Buchbinder Wanninger : Dialoge 9783492050449


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German Pages [485] Year 2007

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Buchbinder Wanninger : Dialoge
 9783492050449

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PIPER

Karl Valentin • Sämtliche Werke Band 4: Dialoge

Karl Valentin Sämtliche Werke in neun Bänden Herausgegeben auf der Grundlage der Nachlaßbestände des Theatermuseums der Universität zu Köln, des Stadtarchivs und der Stadtbibliothek München sowie des Nachlasses von Liesl Karlstadt von Helmut Bachmaier und Manfred Faust

Band 4

Piper München Zürich

Karl Valentin (1882 -1948), genialer Komiker und philosophischer Wortakrobat, zählt zu den bekanntesten deutschen Bühnenkünstlern und Dramatikern.

Karl Valentin Buchbinder Wanninger Band 4 Dialoge Herausgegeben von Manfred Faust und Andreas Hohenadl

ISBN 978-3-492-05044-9 Originalausgabe 1996 Sonderausgabe 2007 © Piper Verlag GmbH, München 2007 Umschlaggestaltung und Konzeption: R-M-E Roland Eschlbeck Umschlagabbildung: Valentin-Karlstadt-Musäum Frontispiz: Liesl Karlstadt und Karl Valentin bei einem Spaziergang auf dem Kurfürstendamm in Berlin, 1928, Valentin-Karlstadt-Musäum, München Satz: Kösel, Kempten Druck und Bindung: Clausen & Bosse, Leck Printed in Germany 1v1v1v.piper.de

Inhalt Dialoge Der Radfahrer 13 Radlerpech! 14 Teppichklopfen 17 Der Hasenbraten 19 Neue Verkehrsordnung 2 2 Zitherstunde 24 Im Zoologischen Garten 26 Beim Arzt 29 Am Heubod’n 31 Ballgespräch 3 3 Der Schäfflertanz 34 Vor Gericht 36 Ohrfeigen 38 In der Apotheke 40 Das Hunderi 42 Der neue Buchhalter 44 Wo ist meine Brille? 47 Der Trompeter von Säckingen 49 Am Fussball-Platz 51 Lehrer und Schüler 53 Kopfwehpulver und Maler 55 Bum bum bum 57 Die verfluchte Hobelmaschine 59 Beim Zahnarzt 61 Sisselberger vor Gericht 63 Trompeten-Unterricht 64 Wappenkunde am Stammtisch 66 Ueble Angewohnheiten 68 Vergesslich 70

Semmelknödel 72 Sprachforscher 74 Schwierige Auskunft 76 Der Vogelhändler 77 Der überängstliche Hausverkäufer 79 Sonderbarer Appell 81 Die Silberne Hochzeitsfeier 83 Schwieriger Kuhhandel 84 Politische Ansichten 86 Des Freundes Brief 88 Telefon-Schmerzen [Buchbinder Wanninger] 90 Heirats-Annonce 92 Wahre Freundschaft 94 Jagdsport 96 Was ist hier passiert? 98 Historisches 100 Streit mit schönen Worten 102 Hungerkünstler Pliventrans 104 Das Weihnachtsgeschenk 106 Hohes Alter 109 Mir hat geträumt 111 Herr Leidenreich 112 Kurz und bündig 114 Mein Freund Oskar 116 Geräusche 118 Leichtsinn (Hauseinsturz) 120 Herr Wutz 122 Haben Sie Zeit, gehns mit 124 Die Handtasche 125 Wir kaufen den Reichssender = München 127 Wir kaufen ein Hotel 131 Im Schirmgeschäft 134 Traktor und Pferd 136 Pessimistischer Optimismus 138 Der zweite Tenor fehlt 141 Sendung am 3. Juni 1942 143

Telephon-Anruf zur Geburtstagssendung 146 Zwickmühle 147 Die Maus 148 Die Erfinderin 150 Zeuge Winkler 154 Mischi-Maschi 156 Stammtisch-Gespräche 160 Bald kommt der Friede 162 Es war einmal... 163 Die Vogelausstellung 165 Transport-Schwierigkeiten 168 Sie weiss nicht, was sie will 170 Gespräch im Mai 174 Die Fremden 176 Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube Edel sei der Mensch, hilfreich und gut 180 Kriege 183 Der Friedensengel 191 Frau Meier und Herr Huber 194 Valentin im Gespräch mit Liesl Karlstadt 197 Gespräch über Radiosendungen 200 Ein Interview mit Karl Valentin 203 Geht in die Wälder - holt euch Holz 206 Verstehst nix von der Politik 209 Ihr Kampf 210 Im Hudaden 212 InderBerufsberatungsstelle 215 Weiß oder Schwarz 219 Nein 220 Die Atombombe 222 [Die Umtauschstelle] 225 Die junge Dichterin 228 Geschäftsleute 2 30 Der Eingang zum Paradies 233 Gespräch am Springbrunnen 236 Es dreht sich um Karl Valentin [Sendung I-IV] 240

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Der Sepp 260 Vater und Sohn über den Krieg 262 Bei Schaja 266 Es dreht sich um Karl Valentin [Sendung V] Funk-Reportage 270 Die jetzige Lage - September 1947 273 Gespräch über eine Grossschweisserei 275

267

Bruchstücke Fliegenjagd 281 Beim Friseur [- Beim Schreiner] 282 Der Mosshammerpeter und sein Gramophon 283 Karl Valentin spricht mit einem Cinesen 285

Zweifelhaftes Das Münchner Kindl 289 Geschäfts-Heirat 293 Beim Augenarzt 295

Anhang Editorische Notiz 323 Kommentar 327 Bibliographie 462 Nachwort 470 Danksagung 485

Dialoge

Der Radfahrer Personen: Der Radfahrer Karl Valentin, ein Schutzmann.

Schutzmann: Halt! Valentin blinzelt den Schutzmann an. Schutzmann: Was blinzeln Sie denn so? Valentin: Ihre Weisheit blendet mich, da muß ich meine Schneebrille aufsetzen. Schutzmann: Sie haben ja hier eine Hupe, ein Radfahrer muß doch eine Glocke haben. Hupen dürfen nur die Autos haben, weil die nicht hupen sollen. Valentin (drückt auf den Gummiball): Die meine hupt nicht. Schutzmann: Wenn die Hupe nicht hupt, dann hat sie doch auch keinen Sinn. Valentin: Doch - ich spreche dazu! Passen Sie auf, immer wenn ich ein Zeichen geben muß, dann sage ich Obacht! Schutzmann: Und dann haben Sie keinen weißen Strich hinten am Rad! Valentin: Doch! (Zeigt seine Hose.) Schutzmann: Und Rückstrahler haben Sie auch keinen. Valentin: Doch! (Sucht in seinen Taschen nach.) Hier! Schutzmann: Was heißt in der Tasche - der gehört hinten hin. Valentin (hält ihn auf die Hose): Hier? Schutzmann: Nein - hinten auf das Rad - wie ich sehe, ist das ja ein Transportrad - Sie haben ja da Ziegelsteine, wollen Sie denn bauen? Valentin: Bauen - ich? Nein! - warum soll ich auch noch bauen? Wird ja so soviel gebaut. Schutzmann: Warum haben Sie dann die schweren Steine an Ihr Rad gebunden? Valentin: Damit ich bei Gegenwind leichter fahre, gestern in der Frühe z. B. ist so ein starker Wind gegangen, da hab ich die

Steine nicht dabei gehabt, ich wollt’ nach Sendling nauf fahren, daweil bin ich nach Schwabing nunter kommen. Schutzmann: Wie heißen Sie denn? Valentin: Wrdlbrmpfd. Schutzmann: Wie? Valentin: Wrdlbrmpfd — Schutzmann: Wadistrumpf? Valentin: Wr - dl - brmpfd! Schutzmann: Reden S’ doch deutlich, brummen S’ nicht immer in Ihren Bart hinein. Valentin (zieht den Bart herunter): Wrdlbrmpfd. Schutzmann: So ein saublöder Name! - Schaun S’ jetzt, daß Sie weiter kommen. Valentin (fahrt weg - kehrt aber nochmal um und sagt zum Schutz­ mann): Sie, Herr Schutzmann----Schutzmann: Was wollen Sie denn noch? Valentin: An schönen Gruß soll ich Ihnen ausrichten von mei­ ner Schwester. Schutzmann: Danke - ich kenne ja Ihre Schwester gar nicht. Valentin: So eine kleine stumpferte - die kennen Sie nicht? Nein, ich habe mich falsch ausgedrückt, ich mein, ob ich meiner Schwester von Ihnen einen schönen Gruß ausrichten soll? Schutzmann: Aber ich kenne doch Ihre Schwester gar nicht wie heißt denn Ihre Schwester? Valentin: Die heißt auch Wrdlbrmpfd-----

Radlerpech! Von Karl Valentin München. Strassenlärm - Trambahngeräusch u.s.w. Stimmen: Obacht, obacht, jessas, jessas, auh, auh, (Schrei) Valent Jessas jessas lauft mir des saudumme Frauenzimmer direkt ins Radi nei - i ko nix dafür - ja hörn denn sie net, wenn i scho a halbe Stund läut - sie narrisch G’wachs sie! 14

Karlst Geh redens doch net so unverschämt daher, sie ham ja . überhaupt nicht glitten, was wollns denn, Sie sind mir direkt mit ihrm Radi zwischen d’Füass neig’fahrn [.] Valent Jch hab schon g’litten, ich hab schon g’litten, sie ham mich nicht g’hört - dös ist nicht wahr, wer hat net g’litten, ich hab schon g’litten - ich hätt net g’litten, für was hab ich denn an mein Radi a Glockn dran - Herr Nachbar, sie san Zeuge, hab ich an Mein Radi a Glockn dran oder nicht? Zeuge Das stimmt, da muss ich dem Herrn Radfahrer recht geben, der Herr hat an seim Rad a Glockn dran. Karlst Das glaub ich schon, dass er a Glockn dran hat, aber g’lit­ ten hat er net mit der Glockn. Zeuge Geh Frau, redens doch net so dumm daher, was hätt denn dö Glockn an dem Herrn sein Radi für an Zweck, wenn er net läuten tät damit [.] Valent Ja dös glaub i a. Karlst Ach Unsinn was verstehn denn Sie? Da schauns her wie ich ausschau den ganzen Rock hat er mir zerrissen. Valent So, hättens halt kein Rock anzog’n. Karlst Das tät Ihnen so passen, gell! Valent Ja mir schon, mir schon[.] Karlst Sie Herr Schutzmann, wo sinds denn - Herr Schutzmann sinds so gut, kommas amal her da bitte, da kommas amal her Herr Schutzmann[.] Valent Ja da brauchas dann an Schutzmann dazua - da kommas glei immer mit’n Schutzmann daher[.] Schutzm Ja was ist denn hier los? Valent Dö Frau is mir direkt... Karlst Schauns amal her, ist nicht wahr, lassens mich zuerst reden. Valent Lassens mich reden, die Frau ist mir... Karlst Dieser Herr ist mir soeben mit seiner Glocken in mein Rock neigfahrn[.] Valent Ah ist gar nicht wahr, schauns Herr Schutzmann ich bin mit meim Radi auf der Strass’n g’fahrn und hab mit der Glock’n g’litten, die Frau hat mich nicht g’hört und mei Glock’n auch

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nicht und ist mir direkt in d’Füass nei... dö Herrn hams alle g’sehnf.] Karlst Ah - ja wia ma nur so lüagn kann, das ist ja alles gar nicht wahr was der sagt, das ist nicht wahr Herr Schutzmann ----- Sie sind ja ein Schwindler[.] Valent Jch bin kein Schwindler, ich bin ein Radfahrerf.] Karlst Jst nicht wahr, ich bitte Sie Herr Schutzmann, schauns, schauns lassens mich doch auch reden, ich bin gewiss eine anständige Frau nicht wahr.. Valent Ja dös sieht man, sie wem a anständige Frau sein[.] Karlst Jch bin grad im Moment so allein auf der Strass ganga[.] Valent Da ham mas ja[.J Schutzmann Na na, wenn sie schon einmal allein auf der Stras­ se gehn, dann sind sie keine ganz anständige Frau[.] Valent Ja, dös denk i mir eben aaf.] Karlst Ja bitte so lassen Sie mich doch zuerst ausreden nicht wahr, ich bin grad auf der Strass gegangen, auf einmal kommt der Depp mit seim Radi daher gsaust und fahrt mir mit 40 kirnt. Geschwindigkeit direkt zwischen d’Füss nei, schauns mich doch an, wie ich ausschau mein ganzer Rock ist dafetzt. Valent Jch gib ihna nacha an Depp - ah - ich bin ganz langsam g’fahrnf.] Karlst Jch verlang von dem Herrn ein Schmerzensgeldf.] Valent So - ham sie vielleicht an eahnan Rock Schmerzen? Karlst Ah Schmarrn - aber Sie als Schutzmann - ich bitte Sie, Sie haben doch die Pflicht, dass Sie diesen säubern Herrn Rad­ fahrer sofort aufschreiben, das kann ich von Jhnen verlangen, jawohl! Valent Ja mich natürlich, weil Sie mir neig’laffa sind. Schutzm Ja ja das mach ich sowieso - aber zuerst ihre Persona­ lien - sie heissen? Karlst Mariaf.] Schutzm Wie noch? Karlst Huberf.] Schutzm Geboren? Karlst Den 23.

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Schutzm Was 23. Karlst No ja November[.] Schutzm Ah ja weiter weiter, was für ein Jahr? Diktieren Sie doch schneller, ich hab nicht so viel Zeit - ich muss heute noch mehr Radler aufschreiben, schneller, also los[.J Karlst Was schneller, so schnell könna sie nicht schreiben, wie ich reden kann. Schutzm Ah kümmern Sie sich nicht um mich - also schneller los los. Karlst Ja also bitte dann schreiben Sie: Jch heisse Maria Huber, geboren den 23. November 1892 zu Jngolstadt an der Elbe als Tochter eines verheirateten Kehrrichttonnenabfuhrchauffeurs, meine Mutter war eine geborene Karolina Dünndipfeidick aus Wallersdorf bei Rosenheim, Bezirksamt Oberbayern[.] Schutzm Halt halt, da komm ich ja nicht mehr mit, etwas langsamer doch[.] (Alles lacht) Karlst Gell gell, ich habs ja G’wusst, ich habs Ihnen ja gleich g’sagt dass Sie nicht nachkommen, ich hab’s Ihnen doch g’sagt, dass Sie nicht so schnell schreiben können, wie ich reden kann. Schutzm Na ja bei dem Mundwerk........ Alle lachen........ Jetzt kommt er nimmer nach.... jetzt kommt er nimmer nach[.J

Teppichklopfen Von Karl Valentin.

Teppichklopfgeräusch..... Karlst Ja du Drecksau du dreckate, ja woast denn du net, dass ma im Stiagnhaus net Teppichklopfa derf - magst scho aufhörn gell, hör doch amal auf, sonst hetz i dir an Hausherrn nauf aufs Gnack, das’di auskennst willst jetzt net glei aufhörn ha? Valent Ja sie schaug o, gehts di vielleicht was o, wenn i Teppich 17

klopf, werd dir scho passen, gell weiblicher Hausmoasteraff - sie hoasst mi a Drecksau... Karlst Ja des bist a und jetzt hörst amal mit dem Klopfa auf und gehst schleunigst mit deine staubigen Perser in Hof hinter, da kannst dann klopfa, solang der Himmel blau is, aber im Stiagnhaus hörst ma auf mit dem Getös [.] Valent So, dös kannst ma du gar net vabieten, gell[.] Karlst Sag liaber dein Hundsbuam er soll mir d’Milli bringa, gell, gestern hat ers erst um achte in der Früah daher bracht und um siebne muass mei Mo scho in d’Arbeit fort[.J Valent Geht ja mi nichts o, was der Bua.. Karlst Und wenn ers morgn wieder um achte daher bringt, na reiss i eahm seine Senflöffen raus aus sein rothaareerten Kommisloawekopf, gell und wirf’n sammt de Millekübeln üba d’Stiagn nunter, dass ’d as woasst. Valent So, dös konnst ja probiern und konnst amal mein Buam probeweis über d’Stiagn abewerfa, dann dakrei i Dir aba d’Fassad, dass ’d moanst, der Blitz hat di gstroaft, du alter Brotbrocka und von morgn ab kannst da dei Milli selber holn. Karlst Ja dös tua i scho denn vor deim unapetittlichen Saubuam da graust ma ja scho lang und wennst du net selber so a Dreck­ sau warst, na tatst eahm vorm Milleaustragn z’erst schneizen, gell, sonst dafallt er sich noch amal über sei eigne Rotzglock’n[.] Valent So - ich bin Gott sei Dank eine reinliche Person und über meine Kinder und über mei reelles Gschäft sagst ma nichts, du Z’sammag’schneckelter Hausmoastertrampelf.] Karlst Dir gib i dann glei an Hausmoastertrampel gell - über dei reells G’schäft da sollst du a no rennomiern[.J Valent Du konnst mi[.J Karlst Du bist ja wega deiner Gipswasserhandlung länger in Stadelheim drauss, wia in deiner Milliburg, gell und jetzt will i dir no was sagn, wennst in deiner Wohnung koa Wasserlei[t]ung hättst, na warst ja a scho lang dahungert, denn dei dappiger Mo konn dich mit’n Zahnstocherschnitzeln net dahalten. Valent Ja - aber mein Mo tuast du aus’n Spiel lassen gell, du rinnaugate Hausmoasterdreckdrossel - gell zum poussiern war 18

er dir scho recht g’wesen, wiast man damals auf der Redout ausspanna hättst wolln, aber er hat dir was g’huast. Karlst Geh hör auf - hör auf - hör auf... Valent Du gräusslichs Wei... Karlst Und dei gichtbrüchiger Millewaglhengst ja - der hat mich a scho amal am Peter und Paulitag in’s Kaffehaus g’fuhrt bis jetzt hast as ja gar net gwusst, aba i hab’n ja gar net mög’n, ich hab mi ja glei dünne g’macht und hab’n sitzen lassen, weil i mit an solchan Steiften Valent Der hat scho dir nichts wolln[.] Karlst wia dei Mo is, allerhand Aufsehgn eregn tat. Valent Ja mei Mo is auf di no net scharf gwesen, dös machst mir net weiss. Auf dei 15 ctm Mai gibt dir mei Mo koan Kuss und wenn er dir wirkli scho oan gebn hat, dann woass i a jetzt, wo er sein letzten Rufaschmarrrn her hatf.J Karlst Aber du konnst a koan Mo nimmer reizen mit dein blatterngsteppten Rosenteint und deiner rosaroten Warzen am Kinn du zahnluckate Salonrufa, dass ’d as woasst, da geh her, wennst da traust, na hau i dir a solchas[.J Valent Wer is a Salonrufa? Beide Schreien und raufen........ Karlst Dö ganzen Haar reisst’s ma raus ahhh............. Stimme: Und wenn sie nicht gestorben sind, dann raufen sie heute noch?

Der Hasenbraten Von Karl Valentin 1936.

Mann: Elisabeth! - Ich hab doch Hunger, was is denn heute mit dem Hasenbraten? Frau: Der ist noch nicht ganz fertig, aber die Suppe steht schon am Tisch. Mann: (schlürft) Na, die Suppe ist heut wieder ungeniessbar. Frau: Wieso? Dös is sogar heut eine ganz feine Supp’n. 19

Mann: Das sagt ja auch niemand, dass die Supp’n nicht fein ist, ich mein’ nur, sie ist ungeniessbar, weil’s so heiss ist. Frau: Eine Suppe muss heiss sein. Mann: Gewiss! Aber nicht zu heiss! Frau: ddddddddd - alle Tag’ und alle Tag’ das gleiche Lied, ent­ weder ist ihm d’Supp’n z’heiss oder sie ist ihm zu kalt; jetzt will ich Dir amal was sag’n, wenn ich Dir nicht gut genug koch’, dann gehst ins Wirtshaus zum Essen. Mann: Dös is gar net notwendig, die Supp’n is ja gut, nur zu heiss. Frau: Dann wartest halt so lang, bis kalt is. Mann: Eine kalte Supp’n mag ich auch nicht. Frau: Dann------------- jetzt hätt’ ich bald was g’sagt. Mann: Ich weiss schon--------- nach’m Essen. Frau: Jeden Tag und jeden Tag muss bei uns gestritten werden, anders geht’s nicht. Mann: Na ja, Du willst es ja nicht anders haben. Frau: So, bin ich vielleicht der schuldige Teil? Mann: Na wer denn, hab’ ich die Supp’n kocht? Frau: Eine kochende Suppe ist immer heiss. Mann: Ja vielleicht kochst Du’s zu lang! Frau: Zu lang? Nein, nein, morg’n häng’ i an Thermometer in Suppentopf nei, damit der Herr Gemahl a richtig temperierte Supp’n bekommt. Mann: Eine gute Köchin braucht kein’ Thermometer zum Supp’n kochen. Frau: Ja ja, nun kommt die spöttische Seite, so geht’s ja jeden Tag, zuerst nörgelt er und dann kommt der Spott auch noch dazu. Mann: Was heisst nörgeln, ich habe doch als Mann das Recht zu sagen, die Suppe ist mir zu heiss. Frau: Jetzt fangt er wieder mit der heissen Supp’n an; es ist wirk­ lich zum verzweifeln. Mann: Du brauchst nicht zu verzweifeln, Du sollst die Suppe so auf den Tisch stellen wie sie sein soll, nicht zu kalt und nicht zu heiss. Frau: Aber jetzt ist sie doch nicht mehr zu heiss! Mann: Jetzt nicht mehr, aber wie Du sie hereingetragen hast, war sie zu heiss. 20

Frau: Schau, schau, er hört nicht mehr auf, er bohrt immer wie. der in dasselbe Loch hinein. Mann: Wieso, was soll denn das heissen? Frau: Weil Du immer wieder mit der heissen Supp’n daher­ kommst. Mann: Du bist doch mit der heissen Supp’n hereingekommen, nicht ich, Du drehst ja den Stiel um. Frau: Du bist und bleibst ein Streithammel (Zwischenreden: Du nein Du!) — Horch — (j mal schnüffeln) - Was riecht denn da so komisch? Mann:. Ich hör’ auch was — da brandelt was Frau: Hast vielleicht wieder eine brennende Zigarette auf den Teppich geworfen? Mann: Ich hab’ ja heute noch nicht geraucht und wenn ich geraucht hätt’, dann hätt’ ich die Zigarette nicht auf den Tep­ pich, sondern in den Aschenbecher geworfen. Frau: Ich hab’s ja auch nicht behauptet, ich hab’ ja nur gemeint, und meinen werd’ ich noch dürfen. Um Gotteswillen, der Rauch kommt ja aus dem Gang! Mann: No, so geh halt naus und schau, was los ist. Frau: Mein Gott! - Die ganze Küche ist voll Rauch - (macht Ofentüre auf) Jessas, der Has’ ist verbrannt! Mann: Ja ja, bei uns muss ja immer was los sein! Frau: So! - (Kommt aus der Küche auf den Mann zu und zeigt ihm den Braten) Da schau her, da schau her, da haben wir jetzt die Bescherung! Mit Deiner ewigen Streiterei ist unser ganzes Essen verbrannt. Mann: So Mahlzeit! - Und drinnen waltet die tüchtige Hausfrau! Frau: Wer ist denn schuld? Du! Mit Deinem ewigen Streiten und Nörgeln! Mann: Ich habe nicht gestritten und genörgelt, ich hab’ ja nur gesagt, dass die Suppe zu heiss ist! Frau: Jetzt fangt er wieder an mit der heissen Supp’n, ich lauf noch auf und davon! Mann: Auf brauchst gar nicht laufen, nur davon! - Genügt mir vollständig!

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Frau: Mit lauter Streiten hab’ ich ganz drauf vergessen und der arme arme Has’ ist jetzt im glühenden Ofenrohr jämmerlich verbrannt.----- Essen kannst’n nimmer! Mann: Das glaub’ ich! Aber dem Tierschutzverein werd’ ich’s melden!

Neue Verkehrsordnung von Karl Valentin ipyj

Stadtr[a]tsitzung

Glockenzeichen: i. Stadtrat spricht: Sehr geehrte Versammlungsteilnehmer! Widerum haben wir eine ausserordentliche Versammlung einberufen müssen, die über Neuregelungen von Verkehrsordnungen Aufschluss geben soll. Es gab einmal eine Zeit in der es nur Fussgänger gab und keine Fahrzeuge, ich denke hier zurück an die Zeit der Erschaffung der Menschheit. Zu dieser Zeit hatte es natürlich die Verkehrspolizei leicht, aber heute, wo Millionen von Verkehrsmitteln, Autos, Strassenbahnen, Radfahrer etc. durch die Strassen der Grosstäd­ te rasen, müssen unbedingt neue Verkehrsordnungen geschaffen werden. Ein ganz neues, aufsehenerregendes System hat nun unser Herr Stadtkämmerer Herr Wstlpnpf ausgedacht. Ich er­ teile somit Herrn Stadtkämmerer Wstlpnpf das Wort. Stadtkämmerer: Meine Herren Stadträte! Wenn ich mir heute selbst erlaube vor Sie hinzutreten, so tue ich das nicht nur um zu treten, sondern um Ihnen einmal reinen Wein einzuschenken. Ich bitte diesen Satz nicht sprichwörtlich zu nehmen, denn ich bin kein Weinwirt, sonder[n] ein Wann wird------- denn endlich einmal eine richtige Verkehrsregelung getroffen? Wie soll das in Zukunft werden? So kann es unmöglich weitergehen!!! Schutzleute tun ihre Pflicht, die Schutzleute dirigieren, die Bevölkerung folgt ihnen nicht, grinsen, spotten, trotzen den Verkehrsordnungen der Grosstadt, Die Verkehrspolizei will das Beste, aber die Grosstädter bleiben meist Dörfler, macht es der 22

Schutzmann so - gehen sie so - macht es der Schutzmann aber so - gehen sie anders. Die Autos durchsausen die Strassen, die Radfahrer fahren wie sie wollen, die Fussgänger gehen mitten auf der Strasse spazieren, kommen zwischen die Wagen, die Sanitätskolonnen haben Hochbetrieb, die Krankenhäuser kön- 5 nen die Verwundeten wegen Platzmangel nicht mehr aufhehmen! — Dies alles kann nur anders werden durch meinen Vor­ schlag, der alle diese Misstände auf einmal aus der Welt schafft. Mein Vorschlag ist folgender und jeder Irrsinnige wird mir recht geben. Der Verkehr soll folgender[m]assen eingeteilt wer- io den: Personenautos Täglich von 7- 8 Uhr Geschäftsautos 8- 9 5J Strassenbahnen 9-10 99 Omn[i]busse IO-II Feuerwehr 11-12 99 99 Radfahrer 12- i fi Fussgänger. i- 2 Sollte diese stundenweise Einteilung nicht möglich s[e]in, wäre eine andere Lösung möglich und zwar Tagesverkehr: Der Montag ist nur für die Personenautos Geschäftsautos der Dienstag Strassenbahnen der Mittwoch Omn[i]busse der Donnerstag n Feuerwehr der Freitag Radfahrer der Samstag Die Sonn- und Feiertage nur für die Fussgänger. Auf diese Weise wird nie mehr ein Mensch überfahren werden. Oder eine weitere Lösung: Personenautos nur Im Januar 30 Geschäftsauto [s] im Februar » Strassenbahnen im März Omnibusse nur im April >» Feuerwehr im Mai » Radfahrer 35 im Juni Fußgänger usw. im Juli n

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oder: 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945

nur » ” » ” » ”

Personenautos Geschäftsautos Strassenbahnen Omnibusse Feuerwehr Radfahrer Fussgänger usw.

oder: im 20. Jahrhundert nur Personenautos im 21. Jahrhundert nur Geschäftsautos (Pfeifen! Rufe! wie undurchführbar, Unsinn etc.). (Platte: Theatertumult?) Ende!

Zitherstunde Von Karl Valentin.

(Es läutet mit Bimmelglocke). Maxl: Grüss Gott, Herr Zitherlehrer! Lehrer: Grüss Gott, Maxi; komm nur herein. Maxl: An schönen Gruss von der Mutter und Sie möchten viel­ mals entschuldigen, dass ich heute so spät komme. Lehrer: Hat Dich Deine Mutter so lange benötigt? Maxl: Na na, d’ Muatter hat mich pünktlich fortg’schickt - aber i hab’ mit meine Kameraden »Räuber und Schande« g’spielt. Lehrer: Ja, was hat denn das mit Deiner Mutter zu tun? Maxl: Dös woass i a net. Lehrer: Na ja. — Hast Du fleissig gelernt? Maxl: Nein, Herr Lehrer! Lehrer: Warum nicht? Maxl: Ja, ich hab’ der Mutter Kohlen raufholen müssen vom Keller. Lehrer: Das ist ja recht und schön, wenn Du Deiner Mutter

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hilfst, aber heut’ ist doch Donnerstag und am Montag warst Du das letztemal bei mir in der Zitherstunde; Du hast doch nicht 3 Tage lang Kohlen raufholen müssen vom Keller. Maxl: Ich hab’ ja Kartoffeln auch raufholen müssen. Lehrer: Ja ja, aber das dauert doch nicht 3 Tage lang. Maxl: Aber a Mili hab’ i auch holen müssen und a Salatöl. Lehrer: Das ist ja alles ganz recht - aber Du hättest doch alle Tage wenigstens eine Stunde üben können. Maxl: Na, dös is net ganga, weil’s so kalt g’wen is in unserm Zim­ mer. Lehrer: Dann heizt man eben ein, ich muss auch heizen - da hätte halt Deine Mutter einheizen sollen. Maxl: Mir ham ja keine Kohlen. Lehrer: Wieso? Grad vorher hast Du gesagt, Du hast Deiner Mutter Kohlen raufholen müssen vom Keller und jetzt im Moment sagst Du wieder, Ihr habt keine Kohlen. Maxl: Ja - im Keller ham ma keine mehr - weil ich’s alle rauftragen hab’. Lehrer: Nun ja, dann hast Du die Kohlen heraufgetragen und dann hat sie eingeheizt. Maxl: Na na! Lehrer: Was na na? Maxl: Eing’heizt war ja schon. Lehrer: Wie, es war schon eingeheizt? Maxl: Ja, eing’heizt hat d’Muatter scho g’habt mit Holz allein, aber bis i d’ Kohlen rauftragen hab vom Keller, is ’s Holz wieder verbrennt g’wen, weil mir im 4. Stock wohnen. Lehrer: Ich glaub halt, dass Deine Mutter nicht richtig einheizen kann, dann soll eben Dein grosser Bruder Feuer machen. Maxl: Moana Sie an Schorsche, der Schorsche konn se ja net bucka, der hat ja an wehen Fuass, weil er vom Baum abag’falln is. Lehrer: Ach ja, der ist vom Baum gefallen. - Bei der Arbeit? Maxl: Na, beim Obststehl’n. Lehrer: Dann soll halt Deine Grossmutter einheizen. Maxl: Ah d’ Grossmuatter, de is ja scho z’alt, de sieht ja net amal an Ofa, viel weniger ’s Ofaloch.

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Lehrer: (energisch) Ja irgendwer wird doch bei Euch zuhaus noch einheizen können! Maxl: Mei Tante, dö hat Lehrer: Nun ja - die Tante - soll doch die einheizen! Maxl: Mei Tante - die hat gut einheizen können, aber die is ja schon g’storben vor 4 Jahr. Lehrer: Ist denn das möglich, dass in einer Familie niemand einheizen kann! Es muss doch bei Euch zuhause ein Mensch sein — Maxl: Ja höchstens mei Schwester, d’ Lina - aber de hoazt nia ein, weil d’ Muatter erst neulich zu ihr g’sagt hat, sie soll ei’hoazen, na hat mei Schwester g’sagt: »Dös kannst Dir den­ ken, dass i mit de frisch lackierten Fingernägel einhoazen tu und russige Pratzen krieg.« Lehrer: Na also, wenn Deine Schwester zu nobel ist zum einhei­ zen, dann muss sich doch um Himmelswillen irgend jemand fin­ den, der bei Euch einheizen kann. Maxl: Ja, höchstens der Vater. Lehrer: Ach was, der Vater heizen - heizen ist doch kein Geschäft für den Vater! Maxl: Ja ja - mei Vater is doch Heizer.

Im Zoologischen Garten (Mit Tierimitationen, Lirwengebrüll, Wolfsgeheul usw.) Billetteur: Bitte, die Herrschaften Billetten vorzeigen! Valentin: Was heißt: Billetten vorzeigen! Haben Sie noch kein Billett geseh’n vom Zoologischen Garten? Billetteur: Schon viele, aber die Ihren noch nicht. Valentin: Die sind doch alle gleich. Karlstadt: Dös is doch weg’n der Kontrolle. Valentin: I brauch koa Kontrolle, i bin koa Schwindler, oder glaub’n Sie...

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Karlstadt: Geh zua, werst wohl net streiten weg’n dene 2 Bil. letten!----- Ah da schau ’nüber, da is schon ein Riesenelefant. Valentin: Wo? Karlstadt: Da drüben. Valentin: Dös is doch kein Elefant, dös is doch ein Nilpferd. Karlstadt: Ja ja, ich weiß schon, ich hab’ mich nur versprochen. Valentin: Da schau her, Kunigunde, der wunderbare Tintenfisch da oben! Karlstadt: Wo oben? Valentin: Da oben! Karlstadt: Dös is doch kein Tintenfisch, dös is ja a Steinadler. Valentin: Ja ja, Steinadler wollt ich sagen, ich hab’ mich auch nur versprochen. Karlstadt: Ah, da schau her, sibirische Wölfe, und wie die un­ heimlich heulen. Valentin: Ja ja, dös sind auch unheimliche Raubtiere, die müssen auch unheimlich heulen, das würde sich dumm anhören, wenn die Wölfe zwitschern würden. Karlstadt: Na ja, genau so blöd wäre es, wenn a Schwalbe heu­ len würde. - Käfig Nr. 5: »Das Nashorn«. Warum heißt das Nashorn? Valentin: Weil’s auf der Nase ein Horn hat. Karlstadt: Ja, wia is denn dös dann beim Elefant? Valentin: Na ja, der hat ein Eie am Fant. Karlstadt: Nein, der hat einen Rüssel am Kopf, der müßte eigentlich Rüsselkopf heißen! Valentin: Sag’s ihm! Karlstadt: Wem, dem Elefant? Valentin: Nein, dem zoologischen Besitzer. - Du da schau her, die netten kleinen Affen, da sagen die Leut immer, wir glei­ chen den Affen (schreien), dös find’ i net, mir san doch viel größer! Karlstadt: Da schau her, das ist eine Gemeinheit, da zahlt man i Mark Eintritt (zwitschern) und da sieht man einen gewöhn­ lichen Spatz! Valentin: Stimmt, das ist ein Spatz, vielleicht is der in Zoologi­ 27

sehen Garten hereing’flog’n. Wenn er nicht im Katalog steht, gehört er nicht herein. - Schau, Nr. 22: Pelikane. Karlstadt: Und was sind das für kleine weiße Dreckhäufchen, die auf dem Beton liegen? Valentin: Das ist der Abfall von de Pelikane, das Pelikanol, das wird in Tuben gefüllt und kostet dann 30 Pfennige. Karlstadt: Hier ist ein Orang Utan, ein Menschenaffe. Valentin: Der schaut aber wirklich blöd; Alte, stell dich net so nah an das Gitter hin, sonst weiß der Aff net, bist du im Käfig oder er. (Gebrüll.) Karlstadt: Horch, was is denn das für ein Gebrüll? Valentin: Das sind wahrscheinlich die Brillenschlangen. - Käfig Nr. 24: Der Fuchs! - Moanst Alte, daß dös der Fuchs is? Karlstadt: Was für a Fuchs? Valentin: No ja, der wo damals die Gans g’stohl’n hat. Karlstadt: Du fad’s Mannsbild, mit deine blöden Witz’! —Ja, was is denn dös, dös is ja a Storch! Du Alter, moanst, dös is der Storch? Valentin: Was denn für a Storch? Karlstadt: No ja, der wo die kleinen Kinder bringt. Valentin: Du fad’s Frau’nzimmer du, mit deine blöden Witz’! (Raubtiergebrüll). Karlstadt: Du, jetzt müaß ma ins Raubtierhaus - um 4 Uhr ist Fütterung sämtlicher Raubtiere! - Komm! Valentin: Nein, das mag ich nicht seh’n. Karlstadt: Warum nicht? Valentin: Ich kann’s auch nicht leiden, wenn mir wer beim Essen zuschaut.

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Beim Arzt Originalvortrag von Karl Valentin.

Arzt: Darf ich bitten, der Nächste. (Tür klappen) Patient: Grüss Gott Herr Arzt[.] Arzt: Grüss Gott Herr Meier, na wo fehlt’s? Patient: O mei Herr Doktor, mit mein’m Mag’n stimmt’s nim­ mer recht, jedesmal wenn ich g’essen hab, dann hab ich den Magen so voll. Arzt: Ja das ist doch keine Krankheit, das ist doch ganz logisch, wenn Sie in den Magen was hineintun, muss er ja voll werden, wie ist es denn wenn Sie nichts essen? Patient: Ganz das Gegenteil, dann fühl ich so eine Leere im Magen[.] Arzt: Na sehen Sie, dann ist doch Ihr Magen in Ordnung. Patient: Ja [ajber wie kommt denn das dann, dass ich beim Stie­ gensteigen so schnaufen muss? Arzt: Ja mein Lieber, da muss a Anderer auch schnaufen, aber das hängt doch nicht mit dem Magen zusammen, sondern mit der Lunge [.] Patient: Ja auf der Lunge bin ich g’sund, da fehlt mir nix, trotz­ dem ich mir vor 2 Jahren an Fuss brochen hab. Arzt: So an Fuss ham Sie sich brochen, wie ist denn das passiert? Patient: Zuviel Alkohol hab ich dawischt[.J Arzt: Am Alkohol können Sie sich doch nicht den Fuss bre­ chen [.] Patient: Freili, b’suffa war i und da bin i auf einer ausländischen Bananenschale ausg’rutscht und hab mir meinen eigenen Fuss brocha. Arzt: Ja da war aber dann nicht der Alkohol schuld, sondern die Bananenschale. Patient: Selbstverständlich war die Bananenschale schuld, weil ich die net g’sehn hab und drum glaub ich, Herr Doktor, dass mit meinen Augen nimmer ’s richtige is, weil, wenn ich z. B. 29

daheim Zeitung lies, dann krieg i so Kreuzweh, dass i ’s lesen aufhören muss. Arzt: Aber lieber Herr Meyer, schlechte Augen können niemals Kreuzschmerzen erzeugen. Patient: Dös kann schon sein, aber d’Augen und ’s Kreuz müssen doch eine heimliche Verbindung haben, weil man oft die alten Leut’ jammern hört, wenn’s sagen: »Es ist schon ein rechtes Kreuz, wenn man nimmer gut sieht.« Arzt: Ja Herr Meier, Sie sollen halt weniger Zeitung lesen, dafür viel Obst essen, denn Obst ist gesund. Patient: Nicht für jeden Herr Doktor - a Bekannter von mir wäre beinahe an einer Zwetschgen erstickt. Arzt: Wie alt sind Sie denn schon Herr Meier? Patient: Schauns Herr Doktor, ich bin schon bald io Jahre älter als meine Frau - ja[.] Arzt: So, so - wie alt ist denn ihre Frau? Patient: Ja meine Frau die ist jetzt - das könnt ich Ihnen jetzt gar nicht sagen. Arzt: Nun ja, ist auch Nebensache - ist der Darm in Ordnung? Patient: Von der Frau? Arzt: Nein nei, der Ihrige? Patient: Aso, der meinige - ja ja - selbstverständlich - im Ver­ trauen zu Ihnen gesagtj.] (Pause von j Sekunden) Arzt: So so, hahahaha - dann lieber nicht - dann verschreib ich Ihnen statt Rizinusöl lieber Opiumtropfen. Was haben Sie eigentlich für einen Beruf Herr Meier? Patient: Ich bin Leiternfabrikant[.] Arzt: Ha ha, Sie machen die langen Leitern für die Feuerwehr? Patient: Na na, ich mach die ganz winzig kleinen für die Laub­ frosch [.] Arzt: Was Sie nicht sagen, sehr interessant, na ja, Leiter ist Lei­ ter, aber dass wir wieder auf unser Thema zurückkommen Herr Meier, äusser einer kleinen Diarreh wüsst ich nicht was Ihnen fehlt, Sie sind vollständig gesund[.] Patient: Was, g’sund bin i! Mir wär’s ja gnua, für was bin denn i dann bei der Krankenkasse?

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Am Heubod’n von Karl Valentin 1957

Anne Simmerl, Simmerl! wo bist denn? Simmerl: Do! Anne Wo? Simmerl: Do! Anne I seh Di ja net[.] Simmerl: Desweg’n bin i do da[.] Anne Ja hörn tua i Di scho’, aber seh’gn tua i Di net[.J Simmerl: Ja dös seil ko’ i scho’ versteh, weilst halt im Finstern nix siehstf.J Anne Aba warum hört ma nacha im Finstern was? Simmerl: Ja warum? Hörst Du ebba jetzt grad was? Anne Freili’! Di hör i[.] Simmerl: Warum grad ausg’rechnet mi? Anne Weil halt sunst wahrscheinli neamand da is[.J Simmerl: Ja woasst Du dös g’wiss? Anne Freili woass i dös g’wiss, sunst tat i do äusser Dir no ebbs hör’n. Simmerl: Hörst Du mi denn a wenn i nix red? Anne Sell woas i net, red amal nix, ob i nacha was hör[.] Simmerl: Ja jetzt pass auf, jetzt red i nix - Hast dös jetzt g’hört wia i nix g’redt hab? Anne Ja tadellos - und dös hab i nacha g’hört wiast g’sagt hast »hast dös g’hört wia i nix g’redt hab? [«] Simmerl: So, dös hast g’hört? - Aber des andere net? Anne Was für a anders? Simmerl: No ja, wia i nix g’redt hab[.] Anne Na, zuaghört hab i scho’, aber g’hört hab i nix[.] Simmerl: Dös is g’spassig, gell, mit dera Hörerei! Anne Ja, dös is wohl g’spassig. - Du Simmerl! probiern ma dös gleiche mit’n sehn a, statt mit’n horch’n, schaug amal net, ob i Di na seh? 31

Simmerl: Ja is scho recht, jetzt schaug i amal net — jetzt hab i net g’schaut, hast mi’ g’sehn? Anni: Na! Simmerl: Hast mi wirklich net g’sehn? Anni: Na g’wiss net, i hab Di ja z’erst a net g’sehn wiest g’schaut hast. Simmerl: Was? Da hast mi a net g’sehn? Anni: Na! Simmerl: Ja wo hast nacha da hing’schaugt? Anni: Nirgends[.J Simmerl: Warum hast denn dann nirgends hing’schaut? Anni: Ja wo hätt i denn sonst hinschau’n soll’n? Simmerl: Ja mei, zu mir her hätt’st schaun soll’nf.] Anni: Im Finstern seh i Di doch net[.] Simmerl: Ja warum net? Anni: Wenn Du dös net woasst, wia soll’s denn dann i wiss’n? Wo i doch viel dümmer bin als Du[.] Simmerl: Na Anni, dös kannst a net sag’n, mir zwei san scho’ gleich dumm, sunst kunnt ma net so saudumm daherred’n. Anni: War dös sau[d]umm, was mir jetzt grad gredt ham? Simmerl: Na ganz saudumm no net[.] Anni: No net? - Was is denn nacha ganz saudumm? Simmerl: Ganz saudumm wär z. B. dös, wenn i zu Dir g’sagt hätt’ - Anni! Halt Dir amal d’Ohr’n zua, dann schaug i ob i Di riach. Anni: So, dös is ganz saudumm? Simmerl: Ja, dös wär ganz saudumm! Anni: O mei bin i saudumm, dass i net amal g’wusst hab, was ganz saudumm is[.]

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Ballgespräch Karl Valentin tanzt nach der Schrift

(Die Musik spielt einen schönen Walzer) Tanzschritte hörbar Er: Ein herrlicher Walzer nicht wahr, mein Fräulein? (Darf ich um diesen Walzer bitten mein Fräulein?) Sie: Aber fuchtig heiss isch es do. Er: Ja eine ermattende Hitze ist hier[.] Sie: Aber liaber z’heiss als z’chalt[.] Er: Vorigen Sonntag war ich auch hier, da war’s lange nicht so heiss[.] Sie: Was Sie nit säget! Er: Es war nicht ganz so heiss, aber immerhin[.] Sie: Jo, jo, da ischt oft verschiede. Er: Und vom Tanzen wird einem immer noch heisser[.] Sie: Ich hasse d’Hitz[.J Er: Ja, ja man erspart sich ein Dampfbad dabei[.] Sie: Ich bi froh, dass ich chein wüllene Rock hüt agleit ha, dö hätt ich jo noch meh g’schwitzt. Er: Das glaube ich, man kann sich beim Tanzen nicht leicht genug anziehen. Sie: Mini Mamma schwitzt o sehr licht, seit sie! Er: Tanzt ihre Frau Mama auch noch gern? Sie: Nei! Er: Warum Nicht? Sie: Ach Gott, sie is scho ziemli alt und schwitzt ä so liecht, seit sie. Er: Ihre Frau Mama auch? Da haben Sie die Hitze wahrscheinlich von Ihrer Mutter geerbt. Sie: Hä Sie, Sie sind jetzt o nen Witzbold[.] Er: So so, Ihre Mama schwitzt auch sehr oft[.j Sie: Ne, nei, nu wenn sie tanzt, meint’sj.] Er: Ach so, nur beim Tanzen schwitzt sie? Sie: Jo, jo bim Tanz[.J 33

Er: Tanzt sie noch öfters? Sie: Nei, überhaupt numme. Er: So, sie tanzt nicht mehr. Sie: Chein Schritt meh. Er: Na dann schwitzt sie doch auch nicht mehrf.] Sie: Nei, t’Mamma hat mit’m Tanze endgültig Schluss g’macht, aber d’Papa schwingt no gern s’ Tanzbeif.] Er: Was Sie nicht sagen, schwitzt Ihr Herr Papa auch so leicht? Sie: Natürli, biem Papa isch es jo liecht verständlich!.] Er: Wieso? Sie: Hä, er isch jo en geborene Schwyzer!

Der Schäfflertanz Schäffler: (spielen und tanzen schon) Vblksgemurmel Herr: (hochdeutsch zu einer Frau) Verzeihen Sie, was ist denn hier los, ich bin nämlich von auswärts, warum tanzen denn diese Burschen auf der Strasse? Frau: Was hoasst Burschen tanzen! Herr: Nun ja wer sind denn diese Leute? Frau: Dös san doch d’Schaffla! Herr: d’Schaafla? Frau: A d’Schaafla - d’Schäffler wenns dös besser verstehn. Herr: Ist das der neueste Tanz? Frau: Der neueste? - Im Gegenteil, der älteste Tanz, a histori­ scher Brauch is halt in München aus dem ^.Jahrhundert, den tanzen die Schäffler schon seit 500 Jahren. Herr: So alt sind die Schäffler schon? Frau: Ah, die wo da tanzen san net 500 Jahr, aber der Brauch is so alt[,] a Mensch kann doch net 500 Jahr wer’n. Herr: Doch Frau! Frau: Wieso doch?

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Herr: Abraham war doch 700 Jahre alt! Frau: Ja da Abraham scho, aber der Abraham war doch koa Schäfflerf.J Herr: Was war denn der Abraham? Frau: Dös woass i a net, dös war halt ein alter Mann[.J Herr: A daher das hohe Alter[.] Schutzmann: Alles zurück - alles zurück! (zur Frau) Sie gehns doch zurück der Platz muss frei bleiben, gehns aufe Trottoire hinauf. Frau: Wie kann i denn zurück, wenn die hintern allaweil vor drucken, b’sonders der mit sein Kappe dahint, ja, ja i moan scho eahna. Lucki: (Valentin) Tua mi fei du omelbeln, du alter Pfannakuacha, dann hau i dir oane nauf auf dei Haupt, dass du das zeitliche segnest. Frau: Sie san aber a gebildeter Mann, gell über mi hams a Schneid, weil i a alleinstehende Frau bin. Lucki: A alleinstehende Frau, na hockst di halt aufs Pflaster hi, dann bist nimmer alleinstehend, gwaffate Vorfotzmarie. Allgemeines Gelächter. Eine Frau lacht sehr meckernd. Lucki: Schorsche, hast dös Wei’ grad lächeln hör’n?----- Ja Frau, bei was für an Goasbock ham denn Sie ’s lacha g’lemt? Volksgelächter: Kleiner Bub (fangt zu schreien an) Au! I möcht hoam geh[.] Herr: Sie! Nehmens doch ein bisschen Rücksicht auf das Kind, das wird ja erdrückt! Lucki: Lassen s’es doch dahoam des unreife Geschöpf. So a jun­ ger Wurm versteht ja doch no nix vom Schafflatanzee[.] Herr: Da komm her Kleiner, ich setz dich auf meine Schulter, so, siehst Du jetzt was? Kind: Ja! Mehrere Personen schreien: Runter mit dem Kind! Herr: Sind’s doch nicht so kleinlich, dös Kind will doch schliess­ lich auch was sehn, Sie warn doch vielleicht auch mal ein Kind. Hund: (schreitjämmerlich) (Klarinette) 35

Frau: O mei dös arme Hunderif.] Herr: In so ein Gedränge nimmt man kein so Hundsviech mitf.] Hundebesitzer: I konn mein Hund mitnehmen wann i mag. Dos geht eahna an Bolln o und wenns eahna net passt, dann fahr i eahna a solchene an Backa one, dass moana der Zeppelin hat Ehna g’stroaft. Frau: Kinder und Hunde gehören nicht daher[.] Lucki: Und du a net mit dein’m Saukopff.] Rauferei Schutzmann: So und jetzt ist wieder Ruhe! Schäffler: (auf dem Fass bringt Toast)............ und unsere gemüt­ liche Stadt München sie lebe 3 + hoch, hoch hoch hoch Musik einige Takte, dann ausklingen lassen.

Vor Gericht Von Karl Valentin 1937. Richter: Also, Sie geben zu, dass Sie den Kläger ein Rindvieh geheissen haben? Angeklagter: Ja, ich habe aber gemeint, dass er deshalb nicht beleidigt ist. Richter: Wieso meinten Sie das? Angeklagter: No ja, weil er so saudumm dahergeredet hat. Richter: Eigentlich finde ich, dass Sie saudumm daherreden, denn ein Rindvieh ist doch ein Tier und ein Tier kann doch nicht reden. Oder haben Sie schon ein Tier reden hören? Angeklagter: Jawohl, einen Papagei! Richter: Ja, ein Papagei ist doch kein Rindvieh! Angeklagter: In dem Moment, wo ein Papagei dumm daherre­ det, ist eben der Papagei auch ein Rindvieh! Richter: Haben Sie denn schon einen Papagei gehört, der dumm daherredet? Angeklagter: Und ob!!!

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Richter: Erklären Sie mir das. Angeklagter: Das kann ich beweisen; meine Hausfrau hat einen Papagei in einem Käfig und wenn man an den Käfig klopft, dann sagt das Rindvieh: »Herein!« Richter: Finden Sie das dumm? Angeklagter: Und ob! Richter: Wieso? Angeklagter: Wie kann denn ich in den kleinen Käfig hinein­ gehen! Richter: Wir kommen da ganz von der eigentlichen Sache ab. Warum haben Sie den Kläger ein Rindvieh geheissen? Angeklagter: Weil er meine Frau beleidigt hat. Richter: Inwiefern? Angeklagter: Er hat zu meiner Frau gesagt, sie sei eine blöde Gans und meine Frau ist keine Gans, dafür habe ich Beweise. Richter: Da brauchen Sie doch keine Beweise dafür, denn genau so wie der Kläger kein Rindvieh ist, kann Ihre Frau keine Gans sein, wenigstens keine blöde Gans. Angekl.: Aber Herr Richter,, mit dieser Bemerkung »wenigstens keine blöde Gans« geben Sie ja selbst zu, dass eine Frau eine Gans sein kann und eine Gans ist aber doch blöd. Richter: Wieso ist eine Gans blöd? Angekl.: Weil eine Gans nicht einmal sprechen kann. Richter: Na ja, ein Tier kann eben nicht sprechen. Angekl.: Doch, der Papagei! Richter: Jetzt kommen Sie wieder mit dem saudummen Papagei als Vergleich! Angekl.: Da muss ich Ihnen wieder widersprechen, denn ein Papagei ist nicht saudumm, weil Sie, Herr Richter, nicht den Beweis erbringen können, dass jede Sau dumm ist, denn es gibt im Zirkus dressierte Säue, also kluge Säue. Richter: Aber wir haben doch von der blöden Gans gesprochen, nicht von einer dressierten Sau. Angekl.: Gut, bleiben wir wieder bei meiner Frau. Richter: Nun müssen wir aber zur Ursache der Beleidigung kommen; aus welchem Grund hat denn der Kläger Ihre Gans 37

eine blöde Frau geheissen, Verzeihung: umgekehrt wollte ich sagen, Ihre Frau eine blöde Gans geheissen? Angekl.: Ja, die Sache ist zu schweitweifend. Richter: Sie meinen: zu weitschweifend. Angekl.: Zu weitschweifend, ja ja! Wir haben nämlich einen Heimgarten und die Frau Wimmer hat auch einen Heimgarten, direkt neben unserem Heimgarten und da ist immer ein Kon­ kurrenzneid, wer die schönsten Blumen hat. Richter: Ja weiter----Angekl.: Und da tun wir immer Samen tauschen Richter: Was tun Sie? Angekl.: Samen tauschen. Sie gibt mir z. B. einen Chrysanthe­ mensamen und ich geb’ ihr dafür einen Rhabarbersamen, und da hat sie mir heuer für meine Fensterblumen statt Hyazinthen• Sonnenblumen-Samen gegeben und wir haben so viel Sonnen­ blumen bekommen, dass wir nicht mehr zum Fenster naussehen können, da hat ihr Mann zu meiner Frau gesagt, sie ist eine blöde Gans und ich hab’ zu ihm gesagt: »Sie sind ein Rindvieh«, und er hat dann zu mir gesagt--------- (Pause) Richter: Was hat er gesagt? Angekl.: (schweigt) Richter: Na, so reden Sie doch, was hat er noch gesagt? Angekl.: Na ja, Herr Richter, was wird so ein ordinärer Mensch denn noch gesagt haben, dös können S’ Ihnen doch denken! Richter: Na, was hat er gesagt? Angekl.: Ich bitte um Ausschluss der Oeffentlichkeit!

Ohrfeigen Schallplatte von Karl Valentin 1937 V: Ha da sind Sie ja, Sie gemeiner Kerl - seit Monaten suche ich diesen Schurken, der sich erlaubt meiner Frau heimliche Lie­ besbriefe zu schreiben - endlich habe ich Sie erwischt - hier

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haben Sie die Belohnung dafür - hier die zweite - Sie Schuft! . hier noch eine und dann noch eine - Sie Hochstapler Sie - nun haben Sie für Ihre Gemeinheit Ihren Tee bekommen - Sie Herr Otto Keilhauer. K: Wie kommen Sie dazu mich hier zu beohrfeigen? Erstens kenne ich Ihre Frau gar nicht und zweitens heisse ich nicht Otto Keilhauer, sondern Alois Freiberger. V: Waaas? Sie sind nicht der Herr Otto Keilhauer? Das ist doch nicht möglich? Sie sind wirklich nicht Otto Keilhauer - das tut mir aber leid - so eine frappante Aehnlichkeit - entschuldigen Sie vielmals! K: Halt - was heisst entschuldigen - so einfach ist die Sache nicht - Sie haben mich beleidigt und geohrfeigtf.J V: Gut - ich nehme die Beleidigungen mit grösstem Bedauern zurück[.J K: Und die Ohrfeigen? V: Ja die Ohrfeigen kann ich mit bestem Willen nicht mehr zurücknehmen, das ist technisch nicht möglichf.J K: Das sehe ich schon ein, aber ich kann Sie Ihnen wieder zurück­ geben, das ist technisch möglich[.J V: Ja das hat aber keinen Sinn, ich bin ja nicht der Otto Keilhau­ er, denn der hätte sie doch bekommen sollen [.] K: Ja ja, aber ich bin auch nicht der Otto Keilhauer und Sie haben sie mir gegeben [.] V: Ja verstehen Sie mich denn nicht lieber Herr, ich hab Sie Ihnen nur deshalb gegeben, weil ich der Meinung war, Sie seien der Herr Otto Keilhauer [.] K: Was heisst seien, wenn ich es nicht bin[.J V: Aber dafür kann doch ich nichts, wenn Sie dem so frappant ähnlich sehen [.] K Ja kann da ich was dafür? V: Nein, aber ich doch noch weniger[.] K: Schauen Sie sich das nächste Mal die Leute besser an, denen Sie Ohrfeigen geben wollen, dann kommt so etwas nicht vor[.] V: Das hätte ich auch gemacht, aber Sie sind so schnell an mir vor­ beigegangen, dass ich Sie nur flüchtig sehen konnte [.]

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K: Ja Sie Idiot, ich kann doch wegen Ihnen nicht langsam gehen, damit Sie genau erkennen ob ich dieser Otto Keilhauer bin oder nichtf.] V: Dieses Geschwätz hat jetzt gar keinen Wert, ich hab mich bei Ihnen entschuldigt und wegen der Ohrfeigen müssen wir uns halt einigenf.] K: Ich verklage Sie! V: Ach tun Sie das bitte nicht, denn da haben wir blos noch Lau­ fereien. Sie sagen mir, was Sie für eine Ohrfeige Schmerzens­ geld verlangen und das bezahle ich Ihnen! K: Gut, wieviel haben Sie mir gegeben? V: Soviel ich mich noch erinnere 6 Stück[.] K: Was bezahlen Sie mir für das Stück? V: Ich denke i.- Mark[.] K: Sie unverschämter Kerl, für solche Prachtohrfeigen nur i.Mark, das ist Preisdrückerei, merken Sie sich das[.] V: Mehr kann ich unmöglich bezahlen!.] K: Gut, dann verklage ich Sief.] V: Na, dann sagen wir für eine 1.50 Mark, 6 mal 1.50 sind 9.Mark. Hier haben Sie 9.- Mark[.] K: Danke schön! Das war eigentlich schnell verdient. Da wird sich vielleicht der Herr Otto Keilhauer sehr ärgern wenn er erfährt dass Sie ihn mit mir verwechselt haben.

In der Apotheke Pöm Karl Valentin 1957 (Ladenglocke) V: Guten Tag, Herr Apotheker! A.: Guten Tag, mein Herr, Sie wünschen? V: Ja, das ist schwer zu sagen. A.: Hahaha, gewiss ein lateinisches Wort? V.: Nein, nein, vergessen hab ich’s. 4°

A: Na ja, da kommen wir schon drauf, haben Sie kein Rezept? V.: Nein! A: Was fehlt Ihnen denn eigentlich? V: Nun ja, das Rezept fehlt mir. A: Nein, ich meine: Sind Sie krank? V.: Wie kommen Sie denn auf so eine Idee, schau ich krank aus? A: Nein, ich meine, gehört die Medizin für Sie oder für eine andere Person? V: Nein, für mein Kind. A: Ach so, für Ihr Kind. Also, das Kind ist krank. Was fehlt denn dem Kind? V.: Dem Kind fehlt die Mutter. A: Ach, das Kind hat keine Mutter? V.: Schon, aber nicht die richtige Mutter. A: Ach so, das Kind hat eine Stiefmutter. V: Ja ja, leider, die Mutter ist nur stief statt richtig, und deshalb muss sich das Kind erkältet haben. A: Hustet das Kind? V.: Nein, es schreit nur. A: Vielleicht hat es Schmerzen? V: Möglich, aber e[s] ist schwer. Das Kind sagt nicht, wo es ihm weh tut. Die Stiefmutter und ich geben uns die grösste Mühe. Heut hab ich zu dem Kind gsagt, wenn Du schön sagst, wo es Dir weh tut, kriegst Du später mal ein schönes Motorrad. A: Und? V: Das Kind sagt es nicht, es ist so verstockt. A: Wie alt ist denn das Kind? V.: 6 Monate alt. A: Na, mit 6 Monaten kann doch ein Kind noch nicht sprechen. V.: Das nicht, aber deuten könnte es doch, wo es die Schmerzen hat, wenn schon ein Kind so schreien kann, dann könnts auch deuten, damit man weiss, wo der Krankheitsherd steckt. A: Hat’s vielleicht die Finger immer im Mund stecken? V.: Ja, stimmt! A: Dann kriegt es schon die ersten Zähne. V.: Von wem? 4i

A: Na ja, von der Natur. V.: Von der Natur, das kann schon sein, da brauchts aber doch net schrein, denn wenn man was kriegt, schreit man doch nicht, dann freut man sich doch. Nein, nein, das Kind ist krank und meine Frau hat gsagt: »Geh in d’Apothekn und hol einen----- ? A: Kamillentee? V: Nein, zum Trinken ghörts nicht. A.: Vielleicht hats Würmer, das Kind. V: Nein, nein, die tät man ja sehn. A.: Nein, ich mein innen. V: Ja so, innen, da haben wir noch nicht reingschaut. A: Ja, mein lieber Herr, das ist eine schwierige Sache für einen Apotheker, wenn er nicht erfährt, was der Kunde will! V: D’Frau hat gsagt, wenn ich den Namen nicht mehr weiss, dann soll ich an schönen Gruss vom Kind ausrichten, ah, von der Frau vielmehr, und das Kind kann nicht schlafen, weils immer so unruhig ist. A.: Unruhig? Da nehmen Sie eben ein Beruhigungsmittel. Am besten vielleicht: Isopropilprophe[n]ilbarbitursauresphenildimethildimje] thylaminophirazolon. V: Was sagn S’? A: Isopropil.......... V: Wie heisst dös? A.: Isopropil............. V: Jaaaa! Dös is! So einfach, und man kann sichs doch nicht mer­ ken!

Das Hunderi Von Karl Valentin 1937.

(Bellen). Frau: Ach, is dös a nett’s Hunderi! Harns das schon lang? Herr: Ja ja, schon 10 Jahr. Frau: So, so, insgesamt? 42

Herr: Selbstverständlich! Frau: Warum derf er denn nicht freilaufen? Herr: Er hat keinen Beisskorb. Frau: Ja, beisst er denn? Herr: Ja woher, nicht im geringsten! Frau: Dann braucht er doch keinen Beisskorb. Herr: Doch, ohne Beisskorb darf er nicht Strassenbahn fahren. Frau: Aber er fährt doch jetzt nicht Strassenbahn. Herr: Jetzt nicht, es ist ja auch gar keine Strassenbahn da. Frau: Aber da kommt alle Augenblicke eine. Herr: Das nützt mir nichts, ich darf doch nicht fahren, weil ich keinen Maulkorb hab’. Frau: Sie brauchen doch keinen, nur das Hunderi muss einen haben. Herr: Dös weiss ich schon, der hat ja einen, nur dabei hab’ ich ihn nicht. Frau: Ja, dann dürfens freilich nicht in die Strassenbahn hinein. Herr: Natürlich darf ich nicht hinein, dann fahr’ ich halt mit der nächsten. Frau: Ach so, ich hab’ geglaubt, Sie wollen schon mit dieser fah­ ren. Herr: Freilich wollt’ ich mit dieser fahren, aber bis ich heim lauf und hol’ den Beisskorb, ist doch die Strassenbahn weggefahren, die kann doch auf mich nicht io Minuten warten. Frau: Ja, dös kann auch der Schaffner nicht machen, denn wenn er nicht wegfährt, dann würden sich ja die nachkommenden Stras­ senbahnwagen stoppen, dös geht nicht, dös könnens auch nicht verlangen, dass wegen so einem kleinen Hunderi................. Herr: Freilich kann ich das nicht verlangen, das weiss ich schon selber, lassens mir jetzt mei Ruah mit dera saudumma Fragerei, kümmern Sie sich um Ihre Kinder und net um andere Leut ihre Viecher! Man hat ja so soviel Aerger und Verdruss mit den Hunden. Mitten in der Nacht muss man oft aus’m warmen Bett raus und muss die Tiere nunterlassen. In Hof dürfens nicht nunter, in Hausflur sollens nicht. Ja, wir Menschen haben’s bequem, aber ich kann meinem Hund nicht zumuten, dass er 43

aufs W. C. geht, ’s ganze Jahr hat ma mit’n Hausherrn und dem Hausmeister Streitigkeiten wegen den Hunden - wie gestern Abend zum Beispiel: Setzt sich mein Hund mitten aufs Trottoir und macht sein grosses G’schäfterl; ein Herr sieht das, kommt auf mich zu, brüllt mich an: »So eine Sauerei, haben wir den Bürgersteig deshalb, dass diese Sauviecher ihn beschmutzen dürfen?! Der Hund weiss es natürlich nicht, dass das der Bür­ gersteig ist, aber Sie blöder Kerl könnten das wissen! Ich glau­ be, die Strasse ist breit genug für derlei Verrichtungen!« Frau: Ja mei, aber auf d’Strass’n soll so ein Hunderi auch wieder nicht, da schrei’n dann die Autofahrer und Radfahrer glei’ wie­ der: »Weg von der Strass’n mit dem Sauhund!« Mann: Na ja, ich hab mich belehren lassen und am andern Tag, wie mein Hund sich wieder aufs Trottoir setzt, und will sein grosses G’schäfterl machen, hab’ ich ihn sofort mit der Leine 'vom Bürgersteig heruntergezogen auf d’Strass’n. Schreit mich ein Mann an: »Sie ganz unverschämter Kerl, den Tierschutzver­ ein sollt ma holen, mitten unterm G’schäft machen zieht der rohe Mensch das arme Hunderi auf die Strasse hinunter; ange­ zeigt gehören Sie, so ein Rohling!« Frau: Ja mei! Was machens denn dann morgen, wenn das Hunderl wieder müssen muss? Herr: Aufs Hausdach geh’ ich mit mein’m Hund hinauf, oder ich lass ihn einschläfern und dann ausstopfen. Frau: Da ham’s recht, dann braucht er sein G’schäfterl nimmer ausüben, dann hat er für immer ausgeschäftelt.

Der neue Buchhalter Von Karl Valentin 1937.

(Der Chef zum neu-angestellten Buchhalter.) Chef: Also Herr Maier, Sie beginnen heute Ihre Tätigkeit in mei­ nem Geschäft als Buchhalter.

Buchh.: Jawohl, Herr Meier! Chef: Es ist natürlich wieder ein Verhängnis, dass Sie auch Maier heissen, genau wie ich. Buchh: Jawohl Herr Meier, aber ich schreibe mich Maier mit ai und Sie Her[r] Meier mit ei. Chef: Nun ja, aber wie’s der Kuckuck haben will, habe ich noch mehrere Meier in meiner Fabrik, und zwar mein Teilhaber, der heisst auch Meyer. Buchh: Das ist natürlich tafal - fatal, das muss ja zu Verwechs­ lungen fuhren! Chef: Nein, nein! Verwechslungen gibt es da nicht, denn der Teilhaber schreibt sich ja Meyer mit Ypsilon. Buchh: Verzeihung! So, so, dann natürlich nicht. Chef: Dann haben wir noch einen weiteren Meier bei uns, und zwar, den Hausmeister, der heisst aber Gott sei Dank Meir, also hinten ohne e. Buchh: Na fabelhaft! Das ist natürlich kinderleicht, den und die anderen Meier auseinanderzukennen. Chef: Na, das will ich nicht sagen, der Hausmeister Meir muss nur sehr prägnant ausgesprochen werden. Buchh: Natürlich Herr Meier, also Meir! Chef: Das wären also die 4 Meier in meinem Geschäft; mm zu den Kunden und Geschäftsleuten. Da schreiben sich nahezu ein halbes Dutzend ebenfalls wieder Meier in allen Variationen. Merken Sie sich nun, was ich Ihnen sage. Buchh: Jawohl, Herr Meier! Chef: Also passen Sie auf!, Herr Maier! Unser Holzlieferant heisst Mayer, den können Sie aber mit sich niemals verwech­ seln, weil Sie sich ja mit ai schreiben und der mit aYpsilon. Buchh: Aha, also so wie der Hausmeister. Chef: Wieso der Hausmeister? Der Hausmeister schreibt sich doch Meir, ohne hinten mit e. Buchh: Richtig! Hinten ohne mit e, ich war jetzt in Gedanken, hinten mit e, Verzeihung! Chef: Zu aller Fatalität heisst nämlich mein Schwiegersohn auch noch Mejer, aber Mejer mit Jott und dann haben wir noch einen

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Kunden mit dem Namen Meierer. Um aber Verwechslungen zu vermeiden, ist es das einfachste, Sie merken sich die Schreib­ weise der vielen Meier. Also: i. Meine Wenigkeit Meie:r Meier geschrieben Ihre Wenigkeit Maier Maier geschrieben Mein Teilhaber Herr Meyer Meyer geschrieben Der Hausmeister Meir Meir ohne e am Schluss Der Holzhändler Mayer Mayer geschrieben Mein Schwiegersohn Mejer Meyer geschrieben und mein Kunde Meierer Meierer geschrieben. So wäre es sehr einfach und jede Verwechslung ausgeschlossen. Dann noch ein wichtiger Punkt. Wenn einer oder der andere Meier ins Geschäft kommt, dann ist es ja leicht für Sie, im Laufe der Zeit die vielen Meier auseinander zu kennen. Sagen .wir, der Herr Meier mit i geschrieben, hat ein gestreiftes Taschentuch, der 2. Meier trägt einen schmutzigen Kragen----Buchh: Wenn er aber einen frischen Kragen trägt? Chef: Nun ja, dann erkennen Sie ihn eben an dem frischen Kra­ gen. Kritisch ist die ganze Sache mit den vielen Meiern nur am Telefon, wenn man diese Kerle nicht sieht. Buchh:----- dann einen Fernsehapparat! Chef: Ach Fernsehapparat! - So weit sind wir noch nicht. Haben Sie also gut aufgepasst, was ich Ihnen gesagt habe? Buchh: Selbstverständlich! Chef: Also, wiederholen Sie die Schreibweise der vielen Meier! Buchh: Der eine Meier hat vorne ein schmutziges Taschentuch und hinten ein Ypsilon. Der zweite Meier hat hinten das a und vorne reibt er sich mit Jot ein. Chef: Sie Idiot sagen alles verkehrt! Was würden Sie tun, wenn die Meier alle plötzlich kämen? Buchh: Zusperren und keinen hereinlassen, Herr Meier!

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Wo ist meine Brille? Von Karl Valentin 19^7.

Mann: Klara! - Ich finde meine Brille nicht. Weisst Du, wo meine Brille ist? Frau: In der Küche hab’ ich sie gestern liegen sehen. Mann: Was heisst gestern, vor einer Stunde hab’ ich doch noch gelesen damit. Frau: Das kann schon sein, aber gestern ist die Brille in der Küche gelegen. Mann: So red’ doch keinen solchen unreinen Mist, was nützt mich denn das, wenn die Brille gestern in der Küche gelegen ist! Frau: Ich sag’ Dir’s doch nur, weil Du sie schon ein paar Mal in der Küche hast liegen lassen. Mann: Ein paar Mal! - Die habe ich schon öfters liegen lassen, wo sie jetzt liegt, das will ich wissen! Frau: Ja, wo sie jetzt liegt, das weiss ich auch nicht; irgendwo wird s’ schon liegen. Mann: Irgendwo! Freilich liegt s’ irgendwo, - aber wo, - wo ist denn irgendwo? Frau: Irgendwo? Das weiss ich auch nicht - dann liegt s’ halt wo anders! Mann: Wo anders! - Wo anders ist doch irgendwo. Frau: Ach red’ doch nicht so saudumm daher, wo anders kann doch nicht zu gleicher Zeit »wo anders« und »irgendwo« sein! - Alle Tage ist diese Sucherei nach der saudummen Brille, das nächste Mal merkst Dir halt, wo Du sie hinlegst, dann weisst Du, wo sie ist. Mann: Aber Frau!!! So kann nur wer daher reden, der von einer Brille keine Ahnung hat. Wenn ich auch weiss, wo ich sie hin­ gelegt hab’, das nützt mich gar nichts, weil ich doch nicht sehe, wo sie liegt, weil ich doch ohne Brille nichts sehen kann. Frau: Sehr einfach! Dann musst Du eben noch eine Brille haben, damit Du mit der einen Brille die andere suchen kannst. 47

Mann: Hm!! Das wär’ ein teurer Spass! 1000 Mal im Jahr verleg’ ich meine Brille; wenn ich da jedesmal eine Brille dazu brauch­ te, - die billigste Brille kostet 3 Mark - das wären um 3000 Mark Brillen im Jahr. Frau: Du Schaf! Da brauchst Du doch nicht 1000 Brillen! Mann: Aber 2 Stück unbedingt, eine kurz- und eine weitsichtige. Nein, nein, da fang’ ich lieber gar nicht an. Stell’ Dir vor, ich ha­ be die weitsichtige verlegt und habe nur die kurzsichtige auf, die weitsichtige liegt aber weit entfernt, sodass ich die weitsichtig­ entferntliegende mit der kurzsichtigen Brille nicht sehen kann! Frau: Dann lässt Du einfach die kurzsichtige Brille auf und gehst so nah an den Platz hin, wo die weitsichtige liegt, damit Du mit der kurzsichtigen die weitsichtige liegen siehst. Mann: Ja, ich weiss doch den Platz nicht, wo die weitsichtige liegt. Frau: Der Platz ist eben da, wo Du die Brille hingelegt hast! Mann: Um das handelt es sich ja! - Den Platz weiss ich aber nicht mehr! Frau: Das verstehe ich nicht.----- Vielleicht hast Du s’ im Etui drinnen. Mann: Ja!!! Das könnte sein! Da wird sie drinnen sein! Gib mir das Etui her! Frau: Wo ist denn das Etui? Mann: Das Etui ist eben da, wo die Brille drinnen steckt. Frau: Immer ist die Brille auch nicht im Etui. Mann: Doch! - Die ist immer im Etui! -, ausserdem ich hab s’ auf. Frau: Was? - Das Etui? Mann: Nein! - Die Brille. Frau: Jaaaaa! Was seh’ ich denn da? - Schau’ Dir doch einmal auf Deine Stirne hinauf! Mann: Da seh’ ich doch nicht hinauf. Frau: Dann greifst Du hinauf! — Auf die Stirne hast Du Deine Brille hinaufgeschoben! Mann: Ah! - Stimmt! - Da ist ja meine Brille! - Aber leider!? (Sehr schnell) Frau: Was leider? Mann: Ohne Etui! 4»

Der Trompeter von Säckingen Von Karl Valentin 1937.

K: O mei, Herr Nachbar, Sie hab’n ja von historischen Ereignis­ sen nicht die geringste Ahnung. V: Ja glauben S’ mir doch, der Trompeter von Säckingen war ein ganz einfacher Mann, nur mit dem Unterschied, dass er immer eine Trompete dabeig’habt hat. K: Wieso immer eine Trompete? V: Na ja, wie ein anderer immer seinen Regenschirm dabei hat, so hat der eine Trompete bei sich g’habt. K: Nein nein, Sie verwechseln den Mann, Sie meinen wahrschein­ lich den Mann mit der Flöte, dem die Ratten und Mäuse nach­ gelaufen sind, wenn er geflötet hat. V: Ja lieber Herr, das war ja der Rübezahl, der immer die Rüben gezählt hat, der hat zu der Zeit, als der Trompeter von Säckin­ gen geblasen hat - ah - gelebt hat, wollt ich sagen, - noch gar nicht gelebt. K: Was? Der hat nicht gelebt? Wenn er nicht gelebt hätte, hätte er ja niemals Trompete blasen können. V: Freilich hat er gelebt! K: Jetzt sagen Sie wieder, er hat gelebt. V: Ich hab’ gesagt, zu der Zeit hat er nicht gelebt, als der Trom­ peter von Säckingen gelebt hat. K: Wer? V: Der Trompeter von Säckingen. K: Sie haben doch im Moment behauptet, der Rübezahl hat nicht gelebt, zur Zeit als der Trompeter von Säckingen gelebt hat. V: Das kann schon sein! - Also einer von den zweien hat nicht gelebt, das weiss ich aus Erfahrung, das hat mir nämlich mein ehemaliger Vater immer oft erzählt; der Herr Trompeter von Säckingen, hat er g’sagt, war beim 30-jährigen Krieg Trommler. K: Geh! So a Schmarr’n! A Trompeter ist doch kein Trommler! V: Lassen Sie mich bitte ausreden; der Trompeter von Säckingen 49

war ein gelernter Trommler, aber während einer früheren Schlacht 1333 wurde ihm von einem bösen Hunnensoldaten die Trommel entzwei geschlagen und das ärgerte ihn so, dass er das Trompetenblasen lernte. K: Der Trompeter von Säckingen war doch der, der einst mit sei­ ner Trompete das schöne Lied geblasen hat. V: Stimmt! Behüt’ Dich Gott, es wär’ so schön gewesen, behüt’ Dich Gott, es hat nicht sollen sein! K: Das gibt’s nicht, das ist technisch nicht möglich, dass einer mit der Trompete den Text blasen kann. V: Was für einen Text? K: No ja - »Behüt’ Dich Gott, es wär’ so schön gewesen.« V: Das behaupte ich auch gar nicht; die Worte kann er freilich nicht blasen, die kann er nur singen. K: Ja, hat denn der zum Trompetenblasen nebenbei noch singen können? V: Nein! Er hat nur die Melodie geblasen. K: Wer hat dann aber die Worte gesungen »Behüt’ Dich Gott, es wär’ so schön gewesen? [«] V: Das hat sie gesungen. K: Wer sie? - Also die Frau Trompeter von Säckingen? V: Nein! Nicht seine Frau, seine Geliebte hat das gesungen. K: Ah, jetzt begreif ich’s, er hat geblasen und sie hat dazu gesun­ gen. V: Ja, anders kann es nicht gewesen sein! - Sie hat beim Monden­ schein auf ihn gewartet und dann ist er gekommen und hat das Lied mit der Trompete geblasen und sie hat mitgesungen. K: Ah - und da ist wahrscheinlich einer dazu gekommen und hat den Text mitstenographiert? V: Nein, der hat eben nicht mitstenographieren können. K: Warum nicht? V: Der hat so laut blasen, dass man den Text nicht verstanden hat. K: Hm!----- So a Rindviech!



Am Fussball-Platz Von Karl Valentin.

K: Prost! Valentin! V: Prost! (Gläserklirren) K: Weil wir grad vom Sport reden, ich hab einmal ein Fussball­ spiel gesehen, also ich sag Dir - Klasse! V: So so, ich hab auch noch kein’s geseh’n. K: Nein, Du verstehst mich nicht, ich hab’ erst kurz ein’s ge­ seh’n. V: So so, das ist sehr interessant! K: Wieso? Hast Du auch schon eins geseh’n? V: Ich nicht! K: Warum sagst dann, das ist interessant? V: Nein, ich meine, das ist interessant, dass Du schon eins geseh’n hast, das interessiert mich auch; erzähl’ mir was davon. K: Ja mei, das ist schwer zu erzählen. Stell’ Dir einmal einen rie­ sengrossen freien Platz vor. Das ist natürlich in diesem kleinen Raum da herinnen schwer vorstellbar. V: Na ja, dann geh’n wir halt ins Freie hinaus. K: Nein nein, das braucht’s nicht, Du brauchst nur ein we­ nig Phantasie aufbringen, dann geht’s schon! - Also — eine Riesenfläche - und um diese Riesenfläche herum ist eine Tribüne. V: Ah! So wie im Nationaltheater? K: (Pause) Wieso? - Im Nationaltheater? V: Da hab’ns auch eine. K: Was hab’ns da? V: So eine Drehbühne. K: Ah, eine Drehbühne; ich red’ ja von einer Tribüne. V: Triebüne, ach so, ich hab’s falsch ausgesprochen. K: Na, was Du meinst, heisst schon Drehbühne, aber ich mein’ a Tribüne. V: Ist das wieder was anders? 51

K: Freilich! - A Drehbühne ist rund a Tribüne — is amphibisch. Und auf den Fussballspielplätzen sind Tribünen und auf so einer Tribüne tat ich sassen. V: Was hast getan? K: Gesasst bin ich, also auf deutsch, ich bin gesessen. Das Spiel sollte um 3 Uhr beginnen, aber es war schon 3'/ Uhr, da schrie ich aus Langweiligkeitsgründen: »Los!« Da kam ein Sanitäts­ mann auf mich zu und sprach: »Wer wünscht hier Los? - Zie­ hung unwiderruflich am 1. April.« V: Und wie war das Fussballspiel? K: Grossartig! Der Mittelstürmer hat a Flanke nach links nausgeb’n - der Linksaussen hat den Ball gestoppt - ist der Linie entlang g’saust, hat in der Mitte g’flankt, der Mittelstürmer is in d’ Höh g’sprunga und hat den Ball unhaltbar für den Tbr.wart neiköpft. In den Torwart hab’ ich mein ganzes Vertrauen g’setzt g’habt! - Robinsonaden hat er g’macht - die war’n schon fabelhaft - aber leider! -, immer ins verkehrte Eck. Ent­ weder hat der an dem Tag g’schiagelt oder er hat an Dreck in de Aug’n g’habt. V: Ja ja, dann kann man ihm natürlich schon einen Vorwurf vor­ werfen. K: Schad’, dass Du net draussen warst. V: Ja, ich wollt’ hinaus, aber ich hab’ g’hört, dass da 35000 Men­ schen draussen sind und da hatte ich keine Lust mehr. Sowie’s amal mehr als 30000 Zuschauer sind, fühl’ ich mich etwas beengt - dann krieg’ ich Platzangst - also in dem Fall: Fuss angst - ball - platz, ah - Fuss - platz - angst - ball, nein: Platz - fuss - angst - ball, ah: Fuss - ball - platz - angst!

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Lehrer und Schüler Von Karl Valentin 1938.

(Läuten - aufrnachen). V: Wie heisst Du denn? K: Maxi! V: Also Maxi, Dein Vater war gestern bei mir und hat zu mir gesagt, ich möchte aus Dir einen brauchbaren Musiker machen. Wenn Du recht fleissig lernst, dann kann sein, dass Du in 3 Jah­ ren in eine kleine Kapelle eintreten kannst. K: Eine schöne Empfehlung vom Papa und da is das Markl für die Stund’. V: Danke schön! Jetzt pass auf, Dein Vater hat Dir eine schöne Klarinette gekauft und wir beginnen heute mit dem Unterricht. Zuerst muss ich Dir das Instrument erklären. Schau her, die Klarinette besteht aus 4 Teilen: das Mundstück, die Birne, das Rohr und der Schalltrichter. Also, aus was besteht eine Klari­ nette? K: Aus dem Mundstück, der Birne, dem Rohr und dem Schall­ trichter. V: Gut, an der Klarinette befinden sich nun 7 Löcher und 12 Klappen, 2 Brillen-, 1 Triller- und 1 Oktaveklappe. Also, was befindet sich an einer Klarinette? K: An der Klarinette befinden sich 7 Löcher, 12 Klappen, 2 Bril­ len-, i Triller- und eine Oktaveklappe. V: Sehr gut, nun zu den Noten. Die Noten sind musikalische Zei­ chen und stehen auf 5 Linien oder in 4 Zwischenräumen. Auf der ersten Linie steht die Note e, auf der 2. die Note g, auf der 3. die Note h, auf der 4. die Note d und auf der 5. Linie ist die Note f. So, hast Du Dir das gemerkt? Also, fang einmal an: auf der ersten Linie steht........ K: Auf der ersten Linie steht die Note e, auf der 2. die Note g, auf der 3. die Note h, auf der 4. die Note d und auf der 5. Linie die Note f. 53

V: Ausgezeichnet! - Die Noten in den Zwischenräumen heissen: im ersten Zwischenraum f- im 2. Zwischenraum a - im 3. Zwi­ schenraum c und im 4. Zwischenraum e. Nun sag’s einmal nach! K: Die Noten in den Zwischenräumen heissen: im 1. Zwi­ schenraum f - im 2. Zwischenraum a - im 3. Zwischenraum c und im 4. Zwischenraum e. V: Fabelhaft! - Nun schau mal her, das hier ist eine ganze Note, das hier eine halbe, diese eine Viertel, eine Sechzehntel, eine 32/tel, eine 64/tel Note. K: Das hier ist eine ganze Note, das hier eine halbe, das eine Vier­ tel, das eine 16/tel, das eine 32/tel, das eine 64/tel Note. V: Phantastisch! - Bei der Musik haben wir verschiedene Takte, den Alabreve-Takt, den ■/. - 2/„ - V. und V. Takt. K: Bei der Musik haben wir verschiedene Takte: den AlabreveTakt, den ’/. - 7. - V und V Takt. V: Ja Maxi, Du begreifst ja alles mit Blitzesschnelle; gegen Deine schnelle Auffassung ist ja ein Blitzstrahl ein Güterzug. - Nun gehen wir gleich zu den Uebungen über. Ich blase Dir zuerst die Tonleiter vor, schau mir genau zu!

Schallplatten-Rückseite: V: Man nimmt die Klarinette in den Mund, deckt mit den Fingern alle Löcher zu und bläst la la la la la la la la - la la la la la la la la, das ist die Tonleiter; nun probier’s mal! K: (bläst schneller als Lehrer) la la la la la la la la - la la la la la la la la. V: Ja was ist denn das? Da können wir ja gleich zu den schwe­ ren Uebungen übergehen, z. B. diese hier! (Bläst eine schwere Uebung). K: (bläst die Uebung ohne Fehler, nur noch schöner nach) V: Ja, so etwas habe ich noch nie erlebt! Vielleicht kannst du schon diesen Marsch spielen! (16 Takte von irgend einem schönen Marsch). K: Was heisst: vielleicht; für mich als Kind ist das ja kinderleicht! (Bläst den Marsch tadellos).

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V: Ich stehe vor einem Wunder; sozusagen ein neuentdeckter Wunderknabe im Kindesalter von io Jahren. Ja! - Hier hätte ich das Schwerste, was für Klarinette existiert und zwar einen Teil von der Tell-Ouvertüre; die kann ich Dir aber leider nicht vorblasen, da sie zu schwer ist. K: Darf ich darum bitten? (Bläst den Teil) V: Ohne Fehler! Ich stehe als Musiklehrer beschämt vor Dir! K: Wann muss ich wieder kommen, Herr Professor? V: Sie brauchen nicht mehr zu kommen - ich komme zu Ihnen!

Kopfwehpulver und Maler [(]Ort der Handlung: Ein Wirtshaus) Valentin: Na Rudi, Du hältst noch immer Deinen Kopf? Hat denn das Kopfwehpulver noch nicht gewirkt, das ich Dir vor einer Stunde gegeben habe? Rudi: Nein! — Ich spüre noch keine Erleichterung im Kopf, aber eigenartig: im Bauch rumorts mir umeinander, als hätte ich Rinzinusoel gesoffen. Valentin: Ha ha ha! - ich hab dir kein Rizinusoel gegeben - da schau, da unten am Boden liegt noch das Papier; da hast du’s schwarz auf weiss.----- Halt Rudi!! — Du hast recht! — Ich hab dir etwas anderes gegeben — Peters Laxierpulver. Rudi: Um Gottes Willen!!! Valentin: Nur keine Angst! Das ist auch kein Gift. Rudi: Gift nicht — aber ich danke schön — Herr Ober! — Wo sind die Toill.......... Ober: Zweite Türe links! Rudi: (schnell) Danke! (Man hört schnell verschwindende Schritte 3 + Türklinke bewegen) WC Gast: (stimme von innen) Besetzt! Rudi: Wie bitte? W C Gast: Beeesetzt!

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Rudi: Ich habe es eilig------- (schlägt mit der Faust gegen die Türe) WC.Gast: Besetzt! Hören Sie nicht gut? Rudi: Doch! Man hört alles raus - beeilen Sie sich, das WC ist nicht für Sie allein da. WC. Gast: Das weiss ich, aber ein altes Sprichwort sagt schon: Wer zuerst kommt, mahlt zuerstf.] Rudi: Wieso malen? malen Sie dadrinnen[?J Wenn Sie ein Maler sind, dann hören Sie zu malen auf und lassen Sie mich hinein, Sie können doch dann wieder weitermalen. WC. Gast: So warten Sie doch, bis ich ausgemalen habe[.J Rudi: Sie unverschämter Kerl, ich kann doch nicht so lange war­ ten, bis Sie den ganzen Abort ausgemalen habenj.] WC.Gast: Ich male doch nicht den Abort[.J Rudi: Was denn sonst? WC. Gast: Ich kann mich nicht anders ausdrückenf.] Rudi: Was heisst ausdrücken, drücken Sie aus was Sie wollen[.] WC. Gast: Das tu ich ja sowieso[.J Rudi: Malen Sie in der Gaststätte solange sie in Betrieb ist den Hausflur, aber nicht das W.C. WC. Gast: Im Hausflur kann ich doch nicht malen, wenn da irgend jemand daher käme, da müsste ich mich ja schämen. Rudi: Was heisst schämen? Beim Malen brauchen Sie sich doch nicht zu schämen, oder malen Sie schlecht? Aha, ein moderner Maler! WC. Gast: O nein, in der Malerei gibt es keinen Unterschied, Sie malen genau so. Rudi: Ich? Ich kann nicht malen[.J WC. Gast: Sie können nicht malen? Dann brauchen Sie auch nicht hier herein zu kommen. Zu Ihrer Beruhigung kann ich Ihnen sagen, dass ich mit meiner Malerei gleich fertig bin, einen Moment noch (man hört Wasserspülung) Einen Moment noch (Tür geht auf) Darf ich bitten! So, nun können Sie weiter malen[.J Rudi: Wo ist Ihre Malerei? W.C.Gast: Schon verschwunden!

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Lehrer: Nein nein, keine Angst! Ich seh’ mal nach! (Lehrer hat geöffnet und der Hausherr schreit zur Tür herein:) Hausherr: Ja sagen Sie mal, wie lang soll denn dieser Spektakel noch dauern!? Mein Haus ist doch schliesslich keine Filiale vom Zoologischen Garten! Lehrer: Aber mein lieber Herr Hausherr, ich erteile gerade die­ sem Schüler hier Trompetenunterricht — Hausherr: Was!! Trompeten soll das sein! Das tut ja, als wie wenn ein uraltes Rhinozeros um Hilfe schreit! Schluss damit!!!------- Andere Parteien wohnen auch noch in dem Haus! (Schlägt Tür zu) Lehrer: Ja haben Sie Worte!!! - Hält sich der Hausherr darüber auf, dass ich Ihnen Trompetenunterricht erteile! Schüler: Ja - ich kann dem Hausherrn nicht unrecht geben, der . ist halt auch nervös! Lehrer: W-a-a-a-a-a-a-s??? Sie wollen bei mir Trompeten­ blasen lernen und helfen noch zu dem Hausherrn?! Schüler: Ich kann’s verstehen, der kann halt die Blaserei nicht hören.----------- Wissen S’ was? Lernen Sie mir bitte das »Dirigieren!«

Wappenkunde am Stammtisch von Karl Valentin.

V: No, dass da ausgerechnet ein Löwe das Sinnbild von Bayern ist, dös leucht mir net ein[.J K: No ja, ich hab Ihnen doch schon erklärt, das soll die Kraft des Volkes darstellen. V: Ja schon, aber warum hat man da ausgerechnet an ausländi­ schen wilden Löwen aus Afrika dazua g’nommen. A Bräuross hat doch mehr Kraft als wia a Löw’, dös derfas glaub’n. Span­ nens amal 2 Löwen vor einen Bierwagen an, ob die den Wagen über einen Berg hinauf ziehen können? 66

K: Ja mei, wie der Herzog Heinrich der Löwe im Jahre 1261 regiert hat, hat’s halt noch keine Bräuross geb’n, sonst hätten die damals sicherlich ein Bräuross herg’nommen als Sinnbild von Bayern. V: Wieso hat denn der Herzog damals Löwe g’heissen? K: Ja weil der so kräftig war, jetzt hat ihn das Bayernvolk den »Löwen« genannt. V: So? Und das hat sich der g’fallen lassen? K: Selbstverständlich, der war ja stolz auf den Namen. V: Ja aber ein Löwe ist doch ein Viech, dann hätt man ja damals zum Herzog auch eben so gut sagen können »Heinrich, du bist a so a Viech« [.] K: Schaun Sie, Berlin hat z. B. in seinem Stadtwappen als Sinnbild einen Bären. V: Na ja, das kann ich eher verstehen, weil Berlin den Bayern früher einen Bären aufgebunden hat, wie man so sagt. Aber Bayern einen Löwen, da bin ich nicht einverstanden damit, wenn’s wenigstens irgend ein deutsches Tier dazu genommen hätten, z. B. einen Stier oder einen Fuchs. K: Ein Fuchs passt nicht für Bayern, ein Fuchs ist nicht stark, der ist nur schlau. V: Na, da passt er nicht für Bayern, dös seh ich schon selber ein! Oder [wjarum zeigt man als Sinnbild Deutschlands nicht einen Ameisenhaufen? Ein fleissiges Volk! K: Sie wären der richtige Mann gewesen, der die Wappen hätte entwerfen sollen, da wär was G’scheites rauskommen. V: Der französische Hahn ist auch für Frankreich nicht richtig, denn ein Hahn, also ein Gockel treibt doch Vielweiberei, der gehört in das türkische Wappen hinein. K: Ja mei, die Wappen sind halt vor Hunderten von Jahren einge­ führt worden und da ist nichts mehr zu ändern, die bleiben ewig. V: Na ja, aber man kann und muss doch alles verbessern, die Städ­ tewappen gehören unbedingt geändert, die stimmen schon lange nicht mehr. Da hat z. B. Nürnberg in seinem Stadtwappen ein Drachenweib. Nach meiner Ansicht gehört in das Nürnber­ ger Stadtwappen ein Lebkuchen hinein.

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K: Das ist Geschmacksache. V: Ganz richtig, a Lebkuchen ist Geschmacksache. Regensburg hat in seinem Stadtwappen zwei gekreuzte Schlüssel, da gehören nach meiner Meinung 2 Regensburger Würste an Stel­ le der 2 Schlüssel. K: Sie haben Ansichten, ddddddddddddd[.J V: Frankfurt zeigt in seinem Stadtwappen unerklärlicherweise einen Fasan. Nach meinem Dafürhalten... K: Weiss ich schon, 2 Frankfurter mit Linsen----- jetzt sollens bloss noch mit dem uralten Witz von Pforzheim daher kom­ men^] V: Alt is er schon, aber guat. - Nur München zeigt in seinem Stadtwappen ein Münchner Kindl----- also das find ich nicht richtig----- a klein’s Kind ist ja ganz was nettes, dös gib i scho zua, aber jeder Fremde, der nach München kommt, ohne Aus­ nahme — seine allererste Frage am Bahnhof drauss is »Wo geht’s hier ins Hofbräuhaus?« Kein Fremder, solange München besteht wird je am Bahnhof sich erkundigt haben »Wo kann man hier ein kleines Kind sehen?« = = = Na also! Ins Stadtwap­ pen München gehört einstimmig, nur------------- das Hof­ bräuhaus. Gesang: So lang da drunt am Platzl, no steht das Hofbräuhaus, so lang stirbt die Gemüatlichkeit in München niemals aus!

Ueble Angewohnheiten Schallplattentext von Karl Valentin und Lisi Karlstadt K: Ja wer kommt denn da daher, der Herr Gruber[.J V: Ja g[r]üss Gott Frau Eisele, darf ich Ihnen meinen Freund vor­ stellen? F: Gell! K: Sehr angenehm, Eisele, ja und wie gehts Ihnen immer Herr Gruber[?]

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V: Ja mei - an Mordsschnupfen hab ich g’habt vor 8 Tag, gell, da bin ich in den Zug gekommen, gell, war erhitzt, gell und schon hab ich an Schnupfen g’habt, gell - dann hab ich mir eine Schnupfensalbe kauft, gell, und g’nützt hat’s nichts gell, da kann ich mich so ärgern, gell, an Telefon hams erfunden, gell, an Telegrafen, gell, an Radio, gell, einen Fernsehapparat, gell, aber für an einfachen Schnupfen hams heut noch nichts erfunden, gell, die gescheiten Menschen, gell [.] K: Ja Sie Herr Gruber, ich merke ja da, dass Sie eine furchtbare Angewohnheit haben, sie sagen ja bei jedem dritten Wort gell. Ist Ihnen das noch nicht aufgefallen? V: Stimmt, das haben mir schon mehr Leute g’sagt, gell[.] K: Da, jetzt ham sie’s schon wieder g’sagt, das müssen Sie sich abgewöhnen denn das wird immer ärger. Das ham jetzt so viel Leute dieses Gellsagen. Das wird schon bald eine Krankheit[,] eine Eptimedi[.] V: Deptimechi! Das ist ja schrecklich, gell[.] K: Da [hjaben sie’s schon wieder gsagt! Schaun Sie im Jahre 1845 wütete in München die Cholera. Seit dieser Zeit sind wir Gott se[i] Dank von Pesten verschont geblieben. Es gibt gefährliche und ungefährliche Pesten und Seuchen. Seit einigen Jahren wütet nun in München und Umgebung beinahe in ganz Bayern die Gellpest. Der davon Befallene weist körperlich und seelisch nicht die geringsten krankhaften Symptome auf, hab ich gelesen in der Zeitung, der Blutdruck ist normal, alle Körperteile sind intakt bis auf die Zunge. Man könnte diese Pest statt »Gell«pest auch Zungenpest betiteln, hab ich gelesen in der Zeitung. Ob es eine kr[a]mpfartige Vibration des Sprachmuskelgewebes ist, ist noch nicht festgestellt. In der Klinik, Abteilung Sprachstörun­ gen können die von der Gellpest Befallenen schon seit Jahren wegen Platzmangel nicht mehr aufgenommen werden[.J V: Ja um Gotteswillen, glauben Sie, dass ich die Gellpest schon hab? K: Ja noch nicht so stark, Sie sagen nach jedem Satz gell, aber da gibts ja Menschen, die können schon bald überhaupt nichts mehr sagen wie gell[.]

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V: No mei’ Freund, der Wimmer, du hast dann schon die Gellpest[.] K: Ja heissen denn Sie Wimmer, Sie haben sich doch vorgestellt als Gell? V: Ja weil er nichts mehr anders sagen kann als gell - red amal Wimmer[.J F: Gell gell gell gell gell gell gell gell gell gell gell gell gell gell gell[-] K. Das ist ja schrecklich, der Herr kann ja wirklich nichts mehr anders sagen wie gell - gell[.] V. Jetzt sagn sie auch schon gell - gell------- !

Vergesslich Von Karl Valentin und Liesl Karlstadt 1940.

V: Ah, eine gute Bekannte, die Frau.......... , no, jetzt weiss ich Ihren Namen nicht mehr. K: Das sieht Ihnen wieder ähnlich, wir haben aber doch so lange in einem Haus gewohnt, in der Dingsstrasse............ V: Ja stimmt, freilich, freilich, die Frau Schweighofer sind Sie! K: Nein, nein, im Gegenteil, ein ganz kurzer Name....... V: Jetzt hab ich’s: die Frau Lang! K: Nein, nein, ein kurzer Name ist es doch! - Ich könnt’s Ihnen schon sagen! V: Frau Mayerhofer! K: Jaaaa, ganz richtig! Und Sie sind Herr Hofmayer! V: Ja stimmt! Wissen Sie noch, wie wir die beiden Namen immer am Anfang verwechselt haben? - Ja ja, Frau Mayerhofer, es ist gut, dass ich Sie eben treffe, ich wollte Ihnen etwas wichtiges sagen und jetzt weiss ich momentan nicht, was - ddddd - was war denn das? K: Ja, das geht mir auch oft so! V: - ddddd - was war das nur? - Hm hm hm, es ist zum Kotzen!

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K: War es was Geschäftliches? V: Nein, nein, es war........ , weil ich mir auch noch dachte, das muss ich Ihnen sagen, wenn ich Sie treffe. K: Ja lieber Gott, man wird eben älter und damit auch vergessli­ cher! V: Das stimmt! — Was wollt’ ich nur sagen?! — Fällt mir nicht mehr ein. K: Mir gehts auch so; ich war gestern in------- no-------- no-------no------- no-------- wo war das gleich?!-------- In ddddd-----V: Daheim? K: Nein, nein, - in daheim war ich nicht, in------- no-------- , sagn’s mir’s doch! V: Ich hab’ keine Ahnung, wo Sie waren! K: Ja, das glaub’ ich schon, dass Sie das nicht wissen, ich weiss ja selber nicht!------- In-------- nun ja, es ist ja Nebensache, - und da habe ich geschäftlich zu tun gehabt; da sollte ich, - da sollte ich------------V: Genau so geht’s mir auch immer; da lauf ich oft daheim ins andere Zimmer hinüber, und wenn ich drüben bin, weiss ich nimmer, was ich wollte. K: Ich bin einmal zu einem Arzt gegangen wegen meiner Vergess­ lichkeit, und wie ich beim Arzt war und der fragte mich, was mir fehlt, - meinen Sie, mir wär’s noch eing’fallen! - Da hab’ ich ganz vergessen, dass ich wegen meiner Vergesslichkeit zu ihm gegangen bin. V: Man soll sich alles aufschreiben, dann vergisst man’s nicht. K: Das hab’ ich auch schon probiert - das kann ich nicht! V: Warum nicht? K: Weil ich immer vergess’, dass ich einen Bleistift mitnehm’ und a Papier. V: Einmal hab’ ich etwas nicht vergessen. Da hab’ ich mir was Wichtiges merken wollen, dann hab’ ich mir gesagt: Ach, dös hat gar keinen Wert, wenn ich mir das merken will, denn das vergess’ ich ja doch! -, und was meinen Sie? - Ich hab’ mir’s gemerkt! K: Ja, und was war das? V: Jetzt weiss ich’s nimmer! 7i

Semmelknödel Von Karl Valentin und Liesl Karlstadt 1940.

K: Ja sag einmal, warum bist Du denn heute mittag nicht zum Essen gekommen? 2 Stunden hab’ ich auf Dich gewartet! V: Ja, ich hab’ da draussen gleich gegessen, wo ich zu tun g’habt hab’, in der kleinen Wirtschaft und da isst man sehr gut, fast tadellos. K: No, so gut wie ich koche, wird’s bestimmt nicht sein! V: Doch, doch! K: Aber jetzt ist es 9 Uhr abends; wo warst Du denn in der langen Zwischenzeit? V: Nirgends! Da hab’ ich auf das Mittagessen gewartet. K: Ja, ist Dir denn das nicht zu langweilig geworden? V: Nein. In der Zwischenzeit hab’ ich mit der Kassierin gespro­ chen. K: Was, 9 Stunden warst Du mit der Kassierin beisammen? Ueber was habt ihr denn da gesprochen? V: Ja über das, dass die Semmelnknödel so lange nicht kommen. K: So lang wartet doch kein vernünftiger Mensch auf das Mittag­ essen. V: Da war ich ja nicht vernünftig, ich war ja hungrig. K: Papperlapapp - wenn man das Essen um 12 Uhr bestellt und in einer halben Stunde ist es noch nicht da, dann geht man ein­ fach. V: Freilich, dann frisst’s ein anderer für mich........ K: Und ausgerechnet Semmelknödel hat er sich bestellt, wo doch ich heute auch Semmelknödel gemacht hab. V: Was, dieselben? K: Ach, dieselben! Unsinn! - Andere hab ich halt gemacht; aber Semmelknödel sind Semmelknödel! V: ... dein! K: Was »dein«? V: Semmelnknödeln heisst’s! 72

K: Ich hab ja g’sagt: Semmelknödel. V: Nein: Semmebzknödelw! K: Nein, man sagt schon von jeher: Semmelknödel. V: Ja, zu einem - aber zu mehreren Semmelknödel sagt man: Semmelnknödelw. K: Aber wie tät’ man denn zu einem Dutzend Semmelknödel sagen? V: Auch Semmelnknödeln. - Semmel ist die Einzahl, das musst Dir merken, und Semmeln ist die Mehrzahl, das sind also meh­ rere einzelne zusammen. Die Semmelnknödeln werden aus Semmeln gemacht, also aus mehreren Semmeln; Du kannst nie aus einer Semmel Semmelnknödeln machen. K: Machen kann man’s schon. V: Ja, ja, machen schon; aber wenn Du aus einer Semmel io Sem­ melnknödeln machen tätst, dann würden die Semmelnknödeln so klein wie Mottenkugeln. Dann würde das Wort Semmelknö­ del schon stimmen, weil s’ bloss aus einer Semmel sind. Aber solang die Semmelnknödeln aus mehreren Semmeln gemacht werden, sagt man unerbitterlich: Semmelwknödel»! K: Du sagst es aber auch nicht richtig; jetzt hast grad g’sagt: Semmelnknöi/e/ra[.J V: Nein, ich hab g’sagt: SemmeZraknoiZe/w. K: Richtig muss es eigentlich Se^wze/nknödeln heissen; die Sem­ mel muss man betonen, weil die Knödel aus Semmeln gemacht sind----- überhaupt, das Wichtigste ist der Knödel; Semmeln¿nöiZeln müsst es ursprünglich heissen! V: Nein, das Wichtigste ist das n zwischen Semmel und Knödeln. K: Ja, wie heisst es dann bei den Kartoffelknödeln? V: Dasselbe! n - ! Kartoffelknödeln! K: Und bei den Schinkenknödeln? Ah - hahaha V: Da ist’s genau so; da ist das n schon zwischendrin. Es gibt keine Knödeln ohne n. K: Doch, die Leberknödeln! V: Ja, stimmt! - Lebernknödeln kann man nicht sagen!

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Sprachforscher Von Karl Valentin u. Liesl Karlstadt 1940.

Frl.D.: Ich will Ihnen, sehr geehrter Herr Direktor, ja nicht widersprechen, denn ich bin längst unterrichtet, was Ihr Name unter den deutschen Sprachforschern bedeutet; nur was Sie unter Illobrasekolidation verstehen, verstehe ich nicht. Valentin: Das heisst Gleichlaut! Frl. D.: Aha! Valentin: So ganz unrecht kann man denen nicht geben, die die deutsche Sprache als verzwickt bezeichnen. Es gibt so viele gleichlautende Wörter, abgesehen von der verschiedenartigen orthographischen Schreibweise. Zum Beispiel: Das Vieh weidet am Acker, folglich ist das ein Viehacker, ein Fiaker ist aber auch ein Pferdefuhrwerk. Frl. D.: Richtig - auch ich weiss ein Beispiel, Herr Professor; ich liess mich heute früh um 7 Uhr wecken, dann ging ich zu einem Bäcker und kaufte mir einen Wecken Brot. Valentin: Oder - mancher Knabe ist frühreif; auf den Feldern liegt auch Frühreif. Frl. D.: Oder - die Tauben auf dem Dache und die Tauben in der Taubstummenanstalt. Valentin: Oder - ein Käfig mit Renntieren - wird sich das rentie­ ren? Frl.D.: Oder - ich habe etwas entdeckt. - Wenn ich mich aufs Sofa lege, decke ich mich mit einer Decke zu; nehme ich die Decke wieder weg, so habe ich mich selbst entdeckt. Valentin: Oder - wer macht für die Wehrmacht die Uniformen? Frl. D.: Oder - die Zeitung ist erschienen und die Eisenbahn fährt auf den Schienen. Valentin: Um sieben Uhr soll die Magd das Mehl sieben. Frl. D.: Wenn ein Bettler aus dem Bett steigt, ist das Bett leer. Valentin: Das Fest findet statt in der Stadt auf dem Lande statt. Frl. D.: Was regen Sie sich über einen Regen auf?

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Valentin: Wenn ein Mann seine Steuer bezahlt, ist er noch lange kein Steuermann. Frl. D.: Durch einen Buchenzr/zZ^ spaziert ein RechtsanwzzZt. Valentin: Habe ich einen Katarrh, so muss ich messen; der Bayer sagt: ich habe genossen, das Volk besteht auch aus Volksgenossen. Frl.D.: Die Reichen reichen sich die Hände; die Armen reichen sich die Arme. Valentin: Der Turner macht einen Sprung, das zerbrochene Glas hat einen Sprung. Klingt es nicht fast komisch, wenn ich sage: der Hut passt und der Tarocker passt auch; klingt es nicht eigen­ artig, wenn ich sage: ein Armer mit 2 Armen dient bei der Armee oder der Leiter einer Fabrik besteigt eine Leiter; oder soll ich es wagen, in diesem Wagen zu fahren; oder es scheint, es scheint heute noch die Sonne; oder wenn Jemand geht und zugleich fahrt, so ist das eine Gefahr, oder ich habe von Jemand erfahren, es sei Jemand überfahren worden.----- Aber die Höhe des Wortunfu­ ges sind die Tätigkeitswörter: Der Koch kocht, der Bäcker bäckt, der Schmied schmiedet; wie ist das bei einem Dienst­ mann? Man kann doch nicht sagen: der Dienstmann dienstmanndelt, der Arzt arztelt, der Zimmermann zimmermanndelt. - Wenn man etwas isst, sagt man: ich habe es gegessen; richtiger wäre es: ich habe es vergessen. Wenn einer zu viel sauft, sagt man, der hat sein Geld versoffen und wenn einer viel isst, müss­ te man sagen, der hat sein Geld vergessen.----- Aus all diesem können Sie ersehen, dass die deutsche Sprache noch sehr unvoll­ kommen ist; seit wann isst eine Sprache? Eine Sprache wird nicht gegessen, sondern gesprochen!

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Schwierige Auskunft Von Karl Valentin 1940.

K: Sie bitte, wie komme ich denn hier am schnellsten zum Bahn­ hof? V: Da sind Sie noch weit weg, da müssten Sie entweder gehen oder fahren. Wenn Sie fahren, sind Sie vielleicht in 15 Minuten dort, aber zu Fuss brauchen S’ bedeutend länger. K: Und wie geht man denn da, wenn man zu Fuss geht? V: Da gibt es 3 Wege. Entweder Sie gehen gerade aus und dann über den grossen Platz, oder Sie gehen durch den Stadtpark und bei dem Hotel vorbei, oder Sie gehen am kürzesten durch die Passage durch und zwischen dem Kaufhaus und der Markthalle durch. Dann kommen Sie direkt hin. K: Ja, ich hab’ aber höchste Zeit, denn um 15 Uhr 20 geht schon mein Zug, und jetzt ist es schon 15 Uhr 10. V: Ja, dann ist es g’scheiter, Sie geh’n den Kasernenweg entlang bei der Auto tanksteile vorbei und da können S’ dann nochmal fragen. K: So - da soll ich dann nochmal fragen; ja, geht denn keine Stras­ senbahn hin? V: Ja mit der Strassenbahn ist es überfüllt, wissen S’, da kriegt man so wenig Platz und z’erst muss man so lange warten und schliesslich kommt’s dann und ist besetzt. K: Also dann ist das auch nichts - und ich habe schon höchste Zeit, o mei, o mei, wenn ich Sie nur besser versteh’n tät! V: Ja, ich kann schon lauter reden! K: Nein, nicht lauter! V: Leiser? K: Nein, deutlicher sollen Sie reden! V: Ja deutlicher kann ich nicht reden! K: Haben Sie einen Sprachfehler? V: Nein, nein! K: Reden Sie immer so undeutlich?

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V: Nein, nur wenn ich auf der Strasse was g’fragt werd’. K: Ja, Sie brauchen ja nur Ihren Mund weiter aufmachen beim Sprechen! V: Dös trau i mir net. K: Warum nicht? V: Weil i zum Zahnarzt muss. K: Beim Zahnarzt müssen S’ an Mund auch weiter aufmachen! V: Ja, da macht’s ja nichts mehr. - Mir ist nämlich heut’ mei Gold­ plombe locker word’n und da hab’ i Angst, dass ma rausfällt, wenn ich an Mund aufmach’. Und da muss ich jetzt so obacht geb’n und kann den Mund net aufmachen. K: Und ausgerechnet Sie muss ich fragen um Auskunft! V: Ah, das macht mir nichts! K: Ja, Ihnen macht’s freilich nichts, aber mir macht’s was! V: Wieso? K: Ja - weil ich an Zug versäumt hab’!

Der Vogelhändler Schallplattentext von Karl Valentin Oktober 1940 K: Grüss Gott - ah Sie sind der Ausgeher von der Vogelhandlungf.] V: Sind Sie zuhaus? K: Ich wart schön so lange auf Sie, ich hab schon geglaubt Sie kommen nicht mehr. V: Da ist der Kanarienvogel samt Käfig und da ist die Rechnung[.] K: Das ist recht - wo ist denn der Hansi? - Der Käfig ist ja leer, wo ist denn der Vogel? V: Der muss schon drinn sein[.] K: Was heisst, muss drinn sein, es ist aber keiner drinn[.] V: Dös ist ja ausgeschlossen, ich bring Ihna doch net an leeren Käfig[.] K: Ja bitte schauns doch selber ’nein.

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V: Da brauch ich gar net neinschaun, mir ham doch schliesslich a reelles G’schäft, was glauben Sie, was die Kunden sagen täten, wenn wir überall an leeren Käfig hinbringen würden, und noch dazu ohne Vogel. Unsere Kundschaften werden richtig bedient, da fehlt sich nichts. K: Was heisst, fehlt sich nichts, natürlich fehlt was - der Vogel fehlt. V: Da müsst er mir beim Transport jetzt ausgekommen sein, dass das Türl offen war. K: Redens doch nicht, das Türl kann nicht offen gewesen sein, das ist ja zu. V: Dös is zu? K: Natürlich! V: Dann muss er drinn sein[.j K: Er ist aber nicht drinn[.] V: Frau, das ist immöglich, bei einer geschlossenen Tür kann kein Vogel raus. K: Aber in dem Fall muss er doch rausgekommen sein, sonst wär er ja drinnf.J V: Drinn muss er sein, da gibts gar koan Zweifel. Schauns amal auf d’Rechnung nauf, ob er auf der Rechnung steht[.] K: Ja da steht freilich: — Ein Käfig mit Vogel 13.- Mark[.] V: No also, da sehn Sie’s, glauben Sie mein Prinzipal würde Ihnen eine Rechnung schreiben »Käfig mit Vogel 13.- Mark« und würde Ihnen statt an Käfig mit Vogel nur einen Käfig allein lie­ fern? Der Käfig allein nützt Ihnen nichts und der Vogel allein nützt Ihnen auch nichts - das g’hört zusammen wie a Supp’n ohne Salzf.] K: Was macht man jetzt da? V: Ja ich muss die Rechnung einkassieren - 13.- Mark macht alles zusammen [.] K: Was heisst da: Alles zusammen? V: Ja der Käfig und der Vogel [.] K: Vogel war doch keiner drinn, ich bezahle doch nicht was ich nicht vollständig bekommen habef.J V: Ja dann nehme ich die ganze Ware wieder mit[.]

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K: Die ganze Ware ist gut, Sie können ja nur den Käfig mitnehmen, Vogel war ja keiner drinn[.] V: Frau, der Vogel muss drinn gewesen sein[.] K: Na, wo wär er denn dann hingekommen? V: Das ist mir gleich, auf der Rechnung steht: Käfig mit Vogel 13.— Mark[.] K: Da müssen Sie mir aber zuerst einen Käfig mit Vogel bringen [.] V: In diesem Fall nun nicht Frau, da bräuchte ich doch nur mehr den Vogel bringen [.] K: Wieso nur den Vogel? Ich brauch doch einen Käfig auch dazu! V: No ja, an Käfig hams doch schon, Sie werden doch nicht behaupten, dass der Käfig auch ausgekommen ist. K: Reden Sie doch nicht, der Käfig ist freilich da, Sie brauchen mir nur noch den Vogel dazu liefern. V: Einen Vogel allein liefern wir ja nicht - nur immer zusammen - Käfig mit Vogel [.] K: Ja mir haben Sie den Käfig allein geliefert, ohne Vogel [.] V: Aber auf der Rechnung steht: Käfig mit Vogel - Bitte Käfig mit Vogel[.J K: Ich bin doch nicht verpflichtet, dass ich ihr saudummes G’schwätz anhör[.J (bum - schlägt die Türe zu) V; Jetzt hat’s mir d’Tür vor der Nas’n zuag’haut - ich kann[’s] der Frau auch wirklich nicht verdenken, denn es ist wirklich kejn Vogel drinn - aber auf der Rechnung steht tatsächlich: Käfig mit Vogel!

Der überängstliche Hausverkäufer Schallplattentext von Karl Valentin 1940

Valentin: (zum Käufer) Guten Tag, Sie wünschen? Käufer: Ich komme wegen dem Haus[.] V: Sie meinen wegen dem Häuschen? K: In der Zeitung steht aber Haus[.] 79

V: Nein, es ist ein kleines Haus, ein Häuschen[.] K: Ah, ein Häuslein, steht das Häuschen im Freien? V: Da steht es doch[.] K: Ich komme auf das Zeitungsinserat, Sie haben doch das Haus zu verkaufen, ist das hier das Haus? V: Jawohl! Ich verkaufe es ungern, aber ich bin froh, wenn ich es los bin[.] K: Wieviel Stockwerke hat das Haus? V: Keines, nur Parterre [.] K: Ist es bewohnt auch? V: Momentan nicht, weil ich heraussen stehe [.] K: Wieviele Zimmer hat es denn? V: Nur eins - dafür keine Treppe, kein Stiegenhaus[.] K: Ist das hier eine ruhige Gegend? V; Jawohl, im Winter hören Sie nicht einmal das Auffallen der Schneeflocken, aber dafür gibt es im Sommer viele Ameisen, aber die gehen ganz leise [.] K: Wie steht es mit den Toilettenverhältnissen? V: Closet ist keines im Haus[.] K: Ja, aber wenn man........ V: Der Wald ist 5 Minuten von hier entfernt[.] K: Ja, aber bei Nacht? V: Auch nur 5 Minuten [.] K: Wann sind Sie in dieses Haus eingezogen? V: Einen Tag später[.] K: So früh schon - und wie ist es mit der Beleuchtung? Gas oder elektrisch? V: Im Haus und im Freien überall elektrisch[.] K: Ich sehe aber nirgends eine elektrische Leitungf.] V: Nur elektrische Taschenlampen, die brennen überall. K: Wie alt ist das Haus schon? V: Weiss nicht, hab noch nicht gefragtf.J K: Sind Hypotheken drauf? V: Nein, nur ein Kaminf.] K: Was bedeuten diese 4 Zimmerwände? V: Das sind Stützen [.]

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K: Für was? V: Fürs Hausdach[.] K: Ist Ungeziefer im Haus? V: Nein ich bin noch Junggeselle [.] K: So - So! V: Jawohl! K: Legen Sie .... V: Nein - ich nicht[.J K: Einen Moment.... V: Bitte! K: Legen Sie .... V. Nein - aber meine Hühner legen[.] K: Legen Sie Wert darauf, dass das Haus bald verkauft wird? V: Sofort - in sofortiger Bäldef.] K: Kaufen Sie sich dann wieder ein neues Haus? V: Niemals mehr, ich suche ein altes 1000 Meter tiefes Bergwerk zu mieten[.] K: Was ein Bergwerk? Und das wollen Sie dann bewohnen? V: Selbstverständlich! K: Das ist ja unheimlich[.] V: Schon - aber sicher! K: Vor wem? V: Vor Meteorsteinen[.] K: Ach so ein Meteorstein fällt doch so selten vom Himmel runter. V: Ja die Sicherheit geht in dem Fall über die Seltenheit.

Sonderbarer Appell Von Karl Valentin 1940.

Vorgesetzter: Also Achtung! - Jeder, der nun von mir aufgeru­ fen wird, hat laut und deutlich »hier« zu rufen! Adler Josef----- hier!------ Achter Franz------ hier!------ Bader Ignaz----- hier!------ Brembichler Paul------ hier!------ Bauhofer 81

Kaspar----- hier!------ Bayer Ludwig------ hier!------ Dachgruber Eugen----- hier!------ Dalimeier Ludwig------- hier!-----Eckert Gustav----- hier!------- Edenhofer Vinzenz-------hier! ----- Eichstätter Rudolf-------hier!-------Heininger Emmerich ----- hier!------ Färber Mathias-------hier!------ Falk Siegfried ----- hier!------ Galiermeier Quirin------ hier!------ Gaberl Fritz ----- hier!------ Haller Julius------ hier!------ Irber Konstantin ----- hier!------ Kalb Eugen------ hier!------ Landsberger Domi­ nikus ----- hier!------ Leisewitz Benedikt------ hier!------ Meier Josef----- hier! - hier! Vorgesetzter: Sapprament, da san wieder zwei Meier Josef dabei! Das ist schon saudumm!----- hier! Vorgesetzter: Was hier!? Was schrei’n Sie denn hier? Wie heis­ sen denn Sie? [----- ] Peter Hindelang! Vorgesetzter: Ja, wer hat denn von einem Peter Hindelang g’redt!? I hab g’sagt, dös is saudumm, dass wir zwei Meier Josef dabei haben.----Hindelang: Und i hab’ verstanden, Sie hab’n g’sagt: Peter Hin­ delang. Vorgesetzter: Saudumm’s Zeug, wir können uns doch net auf­ halten mit so was! Also weiter!----- hier! Vorgesetzter: Ja Herrgott Sapprament, was is denn dös heut! Wie heissen denn Sie?----- Weider Max! Vorgesetzter: So, also es soll nur derjenige »hier« schrei’n, den ich ruf!----- hier! Vorgesetzter: Ja Kruzitürken nocheinmal, jetzt werd i do schon bald fuchti! Jetzt schreit der in der Mitt drin wieder hier! Las­ sen’s Ihnen doch Zeit, bis ich Sie ruf!----- hier! Vorgesetzter: Warten solln’sü! Bis ich Sie ruf!!! Ruf: I hoass ja Ruf! Vorgesetzter: So, Sie hoassen Ruf!? Ruf: Jawohl, - Ruf Daniel! Vorgesetzter: A so, Sie hoassen Ruf! Dös is a Zufall! - Dass ma fei koaner jetzt »hier« schreit, denn »Zufall« werd doch koaner hoassen!----- Ofenberger Emil------- hier!------- Past Theodor----- hier!------ Prlbsmitzky Iwan------ hiirr sins mich!

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----- Schaffei Antonius!------ hier!-------Steinhacker Karl------hier!----- Trollmann Philipp------ hier!------ und als Letzter: Zimmermann Bernhard----- hier!------- Ist noch Jemand da, den ich nicht aufgerufen habe?----- Ist noch Jemand da, den ich nicht aufgerufen habe?------------------------------------------Niemand mehr?----------------------------- Stillgestanden! - Ab­ treten! — (Hierauf Stiefelgetrampel, welches allmählich verschwindet).

Die Silberne Hochzeitsfeier Von Karl Valentin 1940.

(Lärm von ca 15 bis 20 Gästen - Hochzeitsgesellschaft). Jubilar: klopft an das Glas (kling, kling, kling) Stilentium! - Mehre­ re Gäste schreien ebenfalls: Stilentium! - Ruhe! Jubilar: schlägt wieder 3 mal an sein Glas (kling, kling, kling). Beim dritten »kling« zerschlägt er das Glas. Alle lachen! Die ganze besoffe­ ne Gesellschaft ist nach der durchzechten Nacht nicht mehr zu bändi­ gen. Der Hochzeitsjubilar kann kaum selbst noch reden, aber er will doch noch seine Rede halten. Er fängt damit an, wenn er auch nur mehr lallen kann. Jubilar: Meine lieben Hochzeitsgäste! In dieser späten - ah vorangerückten Stunde - muss ich - ah - sehe ich mich ver­ pflichtet - an meine Gäste noch eine kleine Ansprache - zu hal­ ten. - Heute sind es genau 25 Jahre — Ruhe! Ruhe! - dass ich meine geliebte Minna - zum Traualtar geführt habe. - In diesen 25 Jahren — Ruhe! Ruhe! - hat sie mir stets Glück und Freun­ de - ah Freude - ins Haus gebracht und mir immer die Treue Hatzi!----- gehalten. Minna: Unverschämtheit!!! (Die Jubilarin empört sich wegen dem Hatzi!) Es entstehen Meinungsverschiedenheiten, die in eine wüste Rauferei ausarten. Schlachtenlärm erklingt, Gläser und Beleuch­ 83

tungskörper klirren, Stühle hört man fallen, Verletzte hört man jam­ mern und zum Schluss hört man den Jubilar mit Feldhermstimme schreien: Jubilar: Muss denn, jedesmal bei meiner Silbernen Hochzeitsfeier gerauft werden!!!

Schwieriger Kuhhandel Von Karl Valentin 1940. Bäuerin: Da geh mit, da vorn hab i de Kuah, de i verkaufa will. Viehhändler: (zur Bäuerin) Was kost de Kuah? Bäuerin: De is net billig! Viehhändler: Was kost, möcht i wissen!? Bäuerin: Müasst i zerscht an Bauern frag’n. Viehhändler: Ja, g’hört de Kuah dir oder an Bauern? Bäuerin: De g’hört uns mitanand. Viehhändler: Ob’s dir alloa g’hört oder an Bauern, oder euch alle zwoa mitanand, des is mir gleich; i möcht nur wissen, was s’ kost! Bäuerin: De g’scheckerte hint war billiger. Viehhändler: Was de kost, möcht i wissen!? Kuh: (muht) Muuuuuhhhhhh[.] Viehhändler: Di hab i net g’fragt, die Bäuerin soll mir’s sag’n. Bäuerin: Wennst heut a Kuah kaufst, derfst as Geld net oschaug’n. Viehhändler: I will ja ’s Geld net oschaug’n, i will’s ja ausgeb’n, nur muasst ma’s sag’n, wieviel i ausgeb’n muass für de Kuah! Bäuerin: Für de g’scheckerte da hint’n? Viehhändler: Na, für de da! Bäuerin: I an deiner Stell tat de G’scheckerte kaufa, weil de is zwar net so schwär, aber kosten tat’s net so vui als wia de da. Viehhändler: Ja Bäuerin, i woass ja no gar net was de da kost, viel weniger de andere da hinten. Bäuerin: Ja, möchst denn alle zwoa kaufa?

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Viehhändler: Na - blos oane - und zwar de da. Bäuerin: Warum na grad de teure? Viehhändler: De Teure? Ja Bäuerin, dann muasst ma ja doch z’erst an Preis sag’n von de zwoa Küah, sonst woass i doch net, ob de oa teuer is oder de andere. Bäuerin: Freili is de oa teurer als de andere, sonst warn’s ja alle zwoa gleich im Preis. Viehhändler: Ja der Preis is ja mir a gleich, i tua ja net handeln, i kauf dir ja de Kuah um jeden Preis o. Bäuerin: Um jeden Preis? Ja, jede Kuah hat ja blos oan Preis. Viehhändler: Freili ko oa Kuah net zwoa Preis hab’n - so g’scheit bin i selber, es genügt mir ja a, wennst ma blos oan Preis sagst. Bäuerin: Den Preis von da G’scheckerten? Viehhändler: Na! - Von dera do!!! Bäuerin: I hab dir’s doch g’sagt, von dera woass i koan Preis, da muass i warten, bis da Bauer kummt. Viehhändler: Wann kimmt denn da Bauer? Bäuerin: Des hat a ma net g’sagt — des müassat da Miche, da Knecht, der müassat’s wissen! Viehhändler: Ja, na frag halt an Michel, wann da Bauer kommt! Bäuerin: Ja mei, da Miche is net da, der arbeit im Wald drauss. Viehhändler: So----- ja und wann kummt denn da Michel hoam? Bäuerin: Des woass i a net - des müassat a da Bauer wissen. Viehhändler: So, des woass a blos da Bauer? - Und was de Kuah kost, des tat a blos er wissen!----- Der woass eigentlich vui!----- Schad, dass er nia da is------ ja!------ na kenna ma also koa G’schäft macha...................... Bäuerin: Schad! Viehhändler: Also na pfüat di Gott, Bäuerin! Bäuerin: Pfüat di Gott a!

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Politische Ansichten Von Karl Valentin 1940.

V: Liebes Fräulein, meine Meinung ist, dass der, der nichts von der Politik versteht, die Finger davon lassen soll. K: Von dieser Aeusserung dürfen Sie sich selbst aber nicht im Geringsten betroffen fühlen, denn Ihre politischen Ansichten waren von jeher unbestreitbar, fast auch unbegreifbar. Es wäre furchtbar interessant, wenn Sie sich zur heutigen politischen Lage äussern würden. V: Tja! - Gerne will ich Ihnen einige Punkte erklären, die viel­ leicht gerade jetzt von Bedeutung sind. K: Das wäre? V: Obwohl man Amerika mit A und Portugal mit P schreibt, ist es geradezu verblüffend, dass sensible Regierungsformularitäten in eigener Anschauung ein überall sich selbst Überschlagendes Echo derselben Ansichten gezeitigt hat. Wider aller Erschei­ nungen angekämpfter Errungenschaften stellt die Lage derzeiti­ ger Meinungen ein klares Verhältnis zwischen Sein und Nicht­ sein. Klar ist es auch jedem Laien, dass eine Vertrauenssache, nicht von Ländern in einer Zeit des Imperialismusses angezwei­ felt werden kann. K: Das ist mir auch verständlich, denn wie im Kleinen, so auch im Grossen! Länder, Staaten, ja ganze Völker, deren gegensei­ tiges Interesse schon in vergangenen Jahrhunderten ein Kapitel für sich bedeutete, haben ihre Lehren daraus gezogen, denn schliesslich und endlich waren sie sich alle der Tragweite unbe­ wusst bewusst, eine solche Sache kurzerhand in die Länge zu ziehen. V: Ja, ganz meine Meinung! Es ist das schwer auszudrücken, ich meine, es ist dasselbe, von China abgesehen, eigentlich an der ganzen wirtschaftlichen Lage, welche es ja nur der Verbindung mehrerer Staaten zu verdanken hat. Eine soziale internationale Abmachung würde in diesem Falle in Europa, das greift natür-

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lieh schon weit zurück, eine Verlegung, vielmehr eine Entspan­ nung herbeifuhren, wenn auf das Einverständnis von Resigna­ tionen zu rechnen ist. K: Ja ja, das ist mir klar, daran habe ich ja auch nicht gezweifelt; ich verstehe nur das eine nicht, warum ein Kompromiss zustan­ de kam, wenn doch alle einer Meinung waren. V: Eben darum! Der Kompromiss war ja nur die Ueberbrückung, um einer Verschleierung der europäischen Lage entgegenzutre­ ten. K: Ja, und Guatemala? V: Guatemala steht auf demselben Standpunkt; denn solange in Bonjaluka, — ich kann natürlich nicht einen Vergleich ziehen zwischen vertraglich gebundenen Ländern, - aber immerhin könnte im Falle einer Internalisation eine friedliche Lage geschaffen werden. K: Ja erlauben Sie mal, da haben Sie aber wirklich eine eigenarti­ ge politische Ansicht! Eine Verbindung ehemaliger Verträge eines Nichteinmischungs-Paktes würde ja gerade das Gegenteil bewirken! V: Reden Sie doch keinen solchen Unsinn! Sie brauchen doch nur einmal die Landkarte in die Hand nehmen und dann deu­ ten Sie mit einem Zeigefinger auf Aegypten und mit dem andern Zeigefinger auf Augsburg, dann wird Ihnen vieles klar werden. K: Natürlich ist das nicht zu unterschätzen, aber das sind nur Phrasen, an deren Ausführung nie zu denken ist. V: Unsinn! Sie haben doch den deutlichsten Beweis an der Insel Ceylon. Wer hätte das geahnt, dass Ceylon............ K: Ja ja, aber Ceylon............. V: Lassen Sie mich doch ausreden! K: Bitte V: Wer hätte das geahnt, dass Ceylon.......... K: Ja - Ceylon -................. V: So lassen Sie mich bitte zuerst doch ausreden! Wer hätte das geahnt, dass Ceylon wie es heute dasteht, - na! K Ja, das hat allerdings Niemand vermutet!

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V: Na sehen Sie! - Versteh’ ich was von Politik? K: Ja, Sie reden schon so g’scheit daher!----- Ihnen könnte man sekundenlang zuhören!

Des Freundes Brief Von Karl Valentin 1940.

Mann: So - Cäcilie - wir werden diesem sauberen Herrn einen Brief schreiben, der sich gewaschen hat! — Nimm einen Brief­ bogen! - Hier ist die Tinte - und schreibe, was ich Dir diktie­ re! Frau: Was ham mir denn heut für an Datum? Mann: Nix Datum, der is ja gar koan Datum wert! Frau: Was soll ich schreiben? Mann: Datum: den so und so vielten............ Frau: Also, ich schreib: »Sehr geehrter Herr« [.] Mann: Nix geehrter Herr, geehrter weglassen....... Frau: Na hoasst’s ja bloss »Sehr Herr«[.] Mann: Dös is wurscht----- Schreib jetzt: Es ist schon kaum unglaublich, dass Sie sich erdreisteten, einen Freund, wie wir zu Ihnen sind, vielmehr waren, in so einer unverschä.............. , na so könna ma net schreib’n----- nimm an neuen Brief­ bogen! Frau: Dieselbe Ueberschrift? Mann: Ja - schreib: Wenn Sie mir binnen — wenn Sie mir bin­ nen —, hast Du’s g’schrieb’n? Frau:Ja Mann: Na - so könna ma a net schreib’n; »Binnen« ist eine ganz alte Schreibart. - Nimm an neuen Briefbog’n! - Hast’n? Schreib: Nix, gar keine Ueberschrift. - Hinsichtlich Ihres gegen uns erzeugten Benehmens Ihrerseits, wo es sich um Familieneinmischungsdifferenzen handelte, - handelte», werden Sie zukünftigerseits gegenseitiges Erachtens - Intriguen igno88

riert —, keinesfalls----- , na, da kennt er sich net aus - nimm an neuen Briefbogen! Frau: Ja mei, mir ham fei blos mehr a paar Dutzend Briefbogen daheim! Mann: Die reichen schon----- schreib: »Glauben denn Sie, Sie hundsgemeiner Sauhund, dass Sie............ [«] Frau: Um Himmelswillen, Oskar, so dürf ma ihm net schreib’n, der verklagt Di ja sofort wegen Beleidigung! Mann: Stimmt - ja - dös is etwas zu derb! - Nimm an neuen Briefbog’n! Frau: Dös is jetzt schon der 5. Briefbog’n, den mir wegen dem Dreckkerl verpatzt ham! Mann: No no no, Cäcilie, tu Dich etwas mässigen in Deinen Ausdrücken, schliesslich sind wir ja bessere Leute! - Wir müssen ihm so schreiben, dass er sich sagt: nach dem Brief nach zu schliessen, können das keine gewöhnlichen Menschen sein. Frau: Ja - ganz richtig! Schöne Zeilen sollen wir ihm servieren, denn schliesslich war er ja doch Dein ehemaliger Freund und Du hast schon schöne Stunden mit ihm verlebt. Mann: (in •weinerlichem Ton) Ja, o mei, da derf i gar net dranden­ ken, da könnt i glei weinen............ Frau: Na na Oskar, vergiss Dich nicht!!! Mann: Schreib: Mein lieber, guter, alter Freund! Die Wunde, die mir das so jäh zerrissene Freimdschaftsband, welches sich einst um uns geschlungen hat, verursacht hat, blutet heute noch. Auch Du, lieber alter Freund, wirst es nie vergessen, als wir in lauer Sommernacht im Hofbräuhauskeller unter duftenden Kastanienbäumen unsere Massen schlürften, und wir dann in der Sternennacht schwer beladen, aber selig, heimtorkelten. Ein Strauss himmelblauer Vergissmeinnicht sollen das Zeichen unserer Freundschaft wieder.......... halt, halt, halt, na na nix, ja dös war ja der reinste Liebesbrief! Frau: Ja dös hab i mir a grad denkt! Mann: Zerreiss sofort den Schmarrn! Frau: (Zerreisst den Brief). Jetzt wird’s aber bald Zeit, dass Du

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Dich entschliesst, was mir ihm eigentlich schreib’n. I hab ja noch a andere Arbeit auch. Mann: Jetzt weiss ich, was ich ihm schreib: - kurz und bündig! Nimm an neuen Briefbog’n und schreib: »Geehrter Herr! Ich beschliesse nun mein Schreiben und erachte die ganze Angele­ genheit für erledigt. - Hochachtungsvoll! [«]

Telefon-Schmerzen [Buchbinder Wanninger] Von Karl Valentin 1940.

Handlung: [QDer Buchbindermeister Wanninger hat auf Bestellung der Baufirma Meisel ¿r Co., 12 Bücherfrisch eingebunden und bevor er die­ selben liefert, fragt er telefonisch an, wohin er die Bücher bringen soll und ob und wann er die Rechnung einkassieren darf. Er geht in seiner Werkstätte ans Telefon und wählt eine Nummer, wobei man das Geräusch der Wählerscheibe hört). Nachdem der Anschluss hergestellt ist: Baufirma Meisel, Portier: Hier Baufirma Meisel & Co. Buchb. Meister: Hier ist Buchbinder Wanninger. Ich möchte nur der Fa. Meisel mitteilen, dass ich die Bücher fertig habe und pb ich die Bücher hinschicken soll und ob ich die Rechnung auch mitschicken soll - bitte! Portier: Einen Moment! Sekretariat: Hier Meisel & Co., Sekretariat! Buchbd. Meister: Hier ist Buchbinder Wanninger. Ich möchte Ihnen nur mitteilen, dass ich die Bücher fertig habe und ob ich die Bücher hinschicken soll und ob ich die Rechnung auch mit­ schicken soll - bitte! Sekretariat: Einen Moment, bitte! Direktion: Direktion der Fa. Meisel & Co. hier! Buchbd. Meister: Hier ist Buchbinder Wanninger. Ich möchte der Fa. Meisel nur mitteilen, dass ich die Bücher fertig habe und



ob ich die Bücher hinschicken soll und ob ich die Rechnung auch mitschicken soll - bitte! Direktion: Ich verbinde Sie mit der Verwaltung, einen Moment mal! Verwaltung: Hier Baufirma Meisel & Co., Verwaltung! Buchbd. Meister: Hier ist Buchbinder Wanninger. Ich möchte Ihnen nur mitteilen, dass ich die Bücher fertig habe und ob ich die Bücher hinschicken soll und ob ich die Rechnung auch mit­ schicken soll - bitte! Verwaltung: Rufen Sie doch bitte Nebenstelle 33 an. Sie kön­ nen gleich weiterwählen. - (Geräusch der Wählscheibe) Nebenstelle 33: Hier Baufirma Meisel & Co. Buchbd. Meister: Hier ist Buchbinder Wanninger. Ich möchte der Fa. Meisel mitteilen, dass ich die Bücher fertig habe und ob ich die Bücher hinschicken soll und ob ich die Rechnung auch mitschicken soll - bitte! Nebenstelle 33: Einen Moment mal! Ich verbinde Sie mit Herrn Ingenieur Plaschek. Ing. [Plaschek]: Hier Ingenieur [Plaschek]! Buchbd. Meister: Hier ist Buchbinder Wanninger. Ich möchte nur dem Herrn Ingenieur mitteilen, dass ich die Bücher fertig habe und ob ich die Bücher hinschicken soll und ob ich die Rechnung auch mitschicken soll - bitte! Ing. [Plaschek]: Da weiss ich nichts davon. Fragen Sie doch mal bei Herrn Architekt Klotz an. Einen Moment mal! Archit. Klotz: Hier Architekt Klotz! Buchbd. Meister: Hier ist Buchbinder Wanninger. Ich möchte nur dem Herrn Architekt mitteilen, dass ich die Bücher fertig habe und ob ich die Bücher hinschicken soll und ob ich die Rechnung auch mitschicken soll - bitte! Archit. Klotz: Da fragen Sie am besten Herrn Direktor selbst. Er ist jetzt nicht in der Fabrik. Ich verbinde Sie gleich mit der Wohnung. Wohnung: Hier Direktor Hartmann! Buchbd. Meister: Hier ist Buchbinder Wanninger. Ich möchte dem Herrn Direktor nur mitteilen, dass ich die Bücher fertig 9i

habe und ob ich die Bücher hinschicken soll und ob ich die Rechnung auch mitschicken soll - bitte, Herr Direktor! Wohnung, Dir.: Ich kümmere mich nicht um diese Sachen. Vielleicht weiss die Abteilung III Bescheid; ich schalte in die Firma zurück. Abtlg. III: Baufirma Meisel, Abteilung III. Buchbd. Meister: Hier ist Buchbinder Wanninger. Ich möchte nur der Fa. Meisel mitteilen, dass ich die Bücher fertig habe und ob ich die Bücher hinschicken soll und ob ich die Rechnung auch mitschicken soll - bitte. Abtlg. III: Einen Moment bitte, ich verbinde mit der Buchhal­ tung. Buchhaltung: Fa. Meisel & Co., Buchhaltung! Buchbd. Meister: Hier ist Buchbinder Wanninger. Ich möchte nur der Fa. Meisel mitteilen, dass ich die Bücher fertig habe und ob ich die Bücher hinschicken soll und ob ich die Rechnung auch mitschicken soll - bitte! Buchhaltung: So, sind die Bücher endlich fertig - hören Sie zu, dann können Sie ja dieselben [-] Rufen Sie bitte morgen wieder an, wir haben jetzt Büroschluss! Buchbd. Meister: Jawohl - danke - entschuldigen Sie vielmals bitte.

Heirats-Annonce Von Karl Valentin 1940.

(Schalterraum-Geräusche, Zeitungblättem). Rundfunk-Ansager: Verehrte Hörerinnen und Hörer! - Wir bringen Ihnen nun einen Hörbericht von einem Schalterraum des »Allgemeinen Stadtboten«. - Wir schalten um! V: Verzeihen Sie, Fräulein, bin ich hier am richtigen Schalter? In Ihrer Zeitung stand eine Heirats-Annonce: »Einsame Witwe 92

sucht zum 2.Mal ihr Glück in der Ehe, u.s.w.«. Ich habe diese Annonce gelesen - ungefähr - vor 4-5 Wochen in Ihrem Blatte und die Zeitung ging mir verloren. Oh bitte, sind Sie doch so gut und suchen Sie mir die Zeitung mit dieser Annonce! K: Ja Du lieber Gott, wenn Sie nicht den genauen Datum wissen, lässt sich das schwer machen. V: Die Annonce war ungefähr 5 cm lang und 3 cm breit. »Einsame Witwe sucht zum 2.Mal ihr Glück u.s.w.« K: Vor 4 bis 5 Wochen, sagen Sie? - Ja, Sie können doch nicht verlangen, dass ich alle diese Zeitungen, die seit 5 Wochen erschienen sind, durchblättere! V: Sind Sie doch so lieb! Vielleicht ist es schon in den ersten Nummern enthalten! K: No, - das wäre ein grosser Zufall! V: »Einsame Witwe sucht zum 2.Mal ihr Glück in der Ehe u.s.w.«. Die Annonce ist ungefähr 5 cm lang und 3 cm breit. K: Das ist doch unmöglich, unter so vielen Zeitungen die Anzeige herauszufinden! V: Aber es ist drin g’standen! K: Ja, ja, da steht mehr drin! V: Ja das andere interessiert mich nicht; mich interessiert nur die eine Annonce. Die Annonce ist, wie gesagt, cirka 5 cm lang und 3 cm breit, und der Text ist: »Einsame Witwe sucht zum 2.Mal ihr Glück in der Ehe usw.[«J K: Ja, so schau’n Sie doch her, das ist jetzt schon die 10. Zeitung; ich habe doch schliesslich andere Arbeit auch noch zu machen! V: Fräulein! Sind Sie doch so nett! Sie helfen mir vielleicht zu meinem Glück! Es hängt alles von dieser Annonce ab, von die­ ser kleinen Annonce, 5 cm lang und 3 cm breit, »Einsame Witwe sucht zum 2. Mal ihr Glück in der Ehe u.s.w.« K. Ja, das weiss ich jetzt bereits, wie die Annonce lautet, aber Sie sehen ja selbst, - ich finde diese Annonce nicht. V: Vor 4 bis 5 Wochen habe ich dieselbe selber gelesen: »Einsame Witwe sucht.. [«] K: Ja, so hören S’ doch jetzt endlich einmal auf, mit der einsamen Witwe! 93

V: Aufhören, Fräulein! - Anfängen will ich mit der einsamen Witwe, nicht aufhören! Deshalb ersuche ich Sie ja, so lange zu suchen, bis wir sie haben! Die Annonce ist ungefähr............ K:............... 5 cm lang und 3 cm breit! Solche Annoncen in dieser Grösse sind nach den Hunderten in unserer Zeitung. V: Ja, ja, das glaube ich schon, aber es handelt sich ja bei die­ ser Annonce nicht nur um die Grösse allein, sondern um den Text - »Einsame Witwe sucht zum 2.Mal ihr Glück in der Ehe«[.J K: Ja Ehe! — Ehe wir die Annonce finden, suchen’s Ihnen a ande­ re Witwe! Da gibt’s genug in München! V: Nein, - ich will nur eine »einsame Witwe, die zum 2.Mal ihr Glück in der Ehe sucht!« K: Jetzt mag ich nicht mehr! Da schaun’s her! Jetzt hab’ ich alle Heirats-Annoncen der letzten 5 Wochen durchgeschaut, da ist keine drin. Haben Sie die Annonce auch bestimmt in unserem Blatt gelesen? V: Ja, - ganz bestimmt! K: Vielleicht haben Sie’s im »Landboten« gelesen? Wir sind die Redaktion vom »Stadtboten«. V: Ja! - Im »Landboten«! K: Ja, Sie saudummer Hanswu............. Rundfunk-Ansager: Wir schalten um!

Wahre Freundschaft Von Karl Valentin 1940.

V: Aber das ist eine Ueberraschung für mich! Ihr Herr Schwager, der Lorenz, mein bester Freund, ist gestern gestorben. K: Ja! Ja! - Das ist schnell gegangen! Der hätte ruhig noch so 10 bis 20 Jahre leben können. V: Ja ruhig! - Ich hab’ ihn ja gern mög’n - er war ein lieber Mensch - einer meiner besten Freunde - wirklich! 94

K: Ja, er hat bei Lebzeiten oft von Ihnen erzählt und von den . Stück’ln, die Ihr beide gemacht habt. V: O mei - ich hätt’ nicht ’glaubt, dass dieses Freundschaftsband so schnell und jäh zerrissen wird! K: Ja, das hätt’ niemand so schnell geglaubt. V: Ich kann’s noch gar nicht recht fassen, dass der Lorenz - so ein wackerer Kamerad - schon von uns gegangen sein sollte! K: Er hätt’ halt nicht so viel trinken soll’n! ’s Bier hat er halt gern mög’n. V: Ja mei, wenn er’s net so gern mög’n hätt, hätt er sicher net so viel trunken. - Aber dass es so schnell geht, hätt nicht jedermann geglaubt! K: Ja, es ist fast allzu schnell gekommen! V: Aber ich darf sagen, ich hab’ viele Freunde, aber mein bester Freund war und bleibt der Lorenz. Wie oft hat er mir in der Not ausg’holfen, wenn’s grad net g’stimmt hat! Lorenz - hab i g’sagt, i bin momentan in Verlegenheit; - schon hat er mir RM. 50.- in die Hand gedrückt. K: Das stimmt, er war zu gut, zu gut! V: Seh’n Sie, Frau Oberberger, das sind Freunde, und solche Leut müssen fort. K: Ja, - in der Hinsicht war er grosszügig! V: Er war ein Mensch, der andern Menschen gezeigt hat, was ein Mensch ist. Er war immer nobel! K: Ja - nur nobel, das kann man nicht anders sagen! Ihnen gegenüber sogar sehr nobel - hat er mir oft gesagt. V: Einmal, wie es mir recht dreckig gangen ist, - ich war damals ganz am Hund - und trotzdem er selbst nicht auf Rosen gebet­ tet war, hat er mir mit 500 - Mark gutg’standen. Das werd’ ich ihm in Ewigkeit nicht vergessen. K: Ja, - so war er! Er hat eine edle spendende Seele g’habt! - Ja, die hat er g’habt! V: Ja, die hat er g’habt! - Und jetzt hat er das Zeitliche gesegnet, der gute Lorenz! K: Das Zeitliche hinter sich - ja, das kann man wohl sagen. V: Zu jedem Namens- und Geburts-Tag hat er mir gratuliert. Da

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schaun’s her, Frau Oberberger, das Zigarrenetui (schnackelt) hat er mir auch g’schenkt! Das wird mir ein nie vergessendes An­ denken bleiben! K: Ich hab’ noch eine Photographie zu Hause, wo Sie und der Lorenz armumschlungen im Salvatorkeller sitzen. V: Ja, - das war’n Zeiten! Für mein Freund Lorenz wär ich jeder­ zeit durch’s Feuer gegangen - ja! - Ich schon!!! K: Davon bin ich überzeugt! V: Wann ist denn die Beerdigung? K: Am Sonntag um 3 Uhr! V: Am Sonntag um 3 Uhr — schad’, - da muass i nach Daglfing zum Rennen - da kann i leider net komma! Na ja - verwandt war’n wir ja eigentlich nicht zueinander!

Jagdsport Von Karl Valentin 1940.

K: So, so, Sie sind auch ein Jäger? Wann geh’n Sie immer auf die Jagd? V: Ja nicht immer! Hie und da oft sehr selten. K: Ha, ha, - also ein sogenannter Sonntagsjäger! Haben Sie schon viel geschossen? V: G’schossen schon viel, - aber wenig getroffen! K: Wie kommt das? V: Ja, da bin ich überfragt. - Ich hab ein sehr gutes Gewehr, Muni­ tion, an grossen Rucksack, ausgerüstet bin ich gut. K: Ja ja, die Ausrüstung ist Nebensache, die Hauptsache wär der gute Jäger. V: Was heisst der gute Jäger! Wenn ein guter Jäger keine Ausrü­ stung hat, dann kann er nichts machen. K: Sie versteh’n mich falsch; ich meine, der beste Jäger mit der besten Ausrüstung trifft nichts, wenn kein Wild da ist; des­ halb ist eigentlich die Hauptsache an der ganzen Jägerei: das

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Wild, also die Rehe, Hasen, Rebhühner, Gemsen und derglei­ chen. V: Ja, das ist klar! Wenn’s kein Wild geben würde, dann gäb’s auch jedenfalls keine Jäger. K: Ja, es gibt aber Wild, und Jäger gibt’s auch! V: Ja freilich gibt’s Jäger, ich bin ja einer, dös hab ich doch schon g’sagt! K: Freilich ham Sie mir dös g’sagt, das glaub ich ja auch. Ich hab nur wissen wollen, ob Sie schon was g’schossen haben! V: Ja freilich! Karpfen, - Hechte und - Forellen! K: Waaaaas? - Fische ham Sie g’schossen? V: Na! Ich bin doch Fischer auch! K: So, so, Sie sind auch Fischer? V: Ja! Ich bin Fischer! Ich hab amal einen Bekannten g’habt, der heisst Fischer - und den hab ich amal g’fragt, warum er eigent­ lich Fischer heisst, dös hat der gar nicht gewusst. K: Dös find’ ich nicht so eigenartig, wenn der das nicht g’wusst hat, warum er Fischer heisst; da find’ ich das viel lustiger, dass Sie ein Fischer sind! V: Was heisst da lustiger? Die Fischerei ist doch nicht lustig, eher langweilig! K: Ja, dös stimmt; deshalb ist sie ja so lustig, nicht für den Fischer, aber für die andern! V: Für was für andere? K: Na ja, für die Zuschauer! Wenn so ein Fischer z. B. fünf Stund lang nach einem Fisch fischt und er zieht dann einen alten Ho­ senträger raus, oder eine alte Matratzenfeder, dös ist doch lustig! V: Für uns Fischer nicht! - Und übrigens kommt so etwas ganz selten vor. Und wenn man so altes Zeug raus angelt, so ist da nicht der Fischer schuld, sondern diese andern, die so altes Klump ins Fischwasser hineinwerfen, statt in die Kehrichttonne, - die Drecksäue! K: Ja, wo ham Sie denn Ihr Fischwasser? V: In der Würm. K: In der Würm? Und mit was fischen Sie da? V: Mit Würm’. 97

K: In der Würm fischen Sie mit Würm’? V: Nein! Mit Würm’ fisch’ ich in der Würm. K: Dös is doch das Gleiche? V: Ha, ha! Sie san gelungen! Ich kann doch nicht die Würm an d’ Angel hinstecken und in d’ Würm mei’ Angel hineinhängen! K: Ja, also das versteh’ ich nicht! V: Ja, das kann ich versteh’n, dass Sie das nicht versteh’n! Ham Sie die Würm noch nicht g’sehn? K: Was für Würm’? V: Na, die Würm! K: Ja, wieviel Würm meinen Sie denn? V: Ja, nur eine'. K: Was? Eine Würm? Das ist doch kein deutsch! Es heisst doch: die Würmer\ V: Ja, Sie können doch nicht sagen: durch Gräfelfing fliesst die Würmer\ Die Würm ist doch ein Bach - ein kleiner Fluss! K: Ja, das wusst ich nicht, dass in Gräfelfing die Würm durch­ fliesst, denn ich wohn’ ja in Planegg! V: Da fliesst ja die Würm auch durch! K: Diere/fc Würm? V: Dös weiss ich nicht, - ob das dieselbe ist, - kann sein!

Was ist hier passiert? Von Karl Valentin 1940. (Mit etwas Strassenlärm unterlegt). A: Sie! - Was ist denn da los, dass so viele Leute da steh’n? B: Ja, ich glaub’, es ist etwas passiert! A: Was soll da passiert sein? B: Ich hab’ keine Ahnung! - Vielleicht ist ein Kind........ A: O, diese Kinder! B: Immer wird in der Zeitung gewarnt, aber es ist alles umsonst! A: Sie fahren aber auch wie die Wilden!

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B: Ach! Dummes Geschwätz! Die Wilden fahren vielleicht gar nicht so wild[.] A: Doch! B: Wieso? Mit was wollen denn die Wilden wild fahren? Die haben doch noch gar keine Autos! A: Das nicht! Die fahren halt am Nil mit den Kähnen. B: Mit den Kähnen, da können’s doch nicht wild fahren, und wenn sie da wild fahren, dann können’s doch niemand überfahren, denn auf dem Nil gehen doch keine Fussgänger. A: Na ja, das nicht! Man sagt halt: »Der fährt wie ein Wilder!« B: Ja ja, aber für uns Europäer hat doch das gar keine Bedeu­ tung! A: Na ja, ist es jetzt, wie es ist, ob der wie ein Wilder gefahren ist oder wie kein Wilder, jedenfalls ist da was passiert! B: Das ist heutzutags eine ewige Passiererei! A: Ja, da haben Sie recht! B: O mei, gegen früher! A: Ja früher, - da hat ja nichts passieren können. B: Sagen Sie das nicht! - Da ist auch was passiert! A: Ja gewiss, - genau so viel wie heute. B: Na, genau so viel will ich nicht sagen! A: Na! Na! - Ganz genau so viel natürlich nicht. B: Nein, ich meine so! - Das ist eben Schicksal! Der eine stirbt im Bett und der andere zu Hause! A: Sie! - Fragen Sie doch mal den Herrn, der neben Ihnen steht, ■was da eigentlich passiert ist! B: (Zu Passant I:) Sie! - Wissen Sie, was hier passiert ist? Passant I: Tut mir leid, ich hab’ keine Ahnung. Wahrscheinlich ist etwas passiert, weil so eine Menge Leute da stehen. Vielleicht weiss der Herr vor Ihnen Bescheid. B: (Zu Passant II:) Verzeihen Sie, ist hier was passiert? Passant II: Ich glaub’, dass nichts passiert ist, sonst wär’ doch ein Schutzmann da! A: Ein Schutzmann könnte auch da sein, wenn nichts passiert wäre. B: Oder umgekehrt! - Kürzlich, vor einigen Jahren, ist in der Luft

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was passiert, sind 2 Flieger zusammengestossen und war auch kein Schutzmann droben. A: Unsinn! Sie könnten ja gleich sagen, auf dem Meeresgrund haben einmal 2 Taucher gerauft und war kein Schutzmann drunten. - Aha! - Da schaun’s hin! Mit dem Radfahrer da dort muss irgend was los sein! Eine Frau: (sich in das Gespräch mischend) Nein! - Das war so! Der Radfahrer hat sein Rad an das Haus hingelehnt, und kaum hat er’s hingelehnt, ist die Dame da mit dem grauen Hut vor­ beigegangen und hat sich ihr Kleid an dem Rad schmutzig gemacht. Dann hat sie zu dem Radfahrer gesagt, »das Rad gehört nicht da her«, dann hat der Radfahrer g’sagt: »Machen’s halt ’s nächste Mal Ihre Aug’n auf, beim hellichten Tag muss man doch so a Rad seh’n!« - So war’s und nicht anders! A: Dös is a ganz a g’scheite! B: So!----- No ja! - Jetzt wissen wir wenigstens, was da passiert ist! - Und deshalb steh’n seit einer halben Stund hunderte von Menschen da! A: Ja, - das ist in München immer so!

Historisches Von Karl Valentin 1940.

V: Ja, ja! Herr Mittelholzer, ich weiss Alles, was in der Welt vor­ gegangen ist, denn ich bin ja Historiker. - Morgen mittag 3/4 12 Uhr sind es zum Beispiel 200 Jahre her, dass der fromme Schwäbbermann von der Neuhauserstrasse, zusammen mit sei­ nem Freund Columbus den Malzkaffee entdeckte. K: So lang ist das schon wieder her! V: Lange vorher schon, als König Herodes in einer Wirtschaft dem Grafen Zeppelin zeigte, wie man ein Ei auf die Spitze stellt, kam der Stein ins Rollenf.J K: Ja, das stimmt, das soll fast wahr gewesen sein!

V: Einige Wochen später sah sich nun König Barbarossa genötigt, der Hochzeit zwischen der Jungfrau Schneewittchen und dem Bergwerksbesitzer Herrn Josef Rübezahl beizuwohnen. K: So, der hat beizuwohnen wollen. V: Aber das Hochzeitsmahl wurde jäh unterbrochen durch plötzli­ che Vorbereitungen zum 30-jährigen Kriege. K: Das kann man sich denken. V: Allein schon die Tatsache, dass die feierliche Eröffnung der Zugspitzbahn auf einen Tag vorher verschoben werden musste, brachte unter die Zuschauer des grossen Fussball-Länderspieles grosse Bestürzung. K: Das war vorauszusehen! V: Pfarrer Kneipp, der sich damals zu einer Kaltwasserkur nach Wörishofen begab, um dort Heilung zu finden, die er auch fand, arbeitete damals schon an den Plänen des Walchenseepro­ jektes. K: Dös hab ich der Frau Eisele, unserer Nachbarin, auch erzählt, und die hat g’sagt, das wären nur Gerüchte. V: Napoleon Bonaparte, der sich mit seinem Schulkameraden Negus von Abessinien während einer Verdunkelungsübung den Boxkampf des Weltmeisters Nurmi anhörte, liess sich von Pro­ fessor Piccard mit den neu erfundenen Tbdesstrahlen impfen und hatte es Faust-dick hinter den Ohren. K: Das glaub ich auch, denn so ein Mann hat doch Erfahrung! V: Dem Edison sein Sohn, der bei einem Kameradschaftsabend im Beisein von Andreas Hofer im Restaurant zum FünfwaldstätterSee einen Vortrag hielt über den letzten Stratosphärenflug des Motorfahrers Max Schmeling, wurde vom Prälat des oberbayri­ schen Hopfenzupfer-Syndikats der Nobelpreis für Fingernägel­ beissen verliehen. K: Das kann man dem Edison seinem Sohn nicht genug danken! V: Wenn man nun eine Parallele zieht zwischen den Befreiungs­ kriegen und dem Fortschritt der Farbenphotographie, so ver­ knüpft sich in einem selbst der Gedanke an Maria Stuart, als sie auf der Ruine von Karthago stehend, ausrufte: »Ist denn kein Stuhl da für meine Hulda?« 101

K: Das hat der Herr Hepperdepemepi auch immer g’sungen! V: Da stiftete nun zum Trotz Kaiser Nero zur Einweihung des Wittelsbacher Brunnens io Hektoliter Mangfallwasser. K: Seh’n Sie, das sind Wohltäter der Menschheit! V: Das ärgerte den alten Diogenes so, dass er sein Fass verkaufte und mit dem Lohengrin seinem Schwan auf dem Rhein vor dem Loreleyfelsen vorbeifuhr und zur Loreley hinaufschrie: »Ich weiss nicht, was soll das bedeuten!« K: Genau so geht’s mir auch; zu allem diesen Mist, den Sie mir da jetzt grad erzählt haben, kann ich auch nur sagen: »Ich hab keine Ahnung, was das bedeuten soll!«

Streit mit schönen Worten Von Karl Valentin 1940.

Sie: Mei Ruh lass mir! Er: Du mir auch! Sie: Ich weiss schon, wieviel es g’schlagen hat! Er: Ich auch! Sie: A anderer Mann geht auf d’Nacht in sein Wirtshaus und kommt in der Früh heim; aber das ist ja Dir alles fremd, Du fühlst Dich ja nur am häuslichen Herd glücklich! Er: Du hockst ja auch lieber daheim bei mir! Sie: Ja, wenn Du es nur einsiehst! Er: Du hast mir noch jede Stunde meines Lebens verschönt! Sie: Du mir genau so; und wenn ich noch so betrübt war, so warst es Du, der mir jeden Wunsch von den Augen absah! Er: Ja, weisst Du noch, wie wir damals in jener Sommernacht allein auf einer Bank sassen; Du wolltest noch bleiben und ich wollte noch bleiben, und dann kam der Schutzmann, der uns dann fragte, was wir denn da wollen. Sie: Ja, und dann warst Du es, der gesagt hat, ach lassen Sie uns doch allein! 102

Er: Ja, das weiss ich noch, aber Gott sei Dank war der Schutz­ mann dann vernünftiger und ist gegangen. Sie: Drum sag ich es 1000 mal: hätte ich nur einen anderen ken­ nen gelernt als Dich, was hätt’ ich denn an einem andern gehabt: nichts als Verdruss und Aerger! Er: Ach, wenn man Dich so ansieht----- Du bist ja so eine-----ach----- ich kann mich gar nicht ausdrücken — so ein --------------- dass ich Dir gleich stundenlang in die Augen schauen könnte! Sie: Du kannst natürlich nichts als einem Sachen ins Gesicht schleudern, die leider wahr sind! Aber meine liebe Frau Schwie­ germutter ist ja dieselbe wie ihr Herr Sohn; die kann ja auch sonst nichts, als mir recht schön ins Gesicht tun und hinter mei­ nem Rücken lobt sie mich, wo sie mich nur loben kann! Aber da bin ich ihr gut genug, dass ich ihr meine ganze Wäsche waschen lasse, alle Näharbeiten lass ich ihr zukommen ohne einen Pfen­ nig zu verlangen; da ist man dann die Schwiegertochter hinten und vorne! Zum Weihnachtsfest alle Jahre hab ich von ihr die schönsten Präsente angenommen ohne ein Wort zu sagen; aber das ist scheint’s alles vergessen! Er; Aber meiner lieben Schwiegermutter fehlt auch nichts! Wie oft hab’ ich einen kleinen Seitensprung gemacht, bei dem sie mich ertappte - nichts hat sie Dir davon gesagt! Verheimlicht hat sie Dir alles! Sie: Das sind ja unplumpe Vertraulichkeiten! Das sagst Du ja nur zu mir, dass ich Dich noch lieber haben sollte, als ich Dich sowieso schon habe. Mit derlei Sachen kannst Du mich nicht aus der Ruhe bringen und wenn Du mir’s nicht zu bunt machst, dann pack ich meine sieben Zwetschgen zusammen und bleib erst recht bei Dir! Er: Du darfst Dich nicht beklagten, denn so gemeint war es ja nicht (haut mit der Faust auf den Tisch). Ich verbitte mir nun end­ lich Deine Zudringlichkeiten! Ich hab’ Dir heute schon minde­ stens ioo Küsse gegeben, und mehr braucht eine Frau nicht an einem Tag! Sie: Das ist eine unverschämte Lüge von Dir; Du bist ein ganz 103

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gewalttätiger Mensch; das hat sich an meinem Namenstag gezeigt, als Du mir den teuren Pelzmantel gekauft hast und ich wollte nur einen gewöhnlichen Lodenmantel. Er: So, jetzt machst Du mir noch Vorwürfe, aber ich werde es mir merken! Zu Deinem Geburtstag bekommst Du von mir für Deine impertinente Bescheidenheit 500 Mark, dann kannst Du Dir kaufen, was Du willst; dann brauch ich mich wenigstens nicht mehr freuen über Deine Dankbarkeit! Sie: Ja ja, jetzt kommt natürlich wieder der Vorwurf, das bin ich ja an Dir schon gewöhnt! Ich verbitte mir ab heute von Dir jede Unzudringlichkeit - sonst werde ich Dir den Himmel kalt machen, es heisst zwar: die Hölle heiss machen, aber bei Dir ist das alles fruchtlos! Er: Eleonore, sei doch nicht vernünftig! Wollen wir uns doch wieder vertragen! Wozu immer diese aufregenden Schmeiche­ leien!? Sagen wir uns doch lieber in aller Ruhe die Gemeinhei­ ten direkt ins Gesicht! Sie: Ja, Du saudummer Kerl, da hast recht! Da bin ich sofort damit einverstanden! Er: Na also, Du Rindviech, du depperts! Siehst, es geht auch so!

Hungerkünstler Pliventrans Von Karl Valentin 1941.

Ansager: Sehr verehrte Hörer und Hörerinnen! Sie alle haben noch den berühmten Hungerkünstler Sukky Succi in Erinne­ rung. Dieser Mann, der nebenbei ein grosses Vermögen besass, also nicht hungern brauchte, führte seine Hungerproduktion eigentlich mehr der Wissenschaft zu dienen aus, indem er sich in fast allen Grosstädten des In- und Auslandes in irgend einem Variete in ein Glashaus 40 Tage lang ohne jede Nahrung ein­ sperren liess. Dieser Hungerkünstler Sukky Succi hat aber jetzt eine gewaltige Konkurrenz bekommen in dem neuen Hunger­

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künstler Baptist Pliventrans. Dieser ist imstande, den Hunger­ rekord des Herrn Sukky Succi weit in den Schatten zu stellen, indem er nicht 40, sondern seine Hungertour bis 41 Tage aus­ fuhren will. Herr Pliventrans, der heute unseren Senderaum aufgesucht hat, steht neben mir am Mikrophon. Ich werde Herrn Pliventrans einige Fragen stellen, die unsere Hörer sicher interessieren werden. Sagen Sie, Herr Pliventrans, wie sind Sie auf die Idee gekommen, sich so einen eigenartigen Beruf zu wählen? Pliventr: Ich bin der Sohn steinreicher Eltern, welche in nicht allzu glänzenden Verhältnissen leben und dennoch keine Kosten gescheut haben, mir, ihren einzigen Sohn Baptist als Künstler ausbilden zu lassen, und zwar als Hungerkünstler. Ansager: Haben Sie gleich mit längeren Hungertouren begon­ nen, wenn ich fragen darf? Pliventr: Nein - auch in diesem Beruf fängt man im Kleinen an. Während z. B. meine Eltern zu den Mahlzeiten Schweinsbraten und Kartoffelknödel pfundweis verschlangen, durfte ich nur zuschauen; nicht dass sie mir das Mittagessen nicht vergönnt hät­ ten, nein, nur um mich für meinen Beruf zu trainieren. Ansager: Wie alt sind Sie eigentlich schon, Herr Pliventrans, wenn ich fragen darf? Pliventr: Ich bin noch nicht alt; ich bin auch nicht jung. Ich bin ungefähr mittelalt. Ansager: Also im Mittelalter geboren. - Wir haben also heute die Ehre, dass Sie bei uns hier im Senderaum Ihre eigenartige Kunst zeigen. Denn bisher hatten wir immer nur Musik-, Gesangsvorträge und dergleichen. Ganz selten lassen wir auch hie und da einmal eine Schallplatte von Karl Valentin und Lisi Karlstadt spielen, aber ein Hungerkünstler hat sich bei uns im Senderaum noch nie produziert und wir freuen uns, unseren Hörem einmal etwas Neues bieten zu können. Pliventr: Mein verehrter Herr Rundfunkdirektor! Ich will Ihnen und den Hörern natürlich Ihren Wunsch nicht abschla­ gen und meine eigenartige Kunst ganz gern zeigen, aaaaber ich glaube, das hat keinen rechten Sinn. 105

Ansager: Wie meinen Sie das? Pliventr: Jaaaaa, ich müsste mich, um mich als Hungerkünstler zu zeigen, 41 Tage an dieses Mikrophon stellen und 41 Tage lang keine Nahrung zu mir nehmen. Glauben Sie, Ihren Hörern würde das nicht zu langweilig werden? Ansager: Sicher! - Unsere Hörer sind zwar sehr geduldig, aber Hunger kann man nicht senden, - höchstens haben!

Das Weihnachtsgeschenk Von Karl Valentin 1941.

Herr Kurz: Ja, guten Tag, Herr Lang! - Auch Einkäufe machen . in der Stadt herin? Herr Lang: Nein, Herr Kurz, nicht kaufen, sondern umtauschen will ich etwas. Herr Kurz: So so, umtauschen! - Was denn? Herr Lang: Meine Frau hat mir zum zerflossenen Weihnachten einen Dings gekauft — einen----- no, wie sagt man denn gleich, einen----- mein Gott, bin ich vergesslich!------ Was hab’ ich jetzt grad g’sagt? Herr Kurz: Dass Sie so vergesslich sind. Herr Lang: Ja, ja, stimmt, das hab’ ich schon wieder vergessen! -Ja, meine Frau hat mir zum vergossenen - verschlossenen - ah verflossenen Christkind ein schönes Präsident gemacht. Herr Kurz: Präsent meinen Sie! Herr Lang: Ja, ja! — Einen wunderschönen - no, wie heisst man denn dös gleich, was ich bekommen hab! Herr Kurz: Einen Regenschirm? Herr Lang: Ach Regenschirm - am Weihnachtstag hat es doch voriges Jahr nicht geregnet! - Nein, so einen Dings hat mir meine Frau gekauft, so einen----Herr Kurz: Strohhut? Herr Lang: Geh - auf Weihnachten! — Was war denn nur das, was mir meine Frau gekauft hat!?

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Herr Kurz: Ein Kind? Herr Lang: Geh, Herr Kurz - a Kind braucht mir doch meine Frau nicht kaufen, dös können wir uns doch selber, machen’s doch keine so dummen Witz, - a Kind könnt i doch auch net umtauschen. Herr Kurz: Was wollen’s denn eigentlich umtauschen? Lang: Wenn’s mir net einfallt, wie’s heisst. Und wenn ich’s wüsste, könnt’ ich’s auch net umtauschen. Kurz: Warum nicht? Lang: Weil ich’s zu Hause liegen lassen hab. Kurz: Was haben’s zu Haus liegen lassen? Lang: Eben das, was ich momentan nicht nennen kann! - Mir liegt’s auf der Zunge - man braucht so Platten dazu. Kurz: Ach - einen Grammophon! Lang: Ach, a Grammophon ist ja ein Musikinstrument und ist doch nicht alltäglich; das, was ich von meiner Frau kriegt hab, ist ja alltäglich und fast viereckig. Kurz: Viereckig? - A Packl Kunsthonig? Lang: Geh, reden’s doch keinen Mist, - hat denn a Kunsthonig 3 Füss’? Kurz: Was, j Füss hat er? - Zwei wird er halt hab’n! Lang: Mit zwei fällt er doch um. Kurz: Ja, Sie fallen doch auch net um und hab’n bloss 2 Füss. . Lang: Ja, i----- i bin ja a koa Photographenapparat - Photogra­ phenapparat - jetzt is mir’s eing’fallen! - An Photo-Apparat hab i zum Christkindl kriegt. - Ja Herr Kurz, denken Sie sich, einen Photoapparat hat mir meine Frau zum Weihnachtsfest g’schenkt. Kurz: Und hab’n Sie schon fleissig photographiert? Lang: Fleissig schon - aber ich bring nichts fertig. Photogra­ phieren ist furchtbar schwer, photographiert werden ist sehr leicht. 100 Mal hab’ ich mich selbst schon photographieren wollen! Kurz: Sie sich selbst? Ja, wie machen Sie denn das? Lang: Sehr einfach! Ich stell mich vor unsern Spiegelschrank aber immer kommt der Apparat mit aufs Bild - da hab ich mich

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schon was geärgert! Seit Weihnachten apparate ich - photogra­ phiere ich mit dem Apparat, - kein Bild ist mir noch gelungen! Kurz: Das ist gelungen! Lang: Nein, ist mir noch nicht gelungen! Ich glaub, das liegt an der Witterung. Herr Kurz, vor kurzem hab ich eine schöne Naturaufnahme gemacht: die Mittagssonne. Ich habe io Sekun­ den belichtet und gar nix war auf der Platte drauf, nicht einmal der Mond. Kurz: Sie müssten Landschaften photographieren! Lang: Hab ich auch schon probiert. Bin ich eigens bis nach da und da hin gefahren und hab einen wagrecht-daliegenden See photographiert — nix war’s! Hab ich bei der Aufnahme ver­ gessen, dass ich den kleinen runden Deckel von dem Obe­ lisk - nicht Obelisk - ah, no wie heisst denn das kleine runde Vergrösserungsglas vorn - Erbse - Linse -, nein, mit O geht’s an!.......... Kurz: Oktoberfest............ Lang: Schmarrn! Am Photoapparat kann doch net vorn ein Okto­ berfest sein! Kurz: Ah - das Objekhoch Lang: Nein - Objekim heisst’s!----Kurz: Haben Sie eigentlich eine Dunkelkammer auch? Lang: Selbstverständlich! Unsere Toilette hab ich als Dunkelkam­ mer eingerichtet. Da stinkt’s oft drin von diesen Chemikalien, Entwickler etc. etc. - Eine rote Laterne hab ich auch drin; eing’richt’ bin ich wie eine Hebamme. Kurz: Wie wär’s, Herr Lang, wenn Sie amal ein schönes Familien­ bild machen würden? Ich, meine Frau und mein Kind? Lang: Um Gotteswillen! Nein! Nie mehr! Hab ich schon mal gemacht - die Familie Wubbeppler in unserm Haus - die ganze Familie - 9 Personen und ’s Dienstmädchen - alle haben’s ihr Sonntagsgwand anzog’n. Im Hof drunt hab ich alle in 8 ver­ schiedenen Stellungen photographiert, sitzend, stehend, von der Seiten usw. Ich hab ’s Platten wechseln vergessen - alle 8 Auf­ nahmen auf einer Platte! - Ich hab einen Abzug davon g’macht, es war schrecklich! Der Vater hängt in der Mutter drin - der 108

Sohn sitzt dem Wickelkind im G’sicht drinna - die Grossmutter hat den Kopf vom Dienstmädl auf - d’Füass vom Dienst­ mädchen hat der älteste Sohn auPm Arm lieg’n - die kleine Else hat drei Nasen im Gsicht und der Grossvater hat Kindsfiiassü! -

Hohes Alter Valentin: So, So! Sie sind ein Vegetarianer? B.: Ja! Ich lebe nur vegetarisch. V: Essen Sie gar kein Fleisch? B.: Nein! Nie! V: Bier trinken Sie auch keines? B.: Überhaupt keinen Alkohol. V: So? - Was trinken Sie dann? B.: Limonade, Kräutertee, Quellwasser usw. V: Schmeckt Ihnen das? B.: Ausgezeichnet! V: So! - Dann geh’n Sie auch in kein Wirtshaus? B.: Nie! - Nur in vegetarische Restaurants. V: Weißwürste mög’ns auch keine? B.: Pfui! Das ist ja auch Fleisch! V: Aber guat sans! B.: Geschmacksache! V: Kaffee trinken Sie aber schon? B.: Coffein ist doch Gift! V: Aber Tee? B.: Im Tee ist Teein enthalten - auch Gift. V: Sie könnten ja gleich sagen: »Im Brot ist Brotin.« B.: Im Brot ist auch Gift, da bekommen Sie Blähungen, und Blähungen schaden der Gesundheit. V: Ja, ja, aber es heißt doch: »Unser tägliches Brot gib uns heute.« B.: Das schon - aber mit Maß und Ziel! V: Ja, wie ist es dann mit den Frauen? Sind Sie verheiratet?

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B.: Nein! - Ich bin Junggeselle! - Oh! Diese Weiber! V: So, Sie sind auch Weiberfeind! - Dann müssen Sie aber viel Junggesellensteuer bezahlen? B.: Lieber das, als das. V.: Rauchen Sie viel? B.: Bin Nichtraucher. V: Sie wollen also von all den Genüssen des Lebens nichts wissen, weil Sie eine Gefährdung für Ihr Leben fürchten? B.:Ja! V.: Da kann ich Ihnen aber ein Beispiel geben von meinem Freund, dem Meitinger Toni, der allerdings erst kurz gestorben ist. 89 Jahre alt ist er geworden; ein lustiger Tropf war er, der sein Leben genossen hat, und recht hat er g’habt! Unzählige Riesenräusch hat er schon hoamtrag’n in seinem Leb’n! B.: So! 89 Jahre wurde der Mann nur alt? Der hat jedenfalls mit Wein, Weib und Gesang zuviel gesündigt! V.: Ja, ja, seit seinem 20. Lebensjahr bis zu seinem 89. hat er von den Lebensgenüssen, solange es eben gegangen ist, Gebrauch gemacht. Bis kurz vor seinem Tode hat er noch Virginia geraucht! Und vom Hoamgeh’n war er gar koaner; draht hat er, wia der Lump am Stecka; wie man so sagt. - Und die Weißwürst und Kalbshaxen, die der Mann schon verschlungen hat in seinem Leben! Wieviel Ochsen, Kälber und Säu wird er schon vertilgt hab’n in seinem langen Leben! Und wieviel Fäs­ ser Bier wird er schon geleert haben! Und allaweil war er g’sund und lustig! B.: Ja, ja, aber stellen Sie sich vor, wenn der Mann von Jugend auf statt dem vielen Bier nur reines Quellwasser und Minzentee getrunken hätte und den Weibern fern geblieben wäre, und in seinem Leben nie geraucht hätte, und statt den Weißwürsten und Kalbshaxen nur vegetarisch gelebt hätte, in der früh Gym­ nastik getrieben hätte in Licht, Luft und Sonne, dann wäre er statt 89 vielleicht 90 Jahre geworden. - Der Mann ist selbst schuld, an seinem frühen Tod!

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Mir hat geträumt Von Karl Valentin 1941.

Herr Lang: Ja Herr Kurz, wie einem nur so ein Unsinn träumen kann! Herr Kurz: Erzählen’s mir den Traum, vielleicht hab ich dassel­ be auch schon einmal geträumt. Lang: Unsinn! Jeder hat seine eigenen Träume, das ist doch indi­ viduell. Zum Beispiel meine jüngste Tochter, die Otto - die Ottilie will ich sagen - gestern hat s’ wieder so schwer geträumt. G’schrien hat s’ aus Leibeskräften! »Ganz recht«, hab i g’sagt, »leichtsinnig’s Ding, wie oft hab i dir schon das Träumen ver­ boten!« Kurz: Nun, erzählen Sie mir doch, was Sie geträumt haben! Lang: Ja - wahrscheinlich war es ein Alpendruck. - Ich - wir - und unser ganzer Gesangverein, 13 Mann, standen auf einem Bahn­ hof und wollten in den Zug einsteigen. Im Nu seh’n wir, dass die­ ser Eisenbahnzug nur 12 Wägen hat - wir waren aber 13 Mann. Jetzt hat einer, das war ich, neben dem Zug herlaufen müssen, und einer hat die Hand aus dem hintern Wagengon rausgestreckt und hat mich geführt. Schon bei den ersten 50 Km hätt’ ich’s bald nimmer daschnaufen können, denn der Personenzug is ja schnel­ ler g’fahrn als der Orientexpress; weil der Lokomotivführer das g’sehn hat, dass ich neben dem Zug hinten mitlaufe, hat er gemeint, ich bin ein Dieb und will ihm seinen Eisenbahnzug stehlen (im Traum natürlich). Mit dem ganzen Eisenbahnzug sind wir plötzlich in ein Hotel hineing’fahrn und mitten in ein Schlafzimmer hinein; da sind wir 12 Mann ausg’stiegn, der Eisenbahnzug is zum Fenster hinausg’flogn (im Traum natürlich) und wir haben uns ins Bett gelegt. Im Schlafzimmer war aber nur ein Bett; jetzt haben wir 13 Mann uns in ein Bett gelegt - ich war der unterste - . Immer wenn ich aufg’schnauft hab, hat’s den obersten Mann an Plafond hingedrückt. Keiner hat die ganze Nacht keine Minute nicht geschlafen (im Traum natürlich). - Am

in

andern Morgen wollten wir eine Bergpartie machen. Bei einem Käshändler haben wir uns Proviant mitgenommen - einen Papiersack voll flüssigen Lineburger - 10 Kilo. Zwei Mann haben den Sack getragen. Plötzlich reisst der Sack, der Linebur­ ger läuft raus, fängt zu laufen an, läuft über einen Berg hinunter, - g’stunken hat’s wie in der Lineburger Heide (natürlich nur im Traum). - Wie wir alle am Bergesgipfel oben waren, fallen wir 13 Stück Mann in eine Gletscherspalte hinunter - 500 mtr. tief aber wir waren nicht verloren. Unser Tenor sang die Tonleiter und an dieser Tonleiter sind wir wieder hinaufgestiegen - aber nur im Traum natürlich!

Herr Leidenreich Von Karl Valentin 1941.

Herr Gesundig: Ja grüss Gott, Herr Leidenreich, wie geht’s immer? H. Leidenreich: O mei Herr Gesundig, - nicht gut - gar nicht gut! Herr Gesundig: Sie schau’n aber nicht schlecht aus. H. Leidenreich: Ja ausschau’n - aber innen - o jeh, da schaut’s anders aus! Herr Gesundig: Was innen? Ja, fehlt’s am Herz? H. Leidenreich: Auch - aber in den Füssen....... Herr Gesundig: In den Füssen? - Ja, d’ Füss hat man ja net innen, die hat man doch aussen. H. Leidenreich: Na - innen in de Füss fehlt’s. Herr Gesundig: Ja, was fehlt denn da, Herr Leidenreich? H. Leidenreich:--------- und im Kopf, ojeh, und die Schmer­ zen .......... Herr Gesundig: Ja, innen in de Füss können S’ doch keine Kopfschmerzen hab’n! H. Leidenreich: Dös hängt alles mit der Milz zusammen, hat 112

mir meine Frau g’sagt, weil ich nach dem Essen immer einen argen Druck in den Lenden verspüre. Herr Gesundig: A, dös wird net so schlimm sein! H. Leidenreich: Dös is schon schlimm, weil das ganze Nerven­ system darunter leidet - meine Magennerven sind schon sehr angegriffen! Herr Gesundig: Geh, Herr Leidenreich, wer wird denn Ihre Magennerven angreifen; die sind doch innen im Körper, die kann man ja gar nicht angreifen! H. Leidenreich: Haben Sie noch nichts gelesen vom Vagus und vom Sympathischen Nervensystem? Herr Gesundig: Na! Ich hab nur die Gastwirtszeitung abon­ niert, da steht so was net drin! H. Leidenreich: O mei, so saudumm kann nur a g’sunder Mensch daherreden! - Wenn mein Blutdruck net erhöht wäre, dann wär i ein ganz anderer Mensch. Durch den erhöhten Blut­ druck leidet jedes Gefäss. Herr Gesundig: Jedes? Ja, jeder Mensch hat doch nur ein Gesäss?! Leidenreich: Gejass! - Nicht Gesäss! Gesundig: Gefäss? Was ist denn dös? Leidenreich: Ja mei, Sie versteh’n ja gar nichts vom menschlichen Körper! Sie müssen Doktorbücher lesen [.] Gefässe - das sind die Arterien und Venen, in welchen das Blut fliesst, und diese Arte­ rien sind bei mir in Mideidenschaft gezogen; aber die Salbe, mit der ich mich jetzt seit 3 Tagen einreibe, macht diese Arterien wieder geschmeidig. Ich spür’ heut schon eine Erleichterung. Gesundig: So, wo reibens Ihnen da ein mit dieser Salbe? Leidenreich: Auf der Brust! Gesundig: Auf der Brust? Aeusserlich? Leidenreich: Natürlich äusserlich! Innerlich könnte ich mich ja net einreiben! Gesundig: Und wo sind die Arterien? Die sind doch innen? Leidenreich: Die sind innen! Gesundig: Und aussen reibens Ihnen ein?! Dös is mir noch net ganz klar; da is doch d’ Haut dazwischen! 113

Leidenreich: Ja natürlich, die Salbe dringt doch durch die Haut durch! Gesundig: Bei Ihnen? Leidenreich: Ja, bei Ihnen auch. Gesundig: Bei mir? Ich hab mich ja net eing’rieben! Leidenreich: Nein, ich mein: bei jedem Menschen! Gesundig: Ja, hat denn jeder Mensch solche Arterien, die man mit einer Salbe einreiben muss? Leidenreich: Nein, jeder doch nicht; das wär ja traurig! Gesundig: Ja, mir z. B., mir fehlt nix; ich war noch nie krank! Leidenreich: Dös is eben der Fehler, weil Sie keine solchen Medizin[-J Bücher lesen. Gesundig: Na, na, ich les’ mei’ Gastwirtszeitung; i möcht g’sund bleib’n!

Kurz und bündig Von Karl Valentin 1941. Frau Huber: Ja, Herr Anspann, also wenn Sie den kleinen eisern Ofen kaufen wollen - ungeheizt natürlich können Sie den Ofen schon haben, aber nur im Sommer, im Winter brau­ chen wir ihn ja selber. Den Ofen haben wir ober der Hand vielmehr unter der Hand kauft, weil mein Mann dem sein Bru­ der, der hat in der Brudermühlstrasse bei der Frau Moser g’wohnt, die den Kramerladen verkauft hat in der Zenettistr. Nr. 5. Sie hat verkaufen müssen, da in letzter Zeit ’s G’schäft nimmer so guat gangen is; sie war immer kränklich und ihr Sohn, der Martin, is doch erst vom Motorrad g’stürzt und hat sich a Rippen geprellt. Der Arzt hat g’sagt, er is noch glimpflich wegkomma, a Schädlbruch wär g’fährlicher g’wesen. Er hat dann sein Rad verkauft an einen Maschinisten um 60 Mark; ihn selber hat’s 300 Mark kost. Sie wissen ja selber, wenn man heutzutag was verkauft, kriegst kaum den 3.Teil von

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dem was kost hat, und was kost heut nix! Wenn man viel Geld hat, geht’s ja noch, aber wennst da jeden Pfennig vom Mund wegsparen musst, dös is nimmer schön! - Vorige Woch war’n wir in Grünwald - i sag’s ja, wia ma nur so zerstreut sein kann - wir sitzen im Schlosskaffee und grad wia uns d’Kellnerin an Kaffee hinstellt, denk i mir: hab jetzt i dahoam ’s Gas abdraht? Freilich, sagt mein Mann, hast du’s abdraht, - na, dann war ich wieder beruhigt. Aber der Kuchen war ausgezeichnet; no, mein Mann macht sich weniger aus’m Kuchen, dem is a Wurst Ha­ ber und a Mass Bier, und dann hätt ma no bald an Streit auch kriegt. Mein Mann is ja a guater Lapp - nicht immer -. Sehn’s einmal aufm Oktoberfest, das war vor ungefähr 5 Jahr - in dem Jahr war’s, wo die Thekla von unserm Hausmeister g’heirat hat, an Schenkkellner hat’s g’heirat von der Wirtschaft wo mir immer ’s Bier hol’n, gleich neben der Strumpftante im Färbergraben 31. Da hab ich immer einkauft - ein sehr reelles Geschäft - d’Frau Wimmer kauft auch dort ein, die is mir heut noch dankbar, dass ich ihr das G’schäft empfohlen hab. Bekannt muss man halt sein! Nur eine Verkäuferin is drin wenn’s alt is, is vielleicht 19 Jahr - ein protziges Ding, g’schnappi sag ich Ihnen. Ich wenn der Prinzipal wär, ich hätt die schon lang nausg’schmissen, aber wahrscheinlich kann sie’s halt recht schön mit’m Herrn Prinzipal! Seid’ne Strümpf tragt’s, die Fingernägel hat’s rot lackiert; ja ich bitt Sie, Herr Anspann, wo hätten denn wir früher die Zeit herg’nomma, dass ma uns d’Fingernägel rot lackier[t] hätten, da wär unser Muatter windig worn, Gott hab’ sie selig! Meine Eltern hab’n in Deggendorf eine Oekonomie g’habt, 2 Tagwerk Grund - wir hab’n 7 Stück Vieh g’habt. In einem Jahr sind uns amal 3 Stück Vieh an der Maul- und Klauenseuche einganga; ja das war ein Schlag, und heut hams noch kein richtiges Mittel für diese Maul- und Klauenseuche. Hörn’s ma auf, es gibt ja no net amal a Mittel für’n Katarrh. Vor 8 Tag hab i so einen Schnupfen g’habt - grad runterg’runna is mir! Mit an Mücken­ stift hab i mir die inneren Nasenwänd eing’schmiert, hat a nix g’holfen; der Katarrh muass raus, dann hört er von selber auf.

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Herr Anspann: Ja also, dass ma wieder auPn Ofen zurückkomma - was kost’ denn der alte Ofen? Frau Huber: Dös woass i net, dös müassen’s mit mein Mann ausmacha. - Pfüat Gott, Herr Anspann!

Mein Freund Oskar Von Karl Valentin 1941.

Herr Treu: Nicht so laut, Oskar, nicht so laut; neben Dir sitzt der Herr Meier, der kommt oft in unsere Familie, nicht dass der etwas ausplaudert! Das wär’ mir furchtbar fatal! Oskar: Versteh, versteh, selbstverständlich! Nur ganz unter uns: (lispelt lauter unverständliche Worte) o-o-o-o-o-o-o-o-o-o0-0-0 Herr Treu: Ja freilich!!! Da weiss ich ja gar nichts davon! Oskar: o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o Herr Treu: Ja, warum hast Du mir denn das nicht gleich gesagt! Oskar: o-o-o-o-o—o—o—o—o—o—o—o—o—o Herr Treu: Meine Frau? Oskar: o-o-o-o-o-o Herr Treu: Ja, da bin ich ja wie aus den Wolken gefallen! Oskar: o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o Herr Treu: Meine Frau! Ausgeschlossen! Oskar: o-o-o-o—0—0—0—0—o-o-o-o-o Herr Treu: Niemals! Da kenn ich meine Frau zu gut! Oskar: 0-0—0—0—o-o-o-o-o-o—0-0—0—0-0-0—o-o-oo-o Herr Treu: Das ist ja unmöglich! Oskar: 0—0—0—0—0—0—0—0—0—0—0—0—0 Herr Treu: Zu meiner Frau? Lieber Freund, das kann ich nicht glauben und wenn Du es mir vorbetest! Oskar: 0—0—0—0—0—0—0—0—0—0—0—0—0—0-0—0—0—0—0 116

Herr Treu: Wie lange? Seit Jahren? - Lieber Oskar, Du erlaubst Dir mit mir einen schlechten Witz! Oskar: o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o Herr Treu: Ein fescher Mann in den besten Jahren? Oskar: o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o Herr Treu: Das kann ich kaum fassen! Oskar: o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o Herr Treu: Was! Deine Frau hat schon öfters gesehen, wie die­ ser Mann meine Wohnung verlassen hat? Und kann sie das beschwören? Oskar: o-o-o-o-o-o-o-o Herr Treu: Gut! — Das Weitere wird sich ja von selbst geben! Oskar: o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o Herr Treu: Der ist in der ganzen Gegend schon bekannt? Ja, warum hat denn keine Frau die Courage, diesem Mann die Mei­ nung zu sagen!? Oskar: o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o Herr Treu: gerade da würde er ja leichter zu fangen sein, als nachts! Oskar: o-o-o-o-o-o-o-o-o-o Herr Treu: Das mein ich ja! Diese Morgenbesuche bei den Frauen wählt er absichtlich, weil er sicher ist, dass die Männer der Frauen im Geschäft sind. Oskar: o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o Herr Treu: Warte nur, treuloses Ehetäubchen, Du hast nichts zu lachen, wenn ich heute heimkomme! Diese vormittäglichen Männerbesuche werd ich Dir auszutreiben wissen! Oskar: o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o Herr Treu: Also, Deine Frau kann das beschwören? Wie sieht er denn ungefähr aus? Oskar: o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o Herr Treu: Gross - schlank - schwarze Brille! - Hm, hm, mor­ gen vormittag gehe ich nicht ins Geschäft, da geh’ ich wo anders hin und zwar auf die Lauer in unser Stiegenhaus, um diesen sauberen Herrn auf frischer Tat zu ertappen! Oskar: o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o 117

Herr Treu: Wie? Unsere Zugeherin soll gesehen haben, wie die­ ser Schurke meiner Frau heimlich Geld gegeben hat? Ha, das wird ja immer toller!!! Wieviel? 150.- Mark? Ah, ah, ah! Das ist ja kaum zu glau.......... o, ich Rindviech------ jetzt weiss ich alles, das war ganz sicher der Geldbriefträger!!!

Geräusche Von Karl Valentin 1941.

Valentin: (schlürft Suppe) Herr Zissbibeldip: Na, na, na, das ist ja allerhand, wenn Sie schon nicht geräuschloser essen können, dann fressen Sie in Zukunft daheim, nicht im Restaurant! Valentin: Das würde ich schon machen, aber meine Frau kann das Schmatzen und Schlürfen und die sonstigen Geräusche der Mahlzeit nicht hören. Herr Zissb.: So, Ihre Frau kann das nicht hören; aber die frem­ den Leute im Restaurant, die neben Ihnen sitzen, die müssen sich das anhören! Valentin: Müssen nicht, - die brauchen sich ja nicht um mich herum setzen. H. Zissb.: Wenn aber sonst kein Platz mehr da ist? Valentin: Dann schon! - Sie sind eben ein empfindlicher Mensch! Sie müssen doch auch auf der Strasse gehen; da hören Sie den Strassenlärm, die Autos knattern, oben in der Luft sur­ ren die Flieger .... H. Zissb.: Sie werden doch nicht das Geräusch eines Flugmotors mit Ihrem Schmatzen vergleichen wollen! Valentin: Selbstverständlich nicht! Das ist doch tausendmal lau­ ter! - Nun, da seh’n Sie ja, wie kapriziös Sie sind! Die Flieger und der Strassenlärm regen Sie nicht auf, aber meine kleine Mundbewegung beim Essen macht Sie nervös! 118

H. Zissb.: Ein Flugmotor surrt; das ist ein mechanisches Geräusch, weil es von einer Maschine erzeugt wird. Valentin: Das ist richtig. - Aber Sie können von mir nicht ver­ langen, dass ich beim Essen surren soll; das ist mir nicht mög­ lich - nicht einmal, wenn ich ein »Surrhaxl« verspeisen würde! - Sie sind halt ein geräuschempfindlicher Mensch! — Da haben Sie’s soeben gehört!? Der Herr da drüben hat geschneuzt! Warum beschweren Sie sich nicht über das Nasen­ geräusch? Herr Zissb: Ja ich kann doch dem Mann das Schneuzen nicht verbieten! Valentin: So, das können Sie nicht! Aber mir wollen Sie das Essen verbieten! H. Zissb.: Das Essen nicht! - Ueber Ihr Schmatzen hab’ ich mich aufgeregt, und das mit Recht! Valentin: (niesst) H. Zissb.: Zum Wohl! - Gesundheit! - Helf Gott! Valentin: Was wollen Sie mit der dummen Bemerkung? H. Zissb.: Nun ja, wenn jemand niesst, so sagt man zu demjeni­ gen, der genossen hat: Gesundheit! Valentin: Das finde ich aber sehr komisch! Zu einem Nasen­ geräusch, das eigentlich nicht sehr hygienisch ist, sagen Sie: Gesundheit!, und über das Schmatzen beim Essen regen Sie sich auf. H. Zissb.: (tut soeben einen Schnackler) Hupp! - Verzeihung! Valentin: Was soll ich denn verzeihen? H. Zissb.: Hupp! (Schnackler) Sie sollen mir verzeihen, weil ich einen Schnackler getan habe. Valentin: Schnackeln Sie ruhig weiter, ich bin ja nicht so kin­ disch wie Sie, dass ich mich über Ihren Schnackler aufrege. (Lässt einen sogen. Magenkopper). H. Zissb.: Na hören Sie, alles was recht ist! Benehmen Sie sich doch am Biertisch anständig! Valentin: Ich habe mich ja über Ihren Schnackler auch nicht aufgeregt. Was kann ich denn dafür, wenn ich eine Magen­ blähung habe, das ist doch nur überflüssige Luft! 119

H. Zissb.: Lassen Sie Ihre Luft ausströmen wo Sie wollen, aber nicht in meiner Gegenwart; merken Sie sich das fiir die Zukunft!

Leichtsinn (Hauseinsturz) Schallplattentext von Karl Valentin 194.1 Herr B.: Was ist denn da passiert, dass so viel Leut’ dastehn? Valentin: Hauseinsturz! B: Hauseinsturz, wieso? V: ’s ganze Haus is eing’stürztf.J B_: ddddd so wasf.J V: Das kommt aber selten vor, Gott sei Dank! B: Is denn a Erdbeben g’wesen? V: Na na[.] B: Vielleicht ist es schlecht gebautf.J V: Na na, im Gegenteil, gut gebaut[.] B: Das is a grosser Schaden für den Hausherrn, weil er kein Zins mehr einnimmt von die Parteien [.] V: Parteien haben nicht mehr drinn gewohnt[.J B: So so, no ja dann gehts ja[.J V: Na ja, es is ja [a] alts Haus, es war ja schon baufällig[.J B: So so, na ja dann is ja leicht erklärlichf.] V: Na das will ich nicht sagen, sind ja Brücken auch schon eing’stürzt und waren noch nicht baufallig[.J B: Na ja bei einer Brücke ist das eher möglich, weil eine Brücke durch Hochwasser einstürzen kann[.J V: Ja aber nur bei Hochwasser[.] B: Aber das Haus hier ist nicht durch Hochwasser eingestürztf.] V: Na na, das Haus nicht, da is ja gar kein Hochwasser in der Nähef.J B: Wenn das Haus vielleicht an einem Ufer gestanden wär, an einem Fluss, so hätt es schon sein können [.]

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V: Ich sag Ihnen nur, froh darf man sein, wenn man kein Hausbe­ sitzer ist[.J B: Warum [?] V: Na ja weil einem dann kein Haus einstürzen kann[.j B: Stimmt, deshalb mag ich mir auch kein Haus kaufen [.] V: Na das will ich nicht sagen, denn jedes Haus stürzt ja nicht ein[.J B: Das wär ja auch traurig, wenn jedes Haus einstürzen tät[.] V: Natürlich wär das traurig wenn jedes Haus einstürzen tät, dann gäbs ja keine Häuser mehr[.J B: Aber gut wärs doch, wenns keine Häuser mehr geben tät[.J V: Warum? B: Na ja weil keins mehr einstürzen könnt[.j V: Klar, dass ein Haus welches noch nicht gebaut ist, auch nicht einstürzen kann, aber Häuser müssen eben sein, sonst gäbs ja auch keine Stadtj.] B: Zur Zeit wo Adam und Eva gelebt haben, hat’s ja Überhaupts keine Häuser gegeben, damals hat man nie etwas von einem Hauseinsturz gehört[.j V: Das glaub ich schon, da hats ja auch noch gar keine Baumeister gegeben, die ein Haus gebaut haben [.] B: Wo haben dann der Adam und die Eva gewohnt[?J V: Jedenfalls im Freienj.J B: Im Winter auch? V: Damals hat’s villeicht noch keinen Winter gegeben [.] B: Aber Schnee wird’s doch gegeben haben? V: Unsinn! Wenn’s keinen Winter gegeben hat, hat’s auch keinen Schnee gegeben, denn die Hauptsach vom Winter ist doch der Schnee[.] B: Nein, der Hauptbestandteil vom Winter ist die Kälte[.] V: Kälte hat’s doch auch nicht gegeben, denn sonst hätt’s doch im Paradies keinen Apfelbaum gegeben, wo die Schlange einen Apfel runtergepflückt hätt’ und hat g’sagt, von diesem Apfel müsst ihr essen[.j B: Ja hat die Schlange reden könnenj?] V: Das weiss ich auch net so genau [.]

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B: Von einem Papagei kann ich das verstehn; aber von einer Schla[n]ge kann ich das nicht recht glauben[.J V: Wir kommen da von unserem Thema ab[.] B: Ja das stimmt, von was haben wir zuerst gesprochen!?] V: Von dem Hauseinsturzf.] B: Ja warum ist denn das Haus eigentlich eingestürzt? V: Dös alte Haus wird [a]bgebrochen[.] B: Dös is doch überflüssig weil es doch schon eingestürzt ist[.] V: Freilich ist es jetzt überflüssig, aber Sie wollen doch wissen, warum es vor dem Abbrechen eingestürzt ist[.J B: Ja warum ist denn das Haus eingestürzt? V: Sehr einfach! Die Arbeiter hätten das Haus abbrechen sollen, haben aber einen grossen Fehler gemacht[.] B: Wieso? V: Statt dass sie oben beim Dach angefangt hätten, haben sie ’s Parterre rausgerissen und dann is natürlich ’s Haus zusammen­ gestürzt!.] B: Das war natürlich leichtsinnig!-] V: Und was für ein Leichtsinn, beim nächsten Hausabbruch wer­ den die Arbeiter schon vorsichtiger sein.

Herr Wutz Text von Karl Valentin!

Veit. Sie, Herr Schwab, gut, dass ich Sie treffe, ich wollte Ihnen so was sagen! Schwab. Das wäre? (Schneuzt sich) Veit. Ja------- wegen Ihrem Freund! Schwab. Meinem Freund? — Weiss momentan nicht, was Sie meinen! Veit. Herr Wuuz is doch Ihr Freund? Schwab. Ja, — ein guter Freund sogar! Veit. Weiss ich! 122

Schwab. Ja — ja — der Wuuz! —Ja, was is denn mit’m Wuuz? Veit. Mit dem war i erst kurz beisammen, ich sag Ihnen nur das eine:----- Vorsicht!-----Schwab. So----- so — verstehe!------- Kann’s aber net glau­ ben! Veit. Ja, mit’m Wuuz!----- Sie kennen den Herrn Wuuz und ich kenn den Herrn Wuuz und meine Frau kennt zufällig den Herrn Wuuz auch! Schwab. Haben Sie mit ihm schlechte Erfahrung gemacht? Veit. Ich nicht------- a-b-e-r- Sie! Ich bin kein Denunziant aber dieser Herr Wuuz, so sehr ich ihn schätze!.......... Schwab. Mir ist dieser Herr Wuuz eigentlich immer simpatisch gewesen! Veit. No------- also------ Herr Schwab, wenn ein Mensch, wie dieser Herr Wuuz, über den ich zwar persönlich auch nichts einzuwenden habe----Schwab. Ja — Herr Veit, geschäftlich habe ich ja mit dem Herrn Wuuz gar nichts zu tun! Veit. Weiss ich----- vom geschäftlichen ist ja auch gar nicht die Rede! Schwab. Na, und privat komme ich ja mit dem Herrn Wuuz nur in Gesellschaft in Berührung! Veit. Sie verstehen mich nicht------- oder wollen mich nicht ver­ stehen! — Schwab. Herr Veit, mir is es lieber, wenn Sie Ihre Worte sparen und erzählen mir nix vom Herrn Wuuz----- es is mir so pein­ lich, wenn ich wieder mit ihm zusammen komme [.] Veit. Ja, ja, ich verstehe----- aber so schlimm wär die Sache nicht gewesen wegen der Denunzierung----- aber — ich verstehe — Schwamm drüber[.] Wie geht’s sonst immer, gesundheitlich? Schwab. Na! --So weit ganz gut----- aber Sie sehen ja, — einen Pfund’s Schnupfen hab ich seit 2 Tagen----- täglich 20 Taschen­ tücher; meine Nas’n Eingänge sind schon ganz wund — wia ma nur zu so am Zeug kummt? Veit. Sehr einfach, da san’s von jemand angehustet worden, der auch einen Schnupfen hatte!

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Schwab. Stimmt!--------Weiss schon vor 2 Tagen — der Herr Wuuz! Veit. Vor dem wollt ich Sie doch warnen!----- Jetzt ist es zu spät! — nun hat er Sie schon an’gsteckt----- (hatzi)------- und Sie, hab’n jetzt, glaub ich, mi a no an’gsteckt — (hatzi) Schwab. Pfiia Gott Herr Veit! Veit. Pfiia Gott----- Her-------- (hatzi) Schwab. Schwab heiss i, - net hatzi!

Haben Sie Zeit, gehns mit (Text von Karl Valentin)

Herr B.. So, heut hätt’ns Zeit? Also gehns mit. Valentin. Wohin? B. Irgend wohin! V. Ja, da war i scho amal! B. So? V. Ja! B. So, da warn si schon amal? V Ja, öfters scho! B. Ja, dann hats keinen Sinn, i hab g’meint, sie warn überhaupt noch nicht dort! V. Na! Na! überhaupt scho glei gar net! B. Da müssns scho entschuldigen, des hab i net gwusst! V. Selbstverständlich, des habens ja nicht wissen können! B. No, des will i grad net sagn, — da Peter war ja a no net drüben! V Da Peter a no net? B. Na! V. Vom Peter hätt i des net vermutet. - So, der war a no net dort? B. Ja----- i kanns net mit S[ic]herheit sagn, - vielleicht war er vor­ her scho amal dort! V. Das kann a sein!

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B. Der Peter is [ejben so a Mensch, wenn der s[a]gt, er geht da . und da hin, dann geht er auch hin! V I bin genau so, i hätt schon oft, irgend wohin gehn solln und im letzten Moment hab i mir dann denkt, a was, gehst doch hin! B. Sans dann hinganga? V. Ja —, bin aber net lang dort blibn! B. Dös is lang gnua! V. Dös sag i a — was hab i denn davon? — Is schad um d Zeit! B. Des stimmt!----- Zeit is Geld! V. Na, — des stimmt net — Zeit hab i gnua, aber kein Geld! — Wenn i so viel Geld hätt wie Zeit, dann hätt i mehr Geld wie Zeit! Herr B. Dann hättn sie keine Zeit mehr, dass mit mir wohin gehen! ' N. Dann nicht aber heut hätt ich noch Zeit! (Wieder von vorne beginnen) geht 2 bis 5 mal durch - und dann unterbrechen]:] jetzt müss ma auf­ hörn sonst merkens die Hörer[,J daß des immer wieder von vom ogeht.

Die Handtasche Von Karl Valentin / ii. 2.41.

Verkäuferin: Sie wünschen, mein Herr? Valentin: Meine Frau hat Geburtstag und da möchte ich ihr gern eine schöne Handtasche kaufen. Verk.: Einen Moment — das hier wären sehr schöne Taschen! Val: Etwas schöneres! - Haben Sie keine schönere? Verk: Doch, ich habe eine schöne, wollen Sies sehen? Val: Aber mein Fräulein, welcher Herr würde ein solches Ange­ bot ablehnen! Verkä: Bitte hier! Sehn Sie, die schliesst sehr schön! (schnappt) Valent.: So eine hat meine Frau auch. Die von meiner Frau 125

schliesst natürlich nicht mehr so gut. Durch den vielen Gebrauch nützt sich ja so was ab. Verk: Ich hab auch eine mit Pelzbesatz. Val.: Meine Frau auch. Verkä: Das hier wär was Apartes - riechen Sie mal dran! Val.: Bitte, was soll ich? Verk.: Sie sollen mal dran riechen (schnüffeln) — echtes Juchten­ leder! Val.: Die von meiner Frau riecht ja auch — aber auf Gerüche leg ich wenig Wert. Die Hauptsache ist was zum Strapazieren! Verk.: Hätten Sie lieber etwas in schwarz? Val.: Danke — meine Frau hat ja eine schwarze. Verk.: Dann tuts mir leid — hat der Herr sonst einen Wunsch? Val.: Ja — haben Sie Regenschirme? Aber nicht zu teuer, denn ich lasse ihn ja doch wieder irgendwo stehen. Verk.: Aber mein Herr, Sie sind doch nicht der alte zerstreute Professor, der überall seinen Schirm stehen lässt. Val.: Die jungen lassen ihn öfters stehen als die alten. Verk.: Das hier wäre ein schöner Regenschirm, den können Sie niemals mehr stehen lassen, weil Sie denselben an dem geboge­ nen Griff aufhängen können. [Val].: Das ist immer dasselbe, ob ich ihn stehen oder hängen lasse. Verk.: Ich kann ihn weder hängen noch stehen lassen, weil ich nie einen Regenschirm trage. Will der Herr also den Schirm mit dem gebogenen Griff nehmen? Val.: Nein - gefällt mir nicht! Und dann regnet es ja heute gar nicht. Was haben Sie denn für eine Auswahl in Herrenhüten? Verk.: Möchten Sie sich bitte mit mir zur Abteilung 5 bemühen? Soll es so eine Form sein, wie Sie schon haben? Val.: Nein - nicht so ein schlapper - ich möchte einmal einen steifen. Verk.: Steife sind aber gegenwärtig nicht so beliebt wie schlappe. Val.: Ich möchte aber lieber einen steifen. Verk.: Hier bitte - darf ich probieren? Val.: Bitte[.] 126

Verk.: Sie haben recht - der steht Ihnen sehr gut —besser wie ein weicher. Val.: Mein[er] Frau gefällt auch ein steifer besser. Verk.: Und ist eine gute Qualität. Allerdings nach längerer Benützung verliert er ja die Steifheit und wird von selber weich — 15 Mark - die Kasse ist nebenan. Auf Wiedersehen, mein Herr!

Wir kaufen den Reichssender=München Schallplattentext v. Karl Valentin - Dezember 1941 Dr. Cassimir: Ja Frl. Karlstadt und Herr Valentin! - Ich bin bereits über Ihren Besuch unterrichtet. — Es handelt sich doch um die Besichtigung der ganzen Räume unseres Sende­ hauses^] Valentin: Ja - betreffs Ankauf desselben - es soll natürlich keine Aufdrängerei darstellen, sondern zusagen — eventl. sozusagen wollte ich - a eigentlich sagen — Karlstadt: Was redest denn da wieder für einen Babb zusam­ men? Val.: Ich hab mich leider nicht unrichtig verredet[.] Dr.: Also, Sie wollen, soviel ich unterrichtet bin Ihren Beruf als Komiker ablegen und einen neuen Beruf ergreifen. Karlst.: Ja, ich hab ihm abgeraten, er wollte nämlich zuerst einen Zirkus kaufen - oder einen Gaskessel — irgend ein run­ des Geschäft hätt’ er kaufen wollen. Dr.: Sie meinen: Ein glattes Geschäft? Karlst.: Nein!! Ein rundes G’schäft hätt’ er mögen! Val.: Ja — dös darf schon ein viereckiges Geschäft auch sein! Wie ihr Sendefunkraum. -- Vielleicht können wir jetzt Ihre Räumelichkeiten gleich beaugenscheinigen! — Oder — Sie könnten’s uns auch telefonieren.

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Karlst.: Heut redst wieder dadepft daher! - Die Räume kann er uns doch net telefonieren! Val.: Warum net? Da is ja a Telefon! Karlst.: Freilich kann er in dem Raum telefoniern; aber an Raum selber kann er uns doch net zu uns heim-telefoniern. De[n] musst Dir schon da herin anschaun. Cassi.: Also, hier meine Herrschaften ist der erste grosse Sende­ raum! (Technik muss Echo einschalten) Val.: Der ist aber fast ziemlich sehr gross! Karlst.: Was wird daherin g’macht? Val.: Gespendet!! Hast es doch g’hört! Karlst.: Wieviel muss man den[n] spenden? Dr.: Hier wird nicht gespendet sondern »gesendet«! - Seh’n Sie, meine Herrschaften, hier oben ist die grosse Funkorgel. Die hat . 3183 Pfeifen. Val.: 3183 Pfeifen?? Herrgott muass die laut pfeifen! Karlst.: Sie Herr Dr., was is denn das für ein leeres Zimmer da? Ganz ohne Möbel? Dr.: Das ist der Senderaum 2 für die Kammermusik. Karlst.: Dös is aber ein pompöser eigentlich ein seriöser Raum. Val.: Der muass so sein! Da machens ja auch eine seriöse Musik herin! A Kammermusik! - Da ham mir scho a paarmal zuag’horcht dahoam - bloss zum Schluss soll’ns halt immer was drein geb’n, an Tölzer Schützenmarsch oder an Schafflertanz dass unsereins auch noch a bisserl an Gen[u]ss davon haben tät, aus Dankbarkeit, dass ma solang zuag’horcht hat. Dr.: Das hier ist der Senderaum 3. Der ist speziell für heitere komische Vorträge. Val.: Der Raum is aber noch gut erhalten. Na ja, er werd’ ja auch wenig benützt vom Münchner Rundfunk. Karlst.: Sie, Dös Stangl da mit dem Teeseiger dran, des is so ein Mikifon? Val.: A! Mikifon! Du könntst ja glei sag’n »Mikkimaus«. Mikrofon hoasst dös! Aus »Mikrophon[«] kann man einen unendlichen Satz bilden: Von wem ist das Mikro, fon wem is das Mikro, fon u.s.w. .... Das geht immer im Kreis rum. 128

Dr.: Stimmt! Das hat kein Ende. — Hier ist das Zimmer der Presseabteilung. Val.: Ah! Da wird gepresst und geabteilt. Dr.: Hier nebenan wie Sie sehen, ist der Raum für den Chor. Karlst.: Da herinnen wird also dann gechort? Val.: Und alle vier Wochen vom Kaminkehrer gekehrt. Karlst.: Das da ist aber ein ganz aparates - ah - aparrates Zim­ mer, nein ich mein ein apartes Zimmer. Dr.: Das ist das Empfangszimmer. Val.: Ah------- dös is dös Zimmer! Da hat wahrscheinlich das Büro-Fräulein drin empfangen, dera wo mir im ersten Stock drunt begegnet sind. Dr.: Nein, nein! Das Empfangszimmer gehört zum Empfang grosser Persönlichkeiten. Karlst.: So? Da wer’n nur grosse Persönlichkeiten empfangen?! Dr.: Von hier aus kommen wir in den Sitzungssaal. Val.: Aha! Da wird nur gesitzt! Karlst.: Man sagt nicht gesizt, sondern gesetzt. Richtiger ist noch fosetztf.J Val.: Besetzt sagt man aber nur bei dem technischen Raum oo. Dr.: So----- nun haben Sie alles gesehen!------ Die Maschinen­ räume, Werkstätten, unten im Parterre die Entlüftungsanlage mit dem Exhaustor - soll ic[h] Ihnen das noch zeigen? Val.: Nein, nein! Dös ham ja wir g’sehn, wia ma reinganga san. Dr.: Was hams da g’sehn? Val.: S’Haustor! Dr.: (fünf Sekunden Pause) Ich hab doch nichts von einem Haustor gesagt! Val.: Freili! Sie ham g’sagt: Unten is die Entlüftungsanlage neben dem Haustor. Dr.: Nei—nü! - Ich hab gesagt die Entlüftungsanlage mit Ex­ haustor! Val.: Ja! - Is dös wieder was anders? Dr.: Ja, dös is ein ganz gewaltiger Unterschied. — Ein Exhaustor dreht sich und ein Haustor.......... Val.: ... dreht sich auch! 129

Dr.: Wieso? - Ein Haustor kann sich doch nicht drehen? Val.: Freili, draht sie sich! Mir san doch durchganga! Dr.: Ja, wer dreht sich denn? Val.: s’Haustor drunt draht sich! Dr.: Nein nicht s’Haustor draht sich, sondern der Exhaustor dreht sich. Und zwar mit zweitausend Umdrehungen in der Minute. Da wenn Sie reinkommen würden oder durchschlüpfen würden, das würde Sie in 1000 Atome zerfetzen. Val.: Ja, also uns is nix passiert - mir san hintereina[n]d durch­ ganga und ham no glacht a, weil die ganzen Kanten mit lauter Kleiderbürsten eingfasst warn. Dr.: Ach, um Gotteswillen! Sie meinen ja die Drehtüre am Ein­ gang! Also um wieder zur Sache zu kommen, wegen des Ankau­ fes des Sendehauses, hat Sie ja Herr Intendant vonwegen der Kaufsumme schon informiert - soviel ich im Bilde bin. Ich glau­ be das ganze Funkhaus kostet 4 Millionen Reichsmark, mit allem Drum und Dran - wie man so sagt. Val.: 4 Millionen----Karlst.: 4 Millionen----Val.: Mit oder ohne Hörer? Dr.: Wieso? Meinen Sie Kopfhörer? Val.: Nein, nein! Die, die wo halt dahoam am Radio horcha! Dr.: Ach, Sie meinen unsere Rundfunkhörer? Ja, da haben wir ja in Bayern allein [circ] über 6 Millionen. - Ja, die Rundfunkhörer können wir Ihnen natürlich nicht mitverkaufen. Val.: Jaaaaa----- ohne Hörer kaufen wir kein Rundfunkhaus. Glauben Sie wir sind komplet plem-plem? — Für uns zwei allein brauchen wir kein so Trum Rundfunkhaus — da tut’s uns ein g’wöhnlicher Radio auch. -- Nur mit Rundfunkhörer wür­ den wir drauf reflektsionieren. Karlst.: Na, na! Ohne Hörer haben wir gar kein Interesse an dem Funkkauf. Das kommt gar nicht in Frage----- da sind wir viel zu kaufmännisch veranlagt, um so zu dumm zu sein.----Geh weiter Valentin - gehn ma! Val.: Entschuldigens vielmals!

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Wir kaufen ein Hotel Schallplattentext von Karl Valentin. Dezem. 1941.

Hoteldirektor am Hoteleingang Guten Tag Fräulein Karlstadt, guten Tag Herr Valentin - ich bin bereits über Jhren Besuch von meinem Chef aus unterrichtet. Es handelt sich doch um die Besichtigung der ganzen Räumlichkeiten unseres Hotels betreffs Ankauf desselben. Das stimmt doch? Valentin Ja, e[s] soll natürlich keine undirekte Aufdrängerei unsererseits darstellen, sondern zusagen, eventuell sozusagen wollte ich eigentlich sagen....... Karlst: Was redest du da wieder für einen blödsinnigen Unsinn zusammen? Direkt: Also, sie wollen, soviel ich unterrichtet bin, Jhren Beruf als Komiker ablegen und einen Hotelbetrieb betreiben. Karlst: Ja, ich hab ihm abgeraten, er wollte nämlich zuerst einen Zirkus kaufen - oder einen Gaskessel - irgend ein rundes Geschäft hätte er kaufen wollen -. Direkt: Sie meinen wahrscheinlich ein glattes Geschfäjft, doch kein rundes. Karlst: Nein, ein rundes, wollte er. Valent: Ja, das darf schon ein viereckiges Geschäft auch sein, wie ihr Hotel da, vielleicht können wir jetzt ihre Räumelichkeiten gleich beaugenscheinigen ... oder Sie könntens uns auch telefo­ nieren. Karlst: Red doch nicht so dumm daher, was man besehen muss, kann man doch nicht telefonieren. Valent: Warum nicht? da ist ja ein Telefon. Karlst: Freilich kann man in dem Raum telefonieren, aber die Räume müssen wir uns schon persönlich anschaun. Direkt: Gewiss meine Herrschaften, die Räume können Sie sofort besichtigen. Hier sehn Sie gleich den grossen Speisesaal (Technik muss Echo einschalten.) Valent: Der ist aber fast nicht ziemlich gross. 131

Karlst: Was wird denn da herinnen gemacht? VXlent: Gespeiset! Karlst: Was wird denn da gesp[e]iset? Valentin Speisen werden gespeiset. KarlSt: Und dieses Zimmer hier, das ist etwas ganz aparates, ah aparates nein, ich mein ein apartes Zimmer. Direkt Ah das meinen Sie, das ist das Empfangszimmer[.] Valent So, das ist das Empfangszimmer? Da hat wahrscheinlich das Zimmermädchen drinn empfangen. Direkt Was für ein Zimmermädchen? Valent Die grad vorbei gegangen ist. Direkt Hier meine Herrschaften ist das Rauchzimmer, nebenan das Schreibzimmer, dann hier der Konzertsaaal. Karlst Jch hör aber nichts. Direkt Was sollen Sie denn da hören? Jetzt ist doch kein Kon­ zert. Valent: Dann ists auch kein Konzertsaal - dann ist es eben blos ein Saal[.] Direkt: Die Treppe führt zur Terrasse und zum Garten und hier ist das Frühstückszimmer, hier wird das Frühstück eingenom­ men. Wlent: Und wo wird das Abendstück eingenommen? Direkt: Abendessen meinen Sie? Jm Speisesaal. Hier ist das Lesezimmer, dann haben wir noch ein Vereinszimmer, ein Bierstüberl und eine Kantine. Solche Badezimmer wie hier, befinden sich in jedem Stockwerk zwei, hier der Lift - und in jedem Stockwerk 2 Toiletten. Eine Herrn und eine Damentoilette, im ganzen Hause 10 Clo. Karlst: Und wieviel fas[s]t das Hotel Gäste? Direkt: Wenn es ganz besetzt ist, 2oo[.] Wlent: 200? Und nur 10 Toiletten? Das ist eine schlechte Eintei­ lung. Direkt: Wieso? VtLENT: Na ja stelln Sie sich vor, die 200 Gäste müssten zufällig einmal alle zusammen auf das CI -oh das wär nicht auszuden­ ken. 132

Direkt: So, nun haben Sie alles gesehen. Die Maschinenräume, Werkstätten, unten im Parterre die Entlüftungsanlage mit dem Exhaustor, soll ich Ihnen das auch noch zeigen? Wlent: Nein, nein, das ham wir ja gsehn, wie wir reingangen sind. Direkt: Was hams da gesehn? Valent: Das Haustor! Direkt: Jch hab doch nichts von einem Haustor gesagt. Valent: Freilich, Sie ham g’sagt, unten ist die Entlüftungsanlage neben dem Haustor. Direkt: Nein, ich hab gesagt, die Entlüftungsanlage mit Exhau­ stor! Valent: Ja, is dös wieder was anders? Direkt: Ja, das ist ein ganz gewaltiger Unterschied. Ein Exhau­ stor dreht sich und ein Haustor........ Valent: dreht sich auch! Direkt: Wieso? Ein Haustor kann sich doch nicht drehen? Valent: Freilich dreht es sich, mir sind doch durchgangen. Direkt: Ja wer dreht sich denn? Valent: s’Haustor drunt dreht sich[.] Direkt: Nein, nicht das Haustor dreht sich, sondern der Exhau­ stor dreht sich, und zwar mit 2000 Umdrehungen in der Minu­ te. Da wenn sie reinkommen oder durchschlüpfen würden, das würde sie in 1000 Atome zerfetzen. Valent: Ja, also uns ist nichts passiert, wir sind hintereinand durchgangen und ham noch glacht auch, weil die ganzen Kan­ ten mit lauter kleiderbürsten eingfasst waren. Direkt: Ach, um Gotteswillen, sie meinen ja die Drehtüre am Eingang (lacht)[.] Also, um wieder zur Sache zu kommen, über den Verkaufspreis hat Sie ja unser Herr Besitzer schon infor­ miert. Valent: Der Herr Besitzer, nein, der war nicht uniformiert, der war in Zivil [.] Direkt: Also, soviel ich unterrichtet bin, kostet das Hotel 1 Mil­ lion. Karlst: i Million?

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Valent: Besetzt? Direkt: Was besetzt? Karlst: Mit Gästen, mit Hotelgästen meint er[.J Direkt: Ja, ich kann Jhnen doch die Hotelgäste nicht mitverkaufen[.] Valent: Ja, ohne Hotelgäste kaufen wir kein Hotel. Glauben Sie, wir sind plem plem? Wir wollen doch ein Geschäft machen, wir kaufen doch kein leeres Hotel. Für uns zwei brauchen wir kein so Riesenhotel, uns genügt ein Zimmer mit 2 Betten auch - nur auf ein vollbesetztes Hotel würden wir drauf reflektionieren. Karlst: Nein, nein, ohne Hotelgäste haben wir gar nicht das intimste Jnteresse an einem Hotel, das kommt gar nicht in Frage. VXlent: Nein, das kommt nicht in Frage, da sind wir viel zu kauf­ männisch veranlagt, um so zu dumm zu sein!

Im Schirmgeschäft von Karl Valentin.

(Ladenglocke: Bim - Bim) Schirmgeschäftsinhaberin: Grüss Gott, Herr! - Sie wün­ schen? Val. Ich hätte da einen Regenschirm zum reparieren! Inh. An Regenschirm? Na ja! - Da fehlt ja net viel - der kommt in die Werkstatt hinter - da wird er schon fachmännisch behan­ delt. Val. Ja - und wann wird der Schirm fertig? Inh. Ja - das kommt halt darauf an wann Sie den Regenschirm brauchen! Val. Ja - das kommt darauf an, wan es regnet. Inh. Das weiss natürlich ich nicht, wann es regnet. Val. Ja - von mir könnens dös noch weniger verlangen! Inh. Bräuchtens den Regenschirm diese Woche noch?

Val. Wenn’s diese Woche noch regnet, dann schon. Inh. Mein Gott - diese Woche kann’s noch regnen - kann aber auch sein, dass es nicht regnet. Val. Solls also diese Woche nicht regnen, regnet es sicher die nächste Woche, regnet es die nächste Woche auch nicht, ist es nicht sicher ob es die übernächste Woche bestimmt regnet, dann hole ich den Schirm einen Tag früher. Inh. Also an einem Mittwoch. Val. Ob es grad ein Mittwoch ist, kann ich nicht sagen. Inh. Na ja - das sehen wir dann schon. Val. Holen tu ich den Sch[ir]m auf jeden Fall, die Hauptsache ist, dass er repariert ist. Inh. Ja repariert wird er sofort. Val. Ja wenn er sofort repariert wird, dann könnt ich ihn ja heut noch holen. Inh. Freilich könnten Sie ihn heut noch holen, aber heute regnet es ja nicht. Val. Dann hat es auch keine Eile mit der Reparatur, nur dann müsst ich ihn halt haben, wenn es zum regnen kommt. Inh. Wenn er fertig ist, können Sie den Schirm holen. Val. Das ist gar nicht nötig, denn wenn er repariert ist, liegt er bei mir daheim im Kleiderkasten drin, das heisst beim schönen Wetter - aber wenn es schlechtes Wetter wird, ist es natürlich zu spät, wenn man einen kaputen Schirm zum reparieren bringt. Inh. Ganz richtig. - Die Hauptsache ist, dass er fertig ist, ob er jetzt bei mir oder bei Ihnen steht. Aber wissen Sie, da kommen oft Kundschaften, wochenlang habens einen kaputen Regen­ schirm daheim, plötzlich kommt a schlechtes Wetter, dann kommes mit dem alten Regenschirm daher, dann soll der Regenschirm sofort gemacht werden - und ist er dann fertig und hört’s regnen auf, dann komme’s nimmer - über ioo alte Regenschirme haben wir schon auf dem Speicher, die alle nicht mehr abgeholt worden sind - hoffentlich kommt ihrer nicht auch dazu. Val. Nein Sie, da bin ich gewissenhaft - also passen’s auf Frau -

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ob’s jetzt regnet - oder ob’s nicht regnet - bis wann könnten Sie den Schirm reperieren? Inh. Na - sagen wir - bis in - 14 Tagen. Val. Bis in 14 Tagen - gut - Einverstanden----- Soll’s aber in der Zwischenzeit regnen — Inh. Unsinn - es regnet doch nicht. Val. Nein - ich mein ja nur - ich setz den Fall, es tat regnen. Inh. Gäü! - dass ich net lach! - Tat regnen! - Schauen’s doch den schönen blauen Himmel an! Val. Ja Frau!!! — Aber es könnte doch auch ein Gewitter kom­ men! Inh. Ah - papperlapapp - a Gewitter wird kommen, jetzt im Juli - da lacht Sie ja jede Kuh aus. Val. Frau!!!!----------- Verstehn’s mich doch endlich — Ich weiss schon dass es schön ist - und dass es vielleicht schön bleibt; mir ist ja doch auch das schöne Wetter lieber, als so ein ver­ dammtes hundsgemeines Sauwetter. Inh. (aufgeregt) Ja was erlauben Ihnen denn Sie? - Da haben’s Ihren alten Regenschirm - und schaun’s dass sofort aus meinen Laden hinauskommen, sonst schmeiss ich Ihnen naus! - a so a Gemeinheit, das schlechte Wetter tät der verfluchen - erlauben Sie mir von was täten denn wir Regenschirmmacher leben? Wenn’s allaweil schön Wetter wäre? (schlägt die Ladentüre zu) Merken Sie Ihnen: - Leben und leben lassen.

Traktor und Pferd Pferd: (spricht zum Traktor) Du bist zwar eine moderne tech­ nische Erfindung aus Stahl und Eisen, hast auch eine Bären­ kraft das gebe ich alles zu, mein lieber Traktor, aber - ob ihr Traktoren den Menschen so viele tausende von Jahren bei der Feldarbeit behilflich seid wie wir Pferde, das ist eine Frage der Zeit. 136

Traktor: (spricht zum Pferd) Das stimmt - ich bin gegen euch Pferde blutjung und die Hälfte so klein, aber - dreissig Mal so stark wie du - du hast nur eine Pferdestärke also ein P.S. - ich aber habe 30 P.S. Pferd: Das stimmt auch, das kommt aber nur von deiner ekligen Benzinsauferei her, - wenn du nur Haber und Heu fressen wür­ dest wie wir Pferde, dann könntest du deinen eigenen cirka 60 zentnerschweren Körper nicht einmal fort bewegen. Traktor: Das ist eben Geschmacksache. Mit deiner Nahrung könnte ich nicht existieren, denn das Heu allein schon würde meine feinen Benzindüsen verstopfen. Pferd: Um eines bin ich euch Traktoren neidig und das ist eure Gefühllosigkeit. - Was müssen wir armen Pferde oft leiden, durch Hitze und Kälte und im Sommer durch die lästigen Insekten - und manchmal, wenn es mit einem schwer beladenen Wagen bergaufwärts geht, da bekommen wir oft von rohen Pferdeknechten Peitschenhiebe zum Gotterbarmen. Traktor: Ha - Ha - Ha - Für Schläge sind wir Maschinen imun, - dann haben wir noch einen Vorteil - wir sind stubenrein [g]aragenrein - strassenrein. Pferd: Wie meinst du das, lieber Traktor? Traktor: Na - wo ihr geht und steht kollern euch manchmal die sogenannten Pferde-Aepfel herunter. Pferd: Das ist aber ein ungerechter Vorwurf von dir, - wir Tiere sind selbst tierliebend und die Spatzen, oder Sperrlinge diese armen Vögel ernähren wir Pferde von unsern Abfall. Traktor: Soviel ich weiss, sind Spatzen keine armen Vögel, son­ dern ein Gesindel, welches den Bauern viel Schaden zufügt auf Flur und Feld - und dieses Gesindel unterstützt ihr sogar. Pferd: Das sind ungerechte Beleidigungen, gegen die Natur aber noch eines - betrachte einmal wenn du an einem schönen Sommertage auf der Landstrasse daher kommst die vielen Spa­ ziergänger, wie sie sich alle die Nasen zuhalten, wenn du daherkommstf.J Traktor: Kunststück! — Das ausgepustete Benzin stinkt, daran ist nichts zu ändern - die Menschen saufen kein Benzin, die sau137

fen Bier und Wein und Sekt, fressen gute Sachen und............. Schwamm drüber. Pferd: Und was ich noch sagen wollte - es gibt ja nicht nur gewöhnliche Arbeitspferde - wie ich eines bin - es gibt auch Luxuspferde - geh einmal in einen Zirkus, da kannst du das edle von einem Pferd bewundern. Lasse einmal in einem Zirkus statt sechs edle Vollbluthengste sechs stinkige Traktoren in die Manege herein kommen, wie da das Publikum Reisaus nehmen würde. Traktor: Ihr Pferde habt von jeher schon den Grössenwahn unter den Tieren, nur weil irgend ein Mensch einmal gesagt haben soll »Das edelste Tier ist das Pferd«. Pferd: Und ihr Traktoren - ihr habt den Technikfimmel - und wenn ihr alt werdet und eure Maschinerie, eure Kolben und Zahnräder sind ausgeleiert, dann wirft man euch unter das alte Eisen — aber wir Pferde wenn alt und [schjwach werden, wir kommen dann noch zum Pferdemetzger oder in den Zoologi­ schen Garten, werden also von Menschen und Tieren noch gefressen. Traktor: Wir werden auch gefressen, wenn wir alt sind. Pferd: Ha! - Ha! - Ha! - Ihr seid doch aus Stahl und Eisen; euch kann doch niemand fressen! Traktor: Doch! - Wir werden auch gefressen. Pferd: Von wem? Traktor: Vom Rost.

Pessimistischer Optimismus Von Karl Valentin Herr Lang zu Herrn Valentin: .... So so, Sie sind Pessimist? Val.: Und Sie? - Optimist! Lang: Ja! Val.: Sie sehen also alles rosig. 138

Lang: Jawohl, - alles! Val.: Die Rosen auch? Lang: Na - die werden Sie doch auch rosig sehen! Val.: Die schon - aber das ist aber auch das einzige, was ich rosig sehef.J Lang: Wie sehen Sie denn die Welt? Val.: Nur unrosig! - Wenn es auch in einem alten Lied heisst: Ja, die Welt ist schön! Lang: Warum? - Finden Sie die Welt nicht schön? Val.: Nein — Wa[s] soll denn da schön sein? Das unschöne geht doch schon mit der Geburt an! - Oder ist vielleicht die Gebürt etwas Schönes? Fragen Sie mal darüber eine Hebamme oder einen Geburtshelfer — Lang: Na gut — schön ist das nicht, aaber — es ist halt mal so! Val.: Ja -— das - »Es ist halt mal so!« — ist ja schon nicht schön! Schön wäre nach meiner Ansicht, wenn es nicht so wäre. Lang: Na — wenn es nicht so wäre, dann wären Sie ja nicht auf der Welt[.J Val.: Ja, das wäre doch schön! Lang: Wenn aber alle so denken würden wie Sie, dann wäre doch niemand auf der Welt. Val.: Ich sage Ihnen doch — dann wäre es doch schön. Lang: Für wen? Val.: Für die Menschen, welche nicht auf der Welt sein müssten! Lang: Menschen, die noch nicht auf der Welt waren, können doch nicht unterscheiden, ob es auf der Welt schön ist oder nicht! Val.: Das Schöne ist doch das, dass diese Menschen noch nicht auf der Welt waren! Lang: Wie meinen Sie das? Val.: Ein Beispiel: — haben Sie schon etwas gehört vom dreissig­ jährigen Krieg? Lang: Gewiss! Val.: Was haben die Menschen, die zu dieser Zeit gelebt haben, alles mitgemacht? Können Sie sich das vorstellen? Lang: Ja, diese Menschen haben Furchtbares erlebt! — Alle *39

Schrecken des Krieges — dazu noch Hungersnot und Pestilen­ zen. Val.: Na also — hätten Sie zu dieser Zeit auf der Welt sein wol­ len? Lang: Nein, - gewiss nicht! Val.: Sehen Sie — war das nicht schön, dass Sie zu dieser Zeit nicht gelebt haben? Lang: Stimmt! Val.: Also, daraus ersehen Sie doch, dass es für einen Menschen schön sein kann, selbst wenn er noch nicht gelebt hat — und genau so schön ist es für den Menschen, wenn er nach seinem Erdendasein nicht mehr lebt! Lang: Ja - aber das Leben selbst haben Sie ja ganz übersprungen in Ihrer philosophischen Schilderung. Val.: Einen Moment----- es gibt allerlei Leben------ es gibt zum Beispiel ein kurzes Leben — ein Kind wird geboren, und nach einer Stunde schon stirbt es. War das ein schönes Leben? Lang: Nein!----- Aber es gibt doch auch ein langes Leben------ es gibt doch Menschen, die über 100 Jahre lang leben? Und oft wünschen, noch länger zu leben. Val.: Gewiss, solche Fälle gibt es, aber was hat so ein alter Mensch noch von seinem Leben, insofern man dieses noch ein Leben nennen kann - völlig verkalkt, schon fast versteinert liegt er da - eine halbe Mumie könnte man sagen - zu nichts mehr fähig, als zum Sterben. Lang: Zu nichts mehr fähig? Sagen Sie? Lesen Sie die Bibel Abraham wurde 700 Jahre alt und hatte 500 Kinder. Val.: Na, na, na, na, - Sie übertreiben - 400 Kinder soll er nur gehabt haben.

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Der zweite Tenor fehlt Schallplattentext von Karl Valentin Februar 1942.

Valentin (i. Tenor) Halloh! Herr Rundfunkinspizient - sc[h]nell schnell.... Kommens her. Jnspizient (kommt herbei) Was ist denn los? Val. Das Mikrophon ist schon eingeschaltet und der zweite Tenor ist noch gar nicht da - ich kann doch allein kein Gesangsduett singen. Jn sp Ja wo ist denn der zweite Tenor? Val Was weiss ich, vielleicht hat er sich verspätet? Jnsp Klar! Verfrüht kann er sich nicht haben, sonst wär er schon vor Jhnen dagewesen... dann singen Sie halt allein. Val Ja, ein Duett kann ich doch nicht allein singen ... ausserdem ich singe von dem Liede zuerst die erste Stimme und gleich dar­ auf die zweite Stimme. Jnsp Ach, gebns Jhnen nur rechte Mühe und singens die zwei Stimmen mitsammen, es geht schon, alles geht, wenn man will. Val Jch will ja und trotzdem gehts nicht. Jnsp Ja was machen wir denn da? Die Hörer hören doch schon zu[.J Val Meinen Sie? Jnsp Was heisst meinen Sie? Val Sie können doch von hier aus nicht sehen, ob alle Jhre Hörer hören, oder sehen Sie vielleicht durch die Radiowellen durch? Jnsp Na! Einige hören immer zu. Val Einige? ... Wegen einigen regen wir uns doch nicht auf. Jnsp Es können auch mehrere zuhören. Val Ja zuhören können ja die Hörer, wenn die Hörer aber nichts hören, dann schalten sie ihren Radio sowieso wieder aus, was sollen sie hören, wenn es nichts zu hören gibt? Jnsp Freilich hören die Hörer was, die hören doch uns zwei reden[.J Val No also. - dann hörn’s doch etwas.

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Jnsp Ja das wollns aber nicht hören, die wollen doch keinen so Mist hören wie wir da zusammen reden, ein Gesangsduett ein schönes wollen sie hören. Val Jch verstehe schon, aber das geht doch nicht, weil der zweite Tenor fehlt. Jnsp Zum Donnerwetter, wann kommmt denn der zweite Tenor? Val der müsste schon lang da sein[.J Jnsp Also, so geht das nicht weiter, der zweite Tenor ist eben nicht da, dann machen Sie halt irgend etwas anderes, -. Das Mikrophon ist noch immer eingeschaltet. Val Dann schalten Sie’s doch endlich aus. Jnsp Das darf ich doch nicht, sonst hören ja die Hörer gar nichts mehr. Val Die Hörer sollen halt in Gottes Namen warten, bis der zwei­ te Tenor kommt. Jnsp Ja wenn er aber überhaupt nicht kommt? Val Dann hören die Hörer überhaupt nichts [.] Jnsp Aber der Rundfunk ist doch dafür da, dass die Hörer etwas hören. Val Nein, der Rundfunk ist deshalb da, dass man alle Monat seine Radiogebühr bezahlt. Jnsp Richtig! Und um die Radiogebühr wollen die Hörer etwas hören und deshalb kann ich das Mikrophon nicht ausschalten, weil dann eine Pause entstehen würde. Val Ja horchen denn die Hörer bei den Pausen auch zu? Jnsp Natürlich. Val Aber eine Pause kann man doch nicht hören und wenn ich schon nichts höre, dann drehe ich doch zuhause meinen Radio zu. Jnsp Aber Sie können doch wegen einer kleinen Pause von eini­ gen Sekunden nicht den Radio ausschalten! Val Natürlich - ich weiss doch nicht, wenn eine Pause beginnt, ob die einige Sekunden oder ob die einige Stunden dauert, denn es gibt doch Pausen in allen Grössen. Jnsp Na! Gewöhnlich dauert eine Pause nicht allzu lang. Val Mit gewöhnlichen Pausen geb ich mich gar nicht ab. 142

Jnsp Um Gotteswillen, die Hörer werden heute den Kopf über den Händen zusammenschlagen über diesen Mist, den Sie heute von uns zwei anhören müssen. (Telefon läutet) Es kommt ein Frl. vom Büro herein und sagt zum Jnsp. Bürofrl Herr Jnspizient, verzeihen Sie, wenn ich bei der Auf­ nahme störe, Sie möchten sofort an’s Telefon kommen in die Jntendantur. Jnsp (geht weg) Val So ist’s recht, jetzt bin i ganz alloa, jetzt muass i selber mit mir reden, dass die Rundfunkhörer wenigstens was hören, bis der wieder kommt. - »A schöns Wetter ham ma heut - no, es geht - vorigs Jahr wars net so schön, - no ja - hoffentlich regnts bald - bevor der Winter kommt[i8 (spielen und tanzen schon)] Es folgt von der Hand Liesl Karlstadts: »(Schallplatte vom Schäfflertanz)«. 35,1 Abraham... 700 Jahre alt] Dieselbe Behauptung findet sich auch in dem Dialog »Pessimistischer Optimismus« (vorliegender Band, S.i38ff.). 35,13 Lucki] Ludwig (derb); Name einer fiktiven Vorstadttype (»Karre und Luggi«); vgl. Sämtliche Werke, Bd.2, S.263. 35.13 omelbeln] Bayer.: anpöbeln. 35,14h dass du das zeitliche segnest] Handschriftlich korrigiert, ursprüng­ lich: »dass’d ewi stumm bleibst«. S‘: »daß d’ moanst, der Zeppelin hat di g’stroaft«. 35,19 gwaffate Vorfotzmarie] Derbe Beleidigung, etwa im Sinne von: »vor­ lautes, unverschämtes Weib«; vgl. Aman, S.59, S.75. 35,28f. das unreife Geschöpf. So a junger Wurm] S': »den jungen Wurm. Der unzeitige Embryo«. 35,36 (Klarinette)] Handschriftlicher Zusatz. 36,4 Bolln] S1: »Dreck«. 36,5h moana der Zeppelin hat Ehna g’stroaft] Handschriftlich korrigiert, ursprünglich: »Sie das Zeitliche segnen« (so auch in S1). 36.13 dann ausklingen lassen] Darunter von der Hand Liesl Karlstadts: »Bayr. Defiliermarsch«.

Vor Gericht Textüberlieferung T1 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.259; Mappe XII (Au 11750). T2 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.259; Mappe XII (Au 11750). T3 Typoskript im Nachlaß, R. Piper Verlag, München: Repertoire Nr.259. T4 Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.259. 51 Schallplattenaufhahme der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft mit Karl Valentin (Angeklagter) und Liesl Karlstadt (Richter), München, 2.9.1937 (Berswordt, S.307: »Im Gerichtssaal«). 52 Schallplattenaufhahme der Firma Telefunken mit Karl Valentin und Liesl Karlstadt, München, 13.5.1939 (Berswordt, S.307). Textgrundlage: T'.

Entstehung Laut Untertitel von T‘, T2, T3, T4: 1937.

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Quellen Der einfältige Angeklagte vor Gericht ist ein Standardmotiv populärer Komik. Aus K. Vs Werk vgl. »Zeuge Winkler« und »Sisselberger vor Gericht« (vorliegender Band, S.i54ff., S.Ö3f.) sowie das Stück, Rep. Nr.169, »Ehescheidung vor Gericht« (Sämtliche Werke, Bd.5).

Stellenkommentar 36,16 Vor Gericht] In T4 handschriftlich korrigiert in: »Im Gerichtssaal«. 37,31 kluge Säue.] In T4 folgt der handschriftliche Zusatz: »undumme«; in S1 und S2 folgt: »undumme Säue«. 38,19 zu mir gesagt] In S1 folgt: »ich soll ihn -«.

Ohrfeigen Textüberlieferung T' Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.261; Mappe XII (Au 11750). T2 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.261; Mappe XII (Au 11750). T3 Typoskript im Nachlaß, R. Piper Verlag, München: Repertoire Nr.261. T4 Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.261. S’ Schallplattenaufhahme der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft mit Karl Valentin und Liesl Karlstadt, München, 21.1.1938 (Berswordt, . S.307) Textgrundlage: T'.

Entstehung Laut Untertitel von T', T2, T3, T4: 1937.

Stellenkommentar 38,30 Ohrfeigen] Eine Verwechslung auf offener Straße ist auch Thema der Szene, Rep. Nr. 347, »Sind sie nicht der Herr Gabler?« (Sämtliche Werke, Bd.3, S.i 37b). 38,34 V: Ha da sind Sie ja] In T2, T3, T4 ist vorangestellt: »(Beide schnau­ fen)«. 40,7 Ich verklage Siel] In T2, T3, T4 ist vorangestellt: »Was heisst eini­ gen -«. 40,9b Schmerzensgeld verlangen und das bezahle ich Ihnen ] Handschriftlich korrigiert, ursprünglich: »verlangen und basta«. 40,19!. 9.- Mark] In T2, T3, T4 folgt: »(Scheppern)«.

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In der Apotheke Textüberlieferung T1 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.262; Mappe XII (Au 11750). T2 Typoskript im Nachlaß, R. Piper Verlag, München: Repertoire Nr.262. T3 Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.262. T4 Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.262. S‘ Schallplattenaufhahme der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft mit Karl Valentin und Liesl Karlstadt, München, 21.1.1938 (Berswordt, . S.307) S2 Schallplattenaufhahme der Firma Telefunken mit Karl Valentin und Liesl Karlstadt, München, 13.5.1939 (Berswordt, S.307). Textgrundlage: T'.

Entstehung Laut Untertitel von T', T2: 1937. T3 und T4 - in diesen Fassungen ist der Kunde eine Frau - sind undatiert und vermutlich früheren Datums. 1941 wurde der Dialog verfilmt (K. V.s Filme, S.209). Stellenkommentar 40,26 In der Apotheke.] In T3 findet sich der Zusatz von Hand Liesl Karl­ stadts: »Hier lieber Michl der Apotheker / mit herzlichen Grüssen / Deine Liesl Karlstadt«. 40,28 Von Karl Valentin] In T4 folgt: »u. Liesl Karlstadt!«. 40,33 mein Herr] T3, T4: »liebe Frau«. 41,9 für mein Kind] T3, T4: »für eine Person gehörts überhaupt nicht, sondern für ein Kind«. 41,22b Die Stiefmutter und ich geben uns die grösste Mühe. Heut hab ich] T3, T4: »Jch und meine Freundin die Frau Lammertshammer, das ist nämlich die Stiefmutter, geben uns die grösste Mühe. Heut ham wir«. 42,5 meine Frau hat] T3, T4: »drum hat die Frau Lammertshammer zu mir«. 42,9f. V: Nein, nein... A.: Nein, ich mein innen. ] Fehlt in T3, T4. 42,12 mein lieber Herr] T3, T4: »meine liebe Frau«. 42,14 D’Frau] T3, T4: »Die Frau Lammertshammer«. 42,i5f. der Frau] T3, T4: »ihr der Frau Lammertshammer«. 42,18f. Isopropilprophe[n]ilbarbitursauresphenildimethildim[e]thylaminophirazolon] Die korrigierte Form wie in T3, T4, S2, S2. Das Wort ist eine Erfin­ dung Liesl Karlstadts (Schulte, S.59). 42,25 einfach] T3, T4: »a einfaches Wort«.

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Das Hunderi Textüberlieferung T1 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.263; Mappe XII (Au 11750). T1 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.263; Mappe XII (Au 11750). T3 Typoskript im Nachlaß, R. Piper Verlag, München: Repertoire Nr.263. T4 Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.263. S1 Schallplattenaufnahme der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft mit Karl Valentin und Liesl Karlstadt, München, 21.1.1938 (Berswordt, . S.307) Textgrundlage: T3. Entstehung Laut Untertitel von T‘, T2, T3, T4: 1937.

Quellen Herr und Hund ist ein häufiges Motiv von der Hochliteratur (Thomas Mann) bis zu Beiträgen in den »Fliegenden Blättern«; im übrigen dürfte der Dialog Alltagserfahrungen Valentins mit seinem eigenen Hund »Bopsi« (vgl. die Abb. in: Schulte, S.171, S.198) aufgreifen. Stellenkommentar 42.29 Das Hundert} T': »Der Hund und sein Herr«. Vgl. den Abschnitt »Hundsg’schicht’n« in: »Meine Jugendstreiche« (Sämtliche Werke, Bd.7, S.46-50). 42.30 Von] In T1 ist vorangestellt: »Schallplattentext«.

Der neue Buchhalter Textüberlieferung T‘ Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.264; Mappe XIII (Au 11750). T2 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.264; Mappe XIII (Au 11750). T3 Typoskript im Nachlaß, R. Piper Verlag, München: Repertoire Nr.264. T4 Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.264. S‘ Schallplattenaufnahme der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft mit Karl Valentin (Buchhalter) und Liesl Karlstadt (Chef), München, 21.1.1938 (Berswordt, S.307).

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S2

Schallplattenaufnahme der Firma Telefunken mit Karl Valentin und Liesl Karlstadt, München, 13.5.1939 (Berswordt, S.307). Textgrundlage: T'. Entstehung Laut Untertitel von T‘, T2, T3, T4: 1937. Stellenkommentar 44.30 Der neue Buchhalter} T4: »Meir, Maier, Mayer, Mair (oder der neue Buchhalter)«. 44.31 Von} In T4 ist vorangestellt: »Schallplattentext«. 45,4 Maier mit a /] Vgl. K. Vs Text »Anregungen« (Sämtliche Werke, Bd.7, S.164), worin ein »Reinigungswerk in unserem Adressbuch« gefor­ dert wird: »Nur ein Beispiel: [...] Meier - Maier - Mayer - Meir Mayr«. 4Ö,4ff. M e i e r] In S', S2 werden die gesperrt gedruckten Namen buch­ stabiert. 46,21 Fernsehapparat} In Deutschland wurden Fernseh-Versuchsprogram­ me seit 1934 gesendet. Die erste größere Übertragung fand 1936 anläß­ lich der Olympiade in Berlin statt.

Wo ist meine Brille? Textüberlieferung T‘ Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.265; Mappe XIII (Au 11750). T2 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.265; Mappe XIII (Au 11750). T3 Typoskript im Nachlaß, R. Piper Verlag, München: Repertoire Nr.265. y4 Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.265. T5 Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.265. T5 Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.265. T7 Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.265. S‘ Schallplattenaufnahme der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft mit Karl Valentin und Liesl Karlstadt, München, 21.1.1938 (Berswordt, S.307). S2 Schallplattenaufhahme der Firma Telefunken mit Karl Valentin und Liesl Karlstadt, München, 13.5.1939 (Berswordt, S.307). Textgrundlage: T1.

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Entstehung Laut Untertitel von T", T2, T3, T4, T5: 1937. T6, T7 sind undatiert und als Bühnenfassung wahrscheinlich 1943 entstanden (s. u. 421 Entstehung »Der Friedensengel«).

Stellenkommentar 47,ikfo ist meine Brille?] Ts: »Wo ist denn meine Brille?«. T6, T7: »Die Brille!«; Notiz von der Hand Liesl Karlstadts an beiden Typoskripten: »Fassung Kolosseum«. 47,2 Von] In T5 ist vorangestellt: »Schallplattentext«. 47,6 Klara!... Brille nicht.] T6, T7: »(zieht Zeitung aus der Tasche) Lisa,«. 48,1-7 Mann: Hm!!... gar nicht an. ] T6, T7: »Du brauchst unbedingt eine kurz und eine weitsichtige Brille. / Mann Unsinn -« 48,1 1000 Mal im Jahr...] Zu K. V.s Vorliebe für komische Zahlenspiele vgl. u. a. den Monolog, Rep. Nr. 37, »Zwangsvorstellungen« (Sämtliche Werke, Bd.i, S.io3ff). 48,18-36 Vielleicht hast Du s'... Mann: Ohne Etui!] T6, T7: »Mann Geh halt zu unserm Nachbarn, dem Herrn Plieventrans nüber und sag, er möcht mir seine Brille leihen, ich hab ihm die meine auch schon öfters geliehen. Jetzt weiss ich, wo meine Brille ist, dem hab ichs ja geliehen heute früh! Also geh nüber zu ihm! Frau Wo wohnt denn der? Mann No - nebenan - unser Nachbar Frau Also - ich hol ihn gleich rüber[.] Mann Jhn brauchst nicht holen, nur die Brille[.J Frau Wenn ers aber auf hat? Mann Dann soll er’s runter tun[.] Frau Dann sieht er aber nichts mehr (geht ab und holt Brille) Mann Und ich seh auch nichts.... und schließlich ist es ja meine Brille. Frau (kommt mit Brille) So, jetzt hamm wirs! Mann Was hat er denn g’sagt? Frau Beleidigt war er - er hat g’sagt, er hat seine Brille beim reparieren, die bekommt er aber erst in 6-8 Wochen und wenn ers hat, hätt er dir die Deine sowieso gleich zurück gegeben.«

Der Trompeter von Säckingen Textüberlieferung T1 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.267; Mappe XIII (Au 11750). T2 Typoskript im Nachlaß, R. Piper Verlag, München: Repertoire Nr.267. T3 Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.267.

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Schallplattenaufhahme der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft mit Karl Valentin und Liesl Karlstadt, München, 7.3.1939 (Berswordt, . S.307) S2 Schallplattenaufhahme der Firma Telefunken mit Karl Valentin und Liesl Karlstadt, München, 13.5.1939 (Berswordt, S.307). Textgrundlage: T’. S'

Entstehung Laut Untertitel von T', T2, T3: 1937. Quellen Die komische Geschichtsschreibung parodiert die anscheinend nutzlose Abstraktion von der praktischen Gegenwart in eine theoretisch rekonstru­ ierte Vergangenheit. Aus Valentins Werk vgl. den Monolog, Rep. Nr.232 (Sämtliche Werke, Bd.i, S.i4if.) und Dialog »Historisches« (vorliegen­ der Band, S.iooff.), die Szene, Rep. Nr.183, »Der Dreissigjaehrige Krieg« (Sämtliche Werke, Bd.3, S.98ff.) sowie die zahlreichen »Ritter«-Texte (vgl. Bachmaier 1995). Stellenkommentar 49.2 Von] In T3 ist vorangestellt: »Schallplatte«. 49.6 O mei, Herr Nachbar, Sie hab'n ja] S1 beginnt mit: »O mei, o mei, Valentin, du hast ja« und wird in der Du-Form weitergefiihrt. 49,8 Trompeter von Säckingen] Vgl. das gleichnamige im I7-Jhd. spielende Versepos (1854) von Joseph Viktor von Scheffel. 49,15h Mann... geflötet hat] Sagengestalt des Rattenfängers von Hameln. 49,17 Rübezahl] In der Sage Berggeist und Herr des Riesengebirges. Der Name ist volksetymologisch umgedeutet aus dem alten Wort »Rubenzagel« (Rübenschwanz). 50.2 Hunnensoldaten] Die Hunnen waren schon in der Spätantike (5. Jhd. n. Chr.) nach Europa vorgedrungen. 50.7 Behüt' Dich Gott,...] »Jung Werners Abschiedslied« aus dem zweiten Akt der Oper »Der Trompeter von Säckingen« (1884) von Viktor Nessler (1841-1890). 50,26 ist er gekommen] S1 ergänzt: »per Pferd«.

Am Fussball-Platz Textüberlieferung T1 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.i5ia; Mappe VII (Au 11750). T2 Typoskript im Nachlaß, R. Piper Verlag, München: Repertoire Nr.i5ia. T3 Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.151.

35°

Schallplattenaufnahme der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft mit Karl Valentin und Liesl Karlstadt, München, 7.3.1939 (Berswordt, 5.307) . S2 Schallplattenaufhahme der Firma Telefunken mit Karl Valentin und Liesl Karlstadt, München, 13.5.1939 (Berswordt, S.307). Textgrundlage: T’.

S‘

Entstehung Laut Untertitel von T1, T2: 1938.

Quellen Valentin hat Teile des 1927 entstandenen Monologs, Rep. Nr.151, »Fuß­ ball-Länderkampf« (Sämtliche Werke, Bd.i, S.i3iff.) verwendet. - Die literarische Sport-Satire (Ödön von Horvath, Joachim Ringelnatz u. a.) wurde durch die Popularisierung des Sport- und Freizeitgedankens in den zwanziger Jahren angeregt. Vgl. auch K. V.s Couplet, Rep. Nr. 154, »Hänschen als Sportsmann« (Sämtliche Werke, Bd.2, S. 137h). Stellenkommentar 51,2 Von Karl Valentin] T‘, T2: »Schallplattentext von Karl Valentin 1938«. 51,6 Prost! Valentin!] T', T2: »(im Restaurant) Prosit, Herr Nachbar!«. , Anschließend Weiterführung des Dialogs in der Sie-Form. 51,27 Nationaltheater] Ursprünglich 1811-1818 auf Wunsch des Königs Maximilian I. Joseph errichtetes Münchner Opernhaus (Max-JosephPlatz 2). 52,16 Robinsonaden] Hechtsprünge des Torwarts nach dem Ball; benannt nach dem waghalsigen englischen Torwart John Robinson (geb. am 19.7.1878, gest. am 4.5.1949). 52,18 g’schiagelt] Bayer.: geschielt.

Lehrer und Schüler Textüberlieferung T‘ Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.274; Mappe XIII (Au 11750). T2 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.274; Mappe XIII (Au 11750). T1 Typoskript im Nachlaß, R. Piper Verlag, München: Repertoire Nr.274. T* Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.274. S1 Schallplattenaufhahme der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft mit Karl Valentin und Liesl Karlstadt, München, 11.9.1940 (Berswordt, 5.308) .

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Schallplattenaufnahme der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft mit Karl Valentin und Liesl Karlstadt, München, 13.12.1941 (Berswordt, S.309: »Klarinettenunterricht«). Textgrundlage: T'. S2

Entstehung Laut Untertitel von T1, T2, T3, T4: 1938. Quellen K. V verkehrt hier das ursprünglich clowneske Motiv des falschen Nach­ spielens. Ferner erfolgt eine Vertauschung der Rollen von Lehrer und Schüler, die zum Personal der populären Komik zählen. Vgl. den Abschnitt »Schulgeschichten« in: »Meine Jugendstreiche« (Sämtliche Werke, Bd.7, S.75-79) sowie die-Dialoge »Bum bum bum«, »TrompetenUnterricht« (vorliegender Band, S.57ff., S.Ö4ff.). Zum Motiv des Musik­ unterrichts vgl. Glasmeier, S.55-59.

Stellenkommentar 53,2 Von] In T4 vorangestellt: »Schallplattentext«. 54,13 4/4 Takt.] In T4 folgt handschriftlich: »6/8«. 54,iöf. mit Blitzesschnelle... ein Güterzug.] S‘: »wia a Blitzzug so schnell«. 54,20 Schallplatten-Rückseite:] Fehlt in T2. T4: »Schallplatte Nr.2 / Der Kiarinettlehrer und sein Schüler.« 55,4 Tell-Ouvertüre] Ouvertüre zur Oper »Wdhelm Teil« (1829) von Gioacchino Rossini.

Kopfwehpulver und Maler Textüberlieferung T1 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr. 193; Mappe IX (Au 11750). T2 Typoskript im Nachlaß, R. Piper Verlag, München Repertoire Nr. 193. T3 Typoskript im Nachlaß, R. Piper Verlag, München: Repertoire Nr. 193. T* Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr. 193. Textgrundlage: T4. Entstehung Laut Untertitel von T1, T3, T4: 1939.

Stellenkommentar 55,13 Kopfwehpulver und Maler] In T4 ist damit der alte Titel »Die beiden

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Maler« überklebt. In T1, T3, T4 folgt: »Schallplattentext von Karl Valen­ tin 1939«. In T2 folgt: »(Komödie)«. 55,26 Laxierpulver] Abführmittel. 55,34 WC...Besetzt!] Vgl. das Couplet »Walzertraum von Karl Valentin« (Sämtliche Werke, Bd.2, S.52f.) und den Dialog »Ein Interview mit Karl Valentin« (vorliegender Band, S.203ff.). 56,9 'weitermalen ] T2 bricht hier ab. 56,23! ein moderner Maler] Valentins Ablehnung der modernen Malerei kommt auch in dem Artikel, Rep. Nr. 156, »Über die ehemalige Kunst­ stadt München« (Sämtliche Werke, Bd.7, S.155) zum Ausdruck. Zu K. Vs Kunstauffassung als »Museumsdirektor« (Panoptikum) vgl. Glasmeier, S.118-144.

Bum bum bum Textüberlieferung T' Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.269; Mappe XIII (Au 11750). T2 Typoskript im Nachlaß, R. Piper Verlag, München: Repertoire Nr.269. T3 Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.269. T4 Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.269. S1 Schallplattenaufhahme der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft mit Karl Valentin und Liesl Karlstadt, München, 24.3.1939 (Berswordt, S.307). Textgrundlage: T4. Variante: T3.

Trommel-Unterricht von Karl Valentin Spielt im Zimmer eines Musiklehrers

Musiklehrer: (Es läutet. Musiklehrer geht an die Türe und lässt einen Herrn eintreten) Sie wünschen? Valentin: Sie erteilen Musikunterricht? L: Jawohl, was für ein Musikinstrument möchten Sie erlernen? V: Haumusik. L: Hausmusik meinen Sie? V: Nein, Haumusik - Hau! Hau! Haumüsik ohne Ringel-Es - grosse Trommel.

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L: Ah, grosse Trommel - warum ausgerechnet grosse Trommel? V: Das ist so: mein Grossvater wohnt in Grosshessloh, früher wohnte er in Grosshadern, er war Grossist und er hat nächstes Jahr seinen Geburtstag und da möchte ich ihm vor seinem kleinen Häuschen in Grosshessloh ein Ständchen bringen, auf der grossen Trommel. L: Ich verstehe. V: Geige kann ich ja, aber das ist zu leise; grosse Trommel hört er sicher. L: Aber er wird erschrecken, er wird meinen das ist die Flak. V: Ach was Flak, die Zeiten sind vorbei. L: Ja, ja. Wollen Sie mit dem Unterricht gleich beginnen? V: Gewiss. L: Gut, einen Moment! Ich hole gleich eine Trommel, (holt Trommel mit Schlegel) So. V: Die ist aber gross. L: Natürlich, jede grosse Trommel ist gross. V: Es gibt aber kleine auch. Die Noten kenn ich schon. L: Bei der Trommel gibt es keine Noten, das ist immer der gleiche Ton. V: Das ist aber dann eine eintönige Musik. L: Bei der Trommel ist der Takt das wichtigste, nicht der Ton, und des­ halb muss ich Sie jetzt prüfen, ob sie Takt besitzen. V: Ich denke. L: Also passen Sie auf: ich trommle Ihnen jetzt erst Takte vor, und Sie trommeln mir dieselben nach. (Liebe mich und die Welt ist mein) V: (trommelt nach: Ich hab' mein Herz in Heidelberg verloren) L: Falsch! Sie sind takdos - es heisst so: bum, bum - bum....... V: (Bum bum bum bum - bum) L: Nein - nochmal — (u.s.tv.) (es läutet) Einen Moment, es hat geläutet. (Lehrer geht an die Türe)

Hausherr: (schreit) Was ist denn das für ein Saustall!! Glauben Sie, Sie können in meinem Haus machen, was Sie wollen?! Das ist ja unerhört, seit einem halben Jahr hab’ ich es satt! Glauben Sie, meine Hausin­ wohner zahlen den Zins, damit sie stundenlang dieses Gepumper anhören?! Wenn Sie nicht augenblicklich aufhören, zeige ich Sie an wegen Ruhestörung - und am i. fliegen Sie aus meiner Wohnung raus, merken Sie sich das!! (haut die Türe zu) L: (kommt ganz erschüttert herein) Haben Sie das gehört? Der Hausherr hat sich über den Spe[k] takel beschwert, das Gepumper muss sofort aufhören, sonst kündigt er mir am i. die Wohnung. V: Ja, ja, ich kann das verstehen, der Mann ist nervös, das kann ich ihm nachfühlen. L: Waaaaas?! Sie wollen bei mir das Trommeln erlernen und stehen auf der Seite dieses brutalen Idioten?! Alle Tage dasselbe: gebe ich Trom­ petenunterricht, beschwert er sich über das Getute, gebe ich Klarinet­

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tenunterricht, beschwert er sich über das Gedudel, gebe ich Geigen­ unterricht, beschwert er sich über das Gewinsel, gebe ich Gitarren­ unterricht, beschwert er sich über das Gezupf - also sogar Gitarre ist ihm zu laut! V: Ja, ja der Mann ist mit seinen Nerven fertig. Aber, wenn Sie meinen Rat befolgen, kann er Ihnen wegen Ruhestörung nicht kündigen. Spie­ len Sie ihm einen Schaberhak! L: Was ist Schaberhak? V: Haberschnak - nein - Hackenschab - oder wie heisst den das gleich? L: Schabernak meinen Sie? V: Ja, Schabwak - lernen Sie mir das Dirigieren! Entstehung Laut Untertitel von T1, T2, T4: 1939.

Quellen Der Kontrast zwischen richtigem Vorspielen und falschem Nachspielen ist ein bekanntes Clown-Motiv, das K. V. auch in dem Dialog »Trompeten-Unterricht« (vorliegender Band, S.Ö4ff.) aufgreift bzw. in »Lehrer und Schüler« (vorliegender Band, S-53ff.) umkehrt. Zur Instrumentalko­ mik K. V.s vgl. Glasmeier, S.54-68 (zu »Bum bum bum« s. bes. S.56f.).

Stellenkommentar 57,7 Mein Name ist Rommel] Handschriftlich ergänzt. 57,13 Haumusik[.]] In S1 folgt: »K: Hausmusik, ja, ja. / V: Nein, Hau­ musik.« 57,15 eine grosse Trommel] Darüber handschriftlicher Zusatz in T’: »Zu meinem Großvater seinen Geburtstag möchte ich ihm ein Trommelsolo bringen auf einer großen Trommel - Mein Großvater ist fast zwei Meter groß - ist Großist - wohnt in Großheßloh - seine Vdla hat er in Großha­ dern«. 58,2f. ich wandle wie im Traum einher] Anfang des Liedes »Lieb’ mich und die Welt ist mein« des amerikanischen Komponisten Ernest R. Ball (geb. am 21.7.1878 in Cleveland, gest. am 3.5.1927 in Santa Ana, Kali­ fornien). 58,5 ich hab mein Herz in Heidelberg verloren] Schlager (1925) von Fred Raymond (Pseudonym für: Friedrich Vesely; geb. am 20.4.1900 in Wien, gest. am 10.1.1954 in Überlingen) auf einen Text von Günther Schwerin. 58,30 diese Kanonade] S’: »der Lärm«. 58,35b Das kann ich... im ganzen Haus. ] S': »Ja, ja, mei, der Mann is wahr­ scheinlich nervös, der kann eventuell keine Musik hör’n, dös kann leicht sein.« 59,3f. Ach ja,... Dirigieren!] S1: »Nein, jetzt nicht mehr! Jetzt lernen Sie mir lieber was anderes, vielleicht ‘s Posaunieren.«

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T3 353 Trommel-Unterricht} Auf der Rückseite von Blatt i findet sich folgen­ der Zusatz von der Hand Liesl Karlstadts: »V. Dann bin ich auch farbenblind. L. Das hat doch mit dem Trommeln nichts zu tun. V Das seh ich z. Beispiel nicht, dass die Trommel blau ist. L. Die ist ja blau! V. So - dann bin ich ja gar nicht farbenblind.« 353 Ringel-Es} Runde Form des Buchstabens am Wortende in der älteren deutschen Schreibschrift.

Die verfluchte Hobelmaschine Textüberlieferung T1 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.275; Mappe XIII (Au 11750). T2 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.275; Mappe XIII (Au 11750). T3 Typoskript im Nachlaß, R. Piper Verlag, München: Repertoire Nr.275. T4 Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.275. D1 Karl Valentin, Valentiniaden, Paul Hugendubel Verlag, München 1941, S-79ff. S' Schallplattenaufnahme der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft mit Karl Valentin und Liesl Karlstadt, München, 11.9.1940 (Berswordt, S.308). Textgrundlage: D1.

Entstehung Laut Untertitel von T1, T2, T3, T4: 1939. Quellen Auf der Grundidee des Dialogs beruhte schon der Beginn des Stücks, Rep. Nr. 179, »In der Schreinerwerkstätte« (Sämtliche Werke, Bd.5). Dahinter dürften K. Vs Erfahrungen als Schreinerlehrling stehen (vgl. seinen autobiographischen Text, Rep. Nr. 150, »Wie ich Volkssänger wurde«, Sämtliche Werke, Bd.7, S.i4ff.) sowie den Abschnitt »Lehrbu­ benstreiche« in: »Meine Jugendstreiche« (ebda., S.96-100).

Stellenkommentar 59,8 Die verfluchte Hobelmaschine} In T‘, T2, T3, T4 folgt: »Von Karl Valentin 1939.« In T4 ist dem Untertitel »Schallplattentext« vorangestellt und gestrichen. 59,11 Ach bitte, Herr} In T4 folgt: »Hausmeister«. T‘, T2'T3: »Sind Sie der Herr Hausmeister?«.

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59,ij Im Hof rechts] In T‘, T2 folgt: »direkt unter mir!« 59.15 Herr] In T‘, T2, T\ T4 folgt: »Hausmeister«. 59,15-17 (Sie geht... verstehen kann.)] T', T2, T3, T4: »(Maschinenlärm wird durch das Aufmachen der Werkstättentüre sofort stärker; es muss technisch sehr geschickt gemacht werden, dass man trotz des Maschinen­ lärms die Frau noch versteht, was sie zum Schreinermeister sagt):«. 60,9 Ja ich habs Ihnen grad gsagt... ] T', T2, T3, T4: »Mein Name ist Wal­ burga Linsenberger;«.

Beim Zahnarzt Textüberlieferung T1 Typoskript im Nachlaß, Theatermuseum Köln-Wahn: Repertoire Nr.io8b; Mappe IV (Au IJ750). T2 Typoskript im Nachlaß, R. Piper Verlag, München: Repertoire Nr.io8a. S‘ Schallplattenaufnahme der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft mit Karl Valentin (Patient) und Liesl Karlstadt (Zahnarzt), München, 5.11.1940 (Berswordt, S.308). Textgrundlage: T2.

Entstehung Laut Untertitel von T1, T2: 1940. Der Dialog wurde unter Verwendung der Monologe, Rep. Nr.io8(a), »Der Mentner Xaver hat Zahnweh« und »Zahnschmerzen« (Sämtliche Werke, Bd.i, S.86ff., S.89f.) wohl anläßlich von S' geschrieben. Quellen S. o. 341 (»Beim Arzt«).

Stellenkommentar 61.15 einem das »nix« -weh tun kann] Zur »analytischen Komik« K. V.s, seinem Spiel mit der Negation und dem Nichts vgl. Rentsch, S.25f.

Sisselberger vor Gericht Textüberlieferung T' Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.202; Mappe X (Au 11750). T2 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.202; Mappe X (Au 11750). T3 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.2O2a; Mappe X (Au 11750). T4 Typoskript im Nachlaß, R. Piper Verlag, München: Repertoire Nr.202.

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T5 Typoskript im Nr. 2 02. Textgrundlage: T3.

Liesl-Karlstadt-Nachlaß,

München:

Repertoire

Entstehung Laut Untertitel von T1, T2, T3, T4, Ts: 1940. Quellen S. o. 345 (»Vor Gericht«). Stellenkommentar 63,1 Sisselberger vor Gericht] Dem Titel ist vorangestellt: »Schallplatte.«; außerdem handschriftliche Notiz an der Seite: »259 Im Gerichtssaal«. 63,6-8 Richter:... Gerichtsdiener:... Angeklagten herein).} T', T2, T4: »Richter: Wir kommen nun zu dem Fall Sisselberger - Niedermeier. Die Anklage lautet auf Einbruch und Diebstahl. Anton Sisselberger ist angeklagt die Ladenkasse seines Arbeitgebers in der Mittagszeit als alle Angestellten abwesend waren, erbrochen zu haben. Der Angeklagte ist vorbestraft. Als Zeugen sind vorgeladen: Frau Amalie Hintendick, Frau Anastasia Werbedorn und Hausmeister Emmeran Glatz. Aber ich glau­ be wir können auf die Zeugenvernehmung verzichten. Gerichtsdiener: Die Zeugen können gehen. (Zeugen ab) Richter: Führen Sie den Angeklagten herein[.]« 64,8f. »Mit Kleinem fängt man an, mit Grossem hört man auf.«] Als Sprich­ wort der Rechtssphäre bereits in Pistorius, Thesaurus Paroemiarum Germanico-Juridicarum, Leipzig 1716-1725 (Bd.4, S.69), verzeichnet. Ö4,i3f. schliesslich... auch:] T", T2, T4: »das Gericht hat ja genügend Erfah­ rung und weiss aus der Praxis, daß jeder Verbrecher von dem Grundsatz ausgeht:«. 64,19-25 Richter:... Ende.] In T1, T2, T4lautet die Passage: »Richter: Ob Sie nun mehr oder weniger genommen haben - Sie haben die Kasse erbrochen und Einbruch bleibt Einbruch. Und wenn Sie nicht verscheucht worden wären, hätten Sie wahrscheinlich mehr genommen, als 1.50 M. Angekl.: Nein, das hätte ich nicht gekonntj.) RICHTER: So, das hätten Sie nicht gekonnt, aber dass Sie wegen 1.50 M Ihre ganze Ehre aufs Spiel gesetzt haben, das haben Sie gekonnt. Angekl.: Herr Richter, ich wollte ja mehr aus der Kasse nehmen, aber es war ja nicht mehr drinn.«

Trompeten-Unterricht Textüberlieferung T1 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr. 269a; Mappe XIII (Au 11750).

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T2 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.269a; Mappe XIII (Au 11750). T3 Typoskript im Nachlaß, R. Piper Verlag, München: Repertoire Nr.2Ö9a. T4 Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr. 2 69. S1 Schallplattenaufhahme der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft mit Karl Valentin (Schüler) und Liesl Karlstadt (Lehrer), München, 9.10.1940 (Berswordt, S.308). Textgrundlage: T2.

Entstehung Laut Untertitel von T', T2, T3, T4: 1940. Der Dialog folgt dem­ selben Ablaufschema wie »Bum bum bum« (vorliegender Band, S-57ff.). Auf der im Stadtarchiv erhaltenen Rundfunk-Schallplatte »BumBum« ist der Titel von K. V. gestrichen und auf die Hülle handschrift­ lich notiert: »Statt dieser Platte - Platte N° 62047 Trompeten Unter­ richt«. Quellen S.o. 355 (»Bum bum bum«); vgl. auch Faust, S.242f. Stellenkommentar 64,29 Trompeter-Unterricht] In T1 folgt das Gestrichene: »Schallplatte. (Gratis-Umschnitt von Bum-Bum-Platte).«, in T4 folgt: »Schallplatte.« und der gestrichene ursprüngliche Titel »Posaunenunterricht«. S1 ist als Transkript wiedergegeben in: Faust, S.246-249. 64,33 Trompetenblasen} T4: »Posaunenblasen«. Ö5,i8f. Lehrer: (bläst schön)... SCHÜLER: (bläst ohrenbetäubend)} In T4 gestrichen. 65,21 die Blaserei} T4: »das Musizieren«. 66,6-8 Lehrer: Aber,... Hausherr:... soll das sein!} In T4 gestrichen. 66,6f. diesem Schüler} T4: »dem Herrn«.

Wappenkunde am Stammtisch Textüberlieferung T1 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.270; Mappe XIII (Au 11750). T2 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.270; Mappe XIII (Au 11750). T3 Typoskript im Nachlaß, R. Piper Verlag, München: Repertoire Nr.270. T4 Typoskript im Nachlaß, R. Piper Verlag, München: Repertoire Nr. 2 70a.

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Ts Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.270. S' Schallplattenaufnahme der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft mit Karl Valentin und Liesl Karlstadt, München, 12.6.1940 (Berswordt, S.307). Textgrundlage: T'.

Entstehung Laut Untertitel von T2, T4: 1940. Der Dialog findet sich in dem etwa gleichzeitig entstandenen Text »Das Münchner Kindl« (vorliegender Band, S.289ff.) fast unverändert wieder. Stellenkommentar 66,28ff.K-... K.-J In T2, T* sind die sprechenden Personen mit »A:« und »B:« bezeichnet. 66,30 No] T2, T4: »Na, na, Herr Nachbar«. 66,32f. ausländischen] Fehlt in T2, T4. 67,1 Heinrich der Lötve] Herzog von Sachsen (1142-1180) und Bayern (1156-1180), gründete München (1158) und Lübeck (1159). 67,15 früher] Handschrifdich korrigiert, ursprünglich: »schon öfters«. 67,21 selber ein!] Es folgt das Gestrichene: »Genau so ist es mit dem deut­ schen Adler, ein Adler ist ein wilder Vogel, der nur auf Raub ausgeht«. 67,35 Drachenweib] Das Wappen zeigt einen Adler mit Frauenkopf und Brüsten. 68,if. Das ist... V... Geschmacksache.] T2, T4: »Ja, ja, eigentlich schon.« 68,6 Sie haben Ansichten, ddddddddddddd[.]] T2, T4: »Das wär’ auch nicht unrecht!«. 68,8 Fasan] Das Stadtwappen von Frankfurt zeigt einen Adler. 68,9-12 K: Weiss ich... V:... guat.] T2, T4: »gehören statt dem Fasan zwei Frankfurter mit Linsen hinauf! Und Pforzheim hat in seinem Wappen einen...... / B: Ah, hör’ns auf! Ich weiss schon, was Sie meinen; das ist a alter Witz!« 68,10 Pforzheim] Das Stadtwappen weist ein Balkenornament auf. In sei­ nen »Presse-Meldungen«, Rep. Nr.iöia (Sämtliche Werke, Bd.7, S.225f.), spielt K. V ebenfalls auf den »peinlichen Namen der Stadt Pforzheim« an. 68,13 Münchner Kindl] Das Stadtwappen zeigt einen Mönch, der später zum »Kindl« verniedlicht wurde. Bemerkenswert ist, daß Valentin keiner­ lei Bezug auf den aktuellen politischen Stand nimmt. Hitler hatte Mün­ chen mit Verfügung vom 2.11.1936 ein neues Stadtwappen verliehen, das das Münchner Kindl vor dem Isartor und darüber den Reichsadler mit Hakenkreuz zeigte (vgl. die Abb. in: Hanko, S.200). - Das Münchner Kindl ist häufiges Thema in K. Vs Werk; vgl. den Monolog »Das Münchner Kindl vom Rathausturm besucht die unter ihm liegende Stadt«

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(Sämtliche Werke, Bd.i, S-43ff.), die Couplets »Das Münchner Kindl als Diogenes« und »Münchnerkindl-Prolog« (Sämtliche Werke, Bd.2, S.ii7f., S.i29f.) sowie den Dialog »Das Münchner Kindl« (vorliegender Band, S.289ff.). 68,20 einstimmig] T’, T4: »einzig und allein«. 68,22 Gesang: So lang... niemals aus!] Strophe aus: »So lang der alte Peter« (vgl. Sämtliche Werke, Bd.2, S.317 [130,22]). Als Schlußgesang auch in dem Couplet, Rep. Nr. 189, »Die Stadt beim Morgengrauen« (Sämtliche Werke, Bd.2, S.i^ff.). - Fehlt in T2, T4.

Ueble Angewohnheiten Textüberlieferung T' Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.271; Mappe XIII (Au 11750). T2 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.27ia; Mappe XIII (Au 11750). T3 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.27ia; Mappe XIII (Au 11750). T4 Typoskript im Nachlaß, R. Piper Verlag, München: Repertoire Nr.271. T5 Typoskript im Nachlaß, R. Piper Verlag, München: Repertoire Nr.27ia. T6 Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.271. S1 Schallplattenaufhahme der Reichs-Rundftink-Gesellschaft mit Karl Valentin und Liesl Karlstadt, München, 12.6.1940 (Berswordt, S.307). Textgrundlage: T2.

Variante: T1.

Die »Gell«Seuche von Karl Valentin 1937

1845 wütete in München die Cholera. Seit dieser Zeit sind wir Gott sei Dank von Pesten verschont geblieben. Es gibt gefährliche und ungefähr­ liche Pesten und Seuchen. Seit einigen Jahren wütet nun in München und Umgebung, beinahe in ganz Bayern die »Gell«Pest. Der davon Befallene weist körperlich und seelisch nicht die geringsten krankhaften Symptome auf, der Blutdruck ist normal, alle Körperteile sind intakt bis auf die Zunge. Man könnte diese Seuche statt »Gell«Seuche auch Zungenpest betiteln. Ob es eine krampfartige Vibration des Sprachmuskelgewebes ist,

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ist noch nicht festgestellt. In der Klinik (Abteilung Sprachstörungen) kön­ nen die von der Gellpest Befallenen schon seit Jahren wegen Platzmangel nicht mehr aufgenommen werden. Ein ganz krasser Fall war gestern zu verzeichnen. Ein 20 jähriger Mann wurde von Geheimrat Reder aufge­ fordert ihm kurz seinen Lebenslauf vorzusprechen. Der von der Gellpest Befallene antwortete: Jawohl Herr Geheimrat, gell, ich bin Kaufmann, gell, 20 Jahre alt, gell, unverheiratet, gell, geboren zu München, gell, am I. August, gell, ich wohne in der Maistrasse, gell, Hausnummer 20 gell, ich leide seit 3 Jahren a[n] der Gellsagerei gell, fast nach jedem 3. Wort sage ich gell, gell, ich wäre Ihnen sehr dankbar Herr Geheimrat, gell, wenn Sie mir dieses furchtbare gell abgewöhnen könnten gell usw. Ein noch krasserer Fall war gestern zu verzeichnen, ein Mädchen von 18. Jahren wurde eingebracht und gleich in der unheilbaren Abteilung inter­ niert. Sie konnte überhaupt kein anderes Wort mehr reden als »gell«, der Geheimrat Reder machte sofort die Sprachprüfung und zum Entsetzen aller Anwesenden fing das Mädchen an, gell - gell - gell - gell - gell - gell - gell - gell - gell - gell - gell - usw.

Entstehung Vermutlich 1940 anläßlich von S1. Der Dialog ist eine Umarbeitung eines 1937 entstandenen Prosatexts (T1, Ts, T6).

Stellenkommentar 68,28 Schallplattentext] Fehlt in T4; in T3 fehlt der gesamte Untertitel. Ö9,i6f. eine Eptrmedij] V: Deptimechil] Von der Hand Liesl Karlstadts ergänzt. 69,18 K: Da,...wieder gsagt!] Von der Hand Liesl Karlstadts ergänzt. Ö9,i8f. 1845 wütete in München die Cholera] Gemeint ist vermutlich die Cholera-Epidemie im Jahre 1854, bei der 5876 Krankheits- und 2974 Todesfälle verzeichnet wurden. 1873 bricht die Cholera noch einmal - allerdings in schwächerem Umfang - aus (Hollweck, S.84, S.91). 70,if. Gellpest] »Gell« im Sinne von »nicht wahr?« ist bei J. Andreas Schmeller, Bayerisches Wörterbuch, schon seit der 1. Auflage (1828, II. Theil, S.31) verzeichnet. 70,9-11 K: Das ist ja... V:... gell--------- /] Von der Hand Liesl Karlstadts ergänzt. T‘ 361 2977] Fehlt in T5, T6. 361 diese Seuche statt »Gell«Seuche] Handschriftlich korrigiert aus: »diese Pest statt >GellGelt, wissen tu ich gar nix. Du sagst mir jedes Wort ein.< Sag ich: >Ja, das mach ich.eiseme Sparern«. Außerdem ist in T4 über dem Titel notiert (und gestrichen): »N° 3«, sowie (von fremder Hand): »Fassung 1943!« (- Es dürfte sich bei T4 um den Entwurf eines sog. »Sparkassenfilms« handeln; vgl. Sämtliche Werke, Bd.8, S-47of.).

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Semmelknödel Textüberlieferung T1 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.273; Mappe XIII (Au 11750). T2 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.27ja; Mappe XIII (Au 11750). T3 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.'2 73a; Mappe XIII (Au 11750). T* Typoskript im Nachlaß, R. Piper Verlag, München: Repertoire Nr.273. Ts Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.273. S1 Schallplattenaufhahme der Reichs-Rundftmk-Gesellschaft mit Karl Valentin und Liesl Karlstadt, München, 12.6.1940 (Berswordt, S.307). Textgrundlage: T2. Entstehung Laut Untertitel von T1, T2, T3, T4, T5: 1940. Stellenkommentar 72,2 Von] In T1 ist vorangestellt: „Schallplattentext“. 72,6-33 K: Ja sag... K:... aber Semmelknödel sind Semmelknödel!] In T1 lau­ tet die Passage: »VAL: Was gibts denn heut zum essen? Karlst: Dös wirst schon sehen].] VALENTIN: Was heisst sehen, vom sehen werd ich nicht satt].] Karlstadt: Semmelknödel gibts heut].] Valentin: Die hat’s erst kurz gegeben. KARLST: Was heisst kurz - a Knödel ist rund nicht kurz].] Valentin: Schon wieder Semmelknödel].] KARLST: Ja, Semmelknödel].]« 72,13 Aber jetzt ist es 9 Uhr abends...] Vgl. die Szene, Rep. Nr.i83a, »Volkssänger in der Ritterspelunke« (Sämtliche Werke, Bd.3, S.84f.). 73,4 mehreren] In T1 handschriftlich korrigiert, ursprünglich: »zwei«.

Sprachforscher Textüberlieferung T1 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.276; Mappe XIII (Au 11750). T2 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.276; Mappe XIII (Au 11750). T3 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.276a; Mappe XIII (Au 11750).

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T* Typoskript im Nachlaß, R. Piper Verlag, München: Repertoire Nr. 2 76. Ts Typoskript im Nachlaß, R. Piper Verlag, München: Repertoire Nr. 2 76a. T6 Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.276. S' Schallplattenaufnahme der Reichs-Rundfimk-Gesellschaft mit Karl Valentin und Liesl Karlstadt, München, 11.9.1940 (Berswordt, S.308). Textgrundlage: T1. i. Variante: T4.

Im Gespräch mit dem deutschen Sprachforscher Valentin H. Gail: Ich will Ihnen sehr geehrter Herr Valentin ja nicht widerspre­ chen, denn ich bin längst unterrichtet was ihr Name unter den deut­ schen Sprachforschern bedeutet, nur was Sie unter Ichenbratekolidatiasimtioejik verstehen, verstehe ich nichtf. ] Valentin: Das heisst Gleichlautj.] H. Gail: Aha! Valentin: So ganz unrecht kann man denen nicht geben, die die deut­ sche Sprache als verzwickt bezeichnen. Es gibt da gar mancherlei, was zu ändern oder besser zu machen wäre. Fangen wir einmal an: Zum Beispiel: Ich gehe ins Gasthaus und trinke eine frische Mass - ich gehe zum Schneider und bestelle mir einen Anzug nach »Mass« - Oder ich verstehe nicht, dass mir im Gasthaus eine Kassierin das Essen bringt, im feinen Restaurant bringt mir nicht der Kassier die Speisen, sondern der Kellner. Wäre der Kellner eine Frau, müsste er doch eine Kellne­ rin sein. Zu einem Oberkellner sagt man kurz »Ober«. Gäbe es Ober­ kellnerinnen, müsste man »Oberin« sagen, eine Oberin ist aber wieder die Vorsteherin eines Klosters. H. Gail: Stimmt, Herr Professor! Valentin: Nein, das stimmt eben nicht[.J H. Gail: Ja ich meine, das stimmt nichtf.J Valentin: Ja ja das stimmt dass es nicht stimmt, man sagt auch zum Beispiel: Der Dieb stiehlt, warum diebt er nicht? Wenn er stiehlt, warum heisst er nicht Stiehler? Beide haben gestohlen, sie müssten Stohler heissen oder er entwendet, dann ist er ein Entwen­ den H. Gail: Ganz richtig, Herr Professorj.] Valentin: Nein das ist nicht richtig[.J

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H. Gail: Ja ja, es ist richtig, dass es nicht richtig ist. Valentin: Engagiert man fiir seinen Haushalt eine Zugeherin, so kann sie doch nicht ewig da bleiben, nach ihrer Arbeit geht sie wieder aus der Wohnung weg und ist dann eine Weggeherin. Ein weiteres Bei­ spiel: Das Wort »niesen«!.] Habe ich einen Katarrh, so muss ich nie­ sen, es gibt aber Speisen welche man nicht ge=niessen kann. Habe ich z. B. den Schnupfen und mache »Hatzi« so habe ich, wie der Bayer sagt, nicht geniest, sondern ich habe genossen. Möchten beispielsweise 60 Millionen Deutsche zugleich niesen, so kann man nicht sagen, es sind 60 Millionen Genossen, sondern es haben 60 Millionen genossen, natürlich nicht Volksgenossen. Sie haben also alle genossen und das war dann ein Geniese. H. GAIL: Fabelhaft, Herr Professor! VALENTIN: Klingt es nicht fast komisch wenn ich sage »durch einen Buchenwald spaziert ein Rechtsanwalt!«] - oder der Hut passt und der Tarocker passt auch - klingt es nicht eigenartig wenn ich sage Ein Armer mit 2 Armen dient bei der Armee oder der Leiter einer Fabrik besteigt eine Leiter - oder soll ich es wagen in diesem Wagen zu fah­ ren oder es scheint es scheint heute noch die Sonne oder wenn jemand geht und zugleich fahrt so ist das eine Gefahr oder ich habe von jemand erfahren, es sei jemand überfahren worden. Aber die Höhe des Wortunfuges sind die Tätigkeitswörter: Der Koch kocht, der Bäcker bäckt, der Schmied schmiedet, wie ist das bei einem Dienstmann, man kann doch nicht sagen der Dienstmann dienstmanndelt, der Arzt arzelt, der Zimmermann zimmermandelt..

2. Variante: T3.

Der Sprachforscher Text v. K. Valentin 1940

Wenn auch die Wörter manchmal anders geschrieben werden, der Laut ist derselbe. Man kann sagen: Dieser Herr hat eine herrliche Stimme, aber man kann nicht sagen, diese Frau hat eine frauliche Stimme. Augenlider - Weihnachtslieder[.] Der eine malt Bilder, der andere mahlt Kaffee. Die Reichen reichen sich die Hände - die Armen reichen sich die Arme. Jch ging gerne in der Mitte, aber ich habe nicht die Mittel dazu. Es steht nun fest, dass das Fest stattfindet. Die Tauben auf dem Dache und die Tauben in der Taubstummenanstalt. Jch gehe heute zu einem Gerber und kaufe mir Häute.

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Dieser Mann behauptet, der Delinquent sei schon enthauptet worden. Wenn einer gar nicht weiss, was er wird, wird er Wirt. Mein Taufpat bat mich, mit ihm im Schwimmbad zu baden. Ein Mohr nimmt ein Moorbad. Man geht auf der Strasse und sieht einen Mann. Jch habe etwas entdeckt -. Und wenn ich mich auf’s Sofa lege, decke ich mich mit einer Decke zu, und nehme ich die Decke wieder weg, so habe ich mich selbst entdeckt. Meine Uhr hat einen Sprung, sie ist ursprünglich ganz gewesen. Wer macht unsere Wehrmacht klein? Niemand. Gewähr - Gewehr Mancher Knabe ist frühreif - auf den Feldern liegt Früh[r]eif. Wenn in einem Kübel nichts drinn ist, dann ist er leer, ist noch weniger drinn, dann ist er noch leerer, mit h geschrieben ist er aber ein Lehrer, (Schullehrer). Der Regen - was regen Sie sich darüber auf? Sie haben dabei nicht richtig gehandelt, sie sind kein richtiger Händ­ ler. Sie sind verlegen - legen Sie sich nieder. Bin ich wo eingeladen, kann ich zur Frau des Hauses sagen, darf ich mich auf diesen Stuhl setzen - ich kann nicht sagen: Darf ich mich auf Jhren Stuhl setzen. Gummiball auf einem MaskenballJ.] Das Anlehnen der Räder am Rathaus ist verboten [.] Dessau - de Sau[.] Gesetz - geh setz di niederj.] Ein Regierungsrat kann auf einem Motorrad fahren, umgekehrt unmög­ lich. Jch kann mir selbst Reisnägel fabrizieren - ich schneide mir auf der Reise die Nägel ab, dann habe ich Reisnägel. Jch liess mich heute früh um Sieben Uhr wecken, dann ging ich zu einem Bäcker und kaufte mir einen Wecken (Brot). Wenn ein Mann seine Steuer bezahlt, deshalb ist er noch lange kein Steu­ ermann. Wenn die Bierabrechnung nicht stimmt, wird der Wirt verwirrt. Wenn einer ein Haus zeichnet, dann ist er ein Architekt, wenn einer ein Haus baut, dann ist er ein Bauer. Wenn einer in das Bett geht, dann ist er ein Bettler. Das Vieh weidet am Acker, folglich ist das ein Viehacker - ein Fiaker kann auch ein Pferdefuhrwerk sein. Eine Musikkapelle spielt in einer Waldkapelle. Am Schloss Linderhof ist ein Sicherheitsschloss, es ist ausgeschlossen, dass ich dort schon aufgeschlossen habe.

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Jch habe an meinem Jagdgwehr einen Hahn und im Hühnerstall habe ich auch einen Hahn. Jch sass im D Zug im Zug, weil ein Fenster auf war. Scher dich zum Teufel, wenn du die Schere verloren hast. Die Glocken läuten um den Leuten den Sonntag zu verkünden. Um sieben Uhr soll die Magd das Mehl sieben. Das Wildbrett lag am Fensterbrett. Wird sich der rentieren - ein Käfig mit Renntieren? Einen Hundertmarkschein kann man nicht mit dem Sonnenschein ver­ wechseln. Die Zeitung ist erschienen, die Eisenbahn fährt auf den Schienen. Gib acht, dass du die Acht Mark nicht verlierst. Jch bin verreist nach auswärts - ich bin auch vereist, wenn ich mich in den Eisschrank stelle und lasse mich gefrieren. Es ist mir heiss und ich heisse Heiss. In einem Krämerladen kann ich ein Gewehr laden. Vergessen - Vertrunken [.] Entstehung Laut Untertitel von T‘, T2, T3, Ts, T6: 1940.

Quellen K. V. beschäftigt sich in seinem Werk immer wieder mit dem Phänomen des Gleichklangs von Wörtern. In »Sonderbarer Appell« (vorliegender Band, S.81 ff.) wird es zur Ursache mißverstandener Anreden. Der Gleich­ klang von Namen ist auch Thema des Dialogs »Der neue Buchhalter« (vorliegender Band, S-44ff.). Zur Funktion der Wissenschaftssatire bei K. V. vgl. Sämtliche Werke, Bd.i, Nachwort, S.ßoif. Stellenkommentar 74,2 Von] In T6 ist vorangestellt: »Schallplattentext«. 74,6 Direktor] S1: »Professor«. 74,9 Illobrasekolidation] Von K. V. erfundener Begriff; in der Sprachwis­ senschaft würde man von »Homophonie« sprechen. 74,30 wer macht für die Wehrmacht die Uniformen?] T6 (gestrichen): »wer macht unsere Wehrmacht klein?«. S1: »ein Regierungsrat kann auf einem Motorrad fahren, umgekehrt unmöglich.« 75,5f. das Volk besteht auch aus kö/fogenossen ] In T6 handschriftlich korri­ giert, ursprünglich: »eine Partei besteht auch aus Genossen«. Mit dem NS-Terminus »Volksgenosse« sollten soziale Unterschiede verdeckt wer­ den; vgl. Berning, S.I99Í. 75,9k Der Turner macht einen Sprung, das zerbrochene Glas hat einen Sprung.] S1: »Meine Uhr hat einen Sprung, sie ist ursprünglich ganz gewesen.« Der nachfolgende Text wird in S‘ abwechselnd von Liesl Karl­ stadt und K. V gesprochen.

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75>I5f- WBB Jemand geht und zugleich fahrt, so ist das eine Gefahr] S1: »Wenn jemand im Eisenbahnzug während der Fahrt geht, so ist das eine Gefahr«. 75,21 der Zimmermann zimmermanndelt] Fehlt in S‘. 75.23 sauft] S‘: »gesoffen hat«. 75.24 viel isst] S": »zu viel gegessen hat«. 75,27h Eine Sprache wird nicht gegessen, sondern gesprochen!] S1: »Da haben S’ ja wieder den Beweis - eine Sprache kann nicht essen.«

y4 365 Gail] Wahrscheinlich Otto Willi Gail (geb. 1896, gest. 1956), Physi­ ker und Buchautor; war seit ca. 1928 Reporter und wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Münchner Rundfunk. 365 eines Klosters] Handschriftlich ergänzt. 365 Herr Professor] K. V. in der Rolle des Professors u. a. auch im Kurz­ film, Rep. Nr.224, »K-J-S-. (Katzenjammer-Jmpf-Serum.)« (Sämtliche Werke, Bd.8, S.54ff.), im Monolog, Rep. Nr.68, »Unsere Haustiere« (Sämtliche Werke, Bd.i, S.52-55) sowie im Dialog »Mischi-Maschi« (vorliegender Band, S.i5Öff.).

T3 366 Der Sprachforscher / Text v. K. Valentin 1940] Handschriftlicher Zu­ satz. 367 Frühfrjeif] Handschriftlich korrigiert, ursprünglich: »der Reif«. 368 Vergessen - Vertrunken] Handschriftlicher Zusatz.

Schwierige Auskunft Textüberlieferung T1 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.279; Mappe XIII (Au 11750). T2 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.279; Mappe XIII (Au 11750). T3 Typoskript im Nachlaß, R. Piper Verlag, München: Repertoire Nr.279. T4 Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.279. S' Schallplattenaufhahme der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft mit Karl Valentin und Liesl Karlstadt, München, 5.11.1940 (Berswordt, . S.308) Textgrundlage: T2. Entstehung Laut Untertitel von T', T2, T3: 1940.

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Stellenkommentar 76.1 Schwierige Auskunft] In T' von der Hand Berti Böheims darüberge­ setzt: »Auskunft am Bahnhof«. - Die nutzlose, irritierende Auskunft ist ein Paradigma des gestörten Alltagsdiskurses, vgl. u. a. »Die verfluchte Hobelmaschine«, »Schwieriger Kuhhandel«, »Telefon-Schmerzen«, »Sie weiss nicht, was sie will« (vorliegender Band, S.59f., S.84f, S.poff., S.i7off.) sowie Nachwort. 77.1 Nein, nur wenn ich auf der Strasse was g’fragt werd’] S': »Nein, nur heut - heut ausnahmsweis«. 77,12 ausgerechnet Sie muss ich fragen] Vgl. Oktoberfest-Szene, Rep. Nr.392i, »Mir pressierts« (Sämtliche Werke, Bd.3, S.iöjf); dort wird ein Stotterer um Auskunft gebeten.

Der Vogelhändler Textüberlieferung T1 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.280; Mappe XIII (Au 11750). T2 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.28oa; Mappe XIII (Au 11750). T3 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.28oa; Mappe XIII (Au 11750). T4 Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.280. T5 Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.280. S1 Schallplattenaufnahme der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft mit Karl Valentin und Liesl Karlstadt, München, 5.11.1940 (Berswordt, S.308). Textgrundlage: T2.

Entstehung Laut Untertitel von T2, T5: Oktober 1940. Stellenkommentar 77,20 Der Vogelhändler] Vgl. die gleichnamige Operette (1891) von Carl Zeller, aus der K. V. in der Szene, Rep. Nr.343, »Gesangspotpouri aus alten Liedern« (Sämtliche Werke, Bd.3, S.132) zitiert. 77,26 V: Sind Sie zuhaus?] Fehlt in T‘. 77,30 Das ist recht - wo ist denn der Hansi? -] Fehlt in T'. 78,6 natürlich fehlt was -] Fehlt in T'. 78,13 K: Natürlich!] Fehlt in T1. 78,34 Vogel war doch keiner drinn, ich bezahle doch nicht] T': »Fällt mir gar nicht ein, dass ich was bezahle,«.

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79.1 Die ganze Ware ist gut, Sie können ja] T1: »Sie könnten aber«. 79,5 auf der Rechnung steht:] T': »ich richt mich nach meiner Rechnung, da steht drauf«. 79,10 Ich brauch doch einen Käfig auch dazu!] Fehlt in T’. 79,15 liefern wir ja nicht] In T‘ folgt: »einzelne Sachen liefern wir nie -«. 79,18-21 - Bitte... K:... G’schwätz anhörj.J] Fehlt in T1. 79,23-25 denn es ist... Käfig mit Vögel!] Fehlt in T1.

Der überängstliche Hausverkäufer Textüberlieferung T1 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.282; Mappe XIII (Au 11750). T2 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.282; Mappe XIII(Au 11750). T3 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.282; Mappe XIII (Au 11750). T4 Typoskript im Nachlaß, R. Piper Verlag, München: Repertoire Nr.282. T5 Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.282. S1 Schallplattenaufnahme der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft mit Karl Valentin und Liesl Karlstadt, München, 5.11.1940 (Berswordt, . S.308) Textgrundlage: T2.

Entstehung Laut Untertitel von T‘, T2, T3, T4, Ts: 1940. Stellenkommentar 79,29 Der überängstliche Hausverkäufer] Handschriftlich korrigiert, ursprünglich: »Karl Valentin verkauft ein Haus.« T‘, T3, T4: »Hausver­ kauf«. - Zu K. Vs eigenen Angstzuständen vgl. Auer, in: FreilingerValentin, S.215-219. 80.2 Häuslein,] Es folgt das Gestrichene: »ein Häuselchen, ein Häuseleinchen,«. 80.18 Toilettenverhältnissen] Korrigiert von der Hand Liesl Karlstadts, ursprünglich: »Abortverhältnissen«. 80.19 Closet ist keines] Korrigiert von der Hand Liesl Karlstadts, ursprüng­ lich: »Abort ist keiner«. 8i,i6f. Bergwerk zu mieten] In Valentins Sammlung, Rep. Nr.5ia, »Neue Lichtbilder - 1942« (Sämtliche Werke, Bd.7, S.258) findet sich der Text: »Suche ein altes Bergwerk, gegen mein vierstöckiges Wohn­ haus einzutauschen. Offerten unter >Sicher ist sichen an die Exp. d. Bl.«

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81,23 Meteorsteinen] Korrigiert von der Hand Liesl Karlstadts, ursprüng­ lich: »Fliegerbomben«. 81,24h K: Ach so ein... V:... Seltenheit.] Zusatz von der Hand Liesl Karl­ stadts. T', T3, T4, Ts: »K: Aber Meteorsteine sind doch ganz selten. / V: Schon - aber bei mir geht die Sicherheit über die Seltenheit.«

Sonderbarer Appell Textüberlieferung T1 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.284; Mappe XIII (Au 11750). T2 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.284; Mappe XIII (Au 11750). T3 Typoskript im Nachlaß, R. Piper Verlag, München: Repertoire Nr.284. T4 Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.284. S1 Schallplattenaufnahme der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft mit Karl Valentin (Vorgesetzter) und Liesl Karlstadt (Peter Hindelang), Mün­ chen, 9.10.1940 (Berswordt, S.308). Textgrundlage: T4. Entstehung Laut Untertitel von T', T2, T3, T4: 1940.

Quellen S. o. 368 (»Sprachforscher«). Dieser Dialog steht in der Tradition der Militärkomik, die besonders zur Kaiserzeit populär war und sich v. a. aus der Darstellung von Normabweichungen innerhalb eines streng regle­ mentierten Kasernen- u. Manöveralltags ergab. Vgl. K. V.s »SchwereReiter-Couplets« (Sämtliche Werke, Bd.2, S.72-77). Zur Militärkomik vgl. auch Flatz. Stellenkommentar 81,29 Sonderbarer Appell] In T‘ handschriftlich korrigiert, ursprünglich: »Aufruf«. 82,28 fuchti] Bayer.: wütend. S1: »windi«.

Die Silberne Hochzeitsfeier Textüberlieferung T' Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.285; Mappe XIV (Au 11750). T2 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.285; Mappe XIV (Au 11750).

T3 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.285; Mappe XIV (Au 11750). T* Typoskript im Nachlaß, R. Piper Verlag, München: Repertoire Nr.285. T5 Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.285. S' Schallplattenaufnahme der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft mit Karl Valentin und Liesl Karlstadt, München, 9.10.1940 (Berswordt, S.308). Textgrundlage: T2. Entstehung Laut Untertitel von T1, T2, T3, T4, T5: 1940.

Stellenkommentar 83,13 Die Silberne Hochzeitsfeier] In T1, T2, T4 ist »feier« von fremder Hand gestrichen. - In der von Liesl Karlstadt zusammengestellten Samm­ lung, Rep. Nr. 152, »Karl Valentin das Münchner Orginal« (Sämtliche Werke, Bd.7, S.i42f.) findet sich folgender Text: »Mann und Frau feiern in großer Gesellschaft silberne Hochzeit. Am Ende der Feierlichkeiten entsteht eine Rauferei unter den Anwesenden. Der Mann ist empört, schlägt mit der Hand empört auf den Tisch und schreit: >Es ist doch zum Kotzen, jedesmal wenn wir silberne Hochzeit feiern, wird zum Schluss gerauft.[Moment mal!Verwendung< fanden.« Aus Sicht des Reichs­ senders München (s. Münz, S.278) waren die meisten seiner Aufnahmen aus »politisch-propagandistischen Erwägungen [...] nicht sendefähig«.

Das Weihnachtsgeschenk Textüberlieferung T1 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.299; Mappe XIV (Au 11750). T2 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.299; Mappe XTV (Au 11750). T! Typoskript im Nachlaß, R. Piper Verlag, München: Repertoire Nr.299. T4 Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.299. S' Schallplattenaufhahme der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft mit Karl Valentin (Herr Lang) und Heinrich Hauser (Herr Kurz), München, 10.2.1941 (Berswordt, S.309). Textgrundlage: T’.

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Entstehung Laut Untertitel von T', T2, T3, T4: 1941. Der Dialog ist eine Umarbei­ tung der um 1920 entstandenen Soloszene, Rep. Nr.95, »Der Photo­ graph« (Sämtliche Werke, Bd.i, S.58-61).

Stellenkommentar 106.10 Das Weihnachtsgeschenk] Vgl. den Artikel, Rep. Nr.235, »Heiliger Abend - abgesagt« (Sämdiche Werke, Bd.7, S.i72f.), und das Stück, Rep. Nr.120, »Das Christbaumbrettl« (Sämtliche Werke, Bd.5). 106,21 mein Gott, bin ich vergesslich] Vgl. den Dialog »Vergesslich« (vor­ liegender Band, S.7of.). 107,18 Kunsthonig] Wurde als würfelförmiges Paket (ohne Glas) verkauft. 108,25 rote Laterne] Bis in unser Jahrhundert hinein hing - nach Auskunft von Volker D. Laturell - nachts eine rote Laterne am Haus von Hebam­ men in der Stadt und in den Dörfern (vgl. a. das Photo bei Bauer 1982, S.161).

Hohes Alter Textüberlieferung T1 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.300; Mappe XIV (Au 11750). T2 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.300; Mappe XIV (Au 11750). T3 Typoskript im Nachlaß, R. Piper Verlag, München: Repertoire Nr.300. T4 Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.300. D' Münchener Feldpost (23. Ausgabe) vom 1.9.1943, S.14. S1 Schallplattenaufhahme der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft mit Karl Valentin (B) und Heinrich Hauser, München, 10.2.1941 (Berswordt, S. 309). Textgrundlage: D‘.

Entstehung Laut Untertitel von T1, T2, T3, T4: 1941.

Stellenkommentar 109.11 Vegetarianer] Wegbereiter des Vegetarismus in Deutschland ist der protestantisch-freikirchliche Theologe Eduard Baltzer (geb. am 24.10. 1814 in Hohenleina, gest. am 24.6.1887 in Durlach) mit seiner Schrift »Die natürliche Lebensweise« (i867ff.); Baltzer gründete 1867 den ersten deutschen Vegetarierverein und gab dessen weit verbreitetes Vereinsblatt heraus. 110,3 Junggesellensteuer] Sonderbesteuerung der Unverheirateten, 1930

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im Deutschen Reich für alle Ledigen als vorübergehende Maßnahme ein­ geführt. i iö,5f. V: Rauchen Sie viel? B.: Bin Nichtraucher. ] Fehlt in T1, T2, T3, T4. uo,i3f. Unzählige Riesenräusch] In T' handschriftlich korrigiert; ur­ sprünglich: »Tausende schwere Rausch«. S1: »Manches Räuscheri«. 110,17-20 Ja, ja... Virginia geraucht!} In T1 handschriftlich korrigiert, ursprünglich: »Ja ja, seit seinem 20. Lebensjahr bis zu seinem 89. Lebensjahr hat er täglich seine Mass Bier getrunken und tagtäglich seine drei Stück Virginia geraucht«. Danach in T' gestrichen: »und bei be­ sonderen Gelegenheiten sind halt aus den zwei Massen 5 und 6 Mass word’n«. 110,17 #9-] S1: »69. Lebensjahr«. uo,2of. draht hat er, tuia der Lump am Stecka} Redensart im Sinne von: unentwegt getanzt hat er (vgl. Ringseis, S.64). i io,24f. Und tvieviel... geleert haben!] Handschriftlich ergänzt in T‘.

Mir hat geträumt Textüberlieferung T' Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.301; Mappe XIV (Au 11750). T2 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.301; Mappe XIV (Au 11750). T’ Typoskript im Nachlaß, R. Piper Verlag, München: Repertoire Nr.301. T4 Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.301. T5 Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.301. S1 Schallplattenaufnahme der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft mit Karl Valentin (Lang) und unbekanntem Sprecher (Kurz), München, 10.2.1941 (BersWordt, S.309). Textgrundlage: T1.

Entstehung Laut Untertitel von T', T2, T3, T4, T5: 1941.

Stellenkommentar 111,28 (im Traum natürlich)} Während hier die Distanz zur Alltagswirk­ lichkeit immer wieder betont wird, gewinnt die bekannte Erzählung des Ententraums in dem Stück, Rep. Nr. 123, »Raubritter vor München« (Sämtliche Werke, Bd.8, S.2 73ff.) ihren Reiz dadurch, daß die Grenze verwischt wird. 111,35 Plafond] Zimmerdecke.

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ii2,3 flüssigen Lineburger] In »Meine Jugendstreiche« berichtet Valentin von einem Erlebnis mit »zehn großen Kisten voll von verdorbenem Lim­ burger Käse«, dessen »fürchterlicher Duft« ihn seitdem in seinen »schwersten Alpträumen verfolgt« (Sämtliche Werke, Bd.7, S.88f.). 112,8 500 mir. tief] S‘: »fünfhundertzehn Meter«.

Herr Leidenreich Textüberlieferung T’ Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.302; Mappe XIV (Au 11750). T2 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.302; Mappe XIV (Au 11750). T3 Typoskript im Nachlaß, R. Piper Verlag, München: Repertoire Nr.302. T4 Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.302. Ts Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.302. S' Schallplattenaufhahme der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft mit Karl Valentin (Herr Gesundig) und Hans Löscher (Herr Leidenreich), München, 10.2.1941 (Berswordt, S.309). Textgrundlage: T1.

Entstehung Laut Untertitel von T1, T2, T3, T4, T5: 1941. Quellen S. o. 341 (»Beim Arzt«).

Stellenkommentar ii2,i9ff. Herr Gesundig... H. Leidenreich] >Sprechende< Namen sind vor allem aus der Wiener Volkskomödie bekannt. 113.12 Gastwirtszeitung] Seit 1887 erschien in Berlin die »Gastwirts-Zei­ tung«; außerdem gab es seit 1884 die süddeutsche Verbandszeitung »Der Gastwirth«. 113,23 Sie müssen Doktorbücher lesen] Handschriftlich ergänzt. 114,5 ja net'\ Handschriftlich korrigiert, ursprünglich: »noch net«. T4: »noch nie«. 114.12 Medizin] Handschriftlich ergänzt. 114,12 lesen. ] Es folgt das Gestrichene: »Wenn ich das meine ausgelesen habe, dann leih’ ich es Ihnen auch!«.

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Kurz und bündig Textüberlieferung T' Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.303; Mappe XIV (Au 11750). T2 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.303; Mappe XIV (Au 11750). T’ Typoskript im Nachlaß, R. Piper Verlag, München: Repertoire Nr.303. T4 Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.303. S' Schallplattenaufhahme der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft mit Karl Valentin (Frau Huber) und unbekanntem Sprecher, München, 28.2.1941 (Berswordt, S.309). Textgrundlage: T'. Entstehung Laut Untertitel von T1, T2, T!, T4: 1941.

Quellen Der Dialog ist thematisch eng verwandt mit den Monologen, die K. V um 1920 für Liesl Karlstadt schrieb, z. B. »Die Frau Funktionär« oder »Ich suche eine neue Köchin« (Sämtliche Werke, Bd.i, S.62-66, S.73-76). Bei diesen Texten handelt es sich um Skizzierungen des Münchner Vor­ stadtmilieus, das auch nach einem sozialen Aufstieg das Denken prägt. Zur Darstellung der »kleinen Leute« in den Programmen der Volkssän­ ger vgl. Pemsel, S.149-155. Stellenkommentar 115,28 Zenettistr. ] Benannt nach Arnold Zenetti (1824-1891), nach dessen Plänen 1878 der Städtische Schlacht- und Viehhof an der nahegelegenen Thalkirchner Straße entstand. ii4,4f. Grünwald...Schlosskaffee} In dem 1912 erbauten Schloßhotel in Grünwald (Zeillerstraße 1) südlich von München bestand zeitweilig ein Ausflugscafe; im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloßhotel Lazarett, spä­ ter wieder Hotel. 115,11 a guater Lapp] Bayer.: ein Mensch, der sich alles gefallen läßt. 115,15 h Strumpftante im Färbergraben 31] Handschriftlich korrigiert, ursprünglich: »Tuchhandlung im Färbergraben« (so auch in S1). - An der angegebenen Stelle existierte ein Geschäft unter dem Namen: »Sailer & Co. Strumpf-Tante« (Münchner Stadtadreßbuch 1942, S.195). In unmit­ telbarer Nachbarschaft, im Färbergraben 33, befand sich 1937-1940 K. V.s »Panoptikum« bzw. »Ritterspelunke«, ein Kellerlokal mit Bühne und Museum; vgl. Münz, S.217ff. 115,21 g’schnappi] Bayer.: vorlaut, schnippisch.

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115.27 windig] Bayer.: ungut, wütend. 115.28 Oekonomie] Landwirtschaft. 115,32 Maul- und Klauenseuche] Handschriftlich darüber gesetzt: »Clau« bzw. »Maulen«; S': »Klau- und Maulenseuche, Maul- und Klauenseuche«.

Mein Freund Oskar Textüberlieferung T1 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.304; Mappe XIV (Au 11750). T2 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.304; Mappe XIV (Au 11750). T3 Typoskript im Nachlaß, R. Piper Verlag, München: Repertoire Nr.304. T4 Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.304. S1 Schallplattenaufnahme der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft mit Karl Valentin (Herr Treu) und unbekanntem Sprecher, München, 28.2.1941 (Berswordt, S.309). Textgrundlage: T'. Entstehung Laut Untertitel von T‘, T2, T3, T4: 1941.

Stellenkommentar 116,12 Nicht so laut] Durch Plakate mit dem Schlagwort »pst!« (vgl. die Abb. bei Preis, S.176) wurde in den Kriegsjahren die Bevölkerung zum Stillschweigen erzogen. - Nach Schulte (S.i92ff.) ist dieser Dialog ähn­ lich wie die Szene, Rep. Nr.347, »Sind sie nicht der Herr Gabler?« (Sämtliche Werke, Bd.3, S. 137E) als Auseinandersetzung mit dem Denun­ ziantentum zu verstehen.

Geräusche Textüberlieferung T1 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.311; Mappe XV (Au 11750). T2 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.311; Mappe XV (Au 11750). T3 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.311; Mappe XV (Au 11750). T4 Typoskript im Nachlaß, R. Piper Verlag, München: Repertoire Nr.311. T5 Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.311.

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T6 Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.311. S' Tonbandaufnahme von Radio München mit Karl Valentin und Liesl Karlstadt, München, 4.2.1947 (Berswordt, S.309). Textgrundlage: T1.

Entstehung Laut Untertitel von T', T2, T’, T4,T5: 1941. Stellenkommentar 118.10 Geräusche} An der Seite handschriftliche Notiz: »u[m]geschnittene Schallplatte - Text«. In T6 an der Seite Notiz von der Hand Liesl Karl­ stadts: »mit Rudi Vogel«. 118.16 fressen] S‘: »essen«. 118.17 lm Restaurant!} In S1 folgt: »Besonders wenn eine Dame am Tisch sitzt.«. 119,5 »Surrhaxl«] Bayer.: Schweinshaxe, die in der Sur (Salzlake) gelegen hat. 119,28 Schnackler} Bayer.: Schluckauf. 119,31 Magenkopper} Bayer. »Köpper«, »Kopperer« = Rülpser.

Leichtsinn (Hauseinsturz) Textüberlieferung T1 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.312; Mappe XV (Au 11750). T2 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.312; Mappe XV (Au 11750). T’ Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.312. T* Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.312. Textgrundlage: T’. Entstehung Laut Untertitel von T', T2, T5, T4: 1941.

Stellenkommentar 120,7 (Hauseinsturz)} Handschriftlich ergänzt. - Vgl. auch den Artikel, Rep. Nr.240, »Karl Valentin baut« (Sämtliche Werke, Bd.7, S.i74f.). 120.11 Was ist denn da passiert,...?} Vgl. »Was ist hier passiert?« (vorlie­ gender Band, S.p8ff.). 120,29E Brücke durch Hochwasser einstürzen kann} Vgl. den Monolog, Rep. Nr.135, »Hochwasser« (Sämtliche Werke, Bd.i, S.ioiff.).

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Herr Wutz Textüberlieferung T1 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.313; Mappe XV (Au 11750). T2 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.313; Mappe XV (Au 11750). T3 Typoskript im Nachlaß, R. Piper Verlag, München: Repertoire Nr.313. T4 Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.313. Textgrundlage: T2.

Entstehung Vermutlich 1941.

Stellenkommentar 122,24 Herr Wutz] Handschriftlich korrigiert, ursprünglich: »Unter uns!«. T2, T3, T4: »Der Herr Wutz«. 122,34 Wuuz] In der bayer. Mundart gedehnte Aussprache von »Wutz« (im Volksmund für: kleine Sau). 123.10 Denunziant] Zum Denunziantentum im Alltag des Dritten Reiches s. Maser, S.147-157; zur Situation in München s. Preis, bes. S.104-108.

Haben Sie Zeit, gehns mit Textüberlieferung T' Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.314; Mappe XV (Au 11750). T2 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.314; Mappe XV (Au 11750). T3 Typoskript im Nachlaß, R. Piper Verlag, München: Repertoire Nr.314. T4 Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.314. Textgrundlage: T'.

Entstehung Vermutlich 1941.

Stellenkommentar 124,13 Haben Sie Zeit, gehns mit] Handschriftlich korrigiert, ursprünglich: »Interessante Unterhaltung«; in T2, T4 Untertitel. 125.10 kein Geld] Zu Valentins eigener finanzieller Situation nach 1940/41 vgl. die Angaben in seinem Entnazifizierungsbogen (in: Münz, S.290).

39°

125,16 (Wieder von vorne beginnen)] Wiederholung und Zirkularität sind wesentliche Stilmittel des Absurden Dramas (vgl. etwa Eugene Ionesco: »Die kahle Sängerin« [1950]). Zu K. V und dem Absurden Drama s. Gönner. 125,17-19 geht 2 bis 3 mal... von vom ogeht.} Handschriftlich ergänzt.

Die Handtasche Textüberlieferung T1 Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.322; Mappe XV (Au 11750). T2 Typoskript im Nachlaß, R. Piper Verlag, München: Repertoire Nr.322. T3 Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.322. Textgrundlage: T1.

Entstehung Laut Untertitel von T1, T!, T3: 11.2.41. Stellenkommentar 125,23 Die Handtasche} Handschriftlich an der Seite: »neu. noch nicht veröffentlicht.« 126,18 Die jungen lassen ihn öfters stehen} Zur sexuellen Symbolik von Schirm und Tasche vgl. Freud, S.i5Öf. - In K. V.s Sammlung, Rep. Nr.216, »Wissen Sie schon?«, ist folgende Frage enthalten: »[Wissen Sie schon] ... dass ein alter Professor nur mehr seinen Schirm stehen lassen kann?« (Sämtliche Werke, Bd.7, S.413). i26,2yf. Und dann regnet es ja heute gar nicht.} Vgl. den Dialog »Im Schirmgeschäft« (vorliegender Band, S.i34ff.). 126,28 Auswahl in Herrenhiiten} Vgl. den Dialog »Im Hudaden« (vorlie­ gender Band, S.2i2ff). i2 7,6f. mein Herr!} Es folgt die handschriftliche Notiz: »bitte abschreiben und wieder an mich zurück K. V«.

Wir kaufen den Reichssender=München Textüberlieferung T' Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.200; Mappe X (Au 11750). T2 Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.200. Textgrundlage: T'. Entstehung Laut Untertitel von T‘: Dezember 1941. Der Dialog basiert auf der

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Grundidee der Szene, Rep. Nr. 200b, »Der Zirkuskauf« (Sämtliche Werke, Bd.3, S.izoff.). Stellenkommentar 127.11 Wir kaufen den Reichssender-München} Die im Werk K. V.s regel­ mäßig wiederkehrende Verkaufssituation wird hier und im folgenden Dia­ log »Wir kaufen ein Hotel« ins Absurde gesteigert. - In T2 ist vorange­ stellt: »Eigentum des Reichssenders München.« 127.16 Dr. Cassimir] Dr. Heinrich Cassimir (geb. am 16.1.1902 in Mün­ chen, gest. 1944 >n Rußland) war von 1933 bis 1941 Referent für Unter­ haltungsabende und Spielleiter beim Reichssender München (vgl. Sämtli­ che Werke, Bd.6, S.256 [54,4]). -T2: »Sprecher«. 127.17 Besuch] Es folgt das Gestrichene: »vom Herrn Intendant aus«. 127.23 Babb] Bayer.: Unsinn. 127.25 verredet[.]} Es folgt das Gestrichene: »- wissen Sie, Herr Dr. Cassidir....... / Cassi.: Cassiwnr! / Val.: Mir?? — Was miri«. 127.26 Berufals Komiker ablegen} Wohl ironischer Hinweis auf die schwie­ rige materielle Lage Karl Valentins, der seit 1941 keine Engagements und kaum noch Einkünfte hatte (vgl. Münz, S.290). 128,1 dadepft] Bayer.: erschöpft, erledigt (nach Ringseis, S.56); hier wohl eher im Sinne von: wirr. 128.12 Wieviel muss man den[n] spenden?} Anspielung auf die Spendenak­ tionen des »Winterhilfswerks« (WHW) und anderer NS-Organisationen; vgl. Preis, S.80-83. 128.17 Herr Dr.} T2: »Herr Dings«. 128.24 Tölzer Schützenmarsch} Komposition (ursprünglich für Chor und Orchester) von Anton Krettner (geb. am 2.3.1849 in München, gest. am 27.ii.1899 in Tölz); vgl. »Verstehst nix von der Politik« (vorliegender Band, S.2O9f.). 128.24 Schafflertanz} Traditionelle Melodie; vgl. o. 343 (34,15). 128.25 i^ss unsereins auch noch a bisserl an Genpujss davon haben tät] Vgl. eine Episode aus »Meine Jugendstreiche«, in der K. V. und Liesl Karl­ stadt Ehrenkarten zu einem Brahms-Konzert bekommen, den Abend jedoch alles andere als genießen: »Meine Ansicht ist: man sollte jedesmal bei so einem klassischen Abend zur Erholung des kleinen Mannes einen schönen Strauß-Walzer, den Tölzer Schützenmarsch oder das Glüh­ würmchenidyll von Paul Linjcjke dazwischen spielen, dann wäre das Ganze leichter zu ertragen.« (Sämtliche Werke, Bd.7, S.123). Vgl. a. 425h (201,9). 128,27-30 ...heitere komische Vorträge ...vom Münchner Rundfunk} S. o. 383 (105,28-30). 128,33 »Mikkimaus«} Obwohl die Mickymaus-Zeichentrickfilme nicht zu den von den Nationalsozialisten propagierten Kunst- und Kulturidealen

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paßten, waren sie so populär, daß sie noch bis 1940 in Deutschland gezeigt werden konnten; vgl. Zentner, S.384. 130,24 [ein] ... 6] Handschriftlich eingefugt.

Wir kaufen ein Hotel Textüberlieferung Ti Typoskript im Nachlaß, Theaterwissenschaftliche Sammlung KölnWahn: Repertoire Nr.20oa; Mappe X (Au 11750). T2 Typoskript im Liesl-Karlstadt-Nachlaß, München: Repertoire Nr.200. Textgrundlage: T1. Entstehung Laut Untertitel von T‘, T2: Dezember 1941. S. o. 39if. (»Wir kaufen den Reichssender=München