch geschrieben. Und Dein Bossuet sollte auch zu Michaelis wieder fertig seyn? Gebe es der Himmel! Ich habe etliche Bogen davon gelesen. Du bist allenthalben zugegen. Deine Einleitung in die Glaubens- und Sittenlehre nach einem neuen Plane kündige ich der Welt schon an, und ich bin sicher, nicht vergebens. Ich kenne Dich. Du denkst und schreibst für alle Deine Freunde und Collegen. Du bist ein nützlicher und großer M a n n zugleich. Laß mich Dich immer auch rühmen. Deine Commission bey Steinauern habe ich ausgerichtet, und mit großem Stolze für Cramern gut gesagt. In wenig Tagen will er mir einen Löffel von der feinsten Arbeit für das gesetzte Geld zuschicken; denn um Deinen Preis hatte er keinen fertig. Ich will Dir alles besorgen, so gut, als wenn ich kein Poet wäre, und wer weis, unter uns geredt, ob ichs sehr bin. Deine Fr. Schwester ist durch die Schwindsucht, wie ich von Behrend gehört, dem Tode sehr nahe. Die gute Frau wird also Dein Geschenke nicht lange nützen. Deuling ist todt. Du solltest nach meinen Gedanken an seine Stelle kommen; aber es denken nicht alle Leute so klug, als ich und Du. Deine liebe Charlotte wird wohl wieder besser seyn, wenn Du folgende Commission an sie ausrichten wirst. Erst küsse ihr die H a n d ; dann sieh sie sehr freundlich und barmherzig an, als ob Du ihr mit den Augen die Gesundheit und das Leben geben wolltest, dann küsse sie ein, zwey, dreymal in meinem Namen, und sieh sie noch einmal an. Deine Kinder segne in Deines Gellerts Seele. Gott laß es Dir und der Mutter und ihnen täglich wohl gehen! Ich bin ewig Dein Freund Geliert.
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Von Hans Moritz
von
Brühl.
Dresden, den 12. August 1755. Mein liebster Professor, Sie haben mich so sehr verwöhnt, daß ich es für etwas außerordentliches halte, wenn eine Woche vergeht, in der ich keinen Brief von Ihnen bekommen habe. Glauben Sie indessen nicht, daß diese Gewohnheit, Ihre ordentliche Gewalt gleichgültig zu machen, auch bey mir ausübet, und daß Sie nöthig haben, sie zu unterbrechen, damit Sie mein Vergnügen vermehren. Ich bin nicht so ungerecht, daß ich Ihnen diesen Verdacht Schuld geben sollte, und Sie wissen zu gut, wie schätzbar mir alles ist, was von Ihnen kommt, als daß ich Sie erst davon versichern dürfte. Ja, was sehr sonderbar ist, meine Gewohnheit selbst vermehrt mein Verlangen nach Ihren Briefen, und ich darf sie niemals in der Anzahl erwarten, in der ich sie mit Ungeduld wünsche. Ich werde Ihnen also nicht sagen, daß ich mich itzt mehr als jemals darnach sehne; aber daß ich unendlich viel vermisse, dieß will ich Ihnen sagen.
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Nr. 219
12. August 1755
Es ist wohl billig, daß ich Ihnen etwas von meiner Reise nach Frankreich melde, weil ich noch immer hoffe, daß Sie mich dahin begleiten werden. Allem Ansehn nach wird sie sehr bald vor sich gehn, und ich hoffe Ihnen morgen den Tag meiner Ankunft in Leipzig zu melden. Es ist mein wahrer Ernst, was ich Ihnen sage; und ich würde sehr betroffen seyn, wenn Sie mich nicht begleiteten. Richten Sie also immer Ihre Vorlesungen so ein, daß Sie sie in acht Tagen höchstens schließen können. Vielleicht bin ich schon in dieser Zeit bey Ihnen. Schreiben Sie mir aber erst noch einmal. Vielleicht schreiben Sie nicht so bald wieder an mich nach Dresden. Leben Sie wohl, Ihr B rühl.
219. An Johann
Friedrich von
Cronegk.
Leipzig den 12 Aug. 1755. Liebster Croneck So hypochondrisch ich seit einigen Tagen bin: so fühle ich doch eine heimliche Freude bey Ihrem Namen, und bey der Errinnerung aller der Liebe die Sie für mich haben, von der Ihr letzter, so wie Ihr erster Brief voll ist, dringt ein gewisser Stral des Lichts in meine dunkle Seele. Immer verbessern Sie Ihren Codrus, guter Baron, u. übertreffen Sie alle meine Hoffnung, u. wenn es möglich ist, sich selbst. Cramer hat mir unlängst geschrieben. Er ist ganz trunken von meinen Liedern, er will aber auch schwere Verbeßrungen. Ich möchte Ihnen bald den Brief mitschicken, so schön ist er. Sehn Sie also, daß die Last des Ausbesserns so gar bis auf das Lied sich erstreckt? Mein Hauswirth, Dr. Junius ist, über den F r e u n d ganz entzückt, u. bey nahe wäre ich ein Schwätzer geworden. Die Gräfinn, die Sie sehr liebt, vielmal grüßt u. mich mit lauter Hochachtung qvälet, läßt Sie fragen, ob Sie keinen Hofmstr. für sie wüßten, der bey seinen guten Eigenschaften das Verdienst hätte, mit in die Schweiz gehn zu wollen. Sie giebt 200 rhlr u. die Hoffnung, ihn durch ihre Freunde zu befördern. Moritz steht im Begriffe nach Paris zu gehn u. ich erwarte ihn alle Tage. Er hat große Lust mich mit zu nehmen; ich aber habe große Lust, hier zu bleiben. Die Exemplare von Riveris Fabeln, an Gleichen addressiret, sind noch nicht hier. Wo müssen sie seyn? Ich muß also etliche Thaler aus meinem Beutel für gewisse Leute bezahlen, die es eben nicht sehr verdienen. Grüssen Sie den lieben Riveri u. Gleichen so oft von mir, als Sie ihnen schreiben, u. mit aller der Beredsamkeit, mit der Sie zu schreiben pflegen. Endlich grüssen Sie doch auch Ihre gn. Mama, Ihren Hrn Vater, Ihr ganzes Haus, dem ich Sie schuldig bin, mit der stärksten Versichrung meiner Hochachtung u. Ergebenheit; auch Hr. Utzen u. Ihre übrigen Freunde; Herr Hirschen, dessen Hr. Bruder recht fleißig u. ordentlich ist. Das muß ich ihm itzt nachrühmen. Ich erwarte die Fortsetzung des Freundes u. bin der Ihrige Glrt.
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220. An Hans Moritz
von
13. August 1755
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Brühl.
Leipzig, den 13. Aug. 1755. Liebster Graf, Also wollen Sie noch nach Paris gehn? Ich verliere viel dabey; aber will ich nicht verlieren, wenn Sie gewinnen? Gebe es doch Gott, daß diese Reise alle Ihre guten Eigenschaften in ein noch größer Licht setze, daß Sie mit einer fruchtbaren Kenntniß der Menschen und der Geschaffte und mit dem ganzen Adel Ihres Herzens und Ihrer Sitten, zu Ihrem Glücke, zu dem meinigen, zur Freude und Ehre aller Ihrer Freunde zurück kommen mögen! Und wann wollen Sie wiederkommen? Ich hoffe der Segen Ihrer Freunde soll Sie allenthalben begleiten. Lassen Sie mich, so lange Sie auf Reisen sind, im Geiste Ihnen täglich gegenwärtig seyn, und schreiben Sie mir Ihr ganzes Herz, alle Ihre Begebenheiten von Zeit zu Zeit auf. Hätte ich Gesundheit genug, so würde ich selbst mit Ihnen reisen. Aber so wird es genug seyn, wenn Sie sich meiner alle Tage erinnern und ich alle Tage für Sie bete. In der That wollte ich wünschen, ich könnte einige Monate aus Leipzig gehn. Sie wissen schon warum. Alle Hochachtung, die man uns erweiset, ersetzet doch nicht den Verlust einer gewissen Freyheit, zu der ich vor Andern geneigt, oder gewöhnet bin. Ich umarme Sie für Ihren letzten Brief, und erwarte bald nur zwo Zeilen von Ihnen, lieber Graf! Geliert.
221. Von Hans Moritz
von
Brühl. Dresden, den 16. Aug. 1755.
Liebster Professor, Sie werden mich nicht begleiten? Darf ich Ihnen wohl erst sagen, wie sehr mich diese Nachricht betrübt? Ich werde das Vergnügen dieser Reise nur halb fühlen, da ich es nicht mit Ihnen theilen kann, und ich brauche alle Mühe, mich von der Gewißheit dieser Nachricht zu überreden, so sehr habe ich mich darauf gefreut, daß Sie mein Reisegefährte seyn würden. Ich nehme indessen Ihr Anerbieten an, und ich würde Sie schon darum gebeten haben, wenn ich vermuthet hätte, daß ich es jemals würde anwenden können. Sie sollen der getreue Bewahrer aller meiner Begebenheiten, und meines Herzens selbst seyn. Wem könnte ich es sicherer vertrauen als einem Freunde, der es schon ganz besitzt? Ich weis gewiß, die Entfernung selbst wird nur ein neues Band unserer Freundschaft seyn, so wie mir diese zum Schutz und zur Ermunterung dienen soll. — — Ich kann Ihnen noch nicht den Tag meiner Ankunft bey Ihnen melden. Leben Sie wohl. Ihr B rühl.
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19. September 1755
222. An Johann
Friedrich Löwen.
Leipzig,
den 19. September
1755.
Hochedelgebohrner, Hochzuehrender Herr Sekretair, So wie ich Ihre Gedichte mit Vergnügen gelesen habe; so danke ich Ihnen auch mit dem größten Vergnügen für die Mittheilung derselben und für das übersetzte Stück aus dem La Chaussee; zugleich wünsche ich Ihnen zu dem Beyfalle Glück, den Ihre Arbeiten an Ihrem Hofe finden. Diese Nachricht habe ich dem Herrn Kammerdiener Ihres Durchl. Fürsten, der vor einigen Monaten hier durchgegangen, zu danken, u. dem ich mich zugleich bestens empfehle. Das schöne Sinngedichte, mit dem Sie mich in Ihrem Briefe beehret, ist gar zu schmeichelhaft für mich; und dennoch würde ich undankbar seyn, wenn ichs nicht als einen Beweis Ihrer Liebe u. besondren guten Meynung gegen mich ansehn wollte, so wie es ein Beweis Ihrer Poesie ist. Der Madem. Schönemanninn machen Sie nach aller Ihrer Beredsamkeit mein Gegenkompliment. Ich wünschte, ich könnte sie noch heute als die kranke Frau sehn, vielleicht würde ich auf einige Stunden durch ihre Action gesund, oder doch heitrer, als ich bin, da ich dieses schreibe. Ich habe in der letzten Auflage meiner Lustspiele verschiedne Stellen aus der Betschwester u. viele aus dem Loose in der Lotterie ausgestrichen, u. ich wünschte, daß sie bey der Vorstellung, wenn sie anders aufgeführt werden, auch weggelassen würden. Ich verlasse mich wegen dieser kleinen Anecdote auf die Madem. Schönemanninn sehr zuversichtlich. Ihnen aber, Hochzuehrender Herr wiederhole ich meine Danksagung u. verharre mit der größten Hochachtung Ew. Hochedelgeb. Leipzig, den 19 Septbr. ergebenster Diener 1755. C. F. Geliert.
223. An Dorothea
Christina
von Donop.
Leipzig,
Herbst
1755.
Gn. Fräulein, Wollen Sie die heutige Sollennitaet, die eben nicht merkwürdig ist, durch Ihre Aufmerksamkeit merkwürdig machen: so melde ich Ihnen, daß sie gegen 10 Uhr vor sich geht. Die gnädige Gräfinn darf sich nicht sehen lassen; denn ich habe unter der Hand gehöret, daß man ihr das Rectorat antragen will; und es würde doch weder für mich noch für die armen Studenten gut seyn, wenn wir unter ihrer Herrschaft stehn sollten. Ich will es lieber sehn, daß sie Königinn von Ungarn wird, als daß sie Rector werden sollte. Vor einer Königinn von Ungarn würde ich mich in Leipzig eben nicht sehr fürchten. Ich habe gehört, sie soll heute u. die ganze Messe hindurch bey der Herzoginn von W. — — — speisen und der witzige Mann, der mit seinem Witze sich überschlägt, wird
Nr. 224
23. Oktober 1755
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auch wieder zugegen seyn, u. noch einer von seiner Nation. — Wollen Sie nicht Ihre kleine Colonie von jungen Herrn mit bringen? Geliert.
224. An Elisabeth
Henriette
Amalia
von
Mosheim. Leipzig d. 23 Oct. 1755.
Hochwohlgebohrne Frau, Gnädige Frau, So wie ich Ew. Hochwohlgeb, wegen des Verlustes, den Sie durch das Ableben Ihres Herrn Gemahls erlitten, unendlich beklage; so ist vielleicht Niemand, der den Tod des hochseligen Kanzlers von Mosheim empfindlicher bedauert, als ich. Ich bin, so lange ich nur habe lesen können, ein Verehrer und Bewunderer dieses großen Mannes gewesen; ich habe die meisten seiner Werke nicht ein, sondern zehnmal und stets mit einem neuen Vergnügen gelesen; stets hat mich sein edles und frommes Herz, sein durchdringender Verstand, seine erstaunende Gelehrsamkeit und seine eben so große Beredsamkeit im Lesen belohnet und gebessert. Was ist natürlicher, als daß ich seinen Verlust beklage? und was konnte billiger seyn, als daß ihn die Gelehrten sovieler Nationen bedauern? Nie müsse es einem Mosheim an Verehrern und Nachahmern, und nie seinem Geschlechte an Wohlfahrt und Segen mangeln, niemals auch Ew. Hochwohlgeb. an Beruhigung wegen dieses so schmerzlichen Verlustes. Uebrigens erkenne ich die mir hiervon ertheilte schriftliche Nachricht mit dem größten Danke und verharre mit der vollkommensten Ehrerbietung Ew. Hochwohlgeb. Gnaden gehorsamster Diener Geliert.
225. An Johanna Elisabeth von Anhalt-Zerbst.
Leipzig, den 23.
Oktober 1755.
Durchlauchtigste Fürstinn, Meine Reise auf das Land hat mich das Glück, Ihre gnädige Antwort zu erhalten, etwas spät geniessen lassen, und ich eile, Ihnen den unterthänigsten Dank dafür zu sagen, ie weniger ich einer so ausserordentlichen Gnade und des erhabenen Beyfalls würdig bin, mit welchem Ew. Durchl. meine Briefe beehren. Die vortrefflichen Anmerkungen über den Charakter der Frau von B muß ich im stillen bewundern. Kennte ich diese Dame, die ich aber nie gesehen und nie gesprochen habe: so sollte sie so glücklich sein und das nützen, was ich itzt nur allein nütze; allein ich kenne sie nicht weiter, als in der Erdichtung, die gerechtfertiget genug ist, wenn sie Ew. Durchl. einige Augenblicke unterhalten hat.
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24. Oktober 1755
Der morgende Tag, Durchl. Fürstinn, wie schätzbar ist dieser! Ihre Freundinn wird ihn feyerlich begehen und ich, der ich wegen Unpäßlichkeit dieser Freude nicht beywohnen kann, will diesen ehrwürdigen Tag der Stille und den treusten Wünschen widmen. Sind Leben, Gesundheit, Zufriedenheit, gewisse Belohnungen der Verdienste; sind es und werden es die Belohnungen Ew. Durchl. seyn müssen. Doch die Tugend hat eine bessere Welt vor sich, und Ew. Durchl. müssen sich wenigstens darüber freuen, daß so viele tausend Menschen Ihnen schon hier alle Glückseligkeit des Lebens wünschen. Ich halte es für meine beständige Pflicht, diesen Wunsch zu wiederholen, dessen lange Erfüllung das Glück eines fürstlichen Hauses befestigen, die Ruhe der würdigsten Tochter erhalten und ganzen Ländern und der Tugend u. Religion, Seegen und Schutz seyn wird. Ich verschweige den größten Theil. Es giebt Wünsche, die im stillen am feyerlichsten gedacht und gethan werden, und ich will itzt nicht hinzusetzen, da ich alle die Ehrfurcht gegen Ew. Durchl. so lebendig fühle, mit der ich bis an das Ende meines Lebens nach allen Pflichten und zu meiner Zufriedenheit verharren werde, Ew. Hochfürstl. Durchl. Leipzig allerunterthänigster den 23. Octbr. 1755. C. F. Geliert. Der junge Candidat wird seine Wohnung bei mir im s c h w a r z e n B r e t e finden.
226. Von Hans Moritz
von Brühl.
Paris, den 24. Oktober 1755. Paris, den 19. Oct. 1755.
Liebster Professor, Ich bin schon vierzehn Tage hier, vier Wochen von Ihnen abwesend, und habe noch nicht Einmal an Sie geschrieben! Es scheint mir unmöglich, und doch ists leider allzuwahr. Ich hätte Ihnen gern unterwegens geschrieben, aber da konnte ich nicht; und da ich nach Paris komme und alle Freyheit habe, meinem Verlangen zu folgen, warte ich vierzehn Tage, ehe ich es stille. In der That, ich bin ein sonderbarer Mensch! Sie werden mich vielleicht mit den Zerstreuungen entschuldigen; die sich überall in einer so großen Stadt darbieten; Ihre Gütigkeit läßt mich dieses erwarten. Aber auch diese Rettung bleibt mir nicht übrig; denn ich bin zu keiner Zeit meines Lebens weniger zerstreut und mehr in mich selbst zurückgezogen gewesen, als seitdem ich in Paris bin; und erst heute fange ich wieder ein wenig an, mich und meinen Geist, an dem ich fast verzweifelte, zu entwickeln. — Aber woher kömmt das, mein lieber Graf? Paris wird Ihnen doch nicht mißfallen? — Nein, liebster Professor, es gefällt mir vielmehr, und mein Urtheil würde zu übereilt seyn, wenn ich es itzt ganz entscheidend darüber fällen wollte. Vielleicht wird es mir um desto mehr gefallen, weil ich nicht zu
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24. Oktober 1755
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viel erwartet habe. Ich entdecke indessen schon viel Schönes, viel Vortreffliches, viel Thörichtes, viel Abgeschmacktes, und bitte täglich den Himmel um Augen, Beides zu unterscheiden und von einander zu trennen. Ich besuche fleißig die Frau von G r a f f i g n y , und habe F o n t e n e l l e n , M a r i v a u x und D ü c l o s gesehn. Die erste besitzt wirklich den liebenswürdigsten Charakter, und man vergißt beständig bey ihr, daß sie eine Schriftstellerinn ist. Ich denke, ich werde ihr sehr wunderbar vorgekommen seyn; denn ich besinne mich nicht, daß ich nur zwey erträgliche Worte bey ihr gesagt habe, meistens aber gar nichts. Ich bin fleißig in der Französischen Komödie. Gestern war ich in dem Mahomed des V o l t a i r e , wo ich wie ein Kind geweinet. Künftige Mittwoche wird man eine neue Tragödie von ihm aufführen, l'Orphelin de la Chine. Den 24. Oct. - Es ist heute schon Freytag, und mein Brief ist noch nicht fertig? Glauben Sie indessen nicht, daß es mir wie V o i t ü r e n geht, der acht Tage über einen Glückwunsche schrieb. — Sie haben also vielleicht große Verhinderungen gehabt? — Das kann wohl seyn. Und wenn ich Ihnen sagte, daß ich dem Könige vorgestellt worden, der Königinn aufgewartet, kurz den ganzen Hof gesehn und besucht habe; sind das nicht wichtige Hindernisse? Ich habe überdieß mein Quartier verändert, und ein Gefängniß mit einem andern vertauscht. — Ich habe die oberwähnte Tragödie gesehn. Sie hat schöne Stellen, ist gut geschrieben, thut aber wenig Wirkung. O könnten Sie mir nicht mit einer Gelegenheit den folgenden Theil des G r a n d i s o n schicken? Ich meyne den siebenten. Ich würde Ihnen unendlich dafür verbunden seyn. Herr W ä c h t l e r läßt sich Ihnen empfehlen. Ich habe hier einen geschickten Kupferstecher, Ihren großen Verehrer, kennen lernen. Er heißt W i l l e , und ist mir Ihrentwegen gut. Was für ein glückliches Vorurtheil ist doch Ihre Freundschaft. Werden Sie mich auch nicht vergessen? Mir fehlt nichts in Paris als meine Freunde. Wenn ich auch meinem Vaterlande nichts als diese schuldig wäre, wie groß wäre nicht schon meine Verbindlichkeit? Grüssen Sie sie alle in Leipzig, und lieben Sie stets Ihren Brühl.
227. An Ernst Samuel Jacob Borchward.
Leipzig, den 24. Oktober
1755.
Liebster Freund Ich sollte Ihnen seit einem Jahre nicht geschrieben haben? Nein, das ist unmöglich. So viel Bosheit oder Nachlässigkeit traue ich mir nicht zu. Lieber will ich glauben, daß ein Brief von mir verloren gegangen, ja daß ihrer zehn verloren gegangen sind. Allein kann ich mich bey allem Zeugnisse meines Herzens nicht irren? Ja, und in diesem Falle bitt ich Sie feyerlich um Vergebung und hoffe sie von Ihrer Freundschaft, die aus allen Ihren Briefen redt und die ich nie genug zu verdienen weis. Sie sind also nebst Ihrer lieben Frau die ganze Zeit über, da ich keinen Brief von Ihnen erhalten, gesund u. zufrieden gewesen? Wie glücklich sind Sie u. wie überglücklich, da Sie Ihr Glück mit so vieler Dankbar-
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11. November 1755
keit fühlen! Gott schenke es Ihnen ferner und gebe Ihnen Beiden, was Ihr Herz mit Recht wünschen kann. Meine Umstände, theuerster Freund, sind erträglich. Ich fühle freylich die Last eines siechen Körpers u. eines schweren Geistes nicht selten; aber Gott sey Dank, ich liege derselben niemals ganz unter. Und selbst itzt, da ich meine Klagen zurück halte, erfreue ich mich über meine kleine Stärke. Indessen meldet sich der Wunsch nach der Einsamkeit und die Furcht vor dem Geräusche der Welt alle Tage mehr bey mir; und wenn ich glaubte, daß ich nicht wider meine Pflicht handelte: so würde ich das Landleben, das ich itzt drey Wochen genossen habe, den Augenblick für meine übrigen Tage erwählen. Sie wünschen etwas von mir zu lesen. Nun wohl gut, mein Freund, Sie sollen mit diesem Briefe mein vertrauter Leser werden. Ich schicke Ihnen 3 1 g e i s t l i c h e L i e d e r , die ich zeither verfertiget. Niemanden als Cramern u. Gärtnern sind sie von mir zugeschicket worden; und ich bitte Sie, bey allem was in der Freundschaft heilig ist, diese Lieder nicht abschreiben zu lassen, sie nicht in fremde Hände zu geben, u. wenn Sie solche einigen Ihrer Freunde lesen, meinen Namen zu verschweigen. Ich weis, wen ich bitte. Sie lieben mich und glauben mir, daß ich aus gültigen Ursachen bitte. Lesen Sie also meine Lieder u. schreiben Sie mir Ihre Critick und die Meynung Ihrer lieben Frau. Wollte Gott, daß sie einstens zur Erbauung u. zur Ehre der Religion etwas beytragen möchten. Ich schicke Ihnen auch einen Brief von Cramern, der diese Lieder angeht, und den Sie Niemanden müssen lesen lassen. Endlich sage ich Ihnen, wer Ihnen diesen Brief überbringt. Es ist der Lieutenant . . ., der ehedem in Oesterreichischen Diensten gestanden, der hier vor etlichen Jahren zu unsrer Religion getreten ist, der ein gutes Zeugniß von sich u. ausserdem ein beschwerliches Schicksal hat, der von Berlin nach Riga will und durch eine Recommendation des Feldmarschalls Seckendorf daselbst Dienste sucht. Er wünschet bey dem Hrn. Hofprediger Sack bekannt zu werden. Alles zu sagen, er ist arm; aber er ist nicht begehrlich und wird mit einer geringen Hülfe zu seiner Reise zufrieden seyn. Können Sie dazu etwas beytragen; so thun Sie es, als ein gutes Werk. Der Mann ist ja ein Unglücklicher, das ist zu seiner Empfehlung genug. Ich umarme Sie u. küsse Ihre liebe Frau. Leipzig den 2 4 Octbr Glrt. 1755. Die Lieder schicken Sie mir bald u. sicher wieder.
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An Johanna Elisabeth von Anhalt-Zerbst.
Leipzig, den 11.
November 1755.
Durchlauchtigste Fürstinn, Die Ermunterung, welche mir Ew. Durchl. gnädigst geben, in den Bemühungen für die wahre Ehre, für das wahre Glück fortzufahren, ist die größte
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Mitte November 1755
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Wohlthat, die ich mir nur habe wünschen können; und ich müßte der unempfindlichste Mensch seyn, wenn mich das Wort einer so weisen und großmüthigen Fürstinn nicht rühren und beleben sollte, auf einer Bahn fortzugehn, auf der ich ihren hohen Beyfall erlanget habe. Ja, allertheuerste Fürstinn, ich werde die Kräfte, die ich noch habe, stets anwenden, Weisheit und Tugend auszubreiten. Wenigstens ist es so gewiß mein Wunsch, als ich weis, daß es meine Pflicht ist, und es ist nicht selten mein Kummer, daß ich glaube, zu wenig gethan zu haben, und täglich noch zu wenig zu thun. Ich mache oft einen guten Entwurf, und bald fehlet es mir an Kräften, bald an Muthe, ihn auszuführen. Ich setze mich oft hin, etwas nützliches zu schreiben, und bald unterbrechen mich meine gewöhnlichen Verrichtungen, bald mangelt mir die Lebhaftigkeit der vorigen Jahre, und bald die Gesundheit, um die Mühe des Fleißes auszustehen. Nicht selten drücket mich auch die Last, berühmt zu seyn, und störet mich in den besten Absichten. Das Beste, was ich itzt thue und thun kann, ist, daß ich mich um die jungen Leute verdienet zu machen suche, die mir anbefohlen sind, und mich bemühe, sowie Ew. Durchl. ganze Familien und Länder glücklich machen, wenigstens ein junges Herz glücklich machen zu helfen. Ich hoffe, Ew. Durchlaucht einen Beweis von meinem Eifer für diese Pflicht an dem jungen Herrn von Bose zu geben, sobald er hier angekommen sein wird. Ich freue mich, wenn ich daran denke, daß ich ein so naher Zeuge von der Tugend und Menschenliebe seyn soll, womit Ew. Durchl. für andrer Glück wachen, und daß ich würdig bin, einen Befehl zu übernehmen, den Sie zur Wohlfahrt eines hoffnungsvollen jungen Herrn ausstellen. Ich habe unstreitig keinen geringen Theil von dem Vertrauen, womit mich Ew. Durchl. beglücken, dem Vorspruche der gn. Gräfinn zu danken, und ich werde ihr auch zeitlebens dafür verpflichtet seyn; so wie ich zeitlebens mit den tiefsten Devotion und Bewunderung verharren muß Ew. Durchlaucht Leipzig unterthänigster Knecht den 11. Novbr. Geliert. 1755.
229. An Hans Moritz
von Brühl.
Mitte November
1755.
Liebster Graf, Der erste Brief, den ich Ihnen nach Paris schreibe, soll kurz, soll nichts, als der Wunsch seyn, daß es Ihnen wohl gehn mag. Doch w o h l g e h n , das ist für mein Herz zu wenig gewünschet. Nein, es müsse Ihnen so wohl gehn, als es dem besten Herzen auf Erden gehen kann. Es müsse Ihnen keine von den Freuden fehlen, die der Hof nicht kennt, die der Weise in sich sucht, und in der strengen Herrschaft über sich selbst allein findet. Ja, mein liebster Graf, ein solcher Wunsch ist der würdigste und größte, den ich für Sie weis; und wenn Ihr Herz Freude für Sie hat, so werden tausend Dinge für Sie Anmuth werden, die Andern gleichgültig sind, und hundert Beschwerlichkeiten Ihnen klein werden,
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Nr. 2 3 0
24. November 1755
die Andern unerträgliche Lasten sind. Gott gebe Ihnen, unter den Reizungen und Versuchungen des Hofs, Muth und Stärke, die wahre Hoheit der Seele zu behaupten! Und keine Stimme der Freygeisterey, kein angesehner Witz, keine falsche Ruhmbegierde mache Sie einen Augenblick in der Weisheit der Religion ungewiß! Bester Graf, wer uns diese nimmt, der nimmt uns Wahrheit und Gott, und mit beiden alles. Ich weis, wie gefährlich der Ort ist, an dem Sie leben, und ich müßte Sie nicht lieben, ich müßte kein gewissenhafter Mann seyn, wenn ich Sie nicht zur Behutsamkeit ermuntern wollte; so sehr ich auch weis, daß Sie ohne mich alles und mehr thun werden, als ich irgend einem Jünglinge von Ihren Jahren zutrauen kann; denn in meinen Augen sind Sie kein Jüngling, oder doch nur das Beyspiel der besten Jugend. Und nun, theuerster Graf, will ich Sie fragen, wie es Ihnen in Paris gefällt, womit Sie sich vergnügen, womit Sie sich beschäfftigen? Sie lesen doch über Ihre gewöhnlichen Geschaffte fleißig? J a wohl. Auf diesen kleinen Brief soll künftige Woche ein desto desto größrer folgen. Dieses verspreche ich Ihnen oder vielmehr mir selber, und bin der Ihrige
Geliert.
230. An Friedrich von Gyllenborg.
Leipzig, den 24. November
1755.
Illustrissimo Corniti a Gyllenborg
Salutem Dicit Plurimam Chr. Fürchtegott Geliert. Quamuis magna semper cum voluptate recordatus fuerim illius temporis, quo ante hos duodecim annos T e Lipsiae praesente frui mihi feliciter licuit: tarnen huic meae laetitiae cumulus accessit, cum se mihi, nec opinanti, obtulit c a r i g e n i t o r i s i m a g o , filius Tuus suavissimus, quem simul ac vidi, Tuum cognovi, h a e r e n s o c u l i s et p e c t o r e t o t o . Recte autem fecisti, Illustr. Comes, quod eum mihi litteris non commendasti, quem et ego sponte officio et amore prosequi, et Tu per se mihi satis commendatum putare debebas. Hunc filium Tuum exoptatissimum, si Consilio aut opera mea, quod vehementer et opto et studeo, iuvare, et quod Tu olim in me libéralissime fecisti, aliqua ratione in ipso possim referre, omnia mihi adeptus videbor. Est ille Tuus una cum f i d o suo A c h a t e , duce optimo, totus in litteris, et quicquid est honesti et praeclari, ita amans, ut non satis dici possit, seque civitatis nostrae eruditis et elegantibus hominibus quotidie probat mirum in modum. Praeterea bona utitur valetudine, nisi quod nonnunquam ex pedibus, frigore laesis, laborat. Singulis ferme diebus aut ille me accedit, aut ego illum, ita mutuo amore certamus. Ipse mihi heri reddidit litteras Tuas suavissimas, quibus summam Tuam erga me voluntatem perspexi, quam ut mihi perpetuo conserves, omni observantia vehementer T e rogo. Scr. Lipsiae die X X I V Novembris anno CI3IDCCLIIIII.
Nr. 231
231. An Hans Moritz
von
24. November 1755
257
Brühl. Leipzig, den 24. Nov. 1755.
Theuerster Graf, Alles, was in Ihrem ersten Briefe aus Paris steht, hat mich gerührt; alles ist mir wichtig vorgekommen, entweder weil es Sie angieng, oder weil Sie mirs sagten, mir von Paris aus sagten, mir nichts sagen können, was ich nicht mit Vergnügen lesen sollte. Also werden Sie fragen, haben Sie es mit Vergnügen gelesen, daß ich die erste Zeit über so tiefsinnig in Paris gewesen bin? Ja, das hat mich erfreut. Ein leeres Herz würde gleich eingenommen, gleich entzückt und hingerissen worden seyn. Aber Ihres waffnete sich erst mit Ernst und Nachdenken, um sich der Freude desto ruhiger und sichrer zu überlassen, um sie zu wählen und nicht um sie blindlings zu verfolgen. Ich glaube, die meisten jungen Herren, wenn sie nach Frankreich gehn, gleichen den Schatzgräbern. Sie nehmen die Begierde, Vergnügen und Wunder zu finden, für die Gewißheit an, daß sie sie finden werden, und betrügen sich einige Zeit durch ihre süßen Vorstellungen. Sie sprechen die Frau von G r a f f i g n y oft. Eine neue Freude! Bey dieser würdigen Frau müssen Sie, wenn Sie anders liebenswürdiger werden können, es gewiß werden. Ihr Umgang wird Ihnen ein sichres Gegengift wider die Gefahr der großen Gesellschaften seyn. Ich trage es Ihnen auf, ihr in meinem Namen die Hand recht feyerlich und ehrerbietig zu küssen; und wem könnte ich es lieber und zuversichtlicher auftragen? Eben diese Commission gebe ich Ihnen noch einmal an Madame Wille. Sie hat mich mit der Cleopatra beschenket, und mir mit Bleystift etwas Angenehmes unter das Kupfer geschrieben. Auch ihren Mann versichern Sie aller meiner Freundschaft. Ich bin sein Bewundrer und Verehrer, und stolz, daß er ein Deutscher ist. — — Herr W ä c h t l e r n wünsche ich Glück zu Ihrer Bekanntschaft, und überlasse Sie ihm itzt mit der Bedingung, daß er Sie binnen anderthalb Jahren gesund und zufrieden, unter dem Beyfalle der Klugen, wieder zurück bringt, und zuerst zu mir. Das versteht sich. Zu seiner kritischen Nachricht vom Theater habe ich noch Niemanden; denn wenn ich sie ihm nicht gut schaffen kann: so will ich sie ihm lieber gar nicht schaffen. — — Neues aus Sachsen, aus der Welt Ihrer Freunde, liebster Graf, weis ich nichts. — So leben Sie denn wohl, bester Graf, lieben Sie mich, schreiben Sie mir, lieben Sie sich, und bedenken Sie, wie viel Ihre Freunde, wie viel Ihr Vaterland von Ihnen erwartet, und ich mir und der Welt von Ihnen verspreche. N.S. Wenn ein Auszug aus dem L o o s e in d e r L o t t e r i e gemacht werden sollte: so sagen Sie Herrn W ä c h t l e r n , daß er die letzten Scenen, wo Caroline ihrem Geliebten das Loos giebt, wegläßt, und die Handlung da endiget, wo die Frau D ä m o n ihr das Billet zurück giebt. Man wird sonst sagen, daß der Geliebte, der in dem ganzen Stücke nicht vorkömmt, Deus ex machina, und die Handlung nicht gehörig geschlossen sey. Geliert.
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Nr. 232
10. Dezember 1755
232. Von Johann
Adolf
Schlegel. Zerbst. Am 10. December 1755.
Liebster Geliert, Dein Vorschlag ist nun so eine Sache, denn ich denke immer, ich und Du, wir sind allebeide ein paar poetische Invaliden; oder doch auf dem Wege, es bald zu werden. Wenigstens habe ich seit der Neujahrsode, die Du mir noch nicht wiedergeschickt hast, also seit drey Jahren keine Zeile geschrieben, die wie ein Vers ausgesehen hätte, wenn ich die einzelnen Stellen ausnehme, die ich in den Banier übersetzt habe. Zudem wenn auch vier Wochen Zeit bis zum Drucke des Gedichtes sind, so habe ich doch so viel nicht; es kommen die Feyertage, wo ich in einer Zeit von 16. Tagen 8. Predigten und eben so vielmal Beichte zu sitzen habe. Indessen habe ich nach langer Ueberlegung mich doch entschlossen, es Dir und Crusiussen zu Gefallen zu machen; aber für 10 rh. gewiß nicht, denn ein Hochzeitgedichte, wo man schon so vielmal eben dasselbe anders sagen müssen, so auszudehnen, daß es drey Blätter füllen, u. doch nicht schlecht seyn soll, ist keine geringe Sache. Ich könnte mit gutem Fug, wie ehemals Cramer 20 rh. verlangen. Wenn ich also nicht wenigstens 15 rh. erhalte; so bleibe ich lieber bey meiner Arbeit, die ich itzt unter Händen habe, nämlich einer Sammlung von Predigten, wo ich mit mehrerer Gemächlichkeit eben das verdienen kann. Du wirst es schon mit einer guten Art dahin einzurichten wissen, und auf solchen Fall kannst Du mir nähere Nachrichten von Bräutigam, Braut, Bräutigams Aeltern pp ob die Braut noch eine Mutter hat, wie ihr Charakter seyn mag pp mit dem nächsten Posttage durch meinen Bruder wissen lassen, indem zwar der neue Präsident mit mir zugleich in Leipzig gewesen, ich aber ihn nur dem Namen nach gekannt; ausserdem bin ich Ihr Diener. Hier bist Du in gutem Andenken, denn man wollte mit Gewalt den b e s t e n F ü r s t e n auf Deine Rechnung schreiben, bis Dir der Druck diese Ehre geraubt hat. Da man also hier in den Versen der vortrefflichen Adelgunde Deinen Geist zu finden glaubt, so kannst Du leicht denken, daß in Zerbst ein sehr feiner Geschmack herrscht; und ich hoffe Brüderchen, daß Du auf dieses versteckte Lob stolz werden wirst. Küsse meinen lieben Heinen, dem ich gewiß nach den Feyertagen schreiben werde. Meine Jungen empfehlen sich Deiner Protection, und bitten sich Deinen poetischen Segen aus. Es grüssen Dich nicht nur Muthchen, und meine Schwestern sondern auch Bülau, und nicht nur Bülau, sondern auch drey liebe poetische Mädchen, und nach Muthchen meine besten Freundinnen, Corchen, Minchen, Gusteichen. Ich bin und bleibe, mein hochgeneigter Cliente Dein demüthiger Patron Joh. Adolf Schlegel.
Nr. 233
233. An Johann
Adolf
13. Dezember 1755
259
Schlegel. Leipzig.
Den 13 Dec. 1755.
Liebster Schlegel, Es sieht traurig aus. Qväle u. martre mich nicht, wie ich Dich qväle. Das verteufelte Gedichte! Ich bin gestern selbst bey Dr. Crusius gewesen. Er freut sich, daß Du das Gedicht machen willst u. küßt Dir als seinem Zuhörer die Hand. Alles gut. Also will es Herr Schlegel machen? Ja, Herr Rector. Er macht doch keine Hexameter? Nein, Herr Doctor; er wird Jamben schaffen, deutsche Jamben mit Reimen. Nun das ist sehr gut. Ich lese Kloppstocken gern u. fühle seine Poésie; allein ich möchte doch nicht dafür stehn, daß der Hof ein Gedichte aus Hexametern Wie gesagt, Herr Schlegel ist ein beßrer Poet, als ich u. wird keine Kloppstockischen Verse machen. Ich denke, er soll etwas vom Honorario sagen; aber vergebens denke ichs eine ganze Stunde. Endlich im Abschiednehmen: Das Honorarium, das gewöhnliche aus dem Fisco Académico will ich Ihnen Herr Professor zustellen. Nein, Ihro Magnif. nur Herr Schlegeln. Wie viel beträgt es denn? Drey Ducaten. So? Ich weis nicht, ob Herr Schlegel — — O Herr Schlegel ist mein Freund, er sieht nicht auf das wenige Geld — Wenn der Fiscus mehr geben sollte: so müßte ich einen conven tum Professor anstellen u. da würde Hr. Prof. Gottsched sich erbieten es umsonst zu machen, u. also würde Ich will es Herr Schlegeln schreiben, ich hoffe, er — — Ja, dachte ich, es hat sich was zu hoffen. Drey Louisdor will er haben u. nicht drey Ducaten. Nun, Herzensbruder, auch vornehmer Patron u. Gönner, was willst Du thun? Mich sterben lassen? Mich von allen Enden der Welt geplagten armen Menschen u. Narren? Das willst Du thun? Nun, so muß ich davon laufen. Ich sollte Dir das Übrige aus meinem Beutel geben? So? Und ich bin kein Pastor, sondern ein Professor ohne Profession? Ich sollte es durch Praesente an Deine Frau — — Aber die Zeiten, lieber Pastor u. Poët, sind seit der Preussis. Invasion — Du verstehst mich doch wohl. — Gut, so mache ich kein Gedichte. — Aber hören Sie doch nur, Ihro Hochwürden; 11. 12. 13 Strophen doch wohl genug seyn; und wenn Ihnen die Academie in Leipzig die erste theolog. Profession verspricht: so dächte ich doch, 11. 12. 13 Strophen könnten Sie - Was meynen Sie? — Was ich meyne? Daß Sie eine comische Beredsamkeit, nicht viel Verstand, wenig Witz, eine schlechte Hand u. ein begehrliches Herz haben. Ich will es aus Liebe für die almamam Matrem Lips. machen unter der Bedingung der Profession u. zugleich des Canonicats in Meissen. Die Umstände - ich weis keine, Theuerster Adolph, als daß der Praesident ein Gelehrter, ein Baron, ein Anverwandter vom Minister, überhaupt Gelichter, von sehr gutem Character, daß seine Braut gleichfalls liebenswürdig ist, daß ihr sei. Vater den Ruhm eines sehr rechtschaffnen Mannes gehabt, daß die Mutter noch lebt, u. auch noch ein Bruder von der Braut, der hier studirt, daß der Praesident sehr gnädig gegen unsre Academie ist — daß ich Deine liebe Frau, Kinder, Schwestern, die drey Mädchen, Herr Bölau, u. Dich küsse, Dich nämlich in tiefster Ehrerbietung, mit der ich allezeit verharren werde Ihr Freund u. Bewundrer Geliert.
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Nr. 234
18. Dezember 1755
234. Von Hans Moritz von
Brühl. Paris, den 18. Dec. 1755.
Mein liebster Professor, Erst Einen Brief von Ihnen; und es sind schon über zween Monate, daß ich von Ihnen entfernt und weit entfernt bin! Nur dieses ist hier die Ursache meines Kummers und meiner Unruhe. Sie sollten mir diese Entfernung wenigstens vernähern, indem Sie mir, so oft als es Ihnen möglich wäre, ich sage nicht, so oft als ich es wünsche, schrieben. Ich bin itzt mit diesem Lande ziemlich zufrieden. Ich habe Freunde, Umgang und Gesellschaften gefunden. Aber ich bin nicht bey Ihnen! Der erste und letzte meiner Gedanken bey allem Vergnügen, das ich hier genieße, geht stets Sie, Ihre Gütigkeit für mich, die Vortrefflichkeit Ihrer Werke, Ihren persönlichen Charakter an; und ich bin nie zufriedner, als wenn man mir von allem diesen Rechenschaft abfordert. Sie sind hier so sehr bekannt und verehrt, als an keinem Orte, wo man Deutsch redet. Welcher Ruhm für Sie und welche Zufriedenheit für mich! Die Frau von G r a f f i g n y , die mir Ihre Stelle ersetzt, in so ferne es eine Person von ihrem Geschlechte thun kann, schätzt Sie unendlich hoch, und fragt mich oft, ob ich keine Nachricht von Ihnen erhalten, und ob Sie sie nicht hätten grüßen lassen. Sie verdient alle Ihre Hochachtung. Sie verbindet mit einem richtigen, aufgeklärten und ungezwungenen Verstände, (einer so seltnen Eigenschaft besonders bey dem Frauenzimmer) die Redlichkeit des tugendhaftesten Mannes, die Bescheidenheit des unbekannten Verdienstes, und die Munterkeit und Heiterkeit einer jungen Person von zwanzig Jahren. Sie steht hier in dem Rufe, den man nur erwirbt, wenn man tugendhaft und weise ist, und stets den Witz zur Beförderung der Tugend anwendet. Sie ist meine wahre Freundinn, und nach Ihnen weis ich Niemanden, den ich mehr liebe und verehre. Sie ist hier die Bewunderung der Vornehmsten, mit denen Sie als eine Frau von Stande umgeht, das Vergnügen der Vernünftigen, die sich nach ihrem Umgange sehnen, und das Muster aller, die sie auch nur weitläufig kennen. Ich habe ihr hier die Bekanntschaft mit einem gewissen Chevalier d'Arc verschafft, dem Verfasser der Lettres d'Osmann. Auch dieser ist einer von denen, die ich wegen ihres Umgangs suche, und wegen ihres Herzens verehre. Er ist ein natürlicher Enkel von L u d w i g dem Vierzehnten, ein Mann, der mitten in dem Kriege niemals die Liebe zu den Wissenschaften verloren hat, der durch verschiedene Unfälle kein großes Glück in diesem Stande gemacht, und der sich den Wissenschaften und einigen Freunden itzt ganz gewidmet hat. Unsere Freundschaft hat sich ohngefehr so angefangen, wie die mit Herr C r a m e r n . Er hat mir gesagt, daß er einen Zug gegen mich fühlte, und mir eine ordentliche Liebeserklärung gethan, die ich mit dem größten Verlangen angenommen habe. Es hat uns Niemand als Sie zum Mittler dabey gefehlt. O! wenn Sie wüßten, wie oft ich an Sie denke, wie oft ich Sie wünsche! Sie würden mich vielleicht bedauren, meine Wünsche erfüllen, und Ihren Schüler, Ihren Freund, Ihren Verehrer, in Paris besuchen. Er verdient noch einen Theil von Ihrem Andenken, weil er Sie so sehr liebt. Ich kenne hier viel Gelehrte, viel große Häuser und
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20. Dezember 1755
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noch mehr Thoren. Ich habe das Glück, diese vermeiden zu können, in jenen gelitten zu seyn, und die ersten zu unterscheiden. D ü c l o s ist ein liebenswürdiger Mann; aber nicht wie Sie. Er ist heftig, auffahrisch, aber edel und groß in seiner Aufführung, wie Sie. Ich kenne R a c i n e n , M a r i v a u x , S a i n t f o i x , den Präsident H e n a u l t . Ich werde Ihnen bald mehr von diesen Herren sagen. Heute will ich mich nur für Ihren kurzen Brief, den Sie mir durch den Herrn von M * * zugeschickt, bedanken. Ich bitte Sie, mir bald wieder zu schreiben. Denn Ihre Briefe sind mir so nöthig als einem Durstigen der Trunk. Ich lese viel Deutsch, übersetze die Tragödie von C r o n e g k e n , verkürze viel Stellen, verändere manche, und dieß alles für die Frau von G r a f f i g n y . Sie sind nicht mit der doppelten Erscheinung des Medon zufrieden; ich sollte doch meynen, daß sie zu entschuldigen wäre. Die Entwicklung ist unstreitig schön, aber viele Unterredungen sind zu lang. Ich habe, (werden Sie es wohl glauben?) hier den Entwurf zu einer Komödie gemacht. Wenn ich ihn jemals ausführe, so sollen Sie sie zuerst sehen. Ich sage hier allen Menschen, daß Sie mein Lehrmeister sind, und daß ich Ihnen alles schuldig bin, was ich weis, und was ich jemals wissen werde. J a ich bin Ihnen noch viel mehr schuldig. Denn auch die Liebe zur Tugend, wenn ich anders glücklich genug bin, ihr stets zu folgen, ist Ihr Werk. Wenn Sie mit diesem Geständnisse zufrieden sind, so dürfen Sie mich wenigstens nicht für unerkenntlich halten. Man beneidet mich meistens, und wünschet mir Glück, so oft ich es thue, und ich thue es oft. Fahren Sie ja fort, mich zu lieben. Ich weis kein größeres Unglück, das mir widerfahren könnte, als den Verlust Ihrer Freundschaft. Leben Sie wohl. Ich bin ewig Ihr Brühl.
235.
An Johann
Adolf Schlegel.
Leipzig,
den 20.
Dezember
1755.
Liebster Schlegel, So sehr ich über Deinen Brief gelacht habe; so sehr bedaure ich Dich auch, daß Du wider Deinen Willen dichten sollst. Die Vermählung ist gegen das große neue Jahr. Den Tag weis Dr. Crusius selbst nicht; aber er fleht um Deine baldige Begeisterung. Wenn ihm Dein Gedichte gefällt, so wird er als Rector Dir schriftlich danken; wenigstens will ichs ihm zumuthen. Armer Mann! Und ich elender Commissionair! Laß mich nicht stecken u. schicke etwan das Gedichte zu spät. Was für eine hohe Hand, die eine comédie larmoyante von mir verlangt? Wenn habe ich an eine gedacht, die nicht in meinen Lustspielen stände? Kurz, ich verstehe die Anfodrung nicht, u. beklage Herrn Bölau, daß er die hohe Hand wird müssen leer lassen. Denn das will ich nicht hoffen, daß man in Zerbst mein Programma de comoedia commovente lesen will. Sollte es seyn, so steht es deutsch in Lessings Theatral. Bibliothek.
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Nr. 2 3 6
22. Dezember 1755
O selig, wen sein gut Geschicke Bewahrt vor großem Ruhm u. Glücke!
Haller.
Vive sine invidia, mollesque inglorius annos Exige: amicitias et tibi junge pares. Ovid. Qui cadit in piano, vix hoc tarnen evenit ipsum Sic cadit, ut tacta surgere possit humo. Dieses sagt eben derselbe; u. ich denke in eben der Elegie fährt er fort: Crede mihi, bene qui latuit, bene vixit — Ferner: Vive tibi, et longe nomina magna fuge. Auch in der Dunkelheit giebts göttlich schöne Pflichten Und unbemerkt sie thun heißt mehr als Held verrichten. Ich! Ein jeder, der dich rühmt, belohnt sich für den Dienst, Und ist sich ingeheim, was du zu seyn ihm schienst. Kurz, lieber Bruder, ich wollte Dir sagen, quod magna fama sit magnum malum. Vale et saluta meo nomine uxorem Tuam suavissimam omnesque tuos. Lipsiae, d. X X Decbris, Glrt. CIDIDCCLV
236.
An Ernst Samuel Jacob Borchward.
Leipzig, den 22. Dezember
1755.
Liebster Freund, Ihr Beyfall und Ihre Critick über meine Lieder, beides ist Wohlthat u. Belohnung, und ich muß Ihnen für das eine eben so herzlich danken, als für das andre. Die Criticken, davon die meisten wohl gegründet seyn mögen, will ich nützen, so gut ich kann, so gar bis auf die Ortodoxie. In den Leibliedern, das G e b e t , die B i t t e n , stimmen wir sehr überein; nur fürchte ich, daß Sie gegen das lange Passionslied zu grausam gewesen sind. Dem ungeachtet bewundre ich Sie wegen Ihrer kunstrichterlichen Anmerkungen. Sie haben bey nahe mehr Einsicht in die Poésie, als der Poët. Ob ich fortfahren werde, mehr Lieder zu machen, das weis Gott, ich kann es nicht sagen. So viel merke ich, daß meine Gabe zu dichten u. zu schreiben sehr, wo nicht ganz, verloschen ist. Alles wird mir sauer, blutsauer; u. ist dieses nicht ein Beweis, daß das Feuer fehlet, die Begierde, die uns beleben, u. uns die Last der Arbeit unmerklich machen muß? Nach Ihrem Briefe zu urtheilen, so haben Sie in Ihrer Krankheit mehr Lebhaftigkeit gehabt, als ich bey gesunden Tagen spüre. Aber klage ich nicht? Ja, u. bis hieher klage ich mit Recht. Ich verlange nicht von Gott neue Kräfte; ich will nur darthun, daß ich zum Schreiben nicht mehr geschickt bin. Indessen muß ich Ihnen sagen, daß ich noch zwanzig Lieder habe, die Sie ehstens erhalten sollen. Sie werden die Fehler der ersten gewiß darinnen finden; aber auch die Tugen-
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22. Dezember 1755
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den? Daran muß ich zweifeln. An die Ausgabe dieser Lieder denke ich nicht. Sind sie gut, so kommen sie nie zu spät, wenn sie auch nach meinem Tode erst erscheinen. Und vielleicht liest man sie alsdenn desto begieriger, wenn man glaubt, daß der Autor nicht belohnet seyn will. Ihrer vortrefflichen Frau zu gefallen, ist ein großer Lobspruch. Ich küsse Sie u. Ihre Freundinn, daß Sie Wort gehalten u. nichts abgeschrieben haben. Das Auswendig behalten ist zwar nichts besser, es ist frommer Betrug, u. dennoch kann ich nicht zürnen. Aber auf den Lieutenant bin ich böse. Es ist mein Fehler, daß ich die Leute nicht besser prüfe, u. Gutes glaube, wenn ich kein Böses offenbar sehe. Und nun habe ich Ihre Sehnsucht u. die meinige gestillt. Nichts ist übrig als daß ich Ihnen von Grund meiner Seelen das Glück zum neuen Jahre wünsche, das die Welt um diese Zeit aus Gewohnheit zu wünschen pfleget. Gesundheit u. Zufriedenheit beglücke Sie nebst Ihrer Gattinn in allen noch künftigen Tagen Ihres Lebens. Und auch mir gebe Gott, wenn ich leben soll, ein ruhiges u. freudiges Jahr, nach seinem Willen. Leipzig, Glrt. den 22 Decbr. 1755.
237. An Friederike Sophie Louise von Zedtwitz.
Leipzig, den 22.
Dezember 1755.
Gnädige Frau, Und das haben Sie von Ihrem Briefe denken können, daß er in die Gefängnisse der schlechten Briefe kommen würde? Behüte der Himmel! Er liegt, wo dächten Sie wohl? in meiner besten Commode, zwischen den Briefen meiner geistreichsten Correspondenten. Wäre ich so reich wie Alexander der Große: so würde ich Ihren Briefen eben die Ehre erweisen, die er den Gedichten des Homers erwiesen hat; ich würde sie in eine goldne Kapsel mit Diamanten besetzt, verschließen. Alexander nahm diese Gedichte mit in das Feld; das könnte ich nun freylich nicht thun; aber ich könnte sie dafür mit auf den Katheder, mit auf meine Spatziergänge, und auf meine Reisen nach Bonau und Wölkau nehmen. In Wahrheit, gnädige Frau, Sie haben mir durch Ihren vortrefflichen Brief die größte Freude gemacht, und ich bin ihm vielleicht die erste heitre Miene seit einigen Wochen schuldig. Stünde es bey mir, so würde ich Ihnen persönlich dafür danken. Allein ich habe eine Gelübde gethan, nicht eher an eine Reise zu denken, als bis die Leipziger Lotterie mein Schicksal entschieden haben wird. Dieses geschieht in dem Februar des künftigen Jahres. Gewinne ich nun die gehofften acht tausend Thaler: so habe ich bereits die Einrichtung gemacht, daß ich Leipzig in den ersten acht Tagen verlassen und mit meiner ganzen Habe nach Bonau eilen kann, meiner Ruhe und endlich meinem Grabe entgegen. Ob ich sehr gesund bin? Nein, gnädige Frau, ich habe z. E. diese Nacht wenig geschlafen, und ich habe mich an diesem Briefe wieder gesund schreiben wol-
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len; aber diese Medicin will mir auch nicht helfen. Ich will ihn also nur schließen, so kurz und leer er auch ist. Leipzig, Geliert. den 22. December 1755.
238. An Johann
Georg Sulzer. Leipzig,
d. 26. Decbr. 1755.
Liebster Freund, Ich schreibe an Sie, nicht sowohl um Ihnen bey dem neuen Jahre Glück zu wünschen (denn Glück wünsche ich Ihnen täglich), als Sie zu nöthigen, daß Sie an mich denken müssen, denn das können Sie und Ihre Wilhelmine nach meinem Wunsche nicht zu oft thun. Endlich will ich Ihnen auch einen geschickten Menschen bekannt machen und also ein gutes Werk thun. Er heißt Schlegel und sein Name und die Geschicklichkeit seiner Brüder, des seel. Professors in Copenhagen, und des itzigen Professors in Zerbst, spricht besser für ihn als meine Empfehlung. Lessing, der itzt hier ist und mit einem jungen Winkler aus Leipzig noch vor Ostern auf Reisen gehen wird, hat ihm von der Condition gesagt, zu der Sie Lessingen ehedem empfohlen haben. Wenn sie noch offen ist, so bietet er sich, wofern er Geschicklichkeit genug hat, unter meinen Flügeln dazu an, und sucht Ihren Vorspruch mit aller der Hochachtung, die er Ihren Verdiensten schuldig ist. Er hat wirklich sehr gute Gaben zu einem Anführer und Gefährten, Verstand und ein rechtschafnes Herz, Wissenschaft und Geschmack. Da er bey mir im Hause wohnt, seit 4 Jahren um mich gewesen ist, 6 Jahr in Meisen auf der Fürstenschule die Humaniora wohl studiret hat und das beste Zeugniß seiner Brüder, Freunde und Lehrer vor sich hat: so kann ich mit Gewissen loben. Und um alles mit einem male zu sagen, so würde ich ihm, wenn ich einen Sohn auf Reisen schicken wollte, meinen Sohn mit der größten Zuversicht überlassen und gewiß seyn, daß er für seine Sitten, Gesellschaften und Gelder wachen und ihn in die Vortheile des Reisens gewissenhaft einführen würde. Allein da ich und er nicht wissen, was für ein Mann für den jungen Herrn in Halle verlanget wird, was für Bedingungen vorgeschrieben werden: so muß ich Ihnen noch sagen, daß Herr Schlegel ein Theolog ist, und bey der Theologie bleiben wird; daß er besser Latein als Französisch schreibt, aber das Letzte in kurzer Zeit in seine Gewalt bringen wird, wenn es nöthig ist. Er macht itzt die Noten zu der Uebersetzung des Banier. Sein Aeußerliches ist gut und seine Mine verkündigt einen gesetzten und ehrliebenden Charakter. Er wünscht die Welt kennen zu lernen und hat mehr Begierde dazu, als ich. Er gefällt die folgenden male besser, als die ersten. Ich lese ein Gedicht von ihm so gern, als eine Predigt, und eine Predigt so gern als ein Gedichte. Was ihm fehlt, das kann er allemal ersetzen. Vor Johannis künftigen Jahres wird er nicht wohl von dem
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Banier loskommen können. So viel! Er mag selbst an Sie schreiben, wenn die Stelle noch leer ist. Nunmehr küsse ich Ihre Wilhelmine und was Sie gleich ihr lieben, grüße meine Herren Brüder, die in Ihrem Hause wohnen, und segne Sie, mein liebster Sulzer, brüderlich auf das neue Jahr und alle Jahre Ihres Lebens. Leben Sie wohl und lieben Sie Ihren ergebensten Glrt.
239. An Johanna Elisabeth von Anhalt-Zerbst.
Leipzig, den 29.
Dezember 1755.
Durchlauchtigste Fürstinn, So sehr ich den Hof fliehe, und so gewiß ich weis, daß ich verliere, wenn ich in der großen Welt erscheine, so habe ich doch der Versuchung, einen Hof zu sehen, den eine E l i s a b e t h herrlich und glücklich macht, nicht anders, als mit M ü h e widerstehen können. Ich war schon im Begriffe, dem jungen Grafen von Gyllenborg, der das Glück sucht, sich Ew. Durchl. zu Füssen zu legen, als ein Gefährte zu folgen, allein mein Medicus versicherte mich sehr treuherzig, daß es bey der itzigen Jahreszeit kranke Leute genug in Z e r b s t geben würde und daß ich nicht erst Ursache hätte, die Anzahl derselben durch meine Reise und durch meine Gegenwart zu vermehren. Er fragte mich, ob ich Befehl hätte, nach Zerbst zu reisen. Keinen Befehl, versetzte ich, aber ein unglaubliches Verlangen. So muß ich Ihnen denn sagen, fuhr er fort, daß selbst Ihr Verlangen Krankheit ist und daß Sie weise thun werden, wenn Sie auf Ihrer Studierstube bleiben und Leute nach Hofe reisen lassen, die gesünder und belebter sind, als Sie. Er sah, daß mich seine medicinischen Gründe nicht sehr rührten. Nun, fieng er an, so reisen Sie denn mit aller Ihrer Hypochondrie. Itzt hat man Sie in Zerbst vielleicht für einen geschickten M a n n gehalten. M a n wird Sie sehn, man wird zweifeln, ob Sie der Mensch sind, sich wundern, wo Sie herkommen, fragen, was Sie suchen, und urtheilen, daß Sie besser gethan haben würden, wenn Sie die Fortsetzung von Ihren Trostgründen geschrieben hätten, an statt nach Hofe zu reisen. Ich fühlte endlich, daß mein Medicus Recht hatte, und sagte dem Grafen meine Gesellschaft mit schwerem Herzen auf. Er wird also das Glück geniessen, die erhabnen Verdienste Ew. Durchl. in der Nähe zu bewundern und mir die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß ichs eben so eifrig gewünschet habe. So weis ich auch, daß er durch sein Zeugniß die vollkommenste Ehrfurcht und Devotion bestärken wird, mit der ich bis an das Ende meines Lebens bin Ew. Hochfürstl. Durchlaucht Leipzig, unterthänigster Knecht den 29. December 1755. C. F. Geliert.
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Nr. 2 4 0
30. Dezember 1755
Von Johann
Adolf
Schlegel.
Zerbst.
Am 30. December 1755.
Lieber Geliert, Hier hast Du das Gedichte, das ich zehnmal weggeworfen hätte, wenn ich Dirs nicht zugesagt. Ich denke, Du wirst alles darinnen finden, was in ein Hochzeitgedichte gehört; Liebe u. Triebe, Freude und Entzücken, einen frohen Tag, und viel glückliche Jahre, Weisheit und Tugend, Feuer und Flammen, einen schönen Leib, und eine schönre Seele, Kinder und Kindeskinder, und Lob und Wünsche die Menge. Lies es und bewundre es. Die Begeisterung ist Pferdearbeit, wenn sie durch vier Predigten in vier Tagen nacheinander unterbrochen wird, wo man nicht ißt, u. wenig oder gar nicht schläft, zerstreut wird und doch denken soll, die Kräfte erschöpft hat, und doch noch mehr Kräfte verschwenden soll. Um 12, 2, 4 Uhr zu Bette gehen, und dennoch einmal, wie das andre früh um 5. Uhr wieder aufstehen, das möchte Deine Sache wohl nicht seyn. Denke nur, nachdem ich am 3. Feyertage in der Schloßkirche gepredigt hatte, so wird mir, den die Gnade des Hofs eben so drückt, als Dich Dein großer Ruhm, abends um 4 Uhr angekündigt, daß ich armer ganz ausgepredigter Mann den Morgen drauf vor den Herrschaften im Cabinette predigen soll. Zu Hofe predigen, und zu Hofe speisen, das sind harte Hofedienste. Bedaure mich, so will ich mich dann resolviren, ob ich Dich auch bedauern will. Zum lieben neuen Jahre sollte ich Dir nun wohl allerley wünschen. Aber ich habe übermorgen Zeit, gar zu viel zu wünschen, daß ich gegen Auswärtige damit haushälterisch seyn muß. Wenn Du mir indessen ein gutes Wort giebst, so will ich Dir doch wünschen, daß Dich ein noch größrer Ruhm drücken, und Bewunderungen und Begehrlichkeiten aus einem Winkel in den andern jagen sollen, daß Du Dich davor nicht retten kannst. Muthchen, und die drey Mädchen, und meine Schwestern grüssen Dich; meine Jungen aber zerreissen vor Entzücken Deine Fabeln. Ich bin Dein altes Brüderchen Johann Adolf Schlegel.
P S. I. Meinen ergebensten Empfehl an Dr Crusiussen. Was Dir nicht anstehen sollte, ändre, und in den Lesarten wähle, wenn ich sie nicht noch selbst wegstreiche. P. S. II. Ich habe die meisten weggestrichen, weil bey den meisten Bülau und meine Mädchen übereingestimmt, oder wo dieß nicht war, Bülau kritische Gründe angegeben. Bey der letzten Strophe sey die Wahl Dir überlassen, Bülau ist für den Text, die Mädchen sind für den Rand.
Nr. 241
241. An Jobanna
Wilhelmine Biehle.
31. Dezember 1755
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Leipzig, den 31. Dezember 1755. Fragment.
Liebe Schwester, Ich muß Euch doch noch einmal in dem alten Jahre schreiben. Also ist es wieder glücklich vorbey, bis auf vier u. zwanzig Stunden vorbey? Gott sey gelobet, der uns erhalten und beschützet hat, u. uns ferner helfen wird nach seinem Willen! Es ist wahr, daß meine Gesundheit nicht die beste ist; allein sie ist vor drey Jahren weit schlechter gewesen. Ich habe in diesem Jahre viel Sorgen ausgestanden; u. dennoch sind sie nie ganz über meine Kräfte gewesen. Ich plage mich mit einem finstern und verdrießlichen Wesen, das mir Arbeit u. Vergnügen zur Last machet; u. dennoch bin ich noch glücklicher, als hundert andre Menschen. Warum bin ich also nicht dankbarer gegen mein Schicksal? Die Gräfinn, die mich mit ihrer Gnade in diesem Jahre so gemartert u. mir so manche Stunde entrissen hat, ist auch fort, u. nach Wien ihres Processes wegen gereiset, u. ich fürchte nicht, daß sie so bald wiederkommen wird. Auch dieses macht mich noch nicht zufrieden. M a n hat in diesem Jahre etliche von meinen Schriften in Paris ins Französische übersetzet u. mir große Lobsprüche gemacht. Wie wenig rührt mich dieses! Ich habe beynahe etliche hundert Thaler weniger in diesem Jahre eingenommen u. doch keinen Mangel gespüret. Auch dieses sollte mich rühren. Doch nicht geklaget! Eine meiner täglichen Sorgen ist Gabriel; denn da derselbe bey den itzigen Umständen, bey der Aufsicht, bey den Beyspielen, die er hat, nicht fleißig u. klug wurde: so fürchte ich, er wird es nie werden. Es ist wahr, er ist nicht alt; aber wenn ich bey seinem Alter iemanden gehabt hätte, der mir die Wahrheit so aufrichtig, so nachdrücklich u. so liebreich zugleich gesaget hätte: so müßte ich früher klug geworden seyn. Mit einem Worte, er begeht keine Ausschweifungen, er hat sich etwas gebessert, er hält seine Stunden; allein er ist nicht aufmerksam, nicht bedachtsam, nicht begierig genug, etwas zu lernen u. auch nicht sparsam genug. Er hätte niemals nach Freyberg kommen u. strenger erzogen werden sollen. Doch ich will Geduld haben; denn was ist Erziehung ohne Geduld? M a n hat mir vor wenig Wochen einen jungen Herrn von Bosen aus Zerbst empfohlen. Er wohnet in meinem Hause, ist erst achtzehn Jahre, ist Page in Zerbst gewesen. Diese Leute pflegen gemeiniglich nichts zu wissen u. ungezogen zu seyn. Aber wie froh wäre ich, wenn Gabriel der Herr von Bose wäre! Ich sehe nicht, wie der arme Vater die Kosten in die Länge bestreiten will, wenn Gabriel keinen Tisch im Convictorio erhält. Ich habe ihm ein alt Kleid gegeben, das er alle Tage trägt, weil sein altes nicht viel mehr taugte. Da ich
242. An Christian Friedrich Thomasius.
1755.
Ihr gutes Herz schreibt sich in alle Ihre Briefe, und so sehr Sie es der Empfindung nach zuweilen vermissen mögen: so sehr sehe ichs doch in jedem Gedanken. Ich will Sie gar nicht stolz, sondern nur muthig machen, an dem guten
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Nr. 243
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Erfolge Ihrer frommen Absichten und Bemühungen nicht zu sehr zu zweifeln. Auch der Tugendhafteste bleibt ein Mensch, bleibt schwach bis an sein Ende, und die Religion hebt unsere natürlichen Neigungen nicht auf, sie mäßiget, bessert, und reiniget sie nur. Unsere Schwachheit soll uns zwar zum Fleiße, zur Wachsamkeit über uns selbst, zur Untersuchung unsers Herzens antreiben, aber sie soll uns nicht traurig, niedergeschlagen und furchtsam machen. Mit unserer Angst ist Gott nicht gedienet, und wenn er Traurigkeit verstattet, oder befiehlt, so ist es nur diejenige, die zur Ruhe und zum wahren Vergnügen unsers Geistes führet. Sie klagen, daß Sie sich leicht in Gesellschaft vergessen, und den Vergnügungen alsdann zu sehr nachhängen. Das glaube ich Ihnen sehr leicht. Eine oftmalige Erfahrung, auch selbst meine eigene hat mich gelehret, daß Gemüther, die von Natur zur Traurigkeit geneigt sind, die Freude zu gewissen Zeiten so tief in sich einlassen, daß sie bis zur Lustigkeit anwächst, und ernsthaftem Gedanken nicht wieder weichen will. Sobald sie endlich weicht, behauptet die Schwermuth wieder ihre Rechte, und stellt uns unsere Fehler, wo nicht zu groß, doch auch gewiß nicht zu geringe vor. Indessen gebe ich es zu, es sollen Fehler seyn, auch oftmalige Fehler; aber, mein liebster Freund, wer hat am Ende des Tages keine Fehler zu bereuen, und am folgenden keine zu verbessern? Beides ist unsere Pflicht? Wenn wir dieses thun, dem Fehler nicht nachhängen, die natürliche Trägheit bekämpfen; so dürfen wir nicht nur, wir sollen uns auch eines höhern Beystandes getrösten. Und da müssen wir nicht zagen. Die Kraft Gottes, die in einem guten Herzen ist, ist größer als die, die in den Reizungen der Welt ist. Müßten wir unser wahres Glück verdienen, durch Vollkommenheit verdienen; so wäre nichts gewisser, als daß wir traurig in die Einöden fliehen und da verzweifeln müßten. Aber unser Glück ist göttliche Wohlthat und Gnade; und Gott beglückt als ein Gott unter Bedingungen, die wir ihm durch seinen Beystand leisten können. F r e u e t e u c h , u n d a b e r m a l s a g e i c h , f r e u e t e u c h ! Vergessen Sie diese Ermunterung nicht. Die, an welche sie ergangen ist, waren schwach und fehlerhaft wie wir, und bemühten sich, es nicht zu seyn. E i n g u t e r M u t h i s t e i n t ä g l i c h e s W o h l l e b e n . Diesen göttlichen Gedanken sage ich mir oft vor, wenn ich dem Kummer nachgeben will. Und ich erinnere mich sehr oft der Worte, die ich einen Theologen zu einem seiner traurigen Freunde sagen hören: Wer einen Gott zum Vater und Erlöser hat, muß nicht traurig seyn. — — Möchte ich doch im Stande seyn, die besondere Gewogenheit und das außerordentliche Vertrauen, das Sie zu mir haben, zeitlebens zu verdienen und zu erhalten! Ich will es, und werde beständig mit einer wahren Hochachtung und Freundschaft seyn, 1755 Geliert.
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An Christian Friedrich
Thomasius.
1755.
Ehe das alte Jahr vergeht, muß ich nothwendig noch einmal mit Ihnen reden. Ich stelle mir vor, als ob ich bey Ihnen in * * auf Ihrer Stube säße, und nur eine
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halbe Stunde Zeit hätte, mit Ihnen zu sprechen. D a würde ich in der Geschwindigkeit hundert Fragen an Sie thun, ohne zu warten, bis Sie die ersten beantwortet hätten, schon die andern beantwortet wissen wollen, und die Antworten aus Ihren Mienen, aus jedem Tone der Stimme mir ergänzen. Nun, würde ich hastig sagen, wie haben Sie dieses Jahr zugebracht? War es besser, schlimmer, als das vorige? Haben Sie mehr gesunde als kranke Tage gehabt? — „Mehr gesunde" — Vortrefflich! Mehr heitre, als trübe Stunden? — „Ich glaube, mehr heitre" — Gott sey gedankt! Zählen Sie, welches sind Ihre freudigen Begebenheiten gewesen? Sie sinnen nach, und ich lese indessen in Ihrem Gesichte ihrer viele, und ich hoffe, ich betrüge mich nicht. Aber Ihre traurigen Zufälle? Ja, wie sollten Ihnen keine begegnet seyn? Aber sie sind vorbey, und die Art, mit der Sie solche ertragen haben, oder doch haben ertragen wollen, giebt diesen Unfällen noch eine heitre Aussicht. So erinnert sich der Soldat, wenn er die Gegenden des Treffens wieder erblickt, der überstandnen Gefahren, und freut sich, nach einem kleinen Schauer, seines Muthes, seiner beobachteten Pflicht, und sieht mit einem dankenden Blicke gen Himmel, preist Gott für die Errettung, und belebt dadurch sein Vertrauen auf das Künftige. Immer zählen Sie die beschwerlichen Fälle, die traurigen Stunden durch. Das Product wirkt, wenn auch nicht allemal Freude, dennoch Standhaftigkeit, Geduld, Vertrauen; und aus ihnen entsteht doch zuletzt Ruhe und Zufriedenheit. — „ D a s sagen Sie mir sehr dreist, werden Sie denken; aber sind Sie denn auch immer heiter und stark genug, diese Rechnung anzustellen? Und wenn man nun sieht, daß man die Last des Lebens nicht so getragen hat, wie man sollte?" — Wenn ich das sehe, so verweise ich mirs; so demüthige ich mich im Herzen vor der Vorsehung, unter deren Regierung Glück und Unglück steht, bereue meine Schwachheit, hoffe, und stärke mich durch einen Blick in jene Welt, der ich in dieser entgegen gehe. Der Gedanke: Es sind noch wenige Schritte, die ich zu thun habe; sie sind beschwerlich, aber mit jedem komme ich der Ruhe näher! dieser Gedanke hat, wenn gleich nicht stets, doch oft einen mächtigen Einfluß auf mein Herz. Aber was sehe ich in Ihrem klagenden Auge, liebster Freund? Eine Unzufriedenheit über sich selbst. Sie haben in diesem Jahre nicht so viel Gutes gethan, als Sie gethan zu haben wünschen, und als man thun soll? Ich und tausend Andre auch nicht. Und diese, die dieß fühlen und beklagen, sind doch glücklicher als die, die es gar nicht wissen, oder nicht wissen wollen. So lange wir Menschen sind, so lange werden wir Ursachen über uns zu klagen, und Ursachen, uns zu bessern, aber doch deswegen nicht immer Ursache, an unsrer Aufrichtigkeit und Begierde zur Tugend zu zweifeln haben. In den Spiegel schauen, seine Fehler bemerken, und keine Lust haben, sie zu bessern, das ist ein böses Kennzeichen. Aber oft in den Spiegel schauen, seine Flecken mit Widerwillen wahrnehmen, sie, obgleich mit langsamer und widerstehender Hand zu entfernen suchen, ist ein Kennzeichen, daß wir durch die Länge der Zeit, durch wiederholte Bemühungen, zu einer gewissen Reinigkeit und Schönheit gelangen werden. So würde ich ungefehr mit Ihnen reden, wenn ich itzt bey Ihnen wäre. Und das Ende meines Gesprächs würde das nicht ein freundschaftlicher Wunsch zum neuen Jahre seyn? Diesen statte ich Ihnen hier mit aufrichtig ab. Wie wohl wird es Ihnen
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gehen, wenn er erfüllt wird! Gesundheit und Zufriedenheit wird Ihnen das Leben versüßen, und Sie in den Stand setzen, Andre ruhig und glücklich zu machen. Gott gebe Ihnen und mir, was wir nach seinem Willen wünschen! 1755. Geliert.
244. An Dorothea Christina von Donop.
Leipzig,
1755.
Liebste Fräulein, Ich bin meines Lebens ganz müde. Je öfter ich in Großbosens Garten komme, desto kränker werde ich. Das mag wohl die Strafe des Himmels seyn, daß ich mein Herz so sehr an die Gräfinn und Fürstinn hänge. Ich will mich bessern, gleich von heute an, von dem Augenblicke an. Ich will nicht zur Tafel kommen, und wenn Sie auch noch sechs Schönheiten, noch zwey Christe, und Portraits über Portraits bey sich hätten. Ich armer Mensch! Ich habe mich mit lauter Lebensbalsam bestrichen, u. doch ist kein Leben in mir; der Balsam hat mir die Brust wund gemacht, ich fürchte, daß es wieder nicht ganz richtig damit ist. Mit einem Worte, gn. Fräulein, ich will mich vor der Gräfinn hüten. Aber sie wird auf mich schmehlen, daß ich nicht komme. Nun so besänftigen Sie sie wieder. Thun Sie ihr noch einen Fußfall. Was kann ich dafür, daß ich krank bin. Um 6 Uhr will ich kommen, wenn ich anders noch fort kann. Im Ernste, gn. Fräulein, ich bin immer noch krank, und wer wird mich bedauern, als Sie? Geliert.
245. An Dorothea Christina von Donop.
1755.
Gn. Fräulein, Die sonst so gütige Gräfinn hat einen Brief, den ich gestern in der besten Absicht, aber vielleicht mit einer gar zu aufrichtigen Einfalt an Sie geschrieben, so ungnädig aufgenommen, daß sie mir die bitterste Antwort zugeschicket hat, eine Antwort, die mich bis aufs Blut gekränket hat, die mich gestern nicht hat essen und diese Nacht nicht schlafen lassen. Die Gräfinn muß mich und meine Hochachtung für sie nicht kennen, sonst würde sie mich nicht so martern. Nein, die Vorwürfe, die sie mir macht, verdiene ich nicht, das sagt mir meine ganze Seele. Indessen muß ich einen Fehler begangen haben, sonst würde die Gräfinn nicht so hart gegen mich verfahren. Reden Sie mit ihr, wertheste Fräulein, und bitten Sie sie tausendmal in meinem Namen um Vergebung. Ich kann nicht eher vor ihre Augen kommen, als bis ich weis, daß sie nicht mehr ungnädig auf mich ist. Ich fühle, daß ich mit schwerem Herzen schreibe, u. ich will lieber nichts mehr schreiben. Geliert.
Nr. 246
246. An Dorothea Christina von Donop.
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Leipzig,
1755.
Meine liebe Fräulein, Was macht die gn. Gräfinn? Wie hat sie geschlafen? Ist sie in der That böse auf mich? Aber ich armer Mensch habe ja nichts gethan. Und wenn ich albern genug zu einem Fehler gewesen bin: so ist sie noch weit tyrannischer zur Strafe. Bitten Sie sie mit aller Ihrer Beredsamkeit um Vergebung, thun Sie ihr einen Fußfall; und wenn alles nichts hilft: so weis ich zu meiner Ruhe kein Mittel, als daß ich verreise, oder sterbe. So lange die Gräfinn böse ist, lasse ich mich nicht vor ihr sehn. Ich werde auch so lange nicht essen u. trinken. Mit dem N i c h t schlafen habe ich diese Nacht schon den Anfang gemacht. Und also wird es mit der Freude der bösen Gräfinn, mich nämlich zu martern, nicht so gar lange währen; und wir beide, meine liebe Fräulein, werden uns in dem Leben wohl nicht wieder sehn. Warum bin ich doch gestern nicht mit Pajon spazieren gefahren? Warum bin ich nicht krank u. stumm gewesen! so wäre alle das Unglück nicht geschehn: so wäre ich noch der gute Mensch, der ich war: so wäre die Gräfinn noch die gnädige liebe Gräfinn, die sie war: so hätte sie sich nicht an mir versündiget: so wäre ihre finstre Mine mir noch ein unbekanntes Ungewitter: so dürften Sie diesen Brief itzt nicht lesen und ich dürfte ihn nicht zu meiner Demüthigung schreiben. Um des Himmels willen, meine beste Fräulein, melden Sie mir, ob die Gräfinn im Ernste böse auf mich ist! Ich will alles in der Welt wieder für Sie thun; und wenn ich bald sterbe, so sollen Sie alle meine Bücher, alle meine Briefe von der Gräfinn, alle mein Gold u. Silber, das sich nicht so gar hoch beläuft u. allen meinen Ruhm, der mir seit gestern Abend zur Last ist, und alle Gnade, die die Fürstinn von Zerbst für mich hat, erben. Die gute Fürstinn, wenn sie wüßte, wie mirs gienge, wie würde sie mich bedauern! Geliert.
247. An Charlotte Sophie von Bentinck.
Leipzig,
1755.
Theuerste Gräfinn, Wie kömmt es doch, daß ich keiner Seele so gern und so schnell gehorche, als Ihnen und Ihrer Fürstinn? Der Baron Malzan hat itzt von 10 bis 11 Uhr ein Collegium bei mir. Er kömmt. Mein liebster Baron, rufe ich ihm vom weiten zu, heute kann ich nicht lesen und wenn auch der König zu mir käme. Er geht ganz traurig fort und ich fange ganz getrost an, meine Meynung von Klopstocks Poesie u. insonderheit von seiner M e s s i a d e zu sagen. Ich befürchte, daß meine großen Richterinnen meinen Ausspruch n i c h t b i l l i g e n w e r d e n ; aber ich bin auch so bescheiden, daß ichs nicht einen Augenblick verlange. Gesetzt, Sie sollten Beide Ihre gute Meynung von meinem Geschmacke vermindern: so werde ich doch auf der andern Seite gewinnen, wenn Sie sehn, daß ich die Tugend der Aufrichtigkeit noch höher schätze, als den Ruhm des guten Ge-
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schmacks, u. wenn er auch von dem g r ö ß t e n T h r o n e k ä m e . Mit einem Worte, es ist itzt meine Pflicht zu sagen, w a s ich d e n k e , es mag auch ü b e r h a u p t n o c h so f a l s c h s e i n . Kloppstock ist nach meinen Gedanken ein g r o ß e s aber s c h w e h r d e n k e n d e s G e n i e . Schwer denken heißt deswegen nicht d u n k e l denken; und es kann dem einen Leser eine Schreibart d u n k e l seyn, die es dem andern nicht ist. Da ich die drey ersten Bücher seiner Messiade zum erstenmale las: so bin ich davon trunken worden, als von einem alten Weine, der nicht angenehm schmeckt, sehr stark ist, aber doch keine Kopfschmerzen zurück läßt. Da ich diese Bücher zum andermale las, das F r e m d e , H a r t e , R a u h e , V e r w e g e n e seiner Sprache u. seiner Tour mehr gewohnet war: so fielen mir seine Gedanken noch besser u. größer in die Augen. Ich konnte nicht läugnen, daß er viel melancholischen Tiefsinn, kühne, jähe, herabstürzende Vorstellungen hatte; aber sie gefielen mir meistens; so wie uns in der Natur eine bergigte unwegsame Gegend mit herabhängden Felsen und drohenden Klippen in dem einsamen Thale oft mit einer gewaltsamen aber doch majestaetischen Empfindung erfüllt. Seine Gedanken und auch seine Ausdrücke schienen mir den alten Eichen in heiligen Haynen ähnlich zu seyn die weniger Anmuth und mehr Ehrwürdiges haben. Ich sähe, daß ihn der Himmel mit v i e 1 W i t z gesegnet hatte, aber weniger mit d e r G a b e , ihn zu g e b r a u c h e n . Und das sehe ich noch heute. Er versteht die Kunst vortrefflich, sein geflügeltes Pferd m u t h i g zu m a c h e n ; aber die Kunst, es zu r e g i e r e n , weis er weniger; und gleichwohl muß man es erst anzuhalten wissen, ehe man ihm seinen Lauf lassen kann. Ich rede von Kloppstocken vielleicht in Kloppstocks Tone; aber kurz von seinen Gedanken zu reden: so glaube ich, daß sie r i c h t i g u. im Grunde w a h r g e d a c h t sind, ob sie gleich oft die Mine des Ü b e r t r i e b n e n haben. Er hat große Gedanken, die kein Homer hat; und sein Gröstes, sein Prächtigstes in [/st?] der Gedanke u. in dem Ausdrucke ist oft die Beredsamkeit der Psalmen und Propheten, die ihn inspiriret. Seine Sprache ist s t a r k ; aber h a r t ; k ü h n , aber auch zuweilen f r e m d . Er bedient sich zu oft gewisser L e i b r e d e n s a r t e n , die selbst durch den öftern Gebrauch ihr S t a r k e s verlieren. Sein V e r s m a ß , das Lateinisch ist, ist für deutsche Ohren r a u h und nicht m u s i k a l i s c h . Er hätte wohlklingender schreiben können und sollen. Er wird nie ein Poet für die Welt, sondern nur für wenig Leser seyn. Die S c h w e i z e r haben ihn zu hastig u. ausschweifend gelobt. Die andre P a r t e y hat ihn zu seicht u. zu beleidigend getadelt. Seine u n g l ü c k l i c h e n N a c h a h m e r haben seinem Ansehn mehr geschadet, als seine zu g ü t i g e n L o b r e d n e r u. seine zu u n b i l l i g e n T a d l e r . Die Englische Nation würde groß mit Kloppstocken thun, wie mit Milton; aber erst nach ein paar Menschenaltern. Es ist kindisch, daß man seine Schreibart, die nur in dem Heldengedichte und in der höchsten Ode statt finden kann, zu andern Gedichten u. geringen Gegenständen angewendet hat. Seine Nachahmer haben auch nur immer das Leichteste nachgeahmet, nämlich s e i n e F e h l e r . Kloppstocks übrige Gedichte, als s e i n e O d e n , mag ich nicht gern, u. etliche ganz und gar nicht lesen. Er
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bessert nicht genug, hört den Rath seiner Freunde auch nicht genug u. ist itzt zu sehr von Kennern u. Freunden entfernt. Das anfangs gar zu große Lob hat sein Genie etwas berauscht. Er ist zu entschuldigen. Wenn ich so jung von großen Männern in einem so enthousiastischen Tone, wie er, wäre gelobt worden, ich würde nicht schwindlicht, sondern närrisch geworden seyn. M a n kann sein Gedicht nicht gründlich beurtheilen, da es nicht fertig ist. Es sind Theile; aber man muß erst das Ganze und die Übereinstimmung dieser Theile sehn. Da ich den Menschenfreund geschrieben hatte: so sagte Rabener zu mir: Mein liebes Kind, wenn ich Ihnen rathen soll: so sterben Sie bald; itzt wissen Sie sicher, daß Sie mit Ruhm sterben. Das Gedichte als ein Gedichte betrachtet: so kann ich die Erfindungen für poetisch schön halten; das Gedichte von der Seite der Religion und der Erbauung betrachtet: so störet mich auch die geringste menschliche Erfindung bey einer so wichtigen Sache. Wenn die menschliche Einbildungskraft die Lücken der Religion u. dieser Geschichte ausfüllen soll: so sind Kloppstocks Erfindungen poetisch gut u. hypothetisch wahrscheinlich; allein, wenn mich die Religion erheben und bessern soll: so mag ich nichts, keine Geschichte wissen, ausser die wahr ist u. wie sie wahr ist. Die Reden indessen u. viele Beschreibungen in seiner Messiade sind oft in mein Herz gedrungen. Kloppstock hat ein grösser Genie als ich und meine Freunde, nämlich zum Heldengedichte. Er ist mein Lehrling u. mein Freund gewesen. Ich habe ihn, da er hier studirte, critisiret; er hatte aber den Fehler des großen Zutrauens. Sein Charakter ist gut. Er hat Verstand, Stolz und gewaltsame Empfindung; Ehrlichkeit u. Melancholey. Nun habe ich mein Herz ausgeschüttet. Verhüten Sie, daß ich nicht zufälliger Weise ein Märtyrer der Aufrichtigkeit werde. Wenn ich verspreche die Wahrheit zu sagen: so ist sie meine größte Pflicht; aber es ist nicht meine Pflicht, der Welt alles zu sagen, was ich denke, so lange sie selbst denken u. Bescheidenheit und Nachsicht von andern fodern kann. Ich will diesen Brief, der sehr unleserlich ist, abschreiben lassen, wenn es noch eine Stunde Zeit hat.
Geliert. p.S. Ich lese Hallern lieber zehnmal, als Kloppstocken einmal, lieber den Virgil, als Kloppstocken; ich glaube, daß man viel Geschmack haben u. sich nicht überwinden kann, ihn zu lesen, wenn man nicht seine Sprache gewohnt ist.
Z,ur Edition Die Briefe von und an Christian Fürchtegott Geliert werden hier in chronologischer Folge vorgelegt. Eine separate Ausgabe der Briefe an Geliert schien trotz ihrer großen Zahl nicht geboten, da bei einer chronologischen Einreihung, wie sie hier vorgenommen wird, die zusammengehörigen Briefe nicht so weit auseinanderliegen, daß dadurch die Geschlossenheit des Zusammenhangs zerstört würde. Darüber hinaus bringen die Antwortbriefe oft eine notwendige Erklärung oder Ergänzung des in Gellerts Briefen nur Angedeuteten. Für die Einordnung der Briefe ist das in ihnen zuletzt gegebene Datum maßgebend. Undatierte Briefe, insofern sie nicht mit Sicherheit chronologisch eingefügt werden können, stehen am Ende des Zeitraums, in dem sie vermutlich geschrieben wurden. Wo die Briefschreiber das Datum ans Ende des Briefes gesetzt haben, wird es am Anfang in Kursiv wiederholt. Bei schon publizierten Briefen, bei denen das Original unauffindbar ist, wird die frühest gedruckte Quelle wiedergegeben. Wo ein früher gedruckter Brief sich später, durch vollständige Veröffentlichung, wie etwa in den Briefausgaben von Julius Ludwig Klee (1839, 1840, 18S6, u. ö.) als fragmentarisch erwiesen hat, wird nicht der Erstdruck, sondern der vollständige Text wiedergegeben. In die chronologische Reihung nicht aufgenommen wurden stark redigierte Briefe, die keine Anhaltspunkte dafür bieten, daß ihnen echte Briefe zugrunde liegen, da Daten oder Namen aus Gellerts Freundeskreis fehlen. Das trifft vor allem für die „Briefe, nebst einer praktischen Abhandlung von dem guten Geschmacke in Briefen" (1751), die „Briefe, nebst einigen damit verwandten Briefen seiner Freunde" (1774) und die in den „Sämmtlichen Schriften" (1774) gedruckten Briefe zu. Einige von ihnen, hat Michael als echt identifiziert. Einige weitere Originale, die Geliert für diese Ausgaben benutzt hat, wurden vom Herausgeber in Bibliotheken und Archiven gefunden. In diesen Fällen war die Aufnahme in das Briefkorpus gerechtfertigt. Alle anderen Briefe, die nicht mit Sicherheit chronologisch eingeordnet oder durch Auffinden ihrer Originale identifiziert werden konnten, werden am Ende der Ausgabe gesammelt abgedruckt. Der Abdruck der Briefe erfolgt buchstabengetreu: Orthographie und Interpunktion der Originale werden beibehalten. Wo keine Handschrift vorliegt, wird davon abgesehen, eine Rückübersetzung in Gellerts Schreibweise vorzunehmen. Die in einzelnen Zeitschriften gedruckten Briefe werden also, wenn keine Handschriften vorliegen, den gedruckten Quellen entsprechend wiedergegeben. Geliert schrieb deutsche Schrift; nur Fremdwörter und Fremdsprachen wurden in der Regel in lateinischer Schrift geschrieben. Dieser Unterschied wird in der vorliegenden Ausgabe nicht berücksichtigt. Wo durch Beschädigung ein Teil eines Briefs entweder abgerissen oder sonst unleserlich gemacht wurde,
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Zur Edition
wird, sofern sich das fehlende Wort aus dem Zusammenhang mit Sicherheit ergibt, in Kursiv ergänzt. In Gelferts Handschrift sind Groß- und Kleinschreibung oft schwer zu unterscheiden. Er macht z. B. selten einen Unterschied zwischen fund F, a und A und l und L. Oft ist die Größe des Buchstabens der einzige Anhaltspunkt, jedoch erscheinen oft nebeneinander Substantive einmal mit großen, einmal mit kleinen Buchstaben. In diesen Fällen wurde zugunsten der heutigen Orthographie vereinheitlicht. Da Geliert die Adjektive für Nationalitäten und Länder oft groß schreibt, erscheint z. B. im Text deutsches Buch neben Deutsches Buch. Auch die Anfangsbuchstaben der Anredepronomina Du, Dir und Dich, ob groß oder klein, sind schwer zu unterscheiden. In manchen Briefen ist das Pronomen Du mitten im Satz durch die Größe des Buchstabens D klar als mit Majuskel geschrieben zu erkennen, während es in demselben Brief am Anfang eines Satzes als klein geschrieben erscheint. Die Sämmtlichen Schriften von 1774 und die meisten veröffentlichten Briefe haben nach groß D hin vereinheitlicht. Um Verwirrungen zu vermeiden, sind auch in vorliegender Ausgabe die Pronomina Du, Dir und Dich stets mit großem D wiedergegeben. Geliert schrieb manchmal auchjie (3. Person Singular und Plural) mit großem S und das Anredepronomen Sie mit kleinem s. In diesen Fällen werden die Pronomina stillschweigend standardisiert. Bei lateinischen Wörtern wird oft die Endung -ius bzw. -ium durch ein Zeichen wiedergegeben, das einem g ähnelt. Dies ist im vorliegenden Text entsprechend der lateinischen Rechtschreibung geändert worden. Endsilben, die oft durch Herunterziehen des letzten Buchstabens der Stammsilbe geschrieben werden, z. B. eiy statt einen, werden, ohne Hinweise im Apparat, ergänzt. Stillschweigend sind die Geminationen n und m sowie das Zeichen o für nichts aufgelöst. Unterstreichungen im Original werden im Text gesperrt. In der Uberschrift werden sowohl Vor- und Familiennamen der Briefpartner als auch Ort und Datum angeführt, insofern sie feststellbar sind. Wo der Empfänger eines Briefs nicht zu ermitteln ist, erscheint der in der Anrede angegebene Titel oder Beruf. Umschläge, bzw. Adressen, soweit sie vorhanden sind, werden in den Anmerkungen vollständig wiedergegeben. Alle Aussagen des Herausgebers in den Anmerkungen sowie alle von ihm im Text vorgenommenen Ergänzungen erscheinen in Kursivschrift. Die Numerierung und Überschriften zu den einzelnen Briefen sind ebenfalls kursiv gedruckt. Die Anmerkungen werden folgendermaßen gegliedert: Empfänger (bei Briefen an Geliert: Schreiber) und Datum Überlieferung Lesarten Erläuterungen. Unter Überlieferung wird der Standort der Handschrift mit Signatur und ihrer Seitenzahl gegeben; außerdem Angaben darüber, ob der Brief im Original oder in Abschrift vorliegt, sowie über den Erstdruck bei gedruckten Briefen. Alle Merkmale der Handschrift, die nicht vom Schreiber stammen, z. B. Besitzerstempel, Katalognummern und Notizen von fremder Hand, werden nicht verzeichnet. Es werden keine Aussagen über Papiersorten und Wasserzeichen ge-
Z u r Edition
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macht, da Geliert fast ausschließlich Postpapier der Firma I. G. Honig benutzt hat. Für die Lesarten kommen nur wesentliche Änderungen im Text in Betracht. Schreibfehler werden nur verzeichnet, insofern sie zu Leseschwierigkeiten führen könnten. Die Erläuterungen erörtern, nach Briefzeilen gegliedert, relevante Fakten, Ereignisse, Namen und Daten. Eine Kurzbiographie des Empfängers leitet die Erläuterungen ein, wenn dessen Name zum erstenmal genannt wird. Diese Biographie enthält Lebensdaten, soweit sie bekannt sind, eine kurze Lebensbeschreibung und die Bedeutung des jeweiligen Schreibers für Geliert. Sekundärliteratur wird im Apparat nach Verfasser oder mit gekürztem Titel gegeben. Eine vollständige Bibliographie der abgekürzt zitierten Literatur befindet sich am Ende jedes Bandes. Folgende Siglen werden verwendet: H = Handschrift des Briefschreibers, und zwar eigenhändig h = Abschrift von fremder Hand h1 = vom Briefschreiber selbst angefertigte Abschrift Abd = Abdruck einer Handschrift D = Erstdruck, soweit dies durch Datierung der Ausgabe feststellbar ist.
Anmerkungen 1. An Christiane Sophie Gärtner.
12. Dezember
1740.
UBERLIEFERUNG: D: C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Klee (1856), 8. Teil, S. 5-6. Der Brief wurde von Julius Ludwig Klee im Nachlaß von Gellerts Freund und Mitherausgeber der „Sämmtlichen Schriften" Gellerts (1769-1774) Gottlieb Leberecht Heyer als Abschrift gefunden. Dieser Nachlaß, der Abschriften von vielen Gellertbriefen enthielt, befand sich im Besitz eines Fräuleins Schreckenberger, deren Großvater Heyer war. Der Nachlaß ist heute verschollen. In seinen verschiedenen Ausgaben von Gellerts Schriften (1839, 1853, 1856, u. ö.) veröffentlichte Klee immer wieder neue Briefe aus dem Nachlaß, ohne jedoch deren Verbleib bekanntzugeben. ERLÄUTERUNGEN: Christiane Sophie Gärtner, gest. 1752, Schwester von Gellerts vertrautem Freund und Mitarbeiter an den „Belustigungen des Verstandes und des Witzes" Carl Christian Gärtner (vgl. Anm. 4, zu Z. 27, GaertnerJ war zu der Zeit mit Gellerts älterem Bruder Friedrich Leberecht (vgl. Anm. 1, zu Z. 3) verlobt. Daß Gellertim Vorwort zu seinen „Liedern" (Leipzig 1743), die Christiane und ihrer Schwester Wilhelmine gewidmet sind, sie eine geschickte und kluge Frau nennt, deutet darauf hin, daß sie auch an den „Belustigungen des Verstandes und des Witzes" gearbeitet hat. Aus Gellerts Brief an Francke (Brief 7, Z. 9—10) geht hervor, daß sie die von Franz Ulbrich (Die Belustigungen des Verstandes und des Witzes, Kapitel II, S. 27) nicht identifizierbare Verfasserin der „Elegie auf den Geburthstag ihres lieben Mannes aufgesetzt von C. S. G." (Belustigungen des Verstandes und des Witzes, 2. Bd., 2. St. 1742, S. 142-145) gewesen ist. Z. 3 Friese] In der „lungeren Matrikel der Universität Leipzig" unter dem 30. November 1740 kommt der Name August Henning Graf von Friese aus Dresden vor (lungere Matrikel der Universität Leipzig, 3. Bd., S. 98). Ob hier August Heinrich von Friesen, einziger Sohn des Kgl. Polnischen und Kursächsischen Kabinettsministers Grafen Heinrich von Friesen, gemeint ist, kann nicht mit Sicherheit behauptet werden. Kneschke (Neues allgemeines deutsches Adels-Lexikon . . .) erwähnt den Namen August Henning von Friese nicht, und er taucht sonst in Gellerts Briefwechsel nicht auf. August Heinrich von Friesen wurde nach seinen Studien und Reisen Oberstleutnant, 1747 ging er in den französischen Dienst, wurde Kgl. Französischer Maréchal de Camp, Gouverneur zu Chambord und Oberst. Er starb am 5. April 1755 im 29. Jahr. (Vgl. Neue genealogisch-historische Nachrichten von den vornehmsten Begebenheiten, welche sich an den Europäischen Höfen zugetragen . . ., 66. Teil, 3. Fortsetzung, S. 547-549.) Z. 3 Bruder] Friedrich Leberecht Geliert, geb. 10. November 1711, gest. 8. Januar 1770, also knapp drei Wochen nach dem Tod von Christian Fürchtegott. Als älterer Bruder wurde er der Große genannt. Er war damals Fecht- und Exerzitienmeister an der Leipziger Universität, ab 1759 Oberpostkommissar in Leipzig. In seinem Charakter war er das Gegenteil von Christian Fürchtegott. Goethe z. B. beschreibt ihn als einen großen, ansehnlichen, derben, kurz gebundenen etwas rohen Mann (Werke, 9. Bd. (Hamburger Ausgabe), 6. Buch, S. 295). Z. 6 T a u c h a ] Stadt, ca. 7 km nordöstlich von Leipzig. Eine sächsische Postmeile betrug etwa 7,5 km. Die Erwähnung dieser Stadt beweist, daß Geliert nicht erst 1741, wie in Cramers Biographie angegeben (Gellerts Leben. In: C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Schlegel und Heyer (1769—1774), 10. Teil, S. 32), sondern schon im Herbst 1740 nach Leipzig zurückgekehrt ist. Z. 10 Mittelste] Christlieb Ehregott Geliert, geb. 11. August 1713, gest. 1795 als Professor für metallurgische Chemie und Bergrat an der Bergakademie Freiberg. Zwei Jahre älter als Christian Fürchtegott und zwei Jahre jünger als Friedrich Leberecht wurde er der Mittelste genannt. Christlieb Ehregott besuchte zusammen mit seinem jüngeren Bruder die Fürstenschule St. Afra in Meißen, wurde aber 1732 schlechten Benehmens beschuldigt (er hat dem Mathematiklehrer, Professor Klimm, eine Maulschelle gegeben, weil Klimm Christian Fürchtegott in den Karzer geschickt hat) und von der Schule verwiesen. 1733 durfte er aber
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3. Januar 1741
die Leipziger Universität besuchen, ging dann 1735 nach Rußland, wo er Konrektor an dem akademischen Gymnasium der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg wurde. Ab 1740 wurde er Prorektor des Gymnasiums. Im Juni 1744 kehrte er, weil ihm vom sächsischen Hof eine Professur versprochen wurde, wieder nach Sachsen zurück, mußte aber fast 6 Jahre bis 1750 auf eine Anstellung warten. 1750 erschien sein bekanntestes Werk, „Anfangsgründe zur metallurgischen Chimie" (2. Aufl. 1773 als Anfangsgründe der metallurgischen Chimie). 1762 wurde er Oberhüttenverwalter und Oberhüttenvorsteher des Freiberger Raums, eine Stellung, die er bis kurz vor seinem Tod verwaltete. (Vgl. W. Becker und A. Lange, Gedenkschrift, S. 23—39.) Gedichte] Dieses Gelegenheitsgedicht befindet sich nicht unter den 65 Gelegenheitsgedichten Gellerts, die der Fritsch Verlag in Leipzig 1770 unter den Titel „Vermischte Gedichte" veröffentlicht hat. Wetzein] Näheres über diese Frau konnte nicht ermittelt werden. In Kreyßig, „AfranerAlbum", S. 256, kommt der Name Justus Erdmann Wetzel vor, der von 1729 bis 1734 die Fürstenschule St. Afra besucht hat und ein Mitschüler von Geliert und Gärtner war. Er wurde 1739 Pfarrsubstitut in Katharinenrieth bei Eisleben. Ob hier seine Mutter oder seine Frau gemeint ist, konnte nicht mit Sicherheit festgestellt werden. In den „Belustigungen ..." kommt der Name Wetzel als literarische Figur nicht vor. Schulenburg] Wahrscheinlich Levin Friedrich von Schulenburg aus Anhalt, der am 12. November 1737 an der Leipziger Universität immatrikuliert wurde. Er war der gemeinschaftliche Stammvater der Häuser Burgscheidungen, Jahmen und Witzenburg in Sachsen. Diese Güter lagen bei Naumburg, also in einer Gegend, die Geliert oft besuchte. Später (1758) haben die zwei Söhne von Levin Friedrich, Heinrich Moritz und Levin Friedrich d. /., die Leipziger Universität besucht und waren mit Geliert befreundet. (Vgl. Kneschke, Neues allgemeines deutsches Adels-Lexikon, 8. Bd., S. 362—368.)
2. Von Johann Elias Schlegel. ÜBERLIEFERUNG: H: Wissenschaftliche Bibliothek der Tartuer Sammlung Morgenstern, Ep. phil. III. 2 Seiten beschrieben.
3. Januar Staatlichen
Universität,
1741. Tartu,
ERLÄUTERUNGEN: Johann Elias Schlegel, geb. 18. Jan. 1719, gest. 13. Aug. 1749 als Professor an der Ritterakademie in Soroe, Dänemark. Er war der Zweitälteste von fünf Schlegel-Brüdern, die Geliert kannte. Er besuchte ab 1733 die Landesschule Pforta (Schulpforta) und ab 1739 die Leipziger Universität, wo er Geliert kennenlernte. Er verließ im September 1742 die Universität und ging nach einem kurzen Aufenthalt in Dresden als Privatsekretär des sächsischen Kriegsrats und Gesandten am dänischen Hof von Spener nach Kopenhagen. Erst 1748 wurde er außerordentlicher Professor an der Ritterakademie in Soroe. In der Sächsischen Landesbibliothek, Dresden, befindet sich ein Aufsatz Gellerts über J. E. Schlegel, der so lautet: E l i a s S c h l e g e l , starb als Professor in Soroe, in D ä n n e m a r k . Ich lernte ihn 1740 in Leipzig kennen und wir waren Freunde. Er übertraf mich an Gelehrsamkeit, Critik und großem Genie, damals und stets; ein Mann von ausserordentlichen Talenten, einer sehr gefälligen Bildung und großem Fleiße. Die schönen Wissenschaften waren sein Reiz und sein Fleiß. Gleichwohl verlangte sein Vater, daß er sich als Jurist, pro Candidatura, sollte examiniren lassen, um nachher Doctor der Rechte werden zu können. Er haßte die Pandecten, hatte die Rechte nur im Vorbeygehen gehöret; und siehe, er setzte sich ungefehr ein Viertel Jahr hin, trieb die Rechte, ließ sich pro Candidatura examiniren, und Hofrath Rechenberg, der damalige Decanus, wollte ihm aus Bewunderung über seine juristische Wissenschaft, zu einem besondern Stipendio verhelfen, um davon Doctor werden zu können. So wahr ists, daß ein Mensch, der Humaniora verstehet und Genie hat, in kurzer Zeit mit seinem Fleiße alles in den sogenannten höhern Wissenschaften ausrichten kann! Er hatte die Alten, Griechen und Römer fleißig in der Schulpforta gelesen, und las sie fort. Er verstund die Französische, Italienische und Englische Sprache gut, las die besten Schriften in diesen Sprachen und hatte diese Sprachen meistens durch das Lesen sich eigen gemacht. — Er ward bey seinem Vetter, dem Dänischen Gesandten Spener, Legationssekretair; allein er sollte gut Französisch schrei-
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ben und reden können. Beides konnte er nicht. Er gieng etliche Monate zu dem Herrn Mauvillon in Leipzig, lernte schön schreiben, gut sprechen, und Mauvillon hat ihn als ein seltnes Beyspiel erhoben; ein großes Lob dieses Mannes, der nicht zu loben sehr gewohnt war. — Er konnte ganze Tage fortgesetzt arbeiten, insonderheit in der Tragoedie; alsdenn gieng er aber meistens einen Tag wieder herum, that nichts und erholte sich in Gesellschaften. — Er aß herzlich gern Kuchen, gieng oft selbst nach Gohlitz, holte sich welchen, brachte mir und meines Bruders Frau, die ihn sehr werth hielt, von seinem Überflüsse einen Antheil mit und aß und lachte und redte von Versen, und oft, ohne Liebe, von Liebe. Er trank gern ein Glas Wein, wie alle Schlegel. Er zankte sich herzlich, wenn man seine Verse tadelte, gieng oft trotzig davon, kam in etlichen Stunden demüthig wieder und hatte die Stellen, über die er sich erst gezanket, schon geändert. Er konnte ganze Acte in seinen Tragoedien umarbeiten, ohne zu klagen. - Einen Plan zu einer Tragoedie zu entwerfen, war ihm etwas süsses (Sächsische Landesbibliothek, Dresden, Mscr. Dresd. fa. Nr. 94—136). Die einzige vorhandene Beschreibung von Johann Elias Schlegel wurde von Geliert in einer nun verschollenen Nachricht gegeben, die von Cramer in „Gellerts Leben" (In: C. F. Gellerts sämmtlichen Schriften, Schlegel und Heyer (1769-1774), 10. Teil, S. 42) gedruckt wurde. J. E. Schlegels Werke wurden 1761 — 1770 in 5 Teilen von Johann Heinrich Schlegel mit Johann Adolfs Beihilfe herausgegeben. Eine „Ode an den Profeßor Geliert. 1740", befindet sich im 4. Teil dieser Ausgabe, S. 195-196. Z. 3 Ankunft] Schlegel hat in Meißen seine Familie besucht. Sein Vater, der Stiftssyndikus und Appellationsrat Johann Friedrich Schlegel, hat in diesem Jahr seine Stelle verloren, und dadurch wurde die finanzielle Lage der Familie wesentlich verschlechtert. (Vgl. Schlichtegroll, Nekrolog auf das Jahr 1793, S. 76.) Z. 18 Elegie] „Elegie über das Absterben eines jungen Menschen, im Namen des Hofmeisters", „Belustigungen. . .", 1. Bd., 5. St. 1741, S. 438 f f . Es handelt sich hier um den jungen Herrn Georg Friedrich Trier aus Dresden, dessen Hofmeister Geliert vermutlich war. (Vgl. Michael, Aus meinen Geliertstudien, S. 5.) Z. 19 Ode] Wahrscheinlich Gellerts kurzes Gedicht, „Auf einen Spieler" (Belustigungen . . ., 1. Bd., 1. St. 1742, S. 566). Z. 20 Koppen] Johann Friedrich Kopp, geb. 1716, gest. 10. März 1755 in Dresden als Hof- und Justizsekretär. Er besuchte von 1727 bis 1733 die Fürstenschule St. Afra in Meißen, war also Gellerts Mitschüler. Ab 1733 besuchte er die Leipziger Universität, wurde Mitglied von Gottscheds Rednergesellschaft, war als Übersetzer tätig (Tasso, Befreites Jerusalem, u. a.) und später Mitarbeiter an den „Belustigungen . . .". (Vgl. Kreyßig, Afraner-Album, S. 252; Danzel, Gottsched und seine Zeit, S. 257.) Z. 22 Preises] Der poetische Wettstreit zwischen Geliert, Carl Christian Gärtner, J. E. Schlegel, Kopp und Johann Christoph Rost fand 1740 im Herbst statt. Alle Beteiligten sollten eine Übersetzung einer Ode liefern. Gottsched wurde Preisrichter. Diese Übersetzung wurde nie veröffentlicht. Von einem Sieger ist nichts bekannt, jedoch in einem Brief vom 9. Januar 1741 an Gottsched bedankt sich Kopp für Gottscheds günstiges Urteil bezüglich der Übersetzung. (Vgl. Danzel, Gottsched und seine Zeit, S. 257-258.) Z. 24 Strauben] Gottlob Benjamin Straube, gest. 1773 in Breslau als Gymnasialprofessor. Schon im Januar 1742 verließ er Leipzig und ging nach Berlin, wo er eine kurze Zeit an den Haudischen „Berlinischen Nachrichten von Staats- und Gelehrten Sachen" mitarbeitete. Im März 1742 wurde er Sekretär beim Staats- und Kriegsminister von Happe. 1743 traf er J. E. Schlegel in Hamburg wieder. Er schrieb für die „Belustigungen. . .", in denen er einen Meinungsstreit mit Schlegel über die Komödie ausfocht, und vorübergehend als ausländischer Korrespondent auch für die „Bremer Beiträge". Um 1753 wurde er Gymnasiallehrer in Breslau. (Vgl. Danzel, Gottsched und seine Zeit, S. 140; Ulbrich, Die Belustigungen des Verstandes und des Witzes, S. 223-224.) Z. 25 Oden] J. E. Schlegels anakreontische Oden erschienen regelmäßig in den „Belustigungen..." (2. St. 1741, 6. St. 1741, 6. St. 1742, 3. St. 1743, 4. St. 1743, 3. St. 1745), alle ohne Verfassernamen (vgl. Ulbrich, Belustigungen des Verstandes und des Witzes, S. 23, 26, 31, 37, 52). Z. 25 Bruder] Johann Adolf Schlegel, 1721 — 1793, Vater der beiden Romantiker August Wilhelm
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und Friedrich Schlegel. Er besuchte wie Johann Elias die Landesschule Pforta und ab 1741 die Leipziger Universität. In Leipzig wohnte er mit seinem Bruder zusammen und lernte durch ihn die Mitglieder der „Belustigungen des Verstandes und des Witzes" kennen, darunter auch Geliert. Die erste Begegnung Gellerts mit Johann Adolf Schlegel beschreibt Gellerts Biograph J. A. Gramer (vgl. Anm. 41, zu Z. 9) in „Gellerts Leben" (Sämmtliche Schriften, Schlegel und Heyer (1769-1774), 10. Teil, S. 42) nach einer von Geliert selbst verfaßten unvollständigen Nachricht. Geliert war mit Johann Elias dem jungen Schlegel bei seiner ersten Ankunft in Leipzig entgegengegangen. Über dieses Treffen schreibt Geliert: Er gefiel mir damals gar nicht, hatte auch eine Miene, die das Herz nicht ankündigte, das er hat; und doch ist dieser Schlegel ein Freund von mir geworden, für den ich bis ins Grab die zärtlichste Liebe, Hochachtung und Bewunderung haben werde. Als Mitarbeiter an den „Belustigungen ..." haben sich die zwei Freunde fast täglich gesehen. Erst 1748, als Schlegel nach Cröllwitz, einem zwischen Merseburg und Halle liegenden Dorf, zog, begann ein Briefwechsel zwischen Schlegel und Geliert, der 117 Briefe umfaßt und hier zum ersten Mal vollständig veröffentlicht wird. 1751 wurde Schlegel Lehrer und Diakonus an der Landesschule Pforta, 1754 Pastor in Zerbst und Professor am dortigen Gymnasium, 1759 erhielt er den Ruf als Pastor Primarius an die Marktkirche in Hannover, wo er bis zu seinem Tod blieb. Schlegels bedeutendste Werke sind die Übersetzung von Batteux' „Einschränkung der schönen Künste auf einen einzigen Grundsatz; aus dem Französischen übersetzt, und mit einem Anhange einiger eigenen Abhandlungen versehen" (1751, 2. vermehrte und verbesserte Auflage 1759) und die Übersetzung von Baniers „Erläuterung der Götterlehre und Fabeln aus der Geschichte" (1754—1764). Von ihm erschienen auch Kirchenlieder (3 Sammlungen zwischen 1766 und 1772), Fabeln und Erzählungen (1769) und mehrere Sammlungen von Predigten. Anonym hat er verschiedenes veröffentlicht, z. B. „Vom Natürlichen in Schäfergedichten . . ." (1746) und die „Briefe von Ninon von Lenclos . . ." (1751). Schlegel übte einen entscheidenden Einfluß auf Gellertaus. Alle Arbeiten Gellerts, wenigstens nach 1748 und wohl auch früher, wurden von J. A. Schlegel kritisch untersucht und zum Teil verbessert, bevor Geliert sie veröffentlichen ließ. So eng war die Freundschaft zwischen den beiden, daß sich Geliert eigentlich Schlegel, nicht J. A. Cramer, als Biograph wünschte (vgl. Gellerts Brief an Schlegel vom 27. März 1759). Zusammen mit Gottlieb Leberecht Heyer gab J. A. Schlegel 1769—1774 Gellerts „Sämmtliche Schriften" heraus. (Vgl. zu Schlegel, Schlichtegroll, Nekrolog auf das Jahr 1793, 1. Bd., S. 71-121; J. Rutledge, Johann Adolf Schlegel.)
3. An Johann Michael Francke. UBERLIEFERUNG: H. Universitäts- und Landesbibliothek 95r—95v. 2 Seiten beschrieben.
13. Juli 1741. Sachsen-Anhalt,
Halle, Mise. 13. 2°, fol.
ERLÄUTERUNGEN: Johann Michael Francke, 1717—1775, aus Niederebersbach bei Radeburg in Sachsen, lernte Geliert während des gemeinsamen Studiums in Leipzig kennen. 1739 verließ Geliert die Universität und wurde Hauslehrer bei der Familie von Lüttichau unweit Dresdens. Als er im Herbst 1740 wieder nach Leipzig zurückkehrte, hatte Francke die Stellung in Nöthnitz als Bibliothekar der Bünauschen Bibliothek schon angenommen. (Vgl. H. Henning, Aus dem Leben und Wirken Johann Michael Franckes. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen, 72 (1958), S. 274.) Z. 3 lettre] Franckes Briefe an Geliert sind verschollen. Z. 15 engagement] Franckes Stellung als Bibliothekar der Bünauschen Bibliothek in Nöthnitz. Z. 19 Mecene] Heinrich Graf von Bünau, geb. 1697, gest. 7. April 1762, Besitzer der Bibliothek. Er war Kurfürstl. Sächsischer Geheimrat, Fürstl. Sächsischer Premier-Minister und Statthalter der Herzogtümer Weimar und Eisenach. Seine hervorragende Bibliothek, für die Francke den Katalog verfaßte, wurde 1764 von der sächsischen Verwaltung gekauft und in der Kurfürstl. Bibliothek in Dresden untergebracht. (Vgl. Hirsching, Historisch-literarisches Handbuch, 2. Bd., S. 46-48.) Z. 31 Hennig] Carl Gottlieb Hennig aus Freiberg. Er besuchte 1732-1738 die Fürstenschule St. Afra in Meißen, wo er Geliert kennenlernte. 1739 ging er auf die Leipziger Universität.
Nr. 4 Er wurde 1749 Amtsaktuar Afraner-Album, S. 261.)
25. September 1741
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in Lauterstein und später Stadtrichter in Freiberg. (Vgl. Kreyßig,
4. An Johann Michael Francke. UBERLIEFERUNG: H: Universitäts- und Landesbibliothek 96r—97v. 4 Seiten beschrieben.
25. September Sachsen-Anhalt,
1741.
Halle, Mise. 13. 2°, fol.
ERLÄUTERUNGEN: Über Johann Michael Francke vgl. Anm. 3, Erläuterungen. Z. 3 deux lettres] Verschollen. Z. 21 Schwabe] Johann Joachim Schwabe, geb. 1714, gest. 1784 als Professor der Philosophie, Mitglied des großen Fürstenkollegiums der Leipziger Universität und Universitäts-Bibliothekar. Er war besonders als Übersetzer tätig (Swift, Anti-Longin 1734; Rollin, Anweisung, wie man die freyen Künste lehren und lernen soll 1738; J. J. Rousseau, Aemile 1762; u. a.). Er war Mitarbeiter an Frau Gottscheds Übersetzung der englischen Wochenschrift „Zuschauer", und an J. C. Gottscheds Übersetzung von Bayles Wörterbuch. Er war auch Mitbegründer und Herausgeber der „Belustigungen des Verstandes und des Witzes". (Vgl. ADB, 33. Bd., S. 162-171.) Z. 21 journal] Die „Belustigungen des Verstandes und des Witzes" vom Juli 1741 bis Juni 1745 von J. J. Schwabe in Leipzig herausgegeben. Ursache der Gründung der Monatsschrift waren die „Lettres français et germaniques" (1740) von dem in Leipzig weilenden französischen Sprachmeister Éléazar Mauvillon. In diesen Briefen stellte Mauvillon die Frage: Que manque-t-il donc à l'Allemagne pour produire de grands poètes? Worauf er selbst die Antwort gab: Rien que l'esprit! Gottsched nahm diesen Vorwurf als persönliche Beleidigung auf. Um recht deutlich Mauvillons Anklage durch die Tat zu widerlegen, gründete er die „Belustigungen des Verstandes und des Witzes" nach dem Vorbild der französischen Zeitschrift: „Nouveaux amusements de l'esprit et du coeur" (1737). Die Zeitschrift diente Gottsched in dessen Auseinandersetzung mit den Schweizern Bodmer und Breitinger. Geliert hat in dieser Monatschrift folgende Arbeiten veröffentlicht: seine ersten dramatischen Versuche, die beiden Schäferspiele „Das Band" (im 6. Bd., 3 St.) und „Sylvia" (8. Bd., 4. St.), drei Prosabeiträge: „Gedanken von einem guten deutschen Briefe" (2. Bd., 2. St.), „Strohkranzrede" (7. Bd., 1. St.) und „Warum es nicht gut sey, sein Schicksal vorher zu wissen" (8. Bd., 3. St.). Außer einer Anzahl poetischer Sendschreiben, Oden und Elegien, veröffentlichte er in den „Belustigungen ..." 34 Fabeln und Erzählungen, die mit allgemeinem Beifall aufgenommen wurden. Wie Cramer in seiner Gellert-Biographie berichtete: In jedem neuen Stücke sah man zuerst nach, ob eine Fabel oder Erzählung von Gelierten darinnen wäre. Uberall las man diese, las sie wieder und wußte sie auswendig. (Gellerts Leben. In: C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Schlegel und Heyer (1769-1774), 10. Teil, 5. 38-39.) Ein Verzeichnis der von Geliert in den „Belustigungen . . ." gedruckten Fabeln und Erzählungen gibt H. Handwerck, „Jahresbericht des Königlichen Gymnasiums zu Marburg", 71 (1903/1904), S. 6. Z. 27 Gottsched] Johann Christoph Gottsched, geb. 1700, gest. 12. Dez. 1766 als Professor der Logik und Metaphysik, auch ao. Professor der Poesie. Ob Geliert mit dem Leipziger Diktator (Ulbrich, Belustigungen . . . S. 95) in freundschaftlicher Beziehung stand, ist nicht belegt. Nur ein Brief Gellerts an Gottsched ist noch erhalten (Nr. 8 dieser Sammlung), der aber keine klare Aussage über das persönliche Verhältnis Gellerts zu Gottsched trifft. Vermutlich bezog Geliert in dem Streit zwischen Gottsched und den Schweizern keine Stellung und wurde daher von Gottsched in Ruhe gelassen. Geliert vermied vielmehr alles, was Gottsched verärgern konnte. (Vgl. hierzu C. Schlingmann, Geliert. Eine literarhistorische Revision, S. 50.) Z. 27 chere moitié] Luise Adelgunde Victoria Gottsched, geb. Kulmus, geb. 1713, gest. 26. Juni 1762. Sie war als Lustspieldichterin: „Die Pietisterey im Fischbeinrocke" nach G. H. Bougeant (1736) und als Übersetzerin: „Cato" von Addison (1735), „Der Menschenfeind" von Molière, in der „Deutschen Schaubühne" (1742) und „Alzire" in der „Schaubühne" (1741) bekannt. Für die „Belustigungen ..." lieferte sie, so weit feststellbar ist, nur drei Bei-
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Z. 27
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2. Februar 1742
träge (vgl. Ulbrich, Belustigungen des Verstandes und des Witzes, S. 22, 30, 34). Daß Geliert mit Frau Gottsched gut befreundet war, geht aus deren „Briefen",herausgegeben von Dorothea Henriette von Runckel (3 Bände, Dresden 1771) hervor. (Vgl. auch Richel, Luise Gottsched. A Reconstruction.) Kaestner] Abraham Gotthelf Kästner, 1719-1800. Unter den Mitgliedern der „Belustigungen . . ." galt er als derjenige, der den kleinen Kreis zusammenhielt (vgl. Ulbrich, Belustigungen des Verstandes und des Witzes, S. 80). 1746 wurde er Professor der Mathematik an der Leipziger Universität, 1756 Professor der Mathematik und Physik in Göttingen. Er hat einige satirische Epigramme und Aufsätze über Geliert verfaßt, die in seinen „Gesammelten Poetischen und Prosaischen Schönwissenschaftlichen Werken" (1. T., S. 9—10, 16, 20, 30, 89, 134, 176) gedruckt sind. Pitschel] Theodor Leberecht Pitschel, geb. 1716, gest. 8. Mai 1743 in Leipzig. Er kam 1735 nach Leipzig und wurde 1742 Mitglied der Deutschen Gesellschaft. Für die „Belustigungen ..." schrieb er oft unter dem Namen M. Tulipe. (Vgl. Ulbrich, Belustigungen des Verstandes und des Witzes, S. 223; Danzel, Gottsched und seine Zeit, S. 200.) Gaertner] Carl Christian Gärtner, 1712 — 1791. Schon auf der Fürstenschule in St. Afra in Meißen, die er von 1728 bis 1733 besuchte, schloß er mit Geliert Freundschaft. Als Kritiker und Lektor der von den Mitgliedern der „Belustigungen ..." vorgelegten Arbeiten war Gärtner besonders geschätzt. Geliert las seine Fabeln zunächst nur Gärtner vor und wartete dessen Urteil ab, ehe er sie den anderen Mitgliedern der „Belustigungen..." vortrug. (Vgl. ]. A. Cramer, Gellerts Leben. In: C. F. Gellerts sämmtlichen Schriften, Schlegel und Heyer (1769-1774), 10. Teil, S. 50.) Nach 1748 schickte er seine Werke an Gärtner zur Korrektur. 1746 wurde Gärtner auf Jerusalems Vorschlag zum Deutschlehrer an das kurz zuvor gegründete Collegium Carolinum berufen, und im Januar 1749 zum ordentlichen Professor der Sittenlehre und Beredsamkeit ernannt. Als Geliert 1748 eine Stellung suchte, wählte er zunächst Braunschweig aus, wo sich sein Freund Gärtner aufhielt. Der Briefwechsel zwischen Geliert und Gärtner, der wichtige Hinweise auf Gellerts Privatleben enthalten dürfte, wird seit 1770 vermisst. (Vgl. F. Meyen, Bremer Beiträger am Collegium Carolinum in Braunschweig, S. 14; Ulbrich, Belustigungen des Verstandes und des Witzes, S. 80.) Straube] Vgl. Anm. 2, zu Z. 24. Schlegel] Johann Elias Schlegel. Vgl. Anm. 2, Erläuterungen. poésies] Ob Francke seine Gedichte nach Leipzig geschickt hat, ist unbekannt. Ulbrich (Belustigungen des Verstandes und des Witzes) erwähnt seinen Namen unter den Beteiligten an den „Belustigungen . . ." nicht. Francke fürchtete sich offenbar, seine Arbeiten zu veröffentlichen. Diese Furcht dürfte auf ein äußerst negatives Urteil Kopps über eine ihm 1739 von Francke zugesandte Satire („Satyre wider die gewöhnlichen Fehler derer Poëten") zurückzuführen sein. Als Beispiel einer guten Satire hat Kopp Francke eine Satire von sich selbst geschickt. Ein Exemplar von Franckes Satire befindet sich in der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Halle (Sign.: Mise. 13, 2°, fol. 138-140).
5. An Johann Michael Francke. UBERLIEFERUNG: H: Universitäts- und Landesbibliothek 98r-98v. 2 Seiten beschrieben.
2. Februar Sachsen-Anhalt,
ERLÄUTERUNGEN: Über Johann Michael Francke vgl. Anm. 3, Erläuterungen. Z. 2 deux lettres] Briefe 3 und 4 der vorliegenden Ausgabe. Z. 11 comte] = compte. Z. 18 Boileau] Nicolas Boileau-Despréaux, 1636—1711, französischer Aesthetiker Geliert zitiert aus dessen „L'art poétique", 2. Gesang, 44. Vers. 6. An Moritz Ludwig Kersten. UBERLIEFERUNG: H: Versteigert, Karl und Faber, Auktion bekannt.
1742.
Halle, Mise. 13. 2", fol.
und
Dichter.
2. Juni
1742.
45, 1953. Der jetzige Besitzer bleibt un-
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4. Juni 1742
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ERLÄUTERUNGEN: Moritz Ludwig Kersten, gest. 1775 als geheimer Kriegssekretär in Dresden, war ein Schulfreund Gellerts auf der Fürstenschule St. Afra in Meißen, die er vom 16. Okt. 1728 bis 12. Nov. 1733 besuchte. Er studierte anschließend in Wittenberg und ab 1737 an der Universität Leipzig (als Ludolph Maur. falsch eingetragen). (Vgl. Kreyßig, Afraner-Album, S. 254; lungere Matrikel der Universität Leipzig, 3. Bd., S. 193.) 7. An Johann Michael Francke.
4. Juni
1742.
UBERLIEFERUNG: H: Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Halle, Mise. 13.2°, fol. 99. 1 Seite beschrieben. Siegel erhalten. Adresse: ä Monsieur Monsieur Francke, Candidat en Droit p ä p. couv. Nöttnitz. Auf dem Umschlag befinden sich wohl von Francke in lateinischer und deutscher Sprache geschriebene Notizen zur Entstehung der Buchdruckerkunst in Deutschland. Diese Notizen betreffen einige in den Jahren 1452 bis 1467 von Gutenberg, Johann Fust und Peter Schoeffer gedruckte Bücher. D: H. Henning, Aus dem Briefwechsel Johann Michael Franckes, S. 14-15. ERLÄUTERUNGEN: Über Johann Michael Francke vgl. Anm. 3, Erläuterungen. Z. 4 Hennigen] Carl Gottlieb Hennig. Vgl. Anm. 3, zu Z. 31. Z. 5 Mamma] Der Name dieser Frau ist nicht ermittelt. Selbst im Taufregister des Pfarramtes für Nieder- und Oberebersbach fehlt eine Angabe über Franckes Mutter (Auskunft der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar, Zentralbibliothek). Z. 9 Elegie] „Elegie auf den Geburthstag ihres lieben Mannes aufgesetzt von C. S. G." (= Christiane Sophie Geliert, geb. Gärtner) erschien im 2. Band der „Belustigungen . . .", 2. St., S. 142-145. Z. 10 gärtnerische] Die Hochzeit von Gellerts Bruder Friedrich Leberecht und Gärtners Schwester Christiane Sophie fand am 12. April 1741 statt. (Vgl. Michael, Aus meinen Gellertstudien, S. 5.) Die Ehe dauerte nur zehn Jahre, da die Frau schon im Herbst des Jahres 1752 gestorben ist. (Vgl. Brief 111, Z. 8-9.) Z. 17 Aesop] Aesopus, ermordet 560 v. Chr., der älteste Fabeldichter. Geliert analysiert dessen Fabeln in seiner Abhandlung über die Fabel, „De poesi Apologorum eorumque Scriptoribus" (1744). Ob Geliert eine bestimmte Quelle für seine Benennung als deutscher Aesop im Sinne hat, ist nicht belegt. 8. An Johann Christoph Gottsched.
20. Juni
ÜBERLIEFERUNG: H: Karl-Marx-Universität, Universitätsbibliothek, Leipzig, Ms. 0342, Bd. 2 Seiten beschrieben. D: C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Klee (1839), 8. Teil, S. 1-2.
1742. VII.
ERLÄUTERUNGEN: Dieser Brief stellt die einzige schriftliche Mitteilung Gellerts an Gottsched dar. Als Kollegen an der Universität konnten sie sich leicht mündlich verständigen. Obwohl er mit dem Anti-Gottschedianer Bodmer korrespondierte und später mit den Mitgliedern der „Bremer Beiträge" befreundet war, gibt es keine Beweise, daß es zwischen Geliert und Gottsched je zum Bruch kam (vgl. Anm. 4, zu Z. 27, Gottsched). Z. 4 Hypochonder] Durch ständige Selbstbeobachtung steigerte sich Geliert in Krankheitszustände hinein, die sich als Kopf-, Brust- und Hüftschmerzen oder auch in Atemlosigkeit äußerten. An diesen neurovegetativen Störungen litt Geliert sein Leben lang. Gellerts schlechter Gesundheitszustand als Schüler an der Fürstenschule St. Afra in Meißen beschreibt W. Milberg, Archiv für sächsische Geschichte, 2. Bd., S. 123-124. Z. 5 Gedicht] Dieses Gelegenheitsgedicht befindet sich weder im Nachlaß Gellerts noch unter den 65 Gelegenheitsgedichten Gellerts, die 1770 im Fritsch Verlag erschienen sind. Z. 9 Lieutenant] Nicht ermittelt.
286
Nr. 9
29. Dezember 1742
9. An Wilhelmine Steinauer.
29. Dezember
1742.
UBERLIEFERUNG: H: Verschollen. (Früher in der Sammlung Lessing in der ehemaligen Königlichen Bibliothek in Berlin). D: W. Stammler, Deutsche Rundschau, Neue Folge, 2 (1915/1916), S. 239. ERLÄUTERUNGEN: Wilhelmine Steinauer, geb. Gärtner, war mit dem Leipziger Kaufmann und Bildhauer Johann Christian Steinauer (s. unten, Z. 11), ihre Schwester Christiane mit Gellerts älterem Bruder verheiratet. (Vgl. E. Michael, Aus meinen Gellertstudien, S. 12.) Daß Geliert sie eine Dichterinn nennt (Z. 13), deutet daraufhin, daß Wilhelmine mit ihrem Mann an dem „Briefwechsel, zwischen einer Mannsperson und einem Frauenzimmer . . ." (Belustigungen . . ., 1. St. 1741, S. 85-89) beteiligt war. Aus einem 1770 datierten unveröffentlichten Brief von Gellerts Bruder Christlieb Ehregott geht hervor, daß diese Frau Abschriften von 65 Gelegenheitsgedichten Gellerts besessen hatte, die sie, wiesie behauptet, auf Gellerts Wunsch dem Fritsch Verlag zur Veröffentlichung gab. (Brief im Besitz der Sächsischen Landesbibliothek, Dresden, Mscr. Dresd. fa. Conv. VII, fol. 17.) Z. 3 Liedern] Die Ausgabe von 12 Liedern, die Christiane und Wilhelmine, Gärtners beiden Schwestern, gewidmet sind, erschien in nur 12 Exemplaren in Leipzig. Sie zeigen Geliert auf dem Weg der Anakreontik. Diese Lieder wurden vom Fritsch Verlag als Anhang zu Gellerts Gelegenheitsgedichten gedruckt (Vermischte Gedichte von C. F. Geliert, Leipzig 1770) und von J. A. Schlegel und G. L. Heyer, Herausgeber der Gellertscben Schriften durch den Weidmann Verlag, im 8. Teil, Vorrede, und in der „Neuen Bibliothek der schönen Wissenschaften und freyen Künste" (10. Bd., 2. St. 1770, S. 322 f f . ) stark kritisiert. Schlegel und Heyer verurteilten diese Lieder als schülerhaft und schlecht und forderten den Leser auf, sie als einfache jugendliche Versuche zu betrachten (vgl. Vorrede, S. XXVI). Z. 11 German] Pseudonym von Johann Christian Steinauer, der zwischen 1741 und 1743 in den „Belustigungen • • •", schrieb. (Vgl. Ulbrich, Belustigungen des Verstandes und des Witzes, 5. 23.) Z. 16 Hamburger] „Staats- u. Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten", Nr. 199 (15. Dez. 1742). Unter „Von gelehrten Sachen" wird Geliert wegen seines Gedichts „An Se. Excellenz den Herrn Grafen von S nach Schlesien" (Belustigungen. . ., 6. St., Dez. 1742) mit folgenden Worten gelobt: Der muntere und glückliche Dichter, Herr Geliert, ist der Verfasser . . . Alle die fähig sind, das Schöne in einem Gedichte zu erkennen, werden es in diesem mit Vergnügen bemerken. Z. 17 Fabeln] Der erste Teil von Gellerts „Fabeln und Erzählungen" erschien erst 1746 bei Wendler in Leipzig. Daß Geliert hier von einer Ausgabe derselben schreibt, deutet darauf hin, daß er schon damals an eine Ausgabe gedacht hat. Eine Fabel, „Die bestrafte Unempfindlichkeit" (später als „Die Wachtel und der Hänfling" gedruckt), erscheint unter den „Liedern" (Nr. 12) mit kleinen Abweichungen. Z. 21 Bruder] Carl Christian Gärtner (vgl. Anm. 4, zu Z. 27, GaertnerJ. 10. An Johann Arnold Ebert. ÜBERLIEFERUNG: H: Herzog-August-Bibliothek, Nr. 522. 1 Seite beschrieben. Adresse:
20. September Wolfenbüttel,
Autographensammlung
1743. Vieweg,
à Monsieur Monsieur Ebert, Poëte très célébré p à P. Couv. Leipzig, cito. abzugeben auf der Ritterstrasse in Kerns Hause 2 Treppen hoch. ERLÄUTERUNGEN: Johann Arnold Ebert, 1723-1795, Übersetzer, Dichter, ab 1748 öffentlicher Hofmeister, 1753 Professor für englische Sprache und Griechisch am Collegium Carolinum in Braunschweig. Er war Gellerts Englischlehrer. Geliert verdankt seine Kenntnisse der englischen
Nr. 11
18. Februar 1744
287
Literatur außer den Übersetzungen ins Deutsche hauptsächlich Ebert (vgl. Brief 124, Z. 28-31). Auch Gellerts Bekanntschaft mit Hagedorn ist auf Ebert zurückzuführen. Ebert brachte Hagedorn Briefe nach Hamburg mit und berichtete ihm über Gellerts literarische Tätigkeit. Z. 2 Haynchen] Hainichen, Gellerts Geburtsort am Rand des Erzgebirges, jetzt Kreisstadt im Bezirk Karl-Marx-Stadt. Hier war Gellerts Vater, Christian Geliert, 1671-1747, Pastor. (Vgl. Külz, Nachrichten über Hainichen und nächste Umgebung als Beiträge zu einer Ortschronik, 5. 83.) Z. 2 traurig] Wohl hier mehr im Sinn von „trübselig" gemeint, es sei jedoch erwähnt, daß die Familie Geliert durch den Tod eines Sohnes, Christian Gotthold, einen schweren Verlust erlitten hatte. Jener war Student an der Akademie in Freiberg gewesen und starb im Alter von 19 Jahren am 15. Mai 1743. (Vgl. Külz, Nachrichten über Hainichen . . ., S. 85.) Z. 3 Saurin] Jacques Saurin, 1677—1730, evangelischer Prediger in Den Haag, der als der französische Cicero unter den Gottschedianern galt. Das hier erwähnte Werk Saurins, „Abrégé de la Théologie et de la morale chrétienne, en forme de catéchisme", Amsterdam 1722, wurde von Geliert übersetzt, „Kurzer Begriff der christlichen Glaubens- und Sittenlehre, in Form eines Catechismus". Das in Fromm, „Bibliographie deutscher Übersetzungen aus dem Französischen, 1700-1948", (S. 447) angegebene Datum, 1763, bezieht sich auf eine spätere Auflage. Geliert war über diese Übersetzung besonders stolz. 1753 schrieb er an den Schweizer Geheimrat Emanuel Falkner, vielleicht ist die Ubersetzung dieses vortrefflichen Buchs die nützlichste Arbeit, die ich in meinem Leben unternommen; wenigstens ist es die Arbeit, bey der ich mir das Zeugniß einer edlen Absicht geben kann (Brief 116, Z. 8—11). Z. 4 Neaumen] Jean Neaulme, französischer Buchhändler in Berli». Nach dem „Conspectus ..." (1747, Anhang, S. 29) hatte Neaulme einen Laden in der Grimmischen Gasse, in der sich auch die Firma Bordeaux und Etienne befand, womit er zusammenarbeitete im selben Haus. 11. An Friedrich von Hagedorn. UBERLIEFERUNG: D: J. J. Eschenburg, 221. Original verschollen.
18. Februar
1744.
Friedrichs von Hagedorn Poetische Werke. 5. Teil, S.
220-
ERLÄUTERUNGEN: Friedrich von Hagedorn, geb. 1708, gest. 28. Okt. 1754, wurde durch seinen 1738 herausgegebenen „Versuch in poetischen Fabeln und Erzählungen" berühmt. Diese Fabeln dienten als Vorbild für Gellerts Fabeln (vgl. ADB, 10. Bd., S. 326). Aus einem Brief Eberts an Hagedorn vom 29. Juli 1744 (gedruckt in Eschenburg, Friedrichs von Hagedorn Poetische Werke, 5. Teil, S. 252) geht hervor, daß Geliert mit dem Hamburger Dichter in Briefwechsel stand, und daß er Hagedorn um Auskunft über die englische Fabeldichtung ersucht hat. Z. 12 Ew. - ] Hier hat Geliert einen Strich gemacht, weil er vermutlich wußte, daß Hagedorn die Anrede „Hochwohlgeborner" nicht schätzte. (Vgl. Eschenburg, Friedrichs von Hagedorn Poetische Werke, 5. Teil, S. 18, Anm.) Z. 15 E b e r t ] Johann Arnold Ebert. Vgl. Anm. 10, Erläuterungen. 12. An einen Rat.
2. April
1745.
ÜBERLIEFERUNG: H: Karl-Marx-Universität, Universitätsbibliothek, Leipzig, Autographensammlung Roemer. 4 Seiten beschrieben. Das Briefpapier ist äußerst brüchig. S. 1 rechts unten: Geschenk von Gustav Freytag während eines Besuches in seinem Hause zu Siebleben bei Gotha 24/8 85 Jos Kürschner. D : Grenzboten 25 (1866), S. 20-23. ERLÄUTERUNGEN: Der Name des Empfängers bleibt unbekannt. Auch Gustav Freytag konnte ihn in seiner Publikation in den „Grenzboten" nicht benennen. Z. 4 Schwiegermutter] Nicht ermittelt. Z. 19 Sohn] Nicht ermittelt. Z.29 Meyer] Johann Gottlob Meyer, ab 1745 Generalmajor, gest. erst 1747. (Vgl. Göphardt, Alphabetisches Verzeichnis sächsischer Offiziere, unpaginierte Ausgabe, Dresden 1885.) Z. 29 sub rosa] Latein = unter dem Siegel der Verschwiegenheit.
288
Z. 30
Z. 34
N r . 13
Frühling 1 7 4 5
rentes viageres] Latein = Leib-Kenten. Diese sind gewisse Einkünfte, die ein Eigentümer sein Kapital oder sein Güter einem andern so verschreibt, daß ihm solches Kapital oder Güter nach dem Tod des Eigentümers heim fallen sollen, doch mit der Bedingung, daß jener diesem auf seine Lebenszeit jährliche gewisse und insgemein sehr hohe Zinsen auszahlen muß. (Vgl. Zedier, Grosses vollständiges Universal-Lexicon, 16. Bd., Sp.lSS4.) Adolph] Johann Adolf II. Herzog von Weißenfels, geb. 168S, gest. 16. Mai 1746, Kommandant der sächsischen Armee. (Vgl. Hirsching, Historisch-literarisches Handbuch . . ., 3. Bd., S. 71-74.)
13. An Christian August Friedrich von Bülzingsleben.
Frühling 1745.
D: C. F. Geliert, Briefe, nebst einer praktischen Abhandlung von dem guten in Briefen, Nr. XXXVII. Original verschollen.
ÜBERLIEFERUNG:
Geschmacke
Nach Göphardt, „Alphabetisches Verzeichnis sächsischer Offiziere", und Verlohren, „Stammregister und Chronik der Sächsischen Armee", S. 159, wurde von Bülzingsleben (bzw. Bülzingslöwen) am 15. Nov. 1741 Rittmeister, 1759 Major und 1765 Oberstleutnant. Als Offizier der Königlichen Prinz Kürassiere machte er die Feldzüge 1741—42, 1744 — 45 und 1758—63 mit und wurde 1760 dem Generalstab zugeteilt. Er nahm 1775 von der Armee Abschied und starb am 10. Mai 1785. Über Gellerts Bekanntschaft mit dem Rittmeister von Bülzingsleben ist wenig bekannt. Schon 1742 hat Geliert in den „Belustigungen ..." ein „Sendschreiben an den Hrn. Rittmeister v. B(ülzingsleben) ins Lager nach Böhmen" verfaßt. 1752 war Geliert mit dem Rittmeister in Bad Lauchstädt (vgl. Brief 111, Z. 21-22). Im Oktober 1756 schreibt Gleim an Ewald Christian von Kleist, daß von Bülzingsleben (Bilsingsleben) in preußischer Gefangenschaft sei. (Vgl. Ew. v. Kleists Werke, hrsg. v. A. Sauer, 3. Teil, S. 153, 157.) Z. 6 Herzog] Johann Adolf II. von Weißenfels (vgl. Anm. 12, zu Z. 34). Z. 10 Anverwandten] Johann Gottfried Pauli, Gellerts Pate, Pfarrer in Reichenhain. Er war mit Johanna Augusta Schütz, einer Schwester von Gellerts Mutter, verheiratet. (Vgl. Michael, Aus meinen Geliertstudien, S. 30.) ERLÄUTERUNGEN:
14. An Christian August Friedrich von Bülzingsleben.
Frühling 1745.
D: C. F. Geliert, Briefe, nebst einer praktischen Abhandlung von dem guten in Briefen. Nr. XXXVIII. Original verschollen.
UBERLIEFERUNG:
Geschmacke
Über Christian August Friedrich von Bülzingsleben vgl. Anm. 13, Erläuterungen. A - ] Nicht ermittelt. Mama] Johanna Salome Geliert, geb. Schütz. 1698 heiratete sie den damals Diakonus Christian Geliert. Aus dieser Ehe stammten 13 Kinder. Christian Fürchtegott war das 9. Kind. Frau Geliert starb am 23. Jan. 1759. (Vgl. Külz, Nachrichten über Hainichen . . ., S. 85.) Schwestern] Christiane Eleonore und Friederike Dorothea, Gellerts zu der Zeit ledige Schwestern. (Vgl. Külz, Nachrichten über Hainichen . . ., S. 85; über Christiane Eleonore vgl. Anm. 19, Erläuterungen.) in corpore] Latein = insgesamt, zusammen. Pastor] Johann Gottfried Pauli. Vgl. Anm. 13, zu Z. 10.
ERLÄUTERUNGEN:
Z. 1 Z. 5
Z. 5 Z. 6 Z. 11
15. An Christian August Friedrich von Bülzingsleben.
Sommer
1745.
D: C. F. Geliert, Briefe, nebst einer praktischen Abhandlung von dem guten in Briefen. Nr. XXXIX. Original verschollen.
UBERLIEFERUNG:
Geschmacke
Der Brief wurde kurz nach der sächsischen Niederlage in der Schlacht bei Hohenfriedberg in Schlesien (4. Juni 1745) geschrieben. Z. 6 Könige] Friedrich II., König von Preußen, 1712-1786. Er übernahm 1740 die Herrschaft über Preußen. Durch die zwei Schlesischen Kriege, 1740—1742 und 1744—1745, eroberte ERLÄUTERUNGEN:
Nr. 16
Z. 7
Z. 28
4. Juli 1745
289
er Schlesien und sicherte durch den Siebenjährigen Krieg, 1756— 1763, die Großmachtstellung Preußens in Europa. Leipzig wurde 1745 von preußischen Truppen besetzt und mit schweren Kontributionen belastet. Geliert lernte den König während des Siebenjährigen Kriegs persönlich kennen, als die preußische Armee 1760 in der Nähe von Leipzig in Winterquartier lag und der König die Stadt besuchte. Die Unterredung zwischen dem König und Geliert, die am 11. Dez. 1760 stattfand und für Geliert sehr günstig ablief, beschrieb Geliert ausführlich in seinem Brief an das Fräulein von Schönfeld vom 12. Dez. 1760. Königinn] Maria Theresia, Königin von Ungarn und Böhmen, Erzherzogin von Österreich, 1717—1780, herrschte von 1740 bis 1780. In den beiden Schlesischen Kriegen verlor sie Schlesien an Preußen und mußte nach dem Siebenjährigen Krieg im Frieden von Hubertusburg (1763) endgültig auf Schlesien verzichten. Freundinn] Nicht ermittelt.
16. An Wilhelmine
Steinauer.
ÜBERLIEFERUNG: D: C. F. Geliert, Briefe, nebst einer praktischen Geschmacke in Briefen, Nr. XXIX. Original verschollen.
Abhandlung
4. Juli
1745.
von dem
guten
ERLÄUTERUNGEN: Über Wilhelmine Steinauer vgl. Anm. 9, Erläuterungen. Z. 9 Non, l'air] Aus „Sur l'Amour de la Patrie", 37.—40. Vers, von Frangois-Joachim de Pierre de Bernis, 1715—1794, französischer Kardinal und Diplomat, 1744 Botschafter in Venedig, ab 1769 in Rom. Z. 18 Linden] Von den hier erwähnten zwei Linden stand eine bis Dez. 1833 im Garten des Pfarrhauses, die andere wurde schon um die Jahrhundertwende 1800 gefällt. (Vgl. Külz, Nachrichten über Hainichen . . ., S. 171.) Z. 62 Von der Liebe redt] Stellen in den Werken und Briefen Gellerts, die von der Liebe handeln, sind zahlreich. In diesem Brief will Geliert bestimmt auf seine zwei Schäferspiele „Das Band" (Belustigungen . . ., 6. Bd., 3. St. 1744, S. 191-218) und „Sylvia" (Belustigungen ..., 8. Bd., 4. St. 1745, S. 291—324) hinweisen, in denen Liebesszenen vorkommen. Auch in den Fabeln und in den Oden in den „Belustigungen des Verstandes und des Witzes", z. B. in „Die Liebe und das Glück" (6. Bd., 4. St. 1744) und der „Ode, an eine gute Freundin" (7. Bd., 2. St. 1744) als auch in den Briefen taucht das Liebesthema meist in Verbindung mit dem Ehestand und mit Eheproblemen immer wieder auf (vgl. vor allem Briefe 19, Z. 2—55; 144, Z. 14—24; 166, Z. 18—23). Als wichtige Eigenschaft des Menschen erkannte er die Liebe, ordnete sie aber den Sitten und der Moral der damaligen Zeit unter, wie aus seinem Roman „Leben der schwedischen Gräfen von G* deutlich zu ersehen ist. Man könnte ihn in dieser Beziehung mit J. E. Schlegel vergleichen, von dem Geliert in den „unvollständigen Nachrichten" berichtet, er redte von Versen, und oft, ohne Liebe, von Liebe (vgl. Anm. 2, Erläuterungen). 17. An Christian
August Friedrich
von Bülzingsleben.
ÜBERLIEFERUNG: D : C. F. Geliert, Briefe, nebst einer praktischen Geschmacke in Briefen, Nr. XL. Original verschollen.
Abhandlung
Winter
1745.
von dem
guten
ERLÄUTERUNGEN: Über Christian August Friedrich von Bülzingsleben vgl. Anm. 13, Erläuterungen. Z. 25 Manuscript] Wohl Gellerts „Nachricht und Exempel von alten deutschen Fabeln", ein Auszug aus seiner Fabelabhandlung, „De poesi apologorum . . .". Die „Nachricht . . ." entstand Ende 1745 und wurde als Teil der „Fabeln und Erzählungen" unter dem Datum 1746 herausgegeben. (Vgl. Scheibe, Christian Fürchtegott Geliert. Schriften zur Theorie und Geschichte der Fabel, S. XI-XII.) 18. An Johanna
Salome
Geliert.
ÜBERLIEFERUNG: D: C. F. Geliert, Briefe, nebst einer praktischen Geschmacke in Briefen, Nr. XXIII. Original verschollen.
1745. Abhandlung
von dem
guten
290
Nr. 19
14. Januar 1746
Über Johanna Salome Geliert vgl. Anm. 14, zu Z . 5 (Mama). Mädchen] Wer diese Freundin Gellerts war, bleibt unbekannt. Überhaupt gibt es wenige biographische Äußerungen Gellerts oder dessen Freunde über Gellerts Privatleben in Leipzig zur Zeit der „Belustigungen des Verstandes und des Witzes". Daß Gellerts Freunde J. A. Cramer, J. C. Steinauer und selbst Gellerts Bruder Friedrich Leberecht Frauen aus dem Kreis der Mitarbeiter an den „Belustigungen . . ."geheiratet haben, spricht dafür, daß er vielleicht auch zu dieser Zeit eine in Leipzig wohnende Freundin gehabt hat.
ERLÄUTERUNGEN:
Z. 7
19. An Christiane Eleonore Geliert.
14. Januar 1746.
U B E R L I E F E R U N G : D: A. Th. Leuchte, C. F. Gellerts aufgefundene Familienbriefe mit einem Anhange, S. 1—6. Nur die Hälfte der von Leuchte gedruckten Familienbriefe Gellerts befinden sich noch im Pfarramt in Hainichen. Die Versuche, die übrigen Briefe im Pfarramt, im Geliertmuseum oder im Rathaus von Hainichen ausfindig zu machen, blieben ohne Erfolg. E R L Ä U T E R U N G E N : Christiane Eleonore Geliert, geb. 1718, gest. 11. Febr. 1747 in Thalheim bei Stolberg. Aus der Ehe mit dem Pfarrer Christian Nathanael Hochmuth, die wegen des frühen Todes der Frau nur ein Jahr dauerte, stammte eine Tochter, Auguste Salome, die 1813 als Frau des Pastors Lebrecht Weide in Kirchenheiligen bei Langensalza starb. (Vgl. Külz, Nachrichten über Hainichen . . ., S. 85; Kirchenbuch des Ev.-Luth. Pfarramtes zu Thalheim, Handschriftliches Exemplar im Pfarramt.) Z. 63/64 Lichtmesse] 2. Februar. Z. 67 Papa] Christian Geliert starb am 5. Januar 1747. Er war damals so krank, daß er seine Tochter nicht nach Thalheim begleiten konnte, um sie in das Haus Hochmuths zu führen (nach einem Brief Christian Gellerts vom 14. Febr. 1746, im Besitz der Pennsylvania Historical Society, Philadelphia, Pennsylvanien, USA).
20. An Christian Nathanael Hochmuth.
24. Januar 1746.
Ü B E R L I E F E R U N G : D: A. Th. Leuchte, C. F. Gellerts aufgefundene Familienbriefe mit einem Anhange, S. 7—9. Original verschollen. E R L Ä U T E R U N G E N : Christian Nathanael Hochmuth, geb. 1703, gest. 1759 (nach Dietmann, Die gesamte der ungeänderten Augsp. Confeßion zugethane Priesterschaft in dem Churfürstenthum Sachsen. . .,3.Bd., S. 1394-1395) oder 1760 (nach dem Kirchenbuch des Ev.-Luth. Pfarramtes in Thalheim) als Pfarrer in Zschortau. Er besuchte von 1716-1723 die Leipziger Universität. 1735 wurde er Pfarrer in Thalheim, 1750 Pfarrer in Zschortau. Gellerts Schwester war seine zweite Frau. Z. 18 besuchen] Bevor Geliert diese Reise antreten konnte, erhielt er die Nachricht, daß die Schwester gestorben sei.
21. Von Johann Jacob Mack. UBERLIEFERUNG:
H: Sächsische Landesbibliothek,
15. Januar 1747. Dresden, Mscr. Dresd. fa. Nr. 26. 5 Seiten be-
schrieben. L E S A R T E N : Z. 63 — 66 Ich bis suchen] Das Infinitiv anzuwenden (Z. 65) verwirrt den Sinn dieses Satzes. Ein Flüchtigkeitsfehler ist hier anzunehmen. Die Handschrift Macks ist an dieser Stelle sonst deutlich und ohne weiteres lesbar.
Johann Jacob Mack, geb. 1715, gest. 1791 als Pfarrer in Günzenhausen, wurde 1741 Pfarrer in Frankenhof, ab 1748 Diakonus in Crailsheim. Seine Werke sind meist homiletischen Inhalts. (Vgl. Schlichtegroll, Nekrolog auf das Jahr 1792, S. 348-351; Döring, Die gelehrten Theologen Deutschlands, 2. Bd., S. 392-394.) Z. 13 theüren] Der Diphthong eu erscheint häufig in den Briefen an Geliert mit einem deutlich erkennbaren Umlaut (vgl. Briefe von Borchward, Sulzer und Löwen). Z. 17 Fabeln] „Fabeln und Erzählungen von C. F. Geliert. Erster Theil". Leipzig: Wendler 1746. Z. 39 Ovid] Publius Ovidius Naso, 43 v. Chr. —18 n. Chr., griechischer Dichter: „Heroides", ERLÄUTERUNGEN:
Nr. 22
Z. Z. Z.
Z.
Z. Z.
Z.
Z.
Z. Z.
3. April 1747
291
„Ars amatoria", „Metamorphosen" und „Tristia". Vor allem in den „Metamorphosen" sind die aus dem Altertum erzählten Geschichten der Form nach Fabeln ähnlich. 39 Virgil] Publius Virgilius Maro, 70 v. Chr. —19. v. Chr., römischer Dichter: „Georgica", „Äneis". 39 Horatz] Quintus Horatius Flaccus, 65 v. Chr. —8 v. Chr., römischer Dichter bekannt durch seine Satiren, Epoden, Oden und Episteln. 39 Trillern] Daniel Wilhelm Triller, 1695-1782, Arzt, Professor der Medizin an der Universität in Wittenberg. Seine Ausgabe „Neue Aesopische und moralische Fabeln" erschien 1740 in Hamburg und enthielt 150 Fabeln. (Vgl. ADB, 38. Bd., S. 608-615.) 39 Stoppe] Daniel Stoppe, geb. 1697, gest. 12. Juli 1747, sächsischer Dichter, Konrektor am Gymnasium in Hirschberg. Er wurde als zu/eiter Günther wegen seiner Gelegenheitsdichtung gelobt. Seine Landsleute bewunderten seine Fabeln, wovon er 1738 den ersten, 1740 den zweiten Teil herausgab. Eine weitere vermehrte Auflage folgte 1745. (Vgl. ADB, 36. Bd., S. 435-436.) 40 Hagedorn] Vgl. Anm. 11, Erläuterungen. 40 Hallern] Albrecht von Haller, 1708-1777, Arzt, Botaniker und Dichter aus Bern, Schweiz. Er studierte in Tübingen und Leiden und erlangte 1727 mit 19 Jahren den Doktorgrad. 1736 wurde er nach Göttingen berufen, wo er als Professor der Medizin an der neu errichteten Universität bis 1753 tätig war. Danach ging er trotz zahlreicher Angebote aus dem In- und Ausland wieder in seine Heimatstadt. Hallers „Versuch Schweitzerischer Gedichte" (1732, vermehrt 1734) enthielt das berühmte Gedicht „Die Alpen". (Vgl. ADB, 10. Bd., S. 420-427.) 45 Malherbe] François de Malherbe, 1555—1628, französischer Dichter. Er wird in Boileaus „L'art poétique" (Vers 131 — 146) wegen seines klaren poetischen Ausdrucks und seiner strikten Beobachtung der metrischen Regeln gelobt. 68 Gleichnisse] „Versuch einer Abhandlung von den Absichten und Eigenschaften der Parabeln Jesu Christi. Nebst einem Anhange einiger nachgeahmten Parabeln und Gleichnisse Jesu in gebundener Rede . . ." (Schwäbisch Hall 1764). Das Buch ist Geliert gewidmet und beginnt mit einer langen überschwenglichen Lobrede auf Geliert als Dichter und Moralist. Mack erwähnt, daß diese Arbeit Geliert nie ganz gefallen habe, schreibt diese späte Veröffentlichung dem Wunsch einiger critischer Freunde und selbst Gesellschaften zu. Um die Fabeln zu beschreiben, zitiert Mack oft aus Gellerts „De poesie apologorum ..." und baut seine Definition der Fabel darauf auf. Der Anhang des Buches beinhaltet 8 nachgeahmte Parabeln und Gleichnisse Jesu. 90 vielleicht . . .] Die Proben, die einen Teil des Briefes darstellen, sind verschollen. 111 Rönnagel] Johann Wilhelm Rönnagel, geb. 1690, Hofbuchdrucker in Ansbach. (Vgl. Goldfriedrich, Geschichte des Deutschen Buchhandels, 2. Bd., S. 340.)
22. Von Johann
Leonhard
Froereisen.
UBERLIEFERUNG: H: Sächsische Landesbibliothek, schrieben.
3. April
1747.
Dresden, Mscr. Dresd. fa. Nr. 18. 3 Seiten be-
ERLÄUTERUNGEN: Johann Leonhard Froereisen, geb. 1694, gest. 13. Jan. 1761 als Professor der Theologie zu Straßburg. Er besuchte 1708-1711 die Universität zu Straßburg, 1715 die Universität zu Gießen und 1716—1717 die Universität zu Jena. 1721 wurde er Lehrer zu Saint-Guillaume, 1724 Ordinarius an der Universität zu Straßburg, wo er 1727 den Doktortitel erlangte. 1741 ging er auf Befehl des französischen Hofes nach Frankfurt und nahm dort an der Krönung Karl VII. teil. Seine Schriften sind historischen und homiletischen Inhalts. (Vgl. Nouvelle Biographie Générale. 18. Bd., Sp. 915.) Z. 4 Primogenite] Latein = Erstgeborner der Söhne Apollos. Z. 5 Fabeln] „Fabeln und Erzählungen von C. F. Geliert. Erster Theil". Leipzig: Wendler 1746. Z. 9 brevem] „Abschilderung Mahomeds und Zinzendorfs als seines heutigen Affen" (Straßburg 1747). Das Werk wurde ins Französische und Lateinische übersetzt. Diese Briefe greifen die Lehren Zinzendorfs an, die die Grundlage der Herrnhuter Brüdergemeine bildeten.
292 Z. 11
Nr. 22 a
1747
Pohlen] Johann Carl Pohle aus Schleiditz (heute Schlauditz) in Sachsen. Er erhielt 1737 das Bürgerrecht zu Straßburg. (Vgl. Straßburger Bürgerbuch, 4. Bd., S. 1044.)
22 a. An eine Ungenannte. ÜBERLIEFERUNG: D: C. F. Geliert, Briefe, nebst einer praktischen Geschmacke in Briefen. Nr. XV. Original verschollen.
1747. Abhandlung
von dem guten
ERLÄUTERUNGEN: Der in Zeile 19 erwähnte Ruf nach Braunschweig erhielt Geliert Ende des Jahres 1747 zur gleichen Zeit wie Friedrich Wilhelm Zachariae. (Vgl. Zimmermann, Friedrich Wilhelm Zachariae in Braunschweig, S. 2—3.) Gellerts vertrauter Freund Gärtner (vgl. Anm. 4, zu Z. 27, Gaertner) war seit 1745 in Braunschweig und lehrte ab 1746 am Collegium Carolinum. Er versuchte die Mitglieder der „Bremer Beiträge" nach Braunschweig zu locken. Zachariae entschloß sich erst im April 1748 für das Collegium Carolinum. 1748 kam auch Ebert (vgl. Anm. 10, Erläuterungen) dorthin, 1750 auch Giseke (vgl. Anm. 48, zu Z. 8, GisekeJ. Geliert aber hat bestimmt auf eine Anstellung in Leipzig gehofft. Er hat, um die Aufmerksamkeit des Kirchenrates in Dresden auf sich zu lenken, die 1747 zur Herbstmesse erschienene Ausgabe seiner Lustspiele dem Oberkonsistorialpräsidenten Christian Gottlieb von Holzendorf (vgl. Anm. 26, zu Z. 32, Graf,) gewidmet. Die Dedikation trägt das Datum 20. Sept. 1747. Aus Gellerts Briefen an Moritz Ludwig Kersten (vgl. Anm. 6, Erläuterungen) vom 15. März und 25. Oktober 1748 geht hervor, daß sich Geliert das ganze Jahr hindurch um eine Anstellung in Sachsen bemüht hat. Erst 1749, als er merkte, daß seine Versuche vergebens waren, zeigte er wieder Interesse an eine Anstellung am Collegium Carolinum und machte im Sommer 1749 eine Reise dorthin, um das Collegium anzusehen. (Vgl. hierzu Briefe 26, Z. 36-37; 37a, Z. 10 und 45, Z.30.) Z. 1
Sie] Die Vermutung liegt nah, daß hier Wilhelmine Steinauer, geb. Gärtner, gemeint wird (vgl. Anm. 9, Erläuterungen). Die im Brief beschriebenen Ereignisse im Hause Steinauers sind wohl eine Erdichtung Gellerts.
23. An Johann
Jacob
Mack.
UBERLIEFERUNG: D: C. F. Geliert, Briefe, nebst einer praktischen Geschmacke in Briefen. Nr. XVIII. Original verschollen.
Frühjahr Abhandlung
1748.
von dem guten
ERLÄUTERUNGEN: Über Johann Jacob Mack vgl. Anm. 21, Erläuterungen. Z.18 Werken] Vgl. Anm. 21, zu Z.68. Z. 40 Frau] Catharine Charlotte Mack, geb. Spieß. Die Heirat fand am 8. Aug. 1741 statt. Der Sohn Jacob Gottlieb geb. am 8. Jan. 1748, starb 1837 als Pfarrer in Pfofeld. (Vgl. Einzelarbeiten aus der Kirchengeschichte Bayerns, 28. Bd., S. 300.)
24. An Johann
Arnold Ebert.
ÜBERLIEFERUNG: D: C. F. Geliert, Briefe, nebst einer praktischen Geschmacke in Briefen. Nr. XXV. Original verschollen.
Frühjahr Abhandlung
1748.
von dem guten
ERLÄUTERUNGEN: J. A. Ebert (vgl. Anm. 10, Erläuterungen), der 1748 auf Gärtners Betreiben eine Stellung als Hofmeister am Collegium Carolinum in Braunschweig erhalten hatte, war wegen seiner Schreibfaulheit unter den Mitgliedern der „Bremer Beiträge" bekannt. (Vgl. Lappenberg, Briefe von und an Klopstock, S. 37, 460—461.) Z. 6 Fridericin] Johann Georg Friderici, 1729-1790, war einer der ersten sogenannten „öffentlichen Hofmeister" am Collegium Carolinum in Braunschweig. 1750 wurde er Regierungssekretär, 1760 Assessor und zuletzt 1767 Regierungsrat in Blankenburg. (Vgl. Eschenburg, Entwurf einer Geschichte des Collegii Carolini in Braunschweig 1745—1808 . . ., S. 68.) Z. 11 Manuscript] Das Manuskript zu Gellerts „Fabeln und Erzählungen. Zweyter Theil". Leipzig: Wendler 1748. Die Ausgabe enthielt eine Vorrede, Fabeln und Erzählungen und das Gedicht, „Der Menschenfreund".
Nr. 25 Z. 21 Z. 24
Z.28 Z. 31 Z. 37
13. März 1748
293
As] Zitat aus Alexander Pope, „Essay on Criticism", 39. Vers. (Vgl. The Poetical Works of Alexander Pope. Cooke's Edition. l.Bd., S. 166.) Neque] Aus Cicero, „De natura deorum", 3. Buch, 9. Paragraph. Und dennoch - - wenn etwas evident ist, so pflege ich dennoch zu argumentieren; denn Klarheit wird durch Argumentation erhöht. O! Dichter] Aus Gellerts Fabel „Die Nachtigall und die Lerche", 26.-27. Vers. So fahrt] Aus Gellerts Fabel „Die Nachtigall und die Lerche", 40.-41. Vers. Renkendorfen] Johann Franz Renkendorff (auch Rönckendorff) damals Inhaber des Weinkellers im Altstadtrathaus in Braunschweig. (Vgl. H. Mack, Geliert und Braunschweig. In: Braunschweigisches Magazin, 6 (1930), Sp. 84.)
25. An Johann
Jacob
Bodmer.
UBERLIEFERUNG: D: G. F. Stäudlin, Original verschollen.
Briefe
berühmter
und edler Deutschen
13. März
1748.
an Bodmer,
S. 65.
ERLÄUTERUNGEN: Johann Jacob Bodmer, 1698-1783, Ästhetiker, Dichter und Professor für helvetische Geschichte in Zürich. Zusammen mit J.J. Breitinger gab er 1721-1723 die „Discourse der Mahlern" heraus. Er geriet in einem literarischen Streit mit Gottsched, dessen Kernpunkt die Frage nach der Berechtigung des Wunderbaren in der Poesie war, die Bodmer 1740 in seiner „Critischen Abhandlung von dem Wunderbaren in der Poesie" besprach. Die Schweizer nahmen in dieser Frage den freieren Standpunkt ein, was sich besonders in ihrer Schätzung Miltons zeigt. Für Bodmer war Miltons „Verlorenes Paradies" ein poetisches Ideal, daher seine Begeisterung über Klopstocks „Messias". Obwohl er ein biblisches Epos, „Noah" schrieb, war Bodmers dichterisches Talent gering. Seine Bemühungen um die Wiedererweckung der mittelhochdeutschen Literatur (Nibelungenlied 1757, Minnesänger 1758-1759) bleiben seine eigentlichen Verdienste. Z.2 Theil] Vgl. Anm. 24, zu Z.U. Z. 6
Lobspruch] Gemeint ist Bodmers Rezension vom 1. Teil der „Fabeln und Erzählungen" in den „Freymüthigen Nachrichten von neuen Büchern und andern zur Gelehrtheit gehörigen Sachen", 5. St., 31. Aug. 1746, S. 276-278. Hier schreibt Bodmer: Herr Geliert ist uns von einigen Fabeln bekannt worden, welche sich in den Belustigungen des Witzes und Verstandes verstreuet finden. Es wäre kein geschickter Ausdruck, wenn ich sagte, daß er durch etliche Fabeln in gegenwärtigem Werke die Hofnung, welche die Fabeln in den Belustigungen bey uns erwecket haben, übertroffen habe. Denn, die Wahrheit zu sagen, so erwecketen dieselben vielmehr Furcht als Hofnung bey uns. Diese Furcht hat das Werk selber gänzlich verjaget, und in ein angenehmes Vergnügen verwandelt. Dasselbe besteht gröstentheils aus Erzählungen von Geschichtgen aus dem menschlichen Leben, unter welchen doch nicht wenige sind, denen man den Namen der ä s o p i s c h e n F a b e l n nur aus dem Grunde streitig machen kann, weil sie weder durch die seltsamen Personen aus dem Thier-Reiche noch durch ungemeine Zufälle wunderbar gemacht werden. Wiewohl sie aber aus dem täglichen Leben und Umgange der Menschen hergenommen sind, so haben sie nichts destoweniger ihren moralischen Werth durch die geschickte Vorstellung sonderbaren Stücke von Charaktern; welche mich im Lesen öfters zweifeln gemacht hat, ob die Begegnisse aus dem Leben der Menschen nicht einen grossen Vorzug über die Geschichtgen aus dem Reiche der Thiere verdienen, nachdem die Menschen ausser allen Zweifel ihrer Natur halben bequemer sind, die Charakter der Menschen in ihrem eigensten und innerlichsten Zustande nach ihrer weitläufigen Verschiedenheit vorzustellen, als die Thiere, deren Natur von der menschlichen so weit entfernet ist, daß ihre Handlungen niemals frey und moralisch sind. Wie dem seyn mag, so sind Herr Gellerts Erzählungen erstlich wohl erwählet, und gut moralisch, und dann sind sie anmuthig ausgeführt. Es fehlt ihm nicht an schildernden Bildern, an beyläuftigen Betrachtungen, an satirischen Scherzen, an dem Natürlichen, das die Franzosen n a i f nennen, und wir bis auf ein bequemeres Wort e m p f i n d l i c h nennen wollen, an Reden der Neigungen, an Sittensprüchen der Leidenschaften, und dergleichen belebenden Hülfsmitteln der Erzählungen, welche so stark rühren, wenn sie wie aus der Sache selbst hervor fallen, und mit den übrigen Theilen in dem gehörigen Ebenmasse stehen. Nachdem der Herr
294
Nr. 26
15. März 1748
Verfasser sich in der f r e u d i g e n Erzählung so geschickt erzeiget, und überall erwiesen hat, daß er mehr als eine Schreibart in seiner Gewalt habe, so kann ich mich nicht enthalten zu wünschen, (und das ist der Dank, welchen zufriedene Leser den besten Verfassern zu geben pflegen) daß er seine Geschicklichkeit auch einmal in der e r n s t h a f t e n und Bewegungsvollen Erzählung erweise, in welcher der Herr Thomson in seinen Jahrszeiten etliche vortreffliche Muster geliefert hat. Z. 10 Komödien] Die Gesamtausgabe von Gellerts Lustspielen erschien 1747 bei Wendler in Leipzig. In der Vorrede zu dieser Ausgabe, die dann auch später in den „Sämmtlichen Schriften" gedruckt wurde, versuchte Geliert sich gegen die öffentliche Kritik seiner Stücke zu verteidigen. Gleich nachdem „Die Betschwester" in den „Neuen Beyträgen zum Vergnügen des Verstandes und Witzes" (2. Bd., 2. St. 1745, S. 83 — 168) erschienen war, machte man dem Autor Vorwürfe. In den „Frankfurter gelehrten Zeitungen" schrieb man, daß es schwer sei, eine Betschwester lächerlich zu machen, ohne die Übung der Religion selbst anzutasten, und daß der gemeine Mann nicht wissen würde, ob Frau Richardin oder der König David lächerlich gemacht werden sollte. Auf Grund dieser Kritiken hat Geliert die 3. Auflage (1755) von seinen Lustspielen überarbeitet und manche Stellen gestrichen. Bei späteren Auflagen hat er immer mehr Stellen entfernt, die hinsichtlich der Religion oder der damaligen Sitten beim Publikum in irgendeiner Weise Anstoß erregen konnten. Ohne Zweifel suchte Geliert hier die Unterstützung Bodmers zu erlangen. Schon bei der Rezension von Gellerts „Fabeln und Erzählungen" in den „Freymüthigen Nachrichten . . ." hat Bodmer Gellerts Lustspiel „Die Betschwester" gegen die Vorwürfe der „Frankfurter gelehrten Zeitungen" verteidigt. (Vgl. Freymüthige Nachrichten . . ., 35. St., 31. Aug. 1746, S. 276-278.) 26. An Moritz Ludwig Kersten.
15. März
1748.
Ü B E R L I E F E R U N G : D: A. Th. Leuchte, C. F. Gellerts aufgefundene Familienbriefe mit einem Anhange, S. 139—142. Original verschollen. E R L Ä U T E R U N G E N : Über Moritz Ludwig Kersten vgl. Anm. 6, Erläuterungen. Z.5 Theile] Vgl. Anm. 24, zu Z.U. Z. 11 Fürstenschule] St. Afra in Meißen. Geliert besuchte diese Schule vom 14. Juli 1729 bis 13. Nov. 1733. (Vgl. Kreyßig, Afraner-Album, S. 256.) Z. 32 „Sorgen"] Bezieht sich auf Gellerts Bemühungen, eine Lehrstelle in Sachsen zu erhalten. Z. 32 Graf] Christian Gottlieb Graf von Holzendorf, 1696—1755, Geheimrat und Oberkonsistorialpräsident in Dresden. Geliert wurde 1743 Hofmeister bei dessen Sohn, Friedrich Gottlieb, der am 21. April 1741 an der Leipziger Universität immatrikuliert worden war: (Vgl. Michael, Aus meinen Geliertstudien, S. 6; Ersch und Gruber, Allgemeine Encyklopädie . . ., 2. Sektion, 10. Bd., S. 135.) Geliert hat die 1747 erschienene Ausgabe seiner „Lustspiele" dem Grafen Holzendorf gewidmet. Z. 34 Exemplare] „Fabeln und Erzählungen von C. F. Geliert. Zweyter Theil". Die Ausgabe sollte als Beweis für Gellerts poetische Begabung dienen und gleichzeitig die Aufmerksamkeit des Grafen auf seine unsichere berufliche Lage richten. Z. 36/37 Braunschweig] Obwohl Michael (Aus meinen Geliertstudien, S. 27—28) berichtet, daß Geliert schon 1747 nach Braunschweig gereist sei, liegen überzeugende Beweise vor, daß er erst 1749 dorthin gereist ist. Wohl hat man sich schon 1747—1748 am Collegium Carolinum in Braunschweig für Geliert interessiert. In einem Anfang 1748 geschriebenen Brief des Frohstes Jerusalem an den Hofrat Bernhard Schräder von Schliestedt heißt es: Kurtz, ich wollte nicht gerne, daß Hr. Zachariä uns entginge; wie ich dan auch hoffe, daß Hr. Geliert noch nicht ganz vergessen ist. . . Ich mögte mit dem neuen Lections Catalogo gern brilliren. Hr. G e l i e r t sein Nähme würde unter andern ganz gut darin aussehen. (Zimmermann, Friedrich Wilhelm Zachariae in Braunschweig, S. 3.) Im April 1748 entschied sich Zachariae für das Collegium. Geliert versuchte zunächst eine Anstellung in Sachsen zu erhalten. Erst im Sommer 1749 reiste er nach Braunschweig, wie aus seinem Brief vom 19. Aug.
Nr. 27
25. Oktober 1748
295
1749 an von Ende und seinem Schreiben an Luise Marie Henriette Cruse vom Herbst 1749 zu ersehen ist. In Braunschweig wurde Geliert den führenden Persönlichkeiten der Stadt vorgestellt, lehnte aber schließlich eine Anstellung in Braunschweig ab. 27. An Moritz
Ludwig
Kersten.
25. Oktober
1748.
ÜBERLIEFERUNG: H: Versteigert, ]. A. Stargardt, Auktionskatalog Nr. 555 (1961). D: J. A. Stargardt, Auktionskatalog Nr. 555, S. 5—6. Der Brief wurde für die Sammlung „Briefe, nebst einer praktischen Abhandlung von dem guten Geschmacke in Briefen" geteilt und erscheint in redigierter Form als Briefe 14 und 24. ERLÄUTERUNGEN: Über Moritz Ludwig Kersten vgl. Anm. 6, Erläuterungen. Z. 3 Romanchen] „Das Leben der schwedischen Gräfin von G * ° " , 2 Teile. Leipzig: Wendler 1747 und 1748. Der Roman zeigt den Einfluß Richardsons und Marivaux'; jedoch, wie E. Meyer-Krentler (Der andere Roman: Gellerts Schwedische Gräfin, Göppingen 1974) überzeugend berichtet, wurde der Roman als Polemik gegen die populären Romane des Barock und des frühen 18. Jahrhunderts geschrieben. Z. 4 Catechismus] Vgl. Anm. 10, zu Z.3. Z. 44 Grafen] Christian Gottlieb von Holzendorf. Hier hat Geliert nochmals versucht, die Aufmerksamkeit des Grafen auf sich zu lenken (vgl. hierzu Anm. 26, zu Z. 32, GrafJ. Z. 61 Schediasmata] Kurzer flüchtiger Aufsatz. Z. 68 Bruder] Carl Andreas Kersten, gest. 1775 als geheimer Kriegsrat in Dresden (sofern diese Angabe im Afraner-Album nicht auf einer Verwechslung mit dessen Bruder Moritz Ludwig beruht). Er besuchte vom 4. Juli 1739 bis 7. April 1741 die Fürstenschule St. Afra in Meißen. (Vgl. Kreyßig, Afraner-Album, S. 276.) Z. 89 Bramarb] Bezieht sich auf Holbergs „Bramarbas, oder der großsprecherische Officier", eine Komödie, die in Gottscheds „Deutscher Schaubühne" (3. Teil 1741, S. 263 f f . ) aus dem Dänischen übersetzt gedruckt wurde. Z. 107 Balsac] Das Zitat stammt vielmehr aus Pascals „Les Provinciales" (17. Brief) und lautet: Je n'ai fait celle-ci plus longue que parce que je n'ai pas eu le loisir de la faire plus courte (L'oeuvre de Pascal, 34. Bd., Gallimard 1950, S. 637). Z. 113 Rabener] Gottlieb Wilhelm Rabener, 1714—1771, der deutsche Swift genannt. Er war ein Schulkamerad Gellerts an der Fürstenschule St. Afra in Meißen, die er von 1728 bis 1734 besuchte. 1734 ging er auf die Leipziger Universität, wo er Jura studierte. 1741 -1744 als Mitglied der „Belustigungen des Verstandes und des Witzes" veröffentlichte er seine ersten satirischen Schriften, die er als Bremer Beiträger fortsetzte. 1741 wurde er zum Steuerrevisor des Leipziger Kreises ernannt, ein beschwerliches Amt, mit vielen Reisen, mit Untersuchungen und Abmessungen von Grundstücken verbunden. 1751 schrieb er seine satirischen Briefe, die auf seinen Erfahrungen als Steuerrevisor beruhen. 1753 wurde er nach Dresden in das Obersteuerkollegium als erster Steuersekretär berufen. 1755 kam der vierte und letzte Teil seiner satirischen Schriften heraus. Bei der Belagerung von Dresden im Jahre 1760 und dem dadurch entstandenen Brand wurden alle seine Manuskripte und sein Eigentum zerstört. Nach dem 7jährigen Krieg wurde er Steuerrat. 1767 erlitt er einen Schlaganfall, als er von der Leipziger Michaelismesse nach Dresden zurückgekommen war. 1768 fuhr er nach Karlsbad, aber seine Gesundheit wurde immer schlechter. 1769 erlitt er einen weiteren Schlaganfall und starb zwei Jahre danach. Rabeners „Leben und Charakter", von Christian Felix Weiße geschrieben, befindet sich im ersten Teil von Rabeners „Sämmtlichen Schriften". Leipzig 1777, S. 1-74. Z. 113 Bruder u. s. Frau] Friedrich Leberecht Geliert und Christiane Sophie, geb. Gärtner. Vgl. Anm. 4, zu Z. 27 (Gaertner); Anm. 1, Erläuterungen. Z. 115 d'Argens] Jean Baptiste de Boyer, Marquis d'Argens, 1704—1771, französischer Schriftsteller. 1744 wurde er von Friedrich II. nach Potsdam berufen und zum Kammerherrn und Akademiedirektor ernannt. Die hier erwähnten Briefe sind die „Lettres morales et critiques sur les différens états, et les diverses occupations des hommes" (Amsterdam 1737). Eine Übersetzung davon wird in Fromm, „Bibliographie deutscher Übersetzungen aus dem
296
Nr. 28
27. Oktober 1748
Französischen, 1700—1948", 3. Bd., S.S24.) 28. An Johann
nicht erwähnt.
Elias Schlegel.
(Vgl. Dictionnaire
de Biographie
Française,
27. Oktober
1748.
ÜBERLIEFERUNG: H: Wissenschaftliche Bibliothek der Tartuer Staatlichen Universität, Tartu, Sammlung Morgenstern, Ep. phil. III. 3 Seiten beschrieben. D: R. Tasa, H. Niit, Ch. F. Gellerti kirjad TRÜ Teaduslikus Raamatukogus. In: Keel ja kirjandus, 9 (1974), S. 555-560. ERLÄUTERUNGEN: Über Johann Elias Schlegel vgl. Anm. 2, Erläuterungen. Z. 9 Ehemann] Am 26. April 1748 heiratete Schlegel Johanna Sophie Niordt. (Vgl. Hirsching, Historisch-literarisches Handbuch . . ., 11. Bd., l.Teil, S. 172.) Z. 13 Camoenen] Bei den Römern ein Zuname der Musen. Z. 22 Bruder] Johann Heinrich Schlegel, 1724—1780, der 4. Schlegel, jüngerer Bruder von J. E. und J. A. Schlegel. Er besuchte die Landesschule Pforta und ab Mai 1745 die Leipziger Universität. 1748 ging er als Erzieher der Söhne des Grafen Rantzau nach Kopenhagen. Er wurde später Professor der Geschichte und Geographie, Bibliothekar und Historiograph in Kopenhagen. Zwischen 1761 und 1770 gab er unter Mitarbeit von Johann Adolf Schlegel die Werke Johann Elias Schlegels heraus. (Vgl. Meusel, Lexikon der vom Jahr 1750 bis 1800 verstorbenen Teutschen Schriftsteller, 12. Bd., S. 195-197.) Z. 23 F r e m d e n ] „Der Fremde, eine Wochenschrift" nach dem Muster der englischen moralischen Wochenschriften, 1745-1746 von J. E. Schlegel herausgegeben. In der Wochenschrift wurden Fragen dänischer Kultur, Geschichte und Literatur abgehandelt. Z. 24 S c h a u b ü h n e ] „J. E. Schlegels theatralische Werke", Kopenhagen 1747. Das Werk enthielt die Trauerspiele „Canut" und „Die Trojanerinnen", das Lustspiel „Der Geheimnißvolle" und Schlegels Übersetzung der „Elektra" von Sophokles. Als Vorrede zu dieser Ausgabe schrieb Schlegel den Aufsatz „Von der Würde und Majestät des Ausdrucks im Trauerspiele", worin er die niedrige, stillose Schreibart der zeitgenössischen Tragödie Gottschedscher Richtung kritisierte. Z. 26 Zuschauer] Vgl. Anm. 29, zu Z. 47. Z. 27
Z. 28
Z. 28
Herrmann] „Der Hermann, eine Tragödie", 1740—1741 entstanden, zuerst 1743 im 4. Band von Gottscheds „Deutscher Schaubühne" gedruckt. Diese Tragödie hat einen Einfluß auf Heinrich von Kleist (Hermannsschlacht) und Goethe (Götz von Berlichingen) ausgeübt. 1766 wurde das neue Theater in Leipzig mit diesem Drama geöffnet. Schlegel hat dieses Drama und die nächsten im Brief erwähnten Stücke in seine theatralischen Werke wahrscheinlich nicht aufgenommen, weil sie schon früher in Gottscheds „Deutscher Schaubühne" veröffentlicht worden waren. Dido] „Dido", eine Tragödie nach dem Epos von Virgil, verfaßt von Schlegel, als er noch auf der Landesschule Pforta war, 1744 im 5. Band der „Deutschen Schaubühne" gedruckt. Gottsched lobte im Vorwurf zu diesem Band das Stück wegen der darin vorkommenden zärtlichen und starken Leidenschaften. (Vgl. hierzu Rentsch, Johann Elias Schlegel als Trauerspieldichter, S. 42.) Müssiggänger] „Der geschäftige Müßiggänger", ein Lustspiel in Anlehnung an die französische Typen-Komödie, gedruckt 1743 im 4. Band von Gottscheds „Deutscher Schaubühne". Das Stück stellt ein getreues Konterfei des sächsischen Philisters im 18. Jahrhundert dar und wird durch den Meißner Dialekt geprägt. Im 52. Stück der Hamburgischen Dramaturgie hat Lessing das Stück vernichtend beurtheilt.
29. Von Ernst Samuel Jacob Borchward.
6. Dezember
1748.
ÜBERLIEFERUNG: H: Stadtarchiv Hannover, Autographensammlung (ehem. Kestner-Museum), Sign.: 1913.403. Briefkonzept. 11 Seiten beschrieben. Deckblatt mit Titel: Brieff-Wechsel mit dem berühmten und frommen G e l i e r t . ESJ Borchward. Die Sammlung von Borchwards Briefwechsel, ursprünglich in einem noch vorhandenen Heft aufbewahrt, wurde anscheinend vor der Ausgabe
Nr. 29
6. Dezember 1748
297
von ]. ]. Bamberger geteilt. Bamberger hat nur die in Hannover befindlichen Briefe in seine Sammlung einbezogen, und davon auch nur die Briefe von Geliert an Borchward. Die in der Sächsischen Landesbibliothek bewahrten Briefe kannte er wohl nicht. Borchwards Briefe an Geliert werden hier also zum erstenmal vollständig gedruckt. Auch die als Briefkonzept vorliegenden Handschriften sind in vorliegender Ausgabe mit einbezogen. ERLÄUTERUNGEN: Ernst Samuel Jacob Borchward, 1717-1776, war Königlicher Preußischer Hofrat und Markgräßicher Ansbach-Bayreuthischer Resident, später Legationsrat in Berlin. Als Mitglied einer kleinen, aber einflußreichen Gesellschaft von Akademikern und Staatsbehörden in Berlin versuchte er den Geschmack in Deutschland sowohl durch finanzielle Unterstützung von Schriftstellern (die Gruppe hat z. B. Ew. Chr. v. Kleists „Frühling und andere Gedichte" 1750 auf ihre Kosten drucken lassen) als auch durch Arbeitsvorschläge an bekannte Dichter zu heben. Borchward selbst hat einige Kirchenlieder geschrieben: „Lieder für den öffentlichen Gottesdienst" (Berlin 1766), darunter das Lied „Was ist mein Leben auf der Erde". Die Halleschen Wochenschriften „Der Mensch" und das „Reich der Natur und Sitten" enthalten verschiedene Aufsätze von ihm. (Vgl. Ew. v. Kleists Werke, hrsg. von A. Sauer, 2. Bd., S. 174-175.) Z. 5 Vorrede] In der Vorrede zum 2. Teil seiner „Fabeln und Erzählungen" (Leipzig 1748) spricht Geliert von dem Vergnügen, das er durch die gute Rezeption seiner Fabeln empfindet. Am Ende der Vorrede erwähnt er, daß er von seinen Lesern hören möchte, ob auch der 2. Teil erfolgreich gewesen sei. Z. 26 Crausen] Johann Viktor Krause. Er verfaßte die gelehrten Artikel in den „Berlinischen Nachrichten von Staats- und Gelehrten Sachen". (Vgl. Daunicht, Lessing im Gespräch, S. 676.) Z. 26
Z. 29 Z. 33
Z. 47
Z.
Z. Z.
Z. Z.
Artikul] In den „Berlinischen Nachrichten von Staats- und Gelehrten Sachen" vom 12. Okt. 1748 unter „Gelehrten Sachen" schrieb Krause: Wer weiß, ob sich die Schwedische Gräfin nicht etwa erbitten lässt, künftig auch noch zum dritten mahl in ihrer völligen Anmuth öffentlich zu erscheinen. Vielleicht kan sie unser werther und lehrreicher Herr Geliert dazu bereden. Schon im Februar 1748 stand in den Züricher „Freymüthigen Nachrichten von neuen Büchern, und andern zur Gelehrtheit gehörigen Sachen" (7. Stück, 14. Feb. 1748) eine ähnliche Bitte: Solte Herr Geliert etwa die Schwedische Gräfin von G. kennen, so bitten wir ihm, sie zu ersuchen, mit der Fortsetzung ihrer Geschichte nicht lange mehr zu säumen; verschiedene Liebhaber hoffen darauf. Wenigstens ist er doch mit dem Verleger ihrer Schriften bekannt, und seine Erinnerung wird nicht fruchtlos seyn. Geistlicher] August Friedrich Wilhelm Sack. Vgl. Anm. 30, zu Z. 50. Bedienten] Bezieht sich auf die Stelle im ersten Teil des Romans, wo der Diener des Herrn R** seinem Herrn 400 Dukaten aus Dankbarkeit für dessen Güte vermacht. Hier schreibt Geliert: So gewiß ists, daß man auch den niedrigsten Menschen edelmüthig machen kann, wenn man ihn nicht bloß als seinen Bedienten und Sklaven, sondern als ein Geschöpf ansieht, das unserer Aufsicht anvertraut, und zu einem allgemeinen Zwecke nebst uns gebohren ist.
Zuschauer] „Der Zuschauer", eine Übersetzung der englischen moralischen Wochenschrift „The Spectator" von Steele und Addison wurde 1739—1743 von Frau Gottsched herausgegeben. 47 Patrioten] „Der Patriot", eine moralische Wochenschrift herausgegeben 1724—1726 von B. H. Brockes, M. Richey u. a. in Hamburg. Der Plan der Wochenschrift stammte von Christian Friedrich Weichmann. (Vgl. ADB, 55. Bd., S. 8.) 47 Tadlerinnen] „Die vernünftigen Tadlerinnen", eine moralische Wochenschrift nach dem englischen Muster „The Tatler", 1725—1726 von Gottsched herausgegeben. 53 Swifft] Jonathan Swift, 1667-1745, englischer Schriftsteller. Das hier erwähnte Werk Swifts erschien 1746 unter dem Titel „Directions to Servants ..." und wurde 1748 ins Deutsche übersetzt unter dem Titel „Wo nicht verbesserlicher doch wohlgemeinter Unterricht für alle Arten unerfahrener Bedienten". (Vgl. Price, The Publication of English Literature in Germany . . ., S. 231.) 61 uni/. . ./ende] Das Wort ist nicht ganz lesbar. 124 Gesinde-Ordnung] Den Vorschlag, die preußische Gesinde-Ordnung anzusehen, machte
298
Nr. 30
9. Dezember 1748
Borchward am Rand seines Briefkonzepts, ohne das genaue Datum dieser Regeln anzugeben. Gemeint ist die „Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische neu-verbesserte Gesinde-Ordnung, vor die Königliche Residentz-Städte Berlin" vom 12. Jan. 1746, die die Anstellung von Gesinden und deren Pflichten gesetzlich regelt. Im 4. Abschnitt dieser Gesetzgebung werden die „Pflichten des Gesindes" beschrieben. Hier heißt es (§ 2), daß ein Gesinde sich nüchtern, verschwiegen, friedfertig und ohne Zanck, ehrbar, fromm und Christlich zu verhalten habe (S. 50). Die Herrschaften dagegen sollen ihrem Gesinde nothdürftigen Unterhalt an Essen und Trincken und der etwa versprochenen Kleidung und Lehn geben (Titel V, § 1). (Vgl. Corpus Constitutionum Marchicarum Continuatio III, 5. Teil, 3. Abt., No. 1, Sp. 50-51.) Z. 145/146 par bricol] Französisch, par bricole = ungerecht. Z. 154 Debenecker] Der Name dieses Kaufmanns steht ausgeschrieben in Borchwards Brief an Geliert vom 28. April 1750, Z. 19. Näheres über ihn ist unbekannt. 30. An Ernst Samuel Jacob Borchward.
9. Dezember
1748.
ÜBERLIEFERUNG: H: Stadtarchiv Hannover, Autographensammlung (ehem. Kestner-Museum), Sign.: 1913.403. 4 Seiten beschrieben. S. 1 oben links von Borchward geschrieben: Hr. Gellerts Antwort. 1. S. oben rechts von Borchward geschrieben: praesentiert d. 17ten Dec. D: Bamberger, Nachtrag zu C. F. Gellerts freundschaftlichen Briefen, S. 9-10.
Antwort auf Borchwards Schreiben vom 6. Dez. 1748. Über Ernst Samuel Jacob Borchward vgl. Anm. 29, Erläuterungen. Z. 4 Gesellschaft] Ob diese Gesellschaft, zu deren Mitgliedern auch Sulzer, Bergius, Buchholz, Gauze und vielleicht auch Sack zählten, ein Teil des am 16. April 1748 (Ostermontag) gegründeten Montagsklubs ist, ist nicht belegt. Borchwards Name erscheint nicht auf der Liste der Mitglieder des Montagsklubs, die 1881 in der „Voßischen Zeitung" gedruckt wurde, aber diese Liste ist nicht vollständig. (Vgl. Voßische Zeitung, Sonntags-Beilage 26-27, 26. Juni und 3. Juli 1881.) Z. 17 Schrift] Obwohl Geliert Borchwards Vorschlag ablehnte, eine Abhandlung über die Dienerschaft zu schreiben, nahm er 1754 in seinem moralischen Gedicht „Der Christ" (207.—218. Vers) dieses Thema kurz wieder auf. (Vgl. Lehrgedichte und Erzählungen von C. F. Geliert, Leipzig 1754, S. 41-42.) Z. 33 — — — — —] Die Striche stammen von Geliert. Gemeint sind die Pflichten der Dienerschaft. Z. 38 Anverwandten] Wohl Gottfried Heinrich Benjamin Meese, Sohn von Gellerts Schwester Johanna Augusta, die seit 1718 mit dem Stadtschreiber und späterem Bürgermeister in Hainichen, Friedrich Gottlieb Meese, verheiratet war. Gottfried Heinrich Benjamin Meese wurde 1742 an der Leipziger Universität immatrikuliert. Im Februar 1748 erhielt er seinen Magistertitel. (Vgl. Külz, Nachrichten über Hainichen . . ., S. 43, 83; Michael, Aus meinen Geliertstudien, S. 5.) Z. 50 Sack] August Friedrich Wilhelm Sack, 1703 — 1786, Hof- und Domprediger am Berliner Hof, Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Berlin. In seinem „Vertheidigten Glauben der Christen" (1748—1751), den Geliert sehr hoch schätzte, behandelte er die einfachsten und wesentlichsten Lehren des Christentums. Sacks Bekanntschaft mit Geliert kam durch die Gesellschaft um Borchward zustande. Die hier erwähnte Kritik der „Schwedischen Gräfin von G**" befindet sich in Borchwards Schreiben vom 6.12. 1748, Z. 28-32. Z. 51 bekennen] Hier hat Borchward am Rand des Briefs geschrieben: Ja! Er bekannte sich endlich dazu, und er ließ sie selber mit unter seine Schrifften einrücken. Borchward. ERLÄUTERUNGEN:
31. An Johann Jacob Mack.
1748.
D: C. F. Geliert, Briefe, nebst einer praktischen Abhandlung von dem guten Geschmacke in Briefen. Nr. XIX. Original verschollen.
ÜBERLIEFERUNG:
Nr. 32 ERLÄUTERUNGEN:
23). Z.5 Z. 25 Z. 31 Z. 32
12. J a n u a r 1 7 4 9
Der Brief bezieht sich aufGellerts Schreiben an Mack vom Frühjahr 1748 (Brief
Gedichte] Vgl. Brief 23, Z. 17-35. Jacob] Jacob Gottlieb Mack. Vgl. Anm. 23, zu Z. 40. zweyte Theil] Gellerts Roman, „Leben der Schwedischen Gräfin von Frau Liebste] Catharine Charlotte Mack. Vgl. Anm. 23, zu Z. 40.
32. An Michael Franz von Kienmayer. UBERLIEFERUNG:
299
H: österreichische
Nationalbibliothek,
G**".
12. Januar
1749.
Wien, fa. Nr. 8/125. 3 Seiten beschrie-
ben. Michael Franz von Kienmayer, gest. 1802, österreichischer Staatsmann und Erfinder (Kienmayer Amalgam), besuchte ab 1747 die Leipziger Universität (als Kynmeyer immatrikuliert). 1749 wurde er Sekretär bei der niederösterreichischen Regierung, 1753 Regierungsrat, 1763 Hofrat beim kaiserlichen Obersthofmarschallamt. (Vgl. Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, 2. Bd., S. 250; längere Matrikel der Universität Leipzig, 3. Bd., S. 255.) Z. 7 Despreaux] Nicolas Boileau-Despreaux. Das hier erwähnte Zitat stammt aber nicht aus Boileau. Trotz der Hilfe von verschiedenen Professoren der französischen Literatur ist es nicht möglich gewesen, das Werk, woraus Geliert dieses Zitat geholt hat, zu identifizieren. Z. 18 Glücke] Bezieht sich auf die von Kienmayer erhoffte Sekretärstelle bei der niederösterreichischen Regierung, die er 1749 auch erhielt. (Vgl. Wurzbach, Biographisches Lexikon . . ., 2 Bd., S.250.) Z. 34 Pfeffershofen] Baron Joseph von Pfeffershofen (in der lungeren Matrikel, Pfoeffershofen) aus Wien wurde am 27. Nov. 1748 an der Leipziger Universität immatrikuliert. (Vgl. lungere Matrikel der Universität Leipzig, 3. Bd., S. 302.) ERLÄUTERUNGEN:
33. An Michael Franz von Kienmayer. ÜBERLIEFERUNG:
H: österreichische
Nationalbibliothek,
16. Februar Wien, fa. Nr. 8/125-2.
1749.
3 Seiten beschrie-
ben. Über Michael Franz von Kienmayer vgl. Anm. 32, Erläuterungen. Z. 2 Briefe] Kienmayers Briefe an Geliert sind verschollen. Z. 12 Jena] Das damalige unruhige Studentenleben in Jena war bekannt. Schon 1744 hat Zachariae in „Der Renommiste, ein komisches Heldengedichte" darüber geschrieben (Belustigungen ..., 6. Bd., 1. — 6. St.). Eine eingehende Untersuchung des Studentenlebens in Jena im 18. Jahrhundert gibt R. Keil, „Geschichte des Jenaischen Studentenlebens . . ." (Leipzig 1858). Z. 28 Stadtrichter] Nach dem „Handbuch der in Jena seit beinahe 500 Jahren dahingeschiedenen Gelehrten, Künstler, Studenten und anderen bemerkenswerthen Personen • • •", S. 37, handelt es sich hier um den Dr. jur. Johann Friedrich Kronmeyer, gest. 1766. ERLÄUTERUNGEN:
34. An Johann Adolf Schlegel.
17. Februar
1749.
H: Karl-Marx-Universität, Universitätsbibliothek, Leipzig, Autographensammlung Kestner, II A IV. 2 Seiten beschrieben. D: C. F. Geliert, Briefe, nebst einer praktischen Abhandlung von dem guten Geschmacke in Briefen. Nr. LVI. ÜBERLIEFERUNG:
Gellerts Briefwechsel mit J. A. Schlegel, der 117 Briefe umfaßt, ist schon stellenweise in der deutschen Literaturgeschichte herangezogen worden, aber nie im ganzen veröffentlicht. Nach einem Zettel im Folio der Karl-Marx-Universitätsbibliothek hat Dr. Schnorr von Carolsfeld 1873-1874 die Briefe in der Absicht abgeschrieben, sie in seinem „Archiv für Litteraturgeschichte" drucken zu lassen. Er kam aber nicht dazu. E. Michael hat die Briefe 1912 gelesen und Auszüge in seinen „Geliertstudien" verwendet. Auszüge der Briefe, die die literarischen ERLÄUTERUNGEN:
300
Nr. 35
1. März 1749
Aussagen behandeln, befinden sich in der Sächsischen Landesbibliothek in Dresden (Mscr. Dresd. fa. Nr. VIb). Z. 8 Carolinchen] Cramers Schwägerin Caroline Radike. (Vgl. Michael, Aus meinen Geliertstudien, S.30.) Z. 25 Christiane] Christiane Sophie Geliert, geb. Gärtner. Vgl. Anm. 1 Erläuterungen. Z. 25 Wilhelmine] Wilhelmine Steinauer, geb. Gärtner. Vgl. Anm. 9,, Erläuterungen. Z. 25 Männer] Friedrich Leberecht Geliert und Johann Christian Steinauer. Vgl. Anm. l,zuZ. 3; Anm. 9, zu Z. 11 (German).
35. Von Ernst Samuel Jacob Borchward.
1. März
1749.
ÜBERLIEFERUNG: H: Stadtarchiv Hannover, Autographensammlung (ehem. Kestner-Museum), Sign.: 1913.403. Briefkonzept. 4 Seiten beschrieben. Oben links von Borchward geschrieben: 2tes Schreiben an Herrn Geliert, d. lten Mertz 1749. ERLÄUTERUNGEN: Antwort auf Gellerts Schreiben vom 9. Dezember 1748. Z. 6 Ihre Circul] Hier hat Borchward entweder den Genus des Wortes Circul (= der Zirkel) nicht gewußt, was mit Bezug auf Fremdwörter bei Borchward manchmal vorkommt (vgl. Brief 64, Z. 40), oder er hat die Pluralendung weggelassen. Z. 28/29 Trostgründe] C. F. Gellerts „Von den Trostgründen wider ein sieches Leben". Leipzig: Wendler 1747. Z. 34 Verfaßer] Vgl. Brief 30, Z. 50-52. 36. An Ernst Samuel Jacob Borchward.
2. April
1749.
UBERLIEFERUNG: H: Stadtarchiv Hannover, Autographensammlung (ehem. Kestner-Museum), Sign.: 1913.403. 2 Seiten beschrieben. Siegel erhalten. S. 1 oben rechte Ecke von Borchward geschrieben: Praes. d. 8ten April. Adresse: ä Monsieur Monsieur Borchwart, Conseiller de la Cour de S. M . le Roi de Prusse p ä P. couv. Berlin. D. Bamberger, Nachtrag zu C. F. Gellerts freundschaftlichen Briefen, S. 13 — 14. ERLÄUTERUNGEN: Antwort auf Borchwards Schreiben vom 1. März 1749. Über Ernst Samuel Jacob Borchward vgl. Anm. 29, Erläuterungen. Z. 18 D e l a n y ] Patrick Delany, 1685—1768, englischer Pfarrer. Seine Predigten, „17 Sermons upon the Social Duties" (Dublin 1746), wurden von Johann David Müller übersetzt unter dem Titel „Reden über wichtige Pflichten . . .". Leipzig: Fritsch 1747. Geliert besaß ein Exemplar von dieser Übersetzung. (Vgl. Index Librorum . . ., S.II.) Z. 21 Catechismus] Vgl. Anm. 10, zu Z.3. Z. 22 Zuschauer] „Der Zuschauer", eine moralische Wochenschrift (vgl. Anm. 29, zu Z.47). Z.25 Tode] Vgl. Borchwards Brief vom 1. März 1749, Z. 27-31.
37. An Johann Jacob Bodmer.
Mai
ÜBERLIEFERUNG: D: Stäudlin, Briefe berühmter und edler Deutschen an Bodmer, S. 95-96, fälschlicherweise Hagedorn zugeschrieben. Original verschollen.
1749. 1. Teil,
ERLÄUTERUNGEN: Über Johann Jacob Bodmer vgl. Anm. 25, Erläuterungen. Z. 5 J ö c h e r n ] Christian Gottlieb Jöcher, geb. 1694, gest. 10. Mai 1758, Biograph, Doktor der Theologie, Professor der Philosophie in Leipzig und ab 1742 Bibliothekar der Leipziger Universität. Er war von 1720—1739 Redakteur der Zeitschrift „Acta Eruditorum" und gab
Nr. 37
Z. 5
Z. Z. Z. Z.
7 9 10 14
Z. 15
Mai 1749
301
1750—1751 das bekannte „Allgemeine Gelehrten-Lexikon" in 4 Bänden heraus. (Vgl. ADB, 14. Bd., S. 103-105.) „ G a m u r o t " und „ P a r c i v a l " ] Gamuret und Parzival. 1753 machte Bodmer Wolfram von Eschenbachs „Parzival" durch seine Hexameter-Übersetzung nach zwei Jahrhunderten wieder zugänglich. (Vgl. Bumke, Wolfram von Eschenbach, S. 9.) K ä s t n e r n ] Abraham Gotthelf Kästner. Vgl. Anm.4, zu Z. 27 (KaestnerJ. G o t t s c h e d ] Johannn Christoph Gottsched. Vgl. Anm.4, zu Z. 27 (Gottsched,). H a g e d o r n ] Friedrich von Hagedorn. Vgl. Anm. 11, Erläuterungen. O p i z ] Martin Opitz von Boberfeld, 1597—1639. Schon 1745 begannen Bodmer und Breitinger Opitz' Gedichte herauszugeben. Ihre Ausgabe kam wegen einer unzuverlässigen und übereilten Ausgabe von Daniel Wilhelm Triller (vgl. Anm. 21, zu Z. 39) nicht über den ersten Teil (Lobgedichte) hinaus. (Vgl. Stäudlin, Briefe berühmter und edler Deutschen an Bodmer, 2. Teil, S. 213.) Wie Opitz zu der Handschrift gelangte, die er für seine 1639 erschienene Ausgabe des „Annoliedes" benutzt hat, steht nicht fest. Opitz hat sie anscheinend aus der Rhedigerschen Sammlung der Breslauer Stadtbibliothek bekommen. Nachdem Opitz im August 1639 in Danzig unerwartet an der Pest verstorben war, verteilten dessen Verwandte sein Erbe. Vermutlich ist die Handschrift dabei verlorengegangen. (Vgl. Whitesell, Martin Opitz' Edition of the Annolied, S. 18, Anm. 2-, Roediger, Das Annolied, S. 63 - 64.) S t r a u b e n ] Gottlob Benjamin Straube. Vgl. Anm. 2, zu Z.24.
Z.21
Briefe]
Z. 23
Verfasser] Friedrich Gottlieb Klopstock, geb. 2. Juli 1724, gest. 1803. Er besuchte die Landesschule Pforta von 1739 bis 1745. Hier machte er schon den Plan zum großen epischen Gedicht, „Der Messias". 1745 ging er nach Jena, um an der dortigen Universität Jura zu studieren, verließ aber schon 1746 diese Universität und siedelte nach Leipzig über. Hier lernte er J. A. Cramer kennen, der ihn für die „Bremer Beiträge" gewann. Im 4. und 5. Stück der „Bremer Beiträge" 1748 erschienen die ersten 3 Gesänge des „Messias". Im selben Jahr nahm Klopstock eine Hauslehrerstelle in Langensalza an, hauptsächlich um in der Nähe seiner geliebten Kusine Maria Sophia Schmidt zu sein. Sie wird in Klopstocks Oden als Daphne oder Fanny besungen. Am 13. Juli 1750 folgte Klopstock Bodmers Einladung und fuhr zusammen mit Sulzer und Schultheß nach Zürich (vgl. Brief 48). Bald aber kühlte die anfangs starke Freundschaft zwischen dem jungen lebensfreudigen Dichter und dem älteren steten Professor für helvetische Geschichte ab. Im Februar 1751 verließ Klopstock Zürich und ging auf Einladung des Königs nach Kopenhagen. 1754 heiratete er Margareta (Meta) Moller (1728—1758), die er in seinen Oden als Cidli besang. 1755 wurden die ersten 2 Bände des „Messias" (Gesänge 1 — 10) veröffentlicht. Erst 1768 erschien der 3. Band, Gesänge 11-15. Der 4. Band, Gesänge 16-20, kam erst 1773 heraus. Nach dem Tod seiner Frau im November 1758 suchte Klopstock Trost unter seinen Freunden und reiste nach Quedlinburg, Halberstadt und Braunschweig. 1764 kehrte er nach Kopenhagen zurück. Nach dem Sturz Bernstorffs durch Struensee begleitete er diesen nach Hamburg, wo er mit Ausnahme von einer halbjährigen Reise bis zu seinem Tod blieb. (Vgl. Goedeke, Grundriß . . ., IV', S. 164—166; Gronemeyer, Friedrich Gottlieb Klopstock, Briefe 1738—1750, S. 183 — 184. Gellerts ursprüngliche Begeisterung für Klopstock, die hier zum Ausdruck kommt, nahm mit der Zeit etwas ab. Vergleicht man diesen Brief mit dem Schreiben Gellerts an die Gräfin Bentinck vom Jahre 1755 (Brief 247), so wird deutlich, daß Geliert seine Meinung von Klopstock eigentlich der öffentlichen Meinung vieler seiner Zeitgenossen gemäß geändert hat. (Vgl. hierzu Anm. 129, zu Z. 42, Gottsched,). Nazion] Bezieht sich auf eine Stelle in einem nun verschollenen Brief Bodmers an Klopstock vom Jahre 1748, worin Bodmer Klopstock als die Ehre der deutschen Nation gelobt hat, und worin er ihn ermutigte, die ersten 5. Gesänge des „Messias" auf Subskription zu veröffentlichen. In seiner Antwort auf diesen Brief vom 21. Sept. 1748 erwähnte Klopstock, daß er seinen Freunden nach Leipzig geschrieben habe. Geliert muß also den Brief zu sehen
Z. 23
Verschollen.
302
Z. 24
Z. 29
Z. 31
Z. 40
Nr. 3 7 a
Sommer 1749
bekommen haben. (Vgl. Gronemeyer, Friedrich Gottlieb Klopstock. Briefe 1738-1750, Brief 15, Z. 62 - 65.) sechste] Aus den Briefen Gleims, Kleists, Klopstocks und Gellerts geht hervor, daß Klopstock zur Frühjahrsmesse in Leipzig Fragmente des „Messias" an seine Freunde geschickt hat. Obwohl er auf Bodmers Vorschlag nicht einging, die ersten Gesänge selbst unter Subskription verlegen zu lassen, gab er die ersten 5 Gesänge 1751 bei Hemmerde in Halle heraus. Der sechste Gesang, von dem Geliert hier schreibt, wurde erst 1755 zusammen mit den Gesängen 1-10 in Kopenhagen veröffentlicht. (Vgl. Goedecke, Grundriß . . ., IV1, S. 164-165.) Vorsorge] Bodmer hat mit allen Mitteln versucht, Klopstock zu unterstützen. Er veranlaßte die erste französische Übersetzung des „Messias", versuchte beim Neudruck der ersten Messiasgesänge so viel Geld wie möglich für den jungen Dichter zu bekommen, ermutigte Gleim, Klopstock zu helfen, schickte durch Haller ein Exemplar des „Messias" an den Prinzen von Wales und bot dem Dichter sein Haus an, damit er in Ruhe sein Gedicht zu Ende schreiben konnte. Um die Reisekosten nach Zürich zu decken, schickte er Klopstock 300 Taler. (Vgl. ADB, 16. Bd., S.214.) Proben] „Proben der alten Schwäbischen Poesie des dreizehnten Jahrhunderts. Aus der Manessischen Sammlung. Hrsg. von J. J. Bodmer und J. ]. Breitinger" (Zürich 1748). Bodmer und Breitinger schickten den Proben die Geschichte des Manessischen (damals in Paris befindlichen) Kodex voraus. (Vgl. Jördens, Lexikon deutscher Dichter und Prosaisten, 1. Bd., S. 140-141.) Straumieu] Nicht ermittelt. In der „lungeren Matrikel der Universität Leipzig" kommt der Name Straumieu nicht vor.
37a. An eine Ungenannte.
Sommer
1749.
D : C . F. Geliert, Briefe, nebst einer praktischen Abhandlung von dem guten in Briefen. Nr. 66. Original verschollen.
ÜBERLIEFERUNG:
Geschmacke
Der Brief wurde kurz nach Gellerts Rückkehr aus Braunschweig geschrieben. Die in Zeile 17 erwähnten 22 Meilen sind umgerechnet 165 km. Eine sächsische Postmeile betrug etwa 7,5 km. Z. 1 Frau] Bei wem Geliert in Braunschweig wohnte, ist nicht belegt. Es ist möglich, daß er beim Propst Jerusalem gewohnt hat, und daß hier dessen Frau gemeint ist. ERLÄUTERUNGEN:
38. An die Deutsche Gesellschaft zu Göttingen. UBERLIEFERUNG:
Nr. 523. 2 Seiten
H:
Herzog August Bibliothek, beschrieben.
12. August 1749. Wolfenbüttel, Autographensammlung
Vieweg,
Die Göttinger Deutsche Gesellschaft, durch Johann Lorenz von Mosheim angeregt, entstand eigentlich in den 30er Jahren durch die Leistungen Johann Matthias Gesners (1691-1761), der die Gesellschaft mit dem Philologischen Seminar der Universität in Verbindung brachte. Die meisten Mitglieder standen unter dem Einfluß Gottscheds, der auch Mitglied der Göttinger Deutschen Gesellschaft war. Die Gesellschaft litt bei ihrer Gründung schon an Überalterung. Nachdem Haller 1753 Göttingen verließ und Gottsched die Gesellschaft in Göttingen besuchte und im Kreis der Mitglieder groß gefeiert wurde, war die literarische Bedeutung der Gesellschaft schon vorbei. Obwohl Abraham Gotthelf Kästner 1762 die Leitung der Gesellschaft übernahm, war sie nicht fähig einen neuen Inhalt aufzunehmen. Im siebenjährigen Krieg schlief sie ein. ERLÄUTERUNGEN:
39. An Gotthelf Dietrich von Ende. UBERLIEFERUNG:
Siegel erhalten.
19. August 1749.
H: Stadtarchiv Braunschweig, Sign.: H VIII A, Nr. 1274. 2 Seiten beschrieben. Adresse:
Nr. 40
Herbst 1749
303
Taubenheim. In: Braunschweigisches Magazin, 6 (1930), Sp.
82-83.
ä Monsieur Monsieur d'Ende P. couv. ä D: H. Mack, Geliert und Braunschweig.
p
ERLÄUTERUNGEN: Gotthelf Dietrich von Ende, Sohn des Inspektors der Fürstenschule St. Afra in Meißen, bezog 1745 die Universität Leipzig. Er wurde später Königlich Großbritannischer und Kurfürstlich Braunschweig-Lüneburgischer Staatsminister. (Vgl. Kreyßig, Afraner-Album, S. 276.) Z. 2 Braunschweig] Vgl. Anm.26, zu Z . 3 6 — 3 7 . Z. 5 grünen Esel] Bezieht sich auf Gellerts Fabel gleichen Namens. Hier heißt es: Die Gassen wimmelten von millionen Seelen; Man hebt die Fenster aus, man deckt die Dächer ab; Denn alles will den grünen Esel sehn, . . . Am Ende der Fabel aber steht: Das Volk bezeigte kein Verlangen, Den grünen Esel mehr zu sehn. Und so bewundernswerth er anfangs allen schien: So dacht itzt doch kein Mensch mit einer Sylb an ihn. Z. 5
Z. 7
Z. 12
Jerusalem] Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem, 1709—1789, Probst und Konsistorialrat in Braunschweig, ab 1749 Abt von Marienthal bei Helmstedt und ab 1752 auch von Riddagshausen, Begründer des Collegium Carolinum. Er studierte 1726 in Leipzig später in Holland Theologie. 1737-1740 war er in England und wurde 1740 Hauslehrer in Hannover. 1742 wurde er Hofprediger in Wolfenbüttel und gleichzeitig Erzieher des Erbprinzen von Braunschweig. Durch seinen Einfluß sind einige Beiträger der „Belustigungen des Verstandes und des Witzes", darunter Gärtner, Ebert und Zachariae, nach Braunschweig gegangen. (Vgl. ADB, 13. Bd., S. 779 - 783.) Bülau] Friedrich Gottlob von Bülow, gest. 1805, ab 1747 Hofjunker, später Oberhofmeister in Braunschweig. (Vgl. Zimmermann, Jahrbuch des Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig, 5 (1906), S. 147.) Bohnen] Hauptsächlich wegen des schlechten Essens am Collegium Carolinum lehnte Geliert eine Anstellung in Braunschweig ab. Selbst Jerusalem vermutete dies, als er über die Zurückhaltung Gellerts und Zachariaes an Schliestedt schrieb: Es sind gute Leute, die zum Theil ihre wahren und grossen Verdienste haben, aber es ist, als wenn des Westphals (Speisewirt am Collegium Carolinum) seine Suppen den feinen Geschmack gar nicht wollen aufkommen lassen (Zimmermann, Friedrich Wilhelm Zachariae in Braunschweig, S. 3, Fußnote 3). Am 26. Sept. 1750 schrieb Rabener an Gleim: Ich habe es nur Gellerts seinem verdorbenen Magen zu danken, daß er in Leipzig bleibt und sich nicht nach Braunschweig wagt (Pawel, Ein ungedruckter Brief Rabeners an Gleim. In: Euphorion, 1 (1894), S. 789).
40. An Luise Marie Henriette
Cruse.
ÜBERLIEFERUNG: D: C. F. Geliert, Briefe, nebst einer praktischen Geschmacke in Briefen. Nr. XLIII. Original verschollen.
Abhandlung
Herbst
1749.
von dem
guten
ERLAUTERUNGEN: Luise Marie Henriette Cruse, gest. am 16. Mai 1789, Tochter des Pastors Gottlieb Cruse in Gerdau, heiratete Carl Christian Gärtner am 5. April 1750. Gärtner lernte sie 1747 im Sommer kennen, als er die zwei Grafen Carl Heinrich und Albrecht Heinrich von Schönburg-Wechselburg als Hofmeister nach Braunschweig begleitete. (Vgl. H. Mack, Geliert und Braunschweig. In: Braunschweigisches Magazin, 6 (1930), Sp. 81-85.) Z. 5 Braunschweig] Vgl. Anm. 26, zu Z. 36-37.
304
Nr. 41
31. Januar 1750
41. An Johann Adolf Schlegel.
31. Januar 1750.
H: Karl-Marx-Universität, Universitätsbibliothek, Leipzig, lung Kestner, II A IV. 1 Seite beschrieben. Teil eines Siegels erhalten.
Autographensamm-
UBERLIEFERUNG:
E R L Ä U T E R U N G E N : Über Johann Adolf Schlegel vgl. Anm. 2, zu Z. 25 (Bruder). Es ist nicht möglich zu ermitteln, worum es sich in diesem Brief handelt, da nicht belegt ist, ob Schlegel Arbeiten bzw. Übersetzungen von der Firma Johann Wendler (vgl. Anm. 50, zu Z. 70) veröffentlichen ließ. Die zwei 1750 von Schlegel vorgenommenen Übersetzungen, „Batteux, Les Beaux-arts ..." und die „Briefe der Ninon Lenclos . . .", wurden beide von der Weidmannischen ,Firma verlegt. Die Unterlagen der Firma Wendler sind in Leipzig nicht mehr vorhanden. Z. 6/7 Comoedien] Die zweite Auflage von Gellerts „Lustspielen" erschien 1750 bei Wendler in Leipzig. Das in Goedeke (Grundriß . . ., IV1, S. 77) angegebene Datum (1748) bezieht sich auf einen Neudruck der Ausgabe von 1747, den Wendler mit vorgesetztem Jahr 1748 entweder schon im Dezember 1747 oder im Januar 1748 erscheinen ließ. Die Rezension in den „Göttingischen Zeitungen von Gelehrten Sachen auf das Jahr MDCCXXXXVIII" (Febr., S. 108-109) gibt an, daß Gellerts Lustspiel hier zum erstenmahl gesammlet sind. Bei dieser zweiten Auflage erhielt Wendler ein Kaiserliches Privilegium auf 10 Jahre für Gellerts sämtliche philosophische und historische Schrifften. Die zweite Auflage unterscheidet sich im wesentlichen von der ersten Auflage nicht; orthographische Fehler sind jedoch verbessert worden. (Exemplar in der Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel.) Z. 9 Magistrinn] Charlotte Cramer, geb. Radike, 1726-1777. Sie war die Schwester von J. A. Cramers erster Verlobten, Johanna Elisabeth Cramer, einer Leipziger Schönheit, die aber am 8. 6. 1747 an Schwindsucht starb. Aus der Ehe mit Charlotte stammten 11 Kinder. (Vgl. Stoltenberg, Johann Andreas Cramer, seine Persönlichkeit und seine Theologie, S. 391-393.)
Z. 9
Mann] Johann Andreas Cramer, Theologe, Herausgeber, Übersetzer, Professor der Theologie in Kopenhagen. Er besuchte 1736 die Fürstenschule in Grimma, ab 1742 die Leipziger Universität, wo er sich den Mitgliedern der „Belustigungen ..." anfreundete. Während seines Studiums arbeitete er für den Verlag Breitkopf. 1745 erhielt er den Magistertitel. 1746 gab er die moralische Wochenschrift „Der Schutzgeist" heraus, arbeitete an den „Bremer Beiträgen" und gab mit Giseke, Rabener und Ebert die moralische Wochenschrift „Der Jüngling" (1747—1748) heraus. 1748 wurde er Pfarrer in Cröllwitz, einem Dorf zwischen Merseburg und Halle, wohin auch J. A. Schlegel kurz danach zog. Zusammen mit Giseke gaben Cramer und Schlegel die Zeitschrift „Sammlungen zur Kirchengeschichte und theologischen Gelehrsamkeit" (1748-1752) heraus. In Cröllwitz fing Cramer an zusammen mit Schlegel, Johann Chrysostomus, „Predigten und kleine Schriften" zu übersetzen, eine Arbeit, die bis 1751 10 Teile erreicht hat. 1749 heiratete er Charlotte Radike in Leipzig. 1750 wurde er zum Oberhofprediger in Quedlinburg ernannt. Hier begann er die Übersetzung von Jacob Benignus Bossuets „Einleitung in die allgemeine Geschichte der Welt bis auf Kaiser Carl dem Großen", eine Arbeit, die ihn sein Leben lang beschäftigte. 1754 wurde er durch Klopstocks Einfluß nach Kopenhagen als Hofprediger berufen. Dort gab er vom Jan. 1758 bis Jan. 1761 den „Nordischen Aufseher" heraus (ein 3. Band erschien 1770). Zwischen 1755 und 1764 veröffentlichte er die „Poetische Übersetzung der Psalmen" und wurde danach 1765 Professor der Theologie an der Kopenhagener Universität. 1767 erhielt er den Doktor der Theologie. 1771 wurde er Superintendent in Lübeck, 1774 Professor der Theologie an der Universität Kiel. Cramer verfaßte Gellerts Biographie für den 10. Teil der „Sämmtlichen Schriften". (Vgl. Stoltenberg, Johann Andreas Cramer, seine Persönlichkeit und seine Theologie, S. 389—428.) Ein Verzeichnis der zahlreichen Veröffentlichungen Cramers gibt Meusel, „Lexikon der vom Jahr 1750—1800 verstorbenen Teutschen Dichter", 2. Bd., S. 188-192.
42. An Ernst von Gleichen.
Frühjahr 1750.
D: Alexander Freiherr von Gleichen-Rußwurm, Aus den Wanderjahren eines fränkischen Edelmannes. In: Neujahrsblätter 2(1907), S.l-3. Original verschollen. UBERLIEFERUNG:
Nr. 43
Frühling 1750
305
ERLÄUTERUNGEN: Ernst von Gleichen, genannt Rußwurm, Markgräflich Bayreuthischer Oberjägermeister, gest. 1761. Z. 2 Sohn] Carl Heinrich von Gleichen, 1733 — 1807, Sohn des Markgräflich-bayreuthschen Oberjägermeisters Ernst von Gleichen, kam 1750 von der Universität Erlangen nach Leipzig, wo er an der Universität zwei Jahre studierte. Über den Grafen Hans Moritz von Brühl (vgl. Anm. 102, zu Z. 32) lernte er Geliert kennen. Nach abgeschlossenem Studium wurde er am Hof Friedrichs II., Markgraf von Bayreuth, tätig und wurde nach kurzer Zeit dessen Gesandter am französischen Hof in Paris. 1759 trat er in dänische Dienste und vertrat diesen Hof erst in Madrid, dann ab 1763 in Paris. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in Regensburg. (Vgl. Gellerts Briefe an Fräulein Erdmuth von Schönfeld, S. 120-121, Fußnote 74.) Z. 25 Mama] Cordula Barbara von Gleichen, geb. Domlin von Kronenschild. Z. 32 Kapf] Wahrscheinlich Johann Erhard Kappe. Vgl. Anm. 57, zu Z. 29. Z. 33 Lüttichau] Geliert wurde 1739 Hauslehrer bei einer Familie von Lüttichau unweit Dresdens (vgl. Cramer, Gellerts Leben. In: C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Schlegel und Heyer (1769-1774), 10. Teil, S.28). Z. 52 Weickhardt] Wohl Christian Gottfried Weickardt, der am 29. April 1749 an der Leipziger Universität immatrikuliert wurde (vgl. lungere Matrikel der Universität Leipzig, 3. Bd., S. 447). 43. An Johann
Friedrich
Löwen.
UBERLIEFERUNG: D: C. F. Geliert, Briefe, nebst einer praktischen Geschmacke in Briefen. Nr. LXVIII. Original verschollen.
Abhandlung
Frühling
1750.
von dem
guten
ERLÄUTERUNGEN: Johann Friedrich Löwen, 1729-1771, Schriftsteller und 1767 Direktor des ersten deutschen Nationaltheaters in Hamburg, das er 1766 gegründet hat. Er studierte in Göttingen Jura und kam 1751 nach Hamburg, wo ihn der Legationsrat Zink (vgl. Anm. 51, zu Z. 14) in sein Haus aufnahm. Schon 1748 gab er das Schäferspiel „Die Spröde", und 1752 durch Wendler in Leipzig „Poetische Nebenstunden in Hamburg" heraus. Er unterstützte das Theater in Hamburg, war mit dem damaligen Direktor Johann Friedrich Schönemann befreundet und heiratete dessen Tochter. Als das Nationaltheater im Sept. 1768 einging, nahm er eine Stelle als Sekretär in Rostock an, wo er im Alter von 42 Jahren starb. (Vgl. ADB, 19. Bd., S. 312-313.) Z. 4 Gedichte] „Zärtliche Lieder und anakreontische Scherze" (Hamburg 1751). Der kleine Band, der anonym erschienen ist, enthält Liebesgedichte, die zum Teil ziemlich erotisch sind. Dies ist zweifellos der Grund, warum Geliert der Meinung war, Löwen sollte etliche davon gar weglassen (Z. 10—11). Geliert wird in dem Werk viermal erwähnt. Im Gedicht „Auf Wilhelminens spröden Blick " (S. 9) spielt Löwen auf Gellerts Schäfergedicht „Damötas und Phyllis" (Fabeln und Erzählungen, 1. Teil) an. In Löwens Gedicht sitzt Wilhelmine am Klavier: Sie singt, was Gellerts Flöte sang, Das Lied von Phillis und Damoeten, Das Meisterstück verstellter klugen Spröden. In dem Gedicht „An den Herrn Sch n" (Schönemann) schreibt Löwen am Ende (7. Strophe, S. 26) Doch, noch eins, vergiß auch nicht die Liebe. Geliert singt Dir vor mit muntrem Triebe. Zeig, wie lang wir Schönen dienen müssen, Eh wir sie küssen. Schließlich im Gedicht „Wünsche" (S. 77— 78) schreibt er: Laß mich so wie Geliert schmeicheln, Laß mich schalkhaft lehrreich dichten, Und in mahlerischen Fabeln, Welt und alle Narren bessern. Aber, wenn ich Geliert werde;
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Nr. 44
Frühling 1750
Muß ich erst ein Schäfer werden, Will ich Hirten-Lieder lernen, Muß ich erst wie Schäfer lieben. Z. 13/14 Gottesgelehrten] Löwens Gedichtsammlung wird einfach den schönen Kindern, d.h. dem schönen Geschlecht (Vorrede) gewidmet. 44. An Carl Christian Gärtner.
Frühling 1750.
D: C. F. Geliert, Briefe, nebst einer praktischen Abhandlung von dem guten Geschmacke in Briefen. Nr. XLIX. Original verschollen.
ÜBERLIEFERUNG:
Dieses Schreiben ist der einzig erhalten gebliebene Brief eines umfangreichen Briefwechsels zwischen Gärtner (vgl. Anm. 4, zu Z. 27, Gaertner) und Geliert. Da Gärtner, wie J. A. Schlegel, einer von Gellerts kritischen Freunden war, wäre der Briefwechsel mit Gärtner für ein Verständnis der Entstehung der Werke Gellerts besonders aufschlußreich. Schon 1770 hat J. A. Schlegel versucht, den anscheinend damals noch existierenden Briefwechsel von Philipp Erasmus Reich zu bekommen, weil er fürchtete, daß die von Geliert gemachten Aussagen und Meinungen von anderen Schriftstellern benutzt werden könnten, um Gellerts Bild als Volksdichter zu schaden. Ob Schlegel diese Briefe bekommen hat, ist nicht belegt. (Vgl. Schlegels Brief an Reich vom 8. Feb. 1770 im Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg, Archiv für bildende Kunst, Nachlaß Karl August Böttiger.) Z. 2 Louise] Luise Marie Henriette Gärtner, geb. Cruse. Die Hochzeit fand am 5. April 1750 statt. Z. 18 Mine] = Miene. Vgl. hierzu Anm. 76, zu Z.26 und Brief 81, Z. 28—37. ERLÄUTERUNGEN:
45. Von Ernst Samuel Jacob Borchward. UBERLIEFERUNG:
H: Sächsische Landesbibliothek,
28. April
1750.
Dresden, Mscr. Dresd. fa. Nr. 6. 4 Seiten be-
schrieben. Antwort auf Gellerts Schreiben vom 2. April 1749. Über Ernst Samuel Jacob Borchward vgl. Anm. 29, Erläuterungen. Z. 7 Gönners] Vielleicht Johann Georg Sulzer, der seit 1747 Professor am Joachimsthalschen Gymnasium war und Beziehungen zum preußischen Hof hatte. Er war Mitglied der Gesellschaft um Borchward. Z. 19 Debenecker] Kaufmann in Berlin (vgl. Anm. 29, zu Z.154). Z. 23 Dhelany] Patrick Delany (vgl. Anm. 36, zu Z.18). Z. 31 Gräfen] Friederike Caroline Gräf(e), gest. 1793, Frau des Kammerrates Johann Friedrich Gräf(e), 1711-1787. (Vgl. Daunicht, Lessing im Gespräch, S.328, 669.) ERLÄUTERUNGEN:
46. An Ernst Samuel Jacob Borchward.
8. Mai 1750.
U B E R L I E F E R U N G : H: Stadtarchiv Hannover, Autographensammlung (ehem. Kestner-Museum), Sign.: 1913.403. 4 Seiten beschrieben. S. 1 oben rechts von Borchward geschrieben: praes. d. 19ten May. D: Bamberger, Nachtrag zu C. F. Gellerts freundschaftlichen Briefen, S. 15—16. E R L Ä U T E R U N G E N : Antwort auf Borchwards Schreiben vom 28. April 1750. Über Ernst Samuel Jacob Borchward vgl. Anm. 29, Erläuterungen. Z. 13 oratorische Profession] Als Oratorio bezeichnete man die praktische Anwendung und Übung der vorher erlernten rhetorischen Regeln. (Vgl. Zedier, Großes vollständiges Universal Lexicon ..., 31. Bd., Sp. 1139.) Diese Lehrtätigkeit übte Geliert schon in Leipzig aus. Z. 14 Lebensart] Das unordentliche, rauhe Leben unter Studenten schien für Geliert besonders an den zwei Universitäten Jena und Halle zu herrschen (vgl. hierzu Brief 33, Z.ll—24). Geliert hat das Studentenleben in Halle bei einem Besuch der Stadt im Sommer 1749 (vgl. Brief 39, Z. 3) wohl selbst erlebt oder wenigstens von seinem Freund, dem Professor für Philosophie in Halle Georg Friedrich Meier, erfahren können (vgl. Brief 74, Z. 14-16).
Nr. 4 6 a Z. 25
46a.
17. Mai 1750
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Trublet] Nicolas Charles Joseph Trublet, 1697-1770, französischer Schriftsteller, später Abt von Saint-Malo. Geliert zitiert aus dessen „Essais sur divers sujets de Littérature et de Morale", 1. Teil, „Réflexions sur le goût, où l'on examine, qu'il faut écrire pour tout le monde", 1735. Das vollständige Zitat lautet: La gloire est belle, mais il est doux de vivre dans l'aisance; et en travaillant pour l'immortalité, il n'est pas défendu de penser un peu à s'assurer les commodités de la vie présente (Réflexion XIII, S. 240-241). An Johann
Arnold
Ebert.
17. Mai
ÜBERLIEFERUNG: D: J. J. Eschenburg, J. A. Eberts Episteln und vermischte S. XXIV, Fußnote. Eschenburg gibt keine Hinweise über den Standort der
1750.
Schriften, 2. Teil, Originalhandschrift.
ERLÄUTERUNGEN: Über Johann Arnold Ebert vgl. Anm. 10, Erläuterungen. Z. 1 Prinzen] Carl Wilhelm Ferdinand, Erbprinz von Braunschweig. Er war zu dieser Zeit 15 Jahre alt. (Vgl. Braunschweigisches Magazin, 6 (1930), S. 84.) Z. 2 Patron] Nachdem Geliert drei Jahre (seit 1747) vergebens auf eine Anstellung in Sachsen gehofft hat, muß für ihn die schon 1747 angebotene Anstellung am Collegium Carolinum in Braunschweig allmählich wieder attraktiv geworden sein. Außerdem fing er langsam an, seine literarischen und kritischen Freunde zu vermissen (Gärtner, Giseke, Zachariae, Ebert, Cramer und J. A. Schlegel), von denen drei (Gärtner, Zachariae und Ebert) am Collegium Carolinum tätig waren. 47. An Philipp
Erasmus
Reich.
27. Juni
UBERLIEFERUNG: H: Germanisches Nationalmuseum, laß Karl August Böttiger. 1 Seite beschrieben.
Nürnberg, Archiv für bildende
Kunst,
1750. Nach-
ERLÄUTERUNGEN: Philipp Erasmus Reich, 1717-1787, nahm 1747 eine Stellung bei der Firma Weidmann an. 1762 wurde er Geschäftsteilhaber. 1757gab er Gellerts „Oden und Lieder" heraus und erwarb 1787 von Johann Wendlers Witwe das Recht, Gellerts „Sämmtliche Schriften" herauszugeben. Auch J. A. Schlegels „Predigten" und dessen Batteux-Übersetzung gewann Reich durch Geliert für die Firma. Z. 2 Übersetzung] Da die Unterlagen der Firma Weidmanns Erben und Reich seit dem 2. Weltkrieg verschollen sind, ist es mit Sicherheit unmöglich festzustellen, welche Übersetzung hier gemeint wird. Es kann sein, daß Reich eine Übersetzung der Briefe von Ninon Lenclos verlangte, die Geliert später J. A. Schlegel anbot (vgl. Brief 49, Z.5—12). 48. Von Friedrich Gottlieb Klopstock, Johann Georg Schultheß.
Johann
Wilhelm Ludwig Gleim, Johann
Georg Sulzer und 25. Juli 1750.
ÜBERLIEFERUNG: h: Das Gleimhaus, Halberstadt. 16 Seiten beschrieben. D: K. Schmidt, Briefwechsel der Familie Klopstock unter sich, und zwischen dieser Familie, Gleim, Schmidt, Fanny, Meta und anderen Freunden, S. 40-102, unvollständig. Original verschollen. ERLÄUTERUNGEN: Über Friedrich Gottlieb Klopstock vgl. Anm. 37, zu Z. 23 (Verfasser,), über Johann Wilhelm Ludwig Gleim vgl. Anm. 48, zu Z. 8, über Johann Georg Sulzer vgl. Anm. 52, Erläuterungen und über Johann Georg Schultheß vgl. Anm. 48, zu Z. 12 ("Schultheis,). Z. 4 Rabner] Gottlieb Wilhelm Rabener. Vgl. Anm. 27, zu Z.113. Z. 4 Rothe] Heinrich Gottlieb Rothe, gest. 1808 als sächsischer geheimer Finanzsekretär in Dresden. Er gehörte zu Klopstocks Leipziger Freundeskreis. (Vgl. Goedeke, Grundriß . . ., IV1, S. 65.) Z. 4 Cramer, Madam Cramerina] Johann Andreas Cramer und Charlotte Cramer, geb. Radike. Vgl. Anm. 41, zu Z. 9.
308 Z. Z. Z. Z.
4 5 5 5
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25. Juli 1750
Schlegel] Johann Adolf Schlegel. Vgl. Anm. 2, zu Z. 25 (BruderJ. Gärtner] Carl Christian Gärtner. Vgl. Anm. 4, zu Z. 27 (GaertnerJ. Gärtnerinn] Luise Marie Henriette Gärtner, geb. Cruse. Vgl. Anm. 40, Erläuterungen. Cruse] Johanna Catharina Eleonora Cruse, 1726—1804, Schwester von Gärtners Frau Luise Marie Henriette, geb. Cruse. Sie wurde später die Frau von Nicolaus Dietrich Giseke (vgl. Anm. 48, zu Z. 8, Giseke). Jerusalem] Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem. Vgl. Anm. 39, zu Z. 5. Ebert] Johann Arnold Ebert. Vgl. Anm. 10, Erläuterungen. Schmidt] Johann Christoph Schmidt, 1727-1807, Vetter und Jugendfreund Klopstocks. Er besuchte 1740—1746 die Fürstenschule Pforta und anschließend die Leipziger Universität. 1760 war er Geheimrat in Weimar, ab 1786 Kammerpräsident. Er war auch einer der Bremer Beiträger. (Vgl. Gronemeyer, Friedrich Gottlieb Klopstock. Briefe 1738 — 1750, S. 258-259.) Schmidt] Maria Sophia Schmidt, 1731-1799, Schwester von Johann Christoph Schmidt und Jugendgeliebte Klopstocks, die unter dem Namen Fanny in Klopstocks Oden besungen wird. Ramler] Carl Wilhelm Ramler, 1725-1796, der deutsche Horaz genannt, besuchte 1742 — 1744 die Universität zu Halle und war seit 1745 in Berlin, wo er die Bekanntschaft Gleims machte. 1748 wurde er Maitre de la Philosophie am Kadettenkorps in Berlin. Er war mit den führenden Schriftstellern Berlins befreundet, war Mitglied des vom Hofprediger Sack gegründeten Montagsklubs und wurde für seine Fähigkeit, die Arbeiten von anderen zu verbessern und zu korrigieren, geschätzt, aber auch oft gehaßt. Er gab mit Sulzer 1750 „ Critiscbe Nachrichten aus dem Reiche der Gelehrsamkeit" heraus und übersetzte 1758 Batteux' „Einleitung in die schönen Wissenschaften" in 4 Bänden. (Vgl. ADB, 27. Bd., S. 213-215.) Kleist] Ewald Christian von Kleist, geb. 1715, gest. 24. Aug. 1759 an Wunden, die er in der Schlacht bei Kunersdorf erlitten hat, preußischer Offizier und Dichter. 1750, ein Jahr nach der Veröffentlichung seines Gedichts „Der Frühling" interessierte sich Kleist für Geliert, wie aus dessen Briefen an Gleim zu ersehen ist. (Vgl. Ewald von Kleists Werke, hrsg. von A. Sauer, 2. Teil, S. 169, 177.) Erst 1757 aber, als Kleist von März bis Anfang Mai in Leipzig an einem katarrhalischen Fieber erkrankt war und Geliert und Lessing ihn ständig besuchten, entwickelte sich eine enge Freundschaft zwischen den beiden. (Vgl. hierzu Ewald von Kleists Werke, hrsg. von A. Sauer, 1. Teil, S. XLIV, 112, 118 und Gellerts Briefe vom 2. April 1757, 22. Jan. 1758; 22. März 1758.) Spalding] Johann Joachim Spalding, 1714—1804, Theologe und Schriftsteller, besuchte 1731 die Rostocker Universität und 1734 die Universität in Greifswald. 1745 kam er als Sekretär des schwedischen Gesandten von Rudenskiold nach Berlin, wo er Sack, Gleim und Ew. Chr. v. Kleist kennenlernte. Er blieb bis 1747 in Berlin und schrieb seine „Gedanken über die Bestimmung des Menschen", 1748 gedruckt. 1749 wurde er Pastor in Lassahn im schwedischen Pommern und 1757 in die Synode nach Barth berufen. 1761 schrieb er seine „Gedanken über den Werth der Gefühle im Christenthum". 1763 wurde er mit Lavater, Füßli und Heß aus Zürich bekannt. 1764 wurde er Oberkonsistorialrat in Berlin sowie Probst und erster Prediger an der Nikolaikirche. Ein Verzeichnis seiner zahlreichen Schriften und Übersetzungen befindet sich in Jördens, Lexikon deutscher Dichter und Prosaisten, 4. Bd., S. 715 - 723. Gleim] Johann Wilhelm Ludwig Gleim, geb. 1719, gest. 1803 als Kanonikus in Halberstadt. Er besuchte die Universität Halle, wo er mit Uz befreundet war. Hier fing er an, seine Gedichte nach Anakreon zu schreiben, die er 1744 unter dem Titel „ Versuch in scherzhaften Liedern" veröffentlichte. Anfang Mai 1750 machte er eine Reise nach Leipzig, wo er Geliert und Klopstock kennenlernte. Nachdem im Jahre 1753 ein Heiratsplan scheiterte, suchte er freundschaftliche Beziehungen mit Dichtern und Gelehrten anzuknüpfen. Er kannte die Mitglieder der Leipziger, Berliner und Braunschweigischen Kreise. Im Winter 1754—55 lernte er Lessing kennen und erhielt zu dieser Zeit die erste Anregung zur Fabeldichtung. Er gab 1756 sein erstes Buch von Fabeln heraus, in welchem er Gellerts Stil nachahmte. Seine „Preußischen Kriegslieder", die er als Lobgesang der preußischen Siege
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im 7-jährigen Krieg dichtete, gab Lessing gesammelt heraus unter dem Titel „Preußische Kriegslieder in den Feldzügen 1756 und 1757 von einem Grenadier". Gleim wurde allmählich von den alten Freunden vernachlässigt, da sie neue Bahnen betreten hatten, und er beim alten blieb. Die neuen Dichter aber verehrten ihn und nannten ihn „Vater Gleim". Nur ein Brief Gellerts an Gleim vom 7. Juni 1755 ist noch erhalten. (Vgl. ADB, 9. Bd., S. 228-233.) Hagedorn] Friedrich von Hagedorn. Vgl. Anm. 11, Erläuterungen. Giseke] Nicolaus Dietrich Giseke, geb. 1724, gest. 23. Febr. 1765, besuchte ab 1745 die Leipziger Universität, wo er mit Cramer, Ebert, J. A. Schlegel, Klopstock und Geliert u. a. befreundet war. Im April 1748 verließ er Leipzig und wurde Erzieher in Braunschweig und Hannover. 1750 wurde er Erzieher der Söhne des Generalmajors von Stammer in Braunschweig. 1753 wurde er Pastor in Trautenstein. Im selben Jahr heiratete er Johanna Catharina Eleonora Cruse, 1726—1804, eine Schwester von Luise Gärtner (vgl. Anm. 40, Erläuterungen). Durch Jerusalems und Cramers Einfluß erhielt er 1754 die Hofpredigerstelle in Quedlinburg, die Cramer vorher innehatte. Als Kanzelredner und durch seine Amtstätigkeit bekannt, erhielt er 1760 die Stellung als Superintendent und Konsistorialassessor in Sondershausen. Giseke war, wie auch J. A. Schlegel, ein wichtiger Kritiker von Gellerts Werken. (Vgl. Jördens, Lexikon deutscher Dichter und Prosaisten, 2. Bd., S. 65-67.) Olde] Johann Heinrich Olde, gest. 1759, Arzt in Hamburg. Er gehörte während seines Studiums an der Leipziger Universität zum Kreis der Bremer Beiträger. (Vgl. Gronemeyer, Friedrich Gottlieb Klopstock. Briefe 1738-1750, S. 324, Anm. 52, 12.) Schelinn] Magdalena Lucia Schel (auch Scheele), geb. Hüttmann, geb. um 1720, gest. nach 1761. Sie war eine ältere Freundin von Klopstocks Braut, Meta Moller, und hatte auch Beziehungen zu den Mitgliedern der „Bremer Beiträge". (Vgl. Gronemeyer, Friedrich Gottlieb Klopstock. Briefe 1738-1750, S. 370, Anm. 75, 5.) Bachmann] Heinrich Wilhelm Bachmann d. Ä. Vgl. Anm. 52, zu Z. 2. Schuldheis] Johann Georg Schultheß (auch Schuldheiß bzw. Schuldheis) 1724-1804, seit 1742 mit Bodmer eng befreundet. Von diesem bekam er alle Briefe von Literaten aus Deutschland zu sehen und wurde dadurch mit den Anti-Gottschedianern vertraut. 1749 ging er über Nürnberg, Leipzig und Halle nach Berlin, wo er Ramler, Sulzer und wohl auch den Kreis um Borchward kennenlernte. In Leipzig hat er Geliert und Rabener kennengelernt. Wie in dem Brief berichtet wird, reiste er am 13. Juli 1750 wieder in die Schweiz, wo er 1752 Pfarrer in Stettfurt wurde. 1769 wurde er Pfarrer in Mönchaltdorf bei Zürich. Hier blieb er bis zu seinem Tod. (Vgl. ADB, 32. Bd., S. 696-697.)
Bodmer] Johann Jacob Bodmer. Vgl. Anm. 25, Erläuterungen. Haus] Klopstocks Elternhaus lag am Fuße des Schloßberges in Quedlinburg. (Vgl. Gronemeyer, Friedrich Gottlieb Klopstock. Briefe 1738-1750, S.371, Anm. 75, 52/53.) Z. 81 Justi] Johann Heinrich Gottlob von Justi, 1720—1771, studierte in Wittenberg Jura, trat dann in preußische Dienste und machte den Krieg in Böhmen (1740-1741) mit, und setzte danach sein Studium in Jena und Leipzig fort. 1745-1749 gab er die Zeitschrift „Ergötzungen der vernünftigen Seele aus der Sittenlehre und Gelehrsamkeit" heraus. 1747 wurde er Rat in Sangershausen. 1751 wurde er nach Wien als Professor der Kammeralwissenschaft berufen und arbeitete eine Zeit lang bei der Censurhofkommission. 1754 nahm er Abschied vom österreichischen Dienst und ging nach Göttingen, wo er Bergrat und Oberpolizeikommissar wurde. Nach einem Aufenthalt in Kopenhagen kam er nach Berlin, wo er bis zu seinem Tod blieb. (Vgl. ADB, 14. Bd., S. 747-753.) Z. 116 Selke] Fluß, der an Ermsleben vorbei fließt. Z. 122 La Chapelle und sein Gefährte] Claude-Emmanuel Louiller de la Chapelle, 1616-1668. Seine Reise durch Frankreich mit seinem Freund François le Coigneux de Bachaumont unter dem Titel: „ Voyage de Messieurs de Bachaumont et La Chapelle" wurde im 17. und 18. Jahrhundert oft verlegt. (Vgl. Nouvelle Biographie Générale, 9. Bd., Sp. 691-693.) Z. 131 Bewohnerinnen] Wohl Sulzers Braut Catherine Wilhelmine Keusenhof, 1732 — 1760, Nichte von Heinrich Wilhelm Bachmann, d. Ä. (vgl. Anm. 52, zu Z. 2). Nach dem Tod ihrer Eltern hat Bachmann sie zu sich genommen, wo Sulzer sie kennenlernte.
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Nr. 48
25. Juli 1750
Z. 132 Eremitage] Ein edler französischer Wein. Z. 148 [. . .] Im Text mit schwarzer Tinte durchstrichen und unlesbar gemacht. Z. 149/50 Weißens Garten] Bezieht sich auf den von Johann Christian Weiß in Langensalza vor dem äußeren Erfurter Tor angelegten französischen Garten, der mit Statuetten der Götter Griechenlands versehen war. (Vgl. Gronemeyer, Friedrich Gottlieb Klopstock. Briefe 1738-1750, S.372, Anm.75, 152/153.) Z. 167 iacta] Beim Überschreiten des Rubikon soll Caesar gesagt haben: iacta alea est = Der Würfel ist gefallen. Z. 218/19 Lucullus noch Cleopatra] Lucius Licinius Lucullus, ca. 117—58/56 v. Chr., bekannt wegen seines Reichtums und seiner genußsüchtigen Lebensweise, und Kleopatra, 69—30 v. Chr., Königin von Ägypten, wegen ihrer Schönheit aber auch wegen ihres liederlichen Lebens sehr verrufen. Die zwei werden hier als Urbilder der Feinschmeckerkunst erwähnt. Z. 257 [. . .]] Das Wort wurde mit schwarzer Tinte unlesbar gemacht. Z. 265 Bayersdorf] Baiersdorf, 6 km nördlich von Erlangen. Z. 266 Schloß] Vielleicht die Mauerreste von Scharfeneck bei Baiersdorf. (Vgl. Gronemeyer, Friedrich Gottlieb Klopstock. Briefe 1738-1750, S. 376, Anm.75, 281.) Z. 275 Gonzenhausen] Günzenhausen, Stadt ca. 45 km südwestlich von Nürnberg. Z. 275 Marius] Simon Marius, 1572 — 1624, Astronom, Schüler von Kepler und Galilei. Die vier Monde um Jupiter, die er 1609—1610 entdeckt hat, hatte Galilei noch früher beschrieben. (Vgl. ADB, 21. Bd., S. 141-146.) Z. 280 Freund] Nicht ermittelt. Z. 285 Blumenmalerin] Barbara Regina Dietzsch, 1706-1783, malte vor allem Vögel, Blumen und Insekten. (Vgl. Gronemeyer, Friedrich Gottlieb Klopstock. Briefe 1738—1750, S. 376, Anm. 75, 421.) Z. 301 Sterblichen] Johanna Elisabeth Radike. Vgl. Anm. 41, zu Z. 9 (Magistrinn,). Z. 304 Geliert] Klopstock bezieht sich auf Gellerts sogenannte finstre Miene (vgl. Anm. 76, zu Z. 26). Klopstock hat früher (1747) in seiner Ode „An meine Freunde" Geliert als heiter mit lächelnder Stirn beschrieben. In der zweiten Fassung dieser Ode (1767), „Wingolf betitelt, änderte er diesen Vers. Geliert kommt nun als fröhlicher heut und entwölkt vor. (Vgl. Friedrich Gottlieb Klopstock's Oden und Epigramme. Leipzig: Reclam o.D., S. 18.) Z. 308 Popen] Alexander Pope, 1688—1744, englischer Schriftsteller, bekannt durch seinen „Essay on Criticism" (1711), „Rape of the Lock" (1714), „Dunciad" (1728) und „Essay on Man" (1733). 1749 hat Frau Gottsched eine „Neue Sammlung auserlesener Stücke aus Popens und anderen Schriften" herausgegeben. Popes „Sämmtliche Werke" wurden 1758—1764 von J. J. Dusch in 5 Bänden übersetzt. Z. 314 Doris] Wilhelmine von der Goltz, eine Freundin Kleists, die er unter diesem Namen in seinen Oden besungen hat. (Vgl. Gronemeyer, Friedrich Gottlieb Klopstock. Briefe 1738-1750, S. 311, Anm. 44, 18.) Z. 316 Zuviel] Aus Ewald Christian von Kleists „Frühling", Vers 246-247. Z. 346 Keysslern] Johann Georg Keyßler, 1693 — 1743, hat in seiner „Neuesten Reise durch Teutschland, Böhmen, Ungarn, die Schweitz, Italien und Lothringen" (Hannover 1740 — 41) und der „Fortsetzung Neuester Reisen, durch Teutschland, Böhmen, Ungarn, die Schweitz, Italien und Lothringen" (Hannover 1741) die Stadt Nürnberg besonders umfangreich beschrieben. (Vgl. Gronemeyer, Friedrich Gottlieb Klopstock. Briefe 1738-50, S.375, Anm.75, 370-371.) Z. 371 Jupiters Trabanten] Vgl. Anm. 48, zu Z. 275. Z. 384 Rezept] Einige Symbole die in diesem fingierten Rezept vorkommen, stammen aus der Alchemie und Pharmakologie. Entzifferbar sind die Zeichen für flüchtiges Salz, Weinstein, für Drachme, Pillenmasse, und für Feuer. Die im Brieftext stehenden Buchstaben M. S. L. bedeuten Mixtura simplex Ludovici. Die Abkürzung prob heißt wahrscheinlich Probierofen. Sulzer beschreibt hier eine Theriak-Kampher-Mischung. Theriak wurde als geheimnisvolles Allheilmittel bis Mitte des 18. Jahrhunderts betrachtet. (Vgl. Gessmann, Die Geheimsymbole der Chemie und Medicin des Mittelalters; Zedier, Großes vollständiges UniversalLexicon. 21. Bd., Sp. 653.)
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2. November 1750
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Z. 390 Dichtere] Quelle nicht bekannt. Böotien (Z. 391) war damals eine Provinz von Griechenland. Zu Nieder-Böotien gehörte die Stadt Thebes. Z. 407 Päanenl = Lobgesang. Z. 409/410 Barbasdes Buch] Ein Werk unter diesem Titel gibt es nicht. Schultheß spielt wohl auf den Namen einer in Ägypten befindlichen Stadt an, die Burbastus hieß. (Vgl. Zedier, Großes vollständiges Universal-Lexicon, 4. Bd., Sp. 1713.) Z. 418 Tantum!] Latein — so viel. Z. 422 Schwester] Margareta Barbara Dietzsch, 1726-1795, malte wie ihre Schwester Blumen und Vögel. (Vgl. Gronemeyer, Friedrich Gottlieb Klopstock. Briefe 1738-1750, S. 376, Anm.75, 422.) Z. 426 Vater] Johann Israel Dietzsch, 1681-1754, selbst Maler, hatte sich, wie Keyßler in seiner Reisebeschreibung (2. Bd., S. 1212) festgehalten hat, eine Sammlung von Versteinerungen, Muscheln, Münzen, Gemmen, Kupferstichen, Gemälden, Erzen, Insekten und anderen Dingen angelegt. (Vgl. Gronemeyer, Friedrich Gottlieb Klopstock. Briefe 1738-1750, S.376, Anm.75, 426/427.) Z. 475 Pudeln] Eine Art Frisur, wo die Haare am Nacken abgeschnitten wurden, und der ganze Kopf wie eine Stutzperücke in Locken gelegt wurde. Z. 475 Trille] Mundartlich für „haarwirbel". Z. 478 Unteraugenbraune] = untere Augenbraue. Z. 501 Schlägen] Gemeint sind Wagenschlägen. Z. 575 * * *] Im Brief so durchgestrichen, daß der Name nicht zu enträtseln ist. Z. 588 Das Glück] Aus Gisekens „Schreiben über die Zärtlichkeit in der Freundschaft, an Herrn L-" in den „Bremer Beiträgen", 3. Bd., 4. St. 1746, S. 243-255. Das eigentliche Zitat lautet.
j-j as Glück bezahlt mir nicht das Gold der ganzen Erde, Wenn mir mein Herz bezeugt, daß ich geliebet werde. Z. 601 Riggi] Der Rigi (auch die Rigi), Bergstock in der Schweiz, Kanton Schwyz und Luzern. Der Gipfel, Rigikulm genannt, hat eine Höhe von 1800 m. 49. An Johann
Adolf
Schlegel.
2. November
1750.
UBERLIEFERUNG: H: Karl-Marx-Universität, Universitätsbibliothek, Leipzig, Autographensammlung Kestner, II A IV. 2 Seiten beschrieben. D: Michael, Aus meinen Geliertstudien, S. 3, unvollständig. ERLAUTERUNGEN: Über Johann Adolf Schlegel vgl. Anm. 2, zu Z. 25 (Bruder,). Z. 3 Respondenten] Johann Andreas Gramer. 1744 bei der Verteidigung seiner Abhandlung, „De poesi apologorum eorumque scriptoribus", hat Geliert Cramer als Respondenten gehabt. (Vgl. Michael, Aus meinen Geliertstudien, S. 6.) Nach einer während der Universitätszeit getroffenen Abmachung zwischen Cramer und J. A. Schlegel sollte derjenige, der zuerst eine Stellung bekäme, den anderen zu sich nehmen. 1748 hat Cramer eine Stellung in Cröllwitz, einem Dorf zwischen Merseburg und Halle, erhalten und brachte Schlegel dorthin. Schlegel blieb bis 1751 in Cröllwitz. (Vgl. Schlichtegroll, Nekrolog auf das Jahr 1793, S. 83-86.) Z. 3 Fr. Oberhofpredigern] Charlotte Cramer. Vgl. Anm. 41, zu Z. 9 (MagistrinnJ. Z. 6 Briefe] „Lettres de Ninon L'Enclos au Marquis de Sevigne ä la Haye" wurden 1751 von Schlegel anonym herausgegeben unter dem Titel „Briefe von Ninon von Lenclos an den Marquis von Sevigne, nebst den Briefen der Babet an den Boursault". Lessing schrieb in der „Berlinischen Privilegirten Zeitung" (Nr. 56) die Übersetzung Geliert zu, da der Stil von Gellerts „Briefen, nebst einer praktischen Abhandlung von dem guten Geschmacke in Briefen", dem der Schlegelschen Lenclos-Übersetzung ähnlich war. Wie Michael berichtet, haben Geliert und Schlegel in Leipzig Tisch an Tisch gearbeitet und dabei einander geholfen. (Vgl. Michael, Aus meinen Geliertstudien, S. 4; Lachmann-Muncker, Gotthold Ephraim Lessings sämtliche Schriften, 4. Bd., S.318.) Z. 9 honesto modo] Latein = auf einer ehrlichen Weise. Z. 9 Reich] Philipp Erasmus Reich. Vgl. Anm. 47, Erläuterungen.
312
Nr. 50
28. November 1750
Z. 25 Z. 28 Z. 28
multis nominibus] Latein= mit vielen Namen, Steinauerinn] Wilhelmine Steinauer, geb. Gärtner. Vgl. Anm. 9, Erläuterungen. Geliertinn] Christiane Sophie Geliert, geb. Gärtner, Frau von Gellerts älterem Bruder Friedrich Leberecht. Vgl. Anm. 1, Erläuterungen. Z. 30 Hohberg] Gemeint ist hier wohl ein ehemaliger Zuhörer Gellerts, wahrscheinlich Johann Heinrich von Hohberg, der am 11. Mai 1742 an der Leipziger Universität immatrikuliert wurde. (Vgl. Iiingere Matrikel der Universität Leipzig, 3. Bd., S. 169.) Z. 32 Bossuet] „Jacob Benignus Bossuet, Bischof von Meaux, Einleitung in die allgemeine Geschichte der Welt, bis auf Kaiser Karl den Großen. Uebersetzt und mit einem Anhange historisch-kritischer Anmerkungen vermehrt" Hamburg 1748. Z. 32 Chrysostomus] „Johann Chrysostomus, Erzbischof und Patriarch zu Constantinopel, Predigten und kleine Schriften, aus dem Griechischen übersetzt, und mit Abhandlungen und Anmerkungen begleitet". 10 Bände. Leizig 1748-1751. Durch die Übersetzung von Bossuet und Chrysostomus wurde Cramer in der theologischen Welt berühmt und erhielt dadurch eine Stellung als Oberhofprediger und Konsistorialrat in Quedlinburg. (Vgl. Jördens, Lexikon deutscher Dichter und Prosaisten, l.Bd., S. 17, 22.) Z. 34 Heumanns] Christoph August Heumann, 1681-1763, Historiker, ab 1745 ordentlicher Professor der Theologie an der Universität Göttingen. In der Vorrede zum ersten Band seiner „Erklärung des Neuen Testaments" (12 Bde., Hannover 1750-1763) greift Heumann Cramer an wegen Cramers Kritik an Heumanns Übersetzung. Cramer hatte diese Kritik in der „Sammlung zur Kirchengeschichte und theologischen Gelehrsamkeit" (Leipzig 1748—1752), gemeinsam mit J. A. Schlegel, veröffentlicht. Heumann schreibt Cramers angeblich falsche Kritik seiner Jugend und Unerfahrenheit zu und hofft, daß Cramer in der Stille mit seinem Studir-Fleisse noch etliche Jahre anhalten wird (Vorrede zu Heumanns Erklärung . . ., S. XVIII-XXX). 50. Von Johann Adolf Schlegel.
28. November
H: Karl-Marx-Universität, Universitätsbibliothek, Leipzig, lung Kestner, II A IV. 3 Seiten beschrieben. Teil eines Siegels erhalten. Adresse: A Monsieur Monsieur Geliert, Maitre en Arts ä Leipsic. D: Michael, Aus meinen Geliertstudien, S. 3, unvollständig. ÜBERLIEFERUNG:
1750.
Autographensamm-
Antwort auf Gellerts Schreiben vom 2. November 1750. Über Johann Adolf Schlegel vgl. Anm. 2, zu Z. 25 (BruderJ. Z. 29 Uebersetzer] Wegen der stilistischen Ähnlichkeiten der Vorreden zu der Lenclos-Ausgabe und zu Gellerts im gleichen Jahr erschienenen „Briefen, nebst einer praktischen Abhandlung von dem guten Geschmacke in Briefen" vermutete Lessing in seiner Rezension des Werks in der „Berlinischen privilegirten Zeitung" (56. St., 11. Mai 1751), daß Geliert der Übersetzer der Lenclos-Briefe gewesen sei. Erst 1911 hat W. Eiermann am Ende seiner Kieler Dissertation „Gellerts Briefstil" diese Vermutung in Frage gestellt. So weit bekannt ist, hat Geliert zu Lessings Vermutung keine Äußerungen gemacht, wohl um zu verhüten, daß Schlegel als Pastor in berufliche Schwierigkeiten geraten würde. ERLÄUTERUNGEN:
Z. 33
Neuen Beyträge] „Neue Beyträge zum Vergnügen des Verstandes und Witzes" gewöhnlich „Bremer Beiträge" genannt, 1745—1748, von Gärtner, Cramer und Rabener herausgegeben. Die Zeitschrift sollte als Gegenpol zu der von Gottsched beherrschten „Belustigungen des Verstandes und des Witzes" wirken. Unter den Beiträgern befanden sich J. A. Schlegel, J. A. Ebert, J. F. W. Zachariae, N. D. Giseke, Ew. Chr. von Kleist und Ramler u. a. Geliert hat zwei Lustspiele, „Die Betschwester" (2. Bd., 1745, S. 84 f f . ) und „Das Loos in der Lotterie" (3. Bd., 1747, S. 323 f f . ) in den „Bremer Beiträgern" veröffentlicht.
Nr. 50 Z. 34
Z. 38
Z. 49
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Z. 59
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Z. Z. Z. Z. Z.
65 66 66 66 66
Z. 66
Z. Z. Z. Z.
66 67 67 67
Z. 67
28. November 1750
313
Verm. Schriften] „Sammlung vermischter Schriften von den Verfassern der Bremischen neuen Beyträge" 1748-1757. Nur drei Bände, zuerst unter Cramers, danach unter Schlegels und Gisekens Aufsicht sind erschienen. Zu den vorhin genannten Bremer Beiträgern kam in den „Vermischten Schriften" auch Cronegk. Braunschweig] Eigentlich hatte Schlegel eine Einladung von Giseke erhalten, ihn in Hamburg zu besuchen und mit ihm nach Braunschweig zu reisen. Aus Gisekens Briefen vom Okt. und Nov. 1750 (im Besitz der Karl-Marx-Universität, Universitätsbibliothek, Leipzig, Sign.: II A 1585b) geht hervor, daß Schlegel diese Reise wegen einer Krankheit nicht unternommen hat. Marivaux] Pierre Carlet de Chamblain de Marivaux, geb. 1688, gest. 12. Febr. 1763, französischer Romanschriftsteller und Dramatiker. Seine freie Übersetzung von Teilen des englischen „Spectator" von Addison und Steele unter dem Titel, „Le Spectateur français ou le Socrate moderne", erschien zwischen 1720 und 1724 in Paris. Fromm, „Bibliographie deutscher Übersetzungen aus dem Französischen", 4. Bd., S. 277—279 erwähnt keine Übersetzung dieses Werks. (Vgl. Nouvelle Biographie Générale, 33. Bd., Sp. 822 — 828.) Dyck] Johann Gottfried Dyck (auch Dyk) d. Ä., 1715-1762, Leipziger Buchhändler und Verleger. Cramers Übersetzung des Chrysostomus, an der Schlegel auch gearbeitet hat, erschien in seinem Verlag. Dyck verlegte auch die „Sammlung vermischter Schriften von den Verfassern der Bremischen neuen Beyträge", woran Cramer und Schlegel beteiligt waren. (Vgl. A. Brauer, Johann Gottfried Dyck, Verleger von Winckelmann. In: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel, 52 (28. 6. 1968), S. 1555-1558.) Lottchens] Charlotte Cramer, geb. Radike. Ihre Eltern wohnten in Leipzig und haben Zimmer an Studenten vermietet, darunter auch J. A. Cramer. Vgl. Anm. 41, zu Z. 9 (Magistrinnj. Prinzen] Die zwei jüngeren Söhne des Herzogs Carls von Braunschweig-Wolfenbüttel, Friedrich August, geb. 29. Okt. 1740, und Wilhelm Adolph, geb. 18. Mai 1745. (Vgl. Krebel, Genealogisches Handbuch . . ., 1. Teil, 4. Kapitel, S. 2 79.) Jerusalem] Vgl. Anm. 39, zu Z. 5. Gärtner] Vgl. Anm. 4, zu Z. 27 ('GaertnerJ. Lisse] Luise Marie Henriette Gärtner, geb. Cruse. Vgl. Anm. 40, Erläuterungen. Ebert] Johann Arnold Ebert. Vgl. Anm. 10, Erläuterungen. Alberti] Julius Gustav Alberti, 1723-1772, Theologe, studierte in Göttingen und wurde 1753 Prediger in Großenhain bei Göttingen. 1755 wurde er Diakonus an der St. Katharinenkirche in Hamburg. Er galt als witziger Erzähler und ausgezeichneter Mimiker, war mit Lessing, Basedow, Löwen, Dusch und Klopstock in Hamburg befreundet. (Vgl. ADB, 1. Bd., S. 213-214.) Zachariä] Just Friedrich Wilhelm Zachariae, 1726-1777, Schriftsteller, ab 1748 Hofmeister am Collegium Carolinum in Braunschweig. Er besuchte die Universität Leipzig, wo er am 22. Mai 1743 als Jurastudent immatrikuliert wurde. Als Mitarbeiter an den „Belustigungen des Verstandes und des Witzes" veröffentlichte er 1744 das komische Heldengedicht, „Der Renommist". Er war auch Mitglied der Bremer Beiträger. Schon 1746 verließ er Leipzig. 1749 wurde er zum Professor am Collegium Carolinum befördert, 1761 erhielt er den Titel, Professor Ordinarius Poëseos am Carolinum. 1767 übernahm er die Leitung der Waisenbuchhandlung in Braunschweig. (Vgl. ADB, 44. Bd., S. 634—641.) Friederici] Johann Georg Friderici. Vgl. Anm. 24, zu Z. 6. Bruder] Friedrich Leberecht Geliert. Vgl. Anm. 1, zu Z. 3. Rothen] Heinrich Gottlieb Rothe. Vgl. Anm. 48, zu Z. 4. Heynen] Johann Abraham Heine (auch Heyne und Heyn), 1723 — 1792, Arzt am St. Georgen Krankenhaus in Leipzig. Er besuchte die Fürstenschule St. Afra in Meißen von 1737—1741, kannte also Joh. Heinrich Schlegel (vgl. Anm. 28, zu Z.22, Bruder,), Carl Andreas Kersten (vgl. Anm. 27, zu Z. 68) und Gotthelf Dietrich von Ende (vgl. Anm. 39, Erläuterungen), u. a., die zu Gellerts Freundeskreis gehörten. (Vgl. Kreyßig, AfranerAlbum, S.273.) Gutschmidten] Christian Gotthelf Gutschmidt (auch Gutschmid), 1721 —1798, Jurist. Er besuchte 1748 die Leipziger Universität, wurde 1750 Professor des Lehnrechts in Leipzig,
314
Z. Z. Z. Z. Z.
Z. Z.
Nr. 51
28. November 1750
1758 Hof- und Justizienrat in Dresden und 1766 Vize-Kanzler der Landesregierung in Dresden. Nachdem die meisten Mitglieder der „Bremer Beiträge" Leipzig verlassen hatten, wurde er einer von Gellerts wichtigsten kritischen Freunden. (Vgl. Kläbe, Neues gelehrtes Dresden, 10. Bd., S. 54-55; Schlichtegroll, Nekrolog auf das Jahr 1798, S. 161-200.) 67-68 Steuerrevisor] Gottlieb Wilhelm Rabener. Vgl. Anm.27, zu Z.113. 68 Christianen] Christiane Sophie Geliert, geb. Gärtner. Vgl. Anm. 1, Erläuterungen. 68 Willhelminen] Wilhelmine Steinauer, geb. Gärtner. Vgl. Anm. 9, Erläuterungen. 70 Reichen] Philipp Erasmus Reich. Vgl. Anm. 47, Erläuterungen. 70 Wendlern] Johann Wendler, 1712—1799, Buchhändler in Leipzig. Durch die Schriften der Leipziger Dozenten, besonders aber durch Geliert, wurde er reich. Man schätzt, daß er vom Verkauf der Gellertschen Schriften allein rund 30000 Taler verdient hat. Später verkaufte er die Rechte, Gellerts Schriften zu drucken, dem Verleger Reich für den Weidmannschen Verlag für noch einige tausend. Nach Gellerts Tod stiftete er der Leipziger Universität ein Gellertdenkmal, eine Bildsäule aus sächsischem Marmor. (Vgl. Schulze, Abriß einer Geschichte der Leipziger Universität . . ., S. 305, 309.) 71 [. . .]] Textverlust durch Riß. 74 R e c u e i l ] Wohl die „Moralischen Reden, welche bey der Königlichen Französischen Akademie vom Jahre 1671 bis 1745 den jährlichen Preis der Beredsamkeit erhalten haben" (Hamburg und Leipzig 1751). Die Übersetzung erschien anonym und wird nicht in Fromm, „Bibliographie deutscher Übersetzungen aus dem Französischen, 1700—1948", erwähnt. Geliert besaß ein Exemplar davon. (Vgl. Index Librorum . . ., S. 22, Nr. 31.)
51. Von Johann
Friedrich Löwen.
ÜBERLIEFERUNG: H: Sächsische Landesbibliothek, schrieben.
28. November
1750.
Dresden, Mscr. Dresd. fa. Nr. 24. 3 Seiten be-
ERLÄUTERUNGEN: Über Johann Friedrich Löwen vgl. Anm. 43, Erläuterungen. Z. 5 Gedichten] Löwens „Zärtliche Lieder und anakreontische Scherze". Vgl. Anm. 43, zu Z. 4. Z. 12 Hamburg] Löwen war ursprünglich unterwegs nach England. Mit Empfehlungsschreiben Friedrich von Hagedorns wollte er in London eine Stellung suchen. In Hamburg hat ihn der Legationsrat Zinck in sein Haus aufgenommen und ihn ermutigt als Schriftsteller aufzutreten. (Vgl. ADB, 19. Bd., S.312.) Z. 14 Zinck] Bartholomäus Joachim Zinck (auch Zing, oder Zingg), geb. ca. 1717, gest. 1775, Legationsrat in Hamburg, Redakteur bei der „Staats- und gelehrten Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten", wo er auch die Artikel „Von gelehrten Sachen" schrieb. (Vgl. Waniek, Gottsched und die deutsche Literatur seiner Zeit, S. 433; Danzel, Gottsched und seine Zeit, S. 119.) Geliert wird in der „Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten" als Dichter durchgehend gelobt. Eine große Zahl von Gellerts Fabeln und Erzählungen aus den „Belustigungen des Verstandes und des Witzes" wurden in der Zeitung veröffentlicht (Das Kind und der Affe, Nr. 151 (1741), Der Tauber, Nr. 137 (1742), Der Dachs und der Hund, Nr. 147 (1742), Die Gans, Nr. 14 (1743), Die Nachtigall, Nr. 52 (1743), Die Bienen, Nr. 102 (1743) und Dämon und Flavia, Nr. 120 (1743)).
52. Von Johann
Georg Sulzer.
ÜBERLIEFERUNG: H: Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg, Nachlaß Karl August Böttiger. 3 Seiten beschrieben.
Archiv
20. Dezember
1750.
für bildende
Kunst,
ERLÄUTERUNGEN: Johann Georg Sulzer, 1720—1779, Ästhetiker, Philosoph und Pädagoge in Berlin, stammte aus der Schweiz. 1743 siedelte er nach Magdeburg über, wo er Lehrer im Haus des Kaufmanns Bachmann wurde. 1747 erhielt er die Berufung als Professor der Mathematik am Joachimstaischen Gymnasium in Berlin und wurde 1750 Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften in Berlin. Hier verfaßte er eine Anzahl wissenschaftlicher Abhandlungen (1773
Nr. 53
22. Dezember 1750
315
gesammelt herausgegeben als Vermischte Philosophische Schriften.) Sein Hauptwerk, die „Allgemeine Theorie der schönen Künste", wurde zwischen 1771 und 1774 veröffentlicht. Z. 2 Bachman] Heinrich Wilhelm Bachmann, d. Ä., 1706—1753, bekannter Magdeburger Kaufmann für Seide und Samt und großer Kunstbeförderer. Ab 1727 bewohnte er eins der schönsten Häuser der Stadt am Werder, das der Mittelpunkt der Magdeburgischen Gesellschaft wurde. Dichter wie Gleim und Klopstock, u. a., verkehrten in seinem Haus. (Vgl. Gringmuth-Dallmer, Häuserbuch der Stadt Magdeburg, 2. Teil, S. 45, 46.) Z. 6 Freündin] Catherine Wilhelmine Sulzer, geb. Keusenhof. Sulzer heiratete sie am 18. Dez. 1750. (Vgl. Körte, Briefe der Schweizer Bodmer, Sulzer, Geßner, S. 153.) Z. 16 Freünd] Isaak Leveaux, Brauer, als Pfälzer Kolonist kam er nach Halle, wo er am 27. 12. 1750 im Alter von 38 Jahren starb. (Vgl. Weißenhorn, Rundes Chronik der Stadt Halle, 1750—1835, S. 800.) Geliert hat ein Gelegenheitsgedicht auf dessen Tod geschrieben. (Vgl. C. F. Gellerts sämmtliche Schriften (Fritsch), Anhang, S. 167-169.) Z. 34 Sommer] Bezieht sich auf das Dichterfest bei Bachmann in Magdeburg. Das Fest fand Anfang Juli statt. Wie Gleim an Ewald Christian v. Kleist schrieb: Sollte es nicht möglich sein, . . . daß Sie mit Sulzern nach Magdeburg kämen? Er kommt Anfang Juli dahin, und es wird ein rechter Congress von Freunden da sein. Geliert kommt auch hin. Ich und Klopstock werden den 5. oder 6. Juli da sein (Ewald von Kleists Werke, hrsg. v. Sauer, 3. Teil, S. 118). 53. Von Heinrich
Wilhelm
Bachmann
d. Ä.
UBERLIEFERUNG: H: Sächsische Landesbibliothek, schrieben. Teil eines Siegels erhalten.
22. Dezember
1750.
Dresden, Mscr. Dresd. fa. Nr. 2. 3 Seiten be-
ERLÄUTERUNGEN: Über Heinrich Wilhelm Bachmann d. Ä. vgl. Anm. 52, zu Z. 2. Z. 1 Magister] Am 21. Febr. 1743 erwarb Geliert gleichzeitig mit dem Baccalauréat die Würde eines Magisters. Z. 10 Sulzer] Johann Georg Sulzer. Vgl. Anm. 52, Erläuterungen. Z. 10 Frau] Catherine Wilhelmine Sulzer, geb. Keusenhof. Vgl. Anm. 48, zu Z. 131 (Bewohnerinnen,). Z. 10 gedichten] Es handelt sich hier um ein Hochzeitsgedicht, das Geliert für Sulzers Hochzeit verfaßte. Das Gedicht befindet sich nicht in der Sammlung von vermischten Gedichten Gellerts, die 1770 vom Fritsch Verlag in Leipzig veröffentlicht wurde. Z. 14 Leveaux] Isaak Leveaux. Vgl. Anm. 52, zu Z. 16 (FreündJ. Z. 15 Reich] Philipp Erasmus Reich. Vgl. Anm. 47, Erläuterungen. 54. An Heinrich
Wilhelm
Bachmann
d. Ä.
UBERLIEFERUNG: D: C. F. Geliert, Briefe, nebst einer praktischen Geschmacke in Briefen. Nr. LI. Original verschollen.
Dezember Abhandlung
von dem
1750. guten
ERLÄUTERUNGEN: Über Heinrich Wilhelm Bachmann d. A. vgl. Anm. 52, zu Z. 2. Z. 1 Reich] Philipp Erasmus Reich. Vgl. Anm. 47, Erläuterungen. Z. 2 Belohnung] 50 Dukaten hat Geliert von Bachmann für das Gelegenheitsgedicht auf Sulzers Hochzeit (vgl. Anm. 53, zu Z. 10, gedichtenj erhalten. (Vgl. hierzu Brief 56, Z. 13 — 14.) Z. 16 Freunde] Isaak Leveaux. Vgl. Anm. 52, zu Z.16 (TreündJ. 55. An Heinrich
Wilhelm
Bachmann
d. Ä.
UBERLIEFERUNG: D: C. F. Geliert, Briefe, nebst einer praktischen Geschmacke in Briefen. Nr. LII. Original verschollen.
Dezember Abhandlung
1750.
von dem
guten
ERLÄUTERUNGEN: Über Heinrich Wilhelm Bachmann d. Ä. vgl. Anm. 52, zu Z. 2. Z. 1 Leveaux] Isaak Leveaux. Vgl. Anm. 52, zu Z.16. Z. 5 Merseburg] Wann Geliert Bachmann in Merseburg getroffen hat, ist nicht belegt.
Briefe
316
Nr. 56
Anfang 1751
Gelferts vom Sommer 1750 fehlen. Die Äußerungen der Frau Sulzer im Brief vom 20. Dez. 1750 beweisen, daß Geliert dem Dichterfest bei Bachmann in Magdeburg im Juli 1750 nicht beigewohnt hat. Der Grund dafür waren sicherlich die immer heftiger werdenden hypochondrischen Anfälle, die Geliert sein Leben lang plagten. Wie auch in späteren Jahren hat er wohl im Sommer 1750 eine Kur in Bad Lauchstädt unweit Merseburg gemacht. Das Verzeichnis der Badegäste in Bad Lauchstädt beginnt aber erst nach 1750 (vgl. O. Nasemann, Bad Lauchstädt, S. 15-16). Daß man Geliert beim Dichterfest mit großem Interesse erwartet hat, geht aus den Briefen Gleims und Ew. Chr. v. Kleists hervor. (Vgl. Ewald von Kleists Werke, hrsg. von Sauer, 2. Bd., S. 177; 3. Bd., S. 118.) Vermutlich hat Bachmann während eines anschließenden Besuchs bei seinem Freund Leveaux in Halle die Gelegenheit benutzt, sich mit Geliert in Merseburg zu treffen. 56. An Charlotte
Cramer.
Anfang
UBERLIEFERUNG: D: C. F. Geliert, Briefe nebst einer praktischen Geschmacke in Briefen. Nr. VIII. Original verschollen.
Abhandlung
1751.
von dem guten
ERLÄUTERUNGEN: Über Charlotte Cramer vgl. Anm. 41, zu Z. 9 ffvlagistrinnj. Zur Datierung des Briefs: Geliert bekam die in Zeile 14 erwähnten 50 Dukaten von Bachmann erst Ende Dezember 1750. Frau Cramer, die, wie aus dem Briefinhalt zu ersehen ist, hochschwanger war, gebar ihr erstes Kind, Wilhelm, am Anfang des Jahres 1751. Z. 4 Cramer] Johann Andreas Cramer. Vgl. Anm. 41, zu Z. 9 (Mann). 1750 wurde Cramer als Oberhofprediger und Konsistorialrat nach Quedlinburg berufen. Z. 7 Gedichte] „An Herrn Johann Andreas Cramer; bey seiner Verbindung", gedruckt 1754 in Gellerts „Lehrgedichten und Erzählungen", S. 130ff. Z. 14 Dukaten] Das Geschenk von 50 Dukaten hat Geliert von Bachmann als Belohnung für das Gedicht auf die Hochzeit Sulzers (vgl. Anm. 52, Erläuterungen und Anm. 53, zu Z. 10) bekommen. Z. 25 Betschwester] Bezieht sich auf Gellerts Lustspiel gleichen Namens, in dem die Frau Richardinn ihren Geiz durch übertriebenen religiösen Eifer zu verbergen versucht. Z. 26 Ungrischen] = Ungarischen.
57. An Moritz Ludwig
Kersten.
ÜBERLIEFERUNG: D. A. Th. Leuchte, C. F. Gellerts aufgefundene ge, S. 151. Original verschollen.
22. Januar Familienbriefe
1751.
mit einem Anhan-
ERLÄUTERUNGEN: Über Moritz Ludwig Kersten vgl. Anm. 6, Erläuterungen. Z. 5 Grafen] Christian Gottlieb von Holzendorf. Vgl. Anm. 26, zu Z. 32 (Graf). Z. 5 Bruder] Friedrich Leberecht Geliert. Vgl. Anm. 1, zu Z. 3 (Bruder,). Z. 6 Memorial] Eine schriftliche Erinnerung. Z. 7 Loß] Christian von Loß, 1697-1770, Geheimer Rat und Konferenzminister. Im Staatsarchiv Dresden befindet sich das Schreiben des Grafen von Loß vom 8. Februar 1751 an das Oberkonsistorium mit der Bitte, den Fall Gellerts zu untersuchen (Loc. 1776, Bl. 39). Erst am 6. April, nachdem die Gutachten des Rektors und der Dozenten der Leipziger Universität eingetroffen und bewertet worden waren, konnte das Oberkonsistorium Gellerts Promotion empfehlen. Am 26. April 1751 erfolgte die Ernennung Gellerts zum außerordentlichen Professor an der philosophischen Fakultät. Gleichzeitig wurde ihm eine Pension von 100 Talern erteilt. (Vgl. Ermisch, Aus Christian Fürchtegott Gellerts akademischem Leben. In: Archiv für sächsische Geschichte, N. F., 3 (1877), S. 276-279.) Z. 8 W i e d e m a r k t e r ] Wahrscheinlich Carl Ludwig Wiedmarckter aus Zeitz. Er besuchte die Leipziger Universität (am 29. 7. 1732 immatrikuliert) und war schon 1739 in Dresden als Sekretär tätig. Z. 14 bekommen] Als Anmerkung zu dieser Seite schrieb Geliert unten: Nunmehr folgt es; ich
Nr. 57
22. Januar 1751
317
hätte es aber bald zerrissen, weil man mich zu sehr gelobt und ein rechtes gelehrtes Rhinoceros aus mir gemacht hat. Ein Lob von Ihrem Grafen, von einem klugen Frauenzimmer, von Ihnen, aber nicht von Wiedemarktern (denn der lobt mich gar nicht) das ist was Süsses und was, das ich mir wünsche. Z. 20 D i e s k a u ] Carl Heinrich von Dieskau, Kgl. Polnischer und Kurfürstlich Sächsischer Directeur des Plaisirs, Kammerherr und Kreissteuereinnehmer des Kreises Leipzig. Er war bekannt als Beförderer der Kunst in Sachsen und hat die Kochsche Theatertruppe besonders unterstützt. (Vgl. Danzel, Gottsched und seine Zeit, S. 171.) Z. 20 M ü l l e r ] Trotz Hilfe der Bibliotheken in Dresden und Leipzig war es nicht möglich, Näheres über diesen Sekretär Müller zu ermitteln. Vielleicht ist hier Johann George Müller gemeint, der am sächsischen Hof Oberkabinettssekretär und Geh. Rat war. Nach O. E. Schmidt (Minister Graf Brühl. . ., S. 372) war er mit Joh. Christoph Rost befreundet, der auch zu Gellerts Bekanntenkreis zählte. Z. 29 K a p p ] Johann Erhard Kappe, geb. 1696, gest. 7. Febr. 1756, ab 1731 Professor für Geschichte an der Leipziger Universität. Er wurde mehrmals Rektor der Universität und besaß eine große wertvolle Privatbibliothek mit Werken und geschichtlichen Urkunden hauptsächlich aus der Reformationszeit. (Vgl. Hirsching, Historisch-literarisches Handbuch . . ., 3. Bd., S. 184.) Z. 30 C h r i s t ] Johann Friedrich Christ, geb. 1700, gest. 3. Aug. 1756, war Professor der Geschichte und Literatur an der Leipziger Universität. Geliert hat 1734 dessen Vorlesungen besucht. Prof. Christ war der erste in Leipzig, der neben den Schriften auch die darstellende Kunst des Altertums behandelte. Wie später auch Geliert beschäftigte er sich mit der Fabel und gab 1749 zwei Bücher Aesopscher Fabeln heraus. Seit 1752 war er fortwährend kränklich und starb plötzlich 1756 während seines Rektorats. (Vgl. ADB, 4. Bd., S. 140-142.) Z. 31 Rescript] Ein fürstliches Befehl- oder Antwortschreiben, das auf Anfragen oder Bitten an den Fürsten erteilt wird. Z. 33 L u d w i g ] Christian Gottlieb Ludwig, 1709-1773, Professor der Medizin, ab 1747 Prof. der Anatomie und Chirurgie, 1755 ord. Prof. der Pathologie, 1758 der Therapie an der medizinischen Fakultät der Leipziger Universität. Er übte später einen Einfluß auf das naturwissenschaftliche Studium Goethes aus. Er war mehrmals Rektor der Leipziger Universität. (Vgl. Hirsching, Historisch-literarisches Handbuch . . ., 4. Bd., S. 115—119.) Z. 48/79] Übersetzung des Zeugnisses: Der Senior-Dekan der philosophischen Universität Leipzig und deren übrige
Fakultät der Professoren.
Da der werte Herr Mag. Christian Fürchtegott Geliert von unserer Versammlung bescheidenerweise vorher noch nicht in dieser Weise ein Zeugnis über seine Studien und seinen Lebenslauf bei uns erbeten hat, geben wir es ihm um so lieber, als er sich ihm während all der Jahre, die er hier geblieben ist, um so würdiger erwiesen hat. Wir bestätigen daher Dir, Leser, daß der belobigte Geliert im Jahre 1742 von unserer Fakultät zum Magister der Philosophie ernannt worden ist, daß er im Jahre 1744 sich Rechte und Privilegien durch seine gelehrte Disputation von den Fabeln und deren Verfassern mit gutem Erfolg erworben hat, und daß er seit dieser Zeit in einigen Jahren viele Jünglinge, unter ihnen mehrere von hohem Stande und auch Ausländer aus Italien und England, die sich der Studien wegen zu uns begeben haben, in der deutschen Sprache, Beredsamkeit und Dichtkunst mit Zustimmung und Beifall unterrichtet hat. Wie daher der werte Geliert durch diese privaten Vorlesungen mehrere Jahre hindurch um die studierende Jugend sich hervorragende Verdienste erworben hat, so hat er nicht weniger die literarische Welt durch verschiedene, sowohl in Prosa wie in Vers abgefaßte Bücher, hervorragend bereichert, die sowohl sein anmutiges Genie wie auch seine tiefe Gelehrsamkeit mehr als genug unter Beweis stellen, und die nicht ohne Nutzen und Vergnügen von unserer Bevölkerung mit großem Eifer gelesen werden. Es ist aber auch die Vorzüglichkeit und die Eleganz des werten Gellerts zu den ausländischen Nationen gedrungen, so daß sowohl die Franzosen als auch die Dänen verschiedene seiner Werke in ihre Sprachen zu übersetzen begonnen haben, und mit noch
318
Nr. 58
24. Januar 1751
mehreren zu übersetzenden sich beschäftigen. Wie die Liebe unserer Völker und die der auswärtigen Nationen zu den Schriften des werten Gelferts ihm aufs Äußerste zum Lob und Ruhm gereicht, so schließen wir, die wir seine Redlichkeit, seine Sorgfalt, seine Bescheidenheit und seine anderen Tugenden aus nächster Nähe kennen und daher noch besser beurteilen können, uns nicht nur diesem Lob gerne an, sondern wir wünschen auch aus tiefstem Herzen, daß andere Belohnungen, die seinem anmutigen Genie und seiner durchdringenden Gelehrsamkeit würdig sind, in kurzer Zeit folgen mögen. Geschrieben und unterzeichnet zu Leipzig am 23. Jan. 1751. Johann Erhard Kappe Prof. und Dekan der hiesigen Fakultät. 58. An das Geheime
Consilium.
24. Januar
1751.
ÜBERLIEFERUNG: H: Staatsarchiv Dresden, Acta, die Professiones Philosophiae extraord. und deren Ersetzung auf der Universität zu Leipzig betr., 1 Bd., Lokat 1776, Blatt 42 f f . , 4 Seiten beschrieben. Der Brief wurde von einem Schreiber mit schönen regelmäßigen Schriftzügen und Floskeln geschrieben. Die Unterschrift ist von Geliert. D: Ermisch, Christian Fürchtegott Gellerts akademisches Leben. In: Archiv für Sächsische Geschichte, N.F., 3 (1877), S. 277—278. ERLÄUTERUNGEN:
Z. 4
Abhandlung] Gellerts Abhandlung von den Fabeln und deren Verfassern wurde als Einladungsschrift zu einer Disputation vor der Philosophischen Fakultät der Leipziger Universität als ein Teil der Habilitation Gellerts gedruckt. Sie wurde nur einmal gedruckt und wurde in Gellerts „Sämmtlichen Schriften" nicht aufgenommen. Ein erweiterter Auszug aus dem zweiten Teil dieser Abhandlung veröffentlichte Geliert 1746 unter dem Titel „Nachricht und Exempel von alten deutschen Fabeln". Die Abhandlung bestand aus zwei Teilen, einem theoretischen und einem historischen. Als Ausgangspunkt für seine Diskussion benutzte Geliert La Mottes „Fables Nouvelles. Avec un discours sur la fable" (Paris 1719). Der lateinische und deutsche Text wurde von Siegfried Scheibe (Schriften zur Theorie und Geschichte der Fabel, Tübingen 1966) mit Kommentar veröffentlicht.
59. An Johann
Adolf
Schlegel.
ÜBERLIEFERUNG: H: Karl-Marx-Universität, Universitätsbibliothek, lung Kestner, II A IV. 1 Seite beschrieben.
Januar Leipzig,
1751.
Autographensamm-
ERLÄUTERUNGEN: Über Johann Adolf Schlegel vgl. Anm. 2, zu Z. 25 (Bruder,). Z. 2 29 rhlr] Wohl die Zahlung für Schlegels Übersetzung der Briefe von Ninon Lenclos (vgl. Anm. 49, zu Z. 6). Z. 4 Briefe] „Briefe, nebst einer praktischen Abhandlung von dem guten Geschmacke in Briefen". Leipzig: Wendler 1751. Der Vorschlag, diese Briefsammlung mit einer Abhandlung von dem guten Geschmack in Briefen zu veröffentlichen, stammte von Rabener. (Vgl. J. A. Cramer, Gellerts Leben. In: C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Schlegel und Heyer (1769-1774), 10. Teil, S. 68-70.) Wie Cramer berichtet, suchte Geliert aus Abschriften von seinen eigenen Briefen und aus Briefen von seinen Freunden einige aus, in denen er dann stilistische Änderungen machte und biographische Aussagen tilgte. Schon im Mai 1751 in seiner Kritik dieser Briefausgabe hat Lessing die Authentizität der Briefe bezweifelt (3 sind z.B. von Frauen verfaßt: Nr. 41, 67 und 72) und sie mehr als Musterbriefe betrachtet. (Vgl. Berliner privilegirte Zeitung, 55. St.: Berliner Neudrucke, 5. Bd., S. 62 — 64). In die vorliegende Ausgabe wurden daraus deshalb nur diejenigen Briefe aufgenommen, die durch Hinweise im Text oder durch Aussagen in Briefen an Geliert eine chronologische Einreihung ermöglichen. Z. 6 maximo] Latein = Du solltest mir einen großen Freundschaftsdienst erweisen.
Nr. 60 60. An Johann
Adolf
Januar 1751
Schlegel.
UBERLIEFERUNG: H: Karl-Marx-Universität, Universitätsbibliothek, lung Kestner, II A IV. 1 Seite beschrieben.
319
Januar Leipzig,
1751.
Autographensamm-
ERLÄUTERUNGEN: Über Johann Adolf Schlegel vgl. Anm. 2, zu Z. 25 (Bruder). Z. 6 Wendlern] Johann Kendler. Vgl. Anm. 50, zu Z. 70. Z. 7/8 Gutschmidten] Christian Gotthelf Gutschmidt. Vgl. Anm. 50, zu Z. 67. Z. 9 Philosophischen] Gemeint ist Ciceros „De natura deorum" (47. v. Chr.). Z. 11 Foster] Jacob Fosters „Discourses on Natural Religion" (London 1747) wurde nach Aussagen der „Neuen Zeitungen von gelehrten Sachen" (Nr. 32 (1752)) in 2 Teilen ins Deutsche übersetzt von Johann Joachim Spalding (vgl. Anm. 48, zu Z. 7) unter dem Titel „Jakob Fosters Betrachtungen über die natürliche Religion und die Gesellschaftliche Tugend" (1. Teil 1751, 2. Teil 1753). (Vgl. Jördens, Lexikon deutscher Dichter und Prosaisten, 4. Bd., S. 715.) Im „Index Librorum . . ." (S. 26, Nr. 512) steht als Datum der beiden Teile 1751. Ob Schlegel mit an der Übersetzung gearbeitet hat, ist nicht belegt. In seiner „Lebensbeschreibung . . ." (S. 37) schreibt Spalding, er habe diese Übersetzung auf Reichs Verlangen übernommen. Er erwähnt aber nicht von wem. Z. 14 gr. Cicero] „M. T. Ciceronis Opera omnis, cum I. Bruteri et varior. notis, accurante Schrevelio" (Basel 1687). (Vgl. Index Librorum . . ., S.5, Nr. 86.) Z. 15/17 3J.] Die Zahlen beziehen sich auf eine ursprüngliche Reihenfolge der Sammlung „Briefe, nebst einer praktischen Abhandlung von dem guten Geschmacke in Briefen". Diese Anordnung wurde aber in der Ausgabe nicht beibehalten. Z. 15 Eberten] Johann Arnold Ebert. Vgl. Anm. 10, Erläuterungen.
61. An Johann
Leonhard
Froereisen.
UBERLIEFERUNG: H: Houghton Library, Harvard University, Cambridge, 162, Nr. 115. 1 Seite beschrieben.
27. Februar Mass., Sign.:
1751. bMsGer.
ERLÄUTERUNGEN: Über Johann Leonhard Froereisen vgl. Anm. 22, Erläuterungen. Z. 3 fables] Ein Brief Froereisens an Geliert, der vom zweiten Teil der „Fabeln und Erzählungen" Gellerts handelt, worauf sich dieser Brief bezieht, ist verloren gegangen. Schon am 3. April 1747 hat Froereisen Gellerts „Fabeln und Erzählungen", 1. Teil, gelobt (vgl. Brief 22).
Z. 5
l'eloge] „Discours prononcé à Strasbourg le 8. Février 1751 dans L'Église Neuve par Ordre du Roy à l'Occasion des Funérailles de très-haut et très-puissant Seigneur Maurice Comte De Saxe, élu Duc de Courlande et de Semigallie, Maréchal-Général des Camps et Armées de France, . . . par Jean Leonhard Frereissen ..." Straßburg 1751. Froereisen war damals Prediger an der Église Neuve. Eine Kopie dieser 10-seitigen Rede und deren Übersetzung befindet sich in der Bibliothèque Nationale et Universitaire in Straßburg.
62. An Philipp Erasmus
Reich.
11. März
ÜBERLIEFERUNG: H: Staatsarchiv Hamburg, Sammlung Perthes, I. 10. 1 Seite beschrieben. erhalten. Adresse: A Monsieur Monsieur Reich p
1751. Siegel
ERLÄUTERUNGEN: Über Philipp Erasmus Reich vgl. Anm. 47, Erläuterungen. Z. 2 bittet] Hier ist ein Brief Schlegels an Geliert verlorengegangen, den Geliert dem Verleger Reich zeigen sollte. Schlegel hat wohl um die Zahlung für seine Batteux-Übersetzung (s. unten, Z. 3) gebeten, um die Kosten des Umzugs von Cröllwitz nach Pforta decken zu können. Z. 3 Manuscript] „Charles Batteux, Einschränkung der schönen Künste auf einen einzigen Grundsatz • • • und mit einem Anhange einiger eigenen Abhandlungen versehen". Lessing
320
Z. 4 Z. 5
Nr. 62 a
März 1751
hielt diese Übersetzung für eine Arbeit Gellerts. (Vgl. Lachmann/Muncker, Gottfried Ephraim Lessings sämtliche Schriften, 4. Bd., S.415.) Einrichtung] 1751 erhielt Schlegel die Stellung als Lehrer und Diakonus an der Fürstenschule Pforta. (Vgl. Schlichtegroll, Nekrolog auf das Jahr 1793, S. 86-87.) Batteux] „Charles Batteux, Cours des belies Lettres" wurde 1758 von Carl Wilhelm Ramler übersetzt und mit Zusätzen versehen.
62a. An Luise Marie Henriette
Gärtner.
ÜBERLIEFERUNG: D: C. F. Geliert, Briefe, nebst einer praktischen Geschmacke in Briefen. Nr. LXIII. Original verschollen.
Abhandlung
März
1751.
von dem
guten
ERLÄUTERUNGEN: Über Luise Marie Henriette Gärtner, geb. Cruse vgl. Anm. 40, Erläuterungen. Z. 19 Calliste] Arkadische Nymphe, Geliebte von Zeus. Sie wird in der Schäferdichtung als Sinnbild eines schönen verliebten Mädchens verwendet. Geliert bezieht sich hier auf ein Gedicht Gärtners, „Calliste in einer Ode besungen von einem Abwesenden" (Belustigungen ..., 4. St., 1741), worin Gärtner über die Trennung von der Geliebten wehmütig klagt. Z. 21 Schwester] Johanna Auguste Geliert, geb. 23. Sept. 1701, war seit 1718 mit dem Anwalt Friedrich Gottlieb Meese in Hainichen verheiratet. (Vgl. Külz, Nachrichten über Hainichen ..., S. 83.) Z. 38 Miniatur] Ob Geliert hier nur scherzt, oder ob zu dieser Zeit ein Porträt von ihm tatsächlich angefertigt wurde, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Er hat z. B. schon 1745 in einem Brief an seine Mutter (Brief 18, Z. 2—3) von einem Porträt in Miniatur geredet, aber auch in einem scherzhaften Ton. Erst 1752 hat der berühmte Porträtmaler Gottfried Hempel (vgl. Anm. 68, zu Z. 29) Gellerts Bild gemalt, das am Anfang dieses Bandes zu sehen ist. Z. 50 Bruders] Friedrich Leberecht Geliert. Vgl. Anm. 1, zu Z.3. Z. 50 Frau] Christiane Sophie Geliert, geb. Gärtner, Frau von Gellerts Bruder, Friedrich Leberecht Geliert. Vgl. Anm. 1, Erläuterungen. Z. 52 Steinauer] Wilhelmine Steinauer, geb. Gärtner. Vgl. Anm. 9, Erläuterungen.
63. An Ernst Samuel Jacob Borchward.
13. April
1751.
UBERLIEFERUNG: H: Stadtarchiv Hannover, Autographensammlung (ehem. Kestner-Museum), Sign.: 1913.403. 3 Seiten beschrieben. S. 1 oben rechts von Borchward geschrieben: praes. d. 16 ten April. # d 20 ten April. D: Bamberger, Nachtrag zu C. F. Gellerts freundschaftlichen Briefen, S. 17-18. ERLÄUTERUNGEN: Über Ernst Samuel Jacob Borchward vgl. Anm. 29, Erläuterungen. Z. 3 Schrift] „Briefe, nebst einer praktischen Abhandlung von dem guten Geschmacke in Briefen". Vgl. Anm. 59, zu Z. 4. Z. 21 Geheimniß] Gellerts Ernennung zum außerordentlichen Professor an der Universität Leipzig erfolgte am 26. April 1751.
64. Von Ernst Samuel Jacob Borchward. ÜBERLIEFERUNG: H: Sächsische Landesbibliothek, beschrieben. Briefkonzept: Stadtarchiv Hannover, seum), Sign.: 1913.403.
20. April
1751.
Dresden, Mscr. Dresd. fa. Nr. 7. 14 Seiten Autographensammlung (ehem. Kestner-Mu-
ERLÄUTERUNGEN: Antwort auf Gellerts Schreiben vom 13. April 1751. Über Ernst Samuel Jacob Borchward vgl. Anm. 29, Erläuterungen. Z. 2 B u c k w a r d ] Der Umschlag zu Gellerts Brief vom 13. April 1751 ist nicht vorhanden. Anscheinend hat Geliert versucht, Borchwards Namen aus dem Gedächtnis zu rekonstruieren.
Nr. 65
24. Mai 1751
321
Z. 13 Z. Z. Z. Z.
Z.
Z.
Z.
Z.
Schrifft] Gellerts „Briefe, nebst einer praktischen Abhandlung von dem guten Geschmacke in Briefen". Vgl. Anm. 59, zu Z. 4. 40 Panacee] Borchward hat das französische Wort „la Panacée" (= Allheilmittel) verwendet, aber mit falschem Genus. 67 Blutsverwandtin] Der Name dieses Mädchens wird in Borchwards Briefen nie erwähnt (vgl. hierzu Brief 158, Z. 59). 83 Nachricht] Bezieht sich auf Gellerts Anstellung als außerordentlicher Professor an der Leipziger Universität. 111 Berlin] Anfang Juni 1751 unternahm Geliert eine Reise nach Berlin, wo er den Kreis um Borchward kennenlernte. Daß der Besuch bei Borchward in Berlin Geliert nicht wohl bekommen ist, geht aus verschiedenen Quellen hervor. In den „Unvollständigen Nachrichten" beschreibt Geliert ein Gespräch, das bei Borchward stattgefunden hat, mit folgenden Worten: Ich war in Berlin, in des Hrn. Burgwarts Hause. Man redte von der Schlacht bey Kesselsdorf. Ich sagte nicht viel. Man schob die Schuld des preußischen Verfahrens auf unser Bezeigen. Ich sagte nicht viel. Ja, fieng ein alter alter Mann zu mir an: wenn sie nichts Böses im Sinne gehabt; warum haben sie denn das Grünische Corps an sich gezogen? Das Grünische Corps, antwortete ich hitzig, ich weis den Teufel vom Grünischen Corps! Und in der That mochte mir der Name nicht bekannt seyn, oder ich hatte ihn glücklich vergessen. In der That war ich als ein Sachse über das Kesselsdorfische Gespräche aufgebracht; und so viel Ehre man mir damals in Berlin erwiesen, so sehr hat man mich als einen Sachsen gedemüthiget. (Sächsische Landesbibliothek, Dresden, Mscr. Dresd. fa. Nr. 94 f f . ) . Vgl. hierzu Brief 76, Z. 21-31. 113 — 121 Für bis vergehen] Borchward bezieht sich auf den zweiten Brief der Sammlung „Briefe, nebst einer praktischen Abhandlung von dem guten Geschmacke in Briefen", wo Geliert eine beschwerliche Reise von Bonau nach Leipzig mit der Landkutsche in übertriebener Weise beschreibt. 122 Schwimmer-Chaise] Gemeint ist wohl die Berline, eine nach der Stadt Berlin benannte und im 17. Jahrhundert erfundene prachtvolle, bequeme Reisekutsche. Sie war besonders für längere Reisen geeignet. (Vgl. Allgemeine deutsche Real-Encyclopädie für die gebildeten Stände, l.Bd., S.690.) 127 Kirche zu ] Im 9. Brief der Sammlung „Briefe, nebst einer praktischen Abhandlung von dem guten Geschmacke in Briefen" schildert Geliert, wie sich jemand (vermutlich er selbst) aus Langeweile unter einen Baum im Garten nahe einer Kirche warf und den Tod bat, ihn in den Himmel zu holen. 128 Theil] Schon 1748 sprach man in Berlin von einer eventuellen Fortsetzung von Gellerts Roman „Leben der schwedischen Gräfin von G ( v g l . Brief 29, Z. 27—28). Geliert plante aber keine Fortsetzung des Romans.
65. An Ernst Samuel Jacob Borchward.
24. Mai
1751.
UBERLIEFERUNG: H: Stadtarchiv Hannover, Autographensammlung (ehem. Kestner-Museum), Sign.: 1913.403. 3 Seiten beschrieben. S. 1 oben von Borchward geschrieben: Diesen Brief überbrachte mir Hr. Geliert in Person den 2!en Juny 1751 D: Bamberger, Nachtrag zu C. F. Gellerts freundschaftlichen Briefen, S. 19-20. ERLÄUTERUNGEN: Antwort auf Borchwards Schreiben vom 20. April 1751. Über Ernst Samuel Jacob Borchward vgl. Anm. 29, Erläuterungen. Z. 18 Berlin] Wie Borchward am Rand seines Briefs vermerkt hat, war Geliert am 2. Juni in Berlin, also bevor er seine Antrittsvorlesung hielt. Z. 24 Profession] Vgl. Anm. 57, zu Z. 7 (Loß). Z. 26 Johannis] Gellerts Antrittsvorlesung fand am 14. Juni statt. Z. 26 Rede] „De vi atque utilitate optimarum artium ad morum elegantium vitaeque communis suavitatem". Diese Rede wurde 1756 von Gellerts Famulus Gottlieb Leberecht Heyer für die „Sammlung vermischter Schriften" ins Deutsche übersetzt unter dem Titel: „Von dem
322
Nr. 66
14. Juni 1751
Einflüsse der schönen Wissenschaften auf das Herz und die Sitten". (Vgl. C. F. Geliert, Sammlung vermischter Schriften, 2. Teil, S. 185-206.)
66. An Catherine Wilhelmine Sulzer.
14. Juni 1751.
UBERLIEFERUNG:
H: Versteigert, Henrici, II, 1910, Nr. 49. Jetziger Besitzer
ERLÄUTERUNGEN:
Über Catherine Wilhelmine Sulzer vgl. Anm. 48, zu Z. 131 (Bewohnerinnen).
67. An Ludwig Heinrich von Nicolay. ÜBERLIEFERUNG:
gens, 18 (1902),
D: W. Bode, Jahrbuch für die Geschichte, Sprache und Litteratur S.9-10.
unbekannt.
28. Juni 1751. Elsaß-Lothrin-
Wie W. Bode in der Einleitung zu diesem Brief berichtet, wurde im Jahrbuch nur der Briefteil gedruckt, der sich an den jungen Nicolay selbst wendet. Der Rest des nun verschollenen Briefs enthielt nach Angaben Bodes eine Bitte Gellerts an Nicolay, den Druck seiner Jugendgedichte zu verhindern. Dies geschah durch einflußreiche Verwandte Nicolays, die den Straßburger Verleger Strucktorp von seinem Vorhaben abbringen konnten. Ludwig Heinrich von Nicolay, 1737—1820, besuchte ab 1752 die Universität zu Straßburg, wo er Theologie studierte. 1761 wurde er Privatsekretär des Fürsten D. M. Galitzin, des russischen Gesandten in Wien. Seine „Fabeln und Erzählungen" erschienen erst 1778—1786 als ein Teil seiner „Vermischten Gedichte". Der Stil des jungen Nicolay, der oft mit dem Wielands verglichen wird, wurde von Gellerts Stil in den „Fabeln und Erzählungen" beeinflußt. (Vgl. ADB, 23. Bd., S. 631 -632; Stäudlin, Briefe berühmter und edler Deutschen an Bodmer, S. 241.) Z. 19 Vergiss] Diese Zeilen stammen aus Gellerts Gedicht, „Reichthum und Ehre", Vers 131 — 132. Geliert bat allerdings das Wort „Wein" durch das Wort „Spiel" ersetzt. Z. 24 Ce que] Aus Boileau-Despréaux, „L'art poétique", 1. Gesang, 153. —154. Vers. Z. 28 Rollins] Charles Rollin, „De la manière d'enseigner et d'étudier les belles-lettres" (1726) wurde 1738 von Schwabe für die deutschen Schulen bearbeitet. Dieses Werk in drei Bänden enthält einen allgemeinen Studienplan, dessen Ziel es ist, fromme, sittsame, tugendhafte Studenten auszubilden. Z. 29 Batteux] Charles Batteux' „Cours des belles lettres" (1747) war eine wesentlich erweiterte Bearbeitung seiner 1746 erschienenen „Les beaux arts réduits à un même principe", ein Werk, das den Gottschedianern als Gesetzbuch diente. Geliert hat dieses Werk und jenes von Rollin empfohlen, weil sie nicht nur Regeln, sondern auch literarische Beispiele enthielten. (Vgl. Bieber, Johann Adolf Schlegels poetische Theorie. In: Palaestra, 114(1912), S.2-7; Gellerts Brief an Cronegk vom 13. Juli 1752 (Brief 103), Z.18.) ERLÄUTERUNGEN:
68. An Johann Georg Sulzer.
1. Juli 1751.
ÜBERLIEFERUNG: H: Museum für Geschichte der Stadt Leipzig. Rp. 238.16. 2 Seiten beschrieben. Siegel erhalten. Adresse: A Monsieur Monsieur le Professeur Sulzer p ä Berlin.
Uber Johann Georg Sulzer vgl. Anm. 52, Erläuterungen. Frau] Catherine Wilhelmine Sulzer, geb. Keusenhof. Vgl. Anm. 48, zu Z. 131 (Bewohnerinnen,). Z. 25 Kleist] Ewald Christian von Kleist. Vgl. Anm. 48, zu Z. 7 (Kleist,). Während seines Besuchs bei Borchward hat Geliert vergebens versucht, Kleist in Potsdam aufzusuchen (vgl. Brief 66, Z. 3-5). Z. 25 Rammlern] Carl Wilhelm Ramler. Vgl. Anm. 48, zu Z. 7 (Ramler,). ERLÄUTERUNGEN:
Z. 3
Nr. 69 Z. 2 7
2 . 29
18. August 1751
323
Haudische] In den „Berlinischen Nachrichten von Staats- und Gelehrten Sachen", Nr. 67 vom 26. Juni 1751 unter „Gelehrten Sachen" wurden Gellerts „Briefe, nebst einer praktischen Abhandlung von dem guten Geschmacke in Briefen" rezensiert. Am Ende der sehr positiven Besprechung dieser Briefsammlung wird Geliert der Vorwurf, daß er in Berlin nur wenige Freunde besucht habe, mit folgenden Worten gemacht: Wie sehr würden ihn alle seine hiesige Freunde lieben, wenn es ihm nicht während seinem neulichen Aufenthalt in Berlin gefallen hätte, sich (nach dem Ceremoniel des Römischen Hofes zu sprechen) des Mezzo Cognito gar zu starck zu bedienen. Hempel] Gottfried Hempel, 1720—1772, Porträtmaler, gehörte zu Gleims Freundeskreis und malte zwischen 1745 und 1752 Porträts von fast allen Freunden Gleims. Gellerts Porträt von Hempel wurde 1752 fertiggestellt. Ein Foto davon befindet sich am Anfang dieses Bandes, das Original im Gleimhaus in Halberstadt (Nr. 100).
69. Von Michael
Conrad
Curtius.
UBERLIEFERUNG: H: Germanisches Nationalmuseum, laß Karl August Böttiger. 4 Seiten beschrieben.
18. August
1751.
Nürnberg, Archiv für bildende Kunst,
Nach-
ERLÄUTERUNGEN: Michael Conrad Curtius, Philologe und Historiker, geb. 1742, gest. 1802 als Professor für Geschichte, Dichtkunst und Beredsamkeit an der Universität Marburg. Er studierte 1742 — 1745 in Rostock Theologie, erhielt danach eine Stelle als Erzieher im Haus des Ministers von Schwicheldt (vgl. Anm. 69, zu Z. 29J in Hannover. 1759 wurde er Lehrer an der Ritterakademie in Lüneburg, 1768 Professor in Marburg. (Vgl. Schlichtegroll, Nekrolog auf das Jahr 1802, 2. Bd., S. 81-122.) Z. 10 Wyneken] Wilhelm Friedrich Wyneken. Lebensdaten fehlen. Er wurde im Dez. 1750 Geheimsekretär im Dienst August Ludwigs von Anhalt-Köthen. Wie lange er diesen Posten bekleidete, konnte nicht ermittelt werden. Im März 1753 ist er in den Quellen jedoch noch nachweisbar. (Auskunft des Staatsarchivs Magdeburg.) Z. 10 Aristoteles] „Aristoteles Dichtkunst ins Deutsche übersetzt mit Anmerkungen und Abhandlungen versehen" (Hannover 1753). Lessing lobte diese Übersetzung als getreu und rein. (Vgl. Lachmann/Muncker, Gottfried Ephraim Lessings sämtliche Schriften, 5. Bd., S. 194—195.) Als Abhandlung zu der Übersetzung schrieb Curtius von dem Wesen und dem wahren Begriff der Dichtkunst, von den Personen und Handlungen eines Heldengedichts, von der Absicht des Trauerspiels, von den Personen und Vorwürfen der Komödie, von der Wahrscheinlichkeit und von dem Theater der Alten. In: „Das Neueste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit" (3 (1753), S. 551) schrieb Gottsched, daß zu dieser Übersetzung Curtius theils durch den Hrn. geh. Rath von Schwickeldt Excell., theils durch Hrn. Kanzler von Mosheim, Hrn. Prof. Gottsched, und Hrn. Pr. Geliert aufgemuntert worden ist. Z. 29 Schwicheldt] August Wilhelm von Schwicheldt, geb. 1708, gest. 7. Juli 1766, wurde 1748 Oberaufseher der mecklenburgischen Pfandämter und ab 1750 wirklicher Geheimrat. (Vgl. Lampe, Aristokratie, Hofadel und Staatspatriziat in Kurhannover, 2. Bd., Nr. 254.) 70. An Ludwig
Heinrich
von Nicolay.
8. September
UBERLIEFERUNG: D: Jahrbuch für Geschichte, Sprache und Litteratur (1902), S. 10. Fragment. Original verschollen.
Elsaß-Lothringens,
ERLÄUTERUNGEN: Über Ludwig Heinrich von Nicolay Z. 1 Regeln] Vgl. Anm. 67, zu Z. 28-29.
Erläuterungen.
71. Von Wilhelm
Friedrich
Wyneken.
ÜBERLIEFERUNG: H: Germanisches Nationalmuseum, laß Karl August Böttiger. 5 Seiten beschrieben.
vgl. Anm. 67,
11. September Nürnberg, Archiv für bildende Kunst,
1751. 18
1751. Nach-
324
Nr. 72
5. Oktober 1751
ERLÄUTERUNGEN: Über Wilhelm Friedrich Wyneken vgl. Anm. 69, zu Z. 10. Z. 8 einst/. . .]} Unleserliches Wort. Z. 16 Curtius] Michael Conrad Curtius. Vgl. Anm. 69, Erläuterungen. Z. 20/21 Verlegers] Johann Christian Richter, Verleger in Hannover. Z. 21 Abhandlung] „Abhandlung von den Gleichnissen und Metaphern, und deren poetischen Gebrauch, nebst einem Gedichte von den Schicksalen der Dichtkunst" (Wismar 1750). Z. 38 Grichisch] = Griechisch. Z. 49 Umstände] Gemeint sind Gellerts Gesundheitsumstände, die immer schlimmer wurden. Z. 51 in Commercio] Latein = im Handel, im Geschäftsleben. 72. An Emanuel
Falkner.
ÜBERLIEFERUNG: H: öffentliche beschrieben.
5. Oktober Bibliothek
der Universität Basel, Mscr.
G2
1751.
II 50, Nr. 1. 4 Seiten
ERLÄUTERUNGEN: Emanuel Falkner, 1721 — 1805, Geheimrat in Basel. Er beschäftigte sich mit der Verbesserung des Schulwesens in seiner Heimat und zwar vor allem in Waisen- und Armenhäusern, bekleidete aber auch verschiedene Ämter, z. B. 1759 Ehegerichtsherr, 1760 Waldherr, 1766 Bauherr. Schon 1739 machte er von der Schweiz aus eine Reise durch Hessen und Sachsen, hat aber, so weit bekannt ist, Geliert nie persönlich kennengelernt. (Vgl. Falckeisen, Christliche Leichenrede . . ., S. 16-21, die eine kurze Selbstbiographie Falkners enthält.) Z. 5 Brief] Falkners Brief an Geliert ist verschollen. Z. 13 Leben] Gellerts einziger Roman „Leben der schwedischen Gräfin von G**". Dies ist die erste Stelle in den Briefen Gellerts, wo Geliert zugibt, daß er diesen Roman geschrieben hat. Z. 15 T r o s t g r ü n d e ] Gellerts, „Von den Trostgründen wider ein sieches Leben" (1747). Z. 16 Saurins] Jacques Saurin, „Kurzer Begriff der christlichen Glaubens- und Sittenlehre". Vgl. Anm. 10, zu Z. 3. Z. 20 Bey träge] „Neue Beyträge zum Vergnügen des Verstandes und Witzes". Vgl. Anm. 50, zu Z. 33. Z. 22 Sammlung] „Sammlung vermischter Schriften von den Verfassern der Bremischen neuen Beyträge". Vgl. Anm. 50, zu Z. 34. Z. 23 S a t y r i s c h e ] G. W. Rabeners „Sammlung satyrischer Schriften" erschien 1751 bis 1755 in 4 Bänden. In den „Moralischen Vorlesungen" empfiehlt Geliert dem Leser dieses Werk als ein Beispiel, daß man ein Originalautor und doch zugleich für die Geschäfte des Vaterlandes der arbeitsamste und brauchbarste Mann seyn kann (vgl. C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Schlegel und Heyer (1769-1774), 6. Teil, S. 252-253). Z. 23 Schlegels] J. E. Schlegels „Theatralische Werke". Vgl. Anm. 28, zu Z.24. Z. 24 Bestimmung] Johann Joachim Spalding (vgl. Anm. 48, zu Z. 7), „Betrachtungen über die Bestimmung des Menschen" (Greifswald 1748, neu abgedruckt 1751). Geliert beschrieb das Werk als eine Moral der Vernunft, die aber oft aus der Moral der Religion geschöpft hat (C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Schlegel und Heyer (1769-1774), 6. Teil, S. 252). Der Titel steht auch auf der Liste der Bücher, die Geliert für das Fräulein von Schönfeld als „kleine deutsche Bibliothek" (1759) verfaßt hat. Dort wird das Werk gelobt als eine Moral der Vernunft im Kleinen, die in einem einfältigen und doch vortrefflichen Lichte gezeigt wird (Gellerts Brief an das Fräulein von Schönfeld vom 26. Febr. 1759 im 2. Band vorliegender Ausgabe). Z. 25 J ü n g l i n g ] „Der Jüngling, eine moralische Wochenschrift", herausgegeben von J. A. Cramer, Leipzig 1747-1748. Mitarbeiter waren — außer Cramer — Giseke, Rabener und Ebert. (Vgl. Michael, Zu Erich Schmidts Charakteristik der Bremer Beiträger im Jüngling. In: Zeitschrift für deutsche Philologie, 48 (1920), S. 115-125.) Geliert erscheint in der Wochenschrift unter dem Deckmantel Mentor. Seine Lustspiele werden im 51. Stück (Die Betschwester), im 64. Stück (Die zärtlichen Schwestern) und seine Operette (Das Orakel) im 69. Stück besprochen. (Vgl. Der Jüngling, S. 396-404, 499-507, 537-544.) Z. 25 Fremden] „Der Fremde", eine moralische Wochenschrift von J. E. Schlegel 1745—1746 herausgegeben (Vgl. Anm. 28, zu Z. 23).
Nr. 73 Z. 25
5. Oktober 1751
325
D r u i d e n ] „Der Druide", ab Band zwei mit der Ergänzung, „Eine moralische Wochenschrift", herausgegeben 1748-1750 von Chr. Josef Sucro. (Vgl. Diesch, Bibliographie der germanistischen Zeitschriften, S. 46, Nr. 160.) Sie erschien jeden Donnerstag und veröffentlichte kurze Unterhaltungsstücke meist historischen Inhalts, die moralische Weisheiten enthielten. Gellerts Name kommt nur dreimal vor (28. St., 36. St., 95. St.). Im 36. Stück werden Gellerts „Fabeln und Erzählungen" (2. Teil) mit den Worten, sie seien wie die Natur selbst gelobt.
73. An Carl Wilhelm
Christian
von Craussen.
5. Oktober
UBERLIEFERUNG: D: J. ]. Ebert, Wittenbergisches Magazin für die Liebhaber und schönen Wissenschaften, 1(1781), S.3-6.
der
1751.
philosophischen
ERLÄUTERUNGEN: Carl Wilhelm Christian Freiherr von Craussen, 1714-1772, Erb-, Lehn- und Gerichtsherr auf Schönwald und Sechskiefer, seit 1745 Oberhofmeister der verwitweten Herzogin von Bernstadt und ab 1757 Sachsen-Coburg-Meiningenscher Geheimrat ist in der Literaturwissenschaft sehr vernachlässigt worden. Seine zahlreichen Werke, die er meist an Geliert zur Korrektur geschickt hat, sind bis heute noch nicht bibliographisch erfaßt, da seine Beiträge fast alle anonym erschienen. Es gibt nur eine 1 lseitige Lebensbeschreibung des Freiherrn von Craussen im „Wittenbergischen Magazin . . .", 1(1781), S. 67-77. Z. 12 Craignez] Aus Boileau-Despréaux, „L'art poétique", 1. Gesang, 183.-184. Vers. (Vgl. Boileau, Œuvres, S. 189.) Z. 14 Faites] Aus Boileau-Despréaux, „L'art poétique", 1. Gesang, 186. Vers. (Vgl. Boileau, Œuvres, S. 189.) Z. 15 Hâtez] Aus Boileau-Despréaux, „L'art poétique", 1. Gesang, 171.-174. Vers. (Vgl. Boileau, Œuvres, S. 188.) Z. 24 Anerbieten] Vgl. Brief 85, Z. 5-38. Z. 41 Reck] Vermutlich Georg von der Reck, 1692 -1760, Oberhauptmann und Kommandant in Mitau, Hauptstadt des Herzogtums Kurland.
74. Von Georg
Friedrich
Meier.
UBERLIEFERUNG: H: Sächsische schrieben.
Landesbibliothek,
7. Oktober Dresden,
1751.
Mscr. Dresd., fa. Nr. 30. 2 Seiten be-
ERLÄUTERUNGEN: Georg Friedrich Meier, 1718—1777, Ästhetiker, ab 1748 ord. Professor der Philosophie an der Universität Halle, bekannt geworden durch seine Schriften „Untersuchung einiger Ursachen des verdorbenen Geschmacks der Deutschen, in Absicht auf die schönen Wissenschaften" (Halle 1746), „Beurtheilung der Gottschedischen Dichtkunst" (Halle 1747), letztere Arbeit ist eine Kritik an Gottscheds Kunsttheorien, und „Beurtheilung des Heldengedichts, der Messias" (1749). Er gab mit Samuel Gotthold Lange die moralische Wochenschrift „Der Gesellige" (1748—1750) heraus. Er gab auch die zwei Wochenschriften „Der Mensch" und ..Das Reich der Natur und der Sitten" heraus, worin Borchward (vgl. Anm. 29, Erläuterungen) einige Abhandlungen veröffentlichte. (Vgl. Hirsching, Historisch-literarisches Handbuch .. .,5. Bd., S. 184-198.) Z. 4 Sprögel] Welcher Sprögel hier gemeint ist, konnte nicht ermittelt werden, da sein Name sonst in Verbindung mit Meier nicht erwähnt wird und in Gellerts Briefen nicht vorkommt. Da Meier schreibt (Z. 39—40), daß es sich hier um einen jungen Menschen handle, könnte der Student Adrian Theodor Sprögel aus Berlin gemeint sein, der im Juli 1745 an der Universität Frankfurt an der Oder immatrikuliert wurde. (Vgl. Friedländer, Aeltere Universitäts-Matrikeln, 2. Bd., S. 363b, Nr. 5.) Z. 15 Halle] Bezieht sich auf die Reise, die Geliert im Sommer 1750 wegen seiner angegriffenen Gesundheit entweder nach Bad Lauchstädt oder nach Merseburg gemacht hat (vgl. Anm. 55, zu Z. 5).
326
Nr. 75
15. Oktober 1751
75. An Ernst Samuel Jacob Borcbward.
15. Oktober
1751.
ÜBERLIEFERUNG: H: Stadtarchiv Hannover, Autographensammlung (ehem. Kestner-Museum), Sign.: 1913.403. 4 Seiten beschrieben. S. 1 oben rechts von Borchwardgeschrieben: accep: d 27"" 8br. # den 30 ten ejusd. D: Bamberger, Nachtrag zu C. F. Gellerts freundschaftlichen Briefen, S. 21-22. ÜBERLIEFERUNG: Über Ernst Samuel Jacob Borchward vgl. Anm. 29, Erläuterungen. Z. 7 Reise] Über Gellerts Reise nach Berlin vgl. Anm. 64, zu Z. 111. Z. 22 Buchholz] Johann August Buchholtz, 1706-1793, Geh. Rat in Berlin, wurde 1753 Hofstaatsrentmeister, ab 1762 Kgl. Trésorier daselbst. Von ihm stammen viele geflügelte Worte. Buchholtz gehörte zum Kreis um Borchward. (Vgl. Kullnick, Berliner und Wahlberliner, S. 34.) Z. 30 Bergius] Johann Wilhelm Bergius, geb. 1713, gest. 2. März 1765 in Berlin. Er war Hofrat und Registrator beim Landhypothekenbuch in Berlin und Mitglied des Berliner Montagsklubs (Mitglied Nr. 7). (Vgl. Kullnick, Berliner und Wahlberliner, S. 34.) Z. 31 Sack] August Friedrich Wilhelm Sack. Vgl. Anm. 30, zu Z. 50. Z. 31 Stahl] Georg Ernst Stahl, Hofrat und Arzt in Berlin. Hirsching (Historisch-literarisches Handbuch, 13. Bd., 2. T., S. 331—332) beschreibt ihn als einen wahren Philosophen, der die Weisheit im Stillen ausübte. Z. 32 Schwiegervater] Nicht ermittelt. 76. Von Ernst Samuel Jacob Borchward. ÜBERLIEFERUNG: H: Sächsische Landesbibliothek, schrieben.
30. Oktober
1751.
Dresden, Mscr. Dresd. fa. Nr. 8. 8 Seiten be-
ERLÄUTERUNGEN: Antwort auf Gellerts Schreiben vom 15. Okt. 1751. Über Ernst Samuel Jacob Borchward vgl. Anm. 29, Erläuterungen. Z. 12 Standhalters] Wilhelm IV., Prinzvon Oranien-Nassau, geb. 1711,gest. 22. Oktober 1751. Er wurde 1747 Generalstatthalter über die 7 Provinzen der Niederlande und war der erste Statthalter Hollands nach dem Tod Wilhelm III. im Jahre 1702. Damals hat Preußen einen Erbschaftsanspruch auf Oranien erhoben, der aber im Frieden von Utrecht (1713) endgültig zurückgewiesen wurde. Z. 14 Sultzer] Johann Georg Sulzer. Vgl. Anm. 52, Erläuterungen. Z. 15 Brief vom 15 ten ] Brief 75 dieser Sammlung. Z. 26 finstre Mine] Über Gellerts zurückhaltendes Auftreten in Berlin vgl. Anm. 64, zu Z. 111; Anm. 68, zu Z. 27; Brief 81, Z. 28—37. Wie Geliert in seinem Brief an Borchward vom 15. Oktober 1751 (Z. 20) schreibt, wurde ihm in Berlin so viele Leute vorgestellt, daß er nicht alle Namen behalten konnte. Die vielen Besucher bei Borchward waren für den schüchternen, ja sogar ängstlichen Geliert eine Qual; dagegen wurde seine Zurückhaltung von den Berlinern als Hochnäßigkeit empfunden. Der Schweizer Maler Johann Caspar Füßli d. A. (1706-1782), der über Gellerts Besuch informiert wurde, schickte Bodmer einen sehr negativen Bericht über Geliert. Sulzer versuchte in einem Brief an Bodmer dieses falsche Bild Gellerts zu korrigieren, indem er am 15. Oktober 1751 folgendes schrieb: Herr Füßli thut Herrn Geliert sehr unrecht, und zeigt daß er kein grosser Menschenkenner ist. Geliert macht sehr wenig aus sich selber: daß er mit Berlin nicht zufrieden ist, hat ganz andere Ursachen, als die er meynt; denn es ist gewiß, daß dieser bei guten und schlechten Kennern beliebte Dichter, eine Art von Cour um sich hatte, als er hier war (Körte, Briefe der Schweizer Bodmer, Sulzer, Geßner, S. 164). Z. 44
Hoff-Intrigue] 1750-1751 gab es Verhandlungen über die Erbfolge von Ansbach. Da es keinen erbrechtlich legitimierten Nachfolger gab, kam es zu politischen Auseinandersetzungen zwischen Preußen, Österreich und den Bischöfen von Würzburg, die das Land an sich ziehen wollten. Hierdurch hat Borchward vermutlich seine Stellung als Ansbacher Resident verloren. (Vgl. C. Weber, Die äußere Politik des Markgrafen Karl Wilhelm von Brandenburg-Ansbach, S. 30-36.)
Nr. 77 Z. Z. Z. Z.
65 67 73 81
Z. 82 Z. 82
Z. 83
17. November 1751
327
Anverwandtinn] Der Name dieses Mädchens kommt in den Briefen Borchwards nicht vor. Fürsten] Carl Friedrich Wilhelm, Fürst von Brandenburg-Ansbach. Buchholtz] Johann August Buchholtz. Vgl. Anm. 75, zu Z. 22. Maupertuis] Pierre Louis Moreau de Maupertuis, geb. 1698, gest. 27. Juli 1759, französischer Mathematiker, Physiker und Philosoph, wurde 1740 von Friedrich II. zum Präsidenten der Akademie der Wissenschaften nach Berlin berufen. 1751 wurde Sulzer Mitglied der Akademie und begann, seine „Untersuchungen über den Ursprung der angenehmen und unangenehmen Empfindungen" zu schreiben, die 1753 und 1754 in den „Memoiren" der Akademie erschienen. (Vgl. Hirzel an Gleim über Sulzer den Weltweisen, S. 146-147; Körte, Briefe der Schweizer Bodmer, Sulzer, Geßner, S. 174.) Frau] Frau Sulzer war damals schwanger. Eine Tochter, Melissa, wurde am 19. Januar 1752 geboren. Bauen] Sulzer kaufte ein Stück Land am Spreeufer unweit des Königlichen Palastes und baute sich darauf ein großes Haus. (Vgl. Hirzel an Gleim über Sulzer den Weltweisen, S. 142-143.) Hempel] Gottfried Hempel. Vgl. Anm. 68, zu Z. 29.
77. Von Christoph
Ernst von Trzcinski.
UBERLIEFERUNG: H: Sächsische Landesbibliothek, schrieben.
17. November
1751.
Dresden, Mscr. Dresd. fa. Nr. 42. 3 Seiten be-
ERLÄUTERUNGEN: Christoph Ernst von Trzcinski aus Schlesien wurde am 27. Juni 1738 an der Leipziger Universität immatrikuliert und muß Geliert während des gemeinsamen Studiums in Leipzig kennengelernt haben. Am 30. September 1751 wurde er an der Universität Frankfurt an der Oder unter dem Namen Trxinski immatrikuliert, wahrscheinlich als Hofmeister des Grafen Reichenbach (s. unten, Z. 57). (Vgl. Aeltere Universitäts-Matrikeln, I. Universität Frankfurt a. O., hrsg. von Ernst Friedländer, 2. Bd., S.377.) Z. 4 Brief] Verschollen. Z. 6 f . . .]] Unlesbares Wort, vielleicht funkelte oder brannte. Z. 22 Ewigkeit] Bezieht sich auf die letzten zwei Verse von Gellerts Fabel „Die Nachtigall und die Lerche", wo es heißt, So fahrt denn fort, noch alt zu singen, Und singt euch um die Ewigkeit. Z. 24 Steinwehr] Wolfgang Balthasar Adolf von Steinwehr, 1704-1771, ab 1742 Professor der Geschichte und Natur- und Völkerrechte als auch Akademie-Bibliothekar an der Universität Frankfurt an der Oder. Er besuchte ab 1732 die Leipziger Universität und wurde später Sekretär der Deutschen Gesellschaft. Von 1736 bis 1738 gab er in Leipzig die „Neuen Zeitungen von gelehrten Sachen" heraus. Von 1738 bis 1741 war er ao. Professor der Weltweisheit in Göttingen, wo er auch die „Göttingischen Zeitungen von Gelehrten Sachen" herausgab. (Vgl. Ebel, Catalogus Professorum Gottingensium 1734-1962, S. 121; Waniek, Gottsched und die deutsche Literatur seiner Zeit, S. 194, 380, 510.) Z. 28 Gautier] Ob hier der berühmte französische Arzt und Literaturwissenschaftler Joseph Gautier, 1714—1776, gemeint ist, bleibt ungewiß. Weder in der „lüngeren Matrikel" noch in der „Aelteren Universitäts-Matrikeln" der Universität Frankfurt/Oder kommt der Name Gautier vor. Z. 35 Wood] William Wood aus London wurde am 6. Juni 1750 an der Universität Leipzig immatrikuliert (vgl. lüngere Matrikel der Leipziger Universität, 3. Bd., S. 467). Z. 38 Welschland] = Italien. (Vgl. Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch, 4. Bd., Sp. 1370.) Z. 47 Man hat] Vielleicht Flüchtigkeitsfehler. Im Text ist das Verb hat (nicht kann) deutlich zu lesen. Z. 47 Comandanten] Curt Christoph von Schwerin, Kgl. Preußischer General-Feldmarschall, geb. 1684, gefallen am 6. Mai 1757 vor Prag. Er studierte in Den Haag, in Leiden und an den Akademien in Greifswald und Rostock. 1700 begann er seine militärische Laufbahn,
328
Nr. 78
Z. 49
wurde 1706 Oberst eines Regiments im Dienst des Herzogen von Mecklenburg-Schwerin, trat 1720 in den Preußischen Militärdienst als Generalmajor und erhielt 1723 ein Infanterie-Regiment, dessen Standlager in Frankfurt/Oder war. 1740 wurde er von Friedrich II. zum General-Feldmarschall ernannt. Als er 1757 seinen letzten Feldzug machte, war er schon 72 Jahre alt. Schwerin wurde als humaner Krieger und frommer General beschrieben. Er war ein gebildeter Mensch und besaß eine ausgezeichnete Bibliothek. In Frankfurt/Oder verkehrten oft die Gelehrten der Stadt in seinem Haus. (Vgl. Hirsching, Historisch-literarisches Handbuch . . ., 12. Bd., S. 28-43.) Manteuffel] Ernst Christoph von Manteuffel, geb. 1676, gest. 30. Jan. 1749, Staatsminister am sächsischen Hof in Dresden. Er besaß in Leipzig ein Haus, den Kurprinz, das allen Gelehrten offenstand. (Vgl. ADB, 20. Bd., S.257.) Schwägerin] Christiane Sophie Geliert, geb. Gärtner. Vgl. Anm. 1, Erläuterungen. Bruder] Friedrich Leberecht Geliert. Vgl. Anm. 1, zu Z. 3 (Bruder). Reichenbach] Heinrich Wilhelm von Reichenbach. Er wurde am 30. Sept. 1751 an der Universität Frankfurt/Oder immatrikuliert. Trzcinski war wahrscheinlich sein Hofmeister. (Vgl. Aeltere Universitäts-Matrikeln, I. Universität Frankfurt a. O., hrsg. von Ernst Friedländer, 2. Bd., S.377.)
Z. 55 Z. S6 Z. 57
2. Dezember 1751
78. An Carl Wilhelm Christian von Craussen.
2. Dezember
1751.
D: J. J. Ebert, Wittenbergisches Magazin für die Liebhaber der philosophischen und schönen Wissenschaften, 1 (1781), S. 6-10. Original verschollen. ÜBERLIEFERUNG:
Über Carl Wilhelm Christian von Craussen vgl. Anm. 73, Erläuterungen. Brief] Verschollen. Fear not] Aus Alexander Pope, „Essay on Criticism", 582.-588. Vers. (Vgl. The Poetical Works of Alexander Pope, l.Bd., S. 179.) Z. 21 La France] Nicht ermittelt. Der Titel kommt weder in Kayser, „Vollständiges Bücher-Lexikon ..." noch in Heinsius, „Allgemeines Bücher-Lexikon ..." vor. Z. 24 Satyre] Diese Satire befand sich wohl auch in dem verschollenen Brief von Craussen. Z.29 Kützel] = Kitzel. Z. 35 Gesezt] Aus Gellerts, „Reichthum und Ehre", 189.-190. Vers, mit kleinen Abweichungen. Z.48 v. Rek] Vgl. Anm. 73, zu Z.41. Z. 63 la Fontaine] Jean de La Fontaine, 1621-1695, französischer Fabeldichter. Z. 63 Moliere] Jean Baptiste Poquelin, genannt Molière, 1622-1673, französischer Lustspieldichter. Z. 63 Racine] Jean Baptiste Racine d. Ä., 1639—1699, französischer klassizistischer Dramatiker, bekannt durch seine Tragödien. Z. 70 Pension] Diese Pension betrug 50 Dukaten im Jahr (vgl. Brief 85, Z. 25—38). ERLÄUTERUNGEN:
Z. 3 Z. 7
79. Von Emanuel Falkner. ÜBERLIEFERUNG:
H: Sächsische Landesbibliothek,
16. Dezember
1751.
Dresden, Mscr. Dresd., fa. Nr. 16. 4 Seiten be-
schrieben. Antwort auf Gellerts Schreiben vom 5. Oktober 1751. Über Emanuel Falkner vgl. Anm. 72, Erläuterungen. Z. 17 bücher] Vgl. Gellerts Brief vom 5. Okt. 1751 (Brief 72), Z. 11-27. Z. 24 Verse] Die an Geliert übersandten Briefe Falkners mit dessen Gedichten und Meinungen über die Literatur fehlen. Ein Verzeichnis der Werke Falkners ist nicht vorhanden (vgl. Anm. 79, zu Z. 35). Z. 35 Eidsgenoß] „Der Eidsgenoß, eine moralische Wochenschrift", wurde vom 1. Juni bis zum 31. Dezember 1749 jeden Mittwoch von Johann Jacob Spreng, 1699-1768, herausgegeben. Die Wochenschrift wurde 1750 von Johann Im-Hof unter dem Titel „Der Neue Eidsgenoß" fortgesetzt. Die einzelnen Beiträge sind entweder anonym oder nur mit einem ERLÄUTERUNGEN:
Nr. 80
18. Dezember 1751
329
unverfänglichen oder vieldeutigen Pseudonym gezeichnet. Die handschriftlichen Texte stammen von einer einzigen Hand und scheinen alle von Spreng ins Reine geschrieben worden zu sein. (Vgl. Kirchner, Bibliographie der Zeitschriften des deutschen Sprachgebietes bis 1900, 1. Bd., S.273, Nr. 4922.) (Exemplare in der öffentlichen Bibliothek der Universität Basel.)
80. Von Benjamin
Friedrich Köhler.
UBERLIEFERUNG: H: Sächsische beschrieben. Adresse:
Landesbibliothek,
18. Dezember Dresden,
1751.
Mscr. Dresd., fa. Nr. 20. 3 Seiten
A Monsieur Monsieur Geliert Maitre en Philosophie etc. Professeur fort celebre de l'Academie de etc(?) ä P. Ami. Leipzic. ERLÄUTERUNGEN: Benjamin Friedrich Köhler, 1730—1796, besuchte 1744-1749 die Schule in Freiberg, ging anschließend nach Leipzig, wo er am 24. April 1749 immatrikuliert wurde. Nach vollendeten Studien wurde er Hofmeister des jungen Grafen Adolf Traugott von Gersdorff (geb. 1744) und blieb es 13 Jahre lang. 1767 wurde er auf Empfehlung Gellerts Hofmeister des damals 16jährigen Prinzen Albrecht von Anhalt-Dessau. 1768 gab er diese Stelle auf und trat unter Beibehaltung seines bisherigen Titels als Hofrat in die fürstliche Landesregierung in Dessau ein. 1763 gab er „Geistliche, moralische und scherzhafte Oden und Lieder, in vier Büchern, nebst einigen anderen Gedichten" heraus. (Vgl. Meusel, Lexikon der vom Jahr 1750-1800 verstorbenen Teutschen Dichter, 7. Bd., S. 176; Neues Lausitzisches Magazin, N.F. 3. Bd., 16(1838), S. 359-361.) Z. 7 Zuschrifft] Gellerts Briefe an Köhler sind verschollen. Z. 10 Lausitz] Das Gut des Obersten Carl Ernst von Gersdorff befand sich in Niederrengersdorf. Hier hat Köhler das Amt des „Hausmarschalls" innegehabt. (Vgl. Neues Lausitzisches Magazin, N.F., 3. Bd., S.28.) Z. 19 Oechlitz] Christian Friedrich Oechlitz. Er stammte aus Leipzig, besuchte 1740 die Leipziger Universität und erhielt 1745 seinen Magister. Danach bekam er die Stelle eines Hauslehrers bei der Familie von Gersdorff in Niederrengersdorf, wo er bis zu seinem 1753 erfolgten Tod tätig war (vgl. Iüngere Matrikel der Leipziger Universität, 3. Bd., S. 288). Köhler hat ein Gedicht, „Bey dem Absterben des Hrn. M. Christian Friedrich Oechlitz im Jahre 1753" verfaßt, das er in den „Geistlichen, moralischen und scherzhaften Oden und Liedern" (S. 154) veröffentlichte. Z. 33 Dame] Nicht ermittelt. Z. 39 in Forma] Latein = Nach den Regeln der Rhetorik. Z. 40 Namen der Figuren] Gemeint sind die Tropen der Rhetorik. Z.54 N.S.] =NS. (Nachschrift). 81. An Ernst Samuel Jacob Borchward.
21. Dezember
1751.
UBERLIEFERUNG: H: Stadtarchiv Hannover, Autographensammlung (ehem. Kestner-Museum), Sign.: 1913.403. 4 Seiten beschrieben. S. 1 oben linke Ecke von Borchward geschrieben: accepi d. l K n Jan. 52. # den l , e n April 52. D: C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Schlegel und Heyer (1769-1774), 8. Teil, S. 126-127, gekürzt; vollständig in Bamberger, Nachtrag zu C. F. Gellerts freundschaftlichen Briefen, S. 23—24. ERLÄUTERUNGEN: Antwort auf Borchwards Schreiben vom 30. Oktober Jacob Borchward vgl. Anm. 29, Erläuterungen. Z. 3 Unfall] Vgl. Anm. 76, zu Z. 44. Z. 23 finstre Mine] Vgl. Anm. 76, zu Z. 26.
1751. Über Ernst Samuel
330 Z. 53 Z. 53
Nr. 82
21. Dezember 1751
Buchholz] Jobann August Buchboltz. Vgl. Anm. 75, zu Z. 22. Sack] August Friedrieb Wilhelm Sack. Vgl. Anm. 30, zu Z. 50.
82. An die Familie Sulzer.
21. Dezember
1751.
H: Nationale Forscbungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, Abt. II, 817. 4 Seiten beschrieben. ÜBERLIEFERUNG:
Über Johann Georg Sulzer vgl. Anm. 52, Erläuterungen. Über Catherine Wilhelmine Sulzer vgl. Anm. 48, zu Z. 131 (Bewohnerinnen,). Z. 4 Haus] Vgl. Anm. 76, zu Z. 82 (Bauen). Z. 27 Schwester] Nach Gronemeyer, „Friedrich Gottlieb Klopstock. Briefe 1738—1750" (S. 353), handelte es sich hier möglicherweise um eine Pflegetochter Bachmanns (vgl. Anm. 52, zu Z. 2) namens Beate Walmichratb, gest. 1797. Ihr Vater, Dietrich Peter Walmichrath, starb 1728. Ihre Mutter, geb. Bauer, heiratete 1732 den Kaufmann Johann Adolf Keusenhof, den Vater von Sulzers Frau. Also wurde Beate Walmichrath eine Stiefschwester von Frau Sulzer, geb. Keusenhof. Z. 34 Capturbefehl] Ein vom Landesfürsten erteilter Haftbefehl. Z. 35 Könige] Friedrich II., König von Preußen. Vgl. Anm. 15, zu Z. 6. Z. 54 Wegelin] Jacob Wegelin, 1721-1791, ab 1748 Registrator der Stadtbibliothek in Basel. Nach Schlichtegroll, „Nekrolog auf das Jahr 1791" (S. 289-290), lernte Sulzer Wegelin erst 1765 auf einer Reise nach Winterthur kennen und bewirkte später dessen Berufung zum Professor der Geschichte an die Ritterakademie. 1766 verließ Wegelin die Schweiz und reiste über Leipzig, wo er Geliert persönlich kennenlernte, nach Berlin. Ob Sulzer 1751 aus den Briefen Bodmers von Wegelin erfuhr, oder ob er ihn im Sommer 1750 bei seinem Besuch in der Heimat kennengelernt hat, ist nicht belegt. Wegelin wurde von Bodmer besonders unterstützt. Von einer Reise Wegelins nach Berlin im Jahre 1751 ist nichts bekannt. (Vgl. Schlichtegroll, Nekrolog auf das Jahr 1791, S. 277-300.) Z. 54 Rammlern] Carl Wilhelm Ramler. Vgl. Anm. 48, zu Z. 7 (Ramler,). Z. 54 Hempeln] Gottfried Hempel. Vgl. Anm. 68, zu Z. 29. Z. 55 Kaufmann] Wer hier gemeint wird, geht aus Gellerts Briefwechsel mit Sulzer nicht hervor. Ob sich dieser Kaufmann im Dezember 1751 in Berlin oder in der Schweiz außielt, ist vom Brieftext nicht klar. Z. 56 Portrait] Während Gellerts Besuch in Berlin im Juni 1751 muß Gottfried Hempel das hier erwähnte Porträt Gellerts gemacht haben. Erst 1752 stellte er das gemalte Bild von Geliert fertig (vgl. Brief 68, Z. 28-29). ERLÄUTERUNGEN:
83. An Johann Adolf Schlegel.
30. Dezember
1751.
H: Karl-Marx-Universität, Universitätsbibliothek, Leipzig, Autographensammlung Kestner, II A IV. 1 Seite beschrieben. Zu diesem Brief Gellerts befindet sich 1 Blatt von fremder Hand (wohl von Philipp Erasmus Reich), Näheres über das Ehepaar und über Einzelheiten der Hochzeit enthaltend. ÜBERLIEFERUNG:
Über Johann Adolf Schlegel vgl. Anm. 2, zu Z. 25 (Bruder). Hochzeitgedichte] An den Leipziger Kaufmann Johann Friedrich Gerwen und dessen Braut, die Witwe Johann Christoph Kuhls. Die Hochzeit fand am 25. Jan. 1752 statt. Schlegel hat das Gedicht erst kurz vor der Hochzeit fertiggestellt, was auch ein Grund für Reichs Unzufriedenheit sein kann (vgl. Brief 83, Z. 3). Reich] Philipp Erasmus Reich. Vgl. Anm. 47, Erläuterungen. Heinen] Johann Abraham Heine. Vgl. Anm. 50, zu Z. 67 (HeynenJ. Ubersetzung] Bezieht sich auf Schlegels Bitte an Geliert, mit Reich wegen einer Übersetzung von Marivaux', „Le Spectateur français, ou le Socrate moderne", zu verhandeln (vgl. Anm. 50, zu Z.49).
ERLÄUTERUNGEN:
Z. 2
Z. 3 Z. 4 Z. 5
Nr. 84
12. Januar 1752
331
Z. 6
Batteux] Über Schlegels Übersetzung von Charles Batteux', „Einschränkung der schönen Künste auf einen einzigen Grundsatz . . .", vgl. Anm. 62, zu Z.3. Z. 6 Ninon Briefe] Die „Briefe von Ninon von Lenclos an den Marquis von Sevigné, nebst den Briefen der Babet an den Boursault" wurden 1751 von Schlegel anonym herausgegeben (vgl. Anm. 49, zu Z. 6). Z. 7 Gothische] Gemeint ist die sehr ungenaue und lückenhafte Übersetzung von Batteux' „Les beaux arts réduit à un même principe" von P. E. Bertram, Gotha 1751, unter dem Titel „Die schönen Künste aus einem Grundsatz hergeleitet". (Vgl. Bieber, Johann Adolf Schlegels poetische Theorie. In: Palaestra, 114 (1912), S.7.) Z. 9 Wendlern] Einzelheiten über eine Auseinandersetzung zwischen Geliert und Wendler (vgl. Anm. 50, zu Z. 70, WendlernJ liegen nicht vor. Sicherlich waren die finanziellen Bedingungen bei Reich viel besser als bei Wendler. Wendler aber besaß ein 1 Ojähriges Privilegium in Sachsen über Gellerts „sämtliche philosophische und historische Schriften". Z. 11 St Mards] Rémond de Saint Mard (Toussaint), 1682-1757, „Réflexions sur la poésie en général, sur l'eglogue, sur la fable, sur l'elégie, sur la satire, sur l'ode et sur les autres petits poèmes, comme sonnet, rondeau, madrigal, etc. suivies de trois lettres sur la décadence du goût, en France. Par Mr. R. D. S. M." (À La Haye 1734). Schon 1746 hat J. A. Schlegel in einem Brief an Bodmer St. Mards Behauptung unterstützt, daß ein Schäfergedicht die Beschreibung einer idealischen (Feen-) Welt sei. (Vgl. Rutledge, Johann Adolf Schlegel, S. 137.) Im Vorbericht zu seinem Schäferspiel „Das Band" vertritt Geliert auch diese Meinung und verweist auf Schlegels Abhandlung „Von dem wahren Gegenstande des Schäfergedichts" (9. Abhandlung als Anhang der Batteux-Übersetzung), und St. Mards „Réflexions sur la poésie . . .". (Vgl. C. F. Geliert, Sammlung vermischter Schriften, S.59ff.) Nach Fromm, „Bibliographie deutscher Übersetzungen ..." (5. Bd., S. 267), wurde St. Mards „Réflexions sur la poésie . . ." nicht ins Deutsche übersetzt. Geliert besaß jedoch eine deutsche Übersetzung von den drei Briefen St. Mards über den Verfall des guten Geschmacks in Frankreich. Diese Übersetzung erschien anonym unter dem Titel „Drey Briefe über das Entstehn, den Fortgang und Verfall des guten Geschmacks, aus dem Französischen des Saint Mard" (Leipzig 1768). (Vgl. Index Librorum . . ., S. 60, Nr. 1208.) Ob Schlegel oder Geliert diese Übersetzung gemacht hat, ist nicht belegt. Z. 14 Cours] Ramlers Übersetzung, „Einleitung in die schönen Wissenschaften . . ., mit Zusätzen vermehrt", erschien 1756—1758 und wurde, wie Schlegels Übersetzung von Batteux, ebenfalls von Weidmann in Leipzig gedruckt. Ramler (vgl. Anm. 48, zu Z. 7) fügte aber gleichzeitig seiner Übersetzung auch Beispiele von deutschen Autoren bei und hatte damit einen größeren Erfolg als Schlegels Übersetzung. (Vgl. Bieber, Johann Adolf Schlegels poetische Theorie. In: Palaestra, 114(1912), S.7-8.) Z. 23 Schwestern] Aus Schlegels Briefwechsel mit Giseke, der sich im Besitz der Karl-Marx-Universität, üniversitätsbibliothek, Leipzig, befindet, geht hervor, daß Schlegel mindestens zwei, vielleicht sogar drei Schwestern bei sich in der Schulpforta hatte. Sie hießen Louise, Rebekka und Auguste. (Vgl. Gisekes Brief an Schlegel vom 27. Okt. 1755.) 84. An Carl Wilhelm
Christian
von Craussen.
12. Januar
ÜBERLIEFERUNG: D: J. J. Ebert, Wittenbergisches Magazin für die Liebhaber der und schönen Wissenschaften, 1 (1781), S. 11 — 13. Original verschollen.
1752.
philosophischen
ERLÄUTERUNGEN: Über Carl Wilhelm Christian von Craussen vgl. Anm. 73, Erläuterungen. Z. 2 Brief] Verschollen. Z. 22 Bruder] Christlieb Ehregott Geliert (vgl. Anm. 1, zu Z. 10). Das hier erwähnte Werk, „Anfangsgründe zur metallurgischen Chimie" (Leipzig: Wendler 1750), begründete Christlieb Ehregotts Ruf als führender Metallurg seiner Zeit und verhalf ihm 1753 zu einer Anstellung in Freiberg als Kommissionsrat. (Vgl. ADB, 8. Bd., S. 549-550.) Z. 24 Heinsius] Gottfried Heinsius, 1709—1769, Mathematiker, studierte an der Universität Leipzig und erhielt 1736 den Ruf nach Petersburg als Professor der Astronomie. Gleichzeitig wurde er zum Mitglied der Petersburger Akademie der Wissenschaften ernannt. Er blieb
332
Z. 26
Z. 31 Z. 33
Z. 40
Nr. 84
12. Januar 1752
in Petersburg bis 1743. In diesem Jahr erhielt er den Ruf nach Wittenberg als Professor der Mathematik. Unterwegs nach Wittenberg erfuhr er, daß sein ehemaliger Professor der Mathematik, Christian August Hausen (geb. 1693, gest. 1. Mai 1743), in Leipzig gestorben sei. Heinsius erhielt dessen Stelle und bekleidete sie bis zu seinem Tod. (Vgl. Ersch und Gruber, Allgemeine Encyclopedie der Wissenschaften . . ., 2. Teil, 5. Bd., S.17—18.) nicht zufrieden] Christlieb Ehregott hatte guten Grund zur Unzufriedenheit. Nachdem er vom sächsischen Hof den Befehl erhalten hatte, in sein Vaterland zurückzukehren, und ihm gleichzeitig eine Professur in Leipzig oder Wittenberg versprochen worden war, kam er aus Rußland 1744 nach Hause zurück. Hier wartete er 21 Ii Jahre vergeblich auf eine Stellung, bekam endlich 1747, nachdem sein Vater gestorben war, aus der Schulpfortaischen Überschußkasse eine Pension von 200 Talern. 1749 versuchte er, die durch den Tod des Professors der Physik, Friedrich Mentz (geb. 1673, gest. 19. Sept. 1749) frei gewordene Stellung zu bekommen, aber ohne Erfolg. Nur weil er ein gutes Angebot vom sizilianischen Hof erhalten hatte, das er auch auf Befehl des Hofes ausschlagen mußte, erhielt er 1750 eine Stellung bei der Berg-Akademie in Freiberg. (Vgl. Acta des vormahls bey der RußischKayserlichen Academie zu Petersburg gestandenen Professoris, Christlieb Ehregott Geliert betreffend, Loc. 1777, Staatsarchiv Dresden; W. Becker und A. Lange, Gedenkschrift, S. 28-34.) Fechtmeister] Friedrich Leberecht Geliert. Vgl. Anm. 1, zu Z. 3. Werke] Craussens Gedichte, die er Geliert einzeln oder in kleinen Sammlungen schickte, erschienen 1755 in Breslau unter dem Titel, „Georgica Cruussica, oder Schäfer- und Hirten-Gesänge aus der tartarischen in die teutsche und französische Dichtkunst gebracht". Im Vorwort zu diesem Werk beschreibt Craussen die Volksstämme der Krim, des Wolgagebietes und Westsiberiens: die Cabardinen, Cruußinen, Crussen und Circassen, aus deren Literatur er seine Gedichte gesammelt hatte. Ursprünglich muß Craussen geplant haben, Geliert im Vorwort oder im Vorbericht zu loben. Im gedruckten Text wird Geliert nicht erwähnt, wie Geliert es verlangt hatte (Z. 34-35). Cosackischen] Bezieht sich auf Craussens Gedicht, „Die rußische Cosackin oder der Zobelfang" (Georgica Cruussica, S. 26—34). Craussen hat das Thema für sein Gedicht aus Gellerts „Leben der schwedischen Gräfin von G**", 2. Teil, übernommen. Hier heißt es von der Geschichte Steeleys: Steely war eines Tages auf seinem Reviere um Pohem so glücklich gewesen, die gesetzte Zahl seiner Zobel bald zu fangen. Auf dem Rückwege nach der Stadt hatte er sich, um auszuruhen, bei einer Quelle niedergeworfen. Darauf kömmt ein wohlgebildetes Mädchen zu ihm und sieht ihn lange starr an. Endlich setzt sie sich nieder und trinkt mit der hohlen Hand aus der Quelle. „Armer Fremdling," fängt sie an, „wollt Ihr nicht auch trinken?" Steely sagt, daß er's schon getan hätte. Aber spricht sie, „wollt Ihr denn nicht einen Trunk Wasser aus meiner Hand annehmen? Tut es doch, Ihr dauert mich, sooft in Euch gehen sehe; und ich bin nicht hiehergekommen, um zu trinken, sondern um Euch dieses zu sagen." - Steeley erschrickt und weiß selbst nicht, was er sagen soll. „Ach," fährt sie fort, „Ihr wollt mir nicht antworten? Nun dauert mich's, daß ich Eurentwegen hiehergegangen bin. Wartet nur, ich will nicht wiederkommen!" Er sieht sie darauf traurig an und sagt, daß er ihr für ihr Mitleiden recht sehr verbunden wäre, und reicht ihr zur Dankbarkeit die Hand.
Der Anfang
von Craussens
Gedicht,
„Die rußische
Cosackin
oder der Zobelfang"
In dem ungeheuren Lande, Wo man wilde Zobel fängt, Ward ein Herr vom hohen Stande In die Sclaverey gesenkt. Dieser saß an einem Tage Von der Arbeit abgematt Unter Kummer, Angst und Plage Wo die Quelle Perlen hat.
lautet:
Nr. 85
Mitte Januar 1752
333
Eine wunderschöne Dirne, Die man nicht gnug rühmen kann, Kommt mit aufgeklärter Stirne, Sieht ihn mit Vergnügung an. Armer Fremdling! spricht die Wilde, Ach wie zärtlich lieb ich dich! Du gleichst einem Engelsbilde Durst dich nicht? du dauerst mich. Alsbald schöpft sie aus der Quelle Mit der hohl gemachten Hand, Wasser, das so klar und helle, Als ihr ungeschminkter Stand. Sie trinkt und reicht ihm zu trinken, Er verweigert diesen Trunk. Drauf läßt sie die Hände sinken, Spricht: ist dir nicht das genung? Ey so schenk ich dir mein Herze, Wornach mancher Schäfer tracht, Lasse mich nicht in dem Schmerze Als hättst dus allein veracht! Ich bin nicht hieher gekommen, Weil mich Durst und Hitze plagt, Du hast mich längst eingenommen; Dulde daß mein Herz dirs sagt. 85. An Johanna
Salome
Geliert.
UBERLIEFERUNG: D: A. Th. Leuchte, C. F. Gellerts aufgefundene ge, S. 10-13. Original verschollen.
Mitte Januar Familtenbriefe mit einem
1752. Anhan-
ERLÄUTERUNGEN: Über Johanna Salome Geliert vgl. Anm. 14, zu Z. 5 (Mama). Z. 5 C r a u s e n ] Carl Wilhelm Christian von Craussen. Vgl. Anm. 73, Erläuterungen. Z. 27 Ende] Gellerts Mutter starb am 23. Januar 1759. Z. 39 Pension] Eine Pension von 100 Talern wurde Geliert von der Pension des 1750 verstorbenen Professors des sächsischen Rechtes in Wittenberg, Johann Gottlob Weidler (1708—1750) erteilt. (Vgl. Ermisch, Christian Fürchtegott Gellerts akademischen Leben. In: Archiv für Sächsische Geschichte, N.F. 3 (1877), S. 281; Jöcher, Allgemeines Gelehrten Lexicon, 4. Bd., Sp. 1853.) 86. Von Johann
Adolf
Schlegel.
ÜBERLIEFERUNG: H: Karl-Marx-Universität, Universitätsbibliothek, lung Kestner, II A IV. 2 Seiten beschrieben.
Mitte Januar Leipzig,
1752.
Autographensamm-
ERLÄUTERUNGEN: Antwort auf Gellerts Schreiben vom 30. Dezember 1751. Über Johann Adolf Schlegel vgl. Anm. 2, zu Z. 25 (Bruder,). Z. 1 Gedicht] Vgl. Anm. 83, zu Z. 2. Z. 1 Reichen] Philipp Erasmus Reich. Vgl. Anm. 47, Erläuterungen. Z. 4 Heinen] Johann Abraham Heine. Vgl. Anm. 50, zu Z. 67 (Heynenj. Z. 7 Inspector] Bonaventura Hoffmann. Er wurde 1748 Inspektor an der Schulpforta. (Vgl. K. C. G. Schmidt und F. K. Kraft, Die Landesschule Pforte . . ., S. 176, Nr. 35.) Z. 14 Famulus] Vielleicht Erdmann Ferber, der 1754 Schlegels Stelle als Nachmittagsprediger bekam. (Vgl. K. C. G. Schmidt und F. K. Kraft, Die Landesschule Pforte ...,S.l 79, Nr. 8.) Z. 16 C r e v i e r ] Jean Baptiste Louis Creviers „Histoire des empereurs romains depuis Auguste jusqu'ä Constantin" wurde 1756—1768 von Justus Saal (1722-1794) ins Deutsche übersetzt. (Vgl. Fromm, Bibliographie deutscher Übersetzungen aus dem Französischen,
334
Nr. 87
22. Januar 1752
1700-1948, 1. Bd., S. 173.) Heinsius gibt als Daten 1751 bis 1767 an. (Vgl. Heinsius, Allgemeines Bücher-Lexikon, l.Bd., S. 623.) Z. 22 Bruder] Gemeint ist Johann Adolf Schlegels jüngerer Bruder, Johann August Schlegel, gest. 1776, der am 25. März 1752 an der Leipziger Universität immatrikuliert wurde. Dr. Heine (vgl. Anm. 50, zu Z. 67) hat besonders für Studenten aus armen Familien die Tätigkeit eines Hofmeisters ausgeübt. Johann August bekam ein Zimmer in Gellerts Haus, dem Schwarzen Brett in Leipzig, wo er 4 Jahre wohnte. Nach dem Studium zog er 1757 zu seinem Bruder Johann Adolf nach Zerbst. Hier arbeitete er wieder an den kritischen Anmerkungen zu der Übersetzung von Banier, „Erläuterungen der Götterlehre und Fabeln aus der Geschichte", mit, die er noch während seines Studiums in Leipzig angefangen hatte. 1759 versuchte er eine Diakonatstelle an der Fürstenschule in Meißen zu bekommen, aber ohne Erfolg. Schließlich wurde er Pastor in Pattensen, danach Pastor in Rehberg im Fürstentum Calenberg. (Vgl. Meusel, Lexikon der vom Jahr 1750-1800 verstorbenen Teutschen Dichter, 12. Bd., S. 190-191; Gellerts Briefe an Erdmuth von Schönfeld, S. 73-74.) Z. 25 Rabnern] Gottlieb Wilhelm Rabener. Vgl. Anm. 27, zu Z.113. Z. 25 Gutschmidten] Christian Gotthelf Gutschmidt. Vgl. Anm. 50, zu Z. 67 (Gutschmidten). Z. 25 [. ]} Vom oberen Rand der Seite abgeschnitten. Z. 26 Pistolet] = Louis d'or (vgl. Zedier, Universal-Lexicon, 28. Bd., Sp. 530/531). Z. 27 Stölzek] Buchbinder in Schulpforta. Näheres über ihn ist nicht bekannt. Z. 33 Schwester] Uber Schlegels Schwestern vgl. Anm. 83, zu Z. 23. Z. 33 Radikinn] Charlotte Cramer, geb. Radike. Vgl. Anm. 41, zu. Z. 9 (Magistrinn). Z. 40 Pater] Latein = äußerst berühmter und tüchtiger Pastor und Professor des hiesigen Gymnasiums, und ein Mann von vielen verehrt. Z. 42 Valedictionen] Gemeint sind die Abschiedsreden, die von den abgehenden Schülern verfaßt wurden.
87. An Johann Adolf Schlegel.
22. Januar 1752.
H: Freies Deutsches Hochstift, Frankfurter Goethemuseum, Hs. 15867. 1 Seite beschrieben. D: W. Stammler, Deutsche Rundschau, N.F., 2 (1915/16), S.240.
UBERLIEFERUNG:
E R L Ä U T E R U N G E N : Antwort auf Schlegels Schreiben vom Mitte Januar 1752. Über Johann Adolf Schlegel vgl. Anm. 2, zu Z. 25 (Bruder,). Z. 2 Louisdor] Bezahlung für das Hochzeitsgedicht, das Reich bestellt hatte (vgl. Anm. 83, zu Z.2). Z. 4 Kostens] Pierre Coste, geb. 1697, gest. 25. Nov. 1751, Prediger an der französischen Kirche in Leipzig. Seine „Sermons, où les vérités dogmatiques et morales de la religion ont été traités de suite et dans un ordre naturel" (4 Teile, 1753) wurden 1755 von Jerusalem (vgl. Anm. 39, zu Z. 5) ins Deutsche übersetzt und von dem Verleger Dyck in Leipzig gedruckt (vgl. Brief 94, Z. 5-7; Fromm, Bibliographie deutscher Übersetzungen aus dem Französischen, 1700-1948, 2. Bd., S. 146). Z. 8 Schwestern] Über Schlegels Schwestern vgl. Anm. 83, zu Z. 23. Z. 8 Br. u. s. Frau] Gellerts Bruder Friedrich Leberecht und dessen Frau Christiane Sophie Geliert, geb. Gärtner (vgl. Anm. 1, zu Z. 3 und Anm. 1, Erläuterungen).
88. Von der Familie Sulzer. UBERLIEFERUNG:
Januar 1752.
H: Sächsische Landesbibliothek, Dresden, Mscr. Dresd., fa. Nr. 162. 4 Seiten be-
schrieben. E R L Ä U T E R U N G E N : Antwort auf Gellerts Schreiben vom 21. Dezember 1751. Über Johann Georg Sulzer vgl. Anm. 52, Erläuterungen. Über Catherine Wilhelmine Sulzer, geb. Keusenhof vgl. Anm. 48, zu Z. 131 (Bewohnerinnen,). Z. 14 Schwester] Beate Walmichrath. Vgl. Anm. 82, zu Z.27.
Nr. 89 Z. 35 Z.37
16. Februar 1752
335
Kriegs Discurse] Bezieht sich auf das Gespräch über die Schlacht bei Kesselsdorf (1744), das in Borchwards Haus in Berlin stattgefunden hat (vgl. Anm. 64, zu Z.lll). Portrait] Bezieht sich auf Gellerts Brief vom 21. Dez. 1751 (Brief 82), Z. 57-58.
89. An Carl Wilhelm
Christian
von Craussen.
16. Februar
ÜBERLIEFERUNG: D: J. J. Ebert, Wittenbergisches Magazin für die Liebhaber der und schönen Wissenschaften, 1(1781), S. 14-16. Original verschollen.
1752.
philosophischen
ERLÄUTERUNGEN: Über Carl Wilhelm Christian von Craussen vgl. Anm. 73, Erläuterungen. Z. 10 Maßenischen] Johannes Messenius, 1579-1636, „Theatrum nobilitatis Svecanae ex quo genvinam et omnimodam regvm, dvcvm, comitvm, baronvm ..." (Stockholm 1616). (Vgl. The National Union Catalog, Pre-1956 Imprints, 378. Bd., S. 175.) Wie Geliert berichtet (Brief 91, Z.3-11), befand sich in dem kleinen Band nur ein kurzer Bericht über die Familie von Craussen. Z. 12 Keck] Michael Keck, Buch- und Antiquitätenhändler auf dem Neumarkt in Leipzig. (Vgl. Conspectus . . . 1747, S.112; 1750, Abt. VI. Abs. I.) Z. 13 Böhme] Johann Gottlob Böhme, 1717-1780, Professor für Geschichte an der Leipziger Universität. Er besaß eine ansehnliche Bibliothek meist historischer Werke. (Vgl. Hirsching, Historisch-literarisches Handbuch . . ., l.Bd., l.Teil, S. 319.) Z. 15 Cramerischen] Johann George Cramer, ao. Professor der Rechte an der Leipziger Universität. (Vgl. Weidlich, Zuverlässige Nachrichten von den jetztlebenden Rechtsgelehrten, l.Bd., S. 80-85.) Z. 25 Boot] Nicht ermittelt. Z. 26 Gelehrte] Nicht ermittelt. 90. An Carl Wilhelm
Christian
von Craussen.
2. März
1752.
UBERLIEFERUNG: D: J. J. Ebert, Wittenbergisches Magazin für die Liebhaber der philosophischen und schönen Wissenschaften, 1 (1781), S. 17—20. Original verschollen. Der Datierung des Briefs im „Wittenbergischen Magazin" (15. März) liegt eine Verwechselung zugrunde, da der vorliegende Brief dem Inhalt nach vor demjenigen geschrieben wurde, der im Magazin unter dem 2. März eingeordnet ist. ERLÄUTERUNGEN: Über Carl Wilhelm Christian von Craussen vgl. Anm. 73, Erläuterungen. Z. 5 Maskau] Johann Jacob Mascov, geb. 1689, gest. 21. Mai 1761, Hofrat und Oberaufseher der Ratsbibliothek in Leipzig. (Vgl. Hirsching, Historisch-literarisches Handbuch . . ., 5. Bd., S. 61-65.) Z. 9 Kappen] Johann Erhard Kappe. Vgl. Anm. 57, zu Z. 29 (Kapp). Z. 15 Bauer] Johann Gottfried Bauer, 1695—1763, ab 1739 Professor der Rechte, Advokat am Oberhofgericht, Mitglied des kleinen Fürsten-Collegiums der Leipziger Universität. (Vgl. ADB, 46. Bd., S.239.) Z. 16 Menke] Friedrich Otto Mencke, geb. 1708, gest. 14. März 1754, erbte von seinem Vater Johann Burkhard Mencke, 1675-1732, eine ansehnliche Bibliothek. Von 1724 bis 1727 war Gottsched, der damals in Menckes Haus wohnte, Verwalter dieser Bibliothek. (Vgl. Waniek, Gottsched und die deutsche Literatur seiner Zeit, S.21—22.) Z. 17 Politik] Bezieht sich auf eine politische Schrift Craussens unter dem Titel, „Prinzenpolitik" (vgl. Briefe 100, Z. 29-54; 101, Z. 80-99; 104, Z. 6-40). Weder Heinsius noch Kayser erwähnen diesen oder einen ähnlichen Titel. Z. 31 Varrentrappen] Franz Varrentrapp, 1706—1786. Er lernte in der Buchhandlung seines Onkels Gleditsch in Leipzig. 1731 wurde er Frankfurter Bürger. Ab 1741 gab er die „Frankfurtischen Berichte von vorstehender Kaiserwahl- und Krönung, wie auch von denen Staats-, Kriegs- und Friedensangelegenheiten in- und außerhalb Europas" heraus. Einen bedeutenden Raum in den Unternehmungen Varrentrapps nahm der Nachdruck guter und aufsehenerregender Bücher ein, darunter auch Gellerts Fabeln. (Vgl. R. Schmidt, Deutsche
336
Z. 40 Z. 43
Z. 49 Z. 50
Z. 52
Z. 55
Z. 56 Z. 57
Z. 58
Z. 58
Nr. 91
15. März 1752
Buchhändler, deutsche Buchdrucker, 6. Bd., S. 1078-1079; Goldfriedrich, Geschichte des deutschen Buchhändeis, 3. Bd., S. 186; Gellerts Brief an }. A. Schlegel vom 22. Juli 17S6, Brief 294.) lectorem] Latein = für den Leser ebenso belustigend wie mahnend. Hic] Aus Horaz, „Ars Poetica", 345.-346. Vers. Solch ein Buch verdient für die Sosii Geld. Es gelangt über das Meer und verlängert seinem bekannten Verfasser die Lebensdauer. Die Sosii waren als Buchhändler berühmt. Gärtner] Carl Christian Gärtner. Vgl. Anm.4, zu Z. 27 ("GaertnerJ. Englische] „History of the Swedish Comtess of Guildenstern". London: Dodsley 1752. Die Übersetzung wurde weder im Inhalt noch in der Form dem Original gerecht. (Vgl. Morgan, A Bibliography of German Literature in English Translation. In: University of Wisconsin Studies, Nr. 16, 1922; Gellerts Brief an Borchward (Nr. 160) vom 8. April 1754, Z. 28-30.) Mercure] Im „Mercure de France" vom Dez. 1751 (2. Teil, S. 28) unter „Scéance publique de l'Académie des Sciences, Belles-Lettres et Arts d'Amiens" wird berichtet, daß Rivery (vgl. Anm. 141, zu Z. 15, RivoerieJ zwei Übersetzungen von Fabeln aus dem Deutschen vorgelesen habe. Es ist anzunehmen, daß hier zwei Fabeln von Geliert gemeint sind. Gellerts Name wird jedoch nicht genannt. Riverys Ausgabe dieser übersetzten Fabeln, die erst 1754 erschien, wird im „Mercure de France" nicht erwähnt. Eine übersetzte Fabel Gellerts befindet sich im „Mercure de France" vom Jan. 1751 bis Febr. 1752 nicht. Straßburger] „Fables et Contes de Mr. Geliert à Strasbourg chez Jean Godefroy Bauer, Libraire au Coin de la Rue dite Schlauchgaße, vis-à-vis le College de L'Université" 1750. Zwei Stücke aus Gellerts „Fabeln und Erzählungen" fehlen in der Straßburger Ausgabe: „Die Betschwester" und „Monime", die für den Herausgeber wohl zu anstößig waren, da jenes von Heuchelei in Sachen der Religion, und dieses vom Selbstmord handelt. Klopstock] Friedrich Gottlieb Klopstock. Vgl. Anm. 37, zu Z.23 (Verfasser). Dänische] Die Ausgabe erschien in Kopenhagen unter dem Titel, „Forsög til en Dansk Oversaettelse af Gellerts Fabler og Fortaellinger". Die Fabeln und Erzählungen wurden von B. J. Lodde übersetzt. Comödien] Nur drei Theaterstücke Gellerts wurden ins Dänische übersetzt, „Die zärtlichen Schwestern" (De omme S0stre), „Sylvia" (Den forstilte Hyrdrinde) und „Das Orakel" (Oraklet). (Vgl. Bibliotheca Danica, 4. Bd., Sp.293, 354.) Paris] Übersetzungen von Gellerts Lustspielen ins Französische aus dem Jahr 1751 sind nicht vorhanden. Die ersten nachweisbaren Übersetzungen ins Französische erschienen 1755 im „Journal étranger", und diese waren nicht vollständig. (Vgl. Journal étranger, Juli bis Nov. 1755.)
91. An Carl Wilhelm
Christian
von Craussen.
15. März
1752.
UBERLIEFERUNG: D: J. J. Ebert, Wittenbergisches Magazin für die Liebhaber der philosophischen und schönen Wissenschaften, 1 (1781), S. 21—22, irrtümlich auf den 2. März datiert (vgl. Anm. 90, Überlieferung). Original verschollen. ERLÄUTERUNGEN: Über Carl Wilhelm Christian von Craussen vgl. Anm. 73, Erläuterungen. Z. 3 Messenius] „Theatrum nobilitatis Svecanae . . . (vgl. Anm. 89, zu Z. 10, Maßenischen). Z. 15 Mutter] Johanna Salome Geliert, geb. Schütz. Vgl. Anm. 14, zu Z. 5 (Mama). Z. 26 Bad] Ende August reiste Geliert 4 Wochen nach Bad Lauchstädt (vgl. Brief 111, Z.4). Z. 28 Manuscript] Bezieht sich auf Craussens „Prinzenpolitik" (vgl. Brief 100, Z. 29-54; Brief 101, Z. 80-99 und Brief 104, Z.6-40). 92. Von Johann
Balthasar
Kölbele.
ÜBERLIEFERUNG: H: Sächsische Landesbibliothek, beschrieben. Der Brief ist in sehr zerbrechlichem
24. März
1752.
Dresden, Mscr. Dresd., fa., Nr. 22. 4 Seiten Zustand.
Nr. 92
24. März 1752
33 7
Johann Balthasar Kölbele, geb. 1726, gest. 1778. Er besuchte 1743 die Universität Gießen, wo er Jura studierte, setzte 1745 sein Studium in Halle fort und promovierte 1748 zum Doktor beider Rechte. In Frankfurt am Main baute er eine Jurapraxis auf, gab jedoch seinen Beruf auf, um sich dem Studium der Religion zu widmen. Da seine Eltern ihm ein Vermögen Hessen, konnte er dieses Studium unbeschwert fortsetzen. Er hat mehrere philosophische Schriften veröffentlicht, wodurch er mit dem Jenaischen Professor Darjes (s. unten zu Z. 21) und auch Mendelssohn in Streit geriet. Seine zwei Romane, „Die Begebenheiten der Jungfer Meyen, eines jüdischen Frauenzimmers, von ihr selbst beschrieben" (1765) und „Die Begebenheiten der Philippine Damien" (1769), sind Tendenzromane nach Samuel Richardson. (Vgl. Voelcker, Johann Balthasar Kölbele, S.l-19.) Z. 10 Lorgen] Figuren aus Gellerts Lustspielen, die ersten zwei, Lorchen und Christianchen, aus der „Betschwester", die anderen, Dämon und Carolinchen, aus dem „Loos in der Lotterie". Z. 21 Daries] Joachim Georg Darjes, 1714—1791, ordentlicher Professor der Moral und Politik mit dem Titel eines Hofrats in Jena. Gegen Darjes' Werk, „Erste Gründe der philosophischen Sittenlehre" (1750), hat Kölbele zwei Schriften veröffentlicht, „Beweis der Allgemeinheit des zureichenden Grundes; nebst einer Auflösung der Einwürfe des um die neuere Weltweisheit hochverdienten Hrn. Hofraths Darjes" (Frankfurt und Leipzig 1750), und „Zusätze zu seinem Beweis der Allgemeinheit des zureichenden Grundes, worinnen erstlich dieser Beweis gegen die Einwürfe des hochverdienten Hrn. Hofr. Darjes, welcher dieselben in der 4ten Abhandlung der 3ten Sammlung ihrer philosophischen Nebenstunden dagegen gemacht, gerettet; sodann zweytens die daselbst enthaltene Vertheidigung ihrer Meinung vom zureichenden Grunde beleuchtet; und drittens erwiesen wird, daß der Grund des Widerspruchs, der Satz der durchgängigen Bestimmung, und der Satz des zureichenden Grundes gleichgültig sind" (Frankfurt am Main 1751). Z. 29 Schwedische Gräfin] Gellerts „Leben der schwedischen Gräfin von G**" erschien 1747-1748 in 2 Teilen. Z. 31 Clarissa und Pamela] „Clarissa; or the History of a Young Lady" und „Pamela; or Virtue Rewarded", beide Romane von Samuel Richardson, 1748— 1753 in das Deutsche übersetzt. ERLÄUTERUNGEN:
Z. 42
Z. 50
Z. 66
Z. 68 Z. 71 Z. 73 Z. 78 Z. 101
Verhältnis] Bezieht sich auf die Stelle im 5. Aufzug am Ende des 7. Auftrittes von Gellerts Lustspiel, „Das Loos in der Lotterie", wo Carolinchen der Frau Dämon ihre dankbarkeit über das erhaltene Los ausdrücken will. Hier heißt es: Carolinchen. Sie sind noch zärtlicher gegen mich gesinnt, als eine Mutter. Ich nehme mein Glück von Ihren Händen an, und bin unruhig, daß ich nicht weis, wie ich erkenntlich dafür seyn soll. Fr. Dämon. Ich verlange keinen andern Dank, als an Deiner Wohlfahrt mich zu vergnügen. Hast Du Gelegenheit, so diene Andern eben so gern, als ich Dir diene. Du bist meine liebe Tochter. Schwestern] Zu diesen drei erwähnten Schwestern zählt Kölbele bestimmt die Tochter von seiner eigenen Schwester, Lorchen Rost. Für dieses Mädchen schrieb Kölbele 1764 den „Grundriß der Religion nach den wichtigsten Angelegenheiten unserer Zeit... in Briefen". In diesem fiktiven Briefwechsel ist der Onkel K. Kölbele selbst, die Mademoiselle R. ist seine Nichte. (Vgl. Voelcker, S. 15-16.) Sachse oder Frischlinus] Die Tragödien und Komödien von Hans Sachs, 1494—1576, waren einfache Geschichten in Form eines Dialogs, in fünf Akte geteilt, aber nicht nach den Regeln des Dramas, sondern als Nachahmung der Humanisten. Kölbele kritisiert Philipp Nicodemus Frischlin, 1547—1590, wohl weil dessen Komödien geistliche Gedanken zu lächerlich behandeln. [...]] Unleserliches Wort. Zayer oder Alzire] „Zaire" und „Alzire", zwei Tragödien von Voltaire. Polieuctes und der Theodora] „Polyeucte, Martyr" und „Theodore, vierge et martyre", zwei Tragödien von Pierre Corneille. Geistlichen] Nicht ermittelt. Gelahrter] Wahrscheinlich ist hier Gottsched gemeint.
338
Nr. 92
24. März 1752
Z. 105 Theatralischen] François Hédelin Abbé d'Aubignac, „La Pratique du Théâtre" (1657), erweiterte Auflage 1715. D'Aubignac fordert in diesem Werk die Orientierung der dramatischen Handlung an den Gesetzen des Wahrscheinlichen (vraisemblance) und des Anständigen (bienséance), die Unterordnung der Komödie unter die Tragödie und die Berufung auf die Autorität des Aristoteles. Das hier angefangene Zitat aus Steinwehrs Übersetzung lautet vollständig: Wer da lieset, verstehet den Verfasser viel besser, er setzet sich mehr in seiner Gemüthsbeschaffenheit, und siehet nichts um sich, daß seine Gedanken zur Entweyhung heiliger Sachen verleiten könnte. Er ist nicht auf dem Schauplatze, sondern in seiner Kammer; er höret nicht den Comödianten, der diese Dinge nach Erforderung seiner Lebensart hersaget; das Buch redet aufrichtig und ohne Verstellung, wie andere Schriften, von der Religion. Er ist nicht mit Spöttern umgeben, die anders reden, als es die Hochachtung mit sich bringen sollte, die sie demjenigen schuldig sind, was sie hören. Er ist allein, und niemand wiederspricht den Bewegungen, welche aus dem Lesen in seinem Herzen entstehen. Daß man aber solche Dinge den Augen, und dem Urtheile des Volkes aussetze, halte ich vor unerlaubt, und ein Stücke von solcher Art kann niemals recht aufkommen. Das ist meine Meynung: Die Erfahrung, aus der ich sie geschöpfet, wird sie bestätigen.
Z.
Z.
Z.
Z.
Z.
Z. Z.
(Franz Hédelin Abtes von Aubignac. Gründlicher Unterricht von der Ausübung der Theatralischen Dichtkunst, aus dem Französischen übersetzt durch Wolf Balthasar Adolph von Steinwehr. Hamburg 1737, 6. Kapitel: Von geistlichen Reden, S. 435—436.) 113 Schuchischen] Eine Gesellschaft deutscher Komödianten, deren Prinzipal, Franziskus Schuck, 1716(?) — 1763, als Hanswurstdarsteller in ganz Deutschland bekannt war. Seine vielgereiste Truppe war 1747, 1748, 1751 und 1752 in Frankfurt und spielte u. a. Stücke von Geliert. 1750 hielt sich die Truppe eine Zeit lang in Leipzig auf. 114 Schönemannische] Diese Schauspieltruppe wurde in den 30er Jahren von Johann Friedrich Schönemann, 1704—1782, gegründet und erhielt 1745 das Generalprivileg in allen schlesischen und preußischen Städten „regelmäßige" Dramen zu spielen. Am 11. Mai 1751 eröffnete die Schönemannsche Truppe das Herzogliche Theater in Rostock. 1753 übernahm Schönemann das Ehrenamt eines Präses an der Schauspielerakademie in Schwerin. Allmählich wandte er sich von der Schauspielerei ab. Als der berühmte Schauspieler Ekhof die Truppe verließ, war die Rostocker Hofbühne nicht mehr zu retten. Sie schloß am 2. Dez. 1757 mit Johann Elias Schlegels „Hermann". Die Truppe wurde dann von Koch übernommen. Zu dem ständigen Repertoire der Schönemannschen Truppe gehörten Gellerts Lustspiele. Ein Verzeichnis der Aufführungen der Schönemannschen Truppe gibt H. Devrient, „Johann Friedrich Schönemann und seine Schauspielergesellschaft", S. 358 -372. 123 Poren] Charles Porée, 1675—1741, französischer Jesuit und Schriftsteller. Seine Abhandlung über die Schaubühne, die in lateinischer Sprache geschrieben wurde, wurde 1734 von Johann Friedrich May ins Deutsche übersetzt unter dem Titel: „Des berühmten Französischen Paters Porée Rede von den Schauspielen. Ob sie eine Schule guter Sitten sind, oder seyn können?" Diese Übersetzung wurde von Gottsched in den „Beyträgen zur kritischen Historie der deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit" (3. Bd., 9. St. 1734) gedruckt. 128 Lustspiel] Von einem Lustspiel mit dem Titel „Die belehrte Jüdin", wird in der Biographie von Kölbele, die von Voelcker herausgegeben wurde, nichts erwähnt. Wie Kölbele in seinem Brief zugibt (Z. 142), war der Stoff zu diesem Lustspiel selbst für einen Roman ausreichend. Vermutlich hat Kölbele dieses Lustspiel tatsächlich in einen Roman umgearbeitet, der 1765 unter dem Titel „Begebenheiten der Jungfer Meyern, eines jüdischen Frauenzimmers, von ihr selbst beschrieben" erschienen ist. 1769 hat Kölbele die dramatischen Aspekte seines Romans in den „Pflichten eines Christlichen Dichters in der dramatischen Beurtheilung der Jungfer Meyern ..." erläutert. 146/147 Trauerspiel] Unter seinem Namen hat Kölbele keine Trauerspiele veröffentlicht. Ob Geliert ihm abgeraten hat, ein Trauerspiel zu veröffentlicht, ist unbekannt, da Gellerts Briefe an Kölbele verschollen sind. 162 Tode] Textverlust durch Riß. 178 Garbe] Johann Gottlieb Garbe, Buchhändler in Frankfurt am Main.
Nr. 93
1. April 1752
93. Von Ernst Samuel Jacob Borchward.
1. April
339 1752.
UBERLIEFERUNG: H: Sächsische Landesbibliothek, Dresden, Mscr. Dresd., fa. Nr. 9. 4 Seiten beschrieben. Seite 1 untere linke Ecke von Borchward geschrieben: Leipzig. ERLÄUTERUNGEN: Antwort auf Gellerts Schreiben vom 21. Dezember 1751. Über Ernst Samuel }acob Borchward vgl. Anm. 29, Erläuterungen. Z. 9 Unfalls] Vgl. Brief 81, Z. 3. Z. 20 Krause] Christian Gottfried Krause, 1719-1770 (bei Goedeke, 1760, vgl. Grundriß . . ., IV1, 2. Teil, S. 1146, 14a), Advokat beim Magistrat und französischen Gericht in Berlin. Mit Gleim, Ew. Chr. v. Kleist, Ramler und Sulzer bekannt. Das hier erwähnte Werk, „Buch von der musikalischen Poesie", wurde eigentlich schon 1747 als Manuskript fertiggestellt. Auf Ramlers Anraten arbeitete Krause das Werk um. Das „Buch von der musikalischen Poesie" wurde 1752 in Berlin bei Voß verlegt. Dem Gedankengang Spinozas folgend, und mit Anlehnung an die Arbeit von DuBos' „Réflexions sur la Peinture et sur la Poésie" baute Krause seine Affekttheorie auf die Grundaffekte Lust und Unlust auf. Er befürwortete den lustbetonten Affekt und verwarf alles heftige. (Vgl. Die Musik in Geschichte und Gegenwart, 7. Bd., Sp. 1717—1721.) Als Beispiel, wie sich zu Arien passende Stellen finden lassen, benutzt Krause Gellerts Singspiel „Das Orakel" (vgl. Buch von der musikalischen Poesie, S. 104, 148-150.) Z. 22 Zeitungen] Geliert ließ Krauses Werk in zwei Zeitungen rezensieren: „Neue Zeitungen von gelehrten Sachen" (34 (1752), S. 303) und „Staats- und Gelehrten Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten" (75 (1752) vom 12. März). Wie aus Gellerts Brief an Borchward vom 24. April 1752 (Brief 98 dieser Ausgabe) hervorgeht, hat Abraham Gotthelf Kästner die Rezensionen geschrieben. Z. 31 Anweisung] Johann Christoph Stockhausen, „Critischer Entwurf einer auserlesenen Bibliothek für den Liebhaber der Philosophie und schönen Wissenschaften. In einigen Sendschreiben an einen Freund" (Berlin 1752). Daß dieses Werk Geliert gefiel, ist zu verstehen, da alle seine Werke darin gelobt werden. Stockhausen stellt Geliert als Fabeldichter neben Hagedorn (S. 100), er erwähnt nur zwei Romane unter den deutschen Romanen, die lesenswert wären: Loens „Der redliche Mann am Hofe" und Gellerts „Leben der schwedischen Gräfin von G**" (S.92). Als Schäfer dichter erwähnt er nur Joh. Christian Rost und Geliert (S. 100). Über die Komödie in Deutschland schreibt er folgendes: Die Lustspiele des Hrn. Prof. Gellerts sind die ersten, die mir jetzt einfallen. Sie haben in ihrem Charakter etwas neues und originalmäßiges, die Empfindungen der Zärtlichkeit, der Großmuth, der Freundschaft sind überall darin ausgebreitet, und ich habe bey den zärtlichen Schwestern einige Thränen ohnmöglich zurückhalten können. (S. 110.) Stockhausen lobt auch Gellerts „Briefe, nebst einer praktischen Abhandlung von dem guten Geschmacke in Briefen" und bezeichnet das Werk als unvergleichlich FS. 158).
94. Von Johann
Adolf
Schlegel.
UBERLIEFERUNG: H: Karl-Marx-Universität, Universitätsbibliothek, lung Kestner, II A IV. 2 Seiten beschrieben.
5. April Leipzig,
1752.
Autographensamm-
ERLÄUTERUNGEN: Antwort auf Gellerts Schreiben vom 22. Januar 1752. Über Johann Adolf Schlegel vgl. Anm. 2, zu Z. 25 (Bruderj. Z. 3 Bruder] Johann August Schlegel. Vgl. Anm. 86, zu Z. 22. Z. 6 Costischen] Pierre Coste. Vgl. Anm. 87, zu Z. 4 (Kostens,). Z. 8 Reich] Philipp Erasmus Reich. Vgl. Anm. 47, Erläuterungen. Z. 12 Hoppe] Johann Ernst Hoppe. Er wurde am 11. April 1752 an der Leipziger Universität immatrikuliert und erhielt 1756 seinen Magister (vgl. lungere Matrikel der Leipziger Universität, 3. Bd., S. 173). Z. 19 Inspector] Bonaventura Hoffmann. Vgl. Anm. 86, zu Z. 7.
340
Nr. 95
12. April 1752
Z. 23 Z. 32 Z. 32 Z.32 Z. 32 Z. 32
Schwestern] Vgl. Anm. 83, zu Z. 23. Heinen] Johann Abraham Heine. Vgl. Anm. 50, zu Z. 67 (HeynenJ. Gutschmidten] Christian Gotthelf Gutschmidt. Vgl. Anm. 50, zu Z. 67 (GutschmidtenJ. Rabnern] Gottlieb Wilhelm Rabener. Vgl. Anm. 27, zu Z.113. Bruder] Friedrich Leberecht Geliert. Vgl. Anm. 1, zu Z. 3. Frau] Christiane Sophie Geliert, geb. Gärtner. Vgl. Anm. 1, Erläuterungen.
95. Von Johann Friedrich Löwen. ÜBERLIEFERUNG:
12. April
H: Sächsische Landesbibliothek,
1752.
Dresden, Mscr. Dresd., fa. Nr. 25. 2 Seiten be-
schrieben. Über Johann Friedrich Löwen vgl. Anm. 43, Erläuterungen. Zuschrift] Gellerts Brief an Löwen ist verschollen. Zink] Bartholomäus Joachim Zinck. Vgl. Anm. 51, zu Z. 14. Gedichte] Vgl. Anm. 43, zu Z. 13/14. Wendlern] Johann Wendler. Vgl. Anm. 50, zu Z. 70 (Wendlernj. Michaelis] Johann David Michaelis, 1717—1791, Professor der Theologie in Göttingen. Er studierte ab 1733 in Halle, erhielt 1739 seinen Magister und ging 1741 auf ein Jahr nach England. Nach seiner Rückkehr hielt er Vorlesungen an der Universität Halle. 1745 ging er nach Göttingen, wurde 1746 ao. Professor, 1750 ordentlicher Professor der Philosophie. Von 1751 bis 1756 war er Sekretär der Societät der Wissenschaften in Göttingen, von 1761 bis 1770 ihr Direktor. (Vgl. Meusel, Lexikon der vom Jahr 1750 bis 1800 verstorbenen Teutschen Schriftsteller, 9. Bd., S. 142-154.)
ERLÄUTERUNGEN:
Z. 3 Z.9 Z.12 Z. 13 Z. 14
96. An Johann Jacob Bodmer. ÜBERLIEFERUNG:
H: Zentralbibliothek
18. April
1752.
Zürich, Ms. Bodmer 2, Nr. 3. 2 Seiten beschrieben.
Über Johann Jacob Bodmer vgl. Anm. 25, Erläuterungen. Brief] Verschollen. Gedichte] „Noah, ein Heldengedicht in zwölf Gesängen" (Zürich 1752), später als die „Noachide" bekannt. Trotz der Bemühungen Wielands (Abhandlung von den Schönheiten des epischen Gedichts: Der Noah . . 1753) und Sulzers (Gedanken von dem vorzüglichen Werthe der epischen Gedichte des Herrn Bodmer, 1754) fand das Werk in Deutschland keinen großen Beifall. (Vgl. Jördens, Lexikon deutscher Dichter und Prosaisten, 1. Bd., S. 144-145.) Z. 12 Stockhausen] Da Bodmers Brief an Geliert verschollen ist, läßt sich nicht feststellen, worauf sich die Kritik Stockhausens bezieht. Im „Critischen Entwurf einer auserlesenen Bibliothek ..." wird Bodmer nicht einmal mit Namen erwähnt. Z.17 Rabener] Gottlieb Wilhelm Rabener. Vgl. Anm. 27, zu Z.113. Z. 19 zweyten Kloppstock] Gemeint ist Christoph Martin Wieland, 1733-1813. Er besuchte das pietistische Kloster Bergen bei Magdeburg und studierte 1750—1752 in Tübingen Jura. Nachdem er Bodmer die ersten vier Gesänge seines Heldengedichtes „Hermann" zugeschickt hatte, erhielt er eine Einladung nach Zürich, wo er vom Okt. 1752 bis Juni 1754 Gast in Bodmers Haus war. Insgesamt blieb er fast neun Jahre in der Schweiz. 1760 ging er nach Biberach, wo er Kanzleidirektor wurde. Daß Wieland Geliert als Dichter sehr hochschätzte, geht aus einem Brief Wielands an Bodmer vom 2. Febr. 1752 hervor. Hier heißt es: Sie geben mir schon etlichemahle zu verstehen, daß Sie mit unsern Erzählungen nicht ganz zufrieden sind. Außer Hagedorns und Gellerts hab' ich wenige gesehen, die mir gefallen hätten. Aber die Art, wie diese erzählen, ist nach meinem Geschmack. Herr Geliert ist mein Mignon. Diese naive Annehmlichkeiten, dieser natürliche Witz, diese anmuthige, einfältige Sprache der Erzählung, die die Seele seiner Fabeln und Erzählungen sind, gefallen mir unendlich. Mich däucht fast, wie er erzählt, würde jeder geistreiche Kopf unter seinen Freunden mündlich erzählen. ERLÄUTERUNGEN:
Z. 3 Z. 5
Nr. 97
Z. 21
(Wielands Briefwechsel. Schlegel] Johann Adolf
97. An Johann
Adolf
20. April 1752
341
l.Bd. Hrsg. von Hans Werner Seiffert, S.41.) Schlegel. Vgl. Anm. 2, zu Z. 25 (BruderJ.
Schlegel.
20. April
ÜBERLIEFERUNG: H: Karl-Marx-Universität, Universitätsbibliothek, lung Kestner, II A IV. 1 Seite beschrieben.
Leipzig,
1752.
Autographensamm-
ERLÄUTERUNGEN: Über Johann Adolf Schlegel vgl. Anm. 2, zu Z. 25 (BruderJ. Z. 2 Brief] Verschollen. Z. 3 Gedicht] Nicht ermittelt. Schlegel in seinen weiteren Briefen erwähnt dieses Gelegenheitsgedicht nicht. Z. 13 Bodmer] Bodmers Brief an Geliert ist verschollen. Ob Geliert sich hier auf Stockhausens Kritik bezieht (vgl. Anm. 96, zu Z. 12), kann nicht mit Sicherheit bestätigt werden. Z.15 Rabner] Gottlieb Wilhelm Rabener. Vgl. Anm. 27, zu Z.113. Z.16 Schwestern] Vgl. Anm. 83, zu Z.23. Z. 16 Bruder] Johann August Schlegel. Vgl. Anm. 86, zu Z. 22.
98. An Ernst Samuel Jacob Borchward.
24. April
1752.
ÜBERLIEFERUNG: H: Stadtarchiv Hannover, Autographensammlung (ehem. Kestner-Museum), Sign.: 1913.403. 1 Seite beschrieben. Oben links von Borchward geschrieben: accep: d 10 ten May. D: Bamberger, Nachtrag zu C. F. Gellerts freundschaftlichen Briefen, S.26—27. ERLÄUTERUNGEN: Antwort auf Borchwards Schreiben vom 1. April 1752. Über Ernst Samuel Jacob Borchward vgl. Anm. 29, Erläuterungen. Z. 2 Commission] Bezieht sich auf die Rezension von Krausens „Buch von der musikalischen Poesie" (Berlin 1752). Damals galt das Werk als dem unentbehrlich, der als Tonkünstler oder Dichter in diesem Fache nach Grundsätzen . . . arbeiten will. (Vgl. Hirsching, Historisch-literarisches Handbuch . . ., 3. Bd., 2. Teil, S. 371.) Z. 3 Freundes] Christian Gottfried Krause. Vgl. Anm. 93, zu Z. 20. Z. 3 Kästner] Abraham Gotthelf Kästner. Vgl. Anm. 4, zu Z. 27 (KaestnerJ. Z. 5 Recensionen] Diese zwei von Kästner geschriebenen Rezensionen erschienen in den „Neuen Zeitungen von gelehrten Sachen" (34 (1752), S. 303) und in der „Staats- und Gelehrten Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten" (75 (1752) vom 12. März). Krause wird mit Namen nicht erwähnt.
99. Von Johann
Georg Sulzer.
UBERLIEFERUNG: H: Germanisches Nationalmuseum, laß Karl August Böttiger. 3 Seiten beschrieben.
5. Mai
1752.
Nürnberg, Archiv für bildende Kunst,
Nach-
ERLÄUTERUNGEN: Über Johann Georg Sulzer vgl. Anm. 52, Erläuterungen. Z. 4 Versprechens] Bezieht sich auf Gellerts Brief vom 21. Dez. 1751 (Brief 82), Z. 18-20. Z. 5 Statt] = Stadt. Z. 23 Freündin] Gemeint ist Frau Sulzers Stiefschwester, Beate Walmichrath (vgl. Anm. 82, zu Z. 27).
100. An Carl Wilhelm
Christian
von Craussen.
ÜBERLIEFERUNG: D: J. J. Ebert, Wittenbergisches Magazin für die Liebhaber der und schönen Wissenschaften, 1 (1781), S. 23—26. Original verschollen.
19. Mai
1752.
philosophischen
ERLÄUTERUNGEN: Über Carl Wilhelm Christian von Craussen vgl. Anm. 73, Erläuterungen. Das im „Wittenbergischen Magazin ..." angegebene Datum (19. März 1752) beruht auf einem Lesefehler
342
Nr. 101
26. Mai 1752
des Wortes Mai (= May). Geliert machte die in Zeile 3 erwähnte Reise erst Ende April (vgl. Brief 98, Z. 13-15). Z. 6 Briefe] Verschollen. Z. 19 Ludovici] Carl Günther Ludovici, 1707-1778. Er studierte an der Leipziger Universität und erhielt 1728 seinen Magister in Philosophie. 1734 wurde er Professor der Philosophie und 1761 Professor der aristotelischen Philosophie. Geliert wurde für diese Stelle von dem sächsischen Premierminister, dem Grafen von Brühl, vorgeschlagen, lehnte sie aber wegen seiner angegriffenen Gesundheit ab. (Vgl. Ermisch, Archiv für Sächsische Geschichte, N. F. 3 (1877), S. 280.) Ludovici war Archivar der Leipziger Universität und Bibliothekar der Leipziger „Gesellschaft der Teutschen Sprache und freyen Künste". Er war auch Mitarbeiter an Zedlers „Großem vollständigen Universal-Lexicon". Craussen hat wohl den Aufsatz über den Kaukasus für Ludovicis „Eröfnete Academie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmannslexicon . . ." (5 Teile, Leipzig 1752 — 1756) verfaßt. Schon im Vorbericht seiner Sammlung von Erzählungen aus dem Tartarischen („Georgica Cruussica" vgl. Anm. 84, zu Z. 33) hat Craussen diese Gegend ausführlich beschrieben und über die dortigen Stämme, die Cabardinen, Cruußinen, Crussen und Circassen, berichtet. Z. 22 Messenii] Vgl. Anm. 89, zu Z. 10. Z. 30 Prinzenpolitik] Der Grund, warum diese Arbeit von Craussen von Leipziger Verlegern abgelehnt wurde, gibt Geliert in seinem Brief vom 15. Juli 1752 (Brief 104, Z. 6-40).
101.
Von Carl Wilhelm
Christian
UBERLIEFERUNG: H: Sächsische schrieben.
von Craussen.
Landesbibliothek,
26. Mai Dresden,
1752.
Mscr. Dresd. fa. Nr. 14. 4 Seiten be-
ERLÄUTERUNGEN: Über Carl Wilhelm Christian von Craussen vgl. Anm. 73, Erläuterungen. Z. 3 Beine gebrochen] Einzelheiten über Craussens Unfall liegen nicht vor. Z. 18 Stede] Preußische Mundart = Stellung, Amt. (Vgl. Fischbier, Preussisches Wörterbuch, 2. Bd., S.365.) Z. 34 Polyphemi] Ein Zyklop, der von Ulysses geblendet wurde, erscheint im 13. Buch der „Metamorphosen" von Ovid. Z. 35 Prothée] Proteus, weissagender Meergreis, Untertan des Neptun, der alles über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wußte. Z. 47 Frantz Wein] Französischer Wein. Z. 49 Quillen] Vermutlich norddeutsche Mundart = Kiel, Engl, quill, der harte Teil der Vogelfeder. Qvillen-Feegen = Schreibfeder schneiden bzw. spitzen. Z. 50 Salomon] Diese Stelle befindet sich in der Lutherbibel, 12. Kapitel, „Der Prediger Salomo", 12. Vers. Z. 54 Mollier] Jean Baptiste Poquelin, genannt Molière. Craussen meint hier Molières Lustspiele, „Le Docteur amoureux" (1658), „L'Amour médecin" (1665), und „Le Malade imaginaire" (1673). Z. 60 Scarron] Paul Scarron, 1610—1660, französischer Schriftsteller, Satiriker, der in seiner Jugend ein sorgloses Lustleben führte. In seinem 28. Jahr wurde er gelähmt und entschloß sich, sein Geld durch Schriftstellerei zu verdienen. Er bekam eine Unterstützung vom französischen Hof, vor allem durch die Mutter Ludwigs XIV., Königin Anna. In seinem Haus verkehrten die berühmtesten Persönlichkeiten der Zeit. Er wurde also, wie Craussen behauptet, durch seine Lähmung unglücklich, durch seinen Ruhm jedoch vergnügt. (Vgl. Nouvelle Biographie Générale, 43. Bd., Sp. 469-476.) Z. 67 Ovidio] Am Ende der „Metamorphosen" (877.-879. Vers) schreibt Ovid: Quaque patet domitis Romana potentia terris, Ore legar populi, perque omnia saecula fama, Siquid habent veri vatum praesagia, vivam. Und wo die Römer bezwungene Länder beherrschen, die Völker Werden mich lesen: ich bleibe, wenn irgend die Ahnung der Sänger Wahrheit besitzt, im Ruhme für ewige Zeiten lebendig.
Nr. 102
Z. 71
Z. 77
Z. 80 Z. 84 Z. 87
Z. 89 Z. 99
102.
16. Juni 1752
343
Diesen von Ovid prophezeiten Ruhm sollten auch Gellerts Werke erfahren. Novit] Aus Virgil „Georgica", IV. Buch, Z. 392.-393. Vers. Die Stelle beschreibt Nereus, den Weissager. Denn der Seher weiß alles was ist, was gewesen ist, Und was bald als Künftiges sich herausstellen wird. Gedichte] Weder Heinsius noch Kayser erwähnen ein Heldengedicht mit diesem oder einem ähnlichen Titel aus dieser Zeit. Vielleicht hat Craussen das Gedicht in einer Zeitschrift veröffentlicht und zwar anonym. Printzen Politick] Geliert muß Craussens Manuskript im März erhalten haben. Vgl. Gellerts Brief an Craussen vom 15. März 1752 (Brief 91, Z. 28). Achs] Nicht ermittelt. Pigmaleons] In Ovids „Metamorphosen" wurde die weibliche Figur, die der zyprische Künstler Pygmaleon geschaffen hatte, von Venus zum Leben erweckt (Metamorphosen, 10. Buch, 270.-294. Vers). [. . ./stern] Unleserliches Wort. Vielleicht mustern. Marsias] Marsyia, ein Satyr, dem Apollo die Haut abzog, nachdem Marsyia ihn im Flötenspiel besiegt hatte. Aus den Tränen der ihn beweinenden Nymphen und Satyren entstand nach Ovid der gleichnamige Fluß. (Metamorphosen, 6. Buch, 382.-400. Vers.) Von Johann
Friedrich
von Cronegk.
16. Juni
1752.
ÜBERLIEFERUNG: D : C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Schlegel und Heyer (1769-1774), 9. Bd., S. 4—6, als 16. Juni 1753 falsch datiert, da Cronegk schon 1752 Leipzig verließ und Geliert sich in seinem Brief an Cronegk vom 13. Juli 1752 (Brief 103) deutlich auf diesen Brief bezieht. ERLÄUTERUNGEN: Johann Friedrich von Cronegk, geb. 1731, gest. 1. Jan. 1758 in Nürnberg, kam 1750 von der Universität Halle nach Leipzig und freundete sich schnell mit Geliert, Rabener, Kästner, Weiße und Klopstock an. Er muß schon im Juni 1752 nach Ansbach zurückgekehrt und erst im Juli in den Staatsdienst eingetreten sein. Nach einer Reise nach Italien im Dezember 1752 und einer nach Paris (1753), kehrte er nach Hohentrüdingen zurück, wo er Kammerjunker und Hof- und Justizrat wurde. Außer einer 1755 unternommenen Reise nach Leipzig blieb er bis kurz vor seinem Tod in Ansbach. (Vgl. Gensei, Johann Friedrich von Cronegk. Sein Leben und seine Schriften, S. 1-26.) Z. 19 Es hängt] Anspielung auf Cronegks Ode „An den Herrn Professor Geliert" 13.-16. Vers, wo Cronegk seine Entfernung von Leipzig und Geliert bedauert: Dann wecket kein munterer Ton die Saiten den staubichten Leyer; Dann hängt sie vergessen an Buchen, und schweigt. In Träumen nur seh ich dich noch, entzückt durch das heilige Feuer, Das Dichtern der Zukunft Entfernungen zeigt. (Des Freyherrn Johann Friederich von Cronegk sämtliche Schriften, 2. Bd., S. 188-189.) Z. 23 S c i p i o ] Diese Tragödie von Cronegk ist nie erschienen. Im 5. Gesang seines Gedichts, „Einsamkeiten", (Herbst 1752 entstanden) deutet Cronegk den Inhalt des Dramas möglicherweise an: Doch wann ein Scipio, noch bei erhitzter Jugend, Das, was er liebt, verliert, das nenn ich Heldentugend. (Des Freyherrn Johann Friederich von Cronegk sämtliche Schriften, 2. Bd., S. 29.) Z. 32 B r ü h l ] Hans Moritz von Brühl, geb. 20. Dez. 1736, gest. 1809, Neffe des sächsischen Premierministers Grafen Heinrich von Brühl, 1700—1763. Er wurde am 1. Juni 1750 an der Leipziger Universität immatrikuliert. Cronegk beschreibt ihn mit folgenden Worten: Der junge hier studirende Graf v. Brühl ist ungefähr den Jahren nach 15, dem Verstände nach aber wenigstens 30 Jahre alt. (Gensei, Johann Friedrich von Cronegk, S. 20.) Geliert verglich den jungen Grafen mit dem tugendhaften Helden in Samuel Richardsons Roman, „Sir Charles Grandison", wobei er sich als Freund und Mentor des Grafen die Rolle des weisen Dr. Bartlett zuerteilte. Nach abgeschlossenem Studium ging Brühl; 2 Jahre nach Paris. Er lud Geliert ein, mit ihm dorthin zu fahren und bei ihm zu bleiben (vgl. Brühls Brief
344
Nr. 103
Z. 32 Z. 33
an Geliert vom 12. August 1755), was Geliert aber abschlug. 1764 wurde er sächsischer Gesandter am Pariser Hof, danach Gesandter in London, wo er sich 1767 mit Alicia Maria, Witwe des Grafen von Egremont, verheiratete. Nach seinem Weggang von Leipzig blieb Graf Moritz von Brühl in ununterbrochenem Briefwechsel mit Geliert. Aus Paris schickte er Geliert Nachrichten über das literarische Leben der Stadt und war für die Bekanntmachung von Gellerts Schriften in Paris von großer Bedeutung. Geliert drückte seine Freundschaft und Liebe zu dem Grafen aus in der Ode „An den Herrn Grafen Hanns Moritz von Brühl, bei seinem vierzehnten Geburtstage", die er in seinen „Lehrgedichten und Erzählungen" (1754) veröffentlichte. Bruder] Friedrich Leberecht Geliert. Vgl. Anm. 1, zu Z. 3. Steuerrevisor] Gottlieb Wilhelm Rabener. Vgl. Anm. 27, zu Z. 113.
103. An Johann
13. Juli 1752
Friedrich
von Cronegk.
13. Juli
1752.
UBERLIEFERUNG: H: Freies Deutsches Hochstift, Frankfurter Goethemuseum, Hs. 10239. 2 Seiten beschrieben. Adresse: A Monsieur, Monsieur de Cronegk p P. couv. ä P. Oettingen. Hohentrudingen D: C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Fleischhauer (1786), 6. Teil, Anhang, S. 267-269. ERLÄUTERUNGEN: Antwort auf Cronegks Schreiben vom 16. Juni 1752. Über Johann Friedrich von Cronegk vgl. Anm. 102, Erläuterungen. Z.15 Scipio] Vgl. Anm. 102, zu Z.23. Z. 15 Comoedie] Cronegks „Der Mißtrauische", ein Lustspiel in 5 Aufzügen, das Cronegk als Student in Leipzig angefangen hatte. Das Stück wurde nur einmal aufgeführt: 1766 in Hamburg. (Vgl. Gensei, Johann Friedrich von Cronegk, S. 12 — 18.) Z. 18 Batteux] Gemeint sind Gellerts Vorlesungen über die schönen Wissenschaften. Z.25 Lehrer] Vgl. Brief 102, Z. 24. Z. 29 Freunde] In Ansbach haben Johann Peter Uz, 1720—1796, Cronegks ehemalige Lehrer J. J. Rabe und J. G. Rabe sowie der Hof-, Kammer- und Landschaftsrat Johann Christoph Hirsch, 1698—1780, dem jungen Dichter besondere Hilfe geleistet. (Vgl. Gensei, Johann Friedrich von Cronegk, S. 29—30.) Z. 34 Papa] Friedrich Johann Carl von Cronegk, Oberamtmann in Hohentrüdingen. (Vgl. Gensei, Johann Friedrich von Cronegk, S. 1.) Z. 34 Mama] Frau von Cronegk war eine geb. von Crailsheim. Sie starb am 5. März 1757. (Vgl. Gensei, Johann Friedrich von Cronegk, S. 45.) Z. 35 Raben] Johann Georg Rabe, Cronegks ehemaliger Hofmeister. (Vgl. Gensei, Johann Friedrich von Cronegk, S. 9.)
104. An Carl Wilhelm
Christian
von Craussen.
ÜBERLIEFERUNG: D: J. J. Ebert, Wittenbergisches Magazin für die Liebhaber der und schönen Wissenschaften, 1 (1781), S. 26-29. Original verschollen.
15. Juli
1752.
philosophischen
ERLÄUTERUNGEN: Über Carl Wilhelm Christian von Craussen vgl. Anm. 73, Erläuterungen. Z. 2 Brief] Verschollen. Z. 6 Manuscripte] Über Craussens „Prinzenpolitik" vgl. Briefe 90, Z. 19-41; 100, Z. 29-54; 101, Z. 80-99. Z.49 Unfälle] Vgl. Brief 101, Z.2-5, 25-27.
Nr. 105 105. An Carl Heinrich
von Gleichen.
24. August 1752 24. August
345 1752.
UBERLIEFERUNG: D: Alexander Freiherr von Gleichen-Rußwurm, „Aus den Wanderjahren eines fränkischen Edelmannes". In: Neujahrsblätter, 2 (1907), S. 6-7. Original verschollen. ERLÄUTERUNGEN: Über Carl Heinrich von Gleichen vgl. Anm. 42, zu Z. 2 (Sohn,). Z. 23 Brühl] Hans Moritz von Brühl. Vgl. Anm. 102, zu Z. 32. 106. An Johann
Friedrich von Cronegk.
26. August
1752.
ÜBERLIEFERUNG: H: Museum für Geschichte der Stadt Leipzig, Autografensammlung, Gruppe Literatur. 3 Seiten beschrieben. D: C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Fleischhauer (1786), 6. Teil, Anhang, S. 272 -274. ERLÄUTERUNGEN: Über Johann Friedrich von Cronegk vgl. Anm. 102, Erläuterungen. Z. 4 Gärtner] Carl Christian Gärtner (vgl. Anm. 4, zu Z. 27, Gaertner) und dessen Frau Luise Marie Henriette, geb. Cruse (vgl. Anm. 40, Erläuterungen). Z. 5 Cramer] Johann Andreas Cramer (vgl. Anm. 41, zu Z. 9, Mann), und dessen Frau Charlotte, geb. Radike (vgl. Anm. 41, zu Z.9, MagistrinnJ. Z. 5 Schlegel] Johann Adolf Schlegel (vgl. Anm. 2, zu Z. 25, Bruder,) und dessen Frau, genannt „Mutchen", bzw. „Muthchen", geb. Hübsch. Z. 19 Ode] Cronegks Ode, „An den Herrn Professor Geliert", erschien 1752 in der „Sammlung vermischter Schriften von den Verfassern der bremischen neuen Beiträge . . .", 3. Bd., 2. St. Z. 31 via] Latein = der ist wert des Gedächtnisses durch die Jahrhunderte hin, der einst einen Namen haben wird, nun aber erkannt wird. Aus Quintilian, „De Institutione Oratoria", X, 1, 104). Z. 35 Si praecepta] Latein = Wenn das Lehren gelehrt machte, wer wäre nicht gelehrt? Z. 38 Cleveland] Ein unveröffentlichtes Jugenddrama Cronegks, vor 1749 in Ansbach verfaßt. (Vgl. Gensei, Johann Friedrich von Cronegk, S.2-3.) Z. 39 Hofrathe] Cronegk wurde im Herbst zum Kammerjunker und zum Hof- und Justizrat ernannt. (Vgl. Gensei, Johann Friedrich von Cronegk, S. 22.) Z. 47 Raben] Gemeint ist Cronegks ehemaliger Hofmeister Johann Georg Rabe. (Vgl. Gensei, Johann Friedrich von Cronegk, S. 6 und 8.) 107. Von Friedrich Eberhard
Boysen.
UBERLIEFERUNG: H: Germanisches Nationalmuseum, laß Karl August Böttiger. 4 Seiten beschrieben.
7. September Nürnberg, Archiv für bildende Kunst,
1752. Nach-
ERLÄUTERUNGEN: Friedrich Eberhard Boysen, geb. 1720, gest. 1800 als Oberhofprediger und Konsistorialrat im Reichsstift Quedlinburg. Er war wegen seiner mannigfaltigen Kenntnisse, vor allem in der Orientalistik, bekannt. Er wurde aber auch als einer der letzten Vertreter des altlutherischen Lehrbegriffs betrachtet. Z. 17 Betrachtung] Wohl Boysens „Sendschreiben an die gelehrte Gesellschaft zu Halle, von den Schicksalen der schönen Wissenschaften" (Magdeburg 1748). Z. 22 Trostschreiben] Boysens, „Die Zubereitung zum seligen Sterben" (Magdeburg 1744, 2. Aufl. ebenda 1745). 108. Von Nicolaus
Dietrich
Giseke.
ÜBERLIEFERUNG: H: Germanisches Nationalmuseum, laß Karl August Böttiger. 4 Seiten beschrieben.
23. September Nürnberg, Archiv für bildende Kunst,
1752. Nach-
ERLÄUTERUNGEN: Über Nicolaus Dietrich Giseke vgl. Anm. 48, zu Z. 8 (GisekeJ. Z. 4 Stammer] Carl Wilhelm von Stammer. Er besuchte ab 1748 das Collegium Carolinum in Braunschweig, wurde danach am 5. Oktober 1752 an der Leipziger Universität immatrikuliert. Giseke war in Braunschweig dessen Hofmeister gewesen. (Vgl. Eschenburg, Entwurf
346
Z. 9
Z. 16 Z. 20
Z. 40 Z. 48
Nr. 109
2. Oktober 1752
einer Geschichte des Collegii Carolinii. . ., S. 100; lungere Matrikel der Universität Leipzig, 3. Bd., S. 400.) Vater] Gottlieb Lebrecht von Stammer, gest. 1777, wurde am 4. Febr. 1748 Generalmajor, 1757 Generalleutnant im Dienst des Herzogs Carl I. (Vgl. Zimmermann, Abt Jerusalems Berichte über die Erziehung der Kinder Herzog Karls 1.. . . In: Jahrbuch des Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig, 5 (1906), S. 147.) Jerusalem] Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem. Vgl. Anm.39, zu Z.5. Gottscheden] Johann Christoph Gottsched. Vgl. Anm. 4, zu Z. 27. Es ist verständlich, daß der junge Stammer nur Nachteiliges über Gottsched in Braunschweig hörte, da 4 von den Mitgliedern der „Bremer Beiträge", Giseke, Ebert, Gärtner und Zachariae, also Anti-Gottschedianer, am Collegium Carolinum in Braunschweig tätig waren. Bruder] Ludwig Ernst Lebrecht von Stammer. Er besuchte ab 1749 das Collegium Carolinum. (Vgl. Eschenburg, Entwurf einer Geschichte des Collegii Carolini . . ., S. 101). Haussen] Kaufmann in Braunschweig. Näheres über ihn ist unbekannt.
109. Von Johann
Andreas
Cramer.
ÜBERLIEFERUNG: H: Sächsische Landesbibliothek, schrieben.
2. Oktober
1752.
Dresden, Mscr. Dresd., fa. Nr. 140. 4 Seiten be-
ERLÄUTERUNGEN: Über Johann Andreas Cramer vgl. Anm. 41, zu Z. 9 (Mann). Z. 5 Calendermacher] Nicht ermittelt. Z. 13 Chrysostomus] „Johann Chrysostomus, Erzbischoffs und Patriarchen zu Constantinopel, Predigten und kleine Schriften; aus dem Griechischen übersetzt; mit Abhandlungen und Anmerkungen begleitet, herausgegeben von J. A. Cramer; mit einer Vorrede Hrn. d. Romanus Teller's" (lOBde., Leipzig 1748-1751). Z. 15 Fleurette] = höfliche Äußerung. Z. 16 Preen] Die Frau Kammerjunker von Preen, eine große Verehrerin Gellerts, gehörte dem Quedlinburger Hof an. Ob Geliert dem Verlangen Cramers nach an sie geschrieben hat, ist unbekannt. Briefe Gellerts an die Frau von Preen sind nicht nachweisbar. Z. 34 Schulenburg] Vgl. Anm. 1, zu Z. 25. Z. 39 Charlotte] Charlotte Cramer, geb. Radike. Vgl. Anm. 41, zu Z. 9 fMagistrinnJ. Z. 39 Jungen] Carl Friedrich Cramer, geb. 7. März 1752, gest. 1807. Er wurde 1775 Professor in Kiel, wegen seiner Parteinahme für die Französische Revolution 1794 entlassen. Danach wurde er Buchhändler in Paris. (Vgl. A. W. Cramer, Haus-Chronik, S. 49 f.; Krähe, Carl Friedrich Cramer . . ., S. 1.) Z. 40 Ebert] Johann Arnold Ebert. Vgl. Anm. 10, Erläuterungen. Z. 41 Gottsched] Johann Christoph Gottsched. Vgl. Anm. 4, zu Z. 27 (Gottsched,). Z. 43 Boßvet] „Jacob Benignus Bossuet, Bischoffs von Meaux, Einleitung in die allgemeine Geschichte der Welt, bis auf Kaiser Carl'n den Grossen. Für den ehemaligen Dauphin von Frankreich abgefasst. Uebersetzt und mit einem Anhange historisch-critischer Abhandlungen vermehrt von Johann Andreas Cramer" (Hamburg 1748). Cramer setzte diese Geschichte zwischen 1752 und 1786 in 7 Teilen weiter fort unter dem Titel „Einleitung in die Geschichte der Welt, und der Religion". Der 2. Teil dieser Geschichte, rund 700 Seiten stark, erschien 1752 in Leipzig (vgl. Meusel, Lexikon der vom Jahr 1750 bis 1800 verstorbenen Teutschen Schriftsteller, 2. Bd., S. 188-189).
110. Von Friedrich
Eberhard
Boysen.
ÜBERLIEFERUNG: H: Germanisches Nationalmuseum, laß Karl August Böttiger. 3 Seiten beschrieben.
4. Oktober
1752.
Nürnberg, Archiv für bildende Kunst, Nach-
ERLÄUTERUNGEN: Über Friedrich Eberhard Boysen vgl. Anm. 107, Erläuterungen. Z. 4 erinneren] Bezieht sich auf die „Betrachtung", die Boysen mit seinem Brief an Geliert vom 7. Sept. 1752 geschickt hat (vgl. Brief 107, Z. 17-21).
Nr. 111 111. An Carl Wilhelm
Christian
von Craussen.
14. Oktober 1752
347
14. Oktober
1752.
ÜBERLIEFERUNG: D: J. J. Ebert, Wittenbergisches Magazin für die Liebhaber der und schönen Wissenschaften, 1 (1781), S. 30—32. Original verschollen.
philosophischen
ERLÄUTERUNGEN: Über Carl Wilhelm Christian von Craussen vgl. Anm. 73, Erläuterungen. Z. 8 Frau] Christiane Sophie Geliert, geb. Gärtner. Vgl. Anm. 1, Erläuterungen. Z. 22 Bülzingslöwen] Christian August Friedrich von Bülzingsleben. Vgl. Anm. 13, Erläuterungen. Z. 26 Copialien] Gemeint ist die Abschrift von Craussens „Prinzenpolitik", die Geliert einem Leipziger Studenten überlassen hatte (vgl. Brief 104, Z. 47—48).
112. An Ernst Samuel Jacob Borchward.
4. Dezember
1752.
UBERLIEFERUNG: H: Stadtarchiv Hannover, Autographensammlung (ehem. Kestner-Museum), Sign.: 1913.403. 1 Seite beschrieben. Oben rechts von Borchward geschrieben a. d. 8 len Dec. # den 12 ten ejusd. D: Bamberger, Nachtrag zu C. F. Gellerts freundschaftlichen Briefen, S. 28. ERLÄUTERUNGEN: Über Ernst Samuel Jacob Borchward vgl. Anm. 29, Erläuterungen. Z. 2 Freund] Nicht ermittelt. Es handelt sich hier um ein in Preußen befindliches Gut, das einem wohl ohne schriftliche Erlaubnis vom preußischen Hof im Ausland wohnenden Untertan gehörte. Dem Königlichen Edikt nach hatte der Staat das Recht, das Vermögen solcher Untertanen zu beschlagnahmen (vgl. Anm. 113, zu Z.9). Z. 4 P. Memoria] Latein = perpetuum Memoria, d. h. zur Erinnerung. Z. 10 Bade] Geliert verbrachte im September und Oktober 4 Wochen in Bad Lauchstädt (vgl. Brief 111, Z. 4—7). Z. 15 Frau] Henriette Borchward. 113. Von Ernst Samuel Jacob Borchward. ÜBERLIEFERUNG: H: Sächsische Landesbibliothek, schrieben.
12. Dezember
1752.
Dresden, Mscr. Dresd. fa. Nr. 10. 8 Seiten be-
ERLÄUTERUNGEN: Antwort auf Gellerts Schreiben vom 4. Dezember 1752. Über Ernst Samuel Jacob Borchward vgl. Anm. 29, Erläuterungen. Z. 9 N e u e r e s E d i c t ] Bezieht sich auf das Königliche Edikt vom 16. Jan. 1748: „Edict, daß keiner von Seiner Königlichen Majestät adelichen Vasallen und Unterthanen ohne Dero höchst eigenhändige Erlaubniß, aus dem Lande reisen, noch weniger in auswärtige Dienste treten soll". In Fällen, wo preußische Untertanen ohne Erlaubnis im Ausland wohnten oder dienten, war der Staat berechtigt, das Vermögen dieser Leute zu beschlagnahmen. Am Ende dieses Ediktes steht folgender Paragraph, worauf sich Borchward in seinem Brief bezieht: Wie dann auch denenjenigen, die ausserhalb Landes mit Gütern angesessen, allerdings erlaubt bleibt, Unserer im Martio 1744. ergangenen Declaration gemäß, sich eine Zeitlang, nach Beschaffenheit der Umstände daselbst aufzuhalten; sie werden aber als treue Vasallen und Diener solche Abwesenheit auch dergestalt einzurichten wissen, daß es nicht den Schein einer Veränderung ihres Domicilii haben möge. (Corporis Constitutionum Marchicarum Continuatio IV. 4. Teil, 5. Abt., Nr. 5, Sp. 21-24.) Z. 17 feßelt] = feßeln, wohl Flüchtigkeitsfehler. Z. 42 Gottesgelahrten] August Friedrich Wilhelm Sack, Hofprediger in Berlin (vgl. Anm. 30, zu Z. 50). Die in Zeile 43 erwähnten entsetzliche« Umstände beziehen sich auf die Zeit in Sacks Leben, wo er als Prediger an der deutschen reformierten Gemeinde in Magdeburg seine Predigten für den Druck bearbeiten mußte. (Vgl. ADB, 25. Bd., S. 297.) Geliert, der im Juni 1751 seine Tätigkeit an der Universität Leipzig aufnahm, wurde darauf hypochondrischer und schwermütiger. Borchward schrieb diese Zustände der Arbeitsbelastung an der Universität zu.
348
Nr. 114
25. Dezember 1752
Z.47 Z. 59
Z.
Z.
Z.
Z. Z. Z. Z.
Z.
Z.
Billard] = Billiard. Sarasan] Antonius Alphonsus de Sarasa „Ars Semper gaudendi ex principii divinae providentiae et rectae consdentiae deducta" wurde 1741 übersetzt unter dem Titel „Die Kunst sich immer zu freuen und stets vergnügt zu seyn, aus den Gründen der göttlichen Vorsehung und eines guten Gewissens hergeleitet, mit berühmter Männer und eigenen Anmerkungen fast durchgehends erläutert, aus dem Lateinischen ins Deutsche übersetzt von Johann Christian Fischer", Jena 1748. 3. Auflage 1753. 59 Clarcks] Samuel Clark, 1675—1729, englischer Prediger. Borchward erwähnt hier dessen Predigt Nr. 87, „Of Religious Melancholy", die die unnötige Ängstlichkeit mancher tugendhaften Christen zu erklären und gleichzeitig zu entkräften versucht. (Vgl. One hundred and seventy three sermons on several subjects, 2. Bd., S. 579-585.) 76/77 Trostgründen] In seinen „Trostgründen wider ein sieches Leben" (1747) schreibt Geliert, es muß denen Kranken, die man beruhigen will, lieber seyn, den zu hören, dem die Erfahrung und innerliche Ueberzeugung zu Hilfe kömmt, als einen, der diesen Vortheil entbehrt. (C. F. Geliert, Von den Trostgründen wider ein sieches Leben, S.2.) 100 Youngs] Edward Young, 1683 — 1765, englischer Dichter, dessen „Night Thoughts on Life, Death, and Immortality" 1751 von Johann Arnold Ebert (vgl. Anm. 10, Erläuterungen) ins Deutsche übersetzt wurden. Youngs, „Nachtgedanken . . ." waren eine Lieblingslektüre Gellerts. 108 neu-modisch] Bezieht sich auf Klopstocks Sprache. Die Wortschöpfungen Klopstocks, die im „Messias" vorkommen, waren für Borchward anstößig. 112 Phöbus] Phöbus Apollo, der Sonnengott. 119 Satan] Im 1. Buch, 7. Vers von John Miltons, „Paradise Lost" (1667) wird der Sturz Satans beschrieben. Er fiel, with hideous ruin and combustion down to bottomless perdition. 120/121 offenhertzig] Wegen seiner angeborenen Furchtsamkeit und wohl auch wegen seiner Nähe zu Gottsched gab Geliert nur selten seine Meinung über die neuere Literatur bekannt. Über Klopstock und dessen Sprache äußerte er sich nur in einem Brief an die Gräfin von Bentinck vom Jahr 1755. Hier schrieb er, daß er sich an das Fremde, Harte, Rauhe, Verwegne seiner [Klopstocks] Sprache und seinen Ton hat erst gewöhnen müssen, ehe er seine Werke schätzen konnte (vgl. Brief 247). 123 Herveys] James Hervey, 1714—1758, Rektor in Northamptonshire, England. Sein Werk „Meditations and Contemplations" (1748) enthält Abhandlungen, die in einem elegischen Ton geschrieben sind. 129 Getreuen] Henriette Borchward.
114. Von Johann Georg Sulzer. ÜBERLIEFERUNG: H: Germanisches Nationalmuseum, laß Karl August Böttiger. 2 Seiten beschrieben.
25. Dezember
1752.
Nürnberg, Archiv für bildende Kunst, Nach-
Über Johann Georg Sulzer vgl. Anm. 52, Erläuterungen. Z. 2 Reich] Philipp Erasmus Reich. Vgl. Anm. 47, Erläuterungen. Z. 5 Alcove] Alkoven, Nische. Z. 11 Epicurus] Epikur, griechischer Philosoph, 341—270 v. Chr., lehrte in einem von ihm erworbenen Garten in Athen. Z. 15 unterschied] Sulzer bezieht sich hier auf ein Gespräch, das während Gellerts Besuch bei Borchward im Juni 1751 stattfand (vgl. Anm. 64, zu Z. 111). Z. 17 Esculapius] In der griechischen Mythologie der Gott der Heilkunst Sohn des Apollo und der Nymphe Coronis. Z. 27 Wilhelmine] Catherine Wilhelmine Sulzer, geb. Keusenhof. Vgl. Anm. 48, zu Z. 131 (Bewohnerinnen,). ERLÄUTERUNGEN:
115. An Johann Heinrich Gottfried Koch. UBERLIEFERUNG:
nal verschollen.
1752.
D: Dresdner Abendzeitung, Nr. 202 (23. Aug. 1821), unter Theaterkritik. Origi-
Nr. 116
27. Januar 1753
349
ERLÄUTERUNGEN: Johann Heinrich Gottfried Koch, 1703 — 1775, Dramatiker, Übersetzer und Schauspieler, seit 1749 Theaterprinzipal. Gellerts Lustspiele gehörten zu dem ständigen Repertoire der Kochischen Truppe. (Vgl. Witkowski, Geschichte des literarischen Lebens in Leipzig, S. 445-446.) Z. 2 krank] Bezieht sich auf Gellerts, „Die kranke Frau, ein Nachspiel in einem Aufzug", 1747 in der Ausgabe von Gellerts Lustspielen veröffentlicht. Z. 2 Frau] Christiane Henriette Koch, geb. Merleck. Sie glänzte als Komödienschauspielerin. (Vgl. Schütze, Hamburgische Theater-Geschichte, S. 287.) Z. 3 Theater] Die Kochische Truppe hatte ein Theater in Quandts Hof in Leipzig. Z. 7 Medicamentum] In Gellerts „Kranker Frau", bekommt Frau Stephan von Herrn Richard ein Elixier. Nachdem sie es als Heilmittel genommen hat, wird ihr wirklich übel. (Vgl. Die kranke Frau, 11. Auftritt.)
116. An Emanuel
Falkner.
27. Januar
ÜBERLIEFERUNG: H: öffentliche Bibliothek beschrieben. Siegel erhalten. Adresse:
1753.
der Universität Basel, Mscr. G2 II 50, Nr. 2. 2 Seiten
A Monsieur Monsieur Falkner p P. couv.
à Bàie.
ERLÄUTERUNGEN: Über Emanuel Falkner vgl. Anm. 72, Erläuterungen. Z. 3 Bücher] Die Liste der von Geliert vorgeschlagenen Bücher befindet sich in Gellerts Schreiben an Falkner vom 5. Okt. 1751 (Brief 72), Z. 20—27. Die in Zeile 4 erwähnten Urtheile Falkners sind verschollen. Z. 8 Saurins] Jacob Saurins, „Abrégé de la Théologie et de la morale chrétienne, en forme de catéchisme" (vgl. Anm. 10, zu Z. 3). Z. 13 Bildniß] Wie Falkner ein Bild von Geliert bekommen hat, konnte nicht ermittelt werden. Wahrscheinlich ist eine Kopie von Gellerts Porträt durch Sulzer oder durch den im 82. Brief erwähnten schweizerischen Kaufmann (Z. 54—59) von Berlin nach Zürich gelangt.
117. An Ernst Samuel Jacob Borchward.
27. Januar
1753.
UBERLIEFERUNG: H: Stadtarchiv Hannover, Autographensammlung (ehem. Kestner-Museum), Sign.: 1913. 403. 2 Seiten beschrieben. Seite 1 oben rechts von Borchward geschrieben: a. d. 12 Kn Febr. # den 14 ten May u. zwey poetische Erzählungen von meiner Arbeit ihm übersandt. Teil eines Siegels erhalten. D: Bamberger, Nachtrag zu C. F. Gellerts freundschaftlichen Briefen, S. 29-30. ERLÄUTERUNGEN: Antwort auf Borchwards Schreiben vom 12. Dezember 1752. Über Ernst Samuel Jacob Borchward vgl. Anm. 29, Erläuterungen. Z. 10 Mutter] Johanna Salome Geliert, geb. Schütz. Vgl. Anm. 14, zu Z. 5 (Mama,). Z. 10 Haynchen] Hainichen. Z. 11 Bruders] Wohl Friedrich Leberecht Geliert. Vgl. Anm. 1, zu Z. 3. Z. 20 Sulzer] Johann Georg Sulzer. Vgl. Anm. 52, Erläuterungen. Sulzers Einladung an Geliert befindet sich in Sulzers Brief vom 25. Dez. 1752 (Brief 114), Z. 10-28. Z. 25 Gefährtinn] Henriette Borchward. Z.28 Summe] Vgl. Brief 113, Z. 18-19.
118. An Johann
Georg Sulzer.
29. Januar
1753.
UBERLIEFERUNG: H: Freies Deutsches Hochstift, Frankfurter Goethemuseum, Sign.: Hs. 15868. 2 Seiten beschrieben. D: Reynolds, Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts, (1977), S. 6—7.
350
Nr. 119
1. März 1753
Antwort auf Sulzers Schreiben vom 25. Dez. 1752. Über Johann Georg Sulzer vgl. Anm. 52, Erläuterungen. Z. 10 Freunde der Natur] Bezieht sich auf Sulzers „ Versuch einiger Betrachtungen über die Werke der Natur" (1745, 2. Aufl. 1750), eine physiko-theologische Erbauungsschrift in wolffianischen Stil (ADB, 37. Bd., S. 145), die zu Gellerts Lieblingslektüre zählte. Z. 23 Ostern] Die erhoffte Reise nach Berlin fand wegen Gellerts angegriffener Gesundheit nicht statt. Geliert hielt sich vom Anfang Mai bis zum 20. Juni zur Kur in Karlsbad und in Annaberg auf (vgl. Brief 124, Z. 5-11). ERLÄUTERUNGEN:
119. An Carl Wilhelm Christian von Craussen.
1. März
1753.
Ü B E R L I E F E R U N G : D: J. J. Ebert, Wittenbergisches Magazin für Liebhaber der philosophischen und schönen Wissenschaften, 1 (1781), S. 32—36. Original verschollen.
Über Carl Wilhelm Christian von Craussen vgl. Anm. 73, Erläuterungen. Briefe] Craussens Brief an Geliert ist verschollen. Gedichte] Die zwei hier erwähnten Gedichte befanden sich nicht unter Gellerts Briefen. Da Geliert keinen Hinweise auf den Inhalt oder die Titel dieser Gedichte gibt, konnte sie nicht ermittelt werden. Schwester] J. J. Ebert erwähnt in seinem Aufsatz über Craussen im „Wittenbergischen Magazin" die Namen von Craussens Geschwistern nicht. Die übersandten Verse von Craussens Schwester konnten nicht ausfindig gemacht werden. Sylvia] Bezieht sich auf Gellerts Schäferspiel, „Sylvia", 1745 im 4. Stück der „Belustigungen des Verstandes und des Witzes" erschienen. Hier wird die Sprödigkeit der Frau und der Stumpfsinn ihres Anbeters verspottet. Die Neubersche Truppe hat das Stück am 16. Jan. 1747 in Leipzig aufgeführt. Schütze (Hamburgische Theatergeschichte, S. 271 und 282) erwähnt, daß das Schäferspiel 1747 und noch oft 1754 in Hamburg aufgeführt wurde. Madai] David Samuel von Madai, 1709-1780, Anhalt-Cöthenscher Hofrat, ab 1739 Chefarzt des Hallischen Waisenhauses, wurde durch seine selbst verfertigten Medikamente (Hallische Apotheken, Z. 65) in ganz Deutschland bekannt. Das von Geliert erwähnte Buch (Z. 67) heißt, „Kurze Nachricht von dem Nutzen und Gebrauch einiger bewährten Medicamente, welche zu Halle im Magdeburgischen, in dem Waisenhause dispensiret werden ..." Halle 1764s. (Vgl. Hirsching, Historisch-literarisches Handbuch ..., 4. Bd., S. 183-187.) Korn] Johann Jacob Korn, 1702 — 1762, Verleger in Breslau, Herausgeber der „Schlesischen privilegirten Staats- Kriegs- und Friedens-Zeitung". Er verlegte auch Craussens Sammlung von Gedichten, „Georgica Cruussica" (vgl. Anm. 84, zu Z. 33, WerkeJ. Vgl. Lindemann, Die deutsche Presse bis 1815, 1. Teil, S. 165-166. Dyhern] Vermutlich eine Tochter des Württemberg-Oels-Bernstädtischen Regierungsrats Melchior Silvius, und Grafen von Dyherrn. Aus seiner 2. Ehe mit Maria Catharine Freyin von Mercant stammten 2 Töchter, die jedoch in Zedier (Großes vollständiges Universal-Lexicon . . ., 7. Bd., Sp. 1681 —1683) mit Namen nicht erwähnt werden.
ERLÄUTERUNGEN:
Z. 2 Z. 33
Z. 48
Z. 55
Z. 66
Z. 71
Z. 74
120. Von Johann Gotthelf Lindner.
2. März
1753.
U B E R L I E F E R U N G : H: Sächsische Landesbibliothek, Dresden, Mscr. Dresd., fa. Nr. 23. 3 Seiten beschrieben. Siegel erhalten. Adresse: A Monsieur Monsieur G e l i e r t Professeur en Beiles Lettres de l'Academie de Leipzig p Couv. ä Leipzig
Nr. 121
12. Mai 1753
351
ERLÄUTERUNGEN: Johann Gotthelf Lindner, 1729-1776, studierte in Königsberg, wurde 1750 Magister, 1753 Lehrer an der Domschule in Riga und 1755 Inspektor daselbst. Als Professor der Dichtkunst wurde er 1765 (vielleicht schon 1764) nach Königsberg zurückberufen und wurde dort Sekretär der Teutschen Gesellschaften. (Vgl. ADB, 18. Bd., S. 704 - 705.) Z. 17 Fontenellen] Als Gottsched die Deutsche Gesellschaft in Leipzig gründete, teilte er dies dem französischen Dichter Bernard le Bovier de Fontenelle mit. Daraufhin schrieb Fontenelle an Gottsched, daß er dieses Vorhaben billige, und glaube, die deutsche Sprache wäre wahrscheinlich doch fähig, Gefühle und Ideen auszudrücken, und daher gepflegt werden sollte. Diesen Brief veröffentlichte Gottsched in der „Deutschen Gesellschaft in Leipzig eigene Schriften und Übersetzungen in gebundener und ungebundener Schreibart . . .", 1. Teil (1730), Vorrede, S.7-8. Z. 19 Fabeln] Gellerts „Der junge Gelehrte" im 2. Teil von Gellerts „Fabeln und Erzählungen" (1748). Z. 20 Z. 34
Z. 35
Z. 36
Z. 37
Sind sie] Zitat aus Gellerts Fabel, „Der junge Gelehrte", 17.-18. Vers. Lauson] Johann Friedrich Lauson, 1727—1783, wurde 1751 Lehrer an der Löbenicht- und Kneiphöfischen Schule in Königsberg. Seine poetischen Versuche erschienen in 2 Teilen zwischen 1753 und 1754. Seine Extemporalpoesie hatte Einfluß auf Hamann und Hippel. (Vgl. Hamberger und Meusel, Gelehrtes Teutschland, 8. Bd., S. 89-90.) Picander] Pseudonym von Christian Friedrich Henrici, 1700-1764, Aktuar beim Postamt in Leipzig. Er verdiente zusätzliches Geld, indem er Gelegenheitsgedichte oft skurrilster Art schrieb. Mit Gottsched, der Henrici als Vertreter der burlesken Dichtung betrachtete, lag er beständig im Streit. (Vgl. Waniek, Gottsched und die deutsche Literatur seiner Zeit, S. 68-71.) Ostermesse] Lauson gab 1753 den ersten „Versuch in Gedichten, nebst einer Vorrede von der extemporalen Poesie, und einem Anhang von Gedichten aus dem Stegreife" heraus. 1754 folgte ein zweiter „Versuch". Daphne] „Daphne", eine moralische Wochenschrift, die Lindner 1750 in Königsberg herausgab. Von einer Fortsetzung ist nichts bekannt. (Vgl. M. Holzmann und H. Bohatta, Deutsches Anonymen-Lexikon, l.Bd., S. 362; Goedeke, Grundriß . . ., IV', S.211. Als Erscheinungsjahr gibt Goedeke fälschlicherweise 1740 an.)
121. Von Johann
Samuel Patzke.
UBERLIEFERUNG: H: Sächsische Landesbibliothek, schrieben.
12. Mai
1753.
Dresden, Mscr. Dresd. fa. Nr. 39. 3 Seiten be-
ERLÄUTERUNGEN: Johann Samuel Patzke, geb. 1727, gest. 1787 als Pastor und Senior des Ministeriums der Altstadt Magdeburg. Er verdiente das Geld für sein Theologiestudium an der Universität Frankfurt an der Oder durch das Verfassen von Gelegenheitsgedichten, die er 1750 in Halle unter dem einfachen Titel „Gedichte" herausgab. 1753 erschien seine Übersetzung von Terenz' Lustspielen, 1754 eine „Sammlung Lieder und Erzählungen", 1755 das Trauerspiel „Virginia". Im Jahre 1755 wurde er durch den Einfluß Sacks (vgl. Anm. 30, zu Z. 50) Pfarrer in Wormsfeld bei Landsberg an der Oder, wo er seine „Freundschaftlichen Briefe" (1760) verfaßte, die später unter dem Titel „Briefe vom Verfasser des Greises" (1767) neu herausgegeben wurden. 1762 kam er auf Empfehlung des Markgrafen Heinrich von Schwedt nach Magdeburg. Hier wurde er bald ein hervorragender Kanzelredner und gab seine Predigten in 7 Bänden heraus. Mit Heinrich Wilhelm Bachmann gründete er 1763 in Magdeburg eine literarische Gesellschaft. Als Schriftsteller wirkte er für die Volksbelehrung und Besserung durch die Herausgabe von Wochenschriften, wie z. B. „Der Greis" (1763-1769), „Der Wohlthäter" (1772-1773) und durch seine Dramen, wie z. B. „Davids Sieg im Eichtal" (1766), „Abels Tod" (1769) u.a. In Gellerts Bibliothek waren fast alle Werke Patzkes vorhanden. (Vgl. Hausbuch der Stadt Magdeburg, S. 64; Index Librorum ..., S. 38, 60, 68; ADB, 25. Bd., S. 238-240.) Z. 7 Nicolai] Gottlob Samuel Nicolai, 1725—1765, ab 1749 Adjunkt der philosophischen Fakultät der Universität Halle. In Halle gründete er die Gesellschaft der Freunde der schönen Wissenschaften, zu deren Mitgliedern auch Cronegk (vgl. Anm. 102, Erläuterun-
352
Nr. 122
14. Mai 1753
gen) gehörte. 1753 wurde er ordentlicher Professor der Philosophie in Frankfurt an der Oder. 1760 wurde er Pastor und Professor am Gymnasium in Zerbst, wo er wohl die durch J. A. Schlegels Berufung nach Hannover Ende 1754 freigewordene Stelle übernahm. (Vgl. Gensei, Johann Friedrich von Cronegk, S. 7.) Z. 7 Irwing] Carl Franz von Irwing, 1728—1801, Kgl. Preußischer Oberkonsistorialrat, und Rat bei den Direktorien des Joachimsthalischen Gymnasiums und der Domkirche zu Berlin. Seine Schriften, die erst ab 1772 erschienen sind, handeln von den Lehrmethoden der Philosophie und der Naturmoral. (Vgl. Hamberger und Meusel, Gelehrtes Teutschland. .., 3. Bd., S. 556-557, und 10. Bd., S.38.) Z. 21 Hemmerde] Carl Hermann Hemmerde, 1708-1782, Verleger in Halle. Z. 22 Terenz] Des Publius Terenzius Lustspiele, 1753 von Patzke übersetzt. Diese Übersetzung wurde von der damaligen Kritik beschrieben als die erste deutsche Uebersetzung dieses Dichters . . d i e sich lesen ließe (ADB, 25. Bd., S. 238).
122. Von Ernst Samuel Jacob Borchward. UBERLIEFERUNG: H: Sächsische Landesbibliothek, schrieben.
14. Mai 1753. Dresden, Mscr. Dresd. fa. Nr. 11. 8 Seiten be-
Borchward dekliniert die in der Anredeform „Ihr" auftretenden Adjektive im Nominativ- wie Akkusativplural nicht (z. B. Ihre heiße Freunde, Z. 45). Dasselbe Phänomen erscheint auch bei Johann Jacob Mack (vgl. Brief 129, Z. 17, 19, 25-26). LESARTEN:
ERLÄUTERUNGEN: Antwort auf Gellerts Schreiben vom 27. Januar 1753. Über Ernst Samuel Jacob Borchward vgl. Anm. 29, Erläuterungen. Z. 13 27 ten Jenner] Brief 117 der vorliegenden Ausgabe. Z. 17 Sultzers] Johann Georg Sulzer. Vgl. Anm. 52, Erläuterungen. Z. 44 Clarißa] In Samuel Richardsons Roman „Clarissa; or the History of a Young Lady" erscheint Miss Howe als die engste Freundin der Heldin, mit der Clarissa Briefe wechselt und der sie ihre Probleme und ihren Kummer mitteilt. Z. 49 poetische Erzählungen] Die zwei Erzählungen, die Borchward mit seinem Brief an Geliert schickte, sind verschollen. Z. 68 Brieffe an Euch] Bezieht sich auf Gellerts Brief an Borchward vom 21. Dez. 1751, wo Geliert klagt, daß er wegen seiner Lehrtätigkeit an der Leipziger Universität keine Lust mehr zum Schreiben habe (vgl. Brief 81, Z. 38—50). Z. 88 Y o u n g und Hervey] Edward Young und James Hervey (vgl. Anm. 113, zu Z. 100 und 123). Gellerts Meinung über diese englischen Schriftsteller steht im 124. Brief der vorliegenden Ausgabe (Z.21—35). Z. 90 in dem Jure Publico] Latein=im öffentlichen Recht. Z. 101 Gespräche] Johann Samuel Müllers „Gespräche der alten Weltweisen" (Hamburg 1735). Z. 102 Xenophons] „Der Kern wahrer und nützlicher Weltweisheit, ehedessen von Xenophon in Beschreibung der merkwürdigen Dinge des Socrates vorgestellet, und aus dem Französischen des Herm Charpentier ins Deutsche übersetzt von Christian Thomas" (Halle 1693). Z. 102 Thomasen] Christian Thomasius, 1655—1728, Philosoph, Rechtsgelehrter, ab 1710 Direktor der Universität Halle, berühmt als Begründer des deutschen Aufklärertums. (Vgl. ADB, 38. Bd., S. 93-102.) Z. 103 Schrifft] Johann Georg Sulzers „Versuch einiger vernünftigen Gedanken von der Auferziehung und Unterweisung der Kinder" (Zürich 1745, 2. verm. Aufl. unter dem Titel „Versuch von der Erziehung und Unterweisung der Kinder" ebenda 1748). Auf Seite 350—356 führt Sulzer ein Verzeichnis von Büchern auf, die die Erziehung der Kinder erleichtern sollen. Auf Seite 352 erwähnt er unter anderen die zwei Werke von Müller und Thomasius, die Borchward genau nach Sulzers Angaben zitiert. (Exemplar in der Zentralbibliothek Zürich.) Z. 104 Ursachen] Borchward war selbst gerade dabei, einen Artikel über die Erziehung von Kindern zu schreiben. Der Artikel erschien 1755 in der moralischen Wochenschrift „Der
Nr. 123
14. Juni 1753
353
Mensch" unter dem Titel „Von der Kinderzucht in Absicht auf die Religion" und handelt von der richtigen Methode, Kindern das Beten beizubringen. (Vgl. Der Mensch, 421. St., 19. Aug. 1755, S. 337-344.) Z. 109 Gefährtinn] Henriette Borchward. Z. 110 C r ä n t z c h e n ] Gemeint ist die Gesellschaft um Borchward (vgl. Anm. 30, zu Z.4). 123. Von Johann
Adolf
Schlegel.
ÜBERLIEFERUNG: H: Karl-Marx-Universität, Universitätsbibliothek, lung Kestner, II A IV. 2 Seiten beschrieben.
14. Juni Leipzig,
1753.
Autographensamm-
ERLÄUTERUNGEN: Über Johann Adolf Schlegel vgl. Anm. 2, zu Z. 25 ("Bruder], Z. 5 Banier] „Anton Banier's Mitgliedes der Akademie der Inschriften und schönen Wissenschaften, Erläuterung der Götterlehre und Fabeln aus der Geschichte; aus dem Französischen übersetzt, in seinen Allegaten berichtiget, und mit Anmerkungen begleitet von Johann Adolf Schlegel" (Leipzig 1754). Der zweite Band erschien 1756, der dritte erst 1764. Z. 7 allegiren] =zitieren, sich auf etwas berufen (vgl. Zedier, Großes vollständiges Universal-Lexicon .. ., 1. Bd., Sp. 1238). Z. 18 Baumgärtel] Johann Christian Baumgärtel wurde am 13. Juli 1752 an der Leipziger Universität immatrikuliert, insofern die Angaben in der Leipziger Universitätsmatrikel stimmen (vgl. lüngere Matrikel . . ., 3. Bd., S. 16). Sein Name erscheint nicht auf dem Verzeichnis der seit 1750 in Schulpforta aufgenommenen Zöglinge, also wird er dort wohl vor 1750 studiert haben oder sein Name wurde einfach nicht verzeichnet. (Vgl. K. C. G. Schmidt und F. K. Kraft, Die Landesschule Pforte, S. 191-193.) Z. 23 Valediction] Diese Abschiedsrede von Baumgärtel konnte nicht ermittelt werden. Z. 24 Ode] Baumgärtels Name erscheint weder in Meusels „Lexikon . . ." noch im „Gelehrten Teutschland ..." hrsg. von Hamberger und Meusel. Ein Exemplar dieser Ode befand sich nicht in Gellerts Bibliothek. Z. 25 Cramern] Johann Andreas Cramer. Vgl. Anm. 41, zu Z. 9 (Mann). Z. 25 Klopstocken] Friedrich Gottlieb Klopstock. Vgl. Anm. 37, zu Z.23 (Verfasser,). Z. 34 Cramer und Charlotte] Johann Andreas Cramer und Charlotte Cramer, geb. Radike. Vgl. Anm. 41, zu Z. 9 (Mann) und Anm. 41, zu Z. 9 (MagistrinnJ. Z. 35 Willhelm] Das Geburtsdatum dieses Kindes ist nicht genau zu ermitteln. Nach der „HausChronik . . ." von Andreas Wilhelm Cramer (S. 49) wurde es entweder 1749 oder 1750 geboren. Kurz nach dem Besuch bei Schlegel ist das Kind gestorben. (Vgl. den Brief Meta Mollers an J. A. Cramer vom 1. Juli 1753 in Lappenberg, Briefe von und an Klopstock, S. 121-122.) Z. 36 Muthchen] J. A. Schlegels Frau, geb. Hübsch. Z. 40 Schwester] Über Schlegels Schwestern vgl. Anm. 83, zu Z. 23. Z.44 Graf Brühl] Hans Moritz von Brühl. Vgl. Anm. 102, zu Z. 32. Z. 45 Hofmeister] Christian Friedrich Pfeffel, Bruder des Fabeldichters und Schriftstellers Gottlieb Conrad Pfeffel. (Vgl. Schmidt, Minister Graf Brühl und Karl Heinecken. Briefe und Akten ..., S. 181.) Z. 46 Bruder] Friedrich Leberecht Geliert. Vgl. Anm. 1, zu Z. 3. Z. 46 Steinauers] Johann Christian Steinauer und Wilhelmine Steinauer, geb. Gärtner. Vgl. Anm. 9, zu Z. 11 ("German] und Anm. 9, Erläuterungen. Z. 46 Heynen] Johann Abraham Heine. Vgl. Anm. 50, zu Z. 67 (Heynen). Z. 46 Gutschmidten] Christian Gotthelf Gutschmidt. Vgl. Anm. 50, zu Z. 67. 124. An Ernst Samuel Jacob Borchward.
22. Juni
1753.
ÜBERLIEFERUNG: H: Stadtarchiv Hannover, Autographensammlung (ehem. Kestner-Museum), Sign.: 1913. 403. 2 Seiten beschrieben. S. 1 oben rechts von Borchward geschrieben: Eing. d 28 ten Juny beantw: d. 21 tcn Aug. D: Bamberger, Nachtrag zu C. F. Gellerts freundschaftlichen Briefen, S. 31-33.
354
Nr. 125
8. Juli 1753
LESARTEN: Z. 20—31 sind im Manuskript vorgehoben.
von Borchward durch Anführungszeichen
am Rand her-
ERLÄUTERUNGEN: Antwort auf Borchwards Schreiben vom 14. Mai 1753. Über Ernst Samuel Jacob Borchward vgl. Anm. 29, Erläuterungen. Z. 5 Tillingen] Johann Christian Tilling, gest. 1774, Arzt und Professor der Medizin an der Leipziger Universität, begleitete Geliert zweimal 1753 und im Mai 1754 zur Kur. Tilling hat seine in Karlsbad gesammelten medizinischen Erfahrungen 1756 in einem Werk „Nachrichten vom Carlsbade" herausgegeben. In diesem Büchlein behauptete er, daß gerade die Beschwerden, über die Geliert klagte, vor allem Schlaflosigkeit und Ängstlichkeit, in Karlsbad geheilt werden konnten. (Exemplar in der Karl-Marx-Universität, Universitätsbibliothek, Leipzig.) Z. 9 Annaberg] Heute Annaberg-Buchholz, Stadt zwischen Karl-Marx-Stadt und Karlovy Vary (Karlsbad). Da Dr. Tilling aus Annaberg stammte und der Weg nach Karlsbad über Annaberg führte, haben sich die beiden wohl im Haus der Familie Tilling aufgehalten. (Vgl. Tilling, Nachricht vom Carlsbade, S. 2.) Z. 21 Y o u n g ] Edward Young. Vgl. Anm. 113, zu Z. 100. Die Stelle bezieht sich auf Borchwards Schreiben vom 12. Dez. 1752 (Z. 102 — 121), wo Borchward Kritik an Klopstocks „Messias" und an den Nachahmern dieses Gedichts äußert. Z. 22 H e r v e y ] James Hervey. Vgl. Brief 113, Z. 123-124. In seinem Brief vom 14. Mai 1753 hat Borchward Geliert wegen seines Zurückhaltens bezüglich literarischen Äußerungen kritisiert (vgl. Brief 122, Z. 88-91). Z. 28 Ebert] Johann Arnold Ebert. Vgl. Anm. 10, Erläuterungen. Ebert hatte 1751 Youngs „Night Thoughts ..." ins Deutsche übersetzt. Z. 29 Prinzeninformator] 1749 oder Anfang 1750 wurde Ebert Erzieher des Erbprinzen Carl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig. (Vgl. Braunschweigisches Magazin, 3 (29. Sept. 1895), S. 18; Gellerts Brief an Ebert vom 17. Mai 1750 (Brief 46a).) Z. 42/43 Plato u. Xenophon] Vgl. Brief 122, Z. 101-102. Z. 45 Frau] Henriette Borchward.
125. An Carl Wilhelm
Christian
von Craussen.
UBERLIEFERUNG: D: J. J. Ebert, Wittenbergisches Magazin für die Liebhaber der und schönen Wissenschaften, 1(1781), S.37—40. Original verschollen.
8. Juli
1753.
philosophischen
ERLÄUTERUNGEN: Über Carl Wilhelm Christian von Craussen vgl. Anm. 73, Erläuterungen. Z. 13 Lehrgedichte] Da Geliert den Titel dieses Lehrgedichts nicht erwähnt, und weil Craussen seine Arbeiten fast immer anonym herausgab, konnte Näheres über diese Arbeit nicht ermittelt werden. Craussens Name erscheint bei Holzmann und Bohatta, „Deutsches Anonymen-Lexikon", nicht. Z. 21 Racine] Louis Racine, 1692-1763, Sohn des französischen klassischen Dramatikers Jean Baptiste Racine, schrieb 2 Gedichte, „De la Grâce" (1720) in 4 Gesängen und „Sur la Religion" (1742) in 6 Gesängen, die sehr populär waren und entsprechend oft verlegt wurden. (Vgl. Nouvelle Biographie Générale, 41. Bd., Sp. 427-431.) Z. 26 Lehrgedichten] Horaz' „Ars Poetica", Marcus Hieronymus Vidas „de Arte Poetica" (1527) und Nicolas Boileau-Despréaux' „L'art poétique" (1674) waren die damals bekanntesten Gedichte über die Dichtkunst. Z. 27 Popen] Alexander Pope, „Essay on Criticism" (ca. 1711). Z. 36 Schäfergedichte] Craussen hat die Gedichte, die er später zusammen als „Georgica Cruussica" herausgab, anscheinend zuerst entweder einzeln oder in Gruppen an Geliert zur Korrektur geschickt. Dafür spricht Gellerts Brief vom 12. Jan. 1752 (Brief 84, Z. 39-42), in dem Geliert von seiner im Roman „Leben der schwedischen Gräfin von G**" befindlichen Geschichte des Kosacken-Mädchens erzählt. Craussen hat den Stoff für eine Erzählung, „Die rußische Cosakin oder der Zobelfang", Gellerts Roman entnommen. In der
Nr. 126
Z. 51 Z. 56 Z. 56
126.
Sommer 1753
355
Sammlung „Georgica Cruussica", die erst 1755 erschienen ist, befinden sich aber auch andere Schäfergedichte, z.B. „Die zarte Schäferinn", „Der entzückte Schäfer", „Die junge Schäferinn und ihr Vater" u.a., die Craussen wohl auch einzeln veröffentlicht hat, worauf sich Geliert in seinem Brief bezieht. Carlsbade] Vom Anfang Mai bis zum 20. Juni 1753 war Geliert zur Kur in Karlsbad (vgl. Brief 124, Z.5-11). Hallischen Arzney] Bezieht sich auf die Medikamente, die Geliert im März für Craussen bestellen wollte (vgl. Anm.119, zu Z. 66, MadaiJ. Körnen] Johann Jacob Korn. Vgl. Anm.119, zu Z.71.
Von Gottlieb
Wilhelm
Rabener.
UBERLIEFERUNG: D: Gottlieb Wilhelm Rabeners: Tode nebst einer Nachricht von seinem Leben S. 248-250. Original verschollen.
Sommer
1753.
Briefe von ihm selbst gesammelt und nach seinem und Schriften herausgegeben von C. F. Weisse,
ERLÄUTERUNGEN: Über Gottlieb Wilhelm Rabener vgl. Anm. 27, zu Z.113. Z. 2 gerissen worden] 1 753 wurde Rabener als Steuerrevisor nach Dresden berufen. Z. 14 Gräfinn] Gellerts Roman „Leben der schwedischen Gräfin von G**" in 2 Teilen (1747/ 48). Z. 15 Prinzessinnen] Die Striche befinden sich im gedruckten Brief. Die jungen Prinzessinnen von Sachsen, die auch Prinzessinnen in Polen und Litauen waren, hießen Maria Christina, geb. 12. Febr. 1735 und Maria Elisabetha, geb. 9. Febr. 1736. (Vgl. Zedier, Großes vollständiges Universal-Lexicon, 33. Bd., Sp. 249.) Z.21 Brühl] Hans Moritz von Brühl. Vgl. Brief 102, zu Z. 32. Z.21 Mentor] Christian Friedrich Pfeffel. Vgl. Anm. 123, zu Z.45. Z. 26 Geyersberg] Johann Heinrich von Geyersberg, geb. 1739. Er wurde am 16. Febr. 1749 an der Leipziger Universität als Geyersperg immatrikuliert (vgl. lungere Matrikel der Leipziger Universität, 3. Bd., S. 112). Z. 26 Hofmeister] Christian Felix Weiße, 1726—1804, ging 1745 an die Leipziger Universität, wo er bald durch Johann Heinrich Schlegel (vgl. Anm. 28, zu Z. 22, Bruder,) mit Lessing und mit den Mitgliedern der Bremer Beiträge, darunter auch Rabener und Geliert bekannt wurde. Als er 1750 seine akademischen Studien beendet hatte, ging er zuerst als Hauslehrer nach Altona zu einer Mennonitischen Familie van der Smissen und erhielt später eine Stelle als Hofmeister des jungen Grafen von Geyersberg. Der Umgang mit Lessing, Geliert und Rabener in Leipzig hat Weiße zu literarischen Arbeiten ermuntert. Weiße war mit den meisten Freunden Gellerts wie Cronegk, Ew. Chr. v. Kleist, Clodius, Brawe, Uz, Nicolai, Wagner und Thümmel bekannt. 1758 gab er seine „Scherzhaften Lieder" heraus und übernahm 1759 von Nicolai die Redaktion der „Bibliothek der schönen Wissenschaften" bis er im November desselben Jahres mit dem Grafen von Geyersberg nach Paris reiste. 1760 kehrte er nach Leipzig zurück und wurde 1761 Kreissteuereinnehmer der Stadt. Zwischen 1759 und 1768 gab er seinen „Beytrag zum deutschen Theater" heraus und die „Bibliothek der schönen Wissenschaften" ab dem S. Band. Eine Bibliographie seiner zahlreichen Werke befindet sich in Goedeke, „Grundriß . . .", IV1, S. 72 — 73. (Vgl. auch Weißens Biographie von dessen Sohn Christian Ernst Weiße verfaßt. Leipzig 1806.) Z. 27 Nachbar] Nicht ermittelt. Z. 33 Grafen] Nicht ermittelt. Z. 42 Accisgroschen] Steuergelder, die seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts in Sachsen für Eßwaren bezahlt werden mußten. (Vgl. Zedier, Großes vollständiges Universal-Lexicon, 12. Bd., Sp. 276-277.) Z. 42/43 Merseburger] Ein in Merseburg gebrautes besonders gutes Bier, das weit und breit ausgeführt wurde. (Vgl. Zedier, Großes vollständiges Universal-Lexicon, 20. Bd., Sp. 1038.)
356
Nr. 127
8. August 1753
127. An Michael Conrad Curtius.
8. August
17S3.
Ü B E R L I E F E R U N G : H: Nationale Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, Abt. II, Nr. 818. 2 Seiten beschrieben. D: C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Klee (1839), 8. Teil, S. 163-164.
Über Michael Conrad Curtius vgl. Anm. 69, Erläuterungen. Aristoteles] „Aristoteles Dichtkunst ins Deutsche übersetzt mit Anmerkungen und Abhandlungen versehen" (Hannover 1753) (vgl. Anm. 69, zu Z. 10). Z. 6 Carlsbades] Geliert reiste am 4. Mai von Leipzig nach Karlsbad und kehrte erst am 20. Juni nach Leipzig zurück (vgl. Brief 124, Z.5-11). Z. 14 Xenophon] Xenophon, geb. um 430, gest. um 354 v. Chr., Schüler des Sokrates. Vgl. hierzu Anm. 122, zu Z. 102. Z. 15 Chr. Thomasius] Christian Thomasius. Vgl. Anm. 122, zu Z. 102. Z. 17 Brumois] Abt Pierre Brumoys „ Théâtre des Grecs", 1730 in 3 Bänden erschienen, 1747 neu herausgegeben und erweitert (6 Bde.), enthält unter anderem Abhandlungen über das griechische Theater, über den Ursprung der Tragödie und über die Parallelen zwischen dem antiken und modernen Theater. ERLÄUTERUNGEN:
Z. 3
128. Von Johann Adolf Schlegel.
22. August
H: Karl-Marx-Universität, Universitätsbibliothek, Leipzig, lung Kestner, II A IV. 2 Seiten beschrieben. Teil eines Siegels erhalten.
Autographensamm-
UBERLIEFERUNG:
1753.
Über Johann Adolf Schlegel vgl. Anm. 2, zu Z. 25 (Bruder). Bär] Der Name Bär (bei Geliert, BehrJ kommt in dem Briefwechsel mit Schlegel nur dreimal vor. Sein Beruf wird aber nie erwähnt. In einem Brief vom 16. Januar 1756 schreibt Schlegel über Bär: Bär hat mich gemahnt. Er denkt, ich sitze bis an den Hals im Gelde. . . . Er denkt, ich bin von ihm abgegangen, u. ich habe mir seit der Zeit nichts arbeiten lassen. Suche ihn mit guter Art ein wenig zu beruhigen; an vorigen Ostern habe ich ihm 20rl. bezahlt. Auf diesem Brief antwortet Geliert am 20. Febr. 1756. Über Bär schreibt er: Mit Behren habe ich gesprochen, so weh mirs auch that. Danach verschwindet der Name aus der Korrespondenz. Z. 6 Banier] Anton Banier. Vgl. Anm. 123, zu Z. 5. Z. 18 Cur in Naumburg] Geliert hat diese Reise nach Naumburg wahrscheinlich Ende August oder im September unternommen. Wenigstens war er am 22.123. Sept. aus Gesundheitsgründen verreist, als Künzli Sulzers Brief (Nr. 130) nach Leipzig brachte. Briefe Gellerts aus der Zeit vom 8. Aug. bis 8. Okt. sind nicht nachweisbar. Z. 24 Bruder] Friedrich Leberecht Geliert. Vgl. Anm. 1, zu Z. 3. Z. 24 Heynen] Johann Abraham Heine. Vgl. Anm. 50, zu Z. 67 (Heynen). Z. 24 Thomä] Christoph Gottfried Thomae (auch Thomä), geb. 1712, gest. 16. Juni 1759, Rechtsanwalt in Leipzig. Er gehörte zu Gellerts engerem Freundeskreis (vgl. hierzu Gellerts Brief (Brief 189, Z. 9 und 18) an Hans Moritz von Brühl vom 24. Dez. 1754). Z. 24/25 Baumgärteln] Johann Christian Baumgärtel. Vgl. Anm. 123, zu Z. 18. Z. 25 zwar] Riß in der Handschrift, verursacht durch das Aufmachen des Briefs. Z. 25 Frau] Frau Schlegel, genannt „Muthchen", geb. Hübsch. Z. 26 Schwestern] Über J. A. Schlegels Schwestern vgl. Anm. 83, zu Z. 23. Z.27 M a n u s ] Latein=eine Hand wäscht die andere. Z. 27 Inspector] Bonaventura Hoffmann. Vgl. Anm. 86, zu Z. 7. ERLÄUTERUNGEN:
Z. 3
Nr. 129 129. Von Johann Jacob Mack. UBERLIEFERUNG: H: Sächsische Landesbibliothek, schrieben.
25. August 1753 25. August
357 1753.
Dresden, Mscr. Dresd. fa. Nr. 27. 4 Seiten be-
ERLÄUTERUNGEN: Über Johann Jacob Mack vgl. Anm. 21, Erläuterungen. Z. 18 Frau] Catharine Charlotte Mack, geb. Spieß. Vgl. Anm. 23, zu Z.40. Z. 28 Gedicht] Das Gedicht Macks befindet sich nicht bei diesem Brief. Gemeint ist wahrscheinlich Macks „Der glückliche Greis, ein Glückwünschs-Gedicht an Hrn. J. F. Oeningen" 1753 (vgl. Goedeke, Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung . . ., IV', S.228). Z. 42 Gottsched] Johann Christoph Gottsched. Vgl. Anm. 4, zu Z. 27. In seiner Rezension der 1751 von Johann Heinrich Stuß veröffentlichten Einladungsschrift des Gymnasiums zu Gotha (Prolusio de novo genere Poeseos teutonicae Rhythmis destitutae . . .) schrieb Gottsched für das „Neueste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit" (Wintermonat 1752, 5. St., S. 60): Es ist also so weit gefehlt, daß in diesem Stücke, nämlich von dem großen Werthe der klopsstockischen Muse, das sonst so uneinige Leipzig, Halle und Zürch, vollkommen einig seyn sollten: wie der Herr Rector gegen den Schluß seiner Einl. Sehr, glaubt; daß vielmehr in Leipzig kein einziger Gelehrter ist, der einigen Namen in der gelehrten oder kritischen Welt hätte, der sich nur zwingen könnte, einen einzigen Gesang des Messias zu lesen: die Nachahmer desselben aber auch nur eines Anblickes würdigen möchte. Z. 47 Denken Sie] Die einzige Stelle, wo Geliert sich ausführlich mit Klopstocks Gedichten auseinandersetzt, befindet sich in seinem Brief an die Gräfin Charlotte Sophie von Bentinck (1755). Wie aus diesem Brief zu ersehen ist, stimmte Geliert mit Gottsched in bezug auf Klopstocks „Messias" nicht völlig überein. Zwar kritisiert er das Harte, Rauhe und Fremde an Klopstocks Sprache, findet aber die theologischen Gedanken richtig und wahr, obwohl zum Teil übertrieben. Z. 50 Gesänge] Gemeint ist der 4. und 5. Gesang des „Messias". Diese wurden 1752 bei Hemmerde in Halle gedruckt. Klopstock begann seine Arbeit an diesen Gesängen in Deutschland, wie aus seinem Brief an Bodmer vom 21. Sept. 1748 hervorgeht (vgl. Gronemeyer, Friedrich Gottlieb Klopstock. Briefe 1738-1750, S. 17). Bis 1750 hatte Klopstock nur Teile des 4. und 5. Gesangs ausgearbeitet. Erst in der Schweiz arbeitete er die anderen Teile aus. (Vgl. Gronemeyer, Friedrich Gottlieb Klopstock. Briefe 1738—1750, S.271, Anm. 32, 32-34.) Z. 54 Verfasser] Johann Christian Stockhausen, „Critischer Entwurf einer auserlesenen Bibliothek für den Liebhaber der Philosophie und schönen Wissenschaften. In einigen Sendschreiben an einen Freund" (Berlin 1752). Im 7. Sendschreiben verzeichnet Stockhausen die nützlichsten Bücher, worin Vernunft und Geschmack unzertrennt herrschen (S. 160). Z. 59 Geliert so sehr liebet] Schon in der Vorrede zum „Critischen Entwurf. . ." lobt Stockhausen Gellerts Fabeln als gute Lektüre, vor allem für junge Frauen. Später (S. 100) schreibt er: Unter unsern Deutschen haben wir die liebenswürdigen Fabeln des Hrn. Prof. G e l l e r t s und des Hrn. von H a g e d o r n s aufzuweisen, welche beyde nie so sehr gelobt werden können, als sie es verdienen. Von Gellerts Lustspielen schreibt er: Sie haben in ihrem Charakter etwas neues und originalmäßiges, die Empfindungen der Zärtlichkeit, der Großmuth, der Freundschaft sind überall darinn ausgebreitet, und ich habe bey den zärtlichen Schwestern einige Thränen ohnmöglich zurückhalten können. . . .Hr. Geliert bemühet sich mit dem verdientesten Lobe, diese Gattung von Schauspielen immer mehr zu ihrem wahren Endzwecke zurückzuführen, nach welchem sie eine Schule der Tugend und schöner Empfindungen seyn sollen (S. 110). Stockhausen findet unter den deutschen Romanen nur zwei, die lesenswert wären, Loens „Der redliche Mann am Hofe" und Gellerts „Leben der schwedischen Gräfin von G**". Gellerts „Abhandlung von dem guten Geschmacke in Briefen" wird als unvergleichlich bezeichnet (S. 158). Z. 60 Meyer] Georg Friedrich Meier (vgl. Anm. 74, Erläuterungen). Meiers „Anfangsgründe aller schönen Wissenschaften" (1748/50) schätzt Stockhausen folgendermaßen ein: Dieses Buch stellet nichts als eine Metaphysik über die Begriffe des Schönen vor; und wenn es möglich
358
Nr. 130
22. September 1753
ist, ein Kunstrichter von Gedichten daraus zu werden, so wird man doch unmöglich daraus ein Poete werden (S. 98). Über die zwei Wochenschriften, die Meier und Samuel Gotthold Lange herausgaben, schreibt Stockhausen: In Halle trat vor einigen Jahren der Gesellige hervor, und erwarb sich vielen Ruhm: Ich will dieser Schrift ihre Vorzüge nicht absprechen; allein es kömmt gewiß gegen drey gute Stücke allemal ein mittelmäßiges oder gar schlechtes darinn vor; es arbeiten zuweilen Federn daran, welche noch nicht gut genug geschnitten sind. Eben dieses Urtheil getraue ich mir auch von der andern Wochenschrift, der Mensch, welcher an die Stelle des Geselligen getreten ist, zu behaupten (S. 150). Z. 62 Patriot] „Der Patriot", eine Wochenschrift, hrsg. von Michael Richey, Barthold Heinrich Brockes, u.a., Hamburg: Kißner 1724—1726, wurde oft wieder verlegt. {Vgl. Diesch, S. 41, Nr. 509.) Stockhausen vergleicht diese Wochenschrift mit dem englischen „Spectator" und meint, sie behalte die Oberstelle unter den deutschen Wochenschriften. (Vgl. Critischer Entwurf, S. 150.) Z. 63 Weltbürger] „Der Weltbürger, wöchentlich ans Licht gestellt", Berlin 2. Feb. 1741—25. Jan. 1742, hrsg. von Jacob Friedrich Lamprecht. (Vgl. Diesch, S. 44, Nr. 567.) Z. 64 Discurse der Mahler] „Discourse der Mahlern", eine Wochenschrift, 1721 — 1723 von J. J. Bodmer und J. J. Breitinger herausgegeben. Alle Beiträge trugen die Namen berühmter Maler. Der Zweck der Wochenschrift war, den Zusammenhang von Malerei und Dichtkunst zu zeigen. Z. 64 Geistvollen Schriften] „Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften, zur Verbesserung des Urtheils und Wizes in den Wercken der Wolredenheit und der Poesie" (Zürich 1741 — 1743). Der Herausgeber war Johann Jacob Bodmer. Die Zeitschrift diente Bodmer in seiner literarischen Auseinandersetzung mit Gottsched. Im 3. Stück (1742) wird die 1741 von Schwabe (vgl. Anm. 4, zu Z. 21) gegründete Zeitschrift „Belustigungen des Verstandes und des Witzes" angegriffen und verspottet. Geliert wird mit Namen nicht erwähnt. Seine Fabel „Der Schäfer und die Sirene" wird mit folgenden Worten kritisiert: In den 6ten und letzten Bogen sind noch vier kleine Stücke enthalten, von denen ich bloß den Titel hersezen will. Das erste ist eine Fabel, der Schäfer und die Sirene: Wo die Ausbildung glücklicher ist, als die Erfindung. (S. 360.) Z. 67 Utz] Johann Peter Uz, 1720-1796, Dichter und Amtmann. Seine anakreontischen „Lyrischen Gedichte" erschienen 1749. Über Uz schreibt Stockhausen: Die lyrischen Gedichte des Hrn. Uz werden allezeit einen Platz in dem Tempel des guten Geschmacks einnehmen (Critischer Entwurf, S. 106). Z. 78 Stücke] Mack meint hier vor allem Uzens „Sieg des Liebesgottes" (1753). Dieses Werk zeigt den Einfluß des Engländers Pope, vor allem von Popes „Lockenraub".
130. Von Johann
Georg Sulzer.
22. September
ÜBERLIEFERUNG: H: Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg, Archiv für bildende Kunst, laß Karl August Böttiger. 2 Seiten beschrieben. Teil eines Siegels erhalten.
1753. Nach-
ERLÄUTERUNGEN: Über Johann Georg Sulzer vgl. Anm. 52, Erläuterungen. Z. 3 Brief] Verschollen. Schon im Januar 1753 hat Geliert in einem Brief an Sulzer (Brief 118, Z. 19—22) betont, daß er wegen seiner angegriffenen Gesundheit wahrscheinlich nie wieder nach Berlin reisen würde. Z. 5 Willhelmine] Catherine Wilhelmine Sulzer, geb. Keusenhof. Vgl. Anm. 48 zu Z. 131 (Bewohnerinnen,). Z. 12 Freünd] Nicht ermittelt. In Sulzers „Lebensbeschreibung von ihm selbst aufgesetzt", hrsg. von Merian und Nicolai, wird dieser Freund nicht erwähnt. Auch in „Hirzel an Gleim über Sulzer den Weltweisen" kommt der Name dieses Freundes nicht vor. Z. 16 Künzli] Martin Künzli, 1709-1765, aus Basel, reiste im Sommer 1753 auf. 5 Wochen nach Berlin. Er wurde später Schulrektor in Winterthur. (Vgl. Hirzel an Gleim über Sulzer den Weltweisen, S. 188—190.) Geliert hat Künzli in Leipzig nicht gesehen, da er zu der Zeit eine Kur in Naumburg machte (vgl. Brief 136, Z. 19-20).
Nr. 131 131.
Von Gottlob
Benjamin
ÜBERLIEFERUNG: H: Sächsische schrieben.
3. Oktober 1753
359
3. Oktober
1753.
Straube. Landesbibliothek,
Dresden,
Mscr. Dresd., fa. Nr. 41. 2 Seiten be-
ERLÄUTERUNGEN: Über Gottlob Benjamin Straube vgl. Anm. 2, zu Z. 24. Z. IS Vater] Nicht ermittelt. Z. 19 Hahn] Johann Gottfried von Hahn, geb. 1694, gest. 1. Mai 1753 nach langer Krankheit. Er war Hofrat und Dekan des Collegium Medicum in Breslau. (Vgl. Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte, 3. Bd., S. 18.) Z. 20 Bernigeroth] Johann Martin Berningeroth, geb. 1713, gest. 22. Febr. 1767 als Kurfürstlicher Sächsischer Hofkupferstecher in Leipzig. (Vgl. Thieme-Becker, Allgemeines Lexikon der bildenden Künste, 3. Bd., S. 459-460.) Z. 25 Gottsched] Johann Christoph Gottsched. Vgl. Anm. 4 zu Z. 27 (Gottsched,). Z. 25 si paeon] Latein = W enn ein Paean verlangt wird, komponiere ich auf die dicksten. Z. 26127 Tschirnhausens] Ehrenfried Walter von Tschirnhausen, 1651-1708, Mathematiker und Physiker, bekannt durch seine Erfindungen auf dem Gebiet der Optik und Porzellanmanufaktur. Das hier erwähnte Gebet (Z. 27) bezieht sich auf zwei Werke von Tschirnhausen, „Medicina mentis" (1687) und die Ergänzung dazu, „Medicina corporis" (1695). (Vgl. ADB, 38. Bd., S. 722 - 724.) Z. 27
Vt] Aus Juvenal, 10. Satire, Z. 356: Mögest du gesunden Straube hat das Wort tibi hinzugefügt.
132. An Carl Wilhelm
Christian
Geist im gesunden
von Craussen.
ÜBERLIEFERUNG: D: J. J. Ebert, Wittenbergisches Magazin für die Liebhaber und schönen Wissenschaften, 1(1781), S.40—41. Original verschollen.
Körper
8. Oktober der
haben.
1753.
philosophischen
ERLÄUTERUNGEN: Über Carl Wilhelm Christian von Craussen vgl. Anm. 73, Erläuterungen. Z. 18 Mutter] Johanna Salome Geliert, geb. Schütz, Vgl. Anm. 14, zu Z. 5 fMamaJ.
133. An eine Bekannte. ÜBERLIEFERUNG: D: C. F. Gellerts sämmtliche S.l—2. Original verschollen.
Herbst Schriften, Schlegel und Heyer (1769-1774),
1753. 8. Teil,
ERLÄUTERUNGEN: An wen der Brief gerichtet ist, geht nicht aus dem Inhalt hervor. Die Herausgeber der „Sämmtlichen Schriften" geben keine Auskunft über diese Frau. Z. 2 todt] Gerüchte über Gellerts Tod fingen eigentlich früh an. Schon in einem Brief vom 20. Aug. 1746 von Gottlob Samuel Nicolai (1725-1765, späterer Prof. der Philosophie an der Universität Frankfurt/Oder) an J. A. Schlegel heißt es: Gestern Abend besuchte mich Hr. Reyher und sagte mir zugleich, daß der unvergleichliche Hr. M. Geliert vor 8 Tagen gestorben; ich kann Ihnen die Betrübnis, die ich deswegen empfunden, nicht beschreiben . . . (Hs. der Karl-Marx-Universität, Universitätsbibliothek, Leipzig, Sign.: II A IV 1585h). Auch Borchward erwähnt in seinem Brief an Geliert vom 28. April 1750, daß um Nov. oder Dez. 1749 ganz Berlin von Gellerts vermutlichen Tod gesprochen habe (vgl. Brief 45, Z. 18-21). Später im Oktober 1757 schrieb Ew. Chr. v. Kleist auf den vermeintlichen Tod Gellerts folgende Grabschrift: Als jüngst des Todes Pfeil, o Geliert, Dich getroffen, Klagt' ich und weint' und sah den Himmel offen. Auch den belebten Raum der weiten Welt sah ich: Die Menschen weineten; die Engel freuten sich. (Ewald von Kleists Werke, hrsg. von A. Sauer, 2. Teil, Briefe von Kleist, S. 442).
360
Nr. 134
19. November 1753
134. Von Emanuel Falkner. UBERLIEFERUNG:
H: Sächsische Landesbibliothek,
19. November
1753.
Dresden, Mscr. Dresd. fa. Nr. 17. 3 Seiten be-
schrieben. Über Emanuel Falkner vgl. Anm. 72, Erläuterungen. Stähelin] Samuel Stähelin, 1699-1781. Sein Name kommt in dem Leipziger Adreß-Buch von 1753 unter der Rubrik: Französische und Italienische Kauf- und Handelsherren. Er wohnte in Leipzig im Barfußgässchen „unter D. Schubarts Hause". (Auskunft des Museums für Geschichte der Stadt Leipzig.) 1757 wurde er Zollner bei St. Jakob in Basel. (Vgl. Stähelin, Geschichte der Baseler Familie Stehelin und Stähelin, S. 24.) Z. 14 Joungs] Edward Youngs „Night Thoughts on Life, Death and Immortality" (1742) wurde 1751 von J. A. Ebert (vgl. Anm. 10, Erläuterungen) ins Deutsche übersetzt. Z. 15 Bramin] „Der begeisterte Bramin, aus dem Französischen des Herrn Lescallier" (Leipzig 1752). Der Übersetzer war F. G. Freytag. (Vgl. M. B. und L. M. Price, The Publication of English Literature in Germany . . ., S. 60.) Z. 17/18 Romanen] Henry Fieldings „Tom Jones, a Foundling" (1749) und „The History of Joseph Andrews" (1742). „Die Historie des menschlichen Herzens . . . in den sonderbaren Begebenheiten Thomas Jones, eines Findlings", von M. A. Wodarch übersetzt, erschien in 6 Bänden in Hamburg zwischen 1749 und 1750. „Die Begebenheiten des Joseph Andrews und seines Freundes Abraham Adams" erschien in deutscher Übersetzung 1745 in Danzig. (Vgl. M. B. und L. M. Price, The Publication of English Literature in Germany . . ., S. 95-96.) ERLÄUTERUNGEN:
Z. 6
135. An Carl Heinrich von Gleichen.
24. November
1753.
U B E R L I E F E R U N G : D: Alexander Freiherr von Gleichen-Rußwurm, Aus den Wanderjahren eines fränkischen Edelmannes. In: Neujahrsblätter, 2 (1907), S. 12—13. Das Original des Briefs befand sich im Besitz des 1947 verstorbenen Alexander von Gleichen-Rußwurm und ist seit seinem Tod verschollen. Das in den „Neujahrsblättern" angegebene Datum, 24. Nov. 1752 kann nicht stimmen, da bekannt ist, daß der Baron von Cronegk, der in der 54. Zeile erwähnt wird, sich erst im Herbst 1753 in Paris aufgehalten hat, und daß er im Dezember 1753 in seine Heimat zurückgekehrt ist. (Vgl. Gensei, Johann Friedrich von Cronegk, S.24—26.) Schon 1911 hat Walter Eiermann festgestellt, daß ein Drittel dieses Briefs ein fast wörtliches Zitat aus dem Brief Nr. 26 der Sammlung „Briefe, nebst einer praktischen Abhandlung von dem guten Geschmacke in Briefen" ( 1751 ) ist. Eiermann wollte ursprünglich diesen Brief zu der für die 1751 herausgegebene Ausgabe von Briefen zählen und schrieb an den Freiherrn von Gleichen-Rußwurm mit der Bitte, das Datum zu überprüfen. In einer Fußnote teilt Eiermann mit, daß nach Auskunft des Freiherrn von GleichenRußwurm die Jahreszahl in 1752 auch als 1750 gelesen werden könnte. (Vgl. Eiermann, Gellerts Briefstil, S. 50, Fußnote 2.) Daß aber auch das frühere Datum nicht stimmen kann, beweist die Tatsache, daß Voltaires Tragödie „Rome sauvée", die in Z.ll erwähnt wird, erst 1752 erschienen ist. Da das im Original stehende Datum angeblich schwer zu entziffern sei, hat der Freiherr von Gleichen-Rußwurm das Erscheinungsdatum der von Voltaire geschriebenen Tragödie als maßgebend angenommen, ohne auf die kurze Erwähnung des Barons von Cronegk zu achten.
Über Carl Heinrich von Gleichen vgl. Anm. 42, zu Z. 2. Paris] Der Baron von Gleichen diente mindestens bis 1754 als Gesandter des Markgrafen von Bayreuth am französischen Hof in Paris. (Vgl. Gellerts Briefe an Fräulein Erdmuth von Schönfeld, S. 120.) Z. 5 Vaters] Ernst von Gleichen. Vgl. Anm. 42, Erläuterungen. Z. 11 Rome sauvée] Tragödie von Voltaire, am 24. Febr. 1752 in Paris uraufgeführt. (Vgl. Nouvelle Biographie Générale, 46. Bd., Sp.415.) Z. 13 Charaktere] In Voltaires Tragödie erscheinen Cato und Cicero, die den festen Willen hatten, das Vaterland zu retten, neben Catalina und Cäsar, die die Staatsmacht an sich reißen wollten. ERLÄUTERUNGEN:
Z. 2
Nr. 136
Anfang Dezember 1753
361
Z. 23
Aber muß] Diese Stelle (bis Zeile 40, gebracht werden) ist ein fast wörtliches Zitat aus Brief Nr. 26 der Sammlung „Briefe, nebst einer praktischen Abhandlung von dem guten Geschmacke in Briefen" (1751). Z. 41 de detruire] Zitat aus der Vorrede des Dramas „Rome sauvée". Voltaire klagt über die Liebesintrige im damaligen französischen Theater. Es sind dieselben Gedanken, die Geliert im 26. Brief der Briefsammlung von 1751 geäußert hat. Z. 46 Graffigny] Françoise d'Issembourg d'Happoncourt de Graffigny (auch Grafigny), 1695-1758, französische Schriftstellerin bekannt durch den Roman „Lettres d'une Péruvienne" (1747) und zwei Theaterstücke „Genie" (1751) und „La Fille d'Aristide" (1758). Wie der Baron von Gleichen verkehrte auch später der Graf Hans Moritz von Brühl in ihrem Haus. Geliert betrachtete die Madame de Graffigny als eine Art Aufseherin, die die jungen deutschen Kavaliere in Paris vor Ausschweifungen warnte und bewahrte. (Vgl. Nouvelle Biographie Générale, 21. Bd., Sp. 593-595; Hirsching, Historisch-literarisches Handbuch ..., 2. Bd., S. 138-139.) Z.51 Fabeln] Vgl. Brief 27, Z. 17-42. Z. 52 Brief] Verschollen. Diese Stelle im Brief ist in der Formulierung nach dem Schluß des 12. Briefs der Sammlung „Briefe, nebst einer praktischen Abhandlung von dem guten Geschmacke in Briefen" gebildet. (Vgl. C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Schlegel und Heyer (1769-1774), 4. Teil, S. 125-126.) Z. 54 Chronegk] Johann Friedrich von Cronegk. Vgl. Anm. 102, Erläuterungen. Cronegk ging im August 1753 von Italien über Lyon nach Paris, wo er bis Dezember blieb. (Vgl. Gensei, Johann Friedrich von Cronegk, S.24—26.)
136. An Johann
Georg Sulzer.
Anfang
Dezember
ÜBERLIEFERUNG: D: C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Schlegel und Heyer (1769-1774), S. 2—4. Original verschollen.
1753. 8. Teil,
ERLÄUTERUNGEN: Antwort auf Sulzers Brief vom 22. Sept. 1753. Über Johann Georg Sulzer vgl. Anm. 52, Erläuterungen. Z. 11 Carlsbade] Am 4. Mai 1753 reiste Geliert über Annaberg nach Karlsbad, wo er 3 Wochen verbrachte (vgl. Brief 124, S.5-11). Z. 12 Lauchstädter] Im Spätsommer, wahrscheinlich vom Anfang bzw. Mitte Sept. bis zum Anfang bzw. Mitte Okt. 1752 machte Geliert eine Kur in Bad Lauchstädt (vgl. Brief 111, Z.4). Z.19 Künzli] Martin Künzli. Vgl. Anm. 130, zu Z. 16. Z. 29 Wilhelmine] Catherine Wilhelmine Sulzer, geb. Keusenhof. Vgl. Anm. 48, zu Z. 131 (Bewohnerinnen^.
137. An Philipp Erasmus
Reich.
UBERLIEFERUNG: H: Versteigert, Karl und Faber, München, Auktion Nr. 1806. Fol. 6 Zeilen. Spur eines Siegels. Keine Textprobe im
13. Dezember
1753.
83 (23-26. Jan. Auktionskatalog.
1963),
ERLÄUTERUNGEN: Uber Philipp Erasmus Reich vgl. Anm. 47, Erläuterungen. Da Geliert erst im Januar begonnen hat, sich mit der Ausgabe seiner „Lehrgedichte und Erzählungen" zu beschäftigen, handelt diese Korrekturanweisung (Z. 3) von einer noch im Dezember vorangehenden Arbeit. Wahrscheinlich ist die Übersetzung von Samuel Richardsons „Sir Charles Grandison" gemeint. In seinem Brief an J. A. Schlegel vom 25. Jan. 1754 (Brief 142) klagt Geliert über diese Übersetzung, die er Kästner (vgl. Anm. 4, zu Z. 27, Kaestner) zuschreibt, und die er selbst lektorierte. Wie aus seinem Schreiben an Reich vom 23. März 1754 (Brief 151) zu ersehen ist, gab Geliert diese Korrekturarbeit im März endgültig auf.
362
Nr. 138
19. Dezember 1753
138. An Ernst Samuel Jacob Borchward.
19. Dezember
1753.
ÜBERLIEFERUNG: H: Stadtarchiv Hannover, Autographensammlung (ehem. Kestner-Museum), Sign.: 1913.403. 2 Seiten beschrieben. Oben rechts von Borchward geschrieben: a. d. 29 ten Dbr. D: Bamberger, Nachtrag zu C. F. Gellerts freundschaftlichen Briefen, S. 34—36. ERLÄUTERUNGEN: Über Ernst Samuel Jacob Borchward vgl. Anm. 29, Erläuterungen. Z. 16/17 Zeitung] = Nachricht. Z. 39 Brief] Borchwards Brief, worauf der vorliegende eine Antwort darstellt, ist verschollen. Z. 41 Gemahlinn] Henriette Borchward. 139. An Emanuel
Falkner.
ÜBERLIEFERUNG: H: öffentliche beschrieben.
7. Januar Bibliothek
1754.
2
der Universität Basel, Mscr. G II 50, Nr. 3. 2 Seiten
ERLÄUTERUNGEN: Über Emanuel Falkner vgl. Anm. 72, Erläuterungen. Z. 4 Geschenke] Der Pelz (Z. 14), den Geliert von Falkner bekam, schenkte er weiter an Frau Schlegel (vgl. Brief 142, Z. 8-9). Z. 23 Betrachtungen] Johann Georg Sulzers „Moralische Betrachtungen über die Werke der Natur", 1740 begonnen, 1745 mit einer Vorrede vom Oberkonsistorialrat Sack besonders herausgegeben. Sulzer war 20 Jahre alt, als er die ersten „Betrachtungen" verfaßte. Geliert besaß ein Exemplar dieses Werks (vgl. Index Librorum . . ., S. 27, Nr. 529), empfahl es seinen Korrespondenten und besonders seinen Korrespondentinnen, und beschrieb es in seiner 10. moralischen Vorlesung als ein kleines mit Beredsamkeit und Geschmack geschriebenes Buch, deren wir mehr haben sollten (vgl. C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Schlegel und Heyer (1769-1774), 7. Teil, S.249). Z. 25 Bibliotheck] Die Liste der Bücher, die Geliert Falkner empfohlen hat, konnte nicht aufgefunden werden. 140. An die Deutsche
Gesellschaft
zu Jena.
ÜBERLIEFERUNG: H: Friedrich-Schiller-Universität, sammlung. 3 Seiten beschrieben.
7. Januar Universitätsbibliothek,
Jena,
1754.
Handschriften-
ERLÄUTERUNGEN: Die „Teutsche Gesellschaft" wurde 1728 gegründet. Andere Mitglieder waren Lessing, Klopstock, Hagedorn und Darjes. Zu den ausländischen Ehrenmitgliedern zählten u. a. Bodmer und Breitinger. Die „Teutsche Gesellschaft" hatte als Ziel die Pflege der deutschen Sprache, die Herausgabe einer Sprachkunst und die Herstellung eines deutschen Wörterbuchs. (Vgl. M. Steinmetz, Geschichte der Universität Jena, 1. Bd., S. 192.) Die Urkunde mit Gellerts Ernennung zur „Teutschen Gesellschaft" befindet sich in der Sächsischen Landesbibliothek, Dresden, in einem Konvolut verschiedener Aufsätze und Entwürfe (Mscr. Dresd. fa. Nr. 94—136): Die Teutsche Gesellschaft in Jena erkläret durch diese öffentliche und feyerliche Ernennung Den Hochedelgebohrnen und Hochgelahrten Herrn Herrn Christian Fürchtegott Geliert Der Weltweisheit Doctor und öffentlichen Lehrer zu Leipzig, D e s s e n liebe zu den schönen Wissenschaften, D e s s e n Eifer für die Ehre unsers Vaterlandes, den würdigsten Beyfall der Kenner, und den Ruhm eines edelmüthigen und geschickten Beförderes der teutschen Litteratur I h m schon längstens erworben hat; nach verdienst, und einer ihren Gesetzen gemäsen Wahl, zu ihrem vornehmen Mitgliede. Sie ertheilet i h m hiermit die Vorrechte und Ehren desselben: und, wie alle ihre Bemühungen auf die Erweiterung desjenigen Ruhms abzielen, zu welchem vorzüglich Redner und Dichter die Schönheit der teutschen Sprache, und überhaupt der Wissenschaften, erhöhen können; so verspricht sie so wohl diesen, als auch sich selbsten, durch
Nr. 141
7. Januar 1754
363
diese erwünschte Aufnahme, ein neues Wachsthum an Glück und Ehre. Ausgefertigt zu Jena, den 27"" Weinmonaths im Jahr 1753. Heinrich Graf von Bünau als Praeses.
Z. 2
Johann Peter Reusch, der Weltweisheit öffentlicher ordentlicher Lehrer, als Aufseher der Gesellschaft. Carl Gotthelf Müller, der Beredsamkeit und Dichtkunst öffentlicher ordentlicher Lehrer, als Senior der Gesellschaft. Basilius Christian Bernhard Wiedeburg, der Weltweisheit öffentlicher Lehrer, als Secretär der Gesellschaft. Professor] Basilius Christian Bernhard Wiedeburg, geb. 1722, gest. 1. Juli 17SS, Mathematiker, Astronom, ab 1751 ao. Prof. der Philosophie in Jena, 1752 Ordinarius dieses Faches. 1753 wurde er Sekretär der „Teutschen Gesellschaft".
141. An Johann
Andreas
Cramer.
ÜBERLIEFERUNG: D: Klopstock. Original verschollen.
7. Januar
Er; und über ihn. Hrsg. von C. F. Cramer, 5. Teil, S.
1754. 273-274.
ERLÄUTERUNGEN: Über Johann Andreas Cramer vgl. Anm. 41, zu Z. 9 (Mann). Z. 3 Psalme] J. A. Cramers „Poetische Übersetzung der Psalmen, mit Abhandlungen über dieselben", 4. Teile, 1755-1764. Der 1. Teil mit sechs Abhandlungen erschien 1755. Einige von diesen Psalmen wurden 1774 von C. P. E. Bach vertont. Nach C. F. Cramer hat Johann Andreas sich erst bei der 2. Auflage manche der Z. 21-78 aufgeführten Kritiken Gellerts zunutze gemacht. Vorliegender Brief beweist, daß er schon bei der 1. Auflage dies gemacht hat. (Vgl. C. F. Cramer, Klopstock. Er; und über ihn, S. 278). Z. 9 Oden] Cramers „Oden und Lehrgedichte" wurden erst 1782 in dessen „Sämmtlichen Schriften" gedruckt. Cramer sammelte sie aus den „Belustigungen des Verstandes und des Witzes", den „Bremer Beiträgen", den „Vermischten Schriften von den Verfassern der Bremer Beiträge" und aus dem „Nordischen Aufseher" u. a. Z. 15 Rivoerie] Claude François Félicien Boulenger de Rtuery, geb. 1725, gest. 24. Dez. 1758, französischer Rechtskonsulent, Schriftsteller und Übersetzer. Seine Ausgabe von „Fables et Contes" (1754) enthielt u. a. Übersetzungen von 18 Fabeln und Erzählungen Geliert. (Vgl. hierzu Briefe 182, Z. 31-37; 185, Z. 13; 186, Z. 20-27; 188, Z. 22-26.) Z. 23 Die Welten] Bezieht sich auf den Psalm „David" (S. 3-8). Im gedruckten Text steht Den Weltkreis unter seinen Füßen (59. Vers). Z. 26 Der Sünder ist] Im Text unverändert: Der Sünder ist, der seiner lacht (1. Psalm, 23. Vers). Z. 29 wild ihr arm] Fehlt im gedruckten Text. Z. 30 Der Sterblichen] Unverändert im gedruckten Text: Warum erhebet ihre Stimme In ihrem frevelhaften Grimme (2. Psalm, 4.-5. Vers). Z. 32 Den ich] Im Text steht: O du, den ich zum König weihte (34. Vers). Z. 33 gern] Bezieht sich auf den 51. und 54. Vers des 2. Psalms. Hier heißt es: 51 Ihr Richter, ehrt ihn; dient ihn gern! 54 Und ehrt und küßt den Sohn des Herrn! Z. 35 G o t t - ] Im gedruckten Text geändert: Zerschmetterst ihre Zähn, o Gott (3. Psalm, 28. Vers). Z. 35 Hasser] Unverändert im gedruckten Text: Allein, wenn auch mehr Hasser wären. (3. Psalm, 9. Vers.)
364 Z. 37
Z. 38
Z. 39
Z. 40
Z. 41 Z. 43 Z. Z. Z. Z. Z.
45 51 51 54 57
Z. 58
Z. 60 Z. 60
Z. 61 Z. 62
Z. 64
Z. 72 Z. 78
Nr. 142
25. Januar 1754
Schwellen] Unverändert im gedruckten Text: Täglich strömen sie [Tränen] und schwellen Jede Nacht mein Lager voll. (6. Psalm, 23.-24. Vers.) • Beter] Im gedruckten Text steht: Thränen sind zu starke Beter (6. Psalm, 35. Vers). Der mich wagt] Im gedruckten Text geändert: Alle, die mich hassen (6. Psalm, 38. Vers). Ein leicht] Unverändert im gedruckten Text: Ein leicht zerrißner Raub, wenn sie mich überraschen, (7. Psalm, 5. Vers). Ihr Laster] Kommt im gedruckten Text nicht vor. Frevler] Das Wort kommt dreimal im Gedicht vor, im 7., 38. und 39. Vers (vgl. 11. Psalm, S. 43-44). ihm zu flehn] Unverändert im gedruckten Text (14. Psalm, 54. Vers). mit hingeworfnen] Unverändert im gedruckten Text (29. Psalm, 8. Vers). Sie macht] Unverändert im gedruckten Text (29. Psalm, 21. Vers). Vertheidigt] Unverändert im gedruckten Text (37. Psalm, 31. Vers). Ein Frevler] Bezieht sich auf die 22. Strophe des 37. Psalms. Hier heißt es: 132 Ein Frevler stieg empor: Ich hab es angesehen; 137 Und blühte, wie ein Lorbeerbaum. Als ob] Unverändert im gedruckten Text: Auch sie sind nichts, die Menschen, die sich brüsten, Und sicher sind, als ob sie bleiben müßten, (39. Psalm, 25.-26. Vers). Ps. 46] Die Psalmen 42-119 erschienen erst im zweiten Teil der „Poetischen Übersetzung der Psalmen". Entstürzten] Unverändert im gedruckten Text: Entstürzten vor der Wut Gebirge gleich, vom Erdkreis weggehoben, (64. Psalm, 10.-11. Vers). Singt auch] Im gedruckten Text steht: Lobsingt ihm klüglich! Singt ihm gern! W i n t e r w o l k e ] Im gedruckten Text steht: Und in den Himmel heiter sehe, Den eine Winterwolk umhüllt! (57. Psalm, 8.-9. Vers.) zerstreu] Im gedruckten Text steht: Herr, du wirst sie wegzerstreun! (70. Psalm, 9. Vers.) Um und um] Unverändert im gedruckten Text. Ich treibe] Unverändert im gedruckten Text: Ich treibe meinen Fuß, denn ich will dein Gesetz halten! Zu dir von falschen Wegen hin. (119. Psalm, 103-104. Vers.)
142. An Johann
Adolf
Schlegel.
25. Januar
1754.
ÜBERLIEFERUNG: H: Karl-Marx-Universität, Universitätsbibliothek, Leipzig, Autographensammlung Kestner, II A IV. 3 Seiten beschrieben. D: Michael, Aus meinen Geliertstudien, S. 30, unvollständig.
Nr. 143
1. Februar 1754
365
ERLÄUTERUNGEN: Über Johann Adolf Schlegel vgl. Anm. 2, zu Z. 25 (Bruder,). Z. 2 Erlösung] Schlegel erhielt eine Versetzung nach Zerbst, wo er gleichzeitig Rektor an der Trinitätskirche und Gymnasialprofessor für Theologie und Metaphysik wurde. (Vgl. Schlichtegroll, Nekrolog auf das Jahr 1793, S. 87.) Z. 9 Pelz] Diesen Pelz hat Geliert von Emanuel Falkner erhalten (vgl. Anm. 139, zu Z. 4). Z. 13 Verleger] Johann Wendler (vgl. Anm. 50, zu Z. 70) war Sohn eines Nürnberger Schusters. (Vgl. Goldfriedrich, Geschichte des Deutschen Buchhandels, 3. Bd., S.118.) Z. 14 Manuscript] C. F. Gellerts „Lehrgedichte und Erzählungen" 1754 bei Wendler in Leipzig erschienen. Z. 20 Graf Moritz] Hans Moritz von Brühl. Vgl. Anm. 102, zu Z. 32. Z. 23 Cronecks] Johann Friedrich von Cronegk. Vgl. Anm. 102, Erläuterungen. Z. 23 Barone von Bernsdorf] Joachim Bechtold, 1734-1807, und Andreas Peter von Bernstorff, 1735—1797, dänische Adlige, die 1752 an der Leipziger Universität immatrikuliert wurden. Z. 24/25 M e n s c h e n ] „Der Mensch", eine moralische Wochenschrift, 1751-1756 von Samuel Gotthold Lange und Georg Friedrich Meier herausgegeben. Im 233. Stück dieser Zeitschrift sind die zwei Fabeln von Geliert „Der Informator" (S. 701 — 703) und „Der ungerathene Sohn" (S. 703 — 704) veröffentlicht. Der Herausgeber schreibt kurz: Ein Paar Fabeln, die mir in die Hände gefallen sind, geben mir Gelegenheit, ins besondere von den Gellertschen Fabeln zu reden. . . . Beyde Fabeln sind von ihm; beyde haben eine ausnehmende Schönheit,. . . Meine Absicht ist so rein, daß ich kühnlich hoffe, der Herr M . Geliert werde nicht ungehalten werden, daß ich ohne seine Erlaubnis etwas von seiner Arbeit drucken lasse. Das Lehrgedicht „Reichthum und Ehre" erschien im „Menschen" nicht. Z. 32 Brief an Cramern] Gemeint ist das Gedicht „An Herrn Johann Andreas Cramer; bey seiner Verbindung". Dieses Gedicht erscheint im Anhang der „Lehrgedichte und Erzählungen", S. 130 f f . Z. 49 C h r i s t e n ] Die drei Lehrgedichte von der 1754 Ausgabe der „Lehrgedichte und Erzählungen" sind „Der Christ", „Der Stolz" und „Reichthum und Ehre". Z. 50 Thomae] Christoph Gottfried Thomae. Vgl. Anm. 128, zu Z. 24. Z. 52 Heinen] Johann Abraham Heine. Vgl. Anm. 50, zu Z. 67 fHeynen). Z. 52 Gutschmidten] Christian Gotthelf Gutschmidt. Vgl. Anm. 50, zu Z. 67 (GutschmidtenJ. Z. 60 Erzählung aus dem Tatler] Gemeint ist Gellerts Fabel „Der Hochzeittag", die aber in die „Lehrgedichte und Erzählungen" nicht aufgenommen wurde. Die Fabel erschien erst 1756 in der „Sammlung vermischter Schriften" (1. Teil, S. 12) mit dem Vermerk, S. den Tatler, im zweyten Bande, N. 82. Z. 62 Moriz] Hans Moritz von Brühl. Vgl. Anm. 102, zu Z. 32. Z. 65 Grandison] Vgl. Anm. 151, zu Z.4. Z. 66 Reich] Philipp Erasmus Reich. Vgl. Anm. 47, Erläuterungen. Z. 68 Kästners] Abraham Gotthelf Kästner. Vgl. Anm. 4, zu Z. 27 (Kaestner,). Z. 72 Frau] Frau Schlegel, genannt „Muthchen", geb. Hübsch. Z. 72 Schwestern] Über Schlegels Schwestern vgl. Anm. 83, zu Z. 23.
143. An Johann
Adolf
Schlegel.
ÜBERLIEFERUNG: H: Karl-Marx-Universität, Universitätsbibliothek, lung Kestner, II A IV. 1 Seite beschrieben.
1. Februar Leipzig,
1754.
Autographensamm-
ERLÄUTERUNGEN: Über Johann Adolf Schlegel vgl. Anm. 2, zu Z. 25 (Bruder,). Schlegels Brief, worauf dieser eine Antwort ist, ist verschollen. Z. 7 Gärtner] Carl Christian Gärtner. Vgl. Anm. 4, zu Z. 27 (Gaertner,). Z. 7 Ebert] Johann Arnold Ebert. Vgl. Anm. 10, Erläuterungen. Z. 13 F r e u n d ] Der Satz Freund der Weisheit kommt in Gellerts Ode „An den Herrn Grafen Hanns Moritz von Brühl; bey seinem vierzehnten Geburtstage" (Lehrgedichte und Erzählungen, Anhang, S. 125ff.) nicht vor. Hans Moritzens Onkel, der sächsische Minister
366
Z. 16
Z. 17 Z. 18
Z. 18
Nr. 144
7. Februar 1754
Heinrich von Brühl wird nur einmal erwähnt (36. Vers). Hier heißt es, daß Hans Moritz die Eifersucht besiegen würde, Durch Güte, wie sie dein Onkel besiegt. Ode] Es handelt sich hier um eine Neujahrsode, die Schlegel später an Geliert schickte. Geliert behielt diese Ode wenigstens bis Dezember 1755. Von einer Veröffentlichung unter Schlegels Namen ist nichts bekannt. Frau] Frau Schlegel, genannt „Muthchen", geb. Hübsch. Fritzen] Friedrich August Carl Schlegel (der Name geht aus dem Schlegel-Giseke-Briefwechsel im Besitz der Karl-Marx-Universität, Universitätsbibliothek, Leipzig, hervor). Nach Schlegels Brief an Geliert vom 22. Aug. 1753 (Brief 128, Z. 9—11) zu schließen, wurde das Kind im Okt. oder Nov. 1753 geboren. Über den Lebenslauf dieses Kindes liegen keine Unterlagen vor. Schwestern] Über J. A. Schlegels Schwestern vgl. Anm. 83, zu Z.23.
144. An Johann
Friedrich von Cronegk.
7. Februar
1754.
ÜBERLIEFERUNG: H: Nationale Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, Abt. II, Nr. 815. h: Kreisbibliothek, Eutin. 1 Seite beschrieben. D: C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Fleischhauer (1786), 6. Teil, Anhang, S. 269-270. ERLÄUTERUNGEN: Über Johann Friedrich von Cronegk vgl. Anm. 102, Erläuterungen. Z. 3 Zurückkunft] Cronegk kehrte im Dezember 1753 von einer einjährigen Auslandsreise in seine Heimat zurück. (Vgl. Gensei, Johann Friedrich von Cronegk, S. 26.) Z. 9 Comoedien] Von bekanntlich fünf angefangenen Lustspielen hat Cronegk nur zwei vollendet: „Die verfolgte Comödie" (1754), ein Vorspiel in Anlehnung an J. E. Schlegels „Langeweile" und „Der erste April" (s. unten zu Z. 24). In seiner „Verfolgten Comödie" diente Gellerts „Betschwester" als Vorlage für die allegorische Figur der Heuchelei. Ein drittes Lustspiel „Die Klage", das Cronegk auf seiner Reise in Italien begonnen hat, existiert nur als Fragment. 1754 begann Cronegk „Die Nachwelt", in dem zwei Namenlose A und B sich im Jahre 2154 über die Kultur, die Sitten und die großen Männer, von vor vierhundert Jahren unterhalten. Es gilt im Stück als selbstverständlich, daß Geliert im Jahre 2154 in den Schulen gelesen werden wird. Vom „Ehrlichen Mann, der sich schämt es zu seyn", einem Charakterspiel, existiert nur die erste Szene. Sonst hat Cronegk während seines Aufenthalts in Paris den Plan gefaßt, eine Komödie in französischer Sprache zu dichten. Von diesem Lustspiel, das den Titel „Les Défauts copiés" trägt, ist nur der Entwurf überliefert. Geliert bekam diese Arbeiten von Cronegk zur Kritik und zum Verbessern. (Vgl. Gensei, Johann Friedrich von Cronegk, S. 59—67; Gellerts Brief an Cronegk vom 21. Dez. 1754 (Nr. 188), Z. 12-19. Z. 12 Mutter] Frau v. Cronegk, geb. v. Crailsheim. Z. 14 Schöne] Cronegk hatte tatsächlich eine Geliebte in Leipzig, die Tochter des Kaufmanns Aschaff. Ab Febr. 1750 wohnte er als Student in Aschaffs Haus in der Barfußgäßchen. Cronegk schrieb einige Gedichte an diese Frau, die er Cloe nannte. Eins davon erschien später im „Morgenblatt" (16. Nov. 1809). (Vgl. Gensei, Johann Friedrich von Cronegk, S. 8 und 30.) Z. 24 erster April] „Der erste April", ein Lustspiel in einem Aufzug. Wegen der alltäglichen Einfälle und abgenutzten Theaterstreiche wurde das Stück in Cronegks „Schriften" nicht aufgenommen. Es wurde erst 1775 herausgegeben. (Vgl. Jördens, Lexikon deutscher Dichter und Prosaisten, l.Bd., S.355; 5. Bd., S. 835.)
145. An Carl "Wilhelm Christian
von Craussen.
13. Februar
ÜBERLIEFERUNG: D: J. J. Ebert, Wittenbergisches Magazin für die Liebhaber der und schönen Wissenschaften, 1(1781), S.42—43. Original verschollen.
1754.
philosophischen
Nr. 146
26. Februar 1754
367
ERLÄUTERUNGEN: Über Carl Wilhelm Christian von Craussen vgl. Anm. 73, Erläuterungen. Z. 2 poetischen Werke] Gemeint ist Craussens „Betrachtungen über Leib und Seele, Tod und Leben", 1754 zur Frühlingsmesse erschienen. Das Werk enthält in 2 Teilen 5 Betrachtungen über die Unsterblichkeit der Seele und die Auferstehung der Toten und allerhand kleine poetische Abhandlungen, die fast durchgehends eines religiösen Inhalts sind. Diese Arbeit ist die erste, die Craussen nicht anonym herausgab. Die Widmung an die Äbtissin von Gandersheim und an den Herzog von Sachsen-Meiningen wird mit den Buchstaben C. W. C. Fr. v. C. unterzeichnet. Z. 15 Herzog] Carl Friedrich Herzog von Sachsen-Meiningen, geb. 1712, übernahm 1729 die Regierung. (Vgl. Zedier, Großes vollständiges Universal-Lexicon, 20. Bd., Sp. 350.) Z. 16 Gandersheim] Die hier erwähnten 8 Exemplare gingen an das Stift zu Gandersheim, wo seit 1713 die Prinzessin Elisabeth Ernestina Antonia von Sachsen-Meiningen Äbtissin war. (Vgl. Zedier, Großes vollständiges Universal-Lexicon, 10. Bd., Sp. 244.) Z. 20 Körnen] Johann Jacob Korn, Buchhändler und Verleger in Breslau (vgl. Anm. 119, zu Z. 71). Z. 21 Breitkopf] Bernhard Christoph Breitkopf, 1695-1777, Verleger in Leipzig. 146. An Johann
Adolf
Schlegel.
UBERLIEFERUNG: H: Karl-Marx-Universität, Universitätsbibliothek, lung Kestner, II A IV. 1 Seite beschrieben.
26. Februar Leipzig,
1754.
Autographensamm-
ERLÄUTERUNGEN: Über Johann Adolf Schlegel vgl. Anm. 2, zu Z. 25 (Bruder,). Z. 3 Anmerkungen] Schlegels Verbesserungsvorschläge und Änderungen sind verschollen. Dies gilt bei allen Anmerkungen Schlegels zu Gellerts Schriften. In späteren Jahren, so z. B. bei der Ausgabe der „Sammlung vermischter Schriften" (1756) hat Schlegel seine Korrekturen an den Rand des Manuskripts geschrieben. Nachdem Geliert diese Anmerkungen gelesen und verwendet hat, schnitt er den Rand vom Manuskript ab und warf ihn weg (vgl. Gellerts Brief an Schlegel vom 26. Febr. 1757 im 2. Band der vorliegenden Ausgabe). Z. 4 Gutschmidt] Christian Gotthelf Gutschmidt. Vgl. Anm. 50, zu Z.67 (GutschmidtenJ. Z. 4 Heine] Johann Abraham Heine. Vgl. Anm. 50, zu Z. 67 (HeynenJ. Z. 5 Thomae] Christoph Gottfried Thomae. Vgl. Anm. 128, zu Z.24. Z. 6 Fürsten] Friedrich August von Anhalt-Zerbst, geb. 1734, regierte ab 1752 als Fürst von Anhalt-Zerbst. Er war der Sohn von Johanna Elisabeth von Anhalt-Zerbst, die 1755 Gellerts Korrespondentin wurde, und Bruder von Sophie Auguste Friederike von AnhaltZerbst, später Kaiserin Katharine II. von Rußland. Von einer bevorstehenden Beförderung Schlegels liegen keine Unterlagen vor. Da Schlegel oft am Hof bei der Fürstin Johanna Elisabeth predigen mußte und im Schloß bei ihr sogar private Predigten hielt, ist anzunehmen, daß Schlegel eine bessere Anstellung bevorgestanden hat. Der Grund für die Ablehnung seiner Beförderung geht aus noch vorhandenen Briefen Schlegels nicht hervor. Z. 10 Fr.] Frau Schlegel, genannt „Muthchen", geb. Hübsch. Z. 10 Sohn] Friedrich August Carl Schlegel. Vgl. Anm. 143, zu Z. 18 (TritzenJ. Z. 10 Schwestern] Über Schlegels Schwestern vgl. Anm. 83, zu Z.23. Z.ll Graf] Hans Moritz von Brühl. Vgl. Anm. 102, zu Z. 32. Z. 11 Bruder] Friedrich Leberecht Geliert. Vgl. Anm.l, zu Z.3. 147. An Michael Conrad Curtius.
26. Februar 1754.
UBERLIEFERUNG: H: Uniwersytet Jagielloñski, Biblioteka Jagiellortska, Krakau, Handschriftensammlung Meuselbach (ehem. Kgl. Preußische Staatsbibliothek, Berlin). 1 Seite beschrieben. D: C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Klee (1839), 10. Teil, S. 164-166. ERLÄUTERUNGEN: Über Michael Conrad Curtius vgl. Anm. 69, Erläuterungen. Z.4 Wieland] Christoph Martin Wieland. Vgl. Anm. 96, zu Z. 19. Ende Juni 1754 verließ Wieland Bodmers Haus und nahm ein Zimmer bei Bodmers Schwager Dr. Geßner. Auch hatte er einen Unterrichtsraum in der Kirchgasse gehabt. Er gab einem Sohn des Amtmanns
368
Z. Z. Z. Z. Z.
9 9 9 9 12
Z. 13 Z. 14 Z. 14
Nr. 148
20. März 1754
Hans Georg Grebel, Hans Rudolf, Unterricht und hatte außer ihm noch drei andere Studenten. Geliert hat die unzutreffende Information, daß Wieland sich in unglücklichen Umständen befindet, vermutlich von Curtius erhalten. Daß aber Wieland mit seinen Umständen in Zürich sehr zufrieden war, geht aus späteren Briefen des Dichters hervor. (Vgl. Hirzel, Wieland und Martin und Regula Künzli, S. 67—68; Fußnote in der Klee-Ausgabe (1839), S. 84-85.) Gärtner] Carl Christian Gärtner. Vgl. Anm. 4, zu Z. 27 (Gaertner). Cramer] Johann Andreas Cramer. Vgl. Anm. 41, zu Z. 9 (Mann). Schlegel] Johann Adolf Schlegel. Vgl. Anm. 2, zu Z. 25 (Bruderj. Klopstock] Friedrich Gottlieb Klopstock. Vgl. Anm. 37, zu Z.23 (Verfasser,). übersetzen] Gemeint ist die angehende Übersetzung von Richardsons „Sir Charles Grandison" (vgl. Brief 151, Z.4-11). Gedichte] Vermutlich „Philosophisches Lehrgedicht von den Schicksalen der Seele nach dem Tode" (Hannover 1754). Verse] Gemeint sind Gellerts „Lehrgedichte und Erzählungen", die in Leipzig zur Frühlingsmesse erschienen sind. Ihren Aristoteles] Über Curtius' Übersetzung von Aristoteles vgl. Anm. 69, zu Z. 10.
148. An Carl Wilhelm Christian von Craussen.
20. März
1754.
D: J. J. Ebert, Wittenbergisches Magazin für die Liebhaber der philosophischen und schönen Wissenschaften, 1(1781), S. 44-45. Original verschollen. ÜBERLIEFERUNG:
ERLÄUTERUNGEN: Über Carl Wilhelm Christian von Craussen vgl. Anm. 73, Erläuterungen. Z.6 Breitkopf] Uber Breitkopf vgl. Anm. 145, zu Z.21. Z. 7 Körnen] Johann Jacob Korn. Vgl. Anm. 119, zu Z.71. Z. 11 Aebtissin] Elisabeth Ernestina Antonia, Prinzessin von Sachsen-Meiningen. (Vgl. hierzu Anm. 145, zu Z. 16.) Z. 15 G a r b e n ] Johann Gottlieb Garbe, Buchhändler in Frankfurt am Main. Z. 22 F r i e d r i c i ] Johann Georg Friderici. Vgl. Anm. 24, zu Z. 6.
149. An Jobann Friedrich von Cronegk.
23. März
1754.
H: Karl-Marx-Universität, Universitätsbibliothek, Leipzig, Autographensammlung Rep. IV. 96f. Nr. 4. 1 Seite beschrieben. D: C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Fleischhauer (1786), 6. Teil, Anhang, S. 270-271. ÜBERLIEFERUNG:
Über Johann Friedrich von Cronegk vgl. Anm. 102, Erläuterungen. Z. 3 Moritz] Hans Moritz von Brühl. Vgl. Anm. 102, zu Z. 32. Z. 5 Gedichte] Gellerts „Lehrgedichte und Erzählungen". Z. 11 künftiger Brief] Eine Antwort auf diesen Brief Gellerts liegt nicht vor. Daß Cronegk spätestens im Juni 1754 darauf geantwortet hat, geht aus Gellerts Schreiben an den Baron vom 21. Dez. 1754 (Brief 188, Z.4-5) hervor. Z. 22 Gleichen] Carl Heinrich von Gleichen. Vgl. Anm. 42, zu Z. 2. Obwohl Geliert es in seinen späteren Briefen nicht erwähnt, hat Gleichen Ende März 1754 eine Reise nach Leipzig gemacht. Cronegk schrieb über diese Reise eine „Ode an den Herrn von Gleichen bey Gelegenheit seiner Reise nach Leipzig den 30. März 1754", in der es heißt: Wenn dort unser göttlicher Freund, wenn Geliert nach Cronegken fraget, Wenn Brühl noch von seinem Bewunderer spricht: So sprich: ich weiß, wenn er lebt, daß er sich nie trostlos beklaget, Ob er noch lebet, das weiß ich izt nicht. (Des Freyherrn Johann Friederich von Cronegk sämtliche Schriften, 2. Bd., S. 295—298). Z. 23 Riveri] Claude François Félicien Boulenger de Rivery, Vgl. Anm. 141, zu Z. 15 (ftivoeriej. ERLÄUTERUNGEN:
Nr. 150 150. An Hans Caspar Hirtel.
23. März 1754 23. März
369 1754.
ÜBERLIEFERUNG: H: Verschollen, war 1915 im Besitz von Frau Geheimrat Remak in Berlin. D: W. Stammler, Deutsche Rundschau, N.F. 2 (1915/16), S. 240-241. ERLÄUTERUNGEN: Hans Caspar Hirzel, 1725—1803, Schweizer Arzt, Ratsherr und Schriftsteller, wurde von Johann Geßner und Johann Jacob Bodmer unterrichtet. Er ging 1745 nach Leiden, um Medizin zu studieren, 1746 nach Potsdam. Dort wurde er mit Ew. Chr. v. Kleist (vgl. Anm. 48, zu Z. 7, Kleist,), Johann Georg Sulzer (vgl. Anm. 52, Erläuterungen), Johann Wilhelm Ludwig Gleim (vgl. Anm. 48, zu Z. 8, Gleim), August Friedrich Wilhelm Sack (vgl. Anm. 30, zu Z. 50) und Carl Wilhelm Ramler (vgl. Anm. 48, zu Z. 7, Ramler,) bekannt und diente als Verbindung zwischen Bodmer und den Norddeutschen. 1750 lernte er Klopstock kennen und wurde einer von dessen engsten Freunde in Zürich. (Vgl. Jördens, Lexikon deutscher Dichter und Prosaisten, 2. Bd., S. 432-438.) Z. 2 Gedichte] Gellerts „Lehrgedichte und Erzählungen". Z. 16 Croneck] Johann Friedrich von Cronegk. Vgl. Anm. 102, Erläuterungen.
151. An Philipp Erasmus
Reich.
23. März
1754.
UBERLIEFERUNG: H: Wissenschaftliche Bibliothek der Tartuer Staatlichen Universität, Tartu, Sammlung Schardiuse, Nr. 1016. 1 Seite beschrieben. Siegel erhalten. Adresse: Pour Mr. Reich Abd: R. Tasa, H. Niit: Keel ja Kirjandus, 9 (1974), S. 555. D: Keel ja Kirjandus, 9 (1974), S. 558. ERLÄUTERUNGEN: Über Philipp Erasmus Reich vgl. Anm. 47, Erläuterungen. Z. 3 Fabricius] Johann Andreas Fabricius, geb. 1696, gest. 28. Febr. 1769, war vom 28. Juni 1745 bis 1746 Professor der Philosophie am Collegium Carolinum, danach ab 1753 Rektor des Gymnasiums in Nordhausen. Geliert hat von Reich dessen „Abriß einer allgemeinen Historie der Gelehrsamkeit" verlangt, der in drei Bänden in Leipzig 1752 bis 1754 herauskam. (Vgl. Eschenburg, Entwurf einer Geschichte des Collegii Carolini . . ., S. 67-68.) Z. 4 Grandison] Samuel Richardsons Roman „Sir Charles Grandison". Diesem Brief nach war Geliert nicht nur an der Korrektur, sondern auch an der Übersetzung des Romans beteiligt. Der erste Teil des Romans erschien 1754 zur Frühlingsmesse bei Weidmann in Leipzig unter dem Titel: „Geschichte Herrn Carl Grandison. In Briefen entworfen von dem Verfasser der Pamela und Clarissa". Z. 9 Kästner] Abraham Gotthelf Kästner. Vgl. Anm. 4, zu Z. 27 (KaestnerJ. Z. 19 Steinein] Johann Carl Steinein aus Leipzig. 1743 erhielt er seinen Magister von der Leipziger Universität (vgl. Iüngere Matrikel der Universität Leipzig, 3. Bd., S. 403). Z. 21 Böhmen] Als Übersetzer von Richardsons Schriften taucht der Name von Böhmen bei Price, „Publication ofEnglish Literature in Germany in the Eighteenth Century", nicht auf.
152. An Ernst Samuel Jacob Borchward.
23. März
1754.
UBERLIEFERUNG: H: Stadtarchiv Hannover, Autographensammlung (ehem. Kestner-Museum), Sign.: 1913. 403. 4 Seiten beschrieben. Oben rechts von Borchward geschrieben: E. den 27 tl:n martz. B. den 2 ten April. D : Bamberger, Nachtrag zu C. F. Gellerts freundschaftlichen Briefen, S. 37-39. ERLÄUTERUNGEN: Uber Ernst Samuel Jacob Borchward vgl. Anm. 29, Erläuterungen. Z. 2 Gedichte] Gellerts „Lehrgedichte und Erzählungen". Z. 11 Gattinn] Henriette Borchward. Z. 26 verführen] Bezieht sich vor allem auf Borchwards Brief vom 6. Dez. 1748 (Nr. 29), worin Borchward eine Abhandlung über die Dienerschaft verlangt hat (Z. 38-135). Geliert hat damals diese Bitte abgelehnt, nahm aber in dem Gedichte, „Der Christ" (207.—218. Vers) dieses Thema wieder auf.
370
Nr. 153
Z. 39
anachoretischen Herzen] Die Anachoreten waren Eremiten oder Einsiedler, die getrennt von der menschlichen Gesellschaft ein einsames religiöses Leben führten. (Vgl. Zedier, Großes vollständiges Universal-Lexicon, 2. Bd., Sp.ll.)
153. An Gottlieb
23. März 1754
Wilhelm Rabener.
23. März
ÜBERLIEFERUNG: D: C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Klee (1856), 8. Teil, S. 91-93. Heyerschen Nachlaß (vgl. Anm. 1, Überlieferung). Original verschollen.
1754.
Aus dem
ERLÄUTERUNGEN: Über Gottlieb Wilhelm Rabener vgl. Anm. 27, zu Z. 113. Bei Klee steht als Datum des Briefs einfach März 1754. Geliert gibt bekannt, daß seine „Lehrgedichte und Erzählungen", wovon im Brief die Rede ist, am 23. März die Presse verlassen hatten. An demselben Tag hat er auch Exemplare an fast alle seine Freunde geschickt. Und da Rabener auf diesen Brief schon am 26. März eine Antwort schickt, kann mit ziemlicher Sicherheit behauptet werden, daß Geliert am 23. März ein Exemplar auch an Rabener geschickt hat. Z. 3 Gedichten] Gellerts „Lehrgedichte und Erzählungen". Z. 11/12 catastriren] Geliert meint hier das Eintragen ins Catastrum, d.h. das Anlags-SteuerRent-Erb-Amtsgerichts- oder Einlagsregister, worin die Güter der Bürger nach ihrem Wert und mit Angaben über die Zinzen und Steuerbelastung beschrieben werden. (Vgl. Zedier, Großes vollständiges Universal-Lexicon, 5. Bd., Sp. 1457-1458.) Als erster Steuersekretär im Obersteuerkollegium in Dresden mußte sich Rabener mit diesem Register beschäftigen.
154. An Catherine
Wilhelmine
Sulzer.
23. März
UBERLIEFERUNG: D: C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Klee (1856), 8. Teil, S. 89-91. Heyerschen Nachlaß (vgl. Anm. 1, Überlieferung). Original verschollen.
1754.
Aus dem
ERLÄUTERUNGEN: Über Catherine Wilhelmine Sulzer, geb. Keusenhof, vgl. Anm. 48, zu Z. 131 (Bewohnerinnen,). Z. 3 Schriften] Gellerts „Lehrgedichte und Erzählungen". Z. 8 Mann] Johann Georg Sulzer. Vgl. Anm. 52, Erläuterungen. 155. Von Gottlieb
Wilhelm
Rabener.
UBERLIEFERUNG: D: Gottlieb Wilhelm Rabeners: Briefe von ihm selbst gesammelt. F. Weiße, S. 250-254. Original verschollen.
26. März
1754.
. ., hrsg. von C.
ERLÄUTERUNGEN: Antwort auf Gellerts Schreiben vom 23. März 1754. Über Gottlieb Wilhelm Rabener vgl. Anm. 27, zu Z.113. Z. 3 Staffette] Geschwinde Post, die per Courier oder Postreiter eilfertig und geschwind außer der gewöhnlichen Postzeiten fortgebracht wird. (Vgl. Zedier, Großes vollständiges Universal-Lexicon, 39. Bd., Sp. 867.) Z. 4 horchender Apoll] Rabener hat sich hier geirrt. Auf dem Titelblatt der „Lehrgedichte und Erzählungen" wird die Figur der Laetitia, römischer Göttin der Freundschaft, abgedruckt. Sie hält einen Kranz in der Hand, was auch bei Abbildungen des Apollos vorkommt, stützt sich aber auf einem Bootsruder. (Vgl. Ausführliches Lexikon der Griechischen und Römischen Mythologie, 2. Bd., 2. Teil, Sp. 1787-1791.) Z. 13 Die 2. 3. 12 te und 13 tc ] Diese 4 Erzählungen, „Elmire und Sehnde", „Hanns Nord", „Der ungerathne Sohn" und „Die beiden Schwarzen", sowie die anderen hier veröffentlichten Erzählungen hat Geliert schon 1748-1749 geschrieben (vgl. Gellerts Brief an Schlegel vom 25. Jan. 1754 (Nr. 142), Z. 37-39). Z. 15 Der Informator] In dieser Erzählung kritisiert Geliert die Junker und Adligen wegen ihres Geizes und Mangels an Intelligenz. Z. 15 frommen General] Rabener möchte die ersten 3 Verse dieser Erzählung auf Friedrich II.
Nr. 156
Z. 17 Z. 20
Z. 22 Z. 3 5
Z.41 Z. 43 Z. 47
Z. 58
28. März 1754
3 71
von Preußen beziehen. Diese lauten: Ein Spötter der Religion Und auch ein großer Prinz — den trägt nicht mancher Thron Noch Spötter der Religion? Grafen] Bezieht sich auf die Ode „An den Herrn Grafen Hanns Moritz von Brühl; bey seinem vierzehnten Geburtstage" (Lehrgedichte und Erzählungen, S. 125ff.). Punkt] Was Rabener hier eigentlich meint, ist schwer zu bestimmen. Die zehnte Strophe von Gellerts Ode an den Grafen von Brühl lautet: Auf, Graf! bereichre dich itzt, itzt in dem Lenze der Jahre, Mit allen Schätzen der Weisheit und Kunst. Dein Rang, dein heller Verstand, dein edelfiihlendes Herze, Wie viel verspricht es der hoffenden Welt! In dieser Strophe, sowie im ganzen Gedicht, wird die Religion mit Namen nicht erwähnt. Es kann aber auch sein, daß Rabener sich auf die zukünftige politische Tätigkeit des Grafen bezieht und meint, daß nach der zehnten Strophe Geliert immerhin bei einer späteren Auflage über die Taten des Grafen berichten könnte. Gedichte auf Cramern] „An Herrn Johann Andreas Gramer; bey seiner Verbindung" (Lehrgedichte und Erzählungen, S. 130ff.). Unser Cramer] Über Cramers Reise nach Leipzig liegen keine Nachrichten vor. Da Cramer zu dieser Zeit seine Predigten bei Breitkopf drucken ließ, hat er einen Grund, nach Leipzig zu fahren. Auf!] Aus Gellerts „Reichthum und Ehre", 131.-132. Vers. Wendlern] Johann Wendler, Gellerts Verleger. Vgl. Anm. 50, zu Z. 70. E x t r a c t ] Dieser vermutlich aus der Dresdnischen Zeitung stammende Auszug wurde von Rabener selbst ausgedacht. Die „Dresdnischen Wöchentlichen Frag- und Anzeigen" vom Jahr 1753 bis 1754 (März) enthalten keine Nachrichten über Gellerts Tod (Exemplare in der Sächsischen Landesbibliothek, Dresden). Berg-] Rabener bezieht sich hier auf einen Bericht im „Journal étranger", wo man in einer Rezension der Metallurgie des „Herrn Bergkommissionsrats Geliert aus Freiburg", diesen mit dem Dichter verwechselt und sich gewundert hatte, daß ein Naturwissenschaftler zugleich ein so guter Dichter sein könne. (Vgl. C. F. Weiße, Selbstbiographie, S. 253, Fußnote.)
156. An einen Professor.
28. März
ÜBERLIEFERUNG: H: Versteigert (vgl. Jahrbuch der Auktionspreise, Keine Textprobe vorhanden. Keine Inhaltsangabe ermittelt. 157. An Carl Wilhelm
Christian
1961). 3 Seiten
von Craussen.
UBERLIEFERUNG: D: J. J. Ebert, Wittenbergisches Magazin für die Liebhaber der und schönen Wissenschaften, 1(1781), S. 45-46. Original verschollen.
1754.
beschrieben.
2. April
1754.
philosophischen
ERLÄUTERUNGEN: Über Carl Wilhelm Christian von Craussen vgl. Anm. 73, Erläuterungen. Z. 8 Mutter] Johanna Salome Geliert, geb. Schütz. Vgl. Anm. 14, zu Z. 5 (Mama,). Craussen zahlte eine Pension von 100 Taler an Gellerts Mutter bis zu ihrem Tod im Jahr 1759. Z. 10 Bände] Bezieht sich auf vier Exemplare von Craussens Gedicht, die Geliert in Leder hat binden lassen (vgl. Brief 145, Z. 16-19). Z. 13 Gedichte] Gellerts „Lehrgedichte und Erzählungen". Z. 15 Körnen] Johann Jacob Korn, Buchhändler in Breslau. Vgl. Anm. 119, zu Z.71. 158. Von Ernst Samuel Jacob Borchward.
2. April
1754.
ÜBERLIEFERUNG: h': Stadtarchiv Hannover, Autographensammlung (ehem. Kestner-Museum), Sign.: 1913. 403. 25 Seiten beschrieben. 1. Seite oben von Borchward geschrieben: C o p i a an den
372
Nr. 158
2. April 1754
Hr Profeßor Geliert als er mir seine schöne neue L e h r g e d i c h t e u. E r z ä h l u n g e n zum Geschenk überschickte. Antwort auf Gelferts Schreiben vom 23. März 1754 (Brief 152). Über Ernst Jacob Borchward vgl. Anm. 29, Erläuterungen. sympathetisch] = auf Sympathie beruhend. (Und eine Rothe] Zitiert nach Gelferts „Reichthum und Ehre", 48. Vers. „in dieses] Aus Gelferts Lehrgedicht „Reichthum und Ehre", 283.-284. Vers. Borchward hat das Pronomen von der 2. Person Singular in die 1. Person Singular umgeändert. Getreüe] Henriette Borchward. „ich tausche] Aus Gelferts Lehrgedicht „Der Menschenfreund", 91.—92. Vers. Rath] Vgl. Borchwards Brief an Gelfert vom 12. Dez. 1752 (Brief 113), Z. 46-94. Allein noch] Aus Gelferts Ode „An Herrn Johann Andreas Cramer; bey seiner Verbindung", 31.-34. Vers, ungenau zitiert. Im 34. Vers hat Borchward die Worte edlen Vaters durch guten Burgwarts ersetzt. Stammhalter] Bezieht sich auf die Steife in Gelferts Brief vom 23. März 1754 (Brief 152, Z. 48—50), wo Geliert wünscht, daß Borchward einen Sohn hätte, den er in Leipzig unterrichten könnte. Was kan man] Aus Gelferts „Der Menschenfreund", 121. —124. Vers, ungenau zitiert. Borchward hat das Pronomen er durch man ersetzt. Im 24. Vers schreibt er statt diesen Sohn, dieses Kind. Wie Borchward hier bekanntgibt, hat er verschiedene Male Arme und Waisenkinder unterstützt. Er hat auch eine Nichte (vgl. Z. 59) in seinem Haus aufgenommen und wie ein Adoptivkind erzogen (vgl. hierzu Brief 64, Z. 65-67). Ein jeder] Aus Gelferts „Reichthum und Ehre", 247.-252. Vers. englischer] Hier im poetischen Sinn = himmlischer. credentzenden] Kredenzen = anbieten, darreichen. Sack] August Friedrich Wilhelm Sack. Vgl. Anm. 30, zu Z. 50. Spalding] Johann Joachim Spalding. Vgl. Anm. 48, zu Z.7 (Spalding). Fosterischen] Gemeint sind die „Discourses on Natural Religion" (1747) des englischen Predigers James Foster (1697—1753), die 1751 unter dem Titel: „Betrachtungen über die natürliche Religion und die gesellschaftliche Tugend, aus dem Englischen" veröffentlicht wurden. Gelfert besaß ein Exemplar von diesem Werk. (Vgl. Index Librorum . . ., S. 26, Nr. 512-513.) 20,-24 , e n Seite] Bezieht sich auf die letzten 4 V2 Strophen des Lehrgedichts „Reichthum und Ehre" vom 241.—302. Vers an. Die meisten Zitate aus diesem Gedicht entnahm Borchward den Versen 241—274. Such solche] Aus Gelferts „Reichthum und Ehre", 241. Vers. „Was sorgst du] Aus Gelferts „Reichthum und Ehre", 243.-244. Vers. Am Ende des Zitats schreibt Borchward vor dich statt für dich. Stellung] Bezieht sich auf Borchwards Schreiben vom 30. Okt. 1751 (Nr. 76), in dem Borchward beschreibt, wie er durch eine Hofintrige seine Stellung als Ansbacher Resident verloren hat (vgl. Brief 76, Z. 32-46). „Und du] Aus Gelferts „Reichthum und Ehre", 273.-274. Vers. „Dem Niedern] Aus Gelferts „Der Christ", 212. Vers. Borchward hat in seinem ersten Brief an Gelfert vom 6. Dez. 1748 (Brief 29) eine Abhandlung über die Dienstboten verlangt. In diesem Gedicht glaubt er, seinen Wunsch erfüllt zu sehen. Die hier gemeinte Steife im Gedicht lautet: Regiert der Christ sein Haus; und göttliche Gesetze Sind seines Wandels Licht und seines Hauses Schätze. Dem Niedern, der ihm dient, begegnet er gerecht, Giebt gern ihm seinen Lohn, und ehrt in seinem Knecht Ein göttliches Geschöpfe, das gleich dem Herrn der Erden, Hier lebt, um tugendhaft und glücklich einst zu werden. „Der du] Aus Gelferts „Der Stolz", 1. Vers. das Ende] Die fetzten Verse des Gedichts „Der Stolz" lauten:
ERLÄUTERUNGEN:
Samuel Z. 19 Z. 25 Z. 39 Z. 49 Z. 51 Z.96 Z. 103
Z. 108
Z. 118
Z. Z. Z. Z. Z. Z.
128 134 160 184 198 199
Z. 215
Z. 217 Z. 228 Z. 231
Z. 234 Z. 247
Z. 256 Z. 257
Nr. 158
Z. 261
Z. 262 Z. 268
Z. 269 Z. 270
Z. 273
Z. 279
Z. 281 Z. 285
Z. 290 Z. 299
2. April 1754
373
So schleiche tiefgebückt und krümme dich im Staub, Und predige das Nichts der äußerlichen Ehren, Du wirst den gröbsten Stolz auch noch im Staub ernähren. I n f o r m a t o r ] Die zwei Erzählungen „Der Informator" und „Der ungerathene Sohn" hat Geliert seinen Zuhörern, Hans Moritz von Brühl, Johann Friedrich von Cronegk und den zwei Baronen von Bernstor f f gezeigt. Die Erzählungen wurden dann nach Halle geschickt, wo sie in der moralischen Wochenschrift „Der Mensch" im 233. Stück veröffentlicht wurden (vgl. Anm. 142, zu Z. 24-25). Sack] August Friedrich Wilhelm Sack. Vgl. Anm. 30, zu Z. 50. moralischen Schluß] Am Ende der Geschichte des Betrügers Hans Nord erzählt Geliert, daß viele Leser durch ein schönes Titelblatt und eine vielversprechende Inhaltsangabe zum Kauf wertloser Bücher verführt werden. Buchholtz] Johann August Buchholz. Vgl. Anm. 75, zu Z. 22. Erfahrungen] Nicht ermittelt. In Gellerts Erzählungen wird ein älterer Dichter von einem jungen Kritiker getadelt, ohne daß der Kritiker weiß, daß der ältere das Gedicht selbst verfaßt hat. Plutarch und Rollin] Die Anekdote aus dem Leben Marcus Tullius Ciceros befindet sich in Plutarchs „Lebensbeschreibung" (Geliert besaß die Ausgabe von Johann Christoph Kind, 1745) und in Charles Kollins „Histoire Romaine depuis la Fondation de Rome jusqu'à la Bataille d'Actium ..." (Bd. 4, S. 200). Als Quelle für seine Fabel „Der gehoffte Ruhm" hat Geliert die folgende Stelle aus Rollins „Histoire Romaine ..." benutzt: . . . Cicéron se faisoit grand honneur de sa Questure; et il avoue qu'il en étoit si plein lorsqu'il partit de Sicile, qu'il croyoit qu'à Rome on ne parloit d'autre chose. Il fut donc bien étonné lorsqu'en passant par Pouzzole dans la saison où on y prenoit les eaux, ce qui rassembloit en ce lieu beaucoup de monde, la première personne qu'il rencontra, lui demanda quand il étoit parti de Rome, et ce qu'il y avoit de nouveau à la ville. „Je ne viens point de Rome", repondit-il d'un air assez fâché, „mais de Province". „II est vrai", lui dit celui, qui l'avoit interrogé, „c'est d'Afrique, je pense". Cicéron se trouva encore plus piqué, et répliqua vivement qu'il avoit eu la Sicile pour province, et non pas l'Afrique. Alors un tiers se mêla dans la conversation, et reprochant au prémier qu'il n'étoit point au fait de choses, „Eh! ne savez-vous pas", lui dit-il, „que Cicéron a été Questeur à Syracuse"? Or c'étoit à Lilybée, comme nous avons dit. A cette dernière attaque, Cicéron prit son parti en gallant-homme; et renonçant à la fantaisie de vouloir être regardé comme un personnage important, il se confondit dans la foule, et voulut bien passer pour être venu à Pouzzole prendre les eaux avec les autres. überrascht] In der Erzählung „Freundschaftsdienst" sollte Amyant für seinen Freund Philint um die Hand der schönen Wilhelmine anhalten. Er ließ seine Geschäfte ruhen, fuhr sofort zu Wilhelmine hin, sah sie, und nahm die Schöne für sich. eintzigen Zeile] Der letzte Vers der Erzählung lautet: „So fühlt oft selbst ein Schelm den Werth der Redlichkeit". „Ihr Weiber!] Aus „Dorant", 15. Vers. Als Dorant erfährt, daß man ihm seine Frau entführen will, sagt er seinem Freund, daß er die Haustüre nicht schließen, sondern lieber offen lassen wolle. „Ihr Männer] Am Ende der Erzählung schreibt die Frau die Plagen der Ehe der Nachlässigkeit der Ehemänner zu. Die Moral] Diese Erzählungen von den beiden Schwarzen, die ihre gemeinsame Geliebte und dann sich selbst umbringen, endet mit den Versen:
Von mancher That, die die Natur entehrte, War oft der Grund ein edler Trieb, Der in ein Laster sich verkehrte, Bloß, weil er ungebildet blieb. Z. 310 Bergius] Johann Wilhelm Bergius. Vgl. Anm. 75, zu Z. 30. Z. 310 Graff Brühl] „An den Herrn Grafen Hanns Moritz von Brühl; bey seinem vierzehnten burtstage".
Ge-
374
Nr. 159
5. April 1754
Z. 313 allerletzte Zeile] „So lob ich selber die Könige nicht". Geliert schreibt, daß der Graf Hans Moritz von Brühl als Vorbild der Tugend und Religion das Lob des Dichters verdiene. Z. 315 Sultzer] Johann Georg Sulzer. Vgl. Anm. 52, Erläuterungen. Z. 316 Verbindungs-Gedicht] „An Herrn Johann Andreas Cramer; bey seiner Verbindung". Z. 317 Seite] In der Ode an Johann Andreas Cramer beschreibt Geliert das Familienleben seines Freundes und vergleicht Cramer mit Jean Racine. In einer Fußnote zu diesem Gedicht zitiert er die Bemerkung aus den „Memoires sur la vie de Jean Racine", daß Racine sein Familienleben durch fremden Besuch nicht stören ließ. Z. 322 letztes Meister-Stück] „ A u f Herrn Willens Tod". Geliert hatte das Gedicht 1751 für die Teutsche Gesellschaft in Jena verfaßt. Bernhard Christian Wille, gest. 20. Dez. 1751, Theologiestudent in Jena, stammte aus Hamburg. Daß Geliert ihn persönlich kannte, geht aus dem Bericht von Schlegel und Hey er in den „Sämmtlichen Schriften" (6. Teil, 1770, S. XX11I) hervor. Willens Gedichte, die er vermutlich anonym in verschiedenen Zeitschriften der Zeit veröffentlicht hatte, sind nicht bibliographisch verzeichnet worden. (Vgl. Zeitschrift des Vereins für hamburgische Geschichte, 2. Bd. (1847), S. 487-490.) Eine Abschrift des Gedichts befindet sich im Freien Deutschen Hochstift, Frankfurter GoetheMuseum, Frankfurt am Main. Z. 326 Sie sehn] Aus Gellerts Ode „Auf Herrn Willens Tod", 11.-12. Vers. Z. 329 letzten Strophe] Diese Strophe lautet: Vor deinem Grabe sitz' einst der Freunde künftige Nachwelt, Und er, der Liebling des guten Geschmacks, Bestreu mit Rosen dein Grab und sag aus deinen Gedichten Die schönsten Stellen den Fühlenden vor! Z. 339 128Kn Seite] In der Ode an Hans Moritz von Brühl kommen auf S. 128 die Verse vor: Von edler Absicht erfüllt, wird dich die Mühe nicht quälen, Zu scheinen, was man doch wirklich nicht ist. Es sind wohl diese Verse, die Borchward anstößig fand. Z. 355 Doch diese] Aus Gellerts Erzählung „Alcest", 48.-49. Vers. 159. An Emanuel Falkner. UBERLIEFERUNG:
5. April
1754.
H: öffentliche Bibliothek der Universität Basel, Mscr. G2 II 50. 1 Seite beschrie-
ben. Über Emanuel Falkner vgl. Anm. 72, Erläuterungen. Gedichte] Gellerts „Lehrgedichte und Erzählungen". Ubersetzung] „La Comtesse Suedoise ou Memoires de G v o n Jean-Henri Samuel Formey übersetzt. Z. 14 G r a n d i s o n ] „Geschichte Herrn Carl Grandison". Vgl. Anm. 151, zu Z.4. ERLÄUTERUNGEN:
Z. 3 Z. 10
160. An Emst Samuel Jacob Borchward.
8. April
1754.
ÜBERLIEFERUNG: H: Stadtarchiv Hannover, Autographensammlung (ehem. Kestner-Museum), Sign.: 1913. 403. 2 Seiten beschrieben. Oben, rechte Ecke von Borchward geschrieben: A. d. 17"" April, den 25 Kn 8br. D: Bamberger: Nachtrag zu C. F. Gellerts freundschaftlichen Briefen, S. 40-42.
Antwort auf Borchwards Schreiben vom 2. April 1754. Über Ernst Samuel Jacob Borchward vgl. Anm. 29, Erläuterungen. Z. 16 Frau] Henriette Borchward. Z. 18 Bergius] Johann Wilhelm Bergius. Vgl. Anm. 75, zu Z. 30. Z. 20 Was kann ich] Aus Gellerts „Reichthum und Ehre", 137.-138. Vers. Z. 22 Ubersetzung] „La Comtesse Suedoise ou Memoires de G**", von Jean-Henri Samuel Formey. ERLÄUTERUNGEN:
Nr. 161 Z. 23
Z. 28 Z. 28
Z. 30 Z. 33
Z. 35 Z. 41 Z. 43
9. April 1754
375
der Mann] Jean-Henri Samuel Formey, 1711—1797, Sekretär der Berliner Akademie der Wissenschaften und Geheimrat in Berlin. Er war Professor der Beredsamkeit am französischen College in Berlin. Schon 1733 hat er mit anderen Gelehrten die „Bibliothèque germanique" herausgegeben und war Mitarbeiter am „Journal littéraire d'Allemagne". Zwischen 1750-1759 war er Mitherausgeber der „Nouvelle Bibliothèque Germanique". (Vgl. Baur, Interessante Lebensgemälde . . ., l.Bd., S. 168 — 183.) Fabeln] Bezieht sich auf die Ausgabe „Fables et Contes de Mr. Geliert", die 1750 in Straßburg erschien (vgl. Anm. 90, zu Z. 55). Englische] Gellerts Roman „Leben der schwedischen Gräfin von G**" erschien in London unter dem Titel: „History of the Swedish Countess of Guildenstern" (vgl. Anm. 90, zu Z. 50). französische Ubersetzungen] Keine von diesen Manuskripten liegen noch vor. Da Geliert ihren Druck verboten hatte, sind sie wohl auch nie veröffentlicht worden. Ubersetzung] „Fables et Contes, avec un Discours sur la Littérature Allemande" (Paris 1754) hrsg. von Claude François Félicien Boulenger de Rivery (vgl. Anm. 141, zu Z. 15, Rivoerie,). In dem Aufsatz (Discours) über die deutsche Literatur wird Geliert mit folgenden Worten gelobt: M. Geliert est celui qui me paroît avoir porté le plus loin la gloire des Lettres en Allemagne. Il a fait des Fables, des Contes, des Poèmes sur l'honneur, sur la richesse, sur l'orgueil, sur l'humanité, etc. un Roman, une Pastorale & des Comédies (Discours, S. XXXVII). Il n'a introduit dans ses pièces que de grands caractères, pris dans la nature, & sçait à merveille les faire sortir par le contraste (Discours, S. XXXVIII). La Poesie de M. Geliert a une force naturelle & une harmonie touchante que la caractérisent. Ses Ouvrages traduits seront dépouillés de ces avantages & se soutiendront encore par la sublimité & surtout par la vérité des sentiments (Discours, S. XLHI). L'endroit où M. Geliert représente les douceurs de la vie privée est de la plus grande beauté (Discours, S. XLV). Cette candeur, cette élévation qui réunies se prêtent un mutuel éclat 6c font les grands hommes, brillent dans tous les Ouvrages de M. Geliert & jusques dans ses Contes (Discours, S. XLV III). Riverie] Claude François Félicien Boulenger de Rivery. Vgl. Anm. 141, zu Z. 15 fRivoerieJ. Frau] Henriette Borchward. Schützin] Frau Schütze, Witwe des 1750 verstorbenen Buchhändlers Johann Jacob Schütze. Ab 1751 leitete Frau Schütze die Buchhandlung, die aber um 1756 entweder aufgegeben oder verkauft wurde. (Vgl. Georgi, Die Entwicklung des Berliner Buchhandels, S. 73.)
161. An Jean-Henri
Samuel Formey.
9. April
1754.
ÜBERLIEFERUNG: H: Uniwersytet Jagiellonski, Biblioteka Jagiellonska, Krakau, Sign.: acc. ms. (ehem. Kgl. Preußische Staatsbibliothek, Berlin, Sammlung Darmstädter). 3 Seiten beschrieben. D: C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Klee (1856), 8. Teil, S. 83-84. ERLÄUTERUNGEN: Über Jean-Henri
162. An die Verlegerin
Samuel Formey
Schütze.
ÜBERLIEFERUNG: D: Siebenter bis achtzehnter S. 117—118. Original verschollen.
vgl. Anm. 160, zu Z.23
(der Mann].
9. April
1754.
Brief von C. F. Geliert. Hrsg. von G. A.
Lange,
ERLÄUTERUNGEN: Näheres über die Frau Schütze konnte nicht ermittelt werden. Der Name kommt in Goldfriedrich, „Geschichte des deutschen Buchhandels", nicht vor. Bekannt ist, daß der Lütticher Buchhändler, Johann Jacob Schütze, 1745 den Verlag kaufte, und daß er mit seiner Auflagenhöhe über allen anderen Verlagssortimentern der 40er Jahre, mit Ausnahme von Haude, lag. Ab 1751 leitete seine Frau den Verlag. Nach 1756 verschwand der Name Schütze aus den Verlagskatalogen. (Vgl. Georgi, Die Entwicklung des Berliner Buchhandels, S. 73, 124.)
376 Z. 7 Z. 9
Nr. 163
11. April 1754
Forraey] Jean-Henri Samuel Formey. Vgl. Anm. 160, zu Z.23 (der Mann). schlechten] Von wem die hier erwähnten schlechten Uebersetzungen stammten, ist nicht bekannt. Andere Übersetzungen von Gellerts Roman ins Französische fehlen. Ob Frau Schütze die Namen dieser Übersetzer in ihrem Brief erwähnt hat, muß dahingestellt bleiben, da dieser Brief verschollen ist.
163. Von Benjamin
Friedrich
Köhler.
11. April
ÜBERLIEFERUNG: H: Sächsische Landesbibliothek, schrieben.
Dresden, Mscr. Dresd. fa. Nr. 21. 4 Seiten be-
ERLÄUTERUNGEN: Über Benjamin Friedrich Köhler Z. 17 Tod] Vgl. Anm. 133, zu Z. 2 ftodt). 164. Von Johann
Georg
1754.
vgl. Anm. 80,
Erläuterungen.
Krünitz.
24. April
ÜBERLIEFERUNG: H: Germanisches Nationalmuseum, laß Karl August Böttiger. 2 Seiten beschrieben.
1754.
Nürnberg, Archiv für bildende Kunst, Nach-
ERLÄUTERUNGEN: Johann Georg Krünitz, 1728-1796, Arzt und Enzyklopädist, bekannt durch seine „Oekonomisch-technologische Encyklopädie aller Staats-, Stadt- Haus- und Landwirthschaft . . .", von der er die ersten 73 Bände selbst verfertigte. Er studierte in Göttingen, Halle und Frankfurt/Oder, wo er 1749 seine Doktorwürde erhielt und wo er sich habilitierte. Als Arzt und Privatdozent ging er 1769 nach Berlin, wo er sich der Literaturwissenschaft widmete. Er wurde als Übersetzer der Werke von Formey und d'Argens bekannt. Auch schrieb er verschiedene Aufsätze über das Schulwesen und über die Erziehung der Kinder, die er später in die Enzyklopädie aufnahm. (Vgl. ADB, 17. Bd., S. 253; Meusel, Lexikon . . ., 4. Bd., S. 283-287.) Z. 12 Briefen] Gellerts Briefe an Krünitz sind verschollen. Z. 27 Carlsbad] Geliert reiste schon am 11. Mai von Leipzig nach Karlsbad und kehrte am 27. Mai wieder nach Leipzig zurück (vgl. Briefe 167, Z.6—7; 168, Z.2—5). 165. An Leopold
Mozart.
ÜBERLIEFERUNG: D: G. N. v. Nissen, Biographie
April W. A. Mozart's, S. 10-11.
Original
1754.
verschollen.
ERLÄUTERUNGEN: Leopold Mozart, 1719-1787, Vater des Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart (geb. 27. Jan. 1756), Vize-Kapellmeister, Violinist und Leiter des Orchesters in der Fürstlich-Erzbischöflichen Kapelle in Salzburg. Er war auch Schriftsteller und Komponist. (Vgl. Nissen, Biographie W. A. Mozart's, S. 6-12.) Z. 23 Carlsbad] Geliert reiste am 11. Mai von Leipzig nach Karlsbad und verließ diesen Kurort am 27. Mai 1754 (vgl. Briefe 167, Z.6-7; 168, Z.2-5). Z. 39 Formey] Jean-Henri Samuel Formey. Vgl. Anm. 160, zu Z. 23 (der Mann,). Z. 40 Französische] Über die Übersetzung von Gellerts Roman „Leben der schwedischen Gräfin von G**" vgl. Briefe 160-161. 166. An Rudolf
Christian von Haxthausen.
6. Mai
1754.
ÜBERLIEFERUNG: H: Uniwersytet Jagiellonski, Bibliotek Jagiellonska, Krakau. Handschriftensammlung v. Radowitz (ehem. Kgl. Preußische Staatsbibliothek, Berlin). 3 Seiten beschrieben. Siegel erhalten. Adresse: A Monsieur Monsieur le Baron d'Axthausen p. p. couv. Abd: Gellerts Werke, hrsg. von Fritz Behrend, 2. Teil zwischen S. 208—209. 3 Seiten beschrieben. D: Rheinische Flora, 2 (1826), 1. Quartal, S. 155, unvollständig.
Nr. 166a
7. Mai 1754
377
ERLÄUTERUNGEN: Rudolf Christian von Haxthausen (auch Axthausen) aus Westfalen wurde am 30. Mai 1752 an der Leipziger Universität immatrikuliert (als Rudolf Anton falsch eingetragen). Nach abgeschlossenem Studium blieb er mindestens ein Jahr in Sachsen und Preußen (vgl. Briefe 198, Z.36—38 und 202, Z. 10—12), dann kehrte er auf seine Güter (Saulheim, Georgenhausen u. a.) bei Frankfurt am Main zurück und heiratete später die Gräfin Henriette von Carnitz. Aus dieser Ehe stammten sieben Kinder. (Vgl. Krohne, Allgemeines Teutsches Adels-Lexikon, 2. Teil, S. 95-99; Zedlitz-Neukirch, Neues preussisches Adels-Lexikon, 5. Bd., S. 219; Iüngere Matrikel, 3. Bd., S.144.) Z. 17 Mutter] Albertina Charlotte von Haxthausen. (Vgl. Krohne, Allgemeines Teutsches AdelsLexikon, 2. Teil, S.98.) Z. 17 Carnitz] Wahrscheinlich Adolf Carl von Carnitz. 1740 erbte er sämtliche Carnitzschen Güter. 1761 wurde er preußischer Kammerherr und in den Grafenstand erhoben. Er starb ohne männliche Nachkommen. Da seine Schwester, Henriette von Carnitz, sich mit dem Baron von Haxthausen vermählt hatte, erbten die von Haxthausen seine Güter. (Vgl. Zedlitz-Neukirch, Neues preussisches Adels-Lexikon, l.Bd., S. 356—357.) Z. 24 Auch in der] Aus Gellerts „Reichthum und Ehre", 249.-250. Vers. Z. 33 Fräulein von Bretlach] Wahrscheinlich Pretlack bzw. Prettlack, eine alte Darmstädter Familie. Ludwig von Prettlach war 1768 Oberhofmarschall am Darmstädter Hof. (Vgl. W. Gunzert, Darmstadt zur Goethezeit, S.II.) Z. 35 10 dieses Monats] Erst am 11. Mai reiste Geliert von Leipzig ab und kehrte am 27. Mai wieder nach Leipzig zurück (vgl. Briefe 167, Z.6—7; 168, Z.2-5). 166a.
Von Johann
Georg Sulzer.
7. Mai
1754.
ÜBERLIEFERUNG: H: Uniwersytet Jagielloriski, Biblioteka Jagielloriska, Krakau, Handschriftensammlung v. Radowitz Nr. 5985 (ehem. Preußische Staatsbibliothek, Berlin). 2 Seiten beschrieben. ERLÄUTERUNGEN: Antwort auf Gellerts Schreiben vom 23. März 1754. Über Johann Georg Sulzer vgl. Anm. 52, Erläuterungen. Z. 5/6 Neuen Erzählungen] Lehrgedichte und Erzählungen von C. F. Geliert. Leipzig: Wendler 1754. Z. 7 Christ] Der Christ, ein moralisches Gedicht. Vgl. Lehrgedichte und Erzählungen von C. F. Geliert, S. 25-56. Z. 16 cirkelnde] = einen Kreis bildend. Nach Grimm (Deutsches Wörterbuch, 15. Bd., Sp. 1608) ein literarisches Lieblingswort vorklassischer, insbes. Schweizer Dichter. Z. 17 Stätte] = Städte. Z. 20 Wilhelmine] Catherine Wilhelmine Sulzer, geb. Keusenhof. Vgl. Anm. 48, zu Z. 131 (Bewohnerinnen,). Z. 21 Wilhelmine] Gemeint ist Sulzers älteste Tochter Melissa, geb. 29. Jan. 1752. Vgl. hierzu Anm. 176, zu Z. 13. Z. 22 Bild] Gellerts Porträt von Gottfried Hempel (vgl. Anm. 68, zu Z. 29) wurde 1752 fertiggestellt. 167. An Carl Wilhelm
Christian
von Craussen.
UBERLIEFERUNG: D: J. J. Ebert, Wittenbergisches Magazin für die Liebhaber der und schönen Wissenschaften, 1(1781), S.47. Original verschollen.
10. Mai
1754.
philosophischen
ERLÄUTERUNGEN: Über Carl Wilhelm Christian von Craussen vgl. Anm. 73, Erläuterungen. Z. 2/3 Göttinger Zeitungen] „Die Göttingischen Anzeigen von gelehrten Sachen" (48. St., 22. April 1754, S. 415-416) empfehlen Craussens „Betrachtungen über Leib und Seele, Tod und Leben" als wertvolle Schrift vor allem für Leser, die zur Ermunterung der Andacht einen schönen Beweisgrund in einer poetischen Schreibart lesen wollen. Der Rezensent fügt hinzu, wir rühmen ihr hiemit öffentlich nach, daß wir bey ihrer Durchlesung vielmahlen gerühret und erbauet worden sind. Z. 7 Carlsbad] Geliert reiste am 11. Mai von Leipzig ab und kehrte am 27. Mai wieder.
378
Nr. 168
4. Juni 1754
168. An Johanna Wilhelmine Biehle.
4. Juni
1754.
D: A. Th. Leuchte, C. F. Gelferts aufgefundene Familienbriefe mit einem AnhanOriginal verschollen, vorher im Besitz des Ev.-Luth. Pfarramtes in Hainichen.
UBERLIEFERUNG:
ge, S. 14-15. LESARTEN:
Z. 19-20
von Hause] von zu Hause. Wohl Druckfehler
bei Leuchte.
Johanna Wilhelmine Biehle, geb. Geliert, 1707-1785, war mit dem Diakonus in Hainichen, Johann Christoph Biehle, seit 1727 verheiratet. (Vgl. Külz, Nachrichten über Hainichen ..., S. 84.) Z. 7 Tillingen] Johann Christian Tilling. Vgl. Anm. 124, zu Z. 5. Z. 18 Mama] Johanna Salome Geliert, geb. Schütz. Vgl. Anm. 14, zu Z. 5 (MamaJ. ERLÄUTERUNGEN:
169. An Johanna Wilhelmine Biehle.
24. Juni 1754.
ÜBERLIEFERUNG: D: A. Th. Leuchte, C. F. Gelferts aufgefundene Familienbriefe mit einem Anhange, S. 16. Original verschollen, vorher im Besitz des Ev.-Luth. Pfarramtes in Hainichen.
Über Johanna Wilhelmine Biehle vgl. Anm. 168, Erläuterungen. Zufall] Näheres über die Gesundheitsumstände seiner Mutter gibt Geliert in seinen Briefen nicht an. Auch Külz (Nachrichten über Hainichen . . .) berichtet von keinen Krankheiten der Mutter Gelferts. Mama] Johanna Salome Geliert, geb. Schütz. Vgl. Anm. 14, zu Z. 5 ("MamaJ. Zeit von Ostern] Gelfert hat also seinen Besuch für das kommende Jahr versprochen.
ERLÄUTERUNGEN:
Z. 1
Z. 1 Z. 5
170. An Johanna Wilhelmine Biehle.
1. Juli 1754.
ÜBERLIEFERUNG: D: A. Th. Leuchte, C. F. Gelferts aufgefundene Familienbriefe mit einem Anhange, S. 17. Original verschollen, vorher im Besitz des Ev.-Luth. Pfarramtes in Hainichen.
Über Johanna Wilhelmine Biehle vgl. Anm. 168, Lied] Nicht ermittelt. Geburtstag] Am 4. Juli 1754 wurde Gelfert 39 Jahre alt.
ERLÄUTERUNGEN:
Z. 4 Z. 7
171. An Carl Wilhelm Christian von Craussen.
Erläuterungen.
17. Juli 1754.
D: J. J. Ebert, Wittenbergisches Magazin für die Liebhaber der philosophischen und schönen Wissenschaften, 1(1781), S.48—49. Original verschollen. ÜBERLIEFERUNG:
Über Carl Wilhelm Christian von Craussen vgl. Anm. 73, Erläuterungen. Gedichten] Bezieht sich auf Craussens „Betrachtungen über Leib und Seele, Tod und Leben" (vgl. Anm. 145, zu Z.2, poetischen Werke,). Breitkopf] Bernhard Christoph Breitkopf, 1695—1777, Buchhändler und Buchdrucker in Leipzig.
ERLÄUTERUNGEN:
Z. 8 Z. 9
172. An Hans Moritz von Brühl.
18. Juli 1754.
ÜBERLIEFERUNG: D: C. F. Gelferts sämmtliche Schriften, Klee (1856), 8. Teil, S. 105-107. dem Heyerschen Nachlaß (vgl. Anm. 1, Überlieferung). Original verschollen.
Über Hans Moritz von Brühl vgl. Anm. 102, zu Z.32. Gedicht] Dieses Gedicht liegt im Manuskript nicht vor. Ob Brühl es anonym veröffentlicht hat, ist unbekannt. Canitz] Friedrich Rudolf Ludwig von Canitz, 1654—1699, ab 1680 Hof- und Legationsrat in Brandenburg, Gesandter des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg und ab 1697geheimer Staatsrat. Eine vollständige Ausgabe von seinen Gedichten erschien 1727 in Leipzig und wurde oft neu verfegt. Obwohl seine Gedichte wegen ihres einfachen Inhalts und ihrer klaren, bestimmten und oft anmutigen Sprache berühmt waren, will Geliert,
ERLÄUTERUNGEN:
Z. 2 Z. 9
Aus
Nr. 173
Z. 11
Z. 15
Z. 23
Z. 35
27. Juli 1754
379
indem er gerade Canitz erwähnt, den jungen Grafen darauf aufmerksam machen, daß Canitz als Hofrat die Dichtkunst nur als Nebenbeschäftigung betrieben hat (vgl. hierzu, Z. 17-24). (Vgl. ADB, 3. Bd., S. 576.) Kritik] Daß Geliert sich vor schriftlichen Kritiken der literarischen Arbeiten von Freunden scheute, geht aus vielen seiner Briefe hervor. Um mit Hans Moritz von Brühl über dessen Gedichte zu sprechen, machte Geliert eine Reise nach Dresden (vgl. Gellerts Brief an Brühl vom 18. Okt. 1754 (Brief 177), Z. 1-2). Correktur] Gemeint ist die Korrektur zur 3. Auflage von Gellerts Lustspielen (1755). Bei dieser Auflage hat Geliert die ersten wesentlichen Änderungen und Streichungen vorgenommen, die sich auf die Religion oder auf Sexualität beziehen. Erst bei der Ausgabe letzter Hand (1769—1774) erscheinen diese Änderungen vollkommen durchgeführt. A d d i s o n ] Joseph Addison, 1672 — 1719, englischer Schriftsteller und Mitherausgeber der moralischen Wochenschriften „The Spectator", war auch Parlamentsmitglied und ab 1717 Minister. Byron] Aus Samuel Richardsons „Sir Charles Grandison". Harriet Byron, ein Sinnbild der Religion, Tugend und Moral, wurde die Frau des Helden Sir Charles Grandison.
173. Von Hans Moritz
von Brühl.
27. Juli
UBERLIEFERUNG: D: C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Schlegel und Heyer (1769-1774), S. 25-27. Original verschollen.
1754. 8. Teil,
ERLÄUTERUNGEN: Antwort auf Gellerts Schreiben vom 18. Juli 1754. Über Hans Moritz von Brühl vgl. Anm. 102, zu Z.32. Z. 22 Reise] Geliert unternahm diese Reise erst nach Michaelis, also nach dem 9. Sept. (vgl. Brief 174, Z. 4). Wahrscheinlich hat er sie am Anfang Oktober gemacht (vgl. Brief 177, Z. 1-2). 174. An Hans Moritz
von Brühl.
21. August
UBERLIEFERUNG: H: Zentralbibliothek Zürich, Ms. Briefe. 1 Seite beschrieben. Hans Moritz geschrieben: den 24. erhalten.
Unten Links
1754. von
ERLÄUTERUNGEN: Antwort auf Hans Moritz von Brühls Schreiben vom 27. Juli 1754. Über Hans Moritz von Brühl vgl. Anm. 102, zu Z.32. Z. 4 Michaelis] 9. September. Z. 17 Mißtrauische] „Der Mistrauische", ein Lustspiel von Johann Friedrich Baron von Cronegk. (Vgl. Gensei, Johann Friedrich von Cronegk, S. 12-19.) Z. 18 Baron] Johann Friedrich von Cronegk. Vgl. Anm. 102, Erläuterungen. Z. 20 Steuersekretair] Gottlieb Wilhelm Rabener. Vgl. Anm. 27, zu Z.113. Z. 21 A e s t h e t i c k ] Christoph Otto Freiherr von Schönaich, „Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch", sollte Gottscheds Feinde, vor allem Klopstock und Bodmer, lächerlich machen. Obwohl Gottsched versucht hat, die Veröffentlichung des Werkes zu verhindern, erschien es 1754 in Leipzig. Geliert wurde darin ein „französirender Deutscher" genannt (S. 312). Seine Erzählung „Der Schäfer und die Sirene" wurde als Beweis herangezogen, daß Geliert von der Schäferdichtung wenig verstand (S. 313). Diese Kritik ist zweifellos einer der Gründe, warum Geliert in der Ausgabe seiner „Vermischten Schriften" (1756) gerade dieses Gedicht selbst kritisierte. (Vgl. Die ganze Aesthetik in einer Nuß, hrsg. von A. Köster, Litteraturdenkmäle, Nr. 70—81.) 175. Von Rochus
Friedrich zu Lynar.
UBERLIEFERUNG: H: Sächsische Landesbibliothek, schrieben.
25. September
1754.
Dresden, Mscr. Dresd. fa. Nr. 160. 2 Seiten be-
ERLÄUTERUNGEN: Rochus Friedrich Graf zu Lynar, 1708-1781, Kgl. Dänischer Geheimer Konferenzrat, Kammerherr und Ritter des Elephanten-Ordens, besuchte 1726—1729 die Universität
380
Nr. 176
Herbst 1754
Jena, 1729—1731 die Universität Halle. 1731 ging er nach Schweden. 1735 heiratete er die Tochter des Grafen Heinrich des 24., Sophie Maria Helena von Reuß auf Köstritz (1712-1781). 1749 ging er nach St. Petersburg, 1752 nach Kopenhagen. 1757 vermittelte er die Konvention zu Kloster Zeven zwischen Richelieu und dem Herzog von Cumberland. 1766 kehrte er zum Familienbesitz Lübbenau in der Niederlausitz zurück. Er war als Übersetzer tätig: Seneca, „Von der Gnade" und „ Von der Kürze des Lebens" (1754), „Brief Pauli an die Römer" und „Brief an die Ebräer" (1754, 1756). (Vgl. Büsching, Beyträge zu der Lebensgeschichte denkwürdiger Personen, 4. Teil, S. 77—218; Hirsching, Historisch-literarisches Handbuch, 4. Bd., S. 136—141.) Z. 5 Schwieger Frau Mutter] Eleonore von Promnitz-Dittersbach, 1688-1776, vermählte sich am 6. Mai 1704 mit dem Grafen Heinrich XXIV. von Reuß (geb. 1681, gest. 24. Juli 1748). Aus dieser Ehe stammten 12 Kinder. (Vgl. Wilhelm Prinz von Isenburg, Europäische Stammtafeln, l.Bd., Tafel 173.) Z. 7 Köstritz] Gut der Familie von Reuß. Köstritz (auch Küstritz) lag südlich von Naumburg.
176. Von Johann Georg Sulzer.
Herbst
1754.
H: Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg, Archiv für bildende Kunst, Nachlaß Karl August Böttiger. 2 Seiten beschrieben. ÜBERLIEFERUNG:
Über Johann Georg Sulzer vgl. Anm. 52, Erläuterungen. Hoffnung] Schon im März 1754 hatte Geliert an Frau Sulzer geschrieben, daß er im Sommer nach Berlin reisen wollte (vgl. Brief 154, Z. 24—33). Z. 10 Wilhelmine] Catherine Wilhelmine Sulzer, geb. Keusenhof. Vgl. Anm. 48, zu Z. 131 (Bewohnerinnen). Z. 13 Verlust] Sulzers Tochter Melissa, geb. 29. Jan. 1752, starb Mitte Juni 1754 an den Pocken. (Vgl. Hirzel an Gleim über Sulzer den Weltweisen, S. 143, 193.) Z. 18 Schaubischen Haus] Jeremias Schaub, Konsistorial-Sekretär und Registrator in Berlin. (Vgl. Adres-Calender der Königl. Preuß. Haupt- und Residenz-Stadt Berlin, 1756, S. 86.) Z. 20 Madem. Schaub] Wahrscheinlich die Tochter von Jeremias Schaub. Näheres über dieses Mädchen konnte nicht ermittelt werden. Z. 24 G r a n d i s o n ] Samuel Richardsons „Sir Charles Grandison" wurde von Kästner (vgl. Anm. 4, zu Z. 27, KaestnerJ wahrscheinlich zusammen mit Geliert übersetzt. Die ersten 2 Teile erschienen 1754. (Vgl. hierzu Brief 151, Z.4—20; Anm. 151, zu Z.4.) ERLÄUTERUNGEN:
Z. 4
177. An Hans Moritz von Brühl. UBERLIEFERUNG:
S.
18. Oktober
D: C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Schlegel und Heyer (1769-1774),
1754. 8. Teil,
29-30. Über Hans Moritz von Brühl vgl. Anm. 102, zu Z.32. Ich reise] Hauptzweck dieser Reise nach Dresden war, sich mit Brühl über dessen Gedichte zu unterhalten (vgl. Brief 172, Z. 16-17; 173, Z. 21-22; 174, Z.4-5). Posaraentirer] Ein Handwerker, der goldene, silberne, seidene oder wollene Schnur- und Bortenarbeiten verfertigt. (Vgl. Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch, 3. Teil, Sp. 811.)
ERLÄUTERUNGEN:
Z. 1 Z. 21
178. An Johann Georg Sulzer.
18. Oktober
1754.
U B E R L I E F E R U N G : H: Nationale Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, Abt. II, Nr. 817. 2 Seiten beschrieben. E R L Ä U T E R U N G E N : Antwort auf Sulzers Schreiben vom Herbst 1754. Über Johann Georg Sulzer vgl. Anm. 52, Erläuterungen. Z. 6 Carlsbad] Geliert machte im Mai eine Kur im Karlsbad (vgl. Brief 167, Z. 6-7; 168, Z.3-5).
Nr. 179 Z. 8 Z. 8 Z.29 Z. 31
6. November 1754
381
Wilhelmine] Catherine Wilhelmine Sulzer, geb. Keusenhof. Vgl. Anm. 48, zu Z. 131 ("Bewohnerinnen). traurig antreffen] Sulzers Tochter Melissa ist Mitte Juni gestorben (vgl. Anm. 176, zu Z. 13-14). Schaub] Vgl. Anm. 176, zu Z. 18. Vaters] Jeremias Schaub. Vgl. Anm. 176, zu Z.18.
179. An Ernst Samuel Jacob Borchward.
6. November
1754.
ÜBERLIEFERUNG: H: Stadtarchiv Hannover, Autographensammlung (ehem. Kestner-Museum), Sign.: 1913.403. 2 Seiten beschrieben. Seite 1 oben rechts von Borchward geschrieben: a. d. 13 ten Nov. * d. 12 ten Dec. dH. Hf. Nicolai u. Reich. D: Bamberger, Nachtrag zu C. F. Gellerts freundschaftlichen Briefen, S. 43-44. ERLÄUTERUNGEN: Über Ernst Samuel Jacob Borchward vgl. Anm. 29, Erläuterungen. Z. 2 Carl] Bezieht sich auf den Held, Carl Grandison, in der Übersetzung von Samuel Richardsons Roman. Z. 6 Fielding] Henry Fielding. Vgl. Anm. 134, zu Z. 17/18 (HomanenJ. Z. 18 Halbbruder] Nicht ermittelt. Z. 19 Sauen] Dorf an der Spree ca. 20 km südwestlich von Frankfurt an der Oder. Z. 20 Frau] Henriette Borchward. Z. 23 Formey] Jean-Henri Samuel Formey. Vgl. Anm. 160, zu Z. 23 ("der Mann,). Z. 24/25 Christi. Philosophen] „Le philosophe chrétien" (1750-1756) wurde 1753-1757 in 3 Teilen ins Deutsche übersetzt. Der 3. Teil wurde von Johann August Schlegel (vgl. Anm. 86, zu Z. 22 (Bruder^ übersetzt. (Vgl. Fromm, Bibliographie deutscher Übersetzungen aus dem Französischen 1700-1948, 6. Bd., S. 342.) Z. 26 Riverie] Claude François Félicien Boulenger de Rivery. Vgl. Anm. 141, zu Z. 15 fRivoerieJ. Z. 27 Fabeln] „Fables et Contes, avec un Discours sur la Littérature Allemande" (vgl. Anm. 160, zu Z. 33). 180. An Christian
Heinrich
Valerius Zeis.
23. November
1754.
ÜBERLIEFERUNG: H: The Beinecke Rare Book and Manuscript Library, Yale University, Sign.: Zg Winkler. 3 Seiten beschrieben. Siegel erhalten. Adresse: A Monsieur Monsieur Zeis, Candidat en Droit p à P. couv. Vitemberg. Links, unter der Adresse hat Geliert geschrieben: Diesen Brief bitte ich bald zu bestellen; ich weis aber nicht, wo Herr Zeis logiret. Auf dem Umschlag steht von fremder Hand: Diesen Brief habe ich durch H. Anthenrit erhalten d. 24 t t n hs. di. a. er muß aber seyn gelesen worden, weil er so zerknittert ist. ERLÄUTERUNGEN: Christian Heinrich Valerius Zeis, geb. Anfang der 40er Jahre in Schlettau, wo sein Vater, Christian Heinrich (vgl. Anm. 181, Erläuterungen) Pfarrer war. Über seine Lebensumstände ist wenig bekannt. Er hat in Leipzig studiert, wurde später Consistorialregistrator in Dresden. In dem „Briefwechsel Christian Fürchtegott Geliert's mit Demoiselle Lucius" (hrsg. von F. A. Ebert, Leipzig 1823) wird er ab Nov. 1762 oft erwähnt. Aus diesem Briefwechsel geht hervor, daß er mit Geliert gut befreundet war und mit ihm in Briefwechsel stand. (Vgl. F. A. Ebert, Briefwechsel . . ., S. 161—181, 183, 186, 192 u.ö.; Hamberger und Meusel, Gelehrtes Teutschland, 8. Bd., S. 678.) Z. 3 Vater] Christian Heinrich Zeis. Vgl. Anm. 181, Erläuterungen. Z. 4 Curland] Ehemaliges Herzogtum im Nordosten Deutschlands, das zwischen der Ostsee im Westen und Litauen im Osten lag. Die nördliche Grenze zu Liefland bildete der Fluß Dvina. (Vgl. Zedier, Großes vollständiges Universal-Lexikon, 6. Bd., Sp.1878.)
382 Z. 5
Nr. 181
4. Dezember 1754
nach Dresden gehn] Vermutlich hat der junge Zeis Gellerts Rat befolgt und hat sich in Dresden eine Sekretärstelle gesucht. Wie Caroline Lucius in ihrem Brief an Geliert vom 8. Nov. 1762 berichtet, war Zeis damals schon länger als zwei Jahre ihr Nachbar. (Vgl. F. A. Ebert, Briefwechsel . . ., S. 161-167.)
181. An Christian Heinrich Zeis.
4. Dezember
1754.
H: The Beinecke Rare Book and Manuscript Library, Yale University, Sign.: Zg Winkler. 3 Seiten beschrieben. Seite 1. unten links von Geliert geschrieben: An den Herrn Pastor Zeis in Schlettau. ÜBERLIEFERUNG:
Christian Heinrich Zeis, 1697-1761, wurde 1728 Pfarrer in Schlettau. (Vgl. Grünberg, Sächsisches Pfarrerbuch, 2. Bd., 2. Teil, S. 1047.) Z. 3 Sohn] Christian Heinrich Valerius Zeis. Vgl. Anm. 180, Erläuterungen. ERLÄUTERUNGEN:
182. An Ernst Samuel Jacob Borchward.
4. Dezember
1754.
U B E R L I E F E R U N G : H: Stadtarchiv Hannover, Autographensammlung (ehem. Kestner-Museum), Sign.: 1913.403. 3 Seiten beschrieben. S. 1 oben rechts von Borchward geschrieben: a. d. Ten Dec. # d. 17"" Dec. dH. Hf. Nicolai u. Reich. S. 1 unten links von Geliert geschrieben: An den Hofrath Burgwart. D: Bamberger, Nachtrag zu C. F. Gelferts freundschaftlichen Briefen, S. 45-47.
Über Ernst Samuel Jacob Borchward vgl. Anm. 29, Erläuterungen. Z. 2 Reich] Philipp Erasmus Reich. Vgl. Anm. 47, Erläuterungen. Z. 16/17 Scenen der Lust] Bezieht sich auf das Ende von Borchwards Schreiben vom 2. April 1754 (Brief 158, Z. 317-322). Z. 17 Clarissa] Roman von Samuel Richardson. Die deutsche Übersetzung des Romans erschien 1754 in Leipzig. Z. 17 Grandison] Roman von Samuel Richardson. Die ersten 2 Teile wurden 1754 ins Deutsche übersetzt (vgl. Anm. 151, zu Z. 4). Z. 24 Ebert] Johann Arnold Ebert. Vgl. Anm. 10, Erläuterungen. 1751 hat Ebert die „Night Thoughts on Life, Death, and Immortality" von Edward Young (1683-1765) übersetzt (vgl. Anm. 113, zu Z. 100). Z. 26 siebenten Theils] Auch Gelfert war vom 7. Teil der Clarissa begeistert und erzählt in seinem Brief an den Grafen von Brühl, daß er beim Lesen des fetzten Teils, d. h. Teil 7, das größte Vergnügen des Lebens geschmecket hat (vgl. Gelferts Brief an Moritz von Brühl vom 3. April 1755, Brief 205). Z. 27 Gärtnern] Carl Christian Gärtner. Vgl. Anm. 4, zu Z. 27 fGaertnerJ. Z. 31 Riveri] Claude François Félicien Boufenger de Rivery. Vgl. Anm. 141, zu Z. 15 (HivoerieJ. Z. 38 Arckstee] Arkstee und Markus, Buchhändler in Amsterdam. Schon in den 40er Jahren hatte die Firma eine Filiale in Leipzig. (Vgl. Goldfriedrich, Geschichte des deutschen Buchhandels, 2. Bd., S.219, 3. Bd., S. 10.) Z. 40 Frau] Henriette Borchward. Z. 40 Bergius] Johann Wilhelm Bergius. Vgl. Anm. 75, zu Z. 30. ERLÄUTERUNGEN:
183. An Emanuel Falkner.
5. Dezember
1754.
2
U B E R L I E F E R U N G : H: öffentliche Bibliothek der Universität Basel, Mscr. G II 50. 4 Seiten beschrieben. S. 1 unten links von Geliert geschrieben: An Hr. Falknern in Basel.
Über Emanuel Falkner vgl. Anm. 72, Erläuterungen. Kinder] In dem eigenhändigen Aufsatz von seinem Lebenslauf schreibt Falkner, daß er 8 Kinder gehabt hat. Er hatte im Aug. 1743 Ursula Bernoulli, eine Tochter des Professors Nicolaus Bernoulli in Basel geheiratet. Die Namen der Kinder Falkners, von denen 7 schon vor 1799 verstorben waren, werden im „Lebenslauf nicht erwähnt. (Vgl. Falckeisen, Christliche Leichenrede . . ., S. 17-18, 20.)
ERLÄUTERUNGEN:
Z. 7
Nr. 184 Z. 18
Z. 20
Z. 28
Z. 30
Z. 33 Z. 33 Z. 36 Z. 38 Z. 40 Z. 42
Z. 42
Z. 42 Z. 43 Z. 45
6. Dezember 1754
3 83
D i e B r i e f e ] Carl Gustav Graf Tessin „Briefe an einen jungen Prinzen von einem alten Manne . . .", aus dem Schwedischen übersetzt von }. D. Reichenbach (Leipzig 1754). Tessin war Oberhofmeister beim Kronprinz Gustav III. von Schweden (1746-1792). Tessin] Carl Gustav Tessin, 1695—1770, einer der berühmtesten schwedischen Reichsräte. Er bekleidete Gesandtschaftsposten in Wien und Paris. 1741 wurde er Reichshofrat. In die Heimat zurückgekehrt, wurde er Erzieher des Kronprinzen Gustav (1746—1792), später (ab 1771) König Gustav III. von Schweden. Diese Stelle hatte er bis Febr. 1754 inne. (Vgl. Hirsching, Historisch-literarisches Handbuch . . ., 14. Bd., S. 179-183.) Millers A u s b i l d u n g ] Johann Peter Millers „Historisch-moralische Schilderungen zur Bildung eines edlen Herzens in der Jugend" (5 Teile, Helmstedt 1753 — 1764). Nur die ersten Teile waren damals erschienen. A c e r r e n ] Latein=Kasten, hier im Sinne von Sammlungen von kurzen moralischen aber auch oft lustigen Geschichten. Geliert besaß Exemplare von Müllers „Acerra Biblica, 1. 2. 3. Hundert" (1697), „5tes Hundert" (1707) und „7. und 8tes Hundert" (o. D.). (Vgl. Index Librorum, Appendix, S. 82, Nr. 1404-1406.) Turneisen] Johann Jacob Thurneysen, 1723 — 1787, Buchhändler in Basel. (Vgl. Spieß, Basel anno 1760, S. 177.) Reich] Philipp Erasmus Reich. Vgl. Anm. 47, Erläuterungen. Grandison] Der 3. und 4. Teil der Übersetzung von Samuel Richardsons Roman „Sir Charles Grandison" sind zur Michaelismesse 1754 erschienen. Freunde] Johann Arnold Ebert. Vgl. Anm. 10, Erläuterungen. Nachtgedanken] Ebert hat die „Night Thoughts" von Edward Young 1751 ins Deutsche übersetzt. Grandison] Carl Grandison, wohltätiger Held des Romans „Sir Charles Grandison" von Samuel Richardson. Er war das Vorbild eines tugendhaften, religiösen, vernünftigen Menschen. Clarissa] Die Heldin von Samuel Richardsons Roman „Clarissa; or the History of a Young Lady". Sie war eine tugendhafte, religiöse, obwohl etwas melancholische Frau. Der Roman „Clarissa" erschien 1754 in deutscher Übersetzung. Biron] Harriet Byron, Figur aus Richardsons „Sir Charles Grandison". Wegen ihrer Tugend, Sittlichkeit, Vernunft und Religion wurde sie die Frau von Sir Charles Grandison. Lebensbeschreibung] „Lettres de Monsieur L'Abbé Le Blanc, concernant le gouvernement, la politique et les mœurs des anglois et des français" (Amsterdam 1749, in 3 Bänden). Lehrgedichte] Gellerts „Lehrgedichte und Erzählungen".
184. An Johann
Andreas
Cramer.
6. Dezember
1754.
UBERLIEFERUNG: H: Versteigert, Meyer und Ernst, Auktion 31, 1933. (Aus dem Auktionskatalog, S. 26.) W. Stammler hat den Brief in der „Deutschen Rundschau", N. F. 2 (1915/16, S. 241 -242) gedruckt mit dem Vermerk: Original im Besitz von Herrn Geheimen Hofrat Hans Meyer in Leipzig. Vorliegender Druck folgt der Ausgabe von Julius Klee (1839), C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, 8. Teil, S. 97-98. Adresse (aus einer Fußnote von Stammler): A Monsieur Monsieur Cramer Predicateur ordinaire de S. M. le roi de Dannemarc p à Coppenhagen. ERLÄUTERUNGEN: Über Johann Andreas Cramer vgl. Anm. 41, zu Z. 9 (Mann). Z. 2 Predigten] Cramers „Sammlung einiger Predigten" erschien in 10 Teilen zwischen 1755 und 1760. Z. 15 Breitkopfen] Bernhard Christoph Breitkopf, Buchhändler und Buchdrucker in Leipzig (vgl. Anm. 171, zu Z. 9). Z. 16 Becken] W. Stammler bemerkt hierzu in einer Fußnote, daß es sich vermutlich um Gellerts Famulus handle. (Vgl. Deutsche Rundschau, N. F. 2 (1915/16), S.241.)
384 Z. 19 Z. 20
Z. 20
Z. 23 Z. 26
Nr. 185
12. Dezember 1754
Charlotte] Charlotte Cramer, geb. Radike. Vgl. Anm.41, zu Z. 9 (Magistrinn). Kindern] Da Cramers erstes Kind Wilhelm 1753 starb, hatte er zu dieser Zeit nur ein Kind, Carl Friedrich, der am 7. Mai 1752 geboren wurde. (Vgl. A. W. Cramer, Haus-Chronik . . ., S. 49.) König] Friedrich V., 1723 — 1766, regierte seit 1746. Unter Friedrich blühte die Kunst in Dänemark auf. Neue Freiheiten im gesellschaftlichen Leben wurden spürbar, als die alten Einschränkungen, die unter dem früheren pietistischen König Christian existierten, abgebaut wurden. Klopstock kam 1751 nach Dänemark, wo er eine „Beyträgerinsel" aufbauen wollte und daher durch seinen Einfluß am Hof Berufungen für seine Freunde zu organisieren begann. Cramer wurde 1754 Hofprediger in Kopenhagen, 1757 erhielt Geliert eine Einladung, als Erzieher des Kronprinzen nach Kopenhagen zu kommen. Rabener und Ebert erhielten auch Berufungen, aber sie wie auch Geliert schlugen diese Einladungen aus. (Vgl. Eaton, The German Influence in Danish Literature in the 18th Century, S. 9, 68—69.) Graf Moritz] Hans Moritz von Brühl. Vgl. Anm. 102, zu Z.32. Psalmen] „Poetische Übersetzung der Psalmen, mit Abhandlungen über dieselben von Johann Andreas Cramer". Der erste Teil mit 6 Abhandlungen erschien 1755 in Leipzig.
185. An Hans Moritz von Brühl.
12. Dezember
ÜBERLIEFERUNG: D: C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Schlegel und Heyer (1769-1774), S. 31—32. Original verschollen.
1754. 8. Teil,
ERLÄUTERUNGEN: Über Hans Moritz von Brühl vgl. Anm. 102, zu Z.32. Z. 1 Brief] Verschollen. Z. 6 Atticus] Titus Pomponius, römischer Schriftsteller, 109 v. Chr.—32 v. Chr., hat in 16 Bänden seinen Briefwechsel mit Cicero unter dem Titel „Epistolae ad Atticus" veröffentlicht. Z. 7 B a r t l e t ] Dr. Ambrose Bartlett aus Samuel Richardsons Roman „Sir Charles Grandison" war für Geliert eine nachahmungswürdige Figur. Gelehrt, vernünftig, religiös und demütig hatte er ebenso wie Geliert auch die Eigenschaft, daß er sehr wenig redete und lieber stillschweigend eine Konversation anhörte, als daß er daran teilnahm. Ähnlich wie Geliert betrachtete es Dr. Bartlett als seine Aufgabe, Vermittler religiöser und moralischer Regeln an Standespersonen zu sein, die dann als Vorbilder der Tugend und Sittlichkeit öffentlich wirken konnten. Z. 11 Correkturbogen] Die dritte Auflage von Gellerts Roman „Leben der schwedischen Gräfin von G**" erschien 1755 bei Wendler in Leipzig. Im selben Jahr kam eine 4. Auflage heraus. (Vgl. Michael, Aus meinen Gellertstudien, S. 16, Fußnote 2.) Z. 13 Ri veri] Bezieht sich auf die Ausgabe „Fables et Contes" (Paris 1754) von Claude François Félicien Boulenger de Rivery (vgl. Anm. 141, zu Z. 15, RivoerieJ. Z. 13/14 Briefe über die Engländer] Vgl. Anm. 183, zu Z. 43. Z. 14 l e B l a n c ] Jean Bernard LeBlanc, 1707—1781, französischer Schriftsteller ( vgl. hierzu Brief 183, Z. 43-45). Z. 14/15 G r a n d i s o n ganz] Der 5. und letzte Teil der Übersetzung von Richardsons Roman „Geschichte Herrn Carl Grandison" erschien erst 1755 zur Frühjahrsmesse in Leipzig. Geliert hat wahrscheinlich vom Verleger Reich ein Exemplar im voraus erhalten. Z. 15 Predigten] J. A. Cramers „Sammlung einiger Predigten". Vgl. Anm. 184, zu Z.2. Z. 16 Psalmen] J. A. Cramers „Poetische Übersetzung der Psalmen". Vgl. Anm. 184, zu Z. 26. Z. 17 Cammerjunker] Nicht ermittelt. 186. Von Hans Moritz von Brühl.
14. Dezember
ÜBERLIEFERUNG : D: C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Schlegel und Heyer (1769 -1774), S. 32-34. Original verschollen. ERLÄUTERUNGEN: Antwort auf Gellerts Schreiben Brühl vgl. Anm. 102, zu Z.32.
1754. 8. Teil,
vom 12. Dez. 1754. Über Hans Moritz von
Nr. 187 Z. 7 Z.14 Z. 20 Z. 26
385
Herr von V/. . .] und B/. . .]} Nicht mit Sicherheit zu identifizieren. C i c e r o ] Vgl. Gellerts Brief an Brühl vom 12. Dez. 1754 (Brief 18S, Z. 4-7). R i v e r i ] Bezieht sich auf Riverys „Fables et Contes" (Paris 1754). (Vgl. Anm. 141, zu Z.15, Rivoerie; Anm. 160, zu Z.33.) Fliege und der Spinne] Gellerts „Die Fliege" aus dem 2. Teil der „Fabeln und Erzählungen" (1748) erschien bei Rivery unter dem Titel „La Mouche et l'Araignée" (Fables et Contes, S. 1 —3). Der Anfang der Erzählung wurde etwas geändert, wie folgender Vergleich deutlich zeigt: 1 2 3 4 5 6 7 8
Z. 2 7 Z. 28
20. Dezember 1754
Geliert: Die Fliege Daß alle Tiere denken können, Dies scheint mir ausgemacht zu sein. Ein Mann, den auch die Kinder witzig nennen, Äsopus hat's gesagt, Fontaine stimmt mit ein. Wer wird auch so mißgünstig sein Und Tieren nicht dies kleine Glücke gönnen, Aus dem die Welt so wenig macht? Denk' oder denke nicht, darauf giebt niemand acht.
Rivery: La Mouche et l'Araignée 1 Le Bœuf & le Chameau sont bêtes peu sensées, 2 La taille n'y fait rien, les plus grandes pensées. 3 Peuvent loger dans le corps d'un Cinon. 4 Les Bêtes penser! Pourquoi non? 5 Est-ce après tout un si grand avantage 6 Pour que nous prétendions l'avoir seuls en partage? 7 Le Monde en fait si peu de cas! S Combien Damon a-t-il de rente? 9 Comment est-il en Cour? La demande est prudente; 10 Mais pense-t-il, ou ne pense-t-il pas, 11 C'est chose assey indifférente. le B l a n c ] Jean Bernard LeBlanc. Vgl. Anm. 185, zu Z. 14. Werke] J. A. Cramers „Sammlung einiger Predigten" und „Poetische Psalmen" (vgl. Anm. 184, zu Z. 2; Anm. 184, zu Z.26).
187. An Johann
Andreas
Cramer.
ÜBERLIEFERUNG: D : W. Stammler, Deutsche Rundschau, N. F. 2 (1915/16), in F. A. Ebert, Briefwechsel Christian Fürchtegott Geliert's mit Demoiselle
Übersetzung
20. Dezember
der
1754.
S. 242-243. Gekürzt Lucius, S. 639 - 640.
ERLAUTERUNGEN: Über Johann Andreas Cramer vgl. Anm. 41, zu Z. 9 (Mann). Z. 2 Psalmen] J. A. Cramers „Poetische Übersetzung der Psalmen". Vgl. Anm. 141, zu Z.3. Z. 3 Breitkopf] Über den Buchdrucker Breitkopf in Leipzig vgl. Anm. 145, zu Z.21. Z. 5 vitia] Latein = Fehler, die die menschliche Natur zu selten vermeidet. Z. 7 Evclamation] = Exklamation. Verlesung des Wortes bei Stammler. Gemeint sind Ausrufezeichen. Z. 13 p. 76] Vgl. Cramers „Poetische Übersetzung der Psalmen", 21. Psalm, vorletzter Vers. Die von Geliert vorgeschlagene Änderung steht im Text. Z. 14 p. 66] Vgl. Cramers „Poetische Übersetzung der Psalmen", 18. Psalm, letzte Strophe. Die von Geliert erwähnte Stelle lautet: Das seine Gnaden, ewige Zeiten, Sich segnend auf seine Geschlechte verbreiten . . . Z. 21 Dr. Crusius] Christian August Crusius, 1715—1775, Philosoph und Theologe, damals ordentlicher Professor der Theologie an der Leipziger Universität. Der Name Crusig bei Stammler beruht auf einem Verlesen der lateinischen Endung t).
386
Nr. 188
Z. 23
Rousseau] Jean Baptiste Rousseau, geb. 1670, gest. 17. März 1741, französischer Dichter. Er war für seine geistlichen Oden besonders hoch geschätzt. (Vgl. Nouvelle Biographie Générale, 42. Bd., Sp. 728 - 737.) et omnibus] Latein = und fahre fort in aller Freude.
Z. 24
21. Dezember 1754
188. An Johann Friedrich von Cronegk.
21. Dezember
1754.
ÜBERLIEFERUNG: H: Karl-Marx-Universität, Universitätsbibliothek, Leipzig, Rep. IV, 96f. Nr. 5. 2 Seiten beschrieben. Teil eines Siegels erhalten. Adresse: A Mr. Mr. le Baron de C r o n e c k , Conseiller de la Cour d'Anspach p à Anspach. Unten S. 1 von Geliert geschrieben: An den Herrn Baron Croneck. D: C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Fleischhauer (1786), 6. Teil, Anbang, S. 272 -276.
Über Johann Friedrich von Cronegk vgl. Anm. 102, Erläuterungen. Z. 12 Leichtgläubiger] „Der ehrliche Mann, der sich schämt, es zu seyn", ein Charakterlustspiel in Anlehnung an Destouches' „Philosophe marié". Nur die erste Szene, die in Sfüßigen Jamben geschrieben wurde, liegt vor. (Vgl. Gensei, Johann Friedrich von Cronegk, S. 63-65.) Z. 18 Nachspiels] Gemeint ist Cronegks „Die verfolgte Comödie", eigentlich ein Vorspiel, das 1754 verfertigt wurde. (Vgl. S. Roth, ]. Fr. v. Cronegk, Sammlung: Komedia, 19. Bd., S. 94.) Z. 20 Gleichen] Carl Heinrich von Gleichen. Vgl. Anm. 42, zu Z. 2. Z. 22 Riveri] Claude François Félicien Boulenger de Rivery. Vgl. Anm. 141, zu Z. 15 (RivoerieJ. Z. 22 Fabeln] Riverys „Fables et Contes" (Paris 1754). Vgl. Anm. 160, zu Z.33. Z. 25 Vorrede] In einer „Discourse Préliminaire" behandelt Rivery die Geschichte der deutschen Literatur. Er beschreibt kurz drei Entwicklungsperioden: 1. Höfische Literatur 2. Zeitalter Martin Opitz' 3. Zeitalter Günthers, worunter er Hagedorn, Haller, Gottsched, Rabener und Geliert besonders erwähnt. In diesem Abschnitt schreibt er, daß die Kunst in Deutschland durch den Einfluß der vertriebenen Hugenotten einen großen Aufschwung erlebt habe. Für Geliert muß es anstößig gewesen sein, daß Gottsched für seine „Sprachlehre" und für seine Verdienste um die deutsche Poesie von Rivery sehr hochgeschätzt wurde (S. LI) und daß Rivery in seiner Beurteilung der Werke der Frau Gottsched ein bei den französischen Literaturkritikern der damaligen Zeit allgemein akzeptiertes Vorurteil den deutschen Schriftstellern gegenüber hinschreibt: il est étrange de voir tant d'Ouvrages où respire le bon goût, défigurés par une impression gothique. Z. 27 Aesthetick] „Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch ..." von Christoph Otto Freiherr von Schönaich (vgl. Anm. 174, zu Z.21). Z. 30 Wochenblatte] „Der Freund", eine moralische Wochenschrift, die 1754—1756 von Cronegk, J. J. H. Junckheim, der Schloßprediger in Schwaningen und seit 1755 Vikar der Stadtkirche in Ansbach war, und J. G. A. Kipping (1728—1763), einem Arzt aus Ansbach herausgegeben wurde. In dieser Wochenschrift veröffentlichte Cronegk seine Lehrgedichte und verschiedene Prosaaufsätze. Obwohl von mittelmäßiger Qualität wurde die Zeitschrift dennoch in gelehrten Zeitungen und von berufenen Kritikern günstig beurteilt (z.B. von Lessing in der „Berlinischen privilegirten Zeitung" vom 13. Sept. 1755). Geliert hat die Zeitschrift in seinen „Moralischen Vorlesungen" empfohlen, allerdings mehr weil er den tugendhaften Cronegk als die Zeitung loben wollte. (Vgl. C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Schlegel und Heyer (1769-1774), 6. Teil, S.256.) Z. 31 Cramern] Johann Andreas Cramer. Vgl. Anm. 41, zu Z. 9. (Mann). Cramers „Sammlung einiger Predigten" erschien in 10 Teilen zwischen 1755 und 1760. ERLÄUTERUNGEN:
Nr. 189 Z. 32 Z. 34 Z. 34
Z. 36
Z. 40 Z. 41
24. Dezember 1754
387
Psalmen] ]. A. Cramers „Poetische Übersetzung der Psalmen" erschien in 4 Teilen zwischen 1755 und 1764. Tessin] Carl Gustav Tessin. Vgl. Anm. 183, zu Z. 20. Zachariae] Just Friedrich Wilhelm Zachariae. Vgl. Anm. 50, zu Z. 66. Zachariaes „Die Tageszeiten, ein malerisches Gedicht", erschien 1754 in Rostock. Das Gedicht schildert die 4 Tageszeiten nach Szenen der Natur und nach den Beschäftigungen der Menschen. Vorgängers] Geliert meint wahrscheinlich James Thomsons „The Seasons" (1746 gesammelt herausgegeben), ein Gedicht, das auch in reimlosen Versen verfaßt und von Brockes ins Deutsche übersetzt wurde. Moritz] Hans Moritz von Brühl. Vgl. Anm. 102, zu Z. 32. Eintrag] Hier im Sinne von „Anstellung" am sächsischen Hof gemeint. Im Mai 1755 verließ Brühl Leipzig und ging nach Dresden, wo er bis Juli blieb. Im August war er in Warschau am Hof. Hier erhielt er den Auftrag, nach Paris zu reisen, wo er bis zum Frühling 1759 am Hof tätig war.
189. An Hans Moritz
von Brühl.
24. Dezember
1754.
UBERLIEFERUNG: H: Im Besitz von Professor Dr. H.-R. Wiedemann, Kiel. 4 Seiten beschrieben. D: C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Schlegel und Heyer (1769-1774), 8. Teil, S. 34-37, gekürzt. ERLÄUTERUNGEN: Über Hans Moritz von Brühl vgl. Anm. 102, zu Z. 32. Z. 5 Cramerischen Psalmen] J. A. Cramers „Poetische Übersetzung der Psalmen" (vgl. Anm. 141, zu Z. 3). Z. 7 Thomasius] Christian Friedrich Thomasius, 1722 — 1790, Enkel des berühmten Philosophen und hallischen Professors Christian Thomasius. 1754 erbte er den Anteil an das etwa 30 km von Halle entfernte Familiengut Ahlsdorff, mit dem 1752 seine Tante Sofie Elisabet Thomasius (geb. 1694, gest. 13. Dez. 1754 in Leipzig) belehnt worden war. Nachdem Geliert den preußischen Leutnant Thomasius bei Gelegenheit dieser Erbschaft in Leipzig kennengelernt hatte, wechselte er mit ihm jahrelang Briefe. Die zwei in den „Sämmtlichen Schriften" von 1755 mit Überschrift „An einen Preußischen Offizier in Schlesien" sind an ihn. 1759 oder Anfang 1760 mußte Thomasius infolge eines Duells die Armee verlassen. Geliert berichtet darüber in einem Brief an das Fräulein von Schönfeld vom 17. Dez. 1759. Thomasius hat sich angeblich mit einem Major duelliert, der ihn während eines Gottesdienstes gestört hat. Er wurde bei diesem Duell schwer verwundet. Danach zog er wieder nach Sachsen, wo er 1774 in Naumburg heiratete und bis zu seinem Tod blieb (vgl. M. Fleischmann, Christian Thomasius. Leben und Lebenswerk, S. 143-144, Stammtafel II am Ende des Bandes). Z. 9 Thomae] Christoph Gottfried Thomae. Vgl. Anm. 128, zu Z.24 (ThomäJ. Z. 22 Louidor] = Louis d'or. Z. 61 Herr v. Behr] Friedrich von Behr. Er stammte aus Hannover, studierte an der Universität Göttingen und wurde am 25. Juni 1753 an der Leipziger Universität immatrikuliert. Wie Geliert in seinem Brief an Jerusalem vom 30. Dez. 1754 (Brief 191) berichtet, wurde Behr engagiert, um die neuen Studenten an der Akademie einzuführen. (Vgl. Iüngere Matrikel der Universität Leipzig, 3. Bd., S. 19.) Z. 70 Tag Ihrer Geburt] Hans Moritz von Brühl wurde am 20. Dez. 1736 auf dem Gut Martinskirchen geboren. Z. 73 Buschmanns Gedichte] Vermutlich Ernst August Buschmanns „Texte zur Kirchenmusik", die in den 60er Jahren erschienen sind. Buschmann, 1725—1775, wurde in Folge von Gellerts Empfehlung 1760 zum Pfarrer auf den Schönfeldschen Gütern Löbnitz und Döbern ernannt. (Vgl. Gellerts Briefe an Fräulein Erdmuth von Schönfeld, S. 67.) Z. 74 Bernsdorf] Joachim Bechtold von Bernstorff, 1734-1807. Er besuchte ab 1752 mit seinem Bruder Andreas Peter (1735-1797) die Leipziger Universität. (Vgl. ADB, 2. Bd., S. 488; Friis, Die Bernstorffs, l.Bd., S.67.) Z. 75 Dr. zu werden] Aus dem Brieftext geht nicht hervor, was hier gemeint ist. Vermutlich hat der Graf Bernstorff auf dem an Hans Moritz gerichteten Paket den Titel Dr. hinzugefügt.
388
Nr. 190
30. Dezember 1754
190. An Carl Wilhelm Christian von Craussen.
30. Dezember
17S4.
ÜBERLIEFERUNG: D: J. }. Ebert, Wittenbergisches Magazin für die Liebhaber der philosophischen und schönen Wissenschaften, 1(1781), S.49—S1. Original verschollen.
Über Carl Wilhelm Christian von Craussen vgl. Anm. 73, Erläuterungen. Geórgica] „Geórgica Cruussica. Oder: Schäfer- und Hirten-Gesänge aus der tartarischen in die teutsche und französische Dichtkunst gebracht" (Breslau 17SS). (Vgl. hierzu Anm. 84, zu Z.33). Z. 22 Körnen] Johann Jacob Korn, Buchhändler und Verleger in Breslau. Vgl. Anm. 119, zu Z. 71. Z. 22 Psalmen] „Poetische Übersetzung der Psalmen" von J. A. Cramer (vgl. Anm. 141, zu Z. 3). Z.25 Reden] J. A. Cramers „Sammlung einiger Predigten" (vgl. Anm. 184, zu Z.2). Z. 27 Hagedorn] Friedrich von Hagedorn. Vgl. Anm. 11, Erläuterungen. Hagedorn ist am 28. Okt. 1754 gestorben. Z. 34 Gedichte] Dieses Gedicht hat Craussen wahrscheinlich anonym veröffentlicht. Ein Exemplar konnte nicht ermittelt werden. ERLÄUTERUNGEN:
Z. 20
191. An Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem.
30. Dezember
17S4.
H: Karl-Marx-Universität, Universitätsbibliothek, Leipzig, Autographensammlung Kestner II A IV, S71. 4 Seiten beschrieben. D: W. Stammler, Geliert und Abt Jerusalem. In: Braunschweigisches Magazin, (1915), S. 83 — 84. UBERLIEFERUNG:
Über Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem vgl. Anm. 39, zu Z. 5. Bothmers] Carl Freiherr von Bothmer (auch Bothmar) wurde am 10. Mai 1753 an der Leipziger Universität immatrikuliert. Er wurde später Hochfürstlicher Brandenburgischer Kammerherr und Berghauptmann im Fürstentum Bayreuth. Er schrieb einige Abhandlungen über die Baukunst und Bergwerke. (Vgl. Hamberger und Meusel, Gelehrtes Teutschland, l.Bd., S.390.) ihn vor andern] = ihm vor anderen. Wohl Flüchtigkeitsfehler. Relatorium] Eine Vorlesung über die Referierkunst oder eine Anweisung zum „Abfassen und Halten von Vorträgen (Relationen) aus Civil- und Criminal- oder anderen Acten". In Leipzig wurde das Referieren auch häufig ohne eigene Übungen der Zuhörer gelehrt. (Vgl. J. Schröder, Wissenschaftstheorie und Lehre der „praktischen Jurisprudenz" auf deutschen Universitäten an der Wende zum 19. Jahrhundert, S. 262 —263.) Mathesi subterránea] Johann Mathesius „Bergpostilla, oder Sarepta darinn von allerley Bergwerck vnd Metallen, was ir Eygenschafft vnd Natur, vnd wie sie zu Nutz • . • guter Bericht gegeben" (Nürnberg 1578 u. ö.). Bruder] Christlieb Ehregott Geliert. Vgl. Anm. 1, zu Z. 10. Christlieb Ehregott war seit 1753 Kommissionsrat am Oberbergamt in Freiberg. (Vgl. W. Becker und A. Lange, Gedenkschrift, S. 35.) Herr von Behr] Friedrich von Behr. Vgl. Anm. 189, zu Z. 61. Harvey] Christoph Hervey. Er wurde am 2. Okt. 1754 an der Leipziger Universität immatrikuliert (vgl. Iüngere Matrikel der Universität Leipzig, 3. Bd., S.158). Oertel] Der Name Oertel erscheint nicht auf der Liste der Schüler am Collegium Carolinum von 1754 bis 1759. (Vgl. J. J. Eschenburg, Entwurf einer Geschichte des Collegii Carolini .... S. 102-104.) Psalmen] „Poetische Übersetzung der Psalmen" von Johann Andreas Cramer (vgl. Anm. 141, zu Z.3; Anm. 41, zu Z. 9, MannJ. Predigten] J. A. Cramers „Sammlung einiger Predigten" (vgl. Anm. 184, zu Z.2).
ERLÄUTERUNGEN:
Z. 4
Z. 8 Z. 11
Z. 11
Z. 16
Z. 31 Z. 43 Z. 46 Z. 49 Z. 51
192. An Christian Ferdinand von Zedtwitz. D: C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Schlegel und Heyer (1769-1774), S. 20—22. Original verschollen. UBERLIEFERUNG:
1754. 8. Teil,
Nr. 193
1754
389
ERLÄUTERUNGEN: Christian Ferdinand Baron von Zedtwitz aufBonau und Holsteitz, 1717—1803, Kgl. Polnischer und Kursächsischer, so wie auch Kurfürstlicher Cölnischer Kammerherr, Oberaufseher über verschiedene Ämter des Weißenfelsischen Gebietes, war schon seit den 40er Jahren mit Geliert befreundet. Geliert war oft als Gast auf dem Zedtwitzschen Gut Bonau. Das Gutshaus steht noch. Neben dem Haus befindet sich immer noch der Teich und an dessen Ufer der aus Stein gebaute Tisch, der unter dem Namen „Gellert-Tisch" in der Gegend bekannt ist. (Vgl. Gellerts Briefe an Fräulein von Schönfeld, S. 13, Fußnote 16.) Z. 6 Söhnen] Heinrich Ferdinand, später Konferenzminister in Dresden, und Ludwig Friedrich Ferdinand, später Kgl. Sächsischer Geheimrat in Dresden. (Vgl. Gellerts Briefe an Fräulein Erdmuth von Schönfeld, S. 13, Fußnote 16.) Z. 7 Hofmeister] Der Name dieses Mannes, der in Zeile 26 als Herr H. erwähnt wird, konnte nicht ermittelt werden. Er taucht sonst in Gellerts Briefen an die Familie Zedtwitz nicht auf. Z. 9 Gemahlinn] Friederike Sophie Louise Zedtwitz, geb. v. Jungk. Gestorben ist sie am 19. Dez. 1769, 6 Tage nach dem Tod Gellerts. (Vgl. Gellerts Briefe an Fräulein Erdmuth von Schönfeld, S. 13, Fußnote 16.)
193. An Friedrich Biehle. UBERLIEFERUNG: D : C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Schlegel und Heyer (1769-1774), S. 14—16. Original verschollen.
1754. 8. Teil,
ERLÄUTERUNGEN: Friedrich Biehle, Sohn von Gellerts Schwester Johanna Wilhelmine, verh. Biehle. In den „Unvollständigen Nachrichten" erwähnt Geliert, daß seine Schwester ihre silbernen Becher versetzt hatte, um Geld für Gellerts weiteres Studium in Leipzig zu bekommen. Aus Dankbarkeit für diese Wohltat berichtet Geliert: Ich habe an ihrem Sohne, den ich einen Buchbinder werden ließ, als Vater zu handeln gesucht. Friedrich Biehle wurde Buchbindermeister in Hainichen und starb im Jahre 1808. (Vgl. Külz, Nachrichten über Hainichen . . ., S. 95, Unvollständige Nachrichten, Handschrift in der Sächsischen Landesbibliothek, Dresden, Mscr. Dresd., fa. Nr. 94-102.) Z. 2 Klagen] Näheres über die Umstände des jungen Biehle ist nicht bekannt. Z. 33 Vaters] Johann Christoph Biehle, geb. 1677. Das genaue Datum seines Todes berichtet Külz nicht (Nachrichten über Hainichen ...). Er besuchte die Leipziger Universität, wurde 1706 Diakonus in Hainichen und heiratete zwei Jahre danach, am 22 Okt. 1708, Barbara Buchheim, die 1726 starb. Am 21. Okt. 1727 heiratete er Gellerts Schwester Johanna Wilhelmine (1707—1785). Aus dieser Ehe stammte nur der Sohn Friedrich. (Vgl. Külz, Nachrichten über Hainichen . . ., S. 95.)
194. An Herrn H. UBERLIEFERUNG: D : C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Schlegel und Heyer (1769-1774), S. 16-18. Original verschollen.
1754. 8. Teil,
ERLÄUTERUNGEN: Die Identität des Herrn H. läßt sich weder aus dem Inhalt dieses Briefs noch aus der übrigen Korrespondenz Gellerts bestimmen.
195. An Herrn B. ÜBERLIEFERUNG: D: C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Schlegel und Heyer (1769-1774), S. 22-24. Original verschollen.
1754. 8. Teil,
ERLÄUTERUNGEN: Dem Inhalt nach wurde der Brief an einen jungen Prediger gerichtet, der früher Gellerts Zuhörer gewesen ist. Da der Brief dieses Predigers an Geliert (s. Z. 2) verschollen ist, kann nicht präzise bestimmt werden, wie der ehemalige Student Gellerts geheißen hat.
390
Nr. 196
25. Januar 1755
196. Von Johann Andreas Cramer. ÜBERLIEFERUNG: H: Schleswig-Holsteinische beschrieben.
25. Januar Landesbibliothek,
1755.
Kiel, Sign.: Ca Cramer. 2 Seiten
ERLÄUTERUNGEN: Antwort auf Gellerts Schreiben vom 20. Dezember 1754. Über Johann Andreas Cramer vgl. Anm. 41, zu Z. 9 (Mann). Z. 9/10 Predigten] Die ersten zwei Teile von J.A. Cramers „Sammlung einiger Predigten" erschienen 1755 bei Mumme in Kopenhagen und wurden im norddeutschen Sprachgebiet mit Beifall aufgenommen. Die Göttingischen Anzeigen von gelehrten Sachen (2. Bd., 128. St., 23. Okt. 1756, S. 1159—1160) berichteten darüber: Unter diesen Predigten gehören verschiedene unter die Muster einer erhabenen Beredsamkeit und sind denen anzupreisen, deren Seele einer stärkern Speise fähig ist und auch bey ihrer Andacht sich gerne so hoch schwingen, als möglich ist. Z. 2 0 e w i g e Z e i t e n ] Bezieht sich auf Cramers „Poetische Übersetzung der Psalmen" 1. Teil, S. 66. Dieser Teil enthielt Übersetzungen von den ersten 41 Psalmen und kam gleichzeitig mit dem ersten Teil der „Sammlung einiger Predigten" heraus. In seinem Brief an Cramer vom 20. Dez. 1754 (Brief 187, Z. 15-21) schreibt Geliert, daß dieser Satzteil zu Mißverständnissen führen könnte. Er hat ihn daher mit Kommas vom übrigen Satz ausgeklammert. Cramer hat diese Änderung Gellerts im Text beibehalten. Z. 24 der Christ] „Der Christ", ein moralisches Lehrgedicht, erschien 1754 in Gellerts „Lehrgedichten und Erzählungen", S. 25—56. Z. 25 Lieder] Obwohl Geliert in seinem Schreiben an J. A. Schlegel vom Februar 1756 (Brief 263, Z. 4-6) erwähnt, daß er den Vorsatz, Lieder zu schreiben, lange gehabt und ihn leider nicht ausgeführt habe, kam der eigentliche Antrieb, diese geistlichen Lieder zu verfassen, von Cramer. Sie erschienen erst 1757 unter dem Titel „Geistliche Oden und Lieder von C. F. Geliert". Z. 29 Messias] „Der Messias. Erster Band". (Kopenhagen: Lille 1755). Im selben Jahr erschien der zweite Band (d. h. insgesamt Gesang 1 — 10 mit den Abhandlungen „Von der heiligen Poesie" und „Von der Nachahmung des griechischen Sylbenmaßes"). Z. 30 Klopstock] Friedrich Gottlieb Klopstock. Vgl. Anm. 37, zu Z. 23 (Verfasser). Z. 32 geheyrathet] Klopstocks Hochzeit mit Margarethe Moller, genannt Meta, fand im Juni 1754 statt. Ursprünglich sollte Cramer das Brautpaar trauen, er mußte aber schon zwei Monate vorher im März 1754 wegen seiner Amtsübernahme nach Kopenhagen umziehen (vgl. Stoltenberg, Johann Andreas Cramer, S. 12). Z. 35 Frau] Charlotte Cramer, geb. Radike. Vgl. Anm. 41, zu Z. 9 ("Magistrinn). Z. 35 Bruder] Friedrich Leberecht Geliert. Vgl. Anm. 1, zu Z. 3. Z. 36 Breitkop/] Bernhard Christoph Breitkopf, Verleger in Leipzig. Z. 40 Heinen] Johann Abraham Heine. Vgl. Anm. 50, zu Z. 67 (Heynenj. Z. 41 Gutschmidten] Christian Gotthelf Gutschmidt. Vgl. Anm. 50, zu Z. 67.
197. Von Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem. ÜBERLIEFERUNG: H: Sächsische Landesbibliothek, beschrieben.
18. Februar
1755.
Dresden, Mscr. Dresd. fa. Nr. 152. 8 Seiten
ERLÄUTERUNGEN: Antwort auf Gellerts Schreiben vom 30. Dez. 1754. Über Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem vgl. Anm. 39, zu Z. 5. Z. 4 Bothmar] Henriette Friederike von Bothmer, geb. v. d. Schulenburg, geb. 8. Sept. 1717, gest. 6. Juni 1763 in Bayreuth. Sie war mit dem Herzogl. Braunschweig-wolfenbüttelschen Oberhauptmann Carl Ludwig von Bothmer (1699—1749) vermählt und seit dem 15. Mai 1749 verwitwet. In Braunschweig bekleidete sie die Stelle einer Oberhofmeisterin. Nach dem Tod ihres Mannes siedelte sie nach Bayreuth über, wo sie bis zu ihrem Tod wohnte (vgl. Stammtafel des Geschlechts von Bothmer. Aeltere Linie zu Drackenburg, Tafel 3, München 1901). Z. 6 Sohnes] Carl von Bothmer. Vgl. Anm. 191, zu Z. 4.
Nr. 198 Z. Z. Z. Z.
12 32 49 50
Z. 52
Z. 53
8. März 1755
391
Jus] = Jura. seiner] Abkürzung im Text, = sr. Gaertner] Carl Christian Gärtner. Vgl. Anm. 4, zu Z. 27 (GaertnerJ. Niecen] Jerusalem bezieht sich auf die Verwandtschaft zwischen dem Premierminister von Münchhausen und seiner Braut, die die Tochter von seiner Schwester, also seine Nichte war. Bedencken] Vermutlich fügte Jerusalem ein Gelegenheitsgedicht auf die Hochzeit des Premierministers von Münchhausen mit dem Fräulein von der Schulenburg diesem Brief bei. Das Gedicht konnte nicht ermittelt werden. Vermahlung] = Vermählung. Wohl Flüchtigkeitsfehler. Am 10. Jan. 1755 vermählte sich Gerlach Adolf von Münchhausen mit Christiane Lucie von der Schulenburg (1718—1787). Es war seine zweite Ehe.
198. An Hans Moritz von Brühl. ÜBERLIEFERUNG: H: The Beinecke Rare Book and Manuscript Collection, Sign.: G24b B755 3:8. 2 Seiten beschrieben.
8. März Library,
Yale University,
1755. Speck
ERLÄUTERUNGEN: Über Hans Moritz von Brühl vgl. Anm. 102, zu Z. 32. Z. 4 cui] Latein = vor dem die Musen aufstehen. Z. 5 Cramer] Johann Andreas Cramer. Vgl. Anm. 41, zu Z. 9 (Mann,). Z. 9 Schlegel] Johann Adolf Schlegel. Vgl. Anm. 2, zu Z. 25 (Bruder,). Z. 11 Croneckj Johann Friedrich von Cronegk. Vgl. Anm. 102, Erläuterungen. Z. 14 Julus] Julus, Sohn des Äneas, sagenhafter Ahnherr des julischen Geschlechts, dem Cäsar und die ersten römischen Kaiser angehörten. Geliert bezieht sich hier (Z. 13—24) auf die 2., 3. und 4. Gesänge von Vergils Epos „Äneis". Z. 14 Dido] Königin von Karthago, Geliebte von Äneas. Z. 15 pii] Latein=gehorsamer Äneas. Z. 17 Toberneckers Hause] Nach Angaben des Museums für Geschichte der Stadt Leipzig ist kein solches Haus nachweisbar. Vermutlich handelt es sich um ein wahrscheinlich ganz unscheinbares, vielleicht sogar häßliches oder bereits verfallenes Haus, welches den damaligen Zeitgenossen bekannt war. Z. 18 Hohmanns Hof] Besitz einer Leipziger Großkaufmannsfamilie, der zu den schönsten Barockbauten Leipzigs zählte. Hier trafen sich die gebildeten Leute der Stadt. Z. 21 sed] Latein = aber etwas muß gewagt werden. Z. 22 Creusa] Kreusa, Frau von Äneas, die in dem Kampf um Troja getötet wurde. Z. 22 regnere] Latein = folge nach. Danach gibt Geliert eine grammatische Erklärung der Verwendung des Wortes pone. Z. 28 Gedichte] Die zwei von Hans Moritz von Brühl verfaßten Gedichte sind verschollen. Z. 30 Mama] Agnes Elisabeth von Brühl, geb. von Thümen. Sie vermählte sich am 6. Mai 1732 mit dem Grafen Friedrich Wilhelm von Brühl (s. unten). Z. 31 Papa] Friedrich Wilhelm von Brühl auf Martinskirchen, geb. 1699, gest. am 3. Aug. 1760, älterer Bruder des sächsischen Premierministers Heinrich von Brühl. Er war Kgl. Polnischund Kurfürstl. Sächsischer Geheimrat, Landeshauptmann in Weißenfels und Obersteuereinnehmer. (Vgl. Krebel, Europäisches Genealogisches Handbuch. 2. Teil, S. 128; Gellerts Briefe an Fräulein Erdmuth von Schönfeld, S. 5, Fußnote 8.) Z. 36 Rabnern] Gottlieb Wilhelm Rabener. Vgl. Anm. 27, zu Z. 113. Z. 38 Haxthausen] Rudolf Christian von Haxthausen. Vgl. Anm. 166, Erläuterungen. Z. 41 Niednern] Wahrscheinlich Theophilus Samuel Niedner aus Oelsnitz, der sich im Oktober 1755 an der Leipziger Universität immatrikulierte. Z. 41 Simon] Nicht ermittelt. 199. An Carl Wilhelm Christian von Cr aussen.
8. März
1755.
UBERLIEFERUNG: D: J. J. Ebert, Wittenbergisches Magazin für die Liebhaber der und schönen Wissenschaften, 1 (1781), S. 51 — 52. Original verschollen.
philosophischen
392
Nr. 200
13. März 1755
Über Carl Wilhelm Christian von Craussen vgl. Anm. 73, Erläuterungen. Pension] Craussen zahlte jährlich 50 Gulden als Vorsorge an Gellerts Mutter (vgl. hierzu Brief 84, Z. 13-19).
ERLÄUTERUNGEN:
Z. 2
200. An Herrn Hirsch. H: Versteigert 1962. jetziger Besitzer unbekannt. Textprobe vorhanden. 1 Seite beschrieben.
ÜBERLIEFERUNG:
13. März 17SS. Keine Inhaltsangabe oder
Ohne Kenntnis des Briefinhalts ist es unmöglich zu bestimmen, ob Johann Christoph Hirsch (1698-1780) oder einer seiner zwei Söhne gemeint ist. Geliert kannte den Ansbacher Hof- und Kammerrat J. C. Hirsch, der auch mit Cronegk (vgl. Anm. 102, Erläuterungen) und Johann Jacob Mack (vgl. Anm. 21, Erläuterungen) befreundet war. Mack war sogar Hauslehrer bei Hirsch gewesen. Die zwei Söhne des Hofrats, Georg Christoph und Georg Ludwig, wurden beide am 5. Mai 1750 an der Leipziger Universität immatrikuliert und wurden Gellerts Zuhörer (vgl. Gensei, Johann Friedrich von Cronegk, S. 29; Schlichtegroll, Nekrolog auf das Jahr 1792, S. 349; Gellerts Brief an Cronegk vom 12. Aug. 1755 (Brief 219). ERLÄUTERUNGEN:
201. An Carl Wilhelm Christian von Craussen.
13. März 1755.
D: J. J. Ebert, Wittenbergisches Magazin für die Liebhaber der philosophischen und schönen Wissenschaften, 1 (1781), S. 53 -55. Original verschollen. UBERLIEFERUNG:
Über Carl Wilhelm Christian von Craussen vgl. Anm. 73, Erläuterungen. Z. 3 Brief] Verschollen. Z. 11 Critikus] Der Name dieses Kritikers konnte nicht ermittelt werden. Es handelt sich hier wahrscheinlich um eine Rezension von der Sammlung „Georgica Cruussica", die Craussen 1755 herausgab. Z. 16 Que la Poesie] Aus Boileaus „L'art poétique", 4. Gesang, 121. —124. Vers, ungenau zitiert. Que les vers ne soient pas votre éternel emploi. Cultivez vos amis, soyez homme de foi: C'est peu d'être agréable et charmant dans un livre; Il faut savoir encore et converser et vivre. Z. 20 Cramern] Johann Andreas Cramer. Vgl. Anm. 41, zu Z. 9 (Mann). Die „Poetische Übersetzung der Psalmen" erschien zwischen 1755 und 1764 in 10 Teilen. Z. 26 Korns] Johann Jacob Korn, Craussens Verleger in Breslau. Vgl. Anm. 119, zu Z.71. Der Grund für eine Auseinandersetzung Craussens mit Korn ist nicht bekannt. Ob sich Craussen noch über die Verschickung seiner Gedichte im März 1754 an die falsche Adresse (vgl. Brief 148, Z. 3—23) ärgerte, ist nicht auszuschließen. Z. 27 Mutter] Johanna Salome Geliert, geb. Schütz. Vgl. Anm. 14, zu Z. 5 (Mama,). ERLÄUTERUNGEN:
202. An Johann Georg Sulzer.
23. März 1755.
H: Museum für Geschichte der Stadt Leipzig. Autographensammlung, Literatur. 2 Seiten beschrieben. ÜBERLIEFERUNG:
Gruppe
Über Johann Georg Sulzer vgl. Anm. 52, Erläuterungen. Wilhelmine] Catherine Wilhelmine Sulzer, geb. Keusenhof. Vgl. Anm. 48, zu Z. 131 (Bewohnerinnen,). Z. 3 Reich] Philipp Erasmus Reich. Vgl. Anm. 47, Erläuterungen. Z. 12 Haxthausen] Rudolf Christian von Haxthausen. Vgl. Anm. 166, Erläuterungen. Z. 25 anfällt] Bezieht sich auf die Kritik an Geliert im „Neologischen Wörterbuch" des Freiherrn von Schönaich (vgl. Anm. 174, zu Z. 21, Aesthetick). Z. 26 Haller u. Bodmer] Albrecht von Haller (vgl. Anm. 21, zu Z. 40) und Johann Jacob Bodmer ERLÄUTERUNGEN:
Z. 2
Nr. 203
März 1755
393
(vgl. Anm. 25, Erläuterungen) werden zusammen mit Geliert und Klopstock von Schönaich verspottet. So schreibt Schönaich, z. B. als Definition des Wortes „noch": Noch: ein Wort, welches von unsern französirenden Witzlingen zum Anfange eines Satzes sehr gemißbraucht wird, z. E. von G[ellert] von Hfaller] von B[odmer] und Kflopstock] (Neologisches Wörterbuch, S. 276). In dem von Schönaich beschriebenen Dichtersaal (S. 269) stand, oder vielmehr schlief, Haller vor der Tür, weil er seines Amtes nicht gewohnt war, während im Saal Geliert am Tisch saß und vergebens versuchte, Hexameter zu machen. Auf S. 312—313 werden Gellerts Schäfergedichte und Hallers „Die Alpen" kritisiert.
203. Von Johann Georg Sulzer. ÜBERLIEFERUNG: H: Sächsische Landesbibliothek, beschrieben.
März Dresden,
1755.
Mscr. Dresd. fa. Nr. 163. 2 Seiten
ERLÄUTERUNGEN: Antwort auf Gellerts Schreiben vom 23. März 1755. Uber Johann Georg Sulzer vgl. Anm. 52, Erläuterungen. Z. 3 Haxthausen] Rudolf Christian von Haxthausen. Vgl. Anm. 166, Erläuterungen. Z. 9 Salomon] Vgl. „Buch der Sprüche", 22. Buch, 13. Vers, bzw. 26. Buch, 13. Vers. Z. 13 Rheinischen Barons] Rudolf Christian von Haxthausen. Z. 15 Neologischen Wörterbuch] Christian Otto Freiherr von Schönaichs „Neologisches Wörterbuch" (vgl. Anm. 174, zu Z. 21, Aesthetick; Anm. 202, zu Z. 25). Z. 24 Willhelmine] Catherine Wilhelmine Sulzer, geb. Keusenhof. Vgl. Anm. 48, zu Z. 131 (Bewohnerinnen,).
204. An Johann Friedrich von Cronegk. ÜBERLIEFERUNG: H: Karl-Marx-Universität, Universitätsbibliothek, 2 Seiten beschrieben. Siegel erhalten. Adresse:
2. April Leipzig, Sign.: Rep. IV.
1755. 96f.
A Monsieur Monsieur le Baron de Cronegk, Conseiller de la Cour de S.A. Msgr. le Marggrafe d'Anspach p ä Fr. Anspach. D: C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Klee (1839), 8. Teil, S. 115-118. ERLÄUTERUNGEN: Über Johann Friedrich von Cronegk vgl. Anm. 102, Erläuterungen. Z. 2 Tragoedie] Cronegks Trauerspiel „Codrus". Die von Geliert vorgeschlagenen Änderungen (vgl. Z. 12-20) hat Cronegk durchgeführt. Noch zwei Jahre lang machte er Verbesserungen an dem Drama, ehe er es dann im Mai 1757 nach Berlin an Nicolai, den Verleger der „Bibliothek der schönen Wissenschaften und freyen Künste" abschickte. Cronegk gewann den von Nicolai ausgeschriebenen Preis für das beste literarische Stück des Jahres, starb aber schon am I.Jan. 1758, ehe ihn die Nachricht aus Berlin erreichen konnte. Z. 3 Byron] Harriet Byron, Figur aus Samuel Richardsons „Sir Charles Grandison". Sie wurde im Roman die Frau von Sir Charles. Z. 4 Clementine] Clementine della Porretta, Figur aus Samuel Richardsons Roman „Sir Charles Grandison". Wie Harriet Byron war sie in Sir Charles Grandison verliebt, mußte ihn wegen ihrer Religion (sie war katholisch, er evangelisch) jedoch aufgeben. Z. 24/25 Auf dem Theater] Die Aufführungen des Stückes waren unzählig. Codrus wird auf allen Bühnen aufgeführt, schreibt Johann Jacob Löwen (vgl. Werke, Leipzig 1765, 4. Teil, S. 46). 1766 lobte der Leipziger Professor Christian August Clodius das Drama in der Wochenschrift „Patriot":
394
Z.
Z. Z. Z.
Z. Z. Z.
Z. Z. Z.
Nr. 204
2. April 1755
Man mag von sich den Trug des Heldenthums entfernen, Doch Patriot zu seyn von einem Codrus lernen. (Clodius, Schriften, 6. Teil, S. 483 f f . ) 26 Eckofs] Hans Conrad Dietrich Ekhof, 1720—1778, „Vater der deutschen Schauspielkunst". 1739 begann er seine Schauspielkarriere bei Schönemann, gründete 1751 eine theatralische Akademie zur Ausbildung deutscher Schauspieler, verließ 1757 Schönemann und ging für eine kurze Zeit nach Danzig, wo er bei der Schuchschen Gesellschaft auftrat. Im selben Jahr übernahm er die Schönemannsche Truppe, die er später an Koch abtrat. Ab 1771 leitete er eine Theatertruppe in Wetzlar und Weimar. (Vgl. ADB, 5. Bd., S. 785-789.) 26 Kochs] Johann Heinrich Gottfried Koch, Theaterprinzipal. Vgl. Anm. 115, Erläuterungen. 26 Kochinn] Christiane Henriette Koch, geb. Merleck, berühmte Schauspielerin. Vgl. Anm. 115, zu Z. 2 fFrauJ. 2 6 / 2 7 Kleefelderinn] Catharina Magdalena Kiefelder, 1719-1798, berühmte Komikerin und Soubrette. Zusammen mit ihrem Mann Johann Gottfried Brückner war sie die Zierde der Kochschen Truppe. (Vgl. ADB, 3. Bd., S. 400.) 34 Vingt fois] Aus Boileaus „L'art poétique", 1. Gesang, 172. Vers. 35 Schlegel] Johann Adolf Schlegel. Vgl. Anm. 2, zu Z. 25 (Bruder). 42 Pope] Alexander Pope. Vgl. Anm. 48, zu Z. 308. Der englische Essayist und Dichter Joseph Addison (1672-1719) ließ sein Drama „Cato" (1713) drei oder vier Tage bei Pope zur kritischen Durchsicht. Pope lobte das Trauerspiel und schrieb einen Prolog dazu. Er fand das Stück, wie Geliert auch Cronegks Drama, zu lang für die Schauspieler. Es wurde jedoch mit großem Beifall fünfunddreißigmal in London aufgeführt. (Vgl. O. Ruffhead, The Life of Alexander Pope, Esq., S. 139-142.) 43 Grafen Moritz] Hans Moritz von Brühl. Vgl. Anm. 102, zu Z. 32. 44 Weise] Christian Felix Weiße. Vgl. Anm. 126, zu Z. 26 (Hofmeister,). 44 Benting] Charlotte Sophie von Bentinck, geb. Gräfin von Aldenburg, Frau zu Varel, Knipphausen und Doorwerthe, geb. 5. Aug. 1715, gest. 1806. 1733 vermählte sie sich mit Wilhelm Freiherrn von Bentinck (1704-1773), verließ aber schon 1738 ihre Familie (sie hatte zwei Söhne) und begab sich auf Reisen. Damit nach der Trennung von Ihrem Gatten ihre Güter an ihren ältesten Sohn, Christian Friedrich Anton (1734—1768), und nicht an ihren Mann gehen sollten, führte sie einen Prozeß gegen den Freiherrn. Dieser Prozeß wurde am Hof in Berlin und später am Wiener Hof durchgeführt. 1752 war Charlotte Sophie in Berlin. Im Herbst 1754 zog sie nach Zerbst um, wo sie bei ihrer Kusine, der Fürstin Johanna Elisabeth von Anhalt-Zerbst (vgl. Anm. 225, Erläuterungen), wohnte. Ab Dez. 1754 war sie in Leipzig, wo sie mit Ausnahme von Reisen nach Wien bis Ende 1755 blieb, danach zog sie nach Wien um. 1757 ging sie auf Reisen nach Italien und in die Schweiz. Charlotte Sophie von Bentinck war mit den führenden politischen und literarischen Persönlichkeiten Europas bekannt (Friedrich II., Maria Theresia, Voltaire, Gottsched u.a.). Da sie eine emanzipierte und kritische Frau war, hielt sich Geliert von ihr etwas zurück. Für den schüchternen, ruhigen Geliert wurde die sehr lebendige, kluge und zur Herrschaft neigende Gräfin Bentinck mit der Zeit eine richtige Qual (vgl. Brief 223, Z. 4-9; Brief 241, Z. 11-13). Ihm war es daher lieber, durch das Fräulein von Donop (vgl. Anm. 223, Erläuterungen) mit der Gräfin in Kontakt zu bleiben, jedoch muß er, wie aus seinem Briefwechsel hervorgeht, während des Leipziger Aufenthaltes der Gräfin oft mit ihr zusammen gewesen sein (vgl. hierzu Gellerts Briefe an das Fräulein von Donop: Briefe 244, 245 und 246 der vorliegenden Ausgabe). Unter den zahlreichen Briefen der Gräfin, die auf dem Gut Middachten in den Niederlanden aufbewahrt sind, befinden sich keine Briefe an oder von Geliert. Der einzige noch vorhandene Brief Gellerts an die Gräfin von Bentinck aus dem Jahr 1755 (Brief 247) enthält eine in den Briefen Gellerts selten vorkommende kritische Auseinandersetzung mit den Gedichten Klopstocks. (Vgl. ADB, 2. Bd., S. 343-344; Le Blond, Charlotte Sophie Countess von Bentinck; Briefe der Gräfin im Besitz der Familie A. Graf von Ortenburg in Middachten.)
Nr. 205 Z. 48 Z. 52 Z. 53
Z. 54 Z. 54
3. April 1755
395
Feinde] Bezieht sich auf die Kritik des Freiherrn von Schönaich im „Neologischen Wörterbuch". (Vgl. Anm. 174, zu Z. 21, AesthetickJ. Riveri] Claude François Félicien Boulenger de Rivery. Vgl. Anm. 141, zu Z. IS fRivoerieJ. Der hier erwähnte Brief Gellerts an Kivery ist verschollen. Croneck] Im Original dieses Briefs ist der Name Cronegk klar zu lesen. Da Cronegk selbst der Empfänger dieses Briefs war, bezieht sich Geliert auf einen zweiten Brief, den er Cronegk zum Weitersenden geschickt haben muß. Aus früheren Briefen Gellerts an Cronegk geht hervor, daß Geliert die Namen Riveri (in Z. 52 erwähnt) und Gleichen (vgl. Anm. 42, zu Z. 2) oft in Verbindung brachte. Vermutlich hat Geliert in Eile den Namen Croneck statt Gleichen geschrieben. (Vgl. hierzu Brief 149, Z. 21-23; Brief 188, Z. 19-21.) Utzen] Johann Peter Uz. Vgl. Anm. 129, zu Z. 67. Hirschen] Über die Familie Hirsch vgl. Anm. 200, Erläuterungen.
205. An Hans Moritz von Brühl.
3. April
1755.
UBERLIEFERUNG: H: The Beinecke Rare Book and Manuscript Library, Yale University, Speck Collection, Sign.: G 24 b B 755 4:3. 3 Seiten beschrieben. D: Horn: Frauenzimmer Almanach zum Nutzen und Vergnügen für das Jahr 1819, S. 4—8, unvollständig. ERLÄUTERUNGEN: Über Hans Moritz von Brühl vgl. Anm. 102, zu Z. 32. Z. 4 Grandison] Der 5. Teil der Übersetzung von Samuel Richardsons Roman „Sir Charles Grandison" erschien 1755 bei Weidmann in Leipzig. Z. 5 Clarissa] Samuel Richardsons Roman „Clarissa; or the History of a Young Lady" wurde 1754 ins Deutsche übersetzt. Geliert war besonders vom 7. Teil des Romans beeindruckt, worin in einem traurigen, fast krankhaft moralisierenden Ton der Tod Clarissas beschrieben wird. Z. 8 Tillotson] John Tillotson, 1630—1694, ab 1691 Erzbischof von Canterbury. In Stil und Ausdruck und durch ihre elegante Prosa waren seine Predigten für die englische Literatur mustergültig. Er war der vielgefeierte Prediger besonders der Gebildeten. Schon 1728 kam eine deutsche Übersetzung einiger dieser Predigten heraus (vgl. Realencyklopädie für protestantische Theologie, 15. Bd., S. 677—678). Z. 9 Abschied] Der Abschied des Grandison von der Clementine wird im 5. Teil des Romans in den 38. und 39. Briefen beschrieben. Zwei Szenen werden besonders leidenschaftlich und ausführlich dargestellt: auf der Rasenbank und auf dem Zimmer der Clementine in Bologna. Bei der ersten Szene im Garten erklärt Grandison Clementine, daß er sehr bald nach England zurückfahren will. Clementine bittet ihn dann, bald zu heiraten, da sie nur durch den Gedanken, daß Grandison vermählt und dadurch für sie unerreichbar ist, wieder zu ihrer inneren Ruhe kommen könnte. Danach weint sie. Der Abschied in Clementines Zimmer ist voll Pathos. Clementine befindet sich fast in Todesangst, als Grandison ankommt. Nach einer gefühlsbetonten Unterhaltung kniet Clementine schließlich hin, nimmt Grandisons Hand und betet für sein Wohlergehen. Grandison fühlt sich so traurig und niedergeschlagen, daß er das Zimmer schnell verlassen muß (vgl. Geschichte Herrn Carl Grandison, 5. Teil, S. 402 - 429). Z. 28 Gay] John Gay, 1685-1732, englischer Schriftsteller und Dramatiker (The Beggar's Opera). Einige von Gays Fabeln hat Rivery (vgl. Anm. 141, zu Z. 15) für seine Ausgabe von „Fables et Contes" (1754) übersetzt. Gay wurde in der Westminsterabtei beigesetzt. Z. 32 Milton] John Milton, 1608—1674, englischer Dichter, dessen christliches Epos „Paradise Lost" (1667 in 10 Teilen, 1674 in 12 Teilen) eins der bedeutendsten Gedichte der englischen Literatur darstellt. Es wurde zuerst 1732 von Bodmer übersetzt und diente Klopstock als Vorbild für seinen „Messias". Z. 36 Ebertj Johann Arnold Ebert. Vgl. Anm. 10, Erläuterungen. Z. 50 Gebet des Grandison] Das kurze Gebet des Grandison lautet: Möchten Sie doch ewig, ewig glücklich seyn, gnädige Gräfinn! (Geschichte Herrn Carl Grandison, 5. Teil, S. 429).
396
Nr. 206
19. April 1755
Z. 57
Obersteuersecretair] Gottlieb Wilhelm Rabener. Vgl. Anm. 27, zu Z. 113 (Rabener,). Ab 1753 war er im Steuerkollegium in Dresden tätig. Z. 60 Theile] Rabeners „Satiren" erschienen 1751 (Teile 1-2), 1752 (Teil 3) und im April 1755 (Teil 4) bei Dyck in Leipzig. Vor allem müssen Rabeners „Satirische Briefe" (3. Teil) Geliert geärgert haben, weil sie wohl ohne Absicht Gellerts Ausgabe der „Briefe, nebst einer praktischen Abhandlung von dem guten Geschmacke in Briefen" (1751) persiflieren. „Die Briefe einer Spröden" spielen auf Gellerts Roman „Leben der schwedischen Gräfin von G**" an. Im Gegensatz zum 3. Teil sind die Satiren im 4. Teil im Ton melancholisch und pathetisch. Rabener bedauert, daß seine Freunde jetzt so weit weg von ihm wohnen. Nur einer noch von meinen redlichen Aristarchen, schreibt er im Vorwort zum 4. Teil, ist in Leipzig; und auch dieser Eine ist schon zu weit von mir entfernt (S. 3). Gemeint ist natürlich Geliert.
206. Von Nicolaus Dietrich Giseke. H: Germanisches Nationalmuseum, Sammlung Karl August Böttiger. 4 Seiten beschrieben. ÜBERLIEFERUNG:
19. April 1755. Nürnberg,
Archiv für bildende
Kunst,
Über Nicolaus Dietrich Giseke vgl. Anm. 48, zu Z. 8 (Giseke). 4 Hannchen] Johanna Catharina Eleonora Giseke, geb. Cruse. Vgl. Anm. 48, zu Z. 5. 4 Luisens] Luise Marie Henriette Gärtner, geb. Cruse. Vgl. Anm. 40, Erläuterungen. 6 Vater] Gisekes Sohn, Friedrich August Carl, wurde am 15. Dez. 1754 geboren. 14 Oberhofprediger] Die Stelle als Oberhofprediger in Quedlinburg verdankte Giseke der Empfehlung Jerusalems und J. A. Cramers. 20 Rosenthal] Parkanlage in Leipzig. In den 60er Jahren bekam Geliert vom Hof die Erlaubnis, als einziger mit dem Pferd durch diese Parkanlage zu reiten. 24 Preenen] Vgl. Anm. 109, zu Z. 16. 31 Gärtners] Carl Christian Gärtner (vgl. Anm. 4, zu Z. 27 fGaertnerJ und seine Frau Luise (vgl. Anm. 40, Erläuterungen). 35 Bruder] Friedrich Leberecht Geliert. Vgl. Anm. 1, zu Z. 3. 37 Heine] Johann Abraham Heine. Vgl. Anm. 50, zu Z. 67 (HeynenJ. 37 Churland] = Kurland (vgl. Anm. 180, zu Z. 4). Daß Heine eine Reise nach Kurland unternehmen wollte, geht aus Cramers Brief an Geliert vom 29. Mai 1755 (Brief 211, Z. 83 — 84) hervor. Näheres über diese Reise konnte nicht ermittelt werden. 39 Rabener] Gottlieb Wilhelm Rabener. Vgl. Anm. 27, zu Z. 113. 42/43 Richter- und Neuhäusischen] Gemeint sind Tabaksorten. 47 Schwan] Theodor Schwan, Buchhändler in Quedlinburg. Er hatte auch in Leipzig eine Wohnung im Schambergschen Haus in der Grimmischen Gasse (vgl. Archiv für Geschichte des Deutschen Buchhandels, 15. Bd., S. 86). 55 Steinauern] Johann Christian Steinauer (vgl. Anm. 9, zu Z. 11 (German,) und Wilhelmine Steinauer, geb. Gärtner (vgl. Anm. 9, Erläuterungen).
ERLÄUTERUNGEN:
Z. Z. Z. Z. Z. Z. Z. Z. Z. Z.
Z. Z. Z. Z.
207. An Moritz Ludwig Kersten.
7. Mai 1755.
H: Der Originalbrief befand sich 1819 im Besitz des Pensionzahlmeisters Judeich in Dresden-Friedrichstadt (vgl. Leuchte, S. VII) und ist heute verschollen. D: A. Th. Leuchte, C. F. Gellerts aufgefundene Familienbriefe mit einem Anhange, S. 157—159. ÜBERLIEFERUNG:
Über Moritz Ludwig Kersten vgl. Anm. 6, Erläuterungen. K ü s t e r d i e n s t ] Der Küster war für die Sicherheit und Reinigkeit der Kirche zuständig. Auf dem Lande bekleidete er auch oft die Stelle des Schulmeisters und Schulhalters. In Sachsen wurde der Küster entweder von der Gemeinde oder vom Kirchenvorstand vorgeschlagen, er konnte aber auch vom Konsistorium mit Zustimmung des Pfarrers der betreffenden Kirche ernannt werden (vgl. Krünitz, Oekonomische Encyklopädie, 57. Teil, S. 220-228).
ERLÄUTERUNGEN:
Z. 4
Nr. 208 Z. 7
Z. 9 Z. 10 Z. 14 Z.21 Z. 24
7. Mai 1755
397
Bocken] Die Acta Schulpforta (Staatsarchiv Dresden, Loc 6136) enthalten die Namen der Küster, die vom Konsistorium vorgeschlagen, bzw. genehmigt wurden. Der Name Bock erscheint unter diesen Küstern nicht. Auch Grünberg (Sächsisches Pfarrbuch) erwähnt den Namen Bock (bzw. Bocken) nicht. Präsidenten] Christian von Loß, Oberkonsistorialpräsident. Vgl. Anm. 57, zu Z. 7. Leyser] Johann Gottlieb Leyser, ab 1746 wirkl. Oberkonsistorialrat in Dresden. humanioribus] Humaniora = griechisch-lateinische Studien. ] Nach Leuchte (S. 159) handelt das hier Weggelassene über die Vermögensumstände der Empfohlenen. Ein jeder] Aus Gellerts „Reichthum und Ehre" 247.-248. Vers.
208. An Hans Moritz von Brühl.
7. Mai 1755.
UBERLIEFERUNG: D: C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Schlegel und Heyer (1769-1774), S. 38-40. Original verschollen.
8. Teil,
ERLÄUTERUNGEN: Über Hans Moritz von Brühl vgl. Anm. 102, zu Z. 32. Z. 6 von * * ] Der Name dieser Frau ist nicht mit Sicherheit zu bestimmen. In einem Brief vom 12. Juni 1756 an die beiden jungen Grafen von Brühl aus Dresden erwähnt Geliert den Namen Berghorn, die die Familie von Brühl kannte und eine vertraute Bekannte Gellerts war. Die Frau von Berghorn wurde später Oberhofmeisterin. Sie war mit Frau Gottsched besonders befreundet. 209. An Hans Moritz von Brühl.
13. Mai 1755.
UBERLIEFERUNG: D: C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Schlegel und Heyer (1769-1774), S. 40-42. Original verschollen.
8. Teil,
ERLÄUTERUNGEN: Über Hans Moritz von Brühl vgl. Anm. 102, zu Z. 32. Z. 2 Pope] Das Zitat aus Alexander Popes „Essay on Criticism" (74.-79. Vers), das Geliert hier deutsch wiederholt, lautet: Art - Works without Show, and without Pomp presides: In some fair Body thus th'informing Soul With Spirits feeds, with Vigour filis the whole, Each Motion guides, and ev'ry Nerve sustains, It self unseen, but in th'Effects remains. Z. 17/18 Frau von * *] Vgl. Anm. 208, zu Z. 7. Z. 21 Cronegken] Johann Friedrich von Cronegk. Vgl. Anm. 102, Erläuterungen. Z. 42 Journal] Die Stelle, wo Rivery von Rabelais' Werken schreibt, lautet: Je ne vois dans Rabelais que des Satyres générales . . . On lui reproche avec raison de s'être souvent moqué de ses Lectures et d'avoir noyé ses traits ingénieux dans un torrent de sottises et de bouffonnieres. (Fables et Contes, Discourse Préliminaire, S. XXXVI.) Diese Stelle wurde im „Journal des Sçavans ..." fast wörtlich übernommen und als eine Beschreibung von Rabeners Werken gegeben (vgl. Journal des Sçavans . . ., März 1755, S. 182).
210. Von Hans Moritz von Brühl.
18. Mai 1755.
ÜBERLIEFERUNG: D: C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Schlegel und Heyer (1769-1774), S. 43-44. Original verschollen.
8. Teil,
ERLÄUTERUNGEN: Antwort auf Gellerts Schreiben vom 13. Mai 1755. Über Hans Moritz von Brühl vgl. Anm. 102, zu Z. 32. Z. 3 Vergleichung] Vgl. Brief 209, Z. 1-9. Z. 4 Pope] Vgl. Brief 209, Z. 2-6; Anm. 209, zu Z. 2. Z. 13 Frau von * *] Vgl. Anm. 208, zu Z. 6.
398
Z. 20 Z. 25
Nr. 211
29. Mai 1755
Stolze] Vgl. Hans Moritz von Brühls Brief an Geliert vom 13. Mai 1755 (Brief Z. 22-26. Pohlen] = Polen.
209),
211. Von Johann Andreas Cramer.
29. Mai 1755.
ÜBERLIEFERUNG: D: Klopstock. Er; und über ihn. Hrsg. von C. F. Cramer, S. 278—282. Original verschollen.
5. Teil, 5. Bd.,
ERLÄUTERUNGEN: Über ]. A. Cramer vgl. Anm. 41, zu Z. 9 ("MannJ. Diesen Brief hat C. F. Cramer wahrscheinlich im Nachlaß seines Vaters gefunden. Er ist an Geliert nicht geschickt worden, da Cramer ihn bei seiner Arbeit an der Übersetzung von Bossuets Weltgeschichte (vgl. Anm. 109, zu Z. 43) zur Seite gelegt und vergessen hatte. Der eigentliche an Geliert geschickte Brief trägt das Datum 2. August 1755 (Brief 216 der vorliegenden Ausgabe). Z. 4 Liedern] Geistliche Oden und Lieder von C. F. Geliert. Leipzig 1757. Z. 9 Bernstorf] Johann Hartwig Ernst von Bernstorff, 1712-1772, begann seine diplomatische Tätigkeit als dänischer Gesandter am sächsischen Hof. Von 1744 bis 1750 war er dänischer Gesandter in Paris, danach Premier-Minister in Kopenhagen. Im 7jährigen Krieg gelang es ihm trotz Verträge mit Preußen Dänemarks Neutralität zu bewahren. Er wurde später für seine diplomatischen Leistungen im Friedensvertrag mit Rußland (1767) von Friedrich V. in den Grafenstand erhoben. Mit Geliert stand Bernstorff in brieflichem Verkehr. Die jungen Dänen, die die Leipziger Universität besuchten und von Bernstorff empfohlen wurden, genossen Gellerts besondere Aufmerksamkeit. (Vgl. hierzu Goethes Äußerungen im 7. Buch, 2. Teil, von Dichtung und Wahrheit, Hamburger Ausgabe, 9. Bd., S. 295; Anm. 142, zu Z. 23.) Z. 10 Gemahlinn] Charitas Emilie von Bernstorff, geb. von Buchwald, 1733 — 1820. Z. 13 Bossuet] Jacob Benignus Bossuets „Einleitung in die allgemeine Geschichte der Welt. . .", 3. Fortsetzung oder 4. Teil. (Vgl. hierzu Anm. 109, zu Z. 43.) Z. 23/70 ] Wie Cramer in seinem Brief vom 2. Aug. 1755 berichtet, hat er den vorliegenden Brief an Geliert nicht abgeschickt. Die meisten vorgeschlagenen Verbesserungen und Kritiken befinden sich auch im Brief vom 2. Aug. und werden in den dazu gehörigen Anmerkungen behandelt (Anm. 216, zu Z. 65—97). Z. 31 Ist denn Quaal] Tippfehler im gedruckten Brief. In Cramers Brief vom 2. Aug. 1755 (Brief 216, Z. 71) sowohl als im gedruckten Gedicht „Geduld" steht: Ist deren Qual (bzw. Qvaal). Z. 80 Uebersetzungen] „C. F. Gellerts Christen i Dansk Dragt fremstillet", von Jacob Johann Lund, und C. F. Gellerts „Der Christ. Obersat paa Danske Vers", von Andreas Benjamin Poulsen. (Vgl. Bibliotheca Danica, 1482-1830, 1. Bd., S. 383.) Z. 83 Heine] Johann Abraham Heine. Vgl. Anm. 50, zu Z. 67 (Heynen). Z. 88 Charlotte] Charlotte Cramer, geb. Radike. Vgl. Anm. 41, zu Z. 9 ("MagistrinnJ.
212. An Johann
Wilhelm Ludwig Gleim.
7. Juni
1755.
ÜBERLIEFERUNG: H: Das Gleimhaus, Halberstadt, Sammlungen Hs. A Geliert Nr. 1. 2 Seiten beschrieben. D: Deutsches Museum, 10 (1779), 2. Bd., S. 351-353. ERLÄUTERUNGEN: Über Johann Wilhelm Ludwig Gleim vgl. Anm. 48, zu Z. 8. Z. 26 Halberstadt] Es liegen keine Beweise vor, daß Geliert je eine Reise nach Halberstadt nommen hat. 213. Von Hans Moritz von Brühl.
3. Juli
ÜBERLIEFERUNG: D: C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Schlegel und Heyer (1769—1774), S. 44—46. Original verschollen.
unter-
1755. 8. Teil,
Nr. 214
4. Juli 1755
399
ERLÄUTERUNGEN: Über Hans Moritz von Brühl vgl. Anm. 102, zu Z. 32. Z. 24 C o r n e i l l e ] Pierre Corneille, 1606—1684, französischer Dramatist und Dichter. Gemeint sind Corneilles „Mélanges poétiques" (1632) und das Drama „Mélite" (1629 aufgeführt). (Vgl. P. Corneille, Oeuvres, 10. Bd., S. 5.) Z. 25 Ode] Nicht ermittelt. Z. 26 S * *} Vielleicht Johann Adolf Schlegel.
214. An Hans Moritz von Brühl.
4. Juli 17SS.
UBERLIEFERUNG: D: C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Schlegel und Heyer (1769-1774), S. 46—48. Original verschollen.
8. Teil,
ERLÄUTERUNGEN: Antwort auf Brühls Schreiben vom 3. Juli 1755. Über Hans Moritz von Brühl vgl. Anm. 102, zu Z. 32. Z. 14 acht und dreyßig] Eigentlich war Geliert nun gerade 40Jahre alt geworden, aber da er in seinem Brief an Brühl vom 13. Mai 1755 (Z. 27) geschrieben hatte, er wäre noch einmal so alt wie der Graf, der 1736 geboren wurde, hat er sein Alter entsprechend geändert. Z. 15 Und] Bibelzitat: Dem Prediger Salomo, Kapitel I, 14. Vers. Z. 24 mit der] Gemeint ist Gellerts Mutter, Johanna Salome Geliert, geb. Schütz. Vgl. Anm. 14, zu Z. 5 (Mama,).
215. An Johanna Wilhelmine
Biehle.
ÜBERLIEFERUNG: D: A. Th. Leuchte, hange, S. 18. Original verschollen.
25. Juli 1755. C. F. Gellerts aufgefundene
Familienbriefe
mit einem
An-
ERLÄUTERUNGEN: Über Johanna Wilhelmine Biehle vgl. Anm. 168, Erläuterungen. Z. 2 Brief] Näheres über diese Angelegenheit konnte nicht ermittelt werden, da der Brief von Gellerts Mutter verschollen ist. Z. 5 Etui] Von wem dieses Geschenk kam, konnte Geliert nicht feststellen. In anderen Briefen von und an Geliert gibt es keine Beweise, daß Geliert je erfahren hat, wer ihm dieses Etui geschenkt hatte.
216. Von Johann Andreas Cramer. UBERLIEFERUNG: H: Germanisches Nationalmuseum, laß Karl August Böttiger. 4 Seiten beschrieben.
2. August
1755.
Nürnberg, Archiv für bildende Kunst,
Nach-
ERLÄUTERUNGEN: Über Johann Andreas Cramer vgl. Anm. 41, zu Z. 9 (Mann). Cramer hat schon am 29. Mai 1755 einen Brief an Geliert mit Anmerkungen über Gellerts „Geistliche Oden und Lieder" geschrieben aber nie abgeschickt (Brief 211). Z. 35 Bernsdorf] Johann Hartwig Ernst von Bernstorff. Vgl. Anm. 211, zu Z. 9. Z. 35 Gemahlinn] Charitas Emilie von Bernstorff, geb. von Buchwald. Vgl. Anm. 211, zu Z. 10. Z. 35 Berkentin] Christian August von Berckentin, 1694-1758, ab 1740 Minister in Kopenhagen. Er stammte aus Mecklenburg. Durch seinen Einfluß wurde 1742 die Dänische Akademie der Wissenschaften in Kopenhagen gegründet. Seine große Bibliothek, die meist aus Werken der Geschichte bestand, stellte er den Wissenschaftlern in Dänemark, darunter J. E. Schlegel (vgl. Anm. 2, Erläuterungen) und J. A. Cramer, zur Verfügung. Durch seine Unterstützung der Deutschen am Hof versuchte er, deutsche Ideen (Moralphilosophie) und deutsche Kultur auf Dänemark zu übertragen. (Vgl. Eaton, The German Influence in Danish Literature . . ., S. 33-34.) Z. 36 Pleßen] Louise von Plessen, geb. Berckentin, 1725-1799, Oberhofmeisterin der Prinzessin Caroline Mathilde von Dänemark, ab 2. April 1755 Witwe des dänischen Amtmanns Christian Siegfried von Plessen, geb. 1716. (Vgl. Dansk Biografisk Lexikon, 18. Bd., S. 401.)
400 Z. 65
Z. 77 Z. 79 Z. 89 Z. 90 Z. 97
Z. 107
Z. 108 Z. 112 Z. 119 Z. 120
Z. 127 Z. 132 Z. 134 Z. 137
Z. 139 Z. 141
Nr. 217
11. August 1755
Geduld] Von Cramers vorgeschlagenen Verbesserungen zu diesem Lied hat Geliert nur 2 angenommen. In der 2. Strophe hat er das Wort bösen durch schweren ersetzt (3. Vers). In der 4. Strophe steht statt Unmuths Schmerz, Schwelgers Schmerz. Bitten] Alle vorgeschlagenen Verbesserungen hat Geliert angenommen. Gebet] Von den vorgeschlagenen Änderungen hat Geliert nur 4 angenommen. Das Wort prüf fällt weg, so wie auch die Wörter Beqvemt in der 2. und Heil in der 3. Strophe. In der 7. Strophe, im 4. Vers ersetzte er das Wort mächtig durch das Wort göttlich. Güte] Nur in der 2. Strophe hat Geliert das Wort Guts geändert. Vom] Nur in der 8. Strophe hat Geliert den Satz Gieb uns dein Wort durch Laß uns das Wort ersetzt. Das Wort Erhalt fällt weg. Genebenedeyt] Dieses Wort hat Geliert entfernt. Der Vers, den Geliert an die Seite geschrieben hat, ist wohl der 11. Vers geworden, denn Cramers Vorschlag, im XI. St. das Wort freue einzusetzen, bezieht sich auf die 12. Strophe. Unterweisung] Gemeint ist wohl Cramers „Erklärung des Briefes Pauli an die Hebräer", 2 Bde., Leipzig 1757, die das Beispiel des Paulus vertritt, der den Christen nicht den Gebrauch, sondern den Mißbrauch der Welt (d.h. des Körpers, usw.) verbietet. (Vgl. hierzu Stoltenberg, Johann Andreas Cramer, S. 41—45.) Vernet] Jacob Vernet, 1698-1789, Schweizer Theologe. Seine „Instruction chrétienne" in 4 Bänden erschien 1752. Predigten] „Sammlung einiger Predigten", 10 Teile, Kopenhagen 1755 und öfters. Kritiken Gellerts über den dritten Band von Predigten sind nicht vorhanden. Vgl. auch Gellerts Brief an Cramer vom 11. Aug. 1755, Z. 39—45. Thümiginn] Nicht ermittelt. Informator] Gottfried Benedict Funk, geb. 1734, gest. 1814 als Rektor des Domgymnasiums in Magdeburg, ging zu Ostern 1756 auf Gellerts Empfehlung zu Cramer nach Kopenhagen. Funk begann 1755 sein Studium an der Leipziger Universität. Da Zweifel an einigen Sätzen der Dogmatik in ihm aufgestiegen waren, trug er Bedenken, das theologische Studium zu beginnen. Damals wandte er sich an den damaligen quedlinburgischen Hofprediger J. A. Cramer. In Kopenhagen war er Lehrer und Erzieher in Cramers Haus und setzte unter Cramers eigener Leitung das aufgegebene theologische Studium fort. Gleichzeitig studierte er die orientalischen Sprachen. 1769 wurde er als Subrektor an die Domschule zu Magdeburg berufen, 1771 wurde er Rektor dieser Schule. (Vgl. ADB, 8. Bd., S. 201-202.) Charlotte] Charlotte Cramer, geb. Radike. Vgl. Anm. 41, zu Z. 9 (Magistrinn). Steinhauern] Johann Christian Steinauer. Vgl. Anm. 9, zu Z. 11 (German). Gutschmidt] Christian Gotthelf Gutschmidt, Rechtsanwalt in Leipzig. Vgl. Anm. 50, zu Z. 67. Frenzius] Caroline von Frenzius, gest. 1755. In welchem Verhältnis sie zum Cramerischen Haus stand, ist nicht belegt. Wie Geliert in seiner Antwort auf diesen Brief (Brief 217, Z. 68-70) an Cramer berichtet, litt die Frau von Frenzius damals an der Schwindsucht und war dem Tod nah. In seinem Brief an J. A. Schlegel vom 20. Febr. 1756 (Brief 275) schreibt Geliert, daß diese Frau nun tot wäre, und daß sie sich nur verheiratet hätte, damit sie ihrer Schwester ein Vermögen entziehen könnte (vgl. Brief 275, Z.51 — 54). Messias] Gesänge 1—5 und 6-10 von Klopstocks „Messias" erschienen 1755 in zwei Bänden bei Ludolph Henrich Lillie in Kopenhagen. Tochter] Charlotte Cramer. Lebensdaten fehlen. Cramers Sohn Andreas Wilhelm beschreibt sie als meiner Mutter am meisten gleichend, auch in ihrer Bildung (A. W. Cramer, Haus-Chronik, meinen Anverwandten und Freunden zum Andenken gewidmet, S. 51).
217. An Johann Andreas Cramer. ÜBERLIEFERUNG: D: Klopstock. Er; und über ihn. Hrsg. von C. F. Cramer, S. 284-289. Original verschollen.
11. August 1755. 5. Teil, 5. Bd.,
Nr. 218
12. August 1755
401
ERLÄUTERUNGEN: Antwort auf Cramers Schreiben vom 2. August 1755. Über J. A. Cramer vgl. Anm. 41, zu Z. 9 (Mann,). Z. 29 Gärtner] Carl Christian Gärtner. Vgl. Anm. 4, zu Z. 27 (Gaertner). Gärtners Kritiken zu Gellerts Oden und Liedern sind verschollen. Z. 32 Bernsdorfen] Johann Hartwig Ernst von Bernstorff. Vgl. Anm. 211, zu Z. 9. Z. 32 Gemahlinn] Charitas Emilie von Bernstorff, geb. von Buchwald. Vgl. Anm. 211, zu Z. 10. Z. 32 Plessen] Louise von Plessen.Vgl. Anm. 216, zu Z. 36. Z. 35 Neveus] Joachim Bechtold von Bernstorff, 1734—1807, und dessen Bruder Andreas Peter von Bernstorff, 1735-1797, haben beide ab 1752 die Leipziger Universität besucht und haben Privatstunden bei Geliert gehabt. Z. 42 L e s s i n g ] Der erste Band von Cramers „Sammlung einiger Predigten" wurde im 73. Stück der „Berlinischen privilegirten Zeitung" (Donnerstag, den 19. Juni 1755) rezensiert. Lessing lobt Cramer als Dichter vor allem wegen seiner Übersetzung von Chrysostomus' „Predigten und kleinen Schriften aus dem Griechischen", und als Redner. (Vgl. Gotthold Ephraim Lessings sämtliche Schriften, hrsg. von Lachmann und Muncker, 7. Bd., S. 32-33.) Z. 47 Aebtissinn] Maria Elisabeth, Äbtissin zu Quedlinburg, Herzogin von Holstein-Gottorp, Erbin zu Norwegen und Gräfin zu Oldenburg, geb. 1678, gest. 16. Juli 1755. (Vgl. Stoltenberg, Johann Andreas Cramer, S. 395.) Ein Gelegenheitsgedicht Lessings über den Tod der Äbtissin liegt nicht vor. Z. 54 Bossuet] Jacob Benignus Bossuets „Einleitung in die Geschichte der Welt und der Religion", 3. Fortsetzung oder 4. Teil, Hamburg 1756. (Vgl. hierzu Anm. 109, zu Z. 43.) Z. 55 Fürstinn] Johanna Elisabeth von Anhalt-Zerbst. Vgl. Anm. 225, Erläuterungen. Sie stammte aus dem Haus Holstein-Gottorp. Z. 57 Gisecken] Nicolaus Dietrich Giseke. Vgl. Anm. 48, zu Z. 8 (Giseke,). Giseke hat eine „Ode auf das Absterben der Hochwürdigst, Durchlauchtigsten Herzoginn und Frau, Frau Maria Elisabeth, Erbinn zu Norwegen, Herzoginn zu Schleßwig-Holstein, Stormarn und der Dithmarsen, des kayserlichen freyen weltlichen Stifts Quedlinburg Abbatissinn, Gräfin zu Oldenburg und Delmenhorst, etc. etc." verfaßt. Sie wurde 1767 in dessen „Poetischen Werken" (S. 94) gedruckt. Z. 60 Einleitung] Jacob Benignus Bossuets „Einleitung in die Geschichte der Welt und der Religion", 3. Fortsetzung oder 4. Teil, Hamburg 1756. (Vgl. hierzu Anm. 109, zu Z. 43.) Z. 64 Steinauern] Johann Christian Steinauer. Vgl. Anm. 9, zu Z. 11 (German); Brief 216, Z. 132-135. Z. 69 Behrend] Vermutlich Arzt in Leipzig. Näheres über ihn konnte nicht ermittelt werden. Z. 71 Deuling] Solomon Deyling, geb. 1677, gest. 5. Aug. 1755, Doktor und erster Professor der Theologie an der Leipziger Universität, Domherr des Meißner Stifts, Decemvir der Leipziger Akademie, Pastor an der Nikolaikirche in Leipzig und Superintendent der Leipziger Diözese. (Vgl. Jördens, Gelehrten Lexikon, Fortsetzung, 2. Bd., S. 684-685.)
218. Von Hans Moritz von Brühl. UBERLIEFERUNG: D: C. F. Gellerts sämmtliche S. 48—49. Original verschollen.
12. August Schriften, Schlegel und Heyer (1769-1774),
1755. 8. Teil,
ERLÄUTERUNGEN: Über Hans Moritz von Brühl vgl. Anm. 102, zu Z. 32. Z. 15 Reise] Hans Moritz reiste im Auftrag des sächsischen Hofs nach Paris. Wie lange er auf dem Weg dorthin in Leipzig weilte, ist nicht belegt. Am 5. Oktober war er schon in Paris und hat allem Anschein nach Mitte Sept. Leipzig verlassen (vgl. Brief 226, Z.4). Erst 1759 kehrte er aus Paris zurück und blieb bis zum Ende des 7jährigen Kriegs in Warschau.
402
Nr. 219
12. August 1755
219. An Johann Friedrich von Cronegk.
12. August
ÜBERLIEFERUNG: H: Karl-Marx-Universität, Universitätsbibliothek, 1 Seite beschrieben. Teil eines Siegels erhalten. Adresse:
D: C. F. Gellerts sämmtliche
17SS.
Leipzig, Sign.: Rep. IV.
96f.
à Mr. Monsieur le Baron de Cronegk à Anspach. Schriften, Klee (1839), 8. Teil, S. 138-139.
ERLÄUTERUNGEN: Über Johann Friedrich von Cronegk vgl. Anm. 102, Erläuterungen. Z. 7 Codrus] Cronegks Trauerspiel „Codrus". Z. 8 Cramer] Johann Andreas Cramer. Vgl. Anm. 41, zu Z. 9 (Mann). Geliert bezieht sich hier auf Cramers Schreiben vom 2. Aug. 175S, Brief 216 der vorliegenden Ausgabe. Z. 12 Junius] Geliert bewohnte das Schwarze Brett im Trinitätshaus, nach dem früheren Untermieter, den Rektor Prof. Ulrich Junius, das Junius'sche Haus genannt. Im Jahr 1755 lebten noch zwei Söhne von Ulrich Junius: Ludwig Wilhelm, Philologe, und Friedrich August, Advokat. (Vgl. H. Füßler, Leipziger Universitätsbauten, S. 275.) Z. 12 F r e u n d ] „Der Freund", eine moralische Wochenschrift, 1754—1756 von Cronegk u.a. herausgegeben. (Vgl. hierzu Anm. 188, zu Z. 30, Wochenblatte.,) Z. 13 Gräfinn] Charlotte Sophie von Bentinck. Vgl. Anm. 204, zu Z. 44 (BentingJ. Z. 17 Moritz] Hans Moritz von Brühl. Vgl. Anm. 102, zu Z. 32. Z. 19 Riveris Fabeln] Claude François Félicien Boulenger de Riverys „Fables et Contes" (1754) enthielten Übersetzungen von 18 Fabeln und Erzählungen Gellerts. (Vgl. Anm. 141, zu Z. 15, RivoerieJ Z. 19 Gleichen] Carl Heinrich von Gleichen. Vgl. Anm. 42, zu Z. 2 fSohnJ. Z. 24 Mama] Frau von Cronegk war eine geborene von Crailsheim. (Vgl. Gensei, Johann Friedrich von Cronegk, S. 45.) Z. 24 H m Vater] Friedrich Johann Carl von Cronegk, Oberamtmann in Hohentrüdingen. (Vgl. Gensei, Johann Friedrich von Cronegk, S. 1.) Z. 26 Utzen] Johann Peter Uz. Vgl. Anm. 129, zu Z. 67. Z. 26 Hirschen] Über die Familie Hirsch vgl. Anm. 200, Erläuterungen. Ob hier Georg Christoph oder Georg Ludwig Hirsch, Söhne des Ansbacher Hofrats Johann Christoph Hirsch, gemeint wird, konnte nicht mit Sicherheit bestimmt werden. Z.27 Bruder] Vgl. Anm. 200, Erläuterungen.
220. An Hans Moritz von Brühl.
13. August
ÜBERLIEFERUNG: D: C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Schlegel und Heyer (1769-1774), S. 50—51. Original verschollen. ERLÄUTERUNGEN: Antwort auf Brühls Schreiben vom 12.August 1755. Über von Brühl vgl. Anm. 102, zu Z. 32. Z. 15 Sie wissen] Geliert bezieht sich hier auf die Gräfin Charlotte Sophie von Anm. 204, zu Z. 44, Benting), die sich damals in Leipzig aufhielt. Am (Brief 219) schrieb Geliert an den Baron von Cronegk, daß die Gräfin Hochachtung qvälet (Z. 13-14).
221. Von Hans Moritz von Brühl.
Hans
1755. 8. Teil, Moritz
Bentinck (vgl. 12. Aug. 1755 ihn mit lauter
16. August
1755.
ÜBERLIEFERUNG: D: C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Schlegel und Heyer (1769— 1774), 8. Teil, S. 51—52. Original verschollen. ERLÄUTERUNGEN: Antwort auf Gellerts Schreiben von Brühl vgl. Anm. 102, zu Z. 32.
vom
13. August
1755.
Über Hans
Moritz
Nr. 222
19. September 1755
222. An Johann Friedrich Löwen. UBERLIEFERUNG: H: The Johns Hopkins beschrieben. Siegel erhalten. Adresse:
19. September University
Library,
Kurrelmeyer
Collection.
403 1755. 1 Seite
A Mr. Monsieur Loewen, Secrétaire de S. A. S. Msgr le Duc de Meklenbourg-Schwerin p à Swerin. ERLÄUTERUNGEN: Über Johann Friedrich Löwen vgl. Anm. 43, Erläuterungen. Z. 3 Gedichte] Johann Friedrich Löwens „Die Walpurgisnacht. Ein Gedicht in drei Gesängen", Hamburg und Leipzig 1756. Z. 5 La Chaussee] Pierre-Claude Nivelle de la Chaussée, geb. 1692, gest. 14. März 1754, französischer Dramaturg: „La fausse Antipathie" (1733), „Le Préjugé à la mode" (1735), „L'Ecole des amis" (1737), „Mélanide" (1741) und „La Gouvernante" (1747). Er war Begründer und mit Marivaux (vgl. Anm. 50, zu Z. 49 und Anm. 226, zu Z. 22) und Destouches (1680—1754) Vertreter der comédie larmoyante in Frankreich. Geliert durch seine Komödien verbreitete das weinerliche Lustspiel in Deutschland. In seiner Abhandlung „Pro comoedia commovente" (1751), die er beim Antritt seiner Professur als Vorlesung vortrug, behandelt Geliert diese Form des Dramas, die durch Rührung und Komik ein moralisches Endziel erreichen will. In der Vorrede zum 4. Band seiner „Schriften" (Hamburg 1766) schreibt Löwen von seinem Lustspiel „Mistrauen aus Zärtlichkeit": da ich vor dem Uebersetzungsgeist immer einen Ekel gehabt, und auch nur ein einziges Stück in meinem Leben, und zwar sehr jung übersetzt habe, das nachher wider meinen Willen gedruckt ward; so wollte ich lieber einige Grundrisse, einige Situationen, und Sentiments nützen, und es nach meiner Phantasie einkleiden, als es wörtlich übersetzen. Ich wünschte, daß man es mit allen französischen Stücken so gemacht hätte, und die lächerlichen französischen Marquis und Finanzenpächter . . . von unserer deutschen Bühne ließ (Vorrede, S. 1). Die im Brief erwähnte Übersetzung aus dem La Chaussée wurde in Löwens „Schriften" nicht aufgenommen. In Gellerts Privatbibliothek befanden sich zwei Übersetzungen aus dem La Chaussée aus dem Jahre 1755: „Die vergnügte Wahl, ein Vorspiel" und „Liebe und Gegenliebe". Diese Übersetzungen erschienen anonym und sind in Fromm „Bibliographie deutscher Übersetzungen aus dem Französischen 1700—1948" nicht verzeichnet. Höchst wahrscheinlich sind es diese Übersetzungen, die Geliert in seinem Brief meint. (Vgl. Index Librorum . . ., S. 41, Nr. 843.) Z. 6 Ihrem Hofe] Gemeint ist der Hof zu Mecklenburg-Schwerin. Schon 1753 hatte Löwen seine poetischen Betrachtungen „Den Christ bey den Gräbern" dem Prinzen Ludwig Herzog von Mecklenburg-Schwerin gewidmet. 1755 erhielt er eine Sekretärstelle in Schwerin. 1756 verfaßte er das „Gedicht, dem Tode des Herzogs gewidmet". (Vgl. Löwens Schriften, 2. Teil, S. 143.) Z. 9 Sinngedichte] „An den Herrn Professor Geliert", gedruckt in Löwens „Schriften" (3. Teil, Hamburg 1765, S. 173). Das kurze Gedicht lautet: Freund, traue mir die Wahrheit zu: Wenn sich Apoll entschließen sollte, Und gar ein Autor werden wollte, Er läse dich, und schrieben dann wie du: Fein, mit Geschmack, nicht ohne Wahl, Und stets von der Natur geführet; Denn, Freund, wer glücklich dich copiret, Ist ein Original. Z. 12/13 Schönemanninn] Eleonore Luise Dorothea Schönemann, 1738—1783, Tochter des
404
Z. 14 Z. 16
Z. 17 Z. 17
Nr. 223
Herbst 1755
Theaterprinzipals Johann Friedrich Schönemann (vgl. Anm. 92, zu Z. 114), war eine berühmte Schauspielerin. Sie wurde später Löwens Frau. (Vgl. ADB, 19. Bd., S. 312.) die kranke Frau] „Die kranke Frau" ein Nachspiel von Geliert, 1747 in „C. F. Gellerts Lustspielen" veröffentlicht. in der letzten Auflage] „C. F. Gellerts Lustspiele", dritte Auflage, Leipzig 1755. Bei dieser Auflage wurden die ersten wesentlichen Änderungen im Text unternommen. Geliert strich einige Stellen, die hinsichtlich der Religion oder der damaligen Sitten beim Publikum in irgendeiner Weise anstößig sein konnten. (Vgl. hierzu Anm. 25, zu Z. 10.) Betschwester] Gellerts „Die Betschwester" zuerst in den „Neuen Beyträgen zum Vergnügen des Verstandes und Witzes" (2. Bd., 2. St. 1745, S. 83-168) erschienen. Loose in der Lotterie] Gellerts „Das Loos in der Lotterie" zuerst in den „Neuen Beyträgen zum Vergnügen des Verstandes und Witzes" (3. Bd. 1747, S. 323 ff.) gedruckt. Wie Geliert in seinem Brief an den Grafen Hans Moritz von Brühl (Brief 231, Z. 35-40) berichtet, sollten nun die letzten Szenen des Lustspiels gestrichen werden.
223. An Dorothea
Christina von Donop.
Herbst
ÜBERLIEFERUNG: H: Museum für Geschichte der Stadt Leipzig, Autographensammlung, Literatur. 1 Seite beschrieben. Siegel erhalten. Adresse: An die gn. Fräulein von Donop.
1755. Gruppe
ERLÄUTERUNGEN: Dorothea Christina von Donop (Lebensdaten fehlen) war die Lebensgefährtin der Gräfin Charlotte Sophie von Bentinck (vgl. Anm. 204, zu Z. 44, Bentingj und war 1754 mit ihr nach Leipzig gezogen. Später heiratete sie in Ludwigsburg einen Offizier namens Nicolai. Während des Aufenthalts des Fräulein von Donop inLeipzig entwickelte sich eine echte Freundschaft zwischen ihr und Geliert, die in den noch vorhandenen Briefen Gellerts an Fräulein von Donop reflektiert wird. Geliert befand sich oft in der Gesellschaft des Fräulein von Donop und ging mit ihr und der sogenannten kleinen „Colonie" (s. unten Z. 13) in Großbosens Garten in Leipzig spazieren. Da der ängstliche, zurückhaltende Geliert vor der spontanen, aufgeschlossenen Gräfin Bentinck gewissermaßen Angst hatte, verließ er sich auf das Fräulein von Donop, die als Vermittlerin zwischen den beiden diente. 1756 begleitete das Fräulein von Donop die Gräfin von Bentinck zuerst nach Wien und dann nach Italien. Die letzte Erwähnung des Fräulein von Donop in Gellerts Briefwechsel befindet sich in dem Brief an das Fräulein vom 7. Februar 1756 (Brief 269). (Für die Erlaubnis, den Briefwechsel der Gräfin von Bentinck zu untersuchen, bin ich dem Grafen zu Ortenburg in Middachten, Niederlande, zu großem Dank verpflichtet.) Z. 2 Sollennitaet] Da Geliert in seinem Brief (Z. 5) Bezug auf das Rektorat nimmt, und es daher scheint, als ob die hier besprochene Feierlichkeit sich auf eine Universitätsangelegenheit beziehe, könnte Geliert die Amtseinsetzung des neuen Universitätsrektors meinen, die jeden Frühling und Herbst stattfand. Z. 8/9 Königinn von Ungarn] Die damalige Königin von Ungarn war Maria Theresia, Erzherzogin von Österreich (vgl. Anm. 15, zu Z. 7). Z. 10 Herzogin von W. ] Die Striche im Text stammen von Geliert. Gemeint ist wohl die Herzogin von Weißenfels, Witwe des 1746 verstorbenen Herzogs Johann Adolf II. (vgl. Anm. 12, zu Z. 34). Z. 11 Mann] Nicht ermittelt. Z. 13 Colonie] So nannte man allgemein die Gruppe von Angehörigen und Freunden um die Gräfin von Bentinck. Sie bestand aus dem alten Hauslehrer Johann Philipp Weißbrod (1704-1783) (vgl. Anm. 269, zu Z.27), dessen Sohn Anton Wilhelm Carl Weißbrod (1743 — 1806) sowie Charles Wilhelm von Donop (vgl. Anm. 269, zu Z. 26) und dem jungen William Pairs. 224. An Elisabeth Henriette Amalia von Mosheim.
23. Oktober
1755.
ÜBERLIEFERUNG: D: C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Klee (1856), 8. Teil, S. 162. Aus dem Heyerschen Nachlaß (vgl. Anm. 1, Überlieferung). Original verschollen.
Nr. 225
23. Oktober 1755
405
ERLÄUTERUNGEN: Elisabeth Henriette Amalia Mosheim, geb. von Voigts, Tochter des Braunschweigischen Hofrats Johann August von Voigts. Sie heiratete Mosheim im Jahr 1742. Es war seine dritte Ehe. (Vgl. ADB, 22. Bd., S. 397.) Z. 4 Verlustes] Johann Lorenz von Mosheim, geb. 1694, gest. 9. Sept. 1755, als Kanzler der Universität Göttingen. Er war evangelischer Theologe und Begründer der pragmatischen Schule der Kirchengeschichte. 1747 wurde er vom König Georg II. zum Prof. der Theologie und Kanzler der Universität Göttingen berufen. Mosheim verlangte eine wissenschaftliche und kritische Untersuchung der Quellen zur Kirchengeschichte. Seine bekanntesten Werke sind: „Institutiones historiae ecclesiasticae Novi Testamenti" (1726), „Institutiones historiae ecclesiasticae antiquioris" (1737), „Institutiones historiae recentioris" (1741), „Versuch einer gründlichen und unparteyischen Kirchen- und Ketzergeschichte" (1746), „Versuch einer vollständigen und unparteyischen Ketzergeschichte" (1748), „De rebus Christianorum ante Constantinum Magnum commentarii" (1753) und „lnstitutionum historiae ecclesiasticae antiquae et recentioris" (4. Bd., 1755). Geliert besaß Exemplare von fast allen Werken Mosheims. Z. 17 schriftliche Nachricht] Frau Mosheims Brief an Geliert ist verschollen.
225. An Johanna
Elisabeth
von Anhalt-Zerbst.
UBERLIEFERUNG: D: Mittheilungen 269—270. Original verschollen.
des Vereins für die Geschichte
23. Oktober Anhalt-Zerbst,
1755.
4 (1885),
S.
ERLÄUTERUNGEN: Johanna Elisabeth von Anhalt-Zerbst, geb. von Holstein-Gottorp, geb. 24. Okt. 1712, gest. 30. Mai 1760 in Paris, vermählte sich am 8. Nov. 1727 mit Christian August, Fürsten von Anhalt-Zerbst, Preuß. Generalfeldmarschall und Gouverneur von Stettin, seit 1747 verwitwet. Sie war die Mutter der russischen Kaiserin Katharina II. Bis 1752 war sie Landesregentin während der Minderjährigkeit ihres Sohnes Friedrich August von Anhalt-Zerbst (1734—1793). Gellerts Bekanntschaft mit der Fürstin von Anhalt-Zerbst kam höchstwahrscheinlich durch die Gräfin von Bentinck (vgl. Anm. 204, zu Z. 44, Bentingj, eine Kusine der Fürstin, zustande, die 1754—1755 am Hof in Zerbst wohnte. Außerdem wurden Gellerts Schäferspiele regelmäßig am Zerbster Hof aufgeführt (vgl. Das Neueste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit, 29. Windmonat 1756, S. 77). Geliert blieb in Briefwechsel mit der Fürstin von Anhalt-Zerbst bis sie 1759 Deutschland verließ und nach Paris übersiedelte. Z. 2 Reise] Anfang Oktober reiste Geliert auf 3 Wochen aufs Land. Vgl. Brief 227, Z. 18-19. Z. 6 Frau von B — ] Wahrscheinlich ist die Frau von Bose gemeint, deren Sohn (vgl. unten zu Z. 31) Page bei der Fürstin von Anhalt-Zerbst war und nach Leipzig gehen sollte, um an der Leipziger Universität zu studieren. Z. 12 Tag] Johanna Elisabeth wurde am 24. Oktober 1712 geboren. Z. 31 Candidat] Friedrich Carl von Bose, geb. 1737, gest. 28. April 1764 in Rom, begann seine Laufbahn als Page bei der Fürstin von Anhalt-Zerbst. Am 22. Dez. 1755 wurde er an der Leipziger Universität immatrikuliert, wohnte wie Geliert im Schwarzen Brett und wurde mit Geliert eng befreundet. 1760 wurde er Sächsischer Regierungsrat und Kammerjunker in Coburg. Am 1. April 1764 unterwegs nach Italien traf sich der Graf von Bose mit dem jungen Wolfgang Amadeus Mozart und seinem Vater. Bose schenkte dem jungen Mozart ein Exemplar von Gellerts „Geistlichen Oden und Liedern" mit folgender Widmung: Nimm, kleiner siebenjähriger Orpheus, dieses Buch aus der Hand Deines Bruders und Freundes. Lies es oft und fühle seine göttlichen Gesänge und leihe ihnen (in diesen seligen Stunden der Empfindung) Deine unwiderstehlichen Harmonieen, damit sie der fühllose Religionsverächter lese — und aufmerke — damit er sie höre - und niederfalle und Gott anbete. (Nissen, Biographie W. A. Mozart's, S. 61.)
406
Nr. 226
24. Oktober 1755
226. Von Hans Moritz von Brühl.
24. Oktober
ÜBERLIEFERUNG: D: C. F. Gelferts sämmtliche Schriften, Schlegel und Heyer (1769-1774), S. S4—S6. Original verschollen.
17SS. 8. Teil,
ERLÄUTERUNGEN: Über Hans Moritz von Brühl vgl. Anm. 102, zu Z. 32. Z. 22 Graffigny] Françoised'lssembourgd'Happoncourtde Graffigny. Vgl. Anm. 135,zuZ. 46. Z. 22 Fontenellen] Bernard le Bovier de Fontenelle, geb. 16S7, gest. 9. ]an. 1757, Philosoph, Wissenschaftler und Schriftsteller, Sekretär der Akademie der Wissenschaften und Mitglied der Académie Française. Er war bekannt durch seine „Lettres galantes" (1683), „Nouveaux Dialogues des morts" (1683), „Histoire des oracles" (1686), „Entretiens sur la pluralité des mondes" (1686), „Poésies pastorales" (1688) und „De l'origine des fables" (1724). Fontenelle liebte das Leben in hoher Gesellschaft und besuchte selbst in seinem hohen Alter die Salons von Paris. Z. 22 M a r i v a u x ] Pierre Carlet de Chamblain de Marivaux. Vgl. Anm. 50, zu Z. 49. Marivaux' zahlreiche Komödien waren in Deutschland beliebt und dienten Geliert als Vorbild. Z. 22 Düclos] Charles Pineau Duclos, 1704-1772, französischer Schriftsteller. Er war seit 1747 Mitglied der Académie Française und übernahm um 1755 die Stelle des Sekretärs, die vorher Voltaire inne hatte. (Vgl. Nouvelle Biographie Générale, 15. Bd., Sp. 17—23.) Z.27 Mahomed] Tragödie von Voltaire, 1741 uraufgeführt. Z. 28 Voltaire] François Marie Arouet, genannt Voltaire, 1694—1778, französischer Philosoph, Dramatiker und Schriftsteller. Er wurde 1750 von Friedrich II. eingeladen, nach Berlin an den Hof zu kommen. Sein Aufenthalt in Berlin bis 1753 war durch Meinungsverschiedenheiten und heftige Streitigkeiten mit dem König, mit Lessing und mit dem Präsidenten der Akademie der Wissenschaften gekennzeichnet. 1754 kaufte er ein Haus, Les Délices, in Genf danach ein anderes Haus in Frankreich am Genfer See. Geliert kannte Voltaire aus dessen Schriften und vielleicht auch durch die Gräfin von Bentinck, die mit Voltaire eng befreundet war. Er besaß aber nur zwei Werke Voltaires: „Rome sauvée" (1751), ein Drama, das er als Geschenk von Carl Heinrich von Gleichen (vgl. Anm. 42, zu Z. 2) erhalten hat und eine Übersetzung (Das Herrnrecht) von Voltaires „Le doit du Seigneur" (1762). Eine Erläuterung der moralischen Aspekte der Bühne, die Voltaire in der Vorrede zum Drama „Rome sauvée" bespricht, befindet sich in Gellerts Brief an Carl Heinrich von Gleichen (Brief 135 der vorliegenden Ausgabe). (Vgl. Nouvelle Biographie Générale, 46. Bd., Sp. 363 -448; Index Librorum . . ., S. 60, Nr. 1211.) Z. 29 Orphelin] „L'Orphélin de la Chine", Tragödie von Voltaire, am 20. August 1755 in Paris uraufgeführt. Der Plan zu dieser Tragödie entstand 1753 während einer Reise nach Schwetzingen, wo Voltaire sich als Gast des Kurfürsten Karl Theodor zu Besuch aufhielt. Z. 31 Voitüren] Vincent Voiture, 1598—1648, französischer Schriftsteller und Diplomat, bekannt durch seine geniale Schreibart, die vor allem in seinen Briefen an seine Freunde im Hotel de Rambouillet zu sehen ist. In diesen Briefen verband er Witz, Empfindsamkeit, Ironie und Leidenschaft in einen Stil, den man la belle galanterie nannte. Geliert besaß ein Exemplar von diesen Briefen. (Vgl. Index Librorum . . ., S. 56, Nr. 1100.) Z. 34 Könige] Ludwig XV., 1710—1774, von 1715 bis 1774 König von Frankreich. Z. 34 Königinn] Marie Leczinska 1703 — 1768, Tochter des vertriebenen Königs von Polen Stanislaus I. (1677-1766). Z. 41 Wächtler] Wächtler verfertigte damals die deutschen Artikel für das „Journal étranger". Im Anschluß an seinen für das Journal geschriebenen „Mémoire historique et critique sur les anciens fabulistes allemands" (Journal étranger, Jan. 1757, S. 97ff. und Febr. 1757, S. 49 ff.) übersetzte er in Prosa mehrere Fabeln und Erzählungen Gellerts, darunter „Inkel und Yariko", „Die zärtliche Frau" (La Femme tendre), „Der zärtliche Mann" (L'Epoux heureux), „Die Widersprecherin" (L'Esprit de contradiction). Wahrscheinlich durch Wächtlers Einfluß als Mitglied der Kaiserlichen Akademie der schönen Künste in Augsburg hat Geliert die Einladung erhalten, Mitglied der Akademie mit dem Titel eines Rats zu werden. (Vgl. Süpfle, Geschichte des deutschen Kultureinflusses auf Frankreich, 1. Bd., S. 161 und 375; Gellerts Brief an das Fräulein von Schönfeld vom 24. Febr. 1759 im zweiten Band der vorliegenden Ausgabe.)
Nr. 227 Z. 42
Wille] Johann Georg Wille, 1714-1808, Hof in Paris.
Kupferstecher
24. Oktober 1755
und Lithograph am
227. An Ernst Samuel Jacob Borchward.
407
französischen
24. Oktober
1755.
UBERLIEFERUNG: H: Stadtarchiv Hannover, Autographensammlung (ehem. Kestner-Museum), Sign.: 1913. 403. 2 Seiten beschrieben. Seite 1 oben von Borchward geschrieben: a. d. 29"" 8br. beantw. d. 6"" Dec. u. meine Critic überschickt. D: Bamberger, Nachtrag zu C. F. Gellerts freundschaftlichen Briefen, S. 48-49. LESARTEN: Gellerts Warnung, die Lieder nicht abzuschreiben Anführungsstriche am Rand des Brieftextes hervorgehoben.
(Z. 26-30),
hat Borchward
durch
ERLÄUTERUNGEN: Über Ernst Samuel Jacob Borchward vgl. Anm. 29, Erläuterungen. Z. 2 seit einem Jahre] Gellerts letzter Brief an Borchward trägt das Datum 4. Dezember 1754 (Brief 182 der vorliegenden Ausgabe). Z. 22 L i e d e r ] „Geistliche Oden und Lieder von C. F. Geliert". Vgl. Anm. 196, zu Z. 25; Brief 216, Z. 71-106. Z. 30 Brief] Cramers Brief vom 25. Januar 1755 (Brief 196 der vorliegenden Ausgabe). Z. 33 . . .] Der Name dieses Soldaten wurde im Text mit schwarzer Tinte unleserlich gemacht. Z. 36 Seckendorf] Friedrich Heinrich Graf von Seckendorf, gest. 1763, trat 1724 in den Kaiserlichen Dienst und wurde Generalfeldmarschall und Gesandter. (Vgl. Verlohren, Stammregister und Chronik der sächsischen Armee.) Z.37 Hofprediger Sack] August Friedrich Wilhelm Sack. Vgl. Anm. 30, zu Z. 50. 228. An Johanna Elisabeth von Anhalt-Zerbst. ÜBERLIEFERUNG: D: Mittheilungen Original verschollen.
11. November
des Vereins für die Geschichte Anhalt-Zerbst,
1755.
4 (1885), S. 271.
ERLÄUTERUNGEN: Über Johanna Elisabeth von Anhalt-Zerbst vgl. Anm. 225, Erläuterungen. Z. 22 Bose] Friedrich Carl von Bose. Vgl. Anm. 225, zu Z. 31 fCandidatJ. Er wurde am 22. Dez. 1755 an der Leipziger Universität immatrikuliert. Z. 27/28 Gräfinn] Charlotte Sophie von Bentinck. Vgl. Anm. 204, zu Z. 44 (Bentingj.
229. An Hans Moritz von Brühl.
Mitte November
UBERLIEFERUNG: D: C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Schlegel und Heyer (1769-1774), S. 48-50. Original verschollen.
1755. 8. Teil,
ERLÄUTERUNGEN: Über Hans Moritz von Brühl vgl. Anm. 102, zu Z. 32. 230. An Friedrich von Gyllenborg. UBERLIEFERUNG: H: Sächsische Landesbibliothek, beschrieben.
24. November
1755.
Dresden, Mscr. Dresd. fa. Nr. VI, 2. 2 Seiten
ERLÄUTERUNGEN: Friedrich von Gyllenborg, gest. 1759, ab 1750 Präsident des Bergkollegiums in Stockholm. Wie Geliert in diesem Brief erwähnt (Z. 5), hat er den Grafen von Gyllenborg vor zwölf Jahren in Leipzig kennengelernt. Näheres über die Bekanntschaft Gellerts mit Gyllenborg liegt nicht vor. (Vgl. Hirsching, Historisch-literarisches Handbuch . . .,2. Bd., 2. Teil, S. 224.) Übersetzung des Briefs: Christian Fürchtegott Geliert übermittelt seiner Exzellenz, dem Minister von Gyllenborg, seine besten Grüße. Obwohl ich mich immer mit großem Vergnügen an die Zeit erinnere, als ich vor zwölf Jahren die glückliche Gelegenheit hatte, mich ihrer Anwesenheit in Leipzig zu erfreuen, erreichte meine Freude jedoch ihren Höhepunkt, als ich unerwartet Ihren reizenden Sohn traf, „das genaue Abbild seines
408
Nr. 231
24. November 1755
Vaters", den ich sofort, als ich ihn erblickte, als Ihren Sohn erkannte, an dem ich „mit meinen Augen und meinem ganzen Herzen hing". Sie haben jedoch gut daran getan, Ew. Exzellenz, ihn mir nicht brieflich zu empfehlen, ihn, den ich meinerseits spontan meine Dienste und meine Zuneigungen angedeihen zu lassen gedachte, und Sie Ihrerseits dachten, ihn zureichend durch seine eigene Person empfohlen zu haben. Falls ich fähig sein sollte, Ihrem höchstwillkommenen Sohn mit meinem Rat oder meinen Bemühungen beizustehen, was ich eifrigst wünsche, und wenn ich bemüht bin, und ihm auf irgendeine Art all jene Aufmerksamkeit zurückzuerstatten, die Sie mir einst höchst großzügig erwiesen, will es mir scheinen, alles erreicht zu haben, was ich wünschen könnte. Ihr Sohn ist in Begleitung „seines treuen Achates", seines besten Beraters, völlig seinen literarischen Studien ergeben und alles liebend, was an wertvollen und erhabenen Gebieten existiert, daß es nicht erschöpfend beschrieben werden kann, und er präsentiert sich täglich höchst bewunderswert der gelehrten und gebildeten Gesellschaft unseres Staates. Ferner ist er bei guter Gesundheit, außer daß er manchmal an seinen Füßen leidet, die vom Frost verletzt wurden. Fast täglich besucht entweder er mich, oder ich gehe zu ihm, auf die Art wetteifern wir miteinander in gegenseitiger Zuneigung. Er war es, der mir gestern Ihren sehr freundlichen Brief überbrachte, in dem ich Ihre höchste Achtung für mich erkannte, welche ich Sie mit allem Respekt nachdrücklich bitte, ewig für mich zu bewahren. Geschrieben zu Leipzig, 24. November 175S. Z. 7 filius] Carl Johann von Gyllenborg, 1741-1811. Er wurde am 8. Nov. 1755 an der Leipziger Universität immatrikuliert. Z. 14 Achate] Aus Virgils „Äneis". Achate war der treue Begleiter des Aneas. Gemeint ist der Hofmeister des Grafen, Jonathan Appelblatt (auch Apelblad), 1718—1786, später Adjunkt in griechisch- und hebräischen Sprachen in Upsala, ab 1762 Informator des Prinzen Karl (XIII.) von Schweden. Er wurde zusammen mit dem jungen Carl Johann von Gleichen am 8. Nov. 175S an der Leipziger Universität immatrikuliert. (Vgl. Svenskt Biografiskt Lexikon, 1. Bd., S. 81-84; lungere Matrikel der Universität Leipzig, 3. Bd., S. 6.)
231. An Hans Moritz von Brühl.
24. November
ÜBERLIEFERUNG: D: C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Schlegel und Heyer (1769-1774), S. 57—59. Original verschollen.
1755. 8. Teil,
ERLÄUTERUNGEN: Antwort auf Brühls Schreiben vom 24. Oktober 1755. Über Hans Moritz von Brühl vgl. Anm. 102, zu Z. 46. Z. 15 Graffigny] Françoise d'Issembourg d'Happoncourt de Graffigny. Vgl. Anm. 135, zu Z. 46. Z. 21 Wille] Marie Louise Wille, geb. Deforge, gest. 1785. Sie war seit 1747 mit dem Kupferstecher Johann Georg Wille (vgl. Anm. 226, zu Z. 42) verheiratet. (Vgl. Thieme-Becker, Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler, 36. Bd., S. 11 —12.) Z. 21 Cleopatra] La mort de Cleopatra, Kupferstich von Wille, 1754. Z. 23 Mann] Johann Georg Wille. Vgl. Anm. 226, zu Z. 42. Z. 24 Wächtlern] Vgl. Anm. 226, zu Z. 41. Z. 28 kritischen Nachricht] Vermutlich hat Geliert später Friedrich Nicolai in Berlin (vgl. Anm. 258, zu Z. 39) zu dieser Arbeit ermuntert. (Vgl. Lachmann/Muncker, G. E. Lessings sämtliche Schriften, 17. Bd., S. 56: Lessings Brief an Nicolai vom 28. April 1156.) Nicolai wurde 1756 ausländischer Korrespondent des „Journal étranger", blieb aber wie auch Geliert in der Zeitschrift unbenannt. Wahrscheinlich rührt von Nicolai die eingerückte „Lettre d'un Correspondant sur l'état actuel des lettres en Allemagne" (November 1756, S. 1-49) her. (Vgl. Süpfle, Geschichte des deutschen Kultureinflusses auf Frankreich, 1. Bd., S. 157, 305.) Z. 35 Auszug] Im Juli 1755 begann der Abbé Prévost (geb. 1697, gest. 23. Nov. 1763), Auszüge aus Gellerts Lustspielen im „Journal étranger" zu drucken. Fréron (vgl. Anm. 252, zu Z. 62) setzte diese Arbeit fort. Erst im Oktober 1756 wurden Teile aus dem „Loos in der Lotterie" gedruckt, jedoch ohne Gellerts vorgeschlagene Änderungen. Am Ende der Übersetzung (5. 49) schrieb Fréron: On ne voit pas trop à quoi sert dans cette pièce le caractère indolent d'Orgon. On en peut dire autant de celui de Simon, qui est un personnage para-
Nr. 232
10. Dezember 1755
409
site. Ce Drama n'a points d'ailleurs d'objet déterminé; il y'a un germe d'intérêt, mais il n'y en a qu'un germe; et l'action et le dénoûment ne produisent aucun mouvement dans le spectateur. A travers ces défauts que nous ne pouvons déguiser, on reconnoît toujours l'esprit inventif de M. Geliert.
232. Von Johann Adolf Schlegel. ÜBERLIEFERUNG: H: Karl-Marx-Universität, lung Kestner, U A IV. 2 Seiten beschrieben.
10. Dezember Universitätsbibliothek, Leipzig, Teil eines Siegels erhalten.
175S.
Autographensamm-
ERLÄUTERUNGEN: Über Johann Adolf Schlegel vgl. Anm. 2, zu Z. 25 (Bruder). Z. 3 Vorschlag] Der Brief, in dem Geliert Schlegel den Vorschlag gemacht hat, ein Gelegenheitsgedicht auf die Hochzeit des Oberkonsistorialpräsidenten Hans Gotthelf von Globig zu schreiben, ist verschollen. Z. 5 Neujahrsode] blicht ermittelt. Z. 8 Banier] Gemeint ist Schlegels Übersetzung „Erläuterung der Götterlehre und Fabeln aus der Geschichte ..." von Anton Banier. Der zweite Band dieser Übersetzung erschien 1756. (Vgl. hierzu Anm. 123, zu Z. 5.) Z. 12 Crusiussen] Christian August Crusius. Vgl. Anm. 187, zu Z. 21. 1755 wurde er Canonicus zu Meißen und Decemvir der Leipziger Universität, 1757 erster Professor der theologischen Fakultät und 1773 Senior der Universität. In der ADB (4. Bd., S. 630) wird er beschrieben als ohne Scharfsinn und Tiefe der Gedanken, aber breit, schwerfällig und zur Mystik und Unklarheit geneigt. (Vgl. hierzu Schlegels Bemerkungen in seinem Brief an Geliert vom 16. Jan. 17S6.) Z. 20 Braut] Maria Augusta Amalia Gräfin von Brühl, gest. 1766, Tochter des Grafen Johann Adolf von Brühl auf Zehist und Dohna, gest. 1743. Ihre Vermählung mit dem Oberkonsistorialpräsidenten Hans Gotthelf von Globig fand am 15. Febr. 1756 in Dresden statt. Z. 20 Bräutigam] Hans Gotthelf von Globig, 1719-1779, besuchte ab 1739 die Leipziger Universität und wurde nach abgeschlossenem Studium Sekretär des sächsischen Kabinettsministers Grafen Ernst Christoph von Manteuffel (gest. 1749). Er setzte seine Laufbahn als Erzieher und Sekretär im Haus des Ministers Heinrich von Brühl fort. 1751 wurde er Hof- und Justizienrat. 1755 zum Vize-Präsidenten im Konsistorium ernannt, wurde er im selben Jahr Präsident des Oberkonsistoriums. (Vgl. O. E. Schmidt, Minister Graf Brühl und Karl Heinrich von Heinecken, S. 111 — 112.) Z. 25/26 b e s t e n F ü r s t e n ] „Der beste Fürst, ein Vorspiel" wurde auf Verlangen der Gräfin Bentinck (vgl. Anm. 204, zu Z. 44, BentingJ für das Geburtstagsfest der Fürstin Johanna Elisabeth von Anhalt-Zerbst (24. Okt. 1755) verfaßt. Nur 13 Exemplare wurden gedruckt. Davon gingen 12 Exemplare an den Hof nach Zerbst und ein Exemplar an das Fräulein Dorothea Henriette von Runckel, eine enge Freundin der Frau Gottsched in Leipzig. Als Anhang zu den Briefen der Frau Gottsched veröffentlichte Runckel 1771 das Vorspiel. (Vgl. Runckel, Briefe der Frau Louise Adelgunde Victorie Gottsched, 2. Teil, S. 313-344.) Z. 27 Adelgunde] Luise Adelgunde Victoria Gottsched, geb. Kulmus. Vgl. Anm. 4, zu Z. 27 fchere moitiéj. Z. 31 Heinen] Johann Abraham Heine. Vgl. Anm. 50, zu Z. 67 (Heynen). Z. 33 Muthchen] J. A. Schlegels Frau, geb. Hübsch. Z. 33/44 Schwestern] Vgl. Anm. 83, zu Z. 23 (Schwestern). Z. 34 Bülau] Der Name erscheint in der Sekundärliteratur als Bülow. Lebensdaten nicht ermittelt. Schlegel hat seine Anstellung als Pastor und Professor am Gymnasium in Zerbst hauptsächlich den Bemühungen des Hofrats Bülow zu verdanken. Wie Schlichtegroll berichtet (Nekrolog auf das Jahr 1793, S. 88), empfing Bülow Schlegel in Zerbst mit enthusiastischer Freundschaft. Schlegel wußte sich, ungeachtet der vielen Sonderbarkeiten jenes sonst edlen Mannes, die Achtung und den vertraulich-zärtlichen Umgang desselben während seines ganzen Aufenthaltes in Zerbst unverändert zu erhalten. Näheres über diese Sonderbarkeiten werden im Nekrolog nicht ermittelt. Der Hofrat Bülow wurde ein kritischer Freund von Schlegel und von Geliert. Er bekam alle Arbeiten GeUerts zu lesen, die
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Nr. 233
13. Dezember 1755
der Autor nach Zerbst schickte, und ließ seine kritischen Bemerkungen durch Schlegel an Geliert schicken (vgl. Brief 268, Z. 38-44, 54, 59-61; Brief 277, Z. 60; Brief 298, Z. 54-55; Brief 300, Z. 6-7, 44-47). Bülow war auch als Schriftsteller tätig. 1766 veröffentlichte er eine Schrift gegen Friedrich Karl von Mosers „Von dem deutschen Nationalgeist" (1765) mit Titel: „Noch etwas vom deutschen Nationalgeist". Z. 34/36 drey liebe poetische Mädchen] Schlegel nennt diese Mädchen später (Brief 277, Z. 69) die drey Weisinnen. Die waren die Schwestern von Johann Friedrich Weise aus Zerbst, der ein Schüler von Schlegel war und der 1757 ein Zuhörer Gellerts an der Leipziger Universität wurde. (Vgl. Schlegels Brief an Geliert vom 29. Juni 1757 im zweiten Band der vorliegenden Ausgabe; Iüngere Matrikel der Universität Leipzig, 3. Bd., S. 106.)
233. An Johann Adolf Schlegel. UBERLIEFERUNG: H: Karl-Marx-Universität, lung Kestner, II A IV. 2 Seiten beschrieben.
13. Dezember Universitätsbibliothek, Leipzig, Reste eines Siegels erhalten.
1755.
Autographensamm-
ERLÄUTERUNGEN: Antwort auf Schlegels Schreiben vom 10. Dez. 1755. Über Johann Adolf Schlegel vgl. Anm. 2, zu Z. 25 (Bruder). Z. 4 Gedichte] Schlegels Gelegenheitsgedicht auf die Vermählung der Gräfin Maria Augusta Amalia von Brühl mit dem Oberkonsistorialpräsidenten Hans Gotthelf von Globig. Vgl. Anm. 250, Erläuterungen. Z. 4 Crusius] Christian August Crusius. Vgl. Anm. 232, zu Z. 12 (CrusiussenJ. Crusius war im Wintersemester Rektor der Leipziger Universität. Z. 8 Kloppstocken] Friedrich Gottlieb Klopstock. Vgl. Anm. 37, zu Z. 23 (Verfasser). Klopstocks „Messias" wurde in Hexametern gedichtet. Z. 17 conventum] Latein = der Fakultät gehörend. Z. 18 Gottsched] Johann Christoph Gottsched. Vgl. Anm. 4, zu Z. 27 (Gottsched). Z. 2 6 / 2 7 Preussis. Invasion] Wenn das Datum im Original nicht so klar zu lesen wäre, und wenn dem Inhalt nach dieser Brief sich nicht so deutlich auf den vorhergehenden von Schlegel bezöge, so könnte man glauben, Geliert hätte sich hier mit dem Datum um ein Jahr vertan und eigentlich Dez. 1756 gemeint hätte. Die preußische Armee überschritt die Grenzen zu Sachsen erst am 29. Aug. 1756 zu Beginn des Siebenjährigen Krieges. Die Vermutung liegt nah, daß Geliert die Gräfin Bentinck (vgl. Anm. 204, zu Z. 44, Benting) meint, die 1754 mit ihrer „kleinen Colonie" (vgl. Anm. 223, zu Z. 13) von Berlin nach Zerbst und Leipzig übersiedelte. Diese Vermutung wird durch Gellerts Äußerungen in einem Brief an den Grafen Hans Moritz von Brühl (Brief 220, Z. 14—17) unterstützt, in dem Geliert schreibt, daß er Leipzig auf einige Monate verlassen möchte, weil er seine Freiheit durch die Anwesenheit der Gräfin Bentinck beschränkt fühle. Im Herbst 1755 schreibt er an das Fräulein von Donop (Brief 223), daß es weder für ihn noch für die armen Studenten gut sein könnte, wenn sie unter der Herrschaft der Gräfin stehen sollten. Daß Geliert oft von der Gräfin bestellt wurde, geht aus Gellerts Briefen an das Fräulein von Donop hervor (vgl. Briefe 244, 245 und 246). Bei diesen Gelegenheiten hat er wahrscheinlich kleine Geschenke (Praesente, Z. 25) mitbringen müssen. Z. 29/30 erste theolog. Profession] Christian August Crusius bekam 1757 diese Stelle an der Leipziger Universität. Z. 34 Canonicats in Meissen] Diese Stelle hat Crusius seit 1755 inne. Z. 36 Anverwandter] Eigentlich war Globig mit dem Minister Brühl nicht verwandt. 1749 wurde er Sekretär im Brühischen Haus und Erzieher des jungen Grafen Hans Moritz. Er wurde vom Minister sehr begünstigt, bekam seinen eignen Bedienten und ein Gehalt von 600 Talern. (Vgl. O. E. Schmidt, Minister Graf Brühl und Karl Heinrich von Heinecken, S. 111-112, 119.) Z. 37 Vater] Johann Adolf Graf von Brühl auf Zehist und Dohna, gest. 1743. Er war der zweite Bruder des sächsischen Ministers Heinrich von Brühl. (Vgl. O. E. Schmidt, Minister Graf Brühl und Karl Heinrich von Heinecken, S. 352, Fußnote.) Z. 38 Mutter] ^Gräfin von Brühl, geb. von Oppeln.
Nr. 2 3 4
18. Dezember 1755
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Bruder] Im Jahr 1755 studierten an der Leipziger Universität die vier Söhne des sächsischen Ministers Heinrich von Brühl: Albrecht Heinrich (1743-1792), am 10. Mai 1754 immatrikuliert, Aloys Friedrich (1739-1793), am 26. Febr. 1753 immatrikuliert, Carl Adolf (1742-1802), auch am 10. Mai. 1754 immatrikuliert und Hans Moritz (1746-1811), am 18. Okt. 1755 immatrikuliert. (Vgl. Iüngere Matrikel der Universität Leipzig, 3. Bd., S. 43.) Hans Moritz von Brühl auf Martinskirchen, Neffe des Ministers (vgl. Anm. 102, zu Z. 32), war damals in Paris. Aus der Zeit sind sonst keine Studenten aus der Familie von Brühl in der Iüngeren Matrikel verzeichnet. Vermutlich meint Geliert den jungen Hans Moritz von Brühl, der am 18. Okt. 1755 immatrikuliert wurde. Globig war früher (1750— 1751) sein Hauslehrer gewesen. (Vgl. O. E. Schmidt, Minister Graf Brühl und Karl Heinrich von Heinecken, S. 112.) 40 Frau] Frau Schlegel, geb. Hübsch, genannt „Muthchen". 40 Kinder] Schlegel hatte damals zwei Söhne: Adolf und Friedrich August Carl. (Vgl. Schlegels Briefwechsel mit Giseke in der Karl-Marx-Universität, Universitätsbibliothek, Leipzig. Autographensammlung, Sign.: II A IV 1585b, 1.) 40 Schwestern) Vgl. Anm. 83, zu Z. 23. 41/42 drey Mädchen] Vgl. Schlegels Brief vom 10. Dez. 1755 (Brief 232) Z. 34-36. 41 Bölau] Vgl. Anm. 232, zu Z. 34 (Bülau).
Z. 39
Z. Z.
Z. Z. Z.
234.
Von Hans Moritz von Brühl.
UBERLIEFERUNG: D : C. F. Gellerts sämmtliche S. 60—63. Original verschollen.
18. Dezember Schriften,
Schlegel und Heyer (1769-1774),
1755. 8. Teil,
ERLÄUTERUNGEN: Antwort auf Gellerts Schreiben von Mitte November 1755. Über Hans Moritz von Brühl vgl. Anm. 102, zu Z. 32. Z. 15 G r a f f i g n y ] Françoise d'lssembourg d'Happoncourt de Graffigny. Vgl. Anm. 135, zu Z. 46. Z. 29 Chevalier d'Arc] Philippe-Auguste de Sainte-Foix, Chevalier d'Arc, 1721-1779, natürlicher Sohn des Grafen von Toulouse. Er hat die militärische Laufbahn aufgegeben und lebte meistens in Tulle in einer Art Exil. 1753 schrieb er die in Zeile 31 erwähnten „Lettres d'Osman" in 3 Teilen. D'Arc war ein großer Verehrer der Schriften Gellerts. Durch seinen Anteil an der obersten Leitung des „Journal étranger" gelang es ihm, Geliert als ausländischer Korrespondent für die Zeitschrift zu gewinnen. (Vgl. Süpfle, Geschichte des deutschen Kultureinflusses auf Frankreich, 1. Bd., S. 160; Nouvelle Biographie Générale, 3. Bd., Sp. 28.) Z. 36 C r a m e r n ] Johann Andreas Cramer. Vgl. Anm. 41, zu Z. 9 (Mann). Z. 45 D ü c l o s ] Charles Pineau Duclos. Vgl. Anm. 226, zu Z. 22. Z. 47 R a c i n e n ] Louis Racine. Vgl. Anm. 125, zu Z. 21. Z. 47 M a r i v a u x ] Pierre Carlet de Chamblain de Marivaux. Vgl. Anm. 50, zu Z. 49 und Anm. 226, zu Z. 22. Z. 47 S a i n t f o i x ] Germain-François Poullain de Saint-Foix, 1698-1776, französischer Schriftsteller, Dramatiker und Historiograph. Er begann seine Laufbahn als Soldat. 1721 schrieb er sein erstes Theaterstück „Pandore" für das Théâtre-Français. 1740 übersiedelte er nach Paris und schrieb zwischen 1740—1761 etwa zwanzig Dramen für das ThéâtreFrançais und das Théâtre-Italien. Ein Teil dieser Stücke erschien 1748 in 2 Bänden. Saint-Foix war zu dieser Zeit einer der berühmtesten Dramatiker Frankreichs. (Vgl. Nouvelle Biographie Générale, 43. Bd., Sp. 15—17.) Gellerts Singspiel „Das Orakel", 1747 in „C. F. Gellerts Lustspielen" gedruckt, ist eine freie Bearbeitung von Saintfoix' Lustspiel „L'Oracle" (1740). Z. 48 H e n a u l t ] Charles-Jean-François Hénault, 1685—1770, französischer Historiker, Dramatiker und Dichter, Mitglied der Académie Française. Er wurde 1710 Präsident der Untersuchungskammer (chambre aux enquêtes) und 1753 Oberaufseher im Haus der Königin Marie Leczinska (vgl. Anm. 226, zu Z. 34). Hénaults Haus war der Treffpunkt der Literaten in Paris. Seine bedeutendsten Werke sind: „Nouvel Abrégé chronologique de l'Histoire
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Z. Z. Z.
Z.
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20. Dezember 1755
de France", 1744 (8. Auflage 1768), „Nouveau Théâtre français: François II, roi de France", 1747 und „Pièces de théâtre en vers et en prose", 1770. (Vgl. Nouvelle Biographie Générale, 58. Bd., Sp. 911-924.) 49/SO Herrn von M " ] Nicht ermittelt. 52 C r o n e g k e n ] Johann Friedrich von Cronegk. Vgl. Anm. 102, Erläuterungen. Brühl machte damals eine Übersetzung von Cronegks Trauerspiel „Codrus". 54 Erscheinung des Medon] Brühl bezieht sich auf die Stelle in Gellerts Schreiben an Cronegk vom 2. April 1755 (Brief 204), wo Geliert die zweimalige Erscheinung des Medons im letzten Akt des Trauerspiels „Codrus" kritisiert. 57 Komödie] Anscheinend hat Brühl diese Komödie nie geschrieben. Wie er in seinem Brief an Geliert vom 3. Febr. 1756 schreibt, hat er an der Ausführung der Komödie nichts weiter gemacht. In späteren Briefen des Grafen ist von einer Komödie keine Rede mehr.
235. An Johann Adolf Schlegel.
20. Dezember
1755.
ÜBERLIEFERUNG: H: Karl-Marx-Universität, Universitätsbibliothek, Leipzig, Autographensammlung Kestner, II A IV. 2 Seiten beschrieben. Abd: A. Schullerus, C. F. Gellerts Dichtungen, vor Seite 1. ERLÄUTERUNGEN: Über Johann Adolf Schlegel vgl. Anm. 2, zu Z. 25 (Bruder,). Z. 3 Vermählung] Vgl. Anm. 232, zu Z. 20 (Braut,). Z. 4 Crusius] Christian August Crusius. Vgl. Anm. 187 zu Z. 21 und Anm. 232, zu Z. 12 fCrusiussenj. Z. 9 Hand] Da ein Brief Schlegels an Geliert, worauf sich dieses Schreiben bezieht, verschollen ist, kann man nicht mit Sicherheit sagen, wer hier gemeint ist. „Das Neueste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit" aus dem Jahr 1756 führt eine Liste der Schauspiele auf, die 1755 in Zerbst am neuen Theater im „ Orangenhause" aufgeführt wurden. Das Theater wurde am 24. Okt. 1755 mit Frau Gottscheds „Der beste Fürst" (vgl. Anm. 232, zu Z. 25/26) eröffnet. Es ist wahrscheinlich, daß die Gräfin Bentinck (vgl. Anm. 204, zu Z. 44, BentingJ, die damals zu Gast bei der Fürstin Johanna Elisabeth von Anhalt-Zerbst war und das Stück der Frau Gottsched bestellt hatte, auch versucht hatte, eine neue Komödie von Geliert für das Theater in Zerbst zu bekommen. Gottsched in seinem Bericht über die Theateraufführungen in Zerbst für „Das Neueste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit" (vom 29. Windmonat, d. h. Okt. 1755, S. 77) zeugte von Gellerts Popularität am Hof in Zerbst, indem er schrieb, daß fast nach allen Trauerspielen wohl ausgelesene Schäferspiele aufgeführt worden. Unter diesen Nachspielen hat d a s O r a k e l des Herrn Prof. Gellerts den stärksten Beyfall erhalten. Z. 9 comédie larmoyante] Die comédie larmoyante oder nach Lessing, das weinerliche Lustpiel (vgl. Lessings Übersetzung von Chassirons „Réflexions sur le Comique-larmoyant", Theatralische Bibliothek, 1. Stück 1754), entstand aus der Verbindung zweier Dichtungsarten: einerseits aus der Entwicklung der heroischen Tragödie zur bürgerlichen, andrerseits aus der Entwicklung der Komödie zum rührenden Lustspiel. In der comédie larmoyant dreht sich die Handlung um bürgerliche Schwächen, nicht um Verbrechen. Sie grenzt ans Tragische, enthält aber auch komische Elemente, so daß der Zuschauer zwischen Heiterkeit und Erschütterung schwankt, bis das Stück mit dem Sieg des Guten endet. Hauptvertreter in Frankreich waren Nivelle de la Chaussée (vgl. Anm. 222, zu Z. 5), Marivaux (vgl. Anm. 50, zu Z. 49) und Destouches (1680—1754). In Deutschland war Geliert der Begründer und theoretischer Verfechter des weinerlichen Lustspiels mit der Abhandlung „Pro comoedia commovente" (1751). Gellerts Lustspiele „Die Betschwester", „Das Loos in der Lotterie" und „Die zärtlichen Schwestern" sind Beispiele von dieser Dichtungsart. Z. 11 Bölau] Vgl. Anm. 232, zu Z. 34 (Bülauj. Z. 13 Programma] Gellerts Antrittsrede „Pro comoedia commovente" (1751) wurde von Lessing für die „Theatralische Bibliothek" (1. St. 1754) unter dem Titel „Abhandlung von dem weinerlichen oder rührenden Lustspiel" übersetzt. (Vgl. Lachmann/Muncker, G. E. Lessings sämtliche Schriften, 6. Bd., S. 32—49.)
Nr. 236 Z. 15 Z. 17
Z. 19
Z. 22 Z. 23 Z. 24 Z. 26
Z. 28 Z. 29
22. Dezember 1755
413
O selig] Aus Albrecht von Hallers Gedicht „Über die Ehre", 28. Vers. Vive sine invidia] Aus Ovids „Tristia", 3. Buch, 4. Elegie, 43.-44. Vers. Lebe ohne Neid und verbringe die Jahre von Ruhm unberührt. Verbinde dich Freunden dir gleichgesinnt. Qui cadit in piano] Aus Ovids „Tristia", 3. Buch, 4. Elegie, 17.-18. Vers. Wer auf ebenen Boden fällt - obwohl es gleich selten geschiehtfällt so, daß er sich von dem Boden, den er berührt hat, wieder erheben kann. Crede mihi] Aus Ovids „Tristia", 3. Buch, 4. Elegie, 25. Vers. Glaube mir, wer sein Leben im Verborgnen gelebt hat, der hat wohl gelebt. Vive tibi] Aus Ovids „Tristia", 3. Buch, 4. Elegie, 4. Vers. Lebe dir allein, entfliehe großen Namen weit. Auch in der Dunkelheit] Aus Gellerts „Reichthum und Ehre", 249.-250. Vers. Ein jeder] Aus Gellerts „Reichthum und Ehre" 175.-176. Vers, mit kleinen Änderungen. Geliert schreibt hier Ein jeder statt Fast jeder und der sich rühmt statt der dich lobt, wie es im gedruckten Text steht. quod magna fama] Latein = daß großer Ruhm ein großes Übel sei. Vale et saluta] Latein = Lebe wohl und grüße in meinem Namen Deine liebste Frau und alle die Deinen.
236. An Ernst Samuel Jacob Borchward.
22. Dezember
1755.
ÜBERLIEFERUNG: H: Stadtarchiv Hannover, Autographensammlung (ehem. Kestner-Museum), Sign.: 1913. 403. 2 Seiten beschrieben. 1. Seite oben von Borchward geschrieben: a. den 30. Dec., # den 14tcn May. D: Bamberger, Nachtrag zu C. F. Gellerts freundschaftlichen Briefen, S. 50-51. ERLÄUTERUNGEN: Über Ernst Samuel Jacob Borchward vgl. Anm. 29, Erläuterungen. Z. 2 Ihre Critick] Borchwards Brief an Geliert mit den Kritiken zu Gellerts Kirchenliedern, den Geliert am 20. Februar 1756 an Schlegel nach Zerbst weiterschickte, ist verschollen. Z. 5 Ortodoxie] = Orthodoxie. Z. 7 Passionslied] Geliert hat zwei Kirchenlieder geschrieben, die beide den Titel „Passionslied" führen. Gemeint ist hier das Passionslied „Erforsche mich, erfahr mein Herz", das sich unter den ersten 31. Kirchenliedern befand, die Geliert am 24. Okt. 1755 an Borchward schickte (vgl. Brief 227, Z. 21-22). Z. 27 Lieutenant] Der Name dieses Offiziers wurde in dem Brief Gellerts an Borchward vom 24. Okt. 1755 (Brief 227, Z. 33) mit schwarzer Tinte unleserlich gemacht. Z. 30 Seelen] = Seele. Z. 32 Gattinn] Henriette Borchward.
237. An Friederike Sophie Louise von Zedtwitz. ÜBERLIEFERUNG: D: C. F. Gellerts sämmtliche Teil, S. 121-122. Original verschollen.
22. Dezember Schriften,
Schlegel und Heyer (1769-1774),
1755. 8.
ERLÄUTERUNGEN: Über Friederike Sophie Louise von Zedtwitz vgl. Anm. 192, zuZ. 9 fGemahlinnJ. Z. 15 Leipziger Lotterie] Am 7. Februar 1756 wurden die Lose dieser Lotterie im Wert bis zu acht-, zwölf- und sechzehntausend Talern gezogen. Geliert, der unter immer heftiger werdenden Anfällen von Hypochondrie litt, sah in dieser Lotterie eine Möglichkeit, seine Lebensumstände zu verbessern. Wie er hier und später in einem Brief an das Fräulein von Donop (Brief 269, Z. 7—20) in einem halb scherzhaften aber wohl zum Teil auch ernstzunehmenden Ton schreibt, wollte er, wenn er das Los zu achttausend Talern gewinnen sollte, seine Stelle an der Leipziger Universität aufgeben und aufs Land ziehen. Wie er dann später in einem Brief an die Gräfin Zedtwitz vom 7. Febr. 1756 (Brief 270, Z. 1 — 6) berichtet, hat er in der Lotterie kein Glück gehabt.
414
Nr. 238
26. Dezember 1755
238. An Johann Georg Sulzer.
26. Dezember
ÜBERLIEFERUNG: D : C. F. Gellerts sämmtlicbe Schriften, Klee (1856), 8. Teil, S. 172-173. dem Heyerschen Nachlaß (vgl. Anm. 1, Überlieferung). Original verschollen.
1755. Aus
ERLÄUTERUNGEN: Über Johann Georg Sulzer vgl. Anm. 52, Erläuterungen. Z. 5 Wilhelmine] Catherine Wilhelmine Sulzer, geb. Keusenhof. Vgl. Anm. 48, zu Z. 131 (Bewohnerinnen,). Z. 7 Schlegel] Johann August Schlegel. Vgl. Anm. 86, zu Z. 22 (Bruder,). Z. 8 seel. Professors] Johann Elias Schlegel. Vgl. Anm. 2, Erläuterungen. Z. 9 itzigen Professors] Johann Adolf Schlegel. Vgl. Anm. 2, zu Z. 25 (Bruder,). Z. 10 Lessing] Gotthold Ephraim Lessing, 1729—1781, der größte Aufklärer Deutschlands. Er besuchte, wie auch vor ihm Geliert, die Fürstenschule St. Afra in Meißen, wo er am 21. Jan. 1741 eingeschrieben wurde und sich bis Juni 1746 aufhielt. Am 20. Sept. 1746 wurde er als Theologiestudent an der Leipziger Universität immatrikuliert. In Leipzig lernte er Christian Felix Weiße (vgl. Anm. 126, zu Z. 26, Hofmeister,) kennen, der seine Leidenschaft für das Theater teilte. 1748 wurde Lessings Komödie „Der junge Gelehrte" von der Neuberschen Truppe aufgeführt. In dieser Zeit schrieb er auch die Komödien „Dämon", „Die alte Jungfer", „Der Misogyn", „Die Juden" und „Der Freygeist". 1748 mußte er, weil er einigen Mitgliedern der Neuberschen Truppe Bürgschaft geleistet, und selber Schulden hatte, Leipzig heimlich verlassen, um nicht verhaftet zu werden. Er flüchtete nach Berlin, wo er sich vier Jahre lang als Übersetzer und Kritiker tätig war. 1751 — 1752 studierte er in Wittenberg, kehrte dann nach Berlin zurück, wo er bis 1755 blieb. In diesem Jahr erhielt er eine Stelle als Reisebegleiter eines jungen Leipziger Kaufmannssohns. Unmittelbar nach seiner Ankunft in Leipzig suchte er Geliert auf, wie aus seinem Brief vom 11. Dez. 1755 an Ramler zu ersehen ist. Hier schreibt er: Ich wollte ihnen schreiben, daß ich Herrn Geliert verschiedenemal besuchte. Das erstemal kam ich gleich zu ihm, als ein junger Baron, der nach Paris reisen wollte, von ihm Abschied nahm. Können Sie wohl erraten, um was der bescheidene Dichter den Baron bat? Ihn zu verteidigen, wenn man in Paris etwas Böses von ihm sagen sollte. Wie glücklich, dachte ich bei mir selbst, bin ich, von dem man in Paris weder Böses noch Gutes redet! Aber sagen Sie mir doch, wie nennen Sie so eine Bitte? naiv oder albern? — Herr Geliert ist sonst der beste Mann von der Welt. Der junge Baron, der hier erwähnt wird, ist der Graf Hans Moritz von Brühl (vgl. Anm. 102, zu Z. 32), der Mitte September 1755 Leipzig verlassen hat (vgl. Brief 226, Z. 1). Wie oft Geliert mit dem jungen Lessing in Leipzig zusammentraf ist nicht belegt. Daß er ihn für einen der bedeutendsten Kritiker hielt, geht aus seinem Briefwechsel hervor (vgl. Briefe 217 und 258). Am 26. Mai 1756 verließ Lessing Leipzig, um mit dem jungen Winkler (s. unten zu Z. 10) eine Reise durch Europa zu unternehmen. Ende September 1756 war er schon wieder in Leipzig, wo er sich bis 1758 aufhielt. Als 1757 der preußische Offizier Ewald Christian von Kleist (vgl. Anm. 48, zu Z. 7) in Leipzig das Lazaret übernahm und gleich zu Anfang seines Leipziger Aufenthaltes an einem Fieber schwer erkrankte, waren Lessing und Geliert seine regelmäßigen Besucher. Lessings Äußerungen zu Gellerts literarischen Werken sind recht positiv. 1753 in der Vorrede zu seinen „Schriften" 1. Teil, schreibt er von der Fabel, daß es nur einem Geliert gegeben sey, in seine (LaFontaines) Fußstapfen glücklich zu treten (vgl. Lachmann/Munkker, G. E. Lessings sämtliche Schriften, 5. Bd., S. 36). 1755 nannte er ihn den „deutschen LaFontaine" (Lachmann/Muncker, G. E. Lessings sämmtliche Schriften, a. a. O., 7. Bd., S. 15). Im zweiten Teil seiner „Schriften" (1753) schreibt er im 14. Brief: Haller, Hagedorn Geliert, Utz zeigen genügsam, daß man über den Reim herrschen, und ihm das vollkommne Ansehen der Natur geben könne (Lachmann/Muncker, G. E. Lessings sämtliche Schriften, 5. Bd., S. 73). Früher (1751) hat er Schlegels Übersetzung „Briefe der Ninon von Lenclos an den Marquis von Sevigne" für eine Arbeit Gellerts gehalten (Berlinische privilegirte Zeitung, 56. St., 11. Mai 1751) und hat Schlegels Übersetzung des Batteux' „Einschränkung
Nr. 239
Z.
Z.
Z. Z.
29. Dezember 1755
415
der schönen Künste auf einen einzigen Grundsatz" Geliert zugeschrieben (Das Neueste aus dem Reiche des Witzes, Juni 1751). (Vgl. Lachmann/Muncker, G. E. Lessings sämtliche Schriften, 4. Bd., S. 318, 415). Gellerts Abhandlung über das weinerliche Lustspiel (Pro comoedia commovente) hat Lessing für seine „Theatralische Bibliothek" übersetzt (vgl. Lachmann/Muncker, G. E. Lessings sämtliche Schriften, 6. Bd., S. 6—49). Er nannte die Musterbriefe der 1751 erschienenen Ausgabe „Briefe, nebst einer praktischen Abhandlung von dem guten Geschmacke in Briefen" durchgängig Musterstücke (vgl. Lachmann/ Muncker, G. E. Lessings sämtliche Schriften, 4. Bd., S. 315). Für die „Hamburgische Dramaturgie" schrieb er über Gellerts Lustspiele: Ohnstreitig ist unter allen unsern komischen Schriftstellern Herr Geliert derjenige, dessen Stücke das meiste ursprünglich Deutsche haben. Es sind wahre Familiengemälde, in denen man sogleich zu Hause ist; jeder Zuschauer glaubt, einen Vetter, einen Schwager, ein Mühmchen aus seiner eigenen Verwandtschaft darinn zu erkennen. (Lachmann/Muncker, G. E. Lessings sämtliche Schriften, 9. Bd., S. 273.) 10 Winkler] Christian Gottfried Winkler, 1731 — 1795, Sohn eines Leipziger Kaufmanns. Der Vorschlag zu dieser Reise, die am 10. Mai 1756 begann, kam von Christian Felix Weiße (vgl. Anm. 126, zu Z. 26, Hofmeister,). Lessing und Winkler besuchten Gleim in Halberstadt und gingen dann über Braunschweig, Wolfenbüttel, Hildesheim, Hannover, Lüneburg, Hamburg, Bremen, Emden, Groningen und Leeuwarden nach Amsterdam. Kurz vor einer geplanten Reise nach England erfuhren die beiden Reisenden von dem Angriff Preußens auf Sachsen. Der junge Winkler wollte sofort nach Leipzig zurückkehren und die Reise wurde daher verschoben. Bald darauf wurde Lessing von Winkler gekündigt. Lessing klagte den jungen Winkler wegen Vertragsbruchs beim Gericht in Leipzig an. Erst 1764 wurde der Prozeß zugunsten Lessings entschieden. (Vgl. E. Schmidt, Lessing, 2. Bd., S. 303 -306, 315.) 11 Condition] Nach Erich Schmidt (Lessing, 2. Bd., S. 302) handelt es sich hier um einen jungen Schweizer, den Lessing auf Sulzers Empfehlung als Informator auf Reisen begleiten sollte. Gellerts Schreiben nach war dieser junge Mann damals Student in Halle. Der Name dieses Studenten kommt weder in der Sekundärliteratur über Sulzer (z. B. Hirzel an Gleim über Sulzer den Weltweisen; Körte, Briefe der Schweizer Bodmer, Sulzer, Geßner) noch in Sulzers „Lebensbeschreibung ..." vor und wurde von Lessing, so weit bekannt ist, nie erwähnt. 17/18 6 Jahr in Meisen] Johann August Schlegel besuchte die Fürstenschule St. Afra in Meißen vom 25. April 1746 bis 14. März 1752 (vgl. Kreyßig, Afraner-Album. S. 291). 29 Banier] Anton Banier „Erläuterung der Götterlehre und Fabeln aus der Geschichte; aus dem Franz. übersetzt, in seinen Allegaten berichtiget, und mit Anmerkungen begleitet" 2. Bd., 1756.
239. An Johanna Elisabeth von Anhalt-Zerbst. ÜBERLIEFERUNG: D: Mittheilungen S. 271-272. Original verschollen.
29. Dezember
des Vereins für die Geschichte
Anhalt-Zerbst,
4
1755. (1885),
ERLÄUTERUNGEN: Über Johanna Elisabeth von Anhalt-Zerbst vgl. Anm. 225, Erläuterungen. Z. 6 Gyllenborg] Carl Johann von Gyllenborg. Vgl. Anm. 230, zu Z. 7 ffilius). 240. Von Johann Adolf Schlegel. ÜBERLIEFERUNG: H: Karl-Marx-Universität, Universitätsbibliothek, lung Kestner, II A IV. 2 Seiten beschrieben.
30. Dezember Leipzig,
1755.
Autographensamm-
ERLÄUTERUNGEN: Über Johann Adolf Schlegel vgl. Anm. 2, zu Z. 25 (Bruder). Z. 3 Gedichte] Schlegels Hochzeitsgedicht auf die Vermählung des Konsistorialpräsidenten Hans Gotthelf von Globig mit Maria Augusta Amalia Gräfin von Brühl. (Vgl. Anm. 250, Erläuterungen.)
416 Z. Z. Z. Z. Z.
25 25 25 26 30
Z. 33
Nr. 241
31. Dezember 1755
Muthchen] J. A. Schlegels Frau, geb. Hübsch. drey Mädchen] Vgl. Anm. 232, zu Z. 34/36. Schwestern] Vgl. Anm. 83, zu Z. 23. Jungen] Adolf und Friedrich August Carl Schlegel. Vgl. Anm. 233, zu Z. 40 (Kinder]. Crusiussen] Christian August Crusius. Vgl. Anm. 187, zu Z. 21 und Anm. 232, zu Z. 12 (Crusiussenj. Bülau] Vgl. Anm. 232, zu Z. 34.
241. An Johanna
Wilhelmine Biehle.
31. Dezember
1755.
UBERLIEFERUNG: H: Ev.-Luth.-Pfarramt, Hainichen (Fragment). D: A. Th. Leuchte, C. F. Gellerts aufgefundene Familienbriefe mit einem Anhange, S. 19—21. Eine Seite des Originals in Hainichen fehlt. Leuchte hat die fehlende Stelle durch zwei Striche im Text vermerkt und dem Brief folgenden Schluß beigefügt: Ich grüsse die liebe Mama von Herzen und wünsche ihr und allen meinen Freunden tausend Segen und Wohlergehen zum neuen Jahr. Lebt wohl. Leipzig, den 31. Dec. 1755. G. ERLÄUTERUNGEN: Über Johanna Wilhelmine Biehle, geb. Geliert, vgl. Anm. 168, Erläuterungen. Z. 11 Gräfinn] Charlotte Sophie von Bentinck. Vgl. Anm. 204, zu Z. 44 (BentingJ. Z. 15 Schriften in Paris] Schon 1754 hat Claude François Félicien Boulenger de Rivery (vgl. Anm. 141, zu Z. 15, Rivoerie] einige von Gellerts Fabeln und Erzählungen ins Französische übersetzt. Im März 1755 in einer Rezension von Riverys „Fables et Contes" stand im „Journal des Scavans" M. Geliert est celui qui a porté le plus loin la gloire des Lettres en Allemagne. Il a fait des Fables, des Contes, des Poëms sur l'honneur, sur la richesse, sur l'orgueil, sur l'humanité, etc. un Roman, une Pastorale et des Comédies dont notre Auteur trace légèrement l'intrigue et les principaux caractères. La Sylvie, Pastorale de M. Geliert, est écrite dans un goût simple et vrai, qui lui paroît préférable à tout l'esprit du Pastor Fido. Une force élégante et une harmonie touchante caractérisent en général la Poésie de M. Geliert (S. 182). Im Juli 1755 brachte das „Journal étranger" Übersetzungen von Gellerts Fabeln und betonte: De tous les Ecrivains Allemands, qui sont honneur à leur Patrie, M. Geliert est celui qui paroît avoir porté le plus loin la gloire des Lettres (S. 81). Im Sept. und Nov. 1755 erschienen im „Journal étranger" Auszüge aus Gellerts Lustspielen „Die zärtlichen Schwestern" (Les tendres Sœurs) und „Die Betschwester" (La Dévote) ins Französische übersetzt. Z. 19 Gabriel] Gabriel Christlieb Meese, Sohn von Gellerts Schwester Johanna Auguste (vgl. Anm. 62 a, zu Z. 21). Er wurde am 15. Okt. 1755 an der Leipziger Universität immatrikuliert. Für das Studieren hatte der junge Meese anscheinend weder Lust noch Fähigkeit. Sein unstetes Leben in Leipzig hat Geliert fast zwei Jahre lang geduldet. Im Juni 1757 schickte er den „Schurken", wie er ihn nannte, wieder nach Hause (vgl. Gellerts Brief an J. A. Schlegel vom 5. Juni 1757). Ein Jahr später war Meese wieder in Leipzig, wo er sein Studium fortsetzte (vgl. Gellerts Brief an seine Schwester vom 21. Juni 1758). Wegen seines nunmehr besseren Benehmens erhielt Geliert durch den Grafen Watzdorf in Lichtenwalde eines Freitisch für Meese. Im Oktober 1759 schrieb Meese seine Examen. Von 1760 bis 1766 verschwindet der Name aus Gellerts Briefen. Erst in einem Brief vom 28. Febr. 1766 an seine Schwester erwähnt Geliert, daß er 2 Taler für den Meese schickt. Im Staatsarchiv in Dresden befindet sich ein Brief von Gellerts Bruder, Christlieb Ehregott (vgl. Anm. 1, zu Z. 10), vom 10. Juli 1766 in dem es heißt, daß Meese, bisheriger Musketier im Borchischen Regiment der Infanterie wegen Gemütszerrütung in dem Zuchtund Waisenhaus zu Waldheim aufgenommen werden sollte (Loc. 579, BI. 5 und 9). Vermutlich war Meese schon als Student geisteskrank, ein Zustand, der zu seiner späteren Heilbehandlung führte. Meese blieb wenigstens bis 1770 im Waisenhaus zu Waldheim. In einem Brief vom 15. März 1770 (Staatsarchiv Dresden, Loc. 579, 10 b) schreibt Meese an einen Verwandten, den Advokaten Meese in Oschatz, daß er das Waisenhaus verlassen möchte.
Nr. 242
Z. 29 Z. 33
1755
417
Eine Antwort auf diesen Brief liegt nicht vor. (Vgl. Külz, Nachrichten über Hainichen . . ., S. 83; lungere Matrikel der Universität Leipzig, 3. Bd., S. 258.) Herrn von Bosen] Friedrich Carl von Bose. Vgl. Anm. 225, zu Z. 31 (CandidatJ. Vater] Friedrich Gottlieb Heese, gest. 17. Mai 1764, war Stadtsschreiber und Bürgermeister in Hainichen. Er war seit 1718 mit Gellerts Schwester Johanna Auguste verheiratet. (Vgl. Külz, Nachrichten über Hainichen . . ., S. 43 und 83; Anm. 30, zu Z. 38, Anverwandten.}
242. An Christian Friedrich Thomasius.
1755.
ÜBERLIEFERUNG: D: C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Schlegel und Heyer (1769-1774), S. 115-117. Original verschollen. ERLÄUTERUNGEN: Über Christian Friedrich Thomasius
8. Teil,
vgl. Anm. 189, zu Z. 7.
243. An Christian Friedrich Thomasius.
1755.
UBERLIEFERUNG: D: C. F. Gellerts sämmtliche Schriften, Schlegel und Heyer (1769-1774), S. 118-120. Original verschollen.
8. Teil,
ERLÄUTERUNGEN: Über Christian Friedrich Thomasius vgl. Anm. 189, zu Z. 7. Z. 2 in "•*] Der Ort in Preußen, wo der Leutnant Thomasius stationiert war, konnte ermittelt werden.
nicht
244. An Dorothea
1755.
Christina von Donop.
ÜBERLIEFERUNG: H: Stadtarchiv Hannover, Sign.: 1913. 403. 1 Seite beschrieben.
Autographensammlung
(ehem.
Kestner-Museum),
ERLÄUTERUNGEN: Über Dorothea Christina von Donop vgl. Anm. 223, Erläuterungen. Z. 2 Großbosens Garten] In den in der Sächsischen Landesbibliothek verwahrten „ Unvollständigen Nachrichten" schreibt Geliert: Großbosens Garten ist auch viele Jahre meine Freystadt gewesen, insonderheit die große Allee nach dem Felde zu. Der Gärtner, Probst, nahm aus Freundschaft das gewöhnliche Geld der 2 g. nicht von mir, und also durfte ich mir eben kein Gewissen machen, den Ort oft zu besuchen, den ich wegen seiner Lage, und weil ihn andere wenig besuchten, vorzüglich schätzte. (Handschrift der Sächsischen Landesbibliothek, Dresden, Mscr. Dresd. fa. Nr. 94.) Z. 4 Gräfinn] Charlotte Sophie von Bentinck. Vgl. Anm. 204, zu Z. 44 (Bentingj. Z. 4 Fürstinn] Johanna Elisabeth von Anhalt-Zerbst. Vgl. Anm. 255, Erläuterungen. 245. An Dorothea
Christina von Donop.
ÜBERLIEFERUNG: H: Stadt- und Universitätsbibliothek Geliert. 1 Seite beschrieben.
1755. Frankfurt
am Main, Sign.: Autogr.
C. F.
ERLÄUTERUNGEN: Über Dorothea Christina von Donop vgl. Anm. 223, Erläuterungen. Z. 2 Gräfinn] Charlotte Sophie von Bentinck. Vgl. Anm. 204, zu Z. 44 (BentingJ. Z. 2 Brief] Verschollen. Z. 4 Antwort] Verschollen. 246. An Dorothea
Christina von Donop.
1755.
ÜBERLIEFERUNG: H: Nationale Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, Abt. II, Nr. 817. 1 Seite beschrieben. Auf der Rückseite des Briefes steht von fremder Hand: ein Brief von Göthe, durch einen Zufall in meine Hände gekommen. Dieser Irrtum beruht auf einer Fehlinterpretation des am Ende des Briefes geschriebenen Buchstaben G., der für Geliert nicht für Goethe steht.
418
Nr. 247
1755
ERLÄUTERUNGEN: Über Dorothea Christina von Donop vgl. Anm. 223, Erläuterungen. Z. 2/3 böse auf mich] Bezieht sich auf das im 245. Brief beschriebene Mißverständnis zwischen der Gräfin Bentinck und Geliert. Näheres über diesen Streit konnte nicht ermittelt werden. Z. 12 Pajon] Louis Ésaïe Pajon de Moncets, geb. 1725 in Paris, gest. 1799 in Berlin, wurde 1752 Prediger an der reformierten Kirche in Leipzig. Bis 1758 blieb er in der Stadt, ging dann wegen angegriffener Gesundheit wieder nach Paris zurück. Völlig wiederhergestellt kehrte er wieder nach Deutschland zurück und wurde 1763 Prediger am Hospital in Berlin, danach ab 1766 Konsistorialrat und Prediger am Französischen Dom. Pajon war mit Geliert eng befreudet. Der Briefwechsel der beiden dauerte wenigstens bis 1768. Aus dem Briefwechsel der Gräfin Bentinck geht hervor, daß Pajon und eine kleine Gruppe von Gelehrten, darunter wohl auch Geliert, die Gräfin bei ihren Spaziergängen in Großbosens Garten begleitet haben. Pajon, der als Übersetzer bekannt war, übersetzte Gellerts moralische Vorlesungen (Leçons de morale, Paris und Leipzig 1772) mit einem Vorwort von Chr. Felix Weiße (Réflexions sur la personne et les écrits de l'auteur). Z. 23 Fürstinn von Z erbst] Johanna Elisabeth von Anhalt-Zerbst. Vgl. Anm. 225, Erläuterungen. 247. An Charlotte Sophie von Bentinck. ÜBERLIEFERUNG: D: Mittheilungen S. 285—286. Original verschollen.
des Vereins für die Geschichte
1755. Anhalt-Zerbst,
4
(1885),
ERLÄUTERUNGEN: Über Charlotte Sophie von Bentinck vgl. Anm. 204, zu Z. 44 (BentingJ. Der in den „Mittheilungen" gedruckte Brief ist undatiert. Zur Datierung des Briefes ist zunächst zu bemerken, daß Geliert den „Messias" als unvollendet bezeichnet und nur die ersten drei Gesänge davon erwähnt, die 1748 in den „Neuen Beyträgen zum Vergnügen des Verstandes und Witzes" veröffentlicht wurden. 1751 sind zwei Gesänge dazu gekommen. Der in Zeile 3 erwähnte Baron Malzan wurde erst im Oktober 1753 an der Leipziger Universität immatrikuliert. Da Geliert sein eigenes Gedicht „Der Menschenfreund" (Z. 68), der 1754 veröffentlicht wurde, seine „Sammlung vermischter Schriften" (1756) aber gar nicht erwähnt, kann der Brief erst nach dem Sommer 1754 geschrieben worden sein. Er wurde wohl vor der Erscheinung der „Vermischten Schriften" (im Nov. 1756) geschrieben. Im Brief kommen nur diejenigen Werke Klopstocks in Erwähnung, die vor 1756 geschrieben wurden. Dazu kommt, daß Geliert die Gräfin Bentinck erst im Jahr 1755 kennengelernt hat, nachdem sie im Winter 1754 nach Zerbst gekommen war, wo sie bei ihrer Kusine Johanna Elisabeth von Anhalt-Zerbst gewohnt hat. Im Januar 1756 siedelte sie nach Wien über. Es ist daher ziemlich sicher, daß dieser Brief im Jahr 1755 geschrieben wurde. Z. 3 Fürstinn] Johanna Elisabeth von Anhalt-Zerbst. Vgl. Anm. 225, Erläuterungen. Z. 3 Malzan] Carl Gustav von Malzahn. Er wurde am 27. Okt. 1753 an der Leipziger Universität immatrikuliert. (Vgl. lüngere Matrikel der Leipziger Universität, 3. Bd., S. 252.) Z. 6 Klopstocks] Über Friedrich Gottlieb Klopstock vgl. Anm. 37, zu Z. 23 (Verfasser,). Z. 65 Menschenfreund] C. F. Gellerts „Der Menschenfreund" gedruckt in Gellerts „Lehrgedichten und Erzählungen", Leipzig: Wendler 1754. Z. 65 Rabener] Gottlieb Wilhelm Rabener. Vgl. Anm. 27, zu Z. 113. Z. 79 studirte] Am 13. Juni 1746 wurde Klopstock an der Leipziger Universität immatrikuliert. Er wurde im Herbst mit den Mitgliedern der Bremer Beiträger bekannt, darunter auch Geliert. Z. 90 Hallern] Albrecht von Haller. Vgl. Anm. 21, zu Z. 40 (Hallern,).
Zitierte Gellerts
Literatur
Werke:
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Register Das Register erfaßt die Namen aller im Brieftext besprochenen und erwähnten Personen, Werke und Ortschaften. Personen sowie literarische Werke, die nur indirekt erwähnt werden oder in Andeutungen bzw. Anspielungen auftauchen, sind, soweit möglich, durch das Register erschlossen worden. Die Werktitel erscheinen in alphabetischer Reihenfolge unter dem jeweiligen Verfasser. Übersetzungen und Bearbeitungen werden auch unter dem Namen des Übersetzers oder Bearbeiters genannt. Zeitschriften, Zeitungen und Anonyma sind dem Register eingegliedert. In das Register nicht aufgenommen sind Namen, Werke und Ortschaften, die nur in den Anmerkungen als Ergänzung oder Erläuterung erwähnt werden. Diese werden im Gesamtregister am Ende des dritten Bandes verzeichnet. Achate 256 Achs, Herr von 124 Addison, Joseph 200 The Tatler 170 Äneas 225 Adolf, Herzog von Weißenfels s. u. Johann Adolf II., Herzog von Weißen fels Alberti, Julius Gustav 66 Alexander der Große 263 Amiens 109, 191 Anakreon 57 Anhalt-Zerbst, Johanna Elisabeth von s. u. Johanna Elisabeth von Anhalt-Zerbst Annaberg 150 Ansbach (Anspach) 20, 91, 115, 125 Apollo 20, 124, 179 Appelblatt, Jonathan 256 (Achate) Arc, Philippe-Auguste de Sainte-Foix, Chevalier d' 260 Lettres d'Osman 260 Arckstee 208 Argens, Jean Baptiste de Boyer, Marquis d' 28 Arnstadt 54 Äskulap (Esculapius) 139 Äsop (Aesop) 6 Atticus 211, 212 Aubignac, François Hédelin Abbé d' 113 La Pratique du Théâtre 113 August III. s. u. Friedrich August II. Bachaumont s.u. Le Coigneaux de Bachaumont, François Bachmann, Heinrich Wilhelm d. Ä. 50, 67, 68, 69, 70 Baiersdorf 56 Balzac (Balsac), Jean Louis Guez de 28 Bamberg 55 Banier, Anton s. u. Schlegel, J. A.
Bär 155 Bartlett, Dr. 211 Basel (Bäle) 97, 140, 161, 190 Batteux, Charles Cours des belles lettres 76, 83, 102 Gellerts Vorlesungen über ihn 126 Bauer, Johann Gottfried 109 Baumgärtel, Johann Christian 149—150, 155 Bayersdorf s. Baiersdorf Bayreuth 44 Beck (Becken) 210 Behr, Friedrich von 215, 216, 218 Behrend 247 Belustigungen des Verstandes und des Witzes 4, 5, 170 Bentinck (Benting), Charlotte Sophie von 230, 242 (?), 248, 250, 255, 259, 267, 270273 Bergius, Johann Wilhelm 90, 182, 188, 191,
208 Berkentin (Berckentin), Christian August von 243 Berlin 8, 29, 33, 47, 48, 50, 78, 80, 81, 82, 84, 90, 91, 92, 99, 100, 116, 118, 119, 120, 135, 138, 139, 141, 142, 149, 163, 165, 176, 179, 189, 190, 191, 197, 204, 208, 209, 254 Tiergarten 107 Berlinische Nachrichten von Staats- und Gelehrten Sachen 30, 84, 246 (Berlinische privilegirte Zeitung) Berningeroth (Bernigeroth), Johann Martin 159 Bernis, Frangois-Joachim de Pierre de 12 Sur l'Amour de la Patrie 12 Bernstadt 124 Bernstorff, Andreas Peter von 169 Bernstorff, Charitas Emilie von, geb. von Buchwald 237, 243, 246
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Register
Bernstorff, Joachim Bechtold von 169, 216, 246 Bernstorf f , Johann Hartwig Ernst von 237, 243, 245, 246 Bertram, P. E. 101 Die schönen Künste aus einem Grundsatz hergeleitet (Batteux-Übers.) 101 Biehle, Friedrich 219-220 Biehle, Johann Christoph 220 Biehle, Johanna Wilhelmine, geb. Geliert 88, 198-199, 242, 267 Bilach 62 Blankenburg 173, 174 Bock (Bocken) 234 Bodmer, Johann Jacob 24, 40-41, 62, 63, 118, 119, 157 (Die) Discourse der Mahlern 157 Noah 118
50,
51,
Proben der alten schwäbischen Poesie 41 Sammlung critischer, poetischer und andrer geistvollen Schriften zur Verbesserung des Urtheils und des Witzes 157 Böhme, Johann Gottlob 107 Böhme, Herr von 175 Böhmen 10, 13 Boileau-Despréaux, Nicolas 5, 3 5 , 83, 88, 114, 152, 227, 230 L'art poétique 5, 83, 88, 152, 227, 230 Briefe an Racine 114 Bologna 231 Bonau 263 Boot, Baronesse von 108 Borchward, Ernst Samuel Jacob 29-34, 38— 40, 47- 49, 77- 82, 90- 92, 98-100, 115-116,119,135-139,141,146-149, 150-151, 164-165, 176-177, 182189,190-191,205-206, 208,253-254, 262-263 Von der Kinderzucht in Absicht auf die Religion 149 Borchward, Henriette 47, 79, 82, 90, 92, 99, 100, 115-116, 119, 141, 149, 151, 164, 165, 176, 177, 183, 185, 186, 187, 188, 191, 205, 208, 253, 254, 263 Borchward (Verwandte) 79, 82, 92, 147, 183, 263 Bose, Frau von 251 Bose, Friedrich Carl von 252, 255, 267 Bossuet, Jacques Bénigne 247 s. Cramer, J. A. Bothmer (Bothmar), Carl von 217-218, 223 Bothmer (Bothmar), Henriette Friederike von, geb. von der Schulenburg 223—224 Boysen, Friedrich Eberhard 130—131, 134 Sendschreiben an die gelehrte Gesellschaft zu Halle, von den Schicksalen der schönen Wissenschaften 130
Zubereitung zum seligen Sterben 130 Brandenburg-Ansbach s. u. Carl Friedrich Wilhelm, Fürst von Brandenburg-Ansbach Braunschweig 21, 25, 41, 42, 43, 47, 49, 65, 66, 77, 109, 131, 151, 208, 218, 225, 233 Braunschweiger Messe 77 Collegium Carolinum 218 Braunschweig, Prinzen s.u. Wilhelm Adolph und Friedrich August Breitinger, Johann Jacob Die Discourse der Mahlern 157 Sammlung critischer, poetischer und andrer geistvollen Schriften zur Verbesserung des Urtheils und des Witzes 157 Breitkopf, Bernhard Christoph 152, 172, 173, 174, 199, 210, 212, 223 Bremer Beiträge s.u. Neue Beyträge zum Vergnügen des Verstandes und Witzes Breslau 40, 104, 159 Bretlach, Frl. 196 Brockes, Barthold Heinrich Der Patriot 157 Brühl, Agnes Elisabeth von, geb. von Thümen 225, 235 Brühl, Friedrich Wilhelm von 225 Brühl, Gräfin, geb. von Oppeln 259 Brühl, Hans Moritz von 125, 128, ISO, 153, 169, 170, 172, 174, 179, 188, 200202, 210,211-212,214-216,225-226,230, 231-232, 234-237, 240-242, 247248, 249, 252-253, 255-256, 257, 260-261 Brühl, Heinrich Graf von 170, 259 Brühl, Johann Adolf von 259 Brühl, Maria Augusta Amalia von 259 Brumoy (Brumois), Pierre 154 Théâtre des Grecs 154 Buchholtz, Johann August 90, 92, 100, 188 Bülow (Bülau), Friedrich Gottlob von 42 Bülow (Bülau) in Zerbst 258, 259, 261, 266 Bülzingsleben (Bülzingslöwen), Christian August Friedrich von 10, 11, 13, 14, 135 Bünau, Heinrich Graf von 3 (Mécene) Buschmann, Ernst August 216
Calliste Canitz,
76 Friedrich
Rudolf
Ludwig
Freiherr
von
200 Carl I., Herzog von Braunschweig 131 Carl Friedrich, Herzog von Sachsen-Meiningen 172 Carl Friedrich Wilhelm, Fürst von Brandenburg-Ansbach 92 Carl Wilhelm Ferdinand, Prinz von Braunschweig-Wolfenbüttel 49
Register
Carlsbad 150,151-152, 153, 154, 158, 160, 163, 194, 195, 196, 197, 198, 204 Gärnitz, Adolf Carl von 196 Carthago 225 Cäsar, Julius 53 Christ, Johann Friedrich 72 Cicero, Marcus Tullius 23, 75, 188, 211, 212 De natura deorum 23 Werke 75 Clarck (Clark), Samuel 137 Of Religious Melancboly 137 Cleopatra 54 Coburg 53, 55, 56 Constantinopel 133 Corneille, Pierre 112, 230, 241 Le Cid 230 Mélanges poétiques 241 Coste, Pierre 106, 116 Sermons, où les vérités dogmatiques et morales de la religion ont été traités de suite et dans un ordre naturel 106, 116 Göthen (Kothen) 85 Crailsheim 156 Cramer, Carl Friedrich 133, 167, 210-211, 245, 247 Cramer, Charlotte 245, 247 Cramer, Charlotte, geb. Radi(c)k(e) 44, 49, 56, 64, 65, 66, 71, 133, 150, 167, 210, 211, 223, 239, 245, 247 Cramer, Johann Andreas 44, 49, 56, 64, 65, 66, 71, 87, 129, 132-133, 149, 150, 166-168, 169, 173, 180, 189, 210-211, 212-213, 214, 216-217, 218,222-223, 225, 227, 237-239, 242-247, 248, 254, 258, 260 Der Jüngling 87 Oden und Lehrgedichte 167 Poetische Übersetzung der Psalmen, mit Abbandlungen über dieselben 166-168, 210, 212, 213, 214, 216, 218, 227, 246 Sammlung einiger Predigten 210—211, 212, 213, 214, 216, 218, 222, 245, 246 Übersetzungen: Jacob Benignus Bossuet, Bischof von Meaux, Einleitung in die allgemeine Geschichte der Welt, bis auf Kaiser Karl den Großen 64, 133, 238, 239, 242, 244 Johann Chrysostomus, Erzbischof und Patriarch zu Constantinopel, Predigten und kleine Schriften, aus dem Griechischen übersetzt, und mit Abhandlungen und Anmerkungen begleitet 64, 133 Cramer, Johann George 107 Cramer, Wilhelm 150, 167 Craussen, Carl Wilhelm Christian Freiherr von 88-89, 94-96, 102-103, 104, 107-
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111, 120-125, 126-128, 134-135, 142-144, 151-153, 159, 171-172, 173-174, 181, 197-198,199,216 - 217, 226, 227 Betrachtungen über Leib und Seele, Tod und Leben 171, 197, 199 Geórgica Cruussica 103, 152, 216 Lehrgedicht 152 (Die) Majestät im Kleinen 217 Prinzenpolitik 109, 111, 121, 124, 127 Craussen (Schwester) 144 Crausen (Krause), Johann Viktor 30 Creusa 225 Creuzburg s.u. Preen, Frau von Cröllwitz (Crellwitz) 49 Crevier, Jean Baptiste Louis 105 Histoire des empereurs romains depuis Auguste jusqu'ä Constantin 105 Cronegk, Friedrich Johann Carl von 125, 126, 130, 248 Cronegk, Frau von, geb. von Crailsheim 125, 126, 130, 171, 248 Cronegk, Johann Friedrich von 124—126, 129-130, 162, 169, 171, 174, 175, 202, 213-214, 225, 229-230, 236, 248, 261 An den Herrn Professor Geliert 125, 129 Der ehrliche Mann, der sich schämt, es zu seyn 213 Der erste April 171 Der Mistrauiscbe 202 Die verfolgte Comödie 213 Cleveland 130 Komödien 126, 171, 213 Codrus 229-230, 248 (Übers, durch Hans Moritz von Brühl 261) Der Freund 214, 248 Scipio 125, 126 Cruse, Gottlieb 233 Gruse, Johanna Catharina Eleonora 49 s. auch Giseke Cruse, Luise Marie Henriette s.u. Gärtner Crusius, Christian August 213, 258, 259, 261, 266 Curland 206, 207, 233 Curtius, Michael Conrad 84-85, 86-87, 154, 173 Abhandlung von den Gleichnissen und Metaphern, und deren poetischen Gebrauch, nebst einem Gedichte von den Schicksalen der Dichtkunst 86 Aristoteles Dichtkunst ins Deutsche übersetzt mit Anmerkungen und Abhandlungen versehen 84-85, 86, 154, 173 Dänemark 29 Darjes (Daries), Joachim
Georg 111
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Register
Debenecker, Kaufmann in Berlin, 32, 47 Delany (Dhelany), Patrick 39, 47 17 Sermons upon the Social Duties 39 Despréaux s. u. Boileau-Despréaux, Nicolas Deuting s.u. Deyling (Die) Deutsche Gesellschaft zu Jena 166 Deyling, Salomon 247 Dido 225 Dieskau, Carl Heinrich von 72 Dietzsch (Dietsch), Barbara Regina 56, 57, 59 Dietzsch (Dietsch), Johann Israel 59 Dietzsch (Dietsch), Margareta Barbara 59 Discourse der Mahlern 157 Doris s.u. Goltz, Wilhelmine von der Donop, Dorothea Christina von 250-251, 270-271 Kleine Colonie 251 Dresden 2, 5, 9, 72, 77, 116, 120, 126, 141, 147, 180, 181, 200, 201, 204, 206, 207, 211, 226, 237, 240, 247, 249 Hofkirche 168 Rammische Gasse 153 (Der) Druide 87 Duelos (Diiclos), Charles Pineau 253, 261 Dy(c)k, Johann Gottfried 66 Dyherrn, Frau von 144 Ebert, Johann Arnold 8, 23-24, 49, 56, 66, 75, 133, 138, 151, 170, 208, 209, 231 Young, Nachtgedanken (Ubers.) 138, 151, 161, 208, 209 Eckhof s. u. Ekhof Ehingen 60 (Der) Eidsgenoß 97 Ekhof, Hans Conrad Dietrich 230 Elisabeth Ernestina Antonia von SachsenMeiningen, Äbtissin in Gandersheim 172, 173 Ende, Gotthelf Dietrich von 42, 43 England 73, 200, 205, 272 Epikur (Epicurus) 139 Erfurt 53, 54 Ermsleben 52 Esculapius s.u. Äskulap Fabricius, Johann Andreas 175 Falkner, Emanuel 87, 96-97, 140-141, 160-161, 165-166, 190, 209-210 Fabeln 97 Ferber, Erdmann 105 (Famulus) Fielding, Henry 161, 205 Die Begebenheiten des Joseph Andrews und seines Freundes Abraham Adams 161 Die Historie des menschlichen Herzens . . . in den sonderbaren Begebenheiten Thomas Jones, eines Findlings 161
Fontenelle, Bernard le Bovier de 145, 253 Formey, Jean-Henri Samuel 190, 191 — 192, 195, 206 La Comtesse Suédoise ou Memoires de G** (fr. Übers, von Gellerts Roman) 190, 191-192, 195, 206 Le philosophe chrétien 206 Foster, James 75, 186 Discourses on Natural Religion 75, 186 Francke, Frau 6 Francke, Johann Michael 2, 3, 4-5, 6 Frankenhofen 20 Frankfurt am Main 111-112, 113, 115, 173 Frankfurt an der Oder 80, 93, 94, 146, 194 Frankreich 248, 257 Freiberg (Freyberg) 102, 199, 208, 217, 224, 267 (Der) Fremde, hrsg. von J. E. Schlegel, 29, 87 Frenzius, Caroline von 245, 247 (Der) Freund, hrsg. von J. F. von Cronegk 214, 248 Friderici, Johann Georg 23, 66, 174 Friedrich August IL, Kurfürst von Sachsen, auch August III., König von Polen 73 - 74, 93 Friedrich August von Anhalt-Zerbst 172 Friedrich August von Braunschweig-Wolfenbüttel 66 Friedrich II., König von Preußen 10, 26, 101 Friedrich V., König von Dänemark 210 Friese, Graf 1 Frischlin, Philipp Nicodemus 112 Froereisen, Johann Leonhard 20—21, 75 Abschilderung Mahomeds und Zinzendorfs als seines heutigen Affen 20 Discours prononcé à Strasbourg le 8. Février 1751 dans L'Église Neuve par Ordre du Roy à l'Occasion des Funérailles de trèshaut et très-puissant Seigneur Maurice Comte de Saxe 75
Gandersheim 172, 173, 181 Garbe, Johann Gottlieb 115, 173 Gärtner, Carl Christian 4, 6, 7, 23, 38, 43, 46, 49, 56, 66, 76-77, 109, 129, 132, 170, 173, 208, 224, 233, 246, 254 Gärtner, Luise Marie Henriette, geb. Cruse 43, 46, 49, 56, 66, 76-77, 132, 232, 233 Gautier 93 Gay, John 208 Fabeln 208 (Das) Geheime Consilium in Dresden 73 Geliert, Christian 12, 14, 16, 17 Geliert, Christian Fürchtegott Briefe, nebst einer Praktischen Abhandlung
Register
von dem guten Geschmacke in Briefen 74 - 75, 77, 78 - 79, 87, 130, 133 De poesie apologorum eorumque scriptoribus 73 De vi atque utilitate optimarum artium ad morum elegantium vitaeque communis suavitatem 82 Fabeln und Erzählungen (aus den Belustigungen des Verstandes und des Witzes) 6 Fabeln und Erzählungen, 1. Teil 18, 20 Fabeln und Erzählungen, 2. Teil 23, 24, 25, 26 Fabeln und Erzählungen (beide Teile) 75, 87, 109, 132, 133, ISO, 162, 171, 266 Das Füllen 21 Das Land der Hinkenden 21 Der Tanzbär 21 Der junge Gelehrte 145 Die Nachtigall und die Lerche 23 Übersetzungen: Fables et Contes de Mr. Geliert à Strasbourg chez Jean Godefroy Bauer 109 Forsog til en Dansk Oversaettelse af Gellerts Fabler og Fortaellinger 110 Fables et Contes (von Rivery in Paris) 167, 191, 206, 208, 211, 212, 213, 236, 248 Die Fliege 212 Geistliche Oden und Lieder 237, 238-239, 242-246, 248, 254, 262-263 Bitten 238, 244, 262 Das Gebet 238, 243, 244, 262 Der Weg des Frommen 244 Die Geduld 238, 244 Die Güte Gottes 244 Ermunterung die Schrift zu lesen 243 Osterlied 244 Passionslied 262 Vom Tode 243 Vom Worte Gottes 244 Warnung vor der Wollust (Enthaltsamkeit) 243 Gelegenheitsgedichte: An Herrn Johann Andreas Cramer, bey seiner Verbindung 71 Auf Herrn Bachmanns Hochzeit 67 Das Leben der schwedischen Gräfin von G 1 * 1. Teil 25 2. Teil 26 Beide Teile 30, 34, 35, 36, 38, 47, 81, 87, 103, 108, 109, 112, 114, 140, 153, 211 Übersetzungen: La Comtesse Suédoise ou Mémoires de G** 190, 191-192, 195, 206 History of the Swedish Countess ofGuildenstern 191 Lehrgedichte und Erzählungen 169, 170, 171, 172, 173, 174, 176, 177, 178, 179,
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180, 181, 182-189, 190, 191, 195, 196, 197, 199, 210, 223, 234, 239, 262, 273 Alcest 188, 189 An den Herrn Grafen Hanns Moritz von Brühl, bey seinem vierzehnten Geburtstag 170, 179, 181, 188, 189 An Herrn Johann Andreas Cramer, bey seiner Verbindung 169, 180, 184, 189 Der alte Dichter und der junge Criticus 188 Auf Herrn Willens Tod 189 Der Arme und das Glück 188 Der Christ 169-170, 174, 176, 178, 179, 185, 187, 190, 195, 197, 223, 239 Der Freundschaftsdienst 188 Der fromme General 179, 188 Der gehoffte Ruhm 188 Der großmüthige Räuber 188 Der Hochzeittag 170 Der Informator 179, 187 Der Menschenfreund 183, 184, 273 Der Schwätzer 188 Der Stolz 169, 174, 179, 187 Der ungerathne Sohn 187 Die beiden Schwarzen 188 Dorant 188 Elmire und Sehnde 187 Hanns Nord 187 Reichthum und Ehre 169, 170, 171, 178, 179, 180, 182, 184, 186, 196, 234, 262 Rhynsolt und Lucia 188 Übersetzungen: C. F. Gellerts Christen i Dansk Dragt fremstillet 239 Der Christ. Obersat paa Danske Vers 239 Lieder 7 Lustpiele 24, 27,44, 71, 87, 110, 112, 140, 144, 191, 250, 257, 261 Das Loos in der Lotterie 112, 250, 257 Die Betschwester 27, 71, 250 Die kranke Frau 140, 250 Sylvia 144 Übersetzungen: De omme Sastre (Die zärtlichen Schwestern) 110 Den forstilte Hyrdrinde (Sylvia) 110 Oraklet (Das Orakel) 110 Le Billet de Loterie 257 Nachricht und Exempel von alten deutschen Fabeln 14 Pro comoedia commovente 261 Abhandlung von dem weinerlichen oder rührenden Lustspiel s. u. Lessing Kurzer Begriff der christlichen Glaubensund Sittenlehre, in Form eines Catechismi (fr. Übers.) 8, 25, 26, 39, 87, 140
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Von den Trostgründen wider ein sieches Leben 38, 39, 87, 136, 137, 191, 265 Geliert, Christiane Eleonore 10, 13 (?), 14, 15-16, 17 Geliert, Christiane Sophie, geb. Gärtner 1, 6, 7, 8, 28, 29, 38, 64, 66, 77, 94, 106, 117, 134 Geliert, Christlieb Ehregott 1, 15, 102-103, 199, 217 Geliert, Friederike Dorothea 10 Geliert, Friedrich Leberecht 1,2,6, 8, 15, 24, 28, 29, 38, 66, 72, 77, 94, 103, 106, 117, 125, 134, 141, 150, 155, 172, 223, 233 Geliert, Johanna Auguste 76 Geliert, Johanna Salome 10, 12, 13, 14-15, 16, 17, 88, 96, 102, 103-104, 110, 118, 119, 121, 123, 128, 135, 141, 152, 158, 159, 181, 198, 199, 215, 226, 227, 242 Geliert, Johanna Wilhelmine s. u. Biehle Gerdau 233 Gersdorff, Carl Ernst von 97 Gerwen, Johann Friedrich 104—105 Geyersberg, Johann Heinrich von 153 Giseke, Friedrich August Carl 232—233 Giseke, Johanna Catharina Eleonora, geb. Cruse 49, 232-233 Giseke, Nicolaus Dietrich 50, 57, 131 — 132, 232-233, 246, 247 Gleichen, Carl Heinrich von 44-45, 128— 129, 161-162, 174, 213, 248 Gleichen, Cordula Barbara, geb. Domlin von Kronenschild 44 Gleichen, Ernst von 44—45, 161 Gleim, Johann Wilhelm Ludwig 49, 50, 52, 56, 58, 62, 239-240 Globig, Hans Gotthelf von 258, 259 Goltz, Wilhelmine von der 57 (Doris) Göttingen 42, 112, 169 Göttingische Gelehrte Anzeigen 197 Gottsched, Johann Christoph 4,6-7, 40,113, 131, 133, 145, 156, 159, 259 Belustigungen des Verstandes und des Witzes 4 Deutsche Gesellschaft in Leipzig eigene Schriften und Übersetzungen in gebundener und ungebundener Schreibart 145 (Das) Neueste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit 156 (Die) vernünftigen Tadlerinnen 30 Gottsched, Luise Adelgunde Victorie 4, 7, 258 Der beste Fürst 258 Der Zuschauer (Übers.) 29, 30, 39 Gräf(e), Friederike Caroline 47 Grafigny (Graffigny), Françoise d'Issembourg d'Happoncourt de 162, 253, 257, 260, 261 Günzenhausen (Günzenhausen) 56, 57, 59
Gutschmidt, Christian Gotthelf 66, 75, 117, 150, 169, 172, 223, 245 Gyllenborg, Carl Johann von 256, 265 Gyllenborg, Friedrich von 256
105,
Hagedorn, Friedrich von 8, 18, 40, 50, 57, 217 Hahn, Johann Gottfried von 159 Hainichen (Haynchen) 8, 10, 11, 110, 119, 141, 147, 211 Halberstadt 50, 240 Halle 42, 48, 67, 80, 89, 113, 144, 153, 157, 169, 191, 209, 264 Hallische Apotheke 144, 153 Haller, Albrecht von 18, 262, 273 Über die Ehre 262 Hamburg 7, 50, 67, 107, 118 Hannover 85, 86 Harvey s. u. Hervey, Christoph Haudische Zeitung s.u. Berlinische Nachrichten von Staats- und Gelehrten Sachen Haussen, Kaufmann in Braunschweig 132 Haxthausen, Albertina Charlotte von 196 Haxthausen, Rudolf Christian von 196, 226, 228-229 Hédelin, François, Abbé d'Aubignac s.u. Aubignac Heine (Heyne), Johann Abraham 66, 101, 104-105, 117, 150, 155, 169, 172, 223, 239, 245, 258 Heinsius, Gottfried 102 Hemmerde, Carl Hermann 146 Hempel, Gottfried 84, 92, 101 Hénault, Charles-Jean-François 261 Hennig, Carl Gottlieb 3, 6 Henrici, Christian Friedrich (Picander) 145 Hervey, Christoph 218 Hervey, James 139, 148, 151 Meditations and Contemplations 139 Heumann, Christoph August 64 Erklärung des Neuen Testaments 64 Heyne s. u. Heine, Johann Abraham Hirsch 226, 230, 248 Hirzel, Hans Caspar 174-175 Hochmuth, Christian Nathanael 16, 17 Hoffmann, Bonaventura 105, 117, 155 Hohberg, Johann Heinrich von 64 Hohentrüdingen 125 Holberg, Ludwig von 27 Bramarbas 27 Holland 127 Holzendorf, Christian Gottlieb Graf von 25, 26, 27, 72 Homer 71, 263, 272 Hoppe, Johann Ernst 117
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Horaz (Q. Horatius Flaccus) 18, 88, 109, 152 Ars Poetica 109, 152 Ilmenau 56 Immermann, 245 Irwing, Car! Franz von 145 Italien 73 Jena 36 Jerusalem (Stadt) 229 Jerusalem, Johann Friedrich Wilhelm 42, 49, 63, 66, 131, 217-218, 223-225 Jöcher, Christian Gottlieb 40 Johann Adolf II., Herzog von Weißen fels 9,10 Johanna Elisabeth von Anhalt-Zerbst 246, 247, 251-252, 254-255, 265, 270, 271 Joung s. u. Young, Edward Journal des Sçavans combiné avec les mémoires de Trévoux 236 Julus 225 Junius (Familie) 248 (Der) Jüngling s.u. Cramer, J. A. Justi, Johann Heinrich Gottlob von 51
K. s. auch unter C. Kapf s. u. Kappe Kappe, Johann Erhard 44, 72, 73, 108-109 Karl I., Herzog von Braunschweig s. u. Carl /., Herzog von Braunschweig Karlsbad s. u. Carlsbad Karthago s. u. Carthago Kästner, Abraham Gotthelf 4, 40, 119, 170, 175 Belustigungen des Verstandes und des Witzes 4 Buch von der musikalischen Poesie (Rezension) 119 Geschichte Herrn Carl Grandison (Übers.) 170, 175 Keck, Michael 107 Kersten, Moritz Ludwig 5, 24 - 28, 71-72, 234 Kersten (Bruder des vorigen) 27 Keusenhof, Catherine Wilhelmine s.u. Sulzer, Catherine Wilhelmine Keyßler (Keyssler), Johann Georg 57 Neueste Reise durch Teutschland, Böhmen, Ungarn, die Schweiz, Italien und Lothringen 57 Kienmayer, Michael Franz von 35—37 Klefelder (Kleefelder), Catharina Magdalena 230 Kleist, Ewald Christian von 50, 56, 57, 82, 84 Der Frühling 57
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Klopstock (Kloppstock), 40-41, 49-63, 109, 118, 138, 149, 151, 156, 173, 223, 245, 259, 271-273 (Der) Messias 40, 109, 138, 151, 156, 223, 245, 271-273 Oden 272 Koch, Christiane Henriette 140, 230 Koch, Johann Heinrich Gottfried 140, 230 Köhler, Benjamin Friedrich 97-98, 192-193 Kölbele, Johann Balthasar 111-115 Beweis der Allgemeinheit des zureichenden Grundes 111 Die belehrte Jüdin 114 Zusätze zu seinem Beweis der Allgemeinheit des zureichenden Grundes III Königsberg 145 Kopenhagen 222, 223, 239, 242, 245, 264 Kopp(e), Johann Friedrich 2, 4 Poetischer Wettstreit 2 Korn johann Jacob 144, 153, 172, 173, 174, 181, 216, 227 Köstritz 202 Krause, Christian Gottfried 115, 119 Buch von der musikalischen Poesie 115, 119 Krause, Johann Viktor s.u. Crausen Kreusa s. u. Creusa Kröllwitz s. u. Cröllwitz Kronmeyer, Johann Friedrich 37 Krünitz, Johann Georg 194 Kurland s. u. Curland Künzli, Martin 158, 163 La Chapelle, Claude-Emmanuel Louiller de 52 Voyage de Messieurs de Bachaumont et La Chapelle 52 La Chaussée, Pierre-Claude Nivelle de 250 La Fontaine, Jean de 95 Langensalza 50, 55 Lassahn 50 Lauchstädt, Bad 134, 135, 136, 139, 143, 163 Lausitz 97 Lauson, Johann Friedrich 145 Versuch in Gedichten 145 Le Blanc, Jean Bernard 209, 211,212 Lettres de Monsieur L'Abbé Le Blanc concernant le gouvernement, la politique et les mœurs des anglois et les français 209, 211, 212 Le Coigneaux de Bachaumont, François 52 Leipzig 1, 3, 4, 5, 6, 7, 9, 11, 12, 16, 17, 19, 21, 24, 28, 29, 34, 36, 37, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 45, 48, 49, 64, 66, 72, 73, 74, 75, 78, 80, 82, 83, 84, 86, 87, 89, 90, 91, 92, 93, 94, 98, 101, 103, 104, 105, 106, 107, 108, 109, 111, 112, 116, 11.7, 118, 119,
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120, 124, 125, 126, 127, 128, 129, 130, 131, 132, 135, 136, 138, 141, 142, 143, 149, 150, 151, 152, 153, 154, 156, 158, 159, 162, 165, 166, 167, 170, 171, 172, 173, 174, 175, 177, 178, 180, 181, 183, 190, 191, 192, 193, 195, 196, 197, 198, 199, 202, 204, 205, 206, 207, 208, 210, 211, 214, 216, 218, 223, 226, 227, 228, 230, 233, 234, 236, 239, 240, 241, 242, 245, 248, 249, 250, 251, 252, 253, 254, 255, 256, 257, 258, 259, 262, 263, 264, 265, 270 Großbosens Garten 270 Hohmanns Hof 225 Leipziger Lotterie 263 Rosental 233 (Das) Schwarze Brett 252 Toberneckers Haus 225 Universität 71-74, 250, 259 L'Enclos, Ninon 66 s. auch Schlegel, ]. A. Lescallier Der begeisterte Bramin (Übers.) 161 Lessing, Gotthold Ephraim 246, 261, 264 Theatralische Bibliothek 261 Leveaux, Isaak 67, 68, 69, 70 Leyser, Johann Gottlieb 234 Lindner, Johann Gotthelf 144-145 Daphne 145 Lingbye 239, 245 London 30, 109, 208 Loß, Christian von 72, 234 Löwen, Johann Friedrich 45—46, 67, 117— 118, 250 An den Herrn Professor Geliert 250 Die Walpurgisnacht 250 Zärtliche Lieder und anakreontische Scherze 45, 67, 117 Übersetzungen aus dem La Chaussée: Die vergnügte Wahl 250 Liebe und Gegenliebe 250 Lucullus 54 Ludovici, Carl Günther 121 Ludwig, Christian Gottlieb 72 Ludwig XIV., König von Frankreich 260 Ludwig XV., König von Frankreich 41, 253 Lüttichau (Familie) 45 Lynar, Rochus Friedrich zu 202 Mack, Catharine Charlotte, geb. Spieß 18, 23, 35, 56 Mack, Jacob Gottlieb 23, 35 Mack, Johann Jacob 17-20, 22-23, 34-35, 155-157 Der glückliche Greis, ein GlückwünschsGedicht an Hrn. J. F. Oettingen 156
Versuch einer Abhandlung von den Absichten und Eigenschaften der Parabeln Jesu Christi 19, 22, 34 Madai, David Samuel von 144 Magdeburg 50, 68, 69, 131, 134, 137, 191 Malherbe, François de 18 Malzahn (Malzan), Carl Gustav von 271 Manteuffel, Ernst Christoph von 93 Maria Christina, Prinzessin von Sachsen 153 Maria Elisabeth, Herzogin von HolsteinGottorp, Äbtissin zu Quedlinburg 246— 247 Maria Elisabetha, Prinzessin von Sachsen 153 Maria Leczinska, Königin von Frankreich 253 Maria Theresia, Kaiserin, Königin von Ungarn und Böhmen 11, 250 Marius, Simon 56 Marivaux, Pierre Carlet de Chamblain de 66, 253, 261 Le Spectateur français ou le Socrate moderne 66 Marsyia 124 Maskau s.u. Mascov Mascov, Johann Jacob 108 Maßenius s.u. Messenius Maupertuis, Pierre Louis Moreau de 92 Medon 229, 230, 261 Meese, Gabriel Christlieb 267 Meese, Gottfried Heinrich Benjamin 34, 47, 267 Meier, Georg Friedrich 89, 157 (Meyer), 169 Anfangsgründe aller schönen Wissenschaften 157 Der Gesellige 157 Der Mensch 157, 169 Schriften 89 Meißen 2, 104, 259, 264 Fürstenschule St. Afra 24, 264 Mencke, Friedrich Otto 109 (Der) Mensch 157, 169 s. auch Meier, G. F. Mercure de France 109 Merseburg 70 Merseburger Bier 154 Messenius (Maßenius), Johannes 107, 108, 109, 110, 121 Theatrum nobilitatis Svecanae 107, 108, 109, 121 Meßkirch 61 Meyer, Georg Friedrich s. u. Meier, Georg Friedrich Meyer, Johann Gottlob 9 Michaelis, Johann David 117 Von dem Geschmacke der morgenländischen Dichtkunst 117 Miller, Johann Peter 209 Historisch-moralische Schilderungen zur
Register Bildung eines edlen Herzens in der Jugend 209 Milton, John 138, 231, 272 Paradise Lost 138 Molière, Jean Baptiste Poquelin, genannt Molière 95, 123 Komödien 123 Moritz von Sachsen 75 Mosheim, Elisabeth Henriette Amalia von 251 Mosheim, Johann Lorenz von 251 Mozart, Leopold 194-195 Müller (Sekretär in Dresden) 72 Müller, Johann Samuel 148 Gespräche der alten Weltweisen 148 Münchhausen, Gerlach Adolf von 224 Naumburg 155 Neapel 103 Neaulme (Neaumen), Jean 8 Neue Beyträge zum Vergnügen des Verstandes und Witzes 37, 65, 87, 167 Neue Zeitungen von gelehrten Sachen 115, 119 Nicolai, Gottlob Samuel 145 Nicolay, Ludwig Heinrich von 82 — 83, 85 Fabeln und Erzählungen 82 Niederrengersdorf 98, 193 Niedner, Theophilus Samuel 226 Nördlingen 60 Nürnberg Obersachsen
55, 56, 57, 58, 59, 60, 63, 107,
169
77
Oechlitz, Christian Friedrich 97 Oertel (Familie) 218 Olde, Johann Heinrich 50, 57 Opitz, Martin 40 Annolied 40 Orpheus 123 Ovid (P. Ovidius Naso) 18, 123, 262 Metamorphosen 123 Tristia 262 Pajon de Moncets, Louis Ésaie 271 Paris 93, 161, 162, 167, 191, 248, 249, 252, 253, 255, 256, 257, 260, 267 (Der) Patriot 30, 157 Patzke, Johann Samuel 145-146 Des Pubüus Terenzius Lustspiele 146 Pauli, Johanna Auguste, geb. Schütz 10 Pauli, Johann Gottfried 10 Peru 93 Petersburg 102 Pfeffel, Christian Friedrich ISO, 153 Pfeffershofen, Joseph von 36 Pforta s. u. Schulpforta Picander s. u. Henrici, Christian Friedrich
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Pitschel, Theodor Leberecht 4 Plato 148, 151 Plautus, Titus Maccius 225 Plessen, Louise von, geb. von Berckentin 243, 246 Plutarch 188 Lebensbeschreibung 188 Pohle, Johann Carl 20 Polen 237 Polyphem 123 Pope, Alexander 56, 94, 152, 230, 235, 237 Essay on Criticism 94, 152, 235 Porée, Charles 114 Rede von den Schauspielen 114 Potsdam 50, 82 Preen, Frau von, geb. Creuzburg 133, 233 Preußen 139 Propeteiden 123 Proteus 123 Pygmalion 124 Quedlinburg Quintiiianus,
49, 50, 65, 71, 132, 223, Marcus Fabius 129
233
Rabelais, François 236 Raben, Johann Georg 126, 130 Rabener, Gottlieb Wilhelm 28, 49, 56, 66, 105, 117, 118, 119, 125, 153-154, 177-178, 179-181, 202, 226, 232, 233, 236, 273 Satiren 232 Schriften 153 Racine, Jean Baptiste 95, 114, 189, 213 Briefwechsel mit Boileau 114 Racine, Louis 152, 261 De la Grâce 152 Sur la Religion 152 Radi(c)k(e), Caroline 37, 38 Radi(c)k(e), Johanna Elisabeth 56, 105 Ramler, Carl Wilhelm 50, 62, 82, 84, 101, 102 Einleitung in die schönen Wissenschaften (Übers.) 102 Re(c)k, Georg von der 88, 95 Reich, Philipp Erasmus 49, 64, 65, 66, 69, 74, 75, 101, 104-105, 106, 116, 139, 164, 170, 175, 208, 209 Reichenbach, Heinrich Wilhelm von 94 Reichenhain 10 Renkendorff, Johann Franz 24 Reusch, Johann Peter 166 Reuß, Eleonore von, geb. von Promnitz-Dittersbach 202 Richardson, Samuel 109, 112, 114, 147, 170, 175, 190, 203, 205, 208, 209, 211,231232, 253
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Clarissa 109, 112, 114, 147, 190, 208, 231-232 Geschichte Herrn Carl Grandison 170, 190, 200, 203, 205, 208, 209, 211, 231-232, 253 Pamela 112, 114 Richter, Johann Christian 86 Riga 254 Riggi 63 Rivery, Claude François Boulenger de 167, 174, 191, 206, 208, 211, 212, 230, 236, 248 Fables et Contes (Übers.) 109, 167, 206, 208, 211, 212, 213, 236, 248 Rodach 53 Rollin, Charles 83, 188 De la manière d'enseigner et d'étudier belles lettres 83 Histoire romaine depuis la Fondation Rome jusqu'à la Bataille d'Actium Rönnagel, Johann Wilhelm 20 Rost, Lorchen 112 Rothe, Heinrich Gottlieb 49, 66 Rousseau, Jean Baptiste 213
209, 175, 229,
109, 213, 191,
les de 188
Sachs, Hans 112 Sachsen 13, 139, 140, 257 Sachsen-Meiningen (Meinungen) 172 Sachsen-Meiningen, Elisabeth Ernestina Antonia von s. u. Elisabeth Ernestina Antonia von Sachsen-Meiningen Sack, August Friedrich Wilhelm 30, 34, 38, 80, 84, 90, 100, 137, 186, 187, 254 St. Mard, Rémond de (Toussaint) 102 Réflexions sur la poésie 102 Saintfoix, Germain-François Poullain de 261 Salomon 56, 58, 123, 229 Sammlung vermischter Schriften von den Verfassern der Bremischen neuen Beyträge zum Vergnügen des Verstandes und Witzes 87, 129 Sammlung critischer, poetischer und andrer geistvollen Schriften zur Verbesserung des Urtheils und des Witzes 157 Sangerhausen 51 Sarasa, Antonius Alphonsus de 137 Sauen 205 Saurin, Jacques 8, 39 Abrégé de la Theologie et de la morale chrétienne, en forme de catéchisme 8, 39 s. auch Geliert, C. F. Scarron, Paul 123 Schaffhausen 61, 62 Schaub, Frl. 203, 205 Schaub, Jeremias 203, 205
Schel, Magdalena Lucia Sche(e)l(e), geb. Hüttmann 50 Schlegel, Adolph 258, 259, 266 Schlegel, Johanna Sophie geb. Niordt 28 Schlegel, Friedrich August Carl 171, 172, 258, 259, 266 Schlegel, Johann Adolf 2, 37-38, 43-44, 49, 64 - 66, 74 - 75, 84, 101-102, 104-106, 116-117, 118, 119, 129, 149-150, 155, 168-171, 172, 173, 178, 225, 23 0, 258-259, 261-262, 264, 266 Anton Banier's, Mitgliedes der Akademie der Inschriften und schönen Wissenschaften, Erläuterungen der Götterlehre und Fabeln aus der Geschichte (Übers.) 149, 155, 258, 264-265 Bey der glücklichen Vermählung des Hochwohlgebohrnen Herrn, Herr Hanns Gotthelf von Globig 258-259, 261, 266 Charles Batteux', Professors der Redekunst an dem Königlichen Collegio von Navarra, Einschränkung der schönen Künste auf einen einzigen Grundsatz • • ., mit einem Anhange einiger eigenen Abhandlungen versehen 101 Briefe von Ninon von Lenclos an den Marquis von Sevigne, nebst den Briefen der Babet an den Boursault 64-66, 101 Gelegenheitsgedicht auf die Hochzeit des Kaufmanns Johann Friedrich Gerwen 101, 104-105 Neujahrsode 258 Sammlung einiger Predigten 258 Schlegel, Johann August 105, 116, 117, 119, 206, 258, 264-265 Banier: Erläuterungen der Götterlehre und Fabeln aus der Geschichte (Übers.) 264265 Der christliche Philosoph (Übers.) 206 Schlegel, Johann Elias 1-2, 4, 28-29, 87, 264 Anacreontische Oden 2 Der Fremde, eine Wochenschrift 29, 87 Der geschäftige Müßiggänger 29 Der Hermann, eine Tragödie 29 Dido 29 Theatralische Werke 29, 87 Schlegel, Johann Heinrich 29 Schlegel, Frau von J. A. Schegel, geb. Hübsch, genannt Muthchen 150, 155, 168-169, 170, 171, 172, 258, 259, 262, 266 Schlegel, Schwestern 102, 105, 106,117,119, 150, 155, 170, 171, 172, 258, 259, 266 Schieitz 203 Schlesien 10, 215 Schmidt, Maria Sophia 49, 53, 55, 56
Register Schmidt, Johann Christoph 49, 53, 55, 56, 62 Schönaich, Christoph Otto Freiherr von 202, 213, 229 Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch 202, 213, 229 Schönemann, Eleonore Luise Dorothea 250 Schönemann, Johann Friedrich 113 Schuch, Franz 113 Schulenburg, Christiane Lucie von der 224 Schulenburg, Levin Freidrich von 1, 133 Schulpforta 116, 117, 118, 149, 155, 168, 234 Schultheß (Schuldheiß), Johann Georg 49, 50, 51, 52, 55-56, 58, 59, 61-62, 63 Schütz, (Verlegerin in Berlin) 191, 192 Schwabe, Johann Joachim 4 Belustigungen des Verstandes und des Witzes 4 Schwaben 57, 60, 61 Schwan, Theodor 233 Schweden 93, 110 Schweiz 19, 50, 51, 53, 55, 57, 61, 140, 157, 158, 160, 248 Schwerin, Curt Christoph von 93, 94 Schwicheldt, August Wilhelm von 85 Seckendorf, Friedrich Heinrich von 254 Simon, Frl. 226 Sokrates 148 Spalding, Johann Joachim 50, 87, 186 Betrachtungen über die Bestimmung des Menschen 87 Betrachtungen über die natürliche Religion und die gesellschaftliche Tugend (Übers.) 186 Sprögel, Adrian Theodor 89 Staats- und gelehrte Zeitung des hamburgischen unpartheyischen Correspondenten 7, 119 Stähelin, Samuel 160, 161 Stahl, Georg Ernst 90 Stammer, Carl Wilhelm von 131 — 132 Stammer, Gottlieb Lebrecht von 131 Stammér, Ludwig Ernst Lebrecht von 132 Steele, Richard The Tatler 170 Steinauer, Johann Christian 7, 29, 38, 150, 233, 245, 247 Steinauer, Wilhelmine, geb. Gärtner 7, 11 — 13, 29, 38, 64, 66, 77, 150, 233, 245 Steinein, Johann Carl 175 Steinwehr, Wolfgang Balthasar Adolph von 93, 113 Gründlicher Unterricht von der Ausübung der Theatralischen Dichtkunst (Übers.) 113 Stockhausen, Johann Christoph 116, 118
439
Critischer Entwurf einer auserlesenen Bibliothek für die Liebhaber der Philosophie und schönen Wissenschaften 116, 157 Stockholm 93 Stölzek (Buchbinder) 105 Stoppe, Daniel 18 Straßburg 21, 191 Straube, Gottlob Benjamin 2, 4, 40, 158-159 Straumieu 41 Suero, Johann Georg Der Druide 87 Sulzer, Catherine Wilhelmine, geb. Keusenhof 52, 67-68, 82, 83-84, 92, 100-101, 106-107, 118, 120, 139-140, 142, 158, 163, 178-179, 197, 203, 204, 205, 229, 264, 265 Sulzer, Johann Georg 49, 50-51, 52, 53, 54-55, 56, 58, 59-60, 61, 63, 67-68, 83-84, 91, 92, 100-101, 106-107, 118, 120, 139-140, 141, 142, 147, 149, 157-158, 163, 165, 178, 179, 189, 197, 203, 204-205, 228-229, 264-265 Versuch einiger Betrachtungen über die Werke der Natur 142, 165 Versuch einiger vernünftigen Gedanken von der Auferziehung und Unterweisung der Kinder 149 Sulzer, Melissa 179, 197, 203, 204, 205 Swift, Jonathan 30,31, 236 Directions to Servants 30 (The) Tatler 170 Taucha 1 Terentius Publius (Afer) 146 Tessin, Carl Gustav 209, 214 Briefe an einen jungen Prinzen von einem alten Manne 209, 214 Thomae, Christoph Gottfried 155, 169, 170, 172, 214-215 Thomasius, Christian 148, 154 Der Kern wahrer und nützlicher Weltweisheit, ehedessen von Xenophon in Beschreibung der merkwürdigen Dinge des Sócrates vorgestellet 148, 154 Thomasius, Christian Friedrich 214-215, 267-270 Thomasius, Sofie Elisabet 214 Thümig(in), Frau 245 Tilling, Johann Christian 150, 198 Tillotson, John 231 Predigten 231 Toberneckers Haus 225 Toussaint s. u. Saint Mard, Rémond de Trévoux s. u. Journal des Sçavans Triller, Daniel Wilhelm 18 Troja 225
440
Register
Trublet, Nicolas Charles Joseph 48 Réflexions sur la gout 48 Trzcinski, Christoph Ernst von 92 — 94 Tschirnhausen, Ehrenfried Walter von 159 Medicina mentis 159 Medicina corporis 159 Turneisen (Thurneysen), Johann Jacob 209 Ulysses 53 Ulm 59 Ungarn, Königin von s. u. Maria Theresia Ungenannte Adressaten 8—9, 21—22, 41, 160, 181, 220-221, 221-222 Uz (Utz), Johann Peter 157, 230, 248 Gedichte 157 Varrentrapp, Franz 109 Vergil (P. Vergilius Maro) 18, 123, 225, 273 Äneis 225, 256 Vernet, Jacob 244 Instruction chrétienne 244 (Die) vernünftigen Tadlerinnen 30 s. auch Gottsched, J. C. Vida, Marcus Hieronymus 152 De Arte Poetica 152 Virgil s. u. Vergil Voiture, Vincent 253 Voltaire, François-Marie Arouet genannt 112 161, 162, 253 Alzire 112 L'Orphelin de la Chine 253 Mahomet 253 Rome sauvée 161, 162 Zaïre 112 Wächtler 253, 257 Walmichrath, Beate 100, 101, 106 Wegelin, Jacob 101 Weickardt (Weickhardt), Christian Gottfried 45 Weidler, Johann Gottlob 104 Weidmann (Verlag) 64, 107, 116, 208 Weise, Auguste, Corchen und Minchen 258, 259, 266 Weiß, Johann Christian 53 Weiße, Christian Felix 153, 230 Weißenfels, Herzogin von 250 Weißenfels 133, 250 (Der) Weltbürger 157 Wendler, Johann 43-44, 66, 75, 101, 117, 169, 180 Wetzel(n), Frau 1
Wiedeburg, Basilius Christian Bernhard 166 Wiedmarckter (Wiedemarkter), Carl Ludwig 72 Wieland, Christoph Martin 118 (zweyter Kloppstock) 173 Wien 267 Wilhelm IV., Prinz von Oranien-Nassau 91 Wilhelm Adolph von Braunschweig-Wolfenbüttel 66 Wille, Maria Louise, geb. Deforge 257 Wille, Johann Georg 253, 257 Cleopatra 257 Winkler, Christian Gottfried 264 Winterthur 63 Wittenberg 104, 120, 139, 142 Wolfram von Eschenbach 40 Gamuret 40 Parzival 40 Wölkau (Welkau) 263 Wood, William 93 Wyneken, Wilhelm Friedrich 84, 85-87 Xenophon 148, 151, 154 Memorabilia Socratis 148 Young, Edward 138-139, 148, 151, 161, 208, 209 Die Liebe zum Ruhme 151 Nightthoughts on Life, Death and Immortality (Nachtgedanken über Leben, Tod und Unsterblichkeit) 161, 208, 209 s. auch Ebert, J. A. Zachariä, Just Friedrich Wilhelm 66, 214 Die Tageszeiten, ein malerisches Gedicht 214 Zedtwitz, Christian Ferdinand von 218—219 Zedtwitz, Friederike Sophie Louise von, geb. von Jungk 219, 263 -264 Zedtwitz, Heinrich Ferdinand von 218—219 Zedtwitz, Ludwig Friedrich Ferdinand von 218-219 Zeis, Christian Heinrich 206, 207 Zeis, Christian Heinrich Valerius 206-207 Zeitungen, Neue von gelehrten Sachen s. u. Neue Zeitungen von gelehrten Sachen Zerbst 168, 170, 230, 246, 258, 261, 264, 265, 266, 267 Zinck, Bartholomäus Joachim 67, 117 Zürich 49, 50, 62, 63 Züricher See 63 (Der) Zuschauer s. u. Gottsched, L. A. V.