Briefwechsel und Tagebücher: Band 8 1860-1864 9783110918113, 9783110192315

Volume 8 closes this edition of Meyerbeer's correspondence, personal journals and pocket diaries and provides the r

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German Pages 1025 [1028] Year 2006

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Briefwechsel und Tagebücher: Band 8 1860-1864
 9783110918113, 9783110192315

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Ü Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt.

ISBN-13: 978-3-11-019231-5 ISBN-10: 3-11-019231-4 Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar

© Copyright 2006 by Walter de Gruyter GmbH & Co., D-10785 Berlin Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages undzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Satz: Dörlemann Satz GmbH & Co. KG, Lemförde Druck und buchbinderische Verarbeitung: Hubert & Co., Göttingen Ausstattung: Johannes Boehland †

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Heinz Becker zum Gedächtnis

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Ölgemälde von Gustav Richter, entstanden 1864 [nach Meyerbeers Tod] (Privatbesitz)

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INHALT Vorwort . . . . . . . . . . . . Abkürzungen . . . . . . . . . Literatur . . . . . . . . . . . . Briefwechsel und Tagebücher Kommentare . . . . . . . . . Verzeichnis der Bühnenwerke Personenregister . . . . . . . Abbildungsnachweis . . . . .

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. XI . XXIII . XXV . 1 . 621 . 933 . 941 . 991

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VORWORT

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VORWORT Am Tag der Niederlegung dieses Vorwortes, am 20. September 2006, verstarb Prof. Dr. Heinz Becker, der Begründer vorliegender Edition. Da er der Vollendung der von ihm 1952 gemeinsam mit Dr. Gudrun Becker begonnenen Herausgabe des Briefwechsels und der Tagebücher Giacomo Meyerbeers mit großer Anteilnahme entgegensah, so freute es mich außerordentlich, ihn am 26. Juni dieses Jahres, seinem 84. Geburtstag, mit der Nachricht überraschen zu können, daß das Werk nun vollbracht, „Mohrchen“ – wie ich mich, Meyerbeers Kosename benutzend, scherzhaft ausdrückte – „zu Grabe getragen“, das Manuskript für den letzten Band auf dem Weg zum Verlag sei. In der heutigen Zeit, in der das künstlerische Schaffen Meyerbeers nach einer mit der Wende zum 20. Jahrhundert einsetzenden „Funkstille“ nicht zuletzt durch die Impulse Heinz Beckers wieder Gegenstand einer internationalen Opernforschung geworden ist und auch die Bühnen Meyerbeers Hauptopern, Weltrepertoire im 19. Jahrhundert, zurückerobern, können sich nur mehr wenige ein Bild über die fachpolitische Bedeutung der Entscheidung Heinz Beckers machen, die Lebensdokumente Meyerbeers in einer wissenschaftlich fundierten Ausgabe in einem renommierten Verlag herausgeben zu wollen. In den 1950er Jahren in dieser grundständigen Weise über einen Komponisten zu forschen, dessen Werk ästhetisch diskreditiert, noch wenige Jahre zuvor als Kunst eines Juden verfemt war, erforderte Mut. Heinz Becker führte uns Jüngeren die damalige Stimmung in der deutschen Musikwissenschaft immer wieder lebhaft vor Augen. Er war sichtlich froh, daß diese Zeiten vorüber und nun eine andere Generation bereit war, das fortzuführen und zu vollenden, was er aus Altersgründen mit dem Erscheinen des Bandes IV der Edition 1985 abzubrechen gezwungen war. Als mich Heinz und Gudrun Becker 1992 baten, die Edition zu vollenden und mir schließlich eine Reihe von Leitzordnern mit dem von ihnen gesammelten Material überreichten, freute ich mich über ihr Vertrauen, ihr Lebenswerk in meine Hände zu legen. Dankbar war ich in all den Jahren für ihr stets reges Interesse an meiner wissenschaftlichen Arbeit, an meinen Quellenfunden und Entdeckungen. Als Ausdruck meines

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VORWORT

Dankes und meiner Verehrung widmete ich ihnen den ersten von mir herausgegebenen Band V der Edition. Es ist mir ein tiefempfundenes Bedürfen, nun den VIII. als vorerst letzten Band – an Nachtragsbände wird irgendwann zu denken sein – Heinz Becker zum Gedächtnis zu widmen. In meinen Dank möchte ich auch an dieser Stelle die Deutsche Forschungsgemeinschaft einbeziehen, die das Projekt von 1994 bis 2003 förderte und dessen Realisierung überhaupt ermöglichte. * Als Meyerbeer im Mai 1863, sich zunehmend geschwächt fühlend, an seine endgültigen testamentarischen Regelungen dachte und sein „Haus bestellte“ (alle einschlägigen Dokumente sind wiedergegeben im Kommentar zum vorliegenden Band, S. 855–870), traf er Verfügungen, welche eine Einsichtnahme in seine nachgelassenen unvollendeten Kompositionen – mit Ausnahme seines „Vasco de Gama“ (postum uraufgeführt unter dem Titel L’Africaine) –, in seine Gedanken- und Tagebücher ausschloß: „Es soll auch Niemandem ohne Ausnahme die Einsicht in diese Gedankenbücher, Kompositionen, und Tagebücher gestattet werden. Findet sich unter meinen Enkeln keine für musikalische Komposition geeignete Persönlichkeit, worüber die Beurtheilung allein meinen Testaments-Executoren zustehen soll, so sind diese Gedankenbücher, Compositionen und Tagebücher zu verbrennen“ (Testament, § 18, S. 863). Noch vor Ablauf des Trauerjahres nahm sich Meyerbeers Witwe Minna das Recht heraus, sich über diese testamentarische Verfügung ihres Gatten hinwegzusetzen, heißt es doch in ihrem Dank für das Kondolenzschreiben des mit Meyerbeer über viele Jahre befreundeten Frankfurter Komponisten Wilhelm Speyer: „Ihre Zeilen haben mir glücklichere Tage vergegenwärtigt, die unwiederbringlich für mich dahingeschwunden sind. Ich freue mich darauf, Sie einmal wiederzusehen, mit Ihnen zu plaudern und Ihnen zu erzählen, wie sich die ganze Wesenheit meines unvergeßlichen Mannes durch alles, was wir in seinen Tagebüchern und all den schriftlichen Aufzeichnungen gefunden, selbst für mich erst in ihrer edlen, gütigen und innerlichen Weise herausgestellt hat. Wir haben ihn alle nicht ganz gekannt …“ (Brief aus Schwalbach vom 28. III. 1865, in: Edward Speyer, Wilhelm Speyer der Liederkomponist, s. Lit., S. 348). Es bedeutete der Herausgeberin in all den Jahren, in denen sie während der Endkorrektur mit den Originalen – Meyerbeers intimste Lebensdokumente in den Händen haltend – immer

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wieder das peinliche Gefühl eines Tabubruchs überkam, stets eine Art Legitimation, daß unmittelbar nach Meyerbeers Tod bereits die Familie die Bedeutung dieses Nachlasses erkannte und auch die nachfolgenden Generationen von der testamentarisch verfügten Vernichtung Abstand nahmen. Überliefert sind auf diese Weise Zeugnisse, die einerseits Aufschluß geben über die private Existenz eines der bedeutendsten Opernkomponisten seiner Zeit, andererseits facettenreich Einblick in das öffentliche Musikleben einer ganzen Epoche gewähren: Die Tagebücher und Briefe sind gleichsam ein Spiegel der öffentlichen Konzert- und Theateraufführungen, der institutionellen Verflechtungen und Gegebenheiten im Blick auf Musikförderung, Musikausbildung, Musikausübung und Musikpräsentation, sei es in Berlin, in anderen europäischen Zentren oder an solchen Orten wie den berühmten Bädern, deren Bedeutung für das Konzertwesen – man denke an Ems oder BadenBaden – seit 1860 bemerkenswert zunahm. Als preußischer Generalmusikdirektor stand Meyerbeer, dessen Stellung und künstlerische Aktivität mit der Regierungsübernahme und Krönung Wilhelms I. und seiner Gattin Augusta eine Bedeutung eingenommen hatte, wie sie unter Friedrich Wilhelm IV. aufgrund dessen zerrütteter Gesundheit über viele Jahre nicht zu verzeichnen gewesen war, in seinen letzten Lebensjahren in Berlin noch einmal im Fokus des, wie man heute sagt, Kulturbetriebs, und dies nicht nur bei Hofe. So wandten sich in dieser Zeit signifikant häufig Männerchöre und andere vaterländisch gesinnte Vereine an ihn mit der Bitte um anlaßgerechte Kompositionen (zum Beispiel für das 3. deutsche Turnerfest 1863 in Leipzig); Chöre a cappella für dergleichen Institutionen komponierte und publizierte er in dieser Zeit eine Reihe. In seiner Funktion als preußischer Generalmusikdirektor steuerte er die Kompositionen für die Krönungsfeierlichkeiten im Oktober 1861 in Königsberg bei (Marsch und Kantate). Ferner leitete er in diesen Jahren – vielfach im Abstand von wenigen Tagen – die zahlreichen Hofkonzerte, deren Profil insofern überrascht, als keine wie auch immer gestaltete „Hofmusik“ im Mittelpunkt stand, sondern die reisenden Virtuosen und seinerzeit „tout Berlin“ begeisternden italienischen Operngesellschaften den Konzerten das Gepräge gaben sowie vielfach – im Verein mit Meyerbeer – auch Hans von Bülow, den Augusta bereits 1858 zum preußischen Hofpianisten ernannt hatte. Im Einklang mit Meyerbeers öffentlicher Position stand auch die Einladung zur Eröffnungsfeier der Londoner Weltausstellung im Mai 1862 als Repräsentant Deutschlands (Frank-

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reich war durch Daniel François Esprit Auber, England durch William Sterndale Bennett vertreten; als Repräsentant Italiens war zunächst Gioachino Rossini, nach dessen Absage Giuseppe Verdi eingeladen worden). Die neue Ära mit Richard Wagner als Institution des Musiktheaters und Hans von Bülow als Institution des Orchesterkonzerts zeichnete sich zwar schon ab – man beachte die zunehmende öffentliche Präsenz von Wagners Werken, denke an die Aufregungen um den Pariser Tannhäuser im März 1861 (s. Tgb. 15. III. 1861, S. 197, und Kommentar S. 722) oder an von Bülows Bemühungen um die Durchsetzung der Orchesterwerke Franz Liszts und anderer Komponisten der „Weimarer Schule“ –, doch schmälerte dies noch in keiner Weise Meyerbeers Stellung: Einer der letzten offiziellen Briefe, die Meyerbeer verfaßte, war ein Empfehlungsbrief für von Bülow aus Anlaß einer Konzerttournee in Sankt Petersburg (s. Meyerbeers Brief vom 3. III. 1864, S. 602 f., und Kommentar S. 915). Daß Meyerbeer gleichwohl ahnte, daß in naher Zukunft in Deutschland von Bülow oder Wagner, in Paris Charles Gounod oder Camille Saint-Saëns den Ton angeben würden, steht zwar nicht explizit in den Dokumenten, doch läßt seine nach wie vor überraschende Empfindlichkeit gegenüber Kritik – von wem, auf welchem Niveau sie auch wo formuliert wurde – kaum einen anderen Schluß zu (s. die Tgb.-Einträge S. 406, S. 533 oder S. 545). Intime Bekenntnisse, wie sie im Tgb. 14. X. 1860 niedergelegt sind (s. S. 117), deuten ebenfalls in diese Richtung. In seltsamem Widerspruch zu dieser Meyerbeers Wohlbefinden immer wieder eintrübenden Stimmung steht der Sachverhalt, daß – wie bereits 1856 und 1857 (vgl. Bd. VII, S. X, S. 99 und 237) – vom französischen Staatsministerium sowie von Émile Perrin als neuem Leiter der Pariser Opéra kein Versuch unterblieb, Meyerbeer zur Vollendung der Africaine zu drängen (vgl. hierzu besonders einschlägig Tgb. 29. X. 1862, S. 412). Die vermeintlichen oder tatsächlichen Häßlichkeiten in den französischen satirischen Blättern, denen sich Meyerbeer vor allem nach seiner Rückkehr nach Paris im September 1863 ausgesetzt fühlte, deuten ebenfalls auf ein großes Interesse an diesem Werk hin, von dem man sich offenbar einen künstlerischen Aufschwung an der Opéra erhoffte. Anders als in der älteren Literatur dargestellt, starb Meyerbeer nicht während der Proben dieser Oper. Bis zum Frühjahr 1864 zeitigte sein Aufenthalt kein befriedigendes Ergebnis im Blick auf die Auswahl der Gesangskräfte (hauptsächlich aus diesem Grund hatte Meyerbeer die Reise angetreten). So

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nahm er zwar nach wie vor die Uraufführung in Angriff und ließ von Kopisten peu à peu das Aufführungsmaterial erstellen (s. in diesem Zusammenhang seinen Brief an Louis Brandus zwischen 16. I. und 11. III. 1864, S. 591), doch waren die Proben noch in weiter Ferne. Daß die postume Uraufführung der Africaine im April 1865 in Paris dann derartige Sensation erregte, es allein an der Opéra bis 1900 mehr als 400 Aufführungen gab, das Werk noch 1865 in London, Madrid, Bologna, Berlin, Brüssel und New York aufgeführt und auch an diesen Bühnen legendäre Erfolge verzeichnen konnte: damit hätte wohl am allerwenigsten Meyerbeer selbst gerechnet. Ästhetisch und stilistisch betrat Meyerbeer mit diesem Werk naturgemäß kein Neuland, so wie er das auf spektakuläre Weise mit Les Huguenots oder Le Prophète getan hatte. Er blieb seinem vom kosmopolitischen Geist der 1830er Jahre geprägten ästhetischen Zugriff treu und blieb auch in dieser Oper seinem kompositorischen Prinzip eines Zeiten- und Ländergrenzen übergreifenden Eklektizismus verpflichtet. Charles Ernest Beulé, Sekretär des Institut de France, bezeichnete in seiner am 28. Oktober 1865 vor den Mitgliedern des Institut in einer öffentlichen Sitzung gehaltenen Gedenkrede für Meyerbeer (Éloge de Meyerbeer, Paris: Didier et Ce 1865) diesen Eklektizismus, mit dem er, medialisiert in seinen vier Grand opéras, die französische Kultur bereichert und die Oper auf Augenhöhe mit den anderen Künsten auf den Stand der Zeit gebracht habe, als grundlegend für Meyerbeers bleibende Bedeutung: „ … le trait dominant du XIXe siècle français, c’est l’éclectisme. Choisir, choisir partout, et composer des beautés nouvelles avec des éléments anciens, telle est la loi des époques, même fécondes, qui succèdent à de grands siècles.“ Nachdem Beulé die Parallelen zur Philosophie und zu den anderen Künsten gezogen hat, resümiert er: „Des œuvres nobles, ingénieuses, exquises, sont sorties de ce mélange; on recherche les jouissances que donne l’érudition dirigée par le goût; l’éclectisme ne règne pas seulement, il est populaire. Seule la musique, fruit tardif du génie moderne, n’avait point achevé son magnifique enfantement: Rossini et Weber chantaient encore. Elle s’épuisait à son tour; l’éclectisme a pu lui imprimer un élan nouveau. Meyerbeer représente cet éclectisme avec une puissance que personne n’a encore égalée. Il parle la langue qui plaît à notre temps, langue compliquée, pleine de réminiscences et d’intentions, fine, colorée, qui s’adresse à l’imagination plus qu’elle touche le cœur. En se faisant écléctique, Meyerbeer est devenu Français.“ (ebd., S. 3 f.). Wenige Tage später, am 6. November, erhielt

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Beulé von niemand geringerem und verständigerem als Rossini, den er in seiner Rede als denjenigen hervorhebt, der Meyerbeer einst für Paris entdeckt und gefördert habe (ebd., S. 15), brieflich folgende Reaktion: „solo un’anima Eminentemente Artistica quale è questa di un Beulé potea [!] con fino Tatto e Rara Giustizia Definire il vero valor musicale del mio Defunto amico Mayerbeer. Veduto il mio nome da voi posto in si alta compagnia, Le parole generose a me dirette, (e forse immeritate) m’impongono il sacro dovere di venire ad’offrirvi i più Caldi Sentimenti di Gratitudine“ (Original überliefert in der Biblioteca dell’Accademia Musicale Chigiana, Siena; freundliche Mitteilung von Reto Müller). Weniger eng bezogen auf den ästhetischen und kompositionsspezifischen Aspekt von Meyerbeers künstlerischem Wirken, sondern allgemeiner gefaßt, brachte auch Königin Augusta von Preußen in ihrem Kondolenzschreiben an Minna Meyerbeer vom 5. Mai 1864 diese kulturpolitische Haltung auf den Punkt: „Mit Preussen, dem Vaterlande Ihres Gatten, verliert ganz Europa in Giacomo Meyerbeer, den edlen Vertreter jener höheren Welt der Bildung, der Kunst und des Geistes an der alle gesitteten Nationen beteiligt sind, und in welcher er sich heimisch fühlte …“ (unter der Signatur 433/10–1 überliefert in der ÖNB, Handschriften-, Autographen- und Nachlaßsammlung; zitiert nach: http://www.musikerbriefe.at/schrift.asp?Nr=3970: 22. IX. 2006). * Zur Edition Die Editionsrichtlinien von Heinz und Gudrun Becker (s. Giacomo Meyerbeer. Briefwechsel und Tagebücher, Bd. I, S. 12 ff.) wurden, wann immer dies im Blick auf die heutige editorische Praxis möglich war, seit Bd. V beibehalten. Die wichtigste Änderung betrifft die nun absolut vollständige Wiedergabe sämtlicher Dokumente (Heinz und Gudrun Becker konnten seinerzeit aus Platzgründen „das Prinzip der vollständigen Textwiedergabe“ lediglich „weitestgehend“ wahren, ebda., S. 13) und die Kommentierung einer jeden Person und – wenn nötig – Sache bei ihrem ersten Auftreten. Die Einzelstellenkommentare sind nicht mehr wie Anmerkungen mit hochgestellten Ziffern kenntlich gemacht, da es im Bestreben der Herausgeberin lag, den edierten Text weitestgehend frei von diakritischen Auszeichnungen und anderen Ergänzungen zu halten. Auf die kommentierten

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Personen und Sachen wird statt dessen über Lemmata, Seiten- und Zeilenverweis im Kommentar hingewiesen. Die im Original je ein Quartal umfassenden Taschenkalender (Tk.), sind – sofern überliefert – stets geschlossen am Beginn eines jeden Monats ediert. Jeweils am Anfang und Ende seiner Tk. hat Meyerbeer in dicht gedrängter Form eine Reihe von Adressen und andere kurze Bemerkungen ohne Datum eingetragen (ediert als „Undatierte Vorsatzblätter“ am Beginn beziehungsweise als „Undatierte Nachsatzblätter“ am Ende eines Quartals). Die Adressen dienen oftmals der sicheren Identifizierung einzelner Personen und sind ohne Zweifel auch von informativem Wert. Diese im Haupttext mittels eines Rahmens kenntlich gemachten Adressenlisten sind im Kommentar nicht berücksichtigt, und zwar aus naheliegendem Grund: Da Personen und Sachen generell bei ihrem ersten Auftreten kommentiert werden, hätte hingenommen werden müssen, daß Personenkommentare nicht im Kontext eines zu erschließenden Sachverhalts beziehungsweise im chronologischen Zusammenhang stehen. Da die oft kryptischen Eintragungen im Tk. häufig unverständlich sind, wurde ferner – wenn nötig – über Querverweise zu Tagebüchern (Tgb.) und Briefen eine Kontextualisierung der Tk.-Eintragungen vorgenommen. Die originalen Tgb. Meyerbeers auch dieser Periode sind nach wie vor verschollen. Die Editionsgrundlage bildet – wie nahezu ausnahmslos auch schon in den vorigen Bänden – die Abschrift Wilhelm Altmanns, von 1900 bis 1927 Bibliothekar beziehungsweise Leiter der Musikabteilung der Berliner Staatsbibliothek (im Bestand des Meyerbeer-Archivs der SBB, PK, Musikabteilung, Signatur: N. Mus. Nachl. 97). Wie bereits Heinz Becker dargelegt hat (ebda., S. 10), hat Altmann die Tgb. gekürzt. Seine Auslassungen machte er mit „ …“ kenntlich. Eigene Ergänzungen fügte er in eckigen Klammern hinzu. Entgegen Meyerbeers Schreibgewohnheit setzte er alle Werktitel in Anführungszeichen. Altmann konnte Meyerbeers Schrift nicht immer sicher lesen und irrte sich zumal bei Eigennamen. Die Herausgeberin hat – wann immer möglich – Altmanns Irrtümer an Ort und Stelle emendiert (kursiv ausgezeichnet in eckigen Klammern; Altmanns falsch entzifferte Personennamen wurden nicht in das Register aufgenommen). Altmanns Anführungszeichen, Auszeichnungen und Kommentare wurden eliminiert, seine Übertragungen im übrigen diplomatisch wiedergegeben. Abweichend vom Editionsverfahren Heinz und Gudrun Beckers, werden seit Bd. V ausnahmslos alle gesammelten Briefe wiedergege-

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ben (in einigen Fällen waren Händler oder private Besitzer nicht bereit, der Herausgeberin eine Kopie zu überlassen). Als zu edierender Text gilt alles, was der beziehungsweise die Verfasser eines Briefes im Hinblick auf den Adressaten im jeweiligen Überlieferungsträger schriftlich niedergelegt haben. Bestandteile des edierten Textes sind deshalb auch die Adressen und jene fremdschriftlichen Textteile, die den Übermittlungsweg des Dokuments erhellen. Hierzu gehören postalische Vermerke wie Poststempel, Adressenänderungen von fremder Hand und Zustellungsvermerke. Die Adresse beziehungsweise auch ihre Veränderungen werden zu Beginn des Briefs nach der Kopfleiste wiedergegeben. Bearbeitungsvermerke des Adressaten auf dem Umschlag sind am Ende des betreffenden Briefumschlagtexts eingerückt und als solche gekennzeichnet. Poststempel werden zu Beginn des jeweiligen Briefkommentars in vereinheitlichter, nicht diplomatischer Form in chronologischer Folge wiedergegeben. Dort – unmittelbar anschließend – werden im Falle von undatiert und/oder anonym überlieferten Briefen die Identifizierung des Adressaten und/oder die vorgenommene Datierung begründet nachgewiesen („Zur Datierung“, „Zum Adressaten“ beziehungsweise „Zur Adressatin“). Konnten Briefe nicht sicher datiert werden, so gilt folgende Regelung: Bei Rahmendatierungen (zum Beispiel: zwischen 15. und 20. VI. 1862) wird der Brief an frühestmöglicher Stelle eingeordnet, bei kalendarischen Einheiten (z.B. September 1863) am Ende des Monats (ungenauere Datierungen kommen im vorliegenden Band nicht vor). Die Nennung des Absenders und des Adressaten einschließlich dessen Wohnorts in der Kopfleiste erfolgt entsprechend der Bände I bis IV. Der Brieftext wird diplomatisch wiedergegeben (s. Giacomo Meyerbeer. Briefwechsel und Tagebücher, Bd. I. S. 13 f.). Gegenüber den Editionsrichtlinien der Bände I bis IV ergeben sich ab Bd. V folgende Änderungen: Originale Streichungen eines Buchstabens, Wortes oder Satzteils werden diplomatisch getreu wiedergegeben. Verzichtet wurde auf Winkelklammern bei originalen Streichungen. Unlesbare Buchstaben oder Wortteile werden in eckigen, kursiv ausgezeichneten Klammern durch eine entsprechende Anzahl von Punkten gekennzeichnet, unlesbare Wortteile oder Worte, die vom Schreiber durchgestrichen wurden, erscheinen mit den Durchstreichungen ebenfalls auf diese Weise. Einfache und doppelte Unterstreichungen werden diplomatisch getreu wiedergegeben. Mehrfache Unterstreichungen werden lediglich durch Doppelunterstreichung dargestellt. Titel von Theaterstücken, Opern usw. sind entsprechend Meyerbeers Schreib-

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gewohnheit ohne Anführungszeichen und unter Verzicht auch auf typographische Auszeichnung wiedergegeben. Seit dem 25. III. 1851 pflegte Meyerbeer, sofern er sich in Berlin oder Paris aufhielt, seine Briefe in Entwurfsform zu diktieren. Diese Briefentwürfe sind im Meyerbeer-Nachlaß überliefert als Brouillons de[s] Lettres (SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, N/107; nachträgliche Paginierung [bis 13. VII. 1856]; P/35 [nachträgliche Paginierung; 16. V. 1858 bis 11. XI. 1861]). Es handelt sich um Diktate, die von Meyerbeers jeweiligem Sekretär (in Berlin Georges Frédéric Burguis, in Paris in der Regel Johannès Weber) in ein Heft notiert und von Meyerbeer zumeist überarbeitet wurden. Sofern der aus dem Entwurf entstandene originale Brief nicht überliefert ist, wird an seiner Stelle im Haupttext dieser Entwurf entsprechend den Editionsrichtlinien für Briefe wiedergegeben, mit einem einzigen Unterschied: Die überaus zahlreichen, oft verwirrenden Durchstreichungen, Zusätze und Korrekturen werden nur dann wiedergegeben und kenntlich gemacht, wenn sie von der Hand Meyerbeers ausgeführt wurden. Alle Texteingriffe Meyerbeers sind in halbe eckige Klammern gesetzt. * Ohne das Verständnis zahlreicher Autographenhändler, Antiquare und vor allem Privatpersonen, die ihre „Quellen“ unentgeltlich zur Verfügung stellten, wäre in der Ausgabe eine empfindliche Lücke entstanden. Diesem Kreis sei für seine Großzügigkeit ganz besonders gedankt (aus verständlichen Gründen baten zahlreiche der betreffenden Personen um Wahrung der Anonymität; in diesen Fällen ist als Besitzvermerk lediglich „Privatbesitz“ angegeben). Großer Dank für die Reproduktion der Quellen zu diesem Band wie für die in der Regel arbeitsintensiven Recherchen gebührt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern folgender Institutionen: Archiv/Sammlungen der Gesellschaft der Musikfreunde, Wien; Archiv des Wiener Männergesang-Vereins, Wien; Archives nationales de France, Paris; Association nationale Hector Berlioz, La Côte-Saint-André; Bayerische Staatsbibliothek, Handschriftenabteilung, München; Biblioteca Civica Berio, Sezione di Conservazione e Raccolta Locale, Genua; Biblioteca Labronica Livorno; Biblioteka Jagiellon´ska, Krakau; Bibliothèque communale de Spa; Bibliothèque municipale et interuniversitaire de Clermont-Ferrand; Boston Public Library, Boston (Mass.); British Library, Music Department, London; Buffalo and Erie County Public Library, Buffalo; Ci-

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vico Museo Bibliografico Musicale, Bologna; Deutsches Adelsarchiv, Marburg; Deutsches Theatermuseum, München; Geheimes Staatsarchiv, Preußischer Kulturbesitz, Berlin; Harold B. Lee Library, Music special collections, Brigham Young University, Provo, Utah; HeinrichHeine-Institut, Düsseldorf; Hessische Hausstiftung, Archiv Schloß Fasanerie, Eichenzell; Historisches Archiv der Stadt Köln; Houghton Library, Harvard University; Konzervator v Praze, hudební archiv (Musikarchiv des Konservatoriums Prag); Kunstsammlungen der Veste Coburg; Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden; Landesarchiv Berlin; Landesbibliothek Coburg; Library of Congress, Music Division, Washington; Literárni Archív Památníku národního písemnictví, Prag; Musikmuseet, Stockholm, Archives; The New York Public Library, New York; Österreichische Nationalbibliothek, Wien, Handschriften-, Autographen- und Nachlaßsammlung, Musiksammlung sowie Porträtsammlung, Bildarchiv und Fideikommißbibliothek; Paul Sacher Stiftung, Basel; The Pierpont Morgan Library, New York; Royal College of Music, London; Royal Northern College of Music, Manchester; Russische Nationalbibliothek Sankt Petersburg, Handschriftenabteilung; Russische Nationalbibliothek Moskau; Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden; Schiller-Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv, Marbach am Neckar; Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek, Kiel, Handschriftenabteilung; Staatliches Institut für Musikforschung, Preußischer Kulturbesitz, Berlin; Staatsarchiv Leipzig; Stadtgeschichtliches Museum Leipzig; Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung; Staats- und Stadtbibliothek Augsburg; Stadtarchiv Hannover; Stadt- und Landesbibliothek Dortmund; Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main; Stanford University Libraries, Memorial Library of Music; Stiftelsen Musikkulturens Främjande, Stockholm; Stiftung Archiv Akademie der Künste, Berlin; Stiftung Stadtmuseum Berlin; Stiftung Weimarer Klassik, Goethe-Schiller-Archiv, Weimar; Universität Hamburg, Zentrum für Theaterforschung, Hamburger Theatersammlung; Universität Kiel, Institut für Literaturwissenschaft, Theatergeschichtliche Sammlung; Universität Köln, Institut für Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft, Theaterwissenschaftliche Sammlung; Universitätsbibliothek Basel; Universitätsbibliothek Leipzig; Zentral- und Landesbibliothek Berlin. Unter den zahlreichen Institutionen sind drei hervorzuheben, da sie die Herausgeberin in ganz besonderer Weise bei der Beschaffung der Textquellen bzw. der Dokumente und Literatur für den Kommen-

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tar unterstützten: das Département de la Musique, Département des Manuscrits, die Bibliothèque de l’Arsenal sowie die BibliothèqueMusée de l’Opéra der Bibliothèque nationale de France (Paris), die Zentralbibliothek sowie das Forschungsinstitut für Musiktheater (Thurnau) der Universität Bayreuth, vor allem jedoch die Musikabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz. Hier gilt mein Dank stellvertretend für die Mitarbeiter ihrem Leiter Dr. Helmut Hell sowie Roland Schmidt-Hensel, dem Betreuer des Meyerbeer-Nachlasses. Als einer an Professionalität und Hilfsbereitschaft wohl kaum zu übertreffenden Institution möchte ich an dieser Stelle nochmals den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Universitätsbibliothek Bayreuth mit Dr. Karl Babl als ihrem Leiter danken, die mir über dreizehn Jahre bestmögliche Arbeitsbedingungen schufen und mich mit unendlicher Geduld bei der Literaturbeschaffung unterstützten. Es versteht sich von selbst, daß die Kommentierung derart komplexer, vielfach unerforschter Sachverhalte, mit denen sich die Herausgeberin konfrontiert sah, Anfragen bei Spezialisten bzw. bei öffentlichen und privaten Archiven und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen und Behörden erforderlich machten. Unter den zahlreichen Institutionen und Personen, die mir oft und/oder in schwierigen Fragen weiterhalfen, möchte ich mit nochmaligem Dank hervorheben: Bibliothèque-Musée de l’Opéra, Paris (Romain Feist); Deutsches Theatermuseum München (Dr. Birgit Pargner); Evangelische Kirchengemeinde Frankfurt/Oder (Pfarrer i. R. Wolfgang Töppen); Goethe- und Schiller-Archiv Weimar (Evelyn Liepsch); Hallische Händel-Ausgabe/Händelhaus Halle (Dipl.-phil. Annette Landgraf); Historisches Archiv der Stadt Köln (Rainer Opitz); Institut für Stadtgeschichte, Frankfurt/Main (Silvia Stenger); Kur-, Stadt- und Apothekenmuseum, Bad Schwalbach (Dr. Martina Bleymehl-Eiler); Richard Wagner-Gesamtausgabe (Dr. Klaus Döge); Staatsbibliothek Bamberg (Prof. Dr. Bernhard Schemmel); Stadtarchiv Bad Ems (Dr. Hans-Jürgen Sarholz); Stadtarchiv Bad Kissingen; Stadtarchiv Dresden (Gisela Hoppe); Stadtarchiv Frankfurt/Oder (Ralf-Rüdiger Targiel); Stadtarchiv Halle (Roland Kuhne); Stadtarchiv Iserlohn (Tanja Marschall); Stadtmuseum und Stadtarchiv Baden-Baden (Dagmar Kicherer, Heike Kronenwett); Thüringisches Staatsarchiv Altenburg (Grit Baum); Stiftung Archiv der Akademie der Künste Berlin (Gudrun Schneider); University Archives der University of Cambridge (John Cox); Wiener Männergesang-Verein (Kurt Schuh). Wichtige

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Hinweise zu einzelnen Personen oder Problemen gaben Dr. Elisabeth Anzenberger (Kirchstetten), Elisabeth Beare (Berlin), Gunther Braam (München), Reto Müller (Sissach), Sebastian Panwitz (Berlin), Dr. Uta v. Pezold (Thurnau) und Wolbert Smidt (Hamburg). Prof. Dr. med. Dieter Wessinghage (Thurnau) half mir bei der Identifikation einiger Ärzte und stellte mir aus seiner medizingeschichtlichen Bibliothek die einschlägige Literatur zur Verfügung, Dr. med. Reinhold Becker (Bad Salzuflen) gab mir – wie schon so oft – Informationen zu einzelnen Mitgliedern der weitverzweigten Familie seines Vorfahren. Danken möchte ich an dieser Stelle schließlich dem Verlag Walter de Gruyter, namentlich dem einmal mehr hilfsbereiten Cheflektor Dr. Heiko Hartmann, sowie den mit der Einrichtung für den Druck befaßten Verlagsmitarbeitern Angelika Hermann und Andreas Vollmer. Abschließend gilt mein Dank den an diesem Band beteiligten Mitarbeitern des Forschungsprojekts „Meyerbeer-Briefausgabe“ am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Marburg: Dr. Panja Mücke, die als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an diesem Band noch in der „Startphase“ beteiligt war, der ebenfalls in der „Startphase“ wirkenden studentischen Hilfskraft Christian Schütte, schließlich Stefanie Rauch sowie den entsagungsvoll an den umfangreichen Korrekturen beteiligten und für das Erstellen der Register verantwortlichen studentischen Hilfskräfte Matthias Ferkau und Gudrun Reuther. Mein lieber Mann, Sieghart Döhring, stand mir – wie stets – mit kompetentem Rat und Hilfe zur Seite und unterstützte mich vor allem bei der zeitraubenden Literaturrecherche sowie Zeitungs- und Zeitschriftenauswertung in Berlin. Thurnau, im September 2006 Sabine Henze-Döhring

ABKÜRZUNGEN

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ABKÜRZUNGEN Auf die Verwendung besonderer Abkürzungszeichen wurde weitestgehend verzichtet. Zur Kennzeichnung des Quellencharakters wurden folgende Siglen benutzt: Las

= Lettre autographe signée (Eigenhändiger Brief mit Unterschrift). Ls = Lettre signée (Brief von fremder Hand – diktierter Brief mit eigenhändiger Unterschrift). La = Lettre autographe (Eigenhändiger Brief ohne Unterschrift). L = Lettre (Brief von fremder Hand ohne Unterschrift). Fragm. = Fragment (unvollständiger Brief). Tgb. = Tagebuch Tk. = Taschenkalender Der Terminus Brief (Lettre) ist im weitesten Sinne zu verstehen, also auch für Urkunden mit offiziellem Inhalt. Die Bezeichnung Autograph wurde im ursprünglichen Sinne von Urschrift (Original) angewendet. Unter Autograph ist also im absoluten Sinne die vollzogene Reinschrift im Gegensatz zum bloßen Entwurf (Konzept, Brouillon) zu verstehen, wie sie an den Adressaten gelangt ist oder gelangen sollte. Ein diktierter Brief (Lettre signée) ist demnach durchaus als das Autograph anzusprechen, wenn er die Voraussetzungen des perfekten Originals erfüllt. Die von den Bibliotheken vorgeschlagenen Siglen wurden wie folgt übernommen: Bibl. nat. de France, Dép. des Manuscrits = Bibliothèque nationale de France, Département des Manuscrits, Paris Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique = Bibliothèque nationale de France, Département de la Musique, Paris BMIU = Bibliothèque municipale et interuniversitaire de Clermont-Ferrand

XXIV BSB DTM GSA GStA PK HAStK HHASF ÖNB SBB, PK SIMPK SLUB StA Leipzig

ABKÜRZUNGEN

= Bayerische Staatsbibliothek, München = Deutsches Theatermuseum, München = Goethe-Schiller-Archiv, Weimar = Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin = Historisches Archiv der Stadt Köln = Hessische Hausstiftung Archiv Schloß Fasanerie, Eichenzell = Österreichische Nationalbibliothek = Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz = Staatliches Institut für Musikforschung Preußischer Kulturbesitz, Berlin = Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden = Staatsarchiv Leipzig

LITERATURVERZEICHNIS

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Tgb. Januar und Februar 1860 Von Januar bis 7. Februar Der Mangel an Metallpapier hat mich gezwungen, mein Tagebuch während des Monat Januar zu unterbrechen, und ich kann jetzt nur ein kurzes Resumé meiner Erlebnisse dieses Monats nachtragen. Bis zum 12. leitete ich die Proben in Dresden meiner Dinorah (Le pardon de Ploërmel). An diesem Tage ging die Oper in Szene mit einem sehr glücklichen Erfolge, der sich auch bis heute (8. Februar) in 9 Vorstellungen erhalten hat. Die Hauptrollen gaben Madame Bürde-Ney (Dinorah; ganz vortrefflich), Herr Mitterwurzer (Hoel) und Herr Rudolph (Corentin). Alle Dresdner Zeitungsartikel, sogar der von Ban[c]k, waren sehr günstig. Nach dem 1. u. 3. Akt ward ich herausgerufen; nach dem 2. Akt ließ mich der König in seine Loge kommen, mir seine Zufriedenheit auszudrücken. Die Sänger wurden nach jedem Akt herausgerufen, außerdem Madame Bürde-Ney nach der Schattenarie 2 Male. Den Tag darauf reisete ich nach Berlin ab. Im Laufe dieses Monats ward Dinorah mit sehr großem Succès in Hamburg gegeben. … Auch in Gotha, Rostock, Augsburg, Genève, Gand, Rennes ward Dinorah mit Succès gegeben. Kaum in Berlin angekommen, ward ich von einer sehr heftigen Diarrhöe befallen und auch mein Husten wird so heftig, daß ich 4 Tage das Bett hüten mußte. Beim Prinzen Regenten findet ein großes Hofkonzert mit Orchester statt, welches ich dirigiere und dabei meinen Festmarsch zur Schillerfeier zur Aufführung bringe, welcher sehr zu gefallen scheint. In diesem Monat fand auch die erste Vorstellung der Oper Christine vom Grafen Redern statt. Der Graf gibt bei dieser Gelegenheit dem ganzen Orchester ein großes Diner, bei welchem auch ich und Liszt gegenwärtig waren, welcher letzterer eigens wegen dieser Oper nach Berlin gekommen war. Liszt zeigte sich sehr freundlich u. empressiert gegen mich und besuchte mich auch, obgleich man mich versicherte, daß er mich in seiner Schrift über die Musik der Zigeuner indirekt angegriffen habe. Ich war natürlich ebenso freundlich gegen ihn und lud ihn auch zu Tische. Nach seiner Rückkehr nach Weimar verlangte er meinen Schillermarsch und die Ouvertüre von Dinorah zur Aufführung in den Hofkonzerten. … Da Faures Heiserkeit, durch welche die Vorstellungen des Pardon de Ploërmel unterbrochen wurden, nicht aufhören wollte, übernahm

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Troy seine Rolle. Dadurch wurden die Recetten noch matter, und Roqueplan (der wegen meiner Verweigerung, die Reprise des Pardon im September zu gestatten, eine Pique gegen mich hatte) gab von nun an eine 1aktige Oper mit dem Pardon, welches ein wahrer Genickstoß für die Oper ist. Die 61. Vorstellung fand an einem Sonntag (zum ersten Male) statt und machte die brillante Einnahme von 5553 fr. Anfangs Februar war Faure wieder genesen u. machte seine Rentrée im Pardon de Ploërmel, den er seitdem wieder 2mal gesungen hat. Diese beiden Male war keine andre 1aktige Oper dem Pardon beigefügt. Guidi schreibt mir, daß Ende Januar in Florenz in dem Konzert der Società filarmonica die Ouvertüre vom Pardon de Ploërmel mit so großem Beifall aufgeführt ward, daß sie da capo gerufen wurde. Der Maestro Basevi hatte ein erläuterndes Vorwort dazu geschrieben, welches den Standpunkt erläuterte, den ich bei diesem Tonstücke im Auge gehabt hatte. Im Kladderadatsch stand am 4. [recte: 5.] Februar eine Karikatur gegen mich und den Pardon, begleitet von einem Artikel, der an Bosheit, Gemeinheit u. Niederträchtigkeit alles überbieten soll. Ich habe ihn nicht gelesen. In Wien hat Kapellmeister Eckert, der Direktor des Hofoperntheater, die unverzeihliche Indiskretion begangen, auf indirekte Weise den Journälen mitzuteilen, daß, wenn der Pardon de Ploërmel bisher noch nicht in Wien gegeben wurde, dieses daher komme, weil ich die Singkräfte dieses Theaters nicht hinreichend finde, namentlich aber die Wildauer sowie die Liebhard[t] als Dinorah verwerfe. Darauf haben fast alle Wiener Journäle (mit Ausnahme der Presse) mich auf das heftigste angegriffen, und von der Wildauer und Liebhard[t] habe ich Briefe voller Klagen bekommen.

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Bildnis Meyerbeers nach einer Berliner Photographie von 1861, abgebildet in: Gli Ugonotti, Grand’opera in cinque atti, Musica di Giacomo Meyerbeer, Florenz: G. G. Guidi 1861, Pl.-Nr. G. 2201, Besitzende Institution: Universitätsbibliothek Bayreuth

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Meyerbeer an Carl Banck in Dresden [Dresden, 1. I. 1860] Hochgeehrter Herr Musikdirektor 5

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Es war mir unendlich heute Ihren freundlichen Besuch verfehlt zu haben. Beifolgend habe ich die Ehre verabredetermaßen den Klavierauszug zu übersenden, mit der Bitte ihn freundlich zu genehmigen von Ihrem ergebensten Meyerbeer Sonntag. [Autograph (Las): Sammlungen der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, Briefe Giacomo Meyerbeer 6]

Meyerbeer an Carl August Krebs in Dresden 15

Sr Wohlgeboren Dem Herrn Hofkapellmeister Krebs. (Absender Meyerbeer) [Dresden, 1. oder 8. I. 1860] Hochverehrter Herr Kapellmeister!

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Erlauben Sie mir Sie an das Glöckchen welches wir zur morgenden Probe bedürfen, ergebenst zu erinnern, damit Sie die Güte haben Ihren dienstbaren Geist (den Kapellmeisterdiener) danach zu schicken, falls es noch nicht von dem Glockengiesser gebracht wurde. Genehmigen Sie hochgeehrter Herr Kapellmeister den Ausdruck meiner aufrichtigsten Ergebenheit Meyerbeer Sonntag. [Autograph (Las): Universität Hamburg, Zentrum für Theaterforschung, Hamburger Theatersammlung]

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„Giacomo am Rubicon“, aus: Kladderadatsch. Humoristisch-satyrisches Wochenblatt vom 5. Februar 1860 (13. Jg., Nr. 6), Besitzende Institution: Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz

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Meyerbeer an Maschinka Schubert in Dresden Dresden 7ter Januar 1860 Hochzuverehrende Frau Concertmeisterin 5

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Ich erfahre so eben von dem Herrn Concertmeister daß Sie heute nach Hamburg zum Besuch Ihrer Fräulein Tochter abzureisen gedenken. Da Sie hier einigen der Proben beigewohnt haben welche ich von Dinorah hielt, und dadurch meine Intenz musikalische sowohl wie scenische Intenzionen kennen gelernt haben, so würde es mir sehr lieb sein wenn Sie auch in Hamburg einigen Proben beiwohnen wollten, um wenn Sie dort Differenzen in Tempi’s oder scenischen Anordnungen von den meinigen fänden, den Herrn Direktor darauf aufmerksam zu machen. Genehmigen Sie hochzuverehrende Frau den Ausdruck meiner vollkommensten Hochachtung Meyerbeer

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[Autograph (Las): Österreichische Nationalbibliothek Wien, Handschriften- Autographen- und Nachlaß-Sammlung, Autogr. 949/12–1]

Meyerbeer an Karl Gutzkow in Dresden Dresden 14ter Januar [18]60 Hochgeehrter Herr! 20

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Verzeihen Sie wenn ich erst jetzt die Ehre haben kann Ihnen die beifolgenden Plätze in der Fremdenloge zur heutigen Vorstellung der Dinorah zu übersenden welche Sie so freundlich sein wollten für sich und Ihre verehrte Frau Gemahlin zu genehmigen. Allein obgleich ich die Billets schon vor 4 Tagen verlangte und versprochen erhielt, habe ich sie doch erst jetzt empfangen Wenn meine kleine Idille das Glück haben sollte, die Sympathie des großen genialen Schriftstellers den ich so hoch verehre, zu erwerben, so würde ich das als das schönste Resultat der hiesigen Aufführung betrachten. Genehmigen Sie hochgeehrter Herr den Ausdruck meiner reinsten Ergebenheit Meyerbeer [Autograph (Las): Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt/Main, Nachl. K. Gutzkow A 2 II, Nr. 1918]

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Meyerbeer an Maximilian Freiherr von Wangenheim in Gotha Berlin d 16ten Januar 1860 Hochgeehrter Herr Baron! Hochzuverehrender Herr Oberhofmarschall! Dero so freundliches Telegramm erhielt ich erst vorgestern Abends spät, da ich den ganzen Tag von Hause abwesend gewesen war um Abschiedsbesuche zu machen. Gestern mußte ich in Folge eines Telegramm’s nach Berlin reisen, und kann daher erst heute Dero gütige Mittheilung beantworten. Meine Anwesenheit ist für die nächsten 3 Wochen wegen häuslicher Angelegenheiten unumgänglich nothwendig in Berlin, und so kann ich leider der mich so hoch ehrenden Einladung Ihres allergnädigsten Herrn für nächsten Montag keine Folge leisten. Meine Wunsch die neueste Schöpfung des erlauchten Meisters (Diane de Solanges) zu hören bevor ich Deutschland wieder verlasse, war stets sehr groß, ist aber seit meinem Aufenthalte in Dresden noch viel größer geworden, da ich dort von Künstlern wie von Layen dem Werke so warmes begeistertes Lob spenden höre. Ich würde daher Ew: Hochgeboren unendlich dankbar sein, wenn, falls Diane de Solange im Laufe des nächsten Monat Februar in Gotha gege[be]n werden sollte, Sie die große Güte haben wollten mich davon zu benachrichtigen, da ich dann ganz sicher nach Gotha kommen würde, das so gefeierte Werk zu hören, und zugleich dem Allergnädigsten Herrn der mir stets ein so huldreicher gnädiger Protektor war, meine persönliche Huldigung zu Füßen zu legen. – . Erlauben Sie mir hochverehrter Herr Baron, bei dieser Gelegenheit meinen tief gefühltesten Dank auszusprechen für die Sorgfalt und den Glanz mit der Sie sowohl in musikalischer wie in scenischer Beziehung meine Dinorah auf Ihrer Hofbühne zu Coburg zur Aufführung brachten. Ich hatte Gelegenheit in Stuttgard einen englischen Correspondenten der Times zu sehen, der eben von Coburg kam wo er der ersten Aufführung der Dinorah beigewohnt hatte, und der diese Oper in Paris und London gehört hatte. Derselbe war ganz frappirt von der Vortrefflichkeit der Coburger Aufführung, und versicherte mich, das Ensemble sei ein so vollendetes gewesen, daß es sich ganz ebenbürtig neben der pariser und Londner Aufführung zur Seite stellen kann. Sie haben mich übrigens daran gewöhnt verehrter Herr Baron, daß unter Ihrer so gediegenen sorgsamen Leitung alle meine Opern auf das trefflichste ge-

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geben werden, und jedes neue Werk von mir bedingt in dieser Beziehung eine Wiederholung meines Dankes, den ich auch diesesmaal ganz besondere Veranlassung habe auszusprechen. Mit der ergebensten Bitte mich den allerhöchsten Herrschaften ehrfurchtsvoll zu Füßen zu legen, verbleibe ich hochgeehrter Herr Baron Dero ganz ergebenster Meyerbeer

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[Autograph (Las): Kunstsammlungen der Veste Coburg, V, 1126, 4]

Carl Kaskel an Meyerbeer in Berlin Dresden d: 17ten Janr 1860. Geliebter Giacomo! 15

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Die gestrige Vorstellung übertraf jedenfalls an Vollendung noch die Erste! Die Ney ist ganz und gar unvergleichlich. Nach dem 1ten Akt, wurden alle Drei, dreimal hintereinander mit nicht enden wollendem Applaus stürmisch gerufen. Meine Leute und ihr Anführer Carl waren à toute épreuve. Es fanden unbedeutende Kürzungen (in der Schatten-Arie, und in Mitterwurzer’s großer Scene im 3ten Akt) statt. Die Oper ist eines der großen Meisterwerke, mit denen Du die Welt beschenkt und auf welchen Du Deinen Tempel unsterblichen Ruhmes gebaut hast! Die Arie wo sie das Vögelein ruft ist das Zarteste, Aetherischste, Schönste, was bis auf den heutigen Tag geschrieben, gedacht, und empfunden wurde! Ich bleibe dabei, mit allen Deinen Verehrern, daß die Ziege ganz unwesentlich, ich möchte sagen, störend ist. Die beiden trunkenen Bauern ebenfalls übrig. Sie müßten 2 ernste Männer sein, die sich, nach dem Chor-abgang, mit wenigen traurigen Worten von Dinorah’s Schicksal (erzählend) besprächen. Der Jäger ruft, in seiner köstlichen Arie, seine Freunde, „kommt Alle! versammelt Euch’: Aber sie kommen nicht! sie sollten und müßten kommen, ihr herrliches Lied auf der Scene singen, was belebend und schön wäre; sie könnten dann wiederkehren, und das Gebet mit den Knaben, Schnitter und Jäger singen. Dies Gebet wird von den größten Entousiasten, dieser herrlichen, süßen Oper als unmotivirt

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Karl Kaskel (Photographie), Photograph sowie Entstehungsort und -zeit unbekannt, Besitzende Institution: Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden

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betrachtet. Die Mädchen, d.h. die Knaben eßen eben ihr Brod, und gleich darauf beten sie. Es müßten wenigstens aus der nahen Kapelle Orgeltöne herüberklingen, die sie zum Gebet anregten. Du siehst, geliebter Bruder wie groß meine Liebe zu Dir ist, und wie sehr ich auch Deiner Liebe gewiß bin, da ich es wage Dich auf Mängel aufmerksam zu machen, freilich nur das libretto; denn die Musik ist von A- bis Z ein großes Meisterwerk! Es ist eben eine Oper Meyerbeers!! Ein solches entousiastisches Lob, wie das von Bank so motivirt, so wahr, so richtig, so aus der innersten Ueberzeugung, existirte nie! Hierbei Deine Abrechnung, nur als Saldo rf Ueber die 3te Vorstellung (die wegen Lessings Geburtstag nicht Sonntag sein kann, was mir leid ist,) berichtet Dir Felix seiner Zeit. Du siehst daß mein guter Schwiegersohn Reg: Rath Wiessner sein Wort in 3 Zeitungen hält. Ich bestellte nur ganz wenige Billets zur 3ten Vorstellung, denn „time is no money„ aber „money is money!„ Gott erhalte und segne Dich! Deine Nachrichten in Paris treffen mich adresse Gebr: v. Rothschild! Mit innigster Liebe, Dein treu-eigner Carl Alle grüßen und umarmen Dich!

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[Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/20]

Meyerbeer an Felix Kaskel in Dresden [Berlin, zwischen 19. und 23. I. 1860] Mein geliebter Felix! 30

Ich habe von Ihrem lieben theuern Vater zwei Briefe erhalten, voll der geistreichsten, scharfsinnigsten Appréciationen und Rathschläge für Dinorah. Von den letztern werde ich mehrere benützen und würde sie alle benützt haben wenn sie nicht zu viele Ändrungen in die nun einmaal schon gestochene Partitur bedingten. Welches Glück müßte es sein während der Komposition eines neuen Werkes einen so

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Felix Kaskel (Photographie), Photograph sowie Entstehungsort und -zeit unbekannt, Besitzende Institution: Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden

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feinfühlenden so musikalisch organisirten Freund zur Seite zu haben und ihm jedes einzelne Stück zu vorzuspielen wie es entstände, aber so gut ist es mir nie geworden. – . Ihr lieber Vater schreibt mir daß er einen deutschen Klavierauszug mit deutschem Text der Dinorah wünscht und daß ich ihm denselben unter Ihrer Adresse schicken soll. Derselbe wird morgen unfehlbar angehen. Ferner schreibt Papa Ihnen wegen der 3ten Vorstellung meine Ansichten mitzutheilen: Les voici. – . Sehr werden Sie mich theurer Felix verbinden wenn Sie die Güte haben wollten mir recht aufrichtig mitzutheilen wie die musikalische Ausführung und wie die Aufnahme des Publikums bei dieser Vorstellung war, ob es voll war etc etc. – . Sie wissen wie unendlich viel ich auf das Urtheil des so hoch gebildeten Dresdner Publikum gebe. Lassen Sie mich auch gefälligst die Adresse Pariser Adresse Ihres theuren Vater’s wissen. Ich wünsche ihm direct nach Paris zu schreiben. Mit der Bitte mich Ihrer verehrten Familie bestens zu empfehlen verbleibe ich mit der aufrichtigsten Ergebenheit Ihr Meyerbeer P.S. Die Rückerstattung der geliehenen Summe ist Ihnen hoffentlich gestern zugekommen [Autograph (Las): Library of Congress, Music Division, Washington]

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Meyerbeer an Franz Liszt in Weimar Berlin 4 Fevrier 1860. Cher & tres illustre Maitre!

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J’ai reçu l’aimable lettre dans laquelle Vous me faites l’honneur de demander la partition de la Marche que j’ai composée pour la fête de Schiller, pour la faire exécuter à Weimar devant leurs Altesses royales dans un des concerts de la cour que Vous dirigez. Je n’ai pas besoin de Vous dire que je serais heureux & fier de savoir ma Marche exécutée devant un si auguste auditoire, & sous la direction d’un aussi illustre maitre que Vous. Aussi je m’empresserais de Vous envoyer la parti-

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tion des que je pourrais en disposer. Mais pour le moment je ne le puis pas encore, car mon manuscrit est entre les mains de Monsieur Kullack qui l’arrange pour Piano pour l’éditeur M Schlesinger, & quand M. Kullack aura terminé la tâche, il faut que je fasse copier la partition pour la Reine d’Angleterre, d’apres les ordres de S. A. R. la princesse Fréderic Guillaume. Dès que cela sera fait j’aurais l’honneur de Vous envoyer de suite la partition. En attendant veuillez agréer cher & illustre maitre l’expression des sentiments les plus distingués de

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Votre tout dèvoué Meyerbeer [Autograph (Las): GSA, 59/23, 18; Abdruck in redaktioneller Bearbeitung in: Briefe hervorragender Zeitgenossen an Franz Liszt, hrsg. von La Mara, Leipzig 1895, Bd. 2, S. 273]

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Tgb. Februar 1860 Mittewoche 8. [II.] … Zu Rellstab: ihm meinen Cantique aus der Imitation de Jesu Christ zur Übersetzung gebracht. Brief von Gemmy Brandus, der mir zu meinem großen Ärger die Nachricht mitteilt, daß Pasdeloup darauf bestehe, den ganzen Struensee als Konzertaufführung zu geben, sowie auch Calzado den Crociato aux Italiens geben will. Leider den ganzen Tag nichts getan. Donnerstag 9. [II.] … Leider den ganzen Tag nichts getan. Abends große Soiree bei dem Prinzen Regenten. … Freitag 10. [II.] … Opernhaus Christine … von Graf Redern. Sonnabend 11. [II.] … Konferenz mit Graf Redern wegen des nächsten Hofkonzertes. … Sonntag 12. [II.] … Matinée musicale bei Bock, wo die Gräfin Wielhorsky die Schattenarie aus Dinorah nicht besonders sang. In Wallners Theater Einer von unsre Leut, Posse … von Berg. Montag 13. [II.] … Leider nichts getan wie einige Briefe geschrieben. Emanuel kömmt auf einige Tage nach Berlin. Dienstag 14. [II.] … Vorbereitungen zum Hofkonzert. … In der Oper der Troubadour … von Verdi. Mademoiselle de Ahna singt

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Acuzena. Sie kam zu mir, mich zu bitten, die Rolle der Fides mit ihr durchzugehen, die sie Freitag singen soll. … Mittewoche 15. [II.] … Die Prinzessin von Preußen ließ mich rufen, um mit mir wegen des Hofkonzertes zu konferieren. Es ward bestimmt, das Demoiselle Jenny Meyer statts der erkrankten Wagner die Szene aus Orpheus singen solle. … In das Konzert des Klavierspielers Dreyschock, der wunderschön spielt. Donnerstag 16. [II.] … Den ganzen Tag mit Vorbereitungen zum Hofkonzert zugebracht. … Brief von Gustav Nicolai. Antwort an G. Nicolai nebst 15 Taler Unterstützung. Freitag 17. [II.] … Vorbereitungen zum Hofkonzert: eine Probe mit den Sängern und Probe mit dem Orchester. Die Ouvertüre von Struensee ging so schlecht, daß ich sie zwei Male unterbrechen mußte. Diner bei dem Prinzen-Regenten. Abends nichts getan. Sonnabend 18. [II.] … Singeprobe u. Orchesterprobe vom Hofkonzert. Die Prinzessin von Preußen ließ mich rufen. Besuch von Salvi, Direktor der italienischen Oper in Wien, der eigens herkam, um den Pardon für die italienische Oper in Wien zu verlangen. Ich mußte ihn refüsieren, um nicht die Künstler der deutschen Oper am Kärnthnertor zu beleidigen. Abends das Hofkonzert mit Orchester, welches ich dirigierte. Als ich an mein Dirigierpult trat, lag auf demselben ein großer Lorbeerkranz und ein wunderschöner, wertvoller Taktierstock, beides eine Gabe der Prinzessin von Preußen. In dem Konzerte war auch auf Befehl der Prinzessin meine Ouvertüre zu Struensee. Sonntag 19. [II.] … Auf die Einladung des Herzogs von Gotha, der heutigen Vorstellung seiner Oper Diane de Solange beizuwohnen, ging ich um ¾ 7 Uhr mit dem Eisenbahnzug nach Gotha, woselbst ich um 2 ¼ Uhr eintraf. Eine herzogliche Equipage erwartete mich am Bahnhof, mich nach dem Residenzschloß zu fahren, wo ich logierte. Der Herzog besuchte mich sogleich. Ich dinierte mit dem Herzog u. dem Hof. … Abends wohnte ich in der Loge des Herzogs der Vorstellung seiner Oper … bei, welche sehr interessante melodiöse Stücke enthält. … Montag 20. [II.] … Ich besuchte den Kapellmeister Lampert u. Demoiselle Fras[s]ini, empfing dann den Besuch von Kapellmeister Bott aus Meinigen. Hierauf dejeunierte ich mit dem Herzog, der Herzogin und dem englischen Gesandten Murray aus Dresden und beurlaubte mich dann. Auf dem Bahnhof hatte sich ein Teil der Herzoglichen Kapelle eingefunden, mich zu begrüßen. …

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Dienstag 21. [II.] Sehr ermüdet u. erkältet. Den ganzen Tag fast gar nichts getan; bloß an Fiorentino geschrieben (nebst 1000 fr.) wegen der Reprise des Crociato aux Italiens in Paris, die mir sehr unangenehm ist, und die er durch seinen Einfluß verhindern soll. Abends war ich zur Soirée musical bei dem Prinzen Friedrich Wilhelm eingeladen. Mittewoche 22. [II.] … Auch heute leider fast gar nichts getan. Im Opernhause Das Mädchen von Elizondo … von Offenbach; Catharina, Tochter des Banditen, Ballet von Perrot, Musik von Pugni und Deldevez. … Donnerstag 23. [II.] … Auch heute leider nichts getan. Besuch von dem Musikdirektor Hermann Wichmann. Besuch von Bock, der mir einen zu meiner Verteidigung abgefaßten Artikel von Truhn gegen die Wiener Artikel vorlas, der aber in so beleidigenden Ausdrücken gegen Östreich abgefaßt ist, daß seine Veröffentlichung mir den größten Schaden tun würde. Soirée bei dem Prinzen-Regenten, wo sich der Klavierspieler Dreyschock hören ließ. … Freitag 24. [II.] … Droits d’auteur vom Januar 2300 fr. 40 c. … Die Abschrift des Schillermarsches für die Königin von England durchgesehen u. ihr dazu geschrieben. … Im Theater … Tannhäuser. …

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Meyerbeer an Ferdinand Hiller in Köln Berlin d 24ten Februar 1860 Hochzuverehrender Herr und Freund! Einliegendes Aktenstück in Sachen des Mozart Verein’s ist mir zugegangen, mit der Weisung dasselbe an Sie weiter zu befördern, und Sie zu bitten, die Einlage, nach Abgabe Ihrer Willensmeinung an Herrn Kapellmeister Marschner in Hannover zu adressiren. Erlauben Sie mir hochverehrter Herr und Freund diese Gelegenheit zu ergreifen Ihnen zu sagen wie unendlich ich mich über die Auszeichnung gefreut habe, die Ihnen durch unsern herrlichen Prinzen Regenten bei seiner letzten Anwesenheit in Cölln geworden ist, und die Sie längst verdient hatten. – . Ich habe mich vergangenen Sommer bei meiner Durchreise in Cölln abermals vergeblich versucht Sie zu treffen und zu begrüßen. Sie sowohl wie Ihre Frau Gemahlin waren abwesend. Ich traf nur eine Dienerin welche mir mittheilte daß Sie in

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Kissingen sein, und kurz vor Ihrer Abreise bestohlen wurden. Empfehlen Sie mich Ihrer verehrten Frau Gemahlin, und bewahren Sie ein freundliches Andenken 5

Ihrem treu ergebenen Meyerbeer [Autograph (Las): HAStK, Bestand 1051 (Ferdinand Hiller), Nr. 60, S. 179]

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Sonnabend 25. [II.] … An Schlesinger den Klavierauszug des Schillermarsches gegeben. …

Meyerbeer an Gemmy Brandus in Paris Berlin 25ter Februar [18]60 Hochgeehrter Herr! 15

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Ich bin im Besitz zweier Briefe von Ihnen die ich im Drange vielfacher Beschäftigungen erst heute beantworten kann. Sie erhalten durch 1) den Herrn Musikdirektor Wichmann von hier der morgen nach Paris abreiset den Charlotschen Klavierauszug des Schillermarsches den Sie umstechen können (Ich habe den Metronom beigefügt) 2) Da Sie so sehr wünschen den Namen Schillermarsch auf dem Titel beizubehalten so können Sie den Titel so einrichten (Schillermarsch) Marche triomphale, composée à l’occasion du festival donné à Paris le 10 Novembre 1859 pour la célébration du 100ième anniversaire de la naissance de Schiller 3) Ihrem Wunsche gemäß autorisire ich Sie danach die Polonaise aus Struensee im Klavierauszuge und auch in Partitur zu stechen 4) Ich ersehe mit großem Bedauern aus den französischen Zeitungen daß der Pardon de Ploërmel seit 11 Tagen in der Opèra comique nicht gegeben wird. Ich kann mir doch gar nicht denken daß Gala-

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thée bessere Recetten als der Pardon macht und für den Pardon ist es eine wahre Lebensfrage […] dem Repertoire [Autograph (Las): Verbleib ungekannt; Textauszug am 27. XI. 2002 zugesandt vom Auktionshaus Les Autographes, Thierry Bodin, Paris]

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Sonntag 26. [II.] … Nur an Gemmy Brandus geschrieben, sonst leider nichts getan. In der Oper hörte ich die 4 ersten Akte von der Prophet, wo Demoiselle de Ahna die Fides sang. … Montag 27. [II.] … Dienstag 28. [II.] … Im Liebigschen Konzert eine neue Symphonie von André gehört: lehnt sich sehr an Mendelssohn, ist aber gesängig u. fein ausgeführt.

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Meyerbeer an Victoria Prinzessin von Preußen in Berlin [Berlin, 28. II. 1860] Allerdurchlauchtigste Prinzessin! Allergnädigste Prinzessin und Herrin! Ihro Königliche Hoheit haben geruhet, den Klavierauszug meines Festmarsches zur Feier von Schillers hundertjährigem Geburtstage gnädigst entgegen nehmen zu wollen. – . In Folge der huldreichen Erlaubniß, wage ich es daher, beifolgend dieses Musikstück Ew: Königlichen Hoheit unterthänigst zu Füßen zu legen. In tiefster Ehrfurcht ersterbe ich Ew: Königlichen Hoheit unterthänigster Diener G. Meyerbeer

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Berlin d 28ten Februar 1860. [Autograph (Las): HHASF – Archiv Kaiserin Friedrich, Autographensammlung]

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Mittewoche 29. [II.] … Die Kopie des Schillermarsches für die Prinzessin Friedrich Wilhelm revidiert …, leider sonst nichts getan. In der Singakademie den letzten Teil der Generalprobe von dem Oratorium Abraham von Blumner beigewohnt. …

Meyerbeer an Emanuel Freiherr von Korff in Landsberg [Berlin, Februar 1860] Lieber E. 10

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Ich bin seit Deiner Abreise von Berlin stets so leidend unwohl gewesen und besonders an catharalischem Kopfwehen so leidend daß mir namentlich das Schreiben fast unmöglich machte wurde. Deshalb beantworte vermag ich Dir erst heute deinen Brief zu beantworten den ich im Mom schon in Dresden erhielt. Ich kann mich mit der in durchaus nicht mit der in deinem Briefe ausgesprochenen Aussicht beistimmen, daß der Umzug nach Landsberg und die doppelte Wirthschaft deine Finanzen erschöpft haben, denn seitdem 8 Monaten Blanca’s Ankunft in Baden also seit 8 Monaten habent Dich die Unterhaltung von Frau und Kind keinen Kreutzer nichts gekostet da deren sämtliche Ausgaben von meiner Frau bestritten wurden und noch bestritten werden. Die Kosten der doppelten Wirthschaft bestehen für Dich auch nur in der Bezahlung der kleinen Wohnung Blanca’s, und auch nur weil Du durchaus sie nicht in Landsberg willst, denn Blanca hat Dir und uns zum wiederholtenmaale erklärt, daß sie mit Freude in Landsberg auch La mit der allerkleinsten Wohnung selbst im Wirtshause vorlieb nehmen würde nur um mit Dir vereint zu sein. Die Mobilmachung endlich hat Dich auch in ihrem Deine Revenuen in ihrem Hauptbestandtheil den Ankauf der Pferde nichts gekostet, Du hast also die Revenuen deiner Mitgift in diesem Jahre bloß für deine persönlichen Ausgaben fast nur zu verzehren gehabt. Es war eigentlich schon lange ehe ich deinen Brief erhielt meine Absicht gewesen bei wenn Blanca wieder einen Hausstand mit bei Dir auch in Landsberg haben würde, Blanca’s Mitgift um 1000 Rtl jährlich zu erhöhen, damit Ihr noch behaglicher leben könntet, ohne daß du abermals Schulden machtest, zu deren Tilligung ich mich von jetzt an nie und unter keiner Bedingung verstehen werde; aber angesichts Deines so luxurieusen Hausstandes für eine Familie von 3 Per-

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sonen, dieser Masse von Bedienung, von Pferden, von kostspieligen Reisen und dergleichen mehr würde auch eine diese eine Vermehrung von Deiner Blancas Mitgift deine Ausgaben nicht balanciren können. Dennoch aber bleibt es meine Absicht Vorsatz diesen Zuschuß von 1000 Rtl jährlich zu andern zu gewähren wenn Du Deinen Hausstand auf einen Fuß gesetzt haben wirst der es ermöglicht mir die Uberzeugung gewährt daß Du mit den er die Revenuen von Blanca’s Mitgift nicht überschreitet, und besonders natürlich auch erst wenn Du Blanca wieder zu Dir genommen haben wirst. Ich verhehle mir nicht lieber Emanuel daß es Dir ebenso unerquiqlich sein wird diesen Brief zu lesen als es mir unerquiqlich war ihn zu schreiben. Ich habe außerd eine so hohe Be so sehr die Überzeugung Ich selbst habe außerdem eine so angebohrne Scheu Auch würde ich ihn aus freien Stücken nie geschrieben haben wie sehr ich auch in meinem Inneren stets den luxurieusen Zuschnitt deines Hauswesen und deines persönlichen Aufwandes im Verhältniß zu deinen Einkünften mißbilligte, wenn Du nicht durch die gegen so großen und mehrfach erneuete extra Anforderungen an mich und meine Frau im Gegensatz zu deinen feierlichen Versicherungen als Du um die Hand meiner Tochter warbst mich in die Not unangenehmige Nothwendigkeit versetzt hättest versetzt [hättest] Dir in Beantwortung Deines letzten Briefes meine Ansichten auszusprechen, nach welchen ich mich auch verpflichtet fühle meine Handlungsweise einzurichten

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[Autograph (Las): Verbleib unbekannt; eigenhändiger Entwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, J/123]

Tgb. März 1860 Donnerstag 1. [III.] … Neue Vorsätze von heute an zur weisen Benutzung der Zeit und Arbeitsamkeit und täglich an Vasco zu komponieren. … Leider auch wieder den Tag ohne Arbeit zugebracht und die Vorsätze nicht gehalten. Abends in der Singakademie das Oratorium Abraham von Blumner, dann Soiree bei dem Prinzen Regenten. …. Freitag 2. [III.] … Leider auch heute meine Vorsätze nicht gehalten und nichts gearbeitet. … In der Oper La jolie fille de Gand Ballet,

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Musik von Adam. Mein Schwiegersohn Korff ist gestern Abend wieder in Berlin angekommen, um 8 Tage hier zu verweilen. Sonnabend 3. [III.] … Auch heute die Vorsätze nicht gehalten. Im Domchor-Konzert. Ganz vorzüglich schön war eine Lamentation für Männerstimmen von Melchior Frank. … Heute Abend das Scenario von Mignon von Carré u. Barbier erhalten. Sonntag 4. [III.] … Geburtstag meiner lieben Tochter Cornelie.

Meyerbeer an Ignaz Franz Castelli in Wien Berlin d 4ten März 1860 10

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Dank theurer Freund und Bruder für die Übersendung Deines allerliebsten Gedichtes, in welchem Du in so gemüthlicher herziger Weise Deinem Freunde Anzeige von Deinem bevorstehenden 80ten Geburtstag machst. Ich streiche d 6ten März roth im Kalender an, als den Tag der den ältesten und liebsten meiner Freunde, den genialen Dichter, den biedern Ehrenmann, der Welt schenkte. Am 6ten März dieses Jahres wird sich gewiß die große Schaar Deiner Wiener Freunde und Verehrer um Dich drängen, den Allgeliebten und Verehrten zu feiern. Verschließe aber darum Dein Ohr nicht der Stimme des abwesenden treuen Freundes, der Dir durch diese bescheidne Zeilen seine innigen Glückwünsche zu Deinem Ehrentage ausspricht, und zum Himmel fleht, daß Du noch lange Jahre Deinen Freunden in ungetrübter Kraft Deines reichen Geistes, in Gesundheit und Freudigkeit erhalten bleibest. – . Erlaube mir, zur Erinnerung an diesen festlichen Tag ein kleines bescheidenes Andenken beizufügen. Ich habe dazu das Objekt gewählt, daß Du am allernöthigsten brauchst, und am allerwenigsten besitzest, eine Schnupftabaksdose. Da Du noch nicht einmaal das erste Tausend davon vollständig besitzest, so bist Du natürlich oft für den täglichen Bedarf dieses Objektes in Verlegenheit; dieses ist der Grund meiner Wahl. Ich habe mir erlaubt meine Potographie dem Deckel der Dose einzuverleiben, damit Du genöthigt seiest, bei jeder Prise die Du daraus schnupfen wirst, des Freundes zu gedenken, der Dich als Jüngling schon achten und lieben lernte, und Dir am Abend seines Lebens noch dieselbe treue Anhänglichkeit und Liebe bewahrt, die Du dem Jüngling einzuflößen wus wußtest. Und so schließe ich für heute, aber nur vorläufig. Denn sollte der Himmel meinen Wunsch erhören Dich Deinen 100ten Geburtstag hie-

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niden auf Erden feiern zu lassen, und mir vergönnen ihn mit zu erleben, so mache Dich fim alsdenn auf die Fortsetzung dieses Briefes gefaßt. Dein treuer Freund und Bruder Meyerbeer

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Meine Frau und Töchter bitten Dich auch ihre Glückwünsche freundlich entgegen zu nehmen. [Autograph (Las): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 106]

Tgb. März 1860 Montag 5. [III.] … Besuch von Herrn v. Hülsen, der nach Hamburg gereiset war, die Dinorah zu hören. … Zu Graf Redern, zu Johanna Wagner wegen des Hofkonzertes, welches Donnerstag stattfinden soll. Dienstag 6. [III.] … Mit den Vorbereitungen zum Hofkonzert mich den ganzen Tag beschäftiget. Diner bei dem ehemaligen Generalintendanten v. Küstner. Mittewoche 7. [III.] Probe von dem morgenden Hofkonzert abgehalten. Soiree bei Decker und Rezeption bei dem Fürsten Radziwill, zu welcher auch Blanca u. Emanuel eingeladen war. Bei Madame Decker wurde u.a. die Vogel-Cantate von Madame Kinkel gesungen, ein hübsches, originelles Musikstück für 4 Weiberstimmen u. eine Baßstimme. Donnerstag 8. [III.] … Vormittags Probe vom Hofkonzert, welches nur aus 4 Stücken nach dem Willen der Prinzeß von Preußen besteht, wobei eines auf ihren Befehl von mir sein mußte. … Abends das Hofkonzert. Der Prinz und die Prinzeß von Preußen waren ganz besonders gnädig zu mir, und als ich mich zum Souper entfernte, ließ mich die Prinzessin zurückrufen u. machte mir freundliche Vorwürfe. Freitag 9. [III.] …

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Meyerbeer an Franz Liszt in Weimar Berlin ce 9 Mars [18]60 Cher & illustre Maitre! 5

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Il y a si peu de bons copistes de musique ici, & ils sont tellement occupés, que je n’ai pu avoir que depuis peu de jours la copie de la partition de ma „Festmarsche pour la fête de Schiller que Vous m’aviez demandée pour la faire exécuter à l’un de vos concerts de la cour. Je croyais que vu le temps qui s’est passé depuis que Vous m’avez écrit à ce sujet, que c’etait trop tard maintenant. Votre dépéche telegraphique m’apprend qu’il n’en est pas ainsi, & que Vous désirez encore avoir ce morceau. Je m’empresse donc de Vous l’envoyer de suite ainsi que Vous le verrez par le reçu de la poste çi-joint, & je Vous prie cher & illustre Maitre de vouloir bien agréer l’expression des sentiments les plus distingués de Votre tres dévoué Meyerbeer [Autograph (Las): GSA 59/23, 18]

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Sr Wohlgeboren [Textverlust: dem] K. K. Hofkapellmeister Herrn Proch in Wien Adresse zu erfragen in der Administration des K. K. Hofoperntheater nächst dem Kärntner Thor Berlin d 9ten März 1860

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Hochverehrter Herr Hofkapellmeister!

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Verzeihen Sie gütigst, wenn ich in dem Drange vielfacher Beschäftigungen erst heute Ihr geschätztes Schreiben beantworten kann. Sie sprechen mir in Ihrem Briefe den Wunsch aus in einem Wohltätigkeitsconcerte welches Sie veranstalten mehrere Stücke aus meiner Oper Dinorah aufzuführen. Da ich nicht glaube, daß diese Musik sich nicht zu Concertaufführungen eignet, so verzeihen Sie gütigst daß ich meine Einwilligung dazu verweigern muß. Ist es aber Ihnen

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aber bloß darum zu thun in Ihrem Concerte ein Stück von mir zu geben welches in Wien noch nie aufgeführt wurde, so bin ich gern bereit Ihnen zu diesem Zwecke den Festmarsch zur Disposition zu stellen welchen ich für die Feier zu Schillers 100 jährigem Geburtstag componirt habe, und Ihnen beifolgend übersende, mit der ergebensten Bitte mir denselben zurückzuschicken wenn Sie davon keinen Gebrauch zu machen gedenken. Genehmigen Sie hochverehrter Herr Kapellmeister den Ausdruck meiner vollkommensten Hochachtung Meyerbeer

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[Autograph (Las): Sammlungen der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, Briefe Giacomo Meyerbeer 23 (Brief) und 24 (Briefumschlag)]

Tgb. März 1860 Sonnabend 10. [III.] … Wegen Erkältungsgefühl gar nichts gearbeitet. Geburtstag meiner geliebten Tochter Caecilie. Brief von Henri Blaze aus Paris. … Sonntag 11. [III.] … In der Singakademie Totenfeier für die Sängerin Wilhelmine Schröder-Devrient unvergeßlichen Andenkens; sie war auch als Valentine vortrefflich. … Abends … an dem Grablied von Arndt komponiert.

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Meyerbeer an Louis Brandus in Paris Berlin d 11ten März [18]60 Hochgeehrter Herr! Verzeihen Sie wenn ich im Drange unausgesetzter und dringender Beschäftigungen ich Ihnen jetzt erst für die verschiedene sehr interessante Briefe danke die Sie mir während meines hiesigen Aufenthaltes geschrieben haben. – . Ich habe mit großem Bedauern gesehen daß Roqueplan den Pardon während der guten Wintermonate ganz vom Repertoire entfernt hat. Es ist dieses ein vollständiger Todtschlag für das Werk welches durchaus nicht durch die Recetten gerechtfertiget ist. Roqueplan gab

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3maale wöchentlich den Songe d’une nuit d’èté mit der Montrose und Montaubry als sie 1500 Franken Recette machten, und die schlechtesten Recetten welche der Pardon gemacht hat sind 2600 gewesen. Als Roqueplan die Galathee in die Scene setzte ließ er mir durch Ihren Herrn Bruder sagen daß de er trotz dessen den Pardon auf dem Repertoire erhalten würde, indem er zweimaale wöchentlich den Pardon und zwei Maale wöchentlich Galathee geben würde, aber er hat nicht Wort gehalten. Ihr Herr Bruder schreibt mir daß Sie jetzt Roqueplan sehr häufig sehen und vielen Einfluß auf ihn haben; ist dieses der Fall so würden Sie mich verbinden wenn Sie ihn dazu veranlassen könnten die Oper jetzt wo Faure wieder reg genesen ist regelmäßig 2maale wöchentlich zu geben. Den ersten May geht Mme Cabel auf Urlaub, dann ist es ohnedem unmöglich die Oper weiter zu geben. – . Roqueplans Betragen in dieser Angelegenheit ist um so empörender, da er in 2 verschiedenen kritischen Momenten seiner Direction in der Oper und der Opera comique als ich ihm den Propheten und den Pardon gab, bloß durch die Hoffnungen welche die öffentliche Meinung auf deren Erfolg setzte seine Stelle behaupten konnte. Welche große und brillante Anerbiethungen mir Carvalloh Carvalho ge vergebnen [!] Herbst machte wenn ich ihm mich schriftlich verpflichten wollte ihm meine neue komische Oper zur Eröffnung seines neuen Theaters zu geben ist Ihnen wohl auch bekannt. Aus Rücksicht gegen Roqueplan’s Theater konnte ich mich bis jetzt nicht dazu entschließen, und er seinerseits benimmt sich so feindlich, ja schadet sogar den eignen Theater Interessen in dem er eine Oper die doch noch Zugkraft hat vom Theater verbannt. – . Ihr Herr Bruder hat mir mitgetheilt daß Mme Cabel von Smith in der italiänischen Oper von her Majestys theatre engagirt ist, und daselbst unter andern auch l’Air de l’ombre en costume singen soll. – . Glauben Sie nicht daß jetzt wo die Oper Dinorah durch die italiänische und englische Aufführung bekannt geworden ist, es vielleicht viel Anzugskraft üben könnte wenn sie von Smith französisch gegeben würde, wozu er die beste Gelegenheit hat, da er Mme Cabel doch schon besitzt. Faure hatte schon voriges Jahr den größten Wunsch nach En die Rolle in London zu geben, und für die komische Rolle des Corentin wäre es sehr leicht einen französischen Darsteller (z.B. Aujac in Brüssel, oder Jourdan) zu finden falls St Foy nicht kommen könnte. – . Für die Verbreitung und die Popularität des Pardon wäre es außerordentlich günstig wenn er bei Smith französisch gegeben würde während er bei Gye italiänisch gegeben wird. Boosey dessen

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Interesse das doch auch ist und der so wie ich glaube mit Smith sehr en relations soll steht, könnte diese Idee bei Smith in Anregung bringen. Wären Sie vielleicht so gütig ihm einmaal darüber zu schreiben? (aber nicht in meinem Namen sondern als wenn die Idee von Ihnen aus gegangen wäre.) Harrison hat mir vor einigen Wochen geschrieben daß die Königin eine Aufführung der Dinorah in Coventgarden befohlen hätte um die Oper zu hören obgleich und ihm ihre große Zufriedenheit über das Werk und die Aufführung durch den Colonel Phips (ihren secretair) hätte ausgedrücken[!]. – . Auch mir persol persönlich hat die Königin durch den hiesigen englischen Gesandten Lord Bloomfield vor 8 Tagen anzeigen lassen wie außerordentlich befriediget sie von der Musik des Pardons und von der englischen Aufführung in Coventgarden gewesen sei. (Ich hatte nämlich der Königin auf ihr Verlangen den Schillermarsch geschickt, und in den Dank den sie mir darüber durch Lord Bloomfield aussprechen ließ, sprach sie auch von ihrer aus daß sie den Pardon in Coventgarden mit Entzücken vorige Woche zum ersten Maale gehört hätte. Die Königin geht so selten in die englische Oper daß ich mich wundre daß Davison gar nichts davon erwähnt hatte. – . Willert Beale schien bei seiner Anwesenheit in Paris so verletzt daß er den Pardon nicht zum Verlage erhalten hat, daß ich ihm wohl etwas angenehmes zum Troste erzeigen möchte. Glauben Sie daß es ihm Freude machen würde die Schillercantate und den Schillermarsch für England zu verlegen, so will ich ihm denselben geben, doch müßte ich natürlich vorher wissen daß ihm dieses angenehm wäre. Ich hätte noch manches zu schreiben werde aber durch Besuch gestört und schließe daher für heute mit der Bitte mich Ihrer Frau Gemahlin bestens zu empfehlen

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Ihr ergebenster Meyerbeer [Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. M. 295 (Vol. 76, S. 59)]

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Tgb. März 1860 Montag 12. [III.] … Victoria-Theater (italienische Oper) Il Trovatore. Mademoiselle Abbadia (die Acuzena) war schlecht. Dienstag 13. [III.] … Im Opernhause Flick u. Flock, fantastisches Ballet. … Musik von Hertel.

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Mittewoche 14. [III.] … Abends … versucht an Vasco zu arbeiten, kann aber noch keine Stimmung dafür finden. Droits d’auteur vom Februar 1576 fr. 65 c. Donnerstag 15. [III.] … Soirée beim Prinzregenten. … Zu arbeiten an Vasco versucht; ich konnte aber keine Stimmung finden. Freitag 16. [III.] … Nachricht, daß Tannhäuser in der Großen Oper auf Befehl des Kaisers gegeben wird. Die am 1. März gefaßten Vorsätze zur regelmäßigen musikalischen Arbeitsamkeit, zur regelmäßigen Besorgung meiner Korrespondenz u. hinsichtlich der schädlichen, zu unterlassenden Gedankenfantasie habe ich leider bis jetzt nicht gehalten. Ich erneue sie hiedurch von heute an, mit dem festen Vorsatz sie zu halten. Sonnabend 17. [III.] … Militärmusik bei Graf Redern, wo auch der Herzog von Gotha war. … Vorsätze nicht gehalten.

W. F. Seidel an Meyerbeer in Berlin Sr. Hochwohlgeboren Dem Königlichen General: Musikdirektor, Herrn, Herrn Meyerbeer Hieselbst [Berlin, 17. III. 1860]

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Höchstverehrter Herr General=Musidirector!

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Hochdemselben habe ich mich beehrt ohnlängst eine Opern=Dichtung: “Maja!“ nach Ihres Herrn Bruders Trauer-Spiel, der Paria, frei bearbeitet, zur gewogentlichen Einsicht zu stellen, Hochdero unschätzbare Meinung darüber zu befragen. Sie wollen daher huldreich genehmigen, wenn ich in gespanntester Erwartung, hiemit die tief ergebenste, bange Frage laut werden lasse: – “ob Hochdieselben vielleicht meine Arbeit bereits einer näheren Betrachtung gewürdigt haben? wie Hochdemselben gehorsamst mich empfehlend, ich mich von der Auszeichnung durchdrungen fühle, mit unbegrenzter Hochachtung und Verehrung verharren zu dürfen Hochdero tief ergebenster W. F. Seidel, Regisseur

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/: Dorotheenstraße, 49, Hof, eine Treppe, bei Mathies :/ Berlin d 17ten März 1860. [SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/18 (rückseitig Entwurf eines Briefes Meyerbeers an Cäcilie Meyerbeer zwischen 16. und 27. IV. 1860)]

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Tgb. März 1860 Sonntag 18. [III.] … Besuch von dem Komponisten Blumner. Im Opernhause Die Vestalin … von Spontini. Vorsätze nicht gehalten. Montag 19. [III.] … Bitteres Wort auf mich von Roqueplan im Figaro wegen des Pardon, den man nicht mehr spielt, welches mich sehr verwundet u. entmutiget. Abends, um mich en train zu setzen, das Poem von Vasco wieder durchlesen u. in genereller Weise daran fantasiert. Vorsätze nur sehr unvollkommen gehalten.

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Meyerbeer an Louis Brandus in Paris Berlin, March 19, 1860. In my previous letter I requested you to speak to Herr Le Roy. After earnest consideration I have come to the conclusion that it is better for you not to do so. By the inclosed article you will see with what malicious animosity R. is filled. One must not do him the honour of speaking to him. Unfortunately it is too late for us to withdraw the work, so we must simply leave it to its fate. Please be kind enough to ascertain in what month the Marchisio sisters intend making their début in the French Opera, and also if they would be willing, as I have once heard, to sing in London first in Italian. [Autograph (Las): Verbleib unbekannt, ehemals Sammlung Edward Brandus; Abdruck in englischer Übersetzung in: The Century Library of Music, hrsg. von Ignace Jan Paderewski, New York 1900, Bd. 3, S. 81]

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Tgb. März 1860 Dienstag 20. [III.] … Den 3. u. 4. Akt von Vasco noch einmal durchlesen. … Abends einige Stunden am Duett Vasco-Pedro ohne sonderlichen Erfolg fantasiert.

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Meyerbeer an Henri Blaze de Bury in Paris Berlin ce 20 Mars 1860 Mon cher Ami!

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C’est avec un double plaisir que j’ai reçu votre aimable lettre: d’abord Vous m’y donnez de vos nouvelles, & puis Vous savez combien j’aime tout ce qui sort de votre plume spirituelle et philosophique. Cependant, comme on n’est jamais content, je n’ai été satisfait qu’à demi, je vous l’avoue; Vous ne me parlez en effet ni de Madame de Bury ni de votre charmante Jetta, dont j’entretiens constamment ma femme & mes enfants. – . Je vois par votre lettre mon cher Ami, que les lettres posthumes de M. de Humboldt à M. Varnhagen font une aussi grande sensation à Paris qu’à Berlin. Ça n’est pas étonnant; tant de personnes encore vivantes sont atteintes de quelquesunes de ses chevrotines! Malgré le grand esprit, les fines malignités, les vues larges & les vérités dont ces lettres sont remplies, il eût nèamoins été à souhaiter, pour la pureté de la mémoire de ce grand homme qu’elles fussent restées inédites. Vous savez déja peut-ètre que la famille de M. de Humboldt a publié dans differents journeaux une lettre adressée par lui, il y a quelques années, a son neveu le Général Hédémann. Il le priait dans cet écrit de veiller, apres sa mort à ce que aucune des nombreuses lettres qu’il a lancées dans toutes les parties du monde, & cela durant tant d’années, ne fût livrée à la publicité. M. de Humboldt protestait également à l’avance contre toute publication de ce genre. Cela rendrait donc invraisemblable que M. de Humboldt eût désiré la publicité de sa Correspondence avec Varnhagen & autres, comme on le pourrait supposer par une de ses lettres, à ce que Vous aurez vu. Par contre Mademoiselle Ludmilla Assing, nièce de Varnhagen, a publié ces jours-çi dans un journal de Berlin, un factum, ou elle cherche à démontrer, que cette défense de publication de lettres, apres sa mort, n’a nullement trait à celles adressées à Varnhagen. Elle établit ce fait avec une logique si serrée & si lumineuse, que, pour ma part, je flotte au sujet de la vérité. Ce

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morceau étant d’ailleurs remarquablement bien écrit, je pense que Vous le lirez volontiers & je le joins à ce pli. – . Vous avez l’air mon cher Ami, de douter un peu que je tienne la parole que je Vous ai donnée de mettre en musique la scène du 4e acte de votre drame de Göthe, scène que Vous m’avez remise à mon départ de Paris, & dont je Vous ai promis d’achever la composition pour cet automne, époque à laquelle, m’avez Vous dit, votre drame doit entrer en répétition. Je n’ai jamais failli à mes promesses envers qui que ce soit, [Textverlust: et ce ne] sera pas vis à vis d’un ami tel qu[Textverlust: e] j’y manquerais pour la première fois. [Textverlust: Vous] ne me parlez pas de votre tragédie de Petrarque [Textverlust: que v]ous aviez l’intention de donner cet hiver à l’odéon. L’ouvrage n’est-il pas achevé, ou bien, des difficultés de thèatre vous empéchent elles de le donner? Vous savez combien tout ce qui a trait à Vous mon cher Ami …… et à vos poëtiques poëtiques [!] productions m’inspire d’intérêt. Veuillez me rappeller au souvenir de Madame de Bury, de Monsieur & Madame Buloz, mais avant tout & surtout à celui de mes charmantes protectrices, de mes bons avocats Mademoiselle Marie Buloz & Mademoiselle Jetta de Bury. Dites leur en même temps, s’il vous plaît, qu’on publiera incessament la marche que j’ai composée pour la fête de Schiller à Paris, & que j’ai donné ordre à mon éditeur d’en offrir un exemplaire à chacune d’elles. Adieu & mille compliments affectueux de Votre tout dévoué Meyerbeer [Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. M. 334 (Vol. 76, S. 95); redigierter Abdruck in Auszügen in: Henri Blaze de Bury, Meyerbeer. Sa Vie, ses œuvres et son temps, Paris: Heugel et Cie 1865, S. 107 f., sowie in: Julien Tiersot, Lettres de Musiciens écrites en français du XVe au XXe siècle, Turin: Bocca Frères 1924, 2 Bde., Bd. 2, S. 144 f.]

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Mittewoche 21. [III.] … 2 Stunden, aber ganz erfolglos an Vasco gearbeitet. Besuch vom Musikdirektor Emil Naumann. … Soirée beim Regierungsrat Gräfe, wo ich mit meiner Tochter Cornelie hinging. Vorsätze nicht gehalten. Donnerstag 22. [III.] … Ich machte meiner Tochter Cornelie Vorwürfe, weil sie sich in der gestrigen Soiree so ausschließlich mit einem Offizier (Herrn v. Kracht) unterhalten hat. Sie findet sich durch meine Bemerkung sehr gekränkt. In der Oper, wo man zur Geburtstagsfeier des Prinzen Regenten den Festmarsch von Spontini und Webers Oberon gab. Dann auf einer großen Soirée bei dem Prinzen Regenten. … Im Laufe des Tages ohne irgend einen Erfolg an Vasco gearbeitet. Vorsätze nicht gehalten. Freitag 23. [III.] … Vorsätze nur teilweise gehalten. Sonnabend 24. [III.] … Ohne Erfolg etwas an Vasco fantasiert. … Italienische Oper … Don Pasquale von Donizetti. Vorsätze nicht gehalten. Sonntag 25. [III.] … Der öffentlichen Exhibition der Schüler vom Kullakschen Konservatorium beigewohnt. Kurze Zeit ohne Erfolg an Vasco fantasiert. In der Oper Christine … von Graf Redern. Vorsätze nicht gehalten. Montag 26. [III.] … Ohne Erfolg an Vasco fantasiert. Dienstag 27. [III.] … Besuch dem Schriftsteller Berthold Auerbach abgestattet. … Abends 3 Stunden an Vasco fantasiert. Mittewoche 28. [III.] … Ohne Erfolg an Vasco fantasiert. Nachmittags plötzlich Diarrhöe, die mich so schwächte, daß ich sehr früh zu Bette ging. Leider diesen Tag wieder wenig genützt. Donnerstag 29. [III.] … Abends Soirée bei dem Prinzen Regenten, wo aber keine Musik gemacht wurde. Freitag 30. [III.] … In der spannenden Erwartung der Nachricht, wie die Aufführung des Crociato in Paris (hatte seit 1826 [recte: 1828] geruhet) ausgefallen ist, war es mir unmöglich, irgend etwas zu arbeiten. Leider verzog sich die Ankunft der Briefe bis gegen Mittag. … Im Opernhause 1. Vorstellung von Weibertreue oder die Weiber von Weinsberg von Gustav Schmidt. Sonnabend 31. [III.] … In der Probe des Oratorium Der Messias von Händel. Diner bei der Professorin Wichmann. … Abends nichts getan.

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Tgb. April 1860 Sonntag 1. [IV.] … Die Prinzessin Karl ließ mich zu heute Abend einladen; da ich aber der heute stattfindenden Aufführung des Messias beiwohnen wollte, so ging ich zum Grafen Schaffgotsch, Kammerherrn der Prinzessin, ihn zu bitten, der Prinzessin zu schreiben, daß ich heute Abend nach Leipzig reisen müßte, daher nicht kommen könnte. Abends … Aufführung des Messias von Händel durch den Sternschen Musikverein. …

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Meyerbeer an Frederick Gye in London La lettre de Mr Gye est du 22 mars.

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Berlin, le 1er avril 1860. Mr Gye Votre aimable lettre m’est parvenue et je suis infiniment peiné d’avoir manqué votre visite; j’aurais en certes autant de plaisir que vous à ce que nous nous fussions rencontré. Je vous suis on ne saurait plus reconnaissant de la bonne et charmante manière dont vous nous offrez l’hospitalité. Ma femme et ma fille à qui j’ai montré vos bienveillantes lignes, me chargent de remercier mille fois Madame et Mademoiselle Gye de l’aimable proposition qu’elles leur font; elles seraient heureuses de profiter de leur patronage pour étudier Londres et ses environs. Toutefois, je ne crois pas que ce projet puisse se réaliser cette année et qu’elles soient en état de profiter des bons offices de ces dames bien que la façon affectueuse dont elles les leur offrent double leur désir de faire leur connaissance. – Je vois par votre lettre, M., que vous avez engagé Mr Fort qui a chante à Paris le rôle de Hoël d’une façon si magistrale et avec tant de succès, et que vous donnerez Dinorah avec lui, Made Miolhan-Cavalho et Gardoni pour l’ouverture de la saison italienne. Inutile de vous dire que je suis enchanté de la reprise de cet ouvrage que vous avez donné si supérieurement l’année dernière. Cependant, si j’osais vous exprimer un désir, ce serait de vous prier de faire quelques bonnes répétitions, pour que le cas qui s’est présenté il y a deux ans à l’ouverture de la nouvelle salle, au sujet des Huguenots ne se renouvelât pas à l’occasion de Dinorah. Vous vous souviendrez qu’alors tous les journaux anglais prétendaient que malgré la belle mise en scène et les excellents

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chanteurs, l’ouvrage n’avait pas eu son succès accoutumé, parce que l’ouvrage n’avait pas été suffisamment répété. Votre théâtre est sans doute aucun un des plus beaux de l’Europe, salle magnifique, admirable orchestre sous la direction du premier chef d’orchestre du monde, Mr Costa, les plus illustres et plus célèbres chanteurs, mise en scène toujours brillante et splendide; il ne lui manque peut-être qu’une chose, permettez-moi de vous le dire tout bas, c’est que les ouvrages ne sont pas assez répétes, et que, faute d’une ou deux répétitions, leur succès quelquefois n’est pas ce qu’il pourrait être. Vous ne prendrez donc pas en mauvaise part que je vous réitère ma prière de faire faire quelques bonnes répétitions de Dinorah et de communiquer mon désir à mon excellent ami, l’illustre Maestro Costa. Je réclame de votre bienveillance pour le Prophète, ce que je vous demande pour Dinorah. J’ai appris que Made Nantier-Didier doit accoucher prochainement si cela n’a pas eu lieu dèja! Comment ferezvous, Mr, pour la remplacer dans le rôle auquel, quelque petit qu’il soit, elle a donné un cachet tout particulier par la délicieuse façon dont elle chante son air? N’aurait-il peut-être pas mieux valu pour vous et pour le succès de l’ouvrage d’attendre de le donner jusqu’à ce que Made Nantier-Didier fût en état de reparaître sur la scène. Inutile d’ajouter que je [!] les voeux les plus sincères pour que cette saison soit profitable et glorieuse à vous et à votre théâtre. Veuillez me rappeler au souvenir de Madame et de Mademoiselle Gye et de mon excellent ami Costa [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 13 ff.]

Meyerbeer an Emanuel Gotthard Graf von Schaffgotsch in Berlin [Berlin, 1. IV. 1860] 30

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Hochzuverehrender Herr Graf! Ich habe mir die Freiheit genommen Ihnen meine Aufwartung zu machen, war aber nicht so glücklich Sie zu Hause zu treffen. Ich wollte eine ergebenste Bitte vortragen Vor einer halben Stunde erf nach Hause zurückkehrend, erfahre ich, daß Ihro Königl: Hoheit die Frau Prinzessin Carl, geruht haben

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mich zu heute Abend um 8 Uhr zu befehlen. Nun bin ich aber genöthiget heute Nachmittag (mit dem Eisenbahnzuge von 6 ½ Uhr) eine kleine Reise anzutreten die ich nicht verschieben kann. Meine ergebenste Bitte an Ew: Hochwohl: geht daher dahin daß Sie die Gnade haben möchten an Ihro Königl. Hoheit der Frau Prinzessin meine unterthänigste Entschuldigung zu Füßen zu legen daß ich wegen meiner Abreise von höchst Dero Befehle nicht gehorsamen kann. Mittewoche oder spätestens Donnerstag bin ich wieder in Berlin, und würde dann überglücklich sein die Befehle Ihrer Königlichen Hoheit zu empfangen. Genehmigen Sie hochzuverehrender Herr den Ausdruck der ehrfurchtsvollen Ergebenheit Dero gehorsamsten Meyerbeer

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Sonntag 12 Uhr [Autograph (Las): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 50]

Tgb. April 1860 Montag 2. [IV.] … Im Opernhause zum 2. Mal Weibertreue von Gustav Schmidt. Dienstag 3. [IV.] … Vielfache mich verwundende Äußerungen über den Crociato in französischen Blättern machten mich zu jeder Arbeit unfähig. Abends mit Minna in Wallners Theater, das Gastspiel Beckmanns, des früher in Berlin so beliebten Komiker, der jetzt in Wien ist, zu sehen. … Mittewoche 4. [IV.] … Einige Stunden mit wenigem Erfolg an Vasco fantasiert. Besuch von Lorini, Impressario der hiesigen italienischen Oper, der Dinorah in der nächsten Saison mit den Italienern zu geben wünscht, was ich ihm wegen der deutschen hiesigen Oper nicht gewähren kann.

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Meyerbeer an Emanuel Gotthard Graf von Schaffgotsch in Berlin [Berlin, 4. oder 5. IV. 1860] Hochzuverehrender Herr Graf! 5

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Ew: Hochgeboren gebe ich mir die Ehre nach Verabredung ganz ergebenst mitzutheilen, daß ich wieder in Berlin bin. Genehmigen Sie hochzuverehrender Herr Graf den Ausdruck der reinsten Ergebenheit Dero gehorsamsten Meyerbeer [Autograph (Las): Privatbesitz]

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Donnerstag 5. [IV.] … Brief von Liszt, der abermals meinen Schillermarsch behufs einer 2. Aufführung im Hofkonzert zu Weimar verlangt. Zu Alexis Schmidt u. zu Ungher, den beiden Chefs der Spiekerschen Zeitung, um ihnen bei dem Redaktionswechsel des musikalischen Referenten (Albert Hahn statts Engel) meine künstlerische Interessen ans Herz zu legen. … Abends das Scenario von Mignon zum 1. Mal durchgelesen.

Meyerbeer an Franz Liszt in Weimar Berlin ce 5 Avril [1860] Cher & illustre Maitre! 25

Je viens de recevoir votre aimable lettre dans laquelle Vous me demandez de Vous envoyer encore une fois la partition & les parties d’orchestre de ma Schillermarche. Me conformant à votre désir j’ai l’honneur de Vous expedier çijoint cette musique.

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Veuillez agréer cher & illustre Maitre l’expression des sentiments les plus distinguès de Votre tres dévoué Meyerbeer

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[Autograph (Las): GSA, Weimar, 59/23, 18]

Tgb. April 1860 Freitag 6. [IV.] … 3 Stunden an Vasco ohne besondern Erfolg gearbeitet. In der Reine de Chypre von Halevy einige Stücke gelesen. Besuch von Musikdirektor Wieprecht, welchem ich den Schillermarsch vorspielte, den er für Militärmusik arrangieren will. In der Singakademie Sebastian Bachs Passionsmusik nach dem Evangelium Matthaei Sonnabend 7. [IV.] … Die Korrektur von der gestochenen (französischen) Partitur des Schillermarsch vollständig gemacht; sonst nichts getan. … Prinzessin Karl ließ mich rufen. Sonntag 8. [IV.] Geburtstag meiner geliebten Gattin Minna … In der Oper Ferdinand Cortez … von Spontini. Nach dem Theater 2 Stunden an Vasco gearbeitet. Montag 9. [IV.] … Ich fühlte mich so unwohl, daß ich nur die Korrektur der Schiller-Cantate machen konnte. … Dienstag 10. [IV.] … Besuch von Alexis Schmidt von der Spenerschen Zeitung, der mir den neuen musikalischen Referent Albert Hahn zuführte. Diner bei dem Prinzen Friedrich Wilhelm. Nachher in der Oper den 2. u. 3. Akt von Tannhäuser. Mittewoche 11. [IV.] … Abends angefangen ein Lied aus den Dichtungen Mirza-Schaffys zu komponieren für das Weber-Album in Dresden. … Donnerstag 12. [IV.] … Den ganzen Tag damit zugebracht das Lied Die helle Sonne leuchtet aufs weite Meer hernieder fertig zu komponieren, aufzuschreiben u. auch abzuschreiben, um es dem Major Serre, dem Herausgeber des Weber-Album nach Dresden zu schikken. … Dieses Lied ist das erste, was ich seit meinem 3monatlichen Aufenthalte in Berlin komponiert habe, und so geringe das auch ist, doch freue ich mich, daß das Eis gebrochen ist, und ich wieder in eine

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musikalische Stimmung kam. Heute meine Arbeitsvorsätze zum 1. Mal gehalten. Freitag 13. [IV.] … Besuch von dem Litteraten Guill[i]aume aus Brüssel, der Michaels Struensee übersetzt hat. … nichts getan. Im Opernhaus Fidelio … von Beethoven. …

Meyerbeer an Sophie Freifrau von Brandenstein in Dresden Berlin d 13ten April [18]60 Meine liebe gute Sophie! 10

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Ich habe endlich ein freies Stündchen gefunden um mich mit der Erfüllung meines Versprechens an Herrn Major Serre zu beschäftigen, und ein Lied für das Album zu komponiren welches er herausgiebt. Da ich aber die genaue Adresse des Herrn Major in Serre in Dresden nicht weiß, so bin ich so frei Deine mir wohlbekannte Gefälligkeit in Anspruch zu nehmen, und das Lied diesem Briefe beizufügen, mit der ganz ergebensten Bitte, daß Du es dem Herrn Major übergebest, und mich bei dieser Gelegenheit auch seiner verehrten Frau Gemahlin angelegentlichst empfehlest. – . Die 3 ersten Bände des Zaubrer von Rom habe ich allerdings von Dir mitgenommen, aber Du selbst warst so gütig mich dazu zu veranlassen. Ich habe sie noch nicht zurückgeschickt da ich mit der Lecture des 3ten Theil’s noch nicht fertig bin. Doch soll die Sendung baldigst erfolgen. – . Du schreibst mir in Deinem Briefe nichts von Herrn von Brandenstein. Aber da nach dem Sprüchwort „Pas de nouvelles, bonnes nouvelles“ sind, so hoffe ich er ist wieder ganz genesen. Sei so gütig mich ihm herzlichst zu empfehlen. Uns geht es allen passabel. Caecilchen sehnte sich so nach der stärkenden duftigen Luft Baden’s, daß wir Sie gestern mit einer weiblichen Begleitung dahin haben reisen lassen. Meine Frau folgt ihr im nächsten Monat. Ich aber will so lange als möglich hier bleiben um eine begonnene große musikalische Arbeit zu fördern. Nun lebe recht wohl meine theure Sophie. Minna und Cornelie grüßen auf das herzlichste Dein treu ergebener Meyerbeer

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[Autograph (Las): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 220]

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Meyerbeer an Wilhelm Speyer in Frankfurt/Main Berlin 13ter April [18]60 Verehrter Herr und Freund! Verzeihen Sie wenn ich im Drange vielfacher Beschäftigungen und in Folge eines längern Unwohlsein’s Ihren so lieben und freundlichen Brief nicht beantwortet habe in welchem Sie mir Nachricht von der ersten Vorstellung der Dinorah in Frankfurth gaben. Zwiefach muß ich Sie deßhalb um Verzeihung bitten, denn nicht nur für die gütige Aufmerksamkeit der Mittheilung hätte ich Ihnen danken müssen, sondern auch für die Sorgfalt und die Theilnahme mit der Sie die musikalischen und scenischen Proben überwacht und gefördert haben. Obgleich Ihre Bescheidenheit es mir verschwieg so habe ich doch erfahren welch einen großen Antheil Ihre freundschaftliche Bemühungen an der guten musikalischen und scenischen Ausführung der Dinorah (die allgemein als eine ausgezeichnete von Seiten der Sänger wie des Orchesters gerühmt wird) gehabt haben. Gefreut Herzlich gefreut habe ich mich über diesen Ausdruck Ihrer Sympathie, gewundert aber nicht: denn schon vor 25 Jahren haben Sie mir einen ähnlichen Beweis Ihrer Freundschaft bei der Aufführung des Robert’s in Frankfurth gegeben. Dank, herzlichen Dank theurer Freund daß Sie mir durch so viele Jahre, in so langer Entfernung von einander, trotz meines vieljährigen Stillschweigens, trotz so mancher verschiedenartigen Strömungen der Neuzeit in unsrer Kunst, Ihre Liebe und Wohlwollen so warm erhalten haben. Sein Sie aber auch überzeugt daß ich meinerseits mit reiner Anhänglichkeit und wahrer Freundschaft Ihr mir so theures Wohlwollen erwidere. Und nun erlaube ich mir eine kleine Bitte schlüßlich; nämlich daß Sie so gütig sein möchten es mir mitzutheilen falls Fräulein Frassini vielleicht noch einmaal die Dinorah in Frankfurth sänge, und welchen Tag dieses sein würde. Eine meiner Töchter nämlich wird in nächster Zeit nach Baden gehen, und würde falls Fräulein Frassini noch einmaal Dinorah singt ihre Abreise von hier so einrichten daß sie zum Tage der Aufführung in Frankfurth wäre.

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Und nun leben Sie wohl empfehlen Sie mich Ihrer verehrten Frau Gemahlin und behalten Sie in freundlichem Andenken

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Ihren ergebensten Meyerbeer [Autograph (Las): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 146; Abdruck (unter irrtümlicher Datierung auf den 1. IV.) in: Edward Speyer, Wilhelm Speyer der Liederkomponist 1790–1878. Sein Leben und Verkehr mit seinen Zeitgenossen dargestellt von seinem jüngsten Sohne, München: Drei Masken Verlag 1925, S. 346 f.]

Tgb. April 1860 Sonnabend 14. [IV.] … Gegenbesuch an Albert Hahn. …

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À Monsieur Benedict Directeur de la musique du Théâtre de sa Majesté à Londres [Berlin, 14. IV. 1860]

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… Douée d’une magnifique Mezzo Soprano, et chantant avec un style aussi pur qu’élevé les chefs d’oeuvres des grands Maitres dans le domaine de la musique d’église, et de la musique classique de concert, elle joint d’une très grande réputation en Allemagne … La haute et juste considération dont jouit votre nom celèbre … rendent vos suffrages et votre protection extrêmement précieuses … [Autograph (Las): Verbleib unbekannt; Textauszug zuletzt nachgewiesen in: Antiquariatskatalog Ingo Nebehay, Liste 66, Nr. 193]

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Meyerbeer an Charles Lewis Grüneisen in London Berlin 14 A[pril 1860] Mon cher Monsieur! Il y a nombre d’années (depuis la premiere représ[entation] des Huguenots à Londres), vous n’avez cessé de tem[oigner] à mes oeuvres musicales & à ma personne une viv[e sympathie;] j’en ai eu déja mille & mille preuves, & votre derniere [lettre] du 11 Avril m’en fournit une nouvelle. Croyez que mon [coeur] y repond par la plus sincère reconnaissance, & veuillez [ne] pas juger de mes sentiments par ma correspondence. Ne pas écrire est chez moi un défaut naturel, dont je ne saurais plus me corriger à mon age: mais mon silence est loin de dénoter pour mes vrais amis une froideur qui repugnerait tout à fait à mon caractère. J’espere, du reste, que Vous savez à quoi Vous en tenir sur la sincérité de mon amitié pour un ami aussi loyal et aussi dévoué que Vous l’ètes. – . J’ai lu votre bel article dans le new Quarterly Rew Review, et j’en ai ressentie un double plaisir: pour moi d’[abord] comme partie intéressée il est tres flatteur d[Textverlust] voir si sympathiquement apprécié par un h[omme] de votre mérite; et, pour le public, vos jugemen[ts sont si] profonds, votre critique si fine & si judicie[use vos] idées tellement en harmonie avec l’esthéti[que que] chacun doit s’y intéresser. – Puisque dans votre lettre mon cher Monsieur vous temoignez dans[!] de sympathie pour Dinorah je ne doute pas qu’il ne vous soit agréable de savoir que cet opéra se repend avec beaucoup de celérité sur les thèatres d’Allemagne & obtient par tout du succes, vingt thèatres deja l’ont donné, (Coburg, Stuttgard, Mannheim, Hambourg, Gotha, Dresde, Francfort, Hannover, Dresde, Augsburg, Prague, Königsberg, Sondershausen, Würzburg, Wiesbade, Lübeck, Darmstadt, Münic, Leipzig) & d’autres l’annoncent tres prochainement. – . J’ai lu dans un journal que Madame Miolan Carvalho chanterait peut-ètre à Londres le rôle de Berthe dans le Prophète à Coventgarden. Je serais enchanté que cette nouvelle fût vraie, & dans ce cas je crois qu’il serait de l’intéret de l’artiste & de l’ouvrage de rendre le rôle plus important. Cela se pourrait si Mme Miolan Carvalho chantait l’air d’entrée du premier acte, qui n’a jamais èté chanté à Londres (à ce que je crois) & qui ne se chante même plus à Paris depuis que Mlle Castellan a quitté la scène de l’opéra français. (Cet air est brillant). Il On pourrait en outre ajouter dans le 2e tableau du 1er acte (ce-

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lui du cabaret), au moment ou Jean de Leyde sort po[ur] épier l’arrivèe d’Oberthal & ou Berthe reste seule [la] Cavatine du Crociato (ah come rapido) que j’a[i composé] pour Me Pasta & qui irait superieurement bie[n Textverlust] Madame Miolan Carvalho. De Monsieur Bra[ndus] on peut avoir la partition de ces deux morce[aux.] Auriez Vous l’extrême bonté mon cher Monsieu[r] de faire cette communication à Monsieur Gye & à Madame Miolan Carvalho. Veuillez avoir la complaisance de dire aussi à Monsieur Gye, que j’ai vu avec beaucoup de regret par l’article du Times, que le rôle de Madame Nantier Didier a èté donnée à une remplaçante tout à fait insuffisante, & que j’espère quand Madame Nantier Didier rentrera sur la scène, il lui rendra son rôle dans Dinorah. Veuillez me rappeler au souvenir de Madame Gruneisen & daignez agréer l’expression de mes sentiments les plus distingues Meyerbeer [Autograph (Las): Royal College of Music, London, o. S.]

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Sonntag 15. [IV.] … Den jungen Klavierspieler Oscar Eichberg gehört. … Im Opernhause zum 3. Male die Oper Weibertreue von Gustav Schmidt gehört u. Thea die Blumenfee, Ballet … Musik von Pugni. Montag 16. [IV.] … Briefe, telegraphische Depeschen u. andre Mitteilungen zerstreuten mich so, daß ich bis 12 Uhr nicht zur Arbeit kam. … Diner bei mir … Abends mit Minna … in der ersten Vorstellung von Elisabet[h] Charlotte, Schauspiel … von Paul Heyse. Droits d’auteur vom März 1278 fr. 90 c.

Meyerbeer an Jenny Bürde-Ney in Leipzig Berlin d 16ten April 1860. Hochverehrte Frau! 30

Ein so eben erhaltener Brief des Herrn Tescher Direktor des Darmstädter Hoftheater der mir Mittheilung von den 2 ersten Aufführungen der Dinorah auf dem dortigen Theater macht, besagt auch daß er

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sehr wünsche daß Sie bei Ihrem Gastspiele in Darmstadt die Dinorah singen, wenn Sie nämlich die von mir für London zukomponirte Recitative bis dahin lernen wollten indem in Darmstadt die Oper nicht mit Dialog sondern mit Recitativen gegeben wird. Ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen wie unendlich es mich freuen würde wenn Ihre meisterhafte unübertreffliche Leistung der Dinorah auch dort bekannt würde, und welche erhöhte Wirkung das Werk durch eine solche Künstlerin wie Sie gewinnen würde. Für den Fall also daß Sie die Aufforderung die Recitative bis dahin zu lernen, annehmen, wird es Ihnen doch gewiß angenehm sein die Recitative sobald als möglich zu besitzen, und bin ich sehr gern bereit Ihnen einen Klavierauszug mit den Recitativen in deutscher und italienischer Sprache den ich so eben von dem pariser Verleger erhalten habe nach Leipzig zu übersenden, und bitte nur mich durch ein paar Zeilen Ihre Willensmeinung hierüber wissen zu lassen. Genehmigen Sie hochzuverehrende Frau den Ausdruck meiner reinsten Ergebenheit, und empfehlen Sie mich Herrn Bürde auf das freundlichste

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Meyerbeer [Autograph (Las): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 35]

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Tgb. April 1860 Dienstag 17. [IV.] … Eine Menge musikalischer Zeitungsnachrichten teils guter teils schlechter Art agitierten mich und machten mich zur Arbeit unfähig. … Zum ersten Male hörte ich heute Lohengrin … von Richard Wagner. Mittewoche 18. [IV.] … Klavierauszug von Lohengrin gelesen. Soiree bei dem Prinzen Regenten. Donnerstag 19. [IV.] … Zum Prinzen Georg. … Hülsen auf die neue Prager Sängerin Lucca aufmerksam gemacht. Armide … von Gluck. Freitag 20. [IV.] … Besuch von Bock, der der ersten Vorstellung von Dinorah in München beiwohnte und mir von deren … und der ersten Vorstellung in Leipzig eine Menge Mitteilungen machte, die mich agitierten und zur Arbeit unfähig machten. Anonÿme Zusendung aus München von einer dortigen Zeitung Der bayrische Landbote, die eine ungünstige Rezension über Dinorah enthält. Abends …

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im Victoria-Theater 1. Vorstellung von Die Maurer in Berlin, Volksstück. …

Meyerbeer an Cäcilie Meyerbeer in Baden-Baden [Berlin, zwischen 20. und 27. IV. 1860] 5

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Ich glaube Du wirst dich selbst überzeugen daß es besser ist langsam und sicher Gewiß ist es besser Du gehst langsam und sicher als rasch und gewagt der Besserung entgegen, deren Anfang doch sichtlich gemacht ist. Störe doch den Aufenthalt in Baden der guten Frühlingsluft Badens nicht wo du jetzt ganz frei und selbständig leben kannst durch die Anwendung und neuer und so sehr activer Mittel deren Erfolg unberechenbar ist. Mache Dir so viel Vergnügen als möglich Papa’s Casse steht zu deinen Diensten lebe und genieße nach Deiner Wahl so wird die moralische Zufriedenheit die körperliche Besserung das korperliche Gedeihen unterstützen Ich schicke Dir hier die so eben eingetroffene Antwort Schönlein’s, auf den ihm von uns mitgetheilten Curplan Guggerts. Seine Ansicht stimmt ganz mit der von Traube überein, der dich ebenfalls schon deine Natur beobachtet hat. [Autograph (Las): Verbleib unbekannt; eigenhändiger Briefentwurf überliefert auf der Rückseite von W. F. Seidel an Meyerbeer vom 17. III. 1860 (zur Quellenangabe s. dort)]

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Tgb. April 1860 Sonnabend 21. [IV.] … musikalisch fantasiert. … Abends im Koncert des Gustav Adolf-Verein, wo das Paradies und die Peri von Robert Schumann aufgeführt wurde. Sonntag 22. [IV.] … 3 Briefe geschrieben, sonst leider nichts getan. … In der Oper Die Stumme von Portici … von Auber.

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Meyerbeer an Giovanni Gualberto Guidi in Florenz All’ornatissimo Sigr Il Signor G. Guidi editore di musica dirimpetto al Teatro della Pergola in Florenz in Toscana Italien a Firenze franco

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[Autograph): Biblioteca Labronica Livorno] Mr Guidi à Florence [Berlin,] 22. avril 1860. Vous m’avez demandé dans votre dernière lettre de vous communiquer quelques morceaux de chant de mon dernier opéra le P. de P. pour les faire exécuter par la société philharmonique de Florence ou vous avez déjà fait exécuter l’ouverture. Je ne me sais pas rendre à votre désir, parce que je ne crois pas quels morceaux de chant soient de nature à produire de l’effet dans un concert, ils sont dramatiques et demandent la scène; car du reste Made Laborde aurait été parfaitement capable de les chanter. Mais j’ai composé, il y a quelques mois, un morceau instrumental qui va pour les concerts et qui a été exécuté déja dans plusieurs villes, c’est une marche triomphale pour la célébration de la fête du 100e anniversaire du poète allemand Schiller, laquelle a eu lieu à Paris le 10 novembre dernier. Je profite de l’occasion du voyage d’une jeune chanteuse qui se rend d’ici à Florence pour vous en faire parvenir la partition, en cas que la société philharmonique désire exécuter un nouveau morceau de moi. Veuillez me rappeler au souvenir del chiarissimo maestro Abramo Basevi et croyezmoi, Monsieur, votre très dévoué [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 19 f.]

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Meyerbeer an Pietro Romani in Florenz Mr. Romani à Florence [Berlin,] 22 avril 1860 Mon cher Maëstro; 5

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Quoiqu’il y ait longtemps que je n’aie pas eu le plaisir de vous voir, je sais par expérience que vous me conservez votre bonne et loyale amitié. J’ose donc vous recommander par les présents lignes Mademoiselle Albertine Meyer de Berlin, qui a une belle voix de contralto, et qui désirait se perfectionner dans l’art du chant sous votre savante et judicieuse direction. Elle ⎡a malheureusement peu de fortune⎤, mais elle veut consacrer le peu qu’elle a à acquérir les connaissances ⎡musicales⎤ qui lui manquent ⎡pour pouvoir se consacrer à la carrière musicale⎤, et la renomée que vous avez à si juste titre lui donnant la certitude qu’elle ne saurait s’adresser nulle part mieux qu’à vous, lui a fait prendre la résolution d’aller à Florence. Veuillez donc, cher Maëstro, lui accorder tous vos soins, et agréez l’assurance des sentiments distingués [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Textauszug zuletzt nachgewiesen in: Auktionskatalog Ingo Nebehay, Liste 34, Nr. 212; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 19]

Meyerbeer an Karoline Unger-Sabatier in Florenz [Berlin, 22. IV. 1860] Hochverehrte Frau! 25

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Aus langjähriger Erfahrung weiß ich mit welcher liebevollen Güte Sie junge Talente aufnehmen den [!] es redlicher Ernst ist sich in der GesangsKunst auf eine würdige Weise auszubilden, und daß Sie sie auch mit Ihrem unschätzbaren Rath beglücken, der aus dem Munde der Ungher Sabatier, eine der größten dramatischen Sängerinnen aller Zeiten, für die ganze Zukunft der Schülerin seegensreich wirkt. Ich erlaube mir daher Ihrem gütigen Schutz die Überbringerin dieser Zeilen anzuempfehlen. Demoiselle Albertine Meyer besitzt eine sehr schöne klangvolle Altstimme, ein natürlich richtiges musikalisches

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Gefühl großen Entusiasmus für ihre Kunst, aber noch einen geringen Grad von musikalischer Ausbildung. Obgleich in sehr beschränkten Geldverhältnissen, hat sie die Energie und Ausdauer gehabt, sich soviel zusammenzusparen, um . . . . . Pietro die Reise nach Florenz zu unternehmen zu können, wo sie den Gesangsunterricht von Pietro Romani (den Vater) nehmen will). Unser edler PrinzRegent hat ihr auch noch zu diesem Zweck eine kleine Pension bewilliget. – . Ganz glücklich würde sie sein wenn Sie Ihre Sympathien meine theure Freundin in dem Grade erwerben könnten, daß Sie ihr von Zeit zu Zeit vergönnten Ihnen vorzus vorsingen zu dürfen und Ihren unschätzbaren Rath zu erhalten. Erlauben Sie mir diese Gelegenheit zu ergreifen, mich auch wieder in das Gedächtniß Ihres Herrn Gemahls Marquis von Sabatier zurückzurufen, und gestatten Sie, Ihnen durch Demoiselle Albertine Meyer einen Klavierauszug meiner jüngsten Oper „Le pardon de Ploërmel als kleinen Tribut meiner Verehrung und Ergebenheit zu übersenden, mit der Bitte meinem jüngsten musikalischen Kinde ein Plätzchen auf Ihrem Piano einzuräumen Ihr treu ergebener Meyerbeer P.S. Haben Sie die Güte mich dem Andenken des von mir hochverehrten Herrn Marquis Martellini zurückzurufen. P.S. Sollte unser liebenswürdiger Landsmann Herr Moriz Hartmann noch in Florenz sein, so bitte ich mich ihm herzlichst zu empfehlen.

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[Autograph (Las): The Pierpont Morgan Library, MFC M6132.U57]

Tgb. April 1860 Montag 23. [IV.] … Trotz der Nachricht des günstigen Erfolges der Dinorah in Breslau ward ich agitiert und entmutiget durch boshafte Kritiken über Dinorah von München, Darmstadt u. Leipzig aus, auch in einem Mailänder Blatt bei Gelegenheit eines Konzertes, sodaß ich zu jeder Arbeit unfähig wurde. …

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Meyerbeer an einen Herrn Berlin 23ter April [18]60 Hochgeehrter Herr! 5

Den beifolgenden Brief des Theaterdirektor Heigl aus Amberg, welchen ich soeben erhalte, habe ich die Ehre zur geneigten Kenntnißnahme zu übersenden. Genehmigen Sie hochgeehrter Herr den Ausdruck meiner vollkommensten Hochachtung Meyerbeer

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[Autograph (Las): Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Autogr. 124] Tgb. April 1860

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Dienstag 24. [IV.] … Besuch von dem Komponisten u. Klavierspieler Schlottmann. … Eine Phrase für das Album des Konditors Spargnapani komponiert u. eingeschrieben. … Die fortwährenden Kopfwehe machten mich zur Arbeit untauglich. Mittewoche 25. [IV.] … Diner bei mir. … Vormittags u. Abends in der alten Partitur der Africaine gelesen und an Vasco Duett Akt III erfolglos fantasiert. Donnerstag 26. [IV.] … Etwas an Vasco gearbeitet. … Mit den Kindern u. Etha in Die Favorite von Donizetti. Die unaufhörlichen Zeitungsartikel, die ich über Dinorah täglich lese, absorbieren mich so, daß ich zu keiner musikalischen Stimmung kommen konnte. … Freitag 27. [IV.] … Abends in: Die Hugenotten. … Meyerbeer an Cäcilie Meyerbeer in Baden-Baden Berlin d 27ten April [18]60

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Meine geliebte Tochter!

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Ich schreibe diese Zeilen nicht bloß in meinem Namen, sondern auch in Mamma’s Namen welche unwohl ist. Du kannst Dir denken wie bestürzt uns dein Entschluß gemacht hat Schönlein’s Behandlungsart (der Deine Natur seit so vielen Jahren, und dein gegenwärtiges Leiden seit seinerm Entstehen kennt) aufzugeben, und Dich der Leitung eines andern Arztes anzuvertrauen, dessen Ansichten nach

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über dein Leiden nachdem was Du darüber in Deinem Briefe an Mamma schreibst, ganz abweichend von denen Schönlein’s zu sein scheinen. Ich brauche Dir wohl nicht zu sagen daß meine Wunsch sowohl wie der von Mamma ist, daß Du Schönlein’s Curplan stet stricte befolgest. Aber was wir Dir als den warmen Wunsch aus dem für Dich so besorgten Herzen deiner Eltern, die Dich anbethen, aussprechen, ist Wunsch und kein Befehl, und da Du, wie aus deinem Briefe hervorgeht, mehr Zutrauen in der Diagnose und dem Curplan des GRth Guckert hast, und wie Du schreibst diese Cur gebrauchen möchtest, falls wir es Dir nicht förmlich verbiethen, so stellen wir Dir hiedurch frei den Guckertschen Curplan zu versuchen falls Du es wünschest. Ich gebe um so mehr meine Einwilligung dazu, da ich von deiner Intelligenz einerseits, und von der Moralität deines Charakters andrerseits überzeugt bin, daß Du es bald wahrnehmen wirst falls die neuen Mittel keinen günstigen Einfluß auf Deinen Organismus ausüben sollten, und daß Du in diesem Falle gewiß nicht aus falscher Schaam uns gegenüber fortfahren wirst sie zu gebrauchen. Und so gebe denn Gott der Allmächtige seinen Seegen zu dem Gedeihen der neuen Cur die Du unternehmen willst. Möge sie Dich gänzlich wieder herstellen geliebtes Kind, so sind die heißesten Wünsche deiner Eltern erfüllt. Lebe wohl theure Caecilie. Mamma, Cornelie, Blanca und Etha grüßen tausendmaal. Wundere Dich nicht wenn Du einige Tage hindurch keinen Brief von Mamma erhälst. Sie hat sich so erschreckt und geängstiget über deinen plötzlichen Entschluß Schönlein’s Behandlung aufzugeben, daß sie davon etwas unwohl ward, und sich einige Tage des Schreibens wird enthalten müssen.

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Dein Dich zärtlich liebender Vater Meyerbeer P. S. Es ist meine Pflicht Dir die so eben erhaltene telegraphische Depeche Schönlein’s mitzutheilen, die er als Antwort auf unsre Anzeige der proponirten Cur von Guckert mitgetheilt hat. Doch schicke ich Dir diese Depeche nur à titre de renseignement, damit Du Schönlein’s Meinung kennst, und wiederhole Dir hiedurch nochmals, daß Du sowohl meine wie Mamma’s Erlaubniß hast den Curplan des GRth Guckert zu versuchen. [Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, J/163]

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Sonnabend 28. [IV.] … Korrektur der Partitur des Schillermarsches für die Schlesingersche Edition gemacht. Fortwährende Kopfwehe machen mich zu jeglicher Beschäftigung untauglich. Sonntag 29. [IV.] … Die Korrektur des Schillermarsches vollendet. In der Singakademie, wo Professor Bach seine Chöre zur Tragödie Iphigenia in Delphi aufführte. … Abends ganz erfolglos versucht, an Vasco zu komponieren.

Meyerbeer an Herrn Lefèvre in Paris 10

Mr Lefevre, instituteur Rue des Tournelles, No 21 Paris. [Berlin,] 29 avril 1860

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La lettre que vous m’avez fait l’honneur de m’adresser à Paris, sous la date du 26 avril, m’est parvenue à Berlin où je me trouve depuis quelques temps déjà. Je ne me rappelle pas de tout avoir reçu le poème Un jour d’été, que vous dites m’avoir envoyé l’année passée. Comme je voyage beaucoup, il arrive malheureusement trop souvent que des lettres qui me sont adressées courent à droite et à gauche et n’arrivent finalement pas à leur destination. Dans tout les cas, Monsieur, je ne pourrais pas m’occuper d’une nouvelle composition, étant surchargé de travaux. Je vous remercie toutefois de la confiance que vous vouliez bien m’accorder en cette occasion, et je vous prie d’agréer, Monsieur l’hommage de mes sentiments les plus distingués [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 20 f.]

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Montag 30. [IV.] … An Vasco etwas gearbeitet. Besuch an Rellstab, dem ich 30 Taler brachte, für seine deutsche Übersetzung unter der Musik meiner Cantique von Corneille. Ein paar Briefe geschrieben; sonst nichts getan (leider).

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Meyerbeer an Emilie Jauner-Krall in Dresden Madame Jauner-Krall Mitglied des Königl. Sächsisch. Hoftheaters zu Dresden. Dermalen in Breslau (zu erfragen in der Administration des Theaters.) [Berlin,] 30. avril 1860

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Hochverehrte Frau! Ich war sehr unwohl als ich Ihren geschätzten Brief erhielt und kann Ihnen daher erst heute meinen Dank aussprechen für Ihre gütige Aufmerksamkeit mir Mittheilung von der ersten Aufführung der Dinorah ⎡in Breslau⎤ gemacht zu haben, und dann für Ihre treffliche Leistung der Hauptrolle, H Director Schwemer schreibt mir hierüber mit dem größten Enthusiasmus ⎡Aber noch viel größere daß er ihrem Gesang und Spiel in dieser Rolle den größten Theil des günstigen Erfolges der Dinorah auf seiner Bühne zuverdanken hatschreibt⎤ Genehmigen Sie noch einmal, Hoch, den Ausdruck meines verbindlichsten Dankes, mit welchem ich verbleibe

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Ihr ergebenster [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 21] Meyerbeer an Theodor Rodowicz von Oswiecinski in Frankfurt/Main

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Rodowicz Major a.D. Franfurth a/M. Röderberg 14 [Berlin,] 30. April 1860. Hochgeehrter Herr Major! Das geschätzte Schreiben welches Sie an mich nach Paris adressirt haben, ist mir nach Berlin nachgesch., Allein der Entwurf zu einem Operntexte, von welchem Sie in Ihrem Briefe sprechen lag nicht mit bei. Jedenfalls würde es mir aber unmöglich gewesen sein, Gebrauch zur Composition davon zu machen, da ich für die Zukunft mehr Arbeit übernommen habe, als ich voraussichtlich werde ausführen können. [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 21]

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Meyerbeer an Friedrich Schwemer in Breslau Dr Schwemer Breslau. [Berlin,] 30 avril 1860 5

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In Folge eines längeren Unwohlseins kann ich erst ⎡jetzt⎤ Ihnen den Empfang Ihres geschätzten Schreibens anzeigen. Ich danke Ihnen verbindlichst für Ihre gütige Aufmerksamkeit mir so ausführliche Mittheilung über die 1te Aufführung der Dinorah auf Ihrer Bühne gemacht zu haben. Ich habe dieselbe mit vielem Interesse und Vergnugen gelesen, und wünsche daß der Erfolg Ihren Bemühungen entsprechend sei. [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 22]

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Dienstag 1. [V.] … An Vasco einige Stunden gearbeitet. … Fortwährende Nadelstiche von allen Seiten auf Dinorah, obgleich sie überall gefällt, machen mich ganz trostlos. … Abends 1 ½ Stunde an Vasco fantasiert. … Mittewoche 2. [V.] … Den Text von Vasco wieder einmal durchlesen. … Abends die Partitur der Afrikanerin 1, 2. u. 3. Akt durchlesen. Donnerstag 3. [V.] … Soiree bei dem Prinzen Regenten. Etwas an Vasco fantasiert. Die alte Afrikanerin teilweise wieder durchlesen.

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Mr Davison, Londres [Berlin,] 3 mai 1860. Mon cher Monsieur Davison

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Permettez-moi d’introduire près de vous par ces lignes et de recommander à votre bienveillant accueil Mademoiselle Jenny Meyer de Berlin. Cette jeune chanteuse possédant une très belle voix de mezzo-soprano, douée d’un grand sentiment musical, exécute dans un

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style élevé et pur la musique d’église et de concert des grands maîtres de l’école classique genre auquel elle s’est exclusivement adonnée. Mad. Meyer jouit d’une réputation aussi grande que méritée dans toute l’Allemagne, et tous les festivals et concerts de ce pays la recherchat. Elle va à Londres désirant produire son talent devant l’aréopage de cette grande capitale. Elle serait bienheureuse d’obtenir les suffrages d’une autorité si compétente que la vôtre et en même temps d’avoir l’honneur de faire votre connaissance personnelle. Veuillez agréer, mon cher Monsieur Davison [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 23]

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Meyerbeer an Julius Lang in München H Dr Julius Lang München Löwengrube No 1 (über 2 Treppen) noch am 6 Juni geschrieben [Berlin,] 3 April Mai 1860.

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Hochverehrter Herr, Ihr geschätztes Schreiben habe ich die Ehre gehabt zu empfangen u. habe dessen Inhalt mit vielem Interesse durchlesen. Herzlich danke ich Ihnen für die mich so ehrenden Sympathien die Sie darin sowohl für meine Person, als für meine Musik auf so freundliche Weise aussprechen. Sehr wohl erinnere ich mich, daß ich schon in Wien die Ehre gehabt hatte Ihre persönliche Bekanntschaft zu machen, und freue mich aus Ihrem Briefe zu ersehen, daß Sie das Andenken an diese Begegnung so wohlwollend bewahrt haben. Gern komme ich dem von Ihnen ausgesprochenem Wunsche entgegen, durch Beifolgendes und habe die Ehre hochgeehrter mit vollkommenster Hochachtung zu verbleiben

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Ihr ergebenster N. S. Ein Unwohlsein zwingt mich diese Zeilen zu dictiren, um meine Antwort nicht zu verzögern [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 23]

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Tgb. Mai 1860 Freitag 4. [V.] … In der Oper … Wilhelm Tell von Rossini. Die alte Partitur der Afrikanerin wieder durchlesen.

Meyerbeer an Frau Bonseri in Berlin 5

Frau Präsidentin Bonseri Berlin, Leipziger Platz 1a [Berlin,] 3 4 mai 1860. Hochverehrte Frau Präsidentin!

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Verzeihen Sie, daß in Folge eines Unwohlseins ich erst heute die Ehre haben kann, Ihnen beifolgend den Empfehlungsbrief für Frl. Bury, den Sie gewünscht hatten, zu übersenden. Da ich deren gegenwärtigen Aufenthalt nicht kenne, bin ich so frei Sie um gütige Beförderung desselben ergebenst zu bitten. Genehmigen Sie, hochverehrte Fr. Pr., den Ausdruck der reinsten Hochachtung dero ergebensten [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 23]

Meyerbeer an Louis Brandus in Paris H Brandus, Paris Berlin, le 4 mai 1860. 20

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Mein bester Herr Brandus Erlauben Sie daß ich durch diese Zeilen Ihnen eine junge Sängerin Fräulein Bury aus Berlin zur freundlichen Aufnahme ergebenst empfehle. Fräul. Bury ist eine Schülerin Garcia’s, die mit einer wohlklingenden Stimme eine gründliche Gesangsbildung verbindet. Ihr Genre ist das was man in Frankreich chanteuse lêgère nennt, Sie wünscht sehr sich in Frankreich bekannt zu machen, besonders aber wünschte sie, wenn es möglich wäre, ein Engagement bei der italiänischen Oper in Paris. Können Sie ihr daher zur Erreichung Ihres Zweckes in öffentlichen Concerten aufzutreten und dem Director der italiänischen

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Oper H Calzado empfohlen zu werden, behülflich sein, werden Sie dadurch sehr verbinden Ihren ergebensten [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 22]

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Meyerbeer an Georg Beer in Berlin [Berlin, zwischen 4. und 13. V. 1860] Als ich vor einigen Tagen auf dem Kirchhof das Grab meiner seeligen Mutter besuchte, habe ich gesehen, daß Du außer dem Grabstein für deine seelige Mutter, noch einen zweiten bestellt hast Familienbegräbniß für die Familie Heinrich u. Wilhelm Beer. Erlaube mir Dir zu sagen daß Du dabei die Befugnisse die Dir u. deinen Geschwistern zustehen überschritten hast, indem das Eigenthum dieser Stätte mir eben so gut als Dir u. deinen Geschwistern gehört. Dieses Erbbegräbniß gehörte dem seeligen Heinrich allein, u. dein seeliger Vater hat durchaus nicht dazu beigesteuert, da der seelige Heinrich vor der seeligen Mutter starb, so hat Sie den Besitze dieses Platzes ererbt, und nach ihrem Tode, gehört, wie alles Ihr übriges Eigenthum ihren beiden Söhnen. Ich sage das durchaus nicht wegen des mir zustehenden Rechtes, sondern weil ich nicht will, daß meine theure Mutter als ein fremder geduldeter Gast in dem Boden ruhe, der ihr Eigenthum ist. Ich habe also die Aufstellung dieser zweiten Tafel verboten, wovon ich Dich in Kenntniß setze. [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 24]

Tgb. Mai 1860 Sonnabend 5. [V.] … An Vasco fantasiert u. bezüglich darauf gelesen, aber nicht viel.

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Meyerbeer an Carl Kaskel in Dresden

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Sr Hochwohl Herrn Geheimen Finanz Rath Carl Kaskel Comandeur hoher Orden in Dresden Wilsdruffer Gasse im Kaskelschen Hause franco Berlin d 5ten May 1860

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Geliebter Freund und Bruder!

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Nachdem meine unverbesserliche Schreibfaulheit mich wieder so lange Deinen liebevollen freundlichen Mittheilungen gegenüber schweigen ließ, steht ziemt es mir schlecht wieder einen recurs an Deine Gefälligkeit zu machen und Dich um eine Auskunft zu bitten. Aber ich weiß daß Deine Nachsicht mit meinen Schwächen eben so groß ist wie Deine Freundschaft, und so trete ich denn mit meiner Bitte hervor. Ich wünschte nämlich von Dir zu erfahren ob es gewiß ist daß die Demoiselle Schubert am 10ten als Gastrolle die Dinorah als in Dresden singt, und füge dieser Bitte die 2te hinzu gegen Niemand von dieser meiner Anfrage zu sprechen. Der Intendant des Berliner Theater H v Hülsen wünscht nämlich sehr daß ich Dlle Schubert höre und ihm dann meine Meinung ausspreche ob ich sie für befähiget halte im Berliner Opernhause zu gastiren. Eben deßhalb möchte ich aber auch daß man von meiner Anwesenheit in Dresden während dieser Vorstellung vorher wenigstens nichts erführe, damit für den Fall daß mir die Gast Dlle Schubert nicht passend für Berlin erscheinen sollte es die Familie derselben nicht erführe daß ich zur Vorstellung in Dresden war. Solltest Du auch erfahren können lieber Bruder ob und wann Dlle Schubert zum 2ten Maal die Dinorah singten wird, so würde ich Dich auch bitten mir dieses in Deiner Antwort anzuzeigen für den Fall daß ich etwa durch eine unvorhergesehenes Hinderniß abgehalten sein sollte zur ersten Vorstellung zu nach Dresden zu kommen. In der Hoffnung theurer geliebter Bruder daß Deine gewöhnliche Güte und Gefälligkeit auch he mir die gewart gegenwärtige Molestirung

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verzeiht und daß Du mich mit einer Antwort erfreuen wirst verbleibe ich mit treuer Anhänglichkeit Dein treuer Freund und Bruder Meyerbeer

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Tausend herzliche Grüße Deinem theuern Felix und Deinem lieben Bruder Julius. [Autograph (Las): Library of Congress, Music Division, Washington]

Tgb. Mai 1860 Sonntag 6. [V.] … An Vasco Duett Akt III gearbeitet. … Großes Diner bei Graf Redern. Abends 2 ½ Stunden am Duett von Vasco gearbeitet. Montag 7. [V.] … Etwas an Vasco gearbeitet. … In Flick u. Flock, Ballet … Musik von Hertel. Dienstag 8. [V.] … Konferenz mit Graf Redern wegen Organisation der Militärmusik. Meine Sehkraft ist getrübt; auf der Straße sehe ich alles doppelt. … Mittewoche 9. [V.] …

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Meyerbeer an Carl Kaskel in Dresden Sr Hochwohlgeboren dem Königl. Sächsischen Geheimen=Finanz=Rath Herrn Karl Kaskel Kommandeur hoher Orden Dresden Wilsdruffergasse, im Kaskelschen Hause

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Berlin, d. 9 Mai 1860. Theurer, geliebter Bruder! Ein Augenübel, von dem ich plötzlich befallen worden zwingt mich heute mich fremder Hand zu bedienen, Dir meinen Dank auszusprechen für die Güte, mit der Du so schnell meine Anfrage beantwortet hast. Ich habe in den Zeitungen so viel rühmliches über die

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Leistungen der Kral als Dinorah in Breslau gelesen, daß ich wohl Lust hätte sie bei ihrem Auftreten in dieser Rolle in Dresden zu hören. Da dieses nun, wie Du mir schreibst, d. 17ten der Fall sein soll, so hätte ich Lust, falls ich von meinem Augenübel genesen sein sollte, zum 17ten nach Dresden zu kommen, die Kral zu hören, und dann gleich bis zum nach dem 22ten dort zu bleiben, wo, nach Deinem Briefe, die Schubert in dieser Rolle gastiren soll. Meine heutige Bitte, lieber Bruder, ist nun die, daß Du die Güte habest, mich zu avertiren, falls eine Verändrung der beiden Vorstellungen für die bis jetzt festgesetzten Tage erfolgen sollte. Mit den herzlichsten Grüßen, Dein treuer Freund und Bruder Meyerbeer

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[Autograph (Ls): Library of Congress, Music Division, Washington] Tgb. Mai 1860 Donnerstag 10. [V.] … Wegen meines Augenleidens nichts getan. Freitag 11. bis Montag 14. [V.] … Meyerbeer an Botho von Hülsen in Berlin Berlin, d. 12 Mai 1860.

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Hochgeehrter Herr General=Intendant!

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Ein Augenübel, von dem ich seit einigen Tagen befallen bin nöthigt mich zu einer fremden Feder meine Zuflucht zu nehmen um Ihnen, Hochgeehrter Herr, meinen Dank für Ihre verbindliche Aufmerksamkeit auszusprechen, mir das hier zurückfolgende Blatt mitgetheilt zu haben, welches ich mit vielem Interesse las. Mit der vollkommensten Hochachtung verbleibe ich Ew. Hochwohlgeboren ergebenster Meyerbeer [Autograph (L): Literární Archív Památníku národního písemnictví, Prag, Sammlung Lesˇehradeum I S/144]

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Meyerbeer an Karl Tescher in Darmstadt Tescher, Director des Großherzoglichen Hoftheaters zu Darmstadt. Berlin, d. 13 Mai 1860. Hochzuverehrender Herr Director! Ein längeres Unwohlsein, zu dem sich in letzter Zeit ein Augenübel gesellte, welches mir auch heute noch nicht erlaubt selbst zu schreiben, trägt die Schuld, daß ich bis jetzt Ihr mir sehr werthes Schreiben nicht beantworten konnte. Ich fühle mich hochgeehrt durch mir im Namen S. Königlichen Hoheit Ihres Erlauchten Großherzogs gemachter Aufforderung einer Aufführung der Dinorah in Darmstadt beizuwohnen, und würde es mich glücklich gemacht haben dem gnädigen Befehl nachzukommen, und dem erleuchteten Kenner und Beschützer jeglicher Kunst und Wissenschaft meine persönliche Ehrfurcht zu bezeigen. Allein das noch nicht geheilte Augenübel erlaubt mir für jetzt noch nicht mich so weit von meinem Arzte zu entfernen. Ich bitte daher ergebenst, hochverehrter Herr Director, S. K. Hoheit meinen unterthänigsten Dank für die gnädige Einladung zu Füßen zu legen, so wie mein Bedauern derselben aus obigem Grunde nicht Folge leisten zu können. Durch eine Mittheilung der Made Bürde-Ney habe ich erfahren, wie geschmackvoll und glänzend Sie die Dinorah auf Ihrem Hoftheater in die Scene gesetzt haben, und obgleich dies unter Ihrer trefflichen Leitung nicht anders zu erwarten stand, so fühlt sich doch der Autor nicht minder gedrungen Ihnen dafür seinen herzlichen Dank auszusprechen. Genehmigen Sie, hoch. Herr D., den Ausdruck meiner vollk. Hochachtung. [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 24 f.]

Tgb. Mai 1860 Dienstag 15. [V.] … Das Doppelsehen und die Kopfwehe etwas vermindert. … In der Oper Lohengrin. … Mittewoche 16. bis Mittewoche 23. [V.] …

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Meyerbeer an Franz Otto in Berlin Otto. Gartenstraße 124. [Berlin, zwischen 17. und 20. V. 1860] Hochgeehrter Herr! 5

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Ihr Gesuch um eine Unterstützung von 400 Rtl in seiner ganzen Ausdehnung zu gewähren, ist mir nicht möglich, und werden wenige, wenn noch so begüterte PrivatPersonen, dies im Stande sein; doch will ich gern auch dieses Mal Ihrem Wunsch theilweise durch Uebersendung der beifolgenden dreißig Thaler nachkommen. Genehmigen Ew. Wohlgeb. den Ausdruck meiner vollkommensten Hochachtung – [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 25]

Meyerbeer an Gemmy Brandus in Paris 15

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[Berlin,] May 20, 1860 As I see by the papers that the festival in the Grand Opera has been postponed for a week, I should be very grateful to you if you would kindly ask Royer not to put the ‘Schiller Marsch’ quite as near the end of the program as he has done, as by that time the audience is quite exhausted from having heard so much music. I should prefer most of all for it to come immediately after the aria ‘Pietà Signor,’ by Stradella, which Michant is to sing, but on no account after an important ensemble piece. From your brother’s letter I learn that the Opéra Comique has a new Director in the person of Herr de Beaumont. I trust that he will prove more sensible than Roqueplan. Be kind enough to attract Herr de Beaumont’s attention to the great success which Mademoiselle Boulard is having in Brussels with ‘Pardon’. Please ask him to engage her for the month of June, when the Brussels theatre is closed, to sing ‘Pardon’ at the Opéra comique. You did quite right to allow Musard to play my ‘Schiller Marsch,’ but you certainly ought to have seen that he did not put it in such a disadvantageous part of the program. He played it at each concert as the first piece on the program, when, as you know, there is never an

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audience. And now I find that after playing it just a few times, he has crossed it out of his repertoire altogether, thereby doing the work more harm than good. You told me that you had allowed him to compose a fantaisie from themes in ‘Pardon’; then how is it that he has not once played it? You can understand how doubly trying this eye trouble is to me in cutting me off from all activity in music, and this happens just when I am in the midst of a new composition to which I so earnestly wished to devote my whole love and energy. Has nothing yet been done to engage Madame Miolan for the next season in St. Petersburg? [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt, ehemals Sammlung Edward Brandus; Abdruck in englischer Übersetzung in: The Century Library of Music, hrsg. von Ignace Jan Paderewski, New York 1900, Bd. 3, S. 82 f.]

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Meyerbeer an Louis Brandus in Paris Berlin, d. 23 Mai 1860. Bester Herr Brandus! Ich bin im Besitz zweier Briefe von Ihnen, welche ich aber wegen meines Augenleidens, welches noch immer nicht weichen will, noch durch fremde Hand genöthigt bin, zu beantworten. Aus Ihren Briefen ersehe ich, daß das, was ich in der Indépendance belge über Ihre Bewerbung für die Pariser Komische Oper gelesen hatte, gegründet war, aber nicht zu Stande gekommen ist. In den unsicheren politischen Zeiten, in welchen wir leben und welche jede Zukunft so zweifelhaft machen, wird jede Theaterspeculation, zu deren Gedeihen Ruhe und Friede die erste Bedingung ist, eine sehr gefährliche Sache; und so ist es vielleicht ein Glück für Sie, daß diese Angelegenheit (in diesem Momente wenigstens) nicht zu Stande gekommen ist. Ihr Herr Bruder schreibt mir heute daß Madame Tedesco an der Königl Oper zu Berlin Gastrollen zu geben wünsche, und in französischer oder italiänischer Sprache, wie es belieben würde, singen würde. Made Tedesco denkt wahrscheinlich, daß die italienische Oper welche diesen Winter hier war, im Königlichen Theater stattgefunden habe; dem ist aber nicht so, die Aufführung[!] waren in einem

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Privattheater (Victoria Theater) und die Spekulation eines Privatimpressario Herren Lorini der jetzt nicht mehr hier ist u erst künftigen Winter wieder kömmt u auch soviel es hier verlautet seine Truppe bereits formirt hat; Indeß will ich mit Vergnügen, den Wünschen, der ausgezeichneten Künstlerin Tedesco, für die ich eine wahre Hochachtung habe, nachkommen, u Herren v. Hülsen fragen, ob er vielleicht, ausnahmsweise, auf die Idee eingehen wollte, Mme D Tedesco, einige ihrer Rollen in französischer oder italienischer Sprache singen lassen wollte im königl Opernhaus, während die andern Rollen natürlich in deutscher Sprache gesungen werden müssen müßten. Haben Sie die Güte dieses gefälligst Ihrem Herren Bruder mitzutheilen u hinzuzufügen, daß ich auch Herren Bock veranlaßt habe, in dieser Angelegenheit ebenfalls, mit Herren v. Hülsen zu sprechen. Herr Bock wird Ihrem Herren Bruder, das Resultat der Antwort des Herren v. Hülsen mittheilen, da dieser wahrscheinlich sich die Sache erst überlegen wird ehe er einen Bescheid ertheilt u ich aber, auf einige Tage mich nach Bamberg begeben will um Dr: Schönlein wegen meines jetzigen leidenden Zustandes zu consultiren. Seit einigen Tagen empfange ich das Journal l’Entre Acte nicht mehr, wahrscheinlich ist daher mein Abonnement zu Ende. Sie würden mich sehr verbinden, geehrter Herr, wenn Sie die Güte haben wollten, mich sobald als möglich auf 6 Monate darauf zu abonniren, u es unter das mit dem Bemerken es unter der gewöhnlichen Adresse nach Berlin zu schicken. Ich habe schon seit einiger Zeit gehört, daß die Sängerin Sanchioli in Paris ist, u Hoffnung hat in der großen Oper engagirt zu werden, es würde mich interessiren zu erfahren, ob dem so ist, sie hatte in Italien in der Rolle der Fides auf allen Theatern sehr großen Erfolg gehabt, u die Oper ist wie Sie wissen, länger als ein Jahr in Paris nicht gegeben worden, weil in der großen Oper, das emploi des Contre Alts gar nicht mehr besetzt ist. Ich hatte gehofft, daß man die Mme Tedesco in der Oper engagiren würde besonders da sie doch wieder neuerdings in Lissabon so große Erfolge gehabt hat. Weßhalb. Sind Hat sie denn keine Aussicht dazu? Weßhalb ist denn die Sache nicht zu Stande gekommen? Genehmigen Sie hochgeehrter Herr die Versicherung meiner vollkommensten Hochachtung Meyerbeer P. S. Wie geht es dem Gye, mit seiner diesjährigen impresa; haben Sie vielleicht erfahren, ob die Vorstellungen der Dinorah gute recetten machen, oder nicht?

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Fahren Mme Carvallo u Fort fort, sich in ihren andern Rollen, der Gunst des Publikums zu erfreuen? Boosey scheint die Mansualpublication (Heftweise) der Dinorah aufgegeben zu haben, wenigstens sehe ich in den Maiheften der Musical world, nichts davon angezeigt. Auch von der illustrated edition dieser Oper von der er Ihnen geschrieben hatte ist bis jetzt in gedachten journal nicht angezeigt.

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[Autograph (L): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 67]

Tgb. Mai 1860 Donnerstag 24. [V.] … Gestern machte ich Gegenbesuch an Hans v. Bülow. … Heute vervollständigte ich die Nomenklatur meiner Kompositionen, die in Léon Kreutzers Biographie von mir nur bis 1854 geht. Gegenbesuch an den Major Ledebur, welcher ein Lexikon der Berliner Tonkünstler gegenwärtig schreibt, und dem ich auf seinen Wunsch meine von Fétis und Léon Kreutzer verfaßte Biographie hinbrachte.

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Meyerbeer an Jules Guilliaume in Brüssel Monsieur Jules Guillaume Impasse du Vallon, No 7. Bruxelles franco

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Berlin, le 24 mai 1860 Monsieur, Je n’ai pas manqué de rapporter à votre hôtel, le jour que vous m’avez indiqué, le poème de Struenseé que vous avez bien voulu me communiquer; mais vous étiez déjà parti. J’avais malheureusement égaré votre adresse; je ne pouvais donc pas vous le renvoyer; aussi ai-je été doublement enchanté de l’apprendre par l’aimable lettre que vous m’avez fait l’honneur de m’adresser il y a quelques jours. Un grand état de souffrance accompagné d’un mal d’yeux me force de me servir d’une autre plume et ne me permet que de vous dire en quelques mots que j’ai éprouvé beaucoup d’intérêt à lire votre

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drame de Struenseé; car c’est réellement le vôtre, quoique vous ayez conservé quelques parties de l’oeuvre de mon frère. Les nouveaux personnages, ainsi que les nouveaux incidents de l’action et le dénoûement en font une oeuvre toute nouvelle, qui attache par des situations d’un grand intérêt et d’une grande variété; mais cette diversité de l’action et des personnages fait que ma musique, conçue pour le drame de mon frère, ne serait plus appropriée, à mon grand regret, à votre belle oeuvre, que j’ai l’honneur de vous renvoyer cijoint Veuillez agréer, Monsieur, l’expression de ma considération la plus distinguée. Meyerbeer [Autograph (L): SBB, PK, Musikabteilung, N. mus. ep. 3263]

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Meyerbeer an Maximilian Freiherr von Wangenheim in Coburg Ober=Hausmarschall v. Wangenheim in Coburg. [Berlin,] 24 mai [18]60 Hochzuverehrender Herr Oberhofmarschall!

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Ein Augenübel woran ich schon seit vierzehn Tagen leide, in Folge dessen ich weder lesen noch schreiben darf, nöthigt mich zu fremder Feder meine Zuflucht zu nehmen, um Ihnen zu sagen, daß ich es mir zur hohen Freude und Ehre rechne Ihrem Wunsche nachzukommen, meine Photographie für Ihr Album zu besitzen. Wenn Sie in Ihre Sammlung die Bildnisse aller derjenigen Künstler aufnehmen, deren Werken Sie durch Ihre sorgsame umsichtige, wahrhaft künstlerische Leitung auf Ihrer herzoglichen Hofbühne zur Geltung brachten, deren Verfasser und Componisten Sie durch ein gütiges, liebevolles Entgegenkommen u. durch eine väterliche, wohlwollende Förderung ihrer Werke zu dauernder Dankbarkeit und Ergebenheit verpflichteten, so habe ich ein Recht unter diesen zu gehören und bin Stolz darauf es in Anspruch zu nehmen, indem ich die Ehre habe Ihnen beifolgend meine Photographie mit einigen Zeilen meiner Handschrift zu schikken, denn bei dieser Gelegenheit muß es sich mein Augenarzt gefallen lassen, daß ich seinem Gebot nicht zu schreiben ungehorsam werde.

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Genehmigen Herr Ober-Hof M den Ausdruck der reinsten Ergebenheit und Anhänglichkeit Ihres gehorsamsten [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 27]

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Tgb. Mai 1860 Freitag 25. [V.] … Präparation zur Abreise nach Bamberg, wo ich Dr. Schönlein wegen meines Unwohlsein konsultieren will. Sonnabend 26. [V.] … Um ¼ 7 Uhr früh mit dem Eisenbahnzug nach Eisenach. .. . . Von da mit der Werrabahn über Coburg nach Bamberg. In Lichtenfels kamen wir zu spät an. Der Zug war schon nach Bamberg abgegangen, u. so mußten wir in Lichtenfels übernachten. … Sonntag 27. [V.] … Ich ging gleich zu Schönlein. … Abends besuchte mich Schönlein. Montag 28. [V.] … Abermaliger Besuch von Schönlein. … Ich soll 12 sogenannte Halbbäder in Schwalbach nehmen, dann in Spa den Brunnen trinken. Von jetzt bis zu der Kur in Spa soll ich Pillen nehmen, die er Magen stärkend u. gegen die Verschleimung eingerichtet hat. Ich … reisete … um ¼ auf 2 mit dem Eisenbahnzuge über Hof und Leipzig nach Berlin. … In Leipzig kamen wir 9 ½ Uhr Abends an, woselbst ich übernachtete. … Dienstag 29. [V.] … Um ¼ auf 10 mit dem Eisenbahnzuge nach Berlin abgegangen, woselbst wir um ½ 2 Uhr eintrafen. … Die Kopfweh nahmen infolge der Reise sehr zu. Mittewoche 30. [V.] … Die Kopfweh sind wieder sehr stark und hindern mich an jeglicher Beschäftigung. … Donnerstag 31. [V.] … Die Kopfweh fahren fort. In Wallners Theater …

Tgb. Juni 1860 Freitag 1. [VI.] … Kopfweh dauern fort. … Lyser schreibt mir, daß ein Dresdener Musiker Pesadori einen giftigen Artikel gegen Dinorah publizierte.

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Meyerbeer an Karoline Unger-Sabatier in Florenz Berlin, d. 1 Juni 1860. Hochverehrte, theuere Freundin! 5

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Ein Augenübel, das mich schon seit einiger Zeit plagt, zwingt mich auch heute mich fremder Feder zu bedienen, um Ihr liebenswürdiges Schreiben zu beantworten, welches ich vor einigen Stunden empfangen habe. Mit vielem Vergnügen will ich den von Ihnen ausgesprochenen Wunsch erfüllen, Ihre Schülerin Frl. Weber singen zu hören, von deren Talent und Stimme Sie mir soviel Rühmliches schreiben. Doppelt gern erfülle ich diesen Wunsch da mir dadurch die Hoffnung wird Sie, theuere, hochverehrte Freundin, nach so langer Trennung wiederzusehen. Ich theile Ihnen daher den Itinéraire meiner Aufenthalte für die nächsten zwei Monate mit, damit Sie sich daraus den Zeitpunkt und die Stadt heraussuchen, wo es Ihnen am meisten conveniren wird mich mit Ihrer Schülerin zu besuchen. Noch im Laufe dieses Monats werde ich auf einige Tage nach Dresden gehen um das Debüt der Dlle Schubert als Dinorah auf dem dortigen Hoftheater zu hören (der Tag ihres Auftretens ist noch nicht bestimmt, sonst hätte ich ihn Ihnen mitgetheilt); dann kehre ich nach Berlin zurück, wo ich bis zum 22ten verweile. Den 22ten muß ich auf Befehl meines Arztes nach Schwalbach gehen, dort die Bäder zu gebrauchen. In Schwalbach bleibe ich bis zum 16ten Juli, wo ich dann zum Gebrauche des Mineralbrunnens nach Spa auf einen Monat gehe. Was weiter mit mir geschieht wird von dem Erfolge der Cur abhängen. Da Reisepläne oft durch Zufälligkeiten manchen Veränderungen ausgesetzt sind, so wird es gut sein, wenn Sie mir vorher gefälligst anzeigen wollen wo und wann Sie mich mit Ihrem Besuche beehren werden. Mit der Bitte mich Ihrem hochverehrten Herrn Gemahl bestens zu empfehlen, verbleibe ich, hochverehrte Frau und Freundin, Ihr treu ergebener Meyerbeer [Autograph (Ls): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 217]

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Tgb. Juni 1860 Sonnabend 2. [VI.] … Gottlob ohne Kopfweh erwacht. … Konsultation mit dem Professor Graefe. … Sonntag 3. [VI.] … Die Kopfwehe, Gottlob, sehr vermindert, aber im Laufe des Tages wurden sie sehr stark. … Im Schauspielhause Die Anna-Lise … von Hersch …, wurde sehr gut gespielt. Montag 4. [VI.] … Mein Schwiegersohn Korff trifft in Berlin ein, woselbst er in einem neu geschaffenen Dragoner-Regiment versetzt ist. Dienstag 5. [VI.] … Im Opernhause: Der Templer und die Jüdin … von Marschner. Nach vielen Jahren hörte ich mit vielem Vergnügen diese Musik wieder, die sich durch große Frische, Lebendigkeit und namentlich durch originelle Lieder auszeichnet.

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Meyerbeer an Marie prinzessin von Preußen in Berlin [Berlin, 5. VI. 1860] Allerdurchlauchtigste Prinzeß! Allergnädigste Prinzeß und Herrinn! Ew: Königl: Hoheit geruheten mir huldvoll zu gestatten, Höchstderselben den Festmarsch dediciren zu dürfen, welchen ich für die in Paris veranstaltete Feier zu Schillers hundertjährigem Geburtstage, componirte. – . Diese gnädige Erlaubniß Ew: Königl: Hoheit beglückte mich um so mehr, als der große Dichter den ich bei dieser Gelegenheit nach meinen schwachen Kräften mit zu verherrlichen strebte, in dem hochherzigen Vaterhause Ew: Königl: Hoheit, welches stets so mächtig deutsche Kunst und deutsche Wissenschaft förderte, seine Stütze und den guten Genius fand, der ihm die Trübsale des Lebens überwinden half. Dieser mir bewiesenen Huld Ew: Königl: Hoheit, bitte ich heute ehrerbiethigst Höchstdieselbe eine zweite hinzufügen zu wollen, und mir gnädigst zu gestatten, die Partitur und den Klavierauszug dieses Marsches Ew: Königl Hoheit zu Füßen legen zu dürfen. In tiefster Ehrfurcht ersterbe ich

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Ew Königl: Hoheit unterthänigster Diener G. Meyerbeer Berlin d 5ten Juny 1860. [Autograph (Las): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 221]

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Mittewoche 6. [VI.] … Durch Bock erfahren, daß die Schubert den 8. Dinorah in Dresden singt. Ich werde hingehen müssen. Donnerstag 7. [VI.] … Um ½ 11 Uhr mit dem Eisenbahnzug nach Dresden. … Freitag 8. [VI.] … Abends im Theater Dinorah …, wo Demoiselle Schubert … sang. Sie blieb leider sehr unter meinen Erwartungen, und ich halte sie nicht für Berliner Kunstansprüche geeignet. Die sonstige Aufführung war besonders von Seiten des Orchester recht gut, das Publikum aber kalt. Die Ouvertüre ward nicht applaudiert. Sonnabend 9. [VI.] … Besuch an Schubert, wo ich die kitzliche Mission hatte, der Familie merken zu lassen, daß die Stimme der Sängerin gelitten hatte, und es besser für sie sein würde, jetzt nicht in Berlin die Gastrollen zu geben, deren Erfolg bestimmen würde, ob sie für die Berliner Aufführung der Dinorah engagiert werden würde. Die Mutter schien meiner Meinung zu sein. … Ich übergab dem Dramaturgen Hofrat Papst [recte: Pabst] die von Lüttichau gewünschten Verändrungen in der Zeltszene vom Nordstern, welche die BirchPfeiffer auf meinen Wunsch verfaßt hatte. Im Theater erste Vorstellung von Ein Kind des Glückes, Drama von Birch-Pfeiffer, welches Beifall fand. Sonntag 10. [VI.] … Besuch von dem Konzertmeister Schubert. Ich wiederholte ihm, was ich gestern schon seiner Familie inbezug auf seine Tochter sagte, hinzufügend, daß ich ihm riete, die Gastrollen in Berlin bis im September aufzuschieben. Er war damit einverstanden. … Im Theater Don Juan von Mozart. … Besuch von Max Weber, dem ich mehrere interessante Details zur Biographie seines Vaters, der mein Mitschüler bei Abt Vogler war, gab. Montag 11. [VI.] … Abschiedsbesuche. … Nach Berlin zurückgekehrt, wo ich meine geliebte Gattin Minna an Kopfweh leider sehr leidend fand. Sie war schon den 3. Tag bettlägerig. Von Dienstag 11. [recte: 12.] bis Mittewoche 20. [VI.] inclusive. Wegen fortdauernder Kopfwehe vernachlässigt das Tagebuch während 9 Tage zu führen. Resumé, was während dieser Zeit geschah. Konferenz mit Gemmy Brandus. Auf den mir von Banck geäußerten Wunsch veranlaßte ich Brandus, 8 Lieder von Banck mit französischer Übersetzung herauszugeben u. demselben dafür 300 Franken Honorar zu geben. Um Brandus leichter dazu zu bestimmen, erbiete ich mich, die Übersetzung der Texte durch Duesberg aus meiner Ta-

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sche mit 200 Franken zu honorieren. … In der Oper: Templer u. Jüdin von Marschner. Friedrich Wilhelmstädt. Theater Der Doktor u. Apotheker von Dittersdorf. … Am 19. zum 2. Male nach Dresden gereiset, die Jauner-Krall als Dinorah und Zottmayr von Hamburg als Hoel zu hören. Die Krall als Dinorah gefiel den Dresdnern ganz außerordentlich, mir aber weniger. Spiel u. Gesang sind zu affektiert u. outriert; die Koloratur ist nicht immer flüßig und elegant genug. Die Stimme klingt alteriert und nicht vollständig rein. Doch ist sie im ganzen eine effektvolle Dinorah. Der Baritonist Zottmayr hat eine wunderschöne Stimme, aber ist roh im Vortrag, obgleich ihm Gefühl nicht mangelt. … Den 20. früh reisete ich wieder zurück nach Berlin. … Den 21. reisete meine geliebte Minna mit Cornelie nach Bamberg zur Konsultation mit Schönlein.

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Meyerbeer an Cäcilie Meyerbeer in Baden-Baden [Berlin, zwischen 12. und 18. VI. 1860]

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Liebe Tochter. Da Dein letzter Brief an die Mama gerichtet war, ich ihn daher nicht erbrechen konnte, so ist er erst heute eröffnet worden. Die arme Mama war nämlich durch 4 Tage bettlägerig u so leidend, daß ich sie selbst nicht sehen durfte. Heute aber, geht es, Gott sei Dank etwas besser, u ich habe sie daher von deinem Brief im allgemeinen in Kenntniß setzen können, da sie zum selbst lesen noch zu schwach u. aufgeregt ist. Du weißt aus eigner Erfahrung, liebe Caecilie, daß das Clima in Baden, so erfrischend es im Frühling ist, so abspannend u erschlaffend im Sommer ist, wir haben deßhalb, was nur mit großer Mühe u Anstrengung geschehen konnte, ein schönes Quartier vom 19ten an in Wildbad gemiethet, damit du, die stärkende dir so zusagende Bergluft, baldigst genießen könnest. Da Du aber in Deinem Brief so sehr zu wünschen scheinst, den Badner Aufenthalt bis zum 1 Juli zu verlängern, so mag es drum sein, doch zeige das Grosholz auch ganz bestimmt gleich an, daß sie zum 1 Juli über deine Wohnung disponiren kann, denn in eine weitere Verzögerung würde ich nicht einwilligen können. [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 30 f.]

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Meyerbeer an Gemmy Brandus in Paris G. Brandus [Berlin,] d. 21 Juni [18]60. Hochgeehrter Herr! 5

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Erlauben Sie mir den Ueberbringer dieser Zeilen zur freundlichen Aufnahme ergebenst zu empfehlen. Herr Gödsche, Litterat und Mitarbeiter der Kreuzzeitung, welcher in der letzten Zeit zwei Romane (Sebastopol und Villafranca) publicirt hat, welche vielen Beifall und große Verbreitung gefunden haben, begiebt sich zum ersten Mal nach Paris diese große Hauptstadt kennen zu lernen. Zugleich glaube ich wünscht er sich mit einem Pariser Buchhändler wegen einer französischen Uebersetzung seiner beiden Romane zu einigen. Können Sie H G. zur Erreichung dieses Zweckes behülflich sein, so würden Sie mich dadurch, so wie für Alles Angenehme was Sie ihm erzeigen können, sehr verbinden. Mein Augenübel, welches mich noch nicht verlassen hat, zwingt mich diesen Brief, gleich meinen vorigen zu dictiren. [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 34]

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Tgb. Juni 1860 Freitag 22. [VI.] … Das Erkältungsgefühl nimmt so zu, daß ich mich früh zu Bette lege. Sonnabend 23. [VI.] … Auf Dr. Herzbergs Rat bleibe ich den ganzen Tag zu Bette. … Heute ist zum 1. Mal im Friedrich Wilhelmstädtischen Theater Offenbachs Orphée aux enfers. … Sonntag 24. [VI.] Ich blieb den ganzen Tag zu Bette. … Montag 25. [VI.] … Gegen Mittag erlaubte mir Dr. Herzberg aufzustehen. … Die Lieder von Banck zur Auswahl für die Pariser Ausgabe durchgesehen.

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Meyerbeer an Carl Banck in Dresden [Berlin, 25. VI. 1860] Hochgeehrter Herr, Unmittelbar nach meiner Rückkehr von Dresden, bin ich so krank geworden, daß ich vier Tage das Bett hüten mußte, und auch heute noch so leidend bin, daß ich mich fremder Feder bedienen muß, um Ihnen mitzutheilen, daß die Antwort von Herrn Brandus aus Paris, auf meine, in Ihrem Auftrage gethane Anfrage, zurückgekommen ist, und derselbe mit Vergnügen bereit ist, außer den acht componirten Liedern noch zwei Manuskript-Lieder herauszugeben. Ihrem Wunsche gemäß, hochgeehrter Herr, Ihnen meine Meinung mitzutheilen, welche der Lieder in Bezug auf die Localität von Paris für die dortige Ausgabe vorzugsweise zu wählen wären, bin ich so frei, unmaßgeblich folgende zu bezeichnen: von den Lenau’schen Liedern, No 24=26=16=19–15–9. Von den Liedern von Klaus Groth, No 7=1=8= wobei ich bemerken muß, daß Sie mir von den zwölf Nummern der Lieder von Groth nur sechs geschickt haben, ich also auch nur unter diesen wählen konnte. Ich hoffe, Herr Kammerrath Kaskel wird Ihnen wohl jetzt schon als ganz kleine Erwiederung Ihrer schönen musikalischen Gabe die Partitur meines Festmarsches zur Schillerfeier überreicht haben. Genehmigen Sie, hochgeehrter Herr, den Ausdruck meiner aufrichtigsten Ergebenheit. Meyerbeer

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[Autograph (Ls): Musikmuseet, Stockholm, Archives, Fryklund]

Meyerbeer an Victor Kölbel in Leipzig Victor Kölbel Redacteur der allgemeinen Theater Chronik. [Berlin,] 25. Juni [18]60 Hochgeehrter Herr In Erwiederung Ihrer Anzeige, daß das Abonnement der Leipz. Alg. Th. Chronik vom 1 Juli 1859 bis zum 1 Juli 1860 mit 8 Thaler zu

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berichtigen ist, habe ich die Ehre diese 8 Thaler beifolgend zu übersenden. [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 35]

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Tgb. Juni 1860 Dienstag 26. [VI.] … sehr starke, schmerzhafte Diarrhöe. Dr. Herzberg ließ mich daher den Tag wieder im Bette zubringen. … Mittewoche 27. [VI.] …

Meyerbeer an Alexandrine Rosen in Hamburg Berlin ce 27 Juin 1860

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Mademoiselle!

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Mon neveu Georges m’a annoncé par dépêche télégraphique qu’il venait de se fiancer; mais sans détails. Je l’en ai félicité par la même voix. Avant hier, au moment où une fâcheuse indisposition me retenait au lit (& dont je ne suis pas encore débarrassé) j’ai reçu une lettre de lui, qui me prouve que les graces personnelles, les qualités de coeur, la bonté de caractère, toutes les vertus de la femme, ont attaché son âme p à la vôtre pour la vie. J’en suis doublement heureux, Mademoiselle, parceque l’amour que j’ai pour mon neveu m’a toujours fait souhaiter de lui voir une compagne qui sût apprécier ses nobles qualités, &, permettez moi l’expression triviale mais bien juste, faire la seconde moitié de lui même. Nous ne sommes pas nous aussi long temps que nous vivons seuls; Dieu nous a crées pour passer les courts moments que nous avons à rester sur cette terre avec un être qui, en ètant un second nous même, complétât notre destinée. Il a trouvé en Vous Mademoiselle ce qui lui manquait, pour remplir à son égard les vues de la providence ici bas; j’en suis persuadé d’après sa lettre & votre charmante photographie, & je vous le répète parceque je connais le fond de ses pensées. Je ne doute pas que Vous ne soyez heureuse avec lui, et si mes voeux y peuvent contribuer pour quelque chose, George Nous dira qu’ils seront certainement exaucés. Je souhaite avoir bientôt le bonheur de Vous les exprimer de vive

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voix, & je Vous prie Mademoiselle d’agréer l’expression de mon sincère dévouement Meyerbeer Veuillez avoir l’extrême bonté d’ètre l’organe de mes félicitations aupres de vos chers parents.

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[Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, W/7]

Tgb. Juni 1860 Donnerstag 28. [VI.] … Mein Befinden hat sich um vieles gebessert. … Dr. Herzberg erlaubte mir daher … das Zimmer zu verlassen. …

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Meyerbeer an Thérèse Celerier in Paris Berlin 28 Juin [18]60 Ma chère & excellente Madame Célérier Depuis tantôt deux mois je mène une triste existence, toujours indisposé, tantot des yeux tantôt de l’estomac; indispositions qu’agravent les souçis que me donne la santé de ma femme, qui depuis tout l’hiver souffre d’une migraine d’une intensité affreuse, & l’état de Cécile qui à la vérité s’est un peu amélioré, mais est bien loin encore d’une complète guerison. Voila pourquoi depuis quelque temps je n’ai pas pu Vous donner de mes nouvelles. J’espère que Vous aurez à m’en donner des meilleurs & que Vous & votre chère famille Vous vous portez aussi bien que mon coeur le désire Le 1er Juillet s’approche ou je dois acquitter le loyer de mon appartement de la Rue du Luxembourg. Je vous adresse donc çi-joint un mandat de Mille Francs sur le crédit foncier avec prière à Votre cher fils Monsieur Léon, de l’encaisser & d’acquitter mon loyer. – . Je desirerais aussi renouveller le bail de mon appartement pour un an, c. a. d. jusqu’au 1 Juillet 1862, bien entendu sous les conditions actuelles (qui sont déja assez dures pour moi) & pas plus cher. Voulez avoir la bonté de Vous charger de la négociation ma chère Madame Célérier, & de m’en faire connaitre le résultat? En cas que Mr Brard consente

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veuillez m’envoyer le contrat pour que je le signe & l’exemplaire qu’aura signé Monsieur Brard. Veuillez acc agréer toutes mes excuses de Vous importuner si souvent de mes commissions. Rappellez moi au souvenir de tous les membres de votre chère famille, surtout la charmante Mlle Mathilde & daignez me croire ma chère Madame Célérier Votre tout dévoué Meyerbeer

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P. S. J’ecris ces lignes vis à vis du portrait de votre cher & excellent père. P. S. J’ai oublié de Vous dire dans ma lettre que les médecins ont décidé que je dois partir demain pour les eaux de Schwalbach. Veuillez donc avoir la bonté d’y diriger votre reponse & de faire savoir à l’Entreacte d’y envoyer son Journal. Adresse

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Aux bains de Schwalbach duché de Nassau Allemagne poste restante

[Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Bibliothèque de l’Opéra, L. a. s. Meyerbeer (52)]

Meyerbeer an Franz Dingelstedt in Weimar Sr Hochwohlg. H Dingelstedt Grossherzoglich Weimarschen Hoftheater Intendant in Weimar 25

Berlin, d 16 28 Juni 1860. Hochzuverehrender Herr General=Intendant!

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⎡Ihr geschätztes Schreiben fand mich recht ernstlich krank. Ich habe erst vorgestern das Bett verlassen dürfen, und bin auch heute noch so matt daß ich gezwungen bin diese Zeilen zu dictiren.⎤ Sie fragen ⎡mich in Ihrem Briefe an⎤ ob und unter welchen Bedingungen ich Ihnen die Partitur der Dinorah überlassen will, um sie künftigen Winter auf Ihren Hofbühnen zur Aufführung zu bringen. Lassen Sie mich Ihnen hochgeehrter Herr und Freund vor allen Dingen meinen herz-

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lichen Dank aussprechen für diese neue Bestätigung Ihres gütigen Wohlwollens für mich und meine Opern. Daß Dinorah unter Ihrer sorgsamen umsichtigen Leitung in den besten Händen sein würde haben Sie mir durch die Weise in der Sie meine früheren Opern in München und Weimar zur Darstellung brachten, vollständig bewiesen. Wenn ich mir dessen ungeachtet noch einige Zweifel über die Zweckmäßigkeit einer Aufführung der Dinorah in Weimar zu hegen erlaube, so entspringen dieselben aus der Specialität des Werkes. Dinorah hat nicht wie die anderen Opern viele erste Rollen; sie ist auch der so mächtigen Beihülfe der Chöre beraubt und hat endlich nur einen ganz einfachen ländlichen Stoff als Hintergrund. Es sind eigentlich nur drei Rollen in diesem Stück und unter diesen ist die allerwichtigste die der Dinorah. In dieser Rolle liegt der Schwerpunkt des Ganzen und ohne eine gute Darstellerin derselben ein Gelingen des Werkes unmöglich. Nun aber bietet diese Rolle wegen ihrer complexen Natur ungewöhnliche Schwierigkeiten, indem sie für die erste Hälfte des Stückes eine sehr bedeutende Coloratursängerin und für die letztere Hälfte eine dramatische Sängerin und gute Schauspielerin verlangt. Nach alle dem was ich über das Personal der Weimar’schen Oper gehört habe scheint mir nur Frau v. Milde zur Lösung dieser Aufgabe geeignet, die aber für diesen Zweck nicht disponibel zu sein scheint, da Sie ihrer nicht in der Distribution der Rollen erwähnen. Dies ist der Grund weßhalb mir gegenwärtig eine Aufführung der Dinorah in Weimar nicht zweckmäßig erscheint. Daß Ihre verehrte Frau Gemahlin (meine unvergeßliche Isabelle u. Margarethe) noch so wohlwollend und theilnehmend meiner gedenkt, wie Sie mir schreiben, erfüllt mich mit freudigem Stolz, dies bitte ich ihr dankbar in meinem Namen auszusprechen. [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 32 f.; Abdruck in: Heinz und Gudrun Becker, Giacomo Meyerbeer. Ein Leben in Briefen, Wilhelmshaven 1983, S. 226 f.]

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Tgb. Juni 1860 Freitag 29. [VI.] … Droits d’auteur vom Monat Mai 221 fr. 15 c. Sonnabend 30. [VI.] Sehr starker Krampfhusten. … Anstalten zur Abreise. …

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Tgb. Juli 1860 Sonntag 1. [VII.] … Vorbereitung zur Abreise nach Schwalbach.

Meyerbeer an Julia Dehn in Berlin Frau Professorin Dehn nebst Manuscript Berlin Louisenstraße 37. [Berlin,] 1 Juli 1860.

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Hochverehrte Frau Professorin!

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Ihr geschätztes Schreiben traf mich krank und sogar bettlägerig und auch heute noch bin ich so matt, daß ich mich fremder Feder bedienen muß es zu beantworten. Sie fragen mich darin an, auf welche Weise Sie den Verkauf der Abschrift des Händelschen Concerto grosso, das der General Lwoff dem seligen Professor Dehn verehrte, am zweckmäßigsten bewerkstelligen könnten. Wenn von demselben wirklich nicht mehr als die zwei Abschriften existirten, wie der Herr General angiebt (was er aber meiner Meinung nach schwerlich wissen kann) so würde das allerdings namentlich für Engländer den Werth des schon an sich selbst sehr schönen und interessanten Musikstücks erhöhen. Nur fürchte ich, wird bei den Engländern einem größeren Preise der Umstand entgegen stehen, daß es kein Autograph des Componisten ist. Wie dem auch sei, so scheint mir das folgende Verfahren das zweckmäßigste. Sie müßten meiner Ansicht nach an den H Geh. Cab. Rath Illaire eine Eingabe richten, mit der Bitte sie dem Prinzen Regenten vorzulegen, worin Sie ihm von dem Besitze dieses seltenen Manuscripts Mittheilung machen und himzufügen, daß Sie als Wittwe des Vorstehers der musikalischen Bibliothek es für Ihre patriotische Pflicht halten ehe Sie das Manuscript in England zum Verkauf anbieten, anzufragen, ob [es] S. K. Hoheit für die musikalische Bibliothek in Berlin erwerben wollen. Sie können wenn Sie es für nützlich halten, hinzufügen, daß ich das Manuscript gelesen habe und wenn der H Geh. Cabinets Rath Illaire dieses wünschenswerth finden sollte, er von mir über dessen Inhalt und Bedeutsamkeit Aufschluß verlangen könnte. Würde auf dieses Anerbieten nicht eingegangen, so würde ich Ihnen rathen in einem Brief an die englischen Musikliebhaber auf dieses Manuscript aufmerksam zu machen und anzuzeigen daß und unter welchen Bedingungen es bei Ihnen zu erlangen ist. Diesen Brief rathe ich Ihnen

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an die Musical World, welches die beste Londoner MusikZeitung ist zu adressiren. Nach der Rückkehr von meiner Badereise, die ich morgen antrete, werde ich mir die Ehre geben Sie zu besuchen um zu erfahren ob Sie auf einen dieser Wege den Verkauf bewerkstelligt haben. Beifolgend habe ich die Ehre das Händelsche Manuscript und den Brief des H General Lwoff zurückzusenden, und verbleibe Hochachtungsvoll Ihr.

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[Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 37 f.]

Meyerbeer an Julius Lang in München

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D Julius Lang in München Löwengrube, 1 [Berlin,] 1 Juli 1860 Hochgeehrter Herr Dr ! Ihr geschätztes Schreiben aus Baden traf mich sehr krank. Ich war länger als 8 Tage bettlägerig und konnte es daher bis jetzt nicht beantworten. Auch heute noch bin ich gezwungen zu dictiren. Ich komme dem in Ihrem Badener Briefe ausgesprochenen Wünschen, durch das Beifolgende nach und verbleibe mit vollkommenster Hochachtung [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 39]

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Meyerbeer an Leopold Alexander Zellner in Wien H L. A Zellner in Wien Jägerzeile, 579. [Berlin, 1. VII. 1860] Hochgeehrter Herr! Der Brief, welchen mir Ihre verehrte Frau Gemahlin in Ihrem Namen schrieb, hat mich ernsthaft krank gefunden, ich mußte sogar acht Tage das Bett hüten, und noch heute bin ich genöthigt diese Zeilen zu dictiren, um Ihnen mitzutheilen, daß ich durch Beifolgendes dem ausgesprochenen Wunsch Ihrer Frau Gemahlin ⎡mit Vergnügen⎤

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entgegen komme, soweit dieses mir jetzt möglich ist lege ich gleichzeitig den Betrag meines Abonnements ⎡auf die Blätter für Musik⎤ für das nächste halbe Jahr bei Genehmigen Sie, h., den Ausdruck meiner vollk. H. 5

[Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 39]

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Montag 2. [VII.] … Abreise nach Schwalbach ½ 8 Uhr Morgens. Um bei meiner jetzigen Mattigkeit nicht die 15 Stunden Eisenbahn bis Frankfurt a. M. in einer Tour zu machen, übernachtete ich in Cassel. …

Meyerbeer an einen Herrn Schwalbach d 2ten July [18]60 Hochgeehrter Herr! 15

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Genehmigen Sie meinen verbindlichen Dank für Ihre freundliche Mittheilung. Leider war ich bei deren Empfang unwohl (und bin es noch) wodurch ich zu meinem großen Leidwesen verhindert war derselben Folge zu leisten. Anbei habe ich die Ehre Ihnen die drei versprochenen Lieder zu übersenden, und verbleibe hochachtungsvoll Ew Wohl ergebener Meyerbeer [Autograph (Las): Russische Nationalbibliothek, St. Petersburg, F.965.P.L. Wakselj, Nr. 1846]

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Tgb. Juli 1860 Dienstag 3. [VII.] … Eisenbahnzug nach Wiesbaden. … Ich … sah im Theater Am Klavier (Le Piano de Bert[h]e) u. Die bezähmte Widerspänstige von Shakespeare. In beiden Stücken gastierte Madame Seebach-Niemann. …

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Mittewoche 4. [VII.] … Mit einem Kutscher … in 2 Stunden nach Schwalbach gefahren. … Donnerstag 5. [VII.] … Besuch von dem Klavierspieler Bronsart, Schüler von Liszt, und der Klavierspielerin Ingeborg. … Am Duett des 3. Aktes von Vasco etwas gearbeitet. Freitag 6. [VII.] … Heute traf meine geliebte Gattin Minna mit meiner Tochter Cornelie in Schwalbach ein. Mit Cornelie in dem Konzert von Bronsart u. der Demoiselle Ingeborg Starck. Ungefähr 3 Stunden an dem Duett Akt III von Vasco gearbeitet u. angefangen aufzuschreiben. Erneute Vorsätze zur Arbeitsamkeit und weisen Zeitbenützung. Sonnabend 7. [VII.] … Nur 1 Stunde an Vasco gearbeitet. Sonntag 8. [VII.] … Nur 1 Stunde an Vasco gearbeitet. … Besuch an die Baroninnen Adolf und Willi Rothschild; die erstere spielt hübsch Klavier u. komponiert. Montag 9. [VII.] … Vormittags 2 ½ Stunden am Duett Akt III und dessen Aufschreiben gearbeitet. Dienstag 10. [VII.] … 2 Stunden Vormittags am Duett von Vasco gearbeitet, auch Abends etwas. Mittewoche 11. [VII.] … Vormittags an dem Duett von Vasco gearbeitet. Donnerstag 12. [VII.] … Nur sehr wenig am Duett von Vasco gearbeitet. Freitag 13. [VII.] … An Blanca Geburtstagsbrief nebst 50 Taler mit Warnung wegen Korffs Schuldenmachen. Fast gar nichts an Vasco gearbeitet. Sonnabend 14. [VII.] … eine starke Stunde an Vasco gearbeitet, noch eine Stunde vor Tische und eine Stunde Abends. … Sonntag 15. [VII.] … An Vasco 1 ½ Stunde Vormittags gearbeitet, dito eine des Abends. Montag 16. [VII.] … 3 Stunden an Vasco gearbeitet: Das Duett Akt 3 fertig aufgeschrieben. Die Prinzessin Karl von Preußen ließ mich an ihren Wagen rufen und lud mich auf übermorgen zum Diner in Schlangenbad ein. Abends in dem Konzert des Wiesbadner Violoncellisten Grimm. Die 3 ersten Sätze der Sonate für Piano u. Cello Ddur von Mendelssohn sind wunderschön. Schneider, der in Wiesbaden den Corentin singt, sang einige Lieder recht hübsch. Dienstag 17. [VII.] … Da ich keinen Emser Brunnen mehr trinke, so arbeite ich 1 Stunde vor dem Frühstück, komponierte u. schrieb das Rezitativ vor dem Duo Akt III. … 1 ½ Stunden am Aufschreiben

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der Singstimmen in der Partitur gearbeitet. … Besuch bei der Sängerin Frassini. Ich erfuhr dort leider, daß die Frassini, welche für den nächsten Winter in Wien engagiert war, dort die Dinorah zu kreieren, nicht hingehen wird, weil sie angeblich leidend ist, hauptsächlich aber, weil sie den Herzog Ernst von Württemberg heiraten wird, der mir dieses auch selbst sagte. Mittewoche 18. [VII.] … Vor dem Frühstück 1 Stunde am Duett: in die Partitur Singstimmen eingeschrieben u. instrumentiert; im Tage u. Abends noch 1 ½ Stunde daran gearbeitet. … Diner bei der Prinzessin Karl in Schlangenbad. Ich war der einzige Gast. Herr von Versen, Assessor in Berlin, der Cornelie dort in mehrern Gesellschaften gesehen hat, u. jetzt hier ist, hält um ihre Hand an. Minna im Einverständnis mit Cornelie refüsiert den Antrag. Der Leutnant von Kracht aus Berlin, auch ein Courmacher von Cornelie, stellt sich uns auf der Promenade vor. Donnerstag 19. [VII.] … Vor und nach dem Frühstück 2 ½ Stunden am Duett instrumentiert. …, dann Abends noch eine Stunde Singstimme in die Partitur eingeschrieben. … Freitag 20. [VII.] … Vormittags 2 Stunden am Duett instrumentiert, Nachmittags 1 Stunde. Sonnabend 21. [VII.] … Am In-Partitur-Schreiben der Singstimmen u. Instrumentieren des Duetts 3 Stunden gearbeitet. Sonntag 22. [VII.] … Am Duett 3 Stunden instrumentiert. Droits d’auteur vom Juni 827 fr. 95 c. Montag 23. [VII.] … Am Vasco Vormittags u. Abends gearbeitet. Herr von Kracht reiset ab. Er scheint doch Cornelie nicht zu mißfallen. Die Zahl der Bäder ist nun nach Schönleins Verordnung geschlossen. Dienstag 24. [VII.] … Das Duett von Vasco nebst Rezitativ fertig instrumentiert und revidiert. Mittewoche 25. [VII.] … Heute die Trinkkur des Schwalbacher Weinbrunnen begonnen. … Mit meiner Tochter Cornelie nach Wiesbaden gefahren, die erste Vorstellung der Oper Undine von Lortzing zu hören, welche mit ganz außerordentlichem Glanz von Dekorationen u. Maschinerie von dem Theater-Dekorateur und Maschinisten Mühldorfer aus Mannheim in die Szene gesetzt war. Auch musikalisch ging alles sehr gut. Donnerstag 26. [VII.] … Um 10 Uhr Morgens fuhr ich mit Cornelie nach Schwalbach zurück. Freitag 27. bis Montag 30. [VII.] …

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Dienstag 31. [VII.] … Heute angefangen mich mit der Komposition zu dem Drama La jeunesse de Goethe von Henri Blaze de Bury zu beschäftigen. Ich hatte ihm dieses vergangenen Herbst versprochen. Ich komponierte gleich davon das Lied der Mignon „Kennst du das Land, wo die Citronen blühen“. …

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Tgb. August 1860 Mittewoche 1. [VIII.] In das Konzert des Pianisten Ludwig u. Violoncellisten Di Dio. Donnerstag 2. [VIII.] … Ich ward von einer starken Diarrhöe ergriffen, die mich … zu jeder Beschäftigung untauglich machte.

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Meyerbeer an einen Konzertmeister Schwalbach d 2ten August [18]60 Hochzuverehrender Herr Hof-Konzertmeister Ihr geschätztes Schreiben traf mich hier während eines Unwohlsein’s, weßhalb ich Ihnen erst heute meinen Dank abstatten kann für Ihre freundliche Mittheilung die mich sehr interessirte, da ich schon lange wünsche den berühmten Künstler zu hören. Doppelt dankbar würde ich Ihnen sein wenn Sie die große Güte haben wollten mir den Tag seines ersten Gastspieles anzuzeigen, wenn derselbe fest bestimmt sein wird. Genehmigen Sie hochgeehrter Herr HofKonzertmeister den Ausdruck meiner vollkommensten Hochachtung

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Meyerbeer [Autograph (Las): The New York Public Library]

Tgb. August 1860 Freitag 3. [VIII.] …

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Meyerbeer an Georg Beer in Berlin Schwalbach d 3ten August [18]60 Lieber George! 5

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Dein Brief vom 30ten traf mich unwohl. Das abscheuliche Wetter während des eiskalten Mineralbrunnentrinkens hatte mir eine arge Erkältung zugezogen, und ich mußte 2 Tage das Bette hüten. Noch vor dem Empfang Deines Briefes hatte ich schon an den Stellvertreter Lüdeke’s geschrieben und ihn ersucht den Proceß gegen Gottschalk auf das energischte zu instruiren. Ich freue mich Dich von gleicher Indignation gegen diesen frechen Contraktbruch erfüllt zu sehen. Welches auch die Protektoren sein mögen auf die wie Du schreibst Gottscha[l]k zu rechnen scheint, so darf uns das nicht hindern den Proceß mit der größten Energie zu führen. Wir sind das dem Andenken der seeligen Mutter schuldig, die mir oft im Leben gesagt hatte wie widrig ihr der Gedanke wäre daß nach ihrem Tode ihr das ihr so liebe Haus zu einem öffentlichen Gebrauch verwandelt werden könnte. Indem Du mir die 2 Gebothe mittheilst welche auf das Haus in Frankfurth a/O gemacht wurden, fügst Du hinzu daß es mir frei stünde Eure Hälfte für das Geboth des Käufer’s an mich zu kaufen. Du scheinst voraussetzen daß ich gezwungen bin den Verkauf zuzugeben, oder Euch Eure Hälfte abzukaufen. Dem ist aber nicht so. Mir gehört die Hälfte des Hauses: ich bin also 4 maal so viel dabei betheiliget als jeder Einzelne von Euch. Trotz dessen dürfte ich das Haus nicht verkaufen wenn auch nur ein einziger von Dir oder Deinen Geschwistern es nicht wollte. Eben so wenig dürft Ihr das Haus verkaufen wenn ich es nicht will. Ein Haus aber für das Du selbst vor einiger Zeit mir ein Geboth von 40000 Thaler mittheiltest (welches wir nicht annahmen weil der Käufer nur 5000 Thaler anzahlen wollte) jetzt für 28 000 Rtl zu verkaufen, während es 2200 Rtl jährlich Revenuen bringt und die Miether ohnedem noch verpflichtet sind das Haus im baulichen Zustande [zu erhalten], das können doch nur Leuthe thun die baares Geld auf das dringensde brauchen, und das ist doch bei keinem von uns der Fall. Selbst wenn das Berliner Entrepot zu Stande käme welches doch noch nicht sicher ist, so werden die Messen nicht darum aufhören gänzlich zu existiren. Der geringste Preiß um den ich mich entschließen könnte in den Verkauf des Hauses zu willigen, wäre 34000 Thaler mit 12000 Thaler Anzahlung, der Rest zur ersten

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Hypothek à 4 ½ % auf 5 Jahre. Dabei verlöhren wir immer noch während dieser 5 Jahre 600 Thaler jährlich an Revenuen. Ich ersehe aus Deinem Briefe daß Deine Hochzeit Ende September’s sein wird. Gott der Allmächtige segne Dein Bündniß mit seinem reichsten Seegen. Es wird mir zu meinem Bedauern nicht vergönnt sein dabei gegenwärtig zu sein, da ich nach vollbrachter Cur welche erst Ende August vollendet sein wird auf 14 Tage nach Berlin gehen muß, dann aber genöthiget bin nach Paris zu reisen. Dein treu ergebener Meyerbeer

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Falls Dich dieser Brief schon in Hamburg trifft so empfehle mich Deinen geehrten Schwiegerältern und Deiner liebenswürdigen Braut auf das angelegentlichste P. S. Wenn Ihr denn gar gar so durchaus wünscht das Haus zu verkaufen, so will ich das Geboth des Käufers welches Dir so proponable schien übernehmen; (d.h. für 28000 Thaler) am 1ten October zahle ich Euch (denn ich komme vielleicht nicht früher auf längere Zeit nach Berlin) die Euch zukommenden 14000 Thaler baar aus: alle Kosten welche ein Verkauf mit sich bringt wie Stempel, Eintragung und was es sonst noch für Kosten sei theilen wir, indem Käufer und Verkäufer jeder die Hälfte tragen. Es versteht sich daß vom 2ten October an die Revenuen des Hauses mir gehören. Ich lasse Dir bis zum 25ten August Zeit Dich mit Deinen MitErben hierüber zu berathen, aber nicht länger. Indem ich Dir auf Deinen Wunsch diese Proposition mache ist aber dennoch mein aufrichtig und gut gemeinter Rath behaltet Eure Hälfte des Hauses, und steckt nicht alles in Staatspapiere [Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, W/13]

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Tgb. August 1860 Sonnabend 4. [VIII.] … Sonntag 5. [VIII.] … Meine Tochter Caecilie soll den Arzt für weibliche Krankheiten Dr. Lange in Heidelberg konsultieren. Da Caecilie in Wildbad ist, so gaben wir uns Rendezvous in Mannheim. …

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Montag 6. [VIII.] … Mit den Kindern nach Heidelberg zum Dr. Lange. … Er war mit Schönleins Ansicht ganz einverstanden. … Dann fuhren wir nach Mannheim zurück und sahen die italienische Darstellung der Tragödie Medea von Legouvé mit Madame Ristori. Dienstag 7. [VIII.] … Früh um ½ 11 Uhr nahm ich von meiner Tochter Caecilie Abschied, die mit ihrer Begleiterin nach Wildbad zurückkehrt. Ich ging per Eisenbahn mit meiner Tochter Cornelie nach Wiesbaden. … Mittewoche 8. [VIII.] …

Meyerbeer an Georg Beer in Berlin Schwalbach 8ter August [18]60 Lieber Geo[r]ge! 15

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Ich hatte Dir Deinen Brief schon am 3ten beantwortet. Durch ein an diesem Tage erhaltenes Schreiben veranlaßt sogleich nach Mannheim abzugehen mich dort mit meiner Tochter Caecilie zusammenzufinden ist im trouble der Abreise mein Brief unbesorgt geblieben. Ich sehe dieses bei meiner Rückkehr wo ich zugleich Deinen 2ten Brief vorfinde. Ich finde das Geboth neue Geboth des Käufers ebenso unannehmbar wie das erste, erstlich des Preise’s der trotz der Erhöhung noch nicht an dem reicht für den ich das Haus zu verkaufen würde, 2tens wegen der Unsicherheit welche eine 2te Hypothek auf namentlich auf ein Haus außer Berlin mit sich führt. – . Du wirst übrigens aus meinem ersten Brief den ich Dir mitschicke ersehen, daß ich, wenn Ihr denn so sehr wünscht das Haus zu verkaufen ich das erste Geboth des Käufer’s d. h. 28000 Thaler mit Baarzahlung für meine Rechnung übernehmen will und unter diesen Bedingungen das Haus ganz übernehmen will. Aber mich muß Euch immer noch als meinen aufrichtigen Rath hinzufügen, behaltet Eure Hälfte des Hauses. Dein Meyerbeer

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Was Deinen Vorschlag betrifft Eure Hälfte des Hauses zu verkaufen allein an einen Fremden zu verkaufen so ist es ganz unthulich für Euch und für mich. Ihr bliebt mir nach den Gesetzen fortwährende

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Garanten für jeden möglichen Übergriff Eures Käufer’s in alle Ewigkeit, und bliebt in steter Verbindlichkeit alle gegen mich. – . [Auf der Rückseite Vermerk von fremder Hand:] 1860 Schwalbach 3 A August Meyerbeer [Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, W/9]

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Tgb. August 1860 Donnerstag 9. [VIII.] … An Burguy für Bock wegen Berliner Aufführung der Dinorah. Freitag 10. [VIII.] … Sonnabend 11. [VIII.] … Brief von Louis Brandus, aus dem leider hervorgeht, daß der neue Direktor der Opéra comique M de Beaumont mein Feind ist und den Pardon wahrscheinlich nicht geben wird; dazu wird wohl noch beitragen, daß die 1. Vorstellung der Reprise der Etoile mit Madame Ugalde nur 3183 fr. Recette machte. Sonntag 12. bis Dienstag 21. [VIII.] …

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Meyerbeer an die Stadtverwaltung von Spa Schwalbache 12 Aout [18]60 Messieurs! Absent de Berlin depuis un mois, & voyageant presque continuellement depuis cette époque, ce n’est que hier que m’est parvenu la lettre que Vous m’avez adressée à Berlin. – . Je ne saurais Vous exprimer Messieurs, combien je suis touché de l’honneur que Vous projettez de me faire, en voulant donner mon nom à la nouvelle promenade de Barisart à la Géronstère. Cette marque de Sympathie me flatte d’autant plus, qu’elle me vient de cette ville de Spa, si chère à mon coeur, car je dois à ses sources bienfaisantes l’affermissement de ma santé; à ses sites pitoresques des inspirations & des doux loisirs; à ses habitants un acceuil cordial & bienveillant depuis un grand nombre d’années. Cette nouvelle expression des Sympathies que Vous me portez, ne

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saurait augmenter d’avantage mon attachement & ma reconnaissance pour Spa, sentiments gravés depuis longtemps dans mon coeur: mais c’est un lien de plus qui m’attache à votre ville, dont j’ose presque me regarder comme l’enfant adoptiv, croyance que Vous venez de fortifier, en inscrivant mon nom sur l’une de Vos promenades. Veuillez agréer Messieurs l’expression des sentiments les plus distingués de Votre tres dévoué & reconnaissant G. Meyerbeer [Autograph (Las): Bibl. communale, Spa; Abdruck unter redaktionellen Eingriffen in zahlreichen französischen und englischen Zeitschriften]

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Meyerbeer an Thérèse Célérier in Paris Schwalbach; duché de Nassau, Allemagne ce 13 Aout 1860. Ma chère & excellente Madame Célérier!

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J’ai reçu en son temps votre aimable lettre: comme Vous m’ecriviez que Mr Brard était tout à fait disposé de prolonger le bail de mon appartement dans sa maison jusqu’au 1 Juillet 1862 ainsi que je le desire…, je ne me suis pas trop haté de Vous envoyer ma lettre sur cet objet telle que Mr Brard la demandait. Mais comme il ne faut pas laisser trainer même les choses les plus simples, je Vous envois çi–joint cette lettre, en Vous priant de vouloir avoir l’extrême bonté de la faire remettre à Mr Brard, & de Vous faire écrire une lettre toute pareille de lui à moi, que je Vous supplierais de m’envoyer ici avec sa quittance du loyer de cette année. – . La cure des eaux minerales de ce pays qui m’a été ordonnée par les medecins m’agite & me monte tellement à la tête que je suis incapable de la moindre occupation ne fut-ce que pour lire attentivement une lettre. Je m’en apperçois dans ce moment même car en voulant relire votre derniere lettre pour retrouver votre adresse à la campagne je vois que Vous me parlez de la situation malheureuse de Mr St Marie. – . Je serais tres disposé de lui donner un secours, mais il est venu si souvent sous des pretextes si

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différents me demander des secours, que votre excellent père à la fin n’en voulut plus en entendre parler. V Cependant puisque sa lettre est si navrante q comme Vous me le dites, voudriez Vous avoir l’extrême bonté de prier Monsieur Léon de s’informer pres du propriétaire de M. St Marie si veritablement il est dans la misère. Dans ce cas je Vous supplierais de lui donner cent francs de ma part que je Vous rembourserais d’apres votre cas avis imédiatement par un bon sur le crédit foncier. – . Je suis bien heureux de voir par votre lettre que Vous & toute votre aimable famille se portent bien & que le séjour de la campagne vous plaise tout. Prolongez le donc, car les moments de bonheur sont courts dans cette vie terestre. Puisse la votre & celle de votre chère famille être aussi heureuse que je le désire, alors elle sera parfaite Ma femme me charge de renouveller les remerciments pour votre obligeance, & je suis pour la vie ma chère Madame Célérier

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Votre tout dévoué Meyerbeer [Autograph (Las): Privatbesitz]

Meyerbeer an den Männergesangverein Teutonia in Paris

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Schwalbach, 13. Aug. 1860 Hochgeehrtester Herr Präsident! Herr Brandus hat mir das mich hochehrende Schreiben mitgetheilt, in welchem meine lieben Landsleute von dem Gesangverein „Teutonia“ in Paris mir anzeigen, dass sie mich zum Ehren-Präsidenten ihres Vereins gewählt haben. Wenn ich nicht schon früher meinen Dank für diesen mir so theuren Ausdruck Ihrer Sympathien ausgesprochen habe, so war der Grund, dass ich seit mehreren Monaten an einem sehr ernstlichen Augenübel litt, welches mir das Schreiben, sowie jegliche Kopfarbeit ⎡rein⎤ unmöglich machte. Einerseits wollte ich keiner andren Hand, als der meinigen überlassen, Ihnen meinen Dank auszusprechen, andrerseits wünschte ich auch diesen Dank durch eine kleine eigens für die „Teutonia“ componirte Beilage zu bethätigen. Jetzt bin ich nun wieder so weit hergestellt, dass ich diese

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beiden angenehmen Pflichten erfüllen kann ⎡diese beiden angenehmen Pflichten erfüllen zu können,⎤ und bitte ergebenst, bei Ueberreichung ⎡des⎤ beifolgenden Chorliedes an die Mitglieder der „Teutonia“ denselben meinen Dank, sowie meine Freude auszusprechen, mich fortan als zu ihrem harmonischen Bunde gehörig betrachten zu können. Genehmigen Sie u. s.w. ⎡G.⎤

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[Autograph (Las): Verbleib unbekannt; hier zitiert nach dem Abdruck des Briefes in: Neue Berliner Musikzeitung 14:1860, S. 288 (die Varianten in den Halbklammern beziehen sich auf den Abdruck des Briefes in: Berliner Musik-Zeitung Echo 10:1860, S. 279)]

Meyerbeer an Ludwig Cramolini in Darmstadt 15

Sr Wohlg Dem Herrn Cramolini Großherzoglich Hessischen Hof-Opern Regisseur in Darmstadt Enthaltend ein Manuscript franco recomandirt Schwalbach 15ter August 1860

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Ihre geschätzte Mittheilung welche Sie mir nach Berlin sendeten, ist mir hier in Schwalbach und sehr verspatet zugekommen. Ich danke Ihnen recht sehr für das Vertrauen welches Sie mir erzeugen, indem Sie mir Ihr Opernlibretto Der Blaubart zur Komposition antragen. Ich habe dasselbe mit vielem Interesse durchlesen. Die Handlung ist spannend, mit vieler Bühnenkenntniß gemacht, und bietet dem Komponisten ein sehr glückliches Feld für musikalische Charakteristik, und Contraste dar. Allein ich habe für die Zukunft breits mehr musikalische Arbeiten übernommen als ich bei meiner schwankenden Gesundheit werde durchführen können, und so muß ich darauf verzichten die Komposition Ihres schätzbaren Libretto’s zu übernehmen. Ich habe daher die Ehre Ihnen beifolgend Ihr Manuscript zu retourniren und

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verbleibe mit der vollkommensten Hochachtung hochgeehrter Herr Regisseur Ihr ergebenster Meyerbeer

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[Autograph (Las): Universität Kiel, Inst. für Literaturwissenschaft, Theatergeschichtliche Sammlung]

Meyerbeer an Angelo Mariani in Genua Berlin 18 Aout 1860 Monsieur le chevalier! Monsieur Guidi de Florence m’a fait part de la lettre que Vous lui avez écrite à l’occasion de l’exécution de l’ouverture du „Pardon de Ploërmel„ sous votre direction dans un concert à Gênes, lettre qui contient des paroles si flatteuses & si bienveillantes pour moi, & que Vous chargez Monsieur Guidi de me communiquer. Je profite avec bonheur de cette occasion pour vous remercier d’une pareille marque de sympathie, qui m’est doublement chere de la part d’un artiste d’un si grand artiste mérite comme Vous, auquel je dois déjà beaucoup de reconnaissance, car je sais par des juges compétents, avec quelle intelligence, quel zèle, & quels soins, Vous avez dirigé quelqueuns de mes opéras à Gênes, avec quelle finesse Vous pénétrez toutes les intentions des compositeurs, & avec quelle habileté Vous savez les inculquer à vos chanteurs & à votre Orchestre. Permettez moi Monsieur de Vous adresser comme petit souvenir de ma reconnaissance, quelques compositions de moi que V.. probablement vous ne connaissez pas encore; ma marche trionfale que j’ai composée pour la fête du centième anniversaire du grand poëte Schiller, & l’ouverture de la Tragédie „Struensee„, & daignez agréer Monsieur, l’expression des sentiments les plus distingués de Votre tres dévoué Giacomo Meyerbeer [Autograph (Las): Biblioteca Civica Berio, Sezione di Conservazione e Raccolta Locale, Genua, m. r. II. 4. 15 (15)]

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Mittewoche 22. [VIII.] … Nach Wiesbaden gereiset, um den Tenor Niemann im Trovatore zu hören, der jetzt durch Richard Wagner in Paris in der Großen Oper engagiert wurde, um Tannhäuser zu singen. Sehr schöne, echt männliche Stimme besonders in der Mittellage; imposantes Äußere. … Donnerstag 23. bis Sonnabend 26. [recte: 25.] [VIII.] …

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Mon cher Monsieur Brandus Je viens de recevoir votre bonne lettre dans laquelle vous me faites part, que le succes de Mme Duprez Vandenhöfel augmente a chacune de ses représentations, et qu’elle va chanter dans quelques jours la reine Marguerite des Huguenots. Vous savez que j’ai toujours été partisan de ce talent si pur et si élévé (et je l’ai prouvé en lui confiant la création du rôle de Catherine qu’elle a si admirablement rendu) mais je suis bien aisé que le public de l’Opéra, ratifie le jugement du public de l’Opéra-Comique, et en même temps je suis très flatté de ce que Mme Duprez ait choisi pour ses débuts dans mes ouvrages. Mais je serais plus enchanté encore si pour son troisième rôle de début elle chante pour de moi un rôle, qui n’a jamais été rendu en France à ma satisfaction et qui n’y a jamais produit l’effet qu’il produit journellement en Allemagne, je parle du rôle de Berthe du Prophète. Vous avez vous même entendu quel effet Mme Köster à Berlin, et Mme Ney à Vienne ont produit dans le duo du 4eme acte et dans le trio du 3ième . Ce qui est facheux pour ce rôle c’est que l’air que s’y trouve (et qu’on ne chante plus à Paris depuis que Mme Castellane a quittée le rôle) est tout à fait au commencement de la pièce. Mais il y aurait un autre endroit ou un air de Berthe serait placé dans des conditions bien meilleures. C’est au 2e acte dans la cabane de Jean pendant le temps que Jean sort pour aller à la rencontre d’Oberthal, mais ce n’est pas l’air du premier acte qu’il faudrait prendre alors, je proposerais dans ce cas l’air que j’ai composé pour Mme Pasta dans le Crociato (o come rapida). Le récitatif et la première cavatine iraient parfaitement bien à la situation, mais il faudrait changer les paroles du récitatif qui suit et y placer des sentiments d’espérance d’un meilleur avenir et de son

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amour pour Jean, pour rendre possible le brillant allegro qui suit. Si cette idée souriait à Mme Duprez il faudrait pour ne pas perdre de temps, demander ce changement des paroles à Mr Cormon (le régisseur général de l’Opéra) et prier Mr Duprez qu’il fasse la musique du nouveau récitatif pour Mme Duprez, car on perdait trop de temps a m’envoyer les paroles à Schwalbach, et moi de renvoyer de Schwalbach à Paris la musique du nouveau récitatif que je devrais faire dans ce cas. Car d’apres ce que je vois dans les journaux le debut de Mme Tedesco dans le Prophète n’est pas très éloigné. J’avou que je serais bien heureux et bien reconnaissant à Mme Duprez si elle voulait réhabiliter le rôle de Berthe par son beau talent, et cela à l’occasion assez importante de la reprise de l’ouvrage, et la rentrée de Mme Tedesco dans Fides. Je suis sur que si pour que Mme Duprez ait le temps de faire les études de ce rôle il faudrait retarder la rentrée de Mme Tedesco et la reprise du Prophète d’une quinzaine de jours Mr Royer m’accorderait cette faveur, que je vous prierais de lui demander dans mon nom, si Mme Duprez me fait la faveur d’accepter ce rôle, et qu’elle juge nécessaire ce délai de temps nécessaire. Avez vous des nouvelles de Mr votre beau frère savez-vous s’il est à Vienne dans ce moment et pouvez vous dans ce cas me communiquer son adresse que j’ai perdu. J’aurais des nouvelles a lui donner au sujet du jeune peintre qu’il ma [!] recommande pour le concours des prix, qu’a fondé feu mon frère Michel, pour un tableau historique comme vous savez. Veuillez me rappeler au bon souvenir de Mme Brandus et daignez me croire

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Votre très dévoué Meyerbeer [Autograph (Las): Verbleib unbekannt; Abschrift: Bibl. nat. de France, Bibliothèque de l’Opéra, L. a. s. Meyerbeer (53)]

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Meyerbeer an Gemmy Brandus in Paris Schwalbach, August 25, 1860. Herr Wollheim writes me from Wiesbaden that Mademoiselle Panatrat has studied and intends singing the part of Dinorah in the Opéra Comique. And from your letter it appears that Mons. De

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Beaumont told Mons. Monnais that he intended taking up ‘Dinorah’ again. We know that Demoiselle Montrose is angry with me because I would not allow her to sing Dinorah at her first début. But now it would be an actual calamity for ‘Dinorah’ (after the long rest that this opera has had) to be revived again with an absolutely unknown singer like the Demoiselle Panatrat; indeeed it would be breaking the neck of this opera forever. It would be far better for ‘Dinorah’ not to be given at all this season than for it to be given with Demoiselle Panatrat. So please find out immediately whether what Herr Wollheim says is really true. (Your brother who knows Victor so intimately could ascertain it better than anybody else.) And if it really is the case, you must please go to Fiorentino and beg him to help us in this matter. Tell him, I beg you, how everything stands, and get him to use every means in his power to prevent Demoiselle Panatrat from taking this part. Then beg him to get De Beaumont to give the part to Demoiselle Montrose and to persuade her to begin it immediately. Fiorentino must hear from you why Demoiselle Montrose is angry with me, and she must by no means be allowed to think that Herr de Beaumont feels any particular sympathy for me. The matter is by no means easy to arrange, but Fiorentino has such a mighty and influential position that when he really wants to do a thing, however difficult, he can usually carry it out. As we have to act in great haste, I think it is the best that you tell him candidly that you come to him in my name with this request, and that I beg him to take the matter in hand and do what he can to get my wishes fulfilled. You can add, as though from yourself, that you are certain that I shall be very grateful to him for his trouble. I trust you will soon let me hear all about Demoiselle Duprez’s début in ‘Les Huguenots.’ [Autograph (Las): Verbleib unbekannt, ehemals Sammlung Edward Brandus; Abdruck in englischer Übersetzung in: The Century Library of Music, hrsg. von Ignace Jan Paderewski, New York 1900, Bd. 3, S. 83]

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Tgb. August 1860 Sonntag 27. [recte: 26.] [VIII.] … Droits d’auteur Monat Juli 180 fr. 10 c. Abreise meiner geliebten Gattin Minna mit Cornelie, da sie ihre Kur beendiget hat. Sie trifft mit Caecilie in Frankfurt zusammen, um mit ihr nach der Insel White in England (berühmt wegen der guten Luft) auf 1 Monat zu gehen oder diese Zeit in Wiesbaden mit ihr zuzubringen nach Caeciliens Wahl. Ich meinerseits ging heute nach Wiesbaden, um Niemann im Tannhäuser zu hören. In der Erzählung des 3. Aktes war N. sublim als Sänger wie als Schauspieler. Ich ging nach der Vorstellung mit dem Intendanten Baron Boose aufs Theater, Niemann kennen zu lernen.

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Meyerbeer an Thérèse Célérier in Paris Schwalbach 26 Aout [18]60 Ma chère Madame Célérier! Je reçois à l’instant votre chère lettre avec la Quittance & la lettre de la prolongation du bail de Mr Brard. Veuillez agréer tous mes remerciments. Je vois que Vous pensez que l’abbonnement de M. Desolme date du 1er Septembre. Cela n’est pas: C’est au 1er octobre & au 1er Avril que les abbonnements se renouvellement. Je tiens à ce que ces termes fixés ne s’anticipent pas & je vous prie d’y tenir ferme, sans cela peu à peu abo nous ferait avancer d’un semestre. Ma femme ne veut pas que son mari paye ses dettes à ce qu’elle m’a dit & elle Vous enverra directement le compte de la facture. J’ai l’honneur de Vous envoyer çi-joint un mandat de 100 Francs sur le Crédit foncier pour le secours à ce pauvre M. St Marie Veuillez agréer chère Madame Célérier l’expression des sentiments les plus distingués de Votre tout dévoué Meyerbeer [Autograph (Las): Slg. Sieghart und Sabine Döhring]

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Tgb. August 1860 Montag 27. [VIII.] … nach Schwalbach zurückgekehrt. … Der Sänger Niemann kam eigens nach Schwalbach, mich zu besuchen. Meyerbeer an Louis Brandus in Paris [Schwalbach,] Montag 27ter August [18]60

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Hochgeehrter Herr!

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Donnerstag d 30ten denke ich mit göttlicher Hülfe mit dem Abendzuge in Paris anzukommen und dort 5 bis 6 Tage zu verweilen ehe ich nach Dieppe zu den Seebädern abreise. Doch wünschte ich daß von meinem Aufenthalte in Paris Niemand (versteht sich mit Ausnahme Ihres Herrn Bruder) etwas wüßte. Aus demselben Grunde wünschte ich auch eine etwas abgelegne Wohnung, die aber doch wegen meiner mir sehr nothwendigen Morgen-Spaziergänge in der Nähe des Tuillerie-Gartens sein müßte. In der Rue Luxembourg giebt es 2 maisons meublées, das eine No 8 das andre glaube ich No 32 oder 34. Vielleicht könnten Sie da un salon & 2 chambres à coucher avec antichambre bekommen. Der Salon aber müßte jedenfalls nach vorne heraus sein, (wären es die chambres à coucher auch so wäre es um so besser) natürlich sur un caré à part. – . Sollte ein dergleichen Logis nicht zu haben sein in der Rue Luxembourg, so würde ich mich mit dem begnügen welches ich ehemals au 1er premier in dem Hôtel du Danube Rue Richepance hatte; und sollte auch dieses genommen sein, je me rabattrais alors auf das welches ich voriges Jahr im hôtel Richepance hatte obgleich dieses mangelhaft war: natürlich überall au jours da ich keinen Monat in Paris bleibe. Wenn Sie die große Güte haben wollten die Besorgung dieses Quartier’s zu übernehmen so würden Sie mich unendlich verbinden, damit ich bei meiner Ankunft gleich casirt bin. Ich würde Sie auch bitten das Quartier auf Ihren Namen zu bestellen damit der Wirth nicht schon vorher wüßte daß ich der Miether bin. Verzeihen Sie daß ich Sie mit dieser kleinen Angelegenheit behellige und genehmigen Sie den Ausdruck der vollkommensten Hochachtung Ihres ergebensten Meyerbeer

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[Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Bibliothèque de l’Opéra, L. a. s. Meyerbeer (48)]

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Tgb. August 1860 Dienstag 28. [VIII.] … meine Kur beendiget. Gott gebe, daß sie guten Erfolg habe. Ich ging nach Wiesbaden, wo ich zum 3. Mal Niemann im Lohengrin von Wagner hörte. Er gefiel mir auch in dieser Rolle sehr gut. … Mittewoche 29. [VIII.] … Ich hatte Henri Blaze schriftlich versprochen, die Musik zu seinem Schauspiel La jeunesse de Goethe im September oder Oktober zu liefern für den Fall, daß sein Stück im Oktober in der Porte St. Martin zu dieser Zeit gegeben wird. Glücklicherweise scheint dieses nicht der Fall zu sein, da man eine große Feerie Le pied de mouton einstudiert; denn die Sache wäre mir gegenwärtig sehr ungelegen gekommen. Um aber definitiv diese Sache zu regeln, will ich auf einige Tage nach Paris gehen, mich mündlich mit Henri Blaze zu besprechen. Ich ging also heute nach Mainz ab … und war ½ 8 Uhr in Aachen. … Da die italienische Operngesellschaft von Merelli hier spielt, so sah ich ein paar Akte von Ernani: schlechte Vorstellung, schlechte Sänger. Donnerstag 30. [VIII.] … Um ¾ 11 mit dem Express Train nach Paris abgereiset, wo ich um ½ 9 Uhr Abends ankam. … Vorgenommen, alle Tage wenigstens einen Akt der Africaine zu lesen, um das Poem auswendig zu lernen.

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Meyerbeer an Louis Brandus in Paris [Paris,] Donnerstag [30. VIII. 1860] Bester Herr Brandus! Wie ich es Ihnen in meinem letzten Briefe anzeigte, bin ich heute Abend angekommen und bin vorläufig im hôtel d’Alsace Faubourg Rue Lafayette, und bitte ergebenst mich gefälligst wissen zu lassen ob Sie ein Quartier für mich gesucht und gefunden haben. Ist es Ihnen möglich mich morgen früh um 9 Uhr wenn Sie auf Ihrem Bureau gehen zu besuchen so verbinden Sie sehr

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Ihren ergebensten Meyerbeer [Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Bibliothèque de l’Opéra, L. a. s. Meyerbeer (47)]

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Meyerbeer an Georges Frédéric Burguis in Berlin Aix la Chapelle[, 30. VIII. 1860]

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Pour ne pas me charger de trop de bagage dans ma courte excursion j’ai expédie de Wiesbade à Berlin une des mes grandes malles sous votre adresse .. . . De[s] que vous saurez le jour du premier début de Madame Carval[h]o vous m’obligerez beaucoup de me l’écrire [Autograph (Las): Verbleib unbekannt; Textauszug zuletzt nachgewiesen in: Auktionskatalog Baron 76] Tgb. August 1860

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Freitag 31. [VIII.] … Brief von Harrison, der mich auffordert, für sein Theater in London eine englische Oper zu komponieren. … Ich ging gleich zu Henri Blaze. .. . . Die Sache arrangierte sich viel leichter, als ich dachte, da Blaze, wie es scheint, jetzt lieber das Stück aux Français geben will u. er sich auch wie es scheint, mit dem Directeur de la porte St. Martin brouilliert hat. Wir kamen nun überein, daß ich ihm meine Musik zum 1. April 1861 liefern soll. Abends in der Großen Oper, wo ich Semiramis sah, um die beiden Schwestern Marchisio zu hören, die jetzt in Italien so berühmt sind, daß sie deshalb von der französischen Oper auf 1 Jahr engagiert sind. Sie entsprachen meinen Erwartungen nicht. Es sind zwei respektable Künstlerinnen, sehr gut geschult und namentlich in ihren Duetts sehr sich verschmelzend, aber die Stimmen haben nicht Kraft genug für die Oper, auch keinen besondern Schmelz; dabei sind sie ohne allen dramatischen Ausdruck und furchtbar häßlich. Meyerbeer an Thérèse Célérier in Paris Madame Célérier 8. Rue Bonaparte (Meyerbeer) [Paris, 31. VIII. 1860]

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Ma chère Madame Célérier! Je viens d’arriver à Paris & j’aurais l’honneur de Vous rendre ma visite cet apres midi. En attendant j’oserais Vous prier de vouloir

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avoir l’extrême bonté de donner les clefs de mon appartement de la rue du Luxembourg au porteur de ces lignes (cachetés) puisque j’en désire retirer plusieurs petits objets. Veuillez présenter mes compliments à toute votre aimable famille & daignez me croire Madame

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Votre tres dévoué Meyerbeer Vendredi [Autograph (Las): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 168]

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Tgb. September 1860 Sonnabend 1. [IX.] … Sonntag 2. [IX.] … Besuch von Henri Blaze. … Im Vaudeville das neue 3aktige Vaudeville von Ponsard gesehen Ce qui plait aux femmes, ein schlechtes Stück. Madame Bürde-Ney zeigt mir aus Dresden an, daß sie seit ihrer Rückkehr vom Urlaub in Dresden wieder 3mal die Dinorah gesungen habe bei vollen Häusern u. vielem Beifall, ferner, daß sie einen Antrag auf 4 Monate zur deutschen Oper in New York erhielt, wo sie Dinorah singen soll, aber mit einem verändertem Schluß, der eine brillante Coda für sie enthalten müsse.

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Meyerbeer an Henri Blaze de Bury in Paris À Monsieur le Baron Blaze de Bury 18. Rue du cherche Midi Paris

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Paris ce 2 Septembre 1860 Mon cher Henri! Je me rends avec plaisir au désir que Vous m’avez manifesté de mettre en musique la grande Scène qui forme le troisième acte de votre drame „La jeunesse de Göthe„ que Vous destinez maintenant au thèatre français ou à l’odéon; & je Vous promets de Vous livrer de

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Vous livrer ma musique le 1er Avril 10 Mai prochain, pour que l’ouvrage soit représenté dans le courant d’Avril de la saison; mais sous la condition expresse, que celui des deux thèatres çi dessus mentionés, qui jouera la jeunesse de Göthe, engagera pour les représentations de cet ouvrage tout l’orchestre & tous les Choeurs du thèatre italien de Paris, & en outre 2 chanteurs & 2 chanteuses à mon choix pour chanter les rôles de Mignon, de Gretchen, du Roi des Aulnes & du père. Si la pièce ne serait pas jouée au plus tard le 15 de May Juin, je ne pourrais plus donner ma musique que pour le 15 Septembre. Je Vous expliquerais de vive voix cher Henri la raison de cette derniere condition. Il est convenu aussi que Vous aurez la bonté de m’écrire le 1er Fevrier 10 Mars à Berlin, si le thèatre a pris avec Vous un engagement par écrit de représenter votre ouvrage à l’époque & aux conditions mentionées dans cette lettre pour mon (gouverne). Veuillez agréer cher Henri l’expression des sentiments les plus distingués de Votre tout dévoué Meyerbeer [Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 335 (Vol. 76, S. 96 f.); Abdruck in redaktioneller Bearbeitung in der Gazette des Tribunaux vom 23. VIII. 1868, zitiert in: Christian Sprang, Grand Opéra vor Gericht, Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 1993, S. 276 f., sowie in: Julien Tiersot, Lettres de Musiciens écrites en français du XVe au XXe siècle, Turin: Bocca Frères 1924, 2 Bde., Bd. 2, S. 145 f.]

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Montag 3. [IX.] … Abends in der Vorstellung der Hugenotten, in welchen Mademoiselle Duprez die Königin sehr gut sang.

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Meyerbeer an Jules Barbier in Paris À Monsieur Jules Barbier Rue de Tarannes No 20 Faubourg St: Germain (pres de la rue des saints pères) (de la part de Meyerbeer).

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[Paris, zwischen 3. und 8. IX. 1860] [vorgedruckt: Giacomo Meyerbeer] reste encore à Paris jusqu’à dimanche[.] [Autograph (La): Privatbesitz]

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Tgb. September 1860 Dienstag 4. [IX.] … Zu Fiorentino (1000 fr.). … Zu Henri Blaze, wo ich in meinem Briefe den Ablieferungstermin auf den 10. Mai umänderte. … den Brief der Madame Bürde-Ney beantwortet. Mittewoche 5. [IX.] … Mein Geburtstag. Gott segne das neue Jahr meines Lebens, in welchem ich heute eintrete. Der Allmächtige erhalte mir meine geliebte Gattin Minna, meine geliebten Töchter Blanca, Caecilie u. Cornelie u. mein liebliches Enkelchen in Gesundheit, Tugend, Freude und Seelenfriede u. schenke mir ebenfalls Gesundheit, Tugend, Freude und Seelenfrieden. Der Allmächtige bewahre mich vor Krankheit u. Unglück und schütze und segne den Erfolg meiner musikalischen Schöpfungen, besonders meiner neuesten Oper Le Pardon de Ploërmel, segne ganz besonders den Erfolg dieses Werkes in der Opéra comique in Paris und in meiner Vaterstadt Berlin. Besuch von dem Sänger Niemann, der [von] mir eine Empfehlung für Fiorentino verlangte. … Heute spielte zu meiner großen Freude ein Leierkasten unter meinem Fenster den Chor „Saint[e] Marie“ aus dem Pardon de Ploërmel. In der Oper, um noch einmal die Schwestern Marchisio in Semiramis zu hören. Donnerstag 6. [IX.] … Freitag 7. [IX.] … Im Théatre lyrique Les dragons de Villars … von Aimé Maillart. Maillart ließ sich mir durch Brandus vorstellen. … Sonnabend 8. [IX.] … Vorbereitungen zur Abreise.

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Meyerbeer an Thérèse Célérier in Paris

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À Madame Célérier [Eintrag von fremder Hand:] rue du bassin, maison de Mr Lesseps. Bellevue près Meudon [Paris, 8. IX. 1860] Ma chère & bonne Madame Célérier!

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Monsieur Louis Brandus aura l’honneur de Vous remettre de ma part les 98 Francs que Vous avez déboursés pour le Mantelet que Vous avez eu la bonté d’acheter sur le désir de ma femme. Veuillez agréer en même temps mes Adieux pour Vous & votre chère famille car je partirais Lundi matin. J’oserais Vous prier de vouloir bien envoyer Lundi dans mon hôtel du danube pour faire reporter dans mon appartement de la Rue Luxembourg 1) La petite table en bois blanc qui s’adapte au piano 2) l’encrier & 3) le panier à papier. – . En outre je Vous supplie de prier M. Leon d’écrire à la redaction du Charivari, d’envoyer d’orénavant à M. Louis Brandus rue Grange bateliere No 16, mon journal qui jusqu’à present Vous ètait adressé: & d’écrire egalement à l’Entreacte d’envoyer d’orénavant à Berlin Pariser Platz Nr 6(a) son journal qu’il m’adressait jusqu’à présent a Schwalbach. Veuillez agréer l’expression des sentiments les plus distingués de Votre tres dévoué Meyerbeer [Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Bibliothèque de l’Opéra, L. a. s. Meyerbeer (34)]

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Tgb. September 1860 Sonntag 9. [IX.] … Wegen meines leidenden Zustand, wo ich eine zu lange Reise auf der Eisenbahn für zu ermüdend fürchtete, reisete ich erst um 5 Uhr Nachmittag von Paris ab und übernachtete in St. Quentin, wo ich um ½ 8 Uhr ankam. …

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Montag 10. [IX.] … Um 10 Uhr ging ich mit der Eisenbahn nach Köln, wo wir schon um ½ 7 Uhr Abends ankamen. Ich fuhr, da mir dieses zu früh war, mit dem Zuge weiter bis Düsseldorf, wo wir um ½ 9 Uhr ankamen. … Dienstag 11. [IX.] … Um 8 Uhr fuhr ich mit dem Eisenbahnzuge nach Berlin, woselbst wir um ¾ auf 10 Uhr Abends ankamen. … Mittewoche 12. [IX.] … Abends im Opernhause … Der Barbier von Sevilla. Madame Miolan-Carvalho vom Théatre lyrique sang als Gast die Rosine in italienischer Sprache. … Sie fand beim Publikum großen Beifall, aber die Kritik in dem Organ ihrer Zeitungsreferenten schien viel weniger zufrieden. … Donnerstag 13. [IX.] … Heute wieder angefangen ernstlich an Vasco zu arbeiten. Ich komponierte den Chor im 4. Akt der sacrificateurs … ganz fertig, schrieb ihn aber nicht auf. … Mit Blanca im Friedrich Wilhelmstädt. Theater Orpheus in der Unterwelt … von Offenbach. Diese Oper macht in Berlin enormes Glück. … Freitag 14. [IX.] … Ich arbeitete 1 Stunde am Aufschreiben des Chors, mußte aber dann aufhören, so unwohl u. erkältete fühlte ich mich. … Ich ließ Dr. Herzberg kommen. … Gemmy Brandus zeigt mir an, daß auf Fiorentinos eifriger Anregung Beaumont sich entschlossen hat, für die bevorstehende Reprise des Pardon de Ploërmel Mademoiselle Wertheimber zu engagieren, daß sie die Baritons Rolle des Hoel singe, welches allerdings der Reprise mehr Eclat geben kann. …

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[Berlin,] September 14, 1860 Honored Sir: I forgot to tell you in my letter yesterday that I give Charlot carte blanche to make any modifications he considers necessary to Mademoiselle Wertheim[b]er’s voice with regard to compass in the part of Hoël. The difficulties concerning Madame Ugalde in the part of the Chevrière might possibly be overcome in the manner suggested yesterday. Be kind enough to submit the idea to F.’s judgment as soon as possible. He has overcome so many great difficulties already for the Theater Directors and Composers which were caused by the vanity of

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the singers that perhaps he will now be able to conquer these difficulties in the way I suggested, which will be greatly to our advantage in executing this work.

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[Autograph (Las): Verbleib unbekannt, ehemals Sammlung Edward Brandus; Abdruck in englischer Übersetzung in: The Century Library of Music, hrsg. von Ignace Jan Paderewski, New York 1900, Bd. 3, S. 84]

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Sonnabend 15. [IX.] … Der Husten fährt fort, Erkältungsgefühl, Schwindel. … Ich bin deshalb zur Arbeit unfähig. … Sonntag 16. [IX.] Der Husten fährt fort. … Den ganzen Vormittag ward ich durch Besuche am Arbeiten gehindert. … Abends 3 Stunden gearbeitet: den Choeur des sacrificateurs aufgeschrieben. Montag 17. [IX.] … Von unbekannter Hand eine Zeitung aus St. Quentin erhalten, worin meines kurzen Aufenthaltes dort auf eine sehr schmeichelhafte Weise erwähnt wird. Brief von Höfer aus Paris nebst dessen sehr wohlwollender biographischen Notiz in Didots Biographie universelle. … Leider den ganzen Vormittag mit Journallesen zugebracht. Nur 1 Stunde gearbeitet: Vorbereitung zur Instrumentation den Choeur des sacrificateurs. Abends 2 Stunden Singstimmen in die Partitur gesetzt.

Meyerbeer an Gemmy Brandus in Paris Berlin, September 17, 1860. 25

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I have just received your letter of the fourteenth, and beg you tell Herr Beaumont that of course I will gladly give up my rights of authorship for a performance connected with a charitable purpose. You know that I always do this for every charitable benefit. You might tell him at the same time that as he is taking so very much trouble with regards to choosing good singers it would be most advisable to let Varot take the part of the Faucheur, which he sang so admirably, again. It would be well to let him know, as if quite casually, that I am working at ‘Mignon.’ I am very glad indeed that Herr Beaumont has agreed to the idea of getting Madame Ugalde for the

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Chevrière. Do try and strengthen him in this idea. If the canzonetta which I wrote for Mademoiselle Nantier Didier should be either too high or too low for Madame Ugalde, she can have it transposed as she likes. [Autograph (Las): Verbleib unbekannt, ehemals Sammlung Edward Brandus; Abdruck in englischer Übersetzung in: The Century Library of Music, hrsg. von Ignace Jan Paderewski, New York 1900, Bd. 3, S. 84]

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Meyerbeer an Ferdinand Hoefer in Paris Dr Hoefer. à Paris Directeur de la biographie générale Rue Jacob, 56.

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Berlin, le 17 septembre 1860 Monsieur, Votre aimable lettre du 10 septembre que vous m’avez adressée aux eaux de Schwalbach, ne m’a plus trouvé là, et elle a fait une quantité de pérégrinations avant de me parvenir à Berlin, où je suis actuellement. Je m’empresse donc d’y répondre de suite après sa réception; mais malheureusement je suis obligé de vous demandez pardon que je ne le fasse pas de ma main: le mal d’yeux dont j’ai souffert l’hiver dernier m’a repris, et mon médecin m’a défendu d’écrire. Agréez avant tout mes sincères remercîments, Monsieur, de l’obligeance que vous avez de me communiquer l’épreuve de l’article que vous me consacrez dans la biographie universelle, et surtout de l’article même. Je n’ai qu’un regret, Monsieur, c’est de n’en oser dire tout le bien que j’en pense, vu la bienveillance dont vous y faites preuve pour moi. Toutefois je ne saurais m’empêcher de vous exprimer en deux mots combien j’ai été enchanté de la lucidité de vos analyses et de la profondeur philosophique avec laquelle vous formulez vos appréciations. Cet servant article est pour moi une distinction d’auteur plus flatteuse que vous ne prenez la rédaction des articles de la biographie que pour les sommités scientifiques et artistiques, aux quelles je n’ai nullement le droit de m’égaler. Quant aux rectifications que vous voulez bien me demander, je n’ai trouvé que deux erreurs de date et de chiffres, que j’ai corrigé sur l’épreuve même.

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Je sais, Monsieur, que vous avez l’habitude d’étudier toutes les oeuvres dont vous rendez compte, aussi je me reproche de ne vous avoir pas communiqué mes derniers travaux: la marche et la cantate composées pour la célébration du 100e anniversaire de Schiller à Paris, et un cantique tiré de la paraphrase du grand Corneille de l’Imitation de J. C. Je vous demande la permission de réparer cette négligence bien involontaire, et de vous faire parvenir ces morceaux par mon éditeur. Vous ne me refuserez pas non plus celle de vous offrir en personne, dès que je viendrai à Paris, la réitération des mes remercîments pour la marque de sympathie que vous venez de me donner. [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 40 f.]

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Dienstag 18. [IX.] … Erkältungsgefühl. … 1 Stunde vor dem Frühstück die Singstimmen in Partitur gesetzt; 1 ½ Stunde nachher zu instrumentieren angefangen. .. . . Im Opernhause … Lucia von Lammermoor … von Donizetti: Madame Miolan-Carvalho sang die Lucia, gefiel sehr, aber erregte kein Enthusiasmus mehr. Mittewoche 19. [IX.] … Im Theater Krampfhusten: Don Juan. … Im Laufe des Tages an der Instrumentation des Choeur des sacrificateurs gearbeitet, aber nur ein paar Stunden. … Donnerstag 20. [IX.] … 1 ½ Stunde vor dem Frühstück am Choeur des sacrificateurs instrumentiert. Abends 3 Stunden gearbeitet: die Instrumentation des Chors vollendet. Freitag 21. [IX.] … 1 Stunde vor dem Frühstück … die Instrumentation des Chors revidiert. … Abends die schon komponierten Stücke von Vasco durchlesen, um mich wieder recht in das Werk zu versetzen. Sonnabend 22. [IX.] … Fast gar nichts gearbeitet.

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Meyerbeer an Oscar Mertens in Berlin Oscar Mertens Carlsstr. 2 (hier) [Berlin,] d. 22 Sept. [18]60. Auf Ew. Wohlgeboren geschätzte Mittheilung habe ich die Ehre zu erwiedern, daß es nicht meine Absicht ist, die mir angebotene Photographie zu acquirieren.

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[Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 43]

Tgb. September 1860 Sonntag 23. [IX.] … Krampfhusten. … vor dem Frühstück den alten 4. Akt von Vasco gelesen und mit dem neuen verglichen. … Abends 2 ½ Stunden generell gearbeitet: die verschiedenen Rhytmen[!] der französischen Poesie zusammengestellt. Montag 24. [IX.] … 1 ¼ Stunde vor dem Frühstück an Vascos Arie (Akt 4) komponiert. … Abends gearbeitet, aber ohne vielen Erfolg. Dienstag 25. [IX.] … Abends 3 Stunden mit gutem Erfolge an der Arie von Vasco gearbeitet. Mittewoche 26. [IX.] … 1 Stunde vor dem Frühstück an der Arie des Vasco komponiert. … Abends 3 Stunden gearbeitet. Ein Teil des 1. Tempos der Arie aufgeschrieben.

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Meyerbeer an Gemmy Brandus in Paris Berlin, September 26, 1860 I told you in one of my former letters that if Madame Ugalde could not sing the ‘Arie des Chevrières’ nobody must sing it, as the Opéra Comique would then probably give the part to some inferior singer, and thus make its success an impossibility. But now I read in the ‘Entr’acte’ of the 25th of this month that Demoiselle Darcier is to sing the Chevrière, and of course I gave my consent to it most willingly, as Demoiselle Darcier was a first-class artist whose place has not yet been filled. Only I cannot understand how it is that such a celebrated artist is willing to make her reappearance in such an insignificant part in the

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theater in which she won such a brilliant success. Or is this, perhaps, another singer with the same name? I believe that Carvalho once told me that the chansonette singer Darcier (male) had a daughter who was going on the stage; perhaps this is she. Please be kind enough to find out from Charlot (who no doubt knows it) whether she is the celebrated Darcier-Ma[r]mignard, or the daughter of the singer Darcier. And if this latter is the case, whether she has voice and talent enough to do the Arie justice, in which case she may sing it. If, however, Charlot should not consider her good enough, it would then be better to leave out the whole of the scene and (as previously) only have the scene with two peasants. [Autograph (Las): Verbleib unbekannt, ehemals Sammlung Edward Brandus; Abdruck in englischer Übersetzung in: The Century Library of Music, hrsg. von Ignace Jan Paderewski, New York 1900, Bd. 3, S. 85]

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Donnerstag 27. [IX.] … Figaros Hochzeit. Madame Miolan den Pagen: ihre 2. Arie mußte sie da capo singen; dennoch griff sie im ganzen nicht durch. Nach dem Frühstück 3 Stunden gearbeitet. Das erste Tempo von Vascos Arie aufgeschrieben. Dann fiel mir plötzlich eine ganz andre Komposition zum Choeur des sacrificateurs ein, obgleich ich diesen Chor schon komponiert, sogar schon instrumentiert hatte. Ich schrieb einen Teil dieser neuen Komposition auf. Freitag 28. [IX.] … 1 Stunde vor dem Frühstück gearbeitet; dann ward ich durch eine plötzliche und heftige Diarrhöe so geschwächt, daß ich den ganzen Tag nichts arbeiten konnte. … in der Oper Die Ballnacht (Gustav) von Auber. … Sonnabend 29. [IX.] … 1 Stunde vor dem Frühstück gearbeitet.

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[Berlin,] September 29, 1860 I received your letter of the 25th, and beg to say in reply that if Charlot considers Demoiselle Darcier good, and that if the air, which was really written for a mezzo-soprano, suits her voice, I am willing

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that she should sing it. Only I make the condition that it must be carried out exactly as it was in London, viz.: Demoiselle Darcier must sing the preceding recitative, as otherwise the canzonetta would sound short and poor. P. S. I am very glad that Mademoiselle Wertheim[b]er will study her part with Herr Royer; the latter is a clever, earnest, and talented musician. At the same time please advise her (though not in my name) to go through her part with Charlot also, as he, through having been present at so many rehearsals, knows my wishes and ideas so thoroughly.

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[Autograph (Las): Verbleib unbekannt, ehemals Sammlung Edward Brandus; Abdruck in englischer Übersetzung in: The Century Library of Music, hrsg. von Ignace Jan Paderewski, New York 1900, Bd. 3, S. 85]

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Sonntag 30. [IX.] … Mein Enkelchen Fritz ist unwohl geworden u. fiebert, was uns sehr ängstlich macht. … 1 Stunde vor dem Frühstück gearbeitet. … Auf einer Sitzung des großen Ausschuß der Singakademie. Abends … 2 Stunden gearbeitet an Vasco.

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[SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/28] Schachner 74 Jägerstraße 25 auf 10 May Posamentier. Königstraße 59 Indigo Florettband gegen Halswehe Paul Gravenstein Disponent von Krause & Comp Leipziger Straße 45. Gneist. Mohrenstraße 6 Hollmann und Jacobsstraße Ecke No 1. 2 Treppen Klingel links Musikdirektor Tröpel 38 Oranienburger St. Auerbach Oranienstraße No 101 und 102 Korff [von fremder Hand:] Ceciliens adresse Ventnor isle of Wight England.

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[Fortsetzung Meyerbeer:] 60 Markgrafenstraße Kapellmeister Henning [von fremder Hand:] Miethunterstützungs=Anstalt in der hiesigen jüdischen Gemeinde Rosenstraße, No 2. [Fortsetzung Meyerbeer:] C. A. Sachse in Wien. 903. Kärntnerstraße Wiener Theaterchronic 64. Mittelstraße ächt englische Respirator Windler Garten und auch bei Kittel Orsini 56. Behrenstraße WilhelmsPlatz 7. beim Portier ein Bediente zu vermiethen Major von Krosich [recte: Krosigk]. 60 Behrenstr: 3 Treppen. Erkundigungen über den Bedienten Löschner. 110 und 111 Leipziger Straße. Lavallade kann man sich ebenfalls erkundigen Lützburg bei Norden im Hanövrischen Gräfin Knyphausen. Carl Reinike Bediente 68 Linden Generalin Zastrow und Rittmeister von Zastrow Uf Ulanen Faure. 2. Rue basse du rempart à Paris Berthold Auerbach Potsdamer Str. 134 a Han[c]ke Zeitungsspediteur Wilhelmsstr. 118. Duncan Dawis Davison. 244 Regent Street. W. Graf Cieszkowski Charlottenstraße 66. Hans v. Bülow Anhaltische Straße No 11. 47. Krausenstraße Instrumentenmacher Leupold 154. Große Friedrichsstraße Friseur Schmidt Bock[:] 14 Tage keine musikalische Zeitung [–] Zellner Nachricht von Dinorah [–] Daß die Lucca anzeigt wo sie in Dresden wohnen wird [–] Doktorin Behr – Phot[o]graphie Sachse in Wien Gemmy. Warum er mir nicht die Wahrheit über die Hamakers schrieb. Giacomellis Brief. Ich bekomme die Presse théatrale nicht. Das Lied von der Teutonia auch an Schott und Davison in London[,] Riccordi. Henri Blaze [–] Lauters – der neue Cercle artistique [–] Daß Jourdan in der Etoile die für Tichatschek componirte Arie singt 6. [Sonnabend] An Louis Brandus[.] 7 Akademie Sitzung 7. 2. Bury 8. Zu Gneist = Auf den Kirchhof [–] Zu Beittler – zu George [–] Um 3 aufs Comptoir 9. Zu Gneist – Georg’s Hochzeitspräsent [–] 3 aufs Comptoir

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10. 1. Zu Lüdike 11. Bennewitz Miethe des Frank: Hauses[.] 11. Versammlung wegen Liepmannsche Stiftung bei Heymann Potsdamer Platz 1[.] An Dr Bacher – Henri Blaze. 12. Nachmittag 5 Uhr Generalversammlung der Singakademie[.] CommercienRath Heymann 30 Rtl[.] Burguy. Guicherat’s Traité: Bediente für Minna. Prophet Petersburg 15. Cornelie. Caecilien’s Adresse. Ob Anna Eberty das seidne Kleid geschickt hat. 16. An Auerbach 18. Romanze Hugenotten 19. George besuchen = Romanze Hugenotten – Antoinette Gedächtnißfeier Heinrich[.] Burguy fragen ob Blanca ihr letztes Taschengeld erhielt 20. 5 6 Uhr Todtenfeier für Heinrich bei Auerbach 38 Oraninenburgerstr. 21. 10 Die Sängerin[.] Handschumacher Meyer 22. Louis Brandus: An Davison den Chor Vaterland = englischer Klavierauszug Dinorah 23. An Indicatore Abbonnement [–] An Auber Subscription Cherubini[.] Pelze vom Kirschner Löwe. Hypothekschein von Bennewitz[.] Anhalt und Wagner Wechsel Florenz. Burguy: was der Bediente täglichen Lohn erhält 24. Gemmy. Gye wegen Miolan = Riccordi [–] Feier von Schiller der Teutonia [–] Wer die 50 mille francs für Berlioz im Thèatre lyrique anbot. Aufsatz Henri Blaze im Figaro Über die folgende Vorstellung Pardon. Fioretti 29. 11. Sitzung bei CommercienRath Heymann

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Tgb. Oktober 1860 Montag 1. [X.] … Wenig gearbeitet im Lauf des Tages. Dienstag 2. [X.] … 1 Stunde vor dem Frühstück an der Cabaletta der Arie Vascos gearbeitet. … Abends 2 Stunden gearbeitet: die Arie von Vasco vollständig fertig komponiert u. aufgeschrieben.

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Meyerbeer an einen Herrn Berlin, d. 2 Oktober 1860. Hochgeehrter Herr! 5

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Aus Ihrem Briefe ohne Datum ersehe ich, daß Sie mir früher schon geschrieben und ein Manuscript übersendet haben, und mir von demselben falls ich es nicht erhalten habe, abermals eine Abschrift übersenden wollen. Diesen Brief habe ich allerdings nicht erhalten; bitte mir aber keine neue Abschrift Ihres Manuscripts zukommen zu lassen, da meine vielen Beschäftigungen meine ganze Zeit in Anspruch nehmen. Ich ersehe mit Bedauern aus Ihrem Briefe, daß Sie sich abermals wieder in bedrängter Lage befinden und neuerdings eine Unterstützung wünschen. Diesem Wunsche nachkommend lege ich hier fünf Thaler bei. Genehmigen Sie, hochgeehrter Herr, die Versicherung meiner Hochachtung Meyerbeer [Autograph (L): BSB, Autogr. Meyerbeer]

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Mittewoche 3. [X.] … Im Opernhause von Merellis italienischer Gesellschaft Don Pasquale … von Donizetti. … Angefangen die Singstimme der Arie in Partitur zu schreiben.

Meyerbeer an Ruggiero Manna in Paris Roger Manna à Paris Poste restante [Berlin,] 3 Octobre 1860. 25

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Mon cher et aimable ami, La lettre que vous m’avez fait l’honneur de m’adresser à Dieppe, ne m’est parvenue qu’aujourd’hui et après de longs détours à Berlin, où je suis depuis trois semaines. Je jouis à ces lignes l’enveloppe de votre lettre pour que vous soyez en état de juger vous-même combien de courses elle a faites avant de me parvenir et vous prouver qu’elle

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ne m’est arrivée qu’aujourd’hui même, car je ne veux pas que vous puissiez penser qu’une missive de vous reste si longtemps sans réponse de ma part. Je suis vivement contrarié de n’avoir plus été à Paris quand vous y êtes arrivé: j’aurais été bienheureux cher ami de vous revoir après tant d’années d’absence, de vous serrer la main et de causer longuement avec vous de votre vénérable et excellente mère et de toute votre chère famille, et en même temps prendre connaissance de la musique que vous vouliez me communiquer et que j’aurais lue certainement avec le plus vif intérêt, puisqu’elle est de vous, cher ami. J’aurais aussi aimé savoir quelle figure vous avez en qualité d’homme et de maestro, puisque la dernière fois que je vous ai vu, cher Ruggièro, c’était à Bologna aux répétitions de mon opéra de Sémiramis, où, quoique tout enfant que vous étiez vos yeux jetaient des flammes toutes les fois qu’un passage qui vous intéressait arrivait à votre oreille. J’ai prédit alors déja à votre bonne mère que vous seriez un maître, et un maître de mérite, et je sais par les journaux italiens, que je lis souvent, que ma prédiction s’est réalisée. Puisque d’après votre lettre, vous ne restez que le mois d’octobre à Paris, je n’aurai malheureusement pas le plaisir de vous y voir, vu que j’ai promis de mettre en scène mon dernier opéra, le Pardon de Ploërmel, dans plusieurs villes d’Allemagne durant cet automne et l’hiver prochain. Veuillez me rappeler au souvenir de votre bonne et excellente mère quand vous lui écrirez, et dites-lui que malgré les années et les distances mon amitié pour elle est aussi constante et sincère que par le passé, et que très souvent quand je vois le public s’enthousiasmer devant le talent des cantatrices qui passent pour des diva, je dis dans le fond de mon coeur „Ah si vous aviez entendu la Carolina Bassi Manna comme moi, vous seriez

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Votre tout dévoué ami Souffrant de yeux depuis quelque temps, je suis obligé de dicter.

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[Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 42 f.]

Tgb. Oktober 1860 Donnerstag 4. [X.] … 4 Stunden gearbeitet: Singstimme in Partitur geschrieben u. angefangen zu instrumentieren.

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Meyerbeer an einen Grafen in Berlin [Berlin, 4. X. 1860]

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… Mir scheint, dass derjenige, der am besten dieses beurtheilen könnte, sein bisheriger Lehrer, der Herr Kapellmeister Liszt sein müsste. … [Autograph (Las): Verbleib unbekannt; Textauszug zuletzt nachgewiesen in: Auktionskatalog Henrici 80, Nr. 427]

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Freitag 5. [X.] … Etwa 5 Stunden gearbeitet, davon 3 ½ an der Instrumentation der Arie Vascos. … Sonnabend 6. [X.] … Die Diarrhöe schwächte mich so, daß ich … nur sehr unterbrochen an Vascos Arie instrumentieren konnte. …

François Joseph Fétis an Meyerbeer in Berlin 15

[Vordruck:] CONSERVATOIRE ROYAL DE MUSIQUE Cabinet du Directeur Bruxelles, le 6 octobre 1860

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Cher Maitre, Monsieur Zani de Ferranti, qui vous remettra ce billet, est un héros sur la guitare: il désire que je l’introduise près de vous, et je le fais volontiers, si toutefois votre fidèle cerbère veut bien s’y préter. Je soupçonne M. de Ferranti de vouloir jouer une rôle dans l’Africaine, car il n’y a pas d’Afrique sans guitare; si j’ai deviné et si vous employez dans votre opéra si désiré l’instrument dont il se sert si bien, je suis certain que vous rendrez à la vieille campagne des mélodies amoureuses tous les charmes de la jeunesse. Si, au contraire, il ne s’agit pas de guitare entre vous, M. de Ferranti aura pour vous l’intérêt d’un littérateur instruit, qui parle et écrit sa langue comme aux beaux temps de l’Italie.

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J’espère que le repos de cette année, Schwalbach et les bains de mer, vous ont donné des forces nouvelles, pour quelqu’une de ces grandes entreprises dramatiques par lesquelles vous remuez le monde: ainsi soit-il! Je vous salue, cher Maître, de tout mon coeur. Fétis

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[Autograph (Las): Privatbesitz]

Meyerbeer an Louis Brandus in Paris Berlin d 6ten 8ber [18]60 Hochgeehrter Herr! Ihr geschätztes Schreiben habe ich zwar schon vorgestern erhalten war aber durch eine Erkältung so unwohl daß ich das Bette hüten mußte, und Ihnen daher erst heute antworten kann. Ich fände finde die in Ihrem Briefe angegebenen Gründe so richtig und verständig, sie haben Sie auf eine so klare und praktische Weise dargelegt, daß Sie mich vollständig überzeugt haben, wie Ihnen die Einlage beweiset. Was Ihre übrigen Bemerkungen anbetrifft, so bin ich keinesweges gesonnen aus dem ersten Debut der Mlle Darcier in meiner Oper eine question de cabinet für die Bewilligung dieser Arie zu machen. Ich möchte nicht einmaal Herrn Beaumont darum bitten lassen. Aber vielleicht könnten Sie den Regisseur général H Mocker (in dessen Attributen das liegt) dazu veranlassen daß er H Beaumont räth ihr der Dlle Darcier’s erstes Auftreten im Pardon festzusetzen, besonders wenn Herr Mocker nachdem er sie gehört haben wird finden sollte, daß sie die Arie gut singen würde. Cela serait toujours un petit attrait de plus pour l’ouvrage. – . Außerdem wäre es mir sehr lieber wenn H M. von Zeit zu Zeit wieder einmaal von Mme Ugalde die Ètoile geben lassen könnte, die Oper verschwindet sonst im Gedächtniß des Publikums wenn sie gar zu lang vom Repertoire bleibt. – Worum ich ihn aber noch viel mehr bitte, das ist, daß er der ein so vortrefflicher Schauspieler und Einstudierer ist, auf den Mise en scene Proben des Pardon recht viel die Rolle der Dinorah mit Dlle Monrose studiert, da sie ihrer Natur nach raide und wenig grazieuse ist. Auch Charlot bitte ich dasselbe für den musikalischen Theil der Rolle der Dinorah recht anzuempfehlen. – . Da es convenable und nützlich ist, namentlich bei der ersten Vorstellung der Reprise das Werk musika-

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lisch so gut wie möglich darzustellen, so empfehlen Sie doch ja an daß in dieser ersten Vorstellung Warrot wieder den Chasseur singe. Genehmigen Sie hochgeehrter Herr den Ausdruck der vollkommensten Hochachtung 5

Ihres ergebensten Meyerbeer [Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 293 (Vol. 76, S. 55)]

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Die Mitglieder der Musikalischen Sektion der Königlichen Akademie der Künste an den Senat der Königlichen Akademie der Künste in Berlin [Berlin, 6. X. 1860] Die Unterzeichneten beehren sich dem Hohen Senat der K. Akademie der Künste zu ordentlichen Mitgliedern die Herren Kap. Jul. Rietz in Dresden Rich. Wagner in Paris Mus. Dir. Neithardt in Berlin F. Halèvy Op. Komp. in Paris Carl Eckert (hiebekannt und gegenwärtig) aus Wien und zu Ehrenmitgliedern die Herren Geh. Prof. Fr. v Raumer in Berlin und Kammerherr v Dachröden in Strelitz vorzuschlagen.

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Berlin 6ter October 1860. Meyerbeer Bach Grell Jul. Schneider H Dorn Franz Commer [Autograph (Las): Stiftung Archiv der Akademie der Künste, Berlin, PrAdK 136, f. 100]

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Tgb. Oktober 1860 Sonntag 7. [X.] … 4 Stunden … an der Arie von Vasco gearbeitet. … Montag 8. [X.] … 1 Stunde vor … und 1 Stunde nach den Frühstück gearbeitet. … Einladungsschreiben von Max von Weber zur Feier der Enthüllung des Monumentes seines Vaters nach Dresden zu kommen.

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Meyerbeer an Eduard Grell in Berlin [Berlin, eigenhändiger Eintrag Grells:] pr[aeteriti] 8 Okt [18]60 Gr Sr Wohlgeb Herrn Professor Grell Direktor der Singakademie, Mitglied des Senats der K. Akademie der Künste, Ritter etc Im Gebäude der Singakademie (Meyerbeer) Hochgeehrter Herr Professor! Erlauben Sie mir Ihnen durch diese Zeilen den Herrn Rudolph Schachner Klavierspieler und Komponist aus München, gegenwärtig in London domicilirt, vorstellen zu dürfen. Herrn Schachners eminentes Klavierspiel und seine höchst gediegene in edelster Richtung gehaltene Klavierkompositionen, haben ihm bei seinen in Wien, Paris, und London gegebenen öffentlichen Concerten den glänzenden Beifall des Publikum’s sowohl wie der Kritik erworben. Der junge Meister hat aber jetzt auch ein Oratorium komponirt welches mir als ein höchst interessantes, an Schönheiten mancher Art reiches Werk erscheint. Herr Schachner würde sich sehr geehrt fühlen wenn ein so hoch stehender eminenter Meister und kompetente Autorität wie Sie hochgeehrter Herr Professor Kenntniß von seinem Werke nehmen wollte; der Zweck seines Besuches ist daher Ihnen erstlich dem berühmten Meister seine persönliche Hochachtung zu bezeugen, und dann Sie zu bitten, sein Werk durchlesen zu wollen. Genehmigen Sie hochgeehrter Herr Professor den Ausdruck dmeiner reinsten Hochachtung und Ergebenheit. Meyerbeer [Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, Nachl. Grell]

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Dienstag 9. [X.] … Die Arie des Vasco vollständig instrumentiert. … Antwort an Max v. Weber: ich dekliniere die Einladung wegen Unpäßlichkeit. Mittewoche 10. [X.] … Im Opernhause italienische Opernvorstellung Semiramide von Rossini. … Mademoiselle Trebelli den Arsace. Mademoiselle T., die eine Französin ist, und deren eigentlicher Name Gilbert ist, gefällt hier ganz außerordentlich. Sie ist noch jung; ihre Altstimme ist besonders in der tieferen Lage von einer großen Weichheit, Anmut u. Frische, aber nicht so kräftig u. ausgiebig wie die der berühmten italienischen Contralt wie z.B. die Alboni oder BorghiMamo. Ihr Gesang fesselt besonders im langsamen Tempo durch eine gewisse jungfräuliche Unschuld u. Natürlichkeit. Höhere Kunstbildung u. auch Begeisterung geht ihr noch ab. Im Allegro übernimmt sie sich oft u. hudelt, aber im ganzen ist der Eindruck sehr fesselnd u. sympathisch, u. sie verspricht viel für die Zukunft. Donnerstag 11. [X.] … Angefangen an dem Ensemblestück Akt 4 generell zu fantasieren u. außerdem angefangen mich mit dem Plan von den übrigen Stücken des 4. Aktes zu beschäftigen. … Mit Blanca u. Emanuel im Opernhause Il barbiere di Seviglia … von Rossini. Sehr gute Vorstellung. Die Trebelli als Rosine war heute noch besser wie als Arsace. Ihre Koloratur war heute so korrekt wie brillant, und ihre Stimme klang kräftiger. Freitag 12. [X.] … 1 Stunde vor dem Frühstück an dem Ensemble fantasiert, aber ohne Erfolg. … In der Oper Lohengrin … von Richard Wagner. Sonnabend 13. [X.] … Ohne allen Erfolg versucht 1 ½ Stunde am Ensemblestück zu arbeiten. …

Meyerbeer an Henri Blaze de Bury in Paris [Berlin,] le 13 octobre 1860.

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Je viens de recevoir votre bonne lettre (sans date), qui m’a grandement surpris. Je ne puis pas m’imaginer que Mr Brandus que j’ai toujours connu homme loyal propage de gaîté de coeur des bruits si complètement mensonges que ceux dont vous me faites part. Je crois plutôt que les personnes qui vous ont débité ce canard se sont servie

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de son nom pour lui donner un air de probabilité. Cependant, aujourd’hui encore je vais lui écrire en lui faisant part de votre communication, pour lui demander des explications. Ce qui me concerne mon cher Ami, je n’ai pas besoin de vous dire que non seulement le fait n’est pas vrai, puisque vous ne le croyez pas vous même; mais je peux vous réitérer l’assurance que mes intentions n’ont jamais varié un moment. Comment se fait il que, sachant l’intérêt que je porte à Made de Bury et à votre charmante Jetta vous ne mes diriez pas un mot ni de l’une ni de l’autre. [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 43 f.]

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Tgb. Oktober 1860 Sonntag 14. [X.] … 1 Stunde vor dem Frühstück angefangen mich mit Henri Blaze Jeunesse de Goethe zu beschäftigen: „Le roi de Thule“ skizziert. Besuch von der Sängerin Trebelli. … Abends kam meine Tochter Cornelie von Dresden, dem Festball der Universität beizuwohnen. Abends den „Roi de Thulé“ aufgeschrieben. Es verwundete mich, im Entreacte zu lesen, daß in dem neuen Cercle artistique, dessen Präsident Prinz Poniatowsky u. dessen Vize-Präsident Gounod ist, in dem musikalischen Kommittee eine Menge französischer Komponisten und auch Fremde, z. B. Richard Wagner, ernannt wurden, doch ich nicht. Ebenso verwundete es mich, daß für die Feierlichkeiten des Universitäts-Jubiläum von derselben neue Kompositionen von Marx, Dorn u. Taubert, aber nicht von mir verlangt wurden. Montag 15. [X.] … den ganzen Vormittag in der Kirche zugebracht, die Feierlichkeiten des Universitäts-Jubiläum mitanzusehen. Es kam dabei eine geistliche Cantate von Marx zur Aufführung. Abends öffentliche Sitzung der Akademie der Künste zur Feier des Geburtstages des Königs. Dann noch 2 Stunden an der Jeunesse de Goethe generell gearbeitet. Dienstag 16. [X.] … 1 ½ Stunde an Jeunesse de Goethe gearbeitet. Zum 2. Mal das Lied „Kennst du das Land“ komponiert, welches ich schon einmal diesen Sommer in Schwalbach komponiert hatte. Ich glaube, die heutige Komposition ist besser geraten. … Mittags zu dem großen Diner eingeladen, welches die Universität zur Jubiläums-

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feier im Krollschen Saal gab. … Ich saß zwischen Herbig u. Taubert. Abends war in demselben Lokal der große Festball, den ebenfalls die Universität gab. … Ich führte meine Tochter Cornelie dahin, die sich aber nicht besonders amüsierte. Als ich Böckh auf dem Balle begrüßte, machte es sich, daß auch Professor Marx zu ihm herantrat. Böckh, der natürlich davon nichts wußte, daß Marx mich in seinen Schriften hämisch angegriffen hat, präsentierte uns einander, und wir sprachen ziemlich freundlich mit einander. Mittewoche 17. [X.] … Das Lied der Mignon aufgeschrieben. … Donnerstag 18. [X.] … 1 Stunde vor und 1 Stunde nach dem Frühstück die Singstimme von Mignon in Partitur geschrieben. Zu meiner Tochter Blanca, der Konferenz der beiden Ärzte Traube u. Herzberg über mein Enkelchen Fritz beizuwohnen. Heute Vormittag ist meine Tochter Cornelie wieder zu meiner Frau nach Dresden zurückgereiset. Abends … 2 Stunden von Mignon Singstimme in Partitur geschrieben u. instrumentiert. Freitag 19. [X.] … 2 ½ Stunde gearbeitet. Das Lied der Mignon fertig instrumentiert u. revidiert. … Im Opernhause Der Templer u. die Jüdin … von Marschner. Sonnabend 20. [X.] … 1 Stunde vor dem Frühstück an Iphigenie (Jeunesse de Goethe) fantasiert. Ich schwanke, ob die Worte melodramatisch gesprochen oder gesungen werden sollen. Im Opernhaus L’Italiana in Algieri. Mademoiselle Trebelli die Isabella; der jetzt berühmt werdende Basso comico Ciampi (aus London) den Taddeo. Sonntag 21. [X.] … Leider gar nichts gearbeitet, weil mich ungünstige künstlerische Nachrichten von verschiedenen Seiten deprimieren. In der Oper: Lohengrin.

Meyerbeer an Louis Brandus in Paris Berlin, d. 21 Oktober 1860. 30

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Hochgeehrter Herr! Ich würde Ihr geehrtes Schreiben schon beantwortet haben, wenn Sie mir nicht in demselben angezeigt hätten, daß ich in wenigen Tagen ein zweites von Ihnen zu erwarten hätte. Doch fühle ich mich veranlaßt Ihnen schon heute zu schreiben, um Sie zu ersuchen zur ersten Vorstellung der Reprise des Pardon H Paul Fouché und H Paul D’Ivoy in meinem Namen jedem eine stalle d’orchestre persönlich zu

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übergeben oder wenn Sie es galanter glauben, jedem zwei für ihre Gattinnen. Auch würde es mir sehr angenehm sein, wenn Sie (falls Ihre Zeit es erlaubt) den letzten Proben beiwohnen wollten, um wenn einzelne Theile nicht gut gehen sollten H Mocker oder H Charlot zu veranlassen, daß sie es verbessern lassen. Besonders wenn Sie finden sollten, daß Madelle Darcier die Arie der Nantier-Didier schlecht singen sollte (was ich nicht hoffen will), in diesem Falle zu veranlassen, daß diese Arie lieber weg bliebe. Wenn ich in dieser Angelegenheit mich vorzugsweise an Sie und nicht an Ihren Herrn Bruder wende, so geschieht es, weil es mir wichtig ist, die wahre Sachlage zu erfahren, selbst wenn dieselbe mir unangenehm sein sollte. Nun habe ich aber schon einige Male bemerkt, daß Ihr Herr Bruder mir bei seinen Berichten Dinge verschwieg, sobald dieselben nicht angenehmer Natur für mich waren. So z.B. gab er mir als Grund des Aufschubs der Reprise des Propheten an, daß Madelle Hamacker krank war und doch gewiß wußte, daß sie aus Rancüne gegen mich nicht singen wollte, weil ich Dlle Duprez für die Rolle verlangt hatte. So hat er auch bei den Proben des Crociato mir nie gesagt, daß manche Stücke ausgelassen, manche andre so arg beschnitten waren. Ich bin überzeugt, daß er das aus großer Gutmüthigkeit thut, um mir keine unangenehmen Eindrücke zu machen; allein für mich ist doch das Wichtigste die Wahrheit über meine eigenen Angelegenheiten zu erfahren, selbst wenn sie mir nicht angenehm sein sollte. Bitten Sie ihn daher künftig mir in seinen Berichten nichts zu verhehlen, wenn auch die Wahrheit unangenehmer Natur wäre. Ich lese in den Zeitungen, daß die Reprise der Dinorah in London (Covent-Garden) stattfinden soll. Haben Sie gute Nachrichten darüber? Ich habe Madame Célérier gebeten Ihnen den Charivari zu senden; bekommen Sie ihn auch regelmäßig? Zur Schonung meiner angegriffenen Augen bin ich gezwungen zum Dictiren meine Zuflucht zu nehmen. Genehmigen Sie, hochgeehrter Herr, die Versicherung meiner vollkommensten Hochachtung Meyerbeer [Vermerk von fremder Hand:] rep 24 Oct [Autograph (Ls): Bibl. nat. de France, Bibliothèque de l’Opéra, L. a. s. Meyerbeer (43)]

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Tgb. Oktober 1860 Montag 22. [X.] … Nicht gearbeitet. Brief von Minna mit der Nachricht, daß sie, um Dr. Opholzer [recte: Oppolzer] für Caecilie zu konsultieren, nach Wien reiset.

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Meyerbeer an Louis Brandus in Paris Berlin, d. 22 Oktober 1860. Hochgeehrter Herr!

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Ich habe in meinem gestrigen Schreiben folgende Gegenstände zu bemerken vergessen, welches ich hierdurch nachhole. 1) Ich habe auf den Wunsch Ihres Herr [!] Bruders ihm für Frankreich die Publikation des Chores „Vaterland“, welches [!] ich für die Teutonia componirte bewilligt. Wenn Sie glauben, daß es Dunchan Davison angenehm sein würde das Recht der Publication für England zu erhalten und er mir darum schriebe, so will ich es ihm überlassen. 2) Schon seit längerer Zeit sehe ich von Boosey den vollständigen englischen Clavierauszug der Dinorah angezeigt. Ich wünschte ein Exemplar desselben zu besitzen; wollen Sie die Güte haben Boosey zu veranlassen, daß er mir eins schickt. 3) In den Daily News Bell’s Messenger und den Musical World sehe ich über den Erfolg der Reprise der Dinorah in London sehr verschiedene Ansichten ausgesprochen. Ebenso über den Erfolg des Debüt der Tedesco in Berlioz Artikel und dem des Entr’acte, welche ich Ihnen sämmtlich beilege, weil es mich interessiren würde von Ihnen zu erfahren, auf welcher Seite sich die Wahrheit befindet. Ich lege außerdem noch zwei Artikel des Musical World bei, die mir fast unverständlich sind, mit der Frage, ob dieselben Ihnen verständlich sind. 4) Sollte H Beaumont zu dem Pardon noch ein kleines Stück geben wollen, so wollen wir weiter keine Notiz davon nehmen und nicht dagegen bei H Beaumont auch nur den mindesten Schritt thun. 5) Es wäre mir angenehm, wenn Sie von H Victor erlangen könnten, daß er wieder wie früher für Sie die Bulletins de recette macht, indem die, welche Sie mir von H Dutertre’s Factur schickten so kurios

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zusammengestellt waren, daß ich durchaus nicht daraus klug werden konnte. Genehmigen Sie, hochgeehrter Herr, die Versicherung meiner vollkommensten Hochachtung Meyerbeer

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[Vermerk von fremder Hand:] rép 26 Oct [Autograph (Ls): Bibl. nat. de France, Bibliothèque de l’Opéra, L. a. s. Meyerbeer (49)]

Meyerbeer an August Hitzschold in Zürich August Hitzschold Widdergasse 277 Zürich

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[Berlin,] (d. 22 Oktober [18]60) Hochgeehrter Herr! Ihr geschätztes Schreiben, welches Sie nach Paris adressirt haben, ist mir erst hier in Berlin zugekommen, woselbst ich gegenwärtig bin, und zwar so unwohl, daß ich genöthiget bin diese Zeilen zu dictiren. Zuvörderst danke ich Ihnen herzlich für die Sympathieen welche Sie für mich und meine Kunstleistungen in Ihrem Briefe auf eine so freundliche Weise aussprechen, sowie für das Zutrauen, welches Sie meinem schwachen Talente beweisen, indem Sie mir ein Operngedicht von Ihnen zur Composition anvertrauen wollen. Ich muß jedoch bedauern, daß sehr viele Verbindlichkeiten, die ich zu neuen musikalischen Arbeiten eingegangen bin und die wohl den ganzen Rest meiner noch so kurzen Zukunft in Anspruch nehmen dürften, es mir unmöglich machen mich zu noch anderen neuen Compositionen, außer den bereits übernommenen, zu verpflichten. Beifolgend habe ich die Ehre Ihrem Wunsche gemäß den Brief des Herzog v. Sachsen Coburg Gotha zu übersenden. [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 44]

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Tgb. Oktober 1860 Dienstag 23. [X.] … Den Epilog meines Feldlagers durchlesen wegen der Behandlung des Melodrams inbezug auf die Jeunesse de Goethe.

Daniel François Esprit Auber an Meyerbeer in Berlin [Paris, 23. X. 1860]

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Bien aimable et bien illustre maitre, on éleve à Florence, patrie de Cherubini, un monument à sa mémoire. La section de musique de l’institut, pour contribuer à la réussite de ce projet, ouvre une liste, par reconnaissance pour les grands services que Cherubini a rendus à l’art musical en france. Vous, que nous sommes si heureux de compter au nombre des membres de notre academie, voulez vous nous permettre de mettre votre nom sur notre liste? J’attends un petit mot de vous, et je vous prie de croire à mes sentiments les plus affectueux, et les plus dévoués Auber Paris, 23 octobre 1860 [Autograph (Las): SIMPK, Doc. orig. Auber, F. 1]

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Mittewoche 24. [X.] … Nur 1 Stunde vor dem Frühstück an Iphigenia (Jeunesse de Goethe) gearbeitet. … Nachmittags in der Garnisonkirche, wo Julius Schneider das Oratorium Das Weltgericht von Friedrich Schneider aufführte. Ich hörte die beiden ersten Teile, die mich ganz kalt ließen: gar keine religiöse Weihe in dieser Musik, auch keine sonstige Elevation, desgleichen keine Erfindung weder melodische noch harmonische. Eine gut gemachte, korrekte Musik, voilà tout. Wegen Erkältungsgefühl war ich zu keiner Arbeit fähig. Donnerstag 25. u. Freitag 26. [X.] … Kopfwehe. … Brief von Auber aus Paris, der mich auffordert, der Subskription beizutreten, welche das Institut de France für das Monument von Cherubini macht. Ich antworte ihm noch heute und schicke ihm 400 Franken zu diesem Zweck.

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Meyerbeer an Daniel François Esprit Auber in Paris Berlin 26 octobre 1860 Cher & illustre Maître, Votre aimable lettre que je viens de recevoir previent l’intention que j’avais eue, des que j’ai appris qu’on avait l’idée d’élever un monument à Cherubini, de contribuer pour ma petite part à la glorification du grand maitre que je vénère tant. – . Je me joins donc avec bonheur à la demarche des illustres maitres de l’Institut de france, en Vous priant de porter mon nom sur Votre liste pour la somme de quatre cents francs, que j’ai l’honneur de joindre à cette lettre. Veuillez agréer illustre Maitre l’expression de mes sentiments les plus affectueux & les plus dévoués

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Meyerbeer [Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 28 (Vol. 75, S. 88)]

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Meyerbeer an Gemmy Brandus in Paris Berlin, October 26, 1860 You would do me a great favour by seeing Herr Carré as soon as possible and asking him not to send me merely the second and third acts of his libretto, but to wait and send it all at the same time, when it is quite finished, as I can only judge it properly by reading the whole thing through. I am sending you by to-morrow’s post the Romance of the fourth act of the ‘Huguenots’ for Madame Lauters. The latter writes to tell me that everybody at the Opera is talking of my bringing out ‘L’Africaine’ for certain next season, with Herr Niemann as the principal tenor. Now this must hurt Guymard most deeply as he has sung all my operas for so many years with such faithful love and with such great success. I do not wish to send Madame Lauters a written answer to this, but I should be exceedingly obliged if you would take her the Romance yourself, and tell her, at the same time, that I cannot possibly be responsible for all the canards which appear in the papers about me. Tell her, please, that I have as yet settled nothing with regard to the different characters, and also that I have not the faintest notion when my ‘L’Africaine’ is to be produced;

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but at any rate it will not be for a long time to come. Besides this, will you kindly tell Madame Lauters that if she finds, during the rehearsals of the ‘Huguenots’, that anything seems unsuitable to her voice, I shall have great pleasure in altering whatever places she likes. Please ask her when she thinks of singing Valentine. Will you also tell Herr Weyll for me that I have found out the title of the book for him? It is ‘The Opera of the Future’ and can be had at the Franco-German bookstore of either Avenarius or Franke. Let me have the article from the paper regarding which the inclosed notice reads: The „Journal Amusant“ gives Halévy as the composer of the „Huguenots“. I wonder whether Meyerbeer agrees to this or not.’ [Autograph (Las): Verbleib unbekannt, ehemals Sammlung Edward Brandus; Abdruck in englischer Übersetzung in: The Century Library of Music, hrsg. von Ignace Jan Paderewski, New York 1900, Bd. 3, S. 80 f.]

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Sonnabend 27. [X.] … Neue Vorsätze zur Arbeit. … 1 Stunde vor dem Frühstück an der Szene der Iphigenie gearbeitet. … In der Singakademie Paulus, Oratorium von Mendelssohn. Sonntag 28. [X.] … 1 Stunde vor dem Frühstück an Iphigenie gearbeitet. … Konzert von Hahns Gesangverein. Montag 29. [X.] … 1 Stunde vor dem Frühstück Iphigenie fertig komponiert. Abends 2 Stunden gearbeitet: angefangen Iphigenie aufzuschreiben. … Dienstag 30. [X.] … an dem Aufschreiben von Iphigenie gearbeitet (3 Stunden). … Im Opernhaus Il Trovatore von Verdi; sehr gute Vorstellung namentlich Madame Mariani-Lorini und Demoiselle Trebelli. Mittewoche 31. [X.] … 1 Stunde vor dem Frühstück Iphigenie vollständig aufgeschrieben; … sonst leider nichts getan. Heute Abend kam meine teure Gattin Minna mit meiner geliebten Tochter Cornelie, von ihrer Reise rückkehrend, in Berlin an.

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Meyerbeer an Gemmy Brandus in Paris Berlin, October 31, 1860 I hope you received my last letter, and to-day I want to ask you the following questions: 1. In the last number of the ‘Revue Musicale’ I read that a certain person had paid anonymously to the Director of the Théâtre Lyrique 50,000 francs as security for the mise en scène of the new opera by Berlioz. Can you find out for me who this person is, or at least who he is supposed to be, as it is a matter of the keenest interest to me. 2. In the last number of the ‘Presse Théâtrale’ I read that an article had been published in the ‘Figaro’ about Richard Wagner signed Guy d’Estrée, but believed to be by Blaze de Bury. I should so much like to read this article if you would kindly send it to me. 3. I should be very much interested to hear from you whether you think that the ‘Pardon de Ploërmel’ has gained or lost in musical conception since the first performance (especially on Montrose’s part). 4. I hear that the Teutonia is organizing a musical festival to honour the anniversary of Schiller’s birthday. Are they going to have an orchestra, and are my ‘Schiller Marsch’ and ‘Schiller Cantata’ going to be performed? Dinorah has been brought out lately in both Bremen and Linz, and (from what the papers say) has had great success. P. S. I see in the last number of your ‘Revue Musicale’ that the Editor Legouix has just published Schubert’s ‘Roi des Au[l]nes’ (Erlking), orchestrated by Berlioz. You would do me the greatest favour by buying this for me (but without the separate parts) and sending it to me by ‘bandes croisées.’ I saw from your letter that Faure was not engaged by Mirelli. The latter has been in Berlin since then, and, after hearing from me that I considered it advisable to engage Faure for the Italian representation of ‘Dinorah’ in Vienna, he consented to engage him (of course on condition that they can come to terms from a financial point of view, and also on condition that Faure can be ready to arrive in Vienna at the latest on the 18th of February, and remain until the 20th or 25th of April). Mirelli says he knows that Faure is engaged by Gay and that such engagements begin as a rule in the early part of April, but as Gay, who had also engaged Demoiselle Patti for the 1st of April, easily arranged to have her free until the 25th of April, although Patti was to have sung an important part in each performance, Mirelli ho-

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pes that Faure may also be relieved until the 25th of April. Will you have the great kindness to ask Faure from Mirelli (but by no means in my name) whether he would be willing to accept an engagement for the above-mentioned time, and, if so, what his conditions would be. You can tell him this: that Mirelli is most anxious that he should take the part of Hoël with Patti in Vienna. And please write your answer in a way that I can read it to Mirelli. Your brother wrote to me about Musard’s coming to Berlin in connection with my ‘London Exhibition Ouverture.’ Should Faure absolutely decline coming to Vienna, I would ask you to be kind enough (through a third person – for instance through Duncan Davison) to ask the barytone Santley in London whether he would be free, or could make himself free, from the 15th of February until the 25th of April in order to take an engagement in a large German city. He must neither guess that this question comes from me, nor that it is for Mirelli, as I do not wish to speak of it to Mirelli (who as yet knows nothing about this idea of mine until he has Faure’s answer). [Autograph (Las): Verbleib unbekannt, ehemals Sammlung Edward Brandus; Abdruck in englischer Übersetzung in: The Century Library of Music, hrsg. von Ignace Jan Paderewski, New York 1900, Bd. 3, S. 85 f.] Tk. November 1860

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2. [Freitag] An Bennewitz Hypothekenschein 3. Mit Faure zu Graf Redern 8. Burguy[:] Katholische Gebethe mit deutscher Ubersetzung = Buchbinder für Fortsetzung des Cassabuchs: Sonntag 2 der neue Bediente bei ihm [–] Ob H Burguy das Papier bewahrt hat worin ich die Pflichten des Bedienten aufgezeichnet hatte 11. Um 2 zu Burguy 12. Gemmy. Das Buch von Veron. Ob wahr daß Me Cabel wieder in die Opéra comique und LeRoy statt Mocker 14. ½ 2 zu Bürguy 16. Gravenstein. Daß er mit Bennewitz wegen der 2200 Rtl Staatsanleihe spricht welche derselbe noch nicht eingeliefert hat = welches das verloosete Papier ist, daß erst 1861 bezahlt wird = Die Florentinische Wechsel

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17. Lüdeke 69 Rtl 7 Gr bezahlen[,] George die Hälfte davon [–] Die Wechsel nach Florenz schicken [–] Burguy wegen Gödsche Br. an Gemmy: Presse teatrale[,] Pariser Zeitung[,] neues musikalisches Journal Ricordi 19. 9 Uhr auf der Banke. 25. 2 Gödsche. 26. Einladungen lithographieren lassen. Gravenstein Wechsel auf Florenz Besuche Lagrange [–] Artot [–] Gräfin Hacke [–] Prinzeß von Preußen[.] Burguy Calmus. Bologna[.] Burguy Buchbinder Reibedanz 27. Auerbach[.] Von Bock für Lindner Bachers Aufsatz. 30. Traube. Ob Caecilie Reinlichkeitswaschungen vornehmen kann – Calumel [–] Herzberg [–] Wächterin aus dem katholischen Krankenhaus lieber Abends kommen.

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Donnerstag 1. [XI.] … 1 Stunde vor dem Frühstück und Abends 2 Stunden generelle Vorbereitungen und Studien zur Jeunesse de Goethe. Die so sehr fallende Recette (2084 fr. 50 c.) der 3. Vorstellung der Reprise du Pardon betrübte und entmutigte mich so, daß ich alle Spannkraft zur Arbeit verlor. …

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Meyerbeer an Joseph Bacher in Wien Dr Bacher in Wien [Berlin,] 1 November 1860. Hochgeehrter Herr und Freund! Ihren geschätzten Brief, in welchem Sie mir den Abdruck Ihres in der Akademie der Wissenschaften gehaltenen Vortrag über das Spielgrafenamt mittheilten, habe ich erhalten. Mit großem Interesse habe ich diesen Aufsatz durchlesen und da ich glaubte, daß er auch den hiesigen Musikfreunden von großem Interesse sein würde, so habe ich denselben dem Director der Berliner Musikzeitung zur Mittheilung in seinem Blatte gegeben hinzufügend daß dieses ein Fragment aus der von Ihnen unternommenen Geschichte der Wiener Oper ist, und er hat es noch in der heutigen Nummer (die ich Ihnen hierbei

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lege) abgedruckt, welches Ihnen vielleicht angenehm sein wird zu erfahren. [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 45]

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Tgb. November 1860 Freitag 2. [XI.] … Brief von Leutnant Maximilian von Kracht: bewirbt sich um Corneliens Hand. … Einige Stunden mit generellen Studien zur Jeunesse de Goethe, sonst nicht gearbeitet. Eine Kritik von St. Valery [recte: Saint-Valry] im Pays über die Reprise des Pardon entmutigte mich und machte mich zu jeder musikalischen Arbeit unfähig. Sonnabend 3. [XI.] … Leider gar nichts getan. Explikation mit Cornelie über Krachts Bewerbung, welche sie sehr agitiert. Sie ist über meine Ansicht über die Cupidität der Bewerbungen der vornehmen, aber stets armen Offiziere unzufrieden, obgleich sie erklärt, daß sie Kracht durchaus nicht liebt. Abends mit Blanca im Victoria-Theater wo man italienisch Norma gab. … Sonntag 4. [XI.] … Unter den deprimierenden Erwartungen der so sehr schwachen Recetten (4. Reprise 2280 fr., 5. 1281 fr.) des Pardon in der Opéra comique und die mir so unangenehme Bewerbung des Leutnant Kracht um Cornelie kann ich mich zu gar keiner musikalischen Stimmung fassen. Dabei die Unsicherheit, ob ich die Verse in der Jeunesse de Goethe von den Personen melodramatisch sprechen oder musikalisch singen lassen soll, macht, daß ich auch in dieser Komposition nicht vorwärts schreite. In einer Matinée musicale im Opernhause zum Besten der Choristen. … Abends vom Sternschen Gesangsverein Gedächtnisfeier am heutigen Jahrestage von Mendelssohns Tod. … Mein Nachbar war der Schriftsteller Dr. Klein, der als musikalischer Referent der Preußischen Zeitung manches gegen mich geschrieben hatte. Wir sprachen trotz dessen ziemlich viel und freundlich mit einander. Montag 5. [XI.] … Abends im Schauspielhause Der Sommernachtstraum … von Shakespeare. … Dienstag 6. [XI.] … Die vielen Stuhlgänge schwächten mich sehr und machten mich zur Arbeit untauglich. Obgleich ich ein paar Stunden am Faust arbeitete, brachte ich nichts Besonderes hervor. …

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Mittewoche 7. [XI.] … Den ganzen Tag gehustet. Brief von einem Herrn Gautier-Sennez aus Aix … der behauptet, mir vor Jahren ein Opernlibretto Frère Jean zugeschickt zu haben, welches viele Ähnlichkeiten mit Vasco de Gama enthalten soll, und mich dafür verantwortlich macht. Italienische Oper im Opernhause Lucrezia Borgia von Donizetti. … Donnerstag 8. [XI.] Da sich der Husten u. Schnupfen wieder eingestellt hat, fange ich wieder an, den Salzbrunnen zu trinken. … Leider fast gar nichts gearbeitet. Konzert von Radecke mit Orchester. … Freitag 9. [XI.] Sehr starker Schnupfen. … Etwa 4 Stunden am Faust in Jeunesse de Goethe gearbeitet. Sonnabend 10. [XI.] … Ich blieb, um zu transpirieren, sehr lange im Bette und fing erst um 12 zu arbeiten an, konnte aber nur 1 Stunde bei der Arbeit bleiben. … In der italienischen Oper im Victoria-Theater La Traviata … von Verdi. Sonntag 11. [XI.] … Abends 4 Stunden mit gutem Erfolg an der Szene von Faust gearbeitet. Montag 12. [XI.] … Infolge des 2. Stuhlganges so abgespannt u. unbehaglich, daß ich dadurch zur Arbeit untauglich wurde und ein paar Stunden komponieren konnte. … Dienstag 13. [XI.] … Die Faust-Szene habe ich bis auf das[!] letzte Engelchor fertig komponiert. Im Theater Catharina Cornaro … von Lachner. Durch den Husten und die zum Teil dadurch genährte Kopfwehe sehr wenig gearbeitet.

Meyerbeer an Angelo Mariani in Bologna All’egreggio Signore Il Signor Cavaliere Mariani celeberrimo direttore d’orchestra del Teatro communale di Bologna a Bologna (Italien) franco

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Berlin, le 13 Novembre 1860. Monsieur le Chevalier, Je dois m’excuser de n’avoir pas répondu plus tôt à la lettre que vous m’avez fait l’honneur de m’adresser; j’étais gravement indisposé

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quand je l’ai reçue, et maintenant je ne suis pas même entièrement guéri, ce qui me force de dicter ces lignes. Je vous suis bien reconnaissant de l’amabilité avec laquelle vous me témoignez le désir que je vienne à Gênes le carnaval prochain pour monter avec vous les Huguenots. J’aurais eu grande joie à me rendre à cette invitation, n’eut-ce été que pour revoir cette belle ville de Gênes; car, quant à mon opéra, il n’a pas besoin de ma présence: il est impossible qu’il soit sous une meilleure direction que la vôtre, ce dont vous m’avez donné tant de preuves déjà, ainsi qu’à tant d’autres auteurs dont les ouvrages ont eu le bonheur d’être exécutés sous vos auspices; mais l’état de ma santé ne me permet pas d’entreprendre des voyages cet hiver. Monsieur Guidi m’a communiqué l’extrait d’une lettre de vous, Monsieur le Chevalier, et un journal de Bologne, qui m’apprend que vous avez bien voulu me donner une nouvelle preuve de votre sympathie pour l’ouverture du Pardon de Ploermel, en la produisant à Bologne, comme vous l’avez déjà fait à Gênes, et que grâce à la virtuosité avec laquelle vous l’avez fait étudier et exécuter, elle a produit de l’effet. Je suis aussi bien heureux de ce que vous prêterez l’appui de votre savante direction à la représentation du Prophète dans cette ville, et que le rôle de Fidès sera chanté par cette grande artiste, Madame Borghi-Mamo, que j’ai admirée si souvent à Paris dans ce rôle et dans tant d’autres. Je vous serais bien obligé, Monsieur le Chevalier, si vous aviez la bonté d’offrir mes compliments les plus empressées à cette illustre cantatrice. Inutile de vous dire, Monsieur le Chevalier, que je vous suis très reconnaissant de l’amabilité que vous me témoignez en m’annonçant que vous me donnerez des nouvelles de la représentation du Prophète à Bologne, quand elle aura eu lieu. Agréez, Monsieur le Chevalier, l’expression des sentiments les plus distingués de Votre tout dévoué Meyerbeer

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[Autograph (Ls): ): Biblioteca Civica Berio, Sezione di Conservazione e Raccolta Locale, Genua, m. r . II. 4. 15 (16)]

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Tgb. November 1860 Mittewoche 14. [XI.] … Sehr lange wegen des Hustens zu Bette geblieben und deshalb den ganzen Vormittag nichts gearbeitet. Besuch von Konzertmeister Laub. Abends mit Cornelie in Laubs Konzert. … Donnerstag 15. [XI.] … Schreiben von Schuselka in Wien, der im Namen der Concordia zum 2. Mal trotz meines Refus darauf dringt, daß ich ihm Stücke der Dinorah zu einem Wohltätigkeitskonzert überlasse, und darauf anspielt, daß die ganze Journalistik Wiens diesem Verein angehöre. Was bleibt mir übrig als in Berücksichtigung dieser versteckten Drohung nachzugeben? In der Oper Orpheus von Gluck. …

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Meyerbeer an Louis Brandus in Paris Berlin, d. 15 November 1860 Hochgeehrter Herr! Ich hatte schon vor ein paar Tagen im Journal l’Entr’acte gelesen, daß H Mocker die régie der Opéra comique verläßt und H Le Roy sie wieder übernimmt; ferner daß Made Cabel eine Reihe von Gastrollen geben wird. Ich dachte, daß es eine unbegründete Nachricht wäre da ich glauben mußte, daß mich Ihr Herr Bruder von diesen zwei Gegenständen, die doch von so vielem Interesse für mich sind, unterrichtet haben würde. Heute sehe ich aber, daß wenigstens der Theil, der die Gastrollen der Made Cabel betrifft, wahr ist, da sie bereits in der Part du Diable angekündigt ist. Zugleich sehe ich aber auch, daß sie fast ihr ganzes Repertoir singen wird mit Ausnahme des Pardon; das finde ich unbegreiflich, da es doch eine ihrer brillantesten Rollen ist und in der sie auch am meisten gefallen hat. Andrerseits ist es aber auch für die renommée des Pardon sehr schädlich, daß gerade diese Oper ausgeschlossen ist. Daß Madelle Monrose gegenwärtig diese Rolle singt kann nich kein hinreichender Grund sein sie nicht als Gastrolle von der Made Cabel auch singen zu lassen; denn la Part du Diable ist ja auch von Madelle Monrose gesungen worden, und doch singt sie Made Cabel jetzt. Sie würden mich daher sehr verbinden, wenn Sie die Güte haben wollten mit dem régisseur, sei es nun H Mocker oder H Le Roy, darüber zu sprechen, damit Made Cabel auch den Pardon unter ihren Gastrollen singt: Es müßten denn andere mir unbekannte Gründe dagegen sprechen, die Sie selbst, geehrter Herr, billigten. Bei

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dieser Gelegenheit erinnere ich mich auch, daß ich vergessen hatte Ihnen die beifolgende Einlage an H Taxile mitzutheilen. Genehmigen Sie, hochgeehrter Herr, die Versicherung meiner vollkommensten Hochachtung 5

Meyerbeer [Autograph (L): Bibl. nat. de France, Bibliothèque de l’Opéra, L. a. s. Meyerbeer (50)]

Meyerbeer an Franz Schuselka in Wien H Schuselka Kleine Schulenstraße 844 Wien [Berlin,] 15 Nov. 1860.

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In Beantwortung Ihres geschätzten Briefes, den ich soeben erhalte, gebe ich mir die Ehre Folgendes zu erwiedern. Wenn die Herren Veranstalter des Concertes noch ehe sie meine Antwort auf Ihre Anfrage erhielten, dennoch definitive Anstalten zur Aufführung der Fragmente aus Dinorah trafen, die, Ihrem Brief nach nun schwer zu beseitigen sind, so ist es ein Fehler ihrerseits für dessen Folgen ich nicht verantwortlich sein kann. Zu den Gründen der Ablehnung, die ich in meinem vorigen Briefe entwickelte, gesellt sich aber noch ein anderer, den ich, weil er sehr delikat ist, nicht anführte, aber nun doch nach Ihrem zweiten Schreiben berühren muß. Als ich dem K. Hofoperntheater die Aufführung der Dinorah verweigerte, zum Theil weil ich die Darstellerin der Dinorah, obgleich sie eine ausgezeichnete Künstlerin ist, für die ich die höchste Achtung und Sympathie hege, nicht für diese Rolle geeignet hielt, fühlte sich nicht nur die geschätzte Künstlerin hierdurch sehr verletzt, sondern, wie Sie wohl selbst wissen werden, fanden alle Organe der Wiener Presse diesen Entschluß verletzend für die Künstlerin. Wie viel verletzender für dieselbe würde es nun sein, wenn ich jetzt in Wien eine wenn auch nur fragmentarische Produktion durch eine mir unbekannte Künstlerin, die ich nie gehört habe, erlaubte. Die Gründe, welche Sie mir geben hochgeehrter Herr, um die meinigen zu wiederlegen, heben meine Ueberzeugung nicht auf, daß diese Aufführung dem Werke nur nachtheilig sein kann, da dieses Concert aber zu einem

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wohlthätigen Zweck bestimmt ist, und sie nach Ihrer Angabe die Fragmente der Dinorah bei der Kürze der Zeit durch nichts anders zu ersetzen wüßten, so will ich meine künstlerischen Interessen den menschlichen opfern, und meine Weigerung aufgeben. Nur habe ich zu bemerken, daß wenn Sie, wie ich aus Ihrem Briefe vermuthen muß, die Stücke aus der Prager Partitur beziehen, dieselben wie ich erfahren habe, auf eine dem Werke nachtheilige Weise gekürzt und geändert [sind], weßhalb Sie gefälligst dem Verleger H Bock in Berlin telegraphiren möchten, welche Stücke er Ihnen schicken soll. Mit der Bitte diesen Brief den geehrten Mitgliedern der Concordia mitzutheilen und mich denselben freundlich zu empfehlen, habe ich die Ehre zu verbleiben [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; der auf den 16. XI. datierte ausgefertigte Brief ist zuletzt nachgewiesen in: Auktionskatalog des Buchantiquariats C. G. Boerner, Leipzig, Katalog 92 (8. V. 1908), Nr. 115; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 47 f.]

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Tgb. November 1860 Freitag 16. [XI.] … 4 Stunden an der Faustszene gearbeitet u. aufgeschrieben. Sonnabend 17. [XI.] … 2 Stunden Vormittags am Komponieren u. Aufschreiben der Faustszene gearbeitet. … Heute Abend traf meine geliebte Tochter Caecilie von ihrer Reise nach der Insel Wight wieder in Berlin ein.

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A Montuoro à Gênes Directeur du Carlo Felice [Berlin,] 17. Nov. [18]60. Monsieur, Votre bien aimable lettre m’est parvenue, et j’ai été d’autant plus flatté de l’invitation que vous me faites de venir à Gênes aider à monter les Huguenots que vous avez destinés pour la réouverture de votre théâtre, qu’elle me vient d’une ville que j’aime tant et que vous voulez

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bien attribuer quelque importance à ma présence. Je serais enchanté de profiter de cette occasion de revoir votre belle Gênes, mais l’état de ma santé est si chancelant que je n’oserais entreprendre le moindre voyage dans le courant de l’hiver. Pour ce qui est de l’exécution de l’ouvrage, Monsieur, vous possédez en Mr Mariani un directeur de musique si excellent, qui sait pénétrer tellement les intentions des auteurs de toutes les écoles, et faire rendre aux artistes sous sa direction les choses les plus difficiles avec une précision admirable, que ma présence est tout à fait inutile, j’en suis persuadé. Veuillez, Monsieur, agréer encore une fois l’expression du regret que j’éprouve de ne pouvoir me rendre à vos voeux, qui seraient aussi les miens sans l’état de ma santé, qui m’oblige même à dicter ces lignes. Recevez Monsieur l’assurance de ma considération la plus distinguée. [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 49 f.]

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Sonntag 18. [XI.] … 3 Stunden an der Faustszene gearbeitet. Mit Cornelie in der Oper Catherina Cornaro von Lachner. Ungünstige Kritik von Scudo in der Revue des deux mondes über die Reprise des Pardon de Ploërmel. Montag 19. [XI.] … gar nichts gearbeitet. Abend in der Garnisonkirche, wo der Messias aufgeführt ward. Madame Lagrange und Demoiselle Artot sangen die weiblichen Partien trotz ihrer großen Virtuosität herzlich schlecht. Dienstag 20. [XI.] … 3 Stunden an der Faust-Szene gearbeitet u. aufgeschrieben.

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Ihre beide geschätzten Schreiben vom 16ten und 17ten erhalte ich so eben beide zugleich und außerdem so nahe vor dem Postabgang daß ich sie nur ganz flüchtig beantworten kann. 1) Haben Sie die Güte dem armen Maschinisten der Opéra comi-

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que der sich ein Bein gebrochen hat 100 Franken (sage Einhundert Franken) von mir zu und für meine Rechnung zu geben. 2) Haben Sie auch die Güte den Garçons de l’opèra comique das Trinkgeld welches sie reclamiren und daß ihnen versprochen wurde zu geben. 3) Es freut mich zu sehen daß Sie es ebenfalls sehr wünschenswerth finden daß Mme Cabel während ihrer jetzigen Gastrollen den Pardon singt. Nur würde ich sehr wünschen daß sie denselben wenigsten’s einmaal vor ihrem Benefiz singt: denn da sie wie ich aus dem Entreact ersehe einen Akt des Pardon in ihrem Benefiz singen will, so würde dadurch die Vorstellung des ganzen Werkes wenn sie erst nach dem Benefiz Statt finden sollte sehr deflorirt sein. Le Roy und Mocker welche doch beide dem Werke freundlich gesinnt sind, werden das hoffentlich zu vermitteln suchen, wenn Sie sie darum ersuchen. Ob es besser sei daß Hoël von Mlle Wertheimber oder von Troy gesungen werde vermag ich nicht zu beurtheilen da ich beide nicht gehört habe. 4) Ich ersehe aus den Reclamen der Administration im Entreact daß niemals die Zahl der Vorstellungen weder des Pardon noch der Ètoile in den Reclamen angezeigt wird, wie das doch sonst immer geschah. Wollen Sie die Gefälligkeit haben denjenigen welcher mit der Abfassung der Reclamen von der Administration beauftragt ist gütigst darauf aufmerksam zu machen. 5) Madame Célérier zeigt mir an daß sie abermals der Administration des Charivari geschrieben hat, daß mein Exemplar, welches an sie bisher adressirt wurde Ihnen zugeschickt werde. Sollten Sie es bei Ansicht dieses das Journal noch nicht erhalten haben so bitte ich es von der Administration zu reclamiren. 6) Sie würden mich sehr verbinden wenn Sie Ihrem Herrn Bruder sagen wollten, daß ich trotz seiner wiederholten reclamationen, mein Exemplar der Presse téatrale nicht erhalte. Ich ersuche ihn gefälligst noch einmaal zu bei der Administration zu reclamiren, und hinzuzufügen, daß wenn ich auch ferner nicht das Journal nach Berlin geschickt erhalte, ich dann mein Abbonnement aufgeben würde. Der nahe Abgang des Eisenbahnzuges zwingt mich zu schließen. Genehmigen Sie hochgeehrter Herr den Ausdruck meiner vollkommensten Hochachtung. Meyerbeer P. S. Ich sehe eben daß Mocker’s Brief schon am 31ten October geschrieben war. Haben Sie die Güte ihm zu sagen daß Sie mir densel-

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ben wegen ihrer Abwesenheit von Paris erst jetzt geschickt haben, damit er es nicht übel nimmt bis jetzt noch keine Antwort von mir erhalten zu haben.

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[Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 294 (Vol. 76, S. 57)]

Meyerbeer an Caroline Faure in Paris Berlin, ce 20 novembre 1860. Ma chère madame, 10

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Votre aimable lettre m’a trouvé malade et alité. Ce n’est que depuis hier que j’ai pu quitter le lit. Voilà pourquoi j’ai dû retarder ma réponse, que j’aurais voulu pouvoir vous adresser plus tôt pour dissiper vos craintes sur la réussite de M. Faure dans son début au théâtre de Berlin, crainte qui vous a été inspirée par l’article du journal français (le Constitutionnel) que vous avez joint à votre lettre. Je puis vous assurer en toute sécurité et sans flatterie aucune que M. Faure a obtenu un succès complet et unanime dans son début dans la Lucrezia Borgia. Il a été rappelé par toute la salle une fois après son air du premier acte, et deux fois après le duo et le trio du second acte, qu’il a extrêmement bien joués. Son succès a été très grand non-seulement comme chanteur, mais aussi comme acteur. Du reste tous les journaux allemands le constatent. Il a paru aujourd’hui même, dans un des grands journaux de Berlin, une rectification à propos de l’article du journal français en question. Je m’empresse de vous adresser ce petit article en y joignant une traduction française pour que vous puissez vous convaincre que je vous ai écrit la vérité. Veuillez agréer, ma chère Madame Faure, l’expression de mes sentiments les plus distingués, et daignez me rappeler au souvenir de M. Faure. Votre très dévoué, Meyerbeer. [Autograph (Ls oder Las): Verbleib unbekannt; Abdruck in: Figaro vom 25. XI. 1860, 7. Jg., Nr. 603, S. 5]

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Tgb. November 1860 Mittewoche 21. [XI.] … Leider fast gar nichts den ganzen Tag getan. Abends war ich zu der Prinzessin Karl befohlen; dann in einer kleinen Abendgesellschaft, die Korff zu Ehren der jungen Eheleute Georg und Alexandrine Beer gab. Donnerstag 22. [XI.] … Ein paar Stunden mit ziemlich gutem Erfolg an dem Engelchor komponiert. Diner bei dem Geheimrat Dr. Jüngken. Im Operhaus italienische Oper Tancredi … von Rossini. Freitag 23. [XI.] … Nur wenig gearbeitet. …

Meyerbeer an Gemmy Brandus in Paris

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Mr Gemmy Brandus [Berlin,] 23 Novembre 1860. 1) Ich muß also darauf bestehen, daß in dem Contract ⎡und nicht bloß in einem Privatbrief⎤ Guidi das Recht behält die Ouverture verkaufen zu können. Es wird dabei bemerkt, daß natürlich Ricordi sie ebenfalls verkaufen kann (kann sich Ricordi mit Guidi arrangiren, daß dieser freiwillig darauf verzichtet, so ist es seine Sache.) 2) Muß nicht bloß in einem Briefe, sondern auch in dem Contracte stehen, que le premier théâtre en Italie, qui donnera cet ouvrage, ne pourra le donner dans le cas où j’approuverai les chanteurs qui doivent le chanter, et dont le choix doit être soumis à ma sanction. Enfin que le prix effectif et non fictif de la vente doit être de trois mille francs, dont mille francs pour les auteurs du libretto et deux mille francs pour moi (d’après les usages français). Mais que si Mr Ricordi peut faire en sorte que dans le premier théâtre d’Italie qui représentera Dinorah Made Cabel et Mr Faure chantent le rôle de Dinorah et de Hoël, je rendrai, quand ça aura lieu, à Mr Ricordi mille francs des deux mille francs que j’ai touchés pour ma part. Si Mr Ricordi accepte les conditions envoyez-moi son contrat pour que j’examine si la rédaction me convient. Du reste Mr Ricordi avait raison de demander l’approbation de Mr Barbier et Carré, car la vente ne serait pas valable sans cela – . Veuillez donc lui écrire que je dois persister à ce qu’il y ait dans le contrat et non pas seulement dans une lettre particulière, que Mr Guidi conserve le droit de vendre l’ouverture. On ajoutera la remarque, qui s’entend que Mr Ricordi peut la vendre également. (Si Mr R. peut s’arranger avec Mr Guidi pour que celui-ci y renonce volontai-

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rement, c’est son affaire. Il fait dernièrement qu’il y ait dans le contrat et non pas seulement dans une lettre. Mr R. s’engage en outre envers Mr Meyerbeer à ne donner au premier théâtre italien qui voudra représenter cet ouvrage 5

[Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 50a]

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Sonnabend 24. [XI.] … Besuch von Liszt, der zur Taufe seines Enkels nach Berlin gekommen ist. 3 ½ Stunden … gearbeitet: den Chor der Engel fertig komponiert. Sonntag 25. [XI.] … Vormittags 3 Stunden am Aufschreiben des Engelchors gearbeitet. … Im Theater mit den Kindern, wo man Der Prophet gab. … Demoiselle Wagner sang endlich wieder einmal die Fides. … Montag 26. [XI.] … Leider nur 2 Stunden gearbeitet. … Ich gab ein Diner zu Ehren des jungen Ehepaars meines Neffen Georg Beer mit Alexandrine Rosen. … Abends noch eine Stunde gearbeitet u. den Schluß des Engelchors aufgeschrieben. Es bleibt mir noch das Zwischenglied zwischen Gretchens Ohnmächtigwerden und dem Beginn des Engelchors zu komponieren. … Ludwig Rellstab, der bekannte Schriftsteller und musikalische Kritiker, ist heute früh am Schlagfluß gestorben. Früher als Kritiker mein heftigster Gegner, wurden wir vor 17 Jahren durch Liszt mit einander versöhnt. Dienstag 27. [XI.] … 5 Stunden gearbeitet: Die ganze Faustszene fertig komponiert und zum größten Teil aufgeschrieben. Mittewoche 28. [XI.] … 5 Stunden gearbeitet: Die Faustszene vollständig aufgeschrieben, dann angefangen die Singstimmen davon in die Partitur zu schreiben u. gleichzeitig zu instrumentieren. … Donnerstag 29., Freitag 30. [XI.] … An beiden Tagen täglich nur etwa 3 Stunden an dem Aufschreiben u. der Instrumentation der Faust-Szene gearbeitet. Der Klavierspieler Bülow schickte mir Billete zu seinem Konzerte, in welchem er auch die Transkription meines Schillermarschs von Liszt spielte. Ich ging hinein, wohnte aber nicht mehr meinem Marsche bei, der zuletzt kam. Die Zeitungsrezensionen dieses Konzerts übergehen mit dedaigneusem Stillschweigen meines Marsches. …

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Meyerbeer an einen Geschäftsführer in Florenz A Mr le Directeur Gérant du Journal l’Indicatore à Florence Via degli Speziali 690, primo piano. 40 francs All’onoratissimo Signor … Direttore del giornale „l’Indicatore„ Florenz. Firenze

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[Berlin,] 29. Nov. [18]60. Monsieur, J’ai reçu la lettre que vous m’avez fait l’honneur de m’adresser, dans laquelle vous me faites part que mon abonnement à votre journal l’Indicatore est échu. J’ai donc l’honneur de vous adresser ci-joint le montant de l’abonnement pour 1860 et en même temps à l’avance le montant de l’abonnement pour 1861. Veuillez agréer l’expression de ma considération la plus distinguée

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[Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 50]

Meyerbeer an einen Zeitungsdirektor in Florenz A M le Directeur du journal l’Italia Artistica Bordigo Borgo dei Greci, No 236 primo piano. 30 francs

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[Berlin,] 29 Nov. [18]60. Monsieur, J’ai reçu la lettre que vous m’avez fait l’honneur de m’adresser dans laquelle vous m’exprimez le désir que je m’abonne à votre journal l’Italia Artistica. Je m’abonne donc à compter du 1er octobre de cette année jusqu’au 1er octobre 1861 et j’ai l’honneur de vous envoyer ci-joint le montant du l’abonnement [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 50]

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1. [Sonnabend] Der Direzione des Teatro di Bologna antworten – An Lüdike 2. Gemmy französisches Libretto vom Pardon[.] An Gemmy. Wegen Guidi [–] wegen Duesberg Übersetzung [–] wegen Carvalho [–] Royer [–] Lauters Hugenotten [–] Marimon für Dinorah 3. Gemmy. Bank’s Lieder = Ricordi [–] Die unter seiner Adresse gesendete Nummer von L’art musical [–] Offenbach’s Oper = Tannhäuser [–] Gye. Etoile du Nord 4. Burguy Heines Buch. Brief an Gemmy [–] an Guyot agent des auteurs [–] Grüneisen = Borghi Mamo [–] Dingelstedt [–] an Schott. Guyot = Zanni de Feranti = Mahler Lowenstein 5. Louis Brandus Duncan Davison Cantique [–] Heines hinterlassene Werke Steinman [–] Klavierauszug Pardon englisch [–] Gye Étoile du Nord künftige Saison 10. ½ 2 Uhr Conferenz wegen Rellstab’s Todtenfeier in der Conditorei des Opernhauses – An Bock Eiserle’s Brief: 11. Zu GRth Schulze, Bock[,] Schlesinger[,] Auerbach, Lindner 12. An Alma Gräfe antworten 14. Zu Bock wegen Truhn [–] Zur Tribelli: zu Gr Redern: zu Auerbach [–] zur Lagrange wegen Lecomte [–] Lindner – Fritz 15. An Bennewitz Kassabuch. Frankfurther Hausmiethen [–] Hypothek Prinzessin Straße 17. 2 Truhn 18. 12 zu Dr Lindner 21. Englische Zeitung an Lindner 24. Heute Caecilien’s Uhr gestellt 30. An Gravenstein Stargardter Obligationen und Werths Hypothek[.] Quartett Schillermarsch Schlesinger 31. Von Bennewitz die verloseten Werthpapiere zurückfordern die er noch hat (an denselben Werths Hypothek und Hypothek Prinzessin Straße[.] Me Celerier bezahlen – Zur Gräfin Ha[c]ke [–] An Guidi – zu Chikowsky – An Birch Pfeiffer – Zellner – An Bock [Undatierte Nachsatzblätter:] Besorgungen[:] Händels Leben, und Otto Jahn der Akademie wiedergeben [–] Rieß Reparation Grabmahl bezahlen [–] Wein für Neithard – Almosen an Heymann (30 Rtl) [–] Autograph Korff [–] Der Wein für Neithard [–] An Lindner den Aufsatz von Bacher Briefe beantworten[:] Schott in Mainz und Brüssel [–] Henri Blaze.

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Pillet Will. Weill [–] Celerier (Desolme) [–] Sachse in Wien [–] Bacher – Guidi – Montuori – Mariani [–] Sabatier Ungher – Hitzschold in Zürch [–] Galvani in Florenz – Engel in London [–] Ruggiero Manna – Julius Beer Schleunig zu beantworten Concordia in Wien = Acceßist Koller [–] Dr Lindner – Konkoly Besuche[:] Rellstab – Doktorin Behr [–] Amerikanische Gesandschaftssecretair [–] Me Cash – Reinhard – George – Tribelli – Vries Memento Ich habe mich verpflichtet 12 Rtl jährlich der Mietsunterstützungsanstalt (für Juden) vom 23ten October 1860 an zu zahlen. Die letzten eincassirten droits d’auteur waren von July 1860. Ich habe also noch nicht erhalten die von August September October November Hülfbedürfige Armen, deren Reclamation bei der Vertheilung der Liepmanschen Stiftung 1860 nicht berücksichtiget werden konnte 1) SchumacherMeister Hermann Meyer Heilige Geiststraße No 8 im Keller. 6 Kinder; eines davon geisteskrank 2) Gelbgießer Schmerl. Spandauerbrücke No 3. Sehr arm und kränklich 3) Bernhard Schönfeld. DrechslerMeister Große Hamburger Straße No 11. Junger strebsamer Mann An Gemmy Brandus[–] Duncan Dawisons Namen auf den Chor „La Patrie setzen [–] An Guidi Schillercantate Bediente[:] Gnaedig (LegationsRath Theremin Schellingstr: 4 Jahre und bei Mosson[,] Arons. 58. Kronenstraße[.] Schmattek. Mosson: Herzberg. Burchhard. Ecke Brüder und Scharrnstraße (No 19) Teppichfabrikant Sonntag 6. Abends 6 Uhr. Sitzung in der Akademie Einladungen. Neujahr[:] Förster – George Beer – GRth Graefe [–] Decker – Ladenberg – Carl – Normann – Reichenheim – Mendelssohn – die Prinzen = Gr Redern = Wrangel [=] Nothomb = Von der Heydt [=] Illaire = Schmückert [=] Sagan =

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Tgb. Dezember 1860 Sonnabend 1. [XII.] … 2 ½ Stunden an dem Aufschreiben der Singstimme in der Partitur und [an] der Instrumentierung gearbeitet. Ich wohnte dem Leichenbegängnis Rellstabs bei. … Sonntag 2. [XII.] … Nur 2 ½ Stunden an der Faustszene gearbeitet. Im Opernhause Macbeth … von Taubert.

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Meyerbeer an Ercole und Gaetano Tinti in Bologna Berlin le 2e Décembre 1860 Messieurs les directeurs! 5

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La lettre que Vous m’avez fait l’honneur de m’adresser, m’a rendu doublement heureux. Il est en effet bien flatteur pour moi que d’illustres protecteurs de la musique, tels que Vous, Messieurs, ayez pris la peine de m’annoncer que votre ville, qui a toujours brillé au premier rang dans la culture des sciences & des arts, votre ville qui a produits de si grands génies, & où il y a tant de connaisseurs distingués, que votre célèbre ville, dis-je, ait daigné honorer de ses suffrages éclairés le Prophète et l’ouverture du Pardon de Ploërmel. Je n’ignore pas du reste Messieurs que ce succès est dû moins à mon faible mérite, qu’à l’excellente exécution par tant d’illustres artistes qui tenaient les rôles, par votre orchestre si renommé & une brillante mise en Scène: on doit reussir quand on est interprété par un éminent directeur de musique, de réputation européenne, tel que l’illustre chevalier Mariani, et une si grande & si célèbre artiste que Madame Borghi-Mamo. Veuillez donc Messieurs les directeurs, agréer l’hommage de ma gratitude la plus sincère & s’il n’y avait pas d’indiscrétion à Vous en prier, daignez ètre les interprètes de mes remerciments aupres de tous les valeureux artistes qui ont exécuté mon Ouvrage, & surtout aupres de Madame Borghi-Mamo & de Monsieur le chevalier Mariani. Veuillez me croire Messieurs Votre tres dévoué Meyerbeer [Autograph (Las): Civico Museo Bibliografico Musicale, Bologna, Meyerbeer 2a]

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Tgb. Dezember 1860 Montag 3. [XII.] … Vormittags nur 2 Stunden an der Faustszene gearbeitet. Abends 1 ½ Stunde.

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Meyerbeer an Francesco Marchese Sampieri in Bologna Mr le marquis Sampieri à Bologna [Berlin,] 3 Décembre 1860. La nouvelle de la réussite du Prophète à Bologne, cette belle ville si célèbre dans les annales des sciences et des arts, m’eût été en tout temps extrêmement agréable; mais, venant de votre main, elle m’a causé un double plaisir, vu qu’elle m’a procuré l’honneur de votre charmante lettre. C’est une preuve bien flatteuse pour moi que, malgré le temps et l’éloignement, vous daignez me conserver votre bienveillance, faveur bien chère à mon coeur, qui me rappelle les souvenirs sciants d’un jeune âge déjà bien éloigné. – J’ai vu par votre aimable lettre, ce dont j’étais du reste persuadé, à l’avance que Made Borghi-Mamo est à Bologne ce qu’elle était à Paris, cantatrice au chant et à l’accent inspirés et entraînants, et le chevalier Mariani directeur d’orchestre sans pareil initié aux specialités de toutes les écoles. J’ai lu aussi avec bien du plaisir tout le bien que vous me dites de Made Barbeau, dont, moi aussi, j’apprécie fortement le chant dramatique et passionné. Je l’ai admirée beaucoup à Paris dans la Juive et les Huguenots qu’elle chantait et jouait à merveille. – Laissez-moi vous dire encore une fois, Mr le marquis, combien je suis touché de votre bon souvenir et quel prix j’attache à la continuation de la bienveillance d’un homme tel que vous, que j’estime et aime de tout mon coeur. [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; zuletzt nachgewiesen in Auktionskatalog Sothebys 85 (9. V. 1919), Nr. 155; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 53]

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Tgb. Dezember 1860 Dienstag 4. [XII.] … Konferenz wegen einer zu haltenden musikalischen Totenfeier für Rellstab. Deshalb habe ich im ganzen nur 2 Stunden an der Faustszene instrumentiert. Im Opernhause … So machen es alle … von Mozart. Mittewoche 5. [XII.] … Total 4 Stunden an der Faustszene [gearbeitet]. …

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Meyerbeer an Giovanni Gualberto Guidi in Florenz Mr Guidi à Florence [Berlin,] 5 décembre 1860. Monsieur, 5

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J’ai reçu il y a huit jours votre lettre du 19 novembre à laquelle je n’ai pas pu répondre jusqu’à présent parce que j’étais très-indisposé. Aujourd’hui-même je reçois votre seconde lettre du 30 novembre. D’après le désir que vous m’exprimez d’obtenir le droit exclusif pour l’Italie de la publication de la Schiller-marche et de la Schiller-cantate, je vous envoie ci-joint la cession écrite de ma main. Vous me demandez mes conditions, je n’en ai aucune, désirant vous être agréable. – Quant à l’ouverture de Pardon de Ploërmel (quoique vous n’ayez demandé ni obtenu mon autorisation pour la publication) j’ai fait une condition expresse à Mr Ricordi, dans le contrat de vente, qu’il n’aura aucun droit de vous prohiber la vente de l’édition de l’ouverture que vous avez publiée. Bien entendu cependant qu’il peut la publier également de son côté. S’il ne consent pas à cette condition, je ne conclurai pas le contrat. Dans ce cas, pour votre gouverne, je vous ferai part de sa réponse et des conditions de la vente, ainsi que vous m’en exprimez le désir dans votre lettre. – Vous me demandez dans votre première lettre pourquoi je n’ai pas exigé de Mr Brandus qu’il vendît à vous, plutôt qu’a Mr Ricordi le Pardon de Ploërmel. Je vais vous le dire. Quoique vous ayez acquis la propriété de l’Etoile du Nord, vous n’avez jamais publié la riduzione per canto et cembalo de l’ouvrage complet, ce qui naturellement ne peut pas être agréable à l’auteur, puisque ça empêche que l’ouvrage se répande; et de plus vous m’avez assuré plusieurs fois dans vos lettres que vous y avez perdu de l’argent. Je n’ai donc pas dû croire que ça fut une chose utile pour vous de publier le Pardon de Ploërmel – etc. Copie de la cession. Per la presente io cedo al Signor G. G. Guidi per l’Italia la privativa della publicazione per la stampa delle mie due composizione, intitolate 1) Marcia-Schiller, per la celebrazione de 100mo aniversario di Schiller, e 2) Cantata, composita per la medesima occasione. – Intendo di fare codesta cessazione nelle limite che le legge italiane accordano agli Autori. M.

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Berlino, 5 decembro 1860. ⎡All’ornatissimo Signore Il Signor G. G. Guidi editore di musica a Florenz/ Firenze Italien/Italia⎤

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[Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 54 f.]

Tgb. Dezember 1860 Donnerstag 6. [XII.] … 3 Stunden an der Instrumentation der Faustszene gearbeitet. Italienische Oper im Opernhause Corradino … von Rossini. Freitag 7. [XII.] … 4 Stunden an der Instrumentation der Faustszene gearbeitet. … Sonnabend 8. [XII.] … Die Faustszene fertig instrumentiert. Abends im Domchor-Konzert, in welchem besonders schön waren eine Motette von Schröter (im Jahre 1740) Hoch vom Himmel komme ich her u. eine Motette von Christoph Bach Der Gerechte, ob er gleich zu zeitig stirbt.

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H Dingelstedt Intendant des Hoftheaters in Weimar (écrit par M. Meyerbeer) [Berlin,] 8. December. [1860] Hochzuverehrender Herr! Ich bin im Besitze Ihres geschätzten Schreibens, in welchem Sie mir den Wunsch aussprechen die Partitur des Nordstern zu erhalten, um diese Oper auf die Weimar’sche Hofbühne mit H und Frau von Milde in den beiden Hauptrollen der Catharina und des Czaren zur Aufführung zu bringen. Ich theile Ihre Meinung, daß diese beiden Hauptrollen, von deren guter Besetzung das Geschick der Oper größtentheils abhängt, in diesem ausgezeichneten Künstlerpaar treffliche Vertreter finden würden, und bin daher gern bereit mit solcher Besetzung die

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gewünschte Einwilligung zu geben. Es scheint mir aus einer Phrase Ihres Briefes hervorzugehen, daß Sie meine Weigerung Ihnen die Partitur der Dinorah zukommen zu lassen für ein parti pris hielten; dem ist aber durchaus nicht so und wenn Sie sich vielleicht noch meines darauf bezüglichen Briefes erinnern, so werden Sie finden, daß meine Weigerung nur dadurch begründet wurde, weil ich Frau v. Milde als die einzig passende Darstellerin der Dinorah in Weimar hielt, und Sie mir für diese Rolle eine andere Sängerin vorgeschlagen hatten. Nun aber scheint es mir, daß wer die Katharine singen kann, auch die Dinorah müßte singen können, indem Stimmenlage, Coloraturanforderungen und Gesangstyl in beiden Rollen dieselben sind. Ich kenne nun freilich die Individualität der Frau v. Milde nicht genug, um zu wissen, ob die kleinen Unterschiede, welche in der gesanglichen Disposition der beiden Rollen stattfinden derart sind, daß die Katharine für Frau v. Milde passend ist, und die Dinorah nicht. Sollte Sie aber die Dinorah singen können, und Sie dieselbe von ihr darstellen lassen wollen, (so wie die Rolle des Hoel von H von Milde), so würde ich in diesem Falle sehr gern meine Einwilligung zur Aufführung in Weimar geben, falls Ihnen, hochgeehrter Herr, lieber sein sollte Dinorah statt des Nordsterns auf Ihre Bühne zu bringen. Ich überlasse das unter den gemachten Voraussetzungen Ihrer alleinigen Entscheidung, und werde ich, damit für den einen wie für den anderen Fall keine Weitläuftigkeiten entstehen, den deutschen Verleger des Nordstern H Schlesinger in Berlin, so wie den deutschen Verleger der Dinorah H G. Bock in Berlin, autorisiren Ihnen, sobald Sie es verlangen werden, die von Ihnen gewählte Partitur (nebst Libretto und mise en scène, etc) abzulassen. Lassen Sie mich Hochverehrter Herr, diese Gelegenheit ergreifen, da das Jahr sich seinem Schlusse naht Ihnen meinen Neujahrswunsch anticipando auszusprechen. Möge Ihnen und Ihrer verehrten Frau Gemahlin das neue Jahr ein segensreiches freudenbringendes sein, und mir Ihr freundliches Wohlwollen, das mir so theuer ist auch für die Zukunft ungeschwächt verbleiben. [Autograph (Las): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 56 f.]

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Tgb. Dezember 1860 Sonntag 9. [XII.] … Leider nichts getan. … In dem Konzert des Bach-Vereins. Man gab die 7 Worte des Erlösers von dem alten Heinrich Schütz. Am interessantesten darin sind die Evangelien behandelt, ganz in derselben dialogisierten Weise, die späterhin auch Sebastian Bach in seiner Passionsmusik befolgte. In einer großen Cantate von Sebastian Bach Ich hatte viel Bekümmernis sind die beiden letzten Chöre … mit dem eingewebten Choral … und die Schlußfuge … von einer unbeschreiblichen Hoheit, von einem Glanz u. hinreißendem Schwung, der mich ganz überwältigte. Montag 10. [XII.] … Vormittags die Partitur der Faustszene vollständig revidiert. Konferenz wegen der Totenfeier für Rellstab. … Die 2 Aufsätze von Lindner über Bachs Polemik mit Biedermann und Otto Jahns Mozart durchlesen. Dienstag 11. [XII.] … Fast gar nicht gearbeitet. Mittewoche 12. [XII.] … Angefangen mich mit den melodramatischen Stellen der Jeunesse de Goethe zu beschäftigen und die Dispositionen wegen der Stimmdispositionen des „Erlkönig“ bestimmt. Abends eine 2. Version des 1. Melodrams zu komponieren [versucht], nachdem ich Vormittag die 1. Version komponiert habe. Die 1. Version ist besser, und werde ich sie beibehalten.

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Meyerbeer an Adelaide Borghi-Mamo in Bologna Berlin ce 12 Décembre [18]60 Ma chère & illustre Madame Borghi-Mamo! Votre chère lettre qui, d’apres la date, devrait m’ètre arrivée de plus depuis plus de quinze jours, vient de me parvenir maintenant seulement; elle doit avoir fait fausse route, car je vois des timbres de la france sur l’enveloppe. Je Vous parle de cette circonstance, parcequ’il eût èté impardonnable de ma part de Vous faire attendre si long temps l’expression des remerciments que je Vous dois, pour l’aimable nouvelle que Vous avez bien voulu me donner. J’étais déja instruit du reste par des lettres de Monsieur le Marquis Zampieri, & de la direction du Teatro communale, de l’immense succès que Vous avez obtenu dans la Fides, à Bologna, & comme chanteuse & comme actrice. Je ne m’en étonne nullement, puisque j’ai eu le bonheur d’admirer à Paris votre magnifique interprétation. Mais je suis heureux autant

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que reconnaissant, que Vous ayez bien voulu faire à mon enfant l’honneur d’ètre sa marraine vis à vis de public si éclairé & si intelligent de Bologna; c’est à Vous, à votre admirable talent, que je dois qu’il ait été si bien acceuilli. Vous me dites dans votre lettre que Vous désirez chanter la Fides ce carneval à Milan. Je n’ai pas besoin de Vous dire chère Madame Borghi, je pense, combien je serais heureux que ce projet se realisât, & que Vous prissiez cette Fides sous vos ailes protectrices alla Scala, comme Vous l’avez fait au Thèâtre communale de Bologna. Je Vous serais bien reconnaissant, en cas que cela ait lieu, si Vous vouliez avoir l’extrême bonté de m’en faire part. Veuillez faire mes compliments empressés à Monsieur votre mari & daignez me croire Votre tres dévoué Meyerbeer [Autograph (Las): Civico Museo Bibliografico Musicale, Bologna, Meyerbeer 4]

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Donnerstag 13. [XII.] … ¾ Stunde vor dem Frühstück, 1 ¾ Stunde nach dem Frühstück … das 1. Melodram aufgeschrieben. … Im Opernhause La Traviata … von Verdi. Demoiselle Brunet (unter dem Namen Brunetti), welche in Marseille als Valentine ohne Succès debütiert …, dann als Valentine in der Großen Oper auch ohne Succès gesungen hatte, debütierte als Violetta mit Glück. Sie hat eine sehr kleine Stimme, in den Mittellagen tonlos, singt aber ganz ausgezeichnet und spielt auch sehr schön. Demoiselle Trebelli, welche die kleine Rolle des Gaston sang, legte mein Rondo ein, welches ich für die Alboni in den Hugenotten zukomponiert hatte; sie trug es vortrefflich vor und mußte es da capo singen. Freitag 14. [XII.] … In dem Konzert des Klavierspieler Bülow. Sonnabend 15. [XII.] … Auch in der heutigen Vorstellung der Traviata mußte Demoiselle Trebelli mein Rondo da capo singen.

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Meyerbeer an Herrn Brody in Labischin H Brody Labischin (Dictée.) [Berlin,] 15 December [18]60. Hochgeehrter Herr! Auf Ihr geschätztes Schreiben v. 10 d. habe ich die Ehre folgendes zu erwiedern. Schon bei Ihrem Hiersein hatte ich die Ehre Ihnen zu sagen, daß trotz meines Wunsches Ihnen nützlich zu sein, ich Ihnen in Ihrem Vorhaben nur in soweit behülflich sein könnte, daß wenn die Frage beim Senat der Akademie der Künste verhandelt werden sollte, ob man ihr Gesuch bei seiner K. Hoheit dem Prinzen Regenten empfehlen sollte, ich meine Stimme dafür geben würde; allein da die anderen musikalischen Mitglieder des Senats diesen Antrag zu stellen schließlich nicht für zweckmäßig befunden haben, so kann ich zu meinem Bedauern Nichts weiter in dieser Angelegenheit thun.

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[Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 60]

Meyerbeer an Duncan Davison in London Mr Duncan Davison Londres 244, Regent Street W. [Berlin,] 15 décembre 1860 Je viens de recevoir votre aimable lettre dans laquelle vous me demandez de vous donner le droit de la publication pour l’Angleterre du nouveau morceau vocal de moi qui va être publié à Paris. Je pense que vous voulez parler du choeur la Patrie, qui n’est pas encore gravé, mais que Brandus publiera incessamment; car il y a encore un autre morceau vocal de moi publié il y a quelques mois de Eugel à Paris, que je n’ai pas encore fait éditer en Angleterre, et qui porte le nom de Cantique. Veuillez me faire savoir lequel de ces deux morceaux est celui dont vous entendez parler. D’avance je vous l’accorde. J’ai pris la liberté il y a quelque jours de donner une lettre de recommandation pour vous à un artiste étranger de grand mérite pour que vous ayez l’extrême bonté de le présenter à Mr votre frère et le prier de lui accorder sa bienveillance. Vous voudrez bien m’excuser,

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j’espère. Daignez agréer, mon cher Mr Davison, l’expression de mes sentiments les plus distingués et veuillez me rappeler au souvenir de Mr votre frère P. S. Un léger mal d’yeux me force de dicter cette lettre. 5

[Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 59]

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Sonntag 16. [XII.] … in der Gedächtnisfeier für Rellstab. … Abends den Instrumental[satz] komponiert u. aufgeschrieben, der von „Mignons Lied“ nach „Erlkönig“ leitet. Montag 17. [XII.] … Erkältungsgefühl. … Dienstag 18. [XII.] … Die Frau Prinzessin von Preußen ließ mich rufen u. empfing mich wie gewöhnlich sehr gnädig. … Mittewoche 19. [XII.] … 2 Stunden Vormittags gearbeitet. Die ganze Musik zur Jeunesse de Goethe fertig komponiert und aufgeschrieben; die Faustszene u. Mignon sogar fertig instrumentiert. Die Instrumentation der übrigen Stücke will ich lassen, bis es definitiv festgestellt ist, daß das Stück wirklich aufgeführt wird. Von nun an gehe ich wieder an die Komposition von Vasco. …

Meyerbeer an Charles Lewis Grüneisen in London Berlin 19 Décembre [1860] Mon cher Monsieur Gruneisen!

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L’année dans laquelle nous vivons s’approche rapidement de son terme, & je ne voudrais pas la laisser finir, sans Vous adresser ces lignes de Berlin, (ou je suis depuis trois mois) pour Vous prier d’agréer mes sinceres félicitations pour la nouvelle année ou nous allons entrer. Puisse-t-elle ètre prospère & heureuse pour Vous & pour l’excellente Madame Gruneisen, à laquelle je Vous prie de présenter mes hommages. Depuis nombre d’années, cher Monsieur Gruneisen Vous me donnez des preuves de la Sympathie & de l’intéret que Vous portez à ma personne & à mes compositions, toute les fois que l’occasion s’en présente en Angleterre. Croyez que je suis fier & heureux de cette

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amitié, & que j’y corresponds de toute mon âme. J’espère que l’avenir ne changera rien à cette amitié, qui, de mon coté, Vous est inaltérablement acquise. Je profite de cette occasion pour Vous dire, que je reçois de temps à autre un Journal anglais, tantôt l’un, tantôt l’autre, dont l’adresse me parait ètre de votre main; mais la plupart du temps, je n’y puis découvrir un objet qui eût trait à moi, ou qui pût m’intéresser. Je suis si faible dans la langue anglaise, qu’il est tres possible que je passe les endroits que j’y devrais lire, & si j’osais Vous faire une priere, ce serait, quand à l’avenir, Vous m’adresserez un journal, de vouloir bien marquer à l’encre le passage que je dois lire. – . Monsieur Gye m’avait fait savoir il y a quelques mois qu’il avait l’intention de remonter à Coventgarden à la prochaine Saison italienne l’Étoile du Nord, avec Madame Miolan-Carvalho & Mr Faure, & en effet, les deux rôles principeaux de la piece, seraient admirablement rendus par ces deux artistes. Mais voila que Mr Brandus vient de m’écrire, que tout nouvellement Mr Gye hésite à reprendre cet ouvrage. Cela serait grand dommage, parcequ’il est impossible de trouver deux artistes plus aptes aux deux rôles principeaux, que Madame Miolan & Mr Faure; & je Vous prie de dire cela à Mr Gye. Je vous avoue que je désirerais bien savoir en même temps, quelle a èté la raison du changement d’idée de Mr Gye, que Vous devriez tâcher de combattre. Veuillez en même temps avoir l’extrême bonté de dire à Mr Gye que nous avons maintenant une troupe d’opéra italien au theatre royal de Berlin, dans laquelle il y a un Bouffo comico, Mr Ciampi, qui obtient un grand succes, & qui, dans mon opinion, est depuis la mort de Lablache le meilleur Bouffo italien. Je crois que Mr Gye ferait une tres bonne acquisition en l’engageant, & certainement il jouerait & chanterait admirablement le rôle de Lablache dans l’Étoile du Nord. Agréez de nouveau cher Monsieur Gruneisen l’expression des sentiments les affectueux de Votre tout dévoué Meyerbeer [Autograph (Las): Buffalo and Erie County Public Library, Buffalo]

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Donnerstag 20. [XII.] … 3 Stunden an Vasco fantasiert. Da ich aber nun über 2 Monate mich nicht mehr mit ihm beschäftigt hatte, so ist mir der Gegenstand wieder fremd geworden, und ich werde mich wieder dafür erst erwärmen müssen. … Abends ließ mich die Prinzessin Karl rufen; sie bat mich zu veranlassen, daß die Sängerin Trebelli auch im nächsten Jahre hier Gastrollen gäbe, und mit ihr darüber zu unterhandeln. Freitag 21. [XII.] … Zu der Sängerin Trebelli, den Auftrag der Prinzessin Karl auszuführen. Es scheint die Sache sich zu arrangieren. … 3 Stunden generell am 4. Akt fantasiert, um mich wieder in Stimmung zu bringen. Abends das Operngedicht von Tristan u. Isolde durchlesen.

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À Madame la Comtesse de Hacke. Dame d’honneur de. S. A. R. Madame la Princesse Charles de Prusse. Meyerbeer [Berlin, 21. XII. 1860]

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Gnädige Comtesse!

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Gleich nach Empfang Dero geschätzten Schreibens, habe ich den Befehlen Ihro Königl: Hoheit gehorsamend Dlle Trebelli besucht. Dieselbe wird die Ehre haben Morgen zwischen 11 und 12 Uhr ihre Aufwartung zu machen. Hinsichtlich des Engagements im Victoria Theater hat sie dasselbe wie sie mir sagt keinesweges aus EtiquetteRücksichten refusirt, sondern weil sie mit Herrn Merelli bis zum 1ten Juny engagirt ist. Sie meint daß wenn der Direktor des Victoria Theater sie zu engagiren wünscht er vor allen Dingen die von Herrn Merelli die Lösung ihres Engagements erhalten müsse. Was nun das projektirte 2 monatliche Engagement in der Königl: Oper betrifft, so behauptet sie die pecuniaire Forderung so mäßig gestellt zu haben, daß sie in deren Vermindrung wie es H v Hülsen verlangt nicht einwilligen könne; um so mehr da die Anträge welche sie von andern Theatern hat, sogar größere Honorare in Aussicht stellen. Dlle Tre-

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belli wird die Ehre haben Ihrer Königl Hoheit morgen alles dieses mündlich ausführlicher darzulegen. Dürfte ich ergebenst bitten mich Ihrer Königl Hoheit unterthänigst zu Füßen zu legen, und mich zu entschuldigen wenn ich morgen Dlle Trebelli nicht begleite, indem ich genöthiget bin eine kleine Reise anzutreten die mich bis Montag Abend von Berlin entfernen wird. Genehmigen Sie gnädige Comtesse den Ausdruck meiner ehrfurchtsvollen Ergebenheit

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Meyerbeer [Autograph (Las): HHASF, Archiv Ldgf. Alexander Friedrich, Inv. Nr. 117]

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Tgb. Dezember 1860 Sonnabend 22. [XII.] … Fortgefahren den Klavierauszug von Tristan u. Isolde zu lesen. … In der Symphonie Soirée. Eine Symphonie aus Ddur von Philipp Emanuel Bach überraschte mich durch ihre frische angenehme Erfindung u. überraschend gute Instrumentation für jene Zeit. Sonntag 23. [XII.] … Leider gar nichts getan. Im Friedrich Wilhelmstädtischen Theater Daphnis und Chloë … von Offenbach; in Ketten und Banden Posse …

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Meyerbeer an Frau Weyrauch in Petersburg Made Weyrauch à Petersbourg Dictée. [Berlin,] 23. 10. [recte: 12.] 1860. Hochverehrtes Fräulein! Ihre geschätzte Zuschrift, welche ich vor einigen Tagen erhielt, erinnert mich mit Recht daran, daß ich Ihnen eine Antwort auf ein früheres Schreiben schulde. Ihre Briefe sind so geistreich geschrieben, sie athmen eine so edle Begeisterung für die Kunst, daß sie gewiß jegliche Beachtung verdienen. Allein der Drang vielfacher Beschäftigungen und ein sehr häufig wiederkehrendes Augenleiden verhindert mich sehr oft zu meinem Bedauern an eine regelmäßige Beantwortung der mir zugekommenen Briefe. Was nun Ihre Auffor-

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derung betrifft Ihnen Gesangstücke anzugeben, welche für einen wahren mezzo sopran geschrieben sind, also nicht so tief wie Contralt Partien, nicht so hoch wie sopran Partien liegen, so kenne ich deren nur wenige und weiß mich augenblicklich nur an Folgende zu erinnern: Tancred v. Rossini, die Favorite von Donizetti, Romeo v. Bellini. Wenn Sie übrigens keine Stücke für die Stimmlage Ihres mezzo sopran’s finden, so werden Sie besser thun contralt Stücke etwas höher transponirt zu singen, als wenn Sie sopran Stücke etwas tiefer transponirt sängen, da bei den ersteren der Charakter der Musik und die Tonfärbung sich mehr dem mezzo soprano assimiliren als bei den letzteren. Geneh. [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 63]

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Tgb. Dezember 1860 Montag 24. [XII.] … Ohne Erfolg ein wenig an Yorikos Stück Akt 4 fantasiert. Wegen Caeciliens Krankheit heute keinen Weihnachtsbaum aufgebaut.

Meyerbeer an Marie Cabel in Anvers 20

Madame Cabel à Anvers (Mr Meyerbeer a écrit) [Berlin,] 24 décembre 1860 e

Ma chère et tout aimable Mad Cabel,

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Je viens de recevoir la lettre que vous m’avez fait l’honneur de m’adresser. Puisque vous demandez mon avis, je suis obligé de vous le donner d’après ma meilleure conviction et en toute sincérité, quoiqu’il soit contraire à mes désirs; car je serais certainement doublement heureux de vous revoir et de vous réentendre. Mais je crois que vous feriez une mauvaise spéculation financière en donnant des concerts à Berlin, surtout à l’époque du carnaval et au moment où, outre les théâtres existants, une excellente troupe d’opéra italien, accaparent tous les amateurs du chant et pour long temps, car elle va rester tout l’hiver. – J’ai vu par un journal belge les grands succès que vous

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remportez actuellement dans votre patrie; cela ne m’étonne pas, car vous êtes coutumière du fait, mais cela ne m’en a pas moins fait un grand plaisir. [Autograph (Las): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 63 f.]

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Tgb. Dezember 1860 Dienstag 25. [XII.] … Einige Stunden ohne besondern Erfolg an Yorikos Szene Akt 4 fantasiert. … Im Friedrich Wilhelmstädtischen Theater das Glöckchen des Eremiten … Oper … von Aimé Maillart. Mittewoche 26. [XII.] … leider den ganzen Tag nichts getan. Donnerstag 27. [XII.] … 1 Stunde vor dem Frühstück an der Szene Yorikos Akt 4 mit ziemlich gutem Erfolg gearbeitet, … nachher noch 2 Stunden. … Soirée bei Hans v. Bülow. …

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Meyerbeer an Charlotte Birch-Pfeiffer in Berlin [Berlin, 27. XII. 1860]

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Hochverehrte Freundin! Mit großer Freude und Dankbarkeit werde ich Ihrer freundlichen Einladung Folge leisten und Sonneabend Abends ½ 7 Uhr Ihr aufmerksamer Zuhörer sein. Wenn ich nicht früher schon Ihnen meinen Besuch abgestattet habe, so war der Grund, daß ich fast nur selten das Haus verließ, denn meine Tochter Caecilie ist seit 4 Wochen an einem gastrischen Fieber sehr ernsthaft erkrankt gewesen, und darf erst seit 2 Tagen auf ein paar Stunden täglich das Bette verlassen. Mit der treuesten Anhänglichkeit Hochverehrteste Ihr ergebenster Meyerbeer

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Berlin d 27ten Xber 60 [Autograph (Las): DTM, Birch-Pfeiffer, b.2, Meyerbeer, Giacomo, VIII 12386]

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Freitag 28. [XII.] … arbeitete nur einige Stunden an der Szene Yorikos. … Im Opernhause … Iphigenie in Aulis … von Gluck. … In Graz ist der Crociato (deutsch) wieder auf die Bühne … gekommen, aber ohne Erfolg. Sonnabend 29. [XII.] … ¾ Stunde vor dem Frühstück an Yorikos Szene gearbeitet, nach dem Frühstück 1 ½ Stunde; sonst leider gar nicht gearbeitet. … Abends bei Madame Birch-Pfeiffer, welche ihr neues Schauspiel Der Goldbauer vor einem kleinen Kreise vorlas. Sonntag 30. [XII.] … Im Opernhause in einer Italienischen Matinée musicale zum Benefiz der Demoiselle Trebelli, worin sie abermals das Rondo des Pagen im 2. Akt der Hugenotten sang. … Abends ein paar Stunden an Yorikos Szene komponiert u. aufgeschrieben. Montag 31. [XII.] … 6 ½ Stunden fleißig an der großen Szene Yorikos im 4. Akt gearbeitet und deren Komposition vollständig vollendet, doch habe ich das Aufschreiben des Stückes noch nicht vollendet. …

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Dienstag 1. [I.] … Die Nachricht verbreitet sich in der Stadt, der König liege im Sterben. … Mehrere Stunden Vormittags und Abends am Aufschreiben von Yorikos Szene gearbeitet und alles bis auf den kleinen abschließenden Chor (qu’il vive) aufgeschrieben. Neujahrsvisite bei Graf Redern und Mosson und mich bei den Prinzen aufgeschrieben. Ich habe schon so ofte Vorsätze zu einem tätigeren arbeitsamern künstlerischen Streben u. geregelterer Arbeitsamkeit gefaßt und nicht gehalten, daß ich diese Vorsätze kaum in diesem neuen Jahre noch einmal zu fassen wage, doch noch einmal will ich versuchen, mich aufzuraffen für eine würdige Ausfüllung meiner Alterstage. Gott, Allmächtiger, segne meine Vorsätze. Segne auch mit deinem reichsten Segen meine teure Gattin Minna, meine geliebten 3 Kinder Blanka, Caecilie und Cornelie, mein liebliches Enkelchen und mich selbst. Amen: Gott erhöre mein Flehn. Mittewoche 2. [I.] … In der Nacht vom 1. zum 2. Januar ist der König gestorben. Ich kannte ihn seit meiner Kindheit persönlich, und hatten wir als Kinder uns schon bei der Fräulein von Bischofswerder gesehen. Er war mir immer wohlwollend und gnädig bestimmt. … Im

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ganzen 3 Stunden gearbeitet: auch den Schlußchor der Szene Yorikos aufgeschrieben; das Ganze durchgesehen u. vollendet. …

Meyerbeer an Carl Kaskel in Dresden Sr Hochwohl dem k: sächsischen Geheimen Finanz Rath Herrn Carl Kaskel Commandeur hoher Orden Wilsdruffer Gasse im Kaskelschen Hause in Dresden

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[Vermerk von fremder Hand:] 2. Jan. 61 Berlin d 2ten Januar 1861 Mein theurer geliebter Bruder! Ich kann das neue Jahr nicht beginnen lassen ohne Dir meinen ältesten, liebsten, treuesten Freund, meine herzlichsten innigsten Wünsche für Dich und deine liebe Familie auszusprechen. Gott lasse dieses neue Jahr für Dich und die Deinigen ein seegenreiches, freudebringendes sein und erhalte Dich und die Deinigen in physischen und moralischen Wohlergehen. Wenn es schon eine große Gnade des Allmächtigen ist für den, welchen er einen treuen Freund schenkt, wie Du mir es bist, so muß ich es als eine doppelte Gunst der Vorsehung erkennen, daß er mir diesen Freund so lange, und auch noch in meinen vorgerückten Jahren, und in ungeschwächter Freundschaft erhält, und mit göttlicher Hülfe noch lange erhalten wird. Daß Du mir deine treue Freundschaft für das ganze Leben, wie ich Dir die meinige, bewahrst, dessen sind wir uns beide bewußt. – . Ich werde diesen Winter Berlin nicht verlassen. Meine 2te Tochter Caecilie war seit 6 Wochen an einem gastrischen Fieber ernstlich erkrankt, und obgleich sie jetzt das Bett seit einigen Tagen verlassen konnte und als genesen zu betrachten sein kann, so ist sie doch noch sehr matt. Die Gesundheit meiner armen Frau welche Tag und Nacht das Bette des geliebten Kindes nicht verließ ist durch diese Anstrengungen und Agitationen auch sehr geschwächt. Daß auch meine Gesundheit dabei nicht wenig gelitten kannst Du Dir denken: doch hat mir Gott die Kraft und Lust zum Komponiren auch in dieser traurigen Zeit auf-

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recht erhalten, und ich habe eine neue wie ich glaube nicht ganz unbedeutende Arbeit bald vollendet. Und nun lebe wohl theurer geliebter Bruder. Empfehle mich Deinen lieben Brüdern, ganz besonders aber deinem liebenswürdigen Felix Dein treu ergebener Freund und Bruder Meyerbeer

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Wenn Du Gelegenheit hast meinen hochverehrten Gönner den Herr Geheimen-Rath von Lüttichau zu sehen, so sei so gütig ihm meine ergebenste innigste Glückwünsche zum Jahreswechsel auszusprechen. Möge ihn Gott lange an der Spitze des Institutes das er auf so edle Weise zum Gedeihen der Kunst lenkt, noch recht lange erhalten. [Autograph (Las): Library of Congress, Music Division, Washington]

Meyerbeer an Elise Oppenheim in Paris Made Oppenheim à Paris. Rue d’Aumale, 18 (Ecrite par Mr Meyerbeer) [Berlin,] le 2 Janvier 1861.

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Mein liebes, gutes Lieschen!

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Tausend Dank, daß Du Dich meiner bei dem Jahreswechsel so freundlich erinnert hast! Es war mir eine freudige Ueberraschung Deine lieben Schriftszüge nach so langer Zeit wieder zu erblicken und daraus zu sehen, daß Du meiner und der meinigen immer mit gleicher Liebe und Wohlwollen gedenkst. Sei überzeugt, mein theures Lieschen, daß ich meinerseits Dir die treuste Liebe und Anhänglichkeit bewahre, und Dich jetzt noch so lieb habe wie ich Dich hatte als Du an meinem Hochzeitstage auf meinem Schoße sitzend, bei meiner Abreise, mir das Geleit bis Potsdam gabst. Dein so freundlich ausgedrückter Wunsch mich in Paris wiederzusehen begegnet sich ganz mit den Wünschen meines Herzens; allein diesen Winter Berlin zu verlassen wäre in Berücksichtigung meiner Familie sowohl, wie wegen meiner eigenen Gesundheit nicht thun-

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lich. Cecilie ist durch vier Wochen an einem gastrischen Fieber sehr krank gewesen; seit einigen Tagen darf sie das Bett verlassen, aber ist noch sehr schwach und bedarf der ernstlichen Ueberwachung und Pflege. Meine Frau hat sich während der Krankheit des Kindes durch stete Nachtwachen, Angst u. Agitation so geschwächt, daß sie mir viele Sorge macht. Unter solchen Umständen die Familie zu verlassen, wäre mir nicht möglich. Außerdem würde bei der jetzigen rauhen Witterung das Reisen bei meinem bösen Husten, der mich zwar – unberufen – jetzt ziemlich in Ruhe läßt, aber wie ein tückischer Feind stets im Hinterhalt lauert u. bei der geringsten Vernachlässigung hervorbricht, sehr gefährlich sein. Doch darf ich Dich, liebes Lieschen, die Du so freundlich bist, Dich für mein Künstlerstreben so lebhaft zu interessiren, versichern, daß ich meine Zeit hier nicht verliere, sondern recht fleißig componire. Hoffentlich wirst Du seiner Zeit in Paris Gelegenheit haben Dich von der Wahrheit dieser meiner Versicherung zu überzeugen. Dein Wunsch meine und meiner Familie Photographie zu besitzen ist uns sehr schmeichelhaft, doch ist in diesem Augenblick nur die meinige vorhanden, welche ich Dir hierbei lege; ich werde aber die meiner Kinder anfertigen lassen und sobald wie ich sie besitze Dir dieselben übersenden. Meine Frau u. Kinder grüßen Dich auf das herzlichste und ich, meine theure Nichte bitte Dich mich Deinem lieben Mann und Schwager auf das Angelegentlichste zu empfehlen. Möge Euch allen das neue Jahr recht viel Freude, Glück und Seegen bringen, das ist der herzliche Wunsch Deines treuen Onkels.

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[Autograph (Las): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 65 ff.]

Tgb. Januar 1861 Donnerstag 3. [I.] … 1 ½ Stunde vor dem Frühstück an einem Liede komponiert, um welches mich Madame Birch-Pfeiffer für ihr neues Stück der Goldbauer gebeten hatte, und machte es gleich fertig, fing auch an, das zweite zu skizzieren und schrieb auch 2 Briefe. Nach dem Frühstück noch 1 ½ Stunde gearbeitet. …

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Meyerbeer an Jules Barbier in Paris Ecrite par Mr Meyerbeer. À M. Jules Barbier à Paris 104 Rue du Bac [Berlin,] le 3. Janvier 1861. 5

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Tres cher Monsieur Barbier! J’ai reçu l’aimable lettre que Vous m’avez fait l’honneur de m’adresser mais je n’ai pas reçu jusqu’à present le manuscrit dont Vous m’annoncez l’envoi. [...] dire que Dès qu’il me parviendra je le lirais avec toute l’attention que commande une oeuvre signée de Vous & de M. Caré & je Vous communiquerais franchement l’impression qu’il m’aura produit. Un éditeur de musique italien m’a demandé à acheter la propriété du Pardon de Ploërmel pour l’Italie. J’ai demandé trois mille francs. Si le contrat se fai Si l’affaire s’arrange M. Brandus remettra à Vous & à M. Caré les mille francs qui Vous reviennent & Vous aurez alors la bonté de signer avec aux ainsi que M. Caré le & avec moi & moi le traité avec l’éditeur italien. Veuillez agréer l’expression des sentiments les plus distingués de votre tout dévoué [Autograph (Las): Verbleib unbekannt; eigenhändiger Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 68]

Meyerbeer an Charlotte Birch-Pfeiffer in Berlin . . . . . . . [Berlin,] Donnerstag 3 Januar [1861] Verehrte Freundin! 25

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Verzeihen Sie, daß in dem Drange der Neujahrsvisiten und Briefen ich Ihre liebe Zuschrift noch nicht beantwortet habe. Lieder zu komponiren die im Theater ohne irgend eine Begleitung gesungen werden sollen, und von Schauspielern die nie gesungen haben, ist freilich eine curiose Sache, aber was thäte man nicht Ihnen zu liebe. Lassen Sie mich nur durch ein paar Zeilen (welche Sie gefälligst der Überbringerin mitgeben wollen) wissen, welche Stimmenlage die Singenden haben; ob die Dame sopran oder mezzo sopran, ob der Herr Tenor Baryton oder Baß ist. Ich will noch heute mich daran machen und Ihnen

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morgen bringen was der Augenblick erzeugt haben wird. Aber lassen Sie es ja unter uns beiden bleiben Ihr treu ergebener Meyerbeer

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P. S. Wenn Ihr Schauspiel solchen Eindruck auf das Publikum hervorbringen wird als es mich impressionirt hat so werden Sie einen großen Triumph feiern meine liebe theure Freundin [Vermerk von der Hand Birch-Pfeiffers:] Meyerbeer 3 Januar 1861.

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[Autograph (Las): DTM, Birch-Pfeiffer, b.2, Meyerbeer, Giacomo, VIII 12387]

Tgb. Januar 1861 Freitag 4. [I.] … 1 Stunde vor dem Frühstück das 2. Lied der Madame Birch-Pfeiffer komponiert und aufgeschrieben. Zu Madame Birch-Pfeiffer ihr die beiden Lieder zu bringen. Besuch von dem ehemaligen Intendanten Herrn v. Küstner. … In der Singakademie die Probe von Jom[m]ellis Requiem gehört. Sonnabend 5. [I.] … Leider heute fast gar nichts getan. Senatssitzung auf der Akademie. Ein paar Stunden am 4. Akt generell fantasiert. … Brief vom General Suwaroff aus Tiflis: wünscht, daß ich einen Marsch für sein Regiment komponiere, offeriert 1000 Franken. Brief von Ludwig Stark aus Stuttgart: wünscht ein Lied für seine Sammlung. …

Meyerbeer an Michel Carré in Paris

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42. Rue de l’Ecchiquier [recte: Echiquier] A Mr Carré Ecrite de la main de Mr Meyerbeer Berlin, le 5 janvier 1861. Très-cher maître! Le mois dernier déjà Mr Barbier m’a annoncé l’envoi du manuscrit. Avant de lui répondre, j’ai voulu attendre l’arrivée de cet envoi.

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Jusqu’à présent cependant je n’ai rien reçu quoique Mr Brandus aussi m’eut annoncé que je recevais votre poème. Ne le voyant pas venir, j’en ai fait part à Mr Barbier, il y a trois jours. Depuis j’ai reçu votre lettre, mais pas de manuscrit encore. Je suis donc hors d’état, quant à présent, de répondre à la question que vous me posez à savoir, si l’ouvrage me plaît ou non. Il va sans dire que dès que je l’aurai reçu, je le lirai et vous en dirai de suite mon opinion. Veuillez agréer etc. [Autograph (Las): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 69]

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Montag 6. [I.] … 1 Stunde vor dem Frühstück das Aufschreiben und die Instrumentation der großen Szene Yorikos (Akt 4) begonnen. … An Carré geschrieben, daß ich mich zu keiner festen Zeit verpflichte, wann ich Mignon beendiget haben werde, und daß, wenn ihm das nicht genehm ist, ich auf das Buch verzichte. Auch an Gemmy Brandus geschrieben. Abends Senatssitzung der Akademie, um die Adresse zu beraten, welche die Akademie dem neuen König überreichen will. Die Diskussion nimmt eine politische Färbung an. Abends 1 ½ Stunden am Aufschreiben und Instrumentation der Szene Yorikos gearbeitet.

Meyerbeer an Michel Carré in Paris Mr Carré écrite par Mr Meyerbeer. [Berlin,] le 6 janvier 1861 25

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Quoique j’aie répondu hier à la lettre que vous m’avez fait l’honneur de m’adresser, pour vous dire que je n’avais pas encore reçu le manuscrit de Mignon, au sujet duquel je devais vous donner ma décision quand je l’aurais lu; je sens le besoin d’ajouter encore quelques mots; car ayant relu aujourd’hui votre lettre j’observe qu’en m’annonçant qu’on vous avait offert pour cet ouvrage un traité du Théâtre lyrique pour le donner l’année prochaine, vous paraissez trouver cela très avantageux et désirable. Je crois donc de mon devoir de vous dire

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que, quant à moi, il n’est pas dans mes principes de signer un traité ou de fixer une époque quelconque pour un ouvrage que je n’ai pas encore commencé. Or, si vous tenez à être assuré par le théâtre, d’une époque fixe pour être joué, je ne saurais y souscrire pour ma part, et, dans ce cas, il serait donc juste de vous laisser toute liberté de disposer de votre poème, quelque grand regret que j’eusse de perdre votre précieuse collaboration pour dramatiser le beau type de Goethe, auquel j’ai rêvé depuis longtemps. En attendant votre résolution, j’ai l’honneur [Autograph (Las): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 69 f.]

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Tgb. Januar 1861 Montag 7. [I.] … 1 ¼ Stunde vor dem Frühstück Singstimme in Partitur von Yorikos Szene geschrieben. Besuch an Bock. … Nachmittags und Abends noch 2 Stunden an Yorikos Szene instrumentiert und aufgeschrieben. … Heute war das Leichenbegängnis des hochseligen Königs in Sanssouci. Ich war vom Senat der Akademie der Künste erwählt, einer der Deputierten derselben bei dieser Feierlichkeit zu sein, lehnte es aber wegen der großen Kälte ab.

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Meyerbeer an Charlotte Birch-Pfeiffer in Berlin Berlin, d. 7. Januar 1861 Verehrte Freundin! Ihrem Wunsche gemäß habe ich H Hofmusikhändler Bock gefragt, ob er die beiden Lieder in dem Formate Ihres Stückes stechen wollte, damit dieselben anlie dem Stücke beigeheftet werden könnten. Er ist sehr gern bereit dazu, läßt Sie aber nur bitten ihm genau die Größe des Formats Ihrer Broschüre anzugeben. Ich habe ihm daher eine Abschrift der Lieder da gelassen. Wenn Tony und Vroni ihre Lieder gelernt haben werden, so wäre es gut wenn ich sie ein Mal mit I ihnen durchginge, damit sie den richtigen Ausdruck kennen lernten, mit dem sie gesungen werden sollen. Es ist Abend, da soll ich meiner Au-

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gen halber nicht schreiben, deßhalb muß ich mich fremder Feder bedienen.

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Ihr treu ergebener Meyerbeer [Autograph (Ls): DTM, Birch-Pfeiffer, b.2, Meyerbeer, Giacomo, VIII 12388]

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Dienstag 8. [I.] … Vor und nach dem Frühstück 2 ½ Stunde an Yorikos Szene aufgeschrieben und instrumentiert. Ich besuchte den Geheimrat Böckh, um seine Meinung zu hören, wem ich meine Stimme bei der Wahl eines neu zu ernennenden Ritters des Ordens pour le mérite geben sollte. … Besuch von der Sängerin Demoiselle Brunetti. Da meine Caecilie an Weihnachten krank war, so ward die Weihnachtsbescherung auf heute Abend verlegt, wodurch zugleich der 3. Geburtstag meines Enkelchen Fritz gefeiert ward. Abends noch 1 ½ Stunde gearbeitet.

Meyerbeer an die Generalordenskommission in Berlin An die General Ordenskommission écrite par Mr Meyerbeer 20

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[Berlin,] d. 8. 1. 1861. In Gemäßheit der Aufforderung des hochverehrlichen Herrn Kanzler des Ordens pour le mérite (Friedensklasse) zum neuen Ritter an der Stelle des verewigten Fürsthen von Metternich und Prof. Lobeck im Gebiete der Staatswissenschaften und der klassischen Philologie zu designiren, habe ich die Ehre anzuzeigen, daß ich meine Stimme dem Geheimrath Friedrich von Raumer (in Berlin) und dem Geheimen RegierungsRath Professor Immanuel Bekker (in Berlin) gebe. [Autograph (Las): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 70]

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Tgb. Januar 1861 Mittewoche 9. [I.] … Morgens und Abends 4 Stunden an der großen Szene Yorikos instrumentiert. … Letzte Konferenz wegen der Rellstab-Feier bei Herrn v. Hülsen im Opernhause.

Meyerbeer an Julius Beer in Paris

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J. Beer à Paris dictée [Berlin,] 9. 1. 1861. Mein lieber guter Julius herzlichen Dank für Deine freundlichen Wünsche zum neuen Jahr. Wenn ich sie Dir nicht schon früher erwiedert habe und auch jetzt zu fremder Feder meine Zuflucht nehmen muß sie zu erwiedern, so ist der Grund weil ich durch eine Erkältung acht Tage hindurch krank war u. in diesem Augenblick wieder etwas an den Augen leide, weßhalb ich mich sehr okonomisch mit dem Schreiben verhalten muß. Möge der Himmel Dir und deiner lieben Regine eine recht kräftige, dauernde Gesundheit in dem Neuen Jahre das wir antreten schenken und Euch recht viele Freude an Euren liebenswürdigen Kindern erleben lassen. Möge auch Deine neue Operette einen recht glänzenden Erfolg haben und Dir die Bahn für die Opéra comique siegreich eröffnen. Ainsi soit-il! Ich hoffe daß Du mir nach der Aufführung recht ausführlich über deren Erfolg berichten wirst. Ich habe die letzten Monate in tiefer Stille und trübe genug verlebt; meine Cecilie ist von einem starken gastrischen Fieber befallen gewesen, welches sie 4 Wochen hindurch an dem Bette fesselte, und mir viele Besorgniß erregte. Jetzt ist die Krankheit Gottlob vorüber und sie auf dem Wege der Genesung. Doch bin ich darum der Sorgen nicht ledig, denn Minna, welche Tag und Nacht das Bett der Kranken nicht verließ, hat sich dabei so angestrengt und abgeängstiget, daß sie mit ihrer Gesundheit leider sehr heruntergekommen ist. Daß meine Gesundheit durch alle die moralischen Erschütterungen gelitten hat kannst Du dir denken, doch hat mir der Allmächtige Gott sei es Dank die Kraft des Arbeitens erhalten und ich war die ganze Zeit recht fleißig. Daß ich meine Familie unter den obgedachten Verhältnissen diesen Winter nicht verlassen werde, kannst Du dir denken. Hier in Berlin ist durch den Tod des Königs und die dadurch verursachte Landestrauer Musik, Thea-

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ter und aller gesellschaftlicher Verkehr für einige Zeit ganz verstummt. Die Birch Pfeiffer, welche Dich herzlich grüßen läßt, hat soeben ein ländliches Drama in 5 Akten vollendet, welches mir ihr gelungenstes Werk zu sein scheint, es heißt der Goldbauer. Ich habe auf ihren Wunsch zwei Lieder dazu componirt. Das Stück wird gleich nach der Trauer in die Scene gehen. In der Hoffnung daß Dich diese Zeilen im besten Wohlsein treffen, und mit der Bitte mich deiner lieben Frau und deinen verehrten Schwiegereltern auf das angelegentlichste zu empfehlen, verbleibe ich Dein Dich liebender Onkel. [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 70 ff.]

Meyerbeer an Giovanni Gualberto Guidi in Florenz Mr Guidi à Florence dictée. [Berlin,] 9. 1. [18]61. 15

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Monsieur, Ainsi que j’ai eu l’honneur de vous le dire dans ma précédente lettre, je n’ai permis à Mr Brandus de vendre à Mr Ricordi la propriété exclusive du Pardon de Ploërmel pour l’Italie que sous la condition que vous pourrez continuer de vendre la partition de l’ouverture que vous avez gravée et de la faire exécuter. Bien entendu que Mr Ricordi aura également le droit de graver et de vendre cette même ouverture et de la faire exécuter, et que le reste de l’opéra reste la propriété exclusive de Mr Ricordi. Mr Ricordi vient de consentir à cette condition et vous pouvez donc continuer à vendre la partition de l’ouverture du Pardon de Ploermel et la faire exécuter, quoique Mr Ricordi soit devenue maintenant propriétaire de l’opéra ce dont j’ai l’honneur de vous faire part. – Je vois par votre demande que vous désirez avoir aussi la cantate de Schiller que je croyais déjà vous avoir envoyée; je vais charger Mr Brandus de vous l’expédier de suite. Veuillez me rappeler au souvenir de l’excellent maître Mr Basevi et croyez moi, Monsieur Votre très dévoué. [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 72]

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Tgb. Januar 1861 Donnerstag 10. [I.] … 1 ½ Stunde vor dem Frühstück an die Instrumentation und Aufschreiben der Szene Yorikos gearbeitet. 2 Stunden nach dem Frühstück gearbeitet. … Freitag 11. [I.] … Vor und nach dem Frühstück und Abends an der Szene Yorikos instrumentiert. Die Instrumentation vollendet und auch revidiert. Besuch von dem jungen Hanff, einem erblindeten jüdischen Violinspieler. Ich gewähre ihm eine monatliche Unterstützung von 5 Talern auf 1 Jahr. … Sonnabend 12. [I.] … 1 Stunde vor dem Frühstück die Revision der Szene Yorikos vollendet und den Text des 4. Aktes noch einmal durchlesen. … Sonntag 13. [I.] … Heute … ist das umgearbeitete Manuskript Mignon in Berlin eingetroffen. An Zellner in Wien nebst 100 Fl. 1 Stunde vor dem Frühstück generell an Vasco gearbeitet. … Abends 2 Stunden gearbeitet. Angefangen mich mit sehr gutem Erfolge mit der Kavatine der Ines zu beschäftigen.

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Meyerbeer an Leopold Alexander Zellner in Wien [Berlin, 13. I. 1861] Hochverehrter Herr! Seit fast vier Wochen bin ich unwohl und bin besonders wegen Rückfalls eines schon früher gehabten Augenleidens genöthigt mich des Schreibens zu enthalten. Dies ist der Grund weshalb ich bisher den geschätzten Brief Ihrer verehrten Frau Gemahlin v. 20 December, noch nicht beantwortet habe, jetzt aber nicht länger damit zögern will (obgleich zu dictiren gezwungen), indem mir der H Regisseur Wolff gestern schrieb, daß Sie ihm aufgetragen hätten sich bei mir zu erkundigen, ob ich den Brief Ihrer Frau Gemahlin erhalten habe. Indem ich Sie ergebenst bitte, hochverehrter Herr, derselben den Grund meiner verzögerten Antwort mitzutheilen, erwiedere ich auf deren Brief, daß falls, wie sie es voraussetzt, vielleicht von Seiten der K. K. Hofoperndirection an mich eine Anfrage über Ihre Befähigung zum Posten eines artistischen Directors ergehen sollte, meine Antwort gewiß ganz nach den Wünschen der Madame Zellner ausfallen würde, da dieselben vollkommen im Einklange mit meiner Ueberzeugung von Ihrer großen Kapacität in ästhetischer wie in musikalischer Beziehung sind.

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Zu gleicher Zeit füge ich anbei den Betrag meines Abonnements für die nächsten sechs Monate auf Ihre geschätzte Zeitschrift. Mit den herzlichsten Empfehlungen an Ihre geehrte Frau Gemahlin, verbleibe ich hochachtungsvoll 5

Ew. Wohlgeboren ergebenster Meyerbeer [Autograph (Ls): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 305 (Vol. 76, S. 70)]

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Meyerbeer an die Jüdische Gemeinde in Berlin [Berlin, zwischen 14. und 23. I. 1861]

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Der junge erblindete Violinist Hanff hat mir mehrere Stücke auf seinem Instrument vorgespielt. Derselbe scheint mir eine glückliche musikalische Begabung zu besitzen und verspricht bei gehöriger Ausbildung für die Zukunft ein bedeutender Violinist zu werden, welches um so glücklicher für ihn wäre, da er gänzlich mittellos ist und ihm durch seine Erblindung jede andere Carriere unmöglich gemacht wird. Doch bedarf er noch längere Zeit des Unterrichts eines tüchtigen Violinlehrers, so wie auch des Unterrichts in Generalbaß. Er ist würdig der Unterstützung der wohltätigen Mitglieder der Gemeinde empfohlen zu werden. [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 74] Tgb. Januar 1861

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Montag 14. [I.] … ¾ Stunde vor dem Frühstück und 1 ½ Stunde nach dem Frühstück an der Cavatine der Ines Akt 5 geändert u. verbessert. … Totenfeier in der Singakademie für den hochseligen König. Die Musik bestand 1) aus dem Requiem von Jom[m]elli (mit Orchester), 2) der schöne Chor aus Es aus Paulus von Mendelssohn, 3) Selig sind die Toten, Motette a capella für Chor und Solostimmen von Fasch (ein schönes Stück). Dienstag 15. [I.] … 1 Stunde vor dem Frühstück an der Cavatine der Ines gearbeitet. Madame Birch-Pfeiffer besucht. … Bei meinem

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Schwiegersohn Korff diniert. Abends nichts getan als Zeitungen vorlesen lassen. Mittewoche 16. [I.] … 1 ½ Stunde vor dem Frühstück gearbeitet: Die Romanze der Ines aufgeschrieben. Besuch von dem Schauspieler Carlowa, mit dem ich das Lied von mir durchging, welches er in dem Drama der Frau Birch-Pfeiffer Der Goldbauer singen soll. Nachher kam mir die Idee, aus diesem Liede einen Männerchor zu machen und noch ein Trio zuzufügen. Ich schrieb das Stück vollständig auf, woran ich 1 ½ Stunde arbeitete. … Abends in einer Kommissions-Sitzung der Akademie, um wegen einer musikalischen Trauerfeier für den verstorbenen König zu beraten. Donnerstag 17. [I.] … Vor dem Frühstück 1 ½ Stunde gearbeitet an dem schon fertigen Lied der Vroni, weil Madame Formes noch eine Jodler-Phrase darin wünschte. … Abends 1 ½ Stunde gearbeitet: den Entreact des 5. Aktes von Vasco komponiert.

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Meyerbeer an Charlotte Birch-Pfeiffer in Berlin [Berlin, 17. I. 1861] Verehrte Freundin! In dem Augenblick wo ich mich rüstete zu Ihnen zu kommen erhalte ich einen Brief den ich sogleich beantworten muß. Der Zweck meines Besuches war Sie anzufragen ob Sie es veranlassen können daß morgen nach Beendigung Ihrer Probe Madame Formes zu Ihnen käme, wo ich mich dann auch einfinden würde mit Ihnen beiden zur Begutachtung die Verändrungen vorzulegen die Madame Formes wünscht. Lassen Sie mich daher gefälligst durch eine Zeile wissen ob das faisable ist, und zu welcher Stunde ich in diesem Falle morgen zu Ihnen kommen kann da ich nicht wissen kann wann Ihre Probe beendiget ist. Herzlichen guten Abend Ihr meine verehrte Freundin Ihr treu ergebener Meyerbeer

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P.S. morgen Abend aber bin ich frei. [Vermerk von der Hand Birch-Pfeiffers:] Meyerbeer 17. 1. 61. [Autograph (Las): DTM, Birch-Pfeiffer, b.2, Meyerbeer, Giacomo, VIII 12389]

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Freitag 18. [I.] … 1 ½ Stunden vor dem Frühstück an dem Tempo, welches vor der Cavatine der Ines kömmt, komponiert, 1 Stunde nach dem Frühstück ebenfalls. Meine Tochter Cornelie und Clara Mosson nach dem Atelier des Professor Fischer in der Akademie gebracht, um die Fahnenweihe, welche heute stattfand, anzusehen. … Besuch von der Sängerin de Ruda. Abends Soirée musicale bei Madame Zimmermann, wo Robert Radecke seine Konzertkantate Kaiser Max zur Aufführung brachte. Meyerbeer an Gustav Bock in Berlin Berlin 18ter Januar [18]61. Geehrter Herr!

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Haben Sie die Güte den Druck der Lieder in ihrem jetzigen Zustande besorgen zu lassen: es versteht sich jedoch daß vorher die Correcturen gemacht werden müssen die ich mit dem grünen Bleistift angedeutet habe. Genehmigen Sie hochgeehrter Herr den Ausdruck meiner vollkommensten Hochachtung Meyerbeer

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[Autograph (Las): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 69] Tgb. Januar 1861

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Sonnabend 19. [I.] … 1 ½ Stunde vor dem Frühstück an dem Rezitativ vor der Arie der Ines gearbeitet. Mit dem Senat der Akademie der Künste zu der neuen Königin Augusta, ihr unsre Huldigung darzubringen. … Zur Birch-Pfeiffer, mit der Formes das neue Lied zum Goldbauer durchzugehen. Soirée des Domchors. 1. Satz des Requiem von Jom[m]elli machte sich bei weitem besser a capella als neulich mit Instrumenten in der Trauerfeier der Akademie, 2) Magnificat von Gabrieli (1556), 3) Adoramus von Perti, 4) Regina coeli von Caldara, sehr brillant und wirksam. 5) Nun habe ich überwunden, 2chörige Motette von J. M. Bach, sehr schön. 6) der herrliche, tief ergreifende Choral von Sebastian Bach „Wenn ich einmal soll scheiden“ aus der Passionsmusik, 7) der 2. Psalm von Mendelssohn.

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Sonntag 20. [I.] … 1 Stunde vor dem Frühstück …, das Rezitativ fertig komponiert. Zu Madame Formes, noch einmal mit ihr das Lied im Goldbauer durchzugehen. Dann zur Ordensfeier auf dem Schlosse, wo ich eingeladen war. Abends in dem Konzert des Gustav Adolph-Verein, wo das neue Oratorium von Rudolf Schachner Israels Heimkehr aufgeführt wurde.

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Meyerbeer an Émile Chelard in Weimar Berlin ce 20 Janvier 1861. Monsieur! Je n’en puis mais de repondre aujourd’hui seulement à votre si aimable lettre du 26 Septembre. J’ètais en voyage à cette époque, et, comme cela par malheur m’est arrivé trop souvent déja, le paquet qui la contenait & qu’on a fait suivre, au lieu de me parvenir directement a fait des allèes & venues sans fin, est restée à droite & à gauche, si bien que je l’ai reçu ces jours ci seulement. Je regrette doublement de n’avoir pas eu plustôt cette lettre pleine de sel, de sentiments si honorables pour moi, & qui me parle de l’illustre compositeur de Macbeth, que j’ai l’honneur de connaitre depuis si longtemps & pour lequel j’ai une si haute estime & une si grande affection. Mais, permettez moi de vous le dire, Monsieur, Vous avez tort de dire dans votre lettre que Vous m’ennuieriez en Vous étendant comme Vous l’avez fait: quand on écrit avec tant d’esprit on ne saurait ètre trop explicite. Veuillez donc agréer mes sincères remerciments de votre lettre, ainsi que de l’aimable attention que Vous avez eue de m’expédier le portrait de mon illustre confrère M. Chelard, mais qui jusqu’à ce jour ne m’est pas encore parvenue. Veuillez Monsieur agréer l’expression de mes sentiments les plus distingués, & daignez me rappeler au souvenir de Monsieur votre père Votre tres dévoué Meyerbeer

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[Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, Mus. ep. G. Meyerbeer 70]

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Montag 21. [I.] … 3 Stunden an der Instrumentation des Entreactes gearbeitet. Auch Abends noch 1 ½ Stunde die Instumentation des Entreacts vollendet und einen Teil von Ines’ Rezitativ in Partitur geschrieben und instrumentiert. Besuch von dem Komponisten Offenbach aus Paris, der mich aber nicht zuhause traf. Dienstag 22. [I.] … 1 ¼ Stunde vor dem Frühstück gearbeitet: Rezitativ fertig in Partitur geschrieben und instrumentiert und 1 Seite der Arie in Partitur geschrieben. Da ich wegen des schlechten Wetters nicht ausging, so arbeitete ich noch 3 ¼ Stunden, schrieb von der Arie Singstimme in Partitur und instrumentierte daran. … In der Oper mit meiner Tochter Cornelie und den beiden Mossons: Iphigenie in Tauris … von Gluck. Wie begeisterte mich dieses herrliche Werk wieder und besonders der erhabene 2. Akt. Mittewoche 23. [I.] … 1 ¼ Stunde vor dem Frühstück Singstimme der Arie in Partitur geschrieben. … Vor Tische noch 3 Stunden an der Arie instrumentiert. Besuch von dem Wiener Dichter Hirsch, Verfasser des Lustspiels Der Familiendiplomat. Abends noch 2 ¼ Stunden gearbeitet, den Entreakt, Rezitativ u. Arie vollständig instrumentiert u. revidiert. …

Meyerbeer an Hermann Mohr in Berlin An H Mohr Präsident des Loreley Männergesang Vereins Melchiorstr. 29. [Berlin,] 23 Januar 1861. 25

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Ew Wohlgeboren habe ich die Ehre beifolgend die mir überschickten Billets zurückzusenden, indem ich im Begriff stehe zu verreisen und daher für das Placement derselben nichts thun kann. Zu gleicher Zeit erlaube ich mir zu bemerken, daß ich für den angegebenen Zweck bereits beigesteuert habe. Genehmigen Ew. Wohlgeb. die Versicherung meiner [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 75]

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Tgb. Januar 1861 Donnerstag 24. [I.] … Vormittags das teilweise umgearbeitete Libretto der Mignon gelesen, sonst leider gar nichts getan. Heute gab ich ein Diner, eigentlich für Korffs Schwager, den Staatsanwalt von Rade[c]ke aus Torgau. Die andern Gäste waren Hans v. Bülow, Dr. Auerbach und Frau, Johanna Wagner, Dr. Köpke, Direktor Waagen etc.. Abends noch einmal den ersten Akt des Libretto der Mignon gelesen. Freitag 25. [I.] … Den 2. und 3. Akt des Libretto der Mignon abermals durchgelesen. Mit dem Senat der Akademie der Künste auf das königliche Schloß, wo der König die Deputationen der beiden Akademien, der Museen, der Universität und andern Korporationen empfing. Die Präsidenten der Deputationen hielten Anreden, die der König beantwortete; auch mit einigen einzelnen Mitgliedern sprach, mit mir jedoch nicht. Abends im Schauspielhause mit Cornelie Don Juan d’Austria, neues Trauerspiel … von Putlitz. Sonnabend 26. [I.] … In der Früh und Vormittag den 2. Akt im Klavierauszug von Wagners Tristan und Isolde durchlesen. An Dr. Waagen für das Goethe-Monument 20 Taler geschickt. An Carré in Paris geschrieben in Antwort auf Barbiers Brief, der das Manuskript von Mignon zu anderweitiger Benutzung zurückverlangte. Im Schauspielhause mit Cornelie Der Goldbauer, ländliches Drama … von Madame Birch-Pfeiffer, zu welchem ich 2 Lieder komponiert habe.

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Meyerbeer an Michel Carré in Paris Mr Carré à Paris écrite par Mr Meyerbeer

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[Berlin,] 26 janvier 1861 Mon cher Mr Carré, Depuis huit jours le manuscrit de Mignon est enfin arrivé; mais presque en même temps une lettre de Mr Barbier, qui me dit qu’il ne peut pas douter que mon opinion ne soit défavorable au nouvel arrangement de Mignon, puisque l’ayant en selon lui, depuis si longtemps, je n’avais pas encore formulé ma décision. Ceci a lieu de m’étonner car Mr Barbier devait savoir par la lettre que j’ai eu l’honneur de vous adresser m. cher M. Carré que je n’avais pas reçu le manuscrit, et Mr Barbier lui même dans une lettre précédente m’expri-

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mait son étonnement que le paquet ne m’eut pas encore été adressé par Mr Brandus et qu’il irait aux informations. Quoiqu’il en soit, comme Mr Barbier me dit qu’il regarde sa parole comme dégagée et qu’il me redemande le manuscrit, ce qui est parfaitement dans sa droit, je vous expédie ce manuscrit par le courir qui vous apporte cette lettre; mais je tenais à vous faire part de la marche de l’affaire, pour que vous sachez que ce renvoi m’a été demandé et que je ne l’ai pas fait de mon propre mouvement. Il y a des changements très-heureux dans ce remaniement; il y a surtout des vers d’une exquise poésie; il y a par contre d’autres changements que je n’approuve pas et qui ne me paraissent pas heureux. Une partie de mes objections subsiste toujours dans mon idée, mais en total c’est une oeuvre très-poétique très-pure, charmante de détails surtout et qui vous fait le plus grand honneur. Paquet avec le manuscrit expédié le 27 à l’adresse de Mr Michel Carré, 42 Rue de l’Echiquier, Paris. [Autograph (Las): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 75 f.]

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Sonntag 27. [I.] … Das Paket mit Mignon an Carré abgeschickt. … Leider fast gar nichts getan. Zu Formes, der mich besucht hatte und gern die Preghiera aus dem Propheten haben will, welche nirgends als in London und Petersburg gesungen wird. Herr Formes wird nächstens den Propheten singen. … Abends mit Cornelie in das Konzert des Herr v. Bülow, der u.a. eine große Klavier-Sonate von Liszt in hmoll spielte. Die Sonate hat 4 Tempos, aber alle in einem Satze: ein wahres Chaos. Vorher die französische Übersetzung meines Chorliedes Vaterland unter der Musik geprüft und zum Teil die Korrektur der Partitur der Cavatine aus dem Crociato gemacht. Montag 28. [I.] … Brief von Rossini aus Paris, der mir Nachricht von der Operette meines Neffen Julius Beer gibt, die in seinem Salon aufgeführt wurde. Brief von Henri Blaze. … 1 Stunde vor dem Frühstück angefangen an der kleinen Szene (Akt 4) der Ines mit Weiberchor zu komponieren. … An der Szene mit Chor der Ines komponiert. Abends einen Brief an Henri Blaze diktiert.

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Meyerbeer an Henri Blaze de Bury in Paris A M. Henri Blaze (dictée) [Berlin,] 28 janvier 1861. Mon cher ami, Votre lettre datée du 20 janvier et qui n’a été glissée à la poste que le 22, comme le prouve le timbre de Paris, m’est parvenue ce matin, et je m’empresse d’y répondre de suite. Depuis six semaines j’ai complètement terminé la musique de l’acte que vous m’avez chargé de faire. J’attendais pour vous l’annoncer l’époque à laquelle vous m’aviez promis de me faire part si vous étiez parvenu à vous arranger avec un théâtre. Je vois par votre lettre que c’est l’Odéon, et si vous trouvez pour vous les éléments nécessaires dans la troupe, ainsi que pour la mise en scène du 4e acte, et que l’on puisse garantir pour l’exécution musicale les moyens qu’il me faut et que j’ai indiqué dans la lettre que vous possédez de moi, je crois que le local est bien choisie surtout avec un directeur comme Mr de la Rounat, qui a la réputation de beaucoup d’intelligence et de courage. Mais vous me dites qu’au mois d’avril où nous étions convenus que je donnerais ma partition, Mr de la Rounat a un engagement avec Made Ristori et que par conséquent il nous propose de donner l’ouvrage au printemps 1862. A cette époque je serai certainement libre musicalement parlant, car l’opéra nouveau que je prépare devra être donné dans le courant de l’hiver; je ne vois donc pas de difficulté, quant à présent; toutefois, mon cher ami, prendre un engagement définitif pour une époque aussi éloignée que celle là, qui n’échoit que dans 14 mois, c’est ce que je n’oserais faire dans ma position: père de famille, n’habitant pas la France et dans les conjonctures où nous vivons, qui sait dans un avenir si lointain, ce qui pourrait me retenir chez moi. Si nous attendons jusqu’au 1er octobre prochain à signer un traité pour avril 1862, époque que Mr de la Rounat propose, il sera sûr sept mois d’avance d’avoir l’ouvrage et de notre côté l’avenir ne sera pas enchaîné pour un si long espace. Je pense, si comme vous dites qu’il a envie de l’ouvrage, que ça ne sera pas un empêchement. Maintenant, mon cher ami, causons un peu de notre pièce. Le tableau que j’avais craint le plus et que je vous avais proposé de changer (celui de la cathédrale de Faust) est celui qui est venu le mieux de tous, et j’espère que vous n’en serez pas mécontent. Je n’ai aucun changement à vous demander non plus pour tous les autres tableaux et mélodrames, que j’ai pu faire tels que vous me les avez in-

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diqués. Il n’y en a qu’un seul qui m’inquiète musicalement, et sur lequel j’hésite encore maintenant: c’est celui du Roi des Au[l]nes. La musique de Schubert de cette ballade est devenue si populaire dans tout le monde qu’il me paraît impossible de faire adopter au public une nouvelle musique sur ces paroles et moi-même j’en ai subi tellement l’influence que je n’ai pu parvenir à faire une autre musique qui me satisfasse. Je pense donc de garder le tissu des mélodies de Schubert en mettant dessous des choeurs pour les filles du roi des Aulnes et de partager les mélodies de Schubert entre les trois interlocuteurs, et en même temps, cela va sans dire, d’orchestrer ce morceau que Schubert n’a fait que pour le piano. Maintenant il y a deux façons de le faire, l’une est de faire parler en mélodrame le père et le fils, et de donner pendant ce temps les dessins des mélodies de Schubert à l’Orchestre et de ne faire chanter proprement dit que le roi des Au[l]nes et ses filles; l’autre de faire chanter aussi les parties du père et du fils par les chanteurs. Ayez la bonté de m’écrire laquelle de ces deux versions vous préférez. Au point de vue musical tout pur il serait préférable que tous les trois chantassent; mais je me conformerai à votre décision. Veuillez aussi me faire savoir si, comme vous en aviez eu l’intention, vous avez ajouté un choeur d’étudiants au 1er acte, et dans ce cas envoyez-le-moi de suite, car j’aimerais mieux le faire maintenant où l’impression du reste de la musique est encore chaude dans mon imagination que plus tard quand d’autres travaux m’en auront éloigné. Veuillez me rappeler au souvenir de Made de Bury et de ma charmante Jetta, et faites-moi le plaisir de me mettre bientôt au courant de cette affaire. J’ai déjà réclamé une fois votre indulgence, mon cher ami, pour être obligé de me servir d’une main étrangère pour mes lettres, que je suis obligé de dicter, mon oculiste m’ordonnant d’écrire le moins possible, vu l’état de mes yeux. Je charge cette lettre puisque je vois par la votre combien la poste est peu exacte. [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 76 ff.; Abdruck des ausgeführten Briefs in Ausschnitten und redaktioneller Bearbeitung in: Henri Blaze de Bury, Meyerbeer. Sa Vie, ses œuvres et son temps, Paris: Heugel et Cie 1865, S. 168 f., in: Julien Tiersot, Lettres de Musiciens écrites en français du XVe au XXe siècle, Turin: Bocca Frères 1924, 2 Bde., Bd. 2, S. 146 ff. sowie

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in der Gazette des Tribunaux vom 23. VIII. 1868, zitiert in: Christian Sprang, Grand Opéra vor Gericht, Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 1993, S. 277 f.]

Tgb. Januar 1861 Dienstag 29. [I.] … An Julius Beer in Paris nebst Abschrift von Rossinis Brief. … Diarrhöestimmung. … Dieses und der Unmut, in den mich Attacken gegen meine Künstlerschaft und auch als Mensch in Blättern und Büchern aus den verschiedensten Gegenden versetzen, die sich seit einiger Zeit täglich wiederholen, machten mich zu jeglicher Arbeit untauglich. Besuch von dem Theaterdirektor Wallner, der Dinorah auf seinem Theater geben will, was ich natürlich refüsiere. … Mittewoche 30. [I.] … Dem Klaviermacher Biese ein Zeugnis über seine Klaviere ausgestellt. 1 ¼ Stunde vor dem Frühstück an dem Rezitativ vor der Erscheinung der Ines gearbeitet. Besuch an Graf Redern und der Sängerin Cabel, die eben in Berlin angekommen ist. … Im Victoria-Theater mit Cornelie La Sonnambula … von Bellini; Mademoiselle Artôt Amina. Donnerstag 31. [I.] … starke Diarrhöestimmung, die mich zur Arbeit unfähig machte; dazu gesellte sich Unmut über einen hämischen Artikel gegen mich in der hiesigen Börsenzeitung bei Gelegenheit von Julius Oper in Paris. Heute war bei der jetzt regierenden Königin große Trauercour, zu welcher ich als Ritter des Ordens pour le mérite auch befohlen war. Dann war ich bei Decker zum Diner.

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Tgb. Februar 1861 Freitag 1. [II.] … Heute zog meine früherer Bedienter Franz Kaufmann ab. An seine Stelle tritt Joseph Schmattek, der schon seit dem 15. Januar gleichzeitig mit Franz fungierte, um von diesem letzten die Details meines Dienstes kennen zu lernen. … Wenig getan. Besuch bei der Sängerin Cabel. … Abschiedsbesuch bei der Sängerin Brunetti. Sonnabend 2. [II.] …Die erste Szene des 4. Aktes (Rezitativ und Auftreten von Ines) bis zur Arie von Vasco fertig komponiert. Italienische Oper im Victoria-Theater Ernani … von Verdi; Madame Plodowska Elvira. Besuch von Kapellmeister Nesvada [recte: Nesvadba], dem ich die Schatten-Arie vorspielte, welche er morgen dirigieren soll, da Madame Cabel eine Matinée musicale gibt. … Ich beantwor-

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tete in italienischer Sprache Rossinis Brief. Abends Symphonie-Soirée: Mendelssohns schöne A-dur Symphonie; u. eine Ouvertüre zu Goethes Iphigenia von einem jungem Tondichter Bernhard Scholz.

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G Brandus à Paris dicteé [Berlin,] 2 fév. 1861.

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Rossini h. mir la[!] freundlichen Brief über die Auff. der Operette m. N. Jules in s. H. geschrieben; ich wünschte meine Antwort auf diesen m. Brief so schnell wie möglich an s. H. zu befördern, besinne mich aber leider Ich bin daher so frei Ihnen meinen Brief an Rossini hiebei zu senden u. Sie n. u. d. gr. Güte b. ihn an demselben Tage w. […] persönlich an Rossini zu überbringen, u. ihm dabei noch mündlich zu sagen, wie außerordentlich mich sein Brief erfreut hat, und wie entzückt ich über seine Aufmerksamkeit bin. Verzeihen Sie daß ich Sie mit diesem Auftrag belästige. [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 79, Abdruck in englischer Übersetzung in: The Century Library of Music, hrsg. von Ignace Jan Paderewski, New York 1900, Bd. 3, S. 87 f.]

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Sonntag 3. [II.] … Vormittags und Abends die 1. Szene des 4. Aktes bis zu Vascos Erscheinen aufgeschrieben und zum Teil instrumentiert, aber nur ein paar Stunden gearbeitet. Matinée musicale im Victoria Theater, worin Madame Cabel u.a. auch die Schattenszene aus Dinorah im Kostüm und mit elektrischem Licht sang; sie schien zu gefallen, ohne gerade großen Enthusiasmus zu erregen. … Montag 4. [II.] … ¾ Stunde vor dem Frühstück gearbeitet. Besuch von dem Agenten Volkmar, der mich einlud, für eine Festlichkeit in der Gesellschaft der Freunde etwas zu komponieren. Ich lehne es ab und empfehle Dorn. … 1 ½ Stunde gearbeitet. … Abends … noch 2 Stunden gearbeitet und die ganze erste Szene des 4. Aktes bis zu dem Chor des prêtres sacrificateurs mit Vasco fertig instrumentiert u. revidiert.

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Dienstag 5. [II.] … Eine Menge moralischer und künstlerischer Unannehmlichkeiten, die von allen Seiten auf mich einstürmen, agitierten mich auf eine unglaubliche Weise und machten mich zu jeglicher Arbeit unfähig. Ich begegnete dem Komponisten Offenbach, welcher hier durchreisete. Besuch von Dufour, der auf der Rückreise von Petersburg hier durchkam. Er sagte mir, daß die Fioretti die Dinorah 4mal diese Saison in Petersburg gesungen habe. Graf Redern teilt mir mit, daß am 18. bei dem König Mozarts Requiem aufgeführt werden wird, welches ich dirigieren soll. Ich gehe auf Rederns Wunsch zum Professor Grell, ihn zu ersuchen, daß die Singakademie bei dieser Feierlichkeit mitwirke. Er verspricht, es den Vorstehern vorzutragen. In der Singakademie der Probe von Grells 16stimmiger Messe beigewohnt. … Heute hat die Cabel zum 2. Mal im Victoria-Theater gesungen, wo sie abermals wieder die Schattenszene aus Dinorah sang. Der Sänger (Castrat) Velutti [recte: Velluti] für welchen ich den Crociato komponierte, ist dieser Tage, 79 Jahre alt, gestorben. Mittewoche 6. [II.] … Besuch von Grell, der im Namen der Vorsteherschaft der Singakademie deren Mitwirkung bei Hofe ablehnt. Ich gehe zu Graf Redern und von da zum Chordirektor Elsler, um den Theaterchor für diese Aufführung zu besorgen. 1 ½ Stunden im Requiem gelesen, um mich zur Direktion desselben vorzubereiten; desgleichen Abends.

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Meyerbeer an Ferdinand Roeder in Berlin H Theateragent Röder in Berlin. dictée (mit 5 Rtl) [Berlin,] 6 fevr. 1861

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Ihre geschätzte Zuschrift begleitet von dem von Ihnen herausgegebenen Theater=Almanach habe ich empfangen und danke Ihnen verbindlichst für Ihre gütige Mittheilung. Hochachtungsvoll

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Hochgeehrter Herr!

Ew. W. ergebenster [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 79]

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Donnerstag 7. [II.] … Frühmorgens, im Laufe des Tages und auch Abends das Requiem durchlesen, sonst nichts getan. … Otto Lang greift mich schon zum 2. Mal in der Vossischen Zeitung in schnöder Weise bei Gelegenheit der von Madame Cabel gesungenen Schattenszene aus Dinorah an. Freitag 8. [II.] … Den Vormittag mit Besorgungen für das Hofkonzert zugebracht. Abends 1 Akt der Nibelungen von Dorn im Theater und im Konzert von Robert Radecke dessen Kaiser Max gehört. Heute angefangen am 3. Finale von Vasco mit ziemlichen glücklichem Erfolge zu komponieren. Sonnabend 9. [II.] … Mich einen Teil des Vormittags mit den Vorbereitungen zum Hofkonzert beschäftiget. 2 Stunden an dem 3. Finale komponiert. … An die Frau des Schriftsteller Zellner in Wien nebst 180 Gulden. … Abends in dem Konzert des Domchors mit Cornelie. …

Meyerbeer an Sophie Zellner in Wien An Me Zellner in Wien Jägerzeile 674 neben der Kirche [Berlin,] d 9ten Februar 1861 20

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Aus Ihrem geschätzten Briefe welchen ich gestern durch H Regisseur Wolff erhielt, ersehe ich mit großen vielem Bedauern daß Sie sich in einer so Großen Verlegenheit wegen einer Summe von [180 Gulden] die befinden die Ihnen zur Bezahlung einer Schuld fehlt. Obgleich einerseits mein Augenleiden mir das selbst Schreiben eigentlich ganz verbiethet, andrerseits das viele Elend in welches der gegenwärtige harte Winter so viele leidende Mitmenschen stürzt meine Hülfe in einen meine Kräfte übersteigende Weise in Anspruch nimmt, so will kann ich doch nicht unterlassen Ihren werthen Brief sogleich zu beantworten, und Ihnen durch beifolgende Übersendung der von Ihnen gewünschten 180 Gulden meinen herzlichen Antheil an Ihrer Verlegenheit so wie den Wunsch Sie derselben zu entreißen zu bethätigen Mit der Bitte meiner herzlichsten Grüße an Ihren H Gemahl verbleibe ich hochachtungsvoll [Autograph (Las): Verbleib unbekannt; eigenhändiger Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 80]

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Tgb. Februar 1861 Sonntag 10. [II.] … Mich mit dem Requiem in Bezug auf das Hofkonzert beschäftigt. Nur wenig an dem Finale des 3. Akts komponiert. In dem Konzert des Bach-Vereins. Man gab … die große Kantate Ich hatte viel Bekümmernis von J. Bach …, eines der erhabensten Werke im ganzen Gebiete der Kirchenmusik. Der vorletzte Chor mit dem durchgeführtem Choral und die Schlußfuge sind von unendlicher Pracht und Hoheit.

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Meyerbeer an Adolph Fürstner in Berlin Berlin, d. 10 Februar 1861.

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Hochgeehrter Herr! Es ist mir gestern im Namen der Handlung des H Bock eine Partitur des Requiem gebracht worden. Da ich dieselbe nicht bestellt habe, auch keinesweges bedarf, so habe ich die Ehre Ihnen dieselbe beifolgend zurückzusenden. Genehmigen Ew. Wohlgeboren die Versicherung meiner vollkommensten Hochachtung

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Meyerbeer [Autograph (Ls): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 232]

Meyerbeer an Herrn Galvani in Florenz

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Mr Galvani à Florence avec un mandat de 25 francs. (dictée) [Berlin,] 10 févr. 1861. J’ai reçu dans le temps les deux lettres, ainsi que les trois articles de votre journal l’Indicatore, que vous m’avez fait l’honneur de m’adresser; mais j’ai été longtemps souffrant des yeux et par cette raison empêché d’écrire. Aujourd’hui je suis en état de vous accuser réception de votre envoi, où vous me faisiez part aussi de l’embarras pécuniaire dans lequel vous vous trouviez et du désir que vous m’exprimez à cette occasion. Je me fais un plaisir de m’y conformer par l’envoi ci-

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joint d’un mandat de 25 francs, et je vous prie Mr d’agréer l’expression de ma parfaite considération. [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 81]

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Tgb. Februar 1861 Montag 11. [II.] … Mich mit dem Requiem und der Symphonie eroica inbezug auf das Hofkonzert beschäftigt; auch mit dem Konzertmeister Ganz, Graf Redern und Schröder darüber konferiert. Nur sehr wenig am 3. Finale komponiert. Dienstag 12. [II.] … Mit Graf Redern auf dem Schlosse, um das Lokal zu besichtigen, wo die Aufführung des Requiem sein soll. Die Königin hat dazu die Bildergalerie bestimmt. … Mittewoche 13. [II.] … ich fühle mich sehr erkältet und an den Augen leidend. Ich beschäftige mich bloß mit dem Requiem inbezug auf das Hofkonzert. Mit meiner Tochter Cornelie ins Victoria-Theater: Il Trovatore. Madame Ellinger aus Pesth die Azuzena, Herr Baragli die Tenorrolle. Donnerstag 14. [II.] … Probe mit den Solosängern des Requiem. … Freitag 15. [II.] … Chorprobe vom Requiem. Sonnabend 16. [II.] … Orchesterprobe vom Requiem, Trauermarsch von Saul, Adagio der Sinfonia eroica von Beethoven. … Großes Diner bei Geheimer Rat Carl. … Sonntag 17. [II.] … Starkes Erkältungsgefühl, welches mich zu jeder Arbeit unfähig macht. … Besuch von Fürstner, Kommissar Bock, der mir anzeigt, daß der Intendant von Weimar Dingelstedt die Partitur der Dinorah zur Aufführung verlangte. Montag 18. [II.] … Generalprobe auf dem Schloß im Bildersaal vom Requiem. Die Musik hat dort wegen der vielen Gemälde und Fußteppiche keinen guten Klang. Abends fand das Konzert statt. Der König und die Königin sprachen mit mir und dankten mir mit verbindlichen Worten für meine Direktion. Dienstag 19. Mittewoche 20. [II.] … Der Husten und das Erkältungsgefühl nehmen so zu, daß der Sanitätsrat Herzberg … mich veranlaßte, diese beiden Tage zu Bette zu bleiben. … Brief von Friederike Kempner bei Breslau nebst Trauerspiel Berenice. …

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Meyerbeer an Charlotte Millaud in Paris Berlin, le 20 fevrier 1861. Ma chère et excellente Madame Millaud, J’ai été d’autant plus enchanté à la vue de cette jolie main de ma charmante et loyale amie, que j’avais peu de droits à espérer cette bonne fortune; car depuis mon départ de Paris je ne vous ai pas donné de mes nouvelles. Toutefois, les caus[Textverlust: es] qui m’en ont empêché méritent votre indulgence. D’abord, ma seconde fille Cécile a été atteinte [Textverlust: d’une] fiévre gastrite qui menaçait de devenir nerveu[Textverlust: se] et qui a tenu ma femme et moi, durant six semaines, dans des angoisses qui absorbaient to[Textverlust: ut] autre intérêt, même celui pour les meilleurs am[Textverlust: is] parmi lesquels, vous le savez, vous tenez le prem[Textverlust: ier] rang. Puis, ma pauvre femme, épuisée de tant de veilles et de chagrins, est tombée malade à son tour et m’a donné de nouveaux soucis. Enfin, moi-même, qui depuis quelque temps souffre souvent des yeux, j’ai été atteint de nouveau de ce mal, ce qui me force à m’abstenir, autant que possible, d’écrire, et j’ai dû me résoudre à dicter tout ce qui est dictable afin de conserver les quelques moments où je puis m’occuper à mettre sur papier un ouvrage nouveau dont je m’occupe et que je ne saurais dicter. Tout cela a fait que mes meilleurs amis, des parents même qui habitent Paris, n’ont pas eu de mes nouvelles depuis plusieurs mois. Je tenais cependant beaucoup à vous tracer moimême, ma chère Madame Millaud, les expressions de ma reconnaissance pour votre bon souvenir; aussi ai-je retardé plusieurs semaines ma réponse, espérant toujours que les médecins me permettraient d’écrire davantage. Mais ils se refusent toujours encore à mes voeux, et j’aime mieux dicter aussi cette lettre et vous donner de mes nouvelles par une main étrangère, que de vous faire penser peut-être, en prolongeant davantage mon silence, que je ne suis pas touché et reconnaissant de votre charmante et obligeante lettre, ou que mon attachement et dévouement pour vous eussent diminué, ce qui serait impardonnable, mais ce qui est impossible. Je vous remercie beaucoup, ma chère et excellente Madame Millaud, des nouvelles artistiques intéressantes de Paris, que vous m’avez données dans votre lettre. Vous avez la bonté de dire que si cela ne m’ennuie pas, vous continuerez de m’en donner. Bien loin de m’ennuyer, j’y prends une très vive part; et je serais trop heureux que les

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nouvelles de théâtre et de musique de Paris, qui m’intéressent à un si haut degré, me parvinssent par une personne qui possède un goût aussi sûr et si délicat, et d’une sincérité et loyauté si parfaites que vous. Je vous serais donc bien reconnaissant si vous vouliez avoir la grande bonté de me tenir au courant de ce qui se passe et se passera dans les régions théât[Textverlust: rales] et musicales de Paris. Si rien d’inattendu dans le sein de ma famille et dans mes intérêts ne s’y oppose, mon intention est de venir cet été à Paris, où je me ferai une fête de vous renouveler de vive voix, ma chère et excellente Madame Millaud, les expressions de mon sincère dévouement G. Meyerbeer P. S. Mille amitiés à Monsieur Millaud et à votre charmante fille, Mademoiselle Blanche. [Autograph (Ls): Collection Georges Alphandéry, Paris]

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Tgb. Februar 1861 Donnerstag 21. [II.] … Der Husten ist noch sehr stark. … Besuch von Louis Brandus aus Paris. Zur Arbeit war ich unfähig. Die Nachricht von dem plötzlichen Tode Scribes hat mich tief erschüttert. Seit 32 Jahren mein Bekannter, Dichter meiner 5 Opern Robert, Les Huguenots, Le Prophète, L’étoile du Nord, Vasco de Gama war ich oft in den intimsten Beziehungen zu ihm. Obwohl wir oft demelés hatten, so war seine Liebenswürdigkeit doch so groß daß ich ihn innerlich stets liebte und ihm ergeben war. Sein wenn auch nicht immer edles, aber stets geistreiches, pikantes, nach allen Richtungen erfindungsreiches Talent entzückte. Namentlich ist er bis jetzt im Fach der komischen Operndichtung unerreicht geblieben. Aber auch in anderer Beziehung ist sein Tod ein harter Schlag für mich. Wer wird meinen Vasco de Gama in Szene setzen, wenn er endlich zur Aufführung kommt, wer die dichterischen Verändrungen machen, wenn sich solche als notwendig erweisen sollten? Und vielleicht kann ich nach dem Wortlaute meines Traités mit Scribe über Vasco und Judith in unangenehme Kollisionen mit dessen Erben kommen? Gott möge alles zum Besten fügen.

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Meyerbeer an Émile Chelard in Weimar Berlin, le 21 février 1861. Monsieur, Avant d’avoir reçu votre bienveillante lettre, j’avais appris par les journaux la mort de votre excellent père. La douleur que vous a causée ce terrible malheur, et que je partage sincèrement, doit cependant être adoucie par l’idée que le public n’oubliera pas qu’il perd en lui un compositeur du plus haut mérite, ses amis un homme d’un esprit distingué et d’un caractère aussi loyal qu’aimable. Veuillez agréer mes condoléances, Monsieur, et l’expression de ma considération la plus distinguée

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Meyerbeer P. S. Pardonnez, Monsieur, qu’un mal d’yeux me force à dicter ces lignes. [Autograph (Ls): Stadt- und Landesbibliothek Dortmund, Handschriftenabteilung, Meyerbeer, Lfd. Nr. 7025]

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Tgb. Februar 1861 Freitag 22. [II.] … Das große Gefühl der Schwäche und die Erschütterung über Scribes Tod macht mich noch immer zu jeder Arbeit unfähig. Abermaliger Besuch von Louis Brandus.

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Meyerbeer an Julie Scribe in Paris À Madame Eugène Scribe No 12. Rue Pigale. à Paris

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Berlin ce 22 Fevrier 1861. Madame! Les journeaux de ce matin, m’apprennent le terrible malheur qui vient de Vous frapper. La nouvelle de cette mort inattendue, au moment où votre illustre époux, plein de santé, receuillait de nouveaux

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lauriers sur deux scènes lyriques de Paris, m’a tellement accablé que je ne saurais, Madame, essayer de vous donner des consolations. Une amitié de trente ans, la faveur qu’il m’avait faite de me choisir quelquefois pour collaborateur musical, son bien faites pour inspirer des sentiments qui résistent à toutes les épreuves, mais pas à celles d’une séparation si inopinée. Cependant Madame Vous avez, Vous, pour Vous soutenir la douce idée que Scribe était honoré & admiré de tous ceux qui le connaissaient & que sa mémoire demeurera pure dans le coeur de tous ses amis. Je ne parle pas de la gloire immortelle qu’il s’est acquise par tant de chefs d’oeuvre dramatiques que toutes les scènes du monde ont accueilli avec entousiasme: le monde et ses pompes sont trop peu de chose pour nous en de pareilles circonstances. Mais Vous reste avant tout pour consolation la douce conviction d’avoir fait le bonheur & le charme de sa vie, ce qu’il se plaisait si souvent à proclamer. Dieu Vous soutienne! Veuillez agréer Madame l’expression de mes condoléances & de mon sincère dévouement G. Meyerbeer

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[Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. des Manuscrits, n. a. f. 22549, f. 426 f.]

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Sonnabend 23. [II.] … Auch heute konnte ich noch gar nichts arbeiten. Besuch von Schlesinger, Konzertmeister Ganz mit der jungen Sängerin Fliess, welche als Page in den Hugenotten übermorgen auftreten soll. Sie sang mir die Rolle vor. Sie hat eine sehr schöne umfangreiche Stimme und viel Koloratur. Besuch von den beiden jungen Sängerinnen Barnett, Töchter des englischen Opernkomponisten Barnett, welcher den Mountain Sylph komponierte, der zu seiner Zeit viel Aufsehen machte. Besuch von dem Inspektor Possart, welcher ein Institut zur Beförderung und Kultivierung der Oper gründen will. Besuch von dem Sänger Roger aus Paris. Besuch von dem Schriftsteller Herrn von Elshol[t]z aus München (Verfasser von Komm her, langjähriger Bekannter). Droits d’auteur von Januar 585 fr. 75 c. Diese Droits sind bloß von der Provinz, da im Januar keine meiner Opern in Paris gespielt ward.

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Sonntag 24. [II.] … Große Abmattung und Appetitlosigkeit. Ganz unfähig zu jeglicher Arbeit. In Straßburg 1. Aufführung des Pardon de Ploërmel sehr gut und mit vielem Beifall, in Lyon … kalte Aufnahme. Montag 25. [II.] … Wieder angefangen zu arbeiten, aber wenig, da das Gefühl geistiger und körperlicher Abspannung sehr groß ist und tägliche neue unangenehme Nachrichten in meiner artistischen Carrière mir zugehen.

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Meyerbeer an Charlotte Birch-Pfeiffer in Berlin [Berlin, 25. II. 1861]

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Theure Freundin! Mit größtem Vergnügen will ich etwas in das Album Ihrer liebenswürdigen Frau Tochter schreiben. Schicken Sie mir nur ein Blatt desselben damit ich das rechte Format treffe. Wenn ich nicht schon selbst gekommen bin, Ihnen zu dem großen und anhaltenden Succes Ihres reitzenden Goldbauers zu gratulieren, so ist die traurige Ursache davon, daß ich fortwährend unwohl bin, und vergangene Woche 5 Tage zu Bette liegen mußte. Ich fange an ängstlich über meinen körperlichen Zustand zu werden, und das ist das Schlimmste was dem arbeitenden und gesunden Geiste begegnen kann. Doch komme ich künftige Woche gewiß zu Ihnen liebe Freundin um mich an Ihrer nimmerversiegenden körperlichen Frische zu erfreuen und zu stärken Ihr treu ergebener Meyerbeer

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[Autograph (Las): DTM, Birch-Pfeiffer, b.2, Meyerbeer, Giacomo, VIII 12398]

Tgb. Februar 1861 Dienstag 26. [II.] … Nur ½ Stunde vor dem Frühstück gearbeitet wegen späten Aufstehens, dann gar nicht mehr, da die Operation des Dr. Herzberg mich furchtbar erregte und nervös machte. …

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Meyerbeer an Emil Ernst Illaire in Berlin Sr Excellenz dem wirklichen Geheimen=Cabinets=Rath Illaire [Berlin,] d. 26. Februar 1861. Ew. Excellenz 5

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Beifolgendes Schreiben von Ew. Excellenz, nebst Supplik von Seiner Majestät dem König, habe ich von der jungen Sängerin Albertine Meyer aus Florenz erhalten, welche durch die Gnade Sr Majestät des Königs voriges Jahr eine Unterstützung erhielt, um ihre musikalischen Anlagen in Florenz unter Leitung des berühmten Gesanglehrers Pietro Romani weiter auszubilden. Dieselbe bittet unterthänigst um eine Erneuerung dieser großmüthigen Königlichen Unterstützung indem ihr Lehrer es für nothwendig findet, daß sie noch ein Jahr ihre Studien fortsetze wo er dann glaubt daß sie als vollständig ausgebildete Gesangskünstlerin ihre Laufbahn mit Erfolg und Ehre betreten können wird. Ich erlaube mir dieses Gesuch der Demoiselle Albertine Meyer unterthänigst zu befürworten, und glaube dies mit gutem Gewissen thun zu können, indem ich von ihrem Lehrer Pietro Romani sowohl, wie von der berühmten Gesangskünstlerin UngherSabatier erfuhr, daß Demoiselle A. Meyer ihre Studien mit dem größten Fleiß und Eifer betreibe, ihre Fortschritte höchst bedeutend seien und sie bei fortgesetzten Studien eine tüchtige Sängerin zu werden gegründete Hoffnung gebe. Allein ein Cursus von sechs Monaten (denn so lange ist sie erst in Florenz) ist zu einer vollständigen Gesangsbildung nicht hinreichend und gehören dazu wenigstens anderthalb Jahr, weshalb ich mir die Freiheit nehme die Supplik der Demoiselle Meyer der wohlwollenden Protektion Ew. Excellenz unterthänigst zu unterstützen. [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 84, 84b]

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Tgb. Februar 1861 Mittewoche 27. [II.] … Vormittags und Abends 4 Stunden am 3. Final gearbeitet. … Donnerstag 28. [II.] … 1 Stunde vor dem Frühstück am 3. Final gearbeitet. … Abends große Soirée bei Berthold Auerbach, wo viele de-

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mokratische Persönlichkeiten, die ich gar nicht kannte oder die ich lange nicht gesehen hatte, waren, z.B. Mundt und seine Frau, Fanny Stahr geb. Lewald und ihr Mann, Rebenstein, Redakteur der Volkszeitung, Buchhändler Hofmann, Herausgeber des Kladderadatsch, Präsident Pinder etc. Auerbach las eine neue Erzählung Der letzte Hofmops.

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Tgb. März Freitag 1. [III.] … Angefangen mit gutem Erfolge an dem Chor der Indianer am Schluße des 3. Aktes zu arbeiten. 1 Stunde vor dem Frühstück, 2 Stunden Vormittags und 2 Stunden Abends gearbeitet: den Chor fertig komponiert. Soiree bei der Gräfin Ahlimb-Saldern. Man spielte eine Sonate für Klavier und Violoncell von Rubinstein und ein Trio von Bargiel.

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Meyerbeer an Jean Hasselmans und Philippe Mutée in Strasbourg A Monsieur Mutée Directeur du théâtre de Strasbourg. (écrite par Mr Meyerbeer) ⎡Berlin,

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le 1er Mars 1861⎤

Messieurs, ⎡Vos lettres du 25 février m’ont trouvé très-indisposé & alité, mais elles sont si sympathiques pour moi que je ne saurais tarder davantage à y répondre. Je vous suis très-reconnaissant de l’aimable attention que vous avez de me faire part du succès qu’à obtenu le Pardon de Ploërmel à Strasbourg. Ce résultat est d’autant plus flatteur pour moi, que votre public est éminemment musicien & juge compétent en fait d’art.⎤ Cependant, Messieurs, permettez-moi de vous le dire, je suis persuadé que les soins intelligents qu’a bien voulu donner Monsieur Mutée à la mise en scène et au choix des artistes, ainsi que l’habile et savante direction de Monsieur Hasselmanns, que j’ai entendu vanter si souvent ont la principale part au bienveillant accueil fait au Pardon. Je vous en remercie sincèrement. ⎡Pour ce qui est de l’aimable invitation⎤ dont vous m’honorez de venir à Strasbourg ⎡assister à une représentation du Pardon de Ploërmel, j’aurais été bien heureux de pouvoir l’accepter, afin d’entendre l’ouvrage interprété par vos excel-

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lents artistes & de les remercier personnellement des efforts qu’ils ont faits; mais, à mon grand regret, l’état de ma santé est tel que je ne saurais m’exposer aux fatigues d’un voyage quelconque.⎤ Veuillez donc étre l’interprète de mes remercîments auprès vos artistes du chant et de l’orchestre, daignez en même temps exprimer ma reconnaissance à l’admirable personne qui a bien voulu pour faire offrir l’hospitalité en cette occasion, et croyez, Messieurs, aux sentiments [Autograph (Las): Jean Emmanuel Raux, Galerie „Arts et Autographes“, Paris; der von der Galerie „Arts et Autographes“ am 27. XII. 2005 mitgeteilte Textauszug ist oben wiedergegeben in eckigen Halbklammern; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 84a]

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Sonnabend 2. [III.] … wenig gearbeitet. … Große Soirée bei Graf Redern, woselbst Cornelie, Blanca und Emanuel auch waren.

Meyerbeer an Gemmy Brandus in Paris Berlin, d. 2 März 1861. Bester Herr Brandus! 20

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1) Ich werde täglich um die Prière aus dem Propheten von der Theater=Direktion gemahnt, und wenn Ihnen Davison darüber bis jetzt noch keine Antwort erteilt haben sollte, so bitte ich Sie gefälligst mir dieses anzuzeigen, weil ich dann dem Theater erklären werde, daß Sie nicht darauf zu rechnen haben und deshalb nicht länger mit der Aufführung zu warten brauchen. 2) Der Titel, den Sie mir für den Chor „Vaterland“ angeben, gefällt mir nicht; haben Sie die Güte folgenden zu nehmen: Choeur à voix d’hommes Numéro 1 A la Patrie etc. etc. Haben Sie die Güte auf den Titel für Belgien Schott in Brüssel, für Italien Guidi in Florenz zu erstellen, denen ich es beiden zugesagt habe.

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3) Von der Theater-Direktion aus Straßburg, H. Mutée und dem Orchesterdirector Hasselmanns, habe ich im Namen sämtlicher Künstler eine Einladung erhalten nach Straßburg zu kommen einer Aufführung des Pardon beizuwohnen, die ich aber wegen meiner sehr leidenden Gesundheit zu meinem Bedauern nicht annehmen konnte. Von unbekannter Hand habe ich auch einen sehr schönen Artikel von Schwab über den Pardon in Straßburg erhalten. Da ich Niemand in Straßburg kenne, so denke ich daß F. Schwab selbst mir denselben geschickt haben wird. Wenn Sie Gelegenheit haben demselben, der, wie ich weiß Korrespondent Ihrer Zeitung ist, zu schreiben, so danken Sie ihm in meinem Namen, sowohl für seinen trefflichen Artikel, wie für seine Aufmerksamkeit mir denselben geschickt zu haben. 4) In den englischen Zeitungen steht daß Gye Jenny Lind für die nächste Saison im Coventgarden engagiert hat. Es würde mich interessieren zu wissen, ob das wahr ist. [durchgestrichener unleserlicher Text] Genehmigen Sie, bester Herr Brandus, die Versicherung meiner vollkommensten Hochachtung

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Meyerbeer [Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 170 (Vol. 76, S. 124)]

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Tgb. März 1861 Sonntag 3. [III.] … Vormittags an dem Aufschreiben des Chors der Indianer 2 ½ Stunden gearbeitet, nachmittags dito 1 ½ Stunde. Montag 4. [III.] … Wegen des Salzbrunnens kann ich jetzt immer erst um ¼ auf 8 Uhr aufstehen, und wird dadurch die Morgenarbeit sehr [gestört]. … Heute ist meiner geliebten Tochter Corneliens Geburtstag; sie wird 19 Jahre alt. … 4 Stunden am Aufschreiben des Finale des 3. Aktes gearbeitet. Mit Cornelie in der Oper: Elenor oder Träumen und Erwachen, Ballet von Taglioni, Musik von Hertel. Dienstag 5. [III.] … 4 Stunden gearbeitet: das Finale des 3. Aktes fertig aufgeschrieben. … Mittewoche 6. [III.] … Besuch von dem neuen Direktor des Kärntnertor-Theaters Herrn Salvi, der meine Dinorah für Wien verlangt.

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Meyerbeer an Alois Heinrich in Berlin Heinrich, Theater Agent Taubenstr. 45 [Berlin,] 6 März 1861 5

In Beantwortung Ihrer gefälligen Zuschrift habe ich die Ehre anbei den Betrag für den mir übersandten Deutschen Bühnenalmanach beizufügen. Genehmigen Ew. Wohlg die Versicherung [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 84b]

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Meyerbeer an Heinrich Schlesinger in Berlin [Berlin,] Mittewoche 6ter März [18]61 Hochgeehrter Herr!

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Beifolgend sende ich mit verbindlichstem Dank den Faust des Fürsten Radziwill zurück. Haben Sie noch eine Partitur von meinem Nordstern vorräthig (ob deutsch oder französisch ist gleichgültig) so würde ich Sie ergebenst bitten mir durch die Überbringerin dieses den 3ten Akt gefälligst zu senden. Er soll Ihnen noch im Laufe des heutigen Tages wieder zurückgebracht werden. Genehmigen Ew: Wohl: die Versicherungen meiner vollkommensten Hochachtung Meyerbeer [Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, N. mus. ep. 1152]

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Mr Schott à Bruxelles [Berlin, zwischen 6. und 11. III. 1861] Monsieur, J’ai reçu dans le temps la lettre que vous m’avez fait l’honneur de m’adresser, et dans laquelle vous me demandiez la propriété pour la

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Belgique des trois choeurs de moi pour voix d’hommes, dont Mr Brandus vous avait annoncé la publication prochaine. Je n’ai pas répondu plus-tôt à votre lettre parce que je n’étais pas tout à fait décidé alors à la publication de ces morceaux. Je m’y suis résolu maintenant et le premier de ces choeurs paraîtra vers la fin de cet mois. Si vous désirez toujours encore la propriété pour la Belgique, veuillez m’en faire part, et je donnerai alors à Mr Brandus l’ordre de mettre votre nom sur le titre pour la propriété en Belgique [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 84b]

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Tgb. März 1861 Donnerstag 7. [III.] …12 Seiten Singstimmen in Partitur von dem Finale III eingeschrieben. … Auf den Abend war ich zum ersten Mal seit der neuen Regierung zu einer Assemblée bei dem König eingeladen. Der König, die Königin, Prinzessin Karl, Friedrich Karl und Kronprinzessin sprachen sehr wohlwollend mit mir. Freitag 8. [III.] … Abends in der italienischen Oper im VictoriaTheater Lucrezia Borgia. Madame Ellinger Lukrezia starke Stimme u. Feuer, aber exagerierter plumper Vortrag und unschöne plumpe Erscheinung. Sonnabend 9. [III.] … Zum Geheimen Rat Schulze, mit ihm im Auftrage der Akademie wegen der Erhöhung des Stipendiums der Michael-Beer-Stiftung zu konferieren. Dann Senatssitzung der Akademie … Diner bei dem Grafen Redern, wo sich die Mitglieder der englischen extarordinären Gesandtschaft befanden, welche dem König die Insignien des Hosenbandorden von der Königin von England überbrachten. Sonntag 10. [III.] … Geburtstag meiner geliebten Tochter Caecilie. … Nur ein paar Seiten vom 3. Finale instrumentiert. … Im Friedrich Wilhelmstädtischen Theater die uralte Operette Die Jagd … Musik von Hiller; Er liest den Livius, Lustspiel in 1 Akt.

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Meyerbeer an Gustav Bock in Berlin H Bock in Berlin [Berlin,] d. 10 März [18]61. Hochgeehrter Herr! 5

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Wie Sie aus dem beifolgendem Briefe ersehen werden, hat mich der Vorsitzende des Akademischen Gesangsvereins zu dem am Donnerstag stattfindenden Concert eingeladen. ⎡Ich ward aber für den Abend desselben Tages zu Sr Majestät dem König befohlen⎤, konnte also zu meinem Bedauern der Einladung zu dem nach dem Programm sehr interessanten Concerte nicht Folge leisten. Es scheint mir Pflicht dem geehrten Schreiber zur freundlichen Einladung meinen Dank sowie den Grund meines Ausbleibens auszusprechen; ich weiß aber seine Adresse nicht. Da ich aus dem Concertprogramm ersehe daß bei Ihnen die Billets zu jenem Concert ausgegeben wurden, so vermuthe ich, daß Ihnen auch der Herr Vorsitzende des obgedachten Vereins bekannt sein wird, u. in diesem Falle bitte ich Sie ergebenst bei demselben meinen ergebensten Dank für seine Einladung sowie mein Bedauern derselben nicht haben Folge leisten zu können, gütigst auszusprechen [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Textauszug zuletzt nachgewiesen in: Musikantiquariat Hans Schneider Kat. 175, Musikerautographen (1972), Nr. 113; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 85]

Meyerbeer an Ferdinand Wilhelm Freiherr von Otterstedt in Dessau Herrn Freiherrn v. Otterstedt K. Preuß. Major in Dessau Herzogthum Anhalt. dictirt [Berlin,] d. 10 März 1861. Hochzuvehr. Herr B.

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Genehmigen Sie meinen verbindlichsten Dank für Ihre liebenswürdige Aufmerksamkeit mich von der 3. Vorstellung der Dinorah in Dessau in Kenntniß zu setzen u. dazu so freundlich einzuladen, eine Einladung die ich um so lieber angenommen hätte, da ich dadurch

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Gelegenheit gehabt haben würde Sie wiederzusehen. Allein ich bin unwohl und besonders augenleidend, was Sie schon daraus ersehen werden, daß ich gezwungen bin diesen Brief zu dictiren, und mithin darf ich nicht wagen in dieser winterlichen Zeit auch nur die kleinste Reise zu unternehmen. Meine Frau, der ich Ihre freundliche Grüße mitgetheilt habe, trägt mir auf sie auf das Verbindlichste zu erwiedern. Genehmigen Sie, Hochv. den Ausdr. m. v. Hoch.

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[Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 86]

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Montag 11. [III.] … Zu Graf Redern. 5 Seiten des 3. Finale instrumentiert. … Dienstag 12. [III.] … Graf Redern ließ mich rufen und teilte mir mit, daß er glaube, es wäre meine Pflicht, zur bevorstehenden Huldigung des Königs eine große Komposition entweder für das Theater oder für das Hofkonzert zu liefern. … Abends und morgens im ganzen 3 Stunden gearbeitet: instrumentiert. Besuch von dem Schriftsteller Engel. Mittewoche 13. [III.] … Nur 3 Stunden musikalisch gearbeitet. Die Singstimmen des 3. Finales in die Partitur geschrieben.

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Meyerbeer an Auguste Gräfin von Alvensleben-Weteritz in Berlin Der Oberhofmeisterin der Prinzessin Friedrich Carl! [Berlin,] 13 Marz [18]61 Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich Karl haben die Gnade gehabt, mir zu erlauben die beifolgenden Musikstücke höchstderselben zu Füßen legen zu dürfen. Ich bin daher so frei Ew. H. ganz ergebenst zu bitten diese Musikstücke Ihrer Köingl Hoheit überreichen zu wollen. Genehmigen Ew. H den Ausdruck meiner ehrfurchtsvollen Ergebenheit [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 88]

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Meyerbeer an Louis Brandus in Berlin [Berlin,] 13 März [1861] Hochgeehrter Herr! 5

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Ich hatte gestern in der Zerstreuung vergessen, daß ich heute um 2 Uhr einer Conferenz beizuwohnen habe. Ist es Ihnen daher möglich mir lieber die Ehre Ihres Besuches Morgen (Donnerstag) um 2 Uhr zu schenken, so werden Sie sehr verbinden Ihren ergebensten Meyerbeer [Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Bibliothèque de l’Opéra, L. A. S. Meyerbeer (46)]

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Made Marlow Königl. Würtembergische Hofsängerin in Stuttgart dictirt [Berlin,] d. 13 März 1861 Hochverehrte Frau!

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H Director Salvi hat mir Ihr liebenswürdiges Schreiben übergeben. Es ist mir unendlich schmeichelhaft, daß Sie wünschen unter Ihren Gastrollen in Wien im künftigen Sommer auch die Dinorah zu singen und würde mich dieses sehr gefreut haben (da ich ja weiß wie meisterhaft Sie diese Rolle singen), wenn die Oper bereits in Wien gegeben wäre. Dies habe ich aber bis jetzt nicht gestatten wollen, weil nach meiner Ansicht ein Paar der männlichen und weiblichen Hauptrollen keine passenden Vertreter daselbst finden. Nun aber wie H Salvi proponirt die Oper in der schlechtesten Theaterzeit des Jahres (im Monat August) zu Ihren Gastrollen eigends montiren, wo Sie doch außerdem die Rolle nur einige Mal singen könnten und dann wieder vom Repertoir verschwinden oder von anderen Sängern die mir für diese Rollen nicht passend scheinen weiter singen zu lassen, das werden Sie selbst einsehen, verehrte Frau, daß ich dazu meine Einwilligung nicht geben kann. Mit dem Bedauern Ihren mir so

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schmeichelhaften Wunsch nicht erfüllen zu können, verbleibe ich mit aufrichtigster Hochachtung Ihr ganz ergebenster

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Seit längerer Zeit an den Augen leidend, bin ich schon seit mehreren Monaten genöthigt mich des Schreibens zu enthalten, weßhalb ich diesen Brief dictire. [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 86 f.]

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Tgb. März 1861 Donnerstag 14. [III.] … Leider nur einige Seiten instrumentiert, sonst nichts getan. In der italienischen Oper …, wo einzelne Szenen gegeben wurden, u.a. die Arie der Fides und das darauf folgende Duett mit Johann, von Demoiselle Artôt u. Roger gesungen. Freitag 15. [III.] … Leider wieder sehr wenig gearbeitet. In der Singakademie Der Tod Jesu, Kantate von Graun. Dann große Soiree bei der Herzogin von Sagan. Der Kronprinz, der dort war, ließ sich meine Tochter Blanca vorstellen u. sagte mir dieses in sehr liebenswürdiger Weise. Heute trafen die Nachrichten von der 1. Vorstellung des Tannhäuser ein, der einen vollständigen Fiasco gemacht haben soll. Das Publikum soll viele Stellen förmlich (sowohl in Bezug der Musik wie des Textes) ausgelacht u. zuweilen gepfiffen haben. Die Fürstin Metternich und Gräfin Seebach, deren Protektion man die Aufführung des Werkes zuschreibt, wurden so höhnend vom Publikum betrachtet, daß sie nach dem 2. Akt das Theater verließen. Eine so ungewöhnliche Art des Mißfallens eines doch jedenfalls sehr beachtenswerten und talentvollen Werkes gegenüber scheint mir ein Werk der Cabale und nicht des wirklichen Urteils zu sein und wird meiner Ansicht nach dem Werke bei den folgenden Vorstellungen sogar von Nutzen sein. … Sonnabend 16. [III.] … Den ganzen Tag mit den Vorbereitungen zu dem Hofkonzerte beschäftiget, welches von den italienischen Sängern Freitag zum Geburtstage des Königs im Palais stattfindet. In der

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italienischen Oper … La figlia del regimento … von Donizetti; Demoiselle Artôt die Marie vortrefflich. … Sonntag 17. [III.] … Auch heute den ganzen Tag mit Vorbereitungen zum Hofkonzert zugebracht. … Abends kleine Soirée bei der Herzogin Sagan, woselbst auch der König und die Königin waren. Die Königin sprach viel mit mir über das bevorstehende Hofkonzert.

Meyerbeer an Désirée Artôt in Berlin [Berlin, 17. III. 1861] Ma chère Mademoiselle Artot! 10

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Voudriez Vous avoir la bonté de m’écrire les paroles paroles du premier Vers du Psaume, pour que je puisse le faire chercher à la bibliothèque royale ou les Oeuvres de Marcello doivent se trouver. Veuillez avoir l’extrême bonté de donner votre reponse au porteur de ces lignes, & daignez me croire Votre tout dévoué Meyerbeer Dimanche

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[Autograph (Las): Stiftelsen Musikkulturens främjande, Stockholm, Meyerbeer, Giacomo 2652]

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Montag 18. [III.] … Den ganzen Vormittag mit Besorgungen zum Hofkonzert zugebracht. Abends 2 ½ Stunden gearbeitet: 2 Seiten instrumentiert. Droits d’auteur vom Monat Februar 292 fr. 35 c. Dienstag 19. [III.] … Die Königin ließ mich und Graf Redern kommen, um Verändrungen mitzuteilen, die sie in dem Konzertprogramm für Freitag wünschte. Infolgedessen ging ich zu Demoiselle Artôt, diese Verändrungen zu bewerkstelligen, was mir auch gelang. Morgens und Abends an der Instrumentation des Finales 5 Stunden gearbeitet. Besuch vom Intendanten Dingelstedt aus Weimar. Mittewoche 20. [III.] … Der Gräfin Hacke einen langen Brief über die Verändrungen zum Konzert nebst Programm geschrieben und ihr

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denselben gebracht, damit sie ihn der Königin zeige. … Soirée bei dem Professor Gneist, wo ich mit Caecilie war. Donnerstag 21. [III.] … Vormittag 3 Stunden lange Probe mit den italienischen Sängern von dem morgenden Hofkonzert. Abends Totenfeier im Auerbachschen Waisenhause für den morgenden Jahrestag des Todes meines seligen Bruders Michael. Im Laufe des Tages leider gar nichts gearbeitet, bloß die Stücke mehrere Male durchgespielt, welche ich im Hofkonzert zu akkompagnieren haben werde. … Billet von Frau v. Bülow. Freitag 22. [III.] … Öffentliche Sitzung der Akademie der Künste zur Feier des Geburtstags des Königs. … Mit Roger den Erlkönig für heute Abend durchgegangen. Leider gar nichts gearbeitet. Brief an Gustav Nicolai nebst 30 Taler Unterstützung. Antwort an Frau v. Bülow. Abends fand das Hofkonzert unter meiner Leitung am Klavier (ohne Orchester) statt, welches sehr gut ausfiel. Es sang Mademoiselle Artôt u. Ellinger, Herr Roger, Baragli, delle Sedie und Frizzi. Der König, die Königin, alle Prinzen, der Großherzog von Weimar, der Großherzog v. Strelitz etc. machten mir alle die größten Komplimente, besonders über mein Akkompagnement am Klavier. …

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Meyerbeer an Louis Brandus in Berlin

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[Berlin, 22. III. 1861] Hochgeehrter Herr! Es findet heute Vormittag zur Feier des Geburtstages des König’s eine öffentliche Feier in der Akademie der Künste Statt, der ich als Mitglied des Senats beiwohnen muß. Ich werde daher erst um 12 Uhr Ihnen meinen Besuch machen können Genehmigen Sie hochgeehrter Herr den Ausdruck meiner vollkommensten Hochachtung Meyerbeer [Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Bibliothèque de l’Opéra, L. A. S. Meyerbeer (42)]

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Sonnabend 23. [III.] … Leider gar nichts gearbeitet. Abends im Victoria-Theater in der 2. Vorstellung von Ein Wintermärchen … von Shakespeare, bearbeitet von Dingelstedt, Musik von Flotow: Sehr interessante Vorstellung; sehr geschickte Bearbeitung; recht interessante, sehr schöne instrumentierte Musik. Die Mise en scène der Gerichtsszene im Kirkus ist meisterhaft. Sonntag 24. [III.] … Besuch an Dingelstedt, wo ich auch Flotow traf. Durch das Hofkonzert hatte sich die Instrumentation der letzten Seiten des Finales, welches bis dahin schon seit 4 Tagen fertig war, bis jetzt verzögert. Ich arbeitete heute daran sowie auch an der Revision des Stückes. Meyerbeer an Gemmy Brandus in Paris [Berlin, 24. III. 1861]

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Herr Formes is shortly to sing the part of the Prophète for the first time, which I consider is most beneficent to the opera, as until now it has always been sung by an inferior tenor. Now Herr Formes is most anxious to sing the ‘Prière’ in the third act, which, however, is only in the piano score and not in the grand score. It is No. 19 in the Italian piano score, and the first few words are ‘Eternel Dieu Sauveur,’ etc. Herr Formes heard Mario sing the prayer in London. I do not know if you have my original manuscript still in your possession. If so, please get the opera copyist Leborne to copy it at once; if not, the copyist of the Italian Opera in Covent Garden must do it. In any case, it is most urgent and immediate. This ‘Prière’ is very short, only from page 217 to page 220 in the Italian piano score. If you should be obliged to have it sent from London, but only in this event, please have the coda copied too, which Costa added for Mario in the third act of the ‘Couplets Bachiques.’ I have not yet been able to make the corrections of the French words of the choral song ‘Das Vaterland’; neither have I yet been able to correct the cavatine from the ‘Crociato.’ But I will do this to-morrow. I have quite lately composed another German chorus for men’s voices, which I will send you soon, but I must first have another verse written to it, as the original has only one. I have found a third chorus among my manuscripts, so it would be best for them all to appear together, under the title of ‘Drei Chorlieder für Männerstimmen ohne Begleitung.’

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Kindly send the piano score as well as the grand score of the ‘Schiller Cantate’ to Herr Guidi in Florence. I would also ask you to be so kind as to send one more piano score to me here in Berlin, as well as the libretto of the ‘Ballo in Maschera.’ You write that Madame Lauters is to sing the part of Valentine in the Grand Opera. I think it would be well if you could remind Herr Royer of the fact (he does not seem willing to pay any attention to what I say.) Is it true that Madame Tedesco was nearly suffocated by opening the door of a stove too soon after it had been lighted? I should be most grateful to you if you would send me the most detailed particulars regarding the success of Auber’s ‘Circassienne.’ In reply to your letter of July 21, I beg to say that you misunderstood me in thinking that I did not wish Madame Lauters to sing the part of Valentine; on the contrary, I most earnestly desire her to do so. I only meant that if she refused to take this part in the event of Niemann’s singing the part of Raoul later on, in which case I should propose Sachs. Second, I do not wish you by any means to try and persuade Niemann to sing one of my parts; only if you should hear casually that he intends taking one, then I would ask you to advise his taking Raoul in the ‘Huguenots.’ Third, I will not allow my prayer from ‘Le Prophète’ to be orchestrated by Costa, so please don’t have it copied. Lastly, thank you very much for your kind promise to send me full particulars of ‘Tannhäuser’s’ third performance; it will interest me greatly to hear all about it. [Autograph (Las): Verbleib unbekannt, ehemals Sammlung Edward Brandus; Abdruck in englischer Übersetzung in: The Century Libraray of Music, hrsg. von Ignace Jan Paderewski, New York 1900, Bd. 3; S. 79 f.]

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Tgb. März 1861 Montag 25. [III.] … 1 Stunde vor dem Frühstück gearbeitet: die Revision des 3. Finale beendiget. … In Wallners Theater Kieselack und seine Nichte vom Ballet, Posse … von Weirauch. Dienstag 26. [III.] … 1 Stunde vor dem Frühstück musikalisch fantasiert. … Leider gar nichts Abends getan. An Truhn nebst 40 Taler.

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Mittewoche 27. [III.] … Leider gar nichts getan. Nachmittags Totenfeier für den Jahrestag des Todes meines Bruders Wilhelm im Auerbachschen Waisenhause. Im Opernhause Die Hugenotten: Demoiselle Lucca von Prag die Valentine. Schöne jugendliche Erscheinung; starke, sehr umfangreiche Sopranstimme; Feuer, gutes Spiel, doch Schärfe in der Höhe, schreiender Ansatz, keine saubre Koloratur; sie fand großen Beifall. Donnerstag 28. [III.] … Mehrere alte Kompositionen von mir durchlesen (Festhymne an den König, Ode an Rauch, Fredericus Rex), um zu sehen, ob ich sie bei der Cantate benutzen könnte, welche ich zur Huldigung komponieren werde. … Diner bei Bock, wo auch Flotow, der Komponist der Martha war. Freitag 29. [III.] … Leider wieder fast gar nicht gearbeitet. Zu Graf Redern: Anfrage, ob ich der Trebelli wegen des Hofkonzertes schreiben soll. In der Singakademie J. Bachs Passionsmusik nach dem Evangelium Matthaei. Sonnabend 30. [III.] … Leider auch wieder nichts getan. … Besuch an Madame Birch-Pfeiffer, ich proponierte ihr alle Verändrungen, welche ich im Libretto von Vasco nötig glaubte zu machen, wofür sie 200 Taler erhalten soll. Sonntag 31. [III.] … Leider wieder nichts getan. In der Oper der Troubadour von Verdi. Demoiselle Lucca sang die Leonore.

Meyerbeer an Charlotte Birch-Pfeiffer in Berlin [Berlin, 31. III. 1861] 25

Verehrte Freundin! Anbei erfolgt das gestern verabredete. Ich werde so frei sein es mir morgen Vormittag wieder abholen zu lassen; Dienstag habe ich dann die Ehre Ihnen meinen Besuch abzustatten Herzlichen guten Morgen

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Ihr treu ergebener Meyerbeer [Vermerk von der Hand Birch-Pfeiffers:] G. Meyerbeer 31. 3. 61.

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[Autograph (Las): DTM, Birch-Pfeiffer, b.2, Meyerbeer, Giacomo, VIII 12391]

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Tk. April 1861 [SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/29] 154. Große Friedrichstr Friseuer Schmidt Klavierstimmer Ebel Oranienstraße No 101 und 102 Dr Behr London New Bondstreet 134. JustizRath Moll. Brüderstraße 29 Wachstuch Handlung Mohren und Friedrichstr: Erben Zeltner grüne Fenstervorsätze Köster Taubenstraße 26. Adresse des Sänger Roger Chateau de Lalande: Villiers sur Marne. Seine & Oise 45. Ritterstr Brachvogel Der Bediente Fritz Seifert wohnt bei der Wittwe Schulz Mauerstraße No 3 82. Leipziger Straße Lucca 46. Taubenstraße Schröder 7. Bellevue Str. Salomon Me Meyerbeer in Ischl bei Gassner. Fräulein Eberty Hôtel Brandebourg Lassalle. Bellevue Straße No 13 96. Leipziger Str. Elsler Mauerstraße 8. Janke (der Bediente der alles aus die Hände nimmt 6 Tropfen nux vomica auf 2 Unzen Wasser = 3 Kaffelöffel täglich einzunehmen 47. Mohrenstraße Zahnarzt Mittelhaus [von anderer Hand:] Jachmann auf T[r]autenau bei Königsberg i/Pr. [Fortsetzung Meyerbeer:] British Hotel Rappaport Ärzte in Gastein Kühn [recte: Kiene] Lachner. Dienersgasse 15 (3) München Baermann Wurzerstraße 22 (2) München Wilbad Wildbadt Gastein[:] Johann Gruber. 50 Zimmer. Wagen. Bäder[,] Lainer. Zum Hirsch 24 Zimmer. Bäder[,] Oberkrämer. Martin Posch nah der Kirche 14 Zimmer[,] Praelatur = Provenchère[s] =

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Solitude = Straubinger 74 Zimmer[,] Unterkrämer, nah bei der Kirche 22 Zimmer = Bäder Hof Gastein[:] Goldner Adler (Moser) 30 Zimmer[,] Schwarzer Adler Höhenwarter 15 Zimmer[,] Schweitzer Hütte = blaue Traube 3. [Mittwoch] Heute angefangen das Augenwasser zu gebrauchen[.] Heute die Uhre gestellt = 2 Burguy[.] An Bennwitz wegen Hypothek [–] an den Hypothecarius [–] an Me Zellner 5. Zu Gräfe 7. 10/194 = 8. 194 Rtl = 400 Fl 9. 12 zu Grell wegen Hansmann[.] Burguy die Hypothek Blumenstraße schon zum 1ten July 11. Ich habe die Ehre gehabt vor 14 Tagen Ew: H in der Angelegenheit zu schreiben um deren Vermittlung Sie selbst mich ersucht haben. Da ich bisher keine Antwort von Ihnen erhalten erhielt welches ich meinem Clienten theilt habe mittheilte, so habe ich in deren Auftrag die Ehre Ihnen anzuzeigen daß in den verlangten Bedingungen keinerlei Modification Statt finden kann, und ersuche ich daher Ew: für den Fall Ihrer Zustimmung mir Ihre förmliche Zustimmung durch Ihre Unterschrift und Siegel unter das Ihnen übersendete Papier mitzutheilen und zugleicherzeit die Specification der Schuldenposten beizulegen. Sollte ich bis spätestens zum 15ten dieses Ihre Antwort nicht empfangen so wird in diesem Fall von meinem Clienten die Angelegenheit als abgebrochen betrachtet und deshalb keine weitere Folge gegeben 15. Ich will an Me Celerier: Thomé[,] Hansmann schreiben 16. 11. kommt Köster 17. 12 oder 1 Herzberg[.] Oggi si sono mostrato per la prima volta segni della mensile perioda femminile da C. 18. 11. kommt Köster 22. 11 zu JustizRath Moll 25. 4 Diner Schmückert 26. 9 Soirée Sagan 27. 11 Köster

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Tgb. April 1861 Montag 1. [IV.] … Leider wieder nichts getan. … Zu Kroll, wo jetzt eine italienische Oper stattfindet. La Sonnambula von Bellini. Madame Laborde, welche ehemals bei der großen französischen Oper war, wo sie die Königin in den Hugenotten vortrefflich sang, gab Amina; sie hat große Fortschritte gemacht, seitdem sie in Italien singt, und hat mich zuweilen ganz außerordentlich durch den Geschmack und die Feinheit ihres Vortrages und ihrer Fiorituren überrascht. Sie gefiel sehr. Dienstag 2. [IV.] … Zu Madame Birch-Pfeiffer wegen der Africaine (Ändrungen). Leider wieder nichts getan. Moralische Agitationen befangen mich und vernichten jede musikalische Inspiration. Es scheint nämlich, daß mein Schwiegersohn Korff, für den ich schon zu 3 verschiedenen Malen … Schulden bezahlte, wieder Schulden gemacht hat, deren Bezahlung er von mir verlangen wird. … Zum Augenarzt Professor Graefe wegen meines Doppelsehens.

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Meyerbeer an Louis Brandus in Paris Mr Brandus à Paris dictée [Berlin,] le 2 avril [1861]

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Hochgeehrter Herr! Ich habe Ihr geschätztes S. v. 30 M. erhalten, veranlassen Sie den H Niemann, daß er mir nicht schreibt und auch nicht zu mir kommt. Meine Antwort, welche sie auch sein mag, würde ihm dazu nur dienen pour s’en faire une arme bei der hannoverschen und Pariser Theater Direction und mich unnütz zu binden. Ich will mich unter keiner Bedingung in seine Angelegenheiten mischen, weder in seine Engagements, oder Demission, noch will ich Verpflichtungen übernehmen ihn in meine neue Oper zu nehmen oder nicht. Ebenso will ich mich nicht in die Wahl seiner Rollen mischen. Ich lese es in Ihrem Briefe zwischen den Zeilen, daß er den Propheten nicht gern singen will und es quasi nur als Pfand für die Rolle in der neuen Oper thun würde. Drängen Sie ihn daher gar nicht dazu. Der inliegende Brief den ich ebenfalls an Sie richte ist dazu gemacht daß Sie ihn an Niemann vorlesen können (doch müssen Sie den Brief natürlich nicht in seinen Händen lassen) falls er noch darauf beharrt mir

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schreiben zu wollen. Glauben Sie aber daß er diese Idee wieder fahren läßt, was bei diesem Charakter wohl möglich ist, dann brauchen Sie ihm den ost. Brief nicht vorzulesen.

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[Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 88 f.]

Meyerbeer an Louis Brandus in Paris Berlin, d. 2 April 1861. Hochgeehrter Herr Brandus!

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Soeben erhalte ich Ihr geschätztes Schreiben vom 30ten März und beeile mich es augenblicklich zu beantworten. Sie wissen ja selbst (und deßhalb muß ich mich wundern, daß Sie das nicht H Niemann sagten als er Ihnen die Anfrage stellte, von welcher Sie in Ihrem Briefe sprechen), daß der Grund warum ich noch immer zögere die Africanerin zu geben, der ist, daß ich eine der beiden großen Frauenrollen nicht zu meiner Zufriedenheit besetzen kann. H Royer glaubt daß Delle Sax, die ich nie singen gehört habe und nicht einmal persönlich gesehen, ganz für diese Rolle passe und sie mir als Sängerin wie als Darstellerin genügen würde. Ich habe ihm darauf versprochen im Laufe dieses Sommers, wenn ich meine Badereise nach Spa unternehme, nach Paris zu kommen die besagte Sängerin zu hören. Sollte ich sie dann für die besagte Rolle genügend finden, dann allerdings würde ich die Oper geben und im Herbst die Proben beginnen. Genügt aber die Sängerin mir nicht, dann werde ich warten mit meinem Werk (wie ich es bisher gethan habe) bis eine Sängerin kömmt die mir für die Rolle genügt. Daß H Niemann vollständigst befähigt ist die Tenorrolle dieser meiner neuen Oper, wie die jeder andern meiner Opern ganz vortrefflich zu singen, darüber habe ich nicht den mindesten Zweifel. Dazu bedarf es keiner weiteren Prüfung meinerseits, und mithin auch keiner Reise seinerseits zu mir, die ganz zwecklos wäre. Da es aber, wie aus dem obigen hervorgeht, noch ganz unsicher ist wann ich die Oper werde geben können, so kann ich natürlich auch keine Schritte bei H Royer oder bei welcher anderen Autorität in Bezug auf diese Oper thun, welche die sonstigen Entschlüsse des H Niemann beeinflussen könnten.

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Genehmigen Sie, hochgeehrter Herr Brandus, den Ausdruck meiner vollkommensten Hochachtung Meyerbeer [Autograph (L): Universität Köln, Institut für Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft, Theaterwissenschaftliche Sammlung, An 8099]

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Tgb. April 1861 Mittewoche 3. [IV.] … Leider auch heute wieder nichts getan. Berthold Auerbach und Geheimrat Waagen dinierten bei mir. Mit Cornelie in das Konzert der Madame Artôt und des Harfenvirtuosen Thomas. … Donnerstag 4. [IV.] … Leider wieder den ganzen Tag nichts getan. …

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Meyerbeer an Gustav van Hees in Iserlohn Mr G. van Hees à Iserlohn [Berlin,] 4 avril 1861.

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Monsieur, Veuillez agréer mes sincères remercîments de l’aimable envoi que vous avez bien voulu me faire de deux volumes de vos poésies, et surtout des sentiments sympathiques que vous témoignez pour moi dans l’élégante lettre qui me l’annonce. J’aurais été heureux, Monsieur, en vous exprimant ma reconnaissance de votre attention, de pouvoir vous faire part de l’impression que vos poèmes ont faite sur moi; mais un mal d’yeux, qui m’empêche de lire et me force même à dicter toute ma correspondance, ne me permet pas d’en prendre connaissance en ce moment; et je me croirais coupable d’attendre jusqu’à ma guérison pour vous prier d’agréer l’hommage de mes remercîments, avec lesquels j’ai l’honneur d’être [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 89]

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Meyerbeer an Zelia Trebelli in Paris Mademoiselle Tribelli à Paris (dictée) [Berlin,] 4 avril 1861. Mademoiselle, 5

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La nouvelle s’étant répandue ici que vous irez donner des représentations à Breslau à la fin de ce mois, je suis chargé de vous demander si cela est vrai et dans le cas que cela fût, si vous pouviez vous arrêter deux jours à Berlin pour chanter à la cour dans un concert puisque Leurs Majestés seraient bien aises de vous réentendre une fois encore. Veuillez donc avoir l’extrême complaisance de m’écrire le plustôt possible si la nouvelle de votre voyage à Breslau est fondée, et en même temps si lors de votre passage vous pouvez vous arrêter deux jours à Berlin pour chanter chez LL. MM., puis de vouloir bien me fixer dans votre lettre le jour de votre arrivée pour que j’aie le temps d’organiser le concert de la cour et d’en rendre compte à LL. MM. Un mal d’yeux me force à dicter cette lettre. [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 90]

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Freitag 5. [IV.] … Leider wieder auch nichts getan. Zu Madame Birch-Pfeiffer, um mit ihr wegen der Verändrungen in Vasco zu konferieren. … Abends im Operhause Die Tochter des Regiments von Donizetti. Demoiselle Lucca sang die Marie als 3. Gastrolle. Sonnabend 6. [IV.] … Leider wieder nichts getan. Zum Justizrat Lüdi[c]ke wegen Korffs Schuldenangelegenheit. … Ball bei Decker, wohin ich mit Cornelie ging. Sonntag 7. [IV.] … Leider wieder gar nichts getan. Zum Geheimrat Carl, der gestern bei Minna für den 2. Sohn aus erster Ehe vom Oberzeremonienmeister von Stillfried um Corneliens Hand angehalten hatte. Ich wies die Sache von der Hand, da bei dem bekannten Charakter des Vaters dieses gewiß nur eine Geldsache war. Montag 8. [IV.] … Heute ist der Geburtstag meiner geliebten Gattin Minna. Der Allmächtige erhalte sie mir und den Kindern lange Jahre. Amen. Ich schenkte Minna 6 Bettlaken ohne Nat, Shake-

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speare, von Schlegel u. Tieck übersetzt, und Lessings Werke. Ich hatte mehrere Familienglieder zu Tische geladen, natürlich auch Korff, so peinlich mir es auch war, ihn in diesem Moment zu sehen, da ich seine neuen Schulden nicht bezahlen will. Leider den ganzen Tag wieder nichts getan. Dienstag 9. [IV.] … Besuch von der Sängerin Laborde. In dem Konzert von Liebig in der Tonhalle, um die Symphonie von meinem Lehrer Abt Vogler zu hören, die mir in der Erinnerung als ein bedeutendes Werk geblieben war; ich fand mich aber beim Hören sehr enttäuscht. Auch die Ouvertüre aus den Hugenotten mit dem daran gehängten Trinkchor ward gespielt u. sogar recht gut. Bei Bock Konferenz mit Köster wegen Anfertigung eines Textes zu einem Hymnus zur bevorstehenden Huldigung des Königs, wozu ich aber keine neue Musik komponieren wollte, sondern schon früher komponierte Stücke von mir gebrauchen wollte. … Mittewoche 10. [IV.] … Konferenz mit Bennewitz über die Korffsche Schuldenangelegenheit, dann über den selben Gegenstand mit Lüdi[c]ke. Dieser traurige Gegenstand absorbiert mich so, daß ich zu keiner Arbeit fähig bin. …

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[Berlin, 10. IV. 1861] Hochverehrter Freund! Durch meinen abscheulichen Kartarr ist meine Nacht so leidend, daß ich – was ich geschrieben, selbst nicht lesen konnte, ich dictirte deshalb meines Mannes Schreiber, der gar nicht weiß wovon die Rede ist, da ich ihm keine Namen sagte, die ich alle selbst hineinschrieb; ich sende Ihnen die Vorschläge zur vorlezten Scene, damit Sie sich dieselben in Ruhe überdenken können ehe wir sie besprechen, wir gewinnen dadurch Zeit – & Sie können mir dann Ihre Ideen darüber klarer machen. Wenn Sie aber meiner Bühnenkenntniß irgend Vertrauen schenken, so kürzen & ändern wir eher die lezte Arie, als daß wir einen Vasco da Gama abziehen lassen – wie einen zweiten Liebhaber in der franz. Komödie! – Sollte Selica allein die Hauptgestalt sein, so dürfte kein großer historischer Name wie dieser ihr zur Seite gestellt sein. – Zu der Arie im 2ten Act (wozu Sie mir keinen leichten Vorwurf gaben!) bedarf ich einer ganz besondern Stimmung – ich

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habe sie schon dreimal begonnen & immer wieder verwerfen müssen, ich bekomme auch keine Ruhe dazu, ehe ich meine Idee zum ersten Act (die uns die ganze Verwandlung ersparen soll) aus mir herausgeschafft, darum muß ich jezt den ersten Act haben, damit ich heute den freien Tag dazu nützen kann, wer weiß was morgen wieder kommt das mich hindert – wie Montag, wo ich plötzlich spielen mußte. Was ich im ersten Act nicht ganz klar machen konnte über Selicas & Yorikos Stellung – kann in ihrem Monolog des 2ten Actes geschehen, darum muß ich heute beide Acte haben – sonst hätte ich Ihnen den 2ten geschickt – also – Alles auf Morgen – wo ich Sie zu sehen hoffe wenn ich heute fertig werde. Freundlichst gegrüßt von Ihrer getreuen Ch. Birch 10. 4. 61. Mein Goldbauer hat in der Burg nicht den gehofften Erfolg gehabt, wir wissen auch nicht ob sich das Stück halten wird!!! Mündlich ein Näheres!

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[eigenhändiger Vermerk auf der Rückseite:] Meine Briefe an Meyerbeer. 10 & 12 April 1861. [Autograph (Las): DTM, Birch-Pfeiffer, b.1, Meyerbeer, Giacomo, VIII 13865]

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H Julius Beer Paris dictée [Berlin,] 10 april 1861. Lieber Julius!

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Ich habe einige Tage gezögert deinen lieben Brief zu beantworten, weil ich es mit meiner eignen Hand zu thun wünschte, und beim Empfang desselben von einem Augenübel wieder befallen war welches mich am Lesen und Schreiben hinderte. Allein da dieses Augenleiden sich noch nicht verziehen will, so mag ich nicht länger mit meiner Antwort anstehen und will sie lieber dictiren. Es thut mir herzlich leid, lie-

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ber Julius, Dir den kleinen Wunsch, den Du mir in Bezug auf Carré aussprichst, nicht erfüllen zu können. Ich bin aber gegenwärtig tout à fait en froid avec lui. Du weißt doch wahrscheinlich, daß ich ein Text von ihm (Mignon) zur Composition hatte. Nun theilte er mir vor einiger Zeit mit, daß der Director des théâtre du Châtelet ihm einen Traité für dieses Werk bei Eröffnung dieses neuen Theaters zum nächsten Winter angeboten habe. Ich erwiederte daß ich meinerseits keine Traités über Werke machte, ehe ich dieselben ganz vollendet habe. Darauf verlangte er sein poème wieder zurück, was ich ihm auch natürlich gleich wiedergab, und so besteht derzeit gar keine Verbindung unter uns. Was nun den traité betrifft, den Du, wie Du mir schreibst, im Begriff bist mit dem théâtre lyrique abzuschließen, um dessen Zweckmäßigkeit Du mich um Rath frägst, so ist es schwer wenn man nicht an Ort und Stelle ist darüber ein richtiges Urtheil zu fällen. Principiell bin ich gegen derartige Concessionen, denn sie sind in der Hand eines Directors, wenn er kein ganz loyaler Mann ist, eine Zwickmühle um von einem jungen Autor, stets neue Erpressungen zu machen; denn es ist unmöglich alle die Fälle vorauszusehen wo er Dich in der Hand hat. Wenn er im traité blos sich engagirt Dir im Laufe des Jahres deine Oper zu geben, so kann er sie Dir zu einer ungünstigen Jahreszeit geben, er kann Dir die guten Sänger versagen, und nur die minder guten Subjecte geben, die ein Werk nicht zur Geltung bringen, er kann die Oper mit alten Costümen und Decorationen in die Scene setzen, er kann sie ohne hinlängliche Proben geben; kurz er hat vielfach Gelegenheit Dich in die Enge zu treiben um neue Geldconcessionen von Dir zu erpressen wenn er darauf ausgehen will. Lasse Dir die Geschichte erzählen, wie der Director der Porte Saint-Martin Harel den Marquis Custine auspreßte als dieser die Tragödie Cenci an der Porte Saint-Martin gab. Jedenfalls müßtest Du alle diese Bedenken H Crémieux mittheilen, und ihn bitten alle wichtigen Punkte recht formell im traité zu stabiliren, um Dir Garantien für mögliche mauvaise foi von Seiten des Directors zu geben. Wenn Du dir den traité hast aufsetzen lassen u. wünschest meine Meinung darüber zu wissen, so bin ich gern bereit, wenn Du ihn mir schickst ihn durchzusehen, und Dir zu sagen ob alle nöthigen Fälle vorgesehen sind. Grüße mir Regine u. Deine lieben Kinder tausendmal. [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 91 f.]

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Donnerstag 11. [IV.] … Zu Graf Redern wegen des Briefs der Trebelli. Konferenz mit General von Bülow über die Korffsche Angelegenheit. An Blanca über Korffs Schulden; großer ausführlicher Brief. Freitag 12. [IV.] … Blanca hat sich leider so über die Nachricht von Korffs neuen Schulden erschreckt, daß sie sehr unwohl ward. … Die Diarrhöe schwächte mich so, daß ich zu keiner Arbeit fähig war. Außerdem entmutigen mich Nachrichten aus Paris und die Korffsche Schuldenangelegenheit, sodaß mir jede Stimmung fehlt.

Charlotte Birch-Pfeiffer an Meyerbeer in Berlin [Berlin, 12. IV. 1861] Verehrter Freund!

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Ich habe Sie heute vergebens erwartet muß Sie also wieder mit der Feder quälen! Nach langem Brüten habe ich mich überzeugt daß die Verwandlung nur dann wegbleiben kann, wenn wir die Scene (Einlage) in den Schooß des Rathes verlegen – Das Motiv weshalb Vasco zu die Sclaven vor diesen bringt, ist sehr natürlich & prägnant; allein dann ist keine Stelle für die Cavatine Selicas zu finden!! – Allein Aber der Schluß des Actes gewinnt 100 % – Das können Sie glauben! Liegt Ihnen nun diese Cavatine so sehr am Herzen, daß Sie um ihretwillen die Verwandlung beibehielten – so mache ich Ihnen einen andern Vorschlag – laßen Sie uns den Act – umkehren, & mit dem Sclavenmarkt anfangen; mit kleinen Abändrungen geht das ganz gut & schließlich wird Vasco statt zum Kerker – zum Conscil abgeholt – & das kleine Ensemble das jezt den Act schließt fällt fort – das geht Alles zu machen – dann verwandelt es in den großen Saal – dann kennt man Vasco schon, interessirt sich sehr für ihn – & die Scene mit den Sclaven kann dann sehr gekürzt werden, wir gewinnen das herrliche Finale, & der Act schließt (mit der Gefangenschaft) brillant! Kürzer wird der Act freilich dadurch nicht, wie er es durch meine jetzige Umarbeitung würde – aber jedenfalls wirkungsreicher als er in der frühren Gestalt war. – Überlegen Sie sich das! – Haben sie heute Abend nicht ein Bischen Zeit? Von 5 Uhr bis 9 Uhr bin ich zu Ihrer Disposition – & wäre mir sehr lieb wenn ich Ihren Entschluß wüßte, ehe ich an den 2ten Act gehe, den ich jedenfalls heute Abend absolviren will – da mich die Zeit drängt! Dann muß ich den III Act bekommen, um

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die Stelle mit dem Trank – „Den Kama, der Gott der Liebe“ dem Menschen gab, um Mann & Weib für ewig zu beseelen mit Lieb u. Treu bis an des Daseins Grenze – etc – einzufügen, denn ohne das – geht es mit Vascos schneller Flamme für Selica nicht! – Lassen Sie mich wissen wann ich Sie erwarten kann – ich brenne darauf Sie zu sprechen! – Morgen Vormittag sind Sie mir – nach 11 Uhr, sehr willkommen – am liebsten aber heute schon – Mit besten Grüßen

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Die Ihrige Ch. Birch. 12. 4. 61. Daß die Einlage zum I Act nur ein Entwurf ist – & Ihnen frei steht die Jamben zu kürzen oder mir etwas Anderes vorzuschlagen – versteht sich von selbst! – Bitte um Rückstellung dieses & des Billets vom 10 d. M. da ich meine Ideen sonst nicht niedergeschrieben habe & einen Anhaltspunkt dafür bedarf.

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[eigenhändiger Vermerk auf der Rückseite:] Meine Briefe an G. Meyerbeer mit den Rathschlägen über die Oper. April 1861 [Autograph (Las): DTM, Birch-Pfeiffer, b.1, Meyerbeer, Giacomo, VIII 13866]

Tgb. April 1861 Sonnabend 13. [IV.] … Brief von Thomé, Direktor des Prager Theater: ladet mich ein, eine Oper zur Krönung des Kaisers in Prag, die künftigen Herbst stattfindet, zu schreiben. Konferenz mit dem Dichter Dr. Köster über den Hymnus, welchen ich auf Graf Rederns Wunsch zur bevorstehenden Huldigung des Königs komponieren soll. … Abends Konferenz mit Madame Birch-Pfeiffer wegen der zu machenden Ändrungen in Vasco. Dann mit Cornelie in einer großen musikalischen Soiree bei Geheimrat Jüngken, wo auch die Schattenarie und die Villanella aus Dinorah gesungen ward. Leider wieder heute gar nichts komponiert. Sonntag 14. [IV.] … Die Bedingungen, unter welche ich Korffs Schulden zahlen will, schriftlich aufgesetzt. Mit Justizrat Lüdi[c]ke und Minna darüber konferiert. … Im Opernhause Die Vestalin von Spontini. Es geht, dem Himmel sei Dank, mit Blancas Befinden besser.

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Montag 15. [IV.] Neue Vorsätze zur Arbeitsamkeit. Heute ist der neue Bediente August Sachse eingetreten, aber der alte Bediente bleibt bis zum 1. Mai, um August alle Details meines Dienstes mitzuteilen. An Theaterdirektor Thomé in Prag: refüsiere seine Einladung. … Vor dem Frühstück an der neu gedichteten Arie … für Ines am Schluß des 2. Aktes fantasiert. Zu Professor Graefe wegen meines Augenleidens. …

Meyerbeer an Gilbert Duprez in Paris Mr G. Duprez à Paris (dictée). [Berlin,] le 15 avril. [1861]

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Mon cher Monsieur Duprez,

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Permettez-moi de vous presenter par ces lignes Mademoiselle Hansmann de Berlin, et de la recommander à votre bienveillance particulière. Madelle Hansmann a une belle voix de soprano qui a déjà fait de bonnes études musicales, se rend avec sa mère à Paris expressément pour devenir votre élève et perfectionner sous votre savante direction ses études de chant et de déclamation lyrique, puis elle se destine à la carrière de chanteuse dramatique. Elle est d’une famille respectable quoique peu aisée et qui a dû faire des sacrifices pour Madelle Hansmann pût jouir de vos leçons. Je crois que vous trouvez en elle une élève zélée et pénétrée de l’amour de son art, et qui par là est digne de votre intérêt et de votre protection. Veuillez agréer l’expression de ma considération la plus distinguée [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 92 f.]

Meyerbeer an Franz Thomé in Prag Hr Thomé Director des Ständischen Theaters zu Prag. (dictée) [Berlin,] 15. April 1861 Hochzuverehrender Herr Director! 30

Ihr geschätztes Schreiben v. 12ten dieses, mit der mich sehr ehrenden Aufforderung eine Oper für die bevorstehende große Feierlich-

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keit zu componiren hatte ich die Ehre zu empfangen; bedaure aber sehr durch mehrere neuerdings übernommene musikalische Arbeiten verhindert zu sein Ihrem Wunsche nachzukommen. Genehmigen Sie hochgeehrter Herr den Ausdruck meiner vollkommensten Hochachtung.

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[Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 92]

Tgb. April 1861 Dienstag 16. [IV.] … Zum General-Intendanten Hülsen auf seine Mitteilung zu antworten, daß er die Artôt für Dinorah engagieren wollte. … Leider gar nichts getan wie etwas fantasiert. Im Friedrich Wilhelmstädtischen Theater Der Waffenschmied … von Lortzing. Mittewoche 17. [IV.] … Konferenz mit Köster wegen der Huldigungskantate. Konferenz mit Madame Birch-Pfeiffer wegen Ändrungen in Vasco. Im Opernhause Joseph in Aegypten … von Méhul. Donnerstag 18. [IV.] … Brief von Theateragenten Röder: verlangt Dinorah für Friedrich Wilmhelmstädtisches Theater mit Jauner-Krall als Dinorah. Kösters neue Worte unter dem ersten Teil der Kantate untergelegt, sonst leider nichts getan. Konferenz mit Lüdi[c]ke wegen Korffs Schuldangelegenheit. Kleine Abendassemblée bei dem König, wo ich auch Putlitz antraf.

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Meyerbeer an Johannes Schulze in Berlin [Berlin, 18. IV. 1861] Hochzuverehrender Herr GeheimerRath! Mit Freuden ertheile ich (in meiner Eigenschaft als Curator) meine vollste Zustimmung zu der vorgeschlagenen Maßregel, die Summe des jährlichen Stipendium’s der MichaelBeer Stiftung von 500 Rtl auf 750 Rtl zu erhöhen. Außerdem ertheile ich auch meine Zustimmung zu allen den von Ihnen verehrter Herr GeheimerRath vorgeschlagenen Bestimmungen für das 2te Stipendium, erlaube mir jedoch eine andre Meinung auszusprechen in Bezug der nachstehenden Punkte:

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1) stimme ich der Ansicht des Herrn Professor Herbig bei die Reihenfolge der concurirenden Künste für das 2te Stipendium folgendermaßen festzusetzen 3) Bildhauerei: 1) Kupferstecherei: 2) Musik: 4) Mahlerei: da die Mahlerei und Bildhauerei durch die ausschließliche Berechtigung bei dem ersten Stipendium schon vorzugsweise begünstiget sind: 2) kann ich nicht dafür stimmen daß die Concurenten gezwungen sein sollen ihre concurenz Arbeit in Berlin auszuführen. Bei der Unsicherheit für den Concurenten ob er den Preis erhält und bei der Wahrscheinlichkeit daß der hohe Concurent mittellos ist (weil er sich im entgegengesetzten Fall nicht um den Preis bewerben würde) würde ihn eine vergebliche Reise nach Berlin in Schulden stürzen, und mancher durch diese Bedingung nicht im Stande sein zu concuriren (es ist diese Meinung auch von der Majorität des Senats in frühern Besprechungen über diesen Gegenstand ausgesprochen worden). 3) Endlich wünsche ich daß dem Senat der Akademie wie bisher die Befugniß verbleibe, daß falls in dem Jahre wo sich kein würdiger Concurent für das erste Stipendium präsentiren sollte, das Stipendium dem letztprämiirten des 1ten Stipendium noch um ein Jahr verlängert werden könne. Genehmigen Sie hochgeehrter Herr GeheimerRath den Ausdruck der vollkommensten Hochachtung Ihres ergebensten Meyerbeer d 18ten April 1861. [Autograph (Las): GStA PK, VI. HA NL Schulze, Johannes, Nr. 24, ff. 199r-200r]

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Freitag 19. [IV.] … Leider den ganzen Vormittag nichts getan. … In der Singakademie Josef, Oratorium von Händel. Obwohl sehr schöne Einzelheiten enthaltend, doch nicht auf der Höhe andrer Händelschen Oratorien stehend. Joseph ist mehr in der Opernform gehalten. Die Chöre spielen keine so hervorragende Rollen wie sonst bei Händel. Demoiselle Behr hat eine sehr schöne Altstimme.

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Meyerbeer an Ferdinand Roeder in Berlin H Roeder Theater-Agent. (dictée) Französische Straße No 33d. [Berlin,] 19 April [18]61 Hochgeehrter Herr! Ihr geschätztes Schreiben habe ich richtig empfangen, kann aber nicht die Ehre haben auf Ihre Vorstellung einzugehen, da ich bereits andere Dispositionen für das fragliche Werk getroffen habe.

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[Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 93]

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Sonnabend 20. [IV.] … Bloß den Text unter dem Sextett der Cantate gelegt; sonst leider gar nichts getan.

Meyerbeer an Charlotte Birch-Pfeiffer in Berlin [Berlin, 20. IV. 1861] Verehrte Freundin!

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Es wird mir unmöglich Ihnen heute meinen Besuch abzustatten, aber morgen Vormittag werde ich so frei bei Ihnen zu anzuklopfen wenn Sie mich empfangen Ihr treu ergebener Meyerbeer

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Sonneabend. [Vermerk von der Hand Birch-Pfeiffers:] G. Meyerbeer 20. 4. 61. [Autograph (Las): DTM, Birch-Pfeiffer, b.2, Meyerbeer, Giacomo, VIII 12392]

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Sonntag 21. [IV.] … Auch heute leider so gut wie gar nichts gearbeitet. Brief vom Musikdirektor und Journalisten Schladebach aus Posen, den ich früher viel in Dresden kannte und ofte unterstützt hatte. Jetzt verlangt er ein Darlehn von 600 Talern, welches ich ihm natürlich nicht gewähren kann; ich schicke ihm aber 20 Taler. Im Friedrich Wilhelmstädtischen Theater Die Dorfsängerinnen … von Fioravanti. Madame Jauner-Krall von Dresden gab die Rosa, Herr Räder von Dresden den Marco. … Droits d’auteur vom März 417 fr. 20 c.

Meyerbeer an Julius Schladebach in Posen H Dr Julius Schladebach Redacteur der Posener Zeitung in Posen (Dictée) [Berlin,] d. 21 April [18]61. Hochgeehrter H Doctor!

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Ihr geschätztes Schreiben vom 20 habe ich heute erhalten und daraus mit aufrichtigem Leidwesen ersehen, daß Sie sich wegen einer Schuld von 600 Thalern so sehr in Verlegenheit befinden und meine Hülfe in dieser Angelegenheit in Anspruch nehmen. Ich darf hoffen, hochgeehrter Herr Doctor, daß Sie von früherer Zeit her öfter Gelegenheit hatten sich von meiner wahren Achtung und thatsächlichen Theilnahme für Sie zu überzeugen. Allein dieses Mal ist es mir zu meinem innigsten Bedauern ganz unmöglich Ihnen die gewünschte Hülfe zu leisten, denn ich bin in diesem Jahre, wo die Ungunst der harten Zeit so Viele ins Unglück stürzte, so von allen Seiten in Anspruch genommen worden, daß meine Kräfte zur Unterstützung der leidenden Mitmenschen vollständig erschöpft sind. Ist es mir daher unmöglich Ihnen das verlangte Darlehn zu gewähren, so wünsche ich wenigstens daß Sie durch beifolgende 20 Thaler, welche zwar keine Hülfe für Ihre gegenwärtige Verlegenheit, aber vielleicht eine momentane Linderung darbieten können, Ihnen meine Theilnahme an Ihrem Geschicke zu bethätigen. Hochachtungsvoll Ihr ergebenster P. S. Wegen eines Augenleidens bin ich gezwungen zu dictiren. [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 93 f.]

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Tgb. April 1861 Montag 22. [IV.] … Eine neue Redaktion von des von Korff zu unterzeichnenden Revers aufgesetzt. Ich wohnte der Begräbnisfeier des Musikdirektor Neithardt bei, wo der Domchor vortrefflich sang. … Leider auch wieder gar nichts getan. … Dienstag 23. [IV.] … Zu Dr. Köster wegen des Huldigungshymnus. … Auch heute leider nichts gearbeitet. Mit Cornelie im Friedrich Wilhelmstädtischen Theater Das rote Käppchen von Dittersdorf. Madame Jauner-Krall sang und spielte die Hedwig ganz vortrefflich. Schade, daß ihre Stimme, obgleich stark, krankhaft klingt und einzelne unreine Töne hat. Mittewoche 24. [IV.] … Ein paar Stunden erfolglos an der Huldigungshymne fantasiert. Lange Konferenz mit Madame BirchPfeiffer wegen der Verändrungen in Vasco. Abends in dem Konzert des Sternschen Gesangsverein S. Bachs Messe hmoll mit Orchester. Donnerstag 25. [IV.] … Leider auch heute mich nur eine einzige Stunde mit dem Huldigungshymnus beschäftiget. Zum Justizrat Lüdi[c]ke: Konferenz wegen der Korffschen Schuldangelegenheit. … Im Opernhaus Norma von Bellini. Das Gastspiel der Demoiselle Lagrua fand wegen ihrer Erkrankung nicht statt. Demoiselle Lucca sang die Rolle. Freitag 26. [IV.] … Brief von Reutlinger aus Frankfurt a. M.: Bittet im Namen meiner Religionsgenossen, eine biblische Oper zu komponieren. … 2 Stunden an der Huldigungshymne gearbeitet …, Abends 1 ½ Stunden gearbeitet, beide Male mit ziemlich guten Erfolge. Soirée bei der Herzogin von Sagan. … Sonnabend 27. [IV.] … Wegen eines Hofkonzertes, welches Donnerstag stattfinden soll, mußte ich zu Graf Redern, Demoiselle Lagrua, Madame Laborde, und so verging der ganze Vormittag, ohne daß ich arbeiten konnte. Abends 2 Stunden an dem Aufschreiben des großen Rezitativs vor dem Schlußchor des Hymnus gearbeitet Sonntag 28. [IV.] … Endlich seit langer Zeit zum ersten Male wieder um 6 Uhr aufgestanden und 1 ¾ Stunden vor dem Frühstück an der Fortsetzung des großen Rezitativs …, dann noch eine Stunde daran gearbeitet. … Im Opernhaus Macbeth … von Taubert. Nachricht von Bauernfeld aus Wien, daß der mir so freundlich zugetane Dr. Joseph Bacher in Wien geisteskrank ward und in eine Irrenheil-

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anstalt gebracht wird. Seine Vermögensumstände sollen zerrüttet sein, und Bauernfeld forderte mich auf, einen jährlichen Beitrag von 300 Talern auf 3 Jahre, also 900 Taler, zu geben. Ich bewillige aber nur 600 Taler. Montag 29. [IV.] … Vor dem Frühstück 1 Stunde an dem gestrigen Stück gearbeitet. 1 Stunde mit Besorgungen für das nächste Hofkonzert ausgefüllt. … Besuch am Madame Jachmann-Wagner. … In der Oper Norma von Bellini. Mademoiselle Lagrua gab die Norma: wundervolles tragisches Spiel, großartiger Gesangesstil und dramatischer Ausdruck, aber die Stimme ist schon etwas passiert, hat von dem intensiven Klang verloren, u. die Koloratur ist eckig und schwerfällig. Brief von Herrn v. Flotow. …

Meyerbeer an Eduard von Bauernfeld in Wien Berlin, d. 29 April 1861. 15

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Geehrter Herr und Freund! Ihr geschätztes Schreiben findet mich sehr unwohl; ich bin besonders seit längerer Zeit so augenleidend, daß ich mich des Schreibens enthalten muß. Verzeihen Sie daher, wenn meine Antwort nicht so ausführlich ist als Ihre freundliche Mittheilung, für die ich Ihnen sehr dankbar bin, es verdiente, und ich mich sogar dazu einer fremden Feder bediene. Die traurige Nachricht von der Geisteskrankheit unseres gemeinschaftlichen Freundes Bacher ward mir eben aus einer hiesigen Zeitung vorgelesen, als Ihr Schreiben eintraf, welches dieselbe in noch trauriger Weise bestätigte, da, nach Ihrem Briefe, auch seine Vermögensumstände zerrüttet sind. Ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, geehrter Herr und Freund, wie tief mir das Geschick des so gutmüthigen langjährigen Bekannten zu Herzen geht. Gern bin ich bereit mich seinen Freunden zuzugesellen, welche die Kosten seiner Cur übernehmen wollen und bin bereit zu diesem Zwecke einen jährlichen Beitrag von zwei hundert Thaler Preußisch Courant auf die Dauer von drei Jahren zu leisten. Da Sie, geehrter Herr und Freund, so gütig waren, diese Angelegenheit in die Hand zu nehmen und mir die Adresse des Bruders des Kranken nicht bekannt ist, so bin ich so frei Ihnen gleich meinen Beitrag für das Jahr 1861 mit zwei hundert Thalern Preußisch Courant hier beizulegen.

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Genehmigen Sie, geehrter Herr und Freund, den Ausdruck der aufrichtigsten Anhänglichkeit Ihres ergebensten Meyerbeer

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Anbei 200 Thaler Preuß. Cour. [Autograph (Ls): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 150]

Tgb. April 1861 Dienstag 30. [IV.] … Antwort an Herrn v. Flotow. Nur 2 Stunden an dem Hymnus gearbeitet. Mit den Vorbereitungen zum Hofkonzert mich beschäftiget. …

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Meyerbeer an Friedrich von Flotow in Schwerin Berlin d 30ten April 1861 Hochverehrter Herr und Meister! Es freut mich doppelt daß der Empfang meiner Photographie Ihnen einiges Vergnügen machte, da mir dadurch die sehr große Freude Ihres so liebenswürdigen Briefes geworden ist. – . Es hat mich glücklich gemacht aus demselben zu erfahren, daß ich die Sympathien des berühmten Meisters besitze, der die meinigen durch seine lieblichen, alle Herzen gewinnenden Tonschöpfungen, wie durch seine persönliche Liebenswürdigkeit, schon längst im höchsten Grade erwarb. Es bleibt mir nur noch der Wunsch, daß Sie mich auch durch Mittheilung Ihrer Photographie erfreuen, die mir ein dauerndes angenehmes Andenken an unsre neuliche Begegnung sein würde. Genehmigen Sie hochgeschätzter Herr und Meister den Ausdruck meiner innigen Verehrung und Ergebenheit

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Meyerbeer [Autograph (Las): Library of Congress, Music Division, Washington; leicht gekürzter Abdruck in: Heinz und Gudrun Becker, Giacomo Meyerbeer. Ein Leben in Briefen, Wilhelmshaven 1983, S. 230]

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Meyerbeer an Benjamin Hamma in Ettlingen H Musidirektor B. Hamma in Etlingen bei Baden-Baden [Berlin,] 30 April 1861. Hochgeehrter H Musikdirektor 5

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Ich habe die Ehre gehabt Ihr geschätztes Schreiben zu empfangen, in welchem Sie mich anfragen, ob ich einen deutschen Operntext zur Composition übernehmen will, in welchem Falle Sie mir einen von Ihnen gedichteten zur Einsicht senden wollen. Indem ich zuvörderst für Ihr gütiges Zutrauen ergebenst danke, kann ich jedoch zu meinem Bedauern von Ihrem freundlichen Anerbieten keinen Gebrauch machen, indem ich bereits so viele musikalische Arbeiten für die Zukunft übernommen habe, daß ich denselben keine neue mehr hinzufügen kann. [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 95]

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5. Bock[:] Sternscher Verein = Ob Köster für seinen Text zu honoriren = Vorläufige Gastspiele von Krall in Wien [–] Wann er nach Wien abreiset, Lohengrün[,] theatre lyrique Baeurl Bae Petersburg Viardot. Louis Brandus Memento 6. Brandus[:] Cabel Marseille [–] Brautgeleite Benedict [–] Lieder für Sims Rives – München [–] Correctur Chor Vaterland [–] Société des auteurs & compositeurs dramatiques – Bacher 8. 2 zu Lüdike [–] 11 Zahnarzt. 9. Lagrua: Komm. Rachel à Nephtali[.] Zu Lord Loftus – Laborde Ranz de Vaches Mère Grand [–] Jauner Krall: hôtel de Rome[.] Generalordenscomission [–] Graf Pourtales – Pfeffermünze verschreiben aus Frankfurth 10. 10 zum Zahnarzt 13. Schlesinger: 2) Ranz de Vaches. Erminia Kom[m]. Czykowsky – Montalban [–] Pothographie = Brachvogel 27. Zu Hülsen wegen Abert und Festspiel [–] Zur Birch Pfeiffer 28. Birch[:] Ein andres erstes Ensemble (Andante amoroso) im Duett Akt 4 [–] Morceau d’Ensemble Act III

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29. Birch Pfeiffer 2tes Couplet zu dem Lied, und zu dem Chor vom Goldbauer 30. Minna. Wegen der Bezahlung des Klavier’s für Schönlein [–] Compott = Cardamonn Kuchen = Blanca’s Reisegeld und Hirschmann 31. Zu Köster [–] Zum Instrumentenmacher [–] Zur Birch[.] An Bise

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Tgb. Mai 1861 Mittewoche 1. [V.] … Nur 2 Stunden am Hymnus gearbeitet. Die Musik zum Hofkonzert durchgespielt. Minna ging seit langer Zeit zum ersten Mal wieder mit mir im Theater: Don Juan von Mozart. Mademoiselle Lagrua sang Donna Anna. Donnerstag 2. [V.] … In der Früh die Musik zum Hofkonzert durchgespielt. Dann Probe mit den Sängern von diesem Konzert, welche 2 ½ Stunden währte. Dann zu Graf Redern, um das Programm des Konzertes festzustellen. Dann Konferenz bei Justizrat Lüdi[c]ke wegen Korffs Schuldangelegenheit. Hofkonzert und Souper bei dem König. Ich akkompagnierte wie immer bei den Hofkonzerten. … Der König und die Königin waren sehr freundlich mit mir und machten mir viele Komplimente über die Wahl und die Leitung des Konzertes. Auch die Klavierspielerin Ingeborg Starck spielte.

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Meyerbeer an Charlotte Birch-Pfeiffer in Berlin [Berlin, 2. V. 1861] Verehrte Freundin! Ich war mehrere Tage in der letzten Woche unwohl, und bin nach meiner Genesung durch 4 Tage so mit den Vorbereitungen zum heutigen Hofconzerte beschäftiget gewesen, daß es mir unmöglich war zu Ihnen zu kommen. Wenn es aber Ihre Zeit erlaubt mich morgen Abend zu empfangen poche ich an Ihre Thüre. Also auf baldigstes Wiedersehen Ihr treu ergebenster Meyerbeer

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Donnerstag. [Vermerk von der Hand Birch-Pfeiffers:] Meyerbeer 2. Mai 61. [Autograph (Las): DTM, Birch-Pfeiffer, b.2, Meyerbeer, Giacomo, VIII 12390]

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Meyerbeer an Carl Steidtmann in Colditz H Carl Steidtmann in Colditz bei Leipzig (dictée) [Berlin,] 2 Mai 1861. Hochgeehrter Herr!

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Auf Ihr geschätztes Schreiben habe ich die Ehre zu erwiedern, daß ich auf Ihr Ansuchen um ein Darlehn nicht eingehen kann. Zu gleicher Zeit retournire ich Ihnen beifolgend Ihre beiden Einlagen. Genehmigen Ew. W. die Versicherung meiner Hochachtung. [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 97]

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Tgb. Mai 1861 Freitag 3. [V.] … ¾ Stunden vor dem Frühstück am Hymnus gearbeitet. Dann zu Graf Redern. Lange und vergeblich nach meiner Original-Partitur der Ode an Rauch gesucht, welche ich für einen Teil der Hymne benutzen will. Dann die Ändrungen der Birch zu Vasco durchlesen. Abends Konferenz mit der Birch-Peiffer wegen der Ändrungen zu Vasco. Sonnabend 4. [V.] … 1 ½ Stunde vor dem Frühstück an das Aufschreiben der Singstimmen in Partitur: das Sextett des Hymnus aufgeschrieben. 1 ½ Stunde nach dem Frühstück weiter daran gearbeitet. Sonntag 5. [V.] … Vor dem Frühstück 1 ½ Stunde Singstimme in die Partitur des Sextettes geschrieben und diese Arbeit vollendet. Dann noch 1 ¼ Stunde an den Text für den ersten Chor der Hymne gearbeitet. … Mit Minna und Cornelie in den Hugenotten. Demoiselle Lagrua sang die Valentine, blieb aber sehr unter meinen Erwartungen. Montag 6. [V.] … 1 ½ Stunde vor dem Frühstück und 1 ½ Stunde nach dem Frühstück an dem Aufschreiben der Worte unter den ersten

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Chore des Hymnus (Ode an Rauch) gearbeitet und diese Arbeit vollendet. Zu Köster, den ich nicht zuhause traf. Nachmittags Konferenz bei Graf Redern, wo sich ein Comité konstituiert hatte, um für eine Stiftung zum Gedächtnis von Neithardt zu wirken. Dann im Opernhaus Die Zauberflöte von Mozart. Demoiselle Lucca sang die Pamine. Dienstag 7. [V.] … Meine Morgenarbeit aufgeopfert, um in aller Früh zu Lüdi[c]ke wegen der Korffschen Angelegenheit zu konferieren, aber er war schon ausgegangen …, dann zu Köster, um mit ihm wegen des Textes des Hymnus zu konferieren. 1 ½ Stunden an dem Hymnus gearbeitet. .. . . Abends 3 Stunden gearbeitet: das Rezitativ vor dem Sextett komponiert und aufgeschrieben. Die societé des auteurs et compositeurs dramatiques ernennt mich einstimmig in ihrer diesjährigen Plenarsitzung zum Mitgliede des Comité auf 3 Jahre. Es ist dieses schon das dritte Mal, daß ich durch die Wahl der Gesellschaft zu diesem Ehrenposten berufen wurde. Mittewoche 8. [V.] … 1 Stunde vor dem Frühstück an der Instrumentation des Sextetts gearbeitet. Besuch von der Sängerin Lucca. … Konferenz mit dem Justizrat Lüdi[c]ke. … Abends 1 ½ Stunde am Sextett instrumentiert.

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Meyerbeer an Charlotte Birch-Pfeiffer in Berlin Ihro Wohlgeb. Der Frau Dr Birch Pfeiffer Absender Meyerbeer [Berlin,] 8ter May. [1861]

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Verehrte Freundin! Vergessen Sie mich nicht! Wann darf ich kommen? Ein Wörtchen Antwort an Ihren ergebensten Meyerbeer [Autograph (Las): DTM, Birch-Pfeiffer, b. 2, Meyerbeer, Giacomo, VIII 12397]

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Donnerstag 9. [V.] … 1 ½ Stunde vor dem Frühstück …, 2 Stunden nach dem Frühstück am Sextett instrumentiert. … Mit Cornelie im Opernhause Der Freischütz … von Weber. Demoiselle Lagrua die Agathe, nur im Andante der großen Arie vortrefflich, sonst matt. Freitag 10. [V.] … Vor dem Frühstück 1 ¾ Stunde an der Instrumentation des Sextetts gearbeitet, nach dem Frühstück 2 ¼ Stunde … und die Instrumentation vollendet. … Mit Cornelie und den Mossonschen Kindern im Theater Der Prophet. Formes und Demoiselle Lucca sangen zum ersten Mal .. . . und beide sehr gut und mit glücklichem Erfolg, die Demoiselle de Ahna die Fides ziemlich gut. Das Haus war sehr voll.

Meyerbeer an die Commission des Auteurs et compositeurs dramatiques in Paris Commission des Auteurs et compositeurs dramatiques (écrite par Mr Meyerbeer) [Berlin,] 10 mai 1861

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J’ai appris avec une bien douce émotion, par la lettre de Mr Peragallo sous la date du 8 mai qui vient de me parvenir, que mes chères confrères, les auteurs et compositeurs dramatiques m’ont fait pour la 3e fois l’honneur de me nommer membre du leur com[m]ission. Je suis d’autant plus touché de cette confiance que mes fréquentes absences de Paris ne m’ont jamais permis de remplir aussi régulièrement que j’aurais désiré, les devoirs de cet honorable mandat; mais cette fois, messieurs et chers confrères, malgré votre indulgence, j’hésite à accepter votre flatteuse mission, vu que des intérêts de famille m’obligent de prolonger mon séjour à Berlin jusqu’à la fin de l’hiver et ce ne serait que dans neuf mois d’ici à peu près que je pourrais prendre part à vos travaux. Veuillez donc examiner si l’intérêt de votre société ne souffre pas d’accorder à l’un des membres de la commission un aussi long congé, ou si vous croyez qu’il serait préférable de me remplacer par une nouvelle élection. Quelle que soit votre décision, je l’accepterai avec déférence, messieurs et chers confrères, ma reconnaissance de l’honneur que vous m’avez fait en m’élisant restera toujours également vive. En tout cas croyez que je suis à tout jamais at-

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taché de coeur à cette belle institution à laquelle je me fais gloire d’appartenir. Votre tout dévoué confrère [Autograph (Las): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 97 f.]

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Tgb. Mai 1861 Sonnabend 11. [V.] … 1 ½ Stunde vor dem Frühstück das Sextett revidiert. … Abends … das Rezitativ vor dem Sextett aufgeschrieben und zum Teil instrumentiert. Sonntag 12. [V.] … 1 ½ Stunde vor dem Frühstück das Rezitativ vor dem Sextett fertig instrumentiert … und an einem neuen Schluß für den Schlußchor (Heil dir im Siegerkranz) fantasiert. Nach dem Frühstück für das Autographen-Album der Frau von Stranz mein Lied Der Vroni im Goldbauer aufgeschrieben u. eine Klavierbegleitung zugefügt. Im Friedrich Wilhelmstädtischen Theater List um List, Oper zu 2 Personen, Musik von Schimon, den ich als Kind schon kannte. Montag 13. [V.] … 1 ¾ Stunde vor dem Frühstück an dem Aufschreiben des großen Rezitativs vor dem Final gearbeitet, desgleichen 2 ½ Stunden nach dem Frühstück. Abends Konferenz mit Madame Birch-Pfeiffer wegen der Verändrungen zu Vasco. Dienstag 14. [V.] … Vor dem Frühstück 1 ¾ Stunde an der Instrumentation des großen Rezitativs gearbeitet, nach dem Frühstück 2 Stunden. … Im Victoria-Theater Ein Wintermärchen von Shakespeare, bearbeitet von Dingelstedt, Musik von Flotow.

Meyerbeer an J. Maitland Campbell in Cork

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Mr Campbell à Cork (Irland) (dictée) [Berlin,] 14 Mai 1861 Monsieur, Votre aimable lettre du 10 mai, dans laquelle vous me demandez si vous pouvez m’envoyer un texte d’opéra pour le mettre en musique, m’est parvenue aujourd’hui et je m’empresse d’y répondre. Je vous remercie d’abord infiniment de la confiance que vous mettez en moi;

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mais je vous prie de ne vouloir pas donner suite à votre projet, vu que les nombreux travaux qui m’occupent en ce moment ne me permettent pas de rien entreprendre de nouveau. Agréez, Monsieur, l’expression de mes regrets et l’hommage de mes sentiments les plus distinguées. 5

[Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 98]

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Mittewoche 15. [V.] … 1 ½ Stunde vor dem Frühstück an der Instrumentation des großen Rezitativs gearbeitet, desgleichen 1 Stunde nach dem Frühstück und die Instrumentation des Rezitativs beendiget. … Besuch von dem Schriftsteller Brachvogel. Abends angefangen, die Singstimmen des Schlußchor in Partitur zu schreiben. Donnerstag 16. [V.] … 1 ½ Stunde vor dem Frühstück am Aufschreiben der Singstimmen weiter gearbeitet. Dann erhielt ich den Befehl, zu heute Abend beim König ein kleines Hofkonzert zu organisieren. Mein ganzer Tag ging über diese Beschäftigung hin. Madame Laborde und Baragli sangen Herr v. Bülow spielte Klavier. Ich akkompagnierte wie gewöhnlich. Der König, die Königin, Prinzessin Karl, der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin, der Kronprinz, Prinz Albrecht Vater u. Sohn, Prinzessin Louise sprachen alle auf das freundlichste mit mir. Freitag 17. [V.] … Die Singstimmen des Schlußchors aufgeschrieben. … Konzert in der Singakademie Tannhäuser, ein Mysterium, Text u. Musik von Reißmann. Sonntag 18. [V.] … Den ganzen Vormittag damit zugebracht, den Brief an meinen Schwiegersohn Korff aufzusetzen. Außerdem nur ein paar Seiten instrumentiert. Sonntag 19. [V.] … Einen 2. Brief an Korff auf dessen gestrige Antwort aufgesetzt, sonst nur ein paar Seiten instrumentiert. … Montag 20. [V.] … 1 ½ Sunde vor dem Frühstück am Schlußchor instrumentiert. Brief aus London von dem Comité der Nationalausstellung von 1862, welche ein großes Konzert projektieren, in welchem die deutsche, französische, italienische und englische Schule durch 4 neue Kompositionen von lebenden Meistern (Rossini, Auber und ich; wer der englische Meister sein soll, sagen sie nicht) vertreten sein soll. Ich soll ein Anthem komponieren; die andern Kompositio-

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nen sind ein Triumphmarsch, ein Marsch für Blaseinstrumente und ein Choral ohne Orchester. 2 Stunden nach dem Frühstück und 1 ½ Stunde Abends an der Instrumentation des Schlußchor gearbeitet. … Dienstag 21. [V.] … 2 Stunden vor dem Frühstück und 2 Stunden nachher an der Instrumentation des Schlußchors gearbeitet und es beendiget. Mittewoche 22. [V.] … Die Revision des großen Rezitatives und des Schlußchor gemacht, sonst leider nichts gearbeitet. … Konferenz mit Lüdi[c]ke wegen Korffs Schulden. Donnerstag 23. [V.] … Geheimrat Langenbeck wegen des Bruchs auf der linken Seite konsultiert. Er gibt, Gott sei es Dank, ganz beruhigende Zusicherung. Da ich nicht wünsche, daß man weiß, daß ich zu dem Hymnus teilweise meine Ode an Rauch mitbenutzt habe, so fing ich an, meine Partitur derselben, die schon ganz gelb und abgeblaßt aussieht, und gar nicht so frisch wie die neu komponierte Stücke aussieht, neu abzuschreiben. Ich schrieb heute 6 Seiten davon ab. Große Soiree bei dem König. Der König sowohl wie die Königin sprachen viel und sehr gnädig mit mir. Ich sagte der Königin, daß ich eine Huldigungshymne komponiert habe. Herr v. Bülow mußte auf ausdrücklichen Befehl der Königin eine Liszt-Fantasie über Themata von mir (Prophet) spielen.

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Meyerbeer an Louis Brandus in Paris Mr Louis Brandus Berlin, le 23 mai 1861. Monsieur, Il y a long temps que vous n’avez eu de mes nouvelles; mais depuis quelques mois je suis continuellement souffrant, surtout des yeux, ce dont vous vous apercevrez par cette lettre que j’ai dû dicter, et en outre très-occupé. Cependant je ne saurais remettre davantage a vous écrire pour l’objet suivant. Il y a déjà quelque temps que Mr Royé m’a écrit pour me demander si je voulais venir cet automne à Paris donner l’Africaine à son théâtre. J’ai hésité jusqu’à présent à lui répondre, car j’ai de graves intérêts de famille à régler qui ne me permettraient pas, avant leur conclusion, de quitter Berlin au moins pour un temps aussi long qu’il faut pour monter un ouvrage à l’Opéra. Jusqu’ici il m’avait été impossible de juger à quelle époque ces affaires seraient terminées, mais je viens d’acquérir la certitude que leur solution ne pourra être

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obtenue dans le courant de cette année et que par conséquent je ne serais pas en état de me trouver à Paris avant le printemps prochain. Si maintenant je ne fais pas cette communication directement à Mr Royé et si je vous prie d’être l’organe de cette réponse auprès de lui, c’est que je voudrais qu’il sût que j’ai à me plaindre de lui, ce que par délicatesse je ne veux pas lui dire à lui-même. Vous savez quand Mr Royer me demanda si je voulais donner l’Africaine à l’Opéra, je lui répondis que mon consentement ou mon refus dépendait de la possibilité ou de l’impossibilité d’une bonne distribution des rôles avec la troupe chantante de l’Opéra, qui m’est en grande partie inconnue. Je n’ai jamais entendu ni Madelle Sax, ni Mr Morelli, il y a de longues années que je n’ai plus entendu Made Tedesco, Fort n’ayant jamais chanté à l’Opéra on ne peut encore juger de l’effet qu’il y produira, et même Made Lauters je ne l’ai jamais entendu dans de la musique de ma composition. Je ne pouvais donc pas juger sans avoir entendu ces chanteurs. Je disais à Mr Royé que mon intention était de venir à Paris à la fin de cet été, après avoir pris les eaux de Spa, afin d’entendre tous ces artistes dans leur répertoire de l’opéra et d’après cela formuler ma décision; mais je demandais à Mr Royé la promesse de ne rien divulguer de ce plan, car si je ne trouvais pas ses chanteurs aptes aux rôles et que je ne donnasse pas l’ouvrage c’était une offense pour des artistes respectables, qui peuvent être excellents sans pourtant convenir à ces rôles. Mr Royé me le promit, néanmoins il a publié par tous les organes officiels de la Presse qu’on sait être en relations avec l’opéra que j’avais donné parole de donner mon ouvrage et d’entrer en répétition au mois d’octobre. Même des appréciations très-malveillantes ont été faites à ce sujet par des organes de la Presse, on a dit que j’exerçais avec mon ouvrage une pression pour éloigner les compositeurs français de l’opéra, et que notamment Mr Gounod dont l’ouvrage est déjà à l’étude se retirerait pour me faire placer. Je vous envoie un de ces articles de l’Indépendance belge pour que vous voyiez que je n’exagère pas. De cette façon on travaille l’opinion du public contre moi, et le jour où je présenterai mon ouvrage on sera mal disposé par suite de ces fausses nouvelles. Voici maintenant dans quelle fâcheuse position je me mets ce précédé qui n’est pas seulement une indiscrétion quant à la divulgation, mais qui a même manqué de vérité en ce sens qu’une promesse conditionnelle a été présentée comme une acceptation positive. Il est certain, comme je vous l’ai déjà dit, que les affaires de famille qui me retiennent ici seront réglées au plus tard au printemps prochain et qu’alors je serais libre de venir à Paris et d’entrer en répétition. Mais, auparavant, je le répète, je

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devrais venir à Paris afin d’entendre les chanteurs et juger alors de leur aptitude à chanter les rôles du nouvel opéra et prendre ensuite la décision du oui ou du non; car il est certain, même dans l’intérêt de l’administration de l’opéra que cette question doit être décidée plusieurs mois à l’avance, afin qu’elle ne soit pas prise au dépourvu. Or, vers la fin de l’automne je trouverais bien malgré mes affaires d’ici, le moyen de m’absenter une quinzaine de jours, ce qui suffirait pour aller à Paris entendre les différents chanteurs de l’opéra. Mais si je viens à Paris je risque que l’administration de l’opéra dire et imprimer que je suis venu donner mon ouvrage et supposé que je ne trouve pas les chanteurs aptes aux rôles et que je ne donne pas l’ouvrage, on me jettera de nouveau la pierre et on me suscitera mille criailleries. De façon que je ne sais trop à quoi me resoudre. J’aimerais bien connaître votre avis là-dessus; car je sais que vous êtes de bon conseil. D’autre part on m’assure de plusieurs côtés que le Théâtre lyrique dans la nouvelle demeure qu’on lui prépare pour l’année prochaine sera magnifique, que toutes les sommités de la société et des capacités de Paris le prennent sous leur protection et, qu’on veut en faire le théâtre musical par excellence, que Berlioz et Halevy veulent donner là leurs grands ouvrages et qu’on fera tout pour satisfaire mes plus grandes exigences musicales si je voulais consentir à y donner mon opéra. La-dessus aussi je désirerais connaître votre opinion; car je vous l’avoue, je commence à craindre qu’il n’y ait des dispositions hostiles contre moi à l’Opéra. Il va sans dire, mon cher Monsieur Brandus, que dans la communication que je vous prie de faire à Mr Royé vous ne parlerez ni de la crainte que j’ai touchant les dispositions actuelles de l’opéra envers moi ni de ce que je vous demande sur le compte du théâtre lyrique; car je ne voudrais pour rien au monde blesser Mr Royé, dont je puis être mécontent pour un fait, mais pour qui j’ai une estime sincère et qui jusqu’à présent s’est toujours montré pour moi très-loyal et très-aimable.

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[Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 99–104] Tgb. Mai 1861 Freitag 24. [V.] … Einige Seiten vom Chor geschrieben; sonst leider nichts getan. Sonnabend 25. [V.] … Konferenz mit Lüdi[c]ke wegen Korffs Schulden. Einige Seiten vom Chor geschrieben. …

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Meyerbeer an Johannes Schulze in Berlin Berlin, d. 25 Mai 1861. Hochzuverehrender Herr Geheimer=Rath! 5

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Beifolgend habe ich die Ehre Dero Concept und Reinschrift des Antwortschreibens wegen der Capitalisirung der 900 Thaler Zinsen für die Michael Beer’sche Stiftung, von mir unterschrieben, ganz ergebenst zurückzusenden. Genehmigen Sie, hochzuverehrender Herr Geheimer=Rath, den Ausdruck der vollkommensten Hochachtung Dero ganz ergebensten G. Meyerbeer [Autograph (Ls): GStA PK, VI. HA NL Schulze, Johannes, Nr. 24, f. 205r]

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Tgb. Mai 1861 Sonntag 26. [V.] … 4 Stunden Vormittags an die Abschrift des ersten Chors gearbeitet und dieselbe beendiget. … Soirée bei Frau von Schack, geborenen Gröditzberg. Es ward französische Komödie gespielt (Les 2 veuves von Mallefille). Fräulein von Treskow u. Frau v. Bülow waren ausgezeichnet. Montag 27. [V.] … Besuch von dem Komponisten Abert aus Stuttgart. Konferenz mit Lüdi[c]ke wegen Korffs Schuldangelegenheit. Ich setze einen neuen Schein für denselben [auf], worin ich für ein Jahr noch auf dessen Versetzung aus Berlin verzichte. Dienstag 28. [V.] … Zur Birch-Pfeiffer, der ich 40 Friedrichs d’or für ihre Verändrungen zu Vasco bezahle. … Zur Sängerin JaunerKrall, der ich einige Lieder von mir brachte. … Blanca kömmt zum ersten Mal seit 6 Wochen (infolge ihres Unwohlseins) wieder zu uns. Ich war leider nicht zuhause. … Mit Cornelie im Friedrich Wilhelmstädtischen Theater: Die Verlobung bei der Laterne … von Offenbach, Der Schauspieldirektor von Mozart. Madame Jauner-Krall sang in beiden Opern sehr hübsch. … Mittewoche 29. [V.] … Den ganzen Tag mit Besorgungen zu einem Hofkonzert zugebracht, das mir plötzlich befohlen ward. Ein aber-

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maliger Brief von Korff an meine Frau agitierte mich so, daß ich den ganzen Tag zu keiner Arbeit fähig war. Donnerstag 30. [V.] … Da das ganze Arrangement des Hofkonzerts wieder anders befohlen ward und nur Demoiselle Lucca singen und Herr v. Bülow Klavier spielen soll, so ging ich zur erstern, um mit ihr zu probieren. Abends fand das Hofkonzert statt. Der König, die Königin und ganz besonders aber die Kronprinzessin unterhielten sich sehr mit mir.

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Meyerbeer an Charlotte Birch-Pfeiffer in Berlin Berlin d 30ten May [18]61.

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Verehrte Freundin! Beifolgend erhalten Sie das Manuscript Ihres Lustspiel’s wieder weil Sie es verlangen. Aber gelesen habe ich es noch nicht, das muß ich zu meiner Schande gestehen. Ferner erfolgend innliegend 26 Rtl 150 gr zur Completirung der 40 Friedrich’s d’or. Ich habe aus meinem Liede des Tony im Goldbauer ein Jagdchor gemacht, aber ich möchte gern noch eine 2te Strophe dazu (ganz von demselben Rhytmus) haben, weil es zu kurz ist. Ich lege Ihnen hier mein Manuscript bei, damit sie sehen nicht nur sehen welches der Rhytmus ist, sondern auch welche Worte wiederholt werden müssen. – . Ferner bin ich so frei Sie zu erinnern daß Sie mir eine 2te Strophe zu dem Lied der Vroni versprochen haben. Und endlich wünschte ich sehr Sie vor Ihrer Abreise noch einmaal zu sprechen. Morgen wird mir das sehr schwer werden. Können Sie mich Sonntag Vormittag empfangen.

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Ihr treu ergebenster Meyerbeer [Vermerk von der Hand Birch-Pfeiffers:] G. Meyerbeer 30. Mai 61. [Autograph (Las): DTM, Birch-Pfeiffer, b.2, Meyerbeer, Giacomo, VIII 12393]

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Meyerbeer an Pauline Lucca in Berlin [Berlin, 30. V. 1861] Geehrtes Fräulein! 5

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Es ist mir so eben der Befehl ertheilt worden daß Sie im heutigen Hofconcert 3maal singen. – . Haben Sie daher die Güte auch die Romanze der Jüdin (im 2ten Akt) zu singen und auch Ihre Parthie mitzubringen Genehmigen Sie den Ausdruck meiner vollkommensten Hochachtung Meyerbeer Donnerstag [Autograph (Las): Privatbesitz]

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Freitag 31. [V.] … Konferenz mit Lüdi[c]ke bei uns wegen Korffs Angelegenheit. Ich diktierte Minna einen Brief an Korff. …

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1. An Gräfe Ob ich beim Lesen und Schreiben auch eine Brille aufsetzen (ob blau) 2. Zu Koster[.] Concert[:] Behrend [–] Mücke’s Gesang Chor [–] Elsler – Gr Redern die Epoche der Aufführung – Baumeister Schadow [–] Programm des Concertes [–] Tribelli Orpheus 3. Graf Redern wegen Donnerstag [–] Prinz Karl: 2ter Chor [–] Chocolade für das Kind = Zu Godet Zu Köster – Birch Pfeiffer – Thee. – Halstuch = Schröder die Stärke der Kapelle bei Hofconcerten – Potograph 4. Zur Gräfin Kalergis = Zu Lasker 5. Cornelie[:] Der Vogel todt – Für Anna telegraphirt – Brief aus München 6. 1 Elsler [–] Dr Herzberg 7. Abends 7. Akademie[.] Von heute an das neue Augenwasser gebraucht

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8. 10 Sängerin ½ 11 Truhn 9. 10 bis 11 Truhn Sängerin 10. Gemmy Méditation von Gounod[.] Terzett Curschmann[.] Autograph für den Russen[.]An Salvi Brief für Harries[.] Bock Meditation von Gounod 11. An Minna nach Ischl 14. Tescher. hotel de Rome 16. Herzberg = Birch Pfeiffer = Köster. 18. 2 Sänger Seifarth. 19. 10 Herzberg 21. 2 Uhr zur GRth Jüngken 22. 10 H Grünbaum ¾ auf 11. Friedrich Wilhelmsgarten. Schadowstraße 14 Zur Begrüßung von Cornelius 23. 10 Grünbaum 25. 7 Uhr zu Lüdike [–] 9 Uhr früh nach der Bank. 26. Schulze’s Brief an Georg um 5 Uhr[.] Abends Todtenfeier für die seelige Mutter bei Auerbach[.] Bock 27. 6 zu Lüdike, nebst Rechnungen [–] 5 In mein Comptoir[.] Burguy[:] Bock meine Abreise anzeigen[,] den Kutscher Beckmeyer bezahlen[,] Journäle 28. Stimmenlage Sax[.] Brandus[:] Me Viardot Fides [–] Bruder Dr Bacher – Mignon 30. 8 bis 12 Unzen Johannisquelle von Gleichenberg. 12 Unzen[.] Im Bade 30 M. bis ¾ St steigern [–] Wie oft einreiben: auf welchen Theil des Körpers Electuari[u]m lenitivum[.] Ostreichisches Geld wechseln[.] Thee – Recept in Bamberg machen lassen. 3 Mohren in Augsburg [–] Straubinger Gastein [–] Bayerischer Hof – 4 Jahreszeiten München[.] Paß in München [Undatierte Nachsatzblätter:] Einladungen Fromann – Bülow – Auerbach [–] Förster – Ebers – Kullack NB: Wenn es kein Gleichenberger Brunnen giebt: dann Spa zur Nachcur = Ein Esslöffel auf den Rückgrad einreiben = 1 Eßlöffel in den innern Schenkeltheilen einreiben Memento[:] Antwort der Orpheonisten (Laporte) [–] Me Celerier Betrag der Miethe und wie lang der Contract währt [–] Birch Pfeiffer 2 Strophen zu dem Lied im Goldbauer [–] Birch Pfeiffer Duett Act IV Hofconcert[:] Ob die Lucca wieder gesund ist [–] Lucca Duett Elisir italiänisch oder deutsch – Der Strauß von Curschmann [–] Cavatine Tannhäuser – Duett Stabat Mater [–] Cavatine Jüdin – Terzett Matrimonio [–] La foi[,] la Charité etc von Rossini [–] Meditation Gounod.

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Minna Wrangel – Corsobillet Hypothek 8000 Cöthner St. [.] [unleserliches Kürzel] unmittelbar nach 18000 Rtl 25 Gulden Wiener Bankenoten zum Course von 85 machen 12 Rtl 3 sgr 9 Pf. Memento[:] Im August antworten ob ich die Einladung für die Exposition für 1862 in London annehme oder nicht [–] Neue Schlußarie zu Dinorah für Me Charton [–] Den Kasten von der Bank wegen abzuschneidender Amerikanischen Coupons, und verloosete Polnische Pfandbriefe [–] Zellner [–] Dr Herzberg bezahlen [–] Ohren ausspülen von Rückehr [–] Oestreichisches Geld für Blanca [–] Zahnarzt Mittelhaus [–] An Gautier Rue Lavoisier 23 [–] Pillet Will [–] Paß = 1 Eßlöffel im Rückrad ½ Eßlöffel die beiden innern Schenkel 1 maal des Tag Caecilie[:] Borsig verlobt Dlle Gutike[.] Emanuel 700 Rtl mehr (Einschiebung des Worts „wissentliche – Ich habe an Schönlein geschrieben [–] Ich behalte den Wagen wegen meines Hustens. Blanca’s Abreise – Weidner Dr Snetivy = No 1. [–] Dr Hoenigsberger. No 2 [–] Mahler Lohr. [–] r D Prell (Meyendorf) Auf der Reise[:] Chautschou = Nachttopf – Lichtschirm = Sitzkissen – Bougie [=] Nachtlampe = Augenbraunkästchen [–] 2 Toupets – Ordenskästchen = Paraplui [–] Wein [–] Pfeffermünze = Berzelius Lampe [–] Kamillenthee – Kleines Pult beim Komponiren = Bau[m]wolle [–] Agenda – Respirator – Stiefelknecht – Fußsack [–] Warmflasche [–] Re Grünseidne Bettdecke = Kopfkissen [–] Lederne Decke – Bettzeug [–] Regenschirm und kleiner weißer Schirm [–] Blaue Band – Der Wecker [–] Das Augenwasser – aromatisches Wasser [–] ZähneGlas 20 Violinen 6 Bratschen Burguy Korff’s Schuldenverzeichniß kopiren = Die Decken aus dem Zimmer nehmen lassen und klopfen – Journäle [–] 100 Fl östr: 83 ½ Silber 100 Fl: Östr: 84 ½ Silbergulden

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Sonnabend 1. [VI.] … Es kam mir die Idee, in dem Hymnus unter den Chor des Heil dir im Siegerkranz noch einen 2. Chor zu bauen, ohne darum das Orchester zu verändern. Daran arbeitete ich. Ferner

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arbeitete ich an der Metronomierung der 3 Stücke Das Vaterland, Invocation à la terre natale und der Couplets de la cavalerie als Chor und an der Revidierung deren Abschriften. … Heute sollte die Abreise meiner Frau und Kinder nach Ischl erfolgen; da aber Minna sehr an Kopfwehe litt, so gingen Caecilie und Cornelie heute Abend allein nach Leipzig, die Mutter, welche erst morgen abreisen wird, zu erwarten. Heute besuchte mich zum ersten Mal wieder meine Tochter Blanca seit ihrem langen Unwohlsein und seit Emanuels neuer Schuldenkatastrophe. Sonntag 2. [VI.] … Heute früh reisete meine geliebte Gattin Minna nach Ischl. … Ich arbeitete an den 2. Chor unter dem „Heil dir im Siegerkranz“ in der Hymne und beendigte ihn. In Wallners Theater … Gastspiel des Hamburger Opernpersonals Raymond oder das Geheimnis der Königin … von Thomas. Montag 3. [VI.] … Besorgungen gemacht, Briefe diktiert; sonst nichts getan. Besuch von dem Schriftsteller Lasker, ich war aber nicht zuhause. Soirée bei dem König: die Gräfin Kalergis war auch anwesend u. spielte etwas auf dem Klavier.

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Meyerbeer an Hirsch Weintraub in Königsberg Kantor H. Weintraub Königsberg in Preußen

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[Berlin,] 3 Juni 1861. Hochgeehrter Herr! Ihr geschätztes Schreiben v. 31 Mai, worin Sie mir anzeigen, daß Sie mir Ihr Werk „Tempelgesänge“ zur Durchsicht übersenden, empfange ich zu einer Zeit wo ich wegen eines Augenleidens mich des Lesens und Schreibens soviel als möglich enthalten muß. Da ich nun außerdem auch im Begriff stehe eine längere Badereise anzutreten, so kann ich daher zu meinem großen Bedauern jetzt und in der nächsten Zukunft keine Kenntniß Ihres Werks nehmen und habe daher die Ehre es Ihnen zurückzusenden. Darum nicht minder dankbar für ihre gütige Aufmerksamkeit. [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 104]

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Tgb. Juni 1861 Dienstag 4. [VI.] … Leider gar nichts getan.

Meyerbeer an den Vorstand der Jüdischen Gemeinde in München 5

An die Herren Vorsteher der Administration der israelitischen Cultusgemeinde in München mit 50 Rtl [Berlin,] d. 4 Juni [18]61 Hochgeehrte Herren!

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Das Geschenk, welches ich jährlich am Sterbetage meines seeligen Bruders Michael den Armen Ihrer Gemeinde zu machen pflege ist eine freiwillige Gabe, aber keine Verpflichtung, deren Unterlassung Ihnen das Recht geben könnte mich zu der Fortsetzung derselben aufzufordern, wie Sie das in Ihrem Schreiben v. 2 d. thaten. Indem ich Ew. HochwWohlgeboren ersuche von dieser Erklärung für die Zukunft gefälligst Notiz nehmen zu wollen, übersende ich inliegend 50 Rtl zur Vertheilung an die Armen Ihrer Gemeinde [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 105]

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Meyerbeer an den Vorstand der christlichen Gemeinde in München (mit 50 Rtl) [Berlin, 4. VI. 1861] Ew Hochwohlgeboren

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gebe ich mir die Ehre wie alljährlich zum Gedächtniß des Sterbetages meines seligen Bruders Michael beifolgend die Summe von 50 Rtl zur Vertheilung an die Armen christlicher Confession Münchens ergebenst zu übersenden. [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 105]

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Tgb. Juni 1861 Mittewoche 5. [VI.] … Besuch von Dr. Köster, der mir die Worte zu dem 2. Chor brachte, den ich unter den Chor „Heil dir im Siegerkranz“ als Gegenchor gesetzt hatte. Donnerstag 6. [VI.] … Besuche von dem Klavierspieler Kontsky aus Petersburg, von dem Komponisten Abert aus Stuttgart u. von meiner Tochter Blanca. … Dem Chordirektor Elsler die Chöre meiner Huldigungs-Hymne vorgespielt. Freitag 7. [VI.] … Abends Sitzung der musikalischen Sektion der Akademie. Sonnabend 8. [VI.] … Im Schauspielhause Die Jäger … von Iffland. … Sonntag 9. [VI.] … Besuch von dem Direktor der Wiener Oper Salvi, der zum 3. Mal nach Berlin kommt, Dinorah für sein Theater zu verlangen. In der Oper Robert der Teufel (sehr leer). Die Lucca sang wegen Krankheit nicht die Alice, wie angekündigt ward. Fricke, Woworsky und die Tutscheck sangen sehr häufig falsch. Die Wippern als Alice ziemlich gut. Mein Enkelchen Fritz hatte heute das Unglück im Zimmer bei dem Spielen den Arm zu brechen. Ich erfuhr es erst beim Nachhausekommen vom Theater u. eilte sogleich zu ihm. Montag 10. [VI.] … Besuch an Direktor Salvi. … In Wallners Theater Zampa … von Herold. Dienstag 11. [VI.] … heftige Diarrhöe, die mich so ermattete, daß ich den ganzen Tag zu jeder Arbeit untauglich war. Ich las bloß etwas in dem Klavierauszug von Verdis Ballo in maschera.

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Meyerbeer an Carl August Rudolph Schultz und an die Vorsteher der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt/Oder H Schultz Oberpfarrer an St. Marien Frankfurt an d. O. dito an die Vorsteher der israelitischen Gemeinde mit 75 Rtl.

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[Berlin,] d. 11. Juni 1861. Beifolgend habe ich die Ehre für das Jahr 1862 Ew. Hochehrwürden die Summe von 25 Rtl für die Armen christlicher Confession der Stadt Frankfurt a/O zu übersenden, welche ich gewöhnlich am Sterbetage meines seligen Vaters (im Oktober) zu überschicken pflege; wel-

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ches wie ich soeben von H Burguy erfahre voriges Jahr unterlassen worden ist. [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 106]

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Meyerbeer an Moritz August von Bethmann-Hollweg in Berlin [Berlin, zwischen 11. und 26. VI. 1861] Ew. Excellenz

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Da mir wegen meines leidenden Gesundheitszustandes von meinem Arzt eine Bade= und Trinkcur verordnet worden ist, und ich nachher wegen eines Augenübels einen längeren Aufenthalt auf dem Lande nehmen soll, so bitte ich Ew. Excellenz ganz ergebenst mir vom 1sten Juli ab ein Urlaub von drei Monaten von meinen Functionen als Mitglied des Senats der Königl Akademie der Künste zu bewilligen. Meine Herren Collegen vom Senat, welche ich von diesem Ansuchen in Kenntniß setzte, haben nichts dagegen einzuwenden. [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 106]

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Mittewoche 12. [VI.] … Besuch von Generalfeldmarschall Wrangel, der mich bereden will, zu einem Springbrunnen beizutragen, der auf dem Pariser Platz errichtet werden soll, und trotz alles Sträubens mich förmlich zwingt, die ungeheure Summe von 300 Talern zu bewilligen. … Ohne Erfolg versucht, an Vasco zu fantasieren. Donnerstag 13. [VI.] … Abschiedsbesuch bei dem alten Baron von Korff. … Abends Gesellschaft bei dem König. Der Pianist Kontsky spielte, u.a. auch eine Transkription über Dinorah. Die Königin ließ mich nach derselben rufen und sagte mir viel Freundliches. Freitag 14. [VI.] … Zu Lüdi[c]ke wegen Korffs Angelegenheit. Besuch von dem Theaterdirektor von Darmstadt Tescher. Ohne Erfolg an dem großen Schlußstück des 2. Aktes fantasiert. In Wallners Theater Das Pensionat, komische Oper … von Suppé. Ich hatte einen sol-

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chen Druck auf dem Kopf und Erkältungsgefühl, daß ich den größten Teil der Oper verschlief und gar keine Apperzeption davon mit nach Hause brachte. Sonnabend 15. [VI.] … Starkes Erkältungsgefühl. Leider gar nichts getan. … Sonntag 16., Montag 17. [VI.] … Erfolglose Versuche, an Vasco zu arbeiten. Dienstag 18. [VI.] … Besuch von dem Domsänger Tenor Seifarth [recte: Seyffart], um zu sehen, ob ich ihn für die Hofkonzerte verwenden könnte. Mittewoche 19. [VI.] … Dr. Herzbergs Operation machte mich so nervös, daß ich den ganzen Vormittag nichts arbeiten konnte. Zu Lüdi[c]ke. Donnerstag 20. [VI.] … Ohne Erfolg versucht zu arbeiten.

Gustav Bock, Philipp August Boeckh, Botho von Hülsen, Heinrich Wilhelm Krausnick, Karl Friedrich Lessing, Eduard Magnus, Meyerbeer und Wilhelm Taubert an Frau Neithardt in Berlin

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[Berlin, 20. VI. 1861] Geehrteste Frau! Die Unterzeichneten beehren sich, Ihnen die Anzeige zu machen, daß das Monument auf dem Grabe Ihres seeligen Gatten heut aufgestellt worden, und von Morgen Sonnabend an zur Besichtigung frei steht. In aufrichtiger Freude darüber, daß durch das Zusammenwirken der besten künstlerischen Kräfte dem Dahingeschiedenen diese Anerkennung bereitet worden, nennen wir uns hochachtungsvoll Eurer Wohlgeboren ergebenste Bock von Hülsen Lessing Ed Magnus G. Meyerbeer W. Taubert. Krausnick Böckh. Berlin, den 20. Juni 1861. [Autograph (Ls): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 78]

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Freitag 21. [VI.] … Besuch von der Sängerin Lucca. … Lüdi[c]ke schickt endlich die Spezifikation von Korffs Schulden, welche abermals … gewachsen sind. … Lange Konferenz mit Lüdi[c]ke. Sonnabend 22. [VI.] … Mit einer Deputation der Akademie der Künste, den weltberühmten Maler Cornelius bei seiner Rückkehr nach Berlin in seiner Wohnung im Namen der Akademie zu begrüßen. Der 77jährige Meister hat vor einigen Monaten in Rom ein wunderschönes junges Mädchen von 23 Jahren geheiratet, die dem Geschlechte Raphaels angehört. … Ohne Erfolg versucht, an Schlußszene Akt II von Vasco zu arbeiten. Sonntag 23. [VI.] … Konferenz mit Grünbaum wegen des Textes für den neuen Schluß zu Dinorah für New York, welchen der dortige Impressario Ullmann verlangt hat. Konferenz mit Lüdi[c]ke wegen Korffs Angelegenheit. … Ohne Erfolg versucht, etwas an Vasco zu arbeiten. Montag 24. [VI.] … 3 Stunden mit ziemlichem Erfolge an der Schlußszene des 2. Aktes gearbeitet. Dienstag 25. [VI.] … Justizrat Lüdi[c]ke kam zu mir, um wegen der Korffschen Schuldangelegenheit mit mir zu konferieren. … Von Grünbaum nach meiner Angabe den Text zu der veränderten Schlußszene von Dinorah fertigen lassen, wie ihn Ullmann, der Unternehmer des amerikanischen Theaters von New York gewünscht hat; er will nämlich, daß die Oper mit einer Arie der Primadonna (Madame Charton) schließt. Mittewoche 26. [VI.] … Die veränderte Schlußszene zur Dinorah komponiert. … Abends Totenfeier für den morgenden Jahrestag des Todes der seligen Mutter im Auerbachischen Waisenhaus. Donnerstag 27. [VI.] … 2 ½ Stunde an der neuen Schlußszene zu Dinorah gearbeitet: Dieselbe fertig aufgeschrieben und instrumentiert. …

Meyerbeer an Hermann Küster in Berlin Musikdirektor Kuster. Oranienstr. 128 Berlin (dictée.) [Berlin,] 27. Juni 1861. Hochgeehrter H Musikdirector!

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Ich muß Ihre gütige Nachsicht in Anspruch nehmen, daß ich so spät Ihnen für die freundliche Aufmerksamkeit danke, die Sie mir

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durch Uebersendung Ihres Oratoriums erwiesen haben; allein ein Augenübel an welchem ich leide hat mich seit längerer Zeit genöthigt mich des Schreibens und Lesens zu enthalten. Ich habe daher erst vor Kurzem von Ihrer höchst interessanten und werthvollen Partitur Kenntniß nehmen können, und fühle mich doppelt verpflichtet dem Schöpfer des Werkes für die edle werthvolle Gabe, so wie für die gütige Aufmerksamkeit meinen herzlichen Dank abzustatten.

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[Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 107]

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Freitag 28. [VI.] … 2 Stunden an der letzten Szene des 2. Aktes gearbeitet. Mit Vorbereitungen zur Abreise beschäftiget. Die Kopfwehe machte jede weitere Arbeit unmöglich.

Meyerbeer an Johannes Schulze in Berlin [Berlin,] 28ter Juny [18]61.

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Hochzuverehrender Herr GeheimerRath Beifolgend habe ich die Ehre das von mir unterschriebene Concept Ew: Hochwohl: zu übersenden, nachdem ich die Reinschrift dem Senate der K. Akademie der Künste überschickt habe Genehmigen Ew: Hochwohl den Ausdruck meiner innigsten Ergebenheit

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Meyerbeer [Autograph (Las): GStA PK, VI. HA NL Schulze, Johannes, Nr. 24, f. 206r]

Tgb. Juni 1861 Sonnabend 29. [VI.] … Diarrhöe mattet mich sehr ab und macht mich zur Arbeit unbrauchbar. Doch habe ich mit einigem Erfolge an der Schlußszene des 2. Aktes gearbeitet. …

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Meyerbeer an Margarethe Schönlein in Bamberg Fräulein Schönlein in Bamberg dictée. [Berlin,] d. 29 Juni 1861 Hochverehrtes Fräulein! 5

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Was werden Sie von mir denken daß nachdem ich Ihre kostbare Zeit in Anspruch genommen mit der Bitte mich wissen zu lassen wie lange Ihr hochverehrter H Vater noch in Bamberg bleibt und um Erlaubniß gebeten hatte mich persönlich präsentiren zu dürfen um seinen Rath in meinem jetzigen leidenden Zustand in Anspruch zu nehme, ich noch immer nicht gekommen bin. Allein der Mensch denkt, Gott lenkt, und ich bin in Folge einer neuen Erkältung seit mehreren Tagen genöthigt das Zimmer zu hüten. Doch läßt mich mein Aesculap Doctor Herzberg hoffen, daß ich in drei oder vier Tagen werde abreisen können, u. da wie Sie mir schreiben Ihr hochverehrter H Vater den 4ten Bamberg verläßt, so wird hoffe ich seine große Güte für mich mir am 3ten wohl noch eine kleine Audienz, wären es nur 5 Minuten, freundlichst gewähren. Ich lechze, gleich einem Durstigen nach seinem Rath, was ich diesen Sommer zur Besserung meines Zustandes anwenden soll. Verzeihen Sie, theures Fräulein, daß ich mich meiner großen Mattigkeit halber für diese Zeilen einer fremden Hand bediene und genehmigen Sie den Ausdruck meiner innigsten Ergebenheit. Mit der Bitte mich dem H Geheimrath und Fräulein Didi angelegentlichst zu empfehlen, verbleibe ich Ihr dankbar Verpflichteter.

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[Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 108] Tgb. Juni 1861 Sonntag 30. [VI.] … Den ganzen Tag mit Packen u. Vorbereitungen zur Reise.

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Tgb. Juli 1861 Montag 1. [VII.] … Ich fühle mich sehr ermattet. … Um ½ 8 mit dem Eisenbahnzug nach Leipzig und Hof. …

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Dienstag 2. [VII.] … Mit dem Eisenbahnzug um 1 ½ Uhr in Bamberg angekommen. … Schönlein empfing mich: ich teilte ausführlich über mein Befinden mit; er tat aber noch keinen Ausspruch. … Mittewoche 3. [VII.] … Ich soll nach Gastein gehen. … Donnerstag 4. [VII.] … Um 2 Uhr mit dem Eisenbahnzug nach Nürnberg, wo wir vor 4 Uhr ankamen und ich die Nacht blieb. … Ich besah das Germanische Museum, die allerreichste Sammlung der verschiedenartigsten Gegenstände des deutschen Mittelalters, in dem ehemaligem Karthäuser-Kloster ausgestellt. … Außerdem besah ich noch die Sebalduskirche, die Façade der katholischen Kreuzkirche, den Brunnen auf den Markt, Albrecht Dürers Haus, machte einen Spaziergang durch die Stadt; dann im Theater wo Grunert aus Stuttgart gastierte: Ein Stündchen in Sanssouci, Lustspiel von Mühlbach (Madame Mundt). Freitag 5. [VII.] … ½ 8 Uhr mit dem Eisenbahnzug nach München, wo wir gegen 4 Uhr ankamen. … Ich besah heute noch die kolossale Bavaria-Statue mit der Bayerischen Ruhmeshalle auf der Oktoberwiese, kroch die 60 Stufen im Innern der Statue bis zu deren Kopf hinauf, oben eine schöne Aussicht zu genießen, u. fuhr dann ins Theater, offenbar das größte Deutschlands und auch von schöner Form, obgleich nicht so freundlich u. zierlich wie unser Opernhaus. Man gab Shakespeares Kaufmann von Venedig. Lewinsky aus Wien Shylock als Gast. Ich wünschte die kurze Zeit meines Aufenthaltes hier unerkannt zu sein, aber es mußten mich Musiker im Orchester erkannt haben, denn alle Musiker kognierten mich. Das genierte mich, und ich ging nach Hause. Sonnabend 6. [VII.] … Zum ersten Mal seit dem Tode meines teuern Bruders Michael (+22. März 1833) dessen Grabstätte in München besucht. … Seit jener Zeit hatte ich München nicht wieder betreten. In der Glyptothek. … Dann besuchte ich die neue Pinakothek. … Dann besuchte ich meinen alten Freund den Klarinettisten Karl Baermann u. veranlaßte ihn, mich zum General-Musikdirektor Franz Lachner zu führen. Es schien mir konvenabel, ihn zu begrüßen, obgleich ich ihn nicht persönlich kannte. Sein Empfang war steif u. verlegen, und er machte mir keinen angenehmen Eindruck. Dann ging ich in das Volkstheater von Schweiger in der Aue, wo man in bayerischen Dialekt ein Liederspiel Das erste Busserl gab. Dann ging ich in die Tonhalle eine Art Café chantant, wo Wiener Sänger, deren Matador Matras heißt u. hier sehr beliebt zu sein scheint, 1-und mehrstimmige Chansons im Genre von Levassor gaben.

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Sonntag 7. [VII.] … Um 10 Uhr mit dem Eisenbahnzug nach Salzburg abgegangen …, um ¾ auf 4 angekommen. … Ich akkordierte für 27 östreichische Papiergulden und 4 Gulden Trinkgeld einen Kutscher, der mich in 1 ½ Tag nach Gastein fahren soll. … Montag 8. [VII.] … Um ½ 9 Uhr früh mit dem Lohnkutscher die Reise nach Gastein angetreten: wundervolle pittoreske Aussichten während des ganzen Weges. … Um ½ 8 kamen wir in Lend an. … Dienstag 9. [VII.] … Ich fühlte mich den ganzen Tag sehr unwohl. … Um 8 von Lend abgereiset; wir trafen um 12 Uhr in Wildbad-Gastein ein, wo alles so besetzt ist, daß es durchaus unmöglich war, Quartier zu bekommen. Glücklicherweise war ich auf der Eisenbahn dem Baron Meyendorf[f] ehemaligen russischen Gesandten in Berlin, begegnet, der so gütig war, mir ein Zimmer und Bedientenzimmer in seiner eigenen Wohnung in der Provenchère[s] (19 Gulden per Woche) zu cedieren. Ich konsultierte den mir von Jüngken empfohlenen Badearzt Hönigsberger. … Mittewoche 10. [VII.] … Donnerstag 11. [VII.] … Ich blieb fast den ganzen Tag zuhause, ohne irgend etwas zu tun. Droits d’auteur Monat Mai 442 fr. 25c. Freitag 12. [VII.] … Den ganzen Tag sehr ermattet von der Diarrhöe. Sonnabend 13. , Sonntag 14., Montag 15., Dienstag 16. [VII.] … Mittewoche 17. [VII.] … An Zellner in Wien nebst 100 Gulden. … Die Durchlesung von Spontinis Olympia vollendet. Donnerstag 18. [VII.] … Gestern war die Nachricht eingetroffen, daß ein Student aus Leipzig namens Becker auf unsern guten König geschossen habe. … Freitag 19. [VII.] … Sonnabend 20 [VII.] … Von heute das Pianoforte à 4 Gulden wöchentlich gemietet. Sonntag 21. … bis Sonnabend 27. [VII.] … Sonntag 28. [VII.] … Die Ermüdung, welche das Bad und das viele Gehen hervorbringt, ist so groß, daß ich nicht nur gar nichts komponieren kann, sondern es mir auch total unmöglich ist, einen Brief zu schreiben. .. . . Montag 29. … bis Mittewoche 31. [VII.] …

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Tgb. August 1861 Donnerstag 1. [VIII.] … Freitag 2. [VIII.] … Sonnabend 3. [VIII.] … An Sandford in London, Sekretär der großen Ausstellung von 1862. Da das Comité die Komposition der Märsche an Auber und Verdi aufgetragen hat, die ich zu komponieren bereit war, ich aber das proponierte Anthem nicht komponieren will, da ich nicht genug englisch verstehe, so refüsiere ich den Auftrag.

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Meyerbeer an Francis Richard Sandford in London [Gastein, 3. VIII. 1861]

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Copie de ma lettre à M Sandford à Londres La seconde lettre que Vous m’avez fait l’honneur de m’adresser à Berlin ne m’est parvenue qu’aux bains de Gastein ou je me trouve depuis quelque temps. Je vois par votre lettre que Mr Brandus Vous a fait la comunication dont je l’avais prié de se charger pres de vous apres avoir reçu votre premiere lettre, & qu’il Vous a expliqué pourquoi je ne pouvais pas me charger de la composition de l’anthem que Vous désirez mais qu’avec grand plaisir j’ètais tout prêt à composer l’une des Marches qui font partie de votre programme. Votre derniere lettre m’apprenant que Vous avez disposé pour d’autres maitres de ces marches, j’ai donc le regret de ne pas pouvoir repondre à l’invitation dont Vous m’avez honoré. Croyez Messieurs que c’est un grand chagrin pour moi, de ne pas devoir apporter mon petit tribut musical dans cette noble fête, qui symbolise la fraternisation des nation[s] civilisées & veuillez agréer l’expression de ma consideration la plus distinguée

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Meyerbeer [Autograph (Las): Verbleib unbekannt; eigenhändige Abschrift: SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 68] Tgb. August 1861 Sonntag 4. [VIII.] … Montag 5. [VIII.] … Dienstag 6. [VIII.] … Droits d’auteur Juni 1007 fr. 30 c. Mittewoche 7. bis Freitag 9. [VIII.] …

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Meyerbeer an Louis Brandus in Paris Gastein 8ter August [18]61. Hochgeehrter Herr! 5

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Ihr Herr Bruder wird Ihnen wohl meinen gestrigen Brief gezeigt haben, und Sie werden daraus ersehen haben, daß ich seit einem Monate auf Verordnung meines Arztes die Bäder von Gastein nehme und dieselben mich so sehr aufregen, daß mir bisher das Schreiben verbothen war. Dieses ist auch der Grund warum ich Ihre beiden geschätzten Briefe erst jetzt beantworte. – . Seitdem ich hier bin habe ich wieder ein Schreiben von Herrn Sandford (dem Sekretair der Londner IndustrieAusstellung von 1862) gehabt, worin er mir schreibt daß Sie ihm allerdings meinen Wunsch mitgetheilt haben lieber einen der Märsche wie das Anthem zu komponiren, da man indeß die Märsche den Herren Auber und Verdi schon angebothen habe, so konnten sie nur das Anthem zu meiner Disposition stellen. Darauf habe ich dann höflich meine Mitwirkung abgelehnt. Ich lege Ihnen die Abschrift meiner Antwort bei, da ich wünsche daß Sie in vollständiger Kenntniß dieser Angelegenheit seien. Mich dünkt die Herren haben mich etwas cavalierement behandelt. Sie selbst schrieben mir daß sie Rossini und Auber die Wahl der zu komponirenden Stücke überlassen haben, während sie mir categorisch das Anthem oder sonst nichts imponirten. Der Grund warum ich das Anthem nicht annehme ist hauptsächlich der, daß obgleich ich die englische Sprache oberflächlich kenne, ich doch der Feinheiten der Sprache und besonders ihrer Prosodie nicht so mächtig bin, wie es nöthig ist um in dieser Sprache zu componiren. Außerdem aber ist mir auch die Form des Anthem nicht sympathisch. Da ich übrigens aus den Zeitungen ersehen habe, daß von meiner Annahme als von einer bestimmten Sache die Rede war, so möchte ich nicht daß etwa die Feinde meinem Refus andre Gründe als die wahren von mir angeführten unterlegen möchten, und es wäre daher gut wenn Ihr Herr Bruder in der nächsten Nummer seiner Zeitung unter des Nouvelles anzeigte daß ich allerdings die Einladung des ConcertComité angenommen hätte aber nur unter der Bedingung daß mir kein Vocalstück, sondern eines der Instrumentalstücke des Programms zu Theil würde. Da ich der englischen Sprache mich nicht mächtig genug fühle eine der Vocalcompositionen zu übernehmen. Da aber mir aber darauf erwidert worden wäre daß die Instrumentalcompositionen breits

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vergeben wären, so bat würde hätte ich erklärt unter diesen Umständen mich zu meinem Bedauern nicht mitwürken zu können. Es wäre auch sehr gut wenn dieses im Musical World käme, und noch viel besser wenn Davison vielleicht hinzufügte daß man Unrecht gehabt hätte mir nicht freie Wahl gelassen zu haben. – . Royer hat wieder einmaal recht seine Feindseeligkeit gegen mich bewiesen, indem er die Vorstellungen der Mme Viardot als Fides so weit auseinandergelegt hat, daß sie dieselbe nur 3 Maal bis zur Abreise von Geymard singen konnte. Es würde mir lieb sein wenn Sie ihm sagten que j’étais tres peiné de ce procédé tres peu amical, und daß wenn er beweisen wollte daß er keine feindseelige Absicht bei diesem Verfahren gehabt hätte, er die Rolle des Propheten von Michot einstudieren lassen sollte damit Mme Viardot sie zuweilen die Fides singen könnte. Daß wie mir Ihr Herr Bruder schreibt, Royer die Viardot nur so wenig die Fides singen ließ weil Mme Tedesco dagegen reclamirt hat kann ich mir nicht denken: Mme Tedesco hat ja gar kein Recht dazu, da Mme Viardot die Rolle creirt hat. Übrigens würden Sie mich verbinden wenn Sie mir mittheilen wollten wie der Succes der Mme Viardot auch in dem Trovatore und der Alceste sein wird ob man ihre Stimme hinreichend für den Raum der Oper findet und ob sie eine so große Wirkung auf das Publikum hervorbringt daß Sie glauben daß man ihr die Rolle der Affricaine geben könnte. – . Haben Sie doch die Güte in Ihren Rechnungen nachzusehen ob Sie nicht vielleicht das Abbonnement für den Messager des thèatres im vorigen und diesem Jahre bezahlt haben. Ich habe von demselben die Aufforderung erhalten für diese beiden Jahre zu bezahlen, und mir ist doch als ob ich breits bezahlt hätte. – . Wissen Sie vielleicht den Grund, warum Gye nachdem Dlle Patti breits die Dinorah repetirt hatte, nun doch die Oper nicht mit ihr gegeben hat? Daß wie Harries ihrem Herrn Bruder schreibt der Grund der sei daß Gardoni die Rolle nicht singen wollte glaube ich nicht, denn er gefiel ja sehr in dieser Rolle. – . Toute reflexion faite, glaube ich es ist besser in der kleinen Notiz für die Gazette musicale und musical World nicht meiner Aprehension auf englische Worte zu componiren Erwähnung zu thun sondern einfach zu sagen: „Meyerbeer hatte die Einladung nur unter der Bedingung angenommen daß ihm kein Vocal Stück sondern eines der Instrumentalstücke des Programm’s zur Composition übertragen wird. Da aber das Comité darauf erwiderte, daß die Instrumentalcompositionen breits an andre Meister vergeben wären, so hat Mey-

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erbeer erklärt unter diesen Umständen zu seinem Bedauern nicht mitwirken zu können.“ Haben Sie die Güte geehrter Ihre Antwort auf diesen meinen Brief nach Berlin zu adressiren, und genehmigen Sie die Versicherungen meiner vollkommensten Hochachtung 5

Meyerbeer [Hier folgt die Kopie des Briefes an Francis Richard Sandford vom 3. VIII. 1861] [Autograph (Las): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 68]

Meyerbeer an Karl Baermann in München Gastein d 9ten August [18]61

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Hochgeehrter Herr und Freund!

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Tausend Dank für Ihren liebenswürdigen Brief. Ich vermag Ihnen nicht mit Worten zu sagen wie sehr mich der Ausdruck der Sympathien erfreut und gerührt hat, die Sie mir in Ihrem und andrer Namen, auf so wohlwollende und herzliche Weise aussprechen. Könnte ich dem Drange meines Herzens folgen, wie gern würde ich Ihrer freundlichen Einladung Folge leisten. In die den wenigen Stunden welche ich bei meiner Durchreise im vorigen Monat in München zubrachte, konnte ich freilich nur einen flüchtigen Einblick in die dortigen Kunstschätze thun, aber auch dieser flüchtige Einblick überzeugte mich, welche hohe Kunstgenüsse bei einem längern Verweilen und genauern Betrachten mir bevorstünden. Und welche Sehnsucht hätte ich außerdem Ihr herrliches weltberühmtes Orchester wieder einmaal zu hören, dessen gewaltige Wirkung noch immer nicht in meinem Innern verklungen ist, wie fern auch die jene Zeit liegt wo es mir vergönnt war seinen begeisterten Klängen zu lauschen. Und doch werther Freund, trotz aller dieser reitzenden Lockungen, ist es mir nicht möglich bei meiner Rückreise von hier in München zu verweilen. – . Mein Arzt findet es für sehr nothwendig, daß ich noch eine Nachcur in Spa gebrauche, und der Sommer ist breits so weit vorgeschritten, daß ich sehr eilen muß dort hin zu kommen, denn diese Cur währt 4 Wochen. – . Doch die Saat des Wunsches, an Münchens Kunstschätzen und den musikalischen Leistungen seiner großen Künstler mich zu erfreuen, ist seit jenem kurzen Aufenthalt so mäch-

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tig in mir aufgegangen, daß ich, so bald es mir möglich sein wird, von Ihrer so herzlich dargebothenen Gastfreundschaft Gebrauch machen werde. Und nun ein herzliches Lebewohl, mit den freundlichsten Grüßen für Ihre liebe Frau und Kinder

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Ihr treu ergebener Meyerbeer [Autograph (Las): Stanford University, Memorial Library of Music, Gloss Collections M126/1/25]

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Tgb. August 1861 Sonnabend 10. [VIII.] … Heute mit dem 24. Bade beendete ich meine Kur. … Ich nehme einen Lohnkutscher bis Salzburg. … Um 3 Uhr Nachmittags fuhr ich von Gastein ab und übernachtete in Lend, wo wir um 6 Uhr ankamen. Gott der Allmächtige gebe sein Gedeihen zu dieser gebrauchten Badekur. …

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Alexis Comte de Pillet-Will an Meyerbeer in Berlin Monsieur G. Meyerbeer Berlin [Vermerk von der Hand Meyerbeers:] Ich behalte also zu gut 217 Fr.

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Paris 10 Aout 1861 Monsieur Nous nous empressons de répondre à la lettre que vous nous avez fait l’honneur de nous écrire des bains de Gastein en date du 7 courant; nous sommes fort sensible a tout ce qu’elle renferme d’obligeant à notre égard, & nous désirons vivement que votre séjour aux eaux, ait produit sur votre santé, tout le bien que vous pouviez en espérer. Vous nous remettez votre mandat de F 3048 – à 3 % de vue sur le crédit foncier de France; nous l’encaisserons à votre crédit . Seulement, comme vous nous dites, que cette remise doit balancer, par appoint, votre compte, nous croyons

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devoir vous en remettre d’autre-part le relevé, d’après lequel vous verrez, que nous sommes maintenant vos débiteurs d’un petit solde de F 217.90 Il n’ait pas encore possible de prévoir quel sera le prochain dividende du chemin du Nord; nous pouvons seulement vous dire que les recettes brutes dépassent de plus de 1 Million, celles de l’année derniere à pareille époque. Les Actions anciennes sont restées hier à 978.75 Au premier jour nous ferons vos compliments à notre ami commun Monsieur Rossini, qui ne manquera pas d’etre fort touché de votre bon souvenir. Veuillez toujours compter sur notre parfait dévouement & agréez, Monsieur, l’assurance de notre considération la plus distingueé Pillet Will

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Monsieur Meyerbeer à Gastein son compte chez Messrs Pillet-Will & Cie à Paris arrêté au 10 Aao Août 1861. Débit. 1861 Juin 25 Versement complémentaire de F 200 sur 22 Actions nouvelles du chemin du nord F 4400,–

}

Crédit 1860 Décembre 31 Créditeur F 905,20 1861 Janvier 10 Semestre au1 C sur 22 Actions 213,40 nouv du nord 4617,90 ” ” 10 ” 1C ” 6 ” 99,– ” Juillet 10 ” 1 C ” 22 ” 206,80 ” ” 10 ” 1C ” 6 ” 145,30 ” Août 10 Sa Remise sur Paris 3048,– Créditeur à nouveau

F 217,90

Paris le 10 Aout 1861.

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[Autograph (Ls): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, X/57]

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Tgb. August 1861 Sonntag 11. [VIII.] … Früh um 7 Uhr mit dem Lohnkutscher weiter gefahren. … In Salzburg um ½ 6 Uhr Abends angekommen. … Ich machte einen Spaziergang nach dem Mirabellen-Garten, wo oestreichische … Cavallerie-Musik sehr schön u. glockenrein, aber nicht sehr kräftig, schwierige Sätze vortrefflich ausführte. Montag 12. [VIII.] … Um 9 Uhr mit dem Eisenbahnzug nach Augsburg abgegangen. … Um ¼ auf 9 kamen wir … an. … Dienstag 13. [VIII.] … Um ½ 8 Uhr früh mit dem Eisenbahnzug von Augsburg nach Bamberg abgegangen. Ich kam um 1 ¼ Uhr … an. … Nachmittags zu Dr. Schönlein, den ich wegen meines so permanenten heftigen Hustens konsultierte. … Mittewoche 14. [VIII.] … Schönlein findet bei der Auskultation auf der rechten Seite der Brust eine Stelle, deren Klang ihm nicht normal zu sein scheint. Ich soll deshalb nach Ems gehen. … Um 2 Uhr mit dem Eisenbahnzug nach Frankfurt a. M. abgereiset, wo wir Abends ½ 9 Uhr ankamen. …

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Meyerbeer an Georges Frédéric Burguis in Berlin Bamberg 14 Aout [18]61. Mon cher Monsieur Burguy! M. Schönlein vient de décider que je dois faire une cure à Ems. Veuillez donc adresser mes lettres & journeaux à Ems (Herzogthum Nassau) poste restante. Comme d’apres l’ordonnance de M. Schönlein j’y dois vivre tres tranquille, ne dites donc à personne (pas même à M. de Korff) que je vais à Ems.

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Mille compliments affectueux Meyerbeer P. S. Veuillez dire à M. Caro que je n’intentionne pas d’acheter une terre; quand à l’hypotheque il sait bien que ma premiere condition est 6 monatliche Kündigung donc je ne prendrais jamais une qui demande de la laisser pendant 5 ans. Veuillez lui dire que pour le 1er octobre si je puis trouver une qui me convient comme sureté & position dans la ville de 6 ou 8 mille écus je la prendrais peut être. [Autograph (Las): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 37]

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Donnerstag 15. [VIII.] … Ich fühlte mich im Unterleib und Magen so unwohl, daß ich den ganzen Tag in Frankfurt blieb und fastete. Abends im Theater Der fliegende Holländer … von Richard Wagner. … Ich hatte die Oper vor 16 Jahren einmal in Dresden, einmal in Berlin gehört, und sie hatte mir keinen günstigen Eindruck hinterlassen. Heute aber fand ich im 2. Akte bedeutende Schönheiten. Freitag 16. [VIII.] … Um ¼ 7 mit der Eisenbahn von Frankfurt nach Mainz, dann mit dem Dampfschiff … nach Lahnstein, von dort mit der Eisenbahn nach Ems. .. . . Sonnabend 17. [VIII.] … Sonntag 18. [VIII.] … Montag 19. [VIII.] … Arbeiten konnte und kann ich gar nicht, so ermattet fühle ich mich. Dienstag 20. [VIII.] … Das Comité des Concerts für die Londoner Industrie-Ausstellung 1862 … schreiben heute, daß sie, um meine Mitwirkung nicht zu verlieren, ihr Programm ändern werden und statts des Anthems einen Marsch setzen werden, obwohl sie bereits schon 2 Märsche auf dem Programm haben. Heute vollendete ich die Lektüre von Spohrs Selbstbiographie. Mittewoche 21. [VIII.] … Donnerstag 22. [VIII.] zu Bette. Walter Scott’s Lebensbeschreibung von meinem Neffen Felix Eberty gelesen. … Freitag 23. [VIII.] … Ich mußte auch heute den größten Teil des Tages zu Bette bleiben. … Besuch an den Musikdirektor Hempel, welcher die hiesige Kurmusik dirigiert. Sie besteht aus einigen 30 Personen und gehört dem Nassauischen Regiment an, welches in Weilburg garnisoniert. Die Kapelle ist sehr gut; sie spielt sehr rein; ihre Arrangements sind sehr gut gemacht. Ich fand dieses namentlich bei meinen Kompositionen, von welchen sie eine sehr große Anzahl spielen. Sonnabend 24. [VIII.] … Ich mußte auch heute noch zuhause bleiben. … Sonntag 25. [VIII.] … Die Diarrhöe zeigt sich leider wieder. … Ich legte mich der Vorsicht halber gleich wieder zu Bette. Montag 26. [VIII.] … An Sandford in London: ich konsentiere den Triumphmarsch zu komponieren. … Heute ist der 5. Tag, daß ich das Zimmer nicht verlassen habe. Dienstag 27. [VIII.] … Ich fühlte mich furchtbar ermattet. … 2 für

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meinen jetzigen Gesundheitszustand höchst ungünstige Briefe liefen ein. Der erste vom Grafen Redern, der mir anzeigt, daß mir der König befiehlt, einen Krönungsmarsch für die Krönung in Königsberg zu komponieren und selbst nach Königsberg zu kommen, das große Konzert im Moskowiter-Saal zu dirigieren. Der 2. Brief ist von Henri Blaze, der mir anzeigt, daß sein Stück La jeunesse de Goethe, zu dessen 4. Akt ich Musik gesetzt habe, gegeben werden soll, und ich in März in Paris gewünscht werde, um die Proben zu beginnen.

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Meyerbeer an Amédée Hilaire Guyot in Paris Ems: duché de Nassau [27. VIII. 1861]

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[wegen Überlassung einer Zahlung für seinen Freund und Verleger Gemmy Brandus] [Nachschrift von Guyot:] Laissé le mandat à Mr Brandus [Autograph (Las): Verbleib unbekannt; Textauszug zuletzt in: Antiquariatskatalog Hans Schneider, Tutzing, Kat. 199 (1976), Nr. 233]

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Tgb. August 1861 Mittewoche 28. [VIII.] … Donnerstag 29. [VIII.] … Ich fühle mich so ermattet, daß ich zu der kleinsten Beschäftigung untauglich bin. Freitag 30. [VIII.] … Gestern und heute Abend in späten Stunden angefangen, mit ziemlich gutem Erfolge an den neuen Krönungsmarsch für unsern König zu komponieren. Sonnabend 31. [VIII.] … An Henri Blaze: ich kann erst im April kommen (geht erst morgen ab).

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Ems, le 31 août 1861. Mon cher ami, J’ai reçu votre aimable lettre, qui m’a trouvé alité et très souffrant. Je profite d’un répit que le mal me laisse aujourd’hui pour ne pas retarder ma réponse.

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Vous devez savoir, cher Henri, car je vous l’ai dit l’année passée, et vous le trouverez aussi dans la lettre que vous avez de moi en mains sur ce sujet, que je ne puis venir à Paris que dans le courant du mois d’avril. Il nous faudra pour le moins six bonnes semaines de répétitions musicales, car, quand la musique, qui déjà par elle-même est assez compliquée (surtout dans la scène de l’église), sera apprise, il faudra encore la faire concorder avec [les] détails scéniques des visions et avec les positions tout exceptionnelles, dans cet ouvrage, des chanteurs, qui ne se trouvent jamais sur le devant de la rampe, et par conséquent éloignés de l’orchestre. Il faudra beaucoup d’essais et peut-être des changements partiels avant que tout coïncide ensemble. Maintenant, vous m’écrivez que le théâtre de l’Odéon ferme à la fin de mai. Vous ne pourriez donc avoir que huit ou dix représentations tout au plus avant la fermeture. Réfléchissez bien, cher ami, si c’est dans l’intérêt de votre ouvrage de l’interrompre après si peu de représentations, et s’il ne vaudrait pas mieux dans ces conditions, ou de donner la pièce à un autre grand théâtre qui pourrait vous jouer sans interruption tout l’été, ou, ce qui me paraît encore plus avantageux, de rester à l’Odéon, mais de ne donner la pièce qu’à la réouverture, au mois de septembre, où vous auriez tout l’automne et l’hiver pour une longue série de représentations devant vous. Mais, entendons-nous bien, cher ami, ceci n’est qu’un avis que j’émets et pas une condition. Votre intérêt est le plus important dans cet ouvrage, et il doit emporter comme importance de collaboration et comme quantité, car je n’ai fait que la musique d’un acte sur trois de drame. Vous me demandez, cher Henri, si je ne viendrai pas maintenant un peu à Paris; mon intention avait été, en effet, d’y faire une excursion après avoir fini ma cure ici, et mon but principal était de connaître enfin votre pièce de la Jeunesse de Goethe, dont je ne connais jusqu’à présent que ce que vous m’en avez raconté à l’état de plan projeté. Maintenant, il est de la plus haute importance pour moi de connaître la pièce achevée, pour savoir de quelle façon les actes qui précèdent celui que j’ai mis en musique préparent et justifient le caractère de ma musique, telle que je l’ai faite, d’après la donnée générale de la pièce que vous m’avez seulement indiquée. Mais cette excursion à Paris devient maintenant impossible, car mon roi vient de m’ordonner de composer la musique qui s’exécutera pendant son couronnement à Kœnigsberg, et il m’ordonne, en outre,

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de venir moi-même à Kœnigsberg pour diriger un grand concert qui fera partie des fêtes royales. Déjà j’ai dû composer sur ces ordres une cantate, qui sera exécutée à Berlin, au château, après le retour du roi de Kœnigsberg, également dans une fête que le roi donnera, et que je dois également diriger. Vous voyez qu’il n’y a pas moyen pour moi de penser actuellement à un voyage. Vous m’écrivez, sur votre lettre, cher ami, que vous me ferez peutêtre une petite visite à Ems. Cela serait charmant. Seulement, il ne faudrait pas alors perdre du temps pour exécuter votre bonne intention, car le 13 septembre finit ici ma cure, et, le 14, je suis obligé de retourner à Berlin. Si vous venez, n’oubliez pas surtout d’apporter la Jeunesse de Goethe, pour me la lire. Veuillez me rappeler au souvenir de Mme la baronne de Bury et mille compliments pour la charmante Mlle Zetta [recte: Yetta], qui, je l’espère bien, conserve la bienveillance à son vieil adorateur.

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Meyerbeer. [Autograph (Las): Verbleib unbekannt; Abdruck in: Gazette des Tribunaux vom 23. VIII. 1868, im Auszug zitiert in: Christian Sprang, Grand Opéra vor Gericht, Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 1993, S. 280 f., und in: Julien Tiersot, Lettres de Musiciens écrites en français du XVe au XXe siècle, Turin: Bocca Frères 1924, 2 Bde., Bd. 2, S. 148 f.]

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Tgb. September 1861 Sonntag 1. [IX.] … nichts getan als den gestrigen Brief an Henri Blaze etwas umgeändert. Montag 2. [IX.] … An den neuen Krönungsmarsch etwas komponiert. Dienstag 3. [IX.] … Kurze Zeit am Krönungsmarsch komponiert. … Mittewoche 4. [IX.] … 2 Stuhlgänge … ermatteten mich wieder sehr und machten es mir unmöglich, mich mit dem neuen Marsch zu beschäftigen. Donnerstag 5. [IX.] … Heute mein 70. Geburtstag! Jeder Tag, den mir von nun an der Allmächtige noch auf Erden gewährt, ist ein Extra, eine göttliche Gnade; denn die gewöhnliche Lebenszeit ist voll. Gestatte, großer Gott, daß ich rechtzeitig mein Haus bestelle für die-

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ses irdische Leben und die weisesten Vorkehrungen treffe für die Konservation meiner Habe für die geliebten Kinder und für meine teure Gattin Minna. Erzeige mir auch die Gnade, großer Gott, daß ich die Komposition meines Vasco bald vollende und daß ich darin ein edles, gediegenes, geniales, melodiöses Werk liefere, das gleich bei seinem ersten Erscheinen in der Großen Oper in Paris einen glänzenden, edeln, dauernden Beifall erringe, der sich wie der der Hugenotten über die ganze Welt verbreite. Erhalte mir, Allmächtiger, meine geliebte Gattin Minna, und meine geliebten Töchter Blanca, Caecilie und Cornelie u. mein Enkelchen Fritz bis zum höchsten Greisenalter in Gesundheit, Freude, Glück, Zufriedenheit, Seelenfriede u. Liebe zu mir. Erhalte mir den Wohlstand, den deine Gnade mir geschenkt; bewahre mich vor Krankheit und Unglück. Erhalte durch deine Gnade, Ewiger, meine Opern noch durch eine lange Reihe von Jahren auf dem Repertoire aller Theater der Welt. Großer Gott, erhalte mir das Augenlicht u. das Gehör bis zu meinem Tode und lasse mich die Jahre, die Du mir noch bestimmt hast, in Freude u. Zufriedenheit leben. Schenke mir auch einen sanften leichten Tod ohne schmerzhafte Krankheit. Amen. Freitag 6. [IX.] … Es geht unberufen besser mit meiner Gesundheit, doch macht mich der Brunnen sehr matt und unfähig zur Arbeit, obgleich ich mich eigentlich im Kopfe aufgelegt fühle, an den neuen Krönungsmarsch weiter zu arbeiten, den ich teilweise schon entworfen habe. … Sonnabend 7. [IX.] … Obgleich mir jetzt der Brunnen besser bekömmt, so ermattet er mich doch so, wozu auch das 4stündige Gehen beiträgt, daß ich auch heute gar nicht an dem neuen Krönungsmarsch komponierte. Sonntag 8. [IX.] … Am Krönungsmarsch nur kurze Zeit mit wenig Inspiration gearbeitet. Montag 9. [IX.] … Heute Vormittag mit Inspiration und Erfolg am Krönungsmarsch gearbeitet (die Coda). Doch ergab sich leider, als ich Abends wieder das in der Früh Geschaffene durchging, daß sich des Tempo halber die Coda dem Vorgegangenen nicht anketten ließ.

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Meyerbeer an Minna Meyerbeer in Ischl Ems d 9ten 7ber 1861. Theures geliebtes Weib! Dein liebes herzliches Schreiben zu meinem Geburtstage, so wie die Briefe der geliebten Kinder und die Telegraphische Depeche sind ganz richtig an meinem Geburtstage eingetroffen. Ich habe aber deren Beantwortung verzögert weil ich die Ankunft der angekündigten Pothographien abwarten wollte die erst gestern Abend eingetroffen sind, und mir unbeschreibliche Freude gemacht haben. Tausend Dank meine theure Geliebte für die guten Wünsche die Du für mich und die Kinder in Deinem lieben Schreiben aussprichst. Möge sie der Allmächtige Gott in Erfüllung gehen lassen. Aber einen meiner Hauptwünsche die ich zu Gott richte hast Du unberührt gelassen, nämlich daß Dich der Allmächtige noch lange Jahre bei guter Gesundheit erhalte, daß Du mir Deine Liebe wiederschenkst; und ganz besonders, daß Du mich viele Jahre überlebest, denn Du bist für die geliebten Kinder viel nothwendiger wie ich. Ich beschwöre es Dir bei dem was mir das Heiligste ist, bei dem Leben und dem Glück unsrer Kinder, daß ich jeden Abend in meinem Gebeth den Allmächtigen bitte, daß wenn einer von uns beiden sterben soll, er mich abrufe, damit Du den Kindern, denen Du eine so unvergleichliche Mutter bist, zu ihrem Heil erhalten bleibest. – . Du wirst Dich wundern daß ich durch ein Telegramm Dir anzeigte was Blanca an Korff zugleicherzeit mit dem Refus daß er nicht nach Ischl kommen sollte, antworten möchte. Ich that es damit er nicht etwa späterhin sagen könnte, man hätte ihn von Weib und Kind getrennt und nicht einmaal erlauben wollen sie zu besuchen, da hätte er denn um sich zu tr trösten und zu zerstreuen Reisen und Schulden gemacht. Ich theile Dir hier ein Brief von Emanuel bei mit den ich erst vor ein paar Tagen empfing da er ihn nach Gastein adressirt hatte. Der Brief ist ganz gut geschrieben. Wenn nur nicht immer die Thaten mit den Worten bei ihm in Wiederspruch ständen. Sei so gut mir den Brief wieder zurück zu schicken. Thue mir den Gefallen theure Geliebte mir in Deinem nächsten Briefe recht aufrichtig und ausführlich Deine Meinung zu sagen, ob Du mir räthst nach Königsberg zu gehen das dortige Hofconcert zu dirigiren oder nicht. Es ist eine 20stündige Eisenbahntour von Berlin nach Königsberg, und in der 2ten Hälfte Octobers, wo es dort gewiß schon kalt ist. Lebe wohl theure Geliebte, grüße die lieben Kinder,

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und danke Fräulein Etha und Didi tausendmaal für Ihre Liebenswürdigkeiten mir Ihre Photographien auf dem Familienbild gewährt zu haben. 5

Dein Dich zärtlich liebender Mann Meyerbeer P. S. Heute steht in der Zeitung daß Redern Oberstkämmer geworden ist. Es ist dieses die allerhöchste Hofcharge. [Autograph: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, H/174]

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Tgb. September 1861 Dienstag 10. [IX.] … 1 ½ Stunde am Krönungsmarsch gearbeitet. Boshafte Angriffe gegen mich in einer Revue musicale in der Indépendance belge von Edouard Fétis dem Sohn und auch im Figaro machten mich so unmutig, daß ich abends keine Neigung zum Komponieren fand. … Mittewoche 11. [IX.] … Vormittags 1 ½ Stunde am Krönungsmarsch gearbeitet, desgleichen Abends ein wenig, aber am Abend mit wenig Erfolg. … Donnerstag 12. [IX.] … mein Befinden ist unberufen im ganzen recht gut. … Vormittags 1 ½ Stunde mit gutem Erfolg am Krönungsmarsch gearbeitet und auch aufgeschrieben. Auch abends etwas gearbeitet; aber abends ist stets die körperliche Abspannung so groß, daß ich keine Inspirationen finde. Freitag 13. [IX.] … 1 ½ Stunde am Krönungsmarsch gearbeitet und denselben bis zur Coda beendiget und aufgeschrieben. … Sonnabend 14. [IX.] … Unberufen fängt mir der Brunnen an, sehr gut zu tun. Der Husten ist auf eine Minimum des Hüstelns reduziert. … Mit gutem Erfolge am Krönungsmarsch gearbeitet, der als Komposition fertig ist. Doch habe ich die Coda noch nicht in allen Details festgestellt, auch noch nicht aufgeschrieben. Ich habe darin aus Anlaß des Krönungstages das preußische Volkslied „Ich bin ein Preuße“ von Neithardt verwebt. Da ich morgen abreisen will, so schrieb ich an Louis Brandus, der in Wiesbaden ist und mit dem ich vieles zu bereden habe, daß ich ihn morgen in Wiesbaden besuchen werde.

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Sonntag 15. [IX.] … Um ½ 10 nach Wiesbaden abgereiset. Die Lokomotive war sehr kompliziert. Bis Lahnstein mit der Eisenbahn; von da mit dem Dampfschiff Überfahrt nach Capellen, in Capellen 1 Stunde die Ankunft des Eisenbahnzugs erwartend, dann mit dem Eisenbahnzug nach Mainz. Von Mainz über den Rhein nach Castell per Dampfschiff, dort eine Stunde die Ankunft des Eisenbahnzuges erwartend, mit dem ich um ½ 4 in Wiesbaden eintraf. … Als mich Brandus eben besuchen wollte, erhielt der Ärmste eine telegraphische Depesche, daß sein Vater gestorben sei, weshalb er augenblicklich nach Berlin abreisete, und ich ihm nur einen flüchtigen Gruß sagen konnte. Im Theater Der Troubadour von Verdi. Mademoiselle Cambardi und der Bariton Rocca-Montani [recte: Monari-Rocca] sangen als Gäste. Ein junger deutscher Tenor Caffieri hat eine hübsche Stimme, besonders die Höhe; er nimmt c mit Brust, singt aber ungeschickt und ohne künstlerische Auffassung. … Montag 16. [IX.] … Um ½ 9 mit dem Eisenbahnzug von Wiesbaden nach Frankfurt a. M. … Um zu erfahren, ob Dienstag oder Mittewoche in Cassel oder Hannover interessante Opernvorstellungen wären, wo ich dann dort geblieben wäre, ließ ich … telegraphisch anfragen und von dort telegraphisch antworten. Aber es gab nichts Interessantes. Der Spaß kostete mich … 3 ½ Taler. … Um nicht die lange 15stündige Eisenbahntour von Frankfurt nach Berlin in einem Tage zu machen, ging ich heute Nachmittag … mit dem Eisenbahnzug bis Gießen. … Dienstag 17. [IX.] … Um ½ 9 vormittags … nach Berlin über Cassel, Wolfenbüttel und Magdeburg gereiset. … Um 10 Uhr abends in Berlin angekommen. Burguy empfing mich auf dem Bahnhofe. Gott segne meine Rückkehr in die Vaterstadt. Mittewoche 18. [IX.] … Nur wenig am Aufschreiben des Krönungsmarsches gearbeitet. …

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Meyerbeer an eine Excellenz in Berlin Berlin d 18ten September 1861 Ew: Excellenz erlaube ich mir meine gestern Abend erfolgte Rückkehr nach Berlin, deßhalb ergebenst anzuzeigen, weil mir gleich bei meiner Ankunft auch meine Hausleute mittheilten, daß Ew: Excellenz vor eini-

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ger Zeit in meine Wohnung geschickt hätten, mit dem Auftrage Sie gleich in Kenntniß zu setzen wann ich wieder in Berlin sein werde. – . Ich denke mir, daß mir Ew: Excellenz Aufträge wegen des Hofconcertes in Königsberg zu ertheilen haben, indem mir S. E. der Herr Graf von Redern nach Ems schrieb daß Sr Majestät der König zu befehlen geruheten, daß ich das musikalische Arrangement dieses Hofconzertes übernehmen soll. Einen zweiten Befehl Sr Majestät hat mir Herr Graf von Redern ebenfalls mitgetheilt; daß ich nämlich einen großen Krönungsmarsch komponiren soll, und daß derselbe in Königsberg am Tage der Krönung von der Militairmusik im Freien ausgeführt werde, während Ihro Majestäten und Dero Gefolge sich vom Schlosse nach der Kirche begeben. Diesen Allerhöchsten Befehl habe ich breits erfüllt. Seit einigen Tagen habe ich den Krönungsmarsch vollendet, welchen ich für zwei concertirende MilitairMusiken (eine Infanterie= und eine Kavallerie=Musik, welche sich gegenseitig antworten) komponirte. – . Ich würde Ew: Excellenz unendlich dankbar sein, wenn Sie die Gnade haben wollten, Sr Majestät unserm allergnädigsten Herrn meine unterthänigste Meldung zu Füßen zu legen, daß ich die Allerhöchsten Befehle wegen des Festmarsches erfüllt habe, und wie glücklich es mich macht, daß der huldreiche Monarch mir dadurch Gelegenheit gab an den, für jedes Preußenherz so freudenreichen Tag, auch meine, wenn gleich nur kleine, bescheidene musikalische Huldigung darbringen zu können. Genehmigen Ew: Excellenz den Ausdruck der reinsten Ergebenheit Dero gehorsamsten Meyerbeer

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[Autograph (Las): GStAPK BPH Rep. 113 Nr. 1603 Blatt 50v-51r]

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Donnerstag 19. [IX.] … 5 ½ Stunden gearbeitet. Ich änderte teilweise die Coda des Marsches und schrieb sie ganz auf. Die beiden Brüder Brandus von Paris, welche wegen des Todes ihres Vaters hier sind, besuchten mich, und ich hatte eine lange Konferenz mit ihnen. Droits d’auteur vom Juni 978 fr. 10 c., … vom August 1559 fr. 50 c.

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Meyerbeer an Thérèse Célérier in Paris Made Célérier Rue Bonaparte No 8. [Berlin,] 19 septembre 1861. J’ai reçu dans le temps votre aimable lettre avec la quittance de mon logis de Mr Brard. Si je ne vous ai pas répondu jusqu’à présent c’est parce que vous m’annoncez que trop pressé par ses occupations Mr Brard n’avait pas eu le temps de donner le contre-seing par lequel il consentait à me laisser mon appartement sous les mêmes conditions que par le passé jusqu’au 1er juillet 1863, mais qu’il vous enverrait ce papier incessamment. Or six semaines et plus se sont écoulées depuis et il n’a rien envoyé. Ça commence à m’inquiéter. Il a en main mon contre-seing qui me lie et lui ne voulant pas donner le sien, reste en liberté de me dire le 30 juin futur de m’en aller le 1er juillet ou de me demander une augmentation quelconque. Je vous supplie donc chère M. C., de prier votre fils M Léon d’aller de nouveau voir Mr Brard et de lui demander son contre-seing pour la prolongation de mon contrat et s’il refuse absolument de lui demander alors de vous rendre mon obligation écrite, et dans cet cas nous aurons au moins devant nous le temps de chercher un appartement jusqu’au 1er juillet. Mille pardons Chère Made Célérier de vous incommoder encore de cette affaire; mais vous sentez combien il serait difficile et pénible pour moi si avec tant de caisses de livres et de musique je devais me trouver sur le pavé s’il prenait fantaisie à Mr Brard de me donner congé 24 heures avant l’expiration de mon bail. Je viens de recevoir du directeur du Messager des théâtres une lettre dans laquelle il m’avertit que je n’ai pas payé mon abonnement depuis 2 ans et que je lui dois pour ces deux ans 80 francs. Veuillez avoir l’extrême bonté de voir dans la liste de mes journaux dont vous payez l’abonnement si le Messager des théâtres s’y trouve ou non, et ayez la complaisance de me faire part si vous l’avez payé ou non et en même temps si on vous a toujours envoyé ce journal. J’espère que vous aurez passé votre été plus agréablement et plus gaiement que moi car l’état de ma santé a été si chancelant que mon médecin m’a envoyé d’abord aux bains de Gastein contrée la plus lointaine de l’Allemagne et de là aux eaux d’Ems, dont je suis revenu depuis deux jours à Berlin, où je me trouve également tout seul, car

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toute ma famille est aux bains d’Ischl, site charmant et qui à cause de son air pur et vif a été recommandé à Cécile. Ce cher enfant, grâce au ciel, va beaucoup mieux depuis quelque temps. J’espère que vos chères enfants continuent de se bien porter et de vous donner tant de joie et de satisfaction que par le passé. Je dois vous remercier encore beaucoup de lire si attentivement le Figaro et de me communiquer ce qui me regarde; car il est utile pour beaucoup de raisons de savoir ce que disent les ennemis. Veuillez agréer l’expression de ma considération la plus distinguée [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 109 f.]

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Freitag 20. [IX.] … Zu Graf Redern, der Oberstkämmerer geworden ist, um mit ihm wegen des Arrangement des Hofkonzertes in Königsberg und wegen meines Krönungsmarsches Rücksprache zu nehmen. Zu Wieprecht, der meinen Krönungsmarsch für die Militärmusik arrangieren soll. … Einige Stunden am Aufschreiben und teilweise Ändern des Krönungsmarsches gearbeitet. Friedrich Wilhelmstädtisches Theater Der Vetter, Lustspiel von Benedix; La chanson de Fortunio, Oper in 1 Akt von Offenbach … Sonnabend 21. [IX.] … Fortgefahren Ändrungen im Marsch vorzunehmen und im Aufschreiben desselben. … Sonntag 22. [IX.] … Ich beendigte die Ändrungen u. das Aufschreiben des Krönungsmarsches.

Meyerbeer an Johann Gottfried Maaß in Berlin Berlin d 22ten September 1861 Hochgeehrter Herr Inspector!

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Haben Sie die Gefälligkeit, von meinen Akademie Sitzung’s Geldern welche Sie in Verwahrung haben, dem Herrn Franz Otto, fünfundzwanzig Thaler zur Beihülfe auf seine bevorstehende Reise auszuhändigen, und nehmen Sie gefälligst darüber seine Quittung in Empfang.

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Genehmigen Ew: Wohl: die Versicherungen meiner vollkommensten Hochachtung Meyerbeer [Autograph (Las): Slg. Sieghart und Sabine Döhring]

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Montag 23. [IX.] … Besuch von Liszt, der hier zu Besuch bei seiner Tochter ist. Ich spiele Wieprecht den Krönungsmarsch vor. … In der Kölner Zeitung steht zu meinem großen Ärger, daß ich heute meinen 70. Geburtstag feiere, aber noch so rüstig bin, daß ich den Krönungsmarsch für Königsberg komponiere und das dortige Hofkonzert dirigieren werde. Infolgedessen schickten mir Prinzessin Karl u. Friedrich Karl, Julius Stern, Jenny Meyer … Buketts und Gratulationen. Ich mache eine 2. Abschrift von dem Krönungsmarsch, (da ich natürlich eine an Wieprecht geben muß), um danach die Instrumentation für Konzertorchester mit Streichinstrumenten zu machen. Auch diese beendigte ich heute Abend spät.

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Jules Janin an Meyerbeer in Berlin Pour Monsieur Meyerbeer = in Europa = [Passy, 23. IX. 1861]

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Cher Maitre! je vous dis mille tendresses, et que l’on vous aime ici, de tout son coeur. C’est au nom d’un ancêtre à vous, au nom de Rameau, des Indes galantes, de Castor et Pollux que je vous prie aujourd’hui! La souscription pour la famille Rameau, espère encore le nom de Meyerbeer! A la representation de l’opera, pour cette intéressante famille, M Brandus avait promis, en votre nom, que le Bénéficiaire bénéficierait des fragments des Huguenots, des fragments du poëte prophète! M Brandus avait même écrit à M Guillot, qu’il epandait de vos droits d’auteur, M Guillot espère aussi votre signature – et voila ce que nous

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demandons à vos bontés! – Au compte de l’opéra il est devenu 125 fr. après toute une année d’angoisse et d’espoir. quand vous nous disez votre bonne [unleserliches Wort] Il y a bien long-temps que vous nous prierez de notre aimable présence: En ce moment j’entends sonner les cloches funèbres, pour les funérailles de cette charmante et grande artiste Mme Rose Chéri! – Pulvis et umbra sumus! Votre ami bien dévoué et compliments tant à vous J. Janin

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passy le 23 – 7bre 1861 la Dame Claire qui est toujours bien charmante vous dit mille amitiés [Autograph (Las): SIMPK, Doc. orig. Janin 1]

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Dienstag 24. [IX.] … Konferenz mit dem Grafen Redern u. dem Baurat Stüler wegen des Königsberger Konzerts. Mittewoche 25. [IX.] … Auf Graf Rederns Rat ihm einen für die Königin ostensiblen Brief geschrieben, warum ich meine Cantate nicht in dem Königsberger Hofkonzert geben will. Konferenz mit Graf Redern. Besuch an Johanna Wagner-Jachmann wegen des Königsberger Konzerts. Besuch vom Professor Flodoard Geyer.

Meyerbeer an Gemmy Brandus in Paris Berlin, September 25, 1861. Highly Honored Sir: 25

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I had hoped to hear from you yesterday whether Gounod could or could not let you have the orchestral parts of his ‘Ave Maria’ in order to perform the same in the Königsberg Court concert. We are much pressed for time in this matter, as it must all be copied and the parts well studied, and the concert is to take place on the 15th of October. If, on the other hand, we cannot have it, I must begin to prepare another piece to take its place on the program.

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I am anxious to hear from you how Madame Ugalde’s voice sounded at her reappearance in ‘L’Etoile’ after her confinement, and what was the general impression of the performance. Receive, dear M. Brandus, the assurance of my most complete esteem.

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Your very devoted, Meyerbeer [Autograph (Las): Verbleib unbekannt, ehemals Sammlung Edward Brandus; Abdruck in englischer Übersetzung in: The Century Library of Music, hrsg. von Ignace Jan Paderewski, New York 1900, Bd. 3, S. 87]

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Tgb. September 1861 Donnerstag 26. [IX.] … Der Bruch trat heraus. … Erst nach 2 Stunden konnte Dr. Herzberg aufgefunden werden. Es gelang ihm, mit den Fingern den Bruch in seine alte Lage wieder zurückzubringen. …

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Daniel François Esprit Auber an Meyerbeer in Berlin [Paris, 26. IX. 1861] Illustre Maestro, Mademoiselle Erequist se rend en Allemagne dans l’espoir de se faire entendre dans des concerts. Elle me demande ce petit mot pour vous. Lui portant beaucoup d’interet, je n’ai pu lui refuser ce quelle desirait. M’excuserez vous, bien aimable Maestro, de m’être permis de saisir cette occasion de vous renouveller l’assurance de tous mes sentimens d’admiration et d’affection!

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Auber Paris 26 Septembre 1861 [Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, W/11]

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Meyerbeer an Herrn St. Marie in Montgeron Monsieur de Ste-Marie Rue du Chemin Meunier Montgeron (Seine et Oise) [Berlin,] 26 sept. 1861. 5

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Monsieur J’ai reçu votre lettre de Montgeron, dans laquelle vous me demandez un secours vu l’état de gêne où vous vous trouvez. A cet effet je vous envoie le billet de 100 francs ci-joint et je souhaite que votre position s’améliore de façon que vous n’ayez plus besoin de recourir à autrui [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 110]

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Freitag 27. [IX.] … Der Bruch hat sich, Gottlob, nicht wieder gesenkt. .. . . Besuch vom General-Intendanten von Hülsen, von Liszt u. Rubinstein. Besuch an Liszt. …

Meyerbeer an Victor Kölbel in Leipzig H Victor Kölbel Redacteur der Allgemeinen Theater Chronik. Leipzig (Hôtel de Bavière) 10 R Schein (grün) Lit B. No 354039. [Berlin,] 27 Sept. 1861.

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Hoch Herr!

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In Erwiederung Ihrer Anzeige, daß das Abonnement der Allgemeinen Theater-Chronik vom 1sten Juli 1860 bis Ultimo Sept. 1861 mit 10 Rtl zu berichtigen ist, habe ich die Ehre diese 10 Rtl Ihnen beifolgend zu übersenden. [Autograph (L): Verbleib unbekannt; Entwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 112]

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Meyerbeer an Julius Pabst in Dresden H Hofrath Pabst in Dresden [Berlin,] 27 Sept. 1861. Hochzuverehrender H Hofrath Ihr geschätztes Schreiben, welches ich vorgestern erhielt, traf mich bettlägerig u. noch heute bin ich so unwohl, daß ich mich fremder Hand für diese Zeilen bedienen muß. Vor allen Dingen sage ich Ihnen meinen ganz ergebensten Dank für die schöne poetische Gabe, die mit Ihrem Briefe ankam u. auf deren Lectüre ich mich sehr freue. Ich muß sehr bedauern, daß Sie mir Ihre Mittheilung in Betreff Ihres Herrn Bruders zu spät zukommen ließen. Schon seit einer Woche ist mein Programm des Königsberger Concertes Ihrer Majestät der Königin zur Prüfung übersendet worden und steht mir nun daher keine Aenderung mehr frei. Was die Direction des Concertes betrifft so ist mir dieselbe durch speciellen Befehl S. M. des Königs aufgetragen worden, ich kann Sie daher auch nicht theilweise abgeben. Was nun die Direction der von den Königsbergern Musikern zu machenden Vorproben betrifft, so werden allerdings solche wohl gehalten werden müssen. Denn obgleich der ganze Domchor u. ein Theil der hiesigen Kapelle mit nach Königsberg geht, so muß doch ein großer Theil des Orchesters und auch ein Theil der Chöre aus Königsberger Musikern genommen werden. Da ich aber nie in Königsberg war, u. die dortigen musikalischen Verhältnisse mir ganz unbekannt sind, so hat mein Chef Se Excellenz der H Oberst Kämmerer von Redern die Verfügungen hierüber übernommen. Nun weiß ich aber nicht wen er von den Königsberger Künstlern mit der Direction der Vorproben betraut hat; kann ihn auch darüber nicht befragen, da er augenblicklich von Berlin abwesend ist. Genehmigen Sie, h H H, den Ausdruck der vollk. Hoch. Ihres ergebensten.

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[Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 111 f.]

Tgb. September 1861 Sonnabend 28. [IX.] … Konferenz mit Graf Redern, Konzertmeister Ganz, Generalintendant von Hülsen wegen des Königsberger

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Hofkonzerts. … Friedrich Wilhelmstädt. Theater Der Postillon von Lonjumeau … von Adam. Der Tenorist Wachtel, welcher jetzt in Berlin so großes Aufsehen erregt, sang den Postillon. Schöne Stimme, ganz besonders brillant die höchsten Corden a, b, h, c mit voller Brust. Natürliche Begabung; Lebhaftigkeit im Spiel u. Gesang. Aber ganz roh und ungebildet in der Vortragsweise und nicht immer ganz rein; scheint auch nicht musikalisch zu sein; dennoch ein Phänomen. … Sonntag 29. [IX.] … Konferenz mit Graf Redern, Musikdirektor von Hertzberg, Kopist Patschke wegen Königsberger Konzert.

Meyerbeer an Louis Brandus in Paris Herrn Louis Brandus Berlin, d. 29 7ber [18]61. 15

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Sie werden zweifelsohne wohl gleich aus dem Inhalte des beifolgenden Briefes ersehen, daß er ein ostensibler ist, den Sie die Güte haben sollen dem H Blaze de Bury vorzulesen. Heute Gestern nämlich empfange ich einen Brief von demselben worin er schreibt, daß wenn ich mit seinem Stück nach dem Odéon komme, in diesem Fall das Odéon nicht wie gewöhnlich am 1sten Juni schließen, sondern den ganzen Sommer spielen wird um unser Stück eine ganze Zeit lang hindurch geben zu können. Ferner schickt er um in Musik gesetzt zu werden eine grande scène des étudiants für den 1sten Akt, die die Ausdehnung eines Finale hat u. kündigt außerdem auch noch für den Schluß des Aktes Musik an und scheint mir sogar aus dem Briefe hervorzugehen, daß auch in den anderen Akten wahrscheinlich Musik sein wird und schließt mit den Worten et maintenant donc, mon ami, à l’ouvrage. Unter den traurigen Gesundheitsumständen, in denen Sie mich verlassen haben u. trotz welchen ich doch die eingegangenen Verpflichtungen für die Königsberger u. Berliner Hofconcerte und für das Concert der Londoner Exposition im Crystallpalast zu erfüllen habe, würde es mir unmöglich sein diesen Winter neue Compositionen für Henri Blaze zu machen. Ich habe dazu auch nicht die mindeste Verpflichtung. Mein Versprechen die Musik zum dritten Akt zu componiren habe ich, wie Sie wissen, längst erfüllt. Allein ich gestehe, daß ich bei meinem jetzigen Unwohlsein selbst wenn ich auch keine neuen Stücke außer dem schon fertigen 3ten Akt liefern sollte

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nicht die Fatigue unternehmen möchte im April nach Paris zu kommen um die Proben des Werkes zu leiten. Vom künstlerischen Standpunkte aus wäre es mir zu jeder andern Zeit ganz gleichgültig das Werk im April oder künftigen Herbst in die Scene zu setzen, aber ich fühle daß ich einer langen Ruhe bedarf ehe ich mich der anstrengenden Arbeit hingebe, die für mich immer das Einstudieren eines Werkes ist. Deßhalb wünsche ich, daß es lieber im künftigen Oktober wie im Frühjahr geschieht. Ihre Aufgabe, v. H, wäre nun H. Blaze dazu zu bringen, daß er von selbst darauf eingeht, daß der Zeitpunkt des künftigen Herbstes für sein Werk nützlicher ist als der Sommer. Ich weiß wohl, daß er mich überhaupt nicht zwingen kann, aber weil ich ihn gern habe und wegen unserer langjährigen Freundschaft die große Arbeit übernommen habe diesen 3ten Akt zu componiren, wünsche ich doch auch nicht, daß er wegen einer question de retard de temps böse wird. Indem ich diesen Gegenstand Ihrer gütigen recht baldigen Besorgung empfehle bitte ich Sie ergebenst mir von dem Resultat Ihrer Entrevüe mit ihm Mittheilung zu machen. P. S. Ich sehe eben daß der Brief von Blaze aus au Plessy par St Amand-de Vendôme (Loire et Cher) geschrieben ist. Haben Sie also die große Güte sich bei dem Portier der pariser Wohnung des H Blaze Rue du Cherche-Midi No 18 zu erkundigen wann man ihn in Paris zurückerwartet. Sollte dieses nicht bald d.h. binnen 8 oder 10 Tagen der Fall sein, so würde ich Sie bitten ihm folgende Zeilen zu schreiben. J’ai passé chez vous, Monsieur, pour vous parler de notre ami commun qui m’a chargé de vous voir. Veuillez me faire savoir quand vous serez de retour à Paris pour que je m’acquitte de ma commission. Sollte er Ihnen schreiben ihm diese Comission schriftlich mitzutheilen, so antworten Sie nicht. Uebersetzen Sie ihm den ostensiblen Brief nicht ins Französische, denn er versteht auf das Vollkommenste Deutsch, lesen Sie ihm erst denselben vor und lassen ihn dann selbst lesen, damit er recht genau den Inhalt faßt.

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Lettre ostensible pour Mr Blaze de Bury adressé d’après la précédante à Mr L. Brandus. Hochgeehrter Herr! Ich danke Ihnen recht sehr für die Theilnahme, welche Sie mir in Ihrem Briefe für mein Unwohlssein ausdrücken. Sie haben mich allerdings in einem kritischen Moment verlassen, allein dem Himmel sei es Dank mein Arzt hat mit großer Geschicklichkeit den kranken Theil

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wieder hergestellt, doch bedarf noch für lange Zeit großer Vorsicht u. meine Nerven sind so erschüttert, daß der Arzt bis jetzt noch nicht mit Bestimmtheit versichern kann ob ich im Stande sein werde mich nach Königsberg zur Direction des Concertes zu begeben. Aus diesem Grunde auch ist mir für den Moment das Schreiben verboten und deshalb dictire ich diese Zeilen. Ich habe gestern einen Brief von meinem Freund Henri Blaze de Bury bekommen, worin mir derselbe eine bedeutende Quantität noch nachzucomponirender Stücke für die Jeunesse de Goethe schickt, nämlich eine Ouvertüre, eine scène des etudians, welche die Ausdehnung eines wahren Finale hat, eine melodramatische Scene und der Schluß des Aktes, welcher ebenfalls eine ausgedehnte Instrumentalmusik von verschiedenen Characteren enthält. Unser Freund Henry hatte bisher nur die Composition der Vision des 3ten Aktes verlangt und das Programm welches er mir mitgab enthielt auch nur diese. Mein Versprechen war dieses in Musik zusetzen. Daß ich dieses vollständig erfüllt u. seit 6 Monaten erfüllt habe, davon haben Sie sich selbst bei Ihrer vorletzten Anwesenheit in Berlin überzeugt. Nun will ich damit nicht sagen, daß ich meinem Freunde Henry deßhalb nicht auch noch den Gefallen thun werde auch diese neuen Stücke zu componiren, wenn ich nämlich finden werde, daß sie nützlich für das poetische Werk und günstig als musikalische Situation sind. Allein jetzt und im Winter noch eine neue Arbeit zu unternehmen wäre in meiner Situation ganz unmöglich. Die beiden großen Compositionen, welche mir der König für die Krönung in Königsberg und für das Concert, welches er der Stadt Berlin geben wird befohlen hat, habe ich zwar eben vollendet; aber ich muß doch nun auch, falls es der Arzt erlaubt, nach Königsberg die Proben u. Aufführung zu leiten, u. dann wieder nach Berlin dieselben Proben für die Aufführung des Berliner Hofconcertes zu halten. Dann wissen Sie ja wohl, was auch übrigens in allen Zeitungen stand, daß ich mich verpflichtet habe in London in dem großen Concert im Crystallpalast, welches bei Eröffnung der IndustrieAusstellung stattfinden wird, eine große Instrumentalcomposition zu liefern. Alles dieses ist schon viel zu viel für meine so tief erschütterte Gesundheit und ich werde wenn diese nun ein Mal übernommenen Pflichten erfüllt sind, mehrere Monate auf dem Lande in tiefster Ruhe und Abstinenz aller geistigen Arbeiten nach dem Rathe des Arztes zubringen müssen. Mit der Composition der neuen Stücke, welche Freund Henry von mir wünscht, kann ich daher erst mich im Laufe des Sommers beschäftigen. Sie, bester Herr Brandus, der Sie

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erst vor kurzem in Berlin waren und bei dieser Gelegenheit selbst sahen alles was auf mir lastet, meine künstlerischen Verpflichtungen, so wie die vielen Exigencen meines musikalischen Amtes bei Hofe, die Details der tausend verschiedenen Dinge, die mir obliegen, Details die viel zu weitläuftig wären in einem Briefe auseinanderzusetzen, besonders bei meinem jetzigen Unwohlsein, Sie werden am besten unserem Freund Henry erklären können, weßhalb trotz des besten Willens ihm angenehm zu sein, ich doch erst im Sommer mich mit den neuen Musikstücken seines Dramas werde beschäftigen können. Aus diesem Grunde habe ich es vorgezogen Sie zu bitten ihm meine Antwort mündlich mitzutheilen statt sie ihm direct zu schreiben. [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Entwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 112–118; Abdruck in Ausschnitten in: Heinz und Gudrun Becker, Giacomo Meyerbeer. Ein Leben in Briefen, Wilhelmshaven 1983, S. 231 f.]

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Tgb. September 1861 Montag 30. [IX.] … Gestern kam ein Brief von Henri Blaze, worin derselbe neue Nummern schickt, welche ich zur Jeunesse de Goethe komponieren soll, u. erklärt, daß das Odeon, welches sonst immer am 30. Mai schließt, den ganzen Sommer spielen wird, falls ich meine Musik ihm gebe. Auf diese Fermeture hatte ich gerechnet, um meine Musik erst zum Herbst zu geben, und finde mich nun acculé, denn ich habe gar keine Lust, bei meinem jetzigen Gesundheitszustand im April die Proben eines neuen Werkes anzufangen. Ich diktiere deshalb an Burguy 2 Briefe an Louis Brandus, einen ostensiblen für Henri Blaze und einen konfidentiellen für Brandus als Instruktion. …

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Meyerbeer an Eduard Grell in Berlin [Berlin, 30. IX. 1861] Hochverehrter Herr Professor! Sie waren schon mehreremaale so gütig den Königl Hofconcerten durch Leihungen von Partitur und Stimmen von Werken welche die Bibliothek der Hofconcerte nicht besitzt Hülfe zu leisten. So bin ich

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auch heute wieder so frei im Namen Sr Excellenz des Herrn Grafen von Redern ganz ergebenst zu bitten, ob Sie so gütig sein wollen für das bevorstehende Hofconcert die Partitur, OrchesterStimmen, und Chorstimmen von Händel’s Judas Maccabaeus gütigst zu leihen. Für den Fall daß vielleicht jeder einzelne Theil in den Stimmen besonders gebunden ist, bemerke ich, daß wir nur den 3ten Theil brauchen: das zu machende Stück ist der Chor

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mit dem vorhergehenden Recitatif des Bothen. Genehmigen Sie im Voraus hochgeehrter Herr Professor meinen ganz ergebensten Dank so wie den des Herrn Grafen von Redern, und empfangen Sie den Ausdruck der höchsten Achtung Ihres ganz ergebensten Meyerbeer

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Berlin d 30ten September 61. [Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, Nachl. Grell] Tgb. Oktober 1861

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Dienstag 1. [X.] … Der Erkältungshusten scheint sich leider wieder eingestellt zu haben. … Konferenz mit Graf Redern wegen des Königsberger Konzertes. Besuch von Dr. Köster. Derselbe bringt ein neues Rezitativ, welches er wünscht, daß ich zur Hymne zukomponiere. Eröffnung der italienischen Saison im Opernhause: Il Trovatore von Verdi. … Die Kontraltistin Marchisio war sehr gut. Mittewoche 2. [X.] … Das neue Rezitativ zur Hymne komponiert u. aufgeschrieben. Konferenz mit Graf Redern wegen des Königsberger Konzertes. .. . . An Jules Jeanin nebst 200 Fr. für die Urenkelin von Rameau. Meyerbeer an Jules Janin in Paris Berlin, le 2 octobre 1861.

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Votre dernière lettre, m’était adressée à Koenigsberg, j’étais encore à Berlin où je travaille comme un jeune homme, en dépit des soixante-dix ans dont me gratifiaient naguère des gens qui me semblaient

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d’une libéralité sans bornes. Comme je ne suis attendu à Koenigsberg que le 18 de ce mois, où je dois organiser le grand concert de la cour, j’ai le temps de vous répondre, et je vous dirai tout de suite, à quel point j’ai été malheureux du peu de sympathie et d’empressement que le nom de Rameau a soulevé parmi vous; il fut pourtant une des gloires de votre Opéra, un de vos maîtres en musique – il vous à reposé de Lulli – il a préparé la venue du Chevalier Glück. Ainsi la famille avait tous les droits du monde à trouver, dans Paris même, l’aide et l’appui qui n’ont pas été refusés à plusieurs reprises aux descendants de Racine, aux petits-fils du grand Corneille. A coup sûr, si j’avais été à Paris j’aurais payé incognito, ma stalle 200 fr et je compte sur vous pour faire agréer cette somme à ces braves gens qui doivent être si malheureux de se voir trompés en de si justes espérances! Je vous envoie en même temps l’autorisation écrite pour l’agent des auteurs, M. Guyot, par laquelle je renonce à tous mes droits pour les fragments des mes opéras joués dans la soirée au bénéfice de l’illustre et malheureuse famille Rameau. Que n’êtes vous à Koenigsberg le jour du couronnement; que n’êtes vous tout simplement à Berlin; que de belles fêtes musicales s’y préparent! Quant à moi, c’est mon plaisir autant que le devoir de ma charge de composer la grande marche qui sera exécutée à Koenigsberg au moment ou le cortège royal se rend du château à l’église pour le couronnement. J’y veux joindre une hymne qui doit être exécutée le jour même de la rentrée du roi, notre Sire, en sa bonne ville de Berlin; ajoutez que j’ai promis de composer une ouverture pour le grand concert des quatre nations que la direction de l’exposition de Londres y donnera au printemps prochain dans le Palais de Cristal à l’ouverture de la grande exposition. Voilà ce qui m’arrête ici, ce qui m’a pris mon automne et ce qui me prendra mon hiver et les premiers jours du prochain printemps; mais, mon cher ami, que Dieu nous prête vie, et l’an prochain, dégagés de tout soucis nous nous trouverons encore une fois, j’espère, en cette ville hospitalière, ce doux Spa tout rempli du bruit des fontaines et du murmure des chênes vert. Votre affectionné, Meyerbeer [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Abdruck in: L’Indépendance Belge vom 23. X. 1861 (Kopie: Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main, Mus. Autogr. Meyerbeer, G. C 3);

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Abdruck in: The Musical World vom 30. VIII. 1862 (40. Jg., Nr. 35, S. 550), in Ausschnitten zitiert in: Jules Janin, 735 Lettres à sa femme, hrsg. u. kommentiert v. Mergier-Bourdeix, 3 Bde., Bd. 3, Paris: C. Klincksieck 1979, S. 272]

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Tgb. Oktober 1861 Donnerstag 3. [X.] … Besuch an Graf Redern, …, an Wieprecht, der leider krank ist u. deshalb noch nicht den Hoboisten meinen Krönungsmarsch einstudieren kann. Brief von dem Märkischen Sängerbund. Sie fordern mich auf, ihnen eine Serenade für den Einzug des Königs zu komponieren. Angefangen das neue Rezitativ zu instrumentieren. … Freitag 4. [X.] … Ich instrumentiere das neue Rezitativ. Die Königin macht neue Ändrungen im Programm: Händels Coronation-Anthem soll aufgeführt werden. Ich bringe den ganzen Vormittag damit zu, die Partitur aufzusuchen. Die Singakademie hatte sie nicht, aber die Bibliothek, wo sie mir der neue musikalische Custos Espagne gibt. Besuch von Musikdirektor Tschirch, der von mir einen Männerchor für den Märkischen Sängerbund verlangt bei dem Ständchen, welches sie dem König bringen wollen.

Meyerbeer an Hans Köster in Berlin H Dr Köster Berlin, d. 4 Oktober [1861] Hochgeehrter Herr!

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In Beantwortung Ihres geschätzten Schreibens habe ich die Ehre Ihnen anzuzeigen, daß ich Ihr neues Recitativ sehr schön gefunden und sogleich componirt habe. Ich theile die von Ihnen ausgesprochene Meinung sogleich einige Exemplare des Gedichts drucken zu lassen. Ich muß Sie aber dringend bitten einen anderen Titel zu suchen. Das Warum werde ich Ihnen mündlich mittheilen, wenn Sie mich mit Ihrem Besuche beehren wollen, wo wir uns dann auch über die Wahl dieses Titels besprechen können. [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 122]

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Tgb. Oktober 1861 Sonnabend 5. [X.] … Zu Mademoiselle Trebelli, mit ihr die Partitur der Felicia im Terzett des Crociato durchzugehen. Besuch von Dr. Köster wegen neuen Titels zur Krönungshymne. Italienische Oper Semiramide von Rossini. … Liszt kam zu mir während eines Entreacts. Sonntag 6. [X.] … Besprechungen für das Königsberger Konzert. Da Wieprecht krank ist, spielte ich an Meyenberg, der nun die Militärchöre einstudieren wird, meinen Marsch vor. Abends, die Partituren studiert, die ich im Königsberger Hofkonzert dirigieren soll. Montag 7. [X.] … Probe mit den 6 Solosängern von der Krönungshymne. …

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Meyerbeer an Ercole Tinti in Bologna Mr Ercole Tinti Directeur du théâtre communale de Bologna (écrite par Mr Meyerbeer)

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[Berlin,] 7 octobre 1861. Mon cher Monsieur Je viens de rec. la l. que vous m’avez fait l’honneur de m’adresser, dans laquelle vous me priez de vous dire si d’après mon opinion le rôle de St Bris dans les Huguenots est un 1er rôle ou non. Dans mon opinion le rôle de St Bris est certainement un 1er rôle et au GrandOpéra de Paris ce rôle a été chanté par des 1ers basses. Le 1er qui le créa à ce théâtre fut Mr Serda, artiste de grand mérite qui a chanté les rôles 1ers. Après lui le célèbre basse Alizard a chanté le rôle de St Bris alternativement avec celui de Marcel, qu’il chantait souvent également. Et ainsi de suite. Dans ce moment même c’est Mr Cazau, chanteur très-distingué, qui chante souvent St Bris.

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[Autograph (Las): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 122]

Tgb. Oktober 1861 Dienstag 8. [X.] … Um 10 mit den Chören meine Hymne probiert, um ½ 1 Uhr mit den Solosängern. … Um 2 Uhr mit Graf Redern nach

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Potsdam, wo ich mit den Musikchören des Garde-Regimentes meinen Krönungsmarsch probierte. Die Wirkung entsprach meinen Erwartungen nicht. … Boshafte Artikel aus Berlin im Musical World und aus München in der Süddeutschen Zeitung verwundeten mich sehr.

Meyerbeer an Franz Espagne in Berlin [Berlin, 8. X. 1861]

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… Doch würde ich Ew. Wohlgeboren unendlich dankbar sein, wenn Sie mir gütigst erlauben wollten, beide Partituren der Krönungsmusik mit nach Königsberg zu nehmen; deßgleichen die von Mozart instrumentierte Partitur des Judas Maccabaeus … [Autograph (Las): Verbleib unbekannt, zuletzt nachgewiesen in Auktionskatalog Stargardt 461, Nr. 598; Textauszug zuletzt nachgewiesen in Auktionskatalog Henrici 23, Nr. 314]

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Tgb. Oktober 1861 Mittewoche 9. [X.] … Probe mit dem Orchester und den Sängern von meiner Hymne. Sie machte guten Eindruck und ward vom Orchester und den Chören applaudiert. Später wohnte ich der Probe des Domchors bei, wo die Stücke probiert wurden, die sie im Königsberger Konzert singen sollen.

Meyerbeer an Louis Brandus in Paris A Mr Louis Brandus à Paris Rue Grange-Bateliere No 16 [Berlin,] 9 octobre 1861. Bester H Brandus 25

Sie würden mich sehr verbinden, wenn Sie H Davison bitten wollten Ihnen den Sinn derjenigen unterstrichenen Zeilen zu erklären welche sich in dem brutalen Angriff gegen mich aus Berlin befinden, den er in der letzten Nummer der Musical World publicirte. Mehreren Engländern welchen ich diesen Artikel zeigte, konnten auch den Sinn

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dieser Zeilen nicht auslegen, den ich doch gern wissen möchte. Was aber leider nur zu verständlich daraus hervorgeht, das ist daß H Davison seine frühren freundlichen Gesinnungen gegen mich ganz geändert hat. [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 123 f.]

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Meyerbeer an Charles Schiller in Paris Mr Schiller rédacteur de la Patrie à Paris (écrite par Mr Meyerbeer) Rue du Croissant No 12 [Berlin,] 9 octobre 1861.

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Monsieur, La lettre que vous m’avez fait l’honneur de m’adresser m’est arrivée pendant une petite absence que j’avais faite de Berlin et je ne l’ai trouvée qu’à mon retour. J’aurais été heureux de pouvoir vous rendre le service que vous me demandez et j’ai donné votre lettre à Mr le Grand-Chambellan, qui m’a dit que cette affaire n’était pas du tout de son ressort, mais qu’il remettrait votre lettre au grand-maréchal, dès qu’il serait arrivé et qu’il le prierait de vous rendre la réponse que vous attendez. Je suis désolé, Monsieur, de n’avoir pu parvenir à m’acquitter mieux de votre message. Moimême je dois par ordre du roi me rendre à Koenigsberg pour organiser le concert de la cour qui y aura lieu, et si pendant mon séjour là, et dans le cas où vous vous rendez dans cette ville je pourrais Vous être utile dans tout ce qui dépendrait de moi, je suis pleinement à votre disposition. [Autograph (Las): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 123]

Tgb. Oktober 1861 Donnerstag 10. [X.] … Konferenz mit Graf Redern. …

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Meyerbeer an einen Landrat in Königsberg Berlin 10ter October [18]61. Hochzuverehrender Herr LandRath! 5

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Wie unendlich dankbar muß ich Ihnen sein für die große Güte mit der Sie sich für mein Unterkommen in Königsberg bemühen. Mit großem Danke nehme ich das gastfreundliche Anerbiethen an, von dem Sie mir Kenntniß geben. Ich denke mit den 13ten mit dem Schnellzug meine Reise nach Königsberg anzutreten, und freue mich herzlich, gleich nach meiner Ankunft dort, Ihnen mündlich meinen aufrichtigsten Dank für Ihre große Freundlichkeit wiederholen zu können Genehmigen Sie hochverehrter Herr Landrath den Ausdruck meiner vollkommensten Hochachtung Meyerbeer

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[Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, Mus. ep. G. Meyerbeer 71]

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Freitag 11. [X.] … Mehrere Verändrungen in der Instrumentation des Krönungsmarsches gemacht. … Gestern folgendes aufzuzeichnen vergessen. Da mir seit mehreren Tagen die Füße aufschwellten und sehr spannten, so ließ ich den Dr. Herzberg kommen, der dieselbe untersuchte und fand, daß sie bis über die Waden geschwollen wären, was bei den frühern Anschwellungen nie der Fall war. Er schien die Sache bedenklich zu finden und sagte, daß er mir nicht erlauben könne, nach Königsberg zu reisen, ehe die Geschwulst geschwunden sei. Besuch von einem Russen Baron Krüd[e]ner. Er scheint ein Schwärmer und Mystiker erster Sorte zu sein. Er hat das hohe Lied Salomos in französischen Versen übersetzt und wünscht, daß ich es komponiere, was ich natürlich ablehnte. Unglaublich ist, was dieser Baron Krüd[e]ner alles in dem hohen Liede finden will, sogar die genaueste Verbindung mit der Apokalypse. …

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Meyerbeer an Pietro Romani in Florenz Mr Pietro Romani (père) à Florence [Berlin,] 11 Octobre 1861. Très-cher Maëstro, Vous savez depuis long temps que toutes les fois qu’un jeune chanteur ou une jeune cantatrice se présente à moi, qui possède une belle voix, et parait promettre d’être doué du feu sacré de l’art, je lui dis: Andate studiare l’arte del bel canto da quello che solo oggidì ne possiede ancora la traditione, ci andate studiare da Pietro Romani à Firenze. Voilà ce que je viens encore de dire à Mademoiselle Wolff de Berlin, qui possède une très-belle voix de contralto et va se rendre à Florence pour se faire votre élève. Veuillez lui donner vos soins tout particuliers; vous obligerez par là infiniment

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Votre tout dévoué [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 125]

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Meyerbeer an Karoline Unger-Sabatier in Florenz Made Ungher-Sabatier in Florenz (Spandauer Str. No 17. Rosalie Wolff) Berlin, d. 11 Okt. [18]61

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Hochverehrter Frau! Verzeihen Sie, wenn ich so unbescheiden bin abermals Ihre Protection u. Ihr Wohlwollen für ein junges Talent in Anspruch zu nehmen; aber Sie haben mich seit langen Jahren daran gewöhnt mit so vieler Güte meine Ihnen Empfohlenen aufzunehmen, daß ich auch heute schon wieder mit einer ähnlichen Bitte mich Ihnen nahe. Demoiselle Wolff aus Berlin, in Besitz einer sehr schönen Altstimme, ist die Tochter sehr begüterter Ältern, fühlt aber eine solche unwiderstehliche Neigung für Musik u. dramatische Darstellung, daß sie sich der lyrischen Scene ganz widmen will. Ich habe ihr zur Ausbildung des Gesangs als Meister Pietro Romani in Florenz empfohlen, ihr aber nicht verhelt daß er sie nur in dem mechanischen Theil dieser Kunst aus-

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bilden kann, daß aber für geistige Auffassung Vortragsweise und dramatischen Styl die unerreichte Meisterin dieser schwierigen Aufgaben, Sie, theure Freundin, sind. Wollten Sie nun vielleicht ihr ebenfalls die große Wohlthat erzeigen, die Sie der Albertine Meyer, der Méquillet, der Schubert u. so vielen anderen aufstrebenden Talenten erzeigt haben, ihr die Gunst Ihrer persönlichen Bekanntschaft zu gewähren, und wenn Sie sie Ihrer Beachtung würdig finden, ihr von Zeit zu Zeit erlauben Ihnen von dem Fortgang ihrer Studien bei Romani Proben ablegen zu dürfen und ihr dabei Ihren unschätzbaren Rath zu ertheilen, so werden Sie dadurch unendlich verbinden Ihren treuen Freund und ergebensten Diener. P. S. Meinen herzlichsten Empfehlungen Ihrem Herrn Gemahl. – Sie sehen aus der fremden Handschrift daß meine kranken Augen, mich immer noch zwingen meine Briefe zu dictiren. [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 124 f.]

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Sonnabend 12. [X.] … Die Geschwulst an den Füßen hat etwas nachgelassen. Dennoch glaubt Dr. Herzberg nicht, daß ich werde nach Königsberg reisen können. Zu Graf Redern. Sonntag 13. [X.] … Wegen der Geschwulst fast den ganzen Tag liegend auf dem Sopha zugebracht. Konsultation von Professor Traube und Dr. Herzberg wegen meiner. Die Geschwulst hat zwar abermals viel abgenommen, dennoch sind beide der Meinung, daß ich die Reise nach Königsberg nicht unternehmen kann, ohne Gefahr zu laufen, Wasser in den Füßen zu bekommen. Montag 14. [X.] … Traube und Herzberg untersuchten mich heute zum 2. Male, und das Resultat war, daß sie mir die Königsberger Reise durchaus untersagen mußten. … Besuch vom Musikdirektor Tschirch, dem ich auf seinen Wunsch mein Arrangement des God save the King für Männerstimmen für seinen Gesangverein übergab.

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Meyerbeer an Friedrich Wilhelm Graf von Redern in Königsberg Graf Redern in Koenigsberg [Berlin,] d. 14 Okt. [18]61 Ew. Excellenz Mit tiefer Betrübniß übersende ich hierbei einen schriftlichen Ausspruch meiner beiden Aerzte Prof. Traube u. Sanitäts R. Herzberg über meinen gegenwärtigen Gesundheitszustand. Dieser Ausspruch ist das Resultat der dritten Consultation, denn schon vorgestern und gestern ward ich untersucht, wollte mir aber bis zum letzten Termin die Möglichkeit offen halten, ob vielleicht durch eine wohlthätige Krisis der Natur die Geschwulst schwinden würde. Leider ist sie aber nicht eingetreten u. die beiden Aerzte haben mir die Reise streng untersagt nicht verhehlten sie mir daß durch lange Fahrt in der Eisenbahn verbunden mit den darauf folgenden Anstrengungen eine Verschlimmerung eintreten könnte, die die Wassersucht in den Beinen herbeiführen würde. Es war mein Stolz, daß die Gnade unseres erhabenen Monarchen mich gewürdigt hatte mir die Leitung des Königsberger Hofconcertes zu übertragen, bei der feierlichen Gelegenheit, die das Herz jedes Preußen mit Freude und Erhebung erfüllt. Dieser hohen Ehre durch meine Krankheit verlustig zu gehen ist ein harter Schlag für mein Herz; aber der Fügung Gottes muß man sich mit Ergebung unterwerfen. Ew. Excellenz, die mich stets u. ganz besonders in dieser letzten Zeit mit Ihrer wahrhaft väterlichen Protection beglückten, wage ich als neuer Beweiß dero Gnade für mich zu bitten den traurigen Grund weßhalb [ich dem] für mich so ehrenvollen Befehl Ihrer Majestäten nicht Folge leisten kann zur Kenntniß der allerhöchsten Herrschaften zu bringen. [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 126 f.]

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Tgb. Oktober 1861 Dienstag 15. [X.] … Auch heute gar nichts gearbeitet. … Mittewoche 16. [X.] … Die Geschwulst fährt fort kleiner zu werden. . . . .

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Meyerbeer an Eduard Daege in Berlin [Berlin, 16. X. 1861] Hochzuverehrender Herr Professor! 5

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Ich bin von einem Unwohlsein befallen, welches mich zwingt für längere Zeit das Zimmer zu hüten, weßhalb ich sogar die befohlene Reise nach Königsberg aufgeben mußte. Ich kann daher zu meinem Bedauern der mir zu heute Abend angesagten Sitzung der musikalischen Section nicht beiwohnen, können, und voraussätzlich auch nicht der Senatssitzung am nächsten Sonneabend. Genehmigen Sie hochgeehrter Herr Professor den Ausdruck der vorzüglichsten Hochachtung Ihres ergebensten Meyerbeer d 16ten October 1861. [Autograph (Las): Slg. Sieghart und Sabine Döhring]

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Meyerbeer an Friedrich Wilhelm Graf von Redern in Königsberg Graf Redern in Königsberg [Berlin,] 17 Oktober 1861.

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Ew. Excellenz verzeihen, wenn ich mich fremder Hand für diese Zeilen bediene, indem ich noch immer in liegender Stellung bleiben muß doch fällt die Geschwulst täglich ein wenig und ich darf hoffen wenigstens bei dem Concert im weißen Saal meine Dienste zu verrichten. Obgleich ich durch diese bessere Wendung meiner Krankheit sehr zufrieden gestellt sein sollte, so grämt es mich doch gar zu sehr,

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daß ich dem ehrenvollen Befehl Sr Maj. des Königs für das Königsberger Concert nicht Folge leisten konnte. Ich habe einen Brief des H v. Kontsky aus Wiesbaden erhalten, worin derselbe bittet ihn in dem großen Hofconcert im weißen Saal zu verwenden. Ich bitte Ew. Excellenz ergebenst um dero Befehl, was ich ihm hierauf antworten soll. Mit H Merelli, den ich mir an mein Krankenlager rufen ließ habe ich auch Rücksprache genommen über diejenigen italienischen Sänger die für das Hofconcert disponibel wären. Es sind dieses Dem. Tribelli, die beiden Schwestern Marchisio, der neue Tenorist Tribelli mit seiner Gattin u. der Barytonist Squarcia. Es lassen sich damit schöne Ensemblestücke zusammenstellen. Genehmigen Ew. Excellenz den Ausdruck der reinsten Ergebenheit dero gehorsamsten [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 127 f.]

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Meyerbeer an einen Herrn [Berlin, 17. X. 1861] … the kindness to honor me with a visit at any hour that suits you best …

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[Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Textauszug in englischer Übersetzung zuletzt nachgewiesen in: Auktionskatalog F. Thomas Madigan, New York, Catalogue of Autographs, Letters etc., Nr. 233]

Tgb. Oktober 1861 Freitag 18. [X.] … Angefangen den Krönungsmarsch zu instrumentieren. 2 Stunden daran gearbeitet. … Heute ist meine Tochter Blanca mit Fritz von Ischl gekommen. .. . .

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Meyerbeer an Eduard Grell in Berlin

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beifolgend eine Partitur Sr Hochwohlgeborn dem Königl Professor Herrn Grell Direktor der Singakademie wohnhaft in der Singakademie Allhier Absender Meyerbeer [Berlin,] d 18ten October [18]61

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Hochgeehrter Herr Professor! Beifolgend habe ich die Ehre Ihnen die gütigst geliehene Partitur des Judas Maccabaeus mit meinem ergebensten Dank zurückzusenden Genehmigen Sie hochgeehrter Herr den Ausdruck meiner vollkommensten Hochachtung mit welcher ich die Ehre habe zu verbleiben Ihr ergebenster Meyerbeer

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[Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, Nachl. Grell]

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Sonnabend 19. [X.] … Die Geschwulst fällt immer mehr. Von heute an muß ich Gummistrümpfe gegen die Geschwulst der Beine tragen. … Besuche …, sodaß ich gar nicht zum Arbeiten kam und doch durch das ewige Sprechen sehr ermüdet wurde. Sonntag 20. [X.] … Die Geschwulst an den Beinen ist fast gänzlich vorbei. … Mit Formes und Madame Bötticher ihre Parthie von der Krönungshymne durchgegangen. Geistig sehr entmutiget u. traurig durch Vermutungen, von deren Richtigkeit ich mich wahrscheinlich schon Morgen werde überzeugen können.

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Meyerbeer an Eugenio Merelli in Berlin [Berlin, 20. X. 1861] Mon cher Monsieur! Dans le cas que Sa Majestée approuve le choix du 3e Finale d’Ernani, veuillez avoir la bonté de me faire savoir par écrit (& s’il est possible dans le courant de la journée) à quels chanteurs Vous ferez chanter les parties d’Elvira, Giovanna, Ernani, Ricciardo, et Silva. Quand à Carlo je sais qu’il sera chanté par Mr Squarcia Veuillez agréer l’expression de ma consideration la plus distinguée Meyerbeer

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Dimanche [Autograph (Las): Österreichische Nationalbibliothek Wien, Handschriften- Autographen- und Nachlaß-Sammlung, Autogr. 181/21–1]

Meyerbeer an Albert Dietrich Schadow in Berlin

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Schadow, Oberhof=Baurath hier [Berlin,] 20 Oktober 1861. Hochzuverehrender Herr Ob. B. Verzeihen Sie gütigst wenn ich durch ein Unwohlsein am Zimmer gefesselt, nicht selbst zu Ihnen kommen kann um mir die Ehre zu geben Ihnen die folgenden Bitten mündlich vorzutragen, sondern zu der Feder meine Zuflucht nehmen muß. Zu dem großen Hofconcert, welches am 24sten im weißen Saal stattfinden wird, hat die Zahl der singenden u. spielenden Mitglieder nothwendiger Weise so vermehrt werden müssen, daß der Bau des Orchesters statt der gewöhnlichen 110 Personen diesmal 160 fassen muß (wie es auch bei der Aufführung des Requiems im Bildersaal der Fall war). Meine ergebenste dringende Bitte geht also dahin hoch. H. O., daß Sie die Güte haben den Raum des Orchesters im weißen Saal so umfangsreich bauen zu lassen, wie den im Bildersaal bei der Aufführung des Requiem. Meine zweite ganz ergebenste Bitte besteht darin, daß der Bau des Orchesters so rechtzeitig vollendet sei, daß wir

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am 24ten morgens um 10 Uhr schon eine Probe im weißen Saal halten können. In der Hoffnung daß diese Zeilen Sie in gutem Wohlsein treffen und mit der Bitte mich Ihrer verehrten Frau Gemahlin angelegentlichst zu empfehlen, verbleibe ich mit g. Ew. [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 128 f.]

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Montag 21. [X.] … Zu Graf Redern, der von Königsberg wieder zurückgekehrt ist, mit ihm wegen des Konzertes zu konferieren. Im Hofjäger einer Probe beigewohnt, die Wieprecht mit der Militärmusik von meinem Krönungsmarsch hielt. Besuch von General Webern, Vertreter des Ordenskanzlers: er brachte mir im Namen des Königs die 2. Klasse (wird um den Hals getragen) des neu gestifteten Kronenordens. Dienstag 22.; Mittewoche 23. [X.] … Vorbereitungen zum großen Hofkonzert. …

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À Mesdames Marchisio 61. Behrenstraße Allhier. (Meyerbeer) [Berlin, 22. X. 1861]

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Mesdames! Je desirerais de pouvoir avoir l’honneur de m’entretenir avec Vous sur le choix du Duo que Vous chanterez au grand concert de la cour du 24, & que je désirerais pouvoir en même temps pouvoir répéter avec Vous au Piano. Mais je suis indisposé & je ne puis pas sortir. Si ce n’etait pas trop indiscret j’oserais Vous supplier de me faire l’honneur de Votre visite en apportant avec Vous la musique des trois Duo de Mathilde Shabran, de Semiramis & de Norma. Je suis à votre

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disposition aujourd’hui le soir à 6 heures, ou demain matin de 11 heures jusqu’à 2 heures. Veuillez agréer Mesdames l’expression de ma consideration la plus distinguée Meyerbeer

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[Autograph (Las): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 191] Meyerbeer an Eugenio Merelli in Berlin [Berlin, 22. X. 1861] Mardi Monsieur! Je viens de recevoir votre aimable lettre & je ferais comme Vous me l’indiquez pour la seconde partie de l’Hernani en mettant le nom de Mlle Barbara Marchisio sur le programme. Les trois morceaux italiens qui figur figureront sur le programme, seront: Cavatina (nel Giuramento) Mlle Tribelli Duetto (nella Semiramide) Mlle Carlotta e Barbara Marchisio Final du 3e acte d’Hernani Pour connaitre bien les mouvements que pourraient désirer Dlle Marchisio dans le Duo, & Mr Squarcia dans Hernani il serait tres bon s’ils voulaient tous les trois m’honorer de leur prèsence un moment demain à 2 heures, puisque je ne sors pas encor. La grande répétition avec orchestre aura lieu apres demain Jeudi matin: l’heure n’ètant pas encore fixée je Vous la ferais connaitre demain soir. Veuillez agréer l’expression de ma considération la plus distinguée Meyerbeer

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[Autograph (Las): Österreichische Nationalbibliothek Wien, Handschriften- Autographen- und Nachlaß-Sammlung, Autogr. 181/21–1] Tgb. Oktober 1861 Donnerstag 24. [X.] … Probe mit Orchester und den Sängern im weißen Saal. Die Königin erschien mit dem Großherzog von Weimar

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in der Probe, um meine Hymne zu hören. Sie ließ mich nach der Hymne zu sich rufen und machte mir viele Komplimente über dieselbe. Trotzdessen untersagte sie, daß der Text derselben in dem heutigen Konzert gedruckt verteilt würde, weil derselbe zuviel Schmeichelhaftes für sie und den König enthielte, was in einem von dem Königspaar veranstalteten Fest nicht passend wäre. Daß dadurch dem Verständnis u. der Wirkung meiner Musik der größte Schade geschieht, liegt auf der Hand, denn wie kann man das richtige Verständnis einer Vokalmusik haben, wenn man den Text nicht kennt! Die Aufführung am Abend ging sehr gut, namentlich ward meinen Hymne ganz vortrefflich. Nach dem ersten Teil trat der König zu mir und machte mir viele Komplimente. Das Konzert fing erst um ½ 11 Uhr Abends an, und endete um ½ 1. Freitag 25. [X.] … Um meine Füße wieder am Gehen zu gewöhnen, da ich wegen der Geschwulst immer lag, gehe ich seit einigen Tagen täglich ½ Stunde. Heute Abend war ich auf einen großen Ball bei dem König im weißen Saal.

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All’Ornatissimo Signor Il Signor Cavaliere Angelo Mariani celebre professore di musica, direttore d’orchestra del teatro comunale di Bologna recapito al Teatro Comunale a Bologna Italien. franco Berlin 25 octobre 1861. Monsieur le Chevalier!

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J’ai reçu, il y a peu de jours, par l’entremise de Monsieur Brandus de Paris, votre aimable lettre datée du 29 Juillet. Je mentionne cette date, parceque je ne voudrais pas que Vous me crussiez capable de laisser si long temps sans reponse une lettre aussi charmante & d’un homme aussi éminent que Vous. – . Je ne comprends pas comment tant de temps a pu se passer avant que vos lignes me soient parvenues. – . Vous m’exprimez dans votre lettre le désir d’avoir ma photographie. Les grandes Photographies qui existent de moi sont toutes

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tres mauvaises; mais un portrait publié à Paris l’année passée est réputé généralment ètre tres ressemblant. C’est donc celui-ci que j’aurais l’honneur de Vous envoyer; seulement, ne sachant pas combien de temps Vous resterez à Bologne avant de retourner à Genova, je Vous prierais d’avoir l’extrême bonté de m’écrire à Berlin qu un mot qui m’apprendra si c’est à Bologne ou à Genova que je dois adresser le portrait. Inutile de Vous dire avec quel plaisir je me rends à votre désir: Vous avez rendu tant de services à la propagations de mes ouvrages en Italie, par l’admirable manière dont Vous en avez dirigé l’exécution, que leur Auteur doit ètre heureux de voir placer son image sous les … yeux de son intelligent interprète. Veuillez agréer Monsieur le chevalier la haute considération de Votre tres dévoué Meyerbeer

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[Autograph (Las): Biblioteca Civica Berio, Sezione di Conservazione e Raccolta Locale, Genua, m.r.II.4.15 (17)]

Meyerbeer an Johannes Schulze in Berlin Geheimer Rath Schulze Kupfergraben 6 [Berlin,] d. 25. Oktober [18]61.

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Hochzuverhr. Genehmigen Sie meinen herzlichsten Glückwunsch zu dem frohen Familienereigniß, welches Ihnen durch die Vermählung Ihres Herrn Sohnes zu Theil ward. Möge der Himmel dieser Ehe seinen reichsten Segen schenken und Ihnen das Glück zu Theil werden, sich nach langen Jahren an einer Schaar blühender Enkel ergötzen zu können.

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[Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 129]

Tgb. Oktober 1861 Sonnabend 26. [X.] … Auch heute wie so viele andre Tage schon leider gar nichts getan.

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Meyerbeer an Carl Kaskel in Dresden Berlin, d. 26 Oktober 1861. Theuerer, geliebter Freund und Bruder! 5

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Mein treues, liebendes Bruderherz bewährt sich bei allen Ereignissen meines Lebens und theilt meine Freuden wie meine Leiden, davon giebt dein lieber Brief vom 22ten wieder einen neuen Beweis. – Ich war allerdings auf in einer bedenklichen Weise unwohl geworden, denn die Geschwulst, von der ich plötzlich befallen wurde, hatte beide Beine und Schenkel ergriffen; die Aerzte hatten erklärt, daß wenn ich in einem solchen Zustande nach Koenigsberg reiste, ich Gefahr lief die Beinwassersucht zu bekommen. Ich konnte also, so tief es mich auch schmerzte, den Befehlen des Königs nicht nachkommen in Koenigsberg meinen neuen Triumph Krönungsmarsch und das Hofconcert im Moscowitersaal zu dirigiren. Acht Tage lang mußte ich in liegender Stellung zubringen und durfte das Zimmer nicht verlassen. Dank sei es dieser tiefen Ruhe und den außerdem angewendeten kräftigen Einreibungen, bin ich wieder so weit hergestellt, daß ich das vorgestrige Hofconcert dirigiren konnte, in welchem mein neuer Krönungs=Hymnus aufgeführt wurde. Du weißt, theuerer Bruder, wie hoch ich dein musikalisches Urtheil stelle, daher ich mich bei jeder meiner neuen Tonschöpfungen, wenn sie vollendet ist, innerlich frage: Wie wird hierüber Carl Kaskel’s Urtheil ausfallen? Wird Er sie seinen künstlerischen Forderungen entsprechend finden oder nicht? Diesmal wage ich zu glauben Du würdest mit dem Hymnus zufrieden gewesen sein. Soweit einem Autor gegönnt ist ein richtiges Urtheil über seine eigenen Schöpfungen zu fällen, so scheint mir der Hymnus eine meiner besten zu sein. – Sehr gern würde ich ein Mal Faust von Gounod mit Schnorr in Dresden hören. Allein während acht bis zehn Tage wenigstens werden mir die Aerzte keine Reise erlauben, wenn aber nach jener Zeit der Gounod’sche Faust wieder ein Mal gegeben wird und Du so gut sein willst es mir zwei Tage vorher mitzutheilen, so wirst Du mich sehr verbinden. – Wie kömmt es, daß da doch nun seit langer Zeit wieder sowohl Made Ney und wie Made Krall wieder in Dresden sind Dinorah niemals gegeben wird. Sollte das nicht die Schuld des Hofraths Pabst sein? Denn mein steter, guter Gönner, der würdige Geheimrath von Lüttichau ist der Dinorah wohlgesinnt, das weiß ich aus seinen eigenen Äußerungen.

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Tausend Grüße unserem theuren geliebten Felix. Spreche ihm meinen innigsten Dank für seine freundlichen Zeilen aus und sage ihm, daß so sehr mich auch die Verleihung des Commandeur=Kreuzes des Kronen=Ordens gefreut hat, ich mich noch vielmehr gefreut habe bei dieser Gelegenheit wieder zu sehen, daß mein geliebter Carl und Felix die alte Liebe und Anhänglichkeit bewahrt haben.

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Dein treuer Freund und Bruder Meyerbeer P. S. Du erinnerst Dich doch wohl, theuerer Bruder, daß ich wegen meiner schwachen Augen mich jetzt stets fremder Handschrift für meine Correspondenz bedienen muß.

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[Autograph (Ls): Library of Congress, Music Division, Washington]

Tgb. Oktober 1861 Sonntag 27. [X.] … Auch heute leider gar nichts gearbeitet. … Abends ließ ich mir die Schrift Goethe und die Erzählungskunst von Berthold Auerbach vorlesen. Montag 28. [X.] … Den ganzen Tag leider nichts getan. Heute traf meine geliebte Gattin Minna mit meiner Tochter Caecilie von Ischl in Berlin ein. Dienstag 29. [X.] … Leider wieder fast gar nicht gearbeitet. Ich erwirke bei Graf Redern, daß die Mitglieder der Königlichen Kapelle, welche nach Königsberg gereiset sind, 6 Taler täglich Diäten erhalten. Besuch von Konzertmeister Ganz, dem ich dieses mitteile. … Abends großer Ball bei dem französischen Krönungsbotschafter maréchal Mac Mahon, wo auch der König und die Königin kamen.

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Meyerbeer an Leopold Ganz in Berlin [Berlin, 29. X. 1861] Hochzuverehrender Herr Concertmeister Sie würden mich unendlich verbinden wenn Sie so gütig sein wollten mich heute um 12 oder um 1 Uhr besuchen zu wollen. Ich habe Ihnen einiges das Königsberger Concert betreffend mitzutheilen

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Genehmigen Ew: Wohl die Versicherungen meiner vollkommensten Hochachtung Meyerbeer Dienstag. 5

[Autograph (Las): Verbleib unbekannt; Faksimileabdruck in: Autographen Annelie Meixner, Würzburg, Liste Nr. 101, Nr. 65]

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Mittewoche 30. [X.] … Leider wieder nichts getan. Brief von Louis Brandus, worin er mir anzeigt, daß Henri Blaze doch jetzt wieder will, daß sein Stück mit meiner Musik im April gegeben werde. Da ich dieses nicht will, so schrieb ich an Brandus einen ostensiblen Brief für Blaze und einen konfidentiellen für ihn. Soirée beim Grafen Redern, wo auch der König war. Ich lernte dort den französischen Marschall Mac Mahon, duc de Magente … persönlich kennen. … Droits d’auteur vom September 1227 fr. 15 c.

Meyerbeer an Louis Brandus in Paris H Louis Brandus [Berlin,] d. 30 Oktober [18]61. Bester H Brandus 20

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A l’impossible nul n’est tenu. Bisher war es mir nur unbequem und für meine hiesigen Interessen hinderlich wegen des Bury’schen Stückes im Frühling schon nach Paris kommen zu sollen u. deßhalb wünschte ich es erst zum Herbst zu kommen, hätte aber doch wenn es durchaus nothwendig gewesen wäre und H Bury hätte auf die noch hinzuzufügenden Stücke verzichten wollen zum Frühling kommen können. Nach dem letzten so unerwarteten Krankheitsanfall aber, der, wie Sie wissen, so arg war, daß ich nicht nach Königsberg konnte, ist es eine directe Unmöglichkeit geworden im Frühling nach Paris zu kommen. Nicht nur daß mir für eine lange Zeit die tiefste Ruhe und Enthaltung aller Arbeit von den Aerzten empfohlen worden ist, aber ich werde auch schon im Mai in ein stärkendes Bad (wahrscheinlich

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Gastein) gehen müssen um die Beine und Schenkel durch dessen Gebrauch wieder zu kräftigen. Ich bin so entmuthigt, daß nicht einmal der schöne Erfolg, den meine Krönungshymne in dem letzten Hofconcerte hatte, wie sie aus beiliegendem mir gewöhnlich nicht günstigem Blatt ersehen werden, mich erfreut hat. Ich war sogar fast entschlossen den Administratoren des Londoner Concertes die versprochene Composition abzuschreiben, habe ich jedoch auf den Rath meiner Freunde und in Hoffnung daß meine Stimmung sich heben wird noch nicht gethan. Ich glaube daß um jedes weitere directe Schreiben von Henri Blaze, welches mich in meinem jetzigen Gesundheitszustand nur unnütz agitiren würde, zu verhüten, Sie ihm bei ihrer nächsten Entrevue am Freitag sagen, daß Sie sich nach Ihrer letzten Entrevue mit ihm überlegt hätten, daß Sie es doch für Pflicht hielten, mich von seiner Mittheilung in Kenntniß zu setzen und darauf folgende Antwort von mir soeben erhalten hätten, welche sie in dem beifolgenden ostensiblen Briefe finden werden, den Sie ihm gefälligst vorlesen wollen, ohne ihm denselben zu lassen.

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[Autograph (La): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 130 u. 134] Ostensibler Brief an H Blaze (30 Oktober 1861) dicté J’ai reçu votre lettre dans laquelle Vous me faites part de la visite l’entrevue que Vous avez eu avec mon ami Henry Blaze de Bury. Vous aurez probablement déja appris par les journeaux le grave accident qui m’a empéché d’aller à Königsberg ou je devais aller me rendre d’apres les ordres du Roi pour diriger ma nouvelle marche du couronnement & le concert de la cour au moscoviter sal de Konigsberg. C’était une enflure soudaine des deux jambes & des cuisses. Graces au ciel & aux remèdes énergiques des Médécins le mal a tellement diminué que j’ai pu sortir & diriger le concert de la cour qui a eu lieu samedi dans lequel ma nouvelle hymne du couronnement a èté exécutée. Mais nonobstant les médecins qui prennent la chose tres au sérieux, m’ont ordonné un long non seulement pendant un long temps un repos physique absolu & la cessation de tout travail, mais je dois me rendre des le mois de Mai aux bains fortifiants à des eaux fortifiants probablement à Gastein pour pour y prendre reprendre les bains si fortifiants de cette fortifier par ces bains les parties malades, car les médecins craignent que si une réchute avait lieu (ce det Dieu veuille

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me preserver) il pourrait en résulter une hydropisie des jambes. Je ne pourrais donc venir dans aucun cas à Paris ce printemps & ce n’est qu’en septembre que je pourrais m’y rendre. Confier à d’autres mains la direction des Études d’une composition si importante si étendue & difficile composition est impossible. Ma longue & vive amitié pour Henri m’a fait entreprendre cette composition travail dans des conditions ou je n’ai jamais composé dans de ma vie: c’est à dire sans connaitre la piece. Je l’ai fait parce que mon Ami l’a désiré & m’a fait l’honneur de croire que ma musique pourrait ètre un accessoire utile à sa pièce. J’ai terminée cob cet ma partition comme Vous avez vu vous même. Malgré cela, comme mon désir n’est que d’ètre utile à Henri dans cette affaire & que ses intérets doivent prévaloir, s’il trouve (comme il parait d’après votre lettre) que ses intérets seraient léser si la piece n’était pas jouée au mois d’avril je me résignerais à avoir composé ma partition inutilement & à ce qu’il confie la musique de sa pièce à un autre maitre. Mon seul regret alors sera de n’avoir pu que mon travail n’ait pu ètre utile à mon ami & que je sois privé du plaisir d’ètre son collaborateur [Autograph (Las): Verbleib unbekannt; eigenhändiger Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 131 f.]

Breitkopf & Härtel an Meyerbeer in Berlin [Leipzig,] 30. 10. 1861

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Hochgeehrter Herr, Nach dem Wunsche des Herrn J. Benedikt in London beehren wir uns, ihnen hierbei ein Exemplar seines neuerdings in unserem Verlag erschienen Werkes Undine zu überweisen, indem wir uns mit größter Hochachtung empfehlen ganz ergebenst (Ein Brief mit dem gleichen Wortlaut und Datum wird an Kapellmeister Dr. Rietz in Dresden abgeschickt.)

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[Autograph (Las): Verbleib unbekannt; Abschrift: StA Leipzig, Verlag Breitkopf & Härtel Nr. 1313/14, S. 462]

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Meyerbeer an Priscilla Anne Fane Countess of Westmorland in London Comtesse Westmorland London Portman Square, 29. (écrite par Mr Meyerbeer) [Berlin, 30. X. 1861]

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Madame la Comtesse, Vous avez bien raison, plus on avance dans la vie, plus on s’attache à ceux que la mort nous laisse et que les illusions de la vie ne nous enlèvent pas. Trente cinq ans d’une connaissance (amitié) pure de tout mélange sont un bonheur incomparable dans ce bas monde. C’est vous, Madame la Comtesse, qui avez calculé ce temps, et je suis heureux que vous m’en fassiez souvenir. Aussi ai-je été touché aux larmes en voyant par votre lettre que, la nouvelle de ma maladie vous a inspiré des inquiets et malgré les distances vous daignez me conserver cette constante bienveillance et ces précieuses sympathies qui ont toujours fait mon orgueil et un des plus doux charmes de ma vie. J’ai été en effet sérieusement malade, un gonflement des deux pieds et des deux cuisses qui s’est déclaré soudainement avait fait craindre aux médecins qu’une hydropisie ne se développe. Un repos absolu et une position horizontale avait été jugés nécessaire et j’ai dû y rester durant dix jours. Voilà pourquoi les médecins avaient défendu le voyage de Koenigsberg comme une chose très-dangereuse dans cet état. Je n’ai donc pu à mon grand chagrin obéir aux ordres de mes souverains, qui voulaient que je dirigeasse en personne le grand concert donné par le roi à la ville de Koenigsberg. Maintenant je suis grâces à Dieu presque rétablie à telles enseignes que j’ai pu diriger il y a quelques jours le grand concert que le Roi donnait à la Salle blanche circonstance qui m’a forcé à retarder ma réponse, vu les travaux préparatoires indispensables en pareille occasion. Nonobstant les médecins me recommandent de grands ménagements et je dois passer tout l’hiver dans le plus grand repos, non-seulement physique mais éviter aussi toute fatigue morale (et m’abstenir de composer). Heureusement avant ma maladie j’avais terminé les deux compositions que le roi avait commandées pour le couronnement. L’une est une grande marche triomphale, pour deux musiques militaires (un corps de musique d’infanterie et un corps de musique de cavalerie) qui s’est exécutée à Koenigsberg le jour du couronnement dans la cour du château au moment où le Roi avec tout son cortège

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se rendait du château à l’église où il fut couronné. L’autre est une hymne pour orchestre, soli et choeurs qui a été exécutée à Berlin dans un grand concert à la Salle blanche, exécuté il y a 4 jours, qui le Roi a donné en honneur de son retour après le Couronnement. Je me permets de vous donner ces détails, M. la Contesse, puisque je sais à quel point vous me faites l’honneur de vous intéresser à mes productions musicales. – La nature, je le sais par expérience, a doué les femmes d’un sens particulier pour leurs enfants; mais, Made la C, le coeur d’un père comprend et partage toutes les joies qu’une mère éprouve à se retrouver au milieu des siens après une longue séparation. Aussi puis-je bien m’imaginer combien vous avez été heureuse de revoir votre fils chéri de vivre en sa société un peu plus longtemps qu’à l’ordinaire et de jouir en même temps du grand succès littéraire qu’a obtenu son nouveau poème. Cet aimable Mr Julian vous aura dit certainement que moi aussi j’ai eu le bonheur de le voir un instant, l’hiver passé, dans le courant d’une soirée chez S. M.; je n’ai qu’un regret, c’est que cet instant ait été si fugitif. Ma femme et mes enfants qui sont arrivés des bains d’Ischl il y a deux jours vous présentent leurs respectueux hommages. Toutes se portent très-bien heureusement. – J’ai lu à ma grande honte votre remarque si douce et si bienveillante qui m’a fait souvenir de la petite composition que vous aviez désirée: dans ce moment il faut que je reste votre débiteur puisqu’il m’est défendu de travailler, mais ce sera la 1re chose à laquelle je songerai dès que les docteurs me diront que je puis me remettre à mon piano. Conservez-moi les bons sentiments dont je suis si heureux et si fier et daignez agréer l’expression du respectueux attachement et du dévouement sans bornes que je vous ai voués à tout jamais. [Autograph (Las): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 134 ff.]

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Donnerstag 31. [X.] … 1 ½ Seite vom Krönungsmarsch instrumentiert. Im Friedrich Wilhelmstädtischen Theater um die Sängerin Geisthard vom Hannoverschen Theater in der Oper Die Dorfsängerinnen [zu hören].

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Tgb. November 1861 Freitag 1. [XI.] Neue Vorsätze zur Arbeitsamkeit. … 3 Stunden gearbeitet: 3 Seiten vom Krönungsmarsch instrumentiert. Sonnabend 2. [XI.] … ½ Stunde vor dem Frühstück am Krönungsmarsch instrumentiert, desgleichen 1 ½ Stunde nachher. … Nach Tische noch 1 Stunde instrumentiert. In der Singakademie die Bachsche Hmoll-Messe mit Orchester. Das Crucifixus ergriff mich besonders. Sonntag 3. [XI.] … Vormittags 2 Stunden am Marsch instrumentiert. … Nach Tische 1 Stunde instrumentiert. Im Opernhaus die 2 ersten Akte von Lohengrin … von R. Wagner. Montag 4. [XI.] … 3 ½ Stunden instrumentiert. … In dem Konzert, welches Stern zur Gedächtnisfeier von Felix Mendelssohn gab.

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Meyerbeer an Charlotte Millaud in Paris Made Milliaud à Paris (dictée) [Berlin,] 4 Nov [18]61.

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J’ai été profondément touché en voyant par votre bonne lettre quel intérêt vous me portez à ma santé et je suis heureux que vous me conserviez les précieuses sympathies dont vous m’avez donné tant et tant de preuves, et dont je suis heureux et fier [Autograph (La): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 137]

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Tgb. November 1861 Dienstag 5 [XI.] … 4 ½ Stunden musikalisch gearbeitet. … Meyerbeer an J. Maitland Campbell in Cork Cork, Ireland J. Maitland Campbell Esquire Fusilier [Berlin,] 5 Nov. [18]61. Monsieur, J’ai reçu la lettre que vous m’avez fait l’honneur de m’adresser dans laquelle vous me proposez de nouveau de m’envoyer un poème

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de vous pour le mettre en musique. Je regrette d’être obligé de vous répondre encore que mes nombreuses occupations ne me permettent pas de me charger de nouveaux travaux.

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[Autograph (La): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 137]

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Mittewoche 6. [XI.] … Besuch von dem Komponisten und musikalischen Kritiker Karl Banck aus Dresden, welcher ein Darlehen von 2000 Taler für seinen Bruder verlangt, welcher sich von seiner Frau scheiden lassen derselben zu diesem Zwecke eine Rente aussetzen soll und sich das Geld dazu teilweise borgen muß. Ich mußte ihm natürlich eine so große Summe abschlagen …, aber ich fürchte, ich habe mir dadurch einen bösen Feind gemacht, der es mir als Kritiker entgelten lassen wird. … Donnerstag 7. [XI.] … 3 ¾ Stunden instrumentiert. … Zu Wieprecht, um mich über die beste Stimmung für die Cornets in dem Preußenlied in meinem Marsch aufzuklären.

Meyerbeer an François Schwab in Strasbourg Berlin 7 Novembre [18]61 20

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Monsieur! La lettre que Vous m’avez fait l’honneur de m’adresser m’a trouvé très souffrant: voila pourquoi j’ai du attendre jusqu’à aujourd’hui d’y répondre. – . J’ai été doublement flatté de vos lignes si bienveillantes & de la marque de confiance que Vous m’y donnez. Mon estime & toutes mes sympathies Vous sont acquises Monsieur; Vous que la voix publique désigne comme un compositeur de véritable mérite & comme un écrivain d’un goût & d’un savoir éclairé; aussi m’estimerais-je de pouvoir contribuer à l’accomplissement du désir que Vous m’exprimez dans votre lettre. Malheureusement, dans ma modeste position, & vu l’étiquette de cour, je ne vois pas trop, comment je serais en état de le faire; à moins que par un heureux hasard, S. M. la Reine, dans un des concerts de la cour, ne vienne à me parler de Bade.

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Je ne manquerais pas dans ce cas, de ramener ses souvenirs sur les amours de Sylvio & son auteur, en ajoutant tout ce que j’en sais d’honorable & de flatteur. En attendant, j’en parlerais à mon chef Monsieur le Grand Chambellan, qui est en même temps Surintendant de la musique du Cour; c’est non seulement un Mécène éclairé des arts, mais aussi un compositeur de talent. Je lui parlerais de votre opéra de Bade & de son succès, ainsi que de la valeur artistique de son auteur, & je tâcherais de le disposer à réveiller sur cet objet le souvenir de Sa Majesté, que dans sa haute position il voit très souvent. Puisse-je réussir à l’intéresser pour vos désirs! Je serais heureux Monsieur de Vous donner cette preuve de sympathie & de l’estime sincères avec lesquelles j’ai l’honneur d’ètre Votre tres dévoué G. Meyerbeer

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[Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 357 (Vol. 76, S. 125)]

Tgb. November 1861 Freitag 8. [XI.] … Um 6 Uhr aufgestanden. Vor dem Frühstück 2 Stunden instrumentiert. … Sonnabend 9. [XI.] … 1 ½ Stunde vor dem Frühstück instrumentiert. Besuch vom Kapellmeister Kücken aus Stuttgart, Madame Birch-Pfeiffer und Johanna Wagner. Brief von Henri Blaze mit Einlage des Direktor des Odeons, die mich sehr unangenehm agitiert. La Rounat besteht darauf, La jeunesse de Goethe im April spielen zu wollen. Henri Blaze drängt u. drängt in mich, zuzusagen, weil La Rounat ihn außerdem nicht spielen will. Ich habe allerdings in meinem Briefe des vorigen Jahres geschrieben, daß ich meine Musik den 1. April abliefern will. Aber bei meinem jetzigen so schwachen Gesundheitszustande fürchte ich mich vor den Fatiguen der Reise nach Paris und den Proben. Dieses Ereignis verbunden mit der vorhandenen Diarrhöestimmung affizierte mich so, daß ich den ganzen übrigen Tag zu keiner geistigen Arbeit fähig war. Ich gab zu Ehren der Vermählung meiner Nichte Agnes Mosson mit dem Maler Reimer ein Diner.

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Meyerbeer an Carl Kaskel in Dresden Berlin, d. 9 November 1861. Theuerer, geliebter Bruder! 5

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Ich habe mich, wahrscheinlich in Folge des sehr schlechten Wetters, tüchtig erkältet und der Arzt meint, daß ich in Berücksichtigung der doch erst nur ganz kürzlich überstandenen Beingeschwulst recht vorsichtig diesen Winter sein müsse und widerräth mir daher die projektirte Reise nach Dresden, auf die ich mich so gefreut hatte, zu unternehmen. Ich werde also auf die Freude verzichten müssen, Dich, lieber Bruder, am 16ten zu sehen und das Vergnügen verlieren die schönen Theatervorstellungen zu hören. – Was Du mir von H Concertmeister Lauterbach und seinem vortrefflichen Spiel schreibst, macht mich sehr begierig ihn zu hören, und ich werde, soviel es in meinen Kräften steht, dazu beitragen, daß er hier in einem Hofconcerte spiele. Allein ich fürchte sehr, daß ich damit nicht durchdringen werde, da unser Hof Instrumental=Solos in den Hofconcerten nicht mag. So habe ich es bis jetzt nicht erlangen können, daß der treffliche Laub, der doch hier sogar angestellt ist, auch nur ein einziges Mal in einem Hofconcerte spielte. – Lebe wohl, theuerer, geliebter Bruder, und grüße tausend Mal Deinen theuren Felix. Dein treuer Freund und Bruder Meyerbeer

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T. S. V. P. P. S. Ich habe meine besonderen Gründe (die ich Dir nur mündlich sagen kann) gern wissen zu wollen, wie sich H Bank in seinen etwaigen nächsten Kritiken über mich, auslassen wird. Habe die Güte bei vorkommendem Falle dieselben mir mitzutheilen. Es versteht sich, daß dieses ganz unter uns bleibt [Autograph (Ls): Library of Congress, Music Division, Washington]

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Meyerbeer an Cornelie Meyerbeer in Bamberg [Berlin, zwischen 9. und 30. XI. 1861] Meine liebe Cornelie! Meine herzliche Gratulation zu dem glücklichen Debut in der dramatischen Laufbahn, und meine besten Empfehlungen deinen liebenswürdigen Wirthinnen

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Dein treuer Vater Meyerbeer [Autograph (Las): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 197]

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Tgb. November 1861 Sonntag 10. [XI.] … 4 Stunden instrumentiert. In der italienischen Oper im Victoria-Theater Tell von Rossini. Der Tenorist Wachtel, der Baritonist Merly waren vortrefflich. Montag 11. [XI.] … 1 ¾ Stunde vor dem Frühstück instrumentiert und die Instrumentation des Marsches beendiget. … Nachricht, daß Mlle St. Urbain in der Opéra comique die Catharine im Nordstern gesungen, aber sehr ungenügend gewesen sei. …

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Meyerbeer an Pietro Romani in Florenz Pietro Romani (père) Florence

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[Berlin,] 11 Nov. [18]61. Carissimo Maestro En voyant cette écriture sur l’enveloppe de la lettre, je suis sûr que vous savez d’avance de quoi il est question. En effet, c’est encore une jeune chanteuse de Berlin, Mad. Borchard, qui douée d’une belle voix de contralto et pleine d’enthousiasme pour l’art du chant, et surtout du chant dramatique, veut consacrer sa vie à la scène lyrique, et pour puiser à la bonne source les traditions del bel canto italiano, elle vient d’après mon conseil exprès à Florence pour étudier le chant sous votre savante direction et devenir votre élève. Veuillez avoir la bonté de

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l’accueillir avec bienveillance et de lui consacrer dans ses leçons vos soins tout particulières, vous obligerez infiniment par là votre tout dévoué serviteur

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[Autograph (La): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 141]

Meyerbeer an Delphine Varcollier-Ugalde in Paris Made Varcollier-Ugalde Paris 36, rue St Marc (écrite par Mr Meyerbeer) [Berlin,] 11 novembre 1861. 10

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Madame, Je viens de recevoir la lettre que vous m’avez fait l’honneur de m’adresser, dans laquelle vous me faites part des différends qui se sont élevés entre vous et Mr le directeur de l’opéra comique à cause des coupures que vous aviez introduites dans l’air de Catherine avec les deux flûtes (3e acte de l’Etoile du Nord) dès la première fois que vous chantâtes ce rôle sous la direction de Mr Perrin. Je puis certifier en bonne conscience, comme vous le désirez, que vous m’aviez demandé alors la permission de cette petite coupure-là, que j’y avais consenti et que j’y consens encore. [Autograph (Las): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 141]

Meyerbeer an Karoline Unger-Sabatier in Florenz Made Unger-Sabatier à Florence, [Berlin,] 11 Novembre 1861. 25

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Hochverehrte Freundin! Ich fürchte, daß Sie künftig, wenn Sie diese Schriftzüge auf einem Brief finden, denselben ungelesen nach Berlin zurückschicken werden; so oft komme ich mit eigennützigen Bitten in meinen Briefen. Und so nah ich mich Ihnen auch heute wieder. Die Ueberreicherin dieser Zeilen, Fräulein Borchard aus Berlin, im Besitze einer hüb-

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schen Altstimme, ist von der Begeisterung für Musik, und die dramatische Musik insbesondere, so durchglüht, daß sie der lyrischen Scene ihr Leben widmen will und dazu auch die Erlaubniß ihrer Eltern errungen hat. Sie begiebt sich nach Florenz um bei Romani recht gründliche Gesangstudien zu machen. Erlauben Sie mir sie Ihrem gütigem Wohlwollen und Theilnahme bestens zu empfehlen und gestatten Sie ihr Ihnen zuweilen etwas vorsingen zu dürfen. Ein Wink, ein Rath aus dem Munde einer so vollendeten Künstlerin wie Sie, die durch eigenes Genie, Beobachtung und Erfahrung der Kunst alle ihre Geheimnisse abgelauscht hat, wird für eine junge strebsame Landsmännin von größerem Werth und Nutzen sein, als die Lectionen aller Singlehrer, selbst der besten. In der Hoffnung der gütigen Gewährung meines Gesuchs und mit der Bitte mich Ihrem verehrten Herrn Gemahl zu empfehlen verbleibe ich hochacht – [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 140 f.]

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Tgb. November 1861 Dienstag 12. [XI.] … Die Revision des Marsches gemacht, sonst leider nichts getan. Das Ansinnen Henri Blaze, unser Stück schon im Frühling zu geben, lastet noch immer auf mein Gemüt, agitiert und entmutiget mich. … Besuch von Madame Birch-Pfeiffer mit dem Kapellmeister Schmidt aus Frankfurt a. M., dem Komponisten der Weibertreue und Prinz Eugen. Mittewoche 13. [XI.] … Ich schrieb … 2 Briefe an Louis Brandus, von welchen einer ostensibel für Henri Blaze ist. Sie betrafen die Frühlingsaufführung des Etudiant de Strassbourg. Die Abfassung dieser Briefe agitierte mich so und nahm mich so in Anspruch, daß leider der ganze Tag darüber hinging. … Donnerstag 14. [XI.] … Den ganzen Tag damit zugebracht, das umfangreiche Musikwerk des jüdischen Cantor Weintraub in Königsberg, betitelt Tempelgesänge für den israelitischen Gottesdienst zu lesen u. zu prüfen. Der Kultusminister hat nämlich dem Senat der Akademie der Künste dieses Werk zur Prüfung geschickt, und dieser trug mir die Berichterstattung auf. … Besuch von dem Orchesterdirektor der italienischen Oper im Victoria-Theater Busoni [recte: Bosoni], den ich schon von meinem letzten Aufenthalte in Venedig kannte, wo er das Orchester des Fenice dirigierte.

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Freitag 15. [XI.] … Den heutigen Tag brachte ich ganz damit zu, den Bericht am Senat über die Tempelgesänge aufzusetzen u. das Konzept teilweise abzuschreiben. … Sonnabend 16. [XI.] … Besuch bei Bock und Schlesinger, um zu vermitteln, daß einer dem andern das Recht cedierte, den Krönungsmarsch herauszugeben, da ich in meiner Zerstreuung beiden dazu Hoffnung gemacht hatte. Bock war der verständige u. nachgebende. Ich versprach ihm als Kompensation die Herausgabe des Marsches, den ich für das Konzert der Londoner Industrie-Ausstellung komponieren werde. Was mich bewog, jetzt den Krönungsmarsch herauszugeben, das ist die Nachricht, daß in Königsberg eine ganz verstümmelte unrechtmäßige Ausgabe dieses Marsches erschienen sei. … Abends Senatssitzung der Akademie: ich las meinen Bericht über die Tempelgesänge von Weintraub vor, welches die Sanktion der Akademie erhielt. Dann in das Konzert von Radecke. … Droits d’auteur vom Oktober 787 fr. 5 c. Sonntag 17. [XI.] … 5 Stunden das 2. Orchester der Blechinstrumente des Krönungsmarsches aufgeschrieben. Im Theaterdiener steht ein aus französischen Blättern entnommener, durch und durch lügenhafter, verleumderischer Artikel gegen mich in Beziehung auf das Libretto der neuen Oper von Gounod La reine de Saba, welche jetzt in der Großen Oper einstudiert wird. Montag 18. [XI.] … Das 2. Orchester des Marsches fertig geschrieben, sonst leider nichts getan. … Im Opernhaus Otello. … Dienstag 19. [XI.] … Heute zum ersten Mal versucht, an dem Instrumentalstück zu arbeiten welches ich dem Konzert der Londoner Industrie-Ausstellung versprochen habe; es ist von dem Comité ein Marsch verlangt worden, doch wünschte ich diese Form anders wie meine bisherigen Märsche zu bilden. Der heutige Versuch blieb erfolglos. Ich lese in den letzten Tagen in deutschen, französischen, englischen Zeitungen fortwährend Dinge über mich und meine Werke, die mich verwunden u. entmutigen und mir dadurch alle Stimmung zum Schaffen rauben. Kullak kam, und ich spielte ihm meinen Krönungsmarsch vor, den er für Klavier arrangieren soll. … Mittewoche 20. [XI.] … Vormittags 2 Stunden an den neuen englischen Marsch fantasiert mit ziemlichen Erfolg. Brief von Louis Brandus, der mir die sehr angenehme Nachricht verkündet, daß Henri Blaze mit der Aufführung seines Stückes bis im Herbst warten will. Ich hatte schon früher den Armen 100 Taler gelobt, wenn die Sa-

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che diese Wendung nehmen würde, u. will nun sehr gern mein Gelübde erfüllen. … Soirée bei Madame Birch-Peiffer, wo ich die berühmte Schauspielerin Gossmann (jetzige Baronin Prokesch) kennen lernte. … Donnerstag 21. [XI.] … Mehrere Stunden an dem Londoner Marsch gearbeitet. … Mit Caecilie in dem Benefiz der Trebelli, wo Fragmente aus mehrern italienischen Oper gesungen wurden, u.a. auch mein Rondo, welches ich für die Alboni in den Hugenotten komponierte. Brief vom Kriegsministerium: Anfrage wegen Gebrauch der Saxophone. … Antwort. … Freitag 22. [XI.] … Brief vom Instrumentenmacher Adolph Sax aus Paris. Schon gestern hatte ich mit gutem Erfolge an den Londoner Marsch komponiert. Auch heute komponierte ich mit gutem Erfolge Vormittag 3 Stunden daran. Abends in der Singakademie zur Nachfeier der Krönung. … Sonnabend 23. [XI.] … 2 Stunden an den Londoner Marsch gearbeitet; dann ward ich fortwährend unterbrochen. Besuch von Herrn v. Bülow. Im Opernhaus (italienische Oper) Un ballo in maschera … von Verdi. Sonntag 24. [XI.] … Nur wenig gearbeitet. … Montag 25. [XI.] … Von 12 bis 2 am Marsch gearbeitet. Dienstag 26. [XI.] … 1 Stunde vor dem Frühstück angefangen, den Londoner Marsch aufzuschreiben, da ich denselben bis zur Stretta ziemlich vollendet habe. … Im Theater Un ballo in maschera. … Mittewoche 27. [XI.] … 1 Stunde vor dem Frühstück aufgeschrieben an den Londoner Marsch. Besuch von Mlle Trebelli. Besuch vom Musikdirektor v. Hertzberg, dem ich die 2 Männerchöre von mir Vaterland u. God save the King vorspielte, welche der Domchor im Bockschen Konzert singen wird. Besuch bei Graf Redern. Gegenbesuch der Sängerin Patti abgestattet. … Noch 2 Stunden gearbeitet. … Donnerstag 28. [XI.] … Nur kurz und unbedeutend gearbeitet. Zu Wieprecht. … In das Konzert von Taubert, welcher seine Musik zu Shakespeares Sturm aufführte; der instrumentale Teil … enthält sehr hübsche Sachen, weniger der vokale. … Freitag 29. [XI.] … Vormittags nur 1 Stunde gearbeitet. Besuch bei dem Darmstädtischen Gesandten Baron Biegeleben, der mir die von ihm komponierten Lieder zur Durchsicht geschickt hatte. … An dem Comité der Société des auteurs et compositeurs dramatiques: Anzeige, daß ich meine Demission gebe.

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Sonnabend 30. [XI.] … Dem Leichenbegängnis des Professor Hensel beigewohnt. Die Sondierung des Dr. Herzberg griff mich dieses Mal so an, daß ich fast gar nichts arbeiten konnte. … Mit Minna u. Caecilie in dem Konzert des Domchors. Neu waren für mich eine hübsche gesängige Motette von Graun und eine Motette für Männerstimmen von Vittorio.

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Sonntag 1. [XII.] … Berthold Auerbach hatte mich vor einiger Zeit gebeten, zu einem neuen Schauspiel von ihm, Die Waldkönigin, einen 3stimmigen Knabengesang zu komponieren, der in veränderten Modifikationen mehrere Male im Stücke vorkommen muß. Heute kam Auerbach mir zu sagen, daß sein Stück schon in 10 Tagen im Victoriatheater gegeben werden soll. Ich ging daher augenblicklich an die Arbeit und war auch so glücklich gleich im ersten Wurf das Stück zu erfinden und auch zum großen Teil aufzuschreiben. … Montag 2. [XII.] … 1 ½ Stunde vor dem Frühstück an der Musik zum Auerbachischen Stück gearbeitet, nachher auch noch einige Stunden und dieselbe vollendet, aufgeschrieben u. instrumentiert. … Heute kam meine Tochter Cornelie mit Fräulein Etha Schönlein von Bamberg hier an. Dienstag 3. [XII.] … In der Probe des Militärkonzertes im Victoria-Theater, wo mein Krönungsmarsch und die Feldlager-Ouvertüre probiert wurden. Dann kam Auerbach mit dem Kapellmeister Hauptner vom Victoria-Theater zu mir. Ich spielte ihnen meine Musik zu dem Auerbachischen Stück vor, welche der Kapellmeister einzustudieren hat. Abends mit Minna und den Kindern in dem Militärkonzert des Victoria-Theater. Man hatte die originelle Idee gehabt, das Sommer- u. Winter-Theater zu gleicher Zeit zu benutzen, indem man sie gegen einander überdrehete; zwischen beiden die Bühne, auf welcher die 400 Mann starke Militärmusik stand. Es war ein zauberhafter Anblick. Es wurde u.a. die Ouvertüre aus dem Feldlager und mein neuer Krönungsmarsch gespielt. Wie letzterer gefallen, kann ich nicht beurteilen, da fast alle Musikstücke des Konzertes gleich stark applaudieren. Brief von Graf Redern, mit der Anzeige, daß der König die Direktion meines Krönungsmarsches erlaubt.

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Meyerbeer an Berthold Auerbach in Berlin [Berlin, 3. XII. 1861] Sr Wohlgeb Herr Dr Berthold Auerbach Scheibeler Hôtel. Ecke Markgrafen und Französische Straße Allhier Absender Meyerbeer

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Hochgeehrter Freund! Da Sie Ehe wir nicht persönliche Rücksprache genommen haben kann ich dem Chordirektor meine Musik nicht geben obgleich sie beendiget ist. Sie wissen ja am besten daß vieles bei unsrer vorgestrigen Besprechung nicht geregelt wurde, welches bei unsrer heutigen Entrevue auf die eine oder die andre Weise festgesetzt werden sollte. Da Sie nun heute nicht kommen können so will ich Sie morgen Früh um 10 Uhr erwarten wenn Ihnen diese Zeit gelegen ist. Mit herzlichem Gruß Ihr ergebenster Meyerbeer

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Dienstag. [Autograph (Las): Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv, Marbach am Neckar, A: Auerbach Z 3420/3] Meyerbeer an Wilhelm Wieprecht in Berlin Berlin d 3ten December [18]61.

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Lieber Herr Musikdirektor! Haben Sie die Güte dem Herrn Schlesinger wenn die Aufführung des Concertes vorbei sein wird die Partitur meines Krönungsmarsches zu verabfolgen. Genehmigen Sie die Versicherungen meiner vollkommensten Hochachtung Meyerbeer [Autograph (Las): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 227]

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Mittewoche 4. [XII.] … 1 Stunde vor dem Frühstück an den Marsch für London fantasiert; außerdem gar nichts getan. … Im Opernhaus italienische Oper: Lucia di Lammermoor … von Donizetti. Dlle Patti, welche letzte Saison so außerordentliches Aufsehen in London erregte, trat als Lucia auf. Donnerstag 5. [XII.] … Nur sehr wenig gearbeitet. Mit den Kindern u. Frl. Schönlein in der Oper, wo zum Abschiedsbenefiz der Madame Herrenburg-Tutschek, welche die Bühne verläßt, Figaros Hochzeit … von Mozart gegeben wurde. … An Lyser in Altona nebst 20 Taler. … Der Graf Pückler in Bamberg, bayrischer Leutnant, hält um Corneliens Hand an. Freitag 6. [XII.] … Nur 2 Stunden an dem englischen Marsch gearbeitet. Besuch von Orchesterdirektor Hauptner vom VictoriaTheater wegen des Einstudierens meiner Musik zu Auerbachs Stück. In dem Konzert von Robert Radecke. Vormittags zu Kullak wegen des Klavierauszug meines Krönungsmarsches. Sonnabend 7. [XII.] … Nur 2 Stunden am Londner Marsch gearbeitet. … Sonntag 8. [XII.] … Nur 2 Stunden am Londner Marsch gearbeitet. Mit dem Kapellmeister Hauptner und den 3 Damen probiert, welche meinen Gesang der 3 Knaben in dem Auerbachschen Stück im Victoria-Theater singen sollen. Besuch an Madame Auerbach. … Abends … ein wenig am Londner Marsch gearbeitet. Montag 9. [XII.] … 1 Stunde vor dem Frühstück am Londner Marsch gearbeitet. Im Figaro ein Artikel de blague über Emil Deschamps Kollaboration an den Hugenotten, weniger boshaft wie gewöhnlich. Ferner 2 Stunden am Londner Marsch gearbeitet. Da Me Auerbach mir den verlangten Bescheid nicht zur festgesetzten Zeit mitgeteilt hatte – sie hatte sich nämlich unternommen, von Cerf das Engagement besserer Sängerinnen für meinen Weihnachtsgesang zu erwirken, so ging ich 2mal zu ihr, traf sie aber nicht. Mit meiner Großnichte Lieschen Eberty ins Theater: Nurmahal von Spontini. Dienstag 10. [XII.] … Nach dem Victoria-Theater zu Cerf, ihm anzukündigen, daß ich nicht erlaube, daß mein Name auf dem Zettel als Verfasser des Weihnachtsgesanges genannt werde. Ich traf ihn nicht u. sagte es seinem Dramaturgen Dr. Held. … In der italienischen Oper, wo Demoiselle Patti La Sonnambula … von Bellini allerliebst sang u. spielte. …

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Meyerbeer an Ercole und Gaetano Tinti in Bologna Alla nobile Direzione dei publici Spettacoli di Bologna recapito al camerino del Gran Teatre communale di Bologna a Bologna. Italien. franco

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Berlin 10 Décembre 1861. Messieurs les directeurs! La lettre que Vous m’avez fait l’honneur de m’adresser, m’a trouvé malade. Je regrette en conséquence de n’avoir pu y repondre aussitôt que je l’aurais désiré & que je l’aurais dû, apres la nouvelle preuve de bienveillance que Vous me donnez. Veuillez donc, Messieurs les directeurs, agréer mes sincères remerciments de ce que Vous avez bien voulu, pour la seconde fois, choisir un de mes opéras (les Huguenots) pour votre grande saison d’Automne, & surtout me faire part directement du succes qu’il a eu. – . Inutile Messieurs de Vous dire combien j’ai été flatté que le public si éclairé de Bologna ait bien voulu aussi dans cette occasion m’honorer de ses suffrages. – . Vous me faites en outre l’honneur Messieurs de me consulter sur le choix du directeur de votre conservatoire de musique, si célèbre de tout temps par les illustres directeurs, tels que le père Martini, le père Matheï &c &c, & de me demander ce que je pense du choix de Monsieur le Chevalier Mariani pour occuper cette place. Je crois en effet que cet artiste éminent, serait, d’apres tout ce que j’entends dire de ses hautes capacités & de son culte pour la musique classique, une excellente acquisition pour la direction de votre illustre institution. Veuillez agréer Messieurs les directeurs l’expression de la haute considération de

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Votre tres dévoué G. Meyerbeer [Autograph (Las): Civico Museo Bibliografico Musicale, Bologna, Meyerbeer 3 a]

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Mittewoche 11. [XII.] … Vor dem Frühstück 1 ¾ Stunde an dem Londner Marsch gearbeitet, nach dem Frühstück abermals 1 Stunde. Besuch an die Sängerin Trebelli, welcher ich die nachkomponierte Canzonette aus Dinorah brachte. … Abends … den Krönungsmarsch von Lux durchlesen. Donnerstag 12. [XII.] … 1 Stunde vor dem Frühstück und 2 Stunden nachher an dem Londner Marsch mit gutem Erfolg komponiert. Ich komponierte ein 2. Mitteltempo, obgleich ich schon eines komponiert u. aufgeschrieben hatte, und bin nun unschlüssig, welches von beiden ich wählen werde. Um 2 Uhr bekam ich die Nachricht, daß die Königin Musik zu heute Abend wollte. Die Patti u. Trebelli sollten singen, Bülow Klavier spielen; aber die Patti ist krank u. Bülow verreiset. … Abends Hofkonzert, wo nur die Rideri und die Trebelli sangen. Die letztere mußte auf Befehl der Königin mein Rondeau (No, no, no) aus den Hugenotten singen. Der König und die Königin machten mir viele Komplimente über meinen Krönungsmarsch im Wieprechtschen Konzerte im Victoria-Theater und sagten beide, daß sie einen Kammerherrn während jenes Konzertes in meine Loge geschickt hätten, mich zu sich rufen zu lassen, um mir ihre Zufriedenheit über den Marsch auszudrücken, daß ich aber nicht mehr im Theater gewesen wäre. Freitag 13. [XII.] … Ein paar Stunden am Londner Marsch gearbeitet. … Mit Caecilie in die italienischen Oper, wo Dlle Patti, Trebelli u. Formes Il Trovatore sangen. Sonnabend 14. [XII.] … 1 Stunde vor dem Frühstück an dem Londner Marsch gearbeitet …, noch andre 1 ½ Stunden gearbeitet. … In der Sypmhonie-Soiree. Sonntag 15. [XII.] … Vormittags und Abends fleißig am Londner Marsch gearbeitet. Montag 16. [XII.] … Vor und nach dem Frühstück 3 Stunden gearbeitet. … Im Opernhaus hörte ich den 1. Akt von Fidelio und die 2. Ouvertüre zu Leonore. Dienstag 17. [XII.] … Vor dem Frühstück 1 ¼ Stunde …, nachher noch 3 Stunden …, Abends … 1 ½ Stunde gearbeitet. Die MiniaturAusgabe der Partitur der Hugenotten ist heute aus Florenz angekommen. … Mittewoche 18. [XII.] … Totalarbeit 5 Stunden. Kapellmeister Marschner in Hannover ist, 66 Jahr, gestorben. Wir waren in den letzten Jahren brouilliert, weil ich bei einer Vorstellung der Hugenotten in

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Hannover, welche er dirigierte, seine durchaus verfehlte Auffassung der Tempis gegen Baron Perglass tadelte, welches er wiedererfuhr.

Meyerbeer an Tito Ricordi in Mailand Berlin, le 18 Décembre 1861 Monsieur, J’ai reçu dans le temps la lettre que vous m’avez fait l’honneur de m’adresser sous la date du 16 octobre; dans laquelle vous me demandiez de vous céder pour l’Italie le droit de publication de la grande marche du couronnement, que j’ai composée pour le récent couronnement du roi Guillaume de Prusse. Je n’ai pas répondu plus tôt à votre lettre parce que je voulais retarder encore la publication de cette composition; mais comme j’ai été beaucoup pressé, j’ai consenti à la publication immédiate. Je puis donc maintenant me rendre à votre désir et vous concéder pour l’Italie le droit de publication de cette marche. Je vais écrire à Mr Brandus, qui sera l’editeur de cette marche pour la France, de mettre votre nom sur le frontispice et de vous envoyer les épreuves que vous puissiez vous en servir pour la gravure. Nous avons maintenant à l’opera italienne de Berlin Madlle Patti qui dans les rôles de mezzo carattere (comme la Sonnambule, la Rosina du Barbiere, la Zerlina de Don Giovanni) à un succés extraordinaire et le merite aussi plainement. Je crois qu’elle serait une excellente Dinorah pour l’Italie. Veuillez agréer, Monsieur, l’expression de ma considération la plus distinguée firmato G. Meyerbeer

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[Autograph (Ls): Verbleib unbekannt, Abschrift: SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 26] Tgb. Dezember 1861 Donnerstag 19. [XII.] … 1 ¼ Stunde vor dem Frühstück, 1 ½ Stunde nach dem Frühstück an dem Londner Marsch komponiert …, noch eine Stunde, … Abends noch eine Stunde gearbeitet. Freitag 20. [XII.] … 1 ½ Stunde vor dem Frühstück an dem Marsch gearbeitet, nach dem Frühstück 1 ½ Stunde. … Abends 2 Stunden gearbeitet.

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Sonnabend 21. [XII.] … Total 6 Stunden gearbeitet. Ich habe heute die Komposition und das Aufschreiben des Londner Marsches beendiget. Diese Komposition ist so umfangreich u. variiert geworden, daß ich sie nicht mehr Marsch nennen kann, obgleich sie den Marschcharakter hat, denn sie hat 3 verschiedene Tempi. Droits d’auteur vom November 1788 fr. … Sonntag 22. [XII.] … 1 Stunde vor dem Frühstück an der Generaldisposition der Instrumentierung des Marsches gearbeitet. Nach dem Frühstück die Instrumentierung des Marsches begonnen und 6 Seiten instrumentiert. Im ganzen 4 ¼ Stunden musikalisch gearbeitet. Montag 23. [XII.] … Total musikalisch gearbeitet 5 ½ Stunden. … Dienstag 24. [XII.] … 5 ½ Stunden an der Instrumentation des Marsches gearbeitet. Heute ist heiliger Abend. Wir bauten den Kindern auf, luden auch dazu Burguy und seine Kinder und die Kinder der Dienstleute ein. An Blanca u. Korff schickte ich ihr Weihnachtspräsent …, da ich Korff nicht in meinem Hause empfangen will, seitdem ich das letzte Mal seine Schulden bezahlte, bis er mir nach Jahr und Tag auf sein Ehrenwort wird versichern können, daß er keine neuen Schulden gemacht hat.

Meyerbeer an Adelina Patti in Berlin [Berlin, 24. XII. 1861] Mademoiselle!

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Je suis si souffrant que je n’ose pas sortir par le mauvais temps qu’il fait aujourd’hui & je serais donc privé du plaisir que Vous aviez bien voulu me promettre à Vous entendre chanter aujourd’hui. Mais si Vous voulez me dédommager, & me procurer ce plaisir demain Mercredi à 2 heures, j’aurais l’honneur de Vous rendre alors ma visite. Veuillez agréer Mademoiselle l’expression de ma consideration la plus distinquèe Meyerbeer

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Mardi [Vermerk von fremder Hand:] Carlotta Patti [Autograph (Las): The Pierpont Morgen Library, New York, MLT M6132.P321, ID 118728]

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Tgb. Dezember 1861 Mittewoche 25. [XII.] … 3 ¾ Stunden an der Instrumentation des Marsches gearbeitet. Besuch von der Sängerin Patti, die mir einige Stücke aus Dinorah vorsingt. Im Victoria-Theater, um Die Waldkönigin, Drama von Auerbach zu sehen, zu welchem ich den 3stimmigen Gesang der 3 Weihnachtsknaben komponiert habe. Mein Gesang ward miserabel schlecht gesungen u. das Stück sehr schlecht gespielt. Donnerstag 26. [XII.] … Besuch von der Sängerin Artôt: sie will das Rondo „no, no, no“ aus den Hugenotten, weil sie die Rolle des Pagen … in Hamburg singen soll. … Total musikalisch gearbeitet 4 ¾ Stunden. Freitag 27. [XII.] … Total musikalisch gearbeitet 4 ¼ Stunden. … Mit Caecilie im Opernhaus Il barbiere di Seviglia von Rossini. Mlle Patti Rosina.

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Meyerbeer an einen Hofrat Berlin, d. 27. December 1861 Hochverehrter Herr Hofrath! Ich las in den Zeitungen Ihre Anfrage in Bezug der Identität des Liedes des Papageno mit dem Liede “Uebe immer Treu und Redlichkeit“, und darf daher annehmen, daß die Aufklärung hierüber, welche sich in einer Theater-Zeitung befindet, Sie interessiren wird. Da es möglich wäre, daß Ihnen dieses Journal nicht zu Händen käme, so mache ich mir ein Vergnügen daraus, Ihnen beifolgend dasselbe zu übersenden, und habe die Ehre zu verbleiben

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Ew. Hochwohlgeboren ergebenster Meyerbeer P S. Wegen Augenschwäche bin ich genöthigt diese Zeilen zu dictiren. [Autograph (Ls): Sammlungen der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, Briefe Giacomo Meyerbeer 27]

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Sonnabend 28. [XII.] … Die Korrektur der Epreuven des Quartetts Freundschaft gemacht … nur 1 Stunde musikalisch gearbeitet. Sonntag 29. [XII.] … Total 6 Stunden musikalisch gearbeitet. … Tod von Lipinski (71 Jahr), ganz vortrefflicher Violinist u. sehr guter Vorgeiger im Orchester zu Dresden. Ich fand ihn daselbst beim Einstudieren des Propheten und Nordstern u. war sehr mit seinem Vorgeigen zufrieden. Montag 30. [XII.] … Vor dem Frühstück 1 ¼ Stunde …, nachher 1 ¼ Stunde instrumentiert. … An Fiorentino nebst 1000 Fr.

Meyerbeer an Berthold Auerbach in Berlin

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Sr Wohlgeb Herrn Dr Berthold Auerbach Potsdamer Straße No 134 a Berlin [Berlin, 30. XII. 1861] Hochgeehrter Herr u. Freund!

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Ich ersehe zu meinem Bedauern aus dem EisenbahnPlan, daß der letzte Zug von Berlin nach Dresden um ½ 3 Uhr Nachmittags abgeht. Beharren Sie daher auf Ihrem Plan den Sylvester Abend morgen in Dresden zu sein so muß ich natürlich auf das Vergnügen Verzicht leisten Sie morgen mein Gast zu nennen. Bleiben Sie aber noch Morgen in Berlin, so rechne ich auf die Erfüllung Ihres freundlichen Versprechens um 3 Uhr mit meiner Familie und ein paar Freunden die Suppe bei mir einzunehmen. Mit der Bitte um eine Zeile Antwort durch den Überbringer dieses (dem seiner Dummheit halber keine mündliche Bestellung zu vertrauen ist) mit hochachtungsvoller Ergebenheit Ihr Meyerbeer

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Montag früh 9 Uhr [Autograph (Las): Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv, Marbach am Neckar, A: Auerbach Z 3420/2]

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Meyerbeer an Pier Angelo Fiorentino delle Rovere in Paris [Berlin, 30. XII. 1861] … Heureusement ils ne me défendent pas le travail musical qui fait le charme de ma vie … [Autograph (Las): Verbleib unbekannt; Textauszug zuletzt nachgewiesen in: Auktionskatalog Baron 21. XI. 1978]

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Tgb. Dezember 1861 Dienstag 31. [XII.] … 1 ¼ Stunde am Marsch instrumentiert. Weiter nichts gearbeitet. … Abends mit Minna und Caecilie in der italienischen Oper. Demoiselle Patti sang Szenen aus der Sonnambula und Don Giovanni. Als Zerlina sang u. spielte sie mit unbeschreiblicher Grazie.

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Tgb. Januar 1862 Mittwoch 1. [I.] … Gott der Allmächtige segne mit seinem reichsten Segen das neue Jahr für meine geliebte Gattin, meine geliebten 3 Kinder, mein liebes Enkelchen, mein Schwiegersohn, meine Neffen u. Nichten und für mich selbst. Amen. … Um 6 aufgestanden. 1 ½ Stunde vor dem Frühstück und 2 ¼ Stunden nach dem Frühstück …, Abends 3 Stunden instrumentiert. … Donnerstag 2. [I.] … 1 ½ Stunde vor dem Frühstück und 1 Stunde nachher instrumentiert und Studien zur Zufügung des Violinthema in der Fuge, desgleichen 1 Stunde nach Tische. … Freitag 3. [I.] … 1 ¼ Stunde vor dem Frühstück instrumentiert, desgleichen nach dem Frühstück u. Abends. … Mit Cornelie in dem Konzert von Hans v. Bülow, der ausschließlich Klaviermusik vortrug: Beethovens Sonate Adur op. 101, die ich noch nie gehört hatte, ein geniales herrliches Werk, besonders der erste elegische Satz und der 3te oder 4te, welcher fugiert ist. Phantasie von Schumann in 3 Abteilungen, verworren, ohne irgend ein prägnantes Thema, doch manche geniale Details. Eine Etüde von Liszt feux follets, sehr duftig, phantasiereich; mir erscheint sie eine seiner gelungensten Kompositionen.

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Meyerbeer an Tito Ricordi in Mailand [Vermerk von fremder Hand:] 96. Berlin, le 3 janvier 1862. Monsieur! 5

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Je vous ai envoyé avec le courrier d’aujourd’hui les épreuves de ma Marche du couronnement, dont vous avez désiré avoir le droit de publication pour l’Italie. Il faut naturellement que vous fassiez traduire en italien, non seulement le titre, mais aussi les différentes remarques qui se trouvent dans le courant du morceau en langue allemande. Veuillez agréer, Monsieur, l’expression de ma considération la plus distinguée Meyerbeer [Autograph (Ls): Slg. Sieghart und Sabine Döhring]

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Meyerbeer an Johannes Schulze in Berlin Berlin 3ter Januar [18]62. Hochzuverehrender Herr Geheimer Rath!

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Beifolgend habe ich die Ehre Ihnen das Concept und die Reinschrift [Vermerk von fremder Hand: fehlt.] der empfangenen Eingabe unterschrieben zurückzusenden. Da ich das Statut des 2ten Stipendium nie zur Lesung erhalten habe, da ich diesen ganzen Sommer abwesend war, so bitte ich Ew: Hochwohlg ganz ergebenst mir dasselbe gefälligst auf wenige Tage zur Durchsicht mitzutheilen. Genehmigen Ew: Hochwohl den Ausdruck meiner vollkommensten Hochachtung und Ergebenheit Meyerbeer [Autograph (Las): GStA PK, VI. HA NL Schulze, Johannes, Nr. 24, f. 203r]

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Tgb. Januar 1862 Sonnabend 4. [I.] … instrumentiert. … Sonntag 5. [I.] … sehr erkältet. … Ich arbeitete den ganzen Tag gar nichts. Es war Diner bei uns. … Montag 6. [I.] … Zum ersten Mal seit der Thronbesteigung des Königs war ich heute bei dem König zum Diner eingeladen, mußte aber wegen meines Unwohlseins absagen. … Ich war so matt, daß ich nur 1 Seite instrumentierte.

Meyerbeer an Johann Heinrich Ferdinand Schönaich in Frankfurt/Oder

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Berlin, d. 6 Januar 1862 Hochzuverehrender Herr Superintendent Hochehrwürdiger Herr! Beifolgend habe ich die Ehre Ew. Hochehrwürden die Summe von fünf und zwanzig Thalern für die Armen christlicher Confession der Stadt Frankfurt a/O zu übersenden, die ich gewöhnlich am Sterbetage (im Oktober) meines seligen Vaters zu überschicken pflege; welches ich wegen eines längeren Unwohlseins in den letzten Monaten bis heute unterlassen habe. Genehmigen Sie, hochzuverehrender Herr Superintendent, den Ausdruck meiner vollkommensten Hochachtung

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Meyerbeer [Autograph (Ls): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 74]

Tgb. Januar 1862 Dienstag 7. [I.] … 5 ¼ Stunden instrumentiert. Mittwoch 8. [I.] … Vor und nach dem Frühstück und Abends 6 Stunden instrumentiert. Heute beendete ich auch die Instrumentation des Stückes für das Londner Konzert. … Donnerstag 9. [I.] … Nur eine kurze Zeit an der Revision des Londner Stückes gearbeitet. … Im Friedrich Wilhelmstädtischen Theater Die Mühlenhexe, komische Oper in 4 Akten, Text u. Musik von Emil Naumann.

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Freitag 10. [I.] … Ich fühlte mich unwohl, und das Wetter war so schlecht, daß ich gar nicht ausging und dennoch sehr wenig arbeitete. Ich revidierte bloß ein wenig den Londner Marsch. … Sonnabend 11. [I.] … In der Symphonie-Soiree. … Kapellmeister Taubert verlangt mir den Krönungsmarsch für das Flottenkonzert. Ich refüsiere. Der Grund war, weil ich seine Wirkung mit gewöhnlichem Orchester noch nicht erprobt habe. … Sonntag 12. [I.] … Das Londner Musikstück revidiert. … Montag 13. [I.] … Nach 7monatlicher Unterbrechung der Komposition von Vasco, hervorgerufen durch die Komposition der Krönungshymne, des Krönungsmarsches, der Ouvertüre für die Londner Ausstellung und die beiden Badereisen nach Gastein und Ems fing ich mich heute früh an, wieder mit Vasco zu beschäftigen und nahm die Komposition der Schlußszene des 2. Aktes wieder auf, die ich im Sommer schon zur Hälfte entworfen hatte. Vor dem Frühstück 1 ¼ Stunde … komponiert, nachher 1 ¼ Stunde, Abends ½ Stunde. … Gestern u. heute Abend ließ ich mir Varnhagens Tagebücher vorlesen. Dienstag 14. [I.] … 1 ½ Stunde vor dem Frühstück an der Schlußszene des 2. Aktes komponiert, 1 Stunde nachher desgleichen, vor Tische noch 1 Stunde. … In der Oper Armide … von Gluck. Dann noch in einer großen Soirée beim Minister von der Heydt. Mittwoch 15. [I.] … Zu Graf Redern, der mir mitteilt, daß der König ein Konservatorium der Musik gründen will, und daß ich einen Plan dazu ausarbeiten soll. Ich will mir, bevor ich den Plan ausarbeite, die Statuten und Reglements der Konservatorien von Paris, Brüssel und Mailand kommen lassen. 1 Stunde an Schlußszene Akt 2 gearbeitet und das 5stimmige Ensemble „Nur mich liebt er“ für die 5 Stimmen aufgeschrieben. … Abends 1 Stunde … komponiert. … Donnerstag 16. [I.] … 3 Stunden komponiert. Freitag 17. [I.] 1 ½ Stunde vor dem Frühstück an Schlußszene Akt II komponiert: glückliche Verändrung der Stelle „als ich vernahm“ erfunden. 1 ½ Stunde nach dem Frühstück daran gearbeitet. … ins Theater: Robert der Teufel. Das Haus war überfüllt. … Sehr gute Besetzung. Das Publikum war sehr animiert. … Sonnabend 18. [I.] … 4 Stunden musikalisch gearbeitet. Sonntag 19. [I.] … Zu Graf Redern wegen des Hofkonzerts, welches Donnerstag sein soll. Zu dem jährlichen Ordensfest auf dem Schloß. … Musikalisch gearbeitet 4 ½ Stunden. Die Königin läßt Minna zu sich kommen.

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Montag 20. [I.] … Sehr wenig gearbeitet. Diner bei uns. … Soirée bei Graf Redern. … Dienstag 21. [I.] … Den ganzen Tag und Abend mit Vorbereitungen zum Hofkonzert zugebracht. … Mittwoch 22. [I.] … Probe mit Orchester vom Hofkonzert. Ich probiere meinen Krönungsmarsch mit 2 Orchestern. …

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Meyerbeer an einen Hofstaatssekretär Berlin d 22ten Januar [18]62. Hochgeehrter Herr Hofstaatssecretair! Auf Ihre Anfrage in Bezug auf Dlle Hansmann habe ich die Ehre ganz ergebenst zu erwidern, daß Fräulein Hansmann meiner unmaßgeblichen Ansicht nach eine recht wohlklingende Sopranstimme besitzt, auch mit gutem musikalischen Verständniß singt. Welches aber ihr Erfolg auf der Bühne sein würde, darüber kann ich kein Urtheil feststellen da ich sie nur im Zimmer und am Klavier gehört habe, daher nicht wissen kann ob die Trageweite ihrer Stimme für den Raum einer Bühne und die Begleitung eines Orchesters hinreichen würde, wie ich auch nicht wissen kann ob sie Darstellungstalent besitzt, welches für Opernleistungen doch ebenfalls eine nothwendige Bedingung ist. Genehmigen Ew: Wohlgeb: den Ausdruck meiner vollkommensten Hochachtung

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Meyerbeer [Autograph (Las): Privatbesitz Basel; Paul-Sacher-Stiftung, Basel, Ref. Nr. 219]

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Tgb. Januar 1862 Donnerstag 23. [I.] … Probe im weißen Saal vom Hofkonzert, Abends die Aufführung. … Mein Krönungsmarsch ward heute zum ersten mal in seiner Original-Instrumentation gegeben; bisher war er nur im Arrangement für Militärmusik gespielt worden. Der König u. die Königin sprachen nach dem ersten Teil freundlich mit mir.

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Freitag 24. [I.] … Ich revidierte einen Teil der Kopie meiner Londner Marsch-Ouvertüre und tat sonst nichts. In der Singakademie, wo das Oratorium Abraham von Blumner gegeben ward. Sonnabend 25. [I.] … 1 ¼ Stunde vor dem Frühstück an Schlußszene Akt II komponiert. 2 Stunden nach dem Frühstück die Kopie der Londner Marsch-Ouvertüre revidiert. … Abends 1 ½ Stunde an Schlußszene Akt II komponiert. … Sonntag 26. [I.] … In dem Konzert, welches sämtliche Männer-Gesangvereine von Berlin zum Besten der deutschen Flotte im Opernhaus gaben. … musikalisch gearbeitet 4 ½ Stunden. Montag 27. [I.] … Als Zeuge der Trauung meiner Nichte Agnes Mosson mit dem Maler Reimer beigewohnt. … Abends mit Caecilie u. Cornelie in einer großen Soiree bei Graf Redern. Der König, die Königin, die Prinzen Georg, Albrecht Sohn und Friedrich Karl sprachen viel mit mir. 2 ¾ Stunden musikalisch gearbeitet. Dienstag 28. [I.] … musikalisch gearbeitet 3 ½ Stunden. Mittwoch 29. [I.] … musikalisch gearbeitet 5 ½ Stunden. Donnerstag 30. [I.] … 4 Stunden an der Schlußszene des 2. Aktes komponiert. Dieselbe … vollständig aufgeschrieben. Im Opernhause Die Hugenotten gehört. Das Haus war überfüllt, die Aufnahme aber sehr kalt. Bloß die Lucca ward in ihren beiden Duetten enthusiastisch applaudiert und mehrfach hervorgerufen. Formes, obgleich sehr gut, ward nur sehr sparsam applaudiert. Madame Masius-Braunhofer mit ihrer dünnen Stimme und eiskaltem Spiel war als Margarete sehr mittelmäßig, desgleichen Fricke als Marcel. Nach dem Theater auf kurze Zeit auf dem Hofball im weißen Saal. … Freitag 31. [I.] … An der Revision der Kopie meiner Londner Ouvertüre … gearbeitet 5 ¼ Stunden. …

Meyerbeer an Roderich Benedix in Leipzig Berlin, d 31 Januar 1862. Hochgeehrter Herr!

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Ihr geschätztes Schreiben, worin Sie mir den Wunsch aussprechen eine phothographische Visitenkarte von mir zu besitzen habe ich richtig empfangen, und mache es mir zur großen Freude Ihrem Verlangen durch das beifolgende Bildniß nachzukommen.

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Genehmigen Sie, hochgeehrter Herr, die Versicherung der vollkommensten Hochachtung Ihres ergebensten Meyerbeer

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[Autograph (Ls): Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Autographensammlung, Theater, Benedix III/3, Nr. 366]

Tgb. Februar 1862 Sonnabend 1. [II.] … Der Husten u. Schnupfen waren so heftig, daß ich auf Befehl des Arztes den Tag im Bette zubringen mußte. Sonntag 2. [II.] … Ich durfte erst gegen Mittag aufstehen u. war so matt …, daß ich … gar nichts arbeiten konnte. …

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Meyerbeer an einen Herrn in Berlin [Berlin,] 2ter Februar [18]62. Hochverehrter Herr! Ich erlaube mir schriftlich meine schon mündlich gethane Bitte zu wiederholen mir meine 3 Plätze zu dem DomchorConcert am Sonneabend gefälligst zu reserviren Genehmigen Sie hochgeehrter Herr die Versicherungen meiner vollkommensten Hochachtung

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Meyerbeer P.S. Ich habe bis jetzt noch keine Antwort von Herrn Offenbach: haben Sie denselben schon gesprochen? [Autograph (Las): Kotte-Autographs, Stuttgart]

Tgb. Februar 1862 Montag 3. [II.] … Der Husten hat sich auch heute vermindert, doch machte mich die Diarrhöe so matt, daß ich vom Beginn der In-

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strumentierung der Schlußszene Akt II, an die ich heute gehen wollte, nach kurzer Zeit absehen mußte. Dienstag 4. [II.] … Ich mußte auch heute das Zimmer hüten. Einige Seiten der Schlußszene Akt II instrumentiert, sonst nichts getan. Mittwoch 5. [II.] … Ungefähr 3 Stunden Schlußszene Akt II instrumentiert. … Einen Artikel in der Europe artiste gelesen, der mich verletzte: in betreff der Anstrengung, welche die Rolle der Catherine der Madame Ugalde u. Rozieres verursachte. Donnerstag 6. [II.] … Den ganzen Tag gehustet. 4 Stunden Schlußszene Akt II instrumentiert. Freitag 7. [II.] … Droits d’auteur vom Dezember 767 fr. 90 c. .. . . Heute ist der 8. Tag, daß ich das Zimmer hüten muß. An Hans v. Bülow und Jähns die Ouvertüre aus Dinorah vorgespielt, welche sie in einem von Bock für die deutsche Flotte zu gebenden Konzert dirigieren sollen. 3 ¾ Stunde Schlußszene instrumentiert. Sonnabend 8. [II.] … Ich muß noch immer das Zimmer hüten. Morgens und Abends 6 Stunden Schlußszene instrumentiert. Sonntag 9. [II.] … Ich mußte auch heute noch zuhause bleiben: 4 ½ Stunden instrumentiert. … Montag 10. [II.] … Ich mußte das Zimmer hüten. … Ich instrumentierte nur 3 Stunden. Dienstag 11. [II.] … Noch immer nicht ausgegangen. Besuch von Graf Redern und von James Hirschfeld; letzterer brachte mir von Paris das Manuskript von Henry Blaze Jeunesse de Goethe. Stadtgerichtsrat Eberty kam zu mir, um gerichtlich mein Zeugnis wegen des Nachdrucks meines Krönungsmarsches in Königsberg aufzunehmen. 3 Stunden instrumentiert. Mittwoch 12. [II.] … Zum ersten Mal seit 14 Tagen das Zimmer verlassen. … Einige Stunden instrumentiert.

Alexis Comte de Pillet-Will an Meyerbeer in Berlin Monsieur J. Meyerbeer Berlin Paris 12 fevrier 1862 Monsieur

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Nous avons eu l’honneur de vous écrire le 30 Décembre, pour vous remettre le relevé de votre compte, & vous donner la note de quel-

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ques percéptions; nous espérons bien que cette lettre vous sera parvenue, quoique vous n’en fassiez pas mention dans celle que vous avez écrite le 9 courant á notre chef & á la quelle nous venons répondre. Le projet de conversion de la rente 4 ½ en 3 %, dont vous nous parlez, a eté sanctionné par nos chambres, ensorte qu’il est tres probable que la loi ne tardera pas á paraître dans le Moniteur. Elle proposera aux porteurs de rente 4 ½, l’échange de leurs titres contre la même quantité de rente 3 %, moyennant une somme qu’ils auront á payer au trésor, & dont le chiffre que l’on ne connaìt pas encore, sera indiqué dans la loi. On suppose qu’elle sera aux environs de 6 francs á débourser pour 4 ½ francs de rente. Les porteurs de rente 4 ½, qui n’accepterons pas cette conversion, garderont leurs titres pour le moment, car il n’est point question de les rembourser pour le moment; seulement le Gouvernement ayant le droit à partir du mois prochain de faire ce remboursement, ou de réduire la rente, ils y seront exposés lorsque les circonstances permettront de le faire. Nous croyons que dans votre position, il vous convient mieux de payer la somme qui sera demandée, en conservant vos 5625 francs de rente, qui deviendront du 3 %, que d’etre exposé plus tard á un remboursement ou á une réduction de votre rente. Si vous adoptez la conversion, nous sommes prets á vos ordres pour faire le nécéssaire. Dans ce cas, vous aurez á nous envoyer le récépissé qui vous a eté délivré par la Banque de France, et á nous remettre de plus votre procuration notariée & légalisée, portant pouvoir de retirer de la Banque telles inscriptions que vous y avez déposées, ainsi que le montant des semestres qui ont pu etre touchés pour votre compte sur ces inscriptions; donner du tout quittances & décharges. Nous nous chargerons ensuite de faire pour vous au trésor le payement de la somme qui sera exigée, & nous vous donnerons la note de l’opération: En vous restérant que nous serons toujours heureux de pouvoir vous etre de quel qu’utilité, nous avons l’honneur de vous saluer, Monsieur, avec la considération la plus distinguée

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Pillet Will Nous sommes tout bien sensibles á votre bienveillant souvenir. [Autograph (Ls): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, X/55]

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Donnerstag 13. [II.] … Morgens und Abends 5 Stunden instrumentiert. Die Schlußszene des 2. Aktes vollständig fertig instrumentiert. Freitag 14. [II.] … Diner bei uns. Gäste: … Maler Richter … Kapellmeister Kücken … dann in das Abbonement-Konzert von Radecke. Sonnabend 15. [II.] … Leider gar nichts getan. Sonntag 16. [II.] … Die Londner Ouvertüre metronomisiert. Leider nichts getan.

Meyerbeer an Carl Kaskel in Dresden 10

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Herrn Herrn Geheimrath C. Kaskel Hochwohlgeboren in Dresden. [Vermerk von anderer Hand:] Meyerbeer [/] 16. Februar 62. Berlin, d. 16 Februar 1862. Theuerer, geliebter Freund und Bruder!

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Obgleich der Clavier=Auszug meines Krönungs=Marsches schon seit einiger Zeit erschienen ist, so habe ich Dir denselben doch noch nicht geschickt, weil ich die Herausgabe des vierhändigen Arrangements abwarten wollte, da ich weiß, daß Du dergleichen Sachen mit unserem lieben Felix zusammen gern spielst. Da jetzt nun auch diese vierhändige Ausgabe erschienen ist, so erlaube ich mir beifolgend, Dir die beiden Ausgaben zu übersenden. Möge das Stück Dir gefallen! Du weißt welchen hohen Werth ich auf Deine Meinung lege. – Ich bin diesen ganzen Winter in Folge der wechselnden Witterung fast immer unwohl und kann wenig ausgehen. Doch hat mir dieses Unwohlsein glücklicher Weise nicht die Kraft zum Arbeiten geraubt und ich habe manches geschaffen; unter andern auch ein großes Instrumentalstück vollendet. Du wirst wohl in den Zeitungen gelesen haben, daß in London der Eröffnungstag der großen Industrie=Ausstellung durch ein großes Concert gefeiert werden soll, worin die deutsche, italienische, französische und englische Musik dadurch vertreten wird, daß von einem Componisten jeder dieser Nationen ein eigends für dieses Concert componirtes Musikstück geliefert wird. Für Italien ist dazu Rossini, für Frankreich Auber, für England Sterndal Bennett, für Deutschland

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Porträt Meyerbeers von Gustav Richter, Ölgemälde, Original verschollen, überliefert als Photogravure der Photographischen Gesellschaft, Berlin, Besitzende Institution: ÖNB, Porträtsammlung, Bildarchiv und Fiedeikommißbibliothek

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ich aufgefordert worden. Ich habe dazu eine große Ouvertüre in einer eigenthümlichen, bisher noch nicht gebrauchten Form componirt, die aus drei selbständigen Stücken besteht, die aber eher in einem inneren Zusammenhange stehen und ohne Unterbrechung ein in das andere führen. – Mit wahrer Betrübniß habe ich in den Zeitungen gelesen, daß unser guter lieber, mir so wohlgesinnter Geheim=Rath v. Lüttichau so schwer erkrankt ist. Wie geht es ihm denn jetzt? Ist Hoffnung zu seiner Wiederherstellung vorhanden? Wenn Du ihn siehst, sei so gütig ihm zu sagen welchen herzlichen Antheil ich an seiner Krankheit nehme, die ich wie ein persönliches Mißgeschick für mich betrachte. – Wer leitet denn statt seiner jetzt die Königl Theater? Und welcher künstlerischen Richtung ist dieser Nachfolger zugethan? – Dein Neffe, Emil Naumann, hat eine komische Oper am Friedrich=Wilhelmstädtischen Theater zur Aufführung gebracht, die ihm wahrhaft zur Ehre gereicht; die ist in einem leichten, graziösen und der komischen Oper vollkommen entsprechenden Styl geschrieben, hat sehr ansprechende Melodien und ist geschickt und wirksam instrumentirt. Mit tausend Grüßen für unseren lieben Felix, verbleibe ich wie immer Dein treuer Freund und Bruder Meyerbeer [Autograph (Ls): Library of Congress, Music Division, Washington]

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Montag 17. [II.] … Besuch beim englischen Gesandten Lord Loftus, ihn zu bitten, meine Londner Ouvertüre nach London zu besorgen. … Friedrich Wilhelmstädt. Theater Geneviève de Brabant … von Offenbach. Dienstag 18. [II.] … In der Probe der Singakademie die 16stimmige Messe von Grell gehört. Leider gar nichts getan. Mittwoch 19. [II.] … Besuch von Flotow und Hermann Wichmann. … Donnerstag 20. [II.] … Abends im Theater: Wilhelm Tell von Rossini. Ein neuer Tenor Ferenczy den Arnold. Schöne Stimme, besonders in den hohen Tönen, aber noch ganz ungebildeter unkünstlerischer Gesang. Dann auf dem Hofball beim König. …

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Meyerbeer an Johannes Schulze in Berlin [Berlin,] d 20ten Februar [18]62. Hochverehrter Herr GeheimerRath! Mit dem verbindlichsten Dank habe ich die Ehre die 2te Stiftungsurkunde beifolgend wieder zurückzusenden und verbleibe mit der reinsten Ergebenheit

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Ew Hochwohlgeb gehorsamster Meyerbeer [Autograph (Las): GStA PK, VI. HA NL Schulze, Johannes, Nr. 24, f. 202r]

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Tgb. Februar 1862 Freitag 21. [II.] …

Meyerbeer an Augustus William Frederick Spencer Lord Loftus in Berlin

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Berlin Vendredi 21 fevrier [18]62 Mylord! Profitant de la gracieuse permission de Votre Excellence d’expédier avec le courrier d’ambassade de demain les deux pacquets çijoints à Londres à Madame la Comtesse de Westmorland, & à Mr Sandford secrétaire de la comission de l’exposition universelle, j’ai l’honneur d’adresser ces deux objets aux soins de Votre Excellence, remerciant de nouveau pour l’extrême bonté avec laquelle Vous avez bien voulu acceuillir ma prière. de Votre Excellence le tres dévoué Meyerbeer [Autograph (Las): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 110]

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Meyerbeer an Priscilla Anne Fane Countess of Westmorland in London Berlin ce 21 Fevrier 1862 Mylady! 5

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J’ai vu avec grande joie par la derniere lettre que Vous m’avez fait l’honneur de m’adresser que Vous daignez conserver toujours vos Sympathies pour ma famille & mes travaux musicaux, Sympathies, dont la possession fait l’orgeuil & le bonheur de ma vie. J’ose donc espérer qu’il ne Vous sera pas désagreable de connaitre la Grande Marche du couronnement pour deux Orchestres, que j’ai composée par ordre de notre Roi, & qui a èté exécutée à Königsberg, dans la cour du château, le jour du couronnement, au moment ou le Roi & tout son cortége se rendaient du chateau à l’eglise. Dans l’espoir de votre permission, j’ai l’honneur de Vous adresser aujourd’hui, un arrangement pour Piano à 2 mains & un arrangement à 4 mains, afin que Vous pussiez jouer la marche seule ou avec Miss Rosa. Lord Loftus a la bonté d’expédier cette musique avec le courrier d’ambassade qui part demain pour Londres, mais il faut que Vous veuillez bien le faire chercher au „foreign office“ chez Monsieur J. B. Alston. – . Ma femme & mes enfants qui me chargent de Vous présenter l’expression de leur respectueux dévouement, se portent tres bien, grace au ciel! Mais moi j’ai été souffrant tout cet hiver & j’ai pu peu sortir, ce qui fait que j’ai beaucoup travaillé. J’ai fini entre autres une grande ouverture en forme de marche qui m’a èté demandée par la comission de l’exposition internationale de Londres, & qui doit ètre exécutée le jour de l’ouverture de l’exposition dans un concert, ou la musique de l’Italie, de l’Allemagne, de la France, & de l’Angleterre sera representée par des morceaux que Auber, Verdi, Sterndale-Bennet & moi avons composés pour expressément pour cette occasion. Si Vous ètes à Londres à cette époque, daignez me faire l’honneur Mylady d’assister à ce concert, car j’aimerais bien connaitre votre jugement si précieux pour moi sur cette Ouverture pour laquelle mon amour propre d’auteur m’inspire une certaine prédilection. Veuillez me rappeller au souvenir de Miss Rosa & de Monsieur Julian, & daignez agréer l’expression du respectueux attache-

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ment & du dévouement éternel avec lequel j’ai l’honneur d’être Mylady Votre tres humble serviteur Meyerbeer

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[Autograph (Las): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 103]

Tgb. Februar 1862 Sonnabend 22. [II.] … Um mich wieder in die Stimmung für Vasco zu versetzen, habe ich abends dasjenige durchgelesen, was ich vom 2. Akt bereits komponiert habe. Sonntag 23. [II.] … Eine höchst indiskrete Reklame in der Vossischen und Speenerschen Zeitung, offenbar von Schlesinger verfaßt, bezüglich meines Krönungsmarsches macht mich sehr unmutig. Ich gehe deshalb zu Graf Redern, damit er nicht etwa denken möchte, ich sei der Verfasser einer solchen Indiskretion. … Besuch von Demoiselle Jonas, einer jungen Klavierspielerin, mit ihrer Mutter, die mir etwas vorspielte. Sonderbarerweise knüpfte die Mutter daran eine Art Heiratsantrag im Namen eines Grafen Mortimer von Mal[t]zahn, der meine Tochter bei Graf Redern gesehen haben wollte. Es versteht sich, daß ich einen solchen durch Unterhändler gemachten Antrag von vorhinein als unpassend von der Hand wies. … Ich ließ mir in dem Buch von Marx über Gluck vorlesen. Montag 24. [II.] … Den Entreact zum 2. Akt von Vasco komponiert und aufgeschrieben. Besuch von dem spanischen Violinisten Monasterio. In der Probe von Grells 16stimmiger Messe, dann in Ferdinand Cortez … von Spontini.

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Alexis Comte de Pillet-Will an Meyerbeer in Berlin Monsieur Gmo Meyerbeer Berlin Paris 24 fevrier 1862 Monsieur Nous avons l’honneur de vous accuser récéption de la lettre que vous avez adresseé le 22 courant á notre chef. Elle renfermait confor-

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mément á votre indication, soit sous le couvert de la dite lettre, soit dans un pli séparé: 1o le récépissé de votre dépot á la Banque de France de F 5625 – rente 4 ½ Francais, 2o une lettre que vous avez adressée á la Banque, & dans la quelle vous lui demandez le retrait de ce dépot. 3o votre procuration en faveur de notre Sieur Comte Alexis Pillet Will que vous chargez de retirer de la Banque les rentes sus mentionnées. Nous allons nous occuper de remplir vos instructions; quant á l’ordre de vente renfermé dans votre susdite lettre, nous n’en prenons aucune note, puisque par une dépéche telégraphique que nous avons reçue hier de vous Monsieur, vous nous dites „ne vendez pas la rente comme je le disais dans ma lettre du 22; mais offrez la conversion.“ Nous ferons donc convertir en 3 % vos F 5625. de rente 4 ½; quant á la soulte á payer, comme on a le droit de le faire en une seule fois, en recevant une bonification d’escompte á 4 % l’an, nous nous proposons d’effectuer ce payement en totalité pour vous Monsieur, ainsi que nous le ferons pour nous & nos amis, ce qui sera beaucoup plus simple. Ce sera donc chose entendue, si vous ne nous dites rien de contraire. Nous croyons devoir vous faire observer que dans le cas ou votre intention aurait eté de vendre par notre entremise les rentes en question, nous n’aurions pas pu le faire sans une procuration notariée & légalisée des titulaires, toutafait indépendante de celle que vous nous avez envoyée pour retirer les inscriptions de la Banque. Nous avons l’honneur de vous saluer, Monsieur, avec la considération la plus distinguée. Pillet Will

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[Autograph (Ls): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, X/50] Tgb. Februar 1862

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Dienstags 25. [II.] … 1 Stunde vor dem Frühstück zum ersten Mal mich mit dem Schlummerlied (Vasco, Akt II) beschäftiget. … In der Probe von Grells 16stimmiger Messe. Mittwoch 26. [II.] … An der Schlummerarie komponiert. Droits d’auteur vom Januar 926 fr. 45 c. In der Oper 1 ½ Akt von Tannhäuser gehört.

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Alexis Comte de Pillet-Will an Meyerbeer in Berlin Monsieur G. Meyerbeer Berlin Monsieur G. Meyerbeer Berlin

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Paris 26 fevrier 1862. Monsieur Nous avons l’honneur de vous confirmer notre lettre du 24 Ct. & de vous accuser récéption de la votre du même jour, par la quelle vous nous confirmez votre dépéche telégraphique qui nous chargerait de ne pas vendre vos F 5625. rente 4 ½ á retirer de la Banque, mais d’en demander la conversion en rente 3 %. Vous aurez vu dans notre précédente lettre que nous avions déjá pris note de ces nouvelles instructions. Notre Sieur Comte Alexis Pillet Will, s’est présenté hier á la Banque, avec les pieces & la lettre que vous nous avez envoyés, pour demander le retrait de vos inscriptions de F 5625. rente 4 ½, qui lui seront délivrées, lorsque votre procuration aura eté timbrée, légalisée & enregistrée, formalités que nous nous occupons á faire remplir. En attendant, la Banque ne pouvant pas retirer le récépissé de Dépot, que vous nous avez envoyé, sans constater par des estampilles sur ce récépissé, que les semestres arrierés vous avaient été payés, á exigé, contrairement aux instructions que vous nous aviez donneés, que le payement de ces semestres nous fut effectué, avant la délivrance des inscriptions originales, qui portent elles-mêmes les estampilles de ces semestres. Nous avons donc reçu pour votre compte: F 2812.50 semestre au 22 J. 1860 sur F 5625. rente 4 ½ F 2812.50 semestre 22 Mai 1861 sur F. 5625. rente 4 ½ F 2812.50 semestre 22 J. 1861 sur F 5625. rente 4 ½ F 8437.50 sur les quels la Banque a retenu F 22.50 pour droit de garde F 8415 – dont nous vous créditons. Cette somme sera plus que suffisante pour faire face au payement de la totalité de la soulte; vous n’aurez donc rien á nous envoyer pour y pouvoir Dés que nous aurons pu effectuer la conversion que vous nous avez demandée, nous aurons l’honneur de vous en donner la note.

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Agréez, Monsieur, l’assurance de notre considération la plus distinguée. Pillet Will

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[Autograph (Ls): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, X/52]

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Donnerstag 27. [II.] … Nur ganz kurze Zeit an der Schlummerarie komponiert. … In die Generalprobe der Grellschen Messe. Freitag 28. [II.] … Mit sehr glücklicher Inspiration 3 Stunden an der Schlummerarie gearbeitet und dieselbe bis auf die Coda des 2. Couplets fertig komponiert. …

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Sonnabend 1. [III.] … Ich erwachte mit Kopfweh u. Erkältungsgefühl u. arbeitete daher den ganzen Vormittag nicht. … Mit Cornelie auf den Subskriptionsball im Opernhaus.

Meyerbeer an Heinrich Schlesinger in Berlin [Vermerk auf dem Brief von fremder Hand:] Berlin 2/3 62 [Berlin, 1. III. 1862] Hochgeehrter Herr! 20

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In der übersendeten ersten gestochenen Seite des Krönungsmarsches habe ich folgende Bemerkungen zu machen. Sie müssen sich von H. M. D. Wieprecht die Namen der Saxischen Instrumente erbitten welche mit den hiesigen correspondiren, und diese Namen unter den hiesigen Instrumenten stechen lassen: deßgleichen von demselben den Klang effectiv Klang jedes Instrumentes des 2ten Orchester’s erbitten und ihn auf die leer gelassenen kleine Systeme eintragen stechen lassen, wie dieses bei in der Partitur der Ouverture des Nordstern der Fall ist. Ferner muß wenn das 2te Orchester hinzutritt die Noten des 2ten

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Orchester’s mit kleinern Noten wie die des ersten Orchester’s gestochen werden. Endlich wiederhole ich meine Bitte die Correctur Bogen auf geleimtem Papier abdrucken zu lassen, weil man sonst die Correcturen nicht lesen kann. Beifolgend erhalten Sie die erste gestochene Seite wieder zurück Hochachtungsvoll Ew Wohlg ergebenster Meyerbeer

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Sonneabend [Autograph (Las): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 222] Tgb. März 1862 Sonntag 2. [III.] … Nachricht, daß Dienstag ein großes Hofkonzert mit Orchester sein soll. Die Präparationen dafür nahmen mir den ganzen Nachmittag in Anspruch. Montag 3. [III.] … Brief von Sandford aus London: hat die Ouvertüre erhalten. … Nachdem ich den ganzen Vormittag mich mit Besorgungen für das Hofkonzert beschäftigt hatte, kam nachmittags die Nachricht, daß wegen des soeben erfolgten Todes der Großherzogin von Schwerin das Konzert abbestellt wäre. Abends … 1 ½ Stunde an dem Air du sommeil aufgeschrieben. Dienstag 4. [III.] … Heute ist der Geburtstag meiner geliebten Tochter Cornelie, sie wird 20 Jahre alt. … 1 Stunde vor dem Frühstück, 1 ½ Stunden nachher an dem Air du sommeil aufgeschrieben. Mit Cornelie in einer Soiree bei Dr. Berthold Auerbach, wo ich die Bekanntschaft des Dichters Rodenberg machte. Mittwoch 5. [III.] … 1 Stunde vor dem Frühstück am Air du sommeil aufgeschrieben, 1 Stunde nachher item. … In der Oper Euryanthe von Weber. Donnerstag 6. [III.] … Vormittags 1 ½ Stunde an dem Rezitativ vor dem Air du sommeil komponiert. Besuch an Hülsen wegen dessen Anfrage über die Erniedrigung der Stimmgabel. … Abends im Opernhaus, wo Madame Ristori mit ihrer Truppe italienische Tragödie gibt. Giuditta … Me Ristori gab die Giuditta meisterhaft. Freitag 7. [III.] … Vor dem Frühstück 1 Stunde an dem Rezitativ

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vor l’air du sommeil gearbeitet. … 1 Stunde Rezitativ fertig komponiert u. angefangen den Entreact u. Rezitativ zu instrumentieren. Abends 2 Stunden instrumentiert. …

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Monsieur G. Meyerbeer Berlin Monsieur G. Meyerbeer Berlin Paris 7 Mars 1862.

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En vous confirmant la lettre que nous avons eu l’honneur de vous écrire le 26 fevrier, nous venons vous informer, que d’aprés vos instructions, nous avons déposé á la conversion les F 5625 – de rente 4 ½, qui ont été retirés de la Banque pour votre compte, afin d’avoir en inscriptions aux mêmes noms: F 5625 – de rente en 3 % nouveau, jouissance du 1er Avril prochain, & dont les arrérages seront payables trimestriellement. Nous avons payé le 5 courant le montant intégral de la soulte sous escompte, á raison de 5.19 pour 4 ½ f de rente soit F 6494.25 aux quels nous ajoutons, pour commission de conversion de ¹⁄8 % sur F 129375, capital que représentent les F 5625. de rente 3 % nouveau au cours de 69 F 161.80 / F 6656.05 dont vous étes débité valeur 5 courant. D’un autre coté nous aurons á encaisser le semestre au 22 de ce mois sur les F 5625 de rente ancien 4 ½ de F 2812.50 moins provision ½ % F 14 / F 2798.50 donc nous vous créditons valeur 31 courant. Ce ne sera qu’aprés le 15 de ce moi, que nous pouvons retirer du trésor les nouvelles inscriptions en 3 %. Veuillez prendre note du tout & agréer, Monsieur, l’assurance de notre considération la plus distinguée Pillet Will [Autograph (Ls): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, X/54]

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Tgb. März 1862 Sonnabend 8. [III.] … 1 Stunde vor dem Frühstück am Entreact u. Rezitativ aufgeschrieben und instrumentiert. … Nachricht vom Grafen Redern, daß zum Geburtstag des Königs am 22. die Königin ein dramatisches Hofkonzert im Costüm befiehlt. Ich ging deshalb zur Artot, um mit ihr darüber Rücksprache zu nehmen, traf sie aber nicht. Auch Graf Redern traf ich nicht. … Konzert des Sternschen Gesangvereins. Tobias, Oratorium von Haydn. Sonntag 9. [III.] … 1 Stunde vor dem Frühstück Entreact u. Rezitativ fertig instrumentiert. … Abends 2 Stunden am Air du sommeil instrumentiert. Montag 10. [III.] … Heute ist der Geburtstag meiner lieben Tochter Caecilie. … Vor dem Frühstück nicht gearbeitet, nach dem Frühstück 2 Stunden gearbeitet. Zum Graf Redern wegen des Hofkonzertes. … Dienstag 11. [III.] … 1 ½ Stunde vor dem Frühstück am Air du sommeil instrumentiert. Besuch von Formes wegen des Hofkonzertes. Leider nichts gearbeitet. Diner bei uns. Gäste … der Pianist Bülow und Frau. Mittwoch 12. [III.] … Den ganzen Tag mit Vorbereitungen zum Hofkonzert beschäftiget, die sich zuletzt als unnütz bewiesen, da die Königin befahl, daß nur Fräulein Artot singen u. Madame Ristori deklamieren sollte. Heute … war Minna mit den Kindern in einer Soirée bei Frau von Olfers und hatte den Unfall beim Fortgehen einige Stufen der Treppe herunterzufallen, wobei sie außer vielen Beulen an Stirn u. Nase den Fuß verstauchte, sodaß sie wohl 8 Tage wird leider liegen müssen. Donnerstag 13. [III.] … Leider den ganzen Tag nichts getan. Abends in dem Konzert des Domchors; dann war ich zur Soiree bei dem König eingeladen, wo die Ristori deklamierte und die Artot sang. Die 3 Musikstücke der letzteren akkompagnierte ich. Der König und die Königin sprachen sehr freundlich mit mir. Auf Befehl der Königin mußte ich mich beim Souper neben der Ristori setzen. Freitag 14. [III.] … Abends mit Caecilie u. Cornelie in eine Soiree bei Herrn von Wildenbruch, natürlichen Sohn des Prinzen Louis Ferdinand von Preußen. Droits d’auteur vom Februar 395 fr. 90 c. Sonnabend 15. [III.] … Gestern fing ich an, den ersten Frauenchor im 3. Akt von Vasco zu komponieren u. vollendete ihn heute Abend. … Sonntag 16. [III.] … 1 ½ Stunde vor dem Frühstück geändert u. verbessert an dem Frauenchor. … 1 Stunde …, Abends 2 Stunden gearbeitet.

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Montag 17. [III.] … 2 Stunden vor dem Frühstück, 1 Stunde nachher und 1 ½ Stunde Abends gearbeitet. Die Phrasen von Pedro nach dem Frauenchor komponiert und aufgeschrieben und am Entreact des 3. Aktes gearbeitet. Mit Madame Harrie[r]s-Wippern ihre Partie von Rigoletto durchgegangen. …

Die königliche Generalordenskommission an Meyerbeer in Berlin [eigenhändiger Vermerk:] Diplom des Kronenorden 10

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An Den Königlichen General=Musikdirektor und Hof=Kapellmeister Herrn Meÿerbeer Hochwohlgeboren hier. Pariserplatz 6a Kgl. OrdensS Nr. 7,980/61. [Berlin, 17. III. 1862] Ew. Hochwohlgeboren beehren wir uns das Patent über den Königlichen Kronen=Orden zweiter Klasse, welchen Seine Majestät der König Ihnen Allergnädigst zu verleihen geruht haben, in der Anlage ganz ergebenst zu übersenden. Berlin, den 17ten März 1862. Königliche General=Ordens=Kommission. Graf Brühl

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An den Königlichen General=Musik= Direktor und Hof=Kapellmeister Herrn Meÿerbeer Hochwohlgeboren hier. ad No 7,980/61. [Autograph (Ls): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/15a]

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Tgb. März 1862 Dienstag 18. [III.] … An dem Entreact im 3. Akt gearbeitet, für welchen ich meine ältere Komposition desselben Entreact der ersten Africaine teilweise benutze. … Nachdem die 5 liberalen Mitglieder des Ministeriums (Auerswald, Patho [recte: Patow], Schwerin, Bernuth u. Pückler) nach der erfolgten Auflösung der Kammer ausgeschieden sind, erfolgt heute die Bekanntmachung eines neuen Ministeriums ziemlich unbekannter Namen, die man aber im Publikum für reaktionär hält. Abends in der Oper, wo Demoiselle Artot in der Regimentstochter sang. In den französischen Zeitungen gelesen, daß Halevy in Nizza gestorben. Ein gediegener, talentvoller Meister, ein edler Charakter ist dahin. Mir[!], der ihn seit 32 Jahren kannte, schmerzt sein Verlust sehr. Mittwoch 19. [III.] … 1 ½ Stunde vor dem Frühstück Singstimmen des Frauenchor in Partitur geschrieben. … Probe mit den Sängern von dem dramatischen Hofkonzert. … Abends … 1 ½ Stunde Singstimmen in die Partitur geschrieben.

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Meyerbeer an Anna Eberty in Paris A Mademoiselle Anna Eberty à Paris

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Berlin, d. 19 März 1862. Meine liebe Anna! Vor allen Dingen meinen herzlichsten Dank, daß Du wieder so gütig warst und mit so vielem Geschmack die Putzsachen für meine Familie besorgt hast. Minna hat mir vorgestern die drei Rechnungen übergeben, die Du ihr über diese Gegenstände geschickt hast, und zwar von Made Roger eine Rechnung von 525 Franken, von Geffrier, Delisle frères et Cie 1,142 Franken, und von dem Handschuhmacher Boudier 5 Franken, Total 1672 (ein Tausend, sechs Hundert, zwei und siebenzig) Franken. Beifolgend schicke ich Dir nun ein Mandat auf 1672 Franken auf den Crédit foncier (Rue des Capucines), welcher bei Vorzeigung sofort bezahlt wird. Sollte es Dir unangenehm sein, selbst hinzugehen, so gieb es an Bischoffsheim, der Dir es gewiß gern besorgen wird, da er wahrscheinlich täglich dorthin zu schicken

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hat. – Minna trägt mir auf, Dich auf das herzlichste zu grüßen. Sie hat den Unfall gehabt, als sie neulich von einer Abendgesellschaft bei Frau von Olfers mit den Kindern zu Hause gieng, von der Treppe zu fallen und sich erhebliche Contüsionen dabei zuzuziehen; besonders hat sie sich den Fuß so verstaucht, daß sie, nach dem Ausspruch des Wundarztes, zehn bis vierzehn Tage liegen muß. Es ist trotz dessen ein großes Glück, daß nichts Schlimmeres erfolgte, denn der Fall war der Art, daß er sie hätte tödten können. Die drei Kinder und das Enkelchen befinden sich unberufen sehr wohl. – Ich selbst aber war diesen ganzen Winter häufig unwohl und muß mich sehr schonen. Ich werde deßhalb auch Berlin nicht sobald verlassen. Glücklicher Weise ist mir die Fähigkeit und die Lust zum Arbeiten geblieben, und ich war und bin sehr fleißig. – Von Julius habe ich diese Tage einen Brief gehabt, der mir viel Freude machte, weil ich daraus ersehe, daß er frisch und freudig ist, und sich in voller Thätigkeit mit dem Einstudieren seiner Oper beschäftigt, deren erste Aufführung er Ende dieses Monats entgegen sieht. Möge der gute Junge die Freude eines recht glänzenden succès zu Theil werden und ihm zum Sporn für fleißiges, weiteres Arbeiten in seiner Kunst dienen. Grüße ihn und Regina auf das Angelegentlichste von mir. – Du würdest mir große Freude machen, wenn Du mir, liebe Anna, recht ausführliche Nachrichten über den Erfolg der ersten und der zweiten Vorstellung geben wolltest, welche letztere, meiner Erfahrung nach, noch wichtiger und entscheidender als die erste immer ist. Habe die Güte, liebe Anna, mir den richtigen Empfang des beifolgenden Mandats durch eine Zeile anzuzeigen. Mit dem herzlichsten Wunsche, daß diese Zeilen Dich im besten Wohlsein treffen mögen, verbleibe ich, liebe Anna, Dein treuer Onkel Meyerbeer [Autograph (Ls): Privatbesitz; Faksimile-Abdruck in: Rolf Born, Heimann Joseph Ephraim oder Tradition als Bindung, Berlin: Oberbaum o.J. (1988), S. 127 f.]

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Donnerstag 20. [III.] … 2 Stunden vor dem Frühstück angefangen, den Chor zu instrumentieren, desgleichen 2 Stunden Abends. …

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Freitag 21. [III.] … 1 Stunde vor dem Frühstück ein Ritornell nach dem Frauenchor komponiert und instrumentiert. Zum König, ihm den ihm dedizierten Krönungsmarsch (für Militärmusik) zu übergeben. Er hatte aber Vortrag …, und so überließ ich dem Adjutanten die Partitur. … Im Opernhause der Liebestrank von Donizetti. Dlle Artot sang die Adine. Sonnabend 22. [III.] … Probe im Opernhause mit Sängern u. Orchester von dem dramatischen Hofkonzert, dann eine zweite Probe auf dem Theater im Königl. Palais, wo der König und die Königin gegenwärtig waren, auch der Kronprinz, die sich sämtlich viel mit mir unterhielten. Abends fand die Aufführung … statt, wo sich König u. Königin wiederum viel mit mir unterhielten. … Sonntag 23. [III.] … arbeitete vormittags fast gar nicht. Da Caecilie u. Cornelie sehr wünschten, Madame Ristori kennen zu lernen, so führte ich sie zu derselben, welche sie sehr freundlich empfing. … Abends 3 Stunden an dem Entreact des 3. Aktes instrumentieret. . . . . Montag 24. [III.] 2 Stunden vor dem Frühstück an den Entr’act instrumentiert, item 1 ½ Stunde nach dem Frühstück u. den Entr’act fertig instrumentiert. … Dienstag 25. [III.] … Zum Diner beim Prinz Karl. …

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Meyerbeer an Emil Naumann in Berlin Berlin d 25ten März [18]62 Hochgeehrter Herr Musikdirektor! Ich habe unendlich bedauert Ihren gütigen Besuch verfehlt zu haben. Erlaubt es Ihnen Ihre Zeit mich morgen (Mittewoche) um 2 Uhr mit Ihrem Besuch zu beehren, so wird es mir zur großen Freude gereichen Sie zu empfangen. Genehmigen Sie hochgeehrter Herr Musikdirektor den Ausdruck meiner vollkommensten Hochachtung Meyerbeer [Autograph (Las): Boston Public Library, Boston, Ms. Mus 60]

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Mittwoch 26. [III.] … Besuch vom Musikdirektor Emil Naumann, der mein Urteil über das von ihm verfaßte 5aktige Opernlibretto Die Holsteiner zu wissen wünschte. Ich hatte dieses Textbuch gestern Abend gelesen. … Vorbereitung zum morgenden Hofkonzert. … Donnerstag 27. [III.] … Lange Probe vom Hofkonzert. Abends das Hofkonzert. … der König und die Königin sprachen freundlich mit mir. Ich blieb nicht zum Souper; trotzdessen kam ich erst um Mitternacht zu Bette. Heute leider gar nichts gearbeitet. Freitag 28. [III.] … Sonnabend 29. [III.] … 1 ¼ Stunde vor dem Frühstück ohne Erfolg an dem letzten Schluß zur Schlummerarie gearbeitet, aber ein gutes Ritornell für das folgende Auftreten des Yoriko gefunden. Besuch von Komponisten Wallerstein aus Dresden. Sonntag 30. [III.] … 1 Stunde vor dem Frühstück an dem Schluß nach dem 2. Couplet der Schlummerarie gearbeitet, item 1 ½ Stunde nachher u. den Schluß beendiget. Zu Graf Redern wegen des nächsten Hofkonzert. … In der Matinée musicale des Musikdirektor Jähns, wo dessen Kompositionen aufgeführt wurden. … Abends 2 Stunden den Schluß de l’air du sommeil aufgeschrieben. … Montag 31. [III.] … 1 ¾ Stunde vor dem Frühstück, 1 ¼ Stunde nach dem Frühstück den Schluß de l’air du sommeil vollständig in die Partitur geschrieben, instrumentiert, revidiert u. ganz beendiget. …

Meyerbeer an Francis Richard Sandford in London Berlin ce 31 Mars [18]62 Monsieur! 30

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Permettez moi de Vous présenter par ces lignes Monsieur Louis Brandus qui a èté l’éditeur de la plus grande partie de mes compositions publiées à Paris, & qui sera pour la France l’éditeur de l’Ouverture que j’ai composé pour le concert de l’exposition de Londres. À ce titre il porte naturellement un grand intéret à ce morceau de musique. Veuillez donc avoir la bonté d’agréer les observations qu’il pourrait croire nécessaire de Vous faire dans l’intéret de cette Ouverture. – . Il Vous remettra en même temps la rédaction du titre

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du morceau, tel que je désire qu’il soit imprimé sur le programme. Veuillez agréer Monsieur l’expression de ma considération la plus distinguée Meyerbeer [Autograph (Las): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 109]

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Tk. April 1862 [SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/30] [Undatierte Vorsatzblätter:] Besuche LegationsRath Carl Meyer Besorgungen Mendel Ouverture GRth Schulze Convertirung 4 ½ % von Michael Beer Stiftung [von anderer Hand:] Man legt eine Madwalze auf das Verdeck (parallel der Länge des Schiffs) zunächst dem Steuer Ruder auf die Madwalze wie mit dem Fließen nach dem Strom [Fortsetzung Meyerbeer] Briefe[:] Patti – Pillet Will – An Dr Bacher – Gautier – Basevi [–] Bauernfeld – Hellwig = Fiorentino = An Guidi Ricordi wegen Struensee [–] Ed Monnais (Conservatoire) [–] Musikverleger Hermann [–] Organist Stade – Schwab – Bordiga (Italia artistica [–] Me Celerier nebst Mandat [–] Conte Galvani (poste restante) Florenz. Henri Blaze de Bury [–] Guidi wegen Londner Ouverture [–] Brandus. Monument Halevy und Fiorentino – Besuche Jocelyn Attaché der englischen Gesandtsch. Dorotheenstr 38. 39. LegationsRath Carl Meyer hinter der katholischen Kirche No 1 Bott französische Str. 8 beim Zahnarzt 8 Rubinstein 8 Französische Straße Die Itzig wohnt Grenadierstraße No 17 bei Goldbauer Mein Haus ist 21 neue Friedrich Straße London = Sandford. 454. West Strand London W. C. Abramo Basevi Florenz Via del Giglio No 4614. Leipziger Platz 16 und 17 Haus des Rittmeister von Kosokowsky verlangt 140,000 Rtl (Feuerkasse 75000) bringt Miethe 7340 Rtl

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Kaufmann Stachow HäuserMakler Behrenstr: 38 Die Adresse von Louis Brandus in London ist Duncan Davison et Comp. 244 Regent Str: (W) J. W. Davison 37 Percy Street Bedford Square. London Hasslacher Hasslacher Hausverwalter des Curhauses in Ems: besorgt die Wohnungen Bei F. Regel in Naumburg. Rath und Hülfe für Schwerhörende [und Taubgewordene] von Dr Emil Vendey. 3te Auflage G. G. Guidi. Florenz. Via S. Egidio No 6640. Vorleser Feige. Invalidenstraße 66 (e) 1ster Classe Eisenbahn Berlin London 44 Rtl 23 gr 2te Classe bis Cölln von Cölln London 37 Rtl 16 IIIte Classe Berlin Cölln – 10. 27 H Rubens in London bei W. Ladenburg & Comp 1. Angel Court. Throgmorton Street. E. C. Metalique Paper and pencils Smith. Queen Street Cheapside Gummi Strümpfe: Respirator: Pfeffermünze Wylde. Burwood Place 6. Hyde Park. W Sandford 5 Gloucester Terrace Hyde Park Max Schlesinger 25 Upper Bedfordplace Russel Square Titjens. Campbell Clarke 12 Invistock Street Bedford Square W. C. 24. Alfred Place. W Thurloe Square. Brompton Me Miolan Mlle Titjens. 20. Grove End Road St Johns Wood. No 50. Inverness terrace. Kensington Gardens: Sterndal Bennet Portland [recte: Portman] Square 29. Lady Westmorland Portugal Street 11 Henri Blaze Max Schlesinger 25 Upper Bedford Place. Russel Square Joachim 40 St. James’s Place Arabella Goddart. 26. Upper Wimpole Str: Cavendish Square Max Schlesinger London Upper Bedford Place. Russel-Square No 25 Westminster Club 23 Albermale St Ashmead (Huthmacher) 7 Mount Street Grosvenor Square Penton Hotel Penton Street Mr Pas de Loup. 37. Golden Square. Regent Street W. Ganz George Smart Bedford Square 12 Bloomsbury. W C Balfe 7 Upper Seymour St Portman Square

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Reichhard. 32 Albany. Regents Park Costa 59. Eccleston Square Pimlico Ralston British Museum Birch Refrain zu „Adamastor Roi des vagues profondes[“] Nach London. Liége Namur Erkline 67 de Cologne 3 Colis Crawley’s. Albermale Street No 10 York Hotel. London deutsche Zeitungen Kühne. Deutsche Zeitungen Regent Street und Hannover Street Ecke

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Louis Brandus. Metronom Ouverture [–] Die Stimmen nicht nach den ausgeschriebenen Stimmen stechen [–] Diner morgen 17 Penton Street Me Emma. au 1er St. Martin’s Street 5 Her 323 No de La Vigilante Preußische Gesandte [–] Westmorland [–] Costa. 59. Eccleston Square Pimlico [–] Gye [–] Strakosch [–] Oxenford [–] Chorley [–] Davison. Howard Glover [–] Grüneisen [–] Reyen [–] Schwiegervater von Dicken’s Hogarth [–] Max Schlesinger [–] Hampton [–] Die blau unterstrichenen Abschied nehmen 1. H Burguy Ob er das blaue Band bestellte[.] 34. Middelton Square Penton Veal [!] Oxf Oxenford 2. 34 Myddelton Sq. Oxenford [–] Pentonville E C [–] Levy. 2 Russels Square 3. Me Pflughaupt – Gödsche[.] An Hellwig. London Metalpapier: Löschpapier: Metallstifte: Gummi Nachtgeschirr [–] Pfeffermünze 4. Diner. Wildenbruch [–] Auerbach [–] LegationsRath Meyer [–] Jocelyn Jocelyn 5. 12 Akademie – Jocelyn – Loftus – Stillfried – Englische Ouverture durchspielen – An Mendel [–] Hypothek besehen 6. 10. Mme Pflughaupt 7. An Herzberg [–] Stillfried [–] Gautier – Basevi [–] Stillfried = Mendel

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8. ½ 11. Dr Herzberg 9. ½ 11 Herzberg = Gräber der seel: Großeltern [–] Ob Rosenwasser warm = Vergrößerung der Grabstätte [–] An Stillfried – Bott – Mendel – 11. ½ 12 Zahnarzt [–] ½ 3 Componist Stocteau. 3 Mendel[.] Grafenstein: 50 £[.] 2 Mandate für Florenz[.] Mittewoch ½ 6 12. Englische Bücher kaufen[,] Bonbons: Ökonom Krankenhaus[.] JustizRath Winter [–] Juwelier Fried[e]berg 13. Huth an Gräfin Ha[c]ke [–] An Bennewitz Hypothek 9000 Rtl Michael Beerstiftung[.] Stillfried. Rubinstein. LegationsRth Meyer 14. Caro oder File[h]ne Brief auf der Post = Zu Gravenstein [–] Zu Schmidt = Bonbons. Burguy[:] Comptoir heitzen lassen: Wer Pässe besorgt [–] Jägerstraße 38 englische Bücher kaufen – 15. 9 auf die Bank. ½ 3 Herzberg [–] Rubinstein [–] Anhalt & Wagner [–] Stillfried [–] Lüdike [–] Hypothek. Wittwe Engel 16. Schlesinger Correctur: Manuscript [–] ½ 6 in mein Haus – Gräfin Ha[c]ke. Rubinstein. Kirchhof[.] Respirator. Zabel. Paß 17. An Me Burguy – An die Akademie[.] Auf den Kirchhof[.] An Kronprinzessin [–] An Brandus[.] Lohnbedienter[.] Den Oekonom vom Kirchhof[.] Blaue Brille von Paez und Flor[.] 50 £ von Krause. 18. 2 Ha[c]ke. Kirchhof. Auch wegen Gräber der Großeltern 19. Auf die Post wegen Briefe an Burguy[.] An Me Burguy wohin die Briefe und daß sie morgen früh kommt. Brandus. An Bock heutige Times [–] Heute Abend an Costa daß ich morgen zu ihm komme wegen der Abendprobe. Krönungsmarsch. Costa vorstellen[.] Billets Dinorah. Partitur der Ouverture von Davison zurück. Sandford schreiben 20. Sandford. Titel auf das Programm [–] Bekanntschaft von Lord Granville [–] kann ihm Brandus sagen wie ich in die Probe und in der Ausstellung komme: Brandus auch 21. Davison. Ob man in der Probe etwas sagen darf: ob man angezogen sein muß [–] wie ich hinein komme. Diner Lord Mayor [–] Erklärung der Ouverture soll er vorher geben [–] Ob mit mir oder mit Auber anfangen. Alfred Mellon die Ouverture spielen [–] Sein Bruder der Verleger 22. Costa: ob in der Probe Dienstag früh bloß Ich und Auber oder auch Bennet [–] Ob mit mir oder mit Auber anfangen. Cornelie Marsch Kronprinzessin [–] Rechnung Geston

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23. Meine Adresse auf Visitenkarten [–] Zu Costa: Davison mein Marsch vorspielen 24. Sandford Plätze zu 2 Proben) Costa (Lord Mayor: Orchester vorstellen[.] Max Schlesinger. Hampton. Granville. Dilke. Chorley. Gruneisen. Chorley. 25. Brandus[:] Daß mich Costa dem Orchester vorstellt – daß Brandus da ist wenn Davison da ist. Die Invitation bei dem Lord Mayor. Daß Montag Dinorah nicht sei[.] Daß Brandus mit auf die Probe kommt 26. 3 Davison [–] Zu Hartm. Gye. Billet Sandford [–] Grüneisen – Brandeburg [–] Max Schlesinger [–] Duncan Davison 27. Zu Costa: mit meinem Stücke anfangen: ob er nicht auch bei der Abendprobe noch mein Stück machen kann [–] Die Einladung vom Lord Mayor [–] Costa Wo ich in der Abendprobe mich hinstellen soll. Orchester vorstellen [–] von wem man die Billets zu den Proben bekömmt 28. Clarke. Sterndal Bennet [–] Hampton – Brandebourg – Loge Propheten [–] Max Schlesinger 29. 11 Uhr holt mich Costa zur Probe ab[.] An Schlesinger wann die Probe ist 30. Brandus[:] wegen Diner Freitag[.] ChrystallPallast Concert Sonneabend

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Tgb. April 1862 Dienstag 1. [IV.] … Den ganzen Vormittag mit Besorgungen für das am Donnerstag stattfindende Hofkonzert zugebracht. Ich war zu der Mittagstafel des Königs eingeladen, welches lange nicht mehr der Fall gewesen war. Die Königin sprach viel mit mir, besonders über Wagner, Liszt etc.

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Meyerbeer an Theodor Formes in Berlin [Berlin, 1. IV. 1862] Bester Herr Formes! Heute nach dem Diner frugen mich Ihre Majestät die Königin nach dem Programm des übermorgenden Hofconcertes, und fügte hinzu, daß es ihr großer Wunsch wäre in demselben das Duett von Yradier

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zu hören. Sehen Sie doch daher lieber Herr Formes ob es Ihnen nicht möglich ist das Duett bis dahin zu lernen: es kann ja auch in italiänischer Sprache sein: diese Sprache ist Ihnen ja geläufig und die Musik selbst ist ja sehr leicht. Ich habe es für meine Pflicht gehalten Ihnen den Wunsch Ihrer Majestät der Königin mitzutheilen. Mit der vorzüglichsten Hochachtung Ihr ergebenster Meyerbeer

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Dienstag Abend. [Autograph (Las): Slg. Sieghart und Sabine Döhring]

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Mittwoch 2. [IV.] … Probe mit dem ungarischen Violinisten Reményi und Formes. Das Rezitativ nach dem Air du sommeil komponiert u. aufgeschrieben. … Donnerstag 3. [IV.] … Den ganzen Vormittag mit den verschiedenen Proben zum Hofkonzert beschäftiget. Abends fand das Konzert statt. … Freitag 4. [IV.] … Das Rezitativ nach dem Air du sommeil instrumentiert. … Im Opernhause Fra Diavalo von Auber. Sonnabend 5. [IV.] … Mit Bach u. Grell auf Verlangen des Ministeriums eine junge Sängerin in der Akademie geprüft, welche königliche Unterstützung verlangt. … Sonntag 6. [IV.] … 1 Stunde vor dem Frühstück das Duett Vasco u. Selica Akt II, welches ich schon vor 5 Jahren in Nizza komponiert hatte, nachgesehen u. in der Stimmlage der Selica Ändrungen gemacht, da ich damals die Rolle als Mezzosoprano dachte, u. sie jetzt ein Sopran werden soll. Außerdem noch andre Ändrungen projektiert. Nach dem Frühstück 3 Stunden dieselbe Arbeit fortgesetzt. … Abends … noch 1 Stunde musikalisch gearbeitet. … Montag 7. [IV.] … 1 ¾ Stunde vor dem Frühstück das Rezitativ vor dem Duett Akt II komponiert u. aufgeschrieben; 1 ½ Stunde nachher angefangen, dasselbe zu instrumentieren. Besuch von Kapellmeister Bott und Dichter Rodenberg (die Verfasser der neuen Oper Actaea); ich war aber nicht zuhause. … Diner bei Graf Redern.

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Dann noch 1 Stunde … das Rezitativ vor dem Duett fertig instrumentiert. … Dienstag 8. [IV.] … 2 Stunden vor dem Frühstück die Singstimmen des Duetts angefangen in Partitur zu setzen, nach dem Frühstück ½ Stunde …, Abends … ¾ Stunde. … Mittwoch 9. [IV.] … 1 Stunde vor dem Frühstück Singstimmen in Partitur geschrieben, 2 Stunden item nach dem Frühstück. Die Sondierung des Dr. Herzberg, obgleich dieses Mal ohne Schmerzen, machte mich doch so nervös, daß ich 2 Stunden lang gar nicht arbeiten konnte. … Abends ging ich auf den Wunsch des Dichters und Komponisten in die Generalprobe der neuen Oper Actaea, das Mädchen von Korinth. … Ich glaube, daß endlich in Rodenberg der deutschen Oper ein guter Librettodichter geboren ist, obgleich ihm bis jetzt die Erfahrung des musikalischen Coupe abgeht. … Donnerstag 10. [IV.] … 2 Stunden vor dem Frühstück und 1 ½ Stunden nachher Singstimme in die Partitur geschrieben. … Mit Caecilie u. Cornelie im Schauspielhaus Das Kind des Glücks, Lustspiel … von Madame Birch-Pfeiffer. Madame Gossmann gab die Hermance als Gastrolle allerliebst. Freitag 11. [IV.] … 1 ¾ Stunde vor dem Frühstück angefangen das Duett zu instrumentieren. … Besuch von dem italienischen Komponisten Boito. Besuch von Mendel, von welchem Bock den Klavierauszug meiner Londner Ouvertüre machen lassen will. Ich spielte ihm die Ouvertüre vor und gab sie ihm mit. 1 ½ Stunde Korrektur von der gestochenen Partitur des Krönungsmarsches (7 Seiten). Im Opernhause erste Vorstellung von Actaea, das Mädchen von Korinth. … Die Aufnahme des Publikums war ziemlich kühl. Sonnabend 12. [IV.] … 1 ½ Stunde vor dem Frühstück und 1 ½ Stunde nachher, … Abends … 2 Stunden Korrektur vom Krönungsmarsch gemacht (6 Seiten). … Sonntag 13. [IV.] … Die Korrektur des Krönungsmarsches beendiget, sonst heute nichts getan. Seitdem ich von Boito erfahren habe, daß Verdi nach London geht, um seine Konzertkomposition selbst einzustudieren, habe ich mich entschlossen, dasselbe zu tun und besorge nun alle rückständige Angelegenheiten, um baldigst reisen zu können. … Besuch von Rubinstein. …

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Meyerbeer an Eduard von Bauernfeld in Wien Berlin, d. 13 April 1862. Hochgeehrter Herr und Freund! 5

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Ein Jahr ist verflossen, seitdem Sie mir die Nachricht von dem traurigen Geschicke unseres beiderseitigen Freundes Joseph Bacher mittheilten, und ich mich in Folge dessen bereit erklärte zu den Kosten seiner Kur auf drei Jahre jährlich zwei hundert Thaler beizutragen und Ihnen auch zu diesem Zweck zwei hundert Thaler für das Jahr 1861 übermachte. Erlauben Sie mir nun ebenfalls, geehrter Freund, Ihnen die zwei hundert Thaler für das Jahr 1862 hier beifolgend zu adressiren, da mir auch heute noch die Adresse seines Bruders nicht bekannt ist. Derselbe hat mir zwar vor wenigen Tagen (zum ersten Male) direct geschrieben, allein seine Adresse nicht beigefügt. – Ich muß auch dieses Mal Ihre Nachsicht in Anspruch nehmen mich fremder Handschrift für diese Zeilen zu bedienen, da ich auf Befehl des Arztes zur Schonung meiner leidenden Augen das Schreiben und Lesen so viel als möglich unterlassen soll. In der Hoffnung daß dieser Brief Sie im besten Wohlsein und in regster litterarischer Thätigkeit finde, verbleibe ich, hochgeehrter Herr und Freund Ihr treu ergebenster Meyerbeer [Autograph (Ls): Privatbesitz]

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Tgb. April 1862 Montag 14. [IV.] … Den ganzen Tag mit Besorgungen für die Abreise zugebracht. … Meyerbeer an Charles Schiller in Paris Berlin, le 14 avril 1862.

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Monsieur, Les deux lettres que vous m’avez fait l’honneur de m’adresser me sont parvenues. Je vous suis infiniment obligé de l’intérêt que vous

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voulez bien prendre à l’état de ma santé, et je vous aurais prié depuis longtemps d’agréer mes sincères remerciments de votre aimable attention s’il eût été meilleur. Je ne saurais cependant remettre d’avantage à vous mander combien j’ai été agréablement surpris de vos lignes, quoique je ne sois pas encore à même d’y répondre de ma main. Il y a deux mois que je n’ai pas écrit une lettre; je dois, d’après les ordonnances des médecins, m’abstiner d’écrire, vu la faiblesse de ma vue. Vous me rappelez dans votre dernière lettre, Monsieur, le désir que vous m’aviez déja communiqué dans l’une des vos lettres antérieures. Je ne puis que vous répéter ce que j’ai eu l’honneur de vous écrire alors; c’est que, dans la modeste position que j’occupe, il ne m’est pas permis d’ètre près Sa Majesté l’interprète de vos désirs; mais que j’en ferais part à Monsieur le Grand Chambellan, qui, dans sa haute position, est fort souvent dans le cas de faire de pareilles communications de manière directe. J’ai plaidé votre cause, Monsieur, aussi chaudement que mes vives symphaties pour vous me l’inspiraient. Mr le Grand Chambellan a bien voulu me permettre d’en parler à la Reine quand l’occasion lui paraîtrait favorable et de me communiquer ensuite s’il pouvait répondre à vos désirs, mais jusqu’à présent je n’en ai reçu aucune communication. Veuillez agréer, Monsieur, l’assurance de ma considération la plus distinguée

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Meyerbeer [Autograph (Ls): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 358 (Vol. 76, S. 126)]

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Meyerbeer an Charlotte Birch-Pfeiffer in Berlin [Berlin, zwischen 14. und 16. IV. 1862] Hochverehrte Freundin! Ich bin wahrhaft betrübt Ihrer liebenswürdigen Einladung zu Sonntag nicht Folge leisten zu können, (allein ich beabsichtige schon Sonneabend eine 14 tägige Reise anzutreten. Aber noch viel mehr betrübt mich Ihr Unwohlsein, und daß Ihre liebenswürdige Tochter Berlin so bald verläßt. Ich werde jedenfall’s vor meiner Abreise mir die Ehre geben ihr mündlich Lebewohl zu sagen

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Meine arme Frau ist auch seit 2 Tagen wieder so leidend daß sie heute den Arzt mußte kommen lassen. Der neuliche Fall auf der Treppe hat sie doch [Textverlust] Machen Sie nur, daß die Heiserkeit Sie zur Vorstellung von Dorf und Stadt verläßt, denn Sie werden diesen Abend vor 3 strengen und feindlich gesinnten Richtern, (Caecilie, Cornelie und Giacomo Meyerbeer zu spielen haben. Ihr treu ergebener Meyerbeer [Vermerk von der Hand Birch-Pfeiffers:] Meyerbeer April 1862 [Autograph (Las): DTM, Birch-Pfeiffer, b.2, Meyerbeer, Giacomo, VIII 12394]

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Dienstag 15. [IV.] … Besorgungen zur Abreise. Mittwoch 16. [IV.] … Donnerstag 17. [IV.] … Besuch von Grell. Im Friedrich Wilhelmstädtischen Theater Die Schweizerfamilie … von Weigl. Madame Jauner-Krall sang Em[m]eline vortrefflich. Freitag 18. [IV.] … In der Singakademie S. Bachs Passionsmusik. Sonnabend 19. [IV.] … Um 2 Uhr ließ mich die Königin rufen, welche von meiner Abreise nach London gehört hatte. Sie schenkte mir die große goldene Krönungsmedaille. Sonntag 20. [IV.] … Um ½ 8 ging ich mit dem Eisenbahnzug nach London ab. Gott segne meine Reise. Meine liebe Tochter Cornelie begleitete mich bis zum Bahnhof. Um ½ 3 in Hannover angekommen. Um mich nicht zu sehr anzustrengen, übernachtete ich in Hannover. … Montag 21. [IV.] … Spaziergang in den neuen Stadtteilen … An Herrn v. Bennigsen, Präsidenten des Comité zu Errichtung eines Denkmals für den verstorbenen Komponisten Marschner (der sich, als er lebte, sehr feindlich gegen mich benahm) … 25 Taler für diesen Zweck geschickt. … Um ¼ auf 3 mit dem Eisenbahnzug nach Cöln, wo wir 10 Uhr Nachts ankamen. …

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Meyerbeer an Rudolf von Bennigsen in Hannover [Hannover, 21. IV. 1862] Hochgeehrter Herr! Da ich in Erfahrung gebracht habe daß Ew: Hochwohlg Vorstand des Commité für das Marschner Monument sind, so erlaube ich mir Ihnen hier beifolgen 25 Thaler zu übermachen, als kleinen Beitrag für den edlen Zweck, dem hochverdienten Tonmeister ein dauerndes Zeichen der Anerkennung seiner Zeitgenossen zu gründen. Genehmigen Ew: Hochwohlg den Ausdruck meiner vollkommensten Hochachtung

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[Autograph (Las): Stadtarchiv Hannover, Autografensammlung (ehem. Kestner-Museum), Sign.: 4070]

Tgb. April 1862 Dienstag 22. [IV.] … Da ich in Erfahrung gebracht hatte, daß man in Calais erst um 2 nach Mitternacht ankömmt, und dann sogleich das Dampfschiff nach Dover abgeht, da mir das Nachtreisen sehr schädlich ist, so zog ich es vor, mit Verlust eines halben Tages nach Brüssel zu gehen. Von Brüssel geht man nämlich 6 ¼ Uhr Morgens nach Calais ab, trifft dort 1 ½ Nachmittags ein. Das Dampfschiff geht kurz darauf nach Dover ab, wo man um 3 ¾ Uhr nach London abgeht und dort um 6 Uhr eintrifft. Die ganze Reise findet also während der guten Tageszeit statt. … Im Théatre de la Monnaie Faust von Gounod. Mittwoch 23. [IV.] … Früh 6 ¼ Uhr … nach Calais. … Wir schifften uns gleich ein. … schlechte Überfahrt. Ich litt noch mehr als gewöhnlich an der Seekrankheit. … Ich ruhte mich 1 Stunde in Dover aus und fuhr dann in 2 Stunden nach London, wo ich gegen 8 Uhr Abends ankam. Brandus erwartete mich. … Donnerstag 24. [IV.] … Den ganzen Tag mich ausgeruht. … Heute ist die 1. Vorstellung der Reprise des Prophet in Coventgarden. … Auf Dienstag ist die Reprise der Dinorah angezeigt. Gestern ward in einem Konzert der Choral Union mein Pater noster gesungen.

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Freitag 25. [IV.] … Zu Davison, dem Schriftsteller. Besuch von Costa, welchem ich meine englische Ouvertüre vorspielte. Sonnabend 26. [IV.] … Besuch an Gye in Coventgarden. … Besuch an Sandford, Sekretär des Ausstellungscomité. Bei dieser Gelegenheit sah ich das Ausstellungsgebäude u. auch den ungeheuren Raum in welchem das Konzert stattfinden wird. Derselbe ist so riesenhaft, und die Masse der Exekutierenden so groß, daß wahrscheinlich nur ganz breite Akkorde zu einer möglichen Geltung gelangen können, und meine Ouvertüre, die voller Details und feiner Ausarbeitung ist, wahrscheinlich ganz verschwinden wird. Eröffnung des Majesty Theatre mit italienischer Oper Un ballo in maschera von Verdi. … Sonntag 27. [IV.] … Besuche abgestattet. … Montag 28. [IV.] … Besuche abgestattet. … Auf dem großen offiziellen Diner, welches der Lord Mayor … dem Herzog von Cambridge, dem Comité der Ausstellungsdirektion und den Delegierten der fremden Nationen gab. Wir waren 300 Gäste. Der Herzog von Cambridge sprach sehr freundlich mit mir. Die fremdartigen, altertümlichen Kostüme der Umgebung des Lord Mayor, die eigentümlichen Zeremonien, die ungeheure Pracht machten mir dieses Diner unendlich interessant. Dienstag 29. [IV.] Heute war die erste Orchesterprobe des Exhibitionskonzertes in Exeter Hall vor einem sehr zahlreichen Publikum. Das Orchester (ohne die Chöre) war über 400 Personen stark. Die zu probierenden Stücke waren 1) God save the Queen, 2) meine Ouvertüre, 3) Sterndal[e] Bennetts Cantate, 4) Aubers Marsch. Verdis Cantate ward nicht probiert. Er hatte sie erst vor 25 Tagen eingeschickt, auf italienische statts auf englische Worte komponiert; der größte Teil war für eine Solostimme komponiert, welche man in den riesigen Räumen der Ausstellung gar nicht gehört haben würde. Die Direktion nahm daher Verdis Cantate gar nicht an. Meine Ouvertüre ward von dem Orchester unter Costas Direktion nach 2maliger Durchspielung vortrefflich exekutiert und ward von dem Publikum und dem Orchester enthusiastisch applaudiert. Schon ehe die Exekution begann, als mich Costa vorführte, um neben ihm am Dirigierpult zu stehen, ward ich mit einer 3fachen Salve Applaudissements empfangen; der Beifall nach Beendigung des Stückes war noch stärker. Hierauf erhob sich Lord Granville, der Chef des Comité für die Ausstellung, u. hielt eine für mich sehr schmeichelhafte Rede, worin er mir im Namen der Königin und der Kommission der Ausstellung für das neue

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Meisterwerk (wie er sich ausdrückte) dankte, womit ich England beschenkt hätte. Droits d’auteur vom April 620 fr. Mittwoch 30. [IV.] Heute war die Generalprobe des Konzerts im Ausstellungsgebäude selbst. In dem riesigen Raum war der Schall so stark, daß alles durcheinander schwirrte und sausete vor den Ohren und nichts deutlich hervortrat. Die Aufnahme von Seiten der wenigen Zuhörer, die zugegen waren, war lange nicht so lebendig wie in der gestrigen Probe. Als mich das Orchester und die Chöre im Zuschauerraum erblickten, applaudierten sie mir entgegen, doch lange nicht so lebendig wie gestern. Der Herzog von Cambridge, seine Gemahlin u. die Prinzessinnen sprachen sehr freundlich mit mir. Auch Lord Palmerston ward ich vorgestellt, der sehr freundlich mit mir war.

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Tk. Mai 1862 1. Mitschel[.] Duncan Davison. Huthmacher[.] Beale. Smart. Westmorland[.] Costa. Huthmacher 2. 9 Soirée H Schlesinger [–] 12. Alfred Mellon. 4. Henri Blaze[.] An Granville 3. 12 Alfred Mellon – Westmorland [–] Reyen – Gye Loge Schlesinger 4. Diner Chorley ¾ auf 7 [–] 12. Mellon – 2 Grüneisen [–] 4. Westmorland 5. von 2 zu 3 Photograph Wathkins. 34 ParlamentsStreet [–] 4 kommt Reichard [–] Zu Mr Hampton[.] An Lady Westmorland Photographie[.] Zum Banquier = Metallpapier 6. 2 Strakosch = Mr Hampton No 27. Pit Loge Coventgarden 7. 12 zur Titjens 8. 11 Neri Baraldi [–] ½ 11 Manns vom ChrystallPalast [–] 2 Chrystall palace 9. 4. Me Davison [–] ½ 11. Man[n]s vom Chrystalpalast [–] 2 mit Hampton nach der Ausstellung [–] Lady Westmorland – Leslie [–] Smart Onkel und Neveu [–] Me Miolan. Tamberlick [–] Wylde – Czillak 10. 12. Oxenford Box No 73. 1e Tier[.] Brandus. mit Beal Krönungsmarsch [–] an Schlesinger Krönungsmarsch 11. 1. Oxenford[.] Visiten. Smart (Georges) [–] Tribelli [–] Miolan. Tamberlik[.] An Minna wegen der Hüthe

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12. Christallpalast – Miolan – An Costa wegen Stimmen der Ouverture – 4händiges Stück corrigiren 13. 47 Leycester Square (1ter Stock) 8 Uhr Singprobe Leslie[.] 76. Loge de Mr Clarke[.] Gemmy Brandus. Abbonnement der Pariser Zeitung erneuen. Brief nach Bordeau besorgen 14. 11 Oxenford – 1 Davison [–] 4 Mellon. 12 Hampton Plaid[.] Notizen[:] Christallpalast – Max Schlesinger [–] Lady Westmorland – Roqueplan [–] Henri Blaze – Tribelli – Mapelson[.] Metallpapier. Hampton bezahlen [–] Stifte – Journalisten Diner [–] Zum Photographen 15. 12 Uhr 25 M./ 10 M. von Victoria Zug nach dem Chrystallpalast zur Probe – Zu Di[c]kens. Metallpapier. Stifte[.] Telegraphiren an Manns. An Mendel. Guidi. Hampton[.] In die Ausstellung. Eisenbahn[.] nach Bordeau[.] Brandus an Schlesinger Montag 16. Henri Blaze – 4 Tamberlik[.] An Mellon ob die Probe Montag sein könnte – Rule Britania für die Ausstellung – God save the King für Leslie englisch[.] Celerier für St Marie 17. Besorgen[:] Brandus. An Mellon und Salaman [–] Brandus. Huth [–] Brüssel [–] Mir über die Ouverture schreiben [–] Für den Chorfond von Coventgarden [–] Brandus. Billets zum Mittewoch Concert [–] Brandus. Programm Blumenausstellung [–] Brandus. Schlesinger und sein Bruder nach Berlin schreiben [–] Brandus 4händiger Klavierauszug nach Berlin = Mère grand italienisch 18. ½ 12 Harries [–] Zu dem Londner Photographen[.] An Godfrey seinen Schillermarsch und Krönungsmarsch[.] Manns. Die Militairtrommel für Ouverture Chrystallpalast 19. 6 Diner[.] Celerier[.] Exhibition[.] 4 Mellon = Manns [–] 2 Hampton[.] Paß. Eisenbahnbillets. Koffer auf der Eisenbahn. Portrait Mitchel [–] Pfeffermünze. Barbier und Lohnbediente [–] Portrait für Davison bezahlen [–] Kleid für das Kind – Costa – Chorley 20. 10 Probe[.] Brandus Fetis: Brief Davison [–] Mir über Mittwoch schreiben: Lady Westmorland die Billets schicken[.] An Anderson – An Comité Christallpalast [–] Chorley 21. Man[n]s. Trommel Krönungsmarsch[.] An Lady Westmorland – Chorley Bran – Abreise nach Dover[.] An Minna aus Dover. Brandus von Mellon Metronom der Ouverture ändern lassen. 22. Frankfurth = Bamberg. 7.30 = 1.35 = Ankunft. 1 – 9.20 (Nachmittag) Cölln Mainz. Abgang. 15.15 Ankunft in Coblentz 7:40 = in Mainz 10:25 Früh von Mainz nach Frankfurth 8.45 = Ankunft 9.50 = 12.

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Photo von Meyerbeer von John Watkins, als anonyme Lithographie abgedruckt in: The Illustrated London News vom 31. V. 1862, Bd. XL, Nr. 1147, S. 550

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23. Frankfurth Preußisches Geld wechseln – Handschue [–] Thee – Henschel’s Telegraph 24. in Hof. Brandenburger Haus gutes Hotel 25. In Berlin[:] Anhalt Wagner Kreditbrief zurückschicken[.] Kirchhöfe der seeligen Eltern [–] Umkehrungen der Grabsteine der seeligen Großältern [–] Filehne = Caro = Elkisch Hypotheken [–] Schmidt vom Kassenverein 26. Leichter Paraplui[.] Halevy’s Rapport übersetzen und Stimmgabel[.] Schlesinger. Wegen Stillfried und Decker[,] Krönungsmarsch[.] Burguy. Die 100 Rtl für Wohltätigkeit[,] Oefen repariren 27. Urlaubsgesuch = Photographie für Rieß[.] Nach Ems wegen der Wohnung[.] Urlaubsgesuch Akademie[.] Eisenbahnbuch kaufen[.] Den Traité mit Scribe mitnehmen[–] Haus 113 in der Leipziger Straße zu verkaufen – Klosterstraße 50 und 51. Kaufmann Bielefeld. Feuerkasse 20000 Rtl verlangt 16000 Rtl [–] Anhalt[ische] Str: H Bäcker Kuthe verl: 14000 Rtl Feuerkasse 30800 zu 4 ¹⁄3. 29. Briefe[:] Schubert = An Felix Eberty = Sterndal Bennet [–] Guidi – Dr Franque in Ems [–] Hampton und Grüneisen London [–] Celerier (Desolme) = Gemmy[:] (Correctur, Partitur Pas de Loup[,] Verdis neue Oper[,] Lalla Rouck = Aubers Marsch 30. Sachse – Gemmy Br = Sterndal Bennet [–] Schubert in Dresden – Bennewitz Schnuckert in Bareuth [–] Gravenstein – Kaskel [–] Musard. 31. ½ 3 Herzberg[.] Kirchhof[.] An Blanca – GRth Reinhard [–] Graf Redern – Maaß und Schneider wegen Dienstag Sitzung – Antoinette Montalban [–] Caro – Filehne

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1. – 9. Mai. Durch fortwährende Beschäftigungen u. Störungen von der regelmäßigen Führung des Tagebuches abgehalten, will ich diese 9 Tage nur ganz summarisch nachholen. Die Feier der Eröffnung der Ausstellung am 1. Mai mit dem damit verbundenen Konzert war eine wahrhaft großartige. Dadurch daß die Räume des Riesengebäudes bis auf den letzten Platz mit Zuschauern überfüllt waren, hatte sich der Schall gedämpft; die Echos waren verschwunden, und die Musik klang klar und deutlich, obgleich eine Menge Details ver-

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loren gingen. Die Applaudissements waren für die sämtliche Stücke fast gleich stark. Alle englischen Journäle, die Times an der Spitze, geben vortreffliche, fast enthusiastische Berichte über den Erfolg und den Kunstwert meiner Ouvertüre. Max Schlesinger und Moritz Hartmann gaben in der lithographierten Korrespondenz des erstern vortreffliche Berichte über meine Ouvertüre, welche die Runde durch alle deutschen Journäle machen, auch Havas in seiner lithographierten Korrespondenz für Frankreich. Am 10. Mai erschien schon der gestochene Klavierauszug der Ouvertüre bei Boosey und Duncan Davison. … Ich besuchte ein Konzert der alten philharmonischen Gesellschaft, in welchem Demoiselle Ti[e]tjens die Kavatine der Alice „Va, dit elle“ aus Robert sang. Obgleich ich ganz verborgen auf einer Tribüne saß, mußte doch das Publikum von meiner Anwesenheit Kenntnis bekommen haben und hörte nicht mit Applaudieren auf, bis ich an die Brüstung der Tribüne trat, mich zu bedanken. In einem Konzert in dem Chrystallpalast …, wo auch meine Ouvertüre aus Struensee gespielt ward. Ich lernte dort den Orchesterdirektor des Konzerts kennen, Herr Manns (ein Preuße). Er kam zu mir, um den Königsberger Krönungsmarsch von mir zu hören, den er in einem seiner Konzerte aufführen will. In einem Konzert der London musical Society: sehr gutes Orchester, sehr guter Orchesterdirektor (Alfred Mellon). Derselbe besuchte mich mit dem Sekretär der Gesellschaft, ein Musiker namens Salaman (ein Jude). Sie zeigen mir an, daß sie in ihrem nächsten Konzert die Struensee-Ouvertüre angekündigt haben. Ich spreche den Wunsch aus, daß sie statts derselben lieber meine neue Ouvertüre der Exhibition spielen sollen. Sie tragen es dem Comité der Gesellschaft vor, welches darin williget. … Ich wurde in der Probe eines Singvereines von Leslie eingeladen, worin man mein Stabat mater [recte: Pater noster] sehr gut ausführte. … Ich habe Henry Blaze de Bury mit seiner Frau in London gesehen u. mit beiden verabredet, daß ich Ende Oktobers spätestens in Paris eintreffen werde, um dann die Proben von La jeunesse de Goethe zu beginnen. …

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Victoria Kronprinzessin von Preußen an Meyerbeer in Berlin [Berlin, 2. V. 1862] 5

Ich freue Mich, Ihren schönen Krönungsmarsch jetzt für das Clavier veröffentlicht zu sehen und nehme mit dem besten Dank das Exemplar entgegen, welches Sie so freundlich waren Mir zu übersenden. Berlin den 2. Mai 1862. Victoria KronPrinzeßin

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An den General=Musik=Director Herrn G. Meyerbeer Berlin. [Autograph (Ls): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/17]

Meyerbeer an August Manns in London [London,] May 7.1862. Hochgeehrter Herr! 20

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Auf Ihren geschätzten Brief habe ich die Ehre zu erwidern daß es mir zu meinem Bedauern unmöglich ist Sie heute zwischen 10 und 11 Uhr zu erwarten, da ich um diese Zeit ausgehen muß. Wollen Sie mir aber die Ehre Ihres Besuches morgen Vormittag um dieselbe Zeit (also zwischen 10 und 11 Uhr) schenken können so wird es mir einen großes Vergnügen sein Sie zu empfangen Genehmigen Sie hochgeehrter Herr die Versicherungen meiner vollkommensten Hochachtung Meyerbeer [Las (Autograph): Royal College of Music, London]

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Tgb. Mai 1862 Sonnabend 10. [V.] … In Princess Theatre, dessen Direktor Harries, der Metteur en scène der italienischen Oper von Covent Garden ist: Hamlet, Tragödie von Shakespeare in englischer Sprache. Herr Fechter, ein Franzose und früher Schauspieler im Odeon, gab den Hamlet ausgezeichnet. Auch alle übrigen spielten sehr gut u. mit großem Ensemble. In der Früh den 4händigen Klavierauszug der Ouvertüre durchgesehen u. verbessert. … Zu Lady Westmorland. Sonntag 11. [V.] … Besuch an Oxenford, den ich verfehlte, weil er zur selben Zeit zu mir kam, wo wir uns endlich trafen. Wir verabredeten, daß er eine englische Cantate für mich dichten würde, worin er einen Teil der Musik meiner Krönungshymne anbringen würde. … Montag 12. [V.] … In der italienischen Oper in Covent Garden, wo ich Moritz Hartmann und seine Frau in meine Loge einlud: Don Giovanni von Mozart bei überfülltem Hause u. brillanter Besetzung bis in die kleinsten Nebenrollen. … Dienstag 13. [V.] … Das Britische Museum … besehen. … Besuch von Leslie, Direktor eines Gesangverein. Ich schenkte ihm meinen 91. Psalm, den Cantique aus der Nachfolge Christi und das Brautgeleite aus der Heimat. Auf seinen Wunsch kam ich Abends in eine Probe seines Vereins. Ich ward von den Anwesenden mit Applaus empfangen. Man sang mir mehrere Stücke vor, u. a. mein Pater noster. Sie singen sehr hübsch, besonders haben sie ein sehr delikates Pianissimo; die Fortes sind nicht markig genug. Dann in Covent Garden einige Akte von Il ballo in maschera gehört. Mittwoch 14. [V.] … An dem 4händigen Klavierauszug gearbeitet. Besuch von dem Sänger Wachtel. Konferenz mit Oxenford wegen Dichtung einer Cantate. … In Exeter-Hall eine Aufführung von Händels Messias in großem Maßstabe. Jenny Lind sang die Sopranpartie. Sie sang wie auch früher mit edler geistiger Auffassung, aber statts der frühern Ruhe und Spontaneität des Stimmansatzes singt sie jetzt mit Anstrengung u. Heftigkeit. Die Stimme ist nicht schwächer geworden, aber sie hat den Schmelz des velouté verloren. … Donnerstag 15. [V.] … Billet an Dickens; den ich um sein Autograph für Cornelie bat. … Nach dem Krystallpalast, um mit den 2 Orchestern meinen Krönungsmarsch zu probieren. …

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Meyerbeer an einen Lord in London Londres 15 May 1862 Mylord! 5

Je suis désolé de ne pas pouvoir me rendre à l’aimable invitation dont Vous m’avez honoré pour le 23, étant obligé de repartir dans quelques jours pour le continent. Veuillez agréer Mylord l’expression de mes regrets ainsi que l’assurance de la considération la plus distinguée. Meyerbeer [Autograph (Las), Boston Library, Boston, MS KF VOL 4 no 406]

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Freitag 16. [V.] … Abends in Exeter-Hall eine vortreffliche Aufführung von der Society of sacred music von dem Oratorium Elias von Mendelssohn. Sonnabend 17. [V.] … Billet von Dickens. Nach dem Krystallpalast, eine 2. Probe meines Krönungsmarsches mit den 2 Orchestern zu machen. Unmittelbar darauf war die Konzertaufführung, in welcher vor einer Versammlung von mehreren Tausend Personen mein Marsch vortrefflich exekutiert ward. Ich ward stürmisch hervorgerufen und, trotzdessen ich nicht erscheinen wollte, so lange applaudiert, bis ich auf das Orchester erscheinen mußte, wo ich mit enthusiastischem Applaus empfangen wurde. Dann wurde der Marsch da capo verlangt. Abends in Covent Garden Rigoletto von Verdi. Sonntag 18. [V.] … An Davison nebst 100 £ . … 1 Orgelstimme zum Rule Britannia in meiner Londner Ouvertüre gesetzt für die Aufführung im Krystallpalast. Montag 19. [V.] … Eine Banda militare gesetzt zum Rule Britannia in meiner Londner Ouvertüre. … Ich gab ein Diner von 9 Personen, meist Journalisten. …

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George Grove an Meyerbeer in London [London, 19. oder 20. V. 1862] Verehrter Herr! In Folge Beschlusses der Gesellschaft des Krystall-Palastes habe ich die Ehre, Ihnen für die freundliche Bewilligung zur Aufführung Ihrer neuesten Compositionen den höflichsten Dank zu sagen, und gleichzeitig in Folge desselben Beschlusses die Ihnen zugedachten Medaillen zu übersenden, welche zur Erinnerung an die Eröffnung des Krystall-Palastes durch I. M. die Königin im Jahre 1854 geprägt wurden. Der außerordentliche Enthusiasmus und das einstimmige Urtheil der Journale macht wohl jede weitere Bemerkung überflüssig, doch wage ich es, Ihnen im Namen der HH. Bowley und Manns, sowie in meinem eigenen, als im Namen der Hauptinteressenten der Gesellschaft, Ihnen unseren innigsten Dank dafür auszusprechen, daß Sie unser Orchester der besonderen Ehre würdig hielten, eine Ihrer großartigsten Compositionen in England aufzuführen. Mit dem Wunsche, daß Sie noch lange als erster Stern am musikalischen Himmel glänzen möchten, nenne ich mich Ihren aufrichtigen Verehrer und ergebenen Diener Georg Grove, Secretär.

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[Autograph (Las): Verbleib des wohl in französischer Sprache abgefaßten originalen Briefs unbekannt; Abdruck in deutscher Übersetzung in: Blätter für Theater, Musik und Kunst 8:1862, Nr. 63, S. 252]

Tgb. Mai 1862 Dienstag 20. [V.] … Früh ½ 10 Uhr hielt ich in St. James Hall mit dem Orchester der London musical Society eine Probe meiner Londner Ouvertüre ab, welche in dem Konzert morgen aufgeführt werden soll. Als ich aufs Orchester trat, um neben dem Direktor Alfred Mellon mich zu stellen, empfing mich das Orchester wieder mit vielem Applaus. Als das Stück aber zu Ende war, rührte sich keine Hand. Es scheint mir fast, die Musiker waren böse, weil ich mit dem Anfang der Probe warten ließ, bis der 1. Hau[t]boist angekommen war, und außerdem einzelnes oft wiederholen ließ. … In der Früh

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besuchte mich die Gattin des Komponisten Sterndal[e] Bennett, der Professor an der Universität zu Cambridge ist, mir im Auftrage ihres Mannes zu sagen, daß die Universität Cambridge am 9. Juni eine öffentliche Sitzung halten würde, in welcher 20 Doktoren aller Künste u. Wissenschaften graduiert werden sollten. Mich wollten sie zum Doktor der Musik graduieren, falls ich diese Würde annehmen wollte, aber meine persönliche Gegenwart bei dieser Ceremonie sei notwendige Bedingung. Da nun das wegen der für meine Gesundheit so notwendigen Badekur mir nicht möglich ist, so muß ich zu meinem großen Bedauern auf diese große Auszeichnung verzichten. Um ½ 5 Uhr Nachmittags fu[h]r ich … mit dem Eisenbahnzuge nach Dover. …

Meyerbeer an Thérèse Célérier in Paris Londres ce 20 May [1862]

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Ma chère & bonne Madame Célérier!

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Je connais de longue date votre bon coeur & combien Vous aimez à soulager les malheureux & à aider ceux qui tachent de faire le bien. C’est ce qui m’enhardit de Vous donner la peine de faire la commission suivante. Mr de Sainte-Marie que Vous connaissez de longue date vient de m’écrire pour me demander de nouveau un secours, me peignant sous les plus sombres couleurs sa position actuelle qui en effet semble déplorable. Je voudrais lui faire parvenir les 100 francs çi-jointe, mais l’adresse jointe à la lettre est écrite si illisiblement que je ne suis pas sur si je l’ai bien lu. „La voila telle que je l’ai déchiffrée“ Monsieur de St. Marie, Rue du Chemin Meunier à Montgeron, Seine & Oise Voudriez Vous avoir l’extrême bonté de faire prendre des informations si en effet il demeure là; dans ce cas j’ose Vous supplier de lui faire remettre les 100 Francs çi-joint. J’oserais ajouter la prière que Mr Leon me donnat avis à Berlin par 2 lignes que Vous avez reçu la lettre & le billet de banque, parce que l’on vole souvent les lettres tant ici qu’en France

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Je pars aujourd’hui même pour Berlin profondement touché des bontés & des ovations dont le public de Londres m’a honoré. J’ai fait executés ici deux nouvelles compositions instrumentales de moi dont le succes a dépassé toutes mes espérances. Veuillez me rappeller au souvenir de votre charmante famille

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Votre tout dévoué de coeur Meyerbeer [Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. 55 Ep. 342]

Meyerbeer an Michael Costa in London

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Ornatissimo Maestro di Capella All’ Signor Costa (Meyerbeer) Londres 20 May [18]62 Cher & tout aimable Maestro! J’ai reçu il y a quelques temps une communication du Comité du fond de secours pour les Choristes de Coventgarden. Mon intention ètait d’y contribuer par un petit cadeau, mais les troubles du séjour inhérent à la grande capitale me l’ont fait oublier. Au moment de partir je me le rappelle, mais ne retrouvant pas la lettre du comité, je ne sais pas à qui adresser mon cadeau. J’ose donc recourir à votre complaisance tres cher Maestro, & de Vous prier de remettre les 5 Pounds ci-joints en mon nom au comité du fond de secours pour les Choristes de Coventgarden. Vous voyez que j’ai recours à votre Amitié en toute occasion

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Votre tout dévoué de coeur Meyerbeer [Autograph (Las): Music Special Collections, Harold B. Lee Library, Brigham Young University, Provo, Utah]

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Mittwoch 21. [V.] … Früh ½ 10 Uhr die Seefahrt über den Kanal nach Calais gemacht. … Das Meer war sehr sanft, so war daß ich dieses Mal keine Seekrankheit bekam. … Von Calais mit der Eisenbahn nach Brüssel. … Im Théatre de la Monnaie Les noces de Figaro von Mozart. Recht gut gesungen besonders mit vielem Ensemble u. vortrefflich gespielt. … Donnerstag 22. [V.] … Früh ½ 10 Uhr mit dem Eisenbahnzug nach Köln, woselbst wir ½ 4 ankamen. Eine Stunde später fuhr ich mit der Eisenbahn nach Mainz ab woselbst wir 10 ¾ Uhr ankamen. Diese 2. Fahrt in einem Tage griff mich sehr an. … Freitag 23. [V.] … Früh ½ 9 Uhr mit dem Dampfschiff über den Rhein nach Castel … und von da mit der Eisenbahn … nach Frankfurt. … Abends im Theater die Zauberflöte. Herr Klein v. Hamburg Sarastro, Dlle Carini Pamina. Beides hübsche starke Stimmen, aber roher ungebildeter Gesang. … Sonnabend 24. [V.] … Mit dem Eisenbahnzug nach Bamberg, woselbst ich unsern großen Arzt Dr. Schönlein konsultieren will. … Auf dem Bahnhof … empfingen mich seine beiden Töchter, und eine Stunde später überraschten mich zu meinem größten Entzükken meine beiden geliebten Kinder Caecilie u. Cornelie, welche von Kissingen aus zu diesem Besuch herkamen. Schönlein verordnet mir eine 3wöchentliche Kur in Ems …, dann eine Pause von wenigsten 8 Tagen, dann 21 Bäder von dem Schwalbacher Mineralbrunnen. … Sonntag 25. [V.] … Montag 26. [V.] … mit den Kindern … nach Kissingen, um meine geliebte Gattin Minna zu überraschen. Vorher hatte ich an Burguy telegraphiert zu fragen, ob die musikalische Sektion der Akademie schon die Beratung über die proponierte Herabsetzung der Stimmung der Instrumente gehalten hätte. Die telegraphische Antwort war, daß man damit bis zu meiner Ankunft warten wollte, da man mich nicht entbehren könne. Ich muß also ehrenhafterweise gleich nach Berlin gehen u. meine Kur in Ems bis nach Beendigung dieser Angelegenheit aussetzen. Ich fand schon auf der Chaussée zwischen Schweinfurt u. Kissingen meine geliebte Gattin, die mir entgegengefahren war.

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Meyerbeer an George Grove in London [Bad Kissingen, 26. V. 1862] Mein Herr! Fast in dem Augenblicke meiner Abreise von London erhielt ich Ihren sehr geehrten Brief und die beigefügten Medaillen. Ich konnte denselben daher nicht gleich beantworten; nun aber beeile ich mich, Ihnen zu sagen, daß ich von der Nachsicht und Herzlichkeit gerührt war, welche Sie im Namen der HH. Directoren in Ihrem werthen Briefe aussprachen. Sie schulden mir keinen Dank (wie Sie in Ihrem Briefe zu glauben scheinen) dafür, daß ich die Aufführung meines Krönungsmarsches im Krystall-Palaste bewilligte, denn die Aufführung dieses Tonstückes von Seite Ihres ausgezeichneten Orchesters und unter der ebenso verständigen als gewissenhaften Leitung des Hrn. Capellmeisters Manns erregte in mir die lebhafteste Befriedigung. Empfangen Sie also die Versicherung der vollkommensten Bewunderung Ihres

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ganz ergebenen Meyerbeer [Autograph (Las): Verbleib des in französischer Sprache abgefaßten originalen Briefes unbekannt; zuletzt nachgewiesen im Auktionskatalog Sothebys v. 4. IV. 1928, Nr. 566; Abdruck in deutscher Übersetzung in: Blätter für Theater, Musik und Kunst 8:1862, Nr. 63, S. 252]

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Tgb. Mai 1862 Dienstag 27. [V.] … Den ganzen Tag mit meiner geliebten Familie in Kissingen zugebracht. … Abends brachte mir die sehr gute Kurmusik ein Ständchen. … Mittwoch 28. [V.] … Um 9 Uhr Morgens verließ ich die geliebten Meinigen, um nach Berlin zurückzukehren. Ich fuhr mit einem Kutscher nach Schweinfurt und von dort mit der Eisenbahn über Bamberg nach Hof, wo ich Nachmittags um 5 Uhr ankam. … Donnerstag 29. [V.] … Um ¾ auf 11 Uhr mit dem Eisenbahnzug … nach Berlin abgereiset. Wir kamen … um ¾ 10 Uhr Abends an. Gott segne meine Rückkehr in die Vaterstadt.

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Freitag 30. [V.] … Erkältungsgefühl. Ich ließ Dr. Herzberg kommen. … Zum Inspektor Maas, um die Sitzung der musikalischen Sektion wegen der erniedrigten Stimmung zu verabreden. In Halévys Rapport über diesen Gegenstand studiert. … Sonnabend 31. [V.] … 1 Stunde vor dem Frühstück vollständige Revision der Korrektur der französischen Ausgabe meiner Londner Ouvertüre gemacht.

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1. Graf Redern – GRth Carl [–] Minister Holzbring = Georg [=] Leierkasten = Häuser besehen = Emser Brunnen = Brille 2. Eisenbahnbuch[.] Les Miserables[.] Burguy ob er das Almosen an den Zimmergesellen besorgte [–] Eisenbahnbuch [–] Der Paß wegen Briefe schicken 3. Burguy wegen Hypothek Kuthe [–] Burguy welche Zeitung er schicken soll [–] Burguy Grüneisens Brief 4. 2. Zur alten Baronin Korff[.] Burguy Les miserables für Minna[.] Dr Herzberg bezahlen[.] Burguy (Munk) Gödsche [–] Urlaubsgesuch = Burguy 5. ½ 11 Dr Herzberg[.] Brandus Exeter Hall: Musical World[.] An Guhl = ½ 3 Mendel[.] Bennewitz schreiben wegen Hypotheken 6. ½ 11 Herzberg[.] An Lüdike 80 Rtl schicken[.] Nicht vergessen die 2 Tableaux dem Rapport für die Akademie beizufügen – Gr Redern [–] Eisenbahnbillets [–] Caecilie Revue de 2 Mondes 7. Burguy[:] Geld wechseln [–] Les miserables die richtigen Theile [–] Burguy Ouverture Cornelie [–] Ob er dem armen Zimmergesellen [–] Burguy Nachricht von Paris durch Schlesinger und Brandus widerrufen. 8. Burguy. MK: heißt Munk [–] Ge. heißt Gödsche [–] Mandat für Burguy von 200 Rtl auf Gravenstein [–] Kutscher Beckmeyer bezahlen 9. Burguy Eisenbahnkarten für 5 Tage gültig [–] Dienstag den Brief an Gemmy Brandus 16. Burguy. Hypothek Kuthe 28. Prophète d 11ten Dinorah 18ten 29. (Robert) Coventg: 30ter 4te Vorst. [,] 4ter July 5te = 17ter: 6te [–] Robert. Her Majesty’s 5ter July d 7te oder 8te Vorst: 10ter July d 8te

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30. Heute die Uhr gestellt[.] Eisenbahn[.] Kirchhof[.] An Me Burguy Eisenbahnbuch[.] Kleiner Respirator[.] Englisches Dictionair[.] Stadtpost Direktion Brief & an Burguy schreiben[.] Marsch für die Kronprincessin[.] Zu Redern[.] Stillfried[.] Pässe besorgen[.] An der Akademie und an Redern meine Abreise – [Undatierte Nachsatzblätter:] Besorgen[:] Die Gräber der seeligen Großältern Das Papier nachsehen von Gravenstein’s Instructionen Gravenstein’s Rechnungen an Bennewitz Schmidt vom Cassenverein Hypothek von 17000 Rtl Fried[e]berg Eingabe wegen Vergrößerung der Grabstätte Creditbrief auf London Ouverture von Mendel zurück GRth Schulze 4 ½ % nicht convertiren Englisches Conversationsbuch Gravensteins Rechnungen an Bennewitz JustizRath Winter die Akten abholen und seine Rechnung bezahlen Abführpillen von Herzberg Kissingen (Bayern) Mme Meyerbeer im Hause des Doktor Balling Brandus. Billets Chrystallpalast – Billets Westmorland und Blaze de Bury für Concert Londner Ouverture [–] Notiz Davison Krönungsmarsch – Fetis Partitur Ouverture [–] Correctur Klavierauszug 4 Hände [–] welche Stunde Donnerst. die Probe ist [–] Placement auf dem Programm [–] Reprise Dinorah und Etoile [–] Mocker – Marimon – Sax Valentine [–] Wo Hotel Jean Lafontaine ist [–] LaRounat: Henri Blaze [–] Godfrey Krönungsmarsch Zahnarzt Frederic Steevens wohnt jetzt No 8 Boulevard Malherbes nah bei Platz Madelaine Tribelli. Eaton House Acacia Road. St Johns Wood IV. W Eisenbahn Cölln 1ster Classe 3£ 7sh 8p[,] 2ter Classe 2£ 10sh 7p Henri Blaze. 11. Princes Terrace Princes Gate Roqueplan 7. Chapelplace Cavendish Square Mit den Füßen gegen das Steu SteierRuder (Brandus) Ob Davison Roqueplan sah [–] ob Ehibit Exhibition auf den Zettel des Concerts übermorgen kommt derselbe Titel Chrystalpalast, Klavierauszug – Billets für Concert Westmorland [–] Ob Au-

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bers Marsch Kristallpalast [–] Pianoforte Miethe. Davisons’s Auslagen für den Chorfond in Coventgarden Bad Ischl bei Salzburg – Östreich Villa Gassner. Me Meyerbeer Louis Schereck ist der Name des Aufsehers des jüdischen Kirchhofs Victoria Straße No 5 Haus des Dr Meyer zu verkaufen oder vermiethen J. W. Davison der Schriftsteller No 3 Keppel Street Russel’s Square Knickerbocker (Hosen) Donnerstag Abend 23ter April in London angekommen Maiet Mailsteamer heißt das Schiff worauf ich Recht habe zu fahren The feet towards the rudder Nachmittags 4 Uhr 55M (Victoria Terminus ist Expresstrain nach Dover kommt an 7 ¼ Uhr Lord Warden hotel Parapluifabrikant Barrillot Friedrichstr: Berlin 42. Jerusalemer Straße Koncertmeister Rießs. Frederic Steevens 8 Boulevard Malherbes Ein Eßlöffel Baumoel 2 Theelöffel Kochsalz Klystier No 57, 58, 59 erster Stock im Curhaus zu Ems. 6 Gulden täglich will ich künftig wohnen Burguy. Photographie Rieß 25 Rtl für Gustav Nicolai Antwort von Lüdike Hampton – Burguy [–] Gall. Bonbons [–] Mendel – Hampton – Blanca [–] Minna – Zellner aus Wien [–] Arban – Korff – Adelson [–] Schubert in Dresden – Schnuckert in Bareuth [–] Gemmy Halevy’s Soubscription: 3te Epreuve God save the King. Laportes [–] Arban Photographie [–] Miethe Celerier [–] Ouverture Nordstern Gravenstein. Willert Beal [–] Louis Brandus. Anderson [–] Costa – Marchisio [–] Célérier Miethe – Gravenstein. Goldschmidts Hypothek Burguy Gallera Göthe’s Jugendliebe Gedicht von A. Böttger Leipzig bei Otto Purfürst Göhler GlockenspielFabrikant Dresden = Casernenstraße Bei der Abreise von Ems[:] Der Doktor 25 Rtl [–] Die Trinkfrau in der Halle 5 Rtl [–] Klavier [–] Trinkgeld Portier, Garçon und Mädchen 8 Rtl [–] Barbier 3 ½ Rtl

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Tgb. Juni 1862 Sonntag 1. [VI.] … 1. Besuch von meinem Enkelchen Fritz. Abends Studien für die Herabsetzung der Orchesterstimmung gemacht, da diese Frage übermorgen in der Akademie diskutiert werden soll. Montag 2. [VI.] … Das neueste Heft der Illustrated London News enthält meine Photographie mit beigefügter Lebensbeschreibung. … Burguys Übersetzung von Halevys Rapport des Diapason korrigiert. Dienstag 3. [VI.] … Burguys Übersetzung fertig korrigiert. Um 11 Uhr Sitzung der musikalischen Sektion der Akademie, die 3 ½ Stunden dauerte, in welcher die Frage der Herabsetzung der Stimmgabel diskutiert wurde. Es kam zu keinem Resultate, und es ward verabredet, die weitere Diskussion bis nach meiner Rückkehr von den Bädern im September zu vertagen. Im Friedrich Wilhelmstädtischen Theater Die Seufzerbrücke … von Offenbach.

Meyerbeer an William Sterndale Bennett in Cambridge

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Berlin ce 3 Juin 1862. Mon cher Monsieur! Arrivé avant-hier à Berlin, j’y ai trouvé la lettre que Vous m’avez fait l’honneur de m’adresser, avec la copie de la lettre de Monsieur le Vice-chancelier de l’université de Cambridge, dans laquelle il Vous prie de me faire savoir que l’université a resolu de me conférer le grade de docteur en musique, le 9 Juin, & demande si je veux accepter cette nomination. Je suis profondément touché de l’insigne honneur que me fait cette illustre université, qui jouit d’une si haute autorité dans tout le monde savant, honneur dont le prix est encore rehaussé par la rareté avec laquelle l’université confère cette dignité. – . J’accepte donc avec la plus vive reconnaissance cette grande faveur; mais j’ose prendre la liberté d’en demander encore une seconde: c’est que l’université veuille m’exempter de l’obligation, d’être personnellement à Cambridge le 9 Juin pour cette solemnité. L’academie des beaux Arts de Berlin, dont je suis membre, va entrer en déliberation sur une question musicale d’une haute importance dont la solution lui a èté officiellement commise, c’est à dire si l’abaissement du diapason actuel, tel que cet abaissement a èté adopté à Paris en 1858 par résolution de l’institut de France, doit ètre adopté ou non dans notre pays. Comme je faisaits partie de cette comission de Paris de 1858, d en ma qualité de

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membre étranger de l’Institut de France, je suis au fait de toutes les questions qui ont èté agitées alors, & c’est une raison de plus pour moi de remplir mon devoir, en assistant aux déliberations actuelles de Berlin. Or, il est plus que probable, d’apres l’importance de l’objets que ces déliberations ne seront pas terminées le 9 de ce mois: voila ce qui m’enhardit à supplier Messieurs les Professeur de l’université de Cambridge, de ne pas me priver de la faveur dont ils veulent bien m’honorer, & de m’accorder en même temps celle, de ne pas me présenter personellement. – . J’ose espérer, mon cher Monsieur, que Vous voudrez appuyer ma supplique, & je pense que l’appui d’un si illustre Maitre que Vous, Proffesseur lui même de l’université, saura rendre vos collègues favorables à ma prière. – . Je ne puis terminer cette lettre, sans Vous remercier encore de votre lettre si bienveillante, & de l’intéret que Vous avez daigné me témoigner dans cette occasion Croyez moi mon cher Monsieur Votre tres dévoué G. Meyerbeer [Autograph (Las): Slg. Sieghart und Sabine Döhring]

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Tgb. Juni 1862 Mittwoch 4. [VI.] … 1 Stunde vor und 1 Stunde nach dem Frühstück an dem Duett Akt II Vasco instrumentiert. Besuch an Herrn v. Hülsen, ihm Bericht zu erstatten, von der gestrigen Sitzung der Akademie über die Herabsetzung der Stimmgabel. … Langen Brief an Sterndal[e] Bennet[t] geschrieben: wegen der Akademie-Beratungen über Abaissement du diapson kann ich 9. Juni nicht in Cambridge sein. Besuch an der alten Baronin von Korff, die meinen Schwiegersohn besucht. Ich fand Emanuel durch die Krankheit sehr verändert u. übel aussehend. Donnerstag 5. [VI.] … Die beiden dem Halevyschen Rapport über den Diapason beigefügten Tableaux für die Akademie übersetzt. … Freitag 6. [VI.] … Sonnabend 7. [VI.] … Zu Graf Redern: das Promemoria der oesterreichischen Regierung über Herabsetzung der Orchesterstimmung und seine Stimmgabel wiedergegeben. Zu Korff u. zu dem kleinen Fritz Abschied zu nehmen. … Wegen der großen Hitze entschloß

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ich mich, die Reise nach Ems bei Nacht zu machen. … Um ¾ 8 Abend gingen wir von Berlin ab.

Meyerbeer an Felix Eberty in Breslau Berlin d 7ten Juny 1862. Lieber Felix! Ich habe auf meiner Rückreise von London Schönlein in Bamberg consultirt, dann meine Familie auf einige Tage in Kissingen besucht, so daß ich erst vor wenigen Tagen in Berlin eingetroffen bin, wo ich Deinen lieben Brief vorfand. – . Könnte ich dem Drange meines Herzens folgen, wie gerne würde ich alsdann Deiner freundlichen Einladung annehmen, und welche Freude wäre es für mich Zeuge Deiner Vaterfreude zu sein, und Theil an dem schönen Familienfeste zu nehmen. Aber das morsche Gerüste meines Körper’s ist seit diesem Winter so schwankend geworden daß Schönlein es für dringend nothwendig hält, daß ich den Brunnen in Ems, und hierauf die Bäder und den Brunnen in Schwalbach gebrauche. Die beiden langwierigen Curen werden mich bis in den September hineinführen, und dann wird das junge glückliche Brautpaar bereits in den Wonnen des Honigmonats der Ehe schwelgen. – Mein Bedauern Deiner Einladung nicht Folge leisten zu können wird doppelt groß dadurch daß Du so gütig und freundlich warst zur Hochzeit meiner Blanca uns mit Deiner Gegenwart zu erfreuen. – Kann ich nun aber auch zu meinem Leidwesen an Deinem Freudentage nicht persönlich gegenwärtig sein, mit dem Herzen, mit theilnehmendem, treuen Herzen, bin ich gewiß dabei lieber Felix. – . Ich habe Deinen Brief an Minna geschickt, fürchte aber daß auch sie nicht wird kommen können. Ein Abstecher von Kissingen nach Breslau wäre in der Möglichkeit. Aber ihre dortige Cur ist schon in 8 Tagen beendiget, und dann muß sie wegen Caecilchen’s nach Ischl wo sie (wie jedes Jahr) bis zum October bleibt. In der Mitte dieses Aufenthaltes eine Excursion nach Breslau zu machen, und dann wieder nach Ischl zurückzukehren, das wäre bei der großen Entfernung für die schwache kränkliche Frau doch eine gefährliche Sache. – . Cornelie wird sehr stolz sein daß Du ihrer so freundlich erwähnst, und daß ihr kleines Persönchen direct eingeladen wird. – Sei so gütig das Organ meiner Glückwünsche bei Deiner lieben Frau, und bei dem Brautpaare zu sein. – Ganz besonders aber wün-

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sche ich Fräulein Lieschen empfohlen zu werden. Sie ist der entschiedene Liebling meiner ganzen Familie geworden. – . Wäre ich nur die Kleinigkeit eines halben Jahrhunderts jünger, und noch garçon, so würde ich um ihre Hand werben und postuliren Dein Schwiegersohn zu werden. Lebe wohl lieber Felix und halte in gutem Andenken Deinen treu ergebenen Meyerbeer [Autograph (Las): Privatbesitz]

Meyerbeer an Johann Gottfried Maaß in Berlin Berlin d 7ten Juny [18]62

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Hochgeehrter Herr Inspector!

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In der letzten Sitzung der musikalischen Sektion der K. Akademie der Künste habe ich mitgetheilt daß mir von Sr Excellenz dem Herrn Oberstkämmerer von Redern eine Promemoria der k. k. östereichischen Regierung an die hiesige östreichische Gesandtschaft übergeben wurde, in welchem die kaiserliche Regierung mittheilt, daß sie nach reiflicher Prüfung beschlossen hat, in dem Orchester des Wiener Hofoperntheater diejenige erniedrigte Stimmung einzuführen, wie sie von der in Paris 1858 eingesetzten Prüfungscomission, für Frankreich angenommen wurde. Die östreichische Regierung spricht in ihrem Promemoria den Wunsch aus daß alle deutsche Theater ihrem Beispiel folgen mögen. H Graf von Redern hatte mir dieses Promemoria zur Mittheilung an den Senat der Akademie gegeben, welcher Pflicht ich mich durch obige Mittheilung entledigte. Alles dieses ist in dem Protocoll auf der Sitzung nicht bemerkt, und ergeht daher meine ganz ergebenste Bitte an den Herrn Professor Guhl, alles dieses gefälligst noch in dem besagten Protocoll nachzutragen. Mit der vollkommensten Hochachtung geehrter Herr Inspector Ihr ergebenster Meyerbeer [Autograph (Las): Stiftung Archiv der Akademie der Künste, Berlin, PrAdK 390, Bl. 117r+v]

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Meyerbeer an Heinrich von Mühler in Berlin [Berlin, 7. VI. 1862] Ew: Excellenz Nach Verordnung meines Arztes, soll ich zur Wiederherstellung meiner Gesundheit in Ems und hierauf in Schwalbach die dortige Mineralquellen gebrauchen. – . Ich bitte daher Ew: Excellenz ganz ergebenst, mir zu diesem Zweck einen Urlaub bis zum 20ten September von meinen Functionen als Mitglied des Senats der Königl: Akademie der Künste gewähren zu wollen. – . Die Herren Mitglieder des Senats habe ich von meinem Gesuche in Kenntniß gesetzt. Genehmigen Ew: Excellenz den Ausdruck der reinsten Ergebenheit Dero gehorsamsten G. Meyerbeer Königl: GeneralMusikdirektor und Hofkapellmeister

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Berlin d 7ten Juny 1862. [Autograph (Las): SBB, PK, Handschriftenabteilung, Slg. Darmst. 2r (l) 1836: Giacomo Meyerbeer, Bl. 13r+v] Tgb. Juni 1862 Sonntag 8. [VI.] … Morgens ½ 11 Uhr … kamen wir in Frankfurt a. M. an. … Nachdem ich einige Stunden ausgeruht hatte, ging ich ¾ auf 2 Uhr mit dem Eisenbahnzug direkt nach Ems … Wir kamen Abends ¾ auf 9 … an. … Montag 9. [VI.] … Ich … konnte mich zu keiner geistigen Arbeit stimmen. Die Lektüre der Journäle verstimmte mich. Zwar hätten die vielen Vorstellungen meiner Opern, die in Covent Garden u. Her Majesty’s Theatre angekündiget sind, mich günstig stimmen sollen, aber daß in mehrern Londner Konzerten Aubers Exhibitions-Marsch gespielt wurde und meine Ouvertüre nicht, entmutigte mich; mehr noch ein kleiner boshafter, doch unbedeutender Artikel aus London in der Allgemeinen Zeitung, in welcher auch meiner Ouvertüre mißbilligend (doch nicht mißbilligend als Musikstück) erwähnt wurde. Besonders verwundete mich das Wort „der alte Meyerbeer“. Ich kann diese Partikel „alt“ gar nicht verschmerzen, selbst wenn sie auch nicht böse gemeint ist. Wie kindisch meinerseits.

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Meyerbeer an einen Herrn Berlin d 9ten Juny 1862 Hochgeehrter Herr und Freund! 5

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Erlauben Sie mir durch diese Zeilen H den Überbringer derselben Ihrem freundlichen Wohlwollen zu empfehlen. Es ist der Herr Fricke erster Bassist an der Königl: Oper zu Berlin. Derselbe besitzt eine schöne klangvolle Baßstimme und wünschte sich dem englischen Publikum in Concerten bekannt zu machen. Ihre so gewichtige Protection könnte ihm zu diesem Vorhaben außerordentlich nützlich sein. Genehmigen Sie hochgeehrter Herr und Freund den Ausdruck meiner reinsten Ergebenheit Meyerbeer [Autograph (Las): The Pierpont Morgan Library, New York, M6132.X (1862.06.09), Record ID 118737]

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Tgb. Juni 1862 Dienstag 10. [VI.] … Ich scheine wieder erkältet zu sein; ich war deshalb auch zu keinerlei Arbeit im Laufe des Tages fähig. Mittwoch 11. [VI.] … Abends angefangen, die schon instrumentierten Stücke von Vasco wieder durchzulesen. Donnerstag 12. [VI.] … Vormittags und Abends die Partitur der fertigen Stücke von Vasco gelesen. Freitag 13. [VI.] … Sonnabend 14. [VI.] … Unbehaglichkeit … in den Eingeweiden. … Schon Nachmittag zu Bette. Droits d’auteur vom April 1151 fr. 5 c., … Mai 481 fr. 45 c.

Meyerbeer an Carl Kaskel in Dresden Bad Ems (poste restante) 14ter Juny 1862. Theurer geliebter Bruder! 30

Seit langer Zeit ist es mir eine süße Gewohnheit, ja sogar ein künstlerisches Bedürfniß geworden, jede neue musikalische Produktion

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von mir zu Deiner Kenntniß zu bringen, und Dir zur Prüfung vorzulegen; Dir, dessen musikalisches Urtheil eine größere Autorität für mich ist, als das von vielen der berühmtesten Kr sogenannten Kritikern von Fach, die doch mehr oder minder alles nur von dem eignen Standpunkt aus beurtheilen, und nur in ihrem eignen Standpunkt die allein seelig machende musikalische Kirche anerkennen. Du wirst Dich daher wundern daß ich so lange gezögert habe Dir den Klavierauszug meiner neuesten Ouverture mitzutheilen welche ich für das Concert zur Eröffnung der Londner Exhibition komponirt habe, um so mehr da ich glaube Dir in einem frühern Briefe geschrieben zu habe[n], daß ich eine große Vorliebe für dieses Musikstück hege. – . Allein lieber Bruder der Klavierauszug für 2 Hände kann durchaus nicht die Zeichnung und Ausführung wiedergeben dessen was ich bei der Anlage dieses Tonstückes auszuführen beabsichtigte Ich habe daher erst die Publikation des 4 händigen Klavierauszuges abwarten wollen, der, wenn freilich auch nur skizzenhaft, doch in bei weitem erkenntlicherer Weise wie der 2 händige Klavierauszug meine Intenzionen wiedergiebt. – . Dieser 4 händige Klavierauszug ist e[r]s[t] vor ganz kurzem in London erschienen, und Du empfängst ihn zugleich mit diesem Briefe. Erzeige ihm die Ehre ihn mit dem lieben Felix durchzuspielen, und ihm dann ein Plätzchen in deiner musikalischen Bibliothek zu gönnen. – . So wie die Partitur gestochen sein wird, sende ich Dir auch diese. übersenden – . Vor einigen Tagen habe ich deinen lieben Brief den Du mir nach Berlin schriebst, hier in Ems empfangen, wo ich die Brunnencur brauche. Ich habe daraus ersehen daß man, nachdem Dinorah so lang von Eurer Bühne verbannt war, sie wieder einmaal gegeben worden ist. Ich dachte daß seit dem Abgang des guten so wohlwollenden Lüttichau und der Ankunft des neuen Direktor’s den man mir als einen ganz exclusiven Zukunftmannes geschildert hat meine Opern als ein Gilt der Gegenwart ganz verbannt wären; habe mich auch darin ergeben, wenn ich nur den alten Platz in deinem Herzen behalte lieber Bruder. – . Dein Schwiegersohn der H GeheimerRath Wiesener den ich auf dem großen Diner des Lord Mayor kennen lernte, hatte die große Liebenswürdigkeit mich in London zu besuchen; es war mir leider unmöglich die angenehme Pflicht zu erfüllen ihm meinen Gegenbesuch abzustatten, denn mit dem besten Willen habe ich bei den ungeheuern Entfernungen Londons nicht den 20ten Theil der Besuche erwidern können die ich empfing. Willst Du die große Güte haben lieber Bruder mich bei deinem Herrn Schwiegersohn zu entschuldigen?

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Die Universität Cambridge welche stets an Pfingsten ihre Doktor Promotionen macht, hat dieses Jahr (was sie bisher noch nie gethan hat) einen Doktor der Musik zu creiren wollen und mich zu dieser Ehre ausersehen. Da aber dazu die persönliche Gegenwart der neu creirten Doktoren unerläßlich ist, da man einen speech halten muß, und es meine Angelegenheiten in Berlin durchaus nothwendig machten daß ich in den letzten Tagen des May’s dort spätestes eintreffen mußte, so ga mußte meine Promotion in Cambridge auf Pfingsten über’s Jahr verschoben werde[n], wo ich versprochen habe hinzukommen. – . Mit der Bitte mich unserm lieben Felix auf das angelegentlichste zu empfehlen, und in viel der Hoffnung daß Dich diese Zeilen im besten Wohlsein antreffen, verbleibe ich jetzt wie immerdar Deiner treuer Freund und Bruder Meyerbeer [Autograph (Las): Library of Congress, Music Divison, Washington]

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Sonntag 15. [VI.] … Ziehen u. Kneifen in den Eingeweiden. … Montag 16. [VI.] … Brief von Dr. Siegfried Weiss aus Berlin: verlangt meine älteste Tochter zur Frau. Dienstag 17. [VI.] … Das ganze Befinden viel besser. … Offenbach im Kursaal getroffen. Mittwoch 18. [VI.] … Besuch von dem Prager Klavierspieler Bendel. Abends in das Konzert von Bendel. Donnerstag 19. [VI.] … an Perrin geantwortet, daß ich ihm meine Londner Ouvertüre für eine Aufführung in seinem Theater nicht geben könne, weil ich sie schon jemand anders versprochen hätte. Der wahre Grund aber ist, weil in diesem Konzert auch Verdis Exhibitions-Cantate und Aubers Exhibitions-Marsch exekutiert werden soll, und sich bei solchen Gelegenheiten bei der Kritik immer einseitige Parteistellungen u. gehässige Parteilichkeiten herausstellen. Freitag 20. [VI.] … Sonnabend 21. [VI.] … Seit langer Zeit zum ersten Mal wieder musikalisch gearbeitet und 1 ½ Stunde am Duett des 2. Aktes instrumentiert.

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Sonntag 22. [VI.] … 1 ½ Stunde Vormittags an der Instrumentation des Duetts gearbeitet, Abend 1 kleine Stunde. Montag 23. [VI.] … Vormittags etwas am Finale des 4. Aktes von Vasco fantasiert. Aber das viele Gehen bei der Kur ermüdet mich, sodaß ich zu jeder ernsten Beschäftigung wenig tauglich bin. Abends 1 Seite instrumentiert. Dienstag 24. [VI.] … Vormittags 1 Stunde u. Abends 1 ½ Stunde instrumentiert am Duett. Mittwoch 25. [VI.] … Vormittag 1 ½ Stunde an Vascos Duett instrumentiert. Abends in einem Konzerte, wo die Klavierspielerin Pesch[e]l u. der recht gute Violinist Besekirsky spielten.

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Meyerbeer an eine Sängerin in London [Ems, 25. VI. 1862] … ein sehr braver rechtlicher Mann, dessen musikalisches Urtheil allgemein in London geschätzt wird. …

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[Autograph (Las): Verbleib unbekannt; Textauszug zuletzt nachgewiesen in: Auktionskatalog Stargardt 620, Nr. 826]

Tgb. Juni 1862 Donnerstag 26. [VI.] … Vormittags 2 Stunden instrumentiert am Duett, Abends 1 ½ Stunde. … Freitag 27. [VI.] … Vormittags 2 ¼ Stunden am Duett instrumentiert (4 Seiten.) …, Abends 1 ½ Stunde. … Sonnabend 28. [VI.] … Nichts getan als einige Briefe geschrieben. Sonntag 29. [VI.] … Montag 30. [VI.] …

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Tgb. Juli 1862 Dienstag 1. [VII.] … 4 Stunden an der Instrumentation des Duetts gearbeitet. Mittwoch 2. [VII.] … Heute ein einstimmiges Andante komponiert, mit dem die Ouvertüre von Vasco beginnen soll. Donnerstag 3. [VII.] … 4 Stunden an dem Duett instrumentiert.

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Freitag 4. [VII.] … An Gemmy Brandus nebst 200 Franken für das Monument von Halevy. … Sonnabend 5. [VII.] … Das Duett im 2. Akt beendigt u. revidiert. … Sonntag 6. [VII.] … Die instrumentierten Stücke von Vasco teilweise durchgegangen. Montag 7. [VII.] … Ich erfand eine, wie ich glaube, hübsche Cabaletta (plus je Vous approche = plus je Vous adore) u. schrieb sie im Gedankenbuch auf. Dienstag 8. [VII.] … Heute schließe ich die Kur. … Ich fühle mich so matt, daß ich, obgleich heute fast gar kein Spaziergang gemacht, ich doch gar nichts arbeiten konnte. … Mittwoch 9. [VII.] … Die Diarrhöestimmung ist leider noch immer nicht beseitiget, was mich unlustig zum Arbeiten macht. … Donnerstag 10. [VII.] … Langer Brief an Emanuel in Beantwortung des seinigen geschrieben, worin er Zuschuß [fordert]: ich gestehe ihm denselben zu; unter der Bedingung, daß er sich in ein Regiment in der Provinz versetzen läßt, soll er 1000 Taler jährlich mehr haben; sonst nicht. An Blanca schreibe ich u. schenke ihr 800 Taler zu ihrem Geburtstag, damit ihr Mann die ihm verordnete Reise nach Aachen machen u. sie u. Fritz ihn begleiten könne[n.] Freitag 11. [VII.] … Im Kursaal erste Vorstellung einer von Offenbach für Ems eigends komponierten Operette Bavard et Bavarde. … Die Musik ist graziös, pikant u. beruht auch etwas weniger auf Tanzrhythmen, wie das sonst so häufig bei Offenbachscher Musik der Fall zu sein pflegt. Das wertvollste Stück ist ein sehr hübsches ausgesponnenes Quartett im 2. Akt. Demoiselle Girard vom Théatre lyrique in Paris sang u. spielte die Schwätzerin allerliebst. Offenbach ward am Schluß herausgerufen. Sonnabend 12. [VII.] … 5 Minuten vor 11 Uhr Vormittags mit dem Eisenbahnzug nach Wiesbaden, wo ich bis zum Beginn meiner Schwalbacher Kur (am 17.) bleiben will. … Im Theater Tell von Rossini. Der spanische Tenor Car[r]ion sang den Arnold, Herr Bertram von Leipzig den Tell. Herr Bertram hat einen baßartigen Bariton, starke Stimme, Feuer, herrisches Äußere, aber gedrückte Tonbildung, rohe Gesangsweise. … Sonntag 13. [VII.] … In der Kölner Zeitung ein Lied gelesen, Ein Lied vom blinden Hessen, welches mich so sehr ansprach, daß ich es im Zeitraum von einer Stunde u. ohne Beihülfe des Fortepiano für eine Tenorstimme und Männerchor (ohne Instrumentalbegleitung)

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komponierte; nur die 4. Strophe, welche eine verschiedene Melodie haben soll, bleibt noch zu komponieren. … Im Theater Die lustigen Weiber von Windsor … von Nicolai. … Montag 14. [VII.] … Angefangen die Korrektur von den gestochenen Epreuven der Partitur meiner Londner Ouvertüre zu machen. Dienstag 15. [VII.] … In der Korrektur der Ouvertüre fortgefahren. … Im Theater der Troubadour … von Verdi. … Mittwoch 16. [VII.] … Nachmittags 3 Uhr fuhr ich nach Schwalbach ab. Der Kutscher brauchte 2 ½ Stunden. … Donnerstag 17. [VII.] … Der Schwalbacher Gesangverein unter Klings … Leitung und die Kurmusik bringen mir vereint ein Ständchen. … Freitag 18. [VII.] … Ich hatte einen … Diarrhöeartigen Stuhlgang … und eine so große Mattigkeit, daß ich den ganzen Tag nichts tun konnte. … Sonnabend 19. [VII.] … Die Mißstimmung … des Unterleibs, Gottlob, vorüber. … Sonntag 20. [VII.] … Montag 21. [VII.] … Die Korrektur der Londner Ouvertüre vollendet. … Den Klavierauszug der Fille d’Egypte von meinem Neffen Julius Beer gelesen. Ich war sehr angenehm überrascht in der Musik ein hübsches, graziöses Talent und vielmehr Sicherheit der Form und dramatischen Gestaltung zu finden, als von einem ersten dramatischen Debüt zu erwarten stand. Dienstag 22. [VII.] … Den ganzen Tag nichts getan. … Mittwoch 23. [VII.] … Da die Diarrhöe zunimmt, so muß ich auf Dr. Gent[h]s Verordnung gleich nach dem Frühstück zu Bette gehen. Ich komponiere im Bette die beiden Schlußstrophen von dem 4stimmigen Liede Der blinde Hesse … und lese alle 5 Akte vom Poëme von Vasco. Donnerstag 24. [VII.] … Da ich mich sehr abattu fühle, tat ich fast nichts, doch änderte u. verbesserte ich die 2 Schlußstrophen des 4stimmigen Liedes Der blinde Hesse, und das Stück scheint mir jetzt gelungen. Doch habe ich es noch nicht komplett aufgeschrieben. Freitag 25. [VII.] … Gestern hatte mir Baron Bose, der Theaterintendant, telegraphiert, daß Gounods Faust, den ich zu hören gewünscht hatte, heute in Wiesbaden gegeben würde. Ich fuhr also dahin. … Die Vorstellung ging von Seiten Orchester und Chöre recht gut. Tenor Caffieri sang den Faust: sehr kräftige, klangvolle Stimme, besonders in der Höhe, aber erbärmliche Methode und furchtbares

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Schreien. Eine Sängerin von Frankfurt a. M. Demoiselle Carini sang Gretchen: klangvolle Stimme, zuweilen auch inniges Gefühl, aber ungleich, ohne Sicherheit, ebenfalls zu viel geschrieen, doch hat sie Naturel und Anlage, und könnte doch vielleicht noch etwas aus ihr werden. Während eines Entreactes kam Marie Escudier, Redakteur der France musicale, welcher mich seit 24 Jahren in seinem Journale auf die allerbrutalste Weise angreift u. verfolgt, zu mir, drückte mir die Hände, tat, als ob er sich unendlich freute, mich wieder zu sehen u. als ob wir überhaupt die besten Freunde wären, und sagte auch, er und seine Frau hätten sich vorgenommen, mich in Schwalbach zu besuchen. Das alles tat er wahrscheinlich, weil er die Pianistin Rosa Kastner geheiratet hat, und glaubt, daß ich derselben bei ihren Konzerten in Deutschland nützlich sein kann. Ein Journalist glaubt, sich einem Autor gegenüber alles erlauben zu dürfen. Sonnabend 26. [VII.] … Um ¼ 9 Morgens fuhr ich wieder nach Schwalbach zurück … Sonntag 27. [VII.] … Die große Hitze mattet mich so ab, daß ich gar nichts arbeiten kann. Montag 28. [VII.] … Der Brunnen und das viele Gehen matten mich so ab, daß ich auch nicht zur kleinsten Beschäftigung fähig bin. Doch schreibe ich Abends den letzten Rest des 4stimmigen Liedes Der blinde Hesse in Partitur Dienstag 29. [VII.] … wieder Diarrhöe. … Ich … war genötigt, den ganzen Tag auf dem Sopha in tiefster Ruhe u. Untätigkeit zuzubringen. Besuch von Marie Escudier und seiner Frau, die eigends, um mich zu besuchen, nach Schwalbach kamen. Wer erklärt mir diesen plötzlichen Gesinnungsumschwung? …

Meyerbeer an Henri prince de la Tour d’AuvergneLauraguais in Berlin Aux Eaux de Schwalbach (duché de Nassau) 29 Juillet 1862.

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Mon prince!

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La lettre que Vous m’avez fait l’honneur de m’adresser à Spa, m’est parvenue il y a deux jours ici à Schwalbach, ou je me trouve depuis peu. Mais j’étais alors alité & si souffrant que j’ai du remettre à aujourd’hui d’accuser réception à Votre Excellence de sa lettre si aima-

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ble & si bienveillante. Je m’empresse mon Prince de Vous communiquer mon intinéraire que Vous désirez connaitre. Je dois rester à Schwalbach jusqu’au 25 Août, étant obligé d’y faire deux cures succesives, celle des bains, & celle de la boisson de ces eaux ferrugineuses. Apres j’aurais encore une autre petite excursion à faire avant de rentrer chez moi. Mais le 20 Septembre au plus tard je serais sans faute retourné à Berlin, étant obligé dans ma qualité de membre du Sénat de l’académie royale des beaux arts d’assister aux conférences qui y vont alors avoir lieu sur la question de l’abaissement du diapason musical. Immédiatement apres mon arrivée à Berlin j’aurais l’honneur de Vous présenter mes respects mon Prince, pour prendre connaissance des communications dont son Excellence Monsieur le Comte Walewsky veut bien m’honorer par votre intermédiaire. En attendant, daignez acceuillir mon Prince l’expression de mes hommages respectueux & veuillez les faire agréer aussi à Son Excellence Monsieur le Comte Walewsky de la part de

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Votre tres dévoué serviteur Meyerbeer [Vermerk von fremder Hand: au Prince de la Tour d’Auvergne]

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[Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 296 (Vol. 76, S. 61)] Tgb. Juli 1862 Mittwoch 30. [VII.] … Ich fantasierte einiges und revidierte das Hessenlied. Donnerstag 31. [VII.] … Gar nichts getan, bloß in dem Klavierauszug der Reine de Saba von Gounod gelesen.

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Tgb. August 1862 Freitag 1. [VIII.] … In der Reine de Saba gelesen. Sonnabend 2. [VIII.] … Schnupfen … Stuhlgang diarrhöeartig. Unter diesen Umständen … konnte ich auch nichts arbeiten. Moralische Verstimmung wegen unangenehmer Nachrichten aus Louis Brandus’ Brief: a) Roqueplan, der jetzt die Theaterfeuilletons im Constitution[n]el schreibt, fängt an, mich anzugreifen, natürlich

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pour faire du chantage, b) Fétis will meine Londner Ouvertüre nicht in seinen Conservatoire-Konzerten des nächsten Winter aufführen, c) wegen Unwohlsein von Faure fand die auf den 29. angesetzte Reprise der Dinorah in Covent Garden mit der Patti nicht statt. … Sonntag 3. [VIII.] … Montag 4. [VIII.] … Den Vorsatz gefaßt, von jetzt an nichts andres zu tun, als die Musik zur Jeunesse de Goethe vollständig fertig zu bringen. Um mit dem Anfang anzufangen, will ich zuerst das, was ich davon komponiert habe, … und auch das Libretto wieder durchlesen. Dienstag 5. [VIII.] … Auf den Rat des Dr. Genth soll ich versuchen, ob ich durch einen Luftwechsel meinen Husten fortbringen kann. Ich ging also nach Wiesbaden. … Im Theater Shakespeares Lustspiel … Viel Lärm um nichts, woraus gegenwärtig Berlioz eine komische Oper gemacht hat. … Mittwoch 6. [VIII.] … Einen Teil meiner Musik vom Etudiant de Strassbourg durchlesen. … Im Theater Undine … von Lortzing. Ich fand mein früheres Urteil bestätiget: mit Ausnahme vom Schluß des 3. Aktes, dessen Musik zartes Kolorit und poetischen Duft hat, ist es eine unbedeutende langweilige Musik. Donnerstag 7. [VIII.] … Meine Musik zur Jeunesse de Goethe habe ich jetzt 2mal wieder durchlesen und bin im ganzen wieder damit zufrieden. Nun muß ich sie aber noch instrumentieren und den Schubertschen Erlkönig für die szenische Darstellung zurecht richten, welches mir am meisten Mühe zu machen droht. Im Theater Die Waise von Lowood. … von der Birch-Pfeiffer. Madame Seebach gab die Jane Eyre sehr gut. Freitag 8. [VIII.] … Angefangen an die Instrumentation der Jeunesse zu gehen. Sonnabend 9. [VIII.] … Da mein Husten selbst hier immer schlimmer wird, so will ich wieder nach zurück. … Das erste Melodram vom Etudiant instrumentiert. Sonntag 10. [VIII.] … Um 11 Uhr 20 Minuten mit dem Eisenbahnzug nach Ems gereiset. … Montag 11. [VIII.] … Diarrhöestimmung. Kopfwehe. Ich konnte durchaus nicht arbeiten. … Dienstag 12. [VIII.] … Mittwoch 13. [VIII.] … Nichts getan als an Schönlein geschrieben u. seinen ärztlichen Rat verlangt. … Donnerstag 14. [VIII.] … Abends 2 Stunden generell an Jeunesse de Goethe gearbeitet.

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Freitag 15. [VIII.] … Nur 2 Briefe geschrieben, sonst nichts getan. Abends im Konzert. Die Klavierspielerin Accursi spielte mit Eleganz, Korrektheit u. Fertigkeit, aber kalt und ohne Schwung ein neues Klavierstück von Rossini Tarantella. Ihr Mann Herr Accursi ist ein mittelmäßiger Violinist, der nicht ganz rein spielt. Madame BoulardMayer, die Favoritin des Brüsseler Theaterpublikum, wo sie auch die Dinorah kreierte, sang 2 Arien sehr hübsch, aber die Stimme hat doch gar zu wenig Klang. Auch der Violoncellist Batta spielte. Sonnabend 16. [VIII.] … Morgens 2 Stunden u. Abends 2 Stunden am „Roi de Thule“ geändert u. instrumentiert. Sonntag 17. [VIII.] … Montag 18. [VIII.] … Die Instrumentation vom „König von Thule“ vollendet. … Dienstag 19. [VIII.] … Im Feuilleton der Indépendance Artikel L’Africaine existe-elle?, der mich sehr verstimmte. … Konzert im Kursaal: Mein Schillermarsch vom Orchester als Ouvertüre, ward aber nicht applaudiert. Madame Kastner-Escudier spielte mit Batta das Duett von Thalberg über Themata aus den Hugenotten, u. das Orchester spielte zum Schluß den Propheten-Marsch. Mittwoch 20. [VIII.] … Besuch vom Prinzen Georg von Preussen. Donnerstag 21. [VIII.] … Leider gar nichts heute getan. Freitag 22. [VIII.] … Leider gar nichts getan. … Sonnabend 23. [VIII.] … Vormittags 2 Stunden und Abends 2 Stunden an der Szene der Iphigenia gearbeitet. Sonntag 24. [VIII.] … Besuch von Escudier u. Vivier. … An der Instrumentation von Iphigenia gearbeitet. Montag 25. [VIII.] … Konzert, in welchem Madame Cabel die Schattenarie aus dem Pardon sang. Dienstag 26. [VIII.] … Nur sehr wenig u. generell an der Instrumentation von Iphigenia gearbeitet. Mittwoch 27. [VIII.] … Nichts getan wie einige Briefe geschrieben.

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Meyerbeer an Charles Lewis Grüneisen in London Bains d’Ems: Duché de Nassau ce 27 Aout 1862. Mon cher & excellent Ami! Toutes les fois qu’il m’arrive quelque chose d’heureux ou d’honorable en Angleterre, je suis sur que la premiere nouvelle m’en arrivera

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Albumblatt für Maria Principessa della Rocca, datiert „Ems 1862“, Besitzende Institution: ÖNB, Musiksammlung, Sign.: Mus.Hs.37.998

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par votre bonne & loyale l’Amitié, dont Vous m’avez donné tant de preuves pendant de longues années, & qui ne se dément jamais. C’est aussi par votre bonne & aimable lettre que j’ai appris le grand succes que Mademoiselle Patti a obtenu dans Dinorah à Coventgarden. Pardonnez moi si je ne Vous ai pas remercié plutôt de cette nouvelle marque de sympathie: mais j’ai été bien souffrant depuis six semaines, & maintenant encore malgré une cure de 7 semaines je ne suis pas délivré encore de cette toux nerveuse qui m’agite & m’affaiblit en même temps. En outre, ces eaux d’Ems montent à la tête & échauffent tellement que toute occupation & principalement l’écrire m’est défendu. Voila pourquoi je viens si tard Vous remercier de cette nouvelle marque de Votre sympathie. Comme j’ai la plus grande foi dans votre jugement artistique & que Vous ètes si satisfait de la façon dont Mlle Patti a rendu Dinorah, je si[!] sur qu’elle a du ètre ravissante. Du reste j’ai toujours cru que ce rôle il était homogène à la nature de son talent & qu’elle y devait etre magnifique. Mais il y a encore un autre rôle qui dans ma conviction lui irait admirablement aussi & dans lequel elle pourrait developper cette grace enfantine, cette mutinerie espiègle de jeune fille que personne possède comme elle: je veux parler de la Catherine de l’Étoile du Nord. Vous me feriez bien plaisir cher Ami puisque Vous connaissez cet Ouvrage, de parler de ce rôle à Mlle Patti & de lui conseiller de le chanter l’année prochaine à Coventgarden. De même je Vous serais bien obligé si Vous pouviez persuader Mr Gye de remonter l’année prochaine cet Ouvrage avec Mlle Patti. Je sais qu’il hérite à le faire parcequ’il croit que la mise en scène nouvelle lui couterait beaucoup d’argent. Mais je ne crois pas que le succes de cet Ouvrage soit dans une brillante mise en scène. Il est dans l’originalité du rôle de Catherine en rapport avec le talent de Mlle Patti, dans un poëme amusant & peut-ètre aussi un peu dans la musique. Si Mr Gye donne le rôle de Catherine à Mlle Patti, & les autres rôles a de bons chanteurs, je crois que la piece fera de l’argent, qu’il la donne avec de nouv vieux ou de nouveaux décors & costumes. J’ai vu avec plaisir que l’on exécutera mon exhibition Ouverture au Festival de Worchester. J’aimerais bien qu’elle fut exécutée aussi dans les Miscellanées Concerts des autres Festivals de Province, & surtout à Londres, plus que cela a eu lieu jusqu’à présent. Si Vous pouvez y contribuer cher Ami par vos conseils qui je sais aut exercent beaucoup d’autorité, Vous me ferez grand plaisir. Je compte retourner quitter dans peu de jours Ems & je serais dans quinze jours à Berlin.

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Si Vous me faites le plaisir de me donner de Vos nouvelles, veuillez les diriger à Berlin. Daignez me rappeller au souvenir de l’aimable Madame Grüneisen & croyez moi pour toujours 5

Votre tout dévoué Meyerbeer [Autograph (Las): Verbleib unbekannt; Faksimileabdruck in: Opera news 10: 1945, Nr. 8, S. 6 f.]

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Meyerbeer an Carl Kaskel in Dresden Ems d 28ten August [18]62. Geliebter theuerer Freund und Bruder! 15

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Ich weiß mit welcher innigen Freundschaft Du meinem so früh dahingeschiedenen Bruder Michael ergeben warst. Ich bin auch überzeugt daß Du der Meinung bist, daß man für das Andenken eines verstorbenen Freundes mehr in’s Zeug gehen muß als wie für den Lebenden, da der erstere nicht mehr für sich selbst eintreten kann. Ich erlaube mir daher Deine vielbeschäftigte Zeit in Anspruch zu nehmen, indem ich Dich bitte den beifolgenden Brief des Dr Lederer aus Dresden zu lesen, und zugleich auch Kenntniß zu nehmen von der Copie hier beigelegten Copie meiner Antwort. Meine Bitte ist geht nun dahin theuerer geliebter Bruder daß Du den Herrn Intendanten von dem Sinn meiner Antwort in Kenntniß setzest, direkt kann ich das damit er meine Meinung nicht ignoriren[.] Direkt kann ich das nicht thun, da ich ihn gar nicht kenne, er mich auch nicht hat befragen lassen. Außerdem aber auch lieber Bruder möchte ich Deine persönliche Meinung über diese Angelegenheit wissen, ob Du die meinige theilst. – . Die Partitur meiner Londner Ouverture ist jetzt erschienen und wirst Du sie binnen kurzen erhalten. Deinen Rath zufolge werde ich sie auch an Bank schicken und ihm dazu schreiben,

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bitte Dich aber sehr daß Du ihm den Brief und die Musik übergiebst[.] Es wird das gewiß in seinen Augen den Werth der Gabe bedeutend erhöhen. – . Ich habe vor einigen Tagen einen Chor für Liedertafeln, „Das Lied vom blinden Hessen“ komponirt, welches mir glaube ich gut gerathen ist und für welches ich Deine Zufriedenheit hoffe. Tausend Grüße dem lieben Felix: behalte in gutem Andenken Deinen ewig treuen Freund und Bruder Meyerbeer P. S. Wenn Du mich mit einer Antwort erfreuen willst, so richte sie nach Berlin: meine Cur ist hier bald vollendet: dann streife ich noch ein wenig umher und bin d 15ten September in Berlin P. S. No II. Noch eine Frage. Kennst Du diesen Dr Lederer? Ist es ein Mann von dramatischem Talent und Geschicklichkeit? Wenn Du meine Ansicht in dieser Angelegenheit nicht billigen solltest so sage es mir aufrichtig.

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Abschrift der Antwort Meyerbeer’s an den H Doktor Lederer. [s. Meyerbeer an Joachim Lederer vom 28. VIII. 1862] [Autograph (Las): Library of Congress, Music Division, Washington]

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Meyerbeer an Joachim Lederer in Dresden Ems d 28ten August [18]62 Hochgeschätzter Herr Doktor! Ihr geschätztes Schreiben welches Sie nach Berlin richteten habe ich hier empfangen. Vor allen Dingen genehmigen Sie meinen ergebensten Dank für Ihre zarte rücksichtsvolle Aufmerksamkeit, mich um meine Einwilligung zu fragen, ob ich, als nächster lebender Verwandter des dahingeschiedenen Dichters es billige, daß sein Toggenburg unter den von Ihnen angegebenen Combinationen in Dresden zur Aufführung komme. Wenn ich mir erlauben darf meine aufrichtige Meinung auszusprechen, so glaube ich, daß wenn eine derartige Anfrage an meinen Bruder bei dessen Lebenszeiten ergangen wäre, er erwidert haben würde, daß er unter solchen Umständen wünsche,

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sein Stück käme nicht zur Aufführung; und diese Meinung ist auch die Meinige. Bei einem so einfachen, in so knappen Dimensionen angelegten kleinen Stück, können solche Verändrungen, die tief eingreifend sein müssen, da sie eine neue Collaboration nothwendig machen, nicht möglich sein, ohne den Organismus desselben wesentlich zu verändern. Dem ersten Verfasser bliebe die Verantwortlichkeit für sein Stück, und doch wäre es nicht mehr sein ursprüngliches. – . Meiner unmaßgeblichen Meinung nach ist es daher besser, das Stück wird unter diesen Umständen nicht gegeben. Verzeihen Sie meine freimüthige Antwort auf Ihre Anfrage, und genehmigen Sie noch einmaal hochgeehrter Herr Doktor meine dankbare Anerkennung für Ihr zartes rücksichtvolles Verfahren, mir gegenüber, in dieser Angelegenheit Hochachtungsvoll Ihr ergebenster Meyerbeer P. S. Der Andeutung Ihres Briefes gemäß, lasse ich durch einen Freund die Königl Hoftheaterdirektion von dem Innhalt dieser meiner Antwort in Kenntniß setzen

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[Autograph (Las): Verbleib unbekannt; autographe Abschrift im Anhang von Meyerbeer an Carl Kaskel vom 28. VIII. 1862, Library of Congress, Music Division, Washington]

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Freitag 29. [VIII.] … Abschiedsbesuch am Prinzen Georg. Er erzählt mir einen sehr interessanten Plan von ihm zu einem Operngedicht Phaedra. … Droits d’auteur Juni 397 fr. 90 c., … Juli 505 fr. 90 c. Sonnabend 30. [VIII.] … unbeschreibliche Mattigkeit u. Zerschlagenheit … Sonntag 31. [VIII.] … Die Diarrhöe ermattete mich wieder schrecklich. …

Tgb. September 1862 Montag 1. [IX.] … Der Husten ist, Gottlob, ganz fort. … zu jeglicher Beschäftigung untauglich. … Dienstag 2. [IX.] …

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Mittwoch 3. [IX.] … Vormittags u. Abends jedesmal ein paar Stunden an der Instrumentation der Szene der Iphigenia gearbeitet. Donnerstag 4. [IX.] … Freitag 5. [IX.] … Mein 71. Geburtstag. Ich trete ihn an in mißlicher Gesundheit u. großer Abschwächung. Ich trete ihn an, ohne daß meine geliebten Töchter Caecilie u. Cornelie verheiratet sind. Ich trete ihn an, ohne daß die Afrikanerin, welche die Welt von mir erwartet, aufgeführt ist. Wie mich alles dieses tief betrübt und entmutiget! Und doch muß ich mich ermutigen u. Vasco vollenden u. zur Aufführung bringen, wenn mir Gott das Leben dazu läßt. Großer Gott, segne das neue Jahr des Lebens, in dem ich eintrete, u. mache, daß es ein segensreiches, freudenreiches für meine geliebte Gattin, für meine geliebte 3 Kinder, für mein Enkelchen und für mich selbst sei. Amen! Gott erhöre mich. …

Meyerbeer an Carl Kaskel in Dresden

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Ems d 5ten 7ber [18]62. Theurer geliebter Bruder! Deinen liebenswürdigen freundschaftlichen Brief, empfange ich in demselben Augenblick wo ich mich anschicke Ems zu verlassen. Wenn mir also Herr von Könneriz das umgeänderte Manuscript des Toggenburg nach Ems schickte, so würde es mich nicht mehr treffen. Habe also die große Güte ihn zu veranlassen dieses nicht zu thun. Da Du übrigens nach Rücksprache mit Dr Lederer selbst findest, daß die Verändrungen nicht in den Organismus des Stückes eingreifen, und dieses auch wie Du schreibst die Meinung des Herrn von Könneriz sei, welcher ein Kenner und Mann von gediegener Bildung ist, so scheint mir daß ich auch ohne weitere Kenntnißnahme des Manuscriptes mit gutem Gewissen in die Aufführung des Stückes einwilligen kann. – . Du würdest mich verbinden wenn Du die große Güte haben wolltest den Herrn von Könneritz davon in Kenntniß zu setzen und ihm zugleich meinen herzlichen Dank auszusprechen, daß er das veränderte Stück nicht ohne meine Einwilligung geben wollte; denn da dasselbe gedruckt ist so habe ich kein legales Recht ein Veto einzulegen. Somit wäre die Angelegenheit erlediget, und bedarf es keiner weitern Zusendung des Manuscriptes. Dir aber geliebter Bruder meinen

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innigsten Dank daß Du Dich stets als der alte unwandelbare Freund bewährst. Ich verlasse leider Ems mit einer viel mehr erschütterten Gesundheit als ich hieherkam. Eine große moralische Muthlosigkeit hat sich meiner bemächtiget, und Angst vor den Einwürkungen des Winters den wir entgegensehen. Gebe Gott daß ich mich täusche, und möge sein himmlischer Seegen mich wieder herstellen und stärken Dein treuer Freund und Bruder Meyerbeer [Autograph (Las): Library of Congress, Music Division, Washington]

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Sonnabend 6. [IX.] … Die Szene der Iphigenia in der Jeunesse de Goethe fertig instrumentiert u. revidiert. Sonntag 7. [IX.] … Gar nichts getan.

Meyerbeer an Georges Frédéric Burguis in Berlin Ems d 7ten September 1862. Bester Herr Burguy 20

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Unsre Jungfer Emilie weiß wo die Köchin Clara wohnt welche ehemals bei uns war. Sie soll gleich hingehen und sich erkundigen ob sie gegenwärtig frei ist und für mich regelmäßig jeden Tag kochen will. Sollte sie, was mir sehr Leid wäre, nicht frei sein, so soll sie zu meiner Schwägerin Madame Hanne Mosson gehen und sie bitten sich umzusehen ob sie nicht irgendwo eine recht gute Köchin für mich aufzufinden. Bei der gegenwärtigen Schwäche meines Magens, darf ich’s nicht mit Restaurations Essen wagen. – . Die Diarröhe will leider noch immer nicht weichen, dennoch muß ich suchen aufs baldigste nach Berlin zu kommen wo ich doch wenigstens meine häusliche Bequemlichkeiten finde. Welchen Tag ich ankommen werde kann ich praecise noch nicht bestimmen, da ich in meinem jetzigen krankhaften Zustande nur kleine Tagereisen machen kann. Haben Sie aber die Güte vom 10ten an jeden Abend den Wagen

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auf die Eisenbahn zu schicken wenn der Köllner Zug ankommt (der welcher auf dem am Anhaltischen Bahnhof mündet). Haben Sie auch die Güte zu veranstalten daß meine Berliner Zeitungen vom 10ten an in meine Wohnung Pariser Platz gebracht werden. Ferner soll Emilie dafür sorgen daß ich eine gute Gerstenschleim Suppe (wo möglich von Clara gekocht) finde. Auch soll sie vorher meine 3 Zimmer rein machen und lüften. – . Sollten meine Kräfte nicht ausreichen am 10ten Berlin zu erreichen, so hoffe ich doch wenigstens mit göttlicher Hülfe d 11ten in Berlin anzukommen. H Haben Sie die Güte Niemand zu sagen daß ich komme, damit ich ein paar Tage ruhig allein bleiben kann. Ah! que j’aurais mieux de rester tranquillement à Berlin cet été. Ces eaux d’Ems m’ont abimé l’estomac. Leben Sie wohl bester Herr Burguy und genehmigen Sie die Versicherungen meiner vollkommensten Hochachtung

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Meyerbeer [Autograph (Las): Slg. Sieghart und Sabine Döhring]

Tgb. September 1862 Montag 8. [IX.] … Ich entschloß mich zu dem Wagestück abzureisen, obgleich die Diarrhöe noch nicht völlig geheilt ist. Mit einem Fuhrmann bis Coblenz gefahren, von da in der Eisenbahn bis Köln.

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Meyerbeer an Julie Scribe in Paris Aux bains d’Ems 8 Septembre 1862 Madame! J’avais l’intention de faire une excursion à Paris, ou j’aurais alors eu l’honneur de Vous voir, & de m’acquitter envers Vous des obligations que m’impose mon traité du 14 Septembre 1862 1857 avec feu M. Scribe. Mais je suis devenu si souffrant dans les dernieres semaines, que mon médecin me conseille de retourner de suite à Berlin. J’ai donc prié M. Louis Brandus de Vous demander une audience, pour Vous remettre les dernieres dix mille francs que le traité m’impose à payer: j’autorise aussi M. Louis Brandus de recevoir Votre quittance.

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Il Vous dira tout ce que je Vous aurais dit, si j’avais eu l’honneur de Vous voir, & Vous exprimera les regrets profonds que je ressens toujours encore de la perte de cet homme illustre, de ce génie charmant, qui fut le compagne de Votre vie, & avec lequel j’ai eu de si longues & de si amicales rélations. Veuillez agréer Madame l’expression des sentiments les plus distingués, de Votre tres dévoué Meyerbeer [Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. des Manuscrits, n. a. f. 22840, f. 343] Tgb. September 1862

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Dienstag 9. [IX.] … Ich hatte mir hier mit Louis Brandus ein Rendezvous gegeben, und, da mein Unwohlsein mich verhinderte, selbst nach Paris zu kommen, er an Madame Scribe mein dédit von 10000 Franken zahlte, weil ich Judith nicht bis jetzt zur Aufführung gebracht hatte, u. dabei von ihr zu erlangen suche, daß sie mir noch 2 Jahre das Poëm von Vasco zur Disposition ließe, welches sie das Rechte hatte, mir jetzt zu entziehen. Ferner sollte er La Rounat, Direktor des Odeon, sagen, daß ich durchaus das Orchester u. die Chöre vom Théatre italien verlange, u. da das Théatre italien den 1. Mai zu spielen aufhöre, so solle er lieber La Jeunesse de Goethe im Mai statts im Februar spielen, was mir übrigens aus Gesundheitsrücksichten sehr willkommen wäre, da ich dann die Reise nicht in der kalten Jahreszeit zu machen brauche. Abends 7 Uhr trat ich meine Rückreise nach Berlin an, ging aber nur bis Düsseldorf. … Mittwoch 10. [IX.] … Um 8 Uhr mit dem Eisenbahnzug nach Hannover. … Donnerstag 11. [IX.] … Um ½ 12 mit einem Lokaleisenbahnzug nach Braunschweig, wo ich mich 2 Stunden ausruhete; um 4 Uhr 15 mit dem Courierzuge nach Berlin, wo wir ¾ 10 Nachts ankamen. … Freitag 12. [IX.] … Der Magen u. die Verdauung gibt mir viel zu schaffen. … Sonnabend 13. [IX.] … Sehr matt u. schwach. … Sonntag 14. [IX.] … Zustand des Magens u. der Mattigkeit derselbe. …

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Montag 15. [IX.] … Die Diarrhöe zeigt sich wieder … ich muß zuhause bleiben. Dienstag 16. [IX.] … Zuhause geblieben. Große Mattigkeit. … Mittwoch 17. [IX.] … Zustand des Magens u. der Mattigkeit derselbe. …

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Louis Brandus an Meyerbeer in Berlin Monsieur G. Meyerbeer Directeur general de la musique de S. M. le Roi de Prusse Commandeur de plusieurs ordres &c &c &c Berlin Pariser Platz

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[eigenhändiger Vermerk Meyerbeers:] Der Recu von Mme Scribe am 14. September 1862

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Paris 17 Sept [18]62. Hochverehrter Meister, Mein ergebenes gestriges Schreiben bestätigend habe ich heute die Ehre Ihnen beiliegend Mme Scribes Quittung zu überreichen, die, wie Sie sehen werden wörtlich nach dem in Köln aufgesetzten Modell copirt ist. Die Uebersendung dieser Quittung wird jeden weiteren Kommentar meinerseits überflüssig machen da Sie daraus von selbst ersehen daß Mme Scr. auf alle Ihre Gründe vollkommen eingegangen, und daß es auch nicht nöthig war den eventuellen Paragraph einer etwaigen ferneren Indemnität hinzuzufügen. – Was Judith betrifft so hat Mme Scr., wie vorauszusehen war, die 10,000 fr. natürlich genommen (“um sich den Bestimmungen ihres Mannes getreu zu beweisen„) – indeß mich beauftragt Ihnen mündlich zu sagen, daß sie keineswegs beabsichtige über das poëme der Judith anderweitig zu disponiren, sondern, daß, wenn Sie je den Augenblick zur Aufführung günstig glauben sollten, das Buch von Neuem zu Ihrer Disposition sein wird. – Mme Scribe gab mir auch für Sie das Porträt carte de visite des seeligen Scribe das ich meiner bevorstehenden Sendung beilege. Mein Auftrag auprès de Mme Scribe hat also, denke ich, vollkommen den Erfolg gehabt den Sie gewünscht, und das grâce der meister-

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Photo von Eugène Scribe von Gaspard Félix Tournachon (genannt Nadar), entstanden in Paris zwischen 1855 und 1859, Besitzende Institution: ÖNB, Porträtsammlung, Bildarchiv und Fiedeikommißbibliothek

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haft logischen Instructionen die Sie mir gegeben und denen ich mich in meinen Unterredungen mit Mme Scr. getreu angeschlossen. Carré sowohl wie Perrin habe ich ebenfalls gesehen; beide “comprennent parfaitement vos raisons„, und beide fügten hinzu “qu’ils tâcheront et qu’ils chercheront de trouver un autre sujet qui puisse convenir au maître.„ Die Changements d’adr. des journaux sind besorgt, und Tronquoy habe Contr’ordre gegeben, d.h. ihn benachrichtigt etwaige Briefe nicht ferner an sich zu halten sondern solche jetzt nach Berlin zu dirigiren. Mit Santley in der Rolle von Hoël haben wir Beide recht gehabt: Santley sang die Rolle allerdings am ersten Abend, er hatte dann aber einem Engagement in der Provinz zu genügen und wurde in dieser Rolle wie in allen seinen Rollen, aber nur während seiner Abwesenheit, darin remplacirt. Ueber Mlle Parepa als Dinorah schreibt man mir daß sie die Rolle Capitally gesungen, und daß Miss Pyne sie ihr für die ersten nächsten Vorstellungen nicht fortnehmen könne “as Parepa made a very great succes in it„ Strakosch ist, wie Sie wissen, mit der Patti auf ihrer tournée in der Provinz begriffen, und wechselt von Tag zu Tag den Aufenthalt; während dieser Zeit läßt er sich alle seine Briefe nach Covent-GardenTheatre adressiren, wo der Portier die nöthigen Ordres zur Weiterbeförderung hat An Guidi sind heute zum zweiten Mal die parties d’orchestre Ihrer Londoner Meister-Ouverture von hier aus abgegangen, da sie Exemplare davon in Paris haben, und habe dieselben diesmal selbst auf die Post gelegt Ende dieser Woche habe ich eine Gelegenheit nach Berlin und benutze dieselbe Ihnen ein kleines Paket, das bereits fertig gepackt ist zu senden, und das: Livret u. Kl. Ausz. von Lalla Roukh – Abufar von Ducis – ½ Dutzend Titel an Ouverturen und das Porträt Scribes enthält. Hoffentlich empfange ich recht bald die Nachricht Ihres Besserbefindens und in dieser Hoffnung verharre ich, hochverehrter Meister, in wahrster Verehrung Ihr dankbar und unbegrenzt ergebener L Brandus [Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, W/63]

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Donnerstag 18. [IX.] … Müdigkeit u. Kopfschwindel nach der Nahrung. … Freitag 19. u. Sonnabend 20. [IX.] … ein kleines Wenig besser. Madame Scribe fügt ihrem Reçu über die 10000 Fr. die schriftliche Einwilligung bei, mir noch 2 Jahre (bis 14. September 1864) die Disposition über das Poëm Vasco zu lassen. Sonntag 21. [IX.] … Ich setze einen Krankenbericht an Schönlein auf. … Montag 22. [IX.] … Neue Vorsätze zur Tätigkeit. Da ich in meinem jetzigen krankhaften Zustand nicht viel komponieren darf, so will ich wenigstens jeden Tag am Piano phantasieren und täglich im Poem von Vasco lesen, es auswendig zu lernen. … Lange fantasiert: eine glückliche Cabaletta erfunden, die vielleicht für das Duett im 4. Akt passen wird. Dienstag 23. [IX.] … 1 Stunde phantasiert. … Mittwoch 24. [IX.] … Ich ließ den Dr. Traube holen. … Donnerstag 25. [IX.] … Antwort von Schönlein nebst Verhaltungsmaßregeln. … 1 Stunde generell an Vasco gearbeitet. Freitag 26. [IX.] … Den ganzen Tag im Kopfe mich mit dem 4. Final von Vasco beschäftiget. Sonnabend 27. [IX.] … Fantasiert u. außerdem im Kopfe den Tag über mich viel mit 4. Final Vasco beschäftiget. Brief von Truhn. Er zeigt mir an, daß er eine wohlwollende Rezension über das Feldlager in der Glaßbrennerschen Montagspost eingerückt habe, daß aber unmittelbar unter derselben eine gemeine, boshafte von dem Klavierspieler Ehrlich, der sich früher als mein Bewunderer gerierte, gestanden habe. … Sonntag 28. [IX.] … Fantasiert u. mich im Kopfe mit Vasco beschäftiget, aber nicht so viel wie gestern. … Montag 29. [IX.] … An Vasco Final 4 fantasiert. Dienstag 30. [IX.] … An Vasco Final 4 vielfach im Kopfe fantasiert und dabei das Thema erfunden

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Photo von Minna Meyerbeer von Numa Blanc (eigtl. Numa Prosper Blanc de Labarthe), entstanden in Baden-Baden, wahrscheinlich 1864, Besitzende Institution: Hans-und-Luise-RichterStiftung in der Stiftung Stadtmuseum Berlin

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Tk. Oktober 1862 [SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/31]

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Schreck Wallstraße 17. Auf den Hof 2 Treppen rechts Buchbinder Linierer. Nachfolger von Greifenstein 19. Schloßstraße. Scharlottenburg. Greifenstein (London) Duncan Davison 244 Regent Street: Corner of little Argyll Street Dr [Heinrich] Billing [Edler v. Gemmen]. Schriftführer des Wiener MännerGesangsverein [Lobkowitzplatz 1] Stadt 92: oder 892. Holtzmarkstraße (bei der Roßstraße No 62 oder 63. Wittwe Brandus. Köster. Kanonierstraße 30 35. Scharlottenstr Wagner Lucca. 5 Wilhelmsplatz 3 Treppen hoch 11 neue Friedrichsstr Brandus von 12 bis 2 ist H Bock zu finden. Hinter der katholischen Kirche No 1. eine Treppe Behrenstr: 1a. Frau v Brandenstein

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Louis Brandus. Daß Philharmonische Gesellschaft und Wilde die Ouv aufführt [–] Pas de Loup Ouv. (Billets) [–] Artikel vom Odeon in France musicale [–] Daß Gemmy die 2 Londner Partituren an Bock schickt [–] falscher Text in 4 händigem Klavierauszug Londner Ouverture Hoyer. RegierungsRäthin in Königsberg Fortsetzung [Gemmy] Brandus[:] Henri B. einen Collaborateur[.] Liverpool. Duncan Davison: Ouverture abgeben an Costa Ouverture Dinorah Neapel Musard: Edmond Rouviere [–] Duesberg: keine Autoransprüche [–] Miolan Dinorah: Marseille Poisot = Ob ich Weber eine Ouverture schenken soll [–] Ob [Louis] Brandus auf der Rückreise wieder über Berlin kömmt und wann (ja am 15ten) An wen Ouverture in England adressiren. Costa. Anderssohn[.] Salaman. Hogarth. Wilde[.] Berthold Senff [–] Duncan Davison Lanonau (ohne mein Name [–] In Berlin den Propheten mit der Lucca hören wegen der Sax [–] Jeunesse de Goethe Intermède wiedergeben 1. La Rounat. Clark. Cambridge [–] Bock. Quartett Freundschaft[.] Louis Brandus. Der blinde Hesse [–] Royer. Ist Henri Blaze von allem unterrichtet? Roqueplan – Meine Briefe zurückschicken Mario Hugenotten in französischer Oper [–] Mapelsohn Prophète Affricaine Die Sax mit Mario Valentine Titjens für Grand Opéra [2.] Londner Ouverture bei Arban, aber in der Stadt – Sauntley – härtere Metallstifte [–] Duesberg Übersetzung der Ändrungen von Vasco [–] Warum sein Bruder nicht antwortet wegen Faure (Patti) = Achard Sauntley Étoile. Pardon. Perrin. Cabel [–] Berliner Correspondent. Musical World 4. Brief an der Akademie daß ich bei heutiger Sitzung nicht kommen kann. An Bock Fagotti und Bassclarinetten 5. ¼ auf 9 Frühstück[.] Zu Dr Beurmann Hôtel Rome[.] Zu Graf Redern[.] Uhre gestellt[.] Bürguy Buch für die Ändrungen im Vasco oder bloß Postpapier[.] Frisches Magenpflaster aufgelegt. 6. Die erste Abschrift der Birch-Pfeifferischen Ändrungen von Vasco suchen. 7. Burguy: Das Alphabet schreiben in das Adressebuch[.] Reibedanz zu morgen 8. An Brandus Feldlager[,] Intermede Goethe 9. Bürgui. Dinorah Neapel [–] Burguy Börsenzeitung[.] Reibedanz = An Grell[.] Ich will an Berthold Senff schreiben[.] Daß H Louis Brandus den Text vom Intermède wiedergiebt.

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10. Das Manuscript von Rellstab von Imitation de Jesus Christ heraussuchen und an den Kopisten schreiben 11. Burguy Partitur von Ouverture binden lassen für Davison und Costa 12. Mendel – Benedict – Redern 13. 9 auf die Bank – Zu Graf Redern [–] Copist kommen lassen[.] Abends 6 Benedict[.] Gravenstein für die convertirte 4 ½ von Minna und den Kindern[.] Den Kopist kommen lassen 14. 10 Mendel. Redern. Hülsen[.] Den Cantique für den Kopisten präpariren. Bürguy die Partitur zum Binden 15. ½ 10 Mendel – Copist – Redern [–] Burguy Londner Ouverture [–] New York Irving Hall [–] Burguy Dinorah Prag. Visitenkarten auch deutsche Titel Gemmy. Lard Papier Zu Cox. hotel du Nord Gemmy. Musard Gemmy wegen Duesberg und Faure (Sauntley) Gemmy 6 Ex: Londner Ouverture schicken 16. Bürguy. Zeitungsexpedition wegen Börsenzeitung schreiben. 17. Redern Probe Domchor für Clark und Cox – Zu Hülsen wegen Clark und Diapason – Zur Lucca – An Maß wegen Diapason Sitzung 18. ½ 3 zu Clark und Domchor Garde du Corps Caserne [–] 6 AkademieSitzung – Cox – 19. ½ 12 Brandus[.] Burguy Minna’s Potographie[.] 2 Plätze zu Robert[.] An Brandus daß er vormittags statts Abends 7 statts 6 kommt – An Burguy um 6 Auerbach 20. 6 Todtenfeier für Heinrich bei Auerbach[.] Das Manuscript für Senff durchsehen – An Clark – Um welche Zeit ist Morgen die Feier auf der Akademie 21. Heute die Uhre gestellt[.] An Clark Singakademie ½ 5[.] Schröder Glockenspiel wann 3ter Akt Lohengrin angehet 22. Die Anmerkungen zu Duesberg Übersetzung = Klavierauszug Lied vom blinden Hessen 26. An Bock: morgen 10 27. Bock. Merelli. Tribelli[.] Die Brasilianer besuchen[.] Bamberg. Klavierauszug blinder Hesse. Gräfin Saldern. 28. 9. Greifenstein 31. Bamberg. Die Brasilianer[.] Ouverture zum englischen Gesandten[.] Nachsehen ob die 100 Thaler in München bezahlt sind[.] Diner beim König ½ 5 Uhr[.] Latour d’Auvergne

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Tgb. Oktober 1862 Mittwoch 1. [X.] … ½ Stunde vor dem Frühstück Text des 4. Finale durchlesen u. daran komponiert. … Besuch von Blanca, Fritz u. Korff, die von Ischl zurückkamen. … Donnerstag 2. [X.] … Seit mehrern Tagen überfällt mich 1 Stunde nach dem Frühstück eine plötzliche Müdigkeit u. Mattigkeit mit starkem Kopfweh: dieser Zustand dauert etwa eine Stunde. … 1 Stunde 3mal das 4. Final Vasco gelesen und daran fantasiert. Heute überraschte mich meine geliebte Gattin Minna mit meinen geliebten Kindern Caecilie u. Cornelie bei ihrer Rückkehr von Ischl. … Freitag 3. [X.] … Droits d’auteur August 788 fr. 5 c. … Sonnabend 4. [X.] … ½ Stunde Text des 4. Finale durchlesen.

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Meyerbeer an Gustav Bock in Berlin [Berlin, 4. X. 1862] … Das Arrangement der 4 Fagotten für 2, und die Vertheilung der Parthie der BaßClarinette in andre Stimmen, ist ganz zweckmäßig gemacht, und können Sie dieselbe auf ein appartes Blatt als Supplement stechen … [Autograph (Las): Verbleib unbekannt; Textauszug zuletzt nachgewiesen in: Auktionskatalog Stargardt 577, Nr. 737]

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Meyerbeer an Eduard Daege in Berlin Berlin 4ter October 1862 Hochgeehrter Herr Professor! Ich bin zwar so weit in meiner Genesung vorgeschritten daß ich in den Mittagsstunden schon ausfahren und gehen darf, aber des Abends darf ich auf ärztlichen Befehl noch immer nicht das Zimmer verlassen. Ich kann daher auch der heutigen Abendsitzung des hohen Senats zu meinem großen Bedauern noch nicht beiwohnen. – . Ich weiß nicht ob die Berathungen der musikalischen Sekzion der K. Akademie wegen der Herabsetzung der musikalischen Stimmung schon Statt fanden. Sollte dieses noch nicht der Fall gewesen sein, und deren Besprechung jetzt gewünscht werden, so würde ich ganz

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ergebenst bitten daß die Besprechungen am Vormittage oder den Mittagsstunden, und nicht des Abends festgesetzt würden, weil ich aus den oberwähnten Gründen Abends nicht ausgehen darf. Genehmigen Sie hochgeehrter Herr Professor den Ausdruck meiner vollkommensten Hochachtung und Ergebenheit Meyerbeer [Autograph (Las): The New York Public Library] Tgb. Oktober 1862

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Sonntag 5. [X.] … 1 Stunde Vormittags, ¼ Stunde Abends verschiedene Male den Text des Finale 4 Vasco gelesen u. daran komponiert. Montag 6. [X.] … 2 ½ Stunden das 4. Final durchlesen u. daran fantasiert. … Dienstag 7. [X.] … Mehrere Male das 4. Finale durchlesen u. daran fantasiert. … Mittwoch 8. [X.] … Einige Male das Finale durchlesen, sonst nichts getan. … Donnerstag 9. [X.] … Text Final 4 Vasco durchgelesen u. daran fantasiert. …

Meyerbeer an Bartholf Senff in Leipzig Berlin d 9ten October 1862.

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Hochgeehrter Herr!

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Ich bin im Besitz Ihres geschätzten Schreibens, in welchem Sie mir in Erinnerung bringen, daß Sie schon 1850 bei Errichtung Ihres Musikverlag’s, an mich geschrieben hätten, mich zu ersuchen Ihnen ein Manuscript von mir zum Stich zu geben; daß ich Ihnen dieses auch versprochen hätte, ohne jedoch diesem Versprechen bis jetzt nachzukommen. Das ist allerding’s wahr. Um nun das so lang verzögerte Versprechen jetzt gleich einigermaßen in Erfüllung zu bringen, will ich Ihnen das einzige Manuscript welches ich in diesem Augenblick für Deutschland habe disponibel habe zu verlegen geben. Es ist dieses ein geistlicher Strophengesang für 6stimmiges gemischtes Chor (in 3 Strophen); vor jeder der 3 Strophen ist ein Bass-Solo. – . Ich werde das Stück sogleich copiren lassen, um es Ihnen in deutlicher Abschrift

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recht bald senden zu können. Späterhin wird sich hoffentlich auch noch ein oder das andre Stück finden. Genehmigen Ew: Wohlgeboren die Versicherungen meiner vollkommensten Hochachtung Meyerbeer

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[Autograph (Las): SLUB, Handschriftensammlung, Mscr. Dresd. App. 722, 92] Tgb. Oktober 1862 Freitag 10. [X.] … In der Akademie in die Probe von dem 16stimmigen De profundis mit Orchester von Wilsing: ein sehr kunstreiches Werk, in welchem außer dem realen 16stimmigen Vokalsatz auch das Orchester sehr interessant u. pittoresk. Ein paar Stunden das Finale 4. Akt mehrere Male durchlesen u. daran fantasiert.

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Meyerbeer an Gemmy Brandus in Paris Berlin ce 10 octobre [18]62.

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Mon cher Monsieur! Voici l’exemplaire de l’ouverture avec ma dédicace pour la Société philharmonique. Cette dédicace est devenue trop longue pour pouvoir l’écrire sur le frontispice. Je l’ai donc fait coudre sur la seconde page. En cas que ces Messieurs exécutent l’ouverture, veuillez avoir la bonté de veiller à ce que le titre tout entier tel qu’il se trouve sur le frontispice de la partition soit mis sur leur programme. C’est tres essentiel pour l’entente du morceau. Veuillez aussi avoir la bonté de remettre la boite de plumes que vous a donné Mr Lard pour moi, soit au porteur de ces lignes, soit à Monsieur Louis Brandus

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Votre tout dévoué Meyerbeer Tournez la page pour la Quittance. [Bestätigung des Erhalts von 5224 fr. droits d’auteur bis Ende August] [Autograph (Las): bis 1981 Privatbesitz; versteigert von Hauswedell & Nolte, Hamburg (angeboten im Kat. 240, Nr. 2276), seit 2001 angeboten von Lisa Cox Music, Exeter]

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Sonnabend 11. [X.] … 1 Stunde das 4. Finale durchlesen u. daran fantasiert. Zum 1. Mal seit meiner Rückkehr nach Berlin in der Senatssitzung der Akademie. … Lange Konferenz mit Louis Brandus. … Abends in der Singakademie in der Aufführung des 16stimmigen De profundis von Wilsing. Besuch vom Komponisten Benedict aus London. Sonntag 12. [X.] … 1 Stunde 4. Finale mehrere Male durchlesen. Montag 13. [X.] … 1 Stunde 4. Finale mehrere Male durchlesen. Dienstag 14. [X.] … Konferenz mit Mendel wegen Titel von Cantique. Ich lese in der Presse théatrale, daß ein Herr van der Straeten in dem Brüsseler Journal Le parlament belge einen boshaften Artikel gegen Dinorah und meine Musik im allgemeinen geschrieben hat. 1 ½ Stunde 4. Finale durchlesen u. daran fantasiert. Mittwoch 15. [X.] … 1 Stunde 4. Finale durchlesen u. daran fantasiert. Den Cantique nach Thomas a Kempis für die deutsche Herausgabe in seinen vielfältigen Bemerkungen deutsch übersetzt. … Donnerstag 16. [X.] … 1 Stunde vor und nach dem Frühstück generell an Vasco fantasiert. … Freitag 17. [X.] … In der Nacht unwillkürlich an dem Chor Akt 4 im Final Remparts de gaze komponiert. Auch morgens ¾ Stunde vor Frühstück. Nach dem Frühstück Final 4 durchlesen. …

Meyerbeer an Campbell Clarke in Berlin [Berlin, 17. X. 1862] [Graf Redern hat eine Probe des Berliner Domchors angesetzt] … expressément pour vous faire entendre quelques morceaux de choix de son répertoire de musique d’église …

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[Autograph (Las): Verbleib unbekannt, Textauszug zuletzt nachgewiesen in: Auktionskatalog Stargardt, Nr. 618 (27./28. XI. 1979), Nr. 848]

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Tgb. Oktober 1862 Sonnabend 18. [X.] … Vor und nach dem Frühstück 1 Stunde an dem Chor „Remparts de gaze“ gearbeitet, ihn beendiget und angefangen denselben aufzuschreiben. … Sonntag 19. [X.] … An Bartholf Senff nebst Manuskript vom Cantique. … ½ Stunde vor dem Frühstück am Chor „Remparts de gaze“ gefeilt. Besuch von Brandus, lange Konferenz mit ihm …

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Meyerbeer an Louis Brandus in Berlin [Berlin, 19. X. 1862] Sonntag früh

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Bei dem heutigen schlechten Wetter werde ich meine gewöhnliche Promenade um 10 Uhr nicht machen. Es ist daher nicht nöthig daß Sie sich so früh zu mir bemühen. Wollen Sie mir aber die Ehre Ihres Besuches zwischen 11 und 12 Uhr schenken so wird es mir sehr angenehm sein Genehmigen Sie hochgeehrter Herr die Versicherungen meiner vollkommensten Hochachtung

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Hochgeehrter Herr!

Meyerbeer P.S. Es wird Sie vielleicht interessiren zu erfahren daß H Campbell Clark aus London gegenwärtig hier ist Er wohnt unter den Linden No 59

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[Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 192 (Vol. 75, S. 278)]

Tgb. Oktober 1862 Montag 20. [X.] … 2 Stunden an der Revision der Kopie vom Cantique für die deutsche Ausgabe gearbeitet, auch inbezug der Unterlegung des deutschen Textes. 1 ½ Stunde an dem Chor „Remparts de gaze“ geschrieben u. Instrumentation präpariert. Konferenz mit Louis Brandus. …

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Meyerbeer an Louis Brandus in Berlin [Berlin, 20. X. 1862] Hochgeehrter Herr! 5

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Ich vergaß daß heute Abend um 6 Uhr eine religieuse Feier des Todestages meines seeligen Bruders Heinrich’s Statt findet, der ich stets beiwohne. Ich bitte mir daher aus ergebenst Ihren gütigen Besuch heute Abend um 7 Uhr statts um 6 Uhr aus wie wir verabredet hatten. Ihr ergebenster Meyerbeer [Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 193 (Vol. 75, S. 279)]

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Dienstag 21. [X.] … Etwa 2 Stunden an der Präparation zur Instrumentierung des Chors „Remparts de gaze“ gearbeitet u. eine paar Seiten Singstimmen davon in Partitur gesetzt. … Mit … Cornelie in der Singakademie, wo zu einer Gedächtnisfeier für verstorbene Mitglieder Mozarts Requiem. …

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Meyerbeer an Eduard Grell in Berlin [Berlin, 21. X. 1862] Hochgeehrter Herr Professor!

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Der Herr Professor Clark aus London hat mit großer Freude von mir erfahren daß Sie so gütig sein wollen ihm zu erlauben der heutigen Aufführung in der Singakademie beizuwohnen. Nun möchte ich aber breits wieder mit einer zweiten Bitte kommen wenn sie nicht zu unbescheiden wäre. Mein Töchterchen Cornelie möchte auch gern die heutige Aufführung des Requiem hören. Darf ich sie wohl mitbringen? Sie weiß übrigens schon von mir daß dieses wahrscheinlich nicht wird gestattet werden können, wegen der vielen zum Zutritt berechtigten Mitglieder.

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Genehmigen Sie hochverehrter Herr Professor den Ausdruck meiner vollkommensten Hochachtung Meyerbeer Dienstag [Autograph: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. Grell]

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Alexis comte de Pillet-Will an Meyerbeer in Berlin Monsieur G. Meyerbeer Berlin Monsieur J. Meyerbeer Berlin

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Paris 21 Octobre 1862. Monsieur Nous avons l’honneur de vous confirmer notre lettre du 8 Juillet & de vous prévenir que nous avons encaissé le trimestre au 1er Octobre sur vos F. 5625 – rente 3 % en F 1406.25 dont vous étes credité. La rente 3 % est resteé hier á 71.35 les actions du chemin du Nord á 1045. Nous desirons bien que la présente vous trouve en bonne santé, & toujours part à vos ordres, nous avons l’honneur de vous saluer, Monsieur, avec la considération la plus distinguée.

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Pillet Will [Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, X/51]

Tgb. Oktober 1862 Mittwoch 22. [X.] … Vormittags 2 Stunden Singstimmen vom Chor „Remparts de gaze“ in Partitur geschrieben und angefangen zu instrumentieren. … Abends 1 Stunde instrumentiert.

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Meyerbeer an Stephen de la Madeleine in Paris Berlin ce 22 octobre 1862. Monsieur! 5

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C’est de coeur & d’âme que je joins mes voeux à ceux exprimés par mes illustres confrères de l’Institut de France à Messieurs les membres du conseil municipal de Dijon, pour qu’une statue soit érigée, dans sa ville natale, à l’immortel compositeur Rameau, une des grandes gloires de l’école française. Veuillez agréer Monsieur l’expression de ma consideration la plus distinguée Meyerbeer

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[Autograph (Las): Verbleib unbekannt; Faksimileabdruck in: Autographensammlung K. Geigy-Hagenbach, Basel: Gasser 1929ff., Abdruck in: Julien Tiersot, Lettres de Musiciens écrites en français du XVe au XXe siècle, Turin: Bocca Frères 1924, 2 Bde., Bd. 2, S. 151]

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Donnerstag 23. [X.] … Vor und nach dem Frühstück und späterhin an dem Chor „Remparts de gaze“ instrumentiert, total 1 ¾ Stunde. Abends 1 ¼ Stunde mich damit beschäftiget, die deutschen Ändrungen im Libretto von Vasco zur französischen Übersetzung unter der Musik, welche Duesberg machen soll, ihm metrisch anzudeuten, damit sie prosodisch richtig unter der Musik passen, und ihm außerdem noch notwendige Erläuterungen für szenische Auffassung und Treue der Wiedergebung des Sinnes anzudeuten. Total 3 Stunden musikalisch gearbeitet. Wegen der geistigen Ermüdung u. Abspannung, welche die Anhörung des Wagnerschen Lohengrin auf mich ausübten, hatte ich den 3. Akt nie ordentlich, sogar niemals bis zu Ende gehört. Um dieses auszuführen, besuche ich heute bloß den 3. Akt. … Freitag 24. [X.] … Vor und nach dem Frühstück 1 ¾ Stunde an dem Chor „Remparts de gaze“ instrumentiert u. revidiert und beides beendiget. Abends 1 ½ Stunden an den Bemerkungen zur Duesbergischen Übersetzung der deutschen Änderungen von Vasco gearbeitet. …

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Sonnabend 25. [X.] … 1 ½ Stunde an den Bemerkungen für die Duesbergische Übersetzung gearbeitet, sonst nichts getan. … Zum ersten Mal seit meiner Krankheit in der Stadt zu Fuß gegangen. … Sonntag 26. [X.] … 2 Stunden an Bemerkungen für Duesbergs Übersetzung gearbeitet. … Mit Cornelie in Titus von Mozart. Montag 27. [X.] … 1 ½ Stunden an Bemerkungen für Duesberg gearbeitet, sie beendiget und sonst noch fantasiert. Abends 2 ½ Stunden an einem Liede Sehnsucht des Geliebten aus der Sammlung Balaleika komponiert, begonnen, fertig komponiert u. aufgeschrieben. … Dienstag 28. [X.] … 1 Stunde vor dem Frühstück den Text des Liedes des Mägdleins Wunsch u. Klage in der Balaleika zum 1. Mal gelesen, komponiert u. gleich aufgeschrieben. …

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Meyerbeer an Gemmy Brandus in Paris Berlin, October 28, 1862 Dear Sir: Allow me with these lines to introduce to you Herr Franz Kullak, son of the celebrated pianist and composer Kullak (whose works you have yourself brought out). This young man is worthily treading in the footprints of his celebrated father, and is already an excellent pianist. But he wishes to perfect himself in music in all its branches, and has therefore come to Paris to study and to hear all that can be heard in the way of music. You would oblige me greatly by helping and advising him in this matter. I must also take advantage of your kindness and ask you to help him in regard to his new home, and also get him introduced to some German families, for he is very young, and this is the first time he has left the home of his parents. [Autograph (Las): Verbleib unbekannt, ehemals Sammlung Edward Brandus; Abdruck in englischer Übersetzung in: The Century Library of Music, hrsg. von Ignace Jan Paderewski, New York 1900, Bd. 3, S. 89]

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Mittwoch 29. [X.] … ¾ Stunde vor dem Frühstück an Vasco fantasiert. Besuch an Demoiselle Trebelli. Besuch bei dem französischen Gesandten Prinz Latour d’Auvergne, der sich bei mir hatte anmelden lassen. Er bittet mich im Namen des Staatsminister de la maison de l’empereur Graf Walewsky, noch diesen Winter nach Paris zu kommen, die Africaine zu geben. Der Kaiser selbst wünscht es sehr, u. der Prinz Latour d’Auvergne sagt mir confidentellement, daß der Kaiser die Intention hätte, mich in diesem Falle zum Grand officier de la legion d’honneur zu ernennen. Ich kann aber Berlin diesen Winter wegen meiner geschwächten Gesundheit nicht verlassen, also auch deshalb nicht … nach Paris kommen. Donnerstag 30. [X.] … 1 ¼ Stunde vor und nach Frühstück mit gutem Erfolg an das Andante nach der Cabaletta des Duetts Akt 4 Finale komponiert. Ferner 2 ½ Stunde daran gearbeitet und mit gutem Erfolge das Andante fertig komponiert. Im Opernhause Iphigenia in Tauris … von Gluck. … Freitag 31. [X.] … Besuch von Graf Mortimer Mal[t]zahn, der durch Madame Jonas um eine meiner Töchter warb: ich war nicht zuhause. ¾ Stunde vor dem Frühstück an dem gestrigen Andante gefeilt. 1 ½ Stunde nachher angefangen, dasselbe aufzuschreiben. …

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1. [Sonnabend] Bamberg. Caratheodory: Monniès: Castro. Lowther. Carl. Gneist[.] Malzahn. Tribelli. 4. Tribelli – Antoinette – Mortimer Malzahn – Mr Brandus 8. Lwoff – Montalban – Mr Brandus[.] Akten der Akademie zurückschicken 10. Burguy Ausgabebücher für die Kinder. Briefe Celerier Davison Salaman und Hogarth[.] Gemmy Strakosch wegen Wien [–] Text zum Lied der blinde Hesse. Komposition zu Faust von H. Blaze [–] Patti Etoile 11. ½ 11 zur Tribelli[.] Die Uhre gestellt[.] Bock. Altmüller 12. Tribelli[.] Zu Schmidt wegen Leipzig Magdeburger, und wegen Friedeberg[.] Die 4te Bude unter den Colonaden von der Brücke kommend[.] Bocks Rechnung verificiren[.] Jacobsohns Hypothek Gravenst[ein]

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14. 10 Rode[.] Daß Brandus den Revers von Duesberg schickt [–] An Brandus Dedication für Johannes Weber Abschrift vom Lied vom blinden Hessen 15. Ich will an Kaufmann Jacobsohn schreiben – Zur Tribelli 16. Zur Tribelli 18. 11 Uhr Conferenz bei H Baswitz Lainé Straße No 6 A. 1 Treppe 19. ½ 7 abends Sitzung der musikalischen Sektion 20. Ob ich an Manns eine Ouverture schicken soll Brandus 21. Den Revers von Duesberg redigiren[.] Patti Paris Etoile Dinorah[.] Ouverture Wien[.] Bock Partitur stechen Londner Ouverture 22. Billet zur Singakademie nehmen Duesberg’s Manuscript für Brandus[.] Freimaurer Brief für Brandus[.] Das Wort „blinde Hesse[“] für Brandus und Davison[.] Heute die Uhre gestellt 24. Louis Brandus. Dufour. Mehmel[.] Louis Brandus ob die Lucca im Januar in Paris gastirt. An Redern – Zu Adelssohn [–] Zu Louis Brandus[.] Bock Quartett Mozart. Londner Ouverture in Wien. Ob seine Partitur noch nicht gestochen ist. Flotow Martha in Florenz 25. 11. Sitzung bei H Basewitz Lainé Str. 6(a) 26. Papiere welche Brandus noch von mir hat. Schott für die Chöre 27. Mendel[.] Brandus. Philharmonische Gesellschaft von Seghers für Ouverture [–] Correctur Hessenlied Gemmy und Duncan Davison 28. Brandus. Ich will Cornett antworten [–] Mit Bock wegen Fetis Concertouverture [–] Bock [–] Hasslinger. Das Petersburger Stück wieder zurückgeben. Billet Symphoniesoiree [–] Exemplare Hessenlied 29. Brandus Schott. Hessenlied [–] Johannes Weber [–] Francemusicale[!] abboniren [–] Anworten von Gemmy. Die Übersetzung von Duesberg 30. Duprez Achard Etoile[.] An Dufour wegen Stimmen Ouverture[.] Brandus. Cordier in New York [–] Ouverture für Manns [–] Sax Bertha Cavatine Act I [–] Dufour wegen Mehmel [–] wegen Quartett Mozart Recette Robert.

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Sonnabend 1. [XI.] … Besuch an Madame Jonas. … 2 Stunden an dem Andante des Duetts gearbeitet und es fertig aufgeschrieben. … Sonntag 2. [XI.] … ¾ Stunde vor dem Frühstück Praeparationen zur Instrumentierung des Andante, ½ Stunde nachher. … Ich war zum Diner bei dem König. … Montag 3. [XI.] … angefangen die Singstimmen u. Harfenstimmen vom Andante in Partitur zu schreiben … musikalisch gearbeitet 4 ¾ Stunden. Dienstag 4. [XI.] … 1 Stunde vor Frühstück am Andante instrumentiert, nachher noch 1 ½ Stunde. …

Meyerbeer an den Wiener Männergesang-Verein in Wien Berlin d 4ten November [18]62 Hochgeehrte Herren! 15

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Ich gebe mir die Ehre Ihnen mit dem verbindlichsten Dank den Empfang Ihres geehrten Briefes, mit dem darin enthaltenen Dukaten, als Honorar für die Aufführung meines MännerChor’s „Das Vaterland„ anzuzeigen. Der Gedanke dessen Ausführung Sie zuerst angeregt haben gereicht Ihrem Patriotismus so wie Ihrem Eifer für die Kunst zur größten Ehre; und kann, wenn derselbe bei den übrigen deutschen Gesangsvereinen Nachahmung findet, gewiß segensreich auf die Veredlung und immer weitere Verbreitung einer sehr beachtungswürdigen Kunstform würken, welche durch ihre Wesenheit sich für die Aufführung durch Massen eignet, und dadurch allen Schichten des Volk’s die Ausübung unserer erhabenen Kunst möglich macht. Als dankbare Erwiederung auf Ihre freundliche Sendung, werde ich mir erlauben Ihnen ein neues MännerchorLied von mir welches binnen wenigen Tagen im Stich erscheint, zu übersenden. Genehmigen Sie hochgeehrte Herren den Ausdruck meiner vollkommensten Hochachtung Meyerbeer [Autograph (Las): Archiv des Wiener Männergesang-Vereins, 50–1862/63]

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Tgb. November 1862 Mittwoch 5. [XI.] … ¾ Stunde vor dem Frühstück Revision der Partitur des Andante. 2 Stunden nach dem Frühstück Revision der Kopie des Lied vom blinden Hessen. …

Meyerbeer an Karl Altmüller in Kassel

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Berlin d 5ten November 1862. Hochgeehrter Herr! Ein günstiger Zufall verschaffte mir kürzlich die Gelegenheit Ihr so schwungvolles, von ächtem Patriotismus durchglühtes „Lied vom blinden Hessen“ zu lesen, und ward ich davon so angeregt, daß ich es unmittelbar nach der Durchlesung als Chorlied für Männerstimmen komponirte. – Ich mache es mir zur angenehmen Pflicht Ihnen beifolgend eine Abschrift von unserm gemeinschaftlichen Kinde im Manuscript mitzutheilen, da die Publication durch den Stich erst in einigen Wochen erfolgen wird. Genehmigen Sie es freundlich als Erinnerung an unsre kleine Collaboration hochgeehrter Herr, und empfangen Sie die Versicherung der vollkommensten Hochachtung Ihres

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ergebensten G. Meyerbeer [Autograph (Las): Privatbesitz; Abdruck in: Heinz und Gudrun Becker, Giacomo Meyerbeer. Ein Leben in Briefen, Wilhelmshaven 1983, S. 233]

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Tgb. November 1862 Donnerstag 6. [XI.] … 1 Stunde vor dem Frühstück die Cabaletta aus Fis des Duett-Finale Akt 4 angefangen mit der Begleitung aufzuschreiben, item 1 Stunde nachher. … Diner bei uns …, nachher zu Kroll, wo Demoiselle Trebelli Szenen sang. Freitag 7. [XI.] … Mit gutem Erfolg vor und nach dem Frühstück am Aufschreiben der Cabaletta des Duetts und deren Präparation zur Instrumentation gearbeitet. … Abends mit den Kindern in den Hugenotten. Die Köster sang darin vor ihrem Abgange die Valentine zum letzten Male vortrefflich. …

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Sonnabend 8. [XI.] … ¾ Stunde vor Frühstück an Cabaletta geschrieben u. Präparation zur Instrumentation derselben, 1 ¼ Stunde nachher item. …Sternscher Gesangverein: Totenfeier für Felix Mendelssohn, Requiem von Kiel. Dieses Werk, welches bei seiner 1. Vorstellung großen Beifall des Publikums und der Presse fand, hörte ich zum 1. Mal heute. Es ist in harmonischer Beziehung, auch in Ausarbeitung, Stil, Form sehr interessant u. achtungswert, weniger in der Erfindung u. Instrumentation. Dann folgte die Feuer- u. Wasserszene aus Elias von Mendelssohn, wohl der schönste Teil des Werkes. Sonntag 9. [XI.] … ¾ Stunde vor Frühstück das Aufschreiben der Cabaletta vor und nach dem Andante beendiget. 1 ¼ Stunde nachher musikalisch gearbeitet. Um die Natur der Verdischen Instrumentation zu untersuchen, in der Partitur des Trovatore gelesen. … Montag 10. [XI.] … ¾ Stunde vor Frühstück Singstimme in Partitur gesetzt. … Besuch an Graf Redern, der mir mitteilt, daß Graf Mortimer Mal[t]zahn ihn gebeten hat, seine Bewerbung um die Hand meiner Tochter Cornelie zu unterstützen. Es ist derselbe Graf Mal[t]zahn, der bereits durch die so unpassende Persönlichkeit der Madame Jonas sich als Freier präsentieren ließ und deshalb natürlich auch refüsiert wurde. … 3 ½ Stunden Singstimmen der Cabaletta in Partitur geschrieben u. diese Arbeit vollendet. Abends ließ ich Köster zu mir kommen, daß ich Graf Redern für die Idee interessiert hätte, daß der König Madame Köster bei ihrem bevorstehendem Abschied vom Theater … als Ehrenmitglied der Bühne beibehielte mit der Verpflichtung, gewisse Rollen des klassischen Repertoir[e]s während eines Teil des Jahres zu singen. … Dienstag 11. [XI.] … 1 Stunde vor dem Frühstück instrumentiert am Duett, Akt 4. … Mittwoch 12. [XI.] … 4 Stunden musikalisch gearbeitet. Donnerstag 13. [XI.] … 3 Stunden musikalisch gearbeitet. Die Instrumentation der ganzen Cabaletta des Duetts inclusive dessen Andante vollendet. Freitag 14. [XI.] … 1 ¼ Stunde vor dem Frühstück Revision der Cabaletta nebst Andante u. dieselbe vollendet. Ein Teil eines Scherzos (fmoll) erfunden u. im Gedankenbuch aufgeschrieben …, 1 Stunde nach Frühstück am Scherzo weiter komponiert. Lange Konferenz mit Louis Brandus Abends. Sonnabend 15. [XI.] … 1 Stunde vor Frühstück an dem Priesterthema Final IV geändert u. gut verbessert. 1 ¾ Stunde nach Frühstück an dem indianischen Marsch anfangs des 4. Aktes mit gutem Erfolge

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komponiert. Die Idee dazu fiel mir während des Frisierens ein. … Erste Vorstellung von Electra oder die Sterne, fantastisches Ballet … von Taglioni, Musik von Hertel. Einige hübsche Dekorationen u. Ballabiles, sonst aber unsinniger Stoff u. sehr langweilig. … Sonntag 16. [XI.] … spät aufgestanden, nichts vor dem Frühstück und auch nachher nur wenig und erfolglos gearbeitet. … Montag 17. [XI.] … Am Finale Akt 4 … 2 ¾ Stunden musikalisch gearbeitet. Dienstag 18. [XI.] … Vor und nach dem Frühstück 2 Stunden am 4. Finale gearbeitet. … Ich gab ein Diner. … Abends Konferenz mit Louis Brandus. Mittwoch 19. [XI.] … ¾ Stunde vor Frühstück und 2 Stunden nachher am Final 4 gearbeitet. Gebet eines Württembergers von Uhland habe ich mir abgeschrieben u. will es mit einer zugefügten Strophe, welche ich die Erhörung nennen würde, bei einer etwaigen Rückkehr in die konstitutionellen Bahnen komponieren. Abends Sitzung der musikalischen Sektion der Akademie der Künste, dann den 3. Akt von Lohengrin … gehört. Donnerstag 20. [XI.] … 1 Stunde vor und 2 Stunden nach dem Frühstück am 4. Final gearbeitet, Abends item 2 Stunden. … Freitag 21. [XI.] … 1 Stunde vor dem Frühstück am 4. Final gearbeitet und aufgeschrieben. Von ½ 10 bis ½ 11 Korrektur von dem Stich meines Lied vom blinden Hessen. Von 11 bis ½ 1 am 4. Final gearbeitet. …

Meyerbeer an Léon Pillet in Palermo

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Berlin ce 21 Novembre 1862. Mon cher Monsieur! La lettre que Vous m’avez fait l’honneur de m’adresser de Palerme m’a causé le plus vif plaisir. Qu’il soit agréable de recevoir la nouvelle du succes de la premiere représentation d’un de ses Opéras dans une ville telle que Palerme, cela va sans dire; mais j’ai èté bien plus charmé encore de l’apprendre par Vous cher Monsieur & de voir quel intérêt Vous avez bien voulu prendre d à la bonne reussite de cette représentation. Cela m’a convaincu de nouveau que Vous me conservez toujours cette affectueuse bienveillance dont Vous nous avez donné tant de preuves, à moi & à ma famille, pendant notre séjour à Nice, & à

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laquelle j’attache tant de prix. Permettez moi donc de Vous offrir mes sincères remerciments de votre aimable prévenance & de la nouvelle preuve de sympathie que Vous venez de me donner par votre charmante lettre. Inutile de Vous dire que je l’ai communiquée de suite à ma femme & à mes enfants, qui en ont été aussi touchés que moi même, & qui me chargent de les rappeller à votre bon souvenir. Je suis heureux d’apprendre que Mademoiselle Poinsot ait eu tant de succes dans son rôle. Je sais du reste qu’elle reussit beaucoup en Italie, & j’espère que les lauriers qu’elle y cueille la dedommageront des peines qu’elles aura probablement éprouvées de quitter Paris. Veuillez me rappeler à son souvenir & la remercier ainsi que Monsieur Junca de l’appui que leurs beau talent à prété à mon Ouvrage. L’intéret que Vous avez daigné prendre à ma famille quand nous étions à Nice, fait que j’ose Vous dire que ma femme & mes enfants vont bien, & que ma fille Cécile qui alors étoit si souffrante, est complètement rétablie grâce au ciel. Vous aurez sans doute déja appris par le duc de Dino que notre pauvre duchesse de Sagan est morte il y a peu de temps apres une longue & bien douloureuse maladie. Quelle femme superieure! quel esprit distin étincelant, & quelle distinction! C’etait la vraiment une grande dame, dans la plus noble acception du mot. Elle passait tous les hivers à Berlin: elle nous ètions voisins & je la voyais fort souvent. Combien de fois m’a-t-elle parlé de Vous; & combien elle Vous appréciait, & comme elle ètait reconnaissante de tout ce que Vous aviez fait pour elle à Nice. Je suis fort aise d’apprendre par Votre lettre que Vous échangerez le séjour de Palerme contre celui de Venise Turin, en Janvier prochain. Venise est un lieu ou l’on peut se rencontrer plus facilement qu’à Palerme, & j’espère que l’occasion ne tardera pas à s’offrir de Vous répéter de vive voix combien je suis touché des attentions dont Vous voulez bien m’honorer Daignez me croire cher Monsieur Votre tout dévoué Meyerbeer [Autograph (Las): British Library, London, Music Department, Add. 33965, fol. 275f.]

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Tgb. November 1862 Sonnabend 22. [XI.] … Meine Cousine Brandenstein teilte mit, daß der Sohn des Staatsrat Adelssohn russischer Garde-Rittmeister, nächstens um Corneliens Hand werben wird. … Am 4. Finale … 5 Stunden … gearbeitet. Sonntag 23. [XI.] … Ein paar Stunden am 4. Finale gearbeitet. Mit den Kindern auf ein Diner bei Geheimrat Jüngken. … Im Theater Die Vestalin … von Spontini. Montag 24. [XI.] … Zu Graf Redern wegen Mortimer Mal[t]zahn, der zum 2. Mal an denselben wegen seiner Bewerbung um Corneliens Hand geschrieben. Nachdem ich Cornelie den Brief gezeigt hatte, refüsiere ich mit ihrer Bewilligung den Antrag. 5 ½ Stunden … (am Finale 4) gearbeitet. Dienstag 25. [XI.] … Vor und nach dem Frühstück 3 ½ Stunden am Duett des 4. Finale gearbeitet, es vollständig fertig komponiert und als Skizze aufgeschrieben. … Abends 1 ½ Stunde zur Präparation der Instrumentierung des Duetts u. 3 Seiten Singstimmen in Partitur geschrieben. … Mittwoch 26. [XI.] … 1 Stunde vor dem Frühstück 3 Seiten Singstimmen von Duett in Partitur geschrieben. Nachher Epreuve vom Lied vom blinden Hessen korrigiert 1 Stunde. Noch 1 ¼ Stunde Singstimmen in Partitur geschrieben. Mario debütiert in der Großen Oper in den Hugenotten, findet eine systematische Opposition (wird wohl das Ehepaar G[u]eymar[d] dazu beigetragen haben) und resiliert sogleich seinen Kontrakt. Wieder ein guignon für mich, wie auch der, daß die Lucca gleich nach der Reprise des Feldlagers krank wurde und dadurch gleich die ganze Reprise ins Wasser fiel. Mit den Kindern in der Oper Nurmahal von Spontini. … Donnerstag 27. [XI.] … Vor dem Frühstück 1 ½ Stunde Singstimmen in Partitur geschrieben, item nachher 1 ½ Stunde. … Mit den Kindern im Konzert des Domchor. Freitag 28. [XI.] … am Duett … instrumentiert … 5 ¼ Stunden. …

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Meyerbeer an Thérèse Célerièr in Paris Berlin, le 28 Novembre 1862. Ma chère et bonne Madame Célérier, Je vous demande mille pardons d’avoir été si longtemps à répondre à votre affable lettre. Le premier retard est venu de ce que

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je voulais attendre que les photographies de ma famille fassent achevées; par malheur, ma femme était indisposée et la chose a traîné en longueur. Ensuite, au milieu de mes nombreuses occupations, j’avoue à mon grand regret avoir oublié votre compte. Ce n’est qu’aujourd’hui même, en relisant mon paquet de lettres non répondues (il est assez volumineux, soit dit par parenthèse), que je me suis aperçu de ma grande négligence envers vous. J’ai à vous en faire doublement mes excuses, parce que la première personne dont je ne devrais pas négliger les intérêts, c’est vous, ma chère et bonne Madame Célérier, qui êtes si prévenante et si aimable pour tout ce qui me concerne. – Mon péché d’inadvertance avoué, je m’empresse de vous envoyer ci-joint, en un mandat sur le Crédit foncier, le montant de vos déboursés. – Je donnerai à Mr Brandus aîné, qui est de passage à Berlin, les photographies de ma femme, de mes enfants, et la mienne, pour qu’il ait la bonté de vous les remettre sûrement et en bon état. Nous sommes tous très-flattés, je le répète, de ce que vous voulez bien nous admettre au nombre de ceux dont vous désirez conserver l’image dans votre souvenir. – J’ai été bien heureux d’apprendre par votre charmante lettre, ma chère et bonne Madame Célérier, que les affaires de Messieurs vos fils vont si bien, et que leur prospérité s’accroît chaque jour. C’est la juste récompense de leur solidité et de ce qu’au contraire de tant d’autres jeunes gens, qui dépensent les beaux jours de leur jeunesse dans les orgies et l’oisiveté, ils ont préféré consacrer leur temps à se créer un avenir d’honorable opulence. Quant aux sommes qu’ils mettent toujours de côté pour la dot de Mademoiselle Mathilde, c’est un très-louable but; mais il me paraît que Mathilde est assez jolie, assez spirituelle et assez aimable pour faire un beau mariage sans ce surcroît matériel, et que qui ne la prendrait pas sans cela, ne serait pas digne de posséder ce ravissant bijou. – La guérison de la maladie que j’ai rapportée d’Ems est, grâce au Ciel! presque complète. Cependant il me reste toujours encore de la faiblesse et je dois garder beaucoup de ménagements. La diète que me prescrivent les docteurs est surtout très-sévère, à telles enseignes, que jusqu’à ce jour je n’ai pas dîné avec ma famille, et que je fais tout seul mon petit repas pour ne pas me laisser aller à la tentation de manger ce qui m’est défendu. Aussi resterai-je bien tranquille à Berlin, si Dieu prolonge ma vie, jusqu’à ce que la belle saison soit pleinement revenue. J’espère alors avoir le bonheur de vous revoir, ma chère et bonne Madame Célérier, ainsi que Monsieur Célérier

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et vos chers enfants, au souvenir desquels je vous prie de me rappeler. Votre tout dévoué Meyerbeer [Autograph (Ls): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 186]

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Tgb. November 1862 Sonnabend 29. [XI.] … instrumentiert … 5 ½ Stunden. … Sonntag 30. [XI.] … Instrumentiert u. Singstimmen in die Partitur geschrieben 6 Stunden. … Tk. Dezember 1862 2. [Dienstag] Burguy Lüdike wegen der Bude in der Colonade 3. An Bock Ouverture Fetis. An Radeke. Zu Redern[.] Schauroth: Fabri 4. 11 Uhr 7. 11 Uhr Vormittags: Begräbniß der alten Me Mendelssohn 8. An Altmüller: Rappaport[.] Ouverture Fetis an Bock[.] Wiener Gesangverein. Kaskel[.] Zu Auerbach 10. ½ 2 zu Lüdike[.] Die Transparentsbilder mit Schönleins besuchen 11. Minna wegen Wohnung türkischer Gesandte 12. CondolenzVisite Mendelssohn[.] Zu Taubert. Den Brief für die Ouverture von Wien. Partitur an Bock – Antwort an Schönlein[,] Duisberg fertig machen[.] Zu Bellermann – An Ferd. Heuer[.] Bericht an Schönlein 14. Deutsche Zeitung aboniren[.] Brandus. Abschrift von seinem Briefe an H. Blaze und Duisberg Quittung [–] In der Quittung de mes droits noch Adresse à Mr Meyerbeer zufügen [–] Strauß Ouverture 15. Bock Wien Ouverture[:] was von Wagner gegeben wird wer dirigirt. 2 Proben. 4 Fagotts 4 Trompeten Baßclarin. Vollständiger Titel auf Programm – Lang vom Fremdenblatt [–] Zellner – Deutsche LalaRouk [–] nicht zum Köster Diner 16. Pariser Zeitung abboniren[.] Brandus anfragen ob das Duesbergsche Paket angekommen ist – ob zum 2ten Maal an Dufour schrieb [–] Ouverture – An Davison Florentiner Ouverture – Ver-

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di’s Oper schicken [–] Wiener Ouverture [–] Wegen Obigation[!] gegen La Rounat [–] Nicht Reine de Saba und Vepres Si[ci]liennes Stücke wenn sie zu theuer sind [–] Duesbergische Übersetzung – Ouverture an Mans 17. Zu Rayneval. 3 Bock 18. Heute ist Caecilien’s Uhre aufgezogen worden. An Lang schreiben [–] zu Rayneval [–] Sophie Brandenstein 19. Duisberg Übersetzung Lied vom blinden Hessen 25. Brandus: Titjen’s Neapel [–] ob Duesberg Pacquet ankam [–] Die Duesbergische Übersetzung vom Blinden Hessen. 28. Geburtstagspräsent Bennewitz[.] An Kaskel = An Perin. An Flotow. 30. 9 auf ½ 10 auf die Bank. Neujahrskarten an Lessing[,] GRthin Reinhard[.] Langes Notenpapier [Undatierte Nachsatzblätter:] Briefe[:] Duncan Davison [–] An Lord Sinclair (England) [–] Altmüller in Cassel (Der blinde Hesse) [–] Berthold Senff (in Leipzig) [–] Me Celerier nebst Mandat [–] Hölzel in Wien (Wiener Studenten Krankenverein) [–] Madame Zellner [–] Lang in Wien Schubert Denkmal [–] Pillet Will [–] Münchner Theaterchronik [–] Pillet Will [–] Fanny Arndt (Auerbach) [–] Franqué [–] Leon Pillet [–] Berthol[d] Senff [–] Gräfin Saldern Gemmy. Patti (Etoile) [–] Sauntley [–] Ouverture Stimmen Petersburg [–] Wiener Gesangverein [–] Mehmel in Petersburg Besorgen[:] Den Gemeindevorstehern wegen Erlaubniß das Familienbegräbniß zu vergrößern Partitur Trovatore Des seeligen Großvaters Testament (Bennewitz) russische englische Anleihe für convertirte 4 ½ preußische Minna und den Kindern gehörig Filehne: Haus kaufen und Hypothek Zur Lucca Londner Ouverture für Bank, Speier[,] Kaskel Englischen Lehrer nehmen Abschrift der Birchschen Ändrungen von Vasco für Duesberg Philipsborn. Briefe am Sonntag Fortsetzung[:] Birch. Ändrungen Duett Act IV Birch fragen wo am besten zu placiren sind die Verse Wie ist mir, was durchströmt so plötzlich meine Brust Vom 16ten bis zum 20ten Oktober circa ist H Brandus zurück Copie vom Cantique für Senff in Leipzig

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Die Briefe welche die Partituren der Londner Ouverture begleiten sollen. Burguy Partituren Ouverture binden für Costa und Davison Die Ouverture von Fetis Birch Text für die Schlußtacte vom 2ten Akt Fortsetzung[:] Klavierauszug zum Lied vom blinden Hessen Wiener Gesangverein Lied vom blinden Hessen schicken Im Cassabuch nachsehen ob Zellners July Abbonnement bezahlt ist (ja) Besuche und Einladungen[:] Frau von Treskow – Gneist – Herzberg – Antoinette – Birch Pfeiffer [–] Nothomb – Lessing. Frau von Schauroth. Berenstraße 7a. Befinden. Abends échauffirt: Ohrenbrausen kalte Füße. In der Nacht sehr vom Schleim auf der Brust incomodirt der fortwährend rasselt, mich zum Hüsteln nöthiget, und doch keine Expectoration gewährt Ungedruckte Manuscripte von mir[:] Das Toni Lied im Goldbauer [–] Die 3 Küsse von Klein [–] [von fremder Hand:] Schwarzwälder Dorfgeschichten [–] Der Wahlspruch Canon für 3 Stimmen [Fortsetzung Meyerbeer] Fortsetzung[:] Mendel daß Senff nicht antwortet Gemmy Brandus Senff auf das Titelblatt von Duncan Davison setzen lassen Briefe Manuel de Plain-chant, explication des tons etc etc von Joseph Frank (de Liège) 68. Rue de Babylone. Paris

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Tgb. Dezember 1862 Montag 1. [XII.] … 6 ½ Stunden an der Instrumentation des Duetts gearbeitet und dasselbe vollständig fertig instrumentiert. … Dienstag 2. [XII.] … 1 ½ Stunde vor dem Frühstück die Revision des Duetts begonnen. 1 ½ Stunde nach dem Frühstück an einer teilweisen Neugestaltung des Chors „Remparts de gaze“ gearbeitet, die mir plötzlich beim Frisieren durch den Kopf ging. Ich vollendete in der kurzen Zeit von 1 ½ Stunde die Umarbeitung dieses Chors. Abends 1 ½ Stunde die Revision des Duetts fortgesetzt u. dieselbe vollendet. … Mittwoch 3. [XII.] … 1 Stunde vor und 1 Stunde nach dem Frühstück den teilweise umgearbeiteten Chor „Remparts de gaze“ vollständig aufgeschrieben. 1 ½ Stunde meine Partitur des 4. Aktes wie-

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der durchlesen wegen Beziehungen zum Finale und auch das Libretto des 4. Aktes wieder gelesen. Abends in der Symphonie-Soiree. … Donnerstag 4. [XII.] … Leider scheint der Husten, von dem ich 2 ½ Monat verschont war, wiederzukommen. … Cabaletta des 4. Finales „Richesse et diadème“ … 5 ½ Stunden … gearbeitet. Freitag 5. [XII.] … 1 Stunde vor Frühstück am Aufschreiben von „Richesse et diadème“ gearbeitet, 1 ½ Stunde item … vollständig aufgeschrieben, 1 Stunde zur Präparation der Instrumentation. … Konzert von Robert Radecke: Ouvertüre Scherzo u. Finale von Robert Schumann, ein sehr interessantes Musikstück. …

Meyerbeer an Geheimrat Köpke in Berlin [Berlin, 5. XII. 1862] Hochgeehrter Herr GeheimerRath! 15

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Ich bin sehr gern bereit wenn Sie es wünschen das mir zugesendete Schriftstück zu unterzeichnen, doch erlaube ich mir vorher Ew: Hochwohlg die ergebenste Bemerkung zu unterbreiten daß es gegen allen Gebrauch ist daß derjenige welcher das Geld zur Hypothek giebt, die Bemühungen des Comissionairs vergüte: das muß stets derjenige thun welcher das Geld entlehnt. Ich weiß das aus eigner Erfahrung da ich viele Hypotheken besitze. Ich bin auch überzeugt daß dieses dieses auch bei Herrn Fürstner der Fall gewesen sein wird – . Genehmigen Sie hochgeehrter Herr GeheimerRath den Ausdruck meiner vollkommensten Hochachtung Meyerbeer

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[Autograph: SBB, PK, Musikabteilung, Mus. ep. G. Meyerbeer 73]

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Sonnabend 6. [XII.] … Einige Stunden am Aufschreiben von Singstimmen in der Partitur und Instrumentation vom 4. Finale gearbeitet. Sonntag 7. [XII.] … ¾ Stunde vor Frühstück am Aufschreiben von Singstimmen in Partitur u. Instrumentation Final 4 gearbeitet. … in Armide, Oper … von Gluck.

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Meyerbeer an Louis Brandus in Berlin [Berlin, 7. XII. 1862] Sr Wohlg Herrn Louis Brandus Hôtel d’Angleterre (Zimmer No 54) Armide remerciments

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Hochgeehrter Herr! Damit Sie bei dem schlechten Wetter nicht den weiten Weg zu mir zu machen brauchen, sende ich Ihnen hier beifolgend Ihr Billet zur heutigen Vorstellung der Armide.

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Hochachtungsvoll Ihr ergebenster Meyerbeer Sonntag

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[Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 168 (Vol. 75, S. 242)] Tgb. Dezember 1862 Montag 8. [XII.] … 6 ¼ Stunden am Aufschreiben der Singstimmen in der Partitur und Instrumentation der Fortsetzung des 4. Finales gearbeitet. Dienstag 9. [XII.] … 4 Stunden musikalisch gearbeitet: Das ganze 4. Finale ist nun komponiert und instrumentiert bis zu der Stelle, wo Vasco Ines’ Stimme aus der Ferne vernimmt. Das ist freilich dicht am Schluß des Aktes, aber, gerade weil es Aktschluß, ist der Moment sehr wichtig, und eine geniale Inspiration dazu nötig.

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Meyerbeer an den Wiener Männergesang-Verein in Wien Berlin d 9ten December 1862 Hochgeehrter Herr! Zur Erfüllung des in meinem Briefe vom 4ten November gegebenen Versprechen, habe ich die Ehre beifolgend einen neuen Männerchor

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von mit den Herren des Wiener MännergesangVerein’s zu übersenden, mit der Bitte ihn freundlich zu genehmigen. Mit der vollkommensten Hochachtung verbleibe ich hochgeehrter Herr 5

Ihr ergebenster Meyerbeer [Autograph (Las): Archiv des Wiener Männergesang-Vereins, 61–1862/63]

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Meyerbeer an eine Dame in Berlin [Berlin, 9. XII. 1862] Hochverehrte Freundin!

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Die beiden liebenswürdigen Fräulein Schönlein verlassen uns leider früher als wir es hofften, und werden heute zum letzten Maale mit uns zu Mittag speisen. Wollen Sie mir und meiner Frau die Freude machen diesem kleinen Abschiedsmaale im engsten Familienkreise die Ehre Ihrer Gegenwart zu schenken, so werden Sie dadurch höchlichst erfreuen Ihren treu ergebenen Meyerbeer Berlin d 9ten December 62. P. S. Wir gehen um 4 Uhr zu Tische. [Autograph (Las): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 208]

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Tgb. Dezember 1862 Mittwoch 10. [XII.] … Einige Stunden ohne Erfolg an dem Schluß des Finale 4 gearbeitet. Angefangen den Klavierauszug von Lalla Roukh von Félicien David zu lesen. Besuch von Kapellmeister Taubert; teilt mit, daß die Königin dem Intendanten befohlen habe, meine Londner Ouvertüre im Opernhause aufzuführen.

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Donnerstag 11. [XII.] … In Félicien Davids Lalla Roukh gelesen. Einen 2stimmigen Kanon komponiert. Ohne Erfolg am Schluß des Finale zu arbeiten versucht. … Im Theater zum Abschiedsbenefiz der Köster Fidelio von Beethoven. Dann in einer großen Soirée welche mein Schwiegersohn Korff gab. Freitag 12. [XII.] … Heute endlich mit ziemlich gutem Erfolge an den Schluß des 4. Aktes gearbeitet u. ihn aus den[!] Groben beendiget. … Sonnabend 13. [XII.] … Nur 1 Stunde vor dem Frühstück an dem Finale gearbeitet. Kurz darauf erhielt ich einen Brief von Henri Blaze aus Paris, der mich sehr verstimmte u. machte, daß ich den ganzen Tag nichts mehr arbeitete. Es hatte nämlich schon seit mehrern Monaten Brandus mit La Rounat, Direktor des Odeons, verabredet, daß, da ich wegen der in Ems ausgestandenen Krankheit nicht im Winter reisen konnte, um in Paris die Proben von La Jeunesse de Goethe zu machen, das Stück erst am 1. Mai gegeben werden sollte. Jetzt scheint La Rounat dieses Arrangement ignorieren zu wollen, u. Henri Blaze fordert mich auf dessen Veranlassung auf, meinem frühern Versprechen gemäß gleich nach Paris zu kommen, was mir bei meiner schwankenden Gesundheit jetzt unmöglich ist. Ich ging deshalb zu Louis Brandus. … In der Singakademie Jephtha, Oratorium von Reinthaler: kalte, gemachte Musik ohne Erfindung, ohne Begeisterung. … Sonntag 14. [XII.] … Die Königin hatte mich zu sich befohlen und empfing mich in einer ¾ stündigen Audienz sehr gnädig. … 5 Stunden musikalisch gearbeitet. Den Schluß des kompletten Finale fertig komponiert, aufgeschrieben u. angefangen Singstimmen in Partitur zu schreiben. Montag 15. [XII.] … 4 Stunden musikalisch gearbeitet. … Konferenz mit Brandus wegen der Antwort, welche er an Henri Blaze statts meiner schreiben soll. Mit Minna in Wallners Theater, wo 4 einaktige höchst ergötzliche Possen gegeben wurden. … Dienstag 16. [XII.] … Nur ein paar Stunden musikalisch gearbeitet. … In der Symphonie-Soiree 1) Symphonie cmoll von Gade. Der 2. u. 4. Satz ist sehr interessant und enthält viele Schönheiten. 2) Ouvertüre Manfred von Schumann, ein unklares, verworrenes Musikstück. 3) Ouvertüre aus Anacreon von Cherubini, von jeher ein großes Lieblingsstück von mir, endlich Mozarts herrliche Jupiter-Symphonie mit der Fuge. Mittwoch 17. [XII.] … Brief von Emil Perrin aus Paris (dem neuen

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Direktor der Großen Oper: er bittet um L’Africaine. … Ich war bei dem König zur Mittagstafel eingeladen. Der König äußerte mir seine Freude, meine Londner Ouvertüre im nächsten Hofkonzert zu hören. 3 ½ Stunden musikalisch gearbeitet am Finale des 4. Aktes.

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Alexis comte de Pillet-Will an Meyerbeer in Berlin Monsieur G. Meyerbeer Berlin Paris 17 Décembre 1862. Monsieur

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Nous avons l’honneur de vous confirmer Votre lettre du 21 Octobre & de vous remettre inclus le relevé de votre compte au 31 Decembre soldant en votre faveur par F 8880.65 dont vous êtes crédité à nouveau & qui sont à votre disposition. Nous aurons l’honneur de vous écrire le mois prochain pour vous donner la note des perceptions que nous toucherons pour votre compte dans le commencement de Janvier. En vous réitérant l’assurance de notre entier dévouement, nous avons l’honneur de vous saluer, Monsieur, avec la considération la plus distingueé. Pillet Will [Autograph (Ls): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, X/58]

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Donnerstag 18. [XII.] … 7 ¾ Stunden musikalisch gearbeitet. So anhaltend fleißig in einem Tage war ich lange nicht. Ich vollendete die Komposition, die Instrumentation und die Revision des großen Finale des 4. Aktes. Gott der Allmächtige gebe seinen Segen dazu. Freitag 19. [XII.] … Heute sind die deutschen Zusätze zu Vasco zur Übersetzung für Duesberg nach Paris abgegangen. … Nur 2¾ Stunden musikalisch gearbeitet: nochmalige Revision des 4. Finales. … In Don Juan. Madame Fab[b]ri, aus Amerika kommend, sang die Donna Anna, nicht schlecht, aber auch nicht hervorragend.

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Sonnabend 20. [XII.] … Nur 2 Stunden musikalisch gearbeitet. … Sonntag 21. [XII.] … Die fertigen Stücke des 3. Aktes nach langer Zeit wieder durchlesen. Sie waren meinem Gedächtnis fast entschwunden. Ich war mit dem Eindrucke, den sie auf mich hervorbrachten, zufrieden mit Ausnahme des Duetts zwischen Vasco und Pedro, besonders entsprach die Stretta meinen Erwartungen nicht. Angefangen den Text des Septett-Ensemble-Stückes des 3. Aktes, wo Selica droht Ines zu erdolchen, wiederholt zu durchlesen, mich für die Komposition dazu vorzubereiten. 5 Stunden musikalisch gearbeitet. Montag 22. [XII.] … Angefangen mich mit der Komposition des Septett des 3. Aktes zu beschäftigen. Ich kann aber noch nicht die Form finden, welche der auf schnellen Abschluß dringenden Situation angemessen wäre. Dienstag 23. [XII.] … Besuch von 2 Grafen Pfeil. Der eine, Kavallerie-Offizier, brachte mir eine Ouvertüre von seiner Komposition, welche er mich bat, durchzulesen. Konferenz mit Bock wegen der Aufführung der Londner Ouvertüre in Wien im Konzert des Studenten-Krankenverein. Wir beschließen, sie nicht zu gestatten aus mehrern Gründen und weil auch Richard Wagner sich dabei beteiligte. … 5 Stunden musikalisch gearbeitet an dem Septett. Ich fand eine Form und die musikalische Ausarbeitung dafür, bin aber nicht sehr davon befriediget. Mittwoch 24. [XII.] … Ich erfand eine neue Form für das Septett u. auch andre Gedanken als die gestrigen, welche mir besser gefielen. Es gestaltete sich dieses sehr schnell; da ich wegen schlechten Wetters nicht ausging, so arbeitete ich vor Tische 4 ¾ Stunden hinter einander, während welcher die Hauptumrisse des Ganzen skizziert waren. Abends den Weihnachtstisch aufgebaut. … Zum ersten Mal seit 1 ½ Jahren, wo ich Emanuels Schulden zum 3. Male bezahlte, hatte ich denselben wieder in unserm Hause eingeladen. 6 Stunden musikalisch gearbeitet. Donnerstag 25. [XII.] …7 ¾ Stunden musikalisch gearbeitet. Die Komposition der Szene vor dem Septett und das Septett selbst bis auf den Schluß zu komponieren vollendet u. die Szene sogar aufgeschrieben. Freitag 26. [XII.] … Schnupfen … 5 ¾ Stunden … am Septett gearbeitet. Sonnabend 27. [XII.] … Diarrhöe-Stimmung, die mich sehr angriff; daher auch weniger u. langsamer als die vergangenen Tage gearbeitet (5 Stunden). …

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Meyerbeer an Cäcilia Schönlein in Bamberg [Berlin, zwischen 27. und 31. XII. 1862] Meine hochwürdigste Didi 5

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Meine Familiekreis ist leider dieses Jahr der Freude beraubt Sie am Weihnachtsabend in ihrem Kreise zu sehen, und Ihnen aufzubauen. Erlauben Sie mir nun wenigsten’s mir als chef de la famille mich an diesem Abend an Ihrem Weinachtstisch durch einige kleine Etrennes zu representiren. Möge es mir nur gelungen sein ihr Maaß so wie Ihren Geschmack zu treffen. Ich hoffe daß Sie mir nicht den Possen gespielt haben werden noch mehr zu wachsen als ich es eben vorausgesetzt haben. Ich habe nämlich das nämlich der Couturière welche Ihre Etrennes verfertiget um (als sie mich um Ihr Längenmaß frug) gesagt „genau die Länge des Flügelmann’s der kaiserlichen Garde“ und somit denke hoffe ich nicht unter der Wahrheit geblieben zu sein. Der Himmel schenke Ihnen nur recht fröhliches Weinachtsfest. Erinnern Sie sich freundlichst meine liebe würdige Ihres ergebenen M. P. S. So eben kömmt die Couturière welche mir Ihre Etrennes bestimmt zu heute Abend zu liefern versprochen hatte mit der Bitte ihr noch ein paar Tage Aufschub zuzugestehen, indem sie gar zu viele deratige Aufträge bekommen hätte. Ich werde also leider nun als Moutarde apres diner mit meinen Weih Weinachtsandenken erst zu Neujahr in Bamberg anklopfen können, und werde Ihre Güte in Anspruch nehmen müssen mir zu Liebe noch ein zweites maal die Lichter des Weinachtsbaum’s anzuzünden. [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt; eigenhändiger Briefentwurf: SBB, PK, Musikabteilung, Mus ep. G. Meyerbeer 104]

Tgb. Dezember 1862 Sonntag 28. [XII.] … 5 ¼ Stunden musikalisch gearbeitet. Montag 29. [XII.] … 3 ½ Stunden musikalisch gearbeitet. Das Septett vollständig fertig komponiert und aufgeschrieben. … Dem

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neuen Direktor der Großen Oper geantwortet, daß ich im Frühling nach Paris kommen will, die Sänger der Großen Oper zu hören und mich dann zu entscheiden, ob ich die Afrikanerin geben will. In diesem Falle will ich anfangs des Herbstes Proben beginnen.

Meyerbeer an Émile Perrin in Paris

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Berlin ce 29 Décembre 1862 Monsieur & cher directeur! La lettre que Vous m’avez fait l’honneur de m’adresser, m’est arrivée dans un moment où j’étais alité & trop gravement indisposé pour pouvoir prendre la plume. Ce n’est qu’aujourd’hui que je suis assez retablie pour pouvoir écrire & vous exprimer combien je suis touché & reconnaissant de votre si bienveillante lettre, & de ce que, à peine arrivé à la direction de l’opéra, une de vos premieres démarches ait été de me temoigner le désir de monter la partition de l’Affricaine sur Votre grande Scène lyrique. Ce désir, je le partage de tout mon coeur, non seulement parceque ma partition est entièrement terminée, mais aussi parceque la mise en scène dramatique & décorative de cet Ouvrage est si importante & si neuve, qu’elle demande à être dirigée par un maître aussi consommé que Vous dans cette branche de l’art scénique, & dont la tête est si pl[e]ine d’imagination pittoresque & poëtique. Comme je vois d’après Votre lettre que vous connaissez la démarche que Son Excellence le Ministre d’État Monsieur le Comte Walewsky fit faire au il y a quelque temps pres de moi par Monsieur le Prince de Latour d’Auvergne, Vous saurez probablement aussi que j’ai repondu, qu’étant absent de Paris depuis deux ans & demie & plus, une grande partie des premiers sujets de l’opéra me sont entierement inconnus, (comme p. e. Mlle Sax, Messieurs Cazeau [recte: Cazaux] Michot & Faure,) (ce dernier au moins dans son emploi du grand opèra); que ceux que j’avais entendus peuvent s’être modifiés depuis tant de temps; il faudrait donc entendre la troupe actuelle de l’opéra pour être en état de juger si une bonne distribution des rôles est possible ou non d’apres la nature de ceux de ma nouvelle partition, afin de me décider ensuite si je puis donner l’ouvrage. Cette réserve toutefois, disais-je, ne préjuge rien sur le talent

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des artistes, parceque l’individualité du rôle, peut quelque fois ne pas coïncider avec la nature du talent de l’interprète, quelque soit son mérite: que cependant la grave maladie que j’avais faite durant l’automne, ne me permettait pas de quitter Berlin cet hiver; mais que, mon intention étant de venir à Paris sans faute au printemps, j’aurais alors occasion d’entendre la troupe du grand opéra, pour prendre ensuite ma décision. Cette promesse de venir à Paris au printemps prochain je Vous la renouvelle, mon cher Monsieur le directeur, & avec d’autant plus de plaisir, depuis que je sais que les destinées de mon Ouvrage seraient, le cas échéant, confiées à votre haute intelligence & à vos sympathies personelles pour moi. Si je vois alors une bonne distribution des rôles possibles, comme la partition est tout achevée, je pourrais entrer en répétition à la fin de l’été ou au commencement de l’automne. Dans le cas contraire, il resterait à voir s’il est possible de trouver en dehors de l’opéra ceux des rôles que je croirais ne pas pouvoir distribuer parmi les forces disponibles, d’une manière qui me parait conforme aux éxigences de la partition, condition indispensable pour moi. Veuillez agréer mon cher Monsieur le Directeur l’expression des sentiments les plus distingués de Votre tres dévoué Meyerbeer

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[Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Bibliothèque de l’Opéra, L. a. s. Meyerbeer (5)]

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Dienstag 30. [XII.] … Vor dem Frühstück die französische Übersetzung von dem Chor Das Lied vom blinden Hessen genau wegen der Musikunterlage geprüft. …

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Meyerbeer an Carl Kaskel in Dresden Sr Hochwohlg Dem Herrn Geheimen Finanz Rath Carl Kaskel Königl schwedischer Consul Commandeur hoher Orden in Dresden franco Berlin d 30ten December [18]62 Theurer geliebter Bruder! Ich kann das Jahr nicht scheiden lassen ohne mich deinem Andenken zurückzurufen, und Dir meine innigsten herzlichsten Wünsche zu dem neuen Jahre auszusprechen daß[!] sich uns eröffnet. Möge Dir der Himmel deinen prächtigen lieben Felix und deine liebenswürdige Tochter erhalten, und Dich selbst noch viele Jahre in der liebenswürdigen Frische und Heiterkeit deines genialen Geistes, deines zartfühlenden Herzens erhalten; Dir selbst, deinen lieben Kindern, und deinem alten treuen Freunde Meyerbeer zur Freude; und mögst Du mir auch ferner die brüderliche Freundschaft bewahren die ich als eine der besten Errungenschaften meines Lebens betrachte. – . Du weißt lieber Bruder daß es mir ein wahres Bedürfniß ist deinem prüfenden Kennerblick, deinem so giedegenen[!] musikalischen Urtheil jede meiner neuen Kompositionen zu unterbreiten, und so sende ich Dir auch heute wieder einen neuen Männerchor für LiederTafeln von mir, der vor kurzem erst erschien, und in den Kreisen wo er bis jetzt gesungen ward gute Wirkung machte. Er hat jedenfalls den Vortheil einen wahrhaft poetischen gemüthlichen Text zu behandeln. Und nun noch einmaal glückliches Neujahr rufe ich Dir und dem lieben Felix zu und verbleibe Dein treuer Freund und Bruder Meyerbeer P. S. Indem ich diese Zeilen schreibe fällt mir ein daß ich vergessen habe Dir die Ouve die Partitur meiner Londner Ouverture zu schikken welche Du hattest so gütig sein wollen in meinem Namen H Bank als Andenken von mir zu überreichen. Ich unterlasse es jetzt deßhalb weil ich fürchte daß es nach so langer Zeit ihrer Erscheinung nicht mehr passend erscheinen dürfte. [Autograph (Las): Library of Congress, Music Division, Washington]

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als Andenken von mir zu überreichen. Ich unterlasse es jetzt deßhalb weil ich fürchte daß es nach so langer Zeit ihrer Erscheinung nicht mehr passend erscheinen dürfte. [Autograph (Las): Library of Congress, Music Division, Washington]

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Tgb. Dezember 1862 Mittwoch 31. [XII.] … 8 Stunden musikalisch gearbeitet. Die Singstimmen des Septett in die Partitur geschrieben. …

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Donnerstag 1. [I.] … Ich habe so oft beim Beginn des Jahres Vorsätze zu größerem Fleiße und Arbeitsamkeit gefaßt u. nicht gehalten, daß ich dieses Jahr im Vorhinein lieber keine Vorsätze notieren will. Könnte ich fortfahren, soviel u. gut musikalisch zu arbeiten, wie ich es in den letzten 3 Monaten des verwichenen Jahres tat, so will ich zufrieden sein. Gott segne dieses neue Jahr und mache es zu einem trostreichen u. segensvollen, ganz besonders aber für meine geliebte Gattin Minna, für meine 3 geliebte Kinder, für mein liebes Enkelchen Fritz Korff und für mich selbst. Gott lasse mir auch gelingen, Vasco noch in diesem Jahr edel u. würdig zu vollenden und noch in diesem Jahre die Proben daran in der Großen Oper zu Paris zu beginnen. … 5 Stunden musikalisch gearbeitet an der Instrumentation des Septetts. Freitag 2. [I.] … Konferenz mit Louis Brandus. Carvalho verlangt Dinorah für Madame Cabel im Théatre lyrique: ich refüsiere. 5 Stunden gearbeitet; die Instrumentation des Septetts vollendet u. auch revidiert. Sonnabend 3. [I.] … Konferenz mit Graf Redern wegen des Hofkonzertes. … in die Generalprobe von Faust von Gounod. 4 Stunden … gearbeitet: die Singstimmen von der Szene vor dem Septett in die Partitur geschrieben.

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Meyerbeer an Louis Brandus in Berlin [Berlin, 3. I. 1863] Hochgeehrtester! Eine unerwartete Abhaltung macht es mir unmöglich Sie Montag um 4 Uhr zu erwarten. Erlaubt es aber Ihre Zeit mich Dienstag um 3 Uhr, mit Ihrem Besuch zu beehren so wird Sie mit dem größten Vergnügen empfangen Ihr ergebenster Meyerbeer

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Sonntag d 3ten Januar 63 [Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer (Vol. 76, S. 365)]

Tgb. Januar 1863 Sonntag 4. [I.] … 5 ¼ Stunden … gearbeitet: die Szene vor dem Septett bis auf weniges instrumentiert. Montag 5. [I.] … 3 Stunden gearbeitet: die Szene vor dem Septett fertig instrumentiert u. revidiert und ein Supplement zum Septett für Choryphäen und Chor geschrieben, damit das Stück a cappella gesungen werden kann. Verändrungen zum Duett Akt III fantasiert. Mit meinen beiden Kindern … in die erste Vorstellung der Oper Faust … von Gounod. Großer Beifall, schöne Mise en scène; Demoiselle Lucca (Margarete) ganz vortrefflich. Dienstag 6. [I.] … Vor und nach dem Frühstück mit Vorbereitungen zum Hofkonzert beschäftiget. ½ Stunde Verändrungen zum Duett Akt III. … Abends 1 ½ Stunde an Ändrungen im Duett Akt III gearbeitet. Mittwoch 7. [I.] … 2 ¾ Stunde früh gearbeitet an Ändrungen im Duett und im Entr’akt vor dem 3. Akt; außerdem mich mit den Vorbereitungen zum Hofkonzert beschäftiget. … Mit Cornelie in der Oper Lohengrin. … Donnerstag 8. [I.] … Die Königin läßt mich durch Gräfin Hacke fragen, ob sie die Dedikation des Erostrate von Reyer annehmen soll.

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Ich rate dazu. Ich füge der Londner Ouvertüre einen Chor hinzu, der beim Rule Britannia eintreten soll, u. ändere deshalb die Instrumentation dieses Teils der Ouvertüre. Mit den Vorbereitungen zum Hofkonzert beschäftiget. … Freitag 9. [I.] … Die Ändrung der Londner Ouvertüre, bedingt durch die Zufügung des Chors, beendiget. Mich mit den Vorbereitungen zum Hofkonzert beschäftiget. Diner bei der Königin. … Sonnabend 10. [I.] … Mit dem Hofkonzert mich beschäftiget. Nur unbedeutend u. kurze Zeit an Vasco gearbeitet. … Sonntag 11. [I.] … Kurze Zeit generell an Vasco gearbeitet. Montag 12. [I.] … Dem Chordirektor Elsler die verschiedenen Chöre zum Hofkonzert vorgespielt. … 4 Stunden … gearbeitet: Präparation zur Instrumentation des ersten Matrosenchor La reveille oder La Diane, dann angefangen die Singstimmen davon in Partitur zu schreiben. Dienstag 13. [I.] … 4 Stunden … gearbeitet: die Singstimmen vom Choeur de la Diane in Partitur geschrieben und angefangen zu instrumentieren. Mittwoch 14. [I.] … 4 ¾ Stunden … gearbeitet: Choeur de la Diane fertig instrumentiert. Donnerstag 15. [I.] … Mit dem Dr. Professor Traube wegen meines abnehmenden Gehörs konferiert. 6 ¾ Stunden … gearbeitet: an der Prière des matelots manches geändert, die Singstimmen in Partitur geschrieben u. zum Teil instrumentiert. Freitag 16. [I.] … Ich gab ein Diner von 23 Personen: … zum ersten Mal seit 1 ½ Jahren Blanca u. Korff. 3 ¼ Stunden … gearbeitet: die Prière des matelots fertig instrumentiert u. revidiert. Sonnabend 17. [I.] … Sehr wenig musikalisch gearbeitet. … Chorprobe vom Hofkonzert abgehalten. …

Meyerbeer an Herrn Patschke in Berlin [Berlin, 17. I. 1863] Herrn Patschke Wohlgeboren

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Haben Sie die Güte dem Überbringer dieses die zwei von meiner Hand geschriebenen Blätter mitzugeben worauf ich den Chor zu meiner Ouverture geschrieben habe. Ich brauche diese Blätter zu der heutigen Chorprobe.

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Die Partitur der Ouverture können Sie behalten. Die Orchesterprobe wird Dienstag früh um ½ halb zehn Uhr sein Meyerbeer [Autograph (Las): Universitätsbibliothek Leipzig, Sondersammlungen, Slg. Taut, Musiker]

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Tgb. Januar 1863 Sonntag 18. [I.] … Magenschmerzen. … 3 Stunden gearbeitet: die Singstimmen von der Ronde du matelot in die Partitur geschrieben. Montag 19. [I.] … Probe mit den Sängern vom Hofkonzert. Diner bei dem König. Wegen Unwohlsein des Königs erschien nur die Königin. Nur 2 Stunden … gearbeitet: etwas von der Ronde instrumentiert. Dienstag 20. [I.] … Das große Hofkonzert, welches am 22. stattfinden sollte, ist auf königlichen Befehl verschoben worden. Große Soirée bei Graf Redern, zu welcher ich mit den Kindern ging. 4 ¼ St. … gearbeitet. Mittwoch 21. [I.] … 6 Stunden gearbeitet an der Instrumentation der Ronde du matelot. Donnerstag 22. [I.] … Besuch von Kapellmeister Dorn, um eine Glückwunschadresse an Bock zum 25jährigen Jubiläum seines Musikgeschäftes zu unterzeichnen. … Bei Kroll: Apotheker und Friseur … von Offenbach; Die Generalprobe, Oper in 1 Akt von Genée. Freitag 23. [I.] … Mit Caecilie u. Cornelie auf den Subskriptionsball gegangen. … 6 ½ Stunden … gearbeitet: die Ronde du matelot oder Ronde bacchique fertig instrumentiert. Sonnabend 24. [I.] … Nur 2 Stunden musikalisch gearbeitet. Sonntag 25. [I.] … Besuch von dem berühmten Komponisten Offenbach aus Paris. … Sehr wenig gearbeitet; bloß ein Ritornell pour la distribution des vivres vor der Ronde bacchique komponiert u. instrumentiert. Montag 26. [I.] … Fast gar nicht musikalisch gearbeitet; bloß die Fragmente der Duesbergischen Übersetzung für Vasco geprüft. Dienstag 27. [I.] … Wegen des Dirigierens des Hofkonzertes die darin vorkommenden Partituren mehrere Male durchlesen. … Mittwoch 28. [I.] … Generalprobe mit Orchester u. Chören vom Hofkonzert. Ich füge meiner Londner Ouvertüre Chöre im Rule Britannia hinzu, welches sehr gute Wirkung macht. Die Königin läßt mir befehlen, ihr morgen Offenbach zu präsentieren.

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Donnerstag 29. [I.] … Um 2 Uhr präsentierte ich Offenbach der Königin, die ihn sehr gnädig aufnahm. … Besuch von Gounod, der hieher gekommen war, seinen Faust zu hören. … Ich war nicht zuhause. Mit Cornelie in dem Domkonzert. Freitag 30. [I.] … Ich wurde zum Diner bei dem König befohlen. … In der Singakademie, wo Haydns Jahreszeiten gegeben wurden. Sonnabend 31. [I.] … Große Probe des Hofkonzertes. … Die Königin kam eigends dazu, um meine Londner Ouvertüre zu hören. Sie machte mir sehr viele Komplimente darüber, die von einem großen musikalischen Verständnis u. vollständigen Eingehen in die Intentionen der Komposition zeugten. Dagegen benahm sich Graf Redern direkt feindlich. Er hörte bei Aufführung der Ouvertüre gar nicht zu und sprach fortwährend während der Aufführung derselben, als ob ich es merken sollte. Er sagte mir auch kein Wort darüber. Das Orchester spielte meine Ouvertüre vortrefflich, ebenso abends in dem Galakonzert. Ob sie aber da den Zuhörern gefiel, kann ich nicht wissen, da sie das letzte Stück des Programms war, nach welchem man fortging. Ich habe also niemand der Zuhörer darüber gesprochen. … Meyerbeer an Louis Brandus in Berlin

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Sr Wohl Herrn Brandus Hotel d’Angleterre [Berlin, 31. I. 1863] Hochgeehrter Herr!

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Beifolgend erhalten Sie die gewünschte Eintrittskarte für Madame Brandus zur heutigen Morgenprobe im weißen Saale. Führen Sie Me Brandus gefälligst auf diejenige Tribune welche dem Orchester gegenüber ist, da man auf der andern nicht gut hört. Im untern Raum wo die Königin sein wird ist es nicht statthaft. Hochachtungsvoll Ihr ergebenster Meyerbeer

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[Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 169 (Vol. 75, S. 244)]

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Tgb. Februar 1863 Sonntag 1. [II.] … Der Husten hat sich leider wieder förmlich deklariert. Ich blieb den ganzen Tag zu Bette. … Sehr freundlicher eigenhändiger Brief der Königin, die mir zu gleicher Zeit die Lithographie ihres Portraits schenkte. … Heute geht der für La Rounat ostensible Brief von Louis Brandus an seinen Bruder Gemmy ab. … Montag 2. [II.] …

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Meyerbeer an Emil Ernst Illaire in Berlin [Berlin, 2. II. 1863] Hochzuverehrender Herr Kabinetssecretair! Auf Ew: Wohlgeboren geschätzte Anfrage in Betreff der Befähigung der Frau Dr Behr als Gesangslehrerin, habe ich die Ehre folgendes zu erwidern. Es ist mir bekannt daß die Frau Dr Behr durch mehrere Jahre in Paris mit Sorgfalt, Fleiß, und gutem Erfolge GesangsUnterricht ertheilte, und einen zahlreichen Kreis von Schülerinnen hatte. Da Frau Dr Behr eine intime Freundin der Madame Viardot ist, so hatte sie häufig Gelegenheit in deren Hause dem GesangUnterricht dieser unübertrefflichen Künstlerin beizuwohnen, und dadurch mit deren klassischen Unterrichtsmethode bekannt zu werden. Ich glaube daher daß die Frau Dr Behr der erbethenen Allerhöchsten Empfehlung würdig ist. – . Genehmigen Sie hochgeehrter Herr Kabinetssecretair den Ausdruck der vollkommensten Hochachtung Ihres ergebensten Meyerbeer

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Berlin d 2ten Februar 1863 [Autograph (Las): Library of Congress, Music Division, Washington]

Tgb. Februar 1863 Dienstag 3. [II.] … Ich verließ das Bett im Lauf des Vormittags u. schrieb 3 Briefe; sonst arbeitete ich nichts. …

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Lithographie „Auguste Königin von Preußen“, unterzeichnet: „Carl Mayer Nbg“, abgebildet in: Gothaisches genealogisches Taschenbuch nebst diplomatisch-statistischem Jahrbuch, Bd. 99: 1862, Besitzende Institution: Landesbibliothek Coburg

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Mittwoch 4. [II.] … Ich fühle mich viel unwohler wie gestern. Gestern u. heute nur fragmentarisch an den Indianischen Marsch Akt IV gearbeitet. Donnerstag 5. [II.] … Ich muß das Zimmer hüten. … An dem Indianischen Marsch etwas gearbeitet, aber die eingetretene Diarrhöestimmung zwingt mich bald aufzuhören u. macht mich für den ganzen Tag unfähig zur Arbeit. Besuch der Gräfin Saldern-A[h]li[m]b, die für ihren Sohn um die Hand von Cornelie wirbt. … Freitag 6. [II.] … Ich muß das Zimmer hüten. … Nur fragmentarisch ein wenig an dem Indianischen Marsch gearbeitet. Besuch von dem Komponisten Thieriot aus Hamburg. Konferenz mit Justizrat Lüdi[c]ke wegen Saldern. Sonnabend 7. [II.] … Ich muß das Zimmer hüten. … Abermals nur sehr wenig … gearbeitet am Indianischen Marsch.

Meyerbeer an Otto Friedrich Gruppe in Berlin

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Berlin 7ter Februar [1863] Hochgeehrter Herr Professor! Seit 7 Tagen von einer catharalischen Affection befallen welche mich zwingt das Zimmer zu hüten, ist es mir zu meinem größten Bedauern unmöglich der heutigen Sitzung beizuwohnen, und bitte ich ergebenst meine Abwesenheit zu entschuldigen. Genehmigen Sie hochgeehrter Herr Professor den Ausdruck meiner vollkommensten Hochachtung

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Meyerbeer [Autograph (Las): Biblioteka Jagiellon´ska, Krakau, o. S. (vor 1945 in den Sammlungen der Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin, acc.ms. 1921.146)]

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Tgb. Februar 1863 Sonntag 8. [II.] … Ich gehe zum ersten Mal wieder 1 Stunde aus. … 3 ¾ Stunden … gearbeitet an dem Indianischen Marsch. Montag 9. [II.] … Ich gab ein Diner von 26 Personen. … Einige Stunden am Indianischen Marsch gearbeitet, soviel es mir das hemmende Unwohlsein erlaubte. .. . .

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Dienstag 10. [II.] … Einige Stunden an dem Indianischen Marsch gearbeitet, aber der Husten hemmte meine Tätigkeit sehr. Mittwoch 11. [II.] … Auf Rat des Arztes gar nicht ausgegangen. Eine einfache Bemerkung von mir, daß eine Wohnung vor dem Tor für uns keinen Zweck habe, weil doch Minna jedes Jahr, sowie es gutes Wetter würde, eine Badereise unternähme, alterierte sie so, daß sie trotz der Gegenwart der Bedienten bei Tische in lautes Weinen ausbrach. Heute arbeitete ich wieder ordentlich: 5 Stunden. Ich beendigte die Komposition des großen Indianischen Marsches und schrieb ihn bis auf weniges auch auf. Donnerstag 12. [II.] … Krampfhusten. … Ich ging deshalb nicht zu dem königlichen Ball im Palais, wo ich eingeladen war. 5 Stunden … an den Indianischen Marsch gearbeitet, den ich … anfing zu instrumentieren. Freitag 13. [II.] … Konferenz mit Lüdi[c]ke wegen der Bewerbung von Saldern. Im Konzert von Radecke. … 5 Stunden … an der Instrumentation des Indianischen Marsches gearbeitet. Sonnabend 14. [II.] … Ich war zum Balle beim Kronprinzen eingeladen, wohin ich auch ging. 3 ¾ Stunden an der Instrumentation des Indianischen Marsches gearbeitet.

Alexis Comte de Pillet-Will an Meyerbeer in Berlin Monsieur J. Meyerbeer Berlin 25

Monsieur J. Meyerbeer Berlin Paris, le 14 février 1863. Monsieur.

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Nous avons l’honneur de vous remettre ci joint une notice sur l’émission de 135,000 Obligations de la Societé Italienne des chemins de fer Méridionaux par Souscriptions publiques. Nous sommes en mesure d’y faire comprendre nos amis sans aucun frais au prix indiqué de 236.50. Vous remarquerez que ce prix qui se trouve réduit à 229. par la bonification du coupon au 1er Avril présente une très forte marge sur le cours actuel des Obligations des chemins de fer Etrangers.

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Si vous dèsirez prendre part à cette Souscription veuillez nous donner vos ordres de manière que nous les ayons avant les 24 Ct et dès que le résultat de la Souscription sera connu, nous vous indiqueront la quantité d’Obligations qui vous aura été attribuée. Agreéz, Monsieur l’assurance de notre considération la plus distinguée.

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Pillet Will [Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, X/49a]

Tgb. Februar 1863 Sonntag 15. [II.] … 5 ¼ Stunden … an der Instrumentation des Indianischen Marsch gearbeitet. Montag 16. [II.] … Zu Graf Redern wegen des Hofkonzerts, welches zum nächsten Donnerstag anbefohlen ist. Da die Erkundigungen über den Charakter und die Solidität des Majors Herrn Grafen A[h]limb-Saldern sehr ungünstig ausgefallen, u. Cornelie außerdem erklärte, ihn nicht zum Ehemann zu wollen, so schrieb ich der Mutter auf artige Weise ab. Abends zu Kroll, um den Violinspieler Sivori zu hören, und dann in die Oper, um den Tenoristen Wachtel die letzten Akte der Favorite singen zu hören. 3 ¼ Stunden musikalisch gearbeitet. Dienstag 17. [II.] … Mich vielfach mit den Vorbereitungen zum Hofkonzert beschäftiget. … 5 Stunden an der Instrumentation des Indianischen Marsches gearbeitet. Mittwoch 18. [II.] … Den ganzen Tag mit Vorbereitungen zum Hofkonzert beschäftiget. Mit Demoiselle Artot und Herrn Sivori probiert. … 1 Stunde musikalisch gearbeitet. Donnerstag 19. [II.] … Da die Königin das Programm wieder umwarf, so mußte ich neue Proben mit der Artot u. Sivori halten. Abends das Hofkonzert. … Der König, die Königin, Prinz u. Prinzessin Karl, der Kronprinz u. Prinz Albrecht Sohn sprachen viel mit mir. Freitag 20. [II.] … 4 Stunden am Indianischen Marsch instrumentiert. Sonnabend 21. [II.] … Sonntag 22. [II.] … 3 ¾ Stunden am Indianischen Marsch instrumentiert. …

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Montag 23. [II.] … Ich gab ein Diner von 26 Personen. … Mich viel mit dem Hofkonzert beschäftiget. … 7 ½ Stunden am Indianischen Marsch instrumentiert. Dienstag 24. [II.] … Viel mit den Vorbereitungen zum Hofkonzert zu tun gehabt. In der Oper Die Hugenotten. … 3 ¾ Stunden am Indianischen Marsch instrumentiert. Mittwoch 25. [II.] … Sehr viel mit den Vorbereitungen zum Hofkonzert zu tun gehabt. … 5 ¼ Stunden am Indianischen Marsch instrumentiert. Donnerstag 26. [II.] … Den ganzen Vormittag mit dem Hofkonzert beschäftiget. Probe davon mit allen Sängern. 2 Stunden musikalisch gearbeitet: heute die Instrumentation des Indianischen Marsches vollendet. Abends leitete ich das Hofkonzert. … Freitag 27. [II.] … Konferenz mit Louis Brandus, der übermorgen nach Paris zurückreiset. … Diner bei dem Staatsminister von der Heydt. … 3 ¾ Stunden … gearbeitet: die Revision des Indianischen Marsches gemacht. Sonnabend 28. [II.] … Die Revision des Indianischen Marsches vollendet. … Die Korrektur des Stiches meines Liedes vom blinden Hessen gemacht. … Abends mit Cornelie … im Prophet. Wachtel sang den Propheten stellenweise wunderschön; namentlich war er im 2. Akt ganz vortrefflich. …

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Sonntag 1. [III.] … Prüfung der Duesbergischen Übersetzung für die veränderten Stellen in Vasco. Montag 2. [III.] … Ich fange an, mich mit dem Duett des 5. Aktes zu beschäftigen u. lese zu dem Ende mein Duett im 5. Akt der [alten] Afrikanerin durch, von welchem ich vielleicht einen Teil werde brauchen können. Mich mit dem Hofkonzert beschäftiget. Dienstag 3. [III.] … Heute gab ich zur Vorfeier des morgenden Geburtstages meiner Tochter Cornelie einen großen Ball, zu dem über 100 Personen eingeladen waren, u. der sehr brillant ausfiel. … Ich beschäftigte mich mit dem Duett, doch ist es jetzt mehr ein Phantasieren darum herum; in den Kern der Sache bin ich noch nicht eigentlich eingedrungen. Auch heute Vorbereitungen zum Hofkonzert. Mittwoch 4. [III.] … Heute der Geburtstag meiner geliebten Tochter Cornelie. Gott der Allmächtige sende seinen reichsten Segen auf

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das Haupt dieses lieben guten Kindes. Möge ihr der Himmel noch in diesem Jahr einen braven soliden Gatten schenken, der sie durch seine Liebe u. Treue beglücke. Mit dem Hofkonzert beschäftiget und mit Sivori geprobt. Vormittags 3 Stunden am Duett ernstlich gearbeitet. … In einer Soiree bei den beiden Fürsten Radziwill. Donnerstag 5. [III.] … Probe vom Hofkonzert gehalten. … Nur sehr wenig am Duett gearbeitet, da ich mich sehr verschnupft fühlte. Abends war das Hofkonzert. … Freitag 6. [III.] … Nur wenig am Duett gearbeitet. Sonnabend 7. [III.] … Nur wenig am Duett gearbeitet. Sonntag 8. [III.] … Am Duett gearbeitet; eine 3. Version zu der Cabaletta „O longue souffrance“ erfunden. Montag 9. [III.] … Ich wurde zum Diner bei dem König befohlen, und Abends war ich in einer großen Soirée bei dem österreichischen Gesandten Grafen Karoly. Probe bei der Artot zum Hofkonzert. Zu Graf Redern. Es blieb leider nur wenig Zeit am Duett zu arbeiten. Dienstag 10. [III.] … Heute ist der 26. Geburtstag meiner geliebten Tochter Caecilie. Gott segne das neue Jahr ihres Lebens, in dem sie heute eintritt, u. mache, daß sie bald einen braven soliden Ehemann finde, der sie in Liebe beglücke. Möge sie u. ihre beiden Schwestern 100 Jahre alt werden in Gesundheit, Glück, Freude u. Zufriedenheit. Amen. Vormittags 3 Stunden am Duett gearbeitet. … Mittwoch 11. [III.] … Fast den ganzen Tag beschäftigte ich mich mit den Proben u. Vorbereitungen zum Hofkonzert und konnte nur sehr wenig am Duett arbeiten. Donnerstag 12. [III.] … Abermals Probe vom Hofkonzert; deshalb nur wenig am Duett gearbeitet. Abends war das Hofkonzert. … Die Königin war wie immer sehr liebenswürdig und gnädig für mich; der König nahm aber gar keine Notiz von mir. Freitag 13. [III.] … Fast gar nicht gearbeitet. … An Feldmarschall Wrangel nebst 100 Talern um dafür bei der 50jährigen Feier der Erhebung Preußens Ritter des eisernen Kreuzes von der damaligen Zeit logieren u. beköstigen zu lassen. Sonnabend 14. [III.] … Sonntag 15. [III.] … Das vollständige Duett aufgeschrieben. Ich gab ein Diner zur Nachfeier von Caeciliens Geburtstag. … Montag 16. [III.] … Diarrhöe mit starken Leibschmerzen. Ich … konnte daher gar nichts arbeiten. …

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Meyerbeer an Franz Espagne in Berlin [Berlin, 16. III. 1863] Hochgeehrter Herr Doktor! 5

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Ihro Majestät die Königin will in dem Hofconcert am nächsten Donnerstag den Psalm von Marcello hören in welchem sich das Stück befindet (I cieli narrano le glorie del Signor). Da Sie doch gewiß die Psalme des Marcello in der Königl: Bibliothek besitzen, so bitte ich ergebenst mir den Band in welchem sich das besagte Stück befindet gefälligst bis Freitag zu leihen, und es dem Überbringer dieser Zeilen mitzugeben, damit die Chorstimmen noch rechtzeitig aus geschrieben werden können. Genehmigen Ew: Wohlg die Versicherungen meiner vollkommensten Hochachtung Meyerbeer

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Montag d 16ten März 1863. P. S. Ich bitte ergebenst dem Uberbringer dieses zu sagen um welche Zeit er sich auf der K. Bibliothek einfinden soll [Autograph (Las): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 73]

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Dienstag 17. [III.] … Ohne an die Stelle im 2. Akt „dans ta peine cruelle“ auch nur im mindesten gedacht zu haben, fiel mir eine neue Komposition dazu ein, (denn ich habe ja schon die Stelle als Cavatine vor langer Zeit komponiert), die mir außerordentlich glücklich scheint u. die ich aufschrieb. Den ganzen übrigen Tag mit den Vorbereitungen zum Hofkonzert zugebracht. Mittwoch 18. [III.] … Diarrhöe. … Ich … konnte nur ein paar Stunden am Aufschreiben der Singstimmen in die Partitur des Duetts arbeiten. Außerdem hielt ich eine Probe von dem Hofkonzert bei der Lucca ab. …

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Alexis comte de Pillet-Will an Meyerbeer in Berlin Monsieur J. Meyerbeer Berlin Monsieur J. Meyerbeer Berlin

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Paris 18 Mars 1863. Monsieur Nous avons l’honneur de vous confirmer votre lettre du 21 Janvier & de vous remettre la note du trimestre au 1er Avril que nous aurons à toucher sur vos: F 5625. de rente 3 % F 1406.25 dont vous serez crédité & que nous tiendrons à votre disposition dans les premiers jours du mois prochain. La rente 3 % est restée hier au comptant à 68.80 coupon détaché. Veuillez agréer, Monsieur, l’expression de nos sentiments les plus dévoues & l’assurance de notre considération la plus distinguée.

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Pillet Will [Autograph (Ls): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, X/56]

Tgb. März 1863 Donnerstag 19. [III.] … Probe vom heutigen Hofkonzert mit dem Domchor u. den Sängern. … Abends das Hofkonzert; darin u.a. der Psalm I cieli immensi narrano von Marcello. Ich improvisierte dazu eine Klavierbegleitung, die mir gelungen scheint. Überhaupt war ich en train gut zu akkompagnieren diesen Abend. Während ich dieses schreibe, kömmt mir die Idee, einen Meditation über diesen Psalm zu komponieren, wo ich denselben zum Grunde lege. Wegen meines Unwohlseins bat ich, mich von dem musikalischen Teil der dramatischen Vorstellung im Palais (nächsten Sonntag) zum Geburtstag des Königs zu dispensieren; aber die Königin bat mich sehr, doch diese Musik zu leiten, und so sagte ich zu. Freitag 20. [III.] … heftige Leibschmerzen. Probe im Palais. … nachher hielt ich noch eine Privatprobe mit der Lucca u. Sivori ab.

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Ich konnte wegen der Proben u. der Mißstimmung im Leibe nur frühmorgens 2 Stunden an dem Duett arbeiten. Sonnabend 21. [III.] … Noch eine Probe bei Demoiselle Artot zu der morgenden Hofmusik. … 3 Stunden am Duett gearbeitet. Sonntag 22. [III.] … An Graf Redern ostensibler Brief für die Königin, daß ich bei der heutigen Hofvorstellung [nicht] zu gleicher Zeit das Orchester dirigieren und am Piano akkompagniren kann, mich daher bloß auf die Direktion des Orchesters beschränken muß. Dieses ward von der Königin genehmigt. … Der König und die Königin dankten mir sehr für meine Mitwirkung. Montag 23. [III.] … Besuch an Bock, der sehr krank ist. … Diner bei Decker. Ich arbeitete nur 2 Stunden am Duett.

Meyerbeer an Franz Espagne in Berlin beifolgend Musikalien 15

Sr Wohlgeboren Herrn Dr Espagne Custos an der Königl Bibliothek Meyerbeer [Berlin, 23. III. 1863]

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Hochzuverehrender Herr! Mit dem verbindlichsten Danke habe ich die Ehre beifolgend das die mir von der Königl Bibliothek geliehene drey zwei Exemplare des 18ten Psalm’s von Marcello wieder zurückzustellen Mit der vorzüglichsten Hochachtung

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Ew: Wohlgeboren ergebenster Meyerbeer d 23ten März 1863.

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[Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, Mus. ep. G. Meyerbeer 74]

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MÄRZ 1863

Tgb. März 1863 Dienstag 24. [III.] … Angefangen das Duett zu instrumentieren. 3 ¼ Stunden daran gearbeitet. Mit Caecilie im Faust von Gounod. Mittwoch 25. [III.] … Zu Graf Redern u. ihm angezeigt, daß ich wegen Unwohlseins das morgende Hofkonzert nicht dirigieren kann. … 3 ½ Stunden am Duett instrumentiert. Donnerstag 26. [III.] … Diarrhöestimmung … zur Arbeit wenig disponiert. … 3 ½ Stunden am Duett instrumentiert. …

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Meyerbeer an Berthold Auerbach in Berlin Schöneberger Ufer No 33

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[Berlin, vor 27. III. 1863] Der General Musik Director Meyerbeer giebt sich die Ehre Herrn Dr Berthold Auerbach auf Freitag den 27ten März 1863 zum Diner (um 4 Uhr) ganz ergebenst einzuladen. U. A. w. g.

Pariser Platz 6a

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[Autograph (L): Schiller-Nationalmuseum/Deutsches Literaturarchiv, Marbach am Neckar, Z 3420 – 1]

Meyerbeer an Friedrich Eggers in Berlin Bellevue-Straße No 5(a) [Berlin, vor 27. III. 1863]

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Der General Musik Director Meyerbeer giebt sich die Ehre Herrn Dr Friedrich Eggers auf Freitag den 27ten März 1863 zum Mittagbrodt (um 4 Uhr) ganz ergebenst einzuladen. U. A. w. g.

Pariser Platz 6a

[Autograph (L): Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek Kiel, Handschriftenabteilung, Eggers-Nachlaß, Sign. Cb 60.350]

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Meyerbeer an Otto Friedrich Gruppe in Berlin Leipziger Platz No 4 [Berlin, vor 27. III. 1863] 5

Der General Musik Director Meyerbeer giebt sich die Ehre Herrn Professor Gruppe auf Freitag den 27ten März 1863 zum Diner (um 4 Uhr) ganz ergebenst einzuladen. U. A. w. g.

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Pariser Platz 6a

[Autograph (L): Biblioteka Jagiellon´ska, Krakau, o. S. (vor 1945 in den Sammlungen der Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin, acc.ms. 1921.146)]

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Freitag 27. [III.] … Diarrhöestimmung, die mich sehr schwächt und am Arbeiten hindert. … Ich gebe ein Diner zu Ehren des Professor Stobbe aus Breslau, Schwiegersohn von meinem Neffen Felix Eberty. … Nur 3 Stunden musikalisch gearbeitet. Die Königin läßt sich nach meinem Befinden erkundigen. Sonnabend 28. [III.] … Auf Rat des Arztes nicht ausgegangen. … 6 ¾ Stunden am Duett teils instrumentiert teils Singstimmen in Partitur geschrieben. Sonntag 29. [III.] … 6 Stunden am Duett teils instrumentiert teils Singstimmen aufgeschrieben. Abends im Konzert des Bachvereins. Sebastian Bachs Passionsmusik nach dem Evangelio Johannis. Schlechte Aufführung. Die Komposition steht nach meiner Ansicht tief unter Bachs Passionsmusik nach dem Evangelio Matthaei. Montag 30. [III.] … Die Königin läßt sich abermals nach meinem Befinden erkundigen. … 7 Stunden am Duett instrumentiert u. Singstimmen in Partitur geschrieben. Dienstag 31. [III.] … 6 ½ Stunden musikalisch gearbeitet. Das Duett des 5. Aktes vollständig instrumentiert, es revidiert u. angefangen, mich mit dem Rezitativ nach der Arie der Ines zu beschäftigen. Dies Rezitativ geht bis zum Duett.

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Tk. April 1863 [SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, aus P/27 (58/II)] [Undatierte Vor- oder Nachsatzblätter:] Ändrungen für Duesberg[:] Act II. Als ich vernahm daß Du verdammt Spezzati im Finale Act II Act III Ändrungen im Septett. Act II moi seule il m’aime je doutais noch 2 Ver ist zu kurz: noch 2 Verse wie die ersten 2 Verse und noch 2 Verse wie die letzten 2 Verse Korffs Geburtstag (Minna)[.] Jubilaeum 15ter Juny Bock 13ter Juny Birch Pfeiffer (Burguy) Vermeulen Photographie Londner Ouverture Mit Kutscher Wilhelm daß er in meiner Wohnung schläft An Lüdike, After Vermiethung[.] Warum er den Stempel nicht mit hinein gesetzt hat. Besorgen[:] Zu Wagen wegen Restauration der Bilder Wieprecht[:] An Orchesterarrangement der Fackeltänze für Paris Ein Faullenzer zur Reise Die Gedankenbücher binden lassen Zu Böck wegen Ritter pour le merite Der Ohrendoktor! Die Gräber der seeligen Eltern besuchen Wichmann die Musik zurückschicken An den Canzler des Ordens pour le mérite Paß besorgen Besorgungen[:] Gravenstein die Liste der badenschen Loose. Die Glöckchen in der Zauberflöte mir zeigen lassen Sommer von den Gasröhren Portier 3 Thaler monatlich An Bank Ouverture und Briefe An Gravenstein 9ter May Wasch und Badeanstalt Wieprecht indianischer Marsch 20lieniges Notenpapier Anna Eberty bezahlen Gemmy Cavatine Bertha Prophet Baumeister. Gasometer im Vorzimmer verlegen Fortsetzung Besorgung[:] Rieß, Kommer, Pothographie Mich potographiren lassen Nachsehen wegen Dr Bacher’s Unterstützung Brandus: Die Titel der Fackeltänze

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Herzberg bezahlen[.] Wo Koch und Kutscher schläft. Entresol Baumeister den kleinen Ofen im Vorzimmer setzen lassen und den schwarzen Ofen aus dem Saal nehmen – Fragen wo das Garderobenzimmer der Kinder ist. Welchen Compens man für Uberlassung des Logis von Jacoby verlangen sollte – Wegen Putbus Marquisen und Gasröhren – Ich habe an Lüdike geschickt[:] mein früheres Testament[,] das großväterliche Testament[,] meine Ehepakten mit Minna[,] Blanca’s Ehepakten mit Korff[,] 3 Testament RecognitionsScheine[,] Entwurf meines Testaments Dem Baumeister, daß d 15ten July wegen der Feuerversicherung die Wohnung fertig ist. Die Arbeiter zur Arbeit treiben Burguy daß er mit Jacoby spricht, daß er die Hälfte zu den Öfen giebt Traube und Herzberg bezahlen Daß Burguy Feige’s Copie von Vasco nachschickt Burguy Briefcouverte Burguy fragen wie der Name des alten Bedienten Fritz ist. Burguy und Gravenstein wegen Ankauf eines Begräbnißplatzes hinter dem Kirchhof – Sich bei Scherek nach dem Namen des Besitzers des Feldes hinter dem Kirchhof erkundigen Burguy und Gravenstein: Siemunds Haus in der Bellevuestraße Burguy Waschkörbe Burguy Besorgung Birch Pfeiffer Notiz wie ich die Brillen tragen muß: Der eingefeilte Strich muß nach oben liegen Burguy Paß besorgen An Emanuel die Mille Scudi schicken Herzberg. Recept und Anweisung wie ich die Sitzbäder zur Stärkung der Blase gebrauchen soll Wichmann die Musik zurückschicken Daß Ritter den schwarzen Ofen und die dahinter stehenden Plaque und Röhre abnehmen läßt, und im Keller verwahrt[.] Burguy aufpassen Gratulationsbrief an Birch Pfeiffer An Burguy den ostensiblen Brief für Jacoby Fritz Seyffert ist der Name des Bedienten der seeligen Mutter Burguy. Briefcouverte[,] 86 Rtl für das silberne Dintenfaß Taleyrand und Redern Abschied nehmen[,] GRthin Reinhard und Mosson

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Französisches Exemplar von Thomas a Kempten Lied mitnehmen Herzberg über die Composition der Bäder für die Blase Der Birch Pfeiffer und Wichmann ihre Briefe zurückschicken Burguy. Der Besitzer des Feldes hinter unserem Erbbegräbniß ist Dr Spiekermann 4. Alte Schönhauser Straße Burguy das Klavier[,] der Zettel für das Begräbniß[,] die Bücher für Wichmann[,] Portrait für Auerbach[,] Reisegeld Besuche[:] Saldern – Schweinitz – die Tochter von Moriz Schlesinger – Portugiesische Gesandte – Grimm – Dino [–] Birch Pfeiffer – Borstel – Polly – Lady Russel [–] Graf Redern. Bock. Talleyrand. Reinhard. Mosson An Burguy. Das Küchenmädchen[.] Die Sachen für die Curatoren[,] Verzeichniß der französischen Fonds[,] 2 Hypotheken[,] Emanuels Rechnungen im Tresor niederlegen Briefe[:] Otto Nicolai[.] Brandus. Naudin – Cavatine Bertha Prophet. Boston. Pariser Zeitung abboniren[.] Chor a Capella aus Struensee[.] Me Marlow[.] Ich will nach Paris kommen wenn Villaret eine Rolle von mir sin gesungen haben wird[,] ostensibler Brief für die Freimaurer Loge – Die Londner Medaille nachschicken – Ed. Fetis Indépendence Londner Ouverture[.] Biographie internationale Henneken alle Ändrungen wegen schriftlicher Bewilligung von Jacoby und Sommer aufsetzen Briefe. Schönlein [–] Redern – Lenz – Gleich – Bank [–] Pillet-Will – Martellini – Schubert in Leipzig – Manna in Cremona [–] Istituto di mutuo soccorso in Florenz [–] Martellini [–] Planitzer in Halle [–] Hiller – Brandus[:] Ronconi (Gritzenko) Recitative und andre Ändrungen deßhalb[.] An Marouard – Morio [–] Dr Julius Lang – Cornelie mein Kopfmaaß [–] Birch Pfeiffer Gratulation [–] Bock – Engel – Schreibezeug mit Untersatz[,] Schreibemappe – Minna[:] Wie viel ich Traube bezahlen soll [–] Sophie Brandenstein Zuckerkrankheit [–] Caecilie dicke Backe [–] Diarröhe [–] Die Restauration der Gemälde wird 160 Rtl kosten [–] Perin [–] Die 2 Theile von Göthe sind gefunden [–] Emanuel verlangt 1000 Rtl [–] Die Kinder haben sich abermals 2 Hüte aus London kommen lassen [–] Über Minna’s Äußerungen über mein Testament [–] Wieviel der Lohn des Küchenmädchens beträgt – Russel nach Stockholm [–] Das Buch Thomas a Kempten [–] Carl Wollgast – Prinzess Anna

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[SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/32]

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[Undatierte Vorsatzblätter:] No 7 Seegerhof (Kommer Haus zu verkaufen Verlängerte Dorotheenst 6 Urban Tapezier Rodenberg Französische Str 52 Schlosser’s Hotel Jägerstr Wallerstein Dresden. Blindenstraße 5. Wallerstein Schneider Große Mittelstr 26 Truhn, Friedrichstr: 26 Eduard Ebers. Mat[t]hei-Kirchstraße 17 H Brenner Jägerstraße 14 bei H Nusch 1ster Violinist der Petersburger Capelle Tröpel. Oranienstraße 42 Parterre links Windler Bandagist Dorotheenstraße 3. M. S. Baswitz Lainé [recte: Lenné] Straße Nr 4 [a]. Meyer Samuel Baswitz Grimm. Ecke Leipziger und WilhelmsStraße in Westmorland’s Hause. 62 Fl 20gr = Wiener Bankenoten machen 38 Thaler Tapezier Bernau Dorotheenstr: 28 (ist unser Tapezier Zitterfabrikant A. Kiendl in Wien. Josefstadt JosephsGasse Nr 18 [recte: 68] Henniken [recte: Hennicke]. Architekt in der neuen Börse. Burgstraße Nr 25 und 26 Zahnarzt F. Stevens. Paris No 8. Boulevard Malherbes CommercienRath Philipp Liebermann Spandauerstr: 59 SanitätsRath Dr Oestreich alte Schönhauser Str: wahrscheinl: 36 Stadtrath Meyer Magnus Heilige Geist[st]r 15. Moriz Bassewitz: Lainé Straße Fiorentino 20 R. d’Aumale Paris Louis Brandus 23 R. bergère GRth Erhard. Gehörarzt [Unter den] Linden 59. Sprechstunde 9 = 11 // 2 = 3 Kapellmeister Levy. Kronenstraße 49. 3 Treppen hoch bei Lüdeke H Lindek Louis Engel London 31. Grosvenor Street Grosvenor Square 23. R. bergère Louis Brandus

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Dr Julius Lang. Prag Seilengasse 385. 3te Stock bei Frau Witowski Dr Behr. London. 2 Bryanston Street Portmans Square W. Schmidt. Cassierer der Bank des Berliner Cassenverein Niederlag Straße No 6. Berlin Hotel du Nord in Cölln dicht bei der CentralEisenbahn Hotel Veuillemont Rue des Champs elysées, mündet in das Faubourg St Honoré Wirklicher Staatsrath W. de Lenz in Petersburg, Maison Geliaschwill, Rue de l’Espoir H v Tröl[t]sch Ohrenarzt in Wurzburg Schnyder von Wartensee. Nr 18 Bleichstraße Frankfurth am Main Steuernagel, vormals Metzler Roßmarkt, Frankfurth a/m Weinhändler Wilhelm Speier. Blumenstraße Nr 11. Frankfurth am Main Kohn Speier Bleichstraße Nr 30. Frankfurth a/m 60 Behrenstraße 1 Etage 12 Piecen 1800 2te Etage 6 Piecen 650/ 2450. Spangenbergische Haus Graefe rauchfarbene Brillengläser Sommer. Bewilligung der Verändrungen Gasröhren: Oefen: Portier 3. Thaler Birch Pfeiffer. Redern. Bamberger. Schleinitz: portugiesischer Gesandte Wieprecht bezahlen Zur Lucca Paß besorgen Wegen Dr Bacher nachsehen Spinde kaufen 1. [Mittwoch] Brandus Duesberg [–] Louis Brandus welchen Monat die Miolan nach London geht[.] Zu Grell[.] Westmorland für Dr Behr 2. An Gemmy Brandus Madrid[.] Burguy. Das kleine Notizenbuch abschreiben lassen. Celerier France Musicale – Rechnung bezahlen Desolme. An Costa An Truhn An Truhn – 3. Minna Die Rechnung für Ihlée 7. An Minna wegen Wagen[.] Zu Gravenstein – Grell – Dino. Burguy. Celerier. France musicale Desolme[.] St Marie[.] Rechnung Huth[.] Die Uhre gestellt

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8. Minna’s Geburtstag[.] Daß Appold im Garten nichts bauen darf wodurch die Bäume oder sonst Pflanzungen beschädiget werden: also auch keine Gasleitungen 9. Burguy. Daß Lüdike den Contract des Brüderverein nicht hat Burguy hat. Die Hausrechnung von 1862 zurück genommen und nicht wiedergebracht 11. Zur Lucca – Dino – Birch Pfeiffer [–] Notenlinierer – Stimmer 13. Minna. Abschiedskarten [–] reine machen[.] An Rodenberg – Bank und Wallerstein[.] Zum Notenlinierer Zum Notenlinierer 14. 10. Mendel. Zu Köhne mit Bouquet – 15. Die Zitter bezahlen, und an Cornelie wegen Wiener Adresse und Symphonie Concert[.] Billet zu Ehrlich und Symphonie Soirée[.] Visitenkarten Köhne 16. 6 Lüdike [–] Lüdike abschreiben[.] Heute ist meine geliebte Frau Minna nach Bamberg abgereiset. 17. ½ 7 Lüdike[.] An Burguy Contract Schöneman 26 18. An Burguy wegen Sonntag zu Lüdike [–] An Lüdike die Contracte zurückschicken[.] Cornelien’s Piano ob gestimmt 19. ½ 3. H v Madeweis, 12 Lüdike[.] Burguy Portrait der Königin 20. Gravenstein die neuen Magdeburg Leipziger Stammakzien – Die Zinsen der 2ten Werthschen Hypothek[.] Henneken. Wegen schriftlicher Bewilligung sogleich alle Verändrungen aufschreiben: Gasometer aus der Bedienstube verlegen – Sogleich alle Verändrungen in meinem [Fortsetzung am 22. nach „Heneken“] 21. ½ 7 Gravenstein Portrait philharmonische Gesellschaft Petersburg Die Uhre gestellt 22. Romanze Hugenotten für die Lucca heraussuchen. Zu Truhn schicken An Dohm [Fortsetzung des Eintrags zu „Henneken“ vom 20:] Heneken[:] persönlichem Quartier machen. Wählen welches Zimmer ich für mich zur Schlafstube wähle 23. 11. Wieprecht = 3 Herzberg [=] zum Architekten 24. Billets zum Concert. 3 Truhn – Zu Böck 25. 2 Henneken 26. Jacoby[.] 3 Diner Jüngken[.] Ich will Wieprecht bezahlen und Dr Bamberg besuchen – 29. 3 Uhr Diner Köhne 30. Vormittag 11 Uhr Leichenbegängniß von Bock. Thiergartenstr 21. a

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Tgb. April 1863 Mittwoch 1. [IV.] … Kolik-Schmerzen. … 2 Stunden auf dem Sopha zugebracht, welches natürlich die Arbeitzeit sehr kürzte. Mit Antoinette Montalban in Faust von Gounod. Demoiselle Spohr von Hamburg gab die Margarete. Sie spielt vortrefflich, singt mit Gefühl und richtigem Ausdruck, hat ein schönes Äußere, aber der Klang der Stimme ist nicht sehr wohltönend, auch nicht stark genug für das Opernhaus. 3 ¾ Stunden musikalisch gearbeitet. Donnerstag 2. [IV.] … 7 Stunden … gearbeitet: das Rezitativ fertig komponiert, instrumentiert u. revidiert. Freitag 3. [IV.] … Ich prüfte die ganze Duesbergische Übersetzung. Abends in der Singakademie Bachs Passionsmusik nach dem Evangelio Matthaei. … Sonnabend 4. [IV.] … Diarrhöe …, die mich so schwächte, daß ich einen großen Teil des Tages auf dem Sopha zubrachte. … Ohne es irgend gesucht zu haben, fiel mir plötzlich eine neue Komposition zur Berceuse des 2. Akts von Vasco ein, obgleich ich dieses Stück bereits längst komponiert u. instrumentiert hatte. Ich schrieb die neue Komposition auf und fing an die Duebergische Übersetzung der veränderten Texte unterzulegen.

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Meyerbeer an Michael Costa in London Au Célèbre Maestro Costa Directeur de la musique du Théâtre Royal de Coventgarden Par l’entremise de Monsieur Poignant, courrier de Cabinet. London 59 Eccleston Square (De la part de Meyerbeer)

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Berlin, 4 avril 1863.

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Je viens de recevoir par Monsieur le courrier de cabinet Poignant votre aimable lettre, et quoique je sois alité et souffrant au point de ne pouvoir écrire ces lignes de ma propre main et d’être obligé de les dicter, je ne veux cependant pas laisser repartir Monsieur Poignant

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Cher et illustre maître,

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sans lui donner ma réponse. – J’ai reçu en effet, il y a deux mois, votre magnifique cadeau de votre admirable partition, que j’ai relue deux fois avec le plus vif intérêt. Je me suis impressé de vous faire mes remercîments les plus sincères par écrit, et j’ai donné ma lettre à un jeune musicien d’ici, qui allait à Londres, et qui m’avait prié de le recommander aux sommités musicales de votre capitale. A-t-il perdu ma lettre? A-t-il changé son plan de voyage et s’est-il dirigé autre part? Je n’en sais rien; mais, puisque ma lettre ne vous est pas parvenue, il faut que l’un des deux cas soit arrivé. Je suis d’autant plus désolé de ce contre-temps que jusqu’à présent vous avez pu me croire assez impoli et assez ingrat pour ne pas vous remercier de la communication si gracieuse de votre chef-d’oeuvre. – A ce propos je vous dirai aussi, cher et illustre maître, que votre royale élève, notre Princesse héréditaire, professe une vive admiration pour votre grand ouvrage; elle m’a même indiqué les quatre morceaux qu’elle aime le plus, et je les ai fait traduire pour les faire exécuter dans le premier concert de musique religieuse que nous aurons à la Cour (car toute cette saison nous n’avons eu à la Cour que des concerts de musique profane) En vous renouvelant, cher et illustre maître, tous mes remercîments, je vous prie de me conserver la bonne et loyale amitié dont vous m’honorez et dont vous m’avez donné tant de preuves dans mes differents séjours à Londres. Votre tout dévoué de coeur Meyerbeer [Autograph (Ls): Music Special Collections, Harold B. Lee Library, Brigham Young University, Provo, Utah]

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Sonntag 5. (Ostern) [IV.] … Mit der Unterlegung der Duesbergischen Übersetzung beschäftiget, sonst nichts getan. Im Opernhause die 3 letzten Akte von Gounods Faust gehört.

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Meyerbeer an Eduard Grell in Berlin Berlin d 5ten April 1863. Hochgeehrter Herr Musikdirektor! Indem ich Ihnen meinen herzlichsten Dank abstatte für Ihre große Freundlichkeit mir Billets zu Ihrem gestrigen Concert mitzutheilen, muß ich zugleicherzeit mein großes Bedauern aussprechen, daß ich von Ihrer Güte keinen Gebrauch machen konnte. Ich hatte mich nämlich vorgestern (wahrscheinlich in dem Concert der Singakademie) so heftig erkältet, daß ich gestern den ganzen Tag das Bette hüten mußte. Ich bedauere diese Abhaltung um so mehr, da ich schon nach der ersten Aufführung Ihrer Messe so viel rühmliches von diesem großen Werke gehört hatte. Genehmigen Sie hochgeehrter Herr Musikdirektor den Ausdruck der vollkommensten Hochachtung Ihres ergebensten Meyerbeer

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[Autograph (Las): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 38]

Tgb. April 1863 Montag 6. [IV.] … In Kroll’s Theater Herr und Madame Denis … von Offenbach. 5 ½ Stunden … gearbeitet. Die Duesbergische Übersetzung unter dem Air du sommeil und 2. Finale untergelegt und Singstimmen der neuen Berceuse in Partitur gesetzt. Dienstag 7. [IV.] … Besuch an Grell, der mir seine 16stimmige Messe geschickt hat. … 4 ½ Stunden musikalisch gearbeitet: Ändrungen u. Instrumentierung der Berceuse. Mittwoch 8. [IV.] … Heute ist der Geburtstag meiner geliebten Gattin Minna. Gott gebe, daß sie in diesem neuen Jahre ihres Lebens eine recht kräftige Gesundheit wieder erlange. … Die neue Berceuse fertig instrumentiert u. revidiert.

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Meyerbeer an Priscilla Anne Fane Countess of Westmorland in London Berlin, le 8 avril 1863. Madame la Comtesse, 5

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C’est pour la première fois de ma vie que j’ose prendre la liberté de vous écrire en me servant d’une main étrangère; mais, en ce moment, souffrant des yeux, mon oculiste m’a ordonné de m’abstenir quelque temps de prendre la plume. D’un autre côté, la dame qui aspire à l’honneur de vous présenter ce pli, Mylady, me pressant beaucoup de le lui remettre, je me fie à votre indulgence pour me permettre de vous adresser ces lignes de cette façon. L’épouse de Mr le Dr Beer de Berlin, qui peut-être a eu même l’honneur d’être connue de vous dans le temps, puisqu’elle était à la tête de beaucoup d’oeuvres de bienfaisance, s’est, depuis quelques années, vouée tout-à-fait à l’enseignement du chant. Elle est excellente musicienne et de plus elle est l’amie de Made Viardot, dans l’intimité de laquelle elle a vécu à Paris pendant plusieurs années. Elle a donc eu l’occasion de connaître à fond la méthode classique de chant de cette grande artiste, d’après les principes de qui elle enseigne. Madame Beer avait une nombreuse clientèle à Paris et elle y a formé de très bonnes élèves. Les occupations de son mari appellent maintenant cette famille à Londres et Madame Beer désirerait donc professer l’enseignement du chant dans votre capitale. Y étant tout à fait étrangère, la recommandation et la protection d’une patronesse aussi haut placée par sa position que par ses grandes connaissances en musique que vous, Mylady, lui serait d’un prix immense. Voilà l’humble requête que j’ose vous présenter en son nom. Permettez-moi, Madame la Comtesse, de profiter de cette occasion pour me rappeler personnellement ainsi que toute ma famille à votre bienveillant souvenir, et à celui de Miss Rosa et de Monsieur Julien. Laissez-moi espérer, Mylady, que vous me conservez cette sympathie, dont vous m’honorez depuis si longtemps et qui fait mon bonheur et mon orgueil. Daignez agréer les hommages respectueux de Votre tres dévoué Meyerbeer [Autograph (Ls): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 104]

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Tgb. April 1863 Donnerstag 9. [IV.] … Wenig gearbeitet. Nur das Ritornell komponiert, womit der 1. Akt der Oper beginnt und mich etwas mit dem darauf folgenden Rezitativ beschäftiget.

Meyerbeer an Thérèse Célérier in Paris

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Berlin, le 9 avril 1863 Ma chère et bonne Madame Célérier, J’ai voulu attendre de vous accuser la réception du chapeau, en y ajoutant mes plus vifs remerciments, jusqu’à ce que le compte en fût venu, pour pouvoir prendre joindre à ma lettre le remboursement de vos déboursées. Maintenant que j’ai reçu votre aimable lettre, dans laquelle ce compte se trouve, je vous dirai donc qu’on a trouvé le chapeau charmant et plein de goût. J’ai l’honneur de vous envoyer cijoint un mandat sur le Crédit foncier, comprenant 1o) Vos déboursés pour le chapeau, 2o) Cinquante francs pour Mr Sainte-Marie, qui non-seulement m’a fait écrire par vous, mais aussi par Mr Brandus, et y a ajouté une lettre directe à moi, il y a quelques jours. Je compatis à sa triste position; mais vraiment il vient trop souvent réclamer mon secours. 3o) Enfin l’abonnement de Mr Desolme. Veuillez, en lui remettant cet abonnement, chère Madame Célérier, lui dire qu’également dans le sémestre passé, il n’a nullement rempli les obligations que lui-même était venu m’offrir en me demandant l’abonnement, et que décidément, s’il ne fait pas mieux les choses, je cesserai l’abonnement à la fin du prochain sémestre. La France musicale, dont le vertueux rédacteur est venu se présenter à moi à Wiesbaden, l’année passée, comme si nous étions dans les meilleurs termes ensemble, a m’a depuis ce temps-là continuellement envoyé son journal „la France musicale“. J’ai fait jusqu’ici la sourde oreille à cet appel d’abonnement; mais, puisqu’il continue l’envoi et que d’autre part son journal, depuis cette époque, ne m’a plus été hostile, je vous prierai de prendre en mon nom un abonnement pour six mois, à partir du 1er avril, et d’en payer le montant d’avance, qui fait dix-sept francs, en … lui disant de me l’envoyer à Berlin. Les bureaux du journal se trouvent No 17, Rue Neuve St Augustin. Je vous serais extrêmement obligé, chère Madame Célérier, si vous vouliez avoir la bonté d’adresser la demande d’abonnement, ainsi que les 17 francs par

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écrit directement au directeur, Mr Marie Escudièr, parce que je désire qu’il soit personnellement instruit de mon abonnement. Je joins ces dix-sept francs aux trois sommes précitées du mandat sur le Crédit foncier, en vous priant en même temps, ma chère et bonne Madame Célérier, de m’envoyer aussi le compte des dépenses que vous aurez faites le premier avril pour le renouvellement d’abonnements de journaux Veuillez me rappeler au souvenir de toute votre aimable famille, et daignez me croire, ma chère et bonne Madame Célérier, Votre tout dévoué Meyerbeer [Autograph (Ls): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 187]

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Freitag 10. [IV.] … Den 11jährigen jüdischen Knaben Brodsky aus Cherson Violine spielen hören; er hat sehr viel Talent. 6 ½ Stunden musikalisch gearbeitet: das große Rezitativ fertig komponiert (es geht bis an die Romanze „Adieu rives du Tage“), die Singstimmen auch davon in Partitur geschrieben. Sonnabend 11. [IV.] … Mit den Kindern in der Oper Der schwarze Domino … von Auber, dann … in eine Abendgesellschaft zu Frau von Jöde[n]. … 3 ¾ Stunden gearbeitet: Das Rezitativ instrumentiert. … Brief von dem Dichter Rodenberg mit Beilage seines musikalischen Gedichts Das hohe Lied. Sonntag 12. [IV.] … Das Rezitativ revidiert, konnte aber keine Stimmung zum weitren Komponieren finden. Die Übersetzung im Septett Akt III verglichen. Abends spät aber kam mir eine glückliche Inspiration, und ich komponierte nicht nur die generelle Struktur des Terzettino der ersten Szene, sondern besonders den wichtigsten Teil derselben, die Cabaletta „Loin de ta patrie, quand tu perds la vie“. 5 Stunden … gearbeitet. Montag 13. [IV.] … Das Terzettino, welches die Szene vor dem Ensemblestück „Le conseil d’état“ schließt, fertig komponiert. Dienstag 14. [IV.] … 5 ½ Stunden … gearbeitet: das Terzettino vollständig aufgeschrieben. Mittwoch 15. [IV.] … 5 ¾ Stunden … gearbeitet: am Terzettino gefeilt und das vorhergehende Rezitativ sowie das nachfolgende komponiert u. aufgeschrieben. …

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Donnerstag 16. [IV.] … Heute ist Minna zur Konsultation mit Schönlein nach Bamberg abgereiset. … Klaviermusik-Soirée von dem Klavierspieler u. Schriftsteller Ehrlich. Er spielt vortrefflich als Techniker, u. auch seine Auffassung ist gediegen. Ein Trio Bdur von Schubert und eine Etüde von Rubinstein waren sehr interessant. 3 ¾ Stunden … gearbeitet.

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Meyerbeer an Julius Rodenberg in Berlin Sr Wohlgeb Herrn Dr Julius Rodenberg Französische Straße No 52 Berlin Absender Meyerbeer

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Berlin, d 16ten April 1863 Hochgeehrter Herr! Beifolgend habe ich die Ehre mit dem verbindlichsten Danke den Entwurf der von Ihnen für Herrn Rubinstein gedichteten Cantate über das Hohe-Lied Salomonis zurückzusenden, welchen Sie so freundlich waren mir mitzutheilen. Ich habe denselben mit großem Interesse durchlesen. Jedes der einzelnen Gedichte hat seine eigenthümliche Schönheit; der Gedankeninnhalt, der poetische Ausdruck, das orientalische Colorit, sind voller Glanz und Leben. Nur läßt sich aus dem gegenwärtigen Entwurf noch nicht entnehmen, wie sich diese Cantate zu einem organischen Ganzen gestalten wird, und um welchen stofflichen Inhalt sich diese schöne Einzelheiten schlingen sollen. Doch wird gewiß Ihr reiches Talent auch diese Aufgabe lösen. Mit Vergnügen komme ich durch das beiliegende Bildchen dem Wunsche Ihrer verehrten Fräulein Braut nach eine Photographie von mir zu besitzen Genehmigen Sie hochgeehrter Herr den Ausdruck meiner aufrichtigsten Ergebenheit Meyerbeer [Autograph (Las): GSA 81/VIII,4,8]

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Freitag 17. [IV.] … Für Schlesinger den Gesang „König Christian stand am Mast“ aus Struensee zu einem 4stimmigen Männer-Strophen-Gesang à cappella arrangiert. … 6 Stunden musikalisch gearbeitet. Sonnabend 18. [IV.] … Ein sehr schwerer Stuhlgang griff mich so heftig an, daß ich mehrere Stunden auf dem Sopha liegen mußte und mich sehr wenig beschäftigen konnte. Abends in der Senatssitzung der Akademie, dann in die Symphonie-Soirée: Mendelssohns wunderschöne Adur-Symphonie und Gades Ouvertüre Aus dem Hochlande, welche manche interessante Details enthält, wurden sehr schön exekutiert. 2 ½ Stunden … gearbeitet. Sonntag 19. [IV.] … 4 ¾ Stunden … gearbeitet. Montag 20. [IV.] … Stuhlgänge …, die mich ganz außerordentlich angriffen …; deshalb nur 3 Stunden gearbeitet. Ich will die ganze Partitur meines Vasco durchlesen u. alle partielle Ändrungen und Verbessrungen, die mir diese Lektüre andeuten wird, machen oder doch zum Machen notieren. Ich fing heute damit an. Mit den 3 Kindern im Theater Le marché des innocents, Ballet … Musik von Pugni. Mademoiselle [!] Petitpas [recte: Petipa], eine allerliebste Tänzerin, tanzte darin. Dienstag 21. [IV.] … 4 ½ Stunden gearbeitet: fortgefahren die Partitur von Vasco zu durchlesen. … Mittwoch 22. [IV.] … Die Einbringung der Bougie durch Dr. Herzberg nach 10 monatlicher Pause schmerzte mich nachträglich … so sehr …, daß ich … den ganzen Tag nichts mehr arbeiten konnte. 3 ½ Stunden … gearbeitet: fortgefahren die Partitur von Vasco zu durchlesen und Ändrungen darin zu machen. Donnerstag 23. [IV.] … Besuch von Musikdirektor Wieprecht, dem ich auftrage, das 2. Militär-Orchester meines Indianischen Marsches in Vasco für Sax-Blechmusik zu arrangieren. 4 Stunden … gearbeitet: die vollständige Partitur meines Vasco durchlesen u. geprüft.

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Meyerbeer an den Literaten Dohm in Berlin Sr Wohlgeboren Herrn Dohm Lützowerwegstraße No 18 in Berlin (Absender Meyerbeer).

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Berlin d 23ten April 1863. Hochgeehrter Herr! Auf Ihr geschätztes Schreiben habe ich die Ehre zu erwiedern, daß es schon früher meine Absicht war mit Herrn Truhn über seinen Ihnen mitgetheilten Wunsch mündlich Rücksprache zu nehmen, daß ich indeß daran bis jetzt durch mannigfache Abhaltungen verhindert ward, es nun aber thun werde. Genehmigen Sie hochgeehrter Herr den Ausdruck der vollkommensten Hochachtung

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Ihres ganz ergebensten Meyerbeer [Autograph (Las): Zentral- und Landesbibliothek Berlin, EH 2479/2480]

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Tgb. April 1863 Freitag 24. [IV.] … In der Singakademie Konzert des Gustav Adolf Verein Das Alexanderfest von Händel. 3 Stunden … gearbeitet: fortgefahren die Duesbergische Übersetzung zu prüfen und unterzulegen. Sonnabend 25. [IV.] … 5 Stunden gearbeitet: fortgefahren desgl. Sonntag 26. [IV.] … An Truhn nebst 30 Taler. … Mit den Kindern in der Oper Faust … von Gounod. 3 ¾ Stunden gearbeitet. Die Unterlegung der Duesbergischen Übersetzung fortgesetzt; einen neuen Chor zu „Remparts de gaze“ komponiert; dieses ist die 3. Version dieses Chors. Montag 27. [IV.] … Nur 3 Stunden wegen Unwohlseins gearbeitet: die neue Version von „Remparts de gaze“ fertig komponiert u. aufgeschrieben.

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Dienstag 28. [IV.] … 3 ¾ Stunden musikalisch gearbeitet. … Heute starb der Musikverleger Gustav Bock, mein deutscher Verleger von Dinorah. Besuch von der Sängerin Lucca: ich ging mit ihr die Romanze der Valentine im 4. Akt [der Hugenotten] und die erste Kavatine der Bertha im Propheten durch, welche beiden Rollen sie diese Saison in Covent Garden singen soll. … Mittwoch 29. [IV.] … Ohnmächtigkeitsgefühl. Donnerstag 30. [IV.] … Mattigkeit und Kopfwehe. … Dem Begräbnis des Musikverlegers Gustav Bock beigewohnt. Sein Tod ist ein großer Verlust für meine künstlerische Interessen in Deutschland. Ich war zum Diner bei dem Kronprinzen befohlen. Abends mit den Kindern in der Oper, wo Mademoiselle Petitpas [recte: Petipa] wieder in dem Ballet Der Markt tanzte. Nur ein paar Stunden … gearbeitet.

Tk. Mai 1863 1. [Freitag] Portugiesische Gesandte – Windler[.] Die alte Bock. Lainéstr: 4. Bennewitz. Leipziger St 20 bei der Mauerstraße Tischler mit Spinden 2. 10 ¼ Uhr Lüdike[.] Burguy wegen des Papier von Reibedanz zu Vasco, an Burguy den alten Contract von Schönemann [–] Burguy die Verändrungen in der Jacobyschen Wohnung abschreiben lassen. 3. Levandowsky 5. Heute hat H Feige angefangen das französische Libretto zu kopiren 6. Henneken fragen wann meine und wann Minna’s Wohnung fertig werden wird[.] Lüdike das alte Testament zurückziehen 7. Partitur an portugiesischen Gesandten[.] 3 Reyer. Henneken[.] Zu Wieprecht. Gräber der seeligen Eltern [–] Vergrößerung des Begräbnisses[.] An die Ordenscomission Burguy Feuerversicherung – Zu Korff 8. ½ 12 Herzberg[.] Zu Sommer[.] Gravenstein Cassabuch zum Abschluß – Redern wegen Reyer[.] Liebermann – Henneken was man von Jacoby für Concessionen verlangen soll – Dicke Mappe wegen Testament[.] Portugiesische Gesandte – Lucca – 11. Bouquet Geburtstag Köne[.] Minna reine machen. Olfers. Schröder: Bachmann

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Photo von Meyerbeer von Ludwig Haase, entstanden in Berlin wahrscheinlich Mai 1863, Slg. Sieghart und Sabine Döhring

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12. 10 bis 11. Liebermann[.] Zu Paez und Flor[.] An Dlle Lucca Arie der Bertha 13. ½ 4 mit Reyer zu Graf Redern 14. Diner mit Reyer zu Graf Redern[.] An Gravenstein daß ich die dicke Mappe wegen der Recognitionsscheine herausnehmen will. – . Daß ich mit ihm noch einmaal mein Cassabuch durchlesen will. Daß er den Baumeister à concurence von 1500 Rtl bezahlt. Daß er mein Cassabuch abschließt. 15. Hymnus sous bande nach Florenz und von Patschke holen lassen[.] Burguy ausrechnen was Eisenbahn Bamberg kostet. 16. ½ 10 auf die Banke[.] Die Kinder. Prasent Birch Pfeiffer[.] Was Hausmädchen, Küchenmädchen und Korff bekommt. Reisegeld[.] Burguy soll die Opferhymne an Zeus abschreiben 17. Gegen 11 holt mich H Schmidt ab in meinem Hause die Mappe im Tresor zu legen[.] Mit dem Kutscher Wilhelm wegen hier schlafen 18. 3 Uhr Kapellm Levy aus Rotterdam. An Lindner. Londner Ouverture[.] An Reyer Briefe = An Kutscher Wilhelm hier schlafen Cornil Cornelie, Agathe. Photographie[,] Londner Ouverture für Vermeulen 19. Zwischen 1 und 2 zu Schmidt[.] Ouverture an Lindner – Zur Lucca[.] Ouverture und Photographie Vermeulen[.] Burguy fragen ob ich den Brief für die Freimaurer geschrieben habe 20. An Bock – Lucca – Ohrenarzt [–] Photographie Haase 21. Die Verordnung über die Beerdigung 22. Zu Me Birch Pfeiffer [–] Zur Lucca – An den Gärtner Schereck[.] Fragen wann Sommer nach der Stadt kommt 23. ½ 2 der Ohrendoktor[.] Den Gratulationsbrief an die Birch Pfeiffer 24. Zur Lucca oder ihr abschreiben 25. Zu thun. Die beiden Codicille abzuschreiben [–] Die Verordnung wegen der Beerdigung an Burguy – Gratulationsbrief an Birch Pfeiffer [–] von Feige Ubersetzungsstellen abschreiben lassen 26. um 12 zu Lüdike Das Verzeichniß der in der Banque und Credit foncier befindlichen Fonds für die Testamentsexecution[.] Die französische Textunterlage vom 2ten Finale 27. Abends zu Lüdike [–] 1 Uhr Langenbeck[.] An Maaß wegen des Namens der von Grell und Bach geleiteten Institute 29. Schönlein (Jenny Meyer)[.] An Wichmann – An Minna[.] 1. Langenbeck

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Meyerbeers Paß, datiert Berlin, 27. V. 1863, Slg. Sieghart und Sabine Döhring

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30. 10 zu Lüdike[.] Korffs Geburtstag 31. Abschied Redern. Mosson. Reinhard. Antoinette. Korffs Geburtstag[.] An Lüdike. Langenbeck[.] Zettel für das Begräbniß[.] An Langenbeck

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Tgb. Mai 1863 Freitag 1. [V.] … 4 Stunden … gearbeitet: Verändrungen im 4. Final gemacht, u.a. teilweise Verändrung des Couplet von Selica „richesses et diadème, qu’êtes vous à mes yeux“. Sonnabend 2. [V.] … Nur 2 Stunden musikalisch gearbeitet an den Ändrungen im Final. Sonntag 3. [V.] … Besuch von dem Komponisten Lewandowsky. Derselbe hat sämtliche Gebetsmelodien uralten Ursprungs, welche der Vorbeter in der Synagoge zu singen hat, harmonisiert. Er spielte mir mehrere davon vor. Sie sind von einer großen Innigkeit, melodiös, höchst eigentümlich und tragen durchaus nicht die entferntste Ähnlichkeit mit den Weisen des katholischen Ritus. Abends ging ich mit den Kindern in die Oper. Man gab die Hugenotten bei überfüllten Hause. Herr Bachmann, ein Tenor von großem Ruf aus Prag, sang den Raoul, gefiel mir aber ganz und gar nicht. Herr Linde[c]k vom Nürnberger Theater gab Marcel nicht schlecht, aber auch nicht hervorragend. Montag 4. [V.] … 3 Stunden … gearbeitet: die Verändrungen im Final vollendet u. generell an Vasco gearbeitet. … Dienstag 5. [V.] … Musikalisch (generell) 3 Stunden gearbeitet. In der Oper Die Zauberflöte von Mozart. Demoiselle Santer (Pamina): hübsche, vollklingende, jugendliche Sopranstimme, deren tiefe Töne ebenfalls recht wohlklingend sind. Mittwoch 6. [V.] … Zu Madame Birch-Pfeiffer behufs einer nachträglichen Verändrung … zu Vasco. … Die Korrektur von dem zum 4stimmigen Männerchor a cappella arrangierten Chor aus Struensee gemacht u. andre musikalische Arbeiten: das Libretto von Vasco behufs der Kopie von Feige revidiert.

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Meyerbeer an Charlotte Birch-Pfeiffer in Berlin Berlin d 6ten May 1863 Hochverehrte Freundin! Als Sie mir heute sagen ließen, daß Sie mich erst zwischen 1 und 2 Uhr empfangen könnten, erwiderte ich, daß ich um diese Zeit verhindert sei, weil ich dann selbst Besuch erwartete. Nun ist dieser Besuch aber früher gekommen als ich erwartete, und ich bin jetzt wieder frei. Können und wollen Sie mich also um 1 Uhr empfangen, so sagen Sie es gefälligst dem Überbringer dieser Zeilen, und es erscheint sogleich, wie aus der Versenkung

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Ihr dienstbarer Geist Meyerbeer [Autograph (Las): vor 1956 Privatbesitz; gegenwärtiger Verbleib unbekannt, letzter Nachweis im Katalog zur 26. Buch- u. GraphikVersteigerung (4.–6. Oktober 1956) Wolfgang Brandes, Braunschweig]

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Meyerbeer an Heinrich Schlesinger in Berlin Berlin 6ter May 1863. Hochgeehrter Herr! Ich schicke Ihnen hier beifolgend meine Revision des Arrangement des Chor’s aus Struensee für Gesang ohne Orchesterbegleitung. Die stehengebliebenen Fehler sin (welche ich corrigirt habe) sind so wenige und so unbedeutend daß sie der Stecher in 24 Stunden corrigiren kann. Ich bitte Sie dieses zu beachten und auc dann den Druck zu veranstalten. Von dem corrigirten Abdruck bitte ich mir baldigst 2 Exemplare zu senden, die ich brauche. Haben Sie die Güte auf dem Titelblatte neben Ihrer Firma auch noch folgende zu setzen Paris, Brandus & Dufour = London, Duncan all Davison & Compe Hochachtungsvoll Ihr ergebenster Meyerbeer [Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. 55 Ep 16]

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Donnerstag 7. [V.] … In der Oper mit Caecilie u. Cornelie Die Weiberkur, Ballet. Musik von Adam. Nachher kleine Soiree bei dem italienischen Gesandten Launay. Cornelie spielt dort die Zither. Freitag 8. [V.] … Ich komponierte die Phrase des Yoriko im 3. Akt „battoner, fouetter, torturer à la mort“. …

Meyerbeer an Gemmy Brandus in Paris Berlin, May 8, 1863 10

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This letter is accompanied by the chorus from ‘Struensee’ for men’s voices, in four parts, which you expressed the wish to publish. I composed this chorus for the Männer-Gesangverein (men’s choral club). Please put on the title-page ‘Chant guerrier (de Struensée) choeur pour voix d’hommes.’ Then you must have a pianoforte accompaniment written to this, which, however, must contain nothing but the exact notes of the voices, and in exactly the same position on the piano as in the vocal parts. And add that the accompaniment is solely to assist at rehearsal. Please put also on the title-page ‚Schott in Brussels.’ Wieprecht told me that he was to send you in the next few days the score of ‘The Torchlight Dances.’ He has written the title quite wrong. Consequently I must remind you to have it printed as follows: ‚Première Marche aux Flambeaux composée pour Musique Militaire par G. Meyerbeer et arrangée pour orchestre ordinaire par W. Wieprecht.’ Please let me know soon after the performance of the ‘Vêpres Siciliennes’ exactly how Villaret sang and acted, and whether he can be intrusted with a very large and important work. P. S. Have you heard how long Verdi is to stay in Paris, and whether he intends to go to London? [Autograph (Las): Verbleib unbekannt, ehemals Sammlung Edward Brandus; Abdruck in englischer Übersetzung in: The Century Library of Music, hrsg. von Ignace Jan Paderewski, New York 1900, Bd. 3, S. 90]

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Tgb. Mai 1863 Sonnabend 9. [V.] … Mit meinem Testament beschäftiget. … Ich instrumentiere die Phrase „battoner, fouetter“

Minna Meyerbeer an Meyerbeer in Berlin Kissingen 9 5/[18]63

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Liebes Herz! Ich schrieb Dir gestern Nachmittag, daß ich das Selbstschreiben ganz aufgeben müßte, u obgleich die selben Gründe, wie heute gestern so heute vorliegen, so breche ich doch diesen Vorsatz, wozu mich Dein gestern Abend spät empfangener Brief veranlaßt. Leider kömmt die Berliner Post, jetzt zwar statt den dritten, schon den zweiten Tag hier an, aber die Briefe werden gebracht, wenn man eben ins Bett steigen will, was höchst cur widrig ist, viele lassen sie bis zum andern Morgen liegen, ich finde das aber noch aufregender. Genug mein Brief war fort, der Deine kam mehrere Stunden nachher, u da ich meinen Schreiber erst Nachmittag haben kann u keine Zeit verlirn will, so muß ich selbst schreiben. Dem Plan nämlich, daß die Kinder erst am 21 oder 22ten abreisen sollen, um die drei corso Fahrten mitzumachen, muß ich auf das Entschiedenste entgegentreten. Einen Tag sollen u müssen sie in Bamberg bleiben, wo sie den 22 oder 23ten ankämen, würden also hier nicht vor dem 25ten eintreffen Cornelie ihre Wellenbäder nicht vor dem 27ten anfangen können. Da sie nun doch eine gewisse Zahl nehmen alle dritte oder mindsten 4te Bad aussetzen soll, durch natürliches Unwohlsein acht bis neun Tage unterbrochen wird. Könnten wir auf den Fingern abgezählt bis Mitte July hier sitzen bleiben, während ich bei der einiger Maaßen beginnenden Somerhitze schon in den Bergen sein, auch nicht [in] der drückendsten Hitze reisen soll, das wäre schon bei einer so tief erschütterten Gesundheit, wie die Meine leider ist, der Mühe werth, um eine corso Fahrt [durch] solche Rücksichten zu beeinträchtigen. Abgerechnet, daß für sie ja zehn Mal besser ist, im Freien zu sein als in der Stadt zu sitzen. Grade im Frühling wo das Keimen u Erwachen der Pflazne[!] so heilsam das Beobachten derselben so erfreulich u beruhigend ist. Ich denke sie reisen spate-

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stens den 15 oder 16ten ab, die Wohnung hier läuft auch nur bis zum 26ten Juni. Mit tausend herzlichen Grüßen, 5

Dein treue Frau Minna Meyerbeer [Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, W/24]

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Sonntag 10. [V.] … mich bloß mit meinem Testament beschäftiget. … Abends in der Oper den 2. u. 3. Akt von Tannhäuser gehört. Montag 11. [V.] … mit dem Testament mich … beschäftiget. … Dienstag 12. [V.] … Mit den Kindern in das Ballet Giselle. …

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[Berlin, 12. V. 1863] … Meine Kinder sagen mir daß sie morgen oder Übermorgen auf einige Zeit nach Paris reisen. Da ich nun bei Ihrer Rückkehr wahrscheinlich nicht mehr in Berlin sein werde, so bitte ich Sie ergebenst noch vor Ihrer Abreise mit dem Haushofmeister des Fürsten Putbus die Angelegenheit wegen der Gasröhren und der äußeren Fenster Rouleaux zu besprechen, ob Sie den Preis und die Qualität (besonders der Fensterrouleaux) so finden daß es mir convenire sie zu übernehmen und mir auch gefälligst das Resultat Ihrer Besichtigung und den verlangten Preis mitzutheilen … Ferner sagt mir mein Bedienter daß Sie eine Friesthüre vor meiner Schlafstube zu machen beabsichtigen. Ich erlaube mir daher Sie darauf aufmerksam zu machen, daß wir 2 sehr gute Friesthüren in unserer jetzigen Wohnung besitzen, die erst voriges Jahr gemacht wurden und Sie dazu verwenden können … [Autograph (Las): Verbleib unbekannt; Textauszug zuletzt nachgewiesen in: Auktionskatalog Stargardt 663, Nr. 947]

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Meyerbeer an Eduard von Bauernfeld in Wien Berlin d 12ten May 1863 Hochverehrter Herr und Freund! Ich habe, wie Sie wissen, die Verpflichtung übernommen, durch drei Jahre, jährlich zweihundert Thaler für die Verpflegung unsres unglücklichen Freundes Joseph Bacher beizutragen. Die Beiträge für das Jahr 1861 und das Jahr 1862 haben Sie die Güte gehabt in Empfang zu nehmen. – . Ich erlaube mir nun zur gänzlichen Erfüllung meines Versprechens Ihnen hiedurch den Beitrag für das dritte Jahr mit der Summe von zweihundert Thaler innliegend zu übersenden, mit der ergebensten Bitte, die Freundlichkeit zu haben, wie bisher, auch diese zweihundert Thaler der Familie unsres unglücklichen Freundes zu übermitteln. – . Ich habe übrigens im Herbste des vorigen Jahres, und diesen Winter zwei Briefe von Dr Joseph Bacher erhalten, die leider die Fortdauer seiner Geistesstörung nur zu sehr beweisen. Genehmigen Sie hochgeehrter Herr und Freund den Ausdruck meiner aufrichtigsten Ergebenheit

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Meyerbeer [Autograph (Las): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 149]

Tgb. Mai 1863 Mittwoch 13. [V.] … Mehrere Stunden an meinem Testament gearbeitet. Die Übersetzung der Birch-Pfeiffer der Mittelstimmen des Schlußes vom 2. Finale, welche sie erst jetzt gemacht hat, geprüft u. untergelegt. … Mit Graf Redern u. Herrn Reyer in das Konzert des Domchors. … Donnerstag 14. [V.] … Mich mehrere Stunden mit dem Testament beschäftiget. … Ich war mit Reyer zu einem Diner bei Graf Redern eingeladen.

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Meyerbeer an Louis Brandus in Paris [Vermerk von fremder Hand:] rep. 24 Mai et remis la traduction Berlin, d. 14 Mai 1863. Hochgeehrter Herr! 5

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Ich bin seit meinem letzten Briefe wiederholt unwohl gewesen, weßhalb ich erst heute auf die Bemerkungen des H Duesberg in seiner letzten Sendung antworten kann. Die Schwierigkeiten, die H Duesberg bei No 8 findet sind mir völlig unverständlich; sogar der Rythmus den er angegeben hat, sowie die Cäsuren stimmen durchaus nicht mit dem Rythmus der von Ihm übersetzten Strophe der Emma (Eh bien! sois libre par l’amour!). Da er nun außerdem in seinem Briefe noch hinzufügt, daß er sich nur zum Uebersetzen nicht zum Verschmelzen verpflichtet habe und ich niemals gern mehr verlange als wozu ich Recht habe, so habe ich die bezüglichen Strophen der begleitenden Personen in No 8 mir selbst in deutscher Sprache neu gedichtet. H Duesberg braucht sie also jetzt blos zu übersetzen; nur muß ich auf das Dringendste bitten, daß diese Uebersetzung in den Rythmen, sowie in den Cäsuren auf das Allergenaueste mit den von mir in meinen deutschen Versen angegebenen Rythmen und Cäsuren stimme, weil ich die Uebersetzung sonst unter meiner Musik nicht unterlegen könnte. Endlich bitte ich Sie, hochgeehrter Herr, H Duesberg auf das Dringendste zu .. ersuchen sich sofort mit dieser kleinen Arbeit zu beschäftigen und sie so schnell als möglich zu beendigen, da ich sie außerordentlich nothwendig brauche. Ich lege meine deutschen Verse diesem Briefe bei. Da Sie bei Ihrem Aufenthalt hier so gütig waren mir anzubieten meine Antwort auf das Schreiben der Freimaurerloge „Aux trois Ecossais“ zu übernehmen, so empfangen Sie hierbei einen an Sie gerichteten Brief (ostensibel) für H Roux, dem Sie denselben gefälligst vorlesen wollen, aber den ich Sie aber bitte an sich zu behalten bitte, da ich diesem Herrn nicht direct schreiben mag. Ich lese in den englischen Zeitungen, daß Naudin in der Muette de Portici in Coventgarden so vortrefflich gewesen wäre und Jemand der ihn gehört hat bestätigt mir das. Da es mir so sehr wichtig wäre für meine neue französische Oper in Paris einen ausgezeichneten Darsteller des Vasco zu finden, so wäre es wohl der Mühe werth zu probiren wie Naudin’s Individualität für meine Musik paßt. Er selbst sagte mir ein Mal, daß er den Raoul in den Hugenotten in Italien mit sehr gro-

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ßem Erfolg gesungen habe. Es wäre mir daher sehr lieb, wenn sie H Gye durch H Harries veranlassen könnten, daß er Naudin recht bald die Hugenotten in Coventgarden singen läßt, er kann es ja auch sehr leicht, da er Made Fricci in seiner Oper hat, welche ja schon die Hugenotten im vorigen Jahr bei ihm gesungen hat. Denn wenn die zu der Zeit wo die Lucca in London kommen wird, ist Naudin schon in Baden. Wenn Naudin in London die Hugenotten gesungen hätte, so würde man nach seinem Erfolge in dieser Rolle wissen ob man sein Engagement in der französischen großen Oper beantragen soll oder nicht. Genehmigen Sie, hochgeehrter Herr, die Versicherung meiner vollkommensten Hochachtung

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Meyerbeer [Autograph (L): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 201 (Vol. 75, S. 290)]

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Meyerbeer an Louis Brandus in Paris [Vermerk von fremder Hand:] vu M. Godquin Le Roux le 20 Mai et lui donné communication de cette lettre Berlin, le 14 mai 1863. Mon cher Monsieur Brandus, Ma longue indisposition m’a fait négliger ma correspondance pendant plusieurs mois. Je commence maintenant seulement à me remettre au courant. Je dois entre autres une réponse à Mr Roux, qui m’a écrit dans le temps pour me réclamer une somme de cent cinquante francs à peu près, que je devais, selon lui, pour ma contribution à la dite loge depuis 1857. Comme Mr Roux ne m’a pas donné son adresse, veuillez tarder chercher l’adresse de Mr Roux, et dites-lui que je n’ai cessé de payer ma contribution à la dite loge qu’à l’epoque où de notoriété publique elle a fermé. J’ai bien que entendu que depuis lors elle avait rouvert; mais c’est dans d’autres conditions que celles à l’époque où j’y appartenais, car elle a cessé d’être sous l’obédience du Grand Orient, dont je ne veux pas me séparer pour ma part. Comme je ne fais plus partie de la loge dans ses nouvelles conditions, je n’ai rien à lui payer. Veuillez m’excuser en même temps auprès de Mr

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Roux d’avoir si longtemps retardé ma réponse et veuillez lui en expliquer les raisons. Agréez, mon cher Monsieur Brandus, l’expression de ma considération la plus distinguée 5

Meyerbeer [Autograph (L): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 202 (Vol. 75, S. 291)]

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Freitag 15. [V.] … Mich mehrere Stunden mit dem Testament beschäftiget. … Der Società di mutuo soccorso fra gli artisti di musica di Firenze … (versprochen) zu ihrem Konzert am 24. Juni meine Opferhymne an den Zeus zu senden.

Meyerbeer an Johann Gottfried Maaß in Berlin Berlin d 15ten May 1863 15

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Hochgeehrter Herr Inspector! Ich autorisire Sie hiedurch von meinen Präsenz-Geldern bei den Senatssitzungen welche Sie für mich verwahren, der Frau des Musiklehrer und Componisten Otto die Summe von Zehn Thalern zu zahlen, da sie der Hülfe sehr bedürftig ist. Genehmigen Ew: Wohlg: die Versicherungen meiner vollkommensten Hochachtung Meyerbeer [Autograph (Las): Universitätsbibliothek Leipzig, Sondersammlungen, Slg. Nebauer, Musiker]

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Tgb. Mai 1863 Sonnabend 16. [V.] … Emanuel u. Blanca dinierten bei uns zu Ehren seines Avancement als Rittmeister. … Sonntag 17. [V.] … Mein Testamentsentwurf u. das Kodizill über

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die Enterbungen fertig gemacht. 2stündige Konferenz mit Lüdi[c]ke hierüber. … Mit den Kindern u. Reyer in Figaros Hochzeit von Mozart.

Meyerbeer an Ernest Reyer in Berlin À Monsieur Reyer aus Paris zur Zeit in Berlin hôtel de France Absender Meyerbeer

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Berlin: ce Dimanche 17. May [1863] Mon cher & aimable Maestro! J’ai loué pour la représentation des Noces de Figaro pour de ce soir, une Loge pour y mener mes enfants. Voulez Vous me faire l’honneur d’y accepter une place? Dans l’espoir d’un Oui favorable je joins ici le billet. Mille compliments affectueux de Votre tout dévoué Meyerbeer

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[Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, N. mus. ep. 1273]

Meyerbeer an Ernest Reyer in Berlin Berlin 17 May [18]63. Tres cher Maestro Un empéchement inattendu me rend impossible de Vous accompagner chez Mlle Lucca. Mais voici un petit mot d’introduction pour elle, pour que pussiez faire seul cette visite. Savez Vous quelles sont les conditions pour les candidats pour obtenir le grand prix de composition musicale à l’institut de France & quel est le genre des differentes compositions qu’ils doivent livrer

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pour ce concours? Dans ce cas, vous m’obligeriez beaucoup si vous vouliez me faire cette communication par écrit & dans le courant de la journèe. J’ai besoin de ces connaitre ces détails pour un rapport que j’ai à faire. Mille compliments affectueux de 5

Votre dévoué Meyerbeer [Autograph (Las): The Pierpont Morgan Library, New York, Koch 696 (box 98)]

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Tgb. Mai 1863 Montag 18. [V.] … Mich mit dem Legaten-Kodizill beschäftiget. Lange Konferenz mit Justizrat Lüdi[c]ke über das Testament. … Besuch von dem Kapellmeister Levy [recte: Levi] aus Rotterdam. … Dienstag. 19. [V.] … Mittwoch 20. [V.] … Heute sind Caecilie u. Cornelie nach Bamberg abgereiset. An Louis Brandus, daß ich wegen der Badereise nach Schwalbach u. Gastein erst Ende Juli nach Paris komme. … Da ich nun mit dem Testamentsentwurf fertig bin, fange ich von heute an, wieder an Vasco zu arbeiten. 3 ½ Stunden an der Szene gearbeitet, welche in dem Conseil d’état zugesetzt werden soll, um die Szene des Marché aux esclaves zu ersetzen. …

Meyerbeer an Louis Brandus in Paris [Vermerk von fremder Hand:] rep. 24 Mai Berlin, d. 20 Mai 1863. 25

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Hochgeehrter Herr! Ich habe in der letzten Zeit wieder einige nicht unbedeutende Rückfälle in das bedenkliche Uebel gehabt, woran Sie mich im vorigen Herbst sosehr leidend fanden. Der hiesige Arzt ist der Meinung, daß dem rasch entgegengetreten werden müßte, um das Uebel nicht so hartnäckig einwurzeln zu lassen, wie voriges Jahr, und will daher, daß ich schon Ende dieses Monats nach Schwalbach oder Spa gehe, um dort den Eisenbrunnen vier Wochen zu trinken, und dann nach

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Gastein um 21 Bäder zu nehmen. Ich würde demzufolge also erst Ende Juli nach Paris kommen können. Ich habe Ihnen dieses bisher nicht mitgetheilt, weil ich, bevor ich mich entschliesse dieser Vorschrift zu folgen, erst Schönlein’s Rath in Bamberg holen wollte, und die Reise dorthin erst Ende dieses Monats werde antreten können, da der Umzug in meinem neuen Quartier, der durch nothwendige Baulichkeiten, die ich dort machen lassen muß, sich bis dahin verzögert. Vorläufig habe ich ihm meinen Zustand schriftlich mitgetheilt; worauf er mir erwiedert hat, daß er mich zu sehen wünschte, ehe er einen bestimmten Entschluß faßte; aber nach dem, was ich geschrieben hätte, es ihm ziemlich gewiß erschiene, daß der Rath meines hiesigen Arztes richtig sei. Da nun Ihr Herr Bruder mir geschrieben hat, daß H Perrin ihn kürzlich gebeten hätte mich zu fragen, wann ich nach Paris käme, so bitte ich daß Sie die Güte haben ihm zu sagen, daß ich zu meinem Bedauern statts Ende Mai, wie ich es mir vorgenommen hatte, erst Ende Juli werde kommen können, da die Brunnencur vier Wochen und die Badecur ebensoviel Zeit in Anspruch nimmt. Es ist mir in meinem eigenen Int Interesse dieser Verschub sehr leid, denn ehe ich nicht in Paris die gegenwärtigen Sänger der großen Oper gehört habe, kann ich nicht beurtheilen, ob ich mit dem bestehenden Personal meine Oper im nächsten Winter geben kann oder nicht, was für mich doch von der höchsten Wichtigkeit ist recht bald zu wissen. Auf der anderen Seite hat diese zweimonatliche Verzögerung meiner Ankunft in Paris den Vortheil, daß Villaret bis dahin in einer meiner Opern debütirt haben kann, welches darum für mich sehr wichtig ist, weil ich dann werde beurtheilen können, ob ihm mein Musikgenre paßt oder nicht, und ob ich ihm daher die große Tenorrolle in meiner Oper anvertrauen kann oder nicht. Von der Darstellung dieser Rolle und der zwei Frauenrollen hängt, wie ich Ihnen schon manchmal sagte, der größte Theil des Erfolges dieses neuen Werks ab. Nur an dem Theater, wo ich diese drei Rollen gut besetzen kann, werde ich das Werk zum ersten Mal geben. – Sie schrieben mir ein Mal früher, hochgeehrter Herr, daß H Perrin die Absicht hätte Villaret von meinen Opern zuerst den Propheten singen zu lassen. Haben Sie die Güte ihm zu sagen, daß es mir viel lieber ist, wenn er ihn zuerst den Raoul in den Hugenotten singen läßt, weil die Stimmlage, sowie das Musikgenre dieser Rolle, vielmehr als die des Propheten, mir einen Maaßstab geben würde, ob er für meine neue Oper paßt oder nicht. – Es wäre mir leid, wenn H Perrin glauben könnte, daß es mir nicht mehr Ernst wäre mit meiner ausgesprochenen Absicht nach Paris zu kom-

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men. Versichern Sie ihn, daß nur die Nothwendigkeit für meine Gesundheit die zwei Badereisen schon jetzt zu machen, die ich natürlich nicht voraussehen konnte, mich zu diesem zweimonatlichen Aufschub meines Vorhabens zwingt. Ebenso wünschte ich, daß der Minister Graf Walewski dieses wüßte; doch mag ich es ihm nicht direct schreiben. Glauben Sie nicht daß Eduard Monnais es ihm sagen könnte? Doch wäre es immer gut bei ihm, sowohl wie bei H Perrin immer wieder in Erinnerung zu bringen, daß ich nur deßhalb versprochen habe nach Paris zu kommen, um die Sänger der großen Oper zu hören, und darnach den Entschluß zu fassen, ob ich mit diesen Kräften eine gute Distribution für meine Rollen finde oder nicht, und nur in dem ersteren Falle würde ich meine neue Oper, die bis zur letzten Note fertig ist, dann diesen Winter geben. H Reyer hat Frl. Lucca hier zwei Mal gehört. Er ist entzückt von ihr und glaubt, daß sie auch in Paris großen Erfolg haben würde. Sie würden mich sehr verbinden, hochgeehrter Herr, wenn Sie H Perrin recht bald sehen, und ihm in seinem ganzen Detail, Alles, was ich Ihnen schreibe, mittheilen wollten. Haben Sie auch die Güte von Ihrer Seite sehr darauf zu appuyiren, daß Sie es für sehr wichtig halten, für meine gänzliche Beurtheilung der Distribution der Hauptrolle, daß Villaret bei meiner Ankunft in Paris den Raoul gesungen habe. In der Hoffnung daß Sie die Güte haben werden mir diesen, wie meinen letzten Brief recht bald zu beantworten, verbleibe ich hochachtungsvoll, hochgeehrter Herr, Ihr ergebenster Meyerbeer

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[Autograph (L): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 203 (Vol. 75, S. 292)]

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Donnerstag 21. [V.] … Zu dem Gehör-Doktor Erhard, ihn wegen meines abnehmenden Gehörs zu konsultieren. … Besuch von einem jungen norwegischen Künstler, der hier Komposition u. Klavierspiel studiert, Richard Nordraak, der mich um ein Certifikat über seine Befähigungen bat, um dadurch in seinem Vaterland ein Stipendium

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zu erlangen. Er spielte mir deshalb mehrere Lieder und ein KlavierCapriccio von sich vor, die ein höchst originelles gefühlvolles Talent konstatierten, dessen nordische düstere Färbung von ganz eigentümlicher Wirkung ist. Freitag 22. [V.] … Die musikalischen Arbeiten unterbrochen, um mich mit den Vorbereitungen zum Umzug in die neue Wohnung zu beschäftigen. … Sonnabend 23. [V.] …

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Meyerbeer an Emil Bock in Berlin [Berlin,] Sonneabend 23ter May 1863

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Ich habe mir aus Ihren Magazinen in der Französischen Straße und unter den Linden die beifolgenden 2 Exemplare meiner „Opferhymne an Zeus“ geborgt. Da ich dieselbe nicht mehr brauche habe ich die Ehre Ihnen dieselbe hiedurch zurückzusenden

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Hochgeehrter Herr!

Hochachtungsvoll Ew: Wohlgeboren ergebenster Meyerbeer [Autograph (Las): Privatbesitz] Tgb. Mai 1863 Sonntag 24. [V.] … Ich ging in die Vorstellung der Hugenotten. 4 Rollen waren darin neu besetzt. Demoiselle Geri[c]ke als Page: hübsche Erscheinung, gut klingende Sopranstimme, degagiertes gutes Spiel, und auch der Gesangsvortrag hinreichend gut. Herr Gross vom Theater zu Graz den Raoul. Er hat nur die hohen Töne f, g, a, b, h klangvoll u. frisch, die Mitte ist dumpf. Schlechter Tonansatz: der Ton klingt, als ob er den Schnupfen hätte. Vortrag u. Spiel höchst mittelmäßig. Die Königin Demoiselle Souvani [recte: Suvanny] vom Krollschen Theater: kleines Stimmchen, aber helles, angenehmes Timbre, gute Aussprache, zeigt Verständnis im Vortrage, ist aber noch komplett Schülerin. Madame Harrie[r]s-Wippern zum 1. Mal die Valentine: Sie blieb sehr unter meiner Erwartung. Herr Linde[c]k von Nürnberg Marcell: gut.

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Montag 25. [V.] … Abends mich mit der Prüfung von Lüdi[c]kes Redaktion meines Testaments-Entwurfes beschäftigt. Dienstag 26. [V.] … Den Vormittag angewendet, Lüdi[c]kes Testaments-Entwurf ferner zu prüfen. Dann eine 2stündige Konferenz mit Lüdi[c]ke über diesen Gegenstand. … Brief von Louis Brandus mit der unangenehmen Nachricht, daß Per[r]in so unangenehm berührt ist über die Nachricht, daß ich erst Ende Juli statts Ende Mai nach Paris kommen will, daß er deshalb nach Berlin zu mir reisen will. Ich antwortete gleich an Brandus, daß er Per[r]in davon abraten soll.

Meyerbeer an Louis Brandus in Paris [Berlin, 26. V. 1863] Hochgeehrter Herr!

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Es wäre eben so unnütz als es mir unangenehm wäre, wenn Perrin nach Berlin käme; lesen Sie ihm daher denselben vor, aber lassen Sie ihn ihm nicht in Händen. Sie können ihm noch sagen, daß es noch eine andere Sängerin gäbe (die Titjens) von deren Talente ich viel hielte, daß ich aber nie eine fremde Sängerin annähme, ehe sie in Paris Succeß gehabt hätte. [Autograph (L): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 205 (Vol. 75, S. 294)]

Meyerbeer an Louis Brandus in Paris [Vermerk von fremder Hand:] rep. 28 & 30 Mai Berlin, le 26 Mai 1863. Mon cher Monsieur Brandus, 25

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Je viens de recevoir votre lettre, et je me fais un devoir d’y répondre de suite. Autant je suis touché de l’empressement que Mr Perrin montre pour ma musique, en voulant faire, comme vous me l’écrivez, le voyage de Berlin, expressément pour me témoigner verbalement l’importance qu’il met à ce que je vienne à Paris pour entendre la troupe de l’Opéra, et lui faire connaître après audition ma décision; autant je suis désespéré qu’il se donnât cette peine tout à fait inutile;

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car, pour moi, je ne doute aucunement de ses sympathies, dont il m’a déjà donné autrefois tant de preuves; et, pour lui, il ne doit pas douter non plus que je tienne ma parole de venir à Paris pour un objet de si haute importance pour moi. Ce retard de deux mois, c’est l’état de ma santé qui m’y oblige, et ce n’est pas une fin de non-recevoir. Du reste, je n’y vois pas un grand inconvénient; car, dans le cas que la troupe de l’Opéra me convienne après audition, mes affaires me permettront de revenir de nouveau à temps à Paris pour entrer en répétition à la fin de l’automne. Quant à Madelle Lucca que Mr Perrin, d’après ce que vous m’écrivez, désire entendre ici, il ne l’entendrait pas; car son congé commence à la fin de ce mois, où elle part pour Reichenhall afin de se rétablir. Je sais que Mr Reyher en a été enthousiasmé; moi aussi je suis grand partisan de son talent, actuellement le plus brillant de l’Allemagne. Mais peut-on prédire avec sûreté le même succès à Paris, où elle chantera d’abord dans une langue dans laquelle elle n’a jamais chanté et qu’elle connaît à peine jusqu’à présent et devant un public qui a entendu les plus grands chanteurs du monde! Aussi n’a t-elle pas beaucoup d’envie d’aller à Paris, d’après ce qu’elle m’a dit. Cependant, comme elle est très-aventureuse, elle m’a dit qu’elle accepterait peut-être d’apprendre le rôle de Valentine en français et de venir au mois d’août . . . ., où elle pourrait obtenir un congé de quinze jours à Berlin, le chanter une ou deux fois à Paris, pour voir quel effet elle y ferait. Le fera-t-elle en effet, je n’en sais rien; pour car c’est une petite fille à qui maintenant tous les théâtres font la cour et qui a une petite tête tout à fait à elle. Je n’ai pas beaucoup appuyé, parce que je ne pouvais pas savoir si cela convenait à l’Opéra ou non. Du reste, vous savez que je lui ai arrangé son engagement avec le théâtre italien de Londres, et puisque vous étiez alors à Berlin, vous savez aussi combien elle s’est fait tirer l’oreille. Dans tous les cas Mr Perrin, s’il le désire, pourrait l’entendre au mois de juillet à Londres. Vous m’écrivez que Mr Perrin ne croit pas Mr Villaret capable de chanter avec succès le rôle de Raoul dans les Huguenots. S’il en est ainsi, il ne pourrait certainement non plus chanter le rôle de Vasco. Hélas! voilà donc déjà une chance de moins pour la bonne distribution d’un des rôles les plus importants de mon nouvel opéra. La lettre que vous m’avez envoyée de Mr Engel, je vous l’envoie pour que vous en preniez connaissance. Je serais assez disposé de faire le travail qu’on me demande pour le concert de Benedict,

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afin d’adapter mon Aspiration, si on m’assurait Obin, Faure, Sauntley, pour les trois solos de basse-taille et un très-bon choeur, trèsbien répété. Demandez donc à Mr Duncan Davison ce qu’il me conseille. Je finis cette lettre pour qu’elle arrive à temps à la poste. Agréez, mon cher Monsieur Brandus, l’expression de ma considération la plus distinguée Meyerbeer

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[Autograph (L): Bibl. nat. de France, Dép. de la musique, L. a. Meyerbeer 204 (Vol. 75, S. 293)]

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Mittwoch 27. [V.] … Das Kodizill von den Legaten korrigiert u. beendiget und eine Verordnung aufgesetzt, wie es nach meinem Tode mit dem Begräbnis gehalten werden soll; das ich 4 Tage über der Erde bleiben und von 2 Wächtern bewacht werden will; wenn das in meiner Wohnung nicht sein kann, soll es in einem Leichenhause sein; daß man mir im Augenblick des in den Sarg Legens die Pulsadern an Händen u. Füßen aufschneiden soll, das Lebendig-Begraben zu verhüten; das ich in der Grabstätte meiner 2 erstgeborenen Kinder Eugenie u. Alfred beigesetzt sein will; wenn ich in der Fremde sterbe, soll meine Leiche nach Berlin transponiert werden. … Konferenz mit Lüdi[c]ke wegen meines Testaments, die 2 ½ Stunden währte.

Meyerbeer an Adrianus Catharinus Gerardus Vermeulen in Rotterdam Berlin 27 May 1863.

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Mon cher Monsieur Vermeulen!

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Je j n’ai pas oublié ma promesse de Vous envoyer pour vos Concerts, l’ouverture en forme de Marche que j’ai composée l’année passée pour le Concert qui a eu lieu à Londres à l’occasion de l’ouverture de la grande exposition; pour payer la dette que j’avais contractée avec Vous de composer quelque chose pour l’Album de votre société: promesse que je n’ai pas remplie. Je n’ai pas oublié non plus que je

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Vous avais promis ma Photographie, en échange de la votre, que Vous aviez eu l’extrême bonté de m’envoyer. J’attendais seulement une bonne occasion de Vous expedier ces objets d’un façon sure & sans que cela Vous coutât du port. Cette occasion se présente maintenant par la présence ici de Monsieur le Maitre de Chapelle Levy qui dirige l’orchestre de l’opèra allemand de Rotterdam, & qui va y retourner demain. Il veut avoir la bonté de se charger des deux objets çi-dessus mentionès, & de Vous les remettre; j’accepte avec plaisir son offre & je désire que ce petit envoi Vous fasse assez de plaisir pour que Vous me pardonniez de Vous l’avoir fait attendre si long temps Veuillez me rappeller au souvenir de Monsieur & de Madame Van-Hope & daignez agréer l’expression de la parfaite consideration de Votre tout dévoué Meyerbeer

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[Autograph (Las): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 42]

Tgb. Mai 1863 Donnerstag 28. [V.] … Nochmals Lüdi[c]kes Testamentsentwurf geprüft und nebst meinen Bemerkungen zurückgesendet. …

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Meyerbeer an Anton Apt in Prag Berlin, d. 28 Mai 1863 Hochgeehrter Herr! Ihr geschätztes Schreiben, in welchem Sie mir meine Photographie für das Künstleralbum des Cäcilien-Vereins verlangen, welches Sie nächstens publiciren werden, habe ich schon seit einem Monat erhalten, kann aber erst jetzt Ihrem Wunsche nachkommen, weil ich damals kein gutes Exemplar meiner Photographie auffinden konnte. Indem ich Ihnen das beifolgende übersende bemerke ich, daß wenn vielleicht das Format Ihres Albums ein viel größeres sein sollte, als das der hier eingelegten Photographie, ich dieselbe auch

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von größerem Format besitze, welche Ihnen in diesem Falle zu Diensten stünde. Genehmigen Sie, hochgeehrter Herr, die Versicherung meiner vollkommensten Hochachtung 5

G. Meyerbeer [Autograph (Ls): Konzervator v Praze, hudební archiv (Musikarchiv des Konservatoriums Prag), Sign. 2 C 314, inv. Nr. 421; Abdruck in: Hudební veda, 28: 1991, S. 284]

Meyerbeer an Christian Friedrich Kahnt in Leipzig Berlin d 28ten May 1863

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Ich muß Ihre gütige Nachsicht wegen der Verzögerung meiner Antwort auf Ihr geschätztes Schreiben in Anspruch nehmen. Allein Ihr Brief traf mich so unwohl daß ich ihn erst heute beantworten kann. Ich danke Ihnen herzlich für die freundlichen Sympathien die Sie mir in demselben aussprechen. Um so be mehr bedauere ich Ihrem Wunsche, für Ihren Verlag einen Turner-Marsch zu komponiren, nicht nachkommen zu können, da ich wegen meiner angegriffenen Gesundheit eine sehr lange Badecur werde gebrauchen müssen, und soll ich mich dabei den strengen ärztlichen Verordnungen zufolge den Sommer über jeglicher geistigen Beschäftigung enthalten. – . Auf Ihre Anfrage über die von Ihnen verfasste Enceclopedie die Sie mir, Ihrem Briefe zufolge, durch Herrn Brandus übersendeten, habe ich die Ehre zu erwidern, daß ich dieselbe bis jetzt nicht erhalten habe. Genehmigen Sie hochgeehrter Herr den Ausdruck meiner vollkommensten Hochachtung Meyerbeer [Autograph (Las): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 23]

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Freitag 29. [V.] … 1 ½ Stunde den neuen französischen Text von Duesberg unter dem Schluß des 2. Finale gelegt. … Brief von Bran-

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dus, daß Per[r]in darauf besteht, nach Berlin zu kommen (da ich jetzt nicht wegen meiner Gesundheit nach Paris kommen will), um meine definitiven Entschlüsse wegen der Aufführung der Afrikanerin zu erfahren und um zu gleicher Zeit die Lucca zu hören. Es ist mir diese Reise Per[r]ins außerordentlich unangenehm, und sehe ich als ihr Resultat schon wieder einen Klatsch in den französischen Zeitungen. … Sonnabend 30. [V.] … Das Kodizill wegen der Befugnis, die Enterbung aufzuheben, selbst geschrieben behufs der Deposition. Mit Lüdi[c]ke auf das Stadtgericht, um mein neues Testament niederzulegen. Diese Operation nahm 4 Stunden weg. … Sonntag 31. [V.] … Zu meinem Schwiegersohn Korff, ihm zu seinem heutigen Geburtstag zu gratulieren.

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Tk. Juni 1863 1. [Montag] Lüdike: Das drei maal unterstrichene Wort in dem Geheimen Codizill kann ich nicht lesen. Schadet es nicht daß Giacomo in der Unterschrift fehlt 2. Kopfmaaß für Cornelie[.] Um 1 kommt Langenbeck [–] ½ 12 Prinzeß Anna im Schloß[.] Sommer – An Birch-Pfeiffer[.] Lüdike Testament und Codizill[.] Jacoby – Begräbniß Verordnung französisch[.] 2 in mein Comptoir Papiere für Vormünder 3. Burguy. Schwalbach Spener 4. Heute früh die Reise nach Bamberg angetreten 6. An Schönlein wegen Ohrendoktor 7. Heute in Kissingen Minna besucht 8. Das Kopfmaaß für die Mütze[.] Bei wem Minna den Wein in Frankfurth nimmt, und welche Gattung[.] Burguy Wagners Niebelungen in der Vossischen Zeitung 9. Brief für General Lwoff [–] An Me Birch Pfeiffer 12. Zu heute d 12ten habe ich das Logis und die Bäder in Schwalbach bestellt 14. An Lüdike. Recognitionsschein[.] Me Celerier die Miethe für das Appartement An Costa für die Lucca[.] Ernest Blanc[.] Gemmy Brandus (an Ricordi wegen Dinorah in Turin) 15. Louis Brandus. Engel. Brief an Davison für die Lucca – Der Mann welcher den Marsch vom Prophet dirigirt hat. 18. Minna Caeciliens dicke Backe: Wann sie abreiset. Die junge Reichenheim. StaatsRath Grimm

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[Undatierte Nachsatzblätter:] Fortsetzung zu besorgen[:] Me Celerier die Miethe des Appartement Rue Luxembourg Geburtstagsgeschenk für Blanca An Burguy wo das Notenpapier liegt: welche Zeitungen er senden soll Die Partitur von der Hymne an Rauch (für Etudiant de Straßbourg mitnehmen Urlaub von der Akademie und dem Minister verlangen Burguy – Reisegeld Ehepakten Minna, idem Korff, Korffs Schuldenverzeichniß, und Verzeichniß der Effekten auf der Bank und dem Credit foncier im Gewölbe des Tresor niederlegen Bürguy. Ballaleika: wo der Klavierstimmer wohnt: wo das Klavier gestellt werden soll. Klavierauszug Etoile du Nord mitnehmen. An Brandus soll nach Kissingen schreiben Burguy alle Mittwoch und Donnerstag Brief und Zeitungen nach Kissingen poste restante d 22ten Juny ist Benedicts Concert Burguy Ballaleika Burguy Mandat 300 Rtl auf Gravenst Burguy Mandat von Minna auf Bennewitz Burguy 2 maal wöchentlich schreiben Bürguy: Beim Transport der Venus und der bei 2 Piano’s gegenwärtig sein. [von fremder Hand:] E. Merelli 14. 15 Hütteldorf prés Vienne [Fortsetzung Meyerbeer:] No 14 und 15 Autriche

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Montag 1. [VI.] … Mit Lüdi[c]ke zur Deposition der 2 Codizille meines Testaments auf das Stadtgericht. … Dienstag 2. [VI.] … Besuch bei der Prinzessin Friedrich Wilhelm von Hessen, Tochter des Prinzen Karl, welche mich zu sich befohlen hatte. … Mittwoch 3. [VI.] …

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Meyerbeer an Anna Eberty in Paris [Berlin, 3. VI. 1863] Meine liebe gute Anna! Da meine Abreise jetzt vor der Thür ist, so bitte ich Dich ergebenst die große Güte zu haben mir recht bald die Rechnungen zu schicken deren Betrag Du so freundlich warst für Minna auszutagen damit ich sie Dir wiederbezahle. Zugleich bitte ich Dich auch ergebenst mir einen Auszug aus dem Briefe Deines Bruders Felix zu schicken worin der Schuld verjährten Schuld erwähnt wird die jetzt bezahlt werden soll und woran Minna auch einen Theil zu fordern hat. Tausend herzliche Grüße von Deinem treuen Onkel Meyerbeer

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Mittewoche [Autograph (Las): BSB, Autograph Meyerbeer, G.]

Meyerbeer an Wilhelm von Lenz in Sankt Petersburg Berlin, le 3 juin 1863. Monsieur le Conseiller d’Etat, J’ai à réclamer avant tout votre indulgence de répondre si tard aux charmantes et aimables lettres que vous avez bien voulu adresser à moi et à ma fille; mais à l’époque où elles m’arrivèrent j’étais sérieusement malade, et je suis même encore assez souffrant dans ce moment-ci pour être obligé d’aller par ordre du médecin faire une cure aux eaux minérales. Toute ma correspondance a donc été négligée depuis trois mois; mais je ne veux pas quitter Berlin sans vous avoir demandé excuse de mon silence involontaire, et sans vous prier d’agréer mes remercîments de votre aimable souvenir. Agréez aussi tous mes remercîments pour les encouragements si bienveillants que vous avez bien voulu donner aux essais de dessin de ma fille Cécile. Ces encouragements de la part d’un juge aussi compétent que vous, Monsieur le Conseiller d’Etat, dans les questions

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d’art, lui ont été bien flatteurs, et elle me charge de vous exprimer toute sa reconnaissance. Quant à la Mazurka de Monsieur votre frère, Monsieur le Conseiller d’Etat, sur laquelle vous voulez avoir mon avis, je crois d’abord qu’un connaisseur comme vous est le meilleur juge et n’a besoin de l’avis de personne; mais, puisque enfin vous avez la fantaisie de demander le mien, je vous dirai que je partage votre opinion a l’égare des critiques que vous en faites. Rien ne serait plus facile que de faire disparaître ces disparates, ce manque de liaison, et ces modulations qui ne s’enchaînent pas assez; mais en rendant le morceau plus correct, on lui ôterait son charme (et il en a beaucoup), cette naïve sauvagerie qui a une grâce particulière; et d’un morceau original avec quelques défauts, on ferait un morceau correct, mais froid et sans originalité. Je suis donc d’avis de le laisser tel qu’il est, avec ses petits défauts et sa gracieuse individualité. Je vous le joins ici, Monsieur le Conseiller d’Etat, ne sachant pas si Monsieur votre frère en a conservé une copie. Ma longue indisposition a laissé à sa suite une faiblesse d’yeux qui fait que mon oculiste m’a ordonné de m’abstenir d’écrire et de lire. Voilà pourquoi je suis obligé de dicter cette lettre, et pourquoi je n’ai pas pu encore lire votre grand ouvrage allemand sur Beethoven, quel qu’en fût mon désir (car on ne saurait se faire lire des oeuvres de cette espèce, qui demandent une très-grande attention), et quoique j’en aie fait l’acquisition chez le libraire Schneider immédiatement après l’aimable visite que vous m’avez faite a Berlin. Veuillez agréer, Monsieur le Conseiller d’Etat, l’expression des sentiments les plus distingués de Votre tout dévoué Meyerbeer [Autograph (Ls): SBB, PK, Musikabteilung, Mus. ep. G. Meyerbeer 134]

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Donnerstag 4. [VI.] … Um ½ 8 früh ging ich mit dem Eisenbahnzug nach Bamberg, wo ich Schönlein konsultieren will. … Um 3 Uhr Nachmittags in Eisenach eingetroffen, wo ich übernachtete. … Ich fuhr noch nach der Wartburg. …

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Freitag 5. [VI.] … Der Impressario Merelli überraschte mich hier. Er war eigends von London nach Berlin gereiset, um mich zu bitten, ihm Dinorah für die nächste italienische Saison in Wien zu erlauben, wo er sie mit der Patti, Tribelli [recte: Trebelli], Herrn Faure u. Bettini geben will. In Berlin erfuhr er durch meinen Bedienten, wohin ich gereiset war. Die Oper will er im Januar in Wien geben. Da ich sie selbst in Wien einstudieren will, so konnte ich sie ihm nur dann versprechen, falls ich mich mit der Großen Oper wegen der Afrikanerin nicht einigen kann. Er begleitete mich auf der Eisenbahn bis Lichtenfels. Nach 1 Uhr in Bamberg eingetroffen. … Das Libretto Hans Sachs von Richard Wagner gelesen. Sonnabend 6. [VI.] … Die Konsultation mit Schönlein ergibt, daß ich 30 Bäder in Schwalbach nehmen und dann drei Wochen den Brunnen von Spa oder Schwalbach trinken soll. … Sonntag 7. [VI.] … Ich reiste nach Kissingen, meine geliebte Minna und die Kinder zu besuchen. … Ich fand zu meiner innigen Freude Minna wohler aussehend und munterer als in Berlin. … Ich mietete gleich ein Klavier, weil ich das Praeludium, welches ich Engel für das Harmonium zu dem Cantique versprach, welcher in London in Benedicts Konzert aufgeführt werden soll, hier komponieren will. Montag 8. [VI.] … Ich komponierte das Praeludium u. schrieb es auf. … Dienstag 9. [VI.] … Um 12 Uhr verließ ich meine geliebte Gattin u. die lieben Kinder, ging mit Extrapost nach Schweinfurt, von da per Eisenbahn nach Würzburg (in 2 Stunden), wo ich den berühmten Ohrenarzt von Troel[t]sch wegen meines abnehmenden Gehöres konsultierte. … Mittwoch 10. [VI.] … Mit der Eisenbahn um ¾ auf 9 nach Frankfurt, wo wir um 1 Uhr ankamen. … Gratulationsbrief zum Jubilaeum der Birch-Pfeiffer geschrieben. … Im Theater Der Waffenschmied … von Lortzing. Die Oper gefiel mir heute besser wie früher. … Donnerstag 11. [VI.] … Das neue Harmonium-Praeludium zum Cantique und die Verändrungen im 3. Rezitative desselben auf dünnes Papier geschrieben, um es als Brief an Louis Brandus senden zu können.

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Meyerbeer an Charlotte Birch-Pfeiffer in Berlin [Eintrag von fremder Hand:] Schwalbach 11 Juni 1863 Meyerbeer beantwortet: 26. 6. 63. Hochverehrte Freundin! 5

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Augenblicklich von Berlin abwesend, ist es mir zu meinem Bedauern nicht vergönnt, mich der Schaar Ihrer zahlreichen Freunde und Verehrer anzuschließen, die Sie an Ihrem Jubiläum glückwünschend umringen werden. Aber daß Ihr alter Freund, im Geiste und mit dem Herzen an diesem feierlichen Tage bei Ihnen ist, und den innigsten Antheil an den ehrenvollen Anerkennungen nimmt, die Ihnen gewiß an Ihrem Ehrentage von Nahe und Ferne zu Theil werden, davon sind Sie hoffentlich überzeugt. – . Der Himmel erhalte Sie noch viele Jahre in rüstiger Gesundheit, und in jener geistigen, unversiegbaren Schöpfungskraft, die so viele naturtreue, liebliche unterhaltende, erheiternde wie rührende dramatische Gebilde schuf, in denen alle ein frischer Lebensstrom pulsirt. Das Publikum aller deutschen Bühnen ist Ihnen mit seltner Beständigkeit durch viele Decenien treu geblieben, und wird es auch gewiß noch lange bleiben, zur Freude der zahlreichen Freunde Ihrer Muse, und zum Ärger jener Feinde und Neider die Ihnen das todeswürdige Verbrechen Ihrer permanenten Erfolge nicht verzeihen können. – . Gestatten Sie mir verehrte Freundin, zur Erinnerung an das seltene Fest, das beifolgende Dintenfaß auf Ihr Schreibetisch stellen zu dürfen. Bei der Wahl dieses kleinen Geschenkes leitete mich hauptsächlich der Wunsch, einen Gegenstand zu finden, mit dem Sie recht häufig in Berührung kommen müssen, um mich dadurch recht oft in ihr Gedächtniß zurückzurufen. Und welchem Gegenstand ist ein Schriftsteller wohl häufiger gegenüber als seinem Dintefaß? Möchten Ihnen aus diesem neuen Dintefaß noch recht viele dramatische Schöpfungen entströmen, so lebensfrisch, so anmuthig, so interessant und so amüsant, wie jene die Sie bis heute aus dem alten Dintefaß hervorzauberten: Dieses ist der herzliche Wunsch Ihres treu ergebenen Meyerbeer [Autograph (Las): DTM, Birch-Pfeiffer, b.2, Meyerbeer, Giacomo, VIII 12396]

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Tgb. Juni 1863 Freitag 12. [VI.] … Italienische Opernvorstellung: Lucrezia Borgia … von Donizetti. Der Tenor Brignardi [recte: Bignardi], welcher vor kurzem in Oporto großen Erfolg als Raoul in den Hugenotten hatte, sang den Genaro. Er hat eine klangvolle, frische, gesunde, kräftige Tenorstimme, die leicht und rein anspricht, auch ein natürliches richtiges musikalisches Gefühl; doch eine bedeutende Kunsterscheinung ist er keinesweges. Der Bassist Agnesi ist mehr Bariton; die höhere Lage ist kräftig und klangvoll, die Mittellage aber dumpf und tonlos und auch nicht rein: auch kein Adler. Madame de Vries gefiel mir hier als Lucrezia viel besser als in Berlin; die Schlußszene namentlich gelang ihr sehr gut. Demoiselle Lumley, die den Matteo Orsini sang, sehr mittelmäßig.

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Meyerbeer an Louis Brandus in Paris [Eintrag von fremder Hand:] rep. 23 Juin

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Frankfurth a/m 12ter Juny 1863. Hochgeehrter Herr! Seit vorgestern bin ich hier auf meiner Durchreise nach Schwalbach angekommen, fand aber das Wetter so regnerisch und stürmisch daß ich nicht wagte die Reise nach Schwalbach fortzusetzen aus Furcht mich zu erkälten und den Beginn der Cur dadurch zu verzögern. Heute scheint sich das Wetter aufzuklären und bleibt es so, so denke ich mit göttlicher Hülfe morgen nach Schwalbach abzugehen. Da Sie mir dorthin meiner Bitte gemäß, Ihre Briefe adressiren sollten, so weiß ich also zur Stunde noch nicht ob Benedict die Bedingungen erfüllen will welche ich zur Erlaubniß der Aufführung von dem Cantique „Aspiration“ durch Ihre gefällige Vermittlung stellen ließ. Da jedoch die Zeit drängt, in dem das Concert d 24ten sein soll, so theile ich Ihnen hiedurch dasjenige mit, welches was ich für den Fall von Benedicts Bewilligung meiner Bedingungen gethan habe. Bei näherer Prüfung, ergab es sich daß wenn ich die Parthie des Harmonium’s unter den Part Singstimmen obligater und brillanter wie jetzt gehalten hätte, die Singstimmen und der feierliche Ton den das ganze tragen soll sehr gelitten haben würde. Das habe ich also unterlassen. Dahingegen schien es mir thunlich, um die Bedeutsamkeit der Harmoni-

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umsParthie zu erhöhen, ein ausgeführtes Praeludium für das Harmonium zu komponiren (im Style des ganzen Stückes) dem sich dann unmittelbar das erste Recitatif (inéfable splendeur) anschließt. Das habe ich dann auch gethan und schicke Ihnen anbei dieses Preludium. Außerdem habe ich auch noch eine Verändrung der Singstimmen in dem dritten Recitatife gemacht damit die 3 soloBässe in einem Moment wenigstens alle 3 zugleicherzeit und 3stimmig zu singen haben. Auch diese Verändrung folgt hier bei. Da ich nur die französische Ausgabe des Cantique mit mir habe, so ist jede Bemerkung über Seitenzahl und Taktzahl nach dieser französischen Ausgabe nachzusehen. Haben Sie die Güte den Herrn Engel und dem Herrn Benedict (dem letztern weg weil er doch das Einstudiren leiten muß) diese Bemerkungen mitzutheilen und besonders Herrn Engel zu erklären weßhalb sich ich die Vergrößerung der Harmoniumsparthie bloß auf ein Preludium ausdehnen konnte. Haben Sie auch die Güte einem der Corr Correctoren Ihres H Bruder’s mein Manuscript mitzutheilen, damit wenn etwas undeutlich darin geschrieben sein sollte, Sie noch Zeit haben mir eine Anfrage um Erklärung nach Schwalbach richten zu können. Doch hoffe ich werden Engel und Benedict alles lesen und verstehen können. Das erste Recitatif muß H Obin; das 2te H Faure; das 3te Herr Sauntley singen. – . Heute Abend debutirt hier mit Lucrezia Borgia eine italiänische Operngesellschaft, in welcher der Tenorist Bignardi singt, der kürzlich in Oporto in den Hugenotten und Robert sehr großen Erfolg hatte. Ich werde die Vorstellung heute mitanhören. Ihre gefällige Antwort erbitte ich mir nach Schwalbach Hochachtungsvoll Ihr ergebenster Meyerbeer

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P. S. Wie ist denn die Vorstellung von Faust in her Majesty theatre ausgefallen? [Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 206 (Vol. 75, S. 295)] Tgb. Juni 1863

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Sonnabend 13. [VI.] … Um ¼ auf 11 ging ich mit dem Eisenbahnzug nach Wiesbaden, besuchte dort den Theaterintendant Baron Bose

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u. ging dann nach Schwalbach, wo ich um ½ 4 Nachmittags ankam. … Der Schwalbacher Männergesangverein (unter Leitung von Kling) und die Kurmusik brachten mir vereint ein Ständchen. Lord Byrons Leben von Felix Eberty gelesen. Sonntag 14. [VI.] … Angefangen Verdis Oper La forza del destino zu lesen. Wieder angefangen, mich mit Vasco zu beschäftigen: an den hinzugefügten Szenen im Conseil d’état gearbeitet. Montag 15. [VI.] … 3 Stunden … an den neuen Szenen zum Conseil d’état gearbeitet. Meyerbeer an Eduard Daege in Berlin

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[Schwalbach, 15. VI. 1863] Hochzuverehrender Herr Professor! Da ich auch diesen Sommer wieder den Verordnungen meines Arztes gemäß, die Bäder in Schwalbach, und den Brunnen in Ems gebrauchen soll, so ersuche ich die verehrten Herren Mitglieder des Senats, mir zu diesem Zweck einen Urlaub bis zum 25ten September gütigst gewähren zu wollen. Auch an Se Excellenz den Herrn Minister der geistlichen Angelegenheiten werde ich dieses Gesuch richten. Zugleich erlaube ich mir bei dieser Gelegenheit Ihnen hochgeehrter Herr Professor meine frühere mündliche Erklärung zu wiederholen, daß, wenn während meiner Abwesenheit beachtungswürdige Unterstützungsgesuche von hülfsbedürftigen Künstlern eingehen, (wenn dieselbe auch nicht der musikalischen Disciplin angehören), und die Akademische Unterstützungscasse zu deren Befriedigung nicht ausreicht, ich Sie ermächtige von meinen Präsenz-Geldern dazu anzuwenden; so wie ich auch dazu den Herren Professoren Bach und Grell eine gleiche Ermächtigung für Unterstützungsgesuche bedürftiger Musiker gebe. Genehmigen Sie hochgeehrter Herr Professor den Ausdruck der vollkommensten Hochachtung Ihres ganz ergebensten G. Meyerbeer

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d 15ten Juny 1863. [Autograph (Las): Schiller-Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv, Marbach am Neckar, Zug. nr. 93.192.160]

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Meyerbeer an Heinrich von Mühler in Berlin [Schwalbach, 15. VI. 1863] Ew: Excellenz 5

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habe ich die Ehre gehorsamst anzuzeigen, daß ich, den Verordnungen meines Arztes gemäß, die Bäder in Schwalbach und den Brunnen in Ems gebrauchen soll, und bitte daher Ew: Excellenz ganz ergebenst, mir in meiner Eigenschaft als Mitglied des Senats der Königl Akademie der Künste, einen Urlaub bis zum 25ten September zu gewähren. In ehrfurchtsvoller Ergebenheit verbleibe ich Ew: Excellenz gehorsamster G. Meyerbeer d 15ten Juny 1863.

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[Autograph (Las): SBB, PK, Handschriftenabteilung, Slg. Darmst 2 r (l) 1836: Giacomo Meyerbeer, Bl. 15r]

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Dienstag 16. [VI.] … 3 Stunden … gearbeitet: mit gutem Erfolg Verändrungen in den neuen Szenen. Mittwoch 17. [VI.] … 4 Stunden … gearbeitet: die neuen Szenen zum Conseil d’état fertig komponiert und zum Teil aufgeschrieben. Donnerstag 18. [VI.] … 4 Stunden … gearbeitet an den neuen Szenen: aufgeschrieben und angefangen in Partitur zu schreiben und zu instrumentieren. Freitag 19. [VI.] … Musikalisch gearbeitet 3 ½ Stunden. Sonnabend 20. [VI.] … 3 Stunden musikalisch gearbeitet. Sonntag 21. [VI.] … In der Früh einige hübsche Phrasen fantasiert u. aufgeschrieben. … Die neuen Szenen fertig instrumentiert. Montag 22. [VI.] … Die neuen Szenen revidiert: fast gar nichts getan. Dienstag 23. [VI.] …

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Meyerbeer an Louis Brandus in Paris [Vermerk von fremder Hand:] rép. 2 Juillet Schwalbach d 23ten Juny [18]63. Hochgeehrter Herr! Obgleich ich schon seit mehrern Tagen im Besitz Ihrer beiden Briefe vom 11ten und 15ten bin, so kann ich sie doch erst jetzt beantworten, da ich mich gleich meiner Ankunft hier erkältet hatte und mehrere Tage unwohl war. Nachdem was Sie mir über die Unmöglichkeit schreiben die 3 Bässe von Coventgarden für eine Aufführung meines Cantique „Aspiration“ zu erlangen, will ich von dieser Idee abstehen, und können Sie Engel diese Introduction als ein Geschenk von mir schicken. Nur müssen Sie dann die Verändrung welche ich für die Singstimmen im 3ten Recitative gemacht habe abschneiden und reichte, denn diese war nur für den Fall berechnet wenn jedes der Recitative von einem andern Baßsänger gesungen worden wäre wo dann das bezügliche Recitatif dreistimmig wurde. Übrigens können Sie es auch da daran lassen: vielleicht findet Engel späterhin eine Gelegenheit zu einer solchen dreistimmigen Aufführung. En attendant kann er die neue Introduction auch von mit wenn nur ein Baßsänger die Soli singt brauchen. – . Dlle Lucca wünscht sehnlichst eine Empfehlung an Davison (den Schriftsteller zu haben. Wollten Sie so gütig sein ihr einen Brief für diese wichtige Autorität zu geben? Sie sind ja so befreundet mit ihm. Da Dlle Lucca gegenwärtig in Reichenhall zur Badecur ist und ich die Dauer ihres dortigen Aufenthaltes nicht weiß so wird es am besten sein, Sie schicken den Brief nach Berlin („Dlle Lucca Wilhelm’s Platz No 4 in Berlin zur schleunigen Nachsendung an nach ihrem gegenwärtigen Aufenthalte:) so wird ihn dann der Vater dorthin der in Berlin weilt und weiß wo sie gegenwärtig ist, ihn nach ihrem Aufenthaltsorte schicken – . Sie schreiben in Ihrem Briefe daß Sie nicht recht ersehen können ob es mir würklich angenehm wäre wenn Dlle Titjen’s und Lucca Gastrollen an der großen Oper sängen. Gewiß wäre mir das sehr angenehm. Denn wenn eine von beiden sehr reüssirte so hätten wir dann nicht nur die Rolle der Affricanerin besetzt, sondern auch die andre ebenfalls sehr große tragische Frauenrolle dann durch Dlle Sax. Von den beiden Gästinnen ist mir Dlle Titjens deßhalb die wichtigste weil wenn sie reussirt ihr Engagement sehr leicht möglich ist da sie frei ist, während Dlle Lucca sich doch für den Fall eines sta-

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blen Engagements erst Erlaubniß dazu von der TheaterIntendanz in Berlin verschaffen wo sie fürjetzt noch engagirt ist. Sehr wünschte ich daß diese Gastrollen ja nicht später wie Anfangs September Statt fänden und zwar aus folgendem Grund: ich habe Ihnen schon in einem frühen Briefe geschrieben daß mir Merelli nach Eisenach nachgereiset kam um von mir die Erlaubniß zu erhalten Dinorah im nächsten Januar mit der Patti und Faure zu geben indem er um diese Zeit mit seiner italiänischen Truppe im dortigen CarlTheater spielt. Gegen diese Rollenbesetzung wäre gewiß nichts auszusetzen, allein ich habe sehr gewichtige Gründe (die zur brieflichen Mittheilung zu weitläuftig sind) die Wiener Aufführung nur dann zu erlauben wenn ich selbst die Proben in Wien leiten kann. Ob ich das aber können werde oder nicht hängt natürlich davon ab ob ich im Winter die Affricanerin in der Oper geben werde oder nicht. Ehe Deßhalb wünsche ich so sehr daß das Gastspiel der Titjens und Lucca schon Anfangs September Statt finde, denn ich habe Merelli versprochen ihm vor Ende September’s deffinitiv anzuzeigen ob ich meine Erlaubniß zur Wiener Aufführung der Dinorah im Januar gebe oder nicht. – . Übrigens muß ich bei der Rollenbesetzung der Affricanerin bemerken und können Sie das auch Perin sagen, daß selbst wenn ich Dlle Sax für die Rolle der Affricanerin geeignet fände, doch noch immer die Vertreterin für die andre Frauenrolle fehlen würde welche ebenfalls eine tragische Rolle ist, da alle übrige Sängerinnen bei der Oper chanteuses légères sind. Ob es in diesem Fall nicht vielleicht gerathen wäre die Barbot auf Gastrolle einzuladen welche große Fortschritte gemacht haben soll? Es versteht sich daß nur von der 2ten Rolle für sie die Rede sein könnte. Daß übrigen’s Perin den Tenor Villaret (der so großen succes im Guillaume Tell hat und den Verdi so bedeutend findet daß er ihm neue Stücke in der schon so großen Rolle der Vepres Siciliennes zukomponirt) nicht für fähig hält den Raoul oder den Propheten zu singen, kommt mir sehr verdächtig vor und scheint eine Nachricht zu bestätigen die mir schon vor einiger Zeit zugegangen war, daß Villaret für die eine neue Oper von Verdi aufgespart ist werden soll wegen der man mit ihm in Unterhandlungen ist, die aber Verdi bis jetzt nicht angenommen hat. Nur für den Fall daß Perin Verdi nicht der zu einer neuen Oper bewegen könnte wünscht er sich meiner als pis aller zu erf versichern. – . Doch dem sei wie ihm wolle, ich komme jedenfalls nach Beendigung meiner beiden Curen nach Paris mir die Sänger der großen Oper gründlich anzuhören und zu prüfen

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ob mir diese Elemente für meine Rollen conveniren und auch um die Wirkung zu beobachten welche die debuts der Titjens und der Lucca auf das französische Publikum machen werden. Wenn mich Gott vor Unwohlsein behütet und daß die Curen ihren ungestörten Fortgang nehmen so kann ich d 15ten August gewiß in Paris sein. Schon 3 Briefe coup sur coup habe ich von einem Mann erhalten der sich Moles unterzeichnet und Rue Mazagran No 4 wohnt. Er behauptet in großer Noth zu sein und bittet um eine Unterstützung. Er führt dabei an daß er die Theatermusik im Marsch des Propheten bei deren Aufführung in der Oper für die Sax Instrumente arrangirt habe. Ich habe Mühe das zu glauben denn soviel ich mich erinnere dirigirte Mohr (der Vater) die Theatermusiken und arrangirte sie auch für die Sax-Instrumente. Doch würde ich Sie ergebenst bitten sich bei Sax darüber zu erkundigen, und hat der Mann wirklich damals das Arrangement für die Sax Instrumente gemacht, so bitte ich Sie ihm fünfzig Franken von mir zu geben. Doch würde ich bitten die Erkundigungen bei Sax recht bald einzuziehen denn der Mann hört nicht auf Bittbriefe zu schreiben, und scheint sehr in Noth zu sein. Nach dem letzten Brief von Dr Julius Bacher, ist Joseph Bacher würklich ziemlich genesen, und ist aus dem Irrenhause entlassen. Möge die Besserung nur eine dauernde sein.

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Hochachtungsvoll Ihr ergebenster Mb [Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 207 (Vol. 75, S. 296)]

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Meyerbeer an Thérèse Célérier in Paris Schwalbach duché de Nassau (Allemagne) ce 23 Juin 1863. Ma chère & bonne Madame Célérier! Je C crains bien quand Vous reconnaissez mon écriture sur une enveloppe de lettre, Vous vous écriez: allons, encore une complaisance que cet indiscret de Meyerbeer me demande. Et malheureusement Vous auriez raison. Car encore aujourdhui je viens reclamer de votre bonté d’acquitter pour moi pres de Mr Brard mon loyer qui

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échoit le 1ier Juillet. Pour Vous rembourser je Vous envois çi-joint un mandat de 1035 Francs sur le Crédit foncier que Monsieur votre fils Lèon, voudra bien avoir la bonté d’encaisser. Mon bail finit dans un an (Juillet 1864). Je serais disposé de le renouveller encore pour un an (jusqu’au Juillet 1865) aux mêmes conditions bien entendu. Si Mr Brard y consent, j’enverrais mon adhésion & il signera un double de ma déclaration. Veuillez avoir la bonté de me faire connaitre sa reponse. J’espére chère & bonne Madame Célérier que cette lettre Vous trouvera à votre Villa avec votre chère famille & que Vous vous portez tous bien. Ma femme & mes enfants se trouvent aux eaux de Kissingen ou ma pauvre femme cherche à retrouver sa santé qui a èté malheureusement tres ebranlée cet hiver par de continuelles indispositions. Quant à moi, Vous le savez déja, j’ai èté tres indisposé tout cet hiver, & je me trouve maintenant à Schwalbach par ordre des Médecins pour y prendre les bains mineraux. Quant cette cure sera terminé il m’est prescrit d’aller à Spa pour y beau boire les eaux du Pouhon. Si Dieu fait que tout cela réussisse bien, je pense alors venir à Paris vers le milieu d’Aout, où je me fais une grande joie de Vous revoir ainsi que Votre chère famille apres une absence de trois ans. Adieu chère & bonne Madame Célérier. Veuillez me rappeller au souvenir de Monsieur Célérier & de vos chers enfants & croyez moi pour toujours Votre tout dévoué Meyerbeer [Autograph (Las): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 166]

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Mittwoch 24. [VI.] … Abends die Partitur von Vasco Akt 1 durchlesen. … Donnerstag 25. [VI.] …

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Meyerbeer an Michael Costa in London Al celebre Maestro compositore Sigr M. Costa Direttore della musica del real Teatro Coventgarden (par l’entremise de Mlle Lucca) a Londra (Meyerbeer) Ce 25 Juin 1863 Aux eaux de Schwalbach (duché de Nassau) Allemagne

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Cher & illustre Maestro! Permettez moi d’introduire pres de Vous par ces lignes, Mlle Lucca, la jeune & jolie Prima donna de l’opéra royal Allemand de Berlin. Mlle Lucca est la grande favorite du public de Berlin, & elle mérite cette faveur a beaucoup d’égards. Elle a une belle voix & tres étendue, un grand sentiment dramatique, un remarquable talent d’actrice, & elle a surtout (ce qui ne peut s’apprendre) le feu sacré. De plus elle est jeune & jolie, ce qui ne gâte rien. À coté de cela il y a les defauts de l’inexpérience, d’une trop grande exhubérance dans le colorit, & le manque d’une école cul… classique de chant, car elle n’a été l’élève de personne à ce que je sache. – . Mlle Lucca sait par moi de quelle immense utilité lui peuvent ètre vos conseils, en votre triple qualité de grand compositeur, de grand maestro di canto, & de connaisseur profond du gout musical du public de Londres. – . Son plus grand désir est donc d’ètre de recevoir ces précieux conseils, & d’ètre dirigé par Vous dans ses débuts devant le public anglais, & sera-t-elle trop heureuse de s’y conformer. Elle Mlle Lucca sait en outre, qu’à Votre immense talent Vous unissez un noble caractère cher maestro, & que sous ce rapport là aussi elle ne peut rien faire de mieux que de suivre aveuglement vos avis. Veuillez donc l’honorer de votre appui & de votre protection. Croyez moi cher & illustre Maestro pour toujours Votre tout dévoué & reconnaissant Meyerbeer [Autograph (Las): Houghton Library, Harvard University, Heath Collection, TS 990.1 vol. 5, ff. 57r+v u. 58r]

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Meyerbeer an Pauline Lucca in Reichenhall Schwalbach Herzogthum Nassau 25ter Juny 1863 Hochgeehrtes Fräulein! 5

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Als ich Ihren lieben Brief empfing war ich so unwohl daß mir das Schreiben unmöglich wurde. Nun es mir wieder besser geht und ich schreiben kann, weiß ich nicht ob diese Zeilen Sie noch in Reichenhall treffen werden. Der größern Vorsicht halber also sende ich heute den Empfehlungsbrief den Sie für Costa zu haben wünschen an Ihren Herrn Vater nach Berlin damit er Ihnen denselben nach Ihrem gegenwärtigen Aufenthaltsort sende. Ich füge Ihnen hier noch ein Karte für H Grüneisen in London bei, ein sehr braver rechtlicher Mann, dessen musikalisches Urtheil allgemein in London geschätzt wird, und der selbst ein ausgezeichneter Kritiker ist. Leben Sie wohl und möge es Ihnen recht gut und erfolgreich in London gehen. Ihr herzlich ergebener Meyerbeer [Autograph (Las): Privatbesitz]

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Freitag 26. [VI.] … Den 2. Akt der Partitur von Vasco durchlesen, einen Teil des neuen französischen Textes des 2. Aktes von Vasco untergelegt: fantasiert. Sonnabend 27. [VI.] … Den neuen Text im Finale des 2. Aktes untergelegt. Sonntag 28. [VI.] … Die Unterlage des neuen Textes im 2. Final vollendet. … Droits d’auteur Fevrier 527 fr. 25c., Mars 247 fr. 45 c., Avril 706 fr. 35 c., Mai 368 fr. 53 c. Montag 29. [VI.] … musikalisch fantasiert. … Dienstag 30. [VI.] … Angefangen mich mit dem neuen Rezitative zu beschäftigen, welches, wenn die Sklavenmarktszene wegbleibt, in der Szene zwischen Selica u. Yoriko hinzukömmt. …

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Tk. Juli 1863 [SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/34] [Undatiertes Vorsatzblatt:] Stört das Sitzbad die Verdauung nicht wenn ich Morgens gegessen habe [–] die Lauge untersuchen [–] Soll ich bis zum Nabel Wasser lassen, oder genügt über die Genitalien [–] Die Lage Lauge untersuchen [–] Ob evt Lauge nicht die Blase reizen könnte [–] bis wie weit geht die Blase nach vorn. [–] bis auf wie viele Grade ich sinken soll [–] Gestern ward mir im Verlauf des Sitzens sehr heiß 1. Minna[:] Castro bleibt in Berlin [–] Todt der Pellet [–] Kockinar gestorben [–] Blanca – Ernest Blanc – Br. von der Mutter der Kammerjungfer Mathilde – Mr Dunlos [–] Struensee – Corneliens halbe Bäder [–] Das Siemundsche Haus 2. Körnerfeier – Marsch für die Leipziger Schlacht – Bennewitz [–] Genzmer – Anna Eberty [–] Johanna Itzig [–] Die Possen in Berlin Mary Williams Album und P Photographie [–] Pixis will Cornelies Photographie 3. Burguy[:] Magenpflaster – Spiekermann – Brüderverein – Wie viel er am Baumeister bezahlt hat – Bennewitz – Ob Wilhelm im neuen Quartier schläft – Korff [–] Bocherini [–] Die Londner Ouverture für kleines Orchester an Arban[.] Das Buch Carl Maria von Weber und Mendelsohn’s Briefe [–] Revue des Deux Mondes [–] Das neue Buch von Richard Wagner [–] Briefe nach Baden poste restante 5. Gemmy[:] Was Riccordi wegen Dinorah antwortete – Hymne Jugendarbeit[,] Struensee kommen lassen und Judith [–] Hasselmann – Malgaigne [–] Londner Orchester Ouverture für kleines Orchester an Arban [–] der Titel von den Fackeltänzen 6. Louis Brandus[:] Die Sax Valentine – Titjens Valentine [–] Heugel will wissen wann ich nach Paris [–] Engel (Aspiration) [–] Ob die Sax den Bolero in Sicilianische Vesper nicht transponirt hat 7. Fortepiano vom 16ten Juny / 15 Tage im Juny / 31 im July / 19 im August // 65 [=]9 Wochen 2 Tage / 8 Gulden [=]72 Gulden = 41 Rtl 10 Sgr 9. Gemmy. Fackeltanz Tonart und Nummer 11. Burguy[:] Cantique für Zellner [–] Mendelssohns Briefe und CMvWeber [–] Gravenstein badensche Loose [–] Der Mann der mich zu Heratte einladet [–] Recept von Simon zu machen

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Mittwoch 1. [VII.] … Das neue Rezitativ fertig komponiert. Donnerstag 2. [VII.] … Das neue Rezitativ in Partitur geschrieben u. zum Teil instrumentiert. Freitag 3. [VII.] … Cosima von Bülow fordert mich brieflich auf, Ehrenmitglied eines neuen Konzertverein in Berlin zu werden. Ich nehme an. 2 Stunden … das neue Rezitativ instrumentiert. Konzert im Kursaal. Madame Bertram-Meyer … (jetzt in Wiesbaden engagiert) sang die Cavatine aus Ernani. Sehr umfangreiche, kräftige Stimme vom hohen C bis zum tiefen F, hat auch einen guten Triller u. ziemliche Koloratur, singt auch mit Feuer, aber schreit u. outriert etwas. Chrudimsky (Tenor) ganz possiert u. elender Vortrag. Bonawitz, Klavierspieler und Komponist, ein 23jähriger Deutscher, der aber schon als Kind nach Amerika kam und sich dort allein ausbildete. Er hat auch schon eine Oper komponiert Die Braut von Messina, welche in Wiesbaden gegeben werden soll. Als Klavierspieler ist er nicht sehr hervorragend, spielt aber wie ein verständiger, gebildeter Musiker. Sonnabend 4. [VII.] … Die Partitur des 2. Aktes von Vasco durchlesen. Sonntag 5. [VII.] … etwas musikalisch fantasiert. Montag 6. [VII.] … Dienstag 7. [VII.] … Nichts musikalisch gearbeitet, bloß fortgefahren La forza del destino von Verdi zu lesen. …

Meyerbeer an Xaver Schnyder von Wartensee in Frankfurt/Main Schwalbach d 7ten July 1863 Hochverehrter Herr und Freund!

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Unendlich habe ich mich gefreut nach so langer Zeit wieder einmaal Ihre Schriftzüge zu erblicken. Genehmigen Sie meinen herzlichen Dank für die freundlichen Wünsche die mir Ihr liebenswürdiges Schreiben ausspricht, und verzeihen Sie daß ich dasselbe erst heute beantworte, aber ich war sehr unwohl als ich es empfing. Wie sehr es mich auch freuen würde jedweden Ihrer Wünsche zu erfüllen, doch kann ich es diesesmaal zu meinem Bedauern nicht. – . Hinge die Zustimmung bloß von dem Herrn Professor Grell ab, so würde ich mir

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ohne weiteres erlauben das gedachte Anliegen zu beantworten. Allein alles administrative der Singakademie wird von einem (aus Herren und Damen bestehenden) zahlreichen Comité geleitet, zu dem allerdings auch Herr Professor Grell als Mitglied gehört. Dieses Comité ist sehr schwieriger und heiklichter Natur, und ich habe mir selbst schon ein paar Refus bei ähnlichen Angelegenheiten die ich befürworten wollte von demselben geholt, was doch niemals angenehm ist, und dem ich mich nicht abermals aussetzen möchte. – . Mit dem Wunsche hochverehrter Herr und Freund daß sich recht bald eine andre Gelegenheit darbieten möge Ihnen meine innige Hochschätzung und Sympathie beweisen zu können, und mit der Bitte mich Ihrer Frau Gemahlin zu empfehlen, verbleibe ich mit der unwandelbarsten Anhänglichkeit Ihr treu ergebenster Meyerbeer

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[Autograph (Las): Universitätsbibliothek Basel, Nachl. F. X. Schnyder I c, f. 70]

Tgb. Juli 1863 Mittwoch 8. [VII.] … Das Baden, Trinken u. Gehen ermüdete mich so, daß ich gar nicht arbeiten konnte. Donnerstag 9. [VII.] … La forza del destino von Verdi durchzulesen vollendet. Freitag 10. [VII.] … Sonnabend 11. [VII.] … In das historische Pianofortekonzert von Mortier de Fontaine. Eine Passacaglia von Georg Muffat (Schüler von Lully, † 1704) ist außerordentlich schön. Sonntag 12. [VII.] … Montag 13. [VII.] … Dienstag 14. [VII.] … Angefangen Berlioz’ Traité d’instrumentation zu lesen.

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Meyerbeer an Louis Brandus in Paris [Vermerk von fremder Hand:] rep. 17 juillet Schwalbach d 14ten July 1863. Hochgeehrter Herr! 5

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Ich habe Ihren geschätzten Brief bis jetzt nicht beantwortet weil ich erst genaue und authentische Erkundigungen über den Tenor in Wiesbaden einziehen von dem Sie mir in Ihrem vorletzten Briefe sprechen, und von dem ich auch anderweitig geho gutes gehört habe. Er ist nicht mehr in Wiesbaden soll eine niedliche kleine Stimme haben, aber durchaus nicht für große Bühnen ausreichen. – . 1) Ihr Herr Bruder wird Ihnen wohl schon gesagt haben daß ich Sie autorisire für zu der Subscription für den armen Cornette von der Opera comique, hundert Franken beizutragen. 2). All Mit der hiesigen Cur geht es gottlob (unberufen) gut. Ich fühle meine Kräfte schon etwas gehoben. Nur geht es unbeschreiblich langsam, weil mich der Arzt bei der leisesten Neigung zur Diarröhe unterbrechen läßt, so daß ich erst in 8 Tagen die Badecur beendiget haben werde. Dann fängt erst die Trinkcur an, zu der ich nicht nach Spa reisen werde wie anfänglich bestimmt war, sondern sie hier nehmen werde, um nicht durch die Reise die dann ein abermaliges Ausruhen nothwendig machen würde, noch mehr Zeit zu verliehren. Den 20ten August hoffe ich mit göttlicher Hülfe mit dieser 2ten Cur hier fertig zu sein, und werde dann nachdem ich mich ein paar Tage ausgeruht habe gleich nach Paris abreisen. Werden Sie dann dort sein? 3) Sie schreiben mir daß Perin meine Oper nicht als pis aller haben wollte (wie ich glaubte) falls Verdi die Aufforderung zu einer neuen Oper nicht annähme, sondern das Gegentheil. Dem mag so sein, aber es wäre mir sehr wichtig zu erfahren ob Verdi zugesagt hat eine Oper diesen Winter zu liefern falls Perin es wünscht. Deßgleichen wünschte ich zu wissen welches neue Werk oder welche Reprise Perin nächsten Winter zu geben gedenkt falls ich meine Oper nicht geben will, denn ich habe ja nur versprochen z nach Paris zu kommen um zu prüfen ob mir das Personal der Oper für meine neue Oper convenirt oder nicht: und es wäre doch auch möglich daß sie es mir nicht convenirte. Könnten Sie sich Auskunft über diesen Punkt verschaffen natürlich ohne daß man ahnte daß sie für mich sei, so würden Sie mich sehr verbinden.

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4) Je früher die Titjens Gastrollen in der großen Oper singen wird, je lieber wird es mir sein, und mich dünkt, es liegt auch im Interesse Perin’s dieses so zu beschleunigen daß es nicht später wie Anfangs September Statt finde, denn da von diesem Resultate ein Theil meines Entschlusses abhängt, und Perin doch wünschen muß über meinen definitiven Entschluß bald Gewißheit zu haben. Hat denn nun Perin bereits der Titjens geschrieben, und ihr Gastrollen angetragen und was war ihre Antwort? Ich sehe Ihrer gütigen Antwort darüber entgegen, Z. und füge nur noch hinzu daß zu meiner Kenntnißnahme der Würkung der Titjens es dazu gehört daß sie Rollen des französischen Repertoir’s singen (Genre Falcon singe) also die Valentine oder die Jüdin (nicht Alice, das giebt mir keinen Maßstab für die Affricanerin 5) Wenn Dlle Lucca wie Sie mir schreiben für Mitte September’s 2 Rollen in französischer Sprache lernen will so wäre das tant mieux. 6) Was nun Villaret betrifft, so muß ich darauf bestehen ihn in einer Parthie gehört zu haben welche sich dem Genre derjenigen TenorParthie meiner neuen Oper näherte. Findet Ist Perin dagegen daß er Raoul oder den Propheten singe, so bin ich auch damit einverstanden daß er den Eleazar in der Jüdin singe. Aber eine dieser 3 Rollen muß er gesungen haben ehe ich mich entscheide. Das können Sie Perin sagen. Es ist also auch in seinem Interesse daß er eine dieser Rollen nicht später wie Mitte Septembers singen könnten wo die Gastspiele Statt finden, bis zu welcher Zeit ich denn auch auf diese Weise meinen definitiven Entschluß abgeben kann. 7) Sie würden mich sehr verbinden wenn Sie mir die neue Novelle von Lamartine Fior d’Azelia hieher senden könnten, da ich sie sehr zu lesen wünsche. – . 8) Gye benimmt sich diese Saison complett hostile gegen mich. Er läßt der Patti ihre sämmtliche Rollen singen sogar solche worin sie voriges Jahr nicht gefallen hat, nur Dinorah nicht. Er schickt Obin den er wie er sagte eigends für Bertram und Marcel engagirt hatte, fort noch ehe die Lucca gekommen ist, und wird dadurch auch das Debut der Lucca als Valentine kompromittiren, da er Niemand zum Marcel hat als den alten Zelger den Sie ja so gut kennen als ich. Er kündiget die Etoile du Nord an und giebt sie nicht: doch Ich bin daher entschlossen falls ich meine neue Oper diesen Winter in Paris gebe, sie für die nächste Saison an Mapelson und nicht an Gye zu geben, wenn Mapelson wie ich hoffe so gute Sänger künftige Saison hat wie er sie gegenwärtig besitzt.

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Die Stunde des Bades schlägt, ich muß also schließen sonst hätte ich noch manches mitzutheilen gehabt[.] In der Hoffnung hochgeehrter Herr Ihrer baldigen freundlichen Antwort verbleibe ich 5

Ihr ergebenster Mb [Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 208 (Vol. 75, S. 297)]

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Mittwoch 15. [VII.] … Heute ist der Geburtstag meiner geliebten Tochter Blanca. …

Meyerbeer an Charlotte Birch-Pfeiffer in Nauheim Schwalbach 15ter July 1863 Hochverehrte Freundin! 15

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Die hiesigen Bäder greifen mich so an, und echauffiren mich dabei so sehr, daß mir das Schreiben fast unmöglich wird. Ich habe daher bis zum heutigen Tage warten müssen, wo ich wegen des schlechten Wetters das Baden aussetze, um Ihnen sagen zu können, wie glücklich es mich gemacht hat aus Ihrem lieben Brief zu ersehen, daß das bescheidene Souvenir, und die einfachen, aber gewiß aus einem treuen Herzen kommenden Zeilen Ihres alten Freundes, Ihnen, inmitten so vieler anderer Huldigungen viel höher stehender Persönlichkeiten, dennoch Freude gemacht haben. Wie froh bin ich liebe Freundin daß Sie die großen Aufregungen so glücklich überstanden haben, in die Sie die wahrhaft großartige Feier Ihres Ehrentages, die Huldigungen so vieler edlen Fürsten, der Leiter aller dramatischen Kunstinstitute Deutschlands, aller Ihrer Kunstgenossen, und so vieler anderer Ihrer Freunde und Verehrer, doch gewiß versetzt haben müssen. Jene Feier ist die Antwort des wahren Publikums auf die Angriffe Ihrer Feinde und Neider. – . Ich danke Ihnen liebe Freundin für die guten Vorsätze die Sie für eine dramatisch musikalische Collaboration von unter uns in Ihrem

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Briefe aussprechen. Sie wissen daß ich seit langer Zeit diesen Wunsch hege, und dabei auch an Consuelo dachte. Aber ich fürchtete die großen Schwierigkeiten die sich der dramatisch-lyrischen Gestaltung dieses Stoffes entgegenstellten, besonders da sich bei meiner individuellen Neigung für die Tugendsamen der Armuth und des Lernen’s in der engen Calle veneziana, dieselbe nicht fehlen dürften und man daher abovo anfangen müßte. Wenn es indeß Jemanden möglich ist diese Schwierigkeiten zu überwinden, so sind Sie es gewiß, und es sollte mich innig freuen wenn das Projekt zu Stande käme. Sie fragen mich in Ihrem Briefe, ob ich noch so lange in Schwalbach bleibe daß Sie mir noch die Königin Bell schicken können die im Druck erschienen ist. Ja gewiß liebe Freundin, denn ich bleibe wahrscheinlich noch 4 Wochen in Schwalbach. Lassen Sie mich auch wissen wie lange Sie noch in Nauheim bleiben und wo Sie von da hingehen. Adieu! und mögen Sie die Bäder recht kräftigen und stärken.

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Ihr Meyerbeer [Autograph (Las): DTM, Birch-Pfeiffer, b.2, Meyerbeer, Giacomo, VIII 12395]

Meyerbeer an Thérèse Célérier in Paris

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Schwalbach ce 15 Juillet 1863 Ma chère & bonne Madame Célérier! J’ai reçu avec bien de la reconnaissance votre aimable lettre avec l’adhésion de Mr Brard au du prolongement de mon bail jusqu’au 1er Juillet 1865, & j’ai l’honneur de Vous envoyer çi-joint mon adhésion, avec prière de la fair[e] parvenir à Mr Brard. Pour ne pas déroger à mes habitudes indiscrètes de Vous demander des services, j’en demanderais un aujourd’hui à Messieurs vos fils. Comme je sais que par leurs occupations ils sont obligés de rester à Paris & n’habitent pas comme Vous la campagne, j’oserais prier l’un d’eux de prendre des informations dans une maison presque vis à vis de la votre, Rue Bonaparte No 11 chez Monsieur le docteur Malgaigne pour savoir combien de temps il restera encore à Paris avant de prendre des vacances pour aller à Nancy comme il fait toutes les années; & à quelle époque il sera de retour à Paris. J’aimerais bien

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savoir ces deux choses, car je désire le consulter pendant mon séjour à Paris. J’ai ètè enchanté de voir par votre lettre que Vous & Mlle Mathilde Vous vous ame amusez si bien à la campagne. Ah! Que Vous ètes bien des Parisiennes, à danser même à la campagne, & d’y fréquenter les sociétés. – . Je pense au contraire qu’à la campagne on doit fuir ces choses là dont on s’abreuve par trop l’hiver dans les capitales, & que c’est le repos & l’isolement qui font le charme du séjour de la campagne. Enfin des gouts & des couleurs il ne faut pas disputer. Veuillez agréer chere Madame Célérier mes compliments & ceux de ma famille que j’ai instruite de votre bon souvenir Votre tout dévoué Meyerbeer [Autograph (Las): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 172]

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Tgb. Juli 1863 Donnerstag 16. [VII.] … In der Partitur den neuen französischen Text zum Septett untergelegt. …

Meyerbeer an Marchese Martellini del Falcone in Florenz Au Aux Eaux de Schwalbach (duché de Nassau) 16 Juillet 1863

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Monsieur le Marquis!

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Je viens de recevoir ici ou je me trouve pour la cure de ces eaux minerales, la lettre que Vous m’avez fait l’honneur de m’adresser à Berlin. Je m’empresse de repondre aux deux points qu’elle contient. Il n’existe pas d’accompagnement d’orchestre pour la Cantate de Guttenberg. Je l’ai composée pour voix d’hommes seuls, & c’est comme cela qu’elle doit ètre exécuté: il ne doit pas même avoir d’accompagnement de Piano. Quand elle fut exécuté pour l’inauguration du monument de Guttenberg à Mayence, ce fut par un Choeur de 400 voix d’hommes sur une place publique. Je ne crois pas qu’elle ferait de l’effet dans un concert ou il y aurait avant & apres ce Choeur, des morceaux d’or-

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chestre. Si la Société du “mutuo Soccorso“ veut exécuter un morceau de moi, qu’elle choisisse plutôt la Grande Marche à deux Orchestres que j’ai composée pour le couronnement du Roi de Prusse à Koenigsberg il y a deux ans. Si la société en désirerait la partition, je me ferais un plaisir de la lui envoyer. J’ignorais abolument ce que Vous m’écrivez de la publication d’une traduction italienne de Struensée du Chevalier Maffei. Riccordi ne m’a pas écrit du tout pour me demander ma permission de qur publier en Italie la musique de Struensee. Il se pourrait peut ètre aussi que ce fut un autre Struensee que celui de mon frère: car il existe aussi, une comédie historique, (Struensee, oder die Günstlinge) par Laube. – . Veuillez me rappeller au souvenir de Madame la Marquise de Martellini, & daignez me croire Monsieur le Marquis Votre tres dévoué serviteur Meyerbeer

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P.S. Est ce que mon hymne à Jupiter est encore arrivé à temps juste à Florence pour le Concert du Mutuo Soccorso, & est-ce-qu’il y a été exécuté? P.S. Puisque je sais que Vous avez la bonté de Vous intéresser à toutes mes compositions, j’ose Vous demander si Vous possedez de moi le Cantique en Choeur à six voix avec Soli de Basse entre les 3 Strofes de l’autre du Choeur, avec accompagnement d’Orgue ou de Harmonium, tiré de l’imitation de Jesus Christ de Thomas à Kempten? Si Vous ne l’avez pas je prendrais la liberté de Vous l’envoyer, car j’ai un faible pour cette petite composition.

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[Autograph (Las): Privatbesitz Basel; Kopie: Paul-Sacher-Stiftung, Basel, Ref. Nr. 218]

Tgb. Juli 1863 Freitag 17. [VII.] … Die Partitur und das Libretto des 3. Aktes von Vasco wieder durchlesen; angefangen den veränderten französischen Text im 4. Akt unterzulegen. … Sonnabend 18. [VII.] … Konzert im Kursaal: die niederländische Pianistin Gavert [recte: Graever] (sehr gut), der dänische Violoncellist Kellermann (sehr gut), die Sängerin Dee[t]z (früher in Wiesbaden).

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Sonntag 19. [VII.] … Abends die Partitur und das Libretto des 4. Aktes von Vasco mit Ausnahme des Finales durchlesen. … Montag 20. [VII.] … Das Finale des 4. Aktes von Vasco durchlesen. … Dienstag 21. [VII.] … krampfartige Magenschmerzen. … Die erste Szene des 4. Aktes von Vasco komponiert und, wie mir scheint, gut aufgefaßt u. vollständig aufgeschrieben. 4 Stunden musikalisch gearbeitet. Mittwoch 22. [VII.] … 4 Stunden … gearbeitet. Die Singstimmen der 1. Szene Akt 4 in Partitur geschrieben und instrumentiert. Donnerstag 23. [VII.] … Besuch von dem Komponisten Bonawitz, der mir Stücke aus seiner im Wagnerischen System komponierten Oper Die Braut von Messina vorspielte u. meine schriftliche Meinung darüber im Namen der Herzogin von Nassau wünschte. Ein kitzlicher, delikater Auftrag. Ich stelle ihm ein schriftliches Zeugnis aus, was sich aber bloß auf die Ausführbarkeit der Singstimmen beschränkt ohne weitre Appreciation. Freitag 24. [VII.] … Nichts getan. … Sonnabend 25. [VII.] … Sehr wenig musikalisch gearbeitet. Abends im Konzert der Violin-, Klavier- u. Cellospieler Gebrüder Brassin u. Krumbholz. Sonntag 26. [VII.] … Vormittags 2 Stunden, Abends 1 Stunde … gearbeitet an einer neuen Cabaletta zum Schluß der Szene Yorikos Akt 4 (ich glaube mit Glück) und an dem letzten Rezitativ vor dem Final (das einzige unvollendete der Rezitative des 4. Aktes) und zum Teil aufgeschrieben. Montag 27. [VII.] … Die Petersche Musikhandlung in Leipzig richtet ein sehr freundliches Schreiben an mich, worin sie mich ersucht, zur 50jährigen Erinnerungsfeier der Leipziger Schlacht einen Marsch zu komponieren. … Das neue Rezitativ fertig geschrieben u. instrumentiert u. an Yorikos neuer Cabaletta gearbeitet, die doch noch nicht mich befriediget. Dienstag 28. [VII.] … An der neuen Cabaletta … gearbeitet. Mittwoch 29. [VII.] … 3 Stunden an der neuen Cabaletta Yorikos komponiert, an der ich noch vielfach änderte. Dieselbe fertig komponiert u. aufgeschrieben. Donnerstag 30. [VII.] … Sehr wenig musikalisch gearbeitet. Freitag 31. [VII.] … 2 ½ Stunden Singstimme der neuen Cabaletta von Yoriko in Partitur geschrieben und zum Teil instrumentiert. …

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Tk. August 1863 1. von heute an die Wanne zu Sitzbädern zur Miethe genommen à 1 Gulden per Woche [–] von heute an die Sitzbäder genommen 6. von heute an 13 Unzen getrunken 10. Heute die Uhre gestellt 12. Traité 2ter October [–] Zu Leuven. An Mme Scribe antworten [–] Brandus wegen des Diner [–] Cahens Adresse. Um 4 zu Mme Scribe Cahen Kahn. R du temple 15 20. August hat die 10 Rtl wiedergegeben 28. Brandus. Daß mir Royer immer eine Loge zur Disposition stellte 29. Ich will an Blanca, Bock und Merelli schreiben [–] den Kindern das billet de banque schicken [–] Sonneabend 29 Aug 22 [Aug] / édition du soir Patrie Rue du croissant 11 ou 13. 30. Auf die Post die Briefe nach Paris schicken – Zum Uhrmacher [–] An Pixis das Geld für das Piano [–] Boos – Waldek – Harries [–] Wiener Geld für Zellner [–] Trifolium febrini / bitterklehe [–] Gravenstein – Blanca 31. Brandus. Wo August wohlfeil essen gehen kann[.] Um welche Zeit morgen das Gepäck von der Eisenbahn abholen – Tarif der Citadinen – Lohndiener für die ersten Tage – Ob er ein Klavier in seinem Hause hat – die Nummer der Patrie

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Tgb. August 1863 Sonnabend 1. [VIII.] … Besuch von einer Madame Gouvy mit dem Musikdirektor Gernsheim aus Saarbrücken. … Nur 1 ½ Stunde … gearbeitet: die Cabaletta Yorikos teilweise instrumentiert. Sonntag 2. [VIII.] … Die neue Cabaletta von Yoriko fertig instrumentiert. Montag 3. [VIII.] … Nichts Musikalisches gearbeitet. …

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Meyerbeer an Louis Brandus in Paris [Vermerk von fremder Hand:] rep. 10 Août Schwalbach d 3ten August 1863. Hochgeehrter Herr! Obgleich schon seit mehrern Tagen im Besitz Ihrer 3 geschätzten Briefe, habe ich dieselbe doch noch nicht beantworten können da daß

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mich in der letztern Zeit die Cur so furchtbar echauffirt und mir so bedeutende Congestionen nach dem Kopfe verursacht, daß mir das Schreiben dadurch direkt unmöglich wurde, und ich sogar die Correspondenz mit meiner Familie nicht fortführen konnte. Der Arzt fand sich sogar veranlaßt gestern Abend durch diese Congestionen veranlaßt mir eine 3tägige Pause in der Cur vorzuschreiben. Diese Vacanz will ich zuallererst dazu benutzen Ihre 3 Briefe zu beantworten. 1) Daß wie Sie mir schreiben Villaret in den Vespres Siciliennes die Hoffnungen zerstört hat welche er in Guillaume Tell erregte und ich ihn wie Sie glauben für meine neue Oper nicht werde gebrauchen können hat mich wahrhaft betrübt. Ich hatte nachdem was ich allseitig über ihn in der Rolle des Arnold im Tell gelesen und gehört hatte gehofft in ihm einen Vertreter de meines Vasco zu finden. Vasco ist die bedeutendste TenorRolle die ich in meinem Leben componirt habe, und von deren Darstellung hängt ein bedeutender Theil des Erfolges der Oper ab. Der alte, dicke, und abgesungene Geymard für diese jugendliche heroisch-Chevaleresque Rolle scheint mir gar nicht passend. Ich will nun wenn ich meine Cur hier beendiget haben werde welches wegen der 3tägigen Pause statts des 21ten erst d 24ten sein wird nach Baden gehen wo um diese Zeit Naudin in der dortigen italiänischen Oper singen wird, um denselben zu hören, ob er für den Vasco passen könnte. Sie oder nicht. Sie erinnern sich wohl noch daß ich Ihnen schon früher in Berlin sagte daß ich mir von einem recht competenten Deutschen der Naudin in Italien den Raoul in den Hugenotten hatte singen hören gesagte[!] wurde, daß er ihn für den correctesten und anmuthigsten Tenor der Gegenwart halte, der auch bedeutendes Feuer und Energie besitzt. Nun, wir werden ja sehen ob er mir auch so erscheint. Jedenfalls ist es wichtig genug für mich, ihn in Beziehung auf Vasco zu hören und zu prüfen. Anfangs September kann ich trotz dieser badner Excursion in Paris sein, und um die Debuts der Lucca zu hören welche um diese Zeit Statt finden werden wie Sie mir schreiben 3) Ich muß Sie aber recht dringend bitten Niemand, ohne irgend eine Ausnahme, zu sagen daß ich nach Baden gehen werde um Naudin zu hören. Naudin selbst würde gewiß nicht ermangeln de battre la grande Caisse pour s’en venter, Bagier der Direktor der italiänischen Oper der bloß wegen Differenzen d.. im Geldpreise Naudin nicht engagirt hat, würde es ihn dann coute qui coute engagiren um ihn der französischen Oper wegzunehmen, und ich selbst würde eine Menge criaillerien von den französischen Operisten und deren be-

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freundeten Journälen zu erleiden haben. Sagen Sie es auch nicht einmaal Perrin, obgleich dessen Interesse wäre darüber zu schweigen, .. um nicht Naudin’s Prätensionen d. zu erhöhen. Aber er wäre doch genöthiget im Ministère d’état darüber zu sprechen, und diese Herren, wissen Sie, sind .. nicht sehr schweigsam. Außerdem weiß kann ich ja auch jetzt noch nicht wissen ob mir Naudin gefallen wird, und wäre das nicht der Fall, warum vorher unnütz die Frage angeregt zu haben. Es wird daher besser sein Perin lieber zu sagen, daß ich meine Cur nicht so ununterbrochen nehmen konnte als ich dachte, und daß ich daher erst in den ersten Tagen des September werde kommen können. 4) Haben Sie denn Perrin gesagt daß in meiner Oper 2 große Frauenrollen sind, und zwar beide Genre Falcon, durchaus nicht chanteuse lègère? Wenn die Titjens oder die Lucca einen solchen durchschlagenden Succes in Paris haben sollten daß ich ihnen die Affricanerin anvertraute, so könnte denn allerding’s Dlle Sax die andre Rolle singen. Wenn aber die Titjens und die Lucca nicht keinen so eclatanten und vollständigen Succes hätte, oder mir vielleicht Dlle Sax (die ich wie Sie wissen gar nicht bis jetzt kenne) dazu passender erscheinen sollte dann müßte allerdings noch eine Künstlerin für diese andre weibliche Rolle gefunden werden müssen, denn die Oper hat keine so viel ich weiß. Und da glaube ich doch würde die Barbot die einzige dazu befähigete dazu sein, obgleich ich nicht übertrieben für sie schwärme – . 5) Es würde mich sehr interessiren von Ihnen zu erfahren, und bitte es mir anzuzeigen, ob Dlle Sax den Bolero in der Sicilianischen Vesper in dem ursprünglichen Ton gesungen oder transponirt hat, da darin ein hohes C vorkömmt was sehr schnell und leicht angeschlagen werden muß. Ich frage das deshalb weil ich immer gehört habe daß Dlle Sax w.. wie auch Mlle Lauters ein Mezzosopran ist und die hohen Töne nur en force und mit effort geben kann. 6) Daß die Lucca in London so sehr gefallen hat freut mich außerordentlich und hoffe ich daß dieses auch in Paris der Fall sein wird. Aber woher kommt es daß sie Gye statts 3maale nur 2maale singen ließ? Wenn Sie es wissen, so theilen Sie es mir gefälligst mit 7) Haben Sie dem Engel zur Zeit meine neues Präludium zu „Aspiration“ geschickt? Hat er es richtig bekommen und hat er schon Gebrauch davon gemacht? Ich frage das weil er mir nicht eine Zeile des Dankes für meine Mühe geschrieben hat, was ich bei seiner sonstigen Höflichkeit mir nicht zu erklären wüßte wenn er das Stück erhalten hätte

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8) Sie würden mich recht verbinden wenn Sie erfahren könnten, (aber ohne daß die Anfrage von mir zu kommen scheint) ob Henri Blaze noch in Paris ist, oder abwesend, ob er in diesem Fall in Deutschland oder bloß auf dem Lande ist und wann man ihn in Paris zurück erwartet Genehmigen Sie die Versicherung meiner vollkommensten Hochachtung Mb

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[Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 209 (Vol. 75, S. 298), Abdruck in Ausschnitten in: Gudrun und Heinz Becker, Giacomo Meyerbeer. Ein Leben in Briefen, Wilhelmshaven 1983, S. 234 ff.]

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Dienstag 4. [VIII.] … An Louis Brandus: ich werde den 24. nach Baden gehen, Naudin zu hören, werde den 3. September in Paris sein, die letzte Vorstellung der Tietjens zu hören.

Meyerbeer an Louis Brandus in Paris [Vermerk von fremder Hand:] rep. 10 Août Schwalbach d 4ten August [18]63. 20

(in Eile) Hochgeehrter Herr!

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Mein Brief vom heutigen Datums war vor einer Stunde zur Post gegeben als der Ihrige vom 2ten ankam worin Sie mir anzeigen daß die Titjens nicht erst im October kommen wird wie Ihr letzter Brief besagte sondern schon Ende August’s ihr Gastspiel eröffnen und den 4ten September ihre letzte Gastrolle geben wird. Da es mir eben so wichtig ist die Titjens wie Naudin zu hören, so werde ich auch meine Zeit zwischen beide theilen, und ganz bestimmt (mit Gottes Hülfe) d 3ten September von Baden in Paris eintreffen um am 4ten die letzte Gastrolle der Titjens zu hören. Ich wollte Naudin in alle den 4 Rollen hören die er singen wird, kann aber auf diese Weise nur 2 hören. Daß

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ich die Titjens in Paris erst höre wenn sie durch die 3 vorangegangene Vorstellungen die Wirküng[!] welche sie auf das pariser Publikum machen wird recht festgestellt w.. sein wird, ist mir sogar lieb. Ich brauche mich dann nur mit der für mich individuellen Prüfung zu beschäftigen sie ob sie mir in Bezug auf meine Rolle conveniren wird oder nicht. Ich muß mit diesen wenigen Zeilen schließen weil sonst der Brief nicht mehr abgeht. Ich wollte Ihnen aber doch wenigsten’s anzeigen daß ich Ihren Brief erhalten habe, und was ich darauf beschließe. (eiligst)

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Ihr ergebenster Mb [Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 210 (Vol. 75, S. 299)]

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Tgb. August 1863 Mittwoch 5. [VIII.] … Gar nicht musikalisch gearbeitet. Donnerstag 6. [VIII.] … Antwort an die Verlagshandlung C. F. Peters … in Leipzig. … Gar nicht musikalisch gearbeitet.

Meyerbeer an den Musikverlag C. F. Peters in Leipzig

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Bad Schwalbach 6ter August 1863 Hochgeschätzter Herr! Ihr werthes Schreiben daß Sie nach Berlin adressirten adressirten[!], ist mir erst hier in Schwalbach zugekommen. Ich war bei dessen Empfang so leidend, daß mir die Beantwortung desselben erst heute möglich ist. – . Genehmigen Sie vor allem meinen herzlichen Dank für dessen so freundlichen Innhalt, und der ehrenvollen Aufforderung die mich doppelt erfreute, da sie von einem so langjährig berühmten und bewährten Musikverlag wie der Ihrige ausgeht, und die verlangte Komposition für einen so patriotischen welthistorischen Feier bestimmt ist. – . Dennoch aber kann ich zu meinem großen Bedauern Ihrer Aufforderung keine Folge leisten. Meine Gesundheit ist

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gegenwärtig so angegriffen, daß ich, der strengsten ärztlichen Vorschrift zufolge mich für den ganzen Sommer, jeglicher geistigen Arbeit enthalten muß. Genehmigen Sie daher hochgeehrter Herr, den Ausdruck meines Bedauern’s Ihrem mir so schmeichelhaften Wunsch nicht nachkommen zu können, so wie die Versicherungen der vollkommensten Hochachtung Ihres ergebensten Meyerbeer [Autograph (Las): Slg. Sieghart und Sabine Döhring]

Die Società di mutuo soccorso fra gli artisti di musica di Firenze an Meyerbeer in Berlin 15

All’Illustre Maestro Giacomo Meyerbeer Berlino Firenze li 6. Agosto 1863 Illmo e Chiarissimo Signore.

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Non è animo dei sottoscritti di segnalare al grande Maestro l’effetto prodotto dalla esecuzione dell’Inno a Giove gentilmente inviato ci e che decorò grandemente la decorsa Accademia di questa Società. Ogni composizione dell’Illustre Meyerbeer è grande avvenimento nel mondo Musicale, ed è atta a destare la meraviglia di qualsiasi Pubblico; ne’il Pubblico Fiorentino si ristette dall’ammirare i pregi del perfetto lavoro, al quale tributò l’omaggio di intelligenti applausi e lodi. – Ciò era prevenzione comune e quindi è superfluo il parlarne. Per altro i sottoscritti compiono un debito di gratitudine e di devozione verso il famoso Compositore accompagnandogli il qui unito Diploma dal quale apparisce che il di Lui nome illustra l’albo dei Protettori di questa Società per unanime consenso di due corpi deliberanti, i quali nutrono la speranza che questo loro atto incontrerà il gradimento del Gran Personaggio, a cui umilmente il dirigono. Attendevano con ansietà i sottoscritti una replica alla precedente

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lettera del 23. Maggio pp e mentre rispettano i motivi qualunque essi siano, per cui è loro mancata dichiarano per trovarsi i[n] questa lusinghiera aspettativa, nella quale perdurano tuttavia, hanno ritardato fino ad oggi l’invio della presente rispettosissima, che pure offre loro la grata occasione di ripetersi con i sensi di vivissima stima, gratitudine e distinto ossequio Dell’Illustre Maestro Cavaliere Giacomo Meyerbeer Devotittmo Attmo Lorenzo Niccolini Presidente Ferdinando Barbolani Montauto Segretario Emilio Sestini Segretario

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[Autograph (Ls): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/2]

Tgb. August 1863 Freitag 7. [VIII.] … Sonnabend 8. [VIII.] … Sonntag 9. [VIII.] … Montag 10. [VIII.] … Dienstag 11. [VIII.] … Die große Hitze und das viele Gehen machen mich zu jeder Arbeit untauglich. … Mittwoch 12. [VIII.] … Donnerstag 13. [VIII.] … Freitag 14. [VIII.] … Abends endlich einmal wieder angefangen, mich musikalisch zu beschäftigen, obgleich nur mit Ändrungen des Textes im 3. Akt, um Yorikos Ballade besser zu motivieren. Sonnabend 15. [VIII.] … mich abermals etwas mit den Textverändrungen im 3. Akt beschäftiget. … Sonntag 16. [VIII.] … In einem Konzert, welches eine Gesellschaft italienischer Sänger gab: sämtlich sehr mittelmäßig. Montag 17. [VIII.] … Einer jungen amerikanischen Dame Mary Williams etwas in ihr Album geschrieben: dazu einen kleinen 2stimmigen Satz komponiert, der auf ein System geht. Nichts gearbeitet. … Dienstag 18. [VIII.] …

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1) Sie befürchten mit Unrecht in Ihrem letzten Briefe daß ich vielleicht zu spät zu um die letzten Vorstellung der Titjen’s am 4ten September zu hören, nach Paris kommen würde. Es interessirt mich zu sehr sie dort zu hören, zu prüfen welche Würkung sie auf mich und dem pariser Publikum macht, um nicht sehr exact zu sein. Es ist vielleicht sogar möglich daß ich schon zu der vorletzten Vorstellung, also am 31ten August eintreffe. Nur wünsche ich sehr dringend daß niemand etwas von meiner Absicht nach Paris zu kommen erfährt (auch die Titjen’s nicht) weil man meine Reise ohne weiteres sogleich mit den Debuts der Titjen’s in Verbindung bringen würde, und das sogleich crialleries in den Journälen geben würde, die mir so verhaßt sind, daß ich in diesem Fall meine ganze Reise nach Paris aufgeben würde, außerdem aber wären sie auch gewiß für den Erfolg der débuts der Titjen’s sehr erschwerend. Deßhalb bitten Sie auch Perin daß er dem Ministère sogar keine Mittheilung von meiner b.. Absicht nach Paris zu kommen macht. Er riskirt sonst bei der geringsten Anzeige in den Journälen davon daß ich das ganze Reiseprojekt aufgebe. – . 2) Ich werde d 22ten meine Cur hier beendiget haben, und Sonntag d 23ten sogleich nach Baden abgehen. Naudin singt d 24ten. 3) Es bleibt doch bei den Spieltagen der Titjen’s in Paris wie Sie mir solche in Ihrem letzten Briefe angezeigt haben, nämlich d 26ten, 28ten,, 31ten August und 4ten September? Sollte sich darin eine Verändrung ergeben so würde ich Sie ergebenst bitten es mir auf das Schleunigste mitzutheilen. 3) Deßgleichen bitte ich Sie ergebenst mir unmittelbar nach dem ersten Debut der Titjen’s nach Baden-Baden poste restante recht ausführlich über dessen Erfolg zu berichten, sowohl wie sie als Sängerin in gesanglicher Hinsicht und auch wie sie in dramatischer Hinsicht bei dem Publikum effectuirt hat, auch wie man ihre französische Aussprache findet. 4) Die Anfrage welche Sie mir im Namen der Me Cabel machen, ob ich der italiänischen Oper in Wien erlauben will den Pardon mit ihr im nächsten Frühjahr zu geben, setzt mich sehr in Verlegenheit zu

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beantworten, da ich ihr den wahren Grund meiner Zögerung nicht sagen kann. Sie werden das selbst einsehen wenn ich Ihnen denselben mittheile. Bei dem unglaublichen musikalischen Partheien-Getriebe und Intrigen die jetzt in Wien herrschen, würde ich unter keiner andern Bedingung die dortige Aufführung des Pardon erlauben, als wenn ich persönlich die Proben leiten kann. Ob ich das aber können werde, kann hängt doch davon ab ob ich in Paris meine neue Oper geben werde oder nicht, und in ersterem Falle, zu welcher Zeit. Dieses bestimmen zu können muß ich natürlich vorher die Sänger der großen Oper in Paris gehört haben. Dieses ist der Grund warum ich Salvi der mir 2maal schrieb um mir die Erlaubniß zur Wiener Aufführung mit der Cabel zu verlangen und Merelli der den Pardon mit der Patti im Februar in Wien geben will, noch nicht geantwortet habe. Der Cabel diese Gründe mitzutheilen ist unmöglich, da meine Pläne für meine neue französische Oper gegenwärtig noch ein Geheimniß bleiben müssen. Auf der andern Seite würde ich, falls ich überhaupt die Oper in Wien geben lassen kann, sehr gern sehen, daß die Cabel die Dinorah sänge. Suchen Sie also sie dahin zu bringen daß sie kein sich bis zum 12ten September frei hält. Bis dahin werde ich mich dann entscheiden können, ob ich die Oper le Pardon in Wien erlaube oder nicht. Machen Sie der Cabel begreiflich, daß es für sie une question de la plus haute importance ist in Wien zu singen, denn gefällt sie als Dinorah in der italiänischen Oper in Wien, (und sie will dann Deutsch lernen so bin ich überzeugt Salvi engagirt sie dann (Cabel) jährlich bei der deutschen Oper, wo ihnen eine gute Chanteuse légère ganz fehlt weßhalb ich auch der deutschen Oper den Pardon refusirte. Will die Cabel bis zum 12ten September warten, so will ich in diesem Fall gleich an Salvi schreiben, daß ich ihm den 12ten meine Entscheidung zukommen lassen werde, und daß er bis dahin Niemand für das Emploi der Me Cabel oder pour parler plus clairement für die Rolle der Dinorah engagiren soll. Ich bin überzeugt daß er es gewiß thun wird. 5) In dem Augenblick wo ich diese Zeilen schreiben erhalte ich aus Berlin die Revue & Gazette des thèatres die beifolgenden Artikel über die muthmaßliche Retraite Perin’s von der Oper giebt. Diese Nachricht macht mich sehr bestürzt. Sie wissen welche hohe Meinung ich von der Capacität Perins als Urtheilskraft sowohl wie besonders als Metteur en Scène habe, wie sehr ich sein Competentes Urtheil über das Libretto schätze, vor allem aber sein künstlerisches Gefühl und sein richtiger Takt für das was künstlerisch schön und

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edel ist. Ich habe manche kleine differencen mit ihm als Direktor bei der Etoile du Nord gehabt, aber cela n’empèche pas daß ich ihn für den besten Direktor halte den ich in meiner langen künstlerischen Laufbahn fand. Ich würde es für eine wahre Calamität halten wenn er ginge, und ich würde dann jedenfall’s meine Ankunft in Paris aufschieben, um zu sehen ob der neue Direktor mir für eine so große künstlerische Aufgabe wie die mise en scène der Affricaine ist ein Equivalent für Perrin gewähren könnte, was mir sehr schwer scheint. Bitten Sie Perin in meinem Namen Ihnen recht aufrichtig zu sagen ob die Nachricht wahr ist, oder vielleicht sich in kurzer Zeit bewahrheiten kann, damit ich danach meine Maßregeln treffe. Genehmigen Sie hochgeehrter Herr die Versicherungen meiner vollkommensten Hochachtung Mb

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P. S. Bitten Sie doch auch Perrin daß er das Auftreten Villarets in der Juive so viel als möglich beschleunige, damit ich auch über diesen recht bald ein festes Urtheil fassen kann. [Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 211 (Vol. 75, S. 300)]

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Tgb. August 1863 Mittwoch 19. [VIII.] … Das Wetter ist plötzlich kalt und regnerisch geworden; um mich nicht zu erkälten und dadurch den Erfolg der Kur vielleicht zu vernichten, schließe ich sie u. werde morgen abreisen. … Gott segne die Kur u. gebe, daß sie meine Gesundheit befestige. Amen. Donnerstag 20. [VIII.] … Um ½ 12 Uhr mit einem Mietskutscher nach Wiesbaden. … Dann per Eisenbahn nach Frankfurt. … Freitag 21. [VIII.] … Mit der Eisenbahn nach Baden abgereiset, wo ich bis zum 30. bleiben und dann nach Paris reisen will, um die Debüts der Tietjens in der Großen Oper zu hören und zu prüfen, ob sie mir für die Rolle der Afrikanerin passend erscheint. Ich ging heute nur bis Darmstadt, wo eine Galavorstellung zu Ehren der in Frankfurt anwesenden Monarchen war, welche auch fast sämtlich erschienen. Man gab La reine de Saba … von Gounod. Schlechtes Libretto, geistreiche Musik, geistreiche Textauffassung, harmonisch interes-

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sant, aber von einer bleiernen Schwerfälligkeit, ohne thematische Erfindung, melodielos. Sehr gute Aufführung, brillante Mise en scène; sehr gut u. fein nüanciert das Orchester, die Chöre kräftig, aber etwas roh. Madame Bertram-Meyer schöne klangvolle Stimme von sehr großem Umfang, aber exaguriert im Vortrag. Die übrigen mittelmäßig, aber mit guten Stimmen. … Sonnabend 22. [VIII.] … Ich besuchte Herrn Tescher, Direktor des Darmstädtischen Hoftheaters, ihm mein Kompliment über die gestrige so gelungene Aufführung der Reine de Saba zu machen, und ging dann mit der Eisenbahn nach Baden, wozu man 3 Stunden braucht. … Besuch von meinem alten Freunde Peter Pixis. Die Komponistin Demoiselle Mazel stellt sich mir … vor; sie hat sich vor vielen Jahren durch die Ballade L’orage de la grande Chartreuse bekannt gemacht. … Sonntag 23. [VIII.] … Ich hatte schon auf der Reise an dem 1. Rezitativ des 3. Aktes komponiert („Il est franchi ce Cap terrible“) und arbeitete heute an einem kleinen Pas redoublé, das gespielt werden soll, wenn die Matrosen die Rations zum Frühstück militärisch bringen. Ich glaube, es ist gut gelungen und wird zur Animation des ganzen musikalischen Tableau beitragen. Besuch von dem Komponisten Reyer. Montag 24. [VIII.] … Baden ist doch wunderschön u. verschönert sich jedes mal mehr. Italienische Oper Il Trovatore. Tenorist Naudin, ein brillanter Sänger von großem Feuer und auch zarter Empfindung; kräftige Stimme, aber etwas scharf. Madame Charton-Demeur (Sopran) brav, aber schon etwas abgesungene Stimme u. schwerfällig. Madame Meric-Lablache (Alt) ziemlich starke Stimme, aber exageriert und holperig. Delle Sedie Baritonist brav, aber keine Stimme. Dienstag 25. [VIII.] … Als ich mich heute früh in dem Meldebuch des Königs und der Königin von Preußen einschrieb, ertönte eine Stimme hinter mir: „Geben Sie sich nicht diese Mühe.“ Es war der König und die Königin, die mich auf das freundlichste begrüßten. Ich besuchte Madame Viardot und Benazet. Ich ward heute zum Diner bei dem König und der Königin eingeladen, wo sich auch die Großherzogin von Baden, Tochter unsers Königs, befand. Sämtliche Herrschaften waren sehr freundlich und liebenswürdig mit mir. Besuch von Rosenhain. Mittwoch 26. [VIII.] … Ein Versuch, die Gummi-Strümpfe wegzulassen, mißlang; denn der linke Fuß schwoll wieder an. … Das Re-

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zitativ mit dem nachfolgenden Pas redoublé aufgeschrieben u. instrumentiert. … Der Sommernachtstraum mit Mendelssohns Musik, von den Mitgliedern des Karlsruher Theaters, war in musikalischer Hinsicht eine rohe, überstürzte Aufführung.

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Meyerbeer an Louis Brandus in Paris Monsieur Louis Brandus No 1. Boulevard des Italiens au premier; au magasin de musique à Paris Baden d 26ten August [18]63

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Aus Ihrem so eben empfangenen Briefe ersehe ich daß das erste Debut der Dlle Titjens nicht am 26ten sondern erst am Freitag d 28ten Statt haben wird. Meine ergebenste Bitte geht nun dahin mir gefälligst anzuzeigen umgehend anzuzeigen an welchen Tagen nun das 2te 3te und 4te Debut derselben Statt finden wird, welche natürlich doch durch die Verspätung des ersten, auch verrückt werden müssen. Ich wünsche dieses zu wissen um danach den Tag meiner Abreise so einzurichten daß ich zum vorletzten Debut in Paris sein kann. – Genehmigen Sie hochgeehrter die Versicherung meiner vollkommensten Hochachtung. Ihr ergebenster Mb

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[Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 212 (Vol. 75, S. 301 f.)]

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Donnerstag 27. [VIII.] … Freitag 28. [VIII.] … In der italienischen Oper Rigoletto. Mademoiselle Battu als Gilda und Herr Naudin als Herzog waren sehr gut.

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Meyerbeer an Louis Brandus in Paris À Monsieur Louis Brandus Boulevard italien No 1. au premier; au magasin de musique à Paris. (franco)

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[Vermerk von fremder Hand:] rép. 29 Août Baden d 28ten August [18]63. Hochgeehrter Herr! Da ich aus Ihrem Briefe und den heutigen französischen Zeitungen ersehe, daß die Représentationen der Titjens erst heute beginnen, und mit dem 4ten September schließen werden, da ich andrer Seits aus dem Musical World ersehe, daß das Festival in Norfolk und Norwich erst d 14ten September beginnt, so habe ich Ihnen vor einer Stunde telegraphirt und die Bitte ausgesprochen, von der Titjens zu erlangen (denn Perin wird wohl keine Schwierigkeiten machen) daß sie die 2 letzten Vorstellungen statts d 2ten und 4ten September, erst d 4ten und 7ten giebt, also nur den geringen Aufschub von 3 Tagen gewährt. Es veranlaßt mich dazu die Nachricht von meinen Kindern daß meine Frau leider unwohl in Zürich ist, und das Zimmer seit mehrern Tagen nicht verlassen kann. Der Brief meiner Kinder ist so zurückhaltend daß er mich beunruhiget und es mir scheint als stellten sagten sie mir die Sache leichter vor als sie ist. Ich will mich also selbst von dem Zustande überzeugen. In 12 Stunden erreicht man Zürich mit der Eisenbahn. Ein Aufenthalt von 2 Tagen ist dort ist jedenfalls für mich hinreichend. Ich könnte also zur vorletzten Vorstellung wenn der kleine verlangte Aufschub Statt findet recht gut in Paris sein. – . Sollten Sie nach Erhaltung des Telegram’s den Aufschub nicht erhalten können, und mir den Refus zurück telegraphiren, vielleicht aber später doch noch den Aufschub erhalten können, so telegraphiren Sie mir dieses gefälligst auch, denn da sogar nach der jetzigen Bedingung die vorletzte Vorstellung erst d 2ten September ist so werde ich jedenfalls erst d 1ten September Morgens abreisen, um wo ich dann noch immer zeitig genug ankomme und also bis dahin Ihre deffinitives Telegram abwarten kann, welches zeitig genug kommt wenn es d 31ten Nachmittags eintrifft. Eben so bitte ich mir zu telegraphiren, wenn, (was wir nicht hoffen wollen) die Wirkung des 1ten Debuts auf das Publikum so

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Photo von Meyerbeer von Numa Blanc (eigtl. Numa Prosper Blanc de Labarthe), entstanden in Baden-Baden, wahrscheinlich Ende August 1863, Slg. Sieghart und Sabine Döhring

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kühl ausgefallen sein sollte, daß Sie nicht glauben daß es sie sie mir zu der bewußten Rolle genügen wird. Jedenfalls erwarte ich im Laufe des Sonntags eine Nachricht von Ihnen über diesen Gegenstand. Genehmigen Sie die Versicherungen meiner vollkommensten Hochachtung

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Ihres Mb [Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 213 (Vol. 75, S. 303 f.)]

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Tgb. August 1863 Sonnabend 29. [VIII.] … An Merelli: ich refüsiere die Erlaubnis zur Aufführung der Dinorah. … Sonntag 30. [VIII.] … 2 Stunden gearbeitet … an dem Rezitativ nach dem Ballet.

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Meyerbeer an Louis Brandus in Paris Tres pressè Monsieur Louis Brandus No 1 Boulevard des Italiens au premier: au magasin de musique à Paris.

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Baden d 30ten August [18]63 Hochgeehrter Herr! Ihr Brief setzt mich in großer Verlegenheit über meinen zu fassenden Entschluß. Einherseits hätte ich gern die Titjens 2maale gehört um sie gründlich zu beurtheilen. Andrerseits aber, nach dem zweifelhaften Erfolge des ersten Abends, möchte ich erst den Erfolg des 2ten Abends abwarten in welchem sich das definitive Urtheil des Publikum’s aussprechen kann, und möchte dieses definitive Urtheil vor meiner Abreise kennen; möchte auch vorher die Urtheile der feuilletons du dimanche & du Lundi vorher lesen, die hier Dienstag Mittag

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½ 12 Uhr ausliegen. Um dieses alles zu ermöglichen und doch noch zur Mittwochs Vorstellung in Paris sein zu können, gäbe es nur ein Mittel: das wäre, daß Sie die Güte hätten unmittelbar nach Beendigung der MontagVorstellung mir zu telegraphiren, aber nur in dem Fall daß es ein eclatanter allgemein anerkannter Succes würde. Ein einfaches Telegramm (20 Worte) kostet so viel ich weiß nach Baden 20 Franken. Wenn Sie ein dreifaches schreiben, so kostet das allerdings 60 Franken, aber Sie haben dann auch Worte genug eine Relation abzufassen die mich complètement au fait setzt. Nach Lecture dieser Relation die hier Dienstag früh um 9 oder 10 Uhr hier sein kann (die badenschen Stationen telegraphiren sehr langsam) und der Lecture der Journäle von Montag werde ich beurtheilen können ob es das Opfer einer Nachtreise werth ist 2 Vorstellungen zu hören, und reise dann in diesem Fall Dienstag Nachmittag mit dem 4 Uhr Zug ab und bin Mittewoche früh um 5 Uhr in Paris. Bleibt aber der Succes am Montag so zweifelhaft wie bei der ersten Vorstellung oder noch kühler, so telegraphiren Sie Dienstag früh einfach „il suffit que Vous veniez Vendredi“ bitte aber außerdem die Güte zu haben mir einen sehr detaillirten Brief zu schreiben, wodurch ich in großer Sie mich sehr verbinden würden, da ich in großer Spannung bin und gern vor meiner Abreise Donnerstag früh das Resultat der 2 Vorstellungen wüßte. Ihr Brief kann Mittewoche Donnerstag Mittag bequem hier eintreffen. Ich werde um die ersten paar Tage incognito hier sein zu können, in dem von Ihnen empfohlenen Hôtel Veuillemot absteigen. Ihr ergebenster Mb in großer Eile

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[Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 214 (Vol. 75, S. 305 ff.)]

Tgb. August 1863 Montag 31. [VIII.] … 5 ½ Stunden … am Rezitativ gearbeitet u. zum Teil aufgeschrieben. In der italienischen Oper Il ballo in maschera von Verdi. …

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Tk. September 1863 7. An Louis Brandus 8. 3 zu Steevens [–] Zu Roqueplan und Berlioz. 9. 11. LeRoy [–] 3 Steevens – 2 Brandus – Doucet [–] Haber. Visitenkarten [–] banque Tranquille: wie viel der Franken werth ist 10. Brandus [–] Roqueplan – Nain jeune. Loge Célérier. Presse teatrale [–] keine Artikel Gazette musicale [–] Flötist Althes [–] Adresse Jules Lecomte in Paris [–] Praeludium Cantique [–] Bachiochi. Penco Figaro [–] Loge Opera comique 11. 3 Steevens – Zu Roqueplan [=] Ducet Doucet: La Rounat: Edouard Bertin. Klystierspritze. Visitenkarten [–] Huth – HandSchue[.] Heugel. France musicale [–] Menestrel [–] Presse theatrale [–] Girardin – 13. 2 oder 5 Veron – Girardin. No 14 des premières Opéra [–] Soustelle muß eine ganze Rolle singen 14. Brandus was im Entreact über mich und was über die Penco steht. Der Brief an Althes – die Orgelbezeichnung für Praeludium – Brief von Bacher – Huguenotten Freitag [–] daß mit Perin noch nicht von der Sax sprechen. Sydinscher Brief 17. Monnais: Rouvière: Lecomte: J. Jeanin. Rossini. Ouchy bei Lausanne hôtel Baurivage Beaurivage 18. Lard. Notenpapier. Agenda mit mehr Metallpapier. Notenpapier Briefbrusttasche. Brandus: Bußlied und Mannerchöre Martellini. Titel Fackeltänze 19. Heute Kahn (Figaro, Programme lesen. Ich will an Blanca, und Gravenstein schreiben[.] Zu Henri Blaze 20. Ich will zu Jules Lecomte und Frank Marie. An Brandus daß er mit Georg Hainel erst um 4 kommt [–] Brandus[:] Klavierauszug Vepres Siciliennes. An Celerier Platz opèra comique [–] Schlußscene Affricaine 21. Nourrit [–] Lard[:] Papier schlägt durch und ist zu glacé. Briefbrusttasche – Agenda – Notenpapier [–] Brandus. Jules Lecomte. Althès 22. Brandus. Antwort Wertheimber[.] Pillen Eisenbahn. Florenz Martellini[.] Damen heute in der Loge 23. 11 Nourrit 40. R. du bac. 22. 3e Loges. Miss Kellock 24 24. 4 Wertheimber. Girardin [.] Frank Marie [.] Auber 25. 22 face de Loge. Perrin[.] Kellok. Wann Marchisio kommt[,] ob sie 2te Rolle wird singen wollen. Madame Soustelle. Charton. Ni-

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colas. Naudin. Soustelle bei Roger lernen lassen. Daß die Sax nicht Mermet singt. Keine billets mehr an August 11 Perrin – Brandus[:] Gerdes von der Revue des 2 mondes. Brandus[:] Wertheimber[.] Frank Marie – Auber Brandus. Gerdes. Duesberg. Wertheimber. Presse teatrale. Perrin mir sagen wegen Roland à Roncevaux: was er wegen Sardou setzen wollte[.] Preußische Gesandte. Auber [–] Edmond Rouvière. Die Uhre gestellt Brandus wegen 4 Jahre Cotisation. Artistes musiciens Die Pillen von der Eisenbahn Nain jaune – Figaro – Taxile[.] Pfeffermünze. Metallpapier. Bock’s Zeitung zeigen. Ouverture des italiens[.] Loge für die Gazette Auf die baierische Gesandtschaft 30 Das Quartier Place de la Madeleine bezahlen – Mr Perin – Edmond Rouvière [–] Girardin – Berlioz [–] d’Ortigue

Tgb. September 1863 Dienstag 1. [IX.] … 4 Stunden an dem Rezitativ des 3. Aktes gearbeitet und zum Teil aufgeschrieben. … Meyerbeer an Louis Brandus in Paris 20

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À Monsieur Louis Brandus No 23. Rue bergère Mr Brandus avait changé de demeure on prie alors de porter cette lettre No 1. Boulevard des Italiens au 1er, au magasin de musique à Paris. franco Baden d 31ten August 1ten September [18]63. Hochgeehrter Herr!

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Seit einigen Tagen habe ich leider wieder einen Anfall von jener schmerzhaften Diarröhe an welcher Sie mich voriges Jahr in Cölln so leiden sahen, und habe daher heute nicht abreisen können um der Vorstellung am Mittewoche beizuwohnen. Da ich aber das Zimmer hüte und alle mögliche Vorsichtsmaßregeln anwende, so hoffe ich mit göttlicher Hülfe Übermorgen früh (Donnerstag) d 3ten abreisen zu können, und Abends mit dem Zuge .. einzutreffen der um 8 Uhr

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50 Minuten in Paris anlangt, um die Vorstellung der Titjens am Freitage anhören zu können. Haben Sie daher die Güte mir für Donnerstag Abends im Hotel Veuillemont Rue des champs élysées ein Quartier von 3 Zimmern nebeneinander, unter Ihren Namen zu nehmen, damit ich mich dort incognito ein paar Tage ausruhe. Sollte, was Gott verhüten mag, mein Übel bis dahin nicht aufgehört haben, so telegraphire ich es Ihnen, so wie ich Sie auch bitte es mir zu telegraphiren, wenn durch irgend einen unvorhergesehenen Vorfall, die Vorstellung am Freitag aufgeschoben werden sollte. Genehmigen Sie die Versicherungen meiner vollkommensten Hochachtung

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Mb [Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 215 (Vol. 75, S. 308 f.)] Tgb. September 1863 Mittwoch 2. [IX.] … Boshafter Artikel gegen die Afrikanerin im Charivari, der mich sehr verletzt; desgleichen im Nainjaune. Leider ist der Succès der Tietjens in den Hugenotten nur ein zweifelhafter gewesen, und ich werde ihr daher wohl nicht die Rolle der Africaine geben können. Einige Stunden an dem Rezitativ gearbeitet und teilweise instrumentiert. Donnerstag 3. [IX.] … Ich ging heute früh 8 ¼ Uhr mit dem Eisenbahnzug nach Paris, um die Tietjens selbst zu hören u. zu beurteilen. Ich arbeitete im Waggon fast 4 Stunden ununterbrochen an dem Rezitative und beendigte die Komposition vollständig, das heißt bis zu Yorikos Ballade. Es ist das längste Rezitativ in dieser Oper, da es nach der Ronde bacchique anfängt und erst bei der Ballade endet. Auf dem Bahnhof fand ich Louis Brandus, der mir eine Wohnung … gemietet hatte, wo ich incognito ein paar Tage bleiben will, bis ich die Tietjens und die Sax singen gehört habe. … Freitag 4. [IX.] … Per[r]in führte mich par un escalier dérobé vor Eröffnung der Bureaux in eine Loge, wo ich incognito der Aufführung der Hugenotten mit der Tietjens als Valentine beiwohnte. Die Tietjens singt u. spielt vortrefflich; es ist eine bedeutende Künstlerin. Ihre Stimme in der Höhe ist sehr schön, die Tiefe ist auch ausreichend, aber die Mitte hat den Klang verloren, und manche Einsätze sind etwas zu tief. Ist das bloß durch temporäre Ermüdung entstan-

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den, wie sie sagt, oder beginnende Dekadenz der Stimme? Im erstern Falle würde ich sie als Africaine sehr gut acceptieren können, im letztern Fall aber nicht. Das ist aber doch im Augenblick nicht zu entscheiden. Die Aufnahme des Publikums war achtungsvoll für die Tietjens, aber keinesweges enthusiastisch. Faure, der zum ersten Mal den Nevers sang, war ganz vortrefflich. Cazeau [recte: Cazaux] als St. Bris u. Belval als Marcel waren auch recht gut. Der Klang von Geymars [recte: Guéymards] Stimme hingegen hat allen Timbre verloren, ist trocken und hölzern geworden. Meyerbeer an Louis Brandus in Paris À Monsieur Louis Brandus 23. Rue Grange bateliere [Paris, 4. IX. 1863]

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Hochgeehrter Herr! Schicken Sie mir das Piano noch nicht, und gehen Sie auch nicht zu P… ehe wir uns nicht gesehen haben und ich das bewußte Feuilleton der Patrie gelesen habe um dessen baldigste Mittheilung ich Sie ganz ergebenst bitte, da es für mein Verbleiben oder meine Abreise maßgebend sein wird. Um 10 Uhr hoffe ich vom Chemin de fer wieder zurück sein zu können und hoffe daher zwischen 10 und 11 Uhr das Vergnügen zu haben Sie zu sehen. Ihr ergebenster Mb

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Es ist keine Tinte im Zimmer deßhalb schreibe ich mit Bleistift. [Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 179 (Vol. 75, S. 264)] Tgb. September 1863

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Sonnabend 5. [IX.] … Mein 72. Geburtstag! Mag Gott der Allmächtige mir in diesem hohen Alter in dem neu eintretendem Lebensalter dasjenige für mich und meine Familie gnädiglich gewähren, worum ich in meinem täglichen Gebete jedesmal flehe. Amen. Ich empfing Geburtstagsbriefe von meiner geliebten Gattin Minna und

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meinen Kindern u. meinem Enkelchen, außerdem einen telegraphischen Glückwunsch aus Chamounix von Cornelie u. Caecilie (von Emanuel keine Silbe). … Abends 2 ½ Stunden am Rezitativ aufgeschrieben u. instrumentiert. Sonntag 6. [IX.] … Besuche. …

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Meyerbeer an Léon und Émile Célérier in Paris Messieurs Léon & Emil Célérier 8 Rue Bonaparte à Paris Meyerbeer

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[Paris,] Ce 6 Septembre [18]63 Mes chers amis! Je viens d’arriver à Paris, & je suis logé No 2 Rue Montaigne, au rond point des champs élysées. Comme je sais que votre chère Mamman est à la Campagne je prends la liberté de m’adresser à Vous, pour Vous prier de m’envoyer les clefs de mon appartement rue du Luxembourg, puisque j’ai à y retirer plusieurs choses. En même temps j’ose Vous prier d’écrire à l’administration de la Presse & des débats pour que l’on m’envoie d’avenavant leurs journeaux, à Paris, 2. Rue Montaigne. Quand Madame Célérier & Mlle Mathilde viendront à Paris, je m’empresserais d’aller les voir. Mille compliments affectueux votre tres dévoué Meyerbeer

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[Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Bibliothèque de l’Opéra, L. a. s. Meyerbeer (36)] Meyerbeer an Louis Brandus in Paris [Paris, zwischen 6. IX. und 27. X. 1863] Hochgeehrter Herr! Sie würden mich verbinden wenn Sie gefälligst Herrn Roux (den Controlleur der Oper) veranlassen wollten, statts Ihnen oder Ihrem

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Herrn Bruder das Bulletin de recette meiner Vorstellungen zu senden, es mir direct rue Montaigne No 2 zu schicken. Er braucht es bloß unfrankirt auf die Stadtpost zu werfen. Wenn Sie heute vielleicht Hr. Duesberg sehen fragen Sie ihn doch gefälligst ob er noch nicht die Verse paar Verse arrangirt hat die er neulich zu diesem Zwecke von mir mitnahm. Hochachtungsvoll Ihr ergebener Meyerbeer

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[Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 186 (Vol. 75, S. 272)]

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Montag 7. [IX.] … Magenschmerzen. … Nur ein paar Stunden musikalisch gearbeitet. … Dienstag 8. [IX.] … Musikalisch gearbeitet … 5 Stunden. …

Meyerbeer an Léon und Émile Célérier in Paris [Paris, 8. IX. 1863] Rue Montaigne No 2. Mes chers amis! 20

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J’ai eu l’honneur de Vous écrire avant hier pour Vous prier de Vous faire donner par Madame Célérier les clefs de mon appartement Rue Luxembourg. Si Vous les avez déja veuillez alors avoir la bonté de les donner au porteur de ces lignes Mille compliments affectueux de Votre tout dévoué Meyerbeer ce 8 Septembre

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P.S. Pourriez Vous m’indiquer l’adresse d’une bonne maison ou je pourrais trouver pendant mon séjour à Paris pour mon usage journa-

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lier du bon & pur St Julien ou St Emilion à 4 ou à 5 Francs la bouteille? [Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Bibliothèque de l’Opéra, L. a. s. Meyerbeer (35)]

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Mittwoch 9. [IX.] … Besuch von Per[r]in … La Rounat. Von morgen an Cahen engagiert wöchentlich 4mal 2 Stunden Briefe schreiben (56 Franken monatlich), dann alle Pariser Journäle täglich lesen (à 30 Franken monatlich), mitzuteilen, was über mich darin steht. Einige Stunden … gearbeitet: das große Rezitativ fertig instrumentiert u. revidiert. Opéra Le Trouvère … von Verdi. Neu für mich war der Tenor Villaret und der Bariton Caron. …

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Meyerbeer an Louis Brandus in Paris À Monsieur Louis Brandus 23. Rue bergère

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[Paris, 9. IX. 1863] Bester Herr Brandus Wenn Falls mich P. besuchen wollte würde ich Sie bitten mich die Stunde wissen zu lassen wann er kommen wird, damit ich zu Hause bin. Es wäre mir auch lieb wenn Sie bei der Unterredung gegenwärtig wären. Es scheint mir daß P. mir doch wohl seine Gegenvisite heute wird machen wollen. Können Sie machen daß er erst um 2 oder 3 kömmt so wäre mir das für meine andre Geschäfte am passendsten. Genehmigen Sie die Versicherungen meiner vollkommensten Hochachtung

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Mb P. S [Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 173 (Vol. 75, S. 252)]

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Donnerstag 10. [IX.] … Besuch von La Rounat (ich war nicht zuhause). … Boshafter Artikel gegen mich und die Afrikanerin im Nainjaune und Illustration. Besuch an Fiorentino und Henri Blaze. … 4 Stunden musikalisch gearbeitet. Freitag 11. [IX.] … In der Oper die 2 ersten Akte von Guillaume Tell mit Villaret als Arnold, der manches recht hübsch sang; seine Aussprache ist sehr deutlich. … Das Rezitativ nach der Ballade bis zum Duett (Akt III) aufgeschrieben und instrumentiert.

Meyerbeer an Thérèse Célérier in Paris [Paris, 11. IX. 1863] Ma chère Madame Célérier

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Villaret chante aujourd’hui à l’Opéra Guillaume Tell qui est son meilleur rôle. J’y viendrais dans ma loge ordinaire No 22 Troisiemes de face. S’il vous plaisait d’assister avec les fiancés à cette représentation, je serais heureux de Vous offrir ces 3 places Vous savez que Vous n’avez pas besoin du Coupon de Loge & qu’il suffit d’annoncer au Controle que Vous allez dans ma loge Veuillez agréer l’expression de mes sentiments les plus distingues Meyerbeer [Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, Mus. ep. G. Meyerbeer 3]

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Sonnabend 12. [IX.] … Im Laufe des Vormittags 2 ¾ Stunden … gearbeitet. Das Rezitativ (das Letzte, was mir zu komponieren im 3. Akt bleibt), welches nach dem Septett anfängt, komponiert u., wie ich glaube, mit Glück. Mit Dufour in der Opéra comique Les amours du diable … von Grisar. Madame Galli-Marié, ein hoher Mezzosoprano, gefällt mir sehr gut sowohl als Sängerin wie als Schauspielerin. Capoul, zwar nur ein Tenorino, ist recht graziös. Sonntag 13. [IX.] …

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Meyerbeer an Thérèse Célérier in Paris [Paris, 13. IX. 1863] Ma chère Madame Celerier Mille remerciments pour l’envoi de la Revue des deux mondes. Voudriez Vous avoir l’extrême bonté de prier Monsieur votre fils Léon qu’il écrive à l’administration du Messager des theàtres & du Ménestrel pour que l’on m’envoie directement à mon habitation ces deux journeaux? Mille compliments affectueux de Votre tres dévoué Meyerbeer

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Dimanche [Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, Mus. ep. G. Meyerbeer 10] Meyerbeer an Michael Costa in London

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À Monsieur M. Costa. célèbre compositeur de musique, & directeur de la musique du thèatre royal italien Coventgarden à Londres 59. Eccleston Square, Pimlico

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[Paris, 13. IX. 1863] Tres cher Maestro! The London musical society va exécuter dans son prochain concert l’ouverture que j’ai composée pour l’inauguration de l’exhibition internationale. Vous m’obligeriez beaucoup cher Maestro si Vous pourriez obtenir de Messieurs les commissaires du Comité de l’exhibition qu’ils prêtassent leurs leurs parties copiées de ce morceau. Elles le leurs seront rendues imédiatement apres ce concert qui aura lieu le 21 de ce mois Veuillez agréer l’expression des sentiments les plus distinguès de

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Votre tres dévoué Meyerbeer [Autograph (Las): Music Special Collections, Harold B. Lee Library, Brigham Young University, Provo, Utah, Meyerbeer 5]

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Montag 14. [IX.] … 2 Stunden an dem Rezitativ aufgeschrieben und instrumentiert. … In der Oper La Juive. Mit großer Spannung Demoiselle Sax als Rachel gehört, welche man mir als die einzig taugliche für die Rolle der Africaine schilderte. Sie entsprach inbezug auf Stimmenfond, den man so sehr rühmte, meinen Erwartungen leider gar nicht. Ich will hoffen, daß sie vielleicht bloß augenblicklich schlecht disponiert ist. Der Tenorist Warot, der Leopold sang, ist ziemlich gut. Dienstag 15. [IX.] … Besuch von Henri Blaze. … 4 ½ Stunden musikalisch gearbeitet: das Rezitativ vor dem 3. Finale aufgeschrieben und instrumentiert. Die Partitur des 3. Aktes von Vasco durchlesen.

Meyerbeer an Louis Brandus in Paris [Paris, 15. IX. 1863]

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Hochgeehrter Herr! Ich habe gestern Abend von Dr Joseph Bacher und heute früh von D Julius Bacher Briefe erhalten welche so günstige Nachrichten über den Gang der Geisteskrankheit des armen Joseph enthalten, daß ich es mir zur angenehmen Pflicht mache Ihnen dieselbe sogleich mitzutheilen, mit der Bitte auch Ihrer Frau Gemahlin davon Kenntniß zu geben, die sich gewiß sehr über die Besserung in dem Zustand des so geliebten Bruder’s freuen wird. Da ich den Brief des Dr Joseph Bacher nur unvollständig dechiffriren konnte so bitte ich mir denselben bei Ihrem nächsten Besuche mitzubringen um ihn mir vorzulesen. r

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Hochachtungsvoll verbleibend Ihr ergebenster Meyerbeer Dienstag [Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 194 (Vol. 75, S. 280)]

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Tgb. September 1863 Mittwoch 16. [IX.] … Wenig gearbeitet. In der Oper Le Trouvère … von Verdi. Diesmal sang Demoiselle Sax die Leonore. Sehr klangvolle Stimme, aber sie scheint mir auch mehr Mezzosopran wie Sopran zu sein.

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Meyerbeer an Louis Brandus in Paris Pressé À Monsieur Louis Brandus 1. Boulevard italien au premier au magasin de musique

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[Paris, 16. IX. 1863] Hochgeehrter Herr! H Perin zeigt mir so eben an daß Dlle Sax heute Abend im Trouvère singt. Ich werde natürlich hineingehen. Könnten Sie vielleicht wieder 2 Damen finden welche die beiden Vorderplätze einnehmen, damit ich weniger gesehen bin? Ad In der Administration der Oper werden Sie erfahren können welche Loge man mir bestimmt hat Hochachtungsvoll Ihr ergebenster Mb

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Mittewoche Sie werden doch wohl auch in die Loge kommen? Ich bitte LaRounat nicht zu vergessen

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[Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 170 (Vol. 75, S. 246)] Tgb. September 1863 Donnerstag 17. [IX.] … Langes Schreiben für Per[r]in an Brandus, worin ich beweise, daß es am zweckmäßigsten ist, meine neue Oper erst im September 1864 zu geben.

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Meyerbeer an Michael Costa in London Paris /: 2, rue Montaigne aux Champs-Elysées:/ 17 Septembre 1863. 5

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Cher et illustre Maestro, C’était avec un veritable plaisir que j’ai reçu votre chère et bonne lettre et je vous suis bien reconnaissent de la bonté avec laquelle vous m’avez annoncé les succès de Mlle Lucca. Aussi ne pouvait-elle pas trouver assez de mots pour me faire part de l’affection toute paternelle et des inappréciables conseils musicales, dont vous l’avez secondée et protegée, et vous me permettrez de vous en exprimer tout particulièrement mes sincères remerciments. Mademoiselle Lucca est pleine de gratitude pour vos nobles et généreux conseils et elle se trouvera heureuse de se confier l’année prochaine entièrement à votre savante direction musicale, se flattant, que vous daignerez lui accorder de nouveau votre inestimable protection. Quant à moi, cher et illustre maître, je saisis avec empressement cette occasion pour vous remercier de tout mon coeur de cette nouvelle preuve d’amitié à mon egard dont vous m’avez dejà donné tant de preuves, et de la bienveillance dont vous avez comblé Mlle Lucca, en vous priant de me conserver vos bons souvenirs. Souffrant depuis quelque temps d’une faiblesse d’yeux je dois d’ après une prescription de mon medécin m’abstenir d’ecrire moimême; voila la raison pourqoi je devais dicter cette lettre. Votre tout devoué de coeur. Meyerbeer [Autograph (Ls): Music Special Collections, Harold B. Lee Library, Brigham Young University, Provo, Utah, Meyerbeer 10]

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Tgb. September 1863 Freitag 18. [IX.] … Wenig gearbeitet. Nach Passy, wo ich Rossini u. Jules Jeanin besuchte. Im Théatre lyrique La statue … von Reyer. … Sonnabend 19. [IX.] … Es zeigen sich leider Anzeichen, als ob der Husten wiederkehren wollte. … Besuch von Per[r]in, worin ich dem-

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selben anzeige, daß, da bis jetzt mir zur guten Besetzung der Afrikanerin ein erster Tenor und eine Sopranistin fehlen, wir erst diese 2 Künstler finden müssen, daß unter solchen Umständen eine Aufführung diesen Winter, selbst wenn wir diese Subjekte gefunden haben werden, nicht möglich scheint, daß ich jedoch bereit bin, diesen Herbst u. Winter hier zu bleiben, um allen zu diesem Zwecke stattfindenden Debüts beizuwohnen und dann, wenn wir sie gefunden haben, den 1. April die Proben anzufangen, um den 15. September 1864 in die Szene zu gehen. Abends das Finale vom 4. Akt noch einmal durchlesen. Sonntag 20. [IX.] … 2 Stunden … gearbeitet: den 5. Akt von Vasco und die Schlußszene der alten Afrikanerin durchlesen. Eine Erweiterung in dem Terzettino des 1. Aktes komponiert. … Opéra comique: Les bourginionnes … von Deffés. Haydée … von Auber. …

Meyerbeer an Léon Célérier in Paris

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Paris ce Dimanche[, 20. IX. 1863] Mon cher Monsieur Léon! Voulez Vous avoir la bonté de faire savoir à Madame votre mère, que demain Lundi il y aura une représentation des Vépres siciliennes à l’Opéra? J’y aurais une loge, & s’il lui était agréable d’y venir avec Mademoiselle Mathilde & Vous, elle me ferait beaucoup de plaisir. Je lui adresserais demain le Coupon rue Bonaparte, des que je l’aurais reçu. Des deux échantillons de Bordeaux que Vous m’avez envoyé, le St Julien me parait le meilleur. Veuillez donc avoir l’extrême bonté de me faire avoir encore 3 bouteilles de la même qualité. Cependant il a encore un petit gout d’aigreur. Si Vous pouviez avoir un Bordeaux bien doux & sans aucune pointe d’aigreur, je l’aimerais encor mieux, dut la bouteille coutes 20 ou 30 sous plus cher. Veuillez agréer mon cher Monsieur Léon l’expression de mes sentiments les plus distingués Meyerbeer [Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Bibliothèque de l’Opéra, L. a. s. Meyerbeer (33)]

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Montag 21. [IX.] … Nur 1 ½ Stunde musikalisch gearbeitet. In der Oper Les vêpres Siciliennes … von Verdi. Demoiselle Sax, welche die Rolle sang, welche die Cruvelli kreierte, gefiel mir heute viel besser wie in den beiden andern Rollen und könnte wohl der Rolle der Afrikanerin gerecht werden, wenn sie ihr nicht vielleicht zu hoch liegen sollte. Artikel im Charivari gegen mich inbezug auf die Afrikanerin. Meyerbeer an Louis Brandus in Paris

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Monsieur Brandus 23. Rue bergère à Paris [Paris, 21. IX. 1863] Bester Herr Brandus!

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Sie würden mich sehr verbinden wenn Sie die Güte haben wollten mich um 3 Uhr statts um 4 Uhr zu besuchen, da ich um 4 Uhr noch einen Gang zu machen habe. Wenn Ihnen H P. die Loge gegeben haben wird so bitte ich ergebenst mir den Coupon zu schicken oder was mir noch lieber wäre ihn der Me Célérier 8 Rue Bonaparte zu schikken. Hochachtungsvoll Ihr ergebenster Meyerbeer

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P.S. Wenn es Ihnen möglich wäre mir gleich durch den Uberbringer dieser Zeilen den Klavierauszug der Vêpres siciliennes zu schikken so würde es mir sehr angenehm sein [Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 176 (Vol. 75, S. 258)] Tgb. September 1863

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Dienstag 22. [IX.] … Ich besuchte Jules Lecomte in Passy und … Henri Blaze. Früh 1 ¼ Stunde, Abends 1 ½ Stunde musikalisch gearbeitet.

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Mittwoch 23. [IX.] … Den 2. u. 3. Akt der Partitur von Vasco durchlesen, um zu prüfen, wie sich die Stimmenlagen zu den Stimmenlagen der Sax u. Faure verhalten. In der Oper La Favorite. … Die boshaften niederträchtigen Journal-Artikel regnen förmlich auf mich herab. Heute hatte wieder der Nainjaune einen sehr hämischen Artikel. Dieses Journal ist mein Hauptfeind. Alphonse Royer, der ehemalige Direktor der Großen Oper, schreibt diese Artikel. … Donnerstag 24. [IX.] … Leider den ganzen Tag nichts getan. Freitag 25. [IX.] … Angefangen mich ein wenig mit der Schlußszene des 5. Aktes zu beschäftigen. … In der Oper Les vêpres Siciliennes.

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Meyerbeer an Eugenio Merelli in Wien par la voie de Berlin chargé & affranchi Sr Wohlg[Textverlust] Herrn Merelli Direktor der italiänischen Operngesellschaft gegenwärtig in Hambourg ville libre hanséatique zu erfragen im Stadttheater. Sollte Herr Merelli schon Hamburg verlassen haben, so wird gebeten diesen Brief nach Hütteldorf bei Wien zu schicken [Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, Mus. ep. G. Meyerbeer Varia 37]

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Paris le 25 Septembre 1863. |: 2, rue montaigne, Champs Elysées:| Monsieur, La lettre que vous m’avez adressée à Berlin et que j’ai reçue à Paris m’a fort etonné. Vous y dites que vous avez un certain droit de donner mon opéra Dinorah à Vienne. Cela n’est pas. Voila qui s’est passé entre nous. Vous êtes venu me prier de vous

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permettre que vous puissiez donner „Dinorah“ avec votre troupe d’opéra italien cet hiver à Vienne. Je vous ai repondu, Monsieur, que je ne consentirais pas à vous accorder cette permission que dans le seul cas où mes affaires musicales me permettraient d’être personnellement à cet époque à Vienne, puisque je ne veux pas que mon opéra y soit donné, sans que moi-même j’en dirige toutes les repétitions, et que je ne pouvais rien préciser avant la fin ou vers la moitié d’Août, s’il me serait possible, oui ou non, d’aller à Vienne. Par conséquent je ne pouvais rien permettre ni rien réfuser qu’à cet époque, c’est à dire vers la fin d’Août. C’est tellement vrai, que vous m’avez écrit le mois passé une lettre, (que j’ai conservée) dans laquelle vous me rappelez que je voulais me decider à l’epoque en question, et que vous m’avez prié de vous faire connaitre ma décision, étant pour vous d’un grand intérêt. Sachant dès à présent, que mes affaires musicales m’empècheront d’entreprendre cet hiver un voyage pour Vienne, je dois vous repondre encore une fois que je ne peux pas vous accorder mon consentement. Du reste j’ai même ajouté dans notre entretien verbal, que dans le cas, où je pourrai venir à Vienne, mon consentement ne vous sera pas encore acquis que si vous engagiez pour le rôle de Hoël Mr Faure ou Mr Sauntley, et pour le rôle de Corentin Mr Calzolari; – c’est encore si vrai que dans votre lettre vous me demandez, si Mr Sauntley est libre, Mr Faure ayant refusé l’engagement. – Or, vous n’avez engagé ni l’un ni l’autre: donc vous ne pouviez pas dire que vous avez dèja fait des dispositions; mais les eussiez vous même engagés, – cela ne vous donnerait aucun droit de donner mon ouvrage sans avoir eu ma reponse. Maintenant vous ajoutez que vous donnerez dans tous les cas Dinorah; la partition de cet opéra étant ma propriété, vous ne le pourriez pas et pour être bien sûr que vous ne le fassiez point, j’écrirai dès aujourd’hui à Son Excellence le grand chambellan, directeur suprême des Théatres Impériaux et à Monsieur Salvi, directeur de l’Opéra Impérial, ainsi qu’à un avocat, pour qu’il prenne ma cause en main, si toute fois, malgré mon opposition formelle, vous voudriez donner mon ouvrage. Recevez Monsieur, l’assurance de ma considération la plus distinguée Giacomo Meyerbeer P.S. Souffrant des yeux dans ce moment, j’ai du dicter cette lettre. [Autograph (Ls): SBB, PK, Musikabteilung, Mus. ep. G. Meyerbeer 84]

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Tgb. September 1863 Sonnabend 26. [IX.] … 2 ¼ Stunden musikalisch gearbeitet. Sonntag 27. [IX.] … 5 Stunden musikalisch gearbeitet: Die 1. Cavatine der Schlußszene „La haine m’abandonne“ komponiert. Montag 28. [IX.] … 3 ½ Stunden … gearbeitet: Cavatine „La haine m’abandonne“ aufgeschrieben u. das Rezitativ vorher komponiert. … In der Oper Les vêpres Siciliennes.

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Meyerbeer an Léon Célérier in Paris [Paris, 28. IX. 1863] Mon cher Monsieur Léon! Vous m’obligeriez beaucoup si Vous vouliez avoir l’extrême bonté de m’envoyer 6 bouteilles du même St Julien à 4 francs … que Vous m’avez déja procuré. Veuillez agréer l’expression des sentiments les plus distingués de Votre

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tres dévoué Meyerbeer Lundi [Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Bibliothèque de l’Opéra, L. a. s. Meyerbeer (31)]

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Tgb. September 1863 Dienstag 29. [IX.] … 3 ¾ Stunden … gearbeitet: Rezitativ vor der Cavatine instrumentiert u. Cavatine in Partitur geschrieben. … Mittwoch 30. [IX.] … Cavatine instrumentiert. .. . . Opéra comique Lalla Rouckh … von Félicien David. Feine, graziöse, poetische Musik mit sehr interessantem Orchester, nur ein wenig monoton. Bariton Gourdin gefiel mir sehr wohl; er hat im Organ wie im Spiel Ähnlichkeit mit Bataille in dessen guter Zeit, doch scheint er nicht so viel puissance zu haben. Weniger gefiel mir Demoiselle Cico, die man mir sehr rühmte. Sie schien mir sehr kalt. Ihre Stimme scheint klangvoller als die der andern Chanteuses d’opéra comique zu sein.

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Meyerbeer an Léon Célérier in Paris [Paris, Ende September 1863] Mon cher Monsieur Léon! 5

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J’ai pris la liberté de Vous adresser il y a quelques jours la prière de m’envoyer six bouteilles de St Julien à 4 Francs comme celui que Vous m’avez déja fourni. Je prends la liberté de renouveller cette prière que jusqu’à présent Vous n’avez pas encore excuté, car ma provision est totalement terminée. Mille pardons de mon insistence & mille compliments affectueux Meyerbeer [Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Bibliothèque de l’Opéra, L. a. s. Meyerbeer (32)]

Tk. Oktober 1863 15

[Vom Taschenkalender des IV. Quartals 1863 sind nur die undatierten Vorsatzblätter überliefert. Bereits Emil Vogel weist nur sie in seinem vom 29. Mai 1888 datierten Verzeichnis des Meyerbeer-Nachlasses, seinerzeit im Depositum der Staatsbibliothek Berlin, nach.] [SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/33]

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[Undatierte Vorsatzblätter:] Holzmarktstraße No 62 Berlin Brandus – Lecomte. 8 Boulevard de la Muette Passy 17. R neuve St Augustin Escudier Bagier. 1. Rue Drouot Hotel de Russie St Georges 33. R. de Trevise Lecomte. 8, Boulevard de la Muette Passy Provence[:] St. Augustin Escudier Bagier. Rue Drouet Hôtel de Russie. St. Georges 33. R. de Trevise [Textverlust]ré 127. Boulevard Magenta [Textverlust] face de la gare du chemin [Textverlust] fer du Nord.

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[Texverlust] 4 Thaler aber das Stück behalten Società italiana Lindner zur [Textverlust] Bei Guttentag – Baurechnung Thyfas – Börsenzeitung Den Brief von Gravenstein – an Brandus – Baurechnung[.] Börsenzeitung. Bürguy kann den Wandrer in der Bühnenwelt abboniren Durch Brandus den Brief von Gravenstein, Notenpapier Mendelssohn Briefe[.] CMvWeber Pelz schicken [Einträge von fremder Hand:] Sich erkundigen, ob eine gute, italienische Uebersetzung in Prosa oder Verse der Psalmen gibt. Schnyder von Wartensee Bleichstraße No 18 Frankfurt a/Main Dr Julius Lang in Prag Seilergasse 385 zur Stadt Marken. 3ter Stock Ernest Edmond Blanc Paris No 34 rue de l’Arcade. Weinhändler Steuernagel am Salzhaus No 3 Frankfurt am Main.⎤ [eigenhändiger Eintrag:] 27. R. Lamartine. Wertheimber [Einträge von fremder Hand:] Adlersstrasse No 8 eine Treppe hoch wird das Klapperbeinsche Magenpflaster verkauft. Gräfin Grandval in Paris No 52 rue Saint Dominique St Germain. Heugel, au Menestrel 2, bis, rue Vivienne Paris Dr Malgaigne wohnt jetzt No 5 Rue des beaux arts.⎤ [eigenhändiger Eintrag:] 53bis R. St. Lazare d’Ortigue [Einträge von fremder Hand:] Steevens, dentiste 8, Boulevard Malesherbes Brandus 23, rue Bergère. Augenarzt Liebreich in Paris. Assistenzarzt von Gräf[e]; rue Marignan No 21 aux Champs elysées. Costa 59, Eccleston Square London Pixis Lichtenthaler Vorstadt bei Kaufmann Wolff. Schlesinger Schloßplatz – Baden L. A. Zellner in Wien. Neu-Wien am Glacis No 25 [eigenhändiger Eintrag:] Rayer. 18. Rue de la Tour d’auvergne [Einträge von fremder Hand:] Minna Meyerbeeer Hotel Byron. Villeneuve au lac de Genéve Hôtel Veuillemont Paris, Rue des Champs élysées qui va du faubourg St Honoré aux Champs elysées.

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Ich logire: 2, rue Montaigne au rond point des Champs elysées. 4, rue d’Aumale Fiorentino.⎤ [eigenhändiger Eintrag:] de Leuven. 15. R. Moncey [Eintrag von fremder Hand:] 29⎤ ⎡oder 25⎤ [Einträge von fremder Hand:], rue Taitbout Roqueplan. 4, rue de Calais, 4 Berlioz. 9 ou 11 rue de la Chaise Henri Blaze Haber 22, rue de l’Arcade Deutsche Apotheke 68, rue de la Chaussée d’Antin. Rivière, ancienne pharmacie Hoffmann. M. Bose, 15. Rue Marsollier Arga, Mme 12, rue de l’Empéreur Mezzo-Soprano Edouard Blanc 80, Grenelle St Germain Gautier ministère de la maison de l’Empéreur, – 334 rue St Honoré. Fernande 14, bis, rue Montaigne, hôtel Douvres au 1èr Scribe 12, rue Pigalle Nacquet Articles de voyage 23, rue de la fontaine Molière Rue des Ciseaux donnant dans la rue Dufour et St Marguerite près de la rue Bonaparte [eigenhändiger Eintrag:] No 7. [Einträge von fremder Hand:] Camille Doucet 32, rue du Bac La Rounat 17, rue Tournon Marie Escudier 17, rue Neuve St Augustin, 17 de Leuven 15, rue de Moncey L. A. Kahn 15, rue du Temple, 15 Le dernier perron avant le pavillon de l’Horloge aux Tuileries Le Comte Bachiochi Au coq. rue de la Paix seidene Strümpfe Bennewitz. Misdroy bei Wollin in Pommern Franck-Marie 69 rue Blanche, Paris Jules Lecomte 8, Boulevard de la Muette, Passy Carvalho No 6, rue St Arnaud Nourrit No 40, rue du Bac Jaeger culottier, rue Richelieu au coin de la rue Richelieu Eßtaschen zur Reise Schmitt, tailleur 6, rue du Mail – Commerce Grenelle, 12. Chandru Notaire à Paris 45, rue St Denis, 45 à l’angle de la rue de Rivoli

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Le Roy 15, Boulevard de la Madelaine Harries Hôtel de Bade. Dr Otterbourg 106, rue de Richelieu Baron Taylor 68, rue de Bondy Germain Delavigne 48, rue Richer⎤ [eigenhändige Einträge:] 16. R. Gaillon. Bamberger 107. Rue Grenelle St Germain bayerische Gesand[t]schaft 41. R. de Verneuil Hequet 2. Rue Favart. Missler Besuche[:] Bamberger – Villemot – Leo – Valentin – Girardin – Doucet – Tronquoi – Julius – Poniatowsky [–] Haber – Lieschen – Kalisch [–] Havas – Bischofsheim – d’Ortigue – Scudo – Jules Lecomte – Lumley [–] Berlioz – Gautier vom Ministère [–] Edmond Rouvière. Gräfin d’Agoult [–] Debrauz – Damke – Me Heine – Staatsrath Alfred Blanche [–] Comtesse Gran[d]val – Leon Kreu[t]zer – Stephen de la Madelaine [–] Tilman – Fleury – Vaillant [–] Beauchène – Me Fould – Fourtado [–] Roger – Me Benoit Fould M. Gudin Rue Balzac 20. Chateau Beaujon 59. Faubourg Montmartre Gemmy Brandus Meine Opernloge ist 19 22 3iéme de Face. 9. R. d’Angouleme. Me Léo Champs élysées. Au coins de la rue neuve des Augustins & de la Rue de la paix: on nettoie les gants blancs à 10 sous la paire E. Girardin. 40. Rue de Panques Pauquet [–] champs élysées Vauthrot. 7. Rue Navarin Mme Celerier Bellevue 1. Rue du Bassin Chemin de fer (rive gauche Montparnasse Mittw: Namentag Celerier. Chandru. Notaire 85. R. Rivoli Martschenko. 38 Avenue Gabriel. Champs elysées Deutsche Apotheken 25 Rue Grammont und 148 Rue Lafayette Naudin. 61. R. de la Pépinière Mr Wolff 48. R. St George Maurice Wolff (Bruder von Me Millaud) 56. R. neuve St Augustin Vicomte Paul Daru Sous Roqueplan & Crosnier & dans les commencements de Royer il y avait des externes pour le 2e acte les Cantiques de Guillaume Tell & les Huguenots & Moise

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Legouvé R. St Marc 30 14 Méry 51. R. notre dame des Lorette 9. St Florentin Poniatowsky 8. R. Valois du Roule Furtado 75. R. de le Pepinière. Heine 51. R. St Georges Millaud General Fleury au Louvre 34804 Piano For Oblique moyen patron

Tgb. Oktober 1863 10

Donnerstag 1. [X.] … 4 Stunden … an der letzten Arie gearbeitet. Das Opernmanuskript von Carré u. Barbier Le timbre gelesen.

Meyerbeer an Julie Scribe in Paris

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À Madame Scribe de la part de Meyerbeer écrit dans la loge du concierge [Paris, 1. X. 1863] Madame!

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Je suis désolé du malentendu qui parait avoir eu lieu de la part de votre domestique rélativement le jour ou je Vous priais de me reçevoir. J’ai montré à votre concierge mon Agenda & il Vous dira que j’avais marqué Jeudi à Midi pour l’heure de notre Rendez Vous. Veuillez donc ne pas m’accuser de l’avoir manqué. Votre concierge me dit que Vous reviendrez Sammedi en ville. Voulez vous me permettre alors de venir Samedi entre midi & une heure Vous présenter personellement mes hommages Votre tres dévoue Meyerbeer

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[Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. des Manuscrits, n. a. fr. 22549, f. 430 f.]

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Tgb. Oktober 1863 Freitag 2. [X.] … Zu Madame Scribe und mit ihr Rücksprache wegen der Aufführung von der Afrikanerin und wegen des Behaltens des Manuskripts von Judith genommen. … Im Théatre lyrique … Le[s] pécheurs de perles … von Bizet.

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Meyerbeer an Julie Scribe in Paris À Madame Scribe. 12. Rue Pigalle à Paris (Meyerbeer)

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Paris ce 2. Octobre [18]63. Madame! Monsieur votre fils a eu la bonté de m’annoncer votre arrivée à Paris, en ajoutant que Vous vouliez me faire l’honneur de me recevoir aujourd’hui entre 5 & 6 heures. Je suis malheureusement toujours empéché à ces heures. Mais si Vous voulez me permettre de me présenter chez Vous aujourd’hui à 4 heures, j’aurais l’honneur de Vous rendre mes devoirs. Veuillez agréer Madame l’expression des sentiments les plus distingués de

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Votre tres dévoué Meyerbeer [Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. des Manuscrits, n. a. fr. 22549, f. 428 f.]

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Tgb. Oktober 1863 Sonnabend 3. [X.] … Etwas Weniges an der letzten Szene komponiert und an dem Rezitativ nach dem Duett Akt 5, item des Abends 1 ¼ Stunde. …

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Meyerbeer an Louis Brandus in Paris Monsieur Louis Brandus 23. Rue bergère a Paris [Paris, 3. X. 1863]

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Hochgeehrter Herr!

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Wollen Sie die Güte haben Herrn Davison die innliegende Invitation zu Mittwoch zu überschicken? ich habe seine Adresse vergessen. Ich habe sehr bedauert Ihren Besuch heute verfehlt zu haben. Sie hatten mir denselben für 12 Uhr angekündiget, und als Sie um ½ 1 Uhr nicht kamen dachte ich daß Sie verhindert wären. Wenn Sie mich morgen um 12 Uhr mit Ihrem Besuche beehren wollen, wird es mir doppelt angenehm sein, da um dieselbe Zeit der Sohn von Madame Scribe kömmt. Wissen Sie nicht ob Davison und Jules Lecomte sich kennen? Fiorentino ist unwohl. Hochachtungsvoll Ihr ergebenster Meyerbeer Sonneabend

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P. S. Ist Berlioz in gutem Vernehmen mit Georges Hainel? So würde ich ihn einladen. [Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 200 (Vol. 75, S. 288)]

Meyerbeer an Georges Hainl in Paris Paris ce 3 octobre [18]63

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Cher Maestro

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Les journaux m’apprennent votre retour, & je compte en profiter de suite. Monsieur Berlioz & plusieurs autres personnes de votre connaissance me font l’honneur de diner avec moi Mercredi 7 courant. Vous seriez bien bon & aimable si Vous vouliez orner cette petite réunion dinatoire de votre présence.

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Nous nous reunissons à 6 heures aux petits moulins rouges, avenue d’Antin aux champs Elysées. Dans l’espoir d’un Oui favorable je suis comme toujours Votre tout dévoué Meyerbeer

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2. Rue de Montaigne R.S.V.P. [Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 322 (Vol. 76, S. 79). Abdruck in: Julien Tiersot, Lettres de Musiciens écrites en français du XVe au XXe siècle, Turin: Bocca Frères 1924, 2 Bde., Bd. 2, S. 151]

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Tgb. Oktober 1863 Sonntag 4. [X.] … Besuch von Biol[l]ay, dem Sohn der Madame Scribe. Ich setze einen kleinen Traité über das längere Behalten von Judith auf. … Montag 5. [X.] … In Guillaume Tell, wo Merly den Tell als Gast sang. … Sehr wenig … gearbeitet: nur das Rezitativ nach dem Duett Akt 5 instrumentiert.

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Meyerbeer an einen Herrn in Paris Paris ce 5 octobre 1863 Mon cher Monsieur! Plusieurs personnes de votre connaissance me font l’honneur de venir diner chez moi apres demain mercredi 7. Vous seriez bien bon & aimable si Vous vouliez me faire le plaisir d’assister à cette petite réunion dinatoire. Nous nous reunissons mercredi à 6 heures, aux petits moulins rouges, 17. Avenue d’antin champs élysées.

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Veuillez agréer l’expression de ma considération la plus distinguée Meyerbeer 2. Rue de Montaigne R.S.V.P. 5

[Autograph (Las): BMIU Clermont-Ferrand, Ms 377. Autographes. Coll. Grenier fol. 130–143, fol. 137]

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Dienstag 6. [X.] … Opéra comique Lalla Roukh von Fel. David. Wenig … gearbeitet: nur etwas an dem Rezitativ nach der Cavatine instrumentiert. Mittwoch 7. [X.] … Besuch an den Dichter Carré. Er teilt mir einen Stoff zu einer großen Oper Medusa und einen zu einer komischen Oper La reine de Cythère mit. … Ich gab ein Diner für 10 Personen. … Gäste waren Berlioz, Davison, Monnais, Baron Taylor, Dufour, Georg Hainel, Hequet, Blaze de Bury. Donnerstag 8. [X.] … 6 ¼ Stunden … gearbeitet: Rezitativ fertig instrumentiert; von der Arie „Non, douce extase“ die Singstimmen in die Partitur geschrieben. Freitag 9. [X.] … 5 Stunden … an der Arie von Selica instrumentiert. Sonnabend 10. [X.] … 5 Stunden … gearbeitet: die Arie von Selica fertig instrumentiert. … Sonntag 11. [X.] … Das Libretto d’opéra comique Carmosine von Carré u. Hippolyte Lucas gelesen. Opéra comique Le Caid … von Ambr. Thomas. Der junge Bataille (kein Verwandter des Bataille, der den Nordstern sang) hat eine schöne, umfangreiche u. geläufige Baßstimme. … 3 ½ Stunden … gearbeitet an Selicas Arie, ohne Erfolg. Montag 12. [X.] … Dienstag 13. [X.] … 3 ½ Stunden … gearbeitet. Die Transposition von Es nach D des 4. Finales nach dem Chor „remparts de gaze“ in die Partitur gemacht. Mittwoch 14. [X.] … In der Oper La Muette … von Auber. 3 ¾ Stunden gearbeitet: die Transposition des Finales vollendet u. generell an der Schlußszene fantasiert. …

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Meyerbeer an Emile Perrin in Paris [Paris, 14. oder 16. X. 1863] Monsieur le Directeur! Je suis encore bien souffrant & je ne pourrais pas sortir de la journée. Malgre céla je commets l’indiscretion de Vous demander si Vous pouviez me gratifier pour ce soir d’une loge 3e de fa 3ième de face. Une famille amie de moi vient d’arriver à Paris & je voudrais bien leur procurer le plaisir de voir la Muette. Si ma demande n’est pas trop indiscrète & que Vous vouliez avoir l’extrême bonté de donner le coupon au porteur de ces lignes, Vous obligeriez beaucoup Monsieur le directeur

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Votre tres dévoué Meyerbeer [Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Bibliothèque de l’Opéra, Paris, L. a. s. Meyerbeer (16)]

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Tgb. Oktober 1863 Donnerstag 15. [X.] … An der letzten Szene fantasiert. … In der italienischen Oper … La Traviata. … Madame La Grange und ein neuer Tenor Nicolini (heißt eigentlich Nicolas): hübsche, sympathische Stimme, aber nur in den hohen Lagen klingend; sehr hübscher Vortrag. Freitag 16. [X.] … In der Oper La muette … von Auber. Sonnabend 17. [X.] … Sonntag 18. [X.] … Nur sehr unterbrochen an der letzten Szene von Selica gearbeitet. … In der Oper Le Trouvère von Verdi.

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Meyerbeer an Léon Célérier in Paris Monsieur Léon Célérier 8. Rue Bonaparte à Paris [Paris, 18. X. 1863] Mon cher Monsieur Léon! J’ai oublié de Vous dire aujourd’hui que s’il plaisait à Madame Célérier de venir ce soir au Trouvère & également demain aux Hugue-

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nots cela me ferait doublement plaisir; surtout si Vous & Mlle Mathilde voudraient l’accompagner. Veuillez agréer l’expression de ma considération la plus distinguée Meyerbeer 5

Dimanche matin P.S. Dans le cas ou ces dames acceptent mon invitation, je prie de demander au controle ou est la loge de M. Meyerbeer car je n’ai pas encore reçu le coupon. Un mot de reponse s’il vous plait.

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[Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Bibliothèque de l’Opéra, L. a. s. Meyerbeer (30)]

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Montag 19. [X.] … Zu Perrin. Zu Henri Blaze. Bösartiger Artikel im Courier de dimanche über die Afrikanerin. … Nur sehr wenig musikalisch gearbeitet. Dienstag 20. [X.] … Etwas an der letzten Szene von Selica gearbeitet. … Rigoletto. Madame Lagrange hatte im Quartett großartige Momente. Auch der Tenor … Nicolini … sang allerliebst. Mittwoch 21. [X.] … Kopfwehe u. Schwindel. … Gemmy Brandus besucht, der lange krank gewesen ist. … Opéra comique La servante maitresse … von Pergolesi; Le songe d’une nuit d’été … von Thomas. Nur 2 Stunden … gearbeitet an der letzten Szene von Selica u. generell an Vasco fantasiert.

Meyerbeer an Léon Célérier in Paris Paris 21 Octobre [18]63.

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Mon cher Monsieur Léon!

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J’ai écrit à Madame votre mère pour lui souhaiter une bonne fête, & pour m’excuser en même temps de ce que je ne pouvais pas avoir le grand plaisir de me rendre à votre aimable invitation de diner venir diner aujourd’hui à Bellevue. Mais j’ai commis l’imprudence de rester dimanche deux heures en plain air dans l’enceinte du champ de Mars

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pour voir monter le ballon, & j’y ai gagné un refroidissement qu’il faut que je soigne, pour le chasser le plus vite possible. Mille amitiés de Votre tout dévoué Meyerbeer

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[Autograph (Las): Privatbesitz]

Meyerbeer an Thérèse Célérier in Paris Paris 21 octobre 1863 Ma chère & excellente Madame Célérier Veuillez agréer mes voeux les plus ardents & les plus sincères pour votre bonheur aujourd’hui le jour de votre fête. Que Dieu Vous conserve la santé & ces chers & excellents enfants qui font votre bonheur, & qu’il donne un bon mari à la chère Mathilde, c’estout tout ce que l’on peut vous désirer, car le ciel Vous a donné tout le reste. Monsieur Léon av a eu la bonté de m’inviter à prendre part à votre fête de famille, & de venir à Bellevue diner avec Vous. Malheureusement je ne le puis pas: car j’ai commis l’imprudence dimanche dernier de rester deux heures en plein air au champs de Mars, ce qui m’a fait gagner un refroidissement. Il faut donc que je me soigne pour chasser le plus vite possible cet hôte importun. Adieu chère Madame Célérier & à revoir bientôt Votre tout dévoué Meyerbeer

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Mes compliments empressés à Monsieur Célérier. [Autograph (Las): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 165]

Tgb. Oktober 1863 Donnerstag 22. [X.] … 5 Stunden … gearbeitet an Selicas Arie und den ersten Akt von Medusa gelesen. Freitag 23. [X.] … Noch einmal Carmosine von Carré durchle-

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sen; … zurückgebracht. … Mit Demoiselle Wertheimber die Rolle der Fides durchgegangen. … In der Oper Les Huguenots. … Wenig … gearbeitet an der Szene der Selica u. fantasiert.

Meyerbeer an Tito Ricordi in Mailand Paris, 2, rue de Montaigne, aux Champs elysées le 23 Octobre 1863.

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Monsieur

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J’ai voulu attendre de repondre à la lettre que vous m’avez fait l’honneur de m’adresser jusqu’à ce que les deux exemplaires de la traduction italienne de la tragedie „Struensee“ de mon frère et dont vous m’annonciez l’envoi, fussent arrivés. Je viens de les recevoir dans leur magnifique reliure et je vous en remercie de votre charmant cadeau qui m’a fait beaucoup de plaisir. Je vois par votre lettre que vous intentionnez de faire représenter cette tragédie avec ma musique sur une des scènes italiennes et que vous voulez charger Monsieur le Chevalier Mazzucato de la direction de la partie musicale de cette oeuvre. Certes vous ne pouviez faire un meilleur choix pour la surveillance musicale, que dans ce savant et celèbre maestro, dont j’apprécie plus que qui ce soit, le grand mérite. Je désire bien que votre projet de représentation se réalise et que dans ce bût vous pourriez disposer d’une bonne troupe d’acteurs. Madame Ristori m’avait parlé dans le temps à Berlin de cette tragédie en manifestant le désir de la connaître; je pense que vous feriez bien de lui faire hommage d’un exemplaire d’autant plus, qu’il y a deux grands rôles de femme dans cette tragédie, dont l’un ou l’autre lui serait peut-être sympathique. J’ai vu aussi au frontispice de l’ouvrage que Monsieur le Chevalier Maffei m’avait fait l’honneur de la dedicace de cette tragédie. – Désirant lui en exprimer mes remerciments, je prends la liberté de vous envoyer ci-joint ma lettre pour lui avec prière, de vouloir bien la lui remettre. Vous me demandez, Monsieur, de vous céder la propriété pour l’Italie de mes opéras „Robert le diable“ et les „Huguenots“. Cela n’est plus en mon pouvoir en ayant vendu dès leur apparition la propriété universelle pour tous les pays à Mss Brandus et Dufour; c’est donc avec eux que vous devez traiter de cette affaire.

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Vous me demander également, Monsieur, de vous vendre pour l’Italie la propriété de mon opéra „l’Africaine“. Là dessus je ne peux vous dire ni „oui“ ni „non“ à l’heure qu’il est; car je sortirais tout à fait de mes habitudes, si je vendais un de mes opéras avant le moment de sa représentation, parceque ce n’est alors qu’on est dans la situation de se prononcer tant sur le prix que sur le choix de l’éditeur. Veuillez agréer, Monsieur l’assurance de mes sentiments distingués

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G. Meyerbeer [Vermerk von fremder Hand:] 23 Ottobre 63 R [Autograph (Ls): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 27]

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Tgb. Oktober 1863 Sonnabend 24. [X.] … Italienische Oper Lucia di Lammermo[o]r von Donizetti. Der Tenor Fraschini (Edgardo) Prachtstimme, schöner Vortrag, aber schon sehr au retour. … Nur 2 Stunden … gearbeitet. Sonntag 25. [X.] … 5 ¼ Stunden musikalisch gearbeitet. Montag 26. [X.] … Nur sehr wenig … gearbeitet: die Instrumentation des Tempo „O moment enchanteur“ aus Selicas Arie vollendet. Einige Akte der Hugenotten in der Oper angehört. Dienstag 27. [X.] … Revision von dem Tempo „O moment enchanteur“. Angefangen an dem Walzer-Tempo von Selicas Arie zu arbeiten; ich habe auch den Text dazu erfunden, den Duesberg in französische Verse gebracht hat. Außerdem erfand ich andre Tableaux wie die von Scribe für die verschiedenen Visions und schrieb sie auf. Mit Duesberg die Textverändrungen besprochen. Besuch von Biol[l]ay, Sohn der Madame Scribe, dem ich das Original-Manuskript von Judith übergab; er hat mir dafür eine Kopie davon gegeben. Auf der Straße meinem alten Bekannten u. Notaire Chandru begegnet, bei dem seit 20 Jahren auf Scribes Verlangen die Musik der alten Africaine deponiert ist. … 2 ½ Stunden … gearbeitet. … Mittwoch 28. [X.] … 3 ¾ Stunden an dem Walzer-Tempo von Selicas Arie mit gutem Erfolge gearbeitet. Donnerstag 29. [X.] …3 ¾ Stunden … gearbeitet: das WalzerTempo von Selicas Arie fertig komponiert u. angefangen aufzuschreiben. Ich glaube damit einen glücklichen Wurf getan zu haben. Théatre français Jean Baudry, neues Drama … von Va[c]querie, Schwiegersohn von Victor Hugo, ist interessant, wird vortrefflich gespielt. …

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Freitag 30. [X.] … In der Oper La Juive. Villaret debütiert mit vielem Succès als Eleazar. … 3 ½ Stunden an dem Aufschreiben des Walzer-Tempo gearbeitet.

Alexis comte de Pillet-Will an Meyerbeer in Paris 5

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Monsieur J. Meyerbeer 2 Rue Montaigne Paris. Monsieur J. Meyerbeer 2 rue Montaigne à Paris Paris 30 Octobre 1863 Monsieur

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Nous avons l’honneur de vous informer que nous avons touché le trimestre au 1er de ce mois sur vos: F 5625 – rente 3 % en F 1406.25 dont vous avez eté credité sous la date du 10 cr. D’après les recherches que vous nous avez priés de faire au sujet de l’objet dont vous nous avez entretenus verbalement, nous trouvons que sous la date du 26 fevrier 1862, nous avons touché pour votre compte à la Banque de France, les semestres au 22 Septembre 1860 22 Mars 1861 22 Septemb 1861 sur F. 5625 – rente 4 ½, moins le droit de garde payé à la Banque, F 8415 – dont nous vous avons credité Dés lois, nous vous avons reconnu, du Semestre au 22 Mars 1862, moins frais de conversion de la dite rente en F 2792.50 Enfin ces F 5625. de rente 4 ½, ayant eté convertis en F. 5625 – rente 3 %, vous avez eté credité successivement des trimestres à partir de celui au 1 Juillet 1862 en 1806.25 ainsi que vous le verrez par l’examen des comptes que nous vous avons remis. Agreez, Monsieur, l’assurance de notre entier dévouement & de notre considération la plus distinguée Pillet Will [Autograph (Ls): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, X/60]

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Tgb. Oktober 1863 Sonnabend 31. [X.] … An Biol[l]ay … den von mir unterzeichneten Traité der Judith geschickt. … Théatre italien Poliuto … von Donizetti. Madame Julien[ne]-Dej[e]an (Soprano) ist schon auf dem Retour, hatte früher sehr schöne Stimme. … 2 Stunden gearbeitet.

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Tgb. November 1863 Sonntag 1. [XI.] … Nur sehr wenig … gearbeitet. … In den Concerts populaires von Pasdeloup in dem Reitercirkus, der an 4000 Personen faßt. … Die 53. Symphonie von Haydn ward sehr schön gespielt. Ich hatte sie lange nicht mehr gehört, und das wundervolle Andante aus G überraschte mich durch seine große Schönheit. Im Théatre lyrique Les pécheurs de perles … von Bizet. Montag 2. [XI.] … Konferenz mit Vautrot wegen Villaret. 5 ¼ Stunden … gearbeitet. … Konferenz mit Gemmy Brandus wegen Naudin. Dienstag 3. [XI.] … Mittwoch 4. [XI.] … Ich fange an zu husten. …, arbeitete den ganzen Vormittag gar nicht. … Abends 2 Stunden an der Revision des Arien-Tempo von Selica gearbeitet. Donnerstag 5. [XI.] … Das Textbuch von Berlioz’ Troyens durchlesen. … Die neue Szene zwischen dem Walzer-Tempo und dem EdurTempo in Selicas Arie komponiert u. aufgeschrieben. 3 ½ Stunden gearbeitet. … Brief von Madame Cosima de Bülow.

Meyerbeer an Hector Berlioz in Paris

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[Paris, 5. XI. 1863] Cher & illustre Maitre! Une indisposition qui me retient depuis deux jours au logis, m’a rendu impossible d’assister hier à votre premiere reprèsentation. Mais la nouvelle de votre triomphe èclatant m’ètant nèanmoins déja parvenue ce matin, je ne puis resister au désir de Vous exprimer au moins par ces lignes quel bonheur ma vielle amitié en ressent,

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en attendant que je puisse vous le dire de vive voix, cher & illustre Maitre. Demain je me dédommagerais de la privation forcée de hier soir, en venant admirer votre nouveau chef-d’oeuvre & méler mes applaudissements à ceux du pb public entier. Votre tout dévoué de coeur Meyerbeer Jeudi.

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[Autograph (Las): Association Nat. Hector Berlioz, La Côte-Saint-André; Abdruck in: Le Figaro, 19. XI. 1899; Julien Tiersot, Lettres de Musiciens écrites en français du XVe au XXe siècle, Turin: Bocca Frères 1924, 2 Bde., Bd. 2, S. 151 f.; Hector Berlioz, Correspondance générale, Bd. 6, hrsg. v. Hugh J. MacDonald u. François Lesure, Paris: Flammarion 1995, S. 507]

Tgb. November 1863 Freitag 6. [XI.] … Nur 3 Stunden musikalisch gearbeitet. Mit Duesberg wegen Ändrungen in der letzten Szene der Selica konferiert. … Im Théatre lyrique in der neuen Oper von Berlioz Les Troyens. …

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Meyerbeer an das Kartenbüro des Théâtre Lyrique in Paris [Paris, 6., 11., 25. XI., 14. oder 20. XII. 1863] Au thèatre lyrique

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Je desirerais avoir pour la représentation des Troyens de ce soir un fauteuil de balcon 1èr Etage, au premier rang: & s’il est possible le même que j’ai déja eu: il ètait devant la loge No 27, le 2e Fauteuil à gauche en entrant du couloir. Meyerbeer Le porteur de ces lignes payera le fauteuil [(Las): Privatbesitz Richard Macnutt]

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Tgb. November 1863 Sonnabend 7. [XI.] … Der Schnupfen nimmt sehr stark zu und wird fast grippeartig. … 5 ½ Stunden … gearbeitet, aber wenig zustande gebracht. … Sonntag 8. [XI.] … 5 Stunden … gearbeitet: das Edur-Tempo ¾ Takt mit den Harfen in Selicas Arie instrumentiert. Montag 9. [XI.] … Husten u. Schnupfen. … 4 ½ Stunden … gearbeitet, aber wenig zustande gebracht; bloß den kleinen Choeur aerien de la vision „c’est ici le séjour“ komponiert u. aufgeschrieben. In der Oper La Juive. Ich nehme den musikalischen Kritiker des Patrie Fran[c]k Marie in meine Loge. Dienstag 10. [XI.] … Einladung von Kaiser Napoleon, am 6. Dezember auf 10 Tage nach Compiegne zu den dortigen Festen zu kommen. 3 Stunden … gearbeitet: die Singstimmen zum Choeur aerien polyphoner (5 u. 6stimmig) angelegt und mich mit der Instrumentation desselben beschäftiget. Mittwoch 11. [XI.] … Théatre lyrique zum 2. Mal Les Troyens von Berlioz. 3 ½ Stunden gearbeitet, aber doch nur wenig zustande gebracht. Donnerstag 12. [XI.] … 4 ¼ Stunden … gearbeitet: den Chor aerien fertig instrumentiert und revidiert u. die Partie der Selica hinzugefügt. Freitag 13. [XI.] … gehustet …, fast gar nichts gearbeitet. … Burguy schickt mir eine Rezension über das Buch Allgemeine Geschichte der Musik in übersichtlicher Darstellung von Dr. Schlüter, worin ich und Halevy als Komponisten u. besonders, weil wir Juden sind, auf das schonungsloseste angegriffen werden. Abends angefangen, den Klavierauszug von Berlioz’ Troyens zu lesen. Sonnabend 14. [XI.] … 4 Stunden … generell an Vasco fantasiert. Sonntag 15. [XI.] … Mit Duesberg wegen Textesändrungen der Arie konferiert. … Vormittag generell an Vasco einige Stunden gearbeitet. Abends von 8 bis ¼ 11 Uhr den ersten Akt der Partitur von Vasco durchlesen. Montag 16. [XI.] … 4 ½ Stunde … gearbeitet an der Schlußszene des 5. Aktes. … Dienstag 17. [XI.] … gearbeitet (an der) Schlußszene des 5. Aktes. … Mittwoch 18. [XI.] … Schlußszene des 5. Aktes vollendet u. instrumentiert.

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Meyerbeer an Thérèse Célérier in Paris [Paris, 18. XI. 1863]

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À Madame Célérier 8. Rue Bonaparte. (Meyerbeer) Ma chère Madame Célérier!

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Je suis de nouveau indisposé, & je n’ose pas sortir par ce temps de brouillard: donc il faut remettre notre course chez Pleyel. J’espère cependant ètre en état de sortir demain, mais comme dans votre billet Vous me dites que Vous ètes empéchée Mercredi, fixons alors Jeudi à 3 heures pour le Rendez Vous à la fabrique Rue Rochechouart. Mille compliments à toute votre chère famille de Votre tres dévoué Meyerbeer Mercredi [Autograph (Las): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 176]

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Tgb. November 1863 Donnerstag 19., Freitag 20. [XI.] … zu Bette, um zu schwitzen.

Meyerbeer an die Firma Pleyel – Wolff & Cie in Paris [Paris, 19. XI. 1863] Monsieur! 25

J’avais fait réclamer par M. Pfeiffer pres de Vous la faveur de vouloir bien m’attendre à la Rue Rochechouard demain à 3 heures, ayant comission de choisir un piano à queue & un pianino: mais une indisposition qui vient me prendre & pour laquelle mon médecin juge necessaire que je passe la journée de demain au lit, m’oblige à vous prier

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de vouloir bien remettre notre Rendez-Vous à Vendredi à 3 heures. Veuillez agréer Monsieur l’expression de ma considération la plus distinguée Meyerbeer Jeudi soir 2. Rue Montaigne

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[Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 10 (Vol. 75, S. 67)]

Tgb. November 1863 Sonnabend 21. [XI.] … sehr ermattet durch das 2tägige Zubetteliegen. … Ich empfange die traurige Nachricht von Burguy, daß die durch 45 Jahre treue Gesellschafterin u. Freundin unsrer ganzen Familie Antoinette von Montalban gefährlich erkrankt ist. Sonntag 22. [XI.] … Ich fühle mich unbeschreiblich matt. … In der Oper Robert le Diable gehört; es war in gesanglicher Hinsicht eine gute Vorstellung. …

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Meyerbeer an Cornelie Meyerbeer in Wiesbaden Paris d 22ten November [18]63 Mein theures geliebtes Kind Ich habe schon vor einigen Tagen schreiben wollen, ich war aber so unwohl daß ich es nicht konnte. Ich mußte sogar auf dringendes Verlangen des Arztes 2 Tage zu Bette bleiben, zu schwitzen einnehmen, heiße Cataplasmen um den Hals legen etc etc. Seit heute früh bin ich nun wieder aufgestanden, aber zum Umsinken matt: dabei der Krampfhusten der mich entsetzlich plagt und mir perpetuirliche Kopfwehe verursacht: kurz ich bin recht miserabel. Ich glaube das ewig wechselnde Wetter und die für diese Jahrzeit ganz anormale Wärme sind mit Schuld daran. Wenigstens sind eine Masse von Leuten mit derartigen Zuständen behaftet. Auf Mama’s Anfrage ob sie meinen Empfehlungsarzte an Dr von Franqué abgeben soll da sie einen andern Arzt breits hat glaube ich mit Nein antworten zu müssen: das wäre nicht convenable. Dahinge-

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gen rathe ich sehr den Brief an den Intendanten von Boose abgeben zu lassen. Er ist selbst als Intendant und Adjudant des Herzogs hochgestellt sehr in den besten und brillantesten Kreisen repandirt und könnte Euch daher angenehme Bekanntschaften verschaffen die wegen der möglichen Bälle in der Wintersaison in diesem sonst unterhaltungslosen Orte nicht zu verachten ist. Ich bin der Meinung daß euch Mamma auf 3 Plätze für die Wintersaison im Theater abbonirt denn Ihr könnt natürlich ohne Mlle Bellanger nicht ins Theater gehen. Könntet Ihr eine Loge zu 4 Plätzen bekommen so wäre es noch anständiger und ich mache mir nichts daraus daß der 4te Platz verlohren geht. Im Winter ist in Wiesbaden das ganze Theater (in seinen guten Plätzen wenigstens) abbonirt und convenable Plätze zu einzelnen Vorstellungen zu bekommen unmöglich. Quoique on Vous en aie dit, ich finde das Theater sehr gut, und besonders die Oper so gut, daß ich stets wenn ich in Schwalbach bin ofte dazu nach Wiesbaden komme. Wenn Ihr den Intendant Boose sieht, so sagt ihm ich hätte Euch geschrieben seine Schwester wäre so liebenswürdig und ich hätte Euch empfohlen ihre Bekanntschaft zu machen. Es ist dieses eine alte Demoiselle ohne sehr große portée, aber außerordentlich rependue dans le monde, und die eine Art von pouvoir in der société zu besitzen scheint. Sie allein hat es durchgesetzt daß die Frasini in den vornehmsten Kreisen empfangen wird, was ihrem eignen Gatten dem Herzog Ernst von Würtenberg vollständigst mißlungen war. Der Intendant wird Dir auch sagen können welches der beste Klavierlehrer ist in Wiesbaden, wie auch wer die besten Lehrer in den übrigen Fächern sind. Da sich stets im Winter eine so große Anzahl von Fremden in Wiesbaden aufhält, so giebt es gewiß gute Lehrer in allen Fächern, le tout est de les trouver. Sage Mamma daß der JustizRath Geppert gestorben ist. Obgleich ich ihn sehr wenig kannte so thut es mir doch sehr leid, denn er war derjenige den ich in meinen Gedanken für Bennewitz Nachfolger wählen wollte, wenn Gott denselben einst von der Welt nehmen sollte. Bürguy schreibt mir daß die arme Nette sehr ernstlich krank ist, und außerdem moralisch sehr deprimirt, weil sie sich so verlassen fühlt. Er glaubt daß ihr ein theilnehmender Brief von uns sehr trostreich sein würde. Ich habe ihr darauf augenblicklich einen langen Brief geschrieben und außerdem Bürguy beordert, daß alles was zu möglicherweise zur ihrer Pflege, Annehmlichkeit und Bedienung noch extra angeschafft werden könnte auf meine Kosten geschehen solle, was es auch kosten mag. Ich glaube Mamma sollte ihr auch

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durch Euch ein paar Zeilen schreiben lassen. Ich bitte Dich und Caecilie in jedem Eurer Briefe an mich mir ausführlich über Mamma’s Befinden zu schreiben. Diese Bitte habe ich Euch schon bei Eurer Abreise von Berlin gethan, und seitdem ofte wiederholt. Niemals aber habt Ihr sie in dem Maaße erfüllt wie ich es wünschte und wie ich es zu fordern berechtiget war. Ich hoffe und verlange diesesmaal daß es regelmäßig, ausführlich und nicht mit der beliebten Flüchtigkeit geschehe. Von dem himmlischen Fritz habe ich heute einen Brief erhalten der reizender ist als man sich denken kann. Leider wird er wohl schon abgereiset sein wenn Du diesen Brief empfängst. Wo nicht so danke ich ihm auf das zärtlichste für sein Schreiben und grüsse und küsse ihn sowie Blanca und Caecilie, vor allem aber die liebe Mamma Dein treuer Vater Mb

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[Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, Y/17]

Tgb. November 1863 Montag 23. [XI.] … große Mattigkeit. … Zu Pleyel, um ein Pianoforte für den Grafen Redern auszusuchen. … Nichts getan. … In der Oper … La Favorite. Eine Madame Talvo debütierte in der Rolle der Favorite: kaum mittelmäßig. Dienstag 24. [XI.] … Besuch von den 2 Direktoren der Komischen Oper Leuven u. Ritt: sie brachten mir mehrere Librettos d’Opéra comique zur Prüfung, um eines zur Komposition auszusuchen. … Abends 2 ½ Stunden an den Schluß der Arie der Selica gearbeitet, der mir so viel zu schaffen macht, da ich ihn auch in dichterischer Hinsicht erfinden muß. Heute Abend glaube ich ihn gefunden zu haben. Mittwoch 25. [XI.] … Im Théatre lyrique Les Troyens. Eines von den Libretti, welche mir Leuven gebracht hatte, Le drac gelesen.

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Meyerbeer an Cäcilie und Cornelie Meyerbeer in Wiesbaden Paris d 25ten November 1863. Liebe gute Kinder 5

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Ich schreibe Euch heute gemeinschaftlich um Euch in Erinnerung zu bringen daß in einem Monate Weinachten ist, und da es mein Wunsch ist Euch bei dieser Gelegenheit zum Aufbau des Weinachtsbaum’s alles das zu schenken was Euch für Eure Toiletten ode so wie für jeden andern Zweck irgend Freude machen kann, daß aber zum Anschaffen und Abschicken Zeit gehört, ich Euch bitte mich sobald als möglich von Euren Wünschen in Kenntniß zu setzen und nicht zu bescheiden zu sein. Meine größte Freude ist Euch Freude zu machen, und wenn ich Euch die nicht gemacht habe Euch nach Paris kommen zu lassen so ist es weil mein jetziger schwacher Gesundheitszustand alles in Gesellschaften gehen und sogar jeden andern anstrengenden Gang wie Monumente und Merkwürdigkeiten besehen leider unmöglich macht. Gehören zu Euren Geschenken Maaße von Taillen, Kopfmaaße und dergleichen so vergißt nicht sie sogleich mitzusenden, damit keine Zeit verlohren vergeht. Sehr große Freude würdet ihr mir machen wenn Ihr auf geschickte Weise von Mamma ohne das sie es merkte erfahren könntet was ihr zu Weinachten Spaß machen würde. Wißt Ihr es von selbst und braucht sie nicht zu fragen, so wäre das noch besser und die Überraschung wäre größer. Sind Blanca und Fritz noch bei Euch so bitte ich für beide die zärtlichsten Grüße zu bestellen. Alle Revue des deux mondes die ich noch bei mir habe werde ich Euch Caecilien’s Wunsch zu Folge gleich schicken, und künftig sollt Ihr sie regelmäßig bei ihrem Erscheinen erhalten. In Bezug dessen was ich von der Schwester des Intendanten Baron Boose geschrieben habe, fällt mir ein daß ich einen groben Irrthum begangen habe: es ist nicht seine Schwester sondern seine Tante. Schreibt mir doch ob sich der Intendant praevenant benommen, und seine Dienste angebothen hat. Mit mir war er immer scharmant Adieu liebe Kinder Euer treuer Vater Mb [Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/37]

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Tgb. November 1863 Donnerstag 26. [XI.] … Starke Diarrhöe. … Das Libretto zu einer komischen Oper von Sardou Madame Cartouche durchlesen. … Selicas letzte Szene fertig komponiert. Freitag 27. [XI.] … 4 Stunden … gearbeitet: den Schluß der großen Szene u. Arie der Selica vollständig komponiert u. aufgeschrieben. Sonnabend 28. [XI.] … Besuch von Vogel. Ich unterzeichne auf seinen Wunsch ein Dankschreiben an den Kaiser sämtlicher Komponisten für die liberté des théatres, welche er proklamiert hat. … gearbeitet 5 Stunden: aufgeschrieben u. zum Teil instrumentiert letzte Szene der Selica. Im Théatre lyrique La perle du Brésil … von Felicien David. … Sonntag 29. [XI.] … 7 Stunden gearbeitet: die letzte Szene der Selica instrumentiert u. revidiert, u. damit die ganze Partitur von Vasco beendiget. Es bleiben nun nur die Ouvertüre und Balletstücke u. die möglichen Verändrungen übrig. Gott segne das Werk und verleihe ihm einen glänzenden u. dauernden Erfolg gleich bei seinem Erscheinen. Amen. Montag 30. [XI.] … Defaillance u. Magenkopfwehe beim Spazierengehen. Opéra comique … Le domino noir …, La servante maitresse. …

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Tgb. Dezember 1863 Dienstag 1. [XII.] … Besuch von La Rounat, Direktor des OdeonTheaters, von Henri Blaze. … Das Libretto einer Opéra comique von Alexandre Dumas gelesen. Mittwoch 2. [XII.] … 8 ¼ Stunden … gearbeitet: das Träumen Vascos anfangs Akt II anders komponiert, als Barkarole; komponiert, aufgeschrieben u. instrumentiert. Donnerstag 3. [XII.] … Konferenz mit Duesberg wegen einer kleinen Verändrung in Vasco. … Leider nichts Erhebliches gearbeitet. In dem Konzert des jungen Komponisten Joncières: er führte eine Instrumental-Musik über Szenen aus Hamlet auf. Talent; Schumannsche Schule. Freitag 4. [XII.] … 3 Stunden … gearbeitet an der Durchlesung u. Prüfung der Partitur.

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Sonnabend 5. [XII.] … In der Opéra comique Le Toréador … von Adam, um Mademoiselle Marimon zu hören, die mir nicht genügte. …

Meyerbeer an Félix Marnès comte Bacciochi in Paris [Paris, 5. XII. 1863]

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Monsieur le Comte!

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Depuis 15 jours déja je suis tres souffrant d’une affection catharale: je me suis soigné beaucoup pour ètre guéri à l’époque ou la haute faveur de l’Invitation impériale m’appellait à Compiegne, & dans cet espoir j’ai voulu attendre le dernier moment avant d’y renoncer. Voila pourquoi j’ai tardé jusqu’à ce moment de repondre à la lettre dont Votre Excellence a daigné m’honorer. Mais le medecin qui sort à l’instant de chez moi me trouve une forte fievre, & croit urgent que je garde le lit aussi long temps jusqu’à ce que cet acces soit passé, sans cela il pourrait resulter une maladie plus sérieuse encore que celle dont je souffre maintenant. J’ai donc le profond regret de ne pas pouvoir avoir l’honneur tant désiré par moi de me rendre à Compiegne demain. Que votre Excellence daigne agréer l’expression du profond respect de son tres humble serviteur Meyerbeer ce Samedi soir 5 Décembre 1863. [Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. ep. 1312]

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Tgb. Dezember 1863 Sonntag 6. [XII.] … Ich fühlte mich so unwohl, daß ich den ganzen Tag zu Bette blieb. … Montag 7. [XII.] … aus Vorsicht den ganzen Tag zuhause. … 3 ½ Stunden mit der Revision des 4. Aktes zugebracht und einige Ändrungen für die Individualität von Villaret vorgenommen.

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Meyerbeer an Cäcilie und Cornelie Meyerbeer in Wiesbaden Paris d 7ten December [18]63 Meine geliebten Kinder Caecilie und Cornelie! Ich beantworte Euch erst heute Eure Briefe denn ich habe vorgestern und gestern wieder zu Bette bleiben müssen so unwohl war ich. Ich erkälte mich immer wieder von neuem und namentlich ist die Empfindlichkeit des Halsens und der Hustenreiz so furchtbar groß geworden, daß der Arzt mir zu wiederholten Maalen gerathen hat daß ich die Sache nur dann coupiren könnte wenn ich gleich nach dem Süden ginge und in den Il Isles de Hyères oder in Nizza die Wintermonate zubrächte. Nun sollen aber gerade in diesem und dem nächsten Monat die debuts der fremden Sänger Stat an der Oper Statt finden von deren Erfolg es abhängen wird ob ich die Affricaine ge werde geben können oder nicht. Zu diesem Zwecke bin ich nun schon fast 3 Monate hier. Jetzt wo endlich der entscheidende Punkt bald eintreten wird wegzugehen und dadurch in der Ungewißheit des Gebens oder nicht Gebens der Affricanerin verbleiben, wäre doch gar zu toll. Ich werde also ruhig hier ausharren, obgleich ich selbst fühle daß ich nur durch ein Luftwechsel genesen kann. Gestern war der Tag wo die 10tägige Einladung nach Compiegne begann. Daß ich bei meinem jetzigen Unwohlsein abschreiben mußte versteht sich von selbst. Doch wird es mir gewiß en haut lieux sehr übel genommen werden, da es schon zum 3ten Maal ist daß ich der kaiserliche Einladung nicht Folge leisten kann. Daß die arme Mamma gerade Migraine hatte wie der Intendant H v Boose Euch besuchte ist sehr Schade. Sage Mamma ich ließe sie sehr bitten sie sollte ihn doch einmaal zum Diner (was bei dem klassischen Marchais sehr leicht ist) einladen, um in nähere Verbindung mit ihm zu kommen und dabei gleich äußern daß ich ihr sehr viel von seiner Tante die sehr liebenswürdig wäre erzählt hätte so daß Ihr sehr wünschet ihre Bekanntschaft zu machen. – . Warum ich das wünsche habe ich schon in meinen frühern Briefen erzählt. Sie kann Euch in den brillantesten Gesellschaften Wiesbaden einführen, wo man doch natürlich auch tanzt, und daher durch manches Bällchen Euch den einsamen trüben Winteraufenthalt erheitern[.] Eure Weinachtwünsche sollen alle erfüllt werden. Ich habe darüber heute mit Anna Eberty Rücksprache genommen die auch schon wie sie mir sagte Briefe über denselben Gegenstand von Euch erhielt. Was mir Mamma über Blanca’s Weinachtswünsche sagen läßt werde ich ge-

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währen wenn es nicht zu gar zu theuer ist. Ich habe Blanca schon 300 Thaler diesen Sommer geschenkt. Ich bitte Mamma mir sagen zu lassen, ob sie meint daß ich Emanuel etwas zu Weinachten schenken soll oder w und was? oder ob ich es unterlassen soll, da er sich so unartig gegen mich betragen hat? Ich bitte um baldige Antwort. Ich werde auch durch Anna Eberty mich von dem Preise von Blanca’s Geschenk erkundigen lassen. Tausend Grüße der lieben Mamma Euer treuer Vater Meyerbeer

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P. S. Mit Antoinette geht es zu meiner Freude nach Bürgui’s letztem Briefe viel besser. [Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, Y/21]

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Dienstag 8. [XII.] … Wieder angefangen, 1 Stunden auszugehen. Fortgefahren mit der Revision und Verändrungen für den 4. Akt. Den 1. Akt von Alexander Dumas’ komischer Oper zum 2. Mal durchlesen. … Besuch von George Hainel, dem Orchesterdirektor der Großen Oper: ihm meine Bemerkungen wegen der Tempis der Hugenotten mitgeteilt. … Generell an Vasco fantasiert. Wenig getan. Mittwoch 9. [XII.] … Das vollständige Libretto von Alexander Dumas’ komischer Oper durchlesen, ein wenig an der Ouvertüre von Vasco fantasiert, sonst leider nichts getan. Donnerstag 10. [XII.] … Fast gar nichts gearbeitet. Im allgemeinen finde ich meine Körperkräfte sehr gesunken. Freitag 11. [XII.] … Ich fühle mich sehr matt. Eine neue Version des Chors „Remparts de gaze“ (es ist dieses die vierte) komponiert, aufgeschrieben u. instrumentiert. Sonnabend 12. [XII.] … Konferenz mit Duesberg wegen einiger Textverändrungen in Vasco. Konferenz mit Perrin, die einen ziemlich aigren Charakter annahm; ich zeigte ihm, daß er mich bei der Langsamkeit seiner gegenwärtigen Administration nicht, wie konveniert, im April in die Szene setzen könnte. … Abends die Novelle der Madame Sand Le drac und das daraus gemachte Libretto d’opéra comique von Va[c]querie gelesen, sonst nichts getan.

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Meyerbeer an Anna Eberty in Paris Sonneabend d 12ten December [1863] Liebe gute Anna! Lasse mich doch gefälligst wissen ob Du ein Maaß von Minna hast um den Schlafrock danach machen lassen zu können, damit ich, falls dieses nicht der Fall wäre, gleich eines kommen lasse, denn ich wünschte gar zu sehr daß mein Präsent am Weinachtsabend in Wiesbaden sein könnte. Ich hatte auf Deinen Besuch gehofft wegen Blanca’s Kleid welches ich ebenfalls gern zum Weinachts Abend nach Berlin spediren möchte. Mit dem herzlichsten Dank liebe Anna,

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Dein treu ergebener Onkel Meyerbeer [Autograph (Las): Musikmuseet, Stockholm, Archives, Fryklund]

Tgb. Dezember 1863 Sonntag 13. [XII.] … Das Libretto d’opéra comique Madame Cartouche von Sardou durchgelesen. Diese u. die Lektüre des gestrigen Abends mache ich, weil heute Herr Ritt, einer der Direktoren der Opéra comique, kommen wird, um mich zu fragen, ob ich eines der 3 Librettos, welche er mir zur Auswahl angeboten hat, komponieren will. Statts Ritt kam Leuven, der andre Direktor. … Konferenz mit ihm über die besagten Librettos. Abends die durch die neue Version des Chors „Remparts de gaze“ nötigen Verändrungen im Finale gemacht u. aufgeschrieben. Montag 14. [XII.] … Kopfwehe u. Schwindel … Théatre lyrique Les Troyens von Berlioz. Dienstag 15. [XII.] … 3 ½ Stunden musikalisch gearbeitet. Nochmals das 4. Finale durchlesen und einen Teil des 3. Aktes und kleine Verändrungen gemacht. Mittwoch 16. [XII.] … Italienische Oper Ernani … von Verdi. … Donnerstag 17. [XII.] … Vormittags in der Oper den Tenoristen Soustelle und seine Frau Probe singen hören, starke Stimme, aber vollständig ungebildet. Eine andre Stretta zur Ballade von Yoriko Akt III komponiert und instrumentiert.

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Freitag 18. [XII.] … Beim Gesanglehrer Wartel eine schwedische Singschülerin Demoiselle Nelzzon [recte: Nilsson] gehört, die Talent u. schöne Stimme zu haben scheint. Sonnabend 19. [XII.] … Besuch an Madame Rossini, ihr das Album der Madame Chabrier zuzustellen, in welchem ich auf ihren Wunsch einige Musikzeilen geschrieben hatte. Sonntag 20. [XII.] … In Les Troyens, die heute schon zum letzten Male gegeben werden. Die Partitur des 3. Aktes von Vasco wieder durchlesen u. einige kleine Abändrungen gemacht. Montag 21. [XII.] … Nur Abends ein wenig an Vasco gearbeitet. Dienstag 22. [XII.] … Italienische Oper Ernani … von Verdi. … Mittwoch 23. [XII.] … In der Oper La Juive. Donnerstag 24. [XII.] … Zu Adolph Sax, um dessen neu erfundene Blasinstrumente zu hören. … Im Théatre lyrique Rigoletto … von Verdi. Demoiselle de Maesen als Gilda war sehr gut sowohl als Sängerin wie als Schauspielerin; vielleicht kann ich sie als Ines in Vasco anmelden. Freitag 25. [XII.] … Abends musikalisch gearbeitet. Sonnabend 26. [XII.] … Sehr wenig musikalisch gearbeitet.

Meyerbeer an Cäcilie und Cornelie Meyerbeer in Wiesbaden Paris 26ter December [1863] Liebe Töchter!

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Der Überraschung halber hatte ich den Schlafrock für Mamma, und Mamma’s Präsente für Euch in eine und derselben Kiste an Eure Kammerjungfer Mathilde adressiren lassen, damit sie die Sachen auf den Weinachtstisch aufbauen sollte. Das Armband für Cornelie hatte Anna Eberty direkt an Cornelie adressirt. Da ich heute schon recht gut Nachricht von Euch von dem richtigen Empfang hätte haben können und doch keinen Brief von Einer von Euch kam, so fange ich an zu fürchten, daß durch die Adresse an Mathilde die Abgabe der Kiste vielleicht verspätet oder gar unterblieben ist. Ich bitte schreibt mir umgehend ob die Sachen am 24ten richtig angekommen sind. Von Burguy habe ich so eben Brief empfangen daß die Präsente für Blanca Fritz und Emanuel ganz rechtzeitig angekommen. Burguy hat mit Fritz Domino gespielt und sich gewundert wie fein und überdacht er spielt. Auch sein Violinspiel lobt er sehr. Am Weinachtsabend erhielt

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Albumblatt, datiert Paris 1863, Besitzende Institution: Heinrich-Heine-Institut, Düsseldorf

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ich per Telegraf eine Gratulation unterzeichnet von Blanca Emanuel und Fritz. Adieu liebe Kinder. 1000 Grüße an Mamma Euer treuer Vater M

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[Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, Y/18]

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Sonntag 27. [XII.] … In dem Concert classique populaire von Pasdeloup. Neu für mich war ein Marche-Scherzo von SaintsSaëns, ein feines geistreiches Musikstück, nur gar zu sichtbar nach Mendelssohnschem Vorbild gearbeitet. Nur sehr wenig musikalisch gearbeitet: einen Teil eines Air de ballet erfunden und aufgeschrieben. … Montag 28. [XII.] … Diarrhöe. … den ganzen Tag zuhause. 4 Stunden … gearbeitet: fantasiert, dann fortgefahren in der Revision und den Ändrungen für den 3. Akt. Dienstag 29. [XII.] … 3 Stunden … fortgefahren in der Revision u. Ändrungen für den 3. Akt.

Meyerbeer an einen Herrn in Paris [Paris,] ce Mardi 29 Décembre 1863 20

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Mon cher Monsieur! Je viens de recevoir Votre aimable lettre. Il va sans dire que j’entendrais avec grand plaisir & grand intéret la communication que Vous vous proposez à me faire. J’attends donc seulement l’annonce de votre guérison de la toux qui Vous empèche de parler (je connais à fond cette torture) pour venir chez Vous. Mille compliments affectueux de Votre tout devoué Meyerbeer [Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. 55 Ep 184]

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Tgb. Dezember 1863 Mittwoch 30. [XII.] … Nur 1 ½ Stunde … am 3. Akt gearbeitet.

Meyerbeer an Carl Kaskel in Dresden Dem königl sächsischen Geheimen FinanzRath Herrn Carl Kaskel Commandeur hoher Orden à Dresde Royaume de Sax Allemagne Adresse im Kaskelschen Hause in der Wilsdruffer Gasse

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Paris d 30ten December [18]63 Geliebter Bruder! Der Moment wo ein durchlebtes Jahr, sich von der Gegenwart ablösend in die Vergangenheit sinkt, und ein neues sich erhelbt, mit uns unbekannten Geschicken die es in seinem Schooß birgt, ist für mich immer ein ängstlich-feierlicher Moment. Unwillkürlich wendet sich dann das Herz zu Gott um Erhaltung aller der Theuern zu flehen die wir lieben, und von denen geliebt zu werden unser höchstes Glück ist. Wenn ich denn Gott um die Erhaltung meiner geliebten Frau meiner Kinder und meines Enkelchen gebethet habe, so folgt unmittelbar in meinem Herzen das Gebeth für Dein und der Deinigen Glück und Wohlfarth, und für die Erhaltung Deiner Freundschaft die ich seit vielen Jahren zu den kostbarsten Gütern meines Lebens zähle. Gebe Gott daß bei Dir und den Deinigen alles so bleibe wie es ist, besseres kann man Dir nicht wünschen. Du bist ein hochgeachteter, hochgeehrter reicher Mann, im Besitz eines reichen Geistes und eines fühlenden Herzens unumgänglich nothwendige requisite um der edeln Lebensgenüsse theilhaftig zu werden. Du hast liebenswürdige brave Kinder die glänzend und glücklich verheirathet sind. Was kann man Dir also bessres wünschen als daß alles so bleibe wie es ist? Ich bin nun schon wieder seit ein paar Monaten in Paris, da ich von hoher Hand sehr stimulirt werde meine Affrikanerin endlich in der großen Oper zur Aufführung zu bringen, und ich es doch natürlich auch wünsche. In dem jetzigen Zustande des Personals der gro-

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ßen Oper aber gehen fehlen mir noch 2 Represanten (würdigster Art wie ich sie wünsche) für 2 bedeutende Rollen. Die Operndirektion glaubt seit kurzem sie gefunden zu haben. Sie sind aber noch in Engagement und werden erst zum Frühling frei werden. Früher können denn natürlich auch die Proben nicht beginnen, und so wird die Affrikanerin erst im künftigen Herbst in die Scene gehen, da ich sie nicht in der ungünstigen Sommerzeit geben will. Bis dahin und sogar früher noch werde ich ein andres großes Werk vollendet haben. Die Musik zu einem großen Schauspiel für das OdeonTheater habe ich schon seit anderthalb Jahren fertig. Aber ich halte es nicht für zweckmäßig irgend eine neue dramatische Komposition von mir zur Aufführung zu bringen, ehe nicht die Affrikanerin gegeben ist. Da ich weiß wie sehr sich Deine Freundschaft für mein künstlerisches Treiben interessirt so theile ich Dir diese kleinen Details mit, wie unwichtig sie auch sonst für jeden andern sein möchten Nun mein theurer geliebter Bruder noch einmaal, Glück und Heil zum neuen Jahr, und tausend Grüße dem lieben Felix Dein ewig treuer Freund und Bruder Meyerbeer Rue Montaigne No 2 (champs élysées) [Autograph (Las): Library of Congress, Music Division, Washington, Abdruck in: Heinz und Gudrun Becker, Giacomo Meyerbeer. Ein Leben in Briefen, Wilhelmshaven 1983, S. 239 ff.]

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Meyerbeer an Minna Meyerbeer in Wiesbaden Paris d 30ten December 1863. Theures geliebtes Weib!

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Der Moment wo ein durchlebtes Jahr sich von der Gegenwart ablösend in die Vergangenheit versenkt, und ein neues sich erhebt, in seinem Schooße die uns noch unbekannte Geschichte bergend, ist für mich immer ein ängstlich-feierlicher Moment. Unwillkührlich wendet sich dann das Herz zu Gott um den Allvater um die Erhaltung aller der Theuern zu flehen die wir lieben, und von denen wieder geliebt zu werden, das höchste Glück ist. Und so flehe ich denn zu Gott daß

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dieses neue Jahr an dessen Schwelle wir stehen Deine Gesundheit wieder herstelle; Deinem Geist und Deinem Herzen Heiterkeit und Zufriedenheit gebe; daß es den geliebten Kindern und dem herzigen Fritz recht wohl gehe, und Du die Freude genießest Caecilie und Cornelie recht bald glücklich verheirathet zu sehen. Wenn Gott der Allmächtige diese meine Wünsche erhört so kannst Du zufrieden sein und ich gewiß auch. Mein Herz birgt zwar noch manche Wünsche auf das Gedeihen meiner Künstlerlaufbahn, auf den günstigen Erfolg meiner neuen Oper, auf die Erhaltung meiner Gesundheit und unsres Wohlstandes, etc etc, aber alles das was mich nur persönlich betrifft wie tief steht es im Bereich meiner Wünsche unter dem was die Erhaltung und das Glück von Dir mein theures Weib und den geliebten Kindern betrifft. Für den Frieden und die Ruhe der Welt läßt sich leider das neue Jahr schwärzer und sorglicher an als irgend ein andres seit 1848 an, und namentlich haben die Besitzenden jeder Klasse Ursache für die Dauer ihres Wohlstandes zu zittern, in welcher Art auch das Besitzthum angelegt sei. Suchen wir Trost in Göthes Ausspruch „Es ist dafür gesorgt daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen:“ am Ende löset sich vielleicht noch der Gordische Knoten der gegenwärtigen Weltgeschicke ohne das Schwerd, obgleich kaum abzusehen ist wie das möglich sein wird. Daß meine Weinachtsgeschenke Euer aller Zufriedenheit erlangt haben freut mich außerordentlich. Das Hauptverdienst hat aber natürlich Anna Eberty die alles ausgesucht und geb besorgt hat. Und nun Adieu: Glück und Heil zum neuen Jahr rufe ich Dir und den geliebten Kindern aus voller Brust und tiefer Seele zu

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Dein Dich zärtlich liebender Mann Giacomo [Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, M/40]

Tgb. Dezember 1863 Donnerstag 31. [XII.] … Den 3. Akt vollständig revidiert u. alle projektierte Verändrungen gemacht.

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Meyerbeer an Alexander Weill in Versailles [Paris, 31. XII. 1863] Hochgeehrter Herr und Freund! 5

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Vor allen Dingen danke ich Ihnen bestens für die Mittheilung des neuesten Werkes Ihrer unerschöpflichen Produktionskraft. Ich habe es leider noch nicht lesen können, da ich in diesem Augenblick gerade sehr beschäftiget bin. Es soll aber die erste Lecture sein, sobald ich wieder einen freien Tag habe. Auf den Innhalt Ihres Schreibens zu antworten, kann ich nur wenn Sie mir mündlich nähere Explicationen geben können als die Ihres Briefes. Wollen Sie mich Sonneabend d 2ten um 4 Uhr besuchen so werde ich Sie erwarten. Ein glückliches Neues Jahr wünscht Ihnen und Ihrer lieben Frau Ihr ergebenster Meyerbeer Donnerstag. [Autograph (Las): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 80]

Meyerbeer an Emile Perrin in Paris [Dezember 1863]

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Monsieur le Directeur!

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Vous avez eu l’extrême obligence de m’offrir une stalle d’amphithéatre pour moi & une billet place de 4ieme loges pour la personne qui m’accompagne pour la représentation de ce soir. Si Vous voulez avoir la bonté de donner ces billets au porteur de ces lignes Vous obligerez beaucoup Votre tres dévoué Meyerbeer

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[Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Bibliothèque de l’Opéra, L. a. s. Meyerbeer (13)]

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Tgb. Januar 1864 Freitag 1. [I.] … Ein neues Jahr beginnt heute. Werde ich in diesem neuen Jahr die vielen guten Vorsätze, welche ich beim Beginn jeden Jahres zu fassen pflege und in diesen Tagebüchern niederschreibe, besser halten, als ich es bisher getan? Gott gebe es. Der Allmächtige segne dieses Jahr für die ganze Menschheit, für die geliebten Meinigen u. für mich. Er schenke uns allen Gesundheit u. bewahre uns vor Unglück. Er gewähre mir die Gnade, die geliebten Kinder Caecilie u. Cornelie glücklich verheiratet zu sehen. Er gewähre mir die Gnade, daß ich Vasco noch in diesem Jahre in der Pariser Großen Oper zur Aufführung bringe, und daß Vasco gleich bei seinem ersten Erscheinen einen glänzenden u. dauernden Erfolg erringe, der sich schnell über alle Theater der Welt verbreite. Amen. Gott gebe seinen Segen. Um am 1. Tag des neuen Jahrs einen Wohltätigkeitsakt auszuüben, gebe ich 20 Franken zu einer Subskription, welche die Gazette des Etrangers für ein armes Kind … eröffnet. Neujahrsdiner bei meinem Neffen Julius. 5 ¼ Stunden … gearbeitet: den ersten Akt von Vasco wieder vollständig durchlesen u. mehrere Ändrungen gemacht, dieselbe aber noch nicht instrumentiert.

Meyerbeer an Gemmy Brandus in Paris

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À Monsieur Gemmy Brandus 1. Boulevard italien Meyerbeer [Paris, 1. I. 1864]

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Hochgeehrter Herr! Sie würden mich verbinden wenn Sie mich heute um 4 Uhr besuchen könnten. Ich habe den Besuch von Carlotta Patti empfangen war aber nicht zu Hause. Ich wünschte in Beziehung auf dieselbe und auch wegen Ritt mit Ihnen zu sprechen Mit den besten Wünschen zum heutigen Neujahrstag

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Ihr ergebenster Meyerbeer [Autograph (Las): Musikantiquariat Dr. Ulrich Drüner, Stuttgart]

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Tgb. Januar 1864 Sonnabend 2. [I.] … 4 Stunden … die Ändrungen des 2. Aktes instrumentiert. Sonntag 3. [I.] … Besuch von der Sängerin Carlotta Patti, die eine ganz außerordentliche Höhe und viele Fertigkeit, besonders aber das Staccato besitzt. … An der Revision des 2. Aktes von Vasco einige Stunden gearbeitet. Mit Julius u. seinen Kindern in Robert le Diable. Montag 4. [I.] … Der 4malige Stuhlgang schwächte mich so, daß ich fast gar nicht arbeiten konnte. Diner bei Legouvé, wo ich Sardou kennen lernte. Gounod sang nach Tische einige Stücke von seiner noch unaufgeführten Oper Mireille. Dann in der Oper, wo ich noch den 3. u. 4. Akt von Moise hörte. Dienstag 5. [I.] … An Fritz Geburtstagsbrief. … Besuch von Weil[l] (Heiratspropositionen). Carl Kaskel an Meyerbeer in Paris Dresden d: 5ten Januar 1864. Herzlieber, theuerer Bruder,

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Mein liebstes Neujahrgeschenk war Dein lieber, prächtiger Brief! Gottlob, mit eigner Hand geschrieben, und ohne daß Du über Deine uns alle so theuere Gesundheit sprichst. Alles herrliche Zeichen, daß es Dir dem Himmel sei Dank, unberufen, wohl geht. Gott erhalte Dich so noch lange, lange Jahre, er erhöre jeden Deiner Wünsche und laße Dich in gleicher unvergleichlicher Geistesfrische und körperlichem Wohl noch ebensoviel Herrliches schaffen, als Du schon zur Freude der Welt, Großes, Edles und Schönes schufst! Ich hatte mir fest vorgenommen, Dich, geliebter Bruder diesen Winter im überaus herrlichen Paris aufzusuchen, vorzüglich um einmal irgend eine Deiner wundervollen Opern, dort zu hören, wo schon Deine bloße Gegenwart im Hause, ihnen eine soviel höhere Weihe giebt. Allein seit dem Tode meines seeligen guten Julius, sind wir nur beide, ich und Felix, die Chefs, und deshalb gerade jetzt, wo Dresden von Fremden, besonders Polen und Rußen wimmelt, mehr als jehmals abgehetzt; und wie unendlich nöthig, mir alten Arbeitsmann, nach 5 Jahren eine geistige und körperliche Erfrischung wäre, konnte ich doch nicht fort. Armons-nous de patience! Deine Dinge, von allen frühern, lebenden und einst kommenden, großen Meistern unübertroffenen Hugenotten, waren der Glanzpunkt dieser Saison. Die 94te Vorstellung des Prophet brachte die hier höchste Einnahme von 820

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Th. Im Uebrigen steht es mit unserer Oper gar matt. Tichatscheck schreit vorzugsweise die wagnerschen Elaborate herab; (Musik kann man diese Werke doch nicht nennen!) Die Ney kann kaum mehr singen, die andern Sängerinnen sind lauter Göttinnen minorum gentium. Noch trefflich ist Mitterwurzer. Dem neuen Direktor traue ich weder musicalische Kenntniß, noch Geschmack im geringsten zu! Alles was wir Gutes, ja, ganz Ausgezeichnetes seit langen Jahren erwarben, auch Dich! Du herrlicher Mann, dankten wir dem guten Lüttichau! Nächstdem war Lüttichau ein wahrer Edelmann, und reich. Dieser leidet an richess! (ohne e) Daß wir nun wieder ein volles Jahr auf die Africanerin warten sollen, ist hart. Indeßen weißt Du am besten, ob der abermalige Aufschub ganz unabweislich nöthig ist. Warum Du aber deshalb das fast vollendete große Werk liegen, und nun gar die Musik zu dem Schauspiel im Odeon nicht vor der Africanerin zur Aufführung bringen willst, kann ich nicht recht faßen; ja, ich möchte es ein moralisches Unrecht nennen. Denke Dir Hundertausende, die auf ein großes Fest, heißhungrig warten; lange warten sollen; und sich unendlich glücklich fühlen würden, während dieses Harrens durch nicht minder herrliche, wenn auch vielleicht weniger coloßale Darreichungen, entschädigt zu werden. [Nachschrift Felix Kaskels:] Auch ich sehne mich über allen Ausdruck nach der Afrikanerin die Europa zur heißesten Bewunderung hinreißen wird u. ich wünsche mir und unseren Zeitgenoßen Glück dazu daß Sie Sich endlich entschloßen haben, innigst hochgeehrter u. unvergleichlicher Meister dies große Werk in Scene gehn zu lassen. Daß Sie dem hohen Willen der die ganze Welt im Augenblick regiert nicht widerstreben können, begreift sich und es stellt diesen Riesen Geist in meinem Urtheil noch höher, daß wir Ihm (à la Kladderadatsch) den Erfolg bei Ihnen zu danken haben. Lassen Sie mich meine ganze Erkenntlichkeit ausdrücken für Ihren wohlwollenden Gruß u. glauben Sie an die treuste Verehrung u. hohe Bewundrung Ihres gehorsamsten Felix Kaskel [Nachschrift Carl Kaskels:] Gott sei mit Dir, mein Herzensbruder! er erhalte und seegne Dich! Dein ewigtreuer Bruder und Freund Carl Kaskel [Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/21]

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Mittwoch 6. [I.] … Besuch von Edouard Monnais, der mir eine opéra comique (1 Akt) von sich Le Duc vorlieset: recht artig. … in der Oper Moise … von Rossini. Mademoiselle Battu singt recht gut, aber die Stimme ist spitz und klanglos. 4 Stunden … gearbeitet: im Finale II die Stelle „j’avais appris que pour toujours on t’enfermait“ neu komponiert. Donnerstag 7. [I.] … gar nichts gearbeitet. Gioachino Rossini an Meyerbeer in Paris

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A Mayerbër [Paris, 7. I. 1864] Illustre e Carissimo Amico.

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Il mondo è dei Solleciti, dice un antico proverbio Italiano, egli è perciò che incoraggiato dal vostro buon Nipote Giulio vengo a pregarvi volere accettare una modesta mensa Macheroniana per Sabato C. A. 16 corte alle 6 ¼; Sebbene il giorno sia lontano vi assicuro sarà di Festa per me; Avrete per Compagni i Vostri carissimi Nipoti, li Comuni Amici PilletWill, La Bella ed’amabile Madme Chabrier (per la quale aveste la bontà di vergare del vostro Celebre Nome il di lei Album,) e pochi altri amici Serii degni di noi. Nella dolce lusinga vorrete onorarmi di vostra presenza, mi do la Gloria di dirmi Il più antico de vostri amici, L’affezionato della vostra Famiglia, e il sincero Vostro Ammiratore Collega G. Rossini Madme Rossini desidera esservi ricordata Parigi 7 Gen 1864 – [Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/19] Tgb. Januar 1864

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Freitag 8. [I.] … Bloß die Verändrung im 2. Final instrumentiert. … Im Théatre lyrique Rigoletto wieder gehört, um recht zu prüfen, ob

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mir Demoiselle Maesen für die Rolle der Ines in Vasco konvenieren würde: sie gefiel mir heute nicht so gut wie neulich. Sonnabend 9. [I.] … Besuch von dem Sänger Wartel wegen seiner Schülerin Nilsson, die ich vielleicht für die Rolle der Ines brauchen kann. … Théatre italien: Il Trovatore. An der Revision des 2. Aktes gearbeitet u. sie vollendet.

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Meyerbeer an Gioachino Rossini in Paris [Paris, 9. I. 1864] Mio divino Maestro! Guadagnare in una tirata tre volte il terno al Lotto, pare quasi impossibile, e pure mi è successo jeri tal caso: Primo terno: un autografo Rossiniano. Secondo terno: una soave affettuosissima lettera dell’immortale maestro. Terzo terno: una graziosa invitazione, colla dolce prospettiva di passare qualche ore col Giove della musica, alla sua mensa ospitaliera. Accetto con altretanto piacere che riconoscenza le vostre bontà, ed attendo con impazienza il prossimo Sabato, per ivi repettervi verbalmente le espressione del fedele e costante attaccamento, e dell’ammirazione senza limite del

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Vostro G. Meyerbeer Sabbato 9 Gennajo I miei rispetti a Madama Rossini [Autograph (Las): Verbleib unbekannt; als Faksimile eingeheftet in: Henri Blaze de Bury, Meyerbeer. Sa Vie, ses œuvres et son temps, Paris: Heugel et Cie 1865, S. 1 (ohne Paginierung)]

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Tgb. Januar 1864 Sonntag 10. [I.] … Etwas an der Revision des 5. Aktes gearbeitet. Montag 11. [I.] … Leider fast gar nicht gearbeitet, bloß die erste Hälfte des 5. Aktes noch einmal revidiert. In Brandus’ Loge sah ich die erste Vorstellung von La fiancée du roi de Garbe. …

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Meyerbeer an Cornelie Meyerbeer in Wiesbaden Paris d 11ten Januar [18]64 Meine geliebte Cornelie 5

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Ich habe mit großer Freude aus Deinem letzten Briefe ersehen daß es der lieben Mamma doch im Ganzen unberufen besser geht wie vor einigen Monaten. Wir haben hier seit einigen Tagen sehr helles klares Wetter: Sonnenschein und ganz gelinden Frost, was mir und allen Leuten viel besser bekömmt als das laue schladige Wetter. Ist es in Wiesbaden eben so, so wird gewiß Mamma gewiß davon gute Früchte verspüren. Sage Mamma daß sie doch am Ende Recht gehabt hat nicht nach Nizza zu gehen. Es ist dort Schnee gefallen (unerhörte Sache für Nizza) und soll eine Hundekälte sein. Da mir Mamma schrieb daß sie für mich als Geburtstagsgeschenk für Fritz einen Kinderschreibetisch bei Clara Mosson bestellt habe, so habe ich meinen Geburtstagsbrief für das Kind in diesem Sinne abgefaßt und ihm mit Großväterlicher Gravität gute Lehren gegeben, daß er dieses Geschenk benutzen solle alle seine Lehrstunden und Arbeiten regelmäßig und aufmerksam an diesem seinen eignen Schreibetisch zu nehmen, und seine Arbeitshefte und Bücher ordentlich darin zu verpacken. Nachdem nun mein Brief längst abgegangen ist erfahre ich daß aus dem Schreibetisch ein Waschtisch geworden ist: mein Brief würde dadurch komplett lächerlich, was meine Eitelkeit und die Großväterliche Würde verletzt. Ich habe also Bürguy geschrieben daß er bei Übergabe des Waschtisches sagen solle daß auch noch ein Schreibetisch nachkäme, und habe ihm die Ordre gegeben den birkenen Schreibetisch von dem Clara in ihrem sprach zu kaufen und ebenfalls dem lieben Fritz zu bringen. Mamma hatte einmaal ich weiß nicht mehr ob für Schönlein oder für Humbold einen ein großes Schreibezeug (ich weiß nicht in welcher Stadt) mit vielen Symbolen schnitzen lassen. Frage Mamma ob sie wohl glaubt daß ich ein solches Stück bis zum 29ten Februar hier in Paris abgeliefert erhalten könnte. Was es vorstellen und wie es gemacht sein müßte werde ich morgen schreiben, da es eben klingelt und ich Besuch erwarte. Es ist nämlich d 29ten Februar Rossini’s Geburtstag den er nur alle 4 Jahr feiern kann weil nur dann der Februar 29 Tage hat. Rossini ist diesesmaal außerordentlich liebenswürdig für mich gewesen und hat mir viele Aufmerksamkeiten erwiesen, so daß ich ihm auch eine erweisen möchte. Außerdem werden ihm fast von allen Künstlern alsdann Geschenke angebothen werden. Für

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heute liebe Tochter schließe ich und bitte Dich Mamma und Caecilie tausendmaal zu grüßen von Deinem treuen Vater Meyerbeer [Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, Y/13]

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Tgb. Januar 1864 Dienstag 12. [I.] … Zu Pleyel das Piano für Redern zu probieren. Die Arbeiter aus der Pleyelschen Fabrik sangen mir das Rataplan aus den Hugenotten recht hübsch vor. … Um Madame Charton-Demeur zu hören, ging ich aux Italiens, wo man Lucia gab. Aber Madame Charton war krank geworden u. sang nicht. Nur 1 ½ Stunde am 5. Akt revidiert. Mittwoch 13. [I.] … Ein wenig an der Revision des 5. Aktes gearbeitet. Konferenz mit Duesberg wegen französischer Verse-Ändrungen an Vasco. … In der Oper Moise. Donnerstag 14. [I.] … Mit Hainel die Ouvertüre von Struensee durchgegangen, welche er im Konzert des Conservatoire dirigieren wird. … 5 Stunden an der Revision des 5. Aktes gearbeitet.

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Meyerbeer an Georges Hainl in Paris À Monsieur Hainel

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[Paris, am oder unmittelbar vor dem 14. I. 1864] Monsieur, Veuillez avoir la bonté de m’envoyer par le porteur de ses lignes la partition de l’ouverture Votre tres dévoué Meyerbeer [Autograph (Las): New York Public Library, Mss. & Archives Section, Ruth and Hermann Vollmer Collection]

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Tgb. Januar 1864 Freitag 15. [I.] … An der Revision des 1. Aktes 3 ½ Stunden gearbeitet.

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À Monsieur Jules Beer 18. Rue d’Aumale d’Aumale Paris [Paris, 15. I. 1864]

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Mein lieber guter Julius! Deine Gäste sagen mir vollkommen zu: es sind ja beide auch Bekannte von mir. Aber mein miserabler Magen macht mir es unmöglich Theilnehmer eines pariser Diner zu sein. Ich habe neulich das Diner bei Legouvé durch 2tägiges Unwohlsein büßen müssen. Also kann ich zu meinem großen Bedauern Deiner freundlichen Einladung keine Folge leisten Tausend Grüße an Regine Dein Meyerbeer

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[Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. ep. 3514]

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Sonnabend 16. [I.] … Zu Pleyel, das Piano für Graf Redern definitiv auszusuchen. Villaret, von Vautrot begleitet, singt mir zum 1. Mal einige Stücke aus den Hugenotten vor, die ich mit ihm einstudieren werde und von dem Erfolg es abhängen wird, ob ich ihm die Rolle des Vasco anvertrauen werde. Besuch von d’Ortigue. Diner bei Rossini. Nach Tische spielt Diemer, ein sehr guter Pianist, mehrere von Rossinis neuen Klavierkompositionen.

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Meyerbeer an Louis Brandus in Paris [Paris, zwischen 16. I. und 11. III. 1864] Bester Herr Brandus! Mlle Sax hat mir gestern Abends geschrieben daß Sie heiser ist und heute nicht kommen kann, aber morgen kommen will. Da ich aber morgen mit Villaret bei Ihnen um 3 Uhr Probe festgesetzt habe, so kann ich … Dlle Sax erst Mittwoche um 3 Uhr probiren; wollen Sie so gütig sein da ich deren Adresse nicht weiß ihr es mitzutheilen. Ich bitte auch daher Ihren H Bruder . . . . auf mich um 4 Uhr bei Ihnen zu erwarten: erinnern Sie ihn gefälligst daran

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Hochachtungsvoll Ihr ergebenster Meyerbeer Ihr H Bruder wollte auch mit H Frakmann wegen des Titels meiner Londner Ouverture aufs Petersburger Programm sprechen. Haben Sie die Güte dem H März die verlangten 20 Franken zu bezahlen. Wenn ich übrigens nach diesem Taux die Copie einer Oper bezahlen sollte, so müßte sie auf hunderttausend Franken kommen.

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[Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 178 (Vol. 75, S. 262)]

Tgb. Januar 1864 Sonntag 17. [I.] … Neue Vorsätze, von heute … größere musikalische Arbeitsamkeit u. bessere Zeiteinteilung auszuüben. Besuch von Ritt, dem Direktor der Opéra comique, der mir die Abschrift vom Scenario des drac brachte, damit ich sie prüfe. Die Novelle Le drac von George Sand noch einmal durchlesen. 3 Stunden musikalisch gearbeitet: Balletthemas fantasiert, Revision des 1. Akts vollendet und die Revision des 5. ebenfalls fast vollendet. Montag 18. [I.] … Konferenz mit Duesberg wegen Struensee. … 3 ½ Stunden abermalige Revision des 4. Aktes. Dienstag 19. [I.] … Tod meines langjährigen Freundes, des Advokaten Gautier, der mir alle meine Traités mit den verschiedenen Pari-

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ser Theaterdirektoren redigiert hatte. Er war ein Ehrenmann u. sehr de bon conseil in theatralischen Rechtssachen. Sein Tod ist ein großer Verlust für mich. … Droits d’auteur vom Dezember 1766 fr. 10 c. Seitdem das droit proportionel auch in der Provinz eingeführt ist, vermehren sich die Einnahmen … beträchtlich. Das Libretto von Vasco komplett durchgelesen, das Scenario von drac ebenfalls komplett gelesen, sonst nichts musikalisch gearbeitet. Théatre lyrique: Faust von Gounod.

Meyerbeer an Cornelie Meyerbeer in Wiesbaden Paris 19ter Januar [18]64

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Liebe Tochter!

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Wir haben hier scheußliches Wetter: zwar gar nicht kalt, aber Regen Wind und furchtbare Nebel. Halb Paris liegt an der Grippe krank, und da ich bei meinen krankhaften Schleimhäuten dieser Influenza mehr als irgend jemand ausgesetzt bin so und sie doch gern vermissen möchte so bleibe ich fast immer zu Hause, was freilich nicht amusant und auch nicht einmaal der Gesundheit im Allgemeinen zuträglich ist, aber doch immer besser als von der Grippe gepackt zu werden – In Berlin hingegen soll wie Burguy schreibt eine sehr scharfe Kälte herrschen. Wie stellt sich denn das Wetter bei Euch in Wiesbaden? Ich leide zwar jeden Winter an Frost in den Händen, aber so arg wie diesen Winter war es nie[.] Nicht nur die Finger sondern die ganzen Hände sind so angeschwollen daß ich keine lederne Handschue anziehen kann[.] Dabei ist die Frost an mehrern Stellen aufgebrochen und verursacht mir große Schmerzen. Ich begreife erst jetzt was die Arme Caecilie muß ausgestanden haben, als sie die aufgebrochene Frost an den Fingern hatte. Die Hofräthin Förster in Berlin in Berlin [!] ist gestorben. Der Mann welcher mir dieses in dem beifolgenden Briefe mittheilt, will daß ich Mamma davon Kenntniß gebe welches ich hiedurch thue. Neues habe ich Euch weiter nichts mitzutheilen, liebe Kinder, außer daß Me Persil so oft sie mich sieht allen anwesenden Personen von Eurem beiderseitigen zauberhaften Liebreiz erzählt. Croyez cela & buvez de l’eau wie das Sprüchwort sagt. Me Cèlerier hat mich gebeten bei der Hochzeit ihrer Tochter am ten 2 Februar Zeuge zu sein, was ich natürlich nicht abschlagen

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konnte. Aber das wird ein harter Tag für mich werden: erstlich bin in dieser winterlichen Saison die Trauung in der kalten Kirche mitmachen: zweitens der Gang auf der Mairie um als Zeuge den Hochzeitsakt mit zu unterzeichnen. Es sind da zuweilen mehrere hundert Brautpaare auf einmaal zu gleichem Zwecke versammelt, und es ist nicht selten daß man auf der Ma[i]rie 2 bis 3 Stunden aufgehalten wird: drittens und hauptsächlich das Hochzeitpräsent. Als so langjähriger und intimer Freund Gouins darf ich mich doch bei der Heirath seiner Enkelin nicht lumpen lassen. Ich bin sehr böse auf den Intendanten den Baron von Boose daß er sich so gar nicht bemüht Euch Gelegenheit zu geben an den Wintervergnügungen in Wiesbaden Theil zu nehmen. Lebe wohl meine geliebte Cornelie[.] Grüße meine theure Caecilie und die liebe Mamma tausendmaal von Deinem treuen Vater Meyerbeer

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Sei ja recht fleißig bei Deinem PianoMeister, denn Raff ist ein ausgezeichneter Musiker und Du kannst gewiß viel bei ihm lernen [Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, Y/19]

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Meyerbeer an Émile Perrin in Paris [Paris, 19. oder 26. I., 2., 9., 16. oder 23. II., 1., 8., 15., 22. oder 29. III., 5.,12. oder 19. IV. 1864] Monsieur le Directeur! Vous m’avez dit Dimanche soir à l’Opéra que Vous auriez l’extrême bonté de me faire savoir Lundi, si Mr Villaret est assez rétablie pour répéter Mardi les huguenots, & si dans ce cas la repetition aura lieu le matin ou le soir, ou enfin si M. Villaret n’est pas encor assez retablie pour répéter aujourd’hui. N’ayant reçu aucun avis jusqu’àprésent, je prends la liberté de Vous prier de vouloir bien avoir l’extrême complaisance de me faire savoir par le porteur de ces lignes vos intentions, pour que en cas que la répétition n’aie pas lieu je puisse disposer de la journée

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Veuillez agréer Monsieur le Directeur l’expression des sentiments les plus distingués de Votre tres dévoué Meyerbeer

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ce Mardi. [Autograph (Las): Archives nationales de France, Paris, AJ/13/506] Tgb. Januar 1864 10

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Mittwoch 20. [I.] … Fast gar nichts gearbeitet. … In der Oper Guillaume Tell. Donnerstag 21. [I.] … Angefangen an die Ouvertüre zu denken, aber ohne Erfolg. … Freitag 22. [I.] … Angefangen an der Ouvertüre zu arbeiten, aber nur vom Standpunkt einer Introduktion aus. Bouffes Parisiens: Il signor Fagotto … von Offenbach. Meyerbeer an Louis Brandus in Paris [Paris, 22. I. 1864] Bester Herr Brandus!

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Entschuldigen Sie mich bei Ihrem Herrn Bruder daß ich nicht komme. Ich bin in der Arbeit und möchte Sie nicht verlassen. Haben Sie die Güte dem Bedienten den Coupon der Loge zum Theàtre lyrique des Bouffes zu geben falls Herr Offenbach einen geschickt hat. Vielleicht kann Ihr Herr Bruder heute Abend einen Augenblick in meine Loge kommen so können wir uns da sprechen, wo nicht so bitte ich ihn morgen um 1 Uhr bei Ihnen zu sein, und H Perin nicht früher zu sehen. in Eil Ihr ergebenster Meyerbeer

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[Vermerk von fremder Hand:] No 32 Première Loge des Bouffes parisiens. [Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 187 (Vol. 75, S. 273)]

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Tgb. Januar 1864 Sonnabend 23. [I.] … Früh 9 Uhr im Conservatoire, der Probe von der Ouvertüre von Struensee beizuwohnen. Das Orchester empfing mich mit großem Applaus. Mit der musikalischen Ausführung [Hier bricht das Tgb. ab.]

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Meyerbeer an Cornelie Meyerbeer in Wiesbaden [Paris,] d 26ten Januar [18]64 Meine geliebte Cornelie! So eben trifft Dein Brief mit der schriftlichen Nachricht von Schönlein’s Tode ein die mich ganz vernichtet hat. Gebe Gott der Allmächtige daß die Nachricht von diesem Unglück keinen nachtheiligen Einfluß auf Mamma’s Gesundheit ausübe. Für das längere Verheimlichen dieser Trauerpost an Mamma bin ich durchaus nicht. Schönlein war eine so berühmte Persönlichkeit daß sein Todt gewiß augenblicklich in alle deutsche Zeitungen kömmt, und da riskirt Ihr denn daß Mamma es unvorbereitet erführe, was den Schreck noch vergrößern würde. Schreibe mir ja augenblicklich wie Mamma’s Gesundheit diesen Schlag erträgt, und sollte sie irgend unwohl darauf werden so thelegraphire es. Glaubst Du daß meine Anwesenheit in Wiesbaden jetzt einigermaßen günstig auf Mamma’s Stimmung wirken könnte, so schreibe oder besser thelegraphire es und ich komme augenblicklich: ich habe für den Moment keine dringliche Beschäftigung hier G… besonders und kann gleich abreisen. – . Sollte was Gott verhüte Mamma durch den Schreck den ihr diese Nachricht natürlich verursachen muß krank werden, so thelegraphirt es gleich, denn ich würde dann natürlich gleich nach Wiesbaden kommen, selbst wenn es Mamma nicht wünschen sollte. Nur beschwöre ich Euch liebe Kinder nur nichts verheimlichen über Mamma’s Gesundheitszustand nach Empfang dieser Nachricht. Ich weiß Ihr thätet es in diesem Fall um mich nicht zu ängstigen, allein in Fällen wo Pflicht und Neigung zu Rath und Hülfe auffordern muß man auch das unangenehmste auf das schleunigste wissen. Nach meiner Ansicht müßtet Ihr die beiden Schönlein’s dringend bitten nach dem Begehen Begräbniß des GeheimenRaths gleich zu Euch auf einige Zeit nach Wiesbaden zu kommen um aus den traurigen Umgebungen des Trauerhauses zu kommen.

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Ich telegraphiere sogleich meine Condolenz nach Bamberg. Ich erwartete heute einen ganz andern fröhlichen Brief von Euch. Anna Eberty hatte mir nämlich vor einigen Tagen gesagt daß sie Euch hätte schnell Ballcoiffüren nach Wiesbaden senden müssen, weil Ihr auf einen großen Ball in Wiesbaden eingeladen wäret. Ist das wahr und habt Ihr Euch recht gut amusirt? Das würde mir große Freude machen, da Ihr doch ein so stilles einsames Leben in Wiesbaden führen müsset. Adieu liebe Kinder. Grüßet und tröstet die gute Mamma. Ich bin wie vernichtet von dieser Nachricht. Es ist für unsre ganze Familie ein großes Unglück [Autograph (La): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, Y/12]

Meyerbeer an Thérèse Célérier in Paris [Paris, 29. I. 1864]

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Ma chère & bonne Madame Célérier!

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Mort ou vif je serais chez Vous demain à 5h & un quart praecis puis Lundi & Mardi à 11h & demie. Mais j’ai peur de ne pas pouvoir avoir le plaisir de diner avec Vous demain, car je suis indisposé depuis deux jours à la suite d’un refroidissement: et cette indisposition s’est augmenté hier par la nouvelle tout inattendu d’le de la mort d’un ami, nouvelle qui plonge dans l’affection toute ma famille: c’est le décès du celebre medecin Schönlein, notre ami de 30 ans qui a sauvé plus d’une fois l’existence de ma femme. Mais je fais mal de Vous parler de tristes choses dans un moment si heureux pour Vous Votre tout dévoué Meyerbeer Vendredi

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[Autograph (Las): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 181]

JANUAR 1864

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Meyerbeer an Louis Brandus in Paris [Paris, 30. I., 6., 13., 20. oder 27. II., 5., 12., 19. oder 26. III., 2., 9. oder 16. IV. 1864] Bester Herr Brandus! Ich erlaube mir Sie recht dringend zu bitten so bald als möglich mit Hainel wegen der Ouverture du Pardon zu sprechen, damit er sie ja nicht etwa probieren lasse. Denn Sie begreifen daß ein Retrait apres une répétition nicht angenehm wäre, weil es dann schiene als ob man sie der Aufführung nicht würdig fände Genehmigen Sie die Versicherungen meiner vollkommensten Hochachtung

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Mb Sonneabend [Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 199 (Vol. 75, S. 287)]

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Meyerbeer an Thérèse Célérier in Paris [Paris, 31. I. 1864] Ma chère Madame Célérier! J’ai oublié de Vous demander hier, si pour la Cérémonie à la Mairie de demain Lundi Matin, il faut de mettre en habit, & en Cravatte blanche, ou si l’on y vient en redingotte & Cravatte noire. Je ne voudrais pas ètre dans le cas de ce Monsieur qui hier s’est rétiré n’étant pas dans le costume de rigeur. Mille compliments affectueux Votre tout dévoué Meyerbeer

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[Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, Mus. ep. G. Meyerbeer 11]

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Meyerbeer an Louis Brandus in Paris [Paris, 6. II. 1864] Hochgeehrter Herr! 5

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Falls Morgen (Sonntag) Zampa in der Opéra-comique gegeben werden sollte, möchte ich wohl daß Sie sich von H Ritt für mich ein Fauteuil de premiere Gallerie (aber nicht de Balcon) geben ließen, der nahe an einer der Eingangsthüren ist, wo man leicht herauskommen kann, denn eine Loge am Dimanche gras wo gewiß eine ungeheuere Foule ist zu fordern wäre unbescheiden. Hochachtungsvoll Ihr ergebenster Meyerbeer Sonneabend

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[Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 188 (Vol. 75, S. 274)]

Meyerbeer an Alexander Weill in Versailles Dienstag 9ter Februar [18]64 Mein bester Herr Weil! 20

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Ihr geschätztes Schreiben empfange ich so eben. Wenn Sie mich morgen um Mittewoche Nachmittag’s um 4 Uhr besuchen können, so wollen wir den Gegenstand Ihres Briefes mündlich besprechen. Mit den herzlichsten Grüßen Ihr treu ergebenster Meyerbeer [Autograph (Las): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 84]

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Meyerbeer an Louis Brandus in Paris [Paris, 12. II., 26. II., 4. III. oder 1. IV. 1864] Hochgeehrter Herr! Ihr Herr Bruder wollte so gütig sein mir zu dem heutigen Concert das Herrn Saint-Sens im Pleyelschen Saal eine Stalle (dans la salle principale à 6 francs) zu besorgen, scheint es aber vergessen zu haben. Man verkauft dieselbe in Ihrem Magazin bei Retti (103 Richelieu). Ich wünschte meine Stalle nicht zu nahe dem Orchester: also auf der 6ten oder 7ten oder 8ten Banke. Wenn bei Reti noch Billets vorräthig sind wollen Sie dann vielleicht die Güte mir eines zu besorgen und es mir durch den Überbringer dieser Zeilen zu schicken.

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Hochachtungsvoll Ihr ergebenster Meyerbeer [Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 191 (Vol. 75, S. 277)]

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Meyerbeer an Thérèse Célérier in Paris [Paris, 19. II. 1864] Ma chère Madame Célérier! J’ai l’honneur de Vous adresser çi-joint le Coupon pour la loge entière pour la représentation du nouveau ballet de ce soir ainsi que je Vous l’annonçais dans mon billet de hier au soir. Je désire que Vous vous y amusiez bien avec votre chère famille, & dans cet espoir j’ai l’honneur d’être Votre tout dévoué Meyerbeer

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Vendredi 4 heures [Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Bibliothèque de l’Arsenal, Collection Paul Lacroix]

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Meyerbeer an Louis Brandus in Paris [Paris, 27. II. 1864] Hochgeehrter Herr! 5

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Wenn es Ihnen möglich wäre mir noch im Laufe des heutigen Tages die Wiener Bankenote von Einhundert Gulden zu beschaffen so würden Sie mich sehr verbinden. Den Brief in den sie gelegt werden soll habe ich schon seit 3 Tagen geschrieben. Können Sie kein 100 Gulden Stück bekommen so können es auch Zwei 50 Guldenscheine sein. – . Ebenso bitte ich ergebenst um Rücksendung (heute oder morgen) der italiänischen JournalArtikel. – . Gye hatte mir schon gestern früh die Antwort der Dlle Lucca mitgetheilt. Wollen Morgen singt Dlle Marchisio aber leider nicht den Trovatore sondern Rigoletto Genehmigen Sie die Versicherung meiner vollkommensten Hochachtung Meyerbeer Sonneabend [Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 189 (Vol. 75, S. 275)]

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Meyerbeer an Cäcilie und Cornelie Meyerbeer in Wiesbaden Paris 27ter Febr. [18]64 Meine geliebten Kinder!

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Ich habe aus unsrer lieben Caecilien’s Brief ersehen daß Ihr Euch zu Euren Geburtstagen jede einen englischen Huth aus London wünscht. Sehr gern bin ich bereit diese bescheidnen Wünsche zu befriedigen, finde möchte aber daß Ihr mir außerdem noch andre Wünsche mittheilt, da mir die Hüthe allein kein genügsames Geschenk für meine beide Lieblinge scheinen. Jedenfall’s schneidet mir das Modell der Hüthe aus und schickt mir die genaue Adresse (Name Strasse und Hausnummer) des Londoner Fabrikanten mit, so will ich gleich meinem Freunde Hampton schreiben damit es Euch recht schnell besorgt werde. Steht Ihr aber vielleicht selbst in direktem Verkehr mit dem Londner Fabrikanten, und zieht es vor ihm direct zu schreiben, so

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wär ist mir das noch lieber. In diesem Fall aber bitte ich mir gleich zu schreiben was die Hüthe nebst Emballage und Expeditionsgebühren kosten damit ich Euch gleich einen Wechsel auf London für den Betrag dieser Summe schicke. – . Daß die liebe Mamma leider wieder so ofte Kopfwehe hat und sich so leicht aufgeregt fühlt betrübt mich innig. – . Habt die Güte ihr die beifolgende Rechnung aus Wien mitzutheilen. Ich kann natürlich nicht wissen ob es seine Richtigkeit hat. Ist dieses der Fall, so ist das kürzeste, daß sie sich von dem ersten besten Wechsler in Wiesbaden so viel Gulden in östreichischen Bankenoten geben läßt als die Rechnung beträgt, und sie dem Manne baldigst nach Wien schickt. Blanca der ich meine bescheidnen Zweifel über ihre Befähigung als Schreibelehrer für Fritz mittheilte, schreibt mir daß sie ihn nach gestochenen Vorschriften schreiben läßt. À la bonne heure. Adieu liebe Kinder tausend Grüße an Mamma

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Euer treuer Vater Meyerbeer [Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, Y/14]

Meyerbeer an Cornelie Meyerbeer in Wiesbaden

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Paris d 2ten März [1864] Meine theure geliebte Cornelie! Diese Zeilen treffen hoffentlich rechtszeitig zu Deinem Geburtstage am 4ten März in Wiesbaden ein und bringen Dir meine innigsten Glückswünsche und meinen väterlichen Seegen. Möge dieser Brief Dich recht heiter zufrieden und gesund treffen, und die beiden größten Güter des Lebens, physische Gesundheit und Herzenszufriedenheit, Dich durch das ganze Leben begleiten. Möge Gott der Allmächtige Dir und mir die Gnade erzeigen Dir recht bald einen guten braven liebenswürdigen Gatten zu schenken, der das Glück Deines Lebens mache. Es war meine feste Absicht Dich zu Deinem Geburtstage in Wiesbaden zu überraschen und bei Euch bis nach Caecilien’s Geburtstag zu verweilen. Aber ich bin leider wieder so gründlich erkältet daß ich es nicht wagen kann und sogar hier kaum mehr des Abends auszugehen wage. Nicht nur ist mein Husten wieder so arg

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daß er mich (namentlich des Nachts) sehr peiniget, und mir den Schlaf raubt, aber auch der ganze übrige Erkältungszustand ist derartig, daß ich die größte Vorsicht anwenden muß wenn ich die würkliche Grippe die hier ungeheuer grassirt, umgehen will. – . Ich habe Dir schon in einem frühen Briefe geschrieben liebe Tochter, daß ich Deinen englischen Huth-Wunsch als zu bescheiden für ein Geburtstagspresent v finde, und daher Deinen Supplement-Wünschen entgegensehe. Blanca klagt sehr in ihren Briefen über die gesellschaftliche Stille in Berlin, und daß wegen des Krieges fast gar keine Bälle Soiréen und Diners Statt finden. Vergiß nicht liebe Tochter, und erinnere auch Caecilie daran, daß in jedem Eurer Briefe recht ausführlicher Bericht über Mamma’s Befinden enthalten sei. Hast Du denn außer dem Piano Unterricht bei Raff gar keinen andern Unterricht in Sprachen, Litteratur, Zeichnen &c&c? Das hoffe ich doch nicht: antworte mir doch darauf. Nach Deinem letzten Briefe kann ich annehmen daß die liebenswürdige gute Didi jetzt bei Euch ist. Wendet nur alles dran sie einigermaßen aufzuheitern und zu trösten, und grüße sie auf das innigste von mir. Auch meine besten Grüße an Mamma und Caecilie. Nocheinmaal geliebte Cornelie Glück und Heil und Seegen vom Allerhöchsten zu Deinem Geburtstage. Mit einem herzlichen Kuß im Geiste verbleibe ich Dein treuer Vater Meyerbeer [Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, Y/5]

Meyerbeer an Matvej Yur’evic Graf Viel’gorskij in Sankt Petersburg Paris le 3 Mars 1864

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Monsieur le Comte,

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Permettez moi, Monsieur le Comte, d’introduire près de Votre Excellence par ces lignes Monsieur de Bulow, l’élève favori et le gendre de Listz [!] qui se rend à St Petersbourg, invité par la Société philharmonique, pour y diriger quelques concerts. – Monsieur de Bulow est non

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seulement un des plus grands pianistes de notre épôque: mais c’est en même temps un grand musicien, qui pénètre dans le plus profond des intentions des compositeurs de toutes les épôques et de tous les styles et excelle surtout à rendre dans ses reproductions l’individualité de chaque maître avec un rare bonheur. Il est en outre habile compositeur lui-même et ecrivain didactique; aussi je me flatte d’être sur d’avance, que Votre Excellence si grand musicien vous-même et appréciateur le plus compétent de toutes les supériorités de l’intelligence, me saura bon gré, de lui avoir fait connaître Monsieur de Bulow qui, de son cote, désirait ardemment l’honneur d’être présenté à Votre Excellence, honorant en vous par la renommée artistique de votre nom, le connaisseur eclairé et le musicien consommé. J’ose donc reclamer l’indulgence de Votre Excellence pour la liberté que je me suis pris, en la priant, de vouloir bien agréer l’expression des hommages respectueuses de Votre très-devoué. G. Meyerbeer

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P. S. Souffrant depuis quelque temps d’une faiblesse d’yeux, je dois m’abstenir suivant le conseil de mon oculiste, d’ecrire moimême; voila la raison pourquoi je dois reclamer l’indulgence de Votre Excellence, de dicter mes lettres. –

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[Autograph (Ls): Russische Nationalbibliothek Moskau, Bestandsnr.: 48, Kartonnr.: 62, Einzelaufbewahrungsnr.: 13]

Meyerbeer an Cornelie Meyerbeer in Wiesbaden

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Telegramm. Cornelie Meyerbeer a Wiesbaden [Paris,] 4. März 1864 Herzliche Gratulation zum Geburtstage Gottes reichsten Seegen dazu. Meyerbeer [SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, Y/25]

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Meyerbeer an Thérèse Célérier in Paris [Paris, 7. III. 1864] Ma chère Madame Célérier 5

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Je viens de recevoir la feuille de contribution ci-jointe. Comme depuis tant d’années que j’habite cet appartement je n’en ai pas recue, je ne sais pas si la chose est en regle. Si cela était le cas, veuillez alors prier Mr Leon de payer la note & de la porter dans le compte des dépenses que Vous avez la bonté de débourser pour moi, & veuillez agréer chère Madame Célérier l’expression de ma considération la plus distinguée Meyerbeer Lundi 7 Mars: [Autograph (Las): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 163]

Meyerbeer an Cäcilie Meyerbeer in Wiebaden Paris d 8ten März [18]64

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Meine theure geliebte Caecilie!

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Empfange meine herzliche Gratulation und meinen väterlichen Seegen zu Deinem Geburtstage, und mögen diese Zeilen die hoff entlich am 10ten Morgen’s in Wiesbaden ankommen Dich in bester Gesundheit und heiterster Seelenstimmung treffen, und mögen diese kostbare Güter die stete Begleiterin Deiner Lebensbahn sein, die Gott der Allmächtige bis zum hundersten Jahre verlängern möge: und möge er Dir recht bald einen guten braven Gatten schenken den Du liebst und der Dich in Liebe und Treue beglückt. Der Tag wo das der Fall sein wird, wird mir der glücklichste meines Lebens sein. Ich für meinen Theil verlange von Deinem Gatten nur daß er ein braver rechtschaffener Mann sein der Dir mit inniger Liebe und Treue ergeben ist, sein, der Dich aus wahrer Neigung und nicht aus Speculation auf Deine Mitgift heirathet, und der mit der Mitgift die ich Dir wie Deinen andern Schwestern bestimmt habe auskommt, und vor allem andern Dich glücklich macht. Ob er von hohem Rang oder bürgerlicher Abkunft, ob er reich oder arm sei, ob er eine hohe oder eine bescheidene Stellung in der Welt einnehme ist mir gleich-

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gültig, und faßt Du Dein Lebensglück aus dem richtigen Gesichtspunkte auf, so wirst Du auf diesen Details bei Deiner Wahl kein großes Gewicht legen. – . Was ich Dir zu Deinem Geburtstage schenke liebes Kind, das weißt Du, da Du selbst die Wahl Deines Präsentes getroffen hast, wie mir Mamma schreibt, ich darf also annehmen daß die Gegenstände Dir Freude machen werden. Ich will aber zu diesen Präsenten noch ein anderes für Dich und Cornelie hinzufügen, nämlich den nervus rerum (das heißt das Geld) zu einer Reise von einem Monat, im May, wenn Mamma ihre Badecur beginnt. Wenn ich es zu Stande kommt daß ich meine Oper in Paris gebe (was leider noch immer nicht sicher ist, da von den vielen versprochenen Sängerdebuts nur 2 zu Stande gekommen sind, wovon das eine schlecht das andre zwar gut ausfiel, die Unterhandlungen mit dem guten Subject aber wegen übertriebenen Forderungen nicht zu Stande gekommen sind, weßhalb ich auch wahrscheinlich im nächsten Monat eine Reise nach Wien werden machen müssen um den Tenoristen Mongini zu hören auf den jetzt die Direction spekulirt: wenn also sage ich es sich im nächsten Monate entscheiden sollte daß ich meine Oper in Paris geben kann, so könnt Ihr den Monat May in Paris unter der Obhut Pap Eures Vaters und Gaichen’s zubringen. Ist das nicht der Fall, so könnt Ihr den Monat May eine Reise durch Norditalien machen, wo Ihr, da doch gewiß Mamma nach der Schweitz geht, Euch nicht zu weit von ihr entfernt, pour qu’elle puisse promptement mettre la main sur vous, wenn Ihr ausreißen wolltet: so wie für den Fall der pariser Reise, mois je pourrais vous tenir sous clef, mauvaises sujettes. – . Die Sand hat aus Ihrem schönen Roman, le Marquis de Villemer, den Du ja kennst ein 5aktiges Stück gemacht, das vor einigen Tagen im OdeonTheater gegeben wurde und einen großen Entusiasmus erregt. Man rühmt es sehr: wenn mein Husten nachlassen wird will ich es auch sehen. Das Wetter ist hier sehr ungesund: förmlich heiß, aber fortwährend Regen und Sturm. Und nun noch einmaal geliebte Caecilie, Glück und Seegen zum Geburtstage, und tausend Küsse im Geiste Grüße Mamma und Cornelie. Dein treuer Vater Meyerbeer [Autograph (Las): Slg. Sieghart und Sabine Döhring; Abdruck in: Gudrun und Heinz Becker, Giacomo Meyerbeer. Ein Leben in Briefen, Wilhelmshaven 1983, S. 242 f.]

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Meyerbeer an Émile Perrin in Paris [Paris, 13. III. 1864] Mon cher Monsieur le Directeur! 5

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Depuis une heure je me sens pris d’une indisposition, qui j’espère n’augmentera pas, mais qui cependant m’engage de ne pas sortir ce soir. Je serais donc obligé de ne pas faire usage de la loge que Vous avez eu l’obligeance de m’accorder. Comme Vous répétez mercredi le même spectacle je me dédomagerais alors de l’obstination forcée de ce soir, & je reclamerais votre faveur pour mercredi Veuillez agréer Monsieur l’expression des sentiments les plus distingués de Votre tres dévoué Meyerbeer

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[Vermerk von fremder Hand:] 13 Mars 1864. Le spectacle annoncé etait Moïse. [Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Bibliothèque de l’Opéra, L. a. s. Meyerbeer (14)] Meyerbeer an Georges Frédéric Burguis in Berlin [Paris, 14. III. 1864]

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… Amuel soll um 50 Thaler erhöhet werden… Dobberke soll 40 Thaler erhöhet werden … [Autograph (Las): Verbleib unbekannt; Textauszug zuletzt nach gewiesen in: Auktionskatalog Liepmann 39, Nr. 459] 25

Meyerbeer an Gioachino Rossini in Paris [Paris, 15. III. 1864] ⎡A

Jupiter Rossini⎤ divino maestro⎡!⎤ ⎡Je

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ne puis laisser finir la journée sans vous remercier encore de l’immense plaisir que m’a fait éprouver la double audition de votre dernière sublime création;⎤ Che il cielo vi conserva fin a cento anni, per procreare ancora qualche altri capi d’opere simile e che Dio mi

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concede un eguale eta, per poter sentire e ammirare quei nuovi parti del vostro genio immortale. ⎡Votre constant admirateur et vieil ami G. Meyerbeer⎤ Paris, 15 Mars 1864

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[Autograph (Las): Verbleib unbekannt (zuletzt: Coll. Gourio de Refuge, 3. VI. 1904); Textauszug zuletzt nachgewiesen in: Auktionskatalog Charavay, Paris, vom 3. VI. 1904, Nr. 786; Abdruck in französischer Übersetzung in: “L’Illustration” vom 18. III. 1864; die nicht in der Originalsprache überlieferten Textauszüge in Halbklammern hier zitiert nach: Giuseppe Radiciotti, Gioacchino Rossini. Vita documentata, opere ed influenze su l’arte, 3 Bde., Tivoli: Aldo Chicci 1927–1929, Bd. 2 (1928), S. 444]

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Meyerbeer an Alexander Weill in Versailles Paris 20. März 1864

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Liebster Weill! Seit zehn Tagen nehme ich mir jeden Tag vor, Ihrer lieben Frau meinen Besuch abzustatten und ihr meinen Dank zu sagen für den sehr angenehmen Abend, den ich bei Ihrem Ballfeste verlebte, welches eine so große Anzahl geistreicher, interessanter Persönlichkeiten vereinigt. Leider aber habe ich jeden Tag Abhaltungen gehabt. Wollen Sie nun so gütig sein, meine Entschuldigungen dieses Höflichkeitsmangels der Madame Weill vorzutragen? Zugleich wollte ich Ihnen auch für Ihren so herzlichen, sympathischen Brief danken. Wollen Sie mich übermorgen (Dienstag), Vormittags um 10 Uhr besuchen, damit wir wieder ein deutsches Plauderstündchen abhalten, so soll es mir sehr angenehm sein. Morgen Montag, den 21 März, findet in dem deutschen Theater (Salle Beethoven, passage de l’opéra) die erste Benefizvorstellung eines Schauspielers statt, der mich dazu eingeladen hat. Man gibt den „Paria“ meines Bruders Michael. Ich bin durch ein früheres Engagement abgehalten, hinzugehen. Sollte es Ihnen und Ihrer lieben Frau vielleicht angenehm sein, der Vorstellung beizuwohnen, so erlaube ich mir für diesen Fall die von uns genommenen Billets Ihnen zur Disposition zu stellen und hier beizufügen.

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Genehmigen Sie die Versicherung meiner herzlichen Ergebenheit Meyerbeer [Autograph (Las): Verbleib unbekannt; Abdruck: Pester Lloyd, 11. IX. 1891, Nr. 240]

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L. Piestovy an Meyerbeer in Paris [Paris, 23. III. 1864] Ill.: S.:

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Permettez-moi de solliciter une grande et insigne faveur de votre bienveillance; je dis insigne faveur, car, si vous daignez accueillir ma prière, l’Ordre maçonnique pourra s’enorgueillir de posséder un de ces sublimes chefs d’Oeuvre qui depuis Robert le Diable ont immortalisé votre nom. Il y à, sans doute, témérité grande de ma part à faire preuve de tant d’ambition, mais mon excuse est dans mon admiration pour votre génie et pour mon amour de la noble et belle Institution qui a l’honneur de vous compter au nombre de ses adeptes. Tous les peuples ont leur chant national; toutes les institutions religieuses ont leur chant familial; la Maçonnerie seule, n’a point une des ces Cantates qui affirment sa grandeur et soit pour tous ses enfants l’hymne patriotique de la grand famille. À qui demander cette hymne? à quel génie assez puissant, pour faire une merveille, s’adresser, si ce n’est au sublime Compositeur de tant d’Oeuvres dont s’honore le pays. Je ne pouvais donc, Ill.: S.:, penser qu’à vous. C’est pourquoi je viens humblement vous supplier au nom de tous vos ff.: de ne pas rejeter ma fervente requête. Votre respectueux admirateur L. Piestovy Attaché au Sécrétariat du Grand-Orient

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23 Mars 1864. à l’Ill.: S. Meyerbeer. [Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/16]

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Meyerbeer an Louis Brandus in Paris [Paris, zwischen Januar und 3. IV. 1864] Bester Herr Brandus Geben Sie sich nicht die Mühe zu mir zu kommen. Ich werde zwischen 11 und 12 Uhr zu Ihnen kommen da ich dann in Ihrer Gegend ohnehin bin. Hat Toffolo schon Antwort von Mongini? Genehmigen Sie die Versicherungen meiner vollkommensten Hochachtung Meyerbeer

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[Autograph (Las): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 195 (Vol. 75, S. 281)]

Meyerbeer an Cäcilie und Cornelie Meyerbeer in Wiesbaden Paris d 3ten April 1864 Meine geliebten Kinder! Ich danke Euch herzlich für die Theilnahme die Ihr über mein Unwohlsein in Euren beiden letzten Briefen ausspricht. Es geht mir jetzt Gottlob viel besser (unberufen) Der Gesichtsschmerz und die catharalische Affectionen haben aufgehört, der Husten dauert zwar noch fort, aber damit darf ich ausgehen und brauche doch der frischen Luft nicht zu entsagen deren Einathmen für mich Lebensbedingung ist. – . Vergißt nicht liebe Kinder, mir sobald Ihr von Wiesbaden abreiset, Meldung davon zu machen, damit ich weiß an nach welchen der beiden Städte ich meinen Gratulationsbrief an Mamma adressiren soll damit er rechtszeitig d 8ten April ankomme. Solltet Ihr mir melden daß Ihr dann schon in Baden eingetroffen sein werdet, so werde ich ihn poste restante adressiren da Ihr bis dahin doch wahrscheinlich noch keine feste Privatwohnung gefunden haben werdet. In einem meiner letzten Briefe bat ich Euch mir anzuzeigen in welchem Monat Mamma nach Schwalbach gehen wird weil ich es gern einrichten wird möchte zu derselben Zeit meine Cur in Schwalbach zu nehmen. Aber Ihr habt vergessen mir darauf zu antworten, so wie auf manches andre. Beantwortet mir nun aber wenigstens

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diese Anfrage wegen Schwalbach in Eurem nächsten Briefe – . Ich besinne mich nicht ob ich Euch oder ob ich Mamma geschrieben habe, daß ich für den Fall daß ich meine Oper dieses Jahr hier gebe (was leider noch immer nicht entschieden ist da der die Unterhandlungen der Direktion mit den fehlenden Sängern bis jetzt zu keinem Resultat geführt haben) in welchem Fall ich dann hier bleibe und Euch dann im Monat May nach Paris zu kommen einladen würde, aber es in diesem Fall zur Bedingung machen würde daß Euch Gaychen begleite, indem diese Paris wo sie oft und so lange war gewiß auf das gründlichste kennt, und überall Euch hinführen kann, während meine leider sehr gesunkenen Kräfte mir dieses durchaus nicht erlauben. Eine deutsche Mamsell mitzubringen als Begleiterin, die selbst nicht Bescheid in Paris weiß würde eher eine Last wie eine Hülfe sein. Also seht Euch für den Fall vor daß dieses Heu Stroh würde, und frägt Geychen an, ob sie Euch in diesem Falle begleiten würde. Mit großem Bedauern ersehe ich aus Eurem Briefe daß die arme Mamma wieder an Kopfwehe gelitten hat. Grüßt sie auf das herzlichste, und eben so die liebenswürdige Didi. Adieu liebe Kinder Euer treuer Vater Meyerbeer [Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, Y/15]

Meyerbeer an Karl Friedrich Weitzmann in Berlin [Paris, 6. IV. 1864]

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[Dank für] Die Geschichte des Klavierspiels [Autograph (Las): Verbleib unbekannt; Textauszug zuletzt nachgewiesen in: Auktionskatalog Henrici 79, Nr. 131]

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Alexis comte de Pillet-Will an Meyerbeer in Paris Monsieur J Meyerbeer 2 Rue Montaigne Paris

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Monsieur J. Meyerbeer 2 rue Montaigne Paris Paris 9 Avril 1864. Monsieur Nous avons l’honneur de vous confirmer notre lettre du 10 Mars & de vous remettre la note du trimestre au 1r Avril sur vos F 5625 – rente 3 % en F 1406.25 dont nous vous creditons & que nous tenons á votre disposition. Vos inscriptions nous ayant été rendues par le trésor, nous sommes en mesure de vous les délivrer lorsqu’il vous conviendra de les retirer de nos mains, votre intention étant de les déposer á la Banque. Agréez, Monsieur, l’expression de notre parfait dévouement & de notre considération la plus distinguée.

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Pillet Will [Autograph (Ls): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, X/59]

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Meyerbeer an Heinrich Mehmel in Sankt Petersburg Paris den 14 April [18]64. Hochgeehrtester Herr, Ihre werthe Zuschrift vom 23. v. M., womit Sie mich beehrt haben, hat mir eine doppelte Freude verursacht. Zuvörderst weil ich aus derselben ersehen habe, daß der vortreffliche philharmonische Verein in St Petersburg meine Composition so meisterhaft durchgeführt und ferner, daß derselbe so gütig fortfährt, mir seine kostbaren Sympathien zu bewahren, welche ich von den kunstverständigen Mitgliedern eines solch’ glänzenden Instituts, – wie die Kaiserliche HofCapelle, – zu besitzen, mir stets zur größten Ehre anrechnen werde.

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Ich bitte Sie daher, meinen deßfallsigen dankbaren Gefühlen bei Ihren verehrten Herrn Collegen den wärmsten Ausdruck verleihen und dieselben gleichzeitig gütigst versichern zu wollen, daß ich den, meiner Ouvertüre gezollten Beifall gerne mit ihnen theile; denn nur einer verständigen Interpretation ist es möglich, eine Composition zur richtigen Geltung zu bringen, gleichwie selbst dem gelungensten Bilde eine richtige Beleuchtung nöthig ist, um es in seiner wahren Bedeutung zu zeigen und aufzufassen. Ich werde es mir daher zu einem besondern Vergnügen machen, sobald ich wieder eine größere Instrumental-Composition vollendet haben werde, dieselbe Ihrem philharmonischen Vereine mitzutheilen. Es bleibt mir nun noch übrig, Ihnen, hochgeehrtester Herr, für Ihren so liebenswürdigen Brief meinen besten Dank auszusprechen, und Ihre mir so aufrichtig ausgedrückten und für mich so schmeichelhaften Sympathien sind mir ein wohlthuender Beweis, daß auch an dem Newa-Ufer warme Herzen für mich schlagen. Genehmigen Sie hierfür den ergebensten Ausdruck meiner gegenseitigen gleichen Gefühle und die Versicherung meiner ausgezeichnetsten Hochachtung. Meyerbeer P. S. Wie schon in frühern Schreiben, so bin ich auch bei dem heutigen genöthigt, wegen meiner fortdauernden Augenschwäche, diese Zeilen zu dictiren.

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Nachträglich bitte ich Sie noch, so freundlich sein zu wollen, mich Herrn Hans v. Bülow, falls er noch in Petersburg ist, recht freundlichst zu empfehlen und ihm sehr zu danken, daß er mit so vielem Fleiß und so vieler Sorgfalt meine Ouverture einstudirte. [Autograph (Ls): Privatbesitz]

Meyerbeer an Émile Deschamps in Versailles [Paris, 16. IV. 1864]

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Cher et illustre ami, Pardon d’avoir tant tardé à répondre à votre si aimable et si bienveillante lettre. J’ai voulu auparavant examiner en détail votre nouvelle traduction sous la musique de mon cantique: or, le copiste qui

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devait mettre en ordre ce morceau d’après vos strophes entières (n’étant pas arrivé à déchiffrer celles mises par vous avec du crayon sous la musique même) m’a fait attendre jusqu’à l’heure qu’il est. Il vient de me l’apporter, je l’ai examiné aussitôt et – c’est parfait sous tous les rapports. Il n’y a vraiment que vous au monde pour rendre avec une telle fidélité et une telle précision le sens, le rythme, et les accents sous la musique, faits pour une langue étrangère. Cela m’a rappelé tant de travaux que nous avons faits ensemble dans ce genre-là dans des temps passés, hélas! – et les bonnes et joyeuses causeries auxquelles ils donnaient lieu. Je regrette bien, mon excellent ami, que votre indisposition vous éloigne si totalement de la capitale, et je me serais empressé de venir vous voir pour vous serrer la main, si moi-même je n’avais pas été indisposé pendant toute la saison d’hiver. J’espère que le printemps naissant nous ramènera bientôt un temps doux et stable comme il nous faut pour nous autres, plantes sensitives, et alors je ne manquerai pas de vous voir à Versailles. Vous vous étonnez sans doute de ne pas reconnaître mon écriture dans ces lignes, mais ma faiblesse d’yeux m’a forcé de prendre l’habitude de dicter mes lettres. Adieu, cher ami, et au revoir bientôt.

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Meyerbeer. Paris, le 16 avril 1864. P. S. – Comme j’ai déjà publié deux morceaux qui portent le titre de «Cantique», j’ai préféré donner à votre morceau le titre de «Prière du matin». [Autograph (Ls): Verbleib unbekannt (ehemals Coll. MmeLéopold Paignard, château du Rocher, Savigné-l’Evêque [Sarthe]); Abdruck in: Henri Girard, Emile Deschamps Dilettante, Paris: Librairie Champion 1921, S. 66]

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Meyerbeer an Juliette Lebouc in Paris [Paris, 17. IV. 1864] Ma chère Madame Lebouc! C’est un grand chagrin pour moi de ne pas pouvoir me rendre à votre aimable invitation pour mercredi prochain. Mais je [suis] si

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souffrant qu’il ne m’est pas permis de diner en ville, & de sortir autrement que dans les heures chaudes de la journée. J’aurais l’honneur de venir incessament vous exprimer de vive voix mes remerciments de votre bon souvenir. Veuillez ètre l’organe de mes remerciments pres de Mr Lebouc, & croyez moi Madame Votre tout dévoué Meyerbeer

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Dimanche [Autograph (Las): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 231]

Das Théâtre Impérial de l’Opéra an Meyerbeer in Paris Théatre Impérial DE L’OPÉRA Paris, le 17 Avril 1864

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La 394me du huguenots a produit 9, 286. 54 Pour le Controleur A. Sinon

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[Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, Y/23]

Meyerbeer an Thérèse Célérier in Paris [Paris, 20. IV. 1864] Ma chère Madame Célérier! 25

Je serais obligé de partir demain ou Vendredi pour Bruxelles, & je ne serais pas de retour Samedi. Mais j’espère certainement l’être pour Lundi: ainsi veuillez me faire savoir à quelle heure je dois être chez Vous Lundi. L’on donne ce soir Les huguenots avec Mlle Sax. S’il Vous était agréable d’y aller, Vous pourriez disposer de la loge entière. Donc Veuillez me faire connaitre vos volontés par le porteur de ces lignes.

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Vous n’aurez pas besoin dans ce cas du Coupon. La formule ordinaire au Contrôle suffit. Veuillez agréer l’expression de mes sentiments les plus distingués Meyerbeer Mercredi

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[Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, Mus. ep. G. Meyerbeer 8] Meyerbeer an Thérèse Célérier in Paris [Paris, 22. IV. 1864] Ma chère & excellente Madame Célérier!

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Ainsi que je Vous l’avais déja écrit, je suis forcé à mon grand regret de partir ce Soir pour Bruxelles, & je ne pourrais donc pas ètre avec Vous demain à la Mairie. Mais j’arrangerais mes affaires de façon à ètre de retour Dimanche Soir pour pouvoir Vous accompagner à l’église Lundi. Veuillez donc me faire savoir par le porteur de ces lignes (par un mot d’écrit) à quelle heure je dois ètre chez Vous Lundi matin. Comme je n’arriverais que fort tard à Paris dimanche soir, il serait trop tard de Vous le demander alors. Veuillez bien dire à M. Emil combien je regrette de ne pouvoir accomplir qu’à demi mes devoirs de temoin, & daignez me croire Madame

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Votre tout dévoué Meyerbeer Vendredi matin [Autograph (Las): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 162]

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Meyerbeer an ein Fräulein in Paris Paris le 22 Avril 1864 Mademoiselle, J’ai reçu votre aimable billet dans un moment où j’ai été fort indisposé et où je ne pouvais avoir l’honneur de vous recevoir. Maintenant

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je suis en voie de guérison mais malheureusement obligé de m’absenter pour quelques jours de Paris ce qui à mon grand regret me privera du plaisir de vous voir. Veuillez agréer, Mademoiselle, l’expression de ma considération la plus distinguée Meyerbeer

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[Autograph (Ls): Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 348 (Vol. 76, S. 110)]

Meyerbeer an Thérèse Célérier in Paris [Paris, 23. IV. 1864] 10

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Ma chère Madame Celerier! C’est vraiment comme si un sort maligne voulait m’interdire la joie de servir de temoin à notre cher Emil. J’ai été pris cette nuit d’une violente colique avec des meaux de coeurs qui dure encore & me force de garder le lit. Jugez de mes regrets & plaignez moi de ne pas pouvoir ètre des votres Votre tres dévoué Meyerbeer au lit.

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[Autograph (Las): SIMPK, Doc. orig. Meyerbeer 167]

Meyerbeer an Cäcilie und Cornelie Meyerbeer in Wiesbaden Paris 30 Avril 1864 Liebe Kinder, 25

In meinem Zustand ist wenig Veränderung. Es ist die Aufgabe der Aerzte mir unter jeder Bedingung Stuhlgang zu verschaffen, der aber trotz aller Lavements statt seit Montag nicht zu erzielen ist. Ich habe den berühmten Dr Rayer zugezogen der mich seit einigen Tagen täg-

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lich 2 Mal besucht. Jeden Tag sollt ihr Nachrichten von meiner Gesundheit haben. Viele Grüße an die gute Mama Euer treuer Vater G. Meyerbeer Nachdem Obiges bereits geschrieben hat so eben eine Kleine évaenation und damit eine sehr große Erleichterung und Vermindrung der Gefahr stattgefunden

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[Autograph (Ls): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, Y/10]

Meyerbeer an Cäcilie und Cornelie Meyerbeer in Wiesbaden

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[Paris, 30. IV. 1864] Liebe Kinder! In meinem Befinden ist keine Umstimmung eingetreten und ich muß das Bett noch immer hüten. Ich danke Euch für Euer liebes Anerbieten, hierher kommen zu wollen; das würde mich aber ängstigen, da ich euch von meinem Bett aus nicht beaufsichtigen kann. Wollen wir dieß also lassen bis zur Zeit, wo mit Gottes gnädiger Hilfe Convalescenz eingetreten sein wird; inzwischen werdet ihr jeden Tag über mein Befinden regelmäßig Nachricht erhalten. Es grüßt Euch herzlichst

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Euer treuer Vater Meyerbeer Paris den 30 April 1864

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PS. Liebe Kinder, theilt auch Blanca gütigst meine Nachrichten mit [Autograph (Ls): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, Y/11]

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Meyerbeer auf dem Totenbett, Bleistiftzeichnung von Émile Rousseaux, Original im Bestand der Hans-und-Luise-Richter-Stiftung der Stiftung Stadtmuseum Berlin

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„Derniers honneurs rendus à Meyerbeer à Paris, dans la gare du chemin de fer du Nord“, Stahlstich von M. Deroy, Slg. Sieghart und Sabine Döhring

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Meyerbeers Begräbnisstätte auf dem Jüdischen Friedhof Berlin, Schönhauser Allee, privates Photo, Slg. Sieghart und Sabine Döhring

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7] An diesem Tage: Die Dresdener Premiere von Dinorah oder: die Wallfahrt nach Ploermel, der am 6. XII. 1859 in Coburg erstaufgeführten deutschen Version von Meyerbeers am 4. IV. 1859 an der Pariser Opéra Comique uraufgeführten Oper Le Pardon de Ploërmel, war nicht am 12., sondern am 14. I. 1860. Wie aus der Neuen Berliner Musikzeitung vom 18. I. 1860 (14. Jg., Nr. 3, S. 23) hervorgeht, wurde Meyerbeer mit einem Lorbeerkranz geehrt. 9] Madame Bürde-Ney: die Sopranistin Jenny Bürde-Ney geborene Ney (1824–1886; VI 753, VII 532). Sie sang die Partie auch anläßlich von Gastspielen in Darmstadt und Leipzig (s. Meyerbeer an Jenny Bürde-Ney vom 16. IV. und Kommentar sowie Meyerbeer an Karl Tescher vom 13. V. 1860); s. in diesem Zusammenhang auch Tgb. und Kommentar zu Tgb. 2. IX. 1860. 10] Herr Mitterwurzer: der Bariton Anton Georg Mitterwurzer (1818–1876; VI 821). 11] Herr Rudolph: der Tenor Eduard Rudolph († 1869; VII 751). 12] sogar der von Ban[c]k: Die positive Besprechung des Dresdener Liederkomponisten, Gesanglehrers und Musikkritikers Carl Ludwig Albert Banck (1809–1889; III 728) erschien im Dresdner Journal vom 17. I. 1860 (Nr. 13, S. 1 f.). Nach ausführlicher Wiedergabe des Inhalts und eingehender Kritik des Librettos als zu handlungsarm stellt Banck die rhetorische Frage: „Wollten die Verfasser, die sich auch im Dialog vor jeder Schaustellung von Esprit gehütet haben, in überfließender französischer Artigkeit dem Componisten etwa Veranlassung geben, seine schöpferische Kraft um so mehr in glänzender Fülle zu zeigen?“ Der Verfasser lobt sodann eingehend Meyerbeers Partitur: „Er hat das ihm neue Genre der heitern Oper mit einer Ueberlegenheit der musikalischen Erfindung und Technik behandelt, wie darin seit langen Jahren nichts Aehnliches geleistet ist; er hat ein dramatisches Idyll zu vorwiegend leicht und lieblich ansprechendem musikalischen Genuß geschaffen, ein ländliches Gemälde, dessen Mittelpunkt die drei Hauptpersonen mit ihren romantischen Lebensereignissen bilden; und er hat darin einen Reichthum, eine jugendliche Frische des Geistes und eine so hingebende Sorgfalt und künstlerische Beherrschung der Durchführung entfaltet, daß wir mit Bewunderung die Mannichfaltigkeit [!] und ungeschwächte, zu neuen Richtungen noch ergiebige Productionskraft des berühmten Meisters erkennen.“ Banck lobt insbesondere die Raffinesse der Instrumentation, die Fülle an melodischen Einfällen und harmonischen Akzenten und resümiert: „Meyerbeer beherrscht in einem merkwürdigen Grade mit klarster Anschauung und scharfsinnigster Reflexion alle Kunstmittel, um seine Gedanken formell fertig gestaltet und vollendet ausgestattet zu der ihnen möglichsten Wirkung zu bringen.“ Banck geht dann auf einzelne Nummern ein und vermag nur Positives zu sehen („Von genialer Erfindung und besonders schöner Auffassung ist im Duett des dritten Actes jene Stelle, wo sich Dinorah der Marienhymne dunkel erinnert und die Melodie mit der kleinen Sexte einsetzt, bis plötzlich das [!] Wallfahrerchor die naiv fromme volksthümliche Weise mit der großen Sexte anhebt“), mit Ausnahme des Anfanges des III. Akts. Hier stören ihn die gereihten Genregesänge des Jägers, Mähers, schließlich der Hirtinnen, die er als solche samt und sonders lobt, sie jedoch als mit der Handlung zu wenig verbunden kritisiert. Er berichtet sodann, daß Meyerbeer vom Pu-

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KOMMENTARE

blikum mit Beifall und „Blumenspenden“ gefeiert wurde. Nach enthusiastischer Würdigung der musikalischen Einstudierung und der sängerischen Leistungen, unter denen diejenige Bürde-Neys besonders hervorgehoben wird, kommt Banck abschließen auf die Inszenierung zu sprechen („Der Absturz der Wasserfluthen ist ein Triumph der Maschinerie“) und auf die von Édouard Désiré Joseph Despléchin, einem der für die Bühnenbilder der Uraufführung Verantwortlichen, in Paris angefertigten Dekorationen. Banck kritisiert lediglich, daß auf den Prospekten Menschen aufgemalt worden seien: „diese von den französischen Malern öfter ausgeführte Idee wird zur Unwahrheit für die Bühne, die lebendige Menschen vorführen soll, die Bewegung, nicht Stillstand darzustellen hat.“ 13] der König: Johann Nepomuk Maria Joseph König von Sachsen (1801–1873; VI 842). 18] in Hamburg: Die Hamburger Erstaufführung der Dinorah war am 11. I. Wiederum – wie bei der Pariser Uraufführung und zahlreichen anderen Einstudierungen – stammte die Ausstattung des II. Akts (Brückeneinsturz und Wasserfall) von dem Mannheimer Theatermaschinisten Joseph Mühldorfer. Die Titelpartie hatte mit großem Erfolg Georgine Schubert, den Hoël Ludwig Zottmayr gesungen. 23] Beim Prinzen Regenten: Prinz Wilhelm von Preußen hatte am 7. X. 1858 infolge der beschädigten Gesundheit König Friedrich Wilhelms IV. die Regentschaft übernommen. Nach dem Tod des Königs (in der Nacht vom 1. zum 2. I. 1861; zu Meyerbeers Reaktion s. Tgb. 2. I. 1861) trat er als Wilhelm I. das Thronerbe an (Krönung am 18. X. 1861 in Königsberg). – Das Hofkonzert fand am 26. I. im Palais des Prinzregenten statt. Nach dem Bericht in der Neuen Berliner Musikzeitung (vom 1. II. 1860, 14. Jg., Nr. 5, S. 39) erklangen unter Meyerbeers musikalischer Leitung außer dem erwähnten Festmarsch (s. nächstfolgenden Stellenkommentar) Ludwig van Beethovens Ouvertüre zu Coriolan op. 62 (1807), Ausschnitte aus Friedrich Wilhelm Graf von Rederns neuer Oper Christine (s. übernächsten Stellenkommentar), Franz Schuberts Lied Der Wanderer (op. 4, 1; D 489 [1816]), die Polonaise aus Meyerbeers Bühnenmusik zu Michael Beers Struensee (UA 8. IV. 1828, Königliches Hof- und Nationaltheater, München; Erstaufführung an den Berliner Königlichen Schauspielen mit Meyerbeers Musik am 19. IX. 1846) sowie das Finale des III. Aktes von Giuseppe Verdis Oper Ernani (1844). 25] meinen Festmarsch: der am 10. XI. 1859 in Paris uraufgeführte Fest-Marsch [/] zu Schiller’s 100jähriger Geburtstagsfeier [/] componirt von [/] G. Meyerbeer, Berlin: Schlesinger [1860], Pl.-Nr. S. 4884; zum Verbleib der autographen Partitur s. Kommentar zu Tgb. 29. IX. 1859, Bezugstelle: Festmarsch (VII 735), zum Aufführungskontext s. Tgb. 10. XI. 1859 (VII 489). 27] Christine: Große Oper in drei Akten von Wilhelm Graf von Redern (Text: Eduard Tempeltey), UA 17. I. 1860, Hofoper, Berlin. Das mit den ersten Kräften der Königlichen Hofoper einstudierte Werk wurde nur sechsmal, letztmals am 5. II. 1862 gegeben. Meyerbeer besuchte die Aufführungen am 10. II. und 25. III. 1860 (s. Tgb.). – Meyerbeer ließ Graf Redern am Abend der Premiere einen Lorbeerkranz zukommen („Beim Nachhausekommen von der Vorstellung fand der Componist von Meyerbeer einen Lorbeerkranz vor, eine Anerkennung, die, aus dieser Hand dargeboten, ihm besonders von Werth sein mußte.“ Zitiert aus: Friedrich Wilhelm von Redern. Unter drei Königen. Lebenserinnerungen eines preußischen Oberstkämmerers und Generalintendanten. Aufgezeichnet von Georg Horn. Bearbeitet und eingeleitet von Sabine Giesbrecht, Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2003, S. 334). 28] Grafen Redern: Friedrich Wilhelm Graf von Redern (1802–1883; II 610, V 738, VII 547), Generalintendant der preußischen Hofmusik. Am 31. VIII. 1861 wurde Redern Oberstkämmerer und damit oberster Hofcharge (s. hierzu auch Meyerbeer an

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Minna Meyerbeer vom 9. IX. 1861). Als dilettierender Komponist war Graf Redern seit Anfang der 1850er Jahre an die Öffentlichkeit getreten. Christine war seine erste und einzige Oper. 30] Liszt: Franz Liszt (1811–1886; IV 524; 30. Oktober 1859 Erhebung in den erblichen österreichischen Ritterstand) lebte zu dieser Zeit noch in Weimar, hatte jedoch nach einem von seinen Gegnern provozierten Eklat anläßlich der Uraufführung von Peter Cornelius’ komischer Oper Der Barbier von Bagdad am 15. XII. 1858 sein Amt als Hofkapellmeister niedergelegt, im Februar 1859 um seine Entlassung gebeten und war im Februar 1860 endgültig zurückgetreten. Im August 1861, verbunden mit der Ernennung zum Kammerherrn Großherzog Carl Alexanders, zog er sich von seiner Weimarer Wirkungsstätte zurück und ließ sich im Oktober des Jahres in Rom nieder. Liszt stand zu Redern in enger freundschaftlicher Beziehung. 33] Schrift über die Musik der Zigeuner: Des Bohémiens et de leur musique en Hongrie, Paris: Librairie Nouvelle (A. Bourdilliat et Ce 1859). In der französischen Originalausgabe dieser Schrift wird Meyerbeer nicht namentlich genannt; erst in der zweiten Auflage (Leipzig: Breitkopf & Härtel 1881) wird der von Liszt als rassespezifisch reklamierte Unterschied zwischen „Talent“ und „Genie“ unter anderem am Beispiel Meyerbeers erläutert (s. hierzu Kommentar zu Tgb. 3. XI. 1859, VII 742). 36] verlangte er: Der Marsch hatte in Weimar, wie aus Liszts Brief an Hans Bronsart von Schellendorf vom 16. IV. 1860 hervorgeht, im Rahmen eines von Liszt geleiteten Hofkonzerts in der zweiten Märzhälfte und – im Hofkonzert aus Anlaß des Geburtstages der Großherzogin Sophie (8. IV.) – am 10. IV. 1860 „pompösen Erfolg“ (Brief zitiert nach der Ausgabe Franz Liszt in seinen Briefen, hrsg. v. Hans Rudolf Jung, Frankfurt/Main: Athenäum 1988, S. 186; die Rahmendatierung des ersten Konzerts ergibt sich aus den Weimarer Fremdenlisten, denen zufolge Bronsart von Schellendorf, der bei diesem Konzert anwesend war, am 15. III. in Weimar eintraf); s. auch Meyerbeer an Franz Liszt vom 4. II., 9. III. und 5. IV. 1860. 38] Faures: Der Bariton Jean Baptiste Faure (1830–1914; V 987), seit 1852 an der Opéra Comique (dort 1859 Uraufführungsinterpret des Hoël), seit 1857 zugleich Gesanglehrer am Conservatoire, pausierte aufgrund der von Meyerbeer erwähnten Stimmkrise bis zum 1. II. 1860, dem Tag der 64. Aufführung des Pardon de Ploërmel. Sodann gab er die Rolle noch an neun weiteren Abenden bis Anfang April und trat dann sein Londoner Gastspiel am Covent Garden Theatre an, wo er am 10. IV. 1860 ebenfalls den Hoël sang. Am 14. X. 1861 debütierte er an der Pariser Opéra und forcierte seine internationale Karriere (mit Schwerpunkt an Covent Garden, wo er 1862 nochmals als Hoël auftrat). An der Opéra war er bis 1876 engagiert, dem Jahr seines offiziellen Bühnenabschieds (vereinzelte Auftritte in und außerhalb von Paris noch bis 1892). In der postumen Pariser Premiere der Africaine am 28. IV. 1865 sang er den Nélusko.

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1] Troy: Der Bariton Eugène Louis Troy (*1836, † 1871) hatte nach seiner erfolgreichen Ausbildung am Conservatoire (1857 1er Prix d’opéra comique) 1857 an der Opéra Comique debütiert. In der Spielzeit 1864/65 wechselte er an das Théâtre Lyrique (dort bis 1867). Troy sang den Hoël vom 10. bis 29. I. sowie vom 10. IV. bis zum Saisonschluß. Anläßlich einer Aufführung des Werks am 1. I. 1860 schickte ein unbekannter Autor an den Direktor (Marie Escudier) der France musicale nachfolgend wiedergegebenes Gedicht, auf das in den Lebensdokumenten kein Bezug genommen wird (Meyerbeer hat davon vermutlich nicht erfahren). „Paraphrase du mot qui a couru = il y a décadence = au grand Maestro l’ingenioso Mr Meyerbeer au sortir d’une représentation du pardon de Ploermel.

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Weber a fait Freischutz cet ouvrage immortel toute ame, tout génie et de douleur dont la mélancolie à l’ame qu’elle émeut, semble une Voix du Ciel: Vous faites, Vous! Vous faites Ploërmel; entre Vous deux, C’est un Cartel lutte d’artiste, noble envie peut-être Vous mettant en tête le martel de quelque peu de jalousie mêlée à tout éclat d’une gloire inouïe, au triomphe assuré de Vos fameux Combats: Croyez moi, renoncez à cette fantaisie, Vous, tout pris de Weber, mais Vous n’y pensez pas; hélas! mon cher Monsieur, on ne peut que Vous plaindre, comment voulez vous donc jamais, jamais l’atteindre il est monté trop haut et Vous tombez trop bas. [unleserliche Paraphe] Paris ce [/] 1er Janvier 1860 (auf der Rückseite die Adresse: Monsieur [/] le Directeur de la France musicale [/] au Bureau du journal [/] Paris.“) [Autograph (Las): Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt/Main, Mus. Autogr. Meyerbeer, G. C 2]. 1] Roqueplan: Louis Victor Nestor Roqueplan (1804–1870; IV 519, VI 655, VII 638) war bis zum 18. VI. 1860 Direktor der Opéra Comique, danach Theaterkritiker beim Constitutionnel. 4] eine 1aktige Oper: Der Aufführung einer im Prinzip abendfüllenden Opéra comique eine einaktige Oper voranzustellen war an diesem Haus keine Besonderheit. So wurden alle in dieser Zeit gespielten Hauptwerke überwiegend häufig mit einem oder auch mehreren Einaktern kombiniert: Daniel François Esprit Aubers Fra Diavolo mit François Bazins Maître Pathelin, Nicolò Conte Gabriellis Don Grégorio mit Albert Grisars Le Voyage autour de ma chambre und Bonsoir, Monsieur Pantalon! oder Victor Massés Galathée mit François Auguste Gevaerts Le Diable au moulin und Massés Les Noces de Jeannette. In Verbindung mit Le Pardon de Ploërmel geschah dies in dem erwähnten Zeitraum (Januar bis 7. II. 1860) lediglich ein einziges Mal: am 29. I., als Troy vor Faures Rückkehr vorerst letztmals den Hoël sang (der vorangestellte Einakter war Eugène Gautiers Le Mariage extravagant). Auch nach Faures Rückkehr wurde noch dreimal von dieser Praxis Gebrauch gemacht: Am 12. II. und 25. III. fügte man wiederum Le Mariage extravagant, am 4. III. Le Diable au moulin hinzu. 5] an einem Sonntag: Die 61. Vorstellung fand am 22. I. statt. In der Presse wird sie besonders hervorgehoben, da das Werk tatsächlich erstmals an einem Feiertag aufgeführt wurde. Demnach traf Roqueplan diese Entscheidung mit Rücksicht auf die breitere Bevölkerung, der ein Besuch von Theaterveranstaltungen an einem Werktag aus beruflichen Gründen nicht möglich war. 10] Guidi: Der Florentiner Musikverleger Giovanni Gualberto Guidi (1817–1883; VI 784) setzte sich in dieser Zeit für Konzerte mit Ausschnitten aus Le Pardon de Ploërmel (Dinorah) ein, unter anderem der Ouvertüre, für die er die Rechte für Italien besaß (s. Meyerbeer an Giovanni Gualberto Guidi vom 22. IV. 1860). Dies tat er vermutlich in der Hoffnung, die Rechte für das komplette Werk zu erhalten. Meyerbeer ließ diese indes über seinen französischen Verlag Brandus et Dufour an Guidis Konkurrenten, den Mailänder Musikverlag Ricordi, verkaufen (s. unter anderem Meyerbeer an Giovanni Gualberto Guidi vom 9. I. 1861 und Kommentar). Guidi behielt das Verkaufsrecht lediglich für die Ouvertüre (s. den bibliographischen Nachweis im nächstfolgenden Stellenkommentar sowie im Kommentar zu Meyerbeer an Gemmy Brandus

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vom 23. XI. 1860, Bezugstelle: die Ouverture) und erhielt es in dieser Zeit für Meyerbeers Schillermarsch sowie für die Schillerkantate (s. Meyerbeer an Gemmy Brandus vom 23. XI. und Meyerbeer an Giovanni Gualberto Guidi vom 5. XII. 1860). Der Schillermarsch erschien 1860 innerhalb der Reihe „Biblioteca del Sinfonista: Raccolta delle più celebri Sinfonie (Overture) in partitura a piena orchestra di vari autori“ (Marcia-Schiller, gran marcia trionfale a grande orchestra / di G. Meyerbeer / composta per la celebrazione del 100.mo anniversario della nascita di Schiller, ed eseguita con gran successo al festival dato a tale scopo a Parigi il 10 Novembre 1859, Florenz: G. G. Guidi 1860; Pl.-Nr. 2203; Partitur im Miniaturformat). Die Publikation der Schillerkantate läßt sich nicht nachweisen. 13] Maestro Basevi: Abramo Basevi (1818–1885; VII 534), zunächst Arzt und Komponist, lebte als Musikkritiker und -schriftsteller in Florenz. Guidi verlegte einige von Basevis Publikationen, darunter innerhalb der Reihe „Biblioteca del Sinfonista [etc.]“ „illustrierte“, d.h. erläuterte Kompositionen von Meyerbeer und Felix Mendelssohn Bartholdy (Ouvertüre zum Sommernachtstraum unter dem Titel Un sogno d’una notte d’estate). Die analytische Einführung („programma e illustrazione“, datiert 1860) zu der erwähnten Ouvertüre erschien 1860 (Pl.-Nr. G. 2202; Partitur im Miniaturformat). 1862 erschien „illustrazione della sinfonia“ zu Struensee (Pl.-Nr. G. 2204; Partitur im Miniaturformat). Desgleichen erschien in dieser Zeit bei Guidi die „illustrierte“ Ausgabe der Huguenots (Gli Ugonotti, Grand’opera in cinque atti, Musica di Giacomo Meyerbeer, Florenz: G. G. Guidi 1861, Pl.-Nr. G. 2201, Partitur im Miniaturformat mit „illustrazione di A. Basevi“ und einem Bildnis Meyerbeers nach einer Berliner Photographie von 1861 [abgebildet S. 5], gewidmet „A Sua Maestà Vittorio Emanuele II Re d’Italia“). Ein Exemplar der Illustrazione degli Ugenotti befindet sich im Meyerbeer-Nachlaß (SBB, PK, N. Mus. Nachl. 97, G/19). – Basevi war wesentlich an der in diesem Jahr erfolgten Gründung des „Istituto musicale di Firenze“ beteiligt. Wohl auf seine Initiative wurde Meyerbeer im Januar 1862 zum korrespondierenden Mitglied der „Accademia“ des Istituto musicale ernannt. Die Urkunde befindet sich im Meyerbeer-Nachlaß der SBB, PK, Musikabteilung (Signatur: N. Mus. Nachl. 97, P/14) und hat folgenden Wortlaut: „Accademia [/] del [/] R. Istituto Musicale di Firenze. [/] Il presente Diploma serve a far manifesto a ciascuno, come il [/] Sig. Cav. Giacomo Meyerbeer di Berlino [/] si trova inscritto nell’Albo Accademico in qualità di Accademico Corrispondente [/] per effetto delle disposizioni transitorie dello Statuto approvato da S. E. il Governatore [/] Generale della Toscana con Ordinanza del 21 Dicembre 1860. [/] Dal R. Istituto Musicale di Firenze li due Gennaio 18 sessantadue [/] V.° Il Presidente [eigenhändige Unterschrift:] Casamorata L. F. Il Segretario [eigenhändige Unterschrift:] O. Mariotti”. Meyerbeer nimmt in seinem Tgb. auf diese Ernennung nicht Bezug, notiert sich in dieser Zeit jedoch Basevis Adresse (im Verzeichnis des Tk. April 1862) und vermerkt im Tk. 7. IV. 1862 seine Absicht, Basevi einen Brief zu schreiben. 16] Kladderadatsch: Die Karikatur (abgebildet S. 7) erschien in der Ausgabe des Kladderadatsch. Humoristisch-satyrisches Wochenblatt vom 5. II. 1860 (13. Jg., Nr. 6). Mit dem „Artikel“ kann nur der in der Abbildung wiedergegebene Begleittext zur Karikatur gemeint sein, der auf eine von verschiedenen Zeitungen gebrachte Notiz Bezug nimmt, derzufolge Meyerbeer der Adel verliehen worden sei. Die Karikatur spielt darauf an, daß Meyerbeer sich als Jude in Preußen hätte taufen lassen müssen, um in den Adelsstand erhoben werden zu können (Ausnahmen davon gab es auch Jahre später nur in Sonderfällen, zum Beispiel 1872 für den Berliner Bankier Gerson Bleichröder; vgl. hierzu den Artikel „Adel“ in: Jüdisches Lexikon [s. Literaturverzeichnis], Bd. 1, Sp. 93 f.). Der Hinweis, daß Meyerbeer bei Annahme der Adelsverleihung nach testamentarischer Verfügung seines „Oheims“ sein geerbtes Vermögen verloren hätte und dieser „Zwiespalt“ auf ihm lastete, entbehrte der Grundlage, insofern es eine derartige

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testamentarische Verfügung nicht gab. Laut testamentarischer Verfügung seines Großvaters Liepmann Meyer Wulff erbte Meyerbeer das Wohnhaus Ecke König-/Neue Friedrichstr. mit der Auflage, das darin befindliche Bethaus zu erhalten und zu pflegen (das 1812 verfertigte Testament befindet sich heute im Bestand der Hans-und-LuiseRichter-Stiftung der Stiftung Stadtmuseum Berlin [RS 2000/71 Q]). Meyerbeer hatte in einem Brief vom 30. VIII. 1812 anläßlich des Todes seines Großvaters seiner Mutter das „feierliche Versprechen“ gegeben, „daß ich stets in der Religion leben will, in welcher er starb.“ (I 207). In der Neuen Berliner Musikzeitung war bereits am 1. II. 1860 (14. Jg., Nr. 5, S. 39), vier Tage vor der Veröffentlichung der Karikatur, darauf hingewiesen worden, „die Notiz in Betreff der Adelsverleihung des General-Musikdirectors Meyerbeer widerlegt sich durch den Umstand von selbst, dass derselbe bereits seit mehreren Jahren das Comthurkreuz des Württembergischen Kronen-Ordens besitzt, mit welchem der Adel verbunden ist.“ 20] Kapellmeister Eckert: Karl Anton Florian Eckert (1820–1879; IV 542, VI 743) wirkte von 1854 bis 1861 als Kapellmeister am Kärntnertortheater in Wien (von 1858 bis August 1860, als er überraschend aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat, in Personalunion auch als Direktor) und wechselte danach in gleicher beruflicher Position an das Stuttgarter Hoftheater. Zum Hintergrund dieser Affäre s. Meyerbeer an Karl Ekkert vom 26. XI. und 30. XII. 1859 (VII 498ff. und 511f.). 25] Wildauer: Die Sopranistin Mathilde Wildauer (1815–1878; V 769), ein langjähriges Mitglied der Wiener Hofoper (1865 wurde sie pensioniert), war für Meyerbeer zuletzt Ende 1855 als Catherina in der Wiener Erstaufführung von L’Étoile du nord von Bedeutung gewesen. Wie aus Meyerbeer an Karl Eckert vom 26. XI. 1859 erhellt, war sie ebenso wie Liebhardt (s. nächsten Stellenkommentar) und Louise Meyer-Dustmann als Interpretin der Dinorah von Meyerbeer mit der Bemerkung in Frage gestellt worden, er könne sich in Wien keine der dortigen Koloratursängerinnen als Besetzung vorstellen. Die Wiener Erstaufführung der Dinorah fand erst wenige Monate vor Meyerbeers Tod, am 2. II. 1864, statt. 25] Liebhard[t]: Die Sopranistin Louise Liebhardt (1824 oder 1828–1899; V 950) war bis 1864 über viele Jahre Mitglied der Wiener Hofoper. 26] fast alle Wiener Journäle: Exemplarisch wird die Notiz in der Wiener Zeitung vom 13. I. 1860 (Nr. 11, S. 171) zitiert, in der es im Blick auf die Verzögerung der Wiener Einstudierung heißt: „Bisher glaubte Herr Meyerbeer die hier vorhandenen Kräfte zur Besetzung der weiblichen Hauptrolle der Oper für unzulänglich halten und deßhalb die Aufführung vertagen zu müssen. Von dem lebhaften Wunsche, diese rasch zu ermöglichen, geleitet, schlug die Direktion Herrn Meyerbeer eine hier nicht engagirte sehr renommirte Sängerin für die Dinorah – jene Hauptrolle – vor; auch mit dieser hielt Meyerbeer das Schicksal seiner Oper nicht für gesichert. Dagegen war er so freundlich, ‚auf zwei junge Künstlerinnen im Fach der Koloratursängerinnen’ hinzuweisen, die w i e e r s p r e c h e n h ö r e , zu großen Hoffnungen berechtigen sollen und n ä c h s t e n s d e b ü t i r e n w ü r d e n . Vielleicht werde der Erfolg der Einen oder Anderen der Art sein, daß das Hof-Operntheater in Wien für ‚die Wallfahrt von Ploërmel’ auf sie werde r e f l e k t i r e n können. Herr Meyerbeer hat seine Güte nicht bis zur Namhaftmachung der beiden hoffnungsvollen Novizinnen ausgedehnt, an deren möglicher Weise glückliches Debüt er die Möglichkeit der Aufführung seiner Oper in Wien knüpft. [im Original Absatz] Wir sind in das Detail eingegangen, um mit der Berichtigung auch zu überzeugen, daß nicht das Hof-Operntheater die Schuld an der Nichtaufführung der ‚Wallfahrt von Ploërmel’ trägt.“ Das Zitat beziehungsweise die gesperrt wiedergegebenen Passagen stammen aus Meyerbeers Brief an Karl Eckert vom 30. XII. 1859 (s. VII 512). Der mit Meyerbeer seit Jahren bekannte Herausgeber der Wiener Tageszeitung Presse, August Zang, hatte sich als einziger an dieser Indiskretion nicht beteiligt.

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Meyerbeer an Carl Banck vom 1. I. 1860 Zur Datierung: Der an Carl Banck adressierte Brief steht in Verbindung mit der Dresdener Erstaufführung der Dinorah am 14. I. 1860, für die der Adressat eine Rezension verfaßte (s. das summarische Tgb. Januar bis 7. Februar 1860, Bezugstelle: sogar der von Ban[c]k). Da Meyerbeer am Montag, dem 26. XII. 1859, abends in Dresden angekommen war, er im Tk. 30. XII. 1859 (VII 505) vermerkte, Banck solle einen Klavierauszug erhalten, und der Brief ferner an einem Sonntag verfaßt wurde (s. Wochentagangabe im Brief), ist er mit großer Sicherheit am 1. I. 1860 niedergelegt worden. Zum Adressaten: Vermerk auf dem Brief von fremder Hand. Meyerbeer an Carl August Krebs vom 1. oder 8. I. 1860 Zur Datierung, zum Adressaten: Der an den Dresdener Hofkapellmeister Carl August Krebs (1804–1880; III 796, VII 744) gerichtete Brief steht in Verbindung mit der Dresdener Erstaufführung der Dinorah am 14. I. 1860, für deren musikalische Einstudierung der Adressat verantwortlich war. Da Meyerbeer am Montag, dem 26. XII. 1859, abends in Dresden angekommen war und am 15. I. 1860 abreiste, der Brief ferner an einem Sonntag verfaßt worden ist (s. Wochentagangabe im Brief), ist er an einem der beiden angegebenen Tage geschrieben worden. Meyerbeer an Maschinka Schubert vom 7. I. 1860 Zur Adressatin: Da der Brief an die „Frau Concertmeisterin“ gerichtet ist, ist die Adressatin ohne jeden Zweifel die Gattin des Dresdener 2. Konzertmeisters Franz Schubert: Maschinka Schubert geborene Schneider (*25. VIII. 1815 Reval, † 20. IX. 1882 Pillnitz/bei Dresden; II 641). Maschinka Schubert war Sängerin und nahm nach langem Wirken am Dresdener Hoftheater (seit 1833) am 1. IX. 1860 ihren Bühnenabschied (zum Anlaß ihrer im Brief angesprochenen Reise s. übernächsten Stellenkommentar).

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4] Herrn Concertmeister: der Geiger Franz Schubert (1808–1878; V 899), 2. Konzertmeister der Dresdener Hofkapelle (bis zu seiner Pensionierung 1873). 5] Fräulein Tochter: Georgine Schubert (*28. X. 1839 Dresden, † 26. XII. 1878 Strelitz) debütierte nach ihrer Ausbildung zur Sängerin bei Manuel García in London am 20. XI. 1859 am Hamburger Stadttheater als Amina in Bellinis Sonnambula. Am 11. I. 1860 sang sie die Titelrolle in der Hamburger Erstaufführung von Meyerbeers Dinorah (zum Erfolg s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. Januar bis 7. Februar 1860, Bezugstelle: in Hamburg). Schubert entwickelte sich zu einer anerkannten Koloratursopranistin und durchlief eine internationale Karriere (Italien, Paris, London), ohne auf feste Engagements an deutschen Bühnen (Berlin, Frankfurt/Main und Hannover) zu verzichten. 1867 ließ sie sich endgültig in Neustrelitz nieder (1868 Ernennung zur Kammersängerin) und wirkte bis zu ihrem frühen Tod nun auch im dramatischen Fach. Meyerbeer hörte sie am 8. VI. 1860 in Dresden (s. Tgb. 8. bis 10. VI.). 11] Herrn Direktor: Anton Evarist Wollheim (1810–1884; VII 605), ursprünglich Kritiker und Bühnenschriftsteller, hatte nach der Insolvenz Carl Albert Sachses am 29. VIII. 1858 als Pächter die Direktion des Hamburger Stadttheaters übernommen. Von Anfang an arbeitete er glücklos und wenig kompetent, so daß er am 31. XII. 1861 hochverschuldet aufgeben mußte. Meyerbeer an Karl Gutzkow vom 14. I. 1860 Zum Adressaten: Karl Ferdinand Gutzkow (1811–1878; II 677, V 769), Meyerbeers langjähriger Bekannter. Er arbeitete bis Mai 1861 an seinem neunbändigen, von Brockhaus in Leipzig verlegten Roman Der Zauberer von Rom, dessen erster Band im

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September 1858 erschienen war. Im Oktober 1861 siedelte er nach Weimar über und wirkte dort bis Oktober 1864 als Generalsekretär der Schillerstiftung. Zu Meyerbeers Lektüre der ersten drei Bände des Zauberers von Rom s. Meyerbeer an Sophie Freifrau von Brandenstein vom 13. IV. 1860. 23] Frau Gemahlin: Bertha Gutzkow geborene Meidinger (*8. II. 1827 [nicht 1829]–1909; VI 842) war seit 1849 mit Gutzkow verheiratet. Meyerbeer an Maximilian Freiherr von Wangenheim vom 16. I. 1860 Zum Adressaten: Der Brief nimmt Bezug auf die Aufführung der Dinorah in Coburg (am 6. XII. 1859; die Aufführung in Gotha folgte am 22. I. 1860). Die aus der Anrede und dem Brief hervorgehende Position hatte Haus-Obermarschall Maximilian Bernhard Freiherr von Wangenheim (1810–1894; VI 855) inne, von 1851 bis 1860 Intendant des Herzoglichen Hoftheaters und der Hofkapelle Coburg-Gotha. Wangenheim hatte sich – wie Meyerbeer in dem Brief mit Recht betont – mit großem Engagement für die Coburger Einstudierung der Dinorah eingesetzt und es tatsächlich geschafft, an diesem Haus anläßlich des Geburtstags Herzogin Alexandrines von Sachsen-Coburg und Gotha die deutsche Erstaufführung durchzusetzen, für die zunächst das Stuttgarter Hoftheater vorgesehen war (Premiere dort am 21. XII. 1859).

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14] die neueste Schöpfung des erlauchten Meisters: Diana von Solange, Große Oper in fünf Akten von Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha (1818–1893; V 933) (Text: Otto Prechtler), UA 5. XII. 1858, Herzoglich Sächsisches Hoftheater, Coburg (Erstaufführung in Gotha am 9. I. 1859). 22] da ich dann: Meyerbeer begab sich eigens zu diesem Anlaß am 19. II. 1860 nach Gotha (s. Tgb.). Rudolf Potyra erwähnt in seinem Aufsatz „Der Komponist Ernst II. – Ein Überblick über seine Werke“ (in: Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha 1818 – 1893 und seine Zeit. Jubiläumsband im Auftrag der Städte Coburg und Gotha, hrsg. v. Harald Bachmann u.a., Coburg, Gotha 1993, S. 207–223:211), daß in den Orchesterstimmen (im Bestand der Landesbibliothek Coburg) Meyerbeers Besuch vermerkt ist. 30] englischen Correspondenten der Times: Da es sich um denselben Korrespondenten gehandelt haben soll, der bereits die Pariser UA des Pardon de Ploërmel für die Times besprach, kann nur O’Meagher gemeint sein (s. Tk. und Kommentar zu Tk. 27. III. 1859; VII 408 bzw. 712). Carl Kaskel an Meyerbeer vom 17. I. 1860 Zum Absender: der Dresdener Bankier Michael Ernst Carl Kaskel (1797–1874; V 744), Meyerbeers langjähriger und wohl auch engster Freund.

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22] Die Arie: Gemeint ist die Stelle „Petits oiseaux, chantez plus bas“ aus der Berceuse (Nr. 2 in der gedruckten Partitur; in der deutschen Version: „Ihr Vöglein hier, singt nicht zu laut, [/] O störet ihre Ruhe nicht!“). 30] köstlichen Arie: „Le jour est levé“ (in der deutschen Version „Herbei, zu frohem Jagen“) am Anfang des III. Akts (Nr. 16 in der gedruckten Partitur); die zitierte Stelle ist am Schluß der Nummer. Kaskel störte sich daran, daß der Jäger nach seinem „Chant“ abgeht und nicht die gerufenen „Freunde“ erscheinen, sondern ein einzelner Mäher (Faucheur) auftritt. 33] das Gebet: „Pater noster“ (Nr. 19 in der gedruckten Partitur; in der deutschen Version „Gott, du unser Vater!“).

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9] das von Bank: s. Kommentar zu Tgb. Januar bis 7. Februar 1860, Bezugstelle: sogar der von Ban[c]k.

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13] Lessings Geburtstag: Gotthold Ephraim Lessings (1729–1781) Geburtstag am 22. I. wurde in Dresden stets mit der Aufführung eines Werkes des Jubilars gefeiert. 15] Reg: Rath Wiessner: Moritz Ludwig Wießner († 1899), der Gatte Marie Wießners geborene Kaskel, war in Dresden Regierungsrat im sächsischen Innenministerium, Sekretär des akademischen Rates sowie der königl. Akademien der bildenden Künste in Dresden und Leipzig. 1862 und 1867 vertrat er Sachsen als Kommissar auf den Weltausstellungen in London beziehungsweise Paris (s. hierzu Meyerbeer an Carl Kaskel vom 14. VI. 1862). 19] Gebr: v. Rothschild: Gemeint ist die Adresse des Bankhauses Rothschild in Paris (19, rue Laffitte). Meyerbeer an Felix Kaskel zwischen 19. und 23. I. 1860 Zur Datierung: Der Brief ist nicht vor dem 19. I. 1860 verfaßt worden, dem Tag, als Meyerbeer Carl Kaskels (2.) Brief vom 17. I. als Reaktion auf die zweite Aufführung der Dinorah in Dresden mit der inliegenden Abrechnung (auf die Meyerbeer in seinem Schreiben Bezug nimmt) frühestmöglich auf dem Postweg erhalten haben kann. Da Meyerbeer noch Hinweise für die dritte Aufführung gibt, die unmittelbar nach Lessings Geburtstag (22. I.) stattfinden sollte, ist der Brief aller Wahrscheinlichkeit nach zwischen dem 19. und 23. I. 1860 geschrieben worden. Zum Adressaten: der Bankier Gustav Felix Kaskel (1833–1894; V 793), Carl Kaskels einziger Sohn.

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4] Klavierauszug mit deutschem Text: Dinorah oder Die Wallfahrt nach Ploermel, Komische Oper in drei Akten, frz./dt. Übersetzung von Johann Christoph Grünbaum, Berlin, Posen: Bote & Bock o.J. [1859], Pl.-Nr. 4501–4522. 14] Pariser Adresse: s. Carl Kaskel an Meyerbeer vom 17. I. 1860 und Kommentar. Meyerbeer an Franz Liszt vom 4. II. 1860 Zum Adressaten: s. Tgb. Januar bis 7. Februar 1860. 30] Altesses royales: Karl Alexander August Johann Großherzog von Sachsen-Weimar (1818–1901; V 972), seit 1853 Regent des Herzogtums, und seine Gattin Wilhelmine Marie Sophie Luise Großherzogin von Sachsen-Weimar geborene Prinzessin der Niederlande (1824–1897; VI 811). 31] dans un des concerts: s. Kommentar zu Tgb. Januar bis 7. Februar 1860, Bezugstelle: verlangte er. 34] la partition: Meyerbeer vollendete die Korrektur am 29. IV. 1860 (s. Tgb.). Die gedruckte Partitur (Fest-Marsch zu Schiller’s 100jähriger Geburtstagsfeier [/] componirt von [/] G. Meyerbeer, Berlin: Schlesinger o.J. [1860], Pl.-Nr. S. 4884) erschien Ende Mai/Anfang Juni (s. Meyerbeer an Marie Prinzessin von Preußen vom 5. VI. 1860).

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2] Monsieur Kullack: Theodor Kullak (1818–1882; III 797, VII 593), in dieser Zeit Leiter der Berliner Neuen Akademie der Tonkunst (1860 Verleihung des Titels „Professor“), arrangierte den Marsch für den Verlag Schlesinger für Klavier (Pl.-Nr. S. 4886; die Ausgabe erschien Ende Februar; s. Meyerbeer an Victoria Prinzessin von Preußen vom 28. II. 1860). 3] l’éditeur M Schlesinger: Heinrich August Schlesinger (1807–1879; V 795 f.). 1864 verkaufte er seinen Verlag an Robert Lienau. 4] je fasse copier: s. Tgb. 24. und 29. II. 1860. 5] la Reine d’Angleterre: Victoria I. Alexandrina Königin von Großbritannien und Irland (1819–1901; V 915).

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6] la princesse Fréderic Guillaume: Victoria („Vicky“) Adelheid Marie Luise Prinzessin von Preußen geborene Prinzessin von Großbritannien (1840–1901; VII 668), seit Januar 1858 Gattin des preußischen Prinzen Friedrich Wilhelm, seit Januar 1861 Kronprinzessin von Preußen. Sie lebte mit ihrer Familie im Neuen Palais in Potsdam. – Meyerbeer hatte anläßlich ihrer Hochzeit im Januar 1858 während seines Aufenthaltes in Nizza seinen (4.) Fackeltanz für Großes Orchester C-Dur zur Ankunft des neuvermählten Kronprinzen mit Prinzessin Viktoria von England komponiert (erschienen im Juni 1858 im Klavierauszug unter dem Titel Fackeltanz zur Höchsten Vermählungsfeier Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen und Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Prinzessin Friedrich Wilhelm, Princess Royal von Großbritannien und Irland, Berlin, Posen: Bote & Bock o.J., Pl.-Nr. S. 4307). 7] j’aurais l’honneur: Meyerbeer schickte die Partitur erst im März (s. Meyerbeer an Franz Liszt vom 9. III. 1860). Liszt verfertigte daraufhin seine Transkription FestMarsch zu Schiller’s 100jähriger Geburtstagsfeier. Composition von G. Meyerbeer. Zum Concertvortrag von F. Liszt, Berlin: Schlesinger o.J. [1860], Pl.-Nr. S. 4890. Tgb. Februar 1860 19] 8. Rellstab: der Schriftsteller und einflußreiche Berliner Musikkritiker (Königlich privilegirte Berlinische [„Vossische“] Zeitung) Heinrich Friedrich Ludwig Rellstab (1799–1860; V 829f.). Er starb am 26. XI. des Jahres (s. den Tgb.-Eintrag mit Meyerbeers rückschauender Betrachtung seiner Beziehung zu ihm). 19] meinen Cantique: Cantique à six voix, avec récit, tiré de l’Imitation de Jesus Christ von Pierre Corneille (Widmung: „Á Mon Ami, M. Joseph D’ortigue“). Der Faksimile-Abdruck der ersten Seite des Autographs ist enthalten in: Henri Blaze de Bury, Meyerbeer. Sa Vie, ses œuvres et son temps, Paris: Heugel et Cie 1865 (o. S.); der Verbleib des vollständigen Autographs wurde nicht ermittelt (ein weiteres Autograph befand sich bis 1945 im heute verschollenen Teil des Meyerbeer-Nachlasses der Berliner Staatsbibliothek; Signatur laut „altem“ Zettelkatalog: Mb 1006, Partitur, 4 Bl., quer-8°, beiliegend deutscher Text von Rellstab unter dem Titel Busslied). 20] Brandus: Gemmy (eigtl. Samuel) Brandus (1823–1873; V 768), seit September 1854 bis zu seinem Tod zusammen mit Sélim François Dufour Leiter des Verlags „G. Brandus et S. Dufour“ (bis 1858 unter dem Namen „G. Brandus, Dufour et Cie“), in dieser Zeit Meyerbeers Hauptverlag. Gemmy Brandus war einer der wenigen, die Meyerbeers letzte Tage vor seinem Tod miterlebten. Über seine Eindrücke verfaßte er einen unveröffentlichten Bericht (inhaltlich wiedergegeben in: Hermann Ludwig, Johann Georg Kastner, ein elsässischer Tondichter, Theoretiker und Musikforscher, sein Werden und Wirken, Leipzig: Breitkopf & Härtel 1886, 3 Bde., Bd. II, 2, S. 337– 343). 22] Pasdeloup: Jules Etienne Pasdeloup (1819–1887; VII 585), 1851 Gründer der Société des jeunes artistes du conservatoire, als deren Leiter er seit 1852 in der Salle Herz auftrat, gab sein erstes Konzert in diesem Jahr am 19. I. Meyerbeers Ouvertüre sowie die ersten beiden Entreakte zu Struensee wurden im 3. Konzert am 12. II. aufgeführt (erneut im 6. und letzten Konzert der Saison am 25. III.). Warum Meyerbeer hierüber verärgert war, konnte nicht ermittelt werden. – Seit 1861 trat Pasdeloup mit den Concerts populaires de musique classique im Cirque d’hiver mit außerordentlichem Erfolg an eine breitere Öffentlichkeit (bis 1884). 23] Calzado: Torribio Calzado (1805–nach 1863; VII 524), vom 16. VII. 1855 bis zum 15. II. 1863 Direktor des Théâtre-Italien. 23] Crociato: Il crociato in Egitto (Text: Gaetano Rossi), Meyerbeers am 7. III. 1824 im Teatro La Fenice in Venedig uraufgeführte, erfolgreichste italienische Oper. Die ge-

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plante Wiederaufführung des Crociato (an diesem Haus zuletzt 1828) fand am 27. III. 1860 statt, und zwar mit nach Figurinen angefertigten Kopien der originalen Kostüme. Meyerbeer hatte bis zuletzt versucht, die Aufführung zu verhindern (s. Tgb. 21. II. 1860); zur Rezeption s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 3. IV. 1860. 30] 12. Matinée musicale … Bock: Der Berliner Musikverleger Gustav Bock (1813– 1863; IV 611), Inhaber des 1838 gegründeten Hauses Bote & Bock, veranstaltete regelmäßig Sonntagskonzerte. 30] Gräfin Wielhorsky: Wie aus der Neuen Berliner Musikzeitung vom 15. II. 1860 (14. Jg., Nr. 7, S. 53) hervorgeht, war nicht eine Gräfin Wielhorsky die Interpretin, sondern die amerikanische Sopranistin Cora Contesse de Wilhorst geborene Withers (1835–nach 1888; VII 620f.), die in dieser Zeit als Mitglied der Truppe Achille Lorinis am Victoria-Theater engagiert war (s. Kommentar zu Tgb. 12. III. 1860). Außer der genannten Schatten-Arie Meyerbeers (in der italienischen Version) sang sie eine Cavatine aus Verdis Trovatore. Über die Interpretation der Arie Meyerbeers heißt es in dem genannten Bericht: „Nach diesem Vortrage konnte man leicht zu der Annahme gelangen, die Sängerin sei ausschließlich für den colorierten Gesang bis zum letzten Stadium der Virtuosität und der raffinirtesten ‚traits de chant’ gebildet, indem sie die ungemein schwierige, obwohl stets cantable Aufgabe, die der berühmte Maëstro, welcher durch seine Gegenwart die Matinée auszeichnete, in dieser Pièce an die Reproduction stellt, mit glänzender Bravour löste. […] Die Leistung machte Sensation.“ Der Rezensent korrigierte sein Urteil über die Sängerin und näherte sich Meyerbeers Einschätzung an, als er Wilhorst auf der Bühne hörte (s. Neue Berliner Musikzeitung vom 29. II. 1860, 14. Jg., Nr. 9, S. 69). 32] Wallners Theater: Franz Wallner (eigtl. Leidesdorf; *25. IX. 1810 Wien, † 19. I. 1876 Nizza), ursprünglich Schauspieler, seit 1851 Theaterleiter (in Freiburg und Posen), hatte 1855 die Direktion des Königstädtischen Theaters übernommen, dessen Konzessionsinhaber zu dieser Zeit Rudolph Cerf war. Nach Erhalt einer eigenen Konzession führte er es seit 1858 als „Wallner’s Theater“ weiter (1864 Neubau des Theaters; 1868 Rückzug aus gesundheitlichen Gründen und Übergabe der Direktion an Theodor Lebrun). Das Theater war auf Vaudevilles und Possen spezialisiert. 32] Einer von unsre Leut: Posse mit Gesang in drei Akten von O. F. Berg (Musik: Eduard Stolz), UA 11. X. 1859, Carltheater, Wien. Für die Berliner Erstaufführung am 17. XII. 1859 wurde der Text von David Kalisch bearbeitet (Musik: August Conradi). 32] Berg: O. F. Berg (eigtl. Ottokar Franz Ebersberg; *10. X. 1833 Wien, † 16. I. 1886 Wien), seit 1851 im österreichischen Staatsdienst, lebte von 1860 bis 1862 als freier Schriftsteller in Berlin und kehrte dann in seine Heimatstadt zurück. Er ist der Verfasser einer Vielzahl von Possen und anderen Gattungen des Volkstheaters. 34] 13. Emanuel: der Dragoner-Offizier Emanuel Karl Heinrich Freiherr von Schmysingk genannt Korff (1826–1903; VII 519), der Gatte Blancas, der ältesten Tochter Meyerbeers. Anlaß des Berlinaufenthalts war möglicherweise Korffs bevorstehende Versetzung nach Berlin (s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 4. VI. 1860). 36] 14. Troubadour … Verdi: Il trovatore, Dramma in quattro parti von Giuseppe Verdi (1813–1901; IV 515) (Text: Salvatore Cammarano), UA 19. I. 1853, Teatro Apollo, Rom, hier in deutscher Übersetzung (Erstaufführung an der Berliner Hofoper am 24. III. 1857). 36] Mademoiselle de Ahna: Die Sopranistin Eleonore (auch Leonore) de Ahna (*8. I. 1838 Wien, † 10. V. 1865 Berlin), eine Schülerin des Berliner Kammersängers Eduard Mantius, war nach ihrem Gastspiel an der Berliner Hofoper am 2. IX. 1859 (Orsini in Gaetano Donizettis Lucrezia Borgia; zugleich ihr Operndebüt) fest engagiert worden und blieb dem Haus bis zu ihrem frühen Tod verbunden; s. auch Tgb. 24. II. (in der von

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Meyerbeer besuchten Aufführung des Tannhäuser sang sie die Elisabeth) und Tgb. 26. II. 1860, ferner Tgb. 12. X. 1860 (im Lohengrin sang sie die Elsa).

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3] 15. Prinzessin von Preußen: Marie Luise Augusta Prinzessin von Preußen geborene Prinzessin von Sachsen-Weimar (1811–1890; III 730), seit 1861 preußische Königin, seit 1871 Kaiserin. Zum Hofkonzert s. Kommentar zu Tgb. 18. II. 1860, Bezugstelle: Hofkonzert. 5] Jenny Meyer: Jenny Meyer (1834–1894; VII 582), seit 1856 Konzertsängerin (1865 wurde sie Gesanglehrerin am Sternschen Konservatorium, dessen Leitung sie als Eigentümerin 1888 übernahm). 5] Wagner: Johanna Jachmann-Wagner, seit 1859 verheiratete Jachmann (1826–1894; IV 507 f., V 744), bis 1861 im Ensemble der Berliner Hofoper, dann Wechsel zum Schauspiel (bis zu ihrer Pensionierung im Januar 1872). 6] Szene aus Orpheus: die Furien-Szene („Laissez-vous toucher par mes pleurs“) aus Orphée et Euridice, Tragédie-opéra en trois actes von Christoph Willibald Ritter von Gluck (Text: Pierre Louis Moline nach Ranieri de’ Calzabigi), UA 2. VIII. 1774, Opéra, Paris, hier in der deutschen Übersetzung („Ach, erbarmet euch mein“) von Johann Daniel Sander; s. auch Kommentar zu Tgb. 18. II. 1860, Bezugstelle: Hofkonzert. 6] Klavierspielers Dreyschock: Der Pianist und Komponist Alexander Dreyschock ˇ (*15. X. 1818 Zak/Böhmen, † 1. IV. 1869 Venedig) reiste nach seiner Ausbildung zum Pianisten in Prag als einer der namhaftesten Virtuosen seiner Zeit durch ganz Europa, ehe er sich 1862 an dem neugegründeten Konservatorium in Sankt Petersburg als Professor für Klavier und Direktor der Theatermusikschule niederließ. Er gab an diesem Tag sein zweites von insgesamt drei Berliner Konzerten und spielte Mendelssohns Lied ohne Worte Nr. 4 aus dem 6. Heft (op. 67 [1842–45]) sowie dessen Fuge f-Moll (Präludien und Fugen op. 32, 5 [1836]), die Rhapsodie hongroise Nr. 6 (1853) von Liszt, drei eigene Stücke (Les Arpèges [Souvenir d’amitié], Saltarello und Invitation à la Polka) sowie zusammen mit Ferdinand Laub und Julius Stahlknecht Beethovens Klaviertrio c-Moll op. 1, Nr. 3 (1793/94). 9] 16. Gustav Nicolai: Der ehemalige Justizbeamte und Schriftsteller Gustav Alexander Nicolai (1795–?; III 781, V 848), zuletzt als freier Journalist tätig, lebte zu dieser Zeit völlig verarmt in Berlin. 17] 18. Salvi: Der Komponist und Gesanglehrer Matteo Salvi (1816–1887; VII 523) bekleidete nicht das im Tgb. genannte Amt. Die sogenannte italienische Saison des Kärntnertortheaters war mit kaiserlichem Entschluß vom 18. VIII. 1859 aus finanziellen Erwägungen ausgesetzt worden. Salvi stand vielmehr einer Truppe vor, die italienische Operngastspiele am Theater an der Wien gab (vom 12. IV. 1859 bis Ende Juni 1860). Erst im Mai 1860 richtete er – vergeblich – ein Gesuch um Spielbewilligung für italienische Opernvorstellungen an der Hofoper. Inzwischen wurde durch Eckerts Rücktritt die Position des Direktors dieser Institution frei, so daß sich Salvi im Oktober 1860 mit Erfolg um seine Nachfolge bewarb. Am 1. II. 1861 trat er sein neues Amt als (bis 1864 interimistischer) Direktor an und hatte es bis 1867 inne (s. hierzu Stefan Koth, Matteo Salvi in Wien, Wien: Freunde der Musik Gaetano Donizettis 1987, S. 48–115). In dieser neuen Position besuchte er Meyerbeer mit demselben Anliegen nochmals und mehrfach im Jahr 1861 (s. Tgb. 6. III. und 9. VI. 1861). Zu den mit der Wiener Aufführung des Pardon de Ploërmel (Dinorah) zusammenhängenden Problemen s. auch Meyerbeer an Louis Brandus vom 18. VIII. 1863 (die Wiener Erstaufführung der Oper fand am 2. II. 1864 statt). 20] Hofkonzert: Das Konzert fand beim Prinzregenten statt vor einem Publikum, das sich aus der Generalität, zahlreichen Offizieren, dem diplomatischen Corps, den Ab-

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geordneten des Landtags sowie den Vertretern Berlins und Potsdams zusammensetzte (insgesamt ca. 1500 Personen). Aufgeführt wurden außer den im Tgb. 15. und 18. II. genannten Stücken Beethovens Ouvertüre zu Egmont op. 84 (1809), Ausschnitte aus Gaspare Spontinis La Vestale (Hymne), Verdis Trovatore und Rossinis Le Comte Ory (Finale). Außer der im Tgb. genannten Jenny Meyer wirkten als Solisten De Ahna, Louise Köster und Theodor Formes sowie Mitglieder des Chors und des Orchesters der Hofoper mit. Ein ausführlicher Bericht erschien in der Berliner Musik-Zeitung Echo (vom 26. II. 1860, 10. Jg., S. 62). 22] wertvoller Taktierstock: Wie aus der Besprechung des Konzerts in der Neuen Berliner Musikzeitung vom 22. II. 1860 (14. Jg., Nr. 8, S. 60) hervorgeht, erhielt Meyerbeer aus der Hand Prinzessin Augustas „einen kostbar verzierten Tactstock“: „Aus Ebenholz gearbeitet, ist er unten mit einem grünen, oben mit einem rothen Edelstein in goldener Fassung geschmückt.“ Es kann sich damit nicht um jenen Dirigentenstab – „in Gold gearbeitet und mit blauen Steinen besetzt“ – ebenfalls aus Meyerbeers Besitz handeln, der 1944 durch Bombenangriff in Hildesheim verlorenging (zum Hintergrund s. den Ausstellungskatalog Giacomo Meyerbeer – Weltbürger der Musik, s. Lit., S. 128). 35] 20. Kapellmeister Lampert: Ernst Lampert (1818–1879; VI 855), seit 1855 Kapellmeister am Herzoglichen Hoftheater zu Coburg und Gotha. 35] Demoiselle Fras[s]ini: Natalie Frassini (eigtl. Natalie Eschborn; 1821–1905, VII 659; seit 21. VIII. 1860 als Frau von Grünhof in morganatischer Ehe Herzog Ernst von Württemberg verbunden). Am 6. XII. 1859, anläßlich des Geburtstags Herzogin Alexandrines (s. übernächsten Stellenkommentar), hatte sie am Herzoglichen Hoftheater in Coburg in der deutschen Erstaufführung von Le Pardon de Ploërmel unter dem Titel Dinorah oder: die Wallfahrt nach Ploermel die Dinorah gesungen. 36] Kapellmeister Bott: der Violinist Jean Joseph Bott (1826–1895; VII 589), seit 1857 Hofkapellmeister in Meiningen (von 1866 bis zu seiner Pensionierung 1878 in gleicher Position in Hannover). 37] der Herzogin: Alexandrine Luise Amalie Friederike Elisabeth Sophie Herzogin von Sachsen-Coburg und Gotha, geborene Prinzessin von Baden (1820–1904; VI 855). 38] englischen Gesandten Murray: Sir Charles Augustus Murray (*22. XI. 1806, † 3. VI. 1895 Paris), seit 1844, als er Legationsrat in Neapel wurde, im diplomatischen Dienst Großbritanniens. Nach Stationen unter anderem in Ägypten (Generalkonsul) war er im Oktober 1859 zum außerordentlichen Gesandten des Königreichs in Dresden akkreditiert worden, wo er bis Juni 1866 blieb.

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2] 21. Fiorentino: Der Musikkritiker (Constitutionnel, Moniteur Universel) Pier Angelo Fiorentino delle Rovere (1806–1864; III 806, V 752), einst ein Gegner Meyerbeers, machte in Paris in dieser Zeit seinen Einfluß zugunsten des Komponisten geltend, wofür er sich honorieren ließ. Die Aufführung des Crociato konnte er allerdings nicht verhindern (s. Kommentar zu Tgb. 8. II. 1860, Bezugstelle: Crociato). 5] Prinzen Friedrich Wilhelm: Friedrich Wilhelm Prinz von Preußen (1831–1888; V 863), seit Januar 1861 Kronprinz von Preußen, Sohn des Prinzregenten, des späteren Königs und Kaisers Wilhelm I. (nach dessen Tod für „99 Tage“ Kaiser Friedrich III.). 8] 22. Das Mädchen von Elizondo … Offenbach: die Opéra comique en un acte Pépito (Text: Léon Battu und Jules Moinaux [eigtl. Joseph Désiré Moinaux]), UA 28. X. 1853, Théâtre des Variétés, Paris, von Jacques Offenbach (1819–1880; V 797), hier in der deutschen Bearbeitung als Operette (1 Akt) von Theodor Gaßmann und Johann Christoph Grünbaum, erstaufgeführt an der Berliner Hofoper am 8. XI. 1859.

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8] Catharina, Tochter des Banditen … Perrot … Pugni … Deldevez: Catarina ou La Fille du bandit, Ballet von Jules Perrot (1810–1892; V 743; Libretto: Perrot; Musik: Cesare Pugni [1802–1870; IV 574]), UA 3. III. 1846, Her Majesty’s Theatre, London. Mit der Musik op. 11 b von Edouard Marie Ernest Deldevez (1817–1897; VII 630) war das Werk erstmals am 24. IX. 1846 an der Opéra in Paris gegeben worden (Erstaufführung an der Berliner Hofoper am 29. III. 1849, hier in einer Bearbeitung des seit 1850 an der Berliner Hofoper wirkenden Ballettmeisters Paul Taglioni und mit einem Arrangement aus beiden mit dem Ballett überlieferten Partituren). 12] 23. Musikdirektor Hermann Wichmann: Der Komponist Hermann Wichmann (1824–1905; III 798, VII 552f.), ein Sohn des mit Meyerbeer befreundeten, im Juni 1859 verstorbenen Berliner Bildhauers Ludwig Wichmann, lebte nach kurzer beruflicher Tätigkeit als Musikdirektor in Bielefeld in dieser Zeit wieder in Berlin. 13] Truhn: Friedrich Hieronymus Truhn (1811–1886; III 664, V 910 f.) war nach vorübergehender beruflicher Tätigkeit in Riga 1858 nach Berlin zurückgekehrt und betätigte sich als Musiklehrer, Komponist (hauptsächlich von Liedern) und Musikkritiker. Er wurde in dieser Zeit mehrfach von Meyerbeer finanziell unterstützt (s. die entsprechenden Einträge im Tgb.). 19] 24. Abschrift des Schillermarsches: Die Abschrift ist nicht überliefert; zum Kontext s. auch Meyerbeer an Louis Brandus vom 11. III. 1860. 20] Tannhäuser: Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg, Große Romantische Oper in drei Akten von Richard Wagner (Text vom Komponisten), UA 19. X. 1845, Hoftheater, Dresden (Erstaufführung an der Berliner Hofoper am 7. I. 1856). Meyerbeer an Ferdinand Hiller vom 24. II. 1860 Zum Adressaten: der Kapellmeister und Komponist Ferdinand Hiller (1811–1885; II 608, V 738), von 1850 (mit einem Intermezzo 1851/52 als Direktor des Pariser Théâtre-Italien) bis zu seiner Pensionierung 1884 Direktor des Konservatoriums in Köln (1845 gegründet als „Rheinische Musikschule“, 1858 umbenannt in „Conservatorium der Musik in Coeln“). Hiller, mit Meyerbeer seit Jahrzehnten gut bekannt, war zugleich Leiter der Konzertgesellschaft und des Konzertchors, in dieser Funktion Dirigent der Gürzenichkonzerte sowie Dirigent und oftmals Leiter des Niederrheinischen Musikfestes. Auch musikschriftstellerisch trat er in dieser Zeit hervor (regelmäßig Beiträge in der Kölnischen Zeitung, zum Teil gesammelt erschienen in Die Musik und das Publicum, Köln 1864, sowie in Aus dem Tonleben unserer Zeit hervorgehoben, 2 Bde., Leipzig: H. Mendelssohn 1868, neue Folge Leipzig: Leuckart 1871). Er stand wie Meyerbeer der sogenannten „Neudeutschen Schule“ reserviert gegenüber. 25] Aktenstück: nicht ermittelt. Es bezieht sich auf Aktivitäten des 1856 gegründeten Mozart-Vereins (s. hierzu zusammenfassend den Kommentar zu Tgb. 11. III. 1856, Bezugstelle: Einladungsschreiben [VII 539] sowie exemplarisch: Die Direktoren des Mozart-Vereins an Leopold III. Fürst zu Lippe-Detmold vom 1. IX. 1856 [VII 123]). 28] Marschner: Heinrich August Marschner (1795–1861; V 970) wirkte bis 1859 als Hofkapellmeister in Hannover. Er war wie Hiller und Meyerbeer Mitglied des Direktoriums des Vereins. 30] Auszeichnung: nicht ermittelbar (nach Auskunft des Historischen Archivs der Stadt Köln befindet sich in den zu Meyerbeers Brief zeitnahen Tagebucheinträgen und Korrespondenzen Hillers in seinem Nachlaß kein Hinweis darauf [ich danke Herrn Rainer Opitz für die Recherche]). 34] meiner Durchreise: am 1. VIII. 1859 (s. Tgb.; VII 460). 35] Frau Gemahlin: Antolka Hiller geborene Hogée (1820–1896; VI 758).

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Meyerbeer an Gemmy Brandus vom 25. II. 1860

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19] Charlotschen Klavierauszug: Schiller-Marsch: marche triomphale composée à l’occasion du festival donné à Paris le 10 Novembre 1859 pour la célébration du 100e anniversaire de la naissance de Schiller / de Giacomo Meyerbeer / Arr. pour le piano / par Charlot, Paris: Brandus & Dufour 1859, Pl.-Nr. B et D 10.225. Der Arrangeur war Joseph Auguste Charlot (1827–1871; VII 680), von 1855 bis 1870 erst Repetitor, dann Gesangdirektor („chef de chant“) an der Opéra Comique. 28] Polonaise: Die Komposition wurde wie folgt publiziert: Struensée, 2e entr’acte, Le Bal et l’arrestation. Polonaise à grand orchestre, Paris: G. Brandus et S. Dufour [1860], Pl.-Nr. der Orchesterpartitur: B et D 10.241; Pl.-Nr. des 1861 erschienenen Klavierauszuges: B et D 10.342. 31] seit 11 Tagen: Die angesprochene (69.) Aufführung war am 15. II. 32] Galathée: Opéra comique von Victor Massé (Text: Jules Barbier und Michel Carré), UA 14. IV. 1852, Opéra Comique, Paris. Das Werk mit Marie Cabel als Interpretin der Titelrolle war am 14. II. (gekoppelt mit Le Diable au moulin und Les Noces de Jeannette) wiederaufgenommen worden (bis 1. IV. insgesamt 15 Aufführungen). Tgb. Februar 1860

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10] 28. Liebigschen Konzert: Karl Liebig (1808–1872; VII 584), Hautboist und Direktor des Musikkorps des Alexander-Regiments (1847 Beförderung zum Stabshautboisten; 1860 Ernennung zum Musikdirektor), seit 1843 in Berlin an wechselnden Orten Veranstalter von Orchesterkonzerten mit Ouvertüren und Symphonien „klassischer“ Meister, aber auch Werken jüngerer Komponisten. Dieses Konzert fand im „Großen Concert-Saal“ (Friedrichstr. 112) statt. 10] Symphonie von André: Es erklang, wie aus der Ankündigung des Konzerts in der Tagespresse hervorgeht, ein Werk des Pianisten und Komponisten Jean Baptiste André (*7. III. 1823 Offenbach, † 9. XII. 1882 Frankfurt/Main), zweitjüngster Sohn des Verlegers und Komponisten Johann Anton André. Außer dieser von Meyerbeer explizit erwähnten Symphonie wurden Werke von Luigi Cherubini (Ouvertüre zu Médée), Wolfgang Amadeus Mozart (Ouvertüre zur Zauberflöte und Symphonie g-Moll KV 550), Joseph Haydn (Symphonie Es-Dur, Hob. I: 22; 1764), Julius Hopfe (Sinfonie a-Moll) und Georg Joseph Vogler (Andante) gespielt. 11] Mendelssohn: Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847; I 685). Meyerbeer an Victoria Prinzessin von Preußen vom 28. II. 1860 Zur Adressatin: Der Brief befindet sich im Nachlaß der Prinzessin, späteren „Kaiserin Friedrich“ (s. Quellenangabe zum Brief). Tgb. Februar 1860

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4] 29. Oratorium Abraham … Blumner: Das Oratorium (op. 8) Martin Traugott Wilhelm Blumners (1827–1901; VI 672), des Vizedirektors der Berliner Singakademie, wurde am 1. III. in der Singakademie uraufgeführt (s. Tgb.). Meyerbeer an Emanuel Freiherr von Korff vom Februar 1860 Zur Datierung: Für den Briefentwurf ergibt sich anhand der überlieferten Lebensdokumente lediglich eine Rahmendatierung. Blanca war mit ihrer Familie im Sommer 1859 in Baden-Baden (s. den Hinweis auf die seitdem verstrichenen Monate, während derer Blanca und ihr Sohn in Berlin wohnten, der Adressat jedoch in Landsberg lebte). Meyerbeers zurückliegender Aufenthalt in Dresden, wo ihn Korffs Brief erreicht hatte,

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war am 14. I. 1860 abgeschlossen, der im Brief erwähnte Berlinbesuch Korffs ereignete sich Mitte Februar (s. Tgb. 13. II. 1860). Im Juni 1860 verließ Korff Landsberg und siedelte nach Berlin über (s. Tgb. 4. VI. 1860). Tgb. März 1860

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30] 1. an Vasco: Nach Abschluß des Pardon de Ploërmel und Leitung seiner Einstudierungen in Paris, London, Stuttgart und zuletzt Dresden (Rückreise von dort am 15. I. 1860) nahm Meyerbeer an diesem Tag erstmals wieder das seit 1852/53 (s. Kommentar zu Tgb. 16. I. 1853; VI 649) als „Vasco de Gama“ bezeichnete Projekt auf (postum uraufgeführt unter dem erst nach Meyerbeers Tod festgelegten Titel L’Africaine, wie das Werk in der ersten, 1837 beginnenden Planungsphase hieß), das er im September 1858 zugunsten der Vollendung und Inszenierung seiner Opéra comique beiseite gelegt hatte. Meyerbeer wandte sich in diesem Jahr – obwohl er, von einer einzigen größeren Unterbrechung abgesehen (s. Tgb. 20. XII. 1860), daran über längere Strecken kontinuierlich gearbeitet hatte – intensiv jedoch nur einzelnen Nummern zu: dem Duo Vasco/Pédro „Vous croyez?“, dem Chor „Soleil qui sur nous“, Vascos Arie „O doux climat“ sowie am Jahreswechsel 1860/61 der Cavatine Yorikos (=Néluskos) „L’avoir tant adorée“. Auch 1861 kam er eher schleppend voran und erhielt erst neue Impulse, als er nach dem Tod seines Textdichters Eugène Scribe (am 20. II. 1861; zu Meyerbeers Reaktion s. Tgb. 21. II.) sich der Mithilfe der Schauspieldichterin Charlotte BirchPfeiffer versicherte (s. Tgb. 30. III. 1861), die er schon als Mitarbeiterin für Le Pardon de Ploërmel in Anspruch genommen hatte. In der zweiten Jahreshälfte 1861 brachten Gelegenheitskompositionen und Krankheit eine neue mehrmonatige Unterbrechung (s. Tgb. 13. I. 1862). Erst danach stand die Arbeit an dieser Oper wieder im Vordergrund. Während die Kopisten in seiner Pariser Wohnung in der rue de Montaigne unter seiner Aufsicht die Stimmen anfertigten, setzte eine zunächst als harmlos angesehene Erkrankung, die sich in den letzten Tagen des April 1864 bemerkbar machte, Meyerbeers Leben am 2. V. ein Ende (zu Details der Entstehungsgeschichte s. John Howell Roberts, The Genesis of Meyerbeer’s „L’Africaine“, Ph. Diss. University of California, Berkeley 1977). 36] 2. La jolie fille de Gand … Adam: die Ballet-pantomime La Jolie fille de Gand von Albert (eigtl. François Decombe) (Libretto: Jules Henri Vernoy Marquis de SaintGeorges und Albert, Musik: Adolphe Charles Adam [1803–1856; II 599, V 741]), UA 22. VI. 1842, Opéra, Paris (Erstaufführung an der Berliner Hofoper unter dem Titel Das hübsche Mädchen von Gent am 6. XII. 1849).

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4] 3. Domchor-Konzert: Unter der musikalischen Leitung Rudolf von Hertzbergs erklangen vom Domchor außer der erwähnten Lamentation Motetten von Andreas Hammerschmidt, Johann Sebastian Bach und Heinrich Schütz, ein Choral von Johann Eccard, eine Komposition von Händel sowie Mendelssohns Volkslied „Es ist bestimmt in Gottes Rath“. 4] Lamentation … Melchior Frank: Welche Komposition von Melchior Franck (*um 1580 Zittau, † 1. VI. 1639 Coburg) Meyerbeer meinte – der Domchor sang laut Konzertankündigung und -besprechungen in der Presse mehrere Lamentationen Francks –, läßt sich nicht ermitteln. 5] Scenario von Mignon von Carré u. Barbier: Meyerbeer veranlaßte die Schauspieldichter und Librettisten Jules Barbier (1825–1901; V 992) und Michel Florentin Carré (1822–1872; V 881), Textautoren seiner Opéra comique Le Pardon de Ploërmel, zur Ausarbeitung des Entwurfs und ließ das Libretto, wie indirekt aus seinem Tgb. hervorgeht, dann noch einmal überarbeiten. Nachdem die Autoren verbindliche Zusagen über den Abschluß der Vertonung wünschten, schickte Meyerbeer das Textbuch zurück (zum Vorgang s. unter anderem Tgb. und Meyerbeer an Michel Carré vom 6. I.

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1861, Tgb. 13. I., schließlich Meyerbeer an Michel Carré vom 26. I. 1861). Nachdem das Libretto vergeblich auch Charles Gounod und Ernest Reyer angeboten worden war, wurde es schließlich von Ambroise Thomas vertont (UA 17. XI. 1866, Opéra Comique, Paris; zur Entstehung s. den Werkartikel in Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters, s. Lit., Bd. 6, S. 284 ff.). 7] 4. Cornelie: Meyerbeers jüngste Tochter Cornelie Agathe (1842–1922; II 9, V 755). Sie hatte sich während Meyerbeers monatelanger Abwesenheit von Berlin – anläßlich der Einstudierung des Pardon de Ploërmel in Paris – am 24. XII. 1858 in Berlin evangelisch taufen und am 27. III. 1859 konfirmieren lassen (der originale „ConfirmationsSchein“ befindet sich heute in der Hans-und-Luise-Richter-Stiftung der Stiftung Stadtmuseum Berlin [RS 2000/91 Q]). Meyerbeer erwähnt den Konfessionswechsel in seinen Lebensdokumenten an keiner Stelle. Den 1851 erfolgten Übertritt seiner Tochter Blanca zum katholischen Glauben hatte er am 5. VII. 1851 einer österreichischen Zeitung entnommen (s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 5. VII. bzw. Tgb. 13. VIII. 1851: V 397, 413 und 915). Meyerbeer an Ignaz Franz Castelli vom 4. III. 1860

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Zum Adressaten: Der seit 1841 pensionierte Wiener Hoftheaterdichter und Bibliothekar Ignaz Franz Castelli (1781–1862; I 604, V 806) war ein langjähriger Freund Meyerbeers, einer der wenigen Menschen, mit denen er sich duzte. Castelli wurde nachweislich der Lexika am 6. III. 1781 geboren. Wie es dazu kam, daß Meyerbeer ihm bereits in diesem Jahr zu seinem 80. Geburtstag gratulierte, wurde nicht ermittelt. In seinen 1861 erschienenen Memoiren schreibt er klar und deutlich: „Ich wurde am 6. März 1781 und 1 ½ Uhr Nachmittags in Wien […] geboren.“ (s. Memoiren meines Lebens, Gefundenes und Empfundenes, Erlebtes und Erstrebtes, Wien, Prag: Kober & Markgraf 1861, 2 Bde., Bd. 1, S. 3). 7] Meine Frau und Töchter: Minna Meyerbeer geborene Mosson (1804–1886; V 742), Blanca Freifrau von Korff (1830–1896; II 589, V 755), Cäcilie (1837–1931; II 9, V 755) und Cornelie (s. Kommentar zu Tgb. 4. III. 1860). Tgb. März 1860 11] 5. Herrn v. Hülsen: Botho von Hülsen (1815–1886; V 902), seit 1. VI. 1851 Generalintendant der Königlichen Schauspiele. 16] 6. Generalintendanten v. Küstner: der ehemalige Berliner Theatergeneralintendant Karl Theodor von Küstner (1784–1864; V 745). 19] 7. Decker: der Berliner Oberhofbuchdrucker Rudolf Ludwig von Decker (1804–1877; V 857) und seine Frau Pauline geborene Schätzel (1811–1882; V 857), bis zu ihrer Heirat 1832 eine gefeierte Sängerin der Berliner Hofoper. 19] Fürsten Radziwill: Wilhelm Friedrich Paul Fürst Radziwill (*19. III. 1797 Berlin, † 5. VIII. 1870 Berlin), General, seit Juni 1859 Militärgouverneur der Provinz Brandenburg. Am 1. VII. 1860 wurde er Generalinspekteur des preußischen Ingenieursund Pionierkorps sowie 1. Generalsekretär der Festungen (bis 1866, als er nach schwerer Erkrankung in den Ruhestand trat). Die Soirée fand im Palais Radziwill (Wilhelmstr. 77) statt, von 1795 bis 1875 Berliner Sitz der fürstlichen Familie. 21] Vogel-Cantate … Madame Kinkel: Vogel-Cantate von Johanna Kinkel geborene Mockel, in 1. Ehe verheiratete Mathieux (1810–1858; VI 848), ein musikalischer Scherz für 5 Singstimmen mit Pianoforte („Hier sitz ich armer Kuckuck“; Text von der Komponistin, op. 1, Berlin: Trautwein, uraufgeführt 1838). 24] 8. Hofkonzert: Das Programm des von Prinzessin Augusta und Prinzregent Wilhelm veranstalteten, von Meyerbeer dirigierten Hofkonzerts im Palais des Prinzregen-

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ten setzte sich aus einer großen Szene aus Meyerbeers Il crociato in Egitto sowie Terzetten aus Lucrezia Borgia und Ernani zusammen. Die Interpreten waren Cäcilie Sämann de Paéz, Theodor Formes und Heinrich Salomon. Meyerbeer an Franz Liszt vom 9. III. 1860 Zum Adressaten: s. Tgb. Januar bis 7. Februar 1860 sowie Meyerbeer an Franz Liszt vom 4. II. 1860. Meyerbeer an Heinrich Proch vom 9. III. 1860 Poststempel: a) Berlin 9. III., b) Wien 11. III. Zum Adressaten: Heinrich Proch (1809–1878; IV 552), von 1840 bis 1870 Kapellmeister an der Wiener Hofoper.

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Tgb. März 1860 16] 10. Henri Blaze: Der Musikschriftsteller Ange Henri Blaze de Bury (1813–1888; III 656) arbeitete mit Meyerbeer in dieser Zeit an dem gemeinsamen Projekt La Jeunesse de Goethe (s. Kommentar zu Tgb. 17. VI. 1859, Bezugstelle: Szene [VII 727]). Meyerbeer nahm es am 31. VII. 1860 in Angriff und schloß die Partitur offensichtlich weitestgehend ab, ohne die Musik bis zu seinem Tod zur Aufführung bringen zu können (s. Tgb. 31. VII. und 29. VIII. 1860, Meyerbeer an Henri Blaze de Bury vom 2. IX. 1860, Tgb. 4. IX. 1860, Meyerbeer an Henri Blaze de Bury vom 13. X. 1860 und Kommentar, Tgb. 14. X. bis 19. XII. 1860, Meyerbeer an Henri Blaze de Bury vom 28. I. 1861, Tgb. 30. IX. 1861, 11. II., 1.–9. V., 4. VIII. bis 9. IX. sowie 13. XII. 1862 und passim). In Meyerbeer an Henri Blaze de Bury vom 28. I. 1861 ist die seit 1945 verschollene Musik (s. ebenfalls Kommentar zu Tgb. 17. VI. 1859, VII 727) eingehend beschrieben. 18] 11. Sängerin Wilhelmine Schröder-Devrient: Die legendäre Sängerin Wilhelmine von Bock geborene Schröder (in erster Ehe verheiratete Devrient, in zweiter von Döhring; 1804–1860; II 598, V 962) war am 26. I. nach schwerer Krankheit in Coburg gestorben. Die Valentine hatte sie mit großem Erfolg erstmals anläßlich der Dresdener Ersteinstudierung der Huguenots am 23. III. 1838 gesungen, bei der Meyerbeer zugegen war (s. Meyerbeer an Minna Meyerbeer vom 26. III. 1838; III 111). 20] Grablied von Arndt: „Geht nun hin und grabt mein Grab“ von Ernst Moritz Arndt (1769–1860; V 824); Textzeugnisse der Komposition sind nicht überliefert. Meyerbeer hatte bereits Arndts Des Teutschen Vaterland für vier Männerstimmen vertont (UA am 15. IV. 1814 in einem Wohltätigkeitskonzert im Königlichen Schauspielhaus in Berlin [I 234]). Arndt war am 19. I. in Bonn verstorben.

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Meyerbeer an Louis Brandus vom 11. III. 1860 Zum Adressaten: Meyerbeers ehemaliger Pariser Verleger Louis Brandus (1816–1887; IV 14, 512, V 740). Er nahm in dieser Zeit, in der sich Meyerbeer bis zum Herbst 1863 lediglich ein einziges Mal in Paris aufhielt (vom 30. VIII. bis 9. IX. 1860; s. Tgb.), die Rolle eines Pariser Mittelsmannes und Vertrauten im Umgang mit Künstlern und Institutionen ein. 1] Songe d’une nuit d’èté: Le Songe d’une nuit d’été, Opéra comique en trois actes von Thomas (Text: Joseph Bernard Rosier und Adolphe de Leuven), UA 20. IV. 1850, Opéra Comique, Paris. Aufführungen des Werks hatten in dieser Zeit am 5. und 18. I. stattgefunden. 1] Montrose: Eugénie Monrose (1836–?; VII 702) hatte in dieser Oper am 22. IX. 1859 als Elisabeth an der Opéra Comique debütiert.

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2] Montaubry: Der Tenor Achille Félix Montaubry (1826–1898; VII 697) wirkte seit 1858 an der Opéra Comique. In Le Songe d’une nuit d’été sang er den Shakespeare. 8] nicht Wort gehalten: Roqueplan hatte Galathée erstmals am 14. II. auf das Programm gesetzt und die Oper bis zum 11. III. sechsmal gegeben (am 16., 22., 24. und 28. II. sowie am 1. und 5. III.). Le Pardon de Ploërmel war bis zum 22. I. dreimal wöchentlich, danach, bis zum 15. II., zweimal wöchentlich aufgeführt worden. Diese Serie brach dann tatsächlich ab (mit Ausnahme der Zeit zwischen 21. und 28. III.). Dies hing nur teilweise mit der häufigen Wiederaufnahme von Galathée zusammen. Ebenso entscheidend war der Erfolg von Thomas’ neuer Oper Le Roman d’Elvire (UA 4. II. 1860), die Meyerbeer überhaupt nicht erwähnt. Unter den Repertoirewerken – insofern entsteht durch Meyerbeers Klage ein „schiefes“ Bild – war Le Pardon de Ploërmel auf dem Spielplan nach wie vor überdurchschnittlich präsent (nach Abfassung vorliegenden Briefes gab es noch fünf Vorstellungen allein bis zum 15. IV. [75. Aufführung]), auch nachdem Faure seinen Urlaub genommen hatte und wiederum Troy die Partie des Hoël sang (s. in diesem Zusammenhang den Kommentar zu Tgb. Januar bis 7. Februar 1860, Bezugstellen: Faure und Troy). – Meyerbeers Eindruck, Roqueplan distanziere sich von ihm, war nicht unbegründet: Roqueplan schloß sich in dieser Zeit dem 1859 erneut nach Paris übergesiedelten Richard Wagner an, an dessen „Mittwochgesellschaften“ er regelmäßig teilnahm (s. Gerald D. Turbow, Art and Politics: Wagnerism in France, in: Wagnerism in European Culture and Politics, hrsg. v. David C. Large und William Weber, Itahaca, London: Cornell University Press 1984, S. 134–166:146). 12] Mme Cabel: die belgische Sopranistin Marie Josèphe Cabel geborene Dreulette (1827–1885; V 921), Uraufführungsinterpretin der Dinorah in Le Pardon de Ploërmel am 4. IV. 1859. 19] Carvalho: Léon Carvalho (eigtl.Carvaille; 1825–1897; VII 625f.), seit 20. II. 1856 Leiter des Théâtre Lyrique. Am 27. III. 1860 gab er wegen Überschuldung die Direktion ab, trat sie jedoch erneut am 27. X. 1862 an (endgültiger Bankrott am 4. V. 1868). 27] Ihr Herr Bruder: Gemmy Brandus. 27] Smith: Der Theaterunternehmer Edward Tyrrell Smith (*26. IV. 1804 London, † 26. XI. 1877 London) war von 1852 bis 1863 Pächter des Drury Lane Theatre, wo er in Konkurrenz zu Frederick Gyes Royal Italian Opera an Covent Garden seit 1858 eine italienische Opernsaison veranstaltete, die er als „Italian Opera for the People“ ankündigte und für die er von Beginn an Stars wie Fanny Persiani und Pauline Viardot verpflichtet hatte. 1860 bis 1862 übernahm Smith mit James Henry Mapleson als Manager, ohne sein Konzept zu ändern, das Her Majesty’s Theatre und war wiederum sehr erfolgreich. – Cabel wurde von ihm allerdings nicht verpflichtet, so daß Meyerbeers Überlegungen gegenstandslos waren. 37] Aujac: Leopold Aujac (Lebensdaten nicht ermittelt), von 1850 bis 1864 zweiter Tenor am Théâtre de la Monnaie in Brüssel. Dort hatte er am 23. XII. 1859 als Corentin bei der belgischen Erstaufführung von Le Pardon de Ploërmel mitgewirkt. 37] Jourdan: der Tenor Pierre Victor Jourdan (1823–1879; V 978, VI 660), an der Opéra Comique nach Sainte-Foy (s. nächstfolgenden Stellenkommentar) die Zweitbesetzung der Partie des Corentin (s. Tgb. 18. VII. 1859; VII 455). 37] St Foy: der Tenor Sainte-Foy (eigtl. Charles Louis Pubereaux; 1817–1877; VI 667), seit 1840 im Ensemble der Opéra Comique, Uraufführungsinterpret des Corentin. 40] Gye: Frederick Gye (1810–1878; V 786, VI 679 f.), Direktor der Royal Italian Opera at Covent Garden in London. An seinem Haus war am 26. VII. 1859 erstmals in London Meyerbeers Le Pardon de Ploërmel (in italienischer Sprache unter dem Titel Dinorah) aufgeführt worden.

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40] Boosey: John Boosey (1831–1893; VII 704), seit 1853 Mitinhaber des Londoner Musikverlages Boosey & sons.

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6] Harrison: William Harrison (*15. VI. 1813 London, † 9. XI. 1868 London), ehemals Sänger, seit 1858 zusammen mit der Sopranistin Louisa Pyne Eigentümer der Pyne-Harrison Company, die bis März 1864, als das Paar sich trennte, mit Alfred Mellon als musikalischem Leiter das Covent Garden Theatre im Wechsel mit Gyes Royal Italian Opera bespielte (der Eintrag bezieht sich auf die Spielzeit vom 3. X. 1859 bis 28. III. 1860; Dinorah war das mit insgesamt 46 Aufführungen deutlich am meisten gespielte Werk der Saison). 6] die Königin: Königin Victoria I. 9] Colonel Phips: Sir Charles Beaumont Phipps (*27. XII. 1801 Mulgrave Castle/ Yorkshire, † 24. II. 1866 London), Privatsekretär Königin Victorias I., seit 1849 Verwalter der königlichen Privatschatulle, seit 1851 im militärischen Rang eines Colonel. 11] Lord Bloomfield: John Arthur Douglas Lord Bloomfield (1802–1879; V 911), von 1851 bis 1860 britischer außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister in Preußen, von 1861 bis 1871 in Wien. 14] Ich hatte nämlich: s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 24. II. 1860. 19] Davison: der englische Musikkritiker (The Musical World, The Times, Musical Magazine) James William Davison (1813–1885; IV 587), neben Henry Fothergill Chorley der seinerzeit einflußreichste englische Musikkritiker. Meyerbeer kannte ihn seit 1845. 20] Willert Beale: Thomas Willert Beale (*1828 London, † 1894), einziger Sohn des Musikverlegers Thomas Frederick Beale, Mitinhaber des Londoner Verlags J. B. Cramer & Co., Ltd. (s. V 739). Willert entfaltete nach seiner Ausbildung zum Pianisten und Komponisten berufliche Aktivitäten als Konzert- und Opernmanager und wurde auch schriftstellerisch tätig (unter anderem The Enterprising Impresario, Bradbury: Evans & Co 1867). Meyerbeer traf ihn anläßlich der Industrieausstellung in London (s. Tk. 1. u. 10. V. 1862). 27] Ihrer Frau Gemahlin: Amélie Brandus geborene Bacher (1810–1898; VI 679). Tgb. März 1860 33] 12. Victoria-Theater: Das in der Münzstr. gelegene Theater war am 21. XII. 1859 worden. Künstlerischen und wirtschaftlichen Erfolg hatte es in dieser Zeit durch das Engagement einer hochkarätigen italienischen Operntruppe (s. nächstfolgenden Eintrag). 34] Mademoiselle Abbadia: Luigia Abbadia (*1821 Genua, † I. 1896 Rom) gastierte als Mezzosopranistin der Truppe Achille Lorinis, die vom 4. I. bis 1. IV. 1860 am Victoria-Theater engagiert war. 35] 13. Flick u. Flock … Hertel: Flick und Flock’s Abenteuer, komisches Zauberballett in drei Akten und sechs Bildern von Taglioni (Libretto: Taglioni, Musik: Peter Ludwig Hertel [1817–1899; VII 612]).

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7] 16. auf Befehl des Kaisers: Nach Darstellung Wagners in seinen Briefen an Richard Lindau sowie an Albert Niemann vom 12. III. 1860 (s. Richard Wagner. Sämtliche Briefe, Bd. 12, hrsg. v. Martin Dürrer unter redaktioneller Mitarbeit von Isabel Kraft, Wiesbaden [etc.] 2001, S. 88 ff.) geschah dies am 11. III. 1860. Woher Meyerbeer diese Information bezogen hatte, die Wagner nach seiner Darstellung (in: Richard Wagner, Mein Leben, hier zitiert nach der Ausgabe hrsg. und kommentiert v. Martin GregorDellin, München 1976, 21977, S. 624) am Morgen des 12. III. von Paul Graf von Hatzfeld-Wildenburg, einem Attaché der preußischen Pariser Gesandtschaft, überbracht

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worden war, konnte nicht ermittelt werden. Der Befehl Kaiser Napoléons III. (eigtl. Charles Louis Napoléon Bonaparte; 1808–1873; V 801) erfolgte nach Darstellung von Pauline Fürstin Metternich, Gattin des am 14. XII. 1859 akkreditierten österreichischen Gesandten in Paris, auf ihre dem Kaiser im Rahmen eines Hofballs am selben Tag persönlich vorgetragene Bitte hin (s. Pauline Metternich, Erinnerungen, hrsg. v. Lorenz Mikoletzky, Wien: Ueberreuter 1988, S. 106 f.). Wagners Tannhäuser wurde in französischer Sprache und neuer Fassung erstmals am 13. III. 1861 an der Opéra aufgeführt (zu Meyerbeers Reaktion auf den hierbei entfachten Theaterskandal s. Tgb. 15. III. 1861). W. F. Seidel an Meyerbeer vom 17. III. 1860 Zum Adressaten: W. F. Seidel (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt). Er hatte sich bereits im Juli 1854 ebenfalls mit einem Opernmanuskript an Meyerbeer gewandt (s. Tgb. 13. VII. 1854, VI 350 [Meyerbeer trug ihn als „Seidl“ ein]).

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23] Herrn Bruders … Paria: Trauerspiel (1 Akt) von Michael Beer (1800–1833; I 39, V 768), UA 22. XII. 1823, Königliches Schauspielhaus, Berlin. Über die Bearbeitung wurde nichts ermittelt. 1] Mathies: ein Schuhmacher (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt), bei dem Seidel zur Untermiete wohnte. Tgb. März 1860 10] 18. Die Vestalin … Spontini: La Vestale, Tragédie-lyrique en trois actes von Gaspare Luigi Pacifico Spontini (1774–1851; II 588) (Text: Victor-Joseph Étienne de Jouy), UA 15. XII. 1807, Opéra, Paris, hier in der deutschen Übertragung von Alexander Herklotz (Berliner Erstaufführung 1811). 11] 19. Bitteres Wort: Roqueplans Artikel war in Le Figaro vom 13. III. 1860 (7. Jg., Nr. 530, S. 6) erschienen und hat folgenden Wortlaut: „A propos de théâtre, on prête un joli mot de plus à M. Nestor Roqueplan. [/] M. Meyerbeer, dit-on, se plaignait de ce que le spirituel directeur semblait se refroidir beaucoup à son égard. le Pardon de Ploërmel était négligé; on ne jouait plus assez souvent. [/] M. Roqueplan aurait répondu d’une voix sombre: [/] – Soyez tranquille: je la jouerai toujours, votre pièce! je la jouerai continuellement, impitoyablement jusqu’à ce qu’il n’y ait plus dans la salle qu’un unique spectateur. – moi!“ Meyerbeer an Louis Brandus vom 19. III. 1860 18] previous letter: Meyerbeer an Louis Brandus vom 11. III. 1860. 18] Herr Le Roy: Wie aus dem Kontext und aus oben genanntem Brief hervorgeht, ist Roqueplan gemeint. 20] the inclosed article: s. Kommentar zu Tgb. 19. III. 1860 (der Artikel ist abgedruckt in: The Century Library of Music [s. Quellenangabe zum Brief], S. 82). 24] Marchisio sisters: Gemeint sind die Sängerinnen Marchisio: die Kontraltistin Barbara (*6. XII. 1833 Turin, † 19. IV. 1919 Mira/bei Venedig) und die Sopranistin Carlotta (*8. XII. 1835 Turin, † 28. VI. 1872 Mira/bei Venedig). Sie initiierten in dieser Zeit ihre internationale Karriere, nachdem sie zunächst in ihrer Heimatstadt Turin als Konzertsängerinnen, sodann auf der Opernbühne Sensation erregt hatten (Barbara hatte 1856 in Vicenza als Adalgisa, Carlotta im selben Jahr in Madrid mit der Titelrolle in Vincenzo Bellinis Norma debütiert). Besonderen Beifall erregten die Schwestern beim Auftreten im Duett zunächst auf allen bedeutenden Theatern Italiens (erstmals 1858 in Turin in Gioachino Rossinis Mathilde di Shabran, Guillaume Tell und Semiramide). Ihr Repertoire umfaßte die Opern vor allem Rossinis, Donizettis, Verdis

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und auch Meyerbeers. An der Pariser Opéra debütierten sie anläßlich der Erstaufführung von Rossinis Semiramide am 9. VII. 1860 (in französischer Übersetzung von Joseph Méry und Bearbeitung von Rossinis Freund, dem in Paris lebenden Michele Enrico Francesco Vincenzo Carafa de Colobrano); zu Meyerbeers Beurteilung der Sängerinnen s. Tgb. 31. VIII. 1860. Die im Brief erwähnte Aufführung in London fand nicht statt (dort traten sie erstmals 1862 an Her Majesty’s Theatre gemeinsam in Semiramide auf; Carlotta wirkte darüber hinaus als Isabelle in Robert le diable). Meyerbeer hörte die Schwestern noch mehrere Male im Oktober 1861 in Berlin und beteiligte sie auch an einem Hofkonzert (s. die entsprechenden Hinweise in Meyerbeers Tgb. und Briefen aus diesem Monat). Meyerbeer an Henri Blaze de Bury vom 20. III. 1860

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8] votre aimable lettre: s. Tgb. 10. III. 1860. 12] Madame de Bury: Pauline Rose Baronne Blaze de Bury (Lebensdaten nicht ermittelt; VI 783), Blaze de Burys Gattin. 13] Jetta: Yetta Baronne Blaze de Bury (?–1902; VII 722), Blaze de Burys Tochter. 15] lettres posthumes de M. de Humboldt à M. Varnhagen: Die Briefe Friedrich Heinrich Alexander von Humboldts (1769–1859; II 602, V 738f.) an den Schriftsteller Karl August Varnhagen von Ense (1785–1858; III 711) waren nach Varnhagens Tod am 10. X. 1858 in den Besitz seiner Nichte Ludmilla Assing, der Verwalterin seines literarischen Nachlasses, gelangt. Assing veröffentlichte sie bald nach Humboldts Tod (6. V. 1859) unter dem Titel Briefe von Alexander von Humboldt an Varnhagen von Ense aus den Jahren 1827 bis 1858. Nebst Auszügen aus Varnhagen’s Tagebüchern und Briefen von Varnhagen und Andern an Humboldt, hrsg. von Ludmilla Assing, Leipzig: F. A. Brockhaus 1860. Die Publikation löste ein breites Presseecho aus (s. nächstfolgenden Stellenkommentar). Für die Ausgabe war dies nur verkaufsfördernd: Innerhalb von acht Wochen erschienen fünf Auflagen (zur Herausgeberin s. den Stellenkommentar weiter unten). 22] une lettre: Dieser Vorgang war an die Presse lanciert worden und wurde zum Beispiel von der Königlich privilegirten Berlinischen Zeitung vom 7. III. 1860 (Nr. 57, S. 2) wie folgt mitgeteilt: Hedemann habe in einem „letztwilligen Schreiben“ Humboldts die Bitte vermittelt bekommen, dafür Sorge zu tragen, daß die Veröffentlichung der vertrauten Briefe unterbleibe, und daraufhin folgendes verbreitet: „Als letzter Wille, als Wunsch und Bitte Alexanders von Humboldt ist dem Unterzeichneten, seinem Neffen, ein an ihn persönlich gerichtetes versiegeltes Schreiben des Dahingeschiedenen nach dessen Tode eingehändigt worden, welches die Aufschrift führt: ‚Bitte um Verwahrung (Protestation) gegen Veröffentlichung vertrauter Briefe,’ und welches beim Eintreten von Versuchen zu solchen Veröffentlichungen zur weiteren Kenntniß der den Todten schützenden Zeitgenossen gebracht werden sollte. Auch in Betreff der Wiederholung seiner Jugendschriften wünscht der Abgeschiedene ausdrücklich, daß sein Mißfallen daran auf das bestimmteste ausgesprochen werde. Er sagt: ‚Ich habe gegen die unerfreulichen Compilationen mich schon im Eingang meiner Kleinen Schriften Thl. 1 erklärt, ja die Kleinen Schriften sind aus solcher Besorgniß entstanden.’ Rücksichten im Sinn des Hingeschiedenen lassen es bis heute nicht nöthig erscheinen, das Schreiben der Oeffentlichkeit zu übergeben. Es scheint mir zu genügen, wenn ich die Zeitgenossen hierdurch von seinem Willen in Kenntniß setze, und sie um wohlwollende Berücksichtigung des billigen Wunsches ersuche. Schloß Tegel, 26. Mai 1859. v. Hedemann, General der Kavallerie a.D.“ Demnach habe Hedemann dieses Schreiben auch an den Leipziger Verlag Brockhaus geschickt und am 10. VI. 1859 die Zusage erhalten, daß man den Wunsch des Verstorbenen respektieren werde. In Auseinandersetzung mit Assings Vorwort, in dem die Publikation mit einem Zitat aus einem Brief

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Humboldts an Varnhagen von 1841 gerechtfertigt wird, wird sodann die Position vertreten, mit Humboldts späterem Brief an Hedemann seien alle früheren Verfügungen außer Kraft gesetzt worden. Hierauf wird Humboldts Brief wie folgt zitiert: „,Für meinen baldigen Todesfall habe ich, theurer Freund, noch eine literarische Bitte an Dich zu richten. Es existiren außer den vielen älteren Briefen, auf der Reise an Freunde gerichtet, seitdem ich (1827) wieder in Berlin einheimisch geworden bin, jährlich 2000 Briefe von meiner Hand im Publikum. Mit diesen Briefen wird jetzt schon Handel getrieben; nach meinem Tode werden einzelne gedruckt, ja auch unter dem Vorwande von Lebensbeschreibungen gedruckt, ja auch angekündigt werden. …’ Nachdem Alex[ander] v. Humboldt 1) einer beabsichtigten Sammlung seiner ‚ältesten gedruckten Aufsätze von 1789 an’ und 2) einer zusammengebrachten Sammlung ‚vertraulicher Briefe’ erwähnt hat, sagt er: ‚Den zweiten Punkt betreffend, wäre es gut, in einer Zeitung (wenn etwas von Briefen angekündigt würde) wieder abdrucken zu lassen, was ich heute an . . . . . da er mich am 14. September mit .. . . . . einer Schrift überraschen wollte, in der meine Privat-Correspondenz benutzt ist, schreibe: ‚Ich bin weit davon entfernt, es mit Ihnen ein Mißgeschick zu nennen, daß die mir jetzt von Ew. Wohlgeb vorgelegten schon gedruckten Bogen ...... mich nicht an meinem Geburtsfeste haben überraschen können. Die Erscheinung würde mir überaus unangenehm gewesen sein, wie jeder Druck von Briefen, die ich nicht selbst zum Druck bestimmt habe, und die mir vor dem Erscheinen nicht vorgelegt worden sind. Ich bestreite das vermeintliche Eigenthumsrecht selbst derer, an die vertraute Briefe gerichtet sind, noch weit mehr aber das Recht der Veröffentlichung von Seiten derer, in deren Hände Briefe zufällig, oder durch Geschenk, oder durch Kauf gekommen sind; ja ich habe auch Anstalt getroffen, daß nach meinem Tode von meinen Verwandten in öffentlichen Blättern auf das bestimmteste gegen einen solchen sehr unzarten Mißbrauch protestirt werde. .. . . . . Al. H u m b o l d t , Berlin d. 23. Sept. 1856’“. 23] Général Hédémann: August Georg Friedrich Magnus von Hedemann (1785–1859; V 988), am 17. XII. 1859 verstorben, war nicht Humboldts Neffe, sondern Gatte einer Nichte Alexander von Humboldts, der 1856 verstorbenen Adelheid von Hedemann. 31] Ludmilla Assing: Rosa Ludmilla Assing (*22. II. 1821 Hamburg, † 25. III. 1880 Florenz), Tochter des Arztes David Assur (nach seinem Übertritt zum Protestantismus Assing) und der Schriftstellerin Rosa Maria Assing geborene Varnhagen, führte nach dem Tod ihrer Eltern seit 1842 ihrem Onkel Karl August Varnhagen von Ense den Haushalt und gründete mit ihm ihren Berliner Salon, der in seiner liberal-demokratischen Ausrichtung in den 1840er Jahren ein Zentrum unter anderem des Jungen Deutschland war. – Assings Briefausgabe war äußerst brisant, da Humboldt in seiner Stellung als Kammerherr und auch persönlichen Beziehung zum engsten Kreis des preußischen Königs gehörte, sich in den privaten Mitteilungen an seinen Freund Varnhagen jedoch – so wie er es in den Briefen an Meyerbeer auch tat – vielfach spöttisch gab und kritisch gegenüber dem Hof, den führenden Persönlichkeiten des Berliner öffentlichen Lebens sowie den politischen Verhältnissen. Juristische Konsequenz hatte für Assing nicht diese Publikation, sondern die Veröffentlichung von Varnhagens Tagebüchern aus dem Jahr 1848 (die auf 14 Bde. angelegte Ausgabe erschien seit Okt. 1861 im Verlag Brockhaus in Leipzig; 1863 brach Brockhaus unter dem Druck der strafrechtlichen Situation die Herausgabe nach Erscheinen des 6. Bandes ab). Assing erhielt im Mai 1862 in dieser Angelegenheit eine gerichtliche Vorladung, der sie sich ebenso entzog (im April 1862 hatte sie sich endgültig in Florenz niedergelassen) wie der Strafverfolgung (im August 1862 wurde sie in Abwesenheit zu acht Monaten Haft verurteilt, im Februar 1864 wegen Majestätsbeleidigung zu zwei Jahren Gefängnis). 36] Ce morceau: Der Zeitungsausschnitt ist nicht mit dem Brief überliefert. Es handelt sich um folgenden, unter anderem in der Königlich privilegirten Berlinischen Zeitung

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vom 13. III. 1860 (Nr. 62, Dritte Beilage, S. 1 f.) eingerückten öffentlichen Brief Assings, der aufgrund der Tatsache, daß er dem Brief beigefügt war, und des Ranges, den ihm Meyerbeer zumißt, hier vollständig wiedergegeben wird: „Herr Redakteur! [im Original Absatz] Ich ersuche Sie um die Freundlichkeit, nachfolgender Erklärung einen Raum in Ihrem geschätzten Blatte gönnen zu wollen. [im Original Absatz] Wenn es durchaus nicht mein Beruf sein kann, mich zu irgend einer Entgegnung auf die Urtheile herbeizulassen, welche gewisse Blätter über die von mir bewirkte Herausgabe des Humboldt-Varnhagen’schen Briefwechsels zu fällen sich veranlaßt sahen, so fühle ich mich dagegen zu einer thatsächlichen Antwort auf die jetzt von Seiten des verstorbenen Generals Hrn. von Hedemann in den Zeitungen erschienenen Veröffentlichung eines Protestes Alexanders von Humboldt gegen unbefugte Publikation gedrungen. Ich fühle mich hierzu gedrungen, weil jener Protest unter spezieller Hinweisung auf die durch mich erfolgte Publikation, und somit zur Erregung des g ä n z l i c h f a l s c h e n Scheines veröffentlicht worden ist, als seien auch die an Varnhagen gerichteten Briefe in jenen Protest mit eingeschlossen, ein Schein, dessen Beseitigung mir nicht weniger Pflicht ist, wenn sie sich auch aus dem Proteste sehr leicht von selbst ergiebt. [im Original Absatz] In diesem übrigens nur auszugsweise mitgetheilten Dokument constatirt Humboldt zunächst, daß über 2000 Briefe von seiner Hand jährlich im Publikum circuliren. Er sagt dann: ‚Ich bestreite das vermeintliche Eigenthumsrecht selbst derer, an die vertraute Briefe zufällig oder durch Kauf gekommen sind’ und verwahrt sich nun gegen den Druck solcher Briefe auch nach seinem Tode. [im Original Absatz] Es ist gewiß nichts natürlicher, als daß Humboldt nicht denen, die sich durch Kauf und Geschenk in den Besitz von Briefen von ihm gesetzt hatten, ja, zumal bei seinem ausgebreiteten Briefwechsel, auch nicht allen solchen, an die er Briefe gerichtet, ohne Weiteres das Recht zum Druck derselben übertragen wollte. Allein dies schließt schon an sich selbst nicht aus, daß er in einem s p e z i e l l e n F a l l a u s d r ü c k l i c h das Recht dazu übertragen haben kann und daß es folgeweise dann in diesem Fall vorhanden war. [im Original Absatz] Daß dies nun aber eben bei den von ihm an meinen Onkel gerichteten Briefen eintrifft, zeigt demnächst schon seine von mir dem Buche als Motto vorgesetzte Briefstelle vom 7. Dez. 1841, aus der ich hier nur folgende Worte herausheben will: ‚Ueber solch Eigenthum mögen S i e n a c h m e i n e m b a l d i g e n H i n s c h e i d e n w a l t e n u n d s c h a l t e n .’ [im Original Absatz] Diese Veröffentlichung und jener Protest schließen sich also schon an sich nicht aus. – Aber noch mehr! Sie bestätigen einander sogar. In dem Protest verwahrt sich Humboldt ausdrücklich nur gegen jeden ‚Druck von Briefen, d i e i c h n i c h t s e l b s t z u r Ve r ö f f e n t l i c h u n g b e s t i m m t h a b e.’ Aus dem Protest selbst ergiebt sich also, daß i r g e n d w o Briefe e x i s t i r e n k ö n n e n , ja existiren m ü s s e n , die er selbst zur Veröffentlichung bestimmt hatte. Jener Brief an Varnhagen vom 7. Dezember 1841 zeigt ergänzend, wo diese Briefe existirten. [im Original Absatz] Jener Protest und diese Veröffentlichung gehen also, statt sich entgegenzustehen, mit einander Hand in Hand. [im Original Absatz] Die mit der genauen Begrenzung auf den Todesfall ertheilte Erlaubniß zur Veröffentlichung ist in dem Briefe vom 7. Dezember 1841 so bestimmt wie nur möglich ausgedrückt. [im Original Absatz] Wenn man etwa annehmen könnte, daß bei der Ertheilung dieser Erlaubniß Humboldt sich vielleicht nicht mehr genau entsonnen habe, welche Briefe er in früheren Jahren meinem Onkel gesandt, so wußte Humboldt doch jedenfalls von jetzt ab bei allen seinen Zusendungen an Varnhagen sehr genau, welche spezielle Autorisation er ihm ein für allemal in Bezug auf dieselben ertheilt hatte, – und doch sind gerade wohl alle die Briefe, über deren Veröffentlichung man sich um ihres Inhalts willen beklagt, vom späteren als vom 7. Dezember 1841. [im Original Absatz] Die Absicht dieser Veröffentlichung nach Humboldt’s Tode ist übrigens zwischen beiden Männern stets festgehalten worden. Beide kamen, wie ich von Varnhagen auf das Bestimmteste weiß, im Lauf der Jahre in mündlichen Unterredungen gelegentlich auf dies Thema ausdrücklich zurück, und hin und wieder bin ich selbst bei hierauf bezüglichen Aeußerungen gegen-

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wärtig gewesen. [im Original Absatz] Niemand hat das Recht, eine solche Erklärung von mir zu bestreiten. [im Original Absatz] Uebrigens erhält für jeden, der sehen will und zu sehen fähig ist, der gesammte Briefwechsel selbst die klaren B e w e i s e , daß jederzeit Humboldt von der Voraussetzung ausging, es würden diese Briefe nach seinem Tode publicirt werden, ja, daß er sich nicht nur e r l a u b e n d hierzu verhielt, sondern selbst ein reges Interesse daran nahm und selbst wünschte, daß der lehrreiche Inhalt derselben nach seinem Tode zur Kenntniß der Mitwelt gelangen möge. [im Original Absatz] Diese Intention zieht sich durch das ganze Buch hindurch. Ich will mich begnügen, auf wenige Stellen hinzuweisen: [im Original Absatz] Im Briefe vom 28. Januar 1856 (S. 310) heißt es: ‚Ich lege Mad. de Quitzow (scherzhafte Bezeichnung der Fürstin von Lieven, siehe Brief No. 169. und 170.), die ich heute erst der Königin habe abfordern können, mein edler Freund, nun als E i g e n t h u m in Ihre Hände’. [im Original Absatz] Wenn Humboldt in dem Proteste sagt: ‚Ich bestreite das v e r m e i n t l i c h e E i g e n t h u m s r e c h t selbst derer, an die vertraute Briefe gerichtet sind, und dagegen hier erklärt, er lege den Brief ‚als Eigenthum’ in Varnhagens Hände, eben so wie er in dem Brief vom 7. Dezember 1841 sagt: ‚Ueber solch Eigenthum mögen Sie u. s. w.’, so zeigt sich hieran doch recht deutlich, wie wenig jener Protest sich auch auf die an Va r n h a g e n gesandten Briefe beziehen soll, da es Humboldt doch nicht einfallen konnte, von einem v e r m e i n t l i c h e n Eigenthumsrecht da zu sprechen, wo er das Eigenthum selbst und ausdrücklich übertragen hatte. [im Original Absatz] Am 1. April 1844 schreibt Humboldt an Varnhagen (S. 140): ‚In Ihren Händen ist g e r e t t e t , was ich in meinem Uebermuth zerstöre.’ So wünschte Humboldt also selbst die Erhaltung dieser lehrreichen Dokumente zum Nutzen der Mitwelt, sandte sie an Varnhagen gerade zu dem Zweck, sie gegen den in Folge seines zu umfangreichen Briefwechsels bei ihm herrschenden Gebrauch sicher zu stellen. [im Original Absatz] Am 30. November 1856 schreibt Humboldt (S. 334.): ‚ B e h a l t e n S i e j a m e i n e s S c h ü l e r s B r i e f (es ist ein Brief Sr. K. H. des Großherzogs von Weimar gemeint), auch die Notiz daß man in den belgischen Kammern über mich als einen abzusetzenden Materialisten und Republikaner diskutirt.’ [im Original Absatz] Humboldt drängte also selbst zur Erhaltung dieser Schriftstücke, und somit, da ihm seinerseits autographisches Interesse sehr fremd war, im Interesse ihres I n h a l t s , im Interesse dessen – wie auch der Zusammenhang mit der Notiz über die belgische Kammerdebatte zeigt – daß sie als ein Beitrag zur Zeitcharakteristik dienen sollten, im Interesse ihrer nach seinem Tode vorzunehmenden Veröffentlichung somit. [im Original Absatz] Sollte bei einem von Humboldt meinem Onkel übersandten Brief eines Dritten nach Humboldt’s Willen mit der Veröffentlichung nicht nur bis zu seinem eigenen Tode, sondern auch bis zum To d e d e s B r i e f s t e l l e r s gewartet werden, s o b e m e r k t d i e s H u m b o l d t a u s d r ü c k l i c h . So macht er bei der Uebersendung des Briefes von Arago Nov. 50 [recte: 56], auf demselben die Anmerkung: ‚Seinem geistreichen Freunde Varnhagen von Ense mit der innigsten Bitte j e d e Ve r ö f f e n t l i c h u n g eines solchen Autographen v o r A r a g o ’s To d e z u v e r h ü t e n .’ [im Original Absatz] Daß die Veröffentlichung überhaupt erfolgen s o l l u n d w i r d , ward von Humboldt darin ausdrücklich als selbstredend unterstellt. Nur da Humboldt vor Arago sterben konnte, der Brief aber auch in diesem Falle während Lebzeiten des Letzteren nicht erscheinen sollte, wird hier ausnahmsweise fernere Begrenzung getroffen, daß v o r d e m To d e s e i n e s Ve r f a s s e r s die Veröffentlichung nicht erfolgen dürfe. – Bei der sonstigen Uebersendung der Briefe dritter Personen, wie der Fürstin von Lieven, des Großherzogs von Weimar u. s. w. wird eine solche zusätzliche Grenzbestimmung nicht getroffen. [im Original Absatz] Sollte dagegen ein Brief eines Dritten seines besonderen Inhalts wegen nach Humboldt’s Willen sogar nach des Verfassers Tode nicht veröffentlicht werden, so fordert er deshalb, eingedenk der Varnhagen ertheilten Erlaubniß ausdrücklich die R ü c k s e n d u n g d e s s e l b e n . So im Brief vom 4. Juli 1854 (S. 282.).: ‚Ich lege Ihnen noch einen krausen Brief des armen Bunsen bei, den Sie recht geheim halten und m i r g e l e g e n t -

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l i c h w i e d e r s c h i c k e n m ü s s e n in meine Berliner Wohnung.’ [im Original Absatz] Eben so zum Beispiel in einem Brief vom 9. Sept. 1858 (S. 397. und 398.), wo Humboldt um die Rückgabe ‚dreier Curiosa’ – eines Briefes der Königin Victoria u. s. w. – bei ihrer Uebersendung bittet, und so noch an anderen Stellen. – [im Original Absatz] Eine klarere und geschlossenere Reihe von Beweisen, daß Humboldt durch all die Jahre hindurch die nach seinem Tode erfolgende Veröffentlichung der von ihm an Varnhagen gesandten Briefe als seinen eigenen Willen und seine bestimmte Voraussetzung festhielt, wird zumal zwischen Männern, die sich so häufig mündlich sprachen, kaum gedacht werden können. [im Original Absatz] Warum Humboldt diese Veröffentlichung gerade der meinem Onkel gesandten Briefe wollte? [im Original Absatz] Sein Brief vom 7. Dez. 1841, in welchem er von selbst und o h n e e i n e n v o r h e r g e h e n d e n Wu n s c h m e i n e s O n k e l s die Erlaubniß zu der Publikation nach seinem Tode ertheilt, spricht sich eben so einfach wie klar hierüber aus: ‚Wahrheit ist man im L e b e n nur denen schuldig, die man tief achtet, also Ihnen.’ Und von selbst ergiebt sich hierzu der Gegensatz: im Tode aber A l l e n und v o r Allen gewiß s e i n e m Vo l k e ! [im Original Absatz] Warum Humboldt diese Veröffentlichung wollte? [im Original Absatz] Man lese: (S. 334.) seine Nachschrift zu dem Briefe vom 30. Nov. 1856 in welchem er gerade eine ihn und seine politischen Meinungen betreffende Notiz Varnhagen übersendet, und zu ihrer sorgfältigen Aufbewahrung ermahnt. Er sagt in dieser Nachschrift: ‚Ueber das was die Menschen geglaubt und nicht geglaubt haben, pflegt man gewöhnlich erst nach dem To d e (wenn man offiziell von Sydow begraben und besprochen worden ist) zu s t r e i t e n .’ [im Original Absatz] Und er wollte nicht, daß über seine Ueberzeugungen sollte gestritten werden können. Er wollte daß sein geistiges Bild rein und unverfälscht auf die Nachwelt gelange. [im Original Absatz] Ein Geistesheros von so unvergleichlicher Verehrung und Anerkennung in seinem Volke, daß die b l o ß e T h a t s a c h e seiner Ansicht über gewisse Fragen von der größten und unberechenbarsten Wirkung auf sein Volk und dessen Entwicklung sein kann, wollte er eben deswegen, daß allem Volke der Zutritt in sein innerstes Denken eröffnet werde. [im Original Absatz] Und er wußte in wie treue Hände er diesen Wunsch niederlegte, als er das Mandat meinem Onkel übertrug! – [im Original Absatz] [Es kommt nun ein kurzer Absatz über die ‚Tageblätter’ ihres Onkels, die in diesem Zusammenhang nicht interessieren.] Dies ist es, was ich zu sagen hatte. Für mich schließt sich diese Frage damit, daß ich nur den Willen der beiden großen Dahingeschiedenen vollstreckt habe. [im Original Absatz] Und auch in Bezug auf die Berechtigung dieses Willens wird man mir gestatten, daß ich, mit allem schuldigen Respekte vor jedermann in zwei so großen und ruhmgedeckten Namen wie H u m b o l d t und Va r n h a g e n weit bessere Autoritäten sehe, als in den Stimmen Derer, die sich gegen die Veröffentlichung ausgesprochen. [im Original Absatz] Dies meine erste und letzte Erklärung in dieser Sache. Auf polemische Angriffe zu antworten, wird man mir nicht zumuthen wollen. Ein jeder Verständigungsversuch mit solchen würde auch um so vergeblicher sein, als die Verschiedenheit der Meinungen in dieser Sache nur der nothwendige und unabänderliche Ausfluß der Verschiedenheit des gesammten Gedankenstandpunktes ist, auf welchem der Urtheilende steht. Ich erkenne gern an, daß wem die Rücksicht auf einzelne, wenn selbst hochgestellte Persönlichkeiten höher steht als die Pflicht gegen das Volk und den seiner Entwicklung und Einsicht, der Beurtheilung seiner vergangenen und der Gestaltung seiner künftigen Geschichte zu erweisenden Nutzen, ungünstig über die Publikation urtheilen darf. Mit solchem ist somit Verständigung nicht zu erzielen. Wenn aber Einzelne, die auf dem entgegengesetzten Standpunkt zu stehen glauben, in dies Urtheil einstimmen, so kann ich es nicht als meinen Beruf betrachten, sie zur Klarheit über sich selbst zu bringen. [im Original Absatz] Mit besonderer Hochachtung Ludmilla Assing [im Original Absatz] Berlin, den 10. März 1860.“

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4] la scène: s. Kommentar zu Tgb. 10. III. 1860.

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11] tragédie de Petrarque: Ein solches Bühnenwerk ist nicht nachweisbar. Blaze de Burys einziges an die Öffentlichkeit gebrachtes Theaterstück ist die einaktige Comédie Le Décameron, UA 2. IX. 1861, Théâtre de l’Odéon, Paris. 17] Monsieur & Madame Buloz: der Musikkritiker François Buloz (1803–1877; II 672), Inhaber der Revue des Deux Mondes, und seine Gattin Christine Buloz geborene Blaze (*14. VII. 1815 Avignon, † nach 1877). 19] Marie Buloz: Marie Buloz (*1840, † 1913), ihre Tochter. 1863 heiratete sie den Schriftsteller Edouard Pailleron. Tgb. März 1860

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3] 21. Musikdirektor Emil Naumann: Der Komponist und Musikschriftsteller Emil Naumann (1827–1888; V 825, VI 646), ein Neffe des mit Meyerbeer eng befreundeten Dresdener Bankiers Kaskel. Er hatte es schwer, sich beruflich zu etablieren, und Meyerbeer immer wieder um Protektion gebeten. 1850 war er – ohne das dies mit einem Amt verbunden gewesen war – zum Berliner Hofkirchenmusikdirektor ernannt worden (Kompositionen für den Berliner Domchor), lebte jedoch in Bonn. 1867 wurde er mit einer Arbeit über Das Alter des Psalmengesanges zum Dr. phil. promoviert. 1873 nahm er eine Lehrtätigkeit am Dresdener Konservatorium auf. 4] Regierungsrat Gräfe: Der Kgl. preuß. Geheime Regierungsrat Carl Friedrich August von Graefe (*30. I. 1818 Berlin, † 5. II. 1872 Rom), Justitiar beim ProvinzialSchulkollegium, wohnte mit seiner Familie in der Charlottenstr. 56. 8] 22. Herrn v. Kracht: Maximilian Karl Heinrich von Kracht (*12. VIII. 1833 Guben, † 7. II. 1882 Potsdam), Seconde-Leutnant im 2. Garde-Regiment, seit November 1858 verwitwet, lebte in Berlin. Er warb später vergeblich um Corneliens Hand (s. Tgb. 2. bis 4. XI. 1860). 1862 heiratete er Hedwig Gräfin von Luckner. 10] Festmarsch von Spontini: Borussia, Preußischer Volksgesang von Spontini (Text: Johann Friedrich L. Duncker), UA 18. X. 1818, Berlin, als „Großer Sieges- und Festmarsch“ zum Instrumentalstück für großes Orchester arrangiert (erschienen in Partitur sowie im Klavierauszug zu vier Händen von Wilhelm Jähns, Berlin: Schlesinger [1818], Pl.-Nr. 1734). 10] Webers Oberon: Oberon or The Elf King’s Oath, A Grand Romantic and Fairy Opera in Three Acts von Carl Maria von Weber (1786–1826; V 762 f.; Text: James Robinson Planché), UA 12. IV. 1826, Covent Garden Theatre, London, hier in deutscher Übertragung von Theodor Hell (eigtl. Karl Winkler). Die Berliner Erstaufführung erfolgte postum 1828. 16] 24. Don Pasquale … Donizetti: Dramma buffo in tre atti von Gaetano Donizetti (1797–1848; II 624) (Text: Giovanni Domenico Ruffini und Donizetti), UA 3. I. 1843, Théâtre-Italien, Paris. 19] 25. Kullakschen Konservatorium: s. Kommentar zu Meyerbeer an Franz Liszt vom 4. II. 1860, Bezugstelle: Monsieur Kullack. 23] 27. Berthold Auerbach: Der Schriftsteller Berthold Auerbach (1812–1882; III 722, V 808 f.) war 1858 nach Berlin übergesiedelt. Meyerbeer hatte mit ihm in den Jahren zuvor einige Male in Dresden Kontakt gehabt, wo Auerbach seit 1849 gelebt hatte. Der gesellschaftliche Umgang wurde in der folgenden Zeit wieder enger. Im Dezember 1861 komponierte Meyerbeer für Auerbachs Bühnenwerk Die Waldkönigin einen dreistimmigen Gesang (s. Kommentar zu Tgb. 1. XII. 1861 sowie die zahlreichen diesbezüglichen Eintragungen im Tgb.). 31] 30. Aufführung des Crociato: s. Kommentar zu Tgb. 8. II. 1860, Bezugstelle: Crociato. Zur Rezeption s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 3. IV. 1860.

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34] Weibertreue oder die Weiber von Weinsberg … Gustav Schmidt: Weibertreue oder Kaiser Konrad vor Weinsberg, Komisch-romantische Oper in drei Akten von Gustav Schmidt (Text: wahrscheinlich vom Komponisten), UA 16. II. 1858, Hoftheater, Weimar (Berliner Erstaufführung am 30. III. 1860; das Werk erwies sich mit insgesamt nur fünf Aufführungen als wenig erfolgreich). Der Richard Wagner nahestehende Gustav Schmidt (1816–1882; V 859) wirkte in dieser Zeit als Kapellmeister am Stadttheater in Frankfurt/Main (bis 1861). 36] 31. Messias von Händel: Georg Friedrich Händels Messiah (Text nach dem Alten und Neuen Testament zusammengestellt von Charles Jennens; UA 13. IV. 1742, Great Music Hall, Dublin) wurde am 1. IV., Psalmsonntag, vom Sternschen Musikverein aufgeführt; s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 1. IV. 1860, Bezugstelle: Sternschen Musikverein. 37] Professorin Wichmann: A. Wichmann geborene Feilner (Lebensdaten nicht ermittelt), Witwe des im Juni 1859 verstorbenen Berliner Bildhauers Ludwig Wichmann. Tgb. April 1860

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1] 1. Prinzessin Karl: Marie Luise Alexandrine Prinzessin von Preußen geborene Prinzessin von Sachsen-Weimar (1808–1877; V 885), Gattin des Prinzen Karl, eines Bruders König Friedrich Wilhelms IV. und des Regenten Prinz Wilhelm. 4] Grafen Schaffgotsch: Emanuel Gotthard Graf von Schaffgotsch (1802–1878; V 955), Kammerherr Prinzessin Karls; zum Vorgang s. Meyerbeer an Emanuel Gotthard Graf von Schaffgotsch vom 1. IV. 1860. 8] Sternschen Musikverein: der 1847 von Julius Stern (1820–1883; IV 514, V 896 f., VI 676) gegründete Gesangverein (erstes öffentliches Auftreten 1849). Die Aufführung des Messias unter Mitwirkung der „Liebig’schen Kapelle“ und der Solisten Bürde-Ney, Jenny Meyer, Julius Krause (Bassist der Berliner Hofoper) und Rudolph Otto (Erster Tenorist des Domchors) fand unter Sterns Leitung in der Singakademie statt. Meyerbeer an Frederick Gye vom 1. IV. 1860 13] Votre aimable lettre: Weder der Eingang des Briefes noch Gyes Besuch lassen sich anhand der Lebensdokumente ermitteln. 18] Madame et Mademoiselle Gye: Elizabeth Allen Gye geborene Hughes (1811–1874; VI 868) und ihre Tochter (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt). 25] Mr Fort: Faure; zu seinem Engagement an Covent Garden s. Kommentar zu Tgb. Januar bis 7. Februar 1860, Bezugstelle: Faure. 27] Made Miolhan-Carvalho: Die Sopranistin Caroline Miolan-Carvalho verheiratete Carvalho (geb. Marie Caroline Félix-Miolan; 1827–1895; V 874, VII 579), seit 1855 am Théâtre Lyrique (bis 1866), hatte 1859 als Interpretin der Dinorah einen Sensationserfolg verbuchen können und wurde seitdem von Gye bis 1862 kontinuierlich unter Vertrag genommen. Zwar wurde sie nochmals 1864 und 1870/71 verpflichtet, doch hatte ihr in dieser Zeit Adelina Patti den Rang als Dinorah abgelaufen, die erstmals 1862 (s. hierzu Meyerbeer an Charles Lewis Grüneisen vom 27. VIII. 1862), dann 1869 in dem Werk auftrat (in der Zwischenzeit war es nicht mehr gegeben worden) und ihm zu einer nachhaltigen Renaissance verhalf (bis 1884 alljährlich). Am Théâtre Lyrique entwickelte sie sich in den folgenden Jahren zu einer exzellenten Interpretin der Opern Gounods (Meyerbeer hörte sie möglicherweise noch als Mireille; s. Kommentar zu Tgb. 4. I. 1864). 27] Gardoni: Der Tenor Italo Gardoni (1821–1882; III 800, V 878, VI 751) wirkte seit 1855 an Covent Garden. In der Londoner Erstaufführung von Le Pardon de Ploër-

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mel hatte er den Corentin gesungen (erneut anläßlich der Wiederaufnahmen 1860, 1862 und 1869). 29] la reprise: Die Wiederaufnahme der Dinorah fand anläßlich der Eröffnung der Saison am 1. IV. 1860 statt (insgesamt sechs Aufführungen). 32] il y a deux ans: Mit Les Huguenots war am 15. V. 1858 das neu errichtete Covent Garden Theatre eingeweiht worden, das am 5. III. 1856 abgebrannt war (zu Einzelheiten s. Tgb. 4. und 5. V. und Kommentar zu Tgb. 4. V. 1858; VII 302 u. 661).

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5] Mr Costa: Sir Michael Costa (1808–1884; IV 594, V 739) wirkte bis 1869 als Dirigent der Royal Italian Opera an Covent Garden. 13] le Prophète: Meyerbeers Prophète wurde am 12. VII. wiederaufgenommen mit Rosa Csillag als Fidès und Enrico Tamberlik als Jean. Mit insgesamt acht Aufführungen war es das meistgespielte Werk der Saison (Dinorah und Les Huguenots je sechs mal; bei allen anderen Opern liegen die Zahlen deutlich darunter). 14] Made Nantier-Didier: Constance Betzy Rosabella Nantier-Didiée (1831–1867; V 758 f.), die Uraufführungsinterpretin eines der beiden Pâtres, für die Meyerbeer „Fanciulle che il core“, eine der Erfolgsnummern der Londoner Aufführung, nachkomponiert hatte; s. in diesem Zusammenhang Meyerbeer an Charles Lewis Grüneisen vom 14. IV. 1860 und Kommentar (Bezugstelle: remplaçante). Meyerbeer an Emanuel Gotthard Graf von Schaffgotsch vom 1. IV. 1860 Zur Datierung, zum Adressaten: Der Brief ist, dem Schrifttyp nach zu urteilen, in Meyerbeers letzten Lebensjahren verfaßt. In diesem Zeitraum läßt sich anhand der Lebensdokumente nur eine einzige Kurzreise dokumentieren, die darüber hinaus mit einem brieflichen Kontakt zu einem Grafen in Verbindung gebracht werden kann: Es handelt sich um die im Tgb. 1. IV. 1860 erläuterte fingierte Reise nach Leipzig. Aufgrund der Übereinstimmung von Briefinhalt und Tgb.-Eintrag sowie der Wochentagangabe im Brief („Sonntag 12 Uhr“) läßt sich vorliegendes Schreiben sicher datieren und auch Graf Schaffgotsch als Adressaten zuordnen. Tgb. April 1860

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22] 3. französischen Blättern: Die Besprechung Paul Smiths in der Revue et Gazette musicale (vom 1. IV., 27:1860, Nr. 14), Meyerbeers „Hauszeitung“, war ausgesprochen hymnisch. Nach einer längeren Ausführung über Entstehung und Inhalt des Werks heißt es im Resümee: „Cependant le Crociato a réussi, complètement réussi: grâces en soient à Meyerbeer et à sa musique! C’était au fond une excellente idée que de remettre à la scène une des meilleures partitions du répertoire italien, et Meyerbeer était le seul peut-être qui pût ne pas le désirer. Quant au public, il devait conspirer avec le directeur que la célèbre partition fût exhumée des archives du théâtre. L’exécution du Crociato, sauf quelques détails et quelques exceptions, a répondu au mérite de l’œuvre.“ (Es folgt abschließend die Würdigung der Interpreten.) 23] Gastspiel Beckmanns: Der Schauspieler Friedrich Beckmann (1803–1866; V 858) war seit 1846 am Wiener Burgtheater engagiert. Er trat in dieser Zeit dreimal als Gast an Wallner’s Theater auf, zweimal, so wie an diesem Abend, zu wohltätigem Zweck unter Verzicht auf sein Honorar. Der Abend wurde mit drei Einaktern bestritten: Ein Freundschaftsdienst (nach dem Französischen von Friedrich Erlach), Der Stiefvater (Lustspiel nach einem französischen Stück von Laurencin und Marc-Michel von Moritz Anton Grandjean) und 33 Minuten in Grünberg von Karl von Holtei. 27] 4. Lorini: Achille Lorini (*um 1830), 1855/56 als Opernunternehmer in Südamerika nachweisbar, stand als Impresario einer italienischen Operntruppe vor, die am

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Victoria-Theater vom 4. I. bis 1. IV. 1860 sowie vom 18. X. 1860 bis Ende März 1861 gastierte. 29] deutschen hiesigen Oper: Die erste Berliner Aufführung des Werks (an der Hofoper) fand erst viele Jahre nach Meyerbeers Tod, am 31. X. 1881, statt. Meyerbeer an Emanuel Gotthard Graf von Schaffgotsch vom 4. oder 5. IV. 1860 Zur Datierung, zum Adressaten: Der Brief ist, dem Schrifttyp nach zu urteilen, in Meyerbeers letzten Lebensjahren verfaßt. In diesem Zeitraum ist Meyerbeer tatsächlich noch sechsmal vor seinem Tod von einer Reise nach Berlin zurückgekehrt: am 11. und 20. VI. sowie am 11. IX. 1860, am 17. IX. 1861 sowie am 29. V. und 11. IX. 1862 (s. die entsprechenden Tgb.-Einträge). Eine Verabredung mit einem Grafen, eine Rückkehr nach Berlin unverzüglich anzuzeigen, läßt sich anhand der Lebensdokumente mit einer tatsächlichen Reise nicht in Verbindung bringen. Lediglich im Blick auf die fingierte Kurzreise nach Leipzig (s. Tgb. 1. IV. und Meyerbeer an Emanuel Gotthard Graf von Schaffgotsch vom 1. IV. 1860) kam ein solcher brieflicher Kontakt nachweislich zustande. Da Meyerbeer in seinem Schreiben an Graf Schaffgotsch vom 1. IV. von einer Rückkehr am 4. oder 5. IV. („Mittewoche oder spätestens Donnerstag“) ausgeht, ist die vorliegende Nachricht mit großer Wahrscheinlichkeit am 4. oder 5. IV. 1860 niedergelegt worden. Tgb. April 1860

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14] 5. abermals: s. Kommentar zu Tgb. Januar bis 7. Februar 1860, Bezugstelle: verlangte er. 16] Alexis Schmidt … Ungher: Alexis Schmidt (*6. VII. 1818 Langensalza, † 24. II. 1903 Friedenau/bei Berlin), nach seiner Promotion zum Dr. phil. seit 1848 Chefredakteur (bis 1892), und Hofbuchdrucker Ferdinand Unger (*28. VI. 1793 Berlin, † 11. II. 1862 Berlin), Geschäftsführer der Zeitung und Vorsteher ihrer Druckerei, der er seit 1812 angehörte, hatten nach dem Tod Samuel Heinrich Spikers (1786–1858; III 673, V 764), des Herausgebers der Berlinischen Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen („Spenersche Zeitung“), die genannten Positionen eingenommen; zum Vorgang s. auch Tgb. 10. IV. 1860. 18] Albert Hahn … Engel: Albert Hahn (*29. IX. 1828 Thorn, † 14. VII. 1880 Leipzig), Musikschriftsteller und Komponist, wurde Nachfolger des Redakteurs Gustav Eduard Engel (*29. X. 1823 Königsberg, † 19. VII. 1895), der seit 1853 verantwortlich für das Musikfeuilleton der Berlinischen Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen war und nun in gleicher Funktion Mitarbeiter der Preußischen Zeitung wurde. Sowohl Hahn als auch Engel waren Mitarbeiter der von 1860 bis 1862 in Wien erscheinenden Deutschen Musik-Zeitung. Meyerbeer an Franz Liszt vom 5. IV. 1860 Zur Datierung, zum Adressaten: Tag und Monat: s. Brief; Jahr: Das Schreiben bezieht sich auf den im Tgb. Januar bis 7. Februar 1860 erwähnten Wunsch Liszts um Zusendung der Partitur des Schiller-Marsches (s. den Kommentar zum Tgb., Bezugstelle: verlangte er). Zum Adressaten: s. Kommentar zum Tgb. Januar bis 7. Februar 1860, Bezugstelle: verlangte er, sowie Tgb. 5. IV. 1860. Tgb. April 1860

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9] 6. Reine de Chypre … Halevy: Opéra von Jacques François Fromental Élie Halévy (1799–1862; I 681, VI 679) (Text: Saint-Georges), UA 22. XII. 1841, Opéra, Paris.

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Nachweislich des von Emil Vogel angelegten Verzeichnisses der heute verschollenen Musik-Bibliothek Meyerbeers (bis 1945 als Depositum im Besitz der Staatsbibliothek Berlin; handschriftlicher Katalog: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, J/46) besaß Meyerbeer eine Partitur des Werks in 2 Bdn. 10] Musikdirektor Wieprecht: Der Berliner Musikdirektor Wilhelm Friedrich Wieprecht (1802–1872; III 739) war für die preußische Militärmusik in allen Belangen verantwortlich (seit 1838 unterstanden ihm die Musikkapellen der Garde). Die Ausgabe kam nicht zustande. 12] Sebastian Bachs Passionsmusik: Johann Sebastian Bachs Matthäus-Passion (Passio D. N. J. C. secundum Matthaeum, UA Karfreitag 1727 oder 1729, Thomaskirche, Leipzig), nach Bachs Tod erstmals 1829 in der Berliner Singakademie unter der Leitung Mendelssohn Bartholdys wiederaufgeführt, wurde von Eduard Grell geleitet. 18] 8. Ferdinand Cortez: Fernand Cortez ou La Conquête du Mexique, Opéra von Spontini (Text: Victor Joseph Etienne de Jouy, Alphonse d’Esménard), UA 28. XI. 1809, Opéra, Paris, hier in der 4. Fassung (deutsche Übersetzung von Johann Christoph May, Karl August von Lichtenstein), UA 26. II. 1832, Hofoper, Berlin. 27] 11. Dichtungen Mirza-Schaffys: Friedrich Bodenstedts (geadelt 1867) äußerst populäre Sammlung Die Lieder des Mirza-Schaffy (bis 1867 18 Auflagen) war erstmals 1851 erschienen. Die „Lieder“ galten noch 1860 als Übertragungen „orientalischer“ Texte (erst nach Meyerbeers Tod wurde bekannt, daß Bodenstedt sie frei gedichtet hatte). Mirza-Schaffy, den Bodenstedt 1844 in Tiflis kennengelernt hatte, war wie dieser Gymnasiallehrer und unterrichtete seinen Freund bis 1847 in orientalischen Sprachen. 27] Weber-Album: Weber-Album, Dresden: Vlg. der Allgemeinen deutschen NationalLotterie 1861. Meyerbeers Komposition erschien mit der Titelei „Mirza-Schaffy an Suleika. / (Aus Mirza-Schaffy’s Liederbuch.) Componirt von G. Meyerbeer“ auf den S. 17–19. 30] 12. Die helle Sonne leuchtet: Meyerbeer benutzte als Textvorlage nicht die gedruckte Ausgabe (Erstausgabe: Die Lieder des Mirza-Schaffy, mit einem Prolog von Friedrich Bodenstedt, Berlin: Deckersche Geheime Ober-Hofbuchdruckerei 1851, S. 119), sondern vertonte das Lied nach einer Abschrift, die sich bis 1945 im heute verschollenen Teil des Meyerbeer-Nachlasses in der Berliner Staatsbibliothek befand und im „alten“ Katalog wie folgt ausgewiesen ist: „1 Blatt, 1 beschriebene Seite, quer-8o (Signatur: zu Mb 1041). Die im Tgb. und in Meyerbeer an Sophie Freifrau von Brandenstein vom 13. IV. 1860 erwähnte eigenhändige Abschrift ist verschollen, desgleichen die genannte autographe Vorlage. Letztere befand sich unter der Signatur Mb 1041 in Meyerbeers Nachlaß und ist im „alten“ Katalog wie folgt aufgenommen: „Mirza-Schaffy an Suleika. Aus Mirza Schaffy’s Liederbuch, Berlin d. 13. April 1860”, Textanfang „Die helle Sonne leuchtet”; „1 Singstimme und Pianoforte“. 31] Major Serre: Friedrich Anton Serre (*28. VII. 1789 Bromberg, † 3. III. 1863 Dresden), ein seit 1817 in Dresden im Ruhestand lebender Major, erwarb sich Nachruhm als Begründer der Deutschen Schiller-Lotterie (vollständiger Name: „Allgemeine deutsche Nationallotterie zum Besten der Schiller- und Tiedgestiftung“), die hilfsbedürftige Schriftsteller sowie ihre Witwen und Waisen unterstützte. Meyerbeer hatte ihm die Komposition vermutlich während seines Dresden-Aufenthalts vom 26. XII. 1859 bis 14. I. 1860 versprochen.

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3] 13. Litteraten Guill[i]aume: Jules Louis Guilliaume (*4. VII. 1825 Brüssel, † 13. XI. 1900 Brüssel) lebte als Finanzsekretär und nebenberuflicher Bühnenschriftsteller, wie erwähnt, in Brüssel. Er verfaßte in dieser Zeit Theaterstücke (zumeist Komödien) und arbeitete als Übersetzer (unter anderem zusammen mit Charles Nuitter von Wagners

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Rienzi, Opéra en 5 actes, für die Aufführung des Werks am Pariser Théâtre Lyrique am 6. IV. 1869). Seine Übersetzung von Michael Beers Struensee erschien als Struensée, Drame en 5 actes, 1861 in Brüssel: Coosemans et Vve Jamin (Neuauflage 1893). 5] Fidelio: Oper in zwei Aufzügen von Beethoven (Text: Georg Friedrich Treitschke), UA [3. Fassung] 23. V. 1814, Kärntnertortheater, Wien (Berliner Erstaufführung 1815). Meyerbeer an Sophie Freifrau von Brandenstein vom 13. IV. 1860 Zur Adressatin: Meyerbeers Cousine Sophie Freifrau von Brandenstein geborene Ebers (1811–1891; V 765). 16] Frau Gemahlin: Friederike Serre geborene Hammerdörfer (1800–1872; VI 847f.). 17] Zaubrer von Rom: s. Kommentar zu Meyerbeer an Karl Gutzkow vom 14. I. 1860. 22] Herrn von Brandenstein: Adolf Freiherr von Brandenstein (1805–1888; V 811), Sophie Freifrau von Brandensteins Gatte. 29] große musikalische Arbeit: „Vasco da Gama“; s. Kommentar zu Tgb. 1. III. 1860. Meyerbeer an Wilhelm Speyer vom 13. IV. 1860 Zum Adressaten: Mit dem in Frankfurt/Main lebenden Musikkritiker und Komponisten Wilhelm Speyer (1790–1878; II 639f., V 762) war Meyerbeer seit Jahrzehnten bekannt; er war bei sämtlichen Frankfurter Einstudierungen von Meyerbeers Opern zugegen. Speyer war seit 1855 im Verwaltungsausschuß der „Theater-Aktien-Gesellschaft“, die das Frankfurter Stadttheater betrieb.

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7] Brief: nicht überliefert. In Angelegenheit der Frankfurter Erstaufführung von Le Pardon de Poërmel hatte Meyerbeer ihm zuletzt am 2. X. 1859 geschrieben (s. VII 473). 8] ersten Vorstellung: Sie hatte am 15. II. 1860 stattgefunden. Wiederum war Mühldorfer für die Bühnenmaschinerie verantwortlich gewesen. Die Interpretin der Hauptrolle war Franziska Veith (Dinorah). Der große Erfolg mit stets ausverkauftem Haus stellte sich erst ein, als Frassini ihr Gastspiel mit insgesamt sechs Aufführungen gab. 34] Eine meiner Töchter: Cäcilie war bereits am 12. IV. nach Baden-Baden abgereist. 1] Frau Gemahlin: Charlotte Speyer geborene von Goldner (*7. IX. 1796 Offenbach, † 12. I. 1868 Frankfurt/Main) war seit 1813 mit Speyer verheiratet. Meyerbeer an Julius Benedict vom 14. IV. 1860 Zur Datierung: Angabe im Antiquariatskatalog (s. den Quellennachweis zum Brief). Zum Adressaten: Der Londoner Komponist, Kapellmeister und Musikschriftsteller Julius Benedict (1804–1885; III 701) war zu dieser Zeit Kapellmeister von Mapleson’s Opernunternehmung im Her Majesty’s Theatre. 19] Mezzo Soprano: Laut Regeste im Antiquariatskatalog handelt es sich um Jenny Meyer. Meyerbeer an Charles Lewis Grüneisen vom 14. IV. 1860 Zum Adressaten: s. Grußformel und Kontext. Der Londoner Musikkritiker Charles Lewis Grüneisen (1806–1879; V 739) war Kritiker beim Morning Chronicle. Nach Meyerbeers Tod verfaßte er eine biographische Skizze (Meyerbeer and the Lyric Drama. An Unfinished Sketch by Charles Lewis Gruneisen, London Cir: 1865 [Titelblatt im Bestand der Buffalo & Erie County Public Library, Buffalo]).

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15] bel article: Davisons Artikel erschien im Morning Chronicle vom 11. IV. 1860 (Ausg.-Nr. 29.095, S. 5): „Royal Italian Opera. [im Original Absatz] This great lyric establishment opened last evening with Meyerbeer’s opera Dinorah, which, we need hardly inform our readers, was produced at the latter end of last season, and ran with triumphant success for six consecutive nights. The cast now differs in three of the principal characters – Mme. Miolan-Carvalho still retaining her original part of the heroine, and Signor Gardoni that of Corentino. The parts newly distributed are – Hoel to M. Faure vice Signor Graziani, the female goatherd to Mdlle. Rapazzini vice Mdlle. Marai, and the male goatherd to Mdlle. Giuditta Sylvia vice Mme. Nantier-Didiée. These are important alterations, certainly, and the director no doubt conceived he had the best possible reasons for making them. It cannot be denied but that last year the subscribers were perfectly satisfied with Signor Graziani in Hoel, and Mme. NantierDidiée in the goatherd. However, it is by comparisons only we arrive at a true knowledge of excellence, and perhaps we should not have estimated M. Faure so highly, in the part of Hoel, if we had not seen Signor Graziani. M. Faure is a remarkable artist. With a fine manly presence, he has great earnestness of look, and his motions and attitudes are easy and unconstrained. An intelligent and thoughtful actor was made manifest the moment he appeared on the stage. That he has studied his art deeply is evident, shown not only in his appropriate natural gestures, but in the elaboration and careful propriety of his by-play. As a singer, too, M. Faure has great merit. He possesses almost infinite command of expression, has power and unusual compass, and is altogether a highly accomplished vocalist. His intonation, moreover, is almost invariably correct, a rare virtue to meet with in a baritone of the French school. The quality of M. Faure’s voice, however, is by no means so agreeable as that of his predecessor in the part of Hoel. The new singer’s voice, in short, is thoroughly French, as Signor Graziani’s is thoroughly Italian, and the difference may be readily understood. M. Faure’s success was undeniable. There could be no doubts as to his very superior abilities, but it remains to be proved whether his powers will carry him through pure Italian opera in the same triumphant style. [im Original Absatz]. Of the new contralto, who came to fill the part vacated by Madame Nantier-Didiée – only for a while it is to be hoped – we are grieved to say we cannot speak favourably, or rather are unable to pronounce any opinion, since the lady was so extremely nervous scarcely to be able to produce a note. What we could make out of Mdlle. Giuditta Sylvia’s voice, however, from occasional indications of capability, was, that it is a deep, powerful contralto, and sufficiently flexible. Of the quality we can say nothing at present. We shall be glad to hear the débutante under more favourable circumstances. Mdlle. Sylvin’s [!] appearance won the audience with a glance, and this was one reason why she met with so much encouragement. [im Original Absatz] Madame Miolan-Carvalho’s Dinorah is one of the most finished and thoroughly artistic performances we ever witnessed on the stage. Whether her singing is better than her acting, or her acting better than her singing, it is impossible to say. As a realization of a particular state of feeling – that feeling, however, not demanding the highest mental and physical powers – the impersonation of the crazed maiden has not been surpassed. Madame Carvalho sang last night with more than usual brilliancy and purity, and never created a more profound impression. [im Original Absatz] Mr. Costa was received with the heartiest cheers on taking his seat at the orchestra, and, need we add, the band, under his admirable direction, exhibited all its old supremacy.“ 30] chanterait peut-ètre: Die Partie sang Madame (Luigia oder Amalia) Corbari (Lebensdaten nicht ermittelt), eine „seconda donna“. 35] l’air d’entrée: die Cavatine „Mon cœur s’élance et palpite“. Meyerbeer hatte sie auf Wunsch der Uraufführungsinterpretin dieser Partie, Jeanne Anaïs Castellan, komponiert und deren Publikation zunächst lediglich im Anhang des Klavierauszuges erlaubt

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(s. dazu Meyerbeers Vertrag mit seinem Verleger Brandus vom 30. VII. 1849, Artikel 1, vollständig übertragen in V 759ff.). Später erschien sie auch im Anhang der Partitur. 37] Mlle Castellan: Jeanne Anaïs Castellan verheiratete Giampietro (1819–nach 1859; IV 573). 38] 2e tableau du 1er acte: Meyerbeers Zählung beruht auf einer anderen Akt- und Szenenzählung als der originalen beziehungsweise derjenigen in der gedruckten Partitur. Gemeint ist der 2. Akt, 5. Szene (s. in diesem Zusammenhang auch Meyerbeer an Louis Brandus vom 24. VIII. 1860).

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2] Cavatine du Crociato … pour Me Pasta: die 1825 für Giuditta Pasta (1797–1865 [nicht 1867]; II 580) für die Pariser Einstudierung des Crociato in Egitto neukomponierte Scena e cavatina „Eccomi giunto omai … Ah come rapida fuggì la speme“ (erschienen als Separatdruck Paris: Maurice Schlesinger [1825], Pl.-Nr. 404 M. S). 10] remplaçante: Giuditta Sylvia (Lebensdaten nicht ermittelt). Nantier-Didiée sang die Partie nicht mehr (erstmals wieder in der Spielzeit 1862). In dieser Saison trat sie erneut am 26. V. in Rossinis La gazza ladra auf. 13] Madame Gruneisen: Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt. Tgb. April 1860 18] 15. Klavierspieler Oscar Eichberg: Oskar Eichberg (*22. I. 1845 Berlin, † 13. I. 1898 Berlin). Später wurde er Chordirigent, Musikreferent und Komponist. 20] Thea die Blumenfee: Théa ou La Fée aux fleurs, Ballett in drei Bildern von Taglioni (Musik: Pugni), UA 18. III. 1847, Her Majesty’s Theatre, London (Erstaufführung an der Berliner Hofoper am 9. XI. 1847). 25] 16. Elisabet[h] Charlotte … Paul Heyse: Schauspiel in fünf Akten von Paul Heyse (*15. III. 1830 Berlin, † 2. IV. 1914 München), UA 2. I. 1860, Hoftheater, München (Erstaufführung an den Berliner Königlichen Schauspielen am 16. IV. 1860). Der gebürtige Berliner war nach seiner Promotion 1852 zum Dr. phil. in Berlin 1854 von König Maximilian II. nach München berufen worden und lebte dort mit einem Jahrgeld als freier Schriftsteller. Er gründete mit Emanuel Geibel den literarischen Verein „Krokodil“ und profilierte sich als Novellist. 1858 wurde er Redakteur des Literaturblatts zum Deutschen Kunstblatt. Elisabeth Charlotte war sein erster durchschlagender Erfolg als Bühnenautor. Meyerbeer an Jenny Bürde-Ney vom 16. IV. 1860 30] Herrn Tescher: Karl Tescher (1812–1883; V 854), seit 1850 Direktor des Darmstädter Hoftheaters und der Hofmusik. Die ersten beiden Aufführungen des Werks an seinem Haus hatten am 9. und 12. IV. stattgefunden.

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1] Ihrem Gastspiele: vom 6. bis 10. V. 1860. Am 6. V. sang sie die Dinorah (weitere Rollen waren Frau Fluth in Otto Nicolais Die lustigen Weiber von Windsor und Valentine in Meyerbeers Les Huguenots). Am 9. V. sang sie in einem Benefizkonzert Partien der Agathe aus Webers Freischütz. 13] nach Leipzig: Die Sängerin hielt sich in dieser Zeit in Leipzig auf, wo sie anläßlich der dortigen Erstaufführung des Pardon de Ploërmel am 18. IV. 1860 (als Dinorah oder: Die Wallfahrt nach Ploermel) die Dinorah sang. 17] Herrn Bürde: Emil Bürde (1827–1898; VI 840) war bis 1859 Schauspieler am Dresdener Hoftheater, danach Kritiker und Schauspiellehrer.

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Tgb. April 1860 24] 17. Lohengrin … Richard Wagner: Romantische Oper in drei Akten von Richard Wagner (1813–1883; V 929f.), UA 28. VIII. 1850, Hoftheater, Weimar (Erstaufführung an der Berliner Hofoper am 23. I. 1859). Meyerbeer kannte bis dahin lediglich den Text sowie den Klavierauszug der Oper (V 602); auf der Bühne sah er sie tatsächlich zum ersten Mal (77. Berliner Aufführung). 28] 19. Prinzen Georg: Friedrich Wilhelm Georg Ernst Prinz von Preußen (1826– 1902; V 974). 29] Sängerin Lucca: Die Sopranistin Marie Pauline Lucca (*25. IV. 1841 Wien, † 28. II. 1908 Wien) wurde im Alter von 15 Jahren Chormitglied der Wiener Hofoper. 1859 hatte sie am Theater in Ölmütz ihr Solistinnendebüt als Elvira in Verdis Ernani gegeben und dort auch die Valentine in den Huguenots gesungen, die zu einer ihrer Paraderollen werden sollte. 1860 wechselte sie nach Prag und debütierte dort am 12. IV. wiederum als Valentine. Anschließend sang sie die Norma in Bellinis gleichnamiger Oper, schließlich am 17. IV. die Pamina in Mozarts Zauberflöte. Auf welchem Wege Meyerbeer ein derart positives Bild von der Sängerin gewann, ob aus der Presse, ob brieflich oder mündlich über einen zuverlässigen Informanten, läßt sich nicht ermitteln. Ernest Reyer behauptet, Meyerbeer sei von einem Freund brieflich auf Lucca aufmerksam gemacht worden (vgl. „Souvenirs de l’Allemagne“, erschienen in: Ernest Reyer, Notes de Musique, Paris: Charpentier et Cie 1875, S. 43). Fest steht, und damit bestätigen sich die Darstellungen in den einschlägigen Biographien und Lexikonartikeln, daß tatsächlich Meyerbeer Pauline Lucca frühestmöglich Hülsen empfohlen und damit für Berlin gewonnen hatte, wo sie als Mitglied der Hofoper von 1861 bis 1872 ein umjubelter Star war. Die in einer ihr gewidmeten Biographie vertretene Behauptung, „Meyerbeer entwickelt ihre Fähigkeiten und veranlaßt, daß ihr Ruhm über Österreichs Grenzen hinausgetragen wird“ (Anna Jansen-Mara und Dorothea WeisseZehrer, Die Wiener Nachtigall. Der Lebensweg Pauline Luccas, Berlin: Otto Petters Verlag o.J., S. 15), bedarf allerdings der Präzision. Wie aus Tgb. 27. III. 1861 hervorgeht, war Meyerbeers erster persönlicher Eindruck nicht ungetrübt (erst am 10. V. desselben Jahres scheint er uneingeschränkt zufrieden). Er hat tatsächlich, auch das läßt sich anhand der Tgb.-Einträge bestätigen, oft, auch privat mit der Sängerin geprobt und ihre internationale Karriere mit Empfehlungen für Paris und London befördert. 29] Armide … Gluck: Drame héroïque en cinq actes von Christoph Willibald Ritter von Gluck (1714–1787; VI 641) (Text: Philippe Quinault), UA 23. IX. 1777, Opéra, Paris, hier in der deutschen Übersetzung von Julius von Voß (Erstaufführung an der Berliner Hofoper am 20. V. 1805). 32] 20. Dinorah in München: Die Münchner Erstaufführung mit Franziska Schwarzbach als Dinorah (Hoël: August Kindermann, Corentin: Karl Heinrich) war am 15. IV. (Es gab noch vier weitere Vorstellungen.) 35] Der bayrische Landbote: Der Artikel war in Der Bayerische Landbote vom 18. IV. 1860 erschienen (36. Jg., Nr. 109, S. 435). Der anonyme Verfasser lobt die Inszenierung, kritisiert jedoch das Werk, insbesondere das Textbuch: „Das Buch ist ein aus der unlautern Verbindung deutscher Romantik mit französischem Schwindel entsprungener Wechselbalg.“ Bezüglich der Musik heißt es: „Die Musik läßt bedauern, daß ein so hoch begabter Geist sich dazu herablassen konnte, solches Zeug zu bearbeiten; es ist, als wenn ein Bildhauer ein großes Werk statt in Erz oder Marmor in – Lehm ausführen wollte.“ Im übrigen bedient sich der Rezensent, bewußt oder unbewußt antisemitisch „argumentierend“, all jener Epitheta (Aneignungsleichtigkeit, Effekthascherei, Unwahrhaftigkeit), die Kritiker seit Jahrzehnten benutzten, um Meyerbeers Kunst zu diskreditieren: „Die vielen schönen Einzelheiten entschädigen nicht für die unangenehme Empfindung, die sich bei so viel Form ohne Inhalt unwiderstehlich aufdrängt und im-

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mer an ‚Viel Lärmen um Nichts’ erinnert. […] Vielfach begegnen uns auch Anklänge aus anderen Werken […] Das Hauptkennzeichen der Musik aber ist, was man Meyerbeer von jeher zum Vorwurf machte, das Haschen nach Effekten, und er hat darin wirklich das noch nicht Dagewesene geleistet. […] Es gibt keinen Ausdruck, der zu stark wäre, das geschmackverderbende Streben, mit solch groben Mitteln die Menge anzuziehen, in seiner ganzen kunstwidrigen Schmählichkeit zu brandmarken. Traurig wenn begabte Menschen ihren hohen Beruf um den des Gauklers vertauschen; traurig, daß auch unsere Bühnen solchem Treiben ihre Pforten nicht wie die eines Heiligthums verschließen.“ 1] Die Maurer in Berlin: Volksstück in vier Akten und acht Abteilungen, nach dem Französischen von Emil Pohl (Musik von verschiedenen Komponisten), UA 20. IV. 1860, Victoria-Theater, Berlin. Meyerbeer an Cäcilie Meyerbeer zwischen 20. und 27. IV. 1860 Zur Datierung: Aus Meyerbeer an Sophie Freifrau von Brandenstein vom 13. IV. 1860 geht hervor, daß Cäcilie am 12. IV. ihre Reise angetreten hatte, aus der „Amtlichen Fremdenliste“ Baden-Badens (abgedruckt in: Badeblatt für die großherzogliche Stadt Baden, 46. Jg., Nr. 8 vom 18. IV. 1860), daß sie zwischen dem 15. und 17. dort angekommen war. Meyerbeers Brief an seine Tochter vom 27. IV. ist zu entnehmen, wie sehr ihn und vor allem Minna Cäcilies Absicht beunruhigte, den zunächst nur erwogenen neuen Kurplan definitiv zu erproben. Der vorliegende Brief schlägt noch mildere Töne an und ist als Versuch zu sehen, Cäcilie mit Blick auf die Autorität der Ärzte Schönlein und Traube von ihrem Vorhaben doch noch abzubringen. Da die Lebensdokumente keine Anhaltspunkte einer präziseren Datierung bieten, wird als deren Rahmen der 20. IV. als der theoretisch frühestmögliche und der 27., an dem Meyerbeer den besagten zweiten Brief schrieb, als der letztmögliche Termin angegeben. 10] frei und selbständig: Cäcilie wohnte im noblen „Viktoria Hotel“ zusammen mit ihrer Gesellschafterin und einer drei Personen umfassenden Dienerschaft (Angabe nach der „Amtlichen Fremdenliste“; s. o.). 18] Schönlein’s: Meyerbeers Arzt Johannes Lukas Schönlein (1793–1864; IV 541, V 755 f.), bis März 1859 Professor an der medizinischen Klinik Charité in Berlin, dann Eintritt in den Ruhestand und Übersiedelung nach Bamberg. Meyerbeer und seine Familie konsultierten ihn – wie im vorliegenden Fall – schriftlich oder aber persönlich auch noch an seinem Alterssitz. Zu seiner Bedeutung und Stellung zu Meyerbeer und seiner Familie s. Meyerbeer an Cornelie Meyerbeer vom 26. I. 1864 als Reaktion auf Schönleins Tod am 23. I. 1864. 19] Curplan Guggerts: Anton Guggert (*1804 Baden-Baden, † 4. II. 1864 Baden-Baden) entstammte einer Baden-Badener Bäckerfamilie. Nach einem Medizinstudium in Heidelberg ließ er sich in seiner Heimatstadt als Badearzt nieder und erwarb sich mit seiner Heilkunst rasch internationales Ansehen (in den Würdigungen wird übereinstimmend sein außerordentlicher Ruf beim europäischen Hochadel, insbesondere bei der russischen Aristokratie hervorgehoben). Er trug die Titel eines „großherzoglichen Leib- und Badearztes“ und „Geheimen Hofrats“ und war Träger bedeutender Orden und anderer Auszeichnungen (1860 Ernennung zum Kommandeur der Ehrenlegion). Wesentlich auf seinen Einfluß geht die Etablierung der Frühjahrskur zurück, die Einführung der Molkenkur Appenzeller Provenienz in Verbindung mit dem Gebrauch des Saftes frischer Kräuter. Vermutlich ging sein Kurplan für Cäcilie in diese Richtung und rief er mit seiner naturheilkundlich orientierten Medizin die Bedenken Schönleins und Traubes hervor. 20] Traube: Der Internist Ludwig Traube (*12. I. 1818 Ratibor/Oberschlesien, † 11. IV. 1876 Berlin) wurde nach seiner 1848 gegen alle Widerstände, denen er als

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Jude ausgesetzt war, erfolgten Habilitation im Jahre 1849 erster klinischer Assistent Schönleins an der medizinischen Klinik Charité in Berlin und etablierte sich dort seit 1853 zu einem renommierten Arzt mit eigener Abteilung (1857 Ernennung zum Professor, 1872 zum Ordinarius). Nach Schönleins Eintritt in den Ruhestand und Übersiedlung nach Bamberg im Frühjahr 1859 trat Traube in dessen Nachfolge als Arzt Meyerbeers und seiner Familie. Tgb. April 1860 27] 21. Paradies und die Peri … Robert Schumann: Das Paradies und die Peri, Chorwerk op. 50 (nach Thomas Moores Orientalischer Erzählung Lalla Rookh) von Robert Schumann (1810–1856; V 810), war 1843 in Leipzig uraufgeführt worden. Das von Meyerbeer besuchte Konzert fand in der Singakademie unter Sterns Leitung mit seinem Gesangverein sowie der „Liebig’schen Kapelle“ statt. 30] 22. Die Stumme von Portici … Auber: La Muette de Portici, Opéra en cinq actes von Daniel François Esprit Auber (1782–1871; II 593) (Text: Eugène Scribe und Germain Delavigne), UA 29. II. 1828, Opéra, Paris, hier in deutscher Übersetzung von Karl August von Lichtenstein (Erstaufführung an der Berliner Hofoper am 12. I. 1829). Meyerbeer an Giovanni Gualberto Guidi vom 22. IV. 1860 Poststempel: a) Berlin/Stadtpost-Exp. VII 22. IV., b) St. Galle[n] 25. IV. 60, c) Milano 26. IV. 60, d) [unleserlich] IV. 1860

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20] Made Laborde: die Sopranistin Rosalie Henriette (Rosine) Laborde geborene Bediez (1824–1907; IV 602). Meyerbeer hörte sie im April 1861 in Berlin, als sie Mitglied einer italienische Operngesellschaft war, die unter der musikalischen Leitung Joseph Nesvadbas in Kroll’s Theater gastierte (s. Tgb. 1. IV. 1861). 26] jeune chanteuse: Albertine Meyer (s. die beiden nächstfolgenden Briefe). Meyerbeer an Pietro Romani vom 22. IV. 1860 Zum Adressaten: Pietro Romani (1791–1877; V 991), Kapellmeister am Teatro della Pergola in Florenz.

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8] Albertine Meyer: Die aus einfachen Verhältnissen aus Schlesien stammende Kontraltistin Albertine Meyer (Lebensdaten nicht ermittelt) war, nachdem sie zunächst als Chorsängerin in Breslau, im März 1860 in Stettin tätig war, in dieser Zeit nach Berlin gekommen, wo sie eine Gönnerin fand, die sie mit Meyerbeer in Kontakt brachte. Mit seinem Empfehlungsbrief stellte sie sich bei Romani in Florenz vor, der sie gründlich ausbildete. Auch Unger-Sabatier war der jungen Sängerin zugetan und versuchte ihr den Weg in Italien zu ebnen. Meyerbeer an Karoline Unger-Sabatier vom 22. IV. 1860 Zur Datierung: Die Datierung ergibt sich aus dem an diesem Tag geschriebenen Brief an Pietro Romani, der in gleicher Funktion – als Empfehlungsbrief für die Gesangschülerin Albertine Meyer – verfaßt und ausgehändigt worden ist (s. auch Meyerbeer an Emil Ernst Illaire vom 26. II. 1861 sowie Meyerbeer an Karoline Unger-Sabatier vom 11. X. 1861). Es handelt sich vermutlich um den im Tgb. 22. IV. 1860 erwähnten dritten Brief, den Meyerbeer an diesem Tag diktierte. Zur Adressatin: Die in Florenz lebende Gesanglehrerin Karoline Unger-Sabatier (1803–1877; II 592) war mit Meyerbeer seit Jahrzehnten befreundet.

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13] Marquis von Sabatier: der Schriftsteller und Übersetzer François Sabatier d’Espeyran (*2. II. 1818 Montpellier, † 1. XII. 1891). Das Paar hatte 1841 geheiratet. 23] Marquis Martellini: Marchese Martellini del Falcone (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt; V 986), seit vielen Jahren ein Verehrer Meyerbeers. 24] Moriz Hartmann: Moritz Hartmann (1821–1873; VII 710) lebte von 1850 bis April 1859 als Auslandskorrespondent der Kölnischen Zeitung in Paris. Ende April 1859 trat er als Korrespondent nach wie vor der Kölnischen Zeitung eine Reise nach Florenz an, um von dort über die italienische Einigung zu berichten. In dieser Zeit arbeitete er für Max Schlesingers Londoner lithographische Korrespondenz. Mit dem Ehepaar Sabatier, das er 1850 in Paris kennengelernt hatte, verband ihn eine lange Freundschaft. Nach seiner Heirat am 12. VI. 1860 lebte Hartmann als freier Schriftsteller und Lehrer in Genf beziehungsweise seit 1865 in Stuttgart. Meyerbeer hatte mit ihm und seiner Frau freundlichen gesellschaftlichen Umgang im Rahmen der Industrieausstellung in London (s. Tgb. 1.–9. und 12. V. 1862). Tgb. April 1860 30] 23. Dinorah in Breslau: Die Breslauer Erstaufführung der Dinorah mit Emilie Jauner-Krall als Interpretin der Titelrolle, Friedrich Rieger als Hoël und Carl Anton Meinhold als Corentin sowie der Szenographie von Friedrich Schwemer hatte am 21. IV. stattgefunden (s. Meyerbeer an Emilie Jauner-Krall sowie an Friedrich Schwemer vom 30. IV. 1860). 32] Mailänder Blatt: Der Artikel war in der Gazzetta musicale di Milano vom 13. III. 1860 (S. 87) erschienen und berichtet über das von Meyerbeer dirigierte Hofkonzert am 18. II. 1860 (s. Tgb. und Kommentar). Er wird hier vollständig wiedergegeben, belegt er doch erneut, wie überempfindlich Meyerbeer auf derartige Zeitungsberichte reagierte, deren Inhalt er im konkreten Fall als neutralen, eher beifällig, denn boshaft gehaltenen Kommentar hätte auffassen können: „Meyerbeer ebbe in dono dalla Principessa di Prussia un prezioso bastone da direttore, e questo sarebbe il 39.o di cui è in possesso. – Il celebre maestro dichiarò che l’attuale compagnia del teatro Reale non è in condizione di ben eseguire il suo Pardon de Ploërmel; e dicesi che abbia promesso al signor Lorini di darla al teatro Vittoria nella prossima stagione, per la quale il sig. Lorini ritornerebbe con una scelta compagnia italiana. [im Original Absatz] – Nello scorso febbraio ebbe luogo, sotto la direzione di Meyerbeer, un concerto alla corte, al quale assistettero il corpo diplomatico, deputati, un gran numero di generali e ufficiali: in tutto 1500 persone. Furono eseguiti l’ouverture d’Egmont; inno della Vestale di Spontini; marcia del Sogno d’una notte d’estate; aria dello Stabat di Rossini; ouverture dello Struensee di Meyerbeer; scena dell’Orfeo; frammento del Trovatore di Verdi; finale del Conte Ory di Rossini.” Meyerbeer an einen Herrn vom 23. IV. 1860

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4] Theaterdirektor Heigl: Carl Heigl († 1884), in dieser Zeit Direktor, Unternehmer und Oberregisseur des Königl. Schloß- und Stadttheaters von Ansbach und Amberg. Tgb. April 1860 12] 24. Klavierspieler Schlottmann: Louis Schlottmann (*12. XI. 1826 Berlin, † 13. VI. 1905 Berlin), ein Schüler Wilhelm Tauberts und Siegfried Dehns, lebte als Pianist, Klavierpädagoge und Komponist in Berlin. Er ist der Verfasser einer Reihe von Liedern und Kompositionen für Klavier. 13] Konditors Spargnapani: J. A. Spargnapani (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt), ein aus Graubünden stammender „Zuckerbäcker“, besaß Unter den Linden 50

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eine alteingesessene, bevorzugt von Literaten und Gelehrten frequentierte Konditorei, der ein Lesekabinett mit internationaler Tagespresse sowie wissenschaftlichen und belletristischen Zeitschriften angegliedert war (1870, als Spargnapani aufgegeben hatte, eröffnete dort Rudolf Dressel ein luxuriöses Restaurant). Der Verbleib des Autographs wurde nicht ermittelt. 17] 25. Vasco Duett Akt III: „Vous croyez?“ (Vasco/Pédro). Meyerbeer arbeitete daran intensiv während seiner Schwalbacher Kur und vollendete es am 24. VII. 1860 (s. Tgb.). 20] 26. Etha: Regina Margarethe (Etha) Schönlein (1828–1906; VII 677; seit 1867 verheiratete Gräfin von Pückler-Limpurg), die älteste der beiden Töchter der mit Meyerbeers eng befreundeten Arztfamilie Schönlein. 20] Die Favorite: La Favorite, Opéra en quatre actes von Donizetti (Text: Alphonse Royer und Gustave Vaëz in Zusammenarbeit mit Scribe), UA 2. XII. 1840, Opéra, Paris (hier in deutscher Übersetzung; Erstaufführung an der Berliner Hofoper 25. VIII. 1852).

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6] 29. Professor Bach: Prof. August Wilhelm Bach (1796–1869; III 665), seit 1832 Direktor des Königl. Instituts für Kirchenmusik in Berlin. 6] Chöre zur Tragödie Iphigenia in Delphi: Iphigenia in Delphi, Drama mit Chören von Karl Ludwig Kannegießer, UA 29. IV. 1860, Singakademie, Berlin. Meyerbeer an Herrn Lefèvre vom 29. IV. 1860 Zum Adressaten: Vornamen und Lebensdaten des Grundschullehrers nicht ermittelt. Tgb. April 1860 28] 30. deutsche Übersetzung: s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 8. II. 1860, Bezugstelle: meinen Cantique. Meyerbeer an Emilie Jauner-Krall vom 30. IV. 1860 Zur Adressatin: Die in Dresden engagierte Sopranistin Emilie Jauner-Krall geborene Krall (1831–1914; V 819 f. [seit 1859 verheiratet mit dem Dresdener Hofschauspieler Franz Ritter von Jauner]) hatte die Partie der Dinorah im Rahmen eines Gastspiels in Breslau gesungen und dabei den in Meyerbeers Dankschreiben erwähnten außerordentlichen Erfolg gehabt (1861 gastierte sie mit dieser Partie in Breslau ein weiteres Mal); zu Meyerbeers Beurteilung ihrer Leistung s. Tgb. 12. bis 20. VI. 1860.

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9] ersten Aufführung: s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 23. IV. 1860. 11] Director Schwemer: Friedrich Schwemer (*20. I. 1818 Bad Doberan, † 25. VI. 1902 Frankfurt/Main), ursprünglich Opernsänger (Bariton) und Schauspieler, hatte im November 1857 die Leitung des von einem Theaterpachtverein getragenen Breslauer Stadttheaters übernommen und nach baulichen Umbaumaßnahmen und Engagement neuen künstlerischen Personals einen Aufschwung herbeigeführt. Schwemers nicht nur positiv gesehene Direktion war Schwankungen unterworfen (Höhepunkte bildeten so wie auch im Falle von Dinorah, dem einzigen Erfolgswerk der Saison, in der Regel Aufführungen mit teuren Gästen) und unter finanziellen Gesichtspunkten letztlich desaströs, so daß die Leitung des Hauses im November 1864 in andere Hände überging. Schwemer wechselte in gleicher Funktion nach Posen (s. in diesem Zusammenhang auch Meyerbeer an Friedrich Schwemer vom 30. IV. 1860). Meyerbeer an Theodor Rodowicz von Oswiecinski vom 30. IV. 1860 Zum Adressaten: Anhand des Adreß-Buch von Frankfurt A M. […] 1870, hrsg. v. Georg Friedrich Krug, Frankfurt/Main 1870, läßt sich der Gesuchte als Peter Franz

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Theodor Rodowicz von Oswiecinski (eigtl. v. Rodowicz; auch „Rodowicz von Oswiecimski“; *25. VI. 1814 Potsdam, † 2. VIII. 1892 Blasewitz/bei Dresden) identifizieren. Rodowicz hatte seit 1834 eine militärische Laufbahn in Preußen, 1848 bis 1851 in Holstein absolviert (zu Einzelheiten s. Wolbert G. C. Smidt / Hartmut Läpple, Schleswig-Holstein und das Osmanische Reich: Ein vergessenes Memoiren-Werk von Theodor Rodowicz von Os´wiêcimski erhellt Schicksale schleswig-holsteinischer Offiziere nach 1848, in: Familienkundliches Jahrbuch Schleswig Holstein 42: 2003, S. 66–97). 1851 war er vorübergehend nach Brasilien ausgewandert, 1852 zurückgekehrt und in die Fremdenlegion eingetreten, wo er es bis zum Major der British-German Legion brachte. In dieser Zeit aus dem Militärdienst ausgeschieden, wirkte er beruflich als Betriebsinspektor der Frankfurter-Hanauer-Eisenbahn-Gesellschaft unter der angegebenen Frankfurter Adresse. Schriftstellerisch machte er sich als Verfasser von Unterhaltungsliteratur einen Namen (Wolbert Smidt sei herzlich für seine instruktiven Informationen zur Biographie des Adressaten gedankt). Meyerbeer an Friedrich Schwemer vom 30. IV. 1860

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7] 1te Aufführung: s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 23. IV. 1860. Meyerbeer an Julius Lang vom 3. V. 1860 Zum Adressaten: Dr. Julius Lang (*18. IV. 1833 Wien, † nach 1893) lebte in dieser Zeit als Journalist in München. Wann Meyerbeer ihn in Wien kennengelernt hatte, läßt sich anhand der Lebensdokumente nicht ermitteln. Tgb. Mai 1860

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2] 4. Wilhelm Tell … Rossini: Guillaume Tell, Opéra en quatre actes von Gioachino Rossini (1792–1868; I 654) (Text: Victor Joseph Étienne de Jouy und Hippolyte Louis Florent Bis), UA 3. VIII. 1829, Opéra, Paris, hier in der deutschen Übersetzung von Theodor Haupt unter dem Titel Tell (Erstaufführung an der Berliner Hofoper am 6. XII. 1842). Meyerbeer an Frau Bonseri vom 4. V. 1860 Zur Adressatin: Es handelt sich um die Gattin (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt) des Berliner Kammergerichtspräsidenten a.D. Friedrich Wilhelm Bonseri. 10] Frl. Bury: Die Sängerin Agnes Büry (auch Bury; eigentl. Büring) (1831–1902; V 931) hatte sich nach ihrer wechselhaften Karriere als Opern- und Konzertsängerin in diesem Jahr in Berlin als Gesanglehrerin niedergelassen, gleichwohl – wie aus dem gewünschten Empfehlungsschreiben hervorgeht (s. Meyerbeer an Louis Brandus vom 4. V. 1860) – ihre Konzerttätigkeit nicht aufgegeben. Meyerbeer an Louis Brandus vom 4. V. 1860 23] Garcia’s: der Gesanglehrer Manuel (junior) Patricio Rodriguez García (1805–1906; IV 508, V 879). Meyerbeer an Georg Beer zwischen 4. und 13. V. 1860 Zum Adressaten: Meyerbeers Neffe Georg (George) Friedrich Amadeus Beer (1825–1896; V 846, VI 686). Er lebte als einziger der Söhne Wilhelm Beers (s. den entsprechenden nachfolgenden Stellenkommentar) in Berlin. Zur Datierung: Die Rahmendatierung erfolgt entsprechend der Chronologie sowie der Position dieses Entwurfs innerhalb der Brouillons de Lettres.

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9] Grab meiner seeligen Mutter: die Ruhestätte von Amalie Beer (1767–1854; V 740). Sie war am 27. VI. 1854 verstorben. 11] deine seelige Mutter: Doris Beer geborene Schlesinger (1799–1859; IV 567). Sie war am 2. VI. 1859 verstorben. 12] Familie Heinrich u. Wilhelm Beer: Meyerbeers Brüder Heinrich (1794–1842; V 845) und Wilhelm Beer (1797–1850; I 37 f., V 738). 13] deinen Geschwistern: Elise Oppenheim geborene Beer (1821–1880; V 755), Julie Angelika von Haber geborene Beer (1824–1880; V 756) und Julius (Jules) Alfred Beer (1828–1913; V 756). Sie alle lebten in Paris. Meyerbeer an Carl Kaskel vom 5. V. 1860 Poststempel: a) Berlin/[Textverlust:] er-Bahnh. [Textverlust], b) [Textverlust und unleserlich]

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26] meiner Anwesenheit: Meyerbeer hielt sich aus Anlaß des Gastspiels Georgine Schuberts vom 7. bis 11. VI. in Dresden auf (s. Tgb.).

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7] Bruder Julius: der Bankier Julius Eduard Kaskel (1802–1862; V 930). Meyerbeer an Carl Kaskel vom 9. V. 1860 Poststempel: a) Berlin/[Textverlust:] t-Exp. VI [Textverlust], b) [Textverlust]

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1] Kral: Jauner-Krall. Eigens zu diesem Anlaß hielt sich Meyerbeer vom 19. bis 20. VI. erneut in Dresden auf (s. Tgb. 12. bis 20. VI.). Meyerbeer an Karl Tescher vom 13. V. 1860

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10] Großherzogs: Ludwig III. Großherzog von Hessen-Darmstadt (1806–1877; VII 742). Meyerbeer an Franz Otto zwischen 17. und 20. V. 1860 Zur Datierung: Chronologie der Brouillon des Lettres (der letzte notierte, aber nicht ausgeführte Entwurf eines Briefes an Joseph Bacher ist auf den 17., der nächstfolgende auf den 20. V. datiert). Zum Adressaten: Anhand des Berliner Adreßbuches läßt sich der Empfänger als der Pianist, Komponist und Musiklehrer Franz Christian Otto identifizieren (Lebensdaten nicht ermittelt; V 956). Meyerbeer an Gemmy Brandus vom 20. V. 1860 Zum Adressaten: Der Brief befand sich in Gemmy Brandus’ Nachlaß, zuletzt im Besitz von Edward Brandus (s. Quellengabe zum Brief). Auch aus dem Inhalt geht hervor, daß er für Meyerbeers Pariser Verleger und den Bruder von Louis Brandus verfaßt ist.

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16] festival in the Grand Opera: Wie aus dem Journal des Débats vom 15. und 17. V. 1860 hervorgeht, sollte das Konzert am Samstag, dem 19. V., stattfinden. Es handelte sich um ein Wohltätigkeitskonzert zugunsten des Pensionsfonds der an der Opéra ehemals beschäftigten Künstler und Angestellten. An dem alle zwei Jahre veranstalteten Konzert waren 500 Aufführende beteiligt, die sich in der Mehrzahl aus Kräften der Opéra rekrutierten, aber auch aus Musikern des Théâtre-Italien und des Conservatoire. Das sich in zwei Teile gliedernde Mammutkonzert umfaßte konzeptionell die Musik vom 17. Jahrhundert (Alessandro Stradella, Jean Baptiste Lully), 18. Jahrhundert (Jean Philippe Rameau, Georg Friedrich Händel, André Ernest Modeste Grétry, Gluck, Joseph Haydn und Mozart) und schließlich die Musik des eigenen Jahrhunderts, das durch Beethoven, Etienne Nicolas Méhul, Weber, Spontini und Mendelssohn

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sowie durch Meyerbeer, Auber und Halévy repräsentiert wurde. Die Stücke folgten nicht chronologisch aufeinander, sondern unter dem Aspekt des Wechsels von Orchestermusik, solistischen Stücken und größeren Ensembles bzw. Chören. Meyerbeers Schillermarsch war im letzten Drittel des zweiten Teils zwischen einem Chor aus einer Oper Grétrys (Colinette à la cour) und einem Duett aus einer Oper Méhuls (Euphrosine et Coradin) plaziert. 18] Royer: Alphonse Royer (1803–1875; VII 560), seit Juli 1856 Direktor der Pariser Opéra (bis Dezember 1862). 21] ‘Pieta Signor’ … Stradella: die fälschlich Alessandro Stradella (*3. IV. 1639 Nepi/ bei Viterbo, † 25. II. 1682 Genua) zugeschriebene, wahrscheinlich jedoch von François Joseph Fétis komponierte Arie „Pietà Signore“, eine der im 19. Jahrhundert populärsten „altitalienischen“ Arien (s. die Ausführungen V 883). 22] Michant: der Tenor Pierre Jules Michot (*1832, † 1896). Er sang 1861 an der Opéra den Raoul in Meyerbeers Huguenots. 24] your brother’s letter: Der Eingang dieses Briefs Louis Brandus’ ist im Tgb. nicht vermerkt, der Erhalt zweier Schreiben jedoch in Meyerbeer an Louis Brandus vom 23. V. 1860. 25] Herr de Beaumont: Alfred Beaumont (Lebensdaten nicht ermittelt) trat sein Amt am 19. VI. 1860 an (bis 27. I. 1862). 28] Mademoiselle Boulard: Die Koloratursopranistin Sophie Ferdinande Dorothée Boulart (1836–1889; seit 1862 verheiratete Mayer; VI 706f., VII 623) war von der Pariser Opéra Comique an das Theater von Gent, 1859 schließlich an das Théâtre de la Monnaie nach Brüssel gewechselt, wo sie mit großem Erfolg bis 1865 wirkte. Ihr Debüt als Dinorah am 23. XII. 1859 war, wie von Meyerbeer erwähnt, sensationell. Das Gastspiel an der Opéra Comique kam nicht zustande. 31] Musard: Alfred Musard (1828–1881; VII 734), seit 1859 Leiter und Dirigent der Pariser „Concerts Musard“.

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4] fantaisie: Le Pardon de Ploërmel, Redowa pour orchestre, Paris: G. Brandus et S. Dufour 1859. 8] new composition: „Vasco da Gama“; s. Kommentar zu Tgb. 1. III. 1860. 10] next season: Ein Engagement Miolan-Carvalhos in Sankt Petersburg, sofern es denn angestrebt wurde, kam nicht zustande. Meyerbeer an Louis Brandus vom 23. V. 1860 24] unsicheren politischen Zeiten: Gemeint sind die Nachwirkungen des sardinisch/ französischen Kriegs gegen Österreich und der italienische Einigungskrieg (in diesem Monat eroberte Sardinien das Königreich beider Sizilien). 28] diese Angelegenheit: die Nachfolge in der Direktion der Opéra Comique (s. Meyerbeer an Gemmy Brandus vom 20. V. 1860). 30] Herr Bruder: Gemmy Brandus. 30] Madame Tedesco: Die Contraltistin Fortunata Tedesco verheiratete De Franco (1826–nach 1900; V 928, VI 696), von 1851 bis 1857 sowie von Herbst 1860 bis 1862 an der Opéra (dort 1861 Venus in der Pariser Erstaufführung von Wagners Tannhäuser), gastierte in dieser Zeit, wie im Brief erwähnt, an der Oper in Lissabon (dort nochmals 1864). Das Engagement an der Berliner Hofoper kam nicht zustande. Im Oktober 1860 sang sie an der Opéra erneut die Fidès (erstmals 1851).

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19] l’Entre Acte: die Bühnenzeitschrift L’Entr’acte. Bulletin du théâtre. Meyerbeer hatte sie seit ihrem Erscheinen im Januar 1854 regelmäßig abonniert.

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24] Sängerin Sanchioli: Die Mezzosopranistin Giulia Sanchioli de Filippi (1819?–nach 1863; V 988, VII 594) war nach Auftritten in der Saison 1859/60 in Nizza in dieser Zeit nach Paris gekommen, ohne jedoch an die Opéra verpflichtet zu werden. Statt dessen tourte sie mit großem Erfolg durch die französische Provinz mit Stationen unter anderem in Besançon und Strasbourg und trat im Juni des Jahres ihr Engagement in Baden-Baden an.

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1] ihren andern Rollen: Miolan-Carvalho sang außer der Dinorah die Zerlina in Aubers Fra Diavolo (erstmals 1. V.), die Rosina in Rossinis Il barbiere di Siviglia (erstmals 8. V.) sowie später die Marguerite in Les Huguenots (erstmals 5. VI.), die Euridice in Hector Berlioz’ Bearbeitung von Glucks Orphée (erstmals 27. VI.) und die Gilda in Verdis Rigoletto (am 21. VII.); Faure sang außer dem Hoël den Alphonse in Donizettis La Favorite (erstmals 24. IV.), den Fernando in Rossinis La gazza ladra (erstmals am 26. V.) sowie später den Conte de Nevers in den Huguenots. 2] Mansualpublication: Gemeint ist die in The Musical World vom 7. IV. 1860 (38:14, S. 216) angezeigte, als monatlich in acht Faszikeln erscheinend geplante „Volksausgabe“ des Klavierauszugs für acht Schilling: „Meyerbeer’s ‚Dinorah’, complete edition, for voice and pianoforte, with English and Italian Words, the English version by H. F. Chorley, to be published in Eight Parts (Boosey and Sons)“. Weitere Hinweise auf diese Publikation gibt es – wie Meyerbeer korrekt schreibt – keine. Auch über eine illustrierte Ausgabe finden sich keinerlei Angaben. Tgb. Mai 1860 10] 24. Hans v. Bülow: Hans Guido Freiherr von Bülow (1830–1894; V 855; VI 826, VII 587), zu dieser Zeit Klavierpädagoge am Sternschen Konservatorium und Pianist in Berlin, seit 1858 preußischer Hofpianist, bemühte sich in dieser Zeit um engere gesellschaftliche Beziehungen zu Meyerbeer, der mit ihm im Rahmen der Hofkonzerte vielfach zusammenarbeitete. Den gesellschaftlichen Kontakt zu Meyerbeer und seiner Familie suchte vor allem die Liszttochter Cosima, seit 1857 von Bülows Gattin (s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 27. XII. 1860), die später Freundschaft mit Cornelie Meyerbeer schloß. 12] Léon Kreutzers Biographie: Léon Charles François Kreutzer (1817–1868; V 996) verfaßte die erwähnte Schrift 1854 in zwei Faszikeln unter dem Titel „Les Compositeurs contemporains/M. Meyerbeer“ sowie unter der Rubrik „Études musicales“ in Bd. VIII (S. 633–659) und IX (S. 136–164) der Revue contemporaine. 13] Major Ledebur: Carl Friedrich Heinrich Wilhelm Philipp Justus Freiherr von Ledebur (1806–1872; VII 665), bis 1852 Kavallerieoffizier in Berlin. Die genannte Publikation Tonkünstler-Lexicon Berlin’s von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart erschien 1861 in Berlin im Verlag Ludwig Rauh. 15] Fétis: Der Artikel des Brüsseler Musikforschers und -schriftstellers François Joseph Fétis (1784–1871; II 645) erschien 1864 in Bd. 6 der Biographie universelle des musiciens, Deuxième édition entièrement refondue et augmentée de plus de moitié, Paris: Firmin Didot frères, fils et Cie, S. 118–129. Meyerbeer kannte ihn in einer Version, die ihm am 13. XI. 1858 zur Lektüre vorgelegen hatte (s. VII 362 und Kommentar VII 684f.). Meyerbeer an Jules Guilliaume vom 24. V. 1860 Poststempel: a) Berlin/Stadtpost Exp. VII 24. V., b) Bruxelles 26. V. 60 24] Je n’ai pas manqué: Der Brief bezieht sich auf den im Tgb. 13. IV. 1860 25 Vorgang. 25] le poème: s. Kommentar zu Tgb. 13. IV. 1860, Bezugstelle: Litteraten Guill[i]aume.

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Meyerbeer an Maximilian Freiherr von Wangenheim vom 24. V. 1860

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32] meine Photographie: Photographie und ausgeführter Brief sind weder im Staatsarchiv Coburg noch im Thüringischen Staatsarchiv Gotha überliefert. Tgb. Mai 1860

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28] 31. Wallners Theater: An diesem Tag wurden Der Zigeuner, Genrebild mit Gesang in 1 Akt von Alois Berla [eigtl. Alois Scheichl] (Musik: Conradi), UA 19. V. 1860, Wallner’s Theater, Berlin, aufgeführt sowie Rübezahl, Komische Operette in 1 Akt, nach einem schlesischen Volksmärchen frei bearbeitet von G. A. Jansen (Musik: Conradi), UA 1846, Berlin (privat; 1. öffentliche Aufführung 6. V. 1847, Stadttheater, Stettin, unter dem Titel Rübezahl der Berggeist), und Ein gebildeter Hausknecht, Posse in 1 Akt von Kalisch (Musik: Conradi), UA 2. V. 1858, Königstädtisches Theater, Berlin. Tgb. Juni 1860 31] 1. Lyser: der Schriftsteller Johann Peter Lyser (1803–1870; III 675f., V 805, VII 733). 32] Pesadori: Ranuzio Pesadori (Lebensdaten nicht ermittelt) wirkte von 1825 bis 1835 als Sänger an der Dresdener Hofoper (bis 1832 im italienischen Departement). Als Einwohner Dresdens ist er in dieser Zeit nicht zu ermitteln. In den Dresdener Adreßbüchern ist er nicht verzeichnet. In den Akten des Stadtarchivs Dresden wird er nur im Zusammenhang mit seiner Ehefrau, der Pianistin Antonia Helene Pesadori geborene Pechwell (*1798, † 1834), erwähnt, die er 1831 geheiratet hatte. Ihr Grab liegt auf dem alten katholischen Friedhof. Der Ehemann wurde dort nicht beigesetzt (mein Dank für diese Recherche gilt Gisela Hoppe vom Stadtarchiv Dresden). Meyerbeer an Karoline Unger-Sabatier vom 1. VI. 1860

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8] Frl. Weber: Luise Amalie Weber (*19. III. 1837 Halle/Saale, † 15. II. 1915 Halle/ Saale; später verheiratete Burger) wirkte in dieser Zeit als dramatischer Sopran am Stadttheater Riga. 18] Tag ihres Auftretens: s. Tgb. 6. und 8. VI. 1860. 21] nach Schwalbach: Meyerbeer verließ Berlin am 2. VII., erreichte Schwalbach am 4. VII. und hielt sich dort bis zum 29. VIII. auf (s. die entsprechenden Tgb.-Einträge). 23] nach Spa: Zur Anschlußkur in Spa ist es nicht gekommen; statt dessen reiste Meyerbeer vom 30. VIII. bis 9. IX. nach Paris (s. die entsprechenden Tgb.-Einträge). 28] Herrn Gemahl: François Sabatier. Tgb. Juni 1860

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3] 2. Professor Graefe: Friedrich Wilhelm Ernst Albrecht von Graefe (*22. V. 1828 Finkenheerd/bei Berlin, † 20. VII. 1870 Berlin) hatte sich nach seinem Studium der Ophthalmologie in Berlin und weiterer Fortbildung im Ausland (Promotion 1847, Staatsprüfung 1847/48, 1850 Habilitation mit einer Arbeit Über die Wirkung der Augenmuskeln) in Berlin als Augenarzt niedergelassen und dort eine Privatklinik gegründet. 1857 war er zum ao. Professor ernannt worden (1866, nach Johann Christian Jüngkens Rücktritt, wurde er Ordinarius an der Universitätsklinik und erhielt 1868 die augenärztliche Abteilung der Charité). Bereits in dieser Zeit hatte er seine Privatklinik zu einem Zentrum der modernen ophthalmologischen Forschung unter anderem auf dem Gebiet der Staroperation entwickelt und war auch als Lehrer eine weltweit gesuchte Kapazität.

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5] 3. Die Anna-Lise … Hersch: Schauspiel in fünf Akten von Hermann Hersch, UA 31. X. 1858, Thalia-Theater, Hamburg (Erstaufführung an den Berliner Königlichen Schauspielen am 23. XII. 1858). Hermann Hersch (*30. X. 1821 Jüchen/Grevenbroich, † 27. VII. 1870 Berlin) war nach seinem Studium der Philosophie und Geschichte in Bonn um 1848 als nationaler und liberaler Lyriker sowie als Redakteur einer eigenen Zeitung hervorgetreten. 1849 trat er in preußische Regierungsdienste, wechselte jedoch alsbald in bayerische, da in Preußen seine Beförderung mit der Aufgabe seines jüdischen Glaubens und dem Religionswechsel verbunden gewesen wäre. Seit Mitte der 1850er Jahre lebte er als freier Schriftsteller in Berlin und hatte mit diesem vielgespielten Werk seinen Durchbruch, das heißt einzigen großen Erfolg als Bühnenautor. 8] 4. woselbst er: Wie aus der Autobiographie des Zeichners und Berliner Feuilletonisten Ludwig Pietsch (Wie ich Schriftsteller geworden bin. Der wunderliche Roman meines Lebens, hrsg. v. Peter Goldammer, Berlin: Aufbau-Verlag 2000) hervorgeht, lebte sich Korff als Premierleutnant im 2. Garde-Dragoner-Regiment in Berlin schnell ein (durch Kabinettsorder befohlen am 7. V.; als offizieller Stiftungstag gilt der 4. VII. 1860; Korff war in das Regiment am 22. V. 1860 als Premierleutnant eingetreten; am 9. V. 1863 wurde er zum Rittmeister und Eskadronchef ernannt; zu Einzelheiten der Regimentsgründung sowie der glanzvollen militärischen Laufbahn Korffs s. Geschichte des 2. Garde-Dragoner-Regiments Kaiserin Alexandra von Rußland, bearb. v. Freiherr v. Hoverbeck gen v. Schoenaich u.a., Berlin: Ernst Siegfried Mittler und Sohn 21910, S. 251 u. passim). Korff verkehrte in Berlin mit Ferdinand Lassalle als Teilnehmer einer „Tafelrunde“ und war Mitglied des Wissenschaftlichen Kunstvereins. Nach Pietsch war Korff einer der „schneidigsten Reiteroffiziere der Armee, der freilich zugleich als einer der gescheitesten, gebildetsten, geistreichsten Köpfe in ihr und einer der glänzendsten Kavaliere bekannt war“ (S. 218). 9] 5. Der Templer und die Jüdin: Große romantische Oper in drei Akten von Marschner (Text: Wilhelm August Wohlbrück), UA 22. XII. 1829, Städtisches Theater, Leipzig (Erstaufführung an der Berliner Hofoper am 3. VIII. 1831). Meyerbeer hatte das Werk zuletzt am 3. XII. 1854 in Dresden gehört (VI 433). Als Balletteinlage wurde Webers für Berlin nachkomponiertes Ballett zu Euryanthe verwendet. Meyerbeer an Marie Prinzessin von Preußen vom 5. VI. 1860 Zur Adressatin: Anrede und Hinweis auf Schillers Verbindung zum Weimarer großherzoglichen Hof, dem die Prinzessin entstammte. Der Brief könnte theoretisch auch an Prinzessin Augusta von Preußen verfaßt worden sein, an die Schwester Prinzessin Maries. Da Meyerbeer in diesem Monat engeren gesellschaftlichen Kontakt zu Prinzessin Marie pflegte (s. u. a. Tgb. 7. IV. 1860) und die besitzende Institution des Briefes ebenfalls Prinzessin Marie als Adressatin nennt, ist davon auszugehen, daß Meyerbeer den Marsch ihr widmete. 25] Trübsale des Lebens: Schiller war im Dezember 1799 nach Weimar übergesiedelt, bezog vom Hof jedoch keine finanzielle Unterstützung in Art einer Pension oder Jahresgabe und bekleidete auch kein Amt. Schiller und seine Familie lebten vom Verkauf der Horen, den Einkünften aus den Schriften sowie den Tantiemen, die durch die Aufführung der Bühnenwerke anfielen. Tgb. Juni 1860

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15] 9. Die Mutter: Maschinka Schubert. 17] Hofrat Pabst: Dr. Julius Pabst (1817–1881; V 920 f.), seit 1856 Dramaturg und Sekretär des Dresdener Hoftheaters.

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17] Lüttichau: Wolf Adolph August Freiherr von Lüttichau (1786–1863; III 728), Generaldirektor des Dresdener Hoftheaters und der Königl. musikalischen Kapelle. Zum 1. IV. 1862 trat er in den Ruhestand und starb nur wenige Monate später am 16. II. 1863. Sein Nachfolger wurde Otto von Könneritz. 18] Verändrungen in der Zeltszene vom Nordstern: Im Nachlaß Charlotte Birch-Pfeiffers (DTM, Bestand „Birch-Pfeiffer“) ist kein Dokument überliefert, das generell ihre Mitarbeit an diesem Werk beziehungsweise die konkrete Bearbeitung belegt. Das Dresdener Aufführungsmaterial ist überliefert in der SLUB Dresden (Mus. 4786 – F – 510 [Untersignaturen]). 20] Birch-Pfeiffer: die mit Meyerbeer seit vielen Jahren bekannte Schauspielerin (seit 1844 aktives Mitglied der Berliner Königlichen Schauspiele) und Schauspieldichterin Charlotte Birch-Pfeiffer (1800–1868; III 720), heimliche Mitarbeiterin an den Libretti zu „Le Chercheur“ (Le Pardon de Ploërmel) sowie seit Ende März 1861 (s. Tgb. 30. III. 1861) zu L’Africaine. 20] Ein Kind des Glückes: Original-Charakter-Lustspiel in fünf Akten von BirchPfeiffer, UA 30. I. 1859, Burgtheater, Wien (Erstaufführung an den Königlichen Schauspielen in Berlin 16. I. 1860). 26] 10. Don Juan: Il dissoluto punito ossia Il Don Giovanni, Dramma giocoso in due atti von Mozart (Text: Lorenzo Da Ponte), UA 29. X. 1787, Nostitzsches Nationaltheater, Prag, hier in deutscher Übertragung unter dem Titel Don Juan oder Der steinerne Gast. 26] Max Weber: Max Maria von Weber (1818–1881; III 656, V 939), Carl Maria von Webers ältester Sohn, lebte als Eisenbahningenieur in Dresden. Die seinem Vater gewidmete Biographie Carl Maria von Weber: ein Lebensbild erschien im Verlag Keil in Leipzig in 3 Bdn.; Bd. 1 und 2: 1864, Bd. 3: 1866. 28] Abt Vogler: Meyerbeers Kompositionslehrer Georg Joseph Vogler (1749–1814; I 50 ff.). Meyerbeers Unterricht bei Vogler in Darmstadt dauerte offiziell von Mitte April 1810 bis zum 9. III. 1812. Weber war vom 19. IV. 1810 bis zum 14. II. 1811 in Darmstadt. Voglers Unterricht wird in der neueren Forschung als für den Werdegang beider Komponisten bedeutend angesehen (s. Joachim Veit, Der junge Carl Maria von Weber. Untersuchungen zum Einfluß Franz Danzis und Abbé Georg Joseph Voglers, Mainz: Schott 1990, und Sabine Henze-Döhring, Vogler und Meyerbeer, in: Abbé Vogler – Ein Mannheimer im europäischen Kontext. Internationales Colloquium Heidelberg 1999, hrsg. von Thomas Betzwieser und Silke Leopold [=Quellen und Studien zur Geschichte der Mannheimer Hofkapelle, Bd. 7], Frankfurt/Main: Peter Lang 2003, S. 293–302). Max Maria von Weber spielt die Bedeutung Voglers herunter und folgt darin der in seiner Zeit generell pejorativen Sicht auf Vogler als Komponist und Charakter. So reduziert er das Verhältnis zwischen Vogler und Weber – darin Stellungnahmen seines Vaters durchaus folgend – auf eine Art Treuebeziehung, wenn er schreibt: „Carl Maria’s Anhänglichkeit für Vogler, die er bis zu seinem Tode bewahrte, und die mehr von kindlicher Pietät, als von der Liebe des Jüngers zum Meister an sich hatte, ist nicht allein aus seiner Dankbarkeit für den Lehrer erklärlich, aber wir finden einen passenden Schlüssel zu diesem eben so edeln als geheimnißvollen Gefühle in dem, was wir oben über die enge Verwandtschaft der Naturen von Franz Anton von Weber und Vogler sagten. Unbewußt umfaßte Carl Marias Herz im verehrten Meister die potenzirte Wesenheit des, trotz aller seiner Schwächen heißgeliebten Vaters.“ (Carl Maria von Weber: ein Lebensbild, Bd. 1, S. 77). Welche Details Meyerbeer Weber mitteilte, geht weder aus der Publikation noch aus den Lebensdokumenten hervor.

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36] 12.–20. 8 Lieder von Banck: s. Meyerbeer an Carl Banck vom 25. VI. 1860 und Kommentar. 39] Duesberg: Der in Paris lebende Musikkritiker und Historiker Heinrich Joseph Maria Duesberg (1793–1864; V 751), Mitarbeiter der Revue et Gazette musicale, hatte für Meyerbeer vielfach als Übersetzer gearbeitet. Großen Anteil hatte er an der Vollendung des Librettos zur Africaine, für das er seit Oktober 1862 vor allem die Ergänzungen und Änderungen Birch-Pfeiffers ins Französische übertrug (s. die Einträge im Tk. und Tgb. dieses Monats sowie die zahlreichen späteren Hinweise). 2] Der Doktor u. Apotheker … Dittersdorf: Komisches Singspiel in zwei Aufzügen von Karl Ditters von Dittersdorf (1739–1799; V 915) (Text: Johann Gottlieb Stephanie [der Jüngere] nach dem Französischen des Grafen von N L’Apothicaire de Murcie), UA 11. VII. 1786, Burgtheater, Wien. In der öffentlichen Wahrnehmung wurde das Werk nicht nur als nach wie vor repertoirefähig angesehen, sondern darüber hinaus als Beitrag zu einer gattungsästhetischen Nobilitierung der zeitgenössischen Posse: „Nur dann wird unsere musikalische Posse und Komödie von Neuem gedeihen, wenn sie sich vom Salon und der faden physiognomielosen Gesellschaft, die sich in ihm bewegt, zu den Kreisen des kleinbürgerlichen und ländlichen Lebens zurückwendet, und sich der Fülle nationaler Eigenthümlichkeiten, welche sich in diesen Sphären erhalten hat, wieder zu bemächtigen lernt.“ (Berliner Musik-Zeitung Echo vom 10. VI. 1860, 10. Jg., Nr. 23, S. 183). 4] Zottmayr: Der Bariton Ludwig Zottmayr (*31. III. 1828 Amberg, † 16. X. 1899 Weimar) war nach seinem Debüt 1855 in Nürnberg und anderen Stationen seit 1858 im Ensemble des Hamburger Stadttheaters, wo er bis 1861 wirkte und dann nach Hannover wechselte (dort bis 1865). Im Rahmen seines Dresdener Gastspiels sang er außer dem Hoël noch Graf Almaviva in Mozarts Le nozze di Figaro. Am 11. I. 1860 hatte er den Hoël in der Hamburger Erstaufführung von Le Pardon de Ploërmel gesungen. Meyerbeer an Cäcilie Meyerbeer zwischen 12. und 18. VI. 1860 Zur Datierung: Der Brief ist zwischen Meyerbeers erster und zweiter Dresdenreise verfaßt. Am 12. VI. fand Meyerbeer – wie im Brief beschrieben – seine Gattin Minna am vierten Tag krank in Berlin vor. Da er bereits am 19. zu seiner zweiten Dresdenreise aufbrach und am Tag nach seiner Rückkehr Minna ihren Kuraufenthalt antrat, kann der Datierungsrahmen, als dessen Eckdaten sich entsprechend der Chronologie der Brouillons de Lettres der 24. V. und 21. VI. ergeben, mithin auf die genannten Tage eingegrenzt werden. 30] Grosholz: Franzisca Grosholz geborene Meier (*26. III. 1808 Baden-Baden, † 29. IV. 1877 Baden-Baden) führte zusammen mit ihrem Gatten Franz und dessen verwitwetem Bruder Philipp das am 26. VI. 1853 eröffnete, am Leopoldplatz gelegene Luxushotel „Viktoria“, in dem Cäcilie Meyerbeer mitsamt ihrer Entourage in Baden-Baden wohnte.

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Meyerbeer an Gemmy Brandus vom 21. VI. 1860 6] Herr Gödsche: der Berliner Schriftsteller und Journalist Hermann Goedsche (1815–1878; VII 660), Mitarbeiter der ultrakonservativen Neuen preußischen Zeitung (genannt „Kreuzzeitung“). 8] Sebastopol: Historisch-politischer Roman aus der Gegenwart, 4 Bde., Berlin: Nöhring 1855/57.

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8] Villafranca: Villafranca oder Die Kabinette und die Revolutionen, Historisch-politischer Roman aus der Gegenwart, drei Abteilungen, Berlin: Nöhring 1860/61. Der Roman erschien zu dieser Zeit noch laufend in Faszikeln (insgesamt 30). Tgb. Juni 1860 23] 23. Dr. Herzbergs: der Berliner Arzt Dr. med. Joseph Herzberg (1799–1871; IV 543). 25] Orphée aux enfers: Opéra bouffon en deux actes von Offenbach (Text: Hector Crémieux und Ludovic Halévy), UA 21. X. 1858, Théâtre des Bouffes-Parisiens, Paris, hier in der deutschen Übersetzung von Ludwig Kalisch unter dem Titel Orpheus in der Hölle. Diese Einstudierung ebnete in Deutschland das Terrain für die breite Rezeption des Offenbachschen Œuvre.

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Meyerbeer an Carl Banck vom 25. VI. 1860 Zur Datierung: Meyerbeer war am 20. VI. aus Dresden zurückgekehrt und dann – wie in Brief und Tgb. übereinstimmend dargestellt – ein paar Tage krank. Am 25. VI. war er mit der im Brief beschriebenen Tätigkeit befaßt, bereits am folgenden Tag (s. Tgb. 26. VI.) wieder bettlägerig, so daß der Brief sicher auf den 25. VI. datiert werden kann. 10] herauszugeben: Die Ausgabe erschien 1861 unter dem Titel 10 Mélodies composées par Charles Banck, poésies de N. Lenau, C. Groth et Moser, paroles françaises de Madame de la Comtesse de Pawloff, Mrs Duesberg et Alphe Baralle, Paris: G. Brandus et S. Dufour. 14] Lenau’schen Liedern: aus Bancks op. 69: Dichtungen von Nikolaus Lenau, 4 Hefte, Dresden: Friedel. 15] Liedern von Klaus Groth: aus Bancks op. 68: Lieder von Claus Groth, 2 Hefte, Dresden: Friedel. Klaus Johann Groth (*24. IV. 1819 Heide, † 1. VI. 1899 Kiel) war zunächst Lehrer in Heide, nach seiner Übersiedelung 1853 nach Kiel seit 1856 Ehrendoktor an der Universität Bonn, nach seiner Habilitation seit 1858 Privatdozent an der Universität Kiel (1866 Ernennung zum Honorarprofessor für deutsche Sprache und Literatur). Groths wissenschaftliches Ziel war es, das Niederdeutsche zu einer Literatursprache zu entwickeln. Johannes Brahms hat später mehrere seiner Texte vertont. 19] Kammerrath Kaskel: Gemeint ist Carl Kaskel. Der sächsische König hatte ihm am 30. XI. 1851 den Titel Kammerrat in der 4. Klasse der Hofrangordnung verliehen. Meyerbeer an Victor Kölbel vom 25. VI. 1860 Zum Adressaten: Victor Moritz Kölbel (1810–1871; VII 557), Theateragent, seit 1831 Herausgeber und Redakteur der vom Verlag Sturm und Koppe in Leipzig publizierten Allgemeinen Theater-Chronik. Meyerbeer an Alexandrine Rosen vom 27. VI. 1860 Zur Adressatin: Alexandrine Rosen (*22. VI. 1838 Warschau, † VIII. 1904 Berlin) heiratete Meyerbeers Neffen Ende September 1860 (s. Meyerbeer an Georg Beer vom 3. VIII. und Tgb. 26. XI. 1860). Ein Porträt ihrer offensichtlich imponierenden Erscheinung zeichnet Ludwig Pietsch (s. Wie ich Schriftsteller geworden bin. Der wunderliche Roman meines Lebens, hrsg. v. Peter Goldammer, Berlin: Aufbau-Verlag 2000, S. 547). Wie aus einem anonymen Nachruf auf sie hervorgeht (Begräbnißrede Alexandrine Beer, 15. Aug. 1904, SBB, PK, N. Mus. Nachl. 97, Y/52), war sie ein Abkömmling „hochstehender Eltern“. Sie selbst hatte sich in Berlin bestens etabliert und verkehrte später mit den Häusern Helmholtz und Bismarck.

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5] vos chers parents: Das Ehepaar Rosen (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt) lebte in Hamburg. Meyerbeer an Thérèse Célérier vom 28. VI. 1860 Zur Adressatin: Thérèse Célérier geborene Gouin (Lebensdaten nicht ermittelt; V 751). Meyerbeers Kontakte zu ihr und ihrer Familie wurden besonders eng nach Meyerbeers Rückkehr nach Paris im September 1863. Sie verwaltete während Meyerbeers Abwesenheit von Paris unter anderem seine im Brief erwähnte Mietwohnung (in der er allerdings nie wohnte, sondern die er lediglich als Abstellgelegenheit benutzte).

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27] Monsieur Léon: Léon Célérier (Lebensdaten nicht ermittelt). 32] Mr Brard: offensichtlich der Besitzer der Immobilie (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt). 5] Mlle Mathilde: Thérèse Célériers Tochter (Lebensdaten nicht ermittelt). Im Februar 1864 war Meyerbeer ihr Trauzeuge. 10] excellent père: Der am 13. X. 1856 verstorbene Postbeamte Louis Gouin (1780–1856; V 748) war bis zu seinem Tod über Jahrzehnte Meyerbeers engster Vertrauter in Paris gewesen. Meyerbeer an Franz Dingelstedt vom 28. VI. 1860 Zum Adressaten: Der Schriftsteller, Bühnenleiter und Dramaturg Franz Dingelstedt (1814–1881; V 806, VII 521; Erhebung in den erblichen Adelsstand 1867, in den Freiherrenstand 1876) lebte seit 1857 als Generalintendant des Hoftheaters und der Hofkapelle in Weimar (bis 1867, als er nach Wien wechselte und Direktor der Hofoper wurde). 31] künftigen Winter: Die Aufführung kam nicht zustande.

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20] Frau v. Milde: Rosa von Milde geborene Agthe (1827–1906; VII 696), Sopranistin, von 1845 bis zu ihrem Bühnenabschied 1867 Mitglied des Weimarer Hoftheaters; s. in diesem Zusammenhang auch Meyerbeer an Franz Dingelstedt vom 8. XII. 1860. 24] Frau Gemahlin: Jenny Dingelstedt geborene Lutzer (1816–1877; III 678), von 1832 bis 1844, als sie Dingelstedt heiratete und in Wien ihren Bühnenabschied nahm, eine der bedeutendsten Koloratursopranistinnen ihrer Zeit. Meyerbeer an Julia Dehn vom 1. VII. 1860 Zur Adressatin: Julia Dehn geborene Wedl (Lebensdaten nicht ermittelt), die Witwe Siegfried Dehns. Anfang dieses Monats versteigerte sie einen Teil der nachgelassenen Musikbibliothek ihres Mannes bei Stargardt in Berlin.

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10] Abschrift des Händelschen Concerto grosso: Einen Hinweis auf diese Quelle gibt Friedrich Chrysander in seiner Biographie G. F. Händel, Bd. 3, 1. Hälfte [=4. Buch], Leipzig: Breitkopf & Härtel 21919, S. 168. Dort heißt es in der Anmerkung 23 unter 12 „Concerti grossi“, „Nr. 4 Amoll. Anfang: Larghetto affetuoso“: „23) Dieses Concert besitzt angeblich der Capellmeister Lwoff in Petersburg ebenfalls im Original, was ich bezweifeln muß. Ist die Anführung in Dwight’s Journal of Music (v. 20. Nov. Boston, 1858 p. 269) richtig, so besteht es nur aus vier Sätzen, von denen die drei ersten in dieses 4. Concert gehören, der letzte aber den vorletzten Satz des folg. 5. Concertes bildet; demnach enthielte Lwoff’s Manuscript nicht einmal eine zusammenhängende Composition, viel weniger eine Originalhandschrift.” Gemeint sind die Konzerte Nr. 4 (HWV 322) und 5 (HWV 323) aus den Zwölf Concerti grossi op. 6 (1739). Aus dem Artikel in Dwight’s Journal of Music (7: 1858, S. 268 f., unterzeichnet „A. W. T.“), der die Incipits der erwähnten Sätze enthält, geht allerdings nicht zweifelsfrei hervor, ob der Verfasser desselben die Incipits aller in der Handschrift enthaltener Sätze einge-

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rückt hat. Im kritischen Bericht zur Hallischen Händel-Ausgabe, Bd. IV/14, hrsg. v. Adolf Hofmann und Hans Ferdinand Redlich, Kassel etc.: Bärenreiter 1961, gibt es ebensowenig einen Hinweis auf diese Quelle wie an entsprechendem Ort im HändelHandbuch, Bd. 3, hrsg. v. Bernd Baselt, Leipzig/Kassel etc.: Bärenreiter 1986. Die Redaktion der Hallischen Händel-Ausgabe/Händelhaus Halle hat ebenfalls keine Informationen über diese Quelle und ihren Verbleib (ich danke Dipl.-phil. Annette Landgraf sehr herzlich für ihre Recherche). Annette Landgraf zieht in Betracht, daß es sich bei diesem Manuskript um eine Abschrift von einem der frühen Drucke der Zwölf Concerti grossi op. 6 handelt. 11] General Lwoff: der Komponist und Kapellmeister Aleksej Fëdorovicˇ L’vov (1798– 1870; V 862, VI 647), bis 1861 Leiter des Petersburger Hoforchesters. Auf Vermittlung Meyerbeers hatte er von der reichen Musikbibliothek Dehns erfahren und diesem anläßlich eines seiner zahlreichen Berlinaufenthalte einen Besuch abgestattet. Dem Artikel in Dwight’s Journal of Music 7: 1858, S. 269, ist zu entnehmen, daß L’vov höchstpersönlich der Witwe geraten hatte, das Manuskript in England oder Amerika zu verkaufen. Seinen Wert schätzte er auf 50 £. 11] seligen Professor Dehn: Siegfried Wilhelm Dehn (1799–1858; III 711, V 771), von 1842 bis zu seinem Tod am 12. IV. 1858 Bibliothekar der Musikabteilung der Königlichen Hofbibliothek in Berlin, Musiktheoretiker und Kompositionslehrer. 13] nicht mehr als die zwei Abschriften: Wie aus dem Artikel in Dwight’s Journal of Music 7: 1858, S. 269, hervorgeht, besaß L’vov Händels Autograph (bzw. das, was er dafür hielt), eine Abschrift davon, die er einer „society in Dresden“ vermachte, und die 1857 selbst angefertigte Abschrift, die er Dehn schenkte. 21] Illaire: Emil Ernst Illaire (1797–1866; IV 514, VII 561), Geheimer Kabinettsrat im Geheimen Zivilkabinett des Hofstaats König Friedrich Wilhelms IV. bzw. seines Thronerben König Wilhelm I., Wirklicher Geheimer Rat, Mitglied des preußischen Staatsrats.

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1] Musical World: die 1836 von J. Alfred Novello gegründete, wöchentlich erscheinende englische Musikzeitschrift The Musical World: a Weekly Record of Musical Science, Literature, and Intelligence. Seit 1844 war ihr Eigentümer und Herausgeber James William Davison, mit dem Meyerbeer gut bekannt war. Eine Frau Dehns Anliegen betreffende Notiz ist dort nicht erschienen. Meyerbeer an Leopold Alexander Zellner vom 1. VII. 1860 Zum Adressaten: Der Wiener Musikjournalist Leopold Alexander Zellner (1823– 1894; VI 802) war von Januar 1855 bis Sommer 1858 verantwortlicher Redakteur der Wiener Zeitschrift Blätter für Musik, Theater und Kunst, dann eines Nachfolgeblattes, das ebenfalls eingestellt wurde (s. den Kommentar zu Meyerbeer an Leopold Alexander Zellner vom 1. VII. 1858; VII 670). Bereits seit Mai 1859 erschienen die Blätter für Musik, Theater und Kunst erneut, nun im Verlag Franz Leo (zuvor bei Carl Haslinger; seit Juni 1860 bei Franz Selch, seit Juni 1861 schließlich im Verlag Leopold Sommer). 26] Frau Gemahlin: die Schriftstellerin Sophie Zellner (1815–?).

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Tgb. Juli 1860 27] 3. Am Klavier (Le Piano de Bert[h]e): Le Piano de Berthe, comédie-vaudeville en un acte von Théodore Barrière und Jules Lorin, UA 20. III. 1852, Théâtre du Gymnase-Dramatique, Paris, hier in deutscher Bearbeitung von Moritz Anton Grandjean (erstmals am 5. III. 1853 im Burgtheater in Wien). 27] Die bezähmte Widerspänstige … Shakespeare: Die Widerspenstige, Lustspiel in 4 Aufzügen von Shakespeare, mit Benützung einiger Theile der Übersetzung des Gra-

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fen Baudissin von (Johann Ludwig) Deinhardstein, UA 19. III. 1838, Burgtheater, Wien. Seebach-Niemann spielte die Catharina. 28] Madame Seebach-Niemann: Marie Seebach-Niemann (1829–1897; VI 882) wirkte seit August 1856 am Hoftheater in Hannover (bis Mai 1866), wo sie am 31. V. 1859 den Tenor Albert Niemann geheiratet hatte. Im Rahmen ihres gemeinsam mit ihrem Gatten gegebenen Gastspiels in Wiesbaden trat sie in mehreren ihrer Paraderollen auf, zu denen seit langem Berthe zählte.

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3] 5. Klavierspieler Bronsart: Hans Bronsart von Schellendorf (*11. II. 1830 Berlin, † 3. XI. 1913 München) hatte sich nach seiner Ausbildung in seiner Vaterstadt zum Pianisten sowie Komponisten unter anderem bei Dehn 1853 Liszt und der „Weimarer Schule“ angeschlossen. In dieser Zeit unternahm er zusammen mit seiner Verlobten Ingeborg Starck, die er 1861 heiratete, eine Konzertreise, auf der er am 6. VII. (s. Tgb.) in Schwalbach ein Konzert gab, bei dem Schumanns Andante und Variationen für zwei Klaviere op. 46, Liszts Paraphrase über Hochzeitsmarsch und Elfenreigen aus dem Sommernachtstraum, Liszts Paraphrase über das Quartett aus Rigoletto sowie eine seiner Ungarischen Rhapsodien, schließlich ein Nocturne von John Field sowie ein Nocturne und eine Valse von Frédéric Chopin erklangen. Bronsart wurde in diesem Jahr Leiter der Euterpe-Konzerte in Leipzig (bis 1862). Später wirkte er als Intendant des Königl. Theaters in Hannover (seit 1867) beziehungsweise als Generalintendant des Hoftheaters in Weimar (von 1887 bis zum Ruhestand im Jahre 1895). 4] Klavierspielerin Ingeborg: Ingeborg Starck (*24. VIII. 1840 Sankt Petersburg, † 17. VI. 1913 München; seit 1861 verheiratete Bronsart von Schellendorf), wie ihr Verlobter eine Schülerin unter anderem Liszts, entfaltete eine reiche Konzerttätigkeit und erwarb sich später auch als Komponistin von Klavier- und Bühnenwerken Ansehen. 14] 8. Baroninnen Adolf und Willi Rothschild: Meyerbeer besuchte Caroline Julie Anselme Freifrau von Rothschild geborene Rothschild (*2. IX. 1830 Wien, † 19. XI. 1907 Genf) sowie deren Schwester und Schwägerin Mathilde (Hannah) Freifrau von Rothschild geborene Rothschild (*5. III. 1832 Frankfurt/Main, † 8. III. 1924 Frankfurt/Main). Julie war seit 1850 Gattin des Bankiers Adolph Freiherr von Rothschild, der nach dem Tod seines Vaters Carl 1855 die Nachfolge als Leiter des neapolitanischen Zweiges des Bankhauses angetreten hatte, nach dem Fall der Bourbonen Italien für immer verließ (Schließung des Bankhauses 1861), um fortan als Privatier in seinem 1858 erbauten Schloß Prégny nahe Genf beziehungsweise seit 1868 in seinem Hôtel in Paris (47, rue de Monceau) zu leben. Mathilde war seit 1849 mit Wilhelm Carl (Willy) Freiherr von Rothschild verheiratet, dem jüngeren Bruder Adolphs. Wilhelm Carl verließ in dieser Zeit ebenfalls Italien. 1861 trat er in das von seinem ältesten Bruder Mayer Carl nach dem Tod des 1855 kinderlos verstorbenen Onkels Amschel Mayer geleitete Stammhaus der Bank ein. Wilhelm Carl und Mathilde lebten in Frankfurt in einem repräsentativen Palais (Zeil 34). Nicht Julie, sondern Mathilde war musikalisch und komponierte eine Reihe von Liedern. 34] 16. Violoncellisten Grimm: Karl Grimm (*28. IV. 1819 Hildburghausen, † 19. I. 1888 Freiburg/Schlesien), erster Violoncellist am Herzoglich Nassauischen Hoftheater in Wiesbaden. 35] Sonate: Mendelssohns op. 58 (1842). 36] Schneider: der Tenor Karl Schneider (*1822 Strehlen/Breslau, † 3. I. 1882 Köln), seit 1859 im Ensemble des Herzoglich Nassauischen Hoftheaters in Wiesbaden.

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5] 17. Herzog Ernst von Württemberg: Herzog Ernst Alexander Konstantin von Württemberg (*11. VIII. 1807 Riga, † 26. X. 1868 Coburg), kaiserl. russischer GeneralMajor a.D. Das Paar heiratete am 21. VIII. 1860 in Hamburg.

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10] 18. Herr von Versen: R. von Versen (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt) lebte – wie im Tgb. korrekt vermerkt – als Assessor in Berlin. 32] 25. Weinbrunnen: Die Heilkraft dieses 1568 von Dr. Jacob Theodor (genannt Tabernämontanus) entdeckten Brunnens leitete den Aufschwung Schwalbachs zum Kurort ein. 33] Undine von Lortzing: Romantische Zauberoper in vier Aufzügen von Gustav Albert Lortzing (1801–1851; III 754) (Text: vom Komponisten), UA 21. IV. 1845, Stadttheater, Magdeburg. Das Werk wurde in dieser Saison in Wiesbaden erstmals aufgeführt. 36] Mühldorfer aus Mannheim: Franz Joseph Mühldorfer (1800–1863; VII 605) wirkte seit 1832 als Theatermaler und Maschinist in Mannheim. Von dort belieferte er eine Vielzahl von Theatern im In- und Ausland mit Maschinen und Dekorationen. Er war ein Experte in seinem Fach und genoß großes Ansehen. Für Meyerbeer wurde er anläßlich der Uraufführung von Le Pardon de Ploërmel herangezogen (Realisierung des Unwetters im II. Akt mit Wasser und elektrischem Licht), worauf er an zahlreichen deutschen Bühnen ebenfalls mit dieser Aufgabe betraut worden war. Ähnlich gelagert war der Fall bei Undine. Auch hier hatte er bereits für die Hamburger Erstaufführung (die wenige Tage nach der Magdeburger UA stattfand) Bühnenbild und Maschinerie mit ungeheurer Pracht und imponierenden Mitteln erstellt (zu Einzelheiten s. Lortzings Brief an Philipp Reger von Ende November 1844, in: Albert Lortzing. Sämtliche Briefe, Historisch-kritische Ausgabe, hrsg. v. Irmlind Capelle, Kassel: Bärenreiter 1995, S. 217).

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Tgb. August 1860 7] 1. Pianisten Ludwig: Wie aus der Ankündigung eines Wiesbadener Kurkonzertes vom 27. VII. 1860 im Wiesbadener Tagblatt vom 25. VII. 1860 hervorgeht, an dem die genannten Musiker beteiligt waren, handelt es sich um den Pianisten Louis Brassin (*24. VI. 1840 Aachen, † 18. V. 1884 Sankt Petersburg). Brassin, ein Schüler von Ignaz Moscheles am Leipziger Konservatorium, wurde nach seiner bedeutenden Karriere als Klaviervirtuose 1866 Lehrer am Stern’schen Konservatorium in Berlin. Von 1869 bis 1879 wirkte er als Klavierprofessor am Konservatorium in Brüssel, danach am Konservatorium in Sankt Petersburg. 7] Violoncellisten Di Dio: Giovanni Di Dio (Lebensdaten nicht ermittelt), seit 1847 Solocellist des Berliner Hofopernorchesters sowie Violoncello- und Gesanglehrer, veranstaltete im Juli/August eine Konzerttournee, die ihn in Begleitung Brassins von Baden-Baden über Wiesbaden (dort am 27. VII.) nach Schwalbach geführt hatte. Meyerbeer an Georg Beer vom 3. VIII. 1860

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8] Stellvertreter Lüdeke’s: Es handelt sich um ein Mitglied der Berliner Anwalt- und Notarkanzlei Carl Friedrich Wilhelm Lüdicke (Sitz der Kanzlei: Leipziger Str. 74). Carl Friedrich Wilhelm Lüdicke (Lebensdaten nicht ermittelt), Königl. Justizrat und Notar im Bezirk des Königl. Kammergerichts, war seit 1857 mit den Rechtsstreitigkeiten Meyerbeers und seiner Familie befaßt. 9] Gottschalk: Der Rentier Bernhard Berend Gottschalk (*30. X. 1800 Rügenwalde, † 1870? Berlin) hatte die Beer’sche Villa im Tiergarten gekauft (Exerzierplatz 3, später Königsplatz), die er spätestens 1861 bezog und noch bis 1870 bewohnte. Die im Brief angesprochene Kontraktbrüchigkeit bezieht sich offensichtlich auf Gottschalks später aufgegebenen Plan, die Villa als Lokal zu nutzen (s. Kommentar zu Tk. 5. V. 1857, VII 609 f.). 25] Deinen Geschwistern: Elise Oppenheim, Julie von Haber und Julius (Jules) Beer.

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3] Deine Hochzeit … Schwiegerältern … Braut: s. Kommentar zu Meyerbeer an Alexandrine Rosen vom 27. VI. 1860.

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Tgb. August 1860 34] 5. Dr. Lange: Dr. med. Wilhelm Lange (*8. II. 1813 Wilhelmshöhe/Böhmen, † 25. II. 1881 Heidelberg) wurde in Prag zum Gynäkologen ausgebildet, wo er viele Jahre an der gynäkologischen Klinik arbeitete (Promotion 1839, nach Assistentenzeit 1845 Habilitation und Ernennung zum Privatdozenten für Frauenkrankheiten, 1847 bis 1850 vorübergehend in Innsbruck Professor, dann Rückkehr nach Prag). 1851 wurde er zum o. Prof. für Geburtshilfe an die Universität Heidelberg berufen, an der er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1880 wirkte.

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4] 6. Medea … Legouvé: Médée, Tragédie en trois actes en vers von Gabriel Jean Baptiste Ernest Wilfrid Legouvé (1807–1903; V 879), UA 1854, Théâtre des Jeunes Artistes, Paris, hier in der italienischen Übersetzung unter dem Titel Medea von Giuseppe Montanelli, UA 8. IV. 1856, Théâtre-Italien, Paris (die italienische Version war von Ristori und ihrer Truppe in Paris uraufgeführt worden). – Wie aus Legouvés Soixante ans de souvenirs (4 Bde., Bd. 4, Paris: J. Hetzel et Cie [1888], S. 38 f.) hervorgeht, hatte sich Rachel, für die Legouvé das Stück geschrieben hatte, aus unerfindlichen Gründen bald nach der UA geweigert, jemals wieder darin aufzutreten. Legouvé prozessierte daraufhin gegen die Schauspielerin mit Erfolg und publizierte sein Werk. Auf diesem Weg gelangte es zu Ristori, die es – wie dargelegt – in der italienischen Übersetzung mit ihrer Truppe uraufführte und auf ihren Gastspielreisen einer breiten Öffentlichkeit bekannt machte. Die Tragödie wurde nun in zahlreiche andere Sprachen übersetzt und überaus häufig gespielt, so daß sie eine der größten Erfolge Legouvés wurde. 4] Madame Ristori: Die Schauspielerin Adelaide Ristori (1822–1906; VI 872) befand sich auf einer Tournee durch Deutschland.

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8] 9. Burguy: der Philologe Georges Frédéric Burguis (1823–1866; V 741), Meyerbeers Berliner Sekretär. Burguis stand Meyerbeer, ungeachtet anderer beruflicher Verpflichtungen, bis zuletzt zur Seite. 8] Berliner Aufführung: Sie fand erst viele Jahre nach Meyerbeers Tod, am 31. X. 1881 statt. 13] 11. wahrscheinlich nicht geben wird: Die Befürchtung war gegenstandslos (s. Tgb. 14. IX. 1860 u. passim). 15] Madame Ugalde: Die Sopranistin Delphine Varcollier-Ugalde geborene Beaucé (1829–1910, seit 1852 in 2. Ehe verheiratete Varcollier; V 737, VI 660, VII 532). Meyerbeer an die Stadtverwaltung von Spa vom 12. VIII. 1860 25] l’honneur: Die öffentliche Ehrung sollte am 22. VIII. 1860 im Rahmen eines aufwendigen Meyerbeer-Festes erfolgen. Letzteres fiel jedoch aufgrund heftiger Regenfälle aus. Wie aus einem Artikel in der Berliner Musik-Zeitung Echo vom 16. IX. (10. Jg., Nr. 37, S. 295f.) hervorgeht, ging der vom Gemeinderat einstimmig befürwortete Namenvorschlag für den neuen Waldweg vom damaligen Bürgermeister aus und wurde wie folgt begründet (hier wiedergegeben nach der deutschen Übersetzung des Echo): „Unter den gefeierten Besuchern, welche unsere Stadt mit ihrer Gegenwart beehren, ist keiner, der treuer zu uns gehalten hätte, keiner, der von einem allgemeineren Ruhme umgeben wäre, als Meyerbeer, einer der größten Künstler unserer Zeit. Während der 32 Jahre, in denen der berühmte Meister nach Spaa gekommen, haben unsere Berge, für die er so eingenommen ist, ihn zu mehr als einem jener energischen, erhabenen und reizenden Gesänge begeistert, welche das Entzücken der musikalischen Welt bilden. Wir mögen ohne Wagniß das Recht in Anspruch nehmen, diesen glänzenden Genius in gewissen Betrachte [!] den unsrigen zu nennen; denn es ist allgemein bekannt, daß unter seinen Kompositionen, von dem volkstümlichen und ewig jungen Robert bis zu seiner letzten Schöpfung Dinorah nicht eine ist, die nicht bei uns gekeimt

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oder sich entwickelt hat. Die Promenade Meyerbeer wird uns bei jedem Schritte die Werke des großen Meisters in das Gedächtniß zurückrufen; auf dem einen Platze die Ruhestätte der Allee, auf dem anderen Bertram’s Brücke, weiter hinauf die Kaskade von Ploërmel, das Grab Struensee’s etc. Dieses, von der Natur selbst aufgerichtet, wird nicht das Schicksal mancher anderer, offenbar weniger solider Denkmale erleiden, weit entfernt, von den Unbilden der Zeit mitgenommen zu werden, wird es sich des Vortheils erfreuen, heranzuwachsen und sich jeden Frühling mit neuem Grün bedecken; es wird der ewig schönen Musik Meyerbeer’s gleichen, zu dessen Andenken das Denkmal gewidmet ist.“ (Im französischen Original ist die Eingabe abgedruckt in: Albin Body, Meyerbeer aux eaux de Spa, Brüssel: V. J. Rozez 1885, S. 131f.)

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Meyerbeer an Thérèse Célérier vom 13. VIII. 1860 34] Mr St. Marie: ein Bittsteller aus Montgeron (Seine-et-Oise); weiteres nicht ermittelt (s. hierzu Meyerbeer an Thérèse Célérier vom 26. VIII. 1860 sowie vom 20. V. 1862). 4] Monsieur Léon: Léon Célérier. Meyerbeer an den Männergesangverein Teutonia vom 13. VIII. 1860

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24] hochehrende Schreiben: Der Pariser „Sängerverein Teutonia“, eine der am Schillerfest beteiligten Chorvereinigungen (s. Tgb. 10. XI. und Kommentar zu Tk. 12. XI. 1859, VII 489 u. 741), hatte Meyerbeer am 10. XII. 1859 mit einer Urkunde folgenden Wortlauts zu seinem Ehrenpräsidenten ernannt: „Der [/] Sängerverein Teutonia [/] in [/] Paris [/] ernennt durch diese Urkunde [/] Herrn G. Meyerbeer Generalmusickdirektor [/] zu seinem Ehrenpräsidenten“ (Urkunde überliefert im Meyerbeer-Nachlaß der SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, O/10). 3] beifolgenden Chorliedes: Der Text des Liedes ist im Anschluß an den Brief in den genannten Zeitschriften abgedruckt worden (s. Quellenangabe zum Brief). Er lautet: „An das Vaterland. Es flamm’ empor, mein Vaterland, Zu Dir des Liedes Opferbrand! Dass Funken gleich die Töne sprüh’n, Ein Kranz der Glorie, um Dich glüh’n. Des Strebens Ziel hast Du erkannt, Du geh’st voran dem Deutschen Land Im heil’gen Kampf für inn’re Kraft, Für ed’le Kunst, für Wissenschaft. Dein Adler fliegt des Lichtes Bahn, Zerreisst, wie Wolken, Nacht und Wahn. Er giebt dem Geist der Freiheit Recht, Wer selbst sich knechtet, ist nur Knecht. Stimmt ein, ihr Brüder, auf, stimmt ein! Lasst’s Vaterland besungen sein! Der Freiheit bist Du angetraut, Du liebst sie treu, wie eine Braut; Sie schmücket Dich mit selt’nem Glanz, Mit ihrer Gaben gold’nem Kranz. Entfalte leuchtend Dein Panier, Wohin Du rufst, wir folgen Dir!“ Meyerbeer an Ludwig Cramolini vom 15. VIII. 1860 Zum Adressaten: Ludwig Josef Cramolini (1805–1884; VI 817), zunächst Sänger, seit Februar 1858 Opernregisseur an der Darmstädter Hofoper (bis 1874). 25] Der Blaubart: Cramolinis Text blieb unvertont.

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Meyerbeer an Angelo Mariani vom 18. VIII. 1860 Zum Adressaten: Angelo Mariani (*11. X. 1821 Ravenna, † 13. VI. 1873 Genua) leitete das im Brief angesprochene Konzert in Genua. Das Schreiben ist in seinem Briefnachlaß im Bestand der Biblioteca Civica Berio in Genua überliefert (s. Quellenangabe zum Brief). Mariani wirkte nach beruflichen Positionen in Messina und Kopenhagen seit 1852 als Kapellmeister des Teatro Carlo Felice in Genua sowie in selber Position seit Herbst 1860 auch in Bologna. Mariani galt als ein skrupulöser Dirigent, der maßgeblich an der Durchsetzung der Opern Meyerbeers in Italien beteiligt war (in Bologna drei Hauptwerke allein 1869). Mit einer Aufführung des Lohengrin in Bologna führte er 1871 auch Wagner in Italien ein (1872 folgte Tannhäuser).

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21] quelqueuns de mes opéras à Gênes: Mariani hatte am 12. IV. 1852 erstmals Robert le diable, am 14. II. 1857 Les Huguenots sowie am 17. V. 1857 Le Prophète aufgeführt. Tgb. August 1860 2] 22. Tenor Niemann: Albert Niemann (*15. I. 1831 Erxleben/bei Magdeburg, † 13. I. 1917 Berlin), einer der bedeutendsten Wagnertenöre seiner Zeit, wurde von Friedrich Schneider in Dessau entdeckt und ausgebildet. Nach Stationen in Berlin, Darmstadt, Halle und Stettin wirkte er seit 1854 am Hoftheater in Hannover (Debüt als Raoul in den Huguenots). Seine internationale Karriere als Wagnersänger startete 1861 in Paris, wo er anläßlich der dortigen Erstaufführung des Tannhäuser die Titelrolle sang. 1866, nach Auflösung des Königreichs Hannover, wechselte Niemann nach Berlin, wo er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1888 blieb, unterbrochen von Gastspielen, die ihn bis nach Amerika führten. Meyerbeer hörte ihn außer in der Rolle des Manrico noch als Tannhäuser und Lohengrin (s. Tgb. 26. und 28. VIII. 1860), in seinen späteren Paraderollen. Er lernte Niemann bei Gelegenheit dieses Schwalbachaufenthaltes persönlich kennen und verfaßte für ihn ein Empfehlungsschreiben für Paris (s. Tgb. 5. IX. 1860). Vermutlich verhinderte Niemanns enge Bindung an Wagner einen unbefangenen Umgang (s. die entsprechenden Schreiben Meyerbeers an Louis Brandus vom 2. IV. 1861). Meyerbeer an Louis Brandus vom 24. VIII. 1860 12] Mme Duprez Vandenhöfel: Die Sopranistin Caroline Van den Heuvel geborene Duprez (1832–1875; V 926 f., VII 574) war nach einem Engagement in Lyon 1858 nach Paris zurückgekehrt, wo sie zunächst am Théâtre Lyrique sang. In dieser Saison wechselte sie, wie im Brief angegeben, an die Opéra, wo sie bis 1863 blieb. Nach einem nochmaligen Wechsel an die Opéra Comique zog sie sich infolge einer Erkrankung an Schwindsucht von der Bühne zurück. Die Partie der Berthe sang in diesem Jahr die Sopranistin Amélie Rey. Meyerbeer hörte (Duprez-)Van den Heuvel in Paris in der im Brief erwähnten Rolle der Marguerite (s. Tgb. 3. IX. 1860). 24] Mme Köster: die Sopranistin Louise Köster geborene Schlegel (1823–1905; III 733, IV 576), von 1849 bis 1862 Mitglied der Berliner Hofoper. Die Partie der Berthe hatte sie erstmals anläßlich der Berliner Premiere des Prophète am 28. IV. 1850 gesungen; zu ihrem Bühnenabschied s. Tgb. 7. und 10. XI. sowie 11. XII. 1862. 24] Mme Ney: Bürde-Ney sang die Rolle der Berthe in Wien erstmals 1850. 25] trio du 3ième: Gemeint ist das Trio „Ah! combien ma douleur fut amère“ aus dem V. Akt. 27] Mme Castellane: zu diesem Komplex s. Meyerbeer an Charles Lewis Grüneisen vom 14. IV. 1860 und Kommentar.

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3] Mr Cormon: Eugène Cormon (eigtl. Pierre Etienne Piestre; 1810–1903; VI 875, VII 710), Bühnenschriftsteller, seit Oktober 1859 Bühnendirektor an der Opéra (bis 1871).

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4] Mr Duprez: der Gesanglehrer (mit eigener Schule) und Komponist Gilbert Louis Duprez (1806–1896; II 653). 8] le debut de Mme Tedesco: Es verzögerte sich bis zum 12. X. 1860 (s. auch Meyerbeer an Louis Brandus vom 22. X. 1860). 19] Mr votre beau frère: der Jurist und Musikschriftsteller Joseph Adalbert Bacher (1809–1868; III 803, IV 513, V 741, VII 523). 1861 wurde er geisteskrank (s. Tgb. 28. IV. 1861) und in die Leidesdorf’sche Anstalt in Wien verbracht. 22] le concours des prix: Gemeint ist die Stipendienvergabe der 1833 gegründeten Michael Beer’sche Stiftung (zur Satzung s. V 854). Welcher Maler von Bacher in Vorschlag gebracht wurde, ist nicht zu ermitteln. Meyerbeer an Gemmy Brandus vom 25. VIII. 1860 33] Panatrat: die Sopranistin Irma Pannetrat (*Algerien; Lebensdaten nicht ermittelt; VII 736), eine Absolventin des Conservatoire (1853 1er prix de chant, seit 1858 im Ensemble der Opéra Comique). Dank Meyerbeers Intervention über seinen Mittelsmann, den Kritiker Fiorentino (s. in diesem Zusammenhang Tgb. 4. und 14. IX. 1860), konnte dieser Besetzungsvorschlag verhindert werden. An ihrer Stelle erhielt die im Brief erwähnte Monrose die Partie.

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1] Monnais: Guillaume Édouard Désiré Monnais (1798–1868; III 703), Musikredakteur und Verwaltungsbeamter. 10] Victor: Victor Avocat (1798–1881; VI 748), 1849 bis 1875 Regisseur an der Opéra Comique. Tgb. August 1860

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8] 26. Niemann: Meyerbeers Anwesenheit bei dieser Aufführung sowie der des Lohengrin (s. Tgb. 28. VIII.) und sein positives Urteil über Niemann wurden in der Presse publik gemacht. So heißt es in der Neuen Berliner Musikzeitung vom 12. IX. 1860 (14. Jg., Nr. 37, S. 293 f.): „Meyerbeer wohnte der Aufführung des ›Tannhäuser‹ bei. Nach dem ›Tannhäuser‹ gastierte Niemann noch als ›Lohengrin‹. Meyerbeer äußerte, dass ihn derselbe zunächst an Bader [gemeint ist Karl Adam Bader (1789–1870; I 613), der in den Jahren 1812 bis 1830 als Deutschlands bedeutendster Tenor galt] in dessen schönster Blüthe erinnere, ein Urtheil, mit welchem Herr Niemann wohl zufrieden sein kann!“ 10] Baron Boose: Friedrich Freiherr von Bose (*27. III. 1822 Biebrich, † 1. XI. 1890 Wien), herzoglich nassauischer Geheimrat und Oberhofmeister, seit 1857 Intendant des Herzoglich Nassauischen Hofheaters in Wiesbaden (bis 1866). Meyerbeer an Thérèse Célérier vom 26. VIII. 1860 17] M. Desolme: Laurent Pierre Charles Desolme (1817–1877; VI 761), Chefredakteur von L’Europe Artiste. Tgb. August 1860

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11] 29. Le pied de mouton: Féerie en 21 tableaux nach Alphonse Louis Dieudonné Martainville und César Ribié von Cogniard frères, Crémieux und Michel Delaporte (Musik: Alexandre Artus), UA 8. IX. 1860, Théâtre de la Porte Saint-Martin, Paris. 16] Merelli: Eugenio Merelli (*um 1820, † 1. XI. 1882 Mailand) stand als Impresario einer 1860/61 in Brüssel (Théâtre de l’Alhambra) stationierten italienischen Operngesellschaft vor, die in dieser Zeit eine Tournee durch Deutschland veranstaltete mit unter anderem drei Aufführungen in Aachen. Am 1. X. 1860 eröffnete sie mit Bellinis

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Norma ihr Gastspiel in Berlin, wo sie mehrere Monate blieb (Abschiedsvorstellung am 31. XII. 1860). Meyerbeer besuchte dort nach seiner Rückkehr (s. Tgb. 3. X. 1860) beziehungsweise in den Folgejahren zahlreiche Aufführungen der Truppe. Im Oktober 1861 integrierte er einzelne ihrer Mitglieder in ein Hofkonzert (s. die diesbezüglichen Briefe an Graf Redern und Merelli). 16] Ernani: Dramma lirico in quattro atti von Verdi (Text: Giuseppe Francesco Maria Piave), UA 9. III. 1844, Teatro La Fenice, Venedig. Meyerbeer an Louis Brandus vom 30. VIII. 1860 Zur Datierung: Der Brief ist an einem Donnerstag (s. Wochentagangabe) verfaßt worden, an dem Meyerbeer in Paris eintraf. Da Brandus und nicht Gouin, Meyerbeers im Oktober 1856 verstorbener Vertrauter, mit der Quartiersuche beauftragt worden war, ist er im Zeitraum September 1857 bis September 1863 verfaßt. In dieser Zeit kam Meyerbeer zweimal an einem Donnerstag in Paris an: am 30. VIII. 1860 und am 3. IX. 1863. Da Meyerbeer am 30. IX. 1863 von Brandus vom Bahnhof abgeholt wurde und er ihm zu diesem Zeitpunkt bereits ein Quartier besorgt hatte (s. Tgb. 30. IX. 1863), ist der Brief sicher auf den 30. VIII. 1860 zu datieren. Meyerbeer an Georges Frédéric Burguis vom 30. VIII. 1860 Zur Datierung: Angabe in der Regeste des Auktionskatalogs (s. Quellenangabe zum Brief).

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6] Madame Carval[h]o: Miolan-Carvalho gastierte in Berlin im September als Lucia in Lucia di Lammermoor, als Rosina in Il barbiere di Siviglia sowie als Cherubino in Mozarts Le nozze di Figaro. Meyerbeer hörte sie in allen drei Rollen (s. Tgb. 12., 18. und 27. IX. 1860). Tgb. August 1860 12] 31. Henri Blaze: s. Kommentar zu Tgb. 10. III. 1860 sowie Meyerbeer an Henri Blaze de Bury vom 2. IX. beziehungsweise Tgb. 4. IX. 1860. 17] Semiramis: Semiramide, Melodramma tragico in zwei Akten von Rossini (Text: Rossi), UA 3. II. 1823, Teatro La Fenice, Venedig, hier in der Bearbeitung von Carafa (s. Kommentar zu Meyerbeer an Louis Brandus vom 19. III. 1860, Bezugstelle: Marchisio sisters). Meyerbeer an Thérèse Célérier vom 31. VIII. 1860 Zur Datierung: Der Brief ist nach Gouins Tod (Oktober 1856) an einem Freitag verfaßt, an dem Meyerbeer soeben in Paris angekommen war. Das trifft lediglich auf den 31. VIII. 1860 zu (Ankunft am Donnerstag, dem 30. spät nachts; s. Tgb.). Tgb. September 1860

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14] 2. Ponsard … Ce qui plait aux femmes: Ce qui plaît aux femmes, Comédie en trois actes von François Ponsard (1814–1867; IV 554), UA 30. VII. 1860, Théâtre du Vaudeville, Paris. 18] Antrag … verändertem Schluß: Meyerbeer komponierte den neuen Schluß auf einen Text Johann Christoph Grünbaums im Auftrag des Impresarios Bernard Ullman im Juni 1861 (s. Tk. 22. und 23. sowie den Vermerk in den undatierten Nachsatzblättern dieses Monats beziehungsweise Tgb. 23. bis 27. sowie Kommentar zu Tgb. 23. VI. 1861). Für die Titelpartie wurde später allerdings nicht Bürde-Ney, sondern Anne Arsène Charton Demeur verpflichtet, die Meyerbeer bereits für die Uraufführung in Aus-

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sicht genommen hatte (s. Tk. April 1857 [Undatierte Vorsatzblätter] und Kommentar; VII 183 u. 605).

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30] 3. Mademoiselle Duprez: Caroline Van den Heuvel geborene Duprez. Meyerbeer an Jules Barbier zwischen 3. und 8. IX. 1860 Zur Datierung: Die Visitenkarte ist vor einer Abreise Meyerbeers an einem Sonntag von Paris beschriftet und hinterlegt worden, als der Adressat Barbier in der rue Taranne lebte. Barbier wohnte seit Oktober 1854 unter dieser Adresse in Paris (s. die wechselnden Adressen, Barbier betreffend, im Tk. Oktober 1854; VI 397 f.). Meyerbeer reiste danach nur ein einziges Mal noch an einem Sonntag aus Paris ab: am 9. IX. 1860. Da er am 30. VIII. (s. Tgb.) in Paris angekommen war und am 9. IX. (s. Tgb.) abreiste, kann das Billet nur in dem genannten Zeitraum, der Woche vor seiner Abreise, verfaßt worden sein. Tgb. September 1860

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18] 5. liebliches Enkelchen: Friedrich Maria Freiherr von Schmysingk genannt von Korff (1858–1898; VII 649). 31] 7. Les dragons de Villars … Maillart: Opéra comique en trois actes von Aimé (eigtl. Louis) Maillart (1817–1871; V 795) (Text: Cormon und Lockroy [eigtl. Joseph Philippe Simon]), UA 19. IX. 1856, Théâtre Lyrique, Paris. Meyerbeer an Thérèse Célérier vom 8. IX. 1860 Zur Datierung: Die Bitte um Änderung der Nachsendung des Entr’acte, den Meyerbeer auch in dieser Zeit nachweislich abonnierte (s. Meyerbeer an Louis Brandus vom 23. V. 1860) sowie der Auftrag Charivari betreffend (s. Meyerbeer an Louis Brandus vom 21. X. und 20. XI. 1860), ferner die nur in dieser Zeit zutreffende Konstellation einer Reise Meyerbeers von Schwalbach über Paris nach Berlin lassen keine andere Datierung als die vorgenommene zu. Die vom tatsächlichen Abreisetag (Sonntag) abweichende Angabe des Wochentages mit Montag („Lundi“) kann nur auf einem Irrtum oder darauf beruhen, daß Meyerbeer kurzfristig seinen Plan änderte.

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19] Charivari: Chefredakteur der seit 1832 in Paris erscheinenden satirischen Zeitschrift war in dieser Zeit Louis Huart. Tgb. September 1860

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7] 12. Barbier: Il barbiere di Siviglia, Commedia per musica von Rossini (Text: Cesare Sterbini), UA 20. II. 1816, Teatro Argentina, Rom. 10] Kritik: In der Berliner Musik-Zeitung Echo (vom 16. IX. 1860, 10. Jg., Nr. 37, S. 293) heißt es zum Beispiel: „Die Künstlerin war in ihrer Gesangsleistung sowohl als in ihrer ganzen Erscheinung eine äußerst zierliche ›Rosine‹, deren Coloraturgesang in höchster Vollendung ihren großen Reiz für diese Gesangsspecialität vollkommen rechtfertigte. Die Stimme dieser Sängerin ist nur dünn und schwach, doch vermag die vollendete Technik ihres Gesanges durch eine äußerst graziöse, geschmackvolle Behandlung des von der Natur nur spärlich bedachten Organs glänzende Effecte und eine große Wirkung auf die Hörer zu erreichen.” 13] 13. Chor: „Soleil qui sur nous“ (s. auch Tgb. 20. IX. 1860). Am 27. IX. 1860 (s. Tgb.) komponierte Meyerbeer eine andere Version. Es läßt sich heute nicht mehr feststellen, welche in die fertige Partitur eingegangen ist. 21] 14. bevorstehende Reprise: Sie fand am 23. X. statt.

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22] Mademoiselle Wertheimber: die Contraltistin Palmyre Wertheimber (1832–1917; V 923). Ihre Rollengestaltung der Partie bedeutete in der Tat eine Aufwertung der Wiederaufnahme des Werks in der kommenden Saison. Meyerbeer an Gemmy Brandus vom 14. IX. 1860 31] part of the Chevrière: Die Partie sang nicht Varcollier-Ugalde, sondern Bélia (eigtl. Victorine-Zoé Delau). 34] F.’s: Fiorentinos. Tgb. September 1860

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16] 17. Höfer: Jean Chrétien Ferdinand Hoefer (1811–1878; VII 621), seit 1851 Redaktionsleiter der Nouvelle Biographie Générale, die 1852 bis 1866 in 46 Bdn. im Verlag Firmin Didot Frères in Paris erschien. 17] biographischen Notiz: Der Artikel erschien in der Nouvelle biographie générale depuis les temps les plus reculés jusqu’à nos jours, avec les renseignements bibliographiques et l’indication des sources à consulter, publiée par MM. Firmin Didot frères, sous la direction de M. le Dr Hoefer, Bd. 35, Paris: Firmin Didot frères, fils et Cie 1861, Sp. 276–285. Meyerbeer las ihn im Fahnenabzug, in den er lediglich marginale Korrekturen eintrug (s. Meyerbeer an Ferdinand Hoefer vom 17. IX. 1860). Abgesehen vom falschem Geburtsjahr (1794 statt 1791) sowie der umstrittenen Behauptung, ein reicher Freund der Familie habe Meyerbeer sein Vermögen unter der Bedingung vermacht, daß er den Vornamen „Meyer“ trüge (so im Geburtsschein; s. dazu I 39 ff.), zeichnet sich der umfangreiche, sehr detaillierte Artikel durch eine bemerkenswerte Kenntnis und Sachlichkeit im Urteil aus. Meyerbeer an Gemmy Brandus vom 17. IX. 1860 30] Varot: Victor Alexandre Joseph Warot (1834–1906; VII 684), seit 1858 als Tenor an der Opéra Comique, Uraufführungsinterpret des Faucheur in Le Pardon de Ploërmel. 1863 wechselte er an die Opéra (dort sang er später in Meyerbeers Africaine den Vasco). 32] Mignon: Möglicherweise spielte Meyerbeer in dieser Zeit tatsächlich noch mit dem Gedanken, das ihm von Barbier und Carré angebotene Projekt einer Oper Mignon in Angriff zu nehmen (s. hierzu Kommentar zu Tgb. 3. III. 1860). 33] for the Chevrière: s. Kommentar zu Meyerbeer an Gemmy Brandus vom 14. IX. 1860.

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1] canzonetta: „Fanciulle che il core“, eine der Erfolgsnummern der Londoner Aufführung. Meyerbeer an Ferdinand Hoefer vom 17. IX. 1860 22] l’épreuve de l’article: Die Druckfahne ist nicht überliefert; zum publizierten Artikel s. Kommentar zu Tgb. 17. IX. 1860. Tgb. September 1860

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17] 18. Lucia von Lammermoor: Lucia di Lammermoor, Dramma tragico in due parti von Donizetti (Text: Cammarano), UA 26. IX. 1835, Teatro San Carlo, Neapel. Meyerbeer an Oscar Mertens vom 22. IX. 1860 Zum Adressaten: Lebensdaten des Photographen nicht ermittelt.

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14] 24. Vascos Arie: „O doux climat“; Meyerbeer arbeitete an dem Stück kontinuierlich bis zum 9. X. 1860 (s. Tgb.). Meyerbeer an Gemmy Brandus vom 26. IX. 1860 27] Demoiselle Darcier: Darcier (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt), eine Nichte Joseph Darciers (s. nächstfolgenden Eintrag sowie Meyerbeer an Gemmy Brandus vom 29. IX. 1860). Nach erstem Engagement 1859 in den Folies Nouvelles war sie in dieser Saison an die Opéra Comique gewechselt, vermochte dort jedoch nicht zu reüssieren (1864 Engagement am Théâtre des Folies-Marignys). Bei der Besetzung der Chevrière anläßlich der Wiederaufnahme von Le Pardon de Ploërmel am 23. X. wurde sie nicht berücksichtigt.

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3] chansonette singer Darcier: Joseph Darcier (eigtl. Pierre Jean Joseph Lemaire; 1819– 1883; VI 667), seit 1855 am Théâtre des Bouffes-Parisiens engagiert. 6] Darcier-Ma[r]mignard: Célestine Darcier verheiratete Marmignard (eigtl. Célestine Hyacinthe Lemaire; *1818, † 11. III. 1870 Paris), eine Schwester Joseph Darciers. Die Sängerin war 1840 an die Opéra Comique gekommen und durchlief dort eine sensationelle Karriere. Nachdem sie sich reich verheiratet hatte, zog sie sich 1850 von dem Haus zurück und nahm 1852 ihren endgültigen Bühnenabschied. Tgb. September 1860 17] 27. Figaros Hochzeit: Le nozze di Figaro, Commedia per musica in quattro atti von Mozart (Text: Da Ponte), UA 1. V. 1786, Burgtheater, Wien. 18] 2. Arie: „Voi che sapete che cosa è amor”. 26] 28. Die Ballnacht: Gustave ou Le Bal masqué, Opéra historique en cinq actes von Auber (Text: Scribe), UA 27. II. 1833, Opéra, Paris, hier in der deutschen Übertragung von Ignaz von Seyfried und Georg von Hofmann (Erstaufführung an der Berliner Hofoper am 28. VI. 1853). Tk. Oktober 1860

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26] [Undatierte Vorsatzblätter]: musikalische Zeitung: Gemeint ist die von Bock verlegte Neue Berliner Musikzeitung, die 1860 im 14. Jahr erschien. 28] Doktorin Behr: Isabella Behr geborene Bock (*zwischen 1813 und 1816 in Berlin; Angaben in VII 631 sind zu ergänzen), seit 1836 Gattin des aus Berlin stammenden Buchhändlers und Arztes Dr. Bernhard Behr, wirkte als Gesanglehrerin in Paris. 1863 zog sie mit ihrer Familie nach London. Der Kontext des Eintrags ist nicht zu ermitteln. – Bei Bote & Bock erschien ihre Publikation 24 Vocalises, précédée de 10 Exercices avec Pianoforte à l’Usage des Élèves; ebenfalls in Berlin erschien ihr Lied Kehr’ ein bei mir, Gedicht von Friedrich Rückert für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte (Verlag Trautwein). 28] Sachse in Wien: Der Theateragent Carl Albert Sachse (1823–1894; V 976, VI 681, VII 679f.) war, nachdem er 1858 die Leitung des Thalia-Theaters aufgegeben hatte, von Hamburg nach Wien gewechselt, wo er Hauptmitarbeiter und Verwalter der 1859 gegründeten Wiener Theater-Chronik. Zeitschrift für Kunst- und Bühnenwelt sowie Repräsentant der „Gläser’schen Theater-Agentur“ war (Sitz der Agentur: Kärnthnerstraße 903; Meyerbeer trug sich diese Anschrift in das Adressenverzeichnis des Tk. Oktober 1860 ein). 29] Gemmy: Es handelt sich um Notizen für verschiedene Briefe Meyerbeers an Gemmy Brandus im Monat Oktober.

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29] Hamakers: Caroline Fréderique Bernardine Hamaekers (1836–1912; VII 694), von 1856 bis 1868 an der Opéra engagiert; zum Kontext s. Meyerbeer an Louis Brandus vom 21. X. 1860. 30] Giacomellis Brief: ein Brief Adolphe (eigtl. Adolfo) Giacomellis (um 1825–1893; VI 738), seit 1854 Inhaber der Presse théâtrale et musicale. Musique. Théâtres. Sciences (seit 1866 La Presse musicale. Ancienne Presse théâtrale). 31] Lied von der Teutonia … Schott … Davison … Riccordi: Brandus sollte das von ihm unter La Patrie herauszugebende Chorlied Das Vaterland (s. Kommentar zu Meyerbeer an den Männergesangverein „Teutonia“ vom 13. VIII. 1860) an die 1843 von Antwerpen nach Brüssel übergesiedelte belgische Dependance des Mainzer Musikverlags Schott (s. Meyerbeer an Gemmy Brandus vom 2. III. 1861), an Duncan Davison in London beziehungsweise an den Mailänder Verlag Ricordi schicken. William Duncan Davison (1816–1903; VI 866) publizierte die Komposition englisch/deutsch: To the dear land I sing/Dem Vaterlande, Chorus f. Tenors and Basses without Acc., London: Duncan Davison & Co, Vlgs.-Nr. 400. Bei Ricordi erschien der Chor in einer italienischen Version: A la patria, coro e quartetto per voci d’uomini senza accompagnamento, traduzione italiana di Arrigo Boito, Mailand: Tito Ricordi [um 1868]. – Die deutsche Version erschien 1862 unter dem Titel Dem Vaterlande (4 Solo- und 4 Chorstimmen für Tenor bzw. Baß) im Berliner Verlag Bote & Bock (Pl.-Nr. 5531). – Eine Komposition gleichen Titels und in gleicher Besetzung war 1842 im Verlag Schlesinger in Berlin erschienen (s. Kommentar zu Tgb. 4. II. 1861). 32] Henri Blaze: s. Meyerbeer an Gemmy Brandus vom 31. X. 1860 und Kommentar. 32] Lauters: Pauline Lauters verheiratete Guéymard (1834–1908; VII 591), seit 1857 an der Opéra (bis 1877); zum Kontext s. Meyerbeer an Gemmy Brandus vom 26. X. 1860. 32] Cercle artistique: s. Tgb. 14. X. 1860 und Kommentar. 33] die für Tichatschek componirte Arie: Bei der Arie handelt es sich um „Ach, wie so matt, schmachtend und bleich“. Meyerbeer hatte das Stück zusammen mit einem weiteren im Dezember 1854 (s. die entsprechenden Tgb.-Einträge VI 455 und 457) für die Dresdener Einstudierung von L’Étoile du nord zur Aufwertung der Partie des Danilowitz nachkomponiert, die Joseph Aloys Tichatschek (1807–1886; II 686, V 745) sang, der langjährige Startenor der Dresdener Hofoper. Die Kompositionen erschienen in Partitur zunächst separat im Berliner Verlag Schlesinger und wurden später in französischer Übersetzung von Édouard Monnais als Supplement der Partitur beigefügt (Paris: G. Brandus, Dufour et Cie, Pl.-Nrn. 9560 und 9563). 35] 6. Akademie Sitzung: s. hierzu Die Mitglieder der Musikalischen Sektion der Königlichen Akademie der Künste an den Senat der Königlichen Akademie der Künste vom 6. X. 1860. 37] 8. Gneist: der Jurist und Politiker Heinrich Rudolf Hermann Gneist (1816–1895; 1888 Erhebung in den Adelsstand; VI 826), seit 1858 ordentlicher Professor an der Berliner Universität sowie seit 1859 Abgeordneter im preußischen Landtag.

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37] Beittler: F. Beittler (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt), Kanzleiassistent. 37] George: Georg Beer. 2] 11. Bennewitz: O. F. Bennewitz (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt), Justizrat a.D., einer der drei Berliner Vermögensverwalter Meyerbeers. 3] Heymann: Der Kgl. Kommerzienrat Carl Heymann (*29. XI. 1793 Glogau, † 22. VIII. 1862 Berchtesgaden), Inhaber des 1815 in Glogau gegründeten renommierten „Carl Heymanns Verlag“, war 1835 mit seinem Unternehmen, das auf juristische Publikationen spezialisiert war, nach Berlin übergesiedelt. Heymann engagierte sich außerordent-

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lich in der jüdischen Gemeinde, deren Armenkommission er mehr als 20 Jahre leitete. 1845 hatte er sich der Genossenschaft für Reform im Judentum angeschlossen (s. IV 517 und VI 745), deren stellvertretender Vorsitzender er wurde (zu Heymanns Biographie s. Erik Lindner, Carl Heymann. Lebensbild eines Verlegers, Köln u.a.: Heymann 1996). Er stand der genannten wohltätigen Stiftung vor (s. auch Tk. Dezember 1860 [Undatierte Nachsatzblätter]). 8] 15. Anna Eberty: Meyerbeers seit 1840 in Paris lebende Nichte (1821–1906; V 763). 10] 16. Auerbach: Baruch Auerbach (1793–1864; V 836). Das Schreiben bezieht sich auf die Gedächtnisfeier aus Anlaß des Todestages Heinrich Beers (s. Tk. 20. X. 1860). 11] 18. Romanze Hugenotten: Valentines „Parmi les pleurs, mon rêve se ranime“, eingefügt am Beginn des IV. Akts, gedruckt im Supplement der Partitur Brandus et Dufour (Pl.-Nr. 2134); zum Kontext s. Meyerbeer an Gemmy Brandus vom 26. X. 1860. 12] 19. Antoinette: Antoinette von Montalban (1791–1885), langjährige Gesellschafterin der im Juni 1854 verstorbenen Amalie Beer. Sie blieb der Familie, der sie über dreißig Jahre lang gedient hatte, auch danach noch eng verbunden. 13] Heinrich: Heinrich Beer; s. Tk. 20. X. 1860. 17] 21. Handschumacher Meyer: vermutlich Hermann Meyer (Lebensdaten nicht ermittelt), der einen Unterstützungsantrag bei der Liepmannschen Stiftung gestellt hatte (s. Tk. Dezember 1860 [Undatierte Nachsatzblätter]). 18] 22. An Davison: zum Kontext s. Tk. Oktober 1860 [Undatierte Vorsatzblätter], Bezugstelle: Lied von der Teutonia … Schott … Davison … Riccordi. 20] 23. Indicatore: L’ indicatore: giornale letterario, umoristico, artistico, scientifico e teatrale. Die Zeitschrift erschien von 1854 bis Juni 1864 wöchentlich in Florenz. 20] Subscription Cherubini: zum Vorgang s. Daniel François Esprit Auber an Meyerbeer vom 23. X. und Meyerbeers Antwort vom 26. X. 1860. Das Denkmal zu Ehren Luigi Cherubinis (1760–1842) wurde 1869 in Florenz in der Basilica S. Croce errichtet. 21] Kirschner Löwe: der Berliner Kürschnermeister G. A. Löwe (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt). Zugleich war er Rauchwarenhändler und Bezirksvorsteher (Werdersche Mühlen 6). 22] Anhalt und Wagner: das 1775 von Otto Heinrich Anhalt und seinem Schwager Heinrich Wilhelm Wagener gegründete Berliner Bankhaus Anhalt & Wagener, nach Anhalts Tod 1812 unter dem alten Namen von Wagener und seinen Nachkommen fortgeführt. Das Bankhaus sollte den für das Abonnement der Zeitschrift L’indicatore fälligen Betrag nach Florenz überweisen. 24] 24. Riccordi: Tito Ricordi (1811–1888; IV 579, VI 694), seit 1853 Inhaber des Musikverlages G. Ricordi (1863 trat ihm sein ältester Sohn Giulio zur Seite, der später den Verlag übernahm). 24] Feier von Schiller der Teutonia … 50 mille francs für Berlioz … Aufsatz Henri Blaze: s. Meyerbeer an Gemmy Brandus vom 31. X. 1860. 27] Fioretti: Elena Fioretti (*5. V. 1833 Macerata, † 1. VII. 1889 Mantua) sang die Dinorah 1861 in Petersburg, 1863 in London. Im Juli 1865 übernahm sie in der Londoner Erstaufführung der Africaine die Partie der Inès. Meyerbeer an Ruggiero Manna vom 3. X. 1860 Zum Adressaten: Ruggiero Manna (1808–1864; IV 582), ein Sohn Pietro Mannas und der Sängerin Carolina Bassi Manna, wurde in Bologna zum Komponisten und

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Lehrer ausgebildet. Seit 1835 wirkte er als Kapellmeister an der Kathedrale wie am Theater in Cremona. Meyerbeer hatte nachweislich zuletzt im August 1848 mit ihm korrespondiert (s. IV 294).

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26] à Dieppe: Wie aus Meyerbeer an Louis Brandus vom 27. VIII. 1860 hervorgeht, hatte Meyerbeer ursprünglich geplant, an seine Schwalbacher Kur eine Badekur in Dieppe anzuhängen. Entsprechende Berichte waren in der Presse allenthalben verbreitet und offensichtlich von Manna zur Kenntnis genommen worden. Warum sich dieser Plan zerschlug, geht aus den Lebensdokumenten nicht hervor.

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6] mère: die ehemalige Sängerin Carolina Bassi Manna (1781–1862; I 660, V 813), eine der bedeutendsten Kontraltistinnen ihrer Zeit. 12] Sémiramis: Meyerbeers frühe italienische Oper Semiramide, Dramma per musica (Text: Pietro Metastasio in einer anonymen Bearbeitung [Marco Beghelli, zusammen mit Stefano Piana Hrsg. der kritischen Ausgabe des Werks, vermutet Conte Lodovico Piossasco Feys]), UA 3. II. 1819, Teatro Regio, Turin. Carolina Bassi hatte die Titelpartie gesungen. Meyerbeer bezieht sich auf die zweite Aufführung des Werks im Juni 1820 in Bologna (dort unter dem Titel Semiramide riconosciuta), in der Bassi Manna ebenfalls die Titelpartie sang. Meyerbeer an einen Grafen vom 4. X. 1860 Zur Datierung: Angabe im Auktionskatalog (s. den Quellennachweis zum Brief).

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3] Mir scheint: Wie aus der Regeste des Briefes im Auktionskatalog hervorgeht, handelte es sich um eine den jungen Karl Baermann (1839–1913; VII 598) betreffende Angelegenheit. Der Pianist wirkte später in Boston. François Josef Fétis an Meyerbeer vom 6. X. 1860 21] Zani de Ferranti: Marc Aurelio Zani de Ferranti (*6. VII. 1802 Bologna, † 28. XI. 1878 Pisa) war, wie von Fétis korrekt dargestellt, ein literarisch hoch gebildeter Mann und ein bedeutender Gitarrenvirtuose und Komponist für sein Instrument. Er lebte als Hofgitarrist des belgischen Königs in Brüssel. Meyerbeer an Louis Brandus vom 6. X. 1860 Zum Adressaten: s. Meyerbeer an Louis Brandus vom 21. X. 1860, in dem Meyerbeer bemerkt, daß er sich in der im Brief angesprochenen Angelegenheit explizit an Louis Brandus, nicht an dessen Bruder Gemmy wendet.

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19] dieser Arie: s. Kommentar zu Meyerbeer an Gemmy Brandus vom 17. IX. 1860, Bezugstelle: canzonetta. 21] H Mocker: der Tenor Toussaint Eugène Ernest Mocker (1811–nach 1885; V 978), seit 1848 auch Chefregisseur. Im August 1861 wurde er zum „directeur de la scène“ ernannt (bis 1870).

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2] Warrot: Warot. Er sang den Faucheur (s. auch Meyerbeer an Gemmy Brandus vom 17. IX. 1860). Die Mitglieder der Musikalischen Sektion der Königlichen Akademie der Künste an den Senat der Königlichen Akademie der Künste vom 6. X. 1860 Zu den Absendern: August Eduard Grell (1800–1886; V 908, VI 664 f.), seit 1853 Leiter der Berliner Singakademie (bis 1876; 1858 war er zum Professor ernannt worden); August Wilhelm Bach; Johann Julius Schneider (1805–1885; IV 530, V 833), Musikdirektor, Organist und Kantor in Berlin, Lehrer am Königl. Institut für Kirchenmusik; Heinrich Ludwig Egmont Dorn (1800–1892; III 806, V 752, VI 662), seit 1849

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Kapellmeister bei den Königlichen Schauspielen (bis zu seiner Pensionierung 1869); Franz Aloys Theodor Commer (1813–1887; V 912), Musikdirektor, Gesanglehrer an der Theater-Bildungsschule der Königlichen Schauspiele. 16] Jul. Rietz: Julius Rietz (1812–1877; V 757), seit 12. I. 1860 Hofkapellmeister in Dresden (1874 wurde er der erste Dresdener Generalmusikdirektor). 18] Neithardt: August Heinrich Neithardt (1793–1861; III 798), Musikdirektor, seit 1845 erster Dirigent und Gesanglehrer des Domchors. Er war in dieser Zeit bereits schwer krank und verstarb am 18. IV. des folgenden Jahrs. Die Domchorkonzerte wurden seit dem 8. XII., dem Tag des ersten Konzerts der Saison 1860/61, von seinem Stellvertreter, Rudolph von Hertzberg, geleitet. 22] Fr. v Raumer: Friedrich von Raumer (*14. V. 1781 Wörlitz/bei Dessau, † 14. VI. 1873 Berlin), von 1819 bis 1859, dem Jahr seiner Emeritierung, Professor für Staatswissenschaften und Geschichte an der Berliner Universität. 23] v Dachröden: Cäsar von Dachroeden (*1800, † 8. VI. 1882 Rom) lebte als Großherzoglich Mecklenburg-Strelitzscher Kammerherr und Hofmarschall, Schloßhauptmann von Quedlinburg, bis 1862, als er nach Berlin verzog, in Strelitz. 24] vorzuschlagen: Unter den Vorgeschlagenen wurde lediglich Julius Rietz berücksichtigt. Tgb. Oktober 1860

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4] 8. Einladungsschreiben: Die feierliche Enthüllung des Weber-Denkmals von Ernst Rietschel fand am 11. X. 1860 statt. Meyerbeer konnte die Einladung nicht annehmen (s. Tgb. 9. X. 1860). Meyerbeer an Eduard Grell vom 8. X. 1860 Zur Datierung: Der nicht auf dem Postweg beförderte Brief ist eigenhändig von Grell als vom 8. X. 1860 stammend datiert worden. Der empfohlene Pianist und Komponist hielt sich zu dieser Zeit in Berlin auf. Meyerbeer notierte sich seine Adresse im Tk. dieses Monats (s. Adressenverzeichnis in den undatierten Vorsatzblättern). 16] Rudolph Schachner: Rudolf Joseph Schachner (*31. XII. 1821 München, † 15. VIII. 1896 Reichenhall) lebte nach seiner Ausbildung zum Pianisten und Komponisten unter anderem in München, seit 1853 als Klavierlehrer in London. 23] ein Oratorium: s. Tgb. 20. I. 1861. Tgb. Oktober 1860

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6] 10. Trebelli: Die Contraltistin beziehungsweise Mezzosopranistin Zélia Trebelli (eigtl. Gloria Caroline Gillebert; *12. XI. 1834 oder 1838 Paris, † 18. VIII. 1892 Étretat/ Le Havre; seit 1863 verheiratete Bettini) hatte 1859 in Madrid als Azucena in Verdis Trovatore debütiert. Sie war Mitglied der Truppe Merellis (s. Kommentar zu Tgb. 29. VIII. 1860, Bezugstelle: Merelli) und debütierte am 6. X. als Arsace in Rossinis Semiramide. Sie nahm in der Folgezeit persönlichen Kontakt zu Meyerbeer auf (s. Tgb. 14. X. sowie 20. und 21. XII.), der zahlreichen ihrer Aufführungen beiwohnte. Seit 1862 wurde ihre Hauptwirkungsstätte London. – Zu ihrer Wirkung auf die Berliner s. die ausführliche Darstellung von Pietsch (Wie ich Schriftsteller geworden bin. Der wunderliche Roman meines Lebens, hrsg. v. Peter Goldammer, Berlin: Aufbau-Verlag 2000, S. 309 ff.). 11] Alboni: die Contraltistin Maria Anna Marzia (genannt Marietta) Alboni (1826–1894; V 794, seit 1853 verheiratete Gräfin Pepoli).

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11] Borghi-Mamo: die Contraltistin Adelaide Borghi-Mamo (1826–1901; VI 877, VII 550). Sie war in der Folgezeit in Italien an einer Reihe von Einstudierungen des Prophète als Fidès beteiligt (im November 1860 in Bologna [s. Meyerbeer an Adelaide Borghi-Mamo vom 12. XII. 1860], im August 1861 in Neapel sowie im Februar 1863 in Mailand).) 17] 11. Ensemblestück Akt 4: „Si par un sort étrange“; s. auch Tgb. 13. und 31. XII. 1860 sowie die entsprechenden Einträge im Januar 1861. Meyerbeer an Henri Blaze de Bury vom 13. X. 1860

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6] mes intentions: Blaze de Burys offenbar heftige Anfrage bezieht sich allem Anschein nach auf das Gerücht, Meyerbeer habe das Interesse an La Jeunesse de Goethe verloren. Auffallend ist, daß er die Arbeit an L’Africaine unterbrach, um sich in der Folgezeit nahezu täglich dem gemeinsamen Projekt mit Blaze de Bury zuzuwenden (s. hierzu Kommentar zu Tgb. 10. III. 1860). Tgb. Oktober 1860 18] 14. Cercle artistique … Poniatowsky … Gounod: Dem im Mai 1860 von Józef Michał Ksawery Franciszek Jan Prinz Poniatowsky (1816–1873; V 755) gegründeten Cercle de l’Union Artistique gehörten Auber als Präsident und Charles Gounod (1818–1893; V 975, VI 699) als Sekretär an. Ziel des Vereins, der sich aus professionellen Musikern wie Dilettanten zumeist aus dem Adel zusammensetzte (außer Poniatowsky waren zum Beispiel Alexis Vicomte de Castillon oder Edmond Prince de Polignac seine Mitglieder), war die Förderung der Kammermusik insonderheit des Streichquartetts sowie generell die Aufführung neuer Werke der jüngeren französischen Komponistengeneration. Wagner trat dem Verein, der erstmals im Mai 1861 mit einem Konzert an die Öffentlichkeit trat, mit einem jährlichen Beitrag von 200 Franken bei (s. Mein Leben, S. 653; dort auch weitere Hinweise zu seiner Aktivität aus persönlicher Sicht). 23] Feierlichkeiten des Universitäts-Jubiläum: Wie aus der Berliner Musik-Zeitung Echo von diesem Tag hervorgeht (10. Jg., Nr. 41, S. 325) bzw. aus Pietschs Darstellung (Wie ich Schriftsteller geworden bin. Der wunderliche Roman meines Lebens, hrsg. v. Peter Goldammer, Berlin: Aufbau-Verlag 2000, S. 316), oblag die musikalische Ausgestaltung der vom 14. bis zum 16. X. 1860 sich erstreckenden Feierlichkeiten anläßlich des 50jährigen Jubiläums der Universität (zu Meyerbeers Teilnahme s. Tgb. 15. und 16. X. 1860) tatsächlich den genannten Personen. Von Adolf Bernhard Marx (1795–1866; II 596), seit 1830 Professor für Musik, seit 1832 zugleich Universitätsmusikdirektor an der Berliner Universität, wurde am 15. X. in der Nicolai-Kirche eine Festkantate aufgeführt. Bei dieser Gelegenheit erklang auch Dorns Festhymnus, der den Akt der Ehrenpromotionen einleitete. Von Karl Gottfried Wilhelm Taubert (1811–1891; III 766), seit 1842 Kapellmeister der Hofoper und Dirigent der Sinfoniesoireen der königlichen Kapelle, erklang am 16. X. 1860 ebenfalls in der Nicolai-Kirche eine Festode (vierstimmiger Männerchor mit Begleitung von Blasinstrumenten). 33] 16. Kennst du das Land: s. Tgb. 31. VII. 1860 sowie zum Kontext und den Quellennachweisen Kommentar zu Tgb. 10. III. 1860.

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1] Herbig: der Maler Friedrich Wilhelm Heinrich Herbig (1787–1861; V 891), von 1850 bis zu seinem Tod Vizedirektor (kommissarischer Direktor) der Berliner Akademie der Künste. 1] Krollschen Saal: Das Etablissement (zu seiner Geschichte s. zusammenfassend V 859) wurde nach Auguste Krolls Bankrott im Jahre 1855 zunächst von Johann J.

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Bergmann, 1859 von F. A. Conrad erworben, zu dem 1860 W. Berger als Partner hinzukam. Nach deren Bankrott konnte es 1865 von Carl Engel, Auguste Krolls Gatten, ersteigert werden und wurde fortan von der Familie bis 1895 geleitet. Seit seiner Entstehung bot es in prächtigen Räumen und einem entsprechend hergerichteten Garten den geeigneten Rahmen für Festlichkeiten aller Art, insonderheit für Bälle, für Ausstellungen und Konzerte, im Sommer zusätzlich für Theater- und Opernaufführungen (s. hierzu exemplarisch Tgb. 1. IV. 1861). 4] Böckh: der Philologe Philipp August Boeckh (1785–1867; V 855). 1862 wurde er Vizekanzler des Ordens Pour le mérite (1867 für kurze Zeit Kanzler). 6] daß Marx: Marx hatte Meyerbeer in seinem Buch Die Musik des Neunzehnten Jahrhunderts und ihre Pflege, Leipzig: Breitkopf & Härtel 1855, S. 116–119, heftig angegriffen und ihn als Mensch wie als Künstler moralisch diskreditiert. Meyerbeer habe seine herausragenden Erfolge, so führt Marx breit aus, um den Preis mangelnder „Ehrlichkeit des Künstlers“ erworben und sich bedingungslos dem Zeitgeist angepaßt. Fazit: „Schade, dass so herrliche Begabung so verschleudert werden mußte!“ Marx’ Ausführungen sind nur vor dem Hintergrund des eigenen Scheiterns mit seinem Oratorium Mose (UA 2. XII. 1841 in Breslau), seinem ambitioniertesten Werk, zu begreifen. Mose stieß seit seiner Uraufführung auf nur wenig positive Resonanz, so daß sich Marx 1844 veranlaßt sah, Meyerbeer, dessen Gefälligkeit er schon mehrere Male in Anspruch genommen hatte, um Förderung seines Anliegens einer Aufführung des Mose in Berlin zu bitten. Ohne Not verfaßte er an Meyerbeer Bettel- und – als die Bemühungen von Erfolg getragen waren – Dankesbriefe, die als devot zu bezeichnen eine Untertreibung darstellt („Dafür verleihe Ihnen der Herzog – der Prinz – der König – der Kaiser – der Papst und Dalai Lama 20 000 Orden – – nicht doch! das süßeste Mädchen die duftigste Rosenknospe!“ [Brief vom 11. I. 1845]). Die mit Meyerbeers Hilfe zustande gekommene Berliner Aufführung am 8. XI. 1845 brachte für das Werk und Marx’ Reputation als Komponist nicht den erhofften Erfolg, so daß Marx aus Gründen, die ein Fall für den Psychologen sind, sein gegenüber Meyerbeer über viele Jahre zutiefst liebedienerisches Betragen in aggressive Abwehr wandelte mit den erwähnten publizistischen Konsequenzen. – Zu Marx’ und Meyerbeers früheren Kontakten s. zusammenfassend Gunter Quarg: Adolf Bernhard Marx an Giacomo Meyerbeer. Briefe aus den Jahren 1839 bis 1845, in: Musica 49:1995, S. 166–172. 23] 20. L’Italiana in Algieri: L’italiana in Algeri, Dramma giocoso per musica von Rossini (Text: Angelo Anelli), UA 22. V. 1813, Teatro di S. Benedetto, Venedig. 24] Basso comico Ciampi: Giuseppe Ciampi (*1832 Venedig, † 1892 La Valetta/ Malta). Seit der Spielzeit 1861 sang er an der Royal Italian Opera an Covent Garden in London (Debüt als Bartolo in Rossinis Il barbiere di Siviglia). Meyerbeer an Louis Brandus vom 21. X. 1860 35] Paul Fouché: Paul Henri Foucher (1810–1875; V 800), Schauspieldichter und Librettist. 35] Paul D’Ivoy: Paul d’Ivoi (eigtl. Édouard Alexandre Véran Deleutre; *1813 Avignon, † 1871), in dieser Zeit als Chronist des Tagesgeschehens Mitarbeiter des Courrier de Paris.

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6] Arie der Nantier-Didier: „Fanciulle che il core“, die 1859 für London nachkomponierte Arie des Pâtre. 26] Reprise der Dinorah in London: Es handelt sich um die Reprise der Royal English Opera an Covent Garden, deren Saison am 1. X. begonnen hatte. Dinorah wurde insgesamt dreimal gegeben.

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3] 22. Dr. Oppolzer: Der Internist Prof. Dr. Johann Oppolzer (*4. VIII. 1808 Gratzen/ Böhmen, † 16. IV. 1871 Wien; später geadelt) war nach seiner Ausbildung und erstem beruflichen Wirken in Prag (1841) sowie einer Zwischenstation in Leipzig (1848) 1850 nach Wien an die Universität gekommen, wo er sich als Vertreter der physiologischen Heilkunde und Förderer der Elektrotherapie einen Namen machte. Als Arzt genoß er weit über Wien hinaus großes Ansehen. Meyerbeer an Louis Brandus vom 22. X. 1860 11] die Publikation … Dunchan Davison: s. Kommentar zu Tk. Oktober 1860 [Undatierte Vorsatzblätter], Bezugstelle: Lied von der Teutonia … Schott … Davison … Riccordi. 20] Bell’s Messenger: die seit 1796 in London erscheinende Wochenzeitung Bell’s weekly messenger (der Artikel wurde nicht ermittelt). 22] verschiedene Ansichten: Der Artikel aus The Musical World erschien in der Ausgabe vom 20. X. 1860 (38. Jg., S. 672): „Dinorah was given for the first time this season, on Wednesday, and introduced Mr. Chapple, a baritone of provincial name, in the part of Hoel. Mr. Chapple may be congratulated on his first appearance. His voice, not powerful, is very agreeable in quality, and of considerable compass in the upper register, as the music of Hoel necessitates. He has evidently bad stage experience […] The part of the male goatherd was sustained by Miss Leffler, who sang the air written for Mad. Nantier-Didiée very charmingly.“ Nachdem die außerordentliche Leistung Louisa Pynes in der Titelpartie gelobt und auch die anderen Interpreten einmütig positiv hervorgehoben sind, kommt der anonyme Autor zu dem Fazit: „The band was inimitable throughout, and the whole performance one of the most satisfactory given by the Pyne and Harrison company. We are sorry to add that the theatre was by no means full.” – Die Produktion wurde nach nur drei Aufführungen abgesetzt. 23] Berlioz Artikel: Er erschien im Journal des Débats vom 20. X. 1860 mit folgendem Wortlaut: „Les débuts de Mme Tedesco dans le Prophète ont été, dit-on, très heureux, bien que les avis soient partagés sur les qualités de sa voix. A en croire certains critiques, cette voix aurait un peu perdu de sa force et de son éclat. Si je ne donne pas à ce sujet ma propre opinion, c’est que je ne l’ai pas entendue. Depuis longtemps il m’est impossible d’assister à une représentation du Prophète, malgré les nombreuses et rares beautés de la partition: les trois anabaptistes, les trois hommes noirs, me font peur. Il est triste d’être obligé de reconnaître la parenté du vertueux Marcel des Huguenots avec ces misérables, et rien n’égale l’horreur que j’ai toujours ressentie, avec beaucoup d’autres servens catholiques, pour ces adorateurs de la bible, chanteurs de chorals nasillant les mots de liberté et de vertu.“ 27] unverständlich sind: Es ist nicht sicher zu ermitteln, an welche Artikel Meyerbeer gedacht hat, da er keinerlei Bemerkungen zum Inhalt derselben macht. In der Ausgabe vom 6. X. (S. 637f.) wird Meyerbeers Prophète kurz erwähnt im Zusammenhang des geschilderten Phänomens, daß diese Oper auch von solchen Personen frequentiert wird, die keinerlei Sinn für die Musik, sondern lediglich für die Dekorationen haben. In der Ausgabe vom 13. X. (S. 650 ff.) ist ein längerer panegyrischer Artikel über Meyerbeer enthalten, der indes alles andere als unverständlich ist. 29] ein kleines Stück: s. Kommentar zu Tgb. Januar bis 7. Februar 1860, Bezugstelle: eine 1aktige Oper. 35] Dutertre’s: Félix Dutertre de Véteuil (Lebensdaten nicht ermittelt), Schauspieldichter und ehemaliger Direktor beziehungsweise Kodirektor des Théâtre de l’Ambi-

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gu-Comique und des Théâtre de la Porte Saint-Martin, war in dieser Zeit Generalsekretär der Opéra Comique. Meyerbeer an August Hitzschold vom 22. X. 1860 Zum Adressaten: Heinrich August Hitzschold (*13. VI. 1817 Dresden, † nach 1875) lebte als Advokat (bis 1841) und politischer Schriftsteller zunächst in Dresden, war aufgrund der Ereignisse von 1848 jedoch zur Flucht gezwungen und ließ sich in Zürich nieder, wo er sich beruflich als literarischer Schriftsteller und Journalist (Redakteur der Helvetia) sowie als Musiklehrer betätigte. Nach der sächsischen Generalamnestie kehrte er 1865 nach Dresden zurück und arbeitete wieder in seinem ursprünglichen Beruf als Advokat. Tgb. Oktober 1860

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2] 23. Epilog meines Feldlagers: Ein Feldlager in Schlesien, Meyerbeers aus Anlaß der Wiedereröffnung des Opernhauses uraufgeführtes Singspiel in drei Akten (Text: Rellstab, nach einem Entwurf von Scribe), UA 7. XII. 1844, Königliches Schauspielhaus, Berlin. Mit dem Epilog sind die sechs Tableaux vivants aus der Geschichte Preußens gemeint, die, mit der Handlung nur locker verbunden, als Träume des schlafenden Königs (Friedrich II. von Preußen) in Erscheinung treten: Allegorie des Krieges (1), Allegorie des Friedens (2), Friedrich der Große mit dem Kapellmeister Carl Heinrich Graun im Opernhaus (3), die Freiwilligen von 1813 vor dem Breslauer Rathaus (4), das Brandenburger Tor mit der Enthüllung der Quadriga (5), Apoll und die Musen über dem neuen Opernhaus, Schlußworte der Borussia (6). Die Musik ist verschollen. 22] 24. Das Weltgericht … Friedrich Schneider: Das Weltgericht, op. 46 von Friedrich Schneider (Text: Johann August Apel, Übertragung ins Lateinische: Johann Carl Wilhelm Niemeyer), UA 6. III. 1820, Gewandhaus, Leipzig. Friedrich Schneider (1786–1853; V 912), bis zu seinem Tod Hofkapellmeister in Dessau, gelang mit diesem Oratorium sein einziger „Wurf“. Die Popularität um vermutlich den Preis der von Meyerbeer gesehenen Mängel beruhte auf der eingängigen Faktur der Musik, die nach Meinung Martin Gecks vom Autor, der eine große Rolle im Rahmen der an Massen orientierten Musikfeste spielte, intendiert war, um eine breite Hörerschaft zu erreichen (s. Friedrich Schneiders „Weltgericht“ […], in: Studien zur Trivialmusik des 19. Jahrhunderts, hrsg. v. Carl Dahlhaus, Regensburg 1967, S. 97–109). Meyerbeer an Gemmy Brandus vom 26. X. 1860

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20] his libretto: „Mignon“ (s. Kommentar zu Tgb. 3. III. 1860, Bezugstelle: Scenario von Mignon von Carré u. Barbier). 22] Romance: s. Kommentar zu Tk. 18. X. 1860. 26] Guymard: der Tenor Louis Guéymard (1822–1880; V 747), von 1848 bis 1868 Mitglied der Opéra, Lauters’ Gatte. 31] all the canards: In der Berliner Musik-Zeitung Echo vom 4. XI. 1860 (10. Jg., Nr. 44, S. 351) erschien hierzu folgende Mitteilung: „›L’Entr’acte‹ berichtet über die bevorstehende Aufführung der ›Africaine‹ von Meyerbeer: […] Seiner Taktik treu, hat der maestro damit begonnen, seine Oper umzutaufen; unter der Benennung ›Vasco da Gama‹ hat er sie dieser Tage Alphonse Royer übergeben. Derselbe wird gern Alles aufbieten, das Werk in vier Monaten in Scene zu setzen. Der Comp. hat die Austheilung der Hauptrollen bereits vorgenommen; er liefert seine Schöpfungen nicht eher ab, bis er der Möglichkeit einer idealen Aufführung begegnet. Das doppelte Engagement der Mad. Tedesco und des Tenors Niemann hat das Ereigniß zur Reife gebracht.“

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5] Herr Weyll: der Schriftsteller Alexander Weill (1811–1899; III 706, V 837), seit 1837 ein guter Bekannter Meyerbeers, von 1853 bis 1864 Mitarbeiter der politisch liberalen, literarisch orientierten Gazette de Paris; seit 1852 Pariser Korrespondent der Berliner Kreuzzeitung. 7] The Opera of the Future: Da ausdrücklich von einem Buch die Rede ist und Meyerbeer als Pariser Bezugsadressen deutsche Buchhandlungen nennt, handelt es sich höchstwahrscheinlich um Wagners Schrift Zukunftsmusik, die in dieser Zeit als Broschüre im Verlag J. J. Weber in Leipzig erschienen war (Urschrift des Frédéric Villot gewidmeten Vorwortes [„Lettre sur la musique“] zu den von Paul Armand ChallemelLacour verfaßten französischen Prosaübersetzungen der bis dahin erschienenen vier Operntexte Wagners, die in Paris publiziert wurden: Quatre poèmes de l’opéra, Paris: Librairie Nouvelle [A. Bourdilliat et Ce] 1861). 8] Avenarius: die Buchhandlung Brockhaus & Avenarius (60, Rue de Richelieu). 8] Franke: der Buchhändler Albert Franck (1809–1896; VI 802), Inhaber der Pariser Verlagsbuchhandlung „Librairie A. Franck“. 10] Journal Amusant: Die Pariser Zeitschrift existierte von 1856 bis 1870. Nadar arbeitete für sie als Zeichner. Tgb. Oktober 1860 19] 27. Paulus: op. 36, UA 22. V. 1836 im Rahmen des Niederrheinischen Musikfests in Düsseldorf. 21] 28. Hahns Gesangverein: der Chor des Berliner Gesanglehrers Theodor Hahn (*3. IX. 1809 Dobers/Schlesien, † 21. XII. 1864 Berlin), Musikdirektor, Organist an St. Petri in Berlin, seit 1840 Gesanglehrer bei der Königl. Opern-Gesangschule. 27] 30. Madame Mariani-Lorini: Die Sopranistin Mariani-Lorini (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt), wie Trebelli Mitglied der Truppe Merellis, sang die Leonora, Trebelli gab die Azucena. Meyerbeer an Gemmy Brandus vom 31. X. 1860

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5] last number: Die Notiz erschien in der Revue et Gazette musicale vom 28. X. 1860 (27. Jg., Nr. 44, S. 377) mit folgendem Wortlaut: „Le théâtre Lyrique vient de recevoir l’avis qu’une personne inconnue tenait à sa disposition 50,000 fr. pour aider la direction à monter dignemet les Troyens, d’Hector Berlioz, qui doivent inaugurer la nouvelle salle“. 7] new opera by Berlioz: Les Troyens, Grand opéra en cinq actes von Hector Berlioz (1803–1869; II 645; Text: vom Komponisten; erste vollständige UA 3. V. 1969 [!], Scottish Opera, Glasgow), wurden am Théâtre Lyrique in einer auf den zweiten Teil (Akt III bis V) reduzierten Version, dem anstelle des ersten Teils ein Prolog vorangestellt war, erst am 4. XI. 1863 aufgeführt (unter dem Titel Les Troyens à Carthage). Berlioz hatte sich seit März 1858 um die Aufführung der vollendeten Partitur an der Opéra bemüht. Nachdem mehrere Anläufe, unter anderem mittels eines Briefes an den Kaiser gescheitert waren, setzte er alle seine Hoffnungen in der Tat auf Carvalho als den Direktor des Théâtre Lyrique, mit dem er 1859 höchst erfolgreich anläßlich der Aufführung des von Berlioz bearbeiteten Orphée Glucks zusammengearbeitet hatte. Am 16. I. 1860 hatten Carvalho und Berlioz einen Vertrag über die Aufführung von Les Troyens am Théâtre Lyrique geschlossen, und zwar zur Eröffnung des neuen Hauses an der Place du Châtelet (damals noch Anfang der Spielzeit 1861/62 vorgesehen; tatsächlich am 30. X. 1862). Da Carvalho aufgrund finanzieller Schwierigkeiten sein Amt am 27. III. 1860 niedergelegt hatte und sein Nachfolger, Charles Réty, möglicher-

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weise Interesse gezeigt, jedoch das Projekt nicht weiter verfolgt hat, ist es fraglich, ob es sich bei der von Meyerbeer gelesenen Pressenotiz (sie erschien in der Revue et Gazette musicale erst am 4. XI. 1860) um mehr als um ein bloßes Gerücht handelt (in Berlioz’ Lebensdokumenten wird hierauf nicht Bezug genommen). Ernsthaft aufgegriffen wurde das Projekt erst wieder, als Carvalho erneut die Direktion des Hauses übernahm (am 7. X. 1862). Obwohl Carvalho viel Geld in das Projekt investierte und auch beträchtliche Subventionen erhalten hatte, erwies sich im Nachhinein sein Haus als überfordert. Meyerbeer hat sich im November/Dezember 1863 intensiv mit dem Werk beschäftigt und es auch öfter gehört (s. die zahlreichen diesbezüglichen Eintragungen im Tgb.). Nach 21 Aufführungen wurde das Stück noch im selben Jahr, am 20. XII., endgültig abgesetzt. 11] last number: Der Hinweis auf den Artikel erschien in der Presse théâtrale vom 28. X. 1860 (Nr. 41, S. 3). 11] an article: Der Artikel M. Richard Wagner ist von einem „Guy D’Estrée“ unterzeichnet (es konnte weder eine Person mit diesem Namen ermittelt noch herausgefunden werden, ob Blaze unter einem solchen Pseudonym geschrieben hat). Er erschien im Figaro vom 16. IX. 1860 (7. Jg., Nr. 583) und nimmt Bezug auf die bevorstehende Tannhäuser-Aufführung in Paris. Der Autor stört sich an Wagners öffentlichem Verhalten als Künstler. Er habe sich nicht mit seinen Anerkennungserfolgen begnügt, wie sie ihm durch die Aufführungen seiner Opern Rienzi und Der fliegende Holländer zuteil geworden wären, sondern habe von Anfang an nach Höherem gestrebt („M. Wagner n’était pas homme à se contenter de si peu; la gloire des Marschner, des Gounod, des Victor Massé le touchait médiocrement: il rêvait des destinées de premier ordre, l’absolu, le transcendantal[!], comme on dit dans le langage de l’école“). Von daher habe er sich der Schriftstellerei zugewandt und sein „System“ erfunden („Entre Rienzi, dont personne au monde ne s’était occupé, et le Tannhauser, dont tout le monde parle, M. Richard Wagner avait inventé son système“). Der Autor gibt sodann in groben Zügen die in Oper und Drama artikulierte Ausgangsposition Wagners wieder („Jusqu’au jour d’aujourd’hui, autrement dit jusqu’au bienheureux avènement de M. Wagner, l’art musical n’a rien produit qui vaille et toute tentative d’opéra a nécessairement avorté. Il n’existe, en fait d’opéra, ni vrai poëme, ni vraie musique, et pas un des poëtes et des compositeurs qui se sont succédé n’a compris le premier mot de ce qu’un opéra devait être“) und verhehlt nicht, daß er die dort formulierten Thesen operngeschichtlich für absurd hält. Die Grands opéras Rossinis (Guillaume Tell), Aubers (La Muette de Portici) und Meyerbeers (Robert le diable und Huguenots) seien mit ihrer Vereinigung von Musik, Drama und Szene „les véritables opéras de l’avenir“. Wagner habe mit seiner Schrift möglicherweise auf sich aufmerksam, Sensation machen wollen. Der Autor stellt sodann die Bedeutung des „système“ für Wagners Werke in Frage. Schließlich kritisiert er mit Blick auf Tannhäuser, daß Wagner sich dieses alte Werk, das mit seinen neuen Thesen doch gar nicht in Verbindung zu bringen sei, für seinen Pariser Einstand ausgesucht habe. Er kommt dann zu dem Schluß: „N’en déplaise à son esthétique et à sa littérature, je persiste à croire qu’il y a chez Wagner l’étoffe d’un musicien très capable de réussir en se contentant de faire de la musique. C’eût donc été une belle occasion que celle que l’Opéra va lui offrir. Pourquoi ne l’a-t-il point saisie? M. Richard Wagner est aujourd’hui dans la plénitude de l’âge et du talent. Que lui coûtait-il de renouveler son répertoire, d’imiter l’exemple de tant d’illustres maîtres qui se sont plus ou moins transformés en abordant la scène française. Peut-être a-t-il craint de déplaire à Liszt, peut-être aussi a-t-il pensé qu’avec le Tannhauser, qui a déjà fait son tour d’Allemagne, on risquait moins, car si par impossible, échec il y avait, on se serait d’avance réserve cette consolation suprême de se dire à l’heure des disgrâces qu’on n’a point fait de concessions, et de tomber tout entier sur la brèche perce de part en part, mais non vaincu: ‚Meyerbeer ne puis, Gounod ne daigne: Wagner suis.’“

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18] musical festival: Anläßlich des Konzerts am 10. XI. 1860 in der Salle du GrandOrient de France sang die Teutonia Meyerbeers Chorwerk À la patrie. 23] Editor Legouix: Onésime Philémon Legouix (*20. IV. 1809 Gouville-sur-Mer/ Manche, † 24. XI. 1867 Paris) besaß in Paris seit 1840 einen Musikverlag („Au Magasin du Bazar de l’industrie française“). 24] Schubert’s ‚Roi des Au[l]nes’ … orchestrated by Berlioz: Berlioz’ Orchesterfassung von Schuberts Erlkönig in der Übersetzung von Édouard Bouscatel, uraufgeführt am 27. VIII. 1860 in Baden-Baden mit dem Tenor Gustave Roger. Partitur und Stimmen waren in dieser Zeit publiziert worden: „Le Roi des Aulnes [/] Der erl König. Ballade de Goethe Mise en Musique, avec accompagnement de Piano par François Schubert. Orchestrée par Hector Berlioz […]“, Paris: O. Legouix 1860. Die Ausgabe wurde besprochen in der Revue et Gazette musicale vom 18. XI. 1860 (27: 1860, Nr. 47). 28] Mirelli: Eugenio Merelli. 30] Italian representation: s. Kommentar zu Tgb. 18. II. 1860, Bezugstelle: Salvi. 35] Gay: Gye verpflichtete Faure für die Spielzeit 1861, die am 2. IV. begann und am 3. VIII. endete. Dinorah wurde in dieser Saison nicht gegeben. 37] Demoiselle Patti: Adelina (eigtl. Adela Juana Maria) Patti (*10. II. 1843 Madrid, † 27. IX. 1919 Schloß Craig-y-Nos, Brecknockshire/Wales; später verheiratete de Caux, Nicolini bzw. in 3. Ehe Cederström), Tochter des Tenors Salvatore Patti sowie der Sopranistin Caterina Barilli-Patti, wuchs in den Vereinigten Staaten auf. Nach ihrem Operndebüt im November 1859 (als Lucia in Donizettis Lucia di Lammermoor an der New Yorker Academy of Music) und besonders seit ihrem ersten Auftreten an der Royal Italian Opera an Covent Garden in London (am 14. V. 1861 als Amina in Bellinis Sonnambula) wurde sie mit einem Schlag berühmt. Während der nächsten 23 Jahre war sie, die über phantastisches Stimmaterial sowie eine brillante Technik verfügte, die bedeutendste Sopranistin ihrer Zeit im italienischen Fach (Mozart, Rossini, Bellini, Donizetti, Verdi), aber auch in französischen Partien unter anderem Gounods und schließlich Meyerbeers (s. hierzu den Kommentar zu Meyerbeer an Frederick Gye vom 1. IV. 1860, Bezugstelle: Made Miolhan-Carvalho). Patti war im April 1861 nach London gekommen; erst zu dieser Zeit kam es zur vertraglichen Verpflichtung. Entsprechend der Darstellung Harold Rosenthals (Two Centuries of Opera at Covent Garden, s. Lit., S. 130 f.) wurde erst vier Tage vor ihrem Londoner Debüt ihr Engagement durch Gye in der Presse bekannt. Wie und auf welchem Weg die Information zu diesem frühen Zeitpunkt an Meyerbeer gelangte, ist rätselhaft. Meyerbeer lernte Patti persönlich am 27. XI. 1861 anläßlich ihres Berlinengagements in der Truppe Merellis kennen; am 25. XII. 1861 sang sie ihm aus Dinorah vor (s. die entsprechenden Tgb.Einträge). Zu seiner Beurteilung der Sängerin s. Meyerbeer an Tito Ricordi vom 18. XII. 1861. – Wenige Wochen vor seinem Tod, am 8. IV. 1864, schickte er ihr ein Albumblatt mit einem Zitat aus Dinorah („Ombre légère qui suit mes pas ne t’en vas pas, non non non“) und der Widmung: „À sa ravissante Dinorah, l’auteur reconnaissant présente ses hommages & l’expression de son admiration“ (zitiert nach Auktionskatalog Stargardt 628, Nr. 887 [Frühjahr 1983]).

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8] Musard’s coming … ‚London Exhibition Ouverture’: Musards Berlinbesuch ist in den Lebensdokumenten nicht belegt. Meyerbeer war mit diesem Projekt erstmals im Mai 1861 befaßt worden (s. Tgb. 20. V. 1861 sowie die zahlreichen diesbezüglichen Tgb.-Einträge im August des Jahrs), aus dem die Festouvertüre im Marschstil zur Eröffnung der Industrie-Ausstellung in London von 1862 (englischer Titel: Overture in the Form of a March, for the Opening of The International Exhibition of 1862) hervorging, die unter Meyerbeers Leitung am 1. V. 1862 in der Exeter Hall uraufgeführt

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wurde (s. Tgb. 20. bzw. 23. IV. bis 20. V. 1862, dem Zeitraums seines Londonaufenthalts aus diesem Anlaß). 12] Santley: Der Bariton Charles Santley (*28. II. 1834 Liverpool, † 22. IX. 1922 London) war in London bzw. seit 1855 in Mailand zum Sänger ausgebildet worden und hatte im Jahre 1857 in Pavia in Verdis La traviata debütiert. Im selben Jahr kehrte er nach London zurück (dort sang er erstmals in Haydns Schöpfung) und durchlief dann eine internationale Opernkarriere mit dem Her Majesty’s Theatre als Hauptwirkungsstätte (bis 1876; danach Konzertsänger). Santley wurde später Verfasser einer Reihe gesangspädagogischer Schriften (darunter Method of Instruction for a Baritone Voice, London 1872; Student and Singer, London 1892; Santley’s Singing Master, London 1895). Sein Londoner Operndebüt hatte er am 3. X. 1859 als Hoël in der Produktion der Royal English Opera an Covent Garden (weitere Aufführungen in den Spielzeiten 1861/62 und 1862/63). Das von Meyerbeer intendierte Engagement kam nicht zustande. Tk. November 1860 25] 3. Mit Faure: Er gastierte am 7. XI. 1860 als Alfonso in Donizettis Lucrezia Borgia an der Berliner Hofoper. Meyerbeer besuchte die Aufführung (s. Tgb.); s. in diesem Zusammenhang auch Meyerbeer an Caroline Faure vom 20. XI. 1860. 31] 12. Buch von Veron: Paris en 1860. Les Théâtres depuis 1806 jusqu’à 1860, Paris: Librairie Nouvelle (A. Bourdilliat et Ce). Das Buch Louis Désiré Vérons (1798–1867; I 651, V 750, VI 635 f.), Politiker (Deputierter), ehemaliger Direktor der Opéra (1831–1835) und Chefredakteur des Constitutionnel (bis 1852), war soeben erschienen. 31] Ob wahr: s. Meyerbeer an Louis Brandus vom 15. XI. 1860. 32] LeRoy: François Hippolyte Leroy (Lebensdaten nicht ermittelt; V 800), zunächst Regisseur an der Opéra, war seit 1859 in gleicher Position an der Opéra Comique. Mockers Stellung erfuhr dadurch keine Einschränkung. 34] 16. Gravenstein: G. Gravenstein (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt; VII 653), Buchhalter bei der Seehandlung, seit Frühjahr 1858 einer der drei Vermögensverwalter Meyerbeers.

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8] 26. Lagrange: Die Sopranistin Anne Caroline Lagrange (1824–1905; IV 606, V 751, VI 818, VII 538f.) war nach langjährigem Wirken in Amerika nach Europa zurückgekehrt und in dieser Zeit Mitglied der Truppe Lorinis, die vom 18. X. 1860 bis Ende März 1861 am Victoria-Theater in Berlin gastierte. Meyerbeer hörte sie in einer Reihe von Aufführungen (unter anderem am 10. XI.). 8] Artot: die Mezzosopranistin Marguerite Joséphine Désirée Artôt (eigtl. Marguerite Joséphine Désirée Montagney; 1835–1907; seit 1869 verheiratete Padilla y Ramos; VII 626). Meyerbeer kannte sie seit 1857. Sie war ebenso wie Lagrange in dieser Saison Mitglied der Truppe Lorinis und versetzte tout Berlin in Entzücken (s. die Darstellung von Pietsch in: Wie ich Schriftsteller geworden bin. Der wunderliche Roman meines Lebens, hrsg. v. Peter Goldammer, Berlin: Aufbau-Verlag 2000, S. 311 ff.). Meyerbeer hörte sie anläßlich zahlreicher Opernaufführungen und ließ sie bei Hofkonzerten mitwirken. 8] Gräfin Hacke: Adelaide Elisabeth Antoinette Veronika Sabine Gräfin von Hacke (1812–1891; VII 595f.), Hofdame der Prinzessin Augusta von Preußen, seit 1861, nach der Thronbesteigung Prinz Wilhelms von Preußen, Erste Palastdame der Königin und späteren Kaiserin Augusta mit dem Prädikat Exzellenz. 9] Calmus: nicht ermittelbar.

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9] Bologna: s. Meyerbeers vier Schreiben nach Bologna im November und vor allem Dezember in Angelegenheit der dortigen Einstudierung des Prophète, deren erste Aufführung am 18. XI. war. 9] Buchbinder Reibedanz: F. W. A. Reibedanz (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt), Sitz der Fa.: Luisenstr. 35. 11] 27. Auerbach: Es ist im vorliegenden Fall nicht zu ermitteln, ob Baruch oder Berthold Auerbach gemeint ist. 11] Lindner: der Berliner Musikschriftsteller und Redakteur Ernst Otto Timotheus Lindner (1820–1867; III 757, VI 818 f.), seit 1847 Redakteur der Königlich privilegirten Berlinischen Zeitung („Vossische Zeitung“), Mitarbeiter der Berliner Musikzeitung Echo. Es ging um die Veröffentlichung von Bachers Aufsatz (s. Meyerbeer an Joseph Bacher vom 1. XI. 1860). 13] Calumel: Kalomel, Quecksilberchlorid, wurde früher als Arzneimittel verwendet. Der Eintrag bezieht sich auf Cäcilies schwere Erkrankung (s. Meyerbeer an Charlotte Birch-Pfeiffer vom 27. XII. 1860). Meyerbeer an Joseph Bacher vom 1. XI. 1860 26] Vortrag über das Spielgrafenamt: Bacher hatte ihn am 3. X. 1860 in der K. Akademie der Wissenschaften in Wien gehalten. Er fußte auf Akten über die Ende des 13. Jh.s gegründete „St. Nicolai-Bruderschaft“, eine Art Zunft der Wiener Musiker. Diese hatte sich Mitte des 14. Jahrhunderts einem weltlichen Schutzherrn unterstellt. Peter von Eberstorff übte Bachers Recherchen zufolge diese Funktion von 1354 bis 1376 erstmals aus und errichtete damit das oberste Spielgrafenamt über die Musikanten. Erst 1782 wurde es unter Kaiser Joseph II. als nicht mehr zeitgemäß abgeschafft. 30] Director der Berliner Musikzeitung: Bock. 33] heutigen Nummer: Der Aufsatz erschien in der Neuen Berliner Musikzeitung von diesem Tag (14. Jg., S. 348). Tgb. November 1860

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9] 2. Saint Valry: der Journalist Gaston Souillard de Saint Valry († nach 1886), Mitarbeiter verschiedener Zeitungen, darunter La Patrie. 17] 3. Norma: Melodramma in due atti von Bellini (Text: Felice Romani), UA 26. XII. 1831, Teatro alla Scala, Mailand. 25] 4. Matinée musicale: An dem Wohltätigkeitskonzert unter der Leitung Luigi Orsinis, des Dirigenten der an der Hofoper gastierenden italienischen Truppe Merellis, nahmen unter anderem Trebelli, der Star der Saison, aber auch die langjährigen ersten Kräfte der Hofoper, zum Beispiel Wagner-Jachmann oder Köster teil. Ferner wirkte Ferdinand Laub mit, der in dieser Zeit auch in einem Konzert Robert Radeckes hervortrat (s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 8. XI.) sowie ein eigenes Konzert veranstaltete (s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 14. XI.). 27] Gedächtnisfeier: Es erklangen Mendelssohns 42. Psalm, von den Klavierwerken die Variations sérieuses d-Moll op. 54, die Fantasie fis-Moll op. 28 und das Capriccio fis-Moll op. 5 (alle Stücke gespielt von Bülow), zwei Chorgesänge Mendelssohns und schließlich Mozarts Requiem. 28] Schriftsteller Dr. Klein: Der Arzt, Publizist und Bühnenschriftsteller Julius Leopold Klein (*1808 Miskolcz/Ungarn, † 2. VIII. 1876 Berlin) wirkte nach einem Medizinstudium in Wien und Berlin seit Anfang der 1840er Jahre als Bühnenautor und Theaterkritiker verschiedener Zeitungen in Berlin. Er ist der Verfasser einer unvollendeten Geschichte des Dramas (1865–1876).

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32] 5. Der Sommernachtstraum: Shakespeares Ein Sommernachtstraum (A Midsommer Nights Dream, UA vor 1600) in der Übersetzung von August Wilhelm Schlegel (Erstaufführung im Neuen Palais Potsdam am 14. X. 1843 mit der Musik op. 61 von Mendelssohn).

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2] 7. Herrn Gautier-Sennez: nicht ermittelt. 5] Lucrezia Borgia: s. Kommentar zu Tk. 3. XI. sowie Meyerbeer an Caroline Faure vom 20. XI. 1860. 9] 8. Konzert von Radecke: Albert Martin Robert Radecke (*31. X. 1830 Dittmannsdorf, † 21. VI. 1911 Wernigerode) wirkte nach seiner Ausbildung am Leipziger Konservatorium unter anderem bei Rietz (Komposition), Ignaz Moscheles (Klavier) und Ferdinand David (Violine) nach erster beruflicher Tätigkeit in Leipzig seit 1855 in Berlin, wo er als Pianist sowie als 2. Geiger im renommierten Quartett Laubs öffentlich in Erscheinung trat. 1858 hatte er in Berlin Abonnementskonzerte für Orchester gegründet, mit denen er sich rasch Ansehen erwarb (1859 Ernennung zum Musikdirektor). Großen Aufschwung nahm seine Karriere 1863, als er Kapellmeister an der Hofoper wurde (bis 1887; 1883 bis 1888 war er auch künstlerischer Leiter des Stern’schen Konservatoriums; von 1892 bis 1907 bekleidete er das Amt des Direktors des Königlichen Instituts für Kirchenmusik). An diesem Abend erklangen die Ouvertüre zu Schumanns Genoveva, Mendelssohns Violinkonzert e-Moll und Bachs Chaconne (gespielt von Laub), die Schillersche Dithyrambe für 4 Männerstimmen und Chor von Rietz, schließlich Beethovens Musik zu August von Kotzebues Schauspiel Die Ruinen von Athen op. 113. 22] 13. Catharina Cornaro: Catharina Cornaro, Königin von Zypern, Große tragische Oper in vier Akten (Text: Alois Joseph Büssel; UA 3. XII. 1841, Hoftheater, München) von Franz Lachner (1803–1890; III 658), von 1836 bis zu seiner Pensionierung 1868 (beurlaubt seit 1865) Hofkapellmeister in München, seit 1852 mit dem Titel „Generalmusikdirektor“. Das Werk wurde in der 2. Fassung gespielt, die am 15. X. 1845 an der Berliner Hofoper uraufgeführt worden war. Meyerbeer an Angelo Mariani vom 13. XI. 1860 Poststempel: a) Berlin 14. XI., b) [unleserlich], c) Bologna 19. XI. 60

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5] pour monter: Die Premiere der Huguneots in Genua war am 26. XII. 1860. 16] l’ouverture du Pardon: Das Stück erklang im Rahmen eines Wohltätigkeitskonzerts zugunsten der „Istituzione Rossini“ am 30. X. 1860. 17] à Gênes: s. Meyerbeer an Angelo Mariani vom 18. VIII. 1860. 21] Prophète: Die Premiere der exzellenten Einstudierung in Bologna war am 18. XI. 1860 (s. Meyerbeers Dankbriefe, die er in dieser Angelegenheit im Dezember schrieb). Tgb. November 1860

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4] 14. Konzertmeister Laub: Ferdinand Laub (1832–1875; VII 553), seit 1856 Kammervirtuose und Soloviolinist bei der Hofkapelle (bis 1864). 1866 nahm er die Position eines Professors am Konservatorium in Moskau ein und wurde Konzertmeister der Kaiserlich Russischen Musikgesellschaft. Laub gab an diesem Tag eine Musikalische Soirée im Saal des Englischen Hauses, bei der unter anderen auch Radecke und der Berliner Hofopernsänger Anton Woworsky mitwirkten. Laub spielte ein Konzert von Spohr, eine Caprice von Niccolò Paganini, einen Saltarello eigener Komposition und führte zusammen mit Radecke Beethovens Kreuzer gewidmete Sonate A-Dur op. 47 auf.

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5] 15. Schuselka: Franz Schuselka (1811–1886; VII 739f.), Publizist und Jurist, Präsident des 1859 gegründeten Wiener Presseclubs „Concordia“. 1861 wurde er Mitglied des österreichischen Reichstags, von 1862 bis 1879 Herausgeber der Zeitung Die Reform. – Offensichtlich als Reaktion auf Meyerbeers Brief wurde in der Wiener Theater-Chronik. Zeitschrift für Kunst- und Bühnenwelt vom 6. XII. 1860 (2. Jg., Nr. 58) folgende Nachricht eingerückt: „Die von der ‚Concordia’, dem Vereine der Schriftsteller und Journalisten Wien’s, zu veranstaltende Akademie findet am 8. d. M. Mittags um 1 Uhr im Carltheater statt. Meyerbeer, Ehrenmitglied der ‚Concordia’[,] hat dem Vereine gestattet, Bruchstücke aus der Oper: ‚Wallfahrt von Ploermel’ aufzuführen. Infolge dessen wird die Ouvertüre dieser Oper unter Leitung des Kapellmeisters S t e g m a i e r vorgetragen und Frl. B r e n n e r, die Dinorah-Sängerin des Prager Ständischen Theaters, kommt eigens nach Wien.“ Meyerbeer an Louis Brandus vom 15. XI. 1860 30] Part du Diable: La Part du diable, Opéra comique en trois actes von Auber (Text: Scribe), UA 16. I. 1843, Opéra Comique, Paris.

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2] Taxile: der Redakteur und Kritiker Taxile Delord (1815–1877; IV 620, VII 575), zu dieser Zeit Mitarbeiter der Revue Nationale, seit 1863 der Revue des Cours littéraires. Meyerbeer an Franz Schuselka vom 15. XI. 1860 23] verweigerte: s. Tgb. Januar bis 7. Februar 1860. Der Hintergrund dieser Mitteilung sind Indiskretionen seitens der Wiener Hofoper, aufgrund derer über die Presse bekannt wurde, daß Meyerbeer sich in der Frage der Besetzung der Dinorah ungünstig über einige Wiener Sängerinnen geäußert habe; zu den Details dieser Affäre s. Meyerbeer an Karl Eckert vom 26. XI. und 30. XII. 1859 (VII 498ff. und 511ff.). Meyerbeer an Achille Montuoro vom 17. XI. 1860 Zum Adressaten: Achille Montuoro (*1836 Neapel), ein ausgebildeter Jurist und wenig erfolgreicher Komponist unter anderem von Bühnenwerken (zuletzt Les Commères, uraufgeführt am Pariser Théâtre Lyrique 1857), war seit der Karnevalssaison 1859/60 für zwei Jahre Direktor des Teatro Carlo Felice in Genua.

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30] monter les Huguenots: s. Meyerbeer an Angelo Mariani vom 13. XI. 1860 und Kommentar. Tgb. November 1860 18] 18. Ungünstige Kritik von Scudo: Der Musikkritiker und Schriftsteller Paul Scudo (1806–1864; IV 617, VI 684 f., VII 577), der von Meyerbeer in der Vergangenheit vielfach unterstützt worden war, fühlte sich ihm in dieser Zeit möglicherweise nicht mehr verpflichtet. Sein Artikel erschien in der Revue des Deux Mondes 30: 1860, S. 503f. Scudo kritisiert vor allem die Besetzung der Partie des Hoël mit der Kontraltistin Wertheimber („Je n’ai jamais pu comprendre l’engouement qu’inspire à certaines personnes la voix dure et déclassée de Mlle Wertheimber, dont la prononciation vicieuse et empâtée n’ajoute pas à l’agrément qu’on éprouve à lui entendre estropier un rôle qui n’a pas été écrit pour son sexe. Comment expliquer que Meyerbeer ait permis une telle mascarade? Il en sera puni, car son ouvrage, qui se recommande surtout par les effets d’ensemble, perd beaucoup de son piquant à être interprété ainsi par une voix de bois qui appauvrit l’harmonie et laisse l’oreille en souffrance.“) Meyerbeer dürfte insbesondere Scudos negative Besprechung der anläßlich der Londoner Erstaufführung des Werks für Nantier-Didiée neu komponierten Arie „Fanciulle che il core“ geärgert haben, die dort mit ausschlaggebend für den außerordentlichen Erfolg des Werkes war und nun erstmals auch in Paris gesungen wurde: „Quant au nouveau morceau que le maître a

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écrit à Londres pour Mme Nantier-Didiée, il n’y a pas lieu de s’en émerveiller beaucoup: c’est une canzonetta italienne qui n’ajoute rien au mérite de la partition.“ Meyerbeer an Louis Brandus vom 20. XI. 1860 33] armen Maschinisten: Über den Vorfall, der sich am 18. XI. zugetragen hatte, wurde in der Presse ausführlich berichtet. Demnach hatte Beaumont einen Hilfsfond eingerichtet, um den Verunfallten und seine Familie während der Krankheit zu unterstützen beziehungsweise ihm im Falle der Berufsunfähigkeit eine kleine Pension zu zahlen. Meyerbeer an Caroline Faure vom 20. XI. 1860 Zur Adressatin: die Sopranistin Constance Caroline Faure geborene Lefèbvre (1828–1905; V 774, VI 660), von 1849 bis 1861 an der Opéra Comique, Uraufführungsinterpretin der Prascovia in L’Étoile du nord.

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13] l’article: Er war im Constitutionnel vom 14. XI. 1860 (45. Jg., Nr. 319) erschienen: „Une correspondance de Berlin, communiquée par l’agence Havas, rapporte que M. Faure, engagé par la direction du grand Opéra de Berlin, à la demande de M. Meyerbeer, pour chanter le rôle d’Hoël dans le Pardon de Ploërmel qui n’a pas été donné dans cette capitale, se rendit aussitôt à Berlin pour étudier le texte allemand de cet opéra. ‘En attendant la représentation, ajoute le correspondant, M. Faure débuta le 8 novembre à l’Opéra-Italien dans le rôle du duc dans Lucrèce Borgia. Il n’a eu que peu de succès dans cet opéra étranger à ses habitudes ordinaires, et l’intendant des théâtres royaux lui a déclaré qu’il ne pourrait continuer à jouer à Berlin, et qu’on ne lui permettrait pas de chanter le rôle d’Hoël. Le public est généralement irrité de cette manière d’agir de l’intendant: il désirait vivement entendre ce chanteur éminent dans une pièce appartenant à son genre. On assure que M. Meyerbeer s’est décidé è retirer le Pardon à l’Opéra royal et de le faire chanter par M. Faure et la troupe italienne du théâtre Victoria.’“ 24] petit article: Der beigelegte übersetzte Artikel hat folgenden Wortlaut: „Berlin. – Le Constitutionnel publie une notice qui attribue à un fiasco la rupture de l’engagement du célèbre baryton Faure, assertion dont ceux qui ont été témoins du succès extraordinaire qu’il a obtenu à son premier début peuvent attester la fausseté. Nous apprenons que les représentations de M. Faure n’ont été interrompues que parce que son répertoire n’a pu être mis en accord avec celui de la troupe italienne qui chante sur notre scène royale.“ Tgb. November 1860

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8] 22. Jüngken: der Berliner Arzt und Professor für Chirurgie Johann Christian Jüngken (1794–1875; IV 514, V 767). 8] Tancredi: Melodramma eroico in due atti von Rossini (Text: Rossi), UA 6. II. 1813, Teatro La Fenice, Venedig. Meyerbeer an Gemmy Brandus vom 23. XI. 1860 14] das Recht: zum Kontext s. Tgb. Januar bis 7. Februar 1860 und Kommentar, Bezugstelle: Guidi. 14] die Ouverture: Le pardon de Ploermel (Dinorah), Sinfonia a piena orchestra / opera comica in 3 atti di G. Meyerbeer (partiturina), Florenz: G. G. Guidi 1860, Pl.-Nr. 2202.

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Tgb. Novembre 1860

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8] 24. seines Enkels: Daniela von Bülow (*12. X. 1860 Berlin, † 18. VII. 1940 Bayreuth; später verheiratete Thode) wurde an diesem Tag getauft. 32] 29./30. seinem Konzerte: Bülow gab am 29. seine erste Soirée im Saal der Singakademie. Außer der erwähnten Komposition Meyerbeers in der Bearbeitung von Liszt (zur Ausgabe s. Kommentar zu Meyerbeer an Franz Liszt vom 4. II. 1860, Bezugstelle: j’aurais l’honneur) spielte er Johann Nepomuk Hummels Sonate fis-Moll op. 81, von Liszt aus den Années de pèlerinage, Première année: Suisse, „Éclogue“ (Nr. 7), „Au bord d’une source“ (Nr. 4) und „Au Lac de Wallenstadt“ (Nr. 2), Berceuse von Chopin, Schumanns Études symphoniques op. 13 sowie von Johann Sebastian Bach eine Bourrée, Gigue und Gavotte. – Wie aus der Besprechung in der Königlich privilegirten Zeitung vom 1. XII. 1860 (Nr. 283) hervorgeht, stellte diese Konzertreihe insofern etwas Besonderes dar, als Bülow – was ungewöhnlich war – auf weitere Mitwirkende und damit auf ein gemischtes Programm verzichtete. Es galt als mutig, daß er sich dazu entschloß, für „Abwechslung“ lediglich durch Wahl seiner Stücke aus verschiedenen Epochen und Stilrichtungen zu sorgen. Meyerbeer wird in der Tat nicht erwähnt (auch Bach nicht), da der Rezensent das Konzert nach Schumanns op. 13 verließ. Meyerbeer an einen Zeitungsdirektor vom 29. XI. 1860

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25] L’Italia Artistica: Die Wochenzeitschrift erschien erstmals am 20. IX. 1860 in Florenz (in 29 Jahrgängen bis 1888). Tk. Dezember 1860

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2] 1. antworten: s. Meyerbeer an Ercole und Gaetano Tinti vom 2. XII. 1860. 5] 2. Duesberg Übersetzung: Der Eintrag bezieht sich auf Bancks Lieder; s. Tgb. 12. bis 20. VI. 1860. 6] Marimon: Marie Ernestine Marimon (1835 oder 1839–1923; VII 724) sang in dieser Zeit an der Opéra Comique. Meyerbeer hörte sie am 5. XII. 1863 (s. Tgb.). 7] 3. Bank’s Lieder: s. Meyerbeer an Carl Banck vom 25. VI. 1860 und Kommentar. 8] L’art musical: Journal de musique. Die Zeitung erschien im Verlag Léon Escudier in Paris von 1860 bis 1894 (Unterbrechung 1871; danach absorbiert von Le Guide Musical). 8] Offenbachs’s Oper: s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 23. XII. 1860. 10] 4. Heines Buch: s. Tk. 5. XII. 1860. 10] Guyot: Amédée Hilaire Guyot (1805–?; VI 831, VII 544), Generalsekretär der Pariser Société des Auteurs et Compositeurs dramatiques. Der Eintrag bezieht sich auf die noch nicht überwiesenen Einnahmen aus den Autorenrechten (s. den Vermerk in den undatierten Nachsatzblättern). 11] Grüneisen: s. Meyerbeer an Charles Lewis Grüneisen vom 19. XII. 1860. 11] Borghi Mamo: s. Meyerbeer an Adelaide Borghi-Mamo vom 12. XII. 1860. 11] Dingelstedt: s. Meyerbeer an Franz Dingelstedt vom 8. XII. 1860. 12] Zanni de Feranti: Zani de Ferranti; zum Kontext s. François Josef Fétis an Meyerbeer vom 6. X. 1860 und Kommentar. 12] Mahler Lowenstein: Meyerbeer hatte in dieser Zeit mit dem Maler Emil Löwenthal (*1835 Jarotschin, † 31. VII. 1896 Ems) zu tun, einem Berliner Porträt-, Genreund Historienmaler, der in diesem Jahr Preisträger der Michael-Beer’schen Stiftung geworden war (s. Protokoll der Ordentlichen Sitzung des Senats der Königl. Akademie

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der Künste vom 14. IV. 1860 [Stiftung Archiv der Akademie der Künste, PrAdK 57, Bl. 45]). Im November meldete sich Löwenthal beim Senat in dieser Angelegenheit aus Venedig (ebd., Bl. 28). Meyerbeer war bei beiden Sitzungen zugegen. 13] 5. Duncan Davison: s. Meyerbeer an Duncan Davison vom 15. XII. 1860. 14] Steinman: Es handelt sich aller Wahrscheinlichkeit nach um einen Hinweis auf die Publikation Nachträge zu Heinrich Heine’s Werken. Dichtungen, Teil 1, 2 (XII u. 191, VIII u. 168 S.) des Schriftstellers Friedrich Arnold Steinmann, die 1861 im Verlag Binger in Amsterdam erschien. Friedrich Arnold Steinmann (*7. I. 1801 Kleve, † 9. II. 1875 Münster) war Heine erstmals 1819 begegnet und seitdem mit ihm befreundet. Bereits 1847 hatte er im Neuen Rheinischen Merkur (H. 5) den biographischen Abriß „H. Heine“ veröffentlicht, der 1857 unter dem Titel H. Heine, Denkwürdigkeiten und Erlebnisse aus meinem Zusammenleben mit ihm im Verlag Kober in Prag als Buch erschienen war. Steinmanns Ausgabe war bei den Nachkommen Heines und bei Heines Hamburger Verleger Julius Campe so umstritten, daß sie von letzterem, der ursprünglich als Verleger in Aussicht genommen worden war, nicht unter Vertrag genommen wurde; Heines Bruder Gustav gelang es, einige der von Steinmann als Dichtungen Heines veröffentlichten Texte als Fälschungen zu entlarven. – Meyerbeer fürchtete vermutlich noch immer, daß die von Heine nachgelassenen Spottgedichte über ihn – ungeachtet aller vertraglichen Vorkehrungen mit dessen Witwe Mathilde Heine – veröffentlicht werden könnten (zum Kontext s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 21. VI. 1857 [VII 206 sowie 622f. u. passim]; im Vertrag zwischen Meyerbeer und Heines Witwe, wiedergegeben im Kommentar zum Tgb. 21. VI. 1857, sind die Titel der Meyerbeer verhöhnenden Gedichte genannt). 14] Gye Étoile du Nord: s. Meyerbeer an Charles Lewis Grüneisen vom 19. XII. 1860. 16] 10. Rellstab’s Todtenfeier: s. Tgb. 16. XII. 1860 und Kommentar. Der Konferenz gehörten neben Meyerbeer der Intendant der Hofoper, von Hülsen, der Philologe Philipp August Boeckh, der Musikverleger Bock, der Berliner Oberbürgermeister Heinrich Wilhelm Krausnick, die Maler Karl Friedrich Lessing und Eduard Magnus sowie Kapellmeister Taubert an. 17] Eiserle’s Brief: Vorgang und Person nicht ermittelbar. 18] 11. GRth Schulze: Geheimrat Dr. Johannes Schulze (1786–1869; III 673, V 854, VI 660 f.), von 1849 bis 1859 Direktor der Abteilung für Unterrichtsangelegenheiten im preußischen Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten (1852 Ernennung zum Wirklichen Geheimen Oberregierungsrat). 18] Auerbach, Lindner: s. Kommentar zu Tk. 27. XI. 1860. 19] 12. Alma Gräfe: Albertine Karoline Alma von Graefe geborene von Ladenberg (*27. VI. 1822 Köln, † 25. I. 1904 Berlin), Gattin des Geheimen Regierungsrats Carl von Graefe. 20] 14. Tribelli: Trebelli; s. Tgb. 20. und 21. XII. sowie Meyerbeer an Virginie Gräfin von Hacke vom 21. XII. 1860. 21] Lecomte: der Schriftsteller und Journalist Jules Lecomte (1814–1864; V 923), in dieser Zeit Chefredakteur der Chronique parisienne, Mitarbeiter der Monde illustré sowie der in Brüssel erscheinenden Zeitung L’Indépendance belge (bis 1863). 21] Fritz: Meyerbeers Enkel Fritz Freiherr von Korff. 28] 30. Werths Hypothek: des Berliner Zahnarztes G. W. Werth (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt), seit Frühling 1855 Meyerbeers Hypothekenschuldner. 32] 31. Gräfin Ha[c]ke: Virginie Elise Bertha Gräfin von Hacke (*16. VIII. 1823, † 9. I. 1881 Berlin), Hofdame der Prinzessin Carl (Marie Prinzessin von Preußen).

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33] Chikowsky: August Graf von Cieczkowski (*1814, † 1894) lebte in Berlin (s. das Adressenverzeichnis des Tk. Dezember 1860) als Philosoph. 34] Undatierte Nachsatzblätter: Händels Leben, Otto Jahn: Es handelt sich um die Bücher G. F. Händel von Friedrich Chrysander (Bd. 1–III; Leipzig: Breitkopf & Härtel 1858, 21860) sowie um W. A. Mozart von Otto Jahn (4 Bde., Leipzig: Breitkopf & Härtel 1856–1859; zu Meyerbeers Lektüre s. Tgb. 10. XII. 1860). Otto Jahn (*16. VI. 1813 Kiel, † 9. IX. 1869 Göttingen) war von Beruf Archäologe und Philologe und lebte, nachdem er 1851 aufgrund seiner Beteiligung an den Ereignissen von 1848 (seit 1849 war er Mitglied des liberalen „Deutschen Vereins“) aus seiner Leipziger Professur entlassen worden war, seit 1855 als Professor für Altertumskunde sowie als Direktor des Akademischen Kunstmuseums in Bonn. Als Musikschriftsteller, welcher der musikalisch gründlich ausgebildete Jahn „nebenberuflich“ war, erschloß er auf der Basis wissenschaftlicher Methodik wesentliche Grundlagen zu Mozarts Biographie. 35] Rieß: Die Reparatur der Begräbnisstätte der Familien Beer/Meyerbeer besorgte der Berliner Steinmetz A. Riese (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt; Sitz der Fa.: Alte Jakobstr. 51). 37] Aufsatz von Bacher: s. Meyerbeer an Joseph Bacher vom 1. XI. 1860 und Kommentar. 39] Briefe: Die nachfolgend eingetragenen Briefschulden waren in der überwiegenden im Oktober/November erledigt worden (s. die entsprechenden Dokumente).

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1] Pillet Will: Alexis Comte de Pillet-Will (1805–1868; V 764, VII 664), seit 1861 Direktor der Banque de France. 3] Galvani: Inhaber der Zeitung L’indicatore (s. Kommentar zu Tk. 23. X. 1860 sowie Meyerbeer an Herrn Galvani vom 10. II. 1861). 3] Engel in London: Der Komponist für Harmonium und Musikkritiker Louis Engel († nach 1890; VI 686), den Meyerbeer aus Paris kannte, war in dieser Zeit nach London übergesiedelt, wo er nachweislich bis 1890 eine breite musikpublizistische Tätigkeit entfaltete. 5] Acceßist Koller: nicht ermittelt. 6] Konkoly: nicht ermittelt. 7] Amerikanische Gesandtschaftssecretair: E. G. W. Butler (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt). 8] Me Cash: Elise Casch (Lebensdaten nicht ermittelt; VI 881), 1855 bis 1857 an der Wiener Hofoper engagiert, hatte im November an der Berliner Hofoper als Donna Anna in Don Giovanni sowie als Valentine in den Huguenots gastiert. 8] Vries: die Sopranistin Rosa de Vries-van Os (1828–1889; V 746). Sie war in dieser Zeit Mitglied der am Victoria-Theater gastierenden italienischen Operngesellschaft Lorinis. 23] La Patrie: s. Kommentar zu Tk. Oktober 1860 (Undatierte Vorsatzblätter), Bezugstelle: Lied von der Teutonia … Schott … Davison … Riccordi. 24] LegationsRath Theremin: F. Theremin (Vornamen nicht ermittelt; † 1. XI. 1868), Wirklicher Legationsrat und Vortragender Rat im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten. 25] Mosson: Adolph Mosson (Lebensdaten nicht ermittelt; V 823), Meyerbeers Vetter und Schwager. 25] Schmattek: Joseph Schmattek (Lebensdaten nicht ermittelt), Meyerbeers neuer Bedienter (s. Tgb. 1. II. 1861). Er blieb nur wenige Monate (s. Tgb. 15. IV. 1861).

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25] Arons: der Berliner Bankier Albert Arons (*20. X. 1826 Berlin, † nach 1885). 26] Burchhard: Es handelt sich um Hermann Burchardt (*21. IV. 1820 oder 1821 Sonnenburg, † 1904 Berlin), Fabrikant von Teppichen, Wachstuch und Fenster-Rouleaus (Sitz der Fa. B. Burchardt & Söhne: Brüderstr. 19/Ecke Scharrnstr.). 29] Förster: Hofrat Friedrich Förster (1791–1868; VII 606), Kustos der Kunstkammer, in dieser Funktion verantwortlich für die ethnologische Sammlung und die Sammlung vaterländischer Altertümer. Meyerbeer und seine Gattin pflegten mit ihm seit vielen Jahren gesellschaftlichen Umgang (s. in diesem Zusammenhang Meyerbeer an Cornelie Meyerbeer vom 19. I. 1864). 29] GRth Graefe: Carl von Graefe. 30] Ladenberg: Otto Philipp Wilhelm von Ladenberg (*7. III. 1825 Köln, † 31. I. 1898 Charlottenburg), kgl. preußischer Forstmeister, ein Sohn des mit Meyerbeer eng bekannten, 1855 verstorbenen Staatsministers Adalbert von Ladenberg. 30] Carl: der Berliner Geheime Kommerzienrat und Tuchfabrikant Heinrich Conrad von Carl (*22. X. 1795 Brandenburg, † 23. X. 1867 Berlin; geadelt 1861; die Angaben in V 894, VI 662 und VII 606 sind zu ergänzen). 30] Normann: der Berliner Rentier Löb Moses Normann (1802–1874; V 937). 30] Reichenheim: der Berliner Kaufmann Moritz Reichenheim (1815–1872; VI 714) oder aber sein Bruder Leonor Reichenheim (1814–1868; VI 714). 30] Mendelssohn: der Berliner Bankier Alexander Mendelssohn (1798–1871; IV 528, V 893). 31] die Prinzen: Gemeint sind die preußischen Prinzen Karl (1801–1883; II 628, VI 684) und Albrecht (1809–1872; IV 578). 31] Wrangel: Friedrich Heinrich Ernst Graf von Wrangel (1784–1877; VII 591), preußischer Generalfeldmarschall, Mitglied des Staatsrats. 31] Nothomb: Staatsminister Jean Baptiste Baron de Nothomb (1805–1881; IV 539, V 778), seit 1845 belgischer Gesandter in Preußen (bis 1881). 31] Von der Heydt: August von der Heydt (1801–1874; V 891; im Januar 1863 Erhebung in den erblichen Freiherrenstand), seit Dezember 1848 preußischer Staatsminister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten (im März 1862 übernahm er das Finanzministerium, trat jedoch von diesem Posten einen Tag nach Otto von Bismarcks Berufung zum Ministerpräsidenten am 23. IX. 1862 aus Protest zurück). 32] Schmückert: der preußische Postdirektor Gottlob Heinrich Schmückert (1790– 1862; V 889). 32] Sagan: Dorothea Herzogin von Sagan (1793–1862; VI 849, VII 641). Während ihrer Berlinaufenthalte wohnte sie ganz in Meyerbeers Nähe (Pariser Platz 6). Tgb. Dezember 1860 38] 2. Macbeth: Oper in fünf Akten von Taubert (Text: Friedrich Eggers), UA 16. XI. 1857, Hofoper, Berlin. Meyerbeer an Ercole und Gaetano Tinti vom 2. XII. 1860 Zu den Adressaten: Der Brief ist laut Tk. 1. XII. 1860 und entsprechend der Anrede an die Direktoren des Teatro Comunale in Bologna gerichtet. Diese waren seit dieser Saison Ercole Tinti (Lebensdaten nicht ermittelt) und sein Bruder Gaetano (Lebensdaten nicht ermittelt). Bereits 1863 mußten sie aufgeben (Ercole Tinti ist seit den 1830er Jahren in Italien als Theateragent nachweisbar).

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13] illustres artistes: Außer der genannten Borghi-Mamo wirkten Giulio Barbot als Jean, Elena Leonpietra als Berthe, Nicola Benedetti, Antonio Galletti und Marco Ghini (alternierend mit Paolo Poli Lenzi) als Anabaptisten sowie Francesco Cuturi als Oberthal. Meyerbeer an Francesco Marchese Sampieri vom 3. XII. 1860 Zum Adressaten: Francesco Marchese Sampieri (1790–1863; I 681, VII 702), ein dilettierender Opernkomponist, Ehrenmitglied der philharmonischen Gesellschaft in Bologna. Meyerbeer kannte ihn seit Jahrzehnten.

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17] Made Barbeau: Die Sopranistin Caroline Barbot geborene Douvry (1830–1875 oder 1893; VII 683f.) war nach Abschluß ihres Engagements in Paris 1860 nach Bologna gekommen (Debüt am 4. X. als Amelia in Verdis Un ballo in maschera). Meyerbeer hatte sie am 10. und 20. XII. 1858 in der Opéra als Valentine in den Huguenots gehört. Diese Rolle sang sie am 16. XI. 1861 erstmals auch in Bologna. 18] la Juive: Opéra en cinq actes von Halévy (Text: Scribe), UA 23. II. 1835, Opéra, Paris. Tgb. Dezember 1860 31] 4. So machen es alle: Così fan tutte ossia La scuola degli amanti, Dramma giocoso von Mozart (Text: Da Ponte), UA 26. I. 1790, Burgtheater, Wien, hier in der deutschen Textbearbeitung von Louis Schneider (EA an der Berliner Hofoper am 15. XII. 1846). Meyerbeer an Giovanni Gualberto Guidi vom 5. XII. 1860

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8] le droit: zum Kontext s. s. Tgb. Januar bis 7. Februar 1860 und Kommentar, Bezugstelle: Guidi. Tgb. Dezember 1860

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11] 6. Corradino: Mathilde di Shabran ossia Bellezza e cuor di ferro, Melodramma giocoso von Rossini (Text: Jacopo Ferretti), UA 24. II. 1821, Teatro Apollo, Rom (unter dem Titel Corradino war das Werk erstmals 1822 in Wien gegeben worden; Libretto: Wien, Wallishausser 1822). 16] 8. Domchor-Konzert: Der Domchor gab an diesem Tag im Saal der Singakademie seine erste Soirée der Saison. Bei den von Meyerbeer erwähnten Stücken handelt es sich um die Motette Vom Himmel hoch, da komm ich her von Leonhart Schröter sowie um die Motette Der Gerechte, ob er gleich zu zeitlich stirbt von Johann Christoph Bach (1642–1703; VII 594f.). Beim Kompositionsdatum lag Meyerbeer allerdings falsch: Die Motette des in Saalfeld und Magdeburg wirkenden Kantors Leonhart Schröter (*um 1532 Torgau, † um 1601 Magdeburg) entstand im 16. Jh. Meyerbeer an Franz Dingelstedt vom 8. XII. 1860

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2] meine Weigerung: s. Meyerbeer an Franz Dingelstedt vom 28. VI. 1860 und Kommentar. 17] H … von Milde: Hans Feodor von Milde (*13. IV. 1821 Petronell/bei Wien, † 10. XII. 1899 Weimar), Kammersänger, wirkte nach seinem Debüt 1845 in Potsdam seit 1848 über Jahrzehnte (bis 1884) als Bariton am Weimarer Hoftheater. Er war 1850 der Uraufführungsinterpret des Telramund in Wagners Lohengrin. 25] sobald Sie es verlangen werden: s. Tgb. 17. II. 1861. Die Aufführung kam nicht zustande.

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2] 9. Konzert des Bach-Vereins: Das Konzert fand in der Singakademie statt. In der Konzertvorankündigung in der Königlich privilegierten Zeitung vom 8. XII. 1860 wird darauf hingewiesen, daß sowohl Schütz’ Passion als auch die von Meyerbeer erwähnte Kantate Bachs BWV 21 (als weitere Kantate erklang „Bleib’ bei uns, denn es will Abend werden“, BWV 6) in Berlin gänzlich unbekannt und die Aktivitäten des Vereins tatsächlich Pionierleistungen seien. Bei den erwähnten Stücken aus BWV 21 handelt es sich um „Sei nun wieder zufrieden, meine Seele – Was helfen uns die schweren Sorgen“ mit den eingearbeiteten Strophen 2 und 5 des Chorals „Wer nur den lieben Gott läßt walten“ von Georg Neumark (Nr. 9) und um „Das Lamm, das erwürget ist“ (Nr. 11; Einsatz der Permutationsfuge bei „Lob und Ehre und Preis und Gewalt“). Heinrich Schütz’ Die Sieben Worte unsers lieben Erlösers u. Seeligmachers Jesu Christi, so er am Stamm des Hl. Kreuzes gesprochen (zw. 1645 u. 1655, SWV 478) in der wenige Jahre zuvor erstmals in Leipzig erstaufgeführten Bearbeitung Carl Riedels (Druck: Die sieben Worte unseres lieben Erlösers und Seeligmachers Jesu Christi, so er am Stamm des heiligen Kreuzes gesprochen, ganz beweglich gesetzt von Heinrich Schütz, für 5 Solostimmen, Chor, Streichorchester u. Orgel, als Repertoirestück d. Riedel’schen Vereins […], hrsg. von Carl Riedel, Partitur, Leipzig: Fritzsch 1873). 13] 10. 2 Aufsätze von Lindner: Sie erschienen in der Königlich privilegirten Berlinischen Zeitung („Vossische Zeitung“) vom 1. VII. 1860, Nr. 152 (in überarbeiteter Version wieder abgedruckt in: ders., Die Tonkunst. Abhandlungen, Berlin: Guttentag 1864, S. 64–94). Lindner berichtet darin über einen Gelehrtenstreit, der von dem Freiberger Rektor Johann Gottlieb Biedermann mit der These entfacht worden war, musikalische Bildung und praktische Musikausübung könnten jungen Menschen schaden. In diesen Streit war später auch Johann Sebastian Bach involviert. Meyerbeer an Adelaide Borghi-Mamo vom 12. XII. 1860

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5] ce carneval à Milan: Borghi-Mamo sang die Partie an der Scala erstmals am 12. II. 1863. 12] votre mari: Michele Mamo (1810–?; VII 559). Tgb. Dezember 1860 22] 13. La Traviata: Dramma serio in tre atti von Verdi (Text: Francesco Maria Piave), UA 6. III. 1853, Teatro La Fenice, Venedig. 22] Demoiselle Brunet: Marie Brunetti (eigt. Brunet; Lebensdaten nicht ermittelt), eine Schülerin Duprez’ und Absolventin des Pariser Conservatoire, hatte, von Marseille kommend, im Januar 1860 als Valentine in den Huguenots an der Opéra in Paris debütiert, doch wurde der Vertrag bald darauf einvernehmlich wieder gelöst. In dieser Zeit war die Sopranistin Mitglied der an der Hofoper seit 1. X. 1860 gastierenden italienischen Operngesellschaft Merellis (zu Meyerbeers persönlichen Kontakten mir ihr s. Tgb. 8. I. und 1. II. 1861). Später sang sie in London und Italien. 28] mein Rondo: „No […] caso egual giammai scometto”, bekannt in der französischen Version „No […] vous n’avez jamais, je gage“; s. in diesem Zusammenhang Kommentar zu Tgb. 27. VII. 1849 (V 758f.). Gedruckt wurde das Stück zweisprachig (frz./ital.) im Verlag Brandus (Pl.-Nr. B et Cie 4880). 31] 14. Konzert des Klavierspieler Bülow: Bülow spielte in seiner 2. Soirée der Saison – wiederum im Saal der Singakademie – getreu seiner Absicht, Werke der „Weimarer Schule“ zu propagieren, Liszts „Venezia e Napoli“ aus den Années de pèlerinage, Deuxième année: Italie, Supplément (das Werk erklang in Berlin zum ersten Mal) sowie die Ungarische Rhapsodie Nr. 8, Joachim Raffs Suite e-Moll op. 72, darüber

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hinaus Beethovens Sonate Es-Dur op. 81 sowie vier kleinere Stücke von Bach und Mendelssohn. Meyerbeer an Herrn Brody vom 15. XII. 1860 Zum Adressaten: nicht ermittelt. Meyerbeer an Duncan Davison vom 15. XII. 1860

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23] nouveau morceau: s. Kommentar zu Tk. Oktober 1860 (Undatierte Vorsatzblätter), Bezugstelle: Lied von der Teutonia … Schott … Davison … Riccordi. 26] autre morceau: Cantique à six voix. Davison verlegte die englische Version des Cantique unter dem Titel Aspiration/Cantique, London: Duncan Davison & Co (VN 158). 26] Eugel: der Pariser Musikverleger Jacques Léopold Heugel (1815–1883; V 783). 32] votre frère: James William Davison. Tgb. Dezember 1860

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8] 16. Gedächtnisfeier: Sie fand im Saal der Singakademie unter Mitwirkung von Mitgliedern der Singakademie, der Hofoper sowie der Königlichen Kapelle unter Leitung Grells und Tauberts statt. Es erklangen die Ouvertüre zu Kleins Oper Dido sowie zu Tauberts Vokalkomposition Sturm und Frieden (für beide Werke hatte Rellstab die Texte verfaßt), der Trauermarsch aus Beethovens Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 („sinfonia eroica“) sowie Mozarts Requiem. Meyerbeer an Charles Lewis Grüneisen vom 19. XII. 1860

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17] Mr Gye hésite: L’Étoile du nord wurde in der Spielzeit 1861 (vom 2. IV. bis 3. VIII.) nicht gegeben. 25] Mr Ciampi: s. Kommentar zu Tgb. 20. X. 1860. 27] Lablache: Luigi Lablache (1794–1858; I 686, V 788, VI 857) war, nachdem er 1855 seinen Bühnenabschied genommen hatte, am 23. I. 1858 verstorben (zu Meyerbeers Reaktion s. Tgb. 1. II. 1858; VII 279). Tgb. Dezember 1860

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7] 20. auch im nächsten Jahre: Das am 1. X. 1861 beginnende Gastspiel der Truppe kam tatsächlich zustande. Meyerbeer hörte die Sängerin mehrere Male und hatte auch persönlichen Kontakt (s. die zahlreichen Einträge in dieser Angelegenheit im Tgb. des letzten Quartals des Jahrs 1861). 12] 21. Tristan u. Isolde: Das Textbuch war 1859 bei Breitkopf & Härtel in Leipzig erschienen. Meyerbeer an Virginie Gräfin von Hacke vom 21. XII. 1860 Zur Datierung: s. Tgb. 21. XII. 1860 Tgb. Dezember 1860

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13] 22. Klavierauszug: Der Auszug von der Hand von Bülows war ebenfalls 1859 im Verlag Breitkopf & Härtel erschienen (Pl.-Nr. 9942). 14] Symphonie aus Ddur von Philipp Emanuel Bach: Das Konzert der Hofkapelle fand im Saal des Königlichen Opernhauses statt. Außer der erwähnten Symphonie Nr. 1 (Wq 183) des Bachsohnes Carl Philipp Emanuel (*8. III. 1714 Weimar, † 14. XII.

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1788 Hamburg) erklangen die Ouvertüre zu Spohrs Jessonda, das Scherzo g-Moll aus Mendelssohns Musik zum Sommernachtstraum sowie Beethovens Sinfonie Nr. 8 F-Dur op. 93. 19] 23. Daphnis und Chloë: Daphnis et Chloé, Opérette en un acte von Offenbach (Text: N. Clairville [eigtl. Louis François Nicolaie] und Jules Cordier [eigtl. Eléonore Tenaille de Vaulabelle]), UA 27. III. 1860, Théâtre des Bouffes-Parisiens, Paris, hier in der deutschen Übersetzung von Ferdinand Gumbert und in der Bearbeitung von Bernhard Wolff (EA am Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater an diesem Tag). 19] in Ketten und Banden: Schwank in drei Bildern von Heinrich Hollpein nach dem Französischen von Marc-Michel und Delacour [eigtl. Alfred Charlemagne Lartigue], UA 21. XII. 1860, Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater, Berlin. Meyerbeer an Frau Weyrauch vom 23. XII. 1860 Zur Adressatin: nicht zu ermitteln.

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5] Romeo: die Contralto-Partie aus Bellinis Oper I Capuleti e i Montecchi. Tgb. Dezember 1860 16] 24. Yorikos Stück Akt 4: „L’avoir tant adorée“ (Meyerbeer arbeitete an dem Stück kontinuierlich bis zum 12. I. 1861; s. die entsprechenden Tgb.-Einträge); s. in diesem Zusammenhang auch Tgb. 26. VII. bis 2. VIII. sowie Kommentar zu Tgb. 26. VII. 1863.

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9] 25. das Glöckchen des Eremiten: Maillarts Les Dragons de Villars in der deutschen Bearbeitung von Gumbert (das später vielgespielte Werk erklang in diesem Monat erstmals in Deutschland). 13] 27. Soirée bei Hans v. Bülow: Aus der von Franz Wilhelm Beidler, dem ältesten Enkel Cosima von Bülows (seit 1870 in zweiter Ehe verheiratete Wagner), verfaßten Biographie Cosima Wagner-Liszt (hrsg. und mit einem Nachwort versehen von Dieter Borchmeyer, Bielefeld: Pendragon 1997, S. 101f.) geht hervor, daß für Cosima diese Einladung ein von langer Hand vorbereitetes „großes Ereignis“ war, da ihr an einem gesellschaftlichen Kontakt zum Hause Meyerbeer sehr gelegen war. Sie wandte sich in dieser Angelegenheit sogar an ihren Vater. Franz Liszt riet ihr, erst einmal eine Einladung seitens Meyerbeers abzuwarten, da von Bülow sich durch seine Schriften „alles eher als einen Anspruch auf Meyerbeers Zuvorkommenheit erworben habe“. Cosima wartete Meyerbeers Einladung nicht ab, sondern ergriff mit dieser Soirée, bei der sie vorwiegend adlige Gäste zugeladen hatte, die Initiative von sich aus. Hans von Bülow glaubte offensichtlich, diese Einladung gegenüber seinen „neudeutschen“ Freunden rechtfertigen zu müssen. So schrieb er am folgenden Tag an Hans Bronsart von Schellendorf: „Dein Herr Bruder ist seit Längerem unwohl. Wir erfuhren es aus der Ablehnung einer Einladung zu unserer gestrigen Soirée zu Ehren – nun rathe mal – Meyerbeer’s! Welch’ herrlicher Stoff zu blödsinnigen Vermuthungen …“ (in: Hans von Bülow. Briefe. III. Band. 1855–1864 [=Briefe und Schriften, hrsg. v. Marie von Bülow, IV. Bd.], Leipzig: Breitkopf & Härtel 1898, S. 377–380: 379f.). Meyerbeer an Charlotte Birch-Pfeiffer vom 27. XII. 1860 Zur Adressatin: s. die Korrespondenz von Briefinhalt und Tgb. 29. XII. 1860; der Brief befindet sich zudem im Nachlaß Birch-Pfeiffers. 18] aufmerksamer Zuhörer: s. Tgb. 29. XII. 1860. 22] gastrischen Fieber: fieberhafter Magenkatarrh; s. hierzu auch Meyerbeers Briefe an Carl Kaskel und Elise Oppenheim vom 2. I. sowie an Julius Beer vom 9. I. 1860.

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3] 28. Iphigenie in Aulis: Iphigénie en Aulide, Tragédie-opéra en trois actes von Gluck (Text: Gand-Leblanc Bailli du Roullet), UA 19. IV. 1774, Opéra, Paris, hier in der deutschen Übersetzung von Johann Daniel Sander (Berliner Erstaufführung 1809). 9] 29. Der Goldbauer: Originalschauspiel in vier Akten von Birch-Pfeiffer, UA 23. I. 1861, Königliche Schauspiele, Berlin. Wahrscheinlich trug sie bei dieser Gelegenheit an Meyerbeer den Wunsch heran, für dieses Stück zwei Lieder zu komponieren (s. Tgb. 3. bis 20. I. 1861). Tgb. Januar 1861 19] 1. der König: Friedrich Wilhelm IV. König von Preußen (1795–1861; II 628). 22] kleinen abschließenden Chor: Dieser Chor ist nicht in Scribes Libretto enthalten („Vasco de Gama ou Le Cap des tempêtes“, Bibl. nat. de France, Dép. des Manuscrits, n. a. fr. 22508, fol. 187–230; er müßte an Yorikos „L’avoir tant adorée“ f. 223 anschließen), er wird weder an anderer Stelle in den Lebensdokumenten erwähnt, noch fand er Eingang in die endgültige Partitur. 23] bei den Prinzen: s. Kommentar zu Tk. Dezember 1860 (Undatierte Nachsatzblätter), Bezugstelle: die Prinzen. 36] 2. Fräulein von Bischofswerder: Charlotte von Bischofswerder (*vor 1788 Berlin), Tochter Johann Rudolph von Bischofswerders, Oberstleutnant und Flügeladjutant König Friedrich Wilhelms II., Hofdame der 1810 verstorbenen Königin Luise von Preußen. Sie war eine Freundin Amalie Beers und Gast ihres Salons. Meyerbeer an Elise Oppenheim vom 2. I. 1861

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22] lieben Mann: der Bankier Alexander Oppenheim (1814–1903; V 878, VI 691). 22] Schwager: Gemeint ist ohne jeden Zweifel der Bankier Arnold Oppenheim (*16. I. 1813 Köln, † 1884), mit dem Alexander Oppenheim 1836 das Bankhaus Gebr. Oppenheim & Co in Amsterdam gegründet hatte (es existierte bis 1856). Er lebte zu dieser Zeit in Paris. Tgb. Januar 1861 29] 3. einem Liede: „Juchhe, juchhei“ (Lied von Falkentoni). Das Autograph der unbegleiteten, wenige Takte umfassenden Vokalkomposition ist wie folgt überliefert: „Berlin d 3ten Januar 1861 Goldbauer Ir Akt: 2te Scene. G. Meyerbeer“, 1 Bl. [DTM, Birch-Pfeiffer]; zum Kontext s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 29. XII. 1860 sowie Meyerbeer an Charlotte Birch-Pfeiffer vom 3. I. 1861 und die zahlreichen weiteren Referenzstellen in den Lebensdokumenten dieses Monats. 32] das zweite: „Mein Bue du hast Aug’n“ (Lied von Vroni). Das Autograph des unbegleiteten Liedes ist wie folgt überliefert: „Berlin d 3ten Januar 1861 Goldbauer. Vroni 3r Akt: 2te Scene. G. Meyerbeer“, 1 Bl. [DTM, Birch-Pfeiffer]. Meyerbeer an Jules Barbier vom 3. I. 1861

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7] le manuscrit: Mignon; zum Kontext s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 3. III. 1860, Bezugstelle: Scenario von Mignon von Carré u. Barbier, sowie Tgb. 13. I. 1861. 12] Un éditeur de musique italien: Tito Ricordi; zum Kontext s. Meyerbeer an Gemmy Brandus vom 23. XI. 1860 und Meyerbeer an Giovanni Gualberto Guidi vom 9. I. 1861.

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Tgb. Januar 1861

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18] 4. Jom[m]ellis Requiem: „Missa pro Defunctis del Sigr Jommelli = Wittemberga 1756“. Das aus Anlaß des Todes der Mutter Herzog Karl Eugens von Württemberg im Februar 1756 komponierte Werk des Stuttgarter Hofkapellmeisters Niccolò Jommelli (1714–1774; I 625, VI 845) war unter seinen kirchenmusikalischen Kompositionen zumindest im deutschsprachigen Raum ungewöhnlich populär. Zum Anlaß der Aufführung s. Tgb. 14. I. 1861. 19] 5. Senatssitzung: Laut Protokoll der Sitzung (Stiftung Archiv der Akademie der Künste, PrAdK 58, Bl. 1vf.) wurde an diesem Tag die Deputation gewählt, die als Abordnung des Senats der Akademie der Künste an der Beisetzung Friedrich Wilhelms IV. teilnehmen sollte. Die drei mit jeweils acht Stimmen und deutlicher Mehrheit gewählten Mitglieder waren neben Meyerbeer die Maler Wilhelm Hensel und Friedrich August von Kloeber (s. hierzu Tgb. 7. I. 1861). 21] General Suwaroff: Aleksandr Arkad’evicˇ Graf Suvarov-Rymnikskii Fürst Italiiskii (*1. VII. 1804 Gut Kotschansk/Gouvernement Nowgorod, † 12. II. [31. I.] 1882 Sankt Petersburg), seit 1848 Generalgouverneur der Ostseeprovinzen, 1859 befördert zum General. Am 4. XI. 1861 wurde er Generalmilitärgouverneur von Sankt Petersburg. 23] Ludwig Stark: der Stuttgarter Pianist Ludwig Stark (*19. VI. 1831 München, † 22. III. 1884 Stuttgart), Mitbegründer des Stuttgarter Konservatoriums und Lehrer an dieser Institution für Partiturspiel, Theorie und Musikgeschichte. Meyerbeer an Charlotte Birch-Pfeiffer vom 7. I. 1861

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25] die beiden Lieder: s. Kommentar zu Tgb. 3. I. 1861. Tgb. Januar 1861

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11] 8. meine Stimme: s. Meyerbeer an die Generalordenskommission vom 8. I. 1861 und Kommentar. Meyerbeer an die Generalordenskommission vom 8. I. 1861 21] hochverehrlichen Herrn Kanzler: Der Nachfolger des am 6. V. 1859 verstorbenen von Humboldt, Kanzler der Friedensklasse des Ordens pour le mérite für Wissenschaften und Künste seit ihrer Gründung im Jahr 1842, wurde der Rechtsgelehrte Friedrich Karl von Savigny (1779–1861; IV 527). Savigny verstarb am 25. X. des Jahrs; sein Nachfolger wurde 1862 der Maler Peter von Cornelius (bis 1867). Beide waren wie Meyerbeer und der nachfolgend genannte Fürst von Metternich Mitglieder der Ordensklasse seit ihrer Gründung. 23] verewigten Fürsthen von Metternich: Klemens Wenzel Lothar Fürst von Metternich-Winneburg (1773–1859; IV 543), der ehemalige Staatskanzler. 23] Prof. Lobeck: Christian August Lobeck (*5. VI. 1781 Naumburg, † 25. VIII. 1860 Königsberg), seit 1855 Mitglied des Ordens, lehrte nach seinem Studium in Jena und Leipzig zunächst in Wittenberg (1802 wurde er Privatdozent, 1810 Professor) und von 1814 bis zu seinem Tod in Königsberg Klassische Philologie. 27] Professor Immanuel Bekker: August Immanuel Bekker (*21. V. 1785 Berlin, † 7. VI. 1871 Berlin) wirkte nach seinem Studium in Halle seit 1810 (seit 1811 in der Position eines o. Professors) als Altphilologe in Berlin. Er galt als bedeutender Herausgeber einer Vielzahl griechischer Texte (darunter von Plato [1816–1823] und Aristoteles [1831–1836]). Bekker wurde gewählt, der Vorschlag zur Wahl von Raumers blieb in diesem Jahr unberücksichtigt (Aufnahme 1863).

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Meyerbeer an Julius Beer vom 9. I. 1861

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15] Regine: Regina Beer geborene Bischoffsheim (1825–1893; V 758), Gattin Julius Beers. 17] liebenswürdigen Kindern: Amélie Wilhelmine Beer (1850–1924; seit 1872 verheiratete Ephrussi; VII 732), Guillaume Louis Beer (1853–1913; VII 732) und Edmond Raphaël Beer (1857–1912; VII 732). 18] neue Operette: s. Kommentar zu Tgb. 28. und 31. I. 1861, zum Kontext auch Meyerbeer an Julius Beer vom 10. IV. 1861. 35] Landestrauer: Sie dauerte bis zum 20. des Monats.

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8] verehrten Schwiegereltern: Louis Raphaël Bischoffsheim (1800–1873; V 771) und Amalie Bischoffsheim geborene Goldschmidt (*1804, † 1887). Meyerbeer an Giovanni Gualberto Guidi vom 9. I. 1861 19] la partition de l’ouverture: s. Kommentar zu Meyerbeer an Gemmy Brandus vom 23. XI. 1860, Bezugstelle: die Ouverture. 28] la cantate de Schiller: s. Meyerbeer an Gemmy Brandus vom 23. XI. und Meyerbeer an Giovanni Gualberto Guidi vom 5. XII. 1860; ihre Publikation im Verlag Guidi läßt sich nicht nachweisen. Tgb. Januar 1861

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7] 11. jungen Hanff: Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt; s. auch Meyerbeer an die Jüdische Gemeinde in Berlin zwischen 14. und 23. I. 1861. 16] 13. Kavatine der Ines: „Fleurs nouvelles“ zu Beginn des V. Akts. Das Stück wurde von Fétis, dem Arrangeur der postumen Uraufführungsversion, gestrichen, in die gedruckte Partitur (Paris: Brandus & Dufour [1865]; Pl.-Nr. des betreffenden Stücks: L. B. 1 [19]) beziehungsweise in den Klavierauszug „Deuxième partie de l’opéra en cinq actes l’Africaine“ jedoch aufgenommen (Brandus & Dufour [1865], Pl.-Nr. 10914). In den gängigen Klavierauszügen (Brandus & Dufour [1865, Pl.-Nr. 10906] beziehungsweise in den im Verlag Bote & Bock erschienenen) kommt das Stück nicht vor. Meyerbeer vollendete die Komposition am 23. I. 1861 (s. Tgb.). Meyerbeer an Leopold Alexander Zellner vom 13. I. 1861 Zur Datierung, zum Adressaten: In den Brouillons de Lettres (S. 73) ist der entsprechende Briefentwurf auf diesen Tag datiert und explizit an Zellner adressiert. 26] Regisseur Wolff: Es kann nur August Wolff (*um 1810, † 13. II. 1883 Heidelberg) gemeint sein, Oberregisseur am Großherzoglichen Hof- und Nationaltheater in Mannheim. Meyerbeer an die Jüdische Gemeinde von Berlin zwischen 14. und 23. I. 1861 Zur Datierung: Chronologie der Brouillons de Lettres (der letzte [nicht ausgeführte] Briefentwurf ist auf den 14. datiert, der nächstfolgende auf den 23. I.). Tgb. Januar 1861

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29] 14. schöne Chor aus Es: „Siehe! Wir preisen selig, die erduldet haben“ (Nr. 11); zu Paulus s. Tgb. 27. X. 1860. 29] Selig sind die Toten: „Seelig sind die Todten“, Trauermotette auf den Tod des Prinzen Louis von Preußen 1797, von Carl Friedrich (eigtl. Christian Friedrich Carl) Fasch (1736–1800; III 801, VI 690), dem ersten Leiter der Berliner Singakademie.

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4] 16. Schauspieler Carlowa: Emil Her(r)mann Karlowa (*23. IV. 1835 Bückeburg, † 9. I. 1889 Braunschweig) war nach seinem Debüt als Schüler in Goethes Faust am Weimarer Hoftheater und ersten Engagements in Braunschweig (1852 bis 1854) und Leipzig (1854/55) vom Mai 1855 bis zu seiner Pensionierung im Juli 1876 im Ensemble der Berliner Königlichen Schauspiele. 7] aus diesem Liede einen Männerchor zu machen: Die Titelei dieser Komposition ist überliefert im sogenannten „alten“ Katalog (im Bestand der Musikabteilung der SBB, PK) des heute verschollenen Teils des Meyerbeer-Nachlasses, der sich bis 1945 im Depositum der Musikabteilung der Berliner Staatsbibliothek befand (Sign.: Mb 1038: „Die lustigen Jägersleut [Juch he, juch hu hei]. Schwäbisches Jagdlied für Männerchor. Part. Ms. autogr. 1 Blatt [1 beschriebene Seite, quer-8°])“. 13] 17. Madame Formes: Die Schauspielerin und ehemalige Soubrette Auguste Formes geborene Arens (*um 1830 Mainz). Nach ihrem Debüt 1847 am Hamburger Thalia-Theater und Stationen in Danzig, Leipzig und Königsberg wirkte sie von 1852 bis zu ihrer Pensionierung im Oktober 1862 an den Berliner Königlichen Schauspielen im Fach der sentimentalen und tragischen Liebhaberin. Sie war seit 1854 mit Theodor Formes verheiratet, dem Startenor der Berliner Hofoper (1866 heiratete sie in zweiter Ehe den russischen Oberst Wilhelm von Weymann).

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4] 18. Clara Mosson: Meyerbeers Nichte Clara Mosson (Lebensdaten nicht ermittelt), die älteste der zwei Töchter Johanna (Hanna) und Adolph Mossons, eines Vetters und Schwagers Meyerbeers. 5] Professor Fischer: der Bildhauer Ferdinand August Fischer (*17. II. 1805 Berlin, † 2. IV. 1866 Berlin), seit 1847 Mitglied und Professor an der Berliner Akademie der Künste. 7] Sängerin de Ruda: Rosa de Ruda (eigtl. Róza Bogyi; *um 1835 in Siebenbürgen, † X. 1919 Berlin) war in dieser Zeit Mitglied der vom 18. X. 1860 bis Ende März 1861 am Berliner Victoria-Theater gastierenden italienischen Operngesellschaft Lorinis. 7] Madame Zimmermann: Johanna Zimmermann (?–1862), eine Berliner 7. 8] Kaiser Max: Kaiser Max, dramatisches Gedicht, nach einer Sage bearbeitet von [Joseph August] Beringer. Für Chor, Soli und Orchester componirt von Robert Radecke, Berlin: Trautwein o.J. [15 S.; als Manuskript gedruckt]. Meyerbeer an Gustav Bock vom 18. I. 1861 Zum Adressaten: Bock war der Verleger der im Brief erwähnten Lieder für BirchPfeiffers Goldbauer (s. Meyerbeer an Charlotte Birch-Pfeiffer vom 7. I. 1861). Tgb. Januar 1861 27] 19. neulich: s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 4. I. sowie Tgb. 14. I. 1861. 28] Magnificat von Gabrieli: das Magnificat für 8 Stimmen [1597] von Giovanni Gabrieli (um 1555–1612). Es war 1845 in dem Recueil des morceaux de musique ancienne in Paris erschienen. 29] Adoramus von Perti: Adoramus per il Venerdi Santo für vier Stimmen von Antonio Perti (*6. VI. 1661 Crevelcore/bei Bologna, † 10. IV. 1756 Bologna). 29] Regina coeli von Caldara: Regina coeli, Antiphon für vier Stimmen von Antonio Caldara (1670–1736; V 892). Dieses Werk hatte der Domchor neu in sein Repertoire aufgenommen. 30] Nun habe ich überwunden: Motette von Johann Michael Bach (1648–1694; VI 823).

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33] Passionsmusik: Satz 62 (Zählung nach der NBA) aus der Matthäus-Passion (s. Kommentar zu Tgb. 6. IV. 1860, Bezugstelle: Sebastian Bachs Passionsmusik). 33] 2. Psalm: „Warum toben die Heiden“, der erste der drei Psalmen für achtstimmigen Chor und Solostimmen op. 78 (1843/44). 5] 20. Israels Heimkehr: Oratorium in vier Teilen (Text von Emanuel Geibel nach Gedichten von Thomas Moore), gedruckt als Israel’s return from Babylon, Sacred oratorio in 4 parts, London: Boosey. – Das Werk wurde in Berlin in den Räumen der Singakademie lediglich dieses einzige Mal aufgeführt. Meyerbeer an Émile Chelard in Weimar vom 20. I. 1861 Zum Adressaten: Dr. phil. Émile Chelard (Lebensdaten nicht ermittelt), ein Sohn des mit Meyerbeer seit Jahrzehnten bekannten Hippolyte André Chelard (s. nächstfolgenden Stellenkommentar), lebte im Haus seines Vaters in Weimar (Erfurter Str. 9). Er war Sprachlehrer am Sophienstift, einer Bildungsanstalt für Töchter höherer Stände. 17] l’illustre compositeur de Macbeth: Hippolyte André Jean Baptiste Chelard (1789– 1861; V 994). Seine Oper Macbeth (Tragédie lyrique en trois actes auf einen Text von Claude Joseph Rouget de Lisle; UA 29. VI. 1827, Opéra, Paris) war sein bekanntestes Bühnenwerk (mehrfach umgearbeitet, zuletzt zu einer Fassung in fünf Akten für eine Aufführung am Weimarer Hoftheater am 20. X. 1860 [wiederaufgeführt am 18. I. 1861]). Chelard starb wenige Tage später am 12. II. (Meyerbeer kondolierte am 21. II.; s. Meyerbeers Brief an Émile Chelard von diesem Tag).

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Tgb. Januar 1861 5] 21. Offenbach: Offenbach war am 10. I. in Paris zu einer Reise aufgebrochen, die ihn über Berlin und Wien (dort traf er am 26. I. in Begleitung seines deutschen Verlegers Gustav Bock ein und dirigierte im Treumann-Theater drei Aufführungen) nach Prag führte, wo er ein Sommergastspiel seiner Truppe organisierte. Mitte Februar war er bereits wieder in Paris (s. auch Tgb. 5. II. 1861). 12] 22. beiden Mossons: Klara Mosson (s. Kommentar zu Tgb. 18. I. 1861, Bezugstelle: Clara Mosson) und Agnes Mosson (Lebensdaten nicht ermittelt; seit Nov. 1861 verheiratete Reimer beziehungsweise in 2. Ehe verheiratete Bona Meyer), Meyerbeers Nichten. 12] Iphigenie in Tauris: Iphigénie en Tauride, Tragédie en quatre actes von Gluck (Text: Nicolas François Guillard), UA 18. V. 1779, Opéra, Paris, hier in der deutschen Übersetzung von Sander (Erstaufführung an der Berliner Hofoper 1795). 17] 23. Dichter Hirsch: Franz Arnold Hirsch (*12. VI. 1815 Horitz/Böhmen, † 24. XI. 1896 Wien) lebte nach einem Medizinstudium in Wien und München von 1859 bis 1864 als freier Schriftsteller in Wien. 18] Der Familiendiplomat: Der Familien-Diplomat, Lustspiel in drei Akten von Hirsch, UA 26. III. 1860, Burgtheater, Wien. Meyerbeer an Hermann Mohr vom 23. I. 1861 Zum Adressaten: Hermann Mohr (*9. X. 1830 Nienstedt/bei Weimar, † 26. V. 1896 Philadelphia) gründete 1850 in Berlin das Luisenstädter Konservatorium. In dieser Zeit leitete er eine Reihe von Männergesangvereinen, darunter den erwähnten Chor. 1889 ließ er sich als Musiker in Philadelphia nieder.

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Tgb. Januar 1861 4] 24. Staatsanwalt von Rade[c]ke: Rudolf Otto Karl von Radecke (*26. VII. 1822 Kolberg, † 29. III. 1882 Halle/Saale), Kgl. preußischer Justizrat. Seine Frau Maria, die jüngere Schwester Emanuel Freiherr von Korffs, hatte er 1850 geheiratet.

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5] Dr. Auerbach und Frau: Berthold Auerbach und Nina Auerbach geborene Landesmann ([2. X.] 1824–1902; VI 842). 6] Dr. Köpke: Der Historiker Rudolf Kökpe (*23. VIII. 1813 Königsberg, † 10. VI. 1870 Berlin) lehrte nach seiner Promotion (1841) und Habilitation (1846) seit 1856 als ao. Professor an der Berliner Universität sowie an der Kriegs-Akademie (dort 1850 bis 1867). Er hatte sich als Verfasser einer Biographie über Ludwig Tieck (Leipzig: Brockhaus 1855) sowie als Autor zahlreicher anderer wissenschaftlicher Publikationen einen Namen gemacht. 6] Direktor Waagen: der Kunstschriftsteller Gustav Friedrich Waagen (1794–1868; V 899), seit 1830 Direktor der Berliner Gemäldegalerie. 15] 25. Don Juan d’Austria … Putlitz: Trauerspiel in fünf Akten von Gustav Heinrich Gans Edler zu Putlitz (1821–1890; V 862; 1861 Verleihung der preußischen Kammerherrnwürde), UA 26. XI. 1860, Königliche Schauspiele, Berlin. 19] 26. Goethe-Monument: 1861 kam der Plan auf, vor das Berliner Schauspielhaus auf dem Gendarmenmarkt Denkmäler für Goethe, Gotthold Ephraim Lessing und Friedrich von Schiller zu errichten, einzeln oder als gemeinsames Drei-Dichter-Denkmal. Dieser Plan wurde in modifizierter Form erst viele Jahre später verwirklicht. Während das Schiller-Denkmal 1871 aufgestellt wurde (die Grundsteinlegung auf dem Gendarmenmarkt war im Rahmen der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag Schillers am 10. XI. 1859 erfolgt; den Ausführungsauftrag erhielt 1863 Reinhold Begas), wurde das Goethe-Denkmal, das von dem Berliner Bildhauer Fritz Schaper stammt, 1871 begonnen (zu seiner Errichtung hatte sich in Berlin bereits in dieser Zeit ein Goethe-Komitee formiert, das – wie im vorliegenden Fall Meyerbeer – Fürsten und andere Förderer um finanzielle Unterstützung bat). Das Goethe-Denkmal wurde 1880 im Tiergarten enthüllt (das Lessing-Denkmal erst 1890). 21] 27. Formes: der Tenor Theodor Formes (1826–1875; V 928), von 1851 bis 1864 Mitglied der Berliner Hofoper. 22] Preghiera: Jeans Prière „Eternel Dieu“ (III. Akt, Nr. 18 [B]) gehört nicht zum Bestand der gedruckten Partitur. In Partitur ist sie im Autograph (Bibl. Jagiellon´ska Krakau, Mus. Mb 957) überliefert. Meyerbeer gestattete seinem Verleger die Herausgabe dieses Stücks lediglich im Klavierauszug (s. dazu im Kommentar zu Tgb. 30. VII. 1849 § 1 des vollständig abgedruckten Vertrags [V 759ff.]). – Mit der Beschaffung des Stücks in Partitur gab es erhebliche Probleme (in London wurde es offensichtlich in der Instrumentation Michele Costas gegeben; s. Meyerbeer an Gemmy Brandus vom 24. III. 1861). 25] Klavier-Sonate von Liszt in hmoll: Liszts Sonate für Klavier h-Moll (komponiert 1852/53 in Weimar; vollendet 2. II. 1853, erschienen 1854). Bülow hatte sie am 22. I. 1857 in Berlin uraufgeführt (s. Kommentar zu Tgb. 26. I. 1857; VII 597). 31] 28. Operette meines Neffen: „Die Rosen des Herrn von Malesherbes“; s. Kommentar zu Tgb. 31. I. 1861. 33] kleinen Szene: die 39 T. umfassende Komposition wurde später gestrichen (nicht in der gedruckten Partitur). Meyerbeer an Henri Blaze de Bury vom 28. I. 1861 16] Mr de la Rounat: Antoine Nicolas Charles Rouvenat de La Rounat (1818–1884; VII 624), seit Juli 1856 Direktor des Théâtre de l’Odéon (bis Mai 1866). Die Aufführung an seinem Haus kam nicht zustande. Tgb. Januar 1861 7] 29. Attacken: s. exemplarisch Tgb. 31. I. und Kommentar.

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12] 30. Klaviermacher Biese: Der Berliner Klavierfabrikant Wilhelm Biese (*20. IV. 1822 Rathenow, † 14. XI. 1902 Berlin) hatte 1853 in Berlin eine Klaviermanufaktur gegründet und sich auf Pianinos spezialisiert, mit denen er sich rasch einen Namen weit über Berlin hinaus machte, so daß er alsbald einen internationalen Markt bediente. 16] La Sonnambula: Melodramma in due atti von Bellini (Text: Romani), UA 6. III. 1831, Teatro Carcano, Mailand. 20] 31. hiesigen Börsenzeitung: Der Artikel erschien in der Berliner Börsen-Zeitung vom 29. I. 1861 (7. Jg., Nr. 47, Morgen-Ausgabe, S. 191) unter der Rubrik „TheaterNotizen“: „Nach einem uns heute aus Paris vorliegenden Berichte hat dort ein junger Berliner Landsmann, Herr Jules Beer, ein Neffe des Componisten Meyerbeer, in voriger Woche eine von ihm componirte einactige komische Oper: ‚Die Rosen des Herrn von Malesherbes’ in seinen Salons zur Aufführung gebracht, die mit dem außerordentlichsten Beifall aufgenommen wurde und nach allen Richtungen hin die größte Beachtung verdienen soll. Besonders soll ein Soldatenlied und ein Terzett für Männerstimmen den größten Beifall geerntet haben. Die dem jungen Componisten zu Theil gewordene Anerkennung findet ihre Bekundung denn auch darin, daß am letzten Sonnabend im Hotel des berühmten Componisten Rossini eine Wiederholung der Aufführung hat stattfinden müssen, wie denn überhaupt der genannte große Maestro sich mit wahrhaft väterlicher Liebe des jungen heranreifenden Talentes annehmen soll, das leider des protegirenden Einflusses Meyerbeers selber, wie man uns versichert, aus hier nicht weiter zu erörternden Gründen entbehrt.“ Zum Hintergrund von Meyerbeers berechtigter Verärgerung s. Tgb. 23. V. 1858 (VII 306). Tgb. Februar 1861 25] 1. Franz Kaufmann: Lebensdaten des Bedienten nicht ermittelt. Er war seit dem 1. IX. 1856 angestellt (s. Tgb. 23. VI. 1856, VII 559). 30] 2. erste Szene des 4. Aktes: „Jamais tu l’as juré“ (s. auch Tgb. 3. und 4. II.). 32] Madame Plodowska: Die Sopranistin Natalia Matylda Plodowska (auch PfeifferPlodowska; Lebensdaten nicht ermittelt) hatte 1859 in Warschau in Verdis Ernani debütiert. Sie war Mitglied der in dieser Saison am Victoria-Theater gastierenden italienischen Truppe Lorinis. Im Sommer des Jahrs gastierte sie als Mitglied der neuen italienischen Operngesellschaft Lorinis an Kroll’s Theater. 33] Kapellmeister Nesvadba: Joseph Nesvadba (eigtl. Joseph Hamácˇek; *19. I. 1824 Wiskerˇ, † 20. V. 1876 Darmstadt) war, von Prag kommend, wo er in der Spielzeit 1857/58 gewirkt hatte, seit Januar 1860 Kapellmeister der italienischen Operngesellschaft am Victoria-Theater (erneut in der Spielzeit 1860/1861; im Sommer 1861 war er auch Gastdirigent der neuen italienischen Operngesellschaft Lorinis in Kroll’s Theater). Am Ende der Saison wechselte er als Kapellmeister an das Stadttheater Hamburg (dort blieb er bis 1863). Eine bedeutende Karriere durchlief er von 1864 bis zu seinem Tod am Hoftheater in Darmstadt, an das er als Nachfolger des am 30. III. 1864 verstorbenen Louis Schindelmeisser berufen wurde.

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2] A-dur Symphonie: Mendelssohn Bartholdys Symphonie Nr. 4 op. 90 („Italienische“). 2] Ouvertüre zu Goethes Iphigenia … Bernhard Scholz: Bernhard Ernst Scholz (*30. III. 1835 Mainz, † 26. XII. 1916 München), ein Schüler unter anderem Dehns, war nach beruflichem Wirken als Dirigent in Zürich und Nürnberg seit 1859 Kapellmeister am Hoftheater in Hannover (bis 1865). Die Ouvertüre zu Goethe’s Jphigenia [!] auf Tauris für grosses Orchester op. 15 war am 15. XII. 1860 im Rahmen des 3. Abonnementkonzertes in Hannover uraufgeführt worden (Druck: Leipzig, Winterthur: J. Rieter-Biedermann [1862]).

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29] 4. Agenten Volkmar: Moritz Daniel Volkmar (bis zu seiner Taufe 1837 Levy; *30. III. 1792 Berlin, † 26. III. 1864 Berlin), Agent der Kgl. Hauptbank (Seehandlung), Fonds- und Geldmakler, war von 1830 bis 1863 als „Ökonom“ im Vorstand dieses jüdischen Gesellschaftsvereins. Die „Gesellschaft der Freunde“ wurde 1792 von der jüdischen geistigen Elite Berlins mit dem Ziele der Emanzipation der jüdischen Bürger gegründet. Sie verfolgte zunächst kulturelle und wohltätige Zwecke und entwickelte sich dann zunehmend zu einem Bildungs- und Gesellschaftsverein für Industrielle, Bankiers und Kaufleute, dem unter Meyerbeers Bekannten Persönlichkeiten wie Alexander Mendelssohn, Gerson Bleichröder, Carl Heymann oder Meyerbeers 1853 verstorbener Vermögensverwalter Philipp Hellborn angehörten. Die von Volkmar erbetene Komposition sollte im Rahmen eines Festes am 3. III. 1861 aufgeführt werden. An diesem Tag wurde der neue Festsaal der Gesellschaft in der Neuen Friedrichstraße 35 eingeweiht. Wie aus dem Festbericht hervorgeht, wirkten dabei Chormitglieder der Hofoper mit (vgl. Allgemeine Zeitung des Judentums 25. Jg., Nr. 13, S. 183f. [vom 26. III.1861]). Volkmar hatte Meyerbeer in einer vergleichbaren Angelegenheit 1842 aufgesucht und ihn aus Anlaß des 50jährigen Jubiläums der „Gesellschaft der Freunde“ um eine Komposition gebeten (III 392f.). Meyerbeer erfüllte seinen Wunsch und komponierte seinerzeit den Chor Dem Vaterland/À la Patrie, für 2 Tenöre, 2 Bässe und vierstimmigen Männerchor, Berlin, Paris: Schlesinger 1842 (das auf „Berlin, 6ter März 42“ datierte Autograph befindet sich in der SBB, PK, Musikabteilung, 55 MS 127), nicht, wie sich Meyerbeer 1858 fälschlich erinnert (VII 315f.), das Quartett Freundschaft (zu Volkmar und seiner Rolle innerhalb der „Gesellschaft der Freunde“ vgl. Jacob Jacobson, Die Judenbürgerbücher der Stadt Berlin, s. Lit., S. 130, Fußnote 531; zur Zeit arbeitet der Historiker Sebastian Panwitz an einer Dissertation über die „Gesellschaft der Freunde“ [s. www.berlin-history.net]; ihm danke ich herzlich für den Hinweis auf Volkmars Funktion, das Fest und den Zeitungsbericht).

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5] 5. Dufour: Sélim François Dufour (1799–1872; VI 804) leitete seit dem 1. IX. 1854 zusammen mit Gemmy Brandus den Musikverlag „G. Brandus et S. Dufour“ (bis 1858 unter dem Namen „G. Brandus, Dufour et Cie“). 12] 16stimmiger Messe: UA am 20. II. 1861 in der Singakademie. 15] Velutti: Giovanni Battista Velluti (1781–1861; I 659, V 869, VII 530), einer der letzten Bühnenkastraten. Meyerbeer hatte ihn zuletzt anläßlich seines Italienaufenthaltes im Frühjahr 1856 gesehen. Er war am 22. I. an seinem Alterssitz in Sambruson di Dolo nahe Padua gestorben. 19] 6. Chordirektor Elsler: der Gesangpädagoge Joseph Elßler (1800–1872; V 823), seit 1830 Chordirektor der Berliner Hofoper. Meyerbeer an Ferdinand Roeder vom 6. II. 1861 Zum Adressaten: Ferdinand Roeder (*1809 Köln, † 30. VI. 1880 Bad Honnef), ursprünglich Schauspieler und vorübergehend Theaterdirektor, lebte in dieser Zeit als Theateragent in Berlin. Er war der Herausgeber und Redakteur der nachfolgend genannten Publikation. 28] Theater=Almanach: Ferdinand Roeder’s Theater-Moniteur. Central-Organ für das gesamte Theaterwesen, Berlin: Druck von C. F. Schmidt, erstmals erschienen am 18. V. 1856 (bis 1876; 1863 umbenannt in Neuer Theater-Moniteur, 1866 in Theater-Moniteur). Tgb. Februar 1861

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3] 7. Otto Lang: Otto Lang (Lebensdaten nicht ermittelt) trat als Musikkritiker der Königlich privilegirten Berlinischen [„Vossischen“] Zeitung die Nachfolge Rellstabs an.

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8] 8. Nibelungen: Die Nibelungen, Große Oper in fünf Akten von Dorn (Text: Eduard Gerber), UA 22. I. 1854, Hoftheater, Weimar (Erstaufführung an der Berliner Hofoper am 27. III. 1854). 10] 3. Finale: Nr. 13 in der gedruckten Partitur (vollendet am 5. III. 1861, s. Tgb.; anschließend erfolgte die Instrumentation, s. die entsprechenden Einträge im Tgb. März 1861).

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5] 10. Ich hatte viel Bekümmernis: BWV 21 (s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 9. XII. 1860). Meyerbeer an Adolph Fürstner vom 10. II. 1861 Zum Adressaten: Adolph Fürstner (*3. IV. 1833 Berlin, † 6. VI. 1908 Bad Nauheim) ist als Adressat im Briefentwurf genannt (Brouillons de Lettres, S. 80). Er war in dieser Zeit Angestellter des Berliner Musikverlages Bote & Bock. 1868 gründete er unter seinem Namen eine eigene Firma, die sich bis weit ins 20. Jahrhundert zu einem der bedeutendsten deutschen Musikverlage für Bühnenwerke entwickelte. 13] Requiem: Mozarts Requiem d-Moll KV 626 (1791). Meyerbeer studierte und probte es in dieser Zeit für eine Aufführung am 18. II. (s. die entsprechenden Tgb.-Einträge). Tgb. Februar 1861

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6] 11. Symphonie eroica: Meyerbeer führte aus Beethovens 3. Symphonie Es-Dur im Rahmen des Konzerts am 18. II. lediglich den langsamen Satz auf (zum Programm s. Tgb. 16. II.). 7] Konzertmeister Ganz: Leopold Ganz (1810–1869; III 757, V 825). 8] Schröder: C. W. Schröder (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt), Orchesterdiener der Berliner Hofkapelle. 16] 13. Madame Ellinger: die Mezzosopranistin Therese Ellinger (*um 1820, † 1898; später verheiratete Engst). Sie war Mitglied der seit Oktober 1860 am Victoria-Theater gastierenden italienischen Operngesellschaft Lorinis und wechselte noch im selben Jahr an die Wiener Hofoper. Am 21. III. 1860 (s. Tgb.) wirkte sie wie der nachfolgend genannte Ranieri Baragli bei dem von Meyerbeer geleiteten Hofkonzert mit. 16] Herr Baragli: Ranieri Baragli (*1838?), ein Schüler Luigi Ronzis in Florenz, sang den Manrico. Baragli gastierte ebenfalls als Mitglied der italienischen Operngesellschaft Lorinis am Victoria-Theater (im Sommer des Jahrs wurde er Mitglied der neuen italienischen Operngesellschaft Lorinis an Kroll’s Theater). Nach 1862 setzte er seine Karriere in Spanien (als Mitglied einer italienischen Operngesellschaft in Madrid), am Théâtre-Italien in Paris (dort in der Spielzeit 1863/64) und in Italien fort (noch in den 1870er Jahren sang er unter anderem in Mailand und Neapel mehrfach den Corentin aus Meyerbeers Dinorah). Später ließ er sich in Mailand als Gesanglehrer nieder. 20] 16. Trauermarsch von Saul: Nr. 77 (III. Akt) aus dem Oratorium in drei Akten von Georg Friedrich Händel (Text: Charles Jennens), UA 16. I. 1739, King’s Theatre, Haymarket, London. Der Marsch wurde schon zu Händels Lebzeiten vielfach konzertant aufgeführt. 34] 19./20. Friederike Kempner … Berenice: Friederike Kempner (*25. VI. 1828 [nicht 1836!] Opatow/Posen, † 23. II. 1904 Gut Friederikenhof/Droschkau), Tochter eines Rittergutbesitzers. Seit 1844 lebte sie mit ihrer Familie in Droschkau/Kreis Namslau (Schlesien). Berenize, Tragödie in fünf Aufzügen und in Jamben, war 1850 im Verlag Morgenstern in Breslau erschienen und blieb wie nahezu alle Bühnenwerke Kempners unaufgeführt. Bekannt wurde Kempner durch ihre Gedichte sowie im Um-

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kreis Breslaus durch ihr soziales Engagement und ihren Einsatz für die Errichtung von Leichenhäusern (Denkschrift über die Nothwendigkeit einer gesetzlichen Einführung von Leichenhäusern, erschienen 1850). Sie wandte sich immer wieder an herausragende Persönlichkeiten, von denen sie sich eine Förderung ihrer Bühnenwerke versprach. Meyerbeer an Charlotte Millaud vom 20. II. 1861 Zur Adressatin: Charlotte Millaud geborene Wolff (1821–?; VI 734), Gattin des nachfolgend genannten Bankiers und Zeitungsbesitzers. Meyerbeer stand mit ihr während seiner Parisaufenthalte in gesellschaftlichem Kontakt.

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12] Monsieur Millaud: der Bankier Moïse Polydore Millaud (1813–1871; VI 731), seit 1848 Pariser „Zeitungszar“ (1863 Gründer des Petit Journal). 13] Blanche: Blanche Millaud (Lebensdaten nicht ermittelt), ihre Tochter. Tgb. Februar 1861 18] 21. plötzlichen Tode Scribes: Eugène Scribe (1791–1861; V 741) war am 20. II. in Paris gestorben. Er war auf dem Weg zu Auguste Maquet, dem Präsidenten der Société des auteurs et compositeurs dramatiques (SACD), und erlag noch im Fiaker einem tödlichen Schlaganfall. 29] dichterischen Verändrungen: s. Tgb. 30. III. 1861 und die zahlreichen weiteren dieses Projekt betreffenden Dokumente der in dieser Phase bis Ende Mai (s. Tgb. 28. V. 1861) währenden Mitarbeit Birch-Pfeiffers. Die deutschen Texte wurden später von Duesberg übersetzt (s. Kommentar zu Tgb. 12.–20. VI. 1860, Bezugstelle: Duesberg). 31] Judith: Das 1854 begonnene Projekt blieb unvollendet (s. Kommentar zu Tgb. 9. III. 1854 [VI 767]). 31] unangenehme Kollisionen: Derartige Zerwürfnisse traten nicht ein. Die notwendigen vertraglichen Abmachungen wurden einvernehmlich geschlossen; s. Meyerbeer an Julie Scribe vom 8. IX., Tgb. 9. IX. sowie Louis Brandus an Meyerbeer vom 17. IX. 1862 (vor allem die im Kommentar wiedergegebenen Dokumente), Meyerbeer an Julie Scribe vom 1. und 2. X., Tgb. 2., 4., 27. X. sowie Tgb. und Kommentar zu Tgb. 31. X. 1863. Meyerbeer an Émile Chelard vom 21. II. 1861

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5] votre excellent père: Hippolyte André Chelard. Meyerbeer an Julie Scribe vom 22. II. 1861 Poststempel: a) [unleserlich], b) Prusse/Valenciennes 24. II. 1861, c) [unleserlich] Zur Adressatin: Julie Scribe geborene Marduel verwitwete Biollay (1808–1884; V 753). 30] de nouveaux lauriers: Am 2. II. war an der Opéra Comique Aubers Opéra comique en trois actes La Circassienne herausgekommen, für die Scribe das Libretto verfaßt hatte, am 8. II. am Théâtre Lyrique Antoine Louis Clapissons Opéra comique en trois actes Madame Grégoire, deren Textautor ebenfalls Scribe in Zusammenarbeit mit Henri Boisseaux war. Tgb. Februar 1861

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23] 23. Konzertmeister Ganz: Leopold Ganz. 24] Sängerin Fliess: Bertha Flies (auch Fließ; *11. VI. 1845 Wien, † VI. 1911 Braunschweig; später verheiratete Scherbarth). Sie gastierte in dieser Saison an der Berliner Hofoper in insgesamt sieben Rollen. Später (1864) wirkte sie am Breslauer Stadttheater.

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26] beiden jungen Sängerinnen Barnett: Clara Kathleen Barnett (*14. I. 1844 Cheltenham, † 8. III. 1931 Boston, Mass.; seit 1878 verheiratete Rogers) war nach ihrer Ausbildung am Leipziger Konservatorium zur Pianistin und Sängerin (seit 1856) in dieser Zeit nach Berlin gewechselt, um sich bei Zimmermann im Gesang, bei von Bülow im Klavierspiel zu vervollkommnen. 1863 startete sie unter dem Pseudonym Clara Doria in Italien eine Laufbahn als Opernsängerin (Debüt 1863 in Turin als Isabelle in Meyerbeers Robert le diable). 1873 ließ sie sich in Boston als Gesanglehrerin nieder. Ihre Schwester war die später ebenfalls bekannte Sängerin Rosamunde Barnett (Lebensdaten nicht ermittelt). 27] Opernkomponisten Barnett: John Barnett (eigtl. Beer; *15. VII. 1802 Bedford, † 16./17. IV. 1890 Leckhampton/bei Cheltenham, Gloucestershire) lebte seit 1841 als Gesanglehrer und Komponist vorwiegend von Liedern und kammermusikalischen Werken in Cheltenham. Er hielt sich in dieser Zeit in Deutschland auf und kümmerte sich um die musikalische Ausbildung seiner Kinder. 28] Mountain Sylph: Opera in Two Acts von Barnett (Text: Thomas James Thackeray), UA 25. VIII. 1834, Lyceum Theatre, London. Das Werk, dem innerhalb der Geschichte der englischen Oper eine bedeutende Rolle eingeräumt wird, war äußerst populär und hatte nachhaltigen Erfolg im gesamten englischsprachigen Raum. 29] Inspektor Possart: P. Possart (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt) lebte in Berlin als Inspektor der „von Gräfenschen Klinik“. 31] Sänger Roger: der Tenor Gustave Hippolyte Roger (1815–1879; IV 508). Nach seinem Jagdunfall (s. Kommentar zu Tgb. 6. VIII. 1859; VII 733) hatte er am 1. IX. 1860 in Baden-Baden erstmals wieder außerhalb Frankreichs gesungen und bei dieser Gelegenheit von Prinzessin Augusta von Preußen eine Einladung nach Berlin erhalten. Vom 6. bis 14. I. 1861 gastierte er in Hannover (unter anderem als Raoul in den Huguenots) und hielt sich nun in Berlin auf, wo er sechsmal am Victoria-Theater auftrat (Meyerbeer besuchte die Aufführung am 14. III.; s. Tgb.) sowie an dem von Meyerbeer geleiteten Hofkonzert mitwirkte (s. Tgb. 22. III.). 32] Herrn von Elshol[t]z: Franz von Elsholtz (*1. X. 1791 Berlin, † 22. I. 1872 München), Dichter, Verfasser zahlreicher Bühnenwerke sowie einiger Libretti zu komischen Opern. Elsholtz wirkte beruflich von 1837 bis 1851 als herzoglich sächsischer Geschäftsträger in München und lebte danach im Ruhestand in seiner Villa in Berg am Starnberger See. Meyerbeer hatte Elsholtz möglicherweise 1830 kennengelernt, als dieser sich über sieben Jahre in Berlin niedergelassen hatte. 32] Komm her: Dramatische Aufgabe in einem Akt von v. Elsholtz, UA 28. IX. 1825, Königliche Schauspiele, Berlin.

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2] 24. In Straßburg: s. Meyerbeer an Jean Hasselmans und Philippe Mutée vom 1. III. 1861. Meyerbeer an Charlotte Birch-Pfeiffer vom 25. II. 1861 Zur Datierung: Nach der Uraufführung (23. I. 1861) des im Brief erwähnten Goldbauer muß dem Briefinhalt zufolge geraume Zeit verstrichen sein. Die im Brief erwähnte Bettlägerigkeit trat am 19. II. ein (s. Tgb. 19./20. II. 1861). Da seitdem volle fünf Tage vergangen waren, ist der Brief sicher auf den 25. II. zu datieren. An diesem Tag (s. Tgb.) nahm Meyerbeer auch wieder seine Arbeit auf. 13] Frau Tochter: Wilhelmine von Hillern geborene Birch (1836–1916; V 915) wurde im Anschluß an ihre Karriere als Schauspielerin, die sie nach ihrer Heirat 1857 beendet hatte, eine erfolgreiche Romanschriftstellerin.

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Meyerbeer an Emil Ernst Illaire vom 26. II. 1861

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8] voriges Jahr: s. Meyerbeers Empfehlungsschreiben an Pietro Romani und Karoline Unger-Sabatier vom 22. IV. 1860. Tgb. Februar 1861 2] 28. Mundt und seine Frau: der Schriftsteller, ao. Professor und Universitätsbibliothekar Theodor Mundt (1808–1861; III 657, V 837) und seine Frau, die Schriftstellerin Clara Mundt geborene Müller (Pseudonym: Luise Mühlbach; 1814–1873; V 840). Theodor Mundt starb am 30. XI. des Jahres. Alle Anwesenden standen einst der 1848er Bewegung nahe. In dieser Zeit hatte Meyerbeer nur noch wenig Kontakt zu diesen Kreisen (Mundts und Lewald/Stahr war er nachweislich der Lebensdokumente zuletzt 1850 begegnet). Lediglich mit dem Gastgeber stand er über die all die Jahre auf freundschaftlichem Fuß. 2] Fanny Stahr geb. Lewald und ihr Mann: die Schriftstellerin Fanny Lewald (1811– 1889; V 876) und Adolf Wilhelm Theodor Stahr (1805–1876; V 874), Pädagoge und Schriftsteller. 3] Rebenstein: David Rebenstein (eigtl. Aron Dawid Bernstein; *6. IV. 1812 Danzig, † 12. II. 1884 Berlin-Lichterfelde). Bernstein machte sich einen Namen als Verfasser von Novellen, die er thematisch im jüdischen Kleinstadtmilieu ansiedelte. Die erwähnte Berliner Volks-Zeitung. Organ für Jedermann aus dem Volke hatte er unter dem Titel Urwähler-Zeitung 1849 gegründet und fortan redigiert (Umbenennung im April 1853). Bernstein gehörte der Berliner jüdischen Reformbewegung an, der auch Meyerbeer nahestand. 4] Buchhändler Hofmann: Heinrich Albert Hofmann (*8. III. 1818, † 19. VIII. 1880) lebte seit 1843 als Buchhändler in Berlin, zunächst als Angestellter des Kunstverlags Meyer & Hofmann, seit 1845 als Gründer und Leiter einer eigenen Verlagsbuchhandlung (A. Hofmann & Comp.). Zusammen mit Kalisch hatte er 1848 die satirische Zeitung Kladderadatsch. Organ für und von Bummler gegründet und seitdem in seinem Verlag publiziert. Desgleichen erschien seit 1858 bei ihm Auerbachs populärer VolksKalender (bis 1865, danach unter dem Titel Deutscher Volks-Kalender übernommen vom Berliner Verlag Dümmler [dort bis 1869]). Meyerbeer war vom Kladderadatsch zuletzt 1849 übel angegriffen worden (s. V 743). 4] Präsident Pinder: Moritz Eduard Pinder (*22. III. 1807 Naumburg, † 30. VIII. 1871 Berlin), nach seiner Promotion 1829 zum Dr. phil. Bibliothekar an der Königl. Bibliothek in Berlin, seit 1858 als Nachfolger Franz Theodor Kuglers Geheimer Regierungs- und vortragender Rat im preußischen Ministerium der geistlichen, Unterrichtsund Medizinalangelegenheiten. 5] Der letzte Hofmops: Auerbachs Erzählung erschien in der Anthologie Zur Guten Stunde. Gesammelte Volkserzählungen, mit 344 Bildern nach Orig.-Zeichnungen von Karl Horff u.a., Stuttgart: Hoffmann 1872, 2 Bde., Bd. 1. Tgb. März 1861 7] 1. Chor der Indianer: Gemeint ist der Chor der Inder: „Brahma. Brahma, force et courage“. 10] Gräfin Ahlimb-Saldern: Luise Caroline Wilhelmine Gräfin von Ahlimb-Saldern, geborene von Ahlimb (*11. II. 1808, † zwischen 1875 und 1880; seit 1854 verwitwet). Aus ihrer 1827 geschlossenen Ehe mit dem preußischen Kammerherrn Hermann Graf von Ahlimb-Saldern (bis 1830 „von Saldern“; 1840 Verleihung des Grafentitels) gingen sechs Söhne und sechs Töchter hervor (den Namen Graf von Ahlimb-Saldern führte nur der jeweilige Majoratsherr, während die übrigen Abkömmlinge den Namen

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Saldern-Ahlimb trugen; vgl. Ernst Heinrich Kneschke, Neues Allgemeines Deutsches Adels-Lexicon, Bd. 8, Leipzig: Friedrich Voigt’s Buchhandlung 1868, Nachdruck Neustadt an der Aisch 1996, S. 18 f.). Die Gräfin wohnte in der Luisenstr. 57 und veranstaltete dort wohl auch die Soiree. 11] Sonate für Klavier und Violoncell von Rubinstein: Anton Grigor’evicˇ Rubinsˇtejn (1829–1894; III 796, VII 585), Pianist, Komponist und Dirigent, seit 1859 Leiter der Petersburger Russischen Musikgesellschaft, 1862 Gründer des Petersburger Kaiserlichen Konservatoriums. Aufgeführt wurde entweder die Cellosonate Nr. 1. D-Dur op. 18 (1852) oder aber Nr. 2. G-Dur op. 39 (1857). 12] Trio von Bargiel: Woldemar Bargiel (*3. X. 1828 Berlin, † 23. II. 1897 Berlin), Student (1846–1850) und Absolvent des Leipziger Konservatoriums, danach Privatlehrer in Berlin, seit 1859 Lehrer für Musiktheorie am „Conservatorium der Musik in Coeln“, wie die Institution seit 1858 offiziell hieß (1865 Wechsel als Direktor der Maatschappij tot bevordering der toonkunst sowie als Dirigent und Chorleiter nach Rotterdam, 1874 Rückkehr nach Berlin). Bei dem vorgetragenen Trio kann es sich nur um das seiner Zeit bekannte, Robert Schumann gewidmete 1. Klaviertrio F-Dur op. 6 (Breslau: Leuckart 1855) handeln oder aber um das 2. in Es-Dur op. 20, das 1860 ebenfalls bei Leuckart erschienen war. Meyerbeer an Jean Hasselmans und Philippe Mutée vom 1. III. 1861 Zu den Adressaten: Jean Hasselmans (*1814 Antwerpen) hatte 1838 seine Kapellmeistertätigkeit am Theater von Rouen begonnen und war nach Stationen in Nantes, Lüttich, Den Haag und Marseille 1854 als 1. Kapellmeister des Stadttheaters und Direktor des Conservatoire municipale nach Strasbourg gekommen, wo er bis 1870 wirkte. Philippe Mutée (Lebensdaten nicht ermittelt) war der Direktor des Theaters.

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Meyerbeer an Gemmy Brandus vom 2. III. 1861 19] Prière: s. Kommentar zu Tgb. 27. I. 1861, Bezugstelle: Preghiera. 20] Davison: James William Davison. 31] Schott in Brüssel: die seit 1843 von Peter Schott geleitete belgische Dependance des Mainzer Musikverlags; zum Kontext s. Kommentar zu Tk. Oktober 1860 (Undatierte Vorsatzblätter), Bezugstelle: Lied von der Teutonia … Schott … Davison … Riccordi, sowie Meyerbeer an Peter Schott zwischen 6. und 11. III. 1861. 7] Schwab: François Marie Louis Schwab (auch Franz Maria Ludwig Schwab; *18. IV. 1829 Strasbourg, † 5. IX. 1882 Straßburg) lebte als Komponist und Musikkritiker in Strasbourg. Er war Mitarbeiter des Courier du Bas-Rhin, der Illustration de Bade, des Journal d’Alsace sowie der im Verlag Brandus & Dufour erscheinenden Revue et Gazette musicale. Erscheinungsort und damit der Wortlaut des erwähnten Artikels konnten nicht ermittelt werden. 13] Jenny Lind: Die schwedische Sopranistin Jenny Lind verheiratete Goldschmidt (1820–1887; III 743f., V 740, VI 669, VII 529) lebte seit 1858 in London. Die Zeitungsnachricht war ein Gerücht. Richtig ist, daß sie am 22. X. 1861 nach mehrjähriger Pause in einem von ihrem Gatten geleiteten Wohltätigkeitskonzert mit Mendelssohn Bartholdys Elias erstmals wieder in London öffentlich sang. Tgb. März 1861 29] 4. Elenor oder Träumen und Erwachen … Taglioni: Ellinor oder „Träumen und Erwachen“, phantastisches Ballet von Paul Nikola Taglioni (Musik: Hertel), UA 19. II. 1861, Hofoper, Berlin. Taglioni (1808–1884; III 780, V 888, VI 675) wirkte von 1850 bis 1883 als Ballettmeister der Berliner Hofoper.

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Meyerbeer an Alois Heinrich vom 6. III. 1861 Zum Adressaten: Alois Heinrich (*10. III. 1812 Neumark/Schlesien, † 20. XI. 1861 Berlin), bis 1851 über 16 Jahre Souffleur an den Berliner Königlichen Schauspielen, seit 1843 Theateragent in Berlin sowie Herausgeber der nachfolgend genannten Publikation.

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5] Bühnenalmanach: Der 1837 von Ludwig Wolff gegründete Deutschen Bühnen-Almanach erschien bis 1893 (bis 1859 im Kommissionsverlag Leopold Lassar [bis 1846, 10. Jg., unter dem Titel Almanach für Freunde der Schauspielkunst; danach bis 1853, 17. Jg., unter dem Titel Wolff’s Almanach für Freunde der Schauspielkunst]; danach bei dessen Nachfolger Eduard Bloch, 1860 ausnahmsweise unter der Herausgeberschaft von Louis Schneider für die „Perseverantia“ [Altersversorgungsanstalt für deutsche Theatermitglieder]). Nach Heinrichs Tod, beginnend mit dem 26. Jg., wurde der Almanach von Albert Entsch, Heinrichs Nachfolger als Souffleur und langjährigem Mitarbeiter, herausgegeben. Meyerbeer an Heinrich Schlesinger vom 6. III. 1861 Zum Adressaten: Der Brief könnte theoretisch an Franz Espagne, Kustos der musikalischen Abteilung der Königlichen Bibliothek, gerichtet sein, an den Meyerbeer sich gewöhnlich wandte, wenn er eine Partitur benötigte, die er selbst nicht besaß, oder an den Berliner Verleger der im Brief erwähnten Kompositionen. Die Formulierung „noch eine Partitur von meinem Nordstern vorräthig“ legt nahe, daß die Anfrage bei Heinrich Schlesinger, den Berliner Verleger von L’Étoile du nord, erfolgte. Dieser könnte auch das gewünschte Exemplar der Faust-Musik des Fürsten Radziwill besessen haben, erschienen 1835 im Verlag Trautwein (seit 1858 geleitet von Martin Bahn). 13] Faust des Fürsten Radziwill: Die Bühnenmusik zu Goethes Faust (25 Nrn., UA 1820 [unvollständig], Singakademie, Berlin) von Anton Heinrich Fürst Radziwill (1775– 1833; VII 597), die unter dem Titel Compositionen zu Göthe’s Faust vom Fürsten Anton Radziwill postum 1835 in der Berliner „Buch- und Musikhandlung T. Trautwein“ erschienen war. Meyerbeer an Peter Schott zwischen 6. und 11. III. 1861 Zur Datierung: Chronologie der Brouillons de Lettres (der letzte Briefentwurf ist auf den 6. III. datiert, der nächstfolgende auf den 11. III.). Zum Adressaten: Peter Schott († 20. IX. 1894 Brüssel), ein Sohn Johann Andreas Schotts, hatte die 1824 in Antwerpen eröffnete belgische Dependance des Mainzer Stammhauses 1843 nach Brüssel verlegt und leitete sie seitdem (bis 1889, als sie vom Stammhaus getrennt und als „Schott frères“ weitergeführt wurde).

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1] des trois choeurs: Die geplante Anthologie Chöre für Männerstimmen (Partitur und Stimmen) erschien 1862 im Verlag Bote & Bock in Berlin (Pl.-Nrn. 5531–5533). Auf den Chor Dem Vaterlande folgte als zweiter Bundeslied (mit Benutzung des Themas „Heil dir im Siegerkranz“) sowie als dritter Die lustigen Jäger. 5] le premier: s. Meyerbeer an Gemmy Brandus vom 2. III. 1861. Tgb. März 1861 15] 7. Friedrich Karl: Friedrich Karl Nicolaus Prinz von Preußen (1828–1885; VI 825), Sohn der zuvor genannten Prinzessin, durchlief eine militärische Laufbahn. 16] Kronprinzessin: Victoria Kronprinzessin von Preußen. 23] 9. Senatssitzung: Die diese Angelegenheit betreffenden Sitzungen des Senats fanden am 2. und 9. III. statt. Am 2. war Meyerbeer vom Senat beauftragt worden, von

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Seiten des Kuratoriums der Michael Beerschen Stiftung prüfen zu lassen, ob das von ihr für Künstler jüdischer Konfession zur Verfügung gestellte Stipendium von jährlich 500 auf 750 Rtl erhöht werden könne. In der Sitzung von diesem Tag, dem 9., teilt Meyerbeer als Ergebnis seiner Unterredung mit, „daß die Zinsen der M Beerschen Stiftung sich gegenwärtig auf 1200 jährlich belaufen.“ Derselbe, so heißt es weiter im Protokoll, „stellt anheim bei Sr Exc. die Erhöhung des Stipendiums auf 700 Rtl zu beantragen; da in dem Curatorium die Geneigtheit vorhanden sei eine derartige Erhöhung bei Sr Exc. zu befürworten die andern 500 Rtl sollten zu einem zweiten Stipendium verwendet werden“. Daraufhin wurde ein Antrag auf Erhöhung auf 750 Rtl gestellt (da – so das Protokoll – „Se Exc. eine solche Erhöhung […] schon für das akademische Stipendium genehmigt habe“) und angenommen. Es wurde ferner diskutiert, beim zweiten Stipendium, sofern es genehmigt werde, Kupferstecher oder Musiker etc. zu berücksichtigen (Stiftung Archiv der Akademie der Künste, PrAdK 58, Bl. 9r und 12r). In der Senatssitzung vom 4. V. 1861 teilt Meyerbeer „vorläufig“ mit, daß der Minister den Antrag auf Erhöhung des (ersten) Stipendiums für Angehörige der jüdischen Konfession von 500 auf 750 Rtl für ein Jahr genehmigt habe, das Stipendium ferner noch ein zweites Jahr gewährt werden könne, sofern sich für das folgende Jahr kein geeigneter Bewerber gefunden habe. Auch das zweite Stipendium sei genehmigt, „jedoch kann die Pension vorläufig, die obige Summe nicht gleich kommen“ (ebd., Bl. 27); s. in diesem Zusammenhang auch Meyerbeer an Johannes Schulze vom 18. IV. 1861. 26] Königin von England: Königin Victoria I. 30] 10. Die Jagd … Hiller: Komische Oper in drei Akten von Johann Adam Hiller (Text: Christian Felix Weiße), UA 29. I. 1770, Schloßtheater, Weimar. Dieses Werk Hillers (*25. XII. 1728 Windisch-Ossig/bei Görlitz, † 16. VI. 1804 Leipzig), eines der bedeutendsten Singspielkomponisten des 18. Jahrhunderts, erlebte im 19. Jahrhundert eine Renaissance durch die Bearbeitung Albert Lortzings (erstmals 20. XI. 1830 Osnabrück; am Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater erstmals in der Spielzeit 1850/51 [unter Lortzings Mitwirkung in der Rolle des Töffel]). 31] Er liest den Livius: Original-Lustspiel in 1 Akt von Max Waldstein, UA 10. III. 1861, Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater, Berlin. Meyerbeer an Gustav Bock vom 10. III. 1861

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6] Vorsitzende des Akademischen Gesangsvereins: Die „Akademische Liedertafel zu Berlin“ stand unter der Direktion von Rudolph Karl Julius Otto (*27. IV. 1829 Berlin), seit 1843, dem Gründungsjahr, Domchorknabe, seit 1848 erster Tenorist des Berliner Domchors. Otto wirkte darüber hinaus als Oratoriensänger. Der Chor hatte am Donnerstag, dem 7. III., im „Armin’schen Saale“ ein Konzert „zum Besten des Arndt-Denkmals“ gegeben (unter Mitwirkung unter anderem von Taubert, Stern und Hubert Ries). 7] Ich ward aber: s. Tgb. 7. III. 1861. Meyerbeer an Ferdinand Wilhelm Freiherr von Otterstedt vom 10. III. 1861 Zum Adressaten: Ferdinand Wilhelm Freiherr von Otterstedt (1811–1872; VII 745), preußischer Major a.D. Er hatte 1859 bei Meyerbeer vergeblich um Cäcilie Meyerbeers Hand angehalten (s. Meyerbeer an Minna Meyerbeer vom 24. XI. 1859; VII 495 f.). Tgb. März 1861

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15] 12. eine große Komposition: Meyerbeer verfertigte das Werk auf einen Text von Hans Köster zum Teil unter Rückgriff auf eine ältere Gelegenheitsarbeit (s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 28. III. sowie Tgb. 9. IV. 1861).

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17] Schriftsteller Engel: Dr. Maximilian Engel (Lebensdaten nicht ermittelt; VII 610) lebte in Wien. Meyerbeer an Auguste Gräfin von Alvensleben-Weteritz vom 13. III. 1861 Zur Adressatin: Auguste Gräfin von Alvensleben-Weteritz geborene Gräfin von der Osten-Sacken (*4. IX. 1804 Berlin, † 16. IX. 1890 Berlin), Oberhofmeisterin der Prinzessin Maria Anna von Preußen, der Gattin des Prinzen Friedrich Karl. Meyerbeer an Louis Brandus vom 13. III. 1861 Zur Datierung:. Da der Brief an einem 13. III. verfaßt worden ist und dieser Tag dem Inhalt zufolge ein Mittwoch war, ist er anhand der Lebensdokumente sicher auf das Jahr 1861 zu datieren. Zum Adressaten: Anrede; regelmäßige Treffen mit Louis Brandus, der sich in dieser Zeit in Berlin aufhielt (s. Tgb. 21./22. II. 1861). Meyerbeer an Mathilde Marlow vom 13. III. 1861 Zur Adressatin: die Sopranistin Mathilde Marlow (eigentlich Mathilde von Wolfram, verheiratete von Homolatsch; 1826–1888; VI 808), seit 1852 Mitglied der Stuttgarter Hofoper (bis zu ihrer Pensionierung 1881). Sie hatte anläßlich der Stuttgarter Erstaufführung des Pardon de Ploërmel am 21. XII. 1859 die Dinorah gesungen. Die Aufführung in Wien kam nicht zustande. Tgb. März 1861

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17] 15. Der Tod Jesu … Graun: Das 1755 komponierte Passionsoratorium Der Tod Jesu von Carl Heinrich Graun (1703/04–1759; V 834) wurde bis zum Ende des 19. Jahrhunderts regelmäßig in Berlin vor Ostern aufgeführt, in der Singakademie von 1801 bis 1884. 18] Der Kronprinz: Friedrich Wilhelm Prinz von Preußen. 24] Fürstin Metternich: Pauline Fürstin von Metternich geborene Gräfin Sándor (*26. II. 1836 Wien, † 28. IX. 1921 Wien; seit 1897 nannte sie sich Metternich-Sándor), eine Enkelin des Klemens Wenzel Lothar Fürst von Metternich, lebte mit ihrem Gatten (und Onkel), dem am 14. XII. 1859 akkreditierten österreichischen Gesandten Richard Fürst von Metternich, in Paris. Sie war eine begeisterte Anhängerin der Musik Richard Wagners. Die Metternichs führten in Paris ein ihrer Stellung gemäßes Haus und standen in enger Beziehung zum französischen Kaiserhof. Im Rahmen des im Kommentar zu Tgb. 16. III. 1860 genannten Anlasses hatte Napoléon III. die Aufführung des Tannhäuser angeordnet. Schon während der Proben deutete sich an, daß Wagners Gegner in Paris die Aufführung zu stören beabsichtigten. Es kam – so Metternich in ihren Erinnerungen (S. 110–114; zur Ausgabe s. Kommentar zu Tgb. 16. III. 1860) – zu jenem „Fiasko allerersten Ranges“, über das Meyerbeer aus der Presse erfahren hatte. In der Presse wurde verbreitet, Fürstin Metternich sei vom Publikum in der von Meyerbeer beschriebenen Weise angegriffen worden und habe schließlich die Oper verlassen. In ihren Erinnerungen (ebd., S. 113) behauptet sie dagegen: „… an der hübschen Geschichte ist kein wahres Wort. Ich habe bis zum Ende der Vorstellung ausgehalten, aber allerdings dabei wahre Qualen erlitten.“ Die Metternichs trugen schließlich noch dafür Sorge, daß 25000 Fr. zugunsten von Wagner gesammelt wurden, damit dieser seine mit seinen Einkünften unvereinbaren Ausgaben („Schulden aller Art [waren] wie die Pilze an allen Enden und Ecken herangewachsen“; ebd.) bestreiten konnte. Pikanterweise machte Metternich mit Wagner dieselben Erfahrungen wie Meyerbeer mit ihm zwanzig Jahre zuvor: „Dankbarkeit ist nie seine Sache

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gewesen, und so nahm er die Nachricht [vom Befehl des Kaisers] danklos auf“ (ebd., S. 108). 25] Gräfin Seebach: Es kann nur Marie von Seebach geborene Gräfin Nesselrode (*24. VII. 1820, † 1888) gemeint sein, seit 1839 Gattin des sächsischen Gesandten und bevollmächtigten Ministers in Paris, Albin Leo von Seebach (Erhebung in den Grafenstand durch Leopold König der Belgier erst am 12. XII. 1864). Ihre Rolle im Blick auf dieses Ereignis läßt sich nicht eindeutig klären. In Wagners Lebensdokumenten wird sie im Unterschied zu Gräfin Metternich nicht als Initiatorin der Aufführung erwähnt. Sie soll lediglich später dazu beigetragen haben, Wagner finanziell zu unterstützen (s. Richard Wagner, Mein Leben, S. 657). 35] 16. Freitag: s. Tgb. 22. III. 1861.

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1] La figlia del regimento: La fille du régiment, Opéra comique en deux actes von Donizetti (Text: de Saint-Georges und Alfred Bayard), UA 11. II. 1840, Opéra Comique, Paris, hier in der italienischen Übertragung von Calisto Bassi (Erstaufführung am 3. X. 1840, Teatro alla Scala, Mailand). Meyerbeer an Désirée Artôt vom 17. III. 1861 Zur Datierung: Meyerbeer war an diesem Tag, einem Sonntag (s. die Wochentagangabe im Brief), mit den Vorbereitungen zum Hofkonzert befaßt (s. Tgb.), in dem Artôt mitwirkte. Da das Konzert am 22. III. stattfand, am Geburtstag des Königs, ist es mehr als wahrscheinlich, daß einer der Psalmen von Marcello aufgeführt wurde, die am preußischen Hof seit jeher beliebt waren. In Meyerbeers Lebensdokumenten (Artôt wirkte in Berlin von 1860 bis 1865) ist kein weiteres Hofkonzert dokumentiert, an dem Artôt in der genannten Weise beteiligt war. 11] Psaume … Marcello: Benedetto Marcello (1686–1739; V 840). Welcher der Psalmen aus der Sammlung Estro armonico. Parafrasi sopra i primi cinquanta Salmi (Venedig: F. Rosati 1724–26) gemeint war, läßt sich nicht ermitteln. Tgb. März 1861 31] 20. Gräfin Hacke: Virginie Gräfin von Hacke.

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5] 21. Jahrestag: Michael Beer war am 22. III. 1833 in München gestorben. 9] Frau v. Bülow: Cosima von Bülow geborene Liszt (*25. XII. 1837 Como, † 1. IV. 1930 Bayreuth), seit 1857 Gattin des Berliner Hofpianisten v. Bülow. Am 27. XII. 1860 (s. Tgb. und Kommentar) hatte sie Meyerbeer zu Ehren eine Soirée veranstaltet und seitdem den gesellschaftlichen Kontakt zu ihm und seiner Familie gesucht (möglicherweise ist der nicht überlieferte Brief in diesem Zusammenhang verfaßt worden). 11] 22. Erlkönig: Schuberts Lied auf Goethes Ballade (1815; D 328). 16] delle Sedie: Der Bariton Enrico Delle Sedie (*17. VI. 1822 Livorno, † 18. XI. 1907 Garenne-Colombes/bei Paris) war nach seinem Debüt 1851 in Pistoia in der Titelrolle von Verdis Nabucco ein in ganz Europa gefragter Sänger, vor allem in London sowie am Pariser Théâtre-Italien (dort Debüt am 17. X. 1860 als Renato in Verdis Un ballo in maschera). Delle Sedie war wie Artôt und der nachfolgend genannte Frizzi Mitglied der am Victoria-Theater gastierenden italienischen Operngesellschaft Lorinis. Meyerbeer hörte ihn im September 1863 in Baden-Baden (s. Tgb. 24. VIII. 1863). 16] Frizzi: Der Bassist Francesco Frizzi (Lebensdaten nicht ermittelt) hatte zuvor an zahlreichen italienischen Bühnen gesungen, darunter 1853/54 in Parma. 17] Großherzog von Weimar: Karl Alexander Großherzog von Sachsen-Weimar.

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18] Großherzog v. Strelitz: Großherzog Friedrich Wilhelm von Mecklenburg-Strelitz (*17. X. 1819 Neustrelitz, † 30. V. 1904 Neustrelitz) regierte das Großherzogtum seit dem 6. IX. 1860. Meyerbeer an Louis Brandus vom 22. III. 1861 Zur Datierung: Da der an Louis Brandus gerichtete Brief, der Handschrift nach zu urteilen, aus Meyerbeers letzten Lebensjahren stammt und an einem Geburtstag des Königs verfaßt worden ist, an dem Meyerbeer an der Feier in der Akademie der Künste teilnahm, da ferner eine solche Teilnahme für den 22. III. 1861 (s. Tgb.) belegt ist (im Frühjahr 1863, als Brandus ebenfalls in Berlin war, fuhr er bereits am 1. III. ab [s. Tgb. 27. II.]), läßt sich das vorliegende Schreiben sicher datieren. Zum Adressaten: s. Kommentar zu Meyerbeer an Louis Brandus vom 13. III. 1861.

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Tgb. März 1861 3] 23. Ein Wintermärchen: Schauspiel in vier Aufzügen von Shakespeare, für die deutsche Bühne neu übersetzt und bearbeitet von Dingelstedt (Musik: Friedrich von Flotow), UA 23. X. 1859, Großherzogliches Hoftheater, Weimar. 4] Flotow: Friedrich von Flotow (1812–1883; V 809). Flotow war seit 1855 mit dem Titel eines Kammerherrn Intendant des Großherzoglichen Hoftheaters in Schwerin (bis 1863). Meyerbeer an Gemmy Brandus 24. III. 1861 Zur Datierung: In Angelegenheit der Zusendung der „Prière“ hatte sich Meyerbeer zuletzt am 2. III. an Gemmy Brandus gewandt und immer noch keine Antwort bekommen. Die im Brief erwähnte dritte Aufführung des Pariser Tannhäuser fand am 24. III. statt. An diesem Tag diktierte Meyerbeer einen Brief an Gemmy Brandus (s. Brouillons de Lettres, S. 88). Die ebenfalls erwähnte, bevorstehende Premiere des Prophète mit Formes war am 10. V. (s. Tgb.). 15] Herr Formes: Theodor Formes. 21] Mario: Mario (eigtl. Giovanni Cavaliere de Candia; 1810–1883; III 672). Er hatte die Partie des Jean in London erstmals am 24. VII. 1849 gesungen. 23] Leborne: Aimé Ambroise Simon Leborne (1797–1866; II 674, III 686, V 779), bis März 1866 Bibliothekar der Opéra und Chef der Kopie.

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29] corrections: s. Tk. 6. V. und Tgb. 1. VI. 1861. Die Korrektur der Cavatine aus dem Crociato hatte Meyerbeer am 27. I. 1861 (s. Tgb.) begonnen. 33] another German chorus … a third chorus: zur Ausgabe s. Kommentar zu Meyerbeer an Peter Schott zwischen 6. und 11. III. 1861, Bezugstelle: des trois chœurs. 4] Ballo in Maschera: Un ballo in maschera, Melodramma in tre atti von Verdi (Text: Antonio Somma), UA 17. II. 1859, Teatro Apollo, Rom. Meyerbeer hörte das Werk erstmals am 23. XI. 1861 (s. Tgb.). 17] Sachs: Marie Constance Sasse (auch Sax, Saxe, Sass; *26. I. 1834 Gent, † 8. XI. 1907 Paris; seit 1864 verheiratete Castelmary) hatte nach ihrem Studium in Gent, Paris und Mailand 1852 in Venedig als Gilda in Verdis Rigoletto debütiert, war 1859 ans Pariser Théâtre Lyrique (dort am 10. X. Gräfin in Mozarts Le nozze di Figaro), 1860 an die Opéra engagiert worden (Debüt am 3. VIII. als Alice in Robert le diable). In der Pariser Erstaufführung des Tannhäuser sang sie die Elisabeth. Von Paris aus startete sie ihre internationale Karriere, die sie nach London, auf die iberische Halbinsel und nach Sankt Petersburg führte (Bühnenabschied 1877). Meyerbeer hatte in den erwähnten, nicht überlieferten Briefen offenbar den Gedanken entfaltet, Lauters könne es krän-

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ken, daß anstelle von ihrem Gatten Guéymard, dem altgedienten Tenor der Opéra, Niemann die Partie des Raoul anvertraut werde. In diesem Falle wäre Meyerbeers Meinung nach Marie Sasse die geeignete Interpretin der Valentine gewesen. Meyerbeer lernte die Sängerin persönlich im Januar 1864 kennen (s. in diesem Zusammenhang Meyerbeer an Louis Brandus vom 2. IV. 1861). Er hatte sie in dieser Zeit als Interpretin der Sélika für L’Africaine ins Auge gefaßt. Sasse sang die Partie anläßlich der postumen Uraufführung des Werks am 28. IV. 1865. 20] taking Raoul: Niemann hat diese Partie, die in Hannover zu seinen Paraderollen zählte (gleich nach seiner Rückkehr aus Paris trat er damit wieder auf), an der Opéra nicht gesungen. Tgb. März 1861 33] 25. Kieselack und seine Nichte vom Ballet … Weirauch: Posse mit Gesang und Tanz in vier Abteilungen von August Weirauch (auch Weihrauch; 1818–1883; VI 823), UA 16. X. 1860, Wallner’s Theater, Berlin, eines der Erfolgswerke der Saison.

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2] 27. Jahresstag: Wilhelm Beer war 1850 gestorben. 8] 28. alte Kompositionen: Festhymne zur fünfundzwanzigjährigen Vermählungsfeier Ihrer Majestäten des Königs und der Königin von Preußen für Solostimmen und Chor (a cappella), Pianoforte ad libitum („Du, der über Raum und Zeit thront“, Text: Karl Gottlieb Theodor Winkler), UA 29. XI. 1848, Schloß Sanssouci, Potsdam; Ode an Rauch (Text: August Kopisch), uraufgeführt am 9. VI. 1851 (s. Tgb., V 385) im Rahmen der Akademischen Feier zu Ehren des Bildhauers Christian Daniel Rauch in der Singakademie; Fridericus Magnus (Text: Rellstab), eingelegt in die Oper Ein Feldlager in Schlesien am Einweihungstag des Rauchschen Denkmals Friedrichs des Großen, UA 31. V. 1851 (s. Kommentar zu Meyerbeer an Alexander von Humboldt vom 21. II. 1851, Bezugstelle: Rauch; V 898). Wie aus Tgb. 23. V. 1861 hervorgeht, benutzte Meyerbeer lediglich Teile aus seiner Ode an Rauch. 12] Martha: Martha oder Der Markt zu Richmond, Romantisch-komische Oper in vier Aufzügen von Flotow (Text: W. Friedrich [eigtl. Friedrich Wilhelm Riese]), UA 25. XI. 1847, Kärntnertortheater, Wien. 14] 29. Anfrage: s. Meyerbeer an Zelia Trebelli vom 4. IV. 1861. 18] 30. Verändrungen: s. Charlotte Birch-Pfeiffer an Meyerbeer vom 10. und 12. IV. 1861. Meyerbeer an Charlotte Birch-Pfeiffer vom 31. III. 1861 26] das gestern verabredete: s. Tgb. 30. III. 1861. Tk. April 1861

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24] [Undatierte Vorsatzblätter]: nux vomica: ein aus den Samen der Brechnuß gewonnenes homöopathisches Medikament zur Behandlung von Magen-Darmverstimmungen, unter denen Meyerbeer chronisch litt. 33] Wildbadt Gastein: Meyerbeer notierte sich nachfolgend eine Reihe von Quartieren für seinen Kuraufenthalt in Wildbad Gastein, wo er sich vom 9. VII. bis zum 10. VIII. aufhielt (s. die entsprechenden Tgb.-Einträge). Nachdem er sich offensichtlich für das „Hôtel Straubinger“ entschieden hatte (s. Tk. 30. VI. 1861), für das erste Haus am Platze, fuhr er nach Gastein, ohne ein Quartier vorzubestellen. Da – wie es in den einschlägigen Reiseführern heißt – in der Saison ohne Reservation keine Aussicht bestand, eine Unterkunft zu finden, geriet Meyerbeer in Schwierigkeiten, die er im Tgb.

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9. VII. ausführt. Die ihm angebotene Unterkunft im „Provenchères“ befand sich in einem noblen Badehaus.

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3] Hof Gastein: Nachfolgend werden Quartiere in Hofgastein aufgelistet, darunter mit dem „Goldenen Adler“ an erster Stelle das führende Haus. Meyerbeer nahm keine der Unterkünfte in Anspruch. 8] 3. Hypothecarius: Wie aus einer Notiz in den Brouillons de Lettres (S. 90) hervorgeht, handelt es sich bei Meyerbeers Hypothekenschuldner um den Berliner Tischlermeister Michaltsech (Blumenstr. 3). Hierauf bezieht sich auch der Eintrag im Tk. 9. IV. sowie der im Tk. 11. IV. niedergelegte Briefentwurf (in den Brouillons de Lettres datiert der entsprechende Vermerk vom 6. IV.). 9] 5. Zu Gräfe: Albrecht von Graefe; s. hierzu Tgb. 2. und 15. IV. sowie Tk. 1. VI. 1861. 12] 9. Hansmann: Die Sopranistin Auguste Hansmann (*1844 Berlin?), Tochter des Berliner Rechnungsrats E. Hansmann, hatte auf Gutachten von Grell und Meyerbeer vom Senat der Akademie der Künste ein beträchtliches Stipendium zur Ausbildung ihrer Stimme in Paris erhalten, das ihr Vater am 9. II. des Jahrs mittels eines ImmediatGesuchs in Höhe von 980 Rtl beantragt hatte. Auf seiner Sitzung vom 6. IV. hatte der Senat über diesen Punkt gesprochen und die Angelegenheit an dessen musikalische Sektion zur Beratung delegiert. Wie aus dem Protokoll dieser Sitzung hervorgeht (Stiftung Archiv der Akademie der Künste, PrAdK 58, Bl. 16r und 17v), fühlte sich Meyerbeer hierdurch offensichtlich düpiert, denn mit den positiven Gutachten von ihm und Grell fehlte mit dem Votum des bei der Sitzung ebenfalls anwesenden Bach lediglich ein einziges der drei Mitglieder der musikalischen Sektion des Senats. Meyerbeer fragte am Schluß der Sitzung nun maliziös, ob es nicht angeraten sei, zur Erledigung des Hansmannschen Gesuchs „die ganze musikalische Section einzuladen, indem bereits Zeugnisse von ihm und Prof. Grell beiliegen die wie es scheint nicht genügen.“ Es wurde ihm daraufhin beschieden, daß in dieser Angelegenheit der Senat allein entscheiden könne (möglicherweise wurde die Spitze nicht begriffen). Meyerbeer und Grell trafen sich an diesem dritten Tag nach der betreffenden Sitzung offensichtlich zur Erledigung des Auftrags. Der Antrag wurde positiv beschieden. Wenige Tage später erhielt Hansmann Meyerbeers Empfehlungsbrief für Paris (s. Meyerbeer an Gilbert Duprez vom 15. IV. 1861). Nach ihrer Ausbildung bei Duprez wirkte sie als Konzertsängerin in Berlin und nahm 1862 ein Engagement am Stadttheater in Dessau an (Debüt als Alice in Robert le diable). 28] 15. Thomé: Franz Thomé (*24. XI. 1807 Wien, † 23. V. 1872 Prag), ursprünglich Schauspieler, seit 1858 als Nachfolger August Stögers Direktor des Königlichen Landestheaters (bis 1860 Königlich Ständisches Theater) in Prag (zugleich Oberregisseur; in beiden Positionen bis 18. III. 1864); zum Vorgang s. Tgb. 13. und 15. IV. sowie Meyerbeer an Franz Thomé vom 15. IV. 1861. 29] 16. Köster: Hans Köster (1818–1900; V 890), Bühnenschriftsteller, verfaßte den Text zu Meyerbeers Fest-Hymnus zur Krönung König Wilhelms I. von Preußen, Huldigungs-Kantate für Soli, Chor und Orchester, UA 24. X. 1861 im Weißen Saal des Berliner Schlosses (s. Tgb. 24. X. 1861). Bis einschließlich Juni arbeitete Meyerbeer, der im März von Redern mit dieser Komposition beauftragt worden war (s. Tgb. 12. III.) und ältere seiner Gelegenheitswerke wiederzuverwenden trachtete (s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 28. III.) mit Köster zusammen an diesem Projekt. Im Oktober des Jahrs studierte er die Hymne ein (s. die entsprechenden Einträge im Tgb., erstmals Tgb. 9. X. 1861). 33] 22. JustizRath Moll: E. A. Moll (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt), Notar für den Bezirk des Stadtgerichts Berlin.

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Tgb. April 1861

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14] 2. Schulden: s. hierzu zusammenfassend den Kommentar zu Meyerbeer an Minna Meyerbeer vom 8. XII. 1858 (VII 695f.) sowie zum Hintergrund Meyerbeer an Emanuel Freiherr von Korff vom Februar 1860. 9] 3. Harfenvirtuosen Thomas: John Thomas (1826–1913; V 962), der renommierte Londoner Harfenist, konzertierte an diesem Abend zusammen mit Artôt, mit der er damals kurzzeitig verlobt war, in der Singakademie. Er spielte eigene Kompositionen und Werke von Elias Parish-Alvars. Artôt sang die Arie „Verdi prati“ aus Händels Alcina (1735), „L’éclat de rire“ aus Aubers Manon Lescaut (1856), „Il bacio“ (1860) von Luigi Arditi und Variationen über ein Thema von Rode von Angelica Catalani („Al dolce canto del Dio d’amore“; komponiert vor 1818, erschienen Hamburg: A. Cranz o. J. [1825?]; mein Dank für die Mitteilung dieser Information gilt PD Dr. Rebecca Grotjahn). Darüber hinaus erklang das Lied There be none of Beauty’s daughters (o. J.; Text: Byron) von John Thomas, und zwar in einer deutschen Übersetzung unter dem Titel „Von den Schönheits-Töchtern“. Meyerbeer an Gustav van Hees vom 4. IV. 1861 Zum Adressaten: Gustav van Hees (*1811 Barmen, † 1890 Iserlohn), Sohn des Fabrikanten Johann Hermann Ludwig van Hees, war 1830 nach Frankreich übergesiedelt und hatte in Paris seit 1833 überwiegend als Privatlehrer gearbeitet. 1853, nach dem Tod seiner Frau, war er nach Deutschland zurückgekehrt und unterrichtete fortan in der von seiner Schwester Fanny gegründeten und geleiteten Höheren Töchterschule in Iserlohn Französisch und Englisch. Darüber hinaus wirkte er als Feuilletonist der Iserlohner Tageszeitung, für die er Besprechungen zu Theateraufführungen, Konzerten und Kunstausstellungen verfaßte. Schriftstellerisch trat er, von französischen Lehrbüchern, die er mit Erfolg seit 1863 publizierte, abgesehen, mit heimatkundlichen Aufsätzen und Gelegenheitsgedichten hervor (zu Einzelheiten s. Pauline Puppel, Fanny van Hees. Gründerin der „Höheren Töchterschule“ in Iserlohn, Iserlohn 2002 [Stadtarchiv Iserlohn, Beiträge und Mitteilungen, Heft 7]; Tanja Marschall, Stadtarchiv Iserlohn, sei an dieser Stelle sehr herzlich für ihre Recherche gedankt). 18] vos poésies: bibliographisch nicht nachweisbar.

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Meyerbeer an Zelia Trebelli vom 4. IV. 1861 7] si cela est vrai: Die Kontraltistin gastierte in diesem Monat in Breslau als Mitglied der italienischen Operngesellschaft Merellis. Aufgeführt wurden Opern Rossinis (Il barbiere di Siviglia, Semiramide und Tancredi), Verdis Il trovatore, Donizettis Lucrezia Borgia sowie Cimarosas Il matrimonio segreto. Dieses Gastspiel bedeutete einen Höhepunkt im Breslauer Theaterleben dieser Jahre. – Trebelli antwortete Meyerbeer umgehend (s. Tgb. 11. IV. 1861). Ein Hofkonzert mit ihrer Mitwirkung kam bei dieser Gelegenheit indes nicht zustande. Erst im Oktober des Jahrs kehrte sie nach Berlin zurück und blieb dort mehrere Monate. Meyerbeer arbeitete mit ihr viel zusammen und veranlaßte auch ihre Mitwirkung bei einem Hofkonzert (s. Tgb. 12. XII. 1861). Tgb. April 1861 28] 7. Oberzeremonienmeister von Stillfried: Rudolf Maria Bernhard Freiherr von Stillfried-Rattonitz, seit 1858 Grande von Portugal mit dem Titel eines Grafen von Alcántara (*14. VIII. 1804 Hirschberg, † 9. VIII. 1882 Schloß Silbitz/Schlesien; Oktober 1861 Erhebung in den preußischen Grafenstand), ein promovierter Historiker, war seit 1840 im Hofstaat des preußischen Hofes, seit 1853 in der von Meyerbeer erwähnten Position eines Oberzeremonienmeisters. Seit 1856, als er zum wirkl. Geheimen Rat ernannt wurde, war er Direktor des von ihm gegründeten Königlichen Hausarchivs und

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stand dem Heroldsamt vor. Sein zweiter Sohn aus seiner ersten Ehe war Georg Maria Freiherr von Stillfried-Rattonitz (*28. XII. 1835 Leipe/bei Jauer, † 19. I. 1908 Breslau). 34] 8. Shakespeare, von Schlegel u. Tieck übersetzt: Die von Wilhelm Schlegel initiierte und später von Tieck mitbetreute Ausgabe Shakespeare’s dramatische Werke übersetzt von August Wilhelm Schlegel und Ludwig Tieck war 1839/40 in 12 Bdn. (Ausgabe letzter Hand) im Verlag Georg Reimer in Berlin erschienen. Nicht genannte Mitarbeiter waren Wolf Graf von Baudissin und Tiecks Tochter Dorothea.

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1] Lessings Werke: Vermutlich handelt es sich um die Ausgabe G. E. Lessings’s gesammelte Werke, neue rechtmäßige Ausgabe in 10 Bdn., Leipzig: Göschen. Die Ausgabe war in Kleinoktav im Pappeinband 1841, in Leinen mit Gold- und Blindprägung 1858 erschienen. – Minna Meyerbeer war eine literarisch bemerkenswert interessierte und gebildete Frau. Zeugnis hierüber legt der bekannte Berliner Feuilletonist Ludwig Pietsch ab (Wie ich Schriftsteller geworden bin. Der wunderliche Roman meines Lebens, hrsg. v. Peter Goldammer, Berlin: Aufbau-Verlag 2000, S. 545 und 553). 7] 9. Symphonie: Es erklang Voglers Grande Symphonie C-Dur (gedruckt Offenbach: Joh. Andre, Pl.-Nr. 3472). Außer den erwähnten Kompositionen wurden gespielt: Ouvertüre zu Le Siège de Corinthe (1826) von Rossini, Wellingtons Sieg oder die Schlacht bei Vittoria op. 91 (1813) von Beethoven, eine Arie aus Bachs Matthäus-Passion sowie Mozarts Sinfonie Es-Dur (KV 543; 1788). Charlotte Birch-Pfeiffer an Meyerbeer vom 10. IV. 1861 25] meines Mannes: Christian Andreas Birch (*19. III. 1794 Kopenhagen, † 29. VIII. 1865 Berlin), Schriftsteller und Kritiker, seit 1825 Birch-Pfeiffers Gatte. 27] Vorschläge … lezte Arie: Der Bezugspunkt ist nicht sicher zu ermitteln. Da BirchPfeiffer zu diesem Zeitpunkt den I. Akt in Arbeit hatte, bezieht sich die Kritik aller Wahrscheinlichkeit nach hierauf. 35] Arie im 2ten Act: ursprünglich „Du sommeil qu’il goutte les charmes“ (1. Szene). Das Stück wurde durch die Air du sommeil „Sur mes genoux“ substituiert, die Meyerbeer im März 1862 komponierte (s. die zahlreichen Tgb.-Eintragungen). Da Duesberg den Text später übersetzte (s. Tgb. 4. und 6. IV. 1863), stammt deren deutsche Version offensichtlich von Birch-Pfeiffer.

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3] Verwandlung: Gemeint ist der Sklavenmarkt in Lissabon, der ursprünglich als zweites Bild des I. Aktes vorgesehen war. Dieses Bild wurde tatsächlich gestrichen. 17] in der Burg: Die Erstaufführung am Wiener Burgtheater hatte am 7. IV. 1861 stattgefunden. Nach weiteren drei Aufführungen wurde das Werk abgesetzt. Meyerbeer an Julius Beer vom 10. IV. 1861

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5] Director des théâtre du Châtelet: Louis Jules Jean Baptiste Hippolyte Hostein (*14. X. 1814 Strasbourg, † 8. IX. 1879 Paris) war seit dem 17. XII. 1859 Direktor des Théâtre du Cirque Impérial, das am 15. VII. 1862 geschlossen wurde. Er war bereits zu dieser Zeit mit seinem von Meyerbeer erwähnten neuen Theaterunternehmen beauftragt worden, das auf Kosten der Stadt Paris an der Place du Châtelet, gegenüber dem neuen Théâtre Lyrique (s. Kommentar zu Meyerbeer an Louis Brandus vom 23. V. 1861) errichtet und am 19. VIII. 1862 eröffnet wurde (allerdings nicht mit Mignon; s. Kommentar zu Tgb. 3. III. 1860, Bezugstelle: Scenario von Mignon von Carré u. Barbier). Hostein leitete das Haus bis September 1868. 11] den traité: Ob ein solcher Vertrag zustande kam, konnte nicht ermittelt werden. Tatsache ist, daß ein Jahr später, am 23. IV. 1862, am Théâtre Lyrique unter der Di-

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rektion Charles Rétys Beers Opéra comique en deux actes La Fille d’Égypte auf einen Text von Barbier uraufgeführt wurde. 27] Harel: François Antoine Harel (*5. XI. 1789 Rouen, † 16. VIII. 1846 Paris) war vom 1. IV. 1832 bis 19. X. 1840 Direktor des von Meyerbeer genannten Pariser Theaters, danach schriftstellerisch tätig. 28] Marquis Custine: der Schriftsteller Astolphe Marquis de Custine (1790–1857; III 657, VI 713). 28] Tragödie Cenci: Béatrix Cenci, Tragédie en 5 actes en vers von de Custine, UA 21. V. 1833, Théâtre de la Porte Saint-Martin, Paris. 29] Crémieux: der ehemalige Politiker und Advokat Isaac Adolphe Crémieux (1796–1880; II 601, V 751, VI 636). Meyerbeer hatte ihn in vergleichbaren Angelegenheiten vielfach konsultiert. 36] Regine u. Deine lieben Kinder: Julius Beers Gattin sowie seine Kinder Amélie Wilhelmine, Guillaume Louis und Edmond Raphaël. Tgb. April 1861

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3] 11. General von Bülow: wahrscheinlich Hans Adolf Julius von Bülow (*27. II. 1816 Berlin, † 9. XII. 1897 Berlin), preußischer General der Artillerie. Charlotte Birch-Pfeiffer an Meyerbeer vom 12. IV. 1861 14] die Verwandlung: s. Kommentar zu Charlotte Birch-Pfeiffer an Meyerbeer vom 10. IV. 1861. 18] Cavatine Selicas: „Je t’implore et je tremble” (I. Akt, 6. Szene; davor das Cantabile „Loin de lui“). Dieses Stück wurde zusammen mit dem gesamten 2. Bild tatsächlich gestrichen. Der Alternativvorschlag wurde nicht berücksichtigt.

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1] Stelle mit dem Trank: in der endgültigen Version das Ensemble „Brama! Wichnou! Shiva!“ (IV. Akt, Nr. 16 bis). Tgb. April 1861 22] 13. Krönung des Kaisers: Gemeint ist das Krönungsversprechen, das Kaiser Franz Joseph I. (1830–1916; V 775) in diesem Monat gegeben, jedoch nicht eingehalten hatte. Die Tschechen erhofften sich hierdurch eine Aufwertung des Königreichs Böhmen sowie die Anerkennung der Zusammengehörigkeit seiner Länder.

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2] 15. August Sachse: Lebensdaten nicht ermittelt. 5] neue gedichteten Arie … für Ines: Zu der in diesem Stadium der Zusammenarbeit mit Birch-Pfeiffer entworfenen Arie gibt es keine Textzeugen (nicht enthalten im Konvolut: „Meine Umarbeitung [/] zu Meyerbeers Oper [/] Vasco da Gama [/] (Afrikanerin) [/] Ideen für Meyerbeer. [/] vom 20 April bis 15 Mai 1861“; DTM, Birch-Pfeiffer, w1, VIII 14000 [unpaginiert]). Meyerbeer an Gilbert Duprez vom 15. IV. 1861 15] sa mère: Gattin des Berliner Rechnungsrats E. Hansmann (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt). Meyerbeer an Franz Thomé vom 15. IV. 1861 30] Schreiben: s. Tgb. 13. IV. 1861.

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12] 16. Waffenschmied: Komische Oper in drei Aufzügen von Lortzing (Text: vom Komponisten nach einem Lustspiel von Friedrich Julius Wilhelm Ziegler), UA 30. V. 1846, Theater an der Wien, Wien. 16] 17. Joseph in Aegypten: Joseph, Opéra en prose von Étienne Nicolas Méhul (1763–1817; VII 675) (Text: Alexandre Duval), UA 17. II. 1807, Opéra Comique, Paris, hier in deutscher Übersetzung (Erstaufführung an der Berliner Hofoper am 22. XI. 1811). 17] 18. Röder: zu Meyerbeers Antwort s. Meyerbeer an Ferdinand Roeder vom 19. IV. 1861. Meyerbeer an Johannes Schulze vom 18. IV. 1861 Zum Adressaten: Der Geheime Rat Schulze war mit den angesprochenen Angelegenheiten betraut; der Brief ist in seinem Nachlaß überliefert. Tgb. April 1861

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31] 19. Josef: Joseph and his Brethren, Oratorio in three parts von Händel (Text: James Miller), UA 2. III. 1744, Covent Garden Theatre, London, hier in der deutschen Übersetzung von Ernst Wilhelm Kalisch. Das Werk war 1836 von Carl Friedrich Rungenhagen wiederentdeckt und erstmals an der Singakademie aufgeführt worden. 35] Demoiselle Behr: Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt. Meyerbeer an Ferdinand Roeder vom 19. IV. 1861

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5] Schreiben: s. Tgb. 18. IV. 1861. Tgb. April 1861

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3] 21. Journalisten Schladebach: Meyerbeer kannte Julius Schladebach (1810–1872; IV 535, V 808) seit spätestens 1849 und traf ihn mehrere Male in Dresden. 7] Dorfsängerinnen … Fioravanti: Le cantatrici villane, Dramma giocoso von Valentino Fioravanti (1764–1837; V 952) (Text: Giuseppe Palomba), UA Januar 1799, Teatro dei Fiorentini, Neapel, hier in der deutschen Übersetzung von Grünbaum. 8] Herr Räder: Gustav Räder (*22. IV. 1810 Breslau, † 16. VII. 1868 Teplitz) war seit 1839 als Bassist im Ensemble der Dresdener Hofoper (Debüt als Bartolo in Rossinis Il barbiere di Siviglia), der er bis zu seinem Tod verbunden blieb.

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8] 23. Das rote Käppchen: Das rote Käppchen oder Hilft’s nicht, so schadt’s nicht, Komische Operette in zwei Aufzügen von Ditters von Dittersdorf (Text: vom Komponisten), UA 1788, Kärntnertortheater, Wien. 15] 24. Messe hMoll: Bachs h-Moll-Messe (BWV 232; s. Kommentar zu Tgb. 7. X. 1856, VII 582f.). 20] 25. Demoiselle Lagrua: Die Sopranistin Emmy LaGrua (1831–nach 1865; V 879) gastierte in diesem Monat an der Berliner Hofoper in fünf Aufführungen (Meyerbeer hörte sie am 29. IV., 1., 5. [als Valentine in Les Huguenots] und 9. V.). 1863 ging sie nach Sankt Petersburg, 1864 für eine Saison an die Royal Italian Opera at Covent Garden in London. 23] 26. Reutlinger: in Anbetracht der Vielzahl der Träger dieses Namens mit Wohnsitz in Frankfurt/Main in dieser Zeit nicht sicher zu ermitteln. Unter den Amts- und Funktionsträgern der israelitischen Kultusgemeinschaft befindet sich kein Reutlinger (der Schirmfabrikant Johann Baptist Reutlinger war im Ältestenrat der katholischen Ge-

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meinde). Als Absender am ehesten in Frage kommt der Advokat Dr. jur. Johann Jacob Reutlinger. 38] 28. Bauernfeld: Der Wiener Schriftsteller Eduard von Bauernfeld (1802–1890; IV 552, V 806) war mit Meyerbeer seit Jahren befreundet. Zu einer persönlichen Begegnung kam es zuletzt im Juni 1857 (s. VII 200).

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12] 29. Brief: zum Kontext s. Meyerbeer an Friedrich von Flotow vom 30. IV. 1861. Meyerbeer an Friedrich von Flotow vom 30. IV. 1861 Zum Adressaten: Der Brief ist an einen Komponisten gerichtet, dem Meyerbeer wenige Zeit zuvor begegnet war. Dies war bei dem im Tgb. 30. IV. als Empfänger eines Briefes genannten v. Flotow der Fall (s. Tgb. 24. und 28. III.). Meyerbeer an Benjamin Hamma vom 30. IV. 1861 Zum Adressaten: Benjamin Hamma (*10. X. 1831 Dreißlingen) lebte als Musikschuldirektor und Komponist in Ettlingen. Tk. Mai 1861

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20] 5. Viardot: Pauline Viardot-García (1821–1910; III 669) trat in dieser Saison erstmals am 21. VI. an der Pariser Opéra auf (in Glucks Orphée). 1863 beendete sie ihre Bühnenkarriere (Abschiedsaufführung am 24. IV. 1863 im Théâtre Lyrique in Glucks Orphée, ihr letzter großer Triumph), siedelte im Sommer 1863 nach Baden-Baden über und wirkte fortan, von gelegentlichen öffentlichen Auftritten als Sängerin in Baden-Baden, Karlsruhe (1864/1865) und Paris (1873) abgesehen, als Gesanglehrerin und Komponistin. 21] 6. Brautgeleite: Gemeint ist die Ausgabe von Meyerbeers Komposition Brautgeleite aus der Heimat („Dem holden Liebessterne“) für 8stimmigen gemischten Chor, zur Hochzeit der Prinzessin Luise von Preußen mit dem Prinzregenten von Baden, Berlin: Bote & Bock 1856. 22] Sims Rives: der englische Tenor John Sims Reeves (1818–1900; V 743). 22] Société: s. Tgb. 7. V. sowie Meyerbeer an die Société des auteurs et compositeurs dramatiques vom 10. V. 1861. 25] 9. Komm: Meyerbeers Lied Komm!/„Du schönes Fischermädchen“ (Text: Heinrich Heine), erstmals publiziert Paris: Schlesinger [1837], Pl.-Nr. 2. 25] Rachel à Nephtalie: Meyerbeers 1834 auf einen Text von Émile Deschamps komponierte und Ende 1834 in Keepsake lyrique bei Antonio Pacini in Paris (Pl.-Nr. 1917) erstmals publizierte Romance biblique f. 1 Singstimme und Klavier. 25] Lord Loftus: der Diplomat Lord Augustus William Frederick Spencer Loftus (1817–1904; VI 832), in dieser Zeit (1860 bis 1862) außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister an der Berliner englischen Botschaft, von 1863 bis 1866 an der englischen Botschaft in München. 26] Ranz de Vaches: Meyerbeers Lied Ranz de vaches d’Appenzell (Text: Scribe), 27 publiziert Paris: Schlesinger [1826 oder 1827], Pl.-Nr. 628. 26] Mère Grand: Meyerbeers Nocturne à deux voix Mère grand (Text: Bétourné), erstmals publiziert in: Hommage aux dames, Album & Nocturnes nouveaux. Paroles de M. Bétourné, 6. Jg., Paris: Schlesinger [1831], Pl.-Nr. M.S. 1073. 27] Graf Pourtales: Albert Graf von Pourtalès (1812–1861; VII 737f.), seit 1859 bis zu seinem frühen Tod preußischer Gesandter und bevollmächtigter Minister in Paris.

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30] 13. Erminia: Gemeint ist die Romanze der Erminia („So find’ ich dich”; Text: Ernst Raupach) aus Meyerbeers Komposition Das Hoffest zu Ferrara (UA 28. II. 1843 im Rahmen eines Maskenballs in der Berliner Hofoper); der Druck der Arie erschien 1846. 30] Czykowsky: August Graf von Cieczkowski (s. Kommentar zu Tk. 31. XII. 1860). 31] Brachvogel: Albert Emil Brachvogel (1824–1878; VII 549), ein Berliner Unterhaltungsschriftsteller. Er besuchte Meyerbeer am übernächsten Tag (s. Tgb. 15. V. 1861). 32] 27. Abert: Johann Joseph Abert (*20. IX. 1832 Kochowitz/bei Gastorf, Böhmen, † 1. IV. 1915 Stuttgart) war nach seiner Ausbildung zum Komponisten und Kontrabassisten in Prag (1816 bis 1823) seit 1853 Kontrabassist der Stuttgarter Hofkapelle. Im November 1860 hatte er eine Reise angetreten, die ihn von Paris nach London und auf der Rückreise nach Berlin führte. Abert besuchte Meyerbeer an diesem Tag sowie am 6. VI. (s. die entsprechenden Tgb.-Einträge). Nach Darstellung in der von seinem Sohn Hermann Abert verfaßten Biographie des Musikers (Johann Joseph Abert [1832–1915]. Sein Leben und seine Werke, Leipzig: Breitkopf & Härtel 1916, 2., verbesserte und erweiterte Auflage Bad Neustadt a. d. Saale: Verlag Dietrich Pfaehler 1983, S. 58) sollen Meyerbeer und Abert anläßlich dieser Treffen auch über die Pariser Aufführung des Tannhäuser gesprochen haben, bei der Abert persönlich zugegen war. Abert hatte demnach den Wunsch, Meyerbeers persönliche Ansicht über das Werk zu erfahren. Meyerbeers einzige Antwort soll indessen ein „vielsagendes Schmunzeln“ gewesen sein. Da die Biographie, Meyerbeer betreffend, fehlerhaft ist (die behauptete erste persönliche Begegnung zwischen Meyerbeer und Abert in Paris anläßlich dieser Reise, zwischen November 1860 und April 1861, kann nicht stattgefunden haben, da Meyerbeer nachweislich nicht einen einzigen Tag in diesem Zeitraum in Paris war (s. dagegen ebd., S. 49), muß offenbleiben, ob das Gespräch tatsächlich über diesen Gegenstand geführt wurde.

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4] 30. Hirschmann: nicht ermittelbar. 6] 31. Bise: Biese. Vermutlich ging es um die Bezahlung von Schönleins Klavier (s. Tk. 30. V.). Tgb. Mai 1861 20] 2. Ingeborg Starck spielte: Liszts Paraphrasen über Hochzeitsmarsch und Elfenreigen aus dem Sommernachtstraum sowie über das Quartett aus Rigoletto zählten zum Standardrepertoire der Pianistin (s. Kommentar zu Tgb. 5. VII. 1860, Bezugstellen: Klavierspieler Bronsart und Klavierspielerin Ingeborg). Meyerbeer an Carl Steidtmann vom 2. V. 1861 Zum Adressaten: nicht ermittelt. Tgb. Mai 1861

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4] 6. Stiftung: s. Gustav Bock, Philipp August Boeckh, Botho von Hülsen, Karl Friedrich Lessing, Eduard Magnus, Meyerbeer und Wilhelm Taubert an Frau Neithardt vom 20. VI. 1861. 5] Die Zauberflöte: Große Oper in zwei Aufzügen von Mozart (Text: Emanuel Schikaneder), UA 30. IX. 1791, Freihaustheater auf der Wieden, Wien (Berliner Erstaufführung im Königlichen Opernhaus am 12. V. 1794). Meyerbeer an Charlotte Birch-Pfeiffer vom 8. V. 1861 Zur Datierung: Tag und Monat s. Brief; Jahr: Meyerbeer arbeitete in dieser Zeit intensiv mit Birch-Pfeiffer zusammen. Dem Schrifttyp nach zu urteilen, wurde die Mit-

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teilung in Meyerbeers letzten Lebensjahren verfaßt. Zwar käme theoretisch auch 1862 in Frage, doch legt der Kontext eine Datierung in das Jahr 1861 mehr als nahe. Tgb. Mai 1861

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4] 9. Der Freischütz: Romantische Oper in drei Aufzügen von Weber (Text: Friedrich Kind), UA 18. VI. 1821, Königliches Schauspielhaus, Berlin. 9] 10. Mossonschen Kindern: Clara und Agnes Mosson. Meyerbeer an die Commission des Auteurs et Compisiteurs Dramatiques vom 10. V. 1861 19] Mr Peragallo: Léonce Peragallo (*1821, † 13. II. 1882 Paris?), Literaturagent, Mitarbeiter der Société des Auteurs et Compositeurs Dramatiques (SACD), der in dieser Zeit Amédée Guyot als Generalsekretär vorstand. Tgb. Mai 1861

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13] 12. Autographen-Album: zuletzt nachgewiesen im Auktionskatalog Liepmannssohn 48 (20. X. 1926), Nr. 1046. 13] Frau von Stranz: Louise von Strantz geborene von Tippelskirch (*2. III. 1823 Düsseldorf, † 8. I. 1909 Berlin), seit 1842 Gattin des Offiziers Adolf von Strantz, lebte in Berlin als Komponistin. Einige ihrer Lieder und Tänze (für Klavier) erschienen im Berliner Musikverlag Bote & Bock im Druck. 15] List um List … Schimon: List um List oder: Gastrollen auf dem Lande, Komische Oper in 1 Aufzug von Adolf Schimon (1820–1887; II 681, V 997) (Text: Victor Herzenskron, nach dem Französischen von Charles Narrey und Hippolyte Lemonier), UA 12. VIII. 1858, Hoftheater, Schwerin. In Meyerbeers Lebensdokumenten ist Schimon, der 1856 bis 1859 Gesangmeister am Pariser Théâtre-Italien gewesen war und in dieser Zeit als Repetitor wirkte, erstmals im April 1836 (II 517) nachweisbar. Meyerbeer an J. Maitland Campbell vom 14. V. 1861 Zum Adressaten: J. Maitland Campbell (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt), Gewehrschütze (fusilier) und dilettierender Librettist. Tgb. Mai 1861

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18] 16. Prinzessin Karl: Marie Prinzessin von Preußen. 19] Großherzog von Mecklenburg-Schwerin: Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin (*28. II. 1823 Ludwigslust, † 15. IV. 1883 Schwerin), Regent seit 1842. 19] Kronprinz: Friedrich Wilhelm Prinz von Preußen. 20] Sohn: Friedrich Wilhelm Nikolaus Albrecht Prinz von Preußen (*8. V. 1837 Berlin, † 13. IX. 1906 Schloß Camenz/Schlesien) durchlief eine militärische Laufbahn bis zum General (von 1885 bis zu seinem Tod regierte er das Herzogtum Braunschweig). 20] Prinzessin Louise: Luise Marie Elisabeth Großherzogin von Baden geborene Prinzessin von Preußen (1838–1923; VII 558), die einzige Tochter König Wilhelms I. von Preußen. 23] 17. Tannhäuser … Reißmann: Tannhäuser, ein Mysterium in zwei Abteilungen und acht Szenen von August Reißmann. Das als Oratorium mit der Liebigschen Kapelle und einem aus verschiedenen Gesangsvereinen zusammengestellten Chor aufgeführte Werk stieß auf nur wenig Resonanz. August Friedrich Wilhelm Reißmann

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(*14. XI. 1825 Frankenstein/Schlesien, † 13. VII. 1903 Dalldorf/bei Berlin) wirkte nach seiner Ausbildung in Breslau sowie in Weimar bei Liszt in dieser Zeit als Musikschriftsteller in Halle. 1863 siedelt er nach Berlin über, wo er später (seit 1876) Hermann Mendels Musikalisches Conversations-Lexikon fortsetzte. 31] 20. Brief aus London: Meyerbeer war eingeladen worden, zur Eröffnung der Londoner Weltausstellung am 1. V. 1862 als Repräsentant Deutschlands eine Komposition beizusteuern. Zunächst für die Gattung des Anthem vorgesehen, erhielt er schließlich aus Gründen, die er in seinem Brief an Francis Richard Sandford vom 3. VIII. 1861 erläutert, den Auftrag, ein Instrumentalwerk zu komponieren (Erstausgabe: Ouverture en forme de Marche composée pour l’Inauguration de l’Exposition de Londres 1862, G. Brandus & S. Dufour [1862], Pl.-Nr. B et D 10.561); zum Kontext s. Tgb. 3. VIII., Meyerbeer an Francis Richard Sandford vom 3. VIII. und Tgb. 26. VIII. 1861. Meyerbeer entwarf für das Stück eine spezifische Konzeption (s. Meyerbeer an Carl Kaskel vom 16. II. 1862), komponierte daran seit dem 19. XI. 1861 (s. Tgb.), nahm die Revision im Januar 1862 vor und gab die Partitur schließlich am 17. II. ab (s. Tgb. 17. II. und 3. III. 1862). Am 20. IV. reiste Meyerbeer zwecks Einstudierung der Komposition nach London (zur UA s. das summarische Tgb. 1. bis 9. Mai 1862). Auber war mit einer Konzertouvertüre der Repräsentant Frankreichs, Sterndale Bennett, der eine Ode komponierte, der zu dieser Zeit noch verborgen gehaltene Vertreter Englands.

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34] Rossini: Er lehnte die an ihn ergangene Einladung, als Repräsentant Italiens für das Eröffnungskonzert eine Kantate zu schreiben, mit der Begründung ab, er zähle nicht mehr zu den „lebenden Komponisten“. An seiner Stelle erhielt Verdi den Auftrag. Verdi komponierte aus diesem Anlaß den Inno delle nazioni (Text: Arrigo Boito) und reiste wie Meyerbeer eigens nach London (Ankunft 20. IV.). Der Inno delle nazioni wurde von der Direktion abgelehnt (zu den Hintergründen s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 29. IV. 1862, Bezugstelle: Verdis Cantate) und erst am 24. V. 1862 im Rahmen eines Konzerts im Her Majesty’s Theatre uraufgeführt. 10] 23. Geheimrat Langenbeck: der Berliner Arzt Bernhard Rudolf Konrad Langenbeck (1810–1887; 1864 Erhebung in den Adelsstand, V 885, VI 689), Professor und Direktor der chirurgischen Klinik. 20] Liszt-Fantasie: v. Bülow spielte die drei Illustrations du Prophète (s. Kommentar zu Meyerbeer an Franz Liszt vom 14. VII. 1849 [V 756]) in der Version für zwei Hände. Meyerbeer an Louis Brandus vom 23. V. 1861 30] Royé: Royer.

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11] Morelli: Der Bariton Ferdinando Morelli (Lebensdaten nicht ermittelbar), über viele Jahre Mitglied italienischer Operntruppen in Amerika, war nach einem Engagement am Pariser Théâtre-Italien in dieser Saison an der Opéra verpflichtet (in Wagners Pariser Tannhäuser hatte er den Wolfram gesungen). 12] Fort: Faure. 16] après avoir pris les eaux de Spa: Meyerbeer nahm von diesem Plan Abstand und reiste auf Anraten Schönleins im Sommer zunächst nach Wildbad Gastein und anschließend nach Ems. 29] Mr Gounod: Gounods Komponistenkarriere hatte entscheidende Impulse durch seine Oper Faust bekommen. Nach dem Théâtre Lyrique, wo – indes mit wenig Erfolg – am 18. II. 1860 Philémon et Baucis aufgeführt worden war, wollte die Opéra mit La Reine de Saba, Grand opéra en cinq actes (Text: Barbier und Carré), herauskommen. Die Behauptung, das Werk werde bereits geprobt und Meyerbeer beabsichtige, Gounods neue Oper mit seinem eigenen, für das Haus weitaus attraktiveren Projekt zu ver-

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drängen, war schlichtweg falsch. Gounod schloß La Reine de Saba nicht vor dem Spätsommer ab (Vollendung des IV. Akts am 1. VIII.), auf den Tag genau am 17. X. 1861 begannen die Proben. Die UA war am 28. II. 1862. Meyerbeer hatte mit den Querelen, die die Einstudierung begleiteten, nichts zu tun.

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15] Théâtre lyrique: Das alte Haus am Boulevard du Temple (Nr. 72) wurde ein Opfer der städtischen Umbaumaßnahmen. Das neue Theater entstand an der Place du Châtelet und wurde am 20. X. 1862 eingeweiht. Bemühungen Charles Rétys, der seit 1. IV. 1860 als Nachfolger Carvalhos Direktor des Hauses war (bis 4. X. 1862, als erneut Carvalho die Leitung übernahm), Meyerbeer für die Aufführung eines neuen Werkes zu gewinnen, sind nicht bekannt, weitere einschlägige Hinweise in den Quellen nicht überliefert. 19] Berlioz: s. Kommentar zu Meyerbeer an Gemmy Brandus vom 31. X. 1860, Bezugstelle: new opera by Berlioz. 19] Halevy: Halévy starb am 17. III. 1862 in der Villa Masclet in Nizza, wo er mit seiner Familie bereits seit Ende Dezember 1861 lebte. Ob und – wenn ja – über welches Projekt er mit Réty in Verhandlung stand, ist nicht überliefert. Meyerbeer an Johannes Schulze vom 25. V. 1861 Zum Adressaten: Der Geheime Rat Schulze war mit den angesprochenen Angelegenheiten betraut; der Brief ist in seinem Nachlaß überliefert. Tgb. Mai 1861

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17] 26. Frau von Schack: Amélie Karoline Claire (auch Klara) von Schack geborene Benecke von Gröditzberg (1812–1899; V 950 [die dort irrtümlich angegebenen Vornamen beruhen auf einem fehlerhaften Eintrag im „Gotha“ von 1917; s. Lit.]) lebte nach ihrer Scheidung seit 1860 wieder in Berlin. Sie entwickelte in dieser Zeit ein Interesse für die Opern Wagners (ich danke Dr. Uta v. Pezold für diese Information). 19] Les 2 veuves von Malfille: Comédie en un acte en prose von Jean Pierre Félicien Mallefille, UA 14. V. 1860, Comédie Française, Paris. Mallefille (*3. V. 1813 Île Bourbon/la Réunion, † 24. XI. 1868 Le Cormier/Yvelines) lebte seit 1822 in Frankreich und startete früh seine Karriere als Schriftsteller. Während des Second Empire, dem er als Republikaner kritisch gegenüber stand, entzog er sich der öffentlichen Präsenz. 19] Fräulein von Treskow: Ada von Treskow (*31. III. 1840 Berlin, † 11. oder 12. XII. 1918 Berlin; seit 1866 verheiratete Pinelli-Rizzutto), Tochter des Ministerialbeamten Adolf Eduard von Treskow und seiner Gattin Wilhelmine, einer Berliner Salonnière, war literarisch interessiert und betätigte sich bereits in jungen Jahren schriftstellerisch (unter dem Pseudonym Günther v. Freiberg). Nach ihrer Heirat lebte sie in Florenz, nach ihrer Scheidung im Jahre 1881 zunächst in Venedig, später in Wien und Berlin. 30] 28. Die Verlobung bei der Laterne: Le Mariage aux lanternes, Opérette en un acte von Offenbach (Text: Carré und Battu), UA 10. X. 1857, Théâtre des Bouffes-Parisiens, Paris, hier in der deutschen Bearbeitung, deren Autorschaft anläßlich ihrer ersten Aufführung am Carl-Theater in Wien am 16. X. 1858 Karl Treumann reklamierte (die nach dem französisch/deutschen Klavierauszug [Berlin: Bote & Bock, Pl.-Nr. 4320–27] angefertigte Instrumentation dieser Bearbeitung stammt von Carl Binder). 31] Der Schauspieldirektor: Komödie mit Musik in einem Akt von Mozart (Text: Johann Gottlob Stephanie der Jüngere), UA 7. II. 1786, Orangerie, Schloß Schönbrunn/bei Wien, hier in der erstmals 1845 in Berlin aufgeführten Bearbeitung von Louis Schneider.

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Meyerbeer an Pauline Lucca vom 30. V. 1861 Zur Datierung, zur Adressatin: Der Schrift dieses von Meyerbeer eigenhändig verfaßten Billets nach zu urteilen, stammt es aus Meyerbeers letzten Lebensjahren, als er aufgrund seines Augenleidens die meisten Briefe diktierte oder aber – wie im vorliegenden Fall – in großen Lettern schrieb. Der Brief ist mit Bezug auf ein Hofkonzert an einem Donnerstag verfaßt, bei dem die Interpretin das dort erwähnte Stück sang. Nachweislich der Lebensdokumente ist dies lediglich an diesem Tag der Fall, an dem allein und ausschließlich Pauline Lucca sang (s. Tgb. 30. V. beziehungsweise – das Stück betreffend – die sich auf das Hofkonzert beziehenden Einträge in den undatierten Nachsatzblättern des Tk. Juni 1861).

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5] Romanze der Jüdin (im 2ten Akt): „Il va venir“, Romance der Rachel aus Halévys La Juive (Nr. 10 in der gedruckten Partitur; deutsch: „Er kommt zurück!“). Tk. Juni 1861 19] 2. Concert: Nachfolgende Einträge beziehen sich auf die Konzerte anläßlich der Krönung Wilhelms I. im Oktober 1861. Meyerbeer wußte zu dieser Zeit noch nicht, daß er persönlich in Königsberg anwesend sein und den Krönungsmarsch dirigieren sollte (s. Tgb. 27. VIII. 1861). Besonders wichtig war dem Hof die Teilnahme der beliebten Trebelli (s. die zahlreichen, ihre Teilnahme betreffenden Hinweise im Tgb. Oktober 1861). 19] Behrend: nicht ermittelbar. 19] Mücke’s Gesang Chor: Franz Mücke (*24. I. 1819 Möckern, † 8. II. 1863 Berlin) leitete nach seiner Ausbildung am Königl. Institut für Kirchenmusik in Berlin dort seit 1846 die Handwerker-Gesangvereine und gründete später das Märkische Gesangfest. Offensichtlich sollte er wie andere Chöre auch bei den Aufführungen anläßlich des Einzugs des Königs in Berlin im Oktober mitwirken. 20] Baumeister Schadow: Albert Dietrich Schadow (1797–1869; V 957) war als Hofbaurat für die Ausstattung der Räumlichkeiten und mit den Konzerten verbundenen Umbaumaßnahmen verantwortlich; zum Kontext s. Meyerbeer an Albert Schadow vom 20. X. 1861. 23] 3. zu Godet: nicht ermittelt. 26] 4. Gräfin Kalergis: Maria Kalergis geborene Gräfin von Nesselrode (1822–1874; V 875); zu Meyerbeers Kontakt mir ihr in dieser Zeit s. Tgb. 3. VI. 1861. 26] Lasker: Der Schriftsteller und Politiker Eduard Lasker (*14. X. 1829 Jaroczyn/ Provinz Posen, † 5. I. 1884 New York) hatte, als junger Mann von der 1848er-Bewegung geprägt, ein Jurastudium absolviert und war Mitbegründer der NationalLiberalen Partei (Mitglied des preußischen Landtags, wo er sich insbesondere für die Gleichberechtigung der Juden einsetzte; 1870 ließ er sich in Berlin als Anwalt nieder und gehörte später dem Reichstag an). Er hatte Meyerbeer einen Tag zuvor besucht (s. Tgb. 3. VI. 1861). 1871 wurde Lasker ein bedeutender Politiker. Zu seinen bekanntesten Publikationen zählt Zur Verfassungsgeschichte Preußens (Leipzig: Brockhaus 1874). 27] 5. Anna: Anna Eberty. Sie hielt sich in dieser Zeit im Hôtel Brandebourg in Berlin auf (s. das Adressenverzeichnis auf den undatierten Vorsatzblättern des Tk. April 1861). 29] 6. Elsler: s. Tgb. 6. VI. 1861.

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3] 10. Méditation: Gounods 1853 uraufgeführte Bearbeitung von Bachs 1. Präludium (C-Dur) aus dem Wohltemperierten Klavier (1859 umgearbeitet zu „Ave Maria“). Meyerbeer benötigte die Noten für das Hofkonzert am 15. X. 1861 in Königsberg aus

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Anlaß der Krönung Wilhelms I. (s. die undatierten Nachsatzblätter im Tk. dieses Monats, vor allem Meyerbeer an Gemmy Brandus vom 25. IX. 1861). 3] Terzett Curschmann: Wie aus den undatierten Nachsatzblättern dieses Tk. hervorgeht (s. Kommentar, Bezugstelle: Der Strauß), handelt es sich um den Blumengruß des Berliner Liederkomponisten Karl Friedrich Curschmann (1805–1841; V 950). Meyerbeer benötigte die Noten auch dieses Stückes für ein Hofkonzert (s. ebd.). 4] Harries: Da der Name in Verbindung mit Gesangsstücken fällt, ist vermutlich Louise Catharina Wippern-Harriers (s. Kommentar zu Tgb. 9. VI. 1861) gemeint. 7] 14. Tescher: zum Vorgang s. Tgb. 14. VI. 1861. 9] 18. Seifarth: Ernst Hermann Seyffart (*5. X. 1825 Dresden, † 24. XI. 1901 Berlin) wirkte in Berlin im Domchor (Tenor) sowie als Gesanglehrer; zum Kontext s. Tgb. 18. VI. 1861. 12] 22. Grünbaum: der Schriftsteller Johann Christoph Grünbaum (1785–1870; I 634, V 827), Meyerbeers langjähriger Bekannter, Übersetzer (Korrektur und Ergänzung der Übertragung Ludwig Rellstabs) von L’Étoile du nord und Le Pardon de Ploërmel (Dinorah oder Die Wallfahrt nach Ploërmel); zum Vorgang s. Tgb. 23. und 25. VI. sowie Kommentar zu Tgb. 23. VI. 1861, Bezugstelle: Impressario Ullmann. 13] Begrüßung von Cornelius: s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 22. VI. 1861. 16] 26. Georg: Georg Beer. 16] Todtenfeier: s. Tgb. 26. VI. 1861. 19] 27. Kutscher Beckmeyer: Der Fuhrherr H. Beckmeyer (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt) war in dieser Zeit Inhaber eines Fuhrunternehmens (Sitz der Fa.: Schiffbauerdamm 23). 21] 28. Me Viardot Fides: s. Meyerbeer an Louis Brandus vom 8. VIII. 1861. 21] Bruder Dr Bacher: der Wiener Arzt und Schriftsteller Dr. Julius Bacher (*1810), Verfasser einer Reihe historischer Romane. Meyerbeer wollte ihn in Angelegenheit der Geisteskrankheit Joseph Bachers kontaktieren (s. Tgb. 28. IV. und Meyerbeer an Eduard von Bauernfeld vom 29. IV. 1861). 23] 30. Johannisquelle von Gleichenberg: ein seit dem späten 17. Jahrhundert gewonnenes Mineralwasser aus der Steiermark. – Die nachfolgenden Einträge beziehen sich ebenfalls ausnahmslos auf Meyerbeers Badekur in Wildbad Gastein, deren Anreise er am 1. VII. antrat (s. Tgb.). 25] Electuari[u]m lenitivum: ein pflanzliches Abführmittel auf der Basis von Sennesblättern. 26] 3 Mohren in Augsburg: Das Hotel war das renommierteste der Stadt. Meyerbeer übernachtete in Augsburg auf der Rückreise (s. Tgb. 12./13. VIII. 1861). 27] Straubinger: s. Kommentar zu Tk. April 1861 (Undatierte Vorsatzblätter), Bezugstelle: Wildbadt Gastein. 27] Bayerischer Hof – 4 Jahreszeiten: Die Münchner Hotels zählten zu den ersten Häusern der Stadt; zu Meyerbeers Münchenaufenthalt s. Tgb. 5./6. VII. 1861. 29] [Undatierte Nachsatzblätter:] Fromann: die Blumen- und Arabeskenmalerin Alwine Frommann (1800–1875; V 837), von 1848 bis 1873 Vorleserin Königin Augustas, eine enge Freundin Minna Meyerbeers. 29] Bülow: Hans von Bülow und seine Gattin Cosima. 30] Ebers: wohl der in Berlin lebende Rentier Eduard Ebers (1804–?; V 765), Meyerbeers Cousin.

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31] dann Spa: Meyerbeer erfuhr erst auf seiner Rückreise von Gastein, als er in Bamberg seinen Arzt Schönlein konsultierte (s. Tgb. 14. VIII. 1861), daß er seine Kur nicht in Spa, sondern in Bad Ems fortsetzen sollte. 34] Orpheonisten (Laporte): Eugène Delaporte (*1818 Paris, † IV. 1886 Paris) war von 1855 bis 1860, als er demissionierte, Gründer und Präsident des Komitees der „Association des Sociétés chorales de Paris“. 1860 hatte er Gounod als Dirigenten der Chorvereinigung Pasdeloup abgelöst. Delaporte gilt als der maßgebliche Förderer der Laien- und Massenchorbewegung in Frankreich. Er veranstaltete Festivals und Wettbewerbe und leitete dabei Chöre mit bis in die Tausende gehenden Mitwirkenden. 34] Me Celerier: s. in diesem Zusammenhang auch Meyerbeer an Thérèse Célérier vom 19. IX. 1861. 35] Birch Pfeiffer 2 Strophen: s. Meyerbeer an Charlotte Birch-Pfeiffer vom 30. V. 1861. 37] Duett Elisir: L’elisir d’amore, Melodramma von Donizetti (Text: Romani), UA 12. V. 1832, Teatro della Canobbiana, Mailand. Um welches Duett es sich handelt, läßt sich nicht ermitteln. 38] Der Strauß: Blumengruß („Der Strauß, den ich gepflücket“), Canon für drei hohe Stimmen mit Klavier, op. 22 (Berlin: Schlesinger [1839/40]). 39] Duett Stabat Mater: das Duett für Sopran und Alt „Quis est homo“ aus Rossinis Stabat mater (zu Meyerbeers früherer Aufführung dieses Stücks und zur Entstehungsgeschichte des Werks s. VII 604). 39] Cavatine Jüdin: s. Meyerbeer an Pauline Lucca vom 30. V. 1861 und Kommentar. 39] Terzett Matrimonio: Il matrimonio segreto, Dramma giocoso per musica in due atti von Domenico Cimarosa (Text: Giovanni Bertati), UA 7. II. 1792, Hoftheater, Wien. 40] La foi[,] la Charité: das erste und dritte Stück aus den Trois Chœurs religieux (UA Paris 1844). 40] Meditation: s. Kommentar zu Tk. 10. VI. 1861.

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1] Wrangel: s. Tgb. 12. VI. 1861. 1] Corsobillet: Karten für die alljährlichen, bei den Berlinern sehr beliebten KutschenUmzügen im Tiergarten. 6] Einladung: s. Meyerbeer an Francis Richard Sandford vom 3. VIII. 1861. 7] Neue Schlußarie: s. Tgb. 23. und 25. VI. 1861 und Kommentar. Ursprünglich war für diese (letztlich nicht zustande gekommene) Aufführung nicht Anne Arsène Charton Demeur geborene Charton (1827–1892; V 876), sondern Bürde-Ney vorgesehen (s. Tgb. 2. IX. 1860). 10] Zellner: s. Tgb. 17. VII. 1861. 11] Rückehr: der Assistent im Berliner jüdischen Krankenhaus J. H. Rieckheer (Lebensdaten nicht ermittelt). 11] Zahnarzt Mittelhaus: Hofrat J. Mittelhaus (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt) war Hofzahnarzt (Praxis: Mohrenstr. 47). 12] Gautier: Meyerbeers Pariser Notar Augustin Antoine Gautier († 1864; VI 658). 12] Pillet-Will: s. Alexis Comte de Pillet-Will an Meyerbeer vom 10. VIII. 1861. 15] Borsig verlobt Dlle Gutike: Julius Albert Borsig (*7. III. 1829 Berlin, † 10. IV. 1878 Berlin), Sohn und Nachfolger des 1854 verstorbenen August Borsig, des Gründers der legendären, auf Lokomotiven spezialisierten Berliner Borsig-Werke (s. hierzu

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Kommentar zu Tk. Juli 1854 [Undatierte Vorsatzblätter], Bezugstelle: Borsig, VI 796), verlobte sich mit Anna Wilhelmine Karoline Amalie Gutike (*12. X. 1841 Groß-Behnitz). Aus der am 12. X. 1861 geschlossenen Ehe gingen mit den Söhnen Ernst (geboren 1869) und Conrad (geboren 1873) die zukünftigen Firmeninhaber hervor. Julius Albert Borsig erweiterte die Firma um ein Berg- und Hüttenwerk in Oberschlesien. 16] an Schönlein: s. Meyerbeer an Margarethe Schönlein vom 29. VI. 1861. 18] Weidner: nicht ermittelt. 19] Dr Snetivy: Dr. Carl Snetiwy (Lebensdaten nicht ermittelt) wurde in Prag zum Mediziner ausgebildet (1836 Promotion mit der Schrift De pulsatillae nigricantis virtutibus medicis adnexa historia morbi). Als praktizierender Arzt ist er zumindest in dieser Saison nicht in Gastein nachweisbar. Meyerbeer interessierte sich möglicherweise für seine Publikationen Die Heilquellen im Gastheinertale, Salzburg: Mayr 1852 bzw. Die Bäder zu Gastein, ihre Heilkräfte und Wirkungsweise, Wien: Prandel & Meyer, Salzburg: Mayr 1855. 19] Dr Hoenigsberger: Benedict Hönig Edler von Hönigsberg (*1. VI. 1813 Prag, † 12. XII. 1877 Wien), seit 1841 ordentl. Arzt am Krankenhaus Wieden in Wien, wirkte seit 1856 in der Saison als Badearzt in Wildbad Gastein. Wie aus Tgb. 9. VII. 1861 hervorgeht, fiel die Wahl unter den von Meyerbeer in Erwägung gezogenen Kapazitäten auf ihn. 19] Mahler Lohr: Der Maler Emil Ludwig Löhr (1809–1876; VII 653), ein Landschafts- und Porträtmaler aus München, war häufig in Bad Gastein. Meyerbeer hatte ihn 1858 in Nizza kennengelernt. Am 21. VII. 1861 widmetet er ihm ein Albumblatt (12taktiger Klaviersatz, „Allegro moderato“ im 5/4-Takt) mit den Zeilen: „Herrn Löhr: zur freundlichen Erinnerung an unsere zweimalige Begegnung in Gastein“ (zuletzt nachgewiesen im Auktionskatalog Venator und Hanstein [Köln] 66, Nr. 1205). 20] Dr Prell: Dr. Gustav Pröll (Lebensdaten nicht ermittelt) wirkte in dieser Saison ebenfalls als Badearzt in Gastein (im Haus des Chirurgen Franz Lainer). Pröll ist der Verfasser der 1862 publizierten Schrift Gastein, Erfahrungen und Studien aus wissenschaftlichem Standpunkte, Wien: Braumüller (mehrere Auflagen). Pröll, der über 30 Jahre während der Saison als Badearzt in Gastein tätig war, verfaßte später das Standardwerk Das Bad Gastein. Unentbehrlicher Rathgeber für Kranke, welche das Bad Gastein besuchen, sowie für Ärzte, welche Patienten dorthin senden wollen. Mit einer Ansicht, einem Plane und einem Kärtchen der Reise-Routen, Wien: Braumüller (31881; zahlreiche Wiederauflagen). 20] Meyendorf: Peter Leonhard Suidigerius Freiherr von Meyendorff (1796–1863; IV 514, VII 698) war im Sommer 1854 in Wien aus dem diplomatischen Dienst ausgeschieden und lebte seitdem in Petersburg, wo er 1857 Oberhofmeister und Vorsitzender des Kaiserl. Kabinetts wurde. Aufgrund seiner zerrütteten Gesundheit hielt er sich häufig in Bädern auf, so im Juli 1860 in Bad Gastein (s. Peter von Meyendorff. Ein russischer Diplomat an den Höfen von Berlin und Wien. Politischer und privater Briefwechsel 1826–1863, hrsg. und eingeleitet v. Otto Hoetzsch, Berlin, Leipzig: de Gruyter 1923, 3 Bde., Bd. 3, S. 424 f.). Vermutlich lernte er bei dieser Gelegenheit den Gasteiner Badearzt Pröll kennen und schätzen und empfahl ihn an Meyerbeer weiter. Es läßt sich nicht sicher ermitteln, auf welchem Wege Meyerbeer davon Kenntnis erhielt. Nicht auszuschließen ist, daß ihn Peter Freiherr von Meyendorffs Sohn Ernst informierte, der von 1861 bis 1863 Legationsrat bei der russischen Gesandtschaft in Berlin war. 28] aromatisches Wasser: Das aus ätherischem Öl gewonnene Destillat (Rosenwasser, Kamillenwasser oder Salbeiwasser z.B.) wurde medizinisch oder kosmetisch verwendet.

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1] 1. Invocation: Es handelt sich um Meyerbeers Komposition Invocation à la Terre natale. Sur le thème du God save the King, die im Verlag G. Brandus et S. Dufour in Paris erschien. 13] 2. Raymond oder das Geheimnis der Königin … Thomas: Raymond ou Le secret de la reine, Opéra comique en trois actes von Charles Louis Ambroise Thomas (1811–1896; III 679) (Text: de Leuven und Rosier), UA 5. VI. 1851, Opéra Comique, Paris, hier in deutscher Übertragung. Meyerbeer an Hirsch Weintraub vom 3. VI. 1861 Zum Adressaten: Hirsch Weintraub (*1811 Dubno, † IX. 1881 Königsberg), zunächst in seiner Heimatstadt, seit 1838 in Königsberg Chasan beziehungsweise Kantor der Israelitischen Kultusgemeinde. Er galt als ein Meister der überlieferten Tempelgesänge, die er 1859 im Verlag Kaufmann in Leipzig als Schire Beth Adonai oder Tempelgesänge für den Gottesdienst der Israeliten als Herausgeber und Komponist veröffentlichte. Ende des Jahrs fertigte Meyerbeer ein Gutachten über die Ausgabe an, zu dem er vom Senat der Akademie der Künste beauftragt worden war (s. Tgb. 14. XI. 1861), das er am 15. XI. verfaßte (s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 15. XI. 1861) und in der Sitzung des Senats vom 16. XI. vortrug, worauf es einstimmig angenommen und an das Ministerium weitergeleitet wurde (s. Tgb. und Stiftung Archiv der Akademie der Künste, PrAdK 58, Bl. 75r). 1862 wurde Weintraub für seine Leistung vom preußischen König mit der Goldenen Medaille für Kunst geehrt, 1873 zum Musikdirektor ernannt. Tgb. Juni 1861

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5] 6. Klavierspieler Kontsky: Anton Ritter von Kontski (1817–1889; V 888) lebte seit 1853 in Sankt Petersburg (bis 1867). 11] 8. Die Jäger … Iffland: Die Jäger, ein ländliches Sittengemälde in fünf Akten von August Wilhelm Iffland (*19. IV. 1759 Hannover, † 22. IX. 1814 Berlin), UA 1785 Bad Dürkheim (Erstaufführung an der Berliner Hofoper am 14. I. 1787). 17] 9. Fricke: der Bassist August Gottfried Ludwig Fricke (1829–1894; VII 662), 1856 bis 1886 im Ensemble der Berliner Hofoper. Er sang den Bertram. 17] Woworsky: Anton Woworsky (*1. XII. 1834 Hareth/bei Brüx/Most, † 30. X. 1910 Berchtesgaden) war nach Engagements in Graz (1857) und Stettin (1858) mit Beginn der Spielzeit 1859 an die Berliner Hofoper gekommen, der er als gefeierter Tenor bis zu seiner Pensionierung im Mai 1874 verbunden blieb. Er sang den Robert. 17] Tutscheck: die Berliner Sängerin Leopoldine Tuczek (1821–1883, seit 1850 verheiratete Herrenburg; IV 520), seit 1841 Mitglied der Berliner Hofoper. Am 1. X. 1861 wurde sie pensioniert. Sie sang die Isabelle. 18] Wippern: Louise Catharina Wippern-Harriers (1836–1878; VII 616), seit 1860 verheiratete Harriers, war seit 1857 an der Berliner Hofoper, der sie bis zu ihrer Pensionierung im Oktober 1871 angehörte. Die Partie der Alice war eine ihrer Paraderollen. 23] 10. Zampa … Herold: Zampa ou La Fiancée de marbre, Opéra comique en trois actes von Ferdinand Hérold (1791–1833; II 604) (Text: Mélesville [eigtl. Anne Honoré Joseph Duveyrier]), UA 3. V. 1831, Opéra Comique, Paris. Meyerbeer an Carl August Rudolph Schultz und an die Vorsteher der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt/Oder vom 11. VI. 1861 Zu den Adressaten: Carl August Rudolph Schultz (*16. IV. 1806, † 22. III. 1873 Frankfurt/Oder) lebte seit 1844 als Pfarrer in Frankfurt/Oder (1844 wurde er 2., 1845

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1. Pfarrer an St. Nicolai). Von 1860 bis 1870 (evtl. noch 1871/72) stand er als Oberpfarrer St. Marien vor. – Die Gemeinde-Vorsteher der Synagogen-Gemeinde waren in dieser Zeit der Stadtrat und Kaufmann Jac. Baswitz (Vorsitzender), der Fabrikbesitzer M. Lewy sowie der Bankier Th. Nathorff. Die Summe wurde – so ist es für 1859 belegt – an 31 Personen zu 2 bis 4 Talern von der Gemeinde ausgezahlt (ich danke Herrn Stadtarchivar Ralf-Rüdiger Targiel, Stadtarchiv Frankfurt/Oder, sowie Pfarrer i. R. Töppen, Evangelische Kirchengemeinde Frankfurt/Oder, sehr herzlich für ihre Hilfe). 36] seligen Vaters: Jakob Herz Beer (1769–1825; I 31 ff.). Meyerbeer an Moritz August von Bethmann-Hollweg zwischen 11. und 26. VI. 1861 Zur Datierung: Die Rahmendatierung dieses undatierten Briefentwurfs ergibt sich aus der Chronologie der Brouillons de Lettres (letztdatierter Entwurf vom 11., nächstdatierter, nicht ausgeführter vom 26. VI.). Zum Adressaten: Meyerbeer richtete sein Urlaubsgesuch an den dafür zuständigen Minister der geistlichen, Unterrichts- und Ministerialangelegenheiten. Dieses Amt bekleidete seit November 1858 Moritz August von Bethmann-Hollweg (*8. IV. 1795 Frankfurt/Main, † 14. VII. 1877 Burg Rheineck/Niederbreisig). Im Frühjahr 1862 zog sich Bethmann-Hollweg, über viele Jahre Professor der Jurisprudenz erst in Berlin, später in Bonn (dort von 1842 bis 1848 Kurator der Universität), auf seinen Alterssitz Burg Rheineck zurück. Tgb. Juni 1861

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25] 13. alten Baron von Korff: Wilhelm Georg August Freiherr von Schmysingk genannt Korff (1797–1871; VII 591). 32] 14. Das Pensionat … von Suppé: Komische Operette in einem Aufzug (zwei Bildern) von Franz von Suppé (Text: C. K. [Franz von Suppé?]), UA 24. XI. 1860, Theater an der Wien, Wien. Das als erste „Wiener Operette“ angesehene Werk war einen Tag zuvor am Wallner-Theater erstaufgeführt worden. Franz von Suppé (eigtl. Francesco Ezechiele Ermenegildo Cavaliere Suppè Demelli; *18. IV. 1819 Spalato, † 21. V. 1895 Wien), seit 1845 Kapellmeister und Hauskomponist am Theater an der Wien in Wien (1862 Wechsel ans Treumanntheater, 1863 ans Carl-Theater), begründete mit diesem Werk – als Reaktion auf den Erfolg der Offenbachschen Operette am Carl-Theater – die sogenannte „Wiener Operette“.

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11] 19. Dr. Herzbergs Operation: Wahrscheinlich handelte es sich um die Einbringung der Bougie (s. Tgb. 22. IV. 1863). Gustav Bock, Philipp August Boeckh, Botho von Hülsen, Heinrich Wilhelm Krausnick, Karl Friedrich Lessing, Eduard Magnus, Meyerbeer und Wilhelm Taubert an Frau Neithardt vom 20. VI. 1861 Zu den Absendern: Heinrich Wilhelm Krausnick (*13. III. 1797 Potsdam, † 14. XII. 1882 Berlin), nach dem Studium der Rechte in Berlin berufliche Tätigkeit am Stadtgericht Berlin, am Oberlandesgericht Breslau (seit 1826) sowie seit 1830 am Berliner Kammergericht beziehungsweise im Justiz-Ministerium; von 1834 bis 1848 sowie von 1850 bis 1862 war Krausnick Oberbürgermeister der Stadt. Karl Friedrich Lessing (*15. II. 1808 Wartenberg/Schlesien, † 5. VI. 1880 Karlsruhe), ein Großneffe Gotthold Ephraim Lessings, und Eduard Magnus (*7. I. 1799 Berlin, † 8. VIII. 1872 Berlin) waren als Maler Mitglieder der Akademie der Künste. Zur Adressatin: Frau Neithardt geborene Arndt (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt), Witwe des verstorbenen Direktors des Domchors.

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5] 22. Deputation der Akademie der Künste: Der Maler Peter Joseph Ritter von Cornelius (1783–1867; V 823f.) war nach jahrelangem Aufenthalt in Rom dauerhaft nach Berlin zurückgekehrt und wurde, wie eingehend aus dem Protokoll der unmittelbar anschließenden Sitzung des Senats der Akademie der Künste von diesem Tag hervorgeht (Stiftung Archiv der Akademie der Künste, PrAdK 58, Bl. 41r), von zahlreichen seiner Mitglieder feierlich empfangen: „Herr Professor Hensel, welcher es übernommen hatte, richtete an den Meister von Cornelius festliche und herzliche Worte des freudigen Willkommens im Vaterlande und bekräftigte diese Worte mit deutschem Händedruck. Dieser Händedruck welcher im Namen der Akademie gegeben wurde von Herrn von Cornelius geehrt und erfreut, fast an jeden der anwesenden Mitglieder erwidert.“ 9] junges Mädchen: Cornelius hatte 1860 in Rom in dritter Ehe Teresa Giampieri (*1838 Urbino) geheiratet. 13] 23. Impressario Ullmann: Bernard Ullman (*1817 Pest, † XI. 1885 Passy) wirkte seit 1842 als Konzert- und Opernunternehmer in Amerika. Seit 1856 managte er verschiedene Truppen, gründete The Ullman Opera Company, fusionierte jedoch auch mit der Truppe des Impresario Maurice Strakosch (The Ullman and Strakosch Company; s. Kommentar zu Meyerbeer an Gemmy Brandus vom 12. VIII. 1859, Bezugstelle: Strakosch; VII 733). Beide Unternehmen arbeiteten in New York mit der im Oktober 1854 eröffneten New York Academy of Music zusammen und tourten entlang der Ostküste (Boston, Philadelphia, Baltimore). Ullmann konnte seine für 1861 geschlossenen Verträge aus finanziellen Gründen nicht halten, löste sie auf (die geplante Aufführung der Dinorah kam folglich nicht zustande) und kehrte alsbald nach Europa zurück (s. auch Tgb. 25. bis 27. VI. 1861). Dort betreute er später die Karriere Carlotta Pattis. Meyerbeer an Hermann Küster vom 27. VI. 1861 Zum Adressaten: Hermann Küster (*14. VII. 1817 Templin/Uckermark, † 17. III. 1878 Herford) wurde nach seiner Ausbildung am Königl. Institut für Kirchenmusik und an der Akademie der Künste in Berlin zunächst Musikdirektor und Musiklehrer in Saarbrücken (seit 1845), seit 1852 in Berlin. 1857 nahm er als Nachfolger Grells die Position des Hof- und Domorganisten mit dem Titel eines Musikdirektors ein. Küster, der auch musikschriftstellerisch tätig war, hatte in dieser Zeit bereits eine Reihe von Oratorien zur Uraufführung gebracht (an der Singakademie 1844 Die Erscheinung des Kreuzes, 1850 Hermann der Deutsche), zuletzt am 17. X. 1855 an der Petrikirche Das Wort des Herrn. Welches seiner Oratorien er Meyerbeer zur Lektüre vorlegte, läßt sich nicht ermitteln. Meyerbeer an Johannes Schulze vom 28. VI. 1861 Zum Adressaten: Der Geheime Rat Schulze war mit den angesprochenen Angelegenheiten betraut; der Brief ist in seinem Nachlaß überliefert. Meyerbeer an Margarethe Schönlein vom 29. VI. 1861

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16] kleine Audienz: s. Tgb. 2./3. VII. 1861. 22] Fräulein Didi: Augusta Cäcilia (auch Cäcilie) Johanna Schönlein (1838–1919; seit 1869 verheiratete Seuffert; VII 574), die jüngere der beiden Töchter Schönleins, trug den Kosenamen „Didi“. Tgb. Juli 1861

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7] 4. Germanische Museum: Das von Hans Freiherr von Aufseß initiierte und am 17. VIII. 1852 im Rahmen einer Tagung der Geschichtsvereine in Dresden gegründete

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Germanische Nationalmuseum war am 15. VI. 1853 im Tiergärtnertorturm provisorisch, am 11. IX. 1857 in der Kartause als endgültigem Standort in Nürnberg eröffnet worden. Entsprechend der Idee des Initiators, der seine bedeutende Privatsammlung „germanischer“ Kulturgüter als Grundstock einbrachte, sollte es Aufgabe des Museums sein, den gesamten deutschen Sprachraum museal zu repräsentieren und zu diesem Zweck geschichtliche, künstlerische und literarische Zeugnisse von der frühesten Zeit bis zunächst 1650 an einem Ort zu vereinen. Wie von Meyerbeer angedeutet, lag anfangs der Schwerpunkt auf Mittelalter und früher Neuzeit. Beiträger des von einer Stiftung unterstützten Museums waren Fürsten und Institutionen, aber auch Privatpersonen, die durch Überlassen ihrer Sammlungen zur Realisierung der Gründungsidee sukzessive beitrugen. Während das Museum als volksbildende Einrichtung der Öffentlichkeit zur Verfügung stand, waren Archiv, Bibliothek sowie die Münz-, Siegel- und Kupferstichsammlung nichtöffentliche Einrichtungen, dienten ausschließlich wissenschaftlichen Zwecken und waren den Gelehrten vorbehalten. 10] Sebalduskirche: Hauptsehenswürdigkeit der spätromanische und gotische Baustile vereinigenden Kirche war das St. Sebaldusgrab von Peter Vischer und seinen Söhnen. 10] katholischen Kreuzkirche: Meyerbeer betrachtete die Fassade der gotischen Heilig-Kreuzkirche in Johannis. 11] Brunnen auf den Markt: Der 1385 bis 1396 von Heinrich Behaim auf dem Marktplatz errichtete, in Art eines gotischen Spitzturmes gehaltene, ca. 18 m hohe „Schöne Brunnen“ galt als eine der Hauptsehenswürdigkeiten Nürnbergs. Im Zentrum standen die an acht Pfeilern aufgestellten, über einen Meter hohen Standbilder der sieben Kurfürsten und neun „Helden“: drei „heidnische“ (Caesar, Alexander und Hector), drei „jüdische“ (Judas Makkabäus, Josua und David) und drei „christliche“ (Gottfried von Bouillon, Chlodwig und Karl der Große). Im zweiten Aufsatz standen Moses mit den Gesetzestafeln und sieben Propheten. 11] Albrecht Dürers Haus: Das in der zweiten Hälfte des 15. Jh. errichtete Haus war 1826 von der Stadt aufgekauft und dem Dürerverein übergeben worden, der es sich zur Aufgabe gestellt hatte, es „wie zu Dürers Zeiten“ herzurichten. 12] Grunert aus Stuttgart: der Stuttgarter Hofschauspieler Karl Friedrich Grunert (1810–1869; VI 797). 13] Ein Stündchen in Sanssouci: Ein Vormittag in Sanssouci, Historisches Lebensbild in zwei Akten von Luise Mühlbach (=Clara Mundt geborene Müller [1814–1873; V 840]), UA 24. IV. 1859, Wallner-Theater, Berlin (Erstaufführung in den Vereinigten Stadttheatern von Nürnberg und Fürth in dieser Saison). 17] 5. Bavaria-Statue mit der Bayerischen Ruhmeshalle: Die 1843 bis 1853 im Auftrag König Ludwigs I. von Bayern nach Entwürfen Leo von Klenzes an der Theresienwiese errichtete klassizistische Ruhmeshalle mit den Büsten bedeutender Bayern beziehungsweise für Bayern bedeutender Persönlichkeiten war für Fremde ebenso eine Attraktion wie die 16 m hohe, auf einem 9 m hohen grauen Marmorwürfel stehende Kolossalstatue der Bavaria, ein hohles Erzgußwerk von Ferdinand von Miller nach einem 1838 bis 1845 angefertigten Modell Ludwig von Schwanthalers. In den Kopf stieg man über eiserne Treppen und erreichte einen Raum, in dem auf zwei Sofas sechs bis acht Personen Platz nehmen und über Öffnungen hinaussehen konnten. 20] Theater: Das Hof- und Nationaltheater war seit 1811 nach Plänen des Hofbaumeisters Karl von Fischer und dem Vorbild des Pariser Théâtre de l’Odéon am Maximiliansplatz errichtet und am 12. X. 1818 eröffnet worden. Am 14. I. 1823 brannte es vollständig ab und wurde nun von Klenze nach Fischers alten Plänen neu erbaut, wobei er einige Korrekturen vornahm und vor allem den Portikus mit den acht korinthi-

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schen Säulen vollendete (Wiedereröffnung am 2. I. 1825). In diesem Bauzustand befand sich das Theater noch bei Meyerbeers Besuch (1854 waren im Zuge des Baus der Maximilianstr. lediglich das angebaute Kulissenmagazin abgerissen und weitere kleinere Umgestaltungen vorgenommen worden). Mit seinen 104 m in der Tiefe und 56 m in der Breite (Platz für 2500 Personen in den Parterreräumen, fünf Logenemporen und Galerien) war es in der Tat das größte Theater Deutschlands. Das von Meyerbeer zum Vergleich herangezogene Berliner Opernhaus Unter den Linden, seit August 1843, als es bis auf die Außenmauern abbrannte, von Carl Ferdinand Langhans d. J. nach dem Vorbild des 1741/42 gebauten Hauses Georg Wenzeslaus von Knobelsdorffs wiedererrichtet (Wiedereröffnung am 7. XII. 1844 mit Meyerbeers Ein Feldlager in Schlesien), war 94 m tief und 33 m breit (Platz für 1790 Personen in den Parterreräumen und vier Rängen). 22] Kaufmann von Venedig: The Most Excellent Historie of the Merchant of Venice von Shakespeare (UA vor 1600, London), hier in der deutschen Übertragung von Wilhelm Schlegel (erschienen 1841). 22] Lewinsky: Der Wiener Schauspieler Josef Lewinsky (*20. IX. 1835 Wien, † 27. II. 1907 Wien) hatte am 17. I. 1855 in einer kleinen Rolle am Wiener Burgtheater debütiert, an das er nach vorübergehendem Wirken in Troppau und Brünn und einem fulminanten Auftreten als Franz Moor in Schillers Räuber 1858 fest als Charakterdarsteller engagiert worden war. Er durchlief an diesem Haus, dem er sein ganzes Leben verbunden blieb, eine beispiellose Karriere (1865 Ernennung zum wirklichen Hofschauspieler, 1870 zum Regisseur), so daß er – wie in dieser Zeit in München – ein gefragter Gastdarsteller wurde. 28] 6. Grabstätte: Michael Beers Grab befindet sich auf dem 1816 eingeweihten Jüdischen Friedhof an der Thalkirchnerstr. Nach einem Entwurf v. Klenzes wurde ein Jahr nach seinem Tod ein Grabmal errichtet mit Inschrift und unter Nennung der wichtigsten Werke des Schriftstellers (Klenzes Entwurf verwahrt die Staatliche Graphische Sammlung, München, Inv.-Nr. 27167). 30] Glyptothek: Das seit 1816 nach Entwürfen v. Klenzes am Königsplatz errichtete und 1830 eröffnete einstöckige klassizistische Gebäude beherbergte die von Ludwig I. noch während seiner Kronprinzenzeit in Italien und Griechenland gesammelten Meisterwerke antiker Bildhauerkunst. 30] neue Pinakothek: Die Neue Pinakothek für Malerei des 19. Jahrhunderts an der Barer Str. war seit 1846 im Auftrag Ludwigs I. nach Plänen des Oberbaurats August von Voit errichtet und 1853 eröffnet worden. Das Gebäude schmückten an den Außenwänden Fresken nach Entwürfen Wilhelm von Kaulbachs, die eine Vielzahl bedeutender deutscher Künstler sowie den Monarchen als Förderer derselben und als Kunstsammler zeigten. 32] Karl Baermann: Karl Baermann (1810–1885; V 964, VII 598), wie sein Vater Heinrich, Meyerbeers Jugendfreund, ein langjähriges Mitglied des Münchner Hofopernorchesters. 36] Volkstheater von Schweiger: Das „Neue Vorstadttheater in der Au“ wurde am 1. V. 1850 von Johann Schweiger (getauft am 21. XI. 1804 in Steinweg/bei Regensburg, † 16. III. 1869 [bestattet in München]) eröffnet und seitdem mit großem Erfolg geleitet. Schweiger, bis 15. IX. 1865 Eigentümer und Direktor des Theaters, führte zugleich Regie bei den Possen sowie bei den Lust- und Schauspielen (vgl. den entsprechenden Artikel in: Erni Maxstadt, Münchner Volkstheater im 19. Jahrhundert und ihre Direktoren, München: Buchendorfer 2002). 37] Das erste Busserl: S’erschtl Busserl, „a klans Vorspiel mit National-G’sangerln“ (Autoren nicht genannt; UA nicht ermittelt), war zusammen mit einer Posse Teil eines

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Programms, das im wesentlichen von spanischen Tänzern bestritten wurde, die seit dem 2. VII. an diesem Haus gastierten. 38] Tonhalle: Das Gastspiel Josef Matras’ „samt Gesellschaft aus Wien“ fand seit dem 27. VI. im Saal (bei günstiger Witterung im Garten) der Westend-Halle statt, einem der führenden Vergnügungs- und Konzertlokale der Stadt. Matras’ „Soireen“ erfreuten sich außerordentlicher Beliebtheit in allen Schichten der Bevölkerung. Über Meyerbeers Besuch erschien in der örtlichen Presse folgende Notiz: „Die Concert-Soiréen des J. Matras mit seiner Gesellschaft aus Wien erfreuen sich fortwährend eines gesteigert zahlreichen Besuches der feinsten Stände […]. – So ward ihnen auch bei der achten Soirée die seltene Ehre des Besuches des berühmten Compositeurs M e y e r b e e r zu Theil, welcher sich über die famose Komik des Herrn Matras in dem Lied: ‚D i e b e i d e n D r a g o n e r ’, sowie über die Monstre-Baßstimme des Herrn Binder und über den eleganten Vortrag der Lieder der Herren Vickermann und Spatz, höchst günstig aussprach und Allen nach jeder Piece seine Zufriedenheit durch lebhaften Applaus zu erkennen gab.“ (in: Münchener Neueste Nachrichten aus dem Gebiete der Politik, Beilage: Münchener Anzeiger, vom 8. VII. 1861 [40. Jg.]). 39] Matador Matras: Josef Matras (*1. III. 1832 Wien, † 30. IX. 1887 Kaltenleutgeben/NÖ) lebte als Volkssänger, Komiker und Schauspieler von Wandertheatern seit 1852 in Wien. Seit 1858 spielte er im Fürsttheater im Prater (1862 wechselte er ans Carltheater, dem er bis 1879 als populärer Komiker verbunden blieb). 40] Genre von Levassor: Pierre Thomas Levassor (*15. I. 1808 Fontainebleau, † 14. I. 1870 Paris), ein populärer Pariser Schauspieler im komischen Fach (Hauptwirkungsstätte bis 1852 war das Théâtre du Palais Royal).

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14] 9. Provenchère[s]: Zu Meyerbeers Quartier s. Kommentar zu Tk. April 1861 (Undatierte Vorsatzblätter), Bezugstelle: Wildbadt Gastein. 16] Hönigsberger: Benedikt Hönig Edler von Hönigsberg; zu seiner Wahl s. Kommentar zu Tk. Juni 1861 (Undatierte Nachsatzblätter), Bezugstelle: Dr Hoenigsberger. 24] 17. Olympia: Olimpie, Tragédie-lyrique en trois actes von Spontini (Text: Joseph Marie Armand Michel Dieulafoy und Charles Brifaut), UA 22. XII. 1819, Opéra, Paris. 26] 18. Becker: Am 14. VII. verübte der Leipziger Student Oskar Becker (*18. VI. 1839 Odessa, † 16. VII. 1868 Alexandria) in Baden-Baden auf den König das erwähnte Attentat, verletzte ihn aber nur leicht. Becker, Sohn eines russischen Staatsrates und Lyceumsdirektors, hatte die Tat, wie aus einem in seinem Hotel hinterlegten Brief hervorgeht, aus folgendem Motiv begangen: „Ich habe mich entschlossen zur That, die ich begehen werde, deshalb, weil ich der Meinung bin, daß Se. Majestät der König von Preußen trotz vielen anerkennenswerten Bestrebungen nicht im Stande sein wird, die Umstände zu meistern, die sich der Lösung der Aufgabe entgegensetzen, die er als König von Preußen in Bezug auf die Einigung Deutschlands zu erfüllen hätte“ (zu Einzelheiten s. Rolf Gustav Häbler, Geschichte der Stadt und des Kurortes Baden-Baden, Baden-Baden 1969, Bd. 2, S. 122f.). Becker wurde zu 20 Jahren Zuchthaus verurteilt, jedoch bereits 1866 durch den König begnadigt. Tgb. August 1861

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4] 3. Sandford: Francis Richard Sandford 1. Baron Sandford (*14. V. 1824 Glasgow, † 31. XII. 1893 London) war Sekretär des Organisationskomitees der Londoner Weltausstellung („Her Majesty’s Commissioners of the International Exhibition”), die 1862 in South Kensington stattfand (zu Meyerbeers Beteiligung s. Kommentar zu Tgb. 20. V. 1861, Bezugstelle: Brief aus London, Tgb. 26. VIII. 1861, vor allem Tgb. 24. IV. bis 9. V. 1862).

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Meyerbeer an Francis Richard Sandford vom 3. VIII. 1861 16] premiere lettre: s. Tgb. 20. V. 1861 und Kommentar. Meyerbeer an Louis Brandus vom 8. VIII. 1861

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3] wenn dieses im Musical World käme: In der Ausgabe vom 7. IX. 1861 (39. Jg., S. 570) erschien folgende Notiz: „International Exibition, 1862. – Her Majesty’s Commissioners have received a communication from M. Meyerbeer, stating that, in compliance with their request, he will compose a march for the opening ceremony.“ Im anschließenden Redaktionskommentar wird die Idee der musikalischen Umrahmung der Eröffnungsfeier mit neuen Kompositionen je eines der führenden Repräsentanten Englands, Deutschlands, Frankreichs und Italiens gelobt. 24] Messager des thèatres: Le Messager des théâtres gehörte Paul Ferry und wurde über viele Jahre redaktionell von dem mit Meyerbeer bekannten Achille Denis betreut. Aus den Lebensdokumenten geht nicht hervor, wann Meyerbeer zuletzt das Abonnement bezahlt hat. 30] Harries: Augustus Glossop Harris († 14. VII. 1873 London), von 1853 bis zu seinem Tod Gyes Inspizient an Covent Garden in London, seit 1859 zugleich Direktor des Princess’s Theatre. Meyerbeer an Karl Baermann vom 9. VIII. 1861

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30] Nachcur in Spa: s. Tgb. 14. VIII. 5] Ihre liebe Frau und Kinder: Barbara Maria Anna Baermann geborene Schmitz (*1808, † 1892), mit der Baermann seit 1834 verheiratet war, sowie ihre Kinder, darunter der Pianist Karl (1839–1913; VII 598). Alexis comte de Pillet-Will an Meyerbeer vom 10. VIII. 1861 Poststempel: a) Paris 10. VIII. 61, b) 12. VIII. Tgb. August 1861

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4] 11. Mirabellen-Garten: Der zum Schloß Mirabell gehörige Barockgarten (um 1690 umgestaltet unter Fürsterzbischof Johann Ernst Graf von Thun, nach Plänen von Johann Bernhard Fischer von Erlach; um 1730 neukonzipiert von Franz Anton Danreiter) war 1854 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden und zählte seitdem zu den Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt. Meyerbeer an Georges Frédéric Burguis vom 14. VIII. 1861 28] M. Caro: Julius Caro (Lebensdaten nicht ermittelt; VII 613), Kaufmann, Inhaber einer Berliner „Waaren-Credit-Gesellschaft“. Tgb. August 1861

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4] 15. Der fliegende Holländer: Romantische Oper in drei Aufzügen von Wagner (Text: vom Komponisten), UA 2. I. 1843, Hoftheater, Dresden. Meyerbeer hatte sich für das Werk in seiner Position als preußischer Generalmusikdirektor sehr eingesetzt, so daß es am 7. I. 1844, gut ein Jahr nach der Dresdener Uraufführung, in Berlin herauskam. Bei dieser Gelegenheit hatte Meyerbeer es gehört und Wagner aus diesem Anlaß auch ein Diner gegeben (III 479 und 777). Bezüglich der Dresdener Aufführung muß ihn sein Gedächtnis im Stich gelassen haben: Anläßlich der Dresdener Einstudierung und Premiere im Januar 1843 war das Werk mangels Publikumsakzeptanz nur viermal gegeben und seitdem nicht wieder aufgeführt worden. Meyerbeer hielt sich bei

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dieser Gelegenheit nachweislich seiner Lebenszeugnisse (III 422ff.) nicht in Dresden, sondern in Berlin auf. 10] 16. nach Ems: Meyerbeer logierte bis zu seiner Abreise am 15. IX. im Pariser Hof. 20] 20. Spohrs Selbstbiographie: Louis Spohr’s Selbstbiographie, 2 Bde., Kassel: Wigand 1860 und 1861. 22] 22. Walter Scott’s Lebensbeschreibung … Neffen Felix Eberty: Walter Scott. Ein Lebensbild, Leipzig: Hirzel 1860. Der Jurist Felix Eberty (1812–[7. VII.] 1884; V 877) hatte um 1848 seine juristische Stellung am Appellationsgericht in Breslau aufgegeben (nach dem „Gesetz über die Verhältnisse der Juden im preußischen Staat“ vom 23. VI. 1847 war es zunächst ungetauften, dann aber auch einem getauften Juden, der Eberty seit 27. IX. 1826 war, versagt, ein juristisches Amt auszuüben, das mit richterlicher Gewalt verbunden war). Nach seiner Habilitation im Jahre 1850 lehrte er seit 1860 als außerordentlicher Professor für Strafrecht, Strafprozeßrecht und Kriminalrecht ebenfalls in Breslau, widmete sich von 1861 bis 1864 der Lehre des Naturrechts, betätigte sich während dieser Zeit und vor allem danach jedoch überwiegend als freier Schriftsteller. Eberty lebte mit seiner Familie sowohl in Breslau als auch auf dem von seinem Vater geerbten Besitz Gut Arnsdorf. Er ist der Verfasser einer Reihe wissenschaftliche Bücher (darunter Versuche auf dem Gebiete des Naturrechts, Leipzig: Engelmann 1852, sowie die siebenbändige Geschichte des Preußischen Staats, Breslau: Trewendt 1867–1872). Zu einer weiteren, von Meyerbeer gelesenen Biographie Ebertys s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 13. VI. 1863. (Zu Felix Eberty s. Rolf Born, Heimann Joseph Ephraim oder Tradition als Bindung, Berlin: Oberbaum o.J. [1988], S. 103–129, und Bettina Scholze, Otto Stobbe [1831 – 1887]. Ein Leben für die Rechtsgermanistik, Berlin 2002, S. 54.) 25] 23. Musikdirektor Hempel: Ad. Hempel (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt), Leiter der Kurmusik in Bad Ems. Er ist der Verfasser von Tanzkompositionen, die in Mainz (Schott) und in Weilburg (Lanz’sche Buchhandlung) im Druck erschienen.

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3] 27. einen Krönungsmarsch: Krönungs-Marsch [/] für zwei Orchester [/] Aufgeführt in Königsberg während des Krönungszuges. [/] Seiner Majestät dem König von Preussen [/] Wilhelm I [/] in tiefster Ehrfurcht gewidmet [/] von [/] G. Meyerbeer. Berlin: Schlesinger [1861], Pl.-Nr. 5024. Meyerbeer war mit der Komposition bis Ende September (s. Tgb. 23. IX. 1861) kontinuierlich befaßt (zur Konzeption des Werks s. Meyerbeer an eine Excellenz vom 18. IX. 1861). Am 8. X. begann er ihn zusammen mit Wieprecht, der das Arrangement für Militärmusik besorgt hatte, einzustudieren (s. Tgb.). Die Reise nach Königsberg konnte Meyerbeer aus gesundheitlichen Gründen nicht antreten (s. Tgb. 11. bis 14. X. und Meyerbeer an Friedrich Wilhelm Graf von Redern vom 14. X. 1861). 5] Moskowiter-Saal: Der 1711 so benannte Saal des 1944 zerstörten Königsberger Schlosses war mit seinen Ausmaßen von 83 × 18 m einer der größten seiner Zeit. Meyerbeer an Amédée Hilaire Guyot vom 27. VIII. 1861 Zur Datierung, zum Adressaten: alle Angaben nach dem Antiquariatskatalog Hans Schneider (s. Quellenangabe zum Brief).

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Meyerbeer an Minna Meyerbeer vom 9. IX. 1861 1] Fräulein Etha und Didi: Margarethe und Cäcilie Schönlein. Tgb. September 1861 13] 10. Edouard Fétis: Edouard Louis François Fétis (1812–1909; V 940), seit 1836 Konservator an der Bibliothèque royale in Brüssel. Zugleich lehrte er an der Académie

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des beaux arts Kunstästhetik und war Feuilletonist bei der von Meyerbeer erwähnten Zeitung L’Independance belge. 13] Figaro: Im Figaro vom 5. IX. 1861 (8. Jg., Nr. 684, S. 5 f.) war in der Rubrik „Les coulisses“ eine Reihe törichter Bemerkungen eingerückt worden, die Meyerbeer insofern provozieren konnte, als sie den Anschein zu erwecken versuchte, Meyerbeer habe Gounods La Reine de Saba als Konkurrenzwerk aufgefaßt (s. in diesem Zusammenhang Meyerbeer an Louis Brandus vom 23. V. 1861 und Kommentar, Bezugstelle: Mr Gounod, sowie Tgb. 17. XI. 1861) oder habe seine alte Africaine-Partitur für seine späteren Werke geplündert: „L’Académie impériale der musique s’occupe activement de la Reine de Saba, opéra en cinq actes de Gounod. [im Original Absatz] Un personnage qui est au courant des habitudes de Giacomo Meyerbeer offre de parier QUARANTE MILLE FRANCS que, le lendemain de la représentation de la Reine de Saba, M. Meyerbeer apportera l’Africaine, S’IL Y A SUCCES. – Les artistes, fatigués par les répétitions, ne pourraient alors chanter le nouvel opéra aussi souvent que l’auteur doit l’espérer, – et peu à peu, Robert le Diable, les Huguenots et le Prophète aidant, – il n’y aurait plus de Reine de Saba. – Cette opinion malveillante n’est point la notre. Voici pourquoi. [im Original Absatz] L’AFRICAINE n’existe pas. [im Original Absatz] Il y a un poëme mais la musique y manque. La partition de l’Africaine a traité depuis vingt ans dans le cabinet du maëstro. [im Original Absatz] Or, le maëstro a eu besoin de différents morceaux pour le Prophète, pour l’Étoile du Nord, pour le Pardon de Ploërmel. [im Original Absatz] L’Africaine était là; on puisait dans l’Africaine. [im Original Absatz] Qu’en reste-t-il au juste? Nous l’ignorons, mais il ne doit pas en rester beaucoup. [im Original Absatz] – Je vous répète que Scribe seul sera peut-être entamé. [im Original Absatz] – Ah! tant mieux! C’est bien … Scribe peut supporter ça, tandis que moi! …“ 31] 14. „Ich bin ein Preuße“: Neithardt komponierte das „Volkslied“ 1826 auf einen Text des Berliner Gymnasialdirektors Thiersch, UA 11. IV. 1830 in der „Brandenburgischen Gesellschaft“ von dem Berliner Hofopernsänger, dem Bassisten August Zschiesche.

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9] 15. sein Vater: Der Berliner Kaufmann Nathan Brandus (1785–1861; V 842, VI 679) war an diesem Tag verstorben. 11] Mademoiselle Cambardi: Die Sopranistin Mathilde Jeanne Cambardi (eigtl. Chambard; 1828–1861; VII 622) gastierte in dieser Saison am Wiesbadener Herzoglichen Theater außer in der von Meyerbeer besuchten Vorstellung noch als Protagonistin in Donizettis Lucia di Lammermoor. 12] Bariton Rocca-Montani: Federico Monari-Rocca (Lebensdaten nicht ermittelt), in dieser Zeit an der Oper in Neapel engagiert, ist als Sänger noch in London sowie 1865 in Parma nachweisbar. Außer den Grafen Luna in der von Meyerbeer besuchten Vorstellung sang er in Wiesbaden noch den Ashton aus Donizettis Lucia di Lammermoor. 13] Tenor Caffieri: Carl Caffieri (eigtl. Carl Arnold Fuß; † IV. 1913 Wiesbaden) war nach Stationen in Mannheim (1857) und Breslau in dieser Saison ans Wiesbadener Herzogliche Theater engagiert worden, dem er dauerhaft verbunden blieb. Meyerbeer an eine Excellenz vom 18. IX. 1861 Zum Adressaten: Die in dieser Angelegenheit für Meyerbeer in den Lebensdokumenten genannte maßgebliche Persönlichkeit mit dem Titel „Excellenz“ war Graf Redern. Dieser wird jedoch im Brief in anderem Zusammenhang erwähnt, so daß er als Adressat ausscheidet.

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Meyerbeer an Thérèse Célérier vom 19. IX. 1861

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26] directeur du Messager des théâtres: Achille Denis (Lebensdaten nicht ermittelt; VI 742, VII 622), Chefredakteur des Messager des Théâtres, seit 1857 auch der Revue et Gazette des Théâtres. Tgb. September 1861

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19] 20. Der Vetter … Benedix: Lustspiel in drei Aufzügen von Roderich Benedix (1811–1873; V 860), UA 21. XI. 1846, Leipzig. 19] La chanson de Fortunio: Opéra comique en un acte von Offenbach (Text: Hector Crémieux und Ludovic Halévy), UA 5. I. 1861, Théâtre des Bouffes-Parisiens, Paris, hier in der deutschen Übersetzung von Ferdinand Gumbert als Meister Fortunio und sein Liebeslied. Meyerbeer an Johann Gottfried Maaß vom 22. IX. 1861 Zum Adressaten: Johann Gottfried Maaß (*um 1790–1869; VII 610) war in dieser Zeit Inspektor der Akademie der Künste, an den der Brief laut Anrede und Briefinhalt gerichtet ist. 29] Franz Otto: Wie aus dem Protokoll der Sitzung des Senats der Akademie der Künste vom 21. IX. 1861 hervorgeht (Stiftung Archiv der Akademie der Künste, PrAdK 58, Bl. 62v), handelt es sich um einen Berliner Musiklehrer (s. in diesem Zusammenhang Meyerbeer an Franz Otto zwischen 17. und 20. V. 1860 und Kommentar): „Schreiben von dem Musiklehrer Otto, derselbe bittet um eine Unterstützung. Der H. General Musik-Director Meyerbeer hat angewiesen, demselben aus der von ihm aus akademischen Einnahmen gebildeten Unterstützungs-Kasse 25 Rtl zu zahlen.“ Tgb. September 1861

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6] 23. zu Besuch: Liszt hatte am 12. VIII. Weimar verlassen und war nach einem dreiwöchigen Aufenthalt beim Prinzen Constantin von Hohenzollern-Hechingen in Löwenberg am 19. IX. in Berlin eingetroffen. Dort blieb er bis zum 6. X., um sodann nach Rom zu reisen, wo er am 20. X. eintraf (seine geplante Hochzeit mit Fürstin Carolyne von Sayn-Wittgenstein sollte dort am 22. X., an Liszts Geburtstag, stattfinden, wurde jedoch im letzten Moment durch päpstliche Intervention verhindert). Wenige Tage später, am 27. IX. (s. Tgb.), besuchte Liszt Meyerbeer erneut, worauf dieser noch am selben Tag einen Gegenbesuch abstattete. Am 5. X., einen Tag vor seiner Abreise, suchte Liszt Meyerbeer anläßlich einer Pause im Opernhaus auf (s. Tgb.). Es war dies nachweislich der Lebensdokumente die letzte persönliche Begegnung beider Künstler, deren erste wahrscheinlich während Liszts Einladung Meyerbeers zu seiner Soiree am 17. I. 1837 zustande gekommen war (s. III 21). Über all die Jahre blieb ihre Beziehung – ungeachtet mancher Irritationen (s. unter anderem Tgb. und Kommentar zu Tgb. Januar bis 7. Februar 1860 und Kommentar, Bezugstelle: Schrift über die Musik der Zigeuner, sowie den entsprechenden Querverweis) – freundschaftlich und respektvoll. 8] Kölner Zeitung: In der Ausgabe von diesem Tag (Kölnische Zeitung vom 23. IX. 1861, Nr. 264) erschien auf der Titelseite mit Datum vom 21. IX. folgende Notiz: „Der General-Musik-Director J.[!] Meyerbeer wird übermorgen (am 23.) 70 Jahre alt. Der noch in voller Rüstigkeit prangende berühmte Meister hat zur Krönungsfeier eine Musik gesetzt, und wird sich auch nach Königsberg zur Leitung des Hof-Concertes begeben.“ Jules Janin an Meyerbeer vom 23. IX. 1861 Zum Absender: Der Schriftsteller und Journalist Jules Gabriel Janin (1804–1874; II 648, VI 658, VII 574), Mitarbeiter des Journal des Débats. Er zählte zu Meyerbeers engerem Pariser Bekanntenkreis.

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24] Rameau: Die Urenkelin des Komponisten Jean Philippe Rameau (1683–1764; VII 709), Gattin eines Kaufmannes, lebte mit ihrer Familie in großer wirtschaftlicher Bedrängnis (s. Tgb. 2. X. 1861). Biographisch läßt sie sich anhand des Eintrags in das Kondolenzbuch erfassen, das bei Janins Begräbnis auslag: „Couvé-Rameau, la petitefille de Rameau et ses enfants“ (zitiert nach: Jules Janin, 735 Lettres à sa femme, hrsg. u. kommentiert v. Mergier-Bourdeix, 3 Bde., Bd. 3, Paris: C. Klincksieck 1979, S. 373). – Mit Les Indes galantes (Ballet héroïque, Text: Louis Fuzelier, UA 23. VIII. 1735, Opéra, Paris) und Castor et Pollux (Tragédie mise en musique, Text: Pierre Joseph Bernard gen. Gentil-Bernard, UA 24. X. 1737, Opéra, Paris) benennt Janin zwei Werke des Komponisten, die im 19. Jahrhundert unbekannt waren. – Janin selbst hatte in dieser Zeit seine Schrift Fin d’un monde et du neveu de Rameau (Paris: E. Dentu 1861) mit außerordentlichem Erfolg publiziert. Am Schicksal der Familie des Komponisten nahm er regen Anteil. 28] representation de l’opera: zu Meyerbeers Reaktion auf Janins Bitte s. Meyerbeer an Jules Janin vom 2. X. 1861. 31] Guillot: Amédée Guyot.

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6] Rose Chéri: Die berühmte Pariser Schauspielerin Rose Chéri (eigtl. Rose Marie Lemoine-Montigny geborene Cizos; 1824–1861; IV 601, V 783) war einen Tag zuvor in Passy an Diphtherie gestorben. 6] Pulvis et umbra sumus!: Staub und Schatten sind wir! (Horaz, Oden, Buch IV, 7, 16). 11] Claire: nicht ermittelt. Janins Gattin trug die Vornamen Adelaïde Françoise. Tgb. September 1861 16] 24. Baurat Stüler: Der Architekt Friedrich August Stüler (*28. I. 1800 Mühlhausen, † 18. III.1865 Berlin) war seit 1845, nach dem Tod Karl Schinkels und Ludwig Persius’, für das gesamte Hof- und Staatsbauwesen Preußens verantwortlich, insbesondere für den Kirchenbau, als dessen Dezernent er seit 1853 in der Bauabteilung des Handelsministeriums wirkte. Für die Krönung Wilhelms I. in Königsberg (bereits 1840 hatte er dort als Direktor der Schloßbaukommission die Dekorationen für die Huldigung der preußischen Stände am 7. IX. im Schloßhof konzipiert) stattete er die Schloßkirche aus. 18] 25. meine Cantate: Fest-Hymnus zur Krönung König Wilhelms I. von Preußen (s. Kommentar zu Tk. 16. IV. 1861, Bezugstelle: Köster). Im seit 1945 verschollenen Teil des Meyerbeer-Nachlasses der Berliner Staatsbibliothek befand sich das Autograph dieser ungedruckten Komposition unter der Signatur Mb 1021. 21] Flodoard Geyer: Flodoard Geyer (1811–1872; IV 519, VII 598), in dieser Zeit Redakteur bei den Berlinischen Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen („Spenersche Zeitung“; bis 1866). Meyerbeer an Gemmy Brandus vom 25. IX. 1861 26] Ave Maria: s. Kommentar zu Tk. 10. VI. 1861, Bezugstelle: Méditation. Daniel François Esprit Auber an Meyerbeer vom 26. IX. 1861

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20] Mademoiselle Erequist: Die Sängerin Erequist-Riondini (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt) nahm am 4. XI. 1861 an einem Konzert zum Gedächtnis Mendelssohn Bartholdys teil (s. Kommentar zum Tgb.).

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Meyerbeer an Julius Pabst vom 27. IX. 1861

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8] oetische Gabe: nicht ermittelbar. Pabst hatte in dieser Zeit eine Reihe von Texten unterschiedlicher Gattungen produziert und zum Teil publiziert. 11] Ihres Herrn Bruders: der Komponist August Pabst (1811–1885; V 920), Dirigent und Organist in Königsberg. Tgb. September 1861

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1] 28. Der Postillon von Lonjumeau: Le Postillon de Lonjumeau, Opéra comique en trois actes von Adam (Text: de Leuven [eigtl. Adolphe Graf Ribbing] und Léon-Lévy Brunswick [eigtl. Léon Lévy]), UA 13. X. 1836, Opéra Comique, Paris, hier in der deutschen Übertragung von M. G. Friedrich (eigtl. Friedrich Melchior Gredy). 2] Tenorist Wachtel: Theodor Wachtel (*10. III. 1823 Hamburg, † 14. XI. 1893 Frankfurt/Main), ursprünglich Kutscher und Inhaber eines Lohnfuhrwerks, hatte nach seinem Debüt 1849 in seiner Heimatstadt verschiedenen Bühnen angehört (Dresden, Würzburg, Darmstadt, Kassel), trat in dieser Zeit jedoch ausschließlich als Gast auf (am 1. XI. 1861 wurde er Mitglied der am Victoria-Theater gastierenden italienischen Operngesellschaft Lorinis). Sein Renommee verdankte er, wie Meyerbeer in Übereinstimmung mit der zeitgenössischen Kritik beschreibt, seiner ungewöhnlichen Naturstimme. Die Partie des Chapelou war seine Paraderolle, die er nach eigener Aussage über 1000 Mal gesungen haben will. 1862 startete er seine beeindruckende internationale Karriere an Covent Garden in London. Für Meyerbeers Werk war er bedeutend als Vasco in der Londoner wie Berliner Erstaufführung der Africaine (Juli bzw. November 1865). 9] 29. Musikdirektor von Hertzberg: Rudolph von Hertzberg (1818–1893; VII 561), seit 1847 Gesanglehrer des Berliner Domchors (1858 erhielt er den Titel Königl. Musikdirektor). Seit Neithardts Tod im April 1861 war er zunächst interimistischer und nach fehlgeschlagenen Bemühungen, Grell für diese Position zu gewinnen, seit 1862 auch amtlicher Leiter und erster Gesanglehrer des Domchors (bis 1889; s. in diesem Zusammenhang 150 Jahre Staats- und Domchor Berlin. Unbekannte und unveröffentlichte Dokumente, ausgewählt und eingeleitet von Wolfgang Dinglinger, Berlin: Edition Hentrich 1993, S. 31–37). 10] Kopist Patschke: C. Patschke (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt), Notenkopist an den Berliner Königlichen Schauspielen. Meyerbeer an Louis Brandus vom 29. IX. 1861 22] grande scène des étudiants: s. Meyerbeer an Henri Blaze de Bury vom 28. I. 1861 und Kommentar zu Tgb. 10. III. 1860. Meyerbeer an Eduard Grell vom 30. IX. 1861

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4] Judas Maccabaeus: Händels Oratorio in three acts Judas Maccabaeus (Text: Thomas Morell), UA 1. IV. 1747, Coventgarden, London, hier in der fälschlich Mozart zugeschriebenen Bearbeitung von Joseph Starzer (UA 21. III. 1779, Kärntnertortheater, Wien; deutsche Übersetzung von Gottfried van Swieten), daraus der Chor „See the conqu’ring hero comes“. Wie aus Meyerbeer an Franz Espagne vom 8. X. 1861 hervorgeht, entlieh Meyerbeer sich die Partitur von der Königlichen Bibliothek. Tgb. Oktober 1861 23] 1. Kontraltistin Marchisio: Barbara Marchisio.

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Meyerbeer an Jules Janin vom 2. X. 1861 Zum Adressaten: Der Brief nimmt Bezug auf Jules Janin an Meyerbeer vom 23. IX. 1861. Tgb. Oktober 1861

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8] 3. Märkischen Sängerbund: die 1860 von Rudolf Tschirch gegründete Berliner Chorvereinigung „Märkischer Zentral-Sängerbund“ (zum Kontext s. Tgb. 4. und 14. X. 1861). 13] 4. Händels Coronation-Anthem: Händels anläßlich der Krönung Georges II. von England 1727 komponiertes Anthem „Zadok the Priest“ gehört zum festen Repertoire der englischen Krönungsmusik. Allem Anschein nach wurde es – möglicherweise als Reverenz gegenüber Kronprinzessin Victoria – innerhalb einer preußischen Krönungszeremonie zum ersten Mal aufgeführt. Wie aus der Regeste zu Meyerbeer an Franz Espagne vom 8. X. 1861 hervorgeht (s. Quellenangabe zum Textauszug), war das Aufführungsmaterial in Berlin nicht vorhanden und wurde aus Köln angefordert. 16] Custos Espagne: Franz Espagne (*21. IV. 1828 Münster, † 24. V. 1878 Berlin), nach seiner Ausbildung bei Siegfried Dehn 1858 vorübergehend Musikdirektor in Bielefeld, nach Dehns Tod dessen Nachfolger im Amt des Kustos der Musikabteilung der Königlichen Bibliothek in Berlin. 17] Musikdirektor Tschirch: Rudolf Tschirch (1825–1872; V 940), 1860 Begründer des von ihm geleiteten „Märkischen Zentral-Sängerbundes“. Zu seiner Beteiligung an den Krönungsfeierlichkeiten s. Tgb. 14. X. 1861.

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8] 6. Meyenberg: nicht ermittelt; ein Musiker dieses Namens ist im Berliner Einwohnerverzeichnis dieser Zeit nicht nachgewiesen. Meyerbeer an Ercole Tinti vom 7. X. 1861 23] Mr Serda: Jacques Émile Serda (1804–1863; III 717). 24] basse Alizard: Adolphe Joseph Louis Alizard (1814–1850; III 661) hatte die Partie erstmals 1837 gesungen. 26] Mr Cazau: Antoine Cazaux (Lebensdaten nicht ermittelt), 1855 in Marseille engagiert, wirkte von 1859 bis 1865 an der Opéra. Die Partie des St. Bris hatte er erstmals 1859 gesungen. Tgb. Oktober 1861

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3] 8. Boshafte Artikel: Der Artikel in The Musical World war in der Ausgabe vom 5. X. (39. Jg., S. 627) erschienen. Dort heißt es im Blick auf den Krönungsmarsch: „I suppose it is not information to your readers to say that Meyerbeer takes the direction of the music for the coronation festival at Kœnigsberg, and that he has composed a solemn hymn expressly for that occasion. It may be news, however, to state that in the ancient city of the Prussian kings there is an opera house, and that recently in that opera house was performed Herr Wagner’s Opera of the Phantom Ship, and that to hear that opera the honest Königsbergers flocked in vast numbers, hailing the work of the prophet composer with mighty enthusiasm.“ – In der Süddeutschen Musik-Zeitung war am 23. IX. 1861 (10. Jg., Nr. 38, S. 152) unter dem Rubrum „Aus Paris” folgende Notiz publiziert worden: „Meyerbeer hat den Parisern abermals eine arge Täuschung bereitet; seine Afrikanerin wird nämlich auch in der bevorstehenden Saison nicht zur Aufführung kommen. Freilich hat Meyerbeer das Publikum an solche Täuschungen schon so sehr gewöhnt, dass man an das Dasein dieser seit mehr als zwanzig Jahren vielbesprochenen Afrikanerin kaum mehr glaubt, als an die famose Wasserschlange, die

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bekanntlich immer auftaucht, wenn die Zeitungen an Neuigkeitsmangel leiden. Daher kommt es denn auch, dass besagte Afrikanerin die Satyre herausfordert und manche böse Zunge behauptet, der Text zu dieser Oper sei zwar schon vor Olims Zeiten von Scribe verfasst worden, die Musik habe niemals existirt. Dem ist aber nicht so. Die Partitur ist seit einer langen Reihe von Jahren vollendet und gehört also zu den Werken, die der Componist der Hugenotten in der Fülle seiner Kraft geschaffen. Wer aber den Grund zu sagen wüsste, warum der Maëstro sich noch immer nicht dazu verstehen will, vor das Publikum zu treten, der müsste mit Allwissenheit begabt sein. Der einzig plausible Grund, den man etwa anführen könnte, wäre der, dass der Componist die für sein Werk erforderlichen Gesangkräfte unzulänglich findet. Aber wird er, nachdem er zwei Jahrzehnte vergebens geharrt, nächstes Jahr bessere Kräfte finden? Meyerbeer ist ängstlich auf seinen Ruhm bedacht und daraus soll ihm kein Vorwurf gemacht werden; im Gegentheil, man muss es ihm sogar hoch anrechnen, dass er auch nicht ein einziges Blättchen aus seinem reichen und gewiss nicht allzu leicht errungenen Lorbeerkranz verlieren will. Aber treibt er in Bezug auf die erwähnte Partitur die Aengstlichkeit nicht gar zu weit? Meyerbeer steht dicht an der Schwelle des Greisenalters. Er hat nicht mehr viel Zeit zu verlieren, wenn er einen neuen Triumph erleben und sich dessen erfreuen will. Noch besitzt er Kraft und Energie genug, die Proben mit der ihm eigenthümlichen Beharrlichkeit leiten zu können. Ist er aber auch sicher, dass er diese Energie immer besitzen, dass er diese Kraft niemals verlieren werde? Meyerbeer geniesst einer seltenen Popularität. Das Publikum wird daher sein neues Werk, das sich seinen grossartig angelegten Produktionen anschliesst, gewiss mit Freuden begrüssen, zumal in einer Zeit, wo den Freunden der lyrischen Scene so wenig geboten wird, was einen wahren Genius verräth.“ Meyerbeer an Franz Espagne vom 8. X. 1861 Zur Datierung, zum Adressaten: s. Regeste im Auktionskatalog (s. Quellenangabe zum Brief); s. auch Tgb. 4. X. 1861. 9] Krönungsmusik: s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 4. X. 1861. 11] Judas Maccabaeus: s. Meyerbeer an Eduard Grell vom 30. IX. 1861 und Kommentar. Meyerbeer an Charles Schiller vom 9. X. 1861 Zum Adressaten: der Journalist Charles Schiller (Lebensdaten nicht ermittelt), Mitarbeiter der Tageszeitung La Patrie. Tgb. Oktober 1861

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27] 11. Baron Krüd[e]ner: Die Meyerbeer vorgestellten Ergebnisse sind wahrscheinlich in folgende Publikation Baron Krüdeners eingegangen: L’Équilibre politique du monde et la réconciliation des Églises basés sur l’interprétation des prophéties bibliques, Leipzig: W. Gerhard 1865. Lediglich eine einzige weitere Schrift des Autors ist bibliographisch noch nachweisbar: La Sainte-Alliance et les nationalités (Paris: Amyot 1859). Der ohne Vornamen genannte Autor ist nicht der bekannte Diplomat Paul Baron von Krüdener (1784–1858), Sohn der Pietistin Julie Barbara Baronin von Krüdener geborene von Vietinghoff (1764–1824). Meyerbeer an Pietro Romani vom 11. X. 1861

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10] Mademoiselle Wolff: die Altistin Rosalie Wolff (*nach 1840 Berlin; zu ihrer Herkunft s. Meyerbeer an Karoline Ungher-Sabatier vom 11. X. 1861 und Kommentar).

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Meyerbeer an Karoline Ungher-Sabatier vom 11. X. 1861 27] Tochter sehr begüterter Ältern: Die Eltern der Gesangschülerin waren der Berliner Kaufmann und Kattunfabrikant Moritz Wolff (*26. III. 1813 Märk. Friedland, † nach 1870), zusammen mit seinen Brüdern Joseph, Alexander und Felix Inhaber der Fa. Nathan Wolff und Sohn, Kaufleute und Kattunfabrikanten (Sitz der Fa.: Spandauer Str. 17), und die Berliner Kattunfabrikantentochter Auguste Wolff geborene Herfort (Lebensdaten nicht ermittelt; verheiratet seit 1840).

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5] Méquillet: die Kontraltistin Sophie Méquillet (Lebensdaten nicht ermittelt; V 750). Tgb. Oktober 1861 30] 14. mein Arrangement des God save the King: Bundeslied über das Thema God save the king [Heil Dir im Siegerkranz] für Männerchor und Klavierbegleitung ad. lib. Die Komposition erschien als zweites Stück (Pl.-Nr. 5532) der Anthologie Chöre für Männerstimmen (Partitur und Stimmen), Berlin, Posen: Bote & Bock [1862] (s. auch Kommentar zu Meyerbeer an Peter Schott zwischen 6. und 11. III. 1861 und Kommentar). Die französische Version war im Verlag G. Brandus et S. Dufour unter dem Titel Invocation à la Terre natale. Sur le thème du God save the King erschienen (s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 1. VI. 1861). Meyerbeer an Eduard Daege vom 16. X. 1861 Zum Adressaten: Der Maler Eduard Daege (*10. IV. 1805 Berlin, † 6. VI. 1883 Berlin), seit 1835 Mitglied der Berliner Akademie der Künste (seit 1838 als Lehrer bzw. 1840 als Professor), gehörte wie Meyerbeer seit 1852 dem Senat dieser Institution an. Nach dem Tod Wilhelm Herbigs im April 1861 wurde er Direktor der Akademie der Künste (bis 1874) und war damit Empfänger der Urlaubsgesuche. Er leitete in dieser Zeit auch die Sitzungen. Meyerbeer an Friedrich Wilhelm Graf von Redern vom 17. X. 1861

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3] H v. Kontsky: zu Kontskis Beteiligung s. Kommentar zu Tgb. 24. X. 1861. 10] Tenorist Tribelli mit seiner Gattin: Das Paar (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt; es handelt sich nicht um Zélia Trebelli und ihren späteren Gatten Alessandro Bettini) wirkte beim Hofkonzert nicht mit. Es stellte sich heraus, daß Tribelli den in ihn gesetzten Erwartungen nicht genügte, so daß sein mit Merelli geschlossener Vertrag aufgelöst wurde. 11] Barytonist Squarcia: Davide Squarcia (*12. I. 1823 Loreto, † 3. II. 1890 Fano) hatte seine Karriere in Italien gestartet und war an zahlreichen Bühnen, darunter die Mailänder Scala, hauptsächlich in Opern Bellinis, Rossinis und Verdis in Erscheinung getreten. In dieser Zeit war er Mitglied der seit diesem Monat an der Berliner Hofoper gastierenden italienischen Operngesellschaft Merellis; zu seiner Mitwirkung am Hofkonzert s. Meyerbeer an Eugenio Merelli vom 20. X. und Kommentar zu Tgb. 24. X. 1861. In der Saison 1860/61 war er am Teatro Carlo Felice in Genua engagiert gewesen und hatte dort in einer Nebenrolle in der Aufführung der Huguenots mitgewirkt. Tgb. Oktober 1861

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27] 20. Madame Bötticher: Clara Bötticher geborene Brexendorff (*um 1820) war seit 1846 im Ensemble der Berliner Hofoper (bis zu ihrer Pensionierung im April 1867). 29] Vermutungen: Möglicherweise fürchtete Meyerbeer, bei der Ordensverleihung aus Anlaß der Krönung Wilhelms I. übergangen zu werden; s. hierzu Tgb. und Kommentar zu Tgb. 21. X. 1861, Bezugstelle: General Webern.

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Meyerbeer an Eugenio Merelli vom 20. X. 1861 Zur Datierung: Der Brief bezieht sich auf das Hofkonzert am 24. X. 1861, bei dem die Geschwister Marchisio, Trebelli und Squarcia mitwirkten. Da die ersten Vorbereitungen zu diesem Konzert am 17. X. stattfanden und der Brief an einem Sonntag (s. Wochentagangabe im Brief) verfaßt worden ist, ist er sicher auf den 20. X. 1861 zu datieren. Zum Adressaten: Der Brief ist an eine nicht deutsch sprechende Person verfaßt, die an den Vorbereitungen des Hofkonzerts beteiligt war. Nachweislich Meyerbeer an Friedrich Wilhelm Graf von Redern vom 17. X. 1861 trifft dies einzig und allein auf Merelli zu. Meyerbeer an Albert Dietrich Schadow vom 20. X. 1861

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27] Aufführung des Requiems: s. Tgb. 5. und 18. II. 1861. 4] Frau Gemahlin: Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt. Tgb. Oktober 1861 11] 21. Hofjäger: der von Schinkel entworfene Saal des Gartenlokals „Der Hofjäger“ (Tiergartenstr. 35). 12] General Webern: Karl Emil von Webern (*2. II. 1790 Gerthausen, † 4. IV. 1878 Berlin) wurde nach einer militärischen Laufbahn bis zum Generalleutnant (Eintritt in den Ruhestand 1852) Mitglied der Generalordenskommission (zugleich war er redaktioneller Mitarbeiter der Militär-Literatur Zeitung sowie von 1859 bis 1861 der Zeitschrift für Kunst, Wissenschaft und Geschichte des Krieges). Webern besuchte Meyerbeer in Vertretung des Generalleutnants a.D. Wilhelm Graf von Brühl, der Präses der Generalordenskommission war. Der Meyerbeer verliehene Orden, der „Königliche Kronen-Orden zweiter Klasse“, war von Wilhelm I. aus Anlaß seiner Krönung gestiftet worden. Sieben Persönlichkeiten (Fürsten und Minister) erhielten den Orden erster Klasse, sechs (darunter Karl Emil von Webern und der mit Meyerbeer befreundete Arzt Johannes Lukas Schönlein) den Orden zweiter Klasse (mit dem Stern), und vier den auch Meyerbeer verliehenen Orden zweiter Klasse. Meyerbeer erhielt das Diplom im März 1862 (s. Die Königliche Generalordenskommission an Meyerbeer vom 17. III. 1862). Meyerbeer an Barbara und Carlotta Marchisio vom 22. X. 1861 Zur Datierung: Bei dem im Brief angesprochenen großen Hofkonzert am 24. handelt es sich um dasjenige vom 24. X. 1861. Die Mitwirkung der Schwestern Marchisio schlug Meyerbeer in seinem Brief an Graf Redern vom 17. X. vor, am 21. X. (s. Tgb.) beriet er mit ihm das Programm. Da er nachweislich seines Tgb. am 22. und 23. X. das Konzert vorbereitete und die Schwestern bat, „heute“ oder „morgen“ zu kommen, kann der Brief nur am 22. X. 1861 verfaßt worden sein. 32] Semiramis: s. Kommentar zu Tgb. 24. X. 1861. Meyerbeer an Eugenio Merelli vom 22. X. 1861 Zur Datierung: Der Brief bezieht sich auf das Hofkonzert am 24. X. 1861, bei dem die Geschwister Marchisio, Trebelli und Squarcia mitwirkten. Die im Brief angesprochene Orchesterprobe fand, wie angegeben, am Donnnerstag Morgen, den 24. (s. Tgb.) statt. Da der Brief am Dienstag davor verfaßt worden ist (s. Wochentagangabe im Brief), ist er sicher auf den 22. X. zu datieren. Zum Adressaten: s. den entsprechenden Eintrag im Kommentar zu Meyerbeer an Eugenio Merelli vom 20. X. 1861.

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15] Giuramento: Il giuramento, Melodramma in tre atti von Saverio Mercadante (Text: Rossi), UA 11. III. 1837, Teatro alla Scala, Mailand. Tgb. Oktober 1861

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4] 24. Konzert: Wie aus der Besprechung des Konzerts in der Königlich privilegirten Berlinischen Zeitung vom 26. X. 1861 (Nr. 251, S. 2) hervorgeht, wurde folgendes Programm gegeben: „1) Fest-Ouvertüre vom Grafen v. Redern; 2) Fantasie über Themata für 2 Pianoforte von Thalberg, vorgetragen von den Herren v. Bülow und v. Kontski; 3) Krönungs-Hymnus von Meyerbeer, gesungen von den Damen Köster, Jachmann und Bötticher und den Herren Formes, Fricke und Krüger; 4) Cavatine aus ‚Il Giuramento’ von Mercadante, gesungen von Dlle. Trebelli; 5) Duett aus ‚Semiramis’ von Rossini, gesungen von Dlles. Carlotta und Barbara Marchisio; 6) Scherzo für Orchester aus dem Sommernachtstraum von Mendelssohn; 7) Finale des 3. Aktes der Oper ‚Ernani’ von Verdi, gesungen von den Damen Marchisio und den Herren Pancani, Montanaro, Squarcia und Agnesi.“ – Es ist überaus interessant, daß anläßlich dieses für den Hof so repräsentativen Konzerts, abgesehen von den Werken der mit der preußischen Hofmusik traditionell verbundenen Mendelssohn, Meyerbeer und Redern sowie dem Hofpianisten v. Bülow, virtuose französische Klaviermusik bzw. Vokalwerke italienischer Komponisten erklangen, die aufgrund der Gastspiele der italienischen Operngesellschaften in den Jahren 1860 und 1861 mit ihren umjubelten Stars in Berlin außerordentlich populär waren. Meyerbeer an Angelo Mariani vom 25. X. 1861 Poststempel: a) Berlin: Stadtpost-Exp. VII 25. X. b) [unleserlich], c) [unleserlich] Meyerbeer an Johannes Schulze vom 25. X. 1861

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23] Vermählung Ihres Herrn Sohnes: Max Schulze (genannt Schulze-Rößler; *nach 1815), Schulzes einziger in dieser Zeit noch lebender leiblicher Sohn, wirkte in Berlin als Stadtgerichtsrat. Meyerbeer an Carl Kaskel vom 26. X. 1861

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27] Faust: Die Opéra en cinq actes von Gounod (Text: Barbier und Carré), UA 19. III. 1859, Théâtre Lyrique, Paris, hier in der deutschen Übertragung von Karl Gollmick als Margarete, war in Dresden erstmals am 31. VIII. 1861 aufgeführt worden. 28] Schnorr: Der Tenor Ludwig Schnorr von Carolsfeld (1836–1865; VII 677) war am 1. V. 1860 von Karlsruhe an die Dresdener Hofoper gewechselt. In Gounods Oper sang er den Faust. Tgb. Oktober 1861

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16] 27. Goethe und die Erzählungskunst: erschienen Stuttgart: Cotta 1861. 26] 29. Mac Mahon: Marie Edme Patrice Maurice de Mac Mahon duc de Magente (*13. VI 1808 Sully/b. Autun, † 17. X. 1893 Château La Forêt) wurde nach einer glänzenden militärischen Laufbahn während des Kaiserreichs 1859 zum Maréchal von Frankreich und Duc de Magente ernannt (1873 bis 1879 Präsident der 3. französischen Republik). Meyerbeer an Leopold Ganz vom 29. X. 1861 Zur Datierung, zum Adressaten: s. Tgb. 29. X. 1861 und Wochentagangabe („Dienstag“) im Brief.

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Breitkopf & Härtel an Meyerbeer vom 30. X. 1861

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25] Undine: Die als „Lyrical Legend“ bezeichnete Kantate Benedicts (Text: John Oxenford), uraufgeführt 1860 auf dem Norwich Festival durch Clara Novello, war 1860 bei Breitkopf & Härtel in Partitur erschienen (Undine, Ein Märchen nach La Motte Fouqué für England frei bearbeitet von J. Oxenford, deutsche Übersetzung von Karl Klingemann, Op. 70). Meyerbeer an Priscilla Anne Fane Countess of Westmorland vom 30. X. 1861 Zur Datierung: Chronologie der Brouillons de Lettres sowie der Hinweis auf die zwei Tage zurückliegende Ankunft Minna und Cäcilie Meyerbeers, die am 28. X. (s. Tgb.) erfolgt war. Zur Adressatin: Priscilla Anne Fane Countess of Westmorland (1793–1879; V 748). Meyerbeer kannte sie aus jener Zeit, als ihr Gatte, der 1859 verstorbene John Fane Earl of Westmorland, britischer Gesandter und bevollmächtigter Minister in Berlin war.

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12] fils cheri: Julian Henry Charles Fane Earl of Westmorland (1827–1870; V 862), seit 1860 Gesandtschaftssekretär in Wien. Ihn zeichnete eine bemerkenswerte schriftstellerische wie musikalische Begabung aus. 1861 war er unter dem Pseudonym Neville Temple als Koautor Robert Edward Bulwer-Lyttons (Pseudonym: Edward Trevor) mit der Dichtung Tannhäuser: or, the battle of the bards an die Öffentlichkeit getreten. Tgb. Oktober 1861 33] 31. Sängerin Geisthard: Die Sopranistin Auguste Geisthardt (1828–1889; VI 832) war von 1854 bis 1861 am Königlichen Hoftheater in Hannover engagiert und trat seitdem als Gastsängerin auf. Tgb. November 1861

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11] 4. Konzert: Der Konzertbesprechung in der Königlich privilegirten Berlinischen Zeitung vom 6. XI. 1861 (S. 4) zufolge erklangen ausschließlich Werke Mendelssohns (Chöre aus der Musik zu Ödipus auf Kolonos op. 93, das Finale aus der unvollendeten Oper Loreley op. 98 sowie einige Lieder). Hans v. Bülow spielte eine Reihe von Klavierstücken, darunter Liszts „Hochzeitsmarsch und Elfenreigen aus der Musik zu Mendelssohns Sommernachtstraum“ (S 410 [1849/50]).

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9] 6. seinen Bruder: Otto Alexander Banck (1824–1916; VII 596), der jüngere Bruder des mit Meyerbeer bekannten Carl Banck, lebte seit 1859 als Kritiker und Schriftsteller in München (bis 1865). Meyerbeer an François Schwab vom 7. XI. 1861 Zum Adressaten: s. die vollständigen Angaben in den Brouillons de Lettres (SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/35, S. 139).

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1] les amours de Sylvio: Les Amours de Sylvio ou Le Fruit défendu, Opéra comique en un acte von Schwab (Text: Barbier und Carré), UA 25. IX. 1861, Theater im Konversationshaus, Baden-Baden. 4] mon chef: Redern. Tgb. November 1861 23] 9. Kapellmeister Kücken: Der Komponist und langjährige Stuttgarter Hofkapellmeister Friedrich Wilhelm Kücken (1810–1882; III 783, VI 789, VII 547f.) war seit 1856 alleiniger musikalischer Leiter der Hofoper gewesen und hatte in diesem Jahr seinen Abschied genommen.

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24] Einlage des Direktor des Odeons: Der Brief ist überliefert in: Julien Tiersot, Lettres de Musiciens écrites en français du XVe au XXe siècle, Turin: Bocca Frères 1924, 2 Bde., Bd. 2, S. 150: „Paris, le 25 octobre 1861. [im Original Absatz] Mon cher M. Blaze, [im Original Absatz] Il me faut absolument un engagement définitif, je suis au bout de mon attente et il m’est impossible de marcher plus longtemps sans avoir assuré définitivement ma fin d’année. Sur la foi de votre parole, j’ai refusé toutes les propositions qui m’ont été faites, me laissant aller en artiste passionné aux rêves du triomphe éclatant que j’espère et au service duquel se mettrai tous mes moyens d’action. Je vous en prie, de la façon la plus instante, il y va pour moi d’un intérêt puissant et pressant, priez notre illustre maëstro de m’envoyer une certitude, je voudrais pouvoir m’occuper de la grande œuvre dès le 15 février, afin d’être prêt complètement au 1er avril. Si le succès est ce que j’espère, au lieu de fermer au 31 mai nous resterons ouverts indéfiniment. [im Original Absatz] Songez que 1’année dernière, à pareille époque, le traité de Mme Ristori était signé depuis longtemps déjà et elle jouait le 25 mars. [im Original Absatz] Il faut de toute nécessité que je sois fixé le plus promptement possible afin de préparer un moyen d’exécution et surtout parce que, si la combinaison était rompue par le fait du grand maître, je me trouverais, moi, dans le plus extrême embarras, ayant comme je vous le dis, compté aveuglement sur la parole que vous avez cru pouvoir m’engager. [im Original Absatz] Pardonnez-moi cette mise en demeure; mais je suis forcé de vous la soumettre au nom des intérêts que je représente et qu’on m’accuserait d’avoir aventurés. [im Original Absatz] Votre bien affectueusement dévoué. [im Original Absatz] Ch. De La Rounat.“ 35] Maler Reimer: Georg Reimer (*17. V. 1828 Leipzig, † 17. IX. 1866 Berlin), ein Berliner Genremaler. Meyerbeer an Carl Kaskel vom 9. XI. 1861

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12] Concertmeister Lauterbach: Johann Christoph Lauterbach (*24. VII. 1832 Kulmbach, † 28. III. 1918 Dresden), ein Schüler Charles Auguste de Bériots in Brüssel, war 1853 Konzertmeister in München geworden und in diesem Jahr als Nachfolger des von Meyerbeer hoch angesehenen Karol Lipin´ski (s. Tgb. 29. XII. 1861) in das Amt des 1. Konzertmeisters der Hofkapelle nach Dresden gewechselt (bis 1877). Einen Namen machte er sich darüber hinaus als Gründer und Primgeiger des nach ihm benannten Streichquartetts, dem Ferdinand Hüllweck, Ludwig Göhring sowie der renommierte Violoncellist Friedrich Grützmacher angehörten. 26] besonderen Gründe: s. Tgb. 6. XI. 1861.

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Meyerbeer an Cornelie Meyerbeer zwischen 9. und 30. XI. 1861 Zur Datierung: Der Brief bezieht sich auf eine Laienaufführung des Götz von Berlichingen im Familien- und Freundeskreis der Schwestern Schönlein in Bamberg, bei denen Cornelie in dieser Zeit zu Besuch war. Im Meyerbeer-Nachlaß (SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, Y/33) befindet sich der Programmzettel dieser Aufführung, den Cornelie offensichtlich ihrem Vater zugesandt hatte. Die Aufführung war am Samstag, dem 9. XI. 1861. Da Cornelie in Begleitung Etha Schönleins am 2. XII. 1861 nach Berlin zurückkehrte (s. Tgb.), ist der Brief aller Wahrscheinlichkeit nach unmittelbar nach dem „Debüt“, spätestens jedoch zwei Tage vor der Abreise Cornelies aus Bamberg verfaßt worden. 6] Wirthinnen: Cäcilie („Didi“) und Margarethe („Etha“) Schönlein. Tgb. November 1861 14] 10. Baritonist Merly: Luigi Merly (Lebensdaten nicht ermittelt) hatte seit 1850 in Italien (Parma, Bologna) gewirkt und war nun Mitglied der seit dem 1. XI. 1861 am

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Victoria-Theater gastierenden italienischen Operngesellschaft Lorinis. In dieser auf einzelne Szenen beschränkten Aufführung von Rossinis Oper sang er den Tell (die Berliner Hofoper hatte ihr Privileg auf dieses Werk geltend gemacht und gegen eine vollständige Wiedergabe mit Erfolg protestiert). – Meyerbeer hörte den Sänger erneut in dieser Partie am 5. X. 1863 an der Pariser Opéra (s. Tgb.). 17] 11. Mlle St. Urbain: Die Sopranistin Marie Saint-Urbain (Lebensdaten nicht ermittelt) hatte ihr Pariser Debüt 1858 am Théâtre-Italien als Amina in Bellinis La sonnambula. An der Opéra Comique wirkte sie nur kurze Zeit. Im November 1863 wurde sie an das Théâtre des Bouffes-Parisiens engagiert (Wiedereröffnung des neuen Hauses am 5. I. 1864). Meyerbeer an Pietro Romani vom 11. XI. 1861 25] Mad. Borchard: die Kontraltistin Ernestine Borchard (Lebensdaten nicht ermittelt), Tochter des Berliner Partikuliers (Rentiers) H. Borchard. – Wie aus der Berliner Musik-Zeitung Echo vom 30. XI. 1862 (12. Jg., Nr. 48, S. 381) hervorgeht, trat die junge Sängerin, nachdem sie bei Unger-Sabatier und Enrico Manetti in Florenz Gesangsunterricht erhalten hatte, im dortigen neuen Theater (Politeama Fiorentino, eröffnet 17. V. 1862) als Nancy in Flotows Martha auf. Danach verlieren sich ihre Spuren. Meyerbeer an Delphine Varcollier-Ugalde vom 11. XI. 1861

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16] Mr Perrin: Émile César Victor Perrin (1814–1885; IV 601, V 778, VI 634, VII 527) hatte im November 1857 die Direktion der Opéra Comique niedergelegt. 1862 nahm er sie vorübergehend wieder auf, wurde jedoch im Dezember des Jahrs als Nachfolger Alphonse Royers Direktor der Opéra (bis 1871; seit 1870 als Präsident einer Direktionsgesellschaft). Varcollier-Ugalde hatte die Partie an der Opéra Comique im Juni 1855 gesungen (zu Meyerbeers ursprünglicher Einstellung zu Varcollier-Ugaldes Änderungswünschen s. Meyerbeer an Louis Gouin vom 6. VI. 1855 [VI 551ff.] u. passim). Tgb. November 1861

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23] 12. Prinz Eugen: Prinz Eugen, der edle Ritter, Oper in drei Akten von Schmidt (Text: Alexander Rost), UA 26. VII. 1847, Stadttheater, Frankfurt/Main. 26] 13. Etudiant de Strassbourg: Gemeint ist das Projekt La Jeunesse de Goethe (im seit 1945 verschollenen Teil des Meyerbeer-Nachlasses der Berliner Staatsbibliothek befand sich unter dem Titel „L’Etudiant de Strasbourg“ ein Notenkonvolut mit der Signatur Mb 1054–57). Zum Resultat der Verhandlungen mit Blaze de Bury und La Rounat s. Tgb. 20. XI. 1861. 30] 14. Musikwerk: s. Kommentar zu Meyerbeer an Hirsch Weintraub vom 3. VI. sowie zu Tgb. 15. XI. 1861. 35] Bosoni: Carlo Ercole Bosoni (1826–1887; VII 541) wirkte nach 1859, als er das Teatro La Fenice in Venedig vorübergehend verlassen hatte, als Gastdirigent in London (Her Majesty’s Theatre), Paris (Théâtre-Italien) und in dieser Saison als Orchesterdirektor der am Victoria-Theater gastierenden Operngesellschaft Lorinis. Meyerbeer hatte ihn anläßlich seines Italienaufenthalts im Frühjahr 1856 in Venedig kennengelernt.

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2] 15. Bericht: Ein hohes Ministerium der geistlichen Angelegenheiten hat den Senat der K. Akademie der Künste aufgefordert, ein Gutachten abzustatten, über den musikalischen Werth des Werkes „Tempelgesänge für den Gottesdienst der Israeliten, componirt und herausgegeben vom Cantor Weintraub in Königsberg“. Von den Herren Mitgliedern des Senats mit der Prüfung des besagten Werkes beauftragt, hat der Unterzeichnete die Ehre folgenden Bericht abzustatten. – . Das umfangreiche Werk ent-

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hält 184 Musikstücke, theils sehr ausgeführt, theils in kleinern Dimensionen. Die Compositionen bestehen zum Theil aus den vom Herausgeber componirten Musikpiecen, theils sind es aber auch manche der überlieferten alten und uralten Melodien, welche der Verfasser rhytmisirt und harmonisirt hat; und endlich aus den recitativischen Vorträgen der Gebethe. Zu den uralten Melodien zählt der Verfasser nur diejenigen, welche sich in den griechischen Kirchentonarten bewegen. Das Werk zerfällt in 3 Theile. No 1, enthält die täglichen Gesänge des ganzen Jahres: No 2, die der Feiertage insbesondere: No 3, die recitativischen Vorträge der Vorbether. Der Satz ist durchweg (mit Ausnahme des Recitativischen Theils) 4stimmig für gemischten Chor und Soli, und a capella geschrieben. Nur ein paar Nummern haben Orgelbegleitung. – . Nicht alles ist gleich gelungen. Unter den vielen Nummern sind manche unbedeutend in der Erfindung; einige zu trocken in der Behandlung und Ausführung der Grundidee; andre sind widerum für ihren Zweck (während des Gottesdienstes gesungen zu werden) allzusehr ausgesponnen. Doch zeigt sich auch im Kleinsten und Unbedeutensden die Hand eines wahrhaft gründlich gebildeten Musiker’s, von edler Richtung und geistiger Auffassung, der vertraut ist mit den Formen und Weisen der Kirchlichen Musik, so wie sie die großen Meister derselben angewendet haben; welcher der polyphonen Schreibart mächtig ist; die Singstimmen sangbar zu behandeln versteht, und zuweilen sogar von dem Hauch einer anmuthigen Erfindungskraft durchweht ist. – . Zu den bedeutendsden und besten Stücken zähle ich die No 1. Dieses Musikstück zeichnet sich durch die stets andre und doch immer glücklich erfundene Rückkehr in das Hauptthema aus: so wie durch die originelle Form eines fiorirten Recitatives des Tenors, von der rhytmischen Begleitung des weiblichen und männlichen Chors umschlungen. Im weitern Verlauf des Stückes tritt, während eines contrapunktirten 3stimmigen Solo-Satzes, der Chor hinzu, mit dem ursprünglichen ersten Thema, aber in erweiterter Tak[t]art, und in Choralform: und vereinigen sich beide Gesänge in natürlicher und wohlklingender Weise. – . No 31 ist ebenfalls als ein interessantes Musik-Stück zu bezeichnen, da es ein angenehm-sanftes Thema, in fließenden 4stimmigen Satz behandelt. In der darin vorkommenden Fuge, könnte vielleicht beanstandet werden, daß die Contrasubjekte zu verschwommen erscheinen, und nicht scharf genug in eigner Individualität dem Haupt-Thema gegenüber gebildet sind. Auch sind für die Fugenform die Modulationen in der Mitte zu weit abschweifend. Dennoch scheint mir das Fugato kräftig und wirksam klingen zu müßen. Von angenehmer, wohlthuender Wirkung ist der Schluß, der in das sanfte einfache Thema des Anfangs wieder zurückführt. – . No 65 enthält ein Fugato, welches kräftig, klar und concise gehalten ist. – . No 75 ist das SonneabendGebeth für den König. Obgleich größtentheils in der Form der Recitation komponirt, ist doch dieses Stück, zwar einfach, aber doch würdig und feierlich gehalten, und wird im letzten Theil durch interessante Modulationen schwungvoll. – . No 119 welches einen Theil des 115ten Psalms behandelt, enthält ebenfalls manches lobenswerthe; besonders scheint mir das Fugato wirksam. – . In No 168 ist die harmonische und rhytmische Behandlung der uralten Grund-Melodie lobend zu erwähnen. – . Und so ließen sich noch einige interessante Stücke bezeichnen und analysiren, wenn dadurch nicht die Gränzen dieses Berichtes zusehr überschritten würden. – . Doch sei noch bemerkt, daß es dem V Herausgeber zum besondern Verdienst gerechnet werden muß, die, so viele Jahrhunderte alte Psalmodistische Melodien, welche sich nur durch mündliche Traditionen bei den Vorbethern fortpf[l]anzten, und natürlich im Laufe der Zeiten vielfache Alterationen und Modernisationen erlitten, oft auch durch unwissende Cantoren mit den geschmacklosen Fiorituren der jedesmaligen Mode verbrämt wurden, in die Reinheit der alten Tonarten zurückgeführt, und dadurch auch in ihre Ursprünglichkeit wieder hergestellt zu haben. Es ist dieses Verdienst nicht zu geringe anzuschlagen. Schon der große venezianische Tonmeister Benedetto Marcello hielt diese uralte Melodien so hoch, daß er sie vielen seiner berühmten Psalmen zum Grund legte, wie man dieses in der ersten (in Venedig gedruckten) Edition seiner Psalmen sehen kann, wo vor vielen

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derselben die uralte Melodie welche er zum Grunde gelegt hatte mit dem hebreischen Urtext gedruckt ist, wie sie nach Benedetto Marcello’s Angabe in den Synagogen spanischen Rhytus gesungen wurde. Nach alle dem vorhergesagten, glaube ich als meine unmaßgebliche Ansicht aussprechen zu dürfen, daß das Werk des pp Weintraube, sowohl vom relativen Standpunkte der Zweckmäßigkeit für den gottesdienstlichen Gebrauch, so wie vom absolut musikalischen Standpunkt aus, Beachtung und Anerkennung verdient, und daher empfehlenswerth ist Berlin d 15ten November 1861 Meyerbeer Bach Grell [Autograph Meyerbeers, alle Unterschriften eigenhändig: SBB, PK, Handschriftenabteilung, Slg. Darmst. 2 r (1) 1836: Giacomo Meyerbeer, Bl. 9r-11r] 11] 16. verstümmelte unrechtmäßige Ausgabe: Wie der Neuen Zeitschrift für Musik vom 9. X. 1863, Nr. 15, Bd. 59/II, S. 124, zu entnehmen war, hatte eine Dame nach der Uraufführung des Marsches aus dem Gedächtnis eine Niederschrift desselben im Klavierauszug angefertigt, die von dem Königsberger Lithographen Winkler publiziert wurde. Da Meyerbeer das Verlagsrecht Schlesinger erteilt hatte, strengte dieser einen Prozeß an, als Winkler die Komposition nachdruckte. Meyerbeer wurde als Zeuge vernommen (s. Tgb. 11. II. 1862) und bestätigte, in der nicht autorisierten Ausgabe seine Komposition wiederzuerkennen. Schlesinger gewann den Prozeß, Winkler wurde zur Zahlung von 25 Th. verurteilt.

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18] 17. Theaterdiener: Der Theaterdiener, Organ für Ernst und Scherz, Kunst- und Theater-Interessen, Redakteur: Ferdinand Gumbert, erschien seit 1860 wöchentlich jeweils am Sonntag (zum Kontext s. Kommentar zu Meyerbeer an Louis Brandus vom 23. V. 1861, Bezugstelle: Mr Gounod). 24] 18. Otello: Otello ossia Il moro di Venezia, Dramma per musica in drei Akten von Rossini (Text: Francesco Maria Berio Marchese di Salza), UA 4. XII. 1816, Teatro del Fondo, Neapel. Das Werk wurde von der italienischen Operngesellschaft in der Originalsprache gegeben. 33] 19. Kullak: Kullacks Arrangement zum Konzertvortrag für Klavier zu vier Händen beziehungsweise für zwei Klaviere erschien wie die Partitur und alle weiteren Arrangements dieser Komposition (für Militärmusik von Wieprecht, für Streichquartett) im Berliner Musikverlag Schlesinger. 3] 20. Schauspielerin Gossmann: Friederike Goßmann (*23. III. 1838 Würzburg, † 15. VIII. 1906 Gmunden) wurde von der Münchner Hofschauspielerin Konstanze Dahn entdeckt, von der sie ausgebildet wurde und an deren Seite sie als junges Mädchen 1853 in München debütierte. Nach Stationen in Würzburg und in der Provinz war sie 1855 nach Berlin gekommen, wo sie Birch-Pfeiffer begegnete, mit der sie seitdem eine Freundschaft verband. In Berlin lernte sie Charles Maurice kennen, seinerzeit Direktor des Hamburger Thalia-Theaters, der sie auf das Fach der Naiv-Sentimentalen spezialisierte und ihr zu einer sensationelles Karriere verhalf, die sie 1856 ans Wiener Burgtheater führte (festes Engagement seit Mai 1857). Am 10. III. 1861 hatte sie Anton Graf von Prokesch-Osten geheiratet, Sohn des mit Meyerbeer gut bekannten, österreichischen Diplomaten. Seitdem wirkte sie als Schauspielerin nur mehr als Gast, ehe sie 1867 der Bühne entsagte und eine gefeierte Rezitatorin wurde. Am 10. IV. 1862 (s. Tgb.) erlebte Meyerbeer sie in Berlin in einer ihrer Paraderollen, als Hermance in Birch-Pfeiffers Lustspiel Ein Kind des Glücks. 7] 21. Fragmente: aus Rossinis Tancredi, La gazza ladra und Semiramide, Donizettis Lucrezia Borgia und Don Pasquale sowie Verdis Rigoletto.

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8] mein Rondo: s. Kommentar zu Tgb. 13. XII. 1860, Bezugstelle: mein Rondo. 9] Gebrauch der Saxophone: Diese Anfrage bezieht sich offensichtlich auf Bemühungen von Adolphe Sax, den Erfinder dieses Instruments (s. nächstfolgenden Stellenkommentar), seine für die Militärmusik vorgesehene neue Instrumentenfamilie auch in Preußen einzuführen (bereits seit 1845 waren Saxophone in der französischen Militärmusik in Gebrauch). Da der für alle Belange der preußischen Militärmusik zuständige Wieprecht in Sax einen Konkurrenten sah und ihm nicht unvoreingenommen gegenüberstand, wandte man sich an Meyerbeer als preußischen Generalmusikdirektor. Wieprecht hatte 1860 ein „Normal-Instrumental-Tableau der Königlich preußischen Armee-Musik“ herausgegeben, das von offizieller Stelle genehmigt und seit dem 2. X. 1860 durch kriegsministerielle Verfügung verbindlich war (s. August Kalkbrenner, Wilhelm Wieprecht, Director der sämmtlichen Musikchöre des Garde-Corps. Sein Leben und Wirken nebst einem Auszug seiner Schriften, Berlin: Prager 1882, S. 56 f.) Die Saxophone waren darin nicht berücksichtigt. Über Inhalt und Erfolg von Meyerbeers Stellungnahme wurde nichts ermittelt (Saxophone wurden auf Initiative von Hans-Felix Husadel, beschränkt auf die Blasorchester der Luftwaffe, nicht vor 1935 in die deutsche Militärmusik eingeführt). 11] 22. Adolph Sax: Antoine Joseph (genannt Adolphe) Sax (1814–1894; III 768, V 751f., VI 666), 1842 Erfinder des Saxophons, für dessen Familie (sieben Instrumente vom Sopranino- bis zum Kontrabaßsaxophon) er 1846 das Patent erhalten hatte. 30] 27. Patti: Die Sängerin war im Ensemble der an der Königlichen Hofoper gastierenden italienischen Operngesellschaft Merellis und debütierte in deren 25. Vorstellung am 4. XII. in Donizettis Lucia di Lammermoor (zu Meyerbeers Reaktion s. Tgb. 4. XII. 1861). 33] 28. Musik zu Shakespeares Sturm: Tauberts Konzert fand in der Singakademie statt. Einziger Programmpunkt war seine Bühnenmusik zu Shakespeares Sturm (als Schauspielmusik erstaufgeführt am 28. XI. 1855 am Münchner Hoftheater; s. in diesem Zusammenhang Franz Dingelstedt an Meyerbeer vom 18. XI. 1853 und Kommentar [VI 186f. u. 740f.]), die hier zu einem verbindenden Text von Fritz Eggers erklang. Interpreten waren Jenny Meyer, Julius Krause, der Hofschauspieler Karl Gustav Berndal, die Königliche Kapelle sowie der Stern’sche Gesangverein. 37] 29. Baron: Legationsrat Arnold Freiherr von Biegeleben (*1. XI. 1822 Darmstadt, † 3. XII. 1892 Darmstadt), seit 16. IV. 1861 als Gesandter und bevollmächtigter Minister des Großherzogtums Hessen in Preußen akkreditiert (bis 1862).

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1] 30. Leichenbegängnis: Der Maler Wilhelm Hensel (1794–1861; V 883) war am 26. XI. an den Folgen eines Unfalls gestorben. Meyerbeer war ihm bis zuletzt regelmäßig in den Sitzungen des Senats der Akademie der Künste begegnet. Zu Hensels persönlicher Beziehung zu Meyerbeer s. das rührende Gedicht, das er ihm anläßlich des Todes Amalie Beers schickte (s. Wilhelm Hensel an Meyerbeer vom 9. VII. 1854 und Kommentar; VI 344 und 800). 4] Konzert des Domchors: Das Konzert fand in der Singakademie statt. Die von Meyerbeer hervorgehobenen Werke Grauns und Ludovico da Vittorias (eigtl. Tomás Luis de Victoria, *1548 Ávila, † 27. VIII. 1611 Madrid; laut Programm erklang ein „Chor für Männerstimmen“) lassen sich anhand der Programmankündigung sowie der Besprechungen in der Presse nicht identifizieren. Tgb. Dezember 1861 9] 1. Die Waldkönigin: Die Waldkönigin, Schauspiel in fünf Akten, nach Auerbachs Roman Joseph im Schnee bearbeitet von Ludwig Kern [Pseudonym], UA 12. XII. 1861, Victoria-Theater, Berlin (s. auch Kommentar zu Tgb. 10. XII. 1861).

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21] 3. Militärkonzertes: Das von Wieprecht geleitete Konzert fand „auf Allerhöchsten Befehl“ mit sämtlichen Musikcorps der Garnison statt. 23] Kapellmeister Hauptner: Thuiskon Hauptner (*29. VII. 1821 Berlin, † 9. II. 1889 Berlin) war nach seiner Ausbildung an der Königl. Akademie sowie in Paris bei Duprez 1858 nach Berlin zurückgekehrt und machte sich einen Namen als Gesanglehrer und Komponist von Musik für Possen und Lustspiele. Nach vorübergehender Tätigkeit als Theaterkapellmeister am Kroll’schen Theater war er 1860 an das neugegründete Victoria-Theater verpflichtet worden (dort bis 1867, als er vorübergehend nach Basel wechselte). 27] originelle Idee: Das Theater bestand aus zwei Gebäudekomplexen, einem „Sommertheater“ (1400 Plätze) und einem „Wintertheater“ (1432 Plätze), die sich eine einzige Bühne teilten. Es war bei Bedarf möglich, beide Theatersäle zu einem einzigen Veranstaltungsraum zu vereinigen. Meyerbeer an Berthold Auerbach vom 3. XII. 1861 Zur Datierung: Der Brief bezieht sich auf das Projekt Waldkönigin (s. Tgb. 1. und 25. XII. 1861), mit dem Meyerbeer seit dem 1. XII. (s. Tgb.) konkret befaßt war. An diesem Tag hatte er, wie im Brief erwähnt („vorgestrigen Besprechung“) erstmals mit Auerbach darüber konferiert. Der Brief ist an einem Dienstag verfaßt (Wochentagangabe im Brief). Da Auerbach, wie aus Tgb. 3. und 4. XII. hervorgeht, den von Meyerbeer vorgeschlagenen Termin (Mittwoch 10 Uhr früh) offenbar nicht einhalten konnte, ist das Treffen doch am Dienstag zustande gekommen (s. Tgb.). Folglich kann das vorliegende Schreiben sicher auf den 3. XII. datiert werden. Meyerbeer an Wilhelm Wieprecht vom 3. XII. 1861 Zum Adressaten: Der Brief ist an einen Musikdirektor gerichtet, der an diesem Tag Meyerbeers Krönungsmarsch dirigierte. Das war einzig und allein bei Wieprecht der Fall (s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 3. XII. 1861). Tgb. Dezember 1861

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11] 5. Graf Pückler: Eduard Karl Friedrich Ludwig Max Graf von Pückler-Limpurg (*18. IX. 1832 Burg-Farrnbach, † 24. VI. 1907 München) hatte Cornelie im Hause Schönlein in Bamberg kennengelernt und mit ihr und den Töchtern Schönlein bei der Laienaufführung des Götz von Berlichingen mitgewirkt (s. Kommentar zu Meyerbeer an Cornelie Meyerbeer zwischen 9. und 30. XI. 1861). Er heiratete am 22. I. 1867 Cornelies Freundin Margarethe („Etha“) Schönlein. 16] 6. Konzert von Robert Radecke: Es fand wie das erste Orchesterkonzert (s. Tgb. 16. XI.) in der Singakademie statt. Aufgeführt wurden Bachs Orchestersuite h-Moll (BWV 1067), Joseph Joachims 2. Violinkonzert d-Moll op. 11 („In ungarischer Weise“), gespielt von Laub, und als Novität eine Komposition Undine für Chor, Soli und Orchester von Karl Freiherr von Perfall auf einen Text von Franz Bonn. 23] 8. Madame Auerbach: Nina Auerbach. 26] 9. Emil Deschamps: Der Dichter, Kritiker und Librettist Émile Deschamps (1791– 1871; II 605), Mitarbeiter am Textbuch zu Les Huguenots (zu Einzelheiten s. Sieghart Döhring, Les Huguenots, in: Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters, s. Lit., Bd. 4, S. 130–140:130f.), war 1857 Mitarbeiter von Le Présent, 1861 bis 1863 von Le Boulevard. Der alberne Artikel erschien im Figaro vom 5. XII. 1861 (8. Jg., Nr. 710, S. 5) in der Rubrik „Les coulissses“ unter dem Titel „Comment et pourquoi Émile Deschamps a collaboré avec Meyerbeer“: „On sait que M. Scribe a tiré le livret des Huguenots des Chroniques de Charles IX (un des admirables ouvrages de M. Prosper

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Mérimée.) [im Original Absatz] Le premier travail n’ayant pas paru suffisant, on pria M. Emile Deschamps de revoir le manuscrit. [im Original Absatz] Emile Deschamps ajouta le rôle entier de Marcel et le duo du quatrième acte. [im Original Absatz] M. Scribe pria Deschamps de ne pas mettre son nom sur l’affiche. [im Original Absatz] – Quand on a fait quatre grands opéras, dit l’auteur des Doigts de fée, on a droit à une pension de douze cents francs … c’est l’espoir de mes vieux jours … ne me dépouillez pas! [im Original Absatz] Emile Deschamps consentit facilement à ce qu’on lui demandait: – Cependant, ajouta-t-il, comment serais-je autorisé à toucher ma part des droits? [im Original Absatz] – C’est bien simple, dit Scribe; vous serez inscrit chez l’agent comme ayant collaboré … à la musique. – Entre parenthèse: [im Original Absatz](Emile Deschamps, poëte de premier ordre, n’est pas capable, de chanter correctement Au clair de la lune, ou bien Ah! vous dirais-je, maman!) – Cependant, le maestro Meyerbeer conçut quelques inquiétudes. [im Original Absatz] – On sait bien aujourd’hui, murmura-t-il, que M. Emile Deschamps est musicien comme un poisson, mais LA POSTERITE ne pourra-t-elle pas supposer que ma musique n’est pas entièrement de moi? Le nom de M. Deschamps est à côté du mien sur le livre de la Société dramatique … C’est un point de départ! Les commentateurs viendront … [im Original Absatz] Bref, Meyerbeer a exigé d’Émile Deschamps une contre-lettre par laquelle M. Deschamps déclare qu’il reconnaît qu’il n’est point l’auteur de la musique des Huguenots.“ 30] Cerf: Carl Rudolph Cerf (1811–1871; V 945) war nach seinem Ausscheiden aus dem Wallner-Theater (s. Kommentar zu Tgb. 12. II. 1860, Bezugstelle: Wallners Theater) und einer Interimszeit seit 1861 Direktor und Eigentümer des Victoria-Theaters. 33] Großnichte Lieschen Eberty: Elisabeth (Elise) Eberty (*1841, † 1900), die älteste der vier Töchter Felix Ebertys. 33] Nurmahal: Nurmahal oder Das Rosenfest von Kaschmir, Lyrisches Drama in zwei Abteilungen von Spontini (Text: Karl Alexander Herklots), UA 27. V. 1822, Hofoper, Berlin. – Dieses Werk war vom preußischen Hof als Galaoper für die Krönungsfeier ausgewählt und mit großem Ausstattungsaufwand sowie den besten Kräften (Lucca, Harriers-Wippern, De Ahna, Woworski, Franz Betz, Fricke und Salomon) unter Dorns Leitung gegeben worden. 35] 10. daß ich nicht erlaube: Wie aus der Uraufführungsbesprechung des Stücks in der Königlich privilegirten Berlinischen Zeitung hervorgeht, wurde Meyerbeer als Verfasser der Komposition zwar nicht genannt, doch war dessen Autor gleichwohl allenthalben bekannt („Da fehlte es nicht an feierlichem Abendgeläute, an Hörnerklang und einem wunderschönen Weihnachtsliede, in dessen süßen Tönen der berühmteste Componist der Gegenwart leicht zu errathen ist, obgleich sein gefeierter Name nicht auf dem Zettel genannt ist“; S. 3). 37] Dr. Held: Dr. Wilhelm Held (*1813 Neiße, † 26. III. 1872 Berlin) fungierte auch als Bürovorsteher des Theaters. Meyerbeer an Ercole und Gaetano Tinti vom 10. XII. 1861

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Poststempel: a) Berlin Stadtpost-Exp. VII 11. XII., b) Chur [unleserlich] XII. c) [unleserlich] 15. XII. 61, d) [unleserlich] 16] les Huguenots: Die Premiere dieser exzellenten Einstudierung war am 16. XI. 1861. 22] votre conservatoire de musique: das 1804 gegründete Liceo Musicale del Comune di Bologna. 23] père Martini: Giovanni Battista Martini (*24. IV. 1706 Bologna, † 3. VIII. 1784 Bologna), ein Franziskaner, war nicht Begründer oder einer der Direktoren des Konservatoriums (Liceo Musicale del Comune di Bologna), sondern – in der Position des

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Organisten und Kapellmeisters an San Francesco sowie des renommiertesten Mitglieds der Accademia Filarmonica – als Theoretiker, Komponist, Kontrapunktlehrer und Sammler eine außergewöhnliche Musikerpersönlichkeit des 18. Jahrhunderts. Mit seiner reichen Musikbibliothek, die in Teilen im Jahre 1816 von seinem Schüler und Nachfolger Stanislao Mattei (s. nächstfolgenden Eintrag) an das Liceo Musicale del Comune di Bologna übergeben wurde, schuf er die Grundlage für eine der weltweit bedeutendsten Musiksammlungen (1959 wurde die Bibliothek als Civico Museo Bibliografico musicale G. B. Martini institutionell ausgegliedert). 23] père Matheï: Stanislao Mattei (getauft 10. II. 1750 Bologna, † 12. V. 1825 Bologna), auch er ein Franziskaner, wirkte zunächst als Kapellmeister an San Francesco, sodann an San Petronio, mit der Eröffnung des Liceo Musicale del Comune di Bologna am 30. XI. 1804 als Kontrapunktlehrer an dieser Institution, die er auch leitete. In Matteis Obhut gelangte ein Teil der reichen Musiksammlung seines Lehrers Martini (ein großer Bestand kam nach Martinis Tod in den Besitz der Wiener Hofbibliothek), den er 1816 dem Liceo Musicale del Comune di Bologna übergab. Zu seinen prominenten Schülern zählen Rossini, Donizetti und Francesco Morlacchi. 28] la direction: 1861 war ein Wettbewerb um die Wiederbesetzung der Direktorenstelle ausgeschrieben worden. In die engere Wahl kamen der aus Verona stammende Musikschriftsteller Giovanni Battista Beretta, Teodulo Mabellini, Komponist und Kompositionslehrer am Istituto musicale in Florenz, sowie der Komponist Ruggero Manna. Die Entscheidung stellte sich offenbar als schwierig dar. Der ungeachtet seiner umstrittenen Qualifikation als Sieger aus dem „concorso“ hervorgegangene Giovanni Battista Beretta (*24. II. 1819 Verona, † 26. IV. 1876 Mailand) trat erst im Herbst 1863 sein Amt an. Seine Pläne publizierte er in der Schrift Relazione e progetto di nuova regolamento organico pel Liceo musicale di Bologna compilato per incarico della Giunta (Bologna 1863). Berettas glücklose Direktion endete bereits im Frühjahr 1866. Tgb. Dezember 1861

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4] 11. nachkomponierte Canzonette: „Fanciulle che il core“ für den von Nantier-Didiée gesungenen Pâtre, eine der Erfolgsnummern der Londoner Aufführung. 5] Krönungsmarsch von Lux: Der Komponist Friedrich Lux (1820–1895, V 925) lebte in dieser Zeit in Mainz, wo er sich im öffentlichen Musikleben Ansehen erworben hatte (aus dem Amt des Kapellmeisters am Stadttheater, das er 1851 übernommen hatte, war er inzwischen ausgeschieden; am 1. III. 1864 wurde er Musikdirektor der renommierten „Mainzer Liedertafel“ sowie des „Damengesangvereins“). Sein Krönungs-Marsch op. 21, „Preiskomposition zur Feier der Krönung Königs Wilhelm I. von Preußen“, erschien 1862 bei Bote & Bock in Berlin im Druck (Partitur [Pl.-Nr. 5499] und Orchesterstimmen). Mit Blick auf das versuchte Attentat auf den König vom 21. VII. 1861 in Baden-Baden hatte Lux folgendes Motto gewählt: „Der Herr hat ihn beschirmt, / Er geb’ ihm echten deutschen Muth, / So kann der Sieg nicht fehlen“. In die Hauptthemen der Kompositionen verwob er die Melodien „Nun danket alle Gott“, „Das ganze Deutschland soll es sein“ und „Heil Dir im Siegerkranz“ (zu Einzelheiten s. August Reißmann, Friedrich Lux. Sein Leben und seine Werke, Leipzig: Breitkopf & Härtel 1888, S. 64–67). 14] 12. Rideri: Rideri (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt) war Mitglied der seit Oktober 1861 an der Berliner Hofoper gastierenden italienischen Operngesellschaft Merellis. – Wie aus der Berliner Musik-Zeitung Echo vom 15. XII. 1861 hervorgeht (11. Jg., Nr. 50, S. 397), sangen Trebelli und Rideri auf Wunsch der Majestäten nicht nur die im Tgb. erwähnte Komposition, sondern auch Massés „Carneval de Vénise“ (aus La Reine Topaze, 1856) und Meyerbeers Lied Rachel à Nephtali.

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27] 14. Symphonie-Soiree: Es handelte sich um das erste Konzert der Saison, welches die Hofkapelle im Rahmen dieser seit Jahren beliebten Konzertreihe im Saal der Hofoper veranstaltete (zum Besten ihres Witwen- und Waisen-Pension-Fonds). Es erklangen Mozarts Sinfonie Es-Dur KV 543, Carl Reineckes „Ouvertüre zu Alladin für großes Orchester“ op. 70 (erschienen Leipzig: Siegel [1861]), Schumanns Ouvertüre zu Genoveva (1850) sowie Beethovens Sinfonie Nr. 4 B-Dur op. 60 (1806). 34] 17. Miniatur-Ausgabe: s. Kommentar zu Tgb. Januar bis 7. Februar 1860, Bezugstelle: Maestro Basevi.

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2] 18. Baron Perglass: Friedrich Wilhelm Heinrich August von Perglaß (eigtl. Friedrich Wilhelm Heinrich August Baron Coway von Waterford; *1806 Berlin, † nach 1861), Schriftsteller und Schauspieler, war von 1841 bis 1855 Intendant des Hoftheaters zu Hannover. Schriftlich hatte sich Meyerbeer an ihn am 31. V. 1844 gewandt. Zur einzig nachweisbaren persönlichen Begegnung war es am 13. VII. 1847 in Franzensbad anläßlich eines Kuraufenthalts Meyerbeers gekommen (IV 273). In dieser Zeit lebte er in Berlin als stellvertretender artistischer Direktor und Regisseur des Victoria-Theaters. Meyerbeer an Tito Ricordi vom 18. XII. 1861 Zum Adressaten: Meyerbeer hatte die Rechte an der Drucklegung dieser Komposition für Italien Tito Ricordi überlassen (s. auch Meyerbeer an Tito Ricordi vom 3. I. 1862). Sie erschien 1862 unter dem Titel: Marcia per l’incoronazione di sua maestà il Re Guglielmo 1.o di Prussia (Konisberga, ottobre 1861) [/] composta per due orchestre da G. Meyerbeer (Partitur und in der Klavierbearbeitung von Kullak).

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Tgb. Dezember 1861 1] 21. Ich habe heute: s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 8. I. 1862. Meyerbeer an Adelina Patti vom 24. XII. 1861 Zur Datierung, zur Adressatin: s. Wochentagangabe im „Brief“, Briefinhalt und Tgb. 25. XII. 1861. – Der von fremder Hand eingetragene Vermerk legt zunächst Carlotta Patti als Adressatin des Briefes nahe. Tatsächlich empfing Meyerbeer sie zu einem Vorsingen am 3. I. 1864 in Paris (s. Tgb.). Da dies jedoch ein Sonntag war, der im vorliegenden Brief vereinbarte Termin jedoch auf einen Mittwoch fiel, ist der Brief aller Wahrscheinlichkeit nach an Adelina Patti gerichtet.

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Tgb. Dezember 1861 11] 26. in Hamburg: Artôt hatte als Mitglied der italienischen Operngesellschaft Lorinis in Hamburg mit großem Erfolg erstmals im April 1860 gastiert. Im April 1861 sowie im Dezember wirkte sie erneut als Gast, wobei sie vor allem als Marie in La Fille de régiment Begeisterung erregte. Meyerbeer an einen Hofrat vom 27. XII. 1861 19] Ihre Anfrage: Die Melodie der Arie des Papageno („Ein Mädchen oder Weibchen“) aus Mozarts Zauberflöte war am 14. X. 1806 mit dem von Ludwig Hölty verfaßten Text „Üb’ immer Treu und Redlichkeit“ verknüpft worden. 21] Aufklärung hierüber: Da Meyerbeer die Zeitung nicht nennt, konnte der beigefügte Artikel nicht ermittelt werden. Tgb. Dezember 1861

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2] 28. Quartetts Freundschaft: Meyerbeers „Lied für vier Männerstimmen, zum Gründungsfest der Freunde der Berliner Singakademie, komponiert 1842“ (Text: Lud-

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wig Lieber) wurde bereits 1855 im Berliner Verlag Schlesinger (Pl.-Nr. 4330) publiziert. Somit kann nur die umtextierte Version gemeint sein, die Meyerbeer im Mai 1858 angefertigt hatte (s. Tgb. 29. V. 1858, VII 310) und die er jetzt erst – darauf deutet die Widmung der Sammelpublikation an König Wilhelm I. hin – für den Druck einrichtete. Die Komposition trägt in dieser Version den Titel An Mozart („Heil Meister dir, laß dich begrüßen!”) und erschien im Mozart-Album für Gesang u. Pianoforte. Mit Original-Compositionen von Sr. Hoheit Herzog Ernst zu Sachsen, Franz Abt, F. X. Chwatal, M. Hauptmann, Ferd. Hiller, J. F. Kittl, L. Köhler, Franz Lachner, A. Lindner, A. Löschhorn, F. W. Markull, Fr. Marpurg, H. Marschner, Giacomo Meyerbeer, J. Moscheles, C. Reinecke, C. G. Reissiger, H. Sattler, Louis Spohr, C. Stein, W. Tschirch. Zum Besten des Mozart-Vereins in Gotha hrsg. von dem Directorium. Unter Redaction von F. W. Markull in Danzig, Leipzig: Kahnt, o.J., o. Pl.-Nr., S. 64–69, gewidmet König Wilhelm I. von Preußen (Exemplar in der BSB München, Musikabteilung, 4 Mus. pr. 17822). Im verschollenen Teil des Meyerbeer-Nachlasses (bis 1945 im Depositum der Berliner Staatsbibliothek) befand sich unter der Signatur Mb 994b ein Autograph der Komposition Freundschaft (Textanfang „Heil süsse Lust, sich wiederfinden”, Untertitel „Zur 50-jähr. Stiftungsfeier der Gesellschaft der Freunde in Berlin. Ged. von Ludwig Lieber”) mit der autographen Bemerkung Meyerbeers: „Späterhin im Sommer 1858 machte Rellstab einen neuen Text zu dieser Musik, ‚an Mozart’ betitelt, und kam das Stück in dem Mozartalbum heraus”. Der Katalogkarte des alten Zettelkataloges (SBB, PK, Musikabteilung) zufolge wurde den Noten später von fremder Hand der RellstabText unterlegt (Partitur; 2 Blätter, 4 beschriebene Seiten, quer-8o). 5] 29. Lipinski: Der Dresdner Konzertmeister Karol Józef Lipin´sky (1790–1861; V 771), erst in diesem Jahr pensioniert, war am 16. XII. auf seinem Landgut Urłow bei Lemberg verstorben. Meyerbeer an Berthold Auerbach vom 30. XII. 1861 Zur Datierung: Der Brief ist an einem 30. XII. verfaßt, der auf einen Montag fiel, und zu einer Zeit, da Auerbach nach Berlin übergesiedelt war. Dies war seit 1859 der Fall. In dieser Zeit bis 1862, als Meyerbeer letztmals Silvester in Berlin verbrachte, fiel lediglich der 30. XII. 1861 auf einen Montag. Meyerbeer an Pier Angelo Fiorentino delle Rovere vom 30. XII. 1861 Zur Datierung, zum Adressaten: s. Tgb. 30. XII. 1861 und Regeste im Auktionskatalog Baron (s. Quellenangabe zum Brief). Der Kritiker Fiorentino (Pseudonym des Adressaten) hatte sich nach Meyerbeers Gesundheit erkundigt, über die er in einem Gespräch mit Brandus Besorgniserregendes erfahren haben will. Meyerbeer bestätigt laut Regeste seine Erkrankung und teilt Fiorentino mit, daß er aus diesem Grund nicht habe nach Königsberg fahren und seine zwei neuen Werke (Marsch und Hymne) dirigieren können.

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Tgb. Januar 1862 21] 2. Violinthema in der Fuge: Das Ergebnis dieser Studien dürfte die Hinzufügung des prägnanten Violinthemas aus dem „Pas Redoublé“ (Allegro con spirito), Probebuchstabe T (im Teil C der Ouverture en forme de Marche composée pour l’Inauguration de l’Exposition de Londres 1862, Partitur, Paris: G. Brandus et S. Dufour [1862], Pl.-Nr. B et D 10.561), in die „Fuge“ im Abschnitt „Mélodie du Chant National Rule Britannia“ sein, in der es von der 1. Klarinette vorgetragen wird (Probebuchstabe H 8). 28] 3. Phantasie von Schumann: Fantasie C-Dur für Klavier op. 17 (1836). 30] feux follets: Nr. 5 aus den Etudes d’exécution transcendante pour le piano (erschienen Leipzig: Breitkopf & Härtel 1852).

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Meyerbeer an Tito Ricordi vom 3. I. 1862 Zum Adressaten: Der Inhaber der Druckrechte dieser Publikation für Italien war Ricordi (s. Meyerbeer an Tito Ricordi vom 18. XII. 1861 und Kommentar). Meyerbeer an Johannes Schulze vom 3. I. 1862 Zum Adressaten: Der Geheime Rat Schulze war mit den angesprochenen Angelegenheiten betraut; der Brief ist in seinem Nachlaß überliefert.

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21] 2ten Stipendium: s. Kommentar zu Tgb. 9. III. 1861, Bezugstelle: Senatssitzung. Meyerbeer an Johann Heinrich Ferdinand Schönaich vom 6. I. 1862 Zum Adressaten: Die Position des Superintendenten bekleidete in dieser Zeit in Frankfurt/Oder Johann Heinrich Ferdinand Schönaich (*29. I. 1803 Frankfurt/Oder, † 7. VI. 1878 Frankfurt/Oder). Er wirkte seit 1850 in seiner Heimatstadt als Pfarrer an St. Georgen. Von 1854 bis zu seinem Tod war er dort zugleich Superintendent (Evangelisches Pfarrerbuch für die Mark Brandenburg, Bd. II, 2, Berlin 1941, S. 777; mein Dank für diese Mitteilung gilt Pfarrer i. R. Töppen). Tgb. Januar 1862

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27] 8. Heute beendete ich: Das Manuskript befand sich bis 1945 im heute verschollenen Teil des Meyerbeer-Nachlasses im Depositum der Musikabteilung der Staatsbibliothek Berlin. Laut „altem“ Katalog (im Bestand der SBB, PK, Musikabteilung) war das Manuskript wie folgt beschriftet: Sign. Mb 1018: „Ouverture (en forme de marche composée pour l’inauguration de l’exposition de Londres 1862). Part. Ms. autogr. 28 Blätter (55 beschriebene Seiten).“ Weiteres Material unter der Sign. Mb *1125: „Skizzen zur Ouvertüre, aufgeschrieben Berlin d. 21. Dec. 1862 [!; recte: 1861], instrumentiert Berlin d. 8. Jan. 1862. 12 Blätter (22 beschriebene Seiten)“. 31] 9. Die Mühlenhexe: Singspiel in 4 Akten von Naumann (Text: Naumann), UA 3. I. 1862, Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater, Berlin.

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4] 11. Symphonie-Soiree: Im Rahmen dieses von Taubert geleiteten Konzerts der Königlichen Kapelle kamen neben Sinfonien von Haydn und Beethoven Mendelssohns Konzertouvertüre Die schöne Melusine op. 32 (1833–1835, zu Franz Grillparzers gleichnamigem Stück) sowie die Konzertouvertüre Nachklänge aus Ossian op. 1 (1840) von Niels Wilhelm Gade zur Aufführung. 5] Flottenkonzert: s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 26. I. 1862. 14] 13. Schlußszene des 2. Aktes: Meyerbeer hatte daran zuletzt Ende Juni 1861 gearbeitet (s. die entsprechenden Tgb.-Einträge). 17] Varnhagens Tagebücher: die von F. A. Brockhaus in Leipzig verlegte Ausgabe der Tagebücher von K[arl] A[ugust] Varnhagen von Ense („[a]us dem Nachlaß Varnhagen’s von Ense“). Die ersten beiden der auf 14 Bde. angelegten Edition waren im Oktober 1861 erschienen, die Bde. 3 bis 6 kamen 1862 heraus, alle weiteren erst nach Meyerbeers Tod in anderen Verlagen (zum Kontext s. auch Kommentar zu Meyerbeer an Henri Blaze de Bury vom 20. III. 1860). 23] 15. Konservatorium der Musik … Plan: Aus diesen Plänen ging die Gründung der 1869 eröffneten „Königlichen Hochschule für Musik“ hervor, deren erster Leiter der Geiger Joseph Joachim wurde. Der Tgb.-Eintrag belegt, daß der seit den 1840er Jahren verfolgte, aus vielerlei Gründen gescheiterte Plan zur Errichtung einer solchen Institution nach langem Ruhen nicht erst 1869 erstmals wiederaufgenommen wurde. Dietmar Schenks Darstellung (vgl. Die Hochschule für Musik zu Berlin. Preußens Konservatorium zwischen romantischem Klassizismus und Neuer Musik, 1869–1932/33, =Pallas

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Athene. Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte, Bd. 8, Stuttgart 2004), in welcher der Name Meyerbeers als preußischer Generalmusikdirektor so gut wie keine Erwähnung findet, bedarf mithin der Korrektur. Insbesondere läßt sich seine These nicht halten, daß die Hochschule „zur kulturellen Ausstattung Berlins als Hauptstadt des seit 1864 kriegerisch errichteten Deutschen Reiches“ gehörte und „eine in die Form der Schule gegossene Schlussfolgerung der preußischen Regierung aus dem politisch-militärischen Machtgewinn“ sei (ebd., S. 31). Daß die tatsächlich bereits wenige Monate nach der Thronbesteigung Wilhelms I. aufgegriffenen Pläne zur Errichtung eines staatlichen Konservatoriums in dieser Zeit nicht weiterverfolgt wurden, lag ohne Zweifel an den Lebensumständen Meyerbeers, der in dieser Zeit in vorgerücktem Alter und gesundheitlich angeschlagen war. Im Frühjahr/Frühsommer des Jahres war er zudem mit anderen Aufgaben befaßt: Als Komponist repräsentierte er Deutschland bei der Eröffnungsfeier zur Londoner Weltausstellung, im Juni war er als Mitglied des Senats der Akademie der Künste mit dem Problem der Herabsenkung und Vereinheitlichung des Stimmtons als Gutachter betraut. Noch während seiner Badekur in Bad Schwalbach ereilte ihn darüber hinaus die Nachricht, daß der französische Staatsminister dringend die Vollendung und Aufführung der Africaine wünsche (vgl. Meyerbeer an Henri prince de La Tour d’Auvergne-Lauraguais vom 29. VII. 1862 und Kommentar). Die Arbeit an diesem Projekt, zu dessen Realisierung Meyerbeer Anfang Juni 1863 Berlin verließ (in den Monaten bis zu seinem Tod am 2. V. 1864 kehrte er nicht mehr in seine Vaterstadt zurück), beanspruchte alle seine Kräfte. Nach Meyerbeers Tod wurde die Position eines preußischen Generalmusikdirektors über viele Jahre nicht wiederbesetzt, so daß ein Machtvakuum entstand, in das Joachim auf Initiative Heinrich von Mühlers, des damaligen Kultusministers, stoßen konnte, nachdem unmittelbar zuvor anderweitige Personalvorschläge des Ministeriums gescheitert waren. 27] Nur mich liebt er: Beginn des Septetts („Moi seule, il m’aime“). Meyerbeer vertonte Birch-Pfeiffers Text, den später Duesberg ins Französische übertrug. 32] 17. als ich vernahm: „J’avais appris“ (Inès) unmittelbar vor Beginn des Septetts („Moi seule, il m’aime“).

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Meyerbeer an einen Hofstaatssekretär vom 22. I. 1862 14] Erfolg auf der Bühne: Auguste Hansmann erhielt noch in diesem Jahr ein Engagement an das Stadttheater Dessau (s. Kommentar zu Tk. 9. IV. 1861) sowie – am Ende der Saison – ein weiteres an das Stadttheater Hamburg.

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Tgb. Januar 1862 28] 23. Aufführung: Außer Meyerbeers im Tgb. erwähnter Komposition erklangen Beethovens Ouvertüre zu Coriolan op. 62 (1807), Gesangsvorträge von Köster und Lucca, spielte der Violoncellist Moritz Ganz eine von ihm selbst komponierte Huguenots-Fantasie und wurden aus Wagners Lohengrin Introduktion und Brautlied, ferner Gounods Méditation aufgeführt. 8] 26. Konzert: Bei diesem im Opernhaus von Taubert geleiteten Wohltätigkeitskonzert zum Besten „der preußischen Flotte zum Schutze der deutschen Küsten“, bei dem 1500 Mitglieder mehrerer Berliner Männerchöre mitwirkten, erklangen unter anderem Mendelssohns „Der frohe Wandersmann“ und „Der Jäger Abschied“, „Thürmerund Matrosenlied“ von Taubert sowie „Blücher am Rhein“ von Karl Gottlieb Reißiger. Als Instrumentalstücke wurden Beethovens Ouvertüre zu Egmont op. 84 (1809) sowie Webers Jubel-Ouvertüre op. 59 (1819) aufgeführt. 24] 30. Masius-Braunhofer: Anna Masius-Braunhofer geborene Masius (*um 1832, † 1. IX. 1909 Göttingen) war nach Stationen in Kassel und Breslau in dieser Saison als

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Gast an die Hofoper gekommen. Ihr Gatte, der renommierte Schauspieler Julius Braunhofer, wurde in diesem Jahr an die Königlichen Schauspiele engagiert. Meyerbeer an Roderich Benedix vom 31. I. 1862 Zum Adressaten: Nach Auskunft des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig befindet sich der Brief in einem größeren Brief-Nachlaß von Benedix, „so daß der Adressat sicher erscheint“ (Brief an die Herausgeberin von Doris Mundus, der Stellvertretenden Direktorin des Museums, vom 1. IV. 2005). Meyerbeer an einen Herrn vom 2. II. 1862

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17] DomchorConcert: Im Konzert am 8. II. erklangen zwei neue Werke: ein achtstimmiges Kyrie von Caldara und ein Vater unser für Männerstimmen von Michael Praetorius. Weiterhin sang der Chor Kompositionen von Orlando di Lasso, Antonio Lotti, Johann Michael Bach, Schröter, Reißiger und Mendelssohn Bartholdy. Meyerbeer nahm an dem Besuch dieses Konzerts nicht teil (s. Tgb. 8. II. 1862). Tgb. Februar 1862 6] 5. Artikel in der Europe artiste: Ugalde sang die Partie der Catherine an der Opéra Comique erstmals im Juni 1855, Marie Roziès (Lebensdaten nicht ermittelt; es handelt sich nicht um Marie Roze [1846–1926]) seit September 1861. 13] 7. Jähns: Friedrich Wilhelm Jähns (1809–1888; III 668f., V 907) stand dem von ihm 1845 gegründeten „Gesangverein für geistliche und weltliche Musik“ vor. Die Ouvertüre erklang unter von Bülows Leitung anläßlich eines Vokal- und Instrumentalkonzerts zugunsten der preußischen Flotte am 9. II. 1862 im Königlichen Schauspielhaus. 23] 11. James Hirschfeld: James Hirschfeld (Lebensdaten nicht ermittelt), Angestellter im Musikalienverlag Heinrich Schlesinger. 24] Stadtgerichtsrat Eberty: Eduard Gustav Eberty (*12. VI. 1840 Görlitz, † 24. VII. 1894 Friedrichroda) war nach seinem Studium der Rechte in den Staatsjustizdienst getreten (nach 1881 wurde er Mitglied des Reichtags); zum Vorgang s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 16. XI. 1861.

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Alexis Comte de Pillet-Will an Meyerbeer vom 12. II. 1862 Poststempel: a) Paris 12. II. 62, b) 14. II., c) 14. II. 6] Moniteur: die in Paris erscheinende Tageszeitung Le Moniteur Universel. Tgb. Februar 1862

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4] 14. Maler Richter: Ludwig Carl Gustav Richter (*3. VIII. 1823 Berlin, † 3. IV. 1884 Berlin), einer der bedeutendsten Berliner Bildnismaler seiner Zeit (ausgebildet von Eduard Holbein in Berlin sowie von Léon Cogniet in Paris). 1852 war er mit einem Porträt seiner Schwester Dorothea erstmals an die Öffentlichkeit getreten, hatte 1856 Sensation auf der Akademie-Ausstellung mit dem Bild „Die Auferweckung von Jairi Töchterlein“ gemacht und war seitdem ein gefragter Porträtist (seit 1860 Mitglied der Akademie der Künste, 1863 Ernennung zum Professor). In dieser Zeit führte er sich in Meyerbeers Haus ein und war von nun an häufig zu Gast (am 28. VIII. 1866 heiratete er in Wiesbaden Meyerbeers jüngste Tochter Cornelie; zu Einzelheiten s. Pietsch, Wie ich Schriftsteller geworden bin. Der wunderliche Roman meines Lebens, hrsg. v. Peter Goldammer, Berlin: Aufbau-Verlag 2000, S. 550f.; s. auch Kommentar zu Tgb. 1. I. 1864; Bezugstelle: glücklich verheiratet zu sehen). 1864 (unmittelbar nach Meyerbeers Tod) fertigte Richter zwei Ölgemälde Meyerbeers an: eines nach dem Photo von Nu-

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ma-Blanc (s. Abbildung S. 528; Verbleib des Originals unbekannt; überliefert als Photogravure der Photographischen Gesellschaft, Berlin [im Bestand des MeyerbeerNachlasses, SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/88, sowie der ÖNB, Porträtsammlung, Bildarchiv und Fideikommißbibliothek, NB 900–876-AB; s. Abbildung S. 327), ein anderes nach dem Photo von Watkins (s. Abbildung S. 357). Dieses Gemälde hing über viele Jahre im Arbeitszimmer eines in Nizza lebenden Enkels Meyerbeers, Ferdinand Leopold Freiherr von Andrian-Werburg (Sohn Cäcilie Meyerbeers), in der Villa Mendiguren, Carabacel, Boulevard des Arènes. Gustav Richter hielt sich 1873 in Nizza auf (das Gemälde wurde 1935 im Musée Masséna in Nizza ausgestellt, Exposition „Musique et Théâtre“; diese Angaben nach Guillaume Boréa, „Les Séjours de Meyerbeer à Nice“, in: Nice Historique, Nr. 1, Jan./Febr. 1938, S. 11–21: 11). Der Vermerk im Ausstellungskatalog lautet: „[no.] 107. RICHTER, Portrait de G. Meyerbeer. Peinture. Au Baron d’Andrian de Werburg.“ (In: Les Amis du Musée Masséna [Hrsg.], La Musique et le Théâtre à Nice et sur la Riviera du XVIIIme siècle à nos jours, Exposition historique-artistique et documentaire, février – avril 1935, Nizza: Imprimerie de L’Éclaireur, 21, Rue Meyerbeer [sic!] 1935, S. 43 [ich danke Gunther Braam für die Mitteilung dieses Katalogeintrags]). Das Gemälde war bis 1955 im Besitz der Familie, wurde sodann an einen privaten Sammler aus Nizza verkauft und befindet sich gegenwärtig wieder im Familienbesitz. Ich danke dem heutigen Besitzer sehr herzlich, daß er mir ein Photo von diesem Porträt (s. Abbildung S. VII) geschenkt und mir die Erlaubnis zur Veröffentlichung desselben gewährt hat. Meyerbeers Porträt war 1884 in der großen „Gustav-Richter-Gedächtnisausstellung“ in der Königl. Gemäldegalerie in Berlin zu sehen. Auskunft hierüber gibt ein Zeitungsartikel Pietschs (Die Ausstellung von Werken Gustav Richters. V. Teil (Schluß), in: Königlich privilegirte Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen [„Vossische Zeitung“] vom 24. VI. 1884, Nr. 289, Sp. 5–6): „Das lebensgroße Bildniß Meyerbeer’s in diesem [letzten] Saal ist, wenn ich nicht irre, erst nach dem Tode mit Benutzung von Photographieen[!] gemalt, was allerdings nicht verhindert hat, daß die lebendigste und glücklichste Aehnlichkeit darin erreicht wurde.“ (Ich danke nochmals dem jetzigen Besitzer des Gemäldes für die Mitteilung dieses Artikels). 5] Abbonement-Konzert: In Radeckes 3. in der Singakademie veranstalteten Konzert innerhalb dieser Reihe erklangen unter anderem die Ouvertüre zu Schillers Wilhelm Tell von Louis Schlottmann (Uraufführung), Ave Maria (UA 1859) und Gesang aus Fingal für Frauenchor von Brahms, Chopins Klavierkonzert f-Moll op. 21 (1829), gespielt von Marie Wieck, sowie Auszüge aus Berlioz’ Roméo et Juliette (1839). Meyerbeer an Carl Kaskel vom 16. II. 1862

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6] Lüttichau: Er starb am 16. II. 1863, auf den Tag genau ein Jahr später. 12] Nachfolger: s. Kommentar zu Meyerbeer an Carl Kaskel vom 14. VI. 1862. 13] komische Oper: s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 9. I. 1862. Tgb. Februar 1862 27] 17. Geneviève de Brabant: Opéra bouffon en deux actes von Offenbach (Text: Jaime [fils] und Étienne Tréfeu), UA 19. XI. 1859, Théâtre des Bouffes-Parisiens, Paris. 30] 18. Messe von Grell: s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 5. II. 1861, Bezugstelle: 16stimmiger Messe. 34] 20. Tenor Ferenczy: Franz Ferenczy (eigtl. Franz Friedemann; *12. II. 1835 Unghvar/bei Tokay, † 7. III. 1881 Weimar) war nach seiner Ausbildung in Mailand und Wien sowie nach seinem Debüt 1859 als Manrico in Verdis Trovatore und erster Anstellung in Graz in der Spielzeit 1861/62 am Stadttheater Riga engagiert. In diesem

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Monat gastierte er an der Berliner Hofoper, an die er im Mai des Jahres verpflichtet wurde. Ungeachtet einer hohen Gage und großer Erfolge (unter anderem als Jean im Prophète) entschloß er sich, das Haus im folgenden Jahr zu verlassen, um seine Karriere als Gastsänger fortzuführen. Er wurde ein international gefragter Star. Feste Engagements ging er 1865 bis 1869 (Hofoper Wien), 1870/71 (erneut Hofoper Berlin) und schließlich seit September 1871 mit dem Hoftheater Weimar ein, an dem er bis zu seinem Tod wirkte. Meyerbeer an Johannes Schulze vom 20. II. 1862 Zum Adressaten: s. Meyerbeer an Johannes Schulze vom 3. I. 1862 und Kommentar. Meyerbeer an Augustus William Frederick Spencer Lord Loftus vom 21. II. 1862 Zum Adressaten: s. Anrede, Briefinhalt und den sich auf den Vorgang beziehenden Eintrag im Tgb. 17. II. 1862. Meyerbeer an Priscilla Anne Fane Countess of Westmorland vom 21. II. 1862 Zur Adressatin: s. Meyerbeer an Augustus William Frederick Spencer Lord Loftus vom 21. II. 1862 und Briefinhalt.

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17] Miss Rosa: Gräfin Westmorlands Tochter Rosa Fane (später verheiratete Weigall; Lebensdaten nicht ermittelt; V 942). 20] J. B. Alston: Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt. 37] Monsieur Julian: Julian Fane Earl of Westmorland. Tgb. Februar 1862

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11] 23. indiskrete Reklame: Sie erschien in der Königlich privilegirten Berlinischen Zeitung sowie in den Berlinischen Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen („Spenersche Zeitung“) vom 23. II. 1862 (Nr. 46) und hatte folgenden Wortlaut: „Dem kais. russischen Gesandten, Hrn. v. Budberg, ging vorgestern auf telegraphischem Wege von Sr. kais. Hoh. dem Großfürsten Nicolaus die Aufforderung zu, ihm auf’s Schleunigste durch einen Courier den bei der Krönung Sr. Maj. des Königs, in Königsberg aufgeführten ‚Meyerbeer’schen Krönungsmarsch’ für die vereinigten Orchester der Infanterie und Cavallerie zu senden. Demnach steht in St. Petersburg eine großartige Aufführung dieses Meisterwerks bevor und dürfte es sich ereignen, daß die kais. russ. Armee früher im Besitze dieses Krönungsmarsches ist, als die vaterländische Armee, deren Musik-Corps, mit Ausnahme der von Musikdirektor Wieprecht, auf Allerhöchsten Befehl Sr. Maj. des Königs, im Victoria-Theater veranstalteten beiden Aufführungen, noch nicht in den Stand gesetzt sind, ihn öffentlich zu Gehör zu bringen.“ 15] Demoiselle Jonas: Die Pianistin Anna Jonas (Lebensdaten nicht ermittelt) komponierte eine Reihe von Klavierwerken, die seit 1858 bei Bote & Bock erschienen. 16] ihrer Mutter: Elisabeth Luise Ulrike Charlotte Jonas geborene Gräfin von Schwerin (*15. I. 1804 Schwerinsburg, † 1899), Witwe des im September 1859 verstorbenen Berliner Theologen Dr. h.c. Ludwig Jonas. – Jonas hatte Cornelie Meyerbeer im Dezember 1858 getauft, seine Frau und Tochter Anna waren die Taufpatinnen (s. Annette Bossmann/Alice Uebe, Cornelie Richter. »…fühlen, wie ich ihre Herzen in der Hand halte«. Ein Frauenleben zwischen Tradition und Moderne, in: Stiftung Stadtmuseum Berlin, Juden Bürger Berliner. Das Gedächtnis der Familie Beer – Meyerbeer – Richter, s. Lit., S. 125–140: 128; Anna Jonas war eine von fünf Töchtern [s. Hedwig von Olfers geb. von Staegemann, Erblüht in der Romantik, gereift in selbstloser Liebe. Aus Briefen zusammengestellt, Berlin: Mittler und Sohn 1914, 2 Bde., Bd. 2, S. 408 und 638]).

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18] Grafen Mortimer von Mal[t]zahn: der Leutnant Mortimer Ferdinand Ludwig Joachim Graf von Maltzan (*19. V. 1832 Würben, † 6. VI. 1904 Bergerac). 22] Buch von Marx über Gluck: Gluck und die Oper, 2 Bde., Berlin: [s.n.] 1862. 24] 24. Violinisten Monasterio: Der Geiger Jesús de Monasterio (*21. III. 1836 Potes/Santander, † 28. IX. 1903 Casar de Periedo/Santander) erhielt seine Ausbildung in Valladolid, Madrid sowie von 1847 bis 1851 bei Charles de Bériot in Brüssel. 1854 wurde er Ehrenmitglied der Königlichen Kapelle und 1857 Professor für sein Instrument am Konservatorium in Madrid. Seit September 1861 tourte er mit Aufsehen erregendem Erfolg durch Belgien, Holland und Deutschland. In einem Konzert in Berlin in dieser Zeit soll er von Meyerbeer am Klavier begleitet worden sein. Im Frühjahr 1862 kehrte er nach Madrid zurück. Noch zu Meyerbeers Lebzeiten gründete er dort 1863 die renommierte „Sociedad de Cuartetos“. Alexis Comte de Pillet-Will an Meyerbeer vom 24. II. 1862 Poststempel: a) Paris 24. II. 62, b) 26. II. Tgb. Februar 1862

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33] 25. Schlummerlied: Sélikas Air du sommeil „Sur mes genoux, fils du soleil“. Meyerbeer arbeitete an dem Stück bis zum 31. III. (s. Tgb.). Später entwarf er eine neue Version (s. Tgb. 4. bis 8. IV. 1863 und Kommentar). Alexis Comte de Pillet-Will an Meyerbeer vom 26. II. 1862 Poststempel: a) Paris 26. II. 62, b) 28. II. Meyerbeer an Heinrich Schlesinger vom 1. III. 1862 Zur Datierung: Eingangsvermerk 2. III. 1862 bzw. Wochentagangabe „Sonneabend“, die es erlaubt, den Brief sicher auf den 1. III. zu datieren. Zum Adressaten: Heinrich Schlesinger war der Verleger der im Brief genannten Komposition. Tgb. März 1862

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20] 3. Großherzogin von Schwerin: Auguste Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin geborene Prinzessin von Reuß-Schleitz-Köstritz (*26. V. 1822 Kliphausen, † 3. III. 1862 Schwerin). 27] 4. Dichters Rodenberg: Dr. Julius Rodenberg (bis 1855 Levy; *26. VI. 1831 Rodenberg, † 11. VII. 1914 Berlin) hatte 1856 seine Ausbildung zum Juristen in Marburg mit der Promotion abgeschlossen. Er war seit seiner Jugend schriftstellerisch tätig und konnte bereits in dieser Zeit eine Reihe von Publikationen, darunter Lyrik-Anthologien, vorweisen. 1859 war er nach Berlin übergesiedelt, arbeitete als Journalist und gründete 1861 das Deutsche Magazin (bis 1863). Zugleich versuchte er sich als Librettist (unter anderem Actaea, das Mädchen von Korinth für Jean Joseph Bott [erschienen Berlin: Charisius 1862]; zu Meyerbeers Würdigung seines Talents s. Tgb. 9. IV. 1862). Großes Ansehen erwarb sich Rodenberg erst nach Meyerbeers Tod (1865 als Mitredakteur an der Zeitschrift Bazar, 1867 zusammen mit Ernst Dohm als Herausgeber der Zeitschrift Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft, vor allem seit 1874 als Mitherausgeber der Deutschen Rundschau sowie als Romancier). Über Rodenbergs persönliche Begegnung mit Meyerbeer s. Kommentar zu Tgb. 9. IV. 1862.

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29] 5. Euryanthe: Große Romantische Oper in drei Aufzügen von Weber (Text: Helmina de Chézy), UA 25. X. 1823, Kärntnertortheater, Wien (Berliner Erstaufführung 1825). 33] 6. Stimmgabel: Hülsen richtete einige Tage nach dieser Unterredung an den Senat der Akademie der Künste folgendes Schreiben: „Dem Senat der Königlichen Akademie der Künste [im Original Absatz] habe ich die Ehre nachstehende, das Gebiet der musikalischen Kunst berührende Angelegenheit zur geneigten Berücksichtigung vorzulegen. [im Original Absatz] Wie bekannt, ist vor etwa zwei Jahren in Frankreich durch Kaiserliches Dekret die Herabsetzung des Stimmtones für das ganze Land verwirklicht worden. Ebenso kam es bereits zur allgemeinen Kenntniß, daß man seitdem nicht minder in Deutschland an mehreren Orten Versuche ähnlicher Art gemacht. [im Original Absatz] Neuerdings nun tritt diese Angelegenheit immer näher auch an mich heran, und ich werde mich bei meiner amtlichen Stellung zweifelsohne in nicht allzuferner Frist genöthigt sehen, einer bestimmten Entscheidung beizupflichten. Inzwischen verhehle ich mir keineswegs die große und umfassende Bedeutung der in Rede stehenden Frage. Denn es handelt sich um eine Maaßregel, die nur dann einen praktischen Sinn hat, wenn sie allgemein, das heißt bei allen musikalischen Institutionen, namentlich auch bei den Musikcorps der Königlichen Armee durchgeführt wird, und die in Folge dessen einen nicht geringen Kostenaufwand beanspruchen dürfte. [im Original Absatz] Weit davon entfernt, im Hinblick auf das von mir geleitete Institut der Königlichen Oper, eine eigenmächtige Bestimmung treffen zu wollen, halte ich es vielmehr für meine Pflicht, die hochwichtige Angelegenheit der Autorität der Sachkundigen zur Prüfung und Beurtheilung anheimzustellen, und ich ersuche daher den Senat der Königlichen Akademie der Künste ganz ergebenst, dem Plenum der „Musikalischen Abtheilung“ meine Bitte zu übermitteln, dahin lautend: [im Original Absatz] daß sich das genannte Plenum über die Herabsetzung des Stimmtones gutachtlich ausspreche und im Falle die Entscheidung für die Herabsetzung lauten sollte, das geeignete Maaß der letzteren angeben zu wollen. [im Original Absatz] In Erwartung einer geneigten Entscheidung [im Original Absatz] Hochachtungsvoll [eigenhändige Unterschrift:] und ergebenst von Hülsen [im Original Absatz] General-Intendant der Königlichen Schauspiele [im Original Absatz] Berlin, den 18ten März 1862.“ (Stiftung Archiv der Akademie der Künste, PrAdK 118, Bl. 294). – Meyerbeer befaßte sich mit dieser Anfrage Ende Mai/Anfang Juni des Jahrs (s. Meyerbeer an William Sterndale Bennett vom 3. VI. sowie die zahlreichen Einträge im Tgb., vor allem Tgb. 3./4. VI. 1862). 34] Madame Ristori mit ihrer Truppe: Die Theatergesellschaft Ristoris gastierte an der Berliner Hofoper vom 6. bis 19. III. und gab insgesamt sieben Vorstellungen. Wie Pietsch berichtet (s. Wie ich Schriftsteller geworden bin. Der wunderliche Roman meines Lebens, hrsg. v. Peter Goldammer, Berlin: Aufbau-Verlag 2000, S. 377 f.), zählte dieses Gastspiel zu den glanzvollsten Theaterereignissen der Saison. 35] Giuditta: Tragedia von Paolo Giacometti, UA 10. X. 1857, Teatro de la Calle de Jovellanos, Madrid. Alexis Comte de Pillet-Will an Meyerbeer vom 7. III. 1862 Poststempel: a) Paris 7. III. 62, b) 10. III.

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Tgb. März 1862 3] 8. Nachricht: s. Tgb. 12., 13., 19. und Tgb. und Kommentar zu Tgb. 22. III. 1862. 6] Artot: Artôt gab in dieser Zeit ein Gastspiel an der Berliner Hofoper, das zu den Höhepunkten der Opernsaison zählte. Sie gastierte in zahlreichen italienischen Opern (in Donizettis L’elisir d’amore und La figlia del reggimento, Rossinis Il barbiere di Siviglia), französischen Opern (Aubers Les Diamants de la couronne, Le Domino noir

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sowie L’Ambassadrice) und in Mozarts Le nozze di Figaro. Meyerbeer hörte sie in den beiden Opern Donizettis (s. Tgb. 18. und 21. III.). 8] Tobias: Il ritorno di Tobia, Azione sacra per musica von Joseph Haydn (Text: Giovanni Gastone Boccherini), UA 2. IV. 1775, Wien, hier in der deutschen Bearbeitung unter dem Titel Tobias’ Heimkehr (Hob. XXI:1). 22] 12. Frau von Olfers: Hedwig von Olfers geborene von Staegemann (*11. V. 1799 Königsberg, † 11. XII. 1891 Berlin), seit 1823 Gattin Ignaz von Olfers’, des Generaldirektors der Berliner Königlichen Museen. Sie führte in Berlin (Cantianstr. 4–5) einen berühmten Salon, in dem die Hofgesellschaft und die Vertreter der Künste verkehrten. 33] 14. Herrn von Wildenbruch: Anton Albert Heinrich Ludwig (Louis) von Wildenbruch (*28. III. 1803 Berlin, † 29. XI. 1874 Berlin) war aus der Beziehung des Prinzen Louis Ferdinand mit Henriette Fromme hervorgegangen. Den Namen „von Wildenbruch“ erhielt er von König Friedrich Wilhelm III. zuerkannt. 1829 hatte er eine diplomatische Laufbahn eingeschlagen mit Stationen in Beirut (1842), Athen (1850) und zuletzt Konstantinopel (1852 bis 1858). 33] Prinzen Louis Ferdinand von Preußen: Prinz Louis Ferdinand von Preußen (*18. X. 1772 Schloß Friedrichsfelde bei Berlin, † 10. X. 1806 Schlacht bei Saalfeld), ein Neffe Friedrichs des Großen. 35] 15. ersten Frauenchor im 3. Akt: „Le rapide et léger navire“. Die Königliche Generalordenskommission an Meyerbeer vom 17. III. 1862 Zum Absender: Präses der Generalordenskommission war von März 1855 bis Mai 1862 Generalleutnant a.D. Friedrich Wilhelm Graf von Brühl (*15. XI. 1788 München, † 19. VII. 1867 Dirnstein/Pfalz).

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18] Patent: Das Dokument ist als Anlage des Briefes im Meyerbeer-Nachlaß wie folgt überliefert: „Wir Wilhelm [/] von Gottes Gnaden [/] König von Preußen etc: [/] haben dem General-Musik-Direktor Meyerbeer zu Berlin Unseren Königlichen Kronen-Orden zweiter Klasse verliehen, und ertheilen demselben über den rechtmäßigen Besitz dieser Auszeichnung das gegenwärtige Beglaubigungs-Schreiben mit Unserer eigenen Unterschrift und dem beigedruckten Königlichen Insiegel. Königsberg, den 18ten Oktober 1861. [/] Wilhelm“ (Autograph [Ls]: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/15). 18] Königlichen Kronen=Orden: s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 21. X. 1861. Tgb. März 1862

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3] 18. ersten Africaine: die Version von 1843. 5] Auerswald: Rudolf Ludwig Cäsar von Auerswald (*I. IX. 1795 Marienwerder, † 15. I. 1866 Berlin), seit Kindheitstagen ein Freund König Wilhelms, 1848 Ministerpräsident und Außenminister, gehörte nach dem Scheitern der „Revolution“ der Opposition an. Im Dezember 1858 war er im Zuge der Ablösung des reaktionären Ministerpräsidenten Otto Theodor Freiherr von Manteuffel von Prinz Wilhelm von Preußen, seinerzeit Regent für den schwer erkrankten Friedrich Wilhelm IV., als Stellvertreter des Ministerpräsidenten Fürst Karl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen zum Staatsminister ernannt worden. Das preußische Abgeordnetenhauses sowie das liberale Kabinett des Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen, das sogenannte Kabinett der „Neuen Ära“, waren am 11. III. aufgelöst worden. 5] Patow: Erasmus Robert Freiherr von Patow (*10. IX. 1804 Mallenchen, † 5. I. 1890 Berlin), seit 1830 in preußischem Staatsdienst (bis 1881), 1848 Landwirtschaftsminister, war 1858 zum Finanzminister berufen worden.

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5] Schwerin: Maximilian Graf von Schwerin-Putzar (*30. XII. 1804 Boldekow, † 2. V. 1872 Potsdam), 1848 Kultusminister, gehörte von 1849 bis zu seinem Tod ununterbrochen dem preußischen Abgeordnetenhaus an und stand seit 1856 den Liberalen vor. Im Juli 1859 war er zum Innenminister ernannt worden. Später wurde er ein erbitterter Gegenspieler Bismarcks. 5] Bernuth: August Moritz Ludwig von Bernuth (*11. III. 1808 Münster, † 25. IV. 1889 Berlin), seit 1849 im Justizdienst mit Stationen in Berlin, Glogau und Posen, hatte am 1. I. 1861 (Ernennung am 18. XII. 1860) sein Amt als Justizminister angetreten. Bereits 1860 war er zum lebenslangen Mitglied des Herrenhauses gewählt worden, dem er fortan als Mitglied der liberalen Partei angehörte. 6] Pückler: Erdmann (III.) Alexander Carl Ludwig Graf von Pückler und Limpurg (*4. IV. 1792 Rogau, † 4. XI. 1869 Liegnitz), Mitglied des preußischen Herrenhauses auf Lebenszeit, war seit dem 6. XI. 1858 Landwirtschaftsminister. 7] neuen Ministeriums: Dem neuen, am 11. III. eingesetzten Staatsministerium stand als Präsident Adolf Prinz zu Hohenlohe-Ingelfingen vor (bereits am 23. IX. wurde er provisorisch, definitiv am 9. X. 1862 von Otto von Bismarck-Schönhausen abgelöst). Die neuen Mitglieder waren Gustav Wilhelm von Jagow (als Nachfolger des Grafen von Schwerin-Putzar), Leopold Graf zur Lippe (als Nachfolger von Bernuths) und Heinrich Graf von Itzenplitz (als Nachfolger des Grafen von Pückler). Handelsminister August von der Heydt löste den Freiherrn von Patow ab. Meyerbeer an Anna Eberty vom 19. III. 1862 28] Made Roger: Vornamen und Lebensdaten der in der Textilbranche tätigen Person nicht ermittelt. 28] Geffrier, Delisle frères et Cie: Die Firma war 1854 von den Kaufmännern Auguste Alfred Geffrier, Jean Jacques Henry Walmez sowie den Brüdern Adolphe et Paul Joseph Verdé Delisle gegründet worden (Sitz der Fa.: rue Blanche). Sie handelte mit Schals, Crêpes de Chine und Spitzen (Auflösung der Fa. am 31. XII. 1862). 29] Handschuhmacher Boudier: Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt.

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15] Einstudieren: Einstudiert wurde in dieser Zeit am Théâtre Lyrique Julius Beers Opéra comique en deux actes La Fille d’Égypte (Text: Barbier), UA 23. IV. 1862. Tgb. März 1862

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5] 21. Liebestrank: L’elisir d’amore, Melodramma von Donizetti (Text: Romani), UA 12. V. 1832, Teatro della Canobbiana, Mailand, hier in deutscher Übersetzung (Erstaufführung an der Berliner Hofoper am 3. VIII. 1837). 11] 22. die Aufführung: Wie aus der Berliner Musik-Zeitung Echo hervorgeht, handelt es sich um eine Soiree mit über 300 Gästen. Artôt sang Arien aus L’elisir d’amore und Rigoletto. Hinzu kamen schauspielerische Darbietungen Ristoris (in Giovanni Girauds Farsa I gelosi fortunati) und Ida Pellets (in J. Chr. Wages’ [d. i. August Wilhelm Hesse] Lustspiel Ein Arzt). Meyerbeer an Emil Naumann vom 25. III. 1862 Zum Adressaten: s. Anrede „Musikdirektor“, Wochentagangabe („Mittewoche“) im Brief und Tgb. 26. III. 1862. Tgb. März 1862

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4] 26. Die Holsteiner: Naumanns Libretto wurde nicht vertont.

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15] 29. Komponisten Wallerstein: Der Violinist und Komponist Anton Wallerstein (1813–1892; VII 618) lebte und wirkte seit 1857 als Tanzkomponist in Dresden. Meyerbeer an Francis Richard Sandford vom 31. III. 1862 Zum Adressaten: Sandford war mit der Organisation der im Brief angesprochenen Angelegenheit betraut; s. auch Tk. 20. IV. 1862. 36] titre: Ouverture en forme de Marche pour l’Inauguration de l’Exposition Universelle à Londres en 1862. Tk. April 1862

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8] [Undatierte Vorsatzblätter:] LegationsRath Carl Meyer: Dr. Friedrich Karl Meyer (*Rinteln, † 1884) war nach längerer Tätigkeit als Sekretär und Bibliothekar Prinz Alberts 1854 von London nach Heidelberg übergesiedelt (dort zählte er zum engeren Bekanntenkreis Christian Karl Josias Freiherr von Bunsens) und im Januar 1862 nach Berlin berufen worden. Anders als seine Amtsbezeichnung vermuten läßt, war er nicht im Auswärtigen Amt tätig, sondern als Ministerialbeamter Mitglied des Königlichen Hauses. König Wilhelm und Königin Augusta hatten ihn in Baden-Baden als geistreichen Unterhalter auf dem Gebiet von Kunst und Wissenschaft kennengelernt und als „kleinen Humboldt“ (er trug den Spitznamen „Königin-Meyer“) nach Berlin geholt; s. Tk. 4. und 13. IV. 1862. Nach Darstellung Herman Petersdorffs (Kaiserin Augusta, Leipzig: Duncker & Humblot 1900, S. 71) war er unter den Kaiserin Augusta nahestehenden Personen „[e]iner ihrer Getreuesten“. 9] Mendel Ouverture: Hermann Mendel (*6. VIII. 1834 Halle, † 26. X. 1876 Berlin) hatte sich 1853 als Komponist und Musikschriftsteller in Berlin niedergelassen. Nachdem er zunächst Mitarbeiter der Musikalienhandlungen Schlesinger und – in dieser Zeit – Bock war, gründete er noch in diesem Jahr eine eigene Musikalienhandlung (1868 aufgelöst und aufgekauft von der Trautwein’schen Musikhandlung). Mendel hat sich als Herausgeber des von ihm 1870 begründeten und nach ihm benannten Musikalischen Conversations-Lexikons einen Namen gemacht, mußte das Werk aber infolge seines frühen Todes unvollendet zurücklassen (s. in diesem Zusammenhang Kommentar zu Tgb. 17. V. 1861). Für Meyerbeer gewann er als Verfasser einer Biographie Bedeutung (Giacomo Meyerbeer. Sein Leben und seine Werke, Berlin: R. Lesser [1869]); zum Kontext s. Tgb. 11. IV. 1862. 11] Man legt: Meyerbeer ließ sich eine Methode zur Bekämpfung seiner Seekrankheit beschreiben (s. Tgb. 23. IV. sowie Tk. Juni 1862 [Undatierte Nachsatzblätter]). 15] Gautier: s. Tk. 7. IV. 1862. 15] Basevi: s. Tk. 7. IV. 1862. 15] Dr Bacher … Bauernfeld: s. Meyerbeer an Eduard von Bauernfeld vom 13. IV. 1862. 15] Hellwig: Karl Hellwig (1778–1862; V 774), Justizkommissar und Notar, Vorsteher der Berliner Singakademie; zum Vorgang s. Tk. 3. IV. 1862. 17] Musikverleger Hermann: Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt. 17] Organist Stade: Es gab in dieser Zeit zwei Organisten Stade: Als Musiker renommiert war Dr. phil. h. c. Friedrich Wilhelm Stade (*25. VIII. 1817 Halle/Saale, † 24. III. 1902 Altenburg), ein Schüler Friedrich Schneiders in Dessau. Er wirkte von 1835 bis 1837 als Theaterkapellmeister in Halle, sodann als Universitätsmusikdirektor in Jena (dort 1860 Ernennung zum Dr. phil. h. c.). Seit 1860 bekleidete er die Position des herzoglichen Hoforganisten und -kapellmeisters in Altenburg, wo er mit der Gründung der Singakademie und der Veranstaltung von Abonnementkonzerten wesentlich zur

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Hebung des öffentlichen Musiklebens beitrug. Sein besonderes Interesse galt der Förderung der Alten Musik. Als Komponist widmete er sich neben der Orgelmusik vor allem der Gattung Lied (vgl. Artikel „Stade“, in: Altenburger Hauskalender 1903). – Mehrfach an die Öffentlichkeit getreten war in dieser Zeit jedoch der weniger bekannte Organist Heinrich Bernhard Stade (*2. V. 1816 Ettischleben/bei Arnstadt, † 29. V. 1882 Arnstadt), der in Arnstadt wirkte und Gelder zur Restaurierung der dortigen Bachorgel in der Bonifaziuskirche einzusammeln suchte („Es ist dieses Vorhaben nichts anderes als: die Bachorgel in der neuen Kirche zu Arnstadt, dasjenige Instrument, welches der große Meister weihete und von seinem achtzehnte[n] Jahre ab vier Jahre lang amtlich spielte, die aus seiner amtlichen Thätigkeit einzig übriggebliebene Orgel, durch eine ausgezeichnete Wiederherstellung als ein Denkmal tiefster Verehrung gegen ihn, den größten Tondichter der Welt, für alle Zeiten zu erhalten“, offener Brief „Die erste Bachorgel in der neuen Kirche zu Arnstadt“, hier zitiert nach: Blätter für Theater, Musik und Kunst vom 12. IX. 1862, 8: 1862, Nr. 73, S. 292). Stade hatte seine Initiative mit einem „Aufruf“ am 10. I. 1861 gestartet, eine Lithographie der Bachorgel mit einem Faksimile von Bachs Handschrift verkauft, hatte Spenden des Fürsten Günter Friedrich Karl von Schwarzburg-Sonderhausen, anderer Fürsten und Förderer, darunter der Stadt Arnstadt, eingeworben und auf diese Weise zwei Drittel der erforderlichen Summe zusammenbekommen. Nun bat er um weitere Zuwendungen und versprach, die Namen aller Spender in eine Gedenktafel eingravieren zu lassen. Es ist möglich, wenn nicht wahrscheinlich, daß sich hinter diesem nur einmal und isoliert vermerkten Nameneintrag der Arnstädter Organist verbirgt. 17] Bordiga: Herausgeber der in Florenz erscheinenden Zeitschrift Italia artistica (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt). Meyerbeer bezahlte am 11. IV. (s. Tk.) das Abonnement.

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4] Refrain zu: Yorikos Ballade „Adamastor, roi des vagues profondes“. Meyerbeer hatte das Stück im April 1858 vertont (VII 293); überarbeitet wurde es am 17. XII. 1863 (s. Tgb.). 15] Preußische Gesandte: Dieser Eintrag und die nachfolgenden undatierten Notizen beziehen sich auf Meyerbeers Londonaufenthalt zwischen 23. IV. und 20. V. 1862; s. Tk. und Kommentar zu Tk. 26. IV. 1862, Bezugstelle: Brandeburg. 16] Strakosch: Maurice Strakosch (1825–1887; VII 733) hatte sich 1861 in Paris niedergelassen und managte seitdem die Karriere seiner berühmten Schwägerin, der Sopranistin Adelina Patti (bis 1868); er besuchte Meyerbeer am 6. V. (s. Tk.). 17] Oxenford: John Oxenford (*12. VIII. 1812 London, † 21. II. 1877 London) lebte als gefragter Schauspieldichter (seit 1835), Theaterkritiker (Times, Athenæum) und renommierter Übersetzer in London; zum Kontext s. Tgb. 11. und 14. V. 1862. 17] Chorley: der Librettist und Musikschriftsteller Henry Fothergill Chorley (1808–1872; V 740), Mitarbeiter der Zeitschrift The Athenæum, neben James William Davison der seinerzeit einflußreichste englische Musikkritiker. Er lud Meyerbeer zu einem Diner ein (s. Tk. 4. V. 1862). 17] Howard Glover: William Howard Glover (1819–1875; VI 864), seit 1850 Kritiker der Morning Post (bis 1865). Er betätigte sich in dieser Zeit in London auch als Konzertveranstalter. 18] Reyen: aufgrund des kryptischen Eintrags nicht zu ermitteln. 18] Dicken’s … Hogarth: der englische Musikkritiker George Hogarth (1783–1870; V 789, VI 862), von 1850 bis 1864 Sekretär der Royal Philharmonic Society, Kritiker der Daily News sowie der Illustrated London News. Der Schriftsteller Charles Dickens (1812–1870; VI 862) hatte 1836 Hogarth’s älteste Tochter Catherine geheiratet. Das Paar lebte seit 1858 getrennt.

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18] Max Schlesinger: der Schriftsteller und Journalist Dr. Max Schlesinger (1822–1881; VI 866), Eigentümer einer lithographischen englischen Korrespondenz. Meyerbeer hatte mit ihm während seines Londonaufenthaltes engen gesellschaftlichen Kontakt (s. unter anderem Tgb. 1. – 9. V. 1862). 19] Hampton: Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt. 1832 lebte Hampton in Paris und war Meyerbeers Englischlehrer und Begleiter auf seiner Reise nach London anläßlich der Londoner Erstaufführung von Robert le diable (s. Tgb. 16. IV. 1832, II 167, u. passim). 1834 hatte er sich in London niedergelassen. 1855 war er Meyerbeer in London wiederbegegnet. 22] 2. Levy: aufgrund des kryptischen Eintrags und der Häufigkeit des Namens nicht zu ermitteln. 24] 3. Made Pflughaupt: vermutlich die Pianistin Sophie Pflughaupt geborene Stschepin (*15. III. 1837 Dünaburg, † 10. XI. 1867 Aachen), seit 1854 Gattin des Violinisten und Komponisten Robert Pflughaupt, mit dem zusammen sie konzertierte. Im März 1862 war sie zur herzogl. Sachsen-Meiningschen Hofpianistin ernannt worden. Sie wirkte am 24. IV. in Berlin, als Meyerbeer bereits in London war, in einem Hofkonzert mit, in dem sie Werke von Liszt und Bach spielte. Sie stattete Meyerbeer einen Besuch ab (s. Tk. 6. IV. 1862). 28] 4. Jocelyn: Hon. William Nassau Jocelyn (*23. X. 1832, † 11. XI. 1892), Attaché an der britischen Gesandtschaft in Berlin.

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3] 9. Bott: Meyerbeer lernte an diesem Tag Botts neue Oper kennen (s. Tgb. 7., 9. und 11. IV. 1862). 5] 11. Componist Stocteau: nicht zu ermitteln. Vielleicht handelt es sich um einen englischen Komponisten namens Stockton. 5] Mendel: s. Tgb. 11. IV. 1862. 5] Grafenstein: Gravenstein. 8] 12. JustizRath Winter: Justizrat J. Winther (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt), ein Berliner Advokat und Notar. 8] Fried[e]berg: Der Berliner Juwelier Heinrich Friedeberg (1819–nach 1885; VII 606) hatte bei Meyerbeer eine Hypothek aufgenommen. 12] 14. File[h]ne: wohl der Kaufmann Isidor Filehne (1804–?; VII 659). 13] Schmidt: nicht sicher zu ermitteln. Da der Name in Verbindung mit dem Gravensteins steht, ist vermutlich W. Schmidt (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt) gemeint, Kassierer bei der Bank des Kassenvereins (s. Tk. und Kommentar zu Tk. 25. V. 1862). Meyerbeers Friseur hieß ebenfalls Schmidt (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt; VII 664). 16] 15. Wittwe Engel: Im Berliner Allgemeinen Wohnungsanzeiger […] auf das Jahr 1862 (s. Literaturverzeichnis) sind 15 Witwen namens Engel verzeichnet. Aufgrund des kryptischen Eintrags läßt sich die Person nicht identifizieren. 18] 16. Zabel: Der Berliner Harfenist Albert Zabel (1830 oder 1835–1910; V 901, VI 745), dem Meyerbeer eine Freistelle für seine Ausbildung am Königlichen Institut für Kirchenmusik beschafft hatte und 1854 bei seiner Einstellung im Orchester der Berliner Hofoper behilflich gewesen war, wurde am 1. IX. 1862 Prof. für Harfe am Petersburger Konservatorium. Möglicherweise hatte er sich in diesem Zusammenhang an Meyerbeer gewandt. 19] 17. Me Burguy: Vornamen und Lebensdaten der Gattin Georges Frédéric Burguis’ nicht ermittelt.

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19] An Kronprinzessin: s. Victoria Kronprinzessin von Preußen an Meyerbeer vom 2. V. 1862. 20] Oekonom vom Kirchhof: Louis Schereck (Lebensdaten nicht ermittelt) war Kunstgärtner und Inspektor des Begräbnisplatzes Schönhauser Allee 22–25; s. Tk. Juni 1862 (Undatierte Nachsatzblätter). – Meyerbeer wollte sich an ihn in der Frage der Vergrößerung der Familiengrabstätte wenden (s. die zahlreichen diesbezüglichen Einträge im Tk. April/Mai/Juni 1863 sowie Kommentar zu Tk. 31. V. 1863). 21] Blaue Brille … Paez und Flor: Meyerbeer – so wird von den Zeitgenossen berichtet (s. exemplarisch den Kommentar zu Tgb. 27. VIII. 1862) – trug diese auffällige Brille zur Kompensation seiner Sehbehinderung. Die Einführung derselben geht auf den Berliner Augenarzt Ludwig Böhm zurück. Dieser hielt durch Kobaltoxyd azurblau gefärbte Gläser für geeignet, die Lichtintensität zu schwächen und folglich das kranke Auge zu schonen (vgl. Harald Belyus, Licht- und Sonnenschutzbrillen Kleine Abhandlung über deren Entwicklung, 1999 [http://www.optiker.at/archiv/museum/sonnenbrillen/lichtschutz.htm: 24. IV. 2006]; Böhm war – nebenbei bemerkt – der Stiefsohn des mit Meyerbeer gut bekannten Johannes Schulze). – Die Optikerfirma H. Pätz und Th. Flor hatte ihren Sitz Unter den Linden 13. 22] Krause: Meyerbeer erhielt die Devisen vom Berliner Bankgeschäft F. W. Krause & Co (Leipzigerstr. 45). 25] 19. heutige Times: Die Ausgabe der Times vom 19. IV. 1862 (S. 7) enthielt einen Artikel „The International Exhibition“ mit dem genauen Programmablauf der Eröffnungsfeier, in dem auch Meyerbeers Beitrag erwähnt wird. 30] 20. Lord Granville: George Leveson-Gower Granville 2. Earl Granville (*11. V. 1815 London, † 31. III. 1891 London), ein prominenter Politiker. Bereits 1851 war er wegbereitend für die Londoner Industrieausstellung gewesen. Der aktuellen Ausstellung stand er als Präsident vor (s. in diesem Zusammenhang Tgb. 29. IV. 1862). Der liberale Politiker war seit 1856 für über dreißig Jahre Kanzler der Londoner Universität. (Die Angaben zu Lord Granville in Letellier, The Diaries of Giacomo Meyerbeer, Bd. 4, s. Lit., S. 286 [Anm. 51] sind falsch; zum Duke of Buckingham and Chandos s. Kommentar zu Tk. 24. IV. 1862.) 34] 21. Lord Mayor: Londons Oberbürgermeister war William Anderson Rose (*16. VIII. 1820 London, † 9. VI. 1881 Bifrons/Upper Tooting). Zu Einzelheiten des Diners s. Tgb. 28. IV. 1862. 36] anfangen: zu Einzelheiten des Probenablaufs s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 29. IV. 1862. 36] Alfred Mellon: Alfred Mellon (*7. IV. 1820 Birmingham, † 27. III. 1867 Chelsea) wirkte seit 1847 als Dirigent der Ballettmusik, seit 1859 der Royal English Opera Season an Covent Garden (bis 1866). Zugleich war er der Orchesterdirektor der „Musical Society of London“ (zu Meyerbeers Kontakt mit ihm s. Tgb. 1.–9. V. 1862). Am 21. V. (s. Tgb. 20. V.), am Tag der Abreise Meyerbeers, gab Mellon ein Konzert in der St. James’s Hall, in dem Meyerbeers Londoner Ouvertüre aufgeführt wurde (zu Meyerbeers Probenbeteiligung und Arrangement s. Tk. 19. und 20. V. sowie Tgb. 20. V.). 37] Sein Bruder der Verleger: Duncan Davison. In seinem Verlag erschien am 1. V. 1862 der Klavierauszug der Londoner Ouvertüre (s. Kommentar zu Tgb. 1.–9. V. 1862, Bezugstelle: gestochene Klavierauszug). 38] 22. Costa: s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 29. IV. 1862. 40] Marsch Kronprinzessin: s. Victoria Kronprinzessin von Preußen an Meyerbeer vom 2. V. 1862 und Kommentar. 40] Rechnung Geston: aufgrund des kryptischen Eintrags nicht zu ermitteln.

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4] 24. Dilke: Der Jurist Charles Wentworth Dilke (*18. II. 1810 London, † 10. V. 1869 St. Petersburg) gehörte wie der mit Meyerbeer bereits persönlich bekannte Earl Granville und der als Sekretär fungierende Sandford der am 14. III. 1860 von Königin Victoria eingesetzten Kommission an (Royal Commissioners), die für die Vorbereitung und Durchführung der Londoner Industrieausstellung verantwortlich war (die von Meyerbeer nicht in seinen Lebensdokumenten erwähnten Mitglieder dieser Kommission waren Richard Plantagenet Campbell Temple Nugent Brydges Chandos Grenville, seit 29. VII. 1861 3rd Duke of Buckingham and Chandos, das Parlamentsmitglied Thomas Baring sowie Thomas Fairbairn). Am 2. I. 1862 war Dilke von der Königin zum „baronet“ geadelt worden. Dilke war Mitglied der Royal Horticultural Society und in dieser Funktion für die Horticultural Exhibiton verantwortlich. 10] 26. Hartm: Moritz Hartmann (s. Tgb. 1.–9. und 12. V. 1862). 11] Brandeburg: der Legationsrat Friedrich Wilhelm Gustav Graf von Brandenburg (1820–1909; VI 765), in dieser Zeit Gesandter und bevollmächtiger Minister an der preußischen Botschaft in London. 13] 27. Einladung vom Lord Mayor: s. Tgb. 28. IV. 17] 28. Clarke: Campbell Clarke (*3. X. 1830 oder 1835 Bonn oder London) lebte nach seinem Studium an der Universität Bonn seit 1852 als Bibliothekar des British Museum in London und war 1864 Sekretär der Philharmonic Society (bis 1870). Danach wurde er Auslandskorrespondent des Daily Telegraph in Paris, wo er sich als Journalist dauerhaft niederließ. 21] 30. Diner Freitag: s. Tk. 2 .V. 1862. 21] ChrystallPallast Concert: Das Konzert im Crystal Palace fand am 3. V. statt (s. auch Tgb. 1. – 9. V.). Meyerbeer an Theodor Formes vom 1. IV. 1862 Zur Datierung: Die Unterredung mit der Königin fand am Dienstag, dem 1. IV. 1862, statt, das „übermorgende“ Hofkonzert, bei dem Formes mitwirkte, am Donnerstag, dem 3. IV. (s. Tgb.). Aufgrund der Wochentagangabe „Dienstag“ läßt sich der Brief sicher auf den 1. IV. 1862 datieren. 34] Duett von Yradier: Der spanische Komponist Sebastián de Yradier (eigtl. Iradier y Salaverri; *20. I. 1809 Lanciego/Álava, † 6. XII. 1865 Vitoria), zunächst Gesanglehrer am Konservatorium von Madrid, lebte seit 1851 in Paris und später in Kuba. Er wurde als Komponist einiger Romanzen bekannt, darunter mit La Paloma, deren Welterfolg sich indes erst nach seinem Tod einstellte. Bei dem Duett könnte es sich um das „Duo espagnol“ Bolero del olé handeln, das als Nr. 8 in der Anthologie L’écho d’Espagne 1857 im Verlag Schott in Mainz erschienen war (Pl.-Nr. 14656.8). Tgb. April 1862

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13] 2. Reményi: Eduard Rémenyi (eigtl. Hoffmann; *17. I. 1828 Miskolcz/Ungarn, † 15. V. 1898 San Francisco) war nach seiner Ausbildung am Konservatorium in Wien sowie in Amerika ein hochangesehener Violinvirtuose (1854 von Königin Victoria von England zu ihrem Soloviolinisten ernannt) und konzertierte in ganz Europa. Am 7. IV. gab er in der Singakademie ein eigenes Konzert unter anderem mit einer „Phantasie über Motive aus den Hugenotten“. 20] 4. Fra Diavolo: Fra Diavolo ou L’Hôtellerie de la Terracine, Opéra comique von Auber (Text: Scribe), UA 28. I. 1830, Opéra Comique, Paris, hier in deutscher Bearbeitung (Erstaufführung an der Berliner Hofoper 3. VIII. 1830).

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22] 5. eine junge Sängerin: Wie aus dem Protokoll der Senatssitzung der Königl. Akademie der Künste vom 26. IV. 1862 hervorgeht (da Meyerbeer aufgrund seiner Londonreise fehlte, trug Grell das Gutachten vor), handelte es sich um ein Gesuch eines Fräulein von Schaeffer, das befürwortet wurde (Stiftung Archiv der Akademie der Künste, PrAdK 59, Bl. 35r). 24] 6. das Duett Vasco u. Selica Akt II: das Duo Vasco/Sélika „En vain leur impuissante rage“, an dem Meyerbeer in Nizza vom 26. XI. bis zum 8. XII. 1857 (s. Tgb.; VII 256 ff.) täglich gearbeitet hatte (erstmals begonnen im Februar 1853; s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 23. II. 1853; VI 39 u. 664).

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35] 7. Actaea: Actaea, das Mädchen von Corinth, große Oper in vier Akten von Bott (Text: Rodenberg), UA 11. IV. 1862, Hofoper, Berlin; s. auch Tgb. 9. und 11. IV. 1862 (das Werk wurde am 29. IV. noch ein weiteres Mal gegeben und dann abgesetzt). 12] 9. Rodenberg: Rodenberg erinnerte sich viele Jahre später in seiner Publikation Unter den Linden. Bilder aus dem Berliner Leben an diese Begegnung wie folgt: „Ach, wie dies Alles lebendig wird , indem ich es schreibe – wie ich auch ihn wieder sehe, den leutseligen, alten Herrn, der manches Jahr nachher noch aufrecht ging wie ein Soldat, jeden Abend in seiner kleinen Loge saß und jeden Mittag seinen Spaziergang in den benachbarten Thiergarten machte von seinem schönen Palais unter den Linden. […] Meyerbeer drückte mir beide Hände, sagte mir allerlei Verbindliches und forderte mich auf, ihn auf dem Heimwege zu begleiten. Die Sonne schien hell, als wir aus dem Opernhaus heraustraten, und jetzt erst konnte ich mir ihn recht betrachten. Ein mehr als Siebenziger, machte Meyerbeer doch noch den Eindruck völliger Lebenskraft. Von kleiner, untersetzter Statur und zartem Körperbau, war etwas Festes in ihm und jede seiner Bewegungen leicht. Ihn drückte das Alter nicht. Sein Haar war noch dunkel und in seinen großen braunen Augen das Feuer nicht erloschen. Sein gefurchtes Antlitz, mehr die Spuren der Arbeit als der Jahre zeigend, hatte den ruhigen Ernst des Mannes, der auf eine lange, ruhmvolle Laufbahn zurückblickt; aber ein gewinnendes Lächeln spielte nicht selten um seine feinen Lippen, und er war von einer rührenden Bescheidenheit. Man begreift, daß ich den Moment gern benutzt hätte, von ihm, von seinen Schöpfungen zu sprechen, über Beides ihn selbst zu hören. Unmöglich, er wich aus. Und doch war er damals in einer zuversichtlich heiteren, productiv angeregten Stimmung. Eben hatte seine ‚Dinorah’ den Rundgang über die Bühnen angetreten und die zur Eröffnung der zweiten Londoner Weltausstellung componirte Ouvertüre, die so bald darauf einen großen Triumph feiern sollte, war vollendet. Einmal ließ ich das Wort ‚Afrikanerin’ fallen; aber er ging nicht darauf ein. [Es folgen hier in diesem Zusammenhang nicht interessierende Ausführungen über die Africaine.] Vom Ruhme gesättigt, aber gegen jede Zufälligkeit desselben noch mißtrauischer als in der Jugend, war er in seiner persönlichen Erscheinung höchst einfach, suchte das Aufsehen nicht, sondern vermied es, und ich glaube, daß ich an seiner Seite mir viel wichtiger und bedeutender vorkam, als er selbst es jemals prätendirt. So gingen wir in der Mittagsstunde jenes Frühlingstages die Linden hinunter, ich neben ihm, er immer freundlich plaudernd, bis wir das Haus am Pariser Platz erreicht hatten, in welchem er nun schon seit manchem Jahr wohnte, wenn er in Berlin war, das Eckhaus, vom Brandenburger Thore rechts, Nr. 6a. Vor der Thüre blieb er stehen. ‚Ich werde jetzt bald verreisen und vor dem Herbste nicht heimkehren,’ sagte er, ‚dann aber Sie bitten, mich zu besuchen. Denn ich habe mit Ihnen Etwas zu besprechen.’ Hierauf gab er mir die Hand und trat in das Haus.“ Unter den Linden, erstpubliziert Nov. 1887 bis Aug. 1888 als Feuilleton-Serie in neun Folgen in der Deutschen Rundschau, erschien in Buchform erstmals 1888 bei Paetel in Berlin (die Zitate aus dem umfangreichen Meyerbeer-Kapitel, S. 219–222). Zu Rodenbergs erneuter Kontaktaufnahme s. Tgb. 11. IV. 1863 sowie Meyerbeer an Julius Rodenberg vom 16. IV. 1863 und Kommentar, Bezugstelle: Entwurf.

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17] 10. Das Kind des Glücks: Ein Kind des Glücks Original-Charakter-Lustspiel in fünf Akten von Birch-Pfeiffer, UA 30. I. 1859, Burgtheater, Wien (Erstaufführung an den Berliner Königlichen Schauspielen am 16. I. 1860). 22] 11. Boito: der Librettist, Übersetzer, Kritiker und Komponist Arrigo Boito (eigtl. Enrico Boito; *24. II. 1842 Padua, † 10. VI. 1918 Mailand), Verfasser des Textes zu Verdis Inno (s. Kommentar zu Tgb. 20. V. 1861). 1861 hatte er seine Ausbildung am Mailänder Conservatorio abgeschlossen und anschließend ein Stipendium erhalten, mit dem er eine mehrmonatige Studienreise nach Paris und Deutschland finanzierte (s. auch Tgb. 13. IV.). Meyerbeer an Eduard von Bauernfeld vom 13. IV. 1862 Zum Adressaten: s. Tgb. 28. IV. sowie Meyerbeer an Eduard von Bauernfeld vom 29. IV. 1861. Meyerbeer an Charles Schiller vom 14. IV. 1862 Zum Adressaten: s. Meyerbeer an Charles Schiller vom 9. X. 1861 und Kommentar. Meyerbeer an Charlotte Birch-Pfeiffer zwischen 14. und 16. IV. 1862 Zur Datierung, zur Adressatin: Der Brief befindet sich im Nachlaß Birch-Pfeiffers. Meyerbeer weist darin darauf hin, daß er Sonnabend eine 14tägige Reise antreten werde und deswegen einer Einladung Birch-Pfeiffers für den kommenden Sonntag nicht werde Folge leisten können. Da die erwähnte Aufführung von Dorf und Stadt am Mittwoch, dem 16. IV., stattfand, ist der Brief zwischen Montag und Mittwoch in der Woche vor Meyerbeers Abreise nach London (20. IV., s. Tgb.) verfaßt worden.

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4] Dorf und Stadt: Schauspiel in zwei Abteilungen und fünf Akten von Birch-Pfeiffer, UA 19. XI. 1847, Königliche Schauspiele, Berlin. Das Werk wurde in dieser Zeit lediglich am 16. IV. aufgeführt. Tgb. April 1862 17] 17. Grell: Er legte Meyerbeer aller Wahrscheinlichkeit nach das von ihm verfaßte Gutachten in Angelegenheit eines Gesuchs Sterns, von Bülows, Dorns und Commers vor: „Dem Directorio und Senate der Königlichen Akademie d. Künste auf die Aufforderung vom 4ten Novbr v. J. zur gutachtlichen Äußerung über das Gesuch der hiesigen Tonkünstler Prof. Stern, v. Bülow, Kapellmeister Dorn und Musikdir. Commer um Gewährung des Prädikats „Professor“ an den MusikDirector Karl Friedrich Weitzmann, welcher als Lehrer der Harmonie und des Contrapuncts am Sternschen Conservatorio fungirt, berichten die Unterzeichneten hiermit gehorsamst: daß der Weitzmann nach Angabe des obgedachten Gesuchs aus Berlin gebürtig, 54 Jahr alt, Schüler des K. Kapellmeisters W. Hennig und Bernhard Kleins, später Hauptmanns und Spohrs, hiernach als Violinist und Chordirigent beim Stadttheater in Riga, ferner als Musikdirektor in Reval fungirte, wo er die Oper „Räuberliebe“, das Singspiel „Lorbeer und Bettelstaab“ und das Melodrama „Walpurgisnacht“ componirte, welche Werke bei öffentlicher Aufführung mit Beifall aufgenommen wurden. [im Original Absatz] Nachdem er seit 1836 als Vorgeiger bei der Kaiserlich russischen, alsdann bei der italiänischen Oper in Petersburg engagirt war, woselbst er zugleich als Musikdirektor bei der deutschen St. Annenkirche die liturgischen Gesänge für dieselbe ordnete und componirte, ging er im Jahre 1846 nach Paris und im folgenden Jahre nach London, in welchen beiden Städten er die Bibliotheken zu historischen und theoretischen Arbeiten benutzte. [im Original Absatz] Seit 1847 lebt er verheirathet in Berlin und hat hier mancherlei historische Schriften edirt, als: [im Original Absatz] „Der übermäßige Dreiklang“; [im Original Absatz] „Der verminderte Sep-

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timenaccord“; [im Original Absatz] „Geschichte des Septimenaccords“ [im Original Absatz] „Geschichte der Griechischen Musik“ und „Harmoniesystem und ihre Lehren“ (eine mit dem 1sten Preise in Leipzig gekrönte Arbeit) [im Original Absatz] Endlich vierhandige Compositionen „Musikalische Räthsel“ die in strenger canonischer Form, dennoch Musikstücke wie Praeludium, Fugen, Rondos etc. enthalten, welche von der Gewandtheit des Componisten in der Form und im Satze Zeugniß geben. [im Original Absatz] Wenn schon aus dieser Detaillirung der Tätigkeit des Weitzmann in den verschiedensten Stellungen und aus der Wahl seiner schriftlichen Arbeiten ein mit regem Geiste begabter Mann zu ersehen, der, nachdem er als Musikdirigent an mehreren Bühnen Erfahrungen gesammelt, wohl mehr seiner Individualität folgend, schriftstellerischen, unter diesen theoretisch=historischen Arbeiten sich hingegeben, so möge zur näheren Beurtheilung seiner Arbeiten, hinsichtlich der obgedachten Brochure „Harmoniesystem“ bemerkt werden, daß darin die eigenthümlichen Harmoniefolgen und andere mannigfache geniale Abweichungen, welche vornehmlich Richard Wagner, Hauptmann und andere in ihren neueren Compositionen sich erlaubten, gerechtfertigt und in die Harmonielehre aufgenommen sind. [im Original Absatz] Obgleich hiernach der Weitzmann in diesen verschiedenen Brochuren ein rühmliches Bestreben an den Tag legt, welches zu den oben bemerkten Leistungen in seinen verschiedenen Stellungen hinzu kommt, so hat er doch weder ein bedeutendes theoretisches Werk, welches auf die musicalischen Studien einen wesentlichen Einfluß übte, noch eine größere Composition im strengen Styl, etwa ein Oratorium, einen Psalm oder eine Messe, die seinen Künstlerruhm begründete, geliefert, in Folge davon ihm ein Praedicat, dessen andere Männer in hervorragenden mühevollen vaterländischen musicalischen Ämtern noch entbehren, ertheilt werden könnte. [im Original Absatz] Das Gesuch der Herren Stern wird anbei gehorsamst remittirt. Berlin den 12ten April 1862 [eigenhändige Unterschriften:] G. Meyerbeer Grell AWl Bach“ ([Autograph Grells]: SBB, PK, Handschriftenabteilung, Darmst. 2r (1) 1836: Giacomo Meyerbeer, Bl 5r-6v) 18] Die Schweizerfamilie … Weigl: Die Schweizer Familie, Lyrische Oper in drei Aufzügen von Joseph Weigl (1766–1846; I 614) (Text: Castelli), UA 14. III. 1809, Kärntnertortheater, Wien. 23] 19. große goldene Krönungsmedaille: Wie aus der Kölnischen Zeitung vom 11. IX. 1861 (Nr. 252) hervorgeht, wurden aus Anlaß der Krönung Wilhelms I. „KrönungsDenkmünzen“ in Gold und Silber geprägt und sollten „in der bisher bei den Huldigungen üblichen Weise vertheilt“ werden. 29] 21. neuen Stadtteilen: Gemeint ist die 1859 eingemeindete „Vorstadt“ Hannovers mit den Ortschaften Königsworth, Schloßwende, Nordfeld, Fernrode, Büteworth, Kirchwende, Bult, Heidorn, Tiefenriede, Emmerberg und Kleefeld (durch diese Maßnahme stieg die Einwohnerzahl von 35.000 auf 55.000 und wuchs die Stadtfläche von 157 auf 2.354 Hektar). Man kann nur vermuten, daß Meyerbeer sich in dem Stadtteil Königsworth und/oder Schloßwende bewegte und er die für ihn interessanten neuen Gartenanlagen sowie die zwischen 1857 und 1866 neu entstehende Schloßanlage besuchte. 30] Herrn v. Bennigsen: Rudolf von Bennigsen (*10. VII. 1824 Lüneburg, † 7. VIII. 1902 Gut Bennigsen/bei Springe) lebte in Hannover, wo er 1855 in die zweite Kammer des hannoverschen Landtages gewählt worden war und der oppositionellen liberalen Partei vorstand (nach 1866 wurde er Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses bzw. des Reichstags). 30] Errichtung eines Denkmals: Das Denkmal von Ferdinand Hartzer wurde 1877 vor dem Opernhaus errichtet (1966 wurde es in die Georgstr. umgesetzt). Marschner, seit 1857 Ehrenbürger der Stadt Hannover, war 1859 aufgrund seiner liberalen Ein-

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stellung zwangspensioniert worden, so daß das Engagement Bennigsens nicht ohne politischen Hintergrund gewesen sein dürfte. Zu Marschners Beziehung zu Meyerbeer s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 18. XII. 1861. Meyerbeer an Rudolf von Bennigsen vom 21. IV. 1862 Zum Adressaten: s. Tgb. 21. IV. 1862. Tgb. April 1862

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34] 24. Konzert der Choral Union: Über dieses Konzert wurde weder in der Fachpresse noch in den Londoner Tageszeitungen berichtet. 34] mein Pater noster: das 1857 komponierte „Pater Noster Offertoire = Chœur à 4 voix (sans accompagnement)“ (zur Erstpublikation s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 7. X. 1857 [VII 634]; die Standardausgabe erschien im Verlag Bote & Bock in Berlin im Juli 1858 (Pl.-Nr. 4299). Meyerbeers Pater noster wurde anläßlich seines Londonaufenthalts auch von dem Chor Henry David Leslies geprobt und aufgeführt (s. Tgb. 13. V.).

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5] 26. Ausstellungsgebäude: Das von dem Ingenieur und Architekten Francis Fowke entworfene Gebäude überdeckte 6,5 Hektar. Das Hauptgebäude wurde von zwei Seitengebäuden flankiert. Die 350 Meter lange Hauptfassade an der Cromwell Road zeichneten hohe Bogenfenster, Eckpavillons und ein mit Säulen ornamentierter Haupteingang aus, durch den man ins aufwendig geschmückte Foyer gelangte. Auffällig waren die Kuppeln aus Eisen und Glas mit einem Durchmesser von 49 Metern. 11] Il ballo in maschera: In der mit der Royal Italian Opera konkurrierenden Einstudierung der Oper Un ballo in maschera am Her Majesty’s Theatre sangen unter anderem Therese Tietjens (Amelia) und Antonio Giuglini (Riccardo). Pächter des Hauses war in dieser Saison erstmals James Henry Mapleson (s. Kommentar zu Tk. 14. V. 1862). 15] 28. Lord Mayor: William Anderson Rose. 15] Herzog von Cambridge: George Guelph 2nd Duke of Cambridge (*26. III. 1819 Hannover, † 17. III. 1904 London) hatte 1850 die Regentschaft des Herzogtums übernommen. Der in Hannover erzogene Prinz durchlief in der Britischen Armee eine glänzende militärische Laufbahn (seit 1856 „general commanding-in-chief”; im Nov. 1862 Beförderung zum Feldmarschall). Die Industrieausstellung wurde vom Herzog in Vertretung Queen Victorias offiziell eröffnet. 22] 29. erste Orchesterprobe: Meyerbeer wurde zu dieser Probe von John Edmund Cox begleitet, der in seiner Publikation Musical Recollections of the Last Half-Century (2 Bde., London: Tinsley Brothers 1872, Bd. 2, S. 359) folgende Episode zum Besten gibt: „The only reference to this Exhibition that I shall make is to record that Mr. Costa took me down to Meyerbeer’s hotel, to call for him en route to Exeter Hall, for the rehearsal of his overture. As usual, the great maestro was nervous about its ‘going,’ and seriously told Mr. Costa he must have ten rehearsals. The answer he received was, ‘You shall have two.’ ‘But it will not go!’ Meyerbeer replied. ‘We shall see,’ was the response. Truly enough, that overture had but two rehearsals, according to promise; but it was far better ‘at first sight’ than the second time. I sat beside Meyerbeer during the whole repetition; and at its close he once more repeated to me what he had twice previously said, ‘M. Costa is the greatest chef d’orchestre of the world;’ but on this occasion he added, ‘There is no other band in the whole of Europe that could have played my music at first sight, and without a mistake!’ – a noble specimen of commendation, as true as its utterance was complimentary.“

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24] Das Orchester: Wie aus dem Bericht der Veranstalter (Her Majesty’s Commissioners, Record of the 1862 International Exhibition, London 1863, S. 312–315, hier zitiert nach: Andrew Everett, Meyerbeer in London […], in: Meyerbeer und das europäische Musiktheater, s. Lit., S. 386–406: 404) hervorgeht, bestand es aus 398 Instrumentalisten. Die Zahl der Choristen betrug 2200. 24] Die zu probierenden Stücke: Der Bericht der Veranstalter informiert über den Probenverlauf wie folgt: „The first piece tried was M. Meyerbeer’s grand overture, the illustrious composer himself superintending its rehearsal, and Mr Costa ‚wielding the baton’. The overture was played through twice, and long before the first performance had come to a conclusion, the conviction must have been unanimous that so magnificent a body of instrumentalists on so unprecedented a numerical scale had never been heard till now. M. Meyerbeer, himself, whose suggestions to the orchestra were ‚few and far between’, appeared fairly taken by surprise at hearing his elaborate composition so marvellously executed ‚at first sight’.” (S. 77 ff., hier zitiert nach: Andrew Everett, Meyerbeer in London […], ebd.). Wie aus dem detaillierten Bericht in The Musical World vom 26. IV. (40. Jg., Nr. 17, S. 264–267) hervorgeht, wurden alle Partien (auch die solistischen in „God save the Queen“, wie es ausdrücklich heißt,) chorisch gegeben, da solistische Gesänge in diesem großen Raum nicht zur Wirkung kommen konnten. Ebenfalls geprobt, von Meyerbeer indes nicht erwähnt, wurden der „Hallelujah-Chorus“ und der „Amen-Chorus“ aus Händels Messiah. 26] Sterndal[e] Bennetts Cantate: Der von Alfred Tennyson verfaßte Text der Choral ode for the Inauguration hat folgenden Wortlaut: „Uplift a thousand voices full and sweet, [/] In this wide hall with earth’s inventions stored, [/] And praise th’invisible, universal Lord, [/] Who lets once more in peace the nations meet, [/] Where science, Art and Labour have outpour’d [/] Their myriad horns of plenty at our feet. [/] O, silent father of our Kings to be, [/] Mourn’d in this golden hour of jubilee, [/] For this, for all, we weep our thanks to thee! [/] The world-compelling plan was thine, [/] And, lo! The long laborious miles [/] Of Palace; lo! The giant aisles, [/] Rich in model and design; [/] Harvest-tool and husbandry, [/] Loom and wheel and engin’ry, [/] Secrets of the sullen mine, [/] Steel and gold, and corn and wine, [/] Fabric rough, or Fairy fine, [/] Sunny tokens of the Line, [/] Polar marvels, and a feast [/] Of wonder, out of West and East, [/] And shapes and hues of Part divine! [/] All of beauty, all of use, [/] That one fair planet can produce, [/] Brought from under every star [/] Blown from over every main, [/] And mixt, as life is mixt with pain [/] The works of peace with works of war. [/] O ye, the wise who think, the wise who reign, [/] From growing commerce loose her latest chain, [/] And let the fair white-winged peacemaker fly [/] To happy havens under all the sky, [/] And mix the seasons and the golden hours, [/] Till each man find his own in all men’s good, [/] And all men work in noble brotherhood, [/] Breaking their mailed fleets and armed towers, [/] And ruling by obeying nature’s powers [/] And gathering all the fruits of peace and crown’d with all her flowers.” (zitiert nach: Practical Mechanics Journal: Record of the Great Exhibition 1862, London 1863, S. 64). Der Text nimmt Bezug auf den am 14. XII. 1861 verstorbenen Prinzen Albert. Der Gemahl der Königin hatte die Industrieausstellung angeregt. Die Königin war bei der feierlichen Eröffnung der Ausstellung am 1. V. nicht anwesend. Zeichen ihrer Trauer und symbolischen Präsenz waren ein leerer Thron sowie Büsten der Königin und ihres verstorbenen Gemahls an dessen Seiten. In den Ansprachen wurde auf Prinz Alberts Tod und seine Verdienste Bezug genommen. 26] Aubers Marsch: Marche Composée pour l’exposition universelle de Londres (AWV 199, handschriftlich überliefert als Kopistenabschrift mit autographen Korrekturen; Bibl. nat. de France, Dép. de musique, Ms. 2836). Gedruckt erschien die Komposition unter dem Titel Grande ouverture composée pour l’inauguration de l’Exposition Universelle de Londres 1862 im Klavierauszug (arr. v. Eugène Vauthrot) im Verlag G. Brandus & S. Dufour in Paris [um 1862], Pl.-Nr. B. et D. 10553.

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26] Verdis Cantate: s. Kommentar zu Tgb. 20. V. 1861, Bezugstelle: Rossini. – Die Entscheidung, Verdis Inno nicht aufzuführen, war seinerzeit umstritten, Verdi selbst über diese Entscheidung sehr enttäuscht. Ein Verdi sehr wohlgesonnener Journalist wie Chorley verteidigte die Verantwortlichen gleichwohl öffentlich: „That Italy has been unrepresented on the occasion, has not been owing to any neglect of the Commissioners, but to the proceedings of the representative of Italy. Having been requested early in last July to compose a grand march for the festival, about the second week in last month he forwarded a solo with chorus, written for Signor Tamberlik to sing; there being notoriously no solo possible or advisable at such a time and in such a place – of course, under such circumstances, the delay in forwarding the contribution rendered re-consideration or application elsewhere impossible. – The Commissioners had no alternative, and the land of music had no new utterance in the day’s chorus, owing to the mistake made by the most popular of its living musicians.“ (Athenæum, 3. V. 1862, S. 454, hier zitiert nach: Robert Terrell Bledsoe, Henry Fothergill Chorley, s. Lit., S. 256 f.). 40] das neue Meisterwerk: Allgemeine Stimme während der Proben für das Eröffnungskonzert war, daß alle Komponisten sich der Auszeichnung bewußt gewesen waren, die der Einladung zu diesem Konzert zugrunde lag: „The musicians, to say truth, proud of the occasion, were determined to show that they, too, had that within them which merited the world’s attention; that they too were workers for the general good; and that the merchandise in which they dealt was just as well worth exhibiting at its best as any other commodity […]”. Über Meyerbeer heißt es in diesem Zusammenhang: : „M. Meyerbeer, too, has done his work for us con amore. Instead of the march that was expected from his practised pen, he has given three marches in one, with ‚Rule Britannia’ in the bargain. He has shown, in fact, the high importance he attached to the task he was invited to perform, by producing an ingenious and elaborate masterpiece, the composition of which must have cost no little time and no little thought“ [es folgt sodann eine ausführliche Beschreibung der Komposition] (The Musical World, 3. V. 1862, 40. Jg., Nr. 18, S. 276). Wie aus dem Bericht der Veranstalter (S. 77 ff., hier zitiert nach: Andrew Everett, Meyerbeer in London […], S. 405) hervorgeht, soll Meyerbeer sich wie folgt bedankt haben: „M. Meyerbeer, also, in a short and modest speech, expressed his sense of the efficient manner in which his composition had been executed by so vast an assembly of players.“

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4] 30. der Schall: s. Tgb. 1.–9. V. 1862. 10] seine Gemahlin: Sarah Louise Fairbrother (*1816 London, † 12. I. 1890 London), eine ehemalige Tänzerin, trug infolge ihrer bürgerlichen Herkunft den Ehenamen Mrs. Fitzgeorge (seit 1847 verheiratet). Sie erhielt weder den Titel „Duchess of Cambridge“ noch den einer „Königlichen Hoheit“ zuerkannt und war auch nicht Mitglied der Königlichen Familie. Das Paar hatte drei Söhne. 11] die Prinzessinen: Queen Victoria blieb aufgrund der Trauer der Zeremonie fern und hielt sich mit ihren jüngeren Töchtern in Balmoral in Schottland auf (ihre älteste Tochter, die in Berlin lebende Kronprinzessin Victoria von Preußen, war ebenfalls nicht in London). Von Seiten der Königlichen Hoheiten waren einzig der bereits erwähnte Duke of Cambridge, Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen und Prinz Oscar von Schweden an der Zeremonie beteiligt. Wie aus dem detaillierten Bericht über den Festakt in The Illustrated London News (Bd. XL, Nr. 1142, 3. V. 1862, S. 431ff.:433) hervorgeht, geleiteten nach Ende des Festakts der Duke of Cambridge seine Mutter, Augusta Guelph Duchess of Cambridge, aus dem Gebäude, Kronprinz Friedrich Wilhelm ihre älteste Tochter, die Großherzogin von Mecklenburg-Strelitz, und Prinz Oscar von Schweden ihre zweite Tochter, Princess Mary of Cambridge. So war eine der bei der Probe anwesenden Prinzessinnen, die sich an Meyerbeer wandten, ohne Zweifel Mary

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Adelaide Guelph Princess of Cambridge (*27. XI. 1833 Hannover, † 27. X. 1897 White Lodge, Richmond Park, Surrey; seit 1866 verheiratete Princess of Teck), die andere höchstwahrscheinlich ihre einzige Schwester, Augusta Großherzogin von Mecklenburg-Strelitz geborene Guelph Princess of Cambridge (*19. VII. 1822 Hannover, † 4. XII. 1916 Neustrelitz). 12] Lord Palmerston: Henry John Temple 3rd Viscount Palmerston (*20. X. 1784 Broadlands, Hampshire, † 18. X. 1865 Brocket Hall/Hertfordshire; diese Angaben nach der Encyclopædia Britannica; andere Lexika nennen als Geburts- und Sterbeort Westminster), seit 1830 Staatssekretär, von 1855 bis 1858 sowie seit 1859 bis zu seinem Tod Premierminister und erster Lord des Schatzes. Tk. Mai 1862 15] 1. Mitschel: John Mitchell (1806–1874; VI 876), seit 1837 Opernmanager und Konzertagent in London; s. auch Tk. 19. V. 1862. 15] Huthmacher: die Firma Ashmead & Co (7, Mount Street); s. Adressenverzeichnis im Tk. April 1862. Meyerbeer besorgte Hüte für seine Gattin Minna (s. Tk. 11. V.). 15] Smart: Sir George Thomas Smart (1776–1867; II 597f.), 1813 Gründungsmitglied der Royal Philharmonic Society in London, deren Dirigent er bis 1844 war; in den 20er und 30er Jahren wirkte er auch als Musikdirektor des Covent Garden Theatre. Meyerbeer stattete ihm am 11. V. (s. Tk.) einen Gegenbesuch ab; s. auch Tk. 9. V. 23] 5. Photograph Wathkins: Es handelt sich um John Watkins (Lebensdaten nicht ermittelt). Er hatte sein Atelier 34, Parliamentstreet (Firmenbezeichnung: John & Charles Watkins, Photographers to Her Majesty). Das Photo ist als anonyme Lithographie abgedruckt in: The Illustrated London News vom 31. V. 1862, Bd. XL, Nr. 1147, S. 550 (s. Abbildung S. 357). Meyerbeer ging am 14. und 18. V. (s. Tk.) erneut zu Watkins. Der das lithographierte Photo begleitende Artikel (ebd., S. 550 f.) nennt lediglich das Atelier: „Our Portrait of M. Meyerbeer is from a photograph by John and Charles Watkins, of Parliament-street.“ 24] Reichard: Der Tenor Alexander Reichardt (Lebensdaten nicht ermittelt; V 931) wirkte, wie aus The Musical World vom 7. VI. (40. Jg., Nr. 23) hervorgeht, im Juni in einer Reihe von Konzerten mit (Miss Statons’s Concert in der Myddelton Hall, Miss Lizzie Wilson’s Concert in den Hanover Square Rooms, Herr Kuhe’s Grand Concert in der St. James’s Hall und Herr Ganz’s Concert in den Hanover Square Rooms). 26] 6. Pit Loge: ein Platz im Parterre. 27] 7. zur Titjens: Meyerbeer besuchte die Sopranistin Therese Tietjens (eigtl. Therese Carolina Johanna Alexandra Titiens; 1831–1877; VI 802, VII 646), den langjährigen Star des Her Majesty’s Theatre; zum Kontext s. Tgb. 1.–9. V. 1862. In der Neueinstudierung des Robert le diable an Maplesons Her Majesty’s Theatre sang sie in dieser Saison die Alice. 28] 8. Neri-Baraldi: Der Tenor Pietro Neri-Baraldi (*1828 Minerbio/Bologna, † 29. VI. 1902 Bologna) gehörte nach seinem Debüt 1850 am Teatro Comunale in Bologna und einer beachtlichen Karriere in Italien sowie an zahlreichen Bühnen in ganz Europa seit der Wiedereröffnung des Covent Garden Theatre im Mai 1858 zum Ensemble der Royal Italian Opera (bis 1868). Er wirkte als Raimbaud in der Neuproduktion von Robert le diable (erstmals 19. VI. 1862) an der Seite von Miolan-Carvalho (Isabelle) und Enrico Tamberlick (Robert), denen Meyerbeer in dieser Zeit mehrmals begegnete (s. die zahlreichen Eintragungen im Tk. dieses Monats). 28] Manns: August Friedrich Manns (*12. III. 1825 Stolzenberg/Pommern, † 1. III. 1907 Norwood/London; 1903 geadelt) war nach beruflicher Tätigkeit als Militärmu-

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siker in Berlin seit 1854 2. Kapellmeister am Crystal Place at Sydenham, wo er von 1855 bis 1901 die „Saturday Concerts“ leitete. Er machte in London die Orchesterwerke Beethovens, Mendelssohns, Schuberts und Schumanns, später auch Johannes Brahms populär; zum Kontext s. Tgb. 1.–9. V. (die Veranstaltung des dort erwähnten Konzerts war am 3. V.) sowie 15. und Tgb. und Kommentar zu Tgb. 17. V. 1862 (an diesem Tag fand im Rahmen der „Saturday Concerts“ die Aufführung des Krönungsmarsches statt). 30] 9. Me Davison: Die Pianistin Arabella Davison geborene Goddard (1836–1922; VI 846 f.) war seit 1859 mit dem Musikkritiker James William Davison verheiratet. 31] Ausstellung: Auf dem Ausstellungsgelände in South Kensington stellten 24684 Aussteller ihre Industrieprodukte einer Weltöffentlichkeit vor. Das Unternehmen stieß in der Öffentlichkeit aufgrund der als „überholt“ angesehenen, monumentalen Architektur und der alle Dimensionen sprengenden Masse des Angebots auf geteilte Zustimmung; zum Gebäude s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 26. IV. 31] Leslie: Henry David Leslie (*18. VI. 1822 London, † 4. II. 1896 Llansaintfraid/bei Oswestry), ursprünglich Violoncellist im Orchester der Sacred Harmonic Society, leitete den 1855 von ihm gegründeten Chor für A-cappella-Gesang. 1864 wurde er Leiter des National College of Music; zum Kontext s. Tk. und Tgb. 13. V. 1862 sowie Kommentar zu Tgb. 1.–9. V., Bezugstelle: Stabat mater [recte: Pater noster]. 32] Smart … Neveu: George Smarts Neffe war der renommierte Organist und Komponist Henry Thomas Smart (*26. X. 1813 London, † 6. VII. 1879 London). In dieser Zeit wirkte er an St. Luke’s (seit 1844), nach 1864 an St. Pancras. 32] Tamberlick: der Tenor Enrico Tamberlick (1820–1889; V 842), seit 1850 im Ensemble der Royal Italian Oper at Covent Garden (bis 1864). Er sang in Opern Meyerbeers in dieser Zeit den Robert sowie den Jean. Da Meyerbeer seinen Namen hier sowie auch im Tk. 11. V. in Verbindung mit Miolan-Carvalho einträgt, kann es bei den Begegnungen um die Einstudierung des Robert le diable an Covent Garden gegangen sein, in dem Tamberlick an Miolans Seite den Robert sang. 33] Wylde: Der Komponist Dr. Henry Wylde (*1822 Bushey, † 13. III. 1890 London) war seit 1858 der musikalische Leiter der New Philharmonic Concerts, die von der 1852 von ihm mitbegründeten New Philharmonic Society in London veranstaltet wurden. Am 7. V. gab er in der St. James’s Hall sein 2. Konzert der Saison mit einem klassischen Programm (darunter Mozarts Jupiter-Symphonie, ein Violinkonzert Spohrs und ein Klavierkonzert Beethovens). Chor und Orchester umfaßten 300 Personen. Als Solisten waren der Geiger Joachim, der Pianist John Francis Barnett sowie die Schwestern Marchisio beteiligt. Für die Industrieausstellung wirkte er als Juror der „Musical Instrument Section“. 1863 wurde er Musikprofessor am Gresham College in London. 33] Czillak: Die Sopranistin Rosa Csillag verheiratete Herrmann (1832–1892; V 871) hatte seit ihrem sensationellen Auftritt als Fidès in der Wiener Hofoper im August 1850 (Meyerbeer lernte die Sängerin persönlich am 11. VI. 1852 [s. V 615] kennen) eine bedeutende Karriere gemacht mit einem breit angelegten Repertoire, das von Sopran- bis Kontraltpartien ein ungewöhnliches Spektrum umfaßte, von der Titelpartie der Lucrezia Borgia über Azucena im Trovatore bis hin zur Ortrud im Lohengrin (diese Rolle hatte sie in Wien kreiert). Am 20. III. 1861 hatte sie die Wiener Hofoper verlassen, da man dort ihren finanziellen Forderungen nicht nachkam, und startete ihre internationale Karriere in ganz Europa, wobei die Royal Italian Opera, an der sie erstmals 1860 gastierte hatte (s. Meyerbeer an Frederick Gye vom 1. IV. 1860, Bezugstelle: le Prophète), in dieser Zeit einen besonderen Stellenwert einnahm. In dieser Saison sang sie die Elvira in Mozarts Don Giovanni (s. Tgb. 12. V.), die Titelrolle in Donizettis Favorite, die Fidès in Le Prophète (s. Tgb. 24. IV.) sowie die Amelia in Verdis

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Un ballo in maschera (erstmals am 6. V.; Meyerbeer hörte sie in dieser Rolle am 13. V. [s. Tgb.]). 34] 10. Krönungsmarsch: s. Kommentar zu Tk. 8. V., Bezugstelle: Manns, sowie Tgb. und Kommentar zu Tgb. 17. V. 1862. 36] 11. Tribelli: Trebelli war in dieser Zeit am Her Majesty’s Theatre engagiert, wo sie am 4. V. als Maffio Orsini in Donizettis Lucrezia Borgia und vier Tage später als Azucena im Trovatore wirkte.

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2] 12. 4händiges Stück: Es handelt sich um die Ausgabe Overture in the Form of a March, for the Opening of The International Exhibition of 1862. Triumphal March. Religious march. Quick March. And national air, etc., Four hands [arranged by Rudolf Nordmann], London: Boosey & Sons, Duncan Davison & Co [1862]. Die deutsche Ausgabe erschien unter dem Titel Ouverture im Marschstyl zur Eröffnungsfeier der Industrie-Ausstellung in London 1862 / componirt von G. Meyerbeer für Pianoforte zu 2 Händen, Berlin, Posen: Bote & Bock [1862], Pl.-Nr. 5677. 8] 14. Mapelson: Der Opernunternehmer James Henry Mapleson (*4. V. 1830 London, † 14. XI. 1901 London) wirkte nach seiner Ausbildung an der Royal Academy of Music (Aufnahme 1844) zunächst als Violinist im Orchester des Her Majesty’s Theatre und wechselte um 1850 zum Gesang (Tenor). 1856 ließ er sich in London als Konzertagent nieder, wobei er auf die Akquirierung von Gesangskräften für die Londoner Opernhäuser spezialisiert war. An der Seite von Edward Tyrrel Smith (Drury Lane Theatre) wuchs er seit 1858 zum Theatermanager heran. 1861 hatte er sich am Lyceum Theatre erstmals selbständig gemacht (Eröffnung am 8. VI. 1861 mit Tietjens, Giuglini, delle Sedie und Marietta Alboni) und in dieser Saison das Her Majesty’s Theatre übernommen (zur Eröffnung s. Tgb. 26. IV.), das er über Jahrzehnte mit außerordentlich großem Erfolg betrieb. In welcher Angelegenheit es zum Kontakt mit Meyerbeer kam, konnte nicht ermittelt werden (über sein Wirken informieren eingehend The Mapleson Memoirs 1848–1888, 2 Bde., London: Remington Co 1888). Journalisten Diner: s. Tk. und Tgb. 19. V. 12] 15. Di[c]kens: zum Anlaß des Besuchs s. Tgb. 15. sowie 17. V. 1862. 18] 17. Salaman: Charles Kensington Salaman (1814–1901; VII 731f.), Pianist und Komponist, seit 1858 „honorary secretary“ der von ihm mitbegründeten Musical Society of London (bis 1865); zum Kontext s. Tgb. 1.–9. V. 1862. 24] Chorfond von Covent Garden: s. Meyerbeer an Michael Costa vom 20. V. 1862. 24] 18. Harries: Gemeint ist Augustus Harris; s. Tgb. 10. V. 1862. 24] Godfrey: An der musikalischen Gestaltung der Eröffnungsfeier waren als Militärkapellmeister drei Brüder Godfrey beteiligt: Daniel Godfrey (*4. IX. 1831 London, † 30. VI. 1903 Beeston/Notts) leitete die Grenadier Guards (von 1856 bis 1896), Adolphus Frederick Godfrey (*1837 London, † 28. VIII. 1882 London) die Coldstream Guards (Bandmaster wurde er als Nachfolger seines Vaters erst 1863; 1880 gab er die Leitung ab) und Charles Godfrey jun. (*17. I. 1839 London, † 5. IV. 1919 London) die Scots Fusiliers (von 1859 bis 1868, dann Übernahme der Royal Horse Gards, die er bis 1904 dirigierte. – Man kann nur vermuten, nicht nachweisen, daß Meyerbeer sich an Daniel, den ältesten und renommiertesten der Brüder, wandte (von allen drei Brüdern erschienen in dieser Zeit und in den folgenden Jahren Arrangements Meyerbeerscher Musik im Druck). Meyerbeers Schillermarsch wurde von den Kapellen als eines von sieben Stücken vor Ankunft des Festzugs im Zentralschiff gespielt, der Krönungsmarsch aus Le Prophète als eines von sechs bei dessen Auszug. 21] 20. Anderson: George Frederick Anderson (1793–1876; VII 639), Schatzmeister der Philharmonic Society, Leiter der Königlichen Musikkapelle.

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2] 23. Henschel’s Telegraph: Hendschel’s Telegraph: Uebersicht der Eisenbahn-, Post-, Dampfschiff- und Telegraphen-Verbindungen, Frankfurt/Main: Hendschel. Das Kursbuch erschien seit 1846. Gemeint ist aller Wahrscheinlichkeit nach die Ausgabe 17. Jg. (1862). 6] 25. Elkisch: der Berliner Kaufmann M. Elkisch (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt). Er wohnte in der Rosenthaler Str. 48. 7] Schmidt: W. Schmidt, Kassierer der Bank des Kassenvereins in Berlin. 8] 26. Halevy’s Rapport: Gemeint ist der Abschlußbericht, den Halévy am 1. II. 1859 verfaßt hatte als Resultat einer vom französischen Staatsminister Achille Fould eingesetzten Kommission, die sich mit der Frage der Festsetzung des „diapason normal“ auseinanderzusetzen hatte (auf ministeriellen Erlaß war der Bericht am 17. II. 1859 publik gemacht worden). Auf Vorschlag der Kommission wurde der „diapason normal“ festgesetzt, eine Normstimmgabel eingeführt mit 870 (in Paris vorher 896) Schwingungen pro Sekunde für das stimmgebende A bei einer Temperatur von 15 Grad und das maßgebende Exemplar im Conservatoire hinterlegt. Auf ministeriellen Erlaß wurde der „diapason normal“ in Paris am 1. VII., in der französischen Provinz am 1. XII. 1859 verbindlich. Der Bericht erschien in Le Moniteur vom 25. II. (Nr. 56), in der Revue et Gazette musicale vom 27. II. (Nr. 9) sowie in La France musicale vom 27. II. 1859 (Nr. 9) (zum Hintergrund s. VII 683 und die entsprechenden Querverweise). Meyerbeer brauchte diesen Bericht, da er vom Senat der Akademie der Künste entsprechend beauftragt worden war (s. Tgb. 26. und 30. V. sowie Tgb. und Kommentar zu Tgb. 2. VI.). 12] 27. Urlaubsgesuch: s. Meyerbeer an Heinrich von Mühler vom 7. VI. 1862. 12] Rieß: Wie aus den undatierten Nachsatzblättern des Tk. Juni 1862 hervorgeht, ist der Berliner Konzertmeister Hubert Ries (1802–1886; IV 572, V 884) gemeint, seit 1836 Konzertmeister der Berliner Hofkapelle, seit 1839 Mitglied der Plenarsitzung der Königl. Akademie der Künste. Meyerbeer traf ihn anläßlich der Sitzung der Musikalischen Sektion am 3. VI. 1862. 12] Nach Ems: zum Kontext s. Tgb. 24. V. 1862. Wie aus dem Adressenverzeichnis in den undatierten Vorsatzblättern des Tk. April 1862 hervorgeht, wandte sich Meyerbeer mit diesem Problem an Georg Hasslacher, den Verwalter des Kurhauses in Ems, in dem er Quartier bezog (s. die undatierten Nachsatzblätter des Tk. Juni 1862 sowie den entsprechenden Kommentar, Bezugstelle: Curhaus zu Ems). Meyerbeer trat seine Kur am 8. VI. an (s. Tgb.). 14] Traité mit Scribe: zum Kontext s. Tgb. 9. IX. 1862. 15] Kaufmann Bielefeld: Ein Kaufmann Bielefeld ist unter der eingetragenen Adresse Klosterstr. 50 und 51 im Berliner Allgemeinen Wohnungsanzeiger […] auf das Jahr 1862 verzeichnet (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt). 17] Bäcker Kuthe: Der Bäcker F. Kuthe (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt) wohnte in der Anhaltischen Str. 9. Er nahm bei Meyerbeer eine Hypothek auf (s. Tk. 3. und 16. VI. 1862). 19] 29. Schubert: der Dresdener Konzertmeister Franz Schubert (s. Tk. 30. V.). 19] An Felix Eberty: s. Meyerbeer an Felix Eberty vom 7. VI. 1862. 20] Dr Franque: Johann Baptist Friedrich Anton von Franque (*10. VIII. 1796 Mainz, † 14. I. 1865 Wiesbaden) hatte in Würzburg und Tübingen (dort Promotion und Staatsexamen) Medizin studiert und sich nach erstem beruflichen Wirken in Idstein in Wiesbaden niedergelassen, wo er seit 1836 Obermedizinalrat der Herzoglichen Landesregierung war. Seit Sommer 1835 wirkte er bis zu seinem Tod alljährlich während der Kursaison als Badearzt in Bad Ems.

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22] Verdis neue Oper: La forza del destino (1. Fassung). Die UA des Werks war für Ende 1861 in St. Petersburg vorgesehen (am 6. XII. 1861 war Verdi dort eingetroffen), mußte jedoch aufgrund der Erkrankung der Sängerin Emma La Grua um ein Jahr verschoben werden (UA 10. XI. 1862, Kaiserliches Theater, Sankt Petersburg). Meyerbeer las das Werk am 14. VI., 7. und 9. VII. 1863 (s. die Tgb.-Einträge). 22] Lalla Rouck: Gemeint ist in diesem Zusammenhang ohne Zweifel Félicien César Davids Opéra comique en deux actes Lalla-Roukh (Text: Carré und Hippolyte Lucas), UA 12. V. 1862, Opéra Comique, Paris, ein seinerzeit höchst anerkanntes Werk mit mehreren hundert Aufführungen innerhalb kurzer Frist. Meyerbeer sah das Werk erstmals am 30. IX. 1863 (s. Tgb.). 24] 30. Schnuckert: Eine Person dieses Namens ist im Hausnummern-Büchlein der Stadt Bayreuth aus dieser Zeit (1866) nicht nachweisbar (Auskunft des Stadtarchivs Bayreuth; auch nicht in den nächstliegenden Ausgaben von 1854 und 1873 [freundliche Auskunft von Dr. Rainer-Maria Kiel]). Möglicherweise hat Meyerbeer den Namen falsch geschrieben (Meyerbeers zweimaliger Eintrag „Bareuth“ anstelle von Bayreuth deutet auf eine Mundart sprechende Person hin). 24] Kaskel: s. Meyerbeer an Carl Kaskel vom 14. VI. 1862. 26] 31. GRth Reinhard: J. Reinhardt geborene Schütze (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt), Witwe des Geheimen Justizrats Reinhardt. Sie wohnte in Meyerbeers Nachbarschaft Pariser Platz 7. 27] Maaß und Schneider wegen Dienstag Sitzung: Gemeint sind Julius Schneider sowie Johann Gottfried Maaß, Inspektor der Akademie der Künste; s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 3. VI. 1862 sowie Meyerbeer an Johann Gottfried Maaß vom 7. VI. 1862. Tgb. Mai 1862 32] 1.–9.: Die Feier der Eröffnung: Über den überaus aufwendigen Akt erschienen in der Presse ausführliche Berichte. Meyerbeer stand zum letzten Mal in seinem Leben im Mittelpunkt eines von der Weltöffentlichkeit wahrgenommenen Ereignisses. Seine Komposition erregte Bewunderung, er selbst die Aufmerksamkeit Aller. Man suchte ihn zu treffen, Photos von ihm zu ergattern, führte in Oper und Konzert zahlreiche seiner Werke auf und war bestrebt, ihn zu ehren und auszuzeichnen (s. Tgb. 20. V. 1862).

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2] Times an der Spitze: In der Ausgabe vom 2. V. 1862 (S. 11) gab die Times einen sehr ausführlichen Bericht, in dem es speziell über Meyerbeers Komposition heißt: „The ‚special musical performances’ commenced with the magnificent piece which, under the name of ‚Ouverture en forme de Marche’, the most celebrated composer now living and still incessantly and busily engaged in the pursuit of fame has contributed to our great industrial festival. Though perhaps, on the whole, not more carefully executed, or with more precision, than at the rehearsal on Wednesday, the effect of the overture was, for obvious reasons, at least thrice as great; and this must have been admitted by M. Meyerbeer himself, not the least remarkable personage among the brilliant assemblage near the eastern dome. The ‘Triumphal March’, with which it opens, played as it was by the giant-orchestra of picked musicians and firstclass amateurs, would have roused the ardour of ever so phlegmatic and unwilling a hero. The ‘clang’ of the wind instruments, imposing and superb, nevertheless, allowed the ‘strings’, high and low, to speak out and be heard. The richly developed melody of the ‘trio’ – where the army of violins sounded as a single fiddle, with such close precision were they handled, while the bright touches which the master has laid on so delicately in the ‘wind’ parts brought out the leading theme in all the stronger prominence – was felt as an exquisite relief, the war-march on its re-appearance

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seeming to have gathered two-fold pomp and splendour. The Marche Religieuse was played to absolute perfection. At the end – where the sounds die away into ‘pianissimo’, the violins dwelling upon the highest notes of the register had an effect of streaming harmony (if the expression may be permitted) than which nothing could be more delicious. Notwithstanding the rapid pace at which Mr. Costa took the last movement – The ‘Quick March’ (or ‘Pas Redoublé’) – its crisp and lively theme assailed the ear with marked and singular distinctness. In the exiting passage of ‘crescendo’ – which accumulates force at every step, until the proudly defiant air of ‘Rule Britannia’ proclaims the triumphant climax, the shrill tones of the piccolo, the serried roll of the kettle drums, and the penetrating notes of the clarion deciding the martial character of the loud and resonant ensemble – the happy device by which the composer gradually announces the advent of our naval Song of Victory came out almost as emphatically, and with as much point, as at the first rehearsal at Exeterhall. Such, at least, was our own impression from the south-eastern gallery. The fugue, too, of which ‘Rule Britannia’ constitutes the leading subject – amid all its elaborate contrivances of counterpoint, ingeniously distributed among the various instruments – was just as clear; and the coda, where the host of fiddles, screaming, as it were, for predominance, strive with continually augmenting power to drown the familiar phrases of that noble melody – but vainly, inasmuch as it is heard in all sorts of unexpected places, as vigorous and invincible as when it first bursts forth – wound up with consistent brilliancy a performance that, even regardless of the exceptional conditions under which it took place, was one of the grandest we remember, and which must assuredly have satisfied M. Meyerbeer himself.“ 7] Havas: Die „Agence Havas“ war eine der weltweit bedeutendsten telegraphischen Nachrichtenagenturen der Zeit. Seit 1856 kooperierte sie mit den Agenturen von Paul Julius Reuter (London) und Bernhard Wolff (Berlin), die 1848/49 in Paris Mitarbeiter Havas‘ gewesen waren. Inhaber der Agentur waren in dieser Zeit Auguste Jean Pierre Havas (1814–?; VII 605) und Charles Guillaume Havas (1841?–?; VII 605). 9] gestochene Klavierauszug: Overture in the Form of a March, for the Opening of The International Exhibition of 1862. Triumphal March. Religious march. Quick March. And national air, etc., London: Boosey & Sons, Duncan Davison & Co [1862]. 11] Konzert der alten philharmonischen Gesellschaft: Es fand unter der Leitung Sterndale Bennetts statt. 20] in einem seiner Konzerte: am 17. V. 1862 (s. Tgb.). 22] Konzert der London musical Society: Das Konzert, zu dem Meyerbeer von der 1839 gegründeten „Musical Society of London“ eigens eingeladen worden war, fand am 30. IV. in St. James’s Hall statt. Wie aus der Times vom 1. V. 1862 hervorgeht, erklangen Cherubinis Ouvertüre zu Faniska (1806), ein Duett aus Edward James Loders The Island of Calypso (1852), Beethovens 9. Symphonie d-moll op. 125 (1824), Mozarts Konzert für zwei Klaviere Nr. 10 Es-Dur KV 465 (1779) mit Stephen Heller und Charles Hallé als Solisten, die Arie „Pietà, pietá“ aus Meyerbeers Prophète sowie die Ouvertüre zu Rossinis La gazza ladra (1817). 25] in ihrem nächsten Konzert: Dieses Konzert fand am 21. V. statt. Meyerbeer verfertigte auf Mellons Wunsch ein spezielles Arrangement (s. Tgb. 19. und 20. V.). 30] Stabat mater [recte: Pater noster]: Meyerbeer traf sich mit Leslie laut seiner Lebensdokumente ein einziges Mal zu einer Probe: am 13. V. (s. Tk. [dort der Vermerk der Adresse] und Tgb.), als Meyerbeer im Tgb. explizit sein Pater noster als geprobtes Stück beschreibt. Wie aus The Musical World vom 24. V. 1862 (40. Jg., Nr. 21, S. 331)

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hervorgeht, probte der Chor dieses Stück für ein Konzert, das unmittelbar nach Meyerbeers Abreise aus London stattfand (aufgeführt wurden außer Meyerbeers Pater noster Madrigale, eine Motette Gounods für Doppelchor sowie Mendelssohn 43. Psalm). Der Eintrag „Stabat mater“ beruht aller Wahrscheinlichkeit nach auf einem Übertragungsfehler Altmanns. Ein „Stabat mater“ Meyerbeers ist weder überliefert, noch wird es in den Lebensdokumenten von Meyerbeer an anderer Stelle erwähnt. Victoria Kronprinzessin von Preußen an Meyerbeer vom 2. V. 1862

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6] das Exemplar: Das zugesandte Dedikationsexemplar des von Kullak herausgegebenen Klavierauszugs des Werks (Berlin: Schlesinger) in rotem, goldverziertem Prachteinband befindet sich heute in der Hessischen Hausstiftung, Archiv und Bibliothek, Schloß Fasanerie bei Fulda, Eichenzell. Meyerbeer an August Manns vom 7. V. 1862 Zum Adressaten: Auskunft der besitzenden Bibliothek (s. Quellenangaben zum Brief); s. auch Tk. 8. V. 1862. 19] Brief: nicht überliefert. 22] morgen Vormittag: Der Besuch fand an diesem Tag statt (s. Tk. 8. V. 1862). Tgb. Mai 1862

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5] 10. Fechter: Charles Albert Fechter (1824–1879; VII 621f.) wirkte als ein bedeutender Schauspieler von 1860 bis 1869 in London, anschließend in Amerika, wo er sich 1872 endgültig niederließ. 11] 11. eine englische Cantate: Dieses Projekt kam nicht zustande. 14] 12. seine Frau: Bertha Hartmann geborene Rödiger (*1839, † 1916), Tochter des Inhabers einer Erziehungsanstalt in Genf. Das Paar hatte am 14. VI. 1860 geheiratet. 15] brillanter Besetzung: Die Partien waren mit Rosina Penco (Donna Anna), Czillag (Donna Elvira), Patti (Zerlina), Tamberlik (Ottavio), Faure (Don Giovanni) und dem Bassisten Karl Formes besetzt. 17] 13. Britische Museum: Meyerbeer notierte sich die Adresse William Ralstons, eines Assistenten dieser 1753 gegründeten Institution, in das Adressenverzeichnis des Tk. April 1862. Möglicherweise hatte ihn auch Clarke zu diesem Besuch angeregt, der dort Bibliothekar war (die Bibliothek war 1832 reorganisiert worden). 19] 91. Psalm: Trost in Sterbensgefahr („Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzet“), uraufgeführt in der Potsdamer Friedenskirche am 8. V. 1853 (s. Tgb., VI 87), gedruckt Berlin: Bote & Bock [1853], Pl.-Nr. B & B 2427. 27] 14. Sänger Wachtel: Er war von Gye an die Royal Italian Opera at Covent Garden engagiert worden und sang am 7. VI. an der Seite Pattis den Edgardo in Donizettis Lucia di Lammermoor.

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14] 16. Elias: Mendelssohn Bartholdys Oratorium Elias op. 70 (UA 1846). 16] 17. Krystallpalast: Bei diesem Konzert im Crystal Palace erklang Meyerbeers Krönungsmarsch für Wilhelm I. in London zum ersten Mal und hatte nach Darstellung der Illustrated London News einen „immense effect“ (Ausgabe vom 31. V. 1862, S. 550). Wie aus Brandus’ Verzeichnis der Auslagen, die er für Meyerbeer in dieser Zeit tätigte, hervorgeht (Verzeichnis im Bestand des Meyerbeer-Nachlasses der SBB, PK, N. Mus. Nachl. 97, X/64: „Compte des Déboursés pour M. G. Meyerbeer [Remis le 23 Mars 1863.]“), unterstützte Meyerbeer dieses Konzert mit dem Kauf von 20 Tickets: „Billets pour le Crystal Palace, exécution du 17 Mai: 20 Tickets à 2/6.“

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28] 19. Banda militare: Dieses Arrangement kam auf Wunsch Mellons zustande (Aufführung in dieser Version am 21. V.; s. auch Tgb. 20. V.). George Grove an Meyerbeer vom 19. oder 20. V. 1862 Zur Datierung: Das im Brief erwähnte Konzert fand am 17. V. statt (s. Tgb.). Da Meyerbeer den Brief unmittelbar vor seiner Abreise am 20. V. noch in London erhielt, ist er höchstwahrscheinlich an einem der genannten Tage verfaßt worden. Zum Absender: Der Ingenieur George Grove (*13. VIII. 1820 Clapham, † 28. V. 1900 Sydenham/London; 1882 geadelt) war seit 1852 Sekretär der im Brief erwähnten Crystal Palace Company (1873 trat er in das Direktorium dieser Gesellschaft ein). Zugleich war er musikschriftstellerisch tätig, erwarb sich publizistisch Verdienste um die Förderung der von Manns geleiteten „Saturday Concerts“ (s. Kommentar zu Tk. 8. V. 1862, Bezugstelle: Manns) und machte sich später einen Namen als Herausgeber des renommierten Dictionary of Music and Musicians A.D.1450–1880 / by eminent writers, English and foreign (London: MacMillan 1879–1889). 1882 wurde er Direktor des Londoner Royal College of Music.

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4] Gesellschaft des Krystall-Palastes: Die Crystal Palace Company war nach Schließung der Weltausstellung im Oktober 1851 gegründet worden und setzte sich für den Weiterbetrieb des gigantischen Ausstellungsgebäudes ein. Nach seiner Neuerrichtung in Sydenham wurde es am 10. VI. 1854 eingeweiht (aus diesem Anlaß erschienen die im Brief erwähnten Medaillen) und als Unterhaltungsinstitution für ein Massenpublikum (bis 1884 jährlich ca. 2 Mill. Besucher) betrieben. Das Angebot umfaßte Ausstellungen aller Art, bot Massenveranstaltungen von Vereinen Raum, ermöglichte alle Formen des Sports sowie des Unterhaltungstheaters und veranstaltete jene „Saturday Concerts“, innerhalb derer Meyerbeers Komposition erklang. Der Konzertsaal bot 4000 Aufführenden Platz und besaß eine immens große Orgel mit ca. 4500 Pfeifen. Hier fanden die im 19. Jahrhundert berühmten „Handel Festivals“ statt. Durch Initiative dieser Gesellschaft mit Grove und Manns als ihren wichtigsten Protagonisten im Konzertbereich wurden die Werke z.B. Beethovens und Mendelssohns, denen Grove ein besonderes Faible entgegenbrachte, einer breiten Bevölkerung bekannt. 12] Bowley: Robert Kanzow Bowley (*13. V. 1813 London, † 25. VIII. 1870 Greenwich), seit 1856 Generalmanager der Crystal Palace Company. Er war maßgeblich an der Begründung des 1857 ins Leben gerufenen und seitdem in dreijährigem Turnus im Crystal Palace stattfindenden „Grand Handel Music Festival“ beteiligt sowie Mitglied der Sacred Harmonic Society. Tgb. Mai 1862

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1] 20. Gattin des Komponisten Sterndal[e] Bennett: Mary Anne Bennett geborene Wood (*1825, † 17. X. 1862 London), seit 9. IV. 1844 Bennetts Gattin, nahm aktiv Anteil am beruflichen Wirken ihres Gatten und erledigte einen Großteil seiner Korrespondenz. Nachdem ihre Gesundheit infolge schwerer Verbrennungen, die sie acht Wochen nach ihrer Heirat erlitten hatte, nachhaltig beschädigt war, führte ein Herzleiden, das sich im Frühjahr 1862 bemerkbar machte, nur wenige Monate nach der Feier zur Ausstellungseröffnung, bei der sie letztmals an der Seite ihres Mannes öffentlich in Erscheinung trat, zu ihrem frühen Tod (s. hierzu J[ames] R[obert] Bennett, The Life of William Sterndale Bennett, Cambridge: University Press 1907, S. 326 f. und passim). – Bennett war in Cambridge aufgewachsen und lehrte dort seit 1856 als Musikprofessor (bis 1875); am 9. VI., dem Tag der geplanten Ehrung Meyerbeers, dirigierte er in der Guild Hall ein „Jubilee Concert“ im Rahmen der Einführung des William Cavendish 7th Duke of Devonshire als Nachfolger des 1861 verstorbenen Prince Albert in das Amt des Chancellor der University of Cambridge (Bennett dirigierte anläßlich des Fest-

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akts am 10. VI. die eigens zu diese Zweck komponierte „Ode for Installation of Chancellor at Cambridge“ (s. ebd., S. 324 ff.). Zu Meyerbeers Antwort s. Meyerbeer an William Sterndale Bennett vom 3. VI. 1862. Meyerbeer an Thérèse Célérier vom 20. V. 1862 Zur Datierung: Tag und Monat: s. Brief; Jahr: Der Brief ist, dem Schrifttyp nach zu urteilen, in Meyerbeers letzten Lebensjahren verfaßt. Meyerbeer ließ die im Brief erwähnten Instrumentalkompositionen (die eigens zu diesem Anlaß komponierte Ouvertüre zur Eröffnung der Ausstellung sowie den 1861 komponierten Krönungsmarsch) lediglich anläßlich seines Londonaufenthalts 1862 aufführen. Seine Abreise aus London erfolgte – wie im Brief erwähnt – tatsächlich am 20. V. (s. Tgb.). Tgb. Mai 1862

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14] 23. Herr Klein v. Hamburg: Der Bassist David Klein (*10. IX. 1816 Mainz, † 4. II. 1884 Wiesbaden) wechselte in der kommenden Spielzeit nach Wiesbaden. 15] Dlle Carini: Die Sopranistin Anna Carina (eigtl. Katharina Gschmeidler; *1839, † 1885) wirkte nach ihrem ersten Engagement 1861 in Würzburg in der Spielzeit 1862/63 am Stadttheater Frankfurt/Main. 19] 24. seine beiden Töchter: Cäcilie und Margarethe Schönlein. 26] 26. nach Kissingen: Minna Meyerbeer hielt sich mit ihren Töchtern seit dem 12. V. in Kissingen auf und wohnte im Haus des Hofrats Dr. Franz Anton Balling (zu Balling s. Kommentar zu Tk. Juni 1862 [Undatierte Nachsatzblätter], Bezugstelle: Doktor Balling). 29] die Beratung: Als Reaktion auf Hülsens Schreiben (s. Kommentar zu Tgb. 6. III. 1862) waren die Mitglieder der „musikalischen Section der Königlichen Akademie der Künste“ mittels eines „Circulars“, datiert auf den 14. IV. 1862, gebeten worden, Terminvorschläge für die in Frage stehende Beratung zu unterbreiten. Meyerbeer hatte auf diesem „Circular“ eigenhändig vermerkt. „Ich bin genöthiget morgen eine Reise anzutreten von der ich wahrscheinlich erst den 12ten May zurück sein werde [im Original Absatz] Berlin d 19ten April 1862.“ (Stiftung Archiv der Akademie der Künste, PrAdK 118. Bl. 295r). Die Sitzung fand am 3. VI. 1862 statt (s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 3. VI. 1862). Meyerbeer an George Grove vom 26. V. 1862 Zum Adressaten: Der Brief bezieht sich mit dem Dank auf die zugesandten Medaillen auf George Grove an Meyerbeer vom 19. oder 20. V. 1862. Tgb. Mai 1862

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3] 30. Halévys Rapport: s. Kommentar zu Tk. 26. V. 1862. Tk. Juni 1862 9] 1. Minister Holzbring: Staatsminister Heinrich Wilhelm von Holtzbrinck (*3. I. 1809 Altena/Westfalen, † 24. VI. 1877 Oedenthal/bei Altena), ein langjähriges Mitglied des preußischen Landtags, war nach einer beruflichen Tätigkeit als Regierungspräsident in Arnsberg und Münster am 20. V. 1862 zum preußischen Minister des Handels, der Gewerbe und öffentlichen Arbeiten ernannt worden. In dieser Funktion stand er auch der Preußischen Bank vor. Bereits 1863 verlor er diese Position und wurde Regierungspräsident in Arnsberg (bis 1874).

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11] 2. Les Miserables: Gemeint ist ohne jeden Zweifel Victor Hugos berühmter Roman Les Misérables, auf den unmittelbar nach dem Erscheinen des ersten der insgesamt fünf Teile – am 2. IV. 1862 im Verlag Lacroix & Verboeckhoven in Brüssel – in Verbindung mit einer für die damalige Zeit beispiellosen Werbekampagne ein wahrer Ansturm einsetzte. Am 15. V. waren die Teile zwei und drei erschienen (der Auftrag an Burguy bezieht sich damit auf die Besorgung des noch unvollständigen Romans; die letzten beiden Teile erschienen erst am 30. VI. 1862). 16] 4. alten Baronin Korff: Agnes Freifrau von Korff geborene Gräfin zu Eulenburg (*25. VII. 1803 Königsberg, † 9. I. 1890 Halle/Saale), Blancas Schwiegermutter. 17] Munk: aufgrund des kryptischen Eintrags nicht zu ermitteln. 17] Urlaubsgesuch: s. Meyerbeer an Heinrich von Mühler vom 7. VI. 1862. 20] 5. Guhl: Ernst Karl Guhl (*20. VII. 1819 Berlin, † 20. VIII. 1862 Berlin), Professor für Kunstgeschichte an der Berliner Universität und Mitglied des Senats der Akademie der Künste. Er fungierte in dieser Zeit als Sekretär des Gremiums und unterzeichnete zusammen mit Daege das Protokoll der Sitzung der Akademie vom 3. VI. in Angelegenheit der Diskussion des Kammertons (zum Kontext s. Meyerbeer an Johann Gottfried Maaß vom 7. VI. 1862). 35] 29. Robert: Diese Einträge beziehen sich auf die konkurrierenden Einstudierungen von Meyerbeers Robert le diable in London. An Covent Garden war die erste Aufführung am 19. VI. (insgesamt acht Aufführungen), an Her Majesty’s Theatre Ende Juli oder Anfang August.

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20] Undatierte Nachsatzblätter: Doktor Balling: Der königl. Hofrat Dr. Franz Anton Balling (*7. II. 1802 Neustadt/Saale, † 21. IV. 1875 Kissingen) wirkte nach seiner Ausbildung zum Mediziner in Würzburg und erster beruflicher Tätigkeit als Chirurg in Landshut seit den 1830er Jahren als Brunnenarzt in Kissingen, wo er am 20. III. 1836 von König Ludwig I. von Bayern die Genehmigung zum Bau und Betrieb eines Kurhauses erhielt. Er war eine anerkannte Kapazität und Träger hoher Orden. Das Haus des Hofrats Balling befand sich in der Theaterstr. 81 (heute Martin-Luther-Str. 3). 21] Brandus: Die nachfolgenden Einträge beziehen sich überwiegend auf Meyerbeers Aufenthalt in London. Die letzteren Einträge beziehen sich auf einen in Aussicht genommenen, doch nicht realisierten Aufenthalt in Paris.

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2] Chorfond: s. Meyerbeer an Michael Costa vom 20. V. 1862. 6] Dr. Meyer: Unter der genannten Adresse wohnte der praktische Arzt Dr. E. Meyer (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt). 15] Lord Warden hotel: Das im September 1853 eröffnete Lord Warden Hotel in Dover war in dieser Zeit das klassische Haus für einen Zwischenstop auf der Fahrt vom Kontinent nach London. 16] Parapluifabrikant Barrillot: der Schirm- und Stockfabrikant F. Barrillot (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt; Sitz des Geschäftslokals: Friedrichstr. 160). 18] Frederic Steevens: Meyerbeers Pariser Zahnarzt (Lebensdaten nicht ermittelt). 20] Curhaus zu Ems: Meyerbeer bewohnte zusammen mit seinem Bedienten die genannten Räumlichkeiten im Lahnbau des Kurhauses anläßlich seines Kuraufenthaltes in Ems vom 10. VIII. bis 8. IX. (s. „Amtliche Liste der anwesenden Kurgäste und Durchgereisten zu Bad-Ems“ Nr. 37 vom 8.–12. VIII. bis Nr. 48 vom 5.–9. IX. 1862). Anläßlich seines Aufenthaltes vom 8. VI. bis 12. VII. bezog er im selben Gebäude des Kurhauses die Zimmer 60 bis 62 (s. „Amtliche Liste der anwesenden Kurgäste und Durchgereisten zu Bad-Ems“ Nr. 16 vom 20. bis 24. VI. 1862).

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25] Adelson: Da Jacob Ludwig von Adelson (*1798, † 17. V. 1861 Königsberg), Bankier, Kaufmann, russischer Staatsrat, Generalkonsul von Königsberg, mit dem Meyerbeer bekannt war, zu dieser Zeit verstorben war, ist möglicherweise sein Sohn Johann Ludwig Adelson gemeint (s. Kommentar zu Tgb. 22. XI. 1862). 27] Arban: Die Photographie erhielt der Pariser Tanzmusikkapellmeister Jean Baptiste Laurent Arban (1825–1889; VII 626), Leiter der Concerts de Paris im Hôtel d’Osmond sowie Professor für Saxhorn am Conservatoire. Seit Oktober 1863 leitete Arban die Konzerte im Pariser Casino. 30] Goldschmidts Hypothek: Es handelt sich um die Hypothek des Berliner Königl. Hofmechanikers und Bandagisten Siegmund Goldschmidt (*13. XII. 1813 Berlin, † 1883). Goldschmidt hatte sie bei Meyerbeer in Höhe von 8000 Rtl auf die von ihm 1858 erworbene Immobilie Dorotheenstr. 25 aufgenommen. 32] A. Böttger: Die von Meyerbeer genannte Schrift Adolf Böttgers (*21. V. 1815 Leipzig, † 16. XI. 1870 Gohlis), der sich einen Namen als Übersetzer Byrons machte, war in dieser Zeit in dem von Meyerbeer genannten Verlag erstmals erschienen. 34] Göhler: Traugott F. Göhler (Lebensdaten nicht ermittelt) ist im Dresdener Einwohner- und Adressenverzeichnis dieser Zeit als Chinasilberfabrikant eingetragen. Er wohnte in der Casernenstr. 20. 35] Der Doktor: Johann Baptist Friedrich Anton von Franque. 36] Klavier: Wie aus der Deutschen Bade-Zeitung/Gazette Universelle des Bains vom 13. IX. 1862 (Nr. 75; Titelblatt) hervorgeht, hatte ein Posener Großhändler namens Falk Meyerbeer anläßlich seines diesjährigen Kuraufenthalts in Bad Ems „einen prachtvollen Flügel zur Verfügung“ gestellt und nahm „der berühmte Componist dieses Instrument mit v i e l e m Ve r g n ü g e n an“. Tgb. Juni 1862

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5] 2. neueste Heft der Illustrated London News: Das Photo (s. Kommentar zu Tk. 5. V. 1862) und der ausführliche Artikel über Meyerbeers künstlerischen Werdegang erschienen in der Ausgabe vom 31. V. 1862 (S. 550f.). 7] Burguys Übersetzung: zum Kontext s. Kommentar zu Tk. 26. V. 1862. Meyerbeer korrigierte die Übertragung am nächstfolgenden Tag (s. Tgb. 3. VI.) und reichte sie, datiert auf diesen Tag, beim Senat der Akademie der Künste ein (das Dokument ist im Archiv der Akademie der Künste, Berlin, überliefert [PrAdK 118, Gutachten, Bl. 282r–292v]; die dem „Rapport“ beigefügten „Tableau“ [!] sowie ein kurzer Vermerk [Bl. 291r–292v] sind von Meyerbeer eigenhändig verfaßt). 11] 3. es ward verabredet: Das Ergebnis hat Eingang in das Protokoll (s. Kommentar zu Meyerbeer an Johann Gottfried Maaß vom 7. VI. 1862, Bezugstelle: Protocoll) sowie in einen Briefentwurf der musikalischen Sektion der Königl. Akademie der Künste für v. Hülsen gefunden, in dem es heißt, daß man die Anwesenheit Meyerbeers habe abwarten wollen, da er bei den entsprechenden Verhandlungen in Paris beteiligt gewesen und es bei der Beratung der musikalischen Sektion zu keiner Lösung gekommen sei, da die Mitglieder zum Teil „entgegengesetzte(n) Standpunkte(n)“ vertreten hätten: „Die Mitglieder der musikalischen Sektion haben daher beschlossen, die Berathung bis auf den Schluß der großen Sommerferien, während welcher einige auf diese Angelegenheit bezügliche Verhandlungen durch Vertheilung zur Kenntniß der Mitglieder gebracht werden sollen, bis zum Monat September zu vertagen und wird der Senat der K. A. dann sehr gern bereit sein das Ergebniß dieser Berathung Ew. Hochwohlgeb zur Kenntniß zu bringen.“ (Archiv der Akademie der Künste, Berlin PrAdK 118, Bl. 296).

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14] Die Seufzerbrücke: Le Pont des soupirs, Opéra bouffe en deux actes et quatre scènes von Offenbach (Text: Crémieux und Ludovic Halévy), UA 23. III. 1861, Théâtre des Bouffes-Parisiens, Paris, hier in der deutschen Übersetzung von Julius Lasker (Berlin: Bloch 1862). Meyerbeer an William Sterndale Bennett vom 3. VI. 1862 19] Monsieur le Vice-chancelier de l’université de Cambridge: Dieses bedeutende Amt hatte 1862 Edward Atkinson (*1819, † 1915) inne, der zugleich – wie in Cambridge in damaliger Zeit Usus – „Head“ eines College war (im vorliegenden Fall seit 1856 Master des Clare College). Atkinson war erneut 1868 und 1869 sowie 1876 und 1877 Vice-Chancellor der University of Cambridge.

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12] favorables: Nach Auskunft von John Cox (University Archives der University of Cambridge) erscheint Meyerbeers Name nicht auf der Liste der an diesem Tag anläßlich der Einführung des neuen Chancellor der Universität, des Duke of Devonshire, geehrten Personen (University Archives, source: UA Min.I.4; Grace Book Rho), so daß davon auszugehen ist, daß entweder Sterndale Bennett im Wissen um die Anwesenheitspflicht nicht gefragt hat, oder aber seiner vorgetragenen Bitte um die von Meyerbeer gewünschte Ausnahme nicht entsprochen wurde (ich danke John Cox für seine freundliche Hilfe); zur Entscheidung der Angelegenheit s. auch Meyerbeer an Carl Kaskel vom 14. VI. 1862. Tgb. Juni 1862 31] 5. Tableaux: s. Kommentar zu Tgb. 2. VI. 1862, Bezugstelle: Burguys Übersetzung. 33] 7. Promemoria: s. Meyerbeer an Johann Gottfried Maaß vom 7. VI. 1862. Meyerbeer an Felix Eberty vom 7. VI. 1862

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12] Vaterfreude: Ebertys zweitälteste Tochter Maria Carlotta Margarethe (*27. XII. 1842 Kunnersdorf/bei Hirschberg, † 3. III. 1902 Leipzig) heiratete am 7. VIII. 1862 Johann Ernst Otto Stobbe (*28. VI. 1831 Königsberg, † 19. V. 1887 Leipzig), seit Januar 1857 ordentlicher Professor des Deutschen Rechts an der Universität Königsberg, seit September 1859 in gleicher Funktion in Breslau (1872 Wechsel an die Universität Leipzig; zu Stobbe s. die im Kommentar zu Tgb. 22. VIII. 1861 angegebene Monographie). 36] Deiner lieben Frau: Marie Amalie Catherina Eberty geborene Hasse (*21. V. 1822 Barottwitz/bei Breslau, † 1887 Arnsdorf/bei Hirschberg). Das Paar hatte 1841 in Hirschberg geheiratet. Lieschen: Elisabeth (Elise) Eberty. Meyerbeer an Johann Gottfried Maaß vom 7. VI. 1862 Zum Adressaten: s. Briefinhalt und Anrede Inspektor.

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25] Protocoll: Im von Daege und Guhl unterzeichneten Protokoll dieser Sitzung heißt es nach einleitenden Bemerkungen zum Anlaß und Gegenstand der Beratung: „H. Gen. Mus. Dir formuliert verschiedene Fragen, die in bestimmter Reihenfolge zur Berathung zu Grunde gelegt werden möchten (vgl. Beilage A). Dies wird angenommen. Herr M. Dir Bach theilt einige Bemerkungen über die schon früher in dieser Angelegenheit geschehenen Schritte [mit]. (Beilage B) Herr Gen. Dir. Meyerbeer theilt eine Uebersicht der verschiedenen Stimmung von verschiedenen Städten nach der Zahl der Schwingungen mit. H Grell äußert sein Bedenken, ob bei der weitreichenden Bedeutung des Gegenstandes die Angelegenheit schon jetzt hier würde entschieden werden können. Er äußert den Zweifel, ob eine solche Herabsetzung auch auswirkende Geltung für früher, nach einem andern Stimmton geschriebene Compositionen, z.B. Opern würde gewin-

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nen können. Herr Meyerbeer hält ein Mittelmaaß in solcher Herabsetzung für möglich, glaubt, daß auch die hiesige Stimmung gerechtmäßig [?] sei. Es knüpft sich daran eine Debatte woran sich die H. Bach, Taubert, Grell betheiligen und aus welcher der Vorschlag des H. Meyerbeer hervorgeht, bei hiesiger Berathung sich lediglich auf die Theater Musik zu beschränken. [Es folgt dann die Wiedergabe einer Einlassung Tauberts sowie einer weiteren Grells, die beide Bedenken gegenüber einer Änderung äußern bzw. eine von der Pariser Lösung abweichende Änderung vorschlagen]. Herr Commer ist für die Annahme der Pariser Stimmung. [Sodann wird auf Vorschlag Meyerbeers beschlossen,] bis jetzt nur auf den das Theater bezogenen Theil der Angelegenheit einzugehen. Ebenso wird beschlossen, den von G. Meyerbeer eingebrachten Rapport über die pariser Reduktion zu vervielfältigen und bei den Mitgliedern circuliren zu lassen. Eine Wiederaufnahme der Berathung wird auf den September festgesetzt. Herr Gen. Int. v. Hülsen wird davon in Kenntniß gesetzt werden. (Archiv der Akademie der Künste, Berlin PrAdK 118, Bl. 297). Zum Inhalt des Briefes an Hülsen s. Kommentar zu Tgb. 3. VI. 1862. – Meyerbeer suchte offensichtlich den durch das unvollständige Protokoll erweckten Eindruck zu vermeiden, die Mitglieder der musikalischen Sektion nur unvollkommen informiert zu haben. Meyerbeer an Heinrich von Mühler vom 7. VI. 1862 Zum Adressaten: Heinrich von Mühler (*4. XI. 1813 Brieg, † 2. IV. 1874 Potsdam) war nach seinem mit der Promotion in Berlin (1835) abgeschlossenen Jurastudium sowie nach verschiedenen juristischen Positionen andernorts seit 1842 im preußischen Kultusministerium, seit 1850 im neugegründeten Evangelischen Oberkirchenrat, ehe er am 18. III. 1862 zum Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten in der Nachfolge von Raumers ernannt wurde. Diese Position behielt er – ungeachtet mannigfacher Konflikte – bis zum 12. I. 1872. In seiner amtlichen Funktion nahm er die Urlaubsgesuche der Mitglieder des Senats der Akademie der Künste entgegen. Tgb. Juni 1862

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25] 9. Lektüre der Journäle: In der Allgemeinen Zeitung erschien anläßlich der Eröffnung der Ausstellung ein ausführlicher Artikel, in dem über Meyerbeers Ouvertüre Folgendes berichtet wird: „Auf einer reich verzierten Estrade im östlichen Dom, in Front vor dem großen Orchester, nahmen die Prinzen, umgeben von den andern Stellvertretern der Königin, ihren Platz ein, und jetzt begann der musikalische Theil der Feier mit Meyerbeers Festouverture. Ueber den Werth dieser Composition herrscht unter den Londoner Musikkritikern nur e i n e warm anerkennende, bis zur Begeisterung lobende Stimme. Ihre Wirkung auf die Zuhörer war wohl geeignet den Componisten, der unter den Ehrengästen in vorderster Reihe saß, bis zur tiefsten Rührung zu stimmen.“ (Augsburger Allgemeine Zeitung für das Jahr 1862 v. 6. V. 1862, Nr. 126, S. 2078). – Kritische Einwände wurden nicht in dieser Zeitung, sondern in anderen Organen erhoben, von denen hier exemplarisch die Süddeutsche Musik-Zeitung zitiert wird (vom 12. V. 1862, 11. Jg., Nr. 19, S. 76): „Die bei Gelegenheit der Londoner Industrieausstellung aufgeführten Gelegenheitscompositionen, ein Marsch von Auber, Bennetts Composition der Gelegenheitsode Tennyson’s und Meyerbeer’s Festouvertüre[,] waren von ausserordentlicher Wirkung und fanden grossen Beifall. Leider ward die Wirkung durch die äusserst schlechten akustischen Verhältnisse der Localität, welche ein tonverwirrendes Echo hervorriefen, in hohem Grade beeinträchtigt, und man wünscht allgemein, die betreffenden Compositionen in einem günstigeren Locale zu hören. Aubers Marsch, in welchem die Blechinstrumente eine besonders hervorragende Rolle spielen, hatte von der Ungunst des Lokals[!] am meisten zu leiden.“ Am 22. VI. (ebd., Nr. 22, S. 88) berichtet die Zeitschrift, daß Meyerbeer „von den ausge-

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suchtesten Huldigungen“ umgeben sei. Über die Reaktion auf die Festouvertüre heißt es: „Der Beifall, den das geniale Werk hervorrief, war ungeheuer; das Orchester stimmte in denselben mit ein, und er war so mächtig, dass er bis zu der ausserhalb stehenden Volksmenge drang, und dasselbe[!] zur Theilnahme an dem allgemeinen Jubelrufe fortriss. Auch Aubers Festmarsch lieferte einen neuen Beweis von der unverwelklichen Jugendfrische des greisen Meisters und fand grossen Beifall. Die Ausführung beider Werke unter Costa’s […] Leitung war in jeder Beziehung vorzüglich.“ Meyerbeer an Carl Kaskel vom 14. VI. 1862

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29] Ankunft des neuen Direktor’s: Otto von Könneritz (*1811, † 26. XI. 1866 Dresden) hatte sein neues Amt als Generaldirektor der Dresdener Hofoper am 1. IV. 1862 angetreten. 33] Wiesener: Wießner. Tgb. Juni 1862

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20] 16. Dr. Siegfried Weiss: Bei dem Brautwerber handelt es sich um den Berliner Juristen Dr. Siegfried Weiß (Lebensdaten nicht ermittelt; er wohnte Unter den Linden 16). 22] 17. Offenbach: Offenbach war an diesem Tag in Bad Ems angekommen, wo eine „société des artistes parisiens“ unter Leitung des Dirigenten Adolphe Lindheim seine Opéra comique en deux actes Bavard et Bavarde (Text: Charles Nuitter [eigtl. Charles Louis Etienne Truinet]) aufführte (UA 11. VII. 1862, Kursaal, Bad Ems). Meyerbeer war bei der Premiere anwesend (s. Tgb. 11. VII. 1862). 24] 18. Klavierspieler Bendel: Der Pianist und Komponist Franz Bendel (*23. III. 1833 Schönlinde/Nordböhmen, † 3. VII. 1874 Berlin), ein Schüler von Joseph Proksch sowie von Franz Liszt in Weimar, wirkte seit 1848 zunächst als privater Klavierlehrer, seit 1862 in Berlin, unter anderem an Kullaks Akademie der Tonkunst. Einen Namen weit über Berlin hinaus machte er sich auf seinen zahlreichen Tourneen. 35] 21. Duett des 2. Aktes: „En vain leur impuissante rage“. Meyerbeer hatte sich mit diesem Stück erstmals im Februar 1853 befaßt, die Arbeit im November 1857 erneut aufgenommen (VII 256ff. sowie Kommentar VII 640). Nach mehreren Jahren Unterbrechung hatte er sich im April erstmals wieder dem Stück sowie dem Rezitativ davor zugewandt (s. Tgb. 6. u. 7. IV. 1862) und das Projekt dann aufgrund anderer Verpflichtungen bis zu diesem Tag ruhen lassen.

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10] 25. Klavierspielerin Pesch[e]l: Adrienne Peschel (Lebensdaten nicht ermittelt), aus Frankfurt/Main stammend, hatte im Mai 1862 am Pariser Conservatoire den ersten Klavierpreis gewonnen. Wie aus einer Vorankündigung des Konzerts in der „Amtlichen Liste der anwesenden Kurgäste und Durchreisenden zu Bad Ems“ Nr. 15 vom 21. VI. 1862 hervorgeht (Konzert angekündigt für den 24. VI.), waren an diesem Konzert im Kursaal – außer den genannten Künstlern – die Sängerin Félicie de Lamorliere sowie das Kursaalorchester unter der Leitung von Kapellmeister Hempel beteiligt (das Programm wurde erst am Abend bekannt gegeben). – Peschel konzertierte bald darauf auch in Baden-Baden, London und Paris. 11] Violinist Besekirsky: Der russische Geiger und Komponist Vasilij Vasil’evicˇ Besekirskij (auch G. Besekirsky; *14. [26.] I. 1835 Moskau, † 8. XI. 1919 Moskau) wirkte nach seiner Ausbildung in Moskau und Brüssel (1858 bei Hubert Léonard) seit 1861 als Solist des Orchesters des Imperatorskij Bolschoj Teatr in Moskau (bis 1890; von 1882 bis 1902 war er Professor für sein Instrument an der Moskauer Philharmonischen Schule). Er tourte in dieser Zeit mit sehr großem Erfolg im westlichen Europa und komponierte unter anderem Fantasie de Concert sur l’Opéra: Faust, de Gounod avec Pianoforte, Mainz: Schott o.J.

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Meyerbeer an eine Sängerin vom 25. VI. 1862 14] braver rechtlicher Mann: Wie aus der Regeste zu diesem Brief im Auktionskatalog (s. Quellenangabe zum Brief) hervorgeht, ist der Kritiker Grüneisen gemeint. Tgb. Juli 1862 29] 2. einstimmiges Andante: Die Ouverture beginnt in der Uraufführungsgestalt des Werkes mit einem Andantino con moto, das motivisch auf dem Beginn von Inès’ Romance „Adieu, mon beau rivage“ (Nr. 1 der gedruckten Partitur) basiert, die Meyerbeer im April 1853 komponiert hatte (s. Kommentar zu Tgb. 13. II. 1853, Bezugstelle: Angefangen, VI 661 f.). Es ist mehr als unwahrscheinlich, daß das an diesem Tag komponierte einstimmige Andante in Bezug zu dieser Komposition steht, denn Meyerbeer hätte ohne jeden Zweifel diesen Grundeinfall erwähnt. So läßt sich nicht mehr feststellen, welchen kompositorischen Gedanken er sich hier notierte. Das als Ouvertüre gedachte oder in Aussicht genommene Stück nahm er nicht vor dem 21. I. 1864 (s. Tgb.) in Angriff (zu Einzelheiten s. John Howell Roberts, The Genesis of Meyerbeer’s „L’Africaine“, s. Lit., S. 169 f. u. 216f.).

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2] 4. Monument von Halevy: Die Sammlung galt dem Grabmonument auf dem Cimetière Montmartre, das am 17. III. 1864 enthüllt wurde (Monument und Enthüllungsakt sind festgehalten auf einer Gravure von Félix Thorigny [1864]). 8] 7. plus je Vous approche = plus je Vous adore: Das Gedankenbuch war Teil des seit 1945 verschollenen Teils des Meyerbeer-Nachlasses, der als Depositum im Besitz der Berliner Staatsbibliothek war. 17] 10. daß er sich in ein Regiment in der Provinz versetzen läßt: Korff ließ sich auf diese Bedingung nicht ein (zu seiner militärischen Laufbahn zu Meyerbeers Lebzeiten s. Kommentar zu Tgb. 4. VI. 1860). 22] 11. Kursaal: Der Kursaal war am 1. V. eröffnet worden. In ihm fanden während der Saison täglich Konzerte statt. Außerdem verfügte er über ein Lesekabinett und eine Restauration. 22] erste Vorstellung: Bavard et Bavarde (später in Les Bavards umbenannt), Opéra comique en deux actes von Offenbach (Text: Nuitter), UA 11. VII. 1862, Kursaal, Bad Ems. – Das Werk hatte, wie aus der Deutschen Bade-Zeitung/Gazette Universelle des Bains, 6. Jg., 1862, Nr. 67 (ohne Datum), Titelblatt, hervorgeht, außerordentlichen Erfolg. Insbesondere das von Meyerbeer erwähnte Quartett im II. Akt („À table, à table, un sage nous l’a dit“) wurde begeistert akklamiert („Le quatuor de table a électrisé l’auditoire et obtenu les honneurs du bis“). Über Meyerbeers Anwesenheit heißt es in diesem Zusammenhang: „Mr. Meyerbeer qui depuis quelques jours devait se rendre à Schwalbach, a voulu retarder son départ pour assister à cette représentation; il a fréquemment applaudi, et les compliments qu’il a daigné prodiguer à Mr. J. Offenbach ne seront pas la moins flatteuse impression que le fécond compositeur conservera de cette belle soirée.“ 27] Demoiselle Girard: Caroline Girard (*7. IV. 1830 Paris, † nach 1878). Sie wirkte am Théâtre Lyrique von 1853 bis 1862 (zuletzt, am 23. IV. 1862, in der UA von Julius Beers La Fille d’Égypte als Zemphira). Anschließend wechselte sie an die Opéra Comique, wo sie bis zu ihrem Bühnenabschied 1878 blieb. 33] 12. Tenor Car[r]ion: Manuel Carrión de Anguiano (*1817 Sevilla, † 24. VII. 1876 Mailand) hatte nach dem Start seiner Bühnenkarriere in Madrid und Barcelona großen Erfolg in Italien (seit seinem Auftritt 1852 an der Mailänder Scala) sowie am Pariser Théâtre-Italien (1855) und in dieser Zeit vor allem auch in Deutschland (1860/61 war er Mitglied der am Victoria-Theater in Berlin gastierenden italienischen Truppe).

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33] Herr Bertram: Der Bariton Heinrich Bertram (*14. III. 1825 Braunschweig, † 18. XI. 1903 Stuttgart) wirkte nach Stationen in Göttingen (1846), Düsseldorf (1847), Detmold (1848), Mainz (1849), Königsberg (1850 bis 1853), Danzig (1854) und Bremen (1855 bis 1857) seit 1858 am Stadttheater in Leipzig. In dieser Saison wechselte er nach Wiesbaden, wo er bis 1866 blieb, und setzte sodann seine Karriere am Stuttgarter Hoftheater fort (1866 bis 1881). Dort lehrte er später als Professor für Gesang am Konservatorium. 37] 13. Ein Lied vom blinden Hessen: Das Lied vom blinden Hessen („Ich weiß ein theuer wertes Land“; Text: Karl Altmüller) aus der Sammlung Deutsche Lieder, gesammelt von Karl Altmüller. Dritte stark vermehrte Auflage der „Proben deutscher Lyrik“, Kassel & Göttingen: Georg H. Wigand 1862, Nr. 215, S. 230 f.. Meyerbeer entdeckte das Lied in der Kölnischen Zeitung vom 13. VII. 1862 (Nr. 198, Zweites Blatt, Titelblatt) mit folgendem Wortlaut: Ich weiß ein theuer werthes [in der zitierten Sammlung: teuerwertes] Land, Mein Herz ist zu ihm hingewandt [in der zitierten Sammlung: hingebannt], Ich kann es nimmermehr vergessen: Das liebe Land der blinden Hessen. Nicht ist es sonnenreich und warm, An Gold und Silber ist es arm; Reich ist es nur an tausend Schmerzen Und an der Treue Gold im Herzen. Wenn einstmals auf der weiten Welt Die Treu der Klugheit räumt’ das Feld, Sonst nirgend eine Ruhstatt hätte – Das Hessenland blieb [in der zitierten Sammlung: bleibt] ihre Stätte. Ich wandre fremd in weiter Fern’, Hätt’s aus dem Sinn geschlagen gern, Doch unablässig singt mir leise Das Heimweh seine schlimme Weise. [in der zitierten Sammlung noch drei weitere Strophen] Zu Meyerbeers spontanem ersten Eindruck s. Meyerbeer an Karl Altmüller vom 5. XI. 1862. Das Werk für Tenorsolo und Männerchor erschien erstmals 1863 im Berliner Verlag Bote & Bock (Pl.-Nr. 5873). Meyerbeer komponierte es – wie aus den Lebensdokumenten eindeutig hervorgeht – nicht, wie es in Letellier, The Diaries, S. 394 (s. Lit.), irrtümlich heißt, für die „Schwalbacher Liedertafel“ (s. hierzu Kommentar zu Tgb. 17. VII. 1862). Wie aus dem Titelblatt der 1863 bei Bote & Bock erschienenen Ausgabe hervorgeht, widmete er das Lied den „Hessischen Gesangvereinen“ (in Duesbergs französischer Übersetzung unter dem Titel Le Chant des Exilés erschien die Komposition ebenfalls 1863 im Verlag Brandus & Dufour in Paris [Pl.-Nr. B. et D. 10592]). Das autographe Manuskript ist nachweisbar anhand der Karteikarte des „alten“ Katalogs (im Bestand der SBB, PK; Musikabteilung) des seit 1945 verschollenen Teils des Meyerbeer-Nachlasses, der zufolge unter der Signatur Mb 997 ein Autograph mit dem Titel „Das Lied vom blinden Hessen [/] Ich weiß ein theuer-werthes Land [/] Carl Altmüller” vorhanden war.

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2] Die lustigen Weiber von Windsor … Nicolai: Komisch-phantastische Oper von Otto Nicolai (1810–1849; III 797) (Text: Salomon Hermann Ritter von Mosenthal), UA 9. III. 1849, Königliches Opernhaus, Berlin.

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5] 14. Partitur meiner Londner Ouvertüre: Sie erschien im Verlauf des nächsten Monats: Ouverture en forme de Marche composée pour l’Inauguration de l’Exposition de Londres 1862, G. Brandus & S. Dufour [1862], Pl.-Nr. B et D 10.561. 8] 16. nach Schwalbach: Meyerbeer bezog sein Quartier im Privathaus „Katholisches Pfarrhaus“, das etwa sechs Parteien samt Dienerschaft Raum bot (Meyerbeer ist unter der Kurgastnummer 2075 erstmals in der Kur-Liste für die Bäder Schwalbach, Schlangenbad und Weilbach Nr. 17, Ausgabe vom 20. VII. 1862, S. 183, aufgenommen, zuletzt in der Ausgabe Nr. 27 vom 12. VIII. 1862, S. 333). Im Wiener Fremdenblatt vom 5. IX. 1862 (16: 1862, Nr. 245) heißt es etwas irreführend, Meyerbeer habe bei seiner Ankunft kein Quartier finden können, da alle Hotels besetzt gewesen seien. Daraufhin habe ihm der katholische Pfarrer angeboten, im Pfarrhause Wohnung zu nehmen: „Dankbar nahm Meyerbeer das gastfreundliche Anerbieten an.“ 10] 17. Schwalbacher Gesangverein … Klings: Über dieses „Ständchen“ heißt es im Wiener Fremdenblatt vom 5. IX. 1862 an selber Stelle: „Kurz nachdem Meyerbeer’s Anwesenheit bekannt geworden war, veranstaltete ihm die Bürgerschaft von Schwalbach einen F a c k e l z u g , an welchem sich auch die meisten Kurgäste betheiligten. Am nächstfolgenden Morgen, als Meyerbeer im Kursaale erschien, überreichtem ihm die Damen Lorbeerkränze mit prachtvollen Schleifen, die Musik intonierte einen Tusch und erfreute den Kompositeur mit einer musikalischen Blumenlese aus seiner ‚Dinorah’.“ – Der Schwalbacher Männergesangverein war 1841 als „Gesangverein Orpheus“ gegründet worden und existierte seit 1856 als „Männergesangverein 1841“. Er wurde von Christian Kling (Lebensdaten nicht ermittelt) geleitet, einem der Gründungsmitglieder. Der Aar-Bote vom 19. VII. 1862 (Nr. 58) berichtet über die Meyerbeer entgegengebrachten Huldigungen wie folgt: „Generalmusikdirektor M e y e r b e e r, welcher in den letzten Jahren fast regelmäßig eine mehrwöchige Badekur dahier gebraucht, ist vorgestern wieder hier angekommen. Der hiesige Gesangverein nahm hieraus Veranlassung, dem großen Componisten seine Huldigung auszudrücken, und brachte ihm gestern Abend, unter Mitwirkung der Kurmusik, ein Ständchen mit Fakkelzug. Hr. M e y e r b e e r dankte in den herzlichsten Worten für die ihm erwiesene Aufmerksamkeit und drückte seine Erkenntlichkeit gegen den Gesangverein besonders dadurch aus, daß er letzterem einige besondere Chöre zu widmen versprach.“ 20] 21. Den Klavierauszug: La Fille d’Égypte, Opéra en 2 actes, musique de Jules Beer, poème de Jules Barbier, partition piano et chant, Paris: Choudens o.J. [1862], Pl.-Nr. AC 915 (zur UA am Pariser Théâtre Lyrique s. Kommentar zu Tgb. 11. VII. 1862, Bezugstelle: Demoiselle Girard). 27] 23. Dr. Gent[h]s: Adolph Genth (1813–1888; VII 674), seit 1838 Kurarzt in Schwalbach. 36] 25. Gounods Faust: Faust, Opéra en cinq actes von Gounod (Text: Barbier und Carré), UA 19. III. 1859, Théâtre Lyrique, Paris, hier in der deutschen Übersetzung von Karl Gollmick (in dieser Version erstmals 1861 in Darmstadt [am 15. II. unter dem Titel Faust], Dresden [am 31. VIII. unter dem Titel Margarete] und Stuttgart [am 27. IX. unter dem Titel Gretchen]). Meyerbeer sah und hörte die Oper zum ersten Mal. 5] Marie Escudier: Marie Escudier (1819–1880; IV 508). 11] Rosa Kastner: Die Wiener Klaviervirtuosin Rosa Alexandra Escudier geborene Kastner (nach 1830–1880; VI 806) hatte den Pariser Verleger in diesem Jahr geheiratet. Sie war am 24. VII. im Wiesbadener Kursaal an einem Konzert aus Anlaß des Geburtstages des Herzogs Adolf von Nassau beteiligt gewesen, bei dem unter anderen auch Ferdinand David, Konzertmeister und Professor für Violine aus Leipzig, und Emilio Naudin vom Pariser Théâtre-Italien als auswärtige Gäste mitwirkten (s. Deutsche Bade-Zeitung/Gazette Universelle des Bains, 6. Jg., 1862, Nr. 67 [ohne Datum], Titelblatt). Zu ihrem Besuch Meyerbeers in Schwalbach s. Tgb. 29. VII. 1862.

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Meyerbeer an Henri prince de La Tour d’Auvergne-Lauraguais vom 29. VII. 1862 Zum Adressaten: Henri Bernard Godefroy Alphonse prince de La Tour d’AuvergneLauraguais (*21. X. 1823 Paris, † 5. V. 1871 Château des Angliers/Vienne), seit 19. II. 1860 französischer Gesandter und bevollmächtigter Minister an der französischen Botschaft in Berlin (zum Kontext s. Tgb. 29. X. 1862). In den Jahren 1869/70 war er französischer Außenminister.

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16] Monsieur le Comte Walewsky: Florian Alexandre Joseph Colonna, comte Walewski (*4. V. 1810 Walewski/Polen, † 27. IX. 1868 Strasbourg), ein Sohn Napoleons I. und Marie Laczynskas, durchlief in Polen und Frankreich, wo er sich seit 1832 endgültig niedergelassen hatte, zunächst eine militärische, seit 1846 eine diplomatische Karriere mit Stationen in Florenz, Buenos Aires, Kopenhagen, Neapel sowie von 1851 bis 1855 in London. Von 1855 bis 1859 war er Außenminister, seit November 1860 Staatsminister (bis Juni 1863). In diesem Amt war er für die Beaux Arts verantwortlich, darunter für die Opéra. Wie sein langjähriger Vorgänger im Amt, Achille Fould, bedrängte er Meyerbeer, die Africaine zu vollenden und an der Opéra zur Uraufführung zu bringen (s. Tgb. 29. X. 1862 sowie Meyerbeer an Louis Brandus vom 20. V. 1863). Tgb. Juli 1862 26] 31. Klavierauszug der Reine de Saba: Er war von Georges Bizet erstellt worden und 1862 im Pariser Verlag Choudens erschienen, Pl.-Nr. AC 880. Tgb. August 1862 33] 2. Roqueplan: Roqueplan versah seine Berichte über die Pariser Opern- und Theateraufführungen mit kleinen Spitzen gegen Meyerbeer. So bemerkte er über Louis Guéymard im Constitutionnel vom 11. VIII. 1862 (47. Jg., Nr. 230): „Gueymard nous est revenu avec ce gosier infatigable que même Meyerbeer est impuissant à fatiguer.“

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3] Unwohlsein von Faure: Die Aufführung wurde aufgrund von Faures Krankheit lediglich um eine Woche auf den 5. VIII. verschoben. 7] 4. Jeunesse de Goethe: zum Projekt s. Kommentar zu Tgb. 10. III. 1860. 13] 5. Viel Lärm um nichts … Berlioz: Shakespeares Komödie Much Adoe About Nothing (1599), hier in deutscher Übersetzung und Bearbeitung. Berlioz hatte nach bis auf das Jahr 1833 zurückreichenden Plänen 1860 das Libretto in Angriff genommen und Shakespeares Komödie vor allem im Blick auf die Figurenkonstellation übernommen. Die erfolgreiche Uraufführung von Béatrice et Bénédict, Opéra comique en deux actes, fand wenige Tage später, am 9. VIII. 1862, im Neuen Theater in Baden-Baden statt. 17] 6. früheres Urteil: Meyerbeer hatte das Werk erstmals am 25. VII. 1860 in Wiesbaden gesehen (s. Tgb.), jedoch seinerzeit darauf verzichtet, sein Urteil seinem Tgb. anzuvertrauen. 24] 7. Die Waise von Lowood: Die Waise aus Lowood, Schauspiel in 2 Abtheilungen und 5 Akten von Birch-Pfeiffer, Untertitel: „mit freier Benutzung des Romans von Currer Bell“ (d. i. Charlotte Brontës Roman Jane Eyre), UA 8. VI. 1853, Thalia-Theater, Hamburg. 33] 10. nach Ems: Meyerbeer und sein Bedienter bezogen wiederum Quartier im Kurhaus in den Räumen 57, 58 und 59 im Lahnbau (s. „Amtliche Liste der anwesenden Kurgäste und Durchgereisten zu Bad-Ems“ vom 12. VIII. 1862).

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2] 15. Klavierspielerin Accursi … Tarantella: Madame Accursi (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt), eine Schülerin Henri Herz’, war die Gattin Romeo Accursis

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(s. nächstfolgenden Stellenkommentar). Sie spielte keine neue Komposition Rossinis, sondern das 1837 komponierte Lied „La danza“ aus den Soirées musicales in einer Bearbeitung für Klavier solo. 4] Herr Accursi: Der Geiger Romeo Accursi (Lebensdaten nicht ermittelt), ein Schüler Delphin Alards und Neffe Donizettis, spielte eine eigene Phantasie über Themen aus Rigoletto (sie erschien als Nr. 2. der Trois fantaisies de salon pour violon avec accompagnement de piano im Verlag Escudier in Paris) sowie Alards Fantaisie de concert pour Violon avec accompagnement d’Orchestre sur la Muette de Portici d’Auber in einer Version für Violine und Klavier. In diesem Jahr erschien von Accursi im Pariser Verlag Escudier seine nachweislich einzig weitere gedruckte Komposition, und zwar Un’aura amorosa für Violine und Klavier (Pl.-Nr. 2225). 5] Madame Boulard-Mayer: zum sensationellen Erfolg der Brüsseler Sängerin BoulartMayer als Dinorah s. Kommentar zu Meyerbeer an Gemmy Brandus vom 20. V. 1860, Bezugstelle: Mademoiselle Boulard. 8] Violoncellist Batta: Alexandre Batta (*9. VII. 1816 Maastricht, † 8. X. 1902 Versailles), als Schüler Nicolas Joseph Platels ein Absolvent des Brüsseler Conservatoire (1834), zählt zu den bedeutendsten Violoncellisten seiner Zeit. Seinen Namen trägt noch heute das 1714 gebaute „Batta-Violoncello“ Stradivaris, das Batta von Andrien François Servais übernahm. Er spielte in diesem Konzert eigene Werke (Sommeil de Nanine, die Romance Marie Stuart und Passiflore). Nach Darstellung der France musicale, die dieses Konzert in ihrer Ausgabe vom 24. VIII. 1862 (26. Jg., Nr. 34, S. 267) ausführlich bespricht, soll Meyerbeer Batta großen Beifall gespendet haben. 18] 19. Duett von Thalberg … Themata aus den Hugenotten: Eine Bearbeitung der Huguenots für eine solche Besetzung durch Sigismund Thalberg (1812–1871; III 657) ist nicht überliefert. 1840 erschien von ihm Fantasie pour le Piano sur des Motifs de l’Opéra: Les Huguenots de Meyerbeer op. 20 (Nouvelle Edition Leipzig: Breitkopf & Härtel o.J. [1840], Pl.-Nr. 9523; Bearbeitung einer Version Fantasie pour le Piano sur un Motif de l’Opéra: Les Huguenots de Meyerbeer op. 20 [1836]). Das hier vorgetragene Arrangement für Violoncello und Klavier war eine Bearbeitung von Thalberg und de Bériot. 25] 24. Vivier: der Hornist Eugène Léon Vivier (1821–1900; IV 514). Er wirkte einen Tag später an dem vom Meyerbeer besuchten Konzert mit. 27] 25. Konzert: Im Rahmen dieses Wohltätigkeitskonzertes im Kursaal von Ems zugunsten des Schiller-Denkmals wirkten außerdem noch der Hornist Vivier, die Pianistin Escudier-Kastner, der renommierte belgische Harfenist Dieudonné Félix Godefroid sowie der berühmte belgische Violoncellist Adrien François Servais mit. Das Programm wurde erst am Abend im Konzersaal bekannt gegeben (s. „Amtliche Liste der anwesenden Kurgäste und Durchgereisten zu Bad Ems“, Nr. 41, vom 21. VIII. 1862). 31] 27. einige Briefe geschrieben: Die Adressaten oder Adressatinnen sind mit Ausnahme derjenigen der überlieferten Briefe, Grüneisen, Kaskel und Joachim Lederer, nicht zu ermitteln. Eine der Angeschriebenen könnte Maria Principessa della Rocca d’Aspro geborene Embden-Heine (*5. VIII. 1835 Hamburg, † 8. V. 1908 Neapel) gewesen sein, Gattin des Don Michele 12° Principe della Rocca d’Aspro sowie eine Nichte Heinrich Heines. In ihren Erinnerungen an Heinrich Heine […] (Hamburg: Hoffmann & Campe 1881, S. 121–127) berichtet sie, ummittelbar vor Meyerbeers Abreise aus Ems (ursprünglich für Ende August, s. Tgb. 29. VIII., vorgesehen, aufgrund Meyerbeers Erkrankung an einer schweren Diarrhöe, s. Tgb. 31. VIII., auf Anfang September, s. Tgb. 8. IX., verschoben) einen Brief Meyerbeers erhalten zu haben zusammen mit einem ihr gewidmetem Albumblatt (s. S. 126). Sie beschreibt überaus

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anschaulich ihre erste Begegnung mit dem Komponisten, der sie früh am Morgen überraschte, als sie auf dem Klavier den Krönungsmarsch aus Le Prophète übte: ‚,Mit einem Male höre ich hinter mir Hüsteln .. . . . Ich wende mich um und bemerke ein kleines hageres Männchen, mit einer großen blauen Brille auf der Nase, der den Kopf schüttelt, als ob er die Ausführung des Musikstücks mißbillige, mit ironischem Lächeln, welches seine Mundwinkel umzuckte. [im Original Absatz] Stolz und hochmüthig sah ich ihm fest in’s Auge und sagte: [im Original Absatz] ‚Wünschen Sie Etwas, mein Herr?’ [im Original Absatz] ‚Gewiß. Bitte gehorsamst’ und dabei zeigte er mit dem Finger auf das Notenblatt – ‚diese Passage noch einmal zu wiederholen, der Baß kommt nicht gehörig zur Geltung’, sagte er lächelnd. [im Original Absatz] Der Mann sah wie ein unbedeutender Beamter oder Rentier aus und ich war ganz entrüstet, daß er mich anzureden wagte. Aergerlich sagte ich: [im Original Absatz] ‚Was wissen Sie davon, können Sie diese erhabene Musik beurtheilen?’ [im Original Absatz] Er lachte anstatt aller Antwort, wiegte den Kopf hin und her und sagte: ‚Hm – Hm!’ [im Original Absatz] Sein Lächeln reizte mich, flugs drehte ich den Clavierbock herum und wie von einer höheren Macht dazu getrieben, wiederholte ich die ihm mißfällige Passage. [im Original Absatz] ‚Verzeihen Sie, mein Fräulein oder Madame’, sagte er, seine Hand auf die meinige legend, ‚nicht so steht es geschrieben.’ [im Original Absatz] Außer mir über diese Zudringlichkeit, stand ich auf und ohne zu grüßen wollte ich fortgehen, meine Handschuhe, meinen Hut und meine Noten zusammenraffend, und ging zur Thür; doch hier blieb ich verwundert stehen, denn das Männchen spielte mein Bravourstück auswendig und wie! [im Original Absatz] Ich glaubte eine andere Composition zu hören, so klar und rein entquoll die Melodie seinen Fingern. Ich stand wie festgebannt, magnetisirt durch dies schöne Spiel und erst jetzt verstand ich, wie man das Thema zu Gehör bringt. [im Original Absatz] Als er fertig war, sagte er, mich lächelnd ansehend: [im Original Absatz] ‚Glauben Sie, daß der Componist sich beklagen würde, wenn er mir zuhörte?’ [im Original Absatz] Wie Schuppen fiel es mir von den Augen. [im Original Absatz] ‚Sie sind der Meister!’ rief ich aus und ergriff entzückt seine kleinen magern Hände, um ihn für meine Anmaßung um Verzeihung zu bitten und hauptsächlich wegen meiner stümperhaften Ausführung seiner schönen Composition. [im Original Absatz] Er bat um meinen Namen, ich nannte den meines Mannes, der ihn trotz seines hohen Titels sehr kalt ließ. Er verbeugte sich und wollte mich verlassen. [im Original Absatz] ‚Verzeihen Sie’, sagte ich, ‚ich weiß, daß Sie in Paris sehr befreundet mit meinem Oheim waren, darf ich hoffen, daß Sie auch mich zu Ihren Freunden zählen wollen?’ [im Original Absatz] ‚Ihr Onkel?’ [im Original Absatz] ‚Ja mein Onkel, Heinrich Heine’, sagte ich lachend. [im Original Absatz] Da hätte man Meyerbeer sehen sollen! Er steht mir noch heute lebhaft vor Augen! Seine Züge erheiterten sich, er nahm die Brille ab, zog mich an’s Fenster um mich genauer zu betrachten, nahm meine Hände in die seinigen, küßte sie mit jugendlichem Feuer, sah mich eine Weile schweigend an und bat mich dann, mich neben ihn zu setzen. [im Original Absatz] Meyerbeer litt an einem bösen Halsleiden und ein trockener Husten erschwerte ihm das Sprechen, auch redete er nur mit gedämpfter Stimme. [im Original Absatz] Die Aerzte hatten ihm Schweigen auferlegt, aber der Name Heinrich Heine ließ ihn eine Ausnahme machen. [im Original Absatz] Wie viele Stunden wir beisammensaßen, weiß ich nicht, aber er erzählte so viel Interessantes, daß ich nicht müde wurde, ihm zuzuhören. Von ihm erfuhr ich auch die Ursache, warum mein Onkel ihm zürnte. [Es folgt dann ausführlich die Darstellung des Satanella-Zerwürfnisses, getreu der Darstellung in Meyerbeers Lebensdokumenten, s. zusammenfassend VI 771 f., 784 f. u. passim] Mit thränenden Augen erzählte mir Meyerbeer diesen Sachverhalt, so wie noch manches Andere, welches nicht für die Oeffentlichkeit paßt, da gewisse hohe Persönlichkeiten noch am Leben sind. [im Original Absatz] Heine publizirte bald darauf L u t e t i a und ignorirte vollkommen, daß ein Wesen, Meyerbeer genannt, existire; diesen Mann, den er bis in den Himmel erhob und von dem er an Hiller schrieb: ‚Mey-

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erbeer ist ein Gott!’ [im Original Absatz] Es schmerzte den Schöpfer der Hugenotten, daß er Heine’s Freundschaft und Zuneigung verloren hatte, denn Niemand konnte dem Dichter ausreden, daß Meyerbeer an Allem Schuld sei. [im Original Absatz] Nach diesem langen Gespräche mit dem Componisten hoffte ich noch recht oft mit ihm zusammenzukommen, aber wie groß war meine Enttäuschung, als ich ihn nur höchst selten zu Gesicht bekam; das Verbot zu sprechen verhinderte den ferneren Austausch unserer Gedanken. [im Original Absatz] Des Morgens in aller Frühe sah ich ihn manchmal am Brunnen, ein freundlicher Blick, ohne nur guten Morgen zu sagen, nahm er schweigend mein Trinkglas, ließ es füllen und gab es mir ebenso schweigsam zurück. Nach der Promenade begab er sich in den Musiksaal, wo ich täglich übte und meistens seine Compositionen spielte. Nur eine falsche Note, ein verfehltes Tempo, ein falscher Griff ließen ihn die Verordnungen des Arztes vergessen und er schlug eifrig den Takt auf meiner Schulter und brachte mich wieder in’s richtige Tempo.“ Das zusammen mit dem Brief übermittelte Albumblatt, ein Notat der ersten neun Takte des „Giovinetto cavalier“ aus Il crociato in Egitto (Meyerbeer schreibt versehentlich „Giovanetto“) befindet sich seit 1984 im Besitz der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien, Musiksammlung, Sign.: Mus.Hs.37.998; s. Abbildung S. 386).

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Meyerbeer an Charles Lewis Grüneisen vom 27. VIII. 1862 22] l’année prochaine: L’Étoile du nord kam an der Royal Italian Opera at Covent Garden nicht vor 1864 zur Wiederaufnahme, und zwar mit Carvalho anstelle der von Meyerbeer vorgeschlagenen Patti. 34] Festival de Worchester: Gemeint ist das „Three Choir Festival“, eines der traditionsreichsten europäischen Musikfeste, das alternierend in Worcester, Hereford und Gloucester stattfand. Worcester richtete 1863 das Festival aus (8. bis. 10. September). Meyerbeer konnte die Einladung nicht annehmen. Am zweiten Abend des Festivals wurde Meyerbeers Krönungsmarsch aus Le Prophète aufgeführt (s. Neue Berliner Musikzeitung vom 22. VII. 1863, 17. Jg., Nr. 30, S. 239).

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Meyerbeer an Carl Kaskel vom 28. VIII. 1862 21] Dr Lederer: Joachim K. Lederer (*28. VIII. 1808 Prag, † 31. VII. 1876 Dresden), ein 1839 promovierter Jurist, wirkte in Dresden zunächst als Jurist, später als freier Schriftsteller. Er ist der Verfasser einer Reihe von Lustspielen. 25] Herrn Intendanten: Otto von Könneritz (s. Meyerbeer an Carl Kaskel vom 5. IX. 1862). 29] diese Angelegenheit: s. Meyerbeer an Joachim Lederer vom 28. VIII. sowie Meyerbeer an Carl Kaskel vom 5. IX. 1862. 30] Partitur meiner Londner Ouverture: s. Tgb. 14. bis 21. VII. und Kommentar zu Tgb. 14. VII. 1862.

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Meyerbeer an Joachim Lederer vom 28. VIII. 1862 28] Toggenburg: Der neue Toggenburg, Lustspiel in einem Aufzug von Michael Beer (nicht aufgeführt), abgedruckt in: Sämmtliche Werke von Michael Beer, hrsg. v. Eduard von Schenk, Leipzig: Brockhaus 1835, S. 773–816. 16] einen Freund: Carl Kaskel. Tgb. August 1862 24] 29. Operngedicht Phaedra: Der Text Prinz Georgs von Preußen kam als gleichnamiges Trauerspiel in fünf Akten (Musik: Taubert) im Königlichen Schauspielhaus in Berlin am 4. IV. 1868 zur Uraufführung.

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Meyerbeer an Georges Frédéric Burguis vom 7. IX. 1862

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19] Jungfer Emilie: Nachnamen und Lebensdaten nicht ermittelt. 19] Köchin Clara: Nachnamen und Lebensdaten nicht ermittelt. 23] Hanne Mosson: Meyerbeers Verwandte Johanna Mosson geborene von Hochwächter (1802–1882; V 954). Meyerbeer an Julie Scribe vom 8. IX. 1862 27] mon traité: s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 13. IX. 1857, Bezugstelle: neuen Traité (VII 229 u. 629f.). 32] Votre quittance: s. Kommentar zu Louis Brandus an Meyerbeer vom 17. IX. 1862.

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Louis Brandus an Meyerbeer vom 17. IX. 1862 20] Mme Scribes Quittung: „Je reconnais avoir reçu de Monsieur Meyerbeer, la somme de dix mille Francs en exécution de l’article trois de son traité avec feu mon mari, en date du 14 septembre 1857. Je déclare, en même tems, avoir consenti à ce que le poëme de Vasco de Gama reste pendant deux ans encore, à la disposition de Monsieur Meyerbeer. [im Original Absatz] Paris ce 14 septembre 1862. [im Original Absatz] Vve Eugène Scribe“ [Autograph: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, W/89]. Ein Duplikat dieses Vertrags befindet sich in den Papieren Scribes im Bestand der Bibl. nat. de France (Dép. des Manuscrits, n. a. f. 22840, f. 305). 21] in Köln aufgesetzten Modell: „Il est convenu entre Madame Scribe & M. Meyerbeer, que Mme Scribe laissera encore à M. Meyerbeer la disposition le poëme de Judith de feu M. Scribe jusqu’apres la 1ière représentation de l’Affricaine. A cette époque M. Meyerbeer devra déclarer s’il veut definitevem définitivement terminer la composition musicale de cet ouvrage ou non. Dans le dernier cas il va sans dire que Mme Scribe disposera alors du de ce poëme. Dans le premier cas M. Meyerbeer devra declarer à quelle époque il s’engage à terminer la composition & si cette époque paraissait trop reculée à Mme Scribe, elle aura aussi le droit de retirer le manuscrit à M. Meyerbeer“ [autographer Entwurf Meyerbeers SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, Q/65]. Dieser Entwurf war am 9. IX. 1862 (s. Tgb.) abgefaßt worden. Einen Tag zuvor war Meyerbeer in Köln angekommen (s. Tgb. 8. IX. 1862). 33] Porträt carte de visite des seeligen Scribe: Da ein Photo Scribes im cdv-Format nicht im Meyerbeer-Nachlaß überliefert ist, kann man nur vermuten, daß Meyerbeer das von dem Pariser Photographen Gaspard Félix Tournachon (genannt Nadar) zwischen 1855 und 1859 aufgenommene Photoporträt erhalten hat (s. Abbildung S. 396). 7] Tronquoy: Amable Tronquoy (Lebensdaten nicht ermittelt; VI 724), ein Verwaltungsangestellter der Pariser Post. 14] Mlle Parepa: die Sopranistin Euphrosyne Parepa de Boyescu (*7. V. 1836 Edinburgh, † 21. I. 1874 London; später verheiratete Rosa), seit 1858 an Covent Garden in London nachweisbar (zunächst an der Royal Italian Opera), 1859 und nach einer Unterbrechung erstmals wieder in dieser Saison Mitglied der Royal English Company an Covent Garden. Anläßlich der Wiederaufnahme des Pardon de Ploërmel (Dinorah) in dieser Spielzeit (eröffnet am 25. VIII. 1862) sang Parepa die Partie der Dinorah elfmal (Pyne war nicht beteiligt). 15] Miss Pyne: die Sopranistin Louisa Fanny Pyne (1832–1904; VII 731), wie Parepa Mitglied der Royal English Company an Covent Garden. 29] Abufar … Ducis: Abufar ou La Famille arabe, Tragédie en 4 actes von Jean François Ducis (*22. VIII. 1733 Versailles, † 31. III. 1816 Versailles), UA 12. IV. 1795, Théâtre de la Republique (rue de Richelieu), Paris. Die Tragödie war erstmals 1795 in

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Paris erschienen. Warum sich Meyerbeer in dieser Zeit dafür interessierte (möglicherweise hatte er gegenüber Brandus einen entsprechenden Wunsch anläßlich ihres Treffens am 9. IX. in Köln geäußert), konnte nicht ermittelt werden. – Wie aus Brandus’ Verzeichnis seiner Auslagen für Meyerbeer vom 23. III. 1863 hervorgeht (Verzeichnis im Bestand des Meyerbeer-Nachlasses der SBB, PK, N. Mus. Nachl. 97, X/64: „Compte des Déboursés pour M. G. Meyerbeer [Remis le 23 Mars 1863.]“), erwarb er das Exemplar im September 1862 in Paris für 2 fr.; für Klavierauszug und Libretto von Lalla-Roukh zahlte er 13 fr. Tgb. September 1862

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5] 19./20. ihrem Reçu: wiedergegeben im Kommentar zu Louis Brandus an Meyerbeer vom 17. IX. 1862. 14] 22. Duett im 4. Akt: „Jamais nulle mortelle“ (Vasco/Sélika) unmittelbar vor dem Finale. 25] 27. Glaßbrennerschen Montagspost: Gemeint ist die Zeitschrift Berliner Montags-Zeitung, deren Redakteur seit 1858 Adolf Glaßbrenner war (1810–1876; V 955). Der erwähnte, nicht namentlich gezeichnete Artikel war in der Ausgabe vom 22. IX. 1862 (Nr. 38, S. 151f.) erschienen. Truhn äußert sich sehr beifällig über die Neuinszenierung und die interpretatorischen Leistungen der Interpreten. Lediglich Lucca in der Rolle der Vielka scheint ihn nicht vollauf überzeugt zu haben: „Die hervorragendste Gesangs-Parthie, die Rolle der Vielka, welche M e y e r b e e r eigends für J e n n y L i n d schrieb – aber bei den ersten drei Aufführungen von L e o p o l d i n e Tu c z e c k gesungen wurde – ist nun in Besitz des Frl. L u c c a übergegangen, die in Bezug auf Stimmmaterial ihre Vorgängerinnen zwar entschieden überragt, aber was die technische Lösung der Aufgabe, nämlich der kunstvoll verschlungenen Vokalarabesken des letzten Aktes (in dem Ensemble mit den Flöten) betrifft, hinter beiden, und nicht um ein Kleines zurücksteht. Aus der ‚Schule der Geläufigkeit’ ist die so reich begabte junge Sängerin nicht mit dem Zeugniß der Reife Nr. I hervorgegangen, und was ihre Darstellung der Vielka betrifft, so vermißte man jenen romantischen Zauber, jenes ahnungsvolle seelische Wesen, das bei der L i n d so reizend hervortrat und hinreißend wirkte. Frl. L u c c a zeigt in der ernsten Oper Feuer und Leidenschaft, in der komischen viel Anmuth und Drolerie, aber an Poesie und mädchenhafter Sinnigkeit war ihr nicht nur die L i n d , sondern auch Leopoldine Tu c z e c k überlegen. Daß Frl. L u c c a , der gefeierte Liebling unsers heutigen Opern-Publikums, trotzdem auch als Vielka durch Beifall und Hervorrufe ausgezeichnet wurde, ist beinahe überflüssig zu erwähnen.“ (S. 151). 26] Klavierspieler Ehrlich: Der Pianist Karl Heinrich Ehrlich (1822–1899; V 959) hatte sich zuletzt 1853 an Meyerbeer mit der Bitte um ein Empfehlungsschreiben gewandt und dieses auch erhalten (s. zusammenfassend VI 637). Da eine zweite Kritik nicht eingerückt ist, handelt es sich möglicherweise um folgende – ebenfalls nicht namentlich gezeichnete – Notiz (S. 152): „,Das Feldlager in Schlesien’ ist übrigens die einzige Oper, welche z u g l e i c h s t r e n g - c h r i s t l i c h und o r t h o d o x - j ü d i s c h genannt werden darf. In Wien und Paris (,Vielka’ und ‚Der Nordstern’) wurde sie zweimal g e t a u f t und zwei Mal b e s c h n i t t e n (circumcensirt).“ 33] 30. Thema: Meyerbeer verwendete es – legt man die gedruckte Partitur zugrunde – nicht im Finale des IV. Akts der Africaine. Tk. Oktober 1862

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16] [Undatierte Vorsatzblätter:] Haus von Kurz: Unter der eingetragenen Adresse wohnte der Partikulier (Rentier) W. Kurtz (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt).

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1] Philharmonische Gesellschaft … Wilde: Gemeint ist ein von Wylde geleitetes Konzert der New Philharmonic Society in London, bei dem Meyerbeers Festouvertüre im Marschstil zur Eröffnung der Industrie-Ausstellung in London von 1862 erklang, deren Partitur, wie einige Zeilen darunter eingetragen, in dieser Zeit an verschiedene Adressaten in London, darunter Wylde, geschickt wurde (s. auch Meyerbeer an Gemmy Brandus vom 10. X. 1862). 2] Artikel vom Odeon in France musicale: Der Artikel „Chronique théâtrale“ erschien in der France musicale vom 19. X. 1862 (Jg. 28, Nr. 42, S. 332) und hat, das Théâtre de l’Odéon betreffend, folgenden Wortlaut: „Depuis sa réouverture, l’Odéon a déployé une grande activité, et on peut dire que c’est un des théâtres qui varient le plus leur répertoire. Cela tient à la necessité où il est de forcer en quelque sorte le public à se porter à une scène que le discrédit et les quolibets des journaux ont, pendant longtemps prise pour point de mire: il semblait, en effet, autrefois, qu’il fallait dire renié de Dieu et des hommes pour passer les ponts et aller s’égarer dans ces parages du Quartier Latin. Les choses ont bien changé depuis quelque temps, grâce au choix des bonnes pièces dont ce théâtre a su se faire un riche et brillant répertoire, grâce à celui des anciens auteurs qu’il peut toujours exhumer, ce qui, sur ce point, la place presque au niveau de la scène des Français et surtout grâce à un nombreux personnel d’artistes, la plupart possédant un talent supérieur.“ Es folgt sodann die Besprechung der aktuellen Stücke. Meyerbeer interessierte sich für dieses Haus, da an ihm Blaze de Burys Schauspiel La Jeunesse de Goethe herauskommen sollte, für das er die Bühnenmusik geschrieben hatte. 4] falscher Text: Es handelt sich um die Ausgabe Fest-Ouverture im Marschstyl für das Concert zur Eröffnung der englischen Industrie-Ausstellung von 1862. Für Pianoforte zu 4 Händen, Berlin, Posen: Bote & Bock [1862], Pl.-Nr. B & B 5678. Da der Fehler korrigiert wurde, lassen sich Meyerbeers Monita nicht ermitteln. 6] Hoyer: Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt. 7] Henri B.: Henri Blaze de Bury. 9] Musard: Er gab in dieser Zeit einige Konzerte im Kroll’schen Etablissement. 9] Edmond Rouviere: der Arzt Edmond Rouvière (Lebensdaten nicht ermittelt). 9] Duesberg: keine Autoransprüche: Dieser Eintrag bezieht sich auf die Übersetzung der von Birch-Pfeiffer für L’Africaine („Vasco da Gama“) verfaßten Texte (s. Kommentar zu Tk. 14. XI. 1862). 10] Poisot: Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit handelt es sich um den aus Dijon stammenden Pianisten Charles Emile Poisot (*8. VII. 1822 Dijon, † 1904 Dijon); zum Hintergrund s. Meyerbeer an Stephen de la Madeleine vom 22. X. 1862 und Kommentar. 10] Weber: Gemeint ist Meyerbeers ehemaliger Pariser Sekretär Johannès Weber (1818–1902; IV 595f.). In dieser Funktion war er zuletzt an Le Pardon de Ploërmel beteiligt gewesen (VII 598f. u. 703); als Briefschreiber erwähnt Meyerbeer ihn zuletzt im Tk. 5. VII. 1857 (VII 210). Weber hatte sich im Laufe der Jahre in Paris als Musiklehrer und -schriftsteller etabliert (1858 war sein Traité analytique et complet de l’art de moduler erschienen). Seit April 1861 leitete er das Musikfeuilleton des neugegründeten Temps („Illustrateur Universel“). 13] Anderssohn: George Frederick Anderson. 14] Berthold Senff: Gemeint ist der Leipziger Musikverleger Bartholf Senff (1815–1900; V 859); zum Kontext s. Meyerbeer an Bartholf Senff vom 9. X. und Tgb. 19. X. 1862. 14] Lanonau: nicht ermittelt.

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17] 1. Quartett Freundschaft: Das Lied für vier Männerstimmen zum Gründungsfest der Freunde der Berliner Singakademie, komponiert 1842 (Text: Ludwig Lieber), war 1855 im Berliner Verlag Schlesinger erschienen (Pl.-Nr. 4330). 18] Royer: Der Eintrag bezieht sich auf sein Ausscheiden aus der Direktion der Opéra im Dezember des Jahrs. 19] Roqueplan: s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 2. VIII. 1862. 20] Mario Hugenotten: s. Tgb. 26. XI. 1862. – Wie es übereinstimmend mit Meyerbeers Tgb.-Eintrag in der Tagespresse heißt, wurde Mario verlacht und ausgepfiffen und löste daraufhin seinen Vertrag mit der Opéra umgehend auf. 20] Mapelsohn Prophète: Mapleson hatte für seine diesjährige Saison an Her Majesty’s Theatre Tietjens, Trebelli, Giuglini, Alessandro Bettini und Santley (Meyerbeer trägt ihn in diesem Tk. irrtümlich als „Sauntly” ein) verpflichtet und gab Semiramide, I puritani, Oberon und Le nozze di Figaro. 21] Affricaine … Titjens für Grand Opéra: Möglicherweise hatte Meyerbeer bereits in dieser Zeit den Plan gefaßt, Tietjens als Interpretin der Sélika für die Uraufführung seiner neuen Oper in Erwägung zu ziehen, wofür ein Gastengagement an der Pariser Opéra die Voraussetzung bildete. An die Opéra in Paris wurde Tietjens 1863 verpflichtet (in Meyerbeers Huguenots sang sie als zweite Gastrolle die Valentine am 26., 28. und 31. VIII. sowie am 4. IX.; s. in diesem Zusammenhang Tgb. 2. und 4. IX. 1863). 26] [2.] Achard: der Tenor Léon Achard (*16. II. 1831 Lyon, † VII. 1905 Paris). Er wurde in dieser Saison an die Opéra Comique engagiert und debütierte im Oktober mit großem Erfolg als George Brown in Boieldieus La Dame blanche. 26] Perrin: Perrin wurde im Dezember als Nachfolger Royers Direktor der Pariser Opéra. 26] Cabel: Sie war in dieser Zeit am Théatre Lyrique engagiert, das seit dem 30. X. 1862, verbunden mit der Eröffnung des neuen Hauses an der Place du Châtelet, von Léon Carvalho geleitet wurde; zum Hintergrund des Eintrags s. auch Tgb. 2. I. 1863. 28] 4. Brief: s. Meyerbeer an Eduard Daege vom 4. X. 1862. 29] An Bock: s. Meyerbeer an Gustav Bock vom 4. X. 1862. 30] 5. Dr Beurmann: der Frankfurter Advokat und Musikkritiker Dr. Eduard Beurmann (1804–1883; II 648). Meyerbeer hatte ihn zuletzt 1858 in Frankfurt gesehen (VII 338). 33] 6. erste Abschrift: Diese Abschrift ist im Nachlaß Birch-Pfeiffers im Deutschen Theatermuseum in München (DTM) nicht überliefert. Zu den dort archivierten Textzeugnissen s. Kommentar zu Tk. Dezember 1862 (Undatierte Nachsatzblätter), Bezugstelle: Wie ist mir, zum Kontext Charlotte Birch-Pfeiffer an Meyerbeer vom 10. und 12. IV. 1861.

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1] 10. Manuscript von Rellstab: Es handelt sich um Rellstabs deutsche Übersetzung (unter dem Titel Busslied) von Meyerbeers Cantique (zum Kontext und zur Überlieferung dieses Textes s. Kommentar zu Tgb. 8. II. 1860, Bezugstelle: meinen Cantique). 5] 12. Mendel: zu Meyerbeers Kontakt mit ihm in dieser Zeit s. Tgb. 14. X. 1862. 5] Benedict: s. Tgb. 11. X. 1862. 12] 15. New York Irving Hall: Infolge des Bürgerkriegs waren die Konzerte in New York seit 1861 für zwei Jahre von der Academy of Music (14th St.) in diese kleinere Konzerthalle nahe des Irving Place verlegt worden.

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13] Lard Papier: Lard (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt), Pariser Papierwarenhändler, Inhaber des Geschäfts Lard Esnault (Sitz: rue Feydeau), von dem Meyerbeer seit vielen Jahren Schreibmaterialien bezog. 13] Cox: John Edmund Cox (*9. X. 1812 Norwich, † 27. X. 1890 Bath) wirkte nach seiner Ausbildung am All Souls College in Oxford seit 1837 als Priester und Verfasser theologischer Schriften unter anderem in Norfolk und London (bis 1887). Er war ehrenamtlicher Geistlicher der Royal Society of Musicians in London sowie Verfasser der Publikation Musical Recollections of the Last Half-Century, 2 Bde., London: Tinsley Brothers 1872. Meyerbeer, der ihn anläßlich seines Londonaufenthalts im April/Mai 1862 kennengelernt hatte (s. in diesem Zusammenhang Kommentar zu Tgb. 29. IV. 1862, Bezugstelle: erste Orchesterprobe), verschaffte ihm Zutritt zur Probe des Domchors (s. Tk. 17. X. 1862). 18] 17. Diapason: zum Hintergrund s. Kommentar zu Tgb. 6. III. 1862. Meyerbeer war bei der Sitzung am 18. X. nicht anwesend. Aus dem Protokoll des Senats der Akademie der Künste vom 25. X. 1862 geht hervor, daß man sich darauf geeinigt hatte, die französische Stimmung zu übernehmen (Stiftung Archiv der Akademie der Künste, PrAdK 59, Bl. 74v). 18] Maß: Johann Gottfried Maaß. 22] 19. Minna’s Potographie: Die der Herausgeberin einzig bekannte Photographie Minna Meyerbeers aus dieser Zeit befindet sich heute in der Hans-und-Luise-RichterStiftung in der Stiftung Stadtmuseum Berlin (oval auf spätem Salzpapier; 26 × 31 cm; RS 2000/140 VF; s. Abbildung S. 399). Sie stammt von dem Photographen Numa Blanc (eigtl. Numa Prosper Blanc de Labarthe), der Ateliers in Paris und in den Jahren 1863 bis 1866 in Baden-Baden hatte. Minna hatte sich zu Meyerbeers Lebzeiten in Paris zuletzt am 28. V. 1837 (III 43) aufgehalten. Nach Meyerbeers Tod am 2. V. 1864 war sie dort nur kurze Zeit und lag zudem krank danieder (vgl. Hermann Ludwig, Johann Georg Kastner, s. Lit., 2. Theil, 2. Hälfte, S. 343). Daher ist dieses Photo ohne jeden Zweifel in Baden-Baden entstanden. Das legt auch der Aufdruck auf der Rückseite des Photos nahe: „Numa Blanc & Cie / Photographes de S. M. Le Roi de Prusse / 29, Boulevard des Italiens / Paris / Bains Stéphanie / Bade“ (ein Kuraufenthalt Minnas während Numa Blancs Geschäftstätigkeit als Pächter des Photoateliers im Hotel Stephanienbad ist für 1864 belegt; zu gemeinsamen Begegnungen mit ihrem Gatten in Baden-Baden kam es in den Jahren 1858 und – sehr kurz – 1859 [s. VII 346 u. 467], als – das gilt sicher für 1858 – Charles Werzinger Pächter des Ateliers war). Mithin handelt es sich bei dem Célérier zugesandten Photo Minnas (s. Meyerbeer an Thérèse Célérier vom 28. XI. 1862) um ein anderes, nicht überliefertes Porträt, das, wie indirekt aus dem Brief hervorgeht, von einem Berliner Photographen erstellt worden war (mein herzlicher Dank für die eingehende Recherche zu Baden-Baden gilt Dagmar Kicherer vom Stadtmuseum/Stadtarchiv Baden-Baden). 25] 20. Heinrich: Heinrich Beer. 25] Manuscript für Senff: Meyerbeers Cantique unter dem deutschen Titel Bußlied (s. Meyerbeer an Bartholf Senff vom 9. X. 1862). 28] 21. Schröder: zum Kontext s. Tgb. 23. X. 1862. 30] 22. Anmerkungen: s. Tgb. 23. bis 27. X. 1862. 30] Klavierauszug Lied vom blinden Hessen: Er erschien unter dem Titel Das Lied vom blinden Hessen von Carl Altmüller für Tenorsolo und vierstimmigen Männerchor [m. Pianobegl.], Berlin, Posen: Bote & Bock [1863], Pl.-Nr. B & B 5843. 33] 27. Tribelli: s. Tgb. 29. X. 1862.

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33] Die Brasilianer: Chevalier Americo de Castro und Egas Moniz d’Aragão (s. Tk. und Kommentar zu Tk. 1. XI. 1862). 33] Bamberg: zum Hintergrund dieses Eintrags s. Meyerbeer an Cäcilia Schönlein zwischen 27. und 31. XII. 1862. 34] Gräfin Saldern: Gräfin von Ahlimb-Saldern; zum Hintergrund s. Tgb. 5. II. 1863 u. passim. 35] 28. Greifenstein: der Berliner Buchbinder Greifenstein (s. Adressenverzeichnis im Tk. Oktober 1862; Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt). 36] 31. englischen Gesandten: Lord Loftus. 37] 100 Thaler in München: Es handelt sich um Spenden sowohl für die jüdische als auch für die christliche Gemeinde (s. die beiden Anschreiben vom 4. VI. 1861). 38] Latour d’Auvergne: zum Kontext s. Tgb. 29. X. 1862. Meyerbeer an Gustav Bock vom 4. X. 1862 Zur Datierung: s. Regeste im Auktionskatalog (s. Quellenhinweis zum Brief).

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Zum Adressaten: s. Tk. 4. X. 1862. 15] Das Arrangement: Bock verlegte die komplette Partitur sowie ein erleichtertes Arrangement (der Brief bezieht sich auf letztere Ausgabe). Meyerbeer an Eduaed Daege vom 4. X. 1862 Zum Adressaten: Das Schreiben ist, wie aus der Anrede und dem Briefinhalt hervorgeht, an den Direktor des Senats der Akademie der Künste gerichtet. Diese Position hatte seit 1861 Daege inne (s. Kommentar zu Meyerbeer an Eduard Daege vom 16. X. 1861). Meyerbeer an Bartholf Senff vom 9. X. 1862

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Zum Adressaten: Meyerbeer trägt sich Senffs Namen (irrtümlich mit dem Vornamen „Berthold“) mehrfach im Tk. dieses Quartals ein (s. vor allem die undatierten Vor- und Nachsatzblätter). Im Tgb. 19. X. 1862 nennt er Senff als den Empfänger einer Komposition; auf diesen Vorgang bezieht sich vorliegender Brief (s. auch Tk. 9. X.). 23] schon 1850: s. Tgb. 3. VIII. 1850 (V 247). 33] das Stück: Senff verlegte die Komposition mit deutschem und französischem Text unter dem Titel Qui sequitur me. Busslied, Strophengesang für Baßsolo und sechsstimmigen gemischten Chor mit Orgel (oder Harmonium, oder Physharmonika, oder Piano), Partitur und Stimmen, Leipzig: Senff [Erscheinungsdatum nicht ermittelt], ohne Verlagsnummer. Tgb. Oktober 1862 10] 10. De profundis … Wilsing: Daniel Friedrich Eduard Wilsing (1809–1893; V 846) lebte als Musiklehrer in Berlin. Die erwähnte Komposition entstand 1851 (s. V 846). Meyerbeer an Gemmy Brandus vom 10. X. 1862 Zum Adressaten: Der Brief ist, wie aus dem Inhalt hervorgeht, an einen der beiden Verleger des Hauses Brandus gerichtet. Da Gemmy Brandus während Meyerbeers Abwesenheit von Paris die Abrechnungen über die Einnahmen aus den französischen Autorenrechten entgegennahm, kann er sicher als Adressat vorliegenden Schreibens identifiziert werden.

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17] l’exemplaire de l’ouverture: s. den entsprechenden Eintrag im Tk. Oktober 1862 (Undatierte Vorsatzblätter) und Kommentar, Bezugstelle: Philharmonische Gesellschaft … Wilde. Tgb. Oktober 1862

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3] 11. Senatssitzung: Wie aus dem Sitzungsprotokoll hervorgeht (Stiftung Archiv der Akademie der Künste, PrAdK 59, Bl. 70r–71v), wurden die musikalische Belange betreffenden Tagesordnungspunkte auf der Sitzung der musikalischen Sektion vom 19. XI. behandelt (s. Kommentar zum Tgb. 19. XI. 1862). 13] 14. Presse théatrale: Der Komponist und Musikschriftsteller Edmond Van der Straeten (*3. XII. 1826 Oudenaarde, † 26. XI. 1895 Antwerpen) wurde nach einem Philosophiestudium in Gent Fétis’ Sekretär. – Der Artikel konnte nicht ermittelt werden. 18] 15. deutsche Herausgabe: s. Kommentar zu Meyerbeer an Bartholf Senff vom 9. X. 1862, Bezugstelle: das Stück. 23] 17. Remparts de gaze: Gemeint ist der Chœur dansé zu Beginn des 4. Finales in einer zweiten Version (die endgültige 4. Version, komponiert am 11. XII. 1863, gehört zu Nr. 18 in der gedruckten Partitur), an dem Meyerbeer in dieser Zeit kontinuierlich arbeitete; zu einer zweiten Version s. Tgb. 2. und 3. XII. 1862 und Kommentar zu Tgb. 2. XII. 1862, zu einer dritten Version s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 26. IV. 1863). Meyerbeer an Campbell Clarke vom 17. X. 1862 Zur Datierung, zum Adressaten: s. Regeste im Auktionskatalog (s. Quellennachweis zum Brief); s. auch Tk. 17. X. 1862. Meyerbeer an Louis Brandus vom 19. X. 1862 Zur Datierung: Die Anwesenheit des im Brief erwähnten Campbell Clarke in Berlin war Meyerbeer laut seiner Lebensdokumente vom 1. X. (s. Tk.) bis 21. X. 1862 bekannt (s. Meyerbeer an Eduard Grell vom 21. X. 1862). Mit Brandus traf er sich in dieser Zeit in Berlin am 11., 19. und 20. X. (s. die entsprechenden Einträge im Tk. bzw. im Tgb.). Da der Brief an einem Sonntag verfaßt ist und der Briefinhalt mit dem entsprechenden Tgb.-Eintrag korrespondiert, ist er sicher auf den 19. X. 1862 zu datieren. Zum Adressaten: s. Anrede und Tgb. 19. X. 1862. Meyerbeer an Louis Brandus vom 20. X. 1862 Zur Datierung: s. Tk. 19. und 20. und Tgb. 20. X. 1862. Zum Adressaten: s. Anrede. Meyerbeer an Eduard Grell vom 21. X. 1862 Zur Datierung: s. Wochentagangabe („Dienstag“) sowie der mit dem Briefinhalt korrespondierende Eintrag im Tgb. 21. X. (zu Clarkes Teilnahme an der Aufführung in der Singakademie s. Tk. 21. X. 1862). Alexis comte de Pillet-Will an Meyerbeer vom 21. X. 1862 Poststempel: a) Paris, 21. X. 62, b) 23. X. Meyerbeer an Stephen de la Madeleine vom 22. X. 1862 Zum Adressaten: Angabe in: Julien Tiersot, Lettres de Musiciens écrites en français du XVe au XXe siècle, Turin: Bocca Frères 1924, 2 Bde., Bd. 2, S. 151. Stephen de la

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Madeleines Adresse befindet sich im Adressenverzeichnis des Tk. Oktober 1862. Mit dem Musikkritiker Étienne Jean Baptiste Nicolas Madeleine (genannt Stéphen de la Madeleine; 1801–1868; V 780) war Meyerbeer seit Jahren bekannt.

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6] une statue: 1860 hatte der aus Dijon stammende Pianist Charles Poisot die Idee entwickelt, in Dijon eine Bronzestatue Rameaus zu errichten und sie 1864, anläßlich des 100. Todestages des Komponisten, zu enthüllen. In Paris wie in Dijon bildeten sich in dieser Zeit zwei Kommissionen, um Gelder für das Projekt zu sammeln, das zum geplanten Termin indes nicht realisiert werden konnte. Dank des unermüdlichen Einsatzes Poisots und zahlreicher anderer Persönlichkeiten, die Konzerte zugunsten der Statue initiierten, kam es schließlich am 12. VIII. 1876 auf der Place de la Sainte-Chapelle zur feierlichen Enthüllung der von Jean Baptiste Claude Eugène Guillaume geschaffenen Statue (bei dieser Gelegenheit wurde ein vorläufiges Modell errichtet; das vollendete Werk wurde erst 1880 aufgestellt). Tgb. Oktober 1862

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5] 26. Titus: La clemenza di Tito, Dramma serio per musica in due atti von Mozart (Text: Caterino Tommaso Mazzolà nach Metastasio), UA 6. IX. 1791, Nostitzsches Nationaltheater, Prag, hier in deutscher Übertragung (Berliner Erstaufführung 1801 [konzertant 1796]). 8] 27. Sehnsucht des Geliebten … Sammlung Balaleika: Es handelt sich um das Lied Sehnsucht des Geliebten („Anikita, Du mein Leben“), das Meyerbeer vermutlich der Anthologie Die Balaleika: Russische Volks-Lieder gesammelt und in’s Deutsche übertragen von Julius Altmann, Berlin: Schneider 1863, S. 185, entnommen hatte (der auf 1863 datierte Band war entweder soeben erschienen, oder Meyerbeer las einen Vorabdruck, was eher unwahrscheinlich ist, da er explizit die „Sammlung Balaleika“ einträgt). Meyerbeers Komposition ist nicht überliefert. 11] 28. Mägdleins Wunsch u. Klage: Das Lied Des Mägdleins Wunsch und Klage („Duckte sich die weiße, weiße Taube“). Meyerbeer entnahm den Text vermutlich ebenfalls der genannten Anthologie (das Lied ist abgedruckt auf S. 183). Auch diese Komposition ist nicht überliefert. Meyerbeer an Gemmy Brandus vom 28. X. 1862 16] Franz Kullak: Franz Kullak (*12. IV. 1844 Berlin, † 9. XII. 1913 Berlin) war an der von seinem Vater 1855 in Berlin gegründeten und geleiteten Neuen Akademie der Tonkunst zum Pianisten und Komponisten ausgebildet worden. Nach dem Tod seines Vaters (1882) übernahm er die Leitung dieser Institution. 19] celebrated father: Theodor Kullak. Tgb. Oktober 1862

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9] 29. Grand officier: Meyerbeer wurde diese Auszeichnung nicht zuteil. Seit 3. V. 1849 war er Commandeur de la Legion d’honneur (IV 488 und 634). 14] 30. Andante: das Andante sostenuto „O ma Sélica vous régnez sur mon âme“. 18] 31. Graf Mortimer Mal[t]zahn: zum Hintergrund s. Tgb. 23. II. 1862 und Kommentar, zum Ergebnis seiner Bemühungen Tgb. 10. XI. 1862. Tk. November 1862 23] 1. Caratheodory: der Legationsrat Stephanos (Etienne) Caratheodory (*1836 Konstantinopel, † 1907 Brüssel), Attaché an der türkischen Gesandtschaft in Berlin

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(der Eintrag seines Namens steht offenbar in Zusammenhang mit einer Wohnungsfrage; s. Tk. 11. XII. 1862). 23] Monniès: Egas Moniz d’Aragão (Lebensdaten nicht ermittelt), seit diesem Jahr Attaché an der brasilianischen Botschaft in Berlin. 23] Castro: Americo de Castro (Lebensdaten nicht ermittelt), seit 1859 Legationssekretär an der brasilianischen Botschaft in Berlin. 24] Lowther: William Lowther (Lebensdaten nicht ermittelt; V 856), bis 1855 Attaché, in dieser Zeit Legationssekretär an der britischen Botschaft in Berlin. 31] 10. Patti Etoile: s. Tk. und Kommentar zu Tk. 21. XI. 1862, Bezugstelle: Patti. 32] 11. Altmüller: s. Meyerbeer an Karl Altmüller vom 5. XI. 1862. 33] 12. Schmidt: W. Schmidt. 35] Jacobsohns Hypothek: der Berliner Kaufmann Dr. jur. Herrmann Jacobsohn (1801–1892; VII 606), Mitinhaber der Fa. Jacobsohn und Riess, seit 1858 Meyerbeers Hypothekenschuldner auf seine Immobilie Große Friedrichstr. 100.

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1] 14. Rode: der Berliner Musik- und Gesanglehrer Theodor Rode (*30. V. 1821 Potsdam, † 12. XII. 1883 Berlin), ein Schüler unter anderem Dehns. Er hatte im Oktober ein Gesuch auf Verleihung des Titels Musikdirektor gestellt (s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 19. XI. 1862, Bezugstelle: Sitzung). Sein Besuch steht ohne Zweifel mit diesem Gesuch und der bevorstehenden Sitzung in Verbindung. 1] Revers von Duesberg: Das vom 24. XII. 1862 datierte Dokument ist im MeyerbeerNachlaß der SBB, PK, Musikabteilung, wie folgt überliefert: „Je soussigné Joseph Duesberg, homme de lettres, demeurant à Paris, 22 Passage Saulnié, reconnais avoir reçu de Monsieur Meyerbeer la somme de quatre cents francs pour la traduction en vers français d’un cahier de poësies allemandes, qui m’a été confié en manuscrit. [im Original Absatz] Moyennant la dite somme de quatre cents frs je déclare avoir fait abandon à Monsieur Meyerbeer de tous mes droits sur les dites traductions, de quelque façon qu’elles puissent être arrangées, reproduites, publiées ou généralement utilisées, que ce soit pour l’impression, pour la composition musicale, pour la représentation théâtrale, ou n’importe de quelle manière. [im Original Absatz] L’original allemand ainsi que ma traduction en regard ont été paraphés sur chaque page par Monsieur Meyerbeer et par moi. [im Original Absatz] Paris le 24 Décembre 1862. [im Original Absatz] F. Duesberg [im Original Absatz] observation. Les quatres cents francs ci-dessus m’ont été remis de la manière suivante: 100 frs en espèces, et 300 frs en un billet de monsieur Gemmy Brandus, payables à la remise du manuscrit. [von Meyerbeer eigenhändig beschrifteter Umschlag:] Bescheinigung von Duesberg December 1862 daß er für die Übersetzung der deutschen Verse von Vasco 400 Franken erhielt und dafür auf alle Autor Rechte entsagt“ (Autograph: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, W/54). 6] 18. H. Baswitz: Der Berliner Kaufmann Meyer Samuel Baswitz (*7. IV. 1804 Frankfurt/Oder, † 4. IV. 1870 Berlin) wurde von Meyerbeer zu einem seiner Testamentvollstrecker, zum Kurator seines Nachlasses sowie zum Vormund seiner unverheirateten Töchter bestimmt (s. §§ 16 und 17 im vollständig wiedergegebenen Testament im Kommentar zu Tgb. 30. V. 1863). Er war Ältester der Berliner Kaufmannschaft und der Jüdischen Gemeinde, leitendes Vorstandsmitglied des Jüdischen Krankenhauses, im Verwaltungsrat der Disconto-Gesellschaft und schließlich – so wie im Falle Meyerbeer – Kurator von Familienstiftungen. 7] 19. Sitzung: s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 19. XI. 1862. 9] 21. Patti: Der Hintergrund dieses Eintrags ist nicht sicher zu ermitteln. Patti war in dieser Saison in Paris nicht an der Opéra Comique, der Spielstätte von L’Étoile du

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nord, sondern am Théâtre-Italien engagiert (vom 15. XI. bis Ende Februar) und hatte am 16. XI. mit sensationellem Erfolg in La sonnambula debütiert (weitere Auftritte in Lucia di Lammermoor und Il barbiere di Siviglia). 10] Ouverture Wien: zum Hintergrund s. Tgb. 23. XII. 1862 sowie der diese Anfrage betreffende Eintrag in den undatierten Nachsatzblättern des Tk. Dezember 1862. 10] Bock Partitur stechen Londner Ouverture: Sie erschien unter dem Titel Fest-Ouverture im Marschstyl für das Concert zur Eröffnung der englischen Industrie-Ausstellung von 1862 / comp. von G. Meyerbeer (enthaltend: a. Triumph-Marsch, b. Religiöser Marsch, c. Geschwind-Marsch u. Englisches Volkslied), Berlin, Posen: Bote & Bock [1863], Pl.-Nr. B & B 5679. 12] 22. Duesberg’s: s. Kommentar zu Tk. 14. XI. 1862, Bezugstelle: Revers von Duesberg. 13] Freimaurer Brief: Dieser kryptische Eintrag ist nicht sicher zu entschlüsseln. Fest steht, daß Meyerbeer seit 1843 Mitglied der Pariser Freimaurerloge „Le Grand Orient de France“ war (das Patent über die Aufnahme, datiert auf den 4. I. 1843, sowie die Urkunde über die Aufnahme, datiert auf den 22. I. 1844, ferner eine weitere Urkunde, datiert auf den 20. X. 1845, sind überliefert im Meyerbeer-Nachlaß [SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, J/17, J/19 und K/7]; vgl. in diesem Zusammenhang Hermann Ludwig, Johann Georg Kastner, s. Lit., 2. Theil, 2. Hälfte, S. 337). Im Mai 1863 schrieb er an Brandus (s. Meyerbeer an Louis Brandus vom 14. V. 1863) einen persönlichen sowie einen ostensiblen Brief, der mit diesem Eintrag vermutlich in Verbindung steht. 15] 24. Mehmel: der Petersburger Kontrabassist Heinrich Mehmel (um 1800–1870; V 886), in dieser Zeit Vorstandsmitglied der Philharmonischen Gesellschaft Petersburg. 16] Adelssohn: zum Hintergrund s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 22. XI. 1862. 17] Quartett Mozart: Meyerbeers Komposition An Mozart („Heil Meister dir, laß dich begrüßen!”), in: Mozart-Album für Gesang u. Pianoforte. Mit Original-Compositionen von Sr. Hoheit Herzog Ernst zu Sachsen, Franz Abt, F. X. Chwatal, M. Hauptmann, Ferd. Hiller, J. F. Kittl, L. Köhler, Franz Lachner, A. Lindner, A. Löschhorn, F. W. Markull, Fr. Marpurg, H. Marschner, Giacomo Meyerbeer, J. Moscheles, C. Reinecke, C. G. Reissiger, H. Sattler, Louis Spohr, C. Stein, W. Tschirch. Zum Besten des Mozart-Vereins in Gotha hrsg. von dem Directorium. Unter Redaction von F. W. Markull in Danzig, Leipzig: Kahnt, o.J., o. Pl.-Nr., S. 64–69, gewidmet König Wilhelm I. von Preußen (Exemplar in der BSB München, Musikabteilung, 4 Mus. pr. 17822). Es handelt sich um eine Umtextierung des Quartetts Freundschaft (vgl. VII 663f.). Von Bock wurde An Mozart nicht verlegt. 21] 26. Schott: Der Brüsseler Verleger sollte dort offenbar Meyerbeers Lied vom blinden Hessen verlegen (s. auch Tk. 29. XI. 1862). 22] 27. Philharmonische Gesellschaft von Seghers: der Pariser Komponist und Konzertdirigent François Jean Baptiste Seghers (1801–1881; III 657, V 960). 1854 hatte er die Leitung der Konzerte der von ihm gegründeten Société de Sainte-Cécile an Auguste Barbereau abgegeben. Später lebte er zurückgezogen in Margenay (Seine-et-Oise). 25] 28. Cornett: Der Chordirektor der Opéra Comique, Victor Cornette (1795–1868; VI 724), war einen Monat zuvor pensioniert worden und offensichtlich in finanzieller Bedrängnis (s. Meyerbeer an Louis Brandus vom 14. VII. 1863). 26] Hasslinger: der Wiener Hof-, Kunst- und Musikalienhändler Carl Haslinger (1816–1868; IV 557), Inhaber der Firma Carl Haslinger quondam Tobias. – Er war in diesem Jahr von der Jury der Londoner Industrieausstellung mit der goldenen Preismedaille für Musikalienstich und -druck ausgezeichnet worden.

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26] Das Petersburger Stück: Gemeint sein können nur die in den undatierten Nachsatzblättern des Tk. Dezember 1862 erwähnten, nach Petersburg spedierten Stimmen der anläßlich der Londoner Weltausstellung komponierten Ouvertüre. 29] 29. Francemusicale: s. in diesem Zusammenhang Meyerbeer an Thérèse Célérier vom 9. IV. 1863. 33] 30. Cordier: die französische Sängerin Angela (auch Angiolina) Cordier (Lebensdaten nicht ermittelt) debütierte in New Orleans. In der Wintersaison 1861/1862 sang sie in Berlin am Victoria-Theater sowie in dieser Zeit an der Academy of Music in New York in Meyerbeers Le Pardon de Ploermel (unter dem Titel Dinorah). 33] Sax Bertha: Marie Constance Sasse sang die Partie der Berthe 1863 in Algier; zum Stück s. Kommentar zu Meyerbeer an Charles Lewis Grüneisen vom 14. IV. 1860. Bezugstelle: l’air d’entrée.

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Tgb. November 1862 2] 1. Madame Jonas: zum Gegenstand des Besuchs s. Tgb. 10. XI. 1862. Meyerbeer an den Wiener Männergesang-Verein vom 4. XI. 1862 Zum Adressaten: Der „Wiener Männergesang-Verein“ war 1843 von Dr. August Schmidt, dem Herausgeber der Wiener allgemeinen Musikzeitung, gegründet worden. Meyerbeer war erstmals im Dezember 1846, anläßlich seines Wien-Aufenthaltes vom 10. XII. 1846 bis zum 2. IV. 1847, mit dem Verein in Kontakt gekommen und zu einem Konzert eingeladen worden (s. Tgb. 24. und 26. XII. 1846, IV 170f.). Am 25. I. 1847 sang der Gesangverein Meyerbeer zu Ehren zwei Chöre aus Robert le diable bzw. Les Huguenots (s. Tgb. 25. I. 1847, IV 184f., und Kommentar, IV 555). Seit 1856 wurde der Chor von Chormeister Johann Herbeck, seit 1859 auch Direktor der Konzerte der „Gesellschaft der Musikfreunde“, geleitet (1867 Ernennung zum Ehrenchormeister). Ihm zu Seite stand als zweiter Chormeister seit Oktober 1861 Franz Mair. 16] dem darin enthaltenen Dukaten: Es handelte sich um den sogenannten Ehrendukaten, den jeder Komponist als „Lohn“ für die Aufführung eines seiner Werke erhielt. 17] die Aufführung: Meyerbeers Männerchor Dem Vaterlande hatte der Chor anläßlich der „Sommerliedertafel“ am 12. VII. 1862 im Park-Etablissement „Neue Welt“ in Hietzing gesungen (die bei Bote & Bock erschienene Ausgabe der Stimmen befindet sich noch heute im Archiv des Wiener Männergesang-Vereins). 28] neues MännerchorLied: Das Lied vom blinden Hessen (s. Tk. Dezember 1862 [Undatierte Nachsatzblätter] und – die Absendung betreffend – Meyerbeer an den Wiener Männergesang-Verein vom 9. XII. 1862).

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Meyerbeer an Karl Altmüller vom 5. XI. 1862 Zum Adressaten: Karl Altmüller (*1. I. 1833 Hersfeld, † 22. IX. 1880 Kassel) wirkte nach einem Studium der Rechtswissenschaft in Marburg als Jurist in Kassel. Nebenbei betätigte er sich schriftstellerisch. In dieser Zeit erschien in verschiedenen Kasseler Verlagen eine Reihe von Anthologien von ihm (Deutsche Lieder, Gedichte, Drei Weihnachts-Geschichten). 8] Ein günstiger Zufall: zu Meyerbeers Lektüre s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 13. VII. 1862. 13] Manuscript: Verbleib nicht ermittelt. Tgb. November 1862 24] 6. Cabaletta: „O transports, ô douce extase“.

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27] Kroll … Trebelli: Trebelli gab in dieser Zeit an dem von Joseph Engel wiedereröffneten Kroll’schen Etablissement ein Gastspiel.

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4] 8. Requiem von Kiel … 1. Vorstellung: Das Requiem f-Moll op. 20 (komponiert 1859/60) war in Berlin erstmals am 8. II. 1862 aufgeführt worden und machte den kaum namhaften Friedrich Kiel (*8. X. 1821 Puderbach/Wittgenstein, † 13. IX. 1885 Berlin) mit einem Schlag bekannt. Kiel hatte nach seiner Ausbildung und erster beruflicher Tätigkeit als Musiker am Hofe des Fürsten Albrecht I. von Sayn-WittgensteinBerleburg studiert, und zwar von 1842 bis 1845 bei Dehn in Berlin. Dort lebte er als freiberuflicher Komponist und Musiklehrer. Von 1866 bis 1869 wirkte er am Stern’schen Konservatorium. 22] 10. die Idee: Meyerbeers Vorschlag wurde realisiert und Köster – das war ein Präzedenzfall – zum „Ehrenmitglied“ ernannt. Im November/Dezember 1863 trat sie insgesamt noch neunmal auf (zuletzt am 13. XII. 1863 in Beethovens Fidelio). 40] 15. indianischen Marsch: für den Entreakt zum IV. Akt (Meyerbeer hatte daran zuletzt am 6. IV. 1858 in Nizza gearbeitet, vgl. VII 293; Wiederaufnahme im Februar 1863; s. Tgb.).

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2] Electra oder die Sterne: Electra, oder „Die Sterne“, phantastisches Ballett in drei Akten und sieben Bildern von Taglioni (Musik: Hertel), UA 15. XI. 1862, Hofoper, Berlin. 13] 19. Gebet eines Württemberges … Uhland: Der kompromißlose Demokrat Ludwig Uhland (*26. IV. 1787 Tübingen, † 13. XI. 1862 Tübingen) war wenige Tage zuvor in Tübingen verstorben. Aus welcher Anthologie oder welcher anderen Textquelle Meyerbeer sich das 1817 entstandene Gedicht abschrieb, kann nicht ermittelt werden (wegen der politischen Bedeutung, die das Stück für Meyerbeer offenbar hatte, wird es hier vollständig wiedergegeben, zitiert nach der Ausgabe Vaterländische Gedichte, Tübingen: Ludwig Friedrich Fues 1817). Das Manuskript mit der ergänzten Strophe ist nicht überliefert. Der du von deinem ew’gen Thron Die Völker hütest, gross’ und kleine: Gewiß! du blickst auch auf das meine, Du siehst das Leiden, siehst den Hohn. Zu unsrem König, deinem Knecht, Kann nicht des Volkes Stimme kommen; Hätt’ er sie, wie er will, vernommen, Wir hätten längst das theure Recht. Doch dir ist offen jeglich Thor, Dir keine Scheidwand vorgeschoben, Dein Wort ist Donnerhall von oben: Sprich du an unsres Königs Ohr! 16] Rückkehr in die konstitutionellen Bahnen: Meyerbeer spielt hier ohne jeden Zweifel auf den schwelenden Verfassungskonflikt zwischen Regierung (Krone) und Parlament an, der dadurch entstanden war, daß der preußische Landtag den Haushalt nicht billigte und damit die von der Krone als erforderlich angesehene Heeresreform blokkierte. Mit der Ernennung Otto von Bismarcks zum Ministerpräsidenten (23. IX. 1862) wurde dieser Konflikt insofern verschärft, als Bismarck vor den Abgeordneten nicht den Eindruck vermittelte, um ein Einvernehmen oder einen Kompromiß bemüht zu sein. Seine „Lückentheorie“, die er zur Rechtfertigung seiner Entscheidung anführte, die Heeresreform auch ohne Votum des Parlaments durchzuführen, mithin die

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Begründung seines zukünftigen Verfassungsbruchs, präsentierte er im Landtag erst im Januar 1863. 16] Sitzung der musikalischen Sektion: Wie aus dem Sitzungsprotokoll hervorgeht (Stiftung Archiv der Akademie der Künste, PrAdK 145, Bl. 134r–135r), wurden verschiedene Anträge auf Verleihung des Titels „Musikdirektor“ behandelt: des Organisten Heinrich August Schultze aus Nordhausen (befürwortet), des Musikers Moritz Ernemann aus Breslau (abgelehnt), des Musik- und Gesanglehrers Theodor Rode aus Berlin (wurde nach einem Patt bei der Abstimmung vertagt; später befürwortet [Stiftung Archiv der Akademie der Künste, PrAdK 59, Bl. 74r]) sowie des Organisten Carl Henning (befürwortet). Meyerbeer an Léon Pillet vom 21. XI. 1862 Zum Adressaten: Meyerbeer nimmt Bezug auf die Begegnung im Winter/Frühjahr 1857/1858 in Nizza (vgl. VII 256ff. und Kommentar VII 640). François Raymond Léon Pillet (1803–1868; III 710, V 770) war nach seinem Ausscheiden aus der Direktion der Opéra (Spätsommer 1847) seit 1849 Konsul von Frankreich in Nizza. 30] d’un de ses Opéras: Gemeint ist Robert le diable, mit dem am 6. XI. die Spielzeit 1862/1863 des Teatro Bellini erfolgreich eröffnet wurde.

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7] Mademoiselle Poinsot: Die Sopranistin Anne Euphrasie Poinsot (1825–?; V 868, VI 681f.), von 1851 bis 1858 an der Opéra engagiert, sang in dieser Zeit in Italien (1861/62 in Genua, 1862/63 in Palermo). Bereits am 26. XII. 1861 hatte sie die Alice in Robert le diable an der Seite Marcel Juncas in Genua gegeben. 11] Monsieur Junca: Der Bassist Marcel Junca (*1818 Bayonne, † 4. X. 1878 Lormes/ bei Clamecy, Nièvres) hatte nach seinem Gesangstudium in Toulouse und Paris in der Spielzeit 1839/40 in Metz debütiert. Nach Stationen in Lyon, Marseille, Liège und Bayonne wurde er 1846 ans neugegründete Théâtre Lyrique nach Paris engagiert (dort bis 1856). 1859 ging er nach Amerika (New York und Philadelphia), wo er sich als Verdi-Interpret etablierte. Nach seiner Rückkehr nach Europa 1861 setzte er seine Karriere in Italien fort (zunächst an der Mailänder Scala, lediglich in der Spielzeit 1862/63 in Palermo). An der erwähnten Aufführung war er wie ein Jahr zuvor in Genua als Bertram beteiligt. 1869/70 wirkte er am Teatro La Fenice in Venedig (dort wiederum als Bertram), 1870 in Parma (dort gab er unter anderem den Marcel in Les Huguenots). 1877 nahm er in Mailand seinen Bühnenabschied. 17] duc de Dino: Alexandre Edmond de Talleyrand-Périgord Duc de Dino (1813–1894; VII 645), ein Sohn der Herzogin von Sagan. 18] duchesse de Sagan: Die Herzogin von Sagan war am 19. IX. des Jahres verstorben. Tgb. November 1862

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2] 22. Cousine Brandenstein: Sophie Freifrau von Brandenstein. Sie hielt sich in dieser Zeit in Berlin auf (s. Tk. 18. XII. 1862; auch das Adressenverzeichnis im Tk. Okt. 1862). 3] Sohn des Staatsrat Adelssohn: Johann Ludwig Adelson (*29. VII. 1840 Wehlau/ Ostpreußen, † 20. II. 1910 Berlin; geadelt 1905), in dieser Zeit russischer Garde-Rittmeister, später Direktor einer Versicherungsgesellschaft, Sohn Jacob Ludwig von Adelsons. Seine Bewerbung wurde abgewiesen. 31] 27. Konzert des Domchor: Mit dieser Soirée eröffnete der Domchor seine diesjährige Konzertsaison. Erstmals aufgeführt wurden Alessandro Scarlattis Tu es Petrus, Giovanni Battista Martinis Adoramus te, Antonio Caldaras 16stimmiges Crucifixus in der Bearbeitung für acht Stimmen von Gustav Wilhelm Teschner, Andreas Hammer-

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schmidts Motette Zion spricht sowie der Chor für Sopran und Alt aus Johann Sebastian Bachs Kantate Christ lag in Todesbanden. Unter den Repertoirestücken erklangen Johann Christoph Bachs Motette Ich lasse Dich nicht und Mendelssohns 2. Psalm op. 78 („Warum toben die Heiden“).

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Tk. Dezember 1862 12] 3. Radeke: s. Tgb. 5. XII. 1862 12] Schauroth: Wie aus den undatierten Nachsatzblättern dieses Tk.s hervorgeht, handelt es sich um eine „Frau von Schauroth“. Sie läßt sich sicher als Delphine von Knight-Schauroth (*1813 Magdeburg; seit 1856 in dritter Ehe verheiratete Knight) identifizieren, die in dieser Zeit in Berlin als Klavierbegleiterin auftrat (am 30. XI. in einer von Radecke veranstalteten Matinée; weiterer Auftritt in Berlin am 14. III. 1863 in einem Wohltätigkeitskonzert). Delphine von Schauroth war erstmals im Alter von zehn Jahren als Pianistin in London und Paris an die Öffentlichkeit getreten und hatte sogleich Aufmerksamkeit erregt. Nach ihrer Ausbildung bei Friedrich Kalkbrenner in Paris trat sie in einer Reihe von Konzerten unter anderem in München auf (nachweislich bis 1841), wo sie 1831 das Interesse Mendelssohn Bartholdys erregte, der ihr sein Klavierkonzert g-Moll op. 25 widmete. Nach einer Unterbrechung von 20 Jahren nahm sie in dieser Zeit ihre Konzerttätigkeit wieder auf (noch 1870 trat sie im Gewandhaus in Leipzig auf). 13] Fabri: Die Sopranistin Inez Fabbri-Mulder (eigtl. Agnes Schmitt, verheiratete Mulder; *26. I. 1831 Wien, † 19. oder 28. VI. 1873 San Francisco) gastierte am 19. (Don Giovanni), 25. (Les Huguenots) sowie am 28. XII. (Lucrezia Borgia) an der Königlichen Hofoper. Meyerbeer hörte sie am 19. XII. (s. Tgb.). 15] 7. Begräbniß der alten Me Mendelssohn: Henriette (Hinni) Mendelssohn geborene Meyer (*13. II. 1776 Altstrelitz, † 4. XII. 1862 Berlin), Witwe des Berliner Bankiers Joseph Mendelssohn, wurde auf dem Jüdischen Friedhof an der Schönhauser Allee bestattet. 16] 8. Rappaport: Über die Identität dieser Person kann man nur spekulieren. Da Meyerbeer im Adreßverzeichnis seines Tk. April 1861 diesen Namen in Verbindung mit einem Berliner Hotel einträgt, handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um einen auswärtigen Besucher. Zu denken ist an den Lemberger Arzt und Schriftsteller Moritz Rappaport (*19. I. 1808 Lemberg, † 28. V. 1880 Wien), der sich seit 1860 verstärkt literarisch betätigte und seit 1861 an seinem epischen Gedicht Bajazzo arbeitete (erschienen 1863 in Leipzig). 1872 siedelte er nach Wien über. 16] Wiener Gesangverein: s. Kommentar zu Meyerbeer an den Wiener Männergesang-Verein vom 4. XI. 1862. Der Eintrag bezieht sich auf Meyerbeers Brief an den Wiener Männergesang-Verein vom 9. XII. 1862. 18] 10. Transparentsbilder: Wie aus dem Sitzungsprotokoll des Senats der Akademie der Künste vom 15. XI. 1862 hervorgeht (Stiftung Archiv der Akademie der Künste, PrAdK 59, Bl. 79v), fand die vom Künstler-Unterstützungs-Verein veranstaltete Weihnachts-Ausstellung im „langen Saal“ des Akademiegebäudes statt. 19] 11. Wohnung türkischer Gesandte: Gesandter und bevollmächtigter Minister an der türkischen Botschaft in Berlin war in dieser Zeit Jean Aristarchi-Bey (akkreditiert am 11. VI. 1860); da Meyerbeer in seinen Tk. vom 1. XI. 1862 namentlich den Legationssekretär Stephanos Caratheodory einträgt, könnte in diesem Zusammenhang aber auch letzterer gemeint sein. 20] 12. CondolenzVisite: Meyerbeer besuchte aller Wahrscheinlichkeit nach Henriette Mendelssohns Söhne: den seit 1857 emeritierten Prof. Dr. Georg Benjamin Mendelssohn und den Bankier Alexander Mendelssohn mit ihren Familien.

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20] Zu Taubert: zum Hintergrund des Besuchs s. Tgb. 10. XII. 1862. 20] Brief … Ouverture … Wien: zum Vorgang s. Tgb. 23. XII. 1862. 21] Antwort an Schönlein: Stichpunkte zu diesem nicht überlieferten Brief befinden sich in den undatierten Nachsatzblättern des Tk. dieses Quartals. 22] Bellermann: Johann Gottfried Heinrich Bellermann (1832–1903; VII 601), seit 1853 Gesanglehrer am Grauen Kloster in Berlin. 22] Ferd. Heuer: Meyerbeer schrieb möglicherweise dem in Frankfurt/Main lebenden Tuchhändler Ferdinand Heuer (Lebensdaten nicht ermittelt). 26] 14. Strauß Ouverture: Johann Strauß [Sohn] (1825–1899; VII 592f.) leitete im Rahmen eines Konzerts des Wiener „Krankenunterstützungs-Vereins der Studenten“, das im wesentlichen aus theatralischen Darbietungen bestand, sein eigenes Tanzorchester, mit dem er den sogenannten „Friedensmarsch“ aus Wagners Rienzi sowie Meyerbeers Festouvertüre im Marschstil zur Eröffnung der Industrie-Ausstellung in London von 1862 aufführen wollte. Da Meyerbeer seine Zustimmung verweigerte (s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 23. XII. 1862), wurde außer Strauß’ Walzer Carnevals-Botschafter op. 270 (1862) als einziges Orchesterstück lediglich Wagners Komposition aufgeführt. 28] 15. Bock: zum Vorgang s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 23. XII. 1862. 30] Lang vom Fremdenblatt: Fremdenblatt der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien. Die Zeitung, deren Eigentümer und Herausgeber in dieser Zeit Gustav Heine war, erschien von 1848 bis 1919. Lang (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt; es handelt sich nicht um Julius Lang) sammelte für ein zu errichtendes Schubertdenkmal (s. den entsprechenden Eintrag in den undatierten Nachsatzblättern des Tk. dieses Quartals sowie den Artikel im Wiener Fremdenblatt vom 25. XI. 1862, 16: 1862, Nr. 323). Meyerbeer trägt drei Tage später (s. Tk. 18. XII.) seine Absicht ein, ihm einen Brief zu schreiben. 30] Deutsche LalaRouk: zum Vorgang s. Tgb. 10. und 11. XII. 1862. – Das Textbuch mit der deutschen Übertragung von Ernst Pasque war 1862 im Mainzer Verlag Schott erschienen (ebenfalls der Klavierauszug, Pl.-Nr. 17043). – Zu Meyerbeer Urteil über das Werk s. Tgb. 30. IX. 1863. 34] 16. Verdi’s Oper: Meyerbeer interessierte sich in dieser Zeit speziell für Verdis Instrumentation. Da er den Trovatore bereits studiert hatte (s. Tgb. 9. XI. 1862), kann es sich um die Beschaffung speziell dieser Partitur nicht handeln. Der Eintrag bezüglich Gounods La Reine de Saba und Verdis in diesem Zusammenhang erwähnter Oper Les Vêpres siciliennes könnte auch auf die Disposition eines Hofkonzerts hindeuten. Damit korrespondiert eine Position, die Brandus als im Dezember 1862 getätigt in das Verzeichnis seiner Auslagen für Meyerbeer vom 23. III. 1863 einträgt (Verzeichnis im Bestand des Meyerbeer-Nachlasses der SBB, PK, N. Mus. Nachl. 97, X/64: „Compte des Déboursés pour M. G. Meyerbeer [Remis le 23 Mars 1863.]“). Dort heißt es „Déc – Morceaux de la Reine de Saba et des Vêpres pour le Concert de la Cour, suivant facture remise – - – 15. – f“.

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2] La Rounat: zum Hintergrund s. Tgb. 13. XII. 1862. 4] Mans: der Londoner Kapellmeister August Friedrich Manns. 5] 17. Rayneval: Aloys comte de Rayneval (Lebensdaten nicht ermittelt), seit 1862 1. Legationssekretär an der französischen Botschaft in Berlin. 8] 19. Duisberg Übersetzung: s. Kommentar zu Tgb. 13. VII. 1862, Bezugstelle: Ein Lied vom blinden Hessen. 9] 25. Titjen’s Neapel: Die Sängerin gastierte in der Spielzeit 1862/63 mit außerordentlichem Erfolg am Teatro di S. Carlo.

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15] Undatierte Nachsatzblätter: Duncan Davison: Wie weiter unten aus den undatierten Nachsatzblättern des Tk. dieses Quartals hervorgeht, sollte der Londoner Musikverleger dazu veranlaßt werden, auf seine Ausgabe des Cantique den Namen Senffs als Inhaber der Rechte für die deutsche Ausgabe hinzuzufügen. 16] 16] 17] 17]

Lord Sinclair: James St. Clair 15th Lord Sinclair (*3. VII. 1803, † 24. X. 1880). Altmüller: s. Meyerbeer an Karl Altmüller vom 5. XI. 1862. Bertold Senff: s. Meyerbeer an Bartholf Senff vom 9. X. 1862. Me Celerier: s. Meyerbeer an Thérèse Célérier vom 28. XI. 1862.

17] Hölzel: der Wiener Sänger Gustav Hölzel (1813–1883; V 815, VII 666). Er sang bei der Reprise von L’Étoile du nord an der Wiener Hofoper in dieser Saison erstmals nicht seine traditionelle Rolle des Gritzenko. Statt dessen hatte diese Partie mit großem Erfolg Carl Mayerhofer übernommen. 18] Wiener Studenten Krankenverein: Der Eintrag steht in Zusammenhang mit einem Konzert des „Krankenunterstützungs-Vereins der Studenten“ (Sitz der Vereinskanzlei: Renngasse 14), dem der renommierte Wiener Medizinalprofessor Johann Oppolzer vorstand und dessen Comité-Präsident Dr. Anton Steidl war; zum Hintergrund s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 23. XII. 1862. 18] Madame Zellner: Wie aus dem Eintrag in Bezug auf Zellner weiter unten hervorgeht, ging es um die Bezahlung eines Zeitungsabonnements. 19] Schubert Denkmal: Auf Anregung des „Wiener Männergesangs-Vereins“ (Vereinsbeschluß vom 6. VI. 1862) wurde in dieser Zeit die Errichtung eines SchubertDenkmals beschlossen und zu diesem Zweck ein „Schubert-Monumentfond“ gegründet. Zahlreiche Gesangvereine in- und außerhalb Wiens veranstalteten in dieser Saison Konzerte zugunsten dieses Projekts. Das Denkmal, für das der Wiener Bildhauer Karl Kundmann 1867 den Auftrag erhielt, wurde am 15. V. 1872 im Wiener Stadtpark feierlich enthüllt (zur Sammelaktion s. Wiener Fremdenblatt vom 25. XI. 1862, 16: 1862, Nr. 323). 19] Pillet Will: zum Hintergrund s. Alexis comte de Pillet-Will an Meyerbeer vom 17. XII. 1862. 20] Fanny Arndt: Die Berliner Schriftstellerin Fanny Arndt (*16. XII. 1827 Berlin, † 1. XI. 1906 Berlin; seit 1874 verheiratete Blaschnik) startete in dieser Zeit ihre literarische Karriere mit dem historischen Roman Carl Gustorf. Historischer Roman aus dem Leben eines deutschen Demagogen, 2 Bde., Berlin: Foerster 1862. Der Hintergrund dieses kryptischen Eintrags konnte nicht ermittelt werden. 21] Leon Pillet: s. Meyerbeer an Léon Pillet vom 21. XI. 1862. 21] Gräfin Saldern: Gräfin von Ahlimb-Saldern; zum Hintergrund s. Tgb. 5. II. 1863 u. passim. 27] Großvaters Testament: Ebenso wie der die Grabstätte betreffende Eintrag steht auch dieser in Verbindung mit Meyerbeers Niederlegung seines eigenen Testaments, die er im Mai 1863 in Angriff nahm (s. die zahlreichen diesbezüglichen Einträge im Tgb. Mai 1863). Das Testament Liepmann Meyer Wulffs befindet sich heute in der Hans-und-Luise-Richter-Stiftung in der Stiftung Stadtmuseum Berlin (RS 2000/71 Q). 35] Philipsborn: Philipsborn (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt) übernahm in dieser Zeit offenbar einen Teil von Meyerbeers Korrespondenz (Briefentwürfe aus dieser Zeit sind nicht überliefert). 37] Wie ist mir: Eine mit diesem Eintrag in Verbindung zu bringende Textquelle befindet sich in einem Konvolut im Nachlaß Birch-Pfeiffers („Meine Umarbeitung [/] zu Meyerbeers Oper [/] Vasco da Gama [/] (Afrikanerin) [/] Ideen für Meyerbeer. [/] vom

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20 April bis 15 Mai 1861“; DTM, Birch-Pfeiffer, w1, VIII 14000 [unpaginiert]), Überschrift: „nach dem Ensemble: De ta reconnaisance“ [gemeint ist das Duett im IV. Akt, Nr. 17 in der gedruckten Partitur, S. 667 f.]. Der Textentwurf Birch-Pfeiffers bezieht sich auf den Abschnitt „Où suis-je quelle extase m’inonde de plaisir“ (ebd., S. 673 f.) und hat folgenden Wortlaut: „“Wie wird mir – was durchflammt so plötzlich mir die Brust – Enthoben jedem Schmerz – kaum noch mir selbst bewußt – Wogt vor dem trunk’nen Blick ein Meer von purpur Fluth – Ein tiefes Sehnen faßt mein Herz mit wilder Gluth –“.

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5] Text für die Schlußtacte: Überliefert ist der Entwurf zu der im Mai 1863 veränderten Version (s. Kommentar zu Tgb. 6. V. 1863). 11] Antoinette: Antoinette von Montalban. 13] Befinden: Diese Bemerkungen beziehen sich auf den im Tk. dieses Monats erwähnten Krankenbericht für Schönlein. 17] Ungedruckte Manuscripte: Möglicherweise dachte Meyerbeer hier an den Leipziger Musikverleger Senff, dem er außer dem Cantique noch weitere Werke zur Publikation versprochen hatte (s. Meyerbeer an Bartholf Senff vom 9. X. 1862). Bei den eingetragenen Stücken handelt es sich um einen der beiden Bühnengesänge für das erwähnte Schauspiel von Birch Pfeiffer (s. Kommentar zu Tgb. 3. I. 1861), um das Lied Drei Küsse auf einen Text von Julius Leopold Klein (komponiert 30. V. 1847, s. IV 246, nicht überliefert), um die Lieder „Und gras‘ ich am Neckar”, „Mäde murk murk murk”, „Ach wie bald wie bald” und „Es regnet regnet Tropfe” aus Auerbachs Schwarzwälder Dorfgeschichten (nachweisbar anhand der Karteikarte des „alten“ Katalogs [im Bestand der SBB, PK; Musikabteilung] des seit 1945 verschollenen Teils des Meyerbeer-Nachlasses, der zufolge unter der Signatur Mb* 1060 ein Autograph mit dem Titel „Schwarzwälder Dorfgeschichten” vorhanden war, datiert 1845) sowie um den Canon Des Dichter’s Wahlspruch (dessen entlegene Publikation in: Für den Friedhof der evangelischen Gemeinde in Gratz in Steiermark. Erzählungen, vermischte Aufsätze und Gedichte von Einhundertsechsundzwanzig deutschen Gelehrten, Schriftstellern und Dichtern diesem Zwecke gewidmet. Mit einer musikalischen Beilage von G. Meyerbeer. Braunschweig, Wien und Gratz: Friedrich Vieweg und Sohn, F. Manz und Comp. 1857, S. 678–690, Meyerbeer offenbar nicht berücksichtigte). – Eine Publikation dieser Stücke durch Senff oder einen anderen Verleger läßt sich nicht nachweisen. 24] Manuel dePlain-chant … Joseph Frank: Es handelt sich um die Publikation L’art d’accompagner le plain-chant de huit manières différentes sans l’altérer ou manuel théorique et pratique du chant ecclésiastique avec cinquante exemples. Les psaumes, toutes leurs terminaisons et des faux bourdons en quatre parties, op. 20, von Joseph Franck, erschienen Paris: E. Repos [1862]. Bei dem Autor handelt es sich um den in Lüttich geborenen, in dieser Zeit in Paris wirkenden Organisten und Musiklehrer Johann Hubert Joseph Franck (*31. X. 1825 Lüttich, † 20. XI. 1891 Paris), einen Bruder des berühmten Komponisten und Organisten César Franck.– Möglicherweise erhielt Meyerbeer ein Exemplar geschenkt (das vom 31. VII. 1863 datierte Widmungsexemplar für Fétis mit der exakten Angabe der auch von Meyerbeer eingetragenen Adresse befindet sich heute in der Bibliothèque Royal in Brüssel). Tgb. Dezember 1862 31] 2. Neugestaltung: Rudimente dieser Version (die ersten 23 T.) sind in dem Manuskript in der Bibl. nat. de France, Bibliothèque de l’Opéra, A.616.supplt. Rés. überliefert).

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2] 3. Symphonie-Soiree: In dieser 3. Soiree der Königlichen Kapelle erklangen unter Tauberts Leitung die Ouvertüren zu Anton Rubinsteins Oper Dimitri Donskoi (1850)

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sowie zu Mendelssohns Ruy Blas (op. 95; 1839), Beethovens 2. Symphonie D-Dur op.36 (1801/02) sowie eine Symphonie in B-Dur von Haydn. 4] 4. Cabaletta … „Richesse et diadème“: Dieser Abschnitt fiel in der Uraufführungsgestalt des Werks dem Strich zum Opfer. 8] 5. Konzert von Robert Radecke: In diesem ersten der von Radecke in der Singakademie veranstalteten Abonnementskonzerten wurden außer dem erwähnten Orchesterwerk Schumanns (op. 52; 1841, überarbeitet 1845) Carl Reineckes Ave Maria op. 71, 2 (1861) für Chor und Orchester aufgeführt sowie Adolf von Henselts Klavierkonzert f-Moll op. 16, Teile aus Radeckes Kantate Kaiser Max und Hillers Hebräische Gesängen für Soli, Chor und Orchester, schließlich Beethovens Ouvertüre zu Leonore (Nr. 3; 1806). Meyerbeer an Geheimrat Köpke vom 5. XII. 1862 Zum Adressaten: Der Name des Empfängers (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt; der mit Meyerbeer bekannte Justizrat Gustav Köpke war 1859 gestorben) ist von fremder Hand auf dem Brief vermerkt. 21] Herrn Fürstner: nicht ermittelt. Meyerbeer an Louis Brandus vom 7. XII. 1862 Zur Datierung: Der Brief ist – der Schrift nach zu urteilen – in Meyerbeers letzten Lebensjahren verfaßt worden, zu einer Zeit, als Louis Brandus und zugleich auch Meyerbeer in Berlin waren und an einem Sonntag (s. Wochentagangabe im Brief) Glucks Armide aufgeführt wurde, die auch Meyerbeer hörte und sah. Diese Konstellation ist in Meyerbeers Lebensdokumenten einzig für diesen Tag belegt.

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Meyerbeer an den Wiener Männergesang-Verein vom 9. XII. 1862 Zum Adressaten: Bei dem angeschriebenen Herrn handelt es sich entweder um den Schriftführer des Vereins, Dr Heinrich Billing Edler v. Gemmen (s. den Eintrag im Adressenverzeichnis des Tk. Oktober 1862), oder aber um den Chormeister Johann Herbeck. 31] neuen Männerchor: Das Lied vom blinden Hessen (s. Tk. Dezember 1862 [Undatierte Nachsatzblätter]). Die Ausgabe dieses Werks, dessen Aufführung seitens des Wiener Männergesang-Vereins nicht nachweisbar ist (vgl. 150 Jahre Wiener Männergesang-Verein, hrsg. v. Wiener Männergesang-Verein, 2 Bde., Bd. 2 [Dr. Christian Böhm, Dokumentation der künstlerischen Aktivitäten des Wiener Männergesang-Vereins, Wien 1992], ist im Archiv des Vereins nicht überliefert. Tgb. Dezember 1862 21] 13. Jephta … Reinthaler: Jephta und seine Tochter, Oratorium nach dem Alten Testament von Karl Reinthaler (Text vom Komponisten), UA 16. IV. 1856, London, fand auch beim Berliner Publikum keinen besseren Anklang als bei Meyerbeer und wurde an diesem Tag zum ersten und zugleich letzten Mal in der Singakademie aufgeführt. Karl Reinthaler (*13. X. 1822 Erfurt, † 13. II. 1896 Bremen) wirkte nach seinem Studium der Theologie und Musik (bei Adolf Bernhard Marx) in Berlin und einem Studienaufenthalt in Italien von 1853 bis 1857 als Lehrer am Kölner Konservatorium, seit 1858 als Domorganist und Leiter der Singakademie (bis 1890) in Bremen. 31] 15. 4 … Possen: Wie aus den Berlinischen Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen („Spenersche Zeitung“) vom 15. XII. 1862 hervorgeht, wurden folgende Possen gegeben: Ein vergessener Ballgast, Lustspiel in 1 Akt, nach dem Französischen von Carl Helmerding (UA 1862, Wallner-Theater, Berlin), Monsieur Hercules, Posse in

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1 Akt von Georg Belly (UA 17. II. 1862, Wallner-Theater, Berlin), Berliner Sonntagsjäger oder: Verplefft, Vaudeville-Burleske von Gustav von Moser und Kalisch (Musik: Conradi; UA 16. VI. 1862, Wallner-Theater, Berlin) und Bädeker, Schwank mit Gesang in 1 Akt von Belly (Musik arrangiert von Conradi; UA 18. IX. 1862, Wallner-Theater, Berlin). 34] 16. Symphonie-Soiree: Aufgeführt wurden die 1. Symphonie c-Moll op. 5 (1842) von Niels Wilhelm Gade (1817–1890; VI 824), Schumanns Ouvertüre zu Byrons dramatischem Gedicht Manfred op. 115 (UA 1852) sowie Cherubinis Ouvertüre zu Anacréon ou L’Amour fugitif (UA 1803). 40] 17. Brief von Emil Perrin: s. hierzu Meyerbeer an Émile Perrin vom 29. XII. 1862 und Kommentar. Alexis comte de Pillet-Will an Meyerbeer vom 17. XII. 1862 Poststempel: a) Paris 6e 18. XII. 62, b) 20. XII.

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11] le relevé: Die exakte Aufstellung der Einnahmen von Dezember 1861 bis Dezember 1862 ist überliefert im Meyerbeer-Nachlaß (SBB, PK, Mus. Nachl. 97, X/62). Tgb. Dezember 1862

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7] 21. Septett-Ensemble-Stückes: Septuor „Pour Inès, pour ses jours“, zu Nr. 13 der gedruckten Version der Uraufführungsgestalt des Werks. 14] 23. 2 Grafen Pfeil: Die Komposition erklang wahrscheinlich im Rahmen eines Konzerts, das am 9. XII. 1862 anläßlich des 11jährigen Stiftungsfests des „Officier-Orchestervereins“ in Berlin stattfand und in dessen Rahmen auf hohem Niveau Solovorträge, Symphonien und Ouvertüren zu Gehör kamen. Von den beiden Besuchern läßt sich lediglich der dilettierende Komponist identifizieren. Es handelt sich um den Kavallerie-Offizier Friedrich Woldemar Graf von Pfeil und Klein-Ellguth (*26. II. 1837 Hausdorf/Kreis Neurode, † 10. XII. 1882 Breslau). Er ist der Verfasser einer LibussaPolka, einer Paulinen-Polka sowie einer Hertha-Tyrolienne (alle gedruckt in Creuzburg: Thielmann). Die Meyerbeer vorgelegte Komposition ist bibliographisch nicht erfaßbar (auch nicht erwähnt in: Bärbel Pelker, Die deutsche Konzertouvertüre (1825–1865). Werkkatalog und Rezeptionsdokumente, 2 Teile, Frankfurt/Main: Lang 1993). Da Graf Woldemar mehrere Brüder und andere männliche Verwandte mit demselben Nachnamen und Titel besaß, kann sein Begleiter nicht ermittelt werden. 19] Richard Wagner: Wagner hielt sich in dieser Zeit in Wien auf, wo er versuchte, über Konzerveranstaltungen zu Geldeinnahmen zu kommen. Die drei von ihm selbst veranstalteten Konzerte im Theater an der Wien fanden statt am 26. XII. 1862 (Ausschnitte aus Die Meistersinger von Nürnberg, Die Walküre und Das Rheingold) sowie am 1. (anstelle der Ausschnitte aus Rheingold Schmiedelieder aus Siegfried) und 11. I. 1863 (anstelle der Ausschnitte aus Rheingold Ouvertüre zu Tannhäuser und Eine Faust-Ouvertüre). Das Konzert des Wiener „Krankenunterstützungs-Vereins der Studenten“ am 4. I. 1863 im Carl-Theater, das unter der Leitung Johann Strauß’ stand, hatte als ersten Programmpunkt den sogenannten „Friedensmarsch“ aus Wagners Rienzi, der zum ersten Mal in Wien erklungen sein soll (zur Institution und zum ursprünglichen Programm s. Kommentar zu Tk. 14. XII. sowie zu Tk. Dezember 1862 [Undatierte Nachsatzblätter], Bezugstelle: Wiener Studenten Krankenverein). Meyerbeer an Cäcilia Schönlein zwischen 27. und 31. XII. 1862 Zur Datierung: Der vorliegende Briefentwurf ist, der Schrift nach zu urteilen, in Meyerbeers letzten Lebensjahren verfaßt worden, wie aus dem Inhalt hervorgeht, um die Weihnachtszeit nach dem Umzug der Familie Schönlein nach Bamberg (1859). Der

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ausgefertigte Brief mit den Geschenken ging, wie ebenfalls aus dem Entwurf hervorgeht, wenige Tage nach Weihnachten aus Berlin ab. Da Meyerbeer den Jahreswechsel 1859/60 in Dresden verbrachte (VII 511f.), den Jahreswechsel 1863/64 in Paris, kommen theoretisch die Weihnachtstage der Jahre 1860, 1861 oder 1862 in Frage. Da Meyerbeer sowohl am 27. als auch am 31. XII. 1862 in seinen Tk. „Bamberg“ einträgt, ergibt sich ein Anhaltspunkt, der die Datierung des Briefes in diesen Zeitraum erlaubt. Zur Adressatin: „Didi“ war der Kosename Cäcilia Schönleins. Meyerbeer an Émile Perrin vom 29. XII. 1862

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8] La lettre: s. Tgb. 17. II. 1862.

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5] au printemps: Meyerbeer fuhr erst am 3. IX. 1863 nach Paris (s. Tgb.).

22] la démarche: s. Tgb. 29. X. 1862.

Meyerbeer an Carl Kaskel vom 30. XII. 1862 Poststempel: a) Berlin Anhalter Bahnh: 252 30 Dec. 1862], b) unleserlich

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5–3 [handschriftlicher Vermerk:

33] Partitur: zum Vorgang s. Meyerbeer an Carl Kaskel vom 28. VIII. 1862. Tgb. Januar 1863

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27] 3. Generalprobe: Die Berliner Erstaufführung dieses auch in Deutschland populären Werks in der Übersetzung von Gollmick unter dem Titel Margarethe war am 5. I. (s. Tgb.). Meyerbeer an Louis Brandus vom 3. I. 1863 Zum Adressaten: Der Brief ist überliefert in dem Konvolut der Brandus-Briefe im Bestand der Bibl. nat de France, Dép. de Musique, zudem (mit französischer Übersetzung) in den Korrespondenzbüchern Brandus’. Meyerbeer und Brandus trafen sich in dieser Zeit überaus häufig (s. zum Beispiel Tgb. 2. I. 1863). Tgb. Januar 1863

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22] 5. Mise en scène: Das Bühnenbild stammte von Karl Gropius. 33] 8. Erostrate … Reyer: Érostrate, Opéra en deux actes von Ernest Reyer (Text: Joseph Méry und Émilien Pacini), UA 21. VIII. 1862, Neues Theater, Baden-Baden, in der deutschen Übersetzung von Karl Draxler. Ernest Reyer (eigtl. Louis Étienne Ernest Rey; 1823–1909; VI 754), Komponist, Musikkritiker und später Bibliothekar der Opéra, stand als Opernkomponist noch am Anfang seiner Karriere. L’Érostrate fiel bei der Premiere durch und konnte sich auch bei der Pariser Erstaufführung an der Opéra am 16. X. 1871 nicht durchsetzen. Unmittelbar nach der Uraufführung des Werks war Reyer von Königin Augusta der Rote Adlerorden verliehen worden. Im Mai 1863 hielt er sich im Rahmen einer großen Deutschlandreise in Berlin auf und trat mit Meyerbeer in persönlichen Kontakt (s. die zahlreichen Hinweise in den Lebensdokumenten dieses Monats).

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5] 9. Ändrung der Londner Ouvertüre: Meyerbeer fügte die handschriftlichen Änderungen der gedruckten Partitur hinzu (zur Ausgabe s. Kommentar zu Tgb. 14. VII. 1862). Das Material war bis 1945 im heute verschollenen Teil des Meyerbeer-Nachlasses im Depositum der Musikabteilung der Berliner Staatsbibliothek überliefert (laut „altem“ Katalog [im Bestand der SBB, PK, Musikabteilung] hatte das Manuskript unter der Sign. Ms 1019 folgende Aufschrift: „Ouverture [en forme de marche composée pour l’inauguration de l’exposition de Londres 1862]. Part. Paris, Brandus & Dufour.

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Druck mit handschriftlicher Hinzufügung der Chorpartie [Schlußchor: Als Anfangs aus des tiefen heeren Schosse (Rule Britannia)] S. 46–68“). 7] Hofkonzert: Das Konzert, ursprünglich für den 22. I. vorgesehen (s. Tgb. 20. I.), fand am 31. I. statt (zum Programm s. Kommentar zu Tgb. 31. I.). 13] 12. La reveille … La Diane: Chœur de la Diane: „Debout, matelots”, Nr. 9 in der gedruckten Partitur. Der Text gehört zum Bestand der sogenannten „alten“ Africaine (Libretto von 1843). 23] 15. Prière des matelots: Prière (double chœur) „O grand Saint Dominique“ (III. Akt, Nr. 10 in der gedruckten Partitur). Der Text gehört zum Bestand der sogenannten „alten“ Africaine (Libretto von 1843). Meyerbeer an Herrn Patschke vom 17. I. 1863 Zur Datierung: Der Brief bezieht sich dem Inhalt nach auf die Hinzufügung des Chores „Rule Britannia“ zur Londoner Ouvertüre. Mit dieser Arbeit war Meyerbeer laut Tgb. am 9. I. befaßt. Die im Brief erwähnte „heutige“ Chorprobe fand am 17. I. statt (s. Tgb.), so daß sich der Brief sicher datieren läßt. Die im Brief angesprochene, auf „Dienstag“ (gemeint sein kann nur der 20. I.) angesetzte Orchesterprobe wurde ebenso wie das Konzert verschoben (s. die entsprechenden Einträge im Tgb.). Tgb. Januar 1863

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8] 18. Ronde du matelot: die Ronde bachique „Il faut du vin“ (III. Akt, Nr. 10ter in der gedruckten Partitur). Auch dieser Text gehört zum Bestand der sogenannten „alten“ Africaine (Libretto von 1843). 12] 20. große Hofkonzert: Das Konzert wurde auf den 31. I. (s. Tgb.) verschoben. 18] 22. Glückwunschadresse: Gustav Bock hatte 1838 zusammen mit Eduard Bote in Berlin den Musikverlag Bote & Bock gegründet. 1847 schied Bote aus, so daß Gustav Bock alleiniger Besitzer und Verlagsleiter war (er machte in dieser Zeit großen Gewinn mit den deutschen Rechten an Gounods Faust, der seit 1862 in Deutschland ein Erfolgswerk par excellence geworden war). Der Tag des Jubiläums, der 27. I., wurde festlich begangen. Zeugnis darüber und über das an diesem Tag von Meyerbeer unterzeichnete Dokument legt der Bericht in der von Gustav Bock 1846 gegründeten Neuen Berliner Musikzeitung vom 4. II. 1863 ab (17. Jg., Nr. 6, S. 45): „Der Kgl. Hofmusikhändler G. Bock beging am 27. Januar sein 25jähriges Geschäfts-Jubiläum und hatte sich an diesem Tage vielseitiger Aufmerksamkeiten aus militärischen und künstlerischen Kreisen zu erfreuen. Von Seiten der Musikchöre der Garnison wurde ihm als Gründer der Stiftung für invalide Militärmusiker eine Morgenmusik gebracht; die Stabshautboisten beglückwünschten ihn ›in corpore‹, und die Dirigenten der Militärchöre überreichten ihm, in sinniger Anspielung auf seine Preismarsch-Ausschreibungen, das Prachtexemplar eines von H. Saro componirten Marsches, zu dem sämtliche Dirigenten die Themata gegeben; ebenso der Stabshautboist Rog einen von ihm zu Ehren des Jubilars componirten Gustav-Marsch. Der Commandant des Invalidenhauses, General-Lieutenant v. Maliszewsky, überreichte dem Jubilar mit seinem Glückwunsche ein Schreiben Sr. K. Hoheit des Kronprinzen, und unter den Notabilitäten aus der Kunstwelt, welche ihn persönlich beglückwünschten, befand sich auch der General-Intendant Kammerherr v. Hülsen. Im Namen der Berliner Künstler, welche seit 25 Jahren mit ihm in Verbindung standen, überreichte der Königl. Capellmeister Dorn dem Jubilar eine geschmackvoll ausgeführte Gratulations-Adresse; ausserdem liefen zahlreiche Zuschriften und festliche Andenken von berühmten Componisten und Virtuosen ein, darunter von Meyerbeer, Taubert, Hans v. Bülow, Wieprecht, Fr. Köster, dem Stern’schen Gesangverein etc.“

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20] Apotheker und Friseur … Die Generalprobe … Genée: Aufgeführt wurden Apothicaire et Perruquier, Opérette bouffe en 1 acte von Offenbach (Text: Élie Frébault), UA 17. X. 1861, Théâtre des Bouffes-Parisiens, Paris, hier in der deutschen Bearbeitung von „G. Ernst“ (Pseudonym von Ferdinand Gumbert), erstaufgeführt am 6. III. 1862, Carl-Theater, Wien, sowie Die Generalprobe, komische Oper in 1 Akt von Franz Friedrich Richard Genée (*7. II. 1823 Danzig, † 15. VI. 1895 Baden bei Wien), Text vom Komponisten, UA 1862 Schwerin (Berliner Erstaufführung am 22. I. 1863). 26] 25. Offenbach: Offenbach befand sich auf der Durchreise von Paris nach Wien (dort war erstmals am 20. XI. 1862 im Theater am Franz-Josefs-Kai seine Opéra comique Bavard et Bavarde in der deutschen Bearbeitung von Carl Treumann unter dem Titel Die Schwätzerin von Saragossa aufgeführt worden und hatte seitdem großen Erfolg). In Berlin dirigierte er am 29. I. die 194. Aufführung seines Orphée aux enfers (in der deutschen Version unter dem Titel Orpheus in der Hölle) am FriedrichWilhelmstädtischen Theater; s. in diesem Zusammenhang auch Tgb. 28. und 29. I. 1863.

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4] 29. Domkonzert: Aufgeführt vom Chor wurden Marianische Antiphonie (vierstimmig) von Palestrina, Ave verum (dreistimmig) von Padre Martini, Salve Regina (vierstimmig) von Giuseppe Antonio Bernabei, eine sechsstimmige Motette von Heinrich Schütz, Bachs Motette „Fürchte dich nicht“ sowie Nicolais 31. Psalm. 6] 30. Haydns Jahreszeiten: Haydns Oratorium Die Jahreszeiten, Hob. XXI:3, Text: Gottfried van Swieten nach James Thomsons The Seasons, Gottfried August Bürger (Spinnerlied) und Christian Felix Weisse („Ein Mädchen, das auf Ehre hielt“), UA (öffentlich) 29. V. 1801, Wien (Erstaufführung an der Berliner Singakademie am 2. oder 4. XII. 1830). 16] 31. Galakonzert: Wie aus Hans von Bülows Brief an Joachim Raff vom 6. II. 1863 hervorgeht, wurden im Rahmen dieses Konzerts außer Meyerbeers Londoner Ouvertüre ein Chor aus Gounods La Reine de Saba, ein Duett für zwei Soprane aus Wagners Rienzi sowie die Ouvertüre aus Glucks Iphigénie en Aulide aufgeführt (in: Hans von Bülow. Briefe. III. Band. 1855–1864 [=Briefe und Schriften, hrsg. v. Marie von Bülow, IV. Bd.], Leipzig: Breitkopf & Härtel 1898, S. 510). Meyerbeer an Louis Brandus vom 31. I. 1863 Zur Datierung: Der Brief ist dem Schrifttyp und dem Couvert nach zu urteilen in Meyerbeers letzten Lebensjahren zu einer Zeit verfaßt worden, als Brandus und seine Gattin in Berlin waren und im Hotel Angleterre wohnten. Das war nachweislich vom 10. X. 1862 bis zum 29. II. 1863 der Fall. Darüber hinaus muß Meyerbeer an diesem Tag im weißen Saal des Berliner Schlosses ein Hofkonzert mit Orchester geprobt haben, an dem – ausnahmsweise – Königin Augusta zugegen war. Diese Konstellation ergibt sich allein und ausschließlich für den 31. I. 1863 (s. Tgb.). Tgb. Februar 1863

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4] 1. Lithographie ihres Portraits: Es läßt sich nicht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit feststellen, um welches Porträt es sich handelt. Aus der Zeit Königin Augustas als Königin (1861–1871) sind zwei Lithographien bekannt: die 1861 publizierte von W. Jancke („del. et lith.“; ganze Figur im Hermelinmantel) und eine Lithographie „Auguste Königin von Preußen“ („Brustbild“), die mit der Signatur „Carl Mayer Nbg“ im Gothaischen genealogischen Taschenbuch nebst diplomatisch-statistischem Jahrbuch, Bd. 99: 1862, erschien. Da in Meyerbeers Tgb. explizit von einem Porträt die Rede ist, handelt es sich bei dem zugestellten Bildnis höchstwahrscheinlich um diese Lithographie (s. Abbildung S. 440).

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Meyerbeer an Emil Ernst Illaire vom 2. II. 1863 Zum Adressaten: Die in der Anrede erwähnte Position hatte nach wie vor Illaire inne. 12] Frau Dr Behr: s. in diesem Zusammenhang auch Meyerbeer an Priscilla Anne Fane Countess of Westmorland vom 8. IV. 1863. Tgb. Februar 1863

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2] 4. Indianischen Marsch: s. Kommentar zu Tgb. 15. XI. 1862. 7] 5. Gräfin Saldern-A[h]li[m]b … ihren Sohn: Gräfin Ahlimb-Saldern hatte sechs Söhne (s. Kommentar zu Tgb. 1. III. 1861, Bezugstelle: Gräfin Ahlimb-Saldern): Hermann Gustav Albrecht (*11. IV. 1828), Hugo Wilhelm August (*19. III. 1829 Berlin, † nach 1895), Maximilian Alexander Andreas (*6. VII. 1838), Karl Heinrich Adolf Otto Eduard (*7. X. 1841), Otto Julius Aschwin (*3. IX. 1843, † 1918) und Heinrich Burchhard Ferdinand (*12. III. 1845). Sämtliche Söhne waren im preußischen Militärdienst. Laut Tgb. 16. II. 1863 sollte der Brautwerber Major sein. Dies war indes bei keinem der Söhne der Fall. Der Ranghöchste war Hugo, in dieser Zeit Kgl. preuß. Premier-Leutnant im Garde Kürassier Regiment. Er durchlief eine militärische Karriere bis zum Oberst (1876 nahm er seinen Abschied). Nachdem sein älterer Bruder Hermann auf das Majoratsrecht verzichtet hatte, trat Hugo auch die Erbfolge als Graf von Ahlimb-Saldern an. Er heiratete 1867 (Hermann wurde Referendar; Maximilian durchlief eine militärische Laufbahn bis zum Major und heiratete erst 1884; der 1843 geborene Otto, in dieser Zeit Seconde-Leutnant in der Garde-Artillerie-Brigade, wurde später ebenfalls Major). Welcher der Söhne um Cornelies Hand geworben hatte, läßt sich mithin nicht sicher ermitteln. Man kann nur vermuten, daß es der militärisch Ranghöchste und damalige Aspirant auf die Erbfolge war, mithin Hugo Graf von Saldern-Ahlimb (der Besitz war hochverschuldet). 11] 6. Komponisten Thieriot: Ferdinand Heinrich Thieriot (*7. IV. 1838 Hamburg, † 8. VIII. 1819 Hamburg-Uhlenhorst), ein Schüler von Eduard Marxen in Altona, wirkte in dieser Zeit als Musiklehrer in Hamburg. Bald darauf wechselte er in gleicher Position nach Ansbach und Leipzig (1867), Glogau (1868 bis 1870), schließlich als Musikdirektor des steirischen Musikvereins nach Graz (1870 bis 1885). Thieriot stand dem Kreis um Johannes Brahms nahe. In welcher Angelegenheit er Meyerbeer besuchte, konnte nicht ermittelt werden. Meyerbeer an Otto Friedrich Gruppe vom 7. II. 1863 Zur Datierung: Tag und Monat s. Brief; Jahr: Der Brief bezieht sich dem Inhalt nach auf eine der wöchentlichen Sitzungen des Senats der Akademie der Künste, die in der Regel samstags um 12 Uhr stattfanden und an denen Meyerbeer regelmäßig teilnahm, wenn er sich in Berlin aufhielt. Der großen Schrift nach zu urteilen, stammt das Schreiben aus Meyerbeers letzten Lebensjahren. Gleicht man Meyerbeers Lebensdokumente mit den Protokollen der Akademie der Künste ab, so kommt als einziges Jahr, in dem zudem der 7. II. auf einen Samstag fiel, 1863 in Frage. Meyerbeer nahm in dieser Zeit ausgesprochen regelmäßig an den Sitzungen teil, mit Ausnahme vom 7. II. In dieser Zeit mußte er – wie im Brief angegeben – krankheitshalber tatsächlich das Bett hüten (s. Tgb. 1. bis 7. II.). Zum Adressaten: Der Philosoph und Altphilologe Otto Friedrich Gruppe (1804–1876; VII 616), seit 1842 Angestellter im preußischen Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten sowie Lehrbeauftragter an der Berliner Universität mit dem Titel Professor, war seit 1862 Sekretär der Akademie der Künste.

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Tgb. Februar 1863

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4] 11. Wohnung vor dem Tor: Meyerbeer und seine Familie blieben im Haus Berliner Platz 6 a wohnen. Das unerfreuliche Gespräch zeitigte, wie aus zahlreichen kryptischen Einträgen vor allem im Tk. dieses Jahres hervorgeht, jedoch den Bezug einer weiteren Wohnung im benachbarten Haus Pariser Platz 6 und damit verbundene Umbaubzw. Renovierungsmaßnahmen. Diese Umbaumaßnahmen beschäftigten die Familie bis zu ihrer Abreise in die Bäder am 16. IV. (s. Tk.) bzw. 4. VI. (s. Tgb.). Meyerbeer war mit den Vorbereitungen zum Umzug seit dem 22. V. (s. Tgb.) befaßt. – Minna war mit dieser Lösung offenbar nicht zufrieden. Den folgenden Winter verbrachte sie entgegen ihrer Gewohnheit nicht in Berlin, sondern mit ihren beiden jüngeren Töchtern in Wiesbaden. Wie aus einem Brief eines der Vermögensverwalter der Familie, Bennewitz, vom 22. XII. 1863 hervorgeht, ließ Minna den Plan eines Hauskaufs oder Hausbaus nicht fallen: „Das Schwierigste bei Ihrem Projecte, Sich selbst ein Haus zu bauen, dürfte aber unter vielen Umständen sein, hier eine günstige Baustelle, die allen Ihren Wünschen entspräche, zu finden. Denn ich setze voraus, daß Sie hier bauen wollen.“ (vgl O. F. Bennewitz an Minna Meyerbeer vom 22. XII. 1863 [Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, W/31]). Am 9. II. 1864 teilt Bennewitz Minna mit, daß er auf ihren Wunsch zwei Häuser besichtigt habe, die in der Victoriastr. zum Verkauf angeboten würden, darunter das von dem Arzt Meyer (s. Tk. und Kommentar zu Tk. Juni 1862 [Undatierte Nachsatzblätter]). Beide Immobilien hielt Bennewitz nicht für geeignet, da zu viele Mietparteien darin wohnten. Aus diesem Brief geht auch hervor, daß Minna eine Wohnung mit ca. 20 Zimmern wünschte und Meyerbeer die im Juni 1863 bezogene Wohnung in Sommers Haus Pariser Platz 6 für mehrere Jahre gemietet hatte (s. O. F. Bennewitz an Minna Meyerbeer vom 9. II. 1864 [Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, W/30]). – Zwei Jahre nach Meyerbeers Tod, am 1. X. 1866, wechselte Minna in das von ihr zuvor erworbene Haus Bellevuestr. 5, in dem sie fortan, sofern sie in Berlin war, mit ihrer Tochter Cornelie und ihrem Schwiegersohn Gustav Richter lebte. 16] 13. Konzert von Radecke: Es handelte sich um das 2. von insgesamt drei Abonnementskonzerten, die Radecke in dieser Saison gab. Aufgeführt wurden eine Konzertouvertüre von Eduard Wendt (weitere Angaben nicht zu ermitteln; vgl. Bärbel Pelker, Die deutsche Konzertouvertüre (1825–1865). Werkkatalog und Rezeptionsdokumente, 2 Teile, Frankfurt/Main: Lang 1993, Teil 2, S. 854), ein Frauenchor von Cherubini, Beethovens Klavierkonzert Nr. 5 in Es-Dur op. 73 (1809) sowie Mendelssohns Symphonie-Kantate Lobgesang op. 52 (1839/40). Alexis comte de Pillet-Will an Meyerbeer vom 14. II. 1863 Poststempel: a) Paris 4e 15. II. 63, b) Aus Frankreich per Aachen 16. II., c) 17. II. 29] une notice: Die Ausschreibung der Anleihe der „Société italienne de chemins de fer Méridionaux“ war dem Brief beigefügt und ist mit diesem unter derselben Signatur überliefert. Tgb. Februar 1863

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18] 16. Kroll: Der Violinvirtuose und Komponist Camillo Sivori (1815–1894; V 996) war vom preußischen Hof nach Berlin eingeladen worden, um an mehreren Hofkonzerten mitzuwirken (s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 19. II. und 5. III. sowie Tgb. 20 und 22. III.). Wie es in der Berliner Musik-Zeitung Echo vom 15. II. 1863 (13. Jg., Nr. 7, S. 53) heißt, gab Sivori im Kroll’schen Etablissement und im Konzertsaal des Schauspielhauses darüber hinaus eine Reihe öffentlicher Konzerte (insgesamt 12), damit auch das breite Publikum Gelegenheit hatte, den Virtuosen zu hören. An diesem Tag spielte Sivori zwei eigene Fantasien über Trovatore und Norma, Paganinis Moses-

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Fantasie op.24 (Sonata a preghiera, M. S. 23) und Il Carnevale di Venezia op. 10 (M. S. 59), eines der Violinkonzerte Paganinis sowie La Mélancolie von François Prume. 19] Tenoristen Wachtel: Wachtel sang den Fernand als Gast. Weitere seiner Rollen im Rahmen seines Gastspiels waren am 20. II. Manrico im Trovatore sowie am 24. Raoul und am 28. Jean (s. hierzu Tgb. 24. und 28. II.). 30] 19. Hofkonzert: Über das Programm dieses Konzerts sowie auch über die zahlreichen weiteren Hofkonzerte, an denen Sivori und Artôt mitwirkten, wurde in der Presse nichts bekannt. In der Berliner Musikzeitung Echo vom 22. II. 1863 (13. Jg., Nr. 8, S. 60) heißt es lediglich: „Camillo Sivori, dem Lieblingsschüler Paganini’s wurden im Hofconcerte am 18. [sic!] d. alle Ehren zu Theil: das hohe Königspaar ertheilte ihm das schmeichelhafteste Lob über seine Leistungen und Meyerbeer accompagnierte sein Geigenspiel.“

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19] 28. Liedes vom blinden Hessen: zur Ausgabe s. Kommentar zu Tk. 22. X. 1862. Tgb. März 1863 26] 2. Duett: Gemeint ist das Duett Inès/Sélika „Avant que ma vengeance“ (Nr. 20 in der gedruckten Partitur), an dem Meyerbeer im Verlauf dieses Monats kontinuierlich arbeitete. Ob Meyerbeer die Version von 1843 benutzte, läßt sich nicht feststellen. Die Texte stimmen mit Ausnahme des Rezitativs „Eh bien, venge-toi“ sowie des Vierzeilers „Dieu qui vois mes peines“, die in dem alten Libretto fehlen, überein. 29] Hofkonzert: Das Konzert fand am 5. III. statt (s. Tgb.).

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5] 4. beiden Fürsten Radziwill: Wilhelm Fürst Radziwill und Boguslav Friedrich Wilhelm Fürst Radziwill (*3. I. 1809 Königsberg, † 2. I. 1873 Berlin), in dieser Zeit aus dem Militärdienst im Range eines Majors ausgeschieden, Mitglied des Herrenhauses. 8] 5. Hofkonzert: Wie aus Hans von Bülows Brief an Eduard Lassen vom 5. III. 1863 hervorgeht, wirkten bei diesem Konzert außer dem im Tgb. 4. III. erwähnten Sivori noch Bülow und Artôt mit. Bülow spielte Les patineurs (in: Hans von Bülow. Briefe. III. Band. 1855–1864 [=Briefe und Schriften, hrsg. v. Marie von Bülow, IV. Bd.], Leipzig: Breitkopf & Härtel 1898, S. 519). 15] 9. Hofkonzert: Das Konzert fand am 12. III. statt (s. Tgb.). 15] Karoly: Aloys Graf Károly von Nagy-Károly (*8. VIII. 1825 Wien, † 26. XII. 1889 Tót-Megyer), seit 8. I. 1860 österreichischer außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister in Berlin (bis 1871), später (1878) in London. Meyerbeer an Franz Espagne vom 16. III. 1863 Zum Adressaten: Espagne hatte die im Brief angesprochene Position des Kustos der Musikabteilung der Königlichen Bibliothek inne; s. in diesem Zusammenhang auch Meyerbeer an Franz Espagne vom 23. III. 1863.

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6] I cieli narrano: Marcellos 18. Psalm war erstmals in der Sammlung Estro PoeticoArmonico. Parafrasi sopra i primi cinquanta Salmi (Venedig 1724/1726) erschienen. Tgb. März 1863 20] 17. dans ta peine cruelle: Wann Meyerbeer Sélikas Arioso (Nr. 6bis in der gedruckten Partitur) erstmals vertont hat, geht aus den Lebensdokumenten nicht hervor. 25] Hofkonzert: Es fand am 19. III. statt (s. Tgb.).

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Alexis comte de Pillet-Will an Meyerbeer vom 18. III. 1863 Poststempel: a) Paris 18. III. 63, b) 20. III. Tgb. März 1863

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22] 19. Hofkonzert: Welche Werke außer Marcellos Psalm (s. Kommentar zu Meyerbeer an Franz Espagne vom 16. III. 1863) erklangen, konnte nicht ermittelt werden. Meyerbeer an Friedrich Eggers von vor dem 27. III. 1863 Zum Adressaten: Hartwig Karl Friedrich Eggers (*27. XI. 1819 Rostock, † 11. VIII. 1872 Berlin), zunächst als Redakteur in Schwerin und Berlin (von 1850 bis 1858 als Redakteur des Allgemeinen Organs für Kunst und Kunstgeschichte) tätig, wirkte seit Oktober 1862 in Berlin als Lehrer für Kunstgeschichte an der Akademie der Künste (später mit dem Titel eines Professors). Tgb. März 1863

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13] 27. Professor Stobbe: Otto Stobbe. 30] 31. Rezitativ: „Ne m’abuse-je pas?“ (Nr. 19bis in der gedruckten Partitur). Tk. April 1863

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3] [Undatierte Vor- oder Nachsatzblätter:] Die nachfolgenden Blätter sind als Faszikel im Tk. des 2. Quartals des Jahres 1858 überliefert, lassen sich aufgrund zahlreicher Eintragungen (Jubiläen von Bock und Birch-Pfeiffer, Umbaumaßnahmen in Meyerbeers Berliner Wohnung etc.) jedoch eindeutig als undatierte Blätter dem Tk. des 2. Quartals des Jahres 1863 zuordnen, wobei nicht entschieden werden kann, ob es sich um Vorsatz- oder Nachsatzblätter handelt. 3] Ändrungen: Sämtliche der nachfolgenden Einträge beziehen sich auf Duesbergs Übersetzung der Texte Birch-Pfeiffers für Meyerbeers neue Oper „Vasco de Gama“ (uraufgeführt unter dem Titel L’Africaine). Meyerbeer war während des Monats April mit der Unterlegung des neuen Texts unter seine Kompositionen beschäftigt (s. die zahlreichen Tgb.-Einträge). 9] Korffs Geburtstag: Meyerbeers Schwiegersohn hatte am 31. V. Geburtstag. Meyerbeer stattete ihm einen Besuch ab (s. Tgb. 31. V.). 9] Jubilaeum 15ter Juny: Das 25jährige Firmenjubiläum des Berliner Musikalienverlages war am 27. I. 1863 (s. Kommentar zu Tgb. 22. I. 1863), von daher ist der kryptische Eintrag nicht zu deuten. 9] 13ter Juny Birch Pfeiffer: Es handelt sich um einen Hinweis auf das 50jährige Bühnenjubiläum Birch-Pfeiffers (s. die zahlreichen Einträge in diesem Zusammenhang insbesondere auch für Burguis, der das Geschenk besorgen sollte [beschrieben im Kommentar zu Tk. 16. V.] sowie Meyerbeer an Charlotte Birch-Pfeiffer vom 11. VI. 1863). 11] Vermeulen: der Rotterdamer Gymnasiallehrer Adrianus Catharinus Gerardus Vermeulen (1798–1872; V 922), Generalsekretär der Niederländischen Gesellschaft zur Förderung der Tonkunst, deren Ehrenmitglied Meyerbeer seit August 1851 war; zum Vorgang s. Tk. 18. und 19. V. sowie Meyerbeer an Adrianus Catharinus Vermeulen vom 27. V. 1863. 12] Kutscher Wilhelm: Wilhelm Beckmeyer (Lebensdaten nicht ermittelt); s. Tk. 17. V. 1863. – Der Eintrag bezieht sich auf Meyerbeers Umzug in seine neue Wohnung Pariser Platz 6 (die Familie bewohnte weiterhin die Wohnung im Haus Pariser Platz 6 a).

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13] Lüdike: Bei diesem Eintrag handelt es sich um eine Notiz im Blick auf Untervermietung einer Immobilie Meyerbeers. 15] Wagen: Gustav Friedrich Waagen. 16] Orchesterarrangement … Fackeltänze: zur Publikation s. Meyerbeer an Gemmy Brandus vom 8. V. 1863. 19] Böck … Ritter pour le merite: Meyerbeer, Mitglied des Ordens Pour le mérite (Friedensklasse) seit seiner Gründung im Jahre 1842, suchte bei dem mit ihm gut bekannten Berliner Altertumsforscher Böckh, ebenfalls Mitglied des Ordens seit seiner Gründung sowie seit 3. XII. 1862 dessen Vizekanzler, Rat in der Frage der in dieser Zeit anstehenden Neuwahl eines auswärtigen Ordensmitglieds. Er besuchte Böckh am 24. IV. (s. Tk.), und zwar als Reaktion auf die in der Sitzung der Akademie der Künste vom 18. IV. bekannt gegebene Neuwahl, die am 2. V. stattfand (zum Vorgang s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 18. IV. 1863). 20] Ohrendoktor: s. Tk. 20. und 23. V. 1863. Wie aus dem Adressenverzeichnis zum Tk. April 1863 bzw. aus dem Tgb.-Eintrag vom 21. V. hervorgeht, besuchte Meyerbeer in Berlin den Ohrenarzt Dr. Julius Erhard (s. Kommentar zu Tgb. 21. V. 1863). Diese Konsultation verlief offenbar unbefriedigend, so daß sich Meyerbeer mit diesem Problem an seinen in Bamberg lebenden Arzt Schönlein wandte (s. Tk. 6. VI. 1863), der ihm eine Würzburger Kapazität empfahl (s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 9. VI. 1863). 22] Wichmann: Um welche Musik bzw. Bücher für den Komponisten Hermann Wichmann es sich handelt, läßt sich anhand der Lebensdokumente nicht ermitteln. Ein in diesem Zusammenhang vermerkter Brief (s. Tk. 29. V. 1863) ist nicht überliefert. 23] Canzler: Kanzler des Ordens Pour le mérite war seit dem 8. XII. 1862 Peter von Cornelius. Meyerbeer schrieb den nicht überlieferten Brief wahrscheinlich Anfang Mai (s. Tk. 7. V. 1863). 24] Paß besorgen: Dieser Paß, datiert Berlin, 27. V. 1863, ist überliefert (Slg. Sieghart und Sabine Döhring; s. Abbildung S. 469): „Wir Wilhelm [/] von Gottes Gnaden König von Preussen etc. [/] Ersuchen hiermit, unter dem Versprechen einer vollkommenen Erwiederung, alle Militair- und Civil-Behörden auswärtiger Staaten, Unsern sämmtlichen Militair- und Civil-Behörden aber befehlen Wir ausdrücklich, auf Vorzeigen dieses, [Beginn des handschriftlichen Eintrages:] den General=Musik=Direktor und Hof-Kapellmeister Giacomo Meÿerbeer, 65 Jahre alt, hier wohnhaft, mit seinem Diener August Sachse, 48 Jahre alt, zum Vergnügen von hier nach den deutschen Bundes=, den Kaiserlich Oesterreichischen Staaten, Frankreich, England, Holland, Belgien, Italien, der Schweiz und zurück [Ende des handschriftlichen Eintrages] frei und ungehindert reisen, auch nöthigenfalls ih[handschriftlich:]m [Ende des handschriftlichen Eintrages] Schutz und Beistand angedeihen zu lassen.“ 27] Sommer: A. Sommer (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt), Stadtrat, Besitzer der Immobilie Pariser Platz 6, in der Meyerbeer im Juni 1863 (s. u. a. Tgb. 22. V. 1863) eine neue Wohnung nahm und längerfristig mietete (wie aus dem Allgemeinen Wohnungsanzeiger nebst Adreß-Geschäftshandbuch […] für Berlin auf das Jahr 1865 hervorgeht, bezog die Familie diese Wohnung zusätzlich zu derjenigen im Haus Pariser Platz 6 a). Sommer gehörte bis 1862 auch die Immobilie Pariser Platz 6a (vgl. Allgemeinen Wohnungsanzeiger nebst Adreß-Geschäftshandbuch […] für Berlin auf das Jahr 1862, S. 125), der Besitzerwechsel muß im Verlauf 1862/63 stattgefunden haben, denn im Allgemeinen Wohnungsanzeiger nebst Adreß-Geschäftshandbuch […] für Berlin auf das Jahr 1863 (S. 134) ist der Rentier E. Jacoby (s. Kommentar zu Tk. April 1863 [Undatierte Vor- oder Nachsatzblätter]) als neuer Eigentümer des Hauses eingetragen. Der Eintrag bezieht sich – wie zahlreiche weitere Notizen im Tk. dieses Quartals – auf die dafür erforderlichen Umbau- und Einrichtungsmaßnahmen.

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30] Wasch und Badeanstalt: Diese Notiz Meyerbeers für seinen Vermögensverwalter Gravenstein bezieht sich auf eine Anleihe, in die er am 9. V. 1853 3000 Taler investiert hatte (s. Tgb. 9. V. 1853; VI 87) und deren Laufzeit offensichtlich zehn Jahre betrug. 31] Wieprecht indianischer Marsch: zum Kontext dieses die Africaine betreffenden Eintrags s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 23. IV. 1863. 33] Anna Eberty bezahlen: s. Meyerbeer an Anna Eberty vom 3. VI. 1863. 34] Cavatine Bertha Prophet: zum Kontext s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 28. IV. 1863. 35] Baumeister: Dieser Eintrag sowie zahlreiche weitere Notizen im Tk. dieses Quartals beziehen sich auf Umbau- und Renovierungsmaßnahmen in Meyerbeers Berliner Wohnung (Pariser Platz 6). Besitzer der Immobilie war der Baumeister Sommer. 36] Rieß: der Berliner Bankier Wilhelm Rieß, einer der drei Testamentsvollstrecker Meyerbeers und Vormund seiner Kinder (s. §§ 16 und 17 des Testaments, vollständig wiedergegeben im Kommentar zu Tgb. 30. V. 1863). 36] Kommer: Der Berliner Kaufmann August Leopold Kommer (Lebensdaten nicht ermittelt), Inhaber der Fa. A. L. Kommer & Co (Firmensitz: Klosterstr. 73) wollte, wie aus dem ersten Eintrag im Adressenverzeichnis der undatierten Vorsatzblätter des Tk. April 1863 hervorgeht, sein Haus Seegerhof 7 verkaufen, wo er in dieser Zeit privat wohnte. Da Meyerbeers Familie in dieser Zeit an einem Hauskauf interessiert war (s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 11. II. sowie Kommentar zu Tk. April 1863 [Undatierte Vor- oder Nachsatzblätter], Bezugstelle: Sommer), bezieht sich der Eintrag wahrscheinlich hierauf. 37] Mich potographiren lassen: Aufgrund des Eintrags „Photographie Haase“ im Tk. 20. V. 1863 bezieht sich dieser Eintrag wahrscheinlich auf die Aufnahme dieses bekannten Photoporträts von Meyerbeer (s. Abbildung S. 467). 38] Dr Bacher’s Unterstützung: s. Meyerbeer an Eduard von Bauernfeld vom 12. V. 1863.

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2] Baumeister: Julius Hennicke (s. Kommentar zu Tk. April 1863 [Undatierte Voroder Nachsatzblätter] sowie die ihn betreffenden Einträge bezüglich der Umbau- und Einrichtungsmaßnahmen für Meyerbeers neue Wohnung). 5] Jacoby: Der Rentier E. Jacoby (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt) hatte 1863 von Stadtrat Sommer die Immobilie Berliner Platz 6 a gekauft, in der Meyerbeer und seine Familie seit vielen Jahren wohnten. Wie aus dem Allgemeinen Wohnungsanzeiger nebst Adreß-Geschäftshandbuch […] für Berlin auf das Jahr 1865 hervorgeht, hatte die Familie bis dahin noch diese Wohnung sowie die neue im Haus Pariser Platz 6 gemietet. Erstmals im Allgemeinen Wohnungsanzeiger nebst Adreß-Geschäftshandbuch […] für Berlin auf das Jahr 1866 wird Minna Meyerbeer als Bewohnerin des Hauses Pariser Platz 6 a nicht mehr genannt. 5] Putbus: Fürst Wilhelm Malte zu Putbus (*16. IV. 1833 Lissa/Schlesien, † 18. IV. 1907 Pegli/bei Genua). Putbus, ein Sohn des Grafen Friedrich von Wylich und Lottum, war als Neffe des 1854 kinderlos verstorbenen (ersten) Fürsten Wilhelm Malte zu Putbus dessen Erbe. Er war Mieter einer Wohnung im Haus Pariser Platz 6, in dem Meyerbeer in dieser Zeit seine neue Wohnung bezog (s. Meyerbeer an Julius Hennicke vom 12. V. 1863). 7] Lüdike: Die nachfolgenden Einträge beziehen sich auf die Ab- bzw. Neufassung des Testaments, mit dem sich Meyerbeer während des gesamten Monats Mai beschäftigte (s. die zahlreichen Einträge im Tk. bzw. Tgb. dieses Monats; der vollständige Wortlaut ist wiedergegeben im Kommentar zu Tgb. 30. V. 1863).

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16] Feige’s Copie: Der Kopist Feige (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt) schrieb Meyerbeers Textbuch zu „Vasco de Gama“ (=Africaine) mit den Veränderungen der von Duesberg ins Französische übertragenen Texte Birch-Pfeiffers neu ab (s. Tk. 5. und 25. V. sowie Tgb. 6. V. 1863). Diese Abschrift bildete fortan Meyerbeers Arbeitslibretto. Es gilt als verschollen (s. John Howell Roberts, The Genesis of Meyerbeer’s „L’Africaine“, Ph. Diss. University of California, Berkeley 1977, S. 179). 18] alten Bedienten Fritz: Fritz Seiffert (auch Seyffert; Lebensdaten nicht ermittelt), ehemaliger Bedienter Amalie Beers. Meyerbeer bedachte ihn in seinem Testament (s. 2. Kodizill, vollständig wiedergegeben im Kommentar zu Tgb. 1. VI. 1863). 22] Siemunds Haus: Es handelt sich um einen Neubau des Berliner Kaufmanns Siemundt (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt) in der Bellevuestr. 9, der zum Verkauf angeboten wurde (zu Minna Meyerbeers diesbezüglichen Plänen s. Kommentar zu Tgb. 11. II. 1863). 24] Besorgung Birch Pfeiffer: s. Kommentar zu Tk. 16. V. 1863. 28] Emanuel die Mille Scudi: Korff forderte von seinem Schwiegervater 1000 Taler (s. Schluß der undatierten Vor- oder Nachsatzblätter dieses Tk.). 32] Ritter: Vornamen und Lebensdaten des mutmaßlichen Handwerkers nicht ermittelt. 35] Gratulationsbrief: s. Tgb. 10. VI. 1863 und Meyerbeer an Charlotte Birch-Pfeiffer vom 11. VI. 1863. 38] silberne Dintenfaß: s. Kommentar zu Tk. 16. V. 1863 sowie Meyerbeer an Charlotte Birch-Pfeiffer vom 11. VI. 1863.

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39] Taleyrand: Vermerkt ist der Abschiedsbesuch an den Berliner französischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister Charles Angélique baron de Talleyrand-Périgord (*28. XI. 1821, † 1896), nach Stationen unter anderem in Lissabon, Madrid, Sankt Petersburg und 1861 in Brüssel seit dem 17. X. 1862 in Berlin (1864 Wechsel in gleicher Position nach Sankt Petersburg). 1] Französisches Exemplar … Thomas a Kempten … Lied: De imitatione Christi (1427) von Thomas à Kempis (1379 oder 1380–1471; VII 744) in der Versübersetzung und Paraphrasierung (1656) von Pierre Corneille. Meyerbeer hatte einen Text daraus für seinen 1859 komponierten Cantique entnommen (s. Kommentar zu Tgb. 8. II. 1860, Bezugstelle: meinen Cantique); zum Kontext s. Tgb. 7. und 11. sowie Meyerbeer an Louis Brandus vom 12. und 23. VI. 1863. Zu weiteren Veränderungen dieser Komposition s. Meyerbeer an Émile Deschamps vom 16. IV. 1864. 5] Dr Spiekermann: Besitzer der benachbarten Begräbnisstätte war der Berliner Arzt und Chirurg Dr. Ferdinand Spiekermann (*29. XI. 1812 Stargard, † 26. IV. 1880 Berlin). Er hatte 1844 die Tochter Agnes des Gutsbesitzers Wilhelm Gotthold Büttner geheiratet und den Gutshof Schönhauser Straße 4 mit den dazugehörigen Ländereien nach Büttners Tod im Jahre 1848 geerbt. 6] Zettel für das Begräbniß: s. Tk. 25. und 31. sowie Kommentar zu Tk. 31. V. 1863 (dort vollständige Wiedergabe von Meyerbeers Verfügungen); s. auch Tgb. 27. V. 1863. 8] Schweinitz: Oskar von Schweinitz (*1819 Klein Krichen bei Lüben/Niederschlesien, † 1895), seit 1856 Geheimer Oberregierungsrat im Ministerium des Königlichen Hauses (Vortragender Rat), oder sein jüngerer Bruder Hans Lothar von Schweinitz (*30. XII. 1822 Klein Krichen bei Lüben/Niederschlesien, † 23. VI. 1901 Kassel), seit 1857 Adjutant des Kronprinzen Friedrich Wilhelm (nach vorübergehender Tätigkeit als Militärattaché in Wien war er im April 1863 an den kronprinzlichen Hof zurückgekehrt). Denkbar ist auch, daß sich der Berliner Bildhauer Rudolf Schweinitz (*15. I. 1839 Charlottenburg, † 7. I. 1896 Berlin) an Meyerbeer gewandt hat, etwa in Angelegenheit der Michael Beer’schen Stiftung.

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8] Tochter von Moriz Schlesinger: Marie von Leins geborene Schlesinger (*1836, † 1907), Tochter des Musikverlegers Maurice Adolphe Schlesinger (1798–1871; II 579, V 750). Meyerbeer hatte seinen früheren Pariser Verleger (Nachfolger waren zunächst die Brüder Brandus, in dieser Zeit Gemmy Brandus und Dufour) zuletzt im Juli 1854 besucht (s. Tgb. 13. VII. 1854; VI 350).Wie aus einem unveröffentlichten, in Privatbesitz befindlichem Brief Meyerbeers an Maurice Adolphe Schlesinger vom 11. III. 1854 hervorgeht, hatte Meyerbeer Vater und Tochter Schlesinger zur 7. Aufführung von L’Étoile du nord in seine Loge eingeladen. – Marie Schlesinger war seit 1856 mit dem renommierten Stuttgarter Architekten Christian Friedrich von Leins verheiratet. 9] Portugiesische Gesandte: Staatsrat Luis Victorio de Noronha (Lebensdaten nicht ermittelt), außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister (akkreditiert am 12. VIII. 1862; zugleich akkreditiert in Dresden und Coburg); zum Vorgang s. Tk. 7. V. 1863. 9] Grimm: Wie aus Tk. 18. VI. 1863 hervorgeht, ist August Theodor von Grimm (*1804, † 1878) gemeint, Kaiserl. Russischer Wirklicher Staatsrat, der seit 1860 als Rentier in der Leipziger Str. 8 lebte. Grimm war über viele Jahre Erzieher von Zöglingen des russischen Hochadels in Sankt Petersburg gewesen (zuletzt der Kinder Zar Alexanders II.) und 1847 zum Staatsrat ernannt worden. Im Sommer dieses Jahrs hielt er sich wie Meyerbeer zur Kur in Bad Schwalbach auf (s. Adolf Genth, Der Kurort Schwalbach, Wiesbaden, Schwalbach 1864, S. 148). 1872 verlegte er seinen Wohnsitz nach Wiesbaden. 10] Borstel: Möglicherweise ist J. Borstell gemeint (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt), Witwe eines Regierungsrats, die in Meyerbeers Nachbarschaft, im Haus Pariser Platz 7, wohnte. 10] Polly: Es handelt sich um Frances Freifrau von Bunsen geborene Waddington (*4. III. 1791 Denston Park, Berkshire, † 25. III. 1876 Karlsruhe), Witwe Christian Karl Josias Freiherr von Bunsens. Baronin Bunsen lebte in dieser Zeit in Karlsruhe und kümmerte sich um die verwaisten Kinder ihrer Tochter Theodora. In Berlin hielt sie sich in dieser Zeit nur besuchsweise auf (s. Freifrau von Bunsen. Ein Lebensbild, aus ihren Briefen zusammengestellt von Augustus J. C. Hare, deutsche Ausgabe von Hans Tharau, Gotha: Perthes 1881, 2 Bde., Bd. 2, S. 234). Lady Russell kannte sie spätestens seit 1847 (s. ebd., S. 86), als ihr Gatte preußischer Gesandter in England war. Offensichtlich begleitete sie Lady Russell bei ihrem Besuch. 10] Lady Russel: Frances (Fanny) Anne Maria Lady Russell geborene Elliot (*15. XI. 1815 Minto House, Roxburgshire, † 17. I. 1898 Pembroke Lodge/Richmond Park), Gattin John Lord Russells, in dieser Zeit (seit 1859) britischer Außenminister (1861 Erhebung in den Grafenstand). Meyerbeer war anläßlich seines Londonaufenthaltes 1855 von Lord Russell zu einem Diner eingeladen worden (s. VI 571 und Kommentar VI 865). 15] Otto Nicolai: Auf welchen Brief des 1849 verstorbenen Komponisten angespielt wird, konnte nicht ermittelt werden. 15] Naudin: Der Tenor Emilio Naudin (*23. X. 1823 Parma, † 5. V. 1890 Bologna) hatte nach seiner Ausbildung in Parma und Mailand 1843 in Cremona debütiert, startete seine Karriere als Interpret vorwiegend von Partien Donizettis und Verdis zunächst in Italien (Mantua, Genua, Sinigaglia, Rom, Florenz, Palermo, Neapel, Mailand) und ging sodann ins Ausland: in der Spielzeit 1857 erstmals nach Madrid, 1858/59 nach London (zunächst Drury Lane; 1862 Her Majesty’s Theatre), 1862 ans Théâtre-Italien nach Paris, wo er über Jahre in zahlreichen Rollen sang, 1863 schließlich ans Covent Garden Theatre, wo er am 7. IV. als Masaniello in Aubers La Muette de Portici (in einer italienischen Version unter dem Titel Masaniello) mit großem Erfolg debütierte. In

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diesem Zusammenhang (s. Meyerbeer an Louis Brandus vom 14. V. 1863) war Meyerbeer auf ihn aufmerksam geworden, interessierte sich für ihn als potentiellen Interpreten des Vasco in seiner neuen Oper und beschloß, noch vor der geplanten Reise nach Paris über Baden-Baden zu fahren, um den Sänger während seines dortigen Gastspiels zu hören (s. Meyerbeer an Louis Brandus vom 3. und 18. VIII. 1863). Nach Meyerbeers Tod drängte seine Familie mit Erfolg darauf, Naudin als Interpreten des Vasco für die postume Uraufführung der Africaine am 28. IV. 1865 zu verpflichten (zu Einzelheiten s. Adolphe Crémieux an Minna Meyerbeer vom 8. VII. 1864, SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, W/17). 16] Chor a Capella aus Struensee: s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 17. IV. sowie zur Publikation, Brandus betreffend, Meyerbeer an Gemmy Brandus vom 8. V. 1863. 17] Me Marlow: In der Neuen Berliner Musikzeitung (17. Jg.: 1863, Nr. 22, S. 173) war am 27. V. die Notiz eingerückt worden, Marlow sei im Begriff, das Stuttgarter Hoftheater zu verlassen, und sei „zum Abschluss eines lebenslänglichen Engagements mit einer der ersten Bühnen Deutschlands bereits in Unterhandlungen getreten.“ – Offensichtlich zerschlugen sich diese Pläne, denn Marlow blieb in Stuttgart bis zu ihrer Pensionierung im Jahre 1881. 17] Ich will nach Paris kommen … Villaret: s. Meyerbeer an Louis Brandus vom 14. VII. sowie 3. und 18. VIII. 1863. Der Tenor Pierre François Villaret (*29. IV. 1830 Milhaud/Gard, † 1896) war in dieser Saison an die Opéra engagiert worden, wo er am 21. III. als Arnold in Rossinis Guillaume Tell debütiert hatte. Meyerbeer hörte den Sänger erstmals am 9. IX. 1863 (s. Tgb.) in Paris als Manrique in Verdis Trouvère, am 11. IX. als Arnold in Rossinis Guillaume Tell, seinen Paraderollen, und dann noch einige weitere Male (s. die entsprechenden Tgb.-Einträge), zudem am 21. und 25. IX. in den Vêpres Siciliennes (Villaret wird im Tgb. nicht erwähnt). Wie aus Tgb. 7. XII. 1863 und 16. I. 1864 hervorgeht, kam er zunächst in die enge Wahl. Einem undatierten Brief Adolphe Crémieux’ an Perrin, den Direktor der Opéra, ist zu entnehmen, daß Meyerbeer Villaret letztlich jedoch ablehnend gegenübergestanden haben soll (Archives nationales de France, Paris, AJ13 504). Nachdem die schwierigen und für die Opéra kostspieligen Verhandlungen mit Naudin erfolgreich abgeschlossen werden konnten, erhielt Naudin die Partie. Villaret war lediglich als Double vorgesehen (zu Einzelheiten s. Adolphe Crémieux an Minna Meyerbeer vom 8. VII. 1864, SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, W/17. Die Verhandlungen mit Naudin waren noch im Dezember 1864 nicht rechtskräftig; s. unter anderem Gemmy Brandus an Cornelie Meyerbeer vom 13. XII. 1864, SBB, PK, N. Mus. Nachl. 97, W/20. Sämtliche Verträge befinden sich in den Archives nationales de France, Paris, AJ13 504). 19] Freimaurer Loge: s. beide Briefe Meyerbeers an Louis Brandus vom 14. V. 1863. 19] Londner Medaille: s. George Grove an Meyerbeer vom 19. oder 20. V. 1862. 20] Biographie internationale: Gemeint ist wahrscheinlich die Biographie universelle des musiciens (s. Kommentar zu Tgb. 24. V. 1860, Bezugstelle: Fétis), deren sechster Band mit dem Artikel über Meyerbeer im Frühjahr 1864 erschien. Ein Separatabdruck von Meyerbeers Artikel erschien in fünf Folgen in den Nummern 15 (10. IV.),16 (17. IV.), 17 (24. IV.), 18 (1. V.) und 21 (22. V. 1864) der Revue et Gazette musciale (31. Jg.). 21] Henneken: Der Berliner Architekt Julius Wilhelm Hennicke (*6. VIII. 1832 Rauße/Breslau, † 14. X. 1892 Konstanz) hatte nach seiner Ausbildung in Berlin zusammen mit Hermann von der Hunde das Architekturbüro „von der Hunde & Hennicke“ gegründet, das seit 1862 zahlreiche Villen und Wohnhäuser in Berlin errichtete (nach der Reichsgründung schufen sie eine Reihe renommierter Hotels sowie das Lessing-Theater). Hennicke war für die Umbaumaßnahmen in Meyerbeers neuer Wohnung in der Immobilie Pariser Platz 6 verantwortlich. Jacoby und Sommer waren die Eigentümer

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von Meyerbeers Wohnungen in den Häusern Pariser Platz 6a bzw. 6, in denen er offensichtlich bauliche Veränderungen vornehmen ließ, die ihrer Einwilligung bedurften (zu den Umbauten s. exemplarisch Meyerbeer an Julius Hennicke vom 12. V. 1863 sowie den Eintrag unter „Sommer“ unmittelbar nach dem Adressenverzeichnis im Tk. April 1863). 23] Lenz: Wie aus dem Adressenverzeichnis zum Tk. dieses Quartals hervorgeht, handelt es sich um Christian Wilhelm von Lenz (*1. [13.] VI. 1808 Riga, † 19. [31.] I. 1883 Sankt Petersburg), Wirkl. Staatsrat in Petersburg und Musikschriftsteller. Lenz hatte nach seiner Ausbildung zum Pianisten (unter anderem bei Liszt in Paris und Moscheles in London) Jura studiert und sich in dieser Richtung beruflich etabliert. Gleichwohl widmete er sich nach wie vor der Musikschriftstellerei, wobei sein besonderes Interesse Beethoven galt (Beethoven et ses trois styles, 2 Bde., Sankt Petersburg 1852–1855 [zahlreiche Wiederauflagen]; Beethoven, eine Kunststudie, 5 Bde., Kassel, Hamburg 1855–1860]). Wie aus Meyerbeer an Wilhelm von Lenz vom 3. VI. 1863 hervorgeht, stattete Lenz ihm im März oder April einen Besuch ab. 23] Gleich: Möglicherweise handelt es sich um den Schriftsteller und Komponisten Ferdinand Gleich (*17. XII. 1816 Erfurt, † 22. V.1897 Langebrück/bei Dresden), Sohn des preußischen Artillerie-Hauptmanns Dr. Friedrich Gleich. Nach einem Studium der Philosophie und Musik in Leipzig wirkte er für drei Jahre als Hauslehrer in Kurland und ließ sich anschließend in Berlin und Leipzig als Schriftsteller und Komponist nieder (bis 1864; anschließend Dramaturg in Prag und 1866 Schriftleiter der Dresdener Theaterzeitung). 24] Martellini: s. Meyerbeer an Marchese Martellini del Falcone vom 16. VII. 1863. 24] Schubert in Leipzig: Karl Schubert (1811–1863; V 886) war nach jahrzehntelangem Wirken in Petersburg (Musikdirektor an der Universität, Dirigent der kaiserlichen Hofkapelle, Musikinspektor der kaiserlichen Hoftheater-Lehranstalt) in dieser Zeit nach Leipzig zurückgekehrt. Er verstarb am 22. VII. 1863 anläßlich einer Reise nach Zürich. 24] Manna in Cremona: Dieser Brief, eine Kopie davon oder ein Antwortschreiben Meyerbeers ist nicht überliefert im Museo Stradivariano in Cremona (dort befindet sich ein kleiner Bestand der Korrespondenz zwischen Manna und Meyerbeer). 24] Istituto di mutuo soccorso: s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 15. V. 1863; s. auch Die Società di mutuo soccorso fra gli artisti di musica di Firenze an Meyerbeer vom 6. VIII. 1863. 25] Planitzer in Halle: Johann Christian Planitzer (*1808) lebte von 1843 bis 1864 in Halles als Privatgelehrter. Er ist der Verfasser der Publikationen Die gehörige Unterordnung der Tonarten unter Tongattungen und diese unter das Tongeschlecht […], Quedlinburg, Leipzig: Basse 1833, und Die Lehre von den Uebergängen: ein Theil der theoretischen Musik, möglichst systematisch bearbeitet, Halle: Scharre 1834 (weitere Ausgabe Leipzig 1838). Der Hintergrund des Eintrags ist nicht zu ermitteln. 26] Hiller: Der Hintergrund dieses kryptischen Eintrags läßt sich nicht erschließen. Hiller erhielt nachweislich in dieser Zeit ein Exemplar der im Herbst 1862 erschienenen Partitur der Fest-Ouverture im Marschstyl für das Concert zur Eröffnung der englischen Industrie-Ausstellung von 1862 mit einer autographen Widmung Meyerbeers (Exemplar im Bestand der British Library, London, Music Department). 26] Ronconi: Giorgio Ronconi (1810–1890; IV 550, V 795) war in dieser Saison an Covent Garden London verpflichtet (7. IV. bis 1. VIII). Möglicherweise war daran gedacht worden oder hatte Meyerbeer gehofft, daß L’Étoile du nord wiederaufgenommen werden würde. Das geschah jedoch erst in der Saison 1864 (mit Lucca als Catherina). Ronconi, der wiederum engagiert worden war, sang die Partie des Gritzenko indes nicht.

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27] Marouard: Frédéric Adolphe Marcouard (Lebensdaten nicht ermittelt) lebte seit 1834 als Banker in Paris, als einer der Geschäftsführer der Bank Adolphe Marcouard et Cie. 1862 zog er sich ins Privatleben zurück. 27] Morio: Die Sopranistin Irma Morio (Lebensdaten nicht ermittelt) wirkte in dieser Zeit in Marseille. Später (1868 bis 1872) war sie in Nantes engagiert. 28] Engel: Louis Engel; zum Kontext s. Meyerbeer an Louis Brandus vom 26. V., Tk. 15. VI., Tgb. 7. und 11. VI., Meyerbeer an Louis Brandus vom 12. und 23. VI. sowie vom 3. VIII. 1863. 37] Carl Wollgast: ein ehemaliger Bedienter Meyerbeers (Lebensdaten nicht ermittelt). 37] Prinzess Anna: Marie Anna Friederike Prinzessin von Hessen geborene Prinzessin von Preußen (1836–1918; VI 684). Meyerbeer stattete ihr einen Besuch ab; s. Tk. und Tgb. 2. VI. 1863.

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18] Undatierte Vorsatzblätter [nach dem Adressenverzeichnis]: Graefe: Albrecht von Graefe. 21] Bamberger: der Musikkritiker Dr. Felix Bamberg (1820–1893; V 749), Pariser Korrespondent der bei Bote & Bock erscheinenden Neuen Berliner Musikzeitung, seit 1851 preußischer und braunschweigischer Konsul in Paris. Meyerbeer stattete ihm einen Besuch ab (s. Tk. 26. IV.). 21] Schleinitz: Alexander Freiherr von Schleinitz (1807–1885, VII 737; 1879 Erhebung in den Grafenstand), seit 1861 bis zu seinem Tod preußischer Staatsminister und Minister des Königlichen Hauses. 21] portugiesischer Gesandte: Noronha; zum Vorgang s. Tk. 7. V. 1863. 26] Wegen Dr Bacher: s. Meyerbeer an Eduard von Bauernfeld vom 12. V. 1863. 28] 1. welchen Monat die Miolan: Dieses Schreiben ist nicht überliefert. Das Engagement Miolan-Carvalhos an Covent Garden London kam im Juni zustande (am 2. VI. sang sie erstmals die Marguerite in Gounods Faust). 29] Zu Grell: s. Tk. und Tgb. 7. IV. 1863. 29] Westmorland für Dr Behr: s. Meyerbeer an Priscilla Anne Fane Countess of Westmorland vom 8. IV. 1863. 32] 2. Celerier France musicale … Rechnung bezahlen Desolme: s. Meyerbeer an Thérèse Célérier vom 9. IV. 1863 und Kommentar, auch Tk. 7. IV.

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33] An Truhn: s. Tk. 22., 24. und Tgb. 26. IV. 1863. 34] 3. Ihlée: nicht ermittelt. 35] 7. wegen Wagen: Gustav Friedrich Waagen. Der Eintrag bezieht sich auf in dieser Zeit vorgenommene Gemälderestaurierungen. 1] 8. Appold: nicht ermittelt (als Mieter Meyerbeers nicht nachweisbar). 4] 9. Contract des Brüderverein: Der „Brüderverein“ war 1815 gegründet worden mit dem Ziel, „nächst der Belebung und Erhaltung des Gemeingeistes und des gegenseitigen Interesses ihrer Mitglieder, auch den Armen und Dürftigen derselben, durch Unterstützung jeglicher Art, hülfreichen Beistand zu leisten, um sie so viel als möglich vor Noth und Beschämung zu sichern.“ Der Verein war langjähriger Mieter in Meyerbeers Immobilie Neue Friedrichstr. 21. 8] 13. Rodenberg: s. Tgb. 11. IV. und Meyerbeer an Julius Rodenberg vom 16. IV. 1863. 10] 14. Köhne mit Bouquet: s. Tk. und Kommentar zu Tk. 11. V. 1863. 11] 15. Zitter bezahlen: Meyerbeer hatte für seine Tochter Cornelie eine Zither beim Wiener Zitherbauer Anton Kiendl erworben (s. Adressenverzeichnis im Tk. dieses

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Quartals). Kiendl hatte seine Instrumente auf den Industrieausstellungen in München (1854), Paris (1855) sowie 1862 auf der International Exhibition in London vorgestellt. 12] Symphonie Concert: s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 18. IV. 1863. 12] Billet zu Ehrlich: s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 16. IV. 1863. 16] 17. Contract Schönemann: Der Holzhändler Ferdinand Schönemann (Lebensdaten nicht ermittelt) war Mieter eines zu Meyerbeers Immobilie Neue Friedrichstr. 21 gehörenden Holzplatzes. 19] 19. H. v Madeweis: In Berlin nachweisbar ist eine C. v. Madeweiß geborene Schwink, verwitwete Oberst (die Berliner Porträtmalerin Hedwig von Madeweiß ist 1856 geboren und wohl nicht gemeint). 27] 22. Romanze Hugenotten: s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 28. IV. 1863. 28] An Dohm: Wie aus dem Allgemeinen Wohnungsanzeiger nebst Adreß-Geschäftshandbuch […] für Berlin auf das Jahr 1863 hervorgeht, lebte unter der genannten Adresse in dieser Zeit ein „Literat Dohm“. Es handelt sich offenbar nicht um Ernst Dohm (*24. V. 1819 Breslau, † 5. II. 1883 Berlin), Chefredakteur der 1848 von ihm gegründeten satirischen Zeitschrift Kladderadatsch. Dieser lebte mit seiner Familie seit 1859 in bescheidenen Verhältnissen, wenn nicht wirtschaftlicher Bedrängnis in der Matthäikirchstr. 4 und zog später (1869/70 wurde der Hausstand aus finanziellen Gründen vorübergehend aufgelöst) in die Potsdamer Str. 27a (vgl. Biographisches Lexikon, S. 200, Artikel „Hedwig Dohm“, unter der Internetadresse www.luise-berlin.de); zum Vorgang s. Meyerbeer an den Literaten Dohm vom 23. IV. 1863. 37] 30. Leichenbegängniß: s. Tgb. 28. und 30. IV. 1863. – Bock wurde auf dem (Alten) Friedhof der St.-Matthäus-Gemeinde beigesetzt (heute: Großgörschenstraße 12–14, Tempelhof-Schöneberg; dort befindet sich sein Ehrengrab). Tgb. April 1863

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4] 1. Demoiselle Spohr: Auguste Spohr (*25. VII. 1840 Quakenbrück, † 1. VIII. 1882 Coburg; später verheiratete Fichtner) war nach Stationen in Düsseldorf und Detmold 1861 an das Hamburger Stadttheater verpflichtet worden, wo sie sich großes Ansehen als Marguerite in der Hamburger Erstaufführung von Gounods Faust (unter dem Titel Faust und Margarethe) erwarb, der vom 25. I. bis 6. IV. 1862 insgesamt 30 Mal vor stets ausverkauftem Haus gegeben worden war und auch in der nachfolgenden Spielzeit an Erfolg nicht einbüßte. In Berlin trat sie lediglich dieses eine Mal auf (Spohr blieb in Hamburg bis 1865 und wechselte dann nach Coburg, ging von dort 1872 nach Mainz und ließ sich 1874 in Weimar nieder). 16] 4. neue Komposition zur Berceuse: Meyerbeer hatte die im Tgb. erwähnte 1. Version der Air du sommeil „Sur mes genoux, fils du soleil“ am 31. III. 1862 vollendet (s. Kommentar zu Tgb. 25. II. 1862). Die zweite Version („Dors! du soleil“) ist als „Supplément No 3“ im Anhang der gedruckten Partitur wiedergegeben.

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Meyerbeer an Michael Costa vom 4. IV. 1863 25] Poignant: Vornamen und Lebensdaten des Kabinettskuriers nicht ermittelt. 2] magnifique cadeau: Der Empfang der Partitur ist in den Lebenszeugnissen nicht dokumentiert. – Um welches der geistlichen Werke Costas es sich handelt, läßt sich ebenfalls nicht bestimmen. – Meyerbeer besaß nachweislich des Verzeichnisses seiner Musikalien (im Bestand der SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97) zwei Exemplare von Costas Oratorium Eli. Die Partitur dieses Werks war bereits 1856 erschienen (London: Addison, Hollier & Lucas). 13] notre Princesse héréditaire: Kronprinzessin Victoria von Preußen.

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Meyerbeer an Eduard Grell vom 5. IV. 1863

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11] Zum Adressaten: Der „Musikdirektor“ läßt sich aufgrund der im Brief erwähnten „Messe“ identifizieren (s. Tgb. 7. IV. 1863). Messe: Meyerbeer hatte Grells 16stimmige Messe (UA 20. II. 1862 in der Singakademie) erstmals in einer Probe am 18. II., später am 24., 25. und 27. II. 1862 gehört (s. die entsprechenden Tgb.-Einträge). Tgb. April 1863 20] 6. Herr und Madame Denis: Monsieur et Madame Denis, Opéra comique en un acte (Text: Laurencin [eigtl. Paul Aimé Chapelle] und Michel Delaporte), UA 11. I. 1862, Théâtre des Bouffes-Parisiens, Paris, hier in der deutschen Übersetzung von Alois Berla (Erstaufführung am 31. III. 1862, Theater am Franz-Josef-Quai, Wien). Meyerbeer an Priscilla Anne Fane Countess of Westmorland vom 8. IV. 1863 Zur Adressatin: s. Tk. 1. IV. 1863 und Briefinhalt. Tgb. April 1863

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2] 9. Ritornell: Scène „Anna, qu’en entends-je“. Meyerbeer an Thérèse Célérier vom 9. IV. 1863 19] l’abonnement de Mr Desolme: Desolme war Chefredakteur der Zeitschrift L’Europe Artiste (s. u. a. Kommentar zu Meyerbeer an Thérèse Célérier vom 26. VIII. 1860). 26] l’année passée: s. Tgb. 25. VII. 1862. Tgb. April 1863

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13] 10. Knaben Brodsky: Adolph Davidovicˇ Brodsky (*21. III. [2. IV.] 1851 Taganrog/Rußland, † 22. I. 1929 Manchester) wurde 1860 anläßlich eines Konzertes in Odessa als Ausnahmetalent entdeckt und mit Hilfe privater Zuwendungen in Wien durch Joseph Hellmesberger zum Violinisten ausgebildet. Später trat Brodsky in Hellmesbergers Quartett ein und wurde 1868 bis 1870 Mitglied des Wiener Hofopernorchesters. Seine bedeutende Karriere als reisender Virtuose und Pädagoge an den Konservatorien von Moskau, Leipzig und Manchester startete er 1875, unmittelbar nach Fortsetzung seiner Studien bei Laub in Moskau. In Brodskys Lebensdokumenten hat sich folgendes undatiertes Empfehlungsschreiben Meyerbeers erhalten, das mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit an diesem Tag verfaßt worden ist (weitere Vorspiele Brodskys vor Meyerbeer sind nicht belegt): „Auf Wunsch des Herrn Brodsky aus Cherson habe ich dessen 11jährigen Sohn Adolph eine Phantasie von Allard für die Violine vortragen hören. [im Original Absatz] Nach meiner Ansicht hat dieses Kind eine entschiedene große Begabung für die Musik überhaupt, und für das Violinspiel im besondern. Er spielt nicht nur mechanisch richtig bedeutende Schwierigkeiten für sein Alter, aber er trägt auch mit richtigem Verständniß und gefühlvoll vor. – . Kann das Kind noch einige Jahre unter der Leitung eines tüchtigen Meisters studieren, so kann es ein höchst bedeutender Violinspieler werden. [im Original Absatz] Meyerbeer [Autograph (Las): Royal Northern College of Music, Manchester, Papers of Adolph Brodsky, GB 1179 AB 656] 18] 11. Der schwarze Domino: Le Domino noir, Opéra comique en trois actes von Auber (Text: Scribe), UA 2. XII. 1837, Opéra Comique, Paris, hier in deutscher Übersetzung (Berliner Erstaufführung am 16. VI. 1838). Artôt sang die Angèle.

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19] Frau von Jöde[n]: Anhand des Allgemeinen Wohnungsanzeigers nebst Adreß-Geschäftshandbuch […] für Berlin auf das Jahr 1863 läßt sich die gesuchte Person als Blanka Franziska von Joeden-Konieckpolsky geborene von Glasenapp (*7. VII. 1811 Wurchow, † 1899) identifizieren. Sie lebte nach ihrer Scheidung von dem westpommerschen Gutsbesitzer Karl von Joeden in Berlin (Eichhornstr. 5). 21] Rodenberg: zum Kontext s. Kommentar zu Meyerbeer an Julius Rodenberg vom 16. IV. 1863, Bezugstelle: Enwurf. 25] 12. Septett Akt III: Septuor „Pour Inès, pour ses jours“. Meyerbeer hatte daran zuletzt Anfang Januar 1863 gearbeitet (s. die entsprechenden Tgb.-Einträge); s. auch Tgb. 16. VII. 1863. 27] Terzettino: „Ou par devoir“ (I. Akt, Nr. 2 in der gedruckten Partitur). Am 20. IX. 1863 erweiterte Meyerbeer die Komposition (s. Tgb.) 35] 15. vorhergehende Rezitativ: Scène „Mon père par votre ordre“ (zu Nr. 2).

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2] 16. Klaviermusik-Soirée: Es handelt sich um ein Benefizkonzert für Ehrlich, bei dem, wie aus der Berliner Musik-Zeitung Echo vom 18. IV. (13. Jg.) hervorgeht, ursprünglich Sivori teilnehmen wollte. Da dieser erkrankte, sprang Artôt ein, die „Lascia ch’io pianga“ aus Händels Rinaldo (1711) und die „Aragonaise“ aus Aubers Le Domino noir sang (in diesem Werk brillierte sie zu der Zeit an der Hofoper, wie der Rezensent hervorhebt). Ehrlich spielte mit zwei Musikern das von Meyerbeer erwähnte Klaviertrio B-Dur D 898 (1827 oder 1828). Darüber hinaus trug er noch Werke von J. S. Bach (Präludium in g-Moll) und John Field (eines der Nocturnes), eine nicht näher spezifizierte Liszt-Transkription eines Werkes von Schubert sowie eine eigene Fantasie über Donizettis La Fille du régiment vor. Der Rezensent des Konzerts in der entsprechenden Ausgabe der Neuen Berliner Musikzeitung (17. Jg.) nennt als eines der von Ehrlich vorgetragenen Werke noch eine Fuge in e-Moll von Händel. Die von Meyerbeer hervorgehobene Etüde Rubinsˇtejns wird in keiner der Rezensionen erwähnt. Meyerbeer an Julius Rodenberg vom 16. IV. 1863 16] Entwurf: Nach Rodenbergs Darstellung in Unter den Linden (s. Kommentar zu Tgb. 9. IV. 1862) kam es im Spätherbst 1862 zu einer persönlichen Begegnung mit Meyerbeer in dieser Angelegenheit: „Es war ein Tag im Spätherbst, als auch ich diese Schwelle zum ersten Male überschritt. Meyerbeer hatte mir geschrieben und erwartete mich. In seinem Hause war Alles sehr hübsch und gediegen, die Treppe, der Teppich, der Flur; aber nichts verrieth weder den reichen noch den berühmten Mann. Ein modest gekleideter Diener meldete mich, und Meyerbeer’s Arbeitszimmer öffnete sich. Es lag nach der Sommerstraße hinaus und hatte den Blick mitten in den Thiergarten hinaus, dessen Laub, von der Jahreszeit bunt gefärbt, durch die Fenster schimmerte. Meyerbeer erhob sich, um mir entgegenzugehen, von seinem Schreibtisch, den ich in aller Geschwindigkeit musterte, ohne das Mindeste darauf wahrzunehmen, was meiner Einbildungskraft hätte Stoff bieten können, kein Notenblatt, keine Partitur. Mit der ausgesuchten Höflichkeit, die ihm eigen, empfing mich der alte Herr, stehend, und erst nachdem ich, seiner Aufforderung Folge gebend, mich gesetzt hatte, nahm auch er seinen Platz wieder ein. ‚Ich habe mit Vergnügen’, so begann er, ‚den Entwurf zu der geistlichen Oper gelesen, welche Sie für Rubinstein schreiben –’ es war die ‚Sulamith’, welche freilich erst viel, viel später [UA Hamburg 1883, S. H.-D.] und lange nach dem ‚Thurm zu Babel’ [UA Königsberg 1870, S. H.-D.] an die Reihe kam – ‚die Gattung interessirt mich, und Sie sollen auch gleich hören warum [Fußnote des Verfassers: Ich bin in der Lage, den Inhalt dieses Gespräches genauer wiederzugeben, als sonst wohl, nach so vielen Jahren, möglich sein würde, weil ich es, solange es noch frisch in meiner Erinnerung war, niedergeschrieben und in einer englischen Zeitschrift veröffentlicht habe. Vergl. ‚The Athenaeum’, June 25, 1864, p. 877]. Mehrere Male schon bin ich

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von dem Birmingham-Comité eingeladen worden, für eines seiner großen Musikfeste ein Oratorium zu schreiben. Wenn ich abgelehnt oder, bisher wenigstens, keine feste Zusage gegeben habe, so geschah dies erstens, weil ich nicht im Stande bin, englische Worte in Musik zu setzen und zweitens, weil ich mich nicht entschließen kann, einen streng biblischen Text zu componiren.’ Er fuhr dann fort, mir auseinanderzusetzen, wie lieb es ihm sein werde, seine Laufbahn mit einem größeren Werke geistlicher Musik zu beschließen, aber mit einem, das frei sei von jedem dogmatischen Charakter. Nun, bei seinem letzten Besuch in England – es war zur Eröffnung der Weltausstellung, wo er seine Festouvertüre selbst dirigirt [das wird Meyerbeer ohne Zweifel nicht behauptet haben; S. H.-D.] – sei man abermals in ihn eingedrungen, sich der Aufgabe zu unterziehen, und da man ihm obendrein gestattet, sich den Gegenstand zu wählen und seine Musik auf einen deutschen Text zu componiren, den man nachher ja leicht ins Englische übertragen könne, so habe er sich entschlossen, an die Arbeit zu gehen. ‚Ich würde sehr glücklich sein’, sagte er, ‚den Wunsch meiner englischen Freunde zu erfüllen und mittelst einer Composition von geistlichem Charakter der zahlreichen Classe des britischen Publicums bekannt zu werden, welche niemals eine Theatervorstellung besucht.’ Es war dieserhalb, daß Meyerbeer mich zu sprechen gewünscht hatte. Er fragte mich, ob ich es unternehmen wolle, eine Dichtung für ihn zu verfassen, welche, ohne auf ein biblisches Thema gegründet zu sein, sich dennoch für ein Oratorium eignen möge.“ (S. 222 ff.) – Rodenberg fährt dann fort zu schildern, daß und wie er das Projekt in Angriff nahm (demnach muß das Treffen – entgegen der Datierung „Herbst“ [1862] – im Frühjahr 1863 stattgefunden haben, also zu der Zeit, als der briefliche Kontakt, Rubinsteins biblische Kantate betreffend, belegt ist. Im Herbst 1863, als Rodenberg im Anschluß an einen Sommeraufenthalt in der Schweiz, wo er sich mit dem Projekt beschäftigt haben will, Meyerbeer habe erneut in dieser Angelegenheit aufsuchen wollen, sei dieser nicht zu sprechen und voll und ganz mit der Africaine beschäftigt gewesen. Im Frühjahr 1864 dann habe er die Nachricht von Meyerbeers Tod vernommen (ebd., S. 225f.). – In Meyerbeers Dokumenten ist von dieser zweiten Begegnung mit Rodenberg nicht die Rede, auch nicht von einem Plan zu einem geistlichen Vokalwerk größeren Formats. Anfragen von Seiten des Birmingham Musikfestivals lassen sich in den Lebensdokumenten letztmals 1855 nachweisen (s. VI 772 [Bezugstelle: Mason] sowie die entsprechenden Querverweise). In dem anläßlich Meyerbeers Londonaufenthalt im April/Mai 1862 in The Illustrated London News erschienenen Artikel (Bd. XL, Nr. 1147, 31. V. 1862, S. 550 f.) heißt es in diesem Zusammenhang: „Whether he will accept the repeated invitations of the Birmingham Festival to compose an oratorio for England remains to be seen, but that Meyerbeer has a strong idea of reverting to his earliest associations in composition by writing a grand work of the sacred school is positive“. Ist durch diesen Artikel immerhin belegt, daß Meyerbeer auch in dieser Zeit mit dem Gedanken spielte, ein geistliches Vokalwerk für Birmingham zu komponieren, so ist doch kaum zu entscheiden, welche der Darlegungen Rodenbergs in den Bereich der „Dichtung“, welche in den der „Wahrheit“ fallen. Richtig ist, daß Meyerbeer Rodenberg für einen talentierten Textdichter hielt (s. Tgb. 9. IV. 1862) und daß es Kontakte in Angelegenheit des Textentwurfs zu Rubinsteins späterem geistlichen Vokalwerk Sulamith gegeben hat. Alle weiteren Ausführungen Rodenbergs über seine geplante Autorschaft können anhand der überlieferten Dokumente auf ihren Wahrheitsgehalt hin nicht geprüft werden. 27] Fräulein Braut: Justina Schiff (*1837, † 1923), Tochter eines reichen Fabrik- und Grubenbesitzers aus Triest. Die Eheschließung erfolgte am 9. VI. 1863 in Triest. Tgb. April 1863

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2] 17. Gesang „König Christian stand am Mast“: Der Chor „Held Christian stand am Mast“ erschien in einem Arrangement für Männerchor a cappella im Verlag Heinrich

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Schlesinger (Kriegsgesang und Chor der Cavallerie [aus Struensee], Pl.-Nr. 4983); s. auch Meyerbeer an Heinrich Schlesinger vom 6. V. 1863. 8] 18. Senatssitzung der Akademie: Unter den einzelnen Punkten der Tagesordnung, wie sie im Protokoll des Senats der Akademie der Künste zu dieser Sitzung niedergelegt sind (Stiftung Archiv der Akademie der Künste, PrAdK 60, Bl. 36r+v), war für Meyerbeer ohne Zweifel die Ankündigung der bevorstehenden Wahl eines neuen Mitglieds für den Orden Pour le mérite von besonderem Interesse. Hierzu wurde ein Brief Peter von Cornelius’ mit der Nachricht von dem Tod des Pariser Historienmalers Horace Vernet (am 17. I. 1863) mitgeteilt und die Beratung sowie Ausarbeitung von Wahlvorschlägen für die nächste Sitzung angekündigt, dort aber auf die Sitzung vom 2. V. vertagt. Beratung und auch Wahl der vom Senat der Akademie der Künste vorzuschlagenden drei auswärtigen Kandidaten fanden in Anwesenheit Meyerbeers am 2. V. statt. Wie aus dem Protokoll zu dieser Sitzung hervorgeht (ebd., Bl. 42r–43v), kamen zehn Kandidaten in die engere Wahl, mehrheitlich aus dem Bereich der bildenden Künste und Architektur. Auf dem Gebiet der Musik kam einzig und allein Fétis („musikalischer Ästhetiker in Brüssel“) zum Vorschlag, dessen „Verdienste“ Meyerbeer „in helles Licht“ stellte (Bl. 43r). Nach eingehender Beratung wurden der Pariser Historienmaler Jean Hippolyte Flandrin, der Pariser Architekt Eugène Emmanuel Viollet-le-Duc sowie der Pariser Kupferstecher Louis Pierre Henriquel-Dupont als Kandidaten gewählt. Der Erstplazierte, Flandrin, wurde am 31. V. 1863 aufgenommen (Henriquel-Dupont folgte 1867). 9] Symphonie-Soirée: Bei dem Konzert im Konzertsaal des Schauspielhauses erklangen außer den von Meyerbeer erwähnten Stücken, Mendelssohns Symphonie Nr. 4 A-Dur („Italienische“; komponiert 1830/31, UA London 1833) und Gades Konzertouvertüre op. 7 „Im Hochland“ (1844), noch Beethovens Ouvertüre zu Coriolan op. 62 (1807) und die Sinfonie Nr. 6 („Sinfonia pastorale “) F-Dur op. 68 (1807/08). 19] 20. Le marché des innocents: Le Marché des innocents, Ballet fantastique en un acte von Marius Petipa (unter Mitarbeit von Lucien Petipa; Musik: Pugni), UA 29. V. 1861, Opéra, Paris, hier unter dem Titel Der Markt (Erstaufführung an der Berliner Hofoper an diesem Tag). 19] Mademoiselle […] Petipa: Marie Petipa (eigtl. Mar’ja Sergeevna Surovsˇcˇikova; *15. II. 1836 Sankt Petersburg, † 24. III. 1884 Novocˇerkassk), seit 1854 mit Marius Petipa, dem Choreographen des Werks, verheiratet. Sie hatte 1853 in Petersburg ihre Ausbildung zur Ballettänzerin abgeschlossen und im selben Jahr im Mariinskij Teatr in Petersburg in Jules Perrots Gazel’da ili Cygani debütiert. Mit der Interpretation der Gloriette in Le Marché des innocents hatte sie 1861 in Paris mit großem Erfolg debütiert. Petipa gastierte in dieser Zeit an der Berliner Hofoper. 30] 23. 2. Militär-Orchester meines Indianischen Marsches: Zum Arrangement s. Nr. 13 der gedruckten Partitur, 3 T. nach Buchstabe T. Meyerbeer an den Literaten Dohm vom 23. IV. 1863

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10] Truhn: Truhn hatte sich erstmals am 2. IV. an Meyerbeer gewandt (s. Tk.). Meyerbeer empfing Truhn am 24. IV. (s. Tk.) und schickte ihm am 26. IV. die wohl schon seinerzeit erbetene finanzielle Unterstützung (s. Tgb.). Tgb. April 1863 23] 24. Alexanderfest: Alexander’s Feast or The Power of Musick, Ode in Honour of St. Cecilia (Text: John Dryden in einer Bearbeitung von Newburgh Hamilton), UA 19. II. 1736, Covent Garden Theatre, London, hier in der deutschen Übersetzung von Karl Wilhelm Ramler (Berliner Erstaufführung 1766; Erstaufführung an der Berliner Singakademie, hier in der Bearbeitung Mozarts [KV 591]: 1807).

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29] 26. neuen Chor: Diese dritte Version ist in dem Manuskript „Mus. ms. autogr. G. Meyerbeer 2“ im Bestand der SBB, PK, Musikabteilung, überliefert beziehungsweise im Manuskript Ms. 11.293 im Bestand der Bibl. nat. de France, Dep. de la Musique. Sie stand in Es-Dur im 6/8-Takt. Die Transposition des 4. Finales nach D-Dur nahm Meyerbeer am 13. X. 1863 vor (s. Tgb.), bevor er am 11. XII. 1863 in Paris eine vierte Version dieses Chors komponierte (Es-Dur, 4/4), die in die gedruckte Partitur aufgenommen wurde.

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3] 28. Lucca … Romanze: „Parmi les pleurs“ zu Beginn des IV. Aktes (die nachkomponierte Romance ist in der Erstausgabe im Verlag Schlesinger: Paris [1836] nicht, sondern erst in späteren Ausgaben des Werks enthalten: zu Nr. 22 im Klavierauszug Brandus, Dufour& Cie: Paris, Pl.-Nr. 9209). Die Einträge beziehen sich auf Luccas Gastspiel an Covent Garden London als Valentine in den Huguenots, das am 18. VII. mit sensationellem Erfolg startete. Als Berthe trat sie in London hingegen nicht auf. Tk. Mai 1863 16] 1. Portugiesische Gesandte: Noronha; zum Vorgang s. Tk. 7. V. 1863. 16] Windler: Hermann Windler († 1893), „chirurgischer Instrumentenmacher“ und Bandagist, Königlicher Hoflieferant (Sitz der Fa.: Dorotheenstr. 3). Windler leitete seit 1854 als Nachfolger seines Stiefvaters Eduard Bornhagen das alteingesessene Unternehmen. 16] alte Bock: Sara Bock geborene Burg (*17. IX. 1791 Berlin), Mutter des wenige Tage zuvor, am 27. IV. verstorbenen Musikverlegers Gustav Bock. – Nach Darstellung von Harald Kunz (Fünf Generationen einer Familie in Hundertfünfzig Jahren eines Musikverlags, in: 150 Jahre Bote & Bock. Musikverlag und Musikalienhandlung in Berlin 1838–1988, Berlin 1988, S. 7–62: 9) stammte Sara Bock offenbar aus „wohlhabenden Verhältnissen“. Anders lasse sich nicht „erklären, daß sie ihren ältesten Sohn mit dem Startkapital ausstattete, mit dem er nach seiner Lehrzeit als Buch-, Kunst- und Musikalienhändler im Alter von nur zwanzig Jahren Teilhaber der Firma C. W. Fröhlich & Comp. wurde“ (dem Vorgängerunternehmen von E. Bote & G. Bock). 18] Tischler: der Möbelhändler F. Thierichens (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt), Inhaber eines Möbel- und Bettenvermietungsgeschäfts (Sitz der Fa.: Leipzigerstr. 20). 20] Schönemann: zum Kontext s. Kommentar zu Tk. 17. IV. 1863. 23] 3. Levandowsky: Louis (Lazarus) Lewandowski (*3. IV. 1821 Wreschen/Posen, † 4. II. 1894 Berlin) wirkte nach seiner Ausbildung in der musikalischen Sektion der Berliner Akademie der Künste seit 1840 als Komponist, „Kantorenbildner“ an der jüdischen Lehrerbildungsanstalt sowie als Dirigent des Synagogenchors im Tempel in der Heidereutergasse in Berlin und hatte sich in dieser Position große Verdienste um die musikalische Ausgestaltung des modernen jüdischen Gottesdienstes erworben (anläßlich seines 25jährigen Dienstjubiläums erhielt er den Titel „kgl. Musikdirektor“; 1864 wurde er zum Dirigenten der Neuen Synagoge, anläßlich seines 50jährigen Dienstjubiläums zum Professor ernannt). Er stattete Meyerbeer an diesem Tag einen Besuch ab (s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 3. V. 1863). 28] 7. Reyer: Ernest Reyer (zu Meyerbeers vielfältigen Kontakten mit ihm in den folgenden Tagen s. die zahlreichen Hinweise in den Lebensdokumenten; s. auch Kommentar zu Tgb. 13. V. 1863). Reyer kommentiert seine erste Begegnung mit Meyerbeer während seiner Deutschlandreise wie folgt: „J’ai eu la bonne fortune de trouver Meyerbeer à Berlin. Il avait alors toutes les apparences de la santé et me dit d’un air joyeux que la veille il avait travaillé huit heures sans éprouver de fatigue .....“ („Souvenirs de l’Allemagne“, erschienen in: Ernest Reyer, Notes de Musique, Paris: Charpentier et Cie 1875, S. 38).

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33] 8. Liebermann: Wie aus dem Adressenverzeichnis im Tk. dieses Quartals hervorgeht, handelt es sich um den Berliner Kommerzienrat Philipp Liebermann (Lebensdaten nicht ermittelt). Er stattete Meyerbeer am 12. V. einen Besuch ab (s. Tk.). 36] 11. Geburtstag Köne: Der Eintrag bezieht sich aller Wahrscheinlichkeit nach auf den Geburtstag Emil von Koenens am 13. V. Staatsrat Emil von Koenen (*13. V. 1796 Berlin, † 25. I. 1883 Berlin) lebte in Berlin als Wirklicher Geheimer Oberfinanzrat und Präsident der Prüfungskommission für höhere Staatsbeamte (bis 1869, als er in den Ruhestand ging). 36] Olfers: Meyerbeer notierte sich den Geburtstag Hedwig von Olfers. Die mit Minna Meyerbeer befreundete Salonnière wurde an diesem Tag 64 Jahre alt. 37] Bachmann: Der Tenor Eduard Bachmann (*22. IX. 1831 Prag, † 18. IV. 1880 Karlsbad), zunächst Oboist am Nationaltheater in Pest, war wenige Jahre zuvor zum Tenor ausgebildet worden (Debüt 1855 am Nationaltheater in Pest in der Baritonpartie des Carlo in Verdis Ernani). Nach einer Zwischenstation in Darmstadt (1855/56) war er 1857 nach Prag gekommen, wo er sich großes Ansehen erwarb (bis 1864; spätere Stationen bis zu seiner krankheitshalber erzwungenen Pensionierung im Jahre 1870 waren die Hofopern in Kassel, Dresden und München). Der Sänger hielt sich in Berlin zu einem Gastspiel an der Hofoper auf. Meyerbeer hatte am 3. V. (s. Tgb.) die Vorstellung der Huguenots besucht. Die Partie des Raoul zählte wie Tannhäuser oder Manrico aus Verdis Trovatore zu seinen Paraderollen. Als Tannhäuser hörte Meyerbeer ihn am 10. V.

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9] 15. Hymnus: zum Kontext s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 15. V. 1863. – Wie aus einer Notiz in der Neuen Berliner Musikzeitung vom 29. VII. 1863 (17. Jg., Nr. 31, S. 245) hervorgeht, soll Meyerbeer die Sendung seiner Opferhymne an den Zeus mit folgenden Worten begleitet haben: „Unmöglich, die Erinnerung an eine Stadt zu bannen, welche meinen ersten Eindruck in das Reich der Musik zu ermuthigen für rathsam fand und meine Werke zu würdigen nie aufgehört hat, sendet beifolgendes Werk als Zeichen seiner unvergänglichen Sympathie“. 11] 16. Prasent Birch Pfeiffer: Wie aus dem Bühnen-Almanach, hrsg. v. A. Entsch, 28: 1864, S. 81–91: 86, hervorgeht, ließ sich Meyerbeer von seinem Sekretär folgendes Präsent besorgen: „Meyerbeer hatte seiner alten Freundin ein schweres silbernes Schreibzeug im Roccocostyl verehrt. Auf der Glocke desselben hält der Genius des Ruhmes einen goldenen Lorbeerkranz empor; die Eule der Athene bildet das Petschaft.“ Zum Hintergrund s. Meyerbeer an Charlotte Birch-Pfeiffer vom 11. VI. 1863. 17] 18. Kapellm Levy: Hermann Levi (*7. XI. 1839 Gießen, † 13. V. 1900 München) wurde 1852 bis 1855 von Vinzenz Lachner in Mannheim, anschließend am Leipziger Konservatorium ausgebildet (bis 1858). 1859 trat er seine erste Stelle als Musikdirektor in Saarbrücken an. Seit 1861 war er Kapellmeister an der Deutschen Oper in Rotterdam (bis 1864, dann Wechsel nach Karlsruhe in der Position des Hofkapellmeisters; seine bedeutende Karriere als Münchner Hofkapellmeister startete er 1872; erst in dieser Zeit trat er in enge Beziehung zu Richard Wagner). Er besuchte Meyerbeer an diesem Tag (s. Tgb.). 19] Cornelie, Agathe: Dies sind die vollständigen Vornamen von Meyerbeers jüngster Tochter. 24] 20. An Bock: s. Meyerbeer an Emil Bock vom 23. V. 1863. 24] Ohrenarzt: s. Tgb. 21. V. 1863. 24] Photographie Haase: Gemeint ist wahrscheinlich jenes Photoporträt des Berliner Königlichen Hofphotographen Ludwig Haase (Sitz der Fa. L. Haase & Co, Königliche Hofphotographen: Friedrichstr. 178), das Meyerbeer an einem Schreibtisch sitzend

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zeigt (s. Abb. S. 467). Zu Einzelheiten s. Gunther Braam, Meyerbeer und die „Potographen“, in: Bühnenklänge. Festschrift für Sieghart Döhring zum 65. Geburtstag, hrsg. v. Thomas Betzwieser u.a., München: Ricordi 2005, S. 535–548: 542f.). 25] 21. Verordnung über die Beerdigung: s. Kommentar zu Tk. 31. V. 1863. 28] 23. Gratulationsbrief: Meyerbeer erledigte seine mehrfach im Tk. erwähnte Briefschuld am 11. VI. 1863. 37] 27. An Maaß: Diese Anfrage bezieht sich auf Meyerbeers Testament (2. Kodizill, datiert auf den 1. VI. 1863; s. Art. 2 des vollständig wiedergegebenen Textes im Kommentar zu Tgb. 1. VI. 1863).

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3] 31. Zettel für das Begräbniß: Dieses eigenhändig verfaßte Dokument befindet sich im Meyerbeer-Nachlaß und hat folgenden Wortlaut: Berlin d 31ten May 1863. [im Original Absatz] Folgendes ist mein Wille, und mache ich die Erfüllung desselben meiner Familie, und sollte ich (was Gott verhüte) fern von derselben sterben, den mich im Moment meines Todes umgebenden Personen zur heiligen Pflicht. [im Original Absatz] Ich will volle 4 Tage (sage vier Tage) nach meinem Ableben über der Erde, unbedeckten Angesichtes, und wo möglich in dem Bette wo ich starb, bleiben, und verordne ich, daß mich während dieser Zeit zwei Wärter, die sich von 12 zu 12 Stunden abwechseln sollen, bewachen, um zu beobachten ob ich kein Lebenszeichen gebe. – . Ist es nicht möglich daß ich so lange in dem Sterbehause bleibe, so will ich für diesen Fall wo anders hingebracht werden, wo möglich in ein Leichenhaus, wo die jetzt gebräuchlichen Vorkehrungen zur Beobachtung von wiederkehrenden Lebenszeichen angebracht sind, nämlich Glöckchen an den Hand- und Fußgelenken, welche bei den leisesten Zuckungen der Glieder ertönen; und will ich auch in dem Leichenhause von zwei sich abwechselnden Wächtern bewacht werden. In dem Augenblick wo ich in den Sarg zum Begräbniß gelegt werde, sollen mir die Pulsadern an den Händen und Füßen zerschnitten werden, damit ich sicher sei nicht lebendig begraben zu werden, wofür ich mein ganzes Leben hindurch eine große Scheu hatte. – . [im Original Absatz] Sollte ich (was Gott verhüte) in der Fremde, oder in Berlin (während meine Familie abwesend ist) sterben; so soll demjenigen welcher die genaue und treue Ausführung dieser meiner letztwilligen Vorschrift besorgt und überwacht, von meinen Erben die Summe von Dreihundert Thalern gezahlt werden. Auch soll jeder der beiden Wächter, wenn sie mich genau und unausgesetzt beobachten ob wiederkehrende Lebenszeichen sich zeigen, von meinen Erben die Summe von Fünfzig Thalern erhalten. – . Es ist mein großer Wunsch, meine letzte Ruhestätte in unserm Erbbegräbniß auf den jüdischen Kirchhof in Berlin zu finden, wo meine geliebte Mutter begraben liegt. Da in diesem Erbbegräbniß aber kein Platz mehr ist, so müßte es nach vorn oder hinten erweitert werden, und in dem Augenblick wo ich diese Zeilen schreibe, weiß ich nicht ob mein Gesuch deßhalb von dem Gemeindevorstand genehmiget werden wird. Sollte diese Genehmigung nicht erfolgt sein, so will ich in der Grabstätte beerdigt sein wo meine beide erstgeborenen Kinder Eugenie und Alfred ruhen, und wo noch Platz für mehrere Gräber ist. – Sollte ich in der Fremde sterben, so sollen auch dort alle die von mir im Anfang dieser Schrift ertheilten Vorschriften (wie z. b. wegen der vier Tage welche ich nach meinem Tode über der Erde und unbedeckt in meinem Hause verbleiben will; so wie wegen des am fünften Tage Statt finden Zerschneiden der Pulsadern; so wie wegen der Bewachung meiner unbedeckten Leiche durch zwei Wächter) zur Ausführung kommen, und soll am fünften Tag nach meinem Tode, meine Leiche in einem Sarge nach Berlin transportirt werden, um daselbst auf der angegebenen Stätte beerdiget zu werden. – . [im Original Absatz] Gottes Wille geschehe, und sein Name sei geheiliget und gebenedeiet im Himmel wie auf Erden. – Amen! [im Original Absatz] G. Meyerbeer[.] Der Umschlag ist wie folgt beschriftet: „Dieser Brief soll unmittelbar nach meinem Tode eröffnet, und die darin enthaltenen Vorschriften auf das genaueste befolgt werden. Dieselben betreffen mein

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Begräbniß.“ [SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, Y/7]. – Meyerbeers Wunsch, in der Erbbegräbnisstätte der Familie Beer bestattet zu werden, konnte erfüllt werden (s. Rosemarie Köhler/Ulrich Kratz-Whan, Der jüdische Friedhof Schönhauser Allee, Berlin: Haude& Spener1992, S. 32–37; s. auch Sibylle Schulz, Die Restaurierung der Grabstätte Giacomo Meyerbeer, in: Restauro. Zeitschrift für Kunsttechniken, Restaurierung und Museumsfragen 6/1992, S. 400–406). Das Grab der früh verstorbenen Kinder Eugenie und Alfred befindet sich in unmittelbarer Nähe. Tgb. Mai 1863 7] 1. richesses et diadème: Andantino quasi allegretto (A-Dur) im Finales des IV. Aktes. 11] 3. Lewandowsky: Lewandowski legte Meyerbeer vermutlich Kompositionen aus seinem in dieser Zeit noch ungedruckten Werk Toda wesimra („Lob und Gesang“) für Vorbeter und vierstimmigen Chor vor (der erste Teil für Sabbat erschien 1876, der zweite mit Festgesängen 1882). 19] Herr Linde[c]k: Der Bassist Lindeck (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt) wechselte am Ende der Saison an das Stadttheater Köln. Im Rahmen seines Berliner Gastspiels hörte ihn Meyerbeer am 5. VI. noch als Sarastro in Mozarts Zauberflöte sowie am 10. V. als Landgraf im Tannhäuser. 25] 5. Demoiselle Santer: Bianka Santer (eigtl. George; *4. V. 1843 Reichenbach, † XII. 1896 Buenos Aires; seit 1866 verheiratete Blume) hatte nach ihrer Ausbildung in Breslau dort 1862 als Alice in Robert le diable debütiert. Nach nur kurzem Engagement am Stadttheater Magdeburg (1862/63) wurde sie im Anschluß an dieses Gastspiel an die Berliner Hofoper verpflichtet, wo sie bis 1866 blieb (nach kurzem Wechsel an die Dresdner Hofoper kehrte sie 1867 für ein Jahr nach Berlin zurück und ging dann nach Mannheim; 1868 löste sie ihr Engagement und begab sich fortan mit großem Erfolg auf internationale Gastspielreisen). 28] 6. nachträglichen Verändrung: Wie sich anhand des Tgb.-Eintrags vom 13. V. 1863 sowie eines Textentwurfs Birch-Pfeiffers erschließen läßt, handelt es sich um den Abschnitt „Eh bien! sois libre par l’amour“ (in der gedruckten Partitur „Final Nr. 7“, S. 292 ff.). Birch-Pfeiffers „umgearbeitet 12 Mai 63“ beschrifteter Entwurf (letztes Blatt im Konvolut „Meine Umarbeitung [/] zu Meyerbeers Oper [/] Vasco da Gama [/] (Afrikanerin) [/] Ideen für Meyerbeer. [/] vom 20 April bis 15 Mai 1861“; DTM, BirchPfeiffer, w1, VIII 14000 [unpaginiert]) hat folgenden Wortlaut: linke Spalte „Vasco[:] Weh mir! Die Freiheit die sie gab [/] Raubt mir des Daseins Ziel [/] Sie ist mein Glück, verfehlt ins Grab [/] Ist Lieb: O grausam Spiel[.] – Selica[:] Weh mir! Verachtet & verbannt [/] Zerstört des Daseins Ziel [/] Gegeben in des Feindes Hand [/] von ihm! O grausam Spiel[.] – Don Pedro[:] Weh ihm! Für immer nun verbannt [/] Ist er! sein zerstört sein Ziel [/] Ich bin gerächt – / sein Hoffen schwand [/] Nun wohl / das ihr Traum / zerfiel[.] [rechte Spalte:] Weh mir! Die Freiheit die sie gab [/] Raubt mir des Daseins Ziel [/] Verloren sie! Verfehlt ins Grab [/] Mein Licht! O grausam Spiel! [/] – Yorico / sucht Selicas Blick[:] Weh ihr, verachtet abermal [/] Von ihm, den heiß sie liebt! [/] [unleserlich] treuer Dank, vor dessen Hand [/] Der Traum in Nacht zerstiebt[.] – Alvar[:] Weh ihm! Die Freiheit die sie gab [/] Zu schwer ist sie bezahlt [/] Ihr ganzes Glück verfiel in’s Grab [/] Nun ihm die Hoffnung strahlt[.]“ 29] Korrektur: s. Meyerbeer an Heinrich Schlesinger vom 6. V. 1863 sowie Kommentar zu Tgb. 17. IV. 1863. Meyerbeer an Heinrich Schlesinger vom 6. V. 1863 Zum Adressaten: Schlesinger war der im Brief erwähnte deutsche Verleger der Komposition.

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2] 7. Die Weiberkur: Le Diable à quatre, Ballet pantomime en deux actes et quatre tableaux von Joseph Mazelier genannt Mazilier (Musik: Adam), UA 11. VIII. 1845, Opéra, Paris, hier in der Bearbeitung von Taglioni unter dem von Meyerbeer genannten Titel, UA 8. I. 1849, Hofoper, Berlin. Petipa gastierte als Mazourka. 4] Launay: Edoardo conte de Launay-Hallwyl (*1820, † 7. I. 1892 Berlin), seit 1856 außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister an der italienischen Botschaft in Berlin (akkreditiert am 13. VIII. 1856). Launay hatte die Position zunächst bis November 1864, erneut seit März 1867 inne und wurde am 20. IV. 1871 „gleitend“ zum Botschafter Italiens im Deutschen Reich ernannt (in diesem Amt wirkte er bis 1892). 6] 8. „battoner, fouetter, torturer, à la mort“: „Ah! bâtonner, fouetter, puis torturer de mes mains“ aus Scène et Récit „Ah! C’est vous Don Alvar“ (zu Nr. 10ter in der gedruckten Partitur). Meyerbeer an Gemmy Brandus vom 8. V. 1863 Zum Adressaten: s. undatierte Vorsatzblätter zum Tk. April 1863 und Briefinhalt. – Der Brief ist im Nachlaß seines Sohnes überliefert gewesen. Tgb. Mai 1863

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2] 9. Testament: zum Abschluß und Wortlaut desselben s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 30. V. 1863. Minna Meyerbeer an Meyerbeer vom 9. V. 1863 19] corso Fahrten: Die Saison der Kutschen-Corsos auf der Hofjäger-Allee im Tiergarten begann am 7. V. – Diese vom Berliner Fahr-Verein organisierten Veranstaltungen, bei denen die Zuschauer auf Tribünen saßen und Musikkapellen aufspielten (morgens hatten die Kutscher bei Probefahrten Gelegenheit, ihre Pferde an die Musik und die Tribünen zu gewöhnen), erfreuten sich großer Beliebtheit. 22] Wellenbäder: Wie aus Franz Anton Ballings Schrift Die Heilquellen und Bäder zu Kissingen für Kurgäste, Frankfurt/Main, Kissingen: Jügel 51860, S. 276 f., hervorgeht, handelt es sich um in der Wanne beziehungsweise in einem größeren Bassin genommene kalte Solesprudelbäder. 27] in den Bergen: Minna verbrachte die Sommermonate in Villeneuve am Genfer See (Hôtel Byron); s. die undatierten Vorsatzblätter zum Tk. Oktober 1863. 34] spatestens: Cäcilie und Cornelie reisten entgegen dem Wunsch ihrer Mutter erst am 20. V. ab (s. Tgb.). Tgb. Mai 1863

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13] 12. Giselle: Giselle ou Les Willis, Ballet-pantomime en deux actes von Jean Coralli (Text: Théophile Gautier und Jules Henri Vernoy Marquis de Saint-Georges; Musik: Adam), UA 28. VI. 1841, Opéra, Paris (in Berlin als Die Willys oder „Gisela“, Erstaufführung an der Hofoper: 5. V. 1843). Meyerbeer an Eduard von Bauernfeld vom 12. V. 1863 Zum Adressaten: Wie im Brief erwähnt, hatte Meyerbeer in Angelegenheit der finanziellen Unterstützung Bachers und seiner Familie zweimal Geld übersandt: an Bauernfeld (s. Tgb. 28. IV. und Meyerbeer an Eduard von Bauernfeld vom 29. IV. 1861 sowie Meyerbeer an Eduard von Bauernfeld vom 13. IV. 1862).

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13] Ich habe übrigens: Der Eingang dieser Briefe ist in den Lebensdokumenten nicht vermerkt. Tgb. Mai 1863 22] 13. Birch-Pfeiffer: s. Kommentar zu Tgb. 6. V. 1863. 24] Konzert des Domchors: In seinem Bericht über diese Reise („Souvenirs de l’Allemagne“, erschienen in: Ernest Reyer, Notes de Musique, Paris: Charpentier et Cie 1875) schildert Reyer sehr anschaulich den Besuch dieses Konzerts: „L’illustre maître, dont j’avais reçu en plus d’une occasion des témoignages d’affectueuse sympathie, voulut bien me présenter à M. le comte de Redern, grand chambellan du roi, lequel, en sa qualité de musicien émérite, a sous ses ordres les grandes institutions musicales de la couronne, le Dom-Chor entre autres. C’est sur le modèle de celui de Saint-Pétersbourg qu’a été fondé, il y a une quarantaine d’années, le chœur de la chapelle royale à Berlin. Si les voix sont plus belles à Saint-Pétersbourg, si les basses sont plus étendues, surtout dans le grave, elles sont à Berlin mieux disciplinées et mises au service d’intelligences musicales bien supérieures. Je n’avais jamais entendu un ensemble plus parfait, une plus stricte observation des nuances, une exécution plus irréprochable. [Es folgen einige Bemerkungen zur Geschichte des Domchors aus Reyers Sicht.] La séance donnée par le Dom-Chor, a laquelle j’ai assisté, en compagnie de Meyerbeer et du comte de Redern, est un des meilleurs souvenirs de mon séjour à Berlin; le programme en était composé de la façon la plus attrayante, et c’est à peine si dans l’exécution des morceaux qui ne sont point écrits pour voix seules, et que l’orgue accompagne de quelques accords plaqués, je regrettais l’absence de l’orchestre, tellement l’effet est grandiose, tellement il y a de charme et d’émotion pénétrante dans l’union si parfaite de ces différentes voix.“ (S. 38ff.)

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Meyerbeer an Louis Brandus vom 14. V. 1863 Zum Adressaten: s. Tk. 1. IV. 1863 und Briefinhalt. Louis Brandus war mit den im Brief erwähnten Angelegenheiten betraut. 8] No 8: Gemeint ist Inès’ Phrase „Eh bien! sois libre par l’amour!“ aus dem Finale des II. Akts (Nr. 7 in der gedruckten Partitur; s. in diesem Zusammenhang John Howell Roberts, The Genesis of Meyerbeer’s „L’Africaine“, Ph. Diss. University of California, Berkeley 1977, S. 162). 27] Freimaurerloge „Aux trois Ecossais“: zum Kontext s. Meyerbeers ostensiblen Brief an Brandus von diesem Tag. 29] H Roux: Godquin Le Roux (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt). 32] Naudin: zum Hintergrund s. undatierte Vor- oder Nachsatzblätter zum Tk. April 1863, Bezugstelle: Naudin. 38] den Raoul: Naudin hatte die Partie 1858 am Teatro Vittorio Emanuele in Turin gesungen. In den Huguenots, die an Covent Garden seit dem 18. VII. 1863 gegeben wurden, und zwar ausschließlich mit Lucca, nicht – wie 1862 – mit Antonietta Fricci als Valentine, wirkte er nicht mit. Meyerbeers Vermutung, daß er zu diesem Zeitpunkt schon in Baden-Baden sein könnte, traf nicht zu: Seit dem 9. VII. sang er an Covent Garden an der Seite Pattis den Nemorino in Donizettis L’elisir d’amore. Der von Gye für die Rolle des Raoul verpflichtete Mario war außerordentlich erfolgreich und wurde nach wie vor als Idealbesetzung angesehen.

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4] Made Fricci: Antonietta Fricci (eigtl. Antonia Frietsche; *8. I. 1840 Wien, † 7. IX. 1912 Turin; seit 1863 verheiratete Neri-Baraldi) sang nach ihrem Debüt 1858 in Pisa an zahlreichen italienischen Bühnen, 1861 erstmals in Lissabon, 1862 in Moskau und in diesem Jahr auch erstmals in London (Debüt als Valentine in den Huguenots), wo sie ihre internationale Karriere über viele Jahre begründete und sich einen Ruf vor allem

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in Rollen aus Opern Verdis erwarb. In dieser Saison sang sie an Covent Garden in Opern Meyerbeers lediglich die Isabelle in Robert le diable. Meyerbeer an Louis Brandus vom 14. V. 1863 32] Grand Orient: zu Meyerbeers Logenzugehörigkeit s. Kommentar zu Tk. 22. XI. 1862, Bezugstelle: Freimaurer Brief. Tgb. Mai 1863

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10] 15. Società di mutuo soccorso fra gli artisti di musica: Diese Gesellschaft veranstaltete am genannten Tag in Florenz ein Wohltätigkeitskonzert mit renommierten Künstlern (Emilia La Grua, Emilio Pancani), bei dem mehrere Kompositionen Meyerbeers erklangen: außer der erwähnten Opferhymne an den Zeus (der Text in italienischer Übersetzung von Vincenzo Meinl) Krönungsmarsch und Finale des IV. Aktes aus Le Prophète sowie eine nicht näher spezifizierte Arie aus dieser Oper, die La Grua sang. Ein weiterer interessanter Programmpunkt war die italienische Erstaufführung der Inno delle nazioni, die Verdi 1862 für die International Exhibition in London komponierte hatte (s. Kommentar zu Tgb. 20. V. 1861 sowie Tgb. und Kommentar zu Tgb. zu 29. IV. 1862). Man hatte Meyerbeer ein Programm dieses Konzerts zugeschickt (überliefert in SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, zu P/2); s. in diesem Zusammenhang auch Tk. und Kommentar zu Tk. 15. V. 1863 sowie Die Società di mutuo soccorso fra gli artisti di musica di Firenze an Meyerbeer vom 6. VIII. 1863. 11] Opferhymne an den Zeus: Opfer Hymnus an den Zeus (Text: Rellstab; „Erschalle Gesang mit tönendem Laut“), für Soli, gemischten Chor und Orchester, Berlin: Bote & Bock 1853 (Klavierauszug, Pl.-Nr. B & B 2526; Stimmen, Pl.-Nr. B & B 2950). Bei dieser Komposition handelt sich um eine Umarbeitung der Ode an Rauch (Text: August Kopisch), uraufgeführt am 9. VI. 1851 (s. Tgb., V 385) im Rahmen der Akademischen Feier zu Ehren des Bildhauers Christian Daniel Rauch in der Singakademie. Meyerbeer an Johann Gottfried Maaß vom 15. V. 1863 Zum Adressaten: s. Briefinhalt und Anrede Inspektor. Diese Position hatte im Senat der Akademie der Künste Maaß inne. 17] Frau des Musiklehrer und Componisten Otto: die Witwe des Berliner Musiklehrers Franz Otto (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt); Meyerbeer hatte die Familie schon einmal unterstützt (s. Meyerbeer an Franz Otto zwischen 17. und 20. V. 1860). Tgb. Mai 1863 27] 16. Avancement als Rittmeister: zum Hintergrund s. Kommentar zu Tgb. 4. VI. 1860. 28] 17. Kodizill über die Enterbungen: s. das entsprechende Dokument im Kommentar zu Tgb. 1. VI. 1863. Meyerbeer an Ernest Reyer vom 17. V. 1863 Zur Datierung: Tag und Monat s. Brief; Jahr s. Tgb. 17. V. 1863; s. auch Tk. 18. V. 1863. Meyerbeer an Ernest Reyer vom 17. V. 1863 Zum Adressaten: s. die Anrede „Maestro“ im ersten Brief an Reyer von diesem Tag.

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27] Mlle Lucca: Reyer war ein glühender Verehrer der Sängerin und suchte offensichtlich über Meyerbeer in persönlichen Kontakt mit ihr zu treten. Er hörte sie erstmals in

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Berlin, und zwar als Marguerite in Gounods Faust. „Je ne crois pas qu’il y ait aujourd’hui en Europe une artiste plus séduisante et mieux douée que la prima-donna du Grand-Théâtre de Berlin. Elle a à peine vingt ans; elle est fort jolie, et sa voix a une pureté, une justesse d’intonation et un charme inexprimables. La veille elle vous a ému par l’expression chasté et poétique qu’elle donne au personnage de Marguerite; le lendemain, on la revoit petillante d’esprit, pleine d’espiéglerie et de gentillesse dans le rôle de Chérubin; quelques jours après elle chante la Valentine des Huguenots, et Meyerbeer lui a crié plus d’une fois bravo du fond de sa loge. Une telle souplesse de talent est chose rare“ (vgl. „Souvenirs de l’Allemagne“, erschienen in: Ernest Reyer, Notes de Musique, Paris: Charpentier et Cie 1875, S. 42). Zu Reyers Begegnung mit Lucca s. auch Meyerbeer an Louis Brandus vom 20. V. 1863; s. auch Tk. 18. V. 1863. 29] quelles sont les conditions: Meyerbeer benötigte diese Angaben mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit für das 2. Kodizill (Art. 3), das er in dieser Zeit entwarf und redigierte (s. Tgb. 18. und 26. V. sowie Tk. 25. V. 1863 sowie das vollständig wiedergegebene Dokument im Kommentar zu Tgb. 1. VI. 1863). Tgb. Mai 1863

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11] 18. Legaten-Kodizill: Zum 2. Kodizill, die Vermächtnisse betreffend, s. Abschnitt II des vollständig wiedergegebenen Dokuments im Kommentar zu Tgb. 1. VI. 1863. 19] 20. Szene … in dem Conseil d’état zugesetzt: Mit der Szene auf dem Sklavenmarkt (Chorszene) sollte ursprünglich das Finale des I. Aktes beginnen (in Scribes handschriftlichem Libretto „Vasco de Gama ou Le Cap des tempêtes“ Scène 5). Diese Szene wurde komplett geändert (zum Kontext s. Charlotte Birch-Pfeiffer an Meyerbeer vom 12. IV. 1861). Die neue Einlage umfaßt in der gedruckten Partitur (Nr. 3) den Abschnitt von „Esclaves approchez“ bis „C’est bien, retirez-vous“ (Don Pédro). Nachdem Meyerbeer durch die Arbeit an seinem Testament sowie infolge der Abreisevorbereitungen an der raschen Weiterarbeit am I. Finale gehindert war, nahm er die Komposition dieser Stücke am 14. VI. (s. Tgb.) wieder auf. Meyerbeer an Louis Brandus vom 20. V. 1863 Zum Adressaten: s. Tgb. 20. V. 1863 und Briefinhalt.

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12] Ihr Herr Bruder: Gemmy Brandus. Tgb. Mai 1863

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32] 21. Gehör-Doktor Erhard: Der Sanitätsrat Dr. Julius Erhard (*1827, † 4. III. 1873) führte seine Ohrenarztpraxis Unter den Linden 59. 1861 hatte er sich habilitiert und war seitdem auch Dozent für Ohrenheilkunde an der Berliner Universität. 35] Richard Nordraak: Rikard Nordraak (eigtl. Nordraach; *12. VI. 1842 Oslo, † 20. III. 1866 Berlin) hatte in Berlin bei Friedrich Kiel und Kullak studiert, entwikkelte jedoch ein spezielles Interesse für die norwegische Volksmusik. Seine bekannteste Komposition, Ja, vi elsker dette Landet (Text: Bjørnstjerne Bjørnson), ist seit 1864, dem Jahr ihrer Entstehung, norwegische Nationalhymne. Nordraak war ein enger Freund Ole Bulls und Edvard Griegs. 1865 gründete er in Kopenhagen die Euterpe-Gesellschaft zur Förderung der skandinavischen Musik. Meyerbeer an Emil Bock vom 23. V. 1863 Zum Adressaten: Die im Brief erwähnte Komposition hatte sich Meyerbeer von dem Berliner Verlag Bote & Bock geliehen (s. Kommentar zu Tgb. 15. V. 1863, Bezugstelle: Opferhymne an den Zeus), in dem sie erschienen war. Da Gustav Bock am 27. IV. 1863 verstorben war, ist das Schreiben an dessen Nachfolger, Emil Bock, gerichtet. Emil

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Bock (*17. III. 1816 Berlin, † 31. III. 1871 Berlin) war von Gustav Bocks Witwe Emilie, die Alleinerbin war, mit der Gesamtvertretung der Firma betraut worden (s. Harald Kunz, Fünf Generationen einer Familie in Hundertfünfzig Jahren eines Musikverlags, in: 150 Jahre Bote & Bock. Musikverlag und Musikalienhandlung in Berlin 1838–1988, Berlin 1988, S. 7–62).

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14] nicht mehr brauche: Wie aus Tk. 16. V. 1863 hervorgeht, schickte Meyerbeer kein gedrucktes Exemplar nach Florenz, sondern ließ die Komposition von seinem Sekretär abschreiben. Tgb. Mai 1863 22] 24. Demoiselle Geri[c]ke: Leontine Gericke (Lebensdaten nicht ermittelt), seit 1858 am Stadttheater Breslau engagiert, gastierte bis zum 19. VI., dem Beginn der Theaterferien, mit insgesamt sechs Rollen. Sie wurde unmittelbar nach diesem Gastspiel für die neue Saison an die Berliner Hofoper engagiert und blieb dort bis 1866. 24] Herr Gross: Der Tenor Ferdinand Groß (*8. V. 1835 Wien, † 9. IX. 1909 Kassel), ein Schüler des renommierten Wiener Gesangpädagogen Giovanni Gentiluomo, hatte 1858 in Ölmütz debütiert und war nach Stationen in Preßburg (1859 bis 1861) und Brünn (1861) 1862 nach Graz gekommen, wo er bis 1864 blieb, ehe er nach kurzer Rückkehr nach Brünn 1865 an das Stadttheater Leipzig engagiert wurde, wo er bis 1872 blieb (nach weiterem Wirken in Rotterdam und Frankfurt/Main nahm er 1876 seinen Bühnenabschied). Die von Meyerbeer gehörte Partie des Raoul zählte zu seinen Paraderollen. 28] Demoiselle Suvanny: Julie Suvanny (eigtl. Swieceny; *1840 Lemberg, † 15. V. 1872 Berlin; später verheiratete Dumont) war vom 15. V. bis 15. IX. 1863 an der Kroll’schen Oper in Berlin engagiert und erwarb sich rasch einen ausgezeichneten Ruf. Meyerbeer an Louis Brandus vom 26. V. 1863 Zur Datierung, zum Adressaten: Wie aus dem Inhalt hervorgeht, ist der Brief ein Begleitschreiben zum ostensiblen zweiten datierten Brief von diesem Tag.

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16] Titjens: Perrin erfüllte Meyerbeers Wunsch und verpflichtete Tietjens zu einem Gastspiel an die Pariser Opéra, dem Meyerbeer partiell beiwohnte (s. unter anderem Meyerbeer an Louis Brandus vom 4. VIII. sowie Tgb. 3. und 4. IX. 1863). Meyerbeer an Louis Brandus vom 26. V. 1863

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13] Reyher: Ernest Reyer. 1] Obin: Der Bariton Louis Henri Obin (*4. VIII. 1820 Ascq/bei Lille, † 9. XI. 1895 Paris) hatte nach seiner Ausbildung in Lille und Paris 1844 an der Opéra debütiert und wirkte dort über viele Jahre. Vom 7. IV. bis 1. VIII. 1863 war er an der Royal Italian Opera at Covent Garden engagiert. – Im konkreten Fall ging es Meyerbeer um die adäquate Besetzung seiner für Louis Engel zu bearbeitenden Komposition Aspiration (zur Ausgabe s. Kommentar zu Meyerbeer an Duncan Davison vom 15. XII. 1860, Bezugstelle: autre morceau, zum Vorgang Tgb. 7. und 11. VI., Meyerbeer an Louis Brandus vom 12. und 23. VI. sowie vom 3. VIII. 1863). Tgb. Mai 1863 13] 27. Verordnung: s. den vollständig wiedergegeben Text im Kommentar zu Tk. 31. V. 1863.

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Meyerbeer an Adrianus Catharinus Gerardus Vermeulen vom 27. V. 1863

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13] Van Hope: Adriaan van der Hoop junior (1827–1862; V 980), Vizepräsident der Niederländischen Gesellschaft zur Förderung der Tonkunst in Rotterdam, hatte Meyerbeer im Juli 1852 in Spa kennengelernt. Er war 1862 jung verstorben. Vornamen und Lebensdaten seiner Gattin wurden nicht ermittelt. Meyerbeer an Anton Apt vom 28. V. 1863 Zum Adressaten: Laut Katalog der besitzenden Institution (s. Quellangabe zum Brief) war der Brief mit dem dazugehörigen Umschlag überliefert. Dieser Umschlag ist verschollen. Laut Angaben in Hudební veda, 28: 1991, S. 284, weist der Katalog – vermutlich auf der Basis des verschollenen Umschlags – den Adressaten aus. – Anton Apt (*13. VI. 1805 Prag, † 27. X. 1887 Prag) war 1840 Mitbegründer des Prager Gesangund Musikvereins „Cäcilien-Verein“, dessen Direktor er bis zu dessen Auflösung im Jahre 1885 war. Meyerbeer an Christian Friedrich Kahnt vom 28. V. 1863 Zum Adressaten: Christian Friedrich Kahnt (*10. V. 1823 Leipzig, † 5. VI. 1897 Leipzig) hatte 1851 in Leipzig unter dem Namen „C. F. Kahnt“ einen Musikverlag gegründet. Seit 1857 verlegte er die Neue Zeitschrift für Musik. Er gab in dieser Zeit die für das diesjährige Turnfest in Leipzig vorgesehenen Kompositionen heraus: einen Marsch (s. nächstfolgenden Stellenkommentar) sowie Sechs Turnlieder für vier Männerstimmen von Carl Ferdinand Adam. Kahnts Brief ist zwar nicht überliefert, ein Kontakt zwischen Kahnt und Meyerbeer nicht nachweisbar, doch spricht alles dafür, daß Kahnt es war, der sich an Meyerbeer gewandt hatte. Er war der Verleger der einschlägigen Gelegenheitskompositionen, Brandus hatte sich im Frühjahr 1863 in Deutschland aufgehalten, Kahnt publizierte in dieser Zeit eine Reihe, die er gegenüber Meyerbeer möglicherweise als „Enceclopedie“ ausgegeben hatte (s. nächstfolgenden Stellenkommentar). Mendel, ebenfalls Gründer eines Musikverlags und Herausgeber einer Enzyklopädie, hatte sein Lexikon erst nach Meyerbeers Tod in Angriff genommen.

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17] Turner-Marsch: Die Komposition war für das 3. Deutsches Turnfest gedacht, das vom 2. bis 5. VIII. 1863 in Leipzig stattfand. Den Marsch komponierte Friedrich Diethe: Gut Heil! Turner-Fest-Marsch für das dritte deutsche Turnerfest in Leipzig. Die Komposition erschien 1863 im Klavierauszug im Verlag C. F. Kahnt in Leipzig. 22] Enceclopedie: Wahrscheinlich ist die Publikation Symphonia. Fliegende Blätter für Musiker und Musikfreunde gemeint, eine Zeitschrift, die jährlich in 11 Nrn. mit Kahnt als verantwortlichem Redakteur erscheinen sollte und 1863 gestartet worden war (bis 1868, 6 Jahrgänge.). Zu diesem Zeitpunkt lagen die ersten 4 Nrn. vor. Tgb. Mai 1863

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9] 30. mein neues Testament: Das von diesem Tag datierte Dokument ist im Landesarchiv Berlin im Bestand A Pr. Br. Rep. 005A (T-Nr. 30 515 [Kt. 244]) überliefert und hat folgenden Wortlaut: „Berlin, 30. Mai 1863 Mein Testament Zur Erfüllung meiner Pflicht als Gatte und Vater, die mir gebeut, das Wohl der Meinigen auch nach meinem Tode so fest zu begründen, als es meine Kräfte und Einsichten gestatten, habe ich die nachstehenden letztwilligen Verordnungen in völlig gesundem Zustande abgefaßt, damit, zu welcher Zeit es auch dem Himmel gefallen möge, mich von dieser Erde abzurufen, meine Rechnung mit allem Irdischen abgeschlossen sei. Das

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Heil meiner Seele befehle ich meinem Herrn und Schöpfer, und erflehe den reichsten Segen auf die Häupter meiner Gattin, meiner geliebten Kinder, meines Schwiegersohnes und Enkel, auf daß es diesen Lieben wohlergehe hier und jenseits. Amen! Hiernächst bestimme ich unter Aufhebung aller vor dem heutigen Tage errichteten letztwilligen Dispositionen, über mein zeitliches Vermögen Folgendes: § 1. Zu meinen Erben ernenne ich a. meine geliebte Ehefrau, Minna geborene Mosson b. meine drei Töchter 1. Blanca Laura Clementine Maria verehelichte Baron von Korff, 2. Cäcilie, 3. Cornelie Agathe, c. meine Tochterkinder männlichen und weiblichen Geschlechts, so wohl die, welche zur Zeit meines Ablebens schon geboren sind, als auch die, welche in der Zukunft noch werden geboren werden. Diese Personen sollen unter den in den folgenden Paragraphen enthaltenen näheren Fortsetzungen meine Erben sein. § 2. Meine geliebte Ehegattin, Minna geborene Mosson, erhält: A. in Gemäßheit des mit ihr errichteten Ehe- und Erbvertrages vom 23. Januar 1826. 1. ihr eigenes, von ihr mir zugebrachtes Vermögen im Betrage von fünfzigtausend Thalern, 2. aus meinem Vermögen das ihr ausgesetzte Gegenvermächtniß von fünfzigtausend Thalern. B. ferner aus meinem Vermögen: 3. die lebenslängliche Nutzung aller meiner Bilder und des Silberzeuges, 4. das gesammte übrige Mobiliar – mit Ausschluß meiner Tagebücher, Compositionen, Musikalien und meiner musikalischen Bibliothek, über welche ich besonders verfügt habe – zur eigenthümlichen freien Disposition. C. Nach den Bestimmungen des mit meiner Ehegattin geschlossenen Ehecontracts gehört mir die Hälfte der Revenüen ihres großväterlichen und mütterlichen Vermögens. Ich habe solche auch entnommen, aber nicht in der Absicht sie für mich zu verwenden, sondern um sie für meine Ehegattin zu sammeln und zu bewahren. Ich habe ihr von diesem meinem Willen Kenntniß gegeben und ihr freigestellt, über das bis heute angewachsene Kapital welches ich auf vierzigtausend Thaler hierdurch feststelle, frei zu verfügen. Sollte sie dies bis zu meinem Ableben nicht gethan haben – worüber sich der Ausweis in meinen beiden vom Herrn Justizrath Bennewitz und dem Herrn Rendanten Gravenstein geführten Cassenbüchern finden wird –, so sollen ihr die vierzigtausend Thaler und die nach dem heutigen Tage weiter von mir entnommene Hälfte ihrer Revenüen, wie solche sich aus den gedachten Büchern zur Zeit meines Todes ergeben, sechs Monat nach dem Todestage zu ihrer freien Verfügung ausgezahlt werden. D. Nach den Bestimmungen der Ehepacte vom 23. Januar 1826 habe ich die Documente, woraus das Vermögen, welches meine Ehegattin von ihrem Großvater und von ihrer Mutter ererbt hat, besteht, in Verwahrung. Ueber ihren Antheil an dem großväterlichen Nachlasse ist derselben von den Curatoren dieses Vermögen bei der Verabfolgung eine detaillirte Spezification (angefertigt von dem Buchhalter Herrn Bernheim) übergeben worden, welche auch von meiner Ehegattin durch ihre Unterschrift anerkannt ist. Außerdem ergiebt noch mein von Herrn Gravenstein geführtes Kassenbuch darüber Ausweis. Ueber den Bestand der mütterlichen Erbschaft geben die Kassenbücher des Herrn Justizrathes Bennewitz Auskunft. Dieses meiner Ehegattin gehörige

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Vermögen muß ihr drei Monat nach meinem Tode von meinen Testaments-Executoren ausgeliefert werden. § 3. Eine jede meiner drei Töchter hat von ihrer verstorbenen Großmutter Mosson die Summe von dreitausend Thalern ererbt. Meine Tochter Blanca bezieht seit ihrer Verheirathung mit dem Baron Emanuel von Korff die Zinsen dieses ihres Großmuttererbes und kann auch über das Kapital zu jeder Zeit nach ihrem Belieben verfügen. Dasselbe wird bis jetzt von dem Verwalter meines eigenen Vermögens Herrn Rendanten Gravenstein verwaltet, welcher dafür besonders Buch führt. Die Zinsen der je 3000 rtl meiner Töchter Cäcilie und Cornelie sind bisher zum Kapital geschlagen. Von meinem Ableben an sollen nun meine beiden jüngsten Töchter die Zinsen des Kapitals, welches aus den 3000 rtl und den dazu ersparten Zinsen für eine jede von ihnen sich gebildet hat, selbst beziehen, das Kapital aber nach erreichter Volljährigkeit oder bei ihrer Verheirathung zur freien Disposition verlangen dürfen, wenn sie nicht vorziehen, solches von meinen Testaments-Executoren ferner verwalten zu lassen. Ich habe auch von Zeit zu Zeit als Geschenk für meine Kinder französische 3 % Renten angekauft und solche auf ihren Namen schreiben lassen. Diese auf ihren Namen geschriebenen Renten, welche sich auf der Pariser Bank deponirt befinden, sollen ihnen nach meinem Tode zur freien Disposition ausgeliefert werden. § 4. Mein gesammtes Vermögen nach Abzug der in § 2 und 3 gedachten Summen und Mobilien soll durch die von mir ernannten Testaments-Executoren, wie unten näher bestimmt worden, verwaltet werden. Die Substanz ist, soweit nicht Ausnahmen angeordnet worden, für meine Enkel und Enkelinnen zu conserviren. Die Nutzungen davon über welche nachstehend nicht besonders von mir verfügt ist, gebühren unbedingt und unter allen Umständen meiner geliebten Ehegattin auf ihre Lebenszeit, so lange sie nicht zu einer anderen Ehe schreitet, nach ihrem Tode oder ihrer Wiederverheirathung meinen drei Töchtern zu gleichen Antheilen. § 5. Bis zu der Zeit wo meine beiden jüngsten Kinder Cäcilie und Cornelie verheirathet sein werden, soll ein Fünftheil der Revenüen nicht benutzt, sondern zum Kapital geschlagen werden. Dann hört diese Bestimmung auf. Jedenfalls aber hört diese Bestimmung zehn Jahre nach meinem Tode auf. § 6. Meine Tochter Blanca, Baronin von Korff erhält: A. so lange meine Ehegattin unverheirathet am Leben ist, 1, die jährliche Rente von dreitausend Thalern, welche ihr in dem notariellen Ehegelöbniß-Vertrage vom 1. März 1857 ausgesetzt ist und welche nach meinem Tode unverändert fortgeht, 2, außerdem eine jährliche Rente von fünftausend Thalern, zusammen also jährlich achttausend Thaler, in Quartalraten praenumerando zahlbar. B. nach dem Ableben oder der anderweitigen Verheirathung ihrer Mutter aber den dritten Theil der gesammten Revenüen meines Vermögens (§ 4) ausschließlich des Fünftels während der ersten zehn Jahre nach meinem Tode respective bis zur Verheirathung meiner beiden jüngsten Töchter. (§ 5). Bereits in dem Ehegelöbnißvertrage vom 1. März 1857 ist festgestellt, daß alles gegenwärtige und zukünftige Vermögen meiner Tochter Blanca vorbehaltenes sein, ihrem Ehemanne dem Baron von Korff also keinerlei Recht daran zustehen soll. Ich wiederhole und setze fest, daß sowohl die oben sub A. meiner Tochter Blanca ausgesetzten achttausend Thaler jährlich, als das sub B. ihr bestimmte Revenüen-Drittel ihr vorbehaltenes Vermögen sein und ihr Ehemann ir-

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gend ein Recht daran nicht haben soll. Meine Testaments-Executoren haben daher nur meiner Tochter Blanca selbst gegen ihre alleinige Quittung ihre Rente resp. ihre Revenüen-Antheile abzuliefern. Ich verbiete ausdrücklich, daß meine Tochter Blanca ihren Ehegatten den Baron von Korff oder irgend eine andere Person zur Erhebung dieser Rente resp. Revenüen autorisirt. Ich verbiete ferner, daß meine Tochter Blanca die Rente resp. Revenüen-Antheile ganz oder theilweise vor der Verfallzeit entnimmt, oder überhaupt ihrem Ehegatten oder einem Dritten abtritt oder verpfändet. Dergleichen Cessionen oder Verpfändungen sollen völlig unwirksam sein und sollen Zahlungen darauf von meinen Testaments-Executoren unbedingt nicht geleistet werden. Auch soll meine Tochter Blanca von dem Augenblicke an, wo sie eine solche Vollmacht oder Cession oder Verpfändung vornimmt und die nur zu ihrem eigenen Besten von mir getroffenen Bestimmungen ungehorsam verletzt, selbst solange sie lebt, zwei Drittel der ihr ausgesetzten Rente resp. Revenüen-Antheile verlieren. Die Gründe zu dieser Festsetzung habe ich in meinem besonderen Aufsatze niedergelegt, welcher zunächst nur für meine Ehegattin und meine Testaments-Executoren bestimmt ist, jedoch auch als ein Theil dieses Testaments angesehen werden soll, wenn die Festsetzung irgend wie angegriffen werden sollte. § 7. Geht meine Tochter Blanca vor ihrem Ehemanne dem Baron von Korff mit dem Tode ab, so erhält der letztere die im § 5 des Ehegelöbnißvertrages vom 1. März 1857 ihm zugesicherte Rente von 3000 resp. 1500 rtl. Diese Rente ist, so lange ein Kind aus der Ehe mit meiner Tochter Blanca am Leben ist, von den Nutzungen des diesem Kinde aus meinem Nachlasse zufallenden Substanzantheils zu entnehmen. Befindet sich kein Kind aus der Ehe mit meiner Tochter Blanca mehr am Leben, so ist die Rente des Baron von Korff vorweg aus den meinen gesammten Erben zustehenden Nutzungen meines Nachlasses zu gewähren. § 8. Eine jeder meiner beiden Töchter Cäcilie und Cornelie erhält so lange die Mutter lebt jährlich ein Taschengeld von 600 rtl und zwar bis zur Verheirathung. Eine jede von ihnen erhält so bald sie volljährig geworden auf ihren Wunsch aus der Substanz meines Nachlasses ein Kapital von zwanzigtausend Thalern zur völlig freien Verfügung, wenn 1, ihre Mutter dazu ihre ausdrückliche Zustimmung ertheilt, 2, oder nach dem Ableben der Mutter meinen Testaments-Executoren eine zweckmäßige Verwendung diese Kapitals z.B. zum Ankaufe oder zur Verbesserung von Immobilien nachgewiesen wird. Die Beurtheilung der Frage: ob die Verwendung als eine zweckmäßige anzusehen, steht lediglich den Testaments-Executoren nach ihrem Ermessen zu und findet darüber eine richterliche oder andere Entscheidung nicht statt, sondern ist lediglich die pflichtmäßige Bestimmung der Testaments-Executoren maaßgebend. Diejenige meiner beiden Töchter Cäcilie und Cornelie, welche dieser Anordnung zufolge ein Kapital von 20 000 rtl aus meinem Nachlasse entnimmt, muß sich 4 1/2 Prozent Zinsen davon, also neunhundert Thaler jährlich auf die ihr zufließenden Revenüen anrechnen lassen. Warum ich meiner Tochter Blanca eine gleiche Vergünstigung nicht gewähre, geht aus dem am Schlusse des § 6 gedachten Aufsatze ebenfalls hervor. § 9. Wenn meine Töchter Cäcilie und Cornelie nach meinem Ableben sich verheirathen, so soll es dazu jederzeit des ausdrücklichen Consenses meiner Ehegattin, so lange diese am Leben ist, bedürfen. Nach dem Ableben derselben soll aber der ausdrückliche Consens meiner Testaments-Executoren erforderlich sein, wenn meine Töchter vor dem

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28sten Lebensjahre sich verheirathen. Die Testaments-Executoren müssen bei der Berathung dieser Angelegenheit meine Schwägerin Hanna Mosson geborene Hochwächter und nach deren Tode ihre Tochter Clara Mosson zuziehen. Wird der Consens ertheilt, so erhält die sich verheirathende Tochter 1, aus der Substanz meines Nachlasses ohne Anrechnung der Zinsen auf die Revenüen zur Ausstattung die Summe von fünfzehntausend Thalern, da für meine Tochter Blanca eine gleiche Summe zu demselben Zwecke verwendet worden ist. 2, aus den Revenüen meines Nachlasses eine jährliche, in Quartalrathen praenumerando zahlbare Rente von 8000 rtl, so lange die Mutter lebt und den Wittwenstuhl nicht verrückt, demnächst aber ein Drittel der gesammten Revenüen. Sollte eine meiner beiden jüngsten Töchter meinem bestimmten Willen und den Wünschen ihrer wohlwollenden Mutter entgegen eine Ehe ohne deren Consens eingehen in welchem Lebensalter es auch sei oder nach deren Tode vor vollendetem 28sten Lebensjahre ohne Einwilligung meiner würdigen Testaments-Executoren, so soll dieselbe nur den Nießbrauch des Pflichttheils aus meinem Nachlasse erhalten. § 10. Unter Lebendigen sollen meine Töchter über das ihnen von mir zufallende Fideicommißvermögen niemals disponieren können, sondern soll solches nach ihrem Tode ihren Kindern, meinen Enkeln und Enkelinnen anheimfallen. Von Todes wegen kann jedoch eine Tochter, so bald sie das 24sten Lebensjahr zurückgelegt hat, oder verheirathet ist, für den Fall, daß sie dereinst ohne Descendenz sterben sollte, auch über die Hälfte ihres Antheils von dem Fideicommißvermögens frei verfügen. Stirbt aber eine Tochter ohne Descendenz entweder vor dem zurückgelegten 24sten Lebensjahre und unverheirathet, oder nach dem 27sten Lebensjahre respective verheirathet jedoch ohne letztwillig disponirt zu haben, so fällt ihr Antheil am Fideicommißvermögen ihren Geschwistern und den Kindern etwa schon früher verstorbenen Geschwister zu. Diese Geschwister und Geschwisterkinder erhalten auch für den Fall, daß die verstorbene Tochter letztwillig disponirt hat, die Hälfte ihres Antheils an dem Fideicommißvermögen, über welche von Todes wegen zu disponiren ihr nicht gestattet ist. Stirbt eins meiner Enkelkinder nach der Mutter während seiner Minorennität ohne Leibeserben, so fällt sein Antheil auf seine Geschwister und Geschwisterkinder oder in deren Ermangelung auf meine anderen Töchter oder Descendenten meiner Töchter, die immer an die Stelle ihrer Mutter treten, welche ich sämmtlich auf diesen Fall in der erwähnten Art substituire. Sollten endlich, was Gott verhüten wolle, meine sämmtlichen Töchter ohne Descendenz zu hinterlassen mit Tode abgehen, so soll das ihnen von mir hinterlassene Fideicommißvermögen – so weit darüber von ihnen dem ihnen eingeräumten Rechte gemäß nicht letztwillig Bestimmung getroffen ist – zur einen Hälfte den Kindern meines Bruders Wilhelm, nämlich Elise, Julie, George und Julius Geschwister Beer, zur anderen Hälfte meine Nichten Clara und Agnes Geschwister Mosson zufallen, indem ich jedem der Geschwister Beer und den beiden Geschwistern Mosson ihre ehelichen Kinder substituire. § 11. Alles, was meine Töchter und demnächst meine Enkelinnen aus meinem Nachlasse empfangen, soll vorbehaltenes Vermögen sein, woran der Mann weder Verwaltungsnoch Nießbrauchsrecht hat, vielmehr soll meinen Töchtern allein die völlig freie Disposition darüber zustehen. § 12. Auch alles, was meine Enkel und Enkelinnen aus meinem Nachlasse erhalten, soll freies Eigenthum derselben, woran der Vater weder Verwaltung noch Nießbrauch hat, werden.

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§ 13. Wenn eins meiner Enkel oder Enkelinnen sich unter Zustimmung seiner Mutter verheirathet, so sollen ihm zwölftausend Thaler von dem ihm einst zukommenden Kapitale aus meinem Vermögen zur Ausstattung gegeben werden. Geschieht die Verheirathung bei Leben der Mutter, so verliert diese die Zinsen von den solchergestalt abgegangen zwölftausend Thalern. § 14. Wenn eins meiner Enkel oder Enkelinnen sich schlecht aufführen, eine unanständige oder verschwenderische Lebensweise führen oder sich ungehorsam gegen seine Eltern betragen sollte, so soll die Mutter des ausgearteten Kindes mit Zuziehung der Executoren meines Testaments die Befugniß haben, ihm sein Erbtheil zu entziehen und unter die übrigen Geschwister zu vertheilen. Tritt ein solcher Fall nach dem Tode der Mutter ein, so können die Testaments-Executoren allein darüber entscheiden. Ob einer meiner Enkel oder Enkelinnen eine solche Lebensart führe, daß er oder sie auszuschließen sei, darüber sollen allein die bestimmten Personen endgültig zu entscheiden haben. Bestimmen diese, daß ein solcher Fall vorhanden sei, so ist derjenige meiner Enkel oder diejenige meiner Enkelinnen, gegen den oder die solchergestalt geurtheilt wird, von allen ihm in diesem Testamente zugesicherten Vortheilen ausgeschlossen, ohne daß sie befugt sind, richterliche Untersuchung oder Entscheidung darüber, ob wirklich der Fall einer schlechten Aufführung vorhanden sei, zu verlangen, indem ich ihren Ausschluß lediglich an das Urtheil der Mutter und der TestamentsExecutoren oder falls erstere verstorben sein sollte, an das der Testaments-Executoren allein binde, wobei ich jedoch ausdrücklich festsetze, daß das Ausschließungsrecht der Mutter und der Testaments Executoren während des Lebens der Mutter zu jeder Zeit, nach dem Tode derselben aber nur bis zur Majorennität meiner Enkel und Enkelinnen ausgeübt werden kann, dergestalt, daß wenn einer derselben bei erlangter Majorennität sein Erbtheil schon empfangen hat, keine Rückforderung desselben mehr stattfinden soll. § 15. Alles was meine Ehegattin oder meine Töchter und deren Kinder bei meinen Lebzeiten von mir erhalten haben, sollen sie weder einwerfen noch sich bei der Theilung irgendwie anrechnen lassen. § 16. Zu Vormündern meiner Kinder, welche zur Zeit meines Ablebens noch minderjährig sind, ernenne ich 1, meine geliebte Ehegattin Minna geborene Mosson. 2, den Herrn Justizrath Bennewitz, 3, den Herrn Banquier Wilhelm Rieß, 4, den Herrn Banquier Mayer Samuel Baswitz, und befreie dieselben von jeder vormundschaftlichen Aufsicht und Controlle, von der Anfertigung eines gerichtlichen Inventarii meines Nachlasses, und insbesondere von allen § 422 bis 678, Titel 18 Theil II Allgemeines Landrechts vorgeschriebenen Einschränkungen der vormundschaftlichen Administration. Ich verbiete alle und jede Einmischung des vormundschaftlichen Gerichts in die Regulirung und Verwaltung meines Nachlasses und soll nach meinem Tode nur ein, von den Vormündern und Executoren meines Testaments angefertigtes Privatverzeichniß desselben dem Vormundschaftsgericht versiegelt übergeben werden. Sollte einer der ernannten Vormünder die ihm übertragene Funktion nicht übernehmen oder fortführen können oder wollen, so sollen die übrigen die Vormundschaft mit denselben Befugnissen und Befreiungen übernehmen oder fortführen. Dies soll auch ge-

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schehen, wenn eine zweite und dritte dieser Personen ablehnen oder abgehen sollte, so daß alsdann nur Ein Vormund mit gleichen Befreiungen übrig bliebe. Solange meine geliebte Ehegattin lebt und sich nicht wieder verheirathet, wünsche ich, daß die unverheiratheten Töchter in ihrem Hause bleiben und sie sich der Sorge für das körperliche und moralische Wohl unserer Kinder unterzieht. Da meine Kinder das Glück haben, eine eben so zärtliche, als erleuchtete und umsichtige Mutter zu besitzen, so mache ich ihnen den unbegrenzten Gehorsam gegen meine geliebte Minna zur strengsten Pflicht. § 17. Zu Vollstreckern meiner letztwilligen Verordnungen und zu Curatoren meines Nachlasses, insbesondere auch zu Verwaltern meines Fideicommißvermögens ernenne ich 1, meine Ehegattin Minna geborene Mosson, 2, den Herrn Justizrath Bennewitz, 3, den Herrn Banquier Wilhelm Rieß, 4, den Herrn Banquier Mayer Samuel Baswitz. Ich ermächtige und bevollmächtige dieselben ausdrücklich Gelder, Documente und Sachen aller Art aus Depositorien oder von Behörden oder von Privatpersonen in Empfang zu nehmen und darüber zu quittiren, Kapitalien zu kündigen, einzuziehen, und nach Gutdünken wieder zu belegen, Cassionen aller Art zu ertheilen, Vorzugsrechte einzuräumen, auf Rechte Verzicht zu leisten und ihnen zu entsagen, Vergleiche und Verträge aller Art abzuschließen, Grundstücke zu erwerben und zu veräußern, Eintragungen in Hypothekenbücher und Löschungen darin zu beantragen und zu bewilligen, Kaufgelder zu creditiren, Rechnungen zu legen und sich legen zu lassen, solche zu defactiren oder für richtig anzunehmen, Dechargen zu ertheilen, Executionen, Arreste, Tax- und Subfactationen nachzusuchen, Kaufs- und Verkaufs-Bedingungen, so wie Zahlungsmodalitäten zu verabreden und festzustellen, Prozesse zu führen, Eide zu deferiren, zu referiren, zu erlassen, auf schiedsrichterliche Entscheidung zu compromittiren, auf alle sonst in Rechts- und anderen Angelegenheiten erforderlichen Erklärungen abzugeben, und sich endlich untereinander oder Andere zu substituiren. Ich mache ferner den oben sub. 2, 3 und 4 ernannten Herren Testaments-Executoren zur Pflicht, sofort nach Antritt ihrer Funktion ein jeder sich einen Nachfolger zu erwählen. Erforderlich ist dabei nur, daß Herr Justizrath Bennewitz für seine Stelle wiederum einen Rechtsverständigen und zwar möglichst einen solchen, dem finanzielle und Geschäftsverhältnisse nicht fremd sind, bestimmt, während als Nachfolger der beiden anderen Herren vorzugsweise nur geschäftserfahrene, zuverlässige und umsichtige Persönlichkeiten wünschenswerth erscheinen. Die über die Wahl der Nachfolger gerichtlich oder notariell abzugebenden Erklärungen sind im Nachlasse aufzubewahren. Auf dieselbe Art wird verfahren, sobald einer der Testaments-Executoren wiederum ausscheidet, solange als die Verwaltung meines Nachlasses dauert. Für meine Ehegattin bedarf es, so bald sie durch den Tod oder anderweitige Verheirathung aus dieser Funktion ausscheidet, eines Nachfolgers nicht, sondern genügt von ihrem Austritte ab die gleichzeitige Wirksamkeit dreier Personen. Die von meinen TestamentsExecutoren erwählten Nachfolger sollen unbedingt gleiche Befugnisse haben, wie die von mir selbst ernannten. – Von der Rechtlichkeit, Befähigung und dem edelen Charakter dieser drei letzteren habe ich die innigste Ueberzeugung und lege daher mit dem vollsten Vertrauen die theuersten Interessen der Meinigen in ihre Hände und danke ihnen aus der Fülle meines Herzens, daß sie dies Amt anzunehmen mir versprochen haben. Herr Justizrath Bennewitz soll sein bisheriges Gehalt von dreihundert fünfzig Thalern jährlich fortbeziehen und dafür verpflichtet sein, seine bisher geführten Bücher über meine väterliche Erbschaft und das Vermögen meiner Frau und Kinder weiter fortzuführen, bei allen Rechtsfällen seinen Rath zu ertheilen, die legale Uebernahme neuer

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Hypotheken, so wie die Cession oder Quittung gekündigter Hypotheken zu besorgen, bei dem Abschneiden der Coupons mit gegenwärtig zu sein und an den Berathungen der anderen Testaments-Executoren bei welchen meine Ehegattin sich durch einen Bevollmächtigten vertreten zu lassen befugt sein soll, wenn sie nicht selbst gegenwärtig sein will, Theil zu nehmen. Sein Nachfolger soll dasselbe Gehalt beziehen. Ueber mein großväterliches und Privatvermögen soll die bisherige regelmäßige Buchführung, wie solche früher Herr Bernheim, jetzt der Herr Rendant Gravenstein bewirkt, fortdauern, es soll dazu immer ein kaufmännischer Buchhalter, welcher mit vierhundert Thalern jährlich zu honoriren ist, angenommen werden. Ich wünsche das Herr Rendant Gravenstein für dies Geschäft mit dem jährlichen Gehalte von vierhundert Thalern beibehalten wird, so lange er meinen Testaments-Executoren keinen Anlaß zur Unzufriedenheit giebt. Ebenso wünsche ich, daß Herr Burguy, welcher gegenwärtig mein Grundstück in der neuen Friedrichsstraße No 21 hierselbst verwaltet, dieses Amt unter den jetzigen Bedingungen beibehält, bis meine Testaments-Executoren gegründete Veranlassung finden, eine Aenderung eintreten zu lassen. Der Status meines gesammten Vermögens findet sich in dem von dem Herrn Justizrath Bennewitz und dem Herrn Rendanten Gravenstein geführten Büchern vollständig verzeichnet. Außerdem gehören dazu noch einige Fonds auf der Banque de France und dem Credit Foncier de France in Paris, deren Specification im Gewölbe des Comtoirs hier neue Friedrichsstraße No 21 niedergelegt ist. Meinen Testaments-Executoren mache ich zur Pflicht vor allen Dingen auf die sichere Conservation meines Vermögens bedacht zu sein. Die Dokumente sind wie bisher auf der Bank, die Coupons im Gewölbe des Comtoirs meines Hauses neue Friedrichsstraße No 21, solange solches nicht veräußert wird, aufzubewahren. Gewinn und Vermehrung der Kapitalien zu erzielen ist nicht ihre Aufgabe. Es sollen daher auch keinerlei Speculationen oder ein Umtausch der in meinem Nachlasse befindlichen Werthpapieren gegen andere gemacht werden, um einen größeren Zinsertrag oder Kapitalsvermehrung zu erzielen. So lange die gegenwärtige Hypothekenordnung in Preußen fortbesteht, und nicht gesetzliche Aenderungen eintreten, welche die Sicherheit der Besitzer von hypothekarisch versicherten Forderungen gefährden, soll mindestens eine gleiche Summe in pupillarisch sicheren Hypotheken angelegt bleiben, als zur Zeit meines Todes darin angelegt gewesen ist. Sollten in Betreff irgend einer Art der vorhandenen Werthpapiere Conjuncturen eintreten, welche eine dauernde Entwertung derselben wahrscheinlich machen, so können dieselben gegen andere sichere Effecten umgetauscht werden, wenn meine Testaments-Executoren einstimmig dies für zweckmäßig erachten. Ist aber nur eine Majorität dieser Ansicht, so soll ein von den Testaments-Executoren zu erwählender Sachverständiger mit Stimmberechtigung für den speziellen Fall zugezogen werden und entscheidet dann die Mehrheit der Stimmen, bei Stimmengleichheit die Meinung des Sachverständigen. Treten Verlosungen mir gehöriger Werthpapiere ein, so sind nach dem Ermessen der Testaments-Executoren die aus den Verlosungen gezogenen Summen entweder in Papieren derselben Gattung oder in pupillarisch sicheren Hypotheken anzulegen. Meine Grundstücke in der neuen Friedrichstraße zu Berlin und in Frankfurt an der Oder, so wie diejenigen Grundstücke, welche ich sonst noch zur Zeit meines Ablebens besitzen werde, sollen nicht verkauft werden, wenn auch Gewinn dadurch erzielt werden könnte. Nur wenn durch nicht vorherzusehende Vorfälle Verluste durch das Beibehalten dieser Besitzthümer drohen sollten, darf der Verkauf erfolgen. Daß eine derartige Gefahr vorhanden, muß ein von meinen Testaments-Executoren zu erwählender Sachverständiger gutachtlich bestätigen und von meinen sämmtlichen Testaments-Executoren einstimmig anerkannt werden. Wenn die Ansicht eines der letzteren oder des Sachverständigen abweicht, muß der Verkauf unterbleiben. Die Verwaltung des Vermögens durch meine Testaments-Executoren soll solange dau-

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ern bis keine meiner Töchter mehr am Leben ist und das jüngste meiner Enkelkinder die Majorennität erreicht hat. Bei Meinungsverschiedenheit entscheidet die Stimmenmehrheit und bei Stimmengleichheit die Ansicht meiner Ehegattin, mit Ausnahme der Fälle, für welche ich vorstehend anders bestimmt habe. Meine Töchter selbst, deren Ehegatten, und meine Enkelkinder nebst Ehegatten respective deren Vertreter sind von jeder Theilnahme oder Einmischung in die Verwaltung gänzlich und unbedingt ausgeschlossen. Ebenso wird jede auch die entfernteste Einmischung eines vormundschaftlichen Gerichts auf das Bestimmteste verboten. Meine Testaments-Executoren haben zuerst nach Aufstellung des Inventarii meines Nachlasses meiner Ehegattin eine von ihnen unterzeichnete Abschrift desselben zu behändigen. Ebenso sollen dieselben gehalten sein, alljährlich eine förmliche Bilanz nach den Büchern anzufertigen und von ihnen unterschrieben meiner Ehegattin, nach deren Ableben aber einer jeden meiner Töchter in Abschrift zuzustellen. § 18. Seit sehr langer Zeit habe ich die Gewohnheit, wenn ich am Fortepiano phantasire, wie auch zu jedweder andern Zeit jeden musikalischen Gedankenblitz, welcher mir durch den Kopf fährt, und mir gefällt, in ein dazu bestimmtes Notenbuch aufzuzeichnen. Ich will nicht, daß nach meinem Tode diese Ergüsse meiner Phantasie in die Hände eines lebenden Musikers gegeben werden, um entweder daraus ein neues Werk zu fabriziren oder meine unvollendeten Compositionen davon zu ergänzen und dann solche als von mir nachgelassene Werke herauszugeben, wie dies bei anderen verstorbenen Künstlern zum Nachtheil ihres Ruhmes nur zu oft geschehen ist. Meine Familie bedarf solcher Hilfsquellen nicht. Ebenso weh würde es mir thun, wenn durch Verwahrlosung diese Bücher in treulose Hände fielen und meine Gedanken von Andern unter ihrem Namen benutzt würden. Es ist daher mein ernstlicher entschiedener Wille und verordne ich, daß wenige Tage nach Eröffnung dieses Testaments die bezeichneten Gedankenbücher (welche zur Zeit in fünf dicken Notenbüchern bestehen, von welchem das eine in blauem, das zweite in röthlichem, das dritte in mehrfarbigem, das vierte in grünem, das fünfte in rothem Einband sich befinden, und auf deren Titelblatt steht: „Einzelne Gedanken, Skizzen, und unausgeführte Stücke von Meyerbeer“) von meiner Ehegattin und den Testaments-Executoren aus meinen Papieren hervorgesucht, versiegelt und sorgfältig in einem speziellen Behältniß verwahrt werden sollen. Sollte einst einer meiner Enkel Begabung und Neigung zur musikalischen Komposition zeigen, so sollen alsdann diesem Enkel die gedachten musikalischen Gedankenbücher ausgeantworden [!] werden. Ein Gleiches bestimme ich in Betreff meiner Compositionen, welche zur Zeit meines Ablebens noch nicht veröffentlicht sind und in Betreff der von mir seit Ende des Jahres 1846 geführten Tagebücher. Es soll auch Niemandem ohne Ausnahme die Einsicht in diese Gedankenbücher, Kompositionen, und Tagebücher gestattet werden. Findet sich unter meinen Enkeln keine für musikalische Komposition geeignete Persönlichkeit, worüber die Beurtheilung allein meinen Testaments-Executoren zustehen soll, so sind diese Gedankenbücher, Compositionen und Tagebücher zu verbrennen. Es kann dies selbstverständlich erst geschehen, wenn meine drei Töchter sämmtlich nicht mehr am Leben sind und meine Enkel ein Alter erreicht haben, welches über ihre Anlagen zur Musik ein sicheres Urtheil gestattet. Sollte zur Zeit meines Todes meine Composition der Oper: Vasco di [!] Gama noch nicht zur Aufführung gekommen sein, so verordne ich, daß diese meine Oper sowohl in Partitur als in Clavierauszug durch den Stich publizirt, auch die theatralische Aufführung derselben, zu allererst aber in Paris entweder in der großen Oper oder im théâtre lyrique gestattet wird. Nach dieser Aufführung in Paris gestatte ich, daß diese Oper auf alle übrigen Theater gegeben werden darf. Da der Text der Oper von dem verstorbenen Dichter Scribe herrührt, so müssen meine Testaments-Executoren sowohl zur Publication als auch zur theatralischen Aufführung die Erlaubniß der verwittweten

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Madame Scribe einholen, da sie nach französischen Gesetzen sowohl die Publication wie die Aufführung untersagen darf. Nach der französischen Gesetzgebung haben die Erben des Componisten von Opern, welche zuerst in Paris aufgeführt wurden, dreißig Jahre lang nach dem Tode des Componisten eine Tantieme von den Einnahmen für diese Werke zu genießen. Ich mache nun meine Testaments-Executoren darauf aufmerksam, daß ich fünf Opern für die Pariser Bühnen, welche zur Aufführung gelangt sind, componirt habe und daß derjenige Agent des Auteurs, welcher das Einziehen meiner Tantiemen besorgt, Mr Guyot, Rue Ventadour No 5. in Paris ist, welcher gegen den Genuß einiger Prozente von den Tantiemen die Berechnungen der letzteren allmonatlich einzuliefern hat. Auf die Nichterfüllung meiner vorstehenden Verordnungen über meine musicalischen Manuscripte, Tagebücher p. p. setze ich zwar keine Strafbestimmung, appelire aber an die Pietät meiner geliebten Ehegattin und Kinder, sowie an die meiner Testaments-Executoren und lege ihnen die Sorge für die vollständigste Erfüllung meiner Bestimmung an das Herz. § 19. Meine musikalische Bibliothek, meistens bestehend aus theorethischen Schriften und Tractaten über alle Zweige der Musik und des Theaters, wie auch Musikalien, welche sich gegenwärtig in Berlin und hauptsächlich in meiner Wohnung zu Paris Rue du Luxembourg No 23 befinden, soll mit der Bedingung, daß es solche während seiner Lebenszeit weder ganz noch theilweise veräußern darf, demjenigen meiner Enkelkinder zufallen, welches die meiste Neigung und Anlage zur Musik zeigt. Dies zu entscheiden stelle ich zunächst meiner Ehegattin, nach ihrem Ableben aber meinen TestamentsExecutoren anheim. Bis zu dieser Entscheidung verbleibt die Bibliothek in Verwahrung meiner Ehegattin oder meiner Testaments-Executoren. Ist keins meiner Enkelkinder in dieser Beziehung qualificirt, so soll die Bibliothek der Königlichen Bibliothek in Berlin zufallen, jedoch mit Ausnahme meiner eigenen noch ungedruckten Compositionen und mit Ausnahme der geschriebenen Originalien meiner gedruckten Compositionen, welche ausgenommenen Manuscripte im Besitze meiner Erben verbleiben sollen. § 20. Ich behalte mir vor, dieses Testament durch außergerichtliche Aufsätze zu ergänzen und abzuändern, insbesondere Legate auszusetzen. Dergleichen Nachzettel sollen nur volle Gültigkeit haben, wenn sie ein späteres als das heutige Datum haben und meine Unterschrift unter demselben gerichtlich oder von Notar und Zeugen beglaubigt ist. § 21. Meine Kinder haben zwar keine Veranlassung dieses Testament, welches lediglich ihr und ihrer Kinder Wohl bezweckt, anzufechten. Sollte dies dessenungeachtet geschehen, so soll das Kind, durch welches oder für welches irgend eine solche Anfechtung nur versucht wird, nur den gesetzlichen Pflichttheil erhalten und sich darauf anrechnen lassen, was gesetzlich irgend darauf angerechnet werden darf. § 22. Schließlich verbiethe ich die Siegelung meines dereinstigen Nachlasses, so wie wiederholt jedwede gerichtliche Einmischung in die Inventur oder Regulirung desselben ausdrücklich. Berlin, den 30ten Mai 1863 [eigenhändige Unterschrift:] Giacomo Meyerbeer Königlich Preußischer General Musikdirektor und Hofkapellmeister.“

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[Umschlag:] Hierin befindet sich meint Testament. Siegelung ist verboten [/] Berlin den 30 Mai 1863. [eigenhändige Unterschrift:] Giacomo Meyerbeer [amtliche Bearbeitungsvermerke]. [Landesarchiv Berlin, A Pr. Br. Rep. 005 A. T-Nr. 30515, ff. 1r-29v und beschrifteter Umschlag] Tk. Juni 1863 15] 1. Schadet es nicht: s. die Bemerkungen im Kommentar zum Tgb. 1. VI. 1863 zum in der LOC Washington überlieferten autographen Dokument der Beilage zum 1. Kodizill. 19] 2. Begräbniß Verordnung französisch: Wie indirekt aus Der jüdische Friedhof Schönhauser Allee von Rosemarie Köhler/Ulrich Kratz-Whan (Berlin: Haude & Spener 1992, S. 34) hervorgeht, führte Meyerbeer dieses Dokument offenbar mit sich während seines im September 1863 angetretenen Parisaufenthalts. Es wurde nach seinem Tod im Mai 1864 allem Anschein nach vorgefunden, so daß Meyerbeer nicht in Paris beigesetzt wurde, wo eine „Grabstelle auf dem Prominentenfriedhof Père Lachaise […] schon vorbereitet war“ (zum vollständig wiedergegebenen deutschen Dokument s. Kommentar zu Tk. 31. V. 1863). 21] 3. Schwalbach: Die in dieser Zeit diskutierte Frage, welche Badekuren Meyerbeer in diesem Sommer zur Festigung seiner Gesundheit unternehmen sollte, wurde am 6. VI. endgültig zugunsten Schwalbachs entschieden (s. Tgb.; s. auch Tk. 12. VI. 1863). Die in Erwägung gezogene Anschlußkur in Spa wurde fallengelassen. 21] Spener: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen („Spenersche Zeitung“). 23] 6. Ohrendoktor: s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 9. VI. 1863. 24] 7. Kissingen: s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 7. VI. 1863. 25] 8. Wein in Frankfurth: Wie aus dem Adressenverzeichnis zum Tk. April 1863 hervorgeht, bezog Meyerbeer den Wein von der Weinhandlung Steuernagel am Roßmarkt. 26] Wagners Niebelungen: Meyerbeer hatte in der Königlich privilegirten Berlinischen [„Vossischen“] Zeitung einen Hinweis auf die im April erfolgte Publikation des Textes zu Wagners Ring des Nibelungen im Verlag J. J. Weber in Leipzig gefunden (zur Publikation s. Tk. und Kommentar zu Tk. 4. VII. 1863). 28] 9. An Me Birch Pfeiffer: s. Meyerbeer an Charlotte Birch-Pfeiffer vom 11. VI. 1863. 32] 14. An Costa: s. Meyerbeer an Michael Costa vom 25. VI. 1863. 32] Ernest Blanc: nicht ermittelt. 33] Dinorah in Turin: Die Turiner Erstaufführung fand 1868 im Teatro Regio statt. 34] 15. Louis Brandus: Alle stichpunktartigen Einträge beziehen sich auf Meyerbeer an Louis Brandus vom 23. VI. 1863.

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36] 18. junge Reichenheim: Mathilde oder Bertha Reichenheim (Lebensdaten nicht ermittelt), eine der beiden Töchter des Berliner Kaufmanns Louis Reichenheim. 37] StaatsRath Grimm: s. Kommentar zu den undatierten Vor- oder Nachsatzblättern zum Tk. April 1863, Bezugstelle: Grimm. 6] [Undatierte Nachsatzblätter:] Hymne an Rauch: s. Kommentar zu Tgb. 15. V. 1863, Bezugstelle: Opferhymne an den Zeus. 8] Urlaub: s. Meyerbeer an Eduard Daege bzw. Meyerbeer an Heinrich von Mühler vom 15. VI. 1863.

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10] Ehepakten: Dieser Eintrag bezieht sich auf die Unterlagen für die Testamentserstellung, mit der Meyerbeer im Mai beschäftigt war. 13] Ballaleika: s. Tgb. 27. und 28. X. sowie Kommentar zu Tgb. 27. X. 1862. 19] Benedicts Concert: s. Kommentar zu den undatierten Vor- oder Nachsatzblättern zum Tk. April 1863, Bezugstelle: Engel, sowie Meyerbeer an Louis Brandus vom 12. und 23. VI. 1863. 23] Transport: Dieser Eintrag bezieht sich auf Meyerbeers Umzug in die neue Wohnung im Haus Pariser Platz 6. 25] Merelli: zum Kontext s. Tgb. 5. VI. 1863. Tgb. Juni 1863 28] 1. 2 Codizille: Die im Meyerbeer-Nachlaß der SBB, PK, Musikabteilung überlieferten autographen Dokumente zum 1. Kodizill tragen folgenden Wortlaut: „Erstes Codizill zu meinem Testamente vom 30ten May 1863. In § 9 meines Testaments habe ich angeordnet, daß diejenige meiner beiden jüngsten Töchter, welche meinem bestimmten Willen, und den Wünschen ihrer wohlwollenden Mutter entgegen eine Ehe überhaupt ohne ausdrücklichen Consens der Letzteren, oder nach deren Ableben, vor dem vollendeten acht und zwanzigsten Lebensjahre ohne Einwilligung meiner Testaments-Executoren eingeht, nur den Nießbrauch des Pflichttheils aus meinem Nachlasse erhalten soll. – . Deßgleichen habe ich festgesetzt, daß wenn meine Tochter Blanca über ihre Rente oder ihren Antheil an den Revenüen gegen meine Bestimmungen § 6 des Testamentes verfügt, sie zwei Drittheile dieser Rente, respective Revenüen verlieren soll. – . Bei dieser Festsetzung soll es verbleiben; jedoch bestimme ich zusätzlich, daß derjenige Antheil an den Renenüen meines Vermögens, welcher in Folge dieser Anordnung der ungehorsamen Tochter entzogen wird, von meinen Testaments-Executoren besonders verwaltet, und dabei die Revenüen wieder zinsbar angelegt, also Zins auf Zins geschlagen werden soll. Diese getrennte Verwaltung soll sechs Jahre hindurch dauern, nach Ablauf des sechsjährigen Zeitraums aber das hier beiliegende Codizill, welches bis dahin verschlossen in gerichtlicher Verwahrung zu behalten ist, auf den Antrag meiner Testaments-Executoren eröffnet, und nach den darin enthaltenen Festsetzungen über den Verbleib dieser aufgesammelten Masse verfahren werden. – . Berlin d 1ten Juny 1863.

Giacomo Meyerbeer“

[Umschlag:] Erstes Codizill zu meinem Testamente vom 30 Mai 1863. [/] Berlin den 1 Juni 1863. [eigenhändige Unterschrift:] Giacomo Meyerbeer [amtliche Bearbeitungsvermerke]. [Autograph: Landesarchiv Berlin, A Pr. Br. Rep. 005 A. T-Nr. 30515, ff. 31v und 32r; ein weiteres Autograph befindet sich in der SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, Y/4] „Beilage zu meinem ersten Codizill vom ersten Juny 1863 Nach dem § 9 meines Testamentes, und nach meinem ersten Codizill vom heutigen Tage, soll diejenige meiner beiden jüngsten Töchter, welche eine Ehe ohne den von mir vorgeschriebenen Consens ihrer Mutter, oder nach deren Ableben ohne Einwilligung meiner Testaments-Executoren eingeh[e]t, nur den Nießbrauch des Pflichttheils aus meinem Nachlasse erhalten. Deßgleichen soll meine Tochter Blanca, wenn sie über ihre Rente oder ihren Antheil an den Revenüen gegen meine Bestimmungen § 6 des Testaments verfügt, zwei Drittheile dieser Rente, respective Revenüen verlieren. Es soll ferner der Antheil an den Revenüen meines Vermögens, welcher in Folge dessen der ungehorsamen Tochter entzogen wird, von meinen Testaments-Executoren besonders

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sechs Jahre lang verwaltet werden. Nach Ablauf dieser sechs Jahre, soll meine Gattin Minna geborne Mosson, so lange sie lebt, das Recht haben, die von mir angeordnete Enterbung eines, ohne ihren Consens verheiratheten Kindes bis auf die Revenüen des Pflichttheils, zu jeder Zeit dergestalt und mit der Wirkung wieder aufheben zu können, daß dieses Kind seinen vollen Erbtheil aus meinem Nachlasse ungeschmälert erhält, und es so angesehen werden soll, als hätte es sich von Anfang an mit Consens seiner Mutter verheirathet. [–] Eine solche Erklärung muß aber von meiner Ehegattin glaubhaft, also gerichtlich oder notariell abgegeben sein; ist sie solchergestalt erfolgt, oder findet sich eine solche Erklärung bei ihrem Tode vor, so sollen die bis dahin aufgesammelten Revenüen von dem Erbtheile des Kindes welches sich ohne Consens der Mutter verheirathet hat, an dasselbe ausgezahlt werden, und es bezieht hinächst die ferneren Zinsen seines vollen Erbtheils bis zu seinem Tode. – . Eben so soll meine Ehegattin während ihrer Lebenszeit befugt sein, meiner Tochter Blanca die Folgen ihres Ungehorsam’s gegen die Bestimmungen § 6 meines Testaments zu erlassen, ihr also die vollen Vortheile aus meinem Nachlasse, meinen letztwilligen Anordnungen gemäß, zuzusprechen. – . Ist aber eine solche Erklärung meiner Ehegattin nicht erfolgt, und findet sich auch keine solche bei deren Tode vor, so ermächtige ich meine Testaments-Executoren, nach ihrem Ermessen die Strafen des Ungehorsam’s, welche eine oder die andre meiner Töchter getroffen haben, aufzuheben, und sie in den vollen Genuß ihres ursprünglichen Erbtheils zu setzen. – . Geschieht auch dieses nicht, so verbleibt es bei der Enterbung des ungehorsamen Kindes, und die bis dahin aufgesammelten Revenüen seines übrigen Erbtheils, werden alsdann an seine Geschwister ausgezahlt. Berlin d 1ten Juny 1863.“ G.[iacomo] Meyerbeer“ [Autograph: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, Y/4] Ein zweites autographes Dokument dieser Beilage zum ersten Kodizill ist in der LOC Washington, Music Department, ML.95 M35, überliefert (die geringfügigen Varianten sind in der obigen Wiedergabe in eckigen Klammern sowie in kursiver Auszeichnung kenntlich gemacht). Möglicherweise steht dieses Dokument in Verbindung mit dem Eintrag im Tk. 1. VI. 1863. Im Bestand des Landesarchivs Berlin [A Pr. Br. Rep. 005 A. T-Nr. 30515, o. S.] befindet sich folgendes Dokument: „Beilage zu meinem ersten Codizill vom 1 Juni 1863, nach unserer Bestimmung dieses Codizilles aufzubewahren nicht zu eröffnen [/] Berlin den 1 Juni 1863 [eigenhändige Unterschrift:] Giacomo Meyerbeer [amtliche Bearbeitungsvermerke]“. Meyerbeers 2. Kodizill zum Testament ist nicht autograph, sondern lediglich in beglaubigter Abschrift überliefert: „Zweites Codizill zu meinem Testamente vom 30. Mai 1863. I. In meiner Vaterstadt Berlin besteht bei der Königl Academie der Künste, deren Mitglied ich bin, für die Schüler aller Zweige der bildenden Künste ein Concurrenzpreis zu einer Studienreise nach Italien. Nur für die musikalischen Compositionen besteht ein solcher Preis nicht. Um diesem Mangel nach meinen Kräften einigermaßen abzuhelfen,verordne ich Folgendes: 1. Von meinem Vermögen soll ein Kapital von zehntausend Thalern abgesondert, auf den Namen: Meyerbeersche Stiftung für Tonkünstler festgestellt und von meinen Erben – durch meine Testaments-Executoren, so lange solche fungiren – mit fünf Prozent jährlich verzinset werden. Alle zwei Jahre sollen die von diesem Kapitale aufgelaufenen Zinsen einem Studirenden der musikalischen Composition unter folgenden Bedingungen und zu folgenden Zwecken gegeben werden.

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2. Jeder Bewerber um den zur Concurrenz ausgesetzten Preis muß 1, ein Deutscher, in Deutschland geboren und erzogen, darf auch nicht älter als acht und zwanzig Jahr sein; gleichgültig ist zu welcher Religion er sich bekennt und welchem Stande er angehört. Er muß ferner 2, seine Studien in einem der öffentlichen Kunstinstitute Berlins oder in dem Conservatorium für Musik in Cöln gemacht haben. Als erstere jetzt vorhandene bezeichne ich die vom Professor Grell geleitete Königliche Akademische Schule für musikalische Composition, das vom Professor Bach geleitete Königl Institut für Kirchenmusik, das vom Professor Stern sowie das von Professor Kullak geleitete Conservatorium für Musik. Ob später in Berlin entstehende öffentliche Kunstinstitute für die Theilnahme an der Preisbewerbung qualifizirte Schüler genügend ausbilden, bleibt der Beurtheilung und Feststellung der musikalischen Section der hiesigen Königl Akademie der Künste vorbehalten. So lange die Professoren Marx und Flodoard Geyer sich mit Ausbildung junger Musiker beschäftigen, sollen auch deren Schüler, sofern sie ein Attest ihres Lehrers über ihre Befähigung zur Theilnahme an der Preisbewerbung beibringen, ausreichend sein. 3. Gegenstände für die Preisbewerbung sollen sein gleichzeitig: a, eine achtstimmige Vocal-Fuge für zwei Chöre, deren Haupt Thema mit dem Texte von den Preisrichtern aufgegeben wird; b, eine Ouverture für großes Orchester; c, eine dreistimmige dramatische Cantate für Gesang und Orchester, deren ungedruckter Text von den Preisrichtern den Bewerbern mitgetheilt wird, bestehend aus zwei Arien, einem Duett und einem Terzett verbunden durch Recitative; als Einleitung eine auf die Situation des Textes passende Instrumental-Introduction. Der von den Preisrichtern zu wählende Dichter des Textes dieser Cantate erhält dreißig Thaler, welche von meinen Erben besonders zu zahlen sind. 4. Zu Preisrichtern ernenne ich: 1, sämmtliche Mitglieder der musikalischen Section der Königl Akademie der Künste zu Berlin, 2, die beiden Kapellmeister der Königl Oper zu Berlin, 3, die beiden Directoren des Stern’schen und des Kullakschen Conservatoriums, so lange sie bestehen, 4. die Professoren B. A. Marx und Flodoard Geyer, so lange sie am Leben sind. Die sub 2. 3. und 4. genannten Personen so fern sie nicht schon als Mitglieder der musicalischen Section der Königl Akademie der Künste nach der Bestimmung zu 1 eintreten. 5. Derjenige Concurrent, welchem der Preis zuerkannt wird, erhält die von dem Kapitale der zehntausend Thaler, während der verflossenen zwei Jahre aufgelaufenen Zinsen, also eintausend Thaler und ist dagegen verpflichtet, die ersten sechs Monate in Italien, die folgenden sechs Monate in Paris und die folgenden sechs Monate abwechselnd in Wien, München und Dresden zuzubringen, um die musikalischen Zustände der gedachten Länder und Städte gründlich zu studiren. Er ist ferner verpflichtet, als Beweis für seine musikalische Thätigkeit während der achtzenmonatlichen Reisezeit an die musikalische Section der Königl Akademie zu Berlin zwei größere Compositionen von sich einzusenden. Die eine muß eine Gesangs-Composition (entweder ein Opern-Fragment oder ein Oratorien-Fragment) die andere muß eine Orchester-Composition (entweder eine Ouverture oder ein Symphonie-Satz) sein.

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KOMMENTARE 6.

Wird bei einer Preisbewerbung keiner der Bewerber des Preises würdig befunden, so kann derjenige, welcher bei der unmittelbar vorhergegangen Bewerbung den Preis erhielt, den nunmehr zur Aushändigung bestimmten Preis noch einmal erhalten, wenn die Preisrichter es für zweckmäßig erachten. Geschieht dies nicht, so soll der für diese Concurrenz zurückbehaltene Preis zur einen Hälfte dem nächst folgenden zur Auszahlung gelangenden Preise, und zur andern Hälfte dem auf diesen zunächst folgenden zur Auszahlung kommenden Preise zuwachsen. 7. Zu Curatoren dieser Stiftung ernenne ich: 1, den gegenwärtigen Vorsitzenden der Königl Akademie der Künste Professor Daege, 2, den Geheimen Ober-Regierungs-Rath Dr Johannes Schulze, welcher die Stiftung meines seligen Bruders Michael für Maler und Bildhauer seit Jahren so treu und weise leitet, 3, meinen Schwiegersohn, Baron Emanuel von Korff. Nach deren Abgang sollen in ihre Stelle treten: ad 1, für den Professor Daege der jedesmalige Director der Königlichen Akademie der Künste, ad 3, ein männliches Mitglied meiner Familie, also ein Schwiegersohn oder ein Enkel oder in deren Ermangelung einer meiner Neffen, ad 2, eine von den beiden anderen derzeit fungirenden Mitgliedern zu wählende Person, und entscheidet, wenn beide sich nicht vereinigen können, das Loos. Diese Curatoren vertreten auch die Stiftung nach Außen, Behörden und Privatpersonen gegenüber mit voller Wirkung. II. An Legaten bestimme ich: 1, der Société des Auteurs et compositeurs dramatiques in Paris, deren langjähriges Mitglied ich bin und von deren segensreichen Wirkungen ich viele Beispiele sah, die Summe von zehntausend französischen Francs. Dieses Geld soll von der bedachten Gesellschaft in sicheren französischen Staatspapieren als unantastbarer Fond angelegt werden und sollen die Zinsen davon zur sogenannten caisse de Secours fließen, aus welcher hülfsbedürftige Autoren und Componisten unterstützt werden. 2, der Association des artistes musiciens (unter Vorsitz des Barons Taylor) in Paris, deren langjähriges Mitglied ich ebenfalls bin, zehntausend französische Francs. Dieses Geld soll ebenso als unantastbarer Fond angelegt werden und sollen die Zinsen davon in die Unterstützungskasse der Gesellschaft für hülfsbedürftige Musiker fließen; 3, der Krankenkasse des Tonkünstler-Vereins zu Berlin dreihundert Thaler; 4, dem Luisenstift in Berlin, welches mein seliger Vater mit gründen half, fünfhundert Thaler; 5, dem jüdischen Krankenhause in Berlin eintausend Thaler; 6, dem Auerbachschen Waisenhause in Berlin eintausend Thaler mit der Verpflichtung, daß alljährlich an dem Jahrestage meines Todes und alljährlich an dem Jahrestage des Todes meines Bruders Heinrich für jeden von uns die religiöse Todtenfeier in derselben Weise abgehalten wird, wie sie für meine selige Mutter statt findet 7. dem Herrn Burguy eintausend Thaler, unter der Bedingung, daß er zur Zeit meines Ablebens noch mein Secretair ist. 8. der langjährigen treuen Gesellschafterin und Freundin meiner Mutter und unserer ganzen Familie Fräulein Antoinette von Montalban auf ihre Lebenszeit die jährliche Pension von dreihundert Thalern, welche sie von mir jetzt empfängt, 9. dem ehemaligen Bedienten meiner Mutter Fritz Seyffert einhundert Thaler;

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10. drei Jahre hindurch sollen jedes Jahr am Jahrestage meines Todes unter hülfsbedürftige Verwandte von väterlicher und mütterlicher Seite jedes Mal dreihundert Thaler vertheilt werden. Mit der Leitung und Beaufsichtigung dieser Vertheilung beauftrage ich die Herren Wilhelm Rieß und Samuel Mayer Baswitz. III. Sämmtliche Vermächtnisse sind kosten- und stempelfrei zu gewähren, so daß der Stempel aus meinem Nachlasse zu entnehmen ist. [eigenhändige Unterschrift:] Berlin, den 1ten Juny 1863. Giacomo Meyerbeer [Umschlag:] Zweites Codizill zu meinem Testamente vom 30 Mai 1863. [/] Berlin den 1 Juni 1863. [eigenhändige Unterschrift:] Giacomo Meyerbeer [amtliche Bearbeitungsvermerke]“ [Landesarchiv Berlin, A Pr. Br. Rep. 005 A. T-Nr. 30515, ff. 33r-37r und beschrifteter Umschlag; eine von Justizrat Carl Friedrich Wilhelm Lüdicke notariell beglaubigte Abschrift dieses Dokuments befindet sich in der Stiftung Stadtmuseum Berlin, Hans-und-Luise-Richter-Stiftung, RS 2000/75 Q] Meyerbeer an Anna Eberty vom 3. VI. 1863 Zur Datierung: Meyerbeers Brief ist, der Schriftgröße nach zu urteilen, in den allerletzten Lebensjahren des Komponisten verfaßt. Der Vermerk „Anna Eberty bezahlen“ ist im Tk. dieses Quartals nachweisbar (s. undatierte Vor- oder Nachsatzblätter). Da der Brief an einem Mittwoch unmittelbar vor Meyerbeers Abreise niedergelegt worden ist, ist er höchstwahrscheinlich auf den 3. VI., den Tag vor Meyerbeers Abreise, zu datieren. Meyerbeer an Wilhelm von Lenz vom 3. VI. 1863 Zum Adressaten: Lenz ist im Tk. dieses Quartals erwähnt (s. undatierte Vor- oder Nachsatzblätter zum Tk. April 1863). Er ist als einziger „Staatsrat“ Verfasser einer mehrbändigen Monographie über Beethoven, die in dieser Zeit publiziert worden war.

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3] Mazurka de Monsieur votre frère: Vornamen und Lebensdaten des Bruders nicht ermittelt. 21] votre grand ouvrage allemand sur Beethoven: Beethoven, eine Kunststudie, 5 Bde., Kassel, Hamburg 1855–1860. 24] libraire Schneider: der Berliner Verlagsbuchhändler Friedrich Schneider (Lebensdaten nicht ermittelt). Seine Buchhandlung lag in der Victoriastr. 11. Tgb. Juni 1863

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1] 5. Impressario Merelli: Merelli hatte allem Anschein nach einen solchen Plan – wie anhand dieses Tgb.-Eintrags deutlich wird, ohne Wissen Meyerbeers – bereits 1862 gefaßt, heißt es doch in den Blättern für Theater, Musik und Kunst vom 30. XII. 1862 (8: 1862, Nr. 104, S. 420): „Impressario Merelli steht mit dem ausgezeichneten Sänger Faure in Unterhandlung, Meyerbeer gestattet nämlich nur unter der Bedingung, daß dieses Engagement zu Stande kommt, die Aufführung der ‚Wallfahrt von Ploermel’ im Carltheater.“ Die Aufführung kam nicht zustande (s. Tgb. 29. VIII. sowie Meyerbeer an Eugenio Merelli vom 25. IX. 1863). 4] Bettini: der Tenor Alessandro Bettini (*20. VII. 1821 Trecate/Novara, † 1. XI. 1898 Rom). Er heiratete Trebelli 1863. Seit 1868 war er ein gefragter Sänger an Covent Garden in London (bis 1876).

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10] Libretto Hans Sachs von Richard Wagner: Es handelt sich um die 1863 im Verlag Schott in Mainz erschienene, indes mit der Jahrszahl 1862 versehene erste, im Manuskript gedruckte Ausgabe (140 S.) des Textbuches zu Wagners Oper Die Meistersinger von Nürnberg (UA 21. VI. 1868, Königl. Hof- und Nationaltheater, München). 15] 7. nach Kissingen: Minna Meyerbeer hielt sich seit dem 28. IV. in Kissingen auf, die Töchter waren in der zweiten Maihälfte nachgekommen (zum Disput in dieser Frage s. Minna Meyerbeer an Meyerbeer vom 9. V. 1863). Die Familie wohnte wie bereits im Jahre 1862 (s. Kommentar zu Tgb. 26. V. bzw. zum Tk. Juni 1862 [Undatierte Nachsatzblätter], Bezugstelle: Doktor Balling) im Haus des Hofrats und Brunnenarztes Balling in der Theaterstr. 81 (heute Martin-Luther-Str. 3). 18] Praeludium: s. Kommentar zu den undatierten Vor- oder Nachsatzblättern zum Tk. April 1863, Bezugstelle: Engel. 25] 9. Ohrenarzt von Troel[t]sch: Anton Friedrich Freiherr von Tröltsch (*3. IV. 1829 Schwabach bei Nürnberg † 9. I. 1890 Würzburg) wirkte nach seiner Ausbildung zum Mediziner (Promotion 1853 in Würzburg) sowie seiner Spezialausbildung zum Augenund Ohrenarzt in Berlin, Prag, Dublin, London und Paris seit 1857 in Würzburg, wobei er in dieser Zeit aufgrund seiner außerordentlichen Reputation nur noch als Ohrenarzt praktizierte (1861 Habilitation in Würzburg und Aufnahme der Lehrtätigkeit an der Universität). 1862 erschien sein Standardwerk Lehrbuch der Ohrenkrankheiten (zahlreiche Wiederauflagen), 1864 wurde er zum Professor ernannt. 29] 10. Gratulationsbrief: s. Meyerbeer an Charlotte Birch-Pfeiffer vom 11. VI. 1863. 34] 11. als Brief: s. Meyerbeer an Louis Brandus vom 12. VI. 1863. Meyerbeer an Charlotte Birch-Pfeiffer vom 11. VI. 1863

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7] Jubiläum: Birch-Pfeiffer feierte ihr 50jähriges Bühnenjubiläum. 23] Dintenfaß: beschrieben im Kommentar zu Tk. 16. V. 1863. Tgb. Juni 1863

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2] 12. Italienische Opernvorstellung: Sie fand ihm Rahmen eines Gastspiels der italienischen Operngesellschaft Merellis am Frankfurter Stadttheater statt. Die Truppe gab zweimal Lucrezia Borgia und zweimal Donizettis Lucia di Lammermoor. 3] Tenor Bignardi: Pietro Bignardi (*1832?) hatte 1857 in Korfu debütiert und sich seit 1858 in Italien als Verdi-Interpret etabliert mit Auftritten in Triest, Florenz, Genua, Parma, Rom und Mailand (dort 1861). Die im Tgb. erwähnte Aufführung der Huguenots im Teatro São João fand im April 1863 statt und war die erste Aufführung des Werks in Porto. 8] Bassist Agnesi: der belgische Sänger Luigi Agnesi (eigtl. Louis Ferdinand Leopold Agniezu; *17. VII. 1833 Erpent/Namur, † 2. II. 1875 London). Am 10. II. 1864 debütierte er am Pariser Théâtre-Italien als Assur in Rossinis Semiramide. Später machte er in London Karriere (1865 Her Majesty’s Theatre, 1871 bis 1874 Drury Lane Theatre). 10] Madame de Vries: Rosa De Vries-van Os. Meyerbeer hatte sie zuletzt 1860 in Berlin gehört (s. Kommentar zu Tk. Dezember 1860 [Undatierte Nachsatzblätter], Bezugstelle: Vries). 12] Demoiselle Lumley: Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt. Im Herbst 1863 wurde sie kurzfristig an das Pariser Théâtre-Italien engagiert (Auftritt in Verdis Un ballo in maschera).

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Meyerbeer an Louis Brandus vom 12. VI. 1863 Zum Adressaten: s. Briefinhalt und Tgb. 11. VI. 1863.

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16] H Bruder’s: Gemmy Brandus. 30] Vorstellung von Faust: Die erste Aufführung von Gounods Faust an Maplesons Her Majesty’s Theatre (unter dem Titel Faust e Margherita) fand am 11. VI. 1863 statt und hatte extrem großen Erfolg. Nachdem das Werk zehnmal hintereinander gegeben wurde, fanden bis zum Saisonende wöchentlich zwei oder drei Aufführungen statt. Die Gesangsinterpreten unter der Leitung Luigi Arditis waren Tietjens, Trebelli, Giuglini, Santley und die Sopranistin Josefa Gassier. Tgb. Juni 1863

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3] 13. ein Ständchen: In der Neuen Berliner Musikzeitung (17 Jg.: 1863, Nr. 28, S. 222) erschien in diesem Zusammenhang folgende Notiz: „Bad Schwalbach. M e y e r b e e r wurde von dem hiesigen Gesangverein unter zahlreicher Betheiligung von Musikern und Musikfreunden ein Fackelzug und eine solenne Serenade gebracht.“ 3] Lord Byrons Leben: Lord Byron. Eine Biographie, Leipzig: Hirzel 1862. 7] 14. hinzugefügten Szenen: s. Kommentar zu Tgb. 20. V. 1863. Meyerbeer an Eduard Daege vom 15. VI. 1863 Zum Adressaten: s. Kommentar zu Meyerbeer an Eduard Daege vom 16. X. 1861. 17] Se Excellenz: s. Meyerbeer an Heinrich von Mühler vom 15. VI. 1863. Meyerbeer an Heinrich von Mühler vom 15. VI. 1863 Zum Adressaten: s. Kommentar zu Meyerbeer an Heinrich von Mühler vom 7. VI. 1862. Meyerbeer an Louis Brandus vom 23. VI. 1863 Zum Adressaten: s. Tk. 15. VI. 1863 und Briefinhalt.

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28] Vater: Der seit 1848 insolvente Wiener Kleiderhändler (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt) war zusammen mit seiner Frau nach Berlin übergesiedelt. Folgt man der Darstellung von Anna Jansen-Mara und Dorothea Weisse-Zehrer (Die Wiener Nachtigall. Der Lebensweg Pauline Luccas, Berlin: Otto Petters Verlag o.J., S. 133–139), so war er ein Mann von geringem Prestige.

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5] Merelli nach Eisenach: s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 5. VI. 1863. 28] der so großen succes: Villaret hatte an der Opéra am 21. III. 1863 als Arnold in Rossinis Guillaume Tell debütiert. Verdi komponierte für ihn, den Interpreten des Henri, anläßlich der Wiederaufnahme der Vêpres Siciliennes an der Opéra lediglich die Romance „À toi que j’ai chérie“ am Anfang des IV. Akts. Villaret sang die Partie erstmals am 20. VII., sodann am 21. IX. 1863 (veröffentlicht in der zweiten Ausgabe des Klavierauszugs Escudier: Paris [1863]). Bei den Aufführungen am 21. und 25. IX. war Meyerbeer zugegen. Villaret wird im Tgb. im Unterschied zu Sasse (s. Tgb. 21. IX.) nicht erwähnt. 34] eine neue Oper von Verdi: Solche Pläne Perrins für die Opéra kamen erst nach Meyerbeers Tod zustande: Im Sommer 1864 bot er Verdi Judith an, jenes Libretto Scribes, das Meyerbeer nicht mehr vollenden konnte. Erst im Sommer 1865 wurde die Entscheidung für Don Carlos gefällt (UA 11. III. 1867, Opéra, Paris). 38] pis aller: pis-aller (Notbehelf).

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5] d 15ten August: Meyerbeer kam erst am 3. IX. in Paris an (s. Tgb.). 7] Moles: Ein Militärmusiker A. Molet (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt) ist nachzuweisen als Komponist von Deux Morceaux pour Musique militaire, No. 12, Deux Pas redoublés No. 3 sowie einer Grande Fantaisie, die alle um 1850 im Verlag Brandus et Co in Paris erschienen waren. 12] Mohr: Autor der Einrichtung von Stücken aus Le Prophète für Militärmusik war Bernhard Mohr (Lebensdaten nicht ermittelt; V 959). 14] Sax: Antoine Joseph (genannt Adolphe) Sax (1814–1894; III 768, V 751 f., VI 666), einer breiteren Öffentlichkeit als Erfinder des Saxophons bekannt. 1854 war er in finanzielle Schwierigkeiten geraten, da zahlreiche Instrumentenbauer seine Erfindungen plagiierten. Seit 1857 wirkte er als Saxophon-Lehrer am Conservatoire (bis 1871). Seit 1858 war Sax zugleich Direktor des Bühnenorchesters an der Opéra. Meyerbeer an Thérèse Célérier vom 23. VI. 1863

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16] il m’est préscrit: s. Tgb. 6. VI. und Kommentar zu Tk. 3. VI. 1863. Meyerbeer an Pauline Lucca vom 25. VI. 1863 Zur Adressatin: s. Meyerbeer an Michael Costa vom 25. VI. 1863, auf den sich vorliegender Brief bezieht. Tk. Juli 1863

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3] [Undatiertes Vorsatzblatt:] Stört das Sitzbad: Sämtliche Einträge beziehen sich auf die Badekur in Schwalbach (s. Tk. 1. VIII. und Meyerbeer an Louis Brandus vom 3. VIII. 1863). – Meyerbeer benutzt auch die nachfolgenden datierten Seiten für chronologisch ungeordnete Einträge, mit denen er Mitteilungen für einzelne Personen summarisch festhielt. 10] 1. Pellet: Es handelt sich um die Schauspielerin Ida Pellet (*1837 Linz, † 10. VII. 1863 Leipzig), eine Schülerin Emil Devrients. Nach Stationen unter anderem in Wiesbaden (1858 bis 1861), war sie seit 1861 am Berliner Hoftheater engagiert gewesen, wo sie alsbald zum Star avancierte. Während eines Gastspiels in Leipzig erkrankte sie an den „schwarzen Blattern“ und verstarb innerhalb kurzer Frist. – Meyerbeer war ihr persönlich zuletzt spätestens im März 1862 in einem von ihm geleiteten Hofkonzert begegnet (s. Kommentar zu Tgb. 22. III. 1862). 10] Kockinar: nicht ermittelt. 12] Mr Dunlos: nicht ermittelt. 13] Das Siemundsche Haus: s. Kommentar zu Tk. April 1863 (Undatierte Vor- und Nachsatzblätter), Bezugstelle: Siemunds Haus. 14] 2. Körnerfeier: Der Eintrag bezieht sich auf die Feier des 50. Todestages von Karl Theodor Körner (gestorben am 26. VIII. 1813). – Vor dem Hintergrund des nach wie vor schwelenden Verfassungskonflikts sowie der Enttäuschung weiter Kreise des Bürgertums über den die Rechte des Parlaments einschränkenden Kurs der preußischen Regierung (die verweigerte Teilnahme Preußens, d.h. König Wilhelms I., am Frankfurter Fürstentag stand allerdings noch bevor) wurde die Feier des „Helden“ des Lützowschen Freicorps instrumentalisiert. In Dresden (Geburtsort des Dichters) und Wöbbelin (dem Ort der Bestattung) fanden vor einem Massenpublikum Gedenkfeiern statt, auf denen Körner als Vorkämpfer für nationale Einheit und eine liberale Verfassung geehrt wurde. An zahlreichen anderen Orten im deutschsprachigen Raum gab es Gedenkveranstaltungen unterschiedlicher Art, die vielfach von den Vereinen – Schützen, Turnern oder Chören – getragen wurden.

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14] Marsch: s. Tgb. 27. VII. und Meyerbeer an den Musikverlag C. F. Peters vom 6. VIII. 1863. 15] Genzmer: nicht zu ermitteln. 15] Johanna Itzig: Die Dame (Lebensdaten nicht ermittelt) wohnte in Berlin (s. das Adressenverzeichnis im Tk. April 1862). 16] Mary Williams Album: s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 17. VIII. 1863. 16] Pixis: s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 22. VIII. 1863. 19] 3. Baumeister: Hennicke. 20] Bocherini: Burguis sollte allem Anschein nach eine Anfrage bezüglich der 1862 in Florenz neugeründeten Zeitschrift Boccherini. Giornale musicale per la Società del Quartetto di Firenze beantworten, deren Eigentümer Guidi war, einer von Meyerbeers italienischen Verlegern. Diese Zeitschrift, die am 31. III. 1862 erstmals erschien, stand redaktionell in enger Verbindung mit Basevi (zu seiner Bedeutung für Meyerbeer s. unter andrem Kommentar zu Tgb. Januar bis 7. Februar 1860, Bezugstelle: Maestro Basevi) und hatte im Blick auf die Entwicklung des Musiktheaters in Italien die Propagierung der Werke Meyerbeers und Wagners zum Ziel (sie erschien bis zum 30. XI. 1882). 21] Das Buch Carl Maria von Weber: Es handelt sich um die Biographie aus der Feder Max Maria von Webers, des ältesten Sohns des Komponisten, deren erster Band 1864 erschien (Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild, 3 Bde., Leipzig: E. Keil 1864–1866). Möglicherweise hatte Meyerbeer eine Vorankündigung gelesen. 22] Mendelssohn’s Briefe: Paul Mendelssohn Bartholdy verwaltete in dieser Zeit den kompositorischen Nachlaß seines Bruders Felix und gab zwei Auswahlbände mit dessen Briefen heraus (Reisebriefe von Felix Mendelssohn Bartholdy aus den Jahren 1830 bis 1832, hrsg. von Paul Mendelssohn Bartholdy, Leipzig: H. Mendelssohn 1861 [=Felix Mendelssohn Bartholdy, Briefe aus den Jahren 1830 bis 1847, Bd. 1]; Felix Mendelssohn Bartholdy. Briefe aus den Jahren 1833 bis 1847, hrsg. v. Paul Mendelssohn Bartholdy und Carl Mendelssohn Bartholdy. Nebst einem Verzeichniß der sämmtlichen musikalischen Compositionen von Felix Mendelssohn Bartholdy. Zusammengestellt von Julius Rietz, Leipzig: H. Mendelssohn 1863 [=Felix Mendelssohn Bartholdy. Briefe aus den Jahren 1830 bis 1847, Bd. 2]). Paul Mendelssohn Bartholdy fühlte sich keinem wissenschaftlichen Anspruch verpflichtet, sondern verfolgte das Interesse, das Bild seines Bruders zu schönen. Zugleich war er bestrebt, andere Personen nicht zu verletzen. Dabei geriet er in Konflikt mit seinem Neffen Karl, dem ältesten Sohn Felix Mendelssohn Bartholdys, der als Historiker offiziell an der Ausgabe des 2. Bandes beteiligt, tatsächlich aber ohne Einfluß war. 23] neue Buch von Richard Wagner: Der Ring des Nibelungen. Ein Bühnenfestspiel für drei Tage und einen Vorabend von Richard Wagner, Leipzig: J. J. Weber 1863. Das Buch war im April erschienen (zu Meyerbeers Kenntnisnahme der Publikation s. Tk. und Kommentar zu Tk. 8. VI. 1863). 23] Briefe nach Baden: Meyerbeer reiste am 22. VIII. (s. Tgb.) dorthin. 25] 5. Hymne: Die Einträge betreffen Angelegenheiten, die aus Meyerbeer an Marchese Martellini del Falcone vom 16. VII. 1863 hervorgehen. 26] Hasselmann: Jean Hasselmans. 27] Malgaigne: s. Meyerbeer an Thérèse Célérier vom 15. VII. 1863 und Kommentar. 29] 6. Louis Brandus: Diese Notizen beziehen sich auf Meyerbeer an Louis Brandus vom 14. VII. und 3. VIII. 1863. 38] 11. Heratte: Möglicherweise handelt es sich um Hereford. – Meyerbeer hatte während seines Englandaufenthaltes April/Mai 1862 den Plan zu einem Oratorium gefaßt

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und war wohl aus diesem Grund seit dieser Zeit zu verschiedenen Music Festivals eingeladen worden (s. Kommentar zu Meyerbeer an Charles Lewis Grüneisen vom 27. VIII. 1862 sowie an Julius Rodenberg vom 16. IV. 1863). Die Einladung zum „Three Choirs Festival“ nach Worcester galt für das Jahr 1863 (das Fest fand im August statt). Da Worcester, Hereford und Gloucester alternierend Ausrichter dieses Musikfestes waren, könnte die Einladung für 1864 ausgesprochen worden sein, zumal Meyerbeer die Einladung nach Worcester nicht hat annehmen können. 38] Simon: wohl der Homöopath Léon Simon (1789–1867; VII 631). Tgb. Juli 1863

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6] 3. neuen Konzertverein: Unter dem Protektorat des Fürsten Friedrich Wilhelm Constantin zu Hohenzollern-Hechingen war 1863 in Berlin der Konzertverein „Gesellschaft der Musikfreunde“ gegründet worden, der sich unter der künstlerischen Verantwortung Hans von Bülows für Aufführungen von Alter Musik, zeitgenössischer „moderner“ Musik sowie für die Förderung von Sologesang und Soloinstrumentalvortrag einsetzte. Cosima von Bülow hatte mit großem Erfolg Patronatsherren anwerben können: außer Meyerbeer den Berliner Obertribunalrat Friedrich Bloemer, Boeckh, von Cornelius, Dorn, von der Heydt, den Berliner Oberbürgermeister Karl Theodor Seydel, Stern, Weitzmann und Prof. Dr. Karl Werder. Am 31. X. 1863 fand in der Berliner Singakademie das erste von in dieser Saison vier geplanten Konzerten der Gesellschaft statt. Bülow leitete das Orchester der Liebig’schen Kapelle. Es erklangen Gades Konzertouvertüre Hamlet op. 37 (1861), Liszts 1. Klavierkonzert Es-Dur (1849; Bülow als Solist, Stern als Leiter des Orchesters), unter Beteiligung des Stern’schen Gesangvereins Beethovens Meeresstille und glückliche Fahrt op. 112 (1814/15) sowie die 9. Symphonie. 8] Madame Bertram-Meyer: Die Sopranistin Maria Cäcilia Josepha Bertram-Meyer (*8. XII. 1838 Graz, † 3. XII. 1882 Stuttgart), Gattin des Baritons Heinrich Bertram, war nach Stationen in Graz (1853 bis 1856), Riga (1856/57), Hamburg (1857/58), Leipzig (1858 bis 1862) und Darmstadt (1862/63) in dieser Saison an das Herzogliche Theater Wiesbaden verpflichtet worden; s. in diesem Zusammenhang auch Tgb. 21. VIII. 1863. 12] Chrudimsky: Die Karriere des Tenors Ferdinand Chrudimsky (*19. I. 1812 Semlin/bei Ratibor, † 15. X. 1891 Frankfurt/Main) neigte sich um diese Zeit dem Ende zu. Nach Stationen in Wien, Frankfurt/Main (1851 bis 1854), Karlsruhe (1854 bis 1857), an der Deutschen Oper in Amsterdam (1859/60), in Düsseldorf (1860 bis 1862) und Freiburg/Breisgau (1862) war er 1863 ans Stadttheater Koblenz verpflichtet worden. Seine wichtigsten Partien in Opern Meyerbeers waren Raoul und Jean. 12] Bonawitz: Johann Heinrich Bonawitz (*4. XII. 1839 Dürkheim, † 15. VIII. 1917 London) war nach seiner Ausbildung zum Pianisten und Komponisten am Konservatorium in Lüttich 1852 mit seiner Familie in die Vereinigten Staaten übergesiedelt. In Philadelphia startete er in der Saison 1854/55 seine pianistische Laufbahn. 1861 kehrte er nach Europa zurück und tourte als Pianist durch England und Deutschland, ehe er sich 1862 in Wiesbaden niederließ. Dort blieb er bis 1866 und ging dann nach Paris, 1873 erneut nach Philadelphia (1876 erfolgte seine endgültige Rückkehr nach Europa, das heißt nach Wien und zuletzt London). In Philadelphia kam am 22. IV. 1874 seine im Tgb. erwähnte Oper Bride of Messina (Text: Hermann Müller; englische Übersetzung: H. M. Wetherill) zur Uraufführung, die er 1866 in Paris vollendet hatte; s. in diesem Zusammenhang auch Tgb. 23. VII. 1863. Meyerbeer an Xaver Schnyder von Wartensee vom 7. VII. 1863 Zum Adressaten: Franz Xaver Peter Joseph Schnyder von Wartensee (1786–1868; II 640) wirkte von 1817 bis 1844 in Frankfurt als Komponist und Musikpädagoge, so-

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dann in Luzern, zog 1849 jedoch wieder nach Frankfurt zurück und verbrachte dort seinen Lebensabend. Bekannt wurde er als Glasharmonikaspieler. Meyerbeer kannte ihn seit Januar 1833 (s. II 275). 34] jedweden Ihrer Wünsche: aufgrund des unspezifischen Eintrags nicht zu ermitteln.

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12] Frau Gemahlin: Schnyder von Wartensee war seit 1847 in zweiter Ehe mit Josephine Schnyder von Wartensee geborene Jahn (*1809, † 15. II. 1884) verheiratet. Tgb. Juli 1863 25] 11. historische Pianofortekonzert … Mortier de Fontaine: Der polnische Klaviervirtuose Henri Louis Stanislaus Mortier de Fontaine (*13. V. 1816 Wisnowiec, † 10. V. 1883 London) war nach beruflichem Wirken in Sankt Petersburg 1860 nach Westeuropa zurückgekehrt, wo er sich in München, Paris und später in London niederließ. In dieser Zeit tourte er als Pianist, wobei er sich – wie auch in Schwalbach – Ansehen als Interpret „Alter Musik“ erwarb. 26] Passacaglia … Georg Muffat: Georg Muffat (*1. VI. 1653 Megève/Savoyen, † 23. II. 1704 Passau) hatte nach beruflichem Wirken als Organist in Molsheim/Elsaß, Wien und Salzburg seit 1690 die Stelle eines Kapellmeisters und Hofpagenmeisters am Hof des Fürstbischofs von Passau inne. Dort veröffentlichte er 1690 den Apparatus musico-organisticus, die einzige von ihm herausgegebene Orgelsammlung, die auch – als Nr. 14 – eine Passacaglia enthielt. 30] 14. Berlioz’ Traité d’instrumentation: Meyerbeer las aller Wahrscheinlichkeit nach die 2., erweiterte Auflage von Berlioz’ erstmals 1844 bei Schonenberger in Paris in Buchform erschienenem Grand Traité d’instrumentation et d’orchestration modernes. Die neue Auflage war 1855 ebenfalls bei Schonenberger erschienen mit dem Titelzusatz: Nouvelle Edition / revue, corrigée, augmentée de plusieurs chapitres sur les instruments récemment inventés, et suivie / de l’Art du chef d’Orchestre. Meyerbeer an Louis Brandus vom 14. VII. 1863 Zum Adressaten: Brandus war der Ansprechpartner in Paris für die im Brief besprochenen Angelegenheiten.

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6] Tenor: nicht zu ermitteln (Brandus’ Gegenbriefe aus dieser Zeit sind nicht überliefert). 10] Herr Bruder: Gemmy Brandus. 12] armen Cornette: s. Tk. 28. XI. 1862 und Kommentar. 27] wie ich glaubte: s. Meyerbeer an Louis Brandus vom 23. VI. 1863.

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8] gütigen Antwort: Diese geht indirekt aus Meyerbeer an Louis Brandus vom 4. VIII. 1863 hervor. Meyerbeer hörte Tietjens lediglich in der Rolle der Valentine (s. Tgb. 4. IX. 1863). 11] Genre Falcon: das in Frankreich nach der Sängerin Marie Cornélie Falcon (1814–1897; II 633) benannte Gesangfach des „dramatischen Soprans”. 20] Eleazar: Meyerbeer hörte Villaret erstmals am 30. X. 1863 mit dieser Partie (s. Tgb.). 27] Lamartine Fior d’Azelia: Die Novelle Fior d’Aliza des Schriftstellers Alphonse Marie Louis de Lamartine (1790–1869; V 868) war 1863 im Verlag Dentu in Paris erschienen. Das Werk bildet die Grundlage für das gleichnamige Libretto von Carré und Hippolyte Lucas, das später Massé als Opéra comique vertonte (UA 5. II. 1866, Opéra Comique, Paris). 1866 erschien die Novelle im Bd. 41 von Lamartines Œuvres complètes (Paris: chez l’Auteur 1861ff.).

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31] Er schickt: Obin hatte in dieser Spielzeit den Bertram alternierend mit Karl Formes gesungen. Den Marcel sang nicht Zelger, sondern ebenfalls Formes, den die Illustrated London News im Blick auf diese Aufführungsserie mit Lucca als „the best Marcel on the stage“ bezeichnete (hier zitiert nach Harold Rosenthal, Two Centuries of Opera at Covent Garden, London: Putnam 1958, S. 142). Meyerbeer an Charlotte Birch-Pfeiffer vom 15. VII. 1863 Zur Adressatin: Der Brief ist im Nachlaß Birch-Pfeiffers überliefert; auf einem beiliegenden Blatt befindet sich der Vermerk „Meyerbeer. Schwalbach 16 Juli 63.“ von der Hand Birch-Pfeiffers.

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2] Consuelo: Wie indirekt aus diesem Brief hervorgeht, hatte Birch-Pfeiffer in ihrem nicht überlieferten Dankschreiben an Meyerbeer offensichtlich George Sands Roman Consuelo et la Comtesse de Rudolstadt (Teilerstdruck in Folgen erschienen in der Revue Indépendante vom 1. II. 1842 bis 25. III. 1843; Erstausgabe: Paris: L. de Potter 1842) als Grundlage eines neuen gemeinsamen Projekts vorgeschlagen. 11] Königin Bell: Birch-Pfeiffers Schauspiel Königin Bell war 1863 im Verlag Reclam in Leipzig im Druck erschienen. Meyerbeer an Thérèse Célérier vom 15. VII. 1863 24] l’adhésion: zum Kontext s. Meyerbeer an Thérèse Célérier vom 23. VI. 1863. 32] le docteur Malgaigne: Der renommierte Chirurg Joseph François Malgaigne (1806– 1863; VI 709) wirkte seit 1845 am L’hôpital Saint-Louis in Paris, seit 1850 als Honorarprofessor an der Pariser medizinischen Fakultät. Meyerbeer konsultierte ihn regelmäßig seit 1853. Meyerbeer trug seine Adresse im Adressenverzeichnis zum Tk. Oktober 1863 ein. Da Malgaigne am 19. X. 1863 in Paris starb, ist es zu dem geplanten Besuch offenbar nicht mehr gekommen.

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Meyerbeer an Marchese Martellini del Falcone vom 16. VII. 1863 Zum Adressaten: s. Gruß an die Marchesa Martellini am Ende des Briefes. 25] Cantate de Guttenberg: Meyerbeers Festgesang für 4 Männerstimmen mit Chor zur Errichtung des Gutenbergischen Denkmals in Mainz (Text: Karl Rosenberg), UA 8. VIII. 1834 im Rahmen des Mainzer Sängerfestes (gedruckt Mainz: Schott [1835], Pl.-Nr. 4258). 7] traduction italienne … Chevalier Maffei: Es handelt sich um die Publikation Struensee, tragedia in cinque atti di Michele Beer, tradotta per le scene italiane da Andrea Maffei, Mailand: Ricordi o.J. [Vorwort datiert 1863]. Der Schriftsteller Cavaliere Andrea Maffei (1798–1885; IV 579, VI 872) war ein renommierter Übersetzer der deutschen Literatur; s. in diesem Zusammenhang auch Meyerbeer an Tito Ricordi vom 23. X. 1863 und Kommentar. 11] (Struensee, oder die Günstlinge) par Laube: Heinrich Laube (1806–1884, III 696) ist der Verfasser von Struensee und die Deutschen in Dänemark, Tragödie in fünf Akten (UA 9. IV. 1845, Hoftheater, Dresden). 12] Madame la Marquise de Martellini: Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt. 17] hymne à Jupiter: s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 15. V. 1863 sowie die Società di mutuo soccorso fra gli artisti di musica di Firenze an Meyerbeer vom 6. VIII. 1863 und Kommentar. Tgb. Juli 1863 34] 18. Pianistin Gavert: Madeleine Graever (*1830 Amsterdam) hatte nach ihrer Ausbildung zur Pianistin bei David Koning, Moscheles und Henri Litolff 1852 in Amster-

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dam debütiert und sich nach glanzvollen Konzerten in England und Amerika in New York als Klavierpädagogin niedergelassen. Infolge des Bürgerkriegs war sie – wie so viele Künstler – 1863 nach Europa gekommen, wo sie in Paris in einem Konzert im Hôtel du Louvre mit Litolff Sensation erregte und daraufhin zur Pianistin der Königin der Niederlande ernannt wurde. Im August begab sie sich – wie von Meyerbeer im Tgb. dargelegt – nach Wiesbaden, wo sie ebenfalls großen Erfolg feierte. In der Kursaison 1864 konzertierte sie in Spa. 34] Violoncellist Kellermann: Christian Kellermann (*28. I. 1815 Randers, † 4. XII. 1866 Kopenhagen) wirkte als königlich-dänischer Kammervirtuose in Kopenhagen. 35] Sängerin Dee[t]z: Die Sopranistin Marie Deetz geborene Brand (*11. XII. 1835 Damm/Aschaffenburg, † 24. VI. 1893 Berlin) hatte nach ihrer Ausbildung zur Opernsängerin unter anderem bei Salvi in Wien 1856 als Agathe im Freischütz in Hannover debütiert. Nach einem Engagement in Mannheim von 1856 bis 1860 (dort 1859 erste Elsa in Wagners Lohengrin) wirkte sie in Karlsruhe (1859 bis 1861) und Wiesbaden (1861/62). In dieser Zeit war sie an der Deutschen Oper in Rotterdam engagiert (1862 bis 1865). Am Stadttheater Leipzig, an dem sie von 1865 bis 1867 verpflichtet war, sang sie 1866 in der Erstaufführung von Meyerbeers Africaine die Sélika.

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14] 23. Herzogin von Nassau: Adelheid Marie Herzogin von Nassau geborene Prinzessin von Anhalt-Dessau (*25. XII. 1833 Dessau, † 24. XI. 1916 Schloß Königstein), seit 1851 die 2. Gattin des Herzogs Adolf von Nassau. 20] 25. Gebrüder Brassin u. Krumbholz: der Geiger Gerhard Brassin (*10. VI. 1844 Aachen, † nach 1890), Violinlehrer der Berner Musikschule und Konzertmeister des Orchesters der Berner Musikgesellschaft, der Pianist Louis Brassin (s. Kommentar zu Tgb. 1. VIII. 1860) sowie der Violoncellist Karl Theodor Krumbholz (*22. XII. 1839 Dietendorf/bei Gotha, † 18. IV. 1878 Stuttgart). Sie befanden sich auf einer Konzerttournee durch die sogenannten „Rheinbäder“ und stießen auf große Resonanz. 23] 26. neuen Cabaletta: „Écrase-moi tonnerre“ aus der Cavatine „L’avoir tant adorée“ (s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 24. XII. 1860). Meyerbeer vollendete die Komposition am 2. VIII. (s. Tgb.). 24] letzten Rezitativ vor dem Final: „Peuple, écoutez ma voix“. 27] 27. Petersche Musikhandlung: Der Musikverlag C. F. Peters war am 24. IV. 1860 von Julius Friedländer aufgekauft worden. Am 1. IV. 1863 war Dr. Max Abraham als Mitinhaber und Leiter in den Verlag eingetreten; zum Vorgang s. auch Meyerbeer an den Musikverlag C. F. Peters vom 6. VIII. 1863. 29] 50jährigen Erinnerungsfeier der Leipziger Schlacht: Im Oktober 1863 fanden Feiern zum Gedenken an die Leipziger Völkerschlacht statt (16. bis 19. X. 1813). Bereits 1814 war in Leipzig ein Verein zur Feier des 19. X. gegründet worden. Der 50. Jahrestag wurde besonders festlich begangen. Tk. August 1863

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6] 12. Traité: Zum Kontext s. Tgb. 2. und 4. X. 1863. 7] Cahens Adresse: zum Kontext s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 9. IX. 1863, Bezugstelle: Cahen. 9] 20. August: August Sachse, Meyerbeers Bedienter. 11] 29. Merelli: s. Tgb. 29. VIII., Meyerbeer an Louis Brandus vom 18. VIII. und Meyerbeer an Eugenio Merelli vom 25. IX. 1863. 15] 30. Boos: vermutlich Graf Karl August von Bose (*7. XI. 1814 Baden-Baden, † 25. XII. 1887 Baden-Baden). Er wohnte in Baden-Baden in der Amalienstr. (heute

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Stephaniestr.), in derselben Straße, in der auch Meyerbeer sein Quartier genommen hatte (s. Kommentar zu Tgb. 22. VIII. 1863). 15] Waldek: nicht zu ermitteln (ein „Walde[c]k“ ist in Baden-Baden in dieser Zeit weder als Gast noch als Einwohner nachzuweisen; ich danke Diplomarchivarin Dagmar Kicherer, Stadtarchiv Baden-Baden, für diese und die Graf Bose betreffende Information). 15] Harries: Harris hielt sich im September in Paris auf und wohnte im am Boulevard des Italiens gelegenen Hôtel de Bade (s. Adressenverzeichnis im Tk. Oktober 1863). 16] Trifolium febrini: Gemeint ist Trifolium fibrinum, ein Fieber- oder Bitterklee. 21] 31. Patrie: zum Hintergrund s. Meyerbeer an Louis Brandus vom 4. IX. 1863 und Kommentar. Tgb. August 1863 23] 1. Madame Gouvy: Henriette Gouvy geborene Böcking († nach 1900), Schwägerin des aus Goffontaine gebürtigen, in dieser Zeit in Paris lebenden Komponisten Théodore Gouvy. Henriette Gouvy, eine nahe Saarbrücken – in Hombourg-Haut – lebende Industriellengattin, war 1861 Gernsheims Schülerin geworden. Sie war eine Verehrerin Brahms’ und seiner Musik und ermöglichte in ihrem Haus die Aufführung und Bekanntmachung seiner Werke. 24] Musikdirektor Gernsheim: Friedrich Gernsheim (*17. VII. 1839 Worms, † 11. IX. 1916 Berlin) entstammte einer angesehenen jüdischen Arztfamilie. Bereits in Worms wurde ihm eine gute musikalische Ausbildung zuteil (durch Louis Liebe, einen Schüler Spohrs), die bei renommierten Lehrern in Mainz, Frankfurt/Main sowie seit 1852 bei Moscheles (Klavier), Moritz Hauptmann (Theorie) und Ferdinand David (Violine) am Leipziger Konservatorium fortgesetzt wurde. 1855 bis 1861 lebte er in Paris, vollendete seine Ausbildung zum Pianisten bei Antoine François Marmontel und übernahm nach seiner Rückkehr 1861 in Saarbrücken die Leitung zweier Chöre sowie eines Instrumentalvereins (dort bis 1865, als ihn Hiller an das Kölner Konservatorium berief). Später wirkte Gernsheim in Rotterdam (seit 1874) sowie am Stern’schen Konservatorium in Berlin (1890 bis 1897; danach Übernahme einer Meisterklasse für Komposition an der Berliner Akademie der Künste). Gernsheim, der künstlerisch Brahms nahestand, dem er erstmals Pfingsten 1862 anläßlich des Kölner Musikfestes persönlich begegnet war, hatte bereits in dieser Zeit seine kompositorische Tätigkeit begründet, aus der eine Vielzahl in ihrer Zeit angesehener Instrumentalwerke hervorgehen sollte. Meyerbeer an Louis Brandus vom 3. VIII. 1863 33] 3 geschätzten Briefe: Erschlossen sind lediglich zwei Briefe: vom 2. VII. sowie vom 17. VII. (erschlossen in Meyerbeer an Louis Brandus vom 14. VII. 1863).

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36] Bagier: Prosper Bagier (Lebensdaten nicht ermittelt) war nach einer Tätigkeit als Impresario einer italienischen Operngesellschaft in Madrid am 1. V. 1863 Direktor des Théâtre-Italien geworden. Er verlieh dem Haus unter Beibehaltung des traditionellen Repertoires (Mozart, Rossini, Bellini, Donizetti, Verdi) sowie mit einer überaus glücklichen Hand bei der Auswahl der Sängerinnen und Sänger bis 1870, als das Theater aufgrund des Ausbruchs des deutsch/französischen Krieges geschlossen werden mußte, großen Glanz (erneute kurze Direktion von Okt. 1874 bis Jan. 1875).

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12] Genre Falcon: s. Kommentar zu Meyerbeer an Louis Brandus vom 14. VII. 1863, Bezugstelle: Genre Falcon.

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27] hohes C: Gemeint sein kann nur das hohe Cis in der „Sicilienne“ im V. Akt („Merci, jeunes amies“; Nr. 18 im gedruckten Klavierauszug, Paris: Escudier, Pl.-Nr. L. E. 1578, S. 369 [letzter Takt]). Meyerbeer an Louis Brandus vom 4. VIII. 1863

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32] nur 2: s. Tgb. 24. und 28. VIII. 1863. Meyerbeer an den Musikverlag C. F. Peters vom 6. VIII. 1863 Zum Adressaten: s. Tgb. 6. VIII., Briefinhalt sowie Tgb. und Kommentar zu Tgb. 27. VII. 1863. – Der „hochgeschätzte Herr“ ist höchstwahrscheinlich Dr. Max Abraham, seit 1. IV. 1863 Mitinhaber und Leiter des Verlags. Die Società di mutuo soccorso fra gli artisti di musica di Firenze an Meyerbeer vom 6. VIII. 1863

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20] Inno a Giove: s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 15. V. 1863. 29] Diploma: Das Diplom ist nicht überliefert. – Beigefügt waren dem Schreiben der im Kommentar zu Tgb. 15. V. 1863 zitierte Programmzettel des Konzerts vom 24. VI. 1863 sowie die Statuten der 1861 gegründeten Gesellschaft.

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1] lettera del 23. Maggio: Dieser Brief ist weder überliefert noch dessen Erhalt in Meyerbeers Lebensdokumenten erwähnt. 9] Lorenzo Niccolini: Lorenzo Niccolini Marchese di Camugliano e Ponsacco (Lebensdaten nicht ermittelt). 10] Ferdinando Barbolani Montauto: Ferdinando Barbolani Conte di Montauto (Lebensdaten nicht ermittelt). 11] Emilio Sestini: Lebensdaten des Sekretärs der Gesellschaft nicht ermittelt. Tgb. August 1863 23] 14. Ändrungen: Sie betrafen wahrscheinlich die Scène „Il est franchi ce cap terrible“ sowie den pas redoublé „L’Appel au déjeuner“ (s. Tgb. 23. bis einschließlich 26. VIII. 1863). 29] 17. Mary Williams: Lebensdaten nicht ermittelt. Meyerbeer an Louis Brandus vom 18. VIII. 1863

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36] Cabel: Die Uraufführungsinterpretin der Dinorah trug sich am Ende einer erfolgreichen Saison mit dem Gedanken, nicht in das Théâtre Lyrique zurückzukehren, und soll mit Lyon in Verhandlung gestanden haben (am 11. IX. war sie gleichwohl am Théâtre Lyrique an der Aufführung von Grétrys L’Epreuve villageoise beteiligt). Das Engagement an der Wiener Hofoper kam nicht zustande (Le Pardon de Ploërmel [unter dem Titel Dinorah] wurde dort erstmals am 2. IV. 1864 gegeben).

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35] muthmaßliche Retraite Perin’s: Perrin war bis 1871 im Direktorium der Opéra. 15] Auftreten Villarets in der Juive: s. Tgb. 30. X. 1863. Tgb. August 1863 32] 21. Galavorstellung: Sie fand aus Anlaß des deutschen Fürstentages in Frankfurt/ Main statt, der die regierenden Herrscher des „Deutschen Bundes“ (in Abwesenheit des preußischen Königs; s. hierzu Kommentar zu Tgb. 25. VIII. 1863, Bezugstelle: Diner) zur Debatte über die Reform dieses Staatenbundes zusammenrief. Frankfurt, Sitz der ständigen Bundesversammlung, beging diesen Tag mit zeremoniellem Pomp wie

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Auffahrten, Banketten und einem Feuerwerk, während die Galaopernaufführung im benachbarten Darmstadt stattfand. Am Frankfurter Stadttheater wurde zu diesem Anlaß Rossinis Il barbiere die Siviglia aufgeführt.

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10] 22. nach Baden: Meyerbeer ist erstmals in der Fremdenliste vom 24. VIII. verzeichnet. Sein bescheidenes privates Quartier nahm er demnach beim Kammerdiener Georg Johann Wagner in der Amalienstr. (heute Stephaniestr.), Haus Nr. 318. 11] Peter Pixis: Johann Peter Pixis (1788–1874; I 633), Pianist und Komponist, verbrachte in Baden-Baden seinen Ruhestand. Meyerbeer kannte ihn seit Juni 1813 (s. I 228). Zuletzt hatte er ihn im September 1858 gesehen (s. VII 346). 12] Demoiselle Mazel … L’orage de la grande Chartreuse: Hélène Robert-Mazel (Lebensdaten nicht ermittelt) hatte sich seit 1832 als Pianistin und Salonkomponistin einen Namen gemacht. In dieser Zeit widmete sie sich ihren musikpädagogischen Ambitionen. Die erwähnte Ballade L’orage de la grande Chartreuse („L’Éclair blanchit notre tête“; Text: Félix Solar) war im Verlag Alexandre Cotelle in Paris erschienen. 23] 24. Italienische Oper: In Baden-Baden gastierten die Spitzenkräfte des seit den 1860er Jahren am Pariser Théâtre-Italien wirkenden Gesangpersonals. Ausnahmslos alle genannten Sängerinnen und Sänger, die Meyerbeer in Baden-Baden hörte, hatten am Théâtre-Italien in Opern Rossinis, Donizettis und vor allem Verdis Triumphe gefeiert. Da Meyerbeer in diesen Jahren nicht in Paris anwesend gewesen war bzw. einer Aufführung am Théâtre-Italien nicht hat beiwohnen können, hörte er diese Stars vielfach jetzt zum ersten Mal. 25] Madame Charton-Demeur: Die Sopranistin Charton-Demeur, die Meyerbeer erstmals im Oktober 1850 gehört hatte, war in dieser Zeit in Baden-Baden eine Institution. Am 9. VIII. 1862 hatte sie bei der Uraufführung von Béatrice et Bénédict mitgewirkt. – Im Januar 1864 sang sie am Théâtre-Italien die Traviata, im Februar die Leonora im Trovatore und die Maria in Donizettis Maria di Rohan (s. auch Tgb. 12. I. 1864). 27] Meric-Lablache: Émilie de Méric-Lablache (1830–1901; VI 639; verheiratete Lablache) war wie Charton-Demeur von Bagier für die neue Spielzeit ans Théâtre-Italien verpflichtet worden (Gondì in Maria di Rohan). 28] Delle Sedie: Der Bariton, den Meyerbeer zum ersten Mal im März 1861 in Berlin gehört hatte, war ebenfalls von Bagier für die neue Saison ans Théâtre-Italien verpflichtet worden (am 18. X. sang er den Rigoletto). 34] 25. Madame Viardot: Viardot war 1862 mit ihrer Familie nach Baden-Baden übergesiedelt. Die Familie bezog am Rande von Baden-Baden eine Villa im Thiergartenweg (heute Fremersbergstr.). Dort etablierte sich Viardot als Gesanglehrerin und führte ein offenes Haus für Musiker, Maler und Literaten. Einen engen Kontakt pflegte sie zu Königin Augusta von Preußen und weiteren Mitgliedern des preußischen Königshauses, die wie auch andere Persönlichkeiten des europäischen Hochadels ihre Gäste waren. 1864 wurde das Anwesen um ein Gebäude erweitert, das einem Konzert- und Theatersaal sowie einer Galerie für Louis Viardots Gemäldesammlung Raum bot, so daß sich das Haus zu einem Zentrum des künstlerischen Lebens Baden-Badens entwickelte. 34] Benazet: Édouard Benazet (1801–1867; VII 579), Pächter der Spielbank von Baden, eine der prächtigsten in damaliger Zeit. Nachdem er 1853 das Casino im neobarocken Stil umgebaut hatte, errichtete er im rechten Trakt des Konversationshauses das Theater, das 1862 fertiggestellt und am 9. VIII. 1862 mit Berlioz’ Béatrice et Bénédict eröffnet worden war. 34] Diner: Diesem zwanglosen Treffen zwischen der Königlichen Familie und ihrem Generalmusikdirektor war wenige Tage zuvor ein dramatisches Ringen zwischen König Wilhelm I. und Bismarck vorausgegangen, das den König im Streit um die Frage,

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ob er als Vertreter Preußens an der Zusammenkunft der Mitglieder des Deutschen Bundes in Frankfurt teilnehmen solle oder nicht, an den Rand eines Nervenzusammenbruchs gebracht hatte. Bismarck, für den der unter österreichischem Vorsitz einberufene Fürstentag eine Schwächung und Gefährdung der Stellung der preußischen Monarchie implizierte, gelang es nur unter Drohungen (unter anderem mit seinem Rücktritt) zu verhindern, daß Wilhelm I. den Zug bestieg, der ihn auf Einladung und nachdrückliches Zureden des ihm nahestehenden Königs Johann von Sachsen nach Frankfurt bringen sollte (s. hierzu die aus Lebenszeugnissen schöpfende, anschauliche Darstellung Christian Graf von Krockows in seiner Biographie Bismarck, Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 1997, S. 168–174). 35] Großherzogin von Baden: Luise Marie Elisabeth Großherzogin von Baden. 38] Rosenhain: der in Paris lebende Pianist und Komponist Jacques Rosenhain (1813– 1894; V 944f., VI 777). Rosenhain betätigte sich in dieser Zeit auch als dramatischer Komponist: Am 3. VIII. 1863 war im Theater von Baden-Baden sein drittes, als „proverbe lyrique en vers“ bezeichnetes Bühnenwerk Volage et jaloux (Text: Thomas Sauvage) uraufgeführt worden. Meyerbeer an Louis Brandus vom 26. VIII. 1863 Poststempel: a) Baden 26. VIII., b) Bade/Strasbourg 26, VIII. 63, c) Paris 27. VIII. 63 Tgb. August 1863

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29] 28. Mademoiselle Battu: Marie Battu (*1838, † VI. 1919), eine Schülerin Duprez’, hatte am 12. I. 1860 am Théâtre-Italien als Amina in Bellinis Sonnambula debütiert und seitdem dort Spielzeit für Spielzeit Partien in Opern Mozarts (Zerlina, Despina) oder Verdis (außer Gilda vor allem Oscar in Un ballo in maschera) gesungen. In der kommenden Saison wechselte sie an die Opéra (s. in diesem Zusammenhang Tgb. 6. I. 1864). Meyerbeer hörte an diesem Tag zum ersten Mal jene Sängerin, die an der postumen Uraufführung seiner Africaine als Inès beteiligt war. Meyerbeer an Louis Brandus vom 28. VIII. 1863 Poststempel: a) Baden 28. VIII., b) Bade/Strasbourg 28. VIII. 63, c) Paris 29. VIII. 63 Tgb. August 1863

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14] 30. Rezitativ nach dem Ballet: „Ah! c’est vous Don Alvar“. Meyerbeer arbeitete an dem Stück kontinuierlich bis zum 3. IX. Die Instrumentation und Revision nahm er am 9. IX. (s. Tgb.) vor. Meyerbeer an Louis Brandus vom 30. VIII. 1863 Poststempel: a) Baden 30. VIII., b) Bade/Strasbourg 31. VIII. 63, c) [unleserlich]

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24] Hôtel Veuillemot: Wie aus dem Adressenverzeichnis des Tk. Oktober 1863 hervorgeht, lag das Hotel an der rue des Champs-Élysées. Tk. September 1863

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4] 9. Doucet: Charles Camille Doucet (1812–1895; IV 554, VI 742, VII 680), seit 1853 „chef du bureau des théâtres“. Während des Trauerzeremoniells für Meyerbeer am 6. V. 1864 im Gare du nord hielt er als Abgeordneter der Verwaltung der Theater eine der Ansprachen. 4] Haber: der Bankier Samuel Arthur von Haber (1812–1892; V 854), verheiratet mit Julie Angelika von Haber geborene Beer, einer Nichte Meyerbeers.

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5] banque Tranquille: nicht ermittelt. 7] 10. Flötist Althes: Joseph Henri Altès (*18. I. 1826 Rouen, † 24. VII. 1895 Paris), ein Absolvent des Pariser Conservatoire (1840 bis 1842 mit dem Gewinn des 1er Prix), war seit 1848 erster Flötist im Orchester der Opéra (bis 1872). Er wirkte in dieser Zeit im Rahmen eines Wohltätigkeitkonzerts der „Société de la bienfaisance du quartier de la Monnaie“ in der Sorbonne mit, wo er von ihm selbst komponierte Variationen über Themen aus La Perle de Brésil spielte. 1868 wurde er Professor für sein Instrument am Conservatoire (bis 1893). 8] Adresse Jules Lecomte: Er wohnte in Passy (8, Boulevard de la Muette; s. Adressenverzeichnis im Tk. Oktober 1863). Meyerbeer besuchte ihn am 22. IX. (s. Tk. 20. und Tgb. 22. IX. 1863). 8] Praeludium Cantique: zum Kontext s. unter anderem Tgb. 7. und 11. VI. sowie zuletzt Meyerbeer an Louis Brandus vom 3. VIII. 1863 (s. auch Tk. 14. IX.). 8] Bachiochi: Félix Marnès comte Bacciochi (*2. III. 1803 Ajaccio/Korsika, † 23. IX. 1866 Paris), seit 1852 Oberstkammerherr („premier Chambellan“) und Zeremonienmeister („surintendant des spectacles de la cour“) Kaiser Napoléons III., seit 8. XII. 1860 Superintendent sämtlicher Theater des Kaiserreichs („surintendant général des théâtres de l’Empire“). 1866, kurz vor seinem Tod, wurde er zum Senator ernannt. 9] Penco: Rosina Penco (1823–1894; VII 532) hatte zwischen 1856 und 1862 mit großem Erfolg am Théâtre-Italien in Paris sowie an der Royal Italien Opera at Covent Garden gesungen und war in dieser Saison in Madrid engagiert. Im Oktober hielt sie sich kurz in Paris auf und ging dann nach Cadix und Sevilla. 9] Figaro: Im Figaro vom 10. IX. 1863 (10. Jg., S. 1) erschien unter dem von Bernard Jouvin verfaßten Artikel „Théâtres“ die Nachricht, daß unmittelbar nach Tietjens Penco die Rolle der Valentine an der Opéra übernehmen werde: „On parle d’une nouvelle surprise qu’il nous tient en réserve. La Tietjens est à peine deshabillée que, se coulant dans la robe de Valentine, la Penco s’apprête à jouer les Huguenots.“ Nachdem Tietjens Gastspiel vom Figaro kritisiert worden war (s. die Ausgabe vom 3. IX. 1863, S. 1), wird Pencos Übernahme der Partie als vielversprechend dargestellt, jedoch die Frage aufgeworfen, ob eine genuin italienische Sängerin wie Penco diese französische Partie angemessen werde bewältigen können (Jouvin thematisiert in dieser Zeit immer wieder das aus seiner Sicht grundsätzliche Problem des Engagements deutscher oder italienischer Sänger an der Opéra). Die Nachricht entpuppte sich indes als bloßes Gerücht: Penco war in dieser Zeit in Madrid engagiert; ein von Bagier für das ThéâtreItalien in Aussicht genommenes Gastspiel scheiterte an Pencos zu hohen Geldforderungen (vgl. Figaro vom 15. XI. 1863, S. 5). 10] 11. Edouard Bertin: der Maler Edouard Bertin (1797–1871; III 680, V 991), zunächst Mitinhaber, nach dem Tod seines Bruders Armand im Januar 1854 alleiniger Inhaber des Journal des Débats. 13] Girardin: der Politiker und Publizist Émile de Girardin (1806–1881; III 657, VI 633, VII 570), langjähriger Inhaber und Redakteur der von ihm gegründeten Tageszeitung La Presse. 14] 13. Soustelle: Der Sänger (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt) hatte in dieser Zeit zusammen mit seiner Gattin (s. Tk. und Kommentar zu Tk. 25. IX. 1863) ein Vorsingen an der Opéra, nachdem beide bei den Prüfungen des Conservatoire im Juni 1863 auf Perrin einen guten Eindruck gemacht hatten. Das Paar hatte im September in Boulogne-sur-mer konzertiert und wirkte auch später in der französischen Provinz (unter anderem anläßlich der Erstaufführung der Africaine 1869 in Le Mans).

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16] 14. Entreact: In der Presse war verbreitet worden, Perrin habe Meyerbeer Penco und Naudin als Interpreten der Hauptrollen der Africaine vorgeschlagen (s. Neue Berliner Musikzeitung vom 7. X. 1863, Nr. 41, S. 327). 18] Brief von Bacher: s. Meyerbeer an Louis Brandus vom 15. IX. 1863. 19] Sydinscher Brief: nicht ermittelt. 20] 17. J. Jeanin. Rossini: Meyerbeer stattete ihnen am 18. IX. (s. Tgb.) in Passy einen Besuch ab. 20] Ouchy: Das am Genfer See nahe Lausanne gelegene Luxushotel Beau-Rivage war 1861 eröffnet worden. 23] 18. Brandus … Martellini: Der Auftrag an Brandus bezieht sich ohne Zweifel auf einen nichtüberlieferten Brief Martellinis an Meyerbeer als Reaktion auf Meyerbeers Brief an Martellini vom 16. VII. 1863 (s. auch Tk. 22. IX.). 27] 20. Frank Marie: der Journalist Franck-Marie (eigtl. Franco Maria Pedorlini; *1734, † 1868), Musikkritiker der Zeitung La Patrie. 28] Georg Hainel: Mit Georges François Hainl (1807–1873; V 997) stand Meyerbeer in brieflichem Kontakt seit 1852 (V 712). Hainl war 1863 von Lyon nach Paris übergesiedelt, wo er am 24. VII. 1863 Nachfolger Louis Dietschs als 1. Kapellmeister an der Opéra geworden war. Am 21. XII. desselben Jahres wurde er zum Nachfolger des aus Altersgründen zurückgetretenen Théophile Tilmant in Personalunion Orchesterleiter der 1828 gegründeten „Société des Concerts du Conservatoire“ gewählt. 28] Klavierauszug: Gemeint ist die Ausgabe Paris: Escudier, Pl.-Nr. L. E. 1578; s. Meyerbeer an Louis Brandus vom 21. IX. 1863. 29] An Celerier: s. Meyerbeer an Léon Célérier vom 20. IX. 1863. 30] Schlußscene Affricaine: s. Tgb. 20. IX. 31] 21. Nourrit: vermutlich Auguste Nourrit (Lebensdaten nicht ermittelt; V 799), ehemals Theaterdirektor, ein Bruder des berühmten, seit langem verstorbenen Tenors Adolphe Nourrit (das Treffen fand am 23. IX. statt; s. Tk.). 34] 22. Wertheimber: Wertheimber war in dieser Saison an die Opéra zurückgekehrt und sang die Azucena im Trouvère. Aufgrund ihres großen schauspielerischen Talents hielt man sie für die Partie der Fidès besonders geeignet. Die Antwort betraf wahrscheinlich den im Tgb. 23. X. 1863 geschilderten Vorgang (s. auch Tk. 24., 26. und 27. IX.). 36] 23. Miss Kellock: Clara Louise Kellogg (*9. VII. 1842 Sumterville/S. C., † 13. V. 1916 New Hartford/C T; seit 1887 verheiratete Strakosch). Die junge amerikanische Sängerin stand noch ganz am Anfang ihrer bedeutenden Karriere. Am 27. II. 1861 hatte sie an der Academy of Music in New York als Gilda debütiert und war sodann in zahlreichen amerikanischen Städten in Erscheinung getreten. In dieser Zeit bereitete sie die Einstudierung der Marguerite in Gounods Faust in New York vor (erstaufgeführt an der Academy of Music am 25. XI. 1863). Nach Europa kam Kellogg erstmals 1868 im Rahmen eines Engagements in London (an Maplesons Drury Lane Theatre) und besuchte im Anschluß Paris. Weder Meyerbeers Lebensdokumente noch Kelloggs Memoirs (Memoirs of an American Prima Donna, New York, London: G. P. Putnam’s Sons 1913, Reprint New York: Da Capo Press 1978) geben Aufschluß darüber, in welchem Zusammenhang der Eintrag steht (s. auch Tk. 25. IX.) 38] 25. Wann Marchisio kommt: Die Geschwister Marchisio debütierten in dieser Saison am Théâtre-Italien am 10. II. 1864. 39] Madame Soustelle: Die Sängerin Soustelle (Lebensdaten nicht ermittelt); zum Anlaß der Begegnung s. Tk. und Kommentar zu Tk. 13. IX. 1863.

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39] Nicolas: Der Tenor Ernesto Nicolini (eigtl. Ernest Jean Nicolas; *23. II. 1834 Tours, † 19. I. 1898 Pau) hatte nach seiner Ausbildung am Pariser Conservatoire 1857 an der Opéra Comique debütiert, an der er bis 1859 blieb. Danach setzte er seine Ausbildung in Italien fort und begründete dort seine Karriere, die ihn 1863 nach Paris zurückführte, nun ans Théâtre-Italien. Nicolini, den man mit dem jungen Mario verglich, war die Entdeckung der Saison. Meyerbeer hörte ihn erstmals am 15. X. (s. Tgb.). Am 18. X. sang er erstmals den Herzog im Rigoletto (Meyerbeer hörte ihn in dieser Rolle am 20. X.; zu seinen Eindrücken s. das Tgb. von diesem Tag). Seit 1866 sang Nicolini in London (St. James’s Hall, Covent Garden, Drury Lane Theatre) und trat mit Adelina Patti, seiner späteren Frau, an zahlreichen weiteren bedeutenden Bühnen in ganz Europa auf.

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1] Naudin: Naudin war in dieser Zeit Mitglied der am Berliner Victoria-Theater gastierenden italienischen Operngesellschaft und sang unter anderem mit Adelina Patti in Donizettis Lucia di Lammermoor. Erst im Anschluß daran kehrte er in dieser Saison ans Théâtre-Italien zurück und trat in Rigoletto, Sonnambula und Traviata auf. 2] Mermet: Auguste Mermet (*5. I. 1810 Brüssel, † 4 VII. 1889 Paris), ein Kompositionsschüler unter anderem Halévys, hatte als Opernkomponist 1835 an der Opéra Comique debütiert. Nach einer kaum glücklich zu nennenden Karriere gelang ihm in dieser Zeit ein Durchbruch (s. Kommentar zu Tk. 27. IX. 1863, Bezugstelle: Roland à Roncevaux). 3] 26. Gerdes: Die Revue des Deux Mondes wurde gedruckt von der Imprimerie Gerdes frères. 6] 27. Roland à Roncevaux: Opéra en quatre actes von Mermet (Text vom Komponisten), UA 3. X. 1864, Opéra, Paris. Mermet hatte das Werk erstmals 1850 der Opéra vorgelegt, die es nach mehrfachen Umarbeitungen erst jetzt zur Uraufführung annahm, die Meyerbeer indes nicht mehr erlebte (am 5. I. 1864 begannen die Proben). Mermet konnte erstmals einen Publikumserfolg verbuchen (die Oper hielt sich bis 1867 im Repertoire). Besonders populär wurde Rolands Lied „Dans les combats, soldats de France“, das offenbar nationale Gefühle weckte. 6] wegen Sardou: Es handelt sich um den populären Bühnenschriftsteller Victorien Sardou (1831–1908; VI 714), der sich um diese Zeit in Paris durchzusetzen begann. Meyerbeer lernte ihn persönlich am 4. I. 1864 kennen (s. Tgb.). 7] Preußische Gesandte: Diese Position hatte seit Ende 1862 (akkreditiert am 17. I. 1863) Robert Heinrich Ludwig Graf von Goltz (*6. VI. 1817 Berlin, † 24. VI. 1869 Berlin) inne. Goltz war nach seiner Ausbildung zum Juristen 1839 in den preußischen Staatsdienst getreten. Seine diplomatische Laufbahn begann 1857 in Athen. Nach Stationen in Konstantinopel (1859) und Sankt Petersburg (1860) wurde er als Nachfolger Otto von Bismarcks außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter Preußens in Paris. Er nahm als offizieller Vertreter des preußischen Staates im Mai 1864 an Meyerbeers Leichenzug in Paris teil. 9] 28. Brandus: Der Eintrag bezieht sich auf den Mitgliedsbeitrag (cotisation) bei dem Berufsverband „Artistes musiciens“. 10] Taxile: Taxile Delord. 11] Bock’s Zeitung: Neue Berliner Musik-Zeitung. 11] Ouverture des italiens: Das Théâtre-Italien eröffnete die neue Spielzeit am 14. X. mit einer Aufführung von Verdis La traviata. 13] 29. baierische Gesandtschaft: August Freiherr von Wendland (*16. IV. 1806 Neubrandenburg/Mecklenburg-Strelitz, † 18. X. 1884 Schloß Bernried/Starnberger See; 1853 Erhebung in den Freiherrnstand). Baron Wendland war seit 1835 im diplomati-

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schen Dienst, seit 1841 als Legationssekretär, seit 1850 als außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister an der bayerischen Botschaft in Paris. Seit 1853 war er zugleich am Hofe in Madrid beglaubigt (bis 1866; 1867 Eintritt in den Ruhestand). 15] 30. d’Ortigue: der Schriftsteller und Musikkritiker Joseph Louis d’Ortigue (1802– 1866; II 645). – Er wurde im Oktober Berlioz’ Nachfolger als Musikkritiker des Journal des Débats (ein Artikel von Berlioz erschien letztmals am 8. X. 1863). Meyerbeer an Louis Brandus vom 1. IX. 1863 Poststempel: a) Baden 1. IX., b) Bade[/Strasbourg unleserlich durch Textverlust], c) [unleserlich]

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Tgb. September 1863 16] 2. Boshafter Artikel: Der Artikel von Paul Girard, „Le Châtiment de l’Africaine ou La Vengeance du public (Histoire émouvante)“, erschien in Le Charivari vom 1. IX. 1863 (32. Jg.) und bezieht sich auf Meyerbeer wie folgt: „Le compositeur s’appelait Meyerbeer. Il avait le goût de la mystification. Oubliant que le public est un Louis XIV à plusieurs millions de têtes et que les Louis XIV n’aiment pas à faillir attendre, ce maestro jovial prenait un malin plaisir à la faire à l’oseille aux bons Parisiens. Tous les matins – quelquefois à deux et trois reprises dans la journée – il fallait annoncer dans les papiers imprimés qu’on allait enfin voir et entendre une partition prodige qui se nommait l’Africaine. Les bons badauds de fondre sur la proie. – L’Africaine! … voilà l’Africaine! … Pour le coup elle est à nous! … Vive l’Africaine! Cette comédie de débitant de musique à consommateurs se renouvela – un statisticien l’a calculé – quatorze mille cinq cent trois fois de 1840 au mois d’août 1863. Un bien agréable mystificateur que ce M. Meyerbeer. [im Original Absatz] Mais ne voilà-t-il pas qu’à la fin de ce mois d’août 1863 que nous achevons un homme bien renseigné, M. Frank Mané [recte: Marie], rédacteur du feuilleton musical de la Patrie, nous donne sa parole d’honneur que c’est chose faite. M. Meyerbeer recommence à crier: l’Africaine […] M. Meyerbeer est décidément décidé à prendre une décision. Cédant à de hautes instances il a apporté son manuscrit. Il est dans les cartons de l’Opéra. M. Perrin l’a touché. Le chef de claque commence à recevoir des instructions. Et une foule de détails précis, positifs, irréfragables. [im Original Absatz] Or, qu’arrive-t-il? C’est que le public, qui est bon enfant en apparence mais malin au fond, se met à prendre une éclatante revanche. Maintenant que l’Africaine arrive, il n’en veut plus et hausse les épaules. J’ai rencontré hier vingt personnes. – Eh bien! Vous savez, l’Africaine? leur ai-je dit. – Quelle Africaine? – La vaie [sic!]. Elle est ici. – Non, voyons, plus cette charge-là! elle est trop vieille … Demandez-moi plutôt pourquoi la chicorée est amère. J’aime mieux cela. – Mais je vous jure que c’est sérieux. – Farceur! – Que… – Il y tient. – Mais … – Nous en recauserons au 1er avril. Et les vingt personnes sont parties en riant comme des aliénés. [im Original Absatz] Et moi j’entrevois là le doigt de la Providence. C’est le châtiment de M. Meyerbeer – châtiment mérité – qui commence. Espérons que cela ne fera que croître et embellir. Le jour où on enverra aux artistes une convocation pour la première lecture, chacun d’eux restera tranquillement dans son lit croyant à une attrape d’un camarade. Pendant toute la durée des répétitions, les gens à qui vous annoncez que cela marche se torderont pris d’un accès indéfini d’hilarité. Enfin quand viendra le grand soir de la représentation le chef d’orchestre fera mouvoir son bâton dans une salle complètement vide. Tout le monde, refusant d’être dupe, sera resté chez soi. [im Original Absatz] Ce n’est pas tous. Plus tard, dans bien longtemps, un monsieur fera une histoire de l’Opéra et dans cette histoire on lira: Vers août 1863, une singulière drôlerie eut lieu à l’Académie impériale de musique. Voulant mettre fin à une interminable scie, la direction prit dans ces cartons une partition d’un M. Colimard quelconque. Elle la fit annoncer sous le titre de l’Africaine, se procura un individu d’une ressemblance lointaine avec

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Meyerbeer pour conduire les répétitions et joua la machine dudit Colimard. Personne d’ailleurs ne s’y trompa, – car on savait très bien que Meyerbeer n’avait jamais fait l’Africaine dont il avait parlé si longtemps. [im Original Absatz] Pauvre M. Meyerbeer. Exproprié de son œuvre pour cause d’incrédulité publique! Pauvre M. Meyerbeer … Comme ce sera bien fait! “ Der Artikel aus der in diesem Jahr begründeten Zeitschrift Nain jaune wurde nicht ermittelt.

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7] 4. Belval: der Bassist Belval (eigtl. Jules Bernard Gaffiot; 1819–1879; VI 864). In der Uraufführung von Meyerbeers Africaine am 28. IV. 1865 sang er den Don Pédro. Meyerbeer an Louis Brandus vom 4. IX. 1863 Zur Datierung: Der Brief bezieht sich dem Inhalte nach auf die im Tk. 31. VIII. 1863 niedergelegten Anweisungen für Brandus. Da er einen Tag nach Meyerbeers Ankunft in Paris verfaßt worden ist, am Morgen, als er Anstalten machte, von der Bahn das Gepäck abzuholen bzw. abholen zu lassen, ist er sicher auf den 4. IX. zu datieren. – Wie vergleichend aus der korrigierten Adresse des Briefumschlags zu Meyerbeer an Louis Brandus vom 1. IX. und dem mit dem vorliegenden Brief überlieferten Couvert hervorgeht, kannte Meyerbeer zu diesem Zeitpunkt noch nicht Brandus’ neue Privatadresse (rue Bergère; am „Boulevard des Italiens“ befand sich das Geschäftslokal Gemmy Brandus’ und seines Kompagnons Dufour). 18] Patrie: Der von Franck-Marie verfaßte Artikel erschien in La Patrie in der Morgenausgabe vom 24. VIII. 1863 (23. Jg.). Dort heißt es mit Bezug auf Meyerbeer: „A défaut de nouveautés, nous vous donnerons une importante nouvelle: l’Africaine sera jouée cet hiver. [im Original Absatz] Que n’a-t-on pas dit à propos de cet opéra! Les plus sceptiques ont été jusqu’à nier son existence. Le maître lui-même, Meyerbeer, encourageait ces bruits. L’œuvre était faite, achevée et corrigée, qu’il prétendait n’en avoir pas écrit une ligne. Je ne sais quel motif pouvait lui faire garder un tel mystère. Son refus de donner l’Africaine ne s’expliquait pas davantage. Pour vaincre ses répugnances à ce sujet, il n’a fallu rien moins que l’intervention d’un personnage auguste. Je vais commettre une indiscrétion en disant que ce personnage écrivit de sa propre main à l’auteur des Huguenots pour le décider à donner l’Africaine. Un tel désir, surtout exprimé d’une telle manière, était un ordre, le plus doux auquel un artiste pût obéir; il obéit, en remerciant comme il devait le faire, et nous entendrons enfin sa nouvelle paration. [im Original Absatz] Ici s’arrêtent mes informations. Je puis vous certifier qu’elles sont exactes; j’ai pour le croire le témoignage le plus sûr, le plus irréfutable. On comprendra les motifs qui m’empêchent de le citer.“ Es folgt die rhetorisch gestellte Frage, wer die Partien singen werde, insbesondere die Sopranpartie. Es wird behauptet, Meyerbeer eile von Stadt zu Stadt, um Sängerinnen zu hören. Sodann wird ausgeführt, Patti könne die geeignete Sängerin sein, doch habe sie sich noch immer nicht entschlossen, den ihr von der Opéra angebotenen Vertrag zu unterzeichnen. Sodann kommt die Sprache auf Tietjens: „Naturellement c’est à Mlle Titjens qu’on a songé d’abord: une voix magnifique et beaucoup d’energie; d’ailleurs Mlle Titjens avait pour la recommander le bruit de ses succès; depuis plusieurs années, elle est une des reines des grands théâtres de Londres. La Titjens débutera donc dans quelques jours; elle commencera par les Huguenots. C’est moins son talent qu’on veut mettre à l’épreuve que s’assurer de l’effet qu’il produira sur un public qui, depuis quelque temps, s’engoue ou se refroidit sans qu’on sache trop pourquoi. Toutes les qualités de la Titjens pourraint ne pas lui plaire, et Meyerbeer veut avant tout être sûr du succès.“ – Meyerbeer vermutete oder hatte offenbar gehört, daß in diesem Blatt seine Anwesenheit in Paris publik gemacht worden sei. Da er gegenüber Perrin absolutes Stillschweigen über seinen Parisaufenthalt zur Bedingung gemacht hatte (s. Meyerbeer an Louis Brandus vom

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18. VIII. 1863), ließ er sich bis zur Lektüre des Artikels die Option auf eine sofortige Abreise offen. Nachdem aus dem Artikel zwischen den Zeilen hervorgeht, daß die Indiskretion auf das Ministerium zurückzuführen ist und nicht auf Perrin, daß von der persönlichen Anwesenheit des Komponisten nicht die Rede ist, beruhigte sich Meyerbeer offensichtlich und blieb vereinbarungsgemäß in Paris. Tgb. September 1863 32] 5. täglichen Gebete: Dieses Gebet ist als auf „Paris d. 8ten December 1863“ datiertes Dokument im Meyerbeer-Nachlaß der Musikabteilung der SBB, PK wie folgt überliefert: „Tägliches Gebeth. [im Original Absatz] Großer gnädiger Gott! sei der Seelen meiner Geliebten Ältern und meiner geliebten Brüder gnädig! nimm sie auf in dein himmlisches Freudenreich: schenke ihnen ewigen Frieden, ewige Seeligkeit: und gestatte meiner geliebten Mutter daß sie der Schutzengel ihrer ganzen Familie sei, uns alle zu schirmen und zu schützen, wie sie es schon so gern im Leben that. – Treues frommes liebendes Mutterherz blicke seegnend herab auf meine geliebte Gattin Minna auf meine geliebten drei Kinder Blanca, Cecilie, und Cornelie, auf mein Enkelchen Fritz, auf meinen Schwiegersohn Emanuel, auf Wilhelms Kinder und auf mich selbst. [im Original Absatz] Erflehe zum Ewigen, daß er uns sämmtlich wandeln lasse unser ganzes Leben lang auf der Bahn der Tugend, der Ehre des Rechts, daß er uns bewahre vor Versuchungen, zu schlechten Handlungen, uns behüte vor Krankheiten und Unglück. [im Original Absatz] Erflehe zum Ewigen, daß er den Bund meiner geliebten Tochter Blanca mit Korff segne. Mache großer Gott, daß Emanuel ein solider Mann werde, der keine Schulden mehr mache: gieb ihm ein liebendes Herz für meine Blanca, und erhalte meine geliebte Blanca bis zum 100ten Jahre, in Gesundheit, Zufriedenheit und Tugend. – Mache daß sie häusliches Glück in ihrer Ehe mit Emanuel finde: mache daß sie Freude an ihrem Söhnchen Fritz erlebe, schenke ihr noch andre Kinder an denen sie Freude erlebe, und mache daß sie ihrer Mutter Minna und mir, stets in kindlicher Liebe und Gehorsam ergeben bleibe. – Treues, frommes, liebendes Mutterherz erflehe auch vom Ewigen, daß er das liebliche Kind welches er meiner Blanca geschenkt, bis zum hundertsten Jahre erhalte, und daß er Fritzchen zu einem guten, braven soliden glücklichen, gesunden, zufriedenen Menschen mache, der uns Freude und Ehre mache, und der seiner Mutter Blanca und seinen Großeltern in kindlicher Liebe und Gehorsam durch das ganze Leben ergeben bleibe. Treues, frommes, liebendes Mutterherz erflehe auch vom Ewigen, daß er meine geliebte Tochter Cornelie mit seinem reichsten Seegen segne. Mache gnädiger Gott daß meine geliebte Cornelie 100 Jahre alt werde, in Gesundheit, Wohlstand, Herzenszufriedenheit, Tugend und Sittlichkeit in häuslichem Glück, an der Seite eines liebenden und geliebten Gatten, an der Seite liebender und geliebter Kinder, und daß Cornelie ihrer Mutter Minna und mir anhänglich bleibe durch das ganze Leben in kindlicher Liebe und Gehorsam. – Ich danke dir mein gnädiger Gott, daß du meine geliebte Tochter Caecilie von ihrem langjährigen Unwohlsein auf den Weg der Genesung geführt. Schenke ihr von nun an eine dauernde, feste Gesundheit, lasse sie wieder erblühen in ihrer früheren Schönheit und Freudigkeit des Herzens und Geistes, mache daß sie die kleinen Absonderlichkeiten ablege, die sie sich während ihres langen Unwohlseins angewöhnte, und erhalte sie bis zum 100ten Jahre in Gesundheit Tugend, Herzensfriede, Wohlstand, in häuslichem Glück an der Seite eines liebenden geliebten Gatten, und an der Seite liebender, geliebter Kinder, und mache daß sie ihrer Mutter Minna und mir anhänglich bleibe in kindlicher Liebe und kindlichem Gehorsam. – [im Original Absatz] Großer gnädiger Gott, heile meine geliebte Gattin Minna von der physischen und moralischen Mißstimmung in der sie sich leider befindet. Schenke ihr wieder eine feste, dauernde Gesundheit, einen heitern Geist und ein zufriedenes Gemüth, und lasse sie auf diese Weise hundert Jahr alt werden. Mache daß sie mir wieder ihre frühere Liebe und Neigung schenke, und es mir zu erkennen gebe,

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darum flehe ich dich als um eine der größten Wohlthaten die du mir erzeigen kannst, und mache daß sie mir sanft und leicht verzeiht, alles was ich im Leben gegen sie gefehlt habe und noch fehlen könnte. Stürze mich nicht in den Jammer sie zu verlieren, mache meine Kinder nicht zu Waisen, denn was kann ich ihnen für eine Stütze sein, der ich mich nicht selbst zu leiten weiß. Liegt es aber in deinem unerforschlichen Rathschluß, daß nur einer von uns leben bleibe, so erhalte die geliebte Minna, und nehme mich von der Welt, denn Minna ist nothwendiger für das Wohl unsrer geliebten Kinder wie ich. Willst du aber deine Gnade vollständig machen großer Gott, und Minna und auch mich erhalten, daß wir beide für das Wohl der geliebten Kinder wachen, und die geliebten drei Kinder Blanca, Cecilie und Cornelie, und des geliebten Enkelchen Fritz erhalten, Emanuel bessern und ihn zu einem liebenden Gatten und soliden Menschen machen und ihn erhalten jeden von uns bis zum hundertsten Jahre in Gesundheit, Tugend, Freude, Herzensfrieden, Glück, Wohlstand, gegenseitiger Liebe und Einigkeit, großer allmächtiger Gott, doppelt will ich dich alsdann preisen und benedeien, und will suchen durch meinen Wandel die Gnade zu verdienen, um deren Erfüllung ich dich flehe: Amen. [im Original Absatz] Großer allmächtiger Gott! veredle und verbessre mein Herz und mein Gemüth. Tilge aus meinem Charakter die viele Flecken die ihn verunziehren: mache mich zu einem religieusen, tugendhaften, energischen wohlwollenden Charakter. Schenke mir so viele Lebensjahre wie du meiner seeligen Mutter geschenkt hast, und noch mehr. Mache daß ich sie in Gesundheit, Tugend, Freude, häuslichem Glück, Herzensfrieden, Wohlstand, künstlerischer Wirksamkeit, künstlerischem Ruhm erlebe. Erhalte mir vor allem gnädiger Gott, die geliebte Gattin Minna, die geliebten 3 Kinder Blanca Caecilie u Cornelie, des geliebten Enkelchen Fritz. – Verleihe mir die Gnade großer Gott, daß ich Caecilie und Cornelie recht bald glücklich verheiratet sehe. – Erhalte mir alle meine Sinne bis zu meinem Tode, erhalte mir besonders das Augenlicht und das Gehör: mache daß beide nicht schwächer werden als sie es in diesem Augenblicke sind. Erhalte mir Rüstigkeit und Klarheit des Geistes. Erhalte mir künstlerische Schöpfungskraft und künstlerische Wirksamkeit. Erhalte mir den Wohlstand den deine Gnade mir geschenkt hat. Erhalte vermehre u veredle meinen künstlerischen Ruhm. Mache daß er sich über die ganze Welt verbreite, mache daß alle meine Feinde und Gegner, meine Anhänger und Bewundrer werden. Erhalte die fünf französischen Opern die ich komponirt habe auf dem Repertoir aller Theater der Welt während meines ganzen Lebens, und ein halbes Jahrhundert hindurch nach meinem Tode. Mache daß ich Vasco in ein paar Monate definitif und komplett beendige. Mache daß Vasco im Jahr 1864 auf der großen Oper in Paris zur Ausführung gelange und ich dieses Ereigniß in Gesundheit und Freude erlebe. Mache das [!] Vasco gleich bei seinem Erscheinen auf der Pariser Oper, einen großen und glänzenden Erfolg erringe. Mache daß dieser Erfolg ein verdienter und dauernder sei. Mache daß Vasco sich wie Robert und Hugenotten schnell auf dem Repertoire aller Theater der Welt verbreite, und sich darauf erhalte so lange wie Robert und die Hugenotten sich auf dem Repertoire erhalten haben und sich noch erhalten werden. Mache großer Gott, daß der succès von Vasco so glänzend sei, daß er meine alten Tage mit Ruhm und Freude erfülle und meinen Namen mit Ruhm auf die Nachwelt bringe. Amen. – Großer Gnädiger Gott schenke mir eine sanfte, leichte schmerzlose, furchtlose Todesstunde, frei von Gewissensbissen irgend einer Art. Mache daß ich ohne Todesfurcht, in Gottesergebenheit und frommer Zuversicht dessen was mich dort im Jenseits erwartet, sterbe. Lasse meinem Tode keine lange schmerzhafte Krankheit vorausgehen, sondern schenke mir einen sanften schnellen unbewußten Tod. Mache daß ich vorher meine irdischen Angelegenheiten weise geordnet habe: lasse mich nicht in der Fremde sterben, sondern in der Heimath, umgeben von meiner geliebten Gattin und meinen geliebten drei Kindern. Und mache großer Gott, daß das Testament welches ich gemacht ein weises sei, daß meiner Gattin, meinen drei Kindern, meinem Enkel und meinen spätesten Nachkommen den Wohlstand sichre, den Gottes Gnade mir geschenkt hat und den seine

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Gnade mir erhalten möge. Amen.“ [Autograph: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/38].

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5] 6. Besuche: s. hierzu die Nameneinträge im Tk. Oktober 1863 (Undatierte Vorsatzblätter). Meyerbeer an Lous Brandus zwischen 6. IX. und 27. X. 1863 Zur Datierung, zum Adressaten: Der Brief ist zu einer Zeit verfaßt worden, als Meyerbeer, wie vermerkt, eine Wohnung in der rue Montaigne No 2 bezogen hatte und Duesberg ihm Verse schrieb für ein Projekt, an dem er zu dieser Zeit arbeitete. Diese Konstellation ergibt sich für den Zeitraum ab dem 6. IX. 1863. Da Meyerbeer die Abrechnung über die im Brief erwähnten Autoreneinkünfte monatlich erhielt, kann es sich nur um die Abrechnung September/Oktober 1863 handeln. Bis zum 27. X. (s. Tgb.) war die Abgabe der gewünschten Verse, die Meyerbeer Duesberg persönlich übergeben hatte, erfolgt, denn an diesem Tag arbeitete Meyerbeer bereits mit dem Text. Da weder belegt ist, wann Duesberg Meyerbeers Textentwurf erhalten, noch wann er ihn abgegeben hat, ist lediglich eine Rahmendatierung dieses Briefes möglich. – Während Meyerbeers mehrjähriger Abwesenheit von Paris waren die „bulletins de recette“ an Louis oder Gemmy Brandus geschickt worden. Da Meyerbeer seine persönlichen Angelegenheiten in dieser Zeit mit Louis Brandus regelte, der eine Art Sekretärfunktion einnahm, ist der Brief zweifelsohne an ihn gerichtet. 31] Mr Roux: Gemeint ist Leroux (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt), als Nachfolger Pierre Jean Jacques Leducs seit 1855 Verwaltungschef der Opéra. Meyerbeer an Léon und Émile Célérier vom 8. IX. 1863 Zur Datierung, zu den Adressaten: Der auf den 8. IX. datierte Brief, verfaßt in der rue Montaigne, in der Meyerbeer lediglich während seines Parisaufenthaltes 1863/1864 lebte, bezieht sich dem Inhalt nach auf Meyerbeer an Léon und Émile Célérier vom 6. IX. 1863. Tgb. September 1863

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6] 9. La Rounat: Nach Darstellung von Henri Blaze de Bury (Meyerbeer. Sa vie, ses œuvres et son temps, Paris: Heugel et Cie 1865, S. 174) verhandelte La Rounat mit Meyerbeer über die Szenographie zu La Jeunesse de Goethe. La Rounat soll überrascht gewesen sein, „avec quel tact précis, quelle profonde et sagace intelligence des moindres choses du théâtre, il [Meyerbeer] indiquait les effets qu’il voulait obtenir.“ 7] Cahen: Wie aus Tk. 12. VIII. 1863 und dem Adressenverzeichnis im Tk. Oktober 1863 hervorgeht, handelt es sich um L. A. Kohn (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt), Meyerbeers neuengagierten Pariser Sekretär. 12] Bariton Caron: Eugène Caron (*4. XI. 1835 oder 1837 Rouen, † 1903) wirkte seit seinem Debüt am 22. IX. 1862 als Luna in Verdis Trouvère an der Pariser Opéra, an der er bis zu seinem Bühnenabschied 1886 verblieb. Meyerbeer an Louis Brandus vom 9. IX. 1863 Zur Datierung: Der Brief ist zu einer Zeit verfaßt worden, als Louis Brandus in der Rue Bergère wohnte und Meyerbeer zugleich in Paris war. Folglich ist er nicht vor dem 4. IX. geschrieben worden. Da Gegenstand des Briefes Perrins „Gegenvisite“ ist, kann es sich nur um Perrins ersten Besuch in Meyerbeers Wohnung unmittelbar nach dessen Ankunft in Paris handeln. Dieser fand am 9. IX. statt (s. Tgb.). Da der Brief vom selben Tag stammt, ist er sicher auf diesen Tag zu datieren.

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Tgb. September 1863

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3] 10. Boshafter Artikel: nicht ermittelt. Meyerbeer an Thérèse Célérier vom 11. IX. 1863 Zur Datierung: Meyerbeer besuchte eine Aufführung von Rossinis Guillaume Tell mit Villaret als Arnold nachweislich an diesem Tag. Da keine weiteren Aufführungen in dieser Konstellation, denen Meyerbeer beiwohnte, belegt sind, ist der „aujourd’hui“, d.h. am Tag der besuchten Aufführung, verfaßte Brief mit großer Wahrscheinlichkeit am 11. IX. 1863 niedergelegt worden. Im Tk. 10. IX. ist zudem vermerkt, daß Meyerbeer Célérier Logenplätze anbieten wollte. 15] les fiancés: Gemeint sind Célériers Tochter Mathilde und ihr Verlobter. Meyerbeer war im Februar 1864 Trauzeuge des Paars. Tgb. September 1863 25] 12. Das Rezitativ: „Qu’on l’entraîne à l’instant“. Meyerbeer instrumentierte die Komposition am 15. IX. (s. Tgb.). An diesem Tag erfolgte auch die Niederschrift. 27] Les amours du diable …Grisar: Opéra-féerie en 4 actes von Albert Grisar (1808–1869; V 797; Text: de Saint-Georges), UA 11. III. 1853, Théâtre Lyrique, Paris. 28] Madame Galli-Marié: Die Mezzosopranistin Marie Célestine Laurence Galli-Marié de l’Isle, geborene Marié de l’Isle, verwitwete Galli (*XI. 1840 Paris, † 22. IX. 1905 Vence/Nizza) hatte 1859 in Strasbourg debütiert und war nach Zwischenstationen, unter anderem in Rouen, 1862 an die Opéra Comique verpflichtet worden, an der sie erstmals in Giovanni Battista Pergolesis La serva padrona (unter dem Titel La Servante maîtresse; s. Kommentar zu Tgb. 21. X. 1863) auftrat. Später erlangte sie Berühmtheit als Uraufführungsinterpretin der Titelrollen in Thomas’ Mignon und Bizets Carmen. 30] Capoul: Joseph Amédée Victor Capoul (*27. II. 1839 Toulouse, † 28. II. 1924 Pujaudran-du-Gers) wirkte nach seiner Ausbildung am Pariser Conservatoire (1861 „premier prix d’opéra comique“) und seinem Debüt 1861 an der Opéra Comique als Daniel in Adams Le Chalet bis 1872 an diesem Haus, an dem er sich binnen kurzer Zeit großes Ansehen erwarb. Später setzte er seine Karriere als international gastierender Sänger unter anderem in New York, London, Wien und Petersburg fort und verfolgte auch literarische Ambitionen. Meyerbeer an Thérèse Célérier vom 13. IX. 1863 Zur Datierung: Der Brief ist – der Schriftgröße und dem Schrifttyp nach zu urteilen – in Meyerbeers letzten Lebensjahren verfaßt worden, in Paris unmittelbar nach der Ankunft, wenn er Wünsche, wie im Brief artikuliert, an die Familie Célérier in Auftrag zu geben pflegte. Diese Konstellation ergibt sich für den September 1863 (im September 1860 hielt er sich nur kurz in Paris auf). Der tatsächliche regelmäßige Erhalt der Revue des Deux Mondes ist in Meyerbeer an Cäcilie und Cornelie Meyerbeer vom 25. XI. 1863 belegt. Die Wochentagangabe „Dimanche“ erlaubt eine weitere Eingrenzung. Am ersten Sonntag nach Meyerbeers Ankunft war Thérèse Célérier noch nicht in Paris (s. Meyerbeer an Léon und Émile Célérier vom 6. IX. 1863), hingegen spätestens am 11. IX. (s. Meyerbeers Brief an Thérèse Célérier von diesem Tag). Somit ist eine Datierung vorliegenden Schreibens auf den 13. IX. zwar nicht sicher, doch wahrscheinlich. Meyerbeer an Michael Costa vom 13. IX. 1863 Poststempel: a) Paris 3e, 13. IX. 63, b) London [unleserlich] 63 Zur Datierung: s. Poststempel.

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Meyerbeer an Louis Brandus vom 15. IX. 1863 Zur Datierung: Der Brief ist eine Reaktion auf die Mitteilung der Genesung Joseph Bachers zu einer Zeit, als Meyerbeer und das Ehepaar Brandus sich gemeinsam an einem Ort aufhielten. Wie aus Meyerbeer an Eduard von Bauernfeld vom 12. V. 1863 hervorgeht, war Bacher zu dieser Zeit noch erkrankt. Von seiner allmählichen Genesung und Entlassung aus der Nervenheilanstalt gibt erstmals der datierte Brief Meyerbeers an Louis Brandus vom 23. VI. 1863 Auskunft. Da Meyerbeer und das Ehepaar Brandus sich danach erstmals Anfang September wieder treffen konnten und der Erhalt eines Briefes in den Lebensdokumenten aus dieser Zeit nur ein einziges Mal belegt ist (s. Tk. 14. IX. 1863), da ferner auch der Wochentag („Dienstag“) auf einen Montag folgte, an dem der Brief Bachers nach Aussage Meyerbeers angekommen sein soll, ist das vorliegende Schreiben höchstwahrscheinlich an diesem Tag verfaßt worden. Zum Adressaten: Brandus war der im Brief angesprochen Schwager Bachers. Meyerbeer an Louis Brandus vom 16. IX. 1863 Zur Datierung: Meyerbeer besuchte erstmals eine Aufführung von Verdis Trouvére mit Sax als Léonore an diesem Tag (die Sängerin übernahm die Partie 1861); da Meyerbeer danach erstmals wieder am 3. IX. 1863 in Paris war, dies in der ausdrücklichen Absicht, Sax zu hören (s. Tgb. 3. IX. 1863), und der Brief an einem Mittwoch verfaßt ist (s. Wochentagangabe im Brief), an dem die Aufführung stattfand, ist er sicher auf den 16. IX. zu datieren. Darüber hinaus konferierte Meyerbeer in dieser Zeit auch mit La Rounat (s. Tgb. 9. und 10. IX.). Von diesem Brief ist eine eigenhändige Kopie überliefert (Autograph [Las]: Bibl. nat. de France, Dép. de la Musique, L. a. Meyerbeer 171 [Vol. 75, S. 247]), die Meyerbeer an Brandus’ Privatanschrift adressierte („23. Rue bergère“). Textvarianten:

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13] statt „im“: den 15] nach „einnehmen“ kein Komma 17] durchgestrichener Wortteil fehlt statt dessen nach „In der“: Op 23 ff] Wochentagangabe und Postskripta fehlen. Meyerbeer an Michael Costa vom 17. IX. 1863 Zum Adressaten: Der Brief ist an den Kapellmeister der Royal Italian Opera at Covent Garden in London adressiert, an der die im Brief erwähnte Sängerin in dieser Zeit engagiert war. Meyerbeer hatte Costa ein Empfehlungsschreiben geschickt (s. Meyerbeer an Michael Costa vom 25. VI. 1863). Tgb. September 1863

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32] 18. La statue: Opéra comique en 3 actes von Reyer (Text: Barbier und Carré), UA 11. IV. 1861, Théâtre Lyrique, Paris.

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12] 20. Erweiterung: Welche Passage an diesem Tag im Terzettino „Ou par l’honneur“ („Ou par devoir“) hinzukam, wurde nicht ermittelt. 14] Les bourginionnes: Les Bourguignonnes, Opéra comique en un acte von Pierre Louis Deffés (Text: Meilhac), UA Juli 1862, Kursaal, Bad Ems, Erstaufführung an der Opéra Comique, Paris: 16. VII. 1863. 14] Deffés: Pierre Louis Deffés (*25. VII. 1819 Toulouse, † 10. VI. 1900 Toulouse) hatte sich nach seiner Ausbildung zum Komponisten am Pariser Conservatoire (Prix de Rome 1849) sowie nach Auslandsaufenthalten in Italien und Deutschland 1852 als

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Komponist in Paris niedergelassen und 1855 mit dem Einakter L’Anneau d’argent an der Opéra Comique debütiert. Dieses Haus, das Théâtre Lyrique sowie kleinere Bühnen wie die Bouffes-Parisiens oder das Théâtre des Menus-Plaisirs waren die Stätten einiger Achtungserfolge. 14] Haydée: Haydée ou Le Secret, Opéra comique en trois actes (Text: Scribe), UA 28. XII. 1847, Opéra Comique, Paris, eine der erfolgreichsten und meistaufgeführten Opern Aubers. Meyerbeer an Léon Célérier vom 20. IX. 1863 Zur Datierung: Der Brief bezieht sich auf Meyerbeers gemeinsam mit der Familie Célérier unternommenen Besuch der Vorstellung von Verdis Vêpres Siciliennes am Montag („Lundi“), dem 21. IX. 1863 (s. Tgb.; zum Auftrag der im Brief erwähnten Übersendung des Coupon s. Meyerbeer an Louis Brandus vom 21. IX. 1863). Da der Brief an einem Sonntag („ce Dimanche“), einen Tag vor der Aufführung, verfaßt worden ist, Meyerbeer im Tk. 20. IX. vermerkt, daß er an Célérier schreiben wolle, ist er sicher auf den 20. IX. zu datieren.

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Tgb. September 1863 4] 21. Cruvelli: Die Sopranistin Sophie Johanne Charlotte Crüwell genannt Cruvelli, verheiratete Vigier (1826–1907; IV 574, V 909, VI 649, VII 527) war bis 1856, als sie nach ihrer Heirat der Bühne entsagte, einer der gefeiertsten Sängerinnen im europäischen Raum. In der UA der Vêpres Siciliennes an der Opéra (13. VI. 1855) hatte sie die Hélène gesungen. 7] Artikel in Charivari: Er erschien in der Ausgabe vom 20. IX. 1863 (32. Jg.) und knüpft an eine Parabel an, die von einem indischen Maler namens Ali Belboul berichtet, dem alle Welt geglaubt habe, daß er ein bedeutendes Gemälde hinterließ, das er zu Lebzeiten aus Scheu niemandem, selbst seinem König nicht zeigte. Dieses Gemälde hat – wie sich nach seinem Tod herausstellte – in Wahrheit jedoch nie existiert. Adrien Huart, der Chefredakteur von Le Charivari, schließt daran folgende Bemerkung an: „Cette histoire, ignorée de presque tous les européens, ne fut connue que de deux personnes qui voyagèrent en Asie et auxquelles cette histoire fut narrée. Ces deux personnes sont Meyerbeer et Meissonnier. Tous deux se sont empressés de suivre l’exemple d’Ali Belboul. Le premier avec son Africaine. Le second avec son Solferino. Je suis certain que l’Africaine ni le Solferino n’existent pas. Et ces deux choses feront plus connaître Meyerbeer et Meissonnier que tout ce qu’ils ont produit jusqu’à ce jour.“ Meyerbeer an Louis Brandus vom 21. IX. 1863 Zur Datierung: Tag: Angabe im Brief; Monat und Jahr: Einzig und allein in diesem Jahr und in diesem Monat ist am 21. Meyerbeers Besuch einer Aufführung der im Brief erwähnten Oper Verdis belegt. Der im Brief erwähnte Perrin war zudem Direktor der Opéra und verfügte über die Logenplätze. 16] H P.: Perrin.

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Tgb. September1863 5] 23. hämischen Artikel: nicht ermittelt. Meyerbeer an Eugenio Merelli vom 25. IX. 1863 Poststempel: a) Paris 25. IX. 63, b) Hamburg ThaT 27. IX. 1863, c) chargé No 480 25. IX. 63

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21] Mr Calzolari: der Tenor Enrico Calzolari (1823–1888; VI 852).

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30] Son Excellence le grand chambellan: Karl Graf von Lanckoronski-Brzezie (1799–1863; V 810), von 1849 bis 1863 Oberstkämmerer am Wiener Kaiserhof, unter anderem Oberster Direktor der beiden Hoftheater. Meyerbeer war offenbar entgangen, daß Graf Lanckoronski bereits am 17. V. 1863 verstorben war. Tgb. September 1863

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4] 27. La haine m’abandonne: Meyerbeer hatte eine erste Version dieser Cavatine Sélikas aus der „Grande Scène du Mancenillier“ (Nr. 21 in der gedruckten Partitur) bereits im November 1843 vertont (überliefert in einem Manuskript, das 2003 von der Yale University, Beinecke Rare Book & Manuscript Library, erworben wurde). Diese Version verwendete Meyerbeer für Fidès’ Cavatine „O toi qui m’abandonnes“ im V. Akt des Prophète, so daß er nun eine neue Version anfertigen mußte. 6] 28. Rezitativ vorher: „D’ici je vois la mer“. Meyerbeer an Léon Célérier vom 28. IX. 1863 Zur Datierung: Der Brief bezieht sich auf Meyerbeer an Léon Célérier vom 20. IX. 1863, als Meyerbeer den Adressaten erstmals mit dem Nachkaufen eines solchen Bordeaux beauftragte. Da er in diesem Schreiben den Kauf von drei Flaschen erbat, ist der Brief ohne Zweifel nicht am darauffolgenden Montag (s. Wochentagangabe im Brief) verfaßt worden, sondern frühestens eine Woche später. Tgb. September 1863 26] 30. Bariton Gourdin: Alexandre Gourdin (*6. VII. 1842 Arras, † 28. VII. 1865 Inchy/bei Arras) wirkte nach seiner Ausbildung am Pariser Conservatoire von 1861 (Debüt am 18. III.) bis zu seinem frühen Tod an der Opéra Comique. 27] Bataille: Der Bassist Charles Amable Bataille (1822–1872; V 785, VI 660) hatte der Opéra Comique von 1848 bis 1857 angehört. Er war der Uraufführungsinterpret des Péters Michaeloff in L’Étoile du nord. 28] Demoiselle Cico: Marie Cico (eigtl. Alexandrine Trotté; *4. VII. 1841 Paris, † 9. IX. 1875 Neuilly-sur-Seine) hatte 1861 ihre Gesangsausbildung am Pariser Conservatoire abgeschlossen (1er prix de chant et d’opéra comique) und debütierte noch im selben Jahr in Halévys Mousquetaires de la Reine. Sie blieb an diesem Haus bis 1869. Meyerbeer an Léon Célérier von Ende September 1863 Zur Datierung: Der Brief bezieht sich unmittelbar auf Meyerbeer an Léon Célérier vom 28. IX. 1863. Da er ein paar Tage später verfaßt ist und Meyerbeer ungeduldig die Besorgung des Weins erwartete, ist er aller Wahrscheinlichkeit in dem angegebenen Zeitraum verfaßt worden. Tk. Oktober 1863

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3] Lindner … Guttentag: Diese und die nachfolgenden Einträge beziehen sich auf Besorgungen, die Burguis in Berlin erledigen sollte; s. Kommentar zu Tk. 3. VII. 1863 (dort Nachweis der erwähnten Publikationen). Der Eintrag „Baurechnung“ bezieht sich auf die Kosten für Meyerbeers neue Wohnung im Haus Pariser Platz 6, die an Hennicke zu erstatten waren. Im Berliner Verlag Guttentag erschien eine Publikation Lindners (s. Kommentar zu Tgb. 10. XII. 1860).

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10] Villemot: der Journalist Auguste Villemot (1811–1870; VII 527), in dieser Zeit Mitarbeiter des Figaro (seit 1855), später des Temps und des Soleil.

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10] Leo – Valentin: Gemeint sind die verschwisterten Damen Sophie Léo geborene Dellevie (1796–1864; VII 590), Witwe des 1859 verstorben Bankiers Auguste Léo, und Nanette Valentin geborene Dellevie (1784–?; VII 590). Meyerbeer war mit den Familien seit Jahrzehnten befreundet. 11] Tronquoi: Amable Tronquoy (Lebensdaten nicht ermittelt; VI 724), ein Verwaltungsangestellter der Pariser Post. 11] Julius: Julius Beer stand seinem Onkel während dieser Zeit besonders nahe und begleitete ihn auch in seinen letzten Stunden (s. in diesem Zusammenhang Julius Beer an Minna Meyerbeer vom 30. IV. 1864, wiedergegeben im Kommentar zu Meyerbeer an Cäcilie und Cornelie Meyerbeer vom 30. IV. 1864). 11] Lieschen: Elise Oppenheim. 11] Kalisch: der in Paris lebende Schriftsteller Ludwig Kalisch (1814–1882; V 790, VII 735). 12] Bischofsheim: der Bankier Louis Raphaël Bischoffsheim (1800–1873; V 771), Schwiegervater Julius Beers. 13] Lumley: Der langjährige Londoner Impresario Benjamin Lumley (1811–1875; IV 524, V 786, VII 543), bis 1858 Direktor des Her Majesty’s Theatre. Nach seinem Bankrott verfaßte er seine Reminiscences of the Opera, die 1864 im Verlag Hurst and Blackett in London erschienen. 13] Berlioz: Meyerbeer lud ihn zu einem Diner am 7. X. ein (s. Tgb.). 13] Gautier vom Ministère: Vornamen und Lebensdaten des Ministerialbeamten nicht ermittelt (s. VII 621). 14] Gräfin d’Agoult: Marie Cathérine Sophie Comtesse d’Agoult geborene Flavigny (1805–1876; IV 589, V 996). Gräfin d’Agoult hatte in dieser Zeit ihre journalistische Tätigkeit eingestellt und 1862 als freie Schriftstellerin unter dem Titel Florence et Turin kunsthistorische Studien publiziert. In dieser Zeit arbeitete sie an einer Histoire des commencements de la République des Pays-Bas (erschienen 1872). 14] Debrauz: Alois Debrauz de Saldapenna (1811–1871; VII 702), seit 1849 Rat des österreichischen Kaisers in Paris (Sektionsrat im k. k. Handelsministerium mit der Dienstleistung bei dem k. k. Generalkonsulat). 14] Damke: Der viele Jahre in Sankt Petersburg wirkende Musiker und Musikkritiker Berthold Damcke (1812–1875; V 909, VI 673f.), ein Bewunderer Meyerbeers, lebte seit 1859 in Paris. 14] Me Heine: Wie sich anhand des Adressenverzeichnisses zum Tk. Oktober 1863 ermitteln läßt, handelt es sich um Cécile Charlotte Heine geborene Furtado (1811–1896; V 798). Sie lebte mit ihrem Gatten, dem Bankier Carl Heine, in der Rue de la Pépinière 75 (s. Tk. 5. XII. 1849; V 117). 14] Staatsrath Alfred Blanche: Alfred Pierre Blanche (1816–1893; VI 712, VII 627). 1858 war er vom Staatsministerium ins „ministère des colonies“, 1861 in den „service ordinaire“ gewechselt. 1865 wurde er ins Generalsekretariat der „préfecture de la Seine“ berufen. 15] Comtesse Gran[d]val: Marie Félicie Clémence vicomtesse de Grandval, geborene de Reiset (*21. I. 1830 Château de la Cour-du-Bois, Mamers/Sarthe, † 15. I. 1907 Paris), eine dilettierende Komponistin. Gräfin Grandval war von Saint-Saëns ausgebildet worden und brachte in dieser Zeit ihre ersten Bühnenwerke in Paris heraus: Nach der einaktigen „opérette“ Sou de Lise (unter dem Pseudonym „Caroline Blangy“ 1859 am Théâtre des Bouffes-Parisiens herausgekommen) war am 1. V. 1863 am Théâtre Lyrique die einaktige Opéra comique Fiancés de Rosa (Text: Adolphe Joseph Choler) unter

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dem Pseudonym „Clémence Valgrand“ aufgeführt worden. Grandval schrieb später noch einige weitere Opern, weltliche Vokalwerke anderer Gattungen sowie geistliche Kompositionen und Instrumentalmusik. 16] Tilman: Théophile Alexandre Tilmant (1799–1878; VI 734, VII 578), seit Mai 1849 erster Kapellmeister an der Opéra Comique (bis Ende November 1868). 16] Fleury: General Émile Félix Fleury (1815–1884; VI 723, VII 698). Im August 1863 war er zum Divisionsgeneral berufen worden. Bereits in dieser Zeit war er vom Kaiser auch mit diplomatischen Missionen betraut worden (berufliche Tätigkeit im diplomatischen Dienst 1869/70 als Gesandter in Sankt Petersburg). 16] Vaillant: Jean Baptiste Philibert Vaillant (1790–1872; VI 784), seit 1860 Minister des kaiserlichen Hauses, seit 1863 zugleich Minister der Künste (beide Ämter bis 1870). Unter seiner administrativen Verantwortung wurde in dieser Zeit das Gesetz über die „liberté des théâtres“ erlassen (s. Kommentar zu Tgb. 28. XI. 1863). 16] Beauchène: Jean Marie Anax Du Bois de Beauchesne (gen. Alfred de Beauchesne; 1804–1876; II 636), Sekretär am Pariser Conservatoire. 16] Me Fould: Henriette Fould geborene Goldschmidt (1800–1870; VII 693), Gattin Achille Marcus Foulds, der seit November 1861 französischer Finanzminister war. 17] Fourtado: Rose Furtado geborene Fould (Lebensdaten nicht ermittelt; VII 693), Schwägerin der zuvor Genannten. 17] Me Benoit Fould: Vornamen und Lebensdaten der Witwe des Pariser Bankiers (V 779, VI 637), der 1858 verstorben war, nicht ermittelt. 36] Crosnier: François Louis Crosnier (1792–1867; II 659, V 766, VI 704), von November 1854 bis Juni 1856 Direktor der Opéra. Tgb. Oktober 1863

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11] 1. Le timbre: Das Projekt wurde erst sehr viel später realisiert, und zwar unter dem Titel Le Timbre d’argent, Opéra fantastique en 4 actes et 8 tableaux von Camille Saint-Saëns (Text: Barbier und Carré), UA 23. II. 1877, Théâtre Lyrique, Paris. Meyerbeer an Julie Scribe vom 1. X. 1863 Zur Datierung: Der Brief ist an einem Donnerstag („Jeudi à Midi“) unmittelbar vor Meyerbeer an Julie Scribe vom 2. X. 1863 verfaßt worden. Im vorliegenden Schreiben stellt Meyerbeer einen Besuch am folgenden Samstag in Aussicht. Da er zwischenzeitlich erfährt, daß Julie Scribe bereits Freitag in Paris ist, zieht er den Besuch auf Freitag, den 2. X. vor (s. Meyerbeer an Julie Scribe vom 2. X. 1863 sowie das Tgb. von diesem Tag). – Zum Gegenstand des Treffens s. Tgb. 4. X. 1863. Tgb. Oktober 1863

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4] 2. Les pécheurs de perles … Bizet: Georges Bizet (eigtl. Alexandre César Léopold Bizet; *25. X. 1838 Paris, † 3. VI. 1875 Bougival/bei Paris) hatte Les Pêcheurs de perles (Opéra en 3 actes; Text: Eugène Cormon und Carré) am Théâtre Lyrique am 30. IX. 1863 zur Uraufführung gebracht. Das Werk löste in der Presse harsche Kritik aus – eine Ausnahme bildete Berlioz’ Premierenbesprechung im Journal des Débats – und wurde nach nur 18 Aufführungen (die letzte am 23. XI.) abgesetzt. – Bizet war nach seiner Ausbildung am Pariser Conservatoire und dem Gewinn des Prix de Rome (1857) nach Italien gegangen (einen Achtungserfolg hatte er bereits 1857 mit dem am Théâtre des Bouffes-Parisiens uraufgeführten Einakter Le Docteur miracle auf einen Text von Léon Battu und Ludovic Halévy verbucht). Nach seiner Rückkehr wollte er sich mit Les Pêcheurs de perles, für die er ein Jahr zuvor von Carvalho den Auftrag er-

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halten hatte, in Paris als Opernkomponist etablieren (Meyerbeer besuchte noch eine weitere Vorstellung am 1. XI., s. Tgb.). 29] 3. Rezitativ nach dem Duett: „Emmenez cette femme“. Meyerbeer instrumentierte es am 5. X. (s. Tgb.). Meyerbeer an Louis Brandus vom 3. X. 1863 Zur Datierung: Wie aus dem Briefinhalt indirekt hervorgeht, steht der Brief in Zusammenhang mit Meyerbeers Einladung zum 7. X. 1863 (s. Tgb.). Da der Brief an einem Samstag verfaßt ist, ist er sicher auf den 3. X. zu datieren.

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13] Sohn von Madame Scribe: Claude Léon Biollay (*1830, † X. 1920), der älteste Sohn Julie Scribes aus ihrer Ehe mit Claude Benoit Biollay. Er war beruflich als Verwaltungsbeamter bei der Stadt Paris tätig. Meyerbeer an Georges Hainl vom 3. X. 1863 Zu Adressaten: Die Anrede „Maestro“ deutet an, daß die Einladung an einen Kapellmeister gerichtet ist. Da Georges Hainl – neben dem im Brief erwähnten Berlioz – als einziger unter den geladenen Gästen Kapellmeister war, auf ihn auch der Sachverhalt der Rückkehr nach Paris zutrifft, ist das Schreiben höchstwahrscheinlich an ihn gerichtet. Tgb. Oktober 1863

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20] 5. Merly: der Bariton Jean Baptiste Merly (*19. III. 1828 Toulouse, † VII. 1885). 9] 6. Rezitativ nach der Cavatine: wohl „Oh riante couleur“. 12] 7. Medusa … La reine de Cythère: Diese Projekte wurden nicht realisiert. 13] Diner: Wie aus Janins Brief an seine Frau Adèle vom 5. X. 1863 hervorgeht (s. Jules Janin, 735 Lettres à sa femme, hrsg. u. kommentiert v. Mergier-Bourdeix, 3 Bde., Bd. 3, Paris: C. Klincksieck 1979, S. 400), war auch Janin eingeladen, hatte aber – wegen Arbeitsüberlastung, wie er seiner Frau schreibt – abgesagt. 14] Baron Taylor: Isidore Justin Severin Baron Taylor (1789–1879; III 659, VI 780), ursprünglich Kupferstecher, Lithograph und Schriftsteller, 1838 in Paris zum Generalinspektor der Schönen Künste ernannt, war Gründer und Präsident zahlreicher Vereine zur gegenseitigen Unterstützung von Künstlern (z.B. Association des artistes dramatiques), seit 1847 Mitglied der Académie des beaux-arts. 1869 wurde er von Napoléon III. zum Senator ernannt. In seiner Funktion als Präsident der Association des artistes dramatiques hielt er am 6. V. 1864 eine der Ansprachen während des Trauerzeremoniells für Meyerbeer im Gare du nord. 15] Hequet: der Schriftsteller und Kritiker Charles Joseph Gustave Hecquet (1803– 1865; III 768, V 752), Mitarbeiter der Revue et Gazette musicale. Hecquet schrieb seit 1854 auch die Musikkritik für L’Illustration, der er bereits von 1843 bis 1847 angehört hatte, und war auch Mitarbeiter von Le Ménestrel und Le Courier de dimanche. 17] 8. Arie „Non, douce extase“: Gemeint ist der Abschnitt „Non, non, non … cette extase“ aus dem im Supplement (No 4 [A]) der gedruckten Partitur genannten Abschnitt aus der „Grande Scène du Mancenillier“, an der Meyerbeer seit dem 27. IX. (s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 27. IX. 1863) kontinuierlich arbeitete. Wie aus dem „alten Katalog“ des heute verschollenen Teils des Meyerbeer-Nachlasses (bis 1945 als Depositum im Bestand der Berliner Staatsbibliothek) hervorgeht, existierten auf den 24. II. 1864 datierte Skizzen zu „O douce extase“(Signatur: Mb* 1388). Da Meyerbeer in dieser Zeit kein Tgb. mehr geführt hat, läßt sich nicht ermitteln, ob er seine in dieser Zeit vertonte Version später verworfen oder lediglich überarbeitet hat.

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23] 11. Carmosine: Dieses Libretto wurde nicht vertont. 24] Le Caid: Le Caïd, Opéra bouffon von Thomas (Text: Thomas Marie François Sauvage), UA 3. I. 1849, Opéra Comique, Paris. 25] Der junge Bataille: Der Bassist Eugène Bataille (Lebensdaten nicht ermittelt) wirkte zunächst in Bordeaux und war in dieser Saison an die Opéra Comique engagiert worden, wo er Anfang September als Michel in Thomas’ Caïd debütierte. – In L’Étoile du nord hatte Charles Amable Bataille gesungen. 29] 13. Transposition: s. Kommentar zu Tgb. 26. IV. 1863. Meyerbeer an Émile Perrin vom 14. oder 16. X. 1863 Zur Datierung, zum Adressaten: Der Schriftgröße und dem Schrifttyp nach zu urteilen, hat Meyerbeer diesen Brief in seinen allerletzten Lebensjahren abgefaßt. Direktor der Opéra war in dieser Zeit Perrin. Meyerbeer schrieb an einem Tag, an dem er eine Aufführung der Muette de Portici besuchen wollte. Diese Konstellation ergibt sich lediglich für die genannten Tage. Tgb. Oktober 1863

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19] 15. La Grange: Lagrange hatte in dieser Saison mit der Partie der Violetta am 14. X. am Théâtre-Italien glänzend debütiert. Am 18. X. folgte Rigoletto, in dem sie die Gilda sang, am 24. X. Lucia di Lammermoor. Meyerbeer besuchte eine Aufführung des Rigoletto am 20. und die erwähnte Aufführung der Lucia (s. die entsprechenden Tgb.-Einträge). Meyerbeer an Léon Célérier vom 18. X. 1863 Zur Datierung: Meyerbeer besuchte nachweislich seiner Lebensdokumente ein einziges Mal eine Aufführung von Verdis Trouvère an einem Sonntag: am 18. X. 1863. Da der Brief an einem Sonntag verfaßt worden ist (s. Briefinhalt), ist er mit großer Wahrscheinlichkeit auf diesen Tag datierbar. Tgb. Oktober 1863

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20] 21. La servante maitresse: Das Intermezzo in musica La serva padrona von Giovanni Battista Pergolesi (*4. I. 1710 Jesi, † 17. III. 1736 Pozzuoli/bei Neapel) war als La Servante maîtresse in einer neuen Bearbeitung von François Auguste Gevaert am 13. VIII. 1862 an der Opéra Comique erstaufgeführt worden. Meyerbeer an Léon Célérier vom 21. X. 1863 27] une bonne fête: Wie aus einem Eintrag im Adressenverzeichnis des Tk. Oktober 1863 hervorgeht, feierte Thérèse Célérier am Mittwoch, dem 21. X., Namenstag (s. auch Meyerbeer an Thérèse Célérier vom 21. X. 1863).

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1] voir monter le ballon: 1858 hatte der Photograph Nadar (eigtl. Félix Tournachon) ein Patent für die Luftphotographie angemeldet. Zugleich interessierte er sich für die Ballonfahrt. Zur Realisierung seiner Projekte ließ er sich 1863 einen 6000 m3 großen Ballon konstruieren, den er „Le Géant“ nannte, und startete sein Experiment am 4. X. 1863 erfolgreich auf dem Champ de Mars (der Ballon flog bis Meaux). Meyerbeer hatte am Sonntag, dem 18. X., dem zweiten Ballonaufstieg beigewohnt, der indes mit einem unsanften Niedergang endete. Nadar hat dieses Ereignis in L’Illustration festgehalten (Ausgaben vom 10. X., S. 250ff., vom 24. X., S. 275, und vom 7. XI., S. 318ff.).

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Meyerbeer an Tito Ricordi vom 23. X. 1863 Zum Adressaten: Ricordi war der Verleger der im Brief angesprochenen, Meyerbeer vom Verleger zugestellten Publikation Maffeis.

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9] traduction italienne: s. Kommentar zu Meyerbeer an Marchese Martellini del Falcone vom 16. VII. 1863, Bezugstelle: traduction italienne. 16] Chevalier Mazzucato: Alberto Mazzucato (1813–1877; VII 527), seit 1851 Professor unter anderem für Komposition am Mailänder Conservatorio (seit 1872 Direktor der Institution), von 1854 bis 1868 Kapellmeister und Operndirektor an der Mailänder Scala. Tgb. Oktober 1863

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13] 24. Tenor Fraschini: Gaetano Fraschini (*16. II. 1816 Pavia, † 23. V. 1887 Neapel) war bereits in den 1840er Jahren in Italien ein gefeierter Sänger, wobei seine künstlerische Lebensmitte das Teatro San Carlo in Neapel war. Nach 1848 startete er seine internationale Karriere mit Schwerpunkten in London und Paris. 1873 zog er sich aus dem Opernleben zurück und verbrachte seinen Lebensabend in Neapel. 17] 26. Tempo „O moment enchanteur“: Dieser Satz wurde nicht in den Haupttext der „Grande scène“ Sélikas, Nr. 21 in der gedruckten Partitur, aufgenommen, sondern im Anhang der Partitur als „Supplément N. 4 (B)“ wiedergegeben. 20] 27. Walzer-Tempo von Selicas Arie: „Un cygne au doux ramage“ (Schluß der „Grande Scène“ [Nr. 21 in der gedruckten Partitur]). 25] Original-Manuskript von Judith: Gemeint ist das Manuskript des Textes (zu den überlieferten Quellen s. Kommentar zu Tgb. 23. V. 1854, Bezugstelle: Meine Bemerkungen; VI 786). 27] Notaire Chandru: Marcel Chandru (Lebensdaten nicht ermittelt; der Vorname ist in den Registern der Bde. III bis VI sowie im Kommentar der Bde. V [978] und VI [658] zu ergänzen), von 1828 bis 1862 in der Kanzlei Vernois als Notar tätig. 35] 29. Jean Baudry … Va[c]querie: Jean Baudry, Comédie en 4 actes von Auguste Vacquerie, UA 19. X. 1862, Comédie Française, Paris. Auguste Edmond Vacquerie (1819–1895; IV 635, V 782), Journalist und Bühnenautor, war seit 1837 ein Bewunderer Victor Hugos. 1843 hatte indes nicht er, sondern sein Bruder Charles Vacquerie Léopoldine Hugo, die älteste Tochter Victor Hugos, geheiratet. Alexis comte de Pillet-Will an Meyerbeer vom 30. X. 1863 Poststempel: Paris 7e/Pl. de la Bourse 30. X. 63 Tgb. Oktober 1863

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3] 31. Traité: Er befindet sich unter den Papieren Scribes im Bestand der Bibl. nat. de France (Dép. des Manuscrits, n. a. f. 22840, f. 306). 3] Poliuto: Tragedia lirica in tre atti von Donizetti (Text: Cammarano), UA 30. XI. 1848 (komponiert 1839), Teatro San Carlo, Neapel. 4] Madame Julien[ne]-Dej[e]an: Die Sopranistin Eugenia Julienne-Dejean (Lebensdaten nicht ermittelt; V 778) sang die Paolina. Der von Meyerbeer im Tgb. nicht erwähnte Star der Aufführung war Fraschini in der Titelrolle. Tgb. November 1863 7] 1. Concerts populaires: Meyerbeer nahm nachweislich seiner Lebensdokumente an diesem Tag erstmals an einem dieser 1861 von Pasdeloup begründeten Massenkon-

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zerte im Cirque d’hiver teil, deren erstes in dieser Saison am 25. X. stattgefunden hatte. Bei dem von Meyerbeer besuchten zweiten Konzert erklangen außer der erwähnten Sinfonie Haydns Nr. 53 D-Dur „L’impériale“ (Hob. I: 53, 1778) die Ouvertüre zu Beethovens Fidelio, die Ouvertüre zu Webers Oberon, ein Larghetto aus einem Quintett von Mozart sowie, gespielt von Sivori, Mendelssohns Violinkonzert. 14] 2. Vautrot: François Eugène Vauthrot (1825–1871; VI 860), als „chef de chant“ an der Opéra verantwortlich für das Rollenstudium. 21] 5. Textbuch von Berlioz’ Troyens: Das Libretto zu Berlioz’ Les Troyens à Carthage, Opéra en cinq actes avec un prologue (Text vom Komponisten), UA 4. XI. 1863, Théâtre Lyrique, Paris, war im Verlag Lévy frères in Paris erschienen (32 S.; als Erscheinungsjahr ist 1864 angegeben). Anläßlich dieser Aufführung kamen – unter dem Titel Les Troyens à Carthage – lediglich die letzten drei Akte der originalen, zwischen 1856 und 1858 entstandenen Partitur zur Aufführung. Die ersten beiden Akte („La Prise de Troie“) wurden zu Berlioz’ Lebzeiten nicht aufgeführt. 22] Edur-Tempo: s. Kommentar zu Tgb. 26. X. 1863. Meyerbeer an Hector Berlioz vom 5. XI. 1863 Zur Datierung: Der Brief ist, dem Schrifttyp nach zu urteilen, in Meyerbeers letzten Lebensjahren verfaßt worden zu einer Zeit, als Meyerbeer in Paris war. Zugleich muß an einem Mittwoch die Uraufführung eines spektakulären Werks von Berlioz stattgefunden haben, das Meyerbeer dann einen Tag nach Abfassung des Briefes hörte. Diese Konstellation ergibt sich lediglich in dieser Zeit (s. Tgb. 6. XI. 1863). Tgb. November 1863

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19] 6. Troyens: Nach Darstellung von Adolphe Boschot (Le Crépuscule d’un Romantique. Hector Berlioz: 1842–1869, d’après de nombreux documents inédits, Paris: Plon 1950, S. 592) soll Meyerbeer, der nachweislich seiner Lebensdokumente fünf der insgesamt 21 Aufführungen des Werks beigewohnt hat, stets in das Textbuch vertieft gewesen sein „comme à l’affût des accents dramatiques de l’orchestre“. Bei einer dieser Gelegenheiten soll Meyerbeer, so teilt Boschot mit, Reyer gesagt haben: „Je viens […] pour mon plaisir et mon instruction.“ Berlioz soll er folgenden Rat erteilt haben: „Maître, à votre place j’aurais passé du départ d’Enée à la mort de Didon (Coll. Macdonald, hier zitiert nach: Hector Berlioz. Correspondance générale, Bd. 6, hrsg. v. Hugh J. Macdonald und François Lesure, Paris: Flammarion 1995, S. 507). Meyerbeer an das Kartenbüro des Théâtre Lyrique vom 6., 11., 25. XI., 14. oder 20. XII. 1863 Zur Datierung: Nachweislich seiner Einträge im Tgb. sah Meyerbeer die 2., 4., 10., 18. und 21. Aufführung des Werks. Zwar kann nicht ausgeschlossen werden, daß er noch einer weiteren Aufführung beiwohnte, die er nicht in sein Tgb. eintrug, doch ist dies in Anbetracht seiner schwankenden Gesundheit in dieser Zeit, der Teilnahme an anderen Opernaufführungen beziehungsweise angesichts nachweislich abendlicher Arbeit eher unwahrscheinlich. Mithin ist das Schreiben höchstwahrscheinlich an einem der genannten Termine verfaßt worden (der Hinweis, daß er denselben Platz haben wolle, den er im Théâtre Lyrique schon einmal eingenommen habe, muß sich nicht auf eine Aufführung der Troyens beziehen, so daß auch der 6. XI. in Frage kommt, der Tag, an dem Meyerbeer das Werk erstmals sah). Tgb. November 1863

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8] 9. Choeur aerien: Meyerbeer arbeitete kontinuierlich an dem Chœur aérien (Nr. 22 in der gedruckten Partitur) bis zum 12. XI. 1863.

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11] Fran[c]k Marie: Franck-Marie berichtet in La Patrie vom 9. XI. (Morgenausgabe, 23. Jg.), daß er bereits drei Aufführungen mit Villaret als Éléazar gehört habe. Ungeachtet des glänzenden Erfolgs beim Publikum (Villaret sei nach der Air im IV. Akt zweimal herausgerufen worden, das habe es seit Nourrits Zeiten nicht mehr gegeben), käme er hingegen zu dem Schluß, daß die Kräfte des Sängers zunehmend nachließen (Sasse als Rachel und Warot als Léopold werden uneingeschränkt gelobt). 12] 10. Einladung: Kaiser Napoléon III. und Kaiserin Eugénie hielten sich mit ihrem Gefolge alljährlich im Winter für gut einen Monat im Chateau de Compiègne auf und luden dort herausragende Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, der Wissenschaften und Künste, aber auch ausländische Staatsgäste ein. Teil dieser mehrtätigen „invitations“ war die Aufführung eines Theaterstücks in der 1832 errichteten „salle de spectacle“ von einer der namhaften Pariser Bühnen. Der Hof hielt sich in diesem Jahr zwischen 8. XI. und 19. XII. in Compiègne auf. Meyerbeer war zu der vierten und letzten Einladungsserie gebeten worden, zu der neben den Mitgliedern der kaiserlichen Familie Persönlichkeiten wie der Generaldirektor der kaiserlichen Museen Émilien comte de Nieuwerkerke, der Finanzminister Achille Fould, der Architekt Eugène Viollet-leDuc, die Schriftsteller und Publizisten Émile de Girardin, Octave Feuillet, François Ponsard und Charles Augustin Sainte-Beuve, der Chemiker Edmond Frémy, der Bankier James de Rothschild und der General Fleury zählten. Kaiserin Eugénie versammelte die Gäste zum Fünfuhrtee, anschließend folgte das Diner; abends schlossen sich Geselligkeiten wie Scharaden, die Präsentation Lebender Bilder bzw. die Aufführung des erwähnten Theaterstücks an (innerhalb dieser Serie spielte die Comédie Française am 12. XII. Jules Sandeaus Komödie La Maison de Pénarvan; zum Hintergrund s. Souvenirs du Général Cte Fleury, 2 Bde., Bd. 2, Paris: Plon 1898, S. 197ff., und Alphonse Leveaux, Le Théâtre de la cour à Compiègne pendant le règne de Napoléon III, Paris: Tresse 1882–1885, S. 121–138). Meyerbeer konnte der Einladung aus gesundheitlichen Gründen nicht Folge leisten (s. Meyerbeer an Félix Marnès comte Bacciochi vom 5. XII. sowie an Cäcilie und Cornelie Meyerbeer vom 7. XII. 1863). 14] 13. Buch … Dr. Schlüter: Welche Rezension Meyerbeer zugeschickt wurde, läßt sich nicht ermitteln (eine erschien in der Neuen Berliner Musikzeitung vom 12. VIII. 1863, 17. Jg., Nr. 33, S. 258 f.) – Besprochen wurde darin das Buch Allgemeine Geschichte der Musik in übersichtlicher Darstellung von Dr. Joseph Schlüter, das 1863 im Verlag Wilhelm Engelmann in Leipzig erschienen war. Joseph (auch Josef) Schlüter (*30. VI. 1833 Arnsberg, † 1. II. 1878 Andernach) war nach einem philologischen Studium 1857 in Münster zum Dr. phil. promoviert worden. Seit 1861 wirkte er als Gymnasiallehrer sowie Theater- und Konzertkritiker in Koblenz (1868 Wechsel nach Münster und von dort 1878 als Rektor eines Progymnasiums nach Andernach). Seine Feuilletonartikel veröffentlichte er in dieser Zeit in der in Wien erscheinenden Deutschen Musikzeitschrift, in der Coblenzer Zeitung sowie von 1864 bis 1866 in der Leipziger Allgemeinen Musikzeitung. – Schlüters Darstellung der musikgeschichtlichen Stellung und Bedeutung von Meyerbeer und Halévy (Vergleichbares gilt im übrigen für den nicht erwähnten Offenbach) ist von einem Judenhaß geprägt, wie er in dieser radikalen Form um diese Zeit nur selten begegnet. So heißt es auf den S. 160ff. über Meyerbeer: „Meyerbeer ist als Operncomponist die Caricatur des universellen Mozart, der kosmopolitische ‚von allen Nationen profitirende’ Jude, der Jude, welcher es dem hochverehrten Publikum auf jede Weise recht zu machen weiß. Der Mangel an kräftiger und einheitlicher Erfindung, die Styllosigkeit des Ganzen, welche schon in seiner gestückten und geflickten Melodie hervortritt, hat er durch Zusammenraffung aller nur möglichen musikalischen wie außermusikalischen Effectmittel zu verdecken gesucht, was ihm mit seinen die Sinnlichkeit der Menge aufregenden fünfaktigen Monstre-Opern [es folgen die Titel der Opern, S. H.-D.] nur zu wohl gelungen ist. Angesichts dieser jüdisch selbstischen Gesinnungslosigkeit kann es uns wenig bedeuten, daß Meyerbeer in

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der Oper nach der dramatischen Seite einen Fortschritt bedeuten soll. Der Fortschritt ist aber eben nur das Vorgehen zum Aeußersten: Meyerbeer’s dramatische Charakteristik ist zwar gegenüber der romantischen Weiche und Zerflossenheit seiner letzten Vorgänger, besonders in Italien, weit kräftiger und energischer, aber sie tritt wieder vor dem äußeren Spektakel zu sehr in den Hintergrund, die plastische Klarheit und Schönheit der Musik kann neben der theatralischen Breite und Überfülle seiner Oper nicht bestehen, und das Raffinement schließt gerade das aus, was dem Kunstwerke allein Werth und Dauer verleihen kann: Natur und Gefühl. Meyerbeer hat trotz der krampfhaftesten Anstrengung seines unstreitig bedeutenden musikalischen Talentes nichts Neues, Großes, Ursprüngliches geschaffen, seine Opern können in dem gebildeten Hörer nur ein zwischen Anerkennung und Verwerfung getheiltes Gefühl zurücklassen.“ Schlüter nimmt im folgenden noch kurz zu den einzelnen Werken Stellung, ohne die Ebene seiner Wertungen zu verlassen. – Schlüter decouvriert sich vollends als operngeschichtlicher Ignorant, wenn er Halévys La Juive, uraufgeführt 1835, als eine „mit Marschner-Wagner’schen Elementen stark versetzte Declamationsoper, musikalisch arm und moralisch verwerflich“ bezeichnet (ebd. S. 163). Ob Meyerbeer Schlüters Buch je gelesen hat, läßt sich nicht ermitteln. Möglicherweise bereitete diese als „Allgemeine Geschichte der Musik“ getarnte Hetzschrift der überaus wirkungsmächtigen Rezeption der 1869 erfolgten Neuausgabe von Wagners Judentum in der Musik den Boden. 28] Klavierauszug von Berlioz’ Troyens: Er war 1863 im Pariser Verlag Choudens erschienen (Pl.-Nr. 988). Meyerbeer an Thérèse Célérier vom 18. XI. 1863 Zur Datierung: Meyerbeer hatte in dieser Zeit Kontakt mit der Klavierfabrik Pleyel aufgenommen (s. Meyerbeer an die Firma Pleyel – Wolff & Cie vom 19. XI. 1863), um zwei Klaviere zu kaufen, einen Flügel und ein Pianino. Aufgrund der im Brief erwähnten Erkrankung Meyerbeers mußte der Termin mehrfach verschoben werden. Der Besuch der Fabrik mit der Auswahl beziehungsweise dem Kauf der Instrumente für Graf Redern und Thérèse Célérier erfolgte am 23. XI. (daß Meyerbeer an diesem Tag zwei Klaviere aussuchte, geht aus dem Brief vom 19. XI. hervor). Meyerbeer an die Firma Pleyel – Wolff & Cie vom 19. XI. 1863 Zur Datierung, zum Adressaten: Wie Tgb. 23. XI. 1863 zu entnehmen, hatte Meyerbeer von Graf Redern den Auftrag erhalten, beim Klavierhaus Pleyel in Paris ein Klavier für ihn zu besorgen. Da der vorliegende undatierte Brief in der Rue Montaigne 2 abgefaßt ist (unter dieser Adresse wohnte Meyerbeer lediglich während seines Parisaufenthaltes 1863/64), Meyerbeer als Ort der Verabredung „Rue Rochechouard“ nennt (die Firma Pleyel hatte ihren Sitz in der Rue Rochechouard 20), er ferner, wie im Brief ebenfalls angegeben, in dieser Zeit an einem Donnerstag und Freitag das Bett hüten mußte, steht der Brief mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mit diesem Vorgang in Verbindung. Die Wochentagangabe „Jeudi soir“ sowie der Hinweis, daß er am verabredeten Tag, dem folgenden Freitag („Vendredi“), zu Bett liegen muß, erlauben es, den Brief sicher auf den 19. XI. zu datieren. Bei dem angesprochenen Herrn dürfte es sich um Auguste Wolff handeln, seit 1852 Associé, nach Camille Pleyels Tod im Mai 1855 Firmenerbe, denkbar ist aber auch ein nicht namentlich genannter Geschäftsführer.

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25] M. Pfeiffer: aufgrund des kryptischen Eintrags und der Vielzahl der in Frage kommenden Personen nicht zu ermitteln. Meyerbeer an Cornelie Meyerbeer vom 22. XI. 1863

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2] des Herzogs: Freiherr von Bose war Adjutant des Herzogs Adolf von Nassau (*24. VII. 1817 Biebrich, † 17. XI. 1905 Hohenburg/Bayern), seit 1839 Regent. 1866

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mußte Herzog Adolf als Folge des Deutschen Krieges sein Herzogtum an Preußen abtreten und ging ins Exil. 1890 wurde er Großherzog von Luxemburg. 8] Demoiselle Bellanger: Vornamen und Lebensdaten der Gesellschafterin nicht ermittelt. Sie stand mindestens seit 1858 im Dienst der Familie. 17] seine Schwester: Meyerbeer korrigiert diese Angabe in seinem Brief vom 25. XI. (s. den Kommentar zu diesem Brief). 24] Klavierlehrer: Cornelie wählte sich Joachim Raff zum Klavierlehrer; s. Meyerbeer an Cornelie Meyerbeer vom 19. I. 1864. 29] JustizRath Geppert: A. Th. Geppert (Vornamen, Geburtsdatum und -ort nicht ermittelt), Justizrat und Rechtsanwalt a.D. 31] Bennewitz Nachfolger: Bennewitz klagt in dieser Zeit in seinen Briefen an Minna zwar über Überlastung und Krankheit, doch wußte er sich durchaus zu helfen, zumindest während der Festtage: „Austern und kräftige Bouillon sind ununterbrochen mein tägliches Frühstück […]“ (s. O. F. Bennewitz an Minna Meyerbeer vom 22. XII. 1863 [Autograph (Las): SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, W/31]). 33] arme Nette: Antoinette von Montalban. Tgb. November 1863

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20] 23. Pleyel: zum Vorgang s. Meyerbeer an die Firma Pleyel – Wolff & Cie vom 19. XI. 1863 und Kommentar sowie Tgb. 12. und 16. I. 1864. 22] Madame Talvo: Die Kontraltistin bzw. Mezzosopranistin Maria Bedogni-Talvo (*Caen) hatte ihre Karriere um 1860 in Italien begonnen und war in dieser Saison an die Opéra verpflichtet worden. In der von Meyerbeer besuchten Aufführung sangen an ihrer Seite Michot (Fernand), Faure (Alphonse) und Cazaux (Balthazar). Ihr noch von Perrins Vorgänger geschlossener Vertrag wurde vorzeitig im Dezember wieder aufgelöst, da die Sängerin völlig überfordert war und ein Fiasko erlebte. Anfang 1864 wirkte sie in Paris als Konzertsängerin. 25] 24. Leuven: Adolphe de Leuven (eigtl. Adolphe Graf Ribbing; 1800–1884; V 880), Bühnenautor und Theaterdirektor; zu seiner aktuellen Funktion s. nächstfolgenden Stellenkommentar. 25] Ritt: Jean Eugène Ritt (*1817, † 11. III. 1898 Paris), zunächst Schauspieler, dann Kaufmann und Direktor verschiedener Pariser Bühnen, war zusammen mit Adolphe de Leuven von Dezember 1862 bis Juli 1870 Direktor der Opéra Comique. Nachdem der Versuch fehlschlug, Meyerbeer zur Auswahl eines Librettos zu bewegen, legte er ihm Szenarien zur Prüfung vor (s. Tgb. 17. I. 1864). 32] 25. Le drac: Es handelte sich um Le Drac, Drame fantastique en trois actes von George Sand und Paul Meurice, UA 28. IX. 1864, Théâtre du Vaudeville, Paris (s. Tgb. 12. XII. 1863 und 17. I. 1864). Meyerbeer an Cäcilie und Cornelie Meyerbeer vom 25. XI. 1863

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30] seine Tante: die unverheiratete Schwester des 1848 verstorbenen Königl. nass. Hofmarschalls Karl Ludwig Freiherr von Bose (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt). Tgb. November 1863

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3] 26. Madame Cartouche: Dieses Libretto wurde nicht publiziert oder vertont. Erst 1886 kam es zur Uraufführung einer Operette mit diesem Titel, deren Text jedoch von anderen Autoren stammt.

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8] 28. Vogel: Charles Louis Adolphe Vogel (1805–1892; III 658, IV 636, VI 727, VII 628) lebte in dieser Zeit in Paris als freier Komponist. 10] liberté des théatres: Dieses Gesetz – erlassen wurde es von Kaiser Napoléon III. auf Vorschlag Vaillants mit Dekret vom 6. I. 1864 – bedeutete die Befreiung von den sogenannten Privilegien, welche die Theater an starre Reglements im Blick auf Repertoire und Anteil auch der Musik an den Theaterstücken band. Besonders den Komponisten eröffnete dieses Dekret neue Möglichkeiten und Chancen. Das Dankschreiben sämtlicher Komponisten ist in der Revue et Gazette musicale vom 6. XII. 1863 (30. Jg., Nr. 49) überliefert und trägt folgenden Wortlaut: „Sire, La suppression des privilèges exclusifs des théâtres, due à la plus libérale et à la plus éclairée des initiatives, ouvre enfin une large carrière à l’art musical en France. Aussi favorisés que les peintres et les sculpteurs pour la libre manifestation de leurs œuvres, les compositeurs affranchis désormais des entraves qui, sans cesse renouvelées, arrêttaient tout essor, trouveront, avec la facilité de se produire devant le public, l’utile emploi de leur talent et la plus féconde émulation. Cette nouvelle, entièrement due à la protection que Votre Majesté, dans sa haute sagesse, daigne accorder à l’art lyrique, donnera plus d’éclat encore à l’École française menacée, peut-être, de perdre le rang élevé qu’elle a su conquérir. Veuillez donc permettre, Sire, que les compositeurs de musique soient les premiers à acclamer cette heureuse décision et à offrir à Votre Majesté l’humble hommage de leur profonde reconnaissance. Nous sommes, avec le plus profond respect, Sire, de Votre Majesté, les très-humbles et très-obéissants serviteurs.“ Die „adresse“ wurde von 24 Komponisten unterzeichnet, darunter von Auber, Carafa, Félicien David, Gounod, Meyerbeer, Rossini und Ambroise Thomas. 12] La perle du Brésil: Opéra comique en trois actes von David (Text: Jules Joseph Gabriel und Sylvain Saint-Étienne), UA 1. Fassung 22. XI. 1851, Théâtre Lyrique, Paris. Meyerbeer hörte das Werk in der erstmals im Februar 1858 aufgeführten 2. Fassung, für die Rezitative eingefügt wurden. Tgb. Dezember 1863 26] 1. Alexandre Dumas: Da Alexandre Dumas père (1802–1870; II 600) zwischen 1860 und 1864 in Neapel lebte und in dieser Zeit keine Libretti mehr verfaßte, kann nur Alexandre Dumas fils (1824–1895; V 980) gemeint sein. Um welches Libretto zu einer komischen Oper (s. Tgb. 8. und 9. XII.) es sich handelt, konnte nicht ermittelt werden. 27] 2. Träumen Vascos: das Andantino quasi allegretto im Entr’acte et Scène vor Nr. 4 (S. 168 ff. in der gedruckten Partitur). 32] 3. Konzert des jungen Komponisten Joncières: Victorien de Joncières (eigtl. Félix Ludger de Joncières; *12. IV. 1839 Paris, † 26. X. 1903 Paris) hatte sich zunächst am Conservatoire, dann privat zum Komponisten ausbilden lassen. Seine Bühnenmusik zu Hamlet, die aus der Ouvertüre, einem Marsch, Entr’actes und Melodramen bestand, war im Rahmen eines von ihm veranstalteten Privatkonzertes im Mai 1863 in Paris im Hôtel du Louvre uraufgeführt worden (erste szenische Aufführung am 21. IX. 1867 in Nantes). Auch das von Meyerbeer besuchte Konzert veranstaltete er auf eigenes Risiko. Als Bühnenkomponist trat er in Paris erst nach Meyerbeers Tod hervor (erstmals Sardanapale, UA 1867 am Théâtre Lyrique). Joncières, ein begeisterter Anhänger Wagners, wirkte seit 1871 auch als Musikkritiker bei der Zeitung La Liberté.

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1] 5. Le Toréador: Le Toréador ou L’Accord parfait, Opéra comique von Adam (Text: Thomas Marie François Sauvage), UA 18. V. 1849, Opéra Comique, Paris. Meyerbeer an Félix Marnès comte Bacciochi vom 5. XII. 1863 Zum Adressaten: Anrede und Namenseintrag im Tk. Oktober 1863 belegen, daß der Brief an Bacciochi gerichtet ist.

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27] 11. Remparts de gaze: s. Kommentar zu Tgb. 17. X. 1862. 33] 12. Madame Sand: die Schriftstellerin George Sand (eigentlich Armandine Lucie Aurore Dupin Baronin Dudevant; 1804–1876; V 797); zum Werk s. Kommentar zu Tgb. 25. XI. 1863. Meyerbeer an Anna Eberty vom 12. XII. 1863 Zur Datierung: Tag und Monat s. Brief; Jahr: Der Brief ist der Schriftgröße und dem Schrifttyp nach zu urteilen in Meyerbeers letzten Lebensjahren verfaßt worden. In dieser Zeit ergibt sich nur für das Jahr 1863 die im Brief geschilderte Konstellation (Minna war zu Weihnachten mit den beiden jüngsten Töchtern in Wiesbaden, Blanca mit ihrer Familie in Berlin). Tgb. Dezember 1863

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33] 17. Stretta: „Aux voiles, aux cordages“ aus „Adamastor roi des vagues profondes“.

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1] 18. Gesanglehrer Wartel: Pierre François Wartel (1806–1882; V 752) war neben Delle Sedie und Masset der wichtigste Lehrer der nachfolgend genannten Schülerin, die nach Meyerbeers Tod eine der bedeutendsten Sängerinnen ihrer Zeit wurde. Wartel, ursprünglich Tenor, galt als einer der renommiertesten Gesangpädagogen am Conservatoire (s. in diesem Zusammenhang auch Tgb. 9. I. 1864). 2] Demoiselle Nelzzon: Christine Nilsson (eigtl. Kristine Nilsson; *20. VIII. 1843 Sjöabol/bei Växjö, Småland, † 22. XI. 1921 Stockholm; seit 1872 verheiratete Rouzeaud; seit 1887 in 2. Ehe verheiratete Gräfin Casa di Miranda) war nach ihrer Gesangausbildung und erstem Wirken in Stockholm 1860 in Begleitung einer schwedischen Gräfin und Gönnerin nach Paris gekommen, wo sie – wie erwähnt – Schülerin Wartels wurde. Sie debütierte am Théâtre Lyrique am 27. X. 1864 als Violetta in einer französischen Bearbeitung von Verdis La traviata (unter den Titel Violetta) und wirkte fortan über drei Jahre an diesem Haus mit großem Erfolg. 1867 ging sie nach London und setzte ihre Weltkarriere fort, die sie von 1870 an als Mitglied der Strakosch Company bis nach Amerika führte, wobei Paris und London ihre künstlerische Lebensmitte blieben. Ihren größten Erfolg verbuchte sie als Ophélie in Thomas’ Opéra en cinq actes Hamlet (Text: Barbier und Carré) anläßlich der Pariser Uraufführung des Werks am 9. III. 1868 an der Opéra. 4] 19. Madame Rossini … Madame Chabrier: Rossini hatte Olympe Pélissier (*1797, † 22. III. 1878 Passy) in zweiter Ehe 1846 geheiratet (verbunden war er ihr seit 1830). Nach der Rückkehr des Paars im Mai 1855 nach Paris war sie die tragende Stütze der weitgreifenden sozialen Kontakte in Paris und allerseits bewunderte Gastgeberin der seit Dezember 1858 veranstalteten, berühmten Soirées am Samstagabend, an denen Meyerbeer seit seiner Rückkehr nach Paris im September 1863 bis zu seinem Tod im Stadtpalais des Paars in der Chaussée d’Antin (Hausnr. 2) mehrmals teilnahm (Meyerbeers erster Besuch am 18. IX. fand in Rossinis Landsitz in Passy statt). Die im Tgb. erwähnte Besorgung dürfte in Zusammenhang mit diesen Begegnungen stehen. Wer sich hinter „Madame Chabrier“ verbirgt, konnte nicht ermittelt werden (Emanuel Chabrier heiratete erst 1873). Ebenfalls nicht ermitteln ließ sich der Albumeintrag. Das einzige überlieferte Albumblatt aus dieser Zeit, „Ein rhytmischer Scherz“ betitelt, das indes den Namen der Widmungsträgerin oder des Widmungsträgers nicht aufweist, befindet sich im Heine-Institut in Düsseldorf (s. Abbildung S. 577). Das Blatt trägt von fremder Hand den Vermerk „Remis à Mad. Achi Ratisbonne pour Msr Ad. Wenger“.

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13] 24. Adolph Sax: Sax veranstaltete in dieser Zeit im Konzertsaal seiner in der rue Saint-Georges 50 gelegenen Firma („Manufacture générale d’instruments de musique en cuivre et en bois“) eine Reihe von Konzerten, anläßlich derer er seine technisch verbesserten Saxhörner, Posaunen und Saxophone vorstellte und Werke zu Gehör kamen, die speziell für diese Instrumente geschrieben worden waren (zu Einzelheiten s. den Artikel „Audition chez Adolphe Sax“, in: Revue et Gazette musicale vom 20. XII. 1863, 30. Jg., Nr. 51). 14] Rigoletto … De Maesen: Verdis Rigoletto wurde in einer französischen Bearbeitung von Edouard Duprez zu einer „opéra en quatre actes“ erstmals am 24. XII. 1863 am Théâtre Lyrique aufgeführt. Léontine de Maësen (*1835, † 1906; seit 1866 verheiratete Gradine) war in dieser Saison erstmals ans Théâtre Lyrique verpflichtet worden, wo sie als Leïla in den Pêcheurs de perles debütierte. Gilda war ihre zweite Rolle. Sie blieb an dem Haus bis 1866, als sich erste Zeichen einer Stimmkrise bemerkbar machten. Meyerbeer an Cäcilie und Cornelie Meyerbeer vom 26. XII. 1863 Zur Datierung: Tag und Monat s. Brief; Jahr: Der Brief ist, der Schriftgröße und dem Schrifttyp nach zu urteilen, in Meyerbeers letzten Lebensjahren verfaßt worden. In dieser Zeit ergibt sich nur für das Jahr 1863 die im Brief geschilderte Konstellation (Übersendung der Geschenke nach Wiesbaden bzw. Berlin an die Familie Korff). Wie darüber hinaus aus Meyerbeer an Anna Eberty vom 12. XII. 1863 hervorgeht, erhielt Minna zu Weihnachten 1863 von ihrem Mann den im Brief erwähnten Schlafrock.

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Tgb. Dezember 1863 8] 27. Marche-Scherzo von Saint-Saëns: Camille Saint-Saëns (*9. X. 1835 Paris, † 16. XII. 1921 Algier) hatte – wie Meyerbeer – bereits als Kind öffentlich als Pianist konzertiert (1846 in der Salle Pleyel mit je einem Konzert von Beethoven und Mozart). Nach seinem Studium am Conservatoire in Paris (unter anderem bei Halévy) und dem Gewinn von Kompositionswettbewerben der Pariser Société de Sainte-Cécile wurde er 1852 in Paris Organist (von 1857 bis 1877 an der renommierten Église de la Madeleine). Neben seiner kompositorischen Tätigkeit unterrichtete er 1861 als Klavierlehrer an der Pariser École Niedermeyer (bis 1865; 1862 hatte er ein zweites Mal vergeblich den Grand Prix de Rome des Pariser Conservatoire zu gewinnen gesucht). Saint-Saëns pflegte in dieser Zeit freundschaftlichen Kontakt zu Berlioz, Bizet, Rossini und Viardot-García. Als einer der bedeutendsten französischen Komponisten der zweiten Jahrhunderthälfte gehörte er jener Generation an, die in der ästhetischen Orientierung an Richard Wagner Impulse für ihr eigenes (auch schriftstellerisches), genuin französisches Schaffen suchte. – Saint-Saëns wirkte in dieser Saison in einer Reihe von Konzerten unterschiedlicher Veranstalter mit (Meyerbeer besuchte insgesamt drei). In diesem Konzert Pasdeloups im Cirque d’hiver wurde sein Scherzo für kleines Orchester A-Dur (komponiert um 1850) aufgeführt. Das Ereignis steht in bemerkenswertem Kontrast zu Saint-Saëns späteren Einlassungen. Demnach sei von Pasdeloup die zeitgenössische französische Musik komplett vernachlässigt worden: „Il n’y a pas encore bien longtemps, quinze ans peut-être, un compositeur français, qui avait l’audace de s’aventurer sur le terrain de la musique instrumentale n’avait d’autre moyen de faire exécuter ses oeuvres que de donner lui-même un concert, d’y convier ses amis et les critiques. Quant au public, au vrai public, il n’y fallait pas songer; le nom d’un compositeur, à la fois français et vivant imprimé sur une affiche avait la propriété de mettre tout le monde en fuite. [im Original Absatz] Les sociétés de musique de chambre, nombreuses et florissantes alors, n’admettaient sur leurs programmes que les noms resplendissants de Beethoven, Mozart, Haydn et Mendelssohn, quelquefois Schumann pour faire preuve d’audace. La Société des concerts était inaccessible, et M. Pasdeloup, qui, à la

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salle Herz, avait naguère encouragé le mouvement musical, était devenu, au Cirque d’hiver, presque aussi fermé que le cénacle de la rue Bergère: il semblait vouloir en faire une reproduction en grand, au point de vue matériel bien entendu. [im Original Absatz] Connaître facilement et à bon marché le répertoire des Concerts du Conservatoire, réservé jusque-là à quelques élus, tel était pour la foule, à n’en pas douter, l’attrait des Concerts populaires de musique classique, qui inscrivaient en tête de leur affiche: Beethoven, Mozart, Weber, Mendelssohn, ou quelque chose d’approchant. Une fois placé sur ce terrain, il devenait malaisé d’en sortir, car le public, lancé dans une voie, ne s’en détourne pas facilement; qu’on se rappelle les orages déchaînés dans la vaste enceinte du Cirque par la seule apparition des noms redoutables de Schumann et de Richard Wagner. Le public était venu pour entendre de la musique classique; il lui fallait de la musique classique, et pas autre chose. [im Original Absatz] La part faite à l’école française était dérisoire; une symphonie de M. Gouvy, quelques morceaux de M. Gounod, un ou deux morceaux de Berlioz, l’ouverture de la Muette; voilà, si j’ai bonne mémoire, tout ce qui composait le répertoire français des Concerts populaires. Quant aux jeunes, M. Pasdeloup les accueillait en leur disant, avec sa franchise bien connue: ‚Faites des symphonies comme Beethoven, et je les jouerai!’ Ce qui était plus facile à dire qu’à faire“ (erschienen in Le Voltaire vom 27. XI. 1880). Meyerbeer an Carl Kaskel vom 30. XII. 1863 Poststempel: a) Paris [unleserlich], b) Frankreich/France/Saarbruecken 31 [unleserlich], c) [Textverlust]

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33] hoher Hand: nachweislich zuletzt von Staatsminister Conte Walewski (s. Tgb. 29. X. 1862 sowie Meyerbeer an Louis Brandus vom 20. V. 1863). 9] Schauspiel: La Jeunesse de Goethe von Blaze de Bury. Meyerbeer an Minna Meyerbeer vom 30. XII. 1863 14] Für den Frieden und die Ruhe der Welt: Meyerbeer spielt hier ohne jeden Zweifel auf die politische Krise an, durch die der Jahreswechsel 1863/64 gekennzeichnet war und die im Januar (s. Kommentar zu Meyerbeer an Cornelie Meyerbeer vom 2. III. 1864) zum Krieg Preußens und Österreichs gegen Dänemark führte. In dieser Zeit schwelte noch der Konflikt, der im November zum Ausbruch gekommen war, als durch eine dänische Verfassungsänderung, die die Annexion Schleswigs vorsah, und durch Erbfolgestreitigkeiten das „Londoner Protokoll“ von 1852 außer Kraft gesetzt werden sollte, welches verfügte, daß Schleswig und Holstein als selbständige Herzogtümer durch Personalunion an Dänemark gebunden waren, wobei die für Dänemark vorgesehene Erbfolge auch für sie verbindlich war. Diese Vereinbarung wurde einerseits durch die Verfassungsänderung, andererseits unmittelbar nach dem Tod König Friedrichs VII. von Dänemark (15. XI.) verletzt, als Erbprinz Friedrich von SchleswigHolstein-Sonderburg-Augustenburg sich zum Thronerben erklärte (von Seiten der Dänen war Christian IX. aus dem Hause Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg vorgesehen). 18] Es ist dafür gesorgt: aus: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit, Tübingen: Cotta 1811, 1812, 1814 (3. Teil). Meyerbeer an Alexander Weill vom 31. XII. 1863 Zur Datierung: Der Brief ist an einem Donnerstag vor einem Jahreswechsel verfaßt, bei dem der 2. I. auf einen Sonnabend fiel (s. den Briefinhalt). Der Schriftgröße wie dem Schrifttyp nach ist der Brief ohne jeden Zweifel in Meyerbeers letzten Lebensjahren verfaßt worden. Lediglich 1858 und 1864 fällt in dem in Frage kommenden Zeitraum der 2. I. auf einen Sonnabend. Zum Jahreswechsel 1857/1858 hielt sich Meyer-

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beer in Nizza auf und hatte dort keine deutschsprechende männliche Kontaktperson, die er mit „Freund“ anredete. So ist der Brief sicher auf den 31. XII. 1863 (Donnerstag vor Sonnabend, dem 2. I. 1864) zu datieren. Zum Adressaten: Meyerbeer lebte während seines letzten Parisaufenthaltes sehr zurückgezogen und hatte unter seinen deutschsprechenden Bekannten lediglich zu Gemmy und Louis Brandus sowie zu Alexander Weill, seinem Pariser Freund seit 1837, einen engen und herzlichen Kontakt. Allein auf Alexander Weill trifft die Tatsache zu, ein Schriftsteller von „unermüdlicher Schöpfungskraft“ zu sein. Zu Weills Frau hatte Meyerbeer darüber hinaus eine besondere Zuneigung (s. übernächsten Stellenkommentar).

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5] neuesten Werkes: Moses und der Talmud, aus dem Französischen übertragen von W. Obarius, Berlin: Humburg 1864. 13] Ihrer lieben Frau: Weill war mit seiner Gattin (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt) seit 1847 verheiratet. Wie aus Weills Publikation Briefe hervorragender verstorbener Männer Deutschlands an Alexander Weill (Zürich 1889, S. 81–87) hervorgeht, „liebte und schätzte“ Meyerbeer Frau Weill und „verfehlte nicht einen“ ihrer Bälle (s. in diesem Zusammenhang Kommentar zu Meyerbeer an Alexander Weill vom 20. III. 1864, Bezugstelle: Ihrem Ballfeste). Meyerbeer an Émile Perrin von Dezember 1863 Zur Datierung, zum Adressaten: Auf dem Brief ist von fremder Hand „Decembre 1863“ eingetragen. Dieser Eintrag stimmt mit dem Sachverhalt überein, daß der Brief, der Schriftgröße und dem Schrifttyp nach zu urteilen, in Meyerbeer letzten Lebensjahren verfaßt worden ist. Direktor der Opéra war in dieser Zeit Perrin. Tgb. Januar 1864

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9] 1. glücklich verheiratet zu sehen: Cäcilie Meyerbeer heiratete 1869 in Berlin den Anthropologen und Ethnologen Ferdinand Freiherr von Andrian-Werburg. Das Paar lebte seit 1891 getrennt (s. Ursula Prutsch/Klaus Zeyringer [Hrsg.], Leopold von Andrian. Korrespondenzen, Notizen, Essays, Berichte, Wien, Köln, Weimar: Böhlau 2003, S. 19 f. und 29; zu Cäcilies charakterlicher Disposition vgl. insbesondere ebd. S. 539 ff.). – Über Cornelie Meyerbeers 1866 in Wiesbaden geschlossene Ehe mit dem Maler Gustav Richter (s. Kommentar zu Tgb. 14. II. 1862, Bezugstelle: Maler Richter) gibt das wohl schönste Zeugnis Anna von Helmholtz in einem Brief vom 8. IV. 1884 ab, in dem sie von Richters Tod am 3. IV. berichtet (s. Anna von Helmholtz. Ein Lebensbild in Briefen, hrsg. v. Ellen von Siemens-Helmholtz, Berlin: Verlag für Kulturpolitik 1929, 2 Bde., Bd. 1, S. 276): „Ich glaube nicht, daß in den siebzehn Jahren ihrer Ehe ein ungeduldiges Wort zwischen den Beiden fiel. Sie dachten und wollten Alles gemeinsam, freuten sich und fühlten zusammen und ihr beiderseitiges Leben war ein Kultus des Schönen und Guten. Der Kampf um das Dasein war ihnen fern geblieben. Er konnte Alles, was er wollte, es war eine Ehre, von ihm gemalt zu werden. Sie hatte Alles, die herrlichen Kinder, das Gelingen auf allen Wegen und die Liebe dazu – das ist nun alles zu Ende.“ Meyerbeer an Gemmy Brandus vom 1. I. 1864 Zur Datierung: Wie aus dem Brief hervorgeht, ist er an einem Neujahrstag verfaßt, der in Zusammenhang mit dem Besuch der Sängerin Carlotta Patti und einer Eugène Ritt betreffenden Angelegenheit steht. Da der Besuch Pattis am 3. und derjenige Ritts am 17. I. 1864 erfolgte (s. die jeweiligen Einträge im Tgb.), ist der Brief sicher auf den 1. I. 1864 zu datieren.

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28] Carlotta Patti: Die Sopranistin Carlotta Patti (*30. X. 1835 Florenz, † 27. VI. 1889 Paris; später verheiratete Demunck), eine Schwester der berühmten Adelina Patti, hatte nach ihrer Ausbildung zur Pianistin bei Henri Herz als Konzert- und Opernsängerin 1861 in New York debütiert, wirkte aus gesundheitlichen Gründen jedoch primär in Konzerten. Der an diesem Tag verfehlte Besuch kam am 3. I. (s. Tgb.) zustande. Am 7. I. sang sie in Brüssel, am 23. I. startete sie ihre Deutschlandtournee, im weiteren Verlauf des Jahres trat sie ein Engagement in London an für Mellons Konzerte an Covent Garden.

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Tgb. Januar 1864 11] 4. Mireille: Opéra en cinq actes von Gounod (Text: Carré), UA 19. III. 1864, Théâtre Lyrique, Paris. – Da Meyerbeers Tgb. bereits im Januar abbricht, läßt sich nicht ermitteln, ob er bei der UA des Werks zugegen war. 12] Moise: Moïse et Pharaon ou Le Passage de la Mer Rouge, Opéra en quatre actes von Rossini (Text: Giuseppe Luigi Balloco und de Jouy), UA 26. II. 1827, Opéra, Paris, war am 28. XII. 1863 mit neuen Bühnenbildern von Martin Hugues (I. Akt), Charles Cambon und Joseph Thierry (II. und III. Akt) sowie Edouard Despléchin (IV. Akt) an der Opéra wiederaufgenommen worden. Es sangen Obin, Warot, Faure und Marie Battu. 14] 5. Heiratspropositionen: Dieser Sachverhalt ist eingehend erläutert in Weills Publikation Briefe hervorragender verstorbener Männer Deutschlands an Alexander Weill (Zürich 1889, S. 81–87). Demnach habe sich Meyerbeer nach seinen schlechten Erfahrungen mit Baron Korff als Gatten seiner ältesten Tochter Blanca mit dem Gedanken getragen, seine zweite Tochter Cäcilie einem Bürgerlichen zur Frau zu geben (s. hierzu auch Meyerbeer an Cäcilie Meyerbeer vom 8. III. 1864). Nach Weills Darstellung soll Meyerbeer Émile Ollivier ins Spiel gebracht haben, seit 1857 Mitglied des Gesetzgebenden Körpers („corps législatif“). Ollivier hielt anläßlich Meyerbeers Trauerfeier in der Gare du Nord am 6. V. 1864 eine beeindruckende Rede. Cäcilie heiratete 1869 in Berlin den Freiherrn Ferdinand von Andrian-Werburg, später Ministerialrat im Wiener Finanzministerium.

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Carl Kaskel an Meyerbeer vom 5. I. 1864 30] Tode … Chefs: Julius Kaskel hatte seit 1845, dem Tod seines Vaters Michael, als Teilhaber in der von seinem älteren Bruder Carl geleiteten Bank gearbeitet. 1862 war er verstorben. Alleiniger Chef der Kaskelschen Privatbank war nach wie vor Carl Kaskel. Sein Sohn Felix arbeitete in der Bank lediglich mit. Als das Bankhaus Michael Kaskel 1872 von einer privaten Institution zu einer Aktiengesellschaft unter dem Namen „Dresdner Bank“ transformiert wurde, wirkte Carl als Mitglied des Aufsichtsrats (bis zu seinem Tod 1874), während Felix dessen Vorsitz übernahm (bis zu seinem Tod 1894). Zu den politischen Implikationen der Banktätigkeit des Hauses Kaskel in dieser Zeit vgl. Joachim Felix Kaskel, Vom Hoffaktor zur Dresdner Bank. Die Unternehmerfamilie Kaskel im 18. und 19. Jahrhundert, in: Zeitschrift für Unternehmensgeschichte 28: 1983, S. 159–187, S. 178 f. 2] wagnerschen Elaborate: Richard Wagner hatte am 3. XI. 1862 (am 28. III. 1862 war er für Sachsen amnestiert worden) erstmals nach dreizehn Jahren Verbannung Dresden wieder besucht (bis zum 7. XI. 1862). In der Zwischenzeit war 1859 Lohengrin erstaufgeführt worden (mit Tichatschek, Mitterwurzer und Bürde-Ney). 5] neuen Direktor: Otto von Könneritz. Könneritz war neben Salvi, der die Wiener Hofoper vertrat, und einer Abordnung aus Berlin einer der ersten Operndirektoren aus dem deutschsprachigen Raum, der sich vor Ort ein Bild über die Einstudierung der Africaine verschaffte (vgl. den Bericht Dorns über seine Parisreise, in: Heinrich Dorn, Aus meinem Leben, Berlin: B. Behr 1870, S. 27).

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10] richess: Kaskel unterstellte v. Könneritz „Risches“ (eigtl. Risch·ut), d.h. Judenhaß. – Der heutige Terminus Antisemitismus wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts gebräuchlich. 14] Musik zu dem Schauspiel: La Jeunesse de Goethe. Tgb. Januar 1864

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3] 6. Le Duc: Monnais’ Text wurde nicht vertont. 6] j’avais appris: In der postum eingerichteten gedruckten Partitur befindet sich die Stelle 3 T. vor C (Text leicht geändert). Gioachino Rossini an Meyerbeer vom 7. I. 1864 18] Vostri carissimi Nipoti: Julius und Regine Beer. 18] Comuni Amici Pillet-Will: der Bankier Alexis comte de Pillet-Will und Louise comtesse de Pillet-Will. 19] per la quale aveste la bontà: s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 19. XII. 1864. 22] vostra presenza: s. Meyerbeer an Gioachino Rossini vom 9. I. 1864 und Tgb. 16. I. 1864. Meyerbeer an Gioachino Rossini vom 9. I. 1864 Zur Datierung: Tag und Monat s. Brief; Jahr: Der 9. I. fiel 1864 auf einen Samstag; der Brief bezieht sich auf die Einladung zum 16. I. 1864 (s. Tgb.). In den Jahren, als Rossini seine berühmten Samstagabendeinladungen veranstaltete, war Meyerbeer lediglich 1864 an einem 9. I. in Paris. Tgb. Januar 1864

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32] 11. La fiancée du roi de Garbe: Opéra comique en trois actes von Auber (Text: Scribe und Saint-Georges), UA 11. I. 1864, Opéra Comique, Paris. Meyerbeer an Cornelie Meyerbeer vom 11. I. 1864

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28] Schreibezeug: Das Objekt ist als Abbildung (Holzstich 17x17 cm) überliefert und wie folgt beschrieben: „Meyerbeer, Frau General-Musikdirektor in Berlin, Geschnitztes Schreibzeug aus Nußbaumholz, aus der Fabrik geschnitzter Möbel von Loevinson, Geschenk der Frau Meyerbeer an ihren Arzt den Geh. Rath Schönlein. Ansicht des sogenannten Humboldt-Schreibzeugs (Humboldt lehnt sich an tausendjährigen Drachenbaum zu Orotava auf Teneriffa, zu seinen beiden Seiten sitzen der Adler des Jupiter und die Eule Minervas, umgeben von Löwen, Affen, Schlangen, Krokodilen).“ Tgb. Januar 1864

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7] 12. Zu Pleyel: zum Vorgang s. Meyerbeer an die Firma Pleyel – Wolff & Cie vom 19. XI. 1863 und Kommentar sowie Tgb. 23. XI. 1863; s. auch Tgb. 16. I. 1864. 9] Madame Charton-Demeur: Die Sängerin war in diesem Monat an das Théâtre Italien zurückgekehrt und sang in Verdis La traviata und Il trovatore sowie am 2. II. in Donizettis Maria di Rohan. Meyerbeer hörte sie am 9. I. im Trovatore (s. Tgb.). 16] 14. Mit Hainel: Das Stück wurde aufgeführt im Rahmen des 2. Konzerts der 37. Saison der Société des Concerts du Conservatoire am 24. I. im Saal des Pariser Konservatorium. Außer Meyerbeers Ouvertüre erklangen ein Chor aus Rameaus Castor et Pollux sowie – mit Georges Pfeiffer als Solisten – Beethovens Klavierkonzert c-Moll op. 37 (komponiert 1800–1802). Die Probe fand am 23. I. statt (s. Tgb.).

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Meyerbeer an Georges Hainl vom oder unmittelbar vor dem 14. I. 1864 Zur Datierung: Der Eintrag bezieht sich auf Hainls Tätigkeit seit seinem Amtsantritt zu Beginn des Jahrs als Leiter der Konzerte der Société des Concerts du Conservatoire. Im Zeitraum bis zu Meyerbeers Tod ist in den Dokumenten lediglich am 14. I. 1864 die Vorbereitung der Aufführung eines Meyerbeerschen Werks belegt, für die der Komponist zum gemeinsamen Partiturstudium hinzugezogen wurde (s. Tgb. und Kommentar zu Tgb. 14. I. 1864). Da die Probe am 23., die Aufführung am 24. I. 1864 war, wollte Meyerbeer wahrscheinlich zur Vorbereitung seines Treffens mit Hainl Einsicht in die Partitur nehmen und schickte seinen Diener mit dem vorliegenden Schreiben zu Hainl am selben Tag oder an einem der Tage unmittelbar zuvor. Meyerbeer an Julius Beer vom 15. I. 1864 Poststempel: Paris 1e St. Honoré 15. I. 64 Zur Datierung: Poststempel.

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13] Diner bei Legouvé: s. Tgb. 4. I. 1864. Tgb. Januar 1864 23] 16. Villaret: s. Kommentar zu Tk. April 1863 (Undatierte Vorsatzblätter), Bezugstelle: Ich will nach Paris kommen … Villaret. 27] Diemer: Louis Diémer (*14. II. 1843 Paris, † 21. XII. 1919 Paris) wurde 1854 Schüler unter anderem Marmontels am Pariser Conservatoire (1856, im Alter von 13 Jahren, Gewinn des 1. Preises für Klavier, ab 1859 weitere Preise im Bereich der Kompositionslehre und für Orgel). Diémer war in dieser Zeit ein gefragter Pianist, wirkte in den Kammermusiksoireen Alards mit sowie in den Pariser Orchesterkonzerten. 1888 wurde er als Nachfolger Marmontels Prof. für Klavier am Conservatoire und bildete eine Reihe namhafter Pianisten aus. – In Le Ménéstrel vom 30. VII. 1920 (hier zitiert nach Giuseppe Radiciotti, Gioacchino Rossini. Vita documentata, opere ed influenze su l’arte, 3 Bde., Tivoli: Aldo Chicci 1927–1929, Bd. 2 [1928], S. 366 ff. [Fußnote]) erschien postum Diémers Bericht über seine Teilnahme an den Samstagabendempfängen Rossinis und seiner Frau in der Chaussée d’Antin (Hausnr. 2). Demnach spielte er Rossinis Klavierstücke aus den originalen Manuskripten allein und ausschließlich in Rossinis Haus, da dieser sie nicht aus der Hand geben wollte. Welche Stücke Diémer an diesem Tag spielte, läßt sich nicht ermitteln. Rossinis letzte Klavierstücke sind, von Ausnahmen abgesehen, in den Bänden 4–8 sowie 10 und 12 der Anthologie Péchés de vieillesse enthalten. Meyerbeer an Louis Brandus zwischen 16. I. und 11. III. 1864 Zur Datierung: Der Brief ist nach Drucklegung der im Brief erwähnten, 1862 komponierten Ouvertüre für die Londoner Weltausstellung geschrieben, dies zu einer Zeit, als Meyerbeer in Paris war und mit Sass und Villaret im Blick auf die Besetzung der Africaine probte. Da die 1. Probe mit Villaret am 16. I. 1864 in Meyerbeers Wohnung stattfand (s. Tgb. 16. I.), die im vorliegenden Brief vereinbarte indes bei Brandus stattfinden sollte, so ist der Brief nach dem 16. I. und vor dem 11. III. 1864, dem Tag, an dem das Petersburger Konzert stattfand, verfaßt worden. Da Meyerbeers Tgb. am 23. I. abbricht und auch die Korrespondenz keinen weiteren Aufschluß über die Proben bringt, ist eine exaktere Datierung des Briefes nicht möglich.

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15] H Frakmann: vielleicht der Pianist Woldemar Frackmann (Lebensdaten nicht ermittelt). Das Petersburger Konzert der Philharmonischen Gesellschaft mit der Aufführung der Ouvertüre für die Londoner Weltausstellung (Fest-Ouverture im Marschstyl für das Concert zur Eröffnung der englischen Industrie-Ausstellung von 1862) fand

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am 11. III. statt. Dirigent des Konzerts war v. Bülow (s. in diesem Zusammenhang auch Meyerbeer an Matvej Yur’evicˇ Graf Viel’gorskij vom 3. III. und Meyerbeer an Heinrich Mehmel vom 14. IV. 1864 und Kommentar). 17] H März: Vornamen und Lebensdaten des Kopisten nicht ermittelt. 18] Taux: Größenordnung. Meyerbeer an Cornelie Meyerbeer vom 19. I. 1864

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27] Hofräthin Förster: Laura Förster geborene Gedike (*11. X. 1799 [nicht 1803] Berlin, † 12. I. 1864 Berlin), eine der fünf Töchter des preußischen Pädagogen Friedrich Gedike. Friedrich und Laura Förster hatten 1818 geheiratet. Laura Förster galt als eine der schönsten Frauen Berlins (gemalt wurde sie unter anderem von Wilhelm Hensel; s. die Porträts in: Cécile Lowenthal-Hensel und Sigrid Gräfin von Strachwitz, Europa im Porträt. Zeichnungen von Wilhelm Hensel 1794–1861, Berlin: Gebr. Mann Verlag 2005, 2 Bde., Bd. 1, S. 160). 31] Me Persil: aufgrund des kryptischen Eintrags ist die gesuchte Person, eine Bekannte von Meyerbeers in Paris lebender Nichte Anna Eberty, nicht sicher zu ermitteln. Vielleicht handelt es sich um die Gattin Nicolas Jules Persils (VII 719). 35] ihrer Tochter: Mathilde Célérier.

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10] Baron von Boose: zum Kontext s. Meyerbeer an Cornelie Meyerbeer vom 22. XI. 1863. 17] Raff: Joseph Joachim Raff (1822–1882; VII 673f.) lebte seit 1856 in Wiesbaden, wo er als privater Klavierpädagoge und Komponist wirkte (1877 wurde er zum ersten Direktor des „Hochschen Conservatoriums“ in Frankfurt/Main ernannt). Meyerbeer an Émile Perrin vom 19. oder 26. I., 2., 9., 16. oder 23. II., 1., 8., 15., 22. oder 29. III., 5., 12. oder 19. IV. 1864 Zur Datierung: Laut Tgb. vom 16. I. 1864 begegnete Meyerbeer Villaret an diesem Tag erstmals aus Anlaß der Einstudierung der Huguenots, in denen Villaret den Raoul singen sollte. Da Meyerbeers Tgb. bereits im Januar abbricht und auch in den Briefen keine einschlägigen Hinweise gegeben werden, der Brief an einem Dienstag verfaßt worden ist, kommen alle Dienstage vom 19. I. bis zu Meyerbeers Erkrankung am 23. IV. in Frage. Zum Adressaten: Der Brief ist, wie aus der Anrede und dem Inhalt hervorgeht, an den Direktor der Pariser Opéra verfaßt. Tgb. Januar 1864

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11] 21. die Ouvertüre: Diese Komposition wurde später verwendet. Über ihre Entstehung informiert lediglich noch das Tgb. vom 22. I. 1864 (s. in diesem Zusammenhang auch Tgb. und Kommentar zu Tgb. 2. VII. 1862). Wie aus der Revue et Gazette musicale vom 8. V. 1865 hervorgeht, soll Meyerbeer Monnais im April 1864 mitgeteilt haben, daß ihm geraten worden sei, eine vollständige Ouvertüre zu schreiben. Diese am 7. IV. 1864 niedergelegte Komposition, die bei der Einrichtung des Werks für die postume Uraufführung unter Meyerbeers Papieren nicht gefunden wurde, ist als Particell sowie in einer fragmentarischen Orchesterpartitur überliefert in der SBB, PK, Musikabteilung (in der Handschrift Mus. ms. autogr. G. Meyerbeer 1, f. 7: „Ouverture 2te Version [sie dauert 8 Minuten] [/] Die ganze Ouverture aufgeschrieben Paris 7te April 1864. Der Anfang der Ouvertüre wie die Entrée de la Reine, Anfang des 4ten Aktes bis zu den folgenden 2 letzten Takten.“).

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14] Il signor Fagotto: Opéra comique en 1 acte (Text: Nuitter und Tréfeu), UA 11. VII. 1863, Kursaal, Bad Ems. Die Erstaufführung an den Bouffes-Parisiens war am 13. I. 1864. Meyerbeer an Louis Brandus vom 22. I. 1864 Zur Datierung: Der Brief ist an einem Tag verfaßt worden, an dem Meyerbeer der Aufführung eines Offenbachschen Werkes in den Bouffes-Parisiens beiwohnte und an dem Offenbach ebenfalls in Paris war. Zugleich hatte er in offenbar wichtiger Angelegenheit mit Perrin zu tun und war mit einer Arbeit befaßt, die keine Störung duldete. Diese Konstellation ergibt sich nachweislich der Lebensdokumente nur für den 22. I. 1864 (s. Tgb.). Offenbach hielt sich zu dieser Zeit nach längerer Unterbrechung in Paris auf. Anlaß war die Einweihung des unter der Direktion seines Nachfolgers Louis Varney neuerbauten Théâtre des Bouffes-Parisiens (drei Logenränge, nahezu 1200 Plätze), das am 5. I. mit Offenbachs „opérettes“ L’Amour chanteur (Premiere) und Lieschen und Fritzchen (Pariser Erstaufführung) wiedereröffnet worden war. Meyerbeer war am 21. und 22. I. mit der Komposition der „ersten“ Ouvertüre für Africaine befaßt. – Wie aus Meyerbeers Briefen an Cornelie Meyerbeer vom 19. I. und 2. III. 1864 hervorgeht, fühlte er sich in dieser Zeit geschwächt und kränklich und verließ nur ungern das Haus. Die Wahrscheinlichkeit eines weiteren Besuchs der Bouffes-Parisiens zu einem Zeitpunkt, an dem er intensiv arbeitete, dürfte gering sein. Meyerbeer an Cornelie Meyerbeer vom 26. I. 1864

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10] Schönlein’s Tode: Schönlein war am 23. I. nach kurzer Krankheit in Bamberg gestorben. 17] Schreibe mir ja: Ein Brief Cornelie Meyerbeers ist nicht überliefert, doch läßt sich aus einem an Minna Meyerbeer gerichteten Brief Etha Schönleins, der ältesten Tochter des Verstorbenen, indirekt entnehmen, wie heikel Minna reagierte (und wie souverän die Töchter Schönleins damit umgingen): „Bamberg den 28 Januar 1864 [/] My dearest Madam, [/] Ihr heutiger Brief erfüllt uns mit Angst u Besorgniß. Sie werden doch nich[t] aus Alteration krank geworden sein, oder wie Didi sagt am Ende gekränkt sein daß wir Sie baten nich[t] zu kommen. Aber wir wissen ja wie unendlich lieb Sie den Vater hatten, wären Sie nun gekommen müde von der Reise angegriffen durch die Trauernachricht u hätten ihn den Sie so frisch verlassen, als Leiche wieder gesehen, oder die verödeten Zimmer wieder betreten, hier gesehen, wie die Glocken zu den Seelenmessen läuteten, die Orgel herüber tönen hören, Sie hätten sich ja entsezlich aufgeregt, u gerade vor Aufregung sagte der Vater immer müßten Sie sich am meisten hüten.“ (Autograph [Las]: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, W/36). Meyerbeer an Thérèse Célérier vom 29. I. 1864 Zur Datierung: Der Brief ist an einem Freitag unmittelbar vor der Trauung Mathilde Célériers am 2. II. 1864 verfaßt worden (s. Meyerbeer an Cornelie Meyerbeer vom 19. I. 1864), bei der Meyerbeer Trauzeuge war. Der 2. II. war der im Brief genannte Dienstag (am Montag, dem 1. II., fand die standesamtliche Trauung statt). Aufgrund der Wochentagangabe „Vendredi“ ist der Brief sicher auf Freitag, den 29. I. datierbar. Meyerbeer an Louis Brandus vom 30. I., 6., 13., 20. oder 27. II., 5., 12., 19. oder 26. III., 2., 9. oder 16. IV. 1864 Zur Datierung: Da Hainl im Rahmen seines 2. Konzerts, das er in seiner ersten von der Société des Concerts du Conservatoire veranstalteten Konzertreihe dirigierte, die Ouvertüre zu Struensee aufführte und bereits wenige Tage nach seiner Wahl zum Orchesterdirektor (21. XII. 1863) vorzubereiten begonnen hatte (s. Tgb. und Kommentar

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zu Tgb. 14. I. 1864), reifte in ihm offensichtlich der Gedanke, ein zweites Werk Meyerbeers für eines der zukünftigen Konzerte der Saison einzustudieren: die Ouvertüre zu Le Pardon de Ploërmel. Da es keinerlei Anhaltspunkte einer Datierung des vorliegenden Briefes anhand der Lebensdokumente Meyerbeers gibt, ist nur eine Rahmendatierung möglich. Sie ergibt sich aus dem 24. I. als Tag der Aufführung des 2. Konzerts und dem 17. IV., dem Tag des letzten Konzerts der Saison, als theoretisch letzter Gelegenheit, für die Hainl eine Probe des Werks ins Auge gefaßt haben könnte. Aufgrund der Wochentagangabe („Sonneabend“) kommen als Tag der Niederlegung des Briefes alle Samstage innerhalb dieses Zeitraums in Betracht. – Hainl führte die Ouvertüre zu Le Pardon de Ploërmel in der darauffolgenden Saison mehrere Male auf: im Rahmen des Meyerbeer-Gedenkkonzertes am 4. XII. 1864, mit dem die Société die neue Saison eröffnete, am 19. III. sowie im Rahmen eines Wohltätigkeitskonzerts am 16. V. 1865 (vgl. das von Kern Holoman zusammengestellte Verzeichnis [s. Lit. und http://hector.ucdavis.edu/sdc]). Meyerbeer an Thérèse Célérier vom 31. I. 1864 Zur Datierung: Der Brief bezieht sich ebenfalls auf die Trauung Mathilde Célériers am 1. und 2. II. 1864. Da er, wie aus dem Brief hervorgeht, am Sonntag zuvor verfaßt worden ist, kann er sicher auf den 31. I. datiert werden. Meyerbeer an Louis Brandus 6. II. 1864

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Zur Datierung, zum Adressaten: Der Brief ist an einem Samstag vor einem Aschermittwoch geschrieben, als Ritt Direktor der Opéra Comique war, Meyerbeer sich in Paris aufhielt und an der Opéra Comique Zampa aufgeführt wurde. Diese Konstellation ist allein und ausschließlich für den 6. II. 1864 gegeben. – Louis Brandus war in dieser Zeit Meyerbeers einziger Ansprechpartner bei der Beschaffung von Opernkarten. Eine Kopie des Briefes (mit Übersetzung) befindet sich zudem in Brandus’ Korrespondenzbüchern. 4] Zampa: Das Werk war 1863 in einer herausragenden Produktion an der Opéra Comique wiederaufgeführt worden (mit Montaubry, Cico, Capoul und Sainte-Foy). Meyerbeer an Louis Brandus vom 12. II., 26. II., 4. III. oder 1. IV. 1864 Zur Datierung: Der Brief ist an einem Tag verfaßt worden, als Saint-Saëns in der Salle Pleyel ein Konzert gab, dies zu einer Zeit, als Meyerbeer persönlich in Paris war. Dem Schrifttyp nach zu urteilen, ist das Schreiben darüber hinaus in Meyerbeers letzten Lebensjahren niedergelegt worden. In dieser Zeit gab Saint-Saëns lediglich im Zeitraum Februar/März 1864 am genannten Ort eine Reihe von Konzerten, das erste am 12. II., an dem der Brief theoretisch frühestens geschrieben worden sein kann. Das zweite Konzert fand am 26. II. statt, das dritte und vierte am 4. III. bzw. 1. IV. Folglich ist der Brief auf einen der genannten Tage zu datieren. – Meyerbeers Teilnahme an einem Konzert, in dem Saint-Saëns mitwirkte, ist zwar auch noch für den 1. II. 1864 belegt (Saint-Saëns spielte im Rahmen eines Kammerkonzerts einen der vier Fackeltänze Meyerbeers am Klavier, und zwar in seiner eigenen Bearbeitung; vgl. die France musicale vom 7. II. 1864 [28. Jg., Nr. 6, S. 42]), doch da im vorliegenden Schreiben explizit von einem Orchesterkonzert die Rede ist, ferner von einem Konzert Saint-Saëns’, bezieht es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf die fragliche Konzertreihe. 4] Herr Bruder: Gemmy Brandus. 7] Retti: die Musikalienhandlung Retté & Cie (Sitz der Fa.: 103, Rue Richelieu). Auguste Frédéric Retté hatte 1855 die Musikalienhandlung als Teilunternehmen des Verlagshauses G. Brandus, Dufour et Cie gegründet und die Geschäftsführung über das

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„Magasin de détail et du Cabinet d’abonnement musical“ des Hauses G. Brandus, Dufour et Cie übernommen. Der Vertrag zwischen Brandus und Retté wurde 1865 aufgelöst und das Geschäft 1866 unter der Führung von Louis Brandus wiedereröffnet. Meyerbeer an Thérèse Célérier vom 19. II. 1864 Zur Datierung: Der Brief ist, dem Schrifttyp nach zu urteilen, in Meyerbeers letzten Lebensjahren an einem Freitag geschrieben, an dem an der Opéra ein neues Ballett gegeben wurde und an dem Meyerbeer persönlich in Paris war. Diese Konstellation ergibt sich lediglich für Freitag, dem 19. II. 1864. 21] nouveau ballet: Bei dem neuen Ballet, für das in der Presse viel Reklame gemacht wurde, handelt es sich um La Maschera ou les Nuits de Venise, Ballet-pantomime en trois actes et six tableaux von Giuseppe Rota (Libretto: Saint-Georges, Musik: Paolo Giorza); UA 19. I. 1864, Opéra, Paris.

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Meyerbeer an Louis Brandus am 27. II. 1864 Zur Datierung: Der Brief ist an einem Samstag geschrieben, als Carlotta Marchisio im Rahmen eines Gastspiels sowohl im Rigoletto als auch im Trovatore mitwirkte. Diese Konstellation ist für den 28. II. 1864 belegt, als Marchisio im Théâtre-Italien die Gilda im Rigoletto sang und unmittelbar daran anschließend die Leonora im Trovatore. 12] Antwort der Dlle Lucca: Sie bezieht sich allem Anschein nach auf den Kontrakt für das neuerliche Gastspiel, den die Sängerin mit Gye für die Saison 1864 an Covent Garden einging (Debüt am 12. V. als Valentine in den Huguenots). Meyerbeer an Cornelie Meyerbeer vom 2. III. 1864

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Zur Datierung: Tag und Monat: s. Brief; Jahr: Cornelie Meyerbeer nahm im Winter 1863/64 in Wiesbaden den im Brief erwähnten Klavierunterricht bei Raff auf. 9] wegen des Krieges: Der Krieg Preußens und Österreichs gegen Dänemark (zum Hintergrund s. Kommentar zu Meyerbeer an Minna Meyerbeer vom 30. XII. 1863, Bezugstelle: Für den Frieden und die Ruhe der Welt) war am 31. I. mit dem Einzug der Truppen in Schleswig zum Ausbruch gekommen. Der weitere Verlauf des Krieges bis zum Sturm auf die Düppeler Schanzen am 18. IV. findet in den überlieferten Lebensdokumenten Meyerbeers keinen Reflex. 17] Didi: Cäcilia Schönlein. Wie aus einem Brief ihrer Schwester Etha Schönlein an Minna Meyerbeer vom 17. II. hervorgeht, demzufolge Didi kurz zuvor die „glückliche Ankunft bereits gemeldet“ habe (Autograph [Las]: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, W/28), hielten sich beide Töchter nur kurz in Baden-Baden auf. Meyerbeer an Matvej Yur’evicˇ Graf Viel’gorskij vom 3. III. 1864 Zum Adressaten: Matvej Yur’evicˇ Graf Viel’gorskij (1894–1866; V 911) war eine der angesehensten Persönlichkeiten des Petersburger Musiklebens. – Er war der einzige in Sankt Petersburg lebende Graf, den Meyerbeer seit vielen Jahren kannte und an den er folglich das Empfehlungsschreiben für v. Bülow hat richten können. 34] Société philharmonique … quelques concerts: Die in dieser Zeit von Heinrich Mehmel geleitete Petersburger Philharmonische Gesellschaft veranstaltete traditionsgemäß während der Fastenzeit eine Reihe von Wohltätigkeitskonzerten. Für diese Saison hatte die Gesellschaft v. Bülow als Dirigenten eingeladen. Bülows Konzerte fanden am 11. III. [russischer Kalender: 23. III.] und am 23. III. [4. IV.] statt. Anläßlich des ersten Konzertes am 11. III. dirigierte v. Bülow Meyerbeers 1862 komponierte Fest-Ouverture im Marschstyl für das Concert zur Eröffnung der englischen Industrie-Ausstellung

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von 1862 (s. Meyerbeer an Heinrich Mehmel vom 14. IV. 1864). Die weiteren Programmpunkte dieses Konzerts waren die Ouvertüre zu Glucks Oper Paride ed Elena (in einer Bearbeitung von v. Bülow), das Vorspiel zu Wagners Lohengrin, Bülows Ballade nach Uhlands Dichtung Des Sängers Fluch für Orchester op. 16 (1863) und Mozarts Symphonie Nr. 41 (Jupiter) C-Dur KV 551. Bülow spielte ferner Beethovens 5. Klavierkonzert Es-Dur op. 73 (1809), Chopins Nocturne op. 37, Nr. 2 (1839) und Liszts Valse de l’opéra Faust (Gounod) (S 407, 1861). Meyerbeer an Thérèse Célérier vom 7. III. 1864 Zur Datierung: Der Brief ist an einem Montag verfaßt, der auf einen 7. III. fiel, an dem Meyerbeer in Paris war und an dem Thérèse Célérier anstelle ihres im Oktober 1856 verstorbenen Vaters die in vorliegendem Brief angesprochene, von Meyerbeer gemietete Wohnung in der Rue du Luxembourg verwaltete. Diese Konstellation ergibt sich nur für das Jahr 1864.

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7] Mr Leon: Léon Célérier. Meyerbeer an Cäcilie Meyerbeer vom 8. III. 1864

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12] Sängerdebuts: Nachdem Meyerbeer im September 1863 die in Aussicht genommenen Sängerinnen Tietjens und Sasse sowie den Sänger Villaret gehört hatte, waren, wie aus Meyerbeer an Cäcilie und Cornelie Meyerbeer vom 7. XII. 1863 hervorgeht, zunächst für die Monate Dezember und Januar weitere Debüts vorgesehen (s. in diesem Zusammenhang Tgb. 16. I. 1864). An welche Debüts an der Opéra Meyerbeer konkret dachte, ist nicht zu ermitteln, da die Dokumente aus dieser Zeit nicht lückenlos überliefert sind. 17] Tenoristen Mongini: Meyerbeer hatte Pietro Mongini (1828–1874; VII 729) bereits im Juli 1859 in London als Herzog in Verdis Rigoletto gehört. Sein damaliger Eindruck war nicht sonderlich günstig. Im Frühjahr 1864 sang Mongini an der Wiener Hofoper in Rossinis Moïse sowie in Bellinis Sonnambula. Die in Aussicht genommene Reise kam nicht zustande. Für die postume Uraufführung der Africaine wurde der Sänger nicht berücksichtigt. 18] wenn also: Eine Entscheidung in dieser Frage wurde bis zu Meyerbeers Tod nicht mehr getroffen (s. Meyerbeer an Cäcilie und Cornelie Meyerbeer vom 3. IV. 1864). 21] Gaichen’s: auch Gaychen (s. Meyerbeer an Cäcilie und Cornelie Meyerbeer vom 3. IV. 1864; nicht ermittelt). 27] le Marquis de Villemer … 5aktiges Stück: Le Marquis de Villemer, comédie en quatre actes en prose von George Sand, UA 29. II. 1864, Théâtre de l’Odéon, Paris, war eines der Erfolgsstücke der Saison und erlebte insgesamt 176 Aufführungen. Sand, die einst mit Meyerbeer in regem gesellschaftlichem Kontakt stand, lebte, dem Second Empire politisch fernstehend, zurückgezogen auf dem Land in Nohant. Mit diesem Erfolg feierte sie eine Art Comeback. – Der gleichnamige Roman war 1861 im Verlag A. Pouillard in Charleville erschienen (2. Ausgabe ebenfalls 1861 im Verlag MichelLévy frères in Paris). Meyerbeer an Georges Frédéric Burguis vom 14. III. 1864 Zur Datierung: Angabe im Auktionskatalog (s. Quellennachweis zum Brief).

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21] Amuel: nicht ermittelt. 21] Dobberke: B. Dobberke geborene Schindler (Lebensdaten nicht ermittelt), Inhaberin einer Putz- und Modewarenhandlung sowie einer Puppenfabrik, Meyerbeers Mieterin in der Neuen Friedrichstr. 21.

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Meyerbeer an Gioachino Rossini vom 15. III. 1864 35] votre dernière sublime création: La petite messe solennelle. Das Comtesse Louise de Pillet-Will gewidmete, auf dem Autograph „Passy, 1863“ datierte Werk war einen Tag zuvor, am 14. III. 1864 im Stadtpalais von Comte Alexis und Comtesse Louise Pillet-Will in der Rue de Moncey uraufgeführt worden (zweite Aufführung am folgenden Tag). Meyerbeer war bei beiden Aufführungen zugegen (zum Auditorium gehörten die Komponisten Auber und Massenet sowie Rossinis alter Freund Michele Carafa, zahlreiche andere Musiker, Literaten, Minister, Bankiers und Diplomaten). Auber hatte für den 12 Personen umfassenden, von Giulio Cohen geleiteten Chor die besten Schüler des Conservatoire geschickt; am ersten Klavier wirkte Georges Mathias, am zweiten Andrea Peruzzi, am Harmonium saß Albert Lavignac. Die Solopartien sangen die Schwestern Marchisio, der Tenor Italo Gardoni und der Bassist Luigi Agnesi (vgl. Rossini 1792–1992. Mostra storico-documentaria, hrsg. v. Mauro Bucarelli, Perugina: Electa 1992, S. 333ff.). Meyerbeers bewegte Reaktion auf dieses Ereignis wurde ein paar Tage später anschaulich von Hecquet in L’Illustration vom 18. III. 1864 der Öffentlichkeit mitgeteilt (in Auszügen wiedergegeben in: Radiciotti, Gioacchino Rossini, Bd. 2, S. 436–444). Rossini soll in diesem Zusammenhang folgenden Kommentar abgegeben haben: “Povero Meyerbeer! Quanto è sensibile! Sempre così è stato! Poco fa mi faceva davvero compassione … Potrà la sua salute sopportare queste emozioni? Già stava a letto da tre giorni ed ha voluto assolutamente alzarsi per recarsi dai Pillet-Will” (ebd., S. 439). – Wie aus einem Brief Rossinis vom 26. III. 1864 an einen Freund Peppino (vermutlich der Pianist Giuseppe Stranzieri) hervorgeht, war Meyerbeer auch noch zu einer Soirée an diesem oder einem späteren Samstag eingeladen („devi esser una delle più rilucenti Gemme della Corona, che ho convitta a divorare i Miei Macheroni alle 6 ¼ in casa mia; Mlle Patti e detti Fiorentino, Mayerbeer, Carafa, etc etc“. (Der Brief wurde am 17. V. 2002 bei Sothebys in London versteigert [lot 161, Sale L02302]; Zitat nach dem Incipit im Online-Katalog.) Meyerbeer an Alexander Weill vom 20. III. 1864

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19] Ihrem Ballfeste: Wie aus Weills Publikation Briefe hervorragender verstorbener Männer Deutschlands an Alexander Weill (Zürich 1889, S. 81–87) hervorgeht, fand dieser prächtige Ball ca. sechs Wochen vor Meyerbeers Tod statt. Meyerbeer, der einen starken Widerwillen gegen das Kaiserreich gehabt haben soll, fühlte sich in Weills Gesellschaft, bei der alle „literarischen Celebritäten“ zugegen waren („alle Mitglieder der damaligen Opposition in der Kammer“), ausgesprochen wohl. An diesem Abend hatte er Meyerbeer in seinem Salon einen Thron errichtet „und alle Damen und Jungfrauen des Balles defilirten vor ihm und küßten ihn, indem sie ein Knie vor ihm beugten. Er weinte Thränen der Freude …“ (s. ebd., S. 84). L. Piestovy an Meyerbeer vom 23. III. 1864 Zum Absender: Sekretär der Loge Grand-Orient in Paris (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt). Zu Meyerbeers Zugehörigkeit zur Loge s. Meyerbeer an Louis Brandus vom 14. V. 1863. Meyerbeer an Louis Brandus zwischen Januar und 3. IV. 1864 Zur Datierung: Die Frage, ob Meyerbeer für die Besetzung der Africaine nach Wien fahren müsse, um Mongini zu hören, wird in den Lebensdokumenten ein einziges Mal erörtert, und zwar in Meyerbeers Brief an seine Tochter Cäcilie vom 7. III. 1864. Davon machte er die Parisreise seiner Töchter im Mai des Jahres abhängig. Da in Meyerbeers Brief an seine Töchter vom 3. IV. feststeht, daß dieser Reise nichts mehr im Wege steht, ist der vorliegende Brief vor diesem Datum niedergelegt worden.

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7] Toffolo: Wie sich anhand des von Brigitte Labat-Poussin hrsg. Inventaire der Archives du Théâtre National de l’Opéra ermitteln läßt (Paris 1977, S. 295ff.), richtete im Zeitraum 1854 bis 1871 (Bestand AJ13 454) ein Theateragent Toffoli (Vornamen und Lebensdaten nicht ermittelt) diverse Schreiben an die Opéra, die sich auf die Empfehlung von Sängerinnen und Sängern beziehen. Meyerbeer an Karl Friedrich Weitzmann vom 6. IV. 1864 Zur Datierung: Angabe im Auktionskatalog (s. Quellennachweis zum Brief). Zum Adressaten: Der Musiker Karl Friedrich Weitzmann (1808–1880; VI 671f.) lebte zu dieser Zeit in Berlin als Musikschriftsteller. Er hatte Meyerbeer ein Exemplar seiner 1863 im Verlag Cotta in Stuttgart erschienene Publikation Geschichte des Clavierspiels und der Clavierliteratur (mit einer Musikbeilage) übersandt. Alexis comte de Pillet-Will an Meyerbeer vom 9. IV. 1864 Poststempel: a) Paris 7e/ R St. Lazare 9. IV. 64, b) [unleserlich] – [Briefmarke entfernt] Meyerbeer an Heinrich Mehmel vom 14. IV. 1864 Zum Adressaten: Der Brief ist an den Leiter der Petersburger Philharmonischen Gesellschaft gerichtet (zum Kontext s. den Kommentar zu Meyerbeer an Matvej Yur’evicˇ Graf Viel’gorskij vom 3. III. 1864). Mit ihm hatte Meyerbeer nachweislich zuletzt im Winter 1862 in Kontakt gestanden (s. die Einträge im Tk. November/Dezember 1862).

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28] meine Composition: s. den Kommentar zu Meyerbeer an Matvej Yur’evicˇ Graf Viel’gorskij vom 3. III. 1864. Meyerbeer an Émile Deschamps vom 16. IV. 1864 Zum Adressaten: Deschamps war der Übersetzer des Cantique unter dem Titel Prière du matin und, wie im Brief angesprochen, ein langjähriger, Meyerbeer nahestehender Mitarbeiter. Zu dem im Brief vereinbarten Wiedersehen ist es nicht mehr gekommen. Knapp zwei Wochen nach Meyerbeers Tod erschienen von ihm folgende, am 6. V. in Versailles niedergelegten Verse in der Zeitschrift Artiste (vom 15. V. 1864, hier zitiert nach dem Autograph [SBB, PK, Mus. ep. G. Meyerbeer varia 42], Wiederabdruck in: Henri Girard, Emile Deschamps Dilettante, Paris: Librairie Champion 1921, S. 66): „Sur son champ de victoire, en plein France il tombe! [/] Berlin lui donna l’âme, et nous reprend son corps; [/] Mais Paris, s’il n’a point son berceau ni sa tombe, [/] Fut le trône adoptif de ce Roi des accords. [/] Emile Deschamps Versailles, 6 Mai 1864.“

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33] nouvelle traduction: Prière du matin (Morgengebet) für Doppelchor (8-stimmig) mit Klavierbegleitung ad lib., Paris: G. Brandus et S. Dufour 1864.

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8] tant de travaux: s. Kommentar zu Tk. 9. V. (Rachel à Nephtali) und – Les Huguenots betreffend – Tgb. 9. XII. 1861. Meyerbeer an Juliette Lebouc vom 17. IV. 1864 Zur Datierung: Vermerk auf der Rückseite von fremder Hand. Der 17. IV. war ein Sonntag (s. Wochentagangabe im Brief). Zur Adressatin: Juliette Lebouc geborene Nourrit (Lebensdaten nicht ermittelt; seit 1852 verheiratete Lebouc), Tochter des legendären Tenors Adolphe Nourrit, des Uraufführungsinterpreten des Raoul, veranstaltete zusammen mit ihrem Gatten „Soirées de musique classique“. In einem Konzert Leboucs in dieser Zeit in der Salle Herz war Meyerbeers 1856 komponiertes Lied mit Klavierbegleitung und obligater Klarinette

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Chant de berger (Des Schäfers Lied) aufgeführt worden (die deutsche Ausgabe war 1857 im Verlag Schlesinger in Berlin [Pl.-Nr. 4693] erschienen, die französische in der Ausgabe Deux Lieder composés par Giacomo Meyerbeer ebenfalls 1857 im Verlag Brandus et Cie in Paris [Pl.-Nr. 9908]).

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5] Mr Lebouc: Charles Joseph Lebouc (*22. XII. 1822 Besançon, † 6. III. 1893 Hyères) war nach seiner Ausbildung zum Violoncellisten als Schüler Franchommes am Pariser Conservatoire (1er Prix 1842; 1844 als Schüler Halévys 1er Prix d’harmonie) von 1844 bis 1848 Mitglied im Orchester der Opéra gewesen. Danach betätigte er sich mit seiner Gattin als Musikpädagoge, wurde 1844 Anwärter, 1849 Mitglied der „Société des concerts du Conservatoire“, deren Sekretär er von 1863 bis 1869 war. Als Gründer der „Soirées de musique classique“ gewann er im Pariser Musikleben Respekt und Ansehen. Meyerbeer an Thérèse Célérier vom 20. IV. 1864 Zur Datierung: Wie aus Gemmy Brandus’ Bericht über Meyerbeers letzte Tage hervorgeht (in deutscher Übersetzung wiedergegeben in: Hermann Ludwig, Johann Georg Kastner, s. Lit., 2. Theil, 2. Hälfte, S. 337–343:339), war die im Brief angesprochene Reise nach Brüssel für den 22. IV. 1864 geplant. Da der Brief an dem Mittwoch davor verfaßt worden ist (s. Wochentagangabe im Brief), ist er sicher auf den 20. IV. zu datieren. Meyerbeer an Thérèse Célérier vom 22. IV. 1864 Zur Datierung: Der Brief bezieht sich ebenfalls auf die geplante Reise am 22. IV. nach Brüssel und den an Meyerbeer herangetragenen Wunsch, Trauzeuge Émile Célériers am Samstag (Standesamt), dem 23. bzw. Montag (Kirche), dem 25. IV. zu sein. Da der Brief am Freitag zuvor verfaßt worden ist, ist er sicher auf den 22. IV. zu datieren. Meyerbeer an Thérèse Célérier vom 23. IV. 1864 Zur Datierung: Meyerbeer war am 23. plötzlich erkrankt (s. nachfolgenden Stellenkommentar). Da der Brief am Tag der ersten Bettlägerigkeit niedergelegt worden ist und die Absage der Teilnahme an Émile Célériers Hochzeit am 23. bzw. 25. IV. bedeutet, ist er aller Wahrscheinlichkeit nach auf den 23. IV. zu datieren.

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14] garder le lit: Über Meyerbeers Erkrankung einen Tag, nachdem er nach Brüssel reisen wollte, geben Gemmy Brandus’ Bericht über Meyerbeers letzte Tage (in deutscher Übersetzung wiedergegeben in: Hermann Ludwig, Johann Georg Kastner, s. Lit., 2. Theil, 2. Hälfte, S. 337–343) und der Nachruf des mit Meyerbeer eng vertrauten Fiorentino (d. i. „A. de Rouvray“) Auskunft, der am 8. V. im Moniteur erschien (Fiorentino war auch Mitglied des für die Trauerfeierlichkeiten in Paris zuständigen Komitees): Demnach war Meyerbeer am 23. erkrankt (Obstipation in Verbindung mit heftigen Kopfschmerzen und allgemeiner Schwäche), und man rief seinen Arzt Otterbourg. Am 26. trat eine Verschlechterung ein, so daß Otterbourg nicht mehr allein die Verantwortung tragen wollte und – auf Veranlassung Meyerbeers – Pierre François Olive Rayer hinzugezogen wurde, von dem sich Meyerbeer schon ebenfalls hatte behandeln lassen. Jetzt wurde die Familie benachrichtigt, die sich umgehend auf den Weg nach Paris machen wollte (zu Meyerbeers Reaktion s. seine beiden Briefe an Cäcilie und Cornelie Meyerbeer vom 30. IV. und den Brief seines Neffen Julius Beer an Minna Meyerbeer vom 30. IV., wiedergegeben im nächstfolgenden Stellenkommentar). Meyerbeer an Cäcilie und Cornelie Meyerbeer vom 30. IV. 1864 28] Dr Rayer: Pierre François Olive Rayer (1793–1867; VII 557), seit 1832 Arzt am Hôpital de la Charité, seit 1843 Mitglied der Académie des Sciences, seit 1848 der Leibarzt Napoléons III., war einer der angesehensten Mediziner seiner Zeit.

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Meyerbeer an Cäcilie und Cornelie Meyerbeer vom 30. IV. 1864

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16] liebes Anerbieten: Meyerbeers schlechter Gesundheitszustand hatte seine Familie in große Besorgnis versetzt, so daß der Plan eines Parisbesuchs ins Auge gefaßt worden war. Nachfolgender Brief von Meyerbeers in Paris lebendem Neffen Julius Beer an Minna Meyerbeer von diesem Tag, gibt hierüber eingehend Auskunft: „Liebe Tante [im Original Absatz] Ich beeile mich Dir mitzutheilen daß soeben eine günstige Krisis in den Zustande unsers lieben Kranken eingetreten ist [.] Die seit 8 Tagen erwartete Öffnung ist endlich heut erfolgt und dies ist jedenfalls der erste Schritt zur Besserung. Gott sei Dank! – Wir waren seit gestern recht besorgt da man durchaus keine Aendrung der Sache trotz aller angewandten Mittel sah, und der Kranke immer schwächer wurde. – Ich freue mich daß ich Deine Kinder bei ihrer Ankunft mit einer guten Nachricht empfangen kann; Onkel weiß es selbst noch nicht daß sie kommen; aber jedenfalls ist es sehr gut daß sie hier bei ihm sind und er wird sich gewiß sehr mit ihnen freuen. [im Original Absatz] Ich hoffe daß Deine Hierherkunft nun unnöthig sein wird was Dir gewiß doppelt lieb sein wird . – Deine Kinder werden im selben Hause auf demselben Korridor mit ihrem Vater wohnen, und wir Alle werden sie schon gehörig bewachen. Du kannst also sous ce rapport ruhig sein. Lebe recht wohl und sei herzlichst gegrüßt von Regine und Deinem [im Original Absatz] treuen Neffen [im Original Absatz] Julius B [im Original Absatz] In großer Eil. [im Original Absatz] 30. April.“ [Autograph (Las): Stiftung Stadtmuseum Berlin, RS 2000/18 QA 12; mein Dank für die Mitteilung dieses Briefes gilt Dr. Hans Moeller]. – Meyerbeers Töchter Cäcilie und Cornelie trafen zwei Tage vor Meyerbeers Ableben in Paris ein. Am Sonntagabend, dem 1. V., trat eine rapide Krisis ein, so daß die Ärzte Meyerbeer aufgaben. „Ich danke Euch, meine Freunde; geht nun, ich wünsche Euch eine gute Nacht. Auf morgen!“, verabschiedete er sich von den Anwesenden. Umgeben von seinen Töchtern, seinem Neffen Julius, Gemmy Brandus und seinem Diener August Sachse, verschied Meyerbeer am Montag, dem 2. V., frühmorgens um 5 Uhr 30. – Julius Beer richtete an Perrin folgendes Schreiben: „Monsieur [im Original Absatz] Je viens vous annoncer une triste nouvelle: mon oncle Mr Meyerbeer est mort ce matin à 5 heures et demie. Je crois qu’il est de mon devoir de vous faire part de ce douloureuse événement, connaissant la sympathie que vous avez toujours eu pour le défunt. [im Original Absatz] Recevez, je vous prie, l’assurance de mes sentiments très distinguées [im Original Absatz] Jules Beer [im Original Absatz] le 2 Mai 1864 Paris.“ [Autograph (Las): Archives nat. de France, Paris, AJ13 499]. Noch am selben Tag verschickte die Familie die Traueranzeige (überliefert ist diejenige an d’Ortigue: Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt/Main, Mus. Autogr. Meyerbeer, G. C 1): „Madame Veuve Meyerbeer Mlles Cécile et Cornelie Meyerbeer Mr le Baron et Mme la Baronne de Korf [!] et leur fils Monsieur & Madame Georges Beer Monsieur & Madame Jules Beers et leurs enfants Monsieur & Madame Alexandre Oppenheim Monsieur & Madame S. de Haber Mlle Laure de Haber Mademoiselle Anna Eberty ont l’honneur de vous faire part de la perte douloureuse qu’ils viennent de faire en la personne de Monsieur Giacomo Meyerbeer, leur époux, père, beau-père, grand-père, oncle et grand-oncle, décédé à Paris, le 2 Mai 1864 à l’âge de 72 ans.“ – Émile Rousseaux fertigte ebenfalls am Sterbetag von Meyerbeer auf dem Totenbett eine Bleistiftzeichnung an (s. Abbildung S. 618; Original im Bestand der Hans-und-Luise-Richter-Stiftung der Stiftung Stadtmuseum Berlin [RS 2000/134 HZ]). Meyerbeers Verfügungen, darunter die Bestimmung, vier Tage unbeerdigt zu bleiben (s. Kommentar zu Tk. 31. V. 1863), konnte aufgrund der in Paris herrschenden Hitze nicht Folge geleistet werden, da der Leichnam schon zwei Tage nach dem Tod einbalsamiert werden mußte (s. Kastner, S. 342f.). *

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KOMMENTARE Dokumente zu Meyerbeers Trauerfeiern und zu seiner Bestattung

Funérailles de Meyerbeer à Paris (zitiert nach: Revue et Gazette musicale vom 8. V. 1864, 31. Jg. [1864], Nr. 19, S. 146–149). „Une tenture noir, ornée d’écussons aux initiales du défunt, encadrait la porte de la maison mortuaire. [im Original Absatz] A 1 heure précise, le cortège s’est mis en marche pour se rendre à la gare du Nord dans l’ordre suivant: [im Original Absatz] Un peloton du 3e bataillon de la garde nationale, les sapeurs, les tambour et la musique de ce bataillon; [im Original Absatz] Les musiques du 1er grenadiers et de la gendarmerie de la garde impériale. [im Original Absatz] Le char, traîné par six chevaux, venait ensuite. Les cordons du poêle étaient tenus par LL. Exc. le comte de Goltz, ambassadeur de Prusse; le comte Bacciochi, surintendant des théâtres, qui ont été remplacés pendant le trajet par le premier secrétaire de l’ambassade et par M. Camille Doucet; – par MM. de Gisors et Beulé, représentant l’Institut; – par MM. de Saint-Georges et baron Taylor, représentant, l’un, la Société des auteurs et compositeurs dramatiques, l’autre l’Association des artistes musiciens, et par MM. Auber et Emile Perrin, représentant le Conservatoire et l’Opéra. [im Original Absatz] A la suite du char avaient pris place les membres de la famille, les députations officielles, la section des beaux-arts de l’Institut, les députations des théâtres lyriques, du Conservatoire, de la Société chorale Teutonia. [im Original Absatz] Parmi les illustrations et notabilités que l’on distinguait soit à la maison mortuaire, soit dans le cortège, nous devons citer LL. Exc. le maréchal Vaillant, ministre de la maison de l’empereur et des Beaux-Art; le maréchal Magnan, le général Mellinet. [im Original Absatz] Le cortège a suivi l’avenue des Champs-Elysées, la rue Royale, les boulevards, la rue Drouot, la rue Lafayette. [im Original Absatz] Par les soins de M. de Rothschild, les travaux de démolition de l’ancienne gare du Nord avaient été suspendus. A 3 heures, le cortège entrait dans cette gare, dont les murs étaient tendus de draperies funèbres ornées du chiffre du défunt et de cartouches où on lisait les titres de ses œuvres. A l’entrée, un orgue élevé sur une tribune dominait le quai de départ. Enfin, et sur la voie, était établi un magnifique cénotaphe entouré de sept lampadaires d’argent. Derrière le cénotaphe et à une certaine distance, on voyait le wagon funèbre, tout tendu de draperies noires, qui devait emporter le corps de l’illustre maître. Entre ce wagon et le cénotaphe, on avait dressé une tribune destiné aux orateurs [s. die Lithographie des Zeremoniells, abgebildet S. 619] [im Original Absatz] Au moment de l’arrivée du cercueil tout chargés de couronnes, la musique de la garde de Paris exécuta la Schillermarsch, la marche du Prophète et celle du Pardon de Ploermel. [im Original Absatz] Les artistes et l’orchestre de l’Opéra on fait entendre le grand chœur de l’église et la marche du Prophète; ceux de l’Opéra-Comique un chœur du Pardon de Ploermel. [im Original Absatz] Des discours ont été prononcés par MM. Beulé, de Saint-Georges, baron Taylor, Emile Perrin, le colonel Max Cerfbeer, Camille Doucet. C’était pour nous un devoir de les reproduire; mais nous regrettons de n’avoir pu en faire autant pour les paroles de M. Ullmann, grand rabbin de France, de M. Cerfbeer, et pour la chaleureuse improvisation de M. Emile Ollivier [Olliviers Ansprache erschien in der nächstfolgenden Nummer], l’avocat, le député, l’ami des arts, qui a développé ce thème ingénieux et vrai: si la politique divise, la musique rapproche. [im Original Absatz] La cérémonie était terminée à quatre heures, et, a six, un train spécial emmenait loin de France les restes précieux du grand artiste, que MM. Emile Perrin, Jules Beer et Louis Brandus escorteront jusqu’à Berlin, où demain lundi, aura lieu leur réception solennelle. [Edouard Monnais] Discours de M. Beulé. Messieurs, [im Original Absatz] Ce n’est point sans un effort douloureux que nous laissons s’éloigner des restes mortels que la terre française avait le droit de recueillir;

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car la France a toujours traité Meyerbeer comme un de ses fils d’adoption. C’est en France qu’il a rompu les derniers nœuds qui entravaient son génie lyrique. C’est la France qui lui a révélé ce goût supérieur qui conciliait la profondeur savante de l’Allemagne avec la mélodie de l’école italienne, et cette couleur qui exprimait si fortement la vérité des situations et toutes les passions de l’âme humaine. C’est à Paris qu’il a trouvé les encouragements qui échauffent un artiste, les poëmes qui l’inspirent, le théâtre qui l’effraye et qui l’exalte, les chanteurs qui l’interprètent, le public difficile qui lui décerne d’abord le succès le plus enivrant, bientôt la gloire la plus durable. Enfin, l’Institut de France, en appelant Meyerbeer dans son sein, lui a conféré un titre dont il était fier et qui valait des lettres de naturalisation: car dès lors il était pour nous plus qu’un citoyen, il prenait le nom de frère. [im Original Absatz] De toutes les luttes qui s’élèvent entre deux nations, en est-il une plus louable que de se disputer la présence et les œuvres d’un grand homme, tant qu’il vit, le droit d’honorer sa cendre, quand il est mort? Noble rivalité, qui rapproche les peuples au lieu de les diviser! Combat généreux qui ne fait couler ni le sang ni les larmes, mais développe de chaque côté des frontières l’amour des belles choses et le respect du talent! Aussi la France aurait-elle retenu la dépouille mortelle du grand compositeur qu’elle perd aussi bien que l’Allemagne, si le vœu d’un mourant n’était sacré. Meyerbeer, qui savait tout prévoir, tout régier, même le lendemain de la vie, a voulu que le sol natal abritât son dernier sommeil. Inclinonsnous donc, Messieurs, et consommons le sacrifice. Qu’il parte, ce triste et glorieux convoi, qui traversera tant de populations désolées! Qu’il parte, accompagné du concert de nos regrets et de tous les honneurs qu’il nous est permis de lui rendre! Cette cérémonie n’est que le prélude de la cérémonie suprême qui l’attend à Berlin: mais le deuil qui l’attend à Berlin ne sera là-bas ni plus profond ni plus sincère. Notre pensée, du moins, suivra Meyerbeer dans son funèbre retour, et s’associera à la douleur de ses compatriotes. Ainsi, deux nations seront penchées à la fois sur une seule tombe, héritières chacune d’un lot inégal: l’Allemagne sera gardienne du corps du maître illustre qui lui devait la vie: la France gardera la meilleure part de lui-même, ses chefs-d’œuvre, que personne ne peut disputer à la scène française, et qui sont inscrits sur une des pages les plus éclatantes de notre Livre d’or. Discours de M. de Saint-Georges. Messieurs, [im Original Absatz] Une grande lumière vient de s’éteindre!. . . [im Original Absatz] L’un des plus beaux génies de ce siècle est remonté au ciel, source inépuisable de toutes les sublimes inspirations de l’humanité. [im Original Absatz] La Commission des auteurs et compositeurs dramatiques, qui eut l’honneur de compter Meyerbeer parmi ses membres, a chargé son président de venir joindre un tribut aux immenses regrets qui ont éclaté de toutes parts à la nouvelle de cet événement cruel et inattendu. [im Original Absatz] Le monde perd une de ses gloires; l’art un de ses plus vaillants soutiens. [im Original Absatz] Si l’Allemagne vit naître Meyerbeer, la France vit naître cette renommée qui, depuis, a retenti dans l’univers entier. [im Original Absatz] Les chefs-d’œuvre de l’illustre musicien furent donnés pour la première fois en France. [im Original Absatz] Ce sont des Français qui les ont interprétés. [im Original Absatz] Notre enthousiasme a salué le premier ces pages magistrales: la France est donc la vraie patrie de Meyerbeer puisqu’elle est celle de ses triomphes! [im Original Absatz] Ce fut par son plus populaire chef-d’œuvre, Robert le Diable, que Meyerbeer ouvrit la série de ses magnifiques opéras. [im Original Absatz] L’Académie royale de musique avait alors pour directeur un de ces esprits merveilleusement intelligents qui comprit sans peine le trésor que le grand maître lui apportait. L’admiration croissait à chaque répétition de cet ouvrage. [im Original Absatz] Un seul homme doutait: cet homme était son auteur. [im Original Absatz] Il doutait, le modeste génie, que sa part fût assez grande pour le succès, et appelait à son aide toutes les ressources que sa fé-

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conde imagination lui fournissait. [im Original Absatz] Il lui semblait, quand il avait tout fait en écrivant cette partition immortelle, qu’il n’avait pas encore fait assez pour le public, pour ce public de choix qui donne le baptême aux plus brillantes renommées: baptême, il faut le dire à la gloire de notre pays, que viennent lui demander les grands auteurs et les grandes œuvres. Noble consécration accordée au mérite par la nation la plus impressionnable et la plus difficile de l’Europe. [im Original Absatz] Après Robert, les Huguenots; après les Huguenots, le Prophète. Admirable trilogie, dont les capitales du monde, comme les plus pauvres hameaux, ont répété les chants. [im Original Absatz] Œuvres exceptionnelles, exécutés sur les plus somptueux théâtres comme dans la modeste grange transformée en arène dramatique et retentissant des applaudissements d’une foule surprise et ravie. [im Original Absatz] Ce que nous disons ici, nous l’avons vu; et ces applaudissements-là n’eussent pas été les moins chers à celui dont les accents s’adressaient à tous les esprits et à tous les cœurs. [im Original Absatz] D’où pouvait donc venir cette immense popularité! Comment des ouvrages où l’auteur ne recourait jamais aux vulgarités de l’art, charmaient-ils à la fois les plus fines intelligences et les plus primitives natures? [im Original Absatz] C’est là le secret de ce génie puissant! C’est ce que des voix plus compétentes que la mienne vous diront, Messieurs. [im Original Absatz] Ce que nous pouvons dire, nous qui l’avons d’autant plus admiré que nous l’avons intimement connu et sincèrement aimé, c’est que son noble cœur était à la hauteur de son talent; c’est que, dans sa vie errante et souvent solitaire, il semait son or et ses bienfaits sans jamais s’inquiéter s’il récolterait la reconnaissance ou l’ingratitude. [im Original Absatz] Ca que nous pouvons dire encore, Messieurs, c’est la prodigieuse conscience qu’il apportait dans ses vastes travaux; c’est ce doute pénible que lui causaient ses plus belles inspirations: martyre intime, incessant, qui nous a peut-être enlevé quelques-unes de ses années, en usant, en abrégeant cette splendide organisation. [im Original Absatz] ,Quand j’aurai terminé tel out tel ouvrage, disait-il huit jours avant sa mort à l’un de nos plus chers amis, je n’aurai plus rien à faire.’ [im Original Absatz] Et il tremblait à l’idée de ce far niente qu’il n’avait jamais connu. [im Original Absatz] Or, les travaux dont il parlait auraient suffi à remplir la vie du plus laborieux compositeur. [im Original Absatz] L’heure de suprême adieu va sonner! Ces chères et illustres dépouilles, que réclame la patrie de Meyerbeer, vont nous être enlevées. Le tombeau de ses pères appelle celui dont nous aurions été fiers de conserver les cendres! [im Original Absatz] C’est avec une profonde douleur que la France s’en sépare! [im Original Absatz] En les rendant au sol natal, gardons du moins cette consolation que là de glorieux et chers compatriotes, morts avant lui, l’attendent: Guillaume et Alexandre de Humboldt, le célèbre sculpteur Rauch, et ce noble roi Frédéric-Guillaume IV, dont la tendre sollicitude ne se démentit jamais, et qui, pour Meyerbeer comme pour les esprits supérieurs que je viens de citer, fut moins un prince qu’un ami! [im Original Absatz] Mais s’il ne nous est pas donné d’abriter ses restes précieux sous le marbre funéraire que lui aurait élevé notre admiration nationale, nous conservons de lui toutes ses divines inspirations! [im Original Absatz] Ses œuvres sont bien à nous, puisque c’est à nous qu’il les a révélées, avant que le monde s’en emparât; puisque ses plus beaux triomphes lui furent décernés par notre pays. [im Original Absatz] Robert le Diable, les Huguenots, le Prophète, l’Etoile du Nord, le Pardon de Ploërmel, sont des chefs-d’œuvre français! [im Original Absatz] L’âme de leur auteur reste avec nous, planant sur ces enfants chéris de sa muse, et jouissant encore dans les cieux de la gloire impérissable qu’ils lui ont acquise. [im Original Absatz] L’histoire vraie des hommes de génie ne s’écrit qu’après leur mort. . . [im Original Absatz] La lumière de la vérité ne lait, resplendissante et pure, que sur les tombeaux. . . et la vérité sur Meyerbeer, c’est: [im Original Absatz] L’IMMORTALITÉ! …

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Discours de M. le baron Taylor, membre de l’Institut Messieurs, [im Original Absatz] Les grands hommes qui ont illustré notre siècle se pressent dans la tombe. La mort inexorable brise nos plus douces, nos plus tendres affections. Ce sont surtout nos maîtres qui nous quittent, et rien ne parait en Europe, dans les beaux-arts, pour combler les vides qui se font chaque jour. L’intelligence humaine s’étend, mais ne s’élève pas. [im Original Absatz] L’un des compositeurs les plus illustres de notre époque nous est enlevé au moment d’un nouveau triomphe. Ce n’est pas seulement un grand musicien que nous perdons: c’est un poëte. [im Original Absatz] Comme Gluck, Meyerbeer avait compris que la scène française était indispensable à son esprit éminemment dramatique: la France lui en a témoigné sa reconnaissance en consacrant sa gloire. [im Original Absatz] Semblable à Mozart, il fut un enfant prodige. Weber, son condisciple et plus tard son ami, devina ce génie, l’encouragea, et prédit que les œuvres de Meyerbeer feraient l’admiration des deux mondes. [im Original Absatz] Mais ce n’est pas devant ces dépouilles mortelles qui vont nous quitter pour toujours, que nous essayerions d’énumérer tant de chefs d’œuvre et de succès. Ce que nous voulons exprimer ici, devant cette foule de ses amis et de ses admirateurs, c’est notre profonde gratitude pour ses bienfaits sans nombre. Jamais un malheureux ne l’a imploré, qu’il ne lui tendit à l’instant une main secourable. Confident de ses généreuses actions, personne mieux que nous n’a connu la bonté de son cœur et ne sait mieux qu’une partie de sa fortune a souvent servi à secourir les artistes de tous les pays, de toutes les communions. [im Original Absatz] Il était pénétré de ces paroles sacrées de la Bible: ‚Faites du bien à la veuve, à l’orphelin, à l’étranger, et Dieu bénira vos œuvres.’ Nos adieux sont donc des actions de grâce et de reconnaissance. La Providence a écouté les prières que nous lui adressions chaque jour, et a donné à Meyerbeer l’immortalité. Discours de M. Emile Perrin Messieurs, [im Original Absatz] Je viens à mon tour, au nom de l’Opéra, au nom de cette grande famille d’artistes dont Meyerbeer fut un des chefs victorieux, adresser à ses restes mortels un dernier adieu. [im Original Absatz] Que tous ceux dont le talent faisait cortége à son génie; que ces artistes qui ont traduit sa pensée qui se sont nourris de ses inspirations; que cet orchestre, instrument merveilleux dont il savait à son gré soulever les tempêtes et apaiser les plus doux murmures; ces chœurs dont il mêlait en combinaisons savantes les multiples accents, que tous ceux en un mot qui ont pu concourir à l’éclat de ses œuvres, qui l’ont admire, respecté, aimé pendant sa vie, me pardonnent si, en parlant en leur nom, j’exprime faiblement leur douleur. [im Original Absatz] Quelle perte immense, irréparable! Quel vide effrayant et soudain! Quand de tels hommes disparaissent, quand s’éteignent une de ces lumières placées comme des points de repère sur la route de l’art, quelle tristesse et quelle nuit! En effet, quel rare assemblage de dons naturels et de persistant labeurs; que de forces réunies à tant de bonheurs; que d’années d’attente et de moissons stériles ne faut-il pas avant que se produisent les artistes semblables à celui que nous pleurons! [im Original Absatz] Mais aussi quels rayonnements autour d’eux! A leur clarté souveraine tous les arts s’animent et s’éclairent. Comme une séve fécondante, leur génie s’épand en mille canaux, portant partout un courant d’idées nouvelles, créant de nouvelles formes, révélant un idéal nouveau. Nul plus que Meyerbeer n’eut, de notre temps, cette puissance d’initiative. Que de talents, et des plus élevés, n’a-t-il pas entraînés dans son aire, les guidant vers des horizons non encore entrevus avant lui! [im Original Absatz] Je n’ai point à parler de ses œuvres. Vivantes dans toutes les mémoires, nous vivons par elles, elles sont l’essence même de notre existence: Robert, les Huguenots, le Prophète. Sur ces trios points d’appui, solides comme des colonnes d’airain, l’Opéra a fondé les bases d’une prospérité jusqu’alors sans exemple. Et le succès de ces œuvres grandit chaque jour. Il ira,

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grandissant dans l’avenir, se renouvelant sans s’épuiser, trouvant dans une admiration incessante une inépuisable vitalité. [im Original Absatz] Hélas! Ces belles œuvres, le plus cher souci de sa vie, voici que sa mort l’en sépare. On lui reprochait de les trop aimer! Eh! Comment reprocher à un si grand artiste de porter si loin son respect envers le public? Comment lui défendre de s’honorer lui-même en s’immolant tout entier dans ce sublime égoïsme de l’art qui est bien une part du génie? [im Original Absatz] Je ne sais point d’exemple d’un sacrifice plus absolu. Les joies de la famille, les douceurs du repos au seuil de la vieillesse ne pouvaient le dissuader du travail. [im Original Absatz] Une grande fortune, les honneurs, la renommée lui étaient peu de chose. Vous savez de quelle vie simple il vivait parmi nous; avec quelle modestie, par quelle affabilité il tâchait à se faire pardonner sa gloire. [im Original Absatz] Pourtant, cet hôte si modeste, Paris ne le recevait jamais sans une émotion, une espérance. Car c’était la France que Meyerbeer avait choisie pour patrie à ses œuvres. Depuis la complète maturité de son génie, jamais il n’a voulu qu’un de ses ouvrages parût sur aucun théâtre avant de l’avoir fait représenter sur la scène de l’Opéra français. Seule, il la jugeait digne d’inaugurer ses succès. [im Original Absatz] C’était pour tenir une promesse faite depuis longtemps à la France, qu’il vint au mois d’octobre dernier, apportant avec lui une œuvre bien impatiemment attendue. Qui m’eût dit alors, quand je vins le recevoir aux portes de l’Opéra, où il se flattait de dérober sa présence, où, après quelques instants, chacun saluait son retour, qui m’eut dit que nous devions sitôt lui faire ce triste cortége? [im Original Absatz] Il nous revenait joyeux, plein de projets, dissimulant à peine, sous d’apparentes hésitations, une volonté bien arrêtée. Vous l’avez vu durant l’hiver entier, suivant nos représentations, applaudissant souvent à vos succès, étudiant, et avec quel intérêt, quelle attention, quelle prévoyance les ressources qu’il allait employer, essayant, pour ainsi dire, les forces de ce théâtre dont il allait de nouveau prendre possession. [im Original Absatz] Il s’est endormi dans la mort comme s’il devait s’éveiller à son heure accoutumée de travail … Mais sa volonté survit, son désir subsiste. Ce sera continuer sa pensée que de représenter à l’Opéra l’œuvre qu’il nous a léguée en mourant. La France l’a reçue de ses mains défaillantes, l’œuvre est ici sur sa terre d’adoption; elle ne la quittera plus avant que Paris l’ait acclamée, ne l’ait faite française comme ses sœurs aînées. Ses amis, ses proches qui ont pieusement veillé au chevet du mourant ont connu son désir, ils témoignent de sa volonté suprême. [im Original Absatz] Adieu, cher et illustre maître. On semblait parfois vous reprocher de tenir dans le monde des arts une trop grande place! Hélas! Que bien plus grand encore est le vide que vous laissez. Discours de M. Camille Doucet Messieurs, [im Original Absatz] Chargé d’adresser ici un dernier adieu à l’illustre maître que tant de justes glorieux hommages viennent de saluer au départ, j’accepte avec orgueil la tâche de prendre un moment la parole, au nom de l’administration française, pour déplorer avec vous, comme un malheur national, la perte d’un de ces rares génies dont l’apparition fait toujours monter le niveau de l’art, et dont la mort menace trop souvent de le faire descendre. [im Original Absatz] Cette crainte s’ajouterait à notre douleur, sans la pensée consolante de voir se survivre à lui-même par ses anciens et par ses nouveaux ouvrages le grand compositeur, l’artiste inspiré qui, pour jamais, hélas! va disparaître dans sa gloire. [im Original Absatz] Ce n’est pas un étranger qui nous quitte, Messieurs; c’est un Français que nous pleurons, puisque, depuis plus de trente ans, par une préférence volontaire et qui nous honore, Meyerbeer avait adopté la France en la dotant de ses chefs-d’œuvre. [im Original Absatz] Au nom de la reconnaissance et de l’admiration de cette patrie de votre choix, de cette patrie de votre cœur, de cette patrie de vos succès, adieu, cher et grand homme, que la mort a frappé trop tôt sur le champ d’honneur des artistes, à la veille d’une dernière victoire. [im Ori-

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ginal Absatz] Vos cendres nous sont enlevées; mais nous gardons vos œuvres! [im Original Absatz] L’immortalité qui commence aujourd’hui pour vous, a depuis longtemps commencé pour elles.“ Discours de M. Émile Ollivier (zitiert nach: Revue et Gazette musicale vom 15. V. 1864, 31. Jg. [1864], Nr. 20, S. 154 f.) „Cette triste cérémonie serait incomplète si, après que vous avez entendu les paroles officielles, celles de l’art, de l’amitié, de la religion, une voix ne se faisait entendre au nom du grand public français que Meyerbeer a pendant tant d’années charmé, ému et fortifié. [im Original Absatz] Oui, Messieurs, bénissons d’un cœur reconnaissant et attendri les hommes inspirés qui, pendant que nous sommes aux prises avec les luttes, les difficultés, les douleurs, les amertumes de la vie, s’absorbent dans leur génie, et s’élèvent part lui jusqu’aux régions sereines où ils trouvent, pour nous les rapporter, les chants de consolation et d’apaisement. Ils ne donnent pas seulement aux âmes fatiguées la rosée qui rafraîchit, ils sont comme des médiateurs entre les nations. L’intérêt les divise, ils les unissent dans une admiration commune. La passion les éloigne, de la passion ils font jaillir des accents divins qui partout rapprochent les cœurs et leur créent comme une patrie commune. Prophètes mélodieux des destinées pacifiques de l’humanité, ils ont été envoyés parmi nous afin qu l’amour l’emporte sur la haine. [im Original Absatz] Réjouissons-nous, – si un tel mot peut être prononcé dans une telle cérémonie! – que ce soit un enfant de l’harmonieuse Allemagne qui depuis si longtemps enchante de ses accents souverains cette noble France. Entre les deux pays, c’est une cause de plus de sympathique accord[.] Que le nom de Meyerbeer, que le souvenir de notre deuil se mêlent à celui qui va accueillir au-delà du Rhin cette précieuse dépouille! Que tous ces tristes et pieux souvenirs soient un gage d’union entre deux nations sœurs que rien ne devrait jamais diviser; et qu’un lien fort et durable s’établisse de plus en plus entre la patrie de Beethoven, de Mozart, et celle d’Hérold, d’Halévy et d’Auber!“ Totenfeier und Beisetzung in Berlin Rede [/] zur Todten – Feier [/] für den hingeschiedenen [/] Königl. Preuß. General=Musik=Director und [/] Hof= Kapellmeister, Ritter ec. [/] Giacomo Meyerbeer. [/] Gehalten [/] am 11. Mai 1864 [/] in der Meyerbeer-Synagoge zu Berlin [/] von [/] Dr. S. Apolant, [/] Prediger. Berlin: Verlag von M. Poppelauer’s Buchhandlung, (Neue Friedrichstr. 61.) 1864 (Exemplar: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nachl. 97, P/1). „Meine Andächtigen! Verhallt sind die Töne, die so oft die Kraft entflammten, verklungen das Lied, das durch die Herzen gerauscht, und nicht mehr schwingt sich die Seele empor, zu lauschen dem Sange, den nur sie vernommen; des Allmächtigen Wille hat ihn, den gewaltigen Meister im Reiche der Töne, abgerufen nach einem Leben, das eine so reiche Thatkraft entwickelt und der Schöpfungen so viele einer dankbaren Nachwelt hinterlassen hat. Fast dürfte es als Kühnheit betrachtet werden, wenn wir auf dieser Stätte einen Mann zu feiern versuchen, dessen Namen glänzet unter den Erdenleuchten, der über die engen Grenzen des Vaterhauses, der Vaterstadt und selbst des Vaterlandes hinweggeschritten ist, um der ganzen Menschheit anzugehören und die begeisternden Verkündigungen seiner singenden Seele hinauszutragen vor die Throne der Mächtigen, wie in die bescheidenen Hütten; es dürfte gewagt erscheinen, vom Standpunkte unserer Religion aus einen Mann der Kunst zu feiern, dessen Würdigung eines tiefen Eingehens, einer genauen Kenntniß seines künstlerischen Schaffens bedarf, und dem ein Urtheil nur von denen gesprochen werden darf, die seinem hohen Fluge zu folgen vermögen. Und doch hat diese Stätte die volle Berechtigung dazu, das Andenken an den großen Entschlafenen zu ehren; sie, ein Denkmal des frommen Geistes seiner Ahnen, welche in ih-

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rer ruhmvollen Lebensstellung dadurch dem väterlichen Glauben den Tribut gezollt; sie, ein Denkmal nun auch des Gefeierten, der in gleich edler Gesinnung für die Erhaltung desselben Sorge trug. Es hat die Religion, in der er geboren und gestorben ist, nicht nur die Berechtigung, sondern auch die Pflicht, es zu verzeichnen, wie er durch die Macht seines Sanges zur Verherrlichung ihres Geistes beigetragen; ja, es darf die Synagoge sich der Pflicht nicht entziehen, dem großen Todten einen Klagegesang anzustimmen, da sie mit Allem, was in Lied und Tanz das Menschenherz erregt, so innig verwebt ist. Mag es den Kennern seiner Kunst vorbehalten bleiben, die Verdienste zu würdigen, die der Entschlafene sich um dieselbe erworben hat; auf eines darf die Religion nicht verzichten, auch ihren Antheil an dieser Kunst in Anspruch zu nehmen. Feiert die Welt die Namen des Sängers, so feiert sie die Macht des Gesanges, der ihr entsprossen ist, den sie gebildet hat und darum nimmer verleugnet. Wenn irgendwo diese Kunst der Religion als ebenbürtig gilt, so ist es auf dem Boden des Judenthums, welches in ihr grade eine seiner herrlichsten Seiten offenbart hat. Es verschmähte die Gebilde der Künste in seinem Bereiche, wie sie einst die Völker gepflegt, weil sein Glaube eine lebendige Sprache des Geistes und des Herzens war. Hinauf zu den Höhen lenkte es den Blick, um die Wahrheit zu erfassen, die eine Offenbarung ist des Unsichtbaren, und zu denselben Höhen ließ es die Menschenbrust sich heben, daß sie die Gottessprache auch empfinden lerne. So ward das Wort eine heilige Schwingung der Seele, eine göttliche Flamme, die den Geist erleuchtete und das Herz erwärmte. Wohl kannten die Menschen einst dieselben Regungen; aber sie vermochten die Eindrücke der sichtbaren Welt nicht zu verwischen, das Sehnen und Sinnen drang über den menschlichen Gesichtskreis nicht hinaus. Man suchte die Größe und Hoheit des Geistes durch die Form wahrzunehmen, die Vollendung mit dem Auge zu schauen; da griff man nach der bildenden Kunst und sie ward Religion. Dem denkenden Geiste meißelte man Gestalten in vollendeter Schönheit, vor denen er sich beugen mußte, wie es das Prophetenwort so treffend schildert: (Jes. 44, 13) hgvxmbv tvijqmb vh>iy dr>b vhrXty vq hcn ,yji >rx [/] tyb tb>l ,dX trXptk >yX tynbtk vh>iyv vhrXty da wird auf Holz die Schnur gespannt, es gräbt der Stift und künstlerisch Werkzeug schafft ein Menschenbild in voller Pracht und Schönheit, daß es throne an heiliger Stätte, im Tempel. Und als die Empfindung das Herz dem Gegenstande seiner Regung und Sehnsucht nicht näher brachte, nahm man Farb’ und Pinsel, um Wesen zu schaffen, zu denen das Gefühl gleichsam reden konnte. So ward die Religion in den Dienst der Künste gestellt und blieb bei ihnen stehen; sie ward ein Kultus sinnlicher Anschauung und empfing von ihr Lehre und Wahrheit. Einen anderen Weg hat das Judenthum betreten. Nicht aus der Anschauung schuf es seine Religion; vom Göttlichen nahm es den Geist und bildete das Wesen des Menschen. Ueber die Grenzen des Sichtbaren schwang es sich auf zu einer höheren Schau, und darum konnte es die Gebilde der Kunst für sich nicht erwählen. Ueber dem Firmamente erschloß sich ihm erst ein unermeßlich Reich des Geistes, wohin kein Menschenauge zu dringen vermag. Dafür gab’s kein Bild; der Gedanke allein konnte es fassen, das Wort allein ihm einen Ausdruck geben, das Innere allein es nachempfinden. So zogen diese auf derselben Fährte hin, und so oft der lebendige Geist im Wort sich kund that, folgte ihm die Empfindung im heiligen Sange; je mehr die Wahrheit und Erkenntniß in der Sprache ihren Wiederhall fanden, desto mehr zuckte das Herz in edler Begeisterung und suchte sein Fühlen in Töne zu hauchen; je mehr an dem Lichte der Religion die Farben erblaßten, welche die Menschenhand aufgetragen, desto heller entzündete sich daran die Flamme der Andacht, die mit melodischem Sange zu jenen Sphären drang, die allein der Ursprung sind wahrer Religion. Darum stand das Judenthum abgeschlossen einer ganzen Welt gegenüber, es konnte die Sprache der Völker nicht reden und diese verstanden seinen Geist nicht. Darum schien es so schroff und kalt, ein versteinert Gebilde der Vorzeit, eine Statue, rauh in ihren Formen, und doch

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glimmte in seinem Innern ein heiliger Funke, der bei der leisesten Berührung hell aufflammte, eine unerlöschliche Lebenskraft, die es nicht verloren und mit der es oft genug der Welt die Anerkennung abgerungen hat. Es wies die Gebilde der Kunst von sich, die das Erhabene menschlich formte; nimmermehr die Kunst, die zum Erhabenen führte. Es wies die Künstlerhand zurück, die ihm die Welt dargereicht; allein den reinen Künstlergeist, das flammende Künstlerherz barg es in sich und hegte es mit gleicher Liebe, wie es seine Wahrheit schützte. Im Geiste seiner Religion hat es die Höhen der Kunst bestiegen, in Wort und Sang die Meisterschaft sich errungen, und dadurch schon allein sich die Unsterblichkeit gesichert; sie waren und blieben sein Lebensquell. Gott gab ihm das Licht des Geistes, dafür brachte es ihm die Flamme des Herzens zurück; er gab ihm das Wort, und Israel nahm es zum Text seiner Lieder, den es so oft und mannigfach besungen, daß wir mit Fug und Recht sagen können: dies ist das echte Lied des Volkes, das der ganzen Menschheit ist geweiht. Zwei Männer haben unsere Weisen als die Vertreter dieses Geistes hingestellt (Tanchuma), ]xby qydj 'h bytk [/] hir 'yh h>mv [/] hirmb ]hkn h>m [/] hirmb ,yqyrjh tX ]xvb hxb qxjy 'r rmX tvirl vXybh tvli rxXm 'n> hirmb ]xbn dvd [X [/] hir 'yh h>mv 'n> vtlxn lXr>ybv vmi bqiyb. Zu Hirten ersehen, haben sie als die edelsten Führer sich bewährt; von der Heerde hinweg haben sie dem Volke die Bahnen vorgezeichnet, auf denen es seine Wirksamkeit entfalten konnte. Israel wartet deiner Leitung, sprach Gott zu Moses; da nahm er den Stab des Herrn, führte das Volk ,yhlXh rh lX zum heiligen Berge, öffnete ihm die Pforten der Erkenntniß, that ihm auf das Gebiet der Wahrheit, verkündete ihm das Wort der Lehre, dessen Macht so gewaltig ist, und das von den großen Erscheinungen der Propheten an bis auf unsere Tage mit jedem Geschlechte immer mehr der Vertreter gefunden hat. Das Wort, welches zum ersten Male im Namen Israels für die Wahrheit eingetreten war, ist seine Macht geblieben; es hat die Wahngebilde der Menschen überwunden und diese sind von den Göttern der Vorzeit hinweggegangen, um dem Wort, dem Geiste seiner Lehre, die Ehre zu geben. – Der Mann Gottes hatte dem Volke das Wort Gottes gelehrt; es sollte aber auch selbst sprechen lernen: Von der Heerde seines Vaters nahm Gott auch ihn, rvnkb]gnm idy >yX der die Harfe zu rühren verstand, hinweg, um Israel seinem warmen Herzen anzuvertrauen. Da erfaßte der königliche Sänger die Laute mit bewegter Brust, und je mehr die Gefühle im Innern sich regten, desto mächtiger schwangen die Saiten, bis hervorbrach sein kindlich Lied, das unvergleichlich und unübertroffen dasteht. Er sang so zart und weich, wenn er in Demuth sein Knie gebeugt vor dem Vater droben; er sang so erhaben und würdevoll, wenn er die Allmacht Gottes pries; er sang so tief und wehmüthig, wenn er in Reue trat vor den Unsichtbaren; er sang so hell jubelnd, wenn er den vollen Dank ihm brachte. Mit der Harfe entflammte er auf der Stätte des göttlichen Wortes die Brust zu heiliger Andacht; wie Moses der leuchtende, redende Geist des Volkes geworden ist, wurde er sein fühlend und sein singend Herz. So fand diese Kunst die würdigste Stelle in Israel, denn sie ging mit der Religion Hand in Hand. Sie trat, mit der Wahrheit vereint, in die Mitte des Volkes und faßte Wurzel in dem Leben der Gesammtheit. Es war die einzige Kunst, die Israel gepflegt hat; darum aber mit desto größerer Liebe, darum wies es ihr den Ehrenplatz an in seinem Tempel. Sang und Wort waren ihm Beide heilige Offenbarungen, die eine auf Sinai, die andere auf Moria; und als das Wort Gottes an seine Propheten nicht mehr erging, schwanden auch seine Sänger; es verschmähte es, sein Lied dem Leben preis zu geben und ließ darum seine Laute lieber schweigen, als es Abschied nahm von seinem Heiligthum. Wenn dies die Stellung ist, die das Judenthum dieser Kunst angewiesen hat, wer wollte da nicht mit Ehrfurcht auf diejenigen blicken, denen Gott diese so wunderbare Macht verliehen hat? Wer nicht mit Ehrfurcht den Namen des Heimgegangenen nennen, der ein seltener Meister war in ihr, dem der Herr frühzeitig das Herz geweckt? Stand auch sein Wirken nicht grade in näherer Beziehung zum Glauben der Väter, ist auch keines

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seiner unsterblichen Werke dem Geiste des Judenthums geweiht; nun, in unseren Tagen hat die Kunst eine andere Stellung gefunden, sie ist die Bildnerin des Lebens geworden, und das ist wohl nicht minder ein göttlicher Beruf. Der schaffende Geist ist immer göttlich, wo und wie er sich auch im Leben offenbart. Der Propheten Mund hat ja gleichfalls manche Schau verkündet dem Menschen, als solchen, und wie oft hat auch der heilige Sänger nur menschliche Empfindungen anzuregen versucht. Es steht die Macht des Geistes und Gesanges, die nur für das Leben schafft, nicht minder hoch und hehr; denn meisterlich fühlen und menschlich denken ist eben göttlich. Menschengeist ist Gotteshauch, und wer jenen veredelt, der ist der wahre Künstler. Darum dürfen wir mit Bewunderung auf den großen Entschlafenen blicken, der es verstanden hat, durch Töne die Herzen zu bilden, sie in edle Begeisterung und seliges Entzücken hineinzuwiegen; darum darf das Judenthum mit Stolz ihn den Seinen nennen, darf mit dem Ruhme, den sein Name davon getragen, sich schmücken, er bleibt seine Zierde, sowie die belaubten Zweige stets eine Zierde des Stammes bleiben, auch wenn sie ihn nicht beschatten. Er hat ein reiches, thatkräftiges Leben zurückgelegt, das geschmückt war durch des Segens Fülle, die ihm der Herr in reichem Maße gespendet; geschmückt durch den Namen der seit Geschlechtern schon sich auf ihn fortgeerbt und in unserer Gemeinde stets mit hoher Ehrerbietung genannt werden wird; geschmückt durch das seltene Loos, das ein günstig Schicksal seiner Familie beschieden hat, auch in anderen ihrer Glieder hervorragende Geister zu besitzen, die sich in Kunst und Wissenschaft hohe Verdienste erworben haben; geschmückt ganz besonders dadurch, daß es ihm vergönnt war, vollendete Werke zu schaffen, die schon jetzt das Volk mit inniger Liebe sich ins Herz geprägt hat. So bewahrheitet sich an ihm das Wort des Propheten: (Jes. 56, 5.) ,>v dy ytmvxbv ytykb ,hl yttng ‚ich will ihnen in meinem Hause und in meinen Mauern Andenken und Namen stiften, unvergänglich‘; denn es wird der Name des Gefeierten leben nicht bloß in diesen Räumen hier, durch deren Erhaltung er sich ein ehrendes Denkmal gesetzt hat, sondern weit über die Mauern dieser Residenz hinaus wird er in dankbarer Erinnerung bleiben bei allen Denen, die seinem Sange nur einmal lauschen werden. Ja, so lange der Klang der Laute die Menschenbrust bewegen und Töne einen lebendigen Wiederhall darin finden werden, so lange wird er eine Stätte haben hinieden, wird er leben unter den Lebenden, gepriesen von der Nachwelt, die das Große und Erhabene am besten zu würdigen weiß. Er hat auf Erden vollendet, nachdem er das Maaß des Lebens erreicht hat; ihm waren die Tage der Schwäche nicht zu Theil geworden (Hiob 5, 26) tvlik rbq=ylX xlkb Xvbt [/] vtib >ydg er ist eingegangen in voller Reife, wie die Garbe, die der Schnitter heimbringt. Bis wenige Tage vor seinem Ende hat er in rüstiger Kraft gewirkt und geschaffen; da ward er abgerufen und er ruht wie ein Held auf dem Felde der Ehre. Er hat sie errungen und sie ward ihm zu Theil, die Palme des Verdienstes, die Palme des Friedens, und gern reicht ihm die Religion auch die ihrige dar. Ein Gesang war sein Leben, ein Gesang schloß ihm die Gruft. Der Lenz hat ihm das Grab gebettet; doch wie beim Lenzeshauch die Blüthen neu aus der Erde sprießen, Feld und Flur die gleiche Winterhülle abschütteln, um sich mit frischem Grün zu schmücken, so steigt auch aus dem Grabe die Seele des Sängers zu neuem Leben auf. Nicht mehr menschlich Leid und menschlich Fühlen ist ihr Lied, sondern Sphärensang im Reiche des Unendlichen, Sphärensang zum Lob und Preis deines Namens, Herr. O, daß sie ewig weile in deiner Nähe, Seligkeit hauchend vor dir! Amen!“ Die nachfolge Rede wurde anläßlich der Trauerfeier im Hause Meyerbeers am Pariser Platz gehalten, wo der Sarg aufgebahrt war („Liturgie“ gedruckt Berlin: Friedländer). Sodann führte ein langer Trauerzug mit zahlreichen Equipagen zum Jüdischen Friedhof an der Schönhauser Allee (eine Abbildung der Beisetzungsfeierlichkeiten erschien als Xylographie in der Pariser Zeitschrift L’Illustration. Journal universel vom 28. V. 1864, Reproduktion in: Giacomo Meyerbeer – Weltbürger der Musik, s. Lit., S. 205).

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Worte [/] Gesprochen an der Bahre [/] Meyerbeer’s [/] von [/] Dr. M. Joël, [/] Rabbiner der Synagogen-Gemeinde zu Breslau. Breslau: Verlag der Schletter’schen Buchhandlung (H. Stutsch)1864 (Exemplar: SBB, PK, Musikabteilung, N. Mus. Nacl. 97, Y/48) „Hochansehnliche Versammlung! An der Bahre eines Mannes, der die Welt mit seinem Rufe erfüllt hat; an der Bahre eines Mannes, der nach dem Höchsten gestrebt und das Höchste erreicht hat, was sich in diesem irdischen Dasein erreichen läßt; der in seinem edlen Berufe jede Stufe der Leistung und jede Stufe der Anerkennung erstiegen; an der Bahre eins s o l c h e n Mannes, da fühlt sich das Herz eigenthümlich bewegt, es fühlt sich e r g r i f f e n und doch auch wiederum wunderbahr g e h o b e n und beschwichtigt; es ist trauererfüllt und fürchtet dennoch durch den Ausdruck dieser Trauer der weihevollen Stimmung Eintrag zu thun, in die uns ein lebendiges Eingehen auf die Wirksamkeit des seltenen Mannes zu versetzen geeignet ist. Soll ich bei dem Heimgange eines Meyerbeer klagen, daß er, wenn auch betagt, dennoch zu f r ü h gestorben? hi>b vmlvi hnvq >y txX, sagen unsere alten Lehrer. ‚Mancher erringt sich seine Welt in e i n e r Stunde.’ Hatte der Hingeschiedene nicht Stunden genug in seinem wirkungsreichen Dasein, deren e i n e hingereicht hätte, ihm die Unsterblichkeit des Namens zu sichern? Das ist ja doch kein Mann, an dessen Bahre man zu erzählen hat, wie er gerungen und wie er gestrebt und wie endlich dieses Streben von dem herrlichsten Erfolge gekrönt war. Unser E r d t h e i l , ja unser E r d b a l l war Zeuge seines Strebens und seines Erfolges. Hat er ja doch eine Sprache geredet, die keines Dolmetschers bedurfte, eine Sprache, die nicht nach Nationalitäten sich scheidet, eine Sprache, die die Herzen der Hörer zwang und ihnen das Gemüth in den tiefsten Tiefen erregte. War doch sein eigen Gemüth eine Davidsharfe, welche, vom Hauch der Begeisterung berührt, die lieblichsten und wiederum die gewaltigsten Weisen tönte. Konnte er ja doch mit jenem gekrönten Sänger sagen, mit dem Sänger, dem er im Leben an Liederreichthum geglichen und dessen Lebenstage an Zahl den seinigen gleichkamen: ynv>l li vtlmv yb rbd 'h xvr‚ Aus mir redet Hauch göttlicher Begeisterung und sein Wort schwebt auf meiner Zunge.’ Und wie seine Leistung, so auch der Erfolg – groß und erhebend. Konnte er nicht der Gnade seines K ö n i g s sich rühmen und konnte er nicht versichert sein der Theilnahme an seinem Wirken bis in die n i e d r i g s t e Hütte? Ja, meine Geehrten, jede Klage, die dem Dahingeschiedenen gilt, sie wäre eine Verkennung dessen, was dem Menschen auf Erden beschieden. Ruhmreich hat er gelebt, und ruhmreich ist er dahingegangen. [X ,ymyinb yl vlpn ,ylbx yli hrp> tl xn ‚Mein Antheil ist mir auf’s Liebliche gefallen, auch ist mein Erbe schön in meinen Augen,‘ das ist das Wort der Befriedigung, das sein verklärter Geist uns zuruft. Über die Klage um u n s , um diejenigen, die ihn verloren, s i e ist am Platze. Wenn sich ein Mensch heraushebt aus dem Kreise der übrigen, wenn er eine einsame Höhe erklimmt, die zu erreichen nicht leicht Jemand die Aussicht hat, wenn er in einem edlen Berufe bis zur Einzigkeit, bis zur Unerreichbarkeit sich emporschwingt, ist es da nicht natürlich, daß wir an seiner Bahre trauernd stehen und fragen: Wie lange wird es dauern, bis Deine reiche Begabung wieder aufersteht in einem anderen gottbegnadeten Menschenkinde, bis wieder L i e d e r erwachen in dem Gemüthe eines Anderen, die den Deinigen gleichkommen an Macht und Wirkung auf das menschliche Gemüth? Und wenn ich als Preuße und Deutscher die Frage hinzufüge: Wann wird unser geliebtes Vaterland wieder einen Jünger der Kunst erstehen sehen, dem auch die anderen Nationen so bereitwillig den wohlverdienten Lorbeer auf die geweihte Stirn setzen; und wenn ich als jüdischer Geistlicher die andere Frage hinzufüge: Wie lange wird es dauern, bis wieder ein Sohn u n s e r e r religiösen Gesammtheit s o deutlich und s o vernehmlich aller Welt es verkünden wird, daß unser Leben ganz und gar dem Dienste der Menschheit geweiht ist, daß wir bis auf die religiöse Ueberzeugung ganz und gar Nichts Besonderes und Nichts Eigenthümliches für uns in Anspruch nehmen, daß unsere Religion uns

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nicht hindert, uns zu betheiligen an Kunst und Wissenschaft, an allem Edlen und Schönen, das die Menschheit erfreut, indem es sie fördert; wenn ich, sage ich, diese schmerzlichen Fragen thue, wird man diese Fragen nicht ebenso natürlich wie berechtigt finden? Zu viel selbst der äußeren Umstände bedarf es, um einen so bedeutenden Menschen hervorzubringen, als daß wir auf einen nahen Ersatz so ohne Weiteres zu hoffen berechtigt wären. Aus einem Hause geboren, in welchem das ideale Streben, das Streben nach Hohem und Edlem, in jeder Weise gefördert wird, das mehr denn bloß einen Sohn heranblühen sah zur Ehre des Vaterlandes und zur Ehre der Menschheit, das Gott auch mit äußeren Mitteln gesegnet hatte, diesem Streben gerecht zu werden, in einer Umgebung aufgewachsen, die geeignet war, die reiche Begabung des Knaben, die früh, wunderbar früh sich regte und zeigte, zur Blüthe und zur Reife zu bringen, das waren die äußeren Bedingungen für das Heranwachsen einer Persönlichkeit, deren Tod heute eine Schmerzenskunde für die weitesten und fernstehendsten Kreise ist. Braucht es gesagt zu werden, daß wir auf ihn ein baldiges Zusammentreffen so großer äußerer und innerer Bedingungen zu zählen nicht das Recht haben, um hoffen zu dürfen, daß bald eine ähnliche Lichterscheinung am Himmel deutscher Kunst aufgehen werde? Und dennoch giebt es auch für diese Klagen einen wahren und erhebenden Trost. Wohl ist er von uns gegangen, ist sein verklärter Geist heimgegangen zu dem, vor dessen Antlitz der Freuden Fülle ist; wohl ist er uns entrissen, ist er namentlich d e n e n entrissen, die ihm im Leben nahe gestanden und in ihm nicht blos den großen Meister, sondern auch den edlen und guten Menschen, den allezeit bereiten Wohlthäter verehrt und geliebt; wohl ist er vor allem der edlen Gattin, der edlen Familie entrissen, in deren Kreise er seine privaten Tugenden zu entfalten Gelegenheit hatte; wohl hat die sangesreiche Brust zu athmen aufgehört – aber die Spuren seines liebewarmen Gemüthes, die Spuren seines gewaltigen Geistes, sie leben in seinen Schöpfungen und Liedern, sie leben und werden fortleben, so lange es Menschen giebt, die am Schönen sich erfreuen, so lange es Menschen giebt, die den Eingebungen des Genius lauschen und durch sie gemahnt werden an jenes ideale Reich, in das der Hingeschiedene nach Abstreifung der Erdenhülle ist eingegangen. Ja, und nicht bloß erfreuend und beseligend dauerte sein Wirken, auch mahnend und anregend redet sein Geist zu uns. Er ruft uns zu: Nicht haben ä u ß e r e Glücksumstände, nicht hat die Möglichkeit, das Leben auch arbeits- und mühelos zu gewinnen, mich gehindert, den dornenvollen Pfad der Anstrengung und des rastlosen Strebens zu wandeln, nicht hat der Ruhm mich betäubt und die Kräfte meines Gemüthes in Schlummer gewiegt, so daß ich weichlichen [!] Genießen mich hingab – gestrebt habe ich nach dem Höchsten, gerungen habe ich wie ein Held, der sich freut an seiner Heldenlaufbahn und nur das Ende meines L e b e n s , war auch das Ende meiner M ü h e n . Zu dem Psalmverse: bri ydi vtdvbilv vlipl ,dX Xjy ‚Es geht der Mensch an sein Tagewerk und an seine Arbeit bis an den Abend,’ bemerken die alten Lehrer: ‚Heil dem, der seinem Tagewerke treu bleibt bis zum Abend, bis an den Abend seines Lebens.’ Meine Geehrten! Diese Mahnstimmen, die aus dem Leben eines bedeutenden Menschen uns entgegentönen, mögen wir sie nutzen! Nicht Jedem ist es beschieden, bis zu diesem Grade von Leistungsfähigkeit sich emporzuschwingen, aber Jedem ist es gegeben, durch Pflichttreue und durch rastloses Streben zu einem schönen Ziele zu gelangen, jedem ist es gegeben, an seinem Theile dem Vaterlande zu nützen, an seinem Theile der religiösen Gesammtheit, der er angehört, Ehre zu machen, ein werthvolles Glied der menschlichen Gesellschaft zu sein. H i e r liegen die sterblichen Ueberreste eines großen und guten Menschen. Wir können auf sie nicht blicken ohne Rührung und ohne tiefe Bewegung. Blicken wir aber auch nicht auf sie ohne innere Anregung und ohne inneren Nutzen. Das walte Gott! Amen!“

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VERZEICHNIS DER BÜHNENWERKE Abufar ou La Famille arabe, Tragédie von Jean François Ducis 397, 809f. Actaea, das Mädchen von Corinth, Große Oper von Jean Joseph Bott 348f., 773, 782 Alceste, Tragédie-opéra von Christoph Willibald Ritter von Gluck 249 Alcina, Dramma per musica von Georg Friedrich Händel 727 Am Klavier s. Le Piano de Berthe L’Ambassadrice, Opéra comique von Daniel François Esprit Auber 775 L’Amour chanteur, Opérette von Jacques Offenbach 914 Les Amours de Sylvio ou Le Fruit défendu, Opéra comique von François Marie Louis Schwab 301, 757 Les amours du diable, Opéra-féerie von Albert Grisar 538, 892 Anacréon ou L’Amour fugitif, Opéra-ballet von Luigi Cherubini 427, 827 Die Anna-Lise, Schauspiel von Hermann Hersch 67, 667 L’Anneau d’argent, Opéra comique von Pierre Louis Deffés 894 Apotheker und Friseur s. Apothicaire et Perruquier Apothicaire et Perruquier, Opérette bouffe von Jacques Offenbach 437, 830 Armide, Drame héroique von Christoph Willibald Ritter von Gluck 43, 320, 424f., 657, 826 Ein Arzt, Lustspiel von J. Chr. Wages 776 Bädeker, Schwank mit Gesang von Georg Belly 827 Die Ballnacht s. Gustave ou Le Bal masqué Un ballo in maschera, Melodramma von Giuseppe Verdi 201, 239, 307, 354, 361,530, 703, 723f., 785, 790, 872, 883

Der Barbier von Bagdad, Komische Oper von Peter Cornelius 625 Der Barbier von Sevilla s. Il Barbiere di Siviglia Il barbiere di Siviglia, Commedia per musica von Gioachino Rossini 101, 116, 313, 315, 665, 679f., 688, 727, 774, 818, 882 Bavard et Bavarde auch Les Bavards, Opéra comique von Jacques Offenbach 380, 801f., 830 Béatrice et Bénédict, Opéra comique von Hector Berlioz 384, 805, 882 Béatrix Cenci, Tragédie von Adolphe de Custine 211, 729 Berenice s. Berenize Berenize, Tragödie von Friederike Kempner 182, 715 Berliner Sonntagsjäger oder: Verplefft, Vaudeville-Burleske von Gustav von Moser und David Kalisch 827 Die bezähmte Widerspenstige s. The Taming of the Shrew Bonsoir, Monsieur Pantalon!, Opéra comique von Albert Grisar 626 Les Bourguignonnes, Opéra comique von Pierre Louis Deffés 543, 893 Die Braut von Messina s. The Bride of Messina The Bride of Messina, Oper von Johann Heinrich Bonawitz 506, 514, 876 Le Caïd, Opéra bouffon von Ambroise Thomas 556, 899 Le cantatrici villane, Dramma giocoso von Valentino Fioravanti 218, 298, 730 I Capuleti e i Montecchi, Tragedia lirica von Vincenzo Bellini 154, 706 Carmen, Opéra comique von Georges Bizet 892 Castor et Pollux, Tragédie mise en musique von Jean Philippe Rameau 265, 750, 911

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VERZEICHNIS DER BÜHNENWERKE

Catarina ou La Fille du bandit, Ballet von Jules Perrot 17, 636 Catharina Cornaro, Königin von Zypern, Große tragische Oper von Franz Lachner 129, 134, 696 Catharina, Tochter des Banditen s. Catarina ou La Fille du bandit Cenci s. Béatrix Cenci Ce qui plaît aux femmes, Comédie von François Ponsard 97, 679 Le Chalet, Opéra comique von Adolphe Adam 892 La Chanson de Fortunio, Opéra comique von Jacques Offenbach 264, 749 Christine, Große Oper von Wilhelm Graf von Redern 3, 15, 32, 624f. La Circassienne, Opéra comique von Daniel François Esprit Auber 201, 716 La clemenza di Tito, Dramma serio per musica von Wolfgang Amadeus Mozart 411, 816 Colinette à la cour où La Double Épreuve, Comédie lyrique von André Ernest Modeste Grétry 664 Les Commères, Opéra comique von Achille Montuoro 697 Le Comte Ory, Opéra von Gioachino Rossini 635, 660 Corradino s. Mathilde di Shabran ossia Bellezza e cuor di ferro Così fan tutte ossia La scuola degli amanti, Dramma giocoso von Wolfgang Amadeus Mozart 143, 703, 883 La Dame blanche, Opéra comique von François Adrien Boieldieu 812 Daphnis et Chloé, Opérette von Jacques Offenbach 140, 153, 706 Le Décameron, Comédie von Ange Henri Blaze de Bury 649 Les Deux veuves, Comédie von Jean Pierre Félicien Mallefille 232, 735 Le Diable à quatre, Ballet-pantomime von Joseph Mazelier (genannt Mazilier) 472, 851 Le Diable au moulin, Opéra comique von François Auguste Gevaert 626 Les Diamants de la couronne, Opéra comique von Daniel François Esprit Auber 774 Diana von Solange, Große Oper von Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha 9, 16, 630

Dido, Große Oper von Bernhard Klein 705 Dimitri Donskoi, Oper von Anton Grigor’evicˇ Rubinsˇtejn 825 Il dissoluto punito ossia il Don Giovanni, Dramma giocoso von Wolfgang Amadeus Mozart 68, 104, 223, 313, 317, 361, 428, 668, 701, 789, 794, 822, 883 Le Docteur miracle, Opéra comique von Georges Bizet 897 Doktor und Apotheker, Komisches Singspiel von Karl Ditters von Dittersdorf 69, 669 Le Domino noir, Opéra comique von Daniel François Esprit Auber 462, 571, 774, 843 Don Carlos, Opéra von Giuseppe Verdi 873 Don Giovanni s. Il dissoluto punito ossia Il Don Giovanni Don Grégorio, Opéra comique von Nicolò conte Gabrielli 626 Don Juan s. Il dissoluto punito ossia Il Don Giovanni Don Juan d’Austria, Trauerspiel von Gustav Heinrich Gans Edler zu Putlitz 173, 712 Don Juan oder der steinerne Gast s. Il dissoluto punito ossia Il Don Giovanni Don Pasquale, Dramma buffo von Gaetano Donizetti 32, 110, 649 Die Dorfsängerinnen s. Le cantatrici villane Dorf und Stadt, Schauspiel von Charlotte Birch-Pfeiffer 352, 783 Le Drac, Drame fantastique von George Sand und Paul Meurice 569, 574, 591 f., 904 Les Dragons de Villars, Opéra comique von Aimé Maillart 99, 155, 680, 706 33 [Dreiunddreißig] Minuten in Grünberg, Lustspiel von Karl von Holtei 651 Einer von unsre Leut, Posse mit Gesang von O. E. Berg 15, 633 Electra, oder „Die Sterne“, Phantastisches Ballett von Paul Nikola Taglioni 417, 820 Elenor oder Träumen und Erwa-

VERZEICHNIS DER BÜHNENWERKE chen s. Ellinor oder „Träumen und Erwachen“ Elisabeth Charlotte, Schauspiel von Paul Heyse 42, 656 L’elisir d’amore, Melodramma von Gaetano Donizetti 235, 341, 738, 774, 776, 852 Ellinor oder „Träumen und Erwachen“, Phantastisches Ballett von Paul Nikola Taglioni 191, 719 L’Épreuve villageoise, Opéra comique von André Ernest Modeste Grétry 881 Er liest den Livius, Original-Lustspiel von Max Waldstein 193, 721 Ernani, Dramma lirico von Giuseppe Verdi 95, 177, 287, 289, 506, 575f., 624, 640, 679, 713, 756, 848 Érostrate, Opéra von Ernest Reyer 435, 828 Das erste Busserl s. S’erschtl Busserl Euphrosine et Coradin où Le Tyran corrigé, Opéra comique von Étienne Nicolas Méhul 664 Euryanthe, Große romantische Oper von Carl Maria von Weber 335, 667, 774 Der Familien-Diplomat, Lustspiel von Arnold Hirsch 172, 711 Faniska, Große Oper von Luigi Cherubini 793 Faust, Opéra von Charles Gounod 292, 353, 381f., 434f., 438, 449, 457f., 465, 496, 592, 734, 756, 804, 828, 841f., 854, 873, 885 Faust, Tragödie von Johann Wolfgang von Goethe 710, 720 La Favorite, Opéra von Gaetano Donizetti 48, 154, 443, 545, 569, 661, 665 Ferdinand Cortez s. Fernand Cortez ou La Conquête du Mexique Fernand Cortez ou La Conquête du Mexique, Opéra von Gaspare Spontini 37, 331, 653 La Fiancée du Roi de Garbe, Opéra comique von Daniel François Esprit Auber 587, 911 Fiancés de Rosa, Opéra comique von Marie Félicie Clémence vicomtesse de Grandval 896f.

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Fidelio, Oper von Ludwig van Beethoven 38, 312, 427, 654, 901 Figaros Hochzeit s. Le nozze di Figaro La figlia del reggimento s. La Fille du régiment La Fille d’Égypte, Opéra comique von Julius Beer 340, 381, 729, 776, 802, 804 La Fille du régiment, Opéra comique von Gaetano Donizetti 198, 208, 339, 723, 766, 774, 844 Fior d’Aliza, Opéra comique von Victor Massé 877 Flick und Flock’s Abenteuer, Komisches Zauberballett von Paul Nikola Taglioni 27, 57, 642 Der fliegende Holländer, Romantische Oper von Richard Wagner 254, 692, 746, 752 La forza del destino, Opera von Giuseppe Verdi 358, 497, 507, 792 Fra Diavolo ou L’Hôtellerie de Terracine, Opéra comique von Daniel François Esprit Auber 348, 626, 665, 781 Der Freischütz, Romantische Oper von Carl Maria von Weber 226, 656, 733, 879 Ein Freundschaftsdienst, Lustspiel von Friedrich Erlach 35, 651 Galathée, Opéra comique von Victor Massé 19f., 26, 626, 637, 641 Gazel’da ili Cygani, Ballet von Jules Perrot 846 La gazza ladra, Melodramma von Gioachino Rossini 665, 761 Ein gebildeter Hausknecht, Posse von David Kalisch 666 I gelosi fortunati, Farsa von Giovanni Giraud 776 Die Generalprobe, Komische Oper von Franz Friedrich Richard Genée 437, 830 Geneviève de Brabant, Opéra bouffon von Jacques Offenbach 328, 771 Genoveva, Oper von Robert Schumann 766 Giselle ou Les Willis, Ballet-pantomime von Jean Coralli 474, 851 Giuditta, Tragedia von Paolo Giacometti 335, 774

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VERZEICHNIS DER BÜHNENWERKE

Il giuramento, Melodramma von Saverio Mercadante 289, 756 Das Glöckchen des Eremiten s. Les Dragons de Villars Götz von Berlichingen, Schauspiel von Johann Wolfgang von Goethe 758, 763 Der Goldbauer, Originalschauspiel von Charlotte Birch-Pfeiffer 156, 159ff., 163, 166, 169ff., 173, 187, 210, 223, 227, 233, 235, 423, 707f., 710, 717 Guillaume Tell, Opéra von Gioachino Rossini 54, 303, 328, 380, 500, 516, 538, 551, 555, 594, 643, 662, 692, 839, 873, 892 Gustave ou Le Bal masqué, Opéra historique von Daniel François Esprit Auber 106, 682 Hamlet, Opéra von Ambroise Thomas 906 Hamlet s. The Tragicall Historie of Hamlet, Prince of Denmarke Haydée ou Le Secret, Opéra comique von Daniel François Esprit Auber 543, 894 Herr und Madame Denis s. Monsieur et Madame Denis Les Indes galantes, Ballet héroique von Jean Philippe Rameau 265, 750 In Ketten und Banden, Schwank von Heinrich Hollpein 153, 706 Iphigenie auf Tauris, Schauspiel von Johann Wolfgang von Goethe 178, 713 Iphigénie en Aulide, Tragédie-opéra von Christoph Willibald Ritter von Gluck 156, 707, 830 Iphigénie en Tauride, Tragédie von Christoph Willibald Ritter von Gluck 172, 412, 711 Iphigenie in Aulis s. Iphigénie en Aulide Iphigenia in Delphi, Drama mit Chören von Karl Ludwig Kannegießer 50, 661 Iphigenie in Tauris s. Iphigénie en Tauride The Island of Calypso, Masque von Edward James Loder 793

L’italiana in Algeri, Dramma giocoso von Gioachino Rossini 118, 688 Die Jäger, ein ländliches Sittengemälde von August Wilhelm Iffland 118, 239, 740 Die Jagd, Komische Oper von Johann Adam Hiller 193, 721 Jean Baudry, Comédie von Auguste Vacquerie 561, 900 Jessonda, Große Oper von Louis Spohr 706 La Jolie fille de Gand, Ballet-pantomime von Albert 21f., 638 Joseph, Opéra en prose von Étienne Nicolas Méhul 215, 730 Joseph in Ägypten s. Joseph Die Jüdin s. La Juive La Juive, Opéra von Jacques Fromental Élie Halévy 234f., 509, 524, 540, 562, 565, 576, 703, 736, 738, 877, 881, 902 Der Kaufmann von Venedig s. The Most Excellent Historie of the Merchant of Venice Kieselack und seine Nichte vom Ballett, Posse mit Gesang von August Weirauch 201, 725 Ein Kind des Glücks, Original-Charakter-Lustspiel von Charlotte BirchPfeiffer 68, 349, 668, 761, 783 Komm her, Dramatische Aufgabe von Franz von Elsholtz 186, 717 Königin Bell, Schauspiel von Charlotte Birch-Pfeiffer 511, 878 Lalla-Roukh, Opéra comique von Félicien César David 358, 397, 421, 426 f., 547, 556, 792, 823 Der Liebestrank s. L’elisir d’amore Lieschen und Fritzchen, Operette von Jacques Offenbach 914 List um List oder: Gastrollen auf dem Lande, Komische Oper von Adolf Schimon 227, 733 Lohengrin, Romantische Oper von Richard Wagner 43, 59, 95, 116, 118, 222, 299, 402, 410, 417, 435, 634, 657, 677f., 769, 789, 879, 910, 917 Lorbeer und Bettelstab, Singspiel von Karl Friedrich Weitzmann 783

VERZEICHNIS DER BÜHNENWERKE Loreley, Oper von Felix Mendelssohn Bartholdy (Fragment) 757 Lucia di Lammermoor, Dramma tragico von Gaetano Donizetti 104, 310, 561, 589, 679, 681, 693, 748, 762, 794, 818, 872, 886, 899 Lucia von Lammermoor s. Lucia di Lammermoor Lucrezia Borgia, Melodramma von Gaetano Donizetti 129, 136, 193, 495f., 633, 640, 696, 698, 727, 761, 789f., 822, 872 Die lustigen Weiber von Windsor, Komisch-phantastische Oper von Otto Nicolai 381, 656, 803 Macbeth, Oper von Carl Gottfried Wilhelm Taubert 141, 219, 702 Macbeth, Tragédie lyrique von Hippolyte André Chelard 171, 711 Madame Grégoire, Opéra comique von Antoine Louis Clapisson 716 Das Mädchen von Elizondo s. Pépito La Maison de Pénarvan, Comédie von Jules Sandeau 902 Maître Pathelin, Opéra comique von François Emmanuel Joseph Bazin 626 Manon Lescaut, Opéra comique von Daniel François Esprit Auber 727 Le Marché des innocents, Ballet fantastique von Marius Petipa 464, 466, 846 Maria di Rohan, Melodramma tragico von Gaetano Donizetti 882, 911 Le Mariage aux lanternes, Opérette von Jacques Offenbach 232, 735 Le Mariage extravagant, Opéra comique von Jean François Eugène Gautier 626 Der Markt s. Le Marché des innocents Le Marquis de Villemer, Comédie von George Sand 605, 917 Martha oder Der Markt zu Richmond, Romantisch-komische Oper von Friedrich von Flotow 202, 413, 725, 759 La Maschera ou Les Nuits de Venise, Ballet-pantomime von Giuseppe Rota 916 Mathilde di Shabran ossia Bellezza e cuor di ferro, Melodramma gio-

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coso von Gioachino Rossini 145, 288, 643, 703 Il matrimonio segreto, Dramma giocoso per musica von Domenico Cimarosa 235, 727, 738 Die Maurer in Berlin, Volksstück von Emil Pohl 44, 658 Medea s. Médée Médée, Opéra von Luigi Cherubini 637 Médée, Tragédie von Ernest Legouvé 84, 675 Die Meistersinger von Nürnberg, Oper von Richard Wagner 827, 872 A Midsummer Nights Dream, Comedy von William Shakespeare 128, 526, 696 Mignon, Opéra comique von Ambroise Thomas 639, 892 Mireille, Opéra von Charles Gounod 584, 650, 910 Moïse et Pharaon ou Le Passage de la Mer Rouge, Opéra von Gioachino Rossini 551, 584, 586, 589, 910 Monsieur et Madame Denis, Opéra comique von Jacques Offenbach 459, 843 Monsieur Hercules, Posse von Georg Belly 826f. The Most Excellent Historie of the Merchant of Venice, Comedy von William Shakespeare 245, 744 The Mountain Sylph, Opera von John Frederick Barnett 186, 717 Les Mousquetaires de la Reine, Opéra comique von Jacques Fromental Élie Halévy 895 Much Adoe About Nothing, Comedy von William Shakespeare 384, 805 Die Mühlenhexe, Singspiel von Emil Naumann 319, 768 La Muette de Portici, Opéra von Daniel François Esprit Auber 44, 476, 556f., 659, 692, 838, 899 Nabucco s. Nabucodonosor Nabucodonosor, Dramma lirico von Giuseppe Verdi 723 Der neue Toggenburg, Lustspiel von Michael Beer 389ff., 808 Die Nibelungen, Große Oper von Heinrich Dorn 180, 715

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VERZEICHNIS DER BÜHNENWERKE

Les Noces de Figaro s. Le nozze di Figaro Les Noces de Jeannette, Opéra comique von Victor Massé 626 Norma, Melodramma von Vincenzo Bellini 128, 219f., 288, 643, 657, 679, 695, 832 Le nozze di Figaro, Commedia per musica von Wolfgang Amadeus Mozart 106, 310, 366, 479, 669, 679, 682, 724, 775, 812 Nurmahal oder Das Rosenfest von Kaschmir, Lyrisches Drama von Gaspare Spontini 310, 419, 764 Oberon or The Elf King’s Oath, A Grand Romantic and Fairy Opera von Carl Maria von Weber 32, 649, 812, 901 Olimpie, Tragédie-lyrique von Gaspare Spontini 246, 745 Olympia s. Olimpie Orphée aux enfers, Opéra bouffon von Jacques Offenbach 70, 101, 670, 830 Orphée et Euridice, Tragédie-opéra von Christoph Willibald Ritter von Gluck 16, 131, 634, 665, 691, 731 Orpheus s. Orphée et Euridice Orpheus in der Unterwelt/in der Hölle s. Orphée aux enfers Otello ossia Il moro di Venezia, Dramma per musica von Gioachino Rossini 306, 761 Der Paria, Trauerspiel von Michael Beer 28, 607, 643 Paride ed Elena, Dramma per musica von Christoph Willibald Ritter von Gluck 917 La Part du diable, Opéra comique von Daniel François Esprit Auber 131, 697 Les Pêcheurs de perles, Opéra von Georges Bizet 553, 563, 897, 907 Das Pensionat, Komische Operette von Franz von Suppé 239, 741 Pépito, Opéra comique von Jacques Offenbach 17, 635 La Perle du Brésil, Opéra comique von Félicien César David 571, 905 Phaedra, Trauerspiel von Prinz Georg von Preußen 390, 808

Philémon et Baucis, Opéra von Charles Gounod 734 Le Piano de Berthe, Comédie-vaudeville von Théodore Barrière und Jules Lorin 78, 672 Le Pied de mouton, Féerie von Cogniard frères, Hector Crémieux und Michel Delaporte 95, 678 Poliuto, Tragedia lirica von Gaetano Donizetti 563, 900 Le Pont des soupirs, Opéra bouffe von Jacques Offenbach 371, 799 Le Postillon de Lonjumeau, Opéra comique von Adolphe Adam 270, 751 Prinz Eugen, der edle Ritter, Oper von Gustav Schmidt 305, 759 I puritani, Opera seria von Vincenzo Bellini 812 Die Räuber, Schauspiel von Friedrich Schiller 744 Räuberliebe, Oper von Karl Friedrich Weitzmann 783 Raymond oder das Geheimnis der Königin s. Raymond ou Le secret de la reine Raymond ou Le secret de la reine, Opéra comique von Ambroise Thomas 237, 740 La Reine de Chypre, Opéra von Jacques Fromental Élie Halévy 37, 652f. La Reine de Saba, Grand opéra von Charles Gounod 306, 383, 422, 524f., 734 f., 805, 823, 830 La Reine Topaze, Opéra comique von Victor Massé 765 Das Rheingold, „Vorabend“ aus dem Bühnenfestspiel für drei Tage und einen Vorabend Der Ring des Nibelungen von Richard Wagner 827 Rienzi, der letzte der Tribunen, Große tragische Oper von Richard Wagner 654, 692, 823 Rigoletto, Opera von Giuseppe Verdi 338, 362, 526, 558, 576, 586f., 600, 761, 882f., 885f., 899, 907, 916f. Rinaldo, Dramma per musica von Georg Friedrich Händel 844 Der Ring des Nibelungen, Bühnenfestspiel für drei Tage und einen Vorabend von Richard Wagner 489, 866, 875

VERZEICHNIS DER BÜHNENWERKE Roland à Roncevaux, Opéra von Auguste Mermet 532, 886 Le Roman d’Elvire, Opéra von Ambroise Thomas 641 Romeo und Julia s. I Capuleti e i Montecchi Die Rosen des Herrn von Malesherbes s. Les Roses de Monsieur Malesherbes Les Roses de Monsieur Malesherbes, Opéra comique von Julius Beer 174, 177f., 712f. Das rote Käppchen oder Hilft’s nicht, so schadt’s nicht, Komische Operette von Karl Ditters von Dittersdorf 219, 730 Rübezahl, Komische Operette von G. A. Jansen 666 Die Ruinen von Athen, Festspiel von August von Kotzebue 696 Sardanapale, Opéra von Victorien de Joncières 905 Der Schauspieldirektor, Komödie mit Musik von Wolfgang Amadeus Mozart 232, 735 Die Schwätzerin von Saragossa s. Bavard et Bavarde Der schwarze Domino s. Le Domino noir Die Schweizer Familie, Lyrische Oper von Joseph Weigl 352, 784 Semiramide, Melodramma tragico von Gioachino Rossini 96, 116, 277, 288f., 643f., 679, 727, 756, 761, 812, 872 Semiramis s. Semiramide S’erschtl Busserl, a klans Vorspiel mit National-G’sangerln 245, 744 La serva padrona, Intermezzo in musica von Giovanni Battista Pergolesi 558, 571, 892, 899 S’erschtl Busserl, a klans Vorspiel mit National-G’sangerln 245, 744 La Servante maîtresse s. La serva padrona Die Seufzerbrücke s. Le Pont des soupirs Sicilianische Vesper s. Les Vêpres Siciliennes Le Siège de Corinthe, Tragédie-lyrique von Gioachino Rossini 728 Siegfried, „Zweiter Tag“ aus dem Büh-

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nenfestspiel für drei Tage und einen Vorabend Der Ring des Nibelungen von Richard Wagner 827 Il signor Fagotto, Opéra comique von Jacques Offenbach 594, 914 So machen es alle s. Così fan tutte ossia La scuola degli amanti Ein Sommernachtstraum s. A Midsummer Nights Dream Le Songe d’une nuit d’été, Opéra comique von Ambroise Thomas 26, 558, 640f. La sonnambula, Melodramma von Vincenzo Bellini 177, 205, 310, 313, 317, 629, 713, 818, 883, 886, 917 Sou de Lise, Opérette von Marie Félicie Clémence vicomtesse de Grandval 896 La Statue, Opéra comique von Ernest Reyer 542, 893 Der Stiefvater, Lustspiel von Moritz Anton Grandjean 651 Struensee, Trauerspiel von Michael Beer 38, 63f., 624, 654 Struensee, oder die Günstlinge s. Struensee und die Deutschen in Dänemark Struensee und die Deutschen in Dänemark, Tragödie von Heinrich Laube 513, 878 Ein Stündchen in Sanssouci s. Ein Vormittag in Sanssouci Die Stumme von Portici s. La Muette de Portici Der Sturm s. The Tempest The Taming of the Shrew, Comedy von William Shakespeare 78, 672f. Tancredi, Melodramma eroico von Gioachino Rossini 137, 154, 698, 727, 761 Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg, Große Romantische Oper von Richard Wagner 17, 28, 37, 90, 93, 140, 197, 201, 235, 332, 474, 634, 636, 643, 664, 677f., 692, 722, 724, 732, 734, 827, 848, 850 The Tempest, Comedy von William Shakespeare 307, 762 Der Templer und die Jüdin, Große romantische Oper von Heinrich Marschner 67, 69, 118, 667 Thea oder die Blumenfee s. Théa ou La Fée aux fleurs

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VERZEICHNIS DER BÜHNENWERKE

Théa ou La Fée aux fleurs, Ballett von Paul Nikola Taglioni 42, 656 Le Timbre d’argent, Opéra fantastique von Camille Saint-Saëns 552, 897 Titus s. La clemenza di Tito Toggenburg s. Der neue Toggenburg Le Toréador s. Le Toréador ou L’Accord parfait Le Toréador ou L’Accord parfait, Opéra comique von Adolphe Adam 572, 905 The Tragicall Historie of Hamlet, Prince of Denmarke, Tragedy von William Shakespeare 361 La traviata, Dramma serio von Giuseppe Verdi 129, 148, 557, 694, 704, 882, 886, 906, 911 Tristan und Isolde, Handlung von Richard Wagner 152f., 173, 705 Der Troubadour s. Il Trovatore Il trovatore, Dramma von Giuseppe Verdi 15, 27, 90, 124, 182, 202, 249, 261, 274, 312, 381, 416, 422, 525, 587, 600, 633, 635, 660, 686, 691, 727, 771, 789f., 823, 832f., 848, 882, 911, 916 Le Trouvère, Opéra von Giuseppe Verdi 537, 541, 557, 839, 885, 891, 893, 899 Les Troyens à Cartaghe, 2. Teil von Les Troyens, Grand opéra von Hector Berlioz 563ff. 569, 575f., 691, 901 Undine, Romantische Zauberoper von Gustav Albert Lortzing 80, 384, 674 Les Vêpres Siciliennes, Opéra von Giuseppe Verdi 421f., 472, 500, 505, 516f., 531, 543ff., 547, 823, 839, 873, 894 Ein vergessener Ballgast, Posse von Carl Helmerding 826 Die Verlobung bei der Laterne s. Le Mariage aux lanternes La Vestale, Tragédie-lyrique von Gaspare Spontini 29, 213, 419, 635, 643, 660 Die Vestalin s. La Vestale Der Vetter, Lustspiel von Roderich Benedix 264, 749

Viel Lärm um nichts s. Much Adoe About Nothing Volage et jaloux, Proverbe lyrique von Jacques Rosenhain 883 Ein Vormittag in Sanssouci, Historisches Lebensbild von Luise Mühlbach (=Clara Mundt) 245, 743 Le Voyage autour de ma chambre, Opéra comique von Albert Grisar 626 Der Waffenschmied, Komische Oper von Albert Lortzing 215, 493, 730 Die Waise aus Lowood, Schauspiel von Charlotte Birch-Pfeiffer 384, 805 Die Waldkönigin, Schauspiel von Berthold Auerbach 308, 310, 315, 762f. Die Walküre, „Erster Tag“ aus dem Bühnenfestspiel für drei Tage und einen Vorabend Der Ring des Nibelungen von Richard Wagner 827 Walpurgisnacht, Oper von Karl Friedrich Weitzmann 783 Die Weiberkur s. Le Diable à quatre Weibertreue oder Kaiser Konrad vor Weinsberg, Komisch-romantische Oper von Gustav Schmidt 32, 35, 42, 305, 650 Weibertreue oder die Weiber von Weinsberg s. Weibertreue oder Kaiser Konrad vor Weinsberg Die Widerspenstige s. The Taming of the Shrew Wilhelm Tell, Schauspiel von Friedrich Schiller Wilhelm Tell (Oper) s. Guillaume Tell A Winter’s Tale, Comedy von William Shakespeare 200, 227, 724 Ein Wintermärchen s. A Winter’s Tale Zampa ou La Fiancée de marbre, Opéra comique von Ferdinand Hérold 239, 598, 740, 915 Die Zauberflöte, Große Oper von Wolfgang Amadeus Mozart 225, 366, 451, 470, 637, 657, 732, 766, 850 Der Zigeuner, Genrebild mit Gesang von Alois Berla 666

PERSONENREGISTER

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PERSONENREGISTER Arabische Zahlen in den Rundklammern weisen auf den Personenkommentar im vorliegenden Band, römische und arabische Zahlen in den Rundklammern z.B. (I 695) auf den Personenkommentar in den Bänden I bis VII. Abbadia, Luigia, Sängerin 27, (642) Abert, Hermann, Musikwissenschaftler 732 Abert, Johann Joseph, Komponist 222, 232, 239, (732) Abraham, Max, Musikverleger 519 f., 879, (881) Accursi, Madame, Pianistin 385, (805) Accursi, Romeo, Violinist 385, (805f.) Achard, Léon, Sänger 401, 413, (812) Adam, Adolphe Charles, Komponist, Kompositionslehrer, Musikkritiker (II 599, V 741) 22, 270, 472, 572, (638), 751, 851, 892, 905 Adam, Carl Ferdinand, Komponist 856 Adelheid Marie Herzogin von Nassau, geborene Prinzessin von Anhalt-Dessau 514, (879) Adelson, Jacob Ludwig, Staatsrat, 419, (798), 821 Adelson, Johann Ludwig, Rittmeister 370, 413, 419, 798, 818, (821) Adelssohn s. Adelson, Johann Ludwig Adolf Herzog von Nassau 568, 804, 879, (903f.) Agnesi, Luigi, Sänger 495, 756, (872), 918 Agoult, Marie Cathérine Sophie Comtesse d’, geborene Flavigny (IV 589, V 996) 551, (896) Ahlimb-Saldern, Hermann Graf von, preuß. Kammerherr 718 Ahlimb-Saldern, Luise Caroline Wilhelmine Gräfin von, geborene von Ahlimb 189, 402, 422, 441, 443, 453, (718f.), 814, 824, 831 Ahna, Eleonore de, Sängerin 15, 19, 226, (633), 635, 764 Alard, Jean Delphin, Violinist, Komponist 806 Albert (eigtl. François Decombe), Choreograph 638

Alboni, Maria Anna Marzia (Marietta), verheiratete Gräfin Pepoli, Sängerin (V 794) 116, 148, 307, (686), 790 Albrecht I. Fürst von Sayn-WittgensteinBerleburg 820 Alexander II. Zar von Rußland 838 Alexandrine Luise Amalie Friederike Elisabeth Sophie Herzogin von SachsenCoburg und Gotha, geborene Prinzessin von Baden (VI 855) 16, 630, (635) Alizard, Adolph Joseph Louis, Sänger (III 661) 277, (752) Alston, J. B., Büroangestellter 330, (772) Altès, Joseph Henri, Flötist 531, (834) Althes s. Altès, Joseph Henri Altmann, Wilhelm, Bibliothekar XVII Altmüller, Karl, Jurist, Schriftsteller 412, 415, 421f., 803, 813, 817, (819), 824 Andersohn s. Anderson, George Frederick Anderson, George Frederick, Kapellmeister, Schatzmeister der Philharmonic Society (VII 639) 356, 370, 401, (790), 811 André, Jean Baptiste, Pianist, Komponist 19, (637) André, Johann Anton, Musikverleger, Komponist 637 Andrian-Werburg, Ferdinand Freiherr von, Anthropologe, Ethnologe 909f. Andrian-Werburg, Ferdinand Leopold Freiherr von, Diplomat, Schriftsteller, Literaturhistoriker 771 Anelli, Angelo, Librettist 688 Anzenberger, Elisabeth, Musikwissenschaftlerin XXII Alvensleben-Weteritz, Auguste Gräfin von, Oberhofmeisterin 195, (722) Amuel, Herr 606, (917) Anhalt, Otto Heinrich, Bankier (VII 660) 109, 346, 358, (684)

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PERSONENREGISTER

Anna s. Eberty, Anna Antoinette s. Montalban, Antoinette von Apel, Johann August, Jurist, Schriftsteller 690 Apolant, S., Prediger 927 Appold, Herr 456, (841) Apt, Anton, Gesang- und Musikvereinsdirektor 487, (856) Arban, Jean Baptiste Laurent, Tanzmusikkapellmeister (VII 626) 370, 401, 505, (798) Arditi, Luigi, Komponist, Violinist 727, 873 Aristarchi-Bey, Jean, Diplomat 822 Arndt, Ernst Moritz, Historiker (V 824) 25, (640) Arndt, Fanny, Schriftstellerin 422, (824) Arons, Albert, Bankier 141, (702) Artot s. Artôt, Marguerite Joséphine Désirée Artôt, Marguerite Joséphine Désirée (eigtl. Marguerite Joséphine Désirée Montagney), Sängerin (VII 626) 127, 134, 177, 197ff., 207, 215, 315, 337, 339, 341, 443, 445, 448, (694), 723, 727, 766, 774, 776, 833, 843f. Artus, Alexandre, Komponist 678 Ashmead, Hutmacher 344, 355, (788) Assing, David, Arzt 645 Assing, Rosa Ludmilla, Schriftstellerin 30, 644, (645), 646, 648 Assing, Rosa Maria geborene Varnhagen, Schriftstellerin 645 Atkinson, Edward, Vizekanzler der Universität Cambridge 371, (799) Auber, Daniel François Esprit, Komponist, Konservatoriumsdirektor (II 593) XIV, 44, 106, 109, 122f., 201, 228, 247f., 267, 326, 330, 346, 348, 354, 358, 369f., 375, 378, 462, 531f., 543, 556f., 626, (659), 664f., 682, 684, 687, 692, 716, 727, 750, 781, 786, 800, 838, 843f., 894, 905, 911, 918 Auerbach, Baruch, Religionslehrer (V 836) 107, 109, 199, 202, 235, 242, 402, (684), 695, 697, 734, 774 Auerbach, Berthold, Schriftsteller (III 722, V 808f.) 32, 108f., 127, 140, 173, 188f., 207, 235, 242, 293, 308ff., 315f., 335, 345, 421f., 449, 453, (649), 695, 700, 712, 718, 762f., 767, 825

Auerbach, Nina geborene Landesmann (VI 842) 173, 310, (712), 763 Auerswald, Rudolf Ludwig Cäsar von, Staatsminister 339, (775) Aufseß, Hans Philipp Werner Freiherr von und zu, Altertumsforscher, Gründer des Germanischen Nationalmuseums 742f. August s. Sachse, August Augusta Großherzogin von MecklenburgStrelitz geborene Guelph Princess of Cambridge 355, 787, (788) Augusta Königin von Preußen, geborene Prinzessin von Sachsen-Weimar (III 730) XIII, XVI, 16, 23, 127, 150, 170, 177, 182, 193, 198f., 208, 223, 228 f., 233, 240, 266, 269, 276, 283, 289 f., 293, 300, 312, 320ff., 337, 341 f., 347f., 352, 426f., 435–440, 443, 445–448, 450, 456, 525, (634), 635, 639, 667, 717, 737, 777, 781, 828, 830, 882 Auguste Großherzogin von MecklenburgSchwerin geborene Prinzessin von Reuß-Schleitz-Köstritz 335, (773) Aujac, Leopold, Sänger 26, (641) Avocat, Victor, Sänger, Schauspieler, Regisseur (VI 748) 92, 120, (678) Babl, Karl, Bibliothekar XXI Bacciochi, Félix Marnès comte, Erster Kammerherr, Oberhofcharge, Superintendent sämtlicher Theater des Kaiserreichs (VII 711) 531, 550, 572, (884), 902, 905 Bach, August Wilhelm, Musikdirektor (III 665) 50, 114, 348, 468, 497, (661), 685, 761, 799f., 869 Bach, Carl Philipp Emanuel, Komponist 153, (705f.) Bach, Johann Christoph, Kammermusiker, Komponist (VII 594f.) 145, 703, 822 Bach, Johann Michael, Organist, Komponist, Stadtschreiber (VI 823) 170, (710), 770 Bach, Johann Sebastian, Organist, Kantor, Komponist 37, 147, 170, 181, 202, 219, 299, 352, 450, 457, 638, 653, 696, 699, 704, 711, 728, 730, 736, 763, 778f., 822, 830, 844 Bacher, Joseph Adalbert, Jurist, Musikschriftsteller (III 803, IV 513, V 741,

PERSONENREGISTER VII 523) 91, 109, 127, 140f., 219f., 222, 350, 451, 455, 475, 501, 531, 540, (678), 695, 701, 737, 777, 841, 851, 885, 893 Bacher, Julius, Arzt, Schriftsteller 220, 235, 343, 350, 451, 501, 540, (737) Bachiochi s. Bacciochi, Félix Marnès comte Bachmann, Eduard, Sänger 466, 470, (848) Bader, Karl Adam, Sänger (I 613) 678 Baermann, Barbara Maria Anna geborene Schmitz 250 (746) Baermann, Heinrich Joseph, Klarinettist (I 602) 744 Baermann, Karl, Klarinettist (V 964, VII 598) 203, 245, 250, (744), 746 Baermann, Karl, Pianist (VII 598) 250, (685), 746 Bagier, Prosper, Impresario 516, 548, (880), 882, 884 Balfe, Michael William (genannt Bunny), Komponist, Sänger (V 926, VI 864) 344 Balling, Franz Anton, Arzt 369, 796, (797), 872 Balloco, Giuseppe Luigi, Librettist 910 Bamberg, Felix, Korrespondent, Kritiker, Konsul (III 782, V 749) 412, 455f., 551, (841) Bamberg, Frau 406, (710) Bamberger s. Bamberg, Felix Banck, Carl Ludwig Albert, Komponist, Gesanglehrer, Musikkritiker (III 728) 3, 6, 68, 70f., 140, 300, 302, 422, 433, 451, 453, 456, (623), 624, 629f., 669f., 699, 757 Banck, Otto Alexander, Kritiker, Schriftsteller (VII 596) 300, (757) Bank s. Banck, Carl Ludwig Albert Baragli, Ranieri, Sänger 182, 199, 228, (715) Baraldi, Giustina, Sängerin (VII 541) Barbeau s. Barbot, Caroline Barbier, Jules, Librettist, Schauspieldichter (V 992) 22, 99, 137, 160ff., 173f., 551, 637, (638), 680f., 690, 707, 728, 734, 756f., 776, 804, 893, 897, 906 Barbolani, Ferdinando Conte di Montauto 521, (880) Barbot, Caroline geborene Douvry, Sängerin (VII 683) 143, 500, 517, (703)

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Bargiel, Woldemar, Komponist, Lehrer für Musiktheorie 189, (719) Barilli-Patti, Caterina, Sängerin 693 Baring, Thomas, Politiker 781 Barnett, Clara Kathleen, Sängerin 186, (717) Barnett, Francis, Pianist 789 Barnett, John, Komponist, Gesanglehrer 186, (717) Barnett, Rosamunde, Sängerin 186, (717) Barrière, Théodore, Bühnenschriftsteller 672 Barrillot, F., Schirm- und Stockfabrikant 370, (797) Basevi, Abramo, Arzt, Komponist, Musikkritiker (VII 534) 4, 45, 166, 343, 345, (627), 766, 777, 875 Basewitz, Moritz 454 Bassewitz s. Baswitz, Meyer Samuel Bassi, Calisto, Librettist 723 Bassi Manna, Carolina, Sängerin (I 660, V 813) 111, 684, (685) Baswitz, Jac., Kaufmann 741 Baswitz, Meyer Samuel, Kaufmann 413, 454, (817), 861f., 871 Bataille, Charles Amable, Sänger (V 785, VI 660) 547, 556, 899, (895), 899 Bataille, Eugène, Sänger 556, 899 Batta, Alexandre, Violoncellist 385, (806) Battu, Léon, Librettist 635, 735, 897 Battu, Marie, Sängerin 526, 586, 883, 910 Baudissin, Wolf Heinrich Friedrich Carl Graf von, Schriftsteller, Übersetzer 672f., 728 Bauernfeld, Eduard von, Dichter (IV 552, V 806) 219f., 343, 350, 475, (731), 737, 777, 783, 836, 841, 851, 893 Baum, Grit, Archivarin XXI Bayard, Jean François Alfred, Schauspieldichter, Librettist (V 796) 723 Bazin, François Emmanuel Joseph, Komponist, Professor für Harmonielehre, Dirigent (V 758, VII 623) 626 Beal s. Beale, Thomas Willert Beale, Thomas Frederick, Musikverleger (V 739, VI 742, VII 551) 642 Beale, Thomas Willert, Musikverleger, Komponist, Konzert- und Opernmanager 27, 355, 370, (642) Beare, Elisabeth XXII Beauchène, Jean Marie Anax Du Bois de, genannt Alfred de Beauchesne, Sekre-

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PERSONENREGISTER

tär am Pariser Conservatoire (II 636) 551, (897) Beaumont, Alfred, Operndirektor 60, 85, 92, 101f., 113, 120, (664), 698 Becker, Gudrun, Musikwissenschaftlerin XIf., XVIf. Becker, Heinz, Musikwissenschaftler XIf., XVIf. Becker, Oskar, Student 246, (745) Becker, Reinhold, Arzt XXII Beckmann, Friedrich, Schauspieler (V 858) 35, (651) Beckmeyer, Wilhelm, Fuhrunternehmer 235, 368, 451f., 468, 505, (737), 834 Bedogni-Talvo, Maria, Sängerin 569, (904) Beer, Alexandrine geborene Rosen 72, 83, 137f., (670), 674 Beer, Amalie, Meyerbeers Mutter (I 34ff., V 740) 55, 82, 235, 242, 358, 451, 466, 628, (663), 707, 762, 837, 849, 870 Beer, Amélie Wilhelmine, Meyerbeers Großnichte (VII 732) 165, 211, 584, (709), 729 Beer, Doris geborene Schlesinger, Meyerbeers Schwägerin (IV 567) 55, (663) Beer, Dr s. Behr, Bernhard Beer, Edmond Raphaël, Meyerbeers Großneffe (VII 732) 165, 211, 584, (709), 729 Beer, Georg (George) Friedrich Amadeus, Meyerbeers Neffe (V 846, VI 686) 55, 72, 82, 84, 108f., 127, 137f., 141, 235, 368, (662), 670, 674, 683, 737, 860, 889 Beer, Guillaume Louis, Meyerbeers Großneffe (VII 732) 165, 211, 584, (709), 729 Beer, Heinrich, Meyerbeers Bruder (V 845) 55, 109, 402, 408, (663), 684, 813, 870 Beer, Jakob Herz, Unternehmer, Bankier, Meyerbeers Vater (I 31ff.) 239, 319, 358, 451, 466, (741) Beer, Julius (Jules) Alfred, Meyerbeers Neffe (V 756, VI 652,VII 574) 55, 82, 141, 165, 174, 177f., 210f., 317, 340, 381, 551, 583f., 586, 590, (663), 674, 706, 709, 712f., 728f., 776, 802, 804, 860, 889, 896, 911f., 920f. Beer, Madame s. Behr, Isabella

Beer, Michael, Schriftsteller, Meyerbeers Bruder (I 39, V 768) 28, 38, 91, 199, 238, 245, 343, 388f., 560, 607, 624, (643), 654, 721, 723, 744, 808, 870 Beer, Regina geborene Bischoffsheim (V 758) 165, 211, 340, 590, (709), 729, 911 Beer, Wilhelm, Bankier, Kaufmann, Meyerbeers Bruder (I 37f., V 738) 55, 202, 662, (663), 725, 860 Beethoven, Ludwig van 38, 182, 317, 427, 492, 624, 634f., 654, 663, 696, 705 f., 715, 728, 766, 768f., 789, 793, 795, 820, 826, 832, 840, 846, 876, 900, 907f., 911, 917 Begas, Reinhold, Bildhauer 712 Beghelli, Marco, Musikwissenschaftler 685 Behaim, Heinrich, Steinmetz 743 Behr, Bernhard, Buchhändler, Arzt (VII 651) 203, 455, 460, 682 Behr, Isabella geborene Bock, Gesanglehrerin (VII 631) 108, 141, 439, 455, 460, (682), 831, 841 Behr, Fräulein, Sängerin 216, (730) Behrend 234, (736) Beidler, Franz Wilhelm, Schriftsteller 706 Beittler, F., Kanzleiassistent 108, (683) Bekker, August Immanuel, Altphilologe 164, (708) Bélia (eigtl. Victorine-Zoé Delau), Sängerin 681 Bellanger, Frau, Gesellschafterin der Töchter Meyerbeers (VII 672) 568, (904) Bellermann, Johann Gottfried Heinrich, Komponist, Gesanglehrer (VII 601) 421, (823) Bellini, Vincenzo, Komponist (II 591, VI 641) 154, 177, 205, 219f., 310, 629, 643, 657, 693, 695, 706, 713, 754, 759, 880, 883 Belly, Georg, Bühnenschriftsteller 827 Belval (eigtl. Jules Bernard Gaffiot) (VI 864) 534, (888) Benazet, Édouard, Spielbankpächter (VII 579) 525, (882) Bendel, Franz, Pianist 378, (801) Benedetti, Nicola, Sänger 703 Benedict, Sir Julius, Komponist, Kapellmeister, Musikschriftsteller (III 701) 40, 222, 296, 402, 406, 485, 490, 493, 495f., (654), 757, 812, 867

PERSONENREGISTER Benedikt s. Benedict, Sir Julius Benedix, Roderich, Schauspieldichter, Schauspieler (V 860) 264, 322, (749), 770 Bennet s. Bennett, William Sterndale Bennett, Mary Anne geborene Wood 364, (795) Bennett, William Sterndale, Leiter der Bach-Society und Philharmonic Society (VII 584) XIV, 326, 330, 344, 346f., 354, 358, 364, 371f., 734, 774, 786, 793, 795f., 799f. Bennewitz, O. F., Justizrat a.D. (V 763) 109, 126, 140, 204, 209, 346, 358, 368f., 422, 466, 490, 505, 550, 568, (683), 832, 857, 861ff., 904 Bennigsen, Rudolf von, Politiker 352f., (784), 785 Bennwitz s. Bennewitz, O. F. Beretta, Giovanni Battista, Musikschriftsteller, Konservatoriumsdirektor (765) Berg, O. F. (eigtl. Ebersberg, Ottokar Franz), Schriftsteller 15, (633) Berger, W., Restaurateur 688 Bergmann, Johann J., Restaurateur 687 Beringer, Joseph August, Schriftsteller 710 Berio Marchese di Salza, Francesco Maria, Schriftsteller 761 Bériot, Charles Auguste de, Violinist, Professor für Violine, Komponist (III 676, VI 664) 758, 773, 806 Berla, Alois (eigtl. Alois Scheichl), Bühnenschriftsteller 666, 843 Berlioz, Louis Hector, Komponist (II 645, V 753, VI 644, VII 573) 109, 120, 125, 231, 384, 507, 531f., 550f., 554, 556, 563ff., 575, 665, 684, 689, 691, 693, 735, 771, 805, 877, 887, 896ff., 901, 903, 907f. Bernabei, Giuseppe Antonio, Komponist 830 Bernard, Pierre Joseph, genannt GentilBernard 750 Bernau, Tapezierer 454 Berndal, Karl Gustav, Schauspieler 762 Bernheim, Heinrich, Kaufmann (IV 601) 857 Bernuth, August Moritz Ludwig von, Justizminister 339, (776) Bertati, Giovanni, Librettist 738 Bertin, Edouard, Maler, Inhaber des Journal des Débats (III 680, V 991) 531, (884)

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Bertin, Louis Marie Armand, ehemaliger Inhaber des Journal des Débats (II 600f., V 748, VI 634) 884 Bertram, Heinrich, Sänger 380, 509, (802), 876 Bertram-Meyer, Maria Cäcilia Josepha, Sängerin 506, 525, (876) Besekirskij, Vasilij Vasil’evicˇ, Violinist 379, (801) Besekirsky s. Besekirskij, Vasilij Vasil’evicˇ Bethmann-Hollweg, Moritz August von, Minister 240, (741) Bétourné, Ambroise, Schriftsteller 731 Bettini, Alessandro, Sänger 493, 754, 812, (871) Betz, Franz, Sänger 764 Beulé, Charles Ernest, Sekretär des Institut de France XVf., 922 Beurmann, Eduard, Advokat, Musikkritiker (II 648) 401, (812) Biedermann, Johann Gottlieb, Rektor 147, 704 Biegeleben, Arnold Freiherr von, Diplomat 307, (762) Bielefeld, Herr, Kaufmann 358, (791) Biese, Wilhelm, Klavierfabrikant 177, 223, (713), 732 Bignardi, Pietro, Sänger 495f., (872) Billing Edler von Gemmen, Heinrich 400, 826 Binder, Carl, Dirigent, Komponist 735 Biollay, Claude Benoit 898 Biollay, Claude Léon, Verwaltungsbeamter 553ff., 561, 563, (898) Birch (Ch.) s. Birch-Pfeiffer, Charlotte Birch, Christian Andreas, Schriftsteller, Kritiker 209, (728) Birch-Pfeiffer, Charlotte, Schauspieldichterin, Schauspielerin (III 720) 68, 140, 155f., 159ff., 163, 166, 168ff., 173, 187, 202, 205, 208ff., 212f., 215, 217, 219, 222ff., 225, 227, 232–235, 301, 305, 307, 345, 349, 351, 401, 422f., 451ff., 455f., 468, 470f., 475, 489, 493f., 510, 638, (668), 695, 706ff., 710, 716f., 725, 728f., 732, 738, 761, 769, 783, 805, 811f., 824f., 834, 837, 848, 850, 852, 854, 866, 872, 878 Birch Pfeiffer s. Birch-Pfeiffer, Charlotte Bis, Hippolyte Louis Florent, Bühnenschriftsteller 662

946

PERSONENREGISTER

Bischoffsheim, Amalie geborene Goldschmidt 166, (709) Bischoffsheim, Louis Raphaël, Bankier (V 771) 166, 339, 551, (709) Bischofsheim s. Bischoffsheim Bischofswerder, Charlotte von, Hofdame 156, (707) Bischofswerder, Johann Rudolph von, Oberstleutnant, Flügeladjutant 707 Bise s. Biese, Wilhelm Bismarck-Schönhausen, Otto von, Diplomat, Präsident des preußischen Staatsministeriums 670, 776, 820f., 882f., 886 Bizet, Georges, Komponist 553, 563, 805, 892, (897), 907 Blanc, Edouard 550 Blanc, Ernest Edmond 489, 505, 549, (866) Blanc, Numa (eigtl. Numa Prosper Blanc de Labarthe), Photograph 399, 528, 770f., 813 Blanca s. Korff, Blanca Freifrau von Blanche, Alfred Pierre, Generalsekretär, Staatsrat (VI 712, VII 627) 551, (896) Blanche s. Millaud, Blanche Blanka s. Korff, Blanca Freifrau von Blaze de Bury, Ange Henri Baron, Schriftsteller (III 656) 25, 30, 81, 95ff., 99, 108f., 116f., 125, 140, 174f., 255ff., 270–273, 294ff., 301, 305f., 324, 343f., 355f., 359, 369, 400f., 412, 421, 427, 518, 531, 538, 540, 550, 556, 558, 571, (640), 644, 649, 679, 683f., 687, 692, 712, 751, 758f., 768, 811, 891, 908 Blaze de Bury, Pauline Rose Baronne, Journalistin (VI 783, VII 683) 30f., 117, 176, 257, 359, 544, (644) Blaze de Bury, Yetta Baronne (VII 722) 30 f., 117, 176, 257, (644) Bleichröder, Gerson, Bankier 627, 713 Bleymehl-Eiler, Martina, Museumsmitarbeiterin XXI Bloemer, Friedrich, Obertribunalrat 876 Bloomfield, John Arthur Douglas Lord, Diplomat (V 911, VI 670) 27, (642) Blumner, Martin Traugott, Komponist, Vizedirektor der Berliner Singakademie (VI 672) 20f., 29, 322, (637) Boccherini, Giovanni Gastone, Librettist 775

Bock, Emil, Musikverleger 468, 483, 515, 532, 848, (854f.) Bock, Emilie, Gustav Bocks Witwe 855 Bock, Gustav, Musikverleger (IV 611, V 958, VI 657, VII 575) 15, 17, 43, 62, 68, 85, 108, 127, 133, 140, 146, 163, 170, 181f., 194, 202, 209, 222, 235, 306 f., 346, 349, 400–403, 412f., 421 f., 429, 437, 448, 451, 453, 456, 466, (633), 682, 695, 700, 710f., 721, 732, 741, 777, 812, 814, 818, 823, 829, 834, 842, 847, 854 Bock, Sara geborene Burg 466, (847) Bock, Wilhelmine von, geborene Schröder, Sängerin (II 598, V 962) 25, (640) Bodenstedt, Friedrich, Schriftsteller, Slawist, Journalist 653 Böck s. Böckh, Philipp August von Böckh, Philipp August von, Philologe, Vizekanzler des Ordens Pour le mérite (V 855) 118, 164, 241, 451, 456, (688), 700, 732, 741, 835, 876 Böhm, Ludwig, Augenarzt 780 Böttger, Adolf, Übersetzer 370, (798) Bötticher, Clara geborene Brexendorff, Sängerin 286, (754), 756 Boisseaux, Henri, Bühnenschriftsteller 716 Boieldieu, François Adrien, Komponist (II 580) 812 Boito, Arrigo, Komponist, Librettist, Übersetzer 349, (783) Bonawitz, Johann Heinrich, Pianist, Komponist 506, 514, (876) Bonn, Franz, Schriftsteller 763 Bonseri, Friedrich Wilhelm, Kammergerichtspräsident a.D. 662 Bonseri, Frau 54, (662) Boos s. Bose, Karl August Graf von Boose, Baron s. Bose, Friedrich Freiherr von Boosey, John, Musikverleger (VII 704) 27, 63, 120, 359, (642) Borchard, Ernestine, Sängerin 303f., (759) Borchard, H., Rentier 759 Bordiga, Zeitungsherausgeber 343, (778) Borghi-Mamo, Adelaide, Sängerin (VI 877, VII 550) 116, 130, 140, 142f., 147 f., (687), 699, 703f. Bornhagen, Eduard, Bandagist 847 Borsig, Conrad 739 Borsig, Ernst 739

PERSONENREGISTER Borsig, Johann Karl Friedrich August, Fabrikant (VI 796) 738f. Borsig, Julius Albert, Fabrikant 236, (738f.) Borstel s. Borstell, J. Borstell, J., Regierungsratswitwe 453, (838) Boschot, Adolphe, Schriftsteller 901 Bose, Freiin von 568, 570, 573, 904 Bose, Friedrich Freiherr von, Baron, Geheimrat, Oberhofmeister, Intendant 93, 381, 496, 568, 570, 573, 593, (678), 913 Bose, Karl August Graf von 515, 550, (879f.) Bose, Karl Ludwig Freiherr von 904 Bosoni, Carlo Ercole, Kapellmeister (VII 541) 305, (759) Bott, Jean Joseph, Violinist, Hofkapellmeister (VII 589) 16, 343, 346, 348, (635), 773, 779, 782 Boudier, Handschuhmacher 339, (776) Boulard s. Boulart, Sophie Ferdinande Dorothée Boulard-Mayer s. Boulart, Sophie Ferdinande Dorothée Boulart, Sophie Ferdinande Dorothée, verheiratete Mayer, Sängerin (VI 706f., VII 623) 60, 385, (664), 806 Bouscatel, Édouard, Übersetzer 693 Bowley, Robert Kanzow, Generalmanager der Crystal Palace Company, Konzertmanager 363, (795) Braam, Gunther, Gymnasiallehrer XXII, 771 Brachvogel, Albert Emil, Schriftsteller (VII 549) 203, 222, 228, (732) Brahms, Johannes, Komponist 670, 771, 789, 831, 880 Brandebourg s. Brandenburg, Friedrich Wilhelm Gustav Graf von Brandeburg s. Brandenburg, Friedrich Wilhelm Gustav Graf von Brandenburg, Friedrich Wilhelm Gustav Graf von, Diplomat 347, 778, (781) Brandenstein, Adolf Freiherr von (V 811) 38, (654) Brandenstein, Sophie Freifrau von, geborene Ebers, Meyerbeers Cousine (V 765) 38, 400, 419, 422, 453, 630, (654), 658 Brandus, Amélie geborene Bacher (VI 679) 27, 91, 438, 540, (642), 821

947

Brandus, Gemmy (eigtl. Samuel), Musikverleger (V 768) 15, 18f., 26, 31, 42 f., 60ff., 68, 70f., 91, 94, 101f., 105f., 108f., 119f., 123, 125ff., 131, 135, 137, 140f., 144, 149, 160, 162, 166, 190f., 193, 200, 235, 248, 262, 265ff., 290, 313, 356, 358, 368, 370, 380, 401f., 405, 411ff., 422f., 439, 451, 455, 472, 481, 488f., 496, 505, 508, 531, 536, 551, 558, 560, 563, 583, 587, 591, 594, 599, 626f., (632), 637, 641, 663f., 669, 678, 681–685, 690f., 698, 707, 709, 712, 714, 719f., 724, 735f., 742, 750, 811, 814, 816, 835, 838f., 851, 854, 873, 877, 888, 891, 909, 915, 920f. Brandus, Louis, ehemaliger Musikverleger (IV 512, V 740) XV, 25, 29, 54, 61, 85, 87, 90, 94f., 99 f., 108f., 113, 116, 118, 120, 131, 134, 140, 151, 174, 178, 184f., 196, 199, 205ff., 222, 229, 231, 235, 247ff., 260ff., 270–273, 278, 294, 305f., 342–347, 353, 355, 368ff., 383, 393ff., 397, 401, 405–408, 412f., 416f., 420ff., 425, 427, 434f., 438f., 444, 453ff., 476ff., 480, 484, 486–490, 493, 495, 499, 505, 508, 515, 518, 522, 526f., 529, 531–535, 537, 540f., 544, 549, 554, 591, 594, 597–600, 609, 634, 636, (640), 643, 655, 662ff., 677, 679f., 683, 685, 688f., 697f., 716, 722, 724f., 728, 734, 737, 746, 748, 751, 761, 794, 797, 805, 809f., 815, 818, 823, 826, 828, 830, 837ff., 841, 852, 853–856, 866f., 872–875, 877, 879f., 881, 883ff., 887f., 891, 893f., 898, 908f., 912f., 915f., 918 Brandus, Nathan, Kaufmann (V 842, VI 679) 261f., (748) Brandus, Sara geborene Lazarus 400, 548 Brard, Pariser Immobilienbesitzer 73f., 86, 93, 263, 501, 511, (671) Brassin, Gerhard, Violinist, Konzertmeister, Violinlehrer 514, (879) Brassin, Louis, Pianist 81, 514, 674, (879) Braunhofer, Julius, Schauspieler 770 Breitkopf & Härtel 296, 757 Brenner, H. Violinist 454 Brifaut, Charles, Bühnenschriftsteller 745 Brodsky, Adolph Davidovicˇ, Violinist 462, (843)

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PERSONENREGISTER

Brody, Herr, Musiker 149, (705) Bronsart von Schellendorf, Hans, Pianist, Komponist 79, 625, 673, 706, 732 Bronsart von Schellendorf, Ingeborg geborene Starck, Pianistin, Komponistin 79, 223, (673), 732 Brontë, Charlotte, Schriftstellerin 805 Brühl, Friedrich Wilhelm Graf von, Generalleutnant a.D., Präses der Generalordenskommission 338, 755, (775) Brunet, Marie, Sängerin 148, 164, 177, (704) Brunetti s. Brunet, Marie Brunswick, Léon-Lévy (eigtl. Léon Lévy), Bühnenschriftsteller 751 Buckingham and Chandos, Richard Plantagenet Campbell Temple Nugent Brydges Chandos Grenville, 3rd Duke of 780f. Bülow, Cosima von, geborene Liszt 199, 232, 265, 337, 506, 563, 665, 706, (723), 737, 876 Bülow, Daniela von 138, (699) Bülow, Hans Adolf Julius von, preuß. Artilleriegeneral 212, (729) Bülow, Hans Guido Freiherr von, Pianist, Klavierpädagoge (V 855, VI 826, VII 587) XIIIf., 63, 108, 138, 148, 155, 173f., 228f., 233, 235, 307, 312, 317, 324, 337, 602f., 612, (665), 699, 704ff., 717, 723, 734, 737, 756f., 770, 783, 829f., 876, 913, 916f. Bürde, Emil, Kritiker, Schauspiellehrer (VI 840) 43, (656), 833 Bürde-Ney, Jenny geborene Bürde, Sängerin (VI 753, VII 532) 3, 10, 42, 59, 90, 97, 99, 292, 585, (623), 624, 650, 656, 677, 738, 910 Bürger, Gottfried August, Schriftsteller 830 Bürguy s. Burguis, Georges Frédéric Büry, Agnes, Sängerin (V 931) 54, (662) Büssel, Alois Joseph, Schriftsteller 696 Büttner, Wilhelm Gotthold, Gutsbesitzer 837 Bull, Ole Bornemann, Violinist (V 905) 854 Bulow s. Bülow, Hans Guido Freiherr von Buloz, Christine geborene Blaze 31, (649) Buloz, François, Zeitungsinhaber, Musikkritiker (II 672) 31, (649) Buloz, Marie 31, (649)

Bulwer-Lytton, Robert Edward, Schriftsteller 757 Bunsen, Christian Karl Josias Freiherr von, Diplomat 647, 777, 838 Bunsen, Frances Freifrau von, geborene Waddington 453, (838) Bunsen, Theodora von 838 Burchhard s. Burchardt, Hermann Burchardt, Hermann, Teppichfabrikant 141, (702) Burguis, Georges Frédéric, Philologe, Meyerbeers Sekretär (V 741) XIX, 85, 96, 109, 126f., 140, 204, 235f., 240, 253, 261, 314, 345, 358, 366, 368–371, 392, 401f., 412, 421, 451 ff., 455f., 466, 468, 489f., 505, 549, 565, 567f., 574, 576, 588, 592, 606, (675), 679, 746, 798f., 809, 863, 870, 875, 895, 917 Burguis, Madame 346, 369, (779) Burguy s. Burguis, Georges Frédéric Bury s. Büry, Agnes Butler, E. G. W., Gesandtschaftssekretär 141, (701) Byron, George Gordon Lord, Schriftsteller (V 928) 727, 798, 827 Caffieri, Carl, Sänger 261, 381, (748) Cabel, Marie Josèphe geborene Dreulette, Sängerin (V 921) 26, 126, 131, 135, 137, 154, 177–180, 222, 385, 401, 434, 522f., 637, (641), 812, 881 Caecilchen s. Meyerbeer, Cäcilie Cäcilie s. Meyerbeer, Cäcilie Caecilie s. Meyerbeer, Cäcilie Cahen s. Kohn, L. A. Caldara, Antonio, Komponist 170, (710), 770, 821 Calzabigi, Ranieri de’, Schriftsteller, Librettist 634 Calzado, Torribio, Operndirektor (VII 524) 15, 55, (632) Calzolari, Enrico, Sänger (VI 852) 546, (894) Cambardi, Mathilde Jeanne (eigtl. Chambard), Sängerin (VII 622) 261, (748) Cambon, Charles, Bühnenbildner 910 Cambridge, Augusta Guelph Duchess of 787 Cambridge, George Guelph, 2nd Duke of, Feldmarschall 354f., (785), 787 Cambridge, Mary Adelaide Guelph Princess of 355, (787f.)

PERSONENREGISTER Cammarano, Salvatore, Schriftsteller, Librettist 633, 681, 900 Campbell, Maitland J., Gewehrschütze 227, 299, (733) Campe, Julius, Verlagsbuchhändler (VI 833) 700 Capoul, Joseph Amédée Victor, Sänger 538, (892), 915 Carafa de Colobrano, Michele Enrico Francesco Vincenzo, Komponist 644, 679, 905, 918 Caratheodory, Stephanos, Legationsrat, Attaché 412, 421, (816f.), 822 Caré s. Carré, Michel Florentin Carina, Anna, Sängerin 366, 382, (796) Carini s. Carina, Anna Carl, Heinrich Conrad von, Geheimer Kommerzienrat, Tuchfabrikant (V 894) 141, 182, 208, 368, 412, (702) Carlowa s. Karlowa, Emil Her(r)mann Caro, Julius, Kaufmann (VII 613) 253, 346, 358, (746) Caron, Eugène, Sänger 537, (891) Carré, Michel Florentin, Schauspieldichter, Librettist (V 881) 22, 123, 137, 160ff., 173f., 211, 551, 556, 559, 637, (638f.), 681, 690, 707, 728, 734f., 756f., 792, 804, 877, 893, 897, 906, 910 Carrion s. Carrión de Anguiano, Manuel Carrión de Anguiano, Manuel, Sänger 380, (802) Carvalho, Léon, Sänger, Theaterdirektor (VII 625f.) 26, 106, 125, 140, 434, 550, (641), 691f., 735, 812, 897 Carvalho s. Miolan-Carvalho, Caroline Carvallo s. Miolan-Carvalho, Caroline Casamorata, L. F., Sekretär 627 Casch, Elise, Sängerin 141, (701) Cash s. Casch, Elise Castellan, Jeanne Anaïs, Sängerin (IV 573) 41, 90, 655, (656), 677 Castelli, Ignaz Franz, Schauspieldichter, Bibliothekar (I 604, V 806) 22, (639), 784 Castillon, Alexis vicomte de 687 Castro, Americo de, Legationssekretär 402, 412, 505, 814, (817) Catalani, Angelica, Sängerin (I 644) 727 Cazau s. Cazaux, Antoine Cazaux, Antoine, Sänger 277, 431, 534, (752), 904

949

Cécile s. Meyerbeer, Cäcilie Cecilie s. Meyerbeer, Cäcilie Celerier s. Célérier, Thérèse Célérier, Émile (V 763) 420f., 502, 511, 535f., 559, 615f., 891f., 920 Célérier, Léon 73, 87, 100, 263, 420f., 502, 511, 535f., 539, 543, 547f., 557ff., 604, (671), 676, 885, 891f., 894f., 899, 917 Célérier, Mathilde (VI 646, VII 545) 74, 420f., 502, 512, 538, 543, 558f., 592f., (671), 892, 913ff. Célérier, Thérèse geborene Gouin (V 751, VI 638) 73, 86, 93, 96, 100, 119, 135, 140f., 204, 235, 263, 343, 356, 358, 364, 370, 412, 419, 422, 455, 461, 489f., 501f., 511f., 531, 535f., 538f., 543f., 551, 557ff., 566, 592, 596f., 599, 604, 614ff., (671), 676, 678ff., 738, 749, 796, 813, 819, 824, 841, 843, 874f., 878, 892, 899, 903, 914–917, 920 Cerf, Carl Rudolph, Theaterdirektor (V 945) 310, 633, (764) Chabrier, Emanuel, Komponist 906 Chabrier, Madame 576, 586, (906) Challemel-Lacour, Paul Armand, Publizist 691 Chandru, Marcel, Notar (V 978, VI 658, VII 585) 550f., 561, (900) Charlot, Joseph Auguste, Repetitor, Gesangdirektor (VII 680) 18, 101, 106 f., 113, 119, (637) Charton s. Charton Demeur, Anne Arsène Charton-Deumeur s. Charton Demeur, Anne Arsène Charton Demeur, Anne Arsène geborene Charton, Sängerin (V 876) 236, 242, 525, 531, 589, 679, (738), 882 Chelard, Émile, Sprachlehrer 171, 185, (711), 716, 911 Chelard, Hippolyte André Jean Baptiste, Komponist (V 994) 171, 185, (711), 716 Chéri, Rose, Schauspielerin (IV 601, V 783) 266, (750) Cherubini, Luigi, Komponist (I 591) 109, 122f., 427, 637, (684), 793, 827, 832 Chézy, Helmina (eigtl. Wilhelmine Christiane) de, geborene von Klencke, Schriftstellerin (V 995, VI 668) 774 Chikowsky s. Cieszkowski, August Graf von

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PERSONENREGISTER

Choler, Adolphe Joseph, Bühnenschriftsteller 896 Chopin, Frédéric, Pianist, Komponist 673, 699, 771, 917 Chorley, Henry Fothergill, Librettist, Musikschriftsteller (V 740) 345, 347, 356, 642, (778), 787 Chrudimsky, Ferdinand, Sänger 506, (876) Chrysander, Karl Franz Friedrich, Musikwissenschaftler 671, (701) Ciampi, Giuseppe, Sänger 118, 151, (688), 705 Cico, Marie, Sängerin 547, (895), 915 Cieczkowski, August Graf von 108, 140, 222, (701), 732 Cimarosa, Domenico, Komponist 738 Claire, Madame 266 Clairville s. Nicolaïe, Louis François Clapisson, Antoine Louis, Komponist (III 739, V 990) 716 Clara, Köchin 392f., (809) Clark s. Clarke, Campbell Clarke, Campbell, Bibliothekar 344, 347, 356, 401f., 406ff., (781), 794, 815 Cogniet, Léon, Maler 770 Cohen, Giulio, Chorleiter 918 Commer, Franz Aloys Theodor Musikdirektor, Gesanglehrer (V 912) 114, (686), 783, 800 Conrad, F. A., Restaurateur 688 Conradi, August, Dirigent, Komponist 633, 666, 827 Coralli, Jean, Choreograph 851 Corbari, Luigia (oder Amalia), Sängerin 655 Cordier, Angela (auch Angiolina), Sängerin 413, (819) Cordier, Jules (eigtl. Eléonore Tenaille de Vaulabelle) 706 Cormon, Eugène (eigtl. Pierre Étienne Piestre), Schauspieldichter (VI 875, VII 710) 91, (677), 680, 897 Corneille, Pierre, Bühnenschriftsteller 50, 104, 275, 632, 837 Cornelie s. Meyerbeer, Cornelie Agathe Cornelius, Peter, Komponist 625 Cornelius, Peter Joseph Ritter von, Maler (V 823f.) 235, 242, 451, 625, 708, 737, (742), 835, 846, 876 Cornelius, Teresa von, geborene Giampieri 242, (742) Cornett s. Cornette, Victor

Cornette, Victor, Chordirektor (VI 724) 413, 508, (818), 877 Costa, Sir Michael, Dirigent, Komponist (IV 594, V 739) 34, 200f., 345ff., 354 ff., 365, 370, 401f., 423, 455, 457, 489, 503f., 539, 542, 549, (650), 655, 712, 780, 785f., 790, 797, 801, 842, 866, 874, 892f. Couvé-Rameau, Madame 274f., (750) Cox, John, Archivar XXI, 799 Cox, John Edmund, Priester 402, 785, (813) Cramolini, Ludwig, Opernregisseur (VI 817) 88, (676) Crémieux, Hector Jonathan, Bühnenschriftsteller 670, 749, 799 Crémieux, Isaac Adolphe, Advokat (II 601, V 751, VI 636) 211, (729), 839 Crosnier, François Louis, Theater- und Operndirektor (II 659, V 766, VI 704) 551, (897) Cruvelli s. Vigier, Sophie Charlotte Csillag, Rosa, Sängerin (V 871) 355, 651, (789), 794 Curschmann, Karl Friedrich, Komponist (V 950) 235, (737) Custine, Adolphe Marquis de (III 657, VI 713) 211, (729) Cuturi, Francesco, Sänger 703 Czillak s. Csillag, Rosa Czykowsky s. Cieczkowski, August Graf von Dachroeden, Cäsar von, Kammerherr, Hofmarschall 114, (686) Daege, Eduard, Maler, Direktor der Akademie der Künste 284, 403, 497, (754), 797, 799, 812, 814, 866, 870, 873 Dahn, Konstanze, Schauspielerin 761 Damcke, Berthold, Pianist, Musikkritiker, Komponist (V 909, VI 673f.) 551, (896) Damke s. Damcke, Berthold Danreiter, Franz Anton, Architekt 746 Da Ponte, Lorenzo, Schriftsteller, Librettist 668, 682, 703 Darcier, Célestine (eigtl. Célestine Hyacinthe Lemaire), Sängerin 106, (682) Darcier, Joseph (eigtl. Pierre Jean Joseph Lemaire) (VI 667) 106, (682) Darcier, Mademoiselle, Sängerin 105– 107, 113, 119, (682)

PERSONENREGISTER Darcier-Marmignard s. Darcier, Célestine Daru, Paul Henri Vicomte de, Industrieller, Finanzgeschäftsmann (V 991, VI 725) 551 David, Félicien César, Komponist (III 800) 426f., 547, 556, 571, 792, 905 David, Ferdinand, Violinist 696, 804, 880 Davison, Arabella geborene Goddard, Pianistin (VI 846f.) 344, 355, (789) Davison, James William, Musikkritiker (IV 587) 27, 52f., 149f., 190, 249, 278f., 343, 346f., 354, 362, 369f., 400, 402, 412f., 423, 489, 499, 554, 556, (642), 655, 672, 705, 719, 778, 789 Davison, William Duncan, Zeitungsinhaber (VI 866) 108f., 120, 126, 140f., 149f., 343, 346f., 354, 355, 359, 400ff., 413, 421ff., 486, (683), 684, 689, 700, 705, 780, 824, 855 Dawison s. Davison, William Duncan Debrauz de Saldapenna, Louis Antoine (eigtl. Alois), Publizist, Diplomat (VII 702) 551, 896 Decker, Pauline von, geborene Schätzel, Sängerin (V 857) 23, (639) Decker, Rudolf Ludwig von, Oberhofbuchdrucker (V 857) 23, 141, 177, 208, 358, 448, (639) Deetz, Marie geborene Brand, Sängerin 513, (579) Deffés, Pierre Louis, Komponist 543, (893f.) Dehn, Julia geborene Wedl (VII 665) 76, (671), 672 Dehn, Siegfried Wilhelm, Musiktheoretiker, Kompositionslehrer, Kustos (III 711, V 771) 76, 660, 671, (672), 673, 713, 752, 820 Deinhardtstein, Johann Ludwig, Bühnenschriftsteller 673 Delacour (eigtl. Alfred Charlemagne Lartigue), Mediziner, Bühnenschriftsteller 706 Delaporte, Eugène, Chorleiter 235, 370, (738), 843 Delavigne, Germain, Schauspieldichter (II 589, V 758, VI 739, VII 577) 551, 659 Deldevez, Edouard Marie Ernest, Violinist (VII 630) 17, (636) Delisle, Adolphe, Kaufmann 339, (776)

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Delisle, Paul Joseph Verdé, Kaufmann 339, (776) Della Rocca d’Aspro, Maria Principessa, geborene Embden-Heine 386, (806f.) Della Rocca d’Aspro, Michele 12° Principe 806 Delle Sedie, Enrico, Sänger 199, 525, (723), 790, 882, 906 Delord, Taxile, Redakteur, Kritiker (IV 620, VII 575) 132, 532, (697), 886 Denis, Achille, Journalist, Generalsekretär der Opéra comique (VI 742) 746, 749 Deroy, M., Lithograph 619 Deschamps, Émile, Schriftsteller, Kritiker (II 605) 310, 612f., 731, (763f.), 764, 837, 919 Desolme, Laurent Pierre Charles, Journalist, Schauspieldichter (VI 761) 93, 141, 358, 455, 461, (678), 841, 843 Despléchin, Édouard Désiré Joseph, Bühnenbildner (V 745, VII 679) 624, 910 Devonshire, William Cavendish 7th Duke of 795, 799 Devrient, Emil, Schauspieler 874 Dickens, Catherine geborene Hogarth 778 Dickens, Charles, Schriftsteller (VI 862, VII 639) 345, 356, 361f., (778), 790 Didi s. Schönlein, Augusta Cäcilia Johanna Di Dio, Giovanni, Violoncellist, Gesanglehrer 81, (674) Diémer, Louis, Pianist 590, (912) Diethe, Friedrich, Komponist 856 Dietsch, Pierre Louis Philippe, Dirigent, Komponist (III 701, VI 708) 885 Dieulafoy, Joseph Marie Armand Michel, Schriftsteller 745 Dilke, Charles Wentworth, Jurist 347, (781) Dingelstedt, Franz, Schriftsteller, Dramaturg, Theaterintendant (IV 589, V 806, VII 521) 74, 140, 145, 182, 200, 227, (671), 699, 703, 724, 762 Dingelstedt, Jenny geborene Lutzer, Sängerin (III, 678) 75, 146, (671) Dino, Duc de s. Talleyrand-Périgord, Alexandre Edmond de, Duc de Dino Dittersdorf, Karl Ditters von, Komponist (V 915) 69, 219, (669), 730 Dobberke, B. geborene Schindler, Geschäftsinhaberin 606, (917) Döge, Klaus, Musikwissenschaftler XXI

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PERSONENREGISTER

Döhring, Sieghart, Musikwissenschaftler XXII, 835 Dohm, Literat, 456, 465, (842), 846 Dohm, Wilhelm Ernst (eigtl. Elias Levy), Schriftsteller 773, 842 Donizetti, Gaetano, Komponist (II 624) 32, 48, 104, 110, 129, 154, 198, 208, 310, 341, 495, 561, 563, 633, 643, (649), 661, 665, 681, 693f., 723, 727, 738, 748, 761f., 765, 774ff., 789f., 794, 806, 838, 844, 852, 872, 880, 882, 885, 900, 911 Dorn, Heinrich Ludwig Egmont, Kapellmeister, Komponist (III 806, V 752, VI 662) 114, 117, 180, 437, (685f.), 715, 764, 829, 876 Doucet, Charles Camille, Schauspieldichter, Kritiker, Verwaltungsangestellter (IV 554, VI 742, VII 680) 531, 550f., (883), 926 Draxler, Karl, Bühnenschriftsteller 828 Dressel, Rudolf, Restaurateur 661 Dreyschock, Alexander, Pianist, Komponist 16f., (634) Dryden, John, Schriftsteller 846 Ducis, Jean François, Bühnenschriftsteller 809 Dürer, Albrecht, Maler, Zeichner, Kupferstecher, Radierer 245, (743) Duesberg, Heinrich Joseph Maria, Musikkritiker, Historiker (V 751) 68, 140, 401f., 410f., 413, 421f., 428, 437, 444, 455, 457ff., 465, 476, 488, 532, 536, 561, 564f., 571, 574, 589, 591, (669), 699, 716, 769, 803, 811, 817f., 823, 891 Dufour, Sélim François, Musikverleger (VI 804) 179, 413, 421, 538, 556, 560, 626, 632, (714), 838, 888 Duisberg s. Duesberg, Heinrich Joseph Maria Dumas, Alexandre (père), Schriftsteller (II 600, VI 651, VII 625) (905) Dumas, Alexandre (fils), Schriftsteller (V 980, VI 749) 571, 574, (905) Duncker, Johann Friedrich L., Schriftsteller 649 Dunlos 505, (874) Duprez, Édouard, Bühnenschriftsteller 907 Duprez, Gilbert Louis, Gesanglehrer, Komponist (II 653) 91, 214, (678), 704, 726, 729, 763, 883

Duprez, Madame s. Van den Heuvel, Caroline Duprez Vandenhöfel s. Van den Heuvel, Caroline Dutertre de Véteuil, Félix, Schauspieldichter 120, (689f.) Duval, Alexandre, Bühnenschriftsteller 730 Duveyrier, Anne Honoré Joseph Baron, Schauspieldichter (II 601) 740 Ebel, Klavierstimmer 203 Ebers, Eduard, Rentier, Meyerbeers Cousin (V 765) 235, 454, (737) Ebers, Georg, Ägyptologe Ebers, Moritz Georg, Meyerbeers Cousin (VII 641) Ebers, Paul Wilhelm, Meyerbeers Cousin (VI 678, VII 710) Eberstorff, Peter von, Musiker 695 Eberty, Anna, Meyerbeers Nichte (V 763) 109, 203, 234, 339f., 451, 491, 505, 573–576, 581, 596, (684), 736, 776, 836, 871, 906f. Eberty, Eduard Gustav, Stadtgerichtsrat 324, (770) Eberty, Elisabeth (Elise), Meyerbeers Großnichte 310, 374, (764), 799 Eberty, Felix, Jurist, Meyerbeers Neffe (V 877) 254, 358, 373, 450, 491, 497, (747), 764, 791, 799 Eberty, Herrmann Julius, Kaufmann (V 763, VI 796, VII 534) 340 Eberty, Lieschen s. Eberty, Elisabeth Eberty, Maria Amalie Catherina geborene Hasse 373, (799) Eccard, Johannes, Komponist (VII 590) 638 Eckert, Karl Anton Florian, Kapellmeister (IV 542, VI 743) 4, 114, (628), 634, 697 Eggers, Hartwig Karl Friedrich, Kunsthistoriker, Journalist 449, 702, 762, (834) Ehrlich, Karl Heinrich, Pianist, Schriftsteller (V 959) 398, 456, 463, (810), 842, 844 Eichberg, Oskar, Pianist 42, (656) Eiserle, Herr 140, (700) Elkisch, M., Kaufmann 358, (790) Ellinger, Therese, Sängerin 182, 193, 199, (715) Elsholtz, Franz von, Schriftsteller, Librettist 186, (717)

PERSONENREGISTER Elsler s. Elßler, Joseph Elßler, Joseph, Chordirektor (V 823) 179, 203, 234, 239, 436, (714), 736 Emanuel s. Korff, Emanuel Karl Heinrich Freiherr von Schmysingk, genannt Emilie, Bediente der Familie Meyerbeer 392f., (809) Engel, Gustav Eduard, Journalist (V 805f.) 36, (652) Engel, Joseph Karl, Theaterleiter 688, 820 Engel, Louis, Komponist, Musikkritiker (VI 686) 141, 453f., 485, 489, 493, 496, 499, 505, 517, (701), 841, 855, 872 Engel, Maximilian, Schriftsteller (VII 610) 195, (722) Engel, Witwe 346, (779) Entsch, Albert, Souffleur, Redakteur 720 Erequist-Riondini, Mademoiselle, Sängerin 267, (750) Erhard, Julius, Ohrenarzt 451, 454, 468, 482, 835, (854) Erlach, Friedrich, Bühnenschriftsteller 651 Ernemann, Moritz, Musiker 821 Ernst II. Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha (V 933) 9, 16, 28, 121, (630) Escudier, Léon, Verleger (IV 508, VI 734) 699 Escudier, Marie, Verleger (IV 508) 382, 385, 462, 548, 550, 625, (804) Escudier, Rosa Alexandra geborene Kastner, Pianistin (VI 806) 382, 385, (804), 806 Esménard, Alphonse, d’, Bühnenschriftsteller, Librettist 653 Espagne, Franz, Kustos 276, 278, 446, 448, 720, 751, (752), 753, 833f. Etha s. Schönlein, Regina Margarethe Eugel s. Heugel, Jacques Léopold Eugénie Marie de Guzman y Portro-Carrero, Comtesse de Teba, Kaiserin von Frankreich (VI 723f.) 902 Fabri s. Fabbri-Mulder, Inez Fabbri s. Fabbri-Mulder, Inez Fabbri-Mulder, Inez, Sängerin 421, 428, (822) Fairbairn, Thomas, Politiker 781 Fairbrother, Sarah Louise 355, (787) Falcon, Marie Cornélie, Sängerin (II 633) 509, 517, (877), 880

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Falk, Herr, Großhändler 798 Fane, Rosa (V 942) 330, 460, (772) Fasch, Carl Friedrich, Komponist (III 801, VI 690) 168, (709) Faur s. Faure, Jean Baptiste Faure, Constance Caroline geborene Lefèbvre, Sängerin (V 774, VI 660) 136, 694, (698) Faure, Jean Baptiste, Sänger (V 987) 3f., 26, 33, 63, 108, 125f., 136f., 151, 230, 384, 401f., 431, 485, 493, 496, 500, 534, 545f., (625), 626, 641, 650, 655, 665, 693f., 696, 698, 734, 794, 805, 871, 904, 910 Fechter, Charles Albert, Schauspieler (VII 621f.) 361, (794) Feige, Kopist 344, 452, 466, 468, 470, 837 Feist, Romain, Bibliothekar XXI Felix s. Kaskel, Gustav Felix Ferenczy, Franz, Sänger 328, (771f.) Ferkau, Matthias, Student XXII Ferretti, Jacopo (auch Giacomo, Giacopo Ferretti), Schriftsteller 703 Ferry, Paul, Zeitungsdirektor 746 Fetis s. Fétis, François Joseph Fétis, Edouard Louis François, Bibliothekar, Journalist (V 940) 260, 453, (747) Fétis, François Joseph, Musikforscher, Musikschriftsteller (II 645) 112f., 356, 369, 384, 413, 421, 423, 663f., (665), 685, 699, 709, 815, 825, 839, 846 Feuillet, Octave, Schauspieldichter (VII 635) 902 Field, John, Komponist 673, 844 Filehne, Isidor, Kaufmann (VII 659) 346, 358, 422, (779) Fioravanti, Valentino, Komponist (V 952) 218, (730) Fiorentino s. Fiorentino delle Rovere, Pier Angelo Fiorentino delle Rovere, Pier Angelo, Musikkritiker (III 806, V 752) 17, 92, 99, 101, 316f., 343, 454, 538, 550, 554, (635), 678, 681, 767, 918 Fioretti, Elena, Sängerin 109, 179, (684) Fischer, Ferdinand August, Bildhauer 170, (710) Fischer, Karl von, Architekt 743 Fischer von Erlach, Johann Bernhard, Architekt 746 Flandrin, Hippolyte, Maler 846

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PERSONENREGISTER

Fleury, Émile Félix, General (VI 723, VII 698) 551f., (897), 902 Flies, Bertha, Sängerin 186, (716) Fliess s. Flies, Bertha Flotow, Friedrich von, Komponist, Hoftheaterintendant (III 803, V 809) 200, 202, 220f., 227, 328, 413, 422, (724), 725, 731, 759 Förster, Friedrich, Hofrat, Kustos der Kunstkammer (VII 606) 141, 235, (702), 913 Förster, Laura geborene Gedike 592, (913) Förster, Ludwig, Architekt Formes, Auguste geborene Arens, Schauspielerin 169ff., (710) Formes, Karl Johann, Sänger (V 842) 794, 878 Formes, Theodor, Sänger (V 928) 174, 200, 226, 286, 312, 337, 347f., 635, 640, 710, (712), 724, 756, 781 Fort s. Faure, Jean Baptiste Fouché s. Foucher, Paul Henri Foucher, Paul Henri, Schauspieldichter, Librettist (V 800) 118, (688) Fould, Achille Marcus, Staatsminister, Bankier (II 601, V 779, VII 568) 805, 897, 902 Fould, Benoït (Bénédict), Bankier (V 779, VI 637) 551, 897, (897) Fould, Henriette geborene Goldschmidt, Bankiersgattin (VII 693) 551, (897) Fouqué, Friedrich Heinrich Karl Baron de la Motte, Schriftsteller (VI 860) 757 Fourtado s. Furtado, Rose Fowke, Francis, Architekt 785 Frackmann, Woldemar, Pianist 591, (912) Frakmann s. Frackmann, Woldemar Franchomme, Auguste, Violoncellist 920 Franck, Albert, Buchändler (VI 802) 124, (691) Franck, César, Komponist 825 Franck, Johann Hubert Joseph, Organist, Musiklehrer 423, (825) Franck, Melchior, Komponist 22, (638) Franck-Marie, Herr (eigtl. Franco Maria Pedorlini) (VII 617) 531f., 550, 565, (885), 888, 902 Frank Marie s. Franck-Marie, Herr Frank s. Franck, Johann Hubert Joseph Frank s. Franck, Melchior Franke s. Franck, Albert

Franqué s. Franque, Johann Baptist Friedrich Anton von Franque, Johann Baptist Friedrich Anton von, Arzt 358, 422, 567, (791), 798 Franz Joseph I. Kaiser von Österreich (V 775) 213, 729 Fraschini, Gaetano, Sänger 561, (900) Frasini s. Frassini, Natalie Frassini, Natalie (eigtl. Natalie Eschborn), Sängerin (VII 659) 16, 39, 80, 568, (635), 654 Frébault, Élie, Bühnenschriftsteller 830 Frémy, Edmond, Chemiker 902 Fricci, Antonietta verheiratete NeriBaraldi, Sängerin 477, (852) Frick, Herrmann, Notenkopist 400 Fricke, August Gottfried Ludwig, Sänger (VII 662) 239, 322, 376, (740), 756, 764 Friedeberg, Heinrich, Juwelier (VII 606) 346, 369, 412, (779) Friedländer, Julius, Musikverleger 879 Friedrich, M. G. (eigtl. Friedrich Melchior Gredy), Bühnenschriftsteller 751 Friedrich I. Großherzog von Baden 731 Friedrich II. König von Preußen (Friedrich der Große) 725, 775 Friedrich VII. König von Dänemark 908 Friedrich Franz II. Großherzog von Mecklenburg-Schwerin 228, 553, (733) Friedrich Wilhelm Großherzog von Mecklenburg-Strelitz 199, (724) Friedrich Wilhelm II. König von Preußen 707 Friedrich Wilhelm III. König von Preußen (I 602) 775 Friedrich Wilhelm IV. König von Preußen (II 628) XIII, 156, 163, 165, 168f., 650, 672, (707), 708, 775 Frizzi, Francesco, Sänger 199, (723) Fritz s. Korff, Friedrich Maria („Fritz“) Freiherr von Schmysingk, genannt Fritzchen s. Korff, Friedrich Maria („Fritz“) Freiherr von Schmysingk, genannt Fromann s. Frommann, Alwine Frommann, Alwine, Blumen- und Arabeskenmalerin, Vorleserin Königin Augustas von Preußen (V 837) 235, (737) Fromme, Henriette 775 Fürstner, Adolph, Musikverlagsangestellter, 181f., (715)

PERSONENREGISTER Fürstner, Herr 424, (826) Furtado, Rose geborene Fould, Bankiersgattin (VII 693) 551f., (897) Fuzelier, Louis, Schriftsteller 750 Gabriel, Jules Joseph (eigtl. Jules Joseph Gabriel de Lurieu) 905 Gabrieli, Giovanni, Komponist 170, (710) Gabrielli, Nicolò Conte, Komponist (VI 788, VII 578) 626 Gade, Niels Wilhelm, Komponist (VI 824) 427, 464, 768, (827), 846, 876 Gaichen s. Gaychen Galletti, Antonio, Sänger 703 Galli-Marié, Marie Célestine Laurence, Sängerin 538, (892) Galvani, Conte, Zeitungsbesitzer 141, 181, 343, (701) Ganz, Eduard Moritz, Violoncellist (III 808, V 843) 769 Ganz, Leopold Alexander, Konzertmeister (III 757, V 825) 182, 186, 269, 293, 344, (715), 716 García, Manuel (junior) Patricio Rodríguez, Sänger, Gesanglehrer (IV 508, V 879) 54, 629, (662) Gardoni, Italo, Sänger (III 800, V 872, VI 751) 33, 249, (650f.), 655, 918 Gassier, Josefa geborene Fernandez, Sängerin (VI 667) 873 Gaßmann, Theodor, Schriftsteller, Feuilletonist (VII 661) 635 Gautier, Augustin Antoine, Notar (VI 658) 236, 343, 345, 591, (738) Gautier, Herr, Generalsekretär im Ministerium des Kaiserlichen Hauses (VII 621) 550f., (896) Gautier, Jean François Eugène, Kapellmeister, Komponist (V 746, VII 624) 626 Gautier, Théophile, Schriftsteller, Kritiker (III 686, V 748f., VI 640) 851 Gautier-Sennez, Herr, Librettist 129, (696) Gay s. Gye, Frederick Gaychen 605, 610, (917) Geck, Martin, Musikwissenschaftler 690 Geffrier, Auguste Alfred, Kaufmann 339, (776) Geibel, Emanuel, Schriftsteller 656, 711 Geisthard s. Geisthardt, Auguste Geisthardt, Auguste, Sängerin (VI 832) 298, (757)

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Genée, Franz Friedrich Richard, Kapellmeister, Komponist 437, (830) Genth, Adolph, Arzt (VII 674) 381, 384, (804) Gentiluomo, Giovanni, Gesangpädagoge 855 Genzmer 505, (875) Georg II. König von Großbritannien und Irland 752 George s. Beer, Georg (George) Friedrich Amadeus Georges s. Beer, Georg (George) Friedrich Amadeus Geppert, A. Th., Justizrat und Rechtsanwalt a.D. 568, (904) Gerber, Eduard, Schauspieler, Schriftsteller 715 Gericke, Leontine, Schauspielerin, Sängerin 483, (855) Gernsheim, Friedrich, Pianist, Chorleiter, Musikdirektor 515, (880) Geston 346, (780) Gevaert, François Auguste, Komponist, Musikdirektor, Publizist (VI 768) 899 Gey s. Gye, Frederick Geychen s. Gaychen Geyer, Flodoard, Musikkritiker, Komponist (IV 519, VII 598) 266, (750), 869 Geymard s. Guéymard, Louis Ghini, Marco, Sänger 703 Giacomelli, Adolphe, Theateragent, Journalist (VI 738) 108, (683) Giacometti, Paolo, Bühnenschriftsteller 774 Giampieri, Theresa 242 Giorza, Paolo, Komponist, Dirigent 916 Girard, Caroline, Sängerin 380, (802), 804 Girard, Paul, Journalist 887 Girardin, Émile de, Politiker, Publizist, Inhaber der Presse (III 657, VI 633, VII 570) 531f., 551, 884, 902 Giraud, Giovanni Graf, Schriftsteller (VII 585) 776 Giuglini, Antonio, Sänger (VII 528) 785, 790, 812, 873 Glaßbrenner, Adolf, Redakteur (V 955) 398, (810) Gleich, Ferdinand, Komponist, Schriftsteller 453, (840) Gleich, Friedrich, Artillerie-Hauptmann 840

956

PERSONENREGISTER

Glover, William Howard, Kritiker, Konzertveranstalter 345, (778) Gluck, Christoph Willibald Ritter von, Komponist (VI 641) 43, 155, 172, 275, 320, 331, 412, 424, 634, (657), 660, 663, 665, 691, 707, 711, 731, 826, 830, 916 Glück s. Gluck, Christoph Willibald Ritter von Gnaedig, Bedienter 141 Gneist, Heinrich Rudolf Hermann, Jurist, Politiker (VI 826) 107f., 199, 412, 423, (683) Goddart s. Davison, Arabella Godefroid, Dieudonné Félix, Harfenist 806 Godet 234, (736) Godfrey, Adolphus Frederick, Militärkapellmeister (790) Godfrey, Charles, Militärkapellmeister (790) Godfrey, Daniel, Militärkapellmeister 356, 369, (790) Godquin Le Roux, Sekretär einer Freimaurerloge 476f., (852) Gödsche s. Goedsche, Hermann Goedsche, Hermann, Schriftsteller, Journalist (V 882, VII 660) 70, 127, 345, 368, (669) Göhler, Traugott F., Chinasilberfabrikant 370, (798) Göhring, Ludwig (Louis), Bratschist 758 Göthe s. Goethe, Johann Wolfgang von Goethe, Johann Wolfgang von, Schriftsteller 163, 178, 581, 693, 710, 712, 720, 723 Goldschmidt, Benny, Bankier (VI 761, VII 740) 370 Goldschmidt, Otto, Pianist (VI 669) 719 Goldschmidt, Siegmund, Hofmechaniker, Bandagist 370, (798) Gollmick, Friedrich Karl, Musikschriftsteller 756, 804, 828 Goltz, Robert Heinrich Ludwig Graf von, Diplomat 532, (886) Goßmann s. Prokesch-Osten, Friederike Gräfin von, geborene Goßmann Gottschalk, Bernhard Berend, Rentier 82, (674) Gouin, Louis, ehemaliger Postbeamte, Meyerbeers ehemaliger Vertrauter (II 579f., V 748) 74, 593, (671), 679, 759, 917

Gounod, Charles François, Komponist (V 975, VI 699) XIV, 117, 230, 235, 266, 292, 306, 353, 381, 383, 434f., 438, 449, 457f., 465, 524, 584, 592, 639, 650, (687), 692f., 734ff., 738, 748, 756, 761, 769, 804, 823, 829f., 841 f., 854, 873, 885, 905, 908, 910 Gourdin, Alexandre, Sänger 547, (895) Gouvy, Henriette geborene Böcking 515, (880) Gouvy, Théodore, Komponist 880, 908 Gräfe s. Graefe, Albertine Caroline Alma von Gräfe (Regierungsrat) s. Graefe, Carl Friedrich August von Graefe, Albertine Caroline Alma von, geborene von Ladenberg 140, (700) Graefe, Carl Friedrich August von, Kgl. preuß. Geheimer Regierungsrat 32, 141, (649), 700, 702 Graefe, Friedrich Wilhelm Ernst Albrecht von, Augenarzt, Professor 67, 204f., 214, 234, 455, 549, (666), 726, 841 Graever, Madeleine, Pianistin 513, (878f.) Grafenstein s. Gravenstein, G. Grandjean, Moritz Anton (Pseud. M. G. Herbert), Bühnenschriftsteller 651, 672 Grandval, Marie Félicie Clémence vicomtesse de, geborene de Reiset, Komponistin 549, 551, (896f.) Granville, George Leveson-Gower Granville 2. Earl, Kanzler der Londener Universität 346f., 354f., (780), 781 Graun, Carl Heinrich, Kapellmeister, Komponist (III 726, V 834) 197, 308, (722), 762 Gravenstein, G., Buchhalter (VII 653) 126 f., 140, 346, 358, 368ff., 402, 412, 451f., 455f., 466, 468, 490, 505, 515, 531, 549, (694), 779, 836, 857 f., 863 Gravenstein, Paul, Disponent 107 Graziani, Francesco, Sänger (VI 862, VII 634) 655 Greifenstein, Buchbinder 400, 402, (814) Grell, August Eduard, Direktor der Singakademie, Komponist (V 908, VI 664 f.) 114f., 179, 204, 273f., 286, 328, 331f., 334, 348, 352, 401, 408 f., 455, 459, 468, 497, 506f., 653, (685), 686, 705, 726, 742, 751, 753, 761, 771, 783, 799f., 815, 841, 843, 869

PERSONENREGISTER Grétry, André Ernest Modeste, Komponist (I 625) 663f., 881 Grieg, Edvard, Komponist 854 Grillparzer, Franz, Schriftsteller (VI 776) 768 Grimm, August Theodor von, Staatsrat, Rentier 453f., 489, (837), 866 Grimm, Karl, Violoncellist 79, (673) Grisar, Albert, Komponist (V 797) 538, 626, (892) Gropius, Karl Wilhelm, Bühnenbildner, Maler 828 Grosholz, Franz, Hotelier 669 Grosholz, Franziska geborene Meier, Hoteldirektorin 69, (669) Grosholz, Philipp, Hotelier 669 Gross s. Groß, Ferdinand Groß, Ferdinand, Sänger 483, (855) Großherzog v. Strelitz s. Friedrich Wilhelm Großherzog von MecklenburgStrelitz Großherzog von Mecklenburg-Schwerin s. Friedrich Franz II. Großherzog von Mecklenburg-Schwerin Großherzog von Weimar s. Karl Alexander August Johann Großherzog von Sachsen-Weimar Großherzogin von Schwerin s. Auguste Großherzogin von MecklenburgSchwerin geborene Prinzessin von Reuß-Schleitz-Köstritz Groth, Klaus, Lehrer 71, (670) Grotjahn, Rebecca, Musikwissenschaftlerin 727 Grove, George, Ingenieur, Musikschriftsteller 363, 367, (795), 796, 839 Gruber, Johann, Hotelier 203 Grunert, Karl Friedrich, Schauspieler (VI 797) 245, (743) Grünbaum, Johann Christoph, Schriftsteller, Übersetzer (I 634, V 827) 235, 242, 631, 635, 679, 730, (737) Grüneisen, Charles Lewis, Musikkritiker (V 739) 41, 140, 150f., 345, 347, 355, 358, 368, 379, 385, 504, 650f., (654), 677, 700, 705, 802, 806, 808, 819, 876 Grüneisen, Madame 42, 150, 388, (656), 699 Grützmacher, Friedrich, Violoncellist 758 Gruneisen, Madame s. Grüneisen, Madame Gruneisen s. Grüneisen, Charles Lewis

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Gruppe, Otto Friedrich, Philosoph, Altphilologe, Sekretär der Akademie der Künste (VII 616) 441, 450, (831) Guckert s. Guggert, Anton Gudin 551 Günther III. Friedrich Karl Fürst von Schwarzburg-Sondershausen 778 Gueymard s. Guéymard, Louis Guéymard, Louis, Sänger (V 747) 123, 249, 419, 516, 534, (690), 725, 805 Guéymard, Madame s. Lauters, Pauline verheiratete Guéymard Guggert, Anton, Arzt 44, (658) Guhl, Ernst Karl, Kunsthistoriker 368, 374, (797), 799 Guidi, Giovanni Gualberto, Musikverleger (VI 784) 4f., 45, 89, 130, 137, 140f., 144f., 160, 166, 190, 201, 343f., 356, 397, (626), 627, 659, 698, 703, 707, 709, 875 Guillard, Nicolas François, Librettist 711 Guilliaume, Jules Louis, Schriftsteller 38, 63, (653), 665 Guillaume de Prusse s. Wilhelm I. König von Preußen Guillot s. Guyot, Amédée Hilaire Gumbert, Ferdinand, Komponist, Übersetzer (V 852) 706, 761, 830 Gutike, Anna Wilhelmine Karoline Amalie 236, (738f.) Gutzkow, Bertha geborene Meidinger (VI 842) 8, (630) Gutzkow, Karl Ferdinand, Schriftsteller, Generalsekretär der Schillerstiftung (II 677, V 769) 8, (629), 654 Guymard s. Guéymard, Louis Guyot, Amédée Hilaire, Advokat, Generalsekretär der Société des Auteurs Dramatiques (SACD) (VI 831, VII 544) 140, 255, 265, 275, (699), 733, 747, 750, 865 Gye, Elizabeth Allen geborene Hughes (VI 868) 33f., (650), 693 Gye, Frederick, Theaterdirektor (V 786, VI 679f.) 26, 33, 42, 62, 109, 125, 140, 151, 191, 249, 345, 354f., 387, 477, 509, 517, 600, (641), 642, 650, 700, 705, 746, 789, 794, 852, 916 Gye, Mademoiselle 33f., (650) Haase, Ludwig, Photograph 467f., 836, (848f.)

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PERSONENREGISTER

Haber, Julie Angelika von, geborene Beer, Meyerbeers Nichte (V 756) 55, 82, 317, 389, 409, 470, 550f., 558, (663), 674, 860, 883, 889 Haber, Samuel Arthur von, Bankier (V 854) 531, 550f., (883) Hacke, Adelaide Elisabeth Antoinette Veronika Sabine Gräfin von, Hofdame Königin Augustas (VII 595f.) 127, 435, (694) Hacke, Virginie Elise Bertha Gräfin von, Hofdame der Prinzessin Marie von Preußen 140, 152f., 198, 346, (700), 705, 723 Händel, Georg Friedrich, Komponist 32 f., 76f., 140, 216, 274, 276, 361, 465, 638, 650, 663, 715, 727, 730, 751f., 786, 844 Hahn, Albert, Journalist 36f., 40, (652) Hahn, Theodor, Musikdirektor, Organist, Gesanglehrer 124, (691) Hainel, Georg s. Hainl, Georges François Hainl, Georges François, Kapellmeister (V 997) 531, 554, 556, 574, 589, 597, (885), 898, 911f., 914f. Halevy s. Halévy, Jacques François Fromental Élie Halévy, Jacques François Fromental Élie, Komponist, Sekretär der Académie des Beaux-Arts (I 681, VI 679) 37, 114, 124, 231, 339, 343, 358, 368, 370, 372, 380, 565, (652), 664, 703, 735f., 791, 796, 886, 895, 902f., 907 Halévy, Ludovic (Pseud. Jules Servières), Schauspieldichter (VII 669) 670, 749, 799, 802, 897 Hallé, Charles, Pianist 793 Hamacker s. Hamaekers, Caroline Fréderique Bernardine Hamaekers, Caroline Fréderique Bernardine, Sängerin (VII 694) 108, 119, (683) Hamakers s. Hamaekers, Caroline Fréderique Bernardine Hamilton, Newburgh, Schriftsteller 846 Hamma, Benjamin, Musikschuldirektor, Komponist 222, (731) Hammerschmidt, Andreas, Komponist 638, 821f. Hampton, Herr, 345, 347, 355f., 358, 370, 600, (779) Hancke, Frau, Zeitungsspediteurin 108 Hanff, Herr, Violinist 167f., (709)

Hansmann, Auguste, Sängerin 204, 214, 321, (726), 769 Hansmann, E., Rechnungsrat 726 Hansmann, Frau 214, (729) Harel, François Antoine, Theaterdirektor 211, (729) Harriers-Wippern s. Wippern-Harriers, Louise Catharina Harries (Berlin) s. Wippern-Harriers, Louise Catharina Harries (London) s. Harris, Augustus Glossop Harris, Augustus Glossop, Inspizient (VI 851) 249, 356, 361, 477, 515, 551, (746), 790, 880 Harrison, William, Sänger, Theaterdirektor 27, 96, (642), 689 Hartmann, Bertha geborene Rödiger 361, 660, (794) Hartmann, Heiko, Cheflektor XXII Hartmann, Moritz, Schriftsteller, Journalist (V 879, VII 710) 47, 347, 358, 361, (660), 781 Hartzer, Ferdinand, Bildhauer 784 Haslinger, Carl, Musikverleger, Komponist (IV 557) 413, (818) Hasselmans, Jean, Kapellmeister 189, 191, 505, (719) Hasselmanns s. Hasselmans, Jean Hasslacher, Georg, Verwalter des Kurhauses in Ems 344, (791) Hasslinger s. Haslinger, Carl Hatzfeld-Wildenburg, Paul Graf von, Diplomat 642 Haupt, Theodor, Schriftsteller 662 Hauptmann, Moritz, Komponist, Musiktheoretiker (III 716, VI 687) 880 Hauptner, Thuiskon, Kapellmeister, Komponist, Gesanglehrer 308, 310, (763) Havas, Auguste Jean Pierre, Mitinhaber einer Nachrichtenagentur (VII 605) 359, 551, (793) Havas, Charles Guillaume, Mitinhaber einer Nachrichtenagentur (VII 605) 359, 551, (793) Haydn, Franz Joseph, Komponist 337, 438, 563, 637, 663, 694, 768, 775, 826, 830, 901, 907 Hecquet, Charles Joseph Gustave, Schriftsteller, Komponist, Theater- und Musikkritiker (III 768, V 752) 551, 556, (898), 918

PERSONENREGISTER Hedemann, Adelheid von, geborene von Humboldt 645 Hedemann, August Georg Friedrich Magnus von, General (V 988) 30, 644, (645), 646 Hees, Fanny van, Schulleiterin 727 Hees, Gustav van, Privatlehrer 207, (727) Hees, Johann Hermann Ludwig van, Fabrikant 727 Heigl, Carl, Theaterdirektor 48, (660) Heine, Carl, Bankier (V 797) 896 Heine, Cécile Charlotte geborene Furtado (V 798) 551f., (896) Heine, Gustav, Zeitungsverleger (V 806) 700, 823 Heine, Heinrich, Dichter, Schriftsteller (V 796, VII 533) 140, 699f., 731, 806ff. Heine, Mathilde (eigtl. Eugenie Crescentia Mirat) (VII 602) 700 Heinrich, Alois, Theateragent 192, (720) Heinrich, Karl, Sänger 657 Heinrich s. Beer, Heinrich Held, Wilhelm, Bürovorsteher 310, (764) Hell, Helmut, Bibliothekar XXI Hell, Theodor s. Winkler, Karl Hellborn, Philipp, Bankier (V 774) 714 Heller, Stephen, Pianist, Komponist (III 686, VI 873) 793 Hellmesberger, Joseph, Violinist 843 Hellwig, Karl, Justizkommissar, Notar (V 774) 343, 345, (777) Helmerding, Carl, Bühnenschriftsteller 826 Helmholtz, Anna von, geborene Mohl 670, 909 Hempel, Ad., Musikdirektor 254, (747), 801 Henneken s. Hennicke, Julius Wilhelm Hennicke, Julius Wilhelm, Architekt 452ff., 456, 466, 468, 474, 505, 836, (839f.), 875, 895 Henning, Carl, Organist 821 Henning, Carl Wilhelm, Kapellmeister i. R. 108 Henri s. Blaze de Bury, Ange Henri Baron Henriquel-Dupont, Louis Pierre, Kupferstecher 846 Henry s. Blaze de Bury, Ange Henri Baron Hensel, Wilhelm, Maler (V 883) 308, 708, 742, (762), 913 Henselt, Adolph von, Pianist, Komponist 826

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Hequet s. Hecquet, Charles Joseph Gustave Herbeck, Johann, Chormeister, Dirigent, Komponist 819, 826 Herbig, Friedrich Wilhelm Heinrich, Maler, Vizedirektor der Berliner Akademie der Künste (V 891) 118, 216f., (687), 754 Herklots, Karl Alexander, Jurist, Schriftsteller 643, 764 Hermann, Angelika, Verlagsangestellte XXII Hermann, Musikverleger 343, (777) Herold s. Hérold, Louis Joseph Ferdinand Hérold, Louis Joseph Ferdinand, Komponist (II 604) 239, (740) Herrenburg-Tutschek s. Tuczek, Leopoldine Hersch, Hermann, Schauspieldichter 67, (667) Hertel, Peter Ludwig, Komponist (VII 612) 27, 57, 191, 417, (642), 719, 820 Hertzberg, Rudolph von, Gesanglehrer (VII 561) 270, 307, 638, (751) Herz, Henri, Pianist 910 Herzberg, Joseph, Arzt (IV 543) 70, 72f., 101, 118, 127, 141, 182, 187, 204, 234ff., 241, 244, 267, 280, 282f., 308, 345f., 349, 358, 368f., 423, 452f., 456, 464, 466, (670), 741 Herzenskron, Victor, Bühnenschriftsteller 733 Herzog (Gotha) s. Ernst II. Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha Herzogin (Gotha) s. Alexandrine Luise Amalie Friederike Elisabeth Sophie Herzogin von Sachsen-Coburg und Gotha, geborene Prinzessin von Baden Herzogin (Nassau) s. Adelheid Marie Herzogin von Nassau Hesse, August Wilhelm (Pseudonym J. C. H. Wages), Schauspieler, Regisseur, Schriftsteller (VI 829) 776 Hessen, Marie Anna Friederike Prinzessin von, geborene Prinzessin von Preußen (VI 684) 453, 490, (841) Heuer, Ferdinand, Tuchhändler 421, (823) Heugel, Jacques Léopold, Musikverleger (V 783) 149, 505, 531, 549, (705)

960

PERSONENREGISTER

Heydt, August von der, Handelsminister, Finanzminister (V 891) 141, 320, 444, (702), 776, 876 Heymann, Carl, Kgl. Kommerzienrat, Verleger 109, 140, (683f.), 713 Heyse, Paul, Schriftsteller 42, (656) Hiller, Antolka geborene Hogée (VI 758) 17 f., (636) Hiller, Ferdinand, Kapellmeister, Komponist (II 608, V 738) 17, 453, (636), 807, 826, 840 Hiller, Johann Adam, Komponist 193, (721) Hillern, Wilhelmine von, geborene Birch, Schriftstellerin (V 915) 187, 351, (717) Hirsch, Franz Arnold, Schriftsteller 172, (711) Hirschfeld, James, Angestellter im Musikalienverlag (VII 661) 324, (770) Hirschmann, Herr 223, (732) Hitzschold, Heinrich August, Schriftsteller, Journalist, Musiklehrer 121, 141, (690) Höfer s. Hoefer, Jean Chrétien Ferdinand Hoefer, Jean Chrétien Ferdinand, Arzt, Publizist (VII 621) 102f., (681) Hölty, Ludwig Christoph Heinrich, Schriftsteller 766 Hölzel, Gustav, Sänger (V 815, VII 666) 422, (824) Hönigsberg, Benedict Hönig Edler von, Arzt 236, 246, (739), 745 Hoenigsberger s. Hönigsberg, Benedict Hönig Edler von Hofmann, Georg von, Schriftsteller 682 Hofmann, Heinrich Albert, Buchhändler 189, (718) Hogarth, George, Musikkritiker (V 789, VI 862, VII 639) 345, 401, 412, (778) Hohenzollern-Hechingen, Friedrich Wilhelm Constantin Fürst von 749, 876 Hohenlohe-Ingelfingen, Adolf Prinz zu, Präsident des preußischen Staatsministeriums 776 Hohenzollern-Sigmaringen, Karl Anton Fürst von, Ministerpräsident 775 Holbein, Eduard, Maler 770 Hollpein, Heinrich, Bühnenschriftsteller 706 Holtei, Karl Eduard von, Schriftsteller, Theaterleiter (II 602, V 797, VII 591) 651

Holtzbrinck, Heinrich Wilhelm von, Handelsminister 368, (796) Holzbring s. Holtzbrinck, Heinrich Wilhelm von Hopfe, Heinrich Julius, Musiklehrer (V 964) (637) Hoppe, Gisela, Stadtarchivarin XXI, 666 Hostein, Louis Jules Jean Baptiste Hippolyte, Theaterdirektor 211, (728) Hoyer, Frau, Gattin eines Regierungsrats 401, (811) Huart, Louis, Redakteur 680 Hüllweck, Ferdinand, Violinist 758 Hülsen, Hermann Alexander Casimir Botho von, Intendant (V 902) 23, 43, 56, 58, 62, 152, 165, 215, 222, 241, 268 f., 335, 372, 402, (639), 657, 700, 732, 741, 774, 796, 800, 829 Hugo, Léopoldine 900 Hugo, Victor, Schriftsteller (II 605) 561, 900, 797 Hugue, Martin, Bühnenbildner 910 Humbold s. Humboldt, Friedrich Heinrich Alexander Freiherr von Humboldt, Friedrich Heinrich Alexander Freiherr von, Naturforscher, Erster Kammerherr am preußischen Hof (II 602, V 738f., VI 657, VII 549) 30, 588, (644), 645–648, 708, 725, 911 Hummel, Johann Nepomuk, Komponist (V 951) 699 Hunde, Hermann von der, Architekt 839 Husadel, Hans-Felix, Kapellmeister, Dirigent 762 Iffland, August Wilhelm, Schauspieler, Schauspieldichter, Theaterdirektor 239, (740) Ihlée 455, (841) Illaire, Emil Ernst, Geheimer Kabinettsrat (IV 514, VII 561) 76, 141, 188, 439, (672), 718, 831 Itzenplitz, Heinrich Graf von, Landwirtschaftsminister 776 Itzig, Johanna 343, 505, (875) Ivoi, Paul d’ (eigtl. Édouard Alexandre Véran Deleutre), Journalist 118, (688) Ivoy s. Ivoi, Paul d’ Jachmann s. Jachmann-Wagner, Johanna Jachmann-Wagner, Johanna geborene von Wülfingen, Sängerin (IV 507f.,

PERSONENREGISTER V 744) 16, 23, 138, 173, 203, 220, 266, 301, 400, (634), 695, 756 Jacobsohn, Herrmann, Kaufmann (VII 606) 412f., (817) Jacoby, E., Rentier 452f., 456, 466, 489, 835, (836), 839 Jähns, Friedrich Wilhelm, Musikdirektor, Chorleiter (III 668f., V 907) 324, 342, 649, (770) Jagow, Gustav Wilhelm von, Innenminister 776 Jahn, Otto, Archäologe, Philologe 140, 147, (701) Jaime, Adolphe (gen. Jaime fils), Bühnenschriftsteller 771 Janin, Adelaïde Françoise (genannt Adèle) geborene Huet, Gattin Jules Janins (VI 658, VII 712) 266, 750, 898 Janin, Jules Gabriel, Schriftsteller, Journalist (II 648, VI 658, VII 574) 265f., 274, 531, 542, (749), 750, 752, 885, 898 Janke, Bedienter 203 Jansen, G. A., Bühnenschriftsteller 666 Jauner, Franz Ritter von, Schauspieler 661 Jauner-Krall, Emilie geborene Krall, Sängerin (V 819f.) 51, 58, 69, 215, 219, 222, 232, 292, 352, 660, (661), 663 Jeanin s. Janin, Jules Jennens, Charles, Schriftsteller, Librettist 650 Jetta s. Blaze de Bury, Yetta Baronne Joachim, Joseph, Violinist (VI 819) 344, 763, 768f., 789 Jocelyn, Hon. William Nassau, Attaché 343, 345, (779) Jöden s. Joeden-Konieckpolsky Blanka Franziska von Joeden, Karl von, Gutsbesitzer 844 Joeden-Konieckpolsky, Blanka Franziska von, geborene von Glasenapp 462, (844) Joël, Manuel Rabbiner 931 Johann Nepomuk Maria Joseph König von Sachsen (VI 842) 3, 13, (624), 670, 883 Jommelli, Niccolò, Kapellmeister, Komponist (I 625, VI 845) 161, 168, 170, (708) Jonas, Anna, Pianistin 331, (772) Jonas, Elisabeth Luise Ulrike Charlotte geborene Gräfin von Schwerin 331, 412, 414, 416, (772), 819

961

Jonas, Ludwig, Theologe 772 Joncières, Victorien de, Komponist 571, (905) Joseph II. Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, König von Ungarn und Böhmen 695 Jourdan, Pierre Victor, Sänger (V 978, VI 660) 26, 108, (641) Jouvin, Bernard, Journalist 884 Jouy, Victor-Joseph Étienne de (eigtl. Victor-Joseph Étienne), Schriftsteller 643, 653, 662, 910 Jüngken, Johann Christian, Arzt (IV 514, V 767) 137, 213, 235, 246, 419, 456, 666, (698) Julian s. Westmorland, Julian Henry Charles Fane Earl of Julienne-Dejean, Eugenia, Sängerin (V 778) 563, (900) Julius s. Beer, Julius Junca, Marcel, Sänger 418, (821) Kahn s. Kohn, L. A. Kahnt, Christian Friedrich, Musikverleger 488, (856) Kalergis, Maria geborene Gräfin von Nesselrode (V 875) 234, 237, (736) Kalisch, David, Schauspieldichter (VI 680, VII 583) 633, 666, 827 Kalisch, Ernst Wilhelm, Lehrer 730 Kalisch, Ludwig, Schriftsteller (V 790) 551, 670, 718, (896) Kalkbrenner, Friedrich Wilhelm Michael, Pianist, Komponist (I 605f., V 742) 822 Kannegießer, Karl Ludwig, Philologe, Übersetzer 661 Karl Alexander August Johann Großherzog von Sachsen-Weimar (V 972) 14, 199, 289, 625, (631), 723 Karl Eugen Herzog von Württemberg 708 Karlowa, Emil Her(r)mann, Schauspieler 169, (710) Karoly s. Károly von Nagy-Károly, Aloys Graf von Károly von Nagy-Károly, Aloys Graf von 445, (833) Kaskel, Gustav Felix, Bankier (V 793) 12 ff., 57, 158, 293, 302, 326, 328, 377f., 389, 433, 579f., 584, (631), 910 Kaskel, Julius, Bankier (V 930) 57, 584f., (663), 910

962

PERSONENREGISTER

Kaskel, Michael, Bankier 910 Kaskel, Michael Ernst Carl, Bankier (V 744) 10ff., 14, 56, 71, 157, 292f., 302, 326, 358, 376, 388, 391, 421f., 433, 579, 584f., (630), 631, 649, 663, 670, 706, 734, 756, 758, 771, 792, 799, 801, 806, 808, 828, 908, 910f. Kastner s. Escudier, Rosa Kastner-Escudier s. Escudier, Rosa Kaufmann, Franz, Meyerbeers Bedienter (VII 559) 177, (713) Kaulbach, Wilhelm von, Maler 744 Kellermann, Christian, Violoncellist 513, (579) Kellock s. Kellogg, Clara Louise Kellogg, Clara Louise, Sängerin 531, (885) Kellok s. Kellogg, Clara Louise Kempner, Friederike, Schriftstellerin 182, (715f.) Kicherer, Dagmar, Stadtarchivarin XXI, 813, 880 Kiel, Friedrich, Komponist, Musiklehrer 416, (820), 854 Kiel, Rainer-Maria, Bibliothekar 792 Kiendl, Anton, Zitherfabrikant 454, 841f. Kiene, Josef, Badearzt (V 751) 203 Kind, Johann Friedrich, Schriftsteller 733 Kindermann, August, Sänger, Regisseur (V 974, VII 522) 657 Kinkel, Johanna geborene Mocker, Komponistin (VI 848) 23, (639) Klein, David, Sänger 366, (796) Klein, Julius Leopold, Arzt, Publizist, Schriftsteller 128, 423, (695), 705, 825 Klenze, Leo von, Architekt 743f. Kling, Christian, Chorleiter 381, 497, (804) Klingemann, Karl, Jurist, Diplomat, Librettist 757 Kloeber, Wilhelm August von, Maler 708 Knight-Schauroth, Delphine von, Pianistin 421, 423, (822) Knobelsdorff, Georg Wenzeslaus von, Architekt 744 Knyphausen, Gräfin 108 Kockinar 505, (874) Köhne s. Koenen, Emil von Kölbel, Victor Moritz, Theateragent, Herausgeber, Redakteur (VII 557) 71, 268, (670)

Köne s. Koenen, Emil von Koenen, Emil von, Staatsrat 456, 466, 841, (848) König (Sachsen) s. Johann Nepomuk Maria Joseph König von Sachsen Königin (England) s. Victoria I. Alexandrina Königin von Großbritannien und Irland Königin (Preußen) s. Augusta Königin von Preußen Könneritz, Otto von, Generaldirektor der Dresdner Hofoper 377, 388, 391, 585, 668, (801), 808, 910f. Könneriz s. Könneritz, Otto von Köpke, Geheimrat 424, (826) Köpke, Gustav, Justizrat 826 Köpke, Rudolf, Historiker 173, (712) Körner, Karl Theodor, Schriftsteller 505, (874) Köster, Hans, Schriftsteller (V 890) 203f., 209, 213, 215, 219, 222f., 225, 234 f., 239, 274, 276f., 416, 421, 721, (726), 750 Köster, Louise geborene Schlegel, Sängerin (III 733, IV 576) 90, 400, 415f., 421, 427, 635, (677), 695, 756, 769, 820, 829 Kohn, L. A., Meyerbeers Pariser Sekretär 455, 515, 531, 537, 550, 879, (891) Koller, Herr, 141, (701) Kommer, August Leopold, Kaufmann 451, 454, (836) Koning, David, Pianist 878 Konkoly, Herr 141, (701) Kontski, Anton Ritter von, Pianist (V 888) 239 f., 285, (740), 754, 756 Kontsky s. Kontski, Anton Ritter von Kopisch, August, Maler, Schriftsteller (III 781, V 905) 725, 853 Korff, Agnes Freifrau von, geborene Gräfin zu Eulenburg 368, 372, (797) Korff, Blanca Freifrau von, geborene Meyerbeer, Meyerbeers Tochter (II 589, V 755, VII 519) 20f., 23, 49, 79, 99, 101, 109, 116, 118, 128, 156, 190, 197, 212f., 223, 232, 236f., 239, 258f., 285, 314, 317, 330, 340, 358, 370, 373, 380, 391, 403, 434, 436, 445, 452, 464, 478, 490, 505, 509, 515, 531, 535, 569f., 573–576, 578 ff., 601f., 604, 617, 633, 637, 639, 797, 857–861, 864f., 867f., 889 f., 906, 910

PERSONENREGISTER Korff, Emanuel Karl Heinrich Freiherr von Schmysingk, genannt, Rittmeister (VII 519) 15, 20, 22f., 67, 79, 107, 116, 137, 140, 169, 173, 190, 205, 208f., 212f., 215, 219, 223, 225, 228f., 231–234, 236, 240f., 253, 259, 314, 317, 370, 372, 380, 478, 403, 427, 429, 436, 451ff., 466, 468, 470, 478, 489f., 505, 535, 574, 576, 578, (633), 637f., 667, 711, 727, 802, 834, 837, 857ff., 870, 889f., 910 Korff, Friedrich Maria („Fritz“) Freiherr von Schmysingk, genannt, Meyerbeers Enkel (VII 629) 20f., 99, 107, 118, 140, 156, 164, 239, 258, 285, 317, 340, 371f., 380, 391, 403, 434, 535, 569f., 576, 578ff., 584, 588, 601, (637), 680, 700, 857, 889f. Korff, Wilhelm Georg August Freiherr von Schmysingk, genannt (VII 591) 240, (741) Kosokowsky, Herr von, Rittmeister 343 Koster s. Köster, Hans Kotzebue, August von, Schriftsteller 696 Kracht, Maximilian Karl Heinrich von, Seconde-Leutnant 32, 80, 128, (649) Kral s. Jauner-Krall, Emilie Krall s. Jauner-Krall, Emilie Krause, Julius, Sänger 650, 762 Krausnick, Heinrich Wilhelm, Oberbürgermeister 241, 700, (741) Krebs, Carl August, Kapellmeister (III 796,VII 744) 6, (629) Kreutzer, Léon Charles François, Komponist, Musikschriftsteller (V 996) 63, 551, (665) Kreuzer s. Kreutzer, Léon Charles François Krockow, Christian Graf von, Politologe, Publizist 883 Kroll, Auguste 687f. Kronenwett, Heike, Archivmitarbeiterin Kronprinz s. Preußen, Friedrich Wilhelm Nikolaus Karl Prinz von Kronprinzessin s. Preußen, Victoria (Vicky) Adelheid Marie Luise Prinzessin von Krosigk, von, Major 108 Krüdener, Baron 280, (753) Krüdener, Julie Barbara Baronin von, geborene von Vietinghoff 753 Krüdener, Paul Baron von, Diplomat 753

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Krüger, Hugo, Sänger (VI 827) 756 Krumbholz, Karl Theodor, Violoncellist 514, (879) Kücken, Friedrich Wilhelm, Dirigent, Komponist, Kapellmeister (III 783, VI 789, VII 547f.) 301, 326, (757) Küster, Hermann, Musikdirektor, Hofund Domorganist, Musikschriftsteller 242, (742) Küstner, Karl Theodor von, ehemaliger Theatergeneralintendant (II 652, V 745) 23, 161, (639) Kugler, Franz Theodor, Geheimrat, Kunsthistoriker, Schriftsteller (V 833) 718 Kullack s. Kullak, Theodor Kullak, Franz, Pianist, Komponist 411, (816) Kullak, Theodor, Pianist (III 797, VII 593) 15, 32, 235, 306, 310, 411, (631), 649, 761, 794, 801, 816, 854, 869 Kundmann, Karl, Bildhauer 824 Kuntz, Notenkopist 400 Kurtz, W., Rentier 400, (810) Kurz s. Kurtz, W. Kuthe, F., Bäcker 358, 368, (791) Lablache, Luigi, Sänger (I 686, V 788, VI 857) 151, (705) Laborde, Rosalie Henriette (Rosine) geborene Bediez, Sängerin (IV 602) 45, 205, 209, 219, 222, 228, (659) Lachner, Franz, Kapellmeister, Komponist (III 658) 129, 134, 203, 245, (696) Lachner, Vinzenz, Komponist, Kapellmeister VII 734 (848) Laczynska, Marie, Maitresse Napoléons I. 805 Ladenberg, Adalbert von, Staatsminister 702 Ladenberg, Otto Philipp Wilhelm von, Kgl. preuß. Forstmeister 141, (702) La Grange, Madame s. Lagrange, Anna Caroline Lagrange, Anne Caroline, Sängerin (IV 606, V 751, VI 818, VII 538f.) 127, 134, 140, 557f., (694), 899 Lagrua s. LaGrua, Emmy LaGrua, Emmy, Sängerin (V 879) 219f., 222ff., 226, (730), 792, 853 Lainer, Franz, Chirurg 203, 739 Lamartine, Alphonse Marie Louis de, Schriftsteller, Politiker (V 868) 509, (877)

964

PERSONENREGISTER

Lamorliere, Félicie de, Pianistin 801 Lampert, Ernst, Kapellmeister (VI 855, VII 578) 16, (635) Lanckoronski-Brzezie, Karl Graf von, Oberstkämmerer, Theateroberdirektor (V 810) 546, (895) Landgraf, Annette, Musikwissenschaftlerin XXI, 672, Lang, Journalist (Wien) 421f., (823) Lang, Julius, Journalist 53, 77, 453, 455, 549, (662) Lang, Otto, Musikkritiker 180, (714f.) Lange, Wilhelm, Gynäkologe 83, (675) Langenbeck, Bernhard Rudolf Konrad, Arzt (V 885, VI 689) 229, 468, 470, 489, (734) Langhans, Carl Ferdinand d. J., Architekt 744 Lanonau 401, (811) Laporte s. Delaporte, Eugène Lard, Herr, Papierhändler (VI 723) 402, 405, 531, (813) La Rounat s. Rouvenat de La Rounat, Antoine Nicolas Charles Lasker, Eduard, Schriftsteller, Politiker 234, 237, (736) Lasker, Ignaz Julius, Schriftsteller, Arzt, Dramaturg 799 Lassalle, Ferdinand, Politiker, Publizist 203, 667 Lassen, Eduard, Kapellmeister, Komponist 833 Lasso, Orlando di, Komponist (VII 590) 770 La Tour d’Auvergne-Lauraguais, Henri Bernard Godefroy Alphonse, prince de, Diplomat 382f., 402, 412, 431, 549, 769, (805), 814 Laub, Ferdinand, Violinist, Konzertmeister, Violinlehrer (VII 553) 131, 302, 634, 695, (696), 763, 843 Laube, Heinrich Rudolf Constanz, Schriftsteller, Theaterdirektor (III 696) 513, (878) Launay s. Launay-Hallwyl, Edoardo conte de Launay-Hallwyl, Edoardo conte de, Diplomat 472, (851) Laurencin (eigtl. Paul Aimé Chapelle), Bühnenschriftsteller 651, 843 Lauterbach, Johann Christoph, Violinist, Konzertmeister 302, (758) Lauters, Pauline verheiratete Guéymard,

Sängerin (VII 591) 108, 123f., 140, 201, 230, 419, 517, (683), 690, 724 Lavallade 108 Lavignac, Albert, Pianist 918 Leborne, Aimé Ambroise Simon, Bibliothekar, Chef der Kopie (II 674, III 686, V 779) 200, (724) Lebouc, Charles Joseph, Violoncellist, Musikpädagoge 614, 919, (920) Lebouc, Juliette geborene Nourrit, Musikpädagogin 613f., (919) Lebrun, Theodor, Theaterdirektor 633 Lecomte, Jules, Schriftsteller, Journalist (V 923) 140, 531, 544, 548, 550f., 554, (700), 884 Ledebur, Carl Friedrich Heinrich Wilhelm Philipp Justus Freiherr von, Kavallerieoffizier (VII 665) 63, (665) Lederer, Joachim K., Jurist, Schriftsteller 388–391, 806, (808) Leduc, Pierre Jean Jacques, ehemaliger Verwaltungschef der Opéra (VI 639) 891 Lefèvre, Herr, Grundschullehrer 50, (661) Legouix, Onésime Philémon, Verleger 125, (693) Legouvé, Gabriel Jean Baptiste Ernest Wilfrid, Schauspieldichter (V 879) 84, 552, 584, 590, (675), 912 Leins, Christian Friedrich von, Architekt 838 Leins, Marie von, geborene Schlesinger 453, (838) Lemonnier, Hippolyte, Bühnenschriftsteller 733 Lenau, Nikolaus, Dichter 71 Lenz, Christian Wilhelm von, Staatsrat, Musikschriftsteller 453, 455, 491f., (840), 871 Lenz, von (Bruder des Wilhelm von Lenz) 492, (871) Leo s. Léo, Sophie Léo, Auguste, Bankier (II 602, V 798, VI 663, VII 590) 896 Léo, Sophie geborene Dellevie, Bankiersgattin (VII 590) 551, (896) Leon s. Célérier, Léon Léon s. Célérier, Léon Leonpietra, Elena, Sängerin 703 Leopold König der Belgier 723 Leroux, Herr, Verwaltungschef der Opéra 535, (891)

PERSONENREGISTER Le Roy s. Leroy, François Hippolyte LeRoy s. Leroy, François Hippolyte Leroy, François Hippolyte, Regisseur (V 800) 126, 131, 135, 531, 551, (694) Leslie, Henry David, Violoncellist, Chorleiter, Konservatoriumsdirektor 355f., 359, 361, 785, (789), 793 Lessing, Gotthold Ephraim, Schriftsteller 12, 209, (631), 712, 728 Lessing, Karl Friedrich, Maler 241, 422f., 700, 732, (741) Leupold, Instrumentenmacher 108 Leuven, Adolphe de (eigtl. Adolphe Graf Ribbing), Schauspieldichter, Theaterleiter (V 880, VI 633, VII 628) 515, 550, 569, 575, 640, 740, 751, (904) Levandowski, Louis (Lazarus), Komponist, Dirigent 466, 470, (847), 850 Levandowsky s. Levandowski, Louis Levassor, Pierre Thomas, Schauspieler 245, (745) Levi, Hermann, Kapellmeister, Musikdirektor 454, 468, 480, 487, (848) Levy (London) 345, (779) Levy (Kapellmeister) s. Levi, Hermann Lewandowsky s. Levandowski, Louis Lewinsky, Josef, Schauspieler 245, (744) Lewy, M., Fabrikbesitzer 741 Lichtenstein, Karl August Ludwig Freiherr von, Komponist, Schriftsteller, Theaterleiter (II 596) 653, 659 Liebe, Louis, Musikpädagoge 880 Lieber, Ludwig, Schriftsteller 766f., 812 Liebermann, Philipp, Kommerzienrat 454, 466, 468, (848) Liebig, Karl, Hautboist, Musikdirektor (VII 584) 19, 209, (637) Liebhard s. Liebhardt, Louise Liebhardt, Louise, Sängerin (V 950) 4, (628) Liebreich, Richard, Augenarzt 549 Lienau, Robert, Musikverleger 631 Lieschen s. Oppenheim, Elise Lind, Jenny verheiratete Goldschmidt, Sängerin (III 743f., V 740, VI 669, VII 529) 191, 361, (719), 810 Lindau, Richard, Sänger 642 Lindeck, Herr, Bassist 454, 470, 483, (850) Lindek s. Lindeck, Herr Lindheim, Adolphe, Dirigent 801

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Lindner, Ernst Otto Timotheus, Musikschriftsteller, Redakteur (III 757, VI 818f.) 127, 140f., 147, 468, 549, (695), 700, 704, 895 Liepsch, Evelyn, Archivarin XXI Lipin´sky, Karol Józef, Violinist, Konzertmeister (V 771) 316, 758, (767) Lippe, Leopold Graf zu, Justizminister 776 Liszt, Franz, Pianist, Komponist (IV 524) XIV, 3, 14f., 24, 36, 112, 138, 174, 229, 265, 268, 277, 317, 602, (625), 631f., 634, 640, 649, 652, 673, 699, 704, 706, 712, 732, 734, 749, 757, 779, 801, 840, 844, 876, 917 Litolff, Henry Charles, Pianist (V 904) 878f. Lobeck, Christian August, Altphilologe 164, (708) Lockroy (eigtl. Joseph Philippe Simon), Bühnenschriftsteller (V 927) 680 Löhr, Emil Ludwig, Maler (VII 653) 236, (739) Löschner, Bedienter 108 Löwe, G. A., Kürschnermeister 109, (684) Löwenthal, Emil, Maler 140, (699f.) Loder, Edward James, Komponist 793 Loftus, Augustus William Frederick Spencer Lord, Diplomat (VI 832) 222, 328ff., 345, 402, (731), 772, 814 Lohr s. Löhr, Emil Ludwig Lorin, Jules, Bühnenschriftsteller 672 Lorini, Achille, Opernunternehmer 35, 62, 633, 642, (651f.), 660, 694, 701, 710, 713, 715, 723, 759, 766 Lortzing, Gustav Albert, Komponist (III 754) 80, 215, 384, 493, (674), 721, 730 Lotti, Antonio, Komponist (V 860) 770 Lowenstein s. Löwenthal, Emil Lowther, William, Legationssekretär, Attaché 412, (817) Lucas, Hippolyte, Bühnenschriftsteller 556, 792, 877 Lucca, Francesco, Musikverleger (VII 544), 504 Lucca, Marie Pauline, Sängerin 43, 108, 202f., 208, 219, 225f., 233ff., 239, 242, 322, 400ff., 413, 419, 422, 435, 446f., 455, 456, 466, 468, 477, 479, 482, 485, 489, 499ff., 503f., 509, 516f., 542, 600, (657), 736, 738,

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PERSONENREGISTER

764, 769, 810, 840, 847, 852ff., 874, 878, 916 Lucca (Vater Paulines), Kleiderhändler 499, 504, (873) Luckner, Hedwig Gräfin von 649 Ludwig I. König von Bayern 743f., 797 Ludwig III. Großherzog von HessenDarmstadt (V 914, VII 742) 59, (663) Lüdeke s. Lüdicke, Carl Friedrich Wilhelm Lüdicke, Carl Friedrich Wilhelm, Justizrat, Rechtsanwalt, Notar 82, 109, 127, 140, 208f., 213, 215, 219, 222f., 225, 229, 231–235, 240ff., 346, 368, 370, 421, 441f., 451f., 455, 466, 468, 470, 479f., 484, 486f., 489f., (674), 835, 871 Lüdike s. Lüdicke, Carl Friedrich Wilhelm Lüttichau, Wolf Adolph August Freiherr von, Theatergeneraldirektor (III 728) 68, 158, 292, 328, 377, 585, (668), 771 Luise Königin von Preußen 707 Luise Marie Elisabeth Großherzogin von Baden, geborene Prinzessin von Preußen (VII 558) 228, 525, 731, (733), 883 Lully, Jean Baptiste, Komponist 507, 663 Lumley, Benjamin, ehemaliger Theaterdirektor (IV 524, V 786, VII 543) 551, (896) Lumley, Demoiselle, Sängerin 495, (872) Lux, Friedrich, Komponist (V 925) 312, (765) L’vov, Aleksej Fëdorovic, Komponist, Kapellmeister (V 862, VI 647) 76f., 412, 489, 671, (672) Lwoff s. L’vov, Aleksej Fëdorovic Lyser, Johann Peter, Schriftsteller, Maler (III 675f., V 805, VII 733) 65, 310, (666) Maas s. Maaß, Johann Gottfried Maaß, Johann Gottfried, Inspektor der Akademie der Künste (VII 610) 264, 358, 368, 374, 402, 468, 478, (749), 792, 797ff., 813, 849, 853 Mabellini, Teodulo, Komponist, Kompositionslehrer 765 Mac Mahon, Marie Edme Patrice Maurice de, duc de Magente, Diplomat 293f., (756)

Macnutt, Richard 564 Madeleine, Étienne Jean Baptiste Nicolas (genannt Stéphen de la Madeleine), Musikkritiker (V 780) 400, 410, 551, 811, 815, (816) Madeweiß, C. von, geborene Schwink 456, (842) Madeweiß, Hedwig von, Malerin 842 März, Herr, Notenkopist 591, (913) Maesen s. Maësen, Léontine de Maësen, Léontine de, Sängerin 576, 587, (907) Maffei, Andrea Cavaliere, Schriftsteller, Übersetzer (IV 579, VI 872) 513, 560, (878), 900 Magnus, Eduard, Maler 241, 545, 700, 732, (741) Maillart, Aimé (eigtl. Louis), Komponist (V 795) 99, 155, (680), 706 Mair, Franz, Chordirigent 819 Malgaigne, Joseph François, Arzt (VI 709) 505, 509, 511, 549, (878) Malgaine s. Malgaigne, Joseph François Mallefille, Jean Pierre Félicien, Bühnenschriftsteller 232, (735) Maltzan, Mortimer Ferdinand Ludwig Joachim Graf von, Leutnant 331, 412, 416, 419, (773), 816 Mamo, Michele, Sänger (VII 559) 148, (704) Manetti, Enrico, Gesanglehrer 759 Mans s. Manns, August Friedrich Manna, Roger s. Manna, Ruggiero Manna, Ruggiero, Kapellmeister, Komponist (IV 582) 110f., 141, 453, (684f.), 765, 840 Manns, August Friedrich, Militärmusiker, Kapellmeister 355f., 359f., 363, 367, 413, 422, (788f.), 790, 794f., 823 Manteuffel, Otto Theodor Freiherr von, Politiker 775 Mantius, Eduard, Sänger (V 847) 633 Mapleson, James Henry, Opernunternehmer 356, 401, 509, 641, 654, 785, (790), 812, 873, 885 Maquet, Auguste, Schriftsteller 716 Marai s. Maray, Albina Maray, Albina, Sängerin (V 981, VI 715, VII 529) 655 Marcello, Benedetto, Komponist (V 840) 198, 446ff., (723), 760f., 833 Marc-Michel, Schauspieldichter, Librettist (VI 803) 651, 706

PERSONENREGISTER Marcˇenko 551 Marchisio, Barbara, Sängerin 29, 96, 99, 274, 288f., 370, 531, (643f.), 679, 751, 755f., 789, 885, 918 Marchisio, Carlotta, Sängerin 29, 96, 99, 288f., 370, 531, 600, (643f.), 679, 755f., 789, 885, 916, 918 Marcouard, Frédéric Adolphe, Bankier 453, (841) Mariani, Angelo, Dirigent 89, 129, 134, 141ff., 290, 311, (677), 696f., 756 Mariani-Lorini, Madame, Sängerin 124, (691) Marimon, Marie Ernestine, Sängerin (VII 724) 140, 369, 572, (699) Mario (eigtl. Giovanni Cavaliere de Candia), Sänger (III 672) 200, 401, 419, (724), 812, 852, 886 Mariotti, Olimpo, Gesanglehrer, Komponist (VII 580) 627 Marlow, Mathilde, Sängerin (VI 808) 196, 453, (722), 839 Marmontel, Antoine François, Pianist 880, 912 Marouard s. Marcouard, Frédéric Adolphe, Bankier Marschall, Tanja, Stadtarchivarin XXI, 726 Marschner, Heinrich August, Kapellmeister, Komponist (II 686, V 970) 17, 67, 69, 118, 312, 352f., (636), 667, 692, 784f., 903 Martainville, Alphonse Louis Dieudonné, Bühnenschriftsteller 678 Martellini del Falcone, Marchesa 513, (878) Martellini del Falcone, Marchese (V 986) 47, 512f., 453, 531, (660), 840, 875, 878, 885, 900 Martellini, Marquis s. Martellini del Falcone, Marchese Martini, Giovanni Battista, Organist, Kapellmeister, Musiktheoretiker, Musikpädagoge 311, (764f.), 821, 830 Martschenko s. Marcenko Marx, Adolf Bernhard, Professor für Musik, Universitätsmusikdirektor, Komponist (II 596) 117f., 331, (687), 688, 826, 869 Marxen, Eduard, Komponist 831 Masius-Braunhofer, Anna, geborene Masius, Sängerin 322, (769f.) Maß s. Maaß, Johann Gottfried

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Massé, Victor (eigtl. Félix Marie), Komponist (V 977, VI 659, VII 527) 626, 637, 692, 765, 877 Massenet, Jules, Komponist 918 Masset s. Massé, Victor Mathei s. Mattei, Stanislao Mathias, Georges, Pianist 918 Mathies, Herr, Schuhmacher 29, (643) Mathilde, Kammerjungfer 505, 576 Mathilde s. Célérier, Mathilde Matras, Josef, Volkssänger, Komiker, Schauspieler 245, (745) Mattei, Stanislao, Kapellmeister, Musiktheoretiker, Musikpädagoge 311, (765) Maurice, Charles, Theaterdirektor (V 745) 761 May, Johann Christoph, Übersetzer 653 May, Posamentier 107 Mayer, Carl, Lithograph 440, 830 Mayerhofer, Carl, Sänger 824 Mazel s. Robert-Mazel, Hélène Mazelier, Joseph (genannt Mazilier), Tänzer, Choreograph (VI 709) 851 Mazzolà, Caterino Tommaso, Librettist 816 Mazzucato, Alberto, Komponist, Redakteur, Kapellmeister, Operndirektor (VII 527) 560, (900) Mehmel, Heinrich, Kontrabassist (V 886) 413, 422, 611f., (818), 913, 916, 919 Méhul, Étienne Nicolas, Komponist (V 896, VII 675) 215, 663f., (730) Meilhac, Henri (Pseud. Ivan Baskoff), Bühnenschriftsteller (VII 625) 893 Meinhold, Carl Anton, Sänger 660 Meinl, Vincenzo, Übersetzer 853 Mélesville s. Duveyrier, Joseph Anne Honoré Baron Mellon, Alfred, Kapellmeister 346, 355f., 359, 363, 642, (780), 793, 795, 910 Mendel, Hermann, Komponist, Musikschriftsteller 343, 345f., 349, 356, 368ff., 400, 402, 406, 413, 423, 455f., 734, 812, 856 Mendelssohn, Alexander, Bankier (IV 528, V 893) 141, 421, (702), 714, (777), 779, 822 Mendelssohn, Georg Benjamin, Prof. em. 421, 822 Mendelssohn, Henriette (Hini) geborene Meyer 421, (822)

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PERSONENREGISTER

Mendelssohn (Komponist) s. Mendelssohn Bartholdy, Felix Mendelssohn Bartholdy, Felix, Komponist (I 685, VI 643, VII 547) 19, 79, 124, 128, 168, 170, 178, 299, 362, 416, 464, 505, 526, 549, 578, 627, 634, 637f., 663, 673, 695f., 705f., 713, 719, 750, 756f., 768ff., 789, 794f., 822, 826, 832, 846, 875, 901, 907f. Mendelssohn Bartholdy, Karl, Jurist, Historiker 875 Mendelssohn Bartholdy, Paul, Bankier 875 Méquillet, Sophie, Sängerin (V 750) 282, (754) Mercadante, Giuseppe Saverio Raffaele, Komponist (I 682) 756 Merelli, Eugenio, Impresario 95, 110, 125f., 152, 285, 287, 289, 402, 490, 493, 500, 515, 523, 529, 545, (678f.), 686, 691, 693, 695, 704, 727, 754f., 762, 765, 867, 871ff., 879, 894 Méric-Lablache s. Méric-Lablache, Émilie de, Sängerin (VI 639) 525, (882) Merly, Luigi, Sänger 303, 555, (758f.), 898 Mermet, Auguste, Komponist 532, (886) Mertens, Oscar, Photograph 105, (681) Méry, François Joseph Pierre Agnès, Schriftsteller, Dramaturg, Librettist (III 657, V 779) 552, 643, 828 Metastasio, Pietro, Hofpoet 685, 816 Metternich, Pauline Fürstin von, geborene Gräfin Sándor 197, 643, (722), 723 Metternich, Richard Fürst von, Diplomat 722 Metternich-Winneburg, Klemens Wenzel Lothar Fürst von, Staatskanzler (IV 543) 164, (708), 722 Meurice, Paul, Bühnenschriftsteller 904 Meyenberg, Militärmusiker 277, (752) Meyendorff, Ernst Freiherr von, Diplomat 739 Meyendorff, Peter Leonhard Suidigerius Freiherr von, Oberhofmeister (IV 514, VII 698) 236, 246, (739) Meyer, Albertine, Sängerin 46f., 188, 282, (659) Meyer, Carl s. Meyer, Friedrich Karl Meyer, E., Arzt 370, (797), 832 Meyer, Friedrich Karl, Ministerialbeamter („Legationsrat“), Schriftsteller 343, 345f., (777)

Meyer, Hermann, Handschuhmacher 109, 141, (684) Meyer, Jenny, Sängerin (VII 582) 16, 40, 52,f., 265, 468, (634), 650, 654, 762 Meyer, Magnus, Stadtrat 454 Meyer-Dustmann, Louise, Sängerin 628 Meyerbeer, Alfred, Meyerbeers verstorbener Sohn (II 74) 486, 849f. Meyerbeer, Cäcilie, Meyerbeers Tochter (II 9, V 755) 23, 25, 33, 39, 44, 69, 73, 83f., 93, 99, 107, 109, 120, 127, 133, 138, 140, 154–157, 159, 164f., 183, 193, 199, 236f., 258f., 264, 293, 298, 307f., 310, 312, 315, 317, 322, 330, 337, 340f., 349, 352, 366, 368, 373, 378, 391, 402f., 412, 418 ff., 422, 434, 437, 445, 449, 453, 462, 464ff., 468, 472ff., 479f., 489, 491, 493, 502, 515, 527, 535, 569f., 573, 576, 579f., 583, 589, 592f., 596, 600ff., 604f., 609, 616f., (639), 654, 658, 721, 757, 771, 796, 817, 832, 836, 851, 857–862, 864f., 867, 889 f., 892, 896, 902, 904f., 907, 909 f., 917f., 920f. Meyerbeer, Cornelie Agathe, Meyerbeers Tochter (II 9, V 755) 22f., 32f., 38, 48 f., 69, 79f., 83, 93, 99, 109, 117f., 124, 128, 131, 138, 156, 159, 170, 172 ff., 180, 182, 190f., 207f., 213, 219, 224, 226, 232, 234, 237, 258f., 298, 302, 308, 310, 317, 322, 330, 334 f., 337, 340f., 346, 349, 352, 361, 366, 368, 373, 391, 402f., 408, 411 f., 416, 418ff., 422, 434f., 437f., 443 ff., 453, 456, 462, 464ff., 468, 472 ff., 479f., 489, 493, 502, 505, 515, 527, 535, 567, 569f., 573, 576, 579 f., 583, 588f., 592f., 595f., 600–605, 609, 616f., (639), 649, 658, 665, 669, 758, 763, 770, 772, 796, 817, 832, 836, 839, 841, 848, 851, 857–862, 864f., 867, 889f., 892, 896, 902–905, 907ff., 911, 913 f., 916f., 920f. Meyerbeer, Eugenie, Meyerbeers verstorbene Tochter (II 586) 486, 849f. Meyerbeer, Giacomo I. Bühnenwerke – Affricaine s. L’Africaine – affricanerin s. L’Africaine – L’Africaine XII, XIVf., 21, 28ff.,

PERSONENREGISTER

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32, 35, 37, 48, 50, 52, 54f., 57, 79f., 95, 101f., 104–107, 109f., 112, 115f., 123, 150, 152, 154–157, 162f., 164f., 167–172, 174, 177f., 180ff., 184, 188f., 191, 193, 195f., 200ff., 205f., 208ff., 212–215, 219, 222f., 224, 227, 229f., 232, 235, 240–243, 249, 258, 320ff., 324, 326, 331f., 334–342, 345, 348f., 372, 376, 378–381, 385, 391, 394, 398, 401, 403–412, 414–417, 419, 422–426, 428–432, 434–437, 441–446, 448–452, 457, 459, 461f., 464f., 468, 470, 472f., 476, 480ff., 485, 488f., 497–500, 502, 504, 506, 509, 512–517, 521, 524ff., 530f., 533ff., 537f., 540f., 543ff., 547, 552f., 555–561, 563ff., 569, 571–576, 578–581, 583–587, 589–592, 594, 605, 610, 638, 654, 661, 664, 668f., 681f., 684, 687, 690, 707, 709, 725, 728f., 748, 751ff., 769, 773, 775, 778, 782, 801f., 809ff., 812, 815ff., 819f., 824–827, 829, 833f., 836f., 839, 842, 844f., 847, 850ff., 854, 864, 879, 881, 883ff., 887f., 890, 892–895, 898, 900f., 905f., 910, 912ff., 917f. Afrikanerin s. L’Africaine Il crociato in Egitto 15, 17, 32, 35, 42, 90, 119, 174, 179f., 200, 277, 632f., 635, 640, 649, 651, 656, 724, 808 Dinorah s. Le Pardon de Ploërmel Dinorah oder die Wallfahrt nach Ploermel s. Le Pardon de Ploërmel Erminia s. Das Hoffest von Ferrara Etoile s. L’Étoile du nord L’Etoile s. L’Étoile du Nord L’Étoile du nord 68, 85, 89, 108, 113, 135, 140, 144f., 151, 184, 192, 267, 303f., 369f., 387, 401, 412f., 422, 490, 509, 524, 556, 628, 683, 698, 700, 705, 720, 737, 808, 817f., 824, 838, 840, 895, 899 Ein Feldlager in Schlesien 122, 308, 398, 419, 690, 725, 744, 810 Das Hoffest von Ferrara 222, 732 Hugenotten s. Les Huguenots



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Les Huguenots XV, 5, 33, 41, 48, 90, 92, 98, 109, 123f., 130, 133, 140, 143, 148, 156, 184, 186, 201f., 205, 209, 224, 258, 277, 307, 310ff., 315, 322, 385, 401, 415, 419, 456, 466, 470, 476f., 481, 483, 485, 496, 500, 505, 509, 516, 531, 533f., 551, 560f., 574, 584, 589f., 593, 614, 627, 640, 650, 656f., 664f., 677, 684, 692, 696f., 701, 703f., 717, 725, 730, 753f., 763f., 769, 781, 806, 812, 819, 821f., 842, 847f., 852, 854f., 872, 876f., 884, 888, 890, 913, 919 Huguenotten s. Les Huguenots Nordstern s. L’Étoile du nord Pardon de Ploërmel 3, 8 ff., 12, 14 ff., 18f., 24–27, 29, 33ff., 39, 41 ff., 45, 47f., 51f., 56, 58–63, 65f., 68 f., 74f., 80, 85, 89, 91f., 97, 99, 101ff., 105, 108f., 111, 113f., 118f., 120, 125, 127f., 130–133, 135, 137, 140, 142, 144, 146, 160, 166, 177, 179, 182, 187, 189, 191, 194, 213, 215, 236, 239f., 242, 249, 292, 312f., 315f., 324, 346f., 353, 368f., 384f., 387, 397, 401f., 406, 413, 434, 489, 493, 500, 505, 509, 522f., 529, 545f., 597, 623, 625f., 628–631, 633ff., 638f., 641ff., 650f., 654–657, 660f., 664f., 668f., 674f., 681, 688f., 693, 696ff., 715, 722, 737, 782, 809, 811, 819, 866, 871, 881, 915 Prophet s. Le Prophète Le Prophète XV, 19, 41f., 62, 90f., 109, 119, 130, 138, 142f., 147f., 174, 184, 190, 197, 200f., 205, 226, 229, 249, 316, 353, 368, 385, 401, 413, 444, 451, 453, 466, 468, 481, 489, 500f., 509, 560, 584, 651, 655f., 664, 673, 677, 687, 689, 695, 712, 724, 734, 772, 789f., 793, 807f., 812, 819, 836, 847, 853, 874, 876, 885, 895 Robert s. Robert le diable Robert le diable 39, 184, 239, 320, 359, 368, 413, 496, 509, 560, 567, 584, 608, 644, 677, 692, 717, 724, 726, 740, 779, 788f., 797, 819, 821, 850, 853, 878, 890 Semiramide 111, 685 Sémiramis s. Semiramide

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PERSONENREGISTER

Struensee 15 f., 18, 64, 89, 359, 453, 464, 470ff., 505, 513, 560, 589, 591, 595, 627, 632, 660, 914 Gli Ugonotti s. Les Huguenots Vasco s. L’Africaine Vasco de Gama s. L’Africaine Vielka s. Ein Feldlager in Schlesien

II. Bühnenwerkprojekte und Opernfragmente – – –



Etudiant de Strassbourg s. La Jeunesse de Goethe Faust s. La Jeunesse de Goethe La Jeunesse de Goethe, Schauspielmusik zu dem gleichnamigen Drama (Blaze de Bury) 31, 81, 95–98, 117f., 122, 124, 127ff., 133f., 137f., 141ff., 145, 147f., 150, 175, 255f., 270–273, 294, 296, 301, 305, 324, 359, 384f., 391f., 394, 401, 427, 490, 580, 585, 640, 687, 759, 805, 811, 911 Judith (Scribe) 184, 394f., 505, 553, 555, 561, 563, 716, 809, 900

III. Lieder, Mélodies, Romances und andere Vokalgattungen – – – – – – – –



Ach wie bald wie bald (Auerbach) 423, 825 A la patria s. Dem Vaterlande À la Patrie s. Dem Vaterlande An Mozart (Rellstab) 413, 767, 818 Aspiration s. Cantique à Six voix, avec Récit tiré de l’Imitation de Jesus Christ Der blinde Hesse s. Das Lied vom blinden Hessen Brautgeleite aus der Heimat (Rellstab) für 8stimmigen gemischten Chor 222, 361, 731 Bundeslied (mit Benutzung des Themas „Heil dir im Siegerkranz“) s. Bundeslied über das Thema God save the King („Heil dir im Siegerkranz“) Bundeslied über das Thema God save the King („Heil dir im Siegerkranz“) für Männerchor und Klavierbegleitung ad libitum – Invocation à la Terre natale. Sur le thème du God save the King 237, 282, 307, 356, 370, 720, 740, 754

– Bußlied s. Cantique à Six voix, avec Récit tiré de l’Imitation de Jesus Christ – Cantate de Guttenberg s. Festgesang für 4 Männerstimmen mit Chor zur Errichtung des Gutenbergischen Denkmals in Mainz – Cantate de Schiller s. Festgesang („Wohl bist du uns geboren“) zur Feier des 100jährigen Geburtsfestes von Fr. Schiller – Cantate zur Huldigung s. FestHymnus zur Krönung König Wilhelms I. von Preußen – Cantique à Six voix, avec Récit tiré de l’Imitation de Jesus Christ – Bußlied (Corneille – Rellstab) 15, 50, 104, 140, 149, 361, 402, 404, 406 f., 422, 486, 493, 495f., 499, 505, 513, 517, 531, 612, 632, 661, 705, 812ff., 824f., 837, 855, 884, 919 – Le Chant de berger s. Des Schäfers Lied – Le Chant des Exilés s. Das Lied vom blinden Hessen – Des Dichter’s Wahlspruch, Canon (von Holtei) 423, 825 – Drei Küsse (Klein) 423, 825 – Dreistimmiger Knabengesang s. Gesang der 3 Knaben zu dem Schauspiel Die Waldkönigin – Es regnet regnet Tropfe (Auerbach) 423, 825 – Festgesang für 4 Männerstimmen mit Chor zur Errichtung des Gutenbergischen Denkmals in Mainz (Rosenberg) 512, 878 – Festgesang („Wohl bist du uns geboren“) zur Feier des 100jährigen Geburtsfestes von Fr. Schiller (Pfau) für Chor, Solo und Orchester 27, 37, 104, 125, 141, 144, 166, 201 – Festhymne zur fünfundzwanzigjährigen Vermählungsfeier Ihrer Majestäten des Königs und der Königin von Preußen für Solostimmen und Chor (a cappella), Pianoforte ad libitum (Winkler) 202, 725 – Fest-Hymnus zur Krönung König Wilhelms I. von Preußen, Huldigungs-Kantate für Soli, Chor und Orchester (Köster) XIII, 202, 209,

PERSONENREGISTER

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213, 215, 217, 219ff., 223–229, 231f., 236f., 239, 257, 266, 274, 276ff., 286, 290, 292, 295, 298, 320, 361, 726, 750, 756, 767 Fredericus Rex s. Fridericus Magnus Freundschaft (Lieber) 316, 401, 766, 812, 818 Fridericus Magnus, Einlagelied für die Aufführung von Ein Feldlager in Schlesien am Tage der Einweihung des Rauchdenkmals Friedrichs des Großen (Rellstab) 202, 725 Gesang der 3 Knaben zu dem Schauspiel Die Waldkönigin (Auerbach) 308ff., 315 God save the King s. Bundeslied über das Thema God save the King („Heil dir im Siegerkranz“) Grablied (Arndt) 25, 640 Die helle Sonne leuchtet s. Mirza-Schaffy an Suleika Das lied s. Das Lied vom blinden Hessen Hymne an Rauch s. Ode an Rauch Hymne s. Fest-Hymnus zur Krönung König Wilhelms I. von Preußen Hymne à Jupiter s. Opfer hymnus an den Zeus Hymnus s. Fest-Hymnus zur Krönung König Wilhelms I. von Preußen Hymnus (für Florenz) s. Opfer Hymnus an den Zeus Imitation de Jesus Christ s. Cantique à Six voix, avec Récit tiré de l’Imitation de Jesus Christ Inno a Giove s. Opfer Hymnus an den Zeus Invocation à la Terre natale. Sur le thème du God save the King s. Bundeslied über das Thema God save the King („Heil dir im Siegerkranz“) Juchhe, juchhei (Lied von Falkentoni; Einlagelied für Birch-Pfeiffers Schauspiel Der Goldbauer) 159ff., 163, 166, 169ff., 173, 223, 233, 423, 825 Komm! – Guide au bord ta nacelle (Heine – Deschamps) 222, 731 Krönungshymne s. Fest-Hymnus

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zur Krönung König Wilhelms I. von Preußen Krönungs=Hymnus s. Fest-Hymnus zur Krönung König Wilhelms I. von Preußen Lied der Vroni s. Mein Bue du hast Aug’n Lied(er) für/zum Goldbauer s. Juchhe, juchhei und Mein Bue du hast Aug’n Das Lied vom blinden Hessen für Tenorsolo und vierstimmigen Männerchor – Le Chant des Exilés (Altmüller – Duesberg) 380–383, 389, 401f., 412f., 415, 417, 419, 422f., 432, 444, 803, 813, 818f., 823, 826, 833 Lied von der Teutonia s. Dem Vaterlande Die lustigen Jäger 720 Die lustigen Jägersleut, Schwäbisches Jagdlied für Männerchor 169, 710 Mäde murk murk murk (Auerbach) 423, 825 Des Mägdleins Wunsch und Klage (aus der Sammlung Balaleika in der Übersetzung von Altmann) 411, 816 Mein Bue du hast Aug’n (Lied von Vroni; Einlagelied für Birch-Pfeiffers Schauspiel Der Goldbauer) 159ff., 163, 166, 169ff., 173, 227, 233, 235 Mère grand, Nocturne à deux voix (Bétourné) 222, 356, 731 Mirza-Schaffy an Suleika (Bodenstedt) 37f., 653 Mozart s. An Mozart Ode an Rauch für Soli, Chor und Orchester (Kopisch) 202, 224f., 229, 490, 725, 853, 866 Opferhymne an den Zeus s. Opfer Hymnus an den Zeus Opfer Hymnus an den Zeus für Soli, Chor und Orchester (Rellstab) 468, 478, 483, 520, 848, 853ff. Pater noster 353, 359, 361, 785, 789, 793f., 878, 881 La Patrie s. Dem Vaterlande Prière du matin (Deschamps) s. Cantique à Six voix, avec Récit tiré de l’Imitation de Jesus Christ 91. Psalm 361, 794

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PERSONENREGISTER

Qui sequitur me s. Cantique à Six voix, avec Récit tiré de l’Imitation de Jesus Christ Rachel à Nephtali – Rachel und Nephtali (Deschamps – Castelli) 222, 731, 765, 919 Ranz de vaches d’Appenzell (Scribe) 222, 731 Des Schäfers Lied – Le Chant de berger (Rellstab – Duesberg) 920 Schillercantate s. Festgesang („Wohl bist du uns geboren“) zur Feier des 100jährigen Geburtsfestes von Fr. Schiller Schwarzwälder Dorfgeschichten s. Ach wie bald wie bald, Es regnet regnet Tropfe, Mäde murk murk murk und Und gras’ ich am Neckar Sehnsucht des Geliebten (aus der Sammlung Balaleika in der Übersetzung von Altmann) 411, 816 Toni Lied s. Juchhe, juchhei To the dear land I sing s. Dem Vaterlande Und gras’ ich am Neckar (Auerbach) 423, 825 Das Vaterland s. Dem Vaterlande Dem Vaterlande – À la Patrie 88, 108f., 120, 141, 174, 190, 200, 222, 237, 307, 414, 433, 676, 683, 693, 720, 819 Der Wahlspruch s. Des Dichter’s Wahlspruch Weihnachtsgesang s. Gesang der 3 Knaben zu dem Schauspiel Die Waldkönigin



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Liedsammlungen – – –

Deux Lieder composés par Giacomo Meyerbeer Drei Chöre für Männerstimmen ohne Begleitung 193, 200, 413, 531, 720, 724, 754 Trois Chœurs pour voix d’hommes s. Drei Chöre für Männerstimmen ohne Begleitung



III. Instrumentalwerke –

Englische Ouverture s. Festouvertüre im Marschstil zur Er-



öffnung der Industrie-Ausstellung in London von 1862 Exhibition Ouverture s. Festouvertüre im Marschstil zur Eröffnung der Industrie-Ausstellung in London von 1862 Fackeltanz Nr. 1 B-Dur für Großes Orchester 451, 472, 505, 531, 915 Fackeltanz Nr. 2 Es-Dur für Großes Orchester 451, 472, 505, 531, 915 Fackeltanz Nr. 3 c-Moll für Großes Orchester 451, 472, 505, 531, 915 Fackeltanz Nr. 4 C-Dur für Großes Orchester 451, 472, 505, 531, 632, 915 Fest-Marsch zu Schiller’s 100jähriger Geburtstagsfeier 3 f., 14f., 17–20, 24–27, 31, 36f., 45, 50, 60, 67, 71, 89, 104, 125, 138, 140, 144, 356, 385, 624f., 627, 631 f., 636, 652, 664, 709, 790 Festouvertüre im Marschstil zur Eröffnung der IndustrieAusstellung in London von 1862 126, 254, 275, 306f., 310, 312–315, 317, 319f., 322, 326, 328, 330, 335, 342 f., 345ff., 349, 354, 356, 359, 362 f., 368f., 375, 377f., 381, 384, 387 f., 397, 401f., 405, 413, 421ff., 427 ff., 433, 436ff., 451, 453, 468, 486, 505, 539, 591, 612, 693, 734, 767 f., 777, 780, 782, 786, 790, 792f., 796, 800f., 804, 808, 811, 818f., 823, 828 ff., 840, 844, 912, 916 Grande marche s. Krönungsmarsch Grand ouverture en forme de marche s. Festouvertüre im Marschstil zur Eröffnung der Industrie-Ausstellung in London von 1862 Krönungsmarsch für zwei Orchester, aufgeführt in Königsberg während des Krönungszuges (für König Wilhelm I.) XIII, 255–258, 260ff., 264 f., 276ff., 280, 285, 288, 292, 295, 297–300, 303, 305f., 308ff., 312 f., 318, 320f., 324, 326, 330f., 334, 341, 346, 349, 355f., 358–362, 367, 369, 513, 736, 747, 752, 763, 766 f., 772, 790, 794, 796, 853 Londner Ouvertüre s. Festouvertüre im Marschstil zur Eröff-

PERSONENREGISTER





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nung der Industrie-Ausstellung in London von 1862 London Exhibition Ouverture s. Festouvertüre im Marschstil zur Eröffnung der IndustrieAusstellung in London von 1862 Londoner Marsch s. Festouvertüre im Marschstil zur Eröffnung der Industrie-Ausstellung in London von 1862 Marche aux Flambeaux s. Fackeltanz Marche du couronnement s. Krönungsmarsch Marche triomphale composée à l’occasion du festival donnée à Paris […] pour la célébration du 100e anniversaire de la naissance de Schiller s. Fest-Marsch zu Schiller’s 100jähriger Geburtstagsfeier Marcia per l’incoronazione di sua maestà il Re Guglielmo I.° di Prussia s. Krönungsmarsch Marsch s. Festouvertüre im Marschstil zur Eröffnung der Industrie-Ausstellung in London von 1862 Marsch (für das Königsberger Konzert) s. Krönungsmarsch Marcia Schiller s. Fest-Marsch zu Schiller’s 100jähriger Geburtstagsfeier Ouvertüre s. Festouvertüre im Marschstil zur Eröffnung der Industrie-Ausstellung in London von 1862 Ouverture s. Festouvertüre im Marschstil zur Eröffnung der Industrie-Ausstellung in London von 1862 Ouverture en forme de Marche composée pour l’Inauguration de l’Exposition de Londres 1862s. Festouvertüre im Marschstil zur Eröffnung der Industrie-Ausstellung in London von 1862 Ouverture in the Form of a March, for the Opening of The International Exhibition of 1862s. Festouvertüre im Marschstil zur Eröffnung der Indu-

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strie-Ausstellung in London von 1862 Schillermarsch s. Fest-Marsch zu Schiller’s 100jähriger Geburtstagsfeier The Torchlight Dances s. Fackeltanz Nr. 1, 2, 3 und 4 Triumphmarsch s. Festouvertüre im Marschstil zur Eröffnung der Industrie-Ausstellung in London von 1862

Meyerbeer, Minna geborene Mosson, Meyerbeers Gattin (V 742) XII, XVI, 23, 33, 35, 37f., 42, 49, 68f., 73, 79 f., 87, 93, 99, 109, 118, 120, 124, 156f., 159, 165, 183, 195, 203, 208, 213, 223f., 234–237, 258f., 293, 298, 308, 317, 320, 330, 337, 339f., 352, 355f., 366, 368ff., 373, 391, 399, 402f., 418, 420ff., 427, 434, 442, 451ff., 455f., 459, 463, 466, 473, 489ff., 493, 502, 505, 527, 534, 549, 567–570, 573, 575f., 578ff., 588f., 592f., 595f., 601f., 605, 609f., 617, 625, (639), 640, 658, 669, 721, 727f., 737, 747, 757, 788, 796, 813, 832, 836f., 839, 848, 851, 857–865, 867f., 872, 889f., 896, 904f., 907f., 914, 916, 920f. Michael s. Beer, Michael Michaltsech, Tischlermeister 204, (726) Michant s. Michot, Jules Michelet, Jules, Historiker 111, (571) Michot, Pierre Jules, Sänger 60, 249, 431, (664), 904 Milanollo, Domenica Maria Teresa, Violinistin (III 780, VI 657) 476, (738) Milde, Hans Feodor von, Sänger 145f., (703) Milde, Rosa von, geborene Agthe, Sängerin (VII 696) 75, 145f., (671) Millaud, Blanche 184, (716) Millaud, Charlotte geborene Wolff (VI 734) 183f., 299, 552, (716) Millaud, Moïse Polydore, Bankier, Zeitungs- und Zeitschrifteninhaber (VI 731) 184, (716) Miller, Ferdinand von, Erzgießer 743 Miller, James, Schriftsteller 730 Minna s. Meyerbeer, Minna Miolan-Carvalho, Caroline geborene Félix-Miolan, Sängerin (V 874, VII 579)

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PERSONENREGISTER

33, 41f., 61, 63, 96, 101, 104, 106, 109, 151, 344, 355f., 401, 455, (650), 655, 664f., 679, 693, 788f., 808, 841 Miolhan Carvalho s. Miolan-Carvalho, Caroline Mirelli s. Merelli, Eugenio Mirza-Schaffy, Gymnasiallehrer 653 Missler, Notenkopist 551 Mitchel s. Mitchell, John Mitchell, John, Konzertagent (VI 876) 355f., (788) Mitschel s. Mitchell, John Mittelhaus, J., Hofrat, Zahnarzt 203, 236, (738) Mitterwurzer, Anton Georg, Sänger (VI 821) 3, 10, 585, (623), 910 Mocker, Toussaint Eugène Ernest, Sänger, Chefregisseur (V 978) 113, 119, 126, 131, 135, 369, (685), 694 Moeller, Hans, Germanist 921 Mohr, Bernhard, Militärmusiker (V 959) 501, (874) Mohr, Hermann, Chorleiter 172, (711) Moinaux, Jules (eigtl. Joseph-Désiré Moineaux), Bühnenschriftsteller (VII 624) 635 Moles s. Molet, A. Molet, A., Militärmusiker 501, (874) Moll, E. A., Justizrat, Notar 203, (726) Monari-Rocca, Federico, Sänger 261, (748) Monasterio, Jesús de, Violinist 331, (773) Mongini, Pietro, Sänger (VII 729) 605, 609, (917), 918 Moniz d’Aragão, Egas, Attaché 402, 412, 814, (817) Monnais, Guillaume Édouard Désiré (Pseud. Paul Smith), Musikredakteur (III 703) 92, 343, 482, 531, 556, 586, (678), 683, 910, 913 Monniès s. Moniz d’Aragão, Egas Monrose, Eugénie, Sängerin (VII 702) 26, 92, 113, 125, 131, (640), 678 Montalban, Antoinette von, Gesellschafterin Amalie Beers (V 756) 109, 222, 358, 412, 423, 457, 470, 567f., 574, (684), 825, 870, 904 Montanelli, Giuseppe, Jurist, Politiker, Schriftsteller 675 Montaubry, Achille Félix, Sänger (VII 697) 26, (641), 915 Montrose s. Monrose, Eugénie

Montuoro, Achille, Jurist, Operndirektor, Komponist 133, 141, (697) Moore, Thomas, Schriftsteller 659, 711 Morell, Thomas, Geistlicher, Librettist 751 Morelli, Ferdinando, Sänger 230, (734) Morio, Irma, Sängerin 453, (841) Morlacchi, Francesco, Komponist 765 Mortier de Fontaine, Henri Louis Stanislaus, Pianist 507, (877) Moscheles, Ignaz, Pianist, Komponist (I 633, VI 671, VII 677) 674, 696, 840, 878, 880 Mosenthal, Salomon Hermann Ritter von, Schriftsteller (IV 566, V 850), 608, 733, 803 Moser, Gustav von, Bühnenschriftsteller 827 Mosson, Adolph, Leutnant, Meyerbeers Schwager und Cousin (V 823) 141, 156, 452f., 470, (701), 710 Mosson, Agnes s. Reimer, Agnes Mosson, Clara s. Mosson, Klara Mosson, Hanne s. Mosson, Johanna Mosson, Johanna, Meyerbeers Schwiegermutter 857f. Mosson, Johanna geborene von Hochwächter (V 954) 392, 710, (809), 860 Mosson, Klara, Meyerbeers Nichte 170, 172, 226, 588, (710), 711, 733, 860 Mozart, Wolfgang Amadeus 17, 68, 143, 179, 223, 225, 232, 278, 310, 361, 365, 408, 411, 427, 470, 479, 637, 657, 663, 668f., 679, 682, 693, 695, 701, 703, 705, 715, 724, 728, 732, 735, 751, 766, 775, 789, 793, 816, 850, 880, 883, 901, 907f., 917 Mücke, Franz, Chorleiter 234, (736) Mücke, Panja, Musikwissenschaftlerin XXII Mühldorfer, Franz Joseph, Theatermaler, Maschinist (VII 605) 80, 624, 654, (674) Mühler, Heinrich von, Kultusminister 375, 497f., 769, 791, 797, (800), 866, 873 Müller, Hermann, Bühnenschriftsteller 876 Müller, Reto XVI, XXII Muffat, Georg, Organist, Kapellmeister 507, (877) Mundt, Clara geborene Müller, Schriftstellerin (V 840) 189, 245, (718), 743

PERSONENREGISTER Mundt, Theodor, Schriftsteller, Universitätsbibliothekar (III 657, V 837) 189, (718) Mundus, Doris, stellvertretende Museumsdirektorin 770 Munk 368, (797) Murray, Charles Augustus Sir, Diplomat 16, (635) Musard, Alfred, Tanzmusikdirigent (VII 734) 60, 126, 358, 401f., (664), 693, 811 Mutée, Philippe, Theaterdirektor 189, 191, 717, (719) Nadar (eigtl. Tournachon, Gaspard Félix), Zeichner, Photograph, Schriftsteller 396, 691, 809, 899 Nantier-Didiée, Constance Betzy Rosabelle, Sängerin (V 758f.) 34, 42, 103, 119, (651), 655f., 688, 697f., 765 Nantier-Didier s. Nantier-Didiée, Constance Betzy Rosabelle Napoléon I. Kaiser der Franzosen 805 Napoléon III. Kaiser der Franzosen (V 801, VI 723, VII 720) 28, 412, 565, 571, (643), 691, 722f., 884, 897f., 902, 905, 920 Narray, Charles, Bühnenschriftsteller 733 Nathorff, Th., Bankier 741 Naudin, Emilio, Sänger 453, 476, 516ff., 522, 525f., 532, 551, 563, 804, (838f.), 852, 886 Naumann, Emil, Musikdirektor, Komponist, Musikschriftsteller (V 825, VI 646) 32, 319, 328, 341f., (649), 768, 776 Neithard s. Neithardt, August Heinrich Neithardt, August Heinrich, Musikdirektor, Komponist (III 798) 140, 219, 225, 241, 260, 685, (686), 741, 748, 751 Neithardt, Frau geborene Arndt 241, 732, (741) Nelzzon s. Nilsson, Christine Neri-Baraldi, Pietro, Sänger 355, (788) Neri Baraldi s. Neri-Baraldi, Pietro Nesvadba, Joseph, Kapellmeister 177, 659, (713) Ney s. Bürde-Ney, Jenny Niccolini, Lorenzo Marchese di Camugliano e Ponsacco 521, (881) Nicolai, Gustav Alexander, Justizbeamter i. R., Schriftsteller (III 781, V 848) 16, 199, 370, (634)

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Nicolai, Otto, Komponist (III 797) 381, 453, 656, (803), 830, 838 Nicolaïe, Louis François (genannt Clairville), Schauspieler, Schriftsteller (VII 629) 706 Nicolas s. Nicolini, Ernesto Nicolini, Ernesto, Sänger 531f., 557f., (886) Niemann, Albert, Sänger 90, 93ff., 99, 123, 201, 205f., 642, 673, 677f., 690, 725 Niemeyer, Johann Carl Wilhelm 690 Nieuwenhuyzen, Jean Nicolas Gustave van (genannt Vaëz, Gustave), Schauspieldichter (V 927, VII 566) 661 Nieuwerkerke, Alfred Émilien O’Hara comte de, Bildhauer, Generaldirektor der kaiserlichen Museen 902 Nilsson, Christine, Sängerin 576, 587, (906) Nörner, G. A., Stadtgerichtsrat, Eisenbahndirektor (V 837, VI 669) 400 Nordraak, Richard s. Nordraak, Rikard Nordraak, Rikard, Komponist 482f., (854) Normann, Löb Moses, Rentier (V 937) 141, (702) Noronha, Luis Victorio de, Diplomat 453, 455, 466, (838), 841, 847 Nothomb, Jean Baptiste Baron de, Diplomat (IV 539, V778) 141, 423, (702) Nourrit, Adolphe, Sänger 885, 902, 919 Nourrit, Auguste, Theaterdirektor (V 799) 531, 550, (885) Novello, Clara Anastasia, Sängerin (VI 865) 757 Novello, J. Alfred, Musikverleger 672 Numa-Blanc, Frau, Sängerin 399 Nuitter (eigtl. Charles Louis Étienne Truinet), Bühnenschriftsteller 653, 801f., 913 Numa-Blanc s. Blanc, Numa Obin, Louis Henri, Sänger 486, 496, 509, (855), 877, 910 Oestreich, Dr. Sanitätsrat 454 Offenbach, Jacques, Kapellmeister, Komponist (V 797) 17, 70, 101, 140, 153, 172, 179, 232, 264, 323, 328, 371, 378, 380, 437f., 459, 594, (635), 670, 699, 711, 735, 741, 749, 771, 799, 801f., 830, 902, 913

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PERSONENREGISTER

Olfers, Hedwig von, geborene von Staegemann 337, 340, 466, (775), 848 Olfers, Ignaz von, Museumsdirektor(IV 535) 775 Ollivier, Émile, Politiker 910, 927 O’Meagher, Journalist 9, (630) Opitz, Rainer, Stadtarchivar XXI, 636 Oppenheim, Alexander, Bankier (V 878, VI 691) 159, (707) Oppenheim, Arnold, Bankier 159, (707) Oppenheim, Elise geborene Beer, Meyerbeers Nichte (V 755) 55, 82, 158f., 317, 551, (663), 674, 706f., 860, 889, 896 Oppolzer, Johann, Arzt 120, (689), 824 Orsini, Luigi, Dirigent 108, 695 Ortigue, Joseph Louis d’, Schriftsteller, Musikkritiker (II 645) 532, 549, 551, 590, 532, (887) Otterbourg s. Otterburg, Salomon Jonas Otterburg, Salomon Jonas, Arzt (VI 714, VII 676) 551, 920 Otterstedt, Ferdinand Wilhelm Freiherr von, Major a.D. (VII 745) 194, (721) Otto, Franz Christian, Musiklehrer, Komponist (V 956) 60, 264, 478, (663), 749, 853 Otto, Frau 478, (853) Otto, Rudolph Karl Julius, Sänger, Chorleiter 194, 650, (721) Oxenford, John, Schauspieldichter, Theaterkritiker, Übersetzer 345, 355f., 361, 757, (778) Pabst, August, Komponist, Dirigent, Organist (V 920) 269, (751) Pabst, Julius, Dramaturg, Sekretär, Hofrat (V 920f.) 68, 269, 292, (667), 751 Pacini, Antonio, Verleger 731 Pacini, Émilien, Librettist, Zensor (VII 699) 828 Paganini, Niccolò, Violinist, Komponist (II 611, VI 648) 696, 832f. Pailleron, Edouard, Schriftsteller 649 Palestrina, Giovanni Pierluigi da, Komponist 830 Palmerston, Henry John Temple 3rd Viscount, Premierminister 355, (788) Palomba, Giuseppe, Librettist 730 Panatrat s. Pannetrat, Irma Pancani, Emilio, Sänger (VII 525) 756, 853

Pannetrat, Irma, Sängerin (VII 736) 91f., (678) Panwitz, Sebastian, Historiker XXII, 714 Parepa de Boyescu, Euphrosyne, Sängerin 397, (809) Pargner, Birgit, Bibliothekarin XXI Parish-Alvars, Elias, Harfenist (III 753) 727 Pas de Loup s. Pasdeloup, Jules Etienne Pasdeloup, Jules Etienne, Musiklehrer, Dirigent (VII 585) 15, 344, 358, 401, 563, 578, (632), 900, 907f. Pasque, Ernst, Bühnenschriftsteller 823 Pasta, Giuditta, Sängerin (II 580) 42, 90, (656) Patow, Erasmus Robert Freiherr von, Finanzminister 339, (775), 776 Patschke, C., Notenkopist 270, 436, 468, (751), 829 Patti, Adelina, Sängerin 125f., 249, 307, 310, 312–315, 317, 343, 384, 387, 401, 412f., 422, 493, 500, 509, 650, (693), 762, 766, 778, 794, 808, 817 f., 852, 886, 910, 918 Patti, Carlotta, Pianistin, Sängerin 314, 583 f., 742, 766, 909, (910) Patti, Salvatore, Sänger 693 Pellet, Ida, Schauspielerin 505, 776, (874) Penco, Rosina, Sängerin (V 839, VII 532) 531, 794, (884) Peragallo, Léonce, Literaturagent, Mitarbeiter der Société des Auteurs Dramatiques (SACD) 226, (733) Perfall, Karl Freiherr von, Intendant, Komponist 763 Perglass s. Perglaß, Friedrich Wilhelm Heinrich August von Perglaß, Friedrich Wilhelm Heinrich August von, Schauspieler, Regisseur 313, (766) Pergolesi, Giovanni Battista, Komponist 558, 892, (899) Perin s. Perrin, Émile César Victor Perrin, Émile César Victor, Operndirektor (IV 601, V 778, VI 634, VII 527) XIV, 304, 378, 397, 401, 422, 427, 431 f., 453, 481f., 484f., 489, 500, 508 f., 517, 522ff., 527, 531ff., 537, 541 f., 544, 557f., 574, 582, 593f., 606, (759), 812, 827f., 839, 855, 873, 881, 884f., 887f., 891, 894, 899, 904, 909, 913, 925

PERSONENREGISTER Perrot, Jules, Choreograph, Tänzer (V 743) 17, (636), 846 Persiani, Fanny, Sängerin 641 Persil, Madame (VII 719) 592, (913) Persil, Nicolas Jules Persil, Notar (VII 719) 913 Persius, Ludwig, Architekt 750 Perti, Antonio, Komponist 170, (710) Peruzzi, Andrea, Pianist 918 Pesadori, Antonia Helene geborene Pechwell, Pianistin (666) Pesadori, Ranuzio, Sänger 65, (666) Peschel, Adrienne, Pianistin 379, (801) Petipa, Joseph Lucien, Tänzer, Choreograph 846 Petipa, Marie, Tänzerin 464, 466, (846), 851 Petipa, Marius, Tänzer, Choreograph 846 Pezold, Uta von, Historikerin XXII, 735 Pfeiffer, Georges, Pianist 911 Pfeiffer, Herr 566, (903) Pfeil und Klein-Ellguth, Friedrich Woldemar, Graf von, Kavallerie-Offizier 429, (827) Pflughaupt, Robert, Komponist,Violinist 779 Pflughaupt, Sophie geborene Stschepin, Pianistin 345, (779) Philipsborn, Meyerbeers Sekretär 422, (824) Phipps, Charles Beaumont Sir, Privatsekretär der Königin Victoria I. von Großbritannien und Irland 27, (642) Phips s. Phipps, Charles Beaumont Sir Piana, Stefano, Musikwissenschaftler 685 Piave, Francesco Maria, Librettist 679, 704 Piestovy, L., Sekretär einer Freimaurerloge 608, (918) Pietsch, Ludwig, Zeichner, Journalist 667, 670, 686f., 694, 728, 770f., 774 Pillet, François Raymond Léon, Konsul (III 710, V 770) 417f., 422, (821), 824 Pillet Will s. Pillet-Will, Alexis comte de Pillet-Will, Alexis comte de, Direktor der Banque de France (V 764, VII 664) 141, 236, 251f., 324, 331–334, 336, 343, 409, 422, 428, 442, 447, 453, 562, 586, 611, (701), 738, 746, 770, 773f., 815, 824, 827, 832, 834, 900, 911, 918f.

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Pillet-Will, Louise comtesse de 586, (911), 918 Pillet-Will, Michel Frédéric comte de, Bankier, Musikdilettant (V 737, VI 712, VII 545) 236 Pinder, Moritz Eduard, Geheimer Regierungsrat 189, (718) Piossasco Feysl, Lodovico conte, Schriftsteller 685 Pixis, Johann Peter, Pianist, Komponist (I 633, VII 676) 505, 515, 525, 549, 875, (882) Planché, James Robinson, Schauspieldichter 649 Planitzer, Johann Christian, Privatgelehrter 453, (840) Platel, Nicolas Joseph, Violoncellist 806 Pleyel, Joseph Stephan Camille, Komponist, Pianist, Klavierfabrikant (II 673, V 780) 903 Plodowska, Natalia Matylda, Sängerin 177, (713) Pohl, Emil, Bühnenschriftsteller 658 Poignant, Kabinettskurier 457, (842) Poinsot, Anne Euphrasie, Sängerin (V 868, VI 681f.) 418, (821) Poisot, Charles Emile, Pianist 401, (811), 816 Polignac, Edmond prince de 687 Polly s. Bunsen, Frances Freifrau von Poniatowsky, Józef Michal Ksawery Franciszek Jan Prinz von, Komponist, Diplomat (V 755) 117, 551f., (687) Ponsard, François, Schauspieldichter (IV 554) 97, (679), 902 Posch, Martin, Hotelier 203 Possart, P., Inspektor 186, (717) Potyra, Rudolf, Musikkritiker 630 Pourtales s. Pourtalès, Albert Graf von Pourtalès, Albert Graf von, Diplomat (VII 737f.) 222, (731) Praetorius, Michael, Komponist 770 Prechtler, Otto, Bühnenschriftsteller 630 Prell s. Pröll, Gustav Preußen, Friedrich Heinrich Albrecht (IV 578) 141, 199, 228, (702) Preußen, Friedrich Karl Alexander Prinz von (II 628, VI 684) 141, 193, 199, 234, 341, 443, 490, 650, (702) Preußen, Friedrich Karl Nicolaus Prinz von (VI 825) 322, 720, 722

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PERSONENREGISTER

Preußen, Friedrich Wilhelm Georg Ernst Prinz von (V 974, VI 824) 43, 199, 322, 385, 390, (657), 808 Preußen, Friedrich Wilhelm Nikolaus Albrecht Prinz von 228, 322, 443, (733) Preußen, Friedrich Wilhelm Nikolaus Karl Prinz von (V 863) 17, 37, 197, 199, 228, 341, 442f., 466, 632, (635), 722, 733, 787, 829, 837 Preußen, Louis Ferdinand, Prinz von 337, 709, (775) Preußen, Maria Anna, Prinzessin von, geborene Prinzessin von Anhalt (VI 825) 195, 265, 489, 722 Preußen, Marie Luise Alexandrine Prinzessin von, geborene Prinzessin von Sachsen-Weimar (V 885) 33ff., 37, 67, 79f., 137, 152f., 193, 228, 265, 443, 631, (650), 667, 733 Preußen, Victoria (Vicky) Adelheid Marie Luise Prinzessin von, geborene Prinzessin von Großbritannien (VII 668) 15, 19f., 193, 233, 346, 360, 369, 458, 631, (632), 637, 720, 752, 780, 787, 794, 842 Prince Albert s. Sachsen-Coburg und Gotha, Franz August Karl Albert Emmanuel, Prinz von Prinz Albert s. Sachsen-Coburg und Gotha, Franz August Karl Albert Emmanuel, Prinz von Prinz Friedrich Wilhelm s. Preußen, Friedrich Wilhelm Nikolaus Karl Prinz von Prinz Georg s. Preußen, Friedrich Wilhelm Georg Ernst Prinz von Prinz Louis Ferdinand von Preußen s. Preußen, Louis Ferdinand, Prinz von Prinzregenten s. Wilhelm I. König von Preußen Prinzen Regenten s. Wilhelm I. König von Preußen Prinzessin Anna s. Preußen, Maria Anna, Prinzessin von Prinzessin Carl s. Preußen, Marie Luise Alexandrine Prinzessin von Prinzessin Friedrich Karl s. Preußen, Marie Anna Prinzessin von Prinzessin Friedrich Wilhelm s. Preußen, Victoria (Vicky) Adelheid Marie Luise Prinzessin von Prinzessin Karl s. Preußen, Marie Luise Alexandrine Prinzessin von

Prinzessin Louise s. Luise Marie Elisabeth Großherzogin von Baden, geborene Prinzessin von Preußen Prinzessin von Preußen s. Augusta Königin von Preußen Proch, Heinrich, Kapellmeister, Komponist (IV 552) 24, (640) Pröll, Gustav, Arzt 236, (739) Prokesch-Osten, Anton Graf von 761 Prokesch-Osten, Friederike Gräfin von, geborene Goßmann, Schauspielerin 307, 349, (761) Proksch, Joseph, Pianist, Komponist 801 Pückler-Limpurg, Eduard Karl Friedrich Ludwig Max Graf von, Leutnant 310, (763) Pückler und Limpurg, Erdmann (III.) Alexander Carl Ludwig Graf von, Landwirtschaftsminister 339, (776) Pugni, Cesare, Komponist (IV 574, VI 882, VII 663) 17, 42, 464, (636), 656, 846 Putbus, Wilhelm Malte Fürst zu 452, 474, (836) Putbus, Wilhelm Malte Fürst (der Ältere) 836 Putlitz, Gustav Heinrich Gans Edler zu, Schriftsteller (V 862) 173, 215, (712) Pyne, Louisa Fanny, Sängerin, Theaterunternehmerin (VII 731) 397, 642, 689, (809) Quinault, Philippe, Schriftsteller, Librettist 657 Racine, Jean Baptiste, Schriftsteller 275 Radecke, Albert Martin Robert, Kapellmeister, Komponist 129, 170, 180, 306, 310, 326, 421, 424, 442, 695f., 710, 763, 771, 822, 826, 832 Radecke, Maria geborene Freiin von Korff 711 Radecke, Rudolf Otto Karl von, Kgl. preuß. Justizrat, Staatsanwalt 173, (711) Radeke s. Radecke, Albert Martin Robert Radziwill, Anton Heinrich Fürst, Komponist (VII 597) 192, (720) Radziwill, Boguslav Friedrich Wilhelm Fürst, Major a.D. 445, (833) Radziwill, Wilhelm Friedrich Paul Fürst, Generalinspektor des preußischen In-

PERSONENREGISTER genieurs- und Pionierkorps 23, 445, (639), 833 Räder, Gustav, Sänger 218, (730) Raff, Joseph Joachim, Komponist, Klavierlehrer (VII 673f.) 593, 602, 704, 830, 904, (913), 916 Ralston, William, Museumsassistent 345, (794) Rameau, Jean Philippe, Komponist (VII 709) 265, 274f., 410, 663, (750), 816, 911 Rameau (Urenkelin) s. Couvé-Rameau Ramler, Karl Wilhelm, Schriftsteller 847 Rapazzini, Carolina, Sängerin 655 Rappaport, Moritz, Arzt, Schriftsteller 203, 421, (822) Rauch, Christian Daniel, Bildhauer (III 799, V 898) 725, 853 Rauch, Stefanie, Musikwissenschaftlerin XXII Raumer, Friedrich von, Staatswissenschaftler, Historiker 114, 164, (686), 708 Raumer, Karl Otto von, ehemaliger Kultusminister 800 Raupach, Ernst, Bühnenschriftsteller (I 670) 732 Rayer, Pierre François Olive, Arzt (VII 557) 549, 616, (920) Rayneval, Aloys comte de, Legationssekretär 422, 823 Rebenstein, David (eigtl. Aron Dawid Bernstein), Redakteur, Schriftsteller 189, (718) Redern, Friedrich Wilhelm Graf von, Generalintendant, Oberstkämmerer (II 610, V 738, VII 547) 3, 15, 23, 28, 32, 57, 126, 140f., 156, 177, 179, 182, 190, 193, 195, 198, 202, 211, 213, 219, 223ff., 234, 255, 260, 262, 264, 266, 269f., 274, 277, 279, 282ff., 288, 293f., 300, 307f., 320ff., 324, 331, 337, 342, 348, 358, 368f., 372, 374, 401f., 406, 413, 416, 419, 421, 426, 434, 437f., 443, 445, 448f., 452f., 455, 466, 468, 470, 475, 569, 589f., (624), 625, 726, 747f., 754–757, 852, 903 Reeves, John Sims (V 743) 222, (731) Reger, Philipp, Schauspieler 673 Regine s. Beer, Regina Reibedanz, F. W. A., Buchbinder 127, 401, 466, (695)

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Reichard s. Reichardt, Alexander Reichardt, Alexander, Sänger (V 931) 345, 355, (788) Reichenheim, Bertha, Tochter von Louis Reichenheim 489, (866) Reichenheim, Leonor, Kaufmann (VI 714) 141, (702) Reichenheim, Louis, Kaufmann 866 Reichenheim, Mathilde, Tochter von Louis Reichenheim 489, (866) Reichenheim, Moritz, Kaufmann (VI 714) 141, (702) Reichhard s. Reichardt, Alexander Reimer, Agnes geborene Mosson, Meyerbeers Nichte 172, 226, 301, 322, (711), 733, 860 Reimer, Georg, Maler 301, 322, (758) Reinecke, Carl Heinrich Carsten, Komponist, Pianist, Dirigent (VII 600) 766, 826 Reinhard s. Reinhardt, J. Reinhardt, J. geborene Schütze, Geheimratswitwe (VI 822) 141, 358, 422, 452f., 470, (792) Reinthaler, Karl, Organist, Komponist, Musikpädagoge, Chorleiter 427, (826) Reißiger, Karl Gottlieb, Kapellmeister, Komponist (III 673, V 769, VI 825) 769f. Reißmann, August Friedrich Wilhelm, Komponist, Musikschriftsteller 228, (733f.) Rellstab, Heinrich Friedrich Ludwig, Schriftsteller, Musikkritiker (V 829f.) 15, 50, 138, 140–143, 147, 150, 165, 402, (632), 690, 700, 705, 725, 767, 812, 853 Reményi, Eduard, Violinist 348, (781) Reti s. Retté, Auguste Frédéric Retté, Auguste Frédéric, Musikalienhändler 599, (915f.) Retti s. Retté, Auguste Frédéric Réty, Charles, Journalist, Theaterdirektor 691, 729, 735 Reuter, Paul Julius, Inhaber einer Nachrichtenagentur 792 Reuther, Gudrun, Lehrerin XXII Reutlinger, Herr 219, (730) Reutlinger, Johann Baptist, Schirmfabrikant 730f. Reutlinger, Johann Jacob, Advokat 731 Rey, Amélie, Sängerin 677

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PERSONENREGISTER

Reyen 345, 355, (778) Reyer, Ernest, Komponist, Musikkritiker, Bibliothekar (VI 754) 435, 466, 468, 475, 479, 482, 485, 525, 542, 639, 657, (828), 847, 853ff., 893, 901 Reyher s. Reyer, Ernest Riccordi s. Ricordi Richter, Dorothea 770 Richter, Ludwig Carl Gustav, Maler IX, 326f., (770f.), 832, 909 Ricordi, Giulio, Musikverleger 684 Ricordi, Tito, Musikverleger (IV 579, VI 694) 108f., 127, 137f., 140, 144, 166, 313, 318, 343, 489, 505, 513, 560, 626, 683, (684), 693, 707, 766, 768, 900 Rideri, Frau, Sängerin 312, (765) Rieckheer, J. H., Assistent im jüdischen Krankenhaus 236, (738) Riedel, Carl, Chorleiter, Musikpädagoge 704 Rieger, Friedrich, Sänger 660 Ries, Hubert, Violinist, Konzertmeister (IV 572, V 884) 358, 370, 721, (791) Riese, A., Steinmetz 140, (701) Riese, Friedrich Wilhelm (auch W. Friedrich), Schauspieldichter, Librettist (V 797) 725 Riess, Louis, Bankier 451 Rieß (Steinmetz) s. Riese, A. Rieß s. Riess, Louis Rieß, Wilhelm, Bankier 451, (836), 861f., 871 Rietschel, Ernst, Bildhauer 686 Rietz, Julius, Kapellmeister, Komponist (V 757) 114, 296, (686), 696 Ristori, Adelaide, Schauspielerin (VI 872) 84, 175, 335, 337, 341, 560, (675), 758, 775f. Ritt, Jean Eugène, Schauspieler, Operndirektor 569, 575, 583, 591, 598, (904), 909, 915 Ritter, Ofensetzer 452, (837) Rives s. Reeves, John Sims Robert-Mazel, Hélène, Pianistin, Komponistin 525, (882) Rode, Theodor, Komponist, Musik- und Gesanglehrer, Musikdirektor 413, (817), 821 Rodenberg, Julius, Dichter 335, 348f., 454, 456, 462f., (773), 782, 841, 844f., 876 Röder s. Roeder, Ferdinand

Rodowicz von Oswiecinski, Peter Franz Theodor, Major a.D., Betriebsinspektor 51, (661f.) Roeder, Ferdinand, Theateragent 179, 215, 217, (714), 730 Roger, Gustave Hippolyte, Sänger (IV 508) 186, 197, 199, 203, 532, 551, 693, (717) Roger, Madame 339, (776) Romani, Giuseppe Felice, Librettist, Musikkritiker, Schriftsteller (V 918, VI 969) 695, 713, 738, 776 Romani, Pietro, Kapellmeister, Komponist, Gesangslehrer (V 991, VI 634, VII 558) 46f., 188, 281f., 303f., (659), 718, 753, 759 Ronconi, Giorgio, Sänger, Theaterdirektor (IV 550, V 795) 453, (840) Ronzi, Luigi, Impresario, Komponist, Gesanglehrer (V 986, VI 634f.) 715 Roqueplan, Louis Victor Nestor, Operndirektor, Theatekritiker (IV 519, V 737, VI 655, VII 638) 4, 25f., 29, 60, 356, 369, 383, 401, 531, 550f., (626), 641, 643, 805, 812 Rosa, Miss s. Fane, Rosa Rose, William Anderson, Oberbürgermeister von London 346f., 354, 377, (780), 785 Rosen, Alexandrine s. Beer, Alexandrine Rosen (Eltern Alexandrine Beers) 73, 83, (670f.) Rosenberg, Karl, Schriftsteller 878 Rosenhain, Jacques, Pianist, Komponist (V 944f., VI 777) 525, (883) Rosier, Joseph Bernard, Schauspieldichter, Librettist (V 796) 640, 740 Rost, Alexander, Bühnenschriftsteller 759 Rouget de Lisle, Claude Joseph, Schriftsteller 711 Rousseaux, Émile, Zeichner 618, 921 Rossi, Gaetano, Librettist (II 580, VI 688) 632, 679, 698, 756 Rossini, Gioachino, Komponist (I 654, VII 526, VII 528) XIV, XVI, 54, 116, 137, 145, 154, 174, 177f., 228, 235, 248, 251, 277, 303, 315, 326, 328, 380, 531, 542, 586ff., 590, 606, 635, 643f., 656, 660, (662), 665, 679f., 686, 688, 692f., 698, 703, 713, 727f., 730, 734, 738, 754, 756, 759, 761, 765, 774, 787, 793, 806, 839, 872f., 880, 882, 885, 892, 905ff., 910ff., 917f.

PERSONENREGISTER Rossini, Olympe geborene Pélissier 576, 586f., (906) Rota, Giuseppe, Choreograph 916 Rothschild, Adolph Freiherr von, Bankier, Privatier 673 Rothschild, Amschel Mayer Freiherr von, Bankier 673 Rothschild, Bankhaus (Paris) 12, 631 Rothschild, Carl Freiherr von, Bankier 673 Rothschild, Caroline Julie Anselme Freifrau von, geborene Rothschild 79, (673) Rothschild, Jacob (James) Mayer Freiherr von, Bankier (V 753, VII 575) 902 Rothschild, Mathilde (Hannah) Freifrau von, geborene Rothschild 79, (673) Rothschild, Mayer Carl Freiherr von, Bankier 673 Rothschild, Wilhelm Carl (Willy) Freiherr von, Bankier 673 Roullet, Marie François Gand-Leblanc Bailli du, Schriftsteller 707 Rouvenat de La Rounat, Antoine Nicolas Charles, Bühnenschriftsteller, Journalist, Theaterdirektor (VII 624) 175, 301, 369, 394, 401, 422, 427, 439, 531, 537f., 541, 550, 571, (712), 758f., 823, 891, 893 Rouvière, Edmond, Arzt 401, 531f., 551, (811) Rouviere s. Rouvière, Edmond Roux s. Godquin Le Roux Royé s. Royer, Alphonse Royer, Alphonse, Bühnenschriftsteller, Librettist, Theaterdirektor (VII 560) 60, 91, 107, 140, 201, 206, 229ff., 249, 401, 515, 545, 551, 661, (664), 690, 734, 759, 812 Roze, Marie, Sängerin, 770 Rozieres s. Roziès, Marie Roziès, Marie, Sängerin 324, (770) Rubens, Herr 344 Rubinstein s. Rubinsˇtejn, Anton Grigor’evicˇ Rubinsˇtejn, Anton Grigor’evicˇ, Pianist, Komponist, Dirigent (III 796, VII 585) 189, 268, 343, 346, 349, 463, (719), 825, 844f. Rudolph, Eduard, Sänger (VII 751) 3, (623) Rückehr s. Rieckheer, J. H.

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Rückert, Friedrich, Schriftsteller 682 Ruda, Rosa de, Sängerin 170, (710) Ruffini, Giovanni Domenico, Librettist 649 Rungenhagen, Karl Friedrich, ehemaliger Leiter der Singakademie (II 634) 730 Russell, Frances (Fanny) Anne Marie Lady, geborene Elliot 453, (838) Russell, John Lord, Außenminister 838 Sabatier d’Espeyran, François, Schriftsteller (VI 644) 47, 66, 282, 305, (660), 666 Sachs (Sängerin) s. Sasse, Marie Constance Sachse, August, Meyerbeers Bedienter 214, 469, 515, 532, (729), 835, 879, 921 Sachse, Carl Albert, Zeitschriftenverleger, Theateragent (V 976, VI 681, VII 679f.) 108, 141, 358, 629, (682) Sachsen-Coburg und Gotha, Franz August Karl Albert Emmanuel, Prinz von, Gatte Königin Victorias I. von Großbritannien und Irland (V 916) 777, 786, 795 Sämann de Paéz, Cäcilie, Sängerin 640 Sagan, Dorothea Herzogin von (VI 849, VII 641) 141, 197f., 204, 219, 418, (702), 821 Sainte-Foy (eigtl. Charles Louis Pubereaux), Sänger (VI 667) 26, (641), 915 Sainte-Marie, Monsieur de 86f., 93, 268, 356, 364, 455, 461, (676) Saint-Étienne, Sylvain, Librettist 905 Saint-Georges, Jules Henri Vernoy Marquis de, Librettist (II 604) 548, 638, 652, 723, 851, 892, 911, 916, 923 Saint-Saëns, Camille, Komponist XIV, 578, 599, 897, (907), 915 Saint-Sens s. Saint-Saëns, Camille Saint-Urbain, Marie, Sängerin 303, (759) Saint Valry, Gaston Souillard de, Journalist 128, (695) Sainte-Beuve, Charles Augustin, Schriftsteller 902 Salaman, Charles Kensington, Komponist, Pianist (VII 731f.) 356, 359, 401, 412, (790) Saldern s. Saldern-Ahlimb, Hugo Graf von Saldern, Gräfin s. Ahlimb-Saldern, Luise Caroline Wilhelmine Gräfin von

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PERSONENREGISTER

Saldern-Ahlimb, Gräfin s. Ahlimb-Saldern, Luise Caroline Wilhelmine Gräfin von Saldern-Ahlimb, Heinrich Burchhard Ferdinand, Graf von (831) Saldern-Ahlimb, Hermann Gustav Albrecht, Graf von (831) Saldern-Ahlimb, Hugo Wilhelm August Graf von, Premier-Leutnant 441ff., (831) Saldern-Ahlimb, Karl Heinrich Adolf Otto Eduard, Graf von (831) Saldern-Ahlimb, Maximilian Alexander Andreas, Graf von (831) Saldern-Ahlimb, Otto Julius Aschwin, Graf von, Seconde-Leutnant (831) Salomon, Rudolf Heinrich, Sänger (IV 589, V 823, VI 664, VII 587) 203, 640, 764 Salvi, Matteo, Komponist, Gesanglehrer, Operndirektor (VII 523) 16, 191, 196, 235, 239, 523, 546, (634), 693, 879, 910 Sampieri, Francesco Marchese, dilettierender Opernkomponist (I 681, VII 702) 143, 147, (703) Sanchioli de Filippi, Giulia, Sängerin (V 988, VII 594) 62, (665) Sand, George, Schriftstellerin (V 797) 574, 591, 605, 878, 904, (906), 917 Sandeau, Jules, Bühnenschriftsteller 902 Sander, Johann Daniel, Buchhändler, Übersetzer, Schriftsteller 634, 707, 711 Sandford, Francis Richard, Sekretär des Organisationskomitees der Londoner Weltausstellung 247f., 254, 329, 335, 342ff., 346f., 354, 734, 738, (745), 746, 777, 781 Santer, Bianka, Sängerin 470, (850) Santley, Charles, Sänger 126, 397, 401f., 422, 486, 496, 546, (694), 812, 873 Sardou, Victorien, Bühnenschriftsteller (VI 714) 532, 571, 575, 584, (886) Sarholz, Hans-Jürgen, Stadtarchivar XXI Sasse, Marie Constance, Sängerin 201, 206, 230, 235, 369, 401, 413, 431, 499, 505, 517, 531ff., 540f., 544f., 591, 614, (724), 725, 819, 893, 902, 912, 917 Sauntley s. Santley, Charles Sauvage, Thomas Marie François, Librettist 883, 899, 905

Savigny, Friedrich Karl von, Jurist (IV 527) 708 Sax, Antoine Joseph (genannt Adolphe), Instrumentenbauer (III 768, V 751f., VI 666) 307, 334, 464, 501, 576, (762), 874, 907 Sax (Sängerin) s. Sasse, Marie Constance Sayn-Wittgenstein, Carolyne Elisabeth Fürstin von, geborene von Iwanowsky (V 956, VI 735) 749 Scarlatti, Alessandro, Komponist 821 Schachner, Rudolf Joseph, Pianist, Klavierpädagoge, Komponist 107, 115, 171, (686) Schack, Amélie Karoline Claire (auch Klara) von, geborene Benecke von Gröditzberg (V 950) 232, (735) Schadow, Albert Dietrich, Architekt (V 957) 234, 287, (736), 755 Schadow, Frau 288, (755) Schaeffer, Fräulein von, Sängerin 782 Schaffgotsch, Emanuel Gotthard Graf von, Kammerherr (V 955) 33f., 36, (650), 651f. Schaper, Fritz, Bildhauer 712 Schauroth s. Knight-Schauroth, Delphine von Schemmel, Bernhard, Bibliothekar XXI Schereck, Louis, Kunstgärtner, Inspektor (Ökonom vom Kirchhof) 46, 370, 452, 468, (780) Scherek s. Schereck, Louis Schiff, Justina 463, (845) Schikaneder, Emanuel, Theaterleiter, Schauspieldichter 732 Schiller, Charles, Journalist 279, 350, (753), 783 Schiller, Johann Christoph Friedrich von, Schriftsteller 14, 18f., 24f., 31, 45, 67, 104, 109, 125, 166, 667, 684, 696, 712, 744, 771 Schimon, Adolf, Komponist (II 681, V 997) 227, (733) Schindelmeisser, Louis (Ludwig) Alexander Balthasar, Dirigent, Komponist, Kapellmeister (V 965) 713 Schinkel, Karl Friedrich, Architekt 750, 755 Schladebach, Julius, Musikdirektor, Redakteur (IV 535, V 808) 218, (730) Schlegel, August Wilhelm, Schriftsteller, Sprach- und Literaturwissenschaftler (III 801) 209, 696, 728, 744

PERSONENREGISTER Schleinitz, Alexander Freiherr von, Diplomat (VII 737) 455, (841) Schlesinger, Heinrich August (Heymann), Musikverleger (V 795f.) 15, 18, 50, 140, 146, 186, 192, 222, 306, 309, 331, 334, 346, 355, 358, 368, 464, 471, 549, (631), 720, 761, 770, 773, 777, 845f., 850 Schlesinger, Max, Schriftsteller, Journalist (VI 866) 344f., 347, 355f., 358, 660, (779) Schlesinger, Marie s. Leins, Marie von Schlesinger, Maurice Adolphe, Musikverleger, Privatier (II 579, V 750) 453, (838) Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg, Friedrich Erbprinz von 908 Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, Christian Prinz von 908 Schlottmann, Louis, Pianist, Klavierpädagoge, Komponist 48, (660), 771 Schlüter, Joseph, Gymnasiallehrer, Journalist 565, (902f.) Schmattek, Joseph, Meyerbeers Bedienter 141, 177, (701) Schmerl, Herr, Gelbgießer 141 Schmidt, Alexis, Chefredakteur 36f., (652) Schmidt, Gustav, Komponist, Kapellmeister 32, 35, 42, 305, (650), 759 Schmidt, Herr, Friseur (VII 664) 108, 203, (779) Schmidt, W., Kassierer 346, 358, 369, 412, 455, 468, (779), 791, 817 Schmidt-Hensel, Roland, Bibliothekar Schmückert, Gottlob Heinrich, Postdirektor (V 889) 141, 204, (702) Schneider, Friedrich, Buchhändler 871 Schneider, Friedrich, Kapellmeister, Komponist, Musikpädagoge 122, 677, 690, 770 Schneider, Gudrun, Archivarin XXI Schneider, Hans, Musikantiquar 747 Schneider, Johann Julius, Musikdirektor, Organist, Kantor (IV 530, V 833) 114, 122, 358, (685), 792 Schneider, Karl, Sänger 79, (673) Schneider, Louis (eigtl. Ludwig Wilhelm), Hofrat, Vorleser, Bibliothekar (V 858) 703, 720, 735 Schnorr von Carolsfeld, Ludwig, Sänger (VII 677) 292, (756) Schnuckert 358, 370, (792)

983

Schnyder von Wartensee, Franz Xaver, Komponist, Musikpädagoge (II 640) 455, 506, 549, (876f.) Schnyder von Wartensee, Josephine geborene Jahn 507, (877) Schönaich, Johann Heinrich Ferdinand, Pfarrer, Superintendent 319, (768) Schönemann, Ferdinand, Holzhändler 456, 466, (842) Schönfeld, Bernhard, Drechslermeister 141 Schönlein, Augusta Cäcilia Johanna (V 984, VII 574) 244, 260, 303, 366, 421, 426, 430, 595, 602, 610, (742), 747, 758, 796, 814, 827f., 914, 916 Schönlein, Johannes Lukas, Arzt i. R. (IV 541, V 755f.) 44, 48f., 62, 65, 69, 80, 84, 223, 236, 244f., 253, 366, 373, 384, 398, 421, 453, 463, 468, 481, 489, 492f., 588, 595f., (658), 659, 732, 734, 738, 755, 823, 825, 835, 911, 914 Schönlein, Regina Margarethe (Etha) (VII 677) 48f., 244, 260, 303, 308, 310, 366, 421, 426, 595, (661), 739, 742, 747, 758, 763, 796, 914, 916 Scholz, Bernhard Ernst, Kapellmeister, Komponist 178, (713) Schott (Verlag in Brüssel) s. Schott, Peter Schott (Verlag in Mainz) 140, 683, 781 Schott, Johann Andreas, Musikverleger 720 Schott, Peter, Musikverleger 140, 190, 192, 413, 472, 683f., 719, (720), 724, 754, 818 Schröder, C. W., Orchesterdiener 182, 203, 234, 402, 466, (715), 813 Schröder, Friedrich Ulrich Ludwig, Schauspieler, Theaterleiter, Schriftsteller 466 Schröder-Devrient, Wilhelmine s. Bock, Wilhelmine von Schröter, Leonhart, Komponist 145, (703), 770 Schubert, Franz, Komponist 125, 176, 384, 463, 624, 693, 723, 789, 824, 844 Schubert, Franz, Violinist, Konzertmeister (V 899) 8, 68, 358, 370, (629), 791 Schubert, Georgine, Sängerin 8, 56, 58, 66, 68, 282, 624, (629), 663

984

PERSONENREGISTER

Schubert, Karl, Musikdirektor, Dirigent, Musikinspektor 453, (840) Schubert, Maschinka geborene Schneider, Sängerin (II 641) 8, 68, (629), 667 Schütte, Christian, Musikwissenschaftler XXII Schütz, Heinrich, Komponist 147, 638, 704, 830 Schuh, Kurt, Archivar XXI Schultz, Carl August Rudolph, Oberpfarrer 239, (740f.) Schultze, Heinrich August, Organist 821 Schulz, Witwe 203 Schulze, Johannes, Geheimrat, Ministerialbeamter (III 673, V 854, VI 660f.) 140, 193, 215, 232, 235, 243, 291, 318, 329, 343, 369, (700), 720, 730, 735, 742, 756, 768, 772, 780, 870 Schulze, Max, Stadtgerichtsrat 291, (756) Schumann, Robert, Komponist, Musikschriftsteller (V 810) 44, 317, 424, 427, 571, (659), 673, 696, 699, (719), 766f., 789, 826f., 907 Schuselka, Franz, Publizist, Jurist, Politiker (VII 739f.) 131f., (697) Schwab, François Marie Louis, Komponist, Musikkritiker 191, 300, 343, (719), 757 Schwanthaler, Ludwig von, Bildhauer 743 Schwarzbach, Franziska, Sängerin 657 Schweden, Oscar Prinz von 787 Schweiger, Johann, Theaterdirektor 245, (744) Schweinitz, Hans Lothar von, Adjutant 453, (837) Schweinitz, Oskar von, Oberregierungsrat 453, (837) Schweinitz, Rudolf, Bildhauer 453, (837) Schwemer, Friedrich, Theaterdirektor 51 f., 660, (661), 662 Schwerin s. Schwerin-Putzar, Maximilian Graf von Schwerin-Putzar, Maximilian Graf von, Innenminister 339, (776) Scribe, Augustin Eugène, Librettist (V 741) 184ff., 358, 393–397, 561, 638, 659, 661, 682, 690, 697, 703, 707, 731, 781, 791, 809, 843, 864, 873, 893, 900, 911 Scribe, Julie geborene Marduel, verwitwete Biollay (V 753) 185f., 393ff.,

397 f., 515, 550, 552–555, 561, (716), 809, 865, 897f. Scudo, Paul, Musikkritiker, Schriftsteller (IV 617, VI 684f., VII 577) 134, 551, (697) Seebach, Albin Leo von, Diplomat 723 Seebach, Marie Gräfin von, geborene Gräfin Nesselrode 197, (723) Seebach-Niemann, Marie geborene Seebach, Schauspielerin (VI 882) 78, 384, (673) Seghers, François Jean Baptiste, Komponist, Konzertdirigent (III 657, V 960) 413, (818) Seidel, F. W., Regisseur 28, 44, (643) Seifarth s. Seyffart, Ernst Hermann Seifert s. Seiffert, Fritz Seiffert, Fritz, ehemaliger Bedienter Amalia Beers 203, 452, (837), 870 Senff, Bartholf, Musikveleger (V 859) 401 f., 404, 407, 422f., (811), 813ff., 824 f. Senff, Berthold s. Senff, Bartholf Serda, Jacques Émile, Sänger (III 717) 277, (752) Serre, Friederike geborene Hammerdörfer (VI 847f.) 37f., (654) Serre, Friedrich Anton, Major a.D. 37f., (653) Servais, Adrien François, Violoncellist 806 Sestini, Emilio, Sekretär 521, (880) Seydel, Karl Theodor, Oberbürgermeister von Berlin 876 Seyffart, Ernst Hermann, Sänger, Gesanglehrer 235, 241, (737) Seyfried, Ignaz Ritter von, Dirigent, Komponist 682 Shakespeare, William, Schriftsteller, Schauspieler 78, 128, 200, 208f., 227, 245, 361, 384, 672, 724, 744, 762, 805 Siemund s. Siemundt Siemundt, Kaufmann 452, 505, (837), 874 Simon, Léon, Homöopath (VII 631) 505, (876) Sinclair, James St. Clair 15th Lord 422, (824) Sivori, Camillo, Violinist, Komponist (V 996) 443, 447, (832), 833, 844, 901 Smart, Henry Thomas, Komponist, Organist 355, (789)

PERSONENREGISTER Smart, Sir George Thomas, Dirigent, Musikdirektor (II 597f.) 344, 355, (788), 789 Smidt, Wolbert, Afrikanologe XXII, 662 Smith, Edward Tyrrell, Theaterunternehmer 26f., (641), 790 Smith, Paul, Journalist 651 Snetivy s. Snetiwy, Carl Snetiwy, Carl, Arzt 236, (739) Solar, Félix, Bühnenschriftsteller, Journalist, Bankier (VII 711) 882 Somma, Antonio, Schriftsteller 724 Sommer, A., Stadtrat, 451, 453, 455, 466, 468, 489, 832, (835), 836, 839f. Sophie Friederike Mathilde Königin der Niederlande geborene Prinzessin von Preußen (VI 810) 879 Soustelle, Madame, Sängerin 531f., 575, 884, (885) Soustelle, Sänger 531, 575, (884) Spargnapani, J. A., Konditor 48, (660f.) Speier s. Speyer, Wilhelm Speyer, Charlotte geborene von Goldner 40, (654) Speyer, Wilhelm, Musikkritiker, Komponist (II 639f., V 762) XII, 39, 422, 455, (654) Spiekermann, Agnes geborene Büttner 837 Spiekermann, Ferdinand, Arzt 453, 505, (837) Spiker, Samuel Heinrich, Zeitungsherausgeber (III 673, V 764) 652 Spohr, Auguste, Sängerin 457, (842) Spohr, Louis, Komponist, Kapellmeister (I 674, V 856, VI 692, VII 578) 254, 457, 696, 706, 783, 789, 880 Spontini, Gaspare Luigi Pacifico, Komponist, Kapellmeister (II 588) 29, 32, 37, 213, 246, 310, 331, 419, 635, (643), 649, 653, 660, 663, 745, 764 Squarcia, Davide, Sänger 285, 287, 289, (754), 755f. Stachow, Herr, Kaufmann, Immobilienhändler 344 Stade, Friedrich Wilhelm, Organist, Kapellmeister, Universitätsmusikdirektor 777f. Stade, Heinrich Bernhard, Organist 343, (778) Stahlknecht, Julius, Violoncellist 634 St Foy s. Sainte-Foy

985

St Marie s. Sainte-Marie, Monsieur de St. Urbain s. Saint-Urbain, Marie Stahr, Adolf Wilhelm Theodor, Pädagoge, Schriftsteller (V 874) 189, (718) Stahr, Fanny geborene Lewald (V 876) 189, (718) Starck, Ingeborg s. Bronsart von Schellendorf, Ingeborg Stark, Ludwig, Pianist 161, (708) Starzer, Joseph, Violinist, Komponist 751 Steevens, Frederic, Zahnarzt 369f., 454, 531, 549, (797) Stevens s. Steevens, Frederic Steidl, Anton, Arzt 824 Steidtmann, Carl 224, (732) Steinmann, Friedrich Arnold, Schriftsteller 140, (700) Stenger, Silvia, Stadtarchivarin XXI Stephanie, Johann Gottlieb d. J., Schriftsteller, Librettist 669, 735 Sterbini, Cesare, Librettist 680 Stern, Julius, Dirigent, Chorleiter, Musikpädagoge (IV 514, VI 676) 33, 222, 265, 299, 337, 416, (650), 721, 783, 869, 876 Sterndal Benett s. Bennett, William Sterndale Sterndale-Benett s. Bennett, William Sterndale Steuernagel, Weinhändler 455, 549, 866 Stillfried s. Stillfried-Rattonitz, Rudolf Maria Bernhard Freiherr von Stillfried-Rattonitz, Georg Maria Freiherr von 208, (728) Stillfried-Rattonitz, Rudolf Maria Bernhard Freiherr von, Oberzeremonienmeister 208, 345f., 358, 369, (727f.) Stobbe, Ernst Otto, Jurist 373, 450, (799), 834 Stobbe, Maria Carlotta Margarethe geborene Eberty 373, (799) Stocteau, Komponist 346, (779) Stöger, Johann August (eigtl. Johann August Althalter), Theaterdirektor (VII 546) 726 Stolz, Eduard, Komponist 633 Stradella, Alessandro, Komponist 60, 663, (664) Strakosch, Maurice, Konzert- und Opernunternehmer (VII 733) 345, 355, 397, 412, 742, (778) Strantz, Adolf von, Offizier 733

986

PERSONENREGISTER

Strantz, Louise von, geborene von Tippelskirch, Komponistin 227, (733) Stranz s. Strantz, Louise von Stranzieri, Giuseppe, Pianist 918 Strauß, Johann (Sohn), Komponist, Dirigent, Violinist (VII 592f.) 421, (823), 827 Stüler, Friedrich August, Architekt 266, (750) Suppé, Franz von, Kapellmeister, Komponist 240, (741) Suvanny, Julie, Sängerin 483, (855) Suvarov-Rymnikskii, Aleksandr Arkad’evicˇ Fürst Italiiskii, Generalgouverneur 161, (708) Suwaroff s. Suvarov-Rymnikskii, Aleksandr Arkad’evicˇ Fürst Italiiskii Swieten, Gottfried Bernhard Freiherr van, Diplomat, Musikliebhaber 751, 830 Sylvia, Giuditta, Sängerin 655, (656) Taglioni, Paul Nikola, Tänzer, Choreograph (III 780, V 888, VI 675) 191, 417, 636, 642, 656, (719), 820, 851 Taleyrand s. Talleyrand-Périgord, Charles Angélique baron de Talleyrand-Périgord, Alexandre Edmond de, Duc de Dino (VII 645) 418, 453, 455f., (821) Talleyrand-Périgord, Charles Angélique baron de, Diplomat 452f., (837) Talvo s. Bedogni-Talvo, Maria Tamberlick, Enrico, Sänger (V 842) 355f., 368, 651, 788, (789), 794 Tamberlik s. Tamberlick, Enrico Targiel, Ralf-Rüdiger, Stadtarchivar XXI, 741 Taubert, Karl Gottfried Wilhelm, Kapellmeister, Komponist (III 766) 117f., 141, 219, 241, 307, 320, 421, 426, 660, (687), 700, 702, 705, 721, 732, 741, 762, 769, 800, 808, 823, 825, 829 Taxile s. Delord, Taxile Taylor, Isidore Justin Sévérin Baron, Kupferstecher, Lithograph (III 659, VI 780) 551, 556, 870, (898), 925 Tedesco, Fortunata verheiratete De Franco, Sängerin (V 928, VI 696) 61f., 91, 120, 201, 230, 249, (664), 678, 689f. Tempeltey, Karl Ernst Eduard, Bühnenschriftsteller (VII 582) 624

Tennyson, Alfred, Schriftsteller 786, 800 Tescher, Karl, Theaterdirektor (V 854) 42, 59, 235, 240, 525, 623, (656), 663, 737 Teschner, Gustav Wilhelm, Komponist 821 Thackeray, Thomas James, Librettist 717 Thalberg, Sigismund Fortuné François, Pianist, Komponist (III 657) 385, 756, (806) Theodor, Jacob (genannt Tabernämontanus), Arzt 674 Theremin, E., Legationsrat 141, (701) Thierichens, F., Tischler 466, (847) Thieriot, Ferdinand Heinrich, Komponist, Musiklehrer 441, (831) Thierry, Joseph François Désiré, Bühnenbildner (VII 736) 910 Thiersch, Bernhard, Gymnasialdirektor 748 Thomas, Charles Louis Ambroise, Komponist (III 679) 237, 556, 558, 639ff., 899, (740), 892, 899, 905f. Thomas, John, Harfenist (V 962) 207, (727) Thomas a Kempten s. Thomas à Kempis Thomas à Kempis, Schriftsteller (VII 744) 406, 453, 513, (837) Thomé, Franz, Theaterdirektor 204, 213 f., (726), 729 Thomson, James, Schriftsteller 830 Thorigny, Felix, Lithograph 802 Thun, Johann Ernst Graf von, Fürsterzbischoff 746 Tichatscheck s. Tichatschek, Joseph Aloys Tichatschek, Joseph Aloys, Sänger (II 686, V 745) 108, 585, (683), 910 Tieck, Dorothea, Übersetzerin 728 Tieck, Johann Ludwig, Schriftsteller (III 730, VI 690) 209, 711, 728 Tietjens, Therese (eigtl. Therese Carolina Johanna Alexandra Titiens), Sängerin (VI 802, VII 646) 344, 355, 359, 401, 422, 484, 499ff., 505, 509, 517ff., 522, 524, 526f., 529, 533, 785, (788), 790, 812, 823, 855, 873, 877, 884, 888, 917 Tilman s. Tilmant, Théophile Alexandre Tilmant, Théophile Alexandre, Kapellmeister (VI 734, VII 578) 551, 885, (897) Tinti, Ercole, Operndiretor, 142, 277, 311, (702), 752, 764

PERSONENREGISTER Tinti, Gaetano, Operndirektor 142, 311, 699, (702), 764 Titjens s. Tietjens, Therese Töppen, Wolfgang, Pfarrer i. R. XXI, 741, 768 Toffoli, Theateragent 609, (919) Toffolo s. Toffoli Traube, Ludwig, Arzt 44, 118, 127, 282f., 398, 436, 452f., (658f.) Trebelli, Zélia, Sängerin 116–118, 124, 140f., 148, 152f., 156, 202, 208, 211, 234, 277, 285, 289, 307, 312, 355f., 369, 402, 412f., 415, 493, (686), 691, 700, 725, 727, 736, 754ff., 765, 790, 812, 820, 871, 873 Tréfeu de Tréval, Étienne Victor, Librettist 771, 913 Treitschke, Georg Friedrich, Schriftsteller, Theaterleiter 654 Treskow, Ada von 232, 423, (735) Treskow, Adolf Eduard von, Ministerialbeamter 735 Treskow, Wilhelmine von 735 Treumann, Karl, Theaterdirektor, Bühnenschriftsteller 735, 830 Tribelli, Sänger 285, (754) Tribelli, Sängerin (nicht Trebelli, Zélia) 285, (754) Tribelli s. Trebelli, Zélia Troeltsch s. Tröltsch, Anton Friedrich Freiherr von Tröltsch, Anton Friedrich Freiherr von, Ohrenarzt 455, 489, 493, (872) Tröpel, Musikdirektor 107, 454 Tronquoi s. Tronquoy, Amable Tronquoy, Amable, Postverwaltungsangestellter (VI 724) 397, 551, 809, (896) Troy, Eugène Louis, Sänger 4, 135, (625), 626, 641, 687 Truhn, Friedrich Hieronymus, Musiklehrer, Kritiker, Komponist (III 664, V 910f.) 17, 140, 201, 235, 398, 454ff. 465, (636), 841, 846 Tschirch, Rudolph, Musikdirektor, Chorleiter (V 940) 276, 282, (752) Tuczek, Leopoldine verheiratete Herrenburg, Sängerin (IV 520) 239, 310, (740), 810 Tutscheck s. Tuczek, Leopoldine Ugalde s. Varcollier-Ugalde, Delphine Uhland, Ludwig, Privatgelehrter, Schriftsteller 417, (820), 917

987

Ullman, Bernard, Konzert- und Opernunternehmer 242, 679, 737, (741) Ullmann s. Ullman, Bernard Unger, Ferdinand, Chefredakteur 36, (652) Unger-Sabatier, Karoline, Sängerin (II 592) 46, 66, 141, 188, 281, 304, (659), 666, 718, 753f., 759 Ungher s. Unger, Ferdinand Ungher Sabatier s. Unger-Sabatier, Karoline Urban, Tapezierer 454 Vacquerie, Auguste (IV 635, V 782) 561, 574, (900) Vacquerie, Charles 900 Vaëz s. Nieuwenhuyzen, Jean Nicolas Gustave van Vaillant, Jean Baptiste Philibert, Minister (VI 784) 551, (897), 905 Valentin, Nanette geborene Dellevie, Bankiersgattin (VII 590) 551, (896) Vandenheufel s. Van den Heuvel, Caroline Van den Heuvel, Caroline geborene Duprez, Sängerin (V 926f., VII 574) 90 ff., 98, 119, 352, 413, (677), 680 Van der Hoop, Adriaan, Vizepräsident der Niederlänischen Gesellschaft zur Förderung der Tonkunst (V 980) 487, (856) Van der Hoop, Madame 487, (856) Van der Straeten, Edmond, Komponist, Musikschriftsteller 406, (815) Van-Hope s. Van der Hoop, Adriaan Varcollier-Ugalde, Delphine geborene Beaucé, Sängerin (V 737, VI 660, VII 532) 85, 101–103, 105, 113, 267, 304, 324, (675), 681, 759, 770 Varney, Louis, Theaterdirektor 914 Varnhagen s. Varnhagen von Ense, Karl August Varnhagen von Ense, Karl August, Schriftsteller (III 711) 30, 320, (644), 645–648, 768 Varot s. Warot, Victor Alexandre Joseph Vauthrot, François Eugène, Repetitor (VI 860) 551, 563, 590, (901) Vautrot s. Vauthrot, François Eugène Veith, Franziska, Sängerin (VII 673) 654 Velluti, Giovanni Battista, Sänger (V 869, VII 530) 179, (714) Vendey, Emil, Ohrenarzt 344

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PERSONENREGISTER

Verdi, Giuseppe, Komponist (IV 515, VI 647, VII 524) XIV, 15, 124, 129, 148, 177, 202, 239, 247f., 261, 274, 307, 330, 349, 354, 358, 362, 378, 381, 416, 421f., 472, 497, 500, 506ff., 530, 537, 541, 544, 557, 575f., 624, (633), 635, 643, 657, 660, 665, 679, 693f., 703f., 723f., 727, 734, 754, 756, 761, 771, 783, 787, 789, 792, 821, 823, 838f., 848, 853, 872f., 880, 882, 883, 886, 891, 893f., 899, 906, 911, 917 Vermeulen, Adrianus Catharinus Gerardus, Gymnasiallehrer, Generalsekretär (V 922) 451, 468, 486, (834), 856 Vernet, Horace, Maler 846 Veron s. Véron, Louis Désiré Véron, Louis Désiré, Politiker (I 651, V 750, VI 635f.) 126, 531, (694) Versen, R. von, Assessor 80, (674) Viardot s. Viardot-García, Pauline Viardot, Louis, Schriftsteller (III 672, V 749) 882 Viardot-García, Pauline, Sängerin (III 669) 222, 235, 249, 439, 460, 525, 641, (731), 737, 882, 907 Victoria I. Alexandrina Königin von Großbritannien und Irland (V 915) 15, 17, 27, 193, 354, 363, (631), 642, 648, 721, 781, 785ff., 800 Viel’gorskij, Matvej Yur’evicˇ Graf, Violoncellist (V 911, VI 646f., VII 569) 602f., 913, (916), 919 Vigier, Sophie Johanne Charlotte geborene Crüwell (genannt Cruvelli) (IV 574, V 909, VI 649, VII 527) 544, (894) Villaret, Pierre François, Sänger 453, 472, 481f., 485, 500, 509, 516, 524, 537f., 562f., 572, 590f., 593, (839), 873, 877, 881, 892, 902, 912f., 917 Villemot, Auguste, Journalist (VII 527) 551, (895) Villot, Frédéric, Maler, Radierer, Konservator 691 Viollet-le-Duc, Eugène Emmanuel, Architekt 846, 902 Vischer, Peter, Bronzegießer 743 Vittoria, Ludovico da, Komponist 308, (762) Vivier, Eugène Léon, Hornist (IV 514) 385, (806)

Vogel, Charles Louis Adolphe, Komponist (III 658, IV 636, VI 727, VII 628) 571, (905) Vogel, Emil, Musikwissenschaftler 548 Vogler, Georg Joseph, Komponist, Musiktheoretiker (I 50ff.) 68, 209, 637, (668), 728 Voit, August von, Architekt 744 Volkmar, Moritz Daniel, Bankagent, Fonds- und Geldmakler 178, (714) Vollmer, Andreas, Verlagsangestellter XXII Voß, Julius von, Schriftsteller 657 Vries-van Os, Rosa de, Sängerin (V 746) 141, 495, (701), 872 Waagen, Gustav Friedrich, Kunstschriftsteller, Gemäldegaleriedirektor, Kunstschriftsteller (V 899) 173, 207, 451, 455, (712), 835, (841) Wachtel, Theodor, Sänger 270, 303, 361, 443 f., (751), 794, 833 Wagener, Joachim Heinrich Wilhelm, Bankier (V 863) 109, 346, 358, (684) Wagner, Georg Johann, Kammerdiener 882 Wagner, Johanna s. Jachmann-Wagner, Johanna Wagner, Richard, Komponist (V 929f., VI 736) XIV, 43, 90, 114, 116f., 125, 173, 254, 299, 410, 421, 429, 489, 493, 505, 514, 585, 636, 641 f., 650, 653, (657), 664, 677, 687, 691f., 703, 722f., 734f., 746, 752, 769, 823, 827, 830, 848, 866, 872, 875, 879, 902, 905, 907f., 910, 917 Wagner-Jachmann s. Jachmann-Wagner, Johanna Waldek 515, (880) Waldstein, Max, Bühnenschriftsteller 721 Walewski, Florian Alexandre Joseph Colonna comte, Staatsminister 383, 412, 431, 482, (805), 908 Walewsky s. Walewski, Florian Alexandre Joseph Colonna comte Wallerstein, Anton, Violinist, Komponist (VII 618) 342, 454, 456, (777) Wallner, Franz, Theaterdirektor 15, 177, 201, 237, 239f., 427, (633) Walmez, Jean Jacques Henry, Kaufmann 776

PERSONENREGISTER Wangenheim, Maximilian Bernhard Freiherr von, Hoftheaterintendant (VI 855) 9, 64, (630), 666 Warot, Victor Alexandre Joseph, Sänger (VII 684) 102, 114, 540, (681), 685, 902, 910 Warrot s. Warot, Victor Alexandre Joseph Wartel, Pierre François, Sänger, Gesanglehrer (V 752) 576, 587, (906) Wathkins s. Watkins, John Watkins, John, Photograph 355ff., (788) Weber, Carl Maria von, Komponist, Kapellmeister (V 762f.) 32, 115, 226, 335, 505, 549, 626, (649), 656, 663, 667f., 686, 733, 769, 774, 901, 908 Weber, Luise Amalie, Sängerin 66, (666) Weber, Johannès, Meyerbeers Sekretär (IV 595f.) XIX, 401, 413, (811) Weber, Max Maria von, Eisenbahningenieur (III 656, V 939) 68, 115f., (668), 875 Webern, Karl Emil von, General a.D., Mitglied der Generalordenskommission 288, 754, (755) Weidner 236, (739) Weigl, Joseph, Komponist (I 614) 352, (784) Weihrauch s. Weirauch, August Weill, Alexander, Schriftsteller (III 706, V 837) 124, 141, 582, 584, 598, 607, (690), 908ff., 918 Weill, Frau 582, 607, (909) Weintraub, Hirsch, Kantor 237, 305f., (740), 759f. Weirauch, August, Schauspieler, Schauspieldichter (VI 823) 201, (725) Weiss, Siegfried, Jurist, 378, (801) Weiße, Christian Felix, Schriftsteller, Librettist 721, 830 Weitzmann, Karl Friedrich, Musikschriftsteller (VI 671f.) 610, 783f., 876, (918) Wendland, August Freiherr von, Diplomat 532, (886f.) Wendt, Eduard, Komponist 832 Werder, Karl Friedrich, Philosoph, Schriftsteller 876 Werth, G. W., Zahnarzt 140, 456, (700) Wertheimber, Palmyre, Sängerin (V 923) 101, 107, 135, 531f., 549, 560, (681), 697, 885 Werzinger, Charles, Photograph 813 Wessinghage, Dieter, Arzt XXII

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Westmorland, John Fane Earl of, Diplomat (III 725, V 914) 757 Westmorland, Julian Henry Charles Fane Earl of, Gesandtschaftssekretär (V 862) 298, 330, 460, (757), 772 Westmorland, Priscilla Anne Fane Countess of (V 748) 297f., 329f., 344f., 355f., 361, 369, 455, 460, (757), 772, 831, 841, 843 Wetherill, H. M., Übersetzer 876 Weyll s. Weill, Alexander Weymann, Wilhelm von, Oberst 710 Weyrauch, Frau 153, (706) Wichmann, A. geborene Feilner 32, (650) Wichmann, Hermann, Komponist (III 798, VII 552f.) 17 f., 328, 451ff., 468, (636), 835 Wichmann, Ludwig Wilhelm, Bildhauer (III 744, V 767, VI 669) 636, 650 Wieck, Marie, Pianistin 771 Wielhorsky, Gräfin s. Wilhorst, Cora comtesse de Gräfin Wieprecht, Wilhelm Friedrich, Militärmusikdirektor (III 739) 37, 264f., 276f., 288, 300, 309, 312, 334, 451, 455f., 464, 466, 472, (653), 747, 761f., 763, 829, 836 Wiesener s. Wießner, Moritz Wiessner s. Wießner, Moritz Wießner, Marie geborene Kaskel (V 900, VI 810, VII 728) 433, 579, (631) Wießner, Moritz, königl. sächsischer Geh. Regierungsrat 12, 377, (631), 801 Wildauer, Mathilde, Sängerin (V 767) 4, (628) Wilde s. Wylde, Henry Wildenbruch, Anton Albert Heinrich Ludwig (Louis) von, Diplomat 337, 345, (775) Wilhelm (Bruder) s. Beer, Wilhelm Wilhelm (Kutscher) s. Beckmeyer, Wilhelm Wilhelm I. König von Preußen (V 951) XIII, 3, 15ff., 20, 23,28, 32, 43, 47, 52, 76, 117, 149, 162, 173, 179, 182, 193ff., 197ff., 208f., 213, 215, 223, 228f., 233, 237, 240, 246, 255ff., 262, 269, 272, 275f., 283, 285, 288, 290, 292–295, 297f., 308, 312f., 319–322, 328, 330, 337, 341f., 347, 351, 402, 414, 416, 428, 437f. 443, 445, 447f., 469, 513, 525, 624, 634f., 672, 723f., 736f., 745, 750,

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PERSONENREGISTER

754f., 765, 767, 769, 775, 777, 784, 818, 835, 874, 881ff. Wilhelmine Marie Sophie Luise Großherzogin von Sachsen-Weimar, geborene Prinzessin der Niederlande (VI 811) 14, 625, (631), 639, 650 Wilhorst, Cora comtesse de, geborene Withers, Sängerin (VII 620f.) 15, (633) Williams, Mary 505, 521, 873, (881) Wilsing, Daniel Friedrich Eduard, Musiklehrer (V 846) 400, 405f., (814) Windler, Hermann, Bandagist 108, 454, 466, (847) Winkler, Karl Gottlieb Theodor, Theatervizedirektor, Schriftsteller (I 613, V 745) 649, 725 Winkler, Lithograph 761 Winter s. Winther, J. Winther, J., Justizrat, Advokat, Notar (V 854, VI 666) 346, 369, (779) Wippern s. Wippern-Harriers, Louise Catharina Wippern-Harriers, Louise Catharina, Sängerin (VII 616) 239, 338f., 483, 737, (740), 764 Wohlbrück, Wilhelm August, Schriftsteller 667 Wolf, Carl Maria, Sänger, Regisseur (VII 608) Wolff, Alexander, Kaufmann, Kattunfabrikant 754 Wolff, August, Oberregisseur 167, 180, (709) Wolff, Auguste, Klavierfabrikant 566, 903 Wolff, Auguste geborene Herfort 281, (754) Wolff, Bernhard, Inhaber einer Nachrichtenagentur 793 Wolff, Bernhard, Pianist 706 Wolff, Felix, Kaufmann, Kattunfabrikant 754 Wolff, Joseph, Kaufmann, Kattunfabrikant 754 Wolff, Kaufmann 549 Wolff, Ludwig, Schriftsteller 720 Wolff, Maurice (VI 731, VII 591) 551 Wolff, Moritz, Kaufmann, Kattunfabrikant 281, (754) Wolff, Rosalie, Sängerin 281, (753) Wollgast, Carl, Meyerbeers ehemaliger Bedienter 453, (841)

Wollheim, Anton Evarist, Schriftsteller, Theaterdirektor (VII 605) 8, 91f., (629) Woworsky, Anton, Sänger 239, 696, (740), 764 Wrangel, Friedrich Heinrich Ernst Graf von, Generalfeldmarschall, Mitglied des Staatsrats (VII 591) 141, 236, 240, 445, (702), 738 Württemberg, Ernst Alexander Konstantin Herzog von, Major a.D. 80, 568, 635, (673) Wulff, Esther geborene Bamberger, Meyerbeers Großmutter 358, 369, Wulff, Liepmann Meyer, Bankier, Lotteriekonzessionär, Meyerbeers Großvater (I 33f.) 358, 369, 422, 452, 628, (824) Wylde, Henry, Kapellmeister, Komponist 344, 355, 401, (789), 811 Wylich und Lottum, Friedrich Graf von 836 Yradier, Sebastián de, Komponist 347, (781) Zabel, Albert, Harfenist (V 901, VI 745) 346, (779) Zampieri s. Sampieri, Francesco Marchese Zang, August, Zeitungsverleger (VI 882, VII 605) 628 Zani de Feranti, Marc Aurelio, Gitarrist, Komponist 112, 140, (685), 699 Zanni de Ferranti s. Zani de Feranti, Marc Aurelio Zastrow, Frau von, Generalsgattin 108 Zastrow, Herr von, Rittmeister 108 Zelger, Henri Charles Joseph, Sänger (VII 729) 509, 878 Zellner, Leopold Alexander, Musikjournalist (VI 802, VII 521) 77, 108, 140, 167, 180, 236, 246, 370, 421, 423, 505, 515, 549, (672), 709, 738 Zellner, Sophie, Schriftstellerin (VI 843) 77, 167f., 180, 204, 422, (672), 824 Ziegler, Julius Wilhelm, Bühnenschriftsteller 730 Zimmermann, Johanna, Gesanglehrerin 170, (710), 717 Zottmayr, Ludwig, Sänger 69, 624, (669) Zschiesche, August, Sänger (V 834) 748

ABBILDUNGSNACHWEIS

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ABBILDUNGSNACHWEIS S. VII: Porträt Giacomo Meyerbeer, Öl, Leinwand, bezeichnet unten rechts: Gustav Richter 1864, Höhe 134 cm, Breite 99 cm, Rahmen 153 × 120, 5 cm, Privatbesitz S. 5: Porträt Giacomo Meyerbeer, nach einer Berliner Photographie von 1861 lithographiert von Ballagny e figli, Florenz, abgebildet in: Gli Ugonotti, Grand’opera in cinque atti, Musica di Giacomo Meyerbeer, partitura a piena orchestra con illustrazione e ritratto, Florenz: G. G. Guidi 1861, Pl.-Nr. G. 2201, 2 Bde., Bd. 1, Universitätsbibliothek Bayreuth, Signatur 00/LU 64930 H8.860-1 S. 7: „Giacomo am Rubicon“, aus: Kladderadatsch. Humoristischsatyrisches Wochenblatt vom 5. Februar 1860 (13. Jg., Nr. 6), Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, Signatur 4° Zsn 8285 – 13 R S. 11: „Porträt Baron Carl von Kaskel d. Ä.“, Unbekannter Fotograf, Dt. 19. Jh., Albuminabzug, Maße: 19,7 × 14,9 cm, Original im Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Inventar-Nr.: D 1917–212, Negativ-Nr.: 18 016 S. 13: „Porträt Felix von Kaskel“, Unbekannter Fotograf, Dt. 19. Jh., Albuminabzug, Maße: 20,8 × 15,8 cm, Original im KupferstichKabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Inventar-Nr.: D 1917–213, Negativ-Nr.: 18 014 S. 327: Porträt „Giacomo Meyerbeer“, Photogravure der Photographischen Gesellschaft in Berlin, No 2960, nach einem Gemälde von Gustav Richter, bezeichnet unten links: „Gustav Richter pinx.“ (Original verschollen), 22,5 × 16,8 cm, Österreichische Nationalbibliothek, Porträtsammlung, Bildarchiv und Fideikommißbibliothek, Wien, Pg. 348: I (13) S. 357: Porträt „Giacomo Meyerbeer, anonyme Lithographie nach einer Photographie von John Watkins, 14,8 × 13,9 cm, abgebildet in: The Illustrated London News vom 31. Mai 1862, Bd. XL, Nr. 1147, S. 550 S. 386: „Pour l’Album de Madame la Princesse Della Rocca“, datiert „Ems 1862“, Autograph, bezeichnet unten rechts: „G. Meyerbeer“,

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Österreichische Nationalbibliothek, Musiksammlung, Wien, Signatur Mus. Hs. 37.998, A/Meyerbeer 3 S. 396: Porträt „Eugène Scribe“. Lithographie von Pirodon nach einer Photographie von Gaspard Félix Tournachon (genannt Nadar), entstanden in Paris zwischen 1855 und 1859, erschienen: Paris: Imp. Berlauts, 17,5 × 23,8, Österreichische Nationalbibliothek, Porträtsammlung, Bildarchiv und Fideikommißbibliothek, Wien, NB 510.366 S. 399: Porträt Minna Meyerbeer, Photographie von Numa Blanc & Cie, Paris und Baden, wahrscheinlich 1864, Spätes Salzpapier (oval) 26 × 31 cm, Hans-und-Luise-Richter-Stiftung in der Stiftung Stadtmuseum Berlin, RS 2000/140 VF S. 440: Porträt „Auguste Königin von Preußen“, Lithographie, bezeichnet unten rechts: „Carl Mayer Nbg“, abgebildet in: Gothaisches genealogisches Taschenbuch nebst diplomatisch-statistischem Jahrbuch, Bd. 99: 1862, Landesbibliothek Coburg, Signatur Alm 405(1862) S. 467: Meyerbeer an einem Schreibtisch sitzend, Photographie von L. Haase & Comp. in Berlin, Königl. Hof-Photographen und HofPhotographen Ihrer Kgl. Hoheit der Frau Kronprinzessin v. Preußen. 178 Grosse Friedrichs-Strasse 178., 5,9 × 9,7 cm, entstanden wahrscheinlich Mai 1863, Slg. Sieghart und Sabine Döhring S. 469: Reise-Paß Meyerbeers, datiert Berlin, 27. Mai 1863, Pass-Journal, No 687, 32 × 43,5 cm, Slg. Sieghart und Sabine Döhring S. 528: Meyerbeer von seiner rechten Seite aufgenommen, mit Notenrolle in der Hand, Photographie von Numa Blanc & Cie, Photographes de S. M. Le Roi de Prusse, 29. Boulevart [!] des Italiens, Paris, Bains Stéphanie, Bade, 6,1x 10,4 cm, entstanden wahrscheinlich Ende August 1863 in Baden-Baden, Slg. Sieghart und Sabine Döhring S. 577: „Ein rhytmischer [!] Scherz“, datiert „Paris 1863“, Autograph, bezeichnet unten rechts: „G. Meyerbeer“, Vermerk von fremder Hand: „Remis à Mad. Achi Ratisbonne pour Msr Ad. Wenger“, Heinrich-Heine-Institut, Düsseldorf. S. 618: Giacomo Meyerbeer auf dem Totenbett, Handzeichnung von Émile Rousseaux, Paris, 2. Mai 1864, Bleistift, Weißhöhung, 25 × 33,7 cm, in Originalschatulle, bezeichnet unten rechts: E. Rousseaux [nicht Mousseaux!], Hans-und-Luise-Richter-Stiftung der Stiftung Stadtmuseum Berlin, RS 2000/134 HZ

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S. 619: „Derniers honneurs rendus à Meyerbeer à Paris, dans la gare du chemin de fer du Nord, Stahlstich in Farbe von M. Deroy, 16 × 22,5 cm, Slg. Sieghart und Sabine Döhring S. 620: Meyerbeers Begräbnisstätte auf dem Jüdischen Friedhof Berlin, Schönhauser Allee, privates Photo, Slg. Sieghart und Sabine Döhring